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Dissertation
vorgelegt von
Dipl.-Ing. Dirk Proske
Gutachter:
Prof. Dr.-Ing. Manfred Curbach
Prof. Dr.-Ing. habil. Wolfgang Graße
Prof. Dr.-Ing. Balthasar Novák
Doch bevor ich mich für diese Mühsal bedanken möchte, will ich am Anfang meine Freude
darüber zum Ausdruck bringen, Herrn OBR Nitzsche vor ca. sechs Jahren kennengelernt zu
haben. Bereits vor über einem Jahrzehnt hat Herr Nitzsche den Bedarf für die im Rahmen
dieser Dissertation behandelte Untersuchung alter Brücken mit geradezu visionärer Weitsicht
vorhergesehen. Ohne die zeitliche, finanzielle und moralische Unterstützung durch Herrn
Nitzsche wäre diese Arbeit undenkbar gewesen. Dafür gilt Herrn Nitzsche mein Dank.
Herr Prof. Dr. Curbach war es, der erkannte, daß mit den Hilfsmitteln der Wahrscheinlich-
keitsrechnung, denen bereits im Diplom mein Interesse galt, vielleicht eine Lösung für die
von Herrn Nitzsche benannten Probleme bestand. Doch nicht nur dafür danke ich Herrn
Curbach, sondern vor allem auch für die Ermutigung zur Präsentation und Diskussion der hier
angewandten Verfahren und Ergebnisse in der Öffentlichkeit.
Herrn Prof. Dr. Novák danke ich wie Herrn Prof. Dr. Graße für die Mühe, sich mit der Arbeit
zu befassen und für die Übernahme des Korreferates. Ich hoffe zutiefst, es Ihnen nicht zu
schwer gemacht zu haben.
Die zeitlich umfangreichste, häufigste, offenste und problemnaheste Unterstützung erhielt ich
aber von meinen Kollegen. Ich möchte auf Grund der Vielfalt und der Anzahl der Hilfestel-
lungen, die ich erfahren habe, meinen Kollegen (in alphabetischer Reihenfolge) Regine
Beyer, Petra Drache, Cornelia Dehne, Frau Reis, Silke Scheerer, Kerstin Speck, Anett Wag-
ner, Lars Baumann, Lars Eckfeldt, Torsten Hampel, Frank Jesse, Harald Michler, Sebastian
Ortlepp, Jens Tusche, Silvio Weiland und Herrn Wiese an dieser Stelle meinen tiefsten Dank
zum Ausdruck bringen und verbinde diesen Dank mit dem Wunsch, daß jedem der noch nicht
promovierten wissenschaftlichen Mitarbeiter der erfolgreiche Abschluß einer Dissertation
vergönnt sei. Auch meinem zweiten Chef, Herrn Prof. Dr. Stritzke, gebührt Dank für die
Möglichkeit der Präsentation von Arbeitsergebnissen während des Brückenbausymposiums.
Den Kollegen des Lehrstuhls für Stahlbau danke ich für das bereitwillig zur Verfügung ge-
stellte Wissen und die fruchtbaren Diskussionen: Holger Flederer ganz speziell für die ge-
meinsame Bearbeitung der Problematik Quasi-Zufallszahlen, Steffen Leihkauf, Peter Lieber-
wirth und Jochen Rodemann insbesondere für das Excel-Makro.
Ich danke weiterhin Herrn Dr. Neumann von der mathematischen Fakultät, Herrn Rainer
Hempel als Leiter und allen Mitarbeitern des Baustofflabors Semperstraße, Herrn Dr. Schie-
kel für die Durchführung der mikroskopischen Untersuchungen, Herrn Prof. Dr. Weiß vom
Forschungszentrum Rossendorf e.V., Herrn Prof. Joachim Lege von der juristischen Fakultät,
Herrn Matthias Schulz und Herrn Frank Schulz von der Fakultät Maschinenbau für die bereit-
gestellte Software, Herrn Dr. Heiner Siedel von Institut für Geotechnik, Fam. Röttinger in
Lohr und dem Lohrer Heimatverein und Studenten, die mich unterstützt haben, insbesondere
Falk Schaudienst und Günther Grunert.
Im Kapitel Akzeptables Risiko wird die Zahl für das Verhältnis von Arbeitszeit zu Lebenszeit
angeführt. Auch wenn ich diese Zahl für den Beruf des Bauingenieurs als mutwillige Irrefüh-
rung halte: sie liegt in Deutschland etwa zwischen 12,5 und 15 %. Diese Zahl läßt vermuten,
daß es noch etwas anderes außer der Erstellung einer Dissertation oder der Arbeit gibt: das
Privatleben. Arbeits- und Privatleben sind aber keine voneinander entkoppelten Dinge, son-
dern stehen in immerwährender Wechselwirkung und bedingen einander, so wie ein gutes
Training immer auch eine Erholungsphase bedingt. Wenn diese Aussage stimmt, dann habe
ich die größte Unterstützungen durch Menschen erhalten, die primär mit dieser Arbeit nichts
zu tun haben: meine Eltern, meine Freunde und Verwandten.
Manch Tropfen aus einer Suppe meiner Eltern (wie Jack London in Martin Eden schreibt) und
manche Ermunterung wird sich in einer Seite widerspiegeln. Ich danke deshalb aus tiefstem
Herzen meinen Eltern und Geschwistern, ich danke Antje Schote, Frau Höppler, Ulrike Köh-
ler und Dirk Kranig.
Letztendlich ist es ein hoffnungsloses Unterfangen, allen per Namen zu danken, deren Unter-
stützung ich im Laufe der Jahre erfahren habe. Zum Abschluß danke ich deshalb noch all den
unbekannten Unterstützern, diejenigen, die ich nicht bewußt wahrgenommen oder hier ver-
gessen habe. Ich hoffe, Sie verzeihen mir meine Unterlassung, den Dank nicht mit dem Na-
men auf Papier gebannt zu haben! Aber vielleicht ist die Danksagung für eine Hilfe nur der
kleinste Teil der Rendite ...
AFV Antwort-Flächen-Verfahren
DLF Dynamischer Lastfaktor
DWT Dead Weight Tonnage
EPA Environmental Protection Agency
FDA Federal Drug Administration
FF Frontalanprallkraft
FL Flankenanprallkraft
F-N Frequency-Numbers-Diagramme (Häufigkeits-Anzahl-Diagramme)
FORM First Order Reliability Method
HSW Höchster Schiffbarer Wasserstand
MW Mauerwerk
o. V. Operative Versagenswahrscheinlichkeit
SORM Second Order Reliability Method
tkm Tonnenkilometer
USNRC US Nuklear Regulatory Commission
FEM Finite Elemente Methode
FE Finite Elemente
Bezeichnungen
λ Mittlere Ankunftsrate
χ Mittlere Rate des Verlassens des Weges pro Zeiteinheit
Φ Standardnormalverteilung - Wahrscheinlichkeitsfunktion
λ0(x) Unfallrate je Zeiteinheit
σu Hilfswert für die Log-Normalverteilung (Standardabweichung)
σFu Hilfswert für die Log-Normalverteilung der Schiffsanprallkraft
Griechische Variablen
αϕ Einflußparameter der Spannrichtung des Mauerwerks bei Vorspannung
α Winkel
βD,M,i Druckfestigkeit der Mauerwerks-Innenschale
βD,Mö,m Mittlere Druckfestigkeit des Mörtels
βD,MW Senkrechte Druckfestigkeit des Mauerwerks
βD,MW,5% 5 % Fraktil der senkrechten Druckfestigkeit des Mauerwerks
βD,MW,m Mittlere senkrechte Druckfestigkeit des Mauerwerks
βD,St,M Mittlere Druckfestigkeit des Mauerwerksteins
βDM Senkrechte Druckfestigkeit des Mauerwerks
βDS Steindruckfestigkeit (Prüfkörperschlankheit ≥ 1, d ≥ 5 cm)
βHS Haftscherfestigkeit
βMörtel Druckfestigkeit des Mörtels
βZS Steinspaltzugfestigkeit (geprüft an Bohrkernen, nach DIN 1048, Teil 5, d ≥ 5 cm)
µR Reibungsbeiwert
σD,MW Mauerwerksdruckfestigkeit der äußeren Schale (einschalig berechnet)
σDA Mauerwerksdruckfestigkeit der äußeren Schale
σDA1 Mauerwerksdruckfestigkeit der ersten äußeren Schale
σDA2 Mauerwerksdruckfestigkeit der zweiten äußeren Schale
σDI Mauerwerksdruckfestigkeit der inneren Schale
σMW Mauerwerksdruckfestigkeit
σx Spannung in x-Richtung des Mauerwerks
σxb Spannung des Steines in x-Richtung
σxm Spannung des Mörtels in x-Richtung
σy Spannung in y-Richtung des Mauerwerks
σzb Spannung des Steines in z-Richtung
σzm Spannung des Mörtels in z-Richtung
ρ Reibungswinkel von Mörtel, nach BERNDT ≈20° für MG I ≈30° für MG II
τ0 Grundwert der Schubspannung
τBruch Grenzwert der Schubbeanspruchung
τ1;τ2;τ3 Grenzen der Schubspannung
Verwendete Software
ANSYS 5.1, 5.2 und 5.5 ANSYS, Inc. Dynamisches FE-Modell Mainbrücken Lohr und Segnitz
USER01.FOR EP, ANSYS, Inc. Antwort-Flächen-Verfahren (AFV)
ATENA Cervenca Consulting Statisches FE-Modell Mainbrücke Segnitz
FORTRAN 77 WATCOM Interpreter FORM/SORM/Importance Sampling/AFV
FORTRAN Compiler IBM unter AIX FORM/SORM/Importance Sampling/AFV
EXCELMAKRO Rodemann, J. (TU Dresden) Wahrscheinlichkeitsplots
APPROX Schulz, F. (TU Dresden) Genetischer Approximationsalgorithmus
VISTA 5.10 Statistische Auswertung Versuche/Anprallkräfte
SIMSTAT Statistische Auswertung Versuche/Anprallkräfte
ENVEMA 4.10 Hartmann, L. (TU Dresden) Mischverteilungen entmischen
SIMAN IV Microlab Statistische Auswertung Versuche/Anprallkräfte
RACKV16.FOR EP FORM/SORM/Importance Sampling/AFV
STOSS.FOR EP i.Z. mit Nitzsche, W.M. Verteilung der Anprallkräfte nach Einbau einer Schutzeinrichtung
STOME5.for EP i.Z. mit Nitzsche, W.M Anprallkräfte nach Einbau einer Schutzeinrichtung
Tab. 1-1: Entwicklung der Streckenlänge der Eisenbahn in „Deutschland“ nach MANN [177]
Als alte Brücken sollen im folgenden Brücken bezeichnet werden, die zeitlich etwa zwischen
der Gründung des Deutschen Reiches 1871 und dem Beginn des 20. Jahrhunderts errichtet
wurden. Deutschland erlebte etwa ab den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts den im Vergleich
zu anderen europäischen Nationen verspäteten Übergang in das Industriezeitalter [177]. Die-
ser zeichnete sich u.a. durch einen wachsenden Bedarf für den Menschen- und Gütertransport
aus, der zu steigenden Investitionen in der Infrastruktur (Tab. 1-1) und auch zu einer Vielzahl
neuer Brücken führte.
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
gen Natursteine in der Lage, die zunehmenden vertikalen Verkehrslasten aufzunehmen. Auf
Grund des hohen Gewichtes durch die meist massiv hinterfüllten Bögen zeigen diese Brücken
auch einen sehr hohen Widerstand gegen horizontale Lasten, wie z. B. Eislasten. Die Pfeiler
der erwähnten alten Brücken liegen i.a. in ihren Abmessungen etwa bei 3-6 m Breite und 8-
14 m Länge. Eine Berücksichtigung der heute möglichen Schiffsanprallkräfte zum Zeitpunkt
des Entwurfes der Brücken erfolgte aus verständlichen Gründen nicht.
Ob ein Schiffsanprall in unserer Zeit eine reale Gefährdung der Standsicherheit darstellt, soll
in der vorliegenden Arbeit beispielhaft an zwei Brücken untersucht werden. Die Darstellung
der Gefährdung erfolgt in Form von Versagenswahrscheinlichkeiten und Risiken. Diese Form
erscheint hierbei als guter Ansatzpunkt, da neben der Unsicherheit bei der mechanischen Be-
schreibung der alten Brücken auch die Wahrscheinlichkeit eines Schiffsanpralls explizit mit
berücksichtigt werden kann. Die Quantifizierung der Gefahr eines Versagens infolge Schiffsan-
prall durch Ermittlung von Versagenswahrscheinlichkeiten und Risiken an zwei alten Brücken
ist Inhalt dieser Arbeit. Eine vergleichbare Untersuchung ist dem Verfasser nicht bekannt.
Genaue Angaben über die Anzahl aller schiffsanprallgefährdeten Brücken in Deutschland lie-
gen dem Verfasser nicht vor. Deutschland verfügt über ein Binnenwasserstraßennetz mit einer
Länge zwischen rund 6500 km [261] und 7350 km [232]. Die Gesamtanzahl der Brücken über
schiffbare Gewässer in Deutschland beträgt nach eigenen Zählungen 1490, wobei sich dieser
Wert aus 1310 Straßenbrücken und 180 Eisenbahnbrücken zusammensetzt. Detaillierte Anga-
ben zu dieser Zählung finden sich im Anhang A.
Nach [235] gibt es auf dem Main 70 und auf der Mosel 35 anprallgefährdete Brücken. Mit der
Anzahl der Brücken von 111 auf dem Main und 48 auf der Mosel und der Anzahl der anprall-
gefährdeten Brücken auf diesen beiden Flüssen kann man den Prozentsatz der gefährdeten
Brücken mit 70 / 111 × 100 = 63 % auf dem Main und mit 35 / 48 × 100 = 73 % auf der Mo-
sel angeben. Wendet man den hier errechneten geringeren Prozentsatz auf die ermittelte Ge-
samtanzahl der Brücken von 1490 an, so erhält man für Deutschland ca. 950 anprallgefährdete
Brücken. Allerdings dürfte fraglich sein, ob eine solche Extrapolation ausreichend genau ist.
Sie wird aber auf Grund des Mangels anderweitiger Daten hier verwendet.
Über die Altersstruktur dieser ca. 950 Brücken liegen dem Verfasser ebenfalls keine genauen
Angaben vor. Die in Abb. 1-2 angegebene Altersstruktur von Brücken in Bundeshand bezogen
auf die Brückenfläche (35.000 Fernstraßenbrücken) dürfte kaum für die Altersstruktur der Ge-
samtanzahl der Brücken über schiffbare Flüsse maßgebend sein. Der überwiegende Anteil der
alten Brücken ist nach Meinung des Verfassers in der Hand der Länder und der Kommunen,
da über diese Brücken entweder kleinere Staatsstraßen führen oder sich die Brücken in Städ-
ten befinden. Insofern ist vermutlich der Anteil der alten Brücken am Gesamtbrückenbestand
größer als in Abb. 1-2 dargestellt (dort unter einem Prozent der Brückenfläche). Eine grobe
Schätzung von 5-10 % der ca. 950 als schiffsanprallgefährdet eingestuften Brücken würde ca.
50 bis 100 alte schiffsanprallgefährdete Brücken ergeben.
Als Beispiele für alte anprallgefährdete Sandsteinbogenbrücken über schiffbare Flüsse seien
die Alte Mainbrücke Lohr (1875), die Mainbrücke Marktheidenfeldt (ca. 1846 nach [260]), in
Dresden die Albertbrücke (1875), die Marienbrücke (1846) (Altersangabe nach KOETTNITZ &
SCHWENKE [151]), die Augustusbrücke (1910) und die Alte Bogenbrücke Pirna (1875) genannt.
Für die Festlegung der Gefährdung ist jedoch nicht nur die Brücke selbst maßgebend, sondern
auch die zulässige Tonnage der Schiffe. Diese richtet sich nach der Wasserstraßenklasse ent-
sprechend des am 24. März 1993 durch das BMV eingeführten neuen, europakonformen
Klassifizierungssystems. Im Rahmen von Flußausbauten wird dieses System allerdings
ständig aktualisiert. In Abb. 9-1 und Abb. 9-2 im Anhang A ist die Einstufung und Organisa-
tion des Wasserstraßennetzes in Deutschland dargestellt.
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
5
2
Fläche in Millionen m
0
bis 1899
1900-1909
1910-1919
1920-1929
1930-1934
1935-1939
1940-1944
1945-1949
1950-1954
1955-1959
1960-1964
1965-1969
1970-1974
1975-1979
1980-1984
1985-1989
1990-1994
1995-1997
Baujahr
Abb. 1-2: Altersstruktur von Brücken im Bundesfernstraßennetz in Flächenangaben
nach STANDFUß [276]
400
Binnländischer Güterfernverkehr in Deutschland in Mrd. tkm
350
300
Rohrfernleitungen
Änderung der
Methodik zur
250 Erfassung des
Straßengüter-
fernverkehrs
200 LKW-Fernverkehr 1990/1991
150
100
Eisenbahnverkehr
50
Binnenschiffverkehr
0
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
1969
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
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1995
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
Um eine Prognose über das zukünftige Verkehrsaufkommen auf den deutschen Binnenstraßen
geben zu können, soll kurz ein Vergleich der Entwicklung aller Verkehrsträger in Deutsch-
land erfolgen. Prinzipiell kann man feststellen, daß der Gütertransport auf dem Straßenweg
die größten Wachstumsraten im Wettbewerb der Verkehrsträger erreicht (siehe Abb. 1-3). Die
Wachstumsraten der Binnenschiffahrt sind vergleichsweise bescheiden (Abb. 1-4).
In den letzten Jahren fand in der deutschen Binnenschiffahrtsflotte sogar ein Abbau an Trans-
portkapazität, wie in Abb. 1-5 erkennbar, statt. Der Beschluß für den Abbau erfolgte bereits
1989. Zehn Jahre später galt der Umbau als abgeschlossen. Es erfolgte ein Abbau von ca.
15 % Flottenkapazität mit dem Ziel der Beendigung der Wirtschaftskrise im Binnenschiff-
fahrtsverkehr. Dieser Abbau erfolgte allerdings nicht gleichmäßig über die Flotte. So ver-
ringerte sich am Rhein 1997 die Binnenflotte nur um ca. 7 %. Im einzelnen erfolgte ein Ab-
bau um 7,5 % in der Trockenladungsflotte, aber nur 4 % in der Tankflotte. Die Schubleichter-
flotte verringerte sich sogar nur um 3 %.
Das Wachstum des Verkehrsaufkommens kann nur durch größere Schiffe, eine höhere Ausla-
stung der Schiffe und einer Erhöhung der Kilometerleistung der Schiffe zustande gekommen
sein. Abb. 1-5 veranschaulicht diesen Sachverhalt. Dort ist deutlich der stärkere Abbau der An-
zahl der Schiffe im Vergleich zur Tonnage erkennbar, was nichts anderes als eine Verschie-
bung der Flottenstruktur hin zu schwereren Schiffen darstellt.
Für die nahe Zukunft geht man davon aus, daß sich das beförderte Containervolumen im Ver-
gleich zum Jahre 1997 bis 2010 verdoppeln wird (WÜNSCHT [330]). Für den Rhein wie auch
für andere Flüsse wird von einer jährlichen Zuwachsrate von 6,7 % für den Containerverkehr
auf Binnenschiffen ausgegangen. Ähnliche Zahlen nennt auch MÜNTEFERING [201]. Das
Wachstum wird sich jedoch hauptsächlich auf den Rhein und das Seehafenhinterland in Bre-
merhaven und Hamburg beziehen. Möglichkeiten für ein kräftiges Wachstum des Container-
transportes auf bayerischen Binnenwasserstraßen sehen auch GÜNTHNER & SEGERER [113].
Für den Rhein umfaßt der Containerverkehr derzeit allerdings nur 5 % des Binnenschiffahrts-
volumens [337]. Das bedeutet, daß das kräftige Wachstum des Containerverkehrs nur geringe
Auswirkungen auf die Entwicklung des Transportvolumens der Binnenschiffe zeigen wird.
Beim Transport von KFZ und LKW auf Binnenschiffen wird nur von einem schwachen
Wachstum ausgegangen.
Auf Grund des bisherigen Verkehrsaufkommens und der prognostizierten Entwicklung kann
man davon ausgehen, daß keine signifikanten Änderungen des Verkehrsaufkommens auf Bin-
nenschiffahrtsstraßen zu erwarten sind. Auf den Effekt der Eröffnung des Rhein-Main-
Donau-Kanals wird in Kapitel 2 noch eingegangen.
Der Anteil ausländischer Schiffe bei der Bewältigung des Güterverkehrs auf deutschen Wasser-
straßen wurde bisher nicht behandelt. Abb. 1-6 stellt die zeitliche Entwicklung des Beitrags
ausländischer Schiffe am Gesamtverkehrsaufkommen dar. 1999 lag dieser bei etwa 60 %. Der
hohe Anteil ausländischer Schiffe auf deutschen Schiffahrtsstraßen spiegelt sich auch in der
Unfallstatistik (Abb. 1-7) wider und erreicht ähnliche Größenordnung wie der Anteil am
Verkehrsaufkommen.
Mit den bisher genannten Fakten ergibt sich folgendes Bild für das Binnenschiffahrtswesen in
Deutschland und für die gefährdeten Brücken: In den nächsten Jahren wird voraussichtlich
keine wesentliche Erhöhung des Verkehrsaufkommens auf den deutschen Binnenschiffahrt-
straßen zu erwarten sein. In der Flottenstruktur ist ein Trend zu höheren Transportmassen der
Schiffe erkennbar, eine klare Aussage ist aber auf Grund des großen Anteiles ausländischer
Schiffe auf dem deutschen Binnenschiffahrtsnetz nicht möglich.
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
70
Gesamtverkehr einschließlich Durchgangsverkehr
Gesamtbinnenverkehr in Deutschland in Mrd tkm
50
40
30
20
10
0
1900
1913
1936
1950
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
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1993
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1998
1999
Abb. 1-4: Entwicklung des Binnenschiffahrtsverkehrs in Deutschland in Milliarden tkm
seit 1900
4500 Stand 31.12.1999
Anzahl der Frachtschiffe >20 Tonnen
4000 Tragfähigkeit
Trendlinie der Anzahl der Schiffe
Trendlinie Tragfähigkeit der Schiffe
3500
Anzahl bzw. 1000 Tonnen
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
1978
1979
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
Gesamtverkehr in Deutschland
60
50
40
30
Verkehr mit Schiffen aus Deutschland
20
10
0
1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999
Abb. 1-6: Entwicklung des Binnenschiffgüterverkehrs in den 90er Jahren in Deutschland (nach
ELWIS -Elektronisches Wasserstraßeninformationssystem im Internet)
Ohne Angaben
Ungarn
Ukraine
Tsch. Republik
Spanien
Slowak. Rep.
Schweiz
GUS-Staaten
Rumänien Deutschland
Portugal
Polen
Österreich
Norwegen
Niederlande
Luxemburg
Jugoslawien Belgien
Frankreich
Bulgarien
Abb. 1-7: Verhältnis der Anzahl der Schiffe nach Flaggen bei Verkehrsunfällen in Deutschland
1998 (Gesamtanzahl der Verkehrsunfälle 1321) nach STEDE [282]
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Kapitel 1: Einleitung und Zielstellung
Für die Einwirkung Schiffsanprall ergeben sich damit zwei Vermutungen: Die Anzahl der
Schiffanpralle müßte mit zunehmendem Verkehr ebenso steigen wie die Kraft der Schiffsan-
pralle mit zunehmender Tonnage der Binnenschiffe. Diese beiden Vermutungen werden im
folgenden Kapitel „Einwirkung Schiffsanprall“ untersucht.
Im Anschluß daran werden die beiden Brücken im Kapitel „Widerstandsseite“ vorgestellt, für
die eine ausführliche Berechnung mit dem Ziel der Ermittlung der Versagenswahrscheinlich-
keit bzw. von Risiken bei Schiffsanprall erfolgen soll. Um die Grenzen der hier vorgestellten
Berechnung zu verdeutlichen, werden die verwendeten „Berechnungsverfahren“ im gleich-
namigen Kapitel nach der Vorstellung von Einwirkung und Widerstandsseite behandelt.
Dem ausschließlich an dem Ergebnis interessierten Leser sei empfohlen, ohne Umwege das
Kapitel 5 „Berechnungsergebnisse“ aufzuschlagen. Dort werden die im Rahmen dieser Arbeit
ermittelten Ergebnisse vorgestellt und kommentiert. Die eigentlichen Nachweise mit dem
Vergleich zulässiger Werte finden sich im Kapitel 6 „Akzeptables Risiko“. Eine umfangreiche
Diskussion dieser Werte und die Ausdehnung des Gefährdungsbegriffes von der im Bau-
wesen üblichen operativen Versagenswahrscheinlichkeit auf Darstellung von Risiken erschien
dem Verfasser notwendig, da die Verwendung der Versagenswahrscheinlichkeit mit einigen
Unzulänglichkeiten behaftet ist.
Seite 23
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Seite 24
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
2 Einwirkung Schiffsanprall
2.1 Allgemeines zur Einwirkung Schiffsanprall
Bauwerke unterliegen im Laufe ihrer Existenz verschiedenen Einwirkungen. Diese Einwir-
kungen kann man in Abhängigkeit vom Charakter ihres Zusammenwirkens mit dem Bauwerk
bzw. dem Baustoff einordnen. Eine mögliche Einordnung der Einwirkungen auf Stahlbeton-
konstruktionen gibt die folgende Tabelle wieder.
Nach ZILCH & ROGGE [339] folgt die E-DIN 1045-1 (12.98) dieser Einteilung. Ähnliche Zu-
ordnungen von Einwirkungen lassen sich auch für andere Baustoffe, wie z. B. Naturstein-
mauerwerk erstellen. Damit ist der rechnerische Nachweis der Tragfähigkeit ein Sonderfall
des Nachweises einer physikalischen Einwirkung, die unterschiedliche Ursachen besitzen
kann, wie z. B. Wind, Schnee, Eigen-, Verkehrslast und Vorspannung. Wichtig für den Inge-
nieur bei der Klassifizierung der Einwirkungen ist die Art der Nachweiserbringung der Si-
cherheit des Bauwerkes. Während der Nachweis einiger Einwirkungen rechnerisch erfolgt,
werden andere Nachweise nur durch pauschale Regelungen, im Stahlbetonbau z. B. durch
konstruktive Regelungen, abgedeckt. Der Schiffsanprall zählt zu den Einwirkungen, die rech-
nerisch nachgewiesen werden müssen.
Die rechnerischen Nachweise der Sicherheit erfolgen üblicherweise mit nur einem charakteri-
stischen Wert einer zeitlich veränderlichen Einwirkung. Die Diskussion eines derartigen
Wertes unter Berücksichtigung der statistischen Eigenschaften der Einwirkung Schiffsanprall
ist ein wesentlicher Inhalt dieses Kapitels. Auf die Beschreibung der Sicherheit mittels wahr-
scheinlichkeitstheoretischer Grundlagen wird in Abschnitt 4.3 eingegangen. Es sei an dieser
Stelle nur erwähnt, daß dieses Modell der Beschreibung, auf welches in den folgenden Kapiteln
zurückgegriffen wird, Eingang in das vorhandene moderne Vorschriftenwerk gefunden hat.
Physikalische Einwirkungen auf die Tragfähigkeit von Bauwerken können über die Zeit ein
kontinuierliches, differenzierbares Verhalten zeigen oder zu diskreten Zeitpunkten eine plötz-
liche Zustandsänderung (Puls) aufweisen (Abb. 2-1). Anpralle gehören als Pulsprozeß zur
zweiten Gruppe der stochastischen Prozesse der physikalischen Einwirkungen. Die Dauer der
Einwirkung ist im Vergleich zur Lebensdauer des Bauwerkes vernachlässigbar gering. Da
Anpralle ein sehr seltenes Ereignis sind, werden diese Prozesse als POISSON-Prozesse abgebil-
det. Die Überführung der Binomialverteilung in eine POISSON-Verteilung bzw. einen -prozeß
zur Beschreibung seltener Ereignisse wird an dieser Stelle nicht behandelt.
Kontinuierliche zeitliche Prozesse, wie z. B. Wind, lassen sich als Zufallsvariablen darstellen,
denen über die Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion eine Wiederkehrperiode zugeordnet
Seite 25
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
werden kann. Dazu wird meistens aus dem kontinuierlichen Verlauf eines Jahres ein Extrem-
wert ermittelt und aus diesen Extremwerten eine Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion
entwickelt, beim Wind z. B. häufig die Gumbelverteilung [273]. Mittels dieser Verteilung ist
es dann möglich, Bemessungswerte und charakteristische Werte für Nachweise der Tragfä-
higkeit in Abhängigkeit von ihrer Wiederkehrperiode pro Jahr bereitzustellen.
Betrag der Einwirkung
Zeitachse
Abb. 2-1: Beispiele für zeitabhängige Einwirkungen (Oben: Verkehrslasten in Hochbauten;
Mitte: Impulslasten, wie z. B. ein Anprall; Unten: Windlast)
Bei Stoßprozessen ist der Bezug auf ein Jahr im Sinne einer Extremwertverteilung nicht mög-
lich, da das Ereignis viel zu selten eintritt. Vielmehr stellt man eine Verteilung für den Betrag
der Einwirkung, im vorliegendem Fall also für die Anprallkraft, auf, wenn das Ereignis An-
prall stattfindet. Fraktilwerte dieser Verteilung können bereits als Beträge mit einer zugehöri-
gen Wiederkehrperiode dargestellt werden. Da aber nicht jedes Jahr ein Anprall stattfindet,
wird noch ein zweiter Term notwendig: dieser Term ist die Anprallwahrscheinlichkeit P(A).
Daß der Anprall von Schiffen gegen Brücken kein Ereignis ist, welches erst in den letzten
Jahren oder Jahrzehnten zu einer realen Bedrohung für Brückenbauwerke geworden ist, ver-
mitteln die folgenden Darstellungen eindrucksvoll. Neben den Bildern, die Anpralle aus dem
19. Jahrhundert und vom Anfang des 20. Jahrhunderts zeigen, befinden sich in der Zusam-
menstellung auch Beispiele über Anpralle aus den letzten Jahren.
Unfallhergänge im Einzelnen sollen an dieser Stelle nicht weiter untersucht werden. Detail-
lierte Beschreibungen von Unfällen findet man z. B. in folgenden Quellen: Der Unfall an der
Alten Mainbrücke Lohr 1999 wurde ausführlich in der Mainpost vom 12.5.1999 beschrieben.
Ein neuerer Zwischenfall auf der Mosel wird in [249] dargestellt. Eine Beschreibung von
Schiffahrtsunfällen in Basel findet sich bei GROB & HAJDIN [107], für den deutschen Raum
schildert KUNZ [160] einige Unfälle. Eine Zusammenfassung von Unfällen weltweit findet
sich in FRANDSEN [91]. Die Beschreibung des Unfalles der CSX/Amtrak Railroad Bridge
kann PHILLIPS [229] entnommen werden. Erwähnt sei an dieser Stelle noch der Anprall der
Seestern im August 2000 gegen die Bahnhofsbrücke in Warnemünde. Dabei wurde der Über-
bau der Brücke um einen halben Meter verschoben (Ostseezeitung vom 10.8.2000). Die letz-
ten dem Verfasser bekannten Unfälle mit Todesopfern ereigneten sich im September 2001 in
Texas und im Mai 2002 in Oklahoma. Am Rande erwähnt sei noch ein Schiffsanprall der be-
sonderen Art: 1988 stieß ein deutsches U-Boot mit der Oseberg B Erdölplattform in der Nord-
see zusammen (AMDAHL & EBERG [5]).
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Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
e) Hopewell Bridge, Virginia, USA, 1977 f) Sunshine Skyway Bridge, Florida, USA,
1980
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Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
p) Mainbrücke Lohr, Pfeiler II, 1999 q) Mainbrücke Lohr, Pfeiler II, 1999
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Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
r) Mainbrücke Lohr, Pfeiler II, 1999 s) Mainbrücke Lohr, Pfeiler II, 1999
Bei der Zusammenfassung einzelner Schiffsanpralle stellt sich automatisch die Frage, wie
häufig derartige Ereignisse eigentlich auftreten.
Die Häufigkeit des Ereignisses Schiffsanprall gegen Brücken bzw. die daraus abgeschätzte
Wahrscheinlichkeit ist eine wichtige Größe bei der Bestimmung einer Bemessungsanprall-
kraft. Die Bemessungsanprallkraft soll basierend auf wahrscheinlichkeitstheoretischen Grund-
lagen gemäß Normenwerk eine mittlere Wiederkehrperiode von 10.000 Jahren (Tab. 2-2) be-
sitzen. Die mittlere Wiederkehrperiode mt ist mit der Wahrscheinlichkeit eines Anpralls mit
Seite 29
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
1 1
einer bestimmten Kraft F über mt = bzw. P( F ∩ A) = 1 − verknüpft. Die Ein-
1 − P( F ∩ A) mt
trittswahrscheinlichkeit eines Anpralls mit einer bestimmten Anprallkraft wird aus
P( F ∩ A) = P( A) ⋅ P( F | A) ermittelt. Die Anprallwahrscheinlichkeit geht in diese Berech-
nung direkt ein. Bei einer später noch genauer behandelten probabilistischen Berechnung wird
der direkte Einfluß der Anprallwahrscheinlichkeit noch deutlicher. Ermittelt man die Ver-
sagenswahrscheinlichkeit einer Brücke unter Schiffsanprall, so ergibt sich die Gesamtver-
sagenswahrscheinlichkeit unter Berücksichtigung der Eintrittswahrscheinlichkeit eines An-
pralls zu: P(V ∩ A) = P( A) ⋅ P(V | A) . Im Wert P(V | A) stecken alle weiteren Wahrschein-
lichkeiten, z. B. für Festigkeiten oder die Anprallhöhe. Damit ergibt sich:
1
mt = mF = = m A ⋅ mF | A = 10.000 Jahre.
1 − P( A) ⋅ P( F | A)
Keine andere Größe hat einen so direkten Einfluß auf das Endergebnis wie die Anprallwahr-
scheinlichkeit. Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Wahrscheinlichkeiten sind noch
einmal in Abb. 2-3 symbolisch dargestellt. Hierbei wird insbesondere die Entkopplung der
Versagenswahrscheinlichkeit der Brücke bei Schiffsanprall gemäß E DIN 1055-9 klar er-
kennbar (unterer Teil des Bildes).
GruSiBau P(A): Wahrscheinlichkeit, daß ein
Zielwert für Bemessung: P(V|A)∩P(A)=10 -6 Schiffsanprall gegen eine Brücke
P(V | A): stattfindet
Wahrscheinlichkeit eines
P(...|A) P(F | A):
Brückenversagens bei einem
P(A) P(V|A) P(A) P(F|A)
P(H|A) P(H | A): Schiffsanprall
P(f |A) Wahrscheinlichkeit der
P(f | A): Schiffsanprallkraft bei einem Anprall
Wahrscheinlichkeit der Anprallhöhe bei
DIN 1055-9 P(...|A): einem Anprall
Wahrscheinlichkeit der Baustofffestigkeit
bei einem Anprall
P(A) P(A) Wahrscheinlichkeit einer weiteren beliebigen
Bauwerkszufallsgröße
P(F|A) P(F|A)
P(V|A)-P(F|A)
P(V|A)-P(F|A)=const.=10-2
Zielwert für Bemessungskraft: P(V|A)∩P(F|A)=const.=10-4
Leider ist die wahre Anprallwahrscheinlichkeit unbekannt. Man kann aber anhand der erfaß-
ten Anprallhäufigkeiten der letzten Jahre eine Schätzung der Anprallwahrscheinlichkeit abge-
ben. Anhand verschiedener gesichteter Quellen sollen darum Anprallhäufigkeiten zusammen-
gefaßt werden.
Name der Einwirkung (E.) Norm Überschritten
Außergewöhnliche E. DIN 1055-9 1 × in 10.000 Jahren
Charakteristische E. (Verkehr) DIN FB 101 1 × in 1.000 Jahren
Charakteristische E. DIN 1055-100 1 × in 50 Jahren
Seltene E. DIN 1055-100 1 × in 10 Jahren
Nicht-häufige E. DIN 1055-100 1 × in 1 Jahr
Häufige E. DIN 1055-100 300 × in 1 Jahr
Häufige E. DIN FB 101 50 × in 1 Jahr
Quasi-ständige E. DIN 1055-100 50% der Zeit
Seite 30
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
LARSEN [163] gibt eine Statistik der Anzahl schwerer Unfälle zwischen Brücken und Schiffen
für den Zeitraum 1960-1991 weltweit an (Abb. 2-4). Die Unfälle beziehen sich sowohl auf den
Binnen- als auch auf den maritimen Bereich.
3,5
3
Anzahl schwerer Anpralle weltweit
2,5
1,5
0,5
0
1960
1962
1964
1966
1968
1970
1972
1974
1976
1978
1980
1982
1984
1986
1988
1990
Jahr
Abb. 2-4: Anzahl schwerer* Unfälle weltweit zwischen 1960 und 1991 nach LARSEN [163]
* Das Wort schwer ist in diesem Zusammenhang nicht definiert
Eine Zusammenstellung schwerer Unfälle findet sich auch in MASTAGLIO [180]. Dieser Quelle
ist die folgende Liste (Tab. 2-3) der Schiffsanpralle an Brücken mit Todesfolge zum über-
wiegenden Anteil entnommen. Neuere Anpralle wurden vom Verfasser hinzugefügt.
Name der Brücke Jahr Anzahl Todesopfer Summe pro Jahrzehnt Quelle
Severn River Railway Bridge, U.K 1960 5 [180]
Lake Ponchartain, USA 1964 6 11 [180]
Sidney Lanier Bridge, USA 1972 10 [180]
Lake Ponchartain Bridge, USA 1974 3 [180]
Tasman Bridge, Australien 1975 15 [180]
Pass Manchac Bridge, USA 1976 1 29 [180]
Tjorn Bridge, Schweden 1980 8 [180]
Sunshine Skyway Bridge, USA 1980 35 [180]
Lorraine Pipeline Bridge, Frankreich 1982 7 [180]
Sentosa Aerial Tramway, China 1983 7 [180]
Volga River Railroad Bridge, Sowjetunion 1983 176 233 [180]
Claiborn Avenue (Judge Seeber) Bridge, USA 1993 1 [180]
CSX/Amtrak Railroad Bridge, USA 1993 47 48 [180]
Port Isabel, USA 2001 8 Tagespresse
Webber-Falls, USA 2002 12 bisher 20 Tagespresse
Seite 31
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
In SCHEER [257] findet sich eine Zusammenstellung für Schiffsanpralle (Abb. 2-5). Diese Zu-
sammenstellung unterscheidet allerdings ebenso wie alle bisher genannten und vorgestellten
Zusammenfassungen nicht zwischen Binnen- und Hochseeschiffahrt.
4
Brückenversagen durch Schiffsanprall
0
1850
1860
1870
1880
1890
1900
1910
1920
1930
1940
1950
1960
1970
1980
1990
Jahr
Alle drei Zusammenfassungen zeigen eine Häufung von Anprallen Ende der 70er und Anfang
der 80er Jahre. Insbesondere die letzten beiden Unfälle in den USA 2001 und 2002 zeigen
aber, daß die Gefahr eines solchen Ereignisses mit Todesfolge weiterhin existiert.
Wie bereits in Abb. 2-6 erkennbar, ist auch in Tab. 2-4 eine Abnahme der Unfälle in den 70er
und 80er Jahren zu beobachten, die allerdings in den 90er Jahren nicht mehr fortgesetzt wer-
den konnte. Sowohl die Zahlen für den Main (Tab. 2-4) gesamt als auch für die Staustufe Ro-
thenfels (Tab. 2-5) speziell zeigen eine Zunahme der Unfallzahlen, insbesondere seit 1993.
Seite 32
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Dieser Effekt kann auf die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals am 25.9.1992 zurückge-
führt werden. Damit wurde eine 3500 km lange Schiffahrtsstraße zwischen Nordsee und
Schwarzem Meer eröffnet. Dadurch ist auch die Zunahme des Verkehrsaufkommens ab 1993 in
Tab. 2-4 zu erklären.
Die Verteilung der Unfälle auf die Wasserstraßen in Deutschland ist in Abb. 2-7 dargestellt.
Die Binnenschiffahrtsunfälle sind ungleichmäßig auf das Wasserstraßennetz in Deutschland
verteilt.
Jahr Anzahl der Anzahl der Anzahl der Unfälle Unfälle zu Mittlere Fahr- nUnfälle
Fahrzeuge Unfälle auf der Fahrstrecke Fahrzeuge strecke
nSchiffe ⋅ s
nSchiffe gesamt nUnfälle s [km]
1969 17691 206 178 0,0101 208,5585 0,0000482
1970 17144 227 191 0,0111 213,4579 0,0000522
1971 20638 249 202 0,0098 218,4724 0,0000448
1972 21453 242 190 0,0089 223,6047 0,0000396
1973 19020 249 200 0,0105 228,8576 0,0000459
1974 16422 183 137 0,0083 234,2338 0,0000356
1975 14613 143 102 0,0070 239,7363 0,0000291
1976 16195 174 127 0,0078 245,3682 0,0000320
1977 14037 150 109 0,0078 251,1323 0,0000309
1978 14463 133 89 0,0062 257,0318 0,0000239
1979 14090 133 96 0,0068 263,0699 0,0000259
1980 12977 109 85 0,0066 269,2498 0,0000243
1981 12039 130 106 0,0088 275,5750 0,0000320
1982 11907 135 110 0,0092 282,0487 0,0000328
1983 11359 98 76 0,0067 288,6745 0,0000232
1984 10427 114 96 0,0092 295,4560 0,0000312
1985 9607 98 78 0,0081 302,3967 0,0000268
1986 9424 101 87 0,0092 309,5005 0,0000298
1987 8555 109 94 0,0110 316,7712 0,0000347
1988 9487 100 85 0,0090 324,2127 0,0000276
1989 9511 96 79 0,0083 331,8290 0,0000250
1990 9854 115 106 0,0108 339,6242 0,0000317
1991 8428 102 78 0,0093 347,6026 0,0000266
1992 8961 103 79 0,0088 355,7683 0,0000248
1993 10730 125 101 0,0094 364,1259 0,0000259
1994 11162 137 99 0,0089 372,6799 0,0000238
1995 11423 139 110 0,0096 381,4347 0,0000252
1996 11089 128 89 0,0080 390,3953 0,0000206
Tab. 2-4: Unfallzahlen auf dem Main von 1969-1996 nach KUNZ [158]
Tab. 2-5: Binnenschiffahrtsunfälle auf dem Main, Staustufe Rothenfels, nach KUNZ [158]
Seite 33
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
3000
2500
2000
1500
1000
500
0
1960
1962
1964
1966
1968
1970
1972
1974
1976
1978
1980
1982
1984
1986
1988
1990
1992
1994
1996
Jahr
140
Unfalldichte
120 Unfallrate
100
80
Anzahl
60
40
20
0
Westd. Kg.***
Neckar
Main
Mosel, Saar
Wesergebiet
Rhein
Elbegebiet
Oberrhein
Berlin*
Rheingebiet
Donaugebiet
Niederrhein
Mittellandk.**
Mittelrhein
Abb. 2-7: Unfallrate und Unfalldichte nach STEDE [282] in Anzahl pro 1 Mrd. tkm Güterbe-
förderung
*Die Spalte Berlin umfaßt zusätzlich Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg
** Mittellandkanal
*** Westdeutsches Kanalgebiet.
Seite 34
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
In der folgenden Tabelle ist die Anzahl der Binnenschiffahrtsunfälle mit Brücken, Kais und
Schiffahrtszeichen und die Anzahl der Unfälle mit Schäden an Brücken für die 90er Jahre
zusammengestellt (Zahlen von 1991 bis 1996 nach STEDE [282], 1997 & 1998 [283]).
Jahr Unfälle mit Brücken, Kais, Unfälle mit Schäden
Schiffahrtszeichen an Brücken
1991 112 12
1992 175 32
1993 191 31
1994 198 15
1995 201 11
1996 190 12
1997 176 kein Wert bekannt
1998 199 20
Mittelwert 180,2 19
Nach Auskunft von HORN [125] sind die extrem hohen Unfallraten im Berliner Raum (Abb.
2-7) zu Beginn der 90er Jahre auf die wirtschaftliche Umstrukturierung der neuen Bundeslän-
der zurückzuführen. Laut HORN [125] hat sich durch die Währungsunion eine drastische
Veränderung der Flottenstruktur ergeben. Zusätzlich fand eine Vielzahl von Baumaßnahmen
in Berlin statt. Diese Baumaßnahmen sollen längerfristig zu einer Verringerung der Anprall-
zahlen führen. Extreme Beispiele für Anprallbrücken im Berliner Raum sind die Meckernsee-
brücke (3 Anpralle in einer Woche) und die Sandkrugbrücke ([125]).
Nach LOHRBERG & KEITEL [169] galt für den Zeitraum vor 1990:
9 Unfälle/Jahr mit Brückenpfeilern bei 17,9 Millionen Brückenpassagen pro Jahr
Für das gesamte Binnenschiffahrtsnetz gilt
1 Unfall pro 2.000.000 Brückenpassagen bzw. H = 0,5·10-6 /pro Passage
1 Unfall pro 850.000 Betriebsstunden bzw. H = 1,18·10-6 /pro Betriebsstunde
Mit den in Kapitel 1 geschätzten 950 anprallgefährdeten Brücken in Deutschland ergibt sich
entweder mit dem in Tab. 2-6 angegebenen mittleren Wert von 19 Anprallen mit Schäden an
Brücken pro Jahr 20 / 950 = 0,021 und mit den Werten nach LOHRBERG 9 / 950 = 0,0095 als
jährliche Anprallhäufigkeit bzw. Anprallrate.
Auf dem Main befinden sich ca. 70 anprallgefährdete Brücken [235]. Damit ergibt sich mit
den vorliegenden Daten im Straßenbauamt Würzburg eine jährliche Anprallhäufigkeit pro
Brücke zu (8+14)/(20 Jahre × 70 Brücken) = 0,016 (der Wert 8 ist [235] entnommen) anhand
der letzten 20 Jahre. Im Bereich des Straßenbauamtes Würzburg gibt es 10 anprallgefährdete
Brücken. Damit ergibt sich für die Kollisionsrate 14/(20 Jahre × 10 Brücken) = 0,07. Um
eine Verfälschung durch Unfallschwerpunkte zu vermeiden, wurde im weiteren mit 0,016 pro
Jahr pro Brücke gerechnet. Dieser Wert liegt deutlich über dem in [235] angegebenen Wert
von 0,008 für den Main.
Seite 35
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
6
Anzahl der Anpralle im SBA Würzburg
0
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
Jahr
Abb. 2-8: Anzahl der Schiffsanpralle an Brücken im Bereich des Straßenbauamtes Würzburg pro
Jahr
Datum Brücke
26.3.1906 Marienbrücke – Dresden
1928 Marienbrücke – Dresden
26.7.1978 Marienbrücke – Dresden
24.2.1981 Marienbrücke – Dresden
17.4.1984 Alte Brücke – Torgau
13.9.1986 Augustusbrücke – Dresden
18.12.1986 Augustusbrücke – Dresden
20.2.1987 Marienbrücke – Dresden
28.12.1987 Augustusbrücke – Dresden
Anfang 2002 Augustusbrücke – Dresden
16.4.2002 Augustusbrücke – Dresden
21.9.2002 Augustusbrücke – Dresden
10.4.2003 Augustusbrücke – Dresden
Seite 36
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Auch für den Bereich des Wasserstraßenamtes Dresden liegen einige Angaben zu Schiffsan-
prallen vor, die in der Tab. 2-8 zusammengefaßt sind.
Auf Grund mündlicher Aussagen des Dresdener Wasserstraßenamtes muß man aber davon
ausgehen, daß diese Tabelle nicht alle aufgetretenen Unfälle beinhaltet. Die Mehrzahl der Un-
fälle erfolgte nach gleichem Muster: bei hohem Wasserstand (Herbst & Frühjahr) und eventu-
ell noch Wind fuhren Schleppkähne durch die Brücke und anschließend stellten sich die
Schiffe auf Grund von Motor- bzw. Navigationsproblemen quer und wurden gegen die Brük-
ke geschoben. In den 80er Jahren zeigten die Unfallzahlen einen Höhepunkt. Der Rückgang
der Unfälle seit Beginn der 90er Jahre basiert wahrscheinlich auf einer Verringerung des Ver-
kehrsaufkommens auf der Elbe Höhe Dresden von 4 Millionen Tonnen im Jahre 1990 auf ca.
1,5 Millionen Tonnen im Jahre 2000. Berücksichtigt man die letzten 20 Jahre, so ergibt sich
für Dresden mit 9 Brücken (2 Eisenbahnbrücken und 7 Straßenbrücken) eine Anprallhäu-
figkeit bzw. Anprallrate von 7/(20 Jahre × 9 Brücken) = 0,038 Anpralle pro Brücke pro Jahr.
Tab. 2-9: Anprallhäufigkeiten auf verschiedenen deutschen Flüssen. Zum Vergleich sind ei-
nige europäische Flüsse und Kanäle mit angegeben.
Neben der Kollisionsrate bzw. Anprallhäufigkeit kann man auch die Häufigkeit eines An-
pralls pro Schiffspassage angeben. STEDE [282] gibt Unfallraten basierend auf den Angaben
des Statistischen Bundesamtes an. Damit ist eine Ermittlung dieses Wertes möglich. Ein di-
rekter Vergleich der Zahlen von KUNZ [158] und STEDE [282] setzt allerdings die Kenntnis
der Flottenstruktur voraus, da gilt:
nUnfälle n
= f M ( x ) ⋅ Unfälle .
n Schiffe ⋅ s G⋅s
Ermittelt man anhand der Flottenstruktur für den Main einen gewichteten Mittelwert für die
Schiffsmasse, erhält man 1525 t. Damit gilt:
n 40 ⋅ 1525 t
f M ( x ) ⋅ Unfälle = = 6,1 ⋅ 10 −5 . Dieser Wert ist mehr als doppelt so hoch wie
G ⋅ s 1.000.000.000 tkm
der Wert, der von KUNZ [158] angegeben wird (2,1·10-5 Anpralle pro Brücke pro Schiffspassage).
In Tab. 2-9 sind alle bisher genannten innerdeutschen Anprallraten zusammengefaßt und wer-
den mit anderen europäischen Schiffahrtsstraßen verglichen. Sowohl der Dogden Channel als
auch die Themse sollen hierbei aber nicht als Maßstab dienen, da sie Hafenhinterland sind
und teilweise seefähige Schiffe diese Wasserstraßen befahren. Für die Donau muß erwähnt
werden, daß die Unfallraten auf längenbezogenen Werten basieren. Längenbezogene Unfall-
zahlen können aber nach Meinung des Verfassers nicht ohne weiteres in objektbezogene An-
prallraten umgewandelt werden.
Seite 37
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
So liegt die Anprallhäufigkeit beim Main bei 0,016 pro Jahr pro Brücke und bei der Mosel bei
0,037, aber die gemessene mittlere Unfallrate pro 100 km pro Jahr liegt beim Main bei 33 und
bei der Mosel bei 24 (siehe Abb. 2-7). Die Anprallhäufigkeit gegen Brücken ist auf der Mosel
3,4 mal so groß wie auf dem Main, aber die Unfallrate pro Jahr pro 100 km beträgt auf der
Mosel nur ungefähr 2/3 der des Mains. Damit ergibt sich ein Unterschied um den Faktor 3,5.
Die sich in Deutschland ereignenden ca. 200 Anpralle pro Jahr gemäß STEDE [282] gegen
Kais, Wasserschiffahrtszeichen und Brücken ergeben bei einer Binnenstraßenschiffahrtslänge
von 7350 km [232] eine Kollisionsrate von 0,0272 pro km pro Jahr (2,7 Unfälle pro 100 km
pro Jahr.
25
200
Unfälle pro Jahr
20
150
Unfälle auf dem Main 15
nach Kunz (l.A.)
100
10
Eröffnung Rhein-Main-Donau-Kanal 25.9.1992
50
5
Anpralle gegen Brücken im Bereich des SBA Würzburg (r.A.)
0 0
1969
1971
1973
1975
1977
1979
1981
1983
1985
1987
1989
1991
1993
1995
1997
1999
2001
Jahr
Abb. 2-9: Zusammenfassung aller vorliegenden Unfall- und Anprallzahlen in Deutschland
Praktisch alle dem Verfasser vorliegenden Daten zeigen eine Zunahme der Unfälle zu Beginn
der 90er Jahre des letzten Jahrhunderts in Deutschland. Der Beginn der Steigerung war etwa
1992, der Maximalwert lag zwischen 1993 und 1995 und danach erfolgte ein Abfall.
Seit 1995-97 ist jedoch wieder ein Anstieg erkennbar. Im einzigen Fall, in dem für den Zeit-
raum nach 1998 aktuelle Unfallzahlen vorliegen (Straßenbauamt Würzburg), setzte sich dieser
Trend fort. Da die Entwicklung der Anpralle im Bereich des Straßenbauamtes Würzburg i. a.
in Übereinstimmung mit dem gesamtdeutschen Trend der Anpralle gegen Brücken lag
(STEDE), müßte man davon ausgehen, daß in Gesamtdeutschland eine Zunahme an Unfällen
zu verzeichnen ist. Im Jahre 1992 stellte der eine Unfall im Bereich des SBA Würzburg ein
dreißigstel der in Deutschland verzeichneten Anpralle dar. 1998 ereignete sich im Bereich des
SBA Würzburg ein Unfall von 20 in Gesamtdeutschland. Rechnet man mit diesem Faktor die
Anpralle der Jahre 2000 und 2001 hoch, so ergibt sich für Gesamtdeutschland ein Wert von
ca. 60 Anprallen pro Jahr. Entweder hat die Häufigkeit von Schiffsanprallen seit 1997 in
Seite 38
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Zwei abschließende Bemerkungen zur Anzahl und den Konsequenzen von Schiffsanprallen.
Der P&I-Club [220] gibt an, daß Kollisionsschäden mit 8 % der Schäden im Binnen-
schiffahrtsverkehr in Deutschland insgesamt über dem Weltdurchschnitt liegen. Im Rahmen
von Bestandsversicherungen wird Brücken über schiffbaren Gewässern ein hohes Gefahren-
potential infolge Schiffanprall zugeschrieben. Die Münchner Rück AG als weltweit größter
Rückversicherer bewertet das Risiko pauschal wie folgt [199]: „Wenn Brücken schiffbare
Gewässer überqueren, ist die Gefahr eines Schiffsanpralls sehr groß.“
Beim Anprall eines Schiffes gegen eine Brücke handelt es sich um einen Stoßvorgang. Es
wird davon ausgegangen, daß zwei Körper mit gegebener Relativgeschwindigkeit aufein-
andertreffen. Im vorliegenden Fall hat nur das Schiff eine Geschwindigkeit, die Brücke kann
im üblichen Sinne als stehend angesehen werden. Beide Körper zeigen in Abhängigkeit von
ihren Festigkeitseigenschaften bei einem Anprall eine Verformung. Es gelten die beiden
Gleichgewichtsbedingungen:
unter Verwendung der bekannten Anfangs- und Randbedingungen. M2 sei die Masse der
Brücke, M1 die Masse des Schiffes, K2 die Steifigkeit der Brücke, K1 die Steifigkeit des Schif-
fes und u2 und u1 die Verformungen der Brücke und des Schiffes.
Bei einem Schiffsanprall sei jedoch vereinfachend angenommen, daß das Verformungsverhal-
ten der Brücke im Vergleich zum Schiff vernachlässigbar sei ( u1 u2 ). Damit können die
Gleichungen entkoppelt werden zu
Einen derartigen Stoß bezeichnet man als weichen Stoß. Die Strukturveränderung und Schä-
digung bei einem stoßenden Fahrzeug, welches in der Tat relativ weich ist im Vergleich zur
Baukonstruktion, wird viel eher einsetzen und viel dramatischer sein, vorausgesetzt das Bau-
werk selbst bleibt funktionstüchtig. Abb. 2-10 belegt das unterschiedliche Verformungs-
verhalten des Schiffes und des Bauwerkes. Deutlich erkennbar sind im linken Bild die großen
plastischen Verformungen des Schiffskörpers. Das Verhalten des stoßenden Körpers ist damit
i. a. unabhängig von der Reaktion des gestoßenen Körpers. Damit ist es möglich, die Steifig-
keit des anprallenden Fahrzeuges und die Anprallfunktion im Versuch zu bestimmen und auf
andere gestoßene Körper, wie Bauwerke, zu übertragen.
Seite 39
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Abb. 2-10: Schäden an der Brücke Volkach und am stoßenden Schiff nach einem erfolgten
Schiffsanprall 1992.
Die Beschreibung der Stoßcharakteristik des stoßenden Körpers, also des Schiffes, in Form
von Kraft-Zeit-Funktionen erfolgte durch verschiedene Verfasser. Bevor auf die Unterschiede
eingegangen wird, werden die mechanischen Gemeinsamkeiten behandelt.
Die Kraft-Zeit-Funktion lautet allgemein:
F2 = f ( M 1 , v1 , t ) (2-3)
eingebaut werden.
Die physikalischen Größen wie Geschwindigkeit und Massen sind jedoch nur ein Teil der
Größen, die für die Ermittlung der beobachteten Anprallkräfte notwendig sind. Für die Ab-
schätzung der anprallenden Masse ist zu beachten, daß es sich bei der anprallenden Masse
nicht nur um die reine Masse des Schiffes, sondern auch um eine sogenannte hydraulisch ak-
tive Masse handelt. Die Obergrenze der Masse der Schiffe wird durch die Befahrbarkeit der
Flüsse begrenzt. Kritisch dafür ist die Größe der Schleusen. Die Masse der Schiffe ist aller-
dings eine veränderliche Größe. Sie hängt vom Zustand der Beladung und von der Tragfähig-
keit des Schiffes ab.
Für die Masseverteilung der Schiffe bzw. die Flottenstruktur auf verschiedenen Flüssen in
Deutschland liegen dem Verfasser verschiedene Angaben vor, die ausgewertet in den Bildern
Abb. 2-11, Abb. 2-12 und Abb. 2-13 dargestellt sind. Um die Angaben Dritter zu prüfen, wur-
den durch das Straßenbauamt Würzburg eigene Zählungen durchgeführt. Die Auswertung
durch den Autor findet sich in Abb. 2-14.
Die unterschiedlichen Masseverteilungen ergeben sich aus unterschiedlichen Ausbau der Was-
serstraßen und damit einhergehenden Wasserstraßenklassen (Rhein VIb und VIc, Donau: VIb;
Main Vb) und aus örtlichen und zeitlichen Besonderheiten des Verkehrsaufkommens.
Seite 40
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
50%
45%
40%
35%
Relative Häufigkeit
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
250 400 650 1000 1500 2000 2500 3000 mehr
Tonnage
Abb. 2-11: Massenverteilung der Flotte auf dem Rhein nach [337]
50%
45%
40%
35%
Relative Häufigkeit
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
200 600 1000 1400 1800 2200 2600 3000 3400 3800 4200 4600
Tonnage
Abb. 2-12: Massenverteilung der Flotte bei Lohr auf dem Main nach KUNZ [158]
50%
45%
40%
35%
Relative Häufigkeit
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
800 1200 1600 2000 2400 2800 3200 3600 4000 4400 4800 5200
Tonnage
Abb. 2-13: Massenverteilung der Flotte bei Vilshofen auf der Donau nach KUNZ [159]
Seite 41
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
50%
45%
40%
35%
Relative Häufigkeit
30%
25%
20%
15%
10%
5%
0%
0 400 800 1200 1600 2000 2400 2800 3200 3600 4000 4400 4800 5200
Tonnage
Abb. 2-14: Massenverteilung an der Mainbrücke Segnitz nach Zählungen des Straßenbauam-
tes Würzburg und eigener Auswertung
2.3.1.2 Geschwindigkeitsverteilung
Zur Geschwindigkeit auf den Binnenschiffahrtsstraßen ist anzumerken, daß diese in den letz-
ten Jahren zugenommen hat, d. h. die Schiffe fahren im Durchschnitt schneller. Genaue Anga-
ben über Geschwindigkeitsprofile lagen dem Autor aber nicht vor und hängen z. B. auch von
den örtlichen nautischen Gegebenheiten ab.
Die ersten Ansätze für die Abschätzung der Anprallkräfte von Schiffen stammen von
MINORSKY [256] und wurden in den 50er Jahren entwickelt. In Deutschland wurden Ende der
70er und Anfang der 80er Jahre Versuche von WOISIN [328] durchgeführt. Für Schubver-
bände wurden in den 80er Jahren Versuche von MEIER-DÖRNBERG [185] durchgeführt. Auf
dieser Arbeit beruhen die E DIN 1055-9 [72] und auch die US-Regelung [51].
Das Unterscheidungskriterium zwischen diesen beiden Fällen stellt die Verformung des
Schiffskörpers ld um ca. 0,1 m dar. Die Anprallkraft wird gemäß MEIER-DÖRNBERG (KUNZ
[158]) in Abhängigkeit davon ermittelt:
Seite 42
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Hierbei handelt es sich um elastische Verformungen. Diese Formel findet sich nicht in der
E DIN 1055-9, aber im US-Guide.
