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Robert O'Reilly
Denken und reich werden
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Vorwort
Sicher haben Sie schon den Ausdruck »Sela‐Made‐Mann« gehört.
Damit ist jemand gemeint, der aus kleinsten Anfängen heraus zu
großem Erfolg gekommen ist.
Die Wahrheit aber ist, dass wir alle selbst unser Schicksal
bestimmen, mit gutem oder mit schlechtem Erfolg.
Überdenken Sie einen Augenblick Ihre eigene Lage: wie
erfolgreich sind Sie? Und wie erfolgreich könnten Sie wirklich
sein, wenn Sie in den vergangenen 10 Jahren Ihre Fähigkeiten voll
ausgeschöpft hätten?
Möglicherweise lassen Sie sich treiben und tun nur so viel, dass
es gerade ausreicht, Ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.
Wahrscheinlich gibt es in Ihrer Umgebung andere, die über weit
weniger Fähigkeiten als Sie selbst verfügen, und trotzdem die
Anerkennung, die berufliche Förderung und die großen
Gehaltserhöhungen erhalten. In Wahrheit bestimmen wir alle
unser Schicksal selbst. Sind Sie stolz auf die Arbeit, die Sie getan
haben? Wenn Sie auf die vergangenen Jahre zurückblicken, stellt
es sich dann heraus, dass Sie, wenn Sie die Möglichkeit dazu
hätten, viele Dinge anders anpacken würden, als Sie es damals
getan haben?
Aber daran ist nichts mehr zu ändern. Die viel wichtigere Frage
ist jetzt: »Was bringt die Zukunft«? Was kann man in den
nächsten 10 Jahren erreichen?
Das im Augenblick wahrscheinlich größte Hindernis, das
zwischen Ihnen und größerem Erfolg steht, ist Ihre persönliche
Einstellung. Wenn Sie ehrlich und mit Begeisterung sagen
können: »Gut, ich will wirklich jemand sein. Ich will etwas
Besonderes in meinem Leben erreichen. Ich will erfolgreich sein.
Und ich will so hart arbeiten wie nur irgend möglich. Ich
brauchte nur jemand, der mir den Weg zeigt und ich selbst
würde alles Weitere tun. « Wenn Sie das sagen können und es
auch ehrlich meinen, dann haben Sie schon die ersten Schritte
zum Erfolg getan.
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Dieses Buch, Denken und reich werden, will Ihnen den Weg
zeigen.
Es ist nicht eitel Theorie und es wird Ihnen auch nicht der
leichteste Weg ins Paradies gezeigt. Stattdessen werden Sie einen
klaren, exakten Plan finden, der getestet und wiedergetestet
wurde unter den harten, kalten Bedingungen der Konkurrenz im
Geschäftsleben. Jeder einzelne Punkt wird dabei gestützt durch
dokumentierte Fälle, in denen Leute erfolgreich waren, die die
enthaltenen Prinzipien auf sich angewandt haben und sie durch
ihre Arbeit bewiesen.
Darüber hinaus zeigt Denken und reich werden einen Plan, den
Sie sofort befolgen können — noch heute!
Alles Weitere ist Ihre Aufgabe.
Die Bilanz der gegenwärtigen Lage
1. Kapitel:
Erfolg sieht für jeden anders aus
Erfolg sieht für jeden anders aus
Es ist nie zu spät, das zu weiden, was man hätte sein
können. GEORGE ELIOT
Einer meiner Freunde, der bei einer Investment‐Gesellschaft
arbeitet, gab mir neulich eine Geschichte zu lesen, die er in
seiner Verkaufsargumentation verwendet. In ein paar kurzen
Sätzen wird darin eine eindrucksvolle, wahre Begebenheit
geschildert, die außerordentlich lehrreich ist, und die jeden
ernsthaft veranlagten und auf Erfolg bedachten Menschen
sicherlich sehr nachdenklich stimmen wird.
Die Geschichte beginnt vor vielen Jahren, als ein paar der erfolg‐
reichsten Finanzmagnaten der Welt im Edgewater Beach Hotel
in Chicago zusammentrafen.
Teilnehmer an diesem Treffen waren der Präsident der New
Yorker Börse, der Präsident des größten unabhängigen
Unternehmens der Stahlindustrie, ein Mitglied des Ministerrats
der Vereinigten Staaten, der größte Baisse‐Spekulant von Wall
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Street, der Präsident der Bank für Internationalen
Zahlungsausgleich, der größte Weizenhändler und der Vorstand
der anerkannt größten Monopolgesellschaft der Welt. Es heißt,
dass diese Finanz‐Giganten zusammen über mehr Kapital
verfügten, als man im gesamten amerikanischen
Finanzministerium hätte auftreiben können!
Aber nun wollen wir einmal das Rad der Zeit vorwärtsdrehen
und sehen, was heute aus diesen Männern geworden ist.
Der Präsident der New Yorker Börse, Richard Whitney, ist vor
kurzem erst aus Sing‐Sing entlassen worden. Der Präsident des
größten unabhängigen Unternehmens der Stahlindustrie,
Charles Schwab, lebte zuletzt von geborgtem Geld und war bei
seinem Tode völlig bankrott. Dem Mitglied des Ministerrats,
Albert Fall, wurde der Rest seiner Gefängnisstrafe erlassen, damit
er zu Hause sterben konnte. Der größte Baisse‐Spekulant von
Wall Street, Jesse Livermore, beging Selbstmord.
Der Präsident der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich,
Leon Fraser, nahm sich ebenfalls das Leben. Der bedeutendste
Weizenhändler, Arthur Cutten, starb im Ausland — bankrott.
Und der Vorstand der größten Monopolgesellschaft der Welt?
Es war Ivar Kreuger, und auch er schied freiwillig aus dem Leben.
Was all diese Männer an Reichtum und Macht erreicht hatten,
geht weit über die kühnsten Erwartungen des
Durchschnittsmenschen hinaus. Und dennoch — diese
Geschichte beweist, dass zu echtem Erfolg offensichtlich doch
weit mehr gehört als Vermögen und Ansehen.
Glauben Sie nun aber ja nicht, dass ich die Absicht habe,
Reichtum und Macht herabzusetzen. Ich bin nämlich zufällig
auch der Ansicht, dass beides eine sehr feine Sache ist.
Aber ich finde andererseits, dass man sie im richtigen Licht
sehen muss — nämlich als Nebenprodukt des Erfolgs und nicht
etwa als Selbstzweck.
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Erfolg — ein »schmutziges« Wort
Über die Bedeutung des Wortes »Erfolg« herrscht heutzutage
erhebliche Unklarheit. Für viele ist es ein »schmutziges« Wort.
Zwar zeigt die glänzende Seite der Medaille den Erfolg als ein
höchst erstrebenswertes Ziel, nämlich als den Höhepunkt an
Leistung und Zufriedenheit. Die Kehrseite jedoch bietet ein
anderes Bild: da lauert der Erfolg in dunklen Ecken —
verantwortlich für eine Vielzahl von Übeln, angefangen von
schlechtem Gesundheitszustand über zerrüttete
Familienverhältnisse bis zu selbstsüchtigem Materialismus.
In diesem Kapitel sollen Sie erfahren, warum das Wort »Erfolg«
zu den am meisten missbrauchten und falsch ausgelegten
Worten unserer Sprache gehört — und wieso der Missbrauch
dieses Wortes Sie tatsächlich am Erfolghaben hindern kann.
Aktuelle Filme und Romane, denen es nebenbei gesagt mehr um
dramatische Effekte als um Wahrheitsliebe geht, sind zu einem
großen Teil für die herrschende Verwirrung verantwortlich.
Mit dichterischer Freiheit werden da »Chefzimmer« geschildert,
in denen sich Gestalten tummeln, denen es zur lieben
Gewohnheit geworden ist, ihre Familie, Freunde und Mitarbeiter
zu verleugnen, sobald es um ihr allumfassendes Streben nach
persönlicher Macht und persönlichem Reichtum geht.
Noch verworrener wird die Sache durch die Haltung der Leute,
denen die Trauben zu sauer sind, nämlich derer, die zu träge
oder unfähig sind, aus den alten, eingefahrenen Gleisen
auszubrechen. Das Ergebnis dieser sich allmählich
eingebürgerten Begriffsverzerrungen ist, dass viele Menschen
letzten Endes das Gefühl haben, Erfolg sei nicht viel mehr als
einen größeren Wagen zu haben als die Leute von nebenan.
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Erfolg ist eine individuelle Angelegenheit
Wir wollen also damit anfangen, alle Vorurteile beiseite zu
schaffen und den Begriff »Erfolg« mit neuen,
unvoreingenommenen Augen zu betrachten. Als allererstes
werden Sie wahrscheinlich zu Ihrer großen Überraschung
feststellen, dass der Begriff »Erfolg« eigentlich gar keine genaue
Bedeutung hat. Er ist nämlich eine ganz individuelle Angele‐
genheit — Erfolg haben bedeutet, das zu erreichen, was Sie und
kein anderer erreichen wollen.
Sicherlich mag es Menschen geben, die darunter »ein größeres
Auto als das der Leute von nebenan« verstehen — wenn das
tatsächlich ihr Hauptziel im Leben ist. Aber da meine
Bedürfnisse und Ziele anders sind als Ihre, und Ihre sich
wiederum von denen Ihres Nachbarn oder Kollegen
unterscheiden, erscheint es plötzlich logisch, dass »Erfolg« kein
allgemeines Massenziel sein kann, sondern eine ganz bestimmte,
persönliche Sache ist.
Die große Mehrzahl der Menschen hat im Grunde genommen
nicht die leiseste Vorstellung, was sie sich tatsächlich vom Leben
erhofft. Und eben weil sie sich niemals die Mühe gemacht haben,
ihre ganz persönliche Auslegung des Wortes »Erfolg« zu finden,
übernehmen sie einfach das, was der nächste beste darunter
versteht. Dabei stellt sich im Allgemeinen heraus, dass das die
immer wieder so beliebte Einstellung ist: wir müssen einen
ebenso großen Wagen haben wie die Leute von nebenan. Bei
genauerer Prüfung werden Sie vielleicht feststellen, dass auch Sie
zu dieser Gruppe gehören.
Erst kürzlich sprach ich mit dem Leiter eines führenden Unter‐
nehmens für individuelle Beratung leitender Angestellter mit
Karriere‐Problemen. Die Mehrzahl der Männer, die sich hier Rat
holen, sind Leute in mittleren Führungspositionen und gehören
der Altersstufe zwischen 35 und 45 Jahren an.
Er betont: »Sie kommen zu uns, weil sie erfolgreicher sein wollen
... aber nur sehr wenige wissen tatsächlich, was sie eigentlich
suchen oder wie sie es erreichen können. « Bedenken Sie bitte
dabei, dass es sich nicht etwa um Anfänger im Berufsleben
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handelt. Und dennoch haben die meisten immer noch keine
genaue Vorstellung, was sie sich vom Leben erwarten!
Aus meinem eigenen Erfahrungsbereich kann ich dazu sagen,
dass ich mich im Laufe der vergangenen drei Jahre mit mehr als
3000 Menschen persönlich unterhalten habe. Bei jeder einzelnen
dieser 3000 Unterredungen habe ich die folgende wichtige Frage
gestellt: »Was stellen Sie sich unter Erfolg vor? «
Die Antworten klangen so abgedroschen und banal wie eine
ausrangierte Schallplatte. Aussagen, die wirklich Hand und Fuß
hatten, kamen nur vereinzelt und waren sehr selten.
Wir alle kennen die Postenjäger, die Karrieremacher und jene,
deren ganzes Dasein ein immerwährender Kampf ist, sich ja
nicht vom Nachbarn übertrumpfen zu lassen. Wie viel diese
Menschen auch besitzen mögen, sie scheinen nie glücklich zu
sein. Alles ödet sie an, das Leben im Allgemeinen und sie sich im
Besonderen — aber sie sind unersättlich. Das sind die Leute,
die schuld sind, wenn das Wort Erfolg einen schlechten
Beigeschmack hat.
Hören Sie sich an, was ein Milliardär zu dem Thema zu sagen
hat. In einem Artikel, der in der Zeitschrift »Playboy« erschien,
meint er: Ich kenne viel zu viele Menschen, die ihr Leben lang
versuchen, das zu sein, was andere wollen und das zu tun, was
andere von ihnen erwarten. Sie pressen sich selbst in eine Form,
die für — und von — Menschen mit einer völlig anderen
Persönlichkeit geschaffen wurde. Sie versuchen sich in diese
Schablone einzufügen und werden dabei zu grotesken,
profillosen Marionetten, weil sie ihre Individualität aufgeben, um
andere nachzuahmen. Unstet, unzufrieden, versuchen sie
verzweifelt — und meistens vergeblich — das eigene Ich in einer
Lebensform zu finden, die ihrem Wesen, ihren Instinkten und
ihrer inneren Veranlagung fremd ist.
»Ich wollte eigentlich Schriftsteller werden; mein Vater wollte
nichts davon hören und bestand darauf, mich auf die Universität
zu schicken und einen Rechtsanwalt aus mir zu machen.
Heute verdiene ich zwar gut, aber meine Arbeit langweilt mich
und füllt mich nicht aus ...«
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»Ich würde am liebsten mein Geschäft verkaufen und mir
irgendwo einen Bauernhof anschaffen, aber meine Frau will
nicht, weil sie Angst hat, wir könnten dann weniger Geld haben
und unsere gesellschaftliche Stellung könnte darunter leiden ...«
»Nichts hasse ich mehr als in der Vorstadt zu wohnen. Ich würde
mir viel lieber eine Stadtwohnung nehmen, aber alle leitenden
Angestellten in meiner Firma haben ihr Haus außerhalb der
Stadt — also muss ich wohl oder übel das gleiche tun ...«
»Ich fühle mich wie eine Maus in der Falle. Ich mag meinen
Beruf überhaupt nicht und fühle mich in meiner Stellung nicht
wohl, aber ich habe keine Ahnung, wo ich sonst unterkommen
könnte und wo ich genauso viel verdiene wie jetzt ...«
Ich habe diese Art von Klagen in den vergangenen Jahren immer
häufiger gehört. Im Wesentlichen sind sie ein Ausdruck von per‐
sönlicher Unzufriedenheit — und sogar von Resignation — aber
sie lassen gleichfalls eine immer weiter um sich greifende soziale
Krankheit unserer Zeit erkennen.
Worauf ich hinaus will, ist folgendes: jeder Mensch muss seine
eigenen Wertmaßstäbe selbst festsetzen, und diese sind
größtenteils subjektiv. Sie hängen davon ab, was der einzelne als
für sich am wichtigsten hält, und wie viel er für eine bestimmte
Sache oder ein bestimmtes Ziel zu geben bereit ist.
Soll der Erfolg, wenn er sich einstellt, eine wirkliche innere
Befriedigung schenken, dann ist eines von größter Wichtigkeit:
• WERDEN SIE SICH KLAR, WAS ERFOLG WIRKLICH FÜR
SIE BEDEUTET.
Machen Sie sich frei von allen Klischee‐Vorstellungen, was Erfolg
ist und was Erfolg nicht ist. Fangen Sie ganz von vorn an.
Denken Sie an all die Dinge, die Ihnen ein Gefühl echter
persönlicher Befriedigung geben. Vielleicht erleben Sie dieses
Gefühl beim Malen eines Bildes oder beim Basteln in Ihrer
Werkstatt. Unter Umständen hängt es mit einem guten
Abschluss zusammen oder mit einem hohen Spekulationsgewinn
an der Börse. Es kann sich beim Erfinden von technischen
Neuerungen oder beim Blumenzuchten einstellen.
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Ganz gleich auf welchen Gebieten Ihre Interessen nun liegen
mögen — notieren Sie sie auf einem Blatt Papier. Vielleicht
sollten Sie gleich zwei Listen aufstellen: eine für alles, was mit
Ihrem Broterwerb zusammenhängt, und eine zweite für das,
was sich auf Ihre Freizeitgestaltung bezieht. Der Sinn der Sache
ist jedenfalls, dass Sie ein klares Bild gewinnen, was Sie wirklich
gern tun. Daraus besteht nämlich der erste wichtige Schritt zum
Erfolg.
In vielen Fällen wird ein Leser dabei vielleicht feststellen,
dass ihm sein Steckenpferd oder seine Nebenbeschäftigung
wesentlich mehr Spaß machen und ihm eine tiefere Befriedigung
geben als sein Beruf. Die tägliche Arbeit ist zu einer eintönigen
Plackerei geworden. Die einzig angenehme Unterbrechung des
ewigen Einerleis ist das monatliche Gehalt, und so großartig ist
das auch wieder nicht!
Erst wenn er sich nach Arbeitsschluss seinem Hobby widmen
kann, wird das Leben wieder lebenswert. Plötzlich bekommt das
Dasein einen neuen Sinn und die Stunden vergehen angenehm
und schnell.
Erscheint es zu extrem, wenn man diesem Manne vorschlagen
wollte, sein Steckenpferd oder seine Nebenbeschäftigung in eine
einträgliche Hauptbeschäftigung umzuwandeln — und seine
unbefriedigende Stellung aufzugeben? Die Umstellung mag nicht
einfach sein, aber wäre es nicht sehr viel befriedigender, seinen
Lebensunterhalt mit einer Arbeit zu verdienen, die einem Freude
macht? Umso mehr wenn man bedenkt, dass wir ein gutes
Drittel unserer Tage unserem Beruf widmen.
In einer Zeitschrift erschien folgender Artikel: Wie kann man
seine Chancen auf Erfolg erhöhen? Indem man sich die Arbeit
sucht, die einem am meisten Freude macht und in der Begabung
und Persönlichkeit zu voller Geltung kommen. Es kann durchaus
sein, dass mehrere Versuche notwendig sind, ehe man das
Richtige findet, aber es lohnt die Mühe, denn sehr
wahrscheinlich hängt davon Erfolg oder Versagen ab.
Eine Befragung von Männern, die in ihrem Beruf Hervorragendes
geleistet haben, hat ergeben, dass mehr als 94% von ihnen eine
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Arbeit verrichten, die sie jeder anderen vorziehen. Ein Mann,
dem seine Arbeit keinen Spaß macht, wird es selten darin zu
überdurchschnittlichen Leistungen bringen, und wenn er sich
auch noch so viel Mühe gibt. Für einen Mann auf dem Weg nach
oben ist es von allergrößter Wichtigkeit zu wissen, was ihn
erwartet, damit er sich schon im Voraus überlegen kann:
»Ist das auch das Richtige für mich? «
Eine andere Zeitschrift veröffentlichte vor einiger Zeit einen
Artikel, der sich nicht scheute, die Dinge beim rechten Namen
zu nennen. Er trug die Überschrift »Wollen Sie wirklich ein
großes Tier werden? « und begann mit folgenden Worten:
Jedermann möchte vorwärtskommen, das ist ganz klar, und wer
würde schon eine Gehaltsaufbesserung zurückweisen?
Aber haben Sie sich einmal überlegt, was es für Sie bedeuten
würde, eine leitende Position einzunehmen? Haben Sie sich
schon einmal Gedanken darüber gemacht, was Sie sich
gleichzeitig mit dem Geld, der Macht und dem Ansehen einer
solchen Stellung einhandeln? Und was dazu gehört, eine solche
Spitzenstellung zu bekommen und sie zu behalten?
Der Artikel beschreibt im weiteren höchst anschaulich, wie es in
den begehrten Führungspositionen aussieht.
Arbeitszeit. Auf keiner anderen Ebene der Angestellten‐
Hierarchie eines Unternehmens ist die Arbeitszeit so lang wie in
den mittleren und oberen Positionen. Die meisten leitenden
Angestellten absolvieren zwischen 50 bis 85 wöchentliche
Arbeitsstunden. Und mit steigendem Rang erhöht sich auch die
Anzahl der Arbeitsstunden. Eine Untersuchung zeigte, dass
leitendes Personal mit einem Gehalt bis zu 75 000 DM pro Jahr
wöchentlich rund 11 Überstunden macht, während Angestellte
mit einem Jahreseinkommen von mehr als 150 000 DM bereits
auf durchschnittlich mindestens 18 Überstunden pro Woche
kommen.
Von dem Augenblick an, wo Sie eine leitende Position
einnehmen, müssen Sie damit rechnen, dass Sie Ihre reguläre
Arbeitszeit nicht mehr einhalten können. Obwohl es Ihre Arbeit
vielleicht gar nicht verlangt, wird man von Ihnen erwarten —
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oder werden Sie das Gefühl haben, dass es von Ihnen erwartet
wird — länger als üblich zu arbeiten.
Nervliche Belastung. Die Mehrzahl der leitenden Angestellten ist
überarbeitet. Ein Grund dafür ist der große Mangel an leitendem
Personal, mit dem Ergebnis, dass einem oft die Verantwortung
für zwei aufgebürdet wird. Auf Fragen über ihre Arbeit
antworten Männer in leitenden Positionen ausnahmslos mit
Klagen über die Routine‐Arbeit, über die ungeheure Last an
Nebensächlichkeiten, die wie am Schnürchen laufen sollen, über
die Besprechungen, die vorbereitet werden müssen und über den
Zeitmangel, all das zu tun, was von ihnen verlangt wird.
Natürlich ist Verantwortung der Kernpunkt des
Aufgabenbereichs eines leitenden Angestellten und ist die
Hauptursache seiner nervlichen Überbeanspruchung.
Einstellung dem Beruf gegenüber. Je höher Sie in Ihrem Beruf
aufsteigen, desto mehr müssen Sie mit Ihrer Arbeit eins werden.
Viele Vorgesetzte verlangen von ihren leitenden Mitarbeitern
jene bedingungslose Selbstentsagung, die man im Allgemeinen
nur in der Ehe zu finden erwartet. Und der Gedanke ist gar nicht
so abwegig: wenn Sie zum x‐ten Male nicht zum Abendessen
gekommen sind und zu der y‐ten Wochenend‐Besprechung
beordert wurden, wird Ihre Frau wahrscheinlich wissen wollen,
ob Sie mit ihr verheiratet sind oder mit der Firma.
Ein bekannter Buchautor sagt, dass ein Mensch, dessen Arbeit
ihn innerlich befriedigt, auf anderen Gebieten des Lebens eine
erhebliche nervliche Belastung verkraften kann. Wenn jemand
das Gefühl hat, etwas Wichtiges und Lohnendes zu leisten, dann
besitzt er eine unsichtbare Energienquelle, um mit allen
Schwierigkeiten fertig zu werden.
Eine Stellung nur deshalb anzunehmen, weil sie ein höheres
Gehalt bietet, kann ein verhängnisvoller Fehler sein; Geld ist
zwar notwendig, aber es genügt nicht. Wenn das nämlich der
Fall wäre, dann müssten die reichen Leute die glücklichsten sein
— und ganz offensichtlich sind sie das nicht, meint der
Verfasser.
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Damit, so fährt er fort, soll keineswegs der wirtschaftliche
Appetit außer acht gelassen werden, denn er ist ein starker und
wichtiger Ansporn; es soll lediglich daran erinnert werden, dass
Geld, über ein bestimmtes Mindestmaß hinaus, uns nicht mehr
das zu geben vermag, was wir uns von ihm erwarten.
Wirklich erfolgreich zu sein, ganz gleich auf welchem Gebiet, ist
durchaus nicht immer reines Zuckerlecken. Es sind im Gegenteil
eine Menge Mühe und Anstrengung, ja sogar regelrechte
Nachteile damit verbunden. Eine unbeschönigte, realistische
Betrachtung wird gezwungenermaßen eine ganze Anzahl
furchtsamer Seelen abschrecken — was nur von Vorteil sein
kann, weil ihnen dadurch unnötige spätere Enttäuschungen
erspart werden.
Wenn Sie jedoch zu dem zielbewussten, tatkräftigen
Menschenschlag gehören, wenn Sie einer von den Männern sind,
die wissen, was sie wollen und entschlossen sind, es auch zu
erreichen — dann kann diese Art von Realismus nur anfeuernd
auf Sie wirken, denn Sie wissen, dass dadurch eine schwächere
Konkurrenz ausgeschieden und Ihre eigene Arbeit entsprechend
erleichtert wird.
Hier ist der Kernpunkt
Erfolg, um es noch einmal zu sagen, ist eine individuelle
Angelegenheit: Erfolg haben bedeutet das zu erreichen, was Sie,
und nur Sie, erreichen wollen. Wissen wir erst einmal,
welche Dinge das Gefühl
echter, persönlicher Befriedigung in uns wecken, dann können
wir mit Hilfe dieser Kenntnis die wahre Bedeutung des Begriffes
Erfolg finden. Und es besteht absolut kein Grund dafür, dass
meine Auslegung der Ihren entspricht oder dass Ihr Nachbar das
gleiche darunter versteht wie Sie.
Es ist durchaus nichts gegen das Streben nach Geld, Ruhm,
Ansehen oder anderen volkstümlichen Vorstellungen von Erfolg
einzuwenden — vorausgesetzt dass wir sicher sind, durch das
Erreichen dieser Dinge ein Gefühl ehrlicher persönlicher Freude
zu gewinnen.
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Vielleicht erinnern Sie sich an die Geschichte von dem König
und dem weisen Mann. Der König grollte dem weisen Alten, weil
ihm das Volk eine so grenzenlose Verehrung entgegenbrachte
und ihn bei jeder Gelegenheit um Rat fragte. So manche Nacht
saß er deshalb wach und grübelte, wie er den weisen Mann vor
dem ganzen Volk in Verlegenheit bringen und so seinem Ruf
schaden könnte.
Endlich kam ihm eine Idee. Eines Tages rief er sein ganzes
Gefolge zusammen und ließ den weisen Mann zu sich kommen.
Als er vor ihm stand, sagte der König zu ihm: »Oh weisester aller
Sterblichen, ich will dir eine Frage stellen: zwischen meinen
Händen gefangen ist ein winzig kleiner Vogel. Ich befehle dir,
mir zu sagen, ob er tot oder lebendig ist. «
Aber der weise Mann erkannte die List des Königs. Er wusste,
würde er »Lebendig« sagen, so würde der König mit einer
unmerklichen Bewegung seiner Hände den Vogel töten. Wenn er
aber »Tot« sagte, dann würde der König einfach seine Hände
öffnen und den Vogel freilassen. In beiden Fällen aber wäre sein
Ruf verloren.
So dachte er einen Augenblick nach. Und der König fragte unge‐
duldig noch einmal: »Nun, ist er lebendig oder tot? «
Da antwortete der weise Mann langsam: »Wie Ihr es wünscht,
Majestät, wie Ihr es wünscht. «
Eine einfache Lehre
Was wir aus dieser kleinen Geschichte für unseren Fall lernen
können? Die Lehre ist einfach. Was ist Erfolg? Erfolg ist so, wie
Sie es wünschen. Was Sie darunter verstehen wollen, das ist es
auch.
All jene Menschen, die sich nie über die wahre Bedeutung dieses
Wortes klarwerden, riskieren das fast sichere Versagen.
Und nicht etwa wegen mangelnder Fähigkeiten, sondern weil sie
in jedem Fall die traditionelle Vorstellung von Erfolg
übernehmen — nur um festzustellen, wenn sie diesen Erfolg
schließlich erlangt haben, dass es ja gar nicht das ist, was sie die
ganze Zeit über gesucht hatten. Und wenn auch alle äußeren
Anzeichen des Erfolgs vorhanden sind — die Betroffenen selbst
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tragen das Bewusstsein in sich, versagt zu haben, weil sie nicht
das erreicht haben, was sie sich tatsächlich gewünscht hatten.
Ein Philosoph schrieb einmal: »Wenn ein Mensch eine
natürliche Begabung besitzt und sie nicht zu nutzen versteht,
dann hat er versagt. Wenn er eine natürliche Begabung besitzt
und nur die Hälfte davon nutzt, dann hat er zum Teil versagt.
Wenn er eine natürliche Begabung besitzt und auf irgendeine
Art lernt, sie voll zu nutzen, dann hat er einen herrlichen Erfolg
errungen und ein Gefühl der Befriedigung und des Triumphes
gewonnen, das nur wenigen Menschen vergönnt ist.«
Sie wissen bereits, was Erfolg tatsächlich für Sie bedeutet; aus
dem gleichen Grund müssen Sie nun noch einen Schritt weiter
gehen:
• ERKENNEN SIE, WAS VERSAGEN WIRKLICH IST
Um es auf eine einfache Form zu bringen und in Anlehnung an
die oben zitierten Philosophenworte kann man sagen, dass ein
Mensch in dem Maße versagt, wie er die ihm von Gott
verliehenen Gaben nicht voll zu nutzen weiß. Versagen hat nicht
das Geringste mit gesellschaftlicher Stellung, mit Verdienst oder
irgendwelchen anderen sogenannten Zeichen des Erfolges zu
tun. Lediglich der Betroffene selbst ist in der Lage, den wahren
Grad seines Erfolgs oder seines I Versagens zu beurteilen.
Wie einmal so treffend gesagt wurde: »Es ist einer der
dunkelsten Augenblicke im menschlichen Leben, wenn man
eines Tages grauhaarig und alt nahe dem Ende einer
unbefriedigenden Laufbahn zu der Erkenntnis kommt, dass man
in all den Jahren nur von einem kleinen Teil seiner selbst
Gebrauch gemacht hat.«
Einer der harmlosesten Gründe des Versagens
Ich hoffe, dass Ihnen der nächste Satz Anlass für ein paar
Minuten ernsthaften Nachdenkens geben wird.
Einer der harmlosesten (und häufigsten) Gründe des Versagens
ist Entspannung. Das mag im ersten Augenblick seltsam klingen,
aber denken Sie einmal darüber nach. Ich habe zwar nichts
gegen Entspannung. Das ist nicht nur eine angenehme, sondern
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eine notwendige und wichtige Beschäftigung. Bis zu einem
bestimmten Punkt!
Wenn allerdings »Entspannen« zur ausschließlichen
Freizeitgestaltung wird und alle Begabung und schöpferische
Kraft absorbiert, die nicht von der täglichen Berufsarbeit
beansprucht wurde, dann ist Entspannung so schädlich wie nur
irgend möglich.
Jeder von uns besitzt die Fähigkeit, etwas Bedeutendes zu voll‐
bringen. Ich meine damit keineswegs etwas Übermenschliches,
sondern einfach eine Leistung, auf die man wirklich stolz sein
kann. Wie zum Beispiel den jahresbesten Umsatz zu machen.
Oder ein neues Produkt oder Verfahren zu erfinden. Vielleicht
preisgekrönte Blumen zu züchten oder eine Kurzgeschichte zu
schreiben. Oder seinen Mitmenschen durch tatkräftige
Unterstützung wohltätiger Organisationen zu helfen.
