Você está na página 1de 2

12.12.

2011 16:50 Uhr

Es geht um Millisekunden, wenn Computermusik menschlicher gemacht wird. (Bild: Stock.XCHNG / John Jarvis)

Vermenschlichte Computermusik
Max-Planck-Gesellschaft entwickelt "Humanizing"Verfahren
Von Michael Engel
Untersuchungen von Musikern haben gezeigt, dass Zeitreihen auch beim musikalischen Schaffen eine groe Rolle spielen: Kein Musiker spielt nmlich exakt im Takt. Die Schwankungen betragen zwar nur Millisekunden, doch gerade das macht menschliche Musik im Gegensatz zur Computermusik aus. Weil vor allem in der Popmusik Schlagzeug und Synthesizer hufig vom Rechner beigesteuert werden, wird die Musik dann nachtrglich mithilfe spezieller Programme - der sogenannten "Humanizer" menschlich gemacht. Zugegeben: Aller Anfang ist schwer. Doch den richtigen Takt zu finden, das gelingt selbst den Profimusikern keineswegs. Dr. Jan Nagler vom Max-Planck Institut fr Dynamik und Selbstorganisation hat die professionellen Musiker auf die tausendstel Sekunde genau unter die Lupe genommen. Sie sollten nach Vorgabe eines Metronoms trommeln. Ergebnis: Der Takt blieb auf der Strecke. "Also das schwankt natrlich, und es hngt auch von der Person ab. Sieben bis zehn Millisekunden sind so die Grenordnungen der Schwankungen von einem Schlag zum nchsten Schlag. Und die Hauptfrage ist aber, ob die Schwankungen, die man von einem Schlag zum nchsten Schlag produziert, korreliert sind oder nicht. Das heit, sind die vllig zufllig, und der Fehler, den man gerade macht, hngt gar nicht davon ab, welche Fehler man vorher gemacht hat. Oder hat das Ganze ein System und die Fehler hngen irgendwie nach einem System voneinander ab." Tatschlich haben die Schwankungen ein System. Verzgert sich der Musiker ein wenig im Takt, erfolgen auch die weiteren Schlge versptet. Wohlgemerkt: Es geht hier nur um Millisekunden. Nach einigen Takten folgen dann Phasen, in denen die Musiker Bruchteile von Sekunden zu frh dran waren. Ein Computer indes spielt immer przise. "Das heit einfach, die Media-Sequenz, die vom Computer produziert wird, wird einfach exakt wiedergegeben ohne jeglichen Fehler." Musiker indes machen "Fehler": Und sie haben dabei einen ganz persnlichen Stil: Die Taktschwankungen der getesteten Spieler erstreckten sich ber unterschiedlich lange Phasen hinweg. Manche trommelten eher verzgert als vorauseilend. Bei anderen wiederum waren

die Werte vergleichsweise klein, die Abweichungen individuell verschieden. Anders klingt es, wenn ein sogenanntes Humanizing-Programm ins Spiel kommt, um den Sound aus dem Computer menschlicher zu machen. Solche Software-Lsungen werden allerdings nicht in der Klassik als vielmehr beim Pop verwendet, um digitale Klnge vom Synthesizer oder Drums nicht so steril klingen zu lassen, erklrt Prof. Theo Geisel, Direktor des Max-Planck-Instituts fr Dynamik und Selbstorganisation. "Der Grund dafr ist natrlich, dass Musik, die im Computer erzeugt wird, recht unnatrlich klingt. Um diese Knstlichkeit der Rhythmen etwas zu vermenschlichen, gibt es diese Algorithmen in professioneller Studio-Software, mit der man den Zufall wieder einbaut in die Musik." Herkmmliche Programme haben die Computer basierten Klnge bislang mehr schlecht als recht "humanisiert", weil sie die Taktschwankungen willkrlich einfgen, so die Kritik des Forschers. Neben dem Beispiel Bach wurde das Verfahren sogar an einer eigens komponierten Popsequenz ausgelotet. Hier mit Schlagzeug, Gitarre und Gesang - wobei nur das Schlagzeug aus dem Computer kommt - mit Humanizing aus dem Hause der Max-PlanckGesellschaft vermenschlicht. Die Unterschiede zwischen Humanizing und Computermusik ohne Humanizing hrt man am besten mit einer Musikanlage und ohne strende Nebengerusche. Aufgrund der Versuche mit den Musikern entwickelten die Physiker ein eigenes Humanizing-Programm. Anschlieend wurden die unterschiedlichen Klnge 39 Mitgliedern eines Gttinger Chors vorgespielt mit dem Ergebnis, dass die musikalische Interpretation mit Humanizing a la "Max Planck" deutlich prferiert wurde. Diese Musik gefiel den Leuten von Chor einfach am besten.

"Ich glaube nicht, dass diese Methode hnlich bedeutend sein wird wie MP3. Aber die MaxPlanck-Gesellschaft hat diese Methode zum Patent angemeldet." Sicher ist sicher. Vielleicht lsst sich damit eines Tages sogar Geld verdienen. Fr eine wissenschaftliche Organisation, die sich Grundlagenforschung auf die Fahnen geschrieben hat, ein durchaus ungewhnlicher Vorgang - dieser Ausflug in die Niederungen des kommerziellen Musikgeschfts. Hrproben gibt es im Internet, einfach googlen: Max Planck, Humanizing und Audio: Dann kann's auch schon losgehen.

Você também pode gostar

  • MD Modulhandbuch Web abWS21 22
    MD Modulhandbuch Web abWS21 22
    Documento81 páginas
    MD Modulhandbuch Web abWS21 22
    Sandino Ordoñez
    Ainda não há avaliações
  • DFT1472
    DFT1472
    Documento136 páginas
    DFT1472
    Paola Verdi
    Ainda não há avaliações
  • Transcript
    Transcript
    Documento2 páginas
    Transcript
    zst6njfrkn
    Ainda não há avaliações
  • Literatura Griega Tomo 2
    Literatura Griega Tomo 2
    Documento410 páginas
    Literatura Griega Tomo 2
    Clístenes Hafner Fernandes
    Ainda não há avaliações
  • Gefahrenmeldeanlage PDF
    Gefahrenmeldeanlage PDF
    Documento4 páginas
    Gefahrenmeldeanlage PDF
    Alfonso Carlos Gutierrez Martinez
    Ainda não há avaliações
  • 2 Handy CP
    2 Handy CP
    Documento1 página
    2 Handy CP
    Anda Alexandra
    Ainda não há avaliações
  • EN 54-25 (Alem)
    EN 54-25 (Alem)
    Documento55 páginas
    EN 54-25 (Alem)
    Luis Angel Cuevas Ortega
    Ainda não há avaliações