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menschen

Lorem ipsum dolor sit. Alfons Mensdorff-Pouilly ist der breiten Öffent-
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lichkeit seit seiner Festnahme im Februar ein Be-
sed diam non griff. Die folgenden sechs Wochen Untersu-
chungshaft verdankt er seiner Tätigkeit als
Berater von British Aerospace. Gegen den Kon-
zern ermittelt das Serious Fraud Office der bri-
tischen Staatsanwaltschaft im Zusammenhang
mit Provisionszahlungen bei der Beschaffung
von Jagdflugzeugen des Typs Saab Gripen durch
die tschechische Regierung .

Herr Mensdorff, lassen Sie uns vorerst mal Ihren


Beruf klarstellen. Peter Pilz hat Sie einmal als
Waffenhändler bezeichnet, was ihm eine Anzeige
eingebracht hat. Genau, die Richterin hat dar-
aufhin erklärt, dass das ein Beruf ist wie Bauer
oder Lehrer, also ist das quasi amtlich nichts
Böses. Wobei ich noch nie eine Waffe verkauft
habe, nur ein Mal fast. Unser alter Oberförster
in Luising ist in Pension gegangen und hat mich
bei der Abschiedsfeier ersucht, ihm seine
Dienstwaffe zu verkaufen. Erst wollten ich sie
ihm schenken, was aber wegen der Buchhaltung
nicht gegangen ist, also habe ich sie aus der Fir-
ma herausgekauft und ihm geschenkt. Er hat
geglaubt, ich hab‘ einen sozialen Anfall, aber ich
kann guten Gewissens unter Eid aussagen: Nein,
ich habe noch nie mit Waffen gehandelt. Ich bin
Bauer, Berater, Handelsmensch. Aber alles halt
nicht so interessant wie Waffenhändler.

Und welche Firmen beraten Sie? Die Firmen, die


ich berate, kommen aus den verschiedensten
Branchen, aus der Nahrungsmittelbranche, aus
dem Energie- und Infrastrukturbereich, Trans-
portunternehmen, Telekommunikationsfirmen,
hauptsächlich aber Technologiekonzerne, einer
davon war British Aerospace. Die Dienstleis-
tungen, die wir für sie übernehmen, machen
vielleicht zehn Prozent des Umsatzes aus. Und
eine Division von BAE produziert Flugzeuge.
Zugegeben, man kann unten Waffen dranhän-
gen, sonst würde sie das Militär ja nicht kaufen,
aber mit denen haben wir nichts zu tun, nicht
mal darüber gesprochen hat man mit mir. Aber
das will halt keiner kapieren.

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088 w i e n e r
Können Sie uns Firmen nennen, die Sie beraten? Ich bin
vertraglich zur Verschwiegenheit verpflichtet. Außerdem Lorem ipsum dolor sit amet,
haben es die Firmen nicht gerne, wenn ihr Name mit je- consectetuer adipiscing elit,
mandem in Verbindung gebracht wird, der im Häf ‘n
war.
sed diam blindtext.
In welcher Form beraten Sie diese Unternehmen? Verein-
facht dargestellt schaut das so aus: die kommen und sa- Und schließlich wurden die Flugzeuge geleast? Ungarn hat
gen: „Berate uns in Ungarn“, zum Beispiel. Dann frage die Flugzeuge geleast, ich habe dann noch bei den Kom-
ich: „Was habt ihr gemacht?“ Dann erzählen die mir wie pensationsgeschäften beraten. So kann ein Politiker
sie bislang verfahren sind, und dann sage ich: „Na, und leichter seinen Wählern erklären, wenn er schon so viel
habt ihr auch dies und jenes auch bedacht?“ Da fragt Steuergeld für vordergründig sinnloses Zeug wie Kampf-
mich dann die Polizei: „Und dafür haben Sie 100.000 flugzeuge ausgibt. BAE wollte über Saab ein Elektrolux-
Euro bekommen?“ – „Ja“, sag‘ ich drauf, weil ich sie auf werk in Ungarn bauen, und hat die Handelskammer und
Dinge aufmerksam mache, an die sie nicht gedacht ha- andere lokale Ämter nach der idealen Location befragt.
ben. Und die verdienen schließlich ein Vielfaches mit der Es wurde eine Gegend an der Grenze zu Rumänien vor-
richtigen Information. Ganz konkret bei British Aeros- geschlagen, ich habe mir das Projekt angeschaut. Wie
pace. Denen hab ich gesagt, besteht bei Geschäften mit viele Leute braucht ihr? – 2.500. – Und wie viele sind da-
ehemaligen kommunistischen Ländern nicht auf sofor- von Ingenieure? – Über 1.000. – Wunderbar. In der
tige Bezahlung, bietet eine Leasingvariante an. Erste Re- ganzen Gegend gibt es vielleicht einen Ingenieur. – Die
aktion: Nein, kommt nicht in Frage. Ein paar Monate werden wir die halt dann dorthin bringen. – Sage ich:
später haben sie sich‘s dann anders überlegt. Aber so ein wunderbar, dann kalkuliert gleich einmal 1.000 Woh-
Entscheidungsfindungsprozess dauert ja ewig in grossen nungen ein.
Konzernen.
Es fällt schwer zu glauben, dass hochbezahlten Manager