Oder ein Musikinstrument zu spielen. Oder ein Experte in einer
Sportart oder in seinem Hobby zu werden. Eben etwas
Überdurchschnittliches auf einem Gebiet zu leisten, wo man es
zu einiger Fertigkeit bringen kann, wenn man dafür einen Teil
seiner Freizeit opfert.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang mit besonderem
Vergnügen an eine Zeichnung von Robert Ripley aus der
bekannten Sammlung »Ob Sie es glauben oder nicht«. Auf dem
Bild ist ein einfacher Eisenbarren im Wert von DM 12,50 zu
sehen. In Form von Hufeisen würde dieser nämliche Eisenbarren
schon DM 26,25 wert sein. Zu Nähnadeln verarbeitet würde er
DM 8212,50 kosten. Und wenn man daraus Uhrfedern macht,
dann würde der Wert des Barrens auf eine Höhe von DM 625 000
emporschnellen. Und genau das gleiche gilt auch für uns. Wie
ein Freund von mir es einmal ausdrückte: »In latentem Zustand
ist der Reichtum da. Es liegt nur an uns, ihn ans Tageslicht zu
bringen, indem wir unsere Fähigkeit in vollem Maße nutzen. «
Das erste Kapitel heißt also in Kurzfassung: ERFOLGS REZEPT
NR. 1: • WERDEN SIE SICH KLAR, WAS ERFOLG WIRKLICH
FÜR SIE BEDEUTET
• ERKENNEN SIE, WAS VERSAGEN WIRKLICH IST
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TEIL II
Die problematischen Punkte
2. Kapitel:
Wie man »Aufschieberitis« erkennt und heilt
3. Kapitel:
Haben Sie die richtige Einstellung?
2. Kapitel
Wie man » Aufschieberitis« erkennt und heilt
»Man kann sich einen guten Namen nicht aufgrund der
Dinge schaffen, die man sich vornimmt zu tun.«
HENRY FORD
Wenn Sie ein passionierter Theaterbesucher sind, dann kennen
Sie sicherlich das aufsehenerregende, an psychologischen
Einsichten reiche Schauspiel von Eugene O'Neill »Der Eismann
kommt«.
Eine der unvergeßlichen Figuren dieses eindrucksvollen Stücks,
der einsame Gastwirt Harry Hope, ist, wie alle anderen
Stammgäste seiner abgelegenen Schenke, das Opfer seiner
eigenen Wunschträume geworden. Im Laufe der Handlung wird
dem Zuschauer Harrys wunderliche Lage vor Augen geführt,
die von einer ergreifenden Seltsamkeit und gleichzeitig voll
unwiderstehlicher Komik ist.
Seit dem Tode seiner Frau, der zwanzig Jahre zurückliegt, hat
Harry nie mehr einen Fuß vor die Tür gesetzt. Oh natürlich,
vorgehabt hatte er es schon. Ja, dieser beabsichtigte
»Spaziergang um den Block« ist für ihn fast zu einer
Zwangsvorstellung geworden. Aber er hatte eben immer zu viel
zu tun. Und das Wetter war schlecht. Oder sein Rheumatismus
machte ihm zu schaffen. Deswegen und aus Dutzenden anderer,
ebenso stichhaltiger Gründe hat Harry seinen Spaziergang
immer auf »morgen« verschoben. Das Dumme ist nur, daß aus
all diesen »Morgen« allmählich zwanzig Jahre geworden sind!
Eine Angewohnheit, die nicht lächerlich, sondern höchst gefährlich
ist Wir würden Harrys ewige Aufschieberei vielleicht komisch
finden — wenn die »Aufschieberitis«, an der Harry Hope leidet,
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nicht in uns allen einen wunden Punkt berührte. Plötzlich sehen
wir nämlich mit unangenehmer Deutlichkeit all die Dinge vor
uns, die wir so gern tun würden, aber für die wir einfach nie Zeit
zu finden scheinen.
Vielleicht sind Sie mit den Aufstiegsmöglichkeiten, die Ihre
augenblickliche Stellung bietet, nicht zu frieden. Seit wie langer
Zeit schieben Sie nun schon den beabsichtigten Stellungswechsel
hinaus? Und wie ist das mit der Beförderung oder der
Gehaltserhöhung, die Sie eigentlich verdient hätten, aber um die
Sie noch nicht nachgesucht haben, weil Sie einfach nicht
dazukommen. Oder der Fortbildungskurs, an dem Sie
teilnehmen wollten? Und das neue Hobby oder die Reise, die Sie
schon lange vorhaben? Und hatten Sie nicht die Absicht, in eine
andere Gegend zu ziehen?
Nein, wir dürfen über Harry Hope nicht allzu laut lachen, denn
auch unsere »Morgen« fangen an, sich ganz schön zu
summieren.
Hinausschieberei, »Aufschieberitis«, Verschieben — Sie können
diese gefährliche Gewohnheit nennen wie Sie wollen — die
Wirkung ist in jedem Fall die gleiche. Es ist, als sei man in
Treibsand geraten. Je länger man wartet, je weiter man den
ersten Schritt hinausschiebt — desto tiefer sinkt man ein.
Ich habe »Aufschieberitis« eine gefährliche Angewohnheit
genannt — und mehr als eine Angewohnheit ist sie auch nicht.
Und genau wie jede andere Angewohnheit beginnt auch sie
harmlos und unauffällig mit unserem eigenen Zutun! Und heute
steht sie in dem Maße unserem Erfolg im Wege, wie wir ihr
gestattet haben, Besitz von uns zu ergreifen. Damit Sie dieses
Hindernis auf dem Weg zum Erfolg nicht übersehen können:
• LERNEN SIE DIE GEFAHRSIGNALE DER
»AUFSCHIEBERITIS« ERKENNEN
Wie so viele andere Lähmungskrankheiten, kann man auch die
»Aufschieberitis« an ihren Symptomen erkennen. Lesen Sie doch
bitte die folgende Aufstellung von Gefahrsignalen durch und
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überlegen Sie, wie viele dieser Redewendungen sich auch in
Ihren Wortschatz eingeschlichen haben:
Ich bin noch nicht dazugekommen ...
Ich habe noch keine Gelegenheit gefunden, es zu tun ...
Ich mache mich daran, sowie ich Zeit finde ...
Natürlich könnte ich es tun, aber ich habe gerade etwas anderes
vor ...
Ich finde, ich sollte erst mal ein bisschen ausspannen, bevor ich
damit anfange ___
Ich mache es Morgen ...
Ich habe schon lange vor, das zu erledigen ...
Nun, kommt Ihnen das bekannt vor? Ohne jeden Zweifel — wir
alle schieben hin und wieder etwas auf. Die entscheidende Frage
ist nun:
Wie bekannt kommen Ihnen diese Redewendungen vor?
Ertappen Sie sich regelmäßig dabei, dass Sie diese Ausreden be‐
nutzen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht? Sollte sich
herausstellen, dass Sie oft auch die wichtigsten Angelegenheiten
hinausschieben, dann ist das der Beweis, dass diese gefährliche
Krankheit ihren kritischen Punkt erreicht. Kritisch nämlich
insofern, als sie damit zu einer wahren Straßensperre auf dem
Weg zum Erfolg geworden ist.
Kann man Erfolg voraussagen? I Im Juni 1957 erschien in einer
vielgelesenen Zeitung ein Artikel, der seinerzeit beträchtliches
Aufsehen erregte. Der Verfasser hatte es sich zur Aufgabe
gemacht zu ermitteln, ob man aufgrund der schulischen
Leistungen eines Menschen voraussagen kann, wie erfolgreich er
20 bis 30 Jahre später sein würde. Er hatte seine eigene Klasse als
Beispiel genommen und versucht, die beruflichen Positionen
seiner ehemaligen Klassenkameraden mit ihren Zensuren und
außerplanmäßigen Studien während der Schulzeit zu
vergleichen. Durch die Schulleitung erfuhr er die
Abschlusszensuren und die gewählten fakultativen Fächer.
Dann fertigte er einen vierseitigen Fragebogen an, der unter
anderem die weitere Ausbildung, die berufliche Laufbahn und
die Höhe des Einkommens betraf.
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Die Fragebogen wurden auf die Woche genau 30 Jahre nach den
Abschlussprüfungen des Jahres 1926 an jeden einzelnen der
nahezu 500 ehemaligen Absolventen geschickt, und zwar ohne
Unterschied, ob jemand die Prüfung bestanden hatte oder nicht.
75 Prozent aller Angeschriebenen antworteten. Bei der
Auswertung der Befragung kamen folgende interessante
Ergebnisse zutage:
1. Die Absolventen, die mit Mühe und Not durch das Examen
gekommen waren, verdienen heute eindeutig weniger.
So liegt das jährliche Durchschnittseinkommen von 17 Prüflingen
mit der Abschlussnote »Ausreichend« bei 26 562 DM.
Das durchschnittliche Jahreseinkommen von 14 Schülern, die mit
der Note »Gut« bestanden hatten, beträgt dagegen 50 000 DM.
2. Ebenso auffallend war der Zusammenhang zwischen den
außer‐lehrplanmäßigen Studien und dem jetzigen Verdienst. Je
höher die Anzahl der zusätzlich gewählten Fächer an der Schule,
desto höher das gegenwärtige Einkommen: Keinerlei fakultative
Fächer (78 Schüler) — Durchschnittseinkommen heute 34 600
DM. Überdurchschnittliche Beteiligung an fakultativen Fächern
(16 Schüler) heutiges Durchschnittseinkommen 50 000 DM.
3. Ein weiterer entscheidender Faktor war die Mitgliedschaft an
Schülervereinigungen. Ehemalige Nichtmitglieder verdienen
heute durchschnittlich 28 125 DM jährlich, aktive Mitglieder
dagegen 38 085 DM.
Tüchtigkeit ist ausschlaggebend
Die Schulzensuren sind natürlich zu einem guten Teil abhängig
von der Begabung und der angeborenen Intelligenz des
einzelnen. Wie mir aber jeder Leser bestätigen wird, ist, wenn es
um Bestehen oder Durchfallen, um annehmbare oder gute
Zensuren, um gute oder hervorragende Leistungen geht, im
wesentlichen nur ein einziger Faktor ausschlaggebend:
Der Fleiß und der Eifer, mit der sich der Schüler seiner Arbeit —
dem Lernen — widmet.
Bei vielen Menschen — und vielleicht sogar bei Ihnen selbst —
haben die Symptome der »Aufschieberitis« sich bereits während
der Schulzeit fest einzunisten begonnen. Redewendungen wie:
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»Natürlich könnte ich es tun, aber ich habe jetzt was anderes
(das nichts mit der Schule zu tun hat) vor«, oder »Ich mache es
morgen«, haben sich nicht nur damals nachteilig auf die
schulischen Leistungen ausgewirkt, sondern ließen sich auch
nach dem Eintritt in das Berufsleben nicht mehr ausmerzen.
Daß die beträchtlichen Unterschiede im gegenwärtigen
Einkommen aber nicht allein eine Frage der Intelligenz ist, das
zeigt die Tatsache, daß außerlehrplanmäßige Studien und
Mitgliedschaft an Schülervereinigungen — zwei Gebiete, die
wenig mit Intelligenz zu tun haben — sich bei der oben
erwähnten Untersuchung als entscheidende Faktoren erwiesen.
Menschen, die sich aus eigener Initiative bemühen, ihre
Kenntnisse zu erweitern, sind die wahren »Männer der Tat«, und
nicht etwa die ewig Unentschlossenen und Zaudernden. Und es
sind die tatkräftigen Menschen, die es im Leben am weitesten
bringen.
Ich habe einmal folgendes gelesen:
Auch der genialste Komponist macht sich nicht etwa an die
Arbeit, weil er sich inspiriert fühlt, sondern er findet die
Inspiration, weil er arbeitet. Beethoven, Wagner, Bach und
Mozart haben sich Tag für Tag mit der gleichen Regelmäßigkeit
an ihren Arbeitstisch gesetzt wie jeder x‐beliebige Buchhalter,
der sich jeden Tag von neuem an seine Zahlenreihen macht. Sie
haben keine Zeit mit Warten auf Eingebung verloren.
Das ganze Geheimnis liegt darin, die Arbeit, welcher Art sie auch
sein mag, in Angriff zu nehmen — und sie nicht etwa ständig auf
den nächsten Tag zu verschieben. Jemand der sagt: »Es ist wahr,
im Augenblick lasse ich mich ein bißchen gehen, aber wartet
nur, die Zeit wird kommen, wo ich euch zeigen werde, wozu ich
fähig bin«, findet selten, daß die Zeit nun da ist.
Ich habe einmal die Geschichte von einem Jungen gehört, der
eine Gurke in einer Flasche geschenkt bekam.
Der Flaschenhals war ziemlich eng und die Gurke im Innern der
Flasche sehr groß. Er grübelte vergeblich darüber nach, wie die
Gurke wohl in die Flasche gekommen sein mochte.
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Da ging er eines Tages durch den Garten und sah plötzlich eine
Flasche, die über eine junge, ganz winzige Gurke gestülpt
worden war.
Und auf einmal wurde ihm klar: seine Gurke war in die Flasche
hineingewachsen.
Genauso ist es auch mit unseren Gewohnheiten. Wir sind in viele
hineingewachsen, als wir noch jung waren — und jetzt können
wir ihnen nicht mehr entrinnen. Es gibt nur eine einzige
Möglichkeit, sich von ihnen zu befreien: wir müssen sie in
tausend Stücke zerschmettern.
Wie man die »Aufscbieberitis« heilt
Ein recht scharfsinniger Humorist hat einmal die folgende
Bemerkung gemacht: »Eine der wichtigsten Erfindungen auf dem
Gebiet der Arbeitsersparnis ist Morgen. Wie recht dieser Mann
hat! Aber warum werden so viele intelligente Menschen zur
Beute dieses uralten Selbstbetrugs, der »Aufschieberitis«?
Was ist es nur, daß uns veranlaßt, ständig die unerledigten
Angelegenheiten auf den Tag hinauszuschieben, der ja so
beruhigend nahe ist — aber der doch niemals zu kommen
scheint?
Da wir alle einen mehr oder weniger ausgeprägten Hang zum
Hinausschieben haben, ist es für jeden von uns wichtig, daß wir
herausfinden, wie wir dieses Hindernis auf dem Weg zum
persönlichen Erfolg beseitigen können.
Einer der ersten und wichtigsten Schritte dabei ist, den wahren
Grund zu erkennen, weshalb wir immer wieder Dinge auf einen
späteren Zeitpunkt verschieben. Erst wenn wir alle täuschenden
Vorwände und Ausreden beiseite geräumt haben, können wir
anfangen, die »Aufschieberitis« in ihrer wahren Gestalt zu sehen.
»Man kann einer Schwäche nicht davonlaufen«, schrieb Robert
Louis Stevenson, »irgendwann einmal muß man sich ihr zum
Kampfe stellen oder untergehen; und weil man diesem Kampf
nicht entgehen kann, warum sollte man ihn nicht gleich
beginnen?«
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Und hier ist schon der nächste Schritt:
• SEHEN SIE EIN, DASS DIE EINZIGEN WAHREN GRÜNDE
FÜR
»AUFSCHIEBERITIS« (1) GLEICHGÜLTIGKEIT BZW.
MANGELNDES INTERESSE UND (2) ANGST VOR DEM
VERSAGEN SIND.
»Aber mein Fall liegt anders«, werden Sie jetzt sagen, »bei mir ist
es wirklich Mangel an Zeit«. Meine Antwort darauf lautet: »Das
ist dummes Zeug!« Wenn der Wunsch in uns, eine bestimmte
Sache zu tun, stark genug ist, dann findet man immer Zeit dafür.
Ein bekannter Berater für Verkaufsangelegenheiten betonte
diesen Punkt neulich höchst eindringlich vor einer Versammlung
leitender Angestellter. Er wies darauf hin, daß nur wenige von
uns sich wirklich darüber klar sind, wie intensiv sie zu arbeiten
imstande sind. »Nehmen Sie einmal an«, sagte er, »daß der
Direktor Ihrer Firma Sie zu sich rufen läßt, Ihnen einen
Riesenhaufen Geld zeigt und Ihnen sagt, Sie dürften jeden vollen
Tausend‐Mark‐Betrag behalten, den Sie in der Zeit von 9 bis 17
Uhr gezählt haben. Wie lange würden Sie wohl fürs Mittagessen
brauchen? Nun, Sie würden sich wahrscheinlich nicht einmal die
Zeit nehmen, auf die Toilette zu gehen!«
So übertrieben dieses Beispiel auch sein mag, es erreicht
jedenfalls den gewünschten Zweck und wir müssen wohl oder
übel zugeben: Wenn ein entsprechender Ansporn vorhanden ist,
sind wir imstande, wesentlich mehr zu leisten als wir
normalerweise unter einer »redlichen Tagesarbeit« verstehen.
Wie wahr dieser Satz ist, wurde mir so richtig klar, als ich vor
einiger Zeit an der »Verleihung« des ersten Preises in einem
Preisausschreiben teilnahm. Der glückliche Gewinner durfte den
Berg Markstücke behalten, den er innerhalb einer bestimmten
Zeit wegschaufeln konnte. Schon Wochen vorher hatte der
19jährige technische Zeichner mit dem Training angefangen — in
einer Metalldichtungsscheiben‐Fabrik hatte er gelernt, wie man
die Schaufel am besten hält, wie man sie hochstemmt und auf
welche Weise man möglichst viele Scheiben in möglichst kurzer
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Zeit wegschaufelt. (Niemand hatte ihn dazu aufgefordert, er tat
es aus eigenem Antrieb.)
Als dann der große Augenblick gekommen war, stand er
natürlich unter Zeitdruck, denn der Sekundenzeiger tickte
geschäftig; meinen Sie, daß er an eine Kaffeepause dachte? Oder
daß er sich über die ungewohnte, schwere Arbeit beklagte?
Natürlich nicht. Er erschaufelte sich 37 000 Markstücke
innerhalb der ihm zugeteilten fünf Minuten. Wenn der
entsprechende Antrieb vorhanden ist, dann gibt es keine
Grenzen für das, was wir zu tun imstande sind!
Haben wir erst einmal eingesehen, daß es nur zwei echte Gründe
für »Aufschieberitis« gibt, dann können wir unserer persönlichen
Zukunft plötzlich mit ganz neuen Augen entgegensehen.
Es ist, als stiege man in einen stockfinsteren Keller hinab — und
dann drückt man auf den Lichtschalter und mit einem Male
erstrahlt alles in hellem Licht. Im Bruchteil einer Sekunde
werden all die unsichtbaren, drohenden Hindernisse deutlich
erkennbar. Man braucht nicht länger ziellos im Dunkeln
herumzutappen, sondern kann ohne Zögern und zielsicher um
all das einen Bogen machen, was einem im Weg steht.
Nehmen Sie sich jetzt einmal selbst ins Verhör. Welche
wichtigen Angelegenheiten haben Sie in letzter Zeit
hinausgeschoben? Ihre Gedanken sollten dabei ungefähr
folgenden Lauf nehmen:
1. »Warum ist es mir gleichgültig, ob ich in dieser Sache Erfolg
habe oder nicht? Es muß wohl Gleichgültigkeit sein, oder
mangelndes Interesse, sonst hätte ich doch schon längst irgend
etwas unternommen. Zeitmangel ist nichts weiter als eine
Ausrede — ich brauche nur an die ganzen vergleichsweise
unwichtigen und nebensächlichen Dinge zu denken, für die ich
ja auch jeden Tag Zeit finde. Es besteht gar kein Zweifel, wenn
ich wirklich wollte, dann ließe sich meine Zeit so einteilen, daß
ich mich dieser Angelegenheit widmen könnte. Wenn mir also
im Grunde genommen nichts daran liegt, dann ist es doch
besser, gar nicht mehr daran zu denken und mich dafür lieber
mit wichtigeren Dingen zu beschäftigen.«
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2. »Nein, Gleichgültigkeit kann es nicht sein. Denn es ist
zweifellos eine Sache, an deren Durchführung ich das allergrößte
Interesse habe. Die Geschichte ist wichtig für mich. Warum
brauche ich also so lange, um endlich damit anzufangen?
Warum schiebe ich es immer wieder auf und beschäftige mich
lieber mit Dingen, die weit weniger wichtig sind? Wovor habe
ich Angst? Vielleicht bin ich mir nicht sicher, ob meine
Kenntnisse auf diesem Gebiet ausreichen? Oder möglicherweise
ist das Risiko im Falle eines Fehlschlags zu groß. Was auch der
Grund sein mag, ich will jetzt wissen, woran es liegt; ich muß
den wahren Grund für mein Zögern finden, um ihn sorgfältig zu
prüfen und um zu sehen, ob ich irgend etwas dagegen tun kann.
Wenn man erkannt hat, wovor man eigentlich Angst hat, dann
verliert diese Angst viel von ihrem Schrecken.« Haben wir auf
diese oder ähnliche Weise den Grund für unser Zögern
analysiert, dann ist damit bereits der erste Schritt zur end‐
gültigen Beseitigung dieser gefährlichen Angewohnheit getan.
Zwei Möglichkeiten sind offen: entweder (1) wir nehmen die so
lange aufgeschobene Sache nun ohne weiteren Zeitverlust in
Angriff (bzw. sorgen dafür, daß alles aus dem Weg geräumt wird,
was uns daran hindern könnte) oder (2) wir kommen zu der
Erkenntnis, daß uns im Grunde genommen gar nichts daran
gelegen war.
Jeder bekommt, was er sich wünscht
Neulich war ich noch spät abends bei einem Bekannten, der
Verkaufsleiter eines großen Unternehmens ist. Obwohl es schon
längst Mitternacht geschlagen hatte, war die Unterhaltung noch
äußerst
lebhaft und angeregt. Mein Bekannter, der selbst ein
ungewöhnlich erfolgreicher Mann ist, wollte mir weismachen,
daß »wir alles bekommen, was wir uns wirklich vom Leben
wünschen.« Zuerst bezweifelte ich diese Behauptung und
erinnerte ihn an die vielen überdurchschnittlich begabten
Menschen, die nicht von ihren zweitklassigen Stellungen
loskommen. »Du willst doch nicht allen Ernstes behaupten«,
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widersprach ich, »daß diese fähigen Leute tatsächlich den
Wünsch haben, an eine Arbeit gefesselt zu sein, die ihrem
Können bei weitem nicht entspricht«. — »Genau das behaupte
ich«, entgegnete mir mein Freund, »natürlich werden dir diese
Leute mit viel Überzeugungskraft beteuern, daß sie große
Hoffnungen für die Zukunft hegen. Aber man hat nie den
Eindruck, daß sie irgend etwas dafür tun. Warum? Weil, wie ich
dir schon gesagt habe, man vom Leben das bekommt, was man
sich wirklich wünscht. All diese Leute wollen in Wirklichkeit nur
eine zweitrangige Stellung.« Er führte seinen Gedankengang
weiter aus: Vielleicht scheuen sie die Verantwortung, die eine
bessere Stellung mit sich bringen würde, oder sie wollen ihre
augenblickliche Sicherheit nicht gegen die sprichwörtliche Taube
auf dem Dach eintauschen. Es kann auch sein, daß sie Angst
haben zu versagen und dann noch weniger zu verdienen als sie
jetzt bekommen. Oder sie sind ganz einfach nur faul.
Wenn der Wunsch, etwas zu erlangen, stark genug ist, dann wird
man das Gewünschte auch erreichen. Allerdings genügt der
Wunsch allein nicht, sondern man muß sich schon die Mühe
machen, etwas dafür zu tun. Es ist natürlich unmöglich, sich eine
große Anzahl von Dingen mit gleicher Stärke zu wünschen —
man muß seine Wünsche auf eine ganz bestimmte Sache
beschränken und sich dann mit eiserner Energie auf dieses Ziel
konzentrieren. Ein solch brennend starkes Wollen, der feste
Wille, das gesetzte Ziel zu erreichen, wird auf den gewünschten
Erfolg wie ein Magnet wirken und ihn in greifbare Nähe rücken.
Jeder von uns kennt zumindest einen Menschen, der als außer‐
gewöhnlich erfolgreich gilt, entweder aufgrund seines Geldes,
oder wegen der Stellung, die er sich geschaffen hat. Und wie oft
fragen wir uns: »Wie hat er das bloß gemacht?
Ich kenne Dutzende von Männern, die intelligenter, fähiger und
berufener sind.« Und doch
ist es ausgerechnet dieser Mann, der es so weit gebracht hat —
und nicht die Dutzende anderer Leute. Weil dieser Mann
nämlich das brennende Verlangen hatte, sich durchzusetzen.
Das war das Ziel, das er erreichen wollte, und sein Wollen war so
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stark, daß er seine ganze Energie auf das Erreichen dieses einen
Zieles richtete. Bei den anderen war einfach der Wunsch nicht
stark genug.
Ein bekannter Psychologe meint zu dem Thema: Fast immer
hängt der Erfolg von der Intensität ab, mit der man sich eine
Sache wünscht. Ist einem genügend viel an dem Erfolg gelegen,
wird man ihn mit Sicherheit erringen. Wenn man sich
vorgenommen hat, reich zu sein, wird man auch reich werden;
wenn man gebildet sein will, wird man seinen Willen auch
durchsetzen; wenn man den festen Willen hat, ein guter Mensch
zu sein, dann wird man es auch fertigbringen. Man muß all das
nur wirklich wollen, und zwar ausschließlich, und nicht etwa
gleichzeitig hundert völlig unvereinbare Dinge gleich stark
wünschen.
Zwei Tatsachenberichte
Die meisten Beweise für die Behauptung, daß man alles
erreichen kann, wenn man nur will, kommen aus den
Vereinigten Staaten. Dort berichten Zeitungen und Zeitschriften
in regelmäßigen Abständen von Einwanderern, die in vielen
Fällen ohne Freunde, Geld und Sprachkenntnisse in dem Land
der unbegrenzten Möglichkeiten ankommen und nach
verhältnismäßig kurzer Zeit alle Einheimischen, die die gleichen
Fähigkeiten besitzen, überrundet haben.
So brachte vor kurzem ein großes Blatt einen Artikel mit der
Überschrift: »In 5 Jahren verwandelt ein Einwanderer 1000 Dollar
in eine Million.« Darin wird die Geschichte eines 36jährigen
Mannes erzählt, der mit seinem rechtsgültigen Einwanderer‐
Visum als einzigem Reichtum in den Vereinigten Staaten
angekommen war. Er erwarb seine Englisch‐Kenntnisse als
Busschaffner und Kellner in Miami. Der brennende Wunsch, sich
eines Tages aus eigener Kraft durchzusetzen, half diesem Mann,
Hindernisse zu überwinden, vor denen viele weniger
willensstarke Menschen die Waffen gestreckt hätten. Mit einem
Barbetrag von 1000 Dollar, die er als Vertreter für
Gefrierschränke verdient hatte, stieg er in die Gefrierkost‐
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Industrie ein und eröffnete ein eigenes Unternehmen. Heute,
nach genau fünf Jahren, verkauft die Firma durchschnittlich 350
Gefrierschränke pro Monat und beliefert ihre Kunden
gleichzeitig mit tiefgefrorenen Lebensmitteln. Der Bruttoumsatz
des letzten Jahres lag über 3 000 000 Dollar.
Oder nehmen wir eine andere, ebenfalls wahre Geschichte.
Diese handelt von einem Mann, der nach vier Jahren
Konzentrationslager am Ende des Zweiten Weltkrieges in die
Vereinigten Staaten kam. Ohne einen Pfennig eigenes Geld in
der Tasche gelang es ihm, sich ein Darlehen von 2000 Dollar zu
beschaffen. Er erwarb die Alleinvertretung für eine italienische
Nähmaschinenmarke — ein erstklassiges Erzeugnis, das zur
damaligen Zeit in Amerika noch relativ unbekannt war.
Auch dieser Mann gehörte zu den Menschen, die wissen was sie
wollen — und die entschlossen sind, das, was sie wollen, zu
bekommen. Innerhalb von knapp zwei Jahren hatte er aus
seinem Anfangskapital von 2000 Dollar ein Unternehmen mit
einem jährlichen Umsatz von 2 000 000 Dollar aufgebaut.
Das sind nur zwei Beispiele unter den Tausenden und aber
Tausenden von erfolgreichen Menschen, die eine lebende
Bestätigung für die Worte von George Bernhard Shaw sind:
»Die Leute, die es in unserer Welt zu etwas bringen, sind
diejenigen, die sich aufmachen und nach den Voraussetzungen
suchen, die sie brauchen; und wenn sie sie nicht finden können,
dann schaffen sie sie.« Und nirgends steht, daß das nur in
Amerika möglich ist.
Erfolg gleicht dem Samen, der schon so lange im Keller liegt.
All unsere guten Vorsätze und Versprechungen, ihn »morgen«
anzusäen, werden ihn nicht dazu bewegen, Früchte zu tragen.
Erst muß er angesät werden und dann braucht er sorgfältige
Pflege und Zeit. Wenn Sie sich also das nächste Mal bei dem
Gedanken ertappen: »In der nächsten Zeit würde ich gern mal
das und das tun«, dann lassen Sie schnell ein »Und warum
eigentlich nicht heute?« folgen. Damit kommen wir einen
wichtigen Schritt weiter:
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• FANGEN SIE NOCH HEUTE AN, SICH ANZUGEWÖHNEN,
ALLES GLEICH ZU TUN
Wenn man die Wahl zwischen zwei Beschäftigungen hat, ist man
natürlich eher geneigt das zu tun, was keine persönliche
Anstrengung kostet, als die Sache zu wählen, die mit Arbeit
verbunden ist.
Das ist einer der Hauptgründe für die »Aufschieberitis«.
Es ist ja so viel leichter zu sagen »Ich mache es morgen«
(wodurch die drohende Arbeit um mindestens 24 Stunden
hinausgeschoben wird) als zu sagen »Ich mache es gleich!«
Haben wir diesen Hang erst einmal erkannt, dann wird es uns
viel leichterfallen, uns davon frei zu machen. Es ist genau das
gleiche, als wenn man eine unschöne Angewohnheit hat, deren
man sich nicht bewußt ist — sagen wir einmal, ständig die Stirn
zu runzeln. Würde uns jemand darauf aufmerksam machen,
dann wäre es natürlich immer noch unwahrscheinlich, daß wir
uns das Stirnrunzeln gleich beim ersten Versuch abgewöhnen.
Wir würden es voraussichtlich nicht einmal beim zweiten Mal
schaffen, denn dazu hätte die Gewohnheit schon zu tief Wurzel
gefaßt. Aber das Wissen darum würde in uns den Wunsch
wecken, uns davon zu befreien ... und so würden wir es letzten
Endes doch schaffen. Der Satz »Ich mache es morgen« ist eine
Angewohnheit, und noch dazu eine sehr gefährliche.
Der beste Weg, eine solche schlechte Angewohnheit
loszuwerden, besteht aus zwei Maßnahmen:
1. Man muß sich ihrer bewußt werden.
2. Man muß sie gegen eine gute Angewohnheit eintauschen.
Wie man das macht? Indem Sie sich zu der guten Angewohnheit
zwingen, jedesmal »ich mache es gleich« zu sagen, wenn Sie eine
Entscheidung zu fällen haben.
Um Ihnen den Start zu erleichtern, dürfen Sie sich anfangs ruhig
mit kleineren Dingen begnügen. Wir stehen ja tagtäglich vor
geringfügigen Entscheidungen, wie z. B. ob es nicht an der Zeit
wäre, die kleinen Reparaturen im Haus zu machen, ob man nicht
den Freund anrufen sollte, den man lange nicht gesehen hat;
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da wäre ein dringender Brief zu schreiben, im Büro
liegengebliebene Arbeit aufzuarbeiten und dann das Buch, das
man schon so lange lesen will ...