Im folgenden Fall wird die plastische Verformung berechnet. Diese Formeln finden sich in der
E DIN 1055-9 (3/2000) [72] und im US-Guide [51]:
ld ≥ 0,1 m (2-8)
F2 = 5 ⋅ 1 + 0,13 ⋅ EDef (2-9)
Abb. 2-15: Maximale dynamische Anprallkräfte in Abhängigkeit von der aktiven Masse und
der Geschwindigkeit des Schiffes nach MEIER-DÖRNBERG und WOISIN
Auch in der Kraft-Zeit-Funktion spiegelt sich der Übergang vom elastischen in den plasti-
schen Bereich wieder. Ab einer bestimmten Anprallkraft ist das Schiff selbst nicht mehr in der
Lage, die Anprallkraft zu steigern, da plastische Vorgänge im Schiff auftreten, die Anprall-
energie umwandeln und damit der weiteren Erhöhung der Anprallkraft eine Ende setzen. Die-
ser Vorgang ist in der Kraft-Zeit-Funktion des Anpralls als Plateau sichtbar, wenn die An-
prallkraft groß genug ist, in diesen Bereich vorzudringen. Abb. 2-16 zeigt eine derartige
Kraft-Zeit-Kurve. Bei Anprallen im elastischen Bereich folgt die Kraft-Zeit-Funktion einer
Sinusfunktion.
Seite 43
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
8,0
6,0
Kraft in MN
4,0
2,0
2.3.2.2 Schwerefunktion
Nun zeigt aber die Erfahrung, daß ein Unterschied zwischen den genannten theoretischen An-
prallkräften, die allein aus der Bemessungsgeschwindigkeit und der Bemessungsmasse der
Schiffe ermittelt werden, und den beobachteten Konsequenzen von Unfällen, die bedeutend
geringere Anprallkräfte vermuten lassen, existiert. So gibt SCHRÖDER [261] einen relativen
Vergleich der Unfallfolgekosten zwischen Binnenschiffahrt, Eisenbahn und Straßengüterver-
kehr an:
Zu einem ähnlichen, allerdings nur pauschalen Ergebnis über die Schwere von Binnenschiff-
fahrtsunfällen kommt STEDE [282]:
„Im Zeitraum von 1991 bis 1996 war im Jahresdurchschnitt nahezu jeder zweite (Binnen-
schiffs- d.V.) Verkehrsunfall ein Unfall, bei dem zum Zeitpunkt der Unfallaufnahme keine
nennenswerten Schäden oder sonstige Unfallfolgen festgestellt wurden.“
Auch das Statistische Bundesamt [283] in Wiesbaden gibt eine verbale Beschreibung der
Schäden an den Schiffen wie folgt an:
Seite 44
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Alle drei Quellen zeigen, daß die Schwere der Unfälle bei Binnenschiffahrtsunfällen i. a. und
bei Schiffsanprallen im speziellen relativ gering ist.
Die Abweichung der Anprallkräfte zwischen Theorie und Praxis kann durch die Vielzahl
weiterer mitwirkender Parameter erklärt werden. So werden die Schiffsführer in den meisten
Fällen vor dem Anprall versuchen, das Fahrzeug zu bremsen oder abzulenken. Im Gegensatz
zu Straßenfahrzeugen ist dieser Sachverhalt auf Grund der großen Masse aber schwieriger zu
realisieren. Als Vorteil kann die geringe Geschwindigkeit der Schiffe angesehen werden. Ob
sich ein Unfall ereignet, hängt nach LARSEN [163] und ENEVODSEN et al. [79] von:
• Windverhältnissen
• Wellen und Strömungsverhältnissen im Fluß und an der Brücke
• Sichtverhältnissen
• Schiffstyp
• Geometrie des Flusses
• Geometrie der Brücke
• Lage und Art von Navigationshilfen
• Ausbildung, Erfahrung und Zustand des Schiffsführers
• Funktionstüchtigkeit des Schiffes
ab. Die Berücksichtigung der Eingangsgrößen im Einzelnen ist hier nicht möglich. Es ist je-
doch nicht unüblich, anstelle der Berücksichtigung der einzelnen Parameter eine Unfallschwe-
refunktion einzuführen, die pauschal alle o. g. Parameter berücksichtigt. Leider ist die Ermitt-
lung dieser Schwerefunktion mit erheblichen Unsicherheiten verbunden. In [51] werden ver-
schiedene Klassen von Schwerefunktionen angegeben. Eine willkürliche Festlegung der
Schwerefunktion ist jedoch abzulehnen, da die Schwerefunktion erheblichen Einfluß auf die
rechnerischen Anprallkräfte hat. Aus Sicht des Verfassers sollte die Schwerefunktion immer
auf der sicheren Seite liegend gewählt werden, also die Verschiebung der Anprallkraft von
der theoretischen zur bemessenden relativ gering sein.
Um einen Fraktilwert als charakteristischen Wert der Anprallkraft angeben zu können, ist es
notwendig, den Typ und die Parameter einer Wahrscheinlichkeitsfunktion der Anprallkraft zu
wählen. Bei der Untersuchung (Goodness of Fit Test – siehe Anhang C) der von KUNZ ([161],
[158], [159] bereitgestellten Daten zeigte sich ein gute Beschreibung der Daten durch eine
Log-Normalverteilung und eine Gumbelverteilung. Bei kleinen Variationskoeffizienten unter-
schieden sich die Werte der beiden Funktionen nur geringfügig (RACKWITZ [238]).
Der zentrale Grenzwertsatz der Wahrscheinlichkeitsrechnung sagt aus, daß unter bestimmten
Bedingungen jede Summe unabhängiger Zufallsgrößen asymptotisch normalverteilt ist. Das
heißt, wenn genügend viele, zufällig verteilte Einzelgrößen auftreten, wird die Summe dieser
Größen asymptotisch normalverteilt sein. Bestimmte Bedingungen bedeutet z. B., daß eine
Größe keinen zu großen Einzelbeitrag zum Gesamtwert leisten darf. Logarithmiert man einen
Produktansatz, so erhält man einen Summenansatz. Damit gilt der zentrale Grenzwertsatz
auch bei Produkten und führt zu einer Log-Normalverteilung.
Seite 45
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Wenn man die Entstehungsgeschichte eines Schiffsanpralls untersucht, stößt man auf eine
Vielzahl bereits genannter zufälliger Prozesse, die Einfluß auf die Stoßkraft haben. Es er-
scheint darum möglich, bei der Stoßkraft eine normalverteilte (Summenansatz) bzw. log-nor-
malverteilte (Produktansatz) Zufallsgröße zu unterstellen. Eine Log-Normalverteilung wird
auch dann zwingend, wenn ein geringer Erwartungswert und eine hohe Standardabweichung
vorhanden sind, zugleich aber praktisch keine negativen Werte auftreten dürfen. Bei den
Anprallkräften liegt diese Bedingung anscheinend vor. Außerdem ist im Vergleich zu anderen
theoretischen Verteilungen die Log-Normalverteilung recht einfach zu handhaben.
Zusätzlich scheint die Wahl einer Extremwertverteilung, wie der Gumbelverteilung, auf
Grund des geringen Datenumfanges zweifelhaft. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden,
daß die Anprallkraft einer anderen eindimensionalen Verteilungsfunktion folgt.
Für die alte Mainbrücke Lohr wurde auf Grund der vorliegenden Daten eine Log-Normalver-
teilung mit einem Mittelwert von 2,04 MN und einer Standardabweichung von 1,5 MN ange-
setzt. Diese Werte wurden auch für die Mainbrücke Segnitz verwendet.
Mittels der bisher abgeschätzten Anprallrate bzw. Anprallwahrscheinlichkeit und der nun ge-
wählten Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion der Anprallkraft sollte es möglich sein, die in
den Vorschriften vorgeschlagenen Bemessungswerte für Schiffsanprall nachzuvollziehen. Dazu
werden im folgenden Abschnitt verschiedene Vorschriften für Schiffsanprall vorgestellt.
Die Deutsche Vorschrift für den Rhein [27] gab für Flußpfeiler eine statische Ersatzlast in
Fahrtrichtung von 30 MN und für Vorlandpfeiler von 6 MN an. Diese Werte werden durch
GROB & HAJDIN [107] stark kritisiert, da sie ein elastisches Verhalten des Schiffes beim An-
prall voraussetzen. Die Deutsche Vorschrift für die Saar, entnommen [107], gibt zwischen 7
und 15 MN an.
Auf Grund der damaligen hohen rechnerischen Anprallasten wurden in den 80er Jahren im
Auftrag des Bundesamtes für Wasserbau in Karlsruhe Versuche und theoretische Ansätze von
MEIER-DÖRNBERG [185] entwickelt, um realistischere Angaben für Binnenschiffe zu erhalten.
Die dabei gewonnenen Erkenntnisse wurden bereits vorgestellt. Das Formelwerk für schiefen
Anprall ist in Anhang B beigefügt.
Bei der Methode von MEIER-DÖRNBERG wurde die bei den bisherigen Modellen übliche An-
nahme des reinen elastischen Verhaltens des Schiffes während des Stoßes verlassen und teil-
weise ein plastisches Verhalten angenommen. Die Reaktion des Bauwerkes wurde auch wei-
terhin vernachlässigt. Das Verfahren von MEIER-DÖRNBERG hat sich dahingehend bewährt,
daß sich in Deutschland keine Brückeneinstürze in Verbindung mit Schiffsanprall ereigneten.
Beispielhaft seien hier einige Kräfte für in den letzten Jahren untersuchte Brücken angegeben.
Seite 46
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
0,6
0,5
Relative Häufigkeit
0,4
0,3
0,2
0,1
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Anprallkraft in MN
Abb. 2-17: Rechnerische Häufigkeit der Anprallkraft unter Berücksichtigung eines Schwerefak-
tors bei Lohr am Main nach Daten aus KUNZ [158]
0,4
0,35
0,3
Relative Häufigkeit
0,25
0,2
0,15
0,1
0,05
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17
Anprallkraft in MN
Abb. 2-18: Rechnerische Häufigkeit der Anprallkraft unter Berücksichtigung eines Schwerefak-
tors auf der Donau (Vilshofen) nach Daten aus KUNZ [159]
Seite 47
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Für die Autobahnbrücke Dresden, A4, Elbe-km 63,105 [316] wurden folgende Werte für ei-
nen Frontalstoß basierend auf einem Bemessungsschiff Schubverband 185 m × 11,45 m (Schiff-
fahrtsstraßenklasse Vb) verwendet:
Richtung vmax über Beladung Tiefgang Masse Stoßhöhe Rechnerischer Stoßlast DLF Stoßlast
Grund über HSW Anfahrwinkel FF starr geschätzt FF dynamisch
[km/h] [m] [t] [m] [°] [MN] [MN]
Zu Tal 14 Leer 0,60 700 4,40 10 2,49 1,7 4,2
14 Voll 2,80 3000 2,20 10 5,03 1,5 7,6
HSW=NN+105,82 m
Bei der Alten Mainbrücke Marktheidenfeld [260] wurden die gleichen Anprallasten verwen-
det. Die Marienbrücke in Dresden wurde noch 1993 mit 30 MN Frontalanprall und 15 MN
Seitanprall statisch gerechnet [234]. Für Berlin werden durch METZING [188] Anprallasten
von 250 kN für die Rahmenstiele der Sandkrugbrücke genannt (Wasserstraßenklasse IV
Schiffstyp „Leichter Europa I“ bzw. Schubverband 80 × 9,5 m). Zusätzlich wurde noch ein
Leitwerk ausgeführt, daß für ein 1750 t Schiff mit einer Geschwindigkeit von 7 km/h und
einem Anfahrwinkel von 10° bemessen wurde.
Auf Grund der guten Erfahrungen, die mit dem Verfahren von MEIER-DÖRNBERG gesammelt
worden sind, entstanden in den letzten Jahren Bestrebungen, die Normwerke für Schiffsan-
prall zu aktualisieren und das Verfahren von MEIER-DÖRNBERG in die Normen zu integrieren.
Basierend auf ENV 1991-2-7 vom August 1998 [83] erschien im Juli 2000 in Deutschland die
DIN V ENV 1991-2-7 [65]. Dort wird zwischen Inland-Schiffahrtsstraßen und Seeverkehr
unterschieden. Die entsprechenden Kräfte finden sich in den Tab. 2-15 und Tab. 2-16 und
zeigen bereits eine gute Übereinstimmung mit in den Tab. 2-12, Tab. 2-13 und Tab. 2-14 ge-
nannten Bemessungsanprallkräften:
Seite 48
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Die Regelwerte für dynamische Stoßlasten Fdyn nach Entwurf DIN 1055 Teil 9 (Tabelle 5) [72]
sehen wie folgt aus:
Um dem bemessenden Ingenieur eine normative Grundlage für die Beanspruchung Anprall-
kraft durch Binnenschiffe zur Verfügung zu stellen, wurde in der E DIN 1055-9 ein Abschnitt
„6.5 Anprall von Schiffen“ eingeführt. Dieser Abschnitt wird sich auch in der abschließenden
Fassung der DIN 1055-9 wiederfinden.
Im Abb. 2-20 ist der schematische Ablauf der Ermittlung einer Bemessungsanprallkraft durch
Schiffsanprall dargestellt. Prinzipiell werden zwei verschiedene Verfahren bereitgestellt. Be-
vor jedoch das Verfahren ausgewählt werden kann, müssen die Randbedingungen für den
Einsatz der Norm geprüft werden. Insbesondere die Prüfung der statistischen mittleren Unfall-
rate dürfte sich dabei als Problem herauskristallisieren. Für die hier vorliegende Arbeit wur-
den entweder Unfallzahlen des Straßenbauamtes Würzburg, des Statistischen Bundesamtes
Seite 49
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Wiesbaden oder Gutachten der Bundesanstalt für Wasserbau verwendet. Nach mündlichen
Aussagen des Statistischen Bundesamtes wurde die Auswertung der Binnenschiffahrtsunfälle
ab dem Jahr 2000 durch das Bundesamt eingestellt. Der Autor hat darum probeweise sämtli-
che Wasserschiffahrtsdirektionen in Deutschland angeschrieben, um derartige Unfallraten zu
erhalten. Dabei konnten nur in einem Fall Zahlen angegeben werden. Auch die Bundesanstalt
für Wasserbau in Karlsruhe als Entwickler dieses Normenabschnittes veröffentlichte Unfall-
zahlen bisher nur in Gutachten. Der Autor schlägt deshalb das folgende vereinfachte Verfah-
ren zur Ermittlung der Bemessungsanprallkraft unter Berücksichtigung der Flottenstruktur
und der Anprallrate vor. Es gelten folgende Annahmen:
• POISSON-Prozeß mit
exponentialverteilten
Zeiten zwischen den
Ereignissen: P( F ) = exp[ − P ( A) ⋅ t ⋅ (1 − P( F | A)] (2-12)
• Log-Normalverteilung ln F − Fmu
der Anprallkraft: P( F | A) = Φ
σ Fu
• bei einen Pfeiler: ln F − Fmu
P( F ) = exp − P( A) ⋅ t ⋅ 1 − Φ
σ Fu (2-13)
• zwei Pfeiler bei Serien-
system: PGesamt = PPfeiler ( F ) 2 (2-14)
• Gesamteintrittswahr-
2
ln F − Fmu
scheinlichkeit: PGesamt = 1 − 1 − exp − P( A) ⋅ t ⋅ 1 − Φ
σ
Fu
(2-15)
• invertiert ergibt sich für Fsd = exp( Fmu + σ Fu ⋅ Φ (( P( A) + ln((0,9999) )) / P( A)))
−1 1/ 2
Damit kann man die erforderliche Bemessungsanprallkraft in Abhängigkeit von der Flotten-
struktur direkt berechnen. Es ergibt sich folgende Rechnung:
Seite 50
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Zuerst wurde mit den bekannten statistischen Parametern (Mittelwert 2,8 MN und Standard-
abweichung 1,85 MN) der Klasse VI b der Brücke Vilshofen der Bemessungswert der An-
prallkraft ermittelt. Setzt man anschließend die dabei ermittelte Anprallrate von 0,07 auf die
nächste Wasserstraßenklasse an, ermittelt man eine Bemessungsanprallkraft von ca. 11,7 MN
anstelle der in der Norm vorgeschlagenen 9,5 MN. Der Verfasser ist sich selbstverständlich
darüber bewußt, daß eine einfache Übernahme der Anprallrate in eine andere Wasserstraßen-
klasse nicht möglich ist. Dennoch paßt der Wert von 11,7 MN sehr gut zu den in der DIN V
ENV 1991-2-7 genannten 15 MN, den bei der Mainbrücke Lohr verwendeten 13,0 MN und
den bei der Autobahnbrücke Dresden verwendeten 14,5 MN.
Als konkretes Beispiel für die Unterschiede soll die Anprallkraft für die Berechnung der
neuen BAB 4 Brücke in Dresden dienen. Als maßgebendes Schiff diente ein Schubverband
SV 185 m × 11,45 m und einer Masse von 5000 t. Die Bemessungsgeschwindigkeit der Elbe
beträgt v = 14 km/h = 3,89 m/s. Die Eingangsgrößen sind [316] entnommen. Damit ergeben
sich:
5000000
E def = 3,89 2 = 37,8 MNm und Fdyn = 5,0 ⋅ 1 + 0,128 ⋅ 37,8 = 12,08 MN .
2
Das Berechnungsergebnis nach dem ersten Teilschritt des Verfahrens I der E DIN 1055-9 fällt
bereits geringer aus als der ursprüngliche Wert von 14,5 MN ([316]). Dieser Wert darf in Ab-
hängigkeit des Flottenstruktur und der Kollisionswahrscheinlichkeiten weiter abgemindert
werden. Auch laut Tabelle 5 E DIN 1055-9 ergibt sich ein geringerer Wert von FTab = 9,5 MN.
Dieser Wert darf infolge des Abstandes der Pfeiler vom Fahrrinnenrand zusätzlich abgemin-
dert werden. Die Elbebrücke besitzt in der Hauptöffnung eine Spannweite von 126 m. Geht
man von einer Fahrrinnenbreite von 2 × 25 m aus, wird der Bemessungswert der Anprallkraft zu
Fdyn = 9,5 MN ⋅ 0,7 = 6,65 MN .
Zur Abminderung der Anprallkraft in Abhängigkeit von der Entfernung des gestoßenen Pfei-
lers zum Fahrrinnenrand schreibt FJELD [89]:
„Different criteria will often be implemented for the navigation span as compared to the
sidespans. However, this practice might be questioned inasmuch as severe collisions have
occurred a long way from the navigation span. Saul und Svensson ([256] d.V.) have
recorded 18 major collision disasters, 13 of which concerned the sidespans and only 5 the
main span.”
Hierbei handelt es sich allerdings um Unfälle auf Seestraßen. Im Binnenbereich findet auf
Grund der Ufernähe eine Begrenzung des Fahrweges statt. Ein Beispiel für ein Schiffahrtspro-
fil und die Fahrrinnenbreite ist der Neubau der Moselbrücke Mehring mit 2 × 30 m Fahrrinne
und ca. 20 m Entfernung Fahrrinne zum Pfeiler [162]. Gesetzliche Grundlagen für die Gestal-
tung von Fahrrinnen finden sind in [315].
Selbst ohne die Berücksichtigung des Abstandes Fahrrinne zu Pfeiler ergibt sich eine Verrin-
gerung der Bemessungsanprallkraft von 14,5 MN ([316]) auf 12,08 MN und abschließend auf
9,5 MN ohne eine Änderung des mechanischen Modells, da in allen drei Fällen der Formel-
apparat von MEIER-DÖRNBERG verwendet wurde.
Dieser Unterschied rührt vermutlich aus der unterschiedlichen Berücksichtigung der Ein-
trittswahrscheinlichkeiten eines Anpralls. Im Verfahren I der E DIN 1055-9 geht man von
folgendem wahrscheinlichkeitstheoretischem Ansatz für die Anprallkraft aus:
Seite 51
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
und benötigt die Parameter Anzahl der Schiffe pro Zeiteinheit n, eine Fehlerrate λ (längenbezo-
gen), eine bedingte Wahrscheinlichkeit eines Kollisionskurses f(y), eine bedingte Wahrschein-
lichkeit des Kollisionseintrittes Pc(x,y) und die Wahrscheinlichkeit der dynamischen Anprall-
kraft P(F>Fdyn). Die Kollisionswahrscheinlichkeit wird über den streuenden Stopweg, den
streuenden Kurswinkel, den Abstand der Pfeiler, die Bereichsgrenze (Trefferwahrscheinlich-
keit) und die Fehlerrate erfaßt, die wiederum mittels Anzahl der passierenden Schiffe und über
die Unfallstatistik ermittelt wird. Diese Vorgehensweise ist nicht unüblich und findet sich z. B.
in anderer Schreibweise in RACKWITZ [236] oder im Eurocode für Kraftfahrzeuganprall:
b b (2-18)
P( A) = P [v02 > 2 ⋅ a ⋅ r ] ∩ φ( x, y ) − ≤ α ≤ φ( x, y ) −
2⋅r 2 ⋅ r
0 ∞ (2-19)
P ( ts ) = ts ⋅ λ ⋅ χ ∫ ∫ P( A | x, y ) ⋅ f y ( y ) dy dx
- ∞ −∞
mit λ als mittlere Ankunftsrate, χ als mittlere Rate des Verlassens des Weges pro Zeiteinheit
und a ist die Beschleunigung (Bremsen), v0 ist die Geschwindigkeit bei Verlassen des Weges.
Der Nachteil in diesem Verfahren liegt in der Vielzahl der notwendigen statistischen Daten.
Woher erhält man eine statistisch abgesicherte Fehlerrate über das Verlassen des Weges? Es ist
kaum anzunehmen, daß Schiffsführer das Abkommen vom Kurs melden, wenn kein Schaden
eingetreten ist. Dieses theoretische Problem als auch die genannten empirischen Unterschiede
zwischen den berechneten Anprallhäufigkeiten, die bereits am Beispiel Main und Mosel
erläutert wurden, zeigen, daß die Verwendung von längenbezogenen Fehlerraten, wie sie im
DIN Entwurf vorgeschlagen werden, mindestens ebenso mit Problemen behaftet ist, wie die
objektbezogenen Fehlerraten.
Die vom Verfasser vorgestellte Berechnung, basierend auf objektbezogenen Fehlerraten, geht
von einem Produktansatz aus Anprallwahrscheinlichkeit und Wahrscheinlichkeit der Anprall-
kraft aus, um die Problematik der längenbezogenen Unfallrate zu umgehen. Die hier vorge-
stellte Methode ist nicht in der Lage, Sondereinflüsse aus den beobachteten Anprallhäufig-
keiten herauszurechnen. So führten die Eröffnung des Rhein-Main-Donau-Kanals und Pro-
bleme mit dem Ausbildungsstand von Schiffahrtsführern auf dem Main in jüngster Vergan-
genheit zu einer deutlichen Zunahme der Unfälle. Die Bundesanstalt für Wasserbau filtert
deshalb die längenbezogenen Schiffahrtsunfälle, um daraus neue Anprallraten zu ermitteln.
Die Art und Weise der Filterung ist, soweit dem Autor bekannt, nicht veröffentlicht. Die Er-
mittlung der Bemessungsanprallkraft nach der neuen DIN 1055-9 ist dem Verfasser deshalb
nicht gelungen.
Seite 52
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Nein
Prüfe, ob denkmalgeschütztes Bauwerk
Nein
Prüfe, ob „sehr große“ Brücke
Nein
Prüfe, ob nur Binnengüterschiffe
Ja
Prüfe, ob Daten vorhanden sind zu:
• Wahrscheinlichkeit des Anpralls (Unfallgeschehen, Fahrlinie, Geometrie der Brücke)
• Flotten- und Verkehrsstruktur (Schiffsgrößen, hydrodynamische Zusatzmasse, Kraft-Verfor-
mungsverhalten der Schiffe, Verkehrsrichtungen, Geschwindigkeiten, Belastungszustände, Stoß-
höhen)
• Winkel des Anpralls
• Wasserspiegellagen
• Dynamische Steifigkeit des gestoßenen Bauwerkes/-teiles
Ja Nein
Verfahren I
m
E def = v 2
2
Fdyn = 5,0 ⋅ 1 + 0,128 ⋅ E def
P( F > Fsd ) = n ⋅ t ⋅ ∫∫ λ 0 ⋅ f ( y ) ⋅ Pc ( x, y ) ⋅ P( F > Fdyn ) dxdy = 10−4 / a
Prüfe, ob maximal 2 Pfeiler der Brücke im Fahrwasser
Ja
Prüfe, ob die Pfeiler ganzjährig erreichbar sind
Ja
Prüfe, ob geradliniger Wasserstraßenabschnitt
Ja
Prüfe, ob statistisch mittlere Unfallrate
Ja
Verfahren II (Tabelle 5)
Klassifizierung von Wasserstraßen
Wasserstraßenklasse Bemessungsschiff Tonnage Frontalstoßlast Flankenanprall
[t] FFdyn FLdyn
[MN] [MN]
III Gustav König 650-1000 4,0 2,0
IV Europaschiff 1000-1500 5,0 2,5
Va Großes Rheinschiff 1500-3000 8,0 3,5
Vb/VIa Schubverband (2gliedrig, 1spurig) 3200-6000 9,5 4,0
VIb Schubverband (2gliedrig, 2spurig) 6400-12000 14,0 5,0
VIc Schubverband (3gliedrig, 2spurig) 9600-18000 17,0 8,0
(2gliedrig, 3spurig)
VII Schubverband (3gliedrig, 3spurig) 14500-27000 20,0 10,0
Seite 53
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Die Schweizer Vorschrift für den Rhein wird durch GROB & HAJDIN [107] vorgestellt. Dieser
Quelle ist auch das Diagramm in Abb. 2-21 entnommen.
Mit
Bauwerksklasse I: Hohes Schadensrisiko
Bauwerksklasse II: Bedeutendes Schadensrisiko
Bauwerksklasse III: Beschränktes Schadensrisiko
Unterhalb Mittlere Brücke:
Unterhalb der Mittleren Brücke in Basel im Rhein
Oberhalb Mittlere Brücke:
Oberhalb der Mittleren Brücke in Basel im Rhein
Abb. 2-21: Anprallkräfte für frontalen Schiffsanprall im Fluß- und Uferbereich nach [107]
In Schweden wird das Modell von WOISIN verwendet [235]. Norwegen empfiehlt prinzipiell
eine umfangreiche Untersuchung, auch eine Risikountersuchung ist möglich. Die minimale
Bemessungskraft wird in der folgenden Tabelle wiedergegeben [235]:
Die Geschwindigkeit wird mit mindestens 4 m/s angesetzt. Für die Größe des Entwurfsschif-
fes wird angenommen, daß nicht mehr als 50 größere Schiffe pro Jahr die Brücke passieren.
Ist die lichte Weite zwischen den zwei Pfeilern der Brücke bzw. Brückenwiderlagern kleiner
als die Länge L des größten Schiffes, so werden die ermittelten Kräfte mit dem Faktor 2 ver-
größert. Zwischen einer lichten Weite von L bis 2·L darf der Erhöhungsfaktor linear interpo-
liert werden [235].
Seite 54
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
In Frankreich wird die außergewöhnliche Last infolge Anprall recht einfach festgelegt. Die
folgende Tabelle gibt die statischen Ersatzlasten an [235]:
Die Tabelle gilt für Binnenschiffe. Im Fall von seetüchtigen Schiffen, wie bei der Normandie
Brücke, werden umfangreiche Studien durchgeführt [235].
Land Formelapparat
USA (AASHTO) FA = N ⋅ PA ⋅ PG ⋅ Pc
IABSE FA = ∑ N i ⋅ PAi ⋅ ∑ PGi ,k ⋅ PCi ,k
i k
Tab. 2-20: Häufigkeiten eines Schiffsanpralls pro Schiffspassage v und Häufigkeit PAB für das
Verlassen des Kurses gemäß verschiedener Vorschriften [235]
In [235] wird aber darauf hingewiesen, daß auf Grund mangelnder Daten der Wert für PAB zur
Zeit noch nicht abgesichert bestimmt werden kann. Damit wird die Vermutung bestätigt, daß
die Ermittlung genauer Daten für das Normenformat zur Bestimmung der Bemessungsan-
prallkraft noch nicht abgeschlossen ist.
Nach der Diskussion der verschiedenen Vorschläge zur Ermittlung der Bemessungsanprall-
kräfte für Schiffsanprall bietet es sich an, auch andere Bemessungsanprallkräfte zu hinterfra-
gen und damit zu vergleichen. Darum wird im folgenden auf Regeln für Kraftfahrzeuganpralle
gegen Bauwerke und Schienenfahrzeuganpralle gegen Bauwerke kurz eingegangen.
Seite 55
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Abb. 2-22: Dortmund, Brücke über die A 2, Abb. 2-23: München, mittlerer Ring, 1981
1979 (SCHEER [257]) (SCHEER [257])
Nach RACKWITZ [236] liegt die Wahrscheinlichkeit für einen Anprall pro Bauwerk und Jahr
unter 10-7. Eine Absolutzahl der Anpralle pro Jahr läßt sich aus der Unfallstatistik ermitteln.
Die Anzahl der Unfälle in Verbindung mit Anprallen gibt die folgende Tabelle an [280]:
Tab. 2-21: Anpralle von Kraftfahrzeugen gegen Hindernisse mit Personenschaden [280]
Wieviel Prozent der 379 Anpralle gegen Widerlager von PKW bzw. LKW waren, ist leider
unbekannt. Nimmt man die bayerischen Zulassungswerte repräsentativ für Deutschland, so
sind 14 % aller in Deutschland zugelassenen Fahrzeuge LKW, Busse bzw. Zugmaschinen.
Das Verhältnis von LKW/PKW für den ausländischen Verkehr beträgt in Bayern 1:1 [213].
Daß heißt, der Anteil an LKW Verkehr dürfte in Deutschland über 15 % liegen, auf Autobah-
nen wurden bereits Werte von nahe 50 % gemessen. Auf Grundlage dieser Schätzung wird die
Anzahl der Anpralle von LKW gegen Widerlager mindestens 60 pro Jahr betragen.
Die z. Z. gültige Regelung für den Anprall von Straßenfahrzeugen gegen Brückenbauwerke ist
die DIN 1072 [59]. Dort heißt es in Absatz 5.3 „Ersatzlasten für den Anprall von Straßenfahr-
zeugen“ :
Seite 56
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Auch die neue Norm E DIN 1055-9 [72] folgt diesem Ansatz (Tab. 2-22):
Im Gegensatz dazu stellt RACKWITZ hierzu in [236] fest: „Die in DIN 1072 empfohlenen Stoß-
kräfte erscheinen im Lichte der Nachrechungen ... so klein, daß sie ihren Sinn verfehlen.“ und
schlägt die Werte in Tab. 2-23 vor. Ähnliche maximale Werte finden sich auch in der europäi-
schen Normung (Tab. 2-24).
Tab. 2-24: Bemessungsanprallkräfte für PKW/LKW gemäß ENV 1991–2–7 Eurocode 1 [82]
Größere Werte als die normativ festgelegten sind insofern vorstellbar, da z. B. Mercedes-Benz
Deutschland bei Anprallversuchen von LKW gegen feste Barrieren bei einer Geschwindigkeit
von 35 km/h und 10 t Eigengewicht Anprallkräfte von bis zu 12 MN ermittelt hat. Die Last
wirkte allerdings nur über einen Zeitraum von 20 msek. Insgesamt treten die Anprallkräfte
von Kraftfahrzeugen im Vergleich zu Schiffsanprallen sehr kurz auf. Während die Anprall-
zeiten bei Schiffen zwei bis drei Sekunden erreichen können, zeigt Abb. 2-24 typische Kraft-
Seite 57
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Zeit-Verläufe von Kraftfahrzeuganprallen im Bereich von 50 bis 150 msek. EIBL &
FEYERABEND [73] haben sich mit den Auswirkungen von kurzen Stößen auf Stützen befaßt.
Höhere Geschwindigkeiten (> 35 km/h) werden bei LKWs nicht getestet. Nach Aussagen von
Mercedes Benz macht es keinen Sinn, Anprallversuche mit höheren Geschwindigkeiten
durchzuführen, da bei höheren Geschwindigkeiten kein Schutz mehr für Insassen realisierbar
ist. Der Insassenschutz war bisher das eigentliche Ziel derartiger LKW-Anprallversuche.
Zugunfälle wurden auf Grund der Schwere in letzter Zeit wesentlich stärker von der Öffent-
lichkeit wahrgenommen als PKW oder Schiffsanpralle gegen Brückenbauwerke. Hierbei sei
insbesondere der Unfall in Eschede im Jahre 1998 erwähnt. Trotzdem muß man auch hier
feststellen, daß die Bemessungsanprallkräfte relativ klein erscheinen. Der größte Wert, der
sich in der neuen E DIN 1055-9 finden läßt, nennt 10 MN Anprallkraft (Tab. 2-25). Auf der
anderen Seite gilt für den Zuganprall üblicherweise, daß nicht die relativ steife Lok bzw. der
Triebwagen gegen ein Hindernis stößt, sondern die weichen Waggons (Abb. 2-27) und daß
dadurch, ähnlich wie beim Schiffsanprall, eine Obergrenze der dynamischen Kraft beobacht-
bar ist. Der Unfall in Brühl im Jahre 2000 zeigte, daß die Regel des Nichtentgleisens der Lok
auch nicht mit 100 protzentiger Sicherheit vorausgesetzt werden kann.
Abb. 2-25: Eschede, Deutschland, 1998 Abb. 2-26: Brühl, Deutschland, Februar 2000
Seite 58
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Triebwagen
Harte Elemente
Mittelharte Elemente
Weiche Elemente
Typische Form der Entgleisung von Zügen Steifigkeit der Schnellzuglokomotive
der SBB Re 6/6 mit 120 Tonnen und
11 000 PS
Abb. 2-27: Typische Entgleisungsform von Zügen und Steifigkeitsverteilung in einer Zugma-
schine nach GROB [106]
Seite 59
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Es kann auf der einen Seite festgestellt werden, daß in den letzten Jahren die normativen Be-
messungsanprallkräfte für den Binnenschiffsanprall gesunken sind, obwohl das Gewicht der
Binnenschiffe zugenommen hat. Die gleiche Tendenz mit der Zunahme des Gewichtes ist auch
bei den Transportmitteln Bahn und Straßenverkehr erkennbar, und auch dort hat zumindest
keine Zunahme der Bemessungswerte in Deutschland eingesetzt. Auf der anderen Seite sind
aber im Bereich des Straßenbauamtes Würzburg signifikante Zunahmen der Anprallhäufigkeit
von Schiffen gegen Brücken beobachtet worden. Diese Zunahme von Anprallhäufigkeiten
wurde, soweit dem Verfasser bekannt, bei den anderen Verkehrsträgern nicht beobachtet. In-
wieweit wirklichkeitsnähere Beschreibungen des Schiffsanpralls unter Berücksichtigung des
Überganges vom elastischen zum plastischen Stoß innerhalb des Schiffes diese Zunahme kom-
pensieren können, ist bisher wissenschaftlich nicht untersucht worden. Eine Aussage, ob die
Bemessungsanprallkräfte auf der sicheren Seite liegen, kann pauschal nicht gemacht werden. Es
erscheint deshalb günstiger, eine explizite Berücksichtigung der Anprallhäufigkeiten und der
statistischen Eigenschaften der Schiffsanprallkraft in einer genauen Berechnung der zu untersu-
chenden Brücken mit einfließen zu lassen.
70
ENV 1991-2-7 März 1996
60 Richtlinie für Schiffsstoß September 1996
E DIN 1055-9 März 2000
Statische Anprallkraft infolge Schiffsanprall
30
20
10
0
I II III IV Va Vb VIa VIb VIc VII
CEMT-KLasse
DLF=1,3 (DIN 1055-9, ENV Juli 2000), DLF=1,5 (Richtlinie), DLF=1,2 (ENV März 1996)
VIb Elbe, Donau, Rhein, Nord-Ostsee-Kanal; VI c Rhein (deutsch-niederländische Grenze)
Seite 60
Kapitel 2: Einwirkung Schiffsanprall
Angaben über den Flottenaufbau und damit über die Bugformen liegen dem Verfasser nicht vor.
Insbesondere auch unter der Problematik des im Kapitel 1 genannten großen Beitrages der
Binnenschiffahrtstransporte durch ausländische Schiffe dürfte eine statistische Erfassung der
Bugformen mit hohem Aufwand verbunden sein. Auch über den Beladungszustand kann keine
Aussage getroffen werden. Als letzter Punkt bleibt die Wasserstandshöhe.
Sehr gern wird auch der innerjährliche Durchfluß angegeben. Dieser hängt vom Klima und
dem Infiltrations- und Rückhaltevermögen des Einzugsgebietes ab. Durch die Prüfung der
Eingangsparameter mittels statistischer Untersuchung der Regenmenge ist eine Plausibilitäts-
kontrolle möglich. Die Streuungen für den mittleren Jahresdurchfluß basieren nach DYCK et
al. [70] auf folgenden Grundlagen:
Persistenz wird hervorgerufen durch Übertragungen aus dem Vorjahr, Verdunstung der Ein-
zugsfläche, inkonsistentes und inhomogenes Beobachtungsmaterial (DYCK et al. [70]). Bei ho-
her Rückhaltekapazität der beobachteten Region ist sie bedeutend größer als bei geringer
Rückhaltekapazität. Die langfristige Persistenz (DYCK et al. [70]) beruht auf der Behauptung,
daß die mittleren Jahresdurchflüsse Zyklen von 2-3, 5-7 und 11-12 Jahren zeigen. Als Ur-
sachen dafür werden genannt:
• außer dem zufälligen Einfluß gibt es noch einen unbekannten regelmäßigen Einfluß
• es gibt keine derartigen Zyklen, die Zyklenbildung ist eine natürliche Eigenschaft statio-
närer stochastischer Prozesse.
Nach bisherigen Untersuchungen scheinen beide Begründungen kaum gültig zu sein (DYCK et
al. [70]).
Die hier nur angerissene Problematik der Festlegung einer Momentanverteilung für die Was-
serstandshöhe zeigt die Schwierigkeiten bei der Bestimmung der Wahrscheinlichkeitsfunktion
für die Anprallhöhe. Da die Schiffahrt nur ab einer bestimmten bzw. bis zu einer bestimmten
Wasserhöhe überhaupt praktisch durchgeführt werden kann und die Bughöhen nur zwischen
Null und wenigen Metern variieren können, zeigt die Wahrscheinlichkeitsverteilungsfunktion
zusätzlich eine Stutzung am oberen und unteren Schwanz. Auch die Schleusen am Main füh-
ren zu einer spürbaren Begrenzung der Streuung des Wasserstände. Zumindest die untere Be-
schränkung wäre durch die Wahl einer Log-Normalverteilung erfüllt.
Ohne auf diese ausführlichen Überlegungen zur statistischen Verteilung der Jahresdurchflüsse
einzugehen, wurde mit den von der Bundesanstalt für Wasserbau vorgelegten Daten der Was-
serstandshöhe gearbeitet (KUNZ [158]). Diese Daten wurde durch eine Log-Normalverteilung
bei statischen Verteilungstests (Goodness of Fit – siehe Anhang C) für die Wasserstandshöhe
im Bereich der Mainbrücke Lohr am besten beschrieben.
Auf Grund der vielen Einflußfaktoren für die Anprallhöhe hat sich der Verfasser aber für eine
Normalverteilung entschieden. Es ist anzunehmen, daß der Bemessungspunkt eher bei einem
hohen Anprallpunkt erreicht wird, da, wie bei den statischen Berechnungen der Mainbrücke
Lohr noch zu sehen ist, ca. 80 – 90 % der Anprallkraft über das Pfeilerfundament abgetragen
werden. Insofern liegt diese Wahl auf der sicheren Seite. Aussagen über die statistischen Ei-
genschaften der Bughöhen über Wasser für die Schiffe lagen dem Verfasser nicht vor, so daß
eine deterministische Annahme getroffen werden mußte (KUNZ [158]).
Seite 62
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
3 Widerstandsseite Brücke
3.1 Allgemeines
Eine Aussage über das Verhalten von Brücken unter Anprall erfordert neben der ausführli-
chen Diskussion der Einwirkungsseite auch eine gleichwertige Betrachtung der Widerstands-
seite. Eine Generalisierung der Widerstandsseite vergleichbar mit der erfolgreichen Abstrak-
tion der Einwirkung unter Berücksichtigung der Flottenstruktur ist durch die Vielfalt von
Brücken bisher nicht gelungen. Eine Beschränkung der Menge aller Brücken erfolgte bereits
in Kapitel 1 durch das Untersuchungsziel „alte Brücken“. Doch auch aus dieser Untermenge
können nicht alle Brücken im Detail betrachtet werden, wie anhand der Beschreibung zweier
Bauwerke noch zu sehen sein wird. Darum hat sich der Verfasser als Kompromiß zwischen
Verallgemeinerung und Berücksichtigung objektbezogener Besonderheiten dafür entschieden,
zwei Referenzbrücken als typische Vertreter jeweils einer Brückenklasse ausführlich zu un-
tersuchen. Diese beiden Brücken werden im folgenden vorgestellt.
Als Vertreter der Sandsteinbogenbrücken wurde die alte Mainbrücke Lohr gewählt. Die Brük-
ke befindet sich ca. 30 km nordwestlich von Würzburg in der Stadt Lohr an der B 26. Im Rah-
men des Mainausbaus und der damit geplanten Erhöhung der zulässigen Schiffsgröße auf dem
Main stellte sich beim wasser- und schiffahrtsrechtlichen Planfeststellungsverfahren die Frage
der Standsicherheit der Brücke bei einem Anprall. Diese Frage konnte nicht abschließend im
Sinne der üblichen Normen beantwortet werden.
Bei der Brücke handelt es sich um eine Sechsfeld-Steinbogenbrücke mit Flutöffnungen, die in
den Jahren 1872-1875 errichtet wurde. Die ursprüngliche Konstruktion wurde überwiegend in
qualitativ hochwertigem Quadermauerwerk aus rotem Mainsandstein erstellt. Eine Ansicht
und Draufsicht des Bauwerks zeigt Abb. 3-1, aus der auch die Abmessungen entnommen
werden können. Abb. 3-2 a zeigt die Brücke aus unterstromiger Richtung, wie sie sich dem
Betrachter bei Hochwasser darbietet.
Das Fundament wurde bei Erbauung der Brücke flach auf Mainkies gegründet (Abb. 3-2 b).
Nach Angaben der Lohrer Zeitung [170] wurden bereits in den Jahren 1939-40 die ursprüngli-
chen Holzspundwände der Flußpfeiler im Rahmen der Mainkanalisation und der damit ver-
bundenen Absenkung der Flußsohle durch doppelte Stahlspundwände ersetzt und die Pfeiler-
füße mit einer Betonmanschette versehen.
Im Jahre 1945 wurde der Pfeiler III zusammen mit den benachbarten Bögen 3 und 4 ge-
sprengt. Bereits im gleichen Jahr begann der Wiederaufbau, nachdem eine Behelfsbrücke er-
richtet worden war (Abb. 3-2 c). Der Wiederaufbau des Pfeilers erfolgte nach Beräumung
etwa ab Oberkante Betonmanschette (Abb. 3-3). Diese Vermutung wurde 1985 durch eine
Bestandsaufnahme bestätigt, bei der Taucher von zahlreichen Rissen in der Betonmanschette
dieses Pfeiler berichten [274]. Diese Risse sind vermutlich im wesentlichen auf die Sprengung
zurückzuführen.
Seite 63
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Die 1945-46 wiedererrichteten Bögen 3 und 4 wurden laut Planung aus einem B 15 mit vor-
gemauerten Stirnbögen und aufgesetztem Spargewölbe erstellt. Die Abb. 3-2 d und e zeigen
den Wiederaufbau, wobei Abb. 3-2 e die Errichtung der Spargewölbe dokumentiert.
Eine weitere Baumaßnahme erfolgte 1968 zur Verbreiterung der Fahrbahn. Dazu wurde eine
ca. 30 cm dicke neue Fahrbahnplatte aufgebracht. Die jüngste Baumaßnahme aus dem Jahre
1994 beinhaltete die Sicherung des Pfeilers IV am Lohrer Ufer durch eine Stahlbetonman-
schette bis Oberkante Gelände.
Abb. 3-1: Ansicht und Draufsicht auf die Alte Mainbrücke Lohr
a) Ansicht der Brücke 1996/97 bei Hoch- b) Pfeiler II der Brücke in den 30er Jahren
wasser
Seite 64
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Abb. 3-3: Schematischer Aufbau der Brücke (ohne Hinterfüllung im Sandsteinbogen): Links
oben sind die drei Flußfelder der Brücke mit und links unten ohne Vormauerung dargestellt.
Rechts sind die einzelnen Elemente der Brücke aufgeführt (Explosionsdarstellung).
Die historisch gewachsenen baulichen Besonderheiten und die damit verbundenen Unregel-
mäßigkeiten werden noch einmal sehr schön in der Explosionsdarstellung in Abb. 3-3 deut-
lich.
Seite 65
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Abb. 3-4 gibt eine graphische Ansicht der Brücke wieder. Abb. 3-5 zeigt die Brücke vom Se-
gnitzer Ufer aus. Da die Pfeiler wesentlicher Inhalt der vorliegenden Arbeit sind, findet sich
in Abb. 3-6 eine Skizze eines Flußpfeilers und eines Widerlagers.
Abb. 3-5: Ansicht der Mainbrücke Segnitz von der Segnitzer Seite aus
Seite 66
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Auf Grund des unterschiedlichen Aufbaus der beiden Brücken werden die Vorbehalte einer
Verallgemeinerung des Verhaltens aller Brücken bzw. aller „alten Brücken“ unter Schiffsan-
prall verständlich.
Neben der rechnerischen Untersuchung der vorgefundenen Brücken unter Schiffsanprall bie-
tet es sich aus Vergleichsgründen auch an, konstruktive Verstärkungsmaßnahmen der jeweili-
gen Brücke mit zu untersuchen. Verstärkungsmaßnahmen können zwingend werden, wenn
Brücken nicht die erforderliche Sicherheit erbringen, aber weitergenutzt werden sollen.
Auf der Widerstandsseite erscheint eine Erhöhung der Schubtragfähigkeit z. B. durch Erhö-
hung der aktivierbaren Schubfläche und das Einbringen eines Materiales, welches Zugkräfte
aufnehmen kann, sinnvoll. Die Bemessung des konstruktiven Elementes zur Zugkraftauf-
nahme bei einem Anprall zeigt Abb. 3-7 mit einem einfachen Stabwerkmodell. Als konstruk-
tive Lösung bietet sich das Einbringen einer schlaffen Bewehrung oder das Aufbringen einer
Vorspannung an. Beides erscheint für die vorgefundenen Materialen Mauerwerk und Beton
möglich. Über die Vorspannung von Mauerwerk bzw. Natursteinmauerwerk gibt es vielfältige
Literatur, siehe z. B. GANZ [99], HALLER [115], ULLRICH [295], STIESCH [287] und NIETZ-
HOLD [207].
F
4m
D
1
Z 9m
Abb. 3-7: Einbau eines Zugkraftelementes Z, F sei die Anprallkraft
Vorspannung kann aufgebracht werden, wenn eine Reserve zwischen der maximal vorhande-
nen und der maximal zulässigen Normalspannung in den Mauerwerks- bzw. Betonpfeilern
nutzbar ist. Diese Vorspannung erhöht die Tragfähigkeit gegenüber horizontalen Lasten.
Es ist jedoch zu beachten, daß die maximalen zulässigen Normalspannungen über den Pfei-
lerquerschnitt oft nicht konstant sind, da die Pfeiler alter Brücken mit Verfüllungen errichtet
wurden. Die Verfüllungen im Pfeilerinneren bestehen aus qualitativ geringerwertigem Bau-
material und erlauben deshalb nur geringe zulässige Spannungen. Weiterhin können relativ
große Vorspannkräfte erforderlich werden. Diese großen Vorspannkräfte können zu Veranke-
rungsproblemen sowohl im Fundament als auch an der Oberseite des Pfeilers führen. Außer-
dem sind bei dem weichen Material Mauerwerk hohe Spannkraftverluste zu erwarten. Eine
Spannkraftüberwachung und eine Nachspannmöglichkeit sind dann unvermeidlich.
Diese Probleme vermeidet man durch eine konstruktive Verstärkung mit Stahlbetonbauteilen.
Unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Bauvolumen können zwei konstruktive
Lösungen vorgeschlagen werden: Das Einbringen von Großbohrpfählen in der Alten Main-
brücke Lohr als Maximalvariante mit erheblichem Aufwand und großer Bauwerksstörung und
die Verwendung von GEWI-Stäben in der Mainbrücke Segnitz als Minimalvariante mit mög-
lichst geringem Aufwand und geringer Bauwerksstörung. Selbstverständlich ist auch der Ein-
satz von GEWI-Stäben bei der Mainbrücke Lohr möglich. In Abb. 3-8 werden die beiden ge-
nannten möglichen Verstärkungsmaßnahmen dargestellt.
Seite 67
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Vor- Vor-
mauerung mauerung
9,5 m
1m 8,1 m 0,7 m
Vor-
mauerung
Hinterfüllung
Beton-
verkleidung
des Pfeilers
Eine derartige Konstruktion führt zu einer Erhöhung der Sicherheit der Brücke durch die Be-
einflussung der Einwirkungsseite. Zum einen wird die Häufigkeit der Anpralle gegen den
geschützten Brückenpfeiler abnehmen, da die Schutzeinrichtung teilweise den Anprall allein
auffängt und zum zweiten wird die Anprallkraft des Schiffes gegen den Pfeiler auf Grund der
zur Überwindung der Barriere erforderlichen Energie verringert, wenn die Schutzeinrichtung
nicht in der Lage ist, den Anprall komplett aufzufangen. Für die verschiedenen Varianten der-
artiger Konstruktionen gibt es umfangreiche Literatur, beispielhaft sei nur [51] genannt.
Für die Mainbrücke Segnitz wurde eine Schutzeinrichtung aus Stahldolben um die Pfeiler
herum mit einem maximalen Kraftabtrag von 4,2 MN Frontalstoß und 0,486 MN Querstoß
entworfen [317]. Beim Frontalstoß kann maximal eine Energie von 9,5 MNm und beim Quer-
stoß von 0,251 MNm umgewandelt werden. Auf Grund der beiden o. g. Effekte wurde eine
neue Verteilungsfunktion für den Frontalstoß mit einem Mittelwert von 0,0465 MN und einer
Standardabweichung von 0,837 MN berechnet. Die mechanischen Grundlagen dafür finden
Seite 68
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
sich teilweise im Anhang B. Die Ermittlung der statistischen Parameter erfolgte sinngemäß
nach KUNZ [158].
Eine Prüfung der Lagesicherheit des Überbaus während des Anpralls erfolgte im Rahmen
dieser Arbeit nicht. Insbesondere auf Grund der Erfahrung an der Mainbrücke Retzbach-Zel-
lingen (siehe CURBACH [43]) könnte eine derartige Untersuchung an der Mainbrücke Segnitz
angebracht sein. Auch Grundbruchnachweise zur Prüfung der Standsicherheit der Pfeiler bei
Schiffsanprall erfolgten nicht im Rahmen dieser Arbeit. Die komplette Untersuchung kon-
zentriert sich auf das Schubtragverhalten der Brückenpfeiler. Dadurch wird eine optimale
Vergleichbarkeit der Berechnungsergebnisse der beiden Brücken gewährleistet.
3.3.1 Ortsbegehung
Auf Grund der vorab teilweise bekannten wechselhaften Geschichte und der unvollständigen
Unterlagen war eine Sichtung der Brücken unumgänglich. Die frühzeitige Erkennung von
Differenzen zwischen den Bestandsunterlagen und dem realen Bauwerk ist notwendig, um
Fehler bei der Modellierung der Brücke zu vermeiden.
Bei Begehungen der Mainbrücke Lohr wurden sowohl die Spargewölbe als auch die Spreng-
kammern in den Flußpfeilern besichtigt und teilweise vermessen (Abb. 3-9). Die Sprengkam-
mern waren vermutlich bei der Errichtung der Brücke nach dem Deutsch-Französischen Krieg
1871 und nach dem II. Weltkrieg eingebaut worden. Es sei ausdrücklich darauf hingewiesen,
daß die Sprengkammern nicht dokumentiert waren. Erst auf konkrete Anfrage bei der Bun-
deswehr war eine Handskizze der Sprengkammern erhältlich. Zu diesem Zeitpunkt waren die
Sprengkammern aber bereits durch die Bohrungen aufgefunden worden.
3.3.2 Bohruntersuchung
Für die rechnerische Untersuchung werden neben der Geometrie auch Materialkenngrößen
benötigt. Die Materialkenngrößen wurden durch materialtechnische Versuche ermittelt. Um
die dafür notwendigen Probekörper zu beschaffen, gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Für Mauerwerk findet sich in der Literatur der Vorschlag der Entnahme von nicht benötigten
Steinen aus einem Bauwerk (STIGLAT [288]). Auf Grund der Größe der Natursteine in der alten
Mainbrücke Lohr, der mit der Entnahme einhergehenden Beschränkung der Funktionalität der
Brücke und der z. Z. vorhandenen guten Funktionalität der Brücke wurde diese Lösung als nicht
praktikabel eingeschätzt. Auch sollte aus denkmalschützerischen Gründen die visuelle Ver-
änderung des Bauwerkes durch Baumaßnahmen so gering wie möglich sein (BUDELMANN [23],
WENZEL [322]).
Seite 69
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Spargewölbe 2m 8m 2m
0,5m
Mauer-
0,6 m
werk
4m
2,15 m
Sprengkammer
Beton
1,8 m 0,6 m 1,8 m
Spreng-
kammer
Vertikalschnitt durch den Pfeiler III in Höhe Horizontalschnitt durch den Pfeiler III in Höhe
der Sprengkammern und der Spargewölbe der Sprengkammern
Abb. 3-9: Darstellung der Sprengkammer im Vertikal- und im Querschnitt und Aufnahmen
der Sprengkammer. Links oben sind die Spargewölbe im Betonbogen dargestellt.
Auch die Möglichkeit der nachträglichen Herstellung von neu gewonnenen Steinen aus ver-
gleichbarem Naturstein und wenn möglich sogar aus den gleichen Steinbrüchen und adäqua-
tem Mörtel erscheint unpraktikabel. Zwar konnte mit Unterstützung des örtlichen Geschichts-
vereines in Lohr eine Zuordnung zu alten Steinbrüchen erfolgen. So kamen die Steine für den
Bau der Mainbrücke wahrscheinlich aus dem Neuendorfer Steinbruch der Gebr. Schönmann
und aus dem Steinbruch von Karl Dietrich. Weitere Steine kamen aus verschiedenen Wald-
abteilungen, in denen Findlinge gesucht und behauen wurden. Dazu wurde eine eigene Wald-
schmiede errichtet. Außerdem sollen Steine aus Neustadt, Wombach, Neuendorf, Nantenbach
und Waldzell verwendet worden sein. Beim Wiederaufbau 1946 wurden die vorhandenen
Steine geklopft und wieder eingebaut. Zusätzliche Steine kamen aus Reistenhausen und Bet-
tingen. Die ermittelten Steinbrüche sind jedoch seit vielen Jahren geschlossen. Eine Wieder-
eröffnung dürfte mit hohem Aufwand verbunden und teuer sein. Auch die Herstellung des
alten Mörtels dürfte Schwierigkeiten bereiten, so daß insgesamt von diesem Vorschlag Ab-
stand genommen wurde.
Auch wenn die Materialentnahme durch Bohrungen lt. STIGLAT [288] und BERNDT [16] für
die Abschätzung von Mauerwerksfestigkeiten Unsicherheiten in sich birgt, überwiegt der
Vorteil der einfachen technologischen Gewinnung diesen Nachteil. Die Bohrungen dienen ne-
ben der Materialbeschaffung auch zur Prüfung des Aufbaus der Brücke und der Fundamente.
Die visuelle Störung des Bauwerkes ist im Verhältnis zur Menge an gewonnenem Material
außerordentlich gering. Mit den zahlreichen Bohrkernen ist eine statistische Auswertung der
Materialgrößen möglich, die die Unsicherheit bei der Beschreibung der Materialgrößen be-
Seite 70
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
rücksichtigt, die wiederum später die Grundlage für die probabilistische Berechnung ist. Inso-
fern ist zumindest teilweise damit der o.g. Kritik Genüge getan.
Neben den Materialproben und dem möglichen Blick in das Bauwerk erlaubt der Bohrvor-
gang selbst Rückschlüsse auf Mauerwerkseigenschaften. Ein wichtiger Indikator für den vor
dem Bohrvorgang vorhandenen Porenraum im Mauerwerk stellt der Verlust an Kühlwasser
dar. Ebenso können die Bohrprotokolle mit den an den Bohrkernen gesichteten Materialien
verglichen werden.
STIGLAT [288] empfiehlt, Bohrkerne nicht kleiner 200 mm für die Ermittlung der Belastbar-
keit von Natursteinmauerwerkswänden zu verwenden. Dieser Empfehlung konnte auf Grund
technologischer Rahmenbedingungen nur teilweise gefolgt werden. Die Horizontalbohrungen
erfolgten mit einem Durchmesser von 200 mm und die Vertikalbohrungen mit einem Durch-
messer von ca. 130 mm.
Der Bohrplan für die alte Mainbrücke Lohr ist in Abb. 3-10 dargestellt. Die Wahl der Bohrun-
gen basiert im wesentlichen auf einer umfangreichen rechnerischen Voruntersuchung.
Nach der Gewinnung der Bohrkerne wurden diese gesichtet. In den beiden Bildern Abb. 3-11
und Abb. 3-12 sind die Bohrkerne der vertikalen Bohrungen durch jeweils einen Mauerwerks-
und einen Betonpfeiler dargestellt.
In Abb. 3-11 befindet sich auf der linken Seite Material, welches in der Nähe der Fahrbahn-
platte, also sehr weit oben im Pfeiler entnommen wurde. Auf der rechten Seite des Bildes sind
Bohrkerne aus dem Bereich des Fundamentes sichtbar. In Abb. 3-12 befindet sich die Ober-
seite des Pfeilers unten im Bild. Die Betonabschnitte sind Hinterfüllungen der Bögen. Oben
im Bild sind wieder Bohrkerne aus dem Bereich des Fundamentes erkennbar. Die Zahlen auf
den Bohrkernen geben die Tiefe der Bohrkernentnahme von OK Fahrbahn an. Es ist erkenn-
Seite 71
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
bar, daß besonders im Bereich des Bogenansatzes sehr gutes Steinmaterial verwendet wurde
(Abb. 3-12: 7-9 m Tiefe). Gemäß Definition DIN 4022 [61] sind die gewonnenen Bohrkerne
überwiegend großstückig, im Gegensatz dazu im Bereich des Fundamentes stückig bis klein-
stückig.
Abb. 3-12: Vertikalbohrung durch den Mauerwerkspfeiler (Pfeiler II). Die Zahlen stellen die
Lage des Bohrkernes von der OK Fahrbahn auf der Brücke in Meter dar.
Anhand aller Bohrkerne erfolgte eine subjektive Einstufung des verwendeten Natursteins und
des Betonmaterials. Bei dem Naturstein handelt es sich um roten Mainsandstein (Buntsand-
stein). Dieser Quarzsandstein zeigt i. a. ein feinkörniges, äußerst dichtes Gefüge, eine hohe
Dauerhaftigkeit und hohe Festigkeitseigenschaften (bis zu 140 MN/m2 Druckfestigkeit). Zahl-
reiche Bauwerke im In- und Ausland wurden aus diesem Material errichtet. Der vorgefundene
Mainsandstein wurde in drei Varietäten unterteilt:
Seite 72
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
1. roter Mainsandstein (Abb. 3-13 a), regelmäßige Struktur, keine oder kaum farbliche
Störungen, die teilweise nach der Trocknung sichtbaren weißen Bereiche sind im Ver-
hältnis zur Varietät 2 kleiner und seltener (Abb. 3-13 b), eine Schichtung ist nicht oder
nur durch kleine Farbänderungen abschätzbar, sehr kratzfest, ohne Risse, die sichtbare
Porengröße liegt unter 0,25 mm (vermutlich Dietenhain-Rot Mainsandstein)
2. roter Mainsandstein, Grundfarbe heller oder dunkler als 1, gelegentlich fast ziegelrot,
regelmäßige Struktur mit weißen Streifen und dunklen Einschlüssen (Abb. 3-13 c), beim
Kratzen weicher als Varietät 1, Poren sind nicht erkennbar (vermutlich Dorfprozeltener
Mainsandstein)
3. roter Mainsandstein, Grundfarbe wie 2, keine oder kaum farbliche Störungen, aber grö-
ßere Höhlräume im Stein bis 0,5 cm in unregelmäßigen Abständen mit einer schwarz-
braunen Oberfläche in den Störungen (Abb. 3-13 d), eine Schichtung ist nicht erkennbar,
die Porengröße in der Struktur liegt zwischen ¼ und ½ mm, nach der Trocknung regel-
mäßige weiche Bereiche (vermutlich Ebenheider Mainsandstein)
a) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei- b) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei-
nes Probekörpers aus den Bohrkernen der nes Probekörpers aus den Bohrkernen der
Varietät 1 a im trockenen Zustand Varietät 1 b im trockenen Zustand
c) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei- d) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei-
nes Probekörpers aus den Bohrkernen der nes Probekörpers aus den Bohrkernen der
Varietät 2 im trockenen Zustand Varietät 3 im trockenen Zustand
Abb. 3-13: Beispiele der Varietäten des Sandsteines
Seite 73
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Der Beton wurde visuell anhand der Haufwerksporigkeit in drei verschiedene Klassen einge-
teilt. Als Größtkorn wurden ca. 10 cm geschätzt. Zuschlagstoff war überwiegend Sandstein,
der aus den Resten des gesprengten Pfeilers gewonnen worden war.
1. Bei der Klasse 1 handelt es sich um dichten Beton ohne Fehlstellen (Abb. 3-14 a). Das
Bindemittel hat die übliche graue Farbe. Der Bruch bei den zentrischen Zugfestigkeits-
versuchen geht durch den Zuschlagsstoff aus Mainsandstein, teilweise auch durch andere
vorhandene Zuschlagstoffe.
2. Beim Beton der Klasse 2 sind Fehlstellen von 1-2 cm Durchmesser (Abb. 3-14 b) erkenn-
bar. Der Bruch bei Zugfestigkeitsversuchen geht teilweise durch die Zuschläge aus Sand-
stein. Die Farbe des Bindemittels ist etwas heller als bei Klasse 1.