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an all das nicht selber denken. Absolut! Aber irgendwie englischen Armee nach Deutschland gekommen. Tim
auch verständlich. Was macht denn so ein Konzerngene- hat mir erzählt, dass der Kronprinz anschließend nach
raldirektor, der in London sitzt? Er kann einen Konzern Hause gefahren und hat zu seinem Vater gesagt: Papa,
führen, hat sicher auch zahlreiche Kontakte, trifft, wäh- jetzt hast du mich nach Mitteleuropa geschickt, da habe
rend er im Club eine Zigarre raucht, strategische Ent- ich vieles gelernt und das werden wir hier auch durch-
scheidungen. Im Endeffekt ist er aber auf Informationen führen. Hat der Vater gesagt: Und was? Also, zuerst wirst
von Leuten angewiesen, denen er vertraut. Da wundert es du deinen Harem abgeben. Dann werden wir Schulen
mich nicht, dass er keine Ahnung hat von Paprika in Un- bauen, Krankenhäuser und Strassen, die Verwaltung und
garn, Schweinsbraten in Tschechien und Tafelspitz in natürlich auch das Militär modernisieren. Also Infra-
Wien. Sicher, in manchen Ländern, in denen ich zu tun struktur machen. Das hat dem Herrn Papa nicht gefallen,
gehabt habe, haben diese Konzerne Büros. Da sitzen Leu- dafür habe ich dich nicht auf tolle Schulen geschickt, hat
te, die sollen den lokalen Markt beurteilen und Informa- er gemeint, dass du diesen abendländischen Unsinn
tionen an die Zentrale liefern. Diese Leute haben aber lernst, ich bleib in meinem Beduinenzelt. Und du gehst
nicht immer den nötigen kulturellen Background, um ins Exil, in ein schönes Schloss. Hausarrest. Tschüss.
jede Entwicklung oder Stimmung in dem Land richtig zu Doch dann haben vom Südjemen aus die Kommunisten
deuten. Ich war ja nicht immer der einzige Berater in begonnen, das Land zu infiltrieren, was den Amerika-
einem Land, und ich erinnere mich, dass sie einmal drei nern und den Engländern aufgestoßen ist, die haben ja
gleichlautende Einschätzung über einen Markt gehabt dort fest Öl gepumpt. Sie haben dann eine große Strate-
haben, und eine gegenteilige von mir. Sie haben dann, gie entwickelt, in der Tim eine wichtige Rolle gespielt hat,
weil sie meine Informationen hatten und die drei ande- schliesslich war er der beste Freund des Kronprinzen,
ren, gewisse Entscheidungen hinausgeschoben. Wären und der hat ihm vertraut. Dann hat man ihn mit der Ar-
alle vier gleich gewesen, hätten sie die Entscheidungen mee hinunter geschickt, und sie haben die Kommunisten
schon vorher gemacht. Meine war halt die richtige, weil wieder zurückgedrängt. Und dafür den Alten hopp ge-
ich die Mentalität und die Menschen dort gekannt habe. nommen, ihm gesagt, jetzt gehst du in das Schloss ins
Es funktioniert nicht immer so, wie es die Meinungsfor- Exil. Da stehen zwei Jumbos, du 50 deiner Frauen kannst
schung ermittelt, man braucht auch ein bisserl Gespür. du mitnehmen, der Rest bleibt da. Goldkisten kannst du
hineinräumen so viel du willst, in 48 Stunden heben die
So wie Prinz Turki Gespür fürs saudische Königshaus hat- zwei Flieger mit dir ab. So ist der junge König plötzlich
te? Sie meinen wohl den zu zweifelhaftem Ruhm ge- alleine da gestanden, und er hat sich Tim als President of
the Palace Office genommen, also etwa entsprechend
Lorem ipsum dolor sit amet, einem Kabinettchef oder erstem Minister, seine rechte
consectetuer adipiscing elit, Hand jedenfalls. Und die beiden haben gemeinsam ange-
fangen, dieses Land zu modernisieren. Infrastruktur,
sed diam nonummy nibh Krankenhäuser, Schulen, Autobahnen, aber natürlich
auch wurde auch aufgerüstet. Schließlich haben Englän-
langten Turki bin Nasser, der auf Kosten von BAE luxuri- der und der Amerikaner ihn ja unterstützt, um die Kom-
ös gelebt hat? Über den hab‘ ich in England in der Zeitung munisten zu stoppen.
gelesen, war ja eine spektakuläre Geschichte. Es ist ja
wohl klar, dass sie jemanden von dort nehmen. Gegen Also laufen auch weltpolitisch bedeutende Geschäfte über
den wurde auch ermittelt, aber auf Weisung von ganz persönliche Beziehungen. Wie sind Sie in diesen Kreis ge-
oben wurde das eingestellt, hat‘s in den Nachrichten kommen? Also ich habe das Meiste Tim Landon zu ver-
geheissen. Und mir kommt vor, daraufhin haben sie eben danken, er hat mich mit den grossen internationalen
Kapazitäten frei gehabt und sich eben den kleinen Öster- Konzernen zusammen gebracht, und auch BAE empfoh-
reicher vorgenommen. len. Damals war ich keine 30 Jahre alt, beim ersten Tref-
fen sind der Vice Chairman und der CEO gesessen. Sie
A propos Arabische Herrscher und London: Sie sind doch waren erst mal etwas verunsichert, weil sich meine Ana-
auch mit Timothy Landon verwandt, der auch BAE beraten lysen der Länder für sie so einfach angehört haben, und
FOTO: Name Name