Die Hauptsache — gleich
Sooft also von jetzt an eine dieser kleinen Entscheidungen
auftaucht, sagen Sie: »Ich mache es gleich« und tun Sie es dann
auch. Fangen Sie an, die schlechte Angewohnheit des
Aufschiebens durch diese positive Maßnahme zu ersetzen.
Lassen Sie sich auch nicht von der Gewißheit stören, daß Sie das
Angefangene nicht gleich zu Ende führen können; das ist im
Augenblick völlig unwichtig. Die Hauptsache ist, gleich damit
anzufangen — darauf kommt es an. Erst wenn Ihnen das zur
Gewohnheit geworden ist, werden wir uns mit dem Problem der
Zeiteinteilung befassen und sehen, wie wir alles Begonnene auch
wirklich beenden können.
Nach den ersten paar Wochen dieses »neuen Lebens« werden Sie
sich von einer Riesenlast befreit fühlen und ein Gefühl der Unab‐
hängigkeit verspüren, das Sie lange nicht mehr gekannt haben.
Und das ist ganz natürlich. Es ist ja tatsächlich eine drückende
Last von Ihnen genommen. Zum ersten Male seit langer Zeit sind
all die kleinen, unbedeutenden, zeitraubenden
Nebensächlichkeiten aus der Welt geschafft, die Sie bisher in
Ihrem Denken und in Ihrer Arbeit belastet haben. Jetzt sind Sie
bereit, sich wichtigeren Dingen zuzuwenden.
Haben Sie sich schon einmal daran gemacht, einen von Papier
überquellenden Schreibtisch aufzuräumen, auf dem sich Akten,
Briefe, Berichte und Zettel aller Art häuften, und dessen
Schubläden vollgestopft waren wie eine Kirchweihgans?
Es dauert eine ganze Weile, ehe man fertig ist, nicht wahr, aber
das Gefühl der Erleichterung und Genugtuung beim Anblick des
ordentlichen, sauber aufgeräumten Arbeitsplatzes ist doch Lohn
genug für alle Mühe.
Genau das gleiche Gefühl werden Sie haben, wenn Sie alle
nebensächlichen Angelegenheiten erledigt haben und nun die
Bahn frei ist für die richtige Arbeit.
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Eine gefährliche Falle
Nur zu oft stehen wir vor dem Problem, gleichzeitig mehrere
gleich wichtige Dinge erledigen zu müssen. Man setzt sich also
mit den besten Absichten hin und überlegt: »Womit fange ich
am besten an? Problem ,A' möchte ich gern aus der Welt
schaffen, aber andererseits ist Problem ,B' im Augenblick
dringender.« Man dreht die Sache hin und her und grübelt und
zermartert sich das Gehirn, um zu einem Entschluß zu kommen.
Und endlich ist dann die große Entscheidung gefallen. Man
schiebt beide Probleme erst mal zur Seite und schaltet den
Fernsehapparat an! Oder sucht sich irgendeine leichtere,
unterhaltsame Beschäftigung.
»Kleine Dinge, die man getan hat«, sagte einmal ein
Schriftsteller, »sind besser als große Dinge, die man vorhat«.
Allzu oft dient uns das Ausmaß und die Schwierigkeit einer
Arbeit als Ausrede, um sie hinausschieben zu können. Etwas
anderes als eine Ausrede ist es nämlich nicht! Denn ob es sich
um eine einstündige Arbeit oder um ein Lebenswerk handelt,
keine Aufgabe ist so groß, daß man nicht einen Teil davon gleich
heute tun könnte — wenn man wirklich will. Sie können doch
sicherlich ein paar Minuten erübrigen, um wenigstens
anzufangen, einen Teil der Vorarbeit zu erledigen, oder schnell
einen ungefähren Plan für die Durchführung auszuarbeiten. Wie
jemand einmal so treffend gesagt hat: »Der größte Fehler ist,
nichts zu tun, weil man nur wenig tun kann. Tu immer so viel,
wie in deiner Macht steht.«
Vielleicht empfinden Sie es als abgedroschen, wenn ich hier das
alte Sprichwort zitiere: »Auch die längste Reise fängt mit einem
Schritt an.« Aber ob abgedroschen oder nicht, das einzig sichere
Mittel, die »Aufschieberitis« zu heilen, heißt »Anfangen«. Und
so klein oder unbedeutend dieser Anfang auch sein mag, machen
Sie ihn heute!
• ERSCHWEREN SIE SICH ALLMÄHLICH DIE
MÖGLICHKEIT, EINEN RÜCKZIEHER ZU MACHEN
Ein anschauliches Beispiel für diese Regel ist die folgende
Geschichte: Als Julius Cäsar aus Gallien kommend mit seinen
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Legionen im heutigen England landete, was tat er, um seinem
Heer den Sieg zu sichern? Einen sehr geschickten Zug: Er ließ
seine Soldaten auf den Kreidefelsen von Dover halten, und als sie
auf das tief unter ihnen liegende Wasser hinabblickten, sahen sie
helle Flammen aus allen Schiffen schlagen, mit denen sie
gekommen waren. Tief im Feindesland, die letzte Verbindung
mit dem Festland zerrissen, das einzige Mittel zum Rückzug
verbrannt, blieb ihnen nur eines übrig: vorwärts zu marschieren,
zu siegen. Und genau das taten sie auch. Cäsar machte den
Rückzug nicht nur schwierig, er machte ihn unmöglich!
Und wir können eine ganze Menge von ihm lernen. Wenn wir
von Natur aus dazu neigen, den Weg des geringsten
Widerstandes
zu gehen und immer die leichteste Lösung zu wählen, dann
lassen Sie uns das System doch einfach umdrehen, d. h. wir
wollen uns die Ausführung unserer Vorhaben leichtmachen und
das Aufschieben erschweren.
a) Ein gutes Mittel ist, sich anderen Leuten gegenüber zu
verpflichten. Nehmen Sie jede Gelegenheit wahr, ihnen zu
erzählen: »Ich werde das und das bis zu dem und dem Zeitpunkt
tun.« Und erinnern Sie sie verschiedentlich an Ihr Vorhaben.
Schon sehr bald werden Sie feststellen, wie schwierig es ist zu
»kneifen« und wie viel leichter, die Angelegenheit aus der Welt
zu schaffen, indem Sie Ihr Wort halten.
b) Ein anderer wertvoller Tipp ist, an verschiedenen Stellen gut
sichtbar Mahnzettel anzubringen — stecken Sie ein paar in Ihre
Taschen, kleben Sie einen auf den Badezimmerspiegel, einen
anderen auf die Sonnenblende in Ihrem Wagen, ein Exemplar
kann seinen Platz in Ihrer Brieftasche bekommen, usw. Allmäh‐
lich wird es Ihnen so leid werden, überall diese Ermahnungen zu
sehen, daß Sie lieber das sich selbst gegebene Versprechen
einlösen.
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Hier ist in kurzen Zügen der Inhalt dieses Kapitels:
ERFOLGSREZEPT NR. 2:
• LERNEN SIE DIE GEFAHRSIGNALE DER
»AUFSCHIEBERITIS« ERKENNEN.
• SEHEN SIE EIN, DASS DIE EINZIGEN VAHREN GRÜNDE
FÜR »AUFSCHIEBERITIS« (1) GLEICHGÜLTIGKEIT BZW.
MANGELNDES INTERESSE UND (2) ANGST VOR DEM
VERSAGEN SIND.
• FANGEN SIE NOCH HEUTE AN, SICH ANZUGEWÖHNEN,
ALLES GLEICH ZU TUN.
• ERSCHWEREN SIE SICH ALLMÄHLICH DIE
MÖGLICHKEIT, EINEN RÜCKZIEHER ZU MACHEN.
3. Kapitel
Haben Sie die richtige Einstellung ?
»Alles was einem Menschen gelingt und alles was ihm
mißlingt, ist das unmittelbare Ergebnis seines Denkens.«
JAMES ALLEN
Glück und Erfolg im Leben ist einzig und allein eine Folge der
inneren Einstellung. Die innere Einstellung kann einen
Menschen zu immer größeren Leistungen anspornen oder ihn in
dem Bereich der Mittelmäßigkeit festhalten. Man muß fest daran
glauben, daß man die erforderlichen Fähigkeiten und
Voraussetzungen für den Erfolg besitzt, und daß man alles
erreichen kann, was man sich vornimmt.
Eine der grundlegenden Lebensweisheiten heißt:
• WIE HOCH IHRE ZIELE AUCH SEIN MÖGEN — SIE
MÜSSEN DEN UNERSCHÜTTERLICHEN, FESTEN GLAUBEN
HABEN, DASS SIE SIE ERREICHEN KÖNNEN.
Ich erinnere mich bei der Gelegenheit an eine Geschichte: sie
handelt von den Bewohnern einer kleinen Stadt irgendwo in
Europa, die erfahren hatten, daß ihre Stadt wegen eines
geplanten Stausees unter Wasser gesetzt werden sollte.
Sämtliche Verbesserungs‐ und Reparaturarbeiten waren
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daraufhin eingestellt worden — warum sollte man schließlich
ein Haus malen lassen, das in sechs Monaten verschwunden sein
würde? Warum irgendwelche Ausbesserungen vornehmen,
wo doch der ganze Ort dem Untergang geweiht war? Bald sah
die Stadt jede Woche heruntergekommener und ungepflegter
aus. Und einer der Einwohner fand eines Tages die Erklärung:
»Wo der Glaube an die Zukunft fehlt, da hat die Gegenwart keine
Macht mehr.«
Gilt das gleiche nicht auch für die Menschen? Überlegen Sie
einmal, bei wie vielen Ihrer Bekannten die Haltung buchstäblich
nachlässig und schlapp geworden ist, während ihre Leistung
ständig nachläßt, weil ihnen der Glaube an ihre eigene Zukunft
fehlt?
Leichter gesagt als getan. Zweifellos sagen Sie jetzt: »Das hört
sich alles ganz vernünftig an, aber wo soll ich diesen felsenfesten
Glauben hernehmen — um so mehr, als ich meiner selbst in
Wirklichkeit gar nicht so sicher bin?«
Als erstes möchte ich Ihnen folgendes empfehlen:
1. Verschaffen Sie sich das Selbstvertrauen, das die Folge genauer
Sachkenntnis ist. Bringen Sie möglichst viel über die geplante
Sache in Erfahrung — und zwar sowohl über die positiven wie
auch die negativen Seiten. Denken Sie an die Worte: »Mut ist
nicht etwa das Fehlen von Angst, sondern der Sieg über diese
Angst.« In den meisten Fällen sind es die unbekannten Faktoren,
die Ängstlichkeit und Unsicherheit erzeugen. Hat man diese
Ursache mit Hilfe genauer Sachkenntnis beseitigt, dann wirkt sie
plötzlich längst nicht mehr so furchterregend.
Zu Beginn einer jeden erwähnenswerten Tat steht als
Begleiterscheinung der Zweifel und die Unsicherheit.
Denken Sie einmal zurück an den ersten Tag an einem neuen
Arbeitsplatz, an Ihre erste Rede, Ihre erste Flugreise — jedes
einzelne dieser Ereignisse war anfangs von einer Wolke der
Angst oder der ängstlichen Spannung überschattet.
Das ist nur natürlich und unvermeidbar und bleibt keinem
erspart.
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Der gereifte Mensch allerdings verringert diese Angst und stärkt
sein Selbstvertrauen, indem er das jeweilige Problem sachlich
und objektiv beurteilt.
Sie haben sich also mit einer möglichst umfassenden
Sachkenntnis über Ihr Vorhaben bewaffnet und es kann
weitergehen:
2. Horchen Sie einmal ein wenig in sich hinein — versuchen Sie
festzustellen, woran es liegen könnte, dass Sie immer noch
zögern. Möglicherweise ist der Grund mangelnde Fähigkeit oder
ungenügende Vorbildung auf dem betreffenden Gebiet.
Vielleicht fühlen Sie sich den persönlichen und beruflichen
Anforderungen nicht gewachsen, die die Verwirklichung Ihres
Plans mit sich bringen würde. Oder Sie befürchten, wegen einer
relativ unsicheren Sache viel von Ihrer persönlichen Sicherheit
aufs Spiel zu setzen. Erst wenn es uns gelingt, jeden einzelnen
dieser Gründe aus der Gesamtheit unserer Empfindungen und
Überlegungen zu lösen und jeden für sich zu betrachten, können
wir beurteilen, ob es sich dabei um einen bloßen Vorwand oder
um ein ernst zu nehmendes Argument handelt.
Ein »Gespensterschloss« mag bei Nacht höchst beängstigend
aussehen, im hellen Tageslicht verliert es viel von seinem
Schrecken. Der letzte Schritt auf dem Wege zum
unerschütterlichen Selbstvertrauen heißt:
3. Überreden Sie sich, dass Sie alles schaffen können, was Sie sich
vornehmen. Die Technik hierfür ist so kinderleicht, dass Sie
wahrscheinlich anfangs nicht daran glauben werden und
zumindest in der ersten Zeit starke Zweifel an ihrer Wirksamkeit
hegen werden. Die Methode heißt nämlich schlicht und einfach:
Wiederholen Sie immer wieder: »Ich bin fähig, mein Ziel zu
erreichen.« Sagen Sie sich diesen Satz unaufhörlich vor, und Sie
werden bald feststellen, dass Sie daran glauben.
Die subtile Macht der dauernden Wiederholung überlistet den
Verstand; sie richtet sich direkt an das gefühlsmäßige Denken
und dringt schließlich bis in die Tiefen des Unterbewusstseins
ein.
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Die dauernde Wiederholung bringt es fertig, in uns den Glauben
zu schaffen. Ein Psychologe bezeichnet diesen Vorgang als
»positives Denken«, ein anderer als »Beeinflussung des
Unterbewusstseins«, ein dritter nennt ihn »Autosuggestion«.
Aber welche Bezeichnung man auch wählen mag, an der
ungeheuren Wirkung dieser einfachen Technik kann kein
Zweifel bestehen. Unsere ganze Einstellung dem Leben
gegenüber muss sich auf die Überzeugung gründen, dass unser
Leben einen ganz bestimmten Sinn hat — und dass wir, um all
das zu leisten, was in unserer Macht steht, zuerst an uns selbst
glauben müssen.
Falls all dies zu sehr nach grauer Theorie klingen sollte, dann
dürfen wir vielleicht Stirling Moss bitten, uns diese Theorie
verständlich zu machen. Wie Sie vielleicht wissen, wird Moss in
weiten Kreisen als der größte Rennfahrer aller Zeiten betrachtet.
Er hat an mehr Autorennen teilgenommen und mehr Siege
errungen als jemals ein Mensch vor ihm.
In einem Interview sagte Stirling Moss einmal: »Man hat mich
als Kind gelehrt, dass ein Mensch alles erreichen kann, wenn er
bereit ist, dafür Opfer zu bringen, andere Dinge dafür
aufzugeben. Meine Eltern gaben mir — fast möchte ich sagen,
schenkten mir — den Glauben, dass man alles, was man sich
vornimmt, verwirklichen kann, wenn der Wunsch danach stark
genug ist — und ich glaube das. Ich glaube ganz fest daran. In
bin der Überzeugung, dass ich eine Meile in vier Minuten laufen
könnte, wenn ich wollte. Ich müsste wahrscheinlich alles andere
im Leben aufgeben, aber ich würde es schaffen, in vier Minuten
eine Meile zu laufen.
Sie machten das Unmögliche möglich
Diesen unerschütterlichen Glauben an sich selbst besaß auch ein
anderer Mann, als er anfing zu überlegen, wie man wohl einen
Verbrennungsmotor hinten an einem Ruderboot befestigen
könnte. Er war sicher, dass diese Idee durchführbar war, und fest
entschlossen, die beste Möglichkeit dafür zu finden.
36
Und er schaffte es! Aus dem Unternehmen, das bei seiner
Gründung nicht viel mehr als die Zuversicht eines Mannes besaß,
ist mittlerweile ein gewaltiges Werk geworden, das heute der
größte Hersteller von Außenbord‐Motoren ist.
Aber nicht nur Einzelunternehmen, auch ganze Industrien sind
entstanden, weil ein einziger Mensch den nötigen Glauben und
die richtige Einstellung hatte. »Man kann alles erreichen, was im
Bereich der Vorstellung liegt«. Nehmen wir beispielsweise den
Fall eines kleinen Laufburschen, der mit einem Wochengehalt
von DM 7,50 anfing. Seine unstillbare Wissbegierde bezüglich
der Verderblichkeit und Haltbarmachung von Lebensmitteln
führte zu der praktischen Entwicklung des Tiefgefrier‐
Verfahrens.
Das unerschütterliche Vertrauen des Erfinders in diese
umwälzend neue Methode der Lebensmittelkonservierung war
der Beginn der Gefrierkost‐Industrie, die heute
Milliardenumsätze macht.
Und so gibt es unzählige andere Beispiele.
Die »negative Einstellung«, ist vorherrschend
Die überwiegende Mehrzahl der Menschen denkt »negativ«.
Sie wollen Beweise? Wenn Sie das nächste Mal eine neue Idee
haben oder einen Plan in die Tat umsetzen wollen, dann
besprechen Sie die Sache vorher mit einigen Ihrer Freunde.
Nachdem diese erst einmal höflicherweise so getan haben,
als ob Ihre Idee großartig wäre, werden sie Ihnen innerhalb von
kürzester Zeit helfen, mehrere Dutzend Gründe zu finden,
warum sich diese Idee in der Praxis nicht bewähren kann.
Als Ihre Freunde fühlen sie sich nämlich verpflichtet, Sie vor sich
selbst zu beschützen — d. h. dafür zu sorgen, dass Sie nichts
übersehen, was eventuell schiefgehen könnte. Das Dumme ist
nur, daß Sie sich danach gar nicht mehr so sicher sind, ob Ihre
Idee wirklich so gut war. Irgendwie hat sie plötzlich eine Menge
von ihrem ursprünglichen Glanz eingebüßt.
Ich fand neulich eine kleine Geschichte, die inzwischen in
mehreren Zeitungen und Zeitschriften abgedruckt worden ist.
Der Verfasser ist nicht bekannt, aber dieses kleine,
37
psychologische Meisterwerk schildert auf eine unnachahmlich
treffende Art, wie das negative Denken wohlmeinender
Mitmenschen unser Tun und Handeln — und damit unsere
Leistungen — beeinflussen kann:
Ein Mann lebte am Straßenrand und verkaufte heiße Würstchen.
Er war schwerhörig, deshalb hatte er kein Radio.
Er sah schlecht, deshalb las er keine Zeitung.
Aber er verkaufte köstliche heiße Würstchen.
Er stellt ein Schild an der Straße auf, um sie anzupreisen.
Er stand an der Straße und rief: »Heiße Würstchen!«
Und die Leute kauften.
Seine Aufträge für Fleisch und Brötchen stiegen.
Er kaufte einen größeren Herd, um die Nachfrage bewältigen zu
können.
Er holte seinen Sohn von der Universität zurück, damit er ihm
half. Aber dann geschah etwas . . .
Sein Sohn sagte: »Vater, hast du denn nicht Radio gehört?
Wenn das Geld weiter so knapp bleibt, dann müssen wir mit
einem Geschäftsrückgang rechnen.
Es kann eine schwere Depression auf uns zukommen.
Du solltest dich lieber auf eine schlechte Zeit gefasst machen.«
Worauf der Vater dachte: »Nun, mein Sohn hat Schule besucht.
Er liest Zeitung und hört Radio, er müsste es eigentlich wissen.«
Also verringerte er seine Fleisch‐ und Brötchen‐Aufträge.
Entfernte seine Reklameschilder.
Und gab sich nicht mehr die Mühe, seine heißen Würstchen an
der Straße zu verkaufen.
Und sein Absatz an heißen Würstchen fiel fast über Nacht.
»Du hast recht, mein Sohn«, sagte der Vater zu dem Jungen.
»Es steht bestimmt eine Depression bevor.«
Der Erfolg dieser kleinen Geschichte erklärt sich durch die
Tatsache, daß so viel Wahres daran ist. In der einen oder
anderen Form ist nämlich die »negative« Denkweise tagtäglich
für das Aufgeben geschäftlicher und persönlicher Pläne
verantwortlich.
38
Ich kann auch ein Beispiel dafür aus meiner eigenen Erfahrung
beisteuern: Vor einigen Wochen besuchte ich einen
Einzelhandelskunden meiner Firma. Während ich auf die
Beendigung seines Telefongesprächs wartete, beobachtete ich,
dass er in einem bunten Prospekt für Schwimmbecken zu
blättern begann. Einige der darin enthaltenen Bilder und Texte
brachten ihn offensichtlich auf einen Gedanken, denn er hatte
kaum den Hörer niedergelegt, als er sich an seinen Teilhaber
wandte und sagte: »Weißt Du, Harry, ich habe darüber
nachgedacht, ob wir nicht auch Schwimmbecken in unser
Programm aufnehmen sollten. Ich finde, es wäre eine gute und
einträgliche Ergänzung unseres jetzigen Programms.«
Den Rest können Sie sich wohl schon denken. Ohne auch nur
von seiner Zeitung hochzublicken und ohne den Vorschlag auch
nur eine Sekunde lang ernsthaft zu erwägen, sagte Harry:
»Es wäre eine nette Ergänzung, aber ganz offen gesagt glaube ich
nicht, daß es sich lohnen wird.
Erstens sind wir doch gar nicht darauf eingerichtet, und
außerdem gibt es da eine Menge zu bedenken, wie zum Beispiel
die klimatischen Voraussetzungen und dann die wirtschaftlichen
Verhältnisse.«
Diese schnelle Abfuhr, die einer vielleicht ganz vernünftigen Idee
zuteil wurde, wäre recht komisch, wenn — ja wenn so etwas
nicht viel zu oft vorkommen würde! Ihnen zum Beispiel ist es
praktisch jedesmal so gegangen, wenn Sie eine wirklich neue
Idee vorgebracht haben. Mir übrigens auch.
Gerade darum ist es so wichtig, sein Selbstvertrauen nicht zu
verlieren. Haben wir erst die feste und unerschütterliche
Überzeugung, dass wir alles erreichen können, was wir uns
vornehmen, dann können wir uns einem anderen Problem
zuwenden und den »negativen Gemütern« entgegentreten.
Und damit kommen wir zum nächsten Punkt:
• MACHEN SIE AUS DEN »NEGATIVEN GEMÜTERN« NICHT
GEGNER SONDERN FREUNDE. VERSCHAFFEN SIE SICH
MIT IHRER HILFE EIN KLARES BILD VON DEM FÜR UND
WIDER IHRES PLANS.
39
Denken Sie immer daran, daß die Mehrzahl der Leute, denen Sie
Ihre Idee anvertrauen, von Natur aus »negative Gemüter« sind.
Aber vergessen Sie auch nicht, daß sie gleichzeitig Freunde sind,
und dass sie bemüht sind, Ihnen auf ihre eigene Art zu helfen.
Und wenn Sie die Sache richtig anpacken, kann diese Hilfe
äußerst wertvoll für Sie sein.
Wie man seine persönlichen Erfahrungen multiplizieren kann
Dem Ausmaß unserer eigenen Erfahrungen sind Grenzen
gesetzt. Jeder von uns ist in Wirklichkeit ja nicht etwa ein
Individuum, sondern besteht aus einer ganzen Reihe von
verschiedenen Einzelwesen: man ist z. B. gleichzeitig ein
Geschäftsmann, ein Vater, ein Staatsbürger, ein Mann mit einem
Hobby, ein Clubmitglied, ein Sportfreund usw. Will man jede
einzelne Seite seiner Persönlichkeit bis zur Vollkommenheit
entwickeln, so ist eine Menge persönlicher Erfahrung auf jedem
Gebiet erforderlich. Der Tag hat jedoch nicht genügend Stunden,
als daß es möglich wäre, überall ganz unten anzufangen und
durch Probieren und durch das Lernen aus den eigenen Fehlern
alle erforderlichen Kenntnisse zu erlangen. Aber selbst wenn uns
die nötige Zeit dafür zur Verfügung stände, dann wäre das kaum
die beste Methode.
Wir haben nämlich die Möglichkeit, das zu tun, was alle erfolg‐
reichen Menschen tun — wir können unsere Erfahrungen multi‐
plizieren und einen entsprechend großen Nutzen daraus ziehen.
Wenn der Regierungschef eines Landes seine Berater für
wirtschaftliche, militärische, landwirtschaftliche und
außenpolitische Fragen zu sich ruft, dann multipliziert er seine
Erfahrungen. Die großen Anforderungen seines Berufs erlauben
ihm einfach nicht, seine kostbare Zeit dazu zu verwenden, um
sich persönlich über alles Wissenswerte auf diesen und anderen
Gebieten, für die er die Verantwortung trägt, auf dem laufenden
zu halten. Wenn ein Einstein oder ein Fleming, oder ein Salk die
wissenschaftlichen Berichte anderer Doktoren und Technologen
liest, dann multipliziert er seine Erfahrung. Das bedeutet
keineswegs, daß er nicht selbst fähig wäre, zu dem gleichen
Resultat zu gelangen. Aber warum wertvolle Zeit verschwenden,
40
wenn die Ergebnisse bereits vorliegen? Sollten Sie ein
begeisterter Pokerspieler sein und wissen wollen, wie hoch Ihre
Chancen sind, vier gleiche Karten in Ihrem Spiel zu haben,
dann bieten sich zwei Möglichkeiten: entweder setzen Sie sich
ein paar Tage lang hin und teilen sich ein Spiel nach dem
anderen aus, oder Sie multiplizieren Ihre Erfahrung
(und sparen Zeit), indem Sie im nächstbesten einschlägigen
Handbuch nachsehen. (Die Chancen sind 4000 zu 1.)
Die Kunst des Multiplizierens der eigenen Erfahrung besteht aus
folgenden Schritten:
1. Man wendet sich an Menschen, an deren Urteil einem viel
liegt, und bittet sie um Rat.
2. Man hört sich diesen Rat auch dann an, wenn er mit der
eigenen Ansicht nicht völlig übereinstimmt.
3. Man läßt sich den erhaltenen Rat durch den Kopf gehen und
wägt ihn gegen die eigene Auffassung und die Meinung anderer
ab.
Wie ich bereits betonte, wird der weitaus größere Prozentsatz
dieser Ratschläge negativ sein — was dabei schiefgehen kann,
welche Gefahren jedes neue Wagnis birgt, die schlechten
Erfahrungen, die andere mit einer ähnlichen Sache gemacht
haben, daß man den Sperling in der Hand nicht für die Taube
auf dem Dach aufgeben sollte usw. usw. An diesem Punkt gibt
der gewöhnliche Mensch auf und lässt entmutigt seinen Plan
fallen.
Wir indessen veranlassen unsere »negativ« denkenden Freunde,
für uns anstatt (unbeabsichtliherweise) gegen uns zu arbeiten.
Wie? Indem wir sie dazu zwingen, uns bei dem Abwägen des Für
und Wider in der betreffenden Angelegenheit zu helfen.
Hier ist mein Tip: Stellen Sie wie gewöhnlich Ihre Idee zur allge‐
meinen Diskussion. Hören Sie sich alle negativen Einwände und
Bedenken an und nehmen Sie sie, für was sie wert sind
(und bestimmt werden ein paar begründete Argumente darunter
sein, die gegen Ihren Plan sprechen). Und nun gehen Sie einen
Schritt weiter. Zwingen Sie Ihre Freunde dazu, die gleiche
Phantasie in den Dienst der positiven Seite zu stellen.
41
Geben Sie zunächst zu, dass »vieles möglicherweise tatsächlich
schiefgehen könnte.
Aber jetzt habe ich eine Bitte an Euch: Wir wollen doch einmal
versuchen, die positiven Seiten genau so gründlich zu analysie‐
ren, wie wir es gerade mit den negativen getan haben. Was
gehört eurer Meinung nach zu den positiven Aspekten dieser
Idee?«
Der dreifache Nutzen dieser Methode
Sie werden möglicherweise anfangs ein bisschen nachhelfen
müssen, denn wie gesagt, es gibt wenig Menschen, die gewohnt
sind, nur positiv zu denken. Ihre Mühe wird jedoch reich belohnt
werden, denn:
1. Die Unterhaltung wird wahrscheinlich manche Argumente auf‐
decken, die für Ihr Vorhaben sprechen und an die Sie selbst
niemals gedacht hätten, bzw. Ihnen einen noch umfassenderen
Überblick über die vorhandenen Pluspunkte geben.
2. Sie gelangen zu einer wirklich objektiven Beurteilung Ihres
Plans, denn alle negativen und positiven Aspekte werden zur
Sprache gekommen sein.
3. Hatte Ihre Idee von Anfang an Hand und Fuß, dann wird das
zusätzliche »Vertrauensvotum« Ihrer Freunde dazu beitragen,
Ihren Glauben noch zu verstärken, dass Sie diese Idee in die Tat
umsetzen können.
Ein einfaches Experiment
Lehnen Sie sich zurück, entspannen Sie sich und versuchen Sie
dann zu überlegen, was Sie morgen an Arbeit vorhaben und was
Sie heute zum Frühstück gegessen haben. Sie werden feststellen,
dass Sie zwar blitzschnell nacheinander an diese beiden Dinge
denken können, bzw. dass Sie Ihre Gedanken zwischen den
beiden Themen hin‐ und herwandern lassen können — aber Sie
können sich noch so große Mühe geben, es wird Ihnen nicht
gelingen, gleichzeitig an beides zu denken. In anderen Worten:
es ist völlig unmöglich, an zwei verschiedene Dinge zur gleichen
Zeit zu denken.
42
Möglicherweise war Ihnen diese Eigenart des menschlichen
Gehirns bereits bekannt. Aber höchstwahrscheinlich haben Sie
die ungeheure Tragweite dieser Tatsache noch gar nicht voll
erfasst und sind sich nicht darüber klar, dass sie Ihnen zum
Erfolg verhelfen kann — und dass sie Ihnen auch den Erfolg
verwehren kann.
Es gibt tatsächlich nur wenige Menschen, die erkannt haben,
welch gewaltige Macht sie über ihr Denken besitzen. Und die
meisten von denen, die diese Macht kennen, nützen sie nicht.
Der menschliche Geist erscheint ihnen wie eine ungebändigte,
geheimnisvolle Naturgewalt. Die wissenschaftliche Forschung
hat aber glücklicherweise das Gegenteil bewiesen. Um die Worte
eines bekannten Psychologen zu gebrauchen: »... dem Menschen
ist die Möglichkeit gegeben, sein Leben dadurch zu verändern,
dass er seine innere Einstellung ändert. Unser Denken bestimmt
unser Sein.«
Wir haben bereits bewiesen, dass man nicht an zwei Dinge
gleichzeitig denken kann; lassen Sie uns diesen Gedankengang
nun etwas weiterverfolgen. Lehnen Sie sich also noch einmal
zurück und entspannen Sie sich wieder. Stellen Sie sich zunächst
einmal vor, dass Sie sich mit einem Ihrer Freunde unterhalten.
Versuchen Sie, sich alle Einzelheiten ins Gedächtnis zu rufen.
Wie sieht Ihr Freund aus? Welchen Eindruck macht er, wenn er
spricht? So, das genügt. Nun stellen Sie sich als nächstes vor,
Sie essen zu Abend. Wie sieht das Esszimmer aus? Wie ist der
Tisch gedeckt? Schalten Sie den Gedanken wieder ab und
versetzen Sie sich in einen Selbstbedienungsladen, den Sie gut
kennen. Denken Sie an einige der Waren, die Sie kaufen.