3. Beton der Klasse 3 ist extrem porös (Abb. 3-14 c). Das Material ist sehr schlecht verdich-
tet. Das Korngerüst ist räumlich erkennbar. Das Bindemittel ist teilweise sandfarben.
a) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei- b) Typisches Beispiel der Schnittfläche ei-
nes Probekörpers aus den Bohrkernen des nes Probekörpers aus den Bohrkernen des
Betons der Klasse 1 im trockenen Zustand Betons der Klasse 2 im trockenen Zustand
Seite 74
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Die Schichtung der Sandsteine hat ebenso wie der Wassergehalt oder die Porösität der Steine
Einfluß auf die Steinfestigkeit. Auf Grund der visuell schwer feststellbaren Schichtung kön-
nen aber kaum Angaben dazu gemacht werden. Es wird angenommen, daß bei der Errichtung
der Brücke eine einheitliche Schichtung beibehalten wurde.
Die Bohrkerne zeigen, daß zwischen innerem und äußerem Mauerwerk in den Mauerwerks-
pfeilern der Mainbrücke Lohr unterschieden werden muß. Die Erfassung der jeweiligen Vo-
lumenanteile in den Bohrkernen ergab im äußeren Bereich der Pfeiler hochwertige großstük-
kige Sandsteinkerne mit geringem Mörtelvolumen und geringem Hohlraumanteil. Im Gegen-
satz dazu zeichneten sich die Bohrkerne aus dem Inneren der Pfeiler durch viele kleine Stein-
stücke, viel Mörtel und große Hohlräume aus. Diese Tatsache gilt für das Pfeilerinnere mit
Ausnahme der Kämpferbereiche (Abb. 3-12).
Sicherlich wurde schon bei der Errichtung aus Kostengründen nur eine Verfüllung der Mau-
erwerkspfeiler geplant und ausgeführt. Diese Tatsache erfordert im weiteren eine Abgrenzung
der rechnerischen Mauerwerksfestigkeiten zwischen dem Äußeren und dem Inneren des Mau-
erwerkspfeilers.
Basierend auf den Bohrkernen und der subjektiven Einteilung in Varietäten bzw. Klassen er-
folgte die Entwicklung eines Höhenmodells der vermutlichen Verteilung der Festigkeiten des
Sandsteines und des Betons in den untersuchten Pfeilern der Mainbrücke Lohr. Das Modell
für den untersuchten Mauerwerkspfeiler stellen die vier Säulen in Abb. 3-15 dar. Im Gegen-
satz dazu sind auf der rechten Seite die später bei den Versuchen ermittelten Sandsteindruck-
festigkeiten in den Quadraten dargestellt. Eine grobe Übereinstimmung kann durchaus bestä-
tigt werden, aber im Detail finden sich zahlreiche Unterschiede.
Abb. 3-15: Subjektive Einteilung der Bohrkerne. Maßstab kennzeichnet die Lage der Probekör-
per in den Pfeilern in Abhängigkeit von der Tiefe ab OK Fahrbahn in Meter. Die links neben dem
Maßstab angegebenen Quadrate geben meßtechnisch ermittelte Festigkeiten an. Links daneben
ist die subjektive Beurteilung der Bohrkerne über die Höhe darstellt.
Seite 75
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Überwiegend zeigten die Bohrkerne einen homogenen Aufbau, der eine nahezu zweifelsfreie
Zuordnung zu den Bauteilen erlaubt, wie z. B. Fundamentbereich, innerer und äußerer Mau-
erwerksbereich oder Hinterfüllung. Auch die verwendeten Materialen wie roter Mainsand-
stein und Mörtel oder Beton mit ähnlicher Farbzusammensetzung finden sich immer wieder.
An drei Stellen tauchten jedoch in den Bohrkernen in einem geringen Umfang Materialien
auf, die sich sowohl in der Struktur als auch in der Farbe von dem ansonsten aufgefundenen
Sandstein und Mörtel unterschieden. Das Material war kratzbar und deutlich heller, fast gelb.
Es besteht die Möglichkeit, daß es sich dabei um anderen Mörtel handelt, der zu einem späte-
ren Zeitpunkt, z. B. durch Verpressen, eingebracht wurde. Interessant war insbesondere eine
Probe, in der verschiedene Schichtungen des unbekannten Materials mit einer Dicke von je-
weils ca. 1 cm an einer Stelle übereinander auftreten.
Die einzelnen Schichten wurden einer chemischen Prüfung mit Salzsäure ausgesetzt. Bei allen
Schichten wurde ein Aufschäumen beobachtet, was die Vermutung nahelegt, daß ein kalkhal-
tiges Material vorliegt. Kalkstein findet sich normalerweise nicht in Sandsteinvorkommen, da es
sich bei Kalkstein um ein Flachmeersediment und bei Sandstein um ein Tiefmeersediment han-
delt. Es liegt somit die Schlußfolgerung nahe, daß es sich bei allen chemisch geprüften Schichten
um Mörtel und nicht um Kalkstein handelt.
Natürlich besteht die Möglichkeit, daß durch Auswaschungen kalkhaltige Stoffe eingetragen
wurden. Die ansonsten in den Bohrkernen der Mauerwerkspfeiler beobachteten Auswaschun-
gen zeigen jedoch von der Farbe her ein völlig anders gestaltetes Aussehen.
Die Bohrungen, bei denen die hier beschriebenen Materialien festgestellt wurden, waren verti-
kale Bohrungen im Bereich der äußeren Mauerwerksschale zweier alter Sandsteinpfeiler. Das
Material befand sich immer in Höhe der Oberseite des Anschlusses Bogen - Pfeiler im Kämp-
ferbereich. Dieser Fundort kann während der Erbauung ein Platz gewesen sein, an dem Mörtel
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Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
gemischt wurde. Ähnliche Funde hat man z. B. auch an der Marienbrücke Dresden gemacht
(GRUNERT, GRUNERT & GRIEGER [110]).
Obwohl die Frage nach den Materialien nicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich-
keit beantwortet werden kann, wurde im folgenden davon ausgegangen, daß
a) kein Verpressen dieser Mauerwerkpfeiler stattgefunden hat und
b) es nur eine Grundgesamtheit des Mörtels gibt.
Auch die anderen Materialien wurden im folgenden als eine Grundgesamtheit angesehen.
Weitere Ausführungen zur Problematik der Grundgesamtheit finden sich in den Vorüberle-
gungen zur statistischen Auswertung (3.5.1).
Aus den Bohrkernen wurden nach Sichtung und Bewertung, soweit möglich, Probekörper für
Materialversuche gewonnen. Tab. 3-1 gibt die Materialparameter und die Anzahl der Versu-
che zur Ermittlung der statistischen Eigenschaften an.
Tab. 3-1: Anzahl der Materialprüfversuche mittels Probekörpern aus den Bohrkernen
Die Anzahl der Versuche richtete sich nach der Menge der aus den Bohrkernen herstellbaren
Versuchskörper. Gleichzeitig sollte für eine statistische Auswertung der Materialparameter
eine ausreichende Anzahl geprüft werden. So gibt Tab. 3-2 eine Wertung der Anzahl von sta-
tistischen Versuchen an. Bis auf die Haftscherfestigkeit und die Mörteldruckfestigkeit konnte
der Mindestwert von 30 Stichproben eingehalten werden. Bei der Diskussion der Modelle zur
Beschreibung der Mauerwerksfestigkeit wird sich zeigen, daß die Mörteldruckfestigkeit eine
untergeordnete Bedeutung besitzt. Insofern ist dieser geringe Wert akzeptabel.
Tab. 3-2: Wertung von statistischen Untersuchungen basierend auf dem Stichprobenumfang
nach [279]
Die Anzahl der Materialparameter der Widerstandsseite kann auch entsprechend der noch
unbekannten Auswirkungen dieser streuenden Größen auf das Endergebnis festgelegt werden.
Hierbei wurde stellvertretend auf bereits existierende dynamische Untersuchungen von
GROßMANN & JULI [108] zurückgegriffen. Die Ergebnisse dieser Studie über die Einflüsse
streuender Größen bei Stoßprozessen lassen sich wie folgt zusammenfassen: Die Streuung der
sich im Laufe des Stoßprozesses ergebenden Verformungen wird bei kurzen Stößen durch die
Streuung der Masse, bei zunehmender Stoßzeit durch die Streuung der Steifigkeit dominiert.
Seite 77
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Diese Aussage entspricht auch den Erkenntnissen der deterministischen Dynamik, denn bei
langen Stößen verliert sich der Einfluß der Massenträgheitseffekte. Bei einer Stoßzeit, die die
Hälfte der ersten Eigenschwingzeit beträgt, sind die Unsicherheiten aus der Masse praktisch ver-
nachlässigbar. Die Bemessungsstoßzeiten für die Anprallkräfte an der Alten Mainbrücke Lohr
liegen zwischen 0,16 und 2,7 Sekunden. Basierend auf diesen Überlegungen und den noch zu
behandelnden Eigenfrequenzen werden sowohl die Unsicherheiten aus Masse als auch aus
Steifigkeiten einen nicht zu vernachlässigbaren Einfluß haben. Masseermittlung (Dichte) und
Steifigkeitsermittlung (E-Modul und Geometrie) erfolgten deshalb mit einer entsprechenden
großen Probekörperanzahl.
Die Auswahl der Materialparameter ist abhängig von der Art und Weise der rechnerischen Mo-
dellierung der Brücke. Darauf wird im Kapitel 4: „Berechnungsverfahren“ ausführlich einge-
gangen.
Die versuchstechnische Ermittlung des E-Moduls für Beton und Natursteine erfolgte gemäß
DIN 1048 [57]. Die Abschätzung der a-priori Bruchlast bei Naturstein und Beton erfolgte
durch die Zuordnung zu den Varietäten des Standsteines bzw. den Klassen des Betons und
durch räumliche Zuordnungen in der Brücke, wie z. B. ein Druckfestigkeitsversuch und ein E-
Modulversuch an einem Stein. Wie sich bei den Versuchen zeigte, ist die ehemalige räumli-
che Nähe von Probekörpern innerhalb der Brücke allein kein ausreichendes Prognosehilfs-
mittel für die Bruchlast.
Die versuchstechnische Ermittlung der Rohdichte von Beton erfolgte gemäß DIN 1048 [57]
und für den Naturstein in Anlehnung an DIN 52 102 [62]. Die versuchstechnische Ermittlung
der Druckfestigkeit des Betons erfolgte ebenfalls gemäß DIN 1048 [57] und die versuchs-
technische Ermittlung der Druckfestigkeit von Naturstein in Anlehnung an DIN 52 105. Für
den Naturstein ist von Bedeutung, daß die Druckfestigkeitsversuche nach Herstellung eines
ausgleichsfeuchten Zustandes durchgeführt wurden, da die Druckfestigkeit von Natursteins
nicht unbeträchtlich von dessen Wassergehalt abhängt (WINKLER [327]). Die Ermittlung der
Spaltzugfestigkeit von Naturstein erfolgte in Anlehnung an die DIN 1048 [57].
Die versuchstechnische Ermittlung der zentrischen Zugfestigkeit von Beton ist eine Sonder-
prüfung [29]. Die Untersuchung des Betons mittels zentrischer Zugfestigkeit zeigt normaler-
weise recht hohe Streuungen und erfordert einen hohen versuchstechnischen Aufwand, den
man üblicherweise vermeidet. Da in der folgenden Untersuchung aber gerade Wert auf die
Berücksichtigung der Streuung gelegt wird, hat sich der Verfasser für die Durchführung die-
ser Versuche entschlossen.
Die Erfassung der geometrischen Größen des Natursteinmauerwerkes, wie Steinhöhe, Fugen-
höhe, Hohlräume erfolgte durch Anzeichnen von vier Mantellinien am Bohrkern, Ausmessen
der Anteile, Erfassung in Listen und statistische Auswertung.
Die Ermittlung der Haftscher- bzw. Schubfestigkeit des Mauerwerkes erfolgte in Anlehnung
an die DIN EN 1052-3 [64] (Abb. 3-17). Es handelte sich um eine Sonderprüfung. Es gelang,
sieben, teilweise unvollständige und mit Beton erweiterte Probekörper aus den Bohrkernen
herzustellen. In DIALER [55] befindet sich eine Zusammenstellung aller bekannter Versuchs-
aufbauten für Schubversuche. Dort wird ausdrücklich darauf hingewiesen, daß Kleinkörper-
versuche höhere Schubfestigkeiten erbringen. Im vorliegenden Fall schließt sich noch das
Problem der schwierigen Gewinnung und Herstellung der Versuchskörper an. Der Autor ist
sich dessen bewußt, daß es sich nur um einen Anhaltspunkt für die Abschätzung der Schub-
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Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
festigkeit des vorliegenden Mauerwerks handeln kann. Er erlaubt aber spätere Vergleichs-
rechnungen.
Sandstein FQ
FN FN
s
Fuge
Abb. 3-17: Versuchsaufbau mit zwei Fugen
Bei der Prüfung von Mörtel muß man prinzipiell zwischen Proben aus bestehendem Mauer-
werk und Proben für neues Mauerwerk, die in einer speziellen Schalung erstellt wurden (nach
DIN 18 555 [60]), unterscheiden. Die Eigenschaften eines Mörtels, der in einer Stahlschalung
erhärtet, sind anders als die Eigenschaften eines Mörtels, der im Mauerwerk erhärtet. Bei-
spielhaft genannt sei nur der Feuchtetransport zwischen Mörtel und umgebendem Material, der
erhebliche Unterschiede bei den beiden genannten Fällen aufweist.
Bei der Herstellung von Mörtelproben aus bestehendem Mauerwerk entsteht das Problem der
zerstörungsfreien, besser zerstörungsarmen Gewinnung der Mörtelproben. Bei regelmäßigem
Mauerwerk können Mörtelproben nur aus Fugen gewonnen werden. Fugen sind in der Regel
flach. Diese Eigenschaft führt zu besonderen Probeformen bei Mörtelprüfkörpern. Beispiel-
haft genannt seien: 80 mm × 80 mm × 12 mm [53], 50 mm × 50 mm × 12 mm SCHUBERT &
SCHMIDT [264] und 20 mm × 20 mm × 12 mm [53].
Mit den bei den Versuchen ermittelten Materialparametern ist es möglich, im Gegensatz zu
den bisher nur subjektiv gewonnenen Einschätzungen vergleichbare objektive Aussagen zu er-
halten.
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Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Abb. 3-19: Aufgeklappte Bohrkerne aus dem Pfeiler 2 der Mainbrücke Segnitz
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Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Auf Grund der visuellen Sichtung der Bohrkerne konnte die Natursteinart eingestuft werden.
Bei dem aus der Mainbrücke Segnitz gewonnenen Naturstein handelt es sich wahrscheinlich
um Trigonoduskalk, eine Sonderform des Muschelkalkes, der in der Nähe von Würzburg zu
finden ist. Das Material zeigt einen lückig-porösen, feinkörnigen, kristallinen Aufbau mit Mu-
schelfragmenten (Lumachellen). In der Literatur wird dieser Kalkstein als außerordentlich
wetterfest ausgewiesen. Neben den o. g. Begriffen wird gelegentlich auch die Bezeichnung
Quaderkalk verwendet (DIENEMANN & BURRE [56], GÄBERT, STEUER & WEISS [98]). Für das
dichte Material (ohne große Hohlräume) werden in der Literatur Druckfestigkeiten zwischen
20 und 90 MN/m2 angegeben (SCHUBERT [263]).
Alle materialtechnischen Untersuchungen zeigen Streuungen der bei den Versuchen ermittel-
ten Eigenschaften. Diese Streuungen sind sowohl bei dem natürlichen Werkstoff Naturstein
als auch für die künstlichen Werkstoffe mit natürlichen Zusätzen Beton und Mörtel immer
vorhanden und werden gelegentlich als baustoffinhärente Unsicherheiten bezeichnet. Diese
Unsicherheit soll Bestandteil der vorzunehmenden Untersuchungen der Brücken sein.
I. Der zentrale Grenzwertsatz sagt aus, daß unter bestimmten Bedingungen jede Summe
unabhängiger Zufallsgrößen asymptotisch normalverteilt ist. Das heißt, wenn genügend
viele, zufällig verteilte Einzelgrößen auftreten, wird die Summe dieser Größen normal-
verteilt sein (VAN DER WAERDEN [303]). Bestimmte Bedingung bedeutet z. B., daß eine
Größe nicht einen zu großen Beitrag zum Gesamtwert leisten darf. Auf alle Bedingungen
sei an dieser Stelle nicht eingegangen, sie können der Literatur z. B. [303] entnommen
werden. Wenn man die Herstellung des Betons betrachtet, stößt man auf eine Vielzahl zu-
fälliger Prozesse, die Einfluß auf die Eigenschaften des Materiales haben. Es erscheint
Seite 81
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Beim Sandstein wurde z. B. festgestellt, daß die Steine aus verschiedenen Steinbrüchen
und aus Findlingen gewonnen wurden. Auch wenn die Steinbrüche Teil nur einer geolo-
gischen Schichtung sind, wird es eine Vielzahl von Einflüssen geben, wie unterschiedli-
che lokale Eigenschaften der Steine, unterschiedliche Gewinnung, Einflüsse des Trans-
portes und der Behauung der Steine etc., die Auswirkungen auf die Eigenschaften des
Steins haben. Die Vielzahl der streuenden Einflüsse könnte gemäß obiger Überlegung
auch in diesem Fall die Wahl einer Normalverteilung bzw. Log-Normalverteilung für die
Unsicherheit verschiedener Eigenschaften unterstützen.
II. In Tab. 3-3 werden zahlreiche Beispiele von Verteilungsfunktionen für verschiedene
Materialgrößen genannt. Es handelt sich hierbei natürlich nur um einen Überblick, aber
die Dominanz der Normal- bzw. Log-Normalverteilung ist offensichtlich.
Seite 82
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
III. Zwischen der Verteilungsfunktion der statistischen Unsicherheit und der Art und Weise,
wie das Versagen eines Materiales, hierbei insbesondere das Zugversagen, stattfindet, be-
steht vermutlich ein Zusammenhang. Unter Art und Weise wird an dieser Stelle duktiles
oder sprödes Versagen des Materiales verstanden. Zur Beschreibung der Eigenschaft
Sprödheit finden sich in der Literatur, z. B. in GETTU, PRAT & KAZEMI [102], verschie-
dene Modelle, z. B. HILLERBORG’S charakteristische Länge, CARPINTERI’S Sprödheits-
zahl, das JENQ-SHAH Modell oder BAZANT’S Prozeßzonengröße. Zur Einordnung der
Sprödheit des Betons im Vergleich zu anderen Materialien ist in Tab. 3-4 HILLERBORG’S
charakteristische Länge angegeben.
Material von bis
Glas 0,000001
Silikazement 0,001
Zement 0,05 0,15
Mörtel 0,1 0,2
Hochleistungsbeton 0,15 0,3
Normalbeton 0,2 0,5
Massenbeton max. Zuschlagsstoff 19 mm 0,6
Massenbeton max. Zuschlagsstoff 38 mm 0,7
Massenbeton max. Zuschlagsstoff 76 mm 0,9
Beton mit Glasfasern 0,5 3
Beton mit Stahlfasern 2 20
Seite 83
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
[140] haben versucht, für weggesteuert geprüfte spröde Materialien auf theoretischem
Wege eine Verteilung zu entwickeln. Sie schlagen eine Log-Normalverteilung der Bruch-
dehnung von Normalbeton vor. Zwar finden sich in Tab. 3-3 zwei Beispiele für die
Verwendung einer Weibullverteilung zur Beschreibung der statistischen Unsicherheit der
Betonzugfestigkeit, aber sowohl theoretische Untersuchungen als auch die Unterschiede
in der Sprödheit zwischen Glas und Beton lassen vermuten, daß für die Betonzugfestig-
keit keine Weibullverteilung gewählt werden sollte.
Abb. 3-20: klassisches Modell eines Parallelen Reihensystems oben und eines Reihensy-
stems mit Ausgleich zwischen den Reihen unten
In Abhängigkeit von der Art des Versagens zeigt Mauerwerk unterschiedlich sprödes
Verhalten. Betrachtet man nur das Versagen unter Schub, welches für den Anprall wahr-
scheinlich maßgebend wird, so zeigt das Versagen in den Fugen (COULOMB’sche Rei-
bung) ein wesentlich duktileres Verhalten als das Zerreißen der Steine im sogenannten
Schubbereich II [310]. Diese Überlegung erschwert erheblich die Wahl einer Verteilungs-
funktion der Schubfestigkeit von Mauerwerk. Wenn also, wie behauptet, die Sprödheit
ein Indiz für die Art der Verteilungsfunktion einer Materialfestigkeit ist, dann läßt sich
die Verteilungsfunktion von Mauerwerk auf Schub nur noch im Rahmen der Schubberei-
che festlegen. Sie müßte also, bei sprödem Versagen der Steine auf Schub eher Richtung
Weibullverteilung tendieren, bei Fugenversagen wahrscheinlich eher eine Normalvertei-
lung oder Log-Normalverteilung. Da aber Mauerwerk unter Schub immer eine deutlich
weniger sprödes Verhalten als Glas zeigt, wird letztendlich eine Normal- bzw. Log-Nor-
malverteilung eine ausreichend genaue Beschreibung liefern.
IV. Es muß erwähnt werden, daß nur Verteilungsfunktionen ausgewählt werden können, die
bekannt sind. Dabei ist keinesfalls klar, ob es sich im jeweils vorliegenden Fall überhaupt
um eine theoretisch bekannte Verteilungsfunktion handelt. Daneben kann es auch vor-
kommen, daß mehrere verschiedene Verteilungsfunktionen eine gleichwertige Beschrei-
bung der Versuchsdaten erlauben. Das ist insbesondere bei mehrparametrigen Vertei-
lungsfunktionen der Fall, die durch eine günstige Wahl der Parameter eine sehr gute An-
passung erlauben. So sind bei kleinen Variationskoeffizienten die Unterschiede zwischen
Log-Normalverteilung und Gumbelverteilung sehr klein (RACKWITZ [238]). Weiterhin
muß man davon ausgehen, daß die gewonnenen Daten durch Gewinnungsverluste zensiert
sind. Die genannten Probleme zeigen, daß mathematische Werkzeuge allein nicht ausrei-
chen, sondern ingenieurwissenschaftliche Vorüberlegungen zwingend notwendig sind.
Es stellt sich zusätzlich die Frage, ob in den ermittelten Verteilungen für die verschiede-
nen Materialparameter weitere Grundgesamtheiten vorliegen. Zum Beispiel ist die Ver-
teilungsfunktion von Straßenverkehrslasten eine Mischverteilung aus PKW- und LKW-
Seite 84
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
Verkehr (SPAETHE [273]). Im vorliegenden Fall besteht die Möglichkeit, daß Sandsteine
unterschiedlicher Art verwendet wurden. Um diese Möglichkeit zu prüfen, wurde neben
einem mathematischen Verfahren zur Aufspaltung von Wahrscheinlichkeitsverteilungs-
funktionen (HARTMANN [118]) auch auf die visuelle Prüfung der Natursteine zurückge-
griffen. Dazu wurde, wie bereits erwähnt, eine subjektive Klassifizierung auf Grund von
Struktur, Farbe, Oberflächenbeschaffenheit etc. vorgenommen. Die gleiche Vorgehens-
weise wurde beim Beton genutzt. Wie Abb. 3-15 verdeutlicht, ist jedoch keine absolute
Übereinstimmung zwischen den subjektiven Werten und den Meßwerten vorhanden, so
daß eine subjektive Trennung in unterschiedliche Grundgesamtheiten nicht erfolgte. Auch
statistische Tests zur Prüfung auf verschiedene Grundgesamtheiten legten eine Trennung
in mehrere Grundgesamtheiten nicht nahe. Es wurde deshalb mit einer Grundgesamtheit
für den Naturstein und einer Grundgesamtheit für den konstruktiven Beton gearbeitet.
Seite 85
Kapitel 3: Widerstandsseite Brücke
zu treffen. Eine Berücksichtigung der Unsicherheit der statistischen Parameter wie z. B. durch
PENDOLA, HORNET, LEMAIRE & MOHAMED [226] erfolgte an dieser Stelle nicht.
Zur Frage der Korrelationen zwischen den einzelnen Zufallsgrößen sei auf Abb. 11-4 und
Abb. 11-5 im Anhang C verwiesen. Die relativ große Unsicherheit beim Rückschluß vom
empirischen auf den existierenden Korrelationswert bei den „geringen“ Stichprobenumfängen
würde normalerweise eine Parameteruntersuchung erfordern. Um den Umfang der Rechnung
zu begrenzen, fanden Korrelationskoeffizienten keinen Eingang in die Rechnung.
Mit Abschluß dieses Kapitels sind die für eine rechnerische Untersuchung der Brücken notwen-
dige Eingangsgrößen sowohl auf der Einwirkungs-, als auch auf der Widerstandsseite aufgear-
beitet. Es schließt sich die Frage an, wie man die aufgestellten Eingangsgrößen verarbeitet, um
zu dem im Kapitel 1 genannten Ziel zu gelangen.
Seite 86
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
4 Berechnungsverfahren
Nach der Diskussion der Einwirkungs- und Widerstandsseite sollen geeignete mathematische
Berechnungsverfahren ausgewählt werden, um das Zusammenwirken beider Seiten realitäts-
nah numerisch beschreiben zu können. Auf Grund der Größe der Brücken ist eine versuchs-
technische Untersuchung von Schiffsanprallen gegen Brücken aus Sicht des Verfassers kein
gangbarer Weg. Auch der Weg der Modellversuche an verkleinerten Systemen erscheint auf
Grund der erforderlichen maßstabsgerechten Berücksichtigung von Steifigkeit und Masse der
Brücken als sehr schwierig. Es wird deshalb versucht, einen Anprall gegen die Brücken über
ein mathematisches Modell numerisch zu beschreiben. Für diese Beschreibung stehen ver-
schiedene Berechungs- und Modellierungsverfahren bereit, die in diesem Kapitel erläutert und
zusammengefaßt werden. Die Beschreibung der Berechnungsverfahren gliedert sich in zwei
Bereiche. Zuerst wird ein geeignetes Verfahren zur Beschreibung des strukturmechanischen
Verhaltens von Brücken unter Schiffsanprall und zur Modellierung von Mauerwerk kurz vor-
gestellt. Im Anschluß daran werden geeignete wahrscheinlichkeitstheoretische Verfahren zur
Berücksichtigung der streuenden Eingangsgrößen diskutiert.
Zur mathematischen Modellierung der Strukturantwort der Brücken unter Anprall wurde das
Verfahren der Finiten Elemente gewählt. Durch die von ARGYRIS & CLOUGH initiierte Ent-
wicklung dieses Verfahren wurde bis heute ein beeindruckender Fortschritt bei der mathema-
tischen Beschreibung des strukturmechanischen Verhaltens von Bauwerken erreicht. Diese
Entwicklung in Verbindung mit dem gemäß MOORES beobachteten exponentiellen Wachstum
der Rechnerkapazität (STILLER [289]), sprich der möglichen numerischen Umsetzung des
Finiten-Elemente-Verfahrens, hat dazu geführt, daß dieses Verfahren heute praktisch zum
Alltag des Bauingenieurs gehört.
Das Verfahren der Finiten Elemente ist eine Strategie zur näherungsweisen Lösung partieller
Differentialgleichungen. Kontinuierliche Probleme werden dabei in endlich-dimensionale
Ersatzprobleme umgewandelt. Dieser sogenannte Diskretisierungsprozeß findet sich in Ver-
fahren wie den FEM, Differenzen-Methode und der Randelementemethode.
Es wurde überwiegend das Programmpaket ANSYS verwendet. Das Programm hatte nach
Angaben des Vertreibers CADFEM in Deutschland 1998 einen Marktanteil von 20 % und
wurde ca. 16.000mal weltweit installiert. In Deutschland wurde das Programm ca. 5.000mal
installiert (CADFEM [35]). Für die Diskretisierung und die Auswertung der Rechnungen sind
Pre- und Postprozessoren in das Programm integriert.
Bei den verwendeten Elementen zur Beschreibung der Brücke fanden Verschiebungsansätze
Verwendung. Die Spannungen werden aus den Ableitungen des Verschiebungsansatzes er-
mittelt. Andere Ansätze, wie z. B. hybride Finite Schnittkraftelemente arbeiten mit Schnitt-
kraftansätzen im Elementinneren und Verschiebungsansätzen längs der Elementränder bzw.
Seite 87
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Bei der Berechung des strukturmechanischen Verhaltens wurden teilweise auch Nichtlineari-
täten des Materials bzw. der Struktur mit berücksichtigt. Die Beschreibung basierte zum einen
auf dem Stoffgesetz von WILLAM-WARNKE (Betonverhalten) [325] und zum zweiten auf dem
Einbau von Fugen beim Mauerwerksblockmodell nach JAGFELD [134]. Probleme bei der
nichtlinearen Modellierung von Mauerwerk mit dem Programm ANSYS sind dem Verfasser
bekannt (CHIOSTRINI, FORABOSCHI & SORACE [38]). Bei nichtlinearen Berechnungen muß
man auf ein iteratives Berechnungsschema zurückgreifen. Im Rahmen dieser Berechnung
wurde das NEWTON-RAPHSON Verfahren verwendet.
Die Berechnung über den Zeitbereich erfolgte mittels des NEWMARK-Verfahrens, da dieses
Verfahren in ANSYS integriert ist [34]. Das NEWMARK-Verfahren umfaßt die Näherung eines
Verschiebungs- und eines Geschwindigkeitsvektors, um die Differentialgleichung zum Zeit-
punkt t+∆t lösen zu können (BARAKAT [9]):
x t +∆t + C ⋅ x& t +∆t + K ⋅ x t +∆t = F t +∆t ,
M ⋅ && (4-2)
∆t ist die Differenz zwischen tt+1 und tt (zwischen den Zeitschritten). Zum Zeitpunkt tt müßten
der Verschiebungs-, der Geschwindigkeits- und der Beschleunigungsvektor bekannt sein. Un-
bekannt sind diese drei Vektoren für den Zeitpunkt tt+1. Das Verfahren hängt von den Para-
metern β und γ ab. Je nach Wahl dieser Parameter gilt (BARAKAT [9]):
• Bei β = 1/6 und γ = ½ wird das Verfahren zur linearen Beschleunigungsmethode (bedingt
stabil)
• Bei β = ¼ und γ = ½ wird das Verfahren zur konstanten Beschleunigungsmethode bzw.
zur Trapezregel. Dieses Verfahren ist unbedingt stabil bei linearen Untersuchungen.
Seite 88
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Ein Zeitintegrationsverfahren ist unbedingt stabil, wenn jeder beliebige Zeitschritt genutzt
werden kann. Ein bedingt stabiles Zeitschrittverfahren erfordert die Abschätzung eines kleine-
ren Zeitschrittes als ein sogenannter kritischer Zeitschritt (BARAKAT [9]). Der kritische Zeit-
schritt hängt von den NEWMARK-Parametern und der Eigenfrequenz ab. Die Eigenfrequenz
der beiden Brücken wird noch behandelt. Eine Dämpfung kann hinzugefügt werden, wenn
γ > ½ gewählt wird.
Das NEWMARK-Verfahren ist ein implizites Verfahren. Implizite Verfahren lösen die Bewe-
gungsgleichung zum Zeitpunkt t+∆t
x t +∆t + C ⋅ x& t +∆t + K ⋅ x t +∆t = F t +∆t .
M ⋅ && (4-5)
Im Gegensatz dazu lösen explizite Verfahren die Gleichung zum bekannten Zeitpunkt t
M ⋅ &&
x t + C ⋅ x& t + K ⋅ x t = F t . (4-6)
Nach Meinung des Autors werden in Zukunft explizite Verfahren zunehmend an Bedeutung
gewinnen, und zwar nicht nur für dynamische Berechnungen, da sie eine hohe Akzeptanz
gegenüber Nichtlinearitäten besitzen. Nichtlinearitäten sind für die realitätsnahe Beschreibung
der Tragfähigkeit der Baustoffe Natursteinmauerwerk und Stahlbeton unabdingbar und wer-
den in zunehmendem Maße eingesetzt. Implizite Verfahren verbrauchen bei hochgradig
nichtlinearem Materialverhalten, was bei beiden Baustoffen vorkommen kann, den sonst vor-
handenen zeitlichen Vorteil. Schon heute wird bei Anprallberechnungen im Kraftfahrzeugbe-
reich fast ausschließlich mit expliziten Verfahren gearbeitet. Auch bei Schiffsanprallunter-
suchungen sind dem Verfasser Beispielberechnungen mit expliziten Verfahren bekannt.
explizit implizit
Zeitdiskretisierung
Seite 89
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Nach der groben Darstellung der numerischen Beschreibung der strukturmechanischen Zu-
sammenhänge bietet es sich an, einen Blick auf das konkrete verwendete FE-Modell zu wer-
fen.
Abb. 4-1: FE-Modell ohne die Darstellung von Massenelementen und Stirnvormauerung
Prinzipiell wäre es wünschenswert, Symmetrien in den Bauwerken zu nutzen und nur mit
einem halben Modell zu arbeiten, daß heißt, einen halben getroffenen Pfeiler, einen an diesen
Pfeiler angeschlossenen Bogen und einen Nachbarpfeiler zu modellieren. Dadurch würde in
spürbarem Umfang Rechenzeit gespart werden. Auf Grund der beschriebenen Geschichte der
Seite 90
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Brücke und des damit einhergehenden inhomogenen Aufbaus und der unterschiedlichen Ma-
terialen sind die gewünschten Symmetrien jedoch nicht nutzbar (Betonbogen – Mauerwerks-
bogen, Betonpfeiler – Mauerwerkspfeiler und Sprengkammern in den Pfeilern), auch wenn
Abb. 4-1 den Eindruck erweckt. Die teilweise verwendeten Faltwerksmodelle für die
Stirnvormauerung und die Spargewölbe und Massenelemente sind in Abb. 4-1 nicht darge-
stellt. Das abgebildete Modell wurde sowohl für den Frontal- als auch den Seitanprall sowohl
für Pfeiler II als auch für Pfeiler III verwendet. Auf Grund des parametrischen Aufbaus der
Eingabedateien wurden im wesentlichen nur noch Materialkennwerte variiert. Der Boden
wurde sehr voluminös modelliert, um Störungen der dynamischen Rechnung durch Reflektio-
nen am Rand des Modells gering zu halten. Die Sprengkammer wurde mittels Elementen mit
sehr kleinem E-Modul abgebildet.
Es wurde überwiegend eine Elementkantenlänge von ca. 0,5 m verwendet. Die Elementgröße
und Netzfeinheit im verwendeten Modell stellt nach Meinung des Autors einen guten Kom-
promiß zwischen problem- und belastungsabhängiger optimierter Modellierung (notwendige
Genauigkeit) und dem in Kauf genommenen Aufwand dar. Im Rahmen der Weiterentwick-
lung der Rechentechnik in den letzten Jahren wird man heute sicherlich teilweise eine ge-
nauere Modellierung wählen können. Die Anfänge der Modellierung der Mainbrücke Lohr
liegen im Jahre 1997. Die Berechnungen der Mainbrücke Lohr erfolgten an einer Workstation
IBM RS 6000/2 mit 256 MB RAM Arbeitsspeicher (1997-1999). Eine dynamische Rechnung
dauerte an dieser Workstation bis zu 50 Minuten.
Bei einem FE-Modell erfolgt immer eine Idealisierung eines realen Objektes im Hinblick auf
bestimmte interessante Bereiche. Im vorliegenden Fall wurde angenommen, daß das Versagen
der Brücke im Pfeiler stattfindet. Deshalb wurde besonderes Augenmerk auf die Modellierung
des Pfeilers gerichtet. Da davon auszugehen ist, daß ein Großteil der Anprallkräfte an einem
Pfeiler über das Fundament des Pfeilers abgetragen wird, mußte dieses gerade durch seine
Vielzahl von verschiedenen Elementen (innere und äußere Spundwand, Betonmanschette,
Fels) relativ aufwendig modelliert werden. Die deterministischen Rechnungen bestätigten
diese Annahme. Ca. 80-90 % der Frontalanprallkraft wurden über das Pfeilerfundament und
ca. 10-20 % der Frontalanprallkraft über die beiden Bögen abgetragen.
Für das FE-Modell der Alten Mainbrücke Lohr wurden Volumen-, Faltwerks- und Massenele-
mente verwendet. Das Element SHELL63, ein vierknotiges Faltwerkselement mit sechs Frei-
heitsgraden pro Knoten wurde für die Abbildung der Bögen und der Stahlspundwände ver-
wendet. Für den Pfeiler wurde das achtknotige Volumenelement SOLID65 gewählt, welches
den Einbau des Betonstoffgesetzes nach WILLAM/WARNKE [34] erlaubt. Jeder Knoten hat drei
Verschiebungsfreiheitsgrade. Für die geometrisch recht komplexe Betonmanschette am Pfei-
ler wurde das vierknotige Volumenelement SOLID72 verwendet. Das Fundament (Kies) und
der anstehende Boden wurden mit dem achtknotigen Volumenelement SOLID45 mit drei
Verschiebungsfreiheitsgraden pro Knoten modelliert. Außerdem wurde für den Überbau noch
das Element MASS21 mit sechs Freiheitsgraden verwendet. In einigen Lastfällen wurden
Fugen im Mauerwerkspfeiler bei der Mainbrücke Lohr modelliert. Hierbei wurde das zwei-
knotige Element CONTAC52 für Kontaktflächen zwischen Flächen mit jeweils drei Ver-
schiebungsfreiheitsgraden eingesetzt. Im Bereich des Fundamentes (Betonmanschette) traten
Vernetzungsprobleme auf (unsymmetrisch, ungünstige Elementgrößen und Winkel), die
allerdings vom Autor als vernachlässigbar angesehen wurden.
Es wurden sowohl statische als auch dynamische Berechnungen durchgeführt. Die 40 unter-
suchten deterministische Lastfälle mit variierten FE-Modellen der Alten Mainbrücke sind in
Tab. 4-2 aufgelistet. Auf eine Diskussion der einzelnen Berechnungen wird im Rahmen dieser
Arbeit verzichtet.
Seite 91
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Steifemodul
LF-Nr. Ersatzlast Schiff Richtung Pfeiler Bogen Stirnvormauerung Materialverhalten Fuge Fels MN/m2
1 Eigenlast II - linear elastisch - 200
2 statisch Voll Frontal II keine linear elastisch - 200
3 statisch Voll Seite II 3 keine linear elastisch - 200
4 statisch Leer Frontal II keine linear elastisch - 200
5 statisch Leer Seite II 3 keine linear elastisch - 200
6 statisch Voll Seite II 2 keine linear elastisch - 200
7 statisch Leer Seite II 2 keine linear elastisch - 200
8 Eigenlast III linear elastisch - 200
9 statisch Voll Frontal III keine linear elastisch - 200
10 statisch Voll Seite III 3 keine linear elastisch - 200
11 statisch Leer Frontal III keine linear elastisch - 200
12 statisch Leer Seite III 3 keine linear elastisch - 200
13 statisch Voll Frontal II Alter Bogen linear elastisch - 200
14 statisch Voll Seite II 3 Alter Bogen linear elastisch - 200
15 statisch Leer Frontal II Alter Bogen linear elastisch - 200
16 statisch Leer Seite II 3 Alter Bogen linear elastisch - 200
17 statisch Voll Frontal II keine JAGFELD ja 200
18 statisch Voll Seite II 3 keine JAGFELD ja 200
19 statisch Leer Frontal II keine JAGFELD ja 200
20 statisch Leer Seite II 3 keine JAGFELD ja 200
21 statisch Voll Frontal III keine JAGFELD ja 200
22 statisch Voll Seite III 3 keine JAGFELD ja 200
23 statisch Leer Frontal III keine JAGFELD ja 200
24 statisch Leer Seite III 3 keine JAGFELD ja 200
25 statisch Voll Frontal II keine WILLAM-WARNKE - 200
26 statisch Voll Seite II 3 keine WILLAM-WARNKE - 200
27 statisch Leer Frontal II keine WILLAM-WARNKE - 200
28 statisch Leer Seite II 3 keine WILLAM-WARNKE - 200
29 statisch Voll Frontal III keine WILLAM-WARNKE - 200
30 statisch Voll Seite III 3 keine WILLAM-WARNKE - 200
31 statisch Leer Frontal III keine WILLAM-WARNKE - 200
32 statisch Leer Seite III 3 keine WILLAM-WARNKE - 200
33 dynamisch Voll Frontal II keine linear elastisch - 10 × 200
34 dynamisch Voll Seite II 3 keine linear elastisch - 10 × 200
35 dynamisch Leer Frontal II keine linear elastisch - 10 × 200
36 dynamisch Leer Seite II 3 keine linear elastisch - 10 × 200
37 dynamisch Voll Frontal III keine linear elastisch - 10 × 200
38 dynamisch Voll Seite III 3 keine linear elastisch - 10 × 200
39 dynamisch Leer Frontal III keine linear elastisch - 10 × 200
40 dynamisch Leer Seite III 3 keine linear elastisch - 10 × 200
Auf Grund der komplexen geometrischen Struktur und der zahlreichen unterschiedlichen
Materialien wurde eine einfache Kontrolle der FEM-Rechenergebnisse anhand des vorgestell-
ten Modells unmöglich, aber gleichzeitig auch außerordentlich notwendig. Es war deshalb
erforderlich, mit verschiedenen Modellen zu arbeiten und eine Modellentwicklung vom einfa-
chen zum komplexen Anprallmodell vorzunehmen. Nähere Angaben zu anderen Modellen
finden sich bei der Diskussion des FE-Modells der Mainbrücke Segnitz.
Die Prüfung des FE-Modells erfolgte über die Prüfung der Normalkräfte am Kämpferbereich,
am Fuß des Pfeilers und über die Stützkräfte des gesamten FE-Modells. Zusätzlich wurden
die Verschiebungen des Bogens unter Eigenlast geprüft.
Günstig sind im Rahmen der Kontrolle von Modellen immer Nachrechnungen von vorhande-
nen Schäden an den Bauobjekten. Beim Lastfall Eigengewicht konnte ein vertikaler Riß im
Betonpfeiler infolge ungleichmäßiger Belastung durch die beiden nebeneinanderliegenden
Bögen nachgewiesen werden.
Seite 92
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Bei den nichtlinearen Lastfällen wurde in Abhängigkeit von der Modellierung der Nichtlinea-
rität eine maximal mögliche Schiffsfrontalanprallkraft zwischen 9 und 13 MN errechnet. Bei
Verwendung des Stoffgesetzes von WILLAM-WARNKE [325] wurde eine geringere Frontal-
anprallkraft ermittelt als bei der Anwendung des Verfahren von JAGFELD [134], bei dem Fugen
eingebaut wurden. JAGFELD beschreibt Mauerwerksverhalten, in dem Blöcke abgebildet
werden. Blöcke sind Volumenelemente, die durch Fugen (CONTAC52-Element) begrenzt
werden. Ein Block ist jedoch immer größer als ein Stein. Bei der Mainbrücke Lohr wurden
zwei bis drei Blöcke am gestoßenen Pfeiler gebildet.
Die deterministische Rechnung zeigt, daß bei den zu erwartenden Anprallhöhen und –kräften
der überwiegende Anteil der Horizontalkraft über den Pfeiler abgetragen wird. Die Ausbil-
dung der Hauptdruckspannungen im Pfeiler bei maximalem Anprall ist in Abb. 4-3 darge-
stellt. Deutlich erkennbar ist die Druckstrebe durch den Pfeiler. Im Bereich der Spundwand
treten auf Grund der hohen lokalen Steifigkeiten der Spundwand Störungen (sehr große
Druckkräfte) auf. Diese wurden vom Verfasser vernachlässigt.
Verwendet man die im FE-Modell über die Zeit ermittelten Hauptdruckspannungen zur Ent-
wicklung eines Stabwerkmodells, so läßt sich der Stoßablauf gemäß Abb. 4-4 erklären. Als
Beispiel für das Anheben des Pfeilers sind in Abb. 4-5 die vertikalen Verschiebungen der
Knoten am Kämpfer auf der Anprallseite des Pfeilers über die Zeit dargestellt. Die Verschie-
bung allein infolge Eigengewicht dürfte etwa bei 0,002 m gelegen haben (Stauchung). Eine
umfangreiche Angabe von Spannungen im Pfeiler ist nicht Gegenstand dieser Arbeit.
Basierend auf dem linearelastischen Spannungsbild in Abb. 4-6 ist die Entwicklung eines
Stabwerkmodells auch für den Seitenstoß möglich.
Seite 93
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
K Fundament
K Fundament
K Fundament
Knoten 4436
Verschiebung in [m]
0,004
Knoten 13922
0,003
0,002
0,001
0,000
0,0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0
Zeit in [sek]
Seite 94
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Da das Versagen der Brücke unter Anprall ein Schubversagen ist und das FE-Modell bisher
nur zur Nachrechnung eines Risses unter Eigenlast geprüft wurde, wäre es wünschenswert,
auch die Schubtragfähigkeit an einem realen Fall zu prüfen. Auf Grund der Sprengung des
Pfeilers III im Jahre 1945 war eine Überprüfung der Rechenannahmen beim Nachweis der
Schubspannungen im Pfeiler II möglich. Damals war ein einseitiger Horizontalschub von über
12 MN durch den Mauerwerkspfeiler aufgenommen worden, der nur noch von einer Seite
eine Bogenhorizontalkraft erhielt. Die mittlere Schubspannung betrug ca. 0,3 MN/m2. Im
Kämpferbereich und vermutlich auch an der Einspannung des Pfeilers in der Betonmanschette
traten Rotationen ein. Die Tragfähigkeit des Pfeilers unter dieser Last konnte nachgerechnet
werden.
Auch der Schiffsanprall im Mai 1999 scheint das FE-Modell zu bestätigen (Abb. 2-2). Nach
Angaben der örtlichen Zeitung war zwar eine Schädigung der Betonmanschette, nicht aber
eine Beschädigung des Pfeilers selbst erkennbar (Abb. 4-7). Sollte diese Aussage stimmen, so
werden die FEM–Ergebnisse bestätigt, daß die Spundwand in Verbindung mit der Betonman-
schette eine sehr steife Konstruktion darstellt. Die steife Konstruktion ist einer der wesentli-
chen Gründe, warum nur ein geringer Teil der Last über die Bögen abgetragen wird.
Seite 95
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Auch die numerische Modellierung der Mainbrücke Segnitz erfolgte überwiegend mittels des
Programms ANSYS. Dabei wurden, soweit erforderlich, die gleichen Elemente eingesetzt.
Zusätzlich wurde bei der Mainbrücke Segnitz für den Überbau ein räumlicher Biegebalken
mit sechs Freiheitsgraden verwendet (BEAM4).
Für die Ermittlung der Torsionssteifigkeit des Fachwerküberbaues für den Ersatzstab im FE-
Modell wurde die Umrechnung in eine Vollwandscheibe der Dicke ti durchgeführt (PETERSEN
[227]). Als Ergebnis dieser Rechnung zeichnete sich aber ab, daß die Torsionssteifigkeit für
die FE-Modellierung vernachlässigt werden kann.
Das Pfeilermodell ist in Abb. 4-8 dargestellt. Das Modell konnte wegen mangelnder Daten-
angaben über die Hinterfüllung und wegen einfacherem Aufbau des Fundaments im Vergleich
zur Alten Mainbrücke Lohr erheblich vereinfacht werden. In Verbindung mit neuerer Re-
chentechnik (Rechnungen erfolgten im Jahre 2001) und dem einfacheren Modell konnten
selbst nichtlineare dynamische Berechnungen in wenigen Minuten an einem PC durchgeführt
werden.
Bei den Erläuterungen zum Modell der Alten Mainbrücke Lohr wurde bereits auf die Not-
wendigkeit von Kontrollen der FEM-Rechnungen eingegangen und auf die Nachrechnung
von beobachteten Schäden zur Prüfung eines Modells. Im Fall der Mainbrücke Segnitz bot
sich nun insbesondere die Möglichkeit an, einen bekannten Schiffsanprall nachzurechnen. Bei
Tauchuntersuchungen war ein horizontaler Riß an einem Pfeiler entdeckt worden, der von
einer Stirnseite des Pfeilers auf beiden Längsseiten ca. 3 m in Richtung der anderen Stirnseite
reicht (siehe Abb. 4-9). Der Riß ist ebenfalls in Abb. 3-18 dargestellt.
Seite 96
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
M
Balkenelement
M K
Y
X Z
9,6
Abb. 4-9: Horizontaler Riß in der Lagerfuge im Mauerwerk (Unterwasser) und Einordnung
der Lage des Risses zum Anprall des Schubverbandes Talion/SL Bavaria im Jahre 2000
Zuerst erfolgte mit einfachen Modellen eine Abschätzung der erforderlichen Horizontalkraft,
um diesen Riß zu erzeugen. Abb. 4-10 zeigt das verwendete Modell nach [1], Abb. 4-11 zeigt
die Spannungen über den Pfeilerquerschnitt basierend auf einer linearelastischen Berechnung
unter Berücksichtigung der Normalkräfte und Horizontalkräfte aus verschiedenen Lastfällen.
Im Anschluß daran fanden statische nichtlineare Berechnungen des Pfeilers mit dem Pro-
gramm ATENA und dynamische nichtlineare Berechnungen mit dem Programm ANSYS statt
(Abb. 4-13). Im letzten Schritt wurde die mögliche Anprallkraft mit am Schiffskörper beo-
bachteten plastischen Verformungen geprüft.
Seite 97
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
3⋅ l 3⋅ F ⋅ h
d= −
F 2 P
y P⋅l
h y=
yR
6⋅ F
yR = h − y
d c c – Breite des gerissenen Bereiches
l
Vereinfachter Quer- Spannungen im Quer- Spannungen im Quer- Spannungen im Quer- Spannungen im Quer-
schnitt des Pfeilers 2 in schnitt unter Eigenlast schnitt unter Eigen- schnitt unter Eigen-, schnitt unter Eigenge-
Höhe der Rißfuge und Verkehrslast Verkehrs-, Wind-, wicht und maximalem
Bremslast und Rück- Schiffsanprall
stellkräften
Abb. 4-11: Spannungsbilder am Querschnitt des Pfeilers 2 in Höhe OK Fundament
maximaler Schiffsanprall
beobachteter Bereich
Seite 98
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Risse
Anprall-
kraft ~ 6,5 m
Y
X Z
~3m
Risse X
Y
Z
Abb. 4-13: Bild des Pfeilers während des Anpralls, im rechten Bild ist die Zunahme der Riß-
länge am Fußpunkt des Pfeilers bis auf 3 m erkennbar
Die in Tab. 4-3 zusammengefaßten Rechnungen zeigen nach Meinung des Verfassers eine
gute Übereinstimmung bei der Berechnung der erforderlichen Anprallkraft.
Anprallkraft
Verfahren Statisch in MN Dynamisch in MN
Einfaches Modell (ABRAMS & XU [1]) 4,5 3,5
Statisch nichtlineare Berechnung (FEM-ATENA) 4,0-5,0 3,07-3,85
Dynamisch nichtlineare Berechnung (FEM-ANSYS) 3,25
Abgeschätzte Anprallkraft mittels Schiffsangaben (2 km/h) 3,1-4,3 2,38-3,3
MEIER-DÖRNBERG (0,1 m plastische Verformung – am Schiff gemessen) 3,4
Als dynamischer Lastfaktor wurde in den statischen Berechungen 1,3 nach E DIN 1055-9 verwendet.
Tab. 4-3: Anprallkraft zur Erzeugung des beobachteten Horizontalrisses im Pfeiler 2 der
Mainbrücke Segnitz und Ermittlung der Anprallkraft aus den Schiffsverformungen
Basierend auf dem hierbei verwendeten dynamischen ANSYS FE-Modell wurden alle fol-
genden Berechnungen der Mainbrücke Segnitz durchgeführt.
Die rechnerisch ermittelten Eigenfrequenzen stellen ebenfalls ein geeignetes Mittel dar, um
die Modelle auf ihre dynamischen Eigenschaften zu prüfen. Daneben hängt die Schrittweite
des NEWMARK-Algorithmus von der höchsten an der Systemantwort mitwirkenden Eigenfre-
quenz ab. Die Zeitintervall sollte 1/20·f dieser Eigenfrequenz [34] nicht überschreiten.
Als Vergleichswert wurde die Eigenfrequenz zuerst an einer Betonwand ermittelt. Diese
besaß ähnliche Abmessungen wie die Pfeiler der Alten Mainbrücke Lohr, wurde jedoch nicht
von Bögen gehalten. Zum Vergleich mit der alte Mainbrücke Lohr wurden ferner ein Wert der
Mainbrücke Marktheidenfeld und für die Mainbrücke Segnitz ein Wert der Brücke Retzbach-
Zellingen in Tab. 4-4 angegeben.
Seite 99
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Prinzipiell muß festgestellt werden, daß die ermittelte Eigenschwingzeit für die Mainbrücke
Lohr als sehr gering erscheint. Das kann seine Ursache in dem sehr steifen Unterbau der Brücke
haben. Auch die ermittelte erste Eigenschwingzeit der Mainbrücke Segnitz liegt mit 1,1 Sekun-
den etwas unter den Erwartungen. Bei vergleichbaren Eisenbahnbrücken wurden Eigen-
schwingzeit von ca. zwei Sekunden gemessen [103]. Da diese Brücken meistens etwas steifer
auf Grund der höheren Verformungsanforderungen, aber auch üblicherweise schwerer sind,
sollte die Eigenschwingzeit für die Mainbrücke Segnitz etwa im Bereich um 1,5 Sekunden
liegen. Die Mainbrücke Retzbach-Zellingen liegt etwa bei 1,4 Sekunden [44].
Nach Meinung des Verfassers können die ermittelten Eigenfrequenzen nur als grobe Nähe-
rungswerte angesehen werden, da die Eigenfrequenz von Mauerwerksscheiben erhebliche
Abhängigkeiten von dem vorhandenen Rißbild aufweist (BUTTMANN [31]). So dürfte die
Inhomogenität im Bereich der Hinterfüllungen sowohl in den Pfeilern als auch in den Bögen
eine nicht unbedeutende Rolle bei der Entwicklung der Eigenfrequenzen spielen. Im FE-
Modell wurden diese Bereiche als homogen, allerdings als weichere Bereiche angesehen
(Hälfte des E-Moduls des Schalenmauerwerks).
4.2 Mauerwerk
Die bisherigen Erläuterungen behandelten die linear-elastische und nichtlineare FE-Model-
lierung. Gerade die linear-elastische Berechnung bietet auf Grund der Kontrolle und der
schnellen Rechenzeit Vorteile, auf die im Rahmen dieser Arbeit zurückgegriffen wurde. Ein
Großteil der im Kapitel 5 behandelten Rechenergebnisse wurde basierend auf linear-elasti-
schen FEM-Berechnungen ermittelt. Die im Rahmen derartiger Berechnungen ermittelten
Spannungen müssen mit zulässigen Spannungen verglichen werden, um ein Kriterium für das
Versagen eines Bauteils der Brücke zu besitzen. Da das Augenmerk bei der Untersuchung der
Brücke auf Mauerwerkskomponenten ruht, wird in diesem Abschnitt ausführlich auf die ver-
schiedenen Mauerwerksmodelle eingegangen.
Mauerwerk ist ein Mehrkomponentenbaustoff. Auf Grund der enormen Vielfalt der physika-
lischen und geometrischen Eigenschaften der Komponenten wurden zahlreiche rechnerische
Modelle, die für spezielle Situationen ausgelegt waren, entwickelt. So findet sich in KRÄMER
[154] eine Sammlung von 18 verschiedenen Formeln zur Bestimmung der zentrischen Druck-
festigkeit von Mauerwerk. Ein Teil dieser Formeln ist allerdings auch der Historie der Mo-
delle zuzuordnen. Im folgenden Kapitel sollen nur einige wenige moderne Verfahren zur
Beurteilung der Mauerwerksdruckfestigkeit von Natursteinmauerwerk genannt werden.
Prinzipiell ist das Tragverhalten von Natursteinmauerwerk noch nicht ausreichend erforscht.
Diese Aussage spiegelt sich auch im Aufbau der DIN 1053 [58] wieder. Die Vielfalt der
Materialeigenschaften und der Geometrieverhältnisse von historischem Mauerwerk wird in
Seite 100
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Im Rahmen des SFB 315 wurden für Natursteinmauerwerk verschiedene neue Modelle ent-
wickelt (WENZEL [321]). Gleichzeitig hat der aufstrebende Denkmalschutz und die Wieder-
errichtung von Natursteinbauwerken wie der Frauenkirche in Dresden zu einer Intensivierung
der Forschung in diesem Bereich geführt. Im folgenden werden Formeln für die Beschreibung
der zentrischen Mauerwerksdruckfestigkeit und der Schubfestigkeit behandelt.
Empirische Ansätze zur Beschreibung der Druckfestigkeit von einschaligem Mauerwerk be-
sitzen auf Grund der einfachen Modellbildung (Regression) eine weite Verbreitung. Ein übli-
cher Ansatz ist
Diese Gleichung findet sich z. B. im Eurocode 6. Dort wird das 5 %-Fraktil der Mauerwerks-
druckfestigkeit mit folgender Formel über die mittleren Druckfestigkeiten von Stein und
Mörtel ermittelt.
HILSDORF entwickelte ein Modell, das auf einem mehraxialen Spannungszustand in Stein und
Mörtel basiert. Dieser mehraxiale Spannungszustand entsteht aus dem geringen E-Modul des
Mörtels, der jedoch in seiner Verformung durch den Stein behindert wird. Dadurch entstehen
Querdruckspannungen im Mörtel und Querzugspannungen im Stein. Ursprünglich nahm
HILSDORF an, daß ein unverschieblicher Verbund zwischen Mörtel und Stein besteht. Diese
Aussage revidierte er 1969. Das Berechnungsverfahren wurde für künstliche Steine entwik-
kelt. Trotzdem kann das Verfahren auch für Natursteinmauerwerk verwendet werden. Als
nachteilig ist der sogenannte Ungleichförmigkeitsfaktor anzusehen, da die Angaben über die
Wahl dieses Faktors nur teilweise nachvollziehbar sind (WEIGERT [319]).
β DS (4-10)
⋅ ( β ZS + a ⋅ β DM )
β D ,MW = u
β ZS + a ⋅ β DS
t
mit u als Ungleichförmigkeitsfaktor im Bruchzustand und a = h
4,1
Seite 101
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
MANN stellte fest, daß das Verhalten von Mauerwerk aus künstlichen Steinen und Natur-
steinmauerwerk nicht vergleichbar ist. Die Ungleichförmigkeit der Steine und Fugen führt zu
einem qualitativ anderen Verhalten des Mauerwerkes. Ursache dafür ist eine im Vergleich zu
künstlichen Steinen höhere Zugfestigkeit der Natursteine und eine geringere Mörtelfestigkeit
des alten Mauerwerks im Vergleich zu modernem Mauerwerk. Darum wird das Versagen des
Mörtels für das Versagen des Mauerwerks maßgebend. Allerdings widersprechen die Ergeb-
nisse von Versuchen an Mauerwerk mit Sandfugen (also Druckfestigkeit des Mörtels = 0) den
Aussagen von MANN, da die Mauerwerksdruckfestigkeit nach MANN Null wäre, das Versagen
jedoch infolge Zerreißen des Steines auftrat.
β D ,WM = β DM ⋅ f ⋅ ü (4-11)
mit
8 1
f = ⋅ 2
9 2 t
1 − 1 − ⋅ ⋅ cos 4 α
3 b
AS
ü=
AMW
Die DIN 1053 ist für die Berechnung von Mauerwerkskonstruktionen vorgesehen. Im Kapitel
12 wird Natursteinmauerwerk behandelt, wobei die Ermittlung der Mauerwerksdruckfestig-
keit auf MANN zurückzugehen scheint, da die Steindruckfestigkeit nur geringen Einfluß auf
die Mauerwerksdruckfestigkeit lt. DIN 1053, Abschnitt 12, Tabelle 13 hat und die Steinzugfe-
stigkeit nicht angesetzt wird.
Seite 102
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Modell nach BERNDT (BERNDT [15], BERNDT & SCHÖNE [16], WENZEL [321])
BERNDT geht von einem Spaltzugversagen der Steine aus: Er addiert die Spaltzugkräfte in-
folge Ausbreitung der Druckkraft im Stein von der Fugenbreite auf die volle Breite des Stei-
nes und die Spaltzugkraft infolge Dehnungsbehinderung des Mörtels im Stein.
β DS (4-12)
β D ,WM =
t v b d ' β DS
h ⋅ 1 − v + k ⋅ h ⋅ b ⋅ β + 0, 7
ZS
t h
mit k = 0,3...0,5 , d ' ≈ t + und h ' = min .
ρ 10 cm
tan 45 +
2
Modell nach SABHA (SABHA & SCHÖNE [252], SABHA & WEIGERT [253], WENZEL [321])
SABHA geht vom gleichen Ansatzpunkt wie BERNDT aus: Dem Vorhandensein zweier Mecha-
nismen zur Erzeugung von Spaltzugkräften im Stein. Allerdings berücksichtigt er die Lage
der Maxima der Spaltzugkräfte, die nicht identisch ist. Während die maximale Spaltzugkraft
infolge Kraftausbreitung in halber Höhe des Steins liegt, befindet sich das Maximum der
Spaltzugkraft infolge Verformungsbehinderung des Mörtels in der Nähe der Fuge im Stein.
SABHA addiert darum die beiden Spaltzugkräfte nicht (WENZEL [321]) und erhält deshalb
höhere zulässige Festigkeiten als BERNDT.
2 ⋅ k ⋅ β DM + β ZS (4-13)
β D ,MW =
β ZS
k+
β DS
mit
t β
k = 1,6 1, 45 ZS + 1
b β DS
BOYE [20] stellte eine Erweiterung des Verfahrens von SABHA vor.