hat. Genau, eine Cousine von mir, eine Esterházy, hat ihn ich ihnen erklärt habe, wie wichtig ihnen unwichtige er-
geheiratet. Landon hat mit dem damaligen Kronprinz scheinende Dinge sein können. Wie kulturelle Eigen-
von Oman zusammen in Sandhurst studiert. Dann sind heiten oder einfach die Mentalität der Menschen Ent-
sie beide als Leutnants ausgemustert worden und in der scheidungsprozesse beinflussen können. Und dann habe
Lorem ipsum dolor sit. ich von den Ländern erzählt, in denen ich nun mal aufge-
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wachsen bin, Österreich, Ungarn, Tschechien, und ande-
sed diam non re Länder, die ich auch gut kenne, weil beispielsweise
Verwandte von mir dort leben. Dann habe ich gleich ei-
nen Vertrag bekommen. Meine Aufgabe war es eben, re-
levante Informationen zu liefern oder strategische Rat-
schläge zu geben, wie das Elektroluxwerk an den richtigen
Platz zu bringen. Aber ich habe nie einem gesagt: Geh
bitte, kaufe doch dies oder das. Ich habe mein Geld ja
nicht danach bekommen, was verkauft wurde,sondern
wie gut meine Informationen waren. Und die waren
meist aus erster Hand, weil die Leute die Familie seit
Jahrhunderten kennen, und sich sagen, die haben nie ei-
nen beschissen, die haben nie einen bestochen.