Wo liegen die einzelnen Abteilungen in dem Geschäft?
Versuchen Sie, sich alles möglichst genau vorzustellen.
Das war doch leicht, nicht wahr? Zweifellos sind Sie jetzt
neugierig und fragen sich, worauf ich eigentlich hinaus will.
Sie sollen es gleich erfahren:
Sie sind also in der Lage, sich auf Befehl vorzustellen, was Sie
wollen. Und ganz gleich woran Sie gerade denken, wenn Sie
43
wollen, können Sie von einem Augenblick zum anderen an etwas
völlig anderes denken.
Wie man negative Gedanken ausschaltet
Sie haben sich soeben mit Hilfe von zwei verblüffend leichten
Experimenten selbst bewiesen, welch ungeheure Macht Sie über
Ihren eigenen Verstand besitzen. Diese Erkenntnis und ihre
praktische Anwendung versetzt Sie ab sofort in die Lage, all Ihre
geistigen Fähigkeiten zu meistern und nutzbar zu machen.
Es liegt nur an Ihnen, sie in die richtigen Bahnen zu lenken, die
ganz automatisch zum Erfolg führen werden — ohne die
geringste zusätzliche Anstrengung oder Kenntnis ihrerseits!
Versuchen Sie, die Sache folgendermaßen zu sehen: Wenn es
unmöglich ist, gleichzeitig positive und negative Gedanken zu
haben, und wenn Sie sich auf Befehl alles vorstellen können, was
sie wollen, dann —
Ist es dann nicht logisch, daß Sie dafür sorgen, ausschließlich
positive Gedanken zu hegen? Und sollten Sie sich trotzdem
dabei ertappen, in negativer Richtung zu denken, obwohl Sie
wissen, daß das unbegründet und falsch ist, ist es dann nicht
logisch, diese negativen Gedanken auszuschalten, indem Sie sich
einfach dazu zwingen, nur die positive Seite zu sehen?
Selbstverständlich ist das logisch. Und, was noch wichtiger ist,
Sie wissen jetzt, wie kinderleicht das ist.
Natürlich wird es anfangs ein ziemlich harter Kampf sein, weil
sich die lästigen negativen Gedanken immer wieder in Ihr
Denken drängen werden. Aber wie bei allem Neuen, so ist es
auch hiermit: je öfter man etwas tut, desto mehr wird es einem
zur Gewohnheit. Wenn die positive Einstellung eines Tages
wirklich eine Angewohnheit geworden ist, dann ist die Schlacht
gewonnen.
Hier ist ein wertvoller Tipp, wie man sein Selbstvertrauen
aufrechterhält:
• AM ANFANG UND AM ENDE EINES JEDEN TAGES
SOLLTEN SIE SICH MIT EINEM SELBSTGESPRÄCH NEUEN
MUT UND AUFTRIEB GEBEN.
44
Der Zweck dieser Unterredung mit sich selbst soll sein,
regelmäßig das Feuer seiner Tatkraft bis zur Weißglut zu
schüren, und sich immer wieder von neuem daran zu erinnern
und davon zu überzeugen, wie wichtig es ist, sein Ziel zu
verfolgen.
Bevor Sie Ihr Selbstgespräch beginnen, sollten Sie folgendes tun:
1. Suchen Sie sich einen Raum, in dem Sie ungestört sind. Sollte
das einmal nicht möglich sein, dann setzen Sie sich in Ihren
Wagen, fahren an den Stadtrand und parken an einem ruhigen
Ort. Auch ein langer Spaziergang in einer möglichst
menschenleeren Gegend erfüllt den gewünschten Zweck. 2.
Entspannen Sie sich nun und machen Sie es sich so bequem wie
möglich. Versuchen Sie an gar nichts zu denken, indem Sie
beruhigende, friedliche Bilder vor Ihrem inneren Auge
vorbeiziehen lassen, wie beispielsweise ein einsamer Strand, an
dem die Flut emporsteigt. Oder ein weites Kornfeld an einem
schönen Sommertag.
Erst dann beginnen Sie Ihr Selbstgespräch:
1. Zunächst machen Sie eine »Erfolgs‐Bilanz«. Erinnern Sie sich
an alles, was Sie in Ihrem bisherigen Leben bereits geleistet
haben. An die Beförderungen, die Erfolge, die Schwierigkeiten,
die Sie überwunden und die Anerkennung, die Sie für sich selbst
und Ihre Familie errungen haben. Viel zu oft stellen Sie Ihr Licht
unter den Scheffel und würdigen nicht genügend Ihre bisherigen
Leistungen und die Tatkraft und Tüchtigkeit, die Sie dabei
gezeigt haben. Jetzt ist jedoch der Zeitpunkt gekommen, wo all
diese Dinge gebührend zur Geltung gebracht werden müssen.
Der erste Teil Ihres Selbstgesprächs kann ein paar kurze
Augenblicke dauern, aber auch fünf oder zehn Minuten
beanspruchen. Er bildet lediglich das Fundament für den
Hauptteil, der unmittelbar darauf folgt:
2. Sagen Sie sich, dass Sie Ihre Ziele erreichen können und
werden. In Ihrer »Erfolgs‐Bilanz« haben Sie sich ja soeben
bewiesen, was Sie alles dank Ihrer Fähigkeiten und Ihrer
Beharrlichkeit in der Vergangenheit erreicht haben.
Warum sollte das in der Zukunft anders sein?
45
Es ist gar kein Grund vorhanden, warum Sie nicht auch weiterhin
einen Erfolg an den anderen reihen können.
Eine meiner Lieblingsgeschichten ist immer wieder die kleine
Begebenheit, die der bekannte Schallplattenstar Les Paul einmal
im »Raeder's Digest« erzählt hat. Les Paul schildert, wie er als
Kind eines Tages eine Gruppe Erdarbeiter trifft und in stummer
Bewunderung einem ergrauten Arbeiter zuschaut, der in seiner
Mittagspause auf einer reichlich mitgenommenen Harmonika
spielt. Der kleine Les denkt sich: »Wenn ich doch bloß auch
solche Musik machen könnte.«
Plötzlich reicht ihm der Arbeiter das Instrument und sagt:
»Na los Junge, versuch's mal.« Les antwortet: »Ich kann nicht,
spielen.« Da gibt ihm der alte Arbeiter den besten Rat, den er je
bekommen sollte: »Sag nie, du kannst etwas nicht, bis du
bewiesen hast, dass du es nicht kannst.«
Wann bzw. wie oft man sich auf diese Weise neuen Mut und
Auftrieb geben soll? Nun, so oft als nötig — zumindest aber zu
folgenden Zeiten:
1. Am Morgen eines jeden Tages, so bald als möglich nach dem
Aufstehen.
2. Am Ende eines jeden Tages, kurz vor dem Zubettgehen.
3. Jedes Mal, wenn man eine Woge negativer Gedanken in sich
aufsteigen fühlt.
Wenn Sie sich genau an die »Spielregeln« für das
Aufmunterungsgespräch halten, dürfte es Ihnen nicht
schwerfallen, diese negativen Gedanken durch positive
Überlegungen zu ersetzen.
Die Kurzfassung dieses Kapitels heißt also: ERFOLGSREZEPT NR.
3:
• WIE HOCH IHRE ZIELE AUCH SEIN MÖGEN — SIE
MÜSSEN DEN UNERSCHÜTTERLICHEN UND FESTEN
GLAUBEN HABEN, DASS SIE SIE ERREICHEN KÖNNEN!
• MACHEN SIE AUS DEN »NEGATIVEN GEMÜTERN« NICHT
GEGNER SONDERN FREUNDE. VERSCHAFFEN SIE SICH
46
MIT IHRER HILFE EIN KLARES BILD VON DEM FÜR UND
WIDER IHRES PLANS.
• AM ANFANG UND AM ENDE EINES JEDEN TAGES
SOLLTEN SIE SICH MIT EINEM SELBSTGESPRÄCH NEUEN
MUT UND AUFTRIEB GEBEN.
Der beste Beweis für die Wichtigkeit der richtigen Einstellung
allen scheinbaren Hindernissen zum Trotz dürfte in dem
folgenden Anschlag zu finden sein, der in einem großen Werk
der Automobilindustrie aushängt:
»Nach den Gesetzen der Aerodynamik und wie man mühelos
durch Windkanal‐Experimente beweisen kann, ist die Hummel
nicht in der Lage zu fliegen. Größe, Gewicht und Form ihres
Körpers im Verhältnis zu ihrer Flügelspannweite machen ihr das
Fliegen unmöglich. Aber die Hummel, die dieser
wissenschaftlichen Tatsachen unkundig ist, läßt sich dadurch
nicht beirren und fliegt trotzdem.«
TEIL III
Das mehrstufige Erfolgsprogramm
4. Kapitel: Bestimmen Sie zuerst Ihr Ziel
5. Kapitel:
Wie es an der Börse gemacht wird
6. Kapitel:
Erfolg durch Kontakt mit anderen
4. Kapitel
Bestimmen Sie zuerst Ihr Ziel
»Viele Männer und Frauen scheitern im Leben nicht etwa,
weil es ihnen an Fähigkeiten, Intelligenz oder Fleiß
mangelt, sondern einfach, weil sie nie ihre ganze Kraft auf
ein einziges Ziel konzentriert haben.«
ELMER WHEELER
Wenn Sie an den Fahrkartenschalter eines beliebigen Bahnhofes
traten und sagten: »Geben Sie mir bitte eine Fahrkarte«, dann
wäre die Frage, die Ihnen der Schalterbeamte stellen würde,
logischerweise: »Wohin wollen Sie denn?« Wir kämen gar nicht
auf den Gedanken, eine Urlaubs‐ oder Geschäftsreise anzutreten,
47
ohne unseren Bestimmungsort zu kennen. Wie viele Menschen
gibt es jedoch, die sich auf die wichtigste aller Reisen machen —
die Reise durchs Leben — ohne eine genaue Ahnung zu haben,
wohin es eigentlich gehen soll. Verstehen Sie mich nicht falsch.
Die meisten von uns haben ein ehrliches Verlangen nach Erfolg
— nur leider scheint das in den häufigsten Fällen nicht viel mehr
als ein unbestimmter, verschwommener Wunsch zu sein.
So als ob man dem obigen Schalterbeamten sagen würde:
»Ich möchte in den Süden.« Ohne eine genaue Angabe des
Bestimmungsortes wäre es ihm immer noch nicht möglich,
Ihnen zu helfen.
Mit Begabung und Fleiß allein ist es nicht getan
Ich bezweifle stark, dass irgend jemand je zu sich sagt: »Ich habe
vor, ein mittelmäßiger Niemand zu werden«, oder »Ich freue
mich schon darauf, wenig im Leben zu erreichen, deshalb macht
es wohl nichts aus, wenn ich einfach die Hände in den Schoß
lege«. Ganz das Gegenteil ist vielmehr der Fall. Es gibt bei jedem
Menschen irgendwann im Leben die Zeit, wo er von glänzenden
persönlichen Erfolgen träumt. Aber warum entwickeln sich dann
so viele Leute trotzdem zu
»mittelmäßigen Niemands« und »untätigen Daumendrehern«?
Nämlich zu Menschen, die mit einem dauernden Gefühl der
Enttäuschung und der Unzufriedenheit durchs Leben gehen.
Und warum gibt es so viele, offensichtlich begabte Leute, bei
denen ungeheure Fähigkeiten brachliegen, und die letzten Endes
doch als »durchschnittlich« abgestempelt werden?
Der Hauptgrund für Mittelmäßigkeit
Der häufigste Grund für Mittelmäßigkeit und Scheitern im Leben
ist keineswegs Mangel an entsprechenden Fähigkeiten oder an
Tüchtigkeit — es gibt unzählige begabte, fleißige Menschen, die
es doch niemals zu etwas zu bringen scheinen. Vielleicht
gehören Sie selbst auch dazu.
Ich denke dabei an einen Vertreter, der einmal für mich
arbeitete. Ob er fleißig war? Der Begriff 40‐Stunden‐Woche war
ihm unbekannt! Kurz nach Sonnenaufgang war er bereits
unterwegs und kam nie pünktlich zum Abendessen nach Hause
48
zurück. Auch nicht an Samstagen. Die Wochenenden und die
Abende benutzte er, um seine Schreibarbeiten auf dem
laufenden zu halten. Als Vertreter war er zweifellos
überdurchschnittlich. Man konnte ihn zu den »härtesten«
Kunden schicken, er kam fast immer mit einem festen Auftrag
zurück. Aber seine ständige Klage war: »Ich scheine aus meinem
Leben nichts machen zu können. Ich habe das Gefühl, mich im
Kreise zu drehen, und meine Arbeit langweilt mich immer
mehr.« Ebenso wenig können wir Interesselosigkeit als Ursache
für Versagen und Mittelmäßigkeit anführen, denn die meisten
von uns haben ohne jeden Zweifel den ehrlichen Wunsch, es zu
etwas zu bringen. Wenn Sie heute die 10 erstbesten Leute auf der
Straße fragen würden: »Möchten Sie in Ihrem Beruf erfolgreich
sein?«, dann wäre die Antwort ein lautes Ja! Wenn Sie jedoch
weiterfragen: »Würden Ihre Freunde und Sie selbst sich in
diesem Augenblick als erfolgreich bezeichnen?«, dann hätten Sie
Glück, wenn auch nur einer von den zehn mit einem
überzeugten Ja antworten würde (gleichgültig wie alt die
Befragten wären). Und es ist anzunehmen, dass die Antworten
nicht viel anders lauten würden, wenn Sie nach 10 Jahren
denselben Leuten die gleichen Fragen stellen würden.
Wie wir bereits in einem vorhergehenden Kapitel gesehen haben,
ist einer der Gründe hierfür sicherlich die Tatsache, dass die
meisten dieser Leute keine klare Vorstellung von der Bedeutung
des Wortes Erfolg haben. Das ist jedoch nicht die einzige
Erklärung, wie Sie gleich sehen werden.
Sogar ein ernsthaftes Handikap körperlicher, gesellschaftlicher
oder persönlicher Art ist kein triftiger Grund, ein eintöniges,
erfolgloses und unproduktives Leben zu führen. Nehmen wir nur
einmal das Beispiel des Tennis‐Profis Pancho Segura — eines
Mannes, der in jeder Beziehung vom Leben benachteiligt war.
Pancho hatte von dem Augenblick an, wo er zu früh auf die Welt
kam, immer alles gegen sich gehabt. Seine Lebensgeschichte hört
sich an wie die Schilderung eines unbezwingbaren
Hindernisrennens: missgestaltete Beine wegen verschiedener
Kinderkrankheiten; so schwache Armmuskeln, dass er beide
49
Hände brauchte, um einen Tennisschläger zu halten; geboren als
Kind einer Mischlingsehe in dem klassenbewussten Ekuador und
aufgewachsen in einer Zuckerrohr‐Hütte; von seinen
Tennispartnern ständig herumgestoßen und verspottet; und acht
Jahre lang eine Niederlage nach der anderen in der Spitze der
Ranglisten. Wenn Pancho Segura versagt hätte, dann wäre es
ihm wohl nicht schwergefallen, eine gute Entschuldigung dafür
zu finden. Aber er versagte nicht. Bei den Masters Round Robin
Meisterschaften 1958 in Los Angeles errang Pancho Segura einen
Sieg, den kein Mensch für möglich gehalten hätte. Nacheinander
schlug er alle Spitzenspieler der Tennis‐Elite und gewann
anschließend die Weltmeisterschaft der Berufsspieler.
Zahllose andere Beispiele beweisen ebenfalls, dass »Handikaps«,
gleich welcher Art, selten eine Rechtfertigung für ein
ereignisloses, eintöniges Dasein sind, denn »ein reifer Mensch ist
so sehr darauf bedacht, ein Handikap zu überwinden, dass er gar
nicht auf den Gedanken kommt, damit einen Misserfolg zu
entschuldigen«.
Es ist außerordentlich wichtig, zwischen »Gründen« und
»Entschuldigungen« zu unterscheiden. Es gibt eine Unzahl von
»Entschuldigungen« für Versagen oder Mittelmäßigkeit.
Man hat übrigens fast täglich Gelegenheit, etliche von ihnen zu
hören. Aber es gibt sehr, sehr wenige triftige »Gründe«. zu
erreichen: . . . (Hier werden die Termine eingetragen, wann Sie
die einzelnen Zwischenziele in Angriff nehmen und abschließen
wollen) ...
Verkaufsdirektor als Ziel für einen Vertreter mag sich mächtig
hochgegriffen anhören. Aber Gebietsverkaufsleiter durchaus
nicht. Und Bezirksverkaufsleiter ist dann auch nur noch ein
kleiner Schritt weiter. Ganz plötzlich erscheint es sehr viel
leichter, das Ziel zu erreichen. Die Zwischentermine dienen,
wie wir bereits gesehen haben, als Ansporn und beantworten
gleichzeitig die regelmäßig wiederkehrende Frage:
»Wie komme ich voran?«
Ein bekannter amerikanischer Zeitungskorrespondent schrieb
einmal für den »Reader's Digest« eine Geschichte mit der
50
Überschrift: »Der beste Rat meines Lebens.« Darin schilderte er
in lebendigen Worten eine abenteuerliche Bootsfahrt durch die
kanadische Wildnis, die er als Halbwüchsiger mit einem
Schulkameraden unternommen hatte. Sie waren mit ihrem Boot
bis zum nördlichen Ende des Lake Winipeg gekommen, aber ihr
eigentliches Ziel lag noch weitere 450 Meilen durch völlig
unbesiedeltes Gebiet entfernt. Die Seen und Flüsse würden bald
anfangen zuzufrieren, und die beiden Jungen schwankten zwi‐
schen Angst und Stolz. Als sie sich dann doch auf den Weg
machten, verabschiedete sich ein dänischer Pelzjäger von ihnen
mit den Worten: »Denkt immer nur an die Meile, die gerade vor
euch liegt, nicht an die Meilen danach; ich glaube, dann könnt
ihr es schaffen.«
Die unmittelbar vor uns liegende »Meile« ist ja die Wegstrecke,
um die es tatsächlich geht. Wenn wir also unser großes, fernes
Ziel in drei, fünf oder vielleicht sogar zwanzig leicht erreichbare
Nahziele aufteilen — dann sieht es gar nicht mehr so
erschreckend groß und fern aus. Wie Henry Ford einmal sagte:
»Nichts ist sonderlich schwierig, wenn man die Arbeit in kleinere
Portionen aufteilt.«
Warum manche Pläne nie wahr werden
Jemand hat einmal einen bedeutenden Staatsmann gefragt, wie
er es fertigbringe, so viel zu schaffen. »Wenn ich ein Geheimnis
habe«, antwortete er, »dann ist es einfach dies: Ich glaube an
begrenzte Ziele. Die meisten Projekte kommen nie über das
Planungsstadium hinaus, weil sie viel zu groß sind. Es ist besser,
einen kleinen Teil einer Sache
1. Wie lange haben Sie schon davon geträumt? Wann haben Sie
zum ersten Mal diesen Wunsch ernsthaft erwogen?
2. Was haben Sie seit der Zeit, als Sie das erste Mal daran gedacht
haben, bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt tatsächlich unternom‐
men, um dieses Ziel zu erreichen? (Wenn Sie überhaupt nichts in
der Hinsicht getan haben, dann sind Sie ein Träumer der
schlimmsten Sorte.)
51
3. Wäre dieses Ziel heute erreicht, wenn Sie sich seit dem Augen‐
blick, wo Sie es zum ersten Mal ernstlich erwogen haben, mit
aller Kraft um die Verwirklichung bemüht hätten? Oder wären
Sie zumindest der Verwirklichung wesentlich näher als Sie es
heute sind? (Wenn Ihre Antwort ja ist, dann haben Sie sich der
Träumerei bis zu einem gewissen Grade schuldig gemacht. Je
weiter Sie noch von Ihrem Ziel entfernt sind, desto mehr müssen
Sie sich als Träumer betrachten.)
Luftschlösser zu bauen ist etwa das gleiche, wie unserem bereits
bekannten Schalterbeamten zu sagen: »Ich möchte eine
Fahrkarte nach dem Süden«. Es ist zweifelhaft, ob wir jemals
dort ankommen, wo wir hinwollen, wenn wir unser Ziel nicht
genau angeben. Deshalb gehört der folgende Rat zu den größten
Geheimnissen des Erfolgs:
• MACHEN SIE EIN »ERFOLGS‐PROGRAMM«, INDEM SIE
IHRE ZIELE KLAR BESTIMMEN UND GENAU FESTLEGEN,
WAS SIE WOLLEN.
Je genauer desto besser. Beginnen Sie mit der Einteilung Ihrer
Ziele in etwa folgende Hauptgebiete:
1. Beruf
2. Familie
3. öffentliches Leben
4. Persönlichkeitsentwicklung
Sie können diese Einteilung natürlich Ihren besonderen
Bedürfnissen entsprechend abändern oder ergänzen. Nehmen
Sie für jedes Gebiet ein getrenntes Blatt Papier und schreiben Sie
als nächstes in allen Einzelheiten auf, was Sie auf jedem dieser
Gebiete gerne erreichen möchten.
Machen Sie ruhig ausführliche Notizen und besprechen Sie Ihre
Absichten mit den Leuten, die es angeht. Berichtigen Sie dort,
wo es nötig erscheint, bis Sie mit Bestimmtheit sagen können,
dass Sie nun wirklich das vor sich haben, was Sie in Ihrem Leben
erreichen wollen.
Neun von zehn aller Menschen unserer Zeit lassen sich ziellos
treiben. Darunter sind Leute, die Sie kennen. Vielleicht sogar Sie
selbst?
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Schaffen Sie ein Gefühl der Dringlichkeit
Wenn Sie Ihr »Erfolgs‐Programm auf weite Sicht« geschrieben
haben, dann nehmen Sie sich die Zeit, es mehrmals aufmerksam
durchzulesen, um das Geschriebene in Ihr Unterbewusstsein
eindringen zu lassen. Allmählich werden Sie ein eigenartiges
Gefühl in sich aufsteigen fühlen. Ein Gefühl der Dringlichkeit.
Ein Gefühl der Ungeduld und der Zielstrebigkeit. Vieles von
dem, was Sie in Zukunft tun werden, wird hierdurch einen neuen
Sinn erlangen.
Es kann nicht stark genug betont werden, wie wichtig es ist, Ihre
Ziele genau zu bestimmen und ganz klar festzulegen, was Sie
wollen. Als lebendes Beispiel dafür möchte ich meinen Freund
Hans Fischer bezeichnen. Nach dem Abitur nahm er eine
Stellung in der Abteilung Posteinlauf einer der größten Werbe‐
Agenturen des Landes an. Obwohl seine Stellung zu den
niedrigsten in der Agentur gehörte, nahm er sich vor, sein Bestes
zu tun, und setzte sich ein klar umrissenes Ziel.
Er beschloss, Direktor der Firma zu werden (als ich ihn damals
fragte, warum er sich nicht gleich vornahm, Generaldirektor zu
werden, statt nur Direktor, antwortete er mir: »Die Aussichten
sind größer — die Agentur hat nur einen Generaldirektor, aber
dafür rund zwei Dutzend Direktoren«). Alles was er von dem
Augenblick an tat, geschah in der Absicht, dieses Ziel zu
erreichen.
Der Wendepunkt
Er arbeitete bereits seit einem Jahr in der Agentur, als die Stelle
eines Gehilfen in der Graphik‐Abteilung frei wurde.
Mein Freund setzte eine Menge aufs Spiel, als er die Sicherheit
der Posteinlauf‐Abteilung verließ, denn er wusste, dass seine
neue Stellung nur eine vorübergehende Arbeit war. Aber er
hoffte, sich in dieser Zeit bewähren zu können, so dass man ihn
schließlich in einer anderen Funktion behalten würde.
Die Rechnung ging nicht auf. Hans verlor seinen Einsatz und
damit seinen Arbeitsplatz. Das war einer der Wendepunkte in
Hans Fischers Leben. Er saß auf der Straße. Aber die
53
interessante, abwechslungsreiche Arbeit in der Werbeagentur
hatte seinen Appetit auf mehr geweckt — und sein Ziel gab ihm
den Mut, geduldig auf eine neue Chance zu warten.
Eine Woche später ließ ihn die Personalabteilung rufen.
Man sagte ihm: »Wir haben wieder eine Stelle frei; die neue
Fernsehproduktions‐Abteilung braucht einen Laufburschen.«
Aber dann kam der Pferdefuß — das Gehalt war nur halb so
hoch wie sein bisheriges. Mein Freund hatte jedoch ein Ziel vor
Augen, und die Gehaltsfrage sollte für ihn kein Hindernis sein.
Er nahm die Stelle an — ohne zu ahnen, dass er dank seiner
Beharrlichkeit in einer Branche untergekommen war, die zu den
wichtigsten und aussichtsreichsten des Landes werden sollte.
Hans Fischer stieg zeitig genug in die Fernsehbranche ein, um
alle Entwicklungsphasen mitzuerleben und konnte so zeigen,
was in ihm steckte. Je weiter er auf der Erfolgsleiter emporstieg,
desto unermüdlicher war er. Zusätzlich zu seiner eigentlichen
Arbeit bereitete er sich immer schon auf die nächst höhere
Stellung vor und nahm jede Gelegenheit wahr, möglichst viel
dazuzulernen. Wenn sich eine Beförderungsmöglichkeit ergab,
war er zur Stelle und in der Lage, die neue Stelle zu übernehmen.
Heute ist Hans Fischer Leiter der Fernsehproduktionsabteilung
seiner Firma und damit auf dem besten Weg, das Ziel zu
erreichen, das er sich vor 10 Jahren als Laufbursche gesetzt hatte.
Richten Sie Ihre ganze Energie auf ein Ziel
Wie wichtig es ist, seine Ziele genau zu bestimmen, kommt in
einer Geschichte über einen Psychologiestudenten zum
Ausdruck. Während einer Vorlesung wird »die Aufmerksamkeit
der Studenten plötzlich stark gefesselt, weil der Professor erklärt,
daß der Durchschnittsmensch versagt, weil er nicht gelernt hat,
seine Kräfte zu beherrschen und zu sammeln. Er benutzte das
bekannte Beispiel des Brennglases. Sonnenstrahlen, die auf ein
Blatt Papier fallen, haben so gut wie keine Wirkung. Wenn man
sie jedoch mit Hilfe eines Brennglases in einem Punkt vereinigt,
verursachen sie eine starke Hitze, die in kürzester Zeit ein Loch
in das Papier brennt. Der Professor wies darauf hin, dass nur der
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Mensch erfolgreich ist, der es versteht, seine zersplitterten und
deshalb unwirksamen Kräfte in einem Brennpunkt zu
vereinigen«.
Praktische Beispiele aus der Unternehmensleitung
Die Wichtigkeit dieser »Erfolgs‐Programme« auf weite Sicht wird
durch die Tatsache unterstrichen, dass man sich ihrer in der
Industrie regelmäßig und mit Erfolg bedient. So erschien vor
einiger Zeit ein Artikel, in dem einer der führenden Männer
einer ausgedehnten und gutgehenden Warenhaus‐Kette
schilderte, wie es ihm gelingt, die Leiter der einzelnen
Warenhäuser zu immer größeren Leistungen anzuspornen.
Zweimal im Jahr setzt er sich mit den Leuten der Haupt‐
Geschäftsleitung zusammen und entwirft für jedes Warenhaus
zwei verschiedene Sechs‐Monats‐Pläne. Der eine Plan enthält die
Umsatzziffern, die das jeweilige Warenhaus innerhalb der
kommenden sechs Monate zu erzielen erwarten kann sowie den
sich daraus ergebenden Gewinn. Der zweite Plan ist ein
»Wort‐Plan«, d. h. eine ausführliche Analyse der Stärken und der
Schwächen des Hauses und Vorschläge, was in jedem einzelnen
Fall getan werden sollte.
Ungefähr folgendermaßen könnte Ihr eigenes »Erfolgs‐
Programm« aussehen:
1. a) Was habe ich in meinem bisherigen Leben erreicht
(beruflich, persönlich und gesellschaftlich)?
b) Welche Erfahrungen habe ich aufgrund dieser Leistungen
gesammelt?
2. Was möchte ich in der Zukunft erreichen?
a) in meinem Beruf
b) für meine Familie
c) im öffentlichen Leben
d) auf persönlichem Gebiet (besondere Pläne oder Hobbys)
3. Welche Voraussetzungen sind erforderlich, um jedes dieser
Ziele zu erreichen? (Machen Sie eine Aufstellung der
Voraussetzungen, die Sie besitzen und der, die Ihnen noch
fehlen.)
55
4. Machen Sie einen Gesamt‐Zeitplan für das jeweilige Ziel,
nämlich:
wann Sie es verwirklichen wollen, und wie und wann Sie beab‐
sichtigen, die mangelnden Voraussetzungen dafür zu schaffen.
Haben Sie dieses Programm schwarz auf weiß vor sich liegen,
dann:
• SETZEN SIE SICH EINE GENAU BEGRENZTE FRIST
Das ist ein einfacher, aber sehr wirkungsvoller Trick, denn,
indem man seinen Zielen eine Frist setzt, hören sie von selbst
auf, bloße Wunschträume zu sein. Ob es sich um eine Woche,
einen Monat oder zehn Jahre handelt, ein Termin schafft immer
ein Gefühl der Dringlichkeit und dient als Ansporn, das gesetzte
Ziel zu erreichen.
Die große Wichtigkeit von Terminen
Eine Bekannte, Verfasserin mehrerer erfolgreicher Bücher und
gleichzeitig eine hervorragende Werbetexterin, hat mir einmal
auseinandergesetzt, warum es für sie durchaus nicht gleichgültig
ist, ob sie zu Hause arbeitet oder in ihrem Büro. Sie erklärte den
großen Vorteil der Büroarbeiten durch den Umstand, daß »einen
die ständigen Termine zwingen, die Arbeit zu schaffen«.
Genau das gleiche gilt für das Erreichen Ihrer Ziele, welcher Art
sie auch sein mögen.
Wenn Sie ein Vertreter sind, dann sagen Sie nicht einfach:
»Ich will meinen Umsatz um 25% erhöhen.« Geben Sie sich
einen bestimmten Zeitraum, innerhalb dessen Sie dieses Ziel
erreichen wollen — und fassen Sie den festen Entschluss, diesen
Termin nicht zu überschreiten. Das gibt Ihnen nämlich die
Möglichkeit, zwischendurch anhand der erzielten Fortschritte
nachzuprüfen, ob Sie mit Ihrem Zeitplan Schritt halten oder
nachhinken.
Ein führender Lebensmittelfabrikant von Markenartikeln, die Sie
tagtäglich essen, macht genau das gleiche in weit größerem
Rahmen. Jedes mal wenn das Unternehmen ein neues Produkt
versuchsweise auf den Markt bringt, wird ein Termin festgesetzt.