In Tab. 4-5 sind Versuchs- und Rechenergebnisse zur Ermittlung der zentrischen Druckfestig-
keit von Natursteinmauerwerk zusammengestellt (WARNECKE, ROSTASY & BUDELMANN
[314]). Die vorgestellten rechnerischen Modelle der Normalkrafttragfähigkeit von Naturstein-
mauerwerk zeigen große Unterschiede in den Ergebnissen.
Tab. 4-5: Vergleich von Berechnungs- und Versuchsergebnissen der zentrischen Mauerwerks-
druckfestigkeit nach [314]
Seite 103
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Zuerst einmal stechen die großen Abweichungen des MANN’schen Modells ins Auge. Auch
das Modell von HILSDORF überschätzt die Festigkeiten im Vergleich zum Versuch deutlich.
Die besten Ergebnisse werden mit den neueren Modellen nach BERNDT und SABHA ermittelt.
Das zweite Modell von SABHA verwendet einen Korrekturfaktor ü zur Berücksichtigung der
Steingröße. Insgesamt schneidet nach Meinung des Verfassers das BERNDT’sche Modell am
besten ab.
Es zeigt sich aber auch, daß einfache Modelle, wie in der Vergangenheit häufig verwendet,
durchaus ihre Berechtigung haben. Eine grobe Abschätzung der Tragfähigkeit von Ziegel-
mauerwerk besagt, daß die Mauerwerksdruckfestigkeit mindestens 1/10 der Steindruckfestig-
keit ist.
Da die Brückenpfeiler über die Breite nicht komplett gemauert sind, sondern anhand der Boh-
rungen nachgewiesen wurde, daß die Pfeiler hinterfüllt sind, handelt es sich bei den vorlie-
genden Pfeilern nicht um einschaliges, sondern um zweischaliges Mauerwerk. Die Grundla-
gen des Tragverhaltens zweischaligen Mauerwerks werden z. B. in (WARNECKE, ROSTASY &
BUDELMANN [314]) erläutert. An dieser Stelle seien nur die Modelle von WARNECKE und
EGGERMANN erwähnt.
WARNECKE verwendet ein Interaktionsdiagramm für die Bestimmung der zulässigen Schnitt-
kräfte. Dabei geht er von der Annahme aus, daß eine korrekte Wiedergabe der Festigkeiten
allein aus Bohrungen nicht möglich ist. Für eine kohäsive Innenschale werden folgende For-
meln verwendet:
Die Druckfestigkeit der Außenschale darf nach den bisher genannten Verfahren für einschali-
ges Mauerwerk ermittelt werden [318].
Seite 104
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
σ DA = α λ ⋅ αϕ ⋅ σ D ,MW (4-17)
AA1 A A (4-18)
σ MW = 0,75 ⋅ σ DA1 + 0,75 ⋅ σ DA2 A2 + 1,3 ⋅ σ DI I
A A A
Die Modelle für die Tragfähigkeit des Mauerwerks unter Normalkräften ist nur für die Ein-
wirkungskombination Eigenlast und Verkehr maßgebend. Die Anprallkraft stellt aber eine Ho-
rizontalkraft dar, die Schub im Pfeiler und im Bogen verursacht. Deshalb schließt sich die
Behandlung von Mauerwerksschubmodellen an.
Theoretische Arbeiten zu Festkörpern mit Schubrissen sind u. a. in VAIRIS [301] und LAWN &
MARSHALL [165] zu finden. Da Mauerwerksbauwerke schon seit langem für Schubbelastun-
gen ausgelegt werden, bestehen für Mauerwerk zahlreiche Lösungen zur Beschreibung des
Schubtragverhaltens (BERNDT [15], SEIM [266], SEIM & SCHWEIZERHOF [267], DIALER [55],
LAURENÇO [164].
Seite 105
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
σy σy
σx σx
Versagenskriterien für Mauerwerk nach GANZ (links) und DHANASEKAR (rechts) nach [266]
σy
σx
Abb. 4-15: Versagenskriterium (Hüllkurven) für die Schubfestigkeit von Mauerwerk nach
verschiedenen Autoren
Neben diesen für FEM-Programme bereitgestellten komplizierten Verfahren gibt es auch ver-
einfachte Vorgehensweisen. So stellen die Versuche von MANN/MÜLLER (BAIER [7]) erste
Anhaltspunkte für den Schubspannungsnachweis dar. BERNDT [15] hat für den Schubnach-
weis von Naturmauerwerk, insbesondere Elbsandstein, das folgende Verfahren entwickelt.
Demnach werden für Sandsteinmauerwerk unter Schubbeanspruchung drei Versagensarten
unterschieden:
Seite 106
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
ZS ZS
(4-21)
2 2 2 2
1 + kσ β DS 1 − kσ β DS
A= ⋅ + 0,7 − ⋅ − 0,7 oder näherungsweise
2 β ZS 2 β ZS
β DS (4-22)
2 + 0,7 ⋅ kσ ⋅ β DS
β DS 1 1, 4 ⋅ τ β ZS
β Dτ ,MW Bruch ≈ − ⋅ ⋅
β DS
⋅ k + 0, 7 2 β DS
2
1 + kσ
β ZS σ
2
Schubbereich
τ
I II III
Schiefe
COULOMB'- Schiefe Haupt- Haupt-
sche Reibung zugkräfte druckkräfte
βHS
σx βDMW
Abb. 4-16: Hüllkurvenzug für schubbeanspruchtes Sandsteinmauerwerk
In der DIN 1053-1 [58] wird eine maximale Schubspannung von 0,3 MN/m2 für Naturstein-
mauerwerk zugelassen. Eigene numerische Simulationen zeigen mögliche mittlere Mauer-
werkschubfestigkeiten größer 3 MN/m2 und 5 % Fraktilwerte zwischen 2 und 3 MN/m2 [7].
Seite 107
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Die bisher diskutierten Modelle sind alle für statische Versuche entwickelt worden. Materialge-
setze für das dynamische Schubverhalten von Natursteinmauerwerk sind dem Verfasser nicht
bekannt. Auf Grund dieses Mangels wird im folgenden auf die statischen Materialgesetze auch
für die dynamischen Berechnungen zurückgegriffen. Dafür wird das Modell nach BERNDT ver-
wendet, weil es zum einen im Vergleich zu Versuchen sehr gute Ergebnisse erbrachte, weil es
relativ einfach zu handhaben ist (Schubnachweise) und weil es eine durchgehende Nachweis-
struktur für Normalspannungen und Schubspannungen bietet. Mit diesem Verfahren werden
zulässige Spannungen ausgerechnet, die mit den bei linearelastischen FEM-Rechnungen ermit-
telten Spannungen verglichen werden.
Alle bisher vorgestellten Berechnungsverfahren und Modelle basieren auf diskreten Zahlen-
werten für Einwirkungs- und Widerstandsseite. Im Gegensatz dazu werden aber nun gerade bei
diesen Brücken viele Materialeigenschaften innerhalb eines größeren Bereiches nicht konstant
und homogen sein oder sie sind einfach nicht ausreichend bekannt. Die materialtechnischen
Untersuchungen bestätigen diese Behauptung (Kapitel 3). Die Lösungen der nichtlinearen FEM-
Rechungen bzw. die linear-elastischen FEM-Rechnungen in Verbindung mit den Mauerwerks-
formeln können eine Genauigkeit vortäuschen, die die Genauigkeit der Eingangsgrößen über-
steigt. Diese Tatsache erfordert eine Variation des Berechnungsverfahrens, die zur Ermittlung
der operativen Versagenswahrscheinlichkeit führt und im folgenden Kapitel behandelt wird. Sie
ist die logische Fortsetzung der Berücksichtigung der Anprallhäufigkeit bzw. Anprallwahr-
scheinlichkeit aus Kapitel 2 bei der Beschreibung der Einwirkungsseite und ist außerdem im
Sinne bereits vorhandener Normen.
Seite 108
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
„Das Gehirn ist ein probabilistisches System, auch unseres. Man hat mich gelehrt, an alle
Dinge probabilistisch heranzugehen. Ich rechne mir die Chancen aus...“
STANISLAW LEM, Die Jagd: Die Verhandlung, 1972
4.3.1 Einführung
Bereits bei der Bestimmung der Anprallkraft im Kapitel 2: Einwirkungsseite und im Kapi-
tel 3: Widerstandsseite wurde auf das Maß der Wahrscheinlichkeit im Sinne von Verteilungs-
funktionen für Eingangsgrößen zurückgegriffen. Bei der vorliegenden Aufgabenstellung bie-
tet es sich also an, die Wahrscheinlichkeit des Versagens der Brücken unter Schiffsanprall als
Zuverlässigkeitsmaß zu ermitteln und darauf aufbauend das Risiko abzuschätzen, welches
sich für die Gesellschaft bei der heutigen und zukünftigen Nutzung ergibt. Diese Vorgehens-
weise ist eine Verallgemeinerung der in den Normen bereitgestellten Berechnungsverfahren
(DIN 1055-100 [71], DIN 1055-9 [71], [72], Eurocode 0 bzw. 1 [81], [83], [84]). Damit ist die
vorliegende Arbeit auch nicht als Arbeit zur Entwicklung von Verfahren zu verstehen, son-
dern eine Arbeit zur Anwendung bereits bekannter Verfahren.
Die ersten Vorschläge zur Verwendung von Wahrscheinlichkeiten im Bauwesen gehen auf
eine Arbeit in Deutschland von MAYER (1926) [182] und in der Sowjetunion von CHOCIALOV
(1929) zurück. In den 30er Jahren befaßten sich bereits, unabhängig voneinander, STRELECKIJ
(1935) in der Sowjetunion, W. WIERZBICKI (1936) in Polen und PROT (1936) in Frankreich
mit der Beschreibung der Sicherheit von Bauwerken als Zufallserscheinungen (MURZEWSKI
[202]). Bereits im Jahre 1944 wurde in der Sowjetunion ein Dekret durch die Volkskommis-
sare zum Beginn der Arbeiten für die Einführung der wahrscheinlichkeitstheoretischen Me-
thode der Grenzzustände herausgegeben (TICHÝ [292]). 1947 veröffentlichte FREUDENTHAL
seinen bekannten Aufsatz über die Sicherheit von Bauwerken [95]. In den 50er Jahren flossen
die ersten Erkenntnisse in Bauvorschriften ein (MURZEWSKI [202]). In Deutschland erlebte
die Forschung zu diesem Thema in den 70er Jahren eine Blüte durch die Einrichtung des
Sonderforschungsbereich 96 ,,Zuverlässigkeitstheorie der Bauwerke“ in München. Zur Zeit
wird durch das Joint Committee on Structural Safety der IABSE, CIB, RILEM, fib and ECCS
bereits an einem ersten vollprobabilistischen Modelcode gearbeitet [137].
Seite 109
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Ziel der Durchführung derartiger Berechnungen ist, wie bereits o. g., die Ermittlung der Wahr-
scheinlichkeit bzw. eines äquivalenten Ersatzmaßes des Strukturverhaltens. Dies geschieht
durch sogenannte wahrscheinlichkeitstheoretische bzw. probabilistische Berechnungen.
Abb. 4-17: Darstellung der Zuverlässigkeit als Wahrscheinlichkeit der Überschreitung eines
Grenzzustandes, der eine Funktion der Einwirkung S und des Widerstandes R eines Tragwer-
kes ist. Die Unsicherheiten der beiden Größen folgen statistischen Verteilungsfunktionen.
In Abb. 4-17 wird die erläuterte Problemstellung für eine zweidimensionale Aufgabe verdeut-
licht. Ein Maß für die Wahrscheinlichkeit des Versagens ist genau derjenige Teil des Volu-
mens ∫ ∫ f R (r ) f S ( s) dr ds , welcher durch g ( R , S ) ≤ 0 abgetrennt wird. Die Aufgabe der pro-
babilistischen Verfahren besteht nun darin, das Integral der Wahrscheinlichkeitsdichtefunk-
tionen zu ermitteln:
Pf = ∫ ... ∫ f x ( x ) dx (4-23)
Seite 110
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Grundlage für die Wahl der Wahrscheinlichkeit als Zuverlässigkeitsmaß ist eine statistische
Beschreibung der Eingangsgrößen der Nachweise. Dieser Hintergrund spiegelt sich in den
existierenden Bauvorschriften allein durch die Tatsache wieder, daß die charakteristischen
Werte von Eingangsgrößen überwiegend als Fraktilwerte von Widerstands- oder Einwir-
kungsgrößen definiert sind.
Mit der statistischen Beschreibung der Eingangsgrößen wird natürlich implizit vorausgesetzt,
daß genügend Informationen über die Zufallsgröße vorhanden sind und daß in der Tat die
veränderlichen Einwirkungen und Eigenschaften von Materialien zufälligen Schwankungen
unterliegen. Systematische Fehler können also durch diesen Ansatz nicht berücksichtigt
werden. Um solche Fehler auszuschließen, werden grundlegende Forderungen erhoben, die
sich sowohl auf die Bauplanung als auch auf die Ausführung beziehen (DIN 1055-100 [71]).
Die Zielwerte der Versagenswahrscheinlichkeit und das akzeptable Risiko werden in Kapitel
6 behandelt. Im Vergleich zu anderen technischen Bereichen sind die Zielwerte der Ver-
sagenswahrscheinlichkeit im Bauwesen sehr klein.
4.3.2 FORM
Ziel der Rechnung ist dann nicht mehr die Versagenswahrscheinlichkeit bzw. das Volumen
selbst, sondern der Sicherheitsindex β, ein für das Volumen repräsentatives Längenmaß. Der
Sicherheitsindex ist der geringste Abstand zwischen Grenzzustandsgleichung und Koordina-
tenursprung im Gaußnormalraum. In diesem Raum ist der Sicherheitsindex ein Maß für das
durch die Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen und die Grenzzustandsgleichungen gebildete
Volumen gemäß Pf = Φ ( − β ) . Im Gaußnormalraum folgt jede Zufallsvariable einer standardi-
sierten Gaußnormalverteilungsdichtefunktion. Eine standardisierte Dichtefunktion hat den
Mittelwert Null und die Standardabweichung Eins.
Die grundlegende Annahme für dieses Verfahren ergibt sich aus der erforderlichen Bedingung
der Transformierbarkeit jeder beliebigen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktion in eine Gaußnor-
malverteilungsdichtefunktion. Zusätzlich wird angenommen, daß die Grenzzustandsgleichung
näherungsweise liniearisiert werden kann. Aus dieser Linearisierung rührt auch der Name
dieses Verfahrens: First Order Reliability Method (FORM).
Seite 111
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
y2
u1 0
y2=
y1 - α2
- α1
rei
ch
) =β
r Be h(y
e
her
Unsic
ch
β
rei arccos α2
Be
y*2 = α2 β
er arccos α1
her
Sic
0
y*1 = α1 β
y1
Abb. 4-18: Darstellung des Sicherheitsindex, y steht für die transformierten und normierten
Zufallsgrößen und h ist die Grenzzustandsgleichung im Normalraum
Das Ergebnis dieser Rechnung ist aber nicht nur der kürzeste Abstand zwischen Koordinaten-
ursprung und Grenzzustandsgleichung, sondern zusätzlich der Wert jeder Zufallsvariablen,
unter der der geringste Abstand erreicht wird. In Abb. 4-18 werden diese Werte y1* und y2*
genannt. Transformiert man diese Werte wieder in die Originaldichtefunktion, entsprechen sie
denjenigen Werten der Zufallsgrößen, bei denen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit das Ver-
sagen eintritt. Diese Werte werden als Bemessungswerte bezeichnet. Diesen Begriff findet
man auch in den Vorschriften. Interessant ist in einer vollprobabilistischen Rechnung aber,
daß die Bemessungswerte von den statistischen Eigenschaften der anderen Zufallsgrößen
abhängen. Diese Tatsache wiederum spiegelt sich nicht in den Vorschriften wieder und zeigt
die in den Normen vorgenommenen Vereinfachungen.
Im folgenden wird das Verfahren von RACKWITZ-FIEßLER (entnommen SPAETHE [273]), wel-
ches auch als Normal-Tail-Approximation bezeichnet wird, kurz beschrieben. Das Konzept
dieses Verfahren läßt sich in wenigen Worten zusammenfassen: Transformation aller normal-
verteilten und nichtnormalverteilten Zufallsvariablen in normierte normalverteilte Zufallsva-
riablen, Transformation der Grenzzustandsgleichung und Extremwertsuche des kürzesten
Abstandes zwischen dem Koordinatenursprung und der Grenzzustandsgleichung.
Seite 112
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
mit xi* als Bemessungspunkt, m *xi und σ x*i als Mittelwert bzw. Standardabweichung der
Normalverteilung, die als Näherung der Originalverteilung gewählt wurde. Eine Umformung
nach diesen Größen ergibt:
1 (4-26)
σ x*i = *
ϕ (Φ −1 ( Fxi ( xi* )))
f xi ( xi )
m *xi = xi* − σ x*iΦ −1 ( Fxi ( xi* )) . (4-27)
1. Setze den Iterationszähler auf k = 0 und wähle einen vorläufigen Bemessungspunkt xi( k )
2. Rechne alle nicht normalverteilten Zufallsgrößen näherungsweise in normalverteilte Zu-
fallsgrößen nach den folgenden Formeln für Mittelwert und Standardabweichung um:
1 (4-28)
σ*(xi k ) = (k )
ϕ(Φ −1 ( Fxi ( xi( k ) )))
f xi ( xi )
m*(xi k ) = xi( k ) − σ(xki )Φ −1 ( Fxi ( xi( k ) )) (4-29)
6. Ein neuer Näherungswert für den Bemessungspunkt im Orginalraum kann wie folgt ge-
schätzt werden:
xi( k +1) = m*(x k ) − αi*( k ) ⋅ σ x*( k ) ⋅ δ ( k )
i i
(4-35)
mit i =1,2,...,m
Seite 113
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
7. Prüfe, ob xi( k +1) ≈ xi( k ) , wenn erfüllt, dann ist der Bemessungspunkt gefunden und für den
Sicherheitsindex gilt β = δ bei h(0) > 0. Ist die Bedingung nicht erfüllt, führe die Iteration
mit Schritt 2 fort.
Das vorgeschlagene Verfahren ist äußerst praktisch und ergibt recht genaue und schnelle Lö-
sungen bei Verteilungen, die nicht allzu stark von der Normalverteilung abweichen und bei
nicht zu stark gekrümmten Grenzzustandsgleichungen mit möglichst nur einem Bemessungs-
punkt. Die große Verbreitung wahrscheinlichkeitstheoretischer Ansätze basiert zu einem nicht
unbeträchtlichen Teil auf der theoretischen Arbeit zur FORM von HASOFER & LIND [119] und
der hier vorgestellten algorithmischen Umsetzung von RACKWITZ und FIEßLER [86].
Daß eine Transformation von nicht normalverteilen Zufallsvariablen oder Variablen mit un-
bekanntem Verteilungstyp auch anders erfolgen kann, soll im folgenden gezeigt werden.
Zwischen zwei Verteilungsfunktionen, deren erste vier Momente identisch sind, herrscht in
der Regel eine große Übereinstimmung (PENDOLA, HORNET, LEMAIRE & MOHAMED [226],
TUNG [294]). Die ersten vier Momente werden im Anhang C vorgestellt. Eine Möglichkeit,
die Informationen aus den ersten vier Momenten einer Grundgesamtheit für weitere Rechnun-
gen zu erhalten, ist die sogenannte Normaltransformation der ursprünglichen Zufallsvariablen.
Es gibt Normaltransformationen verschiedener Ordnung. Eine Normaltransformation dritter
Ordnung kann wie folgt beschrieben werden:
X = a0 + a1 Z + a2 Z 2 + a3 Z 3 (4-36)
mit X als ursprüngliche Zufallsvariable, Z als standardnormalverteilte Variable und a0 bis a3
als Koeffizienten des Polynoms dritter Ordnung. Es ist natürlich wünschenswert, die Koeffi-
zienten so zu wählen, daß sie eine optimale Anpassung der standardnormalverteilten Zufalls-
variable an die ursprüngliche Zufallsvariable erlauben. Zur Wahl der Koeffizienten sind ver-
schiedene Verfahren entwickelt wurden, die kurz vorgestellt werden sollen.
Die vier Koeffizienten können ermittelt werden, indem die ersten vier Momente der ur-
sprünglichen Zufallsvariable mit den ersten vier Momenten der transformierten Größe in Be-
ziehung gesetzt werden. Nach mehreren Umformungen ergibt sich das folgende nichtlineare
Gleichungssystem:
µ x = a0 + a2 (4-37)
2
σ2x = a1 + 6 ⋅ a1 ⋅ a3 + 2 ⋅ a2 + 15 ⋅ a3
2 (4-38)
2 2
γ x = 2 ⋅ a2 ⋅ (a1 + 24 ⋅ a1 ⋅ a3 + 105 ⋅ a2 + 2) (4-39)
k x = 3 + 24 ⋅ ( a1 ⋅ a3 + a2 ⋅ [1 + a1 + 28 ⋅ a1 ⋅ a3 ] + a3 ⋅ [12 + 48 ⋅ a1a3 + 141 ⋅ a2 + 225 ⋅ a3 ]) (4-40)
2 2 2 2 2
wobei µx dem Mittelwert, σx der Standardabweichung, γx der Schiefe und kx der Kurtosis der
Zufallsvariablen X entspricht. Das Gleichungssystem hat eine Lösung, wenn gilt:
k x > 1,58837 ⋅ γ 2x + 1,8683 (4-41)
Seite 114
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Methode des Minimum der Summe der Fehlerquadrate (LS) nach TUNG [294]
Man kann Gleichung (4–36) für den Fall von Einzelfraktilwerten umschreiben:
2
x p = a0 + a1 z p + a2 z p + a3 z p
3 (4-42)
wobei xp und zp die p–ten Fraktilwerte der Zufallsgrößen sind. Sind mehr als 4 Fraktilwerte
der ursprünglichen Zufallsvariable bekannt und werden die zugehörigen Fraktilwerte der
standardnormalverteilten Zufallsvariable berechnet, kann man die Koeffizienten a0 bis a3 so
wählen, daß die Summe der Fehlerquadrate der Differenzen der p–ten Fraktilwerte der ur-
sprünglichen Zufallsgröße und der Transformation minimal wird. Das Hauptproblem hierbei
liegt in der Frage, wieviel p–te Fraktilwerte ausreichend sind, um eine gute Annäherung für
den gesamten Definitionsbereich von X zu erreichen. In [294] wird darauf hingewiesen, daß
bei einer Anzahl von 9 Fraktilwerten und 19 Fraktilwerten praktisch keine Unterschiede mehr
bei der Ermittlung der Wahrscheinlichkeiten auftritt. Deshalb wird 9 als Mindestwert der
Fraktilwerte (= Stützstellen) angenommen.
Wiederum basierend auf den ersten vier Momenten wird folgende Transformationsgleichung
angegeben.
2
x p ' = − h3 + (1 − 3h4 ) z p + h3 z p + h4 z p
3 (4-43)
mit
xp − µx (4-44)
xp ' =
σx
γx
h3 =
6
k −3
h4 = x
24
Für die verbesserte Variante wird k x > 7 / 3 gefordert. Alle drei genannten Transformations-
verfahren wurden in dem Programm Excel programmtechnisch umgesetzt.
TUNG [294] hat die hier genannten Verfahren in einer Parameterstudie mit log-normal-, gum-
bel- und weibullverteilten Zufallsgrößen verglichen. Die Ergebnisse der Untersuchung lassen
sich wie folgt zusammenfassen. Ist die Verteilung der ursprünglichen Zufallsgröße unbekannt,
Seite 115
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
zeigt die FC-Methode bei kleinen Stichprobenanzahlen die besten Ergebnisse. Mit steigender
Stichprobenanzahl zeigt die LS-Methode die beste Qualität. Ist die Verteilung bekannt, zeigt
die LS-Methode die besten Ergebnisse und die FC-Methode die schlechtesten. Die PM-Me-
thode liegt immer in der Mitte. Die Anfälligkeit der LS Methode bei kleinen Stichprobenan-
zahlen wurde z. B. auch schon von KASPERSKI & HOLMES [142] festgestellt.
Die Transformation kann auch angewendet werden, um Aussagen über die Schwänze einer
statistischen Größe anhand der vorhanden Stichproben zu schätzen. Auf Grund der Dominanz
der Normal- und Log-Normalverteilungen bei den streuenden Größen bestand im nachhinein
kein Bedarf für den Einsatz der hier vorgestellten Transformationen.
Einen Sonderfall der Extremwertsuche stellt die Hypersphere Division Method dar. Hierbei ver-
sucht man nicht, durch eine analytische Extremwertsuche eine Lösung zu finden, sondern
probiert systematisch den gesamten Lösungsbereich durch. Im Gegensatz zu einem Gitter
bieten die Kugelkoordinaten aber den Einbau von a-priori Informationen in den Radius mit
an. Deshalb werden bei dem Verfahren zuerst alle Zufallsgrößen in Kugelkoordinaten trans-
formiert:
k −1 (4-47)
x1 = r ∏ cos θ j
j =1
k −i (4-48)
xi = r ∏ cos θ j sin θk +1−i i = 2, 3, ..., k -1; k ≥ 3
j =1
xk = r sin θ1 (4-49)
π π
− ≤ θj ≤ j = 1, 2, ..., k -2
2 2
0 ≤ θ k −1 ≤ 2π
0≤r≤∞
0 −π / 2 0
(4-51)
wobei gilt:
1 wenn X ∈ D f (4-52)
I Df ( X ) =
0 wenn X ∉ D f
Df = {X m
U ( gl ( X ) ≤ 0)
l =1
} (4-53)
(4-54)
Pf = ∫ f (X)dX = ∫ I
Df alle X
Df ( X ) f ( X )dX
Seite 116
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Die Oberfläche der Grenzzustandsfunktion als Funktion von r wird berechnet nach
π/2 2π
2 ⋅ r k −1 ⋅ π k / 2 (4-55)
S ( r ) = r k −1 ∫ ... ∫ cosk −2 θ1 ⋅ cosk −3 θ2 ⋅ ... ⋅ cos1 θk −2 dθ1dθ2 ...dθk −2dθk −1 = .
−π / 2 0
Γ( k / 2)
Die Differenz der Versagenswahrscheinlichkeit bei einer Variation des Radius wird wie folgt
ermittelt:
π/2 2π (4-56)
∆Pf ( r ) = f R ( r ) ⋅ r k −1 ∫ ... ∫ I D f ( r , θ) ⋅ cosk −2 θ1 cosk −3 θ2 ...cos1 θk −2 dθ1dθ2 ...dθk −2dθk −1
−π / 2 0
An dieser Stelle wird eine Unterteilung der Winkel mit konstanter Schrittweite αj mit
j = 1, 2, ..., k − 1 für alle Zufallsvariablen eingeführt. Damit setzt sich die Oberfläche der
Grenzzustandsgleichung aus Teilflächen zusammen (Abb. 4-19):
( j1 +1)⋅α1 ( j2 +1)⋅α2 ( jk − 2 +1)⋅αk − 2 ( jk −1 +1)⋅αk −1
(4-57)
si = ∫ cosk −2 θ1 dθ1 ∫ cosk −3 θ2 dθ2 ... ∫ cos1 θk −2dθk −2 ∫ (cos1
θ k −1 ) dθ
j1α1 j2 α2 jk − 2 αk − 2 jk −1αk −1
π/2
j1α1
2α1
α1
-π/2
{(j2+1)α2,j2α2} {(j1+1)α1,(j2+1)α2}
Si
0 ≤ Θ2 ≤ 2π {j2α2,j2α2} {j1α2,(j2+1)α2}
α2 Θ=(Θ1,Θ2)
2α2 j2+1α2
j2α2
Abb. 4-19: Darstellung der Teilflächen
Summiert man diese Teilstücke, erhält man die Fläche der Grenzzustandsgleichung für den
Wert r mit
Nc (4-58)
S (1) = ∑ si .
i =1
Die Anzahl der Unterteilungen mj von j = 1, 2, ..., k − 1 , die Schrittweite der Winkel der
jeweiligen Zufallsvariablen αj mit j = 1, 2, ..., k − 1 und die Anzahl der Teilflächen Nc sind
wie folgt verknüpft.
Seite 117
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
π (4-59)
αj = j =1,2,...,k -2
mj
2⋅π (4-60)
αk −1 =
mk −1
k −1 (4-61)
Nc = ∏ m j .
j =1
Anschließend muß nur noch über den Radius integriert werden, um die Gesamtversagens-
wahrscheinlichkeit zu ermitteln. Es erscheint jedoch sinnvoll, diese Integration nur über einen
bestimmten Bereich durchzuführen, denn obwohl der Radius von 0 bis ∞ definiert ist, wird
nur ein begrenzter Bereich für baupraktische Belange von Bedeutung sein und muß untersucht
werden. Im standardisierten Raum würde eine Integration im Bereich r < β keinen Beitrag zur
Versagenswahrscheinlichkeit leisten. Die Möglichkeit der geschickten Wahl der Grenzen von
r und die Tatsache, daß mehrere Grenzzustandsgleichungen gleichzeitig berücksichtigt wer-
den können, bilden die Vorteile dieses Verfahrens (Abb. 4-20). Durch eine Einführung sinn-
voller Grenzen RL und RU für den Radius erhält man:
∞ RU
(4-64)
Pf = ∫ ∆ Pf ( r )dr ≈ ∫ ∆ Pf ( r )dr ,
0 RL
und um eine Integration zu vermeiden, wird anstelle des Integrales wieder eine Summe einge-
führt
{ }(4-65)
N η +1w N w N c
Pf ≈ ∑ ∫ ∆ Pf ( r )dr ≈ ∑ f R ( rl ) ⋅ rl k −1 ⋅ ∑ I D ( rl , Θi ) ⋅ si ⋅ w
f
l =1 η l =1 i =1
Diese Ausführungen wurden überwiegend YONEZAWA, PARK, & OKUDA [336] entnommen.
Das Verfahren wurde nicht für die Untersuchung der Brücken verwendet, da der Aufwand der
Abtastung der Grenzzustandsgleichung in Verbindung mit den FEM-Rechung zu groß wird.
Eine Abtastung der Antwort-Fläche mit diesem Verfahren ist möglich, aber bei der verwen-
deten quadratischen Antwort-Fläche erscheinen insbesondere die im folgenden zu behandeln-
den SORM-Algorithmen ausreichend genau.
Seite 118
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Versagens-
bereich: Pf
fR(rl)rlk-1si
[rl,Θi]
si
Einheits-Hypersphere
rl
Sicherer Bereich
fR(r)
Wahrscheinlichkeits-
dichtefunktion
fR(rl)
R rl 0
4.3.3 SORM-Verfahren
Bei den FORM-Algorithmen wurde davon ausgegangen, daß die Krümmung der Grenzzu-
standsgleichung vernachlässigbar gering ist. Man kann aber versuchen, die Krümmung der
Grenzzustandsgleichung in die Ermittlung des Sicherheitsindex mit einfließen zu lassen. Da-
durch erzielt man u. U. eine höhere Genauigkeit des Sicherheitsindex im Vergleich zur
FORM-Rechnung. Das Verfahren von BREITUNG zur Berücksichtigung der Krümmung der
Grenzzustandsgleichung wird in diesem Abschnitt vorgestellt.
By ist die Matrix der zweiten und gemischten Ableitungen von h(y) im standardisierten Raum
am Bemessungspunkt. BREITUNG nähert die Versagenswahrscheinlichkeit mit folgender For-
mel:
m −1 (4-67)
Pf = Φ ( −β)∏ (1 − β ⋅ ai ) −1/ 2
i =1
Seite 119
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Es gelte
y = D⋅u (4-68)
bzw. für die neuen Koordinaten im gedrehten System
u = DT ⋅ y . (4-69)
Für die Matrix gelte:
D = (d1 , d 2 ,..., d m )T (4-70)
k −1
fk
mit d1 = α und d k = , wobei f k = e k − ∑ (e Tk d l )d l k = 2, 3, ..., m und ek = k-ter
fk l =1
Einheitsvektor.
Die Näherung von BREITUNG gibt gute Ergebnisse, wenn die Krümmungen klein und der Si-
cherheitsindex groß ist. Das Verfahren wurde SPAETHE [273] entnommen.
4.3.3.2 TVEDT’S Korrektur für BREITUNG (aus KÖYLÜOGLU & NIELSEN [153])
Die Näherung der Versagenswahrscheinlichkeit erfolgt durch drei Terme (4-77). Zwei Terme
können als Korrektur für das Verfahren von BREITUNG interpretiert werden. Damit ist das
Verfahren von TVEDT eine Erweitung des Verfahrens von Breitung. Dieses Verfahren wurde
nur probeweise in die Berechnungen integriert und ist nicht Bestandteil der beispielhaft im
Anhang dargestellten Berechnungsergebnisse. Der Rechenablauf gliedert sich wie folgt, wo-
bei die Hauptkrümmungen ai wieder bereitgestellt werden müssen:
Seite 120
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
γ = 1 − Pf (4-76)
γ = 1 − ( A1 + A2 + A3 ) mit (4-77)
n −1 (4-78)
A1 = Φ ( −β)∏ (1 + β a j ) −1/ 2
j =1
n −1 n −1
(4-79)
A2 = [βΦ ( −β) − ϕ(β)] ⋅ ∏ (1 + β a j ) −1/ 2 − ∏ (1 + (β + 1)a j ) −1/ 2
j =1 j =1
n −1
n −1
(4-80)
A3 = (β + 1)[βΦ ( −β) − ϕ(β)] ⋅ ∏ (1 + β a j ) −1/ 2 − Re ∏ (1 + (β + i)a j ) −1/ 2
j =1 j =1
Das Verfahren von TVEDT liefert im Gegensatz zum Verfahren von BREITUNG nicht nur gute
Ergebnisse bei großen, sondern bereits bei mittelgroßen Sicherheitsindizes. Bei kleinen Si-
cherheitsindizes reichen die beiden Korrekturterme nicht aus, eine ausreichend hohe Genau-
igkeit des Sicherheitsindex zu gewährleisten [153]. Das gleiche gilt für negative Krümmun-
gen. Aus diesem Grund hat TVEDT das Verfahren weiterentwickelt.
4.3.3.3 Exaktes Verfahren nach TVEDT (aus KÖYLÜOGLU & NIELSEN [153])
Für paraboloide Grenzzustandsgleichungen ergibt die folgende Formel exakte Ergebnisse. Die
Krümmung darf positiv oder negativ sein, auch der Sicherheitsindex darf beliebige Werte
annehmen:
γ = 1 − Pf (4-81)
1
∞
1 n −1 exp( −1/ 2θ2 ) (4-82)
γ = 0,5 + ∫ sin βθ + ∑ arctan( a j θ) n −1 dθ
π0 2 j =1 θ∏ (1 + a 2j θ2 )1/ 4
j =1
Der Nachteil dieses Verfahrens ist die erforderliche numerische Lösung des Integrales. Des-
halb wurden weitere SORM Verfahren entwickelt.
KÖYLÜOGLU & NIELSEN [153] stellten das folgende Verfahren vor. Ausgangspunkt für ihre
Überlegungen war die Tatsache, daß die meisten SORM Verfahren bei einem kleinen Sicher-
heitsindex nicht funktionieren, z. B. BREITUNG oder TVEDT’S Korrektur für BREITUNG.
Gemäß der üblichen Formel für SORM-Integrale
γ = 1 − Pf (4-83)
und unter der Annahme, daß alle Krümmungen ai positiv sind, geben KÖYLÜOGLU & NIELSEN
folgende Formel an:
Seite 121
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
n −1
1 (4-84)
γ = 1 − Φ ( −β)∏
j =1 1 + a j / c0,1
n −1
2
n −1
2
1 n −1 ak 1 ak ak
⋅ 1 + c1,1 ∑ + c2,1 ∑ + 2∑
2 k =1 1 + ak / c0,1 4 k =1 1 + ak / c0,1 k =1 1 + ak / c0,1
1 n −1 n −1
3 2
ak n −1 ak ak
+ c3,1 ∑ + 2∑ ∑
8 k =1 1 + ak / c0,1 k =1 1 + ak / c0,1 k =1 1 + ak / c0,1
n −1
3
ak
+12∑ + K
k =1 1 + ak / c0,1
Für ausschließlich negative Krümmungen ai ergibt sich:
n −1
1 (4-85)
γ = 1 − Φ ( +β)∏
j =1 1 − a j / c0,2
1 n −1 n −1
2
n −1
2
ak 1 ak ak
⋅ 1 + c1,2 ∑ + c2,2 ∑ + 2∑
2 1 − a / c 4 1 − a / c 1 + a / c
k =1 k 0,2
k =1 k 0,2 k =1 k 0,2
1 n −1 ak
3
n −1 ak n −1 ak
2
+ c3,2 ∑ + 2∑ ∑
8 k =1 1 + ak / c0,2 k =1 1 + a k / c 0,2
k =1 1 + a k / c 0,2
n −1
3
ak
+12∑ + K
k =1 1 + ak / c0,2
Die generalisierte Form für positive und negative Krümmungen ai der Grenzzustandsgleichung
lautet gemäß KÖYLÜOGLU & NIELSEN wie folgt:
n −1 1 n −1 (4-86)
1 ak
γ = Φ (β) + Φ ( −β) ∏ 1 + d1,2 ∑ + K
j =m 1 − a j / d 0,2 2 k = m 1 − ak / c0,2
m −1 1 1 m −1 ak
⋅ 1 − ∏ 1 + c1,1 ∑ + K
j =1 1 + a j / c0,1 2 k =m 1 + ak / c0,1
m −1 1 1 m −1 ak
− Φ (β) ∏ 1 + d1,1 ∑ + K
j =1 1 + a j / d 0,1 2 k =1 1 + ak / c0,1
n −1 1 1 n −1
ak
⋅ 1 − ∏ 1 + c1,2 ∑ + K
j =m 1 − a j / c0,2 2 k =1 1 − ak / c0,2
In Abhängigkeit davon, wann die Terme abgebrochen werden, ergeben sich verschiedene Nä-
herungsansätze. Bei einer Ein-Term-Näherung für positive Krümmungen wird der Koeffizient
zu
Φ ( −β) (4-87)
c0,1 = ,
ϕ(β)
und c1,1 = c2,1 = K = 0
und bei einer Zwei-Term-Näherung zu
Seite 122
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Φ ( −β) 1 (4-88)
c0,1 = ,
ϕ(β) 1 + 1 − βΦ ( −β) / ϕ(β)
ϕ(β) βΦ ( −β) (4-89)
c1,1 = 1−
Φ ( −β) ϕ(β)
und c2,1 = c3,1 = K = 0 .
Bei drei Termen ergeben sich die Koeffizienten zu:
1 ϕ(β) (4-90)
− c1,1 = ,
c0,1 Φ ( −β)
1 c βϕ(β) (4-91)
− 2 1,1 + 2c2,1 = ,
2
c0,1 c0,1 Φ ( −β)
1 c1,1 c2,1 (β 2 − 1)ϕ(β) (4-92)
−3 2 +6 =
3
c0,1 c0,1 c0,1 Φ ( −β)
und c3,1 = c4,1 = K = 0 .
Diese drei Gleichungen können zu einer kubischen Gleichung mit mindestens einer positiven
reellen Lösung umgeformt werden. Diejenige Lösung für c0,1, die kleiner als
Φ ( −β) 1 (4-93)
c0,1 =
ϕ(β) 1 + 1 − βΦ ( −β) / ϕ(β)
ist, sollte verwendet werden.
Für die andere Krümmung ergeben sich bei einer Ein-Term-Näherung die Koeffizienten zu:
Φ (β) (4-94)
c0,2 =
ϕ(β)
und c1, 2 = c2, 2 = K = 0 ,
bei einer Zwei-Term-Näherung zu
Φ (β) 1 (4-95)
c0,2 =
ϕ(β) 1 + 1 + βΦ (β) / ϕ(β)
−ϕ(β) βΦ (β) (4-96)
c1,2 = 1+ ,
Φ (β) ϕ(β)
und c2, 2 = c3, 2 = K = 0 , und
bei einer Drei-Term-Näherung zu
1 ϕ(β) (4-97)
+ c1,2 = ,
c0,2 Φ (β)
1 c βϕ(β) (4-98)
+ 2 1,2 + 2c2,2 = − ,
2
c0,2 c0,2 Φ (β)
1 c1,2 c2,2 (β2 − 1)ϕ(β) (4-99)
+3 2 +6 =
3
c0,2 c0,2 c0,2 Φ ( −β)
und c3, 2 = c4, 2 = K = 0 .
Diese drei Gleichungen können zu einer kubischen Gleichung mit mindestens einer positiven
reellen Lösung umgeformt werden. Diejenige Lösung für c0,2, die kleiner als
Seite 123
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Φ (β) 1 (4-100)
c0,2 = ,
ϕ(β) 1 + 1 − βΦ (β) / ϕ(β)
ist, sollte verwendet werden.
Bei einer Näherung der d-Terme durch eine Ein-Term Formulierung erhält man:
d 0,1 = 2c0,1 , d 0, 2 = 2c0, 2 und d1,1 = d 2,1 = K = 0 und d 1, 2 = d 2, 2 = K = 0 .
In der Berechnung der Brücken wurde diese Näherung des d-Terms und eine Ein-Term bzw.
eine Drei-Term-Formulierung für die c-Faktoren gewählt und umgesetzt.
CAI & ELISHAKOFF [37] nennen die gleiche Kritik wie KÖYLÜOGLU & NIELSEN [153] an
BREITUNGS Verfahren. Sie teilen das ursprüngliche SORM-Integral in zwei Teile und nähern
die Funktion dann durch eine TAYLOR-Reihe an. Das Verfahren von CAI & ELISHAKOFF [37]
ist relativ einfach zu handhaben:
1 β2 (4-101)
Pf = Φ (β) + exp − ( D1 + D2 + D3 + K) .
2π 2
Die einzelnen Glieder der TAYLOR-Reihe werden wie folgt ermittelt:
D1 = ∑ λ j (4-102)
j
1 (4-103)
D2 = − β 3 ⋅ ∑ λ 2j + ∑ λ j λ k
2 j j ≠k
1 (4-104)
D3 = (β 2 − 1) 15 ⋅ ∑ λ 3j + 9 ⋅ ∑ λ 2j λ k + ∑ λ j λ k λ l .
6 j j ≠k j ≠k ≠l
Basis für die Berechnung sind wiederrum die Hauptkrümmungen, die allerdings schon bei der
SORM-Berechnung mittels BREITUNGS Verfahren bereitgestellt worden waren:
a j = −2 λ j . (4-105)
Nach ZHAO & ONO [338] kann man die Aussagen zur Genauigkeit der SORM-Verfahren zu-
sammenfassen:
• Alle SORM-Verfahren zeigen eine Abhängigkeit der Lösung von der Anzahl der Variablen
und dem durch FORM ermittelten und bereitgestellten Sicherheitsindex.
• Alle SORM-Verfahren bringen hinreichende Näherungen bei großen Radien (kleine Krüm-
mungen) und einer kleinen Anzahl von Variablen.
• Für Grenzzustandsgleichungen mit Krümmungen, die unterschiedliche Vorzeichen besit-
zen, zeigen alle Verfahren beachtliche Fehler.
Für positive Krümmungen und wenige Variablen erbringen BREITUNG’s Formel und TVEDT’s
Formel gute Ergebnisse. CAI & ELISHAKOFF’s Ansatz erbringt bei positiven Krümmungen nur
gute Ergebnisse, wenn der Sicherheitsindex der mit FORM ermittelt wurde, nicht zu groß ist.
CAI & ELISHAKOFF’s Vorschlag erbringt immer gute Ergebnisse bei negativen Krümmungen.
Seite 124
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
4.3.4 Monte-Carlo-Simulation
V entspricht dem Volumen. Die eckigen Klammern entsprechen dem arithmetischen Mittel-
wert der Funktion über die Anzahl N der Stichproben:
1 N 1 N (4-107)
f ≡ ∑ f ( xi ) f 2 ≡ ∑ f 2 ( xi ) .
N i =1 N i =1
Der Ablauf gestaltet sich wie folgt: Prüfe unter zufälliger Variation der Eingangsgrößen, ob
die Grenzzustandsgleichung eingehalten ist, erfasse die Anzahl der Fälle, in denen die Struk-
tur versagt und setze sie ins Verhältnis zur Gesamtanzahl der Rechnungen. Das Ergebnis ist
die Versagenswahrscheinlichkeit der Struktur. Solche Rechnungen lassen sich relativ einfach
in viele FEM-Programme einbinden, die eine eigene Programmiersprache beinhalten, wie
z. B. Sofistik, DIE oder ANSYS.
mit Pε als Signifikanzniveau, ε als Konfidenz (statistischer Fehler) und kε als ein Faktor.
lautete, wird durch die Einführung einer Indikator- oder Wichtungsfunktion auf den gesamten
Definitionsbereich erweitert, also Pf = ∫ ... ∫ I ( x ) f x ( x )dx , wobei für I(x) gelten soll:
alle x
1 g ( x ) < 0 (4-110)
I (x ) = .
0 g ( x ) ≥ 0
ˆ
c f x (vn ) ˆf2 .
Var[ Pf ] = ∑ I (vn ) − P
mc − 1 mc n =1 hv ( v n )
Das Problem bei diesem Verfahren liegt in der Wahl der passenden Verteilungsdichtefunktion
hv(v). Hat man eine ungefähre Vorstellung über die mögliche Lage der Bemessungspunkte,
kann man damit hv(v) wählen. Dann erhält man bei der Rechnung einfach mehr erfolgreiche
Stichproben und kann damit die erforderliche Anzahl der Stichproben teilweise drastisch
verringern. Dieses Verfahren wird als Importance Sampling (SPAETHE [273], SONG [271],
MAES, BREITUNG & DUPUIS [175], IBRAHIM [129]) bezeichnet. Man kann sich auch vorstel-
len, die Dichte hv(v) dynamisch nach jeder Stichprobe neu anzupassen und von den bisher
ermittelten Ergebnissen abhängig zu gestalten. Dieses Verfahren wird als Adaptive Sampling
bezeichnet (BUCHER [22], MORI & ELLINGWOOD [195]). Weitere Verfahren zur Verringerung
des Rechenaufwandes bei der Monte-Carlo-Simulation seien nur am Rande erwähnt, wie z. B.
Stratified Sampling, Recursive Stratified Sampling, Antithetic Variances oder das Latin
Hypercube Verfahren.
Seite 126
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
4.3.4.2 Quasi-Zufallszahlen
Dieser Abschnitt widmet sich einem weiteren Ansatz: Für die Monte-Carlo-Simulation werden
i.d.R. Pseudo-Zufallszahlen verwendet. Ziel bei der Berechnung derartiger Zahlen ist ein
möglichst hohes Maß an Zufälligkeit, um die Bedingung des wahllosen Probierens zu erfül-
len. Diese Forderung führt aber auch dazu, daß diese Zahlen zufällig verdichtete Gruppierun-
gen bilden können (siehe z. B. Abb. 4-21). Geschickter wäre es, die Zahlen so gleichverteilt
wie möglich zu erzeugen. Ein regelmäßiges Gitter erfüllt diesen Anspruch ideal, aber der
Aufwand wächst exponentiell mit der Anzahl der Dimensionen, weshalb die numerische Inte-
gration mehrdimensionaler Integrale, z. B. mittels SIMPSON- oder Trapezregel praktisch nicht
mehr durchführbar ist. Dies ist auch einer der Gründe, warum die in den vorangegangenen
Abschnitten behandelten FORM- und SORM-Verfahren entwickelt wurden. Außerdem müßte
im voraus die Genauigkeit des notwendigen Gitters bekannt sein.
Optimal wäre ein Verfahren, welches nicht den exponential wachsenden Aufwand eines Git-
ters besitzt, aber die Gruppenbildung üblicher Pseudo-Zufallzahlen vermeidet und eine suk-
zessive gleichmäßige Füllung des Raumes erlaubt. Eine Lösung dieses Problems gelingt mit
sogenannten Quasi-Zufallszahlen. Der Begriff Quasi-Zufallszahlen ist irreführend, denn es
handelt sich um einen klar definierten Mechanismus zur Erstellung der Zahlen. Das Kriterium
beim Erzeugen der Zahlen ist das maximale Ausweichen der zugehörigen Punkte im d-dimen-
sionalen Raum voreinander. Die Zahlen sind bei gleicher Anzahl der Dimensionen entspre-
chend dem angewandten Verfahren bei jeder Realisierung identisch. Um das zu verdeutlichen,
sind im Anhang C Quasi-Zufallszahlen nach dem Verfahren von FAURE für drei Dimensionen
in Tab. 11-4 aufgelistet. Die Zahlen wurden mit dem in [4] vorgestellten Programm errechnet.
Abb. 4-21 erlaubt den Vergleich der Füllung einer quadratischen Fläche mit Pseudo- und
Quasi-Zufallspunkten. Deutlich erkennbar ist die wesentlich homogenere Füllung in den lin-
ken Bildern durch die Quasi-Zufallspunkte.
Es existieren verschiedene Verfahren, die natürlich zu unterschiedlichen Lösungen führen.
Einige Verfahren zum Erzeugen von Quasi-Zufallszahlen seien kurz nach ihren Entwicklern
genannt: HAMMERSLEY, HALTON, VAN DER CORPUT, SOBOL, FAURE, NIEDERREITER, WEYL.
Fehlerbeurteilung
Um den Vorteil bei der Verwendung von Quasi-Zufallszahlen abzuschätzen, wird im folgen-
den auf die Fehlerbeurteilung der Monte-Carlo-Simulation mit Quasi-Zufallszahlen eingegan-
gen. Der Fehler bei der Integration hängt von zwei Eigenschaften ab:
• der Punkteverteilung der Stichproben
• dem Änderungsverhalten der Funktion.
Für das Änderungsverhalten von Funktionen wurde die Variation der Funktion eingeführt. Es
gibt z. B. die sogenannte VITALI-Variation oder die HARDY-KRAUSE-Variation V( f ). Die
Verteilung der Punkte kann durch den Begriff der Diskrepanz beschrieben werden. Die Dis-
krepanz ist ein Maß für die Abweichung einer Folge von Zahlen von der Gleichmäßigkeit.
Mathematisch wird die Diskrepanz von n Punkten x1, ..., xn ∈ [0,1)d, d ≥ 1 wie folgt beschrie-
ben:
A( E ; n ) (4-114)
Dn( d ) = sup − λ (E) ,
E n
Seite 127
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
wobei das Maximum über alle Untergruppen von [0,1)d der Form E = [0,t1 ] ×···× [0,td ],
0 ≤ tj ≤ 1, 1 ≤ j ≤ d bestimmt wird. λ ist das LEBESGUE Maß, A (E ;n ) ist die Anzahl der
Punkte xj, die in der Untergruppe E liegen (PAPAGEORGIOU & TRAUB [221] & [222], PASKOV
[224], SLOAN & WOŹNIAKOWSKI [268]). Das bedeutet nichts anderes, als daß Teilvolumen
ausgezählt werden und die Anzahl der Punkte im Verhältnis zum Teilvolumen ermittelt wird.
Liegt dieser Wert nahe am Verhältnis aller Punkte zum Gesamtvolumen, weisen die Punkte
eine niedrige Diskrepanz auf, weshalb die Quasi-Zufallszahlen auch als Low Discrepancy
Numbers bezeichnet werden.
Verteilung v. 100 Quasi-Zufallszahlen in [0; 1)2 Verteilung v. 100 Pseudo-Zufallszahlen in [0; 1)2
Verteilung v. 1000 Quasi-Zufallszahlen in [0; 1)2 Verteilung v. 1000 Pseudo-Zufallszahlen in [0; 1)2
Mit dem Maß der Variation der Funktion und der Diskrepanz kann eine obere Schranke für
den Fehler bei der Verwendung von Quasi-Zufallszahlen bei der mehrdimensionalen Integra-
tion angegeben werden. Diese Schranke ist als KOKSMA-HLAWKA-Ungleichung (PAPAGEOR-
GIOU & TRAUB [221] & [222], PAKOV [224], SLOAN & WOŹNIAKOWSKI [268]) bekannt:
1 n (4-115)
∫ f ( x ) dx − ∑
n i =1
f ( xi ) ≤ V ( f ) ⋅ Dn( d ) .
Dieser theoretische Hintergrund erlaubt die Abschätzung des Fehlerterms für Quasi-Zufalls-
zahlen mit (log n)d/n. In der Tab. 4-6 ist die Abnahme des Fehlerterms anhand verschiedener
Seite 128
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Verfahren und basierend auf empirischen Beispielen aus der Literatur in Abhängigkeit von
den Dimensionen zusammengefaßt. Dabei ist n der Stichprobenumfang. Je größer der Betrag
des Exponenten, um so effektiver ist das Verfahren.
Fehlerterm
Pseudo-Zufallszahlen theoretisch n-0,5
Quasi-Zufallszahlen theoretisch (log n)d/n
Quasi-Zufallszahlen nach HAMMERSLEY theoretisch (log n)d-1/n
Gitter theoretisch n-1/d
Quasi mit 15 Dimensionen (Beispiel) theoretisch (log n)15/n
Gitter mit 15 Dimensionen (Beispiel) theoretisch n-1/15 = -0,067
Quasi-Zufallszahlen nach [222] empirisch n-0,82
Quasi-Zufallszahlen nach [212] empirisch n-0,67
Quasi-Zufallszahlen nach [90] empirisch n-0,80
Quasi-Zufallszahlen nach [221] empirisch n-1,00
Tab. 4-7: Empfehlung für die Dimensionsanzahl, bis zu welcher Quasi-Zufallszahlen vorteil-
haft sind
Damit ergibt sich ein Anwendungsgebiet im Bereich mittelgroßer Dimensionen, ca. 10-30,
und relativ großer Versagenswahrscheinlichkeiten. Diese hohen Werte erreicht man z. B. bei
den Nachweisen im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit oder bei Anprallereignissen. Bei
den genannten Dimensionszahlen zeigt das noch zu behandelnde Antwort-Flächen-Verfahren
Konvergenzprobleme und bei zu kleinen Versagenswahrscheinlichkeiten wird der rechneri-
sche Aufwand für Monte-Carlo-Simulationen in Verbindung mit komplexen Grenzzuständen
Seite 129
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
zu groß. Die Anzahl der streuenden Größen liegt selbst bei komplexen FE-Modellen meistens
unter 20, im vorliegenden Fall der Brücken bei nicht mehr als zehn. Insofern wäre das Verfah-
ren für die Untersuchung der beiden Brücken geeignet gewesen. Der Verfasser ist jedoch erst
nach bzw. bei der Durchführung der Berechnungen auf dieses Verfahren aufmerksam gewor-
den, so daß es nur noch teilweise in die Berechnungen Eingang fand.
In Erweiterung der hier vorgestellten Lösung gelten für Quasi-Zufallszahlen die gleichen
Möglichkeiten der Durchführung von Stichprobenreduktionen, wie für Pseudo-Zufallszahlen.
Damit kann man z. B. das Importance Sampling oder Adaptives Sampling und Quasi-Zufalls-
zahlen verbinden. Relativ neu ist die Verwendung von Quasi-Zufallszahlen mit dem Latin-
Hypercube-Verfahren, da dort die Anzahl der Stichproben im voraus festgelegt werden muß
(ROBINSON [246], [247]).
Die Hypersphere Division Methode und die Monte-Carlo-Simulation sind in der Lage, meh-
rere Grenzzustandsgleichungen bei einer Berechnung zu berücksichtigen. Bei den FORM-
und SORM-Algorithmen wird aber immer nur eine Grenzzustandsgleichung untersucht. Bei
dem Schiffsanprall gegen den Pfeiler gibt es unterschiedliche Nachweisgleichungen und da-
mit unterschiedliche Grenzzustandsgleichungen. Die Unterschiede betreffen i. w. die Lage des
Nachweisbereiches in den FE-Modellen. Die einzelnen Grenzzustandsgleichungen müssen
miteinander verknüpft werden, um einen Gesamtwert für die Brücken angeben zu können.
Hierbei müssen Annahmen über die Korrelation zwischen den einzelnen Grenzzustandsglei-
chungen getroffen werden.
Zuerst sei angenommen, daß die Sicherheitsabstände für die Grenzzustandsgleichungen sto-
chastisch unabhängig sind. Dann ist die Systemsversagenswahrscheinlichkeit
n (4-116)
Pf = 1 − ∏ (1 − Pfj ) .
j =1
Sind die einzelnen Versagenswahrscheinlichkeiten recht klein, kann man anstelle des Pro-
duktes mit einer Summe arbeiten:
n (4-117)
Pf ≈ ∑ Pfj .
j =1
2
1 n
Der Fehlerterm für die Summe ist nicht größer als F ( Pf ) ≤ ∑ Pfj .
2 j =1
Wählt man anstelle der Versagenswahrscheinlichkeit den Sicherheitsindex, kann man einen
Systemsicherheitsindex nach folgender Formel angeben:
n
n (4-118)
β sys = −Φ −1 1 − ∏ Φ ( β j ) ≈ −Φ −1 ∑ Φ ( − β j ) .
j =1 j =1
Gibt es eine Korrelation zwischen den einzelnen Grenzzuständen, kann man eine mehrdimen-
sionale Normalverteilung aufstellen. Dabei gilt für die Korrelation
ρ jk = α Tj α k = α j1α k 1 + α j 2α k 2 + ... + α jmα km , (4-119)
Seite 130
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Φn ( β , R) =
(2π ) n / 2 R
1/ 2 ∫−∞ −∞∫ exp − 2 ψ R y dy1,dy2 ,L dyn .
L
Für den Sonderfall gleicher Korrelation zwischen den einzelnen Grenzzuständen ergibt sich:
1 ρ L ρ (4-125)
ρ 1 M
R=
M O M
ρ ρ L 1
zu
+∞ n β + ρ ⋅x (4-126)
Φ n ( β , R ) = ∫ ϕ ( x )∏ Φ i dx .
−∞ i =1 1− ρ
Eine Möglichkeit bei verschiedenen Korrelationskoeffizienten ist die Berechnung und Ver-
wendung eines mittleren Korrelationskoeffizienten. Diese Näherung liegt in den meisten
Fällen auf der sicheren Seite. Man kann die einzelnen Werte der Korrelationsmatrix auch als
Seite 131
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Produkte auffassen, die man in die einzelnen Faktoren zerlegen kann. Die Matrix kann dann
wie folgt geschrieben werden:
1 λ1 ⋅ λ2 L λ1 ⋅ λn (4-127)
λ ⋅λ 1 M
R= 2 1 , λi < 1, λi < 1, i, j = 1, 2, ..., n
M O M
λn ⋅ λ1 λn ⋅ λ2 L 1
RACKWITZ (entnommen SPAETHE [273]) hat auf Grundlage dieser Modifikation der Korrelati-
onsmatrix der einzelnen Grenzzustände ein Verfahren zur Abschätzung von oberen und
unteren Schranken entwickelt.
λ j ⋅ λk ≤ ρ jk j ≠ k für eine obere Schranke der Versagenswahrscheinlichkeit (4-129)
λ j ⋅ λk ≥ ρ jk j ≠ k für eine untere Schranke der Versagenswahrscheinlichkeit (4-130)
Dafür muß natürlich gelten, daß der kleinste Wert ρ jk positiv ist.
Eine bessere Schätzung kann man durch eine Wertung der Bedeutung einzelner Grenzzu-
stände erreichen. Wählt man nämlich die drei Grenzzustände mit der größten Versagenswahr-
scheinlichkeit bzw. dem kleinsten Sicherheitsindex, so kann man die Faktoren besser anpas-
sen als durch die alleinige Wahl des Größt- bzw. Kleinstwertes.
Diese Grenzzustände erhalten die Nummern 1, 2, 3 und die Faktoren werden nach folgender
Regel ermittelt:
λ1 ⋅ λ2 = ρ12 , λ2 ⋅ λ3 = ρ 23 , λ1 ⋅ λ3 = ρ13 (4-133)
ρ ⋅ρ ρ 21 ⋅ ρ 23 ρ 31 ⋅ ρ32 (4-134)
λ1 = 12 13 , λ2 = , λ3 =
ρ 23 ρ13 ρ12
und für die verbleibenden Werte gelte
ρ (4-135)
λ j = min jk j = 4,5... für obere Schranken
k ≤ j +1
λk
ρ (4-136)
λ j = max jk j = 4,5... für untere Schranken.
k ≤ j +1
λk
Seite 132
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
n n (4-137)
max Pfj ≤ Pf ≤ 1 − ∏ (1 − Pfj ) < ∑ Pfj
j
j =1 j =1
Auf der Basis des allgemeinen Additionssatzes von Wahrscheinlichkeiten kann man genauere
Schranken angeben. DITLEVSEN (entnommen SPAETHE [273]) schlägt dazu folgende Formel
vor:
1 (4-139)
n
Pf ≤ min n
∑
j =1 P ( F j ) − ∑ max P( F j ∩ Fk )
k< j
j =2
0 (4-140)
n
Pf ≥ P( F1 ) + ∑ max j −1
j =2
P ( F j ) − ∑
k =1
P ( F j ∩ Fk )
Der Term des Durchschnittes der beiden Versagenswahrscheinlichkeiten kann wie folgt genä-
hert werden
P( F j ∩ Fk ) ≈ Φ 2 ( − β j ,− β k ; ρ jk ) . (4-141)
Setzt man diese Näherung in die Schranken von DITLEVSEN ein, verschwinden die Wahr-
scheinlichkeiten und die Gleichungen werden zu:
1 (4-142)
Pf ≤ min n n
∑ Φ ( − β j ) − ∑ max Φ 2 ( − β j , − β k ; ρ jk )
k< j
j =1 j =2
0 (4-143)
n
Pf ≥ Φ ( − β1 ) + ∑ max j −1 .
j =2
Φ ( − β j ) − ∑
k =1
Φ 2 ( − β j , − β k ; ρ jk )
Seite 133
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Die hier vorgestellten Verfahren wurden programmtechnisch umgesetzt. Es wurde dabei da-
von ausgegangen, daß es sich bei den Brücken um Seriensysteme handelt, d. h. wenn auch nur
ein Element versagt, versagt die ganze Brücke. Als eigene stochastische Elemente wurden bei
Lohr sowohl Bogen und Pfeiler, als auch ggf. verschiedene Schichten innerhalb des Pfeilers
betrachtet, in denen die Grenzzustandsgleichung aufgestellt wurde. Im Anhang E findet sich
ein Beispiel einer Verschmelzung dreier Grenzzustandsgleichungen.
