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Die Katze lie sich Zeit, schlug nach einer Fliege, ohne sie zu treffen, sah in den Himmel,

schttelte sich und meinte, gerade nachts kmen einem die besten Gedanken. Nachts sei die Luft rein, nachts sei Stille, nachts lebe man auf. Sie beobachte doch, sagte sie, sehr genau den menschlichen Tagesbeginn im Dorf, und ihre Beobachtungen seien erschreckend. Ausgeschlafen habe berhaupt niemand. Die Leute wachten auf, weil der Wecker sie aus dem Schlaf scheuche, sie rieben sich die Augen, reckten sich missgelaunt vor der Stalltr, spuckten aus oder in die Hnde, trten mit Fen nach ihr oder jagten sie ohne jeden Grund fort. Der eine rauche eine Zigarette, um wach zu werden, der andere stecke, um wach zu werden, seinen Kopf in den Wassertrog, man schlge sinnlos Khe, fluche vor sich hin, und sie, als Katze, knne nur den Eindruck gewinnen, dass berhaupt niemand im Dorf freiwillig oder gar gut gelaunt den Tag beginne. Die Leute gehen zu Bett, sagte sie, weil es ihnen die Uhr vorschreibt, und sie stehen auf, weil der Wecker es ihnen befiehlt. Das machen sie im Sommer, im Winter, im Frhjahr, obschon es doch im Winter um 6 Uhr morgens noch Nacht sei und im Sommer schon halber Tag. Sie empfinde das als unnatrlich und bestand darauf, dass Lebewesen schlafen sollten, wenn sie mde sind, und aufstehen sollten, wenn sie von selber wach wrden. Alles andere sei wider die Natur.
Koch, W.: See-Leben I, S. 17

ABSCHLUSSTEST Fernstudieneinheit 12 A

Goethe-Institut 09/2009

Anhang zu Aufgabe 5

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