Man errechnet, daß aufgrund vorhergehender Erfahrungen und
aufgrund von X D‐Mark Werbungs‐ und Anzeigenkosten dieses
56
neue Produkt in soundso viel Tagen einen Bruttoumsatz von Y
D‐Mark einbringen müsste. Die Einführung des Erzeugnisses auf
dem gesamten einheimischen Markt hängt von dem Ergebnis
dieser Test‐Aktion ab. Entspricht das Erzeugnis innerhalb der
gesetzten Frist nicht den Erwartungen, wird die Aktion
eingestellt und eine neue Absatz‐Strategie geplant.
Ein überzeugender Beweis für die anspornende Wirkung einer
Kontrollmöglichkeit stammt von Robert Owen, dem englischen
Industrieunternehmer, der in seinen Betrieben bedeutende
soziale Reformen durchführte. Er kam eines Tages mit drei
Rollen rotem, grünem und gelbem Band in die
Baumwollspinnerei, die er kurz vorher erworben hatte.
Als die Arbeiter an jenem Tag in die Fabrik kamen, hing an jeder
Maschine ein rotes, ein grünes oder ein gelbes Band.
Die ganze Belegschaft barst fast vor Neugierde.
Nach ein paar Tagen wurde des Rätsels Lösung kund: die
Maschinen mit einem roten Band lagen in der Produktion über
dem Durchschnitt, diejenigen, die ein grünes Band trugen,
wiesen eine durchschnittliche Leistung auf, die gelben Bänder
bedeuteten, daß der Durchschnitt nicht erreicht war. Keinerlei
Mahnungen oder Versprechungen wurden gemacht oder auch
nur angedeutet. Die Bänder waren einfach nur da, um den
Arbeitern zu zeigen, was sie leisteten. Nach zwei Monaten gab es
in der ganzen Fabrik nur noch rote Bänder. Das Leistungsniveau
war nie vorher so hoch und das Betriebsklima noch niemals so
gut gewesen. Das Band gab den Arbeitern die Möglichkeit, ihre
Leistung ständig zu überprüfen. Innerhalb der ihnen zur
Verfügung stehenden Zeit fühlten sie das dringende Bedürfnis,
ein bestimmtes Minimum zu leisten. Sie hatten ja nun nicht nur
eine Kontrollmöglichkeit, sondern darüber hinaus auch einen
Leistungsanreiz.
Wie man sich vor kleinen Misserfolgen schützt
Von dem Augenblick an, wo es für das Erreichen unserer Ziele
einen genauen Termin gibt, erscheinen kleinere Rückschläge
längst nicht mehr so ermutigend oder bedeutungsvoll. Sie mögen
57
uns ein wenig aus dem Gleichschritt bringen, aber unser Termin
dient als Ansporn, einfach die Konsequenzen zu ziehen und
eventuell das Tempo etwas zu beschleunigen.
Ein weiteres freiwilliges »Druckmittel«, das Ihnen helfen wird,
Ihr Ziel zu erreichen, heißt: Erzählen Sie überall von Ihrem Plan
und wann Sie ihn verwirklichen wollen.
Wie das vor sich geht? Nun, betrachten wir einmal den Fall
meines Nachbarn Martin. Vor mehreren Jahren schon hatte
Martin beschlossen, mit seiner Familie eine Ägypten‐Reise zu
unternehmen. Aber aus irgendeinem Grund war diese Reise
immer wieder verschoben worden. Schließlich entschied er:
»Wir fahren nächstes Frühjahr.« Und er ließ es nicht allein bei
dem Entschluss bewenden, sondern erzählte allen Freunden und
Bekannten von der beabsichtigten Reise und seinen großartigen
Plänen. Muss ich noch mehr sagen? Sie haben es bereits erraten.
Als der Frühling ins Land kam, musste Martin erleben, wie alle
seine Freunde und Bekannten ankamen und fragten:
»Na, alter Junge, wann geht denn die Reise los?« —
»Hast du schon mit dem Packen angefangen?« oder »Vergiss
nicht, uns eine Ansichtskarte von den Pyramiden zu schicken!«
Wegen seiner ursprünglichen Begeisterung hatte alle Welt
angenommen, dass es ihm mit seiner Absicht wirklich ernst
gewesen war. Und falls Martin tatsächlich noch irgendwelche
Bedenken hatte, die Reise zu unternehmen, dann vergaß er sie
jetzt rasch, denn es gefiel ihm gar nicht, jedes mal
viertelstündliche Erklärungen abzugeben, wenn er einen Freund
oder Bekannten auf der Straße oder im Büro traf. Sie können sich
gar nicht vorstellen, wie wirkungsvoll diese Methode ist, bis Sie
sie einmal selbst ausprobiert haben. Und dazu kommt noch ein
wichtiger Vorteil: Durch diesen kleinen Trick nimmt Ihr Ziel in
Ihrer Vorstellung klare Gestalt an.
Im wesentlichen besteht die Methode aus folgenden Einzelmaß‐
nahmen:
1. Indem wir ständig von unseren Zielen sprechen, rufen wir sie
uns immer wieder ins Gedächtnis;
58
2. wir überzeugen uns immer wieder aufs neue von ihrer
Wichtigkeit, und
3. wir machen es uns selbst geradezu unmöglich, sie nicht zu
erreichen.
Seien Sie nett zu sich selbst
Auf eine Falle müssten Sie sich allerdings gefasst machen.
Persönliche Ziele sind in der Regel nicht an einen bestimmten
Zeitpunkt gebunden — das Ergebnis ist also, dass sie weiter und
weiter in die Zukunft hinausgeschoben werden. Ohne einen
festen Termin neigen wir dazu, uns zu sagen, dass »wir doch
massenhaft Zeit haben.« Es ist ja nicht so, als ob der Chef
ankäme und sagte: »Mein lieber Maier, entweder ist diese Arbeit
am Ende des nächsten Monats fertig oder Sie fliegen raus!«
Aber warum sollten Sie nicht nett zu sich selbst sein? Nutzen Sie
den Druck, der von einem Termin ausgeht, zu Ihrem Vorteil —
lassen Sie ihn für Sie arbeiten. Unseren persönlichen Zielen eine
Frist zu setzen, bedeutet die Dinge, die wir uns wünschen, um so
viel schneller zu erreichen.
Jetzt sind Sie bereit, den nächsten Schritt zu tun, nämlich:
• WENN ZIEL UND TERMIN FESTSTEHEN — DANN TEILEN
SIE IHR ZIEL AUF IN LEICHT DURCHFÜHRBARE
ZWISCHENZIELE.
Ein berühmter Philosoph hat einmal gesagt: »Es ist der Versuch,
den Gipfel in einem einzigen Sprung zu erreichen, der so viel
Elend über die Welt bringt.« Es gibt Ziele, die erscheinen so fern
und so schwierig, dass man schon bald den Mut verliert, weil es
so aussieht, als könnte man sie nie im Leben erreichen. Nehmen
wie einmal an, dass Ihr eigenes Ziel in großen Umrissen
folgendermaßen aussieht: Augenblickliche Position — Ich bin
Vertreter mit acht Jahren Verkaufserfahrung.
Haupt‐ bzw. Fernziel — Ich möchte Verkaufsdirektor meiner
jetzigen Firma werden.
Wann soll dieses Ziel erreicht sein — Wenn ich 45 Jahre alt bin
(in ungefähr 10 Jahren).
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Nah‐ oder Zwischenziele — Innerhalb eines Jahres
Gebietsverkaufsleiter zu werden. Innerhalb von vier Jahren
Bezirksverkaufsleiter zu werden. Innerhalb von acht Jahren
Bezirksaußendienstleiter zu werden. Innerhalb von zehn Jahren
Verkaufsdirektor zu werden. Was ich bereits getan habe oder zu
tun beabsichtige, um diese Ziele
zu erreichen: . . . (Hier werden die Termine eingetragen, wann Sie
die einzelnen Zwischenziele in Angriff nehmen und abschließen
wollen) ...
Verkaufsdirektor als Ziel für einen Vertreter mag sich mächtig
hoch gegriffen anhören. Aber Gebietsverkaufsleiter durchaus
nicht. Und Bezirksverkaufsleiter ist dann auch nur noch ein
kleiner Schritt weiter. Ganz plötzlich erscheint es sehr viel
leichter, das Ziel zu erreichen. Die Zwischentermine dienen, wie
wir bereits gesehen haben, als Ansporn und beantworten
gleichzeitig die regelmäßig wiederkehrende Frage: »Wie komme
ich voran?«
Ein bekannter amerikanischer Zeitungskorrespondent schrieb
einmal für den »Reader's Digest« eine Geschichte mit der
Überschrift: »Der beste Rat meines Lebens.« Darin schilderte er
in lebendigen Worten eine abenteuerliche Bootsfahrt durch die
kanadische Wildnis, die er als Halbwüchsiger mit einem
Schulkameraden unternommen hatte. Sie waren mit ihrem Boot
bis zum nördlichen Ende des Lake Winipeg gekommen, aber ihr
eigentliches Ziel lag noch weitere 450 Meilen durch völlig
unbesiedeltes Gebiet entfernt. Die Seen und Flüsse würden bald
anfangen zuzufrieren, und die beiden Jungen schwankten zwi‐
schen Angst und Stolz. Als sie sich dann doch auf den Weg
machten, verabschiedete sich ein dänischer Pelzjäger von ihnen
mit den Worten: »Denkt immer nur an die Meile, die gerade vor
euch liegt, nicht an die Meilen danach; ich glaube, dann könnt
ihr es schaffen.«
Die unmittelbar vor uns liegende »Meile« ist ja die Wegstrecke,
um die es tatsächlich geht. Wenn wir also unser großes, fernes
Ziel in drei, fünf oder vielleicht sogar zwanzig leicht erreichbare
Nahziele aufteilen — dann sieht es gar nicht mehr so
60
erschreckend groß und fern aus. Wie Henry Ford einmal sagte:
»Nichts ist sonderlich schwierig, wenn man die Arbeit in kleinere
Portionen aufteilt.«
Warum manche Pläne nie wahr werden
Jemand hat einmal einen bedeutenden Staatsmann gefragt, wie
er es fertigbringe, so viel zu schaffen. »Wenn ich ein Geheimnis
habe«, antwortete er, »dann ist es einfach dies: Ich glaube an
begrenzte Ziele. Die meisten Projekte kommen nie über das
Planungsstadium hinaus, weil sie viel zu groß sind. Es ist besser,
einen kleinen Teil einer Sache
in Angriff zu nehmen und diesen Teil sorgfältig und gut
durchzuführen, als einen großen Plan nur auf dem Papier stehen
zu haben. Erst wenn der eine Teil der Arbeit getan ist, soll man
sich den nächsten vornehmen. Man soll immer nur so viel tun,
wie in seiner Macht steht.«
Das gleiche Prinzip lässt sich auch auf unsere Ziele anwenden.
Wenn Sie also etwas wirklich Bedeutendes planen — betrachten
Sie die Sache nicht etwa als ein einziges riesengroßes Projekt.
Teilen Sie es auf in mehrere durchführbare Einzelarbeiten.
Einer meiner Geschäftsfreunde befolgte diesen Rat, als er sich ein
Sommerhäuschen auf dem Land baute. Da er beabsichtigte, die
meisten Arbeiten an seinen freien Wochenenden selbst
auszuführen, wusste er von vornherein, daß es mehrere Jahre
dauern würde, bis sein Häuschen tatsächlich bezugsfertig sein
würde. Außerdem rechnete er schon damit, daß alle möglichen
kleineren Probleme auftauchen würden. Aber statt sich von der
Größe des Vorhabens und der Länge der dafür benötigten Zeit
entmutigen zu lassen, wählte er den einzig vernünftigen Weg:
Er betrachtete das Projekt von Anfang an nicht etwa als Ganzes,
sondern als eine Reihe von einzelnen Arbeiten, nämlich: das
Grundstück roden; die Baupläne anfertigen; die behördlichen
Formalitäten erledigen; die Baugrube ausheben; das Fundament
betonieren; die Maurerarbeiten vornehmen usw. Inzwischen sind
Jahre vergangen, und an den Wochenenden besuche ich
manchmal meinen Geschäftsfreund und seine Frau in dem
gemütlichen Haus, das sie sich eigenhändig gebaut haben.
61
Keine wirklich große Leistung wird auf einen Schlag vollbracht.
Sogar das Leben selbst ist keineswegs ein unaufhörlich dahin
fliesender Strom der Zeit, sondern setzt sich vielmehr aus vielen
einzelnen Ereignissen und Vorfällen zusammen. Es ist wichtig,
dass wir mit dieser Einstellung an die Planung unserer Ziele
gehen.
Wenn Sie Ihr »Erfolgsprogramm« aufgestellt haben und es nun
in die Tat umsetzen, dann sollten Sie dabei folgendes nicht
vergessen:
• ÜBERPRÜFEN SIE REGELMÄSSIG IHRE
ZWISCHENLEISTUNGEN, UM FESTZUSTELLEN, OB IHRE
RICHTUNG NOCH STIMMT.
Wenn Sie schon einmal einen großen Industriebetrieb besichtigt
haben, ist Ihnen vielleicht auch eine Sache aufgefallen, die mich
sehr beeindruckt hat, nämlich die Qualitätskontrolle. Hin und
wieder sieht man jemanden ans Fließband treten und ein fertiges
Teil aufs Geratewohl herausgreifen. Dieses Teil wird dann
sorgfältig mit einem Musterstück verglichen und eingehend
geprüft, ob es allen ursprünglichen Bestimmungen genügt. Ist
das nicht der Fall, so kann es vorkommen, dass eine ganze Serie
als Abfall ausgeschieden wird. Und je besser das Unternehmen
ist, desto höher sind die Anforderungen der Qualitätskontrolle
und desto sorgfältiger werden die Erzeugnisse überprüft.
Sorgen Sie für ein Kontrollsystem
Es ist von größter Wichtigkeit, daß wir regelmäßig Kontrollen
vornehmen und den erreichten Fortschritt anhand unseres
»Musters«, d. h. unseres Ziels überprüfen. Wenn wir unsere Ziele
schriftlich niedergelegt haben, so hatte das seinen besonderen
Grund, nämlich uns die Möglichkeit zu geben, sie Kontrolle
halber in regelmäßigen Zeitabständen wieder durchzulesen.
Nur so können wir uns überzeugen, ob wir immer noch den
richtigen Kurs einhalten, und nicht im Begriff sind, einen
Umweg zu machen. Wenn alles planmäßig verläuft — um so
besser! Wenn das jedoch nicht der Fall ist, dann ist es vielleicht
angebracht, daß wir uns ein paar Fragen stellen, wie z. B.
62
die folgenden:
»Waren die Ziele und die Termine von vornherein realisierbar?«
»Müssen sie überholt werden?«
»Tue ich wirklich alles, was in meiner Macht steht, um diese
Ziele zu erreichen?«
»Sind diese Ziele immer noch das, was ich mir wirklich wünsche,
oder haben sich meine Interessen inzwischen gewandelt?«
»Sollte ich irgendwelche zusätzlichen Maßnahmen treffen?«
»Haben sich zwischenzeitlich neue Gesichtspunkte ergeben, die
noch nicht existierten, als ich ursprünglich meine Pläne gemacht
habe?«
Die Antworten auf obige und ähnliche Fragen werden Ihnen
helfen zu entscheiden, welchen Weg Sie von jetzt an einschlagen
müssen.
Und so heißt Kapitel 4 in Kurzfassung:
ERFOLGSREZEPT Nr. 4:
• MACHEN SIE EIN »ERFOLGS‐PROGRAMM«, INDEM SIE
IHRE ZIELE KLAR BESTIMMEN UND GENAU FESTLEGEN,
WAS SIE WOLLEN.
• SETZEN SIE SICH EINE GENAU BEGRENZTE FRIST.
• WENN ZIEL UND TERMIN FESTSTEHEN — DANN TEILEN
SIE IHR ZIEL AUF IN LEICHT DURCHFÜHRBARE
ZWISCHENZIELE.
• ÜBERPRÜFEN SIE REGELMÄSSIG IHRE
ZWISCHENLEISTUNGEN, UM FESTZUSTELLEN, OB IHRE
RICHTUNG NOCH STIMMT.
Die ungeheure Wichtigkeit von klar umrissenen Zielen kann
nicht genügend betont werden. Ein bedeutender Psychiater hat
zu diesem Thema folgendes zu sagen: »Das seelisch‐geistige
Leben eines Menschen wird von seinem Ziel geprägt. Kein
menschliches Wesen kann denken, fühlen, wollen, träumen,
ohne daß sein Denken, Fühlen, Wollen und Träumen von einem
allgegenwärtigen Ziel bestimmt, geleitet und beeinflusst wird
und auf eben dieses Ziel ausgerichtet ist.«
63
5. Kapitel
Wie es an der Börse gemacht wird
»Unsere Vorstellungskraft ist die einzige Grenze für das,
was wir uns von der Zukunft erwarten können.«
CHARLES F. KETTERING
Seit dem Aufkommen der Investmentgesellschaften und der
monatlichen Wertpapier‐Sparverträge sind Nicht‐Aktionäre fast
zu einer Seltenheit geworden. Statistische Zahlen haben ergeben,
dass der aktienbesitzende Anteil der Bevölkerung in den letzten
zehn Jahren fast um das Doppelte gestiegen ist.
Die Börse ist zu den Jagdgründen des »Klein‐Aktionärs«
geworden — des Mannes, der im geheimen hofft, seine schwer
verdienten Ersparnisse über Nacht in ein Vermögen zu
verwandeln. Nur wenigen gelingt es. Die meisten schätzen sich
glücklich, wenn sie am Ende des Jahres kein Geld verloren haben
... oder im günstigsten Fall einen winzigen Gewinn verzeichnen
können.
Wo liegt das Geheimnis?
Ein guter Teil des Börsen‐Berufshandels verdient regelmäßig
Geld. Was ist ihr Geheimnis? Hat der sogenannte »kleine Mann«
überhaupt eine Chance, wenn er es mit den erfahrenen
Fachleuten aufnehmen will? Ist es für ihn nicht von vornherein
aussichtslos? Nehmen Sie einmal ein paar von den einschlägigen
Veröffentlichungen und Druckschriften der Investment‐Fonds
zur Hand und unterhalten Sie sich gelegentlich mit ein paar
Maklern und Börsen‐Spezialisten — was Sic dort erfahren, wird
Sie wahrscheinlich sehr überraschen.
Eine der Hauptursachen für die Misserfolge der meisten
»Klein‐Aktionäre« ist nicht etwa Mangel an
(1) entsprechender Information,
(2) angemessenem Kapital oder
(3) Sachkenntnis, sondern vielmehr ein Mangel an
Fingerspitzengefühl bei der Anlage‐Planung.
64
Der durchschnittliche »Kleine Mann« nimmt alles, was die Leute
um ihn herum nur so dahinsagen, für bare Münze. Er hält
hartnäckig seine fallenden Aktien, mag kommen was will, und
hofft, dass der Kurs wieder anziehen wird. Und wenn er
tatsächlich geschickt genug ist, einen guten Fang zu machen,
wird er zu früh den kleinen Gewinn mitnehmen — und muss
dann erleben, wie der Kurs ins Unermessliche steigt.
Eine sichere Art, Geld zu verdienen
Falsche Anlageplanung! Der kleine Aktionär bemüht sich, kein
Risiko einzugehen; deshalb stößt er seine Papiere schnellstens
ab, sobald er die Möglichkeit eines kleinen Gewinns sieht.
Genau das ist jedoch seine »Achillesferse« und ein Hauptgrund
für sein Scheitern. An dieser Stelle ist ihm der Berufshandel
haushoch überlegen, denn der Börsenfachmann zielt hoch.
Und so paradox es auch klingen mag, intelligentes Spekulieren
ist eine sehr viel vorsichtigere und sicherere Art an der Börse
Geld zu verdienen, als die meisten sogenannten risikolosen
Methoden.
Von einem hochangesehenen und erfolgreichen Börsenfachmann
und Autor eines vielgelesenen Buches über langfristige
Geldanlage stammen die folgenden aufschlussreichen
Bemerkungen zum Thema Spekulation: »Wohlüberlegte,
geplante Spekulation ist meiner Ansicht nach die beste und
sicherste Methode, seine Vermögenschancen zu erhöhen ... um
an der Börse erfolgreich zu sein, muss man sein Gewinnziel sehr
hoch stecken . . . auch wenn man dann noch weit davon entfernt
ist, sein Ziel erreicht zu haben, kann man auf diese Weise
trotzdem eine Menge Geld verdienen.«
Sie werden sich wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit fragen:
»Was um alles in der Welt hat ein Kapitel über Börse und Aktien
in diesem Buch zu suchen?« Nun, das Thema ist sogar sehr
naheliegend. Lassen Sie sich erklären warum.
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Der »Geld«‐Wert des Gedankenaustausch
Vor ein paar Jahren aß ich zusammen mit einem der Mitarbeiter
einer bedeutenden Maklerfirma. Wir sind schon seit vielen
Jahren befreundet und unterhielten uns an jenem Nachmittag
fast ausschließlich über »Geschäft« im allgemeinen.
Mein Freund ist übrigens ein sehr intelligenter Bursche, und
obgleich ich herzlich wenig von Börsendingen verstehe, merkte
ich, dass ich im Lauf der Unterhaltung eine Fülle neuer Ideen
und Anregungen aufschnappte, die ich mit entsprechenden
kleinen Abwandlungen in meiner eigenen Branche verwenden
konnte.
Jener Nachmittag war für mich eine regelrechte Offenbarung.
Ich begann nämlich zu begreifen, welch ungeheuren materiellen
Wert der Gedankenaustausch mit Leuten aus anderen
Geschäftszweigen haben kann. Was in der einen Branche eine
Binsenwahrheit und altbekannte Tatsache ist, kann sich in vielen
Fällen in einer anderen Branche als neu und originell erweisen.
Jemand der sich nicht die Erfahrung anderer zunutze macht,
zahlt für meine Begriffe einen übertrieben hohen Preis für den
Erfolg.
Sogar das Genie Thomas Edison sagte einmal: »Ich bin ein guter
Schwamm. Ich sauge Ideen auf und mache sie dann nutzbar.
Die meisten meiner Ideen gehörten ursprünglich anderen Leute,
die sich nicht die Mühe gemacht haben, sie weiterzuentwickeln.«
Das Prinzip der klugen Spekulation
Beim Lesen verschiedener Börsenblätter und
Informationsschriften für Aktionäre wurde mir deutlich, welche
Fülle von scharfsinnigem Einblick und klugem Rat darin
enthalten ist. Ich sagte mir: »Wenn diese Ratschläge einem
Menschen helfen können, sein Kapital erfolgreich anzulegen,
warum sollte es dann nicht möglich sein, die gleichen logischen
und vernünftigen Regeln auch auf das Leben selbst anzu‐
wenden?«
Schließlich ist das Erreichen unserer persönlichen Ziele und die
Verwirklichung aller Wünsche, die wir an das Leben haben,
66
gewissermaßen auch eine Spekulation. Deshalb wollen wir
unsere Wünsche und Pläne einmal als Spekulationsziel
betrachten. Und darum ist es höchste Zeit, dass wir unsere
»Klein‐Aktionärs«‐Einstellung aufgeben und gegen das Prinzip
der »klugen Spekulation« aller Börsen‐Experten eintauschen.
Wenn Sie die Früchte kluger Spekulation ernten wollen, dann:
• UNTERSUCHEN SIE SORGFÄLTIG IHREN »MARKT«.
Es hat keinen Sinn, sich beispielsweise die Stellung des Verkaufs‐
direktors als Ziel zu setzen, wenn der Mann, der die Stellung im
Augenblick innehat (1) ein Verwandter des Generaldirektors ist,
sich (2) bester Gesundheit erfreut und (3) noch 20 Jahre bis zu
seiner Pensionierung vor sich hat. Sie würden nämlich
Spinnweben ansetzen, bevor Sie Ihrem Ziel auch nur einen
Fingerbreit näherrücken. Setzen Sie Ihre Ziele hoch, aber
vergessen Sie dabei nicht, die Lage auf intelligente Weise zu
beurteilen!
Jemand der es wissen muss, hat mir einmal erklärt, warum so
viele begabte und fähige Menschen in ihrem Beruf nicht
weiterkommen. Er sagte: »Ihre Umgebung ist gegen sie. Diese
Leute mögen zwar ungeheure Fähigkeiten haben, aber die
Umstände, unter denen sie arbeiten oder die Kollegen, mit
denen sie zusammen sind, bieten ihnen nicht die Gelegenheit,
ihre wahren Fähigkeiten zu nutzen.«
Man sagt, dass »kein Mensch eine Insel ist«. Jeder Erfolg, den wir
erringen, hängt zu einem Teil von unserer Fähigkeit ab, mit der
Umwelt oder der Situation fertig zu werden, mit der wir es zu
tun haben. Nehmen wir einmal den Fall des Generaldirektors
einer großen Werbeagentur, die verschiedene Weltfirmen zu
ihren Kunden zählt. In seiner Jugend hatte dieser Mann sein
Studium bereits nach den ersten sechs Monaten aufgegeben, weil
er mithelfen musste, seine Familie zu ernähren. In der Agentur,
deren Generaldirektor er heute ist, fand er eine Arbeit als
Laufbursche. Allerdings war er kein gewöhnlicher Laufbursche,
sondern ein Laufbursche mit einem Ziel. Sein ganz persönliches
Erfolgsrezept war von Anfang an »sorgfältig meinen Markt zu
67
studieren«. Er begann, die verschiedenen Berufe um sich herum
genau zu analysieren, um ausfindig zu machen, welche
Kenntnisse für die nächst höhere Stellung erforderlich waren.
»Als Laufbursche«, erzählte er mir, »verbrachte ich bald meine
ganze Freizeit in Druckereien und Klischee‐Anstalten«.
Aber Punkt neun Uhr morgens war er wieder an seiner Arbeit.
Nach nicht ganz zwei Jahren war er Leiter der graphischen Abtei‐
lung mit dem Sechsfachen seines Laufburschengehalts.
Er betonte mir gegenüber: »Ich war in der Lage, diesen Posten
auszufüllen, weil ich praktische Erfahrung besaß, die ich mir an
Ort und Stelle angeeignet hatte. Erfahrung und Kenntnisse, die
ich nicht nur der Tatsache zu verdanken hatte, dass ich meine
eigene Arbeit immer sorgfältig verrichtet hatte, sondern weil ich
nie den Gesamtüberblick aus den Augen verlor und mir alles
Wissenswerte über den nächst höheren Posten aneignete.«
Obwohl er nun die Spitze in der graphischen Abteilung erreicht
hatte, gab er sich nicht damit zufrieden, sondern fing an, sich
mit der Arbeit der Abteilung Anzeigenmittel zu befassen.
Von dort ging es in die Public‐Relations‐Abteilung, und so
immer weiter die Erfolgsleiter hinauf, bis unter seinem Namen
auf der Bürotür das Wort »Generaldirektor« stand.
Während wir unsere »Markt‐Studien« betreiben, müssen wir
darauf achten, daß wir uns nicht nur ein Ziel setzen, sondern wir
müssen uns auch darüber klar werden, welche Voraussetzungen
erforderlich sind, um dieses Ziel zu erreichen. In vielen Fällen
werden wir dabei auf einen Umstand stoßen, der unserem
endgültigen Erfolg im Wege steht. In diesem Fall müssen wir
entscheiden:
1. ob wir dieses Hindernis beseitigen können, oder
2. ob es besser ist, ein anderes Ziel zu wählen. Wichtig ist das
eine:
• VERGEWISSERN SIE SICH, DASS IHR »GEWINN‐ZIEL« IM
VERHÄLTNIS ZU DEM EINGEGANGENEN RISIKO GROSS
IST.
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Risiko ist ein Bestandteil des Lebens. Es ist der Ansporn, das Salz
des Erfolgs. Ob wir nun damit einverstanden sind oder nicht,
das Risiko ist Teil von allem, was wir tun. Und da wir ihm nicht
ausweichen können, ist es ratsam, die größte Vorsicht walten zu
lassen, wenn wir es eingehen. Je größer das Risiko ist, desto
höher sollten wir unser »Gewinn‐Ziel« stecken.
Wenn wir im Begriff stehen, einen sicheren Arbeitsplatz einer
neuen Stellung wegen aufzugeben, ist dann das »Gewinn‐Ziel«
hoch genug? Ist das Gehalt, die Verantwortung, das Ansehen,
die innere Befriedigung oder was immer wir auch suchen, groß
genug, um den Wechsel zu riskieren? Oder bietet die neue
Stellung zumindest mehr Gelegenheit, ein entsprechend hohes
Ziel in absehbarer Zukunft zu erreichen?
Wenn wir den weisen Rat über Börsenspekulation einmal anders
ausdrücken wollen: »Will man im Leben erfolgreich sein, muß
man sein persönliches Ziel sehr hoch stecken. Selbst wenn man
dann dieses Ziel bei weitem nicht erreichen sollte, hat man
trotzdem eine Menge gewonnen.« Lesen Sie sich diesen Satz ein
paar Mal durch. Prägen Sie ihn sich ein. Diese Regel ist nämlich
der Grundstein für jeden Erfolg.
Vergessen Sie jedoch nicht:
• SIE MÜSSEN BEREIT SEIN, GELEGENTLICHE KLEINE
RÜCKSCHLÄGE EINZUSTECKEN.
Bei Unterhaltungen mit vielen erfahrenen Maklern habe ich
wiederholt festgestellt, dass eine der größten Schwächen des
»Klein‐Aktionärs« seine Entschlossenheit ist, ja keinen
Geldverlust hinzunehmen. Er kauft beispielsweise Papiere einer
Großbank und muss mit ansehen, wie ihr Kurs fällt. Aber anstatt
die Aktien abzustoßen, seinen Fehler einzugestehen und sich mit
einem kleinen Verlust abzufinden —, hält er mit der
Starrköpfigkeit eines Maulesels an ihnen fest.
Der Fachmann hingegen macht genau das Gegenteil.
Wenn er sieht, daß die Großbank‐Aktien nicht den Erwartungen
entsprechen, die er in sie gesetzt hat, wird er sie sofort abgeben
69
und sein Kapital in eine, wie er hofft, aussichtsreichere Sache
stecken. Ein Buchautor erinnerte seine Leser daran:
»Gibt es einen Rat, dem alle erfolgreichen Geschäftsleute
zustimmen? Ja: Halten Sie sich nicht bei Ihren Verlusten auf.
Vertun Sie keine Zeit, indem Sie sich vormachen, Sie hätten sich
noch nicht entschlossen. Handeln Sie!«
Ein anderer Autor vertritt die gleiche Ansicht, wenn er sagt:
»Verluste niedrig zuhalten ist der einzige Grundsatz, den man
mit der Gewissheit lehren kann, dass er in jedem Falle richtig
ist.«
Der Grundsatz des »Niedrigen Verlustes«
Ein schwerer Verlust kann den Laien zu Boden werfen, während
sich der Fachmann mit seiner Strategie des »niedrigen Verlusts«
mehrere kleinere Pannen leisten kann, ehe er schließlich auf das
richtige »Pferd« setzt. Vielleicht werden Sie überrascht sein zu
erfahren, daß die meisten erfolgreichen Spekulanten in weniger
als 50 Prozent aller Fälle richtig tippen. Das können sie sich
jedoch nur leisten, weil sie ihre Verluste auf ein Mindestmaß
beschränken und gleichzeitig ihren Gewinnen Gelegenheit geben
zu wachsen. Der gleiche Grundsatz, der millionenschwere
Spekulanten zum Erfolg führt, kann auch Ihnen dabei helfen, die
Ziele zu erreichen, die Ihnen Ihre größten Wünsche erfüllen
sollen. Wenn sich das Glück plötzlich gegen Sie wendet, dann
sollten Sie unbedingt sofort die Lage einer genauen
Untersuchung unterziehen, um festzustellen, ob Ihnen ein
Irrtum in Ihrem Urteil unterlaufen ist. Wenn sich herausstellt,
dass Sie sich tatsächlich verrechnet hatten, dann geben Sie es zu!