Der Vollständigkeit halber sei für ein paralleles System noch die Ermittlung des Systemindex
wie folgt angeben :
1 + ρ ⋅ ( n − 1) (4-144)
β t ,i = β t ,s ⋅
n
mit βt,s = Systemindex, βt,i = Sicherheitsindex der einzelnen Grenzzustände, n = Anzahl aller
Elemente, ρ = Korrelationskoeffizient mit ρ = 0, wenn der Ausfall eines Elementes keinen
Einfluß auf andere Elemente hat, und ρ = 1, wenn alle Elemente gleichzeitig versagen.
Seite 134
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
tung auf das Bauwesen (BUCHER & BOURGUND [21], RAJASHEKHAR & ELLINGWOOD [240]
beschrieben.
Das Ziel der Untersuchung besteht darin, einen funktionalen Zusammenhang zwischen ver-
schiedenen Eingangsgrößen und einer nur punktweise ermittelbaren Ausgabegröße aufzustel-
len. Die Funktion f (X, K), wobei X der Vektor der Eingangsgrößen und K der Vektor ver-
schiedener Konstanten in der Funktion ist, mit dem Ergebnis g = f (X, K) sei analytisch ge-
schlossen unbekannt. Gleichwohl existiere ein Verfahren, entweder versuchstechnisch oder
mathematisch, um einzelne Funktionswerte zu ermitteln. Da die Funktion selbst nicht bekannt
ist, wird eine Näherungsfunktion g% ( X ) eingeführt, um f(X, K) lokal approximieren zu kön-
nen. Die Form der Näherungsfunktion kann frei gewählt werden.
In Abhängigkeit von der Anzahl der einzelnen ermittelten Funktionswerte und der gewählten
Funktion sind die Koeffizienten der Antwort-Fläche entweder unterbestimmt, bestimmt oder
überbestimmt. Wenn mehr Funktionswerte vorhanden sind als für die Berechnung der Koef-
fizienten der Antwort-Fläche notwendig, sind die Koeffizienten überbestimmt. In diesem Fall
sollte ein Kriterium mit einer Minimierung des Fehlers verwendet werden. Insbesondere im
Anhang C sind verschiedene Verfahren zur Erstellung von Funktionen aus einzelnen Funktions-
werten mittels linearer oder nichtlinearer Regression dargestellt.
Auf Grund der einfachen Handhabung, der Möglichkeit der Beschreibung von Krümmungen
und der geringen Anzahl der Funktionsaufrufe wird sehr häufig der quadratische Ansatz für
die Antwort-Fläche gewählt. Entweder gelte ohne gemischte Glieder
n n (4-145)
g~ ( X ) = a + ∑ bi ⋅ x i + ∑ ci ⋅ x i2
i =1 i =1
g~ ( X ) = A + X T ⋅ B + X T ⋅ C ⋅ X , (4-146)
wobei A, B und C Konstanten sind.
Die Koeffizienten A, B und C können, wenn sie nicht überbestimmt sind, durch die Lösung eines
linearen Gleichungssystems ermittelt werden. Dies wäre z. B. bei einem quadratischen Ansatz
für zwei Variablen in Abb. 4-22 der Fall. Verallgemeinert man diesen Fall auf n-Variablen ohne
Berücksichtigung gemischter Glieder, benötigt man 2 × n + 1 Funktionsaufrufe. Bei ausreichen-
der Anzahl der Lösungen von f kann man dann schreiben:
g% ( X ) = f ( X, K ) . (4-148)
Auf Grund der lokalen Approximation und der Minimierung der Anzahl der Funktionsaufrufe
sollten die Eingangsgrößen zur Ermittlung der Funktionswerte mit Bedacht gewählt werden.
Es gibt hierfür verschiedene Modelle, auf die im einzelnen in dieser Arbeit nicht eingegangen
Seite 135
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
werden soll. Eine Verschmelzung des FORM-Algorithmus mit der Erstellung der Antwortflä-
che geschieht wie folgt:
g(µ ) (4-149)
xm = µ + ( x D − µ ) ,
( g ( µ ) − g ( xD ))
mit xm als neuem Zentralpunkt im Punktraster wie in Abb. 4-22 dargestellt, µ ist der Mittel-
wert der Basisvariablen, xD ist der Bemessungspunkt berechnet durch FORM unter Verwen-
dung der quadratischen Antwort-Fläche [21]. Der Startpunkt des Punkterasters war in [21] der
Mittelwert der einzelnen Zufallsvariablen. Wenn man den Mittelwert der Basisvariablen µ
durch xm1, und xm durch xm2 ersetzt, kann man eine Iteration durchführen. Dieses Iterations-
schema ist vom Verfasser verwendet worden. Das verwendete Punkteraster ist [240] entnom-
men.
Das hier vorgestellte Antwort-Flächen-Verfahren ermittelt die Koeffizienten nur anhand der
letzten Rechnungen. Überzählige Lösungen werden in dem Antwort-Flächen-Verfahren nicht
berücksichtigt. Im Rahmen einer derartigen Iterationsrechnung kann man aber alle Ergebnisse
speichern und später darauf zurückgreifen. Der im folgenden vorgeschlagene Algorithmus
erlaubt die Verwendung aller Berechnungsergebnisse.
Das Verfahren, mit dem der o. g. Gedankengang beschritten werden soll, erfordert eine regres-
sive Bestimmung der Koeffizienten der Antwort-Fläche, da diese überbestimmt sind. Für die
mehrdimensionale Regression, die damit erforderlich wird, wurde das Approximationspro-
gramm APPROX [179] von MARQUARDT & SCHULZE verwendet. Nähere Angaben zur linea-
ren und nichtlinearen Regression finden sich im Anhang C.
Seite 136
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Auch hierbei handelt es sich wieder um ein Polynom wie bereits bei dem behandelten qua-
dratischen Antwort-Flächen-Verfahren. Allerdings sind die Anzahl n der Terme und die Ex-
ponenten i und j nicht mehr vordefiniert, sondern können in Grenzen dem jeweiligen Problem
automatisch angepaßt werden. Obwohl das Programm Polynome bis zur 10ten Potenz erlaubt,
sollte man derartig hohe Exponenten mit Vorsicht wählen, da diese Funktionen in Randberei-
chen schnell große Abweichungen von den Versuchwerten erreichen. Da die Bemessungs-
werte normalerweise im Randbereich liegen, besteht diese Gefahr.
Als Kriterium zur Anpassung der Antwort-Fläche an die Funktionswerte wird das bekannte
Kriterium des Minimums der Summe der Fehlerquadrate gewählt:
M 2 (4-151)
S ( c1 , c2 , K , c N ) = S ( c ) = ∑ ( z m − g~ ( X ))
m=1
∂ S (c) (4-152)
0= = ∑ ci , j ∑ x mi+ i x mj+ j − ∑ z m x mi x mj .
∂ cij i, j m
1 2
m
1 2
Ggf. versprechen Polynome höherer Ordnung eine bessere Beschreibung der unbekannten
Funktion als z. B. die bisher verwendeten quadratischen Ansätze. Wenn allerdings alle mögli-
chen Polynome bis 10ten Grades auf ihre Eignung geprüft würden, stiege der Rechenaufwand
enorm. Eine geschickte Strategie bei der Auswahl der notwendigen Polynomterme erscheint
darum sinnvoll. Ziel ist dabei, diejenigen Polynomterme herauszufiltern, die nur einen gerin-
gen Beitrag zur Lösung beitragen. Die Entscheidung, welche Terme einen wichtigen Beitrag
leisten, erfordert normalerweise eine Kombination aller möglichen Terme. Diese kombinato-
rische Vorgehensweise ist auf Grund des dafür erforderlichen Rechenbedarfes nicht praktika-
bel.
Abb. 4-23 gibt einen vereinfachten Überblick über diese Prozedur. Es konnte nachgewiesen
werden, daß eine kontinuierliche Erzeugung neuer Vektoren zu einer Verbesserung der Ap-
proximationsgleichung führt, sowohl was die einzelnen Terme als auch die Gesamtgleichung
g~ (X) betrifft [179].
Das Verfahren wurde teilweise bei den Berechnungen der Mainbrücke Lohr verwendet. Es
zeigten sich jedoch zwei Nachteile: Durch den genetischen Algorithmus waren die Ansatz-
funktionen bei einem neuen Durchlauf nicht kontrollierbar und die Qualität der Antwort-Flä-
che blieb teilweise gravierend hinter den Erwartungen zurück. Die Anwendung dieses Verfah-
Seite 137
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
rens zur Berücksichtigung aller Funktionswerte hat sich im Rahmen dieser Berechnung nicht
bewährt.
Generation 0
Mutation Rekombination
02 02 30
13 13 21
23 23 ⇔ 12
10 ⇔ 31 10 ⇔ 00
Generation 1
02 02 30
13 13 21
23 12 23
10 00 10
Das übliche Antwort–Flächen–Verfahren benötigt in Abhängigkeit von der Wahl des Punkte-
rasters eine bestimmte Anzahl von Lösungen der Grenzzustandsgleichung. Diese Festlegung
führt zu zwei Nachteilen: Zum einen ist die Mindest- bzw. Maximalanzahl der Lösungen fest-
gelegt und zum Zweiten werden immer einige Lösungen in uninteressanten Bereichen benö-
tigt. Neuere Verfahren versuchen, diese Probleme zu umgehen.
Ein Beispiel dafür ist die sogenannte polyhedrale Näherung der Antwort-Fläche. Die Realisie-
rungen der Grenzzustandsgleichung werden Pi(x) genannt. Diese werden eindeutig durch ei-
nen Vektor pi von einem beliebigen Punkt M, normalerweise dem Mittelpunkt beschrieben,
der wiederum vom Koordinatenursprung durch den Vektor m im Raum der Eingangsgrößen
beschrieben wird. Der Punkt M sollte im sicheren Bereich der Grenzzustandsgleichung liegen
und durch die Mittelwerte der Basisvariablen beschrieben werden. Der direkte Vektor vom
Koordinatenursprung zu den Punkten Pi(x) wird li genannt.
Der Winkel zwischen einem neuen Punkt Pj und den Realisierungen der Grenzzustandsglei-
chung Pi(x) ergibt sich dann zu:
pTi ⋅ r j (4-153)
cos φij =
pi ⋅ r j
Die Hyperfläche jeder Realisierung der Grenzzustandsgleichung soll in der HESSE’schen Nor-
malform vorliegen:
eTpi f ijr j = pi (4-154)
Seite 138
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Den Aufbau und die Zusammenführung der Ebenen kann man z. B. durch sogenannte Sekan-
ten-Hyperflächen verfeinern. Diese neueren Ansätze fanden in der Rechnung keine Berück-
sichtigung. Sie seien jedoch der Vollständigkeit halber erwähnt.
Da, zumindest soweit dem Verfasser bekannt, keine SUBROUTINE in ANSYS mit freier
Wahl der Rückgabe der Variablen von der SUBROUTINE an das Hauptprogramm ANSYS
existiert, mußte ein Umweg über Dateien erfolgen. D. h. die vom Antwort-Flächen-Verfahren
im selbstgeschriebenen ANSYS-Modul ermittelten neuen Ausgangswerte für die nächste
strukturmechanische Berechnung der Brücken, wie z. B. Betondruckfestigkeit, Betonzugfe-
stigkeit, Sandsteindruckfestigkeit u. s. w., wurden in Dateien geschrieben, die wiederum vom
Hauptprogramm von ANSYS während jeder neuen Iterationen eingelesen wurden. Es sei an
dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, daß ANSYS während einer gesamten wahr-
scheinlichkeitstheoretischen Berechnung mit mehreren Iteration unter Verwendung des Ant-
wort-Flächen-Verfahrens ein und dieselbe Datei mehrmals neu geschrieben und gelesen hat.
Seite 139
Kapitel 4: Berechnungsverfahren
Auf Grund dieser Tatsache mußten die Rechnungen in einer UNIX-Umgebung stattfinden.
Dort war es nur notwendig, daß diese Datei vor dem Starten von ANSYS bereits existierte.
Die Implikation der wahrscheinlichkeitstheoretischen Verfahren und des Antwort-Flächen-
Moduls erfolgten deshalb in die ANSYS Version 5.1 und 5.2. auf einer IBM Workstation un-
ter dem Betriebssystem IBM AIX 4.1 bis 4.3.1-4.3.3.
Durch die Datenfülle war es nicht möglich, alle Zwischenergebnisse der Iteration der Ermitt-
lung des Sicherheitsindexes bzw. der operativen Versagenswahrscheinlichkeit abzuspeichern.
Seite 140
Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
5 Berechnungsergebnisse
Nach der Herleitung der Einwirkungsgrößen, der Widerstandsgrößen und der Erläuterung der
verwendeten strukturmechanischen und probabilistischen Rechenverfahren erfolgt in diesem
Kapitel die Auswertung der rechnerischen Untersuchungen.
Es handelt sich hierbei um eine Auswahl aller vom Autor durchgeführten Berechnungen. Im
Laufe der rechnerischen Untersuchung ergaben sich auch unterschiedliche Ergebnisse in Ab-
hängigkeit von der Anzahl und Auswahl der Zufallsvariablen und der verwendeten Berech-
nungsverfahren.
I II III IV V VI VII VIII IX X XI
# Brücke Last Bauteil Version P(V|A)·10-6 β(V|A) P(V∩A)·10-6 β(V∩A) P(V∩A)·10-6 β(V∩A)
o.V. p. Anprall o.V. p. Jahr o.V. p. Jahr
Tab. 5-1: Operative Versagenswahrscheinlichkeiten (o. V.) als Vielfache von 10-6 für die Main-
brücken Lohr und Segnitz pro Anprall und pro Jahr unter Berücksichtigung der Anprallhäufig-
keit von 0,016 pro Jahr pro Brücke für Segnitz (Spalte VIII & IX) und der jeweiligen für Lohr aus
[158] (Spalte X & XI). Zeilen 6 und 13 beziehen sich nicht auf einen Anprall!
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
Zuerst soll überprüft werden, wie sich die Mainbrücken Segnitz und Lohr unter Eigen- und
Verkehrslast verhalten. Die operative Versagenswahrscheinlichkeit erreicht bei beiden Brük-
ken etwa den Wert von 200 × 10-6 unter maximaler Verkehrsbelastung. Zum Vergleich mit
anderen Brücken sind in Tab. 5-2 Ergebnisse aus der Literatur angegeben. Die Ergebnisse für
die Brücken zeigen deutliche Unterschiede. Diese liegen aber in der Größenordnung der
Unterschiede der Ergebnisse einer Brücke bei verschiedenen Modellen.
Eine normengerechte Bemessung der Brücken unter Eigen- und Verkehrslast sollte in beiden
Fällen zur gleichen Sicherheit führen und damit als quantitativer Ausdruck der Sicherheit zur
gleichen Versagenswahrscheinlichkeit bei vergleichbaren Rechenmodellen führen. Diese
Bedingung scheint mit Werten von 203 × 10-6 und 240 × 10-6 bei der Verwendung des
BERNDT’sche Normalkraftmodells für die jeweiligen Pfeiler der beiden Mainbrücken erfüllt
zu sein. Wie in Abb. 5-1 erkennbar, zeigt das MANN’sche Normalkraftmodell für den Pfei-
ler II der Lohrer Brücke nicht nachvollziehbare grobe Änderungen der Versagenswahrschein-
lichkeit in Abhängigkeit von der Verkehrslast. Das Verfahren von BERNDT reagiert auf unter-
schiedliche Beschreibungen der Verkehrslast ermutigend unsensibel. Auf Grund der geringen
Variationen der Rechenergebnisse der Versagenswahrscheinlichkeit der Alten Mainbrücke
Lohr unter Eigen- und Verkehrslast wählt der Autor dieses BERNDT’sche Modell. Im Kapitel
Mauerwerk wurde bereits auf die Unzulänglichkeiten des MANN’schen Modells eingegangen.
Nachweise unter Eigen- und Verkehrslast Durchschnitt Maximalwert Minimalwert
Muldenbrücke Podelwitz (GZG*) [192] 591,50·10-6 1183,0·10-6 0,21·10-6 pro Jahr
-6
Flöhabrücke Olbernhau (GZT) [193] 0,04·10 pro Jahr
Syraltalbrücke Plauen (GZT) (Variante II) [193] 730,90·10-6 pro Jahr
Mainbrücke Lohr (Mauerwerksmodell n. Berndt) 4,10·10-6 pro Jahr
Mainbrücke Segnitz 4,80·10-6 pro Jahr
Marienbrücke Dresden (GZT) [30] 1279,00·10-6 2555,0·10-6 2,11·10-6 bei Belastung
-6 -6
Lohr (Mauerwerksmodell n. Mann) 33430,00·10 66810,0·10 48,12·10-6 bei Belastung
Lohr (Mauerwerksmodell n. Berndt) 248,00·10-6 337,0·10-6 159,20·10-6 bei Belastung
Segnitz 203,00·10-6 bei Belastung
*GZG-Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit, GZT-Grenzzustand der Tragfähigkeit
Tab. 5-2: Operative Versagenswahrscheinlichkeiten für verschiedene alte Brücken unter Ei-
gen- und Verkehrslast
Abb. 5-1: Zusammenfassung der Rechenergebnisse unter Eigengewicht und Verkehr nach den
Verfahren von MANN und BERNDT
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
Nach dem Vergleich der operativen Versagenswahrscheinlichkeiten der Brücken unter Eigen-
und Verkehrslast ist es möglich, auch die anderen ermittelten Werte untereinander in Relation
zu setzen. Die operativen Versagenswahrscheinlichkeiten pro Anprallereignis für die unbe-
schädigte Mainbrücke Segnitz mit 0,154 und für die Alte Mainbrücke Lohr ohne Spreng-
kammer mit 0,0233 für Frontalstoß unterscheiden sich um den Faktor 6,5. Die unbeschädigte
Version der Mainbrücke Segnitz und die Mainbrücke Lohr ohne Sprengkammer wurden ge-
wählt, um Besonderheiten der Brücken, wie sie z. B. die Sprengkammer bei Lohr darstellt,
soweit wie möglich zu vernachlässigen und damit die Plausibilität der Rechnungen einfacher
prüfen zu können. Anhand deterministischer Größen wie der Eigenlast der Brücken und der
jeweiligen Mauerwerkseigenschaften soll der Faktor des Unterschiedes von 6,5 geprüft
werden.
Die Eigenlast, die zumindest im Bereich der COULOMB’schen Reibung beim Schub-
spannungsnachweis, welcher für das Anprallereignis maßgebend wird, linear eingeht, unter-
scheidet sich zwischen diesen beiden Brücken um den Faktor 7,4 (siehe Tab. 5-3). Die maxi-
male zulässige Schubspannung zwischen den beiden Brücken unterscheidet sich dagegen um
den Faktor 2,7. Vereinfachend kann festgestellt werden: Auf Grund des höheren Eigenge-
wichtes bei der Mainbrücke Lohr kann dort auch eine höhere Schubspannung abgetragen wer-
den. Die erhöhte Eigenlast drückt sich aber auch in der vorhandenen Normalspannung aus.
Dieser Wert unterscheidet sich zwischen den beiden Brücken um den Faktor 3,2. Da aber die
Eigenlast selbst auch wieder eine Belastung für den Pfeiler darstellt, muß auch die ausnutz-
bare Normalspannung berücksichtigt werden. Dieser Wert liegt bei Lohr etwa um den Faktor
2,5 höher. Letztendlich kann man die maximale dynamische Anprallkraft einer nichtlinearen
Berechnung vergleichen. Auch hier besteht eine Unterschied zwischen Lohr und Segnitz um
den Faktor 3.
Der Unterschied zwischen den operativen Versagenswahrscheinlichkeiten von 6,5 läßt sich
problemlos mit dem Unterschied der Eigenlasten von 7,4 erklären. Ein ähnlicher Faktor findet
sich aber nicht bei den anderen erwähnten Parametern. An dieser Stelle muß auf zwei Probleme
der Plausibilitätsmodelle hingewiesen werden: Zum einen ist das dynamische Verhalten nicht
nur von der Masse, sondern auch von der Steifigkeit, die in diesem Faktor nicht berücksichtigt
wird, abhängig und zum zweiten ist die Schubfestigkeit von Mauerwerk nur im ersten Bereich
linear von der Auflast abhängig und steigt nach Erreichen eines Maximalwertes nicht mehr.
Dann bringt eine weitere Zunahme der Auflast keinen Vorteil mehr für den Schubspannungs-
nachweis und kann sogar wieder zu einer Verringerung der maximalen Schubtragfähigkeit
führen. Basierend auf diesen Überlegungen erscheinen aus Sicht des Verfassers die errechneten
Werte glaubhaft.
Tab. 5-3: Vergleich einiger Parameter der Mainbrücken Lohr und Segnitz
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
Im nächsten Schritt sollen die Ergebnisse der Rechnungen mit konstruktiven Verstärkungs-
möglichkeiten gewertet werden. Prinzipiell kann festgestellt werden, daß sowohl die operative
Versagenswahrscheinlichkeit mit als auch ohne Rißschaden an der Mainbrücke Segnitz zu
sehr hohen Werten führt bzw. die Brücke eine sehr geringe Sicherheit unter dieser Einwir-
kungskombination zeigt. Interpretiert man die Werte von 0,1542 bzw. 0,313 als Wieder-
kehrperioden eines Anpralls, muß man feststellen, daß jeder siebte bzw. jeder dritte Anprall
rechnerisch zum Einsturz der Brücke führt. Deutlich bessere Werte werden bei der Main-
brücke Lohr erzielt. Die Werte von 0,0807 für den Mauerwerkspfeiler mit Sprengkammer,
0,0234 für den Mauerwerkspfeiler ohne Sprengkammer und 0,0359 bzw. 0,0287 für den Be-
tonpfeiler mit und ohne Sprengkammer liegen ca. eine Zehnerpotenz unter den Werten der
Mainbrücke Segnitz. Damit führt im Mittel jeder zwölfte (0,0807) Anpralls bzw. jeder 43ste
(0,0234) Anprall zum Einsturz der Alten Mainbrücke Lohr.
Durch den Einbau einer passiven Schutzeinrichtung an der Mainbrücke Segnitz erreicht man
eine Verringerung der operativen Versagenswahrscheinlichkeit auf 1/100 des Wertes der un-
beschädigten Brücke (0,00154). Würde man den Pfeiler um den Faktor 2,3 verbreitern und
damit das Eigengewicht und die Fläche erhöhen, erhält man etwa 1/10 des vorhandenen
Wertes der unbeschädigten Brücke (0,0118). Dieser Wert ist auf Grund der Geometrieverhält-
nisse des Pfeilers vergleichbar mit der Alten Mainbrücke Lohr. Der Pfeiler in Lohr hat ca. die
1,92-fachen Abmessungen des Segnitzer Pfeilers. Bei einer Vergrößerung des Originalpfeilers
von Segnitz um den Faktor 2,3 ergibt sich ein Flächenunterschied von 0,8 (1,92 zu 2,3) und
ein Breitenunterschied von 0,6 (4 m zu 2,3 × 2,6 m = 5,98 m). Wenn also der Segnitzer Pfei-
ler ca. die doppelte Breite des Lohrer Pfeilers hat, erhält man ca. die halbe operative
Versagenswahrscheinlichkeit der Lohrer Brücke. Dieser Quotient erscheint nicht unplausibel.
Die Einführung einer ideellen Zugfestigkeit für das Mauerwerk an der Mainbrücke Segnitz
zur Darstellung eines Effekts aus Vorspannen, Schlaffstahlbewehren oder Verpressen des
Pfeilers verringert den bisher vorhandenen Wert der operativen Versagenswahrscheinlichkeit
der unbeschädigten Brücke auf ein Viertel des ursprünglichen Wertes (0,0432). Obwohl der
Lastfall Vorspannung auch bei der Mainbrücke Lohr berechnet wurde, ist der direkte Ver-
gleich hier unangebracht, da die Vorspannung in der Berechnung der Mainbrücke Lohr durch
Vorspannkräfte bzw. Umlenkkräfte weitaus realitätsnaher modelliert wurde. Auch die bei der
Mainbrücke Lohr beobachtete Veränderung der Versagenswahrscheinlichkeit der Brücke
ohne Sprengkammer zur vorgespannten Brücke erscheint glaubwürdiger. Die Vorspannung
des Mauerwerkspfeilers führt zu einer Abminderung der Versagenswahrscheinlichkeit der
Brücke Lohr auf 1/70 im Vergleich zur Brücke ohne Sprengkammer. Das Aufbringen von
Vorspannung auf die Pfeiler stellt ein effektives Mittel zur Erhöhung der Sicherheit dar.
Die Verfüllung der Sprengkammern bringt beim Mauerwerkspfeiler der Mainbrücke Lohr eine
geringe Verbesserung der Zuverlässigkeit mit sich (auf ca. ein ¼). Die untersuchte
Stahlbetonlösung sah den Einsatz von jeweils drei Großbohrpfählen mit einem Durchmesser
von einem Meter an jeder Pfeilerstirnseite vor. Diese konstruktive Lösung stellt quasi einen
Neubau des Pfeilers dar. Damit ist die deutlichste Verringerung der operativen Versagenswahr-
scheinlichkeit und damit einhergehend die drastischste Erhöhung der Sicherheit erreichbar. Es
handelt sich allerdings auch um die aufwendigste Lösung. Ob eine derartige Lösung überhaupt
realisierbar ist, darf bezweifelt werden. Deutlich eleganter erscheint hier der Einbau von Gewi-
Stählen. Diese haben den Vorteil, mit leichtem Bohrgerät (Durchmesser der erforderlichen
Bohrung ca. 10 bis 15 cm) und ohne große Störung der vorhandenen Bausubstanz einsetzbar zu
sein. Eine rechnerische Untersuchung der Versagenswahrscheinlichkeit dieser Lösung erfolgte
im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht.
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
Die operative Versagenswahrscheinlichkeit unter Querstoß zeigt bei beiden Brücken ver-
gleichbare Verhältnisse zu den Werten für Frontalstoß. Während bei Lohr für die Version
ohne Sprengkammer praktisch der gleiche Wert für Frontal- und Querstoß ermittelt wurde
(0,0233 bzw. 0,0256), unterscheiden sich die beiden Werte bei der Mainbrücke Segnitz um
den Faktor 2. Allerdings ist auch dieser Unterschied nicht unglaubwürdig und ist vermutlich
auf die außerordentlich schmale Ausbildung des Pfeilers an der Mainbrücke Segnitz zurück-
zuführen.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die rechnerischen Ergebnisse der probabili-
stischen Untersuchung der Mainbrücke Segnitz und der Alten Mainbrücke Lohr ohne Berück-
sichtigung der Anprallwahrscheinlichkeit aus Sicht des Verfassers im Vergleich der kon-
struktiven Lösungen und im Vergleich der Brücken untereinander plausibel erscheinen. Es
kann deshalb der nächste Schritt von der ereignisorientierten operativen Versagenswahr-
scheinlichkeit zur zeitbezogenen Versagenswahrscheinlichkeit durch die Einbeziehung der
Anprallwahrscheinlichkeit gegangen werden (Tab. 5-1, Spalten IX bis XI).
Es wurde wiederholt vom Verfasser darauf hingewiesen, daß der dafür notwendige Wert der
Anprallwahrscheinlichkeit bzw. -häufigkeit Inhalt weiterführender Diskussion ist. Für die
Mainbrücke Lohr wurden Werte durch die Bundesanstalt für Wasserbau bereitgestellt. Die
verwendeten Zahlen für die Mainbrücke Segnitz wurden im Kapitel 2 ausführlich diskutiert,
können aber nur ein Ansatz sein, da lokale Besonderheiten an der Brücke nicht mit berück-
sichtigt wurden. Mittels der Anprallwahrscheinlichkeiten kann eine operative Versagenswahr-
scheinlichkeit pro Zeiteinheit, in diesem Fall pro Jahr, angegeben werden. Damit ist der di-
rekte Vergleich mit zulässigen Werten in den Vorschriften möglich.
R = P⋅K . (5-1)
Dieser Schaden setzt sich aus verschiedenen Teilen zusammen. Zuerst ist der materielle und
ideelle Wert der Brücke zu beklagen. Der materielle Wert umfaßt neben dem Bauwerk auch
sekundäre zusätzliche Aufwendungen wie z. B. Umleitungsverkehr, wenn die Brücke nicht
mehr verfügbar ist. Unter ideellen Werten sei der Verlust der Brücke als Kulturgut zu verste-
hen.
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
Daneben müssen auch gesundheitliche Schäden für die Nutzer der Brücke während des
Versagens, vermutlich sogar Todesopfer erwartet werden. Die Anzahl der Todesopfer erlaubt
den Vergleich mit anderen vorhandenen Risiken. Deshalb wird der finanzielle und ideelle
Wert der Brücke im folgenden nicht weiter betrachtet, wohl aber eine Schätzung für die zu
erwartenden Todesopfer aufgestellt. Dazu muß das Nutzungsprofil, im Fall der Mainbrücke
Lohr das Straßenverkehrsaufkommen, abgeschätzt werden.
Über die alte Mainbrücke Lohr führt die Staatstraße 2437. Das durchschnittliche Ver-
kehrsaufkommen pro Tag beträgt nach Angaben des Straßenbauamtes Würzburg ca. 6600
Fahrzeuge. Ein hohes Verkehrsaufkommen von 660 Fahrzeugen pro Stunde ist im wesentli-
chen nur am Morgen und am späten Nachmittag zu verzeichnen. Teilweise soll sich in diesen
Stunden kurzzeitig Stau auf der Brücke entwickeln.
Die eigentliche Flottenstruktur der Kraftfahrzeuge auf der Brücke ist dem Verfasser nicht
bekannt. Es kann aber vermutet werden, daß die Flottenstruktur zu erheblichen Anteilen aus
PKW’s besteht. In der Stadt Lohr gibt es eine Maschinenbaufirma, so daß gelegentlich auch
Sattelschlepper die Brücke queren werden. Allein aus der Anzahl der Fahrzeuge pro Tag und
der mittleren Überquerungsdauer von 20 bis 30 Sekunden ergibt sich eine Nutzungsdichte von
keinem, einem oder zwei Fahrzeugen zusammen auf der Brücke mit wahrscheinlich nicht
mehr als fünf Personen gleichzeitig auf der Brücke. Letztendlich kann aber ein Bus auf der
Brücke oder ein Anprall während der Zeit des hohen Verkehrsaufkommens nicht ausgeschlos-
sen werden. Darum soll auf die Vergleichswerte bei Brückenversagen infolge Schiffsanprall
zurückgegriffen werden.
Der Mittelwert der Todesopfer bei Brückenversagen infolge Schiffsanprall lag nach eigenen
Rechnungen in den letzten Jahrzehnten bei ca. 22. Dieser hohe Wert berücksichtigt aber nicht
die genannten Unterschiede zwischen Straßen- und Eisenbahnbrücken. Rechnet man deshalb
nur mit beobachteten Werten von Straßenbrücken, soweit eine Trennung bekannt ist, erhält
man einen Mittelwert von ca. neun Todesopfern pro Brückeneinsturz infolge Schiffsanprall.
Die beiden Unfälle in den letzten Jahren (2001 & 2002) in den USA bestätigen einen Wert um
zehn.
Basierend auf diesen Überlegungen werden für die Risikoanalyse der Mainbrücke Lohr Op-
ferzahlen von 10 und 22 verwendet. Da für die Mainbrücke Segnitz keine Angaben zum Ver-
kehrsaufkommen vorliegen, werden diese Zahlen auch für die Mainbrücke Segnitz verwendet.
Bevor der Nachweis für die operative Versagenswahrscheinlichkeit und das Risiko geführt
werden, erfolgt im nächsten Kapitel die verschiedenen Formen zur Darstellung von Risiken.
Diese Diskussion der numerischen Risikodarstellung ist notwendig, da die Vorschriften, die
eine Risikoanalyse zulassen, weder Aussagen zur Art der Darstellung des Risikos noch eine
quantitative Angabe zu einem akzeptablen Risiko geben.
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Kapitel 5: Berechnungsergebnisse
2
Häufigkeit
0
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 20 40 80 160 360
Anzahl der Opfer bei Brückenversagen infolge Schiffsanprall
Abb. 5-2: Häufigkeit der Anzahl von Todesopfern bei einem Brückenversagen infolge Schiffs-
anprall in verschiedenen Klassen
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
6 Akzeptables Risiko
„Aber in der Geschichte wie im menschlichen Leben bringt Bedauern einen verlorenen Au-
genblick nicht wieder, und tausend Jahre kaufen nicht zurück, was eine einzige Stunde ver-
säumt.“
STEFAN ZWEIG: Sternstunden der Menschheit, Die Eroberung von Byzanz, 1927
Soziale, gesundheitliche, natürliche und technische Risiken beeinflussen unser Leben, ohne
daß wir, zumindest bei vielen dieser Risiken, eine freie Eintscheidung über die Akzeptanz be-
sitzen. Es ist in Deutschland nicht üblich, daß vor einer Brücke ein Schild mit der Angabe
einer operativen Versagenswahrscheinlichkeit angebracht ist, um dem Nutzer die Entschei-
dung freizustellen, ob ihm die Sicherheit als ausreichend erscheint, und er dieses Bauwerk
nutzen möchte. Der Nutzer geht stillschweigend davon aus, daß der Staat gemäß seiner
Schutzpflicht die Festlegung und Einhaltung eines akzeptablen Risikos prüft.
Es sei bis auf weiteres ferner angenommen, daß der Staat versucht, ein homogenes Niveau der
Sicherheit über alle Bereiche des Lebens in einer Gesellschaft zu verwirklichen. Die speziel-
len Risiken in allen nur denkbaren Bereichen des täglichen Lebens sollten eine ähnliche Grö-
ßenordnung besitzen. In anderen Worten, ein Mitglied der unbeteiligten Öffentlichkeit sollte
nicht ohne Warnung einem signifikant höheren Risiko ausgesetzt werden, als es dies sonst ist.
Die Definition der Sicherheit in Form eines akzeptablen Risikos wird damit zur fundamenta-
len Grundlage für das Zusammenleben der Bewohner in Deutschland. Die von allen Bewoh-
nern anerkannte Grundlage ist die Verfassung. Es wäre deshalb vernünftig, bei der Suche
nach einem übergeordneten akzeptablen Risiko bei der Verfassung und anschließend bei ihren
Verfeinerungen, den Gesetzen zu beginnen.
In der Rechtsprechung wird weiterhin im Sinne von Sicherheitsanforderungen der Begriff der
Gefahrenabwehr verwendet. Bezüge zur Gefahrenabwehr finden sich im Zivilrecht (Scha-
densersatz § 823 Abs. 1 BGB), im Produkthaftungsgesetz § 1, Abs. 1 oder in der Verwal-
tungsordnung § 123, 80 Abs. 5.
„(1) Bauliche Anlagen sowie andere Anlagen und Einrichtungen im Sinne von § 1 Abs. 1
Satz 2 sind so anzuordnen, zu errichten, zu ändern, instandzusetzen und instandzuhalten,
daß die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere Leben oder Gesundheit oder
die natürlichen Lebensgrundlagen nicht gefährdet werden. ...“
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
In der Rechtsprechung wird ein akzeptables Risiko als „de minimis“ Risiko bezeichnet. Der
Ausdruck „de minimis“ stammt aus dem lateinischen Satz: „De minimis non curat lex“, der
soviel bedeutet wie: „Das Gesetz befaßt sich nicht mit Kleinigkeiten“. Diese Gefahren sind
nicht Thema für die Öffentlichkeit und sind vernachlässigbar. Das heißt aber nicht, daß solche
Unfälle nicht eintreten können.
Was aber nun die Unbedenklichkeit einer Gefahr bzw. ein „de minimis“ Risiko in Zahlen dar-
stellt, darüber hält sich der Gesetzgeber bedeckt. Gelegentlich werden unklare Gesetze durch
Gerichtsurteile für die Allgemeinheit verständlicher, darum soll noch ein Blick auf verschie-
dene Gerichtsverfahren geworfen werden.
In der Tat gibt es in diesem Zusammenhang in Deutschland einige Gerichtsurteile. 1975 ent-
schied das OVG Münster, daß die Eintrittswahrscheinlichkeit eines atomaren Störfalls von 10-7
pro Jahr als akzeptables Restrisiko betrachtet werden darf [218]. Zu dem gleichen Ergebnis
kam das VG Freiburg 1977 [304]. In dem gleichen Jahr befaßte sich auch das VG Würzburg
mit dieser Thematik [305]. Allerdings wurde 1997 durch das Hessische VGH die gerichtliche
Entscheidung über einen akzeptablen Wahrscheinlichkeitswert zurückgewiesen [122]. In Be-
zug auf Schiffsanprall gegen Brücken gab es im Jahre 2000 durch das OVG Rheinland-Pfalz
eine Entscheidung betreffs der Frage, ob durch eine Fahrrinnenvertiefung eine Erhöhung des
Risikos eintreten würde. Diese Frage wurde durch das OVG Rheinland-Pfalz verneint [219].
Das Bundesverfassungsgericht hat sich in der Kalkar-Entscheidung ansatzweise mit der Fest-
legung von akzeptablen Risiken befaßt. Es finden sich dort allerdings nur Begriffe wie „prak-
tisch unvorstellbar und ausgeschlossen“ oder „unerheblich“, ohne daß eine Festlegung eines
Wertes erfolgt (MRASEK-ROBOR [197]).
In der amerikanischen Rechtssprechung findet sich zumindest in einem Fall ein Hinweis auf
ein akzeptables Risiko [299], auch wenn ein erheblicher grauer Bereich bleibt. Zitat:
„If, for example, the odds are one in a billion that a person will die from cancer by taking
a drink of chlorinated water, the risk clearly could not be considered significant (10-9).
On the other hand, if the odds are one in a thousand (10-3) that regular inhalation of
gasoline vapors that are 2 % benzene will be fatal a reasonable person might well con-
sider the risk significant and take the appropriate steps to decrease or eliminate it.”
In England befaßten sich bereits 1949 Juristen mit der Problematik des Vergleiches von Risi-
ken, wie folgendes Zitat beweißt:
Basierend auf diesem Entscheid wurde das sogenannte ALARP-Prinzip (As low as reasonable
practicable) entwickelt, welches im englischsprachigen Raum weit verbreitet ist.
Seite 150
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Im folgenden seien noch zwei Fälle genannt, bei denen die Gerichte nicht der Meinung waren,
daß die vom Hersteller als akzeptable Risiken festgelegten Werte den Anforderungen an ein
„de minimis“ Risiko erfüllten. Patricia Anderson klagte Mitte der 90er Jahre gegen General
Motors, weil bei ihrem Auto nach einem Auffahrunfall der Tank explodierte. Dem Auto-
hersteller war der Konstruktionsmangel bekannt. Es wurde mit 500 Schwerverletzten bzw.
Toten pro Jahr bei 41 Millionen Fahrzeugen der Firma General Motors gerechnet. Der Kon-
zern berücksichtigte rechnerisch die auf geltender Rechtslage basierenden Schadensersatzfor-
derungen in Höhe von 100 Millionen Dollar pro Todesfall pro Jahr. Tatsache ist aber, daß das
Gericht auf Grundlage des Wissens um den Mangel General Motors mit einer Schadenser-
satzsumme von 4,9 Milliarden Dollar belegte [285].
Als zweites Beispiel sei eine Klage gegen Ford Ende der 70er Jahren genannt, weil der Tank
des Ford Pinto explosionsgefährdet war. Ford ging damals von 200.000 US$ für ein Men-
schenleben und 67.000 US$ für eine schwere Verletzung aus. Es wurden ca. 11 Millionen
Fahrzeuge verkauft. Pro Jahr wurde mit 2.100 verbrannten Fahrzeugen gerechnet. 1978 wurde
Ford von einem Gericht in Kalifornien zu 128 Millionen Dollar Schadensersatz für einen
verletzten Fahrer verurteilt (FORD vs. Weinberger, Romeo).
Zusammenfassend kann man feststellen, daß Gesetze einen Zahlenbetrag zur Definition eines
akzeptablen Risikos schuldig bleiben. Bei den Gerichtsurteilen gibt es sowohl Zahlenwerte,
die akzeptiert wurden als auch unakzeptable Werte. Dazwischen muß das akzeptable Risiko
liegen.
Einen weiteren Ansatzpunkt für die Suche nach einem akzeptablen Risiko findet man in einer
der üblichen Beschreibungen für eine nichtakzeptable Gefährdung in LÜBBE-WOLFF [172] mit:
„gewisse erhebliche, das allgemeine Lebensrisiko signifikant erhöhende Größe der Gefahr“.
Diesem Ansatz der pauschalen Festlegung des akzeptablen Risikos über das allgemeine Le-
bensrisiko folgen auch die Bauvorschriften. Ein Schiffsanprall zählt zu den außergewöhnli-
chen Einwirkungen (DIN 1055-9). Sowohl der Eurocode als auch die DIN 1055-9 lassen für
außergewöhnliche Einwirkungen eine Risikoanalyse zu. Dazu heißt es z. B. im Eurocode 1,
Abschnitt 3.2, Bemessung für außergewöhnliche Situationen [84] (oder in der DIN 1055-9 5.1
(2) sinngemäß):
„Der Ausschluß eines Risikos kann in den meisten Fällen nicht erreicht werden, somit ist
es erforderlich, ein gewisses Risiko zu akzeptieren. ... Bei Festlegung der Risikostufe
sollte auch ein Vergleich mit Risiken, die bei vergleichbaren Bemessungssituationen von
der Gesellschaft akzeptiert werden, durchgeführt werden.“
Es gilt also, das von der Gesellschaft akzeptierte Risiko festzustellen.
Tab. 6-1 ist eine umfangreiche Zusammenstellung zahlreicher in verschiedenen Quellen ge-
nannter Sterbehäufigkeiten in den verschiedensten Ländern. Einen Überblick über den Bereich
der Sterbehäufigkeiten bzw. Wahrscheinlichkeiten gibt Abb. 6-1. Die höchsten Werte ohne be-
Seite 151
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
wußte Wahl eines Risikos scheinen in entwickelten Industrieländern in Friedenszeiten etwa bei
1,0·10-4 zu liegen. Für die geringsten Werte kann man nur grobe Schätzungen anstellen, derar-
tige Werte sind einfach zu selten.
Todesursache/Sachverhalt Relative Sterbehäufigkeit/Jahr Quelle
Dschungelkinder in den ersten zwei Lebensjahren in Irian Jaya 2,5·10-1
Säuglingssterblichkeit in Mali 1,2·10-1 [340]
Deutscher Soldat im II. Weltkrieg 7,0·10-2 [217]
Säuglingssterblichkeit (Entwicklungsländer) 6,4·10-2 [340]
Storebælt Link Brücke (<19 Todesopfer) rechnerisch 2,0·10-2 [67]
Allg. für Männer zwischen 54 und 55 Jahren in der DDR 1988 1,0·10-2 [273]
Allg. für Frauen zwischen 60 und 61 Jahren in der DDR 1988 1,0·10-2 [273]
Verlust einer Raumfähre pro Mission (NASA 1989) 1,0·10-2 [203]
Allgemeine Sterbehäufigkeit in den USA 9,0·10-3 [223]
Allgemeine Sterbewahrscheinlichkeit (USA – 1999) 8,6 10-3 [77]
Säuglingssterblichkeit (Industrieländer) 8,0·10-3 [340]
Krebs (USA – 1999) 5,7 10-3 [77]
Herzkrankheit (USA – 1999) 5,7 10-3 [77]
Muttersterblichkeit bei Geburt (Entwicklungsländer) 5,0·10-3 [340]
Akzeptables Risiko in der britischen Schwerindustrie (alter W.) 4,0·10-3 [225]
Rauchen (USA – 1999) 3,6 10-3 [77]
Herzkrankheit in den USA (1975-1995) 2,9·10-3 [223]
Krebs (jedes Alter, U.K.) 2,8·10-3 [139]
Bergsteigen (international) 2,7·10-3 [238]
Raumfahrer (ESA CRV) 2,0·10-3 [139]
Akzeptables Risiko in der britischen Schwerindustrie (neuer W.) 2,0·10-3 [225]
Canvey Island (England) 2,0·10-3 [225]
Hochseefischerei 1,7·10-3 [238]
Gewaltverbrechen (Johannesburg 1993) 1,5·10-3 [244]
Untertagebau (D 1950) 1,3·10-3 [120]
Fliegen (Crew) 1,2·10-3 [238]
Allg. Männer zwischen 17 und 18 Jahren in der DDR 1988 1,0·10-3 [273]
Allg. Frauen zwischen 35 und 36 Jahren in der DDR 1988 1,0·10-3 [273]
Bergsteigen (USA – 1999) 1,0 10-3 [77]
Akzeptables Risiko bei medizinischen Operationen 1,0·10-3
Akzeptables Risiko auf britischen Erdölplattformen 1,0·10-3 [225]
Akzeptables Risiko auf norwegischen Erdölplattformen 1,0·10-3 [225]
Untertagebau (USA 1970) 8,4·10-4 [120]
Untertagebau (U.K. 1950) 7,4·10-4 [120]
Untertagebau (Kanada 1970) 6,2·10-4 [120]
Untertagebau (D 1980) 5,9·10-4 [120]
Versagen von Dämmen 5,0·10-4 [77]
Unerwarteter Tod (USA) 3,7·10-4 [307]
Kohlebergbau 3,3·10-4 [238]
Lungenkrebs in Deutschland 3,2·10-4 [6]
Untertagebau (U.K. 1970) 3,0·10-4 [120]
Verkehrsunfälle mit Motorfahrzeugen (USA – 1967) 2,7·10-4 [273]
Unerwarteter Tod (Australien) 2,5·10-4 [307]
Autofahren 2,2·10-4 [238]
Autounfall (USA – 1999) 2,0 10-4 [77]
AIDS (USA 1995) 2,0·10-4 [223]
Bauarbeit 1,7·10-4 [238]
Ford wählte als akzeptables Risiko (70er Jahre) 1,6·10-4
AIDS (USA 1996) 1,5·10-4 [223]
Bergbau 1,4·10-4 [139]
Fliegen (Passagier) 1,2·10-4 [238]
Verkehrsunfälle mit Motorfahrzeugen (D 1988) 1,2·10-4 [273]
AIDS weltweit 1,2·10-4 [25]
Versagen von Brücken 1,1·10-4 [77]
Hausarbeit 1,1·10-4 [238]
Zulässiges Risiko für alte Bauwerke 1,0·10-4 [225]
Unfall zu Hause (USA – 1999) 1,0 10-4 [77]
Stürze (USA – 1967) 1,0·10-4 [273]
Haushalt 1,0·10-4 [139]
Gewaltverbrechen (USA 1981) 1,0·10-4 [312]
Allgemein 14 jährige Mädchen in den Niederlanden 1,0·10-4 [225]
Krebsauftrittswahrscheinlichkeit mit Handlungsbedarf 1,0·10-4 [308]
Seite 152
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Tab. 6-1: Sterbehäufigkeiten nach verschiedenen Quellen. Gleiche Aktivitäten können auf
Grund unterschiedlicher Regionen und unterschiedlicher Bezugszeiten unterschiedliche Ster-
behäufigkeiten besitzen.
Seite 153
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
100
Flugzeug
Auto
Ertrinken
Bergsteigen
-1
10
Bauwerke (Deutschland)
Naturkatastrophen (USA)
Eisenbahn (Deutschland)
Sterbehäufigkeit pro Person pro Jahr
Säuglingssterblichkeit
in Mali
Massensterben in der Erdgeschichte
10-2
im II. Weltkrieg
Deutscher Soldat
10-3
-4
10
10-5
-6
10
10-7
-8
10
Abb. 6-1: Einige rechnerische Sterbewahrscheinlichkeiten und empirische Sterbehäufigkeiten
basierend auf verschiedenen Tätigkeiten und Umständen aus Tab. 6-1
Handlung Todesursache
1,4 Zigaretten rauchen Krebs, Herzinfarkt
½ Liter Wein trinken Zirrhose der Leber
1 Stunde in einem Kohlebergwerk verbringen Schwarze Lunge
3 Stunden in einem Kohlebergwerk verbringen Unfall
2 Tage in New York oder Boston leben Luftverschmutzung
6 min mit einem Kanu fahren Unfall
10 km mit einem Fahrrad fahren Unfall
250 km mit dem Auto fahren Unfall
1600 km mit dem Flugzeug fliegen Unfall
10 000 km mit dem Flugzeug (Jet) fliegen Krebs durch kosmische Strahlung
2 Monate in einem üblichen Mauerwerkshaus Krebs durch natürliche Radioaktivität
Eine Röntgenuntersuchung in einem guten Krankenhaus Krebs durch Röntgenstrahlung
2 Monate mit einem Raucher zusammenleben Krebs, Herzinfarkt
40 Eßlöffel Erdnußbutter essen Krebs durch Aflatoxin B
1 Jahr das Trinkwasser von Miami trinken Krebs durch Chloroform
30 12-oz Dosen eines Diät Soft Drinks trinken Krebs durch Saccharin
1000 24-oz Soft Drinks aus Plastflaschen Krebs durch Acrylonitrile Monomere
100 gegrillte Steaks essen Krebs durch Benzopyrene
150 Jahre im 20 km-Radius eines Kernkraftwerkes leben Krebs durch Strahlung
Todesrisiko/Unfallrisiko Quelle
Eisenbahn (Japan) 1,3·10-12 Passagierkilometer [139]
Eisenbahn (Gütertransport Deutschland) 2,0·10-6 Güterkilometer [139]
Eisenbahn (allgemein) 4,7·10-4 Zugkilometer [139]
Straßenverkehr (Japan) 1,5·10-10 Passagierkilometer [139]
Straßenverkehr (allgemein) 2,1·10-5 Fahrzeugkilometer [139]
Flugverkehr (Linienflüge) 1,1·10-10 Flugkilometer [139]
Straßenverkehr (Europa) 1,0·10-8 Passagierkilometer [157]
Straßenverkehr (Europa-Autobahnen) 3,0·10-9 Passagierkilometer [157]
Speziell für den Flugverkehr gibt es Kritik an der Kalibrierung des Risikos anhand der geflogenen Kilometer, da Flugzeuge
für das Zurücklegen großer Entfernungen gedacht sind. Es wurde bereits vorgeschlagen, das Risiko pro Start/Landung an-
zugeben. Dann wird ein teilweise 100fach höheres Risiko für den Flugverkehr ermittelt.
Seite 154
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Man kann Tab. 6-1 auch invertieren, einen Zielwert festlegen und entsprechende Handlungen
wählen. In VISCUSI [307] und MCBEAN & ROVERS [184] wird die Erhöhung der Sterbewahr-
scheinlichkeit um 1,0·10-6 bei der Durchführung nachfolgend genannten Tätigkeiten aufgelistet
(Tab. 6-2). KAFKA [139] und KRÖGER & HØJ [157] geben für verschiedene Transportmittel
fahrlängenbezogene Risiken an (Tab. 6-3).
In Tab. 6-1 findet man für das de minimis risk mehrmals den Wert 10-6. Dieser Wert findet
sich als Zielversagenswahrscheinlichkeit auch in den noch zu behandelnden Baunormen. Die
Herkunft dieses Wertes bleibt umstritten. Häufig wird hierbei auf Arbeiten von Mantel und
Bryan verwiesen. Diese gaben jedoch 1961 noch 10-8 als akzeptable Sterbewahrscheinlichkeit
an. Zwischen an 1973 und 1977 verringerte die U.S Food and Drug Administration (FDA)
diesen Zielwert auf 10-6 (KELLY [143]).
Die Darstellung von Katastrophen mit der reinen Sterbewahrscheinlichkeit erlaubt es nicht, die
Schwere einer einzelnen Katastrophen zu erfassen. Die Aussagekraft der Sterbewahrscheinlich-
keit als Parameter für Risiken ist darum begrenzt. So, wie beim Pressen eines Apfels durch ein
Sieb der Geschmack des Apfels zwar erhalten bleibt, die innere Struktur aber verloren geht, so
kann die Zahl der Sterbewahrscheinlichkeit relativ wenig über dem Umfang einzelner Katastro-
phen aussagen. Will man also, bildlich gesprochen, die Struktur des Apfels erhalten, muß man
andere Darstellungen wählen.
Häufig verwendet man deshalb sogenannte F-N-Diagramme (Frequency-Numbers Diagrams).
In diesen Diagrammen werden die Konsequenzen eines Versagens bzw. eines Unfalles der Häu-
figkeit gegenüber gestellt. Die Konsequenzen werden überwiegend in der Anzahl von Todesop-
fern, gelegentlich in monetären Einheiten angegeben. Es besteht dann aber die Frage der Über-
führung von dem Einen in das Andere. Auf diese Problematik wird später noch eingegangen.
Auf Grund der Berücksichtigung der Anzahl der Todesopfer spricht man auch von kollektiven
Risiken. Die Darstellung im F-N-Diagramm erfolgt doppeltlogarithmisch. Derartige Dia-
gramme sind genau wie die Sterbehäufigkeiten immer nur für bestimmte Regionen und be-
stimmte Zeitrahmen gültig. Als Zeiteinheit für die Häufigkeit der Ereignisse werden üblicher-
weise Jahre verwendet. Es ist verständlicher von einer Häufigkeit von einmal in Hundert Jahren
zu sprechen als von 1,1·10-8 pro Stunde, wie es z. B. bei Flugzeugen üblich ist.
Die Risiken innerhalb eines solchen Diagramms werden allgemein in vier Gruppen unterteilt.
Risiken der Kategorie 1 sind statistisch gut abgesichert. Kleinere Unfälle treten relativ häufig
auf. Schwere Unglücke sind sehr selten. Diese Risiken besitzen im F-N-Diagramm eine fallende
Gerade. In die Kategorie 2 gehören Risiken, bei denen die Schwere des Unglückes nicht von der
Häufigkeit abhängt oder mit der Häufigkeit zunimmt. Diese Risiken zeigen eine flach fallende,
waagerechte oder sogar ansteigende Kurve. Risiken der Kategorie 3 sind nur theoretisch be-
kannt. Sie liegen hinter dem Ereignishorizont, und es gibt keine statistischen Daten darüber.
Kategorie 4 sind Ereignisse, die als Schaden die Menge der Erdbevölkerung übersteigen. Unab-
hängig von der statistischen Häufigkeit sind auch diese Ereignisse nicht bekannt [302].
Ein konstantes Risiko müßte in diesem Diagramm eine fallende Linie mit einem 45° Winkel
besitzen und läßt sich theoretisch begründen (ELMS [78]). Risiken der Kategorie 1 folgen dieser
Annahme sehr gut. Risiken infolge Naturkatastrophen verlaufen allerdings etwas flacher und
zeigen Charakteristika der Risiken vom Typ 2. Auf Grund des Anwachsens der Weltbevölke-
rung zeigen die Kurven in den letzten Jahren außerdem eine Verschiebung nach rechts. Weitere
Ausführungen über die Anstieg der Risikokurven findet sich in BALL & FLOYD [8].
F-N-Kurven finden sich in zahlreichen Veröffentlichungen (LARSEN [163], US-Guide [51],
RACKWITZ [238], HANSEN [117]), teils allgemein, teils auf bestimmte Probleme bezogen. Sie
sind hervorragend für Vergleiche verschiedener technischer Lösungen geeignet. So werden in
Seite 155
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Seite 156
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
10 10
Autoverkehr
Insgesamt
1 1
Naturereignisse insges. Flugzeugabsturz
(insges.)
-1 -1
10 10
Feuer
Häufigkeit (Ereignisse/Jahr)
Häufigkeit (Ereignisse/Jahr)
-2 -2
10 10
Tornados
Explosionen
Erdbeben
-3 -3
10 Hurricans 10
-4 -4 Dammbruch
10 10
Chlorfreisetzung
Kernkraftwerke
-5 -5 Flugzeugabsturz
10 10 (Personen am Boden)
Meteore Kernkraftwerke
-6 -6
10 10
-7 -7
10 10
10 100 1000 10000 1000001 Mio. 10 100 1000 10000 100000 1 Mio.
Todesfälle Todesfälle
6
10
Autoverkehr
K1
Häufigkeit (Ereignisse/Jahr)
K2
K
on
s ta K4
nt
es
Ri
si ko
Erfahrungshorizont
-8
10
K3
1 Todesfälle 10 Milliarden
5 Millionen US-$ 50 Billiarden
Abb. 6-2: HANSEN gibt die oberen Bilder für Naturkatastrophen und technische Risiken an [117],
im unteren Bild erfolgt die Klassifizierung der Risiken nach VAN BREUGEL [302]
Seite 157
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
6.3 Naturkatastrophen
Natürliche Risiken beziehen sich auf den Eintritt von Naturkatastrophen durch Schneestürme,
Hagel, Dürre, Überschwemmungen, Wirbelstürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben und Meteori-
ten.
Letztere sind ein Risiko, das durchaus der Kategorie 3 oder 4 zugeordnet werden kann. Ob-
wohl die Erde pro Jahr ca. 20.000 Meteoren mit einer Geschwindigkeit von bis zu 10.000
km/h ausgesetzt ist (Abb. 6-3), sind die Erfahrungen mit Einschlägen von Meteoriten auf der
Erde sehr gering. Es handelt sich hierbei um eine Ereignis mit einer außergewöhnlich gerin-
gen Wahrscheinlichkeit, im Falle eines Eintrittes aber mit hohen möglichen Konsequenzen.
So wird vermutet, daß das sogenannte K/T Boundary Extinction Event auf den Einschlag ei-
nes Meteoriten im Bereich des heutigen Mexiko zurückzuführen ist. In der Konsequenz dieses
Ereignisses starben 17 % aller biologischen Familien (u.a. die Saurier) innerhalb kürzester
Zeit aus. Das größte Ereignis dieser Art von Massensterben war die Permian Katastrophe.
Innerhalb von 100.000 Jahren starben auf der Erde zwischen 50 % und 90 % aller biologi-
schen Arten aus. Tab. 6-4 listet die nachgewiesenen Ereignisse von Massensterben in der
Erdgeschichte auf. Meteoriteneinschläge haben vermutlich einen nicht unbedeutenden Beitrag
dazu geleistet. Tab. 6-5 nennt einige Beispiele von Meteoriteneinschlägen.
Als weiteres Beispiel für Risiken mit einem hohen Schadenspotential seien Erdbeben genannt.
Die Häufigkeit von Erdbeben ist im Vergleich zu Meteoreinschlägen bedeutend größer. Das
ermöglicht aber auch eine bessere statistische Aufbereitung.
Als Beispiel für das Risiko in einem Erdbebengebiet sei Anatolien genannt. GORE [104] gibt
basierend auf geologischen Untersuchungen an, daß sich in den letzten 4.000 Jahren in Ana-
tolien ca. 60 Erdbeben mit einer Magnitude größer 7,5 ereignet haben müssen. Teilweise las-
sen sind auf Grundlage alter Schriftstücke sogar die Jahreszahlen ermitteln. Die Stadt Antioch
wurde 115, 526, 588 und 1872 von schweren Erdbeben betroffen.
Was die Schwere der Naturkatastrophen angeht, so führen Erdbeben die Liste der zivilen Ka-
tastrophen mit den größten Verlusten an. Tab. 6-6 listet die schwersten erfaßten Erdbeben in
der Geschichte der Menschheit auf.
Seite 158
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Abb. 6-3: Am 31. Juli 2001 von Paul Brown in Rochester, New York, 18:18 Ortszeit aufge-
nommener Meteor (Pennsylvania Bolide). Der Meteor konnte von Kanada bis Virgina gese-
hen werden. Die Explosion erschütterte Häuser.
Die überwiegenden Arten von Naturkastrophen zeigen aber Eigenschaften der Klasse 2 von
Risiken. Das gilt für allem für die am häufigsten auftretenden Naturkatastrophen, die Wetter-
unbilden (Stürme, Blitze, Fluten etc.).
So sterben im Mittel in den USA pro Jahr weniger als 350 Menschen durch Fluten, Blitze,
Wirbelstürme, Erdbeben, Vulkanausbrüche und Hagel (PARFIT [223]). Der amerikanische
Wetterdienst gibt an, daß in den USA im Zeitraum von 1967 bis 1996 pro Jahr durchschnitt-
lich 138 Menschen durch Fluten, 83 Menschen durch Blitze, 94 Menschen durch Wirbel-
stürme (Tornados und Hurrikans) starben. Hagelstürme töteten in den 90ern in den USA 8
Menschen. Die Dürre und Hitzeperiode im Jahre 1988 in den USA verursachte zwischen
Seite 159
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
5.000 und 10.000 Todesopfer und kostete ca. 40 Milliarden Dollar (PARFIT [223]). Der Vulkan-
ausbruch des Mount St. Helens tötete 57 Menschen.
Aber wie bei den Erdbeben muß man für die Einordnung der Naturkatastrophen klar die geo-
graphische Lage beachten, in denen Naturkatastrophen eintreten. In anderen Erdregionen
erreichen Überschwemmungen verheerende Auswirkungen. So starben im Oktober/November
1998 in Mittelamerika 2.000 Menschen bei den Überschwemmungen (WILLIAMS [326]).