Was gibt es sonst für Netzwerke? Die Jagd? Heute hat je-
des großes Unternehmen eigene Netzwerker in der Fir-
ma. Sicher kann man auch auf der Jagd Kontakte knüp-
fen, aber das Traurige dran ist, dass alle diese Lobbys,
Netzwerke oder Familienbande immer stärker kriminali-
siert werden. Was ist da so böse daran, wenn ich drei Ge-
neraldirektoren am Wochenende zum Jagen da habe? Ich
wehre mich gegen die Annahme, dass Freundschaften al-
leine schon zu Korruption oder miesen Geschäften füh-
ren sollen. Ich weiß jetzt übrigens, wer meine Freunde
sind. Und die es nicht sind, die waren es auch vorher
nicht, die haben sich schnell abgeseilt, wollten plötzlich
nichts mehr mit einem zu tun haben, der im Häf ‘n sitzt.
Aber die echten, die halten auch in so einer Situation zu
einem.

Zurück zur Jagd. Ihr Vater hat mit zwei Mitarbeitern ange-
fangen, jetzt sind es insgesammt 30 in Ihren Betrieben.
Lorem ipsum dolor sit amet, Was machen die? Wir betreiben Landwirtschaft, Forst-
consectetuer adipiscing elit, wirtschaft, Jagdwirtschaft, Fischerei, und Weinbau, also
alles, was der liebe Gott aus der Erde herauslässt. Gröss-
sed diam blindtext ist das. tenteils auf eigenem Land, in Ungarn restituierter Fami-
lienbesitz, nur Genossenschaftsjagden haben wir dazuge-
pachtet. Forst- und Landwirtschafft alleine wären kaum
profitabel zu führen. Aber mit der Jagd, und dem Haus,
das wir an Gruppen vermieten, machen wir ein gutes Ge-
Die fakten schäft. In Ungarn haben wir viel verpachtet, dort beste-
familienbande hen die alten Genossenschaften noch, und wenn ich de-
nen den Grund weggenommen hätte, wäre denen nicht
alfons eduard alexander mensdorff-pouilly.
mehr viel geblieben. Ist ja auch in meinem Interesse, dass
Als Sohn von Alexander Menstorff-Pouilly und Ilona Erdödy
von Monoyorókerék und Monoszló 1953 in Wien geboren, es den Leuten dort nicht schlecht geht, also hab ich´s ih-
bestehen Verwandschaftsverhältnisse zu einigen der nen zurückverpachtet.
vornehmsten Häuser Europas. Seit 1994 ist der Obmann des
burgenländischen Verbandes land- und forstwirtschaftlicher Die konservativen Regierungen haben ihr Credo: mehr pri-
Gutsbetriebe mit Maria Rauch-Kallat verheiratet. Neben den vat, weniger Staat, wie es scheint, ins Gegenteil verkehrt.
Betrieben in Österreich gehören auch Güter in Ungarn und ein In der Krise beteiligt sich der Staat vielerorts an Unterneh-
Jagdschloss in Schottland, welches touristisch genutzt wird,
men. Das ist ein bisschen komplexer. Wenn der Staat zum
zu den Unternehmungen.Als Gesellschafter der MPA Handels-
gesmbH berät er Unternehmen bei internationalen Projekten. Beispiel bei den Banken jetzt nicht mitgeholfen hätte,
würden wir schön ausschauen. Aber ich glaube, dass sich
der Staat dann schnell wieder zurückziehen muss. Denn
das Hauptziel der Aktionäre ist ja die Gewinnmaximie-

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