Und fangen Sie von vorne an. Kein Mensch ist unfehlbar, und
auch der sorgfältigst überlegte Plan kann schiefgehen.
Denken Sie immer daran, dass die erfolgreichsten Spekulanten
sich in mehr als 50 Prozent aller Fälle irren!
Aber sie haben gelernt, ihre Verluste in Grenzen zu halten.
Diese Einstellung wird Ihnen über die kritische Zeit
hinweghelfen, wenn regelmäßige Rückschläge Sie an Ihrem
Urteilsvermögen zweifeln lassen. Keinesfalls darf jedoch die
70
Strategie des »niedrigen Verlusts« mit der Haltung des »zu leicht
Aufgebens« verwechselt werden.
Die Strategie des »niedrigen Verlusts« gründet sich auf folgende
Maßnahmen:
1. die Lage einer sorgfältigen Prüfung unterziehen, bevor man
sich auf eine bestimmte Sache einlässt;
2. die Entwicklung der Dinge genau verfolgen, um zu sehen, ob
sie zufriedenstellend verläuft;
3. selbst sein Möglichstes tun, dass sich die Dinge den
Erwartungen entsprechend entwickeln; und
4. dem Projekt eine angemessene Frist geben, sich zu bewähren.
Sollte sich trotz allem herausstellen, dass das Unternehmen
nicht
den erwarteten Erfolg hat, dann erscheint es am vernünftigsten,
den Irrtum einzusehen, das Vorhaben fallen zulassen und sich
einer aussichtsreicheren Sache zuzuwenden.
»Zu leicht aufgeben« dagegen ist Zeichen einer charakterlichen
Schwäche. Die Beweggründe sind fast ausnahmslos emotionaler
und nicht logischer Art. In der Regel lässt sich diese Haltung
leicht erkennen, wenn man verschiedene kürzlich
vorgenommene Projekte rekonstruiert und anhand der obigen
vier Punkte untersucht, ob sie alle ungefähr den gleichen Verlauf
genommen haben. Die aufschlussreichsten Fragen sind dabei die
Punkte 3 und 4: Haben Sie das Ihrige dazugetan, dass sich Ihr
Vorhaben den Erwartungen entsprechend entwickelt und haben
Sie ihm eine ausreichende Zeitspanne gelassen, sich zu
bewähren?
71
Die Siegeslorbeeren
Es kann durchaus vorkommen, daß jemand in der Mehrzahl der
kleineren Scharmützel des Lebens Niederlagen erleidet — und
letzten Endes doch die Siegeslorbeeren erringt. Sie zweifeln
daran? Dann sehen Sie sich doch bitte folgendes lebende Beispiel
von unbeirrbarer Beharrlichkeit an. Ein bestimmter junger Mann
musste innerhalb von 25 Jahren folgende Schicksalsschläge
einstecken:
Er machte bankrott
Kandidierte für den Senat und wurde nicht gewählt
Machte nochmals bankrott
Das Mädchen, das er über alles liebte, starb
Er erlitt einen Nervenzusammenbruch
Kandidierte für den Kongress und wurde nicht gewählt
Kandidierte wieder für den Kongress und kam wieder nicht
durch Kandidierte noch einmal für den Senat und verlor
Kandidierte für das Amt des Vizepräsidenten der Vereinigten
Staaten und wurde geschlagen
Wurde auch beim dritten Versuch nicht in den Senat gewählt
Zweifellos ein entmutigendes Bild. Jeder einzelne dieser
Misserfolge würde einen weniger willensstarken Menschen für
immer verbittern. Im Leben von Abraham Lincoln jedoch waren
das noch die unbedeutendsten Kämpfe auf seinem Weg zu
menschlicher Größe und Unsterblichkeit als Präsident der
Vereinigten Staaten von Amerika!
Alles hängt von unserer inneren Einstellung ab. Was für den
einen das »Ende aller Dinge« ist, betrachtet ein anderer, der
einen starken Glauben an seine Fähigkeiten hat, lediglich als
einen Rückschlag.
Und zuletzt noch ein Rat, der nützlich für Sie sein kann:
• LERNEN SIE, AUF INTELLIGENTE WEISE ÜBER IHRE
VERHÄLTNISSE ZU LEBEN.
Die folgenden Seiten werden zweifellos bei vielen Lesern Wider‐
spruch hervorrufen. Aber die wenigen, die es fertigbringen,
diesen Rat unvoreingenommen anzuhören, die ihn prüfen, für
gut befinden und ihn in vernünftigen Grenzen anwenden,
72
werden feststellen, dass diese Methode einen Ansporn
ohnegleichen darstellt. Allerdings ist ihre Wirkung mit einer
hochexplosiven Sprengladung vergleichbar: sie kann ungeheur
viel Gutes tun, aber auch großen Schaden anrichten, wenn man
unvorsichtig damit umgeht.
Jemand sagte einmal: »Um mich selbst zu zwingen, mehr Geld
zu verdienen, habe ich beschlossen, mehr auszugeben.«
Das ist der Kern dieser Einstellung. Sie soll uns nämlich
behilflich sein, unsere materiellen Ziele schneller zu erreichen.
Es gibt sehr viele erbitterte Gegner des Prinzips »Kaufe gleich,
zahle später«. Als Begründung wird angeführt, dass dadurch der
materiellen Seite des Lebens eine ungebührlich hohe Bedeutung
gegeben wird. Zahlreiche konservativ eingestellte Geschäftsleute
verurteilen den Abzahlungskauf, weil, wie sie behaupten, die
Verbraucher dadurch veranlasst werden, Dinge zu kaufen, die sie
sich nicht leisten können und sich so mit erdrückenden
Schulden belasten.
Aber trotz aller Bedenken gegen das »Abstottern« darf doch
nicht vergessen werden, dass es einer der Grundsteine unserer
freien Wirtschaft ist (und einer der Hauptgründe für ihr
Wachstum).
In der Praxis angewandt sieht der obige Rat folgendermaßen aus:
Kaufen Sie absichtlich Dinge, die zwar über Ihren
augenblicklichen Verhältnissen liegen, aber in Einklang mit
Ihren materiellen Zielen stehen.
Das Schlüsselwort heißt: auf intelligente Weise über seine
Verhältnisse leben. Das bedeutet, dass unsere Anschaffungen
nicht etwa unsere Verhältnisse so weit übersteigen sollen, dass
wir nicht zu hoffen wagen, sie jemals bezahlen zu können,
sondern sie sollten gerade so viel über unseren Verhältnissen
liegen, dass wir sie uns leisten könnten, wenn wir uns nur ein
bisschen mehr anstrengen würden.
Es kommt gelegentlich vor, dass ein Unternehmen eine neue
Fabrik eröffnet, obwohl die herrschende Nachfrage nach ihren
Produkten diese Maßnahme eigentlich nicht rechtfertigt.
73
Aber die Unternehmensleitung weiß, dass sie den Umsatz um 20
Prozent steigern muss, wenn sich das neue Werk lohnen soll —
und sie schafft es auch. Denn vor die unangenehme Alternative
gestellt, den neuen Betrieb zu schließen, macht sie lieber die
äußersten Anstrengungen, um den Umsatz zu erhöhen.
Einer meiner Freunde verkaufte vor kurzem sein altes Haus für
145 000 DM und bezog ein nagelneues Haus einer »besseren«
Gegend, für das er 275 000 DM bezahlte. Als ich ihn fragte:
»Wie kommt's ‐ hast du etwa eine große Gehaltserhöhung
bekommen?« antwortete er: »Keineswegs, aber ich werde wohl
jetzt dafür sorgen müssen, daß ich eine bekomme.« Er erklärte
mir, daß er als Provisionsvertreter jahrelang bequem dahingelebt
hatte, ohne sich zu überarbeiten. Sein Einkommen gestattete
ihm einen angemessenen Lebensstil, ohne daß er sich sonderlich
anstrengen mußte. Aber wie er es ausdrückte: »Ich wußte genau,
daß ich viel mehr leisten könnte, nur habe ich es nie versucht.
Hätte mir jemand einen ordentlichen Tritt versetzt, dann hätte
ich mich sicher ganz anders ins Zeug gelegt und mein Umsatz
wäre bestimmt viel größer gewesen ‐ aber keiner hat es getan.
Deshalb habe ich beschlossen, mir den Tritt selbst zu geben. Die
Abzahlungen für mein Haus setzen mich ganz schön unter
Druck, aber ich weiß jetzt wenigstens, daß mir nichts anderes
übrigbleibt, als mich anzustrengen. Und weißt du was? Meine
Arbeit macht mir seitdem viel mehr Spaß. Vielleicht, weil es
mich reizt zu beweisen, daß ich es schaffen kann.«
Wegen der Risiken, die diese Methode in sich birgt, kann man
sie natürlich nicht jedem empfehlen. Aber für die, die es
verstehen, sie richtig anzuwenden, bedeutet sie einen gewaltigen
Ansporn.
Und hier sind wieder die wesentlichen Punkte dieses Kapitels:
ERFOLGSREZEPT Nr. 5:
• UNTERSUCHEN SIE SORGFÄLTIG IHREN »MARKT«.
• VERGEWISSERN SIE SICH, DASS IHR »GEWINN‐ZIEL« IM
VERHÄLTNIS ZU DEM EINGEGANGENEN RISIKO GROSS
IST.
74
• SIE MÜSSEN BEREIT SEIN, GELEGENTLICH KLEINE
RÜCKSCHLÄGE EINZUSTECKEN.
• LERNEN SIE, AUF INTELLIGENTE WEISE ÜBER IHRE
VERHÄLTNISSE ZU LEBEN.
6. Kapitel
Erfolg durch Kontakt mit anderen
»Es ist unmöglich, einen bestimmten Menschen zu
beobachten, und sei es auch nur ganz oberflächlich, ohne
etwas von ihm zu lernen.«
THOMAS CARLYLE
Ich möchte Ihnen eine Frage stellen. Nehmen Sie einmal an, Sie
kennen zwei Männer mit den gleichen sportlichen Fähigkeiten,
die beide begeisterte Fußballspieler sind. Ein Jahr lang hat der
eine von ihnen, nennen wir ihn »A«, wenig oder keinen Kontakt
mit der Welt des Sports — außer gelegentlich ein Fußballspiel
im Fernsehen zu verfolgen, bzw. die Sportseite in seiner Zeitung
zu lesen.
In der gleichen Zeit bietet sich dem anderen, »B«, eine
ungewöhnliche Chance. Während der ganzen Fußball‐Saison
lädt ihn der Trainer einer großen Ligamannschaft ein, sich das
Spiel von der ersten Reihe aus anzusehen. »B« nimmt an allen
Übungsspielen der Mannschaft teil. Außerdem hat er die
Möglichkeit, die Spieler jederzeit um Rat zu fragen und von
ihnen persönliche Tipps zu erhalten.
Wenn es am Ende dieses Jahres an Ihnen läge, einen dieser
beiden gleich befähigten Männer für Ihren Verein unter Vertrag
zu nehmen, welchen von beiden würden Sie wählen?
Da brauchen Sie gar nicht lange zu überlegen, nicht wahr?
Obwohl »B« auch nicht mehr praktische Spielerfahrung hat als
»A«, so besitzt er doch einen ungeheuren Vorteil gegenüber
seinem Konkurrenten, nämlich die Tatsache, dass er ständig mit
dem Spiel in Berührung war, dass er die Möglichkeit hatte, mit
den »Profis« zu sprechen und sie während des Spielens aus
unmittelbarer Nähe zu beobachten.
75
Eine der wichtigsten »Schnellstraßen«, zum Erfolg
Die Geschichte, die Sie gerade gelesen haben, zeigt Ihnen eine
der wichtigsten und zugleich unbekanntesten Abkürzungen zum
Erfolg,
die sich uns heute anbieten. Sie heißt »Erfolg durch Kontakt mit
anderen Menschen«. Das ist eine Möglichkeit, die jedem
offensteht, aber es gibt nicht einen unter hundert, der etwas
damit anzufangen
wüsste.
Der römische Philosoph Plautus drückte es so aus: »Kein Mensch
ist von sich aus weise genug.«
Wir alle sind uns doch darüber klar, dass eine der vernünftigsten
Möglichkeiten, etwas zu begreifen oder zu lernen, darin besteht,
sich die betreffende Sache von einem Fachmann zeigen zu
lassen. Demnach heißt das Prinzip »Erfolg durch Kontakt« auf
die einfachste Form gebracht folgendermaßen: »Absichtlich und
bewusst mit solchen Menschen Umgang pflegen, deren Können
auf dem gleichen Gebiet wie das eigene Ziel liegt.«
Wenn beispielsweise unser Ziel darin besteht, Musiker zu
werden, so kann es nur von Vorteil sein, mit anderen Musikern
zu verkehren und die »Großen« beim Musizieren zu beobachten.
Wenn wir uns vorgenommen haben, in die
Unternehmensleitung aufzusteigen, gibt es dann eine bessere
Vorbereitung für uns, als erfahrenen Führungskräften bei ihrer
Arbeit zuzuschauen und zu beobachten, auf welche Art sie die
Probleme lösen, die sich auch uns eines Tages stellen werden?
Was die meisten nicht wissen
Die Methode »Erfolg durch Kontakt« enthält jedoch einen
Faktor, den die meisten nicht beachten. Das Zusehen, Zuhören
und Beobachten der Menschen, die uns als Vorbild dienen, muss,
wie bereits oben erwähnt, absichtlich und bewusst geschehen.
Es darf nicht dem Zufall überlassen werden.
Stellen Sie sich beispielsweise vor, wie ein Bauer mit einem
Traktor voll Saatgut über seine Felder fährt. Bei jeder
Erschütterung fallen ein paar Körner herunter auf den Boden.
76
Wenn der Bauer im Herbst wieder den gleichen Weg geht, wird
er zweifellos hier und da ein Büschel reifes Getreide finden.
Aber die Ernte ist bei weitem nicht so reich, als wenn er das Korn
absichtlich und bewusst angesät hätte.
Wollen Sie die Möglichkeiten der Methode »Erfolg durch
Kontakt« nutzen, dann ist das erste, was Sie zu tun haben,
folgendes:
• ANALYSIEREN UND BEURTEILEN SIE IHREN
GEGENWÄRTIGEN FREUNDES" UND BEKANNTENKREIS.
Ein Großteil unserer Gewohnheiten, Wünsche und Ideen geht
auf die Menschen zurück, mit denen wir verkehren.
Jemand fasste diesen Gedanken in folgende Worte: »Ich habe
festgestellt, dass der Grund für den Erfolg vieler Leute die
Tatsache ist, dass sie sich anderen, auf Erfolg bedachten
Menschen anschließen. Der Umgang mit tatkräftigen,
dynamischen Persönlichkeiten wirkt anfeuernd und zwingt sie,
mehr zu leisten als sie unter normalen Umständen leisten
würden.«
Erfolg zeugt Erfolg. Ein altes lateinisches Sprichwort sagt:
»Wer unter Lahmen lebt, lernt hinken.« In diesem Satz steckt
viel Wahres. Man kann diese Tatsache aber auch umdrehen und
sagen: Wenn man immer mit erfolgreichen, interessanten Leuten
verkehrt — muss ein bisschen davon auf einen selbst abfärben.
Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und machen Sie sich eine
Liste aller Leute, mit denen Sie gewöhnlich verkehren, und zwar
sowohl im Geschäfts‐ wie auch im gesellschaftlichen Leben.
Dann schauen Sie sich einen Namen nach dem anderen auf Ihrer
Liste an und versuchen, sich die hervorstechendsten
Charaktereigenschaften eines jeden ins Gedächtnis zu rufen.
Welche gehören zu den energiegeladenen Menschen, die Ihnen
immer
wieder Achtung und Bewunderung einflößen?
Welche wirken auf Sie interessant und anregend?
Wie viele finden Sie verhältnismäßig uninteressant?
Welches sind die negativen Gemüter, die eher eine Idee
ablehnen
77
als eine eigene Idee hervorbringen?
Welche halten Sie für durchschnittlich?
Welches sind die alle mitreißenden »Tatmenschen«, die immer
neue Ideen und Pläne haben? Die ständig neue Projekte in
Angriff nehmen?
Wenn wir uns einmal überlegen, welch großen Einfluß unser
Freundes‐ und Bekanntenkreis auf unser Denken und Handeln
hat, wird uns erst richtig deutlich, wie wichtig unsere Umwelt
auch für das Erreichen unserer persönlichen Ziele ist.
Ein Obermaß an durchschnittlichen, negativ eingestellten und
etwas trägen Freunden kann einen regelrecht in der
Mittelmäßigkeit festketten. Das sollen Sie jedoch auf keinen Fall
als einen Vorschlag auffassen, unverzüglich einen Teil Ihrer
Freunde abzuschaffen, weil sie gewisse Voraussetzungen nicht
erfüllen. Ich möchte Ihnen damit lediglich zeigen, wie einzelne
Menschen oder Menschengruppen unsere gesamte
Weltanschauung beeinflussen können.
Bedenken Sie auch, dass wir viele unserer Freunde nur durch
Zufall kennengelernt haben — wir haben sie nicht gewählt. Es
trifft sich eben so, dass sie in den gleichen Kreisen verkehren wie
wir, in der Nähe wohnen oder im gleichen Büro arbeiten. Aber da
Freunde einen so großen Einfluss auf unser Leben haben, sollten
wir eine so wichtige Angelegenheit wie die Wahl unserer
nächsten Freunde nicht völlig dem Zufall überlassen.
Die nächste Maßnahme für Sie ist:
• ERWEITERN SIE IHREN FREUNDES‐ UND
BEKANNTENKREIS IM HINBLICK AUF IHRE ZIELE.
Sollten Sie sich beispielsweise zum Ziel gesetzt haben, eines
Tages zur Führerschicht zu gehören, dann wäre es für Sie ratsam,
Mitglied einiger Clubs und Vereine zu werden, und die
Freundschaft mit den verantwortlichen Leitern dieser
Organisationen zu pflegen. Die beste und schnellste Art, das zu
erreichen, ist keineswegs, die Hände in den Schoß zu legen und
der kommenden Dinge zu harren — sondern einfach den Stier
bei den Hörnern zu nehmen, indem Sie ihre Dienste als Volontär
anbieten. Es gibt keinen einzigen Verein, der nicht freudig die
78
Gelegenheit wahrnehmen würde, einen tatendurstigen
freiwilligen Helfer zu gewinnen.
Diese Arbeit wird Ihnen Einblick in den internen Betrieb dieser
Organisationen geben. Sie werden erkennen, welche
Eigenschaften die Führernatur ausmachen und wo es bei den
anderen fehlt. Sie können sich eine Menge Experimente und
Irrtümer dadurch ersparen, dass Sie das Verhalten erfahrener
Männer in kritischen Situationen beobachten, vor denen Sie
eines Tages auch stehen werden.
Vielleicht haben Sie sich vorgenommen, auf der Stufenleiter des
Erfolgs bis in die Geschäftsleitung emporzusteigen. In diesem
Fall
können Sie schon jetzt anfangen, einschlägige Zeitschriften zu
lesen und an Tagungen führender Unternehmer und
Industrieller teilzunehmen. Zwar werden Sie anfangs
wahrscheinlich nicht alles von dem, was Sie lesen und hören,
verstehen können, aber das spielt keine Rolle.
Wichtig ist, dass Sie sich erstmal von der Materie »berieseln«
lassen. Das Verständnis dafür kommt allmählich von selbst in
dem Maße, wie Ihnen die Dinge langsam immer vertrauter
werden. Knüpfen Sie mit diesen Unternehmern und Industriellen
Bekanntschaften an. Das ist gar nicht so schwierig wie Sie
vielleicht glauben und befürchten mögen. Ergreifen Sie die
Initiative, gehen Sie auf sie zu und stellen Sie sich einfach vor.
Haben Sie auf diese Weise genügend Bekanntschaften gemacht,
werden sich ein paar davon bestimmt zu Freundschaften
entwickeln.
Lernen Sie großzugig zu denken
Es hat noch andere Vorteile, sich aus den Grenzen seines
bisherigen Lebenskreises auf eine höhere Ebene
emporzuschwingen; einer davon ist die Art, wie dieser Umstand
unser Denken beeinflusst. Ein Buchautor meint dazu:
»Große Männer machen sich nicht über große Ideen lustig.
Angenommen, Sie erzählen einigen Durchschnittsmenschen,
dass Sie sich vorgenommen haben, eines Tages ein Haus für 500
79
000 DM Ihr eigen zu nennen. Wahrscheinlich wird man Sie
auslachen, weil diese Leute so etwas für unmöglich halten. Aber
besprechen Sie einmal diese Idee mit einem Mann, der bereits in
einem solchen Haus lebt, und er wird das gar nicht erstaunlich
finden. Er weiß, dass es nicht unmöglich ist, weil er es ja auch
geschafft hat.«
Das leuchtet doch ein, nicht wahr? Allzu oft ist es nämlich die
Einstellung der Menschen, mit denen wir leben müssen, die
unser Denken einengt, was zur Folge hat, dass wir selbst unsere
Fähigkeiten herabsetzen. Lesen Sie also noch einmal Ihre Ziele
durch. Überlegen Sie sich gut, worauf es Ihnen ankommt;
bemühen Sie sich, absichtlich und bewusst die Freundschaft mit
erfolgreichen, dynamischen Menschen auf eben diesen Gebieten
zu pflegen. Natürlich wird das nicht über
Nacht möglich sein, aber der Zeitpunkt zum Anfangen ist jetzt.
Sie werden sehen, dass es die Mühe lohnt.
Es heißt, dass >zu viele Menschen aufhören, nach Arbeit zu
suchen, wenn sie eine Stellung gefunden haben«. Leider ist das
nur allzu wahr, und damit kommen wir zum nächsten Punkt:
• LERNEN SIE DAS »NEGATIVE ELEMENT« UND SEINE
URSACHE ERKENNEN.
»Erkenne dich selbst« war die beredte Forderung Sokrates' —
eines der scharfsinnigsten Philosophen der Weltgeschichte. Und
dieser Rat scheint zeitlos zu sein, denn sogar heute erklären
Psychiater: je besser wir uns selbst und unsere eigenen
Beweggründe kennen, desto besser werden wir unsere
Mitmenschen verstehen. Wir sind in der gleichen Lage wie ein
General, der seinen Schlachtplan für einen Großangriff entwirft
— Erfolg hängt nicht nur davon ab, dass wir um unsere eigene
Stärke wissen, sondern wir müssen auch die Schwächen unserer
Gegner kennen.
Ganz allgemein gesprochen kann man jede berufliche Tätigkeit
in zwei Teile trennen: (1) der Teil der Arbeit, der von uns
verlangt wird — oder in anderen Worten, das Mindestmaß an
Arbeit, das gerade ausreicht, um nicht entlassen zu werden und
80
(2) der Teil, wo wir beginnen, unsere eigene Initiative
einzusetzen.
Es ist jedoch eine erwiesene Tatsache, die sich auf betriebliche
Untersuchungen und persönliche Beobachtungen stützt, dass die
überwiegende Mehrzahl der Menschen — unabhängig von ihrer
beruflichen und gesellschaftlichen Position — nur gerade das
Allernotwendigste tun. Das ist das negative Element im
Menschen. Die Richtigkeit dieser Behauptung wird jedes mal
aufs neue bekräftigt, wenn eine Sonderprämie ausgesetzt oder
ein Leistungswettbewerb durchgeführt wird. Plötzlich entdeckt
ein jeder Energien in sich, die er niemals vermutet hätte. Aber
sowie der Wettbewerb vorüber ist, gewinnt das negative Element
wieder die Oberhand — und alles ist wieder beim alten.
Was ist die Ursache des negativen Elementes? Es ist der gleiche
Umstand, der daran schuld ist, dass so viele Leute zu der Gruppe
»Ferner liefen« gehören, nämlich zu denen, die es nie zu etwas
zu bringen scheinen. Nennen Sie es Mangel an Schwung oder
fehlenden
Ehrgeiz, oder was Sie wollen, jedenfalls ist es ein Manko, das
heute überall im Geschäftsleben anzutreffen ist.
Der Arbeitnehmer ist nur an den Dingen interessiert, die ihm auf
einem silbernen Tablett überreicht werden. Die wenigsten fühlen
die Veranlassung, etwas aus eigener Kraft zu verdienen.
Ich hatte vor einiger Zeit Gelegenheit, einen neuen Vertreter für
die Betreuung unserer Kundschaft in einem wichtigen Teil des
Landes einzustellen. Auf unser Stellenangebot hin bekamen wir
rund 50 schriftliche Bewerbungen und behielten nach einer
vorläufigen Siebung eine Handvoll Bewerber übrig, die für den
Posten in Frage kamen. Allerdings gab es einen Haken. Wir
mussten einen jeden Kandidaten bitten, zu einer persönlichen
Aussprache in unsere Hauptverwaltung zu kommen, die
immerhin 6 Autostunden entfernt lag. Ich gebe gerne zu, dass
wir damit von den Bewerbern eine nicht geringe Anstrengung
verlangten. Aber um gan2 ehrlich zu sein, hatten wir das mit
Absicht getan, denn es war uns daran gelegen, so viel wie
81
möglich über die Persönlichkeit und die Entschlossenheit eines
jeden zu erfahren.
Lassen Sie mich nur zwei Beispiele herausgreifen. Als ich
Bewerber A unter seiner Privatnummer anrief, um mit ihm einen
Termin für sein Kommen zu vereinbaren, war eine seiner ersten
Fragen: »Erstatten Sie mir eigentlich meine Unkosten für die
Fahrt? Immerhin wird mich die Reise etliche Mark für Benzin
und ähnliches kosten.« Nach unserem Gespräch (das übrigens
gezeigt hatte, dass er über eindrucksvolle Fähigkeiten und
Kenntnisse verfügte) waren seine Abschiedsworte: ». . . und
vergessen Sie nicht, mir einen Scheck für meine Unkosten zu
schicken.« Man hatte das Gefühl, dass dieser Mann sich viel
mehr dafür interessierte, seine zwanzig oder fünfundzwanzig
Mark wiederzubekommen, als die Stellung zu erhalten.
Und Bewerber B? Er hatte noch nicht ein Viertel des Weges
zurückgelegt, als der Motor seines Wagens streikte. Er ließ das
Auto in eine Reparaturwerkstatt abschleppen, nahm ein Taxi
zum Bahnhof und fuhr mit dem Zug in die nächste größere
Stadt. Von dort aus rief er mich an, um sich für seine Verspätung
zu entschuldigen, durchquerte dann die ganze Stadt und bestieg
einen Autobus. Die letzte Etappe seiner Reise, von der Autobus‐
Endstation bis zu unserem Büro, legte er in einem Taxi zurück.
Die Entschlossenheit und Willensstärke von Bewerber B braucht
wohl nicht in Zweifel gestellt zu werden. Ohne ihn überhaupt
gesehen zu haben, wusste ich, dass dieser Mann seinen Weg
machen würde. Hindernisse konnten ihn nicht aufhalten — sie
spornten ihn im Gegenteil noch an. Unkosten? B erwähnte sie
nicht einmal. Das hatte er nicht nötig. Im Gegensatz zu A, dem
es eher darum zu gehen schien, seine paar Mark Auslagen
wiederzubekommen, galt B's ganzes Sinnen und Trachten nur
dem großen Ziel, nämlich die Stellung zu bekommen! Und es
kam ihm nicht darauf an, auch ein bisschen Zeit und Geld zu
opfern, um dieses Ziel zu erreichen.
A ist ein typisches Beispiel für das negative Element in uns.
82
Er gehört zu der Sorte Menschen, die nur so viel tun, wie
unbedingt sein muß. Und die dann durchs Leben gehen und sich
wundern, warum es mit ihrer Karriere nicht schneller vorangeht.
• BENUTZEN SIE DAS »NEGATIVE ELEMENT« IN DEN
ANDEREN, UM IHR SELBSTBEWUSSTSEIN IN KRITISCHEN
AUGENBLICKEN ZU STÄRKEN.
Was den Wettbewerb angeht, unterscheidet sich Erfolg im
Berufsleben in nichts von irgendeiner beliebigen Sportart.
Nehmen wir beispielsweise an, Sie bemühen sich um eine
Beförderung. Außer Ihnen gibt es aber noch acht andere
Angestellte in der gleichen Stellung wie Sie selbst, die genau
denselben Posten wollen. Die Folge davon ist ein Wettkampf der
härtesten Art. Wahrscheinlich werden Sie jedoch, wie die
meisten Menschen an Ihrer Stelle, den anderen acht Bewerbern
mehr Fähigkeiten und Energie zutrauen, als sie in Wirklichkeit
besitzen. Sie überschätzen die anderen und gleichzeitig
unterschätzen Sie sich aller Voraussicht nach selbst! Das ist eine
ganz natürliche Reaktion, die aber die große Gefahr birgt, dass
Sie von vornherein die Waffen strecken und sich kampflos
geschlagen geben.
Das Wissen von dem Vorhandensein des negativen Elements im
Menschen, d. h. der Tatsache, dass die meisten Menschen auch
bei den wichtigsten Angelegenheiten selten bereit sind, ihre
Kraft voll einzusetzen — die Erkenntnis ermöglicht uns eine sehr
viel sachlichere Beurteilung der Lage und wir können uns mit
mehr Selbstvertrauen an unser Vorhaben wagen.
Sie dürfen sich nun aber nicht darauf verlassen, dass Sie dank des
negativen Elements in den anderen Leuten all Ihre Schlachten
mühelos gewinnen werden. Die Rechnung wird nämlich ganz
bestimmt nicht aufgehen. Sie müssen weiterhin all Ihre Kraft
und all Ihren Willen einsetzen und Ihr Möglichstes tun; das
negative Element soll nur verhindern, dass Sie sich von einer
Konkurrenz entmutigen lassen, die nur in Ihrer Vorstellung
existiert.
83
Und noch ein bisschen mehr
Der erfolgreiche Mensch in jeder Branche tut mehr als
erforderlich ist. Er hat erkannt, dass »gerade genug um
durchzukommen nicht genug ist, um vorwärtszukommen.«
Jemand hat diesen Gedanken so ausgedrückt: »Der große Unter‐
schied zwischen dem Durchschnittsangestellten und dem Mann
an der Spitze ist, dass der letztere das getan hat, was von ihm
erwartet wurde — und noch ein bisschen mehr.« Ein guter Rat.
Ein weiterer, wichtiger Bestandteil von »Erfolg durch Kontakt«
heißt:
• VERSETZEN SIE SICH AN DIE STELLE IHRER VORGESETZTEN UND
VORBILDER.
Wir alle sollten in unserem Beruf zwei Ziele vor Augen haben:
1. Unsere augenblickliche Position und wie wir sie besser
ausfüllen können;
2. die nächst höhere Position und wie wir uns am besten auf sie
vorbereiten können.