1997/1998 starben weltweit schätzungsweise 2.100 Menschen bei einem El Niño. Die Kosten
wurden auf 33 Milliarden US$ geschätzt. In Peru allein wurden ca. 300 Brücken zerstört
(WILLIAMS [326])
Ob die Anzahl der Naturkatastrophen in den letzten Jahren zugenommen hat, ist z. Z. noch
Gegenstand reger wissenschaftlicher Diskussionen. Z. B. weiß man beim El Niño, daß die vier
stärksten El Niño’s des letzten Jahrhunderts in den letzten 20 Jahren auftraten. Dazu in [75]:
„…the bottom line is the past 20 years are different from the previous 30.“
Es gibt aber auch schriftliche Zeugnisse über El Niño’s in Peru seit mindestens 1525. Wissen-
schaftler vermuten, daß es seit mindestens 13.000 Jahren El Niño’s in Peru gibt [75]. In In-
dien soll 1789-1793 eine Dürre infolge eines El Niño ca. 600.000 Menschenleben gekostet
haben [75].
Auf andere natürliche Risiken sei an dieser Stelle nicht weiter eingegangen. Es sei aber er-
wähnt, daß natürliche Risiken und technische Risiken immer mehr verschmelzen.
Deutlich erkennbar ist in diesem Beispiel die Verbindung von natürlichen und technischen
Risiken. Außerdem werden die sekundären bzw. indirekten Auswirkungen einer Katastrophe
sichtbar. Derartige Auswirkungen werden auch als Folgekatastrophen bezeichnet.
Eine sekundäre Auswirkung von Zerstörungen ist z. B. die beschränkte Erreichbarkeit der
Regionen nach Naturkatastrophen. So gibt es in Japan Untersuchungen über die Auswirkung
des Einsturzes von Brücken auf die Erreichbarkeit von durch Erdbeben zerstörten Regionen
(KIMORA & AOYAMA [148]).
Die Auswirkungen des Versagens von Dämmen wie beim o. g. Beispiel lassen sich aber nicht
verallgemeinern. Üblicherweise hat das Versagen von Dämmen keine so gewaltigen Aus-
maße: Von 1960 bis 1996 versagten von ca. 23.700 Dämmen in den USA 23 Dämme (LIND &
Seite 160
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
HARTFORD [167]). Dabei waren 318 Todesopfer zu beklagen. Basierend auf dieser Daten-
grundlage kann man die Sterbewahrscheinlichkeit in den USA pro Jahr mit 1:40.000 angeben.
Damit handelt es sich weder um ein sehr häufiges noch um ein sehr seltenes Ereignis.
Ein Beispiel für ein technisches Risiko mit einer großen Sterbehäufigkeit ist der Individual-
verkehr. Seit 1960 sind in Europa 5 Millionen Menschen durch Verkehrsunfälle tödlich ver-
unglückt. Allein 1997 starben 120.000 Menschen in Europa. In Deutschland starben in den
letzten Jahren ca. 7.000-8.000 Menschen pro Jahr, und es wurden ca. 500.000 Verletzte gezählt.
Trotz dieser Zahlen kann man die Entwicklung der Sicherheit in PKW’s als Erfolg ansehen. Die
Anzahl der Todesopfer pro Jahr ist auf dem Stand von vor 40 Jahren, und das, obwohl sich das
Verkehrsaufkommen dramatisch erhöht hat. Auf eine Milliarde gefahrener Kilometer kommen
heute zehn Todesopfer. Vermutlich war Autofahren niemals sicherer als heute (KRÖGER & HØJ
[157]).
Auf der anderen Seite gibt es technische Risiken mit einer außergewöhnlich geringen Ein-
trittswahrscheinlichkeit. Als Beispiel sei hier der Tod durch Flugzeugabsturz auf der Erdober-
fläche genannt. Tab. 6-7 nennt einige Vorkommnisse dieser Art.
Im Zeitraum von 1954 bis 1983 stürzten etwa 5000 Flugzeuge ab, wobei diese Zahlen nicht
die Abstürze in der Sowjetunion und China berücksichtigen. Pro Jahr ergeben sich damit 166
Abstürze. Unter der Annahme, daß ca. 1 % der Fläche eines Landes bebaut ist, ergibt sich
eine Trefferwahrscheinlichkeit für ein Gebäude durch ein abstürzenden Flugzeug in einer
Größenordnung von 10-8 pro Jahr (VAN BREUGEL [302]).
Ein technisches Risiko mit einem möglichen hohen Schadenspotential ist der Einsatz von
Kernkraftwerken. In HAUPTMANNS, WERNER & HERTTRICH [120] wird eine Studie zu den
Unfallfolgen an 19 Kernkraftwerkstandorten in Deutschland vorgestellt. Dabei wurde für die
Folgen von Unfällen ein Durchmesser von 2.500 km und eine betroffene Bevölkerung von
670 Millionen Menschen zugrundegelegt. Frühschäden entstehen in einem Umkreis von
20 km. Diese Untersuchung ermittelt maximal 16.600 Tode durch Frühschäden und 100.000
Spättode mit einer Wahrscheinlichkeit von 5·10-10 pro Jahr (5,8·10-5 pro Jahr für die deutsche
Bevölkerung).
Auf Grund der absoluten großen Opferzahlen sind bei Kernkraftwerken frühzeitig Risikostu-
dien durchgeführt worden. In Tab. 6-8 sind einige ermittelte Werte angeben. Zum Vergleich
Seite 161
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Tab. 6-8: Zielwerte und rechnerische Werte von Auftritts- und Versagenswahrscheinlichkei-
ten technischer Störungen in Kernkraftwerken. Zum Vergleich sind Zielwerte von Flugzeugen
und Bränden in Gebäuden in Deutschland angegeben.
Der in Abb. 6-4 für 1996 angegebene Wert von 0,17 tödlichen Unfällen pro 100.000 Flug-
stunden kann in eine mittlere Wiederkehrperiode eines tödlichen Unfalles alle 588.000 Flug-
stunden umgerechnet werden. Dieser Zeitraum entspricht etwa 67 Jahren Flugzeit für eine
Person [28].
Seite 162
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
0,8
ohne Todesopfer
0,6
0,4
0,2
mit Todesopfer
0
1980
1981
1982
1983
1984
1985
1986
1987
1988
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
Jahr
Abb. 6-4: Unfälle in Deutschland zugelassener Flugzeuge über 5,7 t pro tausend Flugstunden [28]
Herzkrankheiten kosteten von 1975 bis 1995 im Durchschnitt pro Jahr 743.000 US-Amerika-
nern das Leben (PARFIT [223]) und sind damit Todesursache Nummer 1. Auch für Deutsch-
land erhält man vergleichbare Zahlen (siehe Abb. 6-5). Auch die Gefahr, Krebs zu bekom-
men, ist eine reale Bedrohung. Die Risiken dafür während eines gesamten Lebens sind in Tab.
6-9 nach [297] zusammengestellt.
Daß nicht nur Krankheiten, sondern auch notwendige biologische Vorgänge mit einem er-
höhten Risiko verbunden sind, zeigen die folgenden Angaben der Säuglingssterblichkeit und
Müttersterblichkeit in Tab. 6-10 nach ZWINGLE [340].
Seite 163
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Todschlag &
Selbstmord
ungewollte Unfälle 2,7 % 1,4 % Sonstige 2 %
Verdauungssystem 4,8 %
Atmungssystem 5,8 %
Erkrankungen
Myokardinfarkt 10 % des Herzkreislauf-
systems 48 %
Krebs 25 %
Abb. 6-5: Todesursachen in Deutschland 1999 nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
Wiesbaden
Seite 164
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Diese Zahlen belegen eine drastische Verringerung des Sterberisikos durch die Verbesserung
der Lebensbedingungen. Bereits bei der Nennung der Opfer durch Flutkatastrophen deuteten
sich Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern an. Nimmt man an, daß die
mittlere Lebenserwartung ein Maß für das allgemeine Sterberisiko ist, dann ist die Summe
aller Risiken in den entwickelten Länder um ein Vielfaches geringer als in Entwicklungslän-
dern. Das verdeutlichen auch die folgenden Diagramme (Abb. 6-6):
100 100000
National
90 Geographic Luxembourg
50
Indien
40 Nigeria
COHEN 1000
30
20 China
10
Bangladesch
0 100
1500 1600 1700 1800 1900 2000 2100 20 40 60 80 100
Jahr Lebenserwartung
Entwicklung der mittleren Lebenserwartung in Mittlere Lebenserwartung in verschiedenen
Europa seit 1500 nach COHEN [39] & in den Ländern in Abhängigkeit vom Pro-Kopf-Ein
USA seit 1900 nach [205] kommen [206] und Statistics Finland [277]
Abb. 6-6: Entwicklung der Lebenserwartung in der Geschichte und abhängig vom Brutto-
sozialprodukt
Lebenserwartung Einkommen pro Einwohner in US$
Sierra Leone 34
Nigeria 50 1211
Sambia 37
Australien 78 21382
Indien 59 1628
Saudi-Arabien 70 10283
Frankreich 78 23357
Rußland 67 4582
China 71 3686
Japan 80 24938
Brasilien 67 6007
Argentinien 72 9861
USA 76 30462
Mexiko 72 7499
Kanada 78 23296
Die bisher genannten Zahlen über Opfer lassen den Eindruck entstehen, daß Technik nur Ri-
siken schafft. Diese Aussage ist falsch. Der Einsatz von Technik verringert in der überwie-
genden Anzahl der Fälle andere Risiken erheblich. Eindrucksvoller Beleg dafür ist die Zu-
nahme der mittleren Lebenserwartung seit Beginn der industriellen Revolution (Abb. 6-6).
Die menschliche Geschichte belegt bisher die Aussage, daß Technik und wirtschaftlicher Er-
Seite 165
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
folg in Friedenszeiten nicht nur ein angenehmeres Leben, sondern auch eine längeres Leben
ermöglichen.
Diesen Erfolgen hat sich erst in den letzten Jahrzehnten ein sich entwickelndes gesellschaftli-
chen Bewußtsein für technische Risiken entgegengestellt, welches in der Vergangenheit zu
politischen Reaktionen (z. B. Ausstieg aus der Kernenergieerzeugung in Deutschland) in Form
zahlreicher Gesetze führte und dies auch in Zukunft vermehrt tun wird. In Verbindung mit
einer kritischen Betrachtung von Risiken bleibt aber bisher die Tatsache bestehen, daß die
Opferzahlen aus technischen oder natürlichen Risiken (ungewollte Unfälle) bei weitem nicht
die Größenordnungen von Todesfällen infolge gesundheitlicher Probleme erreichen.
Zwingend bei der Angabe von Todesopfern infolge Krankheiten ist aber die Berücksichtigung
der starken Verschiebung der Auftrittshäufigkeit im Alter. Es ist also ein Modellfehler, die
Sterbewahrscheinlichkeit infolge koronarer Herzkrankheit mit der Sterbewahrscheinlichkeit
infolge Brückenversagens zu vergleichen. Dazu muß auf ein weiteres Vergleichskriterium von
Risiken ausgewichen werden, das solche Unterschiede berücksichtigen kann. Beim Konzept
der verlorenen Lebensjahre wird einem Todesereignis infolge Krankheit in einem Alter, wel-
ches der mittleren Lebenserwartung entspricht, kein zusätzliches Risiko mehr eingeräumt,
sondern es wird als natürliches Ereignis betrachtet (COHEN [39]).
Fahrrad fahren*
* auf den Durchschnitt der U.S. Bevölkerung gerechnet
Hinrichtung*
Gefährliche berufliche Tätigkeit
6 000 300 6
Arbeiter im Bereich von Strahlung
Energieverbrauch verringern
5 000 250 5
Erdnussbutter (1 TL/Tag)
Frühzeitiger Schulabbruch
Armut
Luftverschmutzung*
Ohne Eltern aufgewachsen
4 000 200 4
Alkohol*
Kleinfahrzeuge
Trinkwasser trinken*
Suizide*
Kraftfahrzeugunfall
Naturkatastrophen*
3 000 150 3
Mord*
Fahrrad fahren*
Vergiftungen*
Krebs
AIDS*
Ertrinken*
2 000 100 2
Pestizide
Brände*
Radon
1 000 50 1
Seite 166
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Noch größere Risiken ergeben sich natürlich durch Kriege. Kriege führen zu einer so drasti-
schen Anhebung des Sterberisikos, daß sie in einem Kapitel zur Behandlung eines zulässigen
Sicherheitsniveaus sicherlich nicht relevant sind. Um aber einen Vergleich zu ermöglichen,
seien hier einige wenige Werte genannt. In Deutschland starb während des zweiten Welt-
krieges rund jeder 8 männliche Bewohner. Das waren im Zeitraum von 1939-1945 5,3 Millio-
nen Männer. Von den 42 Millionen jeglichen Alters in Deutschland lebenden Männern waren
18,2 Millionen im Krieg. Mehr als jeder vierte Soldat ist gestorben. Allein im Januar 1945
verstarb eine halbe Million (OVERMANS [217]).
Mit über 50 Millionen Todesopfern stellt der II. Weltkrieg eine in der Geschichte der Menschheit
beispiellose Katastrophe dar. Die einzige natürliche Katastrophe ähnlichen Ausmaßes war die
Pestwelle in den Jahren 1347-1352. In diesen Jahren starben vermutlich 25 Millionen Menschen
in Europa, ca. ¼ der gesamten Bevölkerung. Diese Katastrophe wäre aber heutzutage mittels
technischer Hilfsmittel vermeidbar.
Wenn Technik, wie in diesem Fall, eine solche Katastrophe verhindern kann, was führt dann
dazu, daß Menschen technischen Risiken kritischer gegenüberstehen als gesundheitlichen
Risiken?
2
Optimis m Bias
Abb. 6-9: Mittlerer „Optimism Bias“ von Autofahrern über ihre Fähigkeiten beim Autofahren
Seite 167
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Eine Ursache für diesen Effekt ist der sogenannte „Optimism Bias“. Er beschreibt den syste-
matischen kognitiven Fehler bei der Einschätzung von Risiken, auf die der Mensch selbst
Einfluß ausüben kann. Ein typisches Beispiel dafür ist der Autofahrer (Abb. 6-9). Der durch-
schnittliche Autofahrer behauptet von sich, daß er besser als der durchschnittliche Autofahrer
fährt! Ironischerweise zeigen nach der Untersuchung in JOB [136] nur depressive Menschen
eine realistische Einschätzung von Risiken. Neben dem Effekt des „Optimism Bias“ gibt es
noch die sogenannte „Homeostatis“. Darunter versteht man die Konstanz des Risikos, die
Menschen unabhängig von den technischen Hilfsmitteln auf sich nehmen. So führen z. B.
sicherere Straßen oder sicherere Autos nicht zwangsläufig zu weniger Unfällen, vielmehr
nutzen die Autofahrer die neuen technischen Hilfsmittel, um risikoreicher zu fahren, und hal-
ten damit das Gesamtrisiko konstant.
Die falsche Einschätzung von Risiken, insbesondere auch bei Krankheiten, wird noch einmal
sehr schön in Abb. 6-10 sichtbar. Herzkrankheiten werden dort subjektiv im Vergleich zu den
erfaßten Häufigkeiten um eine Zehnerpotenz unterschätzt.
Ein weiterer Beleg für die subjektive Wertung von Risiken ist die Migration von Menschen in
den USA. Sowohl die Küstenregionen Floridas als auch Kaliforniens weisen erhebliche Risi-
ken durch Naturkatastrophen auf. Diese, der Bevölkerung sehr wohl bewußte Tatsache, zeigt
jedoch keinerlei Einfluß auf das Zuwanderungsverhalten in diesen Regionen (PARFIT [223]
Abb. 6-11 und Abb. 6-12). Soziale Risiken und Lebensqualität sind neben gesundheitlichen
Risiken die offenbarsten Risiken und treten mit der kürzesten Wiederkehrperiode auf. Armut
und Arbeitslosigkeit spürt man jeden Tag, einen Hurrikan vielleicht einmal in 50 Jahren.
Menschen versuchen soziale Risiken zu vermeiden, in solchen Fällen sind natürliche und
technische Risiken zweitrangig.
Subjektive Schätzung der Todesopfer pro Jahr
Alle Krankheiten
100.000
10.000
1.000
100
10
1
mittlere Anzahl Todesopfer pro Jahr
Abb. 6-10: Subjektive zu erfaßten Todeshäufigkeiten pro Jahr VISCUSI [307]
Seite 168
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
6.8 Risikonachweis
6.8.1 Operative Versagenswahrscheinlichkeit
Nach einer Übersicht über reale Risiken sollen in diesem Kapitel normative Grundlagen und
Empfehlungen für erforderliche Risiken im Hinblick auf das Bauwesen zusammengefaßt
werden. Dabei wird in den meisten Fällen eine Zielversagenswahrscheinlichkeit für das Bau-
werk, ggf. unter Berücksichtigung der möglichen Opferzahl, angegeben.
1974 wurde ein maximaler Wert der Versagenswahrscheinlichkeit von 10-5 pro Jahr (MATHIEU
& SAILLARD [181]) genannt. Bereits 1976 erfolgte eine Verfeinerung durch die Angabe von
Zielversagenswahrscheinlichkeiten für Stahlbetonbalken (Tab. 6-11) in [138]. Das Comité Euro
International du Beton [41] veröffentlichte 1976 ebenfalls Zielwerte (Tab. 6-12) von Versagens-
wahrscheinlichkeiten in Abhängigkeit von der Anzahl der gefährdeten Personen.
Spannweite eines Biegebalken in [m]
Nutzungsart 6 8 10 12 14
Büro 3,7·10-6 2,1·10-6 1,3·10-6 9,3·10-7 6,8·10-7
Verkaufsraum 1,4·10-6 7,9·10-7 5,1·10-7 3,5·10-7 3,6·10-7
Lagerraum 1,2·10-5 6,7·10 -6
4,3·10 -6
3,0·10-6 2,2·10-6
Seite 169
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Nach MÜLLER [198] gibt es aus dem Jahre 1977 folgende Annahme unter Berücksichtigung
der möglichen Anzahl der Todesopfer:
10−4 ⋅ ξ ⋅ T 10−4 ⋅ 5 ⋅ 10−1 ⋅ 1 10−4 ⋅ 5 ⋅ 10−1 ⋅ 1
Pf = = = 5 ⋅ 10−6 bzw. Pf = = 2,3 ⋅ 10−6 mit T als Nut-
L 10 22
zungszeitraum in Jahren und L als die Anzahl der Menschen im Gefährdungsbereich.
Gefahrenpotential ξ
Bauwerke mit öffentlichen Menschenansammlungen, Staudämme 5·10-3
Wohnhäuser, Verwaltungs-, Handels- und Industriegebäude 5·10-2
Brücken 5·10-1
Türme, Masten, Erdölplattformen 5
Die Zielwerte für die untersuchten Brücken ergeben sich danach zu 5,0·10-6 bzw. 2,3·10-6.
Seite 170
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Seite 171
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
6.8.2 Sterbehäufigkeiten
Zuerst einmal kann man die absoluten Sterbehäufigkeiten des Brückenversagens infolge
Schiffsanprall mit anderen technischen Risiken vergleichen. Diese Werte sind in Tab. 6-20
dargestellt und lassen den Schluß zu, daß das Versagen von Brücken infolge Schiffsanprall
i. a. in Deutschland oder den USA als außerordentlich gering eingestuft werden kann. Man
darf jedoch diese Aussage nicht für die beiden konkret behandelten Brücken heranziehen.
Hierzu ist vielmehr die Berücksichtigung der in Kapitel 5 diskutierten möglichen Anzahl von
Todesopfern und die tatsächlich errechnete operative Versagenswahrscheinlichkeit der Brük-
ken notwendig.
Tödlich Verunglückte pro Jahr
Kraftfahrzeug Weltweit ~1 Million
Europa ~120.000
USA ~40.000
Deutschland ~7.000-8.000
Fliegen USA ~800
Brückenversagen infolge Schiffsanprall Weltweit ~8 (330 seit 1960)
USA 8 (2001)
Tab. 6-20: Anzahl der tödlich Verunglückten pro Jahr für KFZ, Flugzeug und Schiffsanprall
Seite 172
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Zur Berücksichtigung der bereits erwähnten subjektiven Risikoakzeptanz wird die in den Nie-
derlanden verwendete Gleichung zur Berechnung des akzeptablen Risikos basierend auf Ster-
behäufigkeiten verwendet (VRIJLING et al. [311]):
E ( N i ) + k ⋅ σ ( N i ) ≤ β i ⋅ 100 (6-1)
mit
E ( Ni ) Erwartungswert der Anzahl von Todesopfern bei einer Tätigkeit pro Jahr
σ ( Ni ) Standardabweichung der Anzahl von Todesopfern bei einer Tätigkeit pro Jahr
β Politik-Faktor (liegt zwischen 0,01 für unfreiwillige Gefährdungen ohne
direkten Nutzen und 100 für absolut freiwillige Maßnahmen mit direktem
Nutzen bzw. Erfolg für den Ausführenden)
k Vertrauensbereich k = 3
Mit den geschätzten mittleren Opferzahlen 10 bzw. 22, einer Standardabweichung der Opfer-
zahlen von 8 und 23 und einem Politik-Faktor von 0,01 (Gefährdung erfolgt absolut unfrei-
willig), wird die Nachweisgleichung für die Mainbrücke Segnitz unter Frontalstoß mit passiver
Schutzeinrichtung zu:
Bei 22 Todesopfern: 22 ⋅ 24,6 ⋅ 10−6 + 3 ⋅ 24,6 ⋅ 10−6 ⋅ 23 = 0,343 < 0,01 ⋅ 100 = 1
Bei 10 Todesopfern: 10 ⋅ 24,6 ⋅ 10−6 + 3 ⋅ 24,6 ⋅ 10−6 ⋅8 = 0,119 < 0,01 ⋅ 100 = 1
Beide Nachweise sind jetzt eingehalten. Weitere einfachere Nachweisgleichungen, die i. a. die
Form P < A ⋅ N − k haben, ergeben (Zusammenstellung der Formeln nach [235]):
Seite 173
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
10 10
Auch wenn sich bei diesen Nachweisen kein einheitliches Bild bietet, so ist die überwiegende
Anzahl der Regelungen der Nachweise weder bei 10 noch bei 22 Opfern eingehalten. Auch
die Einordnung der rechnerischen Sterbewahrscheinlichkeit an der Mainbrücke Segnitz nach
Einbau der passiven Schutzeinrichtung in die Liste der gesammelten Sterbehäufigkeiten in
Tab. 6-1 legt die Vermutung nahe, daß das Risiko des Brückenversagen infolge Schiffsan-
pralls zu hoch ist. Es wäre in diesem Zusammenhang interessant, nicht nur die absoluten Zah-
len zu vergleichen, sondern auch die Form der F-N-Kurve.
6.8.3 F-N-Diagramme
In Abb. 6-13 wird der Versuch unternommen, das Brückenversagen in die Kurvenschar ande-
rer Risiken mit zu integrieren. Der Vergleich der erwähnten natürlichen und technischen
Risiken mit dem Risiko des Versagens der beiden Brücken infolge Schiffsanprall in Form
eines F-N-Diagramms leidet an den unterschiedlichen Bezugsgrößen. So kann man die Kurve
der Kraftfahrzeugunfälle auf eine Stadt, einen Kreis oder ein Land beziehen. Bei den beiden
Brücken ist das nicht möglich. Deshalb ist Abb. 6-13 nur als relativer Bezug zu verstehen.
Autoverkehr
Insgesamt
Mainbrücke Segnitz
(passive Schutzeinrichtung)
Flugzeugabsturz (insgesamt)
Alte Mainbrücke Lohr
Feuer
Häufigkeit (Ereignisse/Jahr)
Explosionen
Brücken
allgemein
Dammbruch
Chlorfreisetzung
Flugzeugabsturz
(Personen am Boden)
Meteore Kernkraftwerke
Todesfälle bzw. €
Die Kurven für die beiden Brücken wurden kalibriert, indem die Sterbehäufigkeiten im Stra-
ßenverkehr und die operativen Versagenswahrscheinlichkeiten der beiden Brücken herange-
zogen wurden. Die Alte Mainbrücke Lohr zeigt ein um ca. eine Zehnerpotenz geringeres Ri-
siko als die Mainbrücke Segnitz. Das Unfallbild bei einem Brückenversagen dürfte unter Be-
Seite 174
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
6.8.4 Lebensqualitätsindex
Der Begriff Lebensqualität wird häufig in Verbindung mit sozialem Wohlstand einzelner Be-
völkerungsschichten gebracht. In den letzten Jahren hat dieser Begriff aber in immer stärke-
rem Maße Einzug in der Medizin gehalten, hierbei insbesondere im Bereich der Krebsbe-
handlung. Bei einer absehbaren Begrenzung der Lebensdauer infolge einer Krankheit spielt
die Bewertung der noch zur Verfügung stehenden Lebenszeit auch im Sinne der Auswirkun-
gen einer lebensverlängernden aber lebensfähigkeitseinschränkenden Behandlung eine immer
größere Rolle. Die Lebensfähigkeit wird in diesem Fall durch den Begriff der gesundheitsbe-
1
I. Kant: „Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und
anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir“.
Seite 175
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
zogenen Lebensqualität beschrieben, die ein Maß für die dem Individuum gegebenen körper-
lichen, geistigen und sozialen Möglichkeiten bzw. Einschränkungen ist.
Der Begriff der Lebensqualität selbst beschreibt eine Vielzahl von Umständen. Nicht nur ob-
jektive Indikatoren sind für das Wohlbefinden eines Menschen verantwortlich, sondern auch
auf den jeweiligen Erfahrungen und der Individualität des Menschen basierende Wahrneh-
mungen und soziale Beziehungen fließen in die Bewertung der Lebensumstände mit ein. Die
wohl umfassendste Beschreibung für Lebensqualität findet sich im HDR [296] von 1990: Le-
bensqualität als Summe der Möglichkeiten, die sich einem Individuum in einer Gesellschaft
eröffnen.
Die Problematik der Einführung eines objektiven Indikators für die Lebensqualität besteht in
der konsequenten Reduktion dieser Vielzahl von Einflüssen und in der Einführung von ad-
äquaten Referenzwerten. NATHWANI, LIND & PANDEY [204] stellten 1997 einen Parameter
vor, der in der Lage zu sein scheint, Lebensqualität objektiv zu beschreiben und damit ein
Werkzeug bereitzustellen, welches objektiv Schutzmaßnahmen zur Vermeidung oder Verrin-
gerung von Risiken bewerten kann. Dieser sogenannte Life Quality Index L erfreut sich seit
einigen Jahren zunehmenden wissenschaftlichen Interesses. Die Anwendung reicht vom
Bauwesen über die Sicherheit bei Seeverkehr bis zum Umweltschutz.
Die im folgenden dargestellte Vorgehensweise wurde teilweise VOORTMANN [309], VRIJLING
at al. [311], KRISTIANSEN & SOMA [156], FRIIS-HANSEN & DITLEVSEN [96] und RACKWITZ
[237] entnommen.
NATHWANI, LIND & PANTEY [204] schlagen einen Produktansatz aus der Funktion der Freizeit
(Lebenszeit h(t), die nicht für die Arbeit verwendet wird) und aus dem Pro-Kopf-Einkommen
f(g) vor:
L = f ( g ) ⋅ h (t ) (6-2)
Die Lebensarbeitszeit wird über einen Faktor aus der mittleren Lebenserwartung berechnet:
tW = w ⋅ e , (6-3)
und die Nicht-Arbeitszeit ergibt sich dann zu
t = t NW = (1 − w) ⋅ e . (6-4)
Die Lebensarbeitszeit w wird mittels der Lebenserwartung e berechnet. Grundlage für die Ab-
schätzung der Lebenserwartung sind sogenannte Sterbetafeln. Sterbetafeln wurden bereits im
18. Jhd. in Australien und 1837 in England und Wales eingeführt. Einige Zahlen für die Zu-
sammenstellung in Tab. 6-1 wurden Sterbetafeln entnommen.
Für die Lebenserwartung e gilt
max a (6-5)
e= ∫
0
f ( a ) da .
Allerdings treten im Laufe jedes Lebens Phasen auf, die eine Beeinträchtigung des Wohl-
befindens darstellen. Die WHO definiert Gesundheit als einen Zustand umfassenden physi-
schen, geistigen & sozialen Wohlbefindens und nicht nur als Abwesenheit von Krankheit oder
Behinderung. Es gibt bereits Parameter, die eine Umrechnung von Krankheitszeiten auf die
mittlere Lebenserwartung erlauben (HOFSTETTER & HAMMITT [124]):
• QALY’s (Quality Adjusted Life Years)
• DALY’s (Disability Adjusted Life Years)
• HYE (Health Years Equivalent)
Die Parameter werden in Abb. 6-14 beispielhaft am Gesundheitsprofil eines Menschen erläutert.
Seite 176
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Gesundheitszustand DALY's
Ability
QALY's
1,0 0,0
Tod 10 20 30 40 50 60 70
Lebenszeit in Jahre mittlere
Lebenserwartung
Abb. 6-14: Graphische Darstellung des Gesundheitsprofils eines Menschein
Die Krankheitsgeschichte dieses Menschen besteht aus Gelbfieber kurz nach der Geburt. In
den nächsten Jahren treten diverse Kinderkrankheiten auf. Im Alter von 16 Jahren erleidet die
Person einen Skiunfall und im Alter von 24 Jahren einen schweren Motorradunfall. Mit 40
gibt es ein Burn-Out-Syndrom und mit 49 einen Herzinfarkt mit nahezu vollständiger Gene-
sung. Mit 57 wird Hautkrebs entdeckt, der vorübergehend geheilt wird, sich dann aber doch
über die Jahre verschlimmert. Mit 70 wird Lungenkrebs entdeckt, der mit 71 zum Tode führt.
In dem Diagramm sind die dunkelgrauen Flächen die Quality Adjusted Life Years (QALY’s)
und die hellgrauen Flächen die Disablity Adjusted Life Years (DALY’s). Die Fläche zwi-
schen dem Zeitpunkt des Todes und der mittleren Lebenserwartung sind die bereits behan-
delten Years of Lost Life (YLL) oder Days of Lost Life Expactancy (LLE) (Verlorene Le-
benstage oder Lebensjahre). Die sogenannten HYE Health Years Equivalent sind eine Zu-
sammenfassung der Quality and Disability Adjusted Life Years. Damit ist es möglich, Krank-
heitsverläufe explizit in der mittleren Lebenserwartung mit zu berücksichtigen
Die zweite Variable im vorgestellten Produktansatz für den Lebensqualitätsindex ist das
mittlere Pro-Kopf-Einkommen g als personengebundener Beitrag zum Bruttosozialprodukt.
Es wurde bereits darauf hingewiesen, daß es einen Zusammenhang zwischen Risiken und Ein-
kommen gibt (mittlere Lebenserwartung in verschiedenen Ländern). Das Bruttosozialprodukt
beschreibt die gesamte wirtschaftliche Leistung einer Nation innerhalb einer bestimmten Be-
richtsperiode, ausgedrückt in monetären Einheiten. Vereinfacht drückt das Bruttosozialprodukt
aus, was in einem Staat von allen erwerbstätigen Bürgern innerhalb eines Jahres geschaffen
wurde. Das Bruttosozialprodukt wurde in diesem Fall als Abgrenzungskriterium für ein be-
stimmtes Gebiet vorgeschlagen, in dem üblicherweise die Grundregeln für eine Gesellschaft
relativ konstant sind. Diese Abgrenzung kann insbesondere bei grenzüberschreitenden Inve-
stitionen zu Auslegungsproblemen führen.
So befindet sich rein territorial innerhalb des Staates Südafrika das Land Lesotho. Lesotho
wurde vor wenigen Jahren von der UNO als eines der zehn ärmsten Länder mit einem ent-
sprechenden Bruttosozialprodukt eingestuft (540 US$ pro Jahr pro Einwohner). Im Gegensatz
dazu wird Südafrika als eines der reichsten Länder Afrikas eingestuft (2670 US$ pro Jahr pro
Einwohner). Während des Highlands-Water-Projektes investierten Südafrika und die Euro-
päische Union in großem Maße in Baumaßnahmen in Lesotho. Wenn der Lebensqualitätsin-
dex, wie später noch gezeigt wird, als Optimierungsmittel für Investitionen in notwendige
Sicherheit verwandt wird, stellt sich die Frage, welches Bruttosozialprodukt wendet man dann
an, das von Südafrika oder das von Lesotho? Solche Beispiele lassen sich auch in Europa fin-
den. So halten die Proteste in Deutschland und Österreich gegen das Kernkraftwerk Temelin
Seite 177
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
L = g w ⋅ e (1− w ) . (6-6)
Die Optimierung der Lebensqualität unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden
Finanzmittel und der erzielten Veränderung der Lebenszeit ergibt eine Differentialgleichung:
dL de w dg (6-7)
= + ⋅ ≥ 0.
L e 1− w g
Eine sinnvolle Investition in die Sicherheit und damit einhergehende Abnahme der finanziel-
len Mittel (dg < 0) sollte zu einer Verbesserung der Lebenserwartung (de > 0) führen.
Das Differential der Veränderung des Pro-Kopf-Einkommens auf Grund einer Investition in
die Sicherheit kann auch als Differenz genähert werden:
1−
1 (6-8)
∆ e w
−∆g = g ⋅ 1 − 1 + .
e
Wählt man dann als Differenz der Lebensdauer die mittlere Lebenserwartung und bezieht das
Einkommen auf das Lebenseinkommen ergibt sich nach RACKWITZ [237] (ICAF-implied cost
of averting a fatality):
1−
1 (6-9)
e w
ICAF = g ⋅ 1 − 1 + ⋅e
e
Mittels dieses Parameters kann man den statistischen Wert eines Menschenlebens ermitteln.
Es geht hierbei nicht um den finanziellen Wert eines realexistierenden Menschen, sondern um
eine Hilfsgröße, die die finanzielle Bereitschaft der menschlichen Gesellschaft zum Schutz
von Menschen vor möglichen Gefahren beschreibt. Im folgenden ist der Wert für Deutschland
nach dem Ansatz von KRISTIANSEN & SOMA [156] ausgerechnet:
g ⋅ e 1 − w 23742 ⋅ 77,5 1 − 0,125
ICAF = ⋅ = ⋅ = 3.220.000 $ bzw. €
4 w 4 0,125
VISCUSI [307], [308] führte bereits vor vielen Jahren in der Bevölkerung Befragungen durch, um
einen Anhaltspunkt für Lebensrettungskosten zu erhalten. Diese Werte sind ebenso wie die nach
o. g. Berechnungsverfahren in Tab. 6-21 dargestellt. Es zeigt sich, daß beide Wege, die subjektive
Schätzung der Bevölkerung und das mathematische Hilfsmittel L zu ähnlichen Werten führen.
Die Tabelle erlaubt zusätzlich den Vergleich der Zahlen von 1850 und ca. 2000 und den Ver-
gleich von staatlichen Regelungen und Privatfirmen. Die Regelungen staatlicher Behörden und
von Konzernen zeigen relativ große Unterschiede (Zeilen 33-50). Hier ist zu bedenken, daß
staatliche Behörden Sicherheit als vordringliche Aufgabe ansehen und sich weniger unter
ökonomischen Zwängen befinden als am freien Markt operierende Firmen, denen allerdings
Schadensersatzforderungen drohen können. Gleichzeitig operieren Firmen nicht im rechtsfreien
Raum und haben sich den gesellschaftlichen Sicherheitsanforderungen unterzuordnen.
Seite 178
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Seite 179
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Das übliche Arbeitsmittel der Politik zur Durchsetzung von Sicherheitsanforderungen sind
Gesetze und Verordnungen. Man kann die Homogenität verschiedener Verordnungen im Hin-
blick auf die verwendeten finanziellen Mittel vergleichen (Tab. 6-22). Die dabei aufgedeckten
Unterschiede sind dramatisch: Während bei der Einführung des Sicherheitsgurtes im Auto ein
Wert von ca. 0,3 Millionen US $ pro Menschenleben investiert wurde, basieren die gesetzlichen
Regelungen zum Schutz vor Asbest auf einem dreihundertfachen Wert (89-104 Millionen US$
pro Menschenleben). Man hätte also vermutlich mit diesen Geldern in anderen gesellschaftli-
chen Bereichen mehr Menschenleben retten können.
Die Ergebnisse werden in einer zweiten Studie von VISCUSI & HAMILTON [308] bestätigt. In
dieser Studie werden die rechnerischen Kosten, um einen Krebsfall durch kontaminierte Mülla-
ger zu vermeiden (Cost per Cancer avoided), verglichen. Es werden Summen zwischen 20.000
$ und 961 Milliarden US $ pro vermiedenem Krebs mit einem Median von 418 Millionen US $
genannt. In 36 von 130 untersuchten verseuchten Flächen lagen die Kosten unter 100 Million
US $ pro vermiedenem Krebsfall. Die Unterschiede dieser Werte zu optimalen ICAF-Zielwer-
ten zeigen die Inhomogenität bei gesetzlichen Sicherheitsanforderungen. Diese großen Unter-
schiede werden auch durch die Studie von TENGS et al. [291] bestätigt, in der mehr als fünfhun-
dert Regelungen untersucht wurden. Eine Studie mit Zahlen in Schweden wurde von JOAKIM,
RAMSBERG & SJÖBERG [135] vorgelegt.
Risiken and Kosteneffizienz in verschiedenen US-Reglungen
Jahr und Jährlich Men-Kosten pro gerettetem Leben
Vorschriften Organisation Risiko (a)
Status (b) schen gerettet in Millionen US-$ 1984
Raumheizgeräte 1980 F CPSC 2,7·10-5 63 0,1
Öl- und Gas-Bohrungen 1983 P OSHA-S 1,1·10-3 50 0,1
Flugkabinen Brandsicherung 1985 F FAA 6,5·10-8 15 0,2
Passive Gurte (KFZ) 1984 F NHTSA 9,1·10-5 1850 0,3
Tiefbaukonstruktionen 1989 F OSHA-S 1,6·10-3 8,1 0,3
Alkohol und Drogenkontrollen 1985 F FRA 1,8·10-6 4,2 0,5
Service von Fahrzeugfelgen 1984 F OSHA-S 1,4·10-5 2,3 0,5
Unbrennbare Sitzpolster i. Flugz. 1984 F FAA 1,6·10-7 37 0,6
Notbeleuchtung in Fluren 1984 F FAA 2,2·10-8 5 0,7
Arbeitsplattformen kranabgehängt 1988 F OSHA-S 1,8 10-3 5 1,2
Beton- und Mauerwerkskonstruktionen 1988 F OSHA-S 1,4·10-5 6,5 1,4
Gefahrenkommunikation 1983 F OSHA-S 4,0·10-5 200 1,8
Emission von flüchtigem Benzol 1984 F EPA 2,1·10-5 0,31 2,8
Holzstaub 1987 F OSHA-S 2,1·10-4 4 5,3
Uranminen 1984 F EPA 1,4·10-4 1,1 6,9
Benzol 1987 F OSHA-H 8,8·10-4 3,8 17,1
Arsen- u. Glas Fabriken 1986 F EPA 8,0·10-4 0,11 19,2
Ethylenoxid 1984 F OSHA-H 4,4·10-5 2,8 25,6
Arsen-Kupfer-Schmelze 1986 F EPA 9,0·10-4 0,06 26,5
Uranmühle, passiv 1983 F EPA 4,3·10-4 2,1 27,6
Uranmühle, aktiv 1983 F EPA 4,3·10-4 2,1 53
Asbest 1986 F OSHA-H 6,7·10-5 74,7 89,3
Asbest 1989 F EPA 2,9·10-5 10 104,2
Arsen u. Glas Bearbeitung 1986 R EPA 3,8·10-5 0,25 142
Benzol Lagerung 1984 R EPA 6,0·10-7 0,043 202
Radionuclid/DOE Einrichtungen 1984 R EPA 4,3·10-6 0,001 210
Radionuclid/elem. Phosphor 1984 R EPA 1,4·10-5 0,046 270
Benzol/Ethylbenzol/Styrol 1984 R EPA 2,0·10-6 0,006 483
Arsen/Niedrig-Arsen/Kupfer 1986 R EPA 2,6·10-4 0,09 764
Benzol/Maleinsäureanhydrid 1984 R EPA 1,1·10-6 0,029 820
Bodenentsorgung 1988 F EPA 2,3·10-8 2,52 3500
EDB 1989 R OSHA-H 2,5·10-4 0,002 15600
Formaldehyd 1987 F OSHA-H 6,8·10-7 0,01 72000
Notes:
(a) Anzahl der Todesopfer pro Jahr.
(b) F, P, R = gültige Vorschrift, Entwurf, abgelehnte Vorschrift
Seite 180
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Nach der Beschreibung der Differenz des Pro-Kopf-Einkommens infolge der getätigten Inve-
stition und einem kurzen Ausflug zum statistischen Wert eines Lebens soll nun die Verände-
rung der Lebensdauer näherungsweise unter Berücksichtigung der lebensjahreabhängigen
Sterberate angegeben werden:
de dM (6-10)
≈ −C F ⋅
e M
Ein Optimum des Lebensqualitätsindex erhält man dann (RACKWITZ [237]), wenn gilt:
1−
1 (6-11)
dL dM w ∆e w
= −C F ⋅ + ⋅ 1 − 1 + ≥0.
L M 1− w e
Ersetzt man
N (6-12)
dM = F ,
N
ergibt sich
1 − w CF N F (6-13)
C= ⋅ ⋅ ⋅ N ⋅ g ⋅ ( Pf 1 − Pf 2 ) .
w M N
Der Nettogewinn einer Konstruktion muß aber auch die Kosten im Falle eines Versagens mit
berücksichtigen. Der finanzielle Erfolg Z einer Baumaßnahme ergibt sich dann aus dem
Bruttogewinn B, den Baukosten C und den Versagens- bzw. Rückbaukosten D zu:
Z = B−C − D (6-14)
Bei der folgenden Untersuchung werden in finanzieller Hinsicht nur die Konstruktionskosten
ohne Verzinsung berücksichtigt.
Zuerst soll beispielhaft eine hypothetische Maßnahme behandelt werden, die mit 100 % Wahr-
scheinlichkeit den Eintritt eines Schadens ausschließt. Für die Mainbrücke Lohr und Segnitz sei
angenommen, daß einmal im Jahr ein Brückeneinsturz mit zehn Todesopfern zu beklagen ist.
Eine Sanierung bzw. ein Neubau, der das Versagen der Brücke unter Schiffsanprall ausschließt,
dürfte dann gesellschaftskonforme Kosten gemäß folgender Formel erzeugen:
1 − w CF N F 1 − 0,125 0,13
C= ⋅ ⋅ und es ergibt sich C = ⋅ ⋅ 10 ⋅ 23742 = 20.734.376 $ bzw. €
w M g 0,125 0,01042
1 − w CF (6-15)
C= ⋅ ⋅ N F ⋅ g ⋅ ( Pf 1 − Pf 2 ) .
w M
Seite 181
Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Bleibt man bei einer Opferzahl von zehn, so kann man z. B. für die Mainbrücke Lohr unter
Berücksichtigung der operativen Versagenswahrscheinlichkeit der Brücke und der Anprall-
wahrscheinlichkeit die zulässigen Kosten für die Verstärkungsmaßnahme Vorspannung des
Mauerwerkspfeilers II:
1 − 0,125 0,13
C= ⋅ ⋅ 10 ⋅ 23742 ⋅ (0,00129216 − 0,00000544) = 26.679 $ bzw. €
0,125 0,01042
und für die Verstärkungsmaßnahme Stahlbeton des Mauerwerkspfeilers II:
1 − 0,125 0,13
C= ⋅ ⋅ 50 ⋅ 23742 ⋅ (0,00129216 − 0, 00000051) = 26.781 $ bzw. €.
0,125 0,01042
berechnen. Basierend auf den beiden geschätzten Opferzahlen (10 & 22) wurde die folgende
Tabelle erstellt.
I II III IV V VI VII VI II IX
lfd. # NF Originalzustand + zugehöriges Pf1 Verstärkungsmaßnahme+ zugehöriges Pf2 Climit
1 10 Segnitz Pfeiler 2 mit Rißschaden 0,00501868 ohne Rißschaden 0,00246809 52.885 €
2 10 Frontalanprall mit Rißschaden 0,00501868 passive Schutzeinrichtung 0,00002464 103.548 €
3 10 mit Rißschaden 0,00501868 Pfeilervergrößerung. × 2,3 0,00018949 100.130 €
4 10 mit Rißschaden 0,00501868 Ideelle Zugfestigkeit. × 2 0,00069086 89.735 €
5 10 Seitanprall kein Rißschaden 0,00526378 passive Schutzeinrichtung 0,00135262 81.095 €
6 10 Lohr Pfeiler II mit Sprengkammer 0,00129216 Sprengkammer füllen 0,00037280 19.062 €
7 10 Frontalanprall mit Sprengkammer 0,00129216 Vorspannung 0,00000544 26.679 €
8 10 mit Sprengkammer 0,00129216 Stahlbeton 0,00000051 26.782 €
9 10 Pfeiler III mit Sprengkammer 0,00057488 Sprengkammer füllen 0,00045952 2.392 €
10 10 mit Sprengkammer 0,00057488 Vorspannung 0,00000048 11.910 €
11 22 Segnitz Pfeiler 2 mit Rißschaden 0,00501868 ohne Rißschaden 0,00246809 116.347 €
12 22 Frontalanprall mit Rißschaden 0,00501868 passive Schutzeinrichtung 0,00002464 227.806 €
13 22 mit Rißschaden 0,00501868 Pfeilervergrößerung. × 2,3 0,00018949 220.287 €
14 22 mit Rißschaden 0,00501868 Ideelle Zugfestigkeit. × 2 0,00069086 197.416 €
15 22 Seitanprall kein Rißschaden 0,00526378 passive Schutzeinrichtung 0,00135262 178.410 €
16 22 Lohr Pfeiler II mit Sprengkammer 0,00129216 Sprengkammer füllen 0,00037280 41.937 €
17 22 Frontalanprall mit Sprengkammer 0,00129216 Vorspannung 0,00000544 58.695 €
18 22 mit Sprengkammer 0,00129216 Stahlbeton 0,00000051 58.919 €
19 22 Pfeiler III mit Sprengkammer 0,00057488 Sprengkammer füllen 0,00045952 5.262 €
20 22 mit Sprengkammer 0,00057488 Vorspannung 0,00000048 26.202 €
Tab. 6-23: Optimale Baukosten für die erzielte Absenkung der Versagenswahrscheinlichkeit
In Tab. 6-23 sind in Spalte IX die akzeptablen Kosten Climit für die Ausführung verschiedener
Verstärkungsmaßnahmen der Brücken unter Berücksichtigung der Differenz der operativen
Versagenswahrscheinlichkeiten von Originalzustand zu Verstärkungszustand basierend auf
dem Lebensqualitätsindex zusammengefaßt.
In der Zeile 1 der Tab. 6-23 werden der Sanierung des Pfeilers 2 vom Zustand mit Horizontal-
riß in den Zustand ohne Horizontalriß basierend auf der Änderung der operativen Versagens-
wahrscheinlichkeit unter Anprall und mit Berücksichtigung der Anprallwahrscheinlichkeit
maximale Kosten von 52.885 € zugebilligt. Bei größeren Kosten für die Sanierungsmaßnahme
ist die erreichte neue operative Versagenswahrscheinlichkeit bzw. der Verstärkungseffekt im
Vergleich zu den Kosten uneffektiv. In anderen Worten: Die Baumaßnahme kostest viel und
bringt wenig Nutzen.
Bei der Mainbrücke Segnitz zeigen mit Ausnahme der reinen Rißsanierung alle Verstär-
kungsmöglichkeiten ein ähnliches Kostenniveau. Bei einer geschätzten Opferzahl von zehn
Menschenleben liegen die Kosten überwiegend zwischen 80.000 und 100.000 € und bei 22
Menschenleben liegen die Kosten zwischen 180.000 und 230.000 € pro Verstärkungsmaß-
nahme. Diese Werte erscheinen durchaus realistisch. Da der technologische Aufwand für die
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
passive Schutzeinrichtung vermutlich am geringsten ist, sollte diese konstruktive Lösung be-
vorzugt werden. In der Tat wurde an der Mainbrücke diese Verstärkungsmaßnahme gewählt.
Abb. 6-15: Errichtung der passiven Schutzeinrichtung am Pfeiler 2 der Mainbrücke Segnitz
Für die Wiederherstellung der Brücke Segnitz in den Zustand vor dem Schiffsanprall im Jahre
2000 durch Verschließen des vorhandenen Risses wird nur die Hälfte der finanziellen Mittel
wie für die anderen Verstärkungsmaßnahmen bereitgestellt. Dieser geringe Betrag im Ver-
gleich zu den anderen Verstärkungsmaßnahmen rührt daher, daß die Verstärkungsmaßnahme
unzureichend ist. Die Mainbrücke Segnitz war also bereits ohne Rißschaden akut anprallge-
fährdet gewesen. Eine Wiederherstellung des unbeschädigten Zustandes erbringt nur eine un-
zureichende Sicherheit.
Die Kosten für Verstärkungsmaßnahmen an der Alten Mainbrücke Lohr sind im Vergleich zu
den Werten der Mainbrücke Segnitz auffällig gering und inhomogen (zwischen reichlich
2.000 und knapp 30.000 € unter der Annahme, daß zehn Menschen verunglücken, und reich-
lich 5.000 bis 60.000 € unter der Annahme, daß 22 Menschen bei einem Brückeneinsturz in-
folge Schiffsanprall verunglücken). Die geringen zulässigen Kosten machen deutlich, daß die
Alte Mainbrücke Lohr bereits jetzt ein nahezu akzeptables Risiko erreicht. Man erkennt au-
ßerdem, daß ab einem bestimmten Wert der neuen Versagenswahrscheinlichkeit nach einer
Sanierung eine weitere Verbesserung wirtschaftlich nicht mehr belohnt wird. Beredtes Bei-
spiel dafür ist die Sanierung des Mauerwerkspfeiler mittels Vorspannung und Stahlbetonlö-
sung. Die operativen Versagenswahrscheinlichkeiten unterscheiden sich um den Faktor zehn,
aber die zulässigen Kosten dieser beiden konstruktiven Verstärkungsmöglichkeiten sind na-
hezu identisch (bei konstruktiven Lösungen ca. 27.000 € bei 10 Opfern bzw. ca. 59.000 € bei
22 Opfern). Ein derartig geringes Risiko, wie es an der Mainbrücke Lohr nach der Sanierung
mittels Stahlbetonbohrpfählen existieren würde, ist nicht im Interesse der Öffentlichkeit und
wird daher auch nicht durch die Bereitstellung zusätzlicher ökonomischer Mittel belohnt.
Verwendet man die hier vorgestellten Rechenergebnisse zur Beurteilung alter Brücken über
schiffbare Flüsse, so muß man feststellen, daß derartige Bauwerke durchaus einer Gefährdung
unterliegen. Für Brücken mit einem vergleichbaren Aufbau, wie z. B. die Brücke Markthei-
denfeld, die nahezu identisch zur Alten Mainbrücke Lohr mit Ausnahme der Fundamentaus-
bildung ist, lassen sich relativ einfach grobe Angaben zur Sicherheit machen. Etwas schwieri-
ger sieht es aus, wenn man einen Konsens für die Grundgesamtheit sucht. Unter der An-
nahme, daß die Anprallwahrscheinlichkeiten auf dem gesamten Binnenschiffahrtsnetz iden-
tisch sind (was nicht der Fall ist) und der Annahme, daß ca. 50-100 alte Brücken anprallge-
fährdet sind, dürfte sich ein Investitionsvolumen von ca. (100.000 € Brücken wie Segnitz +
30.000 € Brücken wie Lohr) 130.000 € · 25 = 3.250.000 € bzw. 130.000 € · 50 = 6.500.000 €
ergeben. Die Frage der Anzahl der alten schiffsanprallgefährdeten Brücken bedarf aber bei
Festlegung eines genaueren Investitionsplanes umfangreicherer Recherchen.
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Verbrechen
Bau- Handy
Bahn werk
Kampfhunde
Auto Flugzeug Lebens-
mittel
Medikamente
Sicherheitsbedürfnis
Während in den letzten Jahren in allen Bereichen der Gesellschaft die Fragen, wann mensch-
liches Leben beginnt (embryonale Stammzellen) und wann und wie es endet (Sterbehilfe,
Gehirntod), zu erbitterten und notwendigen öffentlichen Diskussionen geführt haben, muß
sich, wenn Risikoanalysen von der Öffentlichkeit akzeptiert werden sollen, diese auch der
Diskussion in der Öffentlichkeit stellen. Die Annahme eines akzeptablen Risikos nach einer
Diskussion bedarf einer politischen Entscheidung. Das Arbeitsmittel der Politik sind Gesetze.
Die Frage des akzeptablen Risikos von Bauwerken ist nicht von gesetzlicher Seite geklärt und
damit nicht juristisch abgesichert. Die übliche Kategorisierung von Fehlern in Verbindung mit
Unglücken, wie „höhere Gewalt“, „unbeabsichtigt“, „fahrlässig“, „grob fahrlässig“ und „vor-
sätzlich“ (BUXMANN [33]), ist bei einer Risikountersuchung aber nicht mehr gültig, denn der
Verlust von Leben wird rechnerisch berücksichtigt.
Der Tod ist das Ende eines Lebens. Die Möglichkeit der schöpferischen Teilnahme an der Ge-
staltung der Welt ist dem verstorbenen Wesen unwiderruflich verschlossen. Der Tod ist der
Verlust des größten uns bekannten Wertes, für den Betroffen, aber auch für die Menschen, die
den Verstorbenen auf seinem Lebensweg begleitet haben. Der Verfasser ist sich der Tragik der
hier behandelter Thematik trotz der zahlreichen Verwendung von Todesopferzahlen in den
Risikountersuchungen bewußt, gibt aber auch zu bedenken, daß die vorliegende Arbeit eine
Katastrophenvorsorge darstellt und den Leser gegenüber der hier behandelten möglichen Ka-
tastrophen sensibilisiert. Die Anwendung von Todesopferzahlen in Risikoberechnungen für
technische Erzeugnisse bleibt aber moralisch umstritten.
Doch nicht nur die Risikoanalyse mit der Annahme von Todesopfern selbst, auch die dafür
notwendige probabilistische Berechnung der operativen Versagenswahrscheinlichkeit muß
sich einer Kritik unterziehen, die in den nächsten Absätzen dargestellt wird. Weitere Ausfüh-
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
rungen dazu finden sich z. B. in MÖLLER et al. [192] und ELISHKAKOFF [76]. Insbesondere
MÖLLER arbeitet deshalb an einer Verallgemeinerung des Sicherheitsbegriffes.
In einem Sachstandsbericht [214] für probabilistische Untersuchungen für Kernkraftwerke
wurden bei Benchmark-Tests Unterschiede bei der Ermittlung der Versagenswahrscheinlich-
keit durch verschiedene Experten um den Faktor 1,5 ermittelt. Die Ursachen dafür liegen in An-
nahmen über unterschiedliche Modelle, unterschiedliche Berechnungsverfahren und unbe-
kannte Parameter. Es zeigt sich, daß derartige Rechnungen zahlreiche Eingangsparameter be-
nötigen und durchaus sensibel auf kleine Veränderungen der Parameter reagieren können. Um
die daraus resultierenden Probleme zu verringern, wird, wie bereits erwähnt, durch das Joint
Committee of Structural Safety ein Model Code für probabilistische Berechnungen im Bauwe-
sen entwickelt [137].
Oft müssen statistische Angaben über Eingangsgrößen geschätzt werden. Gerade auf Grund
der umfangreichen Kritik an den Verfahren der Induktiven Statistik wurde im Rahmen dieser
Arbeit ein hoher Aufwand zur Ermittlung der statistischen Parameter betrieben. Nimmt man
an, daß die ermittelten statistischen Parameter selbst nur wieder streuende Größen sind, so
wird die ermittelte operative Versagenswahrscheinlichkeit auch eine Zufallsgröße sein. Dieses
Verfahren ist bekannt (PENDOLA, HORNET, LEMAIRE, & MOHAMED [226]), wurde auf Grund
der Problematik der Festlegung einer akzeptablen Versagenswahrscheinlichkeit und der hohen
Versuchsanzahlen aber hier nicht verwendet.
Der letzte Punkt bei der Kritik der operativen Versagenswahrscheinlichkeit wiegt sicherlich
am schwersten: Ist die Annahme zufälliger Änderungen der Material- und Widerstandsseiten
berechtigt. So entsteht doch die überwiegende Anzahl von Bauschäden nicht durch die Wahl
eines akzeptierten Risikos oder durch statistische Unsicherheiten, sondern durch menschliches
Fehlverhalten. Deutlich wurde dies in den letzten zwei Jahren am Main, als auf Grund von
wirtschaftlichen Zwängen die Qualität der Ausbildung der Schiffsführer drastisch abnahm.
Die Folge davon war eine so drastische Zunahme von Schiffahrtsunfällen, daß die Öffentlich-
keit auf dieses Problem aufmerksam wurde und die dafür zuständigen staatlichen Stellen in
für Behörden ungewohnt schneller und unkomplizierter Weise reagierten.
Menschliche Fehler sind in Berechnungen nur schwer abbildbar, weshalb z. B. die DIN 1055-
100 ausdrücklich darauf hinweist, daß derartige Fehler bei Baumaßnamen ausgeschlossen
werden müssen. RACKWITZ [238] zeigt in einer Zusammenstellung von 800 Bauschäden, daß
dieser Fehler in der Realität die überwiegende Ursache für Schäden darstellt (Tab. 6-24).
Ursachen der Bauschäden Anteil an den gesamten Fehlern
Ignoranz, Sorglosigkeit, Fahrlässigkeit 37 %
Mangelhafte Kenntnisse 27 %
Unterschätzen von Einflüssen 14 %
Vergeßlichkeit und Irrtümer 10 %
Ungerechtfertigtes Verlassen auf andere 6%
Objektiv unbekannte Situation und Einflüsse 6%
Tab. 6-24: Ursache von Fehlern bei der Planung und Ausführung von Bauwerken [238]
Tab. 6-25: Wahrscheinlichkeit von Fehlern bei der Planung und Ausführung von Bauwerken
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Kapitel 6: Akzeptables Risiko
Diese auf den ersten Blick sehr hohen Irrtumswahrscheinlichkeiten werden jedoch durch die
Einführung von Prüfungen, also einer Überwachung, erheblich verbessert. So gilt:
P ( I | A) = P( I ) ⋅ P ( A) = 0,1 ⋅ 0,1 = 0,01
P( I | E ) = P( I ) ⋅ P( E ) = 0,1 ⋅ 0,4 = 0,04
P( I | C ) = P( I ) ⋅ P(C ) = 0,1 ⋅ 0,5 = 0,05
An der überwiegenden Anzahl aller Versagensfälle ist menschliches Fehlverhalten beteiligt.
Meistens gibt es mehrere Ursachen für ein Versagen. Diese Tatsache gilt auch für andere Un-
glücke. Menschliches Fehlverhalten ist eine latente Erscheinung und führt nicht zwangsläufig
zu Unglücken oder Schäden. Gerade weil man weiß, daß menschliches Fehlverhalten auftritt,
entwickelte man in nahezu allen technischen Bereichen Kontrollmechanismen. Die berech-
nete operative Versagenswahrscheinlichkeit ohne Berücksichtigung von menschlichen Feh-
lern sollte kleiner als die tatsächliche Versagenswahrscheinlichkeit sein.
Bei ca. 35.000 Straßenbrücken auf dem Bundesfernstraßennetz der Bundesrepublik Deutsch-
land [276] müßte bei einer jährlichen Versagenswahrscheinlichkeit von 10-5 alle drei Jahre
eine Brücke einstürzen. Das ist wohl kaum der Fall! Entscheidende Punkte für die hohe Si-
cherheit von Bauwerken sind das Versagen mit Vorankündigung und die regelmäßige Durch-
führung von Kontrollen und Sanierungsmaßnahmen.
Ein Beispiel für einen systematischen Fehler war das Versagen einer ganzen Gruppe von
Konstruktionen Ende der 60er Jahre in Thüringen und Bayern. Infolge des seltenen Zusam-
mentreffens von Schneelast und Regen stürzte in den genannten Gebieten eine Vielzahl von
Leichtmetalldächern zusammen. Neben der Entwicklung von Typenprojekten, die den spezi-
ellen Schneeverhältnissen des Standortes nicht mehr angepaßt wurden, spielte auch der Weg-
fall der Vorankündigung des Versagens eine Rolle. Bei den traditionell verwendeten Holzdä-
chern traten im Vorfeld des Versagens Geräusche auf, die meistens zu einer Beräumung des
Daches führten und damit den Einsturz verhinderten. Dieser Schadensfall belegt die These,
daß Unfälle meistens auf das Aufeinandertreffen mehrer Umstände zurückzuführen sind und
i.d.R. menschliche Fehler ein Teil davon sind (DRIGERT & WIESE [69]).
Seite 186
Kapitel 7: Zusammenfassung und Ausblick
Im Fall der Mainbrücke Segnitz steht auf Grund der hohen operativen Versagenswahrschein-
lichkeit sowohl ohne Berücksichtigung als auch mit Berücksichtigung der Entwicklungen der
Anprallhäufigkeit in den letzten Jahren ein Handlungsbedarf in Form von Sicherungsmaßnah-
men außer Frage. Im Falle der Alten Mainbrücke Lohr lassen die ermittelten Werte nicht ohne
weiteres eine endgültige Aussage zu. Auf Grund der Probleme bei der Wertung der ermittelten
operativen Versagenswahrscheinlichkeit wurde diese in ein Risiko gemäß den normativ bereit-
gestellten Möglichkeiten überführt. Auch damit kann letztendlich keine eindeutige Aussage
über die Akzeptanz der Sicherheit bzw. der Gefährdung für die Öffentlichkeit erbracht werden.
Abschließend wurden für die Gesellschaft akzeptable Kosten zur Ertüchtigung der Brücken
berechnet.
Mauerwerksbogenbrücken dürften i. a. durch ihr hohes Gewicht kaum oder nur in geringem
Maße einer Einsturzgefährdung durch Schiffsanprall ausgesetzt sein. Bei der Alten Main-
brücke Lohr zeichnet sich eine Gefährdung ab, die an der Grenze akzeptabler Werte liegt
bzw. diese leicht übersteigt.
Die Frage eines akzeptablen Risikos erfordert nicht nur weitere wissenschaftliche Untersu-
chungen, sondern auch die Integration der Bevölkerung in diese Diskussion. Die Sicherstel-
lung eines gewählten Wertes für technische Güter obliegt dem Repräsentanten der Bevölke-
rung: dem Gesetzgeber. Beides ist bisher nicht erfolgt. Aus dieser Sicht heraus sind die Mög-
lichkeiten von Risikountersuchungen im neuen Vorschriftenwerk als unpraktikabel einzustu-
fen.
Traditionell sind die Anforderungen der Bevölkerung an die Sicherheit von Bauwerken sehr
hoch. Das ist auch verständlich, denn Menschen verbringen einen Großteil ihrer Lebenszeit
innerhalb von oder mit Bauwerken. Bauwerke im allgemeinen und Brückenbauwerke im
besonderen zeigen im Vergleich zu allen anderen technischen und natürlichen Risiken ein aus-
gesprochen geringes Gefahrenpotential und eine hohe Sicherheit unter ständigen Lasten und
Verkehrslasten. Stark vereinfacht kann man sagen, daß die Wahrscheinlichkeit, beim Überque-
ren einer Brücke durch Brückenversagen umzukommen, mindestens zwei Zehnerpotenzen
kleiner ist als die Wahrscheinlichkeit, durch einen Verkehrsunfall auf der Brücke tödlich zu
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Kapitel 7: Zusammenfassung und Ausblick
verunglücken. Brückeneinsturze während der Nutzungsdauer, wie der Einsturz der Hintze-
Ribeiro-Brücke über den Douro im Frühjahr 2001 in Portugal mit über 50 Todesopfern, stellen
sehr seltene Ereignisse dar und sind in den meisten Fällen auf unzureichende Kontrolle bzw.
unzureichende Wartung der Bauwerke zurückzuführen.
Die rechnerische Modellierung eines Schiffsanpralls gegen ein Bauwerk kann bereits mit den
heute vorliegenden technischen Mitteln deutlich schärfer erfolgen als in der vorliegenden Ar-
beit. Die Entwicklung der Rechentechnik wird auch in Zukunft weitere Verfeinerungen von
Stoßprozessen und dem nichtlinearen Verhalten der Baustoffe erlauben. So erfolgte parallel zu
dieser Arbeit im Rahmen eines DFG Forschungsthemas in Weimar die Integration von Mauer-
werksstoffgesetzen in das FEM-Programm ANSYS. Auch sind heute standardmäßig die Monte-
Carlo-Simulation und das Antwort-Flächen-Verfahren in ANSYS bereits integriert. Somit lie-
gen bereits heute, zum Ende dieser Arbeit, bessere numerische Werkzeuge vor.
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Kapitel 8: Quellen
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Seite 204
Anhang A: Problematik
9 Anhang A: Problematik
Schiffahrtsstraße Strecke Anzahl der Brücken Grundlagen der Zäh-
Flüsse von bis insgesamt davon im Bau lung und Quellen
Eisenbahn in Planung
Donau Kelheim dt.-öst. Grenze 46 8 [334]
Elbe (mit Hamburg - dt.-tschech. Nordsee 42+15(HH) 15+5(HH) 3 [54], [332]
Norder- und Südelbe) Grenze = 57 =20
Ems Lingen Papenburg Meppen Nordsee 11 2 [54], [332]
HH-Hamburg allein
Seite 205
Anhang A: Problematik
Abb. 9-1: Lage der Binnenschiffahrts- und Seewasserstraßen in der Bundesrepublik Deutsch-
land
Seite 206
Anhang A: Problematik
Seite 207
Anhang B: Schiefer Schiffsanprall
Seite 208
Anhang B: Schiefer Schiffsanprall
mhydr = 2 ⋅ m ⋅ h / b (10-1)
β = α − αw (10-2)
sin(α − α w ) (10-3)
va = v r + v w ⋅
sin α
mx = ρ x ⋅ m (10-4)
my = ρ y ⋅ m (10-5)
θs = ρ y ⋅ i ² ⋅ m (10-6)
m y = m + mhydr (10-7)
vn 0 = va ⋅ sin α (10-8)
vt 0 = va ⋅ cos α (10-9)
mx ( v x 0 − v x ) = Fˆx = ∫ Fx dt (10-10)
Seite 209
Anhang B: Schiefer Schiffsanprall
m y ( v y − v y 0 ) = Fˆy = ∫ Fy dt (10-11)
Seite 210
Anhang B: Schiefer Schiffsanprall
1 (10-40)
Ea = m ⋅ va2 ⋅ρ x = Ereib + Edef + Ekin
2
Fˆt = µ ⋅ Fˆn (10-41)
Fˆ (cos α − µ ⋅ sin α) = Fˆ (sin α + µ ⋅ cos α)
x y
(10-42)
Fˆx = Fˆn (sin α + µ ⋅ cos α) (10-43)
Fˆy = Fˆn (cos α − µ ⋅ sin α) (10-44)
1 (10-45)
kx = ⋅ (sin α + µ ⋅ cos α)
ρx
1 (10-46)
ky = ⋅ (cos α − µ ⋅ sin α)
ρy
xs2 yρ (10-47)
kz = 2
k y − s x ⋅ kx
i x sρ y
y (10-48)
k0 = k x + k y ⋅ ctg α + k z ctg α − s
xs
1 (10-49)
Fˆn = m ( v x 0 − v y 0 ⋅ ctg α)
k0
v x 0 − v y 0 ⋅ ctg α = va (10-50)
v (10-51)
Fˆn = m ⋅ a
k0
k (10-52)
v x = va 1 − x
k0
k (10-53)
v y = va y
k0
k (10-54)
xsϕ′ = va z
k0
k + kz (10-55)
vt = va y
k0 sin α
1 (10-56)
Ereib = µ Fˆn ( vto − vt )
2
1 (10-57)
Edef = Fˆn vno
2
1 1 1 1 (10-58)
Ekin = θs ⋅ ϕ′2 + mx ⋅ v x2 + mx ⋅ v x2 + m y ⋅ v 2y
2 2 2 2
1 1 i 2
(10-59)
Ekin = m ⋅ va2 ⋅ 2 ρ y 2 k z2 + ρ x ( k0 − k x ) 2 + ρ y k y2
2 k0 xs
1 (10-60)
Ea = mx ⋅ va2 ⋅ρ x = Ereib + Edef + Ekin
2
N m = Fn (10-61)
Seite 211
Anhang B: Schiefer Schiffsanprall
Seite 212
Anhang C: Beschreibende Statistik
11.1 Einleitung
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung zufälliger Ereignisse und die induktive Statistik zur Be-
schreibung zufälliger Änderungen spielen in vielen Wissenschaftsbereichen eine große Rolle.
So gibt in der Physik die sogenannte SCHRÖDINGER Gleichung die Wahrscheinlichkeitsdichte
des Aufenthaltsortes des Elektrons im Atom an (WEIßMANTEL et al. [320]).
In der Biologie basiert die ursprünglich von DARWIN aufgestellte Theorie über die Evolution
der Tierwelt auf zufälligen Änderungen der Gene (GAARDNER [97]). In der Medizin und Psy-
chologie gibt man die Erfolgsquote von Medikamenten und Therapien in Wahrscheinlich-
keiten an (z. B. Sterberate für Herzinfarkt). Im Umweltschutz benötigt man die Statistik zur
Entdeckung von Veränderungen von Umweltbedingungen (MCBEAN & ROVERS [184]).
Selbst in den Rechtswissenschaften spricht man von Wahrscheinlichkeiten z. B. bei „mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ oder bei den gesetzlichen Grundlagen für die Si-
cherheit von Betonfußboden an Tankstellen (PROSKE [233], WÖRNER [329]). Auch in der
Wirtschaft sind Wahrscheinlichkeiten und die stochastische Beschreibung von Vorgängen ein
wichtiges Hilfsmittel. So verfolgt man in der sogenannten Konjunkturtheorie neben anderen
Theorien auch stochastische Ansätze. SLUTZKY [269] erkannte bereits 1937 die Übereinstim-
mung zwischen Konjunkturschwankungen und stochastischen Zeitreihen. KRELLE [155]
beschreibt 1959 die Entstehung, Frequenz und Amplitude von Konjunkturschwankungen rein
stochastisch. Auch in der Versicherungswirtschaft wird das Versicherungsrisiko auf Grund-
lage von Wahrscheinlichkeiten ermittelt. Als weitere Anwendung der Wahrscheinlichkeits-
rechnung sei die Spieltheorie genannt, eine der Auslöser für die Entwicklung der Wahr-
scheinlichkeitsrechnung.
Die Auflistung der folgenden historischen Schriftwerke wurde dem Statistik Skript der Fach-
hochschule Gelsenkirchen [278] entnommen. Schon im 16. Jahrhundert erschienen Bücher
über die Wahrscheinlichkeitsrechnung:
Berühmt wurden die Anfragen des Spielers ANTOINE CHEVALIER DE MÉRÉ (1610-1684) bei
dem französischen Mathematiker (und Philosophen) BLAISE PASCAL (1623-1662) zu ver-
schiedenen Zufallsspielen. Daraufhin kam es zu einem Briefwechsel zwischen PASCAL und
dem Mathematiker PIERRE DE FERMAT (1602-1665) in den Jahren 1651-1655, der als Beginn
der modernen Wahrscheinlichkeitsrechnung angesehen wird.
Seite 213
Anhang C: Beschreibende Statistik
Die Wahrscheinlichkeitsrechnung sei an dieser Stelle aber nicht weiter das Thema, vielmehr
wird auf die induktive Statistik eingegangen, die für die Ermittlung der statistischen Material-
parameter herangezogen wurde. In der induktiven Statistik versucht man gemäß dem Motto
“Die Vergangenheit ist ein großes Warnsystem” aus vorhandenen Stichproben die für eine
unbekannte Grundgesamtheit stehen, Informationen zu extrapolieren. Dazu verwendet man
die sogenannte schließende oder induktive Statistik. Die Ursachen für eine Begrenzung der
Anzahl der Stichproben sind vielfältig:
• Kostengründe,
• Zeitgründe,
• Datenqualitätsgründe oder einfach
• Technische Machbarkeit.
Im folgenden werden einige Parameter und Verfahren vorgestellt, die bei der Extrapolation
helfen können.
n N (11-1)
∑ xi ∑x i
x= i =1
und µ = i =1
n N
Der Median ist der mittlere Wert aller vorhandenen Daten, d.h. die Hälfte aller Daten ist ge-
ringer und die Hälfte aller Daten ist größer als der Median. Bei einer Dichtefunktion ist die
Fläche links vom Median gleich der Fläche rechts vom Median. Der Median ist identisch mit
dem 50 %-Fraktil. Der Modalwert ist der am häufigsten auftretende Wert. Bei einer Dichte-
funktion ist der Punkt mit der Ableitung Null der Modalwert. Bei einer Wahrscheinlichkeits-
funktion ist der Punkt der Wendetangente der Modalwert. Bei Stichproben ist es möglich, daß
kein Modalwert existiert, daß mehrere Werte mit der gleichen Anzahl auftreten.
Er ist bei schiefen Daten ein besserer Wert zur Beschreibung der mittleren Tendenz der Daten
als der arithmetische Mittelwert. Zusätzlich gibt es noch einen generalisierten Mittelwert, der
alle anderen Mittelwerte als Spezialfälle oder als Grenzwerte beinhaltet. Ebenso wie auf den
sogenannten quadratischen Mittelwert soll jedoch hier nicht weiter darauf eingegangen wer-
den.
Seite 214
Anhang C: Beschreibende Statistik
Neben den genannten Parametern zur Beschreibung der mittleren Tendenz der Daten gibt es
noch weitere Parameter. Im folgenden werden die Parameter zur Beschreibung der Streuung
der Daten aufgezählt. Die Varianz ist das zweite Moment der Daten um den Mittelwert und
wird theoretisch wie folgt ermittelt
N n (11-4)
∑ ( x i − µ ) 2
∑ ( xi − x ) 2
V = σ 2 = i =1 S 2 = i =1
N und für Stichproben n −1 .
Der Unterschied zwischen den Formeln zur Ermittlung der Varianz basierend auf der Popula-
tion und den Stichproben begründet sich durch die Tatsache, daß bei der Varianz für die
Stichprobe der Mittelwert in der Formel nicht bekannt ist, sondern nur geschätzt werden kann.
Darum wird ein sogenannter Biaskorrekturfaktor eingeführt, der auf der BESSEL’schen Fehler-
funktion basiert und die Unsicherheit des Mittelwertes widerspiegeln soll. Anstelle von N
wird n-1 verwendet und die Varianz erhöht. Bereits ab einer Stichprobengröße von 15 sind die
Unterschiede allerdings vernachlässigbar gering (MCBEAN & ROVERS [184]).
Die Standardabweichung ist die Wurzel der Varianz, also
N n (11-5)
∑ ( xi − µ ) 2 ∑ ( xi − x ) 2
σ= i =1
(Population) und S = i =1
(Stichprobe).
N n −1
Das Programm Excel 95 bietet beide Formeln an: Stabwn (Population) und Stabw (Stich-
probe). Die Standardabweichung ist das am häufigsten verwendete Maß zur Beschreibung der
Streuung der Daten, wahrscheinlich, weil die Standardabweichung die gleiche Einheit wie der
Mittelwert besitzt. Die Spannweite (Range) der Daten ist entweder der Abstand zwischen Ma-
ximal- und Minimalwert oder zwischen 90 % und 10 %-Fraktilwert. Die Modifizierte Inter-
quartil Spannweite (MIQR) entspricht dem Abstand zwischen dem 75 % und 25 %-Fraktil-
wert geteilt durch 1,34. Bei einer Normalverteilung sind MIQR und Standardabweichung
gleich, bei schiefen Daten sind beide unterschiedlich. Die MIQR wird im Gegensatz zur Stan-
dardabweichung nur wenig von Ausreißern beeinflußt. Die Mittlere Abweichung der Daten
wird nach folgender Formel berechnet:
n (11-6)
∑x i −x
Mittlere Abweichung = i =1
.
n
Die Schiefe ist das dritte Moment der Daten um den Mittelwert. Ebenso wie bei der Varianz
gibt es einen Biaskorrekturfaktor, der beim Vergleich der Formel zur Bestimmung der Schiefe
für die Population und die Stichproben deutlich wird. Neben dem Moment gibt es noch einen
bezogenen Wert für die Stichproben, die normierte Schiefe
n (11-8)
n ∑ ( xi − x ) 3
C s = i =1 .
(n − 1)(n − 2) S 3
Seite 215
Anhang C: Beschreibende Statistik
Auf Grund der dritten Potenz der Abweichungen vom Mittelwert zeigt die Schiefe ein sehr
empfindliches Verhalten gegenüber den einzelnen Stichprobenwerten. Eine robuste Schätzung
der Schiefe erfordert mindestens 50 Stichproben (MCBEAN & ROVERS [184]).
Neben der Schiefe, die auf den Momenten beruht, gibt es noch den PEARSON‘schen Koeffi-
zient der Schiefe:
3( x − Mode) (11-9)
Erster PEARSON‘scher Koeffizient der Schiefe C s = .
S
3( x − Median) (11-10)
Zweiter PEARSON‘scher Koeffizient der Schiefe C s = .
S
Stimmen Mittelwert und Mode bzw. Mittelwert und Median überein, werden die PEAR-
SON’schen
Koeffizienten Null.
Die Kurtosis ist das vierte Moment der Daten um den Mittelwert. Die Kurtosis ist ein Maß für
die Wölbung der Daten bzw. der Verteilung und ermittelt sich:
N n (11-12)
∑ ( x i − x ) 4
n 2
∑ ( xi − x ) 4
bei Population zu k = i =1 und für Stichproben zu K = i =1
.
N (n − 1)(n − 2)(n − 3)
Der bezogene Wert für die Stichproben ist
n (11-13)
n 2 ∑ ( xi − x ) 4
Ck = i =1
.
(n − 1)(n − 2)(n − 3) S 4
Weil der bezogene Wert für die Normalverteilung 3 ist, wird noch ein weiterer Wert einge-
führt
n (11-14)
n 2 ∑ ( xi − x ) 4
Ck′ = i =1
−3.
(n − 1)(n − 2)(n − 3) S 4
Dieser sogenannte Koeffizient der Kurtosis für die Normalverteilung ist Null. Programme wie
Excel 97, SPSS 9.0, ESBStats V1.1, Vista 5.1 berechnen den Koeffizient der Kurtosis wie
folgt:
Seite 216
Anhang C: Beschreibende Statistik
n (11-15)
n(n − 1)∑ ( xi − x ) 4
3(n − 1) 2
Ck′ = i =1
−
(n − 1)(n − 2)(n − 3) S (n − 2)(n − 3)
4
Ck′ = i =1 i =1 .
(n − 1)(n − 2)(n − 3) S 4
Man erhält aber damit die gleichen Ergebnisse wie oben. Das Programm WinStat verwendet
allerdings eine andere Formel, die auch zu anderen Ergebnissen führt. Ist Ck’ positiv, spricht
man von einer leptokurtischen Verteilung, ist der Wert negativ, spricht man von einer platy-
kurtischen Verteilung und eine Normalverteilung ist mesokurtisch. Eine platykurtische Ver-
teilung ähnelt mehr einer Gleichverteilung, während eine leptokurtische Verteilung mehr ei-
nem Einzelwert gleicht. Die Empfindlichkeit der Kurtosis gegenüber einzelnen Ausreißern ist
noch größer als die der Schiefe, da die Werte mit der 4ten Potenz eingehen.
Höhere Momente sind möglich, werden in der Praxis aber kaum angewendet, da mit steigen-
der Potenz der Einfluß einzelner Stichproben immer größer wird.
Der Variationskoeffizient (C.o.V.) beschreibt die relative Streuung der Daten zum Mittelwert
S 100 S (11-18)
V = bzw. V = in %.
x x
Der C.o.V. ist einheitenfrei. Ein großer Variationskoeffizient (>1) kann auf eine vorhandene
Schiefe der Daten bzw. Verteilung hinweisen.
mit t als Wert der Student-t-Verteilung. Die t-Werte sind in vielen Büchern zu finden, z. B. in
MCBEAN & ROVERS [184].
Seite 217
Anhang C: Beschreibende Statistik
Der Standardfehler der Standardabweichung für eine Stichprobengröße > 100 ist
S (11-21)
σS = .
2n
Diese Formel gilt allerdings nur, wenn die Zufallsvariable normalverteilt oder annähernd
normalverteilt ist. Der Standardfehler des Median ist
1 (11-22)
σ med = S .
2n
und der Standardfehler des C.o.V. für eine Stichprobenanzahl > 100 und eine normalverteilte
Zufallsvariable ist
V 1 + 2(V ) 2 (11-23)
σV = .
2n
Programme wie SPSS 9.0 oder Statistica 5.1 berechnen ebenfalls den Standardfehler der
Schiefe und Kurtosis.
Seite 218
Anhang C: Beschreibende Statistik
Bei einer großen Anzahl von Stichproben sollte man sich gemäß DIN 53 804 [63] an folgende
Regel halten:
Speziell für die Prüfung der Daten auf Normalverteilung verwendet man sogenannte Roto-
gramme. Dabei wird die Wurzel der relativen Häufigkeiten anstelle der Häufigkeiten darge-
stellt. Sind die Daten normalverteilt, so müssen Histogramm und Rotogramm von der Form
her das glockenförmige Bild der Normalverteilung zeigen, da die Wurzel von einer normal-
verteilten Größe wieder normalverteilt ist.
Bei der Verwendung von Wahrscheinlichkeitspapier wird die Wahrscheinlichkeit der Stich-
proben in Diagramme eingetragen, die entsprechend der jeweiligen gewählten Verteilungs-
funktion transformierte Achsen besitzen. Infolge der Transformation der x-Achse erscheint
die jeweilige Verteilung als gerade Linie und man kann überprüfen, inwieweit die Daten die-
ser Linie folgen. Der Vorteil bei der Verwendung von Wahrscheinlichkeitspapier ist der Ver-
zicht auf Klassen. Eine zweite Möglichkeit neben dem genannten Wahrscheinlichkeitspapier
(Probability–Probability–Plots) sind sogenannte Quantil–Quantil–Plots (bzw. Fraktil–Frakil–
Plots). Man muß allerdings darauf hinweisen, daß es verschiedene Formeln zur Bestimmung
der Frakilwerte gibt (MCBEAN & ROVERS [184]). Dies gilt umsomehr für Fraktilwerte im
Bereich der Schwänze, wie z.B. der 5 %-Fraktilwert der Betondruckfestigkeit (HUNT &
BRYANT [127], JAEGER & BAKHT [133]).
Der Box & Whisker Plot gibt einen guten Überblick über die Streuung der Daten. Ausreißer
und Extremwerte werden recht deutlich sichtbar. Für die zentrale Tendenz der Daten wird
entweder der Mittelwert oder der Median verwendet (meistens der Median), der als Strich
oder kleines Rechteck abgebildet wird. Die Streuung der Daten wird oft durch die Standard-
abweichung, aber auch die 25 % und 75 % Fraktilwerte (Interquartil Range), in Form einer Box
dargestellt. Die Whisker (engl. Barthaar) umfassen einen Bereich vom Median (oder Mittel-
wert) bis 1,5mal die Standardabweichung nach beiden Seiten. Von diesem Bereich bis zu
einer Entfernung von 3mal die Standardabweichung werden Werte als Ausreißer eingestuft.
Werte, die weiter als 3mal die Standardabweichung vom Wert der zentralen Tendenz weg
liegen, werden als Extremwerte bezeichnet. Es muß darauf hingewiesen werden, daß es sich
auch hierbei um Ausreißer handeln kann.
11.4 Ausreißer
Ausreißer sind Werte, die untypisch für eine Grundgesamtheit sind. Ein einzelner Ausreißer
kann einen großen Einfluß auf die statistischen Parameter haben und zu einer erheblichen
Verschiebung dieser Größen führen. Trotzdem besteht natürlich auch die Möglichkeit, daß der
atypische Wert sehr wohl reale Daten repräsentiert. Tests für Ausreißer prüfen, ob es einen
statistisch signifikanten Anhaltspunkt dafür gibt, daß der Ausreißer nicht zur Grundgesamtheit
Seite 219
Anhang C: Beschreibende Statistik
gehört. Neben dem statistischen Test sollten auch andere Untersuchungen durchgeführt wer-
den, ob z. B. eine andere Maschine für die Messung der Zufallsgrößen verwendet wurde, ein
neuer Mitarbeiter die Messung durchführte oder ein anderer Anhaltspunkt für den atypischen
Wert gefunden werden kann.
Die hier vorgestellten Verfahren verlangen in den meisten Fällen normalverteilte Daten. Zu-
sätzlich ist zu beachten, daß zensierte Daten ein erheblichen Einfluß auf die Verteilungstyp-
Tests (Goodness of Fit) haben können. Folgende Verfahren zur Ermittlung von Ausreißern
sind dem Verfasser bekannt:
Seite 220
Anhang C: Beschreibende Statistik
1. Bei der einfachen Substitution der Größen, über die nur bekannt ist, daß der wirkliche
Wert kleiner als die Meßgrenze ist, werden diese Werte z. B. bei kleinen Werten zu Null,
zur halben Differenz zwischen Null und der Meßgrenze oder zur Meßgrenze gesetzt.
Meßgrenze soll der Wert sein, bis zu dem gemessen werden konnte, z. B. konnte eine
Festigkeit kleiner 1 N/mm2, die nicht mehr erfaßt werden kann. Mit diesen substituierten
Werten erhält man Grenzen der statistischen Parameter.
2. COHEN’s Test ist ein anderes Verfahren, daß angewendet werden kann, wenn bis zu 90 %
der vorhandenen Daten zensiert sind. Der Test wird wie folgt durchgeführt: Zuerst wer-
den Mittelwert und Standardabweichung aller Stichproben errechnet, die über der Meß-
grenze liegen:
m
1 m ∑ (x i − x)2
xd = ∑
m i =1
xi S d = i =1
(m − 1) .
und
Anschließend ermittelt man die beiden Parameter gemäß
n−m S d2
h= γ =
n und ( x − DL) .
DL ist die Meßgrenze. Mit Hilfe dieser Werte kann man einen Rechenwert λ aus den ent-
sprechenden Tafeln entnehmen (MCBEAN & ROVERS [184]). Damit wird ein korrigierter
Mittelwert und eine korrigierte Standardabweichung geschätzt:
x = x d − λ ( x d − DL) und S = S d + λ ( x d − DL) .
2 2
COHEN’s Verfahren ergibt Maximum Likelihood Schätzungen für den Mittelwert und die
Standardabweichung einer zensierten Normalverteilung. Obwohl das Verfahren für bis zu
90 % zensierter Daten zugelassen ist, sollte es bei mehr als 50 % zensierter Daten nicht
Seite 221
Anhang C: Beschreibende Statistik
mehr verwendet werden (MCBEAN & ROVERS [184]), da die Fehlerrate bei Überschreiten
dieses Wertes erheblich anwächst.
3. AITCHISON’S Methode basiert ebenfalls auf der Annahme einer Normalverteilung der
Stichproben, allerdings wird unterstellt, daß die zensierten Daten Null sind. Die mit der
Methode von COHEN bereits ermittelten Mittelwerte und Standardabweichungen für die
Meßwerte, die über der Meßgrenze liegen, können wie folgt weiter verwendet werden.
Der korrigierte Mittelwert und die korrigierter Standardabweichung sind gemäß
AITCHISON:
2
d n − (d + 1) 2 d (n − d ) x d
x = 1 − x d S= Sd +
n und n −1 n(n − 1) .
Grundlagen für die Ermittlung statistischer Parameter oder von Ausreißern oder Zensierungen
von Daten war häufig die Annahme einer normalverteilten Grundgesamtheit. Diese Annahme
war bisher nicht geprüft worden. Die folgenden Tests beschreiben die Prüfung der Verteilung
der Stichproben, welche hierbei durch eine theoretische Wahrscheinlichkeitsverteilungs-
funktion beschrieben werden sollen.
1. Der Variationskoeffizient kann als Parameter für die Verteilung dienen. FISCHER [87]
schlägt für Materialdaten bis zu 20% Variationskoeffizient eine Normalverteilung, dar-
über hinaus eine Log-Normalverteilung vor. MCBEAN & ROVERS [184] lehnen bei einem
Variationskoeffizient von größer 100% eine Normalverteilung ab.
2. PLATE [231] gibt ein Diagramm für Verteilungstypen in Abhängigkeit von der Schiefe
und Kurtosis Abb. 11-2 an. Das Verhältnis von Kurtosis (Standardisiert) zu Standardfeh-
ler der Kurtosis kann ebenfalls zur Prüfung auf Normalverteilung verwendet werden.
Wenn das Verhältnis kleiner als –2 oder größer als 2 ist, kann eine Normalverteilung ab-
gelehnt werden [275].
3. Vergleich der Häufigkeiten und der theoretischen Wahrscheinlichkeitsdichtefunktionen in
Histogrammen. Folgende Programme bieten diesen Vergleich an: SPSS 9.0, Statistika 5.0
und SimStat. Außerdem kann man z. B. im Excel 95 einen solchen Vergleich mittels der
vordefinierten Verteilungsfunktionen erstellen.
4. Wahrscheinlichkeitspapier
5. χ 2 Test
Dieser Test ist einer der vielseitigsten Tests in der Statistik. Der Test ist immer einseitig.
Allerdings ist die Qualität der bei der Ablehnung von Verteilungen eher gering. Gerade in
den Schwänzen von Verteilungen versagt der χ 2 Test auf Grund der hohen erforderlichen
Anzahl von Stichproben. Der Test wird wie folgt durchgeführt:
I. Unterteile die Daten in Klassen, wie z. B. in einem Histogramm. Die Breite der
Klassen kann unterschiedlich sein, wird jedoch meistens konstant gewählt. Es
wird empfohlen, über mindestens 5 Stichproben pro Klasse zu verfügen.
II. Ermittle die Häufigkeit der Stichproben pro Klasse.
III. III Ermittle die theoretische Häufigkeit der Stichproben pro Klasse, in dem die
theoretische Wahrscheinlichkeit der zu vergleichenden Verteilungsfunktion für
Seite 222
Anhang C: Beschreibende Statistik
den Bereich einer Klasse ermittelt wird und anschließend mit der Anzahl der
Stichproben multipliziert wird.
( n − ei ) 2
IV. Ermittle für jede Klasse Di = i
ei
V. Bilde χ 2 = ∑ Di und vergleiche diesem Wert mit den entsprechenden
kritischen χ 2. Die Freiheitsgrade für die Ablesung des kritischen Wertes k-1-p,
mit k als Anzahl der Klassen und p als die Anzahl der Parameter, die für die
theoretische Verteilung benötigt werden. Ist der kritische Wert größer als die
Test Statistik, so gibt es keine signifikante Abweichung zur theoretischen
Verteilung.
Abb. 11-2 Bereiche der Gültigkeit verschiedener Verteilungsfunktionen nach Plate. Fol-
gende Verteilungen sind enthalten: U = gleichförmig, N = normal, LN = log-
normal, P = Pearson (Gamma), LP = log Pearson, GG = verallgemeinerte
Gamma, E = Exponential, W = Weibull
6. KOLMOGOROFF–SMIRNOFF Test
Der KOLMOGOROFF–SMIRNOFF Test basiert auf der Idee, einfach den größten Unterschied
zwischen theoretischen und gemessenen Wahrscheinlichkeitsfunktion zu prüfen.
I. Dazu wird die gemessene Wahrscheinlichkeitsfunktion gemäß F *( x ( i ) ) = i / n
und
II. anschließend die Differenz zu D =
max
i = 1, n
{F * ( x (i ) ) − F ( x ( i ) ) ermittelt.
III. Ist der kritische Wert dn,α (z. B. aus [184]) größer als der Zielwert, gibt es keine
signifikante Abweichung von der theoretischen Verteilung. Die Freiheitsgrade
sind die Anzahl der Stichproben.
Eine Stichprobenanzahl von mindestens 50 wird empfohlen, bei einer Stichprobenanzahl
von kleiner 25 müssen die Abweichungen zwischen theoretischer und gemessenen Wahr-
scheinlichkeit recht groß sein, um die theoretische Verteilung abzulehnen.
7. Der SHAPIRO–WILK Test bzw. der SHAPIRO–FRANCIA Test bei Stichprobenanzahl > 50
Der SHAPIRO–WILK Test für eine Stichprobenanzahl gleich und unter 50 bzw. der
SHAPIRO–FRANCIA Test für eine Stichprobenanzahl größer 50 ist ein anderer Goodness of
Fit Test. Der Test gilt als einer der besten numerischen Tests zur Prüfung auf Normalver-
teilung und erfaßt besonders gut Abweichungen von der Normalverteilung im Schwanz-
bereich. Der SHAPIRO–WILK Test kann von jeder Stichprobenanzahl von 3 bis 50 ver-
Seite 223
Anhang C: Beschreibende Statistik
wendet werden. Selbstverständlich steigt die Fähigkeit des Tests mit der Anzahl der
Stichproben. Der Test wird wie folgt durchgeführt.
I. Ordne die Daten vom kleinsten zum größten Wert und umgekehrt.
II. Ermittle die Differenzen zwischen den beiden geordneten Reihen.
III. Wichte die Differenzen gemäß den Koeffizienten z. B. aus [184], Seite 293-294
k k
IV. b = ∑ bi = ∑ a n −i +1 ( x n −i +1 − x( i ) , mit x(i) als kleinsten Wert der Stichprobe und k
i =1 i =1
als größte Ganzzahl gleich oder kleiner n/2.
V. Errechne die Test Statistik zu
2
b
VI. W =
S n −1
VII. und vergleiche mit dem kritischen Wert. Die kritischen Werte können z. B. aus
[184] entnommen werden. Eine Normalverteilung wird abgelehnt, wenn der
Testwert kleiner als die kritische Größe ist. Bei einer Normalverteilung wird eine
große Test Statistik ermittelt.
8. LILLIFORS Test (eine Korrektur für KOLMOGOROFF–SMIRNOFF Test)
9. n ω2 – Test nach KLUGE [150]
10. Quantil-Korrelations-Test nach KLUGE [150]
n
∑ (x i − m xi )( M xi − m xi )
rp ( xi , M xi ) = i =1
1/ 2
n n
∑ i − ⋅ ∑ ( M xi − m xi ) 2
2
( x m xi )
i =1 i =1
12. C RAMER -S MIRNOV -V ON-M ISES Test nach B OCK & KRISCHER [18]
Ebenfalls ein Test zur Prüfung eines Verteilungstyps. Die Prüfgröße wird als Funktion der
Verteilungsfunktion der Stichproben Sn(x), der theoretischen Verteilungsfunktion F(x)
und der Dichte der theoretischen Verteilung f(x) ermittelt.
13. Runs- bzw. der Vorzeichentest [18]
Der Vorzeichentest basiert auf der Idee des Wechsels der Vorzeichen der Differenzen
zwischen beobachteter und theoretischer Verteilungsfunktion. Wenn die Abweichungen
nur zufällig sind, dann müßte die Hälfte aller Differenzen ein positives und die Hälfte
eine negatives Vorzeichen haben. Der beobachtete Wechsel der Vorzeichen kann mit
einen Vertrauensbereich der Anzahl der Wechsel verglichen werden.
Der Mittelwert der beobachteten Wechsel (Runs) wird berechnet nach
2⋅M ⋅ N
E ( R) = 1 + und die Varianz nach
M +N
2 ⋅ M ⋅ N ( 2 MN − M − N )
V ( R) =
( M + N ) 2 ( M + N − 1)
mit M als Anzahl positive und N als Anzahl negativer Werte.
Setzt man eine Normalverteilung der Streuung des Mittelwertes voraus, kann man mit
Hilfe der Streuung und der Anzahl der Stichproben den jeweiligen Vertrauensbereich für
den Mittelwert abschätzen.
14. Der ANDERSON-DARLING Test nach KENDALL & STUART [145]
15. FINKENSTEIN-SCHAFER Test für Exponentialverteilung [178] und unbekanntem Mittelwert
16. GNEDENKO TEST (für zensierte Daten) für Exponentialverteilung [178]
Kann keine Verteilung gefunden werden, besteht immer noch die Möglichkeit, die Daten zu
transformieren, um eine Verteilung zu finden. Es läßt sich zeigen, daß immer eine oder meh-
rere Transformationen existieren, um die Daten in eine Normalverteilung zu überführen.
Seite 224
Anhang C: Beschreibende Statistik
Bei der im Bauwesen so wichtigen Ermittlung von Fraktilwerten besteht die Möglichkeit,
ohne die Festlegung einer Wahrscheinlichkeitsfunktion zu arbeiten und hybride Mischver-
teilungen nach JAEGER & BAKHT [133] zu verwenden.
Das Verfahren von JAEGER & BAKHT [133] gestaltet sich wie folgt.
1. Sortierung der Daten (z.B. mittels Excel und den Extras-Analyse-Funktionen-Rang und
Quantil)
2. Berechnung des Mittelwertes. Dabei wird festgelegt: Bei einer ungeraden Anzahl von
Versuchergebnissen (Stichproben) ist der Mittelwert der mittlere Wert (also eigentlich der
Median). Bei einer geraden Anzahl von Versuchsergebnissen (Stichproben n = 2 k) sei
der Mittelwert:
( x + xk +1 )
xµ = k
2
3. Für jedes Versuchsergebnis x wird ein y ermittelt:
x 2 + x µ2
y=
2 ⋅ x ⋅ xµ
4. Wähle einen charakteristischen Wert, z.B. ein 5% Fraktil. Wähle den entsprechenden
Wert einer Normalverteilung, also für ein 5% Fraktil z* = -1,645.
5. Wähle aus der folgenden Tabelle ein z1, z2, und/oder z3 entsprechend der Anzahl der Ver-
suchsergebnisse n.
Versuchsanzahl z1 z2 z3
10 -1,34 -0,91 -0,60
11 -1,38 -0,97 -0,67
12 -1,43 -1,02 -0,74
13 -1,47 -1,07 -0,79
14 -1,50 -1,11 -0,84
15 -1,53 -1,15 -0,89
16 -1,56 -1,19 -0,93
17 -1,59 -1,22 -0,97
18 -1,62 -1,25 -1,00
19 -1,65 -1,28 -1,04
20 -1,67 -1,31 -1,07
2 z1 2 z1
7. Ermittle den charakteristischen x-Wert:
x * = xµ ( y * + 1 + ( y * ) 2
Für die Ermittlung von charakteristischen Werten sei auch auf HUNT & BRYANT [127] ver-
wiesen. Dort findet sich eine Zusammenstellung von verschiedenen Verfahren zur Schätzung
der charakteristischen Werte einer Festigkeit (5 %-Fraktil) bei geringer Datenbasis:
Seite 225
Anhang C: Beschreibende Statistik
∑(x − x ) i
2
s=
n −1
Wenn man eine Normalverteilung und einen 95% Vertrauensbereich unterstellt, ergibt
sich k = 2,91 (aus der Student-t-Verteilung)
Log-Normalverteilung
L' = y − k ⋅ s*
mit L ' = ln( L) , y der Mittelwert der Datenpunkte s* die Standardabweichung der Daten-
punkte yi = ln( xi )
LEICESTER Methode
2,7 ⋅ v
L = A ⋅ 1 −
n
mit A als empirischer 5% Fraktil der Versuchsdaten durch lineare Interpolation ermittelt,
n Anzahl der Versuche, v Variationskoeffizient gemäß
s
v=
x,
der kleiner als 0,5 sein sollte. Die Anzahl der Versuche n sollte größer 30 sein.
ÖFVERBECK-Power-Limit
q −1
L = x 1q−ε ∏ xiε /( q −1)
i =1
Eine Tafel für die ε findet sich in HUNT & BRYANT [127].
Der Entwurfswert einer Widerstandsgröße (z.B. Festigkeit) wird nach dieser Vorschrift wie
folgt ermittelt:
Rmin,n
Rd =
F
mit Rd als Designvalue, Rmin,n als Mindestwert der Widerstandsgröße, der bei n-Versuchen
nicht unterschritten wurde und F als Korrekturfunktion. Die Korrekturfunktion ist an einen
Faktor k gekoppelt, der den Einfluß des Vertrauensbereiches, der Versuchsanzahl und des
gewählten Fraktilwerts berücksichtigt.
VR
ln(1 − c)
k ( p , c, n ) = Korrekturfaktor
n ln(1 − p )
mit c als Vertrauensbereich (üblicherweise 50 % oder 90 %), n als Anzahl der Versuche und p
als gewählter Fraktilwert (üblicherweise 5 % Fraktil für Widerstandsgrößen). Damit kann der
charakteristische Wert der Widerstandsgröße wie folgt ermittelt werden:
Rmin,n
R p ,c =
k ( p , c, n ) ,
Seite 226
Anhang C: Beschreibende Statistik
mit Rp,c als charakteristischer Wert der Widerstandsgröße als p-Fraktilwert mit dem Vertrau-
ensbereich c. F kann wie folgt berechnet werden:
k ( p , c, n )
F=
ϕp
,
wobei ϕp der Vorschrift entnommen werden muß. Als Beispiel sei F für eine weibullverteilte
Widerstandsgröße mit einem Variationskoeffizient von 0,2, einer lognormalverteilten Bela-
stung mit einem Variationskoeffizient von 0,3 und einem Zielsicherheitsindex von 3 in der
folgenden Tabelle angegeben. Es handelt sich hierbei um übliche Zahlen.
F
Anzahl der Versuche c = 90 % c = 50 %
1 3,92 3,00
2 3,36 2,57
3 3,07 2,34
4 2,88 2,20
5 2,73 2,09
6 2,63 2,01
7 2,54 1,94
8 2,46 1,88
9 2,40 1,83
10 2,34 1,79
Zusätzlich kann damit auch der Teilsicherheitsfaktor γw für die Widerstandsgröße ohne eine
weitere probabilistische Berechnung ermittelt werden.
R
γ w = p ,c
Rd
In dieser Vorschrift wird der Entwurfswert der Widerstandsgröße als Produkt aus Korrektur-
funktion und dem Verhältnis von Prototype–Faktor zu Serienfertigungs–Faktor ermittelt.
m
Rd = φT l Entwurfswert für die Widerstandsgröße
msf
vr2
φ T = 2,115exp − − 3 vr2 + 0,32 Korrekturfaktor
2
v r2 = C n vl2 + v s2 Variationskoeffizient der Widerstandsgröße
n −1
Cn = 1 + Varianz der Tests
n(n − 3)
mit φt als Korrekturfaktor, ml ist der Mittelwert des Widerstandes bei den Versuchen und msf
ist ein Korrekturfaktor zur Beschreibung der Unterschiede zwischen Prototype und Serienfer-
tigung, n ist die Anzahl der Versuche, vl ist der Variationskoeffizient der Versuche und vs ist
ein Faktor, der die Entnahme der Proben bewertet: für konzentrierte Entnahme vs = 0,1 und
für breit gefächerte Entnahme vs = 0.
Grundlage für diesen Vorschlag ist die Annahme log-normalverteilter Widerstands- und Be-
lastungsgrößen. Für die Belastungsgröße soll ein Variationskoeffizient von 0,3 gelten, der
Zielsicherheitsindex liegt bei 3,0.
Die AISI Vorschrift benutzt ebenfalls einen Produktansatz für den Entwurfswert mit
Seite 227
Anhang C: Beschreibende Statistik
Rd = φ R p
φ = 1,5 ⋅ M m ⋅ Fm ⋅ exp(− β v0 ) Korrekturfunktion
v 0 = v m2 + v 2f + Cv 2p + v q2 Variationskoeffizient des Sicherheitsabstandes
n −1
C= Test Varianz Korrektur Faktor
(n − 3)
mit Rp als Mittelwert der bei den Versuchen ermittelten Widerstandsgröße, Mm und Fm als
Mittelwerte eines Materialfaktors und eine Produktionsfaktors, β ist der Zielsicherheitsindex,
vm ist der Variationskoeffizient des Materialfaktors, vf ist der Variationskoeffizient des Pro-
duktionsfaktors, vp ist der Variationskoeffizient der Versuche und vq ist der Variationskoeffi-
zient der Last. C ist ein Korrekturfaktor für die Varianz während der Versuche.
Zum Abschluß sei die Anwendung von JOHNSON bzw. PEARSON Verteilungen (siehe PENDOLA,
HORNET, LEMAIRE & MOHAMED [226] oder TUNG [294]) genannt, um die Verteilung an den
ersten vier Momenten der Daten anzupassen. Auf diese Verfahren soll aber an dieser Stelle
nicht weiter eingegangen werden.
11.7 Verteilungstypen
Nachdem die Einteilung in verschiedene Wahrscheinlichkeitsfunktionen behandelt wurde,
sollen in diesem Abschnitt einige Arten und Zusammenhänge zwischen Verteilungsfunktio-
nen genannt werden.
df ( x ) x
− = f ( x)
dx a + b ⋅ x + c ⋅ x2 .
Andere Funktionen wurden für bestimmte Zwecke entwickelt. Die PARETO-Verteilung wurde
beispielsweise von dem Wirtschaftswissenschaftler VILFREDO PARETO (1848-1923) zur Be-
schreibung der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Personen mit einem Einkommen
von mehr als x monetären Einheiten eingeführt.
Neben den stetigen Funktionen gibt es noch die sogenannten diskreten Wahrscheinlichkeits-
funktionen. Diese sollen kurz behandelt werden, da zu dieser Klasse gehörende POISSON-
Verteilung in dieser Arbeit verwendet wurde.
Die Hypergeometrische und die Binomialverteilung werden oft anhand des Urnenexperimen-
tes erläutert. In dieser Urne befinden sich M schwarze Kugeln und N-M weiße Kugeln. Die
Gesamtanzahl der Kugeln sei N. P sei die Wahrscheinlichkeit, mit der man bei n Versuchen X
Seite 228
Anhang C: Beschreibende Statistik
mal eine schwarze Kugel zieht. Wenn die gezogenen Kugeln nicht wieder in die Urne gelegt
werden, kann P nach folgender Formel berechnet werden:
M N − M
X n − X
P ( X , n, M , N ) =
N
n
Geht man davon aus, daß die Kugeln wieder zurückgelegt werden, erhält man die Binomial-
verteilung. Die Näherung des Erhalts der Kugelanzahl kann verwendet werden, wenn die
Grundgesamtheiten sehr groß sind. Die Formel lautet:
n
P( X , n, p ) = p X (1 − p ) n − X .
X
Zieht man die Kugeln sehr häufig und ist die Erfolgswahrscheinlichkeit bei der Ziehung der
Kugeln sehr gering, so kann man aus Grenzwertbetrachtungen aus der Binomialverteilung die
POISSON-Verteilung entwickeln
( np ) X e − np
P ( X , n, p ) = , wenn n → ∞ und x → 0 . Da für den Mittelwert und die Varianz der
X!
POISSON-Verteilung µ = σ 2 = n ⋅ p gilt, schreibt man diese Verteilung auch oft in der Form
µ X e− µ
P( X , µ ) = . Die POISSON-Verteilung ist eine Näherung der Binomialverteilung für
X!
große Anzahlen und kleine Erfolgswahrscheinlichkeiten, also seltene Ereignisse. Ein
Schiffsanprall gegen eine Brücke scheint diese Bedingungen sehr gut zu erfüllen, da jeden
Tag zahlreiche Schiffe eine Brücke passieren, aber ein Anprall üblicherweise nur im Abstand
mehrerer Jahre erfolgt.
Die POISSON-Verteilung hat eine lange Tradition und wurde bereits zur Untersuchung von
Pferdetritten in der Preußischen Armee von 1875-1894 herangezogen (SOKAL & ROHLF [270])
oder zur statistischen Beschreibung des Auftritts von Aufständen und Kriegen (RICHARDSON
[245]).
Seite 229
Anhang C: Beschreibende Statistik
Abb. 11-3: Verknüpfungen zwischen den verschiedenen Verteilungen nach FISCHER [88]
Seite 230
Anhang C: Beschreibende Statistik
S xy ∑ (x i − x )( y i − y )
rxy = = i =1
.
SxSy n n
∑ (x
i =1
i − x) 2
∑(y
i =1
i − y) 2
Der KK wird auch als PEARSON’scher KK bezeichnet. Er ist einheitenlos und liegt zwischen
-1 und 1. Absolute Werte in der Nähe von 1 weisen auf einen starken linearen Zusammenhang
zwischen den beiden Zufallsvariablen hin. Ein großer Wert des KKen der Stichproben muß
jedoch nicht unbedingt einem großen Wert des KKen der Grundgesamtheit entsprechen. Des-
halb sollte die Signifikanz des ermittelten KKen überprüft werden. Unter der Annahme, daß
beide Zufallsvariablen nomalverteilt sind, kann ein t–Test durchgeführt werden. Dabei wird
geprüft, ob der ermittelte Wert signifikant von Null abweicht. Dazu werden in verschiedenen
Quellen Tabellen bereitgestellt, z. B. in MCBEAN & ROVERS [184] oder STEEL & TORRIE
[284]. Ermittelt man z. B. bei 10 Stichproben einen KK von 0,59, so wird der KK der Grund-
gesamtheit mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 % größer als Null sein.
Seite 231
Anhang C: Beschreibende Statistik
Seite 232
Anhang C: Beschreibende Statistik
Ein zweite Möglichkeit, um Rückschlüsse aus dem ermittelten KK–Wert der Stichproben auf
den Wert der Grundgesamtheit zu ziehen, sind die in STEEL & TORRIE [284] veröffentlichten
Diagramme (Abb. 11-4 &
Abb. 11-5). Anhand dieser Diagramme kann man sehr gut den Streubereich des KKen der
Stichproben abschätzen. Ein alternativer Weg ist eine Transformation des KKen. Für die
transformierte Variable existieren Tabellen für den Bereich der Grundgesamtheit.
Es wird deutlich, daß bei einer geringen Anzahl von Stichproben eine Aussage über den Zu-
sammenhang zwischen zwei Zufallsgrößen nur sehr schwer möglich ist. Auch kann eine
Transformationen einer Zufallsgröße erforderlich sein, um die Bedingung eines linearen Zu-
sammenhanges zu erfüllen.
wobei εi eine unabhängige normalverteilte Zufallsgröße mit dem Mittelwert Null und der Va-
rianz σ 2 sei. Ein vorhandener Mittelwert der Fehlergröße sollte in den Variablen zur Beschrei-
bung des Modells eingebunden werden.
Da die Werte für die Grundgesamtheit nicht vorhanden sind, wird mit den Werten für die
Stichproben gerechnet, und die obige Gleichung wird wie folgt geschrieben: y = a + bx . Es
wird versucht, eine optimale Anpassung der Parameter a und b zu erreichen. Die optimale
Schätzung der beiden Parameter liefert die Gleichung einer Gerade, die optimal an die
vorhandenen Punkte angepaßt ist.
Eine optimale Schätzung stellt eine minimale Varianz des Fehlers da. Da die Varianz der Po-
pulation unbekannt ist, muß die Varianz der Stichproben ermittelt werden. Die Schätzung
dieser Varianz sieht wie folgt aus:
1 n n (11-26)
S e2 = ∑ ( yi − yi′ )2 = 1 ∑ ( yi − (a + bxi ) )2
n − 2 i =1 n − 2 i =1
und wird als Standardfehler der Schätzung bezeichnet. Der Term n-2 dient zur Biaskorrektur.
Um den minimalen Wert des Standardfehlers der Schätzung zu ermitteln, muß die Gleichung
nach a und b abgeleitet werden.
∂S e2 (11-27)
= −2∑ ( y i − a − bxi ) = −2∑ y i + 2na + 2b∑ xi = 0
∂a
∂S e2 (11-28)
= −2 xi ∑ ( y i − a − bxi ) = −2∑ xi y i + 2a ∑ xi + 2b∑ xi2 = 0 .
∂b
Bei einer Erhöhung der Anzahl der Parameter der Regressionsgleichung muß die Schätzung
ebenfalls nach den weiteren Parametern abgeleitet werden. Die Lösung für die Parameter sieht
wie folgt aus: a = y − bx mit y und x als Mittelwerte der jeweiligen Stichproben. Also wird
die Regressionsgleichung auf jeden Fall durch den Mittelwert der Stichproben der Variablen x
Seite 233
Anhang C: Beschreibende Statistik
und y gehen. Die Ermittlung des Winkels der Regressionsgraden ist etwas schwieriger und
kann als
b=
∑ xi yi − nxy = ∑ ( xi − x )( yi − y ) (11-29)
∑ xi2 − nx 2 ∑ ( xi − x ) 2
geschrieben werden. Führt man einige neue Bezeichnungen ein,
S xx = n∑ xi2 − ( ∑ xi ) (11-30)
2
S yy = n∑ yi2 − ( ∑ yi ) (11-31)
2
S xy = n∑ xi yi − ( ∑ xi )( ∑ yi ) , (11-32)
so kann man die Gleichung zur Bestimmung des Anstieges der Geraden ebenso neu schrei-
ben:
S xy (11-33)
b= ,
S xx
Da die Parameter der Regressionsgleichung anhand von Stichproben und nicht mit einer
Grundgesamtheit ermittelt wurden, kann man für sie auch einen Vertrauensbereich angeben.
Mit Hilfe der Student-t Tafeln kann man für
S xx + (nx ) 2 n (11-35)
α = a ± tα ′ / 2 S e und β = b ± tα ′ / 2 S e
nS xx S xx
schreiben.
Neben dem Vertrauensbereich für die Regressionsparameter gibt es noch einen Vertrauensbe-
reich im Abstand von den Mittelwerten von X und Y. Man kann z. B. auch mit dem Vertrau-
ensbereich prüfen, ob zwei ermittelte Regressionsgeraden einer Grundgesamtheit angehören
oder nicht. Dazu wird ein Hilfswert ermittelt:
( ) (11-36)
2
∑ ∑ (Yij − Yi ) 2 − ∑ ( X ij − X i )(Yij − Yi ) / ∑ ( X ij − X i ) 2
2
2
sbeide = i =1
n1 − 2 + n2 − 2
und fein t-Test durchgeführt:
b1 − b2 (11-37)
t= .
2
[
s beide ]
1/ ∑ ( X 1 j − X 1 ) 2 + 1/ ∑ ( X 2 j − X 2 ) 2
Grundlage dieser Form der Regression sind lineare Modelle. Ein lineares Modell ist eine
Funktion zur Beschreibung eines Zusammenhanges zwischen einer oder mehreren unabhän-
gigen Variablen und einer abhängigen Variablen, die aus einer Linearkombination von Basis-
funktionen besteht. Diese Basisfunktionen selbst dürfen nichtlinear sein, z. B. x2. Nur die ver-
änderbaren Parameter müssen in einer Linearkombination auftreten. Damit haben die linearen
Regressionsgleichungen immer folgendes Modell:
Seite 234
Anhang C: Beschreibende Statistik
y ( x) = ∑ ai ⋅ f i ( x) .
In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele angegeben:
Bezeichnung Formel
Linie y = a0 + a1 x
Parabolische Kurve (Quadrat)
y = a 0 + a1 x + a 2 x 2
Polynom dritter Ordnung
y = a 0 + a1 x + a 2 x 2 + a3 x 3
Polynom vierter Ordnung
y = a 0 + a1 x + a 2 x 2 + a3 x 3 + a 4 x 4
Hyperbolische Kurve 1
y=
a 0 + a1 x
Exponentialkurve
y = ab x
Logistisches Modell 1
y= x
ab + g
Gomperz Modell
y = pq bx
Tab. 11-2: Beispiele linearer Regressionsmodelle
Obwohl einige der Gleichungen auf den ersten Blick nichtlinear erscheinen, kann man durch
eine geeignete Transformation eine äquivalente lineare Beschreibung erreichen. So kann man
die Exponentialkurve auch wie folgt schreiben: ln( y ) = ln(a) + x ln(b) = a0 + a1 x oder das
Gomperz Modell ln( y ) = ln( p) + bx ln(q) = a0 + a1 x .
Noch einige Bemerkungen zu den Annahmen der linearen Regression. Bei dem hier vorge-
stellten Modell wird davon ausgegangen, daß der Fehlerterm parallel zur y-Achse verläuft. In
Abhängigkeit von der Planung der durchgeführten Stichproben mag diese Annahme zutref-
fend sein oder nicht. Es kann z. B. möglich sein, daß alle Werte zufällig gezogen wurden und
also auch die Wahrscheinlichkeit des Eintreffens von x Werten mit größerem Abstand zum
Mittelwert immer geringer wird. Genauso können z. B. drei Punkte auf der x-Achse systema-
tisch untersucht worden sein, und die x-Werte streuen um diese drei Punkte. Zusätzlich kön-
nen einzelne Ausreißer sehr großen Einfluß auf die Ermittlung der Regressionsparameter ha-
ben. Ist man sich im unklaren darüber, welchen Einfluß die einzelne Stichprobe auf die Er-
mittlung der Werte besitzt, kann man die Regressionsparameter einmal mit und einmal ohne
die verdächtige Stichprobe ermitteln.
Die Ermittlung solcher Regressionsparameter ist in vielen Programmen enthalten, z. B. in Ex-
cel 95, SPSS 9.0, ESBStats V1.1, XStat, Statistica 5.1, Axum 5.0 etc. Die mehrdimensionalen
Regressionen der Antwort-Fläche erfolgten mit dem Programm APPROX und mit dem Pro-
gramm DataFit.
Die hier vorgestellte Vorgehensweise wurde bei der Erstellung der Antwortfläche als quadra-
tisches Polynom als Abschlußrechnung der Iteration des Antwort-Flächen-Verfahren durch-
geführt.
Seite 235
Anhang C: Beschreibende Statistik
delle zu erstellen. In der Tat existiert ein solches Verfahren. Die zu optimierende Gleichung
wird im Gegensatz zur linearen Regression folgendermaßen geschrieben:
N
y i − y ( x i , a)
2
(11-38)
χ (a) = ∑
2
i =1 σi
mit N als Anzahl aller Datenpunkte, xi ist der i–te x-Wert, yi ist der i–te y-Wert, σi ist die Stan-
dardabweichung am Punkt i und y(xi,a) ist die gewählte nichtlineare Regressionsgleichung.
Die Wertung zum Vergleich der Stichproben und der Näherungsgleichung ist die χ 2-Funk-
tion. Je kleiner der Wert ist, um so besser ist die Übereinstimmung zwischen Modell und
Stichproben.
Die Optimierung der Parameter a wird mittels TAYLORreihe zweiten Grades und der Tangen-
tenmethode durchgeführt. Die mathematische Formulierung für die TAYLORreihe sieht wie
folgt aus:
[
a n +1 = a n + H −1 − ∇χ 2 (a n ) ] (11-39)
und für die Tangentenmethode:
a n +1 = a n − c∇χ 2 (a n ) (11-40)
Die erste Ableitung der Optimierungsfunktion sieht wie folgt aus:
∂χ 2 N
y − y ( xi , a) ∂y ( xi , a) (11-41)
= −2∑ i .
∂a k i =1 σi ∂a k
Für die Entwicklung der TAYLORreihe wird die HESSEmatrix benötigt. Die HESSEmatrix ist
die Matrix der zweiten Ableitungen und der gemischten Ableitungen. Darum muß die zu op-
timierende Gleichung noch einmal nach jedem Parameter abgeleitet werden:
∂2χ 2 N
∂y ( xi , a) ∂y ( xi , a) y i − y ( xi , a) ∂ 2 y ( xi , a) (11-42)
= −2 ∑ −
∂a k ∂a l i =1 ∂a k ∂al σ i2 ∂a k ∂al
Der Gradient-Vektor und die Matrix der Krümmungen ergeben sich zu:
1 ∂χ 2 N
y − y ( xi , a) ∂y ( xi , a) (11-43)
Gk = − =∑ i
2 ∂a k i =1 σi ∂a k
1 ∂ χ
2 2 N
∂y ( xi , a) ∂y ( xi , a) (11-44)
C kl = − ≈ ∑
2 ∂a k ∂al i =1 ∂a k ∂al
Der Term der zweiten Ableitungen in Ckl wird vernachlässigt, da die Werte sehr klein sind
und zu einer Destabilisierung des Iterationsprozesses infolge Ausreißern führen kann.
NP (11-45)
∑ Cklδ al = Gk , mit NP als Anzahl der Parameter
k =1
δ al = cGl
Die LEVENBERG–MARQUARDT Methode entwickelt eine neue Matrix, die beide Verfahren
vereinigt, da beide Verfahren Vor- und Nachteile haben. Die neue Matrix lautet:
M ii = Cii (1 + λ ) wenn i = j (11-46)
.
M ij = Cij wenn i ≠ j
Damit kann ein lineares Gleichungssystem zur Ermittlung einer Verbesserung des Parameter
a um δa geschrieben werden.
Seite 236
Anhang C: Beschreibende Statistik
NP (11-47)
∑M
k =1
kl δa l = G k
Wenn λ groß ist, ist die Matrix M diagonal dominant, daß heißt das Tangentenverfahren wird
verwendet. Ist λ sehr klein, nähert sich das Verfahren der TAYLORapproximation. Durch die
Änderung von λ kann man die Verfahren innerhalb der Iteration auswählen.
Die Beschreibung basiert auf HYAMS [128]. Für solche Berechnungen stehen verschiedene
Programme zur Verfügung. Als Beispiel seien die Programme DataFit und CurveExpert
Version 1.3 (Shareware) genannt. Beide Verfahren verwenden die LEVENBERG–MARQUARDT
Methode zur Ermittlung der optimalen Parameter der nichtlinearen Regressionsgleichung.
CurveExpert 1.34 stellt 35 Modelle (Stand 18.3.97) und DataFit 1.3 stellt über 30 Modelle zur
Verfügung. Das Programm SPSS 9.0 ermöglicht ebenfalls nichtlineare Regressionen nach
dem gleichen Verfahren.
Auch dieses hier vorgestellte Vorgehensweise wurde bei der Erstellung der Antwortfläche als
quadratisches Polynom als Abschlußrechnung der Iteration des Antwort-Flächen-Verfahren
durchgeführt, allerdings nur bei der Mainbrücke Segnitz.
Ein weitere Variable zur Beschreibung der Informationsmenge ist die sogenannte Entrophie,
auf die hier aber nicht weiter eingegangen wird.
unterschiedlichen Mischstationen gibt. Dazu wird als erstes eine sogenannte Hypothese auf-
gestellt, z. B.: Es gibt keine Unterschiede im Mittelwert. Das wichtigste Werkzeug für solche
Untersuchungen bei nur zwei Daten ist der sogenannte Student–t–Test oder t–Test. Die Test-
statistik wird wie folgt berechnet:
x−µ (11-50)
t* = ,
S
n
das heißt, der Testwert ist die Differenz der Mittelwerte pro Standardfehler. Auf Grund der
Formel wird schon die erste Anforderung des Tests erkennbar: die Varianzen bzw. die Stan-
dardabweichungen der beiden Datengruppen müssen identisch oder zumindest ähnlich sein.
Weiterhin sollte es sich um normalverteilte Daten handeln, und die Stichproben müssen unab-
hängig sein. Der ermittelte t* wird mit einem kritischen Wert verglichen. Dieser kritische
Wert basiert auf der Student-t-Verteilung. Die Werte können der Literatur entnommen werden
[184]. Entsprechend der Freiheitsgrade (n-1) und des Vertrauensbereiches α wird die
Hypothese angenommen oder abgelehnt:
t* > t, es ist ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Mittelwerten
t* < t, es ist kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Mittelwerten.
Der Vertrauensbereich α richtet sich danach, ob ein Test einseitig oder zweiseitig ist. Einen
einseitigen Test verwendet man, wenn man sich z. B. sicher sein kann, daß der eine Mittelwert
nur größer als der andere sein kann. Einen zweiseitigen Test führt man durch, wenn der Mit-
telwert größer oder kleiner als der Vergleichsmittelwert sein kann.