Wir wollen der Einfachheit halber annehmen, dass wir unsere
augenblickliche Stellung in idealer Weise ausfüllen. Wie können
wir uns nun indirekt auf den nächst höheren Posten vorbereiten?
Es gibt die Möglichkeit, Erfahrungen in der Ausübung einer
Arbeit zu gewinnen, ohne diese Arbeit je praktisch getan zu
haben. Und die Erfahrungen, die wir uns auf diese Weise
aneignen, werden um so wertvoller sein, als wir aus den richtigen
Entscheidungen Nutzen ziehen können — aber etwaige Irrtümer
und Fehler keinerlei Nachteile für uns haben werden.
Die beste Art, sich durchzusetzen
Das Rezept heißt »so tun als ob man der andere wäre«.
Der ehemalige Personalchef eines großen Unternehmens sagte
mir einmal: »Zu oft gibt es in großen Betrieben fähige Männer,
die einfach nicht vorankommen. Ihre Vorgesetzten übersehen,
daß sie sich mit der Zeit offensichtlich weiterentwickelt haben
und größeren Aufgaben gewachsen sind — sie sehen
buchstäblich den Wald vor Bäumen nicht. Kein Mensch scheint
84
diesen Leuten die Chance geben zu wollen, ihr Können unter
Beweis zu stellen.
Diese Männer haben jedoch eine ausgezeichnete Möglichkeit
sich durchzusetzen, indem sie die Initiative ergreifen und sich
bemerkbar machen. Wie? Indem sie die Arbeit ihres
Vorgesetzten verfolgen und probeweise einige der zu fällenden
Entscheidungen treffen, um später ihre eigene Lösung mit der
ihres Vorgesetzten zu vergleichen. So eignen sie sich
theoretische, aber äußerst wertvolle Erfahrungen an, und
können dann, wenn eine entsprechende Stelle frei wird, sich
getrost darum bewerben.«
Im Grunde genommen ist das nicht viel mehr als ein einfaches
Gehirntraining: man nimmt sich ein Problem vor, das einem
zwar bekannt ist, aber für dessen Folgen man nicht
verantwortlich ist. Dann versucht man, für dieses Problem eine
Lösung zu finden. Hat man sie gefunden, so ist es interessant
und anspornend zugleich, die eigene Lösung mit der
Entscheidung zu vergleichen, die tatsächlich getroffen wurde
und festzustellen, wie gut man selbst bei der Gegenüberstellung
abschneidet. In der Unternehmensleitung und beim Militär wird
diese Methode übrigens mit großem Erfolg angewandt.
Ein letzter guter Rat, den ich Ihnen auf diesem Gebiet geben
kann:
• LASSEN SIE IHR ZIEL VOR IHREM INNEREN AUGE LEBENDIG
WERDEN.
Wenn Sie Ihre Pläne schnell verwirklichen wollen, dann ist einer
der wichtigsten Tricks, das Ziel so lebendig zu machen, dass es
wie greifbare Wirklichkeit erscheint und nicht wie ein schöner,
aber in weiter Ferne liegender Traum. In anderen Worten, in
unserer Vorstellung sollte das Bild unseres Ziels in lebendiger
Form erstehen.
Ein großer Industrieller sagte einmal: »Mein Interesse liegt in der
Zukunft, weil ich ja dort den Rest meines Lebens verbringen
werde.« Und je deutlicher diese Zukunft in unserer Vorstellung
ist, desto schneller werden wir sie erreichen.
85
Vielleicht träumen Sie davon, sich ein Landhaus zu bauen?
Lassen Sie es nicht bei einer so vagen Vorstellung bewenden.
Bestimmen Sie, wie das Haus sein soll ... ein moderner Flachbau,
ein Giebelhaus, ein Haus im oberbayerischen Stil, usw. Wo soll
es stehen? Welche Farbe wird es haben? Wie viel Räume?
Wo soll das Schwimmbecken liegen? Wie soll der Garten
angelegt werden?
Wenn wir uns so im Geiste in die Zukunft versetzen, dann ist das
gleichzeitig eine gute Übung und Vorbereitung auf die Probleme,
die sich uns später stellen werden. Und dadurch, daß unser Ziel
so viel lebendiger und greifbarer wirkt, erscheint es auch viel
leichter erreichbar.
Wie es so treffend heißt: »Nur wer das Unsichtbare sehen kann,
kann das Unmögliche tun.«
Die Kurzfassung dieses Kapitels: ERFOLGSREZEPT NR. 6:
• ANALYSIEREN UND BEURTEILEN SIE IHREN GEGENWÄRTIGEN
FREUNDES‐ UND BEKANNTENKREIS.
• ERWEITERN SIE IHREN FREUNDES‐ UND BEKANNTENKREIS IN
HINBLICK AUF IHRE ZIELE.
• LERNEN SIE DAS »NEGATIVE ELEMENT« UND SEINE URSACHE
ERKENNEN.
• BENUTZEN SIE DAS »NEGATIVE ELEMENT« IN DEN ANDEREN, UM IHR
SELBSTBEWUSSTSEIN IN KRITISCHEN AUGENBLICKEN ZU STÄRKEN.
• VERSETZEN SIE SICH AN DIE STELLE IHRER VORGESETZTEN UND
VORBILDER.
• LASSEN SIE IHR ZIEL VOR IHREM INNEREN AUGE LEBENDIG
WERDEN.
Die Tragweite des Prinzips »Erfolg durch Kontakt mit anderen«
wird durch folgende Geschichte deutlich:
Ein Bauer, dessen Weizen schon jahrelang auf allen
Ausstellungen die höchsten Auszeichnungen gewonnen hatte,
wurde gefragt, warum er alljährlich sein bestes Saatgut mit
seinen Nachbarn teile? »Je nun«, entgegnete er, »das ist eine
Frage des Selbstschutzes. Wenn ich guten Weizen ernten will,
muss ich dafür sorgen, dass meine Nachbarn auch guten Weizen
anbauen. Der Wind weht nämlich den Blütenstaub von einem
86
Feld zum anderen, und wenn meine Nachbarn zweitklassigen
Weizen anbauen, wird durch ihren Blütenstaub die Qualität
meines Weizens langsam aber sicher schlechter.
Deshalb sorge ich dafür, dass sie nur den besten Weizen
anbauen.«
Wenn Sie sich nur den Besten anschließen, werden Sie bestimmt
eines Tages auch einer von den Besten sein.
TEIL IV
Der genaue Arbeitsplan
7. Kapitel:
Ist Ihnen der Erfolg 60 Minuten täglich wert?
8. Kapitel:
Machen Sie Treibjagd auf Ideen
7. Kapitel
Ist Ihnen der Erfolg sechzig Minuten täglich wert?
»Gott gibt jedem Vogel seine Nahrung, aber er legt sie ihm
nicht ins Nest.« J. G. HOLLAND
Wir wollen uns doch nichts vormachen. Wenn wir all das
erreichen wollen, was wir vom Leben verlangen, dann geht das
nicht ohne harte Arbeit ab. Jemand, der es nicht fertigbringt, Tag
für Tag wenigstens 60 Minuten zu erübrigen, um seine Ziele zu
erreichen, der kann kein ernsthaftes Interesse daran haben!
Ich will damit nicht behaupten, dass ein solcher Mensch nicht
den Wunsch hätte, seine Pläne zu verwirklichen. Natürlich hat er
ihn. Und wenn ihm alles von selbst in den Schoß fallen würde,
dann wäre er sehr dankbar dafür. Was ich meine ist, dass er nicht
gewillt ist, sich seine Ziele zu erarbeiten — es fehlt ihm ein
innerer Antrieb.
Was ist der innere Antrieb?
Der innere Antrieb ist eine der Haupteigenschaften, die den
erfolgreichen von dem erfolglosen, den glücklichen, zufriedenen
von dem verbitterten, unausgefüllten Menschen unterscheidet.
87
Ein bekannter Psychologe schrieb vor einiger Zeit in einem
Zeitungsartikel, dass »Ehrgeiz aus zwei Faktoren besteht,
nämlich aus der Zielsetzung und aus dem Willen, das gesetzte
Ziel zu verfolgen. In einem Menschen mit gesundem Ehrgeiz
stehen diese beiden Faktoren in einem gut ausgewogenen
Verhältnis zueinander.«
Der innere Antrieb ist also die Verbindung von (1) »Zielsetzung«
und (2) dem »Willen, das gesetzte Ziel zu verfolgen.«
Eins ohne das andere ist wie ein Automotor ohne Zündkerzen.
Der ständige Funke ist erforderlich, wenn der Motor laufen soll.
Für so manchen Leser mag dieses Kapitel ein rauhes Erwachen in
die Wirklichkeit bedeuten. Vielleicht auch für Sie.
Das Goldene Zeitalter des Sofort‐Erfolgs
Wir leben im Zeitalter des sofortigen Erfolges. Was auch immer
Ihr größter Ehrgeiz sein mag — sei es eine schwierige Sprache zu
beherrschen, einen vollkommenen Körper zu besitzen,
erfolgreich zu spekulieren, oder ganze Säle voll Menschen durch
die Technik Ihrer Rede zu fesseln — für alles gibt es einen
Fachmann und/oder ein Buch. Und in sechs einfachen,
mühelosen Lektionen wird man Ihnen mit größtem Vergnügen
beibringen, wie's gemacht wird.
Lassen Sie uns dieses Phänomen etwas näher beleuchten. In
einer vielgelesenen Zeitschrift erschien kürzlich ein Artikel, in
welchem der Verfasser darauf hinweist, dass auf einem einzigen
Gebiet — nämlich Bücher über das Thema »Wie man mehr Geld
verdienen kann« — von den Buchhandlungen bis zu 250
verschiedene Titel angeboten werden.
Ein wahres Dickicht an verheißungsvollen Ratschlägen!
Wenn es wahr ist, was jede Anzeige verspricht, dass man
nämlich durch Spekulieren in seiner Freizeit Millionär werden
kann, dass es genügt, sich ein paar Platten anzuhören, um
fließend französisch zu sprechen, wenn man wirklich schon nach
ein paar zögernden Probeschritten schwerelos über das Parkett
gleiten kann und wenn einige wenige mühelose Besuche im
Body‐Building‐Institut und im Figur‐Salon ausreichen, um wie
88
Rock Hudson oder Brigitte Bardot auszusehen — dann werden
Sie mich wahrscheinlich jetzt fragen: »Wo nehmen Sie bloß den
Nerv her zu behaupten, dass man tatsächlich arbeiten muss, um
Erfolg zu haben?«
Es liegt an Ihnen
Ich möchte an dieser Stelle ganz unverblümt meiner Meinung
Ausdruck geben — auch wenn ich vielleicht damit Ihre
Illusionen zerstöre.
Nämlich:
• DER KLÜGSTE RAT, DIE SORGFÄLTIGST GEPLANTEN ZIELE, DIE
BESTEN ABSICHTEN UND ALLE TOTSICHEREN METHODEN UND TIPS
DER WELT — NICHTS WIRD HELFEN, WENN SIE NICHT DAS IHRIGE
DAZU BEITRAGEN!
Es gibt keine persönliche Beratung, kein Buch (auch nicht dieses
hier), keinen Vortrag und keinen Kursus, der mehr tun könnte
als Ihnen Anregungen und Hinweise zu geben, und Ihnen den
Weg zu zeigen. Dieser Weg, Ihre Ziele zu erreichen, wird um so
leichter, kürzer und wirksamer sein, je besser das Buch oder der
Rat ist. Aber das Endergebnis hängt einzig und allein von Ihnen
ab. Jeder trägt den »Zauberstab« des Erfolgs in sich. Ein
Philosoph sagte ganz richtig: »Im menschlichen Leben gibt es
Anstrengungen und Ergebnisse und je größer die Anstrengung
ist, desto größer wird das Ergebnis sein.«
Einer meiner Freunde meinte das gleiche, wenn er sich auch
anders ausdrückte. Er erzählte mir:
Du hättest das Gesicht meiner Tochter sehen sollen, als sie zum
ersten Male ihre Sparbüchse öffnete. Sie hatte ganz rote
Bäckchen vor Aufregung und hüpfte vor Freude, als die vielen
Pfennige und Zehn‐ und Fünfzigpfennigstücke herausrollten.
Ich habe ihr gesagt, dass sie sich mit Recht darüber freuen dürfe,
aber dass diese Freude auch eine wichtige Lehre für sie sei: dass
man nämlich nur soviel aus einer Sache herausholen kann, wie
man in sie hineingesteckt hat.
89
Ein hypothetischer Fall und was man daraus lernen kann
Ich möchte die obige Geschichte als Ausgangspunkt für einen
ähnlichen, diesmal aber erfundenen Fall benutzen. Wir wollen
uns einmal vorstellen, dass mein Freund seiner Tochter eine
leere Sparbüchse schenkt. In den darauffolgenden Monaten gibt
er ihr verschiedene Bücher über das Thema »Wie man am besten
und schnellsten eine Sparbüchse vollbekommt«, »Wie andere
Kinder ihre Sparbüchsen füllen« und »Was man mit
Sparbüchsen macht, wenn sie voll sind«. Darüber hinaus nimmt
er seine Tochter von Zeit zu Zeit auf die Knie und gibt ihr
väterliche Ratschläge zu dem Thema; auch veranlasst er sie, sich
mit anderen Kindern darüber zu unterhalten, wie man solch ein
kleines Vermögen schaffen kann. Nehmen wir auch einmal an,
daß man ihr in der Schule »Spar‐Unterricht« erteilt.
Und nun wollen wir dieser erfundenen Geschichte eine
Wendung geben, die die wahre nicht hatte. Angenommen das
kleine Mädchen wirft sechs Monate lang überhaupt nichts in ihre
Sparbüchse hinein oder allerhöchstens hin und wieder einen
oder zwei Pfennige.
Der Ausgang unseres hypothetischen Falls ist klar. Wenn der
Augenblick gekommen ist, die Sparbüchse zu öffnen, wird sie
sich hohl und leer anhören, und der Inhalt kaum der Rede wert
sein.
Wir können nur soviel aus unserem Leben herausholen, wie wir
hineingesteckt haben. Für die Mehrzahl der Menschen hat das
Leben ein Gefühl der Leere und Hohlheit. Trotz bester
Absichten, guter Vorsätze und der genauen Kenntnis, wie man
das Gewünschte erreicht, sehen sie doch eines Tages mit
Ernüchterung auf die hinter ihnen liegenden Jahre zurück. Statt
sich eines reichen, erfüllten Lebens zu freuen, müssen sie
feststellen, daß das, was sie tatsächlich erreicht haben, kaum der
Rede wert ist.
Erfolg ist höchst selten ein Zufall oder eine »Chance«. Sogar der
geniale Erfinder Thomas Edison betonte das, als er sagte:
»Ich habe nie etwas Nennenswertes durch puren Zufall geleistet,
oder eine meiner Erfindungen dem Zufall zu verdanken; ich
90
verdanke sie meiner Arbeit.« Und ein anderer fasste diesen
Gedanken in dem Satz zusammen: »Ich glaube fest an das Glück
und finde, je mehr ich arbeite, desto mehr Glück habe ich.«
Die entscheidende Frage
Inzwischen haben wir eine ziemlich klare Vorstellung von dem,
was wir uns wirklich wünschen und auch von dem Zeitpunkt,
wann wir all das erreichen wollen. Jetzt ist der Augenblick
gekommen, der die Entscheidung bringt, der Augenblick, wo wir
uns sozusagen selbst in die Augen schauen, und wo wir ein Wort
Shakespeares beherzigen und uns selbst gegenüber ehrlich sein
müssen.
Der Augenblick ist da, wo keine Entschuldigung oder Ausrede
mehr gilt und absolute Aufrichtigkeit erforderlich ist. Wenn Sie
die entscheidende Frage nicht mit einem ehrlichen Ja
beantworten können, dann brauchen Sie dieses Buch gar nicht
weiter zu lesen. Legen Sie es ruhig weg, Sie würden nämlich nur
Ihre Zeit damit verschwenden.
Lehnen Sie sich jetzt zurück und entspannen Sie sich. Lassen Sie
Ihre Ziele und Pläne an Ihrem inneren Augen vorbeiziehen.
Versetzen Sie sich in die Zukunft und stellen Sie sich vor, Sie
haben all diese Dinge erreicht und genießen in vollen Zügen die
Annehmlichkeiten, die daraus für Sie erwachsen. Brechen Sie
den Traum nicht vorzeitig ab, sondern nehmen Sie sich die Zeit,
ihn ruhig noch ein paar Minuten länger auszukosten.
Fertig? Und nun kommen Sie bitte wieder in die Wirklichkeit
zurück und stellen Sie sich diese eine Frage:
»Ist mir all das 60 Minuten täglich wert?«
Woher die Zeit nehmen?
Zweifellos sagen Sie jetzt: »Gut und schön, Sie haben erreicht,
was Sie wollten. Wie ich vorhin mein Ziel so lebendig vor mir
gesehen habe, da ist mir wirklich die Lust gekommen, es zu
erreichen. Ich kann es gar nicht erwarten, damit anzufangen.
Ich bin sogar einverstanden, daß ich dafür arbeiten muss. Aber
wo um alles in der Welt soll ich die täglichen 60 Minuten
hernehmen? Ich bin ein vielbeschäftigter Mann. Schon jetzt
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finde ich nicht genügend Zeit, um alles zu tun, was ich gern
möchte.«
Und wenn Sie nicht ein ganz seltener Ausnahmefall sind, dann
kann ich dazu nur sagen, daß Sie entweder (1) zuviel Zeit mit
verhältnismäßig unwichtigen Dingen verschwenden oder (2) Ihre
Zeit nicht annähernd so gut einteilen wie Sie es eigentlich
könnten.
Der große Industrielle Henry Ford hat einmal folgende
Bemerkung gemacht: »Es gibt auf der ganzen Welt keinen
Menschen, der nicht fähig wäre, mehr zu tun als er glaubt.«
Das gleiche meinte ein bekannter Psychologe, als er sagte: »Im
Vergleich zu dem Zustand, in dem wir eigentlich sein sollten,
sind wir nur halbwach. Wir gebrauchen nur einen kleinen Teil
unserer körperlichen und geistigen Fähigkeiten. Ganz allgemein
ausgedrückt kann man sagen, daß der Mensch weit innerhalb
seiner wahren Möglichkeiten lebt.«
Dieses Thema wird auch in einem Buch behandelt, das die
Lebensgeschichte des Mannes enthält, der die heutigen Schulen
für wissenschaftliche Unternehmungsführung gründete. In der
Biographie heißt es: »Die meisten von uns können drei‐ bis
viermal soviel leisten, als sie normalerweise schaffen — ohne
etwa länger bzw. bis zur völligen Erschöpfung zu arbeiten. Selbst
wenn man das scheinbar Äußerste an Leistungsfähigkeit erreicht
hat, ist es im allgemeinen möglich, durch eine kleine Extra‐
Anstrengung die Leistung noch zu heben.«
Wir sind uns alle darüber im klaren, daß kein Mensch ständig zu
einem Höchstmaß an Leistung fähig ist. Aber nur wenige von
uns wissen wirklich, wie haarsträubend unrationell wir viele
unserer täglichen Obliegenheiten verrichten. Die Minuten, die
wir so großzügig verschwenden, ergeben am Ende der Woche
wertvolle Stunden und am Ende des Jahre unbezahlbare Tage.
Das Geheimnis von Henry J. Kaiser
Im November 1961 erschien im »Reader's Digest« die Lebens‐
geschichte des großen amerikanischen Industriellen Henry J.
Kaiser, dessen Vater ein deutscher Schuhmacher war. Sein Leben
92
ist ein höchst anschaulicher Beweis, wie man seine
Arbeitsleistung vergrößern kann. Der erste von Kaisers sieben
Schlüsseln zum Erfolg heißt: »Die meisten Menschen benutzen
nur ein Zehntel ihres Arbeitsvermögens und ihrer Denkfähigkeit.
Mache all deine Kräfte nutzbar und du wirst über das Ergebnis
staunen.«
Im »Reader's Digest« heißt es weiter:
Mit 16 Jahren wandte sich Kaiser, der zu der Zeit arbeitslos war,
schüchtern an den Besitzer eines Photo‐Ateliers. »Entschuldigen
Sie«, sagte er vor Angst bebend, »ich suche Arbeit. Ich glaube,
daß ich Ihren Umsatz innerhalb von zwei Monaten verdreifachen
kann.« »Sie können was?«, fragte der Besitzer lachend.
»Doch bestimmt. Wenn ich Ihren Umsatz nicht verdreifache,
will ich umsonst für Sie arbeiten. Wenn es mir gelingt, dann
möchte ich die Hälfte des Extra‐Gewinns.«
»Verdreifachen Sie meinen Umsatz und ich mache Sie zu
meinem Teilhaber«, sagte der Inhaber belustigt.
»Anfangs«, so erzählt Kaiser, »hatte ich entsetzliche Angst.
Ehrlich gesagt glaubte ich nicht daran, daß ich es schaffen
würde. Aber ich hatte mich verpflichtet und noch dazu vor
Zeugen. Jetzt mußte ich handeln.«
Als erstes bot ich auf Aushängeschildern einen 24stündigen
Photodienst an. Mein Chef sagte, das sei ganz unmöglich, aber
ich versicherte ihm, daß ich die zusätzliche Arbeit tun könne,
und ich tat sie auch. Manchmal arbeitete ich bis 4 Uhr morgens.
Mein Chef warnte mich, daß ich einen Nervenzusammenbruch
bekommen würde. Aber etwas Unerwartetes geschah: 18 Stunden
Arbeit täglich ermüdeten mich nicht. Ich hatte ja ein ganz
bestimmtes Ziel. Allmählich begann ich sogar Spaß an der Sache
zu finden. Ich brauchte einfach nicht mehr so viel Schlaf wie
vorher. Die Aufträge nahmen so zu, daß ich ein neues
Beleuchtungssystem für das Studio erfinden mußte sowie ein
neues Reproduktionsverfahren, um die Arbeit bewältigen zu
können. Am Ende der zwei Monate hatten sich die Einnahmen
fast vervierfacht. Ich wurde Geschäftsteilhaber. Henry J. Kaiser
hatte lediglich das Beste aus der ihm zur Verfügung stehenden
93
Zeit gemacht und dazu noch seinen Erfindungsgeist und seine
Denkkraft zur Verstärkung eingesetzt.
In einem ausgezeichneten Buch über das Thema »Wie man von
24 Stunden täglich leben kann« sagt der Autor klar und deutlich:
»Es wird niemals mehr Zeit für uns geben. Wir haben und hatten
immer alle Zeit, die es gibt.«
Jeder von uns hat jeden Tag nicht mehr und nicht weniger als 24
Stunden zur Verfügung. Und doch gibt es immer wieder Leute,
die dauernd nach »mehr Zeit« suchen, als ob sie wirklich
glaubten, sie können zusätzlich Zeit finden. Es ist eine erfolglose
Suche, denn »Wir haben alle Zeit, die es gibt«. Mehr ist nicht
vorhanden.
Das Grundprinzip
Damit kommen wir zu dem Grundprinzip der richtigen Zeitein‐
teilung. Es ist unbedingt erforderlich, daß wir diese einfache
Grundsatzregel klar erfassen, wenn wir uns nicht auch an der
ergebnislosen Suche nach der Zeit, die es nicht gibt, beteiligen
wollen.
• ES IST UNMÖGLICH, MEHR ZEIT ZU FINDEN. DIE BESTE
MÖGLICHKEIT, ZEIT VERFÜGBAR ZU MACHEN, BESTEHT
DARIN,
WENIGER WICHTIGE ZEIT ANDERWEITIG ZU
VERWENDEN.
Die vorbereitende Analyse
Bevor wir dieses Prinzip in der Praxis anwenden, müssen wir erst
einmal eine klare Vorstellung darüber gewinnen, was wir eigent‐
lich mit unserer Zeit anfangen.
In einer kürzlich erschienenen Ausgabe einer vielgelesenen Zeit‐
schrift wurde die Woche eines durchschnittlichen Angestellten
folgendermaßen aufgegliedert:
40 Stunden .................... Arbeit
56 Stunden .................... Schlaf
10 Stunden .................... Transport
7 Stunden .................... Körperpflege
10 1/2 Stunden .................... Mahlzeiten
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44 1/2 Stunden .................... Freizeit
168 Stunden .................... Verfügbare Zeit pro Woche
Abgesehen von einigen kleinen Verschiebungen in der einen
oder anderen Kategorie werden Sie mir wohl zustimmen, daß die
obige Aufgliederung ein recht wirklichkeitsnahes Bild einer
»durchschnittlichen« Woche darstellt. Das gilt für Sie genauso
wie für mich. Nun wollen wir diese Woche in drei Gruppen teilen
und versuchen, wie wir 7 der so wichtigen »täglich 60 Minuten«
in einer bereits voll ausgefüllten Woche unterbringen können:
Kategorie »A«
Fixer Zeitaufwand
1. Arbeit .................... 40 Stunden
2. Körperpflege .............. 7 Stunden
3. Mahlzeiten ................ 10 1/2 Stunden
Natürlich könnten wir von Posten 2 und 3 ein paar Minuten ab‐
zweigen, aber warum sollten wir bei unserer Körperpflege mit
der Zeit knausern oder unsere Mahlzeiten hastig
hinunterschlingen?
Kategorie »B«
Quasi‐variabler Zeitaufwand
1. Schlaf ...................... 56 Stunden
2. Transport .................. 10 Stunden
Ob Sie hier Zeit verfügbar machen können, müssen Sie selbst
beurteilen, denn das hängt ganz von den Umständen ab. Wenn
Sie jedoch ein normaler, gesunder Mensch sind, besteht
wahrscheinlich kein Grund, warum Sie nicht mit einer halben
oder ganzen Stunde Schlaf weniger auskommen könnten —
wenn auch nicht jede Nacht, dann doch wenigstens jede zweite
Nacht. Hier besteht schon die Möglichkeit, 1 1/2 bis 7 Stunden
pro Woche zu gewinnen. (Mehr über dieses Thema lesen Sie in
Kapitel 10.)
Der nächste Posten ist der Transport zum Arbeitsplatz bzw.
zurück nach Hause. Das ist zwar ein unumgänglicher täglicher
Zeitverlust, aber wir können doch in vielen Fällen hier zwei
Dinge gleichzeitig tun. Wenn wir selbst fahren, können wir
nebenbei schöpferische Denkoder Gedächtnisarbeit leisten.
95
Sind wir nur Fahrgast, dann können wir, statt untätig aus dem
Fenster zu schauen oder den Klatsch in der Morgenzeitung zu
lesen, diese wertvolle Zeit dazu benutzen, um Pläne zu machen
oder uns der Lektüre von Büchern oder Zeitschriften zu widmen,
die uns bei der Verwirklichung unserer Pläne helfen können.
Wieder eine Möglichkeit, Zeit verfügbar zu machen.
Es war Henry Ford, der die Beobachtung machte, daß
»die meisten Menschen während der Zeit vorankommen, die
andere verschwenden.«
Kategorie »C«
Völlig variable Zeit 1. Freizeit .................. 44 1/2 Stunden
Hier ist eine wahre Goldgrube an Zeit, die nur darauf wartet, für
wichtigere Dinge verwandt zu werden. Ist es nicht höchst
erstaunlich, wieviel Mußestunden uns jede Woche zur
Verfügung stehen? Jeder der behauptet, er könne nicht
wenigstens 7 Stunden pro Woche allein von dieser Kategorie
erübrigen, ist einfach sich selbst gegenüber nicht ehrlich.
Ich gebe zu, daß Sie wahrscheinlich ein paar Ihrer
Lieblingsfernsehsendungen opfern müssen. Oder einen Film
oder eine Sportveranstaltung. Und vielleicht werden Sie Ihre
Freunde und Nachbarn jetzt weniger oft sehen. Aber denken Sie
immer an das Wort: »Für alles, was man versäumt, kann man
etwas anderes gewinnen.« Erfolg bedeutet, die augenblickliche
Bequemlichkeit einer weit größeren zukünftigen Sorglosigkeit
wegen aufzugeben.
Ein Hinweis, der Ihnen nützen kann
Bei der Entscheidung, wie Sie Ihre täglichen 60 Minuten
verwenden wollen,
• LASSEN SIE SICH VON IHREM ZIEL LEITEN.
Betrachten Sie Ihre täglichen Obliegenheiten unter dem
Gesichtspunkt: »Inwieweit kann mir das helfen, meine Ziele zu
erreichen?«
Vergessen Sie nicht, daß es zusätzliche Zeit nicht gibt, aber daß
sehr viel kostbare Zeit gewonnen werden kann, wenn man ganz
96
oder teilweise unnötige Beschäftigungen ausschaltet, die bisher
als notwendiger Bestandteil des Tagesablaufs galten.
Sicher wird es unvermeidlich sein, auf einen Teil unserer
Vergnügungen zu verzichten, aber doch keinesfalls auf alle.
Denn selbst wenn wir jeden Tag von unserem ungeheuren
wöchentlichen Vorrat an Mußestunden 60 Minuten wegnehmen,
bleiben immer noch mehr als 37 Stunden übrig. Da kann man
doch wirklich nicht von einem Mangel an Freizeit sprechen,
nicht wahr?
Eine bewährte Methode
Es ist anzunehmen, daß wir unseren Plänen immer mehr Zeit
widmen wollen (und müssen), je mehr wir uns ihrer
Verwirklichung nähern. Aber jetzt, am Anfang, dürfen wir uns im
ersten Eifer nicht zu viel vornehmen. Wir wollen uns hier von
Benjamin Franklin einen Tipp geben lassen und mit Hilfe seiner
bewährten Methode lernen, wie wir die täglichen 60 Minuten in
eine feste Gewohnheit verwandeln können. Fangen Sie damit an,
diese 60 Minuten als festen Bestandteil Ihres Tagesablaufs
einzuplanen. Und zwar jeden Tag. Die 60 Minuten sollen zu
einem ganz natürlichen und unerlässlichen Teil jeder 24 Stunden
werden, so daß Ihnen der Tag ohne sie unvollständig vorkäme.
So werden sie allmählich zu einer unbewussten Gewohnheit
werden. Erst wenn dies der Fall ist, können Sie einen Schritt
weitergehen und langsam zu den 60 Minuten soviel Zeit
hinzufügen, wie erforderlich ist.
Drei grundlegende Bedingungen
Gleichgültig wie unser Arbeitsplan im einzelnen aussehen mag,
er muß in jedem Fall drei grundlegende Punkte enthalten:
1. Absolute Vorrangstellung. Ihre täglichen 60 Minuten müssen
allem anderen gegenüber Vorrang haben. Planen Sie den Tages‐
ablauf so, daß Sie im Mittelpunkt stehen, und lassen Sie sich
während dieser Zeit durch nichts ablenken.
2. Spielraum. Sollten tatsächlich unerwartete Unterbrechungen
eintreten, die einen Aufschub Ihrer »60 Minuten« unvermeidbar
machen, dann sorgen Sie dafür, daß Sie genügend Spielraum
97
haben, um mehrere »60 Minuten« zusammenzulegen, um so die
versäumte Zeit nachholen zu können.