Bevor man also den beschriebenen Test durchführen kann, müssen die Testanforderungen
geprüft werden. Die Prüfung der Verteilungen wurde bereits beschrieben, die Prüfung der
Unabhängigkeit der Stichproben hängt von der jeweiligen Stichprobenentnahme ab. Die Prü-
fung der Konsistenz der Varianzen wird mit dem F-Test durchgeführt:
S2 (11-51)
F * = 12 ,
S2
wobei S1>S2 gelten muß. Dieser Wert wird mit dem kritischen F-Wert verglichen, der wie-
derum einer Tafel entnommen werden muß [184]. Der kritische Wert hängt nur von den Frei-
heitsgraden der beiden Stichprobengruppen ab (n-1). Es gilt:
F* > F, es existiert ein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Varianzen,
F* < F es existiert kein signifikanter Unterschied zwischen den beiden Varianzen.
Gibt der F-Test an, daß es keinen Unterschied zwischen den beiden Varianzen gibt, so kann
man eine sogenannte mittlere Varianz berechnen. Diese mittlere Varianz, die aus den beiden
zahlenmäßig unterschiedlichen beiden Varianzen bestimmt wird, ist notwendig, um den t–
Test durchführen zu können, da der t-Test nur eine Varianz erlaubt. Die gemittelte Varianz
ergibt sich wie folgt:
(n − 1) S12 + (n2 − 1) S 22 (11-52)
Sˆ 2 = 1 .
n1 + n2 − 2
Der Standardfehler der beiden Mittelwerte wird zu:
1 1 (11-53)
S m = Sˆ 2 + .
n1 n2
Damit kann der t–Test durchgeführt werden:
Seite 238
Anhang C: Beschreibende Statistik
x1 − x 2 (11-54)
t* = .
(n1 − 1) S12 + (n2 − 1) S 22
n1 + n2
n1 n2 n1 + n2 − 2
Die Anzahl der Freiheitsgrade wird zu df = n1 + n2 - 2.
Ergibt der F–Test unterschiedliche Varianzen, kann man modifizierte Formen des t-Tests
anwenden. Eine Möglichkeit ist z. B. SATTERTHWAITS’s modifizierter t–Test. Der Test wird
wie folgt durchgeführt:
x1 − x 2 (11-55)
t* =
S12 S 22
+
n1 n2
und die Ermittlung der Freiheitsgrade für die Ablesung des kritischen Wertes wird den unglei-
chen Varianzen angepaßt:
S12 S 22 (11-56)
+
n1 n 2
df = 2 2
.
S12 S 22
n1 + n 2
n1 − 1 n2 − 1
Bei COCHRAN’s Näherung des BEHRENS–FISHER t-Test wird der t* Wert genauso wie bei
SATTERTHWAITS’s Verfahren ermittelt. Auch bei diesem Verfahren erfolgt eine Anpassung
der Freiheitsgrade. Der kritische t Wert wird wie folgt ermittelt:
S12 S2 (11-57)
t1 + 2 t 2
n n2
t= 1 2 ,
S1 S 22
+
n1 n2
wobei t1 und t2 den t Tafeln entnommen werden müssen (mit jeweils n1-1 bzw. n2-2 Freiheits-
graden).
Der Paired t-Test wird verwendet, wenn die Stichproben bzw. Daten nicht unabhängig von-
einander sind. Dieser Test ist eine Variation des t-Test. Anstelle des Vergleiches der Daten
wird die Differenz der Daten verglichen. Bei jahreszeitabhängigen Daten kann die Differenz
ein völlig anderes Verhalten zeigen, als die ursprünglichen Daten. Die Nachweisformel kann
wie folgt geschrieben werden:
D − µD (11-58)
t =
*
.
SD
n
Von den hier vorgestellten Test sind die meisten in zahlreichen Statistikprogrammen zu fin-
den. Aber auch das Standard–Tabellenkalkulationsprogramm Excel 97 bietet mehrere Tests
an, darunter befinden sich die folgenden statistischen Tests.
Name des Tests in Excel, Extras, Analyse–Funktionen Name des Tests
Zweistichproben t–Test: gleiche Varianzen t–Test
Zweistichproben t–Test: unterschiedlicher Varianzen entspricht SATTERTHWAITS’s modifiziertem t–Test
Zweistichproben t–Test: abhängige Stichproben Paired t–Test
Zweistichproben F–Test: gleiche Varianzen Vergleich von Varianzen
Seite 239
Anhang C: Beschreibende Statistik
Die Analyse der Varianzen (ANOVA) erlaubt den Vergleich von mehreren Stichprobengrup-
pen. In vielen Fällen vergleicht man es nicht nur zwei Stichprobengruppen, sondern mehrere
Gruppen. Um einen solchen Vergleich durchführen zu können, wird die Bedingung ver-
gleichbarer Varianzen der Stichprobengruppen gestellt. Kleine Abweichungen der Varianz
nennt man ein Verhältnis von maximaler zu minimaler Varianz kleiner 4. Mittleren Abwei-
chungen verursachen einen wahrnehmbaren Fehler und liegen im Bereich von 4 bis 10. Bei
einem Verhältnis zwischen größter und kleinster Varianz größer 10 können solche Vergleiche
nicht mehr durchgeführt werden [184].
Eine erste Möglichkeit des Vergleiches der Varianzen der Gruppen besteht in der Verwen-
dung des Boxdiagrammes. Einen numerischen Vergleich erlaubt LEVENE’s Test. Allerdings
sind in letzter Zeit Kritiken an LEVENE’s Test laut geworden, die darauf hinweisen, daß dieser
Test selbst eine Homogenität der Varianz benötigen. Diese Umstand wird teilweise als „fatal
flaw“ bezeichnet [281].
Die bisher vorgestellten Test basieren auf Annahmen, die in realistischen Situationen nur
schwer prüfbar sind. Deshalb wurden Verfahren entwickelt, die mit Mindestanforderungen an
die Daten auskommen. Diese Verfahren, die meistens auf dem Ranking der Daten basieren,
werden nichtparametrische Tests genannt. Teilweise wurde bereits bei der Abschätzung von
Fraktilwerten darauf eingegangen.
8 8
7 7
Festigkeit in [MPa]--
Festigkeit in [MPa]--
6 6
5 5
4 4
3 3
2 2
1 1
0 0
1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 0,5 4,5 8,5 12,5 16,5 20,5 24,5 28,5
Tiefe in [m] Tiefe in [m]
Seite 240
Anhang C: Beschreibende Statistik
Bootstrap Methoden sind z. B. in WinStat, Modern Industrial Statistik 1.0 und in Statistica 5.0
enthalten.
Ein einfaches Makro unter Excel erlaubt die Ausführung des Bootstrapes des Mittelwertes
und der Standardabweichung. Die statistischen Parameter kann man beliebig verändern. So
kann man z. B. den 5 %-Fraktilwert der Stichproben bootstrapen und eine Aussage über die
Sicherheit bei der Ermittlung dieses Fraktilwertes erhalten. Das vorgestellte Makro schätzt
das 5 %-Fraktil unter der Annahme einer normalverteilten Größe! In Spalte A stehen von
Zeile 1 bis Zeile 50 die vorhandenen Stichproben.
Sub Bootstrap()
'
' Makro zum Bootstrapen von Stichproben
' Es wird der Mittelwert, die Standardabweichung und das
' 5% Fraktil ausgehend von einer Normalverteilung berechnet.
' x5%=xmittel-1,645*Standabw
' Das Datenblatt muss Tabelle1 heissen,
' die Zufallsgroessen gehen von Feld A1 bis Feld A50.
' Eine Anpassung kann im Macro erfolgen.
' Es werden 1000 Wiederholungen vorgenommen.
' Makro am 1/3/00 von Dirk aufgezeichnet
'
Randomize
'
For l = 1 To 50
X1(l) = Worksheets("Tabelle1").Cells(l, 1).Value
Next l
Seite 241
Anhang C: Beschreibende Statistik
Next j
For k = 1 To NS
Worksheets("Tabelle1").Cells(k, 2).Value = Bmean(k)
Worksheets("Tabelle1").Cells(k, 3).Value = Bstand(k)
Worksheets("Tabelle1").Cells(k, 4).Value = Bfuenf(k)
Next k
End Sub
Der Begriff Bootstrap-Verfahren stammt von dem englischen Satz: “pull yourself up by your
own bootstraps”.
m −m −m 8 − 3 − 0,3
Pf = Φ −1 1 2 3
= Φ −1 = Φ −1 (1, 652) = 0, 0492
σ2 + σ2 + σ2 22 + 22 + 0,32
1 2 3
Das Konvergenzverhalten des Beispieles 1 ist in Abb. 11-7 dargestellt.
Im zweiten Beispiel wird eine Schubwand aus Beton mit nichtlinearem Materialverhalten
(WILLAM-WARNKE [325]) in ANSYS modelliert. Die einwirkende Horizontalkraft, die maxi-
male Zugspannung des Betons und die Auflast sind streuende Größen. Die Wand hat eine
Länge von 10 m, eine Breite von 3 m und eine Höhe von 6 m. Die Lagerungsbedingungen
sind in Abb. 11-8 angegeben. Die statistischen Parameter lauten wie im Beispiel 1:
Seite 242
Anhang C: Beschreibende Statistik
Tab. 11-3: Eingangsgrößen für Beispiel 1 und 2 (für Beispiel 1 ohne Einheiten)
0,09
0,08
Versagenswahrscheinlichkeit
0,07
Quasi-Zufallszahlen
0,06
Lösung
0,05
0,04
Pseudo-Zufallszahlen
0,03
100 400 700 1000 4000 7000 10000
Stichprobenumfang
Abb. 11-7: Ergebnisse der Monte-Carlo-Simulation mit Pseudo- und Quasi-Zufallszahlen für
das Beispiel 1
Seite 243
Anhang C: Beschreibende Statistik
0,49
Quasi-
0,47 Zufallszahlen
Versagenswahrscheinlichkeit
0,45
0,43
0,41 Pseudo-Zufallszahlen
0,39
0,37
0,35
100 200 300 400 500 600 700 800 900 1000
Stichprobenumfang
Abb. 11-10: Ergebnisse der Monte-Carlo-Simulation mit Pseudo- und Quasi-Zufallszahlen für
das Beispiel 2
In Abb. 11-10 ist das Iterationsverhalten der Monte-Carlo-Simulation für Beispiel 2 unter
Verwendung verschiedener Zufallszahlen dargestellt. Deutlich erkennbar ist wiederum das
konsistentere Verhalten der stochastischen Simulation mit Quasi-Zufallszahlen. Die anhand
einer Monte-Carlo-Simulation mit Quasi-Zufallszahlen gewonnene genaue Lösung beträgt
etwa Pf = 0,425.
Als letztes Beispiel wird ein sehr komplexes Modell einer Lasteinleitung oberflächenparalle-
ler Kräfte in Beton verwendet. Die Lastabtragung eines derartigen Bauteiles (Schubdübel)
hängt im wesentlichen von der Ausbildung mehraxialer räumlicher Spannungszustände ab.
Um das Tragverhalten des Schubdübels unter hohen Lasten realitätsnah zu simulieren, wurde
das Stoffgesetz von OTTOSEN (MICHLER [190]) für Beton in ANSYS integriert. Das Modell
wird ausführlich in MICHLER [190] erläutert und ist in Abb. 11-9 dargestellt. Auch für dieses
Modell soll die Versagenswahrscheinlichkeit ermittelt werden. Als streuende Größen werden
die Horizontallast, die Betondruck-, die Betonzugfestigkeit und der E-Modul gewählt. Die
geometrischen Größen seien konstant. Korrelationen zwischen den einzelnen streuenden Grö-
ßen sind möglich, wurden aber im Rahmen dieser Berechnungen nicht berücksichtigt. Eine
einzelne Lösung des Modells erfordert auf einer IBM-Workstation RS/6000 mit Power III
Prozessor und 2 Gb Hauptspeicher ca. 2,0 - 2,5 Stunden Rechenzeit.
Seite 244
Anhang C: Beschreibende Statistik
lation lag bei Pf = 0,04. Der große Fehler des Antwort-Flächen-Verfahrens beruht auf der
komplizierten unstetigen Form der Antwort-Fläche.
Weitere umfangreiche Modelle und Beispielrechnungen mit bis zu 20 Variablen und ver-
schiedenen Wahrscheinlichkeitsverteilungen finden sich in FLEDERER [90]. Allerdings wur-
den die Simulationen dort nicht mit ANSYS berechnet.
Dimension 1 2 3
Anzahl
1 0.9876544 0.7654321 0.2098766
2 0.0041152 0.4609054 0.5843621
3 0.3374486 0.7942387 0.9176955
4 0.6707820 0.1275720 0.2510288
5 0.1152263 0.9053499 0.0288066
6 0.4485597 0.2386831 0.3621399
7 0.7818930 0.5720165 0.6954733
8 0.2263375 0.0164609 0.8065844
9 0.5596708 0.3497942 0.1399177
10 0.8930042 0.6831276 0.4732511
11 0.0411523 0.7201646 0.7325103
12 0.3744856 0.0534980 0.0658436
13 0.7078189 0.3868313 0.3991770
14 0.1522634 0.1646091 0.5102881
15 0.4855967 0.4979424 0.8436214
16 0.8189301 0.8312757 0.1769547
17 0.2633745 0.6090535 0.2880659
18 0.5967078 0.9423869 0.6213992
19 0.9300412 0.2757202 0.9547325
20 0.0781893 0.3127572 0.2139918
ATMOST=10
*DIM,PRIMES,ARRAY,40
PRIMES(1) = 1, 2, 3, 5, 5, 7, 7,11,11,11
PRIMES(11)=11,13,13,17,17,17,17,19,19,23
PRIMES(21)=23,23,23,29,29,29,29,29,29,31
PRIMES(31)=31,37,37,37,37,37,37,41,41,41
*ASK,DIMEN, GEBEN SIE EINE DIMENSION EIN, 3
*IF,DIMEN,LT,1,THEN
*MSG,NOTE,DIMEN
DIESER WERT IST NICHT ZULÄSSIG < 1
*ASK,DIMEN, GEBEN SIE EINE DIMENSION EIN, 3
*ELSEIF,DIMEN,GT,40,THEN
*MSG,NOTE,DIMEN
DIESER WERT IST NICHT ZULAESSIG > 40
*ASK,DIMEN, GEBEN SIE EINE DIMENSION EIN, 3
*ENDIF
QS=PRIMES(DIMEN)
TESTN=QS**4
HISUM=NINT(LOG(ATMOST+TESTN)/LOG(QS))
*IF,HISUM,LE,40,THEN
*MSG,NOTE,HISUM
Seite 245
Anhang C: Beschreibende Statistik
! **********************************************************************
*DIM,YTEMP,ARRAY,21
*DIM,QUASI,ARRAY,40 ! Quasi-Zufallszahl (ZZ) maximal 40 Dimensionen
*DIM,COFL,ARRAY,40
*DIM,QNUMB,ARRAY,40,10000 ! Alle Quasi ZZ maximal 40 Dimensionen, 10000 Zahlen
Seite 246
Anhang D: Prüfung der Verfahren
Die maximale Iterationsanzahl ist auf 2500 für den FORM Algorithmus beschränkt, Die Im-
portance Sampling Monte-Carlo-Simulation besitzt einen Stichprobenumfang von 1000,
Außerdem sind einige Beispiele der Näherung einer analytisch nicht geschlossen vorhandenen
Grenzzustandsfunktion mit dem Programm APPROX in Tab. 12-2 beigefügt. Auf Grund der
dort erkennbaren Schwierigkeiten wurden die Beispiele vertieft.
Es ist zu beachten, daß die Funktionen, die mit dem Programm APPROX ermittelt wurden,
bei jeder Rechnung anders sind. Damit ist die Aussage von Nachrechnungen eingeschränkt!
Weiterhin sind die Parameter der Erstellung der Funktion zu beachten, das insbesondere in
den Bildern Abb. 12-1 und Abb. 12-2.
Abb. 12-1: Beispiele der Näherung von Funktionen mit Hilfe des Programmes APPROX
Vergleicht man in diesen Bildern die vorhandene mit der durch das Programm geschätzten
Grenzzustandsgleichungen, kommt man zu der Aussage, daß auch die genetische Optimie-
rung nur einen mangelhaften Ersatz liefern kann. Durch etwas Übung kann man allerdings die
Qualität der Ergebnisse deutlich steigern.
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Anhang D: Prüfung der Verfahren
Mittel- Standard-
# Quelle Grenzzustands- Typ wert abweichung X0 Wert βRF/Pf βBR/Pf βN1/Pf βN3/Pf βCAI/Pf βMC/Pf
funktion
1 [273] X1-2/2,14*X2 2 26,5 2,5 16 2,858 2,84225 2,85758 2,85905 2,85916 2,85917 2,8716
4 18 2 0,00213100 0,00224 0,00214 0,00213 0,00213 0,00213 0,00204
2 [265] 1-X1**2-X2 1 0,1 0,1 4,657 4,65787 4,59618 4,61425 4,5972 4,59714 4,58557
1 0,05 0,2 0,00000160 0,0000016 0,0000022 0,0000020 0,0000021 0,0000021 0,0000023
3 [265] 1-X1**2+X2 1 0,1 0,1 5,150 5,14804 5,15394 5,1783 5,15752 5,15749 5,30628
1 0,05 0,2 0,00000013 0,0000001 0,0000001 0,0000001 0,0000001 0,0000001 0,0000001
4 [240] 0,01846154- 1 0,001 0,0002 2,330 2,34116 2,34054 2,33762 2,33759 2,34419 2,34116
0,07476923*X1/X2^3 1 0,25 0,0375 0,00969700 0,00962 0,00964 0,00971 0,00972 0,00955 0,00962
5 [80] X1*X2-146,14 1 78064,4 11709,7 4,677 4,80916 4,68895 4,74681 4,7076 4,70738 4,8765
1 0,0104 0,00156 0,00000145 0,0000008 0,0000014 0,0000010 0,0000013 0,0000013 0,0000005
6 [183] X1-X2/X3 1 600 30 2,270 2,2697 2,25803 2,2571 2,25622 2,25624 2,25357
1 1000 33 0,01161256 0,01161 0,01199 0,01201 0,01204 0,01204 0,01213
1 2 0,1
7 [183] 570-X1/X2 1 1000 33 2,126 2,12561 2,10438 2,10275 2,10088 2,10086 2,12884
1 2 0,1 0,01676781 0,01677 0,01769 0,01776 0,01785 0,01785 0,01665
8 [183] X1-X2 1 1200 33 2,988 2,988 3,19137 3,20123 3,20589 5,99744 2,98266
9 1000 50 900 0,00140458 0,0014 0,00071 0,00068 0,00067 0 0,00143
9 [183] X1-X2*X3/X4 1 33000 1000 3,494 3,48853 3,48946 3,48964 3,48947 3,48951 3,49233
1 50 2 0,00023814 0,00024 0,00024 0,00024 0,00024 0,00024 0,00024
1 1000 33
1 2 0,1
10 [191] -738,656*X1+X2 1 200 30 4,070 4,06959 4,06948 4,06948 4,06948 4,06948 4,06266
1 288000 26400 0,00002352 0,00002 0,00002 0,00002 0,00002 0,00002 0,00002
11 [191] -738,656*X1+X2 6 200 30 0 2,980 2,97999 2,9939 2,99514 2,99522 2,99523 2,99709
2 288000 26400 199000 0,00144131 0,00144 0,00138 0,00137 0,00137 0,00137 0,00136
12 [13] X1-X2 3 16 2,4 2,753 2,72707 2,75071 2,7531 2,75335 2,75339 2,76076
1 8 2 0,00296000 0,0032 0,00298 0,00296 0,00295 0,00295 0,00289
13 [13] X1-X2 3 16 2,4 2,382 2,38614 2,38283 2,38237 2,3823 2,3823 2,39788
4 8 2 0,00863000 0,00851 0,0086 0,00861 0,00861 0,00861 0,00825
14 [13] X1-X2 3 16 2,4 2,562 2,55198 2,5617 2,56282 2,56287 2,56287 2,57216
11 8 2 0,00521000 0,00536 0,00521 0,0052 0,0052 0,0052 0,00506
15 [13] X1-X2 3 16 2,4 2,263 2,28187 2,26625 2,265 2,2639 2,2639 2,31243
6 8 2 0 0,01182000 0,01125 0,01173 0,01177 0,0118 0,0118 0,01039
Tab. 12-1: Einige Rechenbeispiele mit den vorgestellten probabilistischen Verfahren (Verteilungstypen siehe Tabelle 12–3)
Seite 248
Anhang D: Prüfung der Verfahren
# Quelle Grenzzustandsfunktion APPROX (SCHULZE) Fehlersummen- Anzahl der Funktions- subjektiv eingeschätzte
quadrat aufrufe Qualität
1 [273] X1-2/2,14*X2 1,0*X1-0,93458 *X2 0 100 1
2 [265] 1-X1^2-X2 0,87-100,0*X1^2*X2+1,2*X1 0,9025 5 3
3 [265] 1-X1^2+X2 0,983+2.667*X1^2-10.0*X1*X2 0,9025 5 3
4 [240] 0,01846154-0,07476923*X1/X2^3 -74,605*X1^2+1566411,9*X1^3*X2^3+0,01689*X2^3 0 5 3
5 [80] X1*X2-146,14 -146,137+1,0*X1^1*X2^1-0,009*X1^1*X2^4+600,38*X2^4 0,00133 37 1
6 [183] X1-X2/X3 1,002*X1^1-41,77*X1^1*X2^-1*X3^-2+50,96*X1^2*X2^-2*X3^-1- 59,6971 39 4
-1,034*X2^1*X3^-1+0,014*X1^-1*X2^2*X3^-1+0,016*X2^1*X3^-2
7 [183] 570-X1/X2 570,44-1.0*X1^1*X2^-1 148,46 40 1
8 [183] X1-X2 -0,99*X2^1+0,99*X1^1 0,00007 7 1
9 [183] X1-X2*X3/X4 -0,006*X1^1*X2^1*X4^-1+20,55*X1^1*X2^1*X3^-1+ 0,00378 5 4
-0,86*X2^1*X3^1*X4^-1+15,04*X1^1*X3^-1*X4^1
10 [191] -738,656*X1+X2 1,0*X1^0*X2^1-738,65*X1^1 131 40 1
11 [191] -738,656*X1+X2 1,0*X1^0*X2^1-738,65*X1^1 0 10 1
12 [13] X1-X2 1,0*X1^1-1,0*X2^1 0 36 1
13 [13] X1-X2 1,0*X1^1-1,0*X2^1 0 39 1
14 [13] X1-X2 -0,99*X2^1-0,0015+1,0*X1^1 0,00038 23 1
15 [13] X1-X2 0,0024*X1^3-0,027*X2^2 0 3 5
Tab. 12-2: Einige Rechenbeispiele mit dem genetischen Algorithmus zur Approximation der Antwort-Fläche
Tab. 12-3: Schlüssel zu den Tabellen Tab. 12-1 und Tab. 12-2
Seite 249
Anhang D: Prüfung der Verfahren
Beispiel Formel
1 # sum of squares: 0.00000
p ( x1, x2 ) = \
-0.93458 * x1**0 * x2**1 + \
1.00000 * x1**1 * x2**0
Abb. 12-2: Beispiele der Näherung von Funktionen mit Hilfe des Programmes APPROX
Seite 250
Anhang D: Prüfung der Verfahren
Vor der Integration des quadratischen Antwort-Flächen-Verfahres war versucht worden, mit
dem Verfahren von MAYMON [183] zu rechnen. Mit der dort vorgestellten Idee kann man z. B.
relativ schnell das in Abb. 12-3 dargestellte Problem mit dem FEM-Programm ANSYS lösen.
Es handelt sich hierbei allerdings um eine sehr einfache Aufgabe. Bei diesem Verfahren
werden die in ANSYS integrierten Optimierungsroutinen zur Erstellung der Antwort-Fläche
genutzt.
a=1,25 cm F /BATCH,LIST
/FILNAM,versuch1
PI=3.141592653
X=1200. ! Startwert der Basisvariablen
1 entspricht Mittelwert
T35 Profil mit W=1,25 cm3 XM=1200. ! Mittelwert der Basisvaria-
blen 1
XSIG=33. ! Standardabweichung der Ba-
Statisches System des Beispiels sisvariablen 1
Y=1000. ! Startwert der Basisvariablen
2 entspricht Mittelwert
Y0=900. ! Unterer Grenzwert der
Verteilung der Basisvariablen 2
YM=1000. ! Mittelwert der Basisvaria-
blen 2
BETA=2.1013491 ! im Text Kappa genannt
SIGMA=4.8587E-5 ! im Text Lamda genannt
/PREP7
/TITLE, Beispiel1
FINISH
! Normalverteilung fuer Variable 1
Statistische Eigenschaften der Eingangsgrößen P1=1/(SQRT(2*PI)*XSIG)*EXP(-1/2*((Y-
XM)/XSIG)**2)
1600 ! Weibullverteilung fuer Variable 2
Wert der Variablen
1400 P2=BETA*SIGMA*(Y-Y0)**(BETA-1)*EXP(-
SIGMA*(Y-Y0)**BETA)
1200 P=10-P1*P2
1000 /OPT
800 OPANL,versuch1,lgw
OPVAR,X,DV,10.,5000.
600 OPVAR,Y,DV,10.,5000.
400 OPVAR,P,OBJ,,,.000001
200 OPSAVE,versuchvar,opt
OPTYPE,SUBP
0
0 5 10 15 20 25 OPSUBP,15
OPPRNT,ON
Iteration Nr. OPEXE,OPLIST,ALL,,1
FINISH
Iteration zur Bestimmung der Bemessungswerte
der Eingangsgrößen in ANSYS Befehlstext unter ANSYS 5.1 für die
Optimierungsroutine
Abb. 12-3: Beispiel 8 aus Tabelle 12–1 mit dem Verfahren von MAYMON
Die hier genannten Beispiele wurden ebenfalls in ANSYS mit dem eingebauten quadratischen
Antwort-Flächen-Verfahren gerechnet. Die Iteration des Sicherheitsindex für Beispiel 1 ist im
folgenden angegeben.
3.296693
2.968085
2.873106
2.851234
2.846045
2.844751
2.844409
2.844312
2.844282
Seite 251
Anhang D: Prüfung der Verfahren
Seite 252
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Mainbrücke Segnitz Rechnung I. Pfeiler wird Frontal getroffen, Pfeiler ist ungeschädigt.
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 1 Normalverteilung
X = 3.042688132951550 Bemessungswert der Anprallhöhe
XM = 3.000000000000000 Mittelwert der Anprallhöhe
SIGM= 0.500000000000000 Standardabweichung der Anprallhöhe (wie bei Lohr)
ALPHA= 0.083831662775090 Wichtungsfaktor
TYP = 1 Normalverteilung
X = 7.150136338414310 Bemessungswert der Anprallhöhe
XM = 7.150000000000000 Mittelwert der Mauerwerksdruckfestigkeit
SIGM= 0.715000000000000 Standardabweichung der Mauerwerksdruckfestigkeit
ALPHA= 1.872329816266340D-004 Wichtungsfaktor
TYP = 1 Normalverteilung
X = 0.376948192085365 Bemessungswert der Anprallhöhe
XM = 0.380000000000000 Mittelwert der Zugfestigkeit des Mauerwerks
SIGM= 0.038000000000000 Standardabweichung der Zugfestigkeit des Mauerwerks
ALPHA= -0.078857351286345 Wichtungsfaktor
TYP = 1 Normalverteilung
X = 7990.894849567770000 Bemessungswert der Anprallhöhe
XM = 8000.000000000000000 Mittelwert der E-Moduls des Mauerwerks
SIGM= 800.000000000000000 Standardabweichung des E-Modules
ALPHA= -0.011175482598831 Wichtungsfaktor
TYP = 3 Log-Normalverteilung
X = 3.157610769883500 Bemessungswert der Anprallhöhe
XM = 2.040000000000000 Mittelwert der Anprallkraft
SIGM= 1.500000000000000 Standardabweichung der Anprallkraft
ALPHA= 0.993291953829863 Wichtungsfaktor
X0 = 0.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 16
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 1.018349170684810 Sicherheitsindex FORM pro Anprall
PF = 0.154256042773688 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
SORM NACH BREITUNG
BETA= 1.020687108289530 Sicherheitsindex SORM pro Anprall
PF = 0.153697891531286 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 1.021883112596060 Sicherheitsindex SORM pro Anprall
PF = 0.153414886201815 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 1.021893503860800 Sicherheitsindex SORM pro Anprall
PF = 0.153412428874620 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 1.021894962652890 Sicherheitsindex SORM pro Anprall
PF = 0.153412083901424 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-SIMULATION
BETA= 1.035422000205000 Sicherheitsindex pro Anprall
PF = 0.150235307628511 operative Versagenswahrscheinlichkeit pro Anprall
Seite 253
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Anprallhöhe
7% Zugfestigkeit
7%
E-Modul
1%
Anprallkraft
85%
Wichtungsfaktoren
Die mittlere Lebensdauer des Bauwerkes beträgt dann unter Berücksichtigung der Anprallrate
von 0,07 pro Jahr oder im Mittel einem Anprall alle 14 Jahre:
1 1 1 1
mt = = = = = 95, 2 Jahre
P( F ) P( A) ⋅ P( F | A) 0,15 ⋅ 0,07 0,0105
und bei einer Anprallrate von 0,016 pro Jahr:
1 1 1 1
mt = = = = = 416,7 Jahre
P( F ) P( A) ⋅ P( F | A) 0,15 ⋅ 0,016 0,0024
Seite 254
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 255
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Rechnung Segnitz:
Es wird das inverse Problem mit einer
Zielversagenswahrscheinlichkeit von 10-6
untersucht.
Pfeiler 2 wird als ungerissen angesetzt.
Zielwert der Versagenswahrscheinlichkeit bei
einer 10.000 Anprallkraft ist 0,01
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 1
X = 3.073926626183510
XM = 3.000000000000000
SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= 0.063526543908933
TYP = 1
X = 7.150236845391220
XM = 7.150000000000000
SIGM= 0.715000000000000
ALPHA= 1.423240304224260D-004
TYP = 1
X = 0.374665197020961
XM = 0.380000000000000
SIGM= 0.038000000000000
ALPHA= -0.060317453511413
TYP = 1
X = 7984.118716751550000
XM = 8000.000000000000000
SIGM= 800.000000000000000
ALPHA= -0.008529192805717
TYP = 3
X = 3.136337282689090
XM = 0.600000000000000
SIGM= 0.650000000000000
ALPHA= 0.996119184073728
X0 = 0.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 17
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.327045917510990
PF = 0.009981387782979
SORM NACH BREITUNG
BETA= 2.329877927531270
PF = 0.009917865905400
SORM NACH TVEDT
BETA= 2.327045917510990
PF = 0.009824601333671
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.330222601648780
PF = 0.009908748474672
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.330225312132540
PF = 0.009908676805088
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 2.330227511702400
PF = 0.009908618645229
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-SIMULATION
BETA= 2.363449783984780
PF = 0.009063460142831
Seite 256
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 257
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 258
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 259
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 260
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Berechnung der Mainbrücke Lohr (Pfeiler) unter Verwendung des Programms APPROX,
Frontalanprall Mauerwerkspfeiler, streuende Größen Anprallhöhe, Anprallkraft, E-Modul:
Eingegebene Matrix
1. Versuch
# sum of squares: 0.00388
p ( x1, x2, x3 ) = \
-0.43804 * x1**3 * x2**1 * x3**3 + \
0.44226 * x1**0 * x2**1 * x3**3 + \
0.37324 * x1**2 * x2**0 * x3**1 + \
0.70106 * x1**1 * x2**0 * x3**0 + \
-0.06743 * x1**3 * x2**1 * x3**2
2. Versuch
# sum of squares: 0.00153
p ( x1, x2, x3 ) = \
-0.70910 * x1**3 * x2**2 * x3**3 + \
0.64149 * x1**2 * x2**3 * x3**1 + \
-0.03014 * x1**1 * x2**1 * x3**0 + \
0.70107 * x1**2 * x2**0 * x3**0 + \
-0.12952 * x1**2 * x2**0 * x3**2 + \
0.71399 * x1**1 * x2**0 * x3**3 + \
0.69052 * x1**0 * x2**2 * x3**2 + \
-0.63667 * x1**0 * x2**3 * x3**2 + \
-0.23817 * x1**3 * x2**0 * x3**1
Seite 261
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Gleiches FE-Modell wie bei APPROX, jetzt aber mit Antwort-Flächen-Verfahren, streuende
Größen Anprallhöhe, Anprallkraft, E-Modul, Mauerwerkspfeilers bei Frontalanprall
**** E I N G A B E D A T E N ****** **** E I N G A B E D A T E N ********
TYP = 1 TYP = 1
X = 2.284459484888720 X = 2.258516548594010
XM = 2.250000000000000 XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000 SIGM= 0.500000000000000
TYP = 1 TYP = 2
X = 5.045191045561380 X = 5.111519465419790
XM = 2.040000000000000 XM = 2.040000000000000
SIGM= 1.500000000000000 SIGM= 1.500000000000000
TYP = 1 TYP = 1
X = 25898.690411171700000 X = 27629.732524067300000
XM = 28534.000000000000000 XM = 28534.000000000000000
SIGM= 7079.000000000000000 SIGM= 7079.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N ******* **** A U S G A B E D A T E N ******
ITERATIONSSCHRITTE: 14 ITERATIONSSCHRITTE: 13
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.039042472839360 BETA= 1.731199145317080
PF = 0.020722826500050 PF = 0.041708088050634
SORM NACH BREITUNG SORM NACH BREITUNG
BETA= 3.362709706392850 BETA= 2.804982306137550
PF = 3.862051185225480D-004 PF = 0.002518790396653
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 1.771873401487890 BETA= 1.382265083162060
PF = 0.038240664418312 PF = 0.083481683598426
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 1.784537057683500 BETA= 1.370016050508150
PF = 0.037200619522246 PF = 0.085377001191999
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690 BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010 PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO- STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION SIMULATION
BETA= 1.820190920985210 BETA= 1.652799918345920
PF = 0.034395976941120 PF = 0.049222498449818
**** E I N G A B E D A T E N ******** **** E I N G A B E D A T E N ********
TYP = 1 TYP = 1
X = 2.258975323302570 X = 2.223539990048110
XM = 2.250000000000000 XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000 SIGM= 0.500000000000000
TYP = 2 TYP = 2
X = 6.954949708171250 X = 10.047714626832500
XM = 2.040000000000000 XM = 2.040000000000000
SIGM= 1.500000000000000 SIGM= 1.500000000000000
TYP = 1 TYP = 1
X = 27695.429845244100000 X = 27694.876869802700000
XM = 28534.000000000000000 XM = 28534.000000000000000
SIGM= 7079.000000000000000 SIGM= 7079.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N ******** **** A U S G A B E D A T E N *******
ITERATIONSSCHRITTE: 13 ITERATIONSSCHRITTE: 14
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.198171377182010 BETA= 2.757418155670170
PF = 0.013968399135574 PF = 0.002913045993777
SORM NACH BREITUNG SORM NACH BREITUNG
BETA= 3.177883418743260 BETA= 3.785510335961510
PF = 0.000742452372200 PF = 7.672398279426520D-005
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 1.612657724628630 BETA= 2.128988495847900
PF = 0.053447065067776 PF = 0.016645938638730
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 1.567570970045160 BETA= 1.940339854068230
PF = 0.058528989098385 PF = 0.026195223640123
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690 BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010 PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO- STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION SIMULATION
BETA= 2.158301887049630 BETA= 2.736250430124670
PF = 0.015469416864891 PF = 0.003110742821230
Seite 262
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 263
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Beispiel der Verschmelzung der Nachweise an einem Pfeiler. Dazu erfolgte die Formulierung
der Grenzzustandsgleichung auf drei Höhen im Pfeiler des FE-Modelles. Die ermittelten
Werte werden gemäß den Regeln für eine Seriensystem miteinander verschmolzen.
BEI ANNAHME EINES SERIENSYSTEMS
**** E I N G A N G S D A T E N ***********
3 Grenzzustandsgleichungen
C ******
Matrix der Wichtungsfaktoren:
0.113525
0.9932
-0.02665
0.2922
0.9547
-0.5499
C *************
Einzel Sicherheitsindizes
2.757
1.5105
2.95
************* A U S G A N G S D A T E N *****
ELEMENTARE SCHRANKEN
UNTERE GRENZE : 0.065457971068568
1.510803387
OBERE GRENZE (PRO): 0.069664417009953
1.478583415
OBERE GRENZE (SUM): 0.069963682972789
1.476348889
SCHRANKEN NACH RACKWITZ
UNTERE GRENZE : 0.068496333296677
1.487376487
OBERE GRENZE : 0.068174279677160
1.489821143
SCHRANKEN NACH DITLEVSEN
UNTERE GRENZE : 0.068890185245517
1.484398839
OBERE GRENZE : 0.068890260007831
1.484398275
Seite 264
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 265
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** A U S G A B E D A T E N **********
ITERATIONSSCHRITTE: 600
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 4.243566989898680
PF = 0.999988992962543
SORM NACH BREITUNG
BETA= 9.261955607226270
PF = 9.999999682655230D-021
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.191655683519470
PF = 0.014218213764485
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.068220840589900
PF = 0.019330343739042
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 4.252531731596750
PF = 1.056633604094190D-005
Seite 266
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 267
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 268
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** A U S G A B E D A T E N ********
ITERATIONSSCHRITTE: 45
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 3.535785913467410
PF = 2.033237115486540D-004
SORM NACH BREITUNG
BETA= 5.830427919491630
PF = 2.758474948163940D-009
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 3.603479384522950
PF = 1.570786403102260D-004
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 3.511297752472420
PF = 2.231043115263530D-004
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 3.399057482529660
PF = 3.383426664762360D-004
Seite 269
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 270
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seitanprall Pfeiler III Beton, Streuende Größen sind die Betonzugkraft (Weibull!); die
Anprallkraft und -höhe und der Beton E-Modul
**** E I N G A B E D A T E N *********
TYP = 9
X = 0.210872221425030
XM = 1.150000000000000
SIGM= 0.690000000000000
ALPHA= -0.735319280573222
TYP = 2
X = 0.573102226920005
XM = 0.610000000000000
SIGM= 0.380000000000000
ALPHA= 0.076035081390363
TYP = 1
X = 2.237828134410130
XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= -0.010461105319632
TYP = 1
X = 36148.212160878400000
XM = 22552.000000000000000
SIGM= 8682.000000000000000
ALPHA= 0.673360714098017
**** A U S G A B E D A T E N ********
ITERATIONSSCHRITTE: 16
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.325857400894170
PF = 0.010013056400233
PROBLEM: KAPPA-WERTE, EIGENWERTE,
2.ABLEITUNGEN
PROBLEM: KAPPA-WERTE, EIGENWERTE,
2.ABLEITUNGEN
SORM NACH BREITUNG
BETA= 4.006149994845960
PF = 3.086147058490320D-005
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.198053381035710
PF = 0.013988449665415
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.221407909144370
PF = 0.013176661465161
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 2.342934090790570
PF = 0.009577571606003
Seite 271
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 272
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Berechnung des Mauerwerkspfeilers der Alten Mainbrücke Lohr mit Alter Anprallkraft und
Sprengkammer.
**** E I N G A B E D A T E N **** **** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 1 TYP = 1
X = 2.384789961819950 X = 2.242984261246610
XM = 2.250000000000000 XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000 SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= 0.145524567560224 ALPHA= -0.002492639717268
TYP = 3 TYP = 3
X = 4.584859560560380 X = 1.641903892901540
XM = 1.873000000000000 XM = 1.873000000000000
SIGM= 1.193000000000000 SIGM= 1.193000000000000
ALPHA= 0.987397702738091 ALPHA= 0.011715373191521
X0 = 0.000000000000000 X0 = 0.000000000000000
TYP = 1 TYP = 1
X = 27341.150028094800000 X = -5850.111748612490000
XM = 28156.000000000000000 XM = 28156.000000000000000
SIGM= 7079.000000000000000 SIGM= 7079.000000000000000
ALPHA= -0.062195653853530 ALPHA= -0.999928301031413
**** A U S G A B E D A T E N ***** **** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 14 ITERATIONSSCHRITTE: 600
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= -1.849506020545960 BETA= 5.630609035491940
PF = 0.967807671089613 PF = 9.003280003729870D-009
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO- SORM NACH BREITUNG
SIMULATION BETA= 6.789351314368550
BETA= -2.511985062500620 PF = 5.615272706271370D-012
PF = 0.993990197000000 SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 3.253630291065170
PF = 0.000570192635584
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 3.165706995386900
PF = 0.000774248983367
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690
PF = 9.999999717180690D-010
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 4.412262089227770
PF = 5.112812814165800D-006
Seite 273
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 9
X = 0.405261495935228
XM = 1.150000000000000
SIGM= 0.690000000000000
ALPHA= -0.753810608187211
TYP = 3
X = 2.344547213922370
XM = 1.873000000000000
SIGM= 1.193000000000000
ALPHA= 0.448807080863740
X0 = 0.000000000000000
TYP = 1
X = 2.241872324894230
XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= -0.010787937683571
TYP = 1
X = 28828.884229056500000
XM = 22552.000000000000000
SIGM= 8682.000000000000000
ALPHA= 0.479818147449428
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 23
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 1.506801605224610
PF = 0.065930786455528
SORM NACH BREITUNG
BETA= 1.486964685163600
PF = 0.068550700488327
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 1.517046052275000
PF = 0.064666220984557
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 1.490958343193770
PF = 0.068024867995972
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 1.487259334903400
PF = 0.068511798121267
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-SIMULATION
BETA= 1.404782524661380
PF = 0.080080229981800
Seite 274
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 9
X = 0.323387967615498
XM = 1.150000000000000
SIGM= 0.690000000000000
ALPHA= -0.706416607148364
TYP = 3
X = 1.950916991033040
XM = 1.873000000000000
SIGM= 1.193000000000000
ALPHA= 0.189204133647421
X0 = 0.000000000000000
TYP = 1
X = 2.238804115986610
XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= -0.011730427394930
TYP = 1
X = 33853.415626899600000
XM = 22552.000000000000000
SIGM= 8682.000000000000000
ALPHA= 0.681938199777987
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 23
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 1.908843159675600
PF = 0.028141096672322
SORM NACH BREITUNG
BETA= 2.008222580934800
PF = 0.022332992050147
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.019965200311670
PF = 0.021716181157555
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.018492142716260
PF = 0.021792759302854
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 2.080309678295290
PF = 0.018768798489366
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-SIMULATION
BETA= 1.852130625299280
PF = 0.032033250123734
Seite 275
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Frontalanprall
Breite Auflast Betonzugfestigkeit Anprall- Beta
kraft
ohne mit neu alt normal log-normal weibull neu alt
Spreng- Spreng-
kammer kammer
1 × × × × 1,75
2 × × × × 2,04
3 × × × × 3,17
4 × × × × 3,61
5 × × × × 2,71
6 × × × × 3,29
7 × × × × 1,74
8 × × × × 2,03
9 × × × × 3,24
10 × × × × 2,86
11 × × × × 2,98
12 × × × × 2,49
13 × × × × 1,44
14 × × × × 1,72
15 × × × × 1,97
16 × × × × 2,33
17 × × × × 1,78
18 × × × × 2,20
19 × × × × 1,65
20 × × × × 1,65
21 × × × × 1,77
22 × × × × 2,07
23 × × × × 1,58
24 × × × × 1,91
Seite 276
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Pfeiler III Schubkraft Beton (mit Pfeiler III Schubkraft Beton (ohne
Sprengkammer) nach EC 2 mit Betonzugkraft Sprengkammer) nach EC 2 mit Betonzugkraft
als Weibullverteilung als Weibullverteilung
Die Normalkraft wird als Funktion der Die Normalkraft wird als Funktion der
streuenden Größen Anprallkraft, E-Modul streuenden Größen Anprallkraft, E-Modul
und Anprallhöhe beschrieben. und Anprallhöhe beschrieben.
Seite 277
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 278
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** E I N G A B E D A T E N ********
TYP = 3
X = 0.506551044884261
XM = 1.150000000000000
SIGM= 0.690000000000000
ALPHA= -0.548056681114720
X0 = 0.000000000000000
TYP = 3
X = 0.873021594207730
XM = 0.748000000000000
SIGM= 0.640000000000000
ALPHA= 0.263999281247926
X0 = 0.000000000000000
TYP = 1
X = 2.237295755718250
XM = 2.250000000000000
SIGM= 0.500000000000000
ALPHA= -0.011590430785719
TYP = 1
X = 37656.293675910300000
XM = 22552.000000000000000
SIGM= 8682.000000000000000
ALPHA= 0.793601828720379
**** A U S G A B E D A T E N ********
ITERATIONSSCHRITTE: 109
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.192193508148190
PF = 0.014182718830755
SORM NACH BREITUNG
BETA= 2.125196690815050
PF = 0.016803579274592
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.152461373979770
PF = 0.015697966339673
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.123895510894910
PF = 0.016857967961655
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 2.122087242580840
PF = 0.016933802574723
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 2.101315578091890
PF = 0.017826037440484
Seite 279
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne
Sprengkammer) nach EC 2 Sprengkammer) nach EC 2
Seite 280
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne
Sprengkammer) nach EC 2 Sprengkammer) nach EC 2
Betonzugfestigkeit Lognormalverteilt Betonzugfestigkeit Lognormalverteilt
Seite 281
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne Pfeiler III Schubkraft, Beton (ohne
Sprengkammer) nach EC 2 (Auflast alt) Spengkammer) nach EC 2 (Auflast neu)
Betonzugfestigkeit Weibullverteilt Betonzugfestigkeit Weibullverteilt
Seite 282
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 283
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 3
X = 0.533000013844359
XM = 1.150000000000000
SIGM= 0.690000000000000
ALPHA= -0.475427379111579
X0 = 0.000000000000000
TYP = 3
X = 5.234027895732360
XM = 1.873000000000000
SIGM= 1.193000000000000
ALPHA= 0.879755000080043
X0 = 0.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 19
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 2.333864688873290
PF = 0.009801382636786
SORM NACH BREITUNG
BETA= 2.369262538132690
PF = 0.008922260424006
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 2.373793715864400
PF = 0.008813532204134
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.374422700348320
PF = 0.008798531510290
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 2.374535326875420
PF = 0.008795847835898
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 2.427434509047760
PF = 0.007611989125123
Seite 284
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Alte Mainbrücke Lohr – Probabilistische Berechnung unter Eigen- und Verkehrslast nach
MANN und BERNDT
Seite 285
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Mittels der Vorschrift von BERNDT (ohne Stau), Streuende Größen Sandsteindruck-,
Spaltzugfestigkeit, Steinhöhe, Fugenhöhe, Steinbreite und wo erforderlich Radlast
**** E I N G A B E D A T E N ****
TYP = 1 Normalverteilung für die Steindruckfestigkeit
X = 75.351569308085300 Bemessungswert
XM = 75.360000000000000 Mittelwert
SIGM= 21.300000000000000 Standardabweichung
ALPHA= -1.104018599568260D-004 Wichtungsfakotr
TYP = 1 Normalverteilung für die Steinzugfestigkeit
X = 0.065360126333921 Bemessungswert
XM = 4.720000000000000 Mittelwert
SIGM= 1.300000000000000 Standardabweichung
ALPHA= -0.999699235669688 Wichtungsfaktor (dominant)
TYP = 1 Normalverteilung Steinhöhe
X = 0.695626024380010 Bemessungswert in m
XM = 0.700000000000000 Mittelwert
SIGM= 0.130000000000000 Standardabweichung
ALPHA= -0.009393099513196 Wichtungsfaktor
TYP = 2 Lognormalverteilung Fugenhöhe
X = 0.024475250970038 Bemessungswert Fugenhöhen
XM = 0.037000000000000 Mittelwert Fugenhöhe in m
SIGM= 0.048000000000000 Standardabweichung Fugenhöhe in m
ALPHA= 0.022484020335457 Wichtungsfaktor
TYP = 2 Lognormalverteilung Steinbreite
X = 0.796816333496860 Bemessungswert
XM = 0.800000000000000 Mittelwert in m
SIGM= 0.080000000000000 Standardabweichung in m
ALPHA= 0.002756139061105 Wichtungsfaktor
**** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 43
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 3.581569671630860 Sicherheitsindex
PF = 1.708064354190240D-004 Versagenswahrscheinlichkeit
SORM NACH BREITUNG
BETA= 3.579840876714490 Sicherheitsindex
PF = 1.719997659672770D-004 Versagenswahrscheinlichkeit
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 3.246093290318640 Sicherheitsindex
PF = 0.000585509371560 Versagenswahrscheinlichkeit
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 2.612059441176150 Sicherheitsindex
PF = 0.004505206406800 Versagenswahrscheinlichkeit
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 2.462734364842690 Sicherheitsindex
PF = 0.006902249733753 Versagenswahrscheinlichkeit
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-SIMULATION
BETA= 3.448936600875520 Sicherheitsindex
PF = 2.815950097140860D-004 Versagenswahrscheinlichkeit
Seite 286
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Nach MANN mit Stau Mittels der Vorschrift von BERNDT (mit
zusätzlicher Auflast 0,3 N/mm2 im Pfeiler)
**** E I N G A B E D A T E N *******
**** E I N G A B E D A T E N ******** TYP = 1
TYP = 1 X = 0.211008337444162
X = 0.018548980270478 XM = 75.360000000000000
XM = 11.000000000000000 SIGM= 21.300000000000000
SIGM= 7.250000000000000 ALPHA= -0.999999982869967
ALPHA= -1.000000021683420 TYP = 1
TYP = 1 X = 4.719939629115250
X = 0.037000009776248 XM = 4.720000000000000
XM = 0.037000000000000 SIGM= 1.300000000000000
SIGM= 0.003700000000000 ALPHA= -1.305478878527600D-005
ALPHA= 1.744410832199740D-006 TYP = 1
**** A U S G A B E D A T E N ******** X = 0.699995927652153
ITERATIONSSCHRITTE: 26 XM = 0.700000000000000
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER SIGM= 0.130000000000000
BETA= 1.514682888984680 ALPHA= -8.802595719414650D-006
PF = 0.064926390005549 TYP = 2
SORM NACH BREITUNG X = 0.022590396060390
BETA= 1.514988208927780 XM = 0.037000000000000
PF = 0.064926390005549 SIGM= 0.048000000000000
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED ALPHA= 2.028401712409440D-005
BETA= 1.514988208927780 TYP = 2
PF = 0.064926390005549 X = 0.796030529980830
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER XM = 0.800000000000000
BETA= 1.514988208927780 SIGM= 0.080000000000000
PF = 0.064926390005549 ALPHA= 2.691332083538880D-006
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF **** A U S G A B E D A T E N *********
BETA= 1.514988208927780 ITERATIONSSCHRITTE: 41
PF = 0.064926390005549 FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO- BETA= 3.528121709823610
SIMULATION PF = 2.093020898722770D-004
BETA= 1.519334323566560 SORM NACH BREITUNG
PF = 0.064377870452110 BETA= 3.528218020267810
PF = 2.093135420024930D-004
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 3.528216999241120
PF = 2.093143496263440D-004
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 3.528216998307360
PF = 2.093143503649390D-004
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 3.528216998307450
PF = 2.093143503648640D-004
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION
BETA= 3.428798187323940
PF = 3.033463193062210D-004
Seite 287
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
BERNDT (ohne zusätzliche Auflast) Verfahren von BERNDT (Stau auf der Brücke)
**** E I N G A B E D A T E N ******* **** E I N G A B E D A T E N *******
TYP = 1 TYP = 1
X = 75.359997801441900 X = 1.090756439719450
XM = 75.360000000000000 XM = 75.360000000000000
SIGM= 21.300000000000000 SIGM= 21.300000000000000
ALPHA= -4.129172232313890D-016 ALPHA= -0.999979396281927
TYP = 1 TYP = 1
X = 4.719999950037060 X = 4.748929649832020
XM = 4.720000000000000 XM = 4.720000000000000
SIGM= 1.300000000000000 SIGM= 1.300000000000000
ALPHA= -0.999999998988181 ALPHA= 0.006382636265241
TYP = 1 TYP = 1
X = 0.699999964132610 X = 0.699893696363458
XM = 0.700000000000000 XM = 0.700000000000000
SIGM= 0.130000000000000 SIGM= 0.130000000000000
ALPHA= 1.768004645565510D-008 ALPHA= -2.340318568539420D-004
TYP = 2 TYP = 2
X = 0.022588772656467 X = 0.022631120002549
XM = 0.037000000000000 XM = 0.037000000000000
SIGM= 0.048000000000000 SIGM= 0.048000000000000
ALPHA= -4.073910619049010D-008 ALPHA= 0.000539750522603
TYP = 2 TYP = 2
X = 0.796029772458613 X = 0.796049674943146
XM = 0.800000000000000 XM = 0.800000000000000
SIGM= 0.080000000000000 SIGM= 0.080000000000000
ALPHA= -5.405747820837010D-009 ALPHA= 7.148845124619530D-005
TYP = 3 TYP = 3
X = 0.036816376616025 X = 0.036816376616025
XM = 0.037000000000000 XM = 0.037000000000000
SIGM= 0.003700000000000 SIGM= 0.003700000000000
ALPHA= -2.028747904944010D-021 ALPHA= 0.000000000000000
X0 = 0.000000000000000 X0 = 0.000000000000000
**** A U S G A B E D A T E N ***** **** A U S G A B E D A T E N *****
ITERATIONSSCHRITTE: 39 ITERATIONSSCHRITTE: 56
FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER FORM NACH RACKWITZ-FIEßLER
BETA= 3.630769252777100 BETA= 3.486891031265260
PF = 1.413238667617230D-004 PF = 2.443804643794490D-004
SORM NACH BREITUNG SORM NACH BREITUNG
BETA= 3.710874955156310 BETA= 3.486691933714910
PF = 1.033170514787270D-004 PF = 2.446785765228470D-004
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 1 GLIED
BETA= 3.716401973691670 BETA= 3.486668945097980
PF = 1.010834238703850D-004 PF = 2.446996129643610D-004
SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER SORM NACH KOEYLUEOGLU / NIELSEN 3 GLIEDER
BETA= 3.708603768945800 BETA= 3.486668441335940
PF = 1.042482743393130D-004 PF = 2.447000739662080D-004
SORM NACH CIA / ELISHAKOFF SORM NACH CIA / ELISHAKOFF
BETA= 5.997437926395690 BETA= 3.486668441336000
PF = 9.999999717180690D-010 PF = 2.447000739661530D-004
STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO- STICHPROBENREDUZIERT MONTE-CARLO-
SIMULATION SIMULATION
BETA= 3.378191459259550 BETA= 3.395494109872010
PF = 3.650978878723160D-004 PF = 3.427787427756090D-004
Seite 288
Anhang E: Beispiel der Berechnung der Brücken
Seite 289
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 290
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereiche
90,0% [ 19,891, 24,055]
95,0% [ 19,261, 24,506]
99,0% [ 18,493, 25,230]
Seite 291
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 292
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
2,5
STPR m = 48.39
2,0 s = 21.93
NV
1,5
OPTI
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
-2,5
6 16 26 36 46 56 66 76 86 96 106
2
Betondruckfestigkeit [N/mm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
STPR m = 48.39
STPR s = 21.93
3,0
OPTI
OPTI
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
6 16 26 36 46 56 66 76 86 96 106
-3,0
Betondruckfestigkeit [N/mm2]
Seite 293
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
2,5
STPR m = 48.39
2,0 STPR s = 21.93
OPTI
1,5
OPTI
1,0
(F-1(q)-m)/s
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
-2,5
6 16 26 36 46 56 66 76 86 96 106
2
Betondruckfestigkeit [N/mm ]
Weibullplot
2,5
STPR m = 48.39
2,0 STPR s = 21.93
OPTI
1,5
OPTI
1,0
(F-1(q)-m)/s
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
-2,5
6 16 26 36 46 56 66 76 86 96 106
2
Betondruckfestigkeit [N/mm ]
Seite 294
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereich
90,0% [ ,559, ,784]
95,0% [ ,542, ,815]
99,0% [ ,499, ,848]
Seite 295
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 296
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
3,0
2,5
2,0
1,5
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
Lognormalplot (2 parametrig)
3,0
2,5
2,0
1,5
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3
2
einaxiale Betonzugfestigkeit [N/mm ]
Seite 297
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
3,0
2,5
2,0
1,5
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3
2
einaxiale Betonzugfestigkeit [N/mm ]
Weibullplot
3,0
2,5
2,0
1,5
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,5
0,0
-0,5
-1,0
-1,5
-2,0
0 0,5 1 1,5 2 2,5 3
2
einaxiale Betonzugfestigkeit [N/mm ]
Seite 298
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 299
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Beta 0.00304
Weibull 0.00326
Normal 0.00485
Erlang 0.00488
Gamma 0.00497
Triangular 0.00506
Lognormal 0.0105
Uniform 0.0345
Exponential 0.0656
Seite 300
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
0 20 40 60 80 100 120 140
2
Sandsteindruckfestigkeit [N/mm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
0 20 40 60 80 100 120 140
2
Sandsteindruckfestigkeit [N/mm ]
Seite 301
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
3,0
2,0
1,0
(F-1(q)-m)/s
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
0 20 40 60 80 100 120 140
2
Sandsteindruckfestigkeit [N/mm ]
Weibullplot
3,0
2,0
1,0
(F-1(q)-m)/s
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
0 20 40 60 80 100 120 140
2
Sandsteinsdruckfestigkeit [N/mm ]
Seite 302
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 303
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 304
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
2
Spaltzugfestigkeit des Sandsteins [N/mm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
STPR
3,0 STPR
OPTI
OPTI
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
2
Spaltzugfestigkeit des Sandsteins [N/mm ]
Seite 305
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
4,0
STPR
3,0 STPR
OPTI
OPTI
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
2
Spaltzugfestigkeit des Sandsteins [N/mm ]
Weibullplot
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
2
Spaltzugfestigkeit des Sandsteins [N/mm ]
Seite 306
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereich
90,0% [ 6851,291, 10137,040]
95,0% [ 6482,825, 10567,304]
99,0% [ 5795,050, 10867,129]
Verteilungstyp
Seite 307
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Triangular 0.0218
Beta 0.0373
Normal 0.0435
Uniform 0.0646
Weibull 0.079
Erlang 0.0987
Gamma 0.11
Exponential 0.143
Lognormal 0.188
Seite 308
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000
2
Beton-E-Modul [N/mm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000
2
Beton-E-Modul [N/mm ]
Seite 309
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 310
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Kolmogorov-Smirnov
Test:
Test Statistic = 0.112
Corresp. p-value=>0.15
Function Sq Error
Normal 0.0102
Beta 0.0132
Triangular 0.0162
Weibull 0.0187
Erlang 0.0328
Gamma 0.0358
Uniform 0.0685
Exponential 0.0884
Lognormal 0.103
Kolmogorov-Smirnov
Test:
Test Statistic = 0.112
Corresp.p-value =>0.15
Function Sq Error
Normal 0.0151
Triangular 0.0177
Beta 0.0179
Weibull 0.0208
Erlang 0.0311
Gamma 0.033
Uniform 0.054
Exponential 0.0659
Lognormal 0.0761
Seite 311
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereich
90,0% [ 5,142, 8,210]
95,0% [ 4,545, 8,418]
99,0% [ 2,753, 8,907]
Seite 312
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Uniform 0.08
Beta 0.0803
Triangular 0.102
Normal 0.105
Weibull 0.111
Gamma 0.112
Exponential 0.112
Erlang 0.112
Lognormal 0.13
Seite 313
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereich
90,0% [ ,084, ,110]
95,0% [ ,082, ,113]
99,0% [ ,078, ,118]
Seite 314
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Weibull 0.0168
Beta 0.0191
Normal 0.024
Gamma 0.0412
Erlang 0.0424
Triangular 0.0428
Lognormal 0.0539
Uniform 0.113
Exponential 0.159
Seite 315
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Betondichte [kg/dm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Betondichte [kg/dm ]
Seite 316
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Betondichte [kg/dm ]
Weibullplot
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
-4,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Betondichte [kg/dm ]
Seite 317
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Bootstrap Vertrauensbereich
90,0% [ ,058, ,248]
95,0% [ ,057, ,250]
99,0% [ ,055, ,314]
Seite 318
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Beta 0.00483
Triangular 0.00541
Weibull 0.0062
Normal 0.0068
Gamma 0.00936
Erlang 0.00955
Lognormal 0.0143
Uniform 0.0319
Exponential 0.0667
Seite 319
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Normalplot
4,0
3,0
2,0
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Sandsteindichte [kg/dm ]
Lognormalplot (2 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
-3,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Sandsteindichte [kg/dm ]
Seite 320
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Lognormalplot (3 parametrig)
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Sandsteindichte [kg/dm ]
Weibullplot
4,0
3,0
2,0
(F-1(q)-m)/s
1,0
0,0
-1,0
-2,0
2 2,05 2,1 2,15 2,2 2,25 2,3 2,35 2,4 2,45 2,5
3
Sandsteindichte [kg/dm ]
Seite 321
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Function Sq Error
Lognormal 0.022
Gamma 0.028
Erlang 0.037
Beta 0.017
Triangular 0.190
Normal 0.065
Exponential 0.113
Uniform 0.241
Summe Fehlerquadrat
Lognorm 0.00367
Expon 0.0153
Erlang 0.0173
Gamma 0.0176
Beta 0.0243
Unif 0.539
Tria 0.43
Norm 0.133
Statistische Eigenschaften
Mittelwert ,748 Std Err ,006 Kurtosis 12,673
Median ,500 Std Dev ,640 S.E. Kurt. ,049
Modalwert ,500 Variance ,410 Schiefe 3,256
Minimum ,500 Sum 7479,000 S.E. Skew. ,024
Maximum 5,500 Range 5,000 Valid 9998,000
95% Vertrauensbereich des Mittelwertes = [ ,7355 to ,7606]
Seite 322
Anhang F: Ermittlung der statistischen Eigenschaften der Zufallsgrößen
Seite 323