3. Realisierbarkeit. Ich habe Sie bereits davor gewarnt, sich zuviel
auf einmal vorzunehmen. Es kann nämlich sein, daß Sie von der
Fülle der Ihnen zur Verfügung stehenden Freizeit so beeindruckt
sind, daß Sie in Ihrer Begeisterung zwei oder sogar drei Stunden
täglich einplanen. Einen derart hektischen Zeitplan kann man
aber fast unmöglich einhalten. Zumindest nicht gleich von
Anfang an. Ein Nachlassen und die damit verbundene Entmutig
gung sind unvermeidlich.
Eine wichtige Tatsache, die Sie akzeptieren müssen
Es ist anzunehmen, daß Sie sich an diesem Punkt fragen: »Sind
60 Minuten täglich wirklich genug? Zwar kann ich in dieser Zeit
eine Menge mehr erledigen, als ich normalerweise schaffe, aber
können die 60 Minuten wirklich soviel ausmachen, daß ich auf
einmal all das erreiche, was ich bisher nie geschafft habe? Es gibt
da ein paar recht massive Schwierigkeiten und ich frage mich, ob
diese verhältnismäßig kurze Zeitspanne tatsächlich die Lösung
sein kann.«
Meine Antwort darauf ist: Wenn auch eine Menge harter,
konzentrierter Arbeit dazu gehört, die Dinge zu erreichen, die
man sich im Leben wünscht, so ist diese Arbeit doch bei weitem
nicht so ungeheuer, wie die meisten Leute glauben. Akzeptieren
Sie diese Tatsache:
• DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM BESTEN UND DEN
»FERNER LIEFEN« IST NUR GANZ GERING‐
Die Zeit: 6. Mai 1954. Der Ort: Oxford, England.
An diesem ereignisreichen Tag wurde ein 25jähriger
Medizinstudent zum Hauptthema der Presse. Die größten
Nachrichtenagenturen drahteten die Bekanntgabe seiner
Leistung in jeden Winkel der zivilisierten Welt — und sein Name
wurde schlagartig zu einem unvergänglichen Bestandteil der
Geschichte des Sports. Noch Wochen und Monate danach
berichtete praktisch jede Zeitung und Zeitschrift im In‐ und
Ausland von seinem großartigen Erfolg.
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Dieser Mann hatte erreicht, was viele »das Äußerste an
menschlicher Leistung im Laufen« nannten. Sein Name: Roger
Bannister — der erste Mensch, der jemals eine Meile in weniger
als vier Minuten gelaufen war — die »Wunder‐Meile«.
Seit zahllosen Jahren hatte man versucht, die Vier‐Minuten‐
Grenze zu unterschreiten. Roger Bannister schaffte es!
Eine aufregende Geschichte, finden Sie nicht? Und wissen Sie,
was dazugehört hatte, ein Titelseiten‐Held und eine
internationale Berühmtheit zu werden? War Roger Bannister
doppelt so schnell wie sein nächster Konkurrent? War er um 50%
besser? Oder um 25%? Die Antwort mag Sie überraschen. Den
vorhergehenden Weltrekord im. Laufen über eine Meile hatte
der Schwede Gunder Haegg innegehabt. Seine Zeit betrug 1945
4.01.4 Minuten. Und Roger Bannisters Zeit? 3.59.4! Genau zwei
Sekunden weniger — bzw. ein Unterschied von einem Prozent!
Aus dem unbekannten Medizinstudenten wurde über Nacht der
meistdiskutierte Sportler der ganzen Welt — wegen eines
Unterschieds von nicht ganz einem Prozent!
Glauben Sie bitte nicht, daß ich die Absicht habe, diese
großartige Leistung herabzusetzen. Dutzende von anderen
bedeutenden Läufern hatten versagt, wo Roger Bannister einen
so überzeugenden Sieg errungen hatte. Ich will Ihnen lediglich
an diesem Beispiel zeigen, wie winzig klein der Unterschied
zwischen dem Besten und den »Ferner liefen« tatsächlich ist.
Aber es ist dieser »kleine Unterschied«, diese winzige Extra‐
Anstrengung, die den Sieger ausmacht. Auf jedem Gebiet.
Viele Menschen, möglicherweise Sie selbst, verzichten freiwillig
auf den Erfolg, von dem sie träumen, weil sie glauben, sie seien
nicht fähig, ihn zu erreichen. Oder weil sie meinen, daß dazu viel
zu viel Zeit und Mühe gehört. Dabei könnte nichts von der
Wahrheit weiter entfernt sein. Natürlich fällt einem der Erfolg
selten mühelos in den Schoß, aber denken Sie immer daran: »der
Unterschied zwischen dem Sieger und den »Ferner liefen« ist
wirklich nur ganz gering.«
99
Ein paar wertvolle Ratschläge
Ich möchte an dieser Stelle einen kurzen, lehrreichen Auszug aus
einer Broschüre zitieren, die ein bekanntes Institut für moderne
Unternehmensführung vor einiger Zeit herausgegeben hat.
Bis zu einem bestimmten Punkt interessieren sich alle Menschen
für ihre berufliche Zukunft. Sie lesen nämlich darüber und sie
sprechen von ihr. Aber über diesen Punkt hinaus spalten sie sich
in zwei voneinander ganz verschiedene Kategorien: die eine
Gruppe redet, die andere handelt.
Die Menschen, die entschlossen sind voranzukommen, erreichen
gewöhnlich ihr Ziel, denn sie gehören zu den energiegeladenen
Tatmenschen, für die es das Wort Versagen nicht gibt, und die
freudig die Verpflichtung auf sich nehmen, die der Erfolg von
ihnen verlangt.
Oft wundern sie sich dann selbst über ihre raschen Fortschritte.
Sie stellen zu ihrem Erstaunen fest, daß sie nur ein klein wenig
mehr zu wissen brauchen als der Durchschnittsmensch, um sehr
viel weiter zu kommen, so wie ein Mensch nur ein paar
Zentimeter größer zu sein braucht als die anderen, um sie zu
überragen. Der Mann, der doppelt so viel verdient wie Sie, ist
durchaus nicht doppelt so intelligent. Ein Mann in leitender
Stellung, der ein Jahreseinkommmen von 240 000 DM hat, ist
nicht notwendigerweise zehnmal klüger als jemand, der nur 24
000 DM im Jahr verdient. Es ist eben einfach so, daß ein Mensch,
der sich etwas mehr anstrengt als seine Kollegen, Erfolge ver‐
zeichnen kann, die in keinem Verhältnis zu den Anstrengungen
stehen, die er dafür machen muss.
Denken Sie einmal einen Augenblick über Ihren eigenen Fall
nach. Müssen auch Sie sich allmählich zu der großen,
bedauernswerten Gruppe derer zählen, die sich abplagen und
mühen und trotzdem wenig oder gar nicht vorwärtskommen?
Sind die Träume, die Sie gehegt und die Pläne, die Sie gemacht
haben, mit den Jahren immer nebelhafter und blasser geworden
und entfernen sie sich immer mehr von der Verwirklichung?
Vergeuden Sie Ihre angeborenen Talente in blinder
Konzentration auf bloße Routine‐Arbeit?
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Das ist das Schicksal eines jeden Menschen, der seine erste
Schwungkraft auszunutzen versäumt ... der sich einbildet,
er könne an die Spitze gelangen, indem er die Hände in den
Schoß legt.
Wir nennen diese Leute die »Achtzig‐Prozenter«.
Sie sind keine eigentlichen Versager, aber man kann sie auch
nicht erfolgreich nennen. Sie erreichen einen bestimmten Punkt,
und dann bleiben sie hängen.
Das Tragische an ihrem Schicksal ist, daß ein kleines bißchen
mehr Können genügen würde und ihre Karriere brauchte nicht
an ihrem kritischen Punkt zum Stillstand zu kommen. Für die
meisten Menschen kommt dieses kritische Stadium, wenn ihr
Gehalt eine Höhe von jährlich rund 24 000 bis 48 000 DM
erreicht hat. Die Arbeit eines Angestellten dieser Gehaltsstufe ist
eigentlich das Doppelte der Summe wert, die man ihm
tatsächlich dafür zahlt. Aber es ist seine Sache, das zu beweisen!
Den »Achtzig‐Prozentern« gelingt das nie; es ist durchaus
möglich, daß sie die Absicht haben, aber irgendwie schaffen sie
es nie, sich das zusätzliche Wissen ‐ jenes Extra‐Können ‐
anzueignen, das erforderlich ist, um sich von der Masse der
gewöhnlich Sterblichen zu unterscheiden.
Ob wir nun »Achtzig‐Prozenter« sagen oder »Ferner liefen«,
irgendwie erinnern mich diese Leute immer an den Mann in der
Telefonzelle, der nur 19 Pfennig in der Tasche hat. Er mag es
anstellen, wie er will, er kann mit 19 Pfennig keinen Anschluß
bekommen. Fast hat er zwar den erforderlichen Betrag, aber es
fehlt halt »ein kleines bisschen mehr«. Es ist das »kleine bisschen
mehr«, das den Unterschied macht.
Die innere Bremse
Vor ein paar Tagen hatte ich es besonders eilig, nach Hause zu
kommen. Im Laufschritt verließ ich mein Büro und sprang in
meinen Wagen. Ich ließ den Motor an, schaltete in den ersten
Gang und trat auf das Gaspedal. Nichts geschah! Jede einzelne
der 300 Pferdestärken unter meiner Motorhaube legte sich so ins
Geschirr, daß der Wagen bebte — und doch rührten wir uns
101
nicht von der Stelle. Und ganz plötzlich entdeckte ich den Grund
... ich hatte vergessen, die Handbremse zu lösen. Nachdem ich
das Versehen nachgeholt hatte, gab ich nochmals Gas und der
Wagen brauste mühelos davon.
Sehr oft befinden wir uns innerlich in einer ähnlichen
Verfassung, wenn wir etwas Wichtiges vorhaben. Wir sind
startbereit und brennen geradezu darauf, die Sache anzupacken
— und nichts geschieht. Wir scheinen einfach unfähig zu sein,
uns in Bewegung zu setzen.
Mit »Aufschieberitis«, über die wir bereits in einem früheren
Kapitel gesprochen haben, hat dieses Gefühl der
unüberwindlichen Trägheit nichts zu tun. Damals kannten wir ja
unsere Ziele noch nicht und hatten auch noch keinen
Arbeitsplan. Überhaupt fehlte das ganze Fundament. Aber jetzt
ist die erforderliche Vorbereitung beendet — und doch scheint
da irgend etwas zu sein, das uns am Handeln hindert.
Was Sie tun müssen
Unmittelbar bevor Sie sich an die Ausführung eines wichtigen
Vorhabens machen, und wenn Sie es noch so gut vorbereitet und
geplant haben:
• MACHEN SIE SICH AUF EINEN ANFALL VON ZWEIFEL
UND VON UNSICHERHEIT IM LETZTEN AUGENBLICK
GEFASST. UND WENN ER DA IST — DANN BEACHTEN SIE
IHN EINFACH NICHT UND STÜRZEN SIE SICH
KURZERHAND IN IHR VORHABEN.
Das ist, wie man in der Stierkampf‐Arena sagt, der »Augenblick
der Wahrheit«. So wie die meisten unserer größten Schauspieler
jedes mal einen furchtbaren Augenblick lang mit
»Lampenfieber« zu kämpfen haben, bevor sie auf die Bühne
treten, genauso müssen wir mit Augenblicken rechnen, wo wir
ohne ersichtlichen Grund plötzlich von Zweifeln gepackt werden
und uns aufs neue fragen, ob das, was wir tun, auch das Richtige
ist. Wenn Sie Ihr Vorhaben wirklich mit der nötigen Sorgfalt und
Gründlichkeit geplant und vorbereitet haben, gibt es nur eine
102
Möglichkeit, diese aufsteigende Woge der Unsicherheit zu
überwinden. Wie gesagt, »kümmern Sie sich nicht darum und
stürzen Sie sich ohne zu überlegen in Ihr Vorhaben«, denn
»Nichts würde je unternommen werden, wenn erst alle
Einwände aus der Welt geschafft werden müssten.«
Ich kann mich noch gut an die Zeit erinnern, als ich Autofahren
lernte. Ich hatte mir das Branchenverzeichnis des Telefonbuchs
vorgenommen und nach einigem Brüten über den zahlreichen
Fahrschul‐Adressen zuversichtlich einen Fahrlehrer namens
Valentin Helfrich gewählt. Aber als ich dann in meiner Wohnung
saß und ängstlich darauf wartete, daß mich Valentin Helfrich zu
meiner ersten Fahrstunde abholte, schwand meine Zuversicht
zusehends. Ich sah mich schon im Geiste bei den einfachsten
Handgriffen versagen. Und ich konnte buchstäblich das
Kreischen der Bremsen hören und das donnernde Krachen von
Blech gegen Blech, das meinen kühnen Slalom durch das
Verkehrsgewühl begleiten würde. Es dauerte nicht lange, da war
ich überzeugt, daß ich um meiner selbst und um meiner
Mitmenschen willen doch lieber weiterhin mit der Straßenbahn
ins Büro fahren sollte. Ja, ich war soweit, daß ich mich fragte, wie
ich bloß auf den Gedanken gekommen war, Autofahren lernen
zu wollen. Endlich gelang es mir, mich mit dem Gedanken zu
beruhigen, daß ich höchstwahrscheinlich nicht vor der dritten
Fahrstunde ans Steuer gelassen würde. Zweifellos waren die
ersten beiden Stunden sowieso nur eine Einführung in die
Materie und dienten dazu, die Grundlagen des Autofahrens
kennenzulernen. Ah, welche Erleichterung! Jetzt konnte ich mir
wieder zuversichtlich ausmalen, wie ich neben dem erfahrenen
Fahrlehrer sitzen würde, jede seiner Bewegungen genau
verfolgen und sie mir allmählich einprägen würde.
Meine Träume wurden von der Hupe meines Fahrlehrers unter‐
brochen, die den Beginn meiner ersten Fahrstunde ankündigte.
Als ich, immer noch zuversichtlich, auf das Auto zuging, sah ich
etwas sehr Merkwürdiges. Die Scheinwerfer waren an, der Motor
lief, aber Valentin saß nicht hinter dem Steuerrad. Ich sollte auch
gleich den Grund erfahren, denn er sagte mir:
103
»Steigen Sie ein und setzen Sie sich ans Steuer.« Meine schönen
Träume vom Kennenlernen der Grundlagen durch das
Beobachten eines erfahrenen Lehrers zerrannen und an ihre
Stelle trat wieder das Geräusch kreischender Bremsen und
krachenden Metalls.
Als Helfrich anordnete: »Fahren Sie los«, ohne ein einziges Wort
der Erklärung oder Einführung, versuchte ich vergeblich, etwas
von »nicht wissen wie« zu murmeln. Ehe ich noch ein Wort
herausbrachte, streckte er seine Hand aus, brachte den Wagen in
Gang und sagte: »Treten Sie auf das Gaspedal und lenken Sie.«
Ein paar Augenblicke danach schoben wir uns inmitten des
Gewühls des abendlichen Stoßverkehrs auf einer der
Hauptstraßen dahin. Ich war so damit beschäftigt, uns beide am
Leben zu erhalten, daß ich überhaupt nicht dazu kam, an meine
Angst zu denken. Oder an die Tatsache, daß ich ja eigentlich gar
nicht fahren konnte. Ich fuhr einfach.
Und wissen Sie was? Nach dieser ersten Fahrstunde war ich mit
mir recht zufrieden. Ich hatte gar keine Zeit gehabt, Angst zu
verspüren. Zwar bezweifle ich stark, daß Valentin Helfrich jemals
Psychologie studiert hat, aber es steht außer Zweifel, daß er sehr
gut darüber Bescheid wusste, wie man jemanden über die
anfängliche Hürde der Ängstlichkeit hinweghilft. Indem er mich
zwang, meine Angst nicht zu beachten und mich kurzerhand in
die betreffende Sache zu stürzen, hatte er das Problem ganz
einfach ausgeschaltet. Und auf meine zweite Fahrstunde habe
ich mich tatsächlich gefreut.
104
Wie fängt man an?
Ein Autor, aus dessen Buch wir schon einmal einen Auszug
gebracht haben, behandelt diesen Gedanken mit der
Beantwortung der Frage: Wie fängt man an? Seine Antwort
lautet: Mein lieber Herr, Sie fangen einfach an. Es gibt keine
Zauberformel dafür. Wenn ein Mann, der am Rande eines
Schwimmbeckens steht und in das kalte Wasser springen
möchte, Sie fragen würde: »Wie fange ich am besten an zu sprin‐
gen?« würden Sie ihm doch auch einfach antworten: »Springen
Sie los. Fassen Sie sich ein Herz und springen Sie.«
Die halbe Schlacht ist bereits gewonnen, wenn Sie auf diesen
Anfall von Zweifel und Unsicherheit gefasst sind. Das gibt uns
nämlich die Möglichkeit, das Problem verstandesgemäß und
nicht gefühlsgemäß zu behandeln. Was die zweite Hälfte der
Schlacht betrifft — »fangen Sie einfach an«.
Vielleicht darf ich Sie an das Wort Sokrates' erinnern:
»Ein Mann, der die Welt bewegen will, muss bei sich selbst
anfangen«.
Und hier ist wieder die Kurzfassung dieses Kapitels:
ERFOLGSREZEPT NR. 7:
• DER KLÜGSTE RAT, DIE SORGFÄLTIGST GEPLANTEN
ZIELE, DIE BESTEN ABSICHTEN UND ALLE TOTSICHEREN
METHODEN UND TIPS DER WELT — NICHTS WIRD
HELFEN, WENN SIE NICHT DAS IHRIGE DAZU BEITRAGEN!
• ES IST UNMÖGLICH, MEHR ZEIT ZU FINDEN. DIE BESTE
MÖGLICHKEIT, ZEIT VERFÜGBAR ZU MACHEN, BESTEHT
DARIN, WENIGER WICHTIGE ZEIT ANDERWEITIG ZU
VERWENDEN.
• LASSEN SIE SICH VON IHREM ZIEL LEITEN.
• AKZEPTIEREN SIE DIE TATSACHE, DASS
DER UNTERSCHIED ZWISCHEN DEM BESTEN UND DEN
»FERNER LIEFEN« NUR GANZ GERING IST.
• MACHEN SIE SICH AUF EINEN ANFALL VON ZWEIFEL
UND VON UNSICHERHEIT IM LETZTEN AUGENBLICK
GEFASST. UND WENN ER DA IST — DANN BEACHTEN SIE
105
IHN EINFACH NICHT UND STÜRZEN SIE SICH
KURZERHAND IN IHR VORHABEN.
Der Leiter einer bekannten Werbe‐Agentur schrieb einmal einen
Artikel, der den Vorteil hat, nicht von einem Theoretiker zu
stammen, sondern von einem erfahrenen und erfolgreichen
Geschäftsmann. Hören Sie sich einen Teil davon an:
Wenn wir von einigen wenigen Ausnahmen absehen, dienen die
Bürostunden — auch wenn sie pflichtbewusst dazu verwendet
werden, tagtäglich gute, untadelige Arbeit hervorzubringen —
hauptsächlich einem Zweck: nämlich für regelmäßige
Gehaltserhöhung und gelegentliche Beförderungen zu sorgen.
Will man diesen Rhythmus beschleunigen, ist Arbeiten und
Denken nach Büroschluss erforderlich. In der Zeit nach
Büroschluss entscheidet es sich, ob man erfolgreich sein wird
oder nicht. Es sind die Stunden, für die man nicht bezahlt wird,
die sich am meisten bezahlt machen. 8. Kapitel
Machen Sie Treibjagd auf Ideen
»Alle wirklich bedeutenden Ideen erscheinen etwas absurd,
wenn sie das erste Mal vorgeschlagen werden.« ALFRED NORTH
WHITEHEAD
In den vergangenen Kapiteln haben sich uns ungeahnte neue
Erfolgsaussichten eröffnet. Dinge, die vorher aussahen, als seien
sie Privatbesitz von einigen wenigen auserwählten
Erdenbürgern, befinden sich nunmehr in Reichweite eines jeden
fähigen Menschen, der dieses Buch liest.
Wir dürfen dabei nicht vergessen, daß wir uns kein gewöhnliches
Durchschnittsziel gesetzt haben — wir haben uns vielmehr
vorgenommen, unser Bestes zu leisten, um das Beste zu
erreichen. Von Anfang an ist es deshalb erforderlich, die
althergebrachte, stereotype »08/15«‐Denkweise ganz außer acht
zu lassen. Die Technik, die in diesem Kapitel erläutert wird, soll
dazu beitragen, den gewaltigen »latenten Ideenreichtum« ans
Tageslicht zu bringen, der in unserem Unterbewußtsein ruht.
Jemand hat einmal den menschlichen Geist mit einem Girokonto
verglichen. Im Laufe unseres Lebens haben sich dort all unsere
106
Gedanken und Erfahrungen angesammelt. Und es ist unser
Vorrecht, jederzeit auf dieses große Guthaben zurückzugreifen.
Es heißt, daß »Denken die Saat des Handelns ist«. Aber es gibt
zwei Arten von Gedanken: ziellose, unproduktive auf der einen
Seite und sorgfältig ausgewählte, wahrhaft schöpferische
Gedanken auf der anderen. Und das Ergebnis unseres Handelns
hängt logischerweise unmittelbar mit der Qualität unseres
Denkens zusammen. Deshalb ist es so wichtig, daß wir Mittel
und Wege finden, um aus unserem riesigen Ideen‐Reservoir
intelligente und wirklich produktive Gedanken zutage zu
fördern.
Eine äußerst wichtige Frage
An diesem Punkt ähneln wir dem Reisenden, der im Begriff
steht, sich auf eine lange Reise zu machen. Wir haben unseren
genauen Bestimmungsort gewählt, wir wissen, wann wir diesen
Ort erreichen wollen, und wir haben alle erforderlichen Opfer
gebracht, um die Reise unternehmen zu können — jetzt ist nur
noch eine Entscheidung offen: »Wie gelange ich am schnellsten
und besten dahin?« In anderen Worten: die Grundarbeit ist
geleistet und wir müssen uns nun darüber klar werden:
»Welches ist der beste und schnellste Weg, um mein Ziel zu
erreichen?«
Auf den ersten Blick mag die Beantwortung der Frage einfach
erscheinen. Aber ohne eine sorgfältige vorherige Überlegung
könnten wir Gefahr laufen, in sechs verschiedene Richtungen
gleichzeitig loszuziehen und unsere Energie würde sehr schnell
verpuffen. Oder es kann geschehen, daß wir glauben, den
schnellsten Weg gewählt zu haben, nur um hinterher
festzustellen, daß wir einen langen Umweg machen; oder, was
noch schlimmer ist, daß wir in eine Sackgasse geraten sind.
Eine Technik, die sich bewährt hat
Am schnellsten finden Sie eine originelle, ungewöhnliche (und
unorthodoxe) Antwort auf die obige Frage, wenn Sie Ihren Plan
der Prozedur des »Brainstormings« unterziehen. Das bedeutet,
sich alle möglichen Ideen einfallen zu lassen und mit der
107
endgültigen Beurteilung so lange zu warten, bis eine genügend
große Auswahl an Vorschlägen zur Verfügung steht.
Dabei soll der Phantasie freier Lauf gelassen werden. Je
abenteuerlicher die Ideen, desto besser, denn es ist weitaus
leichter, Ideen hinterher zu »zivilisieren« als sie hervorzu‐
bringen. Wenn genügend Ideen Vorschläge vorliegen, kann mit
der gründlichen und wohlüberlegten Beurteilung begonnen
werden.
Der Mann, der diese Methode der Ideen‐Erzeugung entwickelt
hat, ist ein Amerikaner und Mitbegründer einer der größten
Werbeagenturen der Welt.
»Brainstorming« wird von seinem Urheber definiert als »organi‐
sierte Ideenschöpfung . . . eine Methode, durch die wir unseren
Verstand zur Lösung schwieriger Probleme benützen können,
ohne daß die Phantasie durch kritische Beurteilung gebremst
wird«. In anderen Worten: »Wenn man auf Ideenjagd geht, darf
man nicht mit angezogener Bremse fahren«.
Zu den Vorkämpfern und begeisterten Anhängern dieser
genialen Technik gehören viele der bekanntesten Firmen und
Unternehmen, die mit ihrer Hilfe bereits zahllose Personal‐ und
Produktionsprobleme gelöst haben und dem »Brainstorming«
eine Reihe von erfolgreichen Werbe‐Ideen verdanken.
Einer der Hauptzwecke des »Brainstorming« besteht darin, die
Phantasie der Teilnehmer anzuregen. Die herkömmliche
Denkweise wird völlig außer acht gelassen. Zwar haben nur etwa
fünf bis zehn Prozent der »erzeugten« Ideen einen praktischen
Wert — aber das sind dafür auch wahre Volltreffer.
Wie gebt „Brainstorming" vor sich?
In diesem Kapitel soll erklärt werden, wie wir uns die Technik
des »Brainstorming« für unsere persönlichen Zwecke zunutze
machen können, um den besten und schnellsten Weg zu
unserem Ziel zu finden.
Zunächst wollen wir uns jedoch vier der Grundregeln des »Brain‐
stormings« ansehen, so wie sie von dem Erfinder dieser Methode
erläutert werden:
108
1. »Kritik ist untersagt. Eine negative Beurteilung der Ideen muß
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden«. Eines der
sichersten Mittel, schöpferisches Denken zu bremsen, besteht
darin, zur Kritik an den hervorgebrachten Ideen aufzufordern.
Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch: Die Kritik hat ihre
Berechtigung und ist sogar äußerst wichtig. Aber sie gehört nicht
in das Anfangsstadium der Ideenschöpfung. Eine Lösung für ein
bestimmtes Problem oder eine Antwort auf eine bestimmte
Frage zu finden ist ein positiver Denkprozeß; kritisieren ist
jedoch ein negativer Denkprozeß. Und während des Entstehens
von Ideen verhalten sich diese beiden Denkprozesse wie öl und
Wasser — sie sind unvereinbar. Zu einem späteren Zeitpunkt,
wenn das Stadium der Beurteilung erreicht ist, wenn jede
einzelne Idee ihren Wert unter Beweis stellen muß — dann
allerdings erfüllt die Kritik einen höchst nützlichen Zweck.
Ein weiterer Nachteil ist, daß kritisieren unseren Denkprozeß
verlangsamt, weil es uns zwingt, ständig zwischen Idee und
Kritik hin und her zu wechseln. Kaum hat sich unser Denk‐
apparat warmgelaufen, müssen wir ihn wieder abstellen, um das
Ergebnis unseres Denkens, die Idee, wieder zu zerlegen.
2. »Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf. Je abenteuerlicher die
Idee, desto besser«.
Wie gesagt, es ist wesentlich leichter, eine Idee nachträglich
abzuschwächen, als sie überhaupt zu finden. Die Idee, einen
Menschen in das Weltall zu schicken, Stimmen und Bilder über
Tausende von Kilometern Draht zu leiten, die Idee, in weniger
als sieben Stunden von Paris nach New York zu fliegen oder in
den mikroskopisch feinen Rillen einer Langspielplatte die
Klangfülle und die Pracht eines 100 Mann starken Symphonie‐
Orchesters einzu‐fangen — all diese heute alltäglichen Vorgänge
wären noch vor nicht ganz 50 Jahren als Gefasel eines
gefährlichen Irren abgetan worden. Sie hätten sich zu
abenteuerlich angehört. Die Schöpfung einer Idee und die
Beurteilung einer Idee sind zwei völlig verschiedene Stadien, die
aber leider von den meisten Menschen zusammengelegt werden.
Die Folge ist, daß viele grundsätzlich gute Ideen von vornherein
109
fallengelassen werden, weil sie auf den ersten Blick ein wenig zu
abenteuerlich oder ungewöhnlich erscheinen.
3. »Quantität ist erwünscht. Je größer die Anzahl der Ideen,
desto größer die Wahrscheinlichkeit, daß darunter ein paar
>gute Nummern< sind«.
Durch den Ausschluss von Kritik und die Förderung des
»Freilaufs« unserer Phantasie sind die Voraussetzungen für eine
wahre geistige Kettenreaktion gegeben. Mit Hilfe der
verschiedenen Anregungsvorschläge, die an einer anderen Stelle
dieses Kapitels erläutert werden, können wir bald feststellen, daß
eine Idee die nächste nach sich zieht, und diese uns wieder auf
eine neue Idee bringt, bis unser Gehirn auf einmal ein wahres
Feuerwerk an Ideen speit.
Es ist genau wie in einer Lotterie: Je mehr Lose man kauft, desto
mehr Chancen hat man, das »Große Los« zu ziehen. Je mehr
Ideen wir also hervorbringen, desto mehr Aussichten haben wir,
eine brauchbare Lösung darunter zu finden.
4. »Kombinations‐ und Verbesserungsvorschläge sind
willkommen.« Wir haben jetzt das Stadium der Beurteilung
erreicht. Zunächst werden alle unbrauchbaren und nicht
durchführbaren Ideen ausgesondert; was übrigbleibt, ist
Ideenmaterial im Rohzustand. Diesem Rohmaterial müssen wir
nun Form und Schliff geben, bis wir daraus einen guten,
wirkungsvollen Arbeitsplan herstellen können. Der größte Teil
dieser Roh‐Ideen wird abgeändert werden müssen; einige dienen
lediglich als Grundlage und benötigen entsprechende
Ergänzungen; manche kann man kombinieren. Aber in jedem
Falle wird das Endergebnis an Einfallsreichtum, Objektivität und
Wirksamkeit jede Idee übertreffen, die nach althergebrachtem
Rezept entwickelt wurde. Das sind also die Grundregeln des
»Brainstorming«. Und nun wollen wir sehen, wie man diese
hochinteressante Methode auf unsere persönlichen Bedürfnisse
zuschneiden kann. Ihre erste Aufgabe ist:
110
• WERDEN SIE SICH KLAR, WIE IHR PROBLEM LAUTET.
In unserem Fall heißt das Problem: Wir haben alle erforderlichen
Vorbereitungen getroffen, besitzen die richtige Einstellung,
kennen unsere Ziele und sind bereit, die dazugehörige Arbeit zu
leisten. — Welches ist nun der beste und schnellste Weg, diese
Ziele zu erreichen?
Wenn Sie schon einmal durch eine große, Ihnen fremde Stadt
gefahren sind, dann wissen Sie, wie nützlich ein Stadtplan oder
ein Führer ist. Was wir im wesentlichen hier zu tun versuchen,
ist, Ihnen den geradesten Weg zu Ihrem Ziel zu zeigen. Natürlich
könnten Sie aufs Geratewohl losfahren, mal in die eine, mal in
die andere Richtung — und vielleicht würden Sie dabei zufällig
auf Ihr Ziel stoßen, aber die intelligenteste Art und Weise ist das
wohl kaum.
Vor ein paar Monaten unterhielt ich mich mit dem
Verkaufsdirektor einer erfolgreichen Luftfrachtgesellschaft
darüber, wie er die Probleme löst, die sich in seiner Branche
stellen.
Die betreffende Firma hatte mit nicht viel mehr als einer Idee
und 12 zuverlässigen Mitarbeitern angefangen. Im ersten Jahr
betrug der Bruttoumsatz 75 000 DM ‐ und drei Jahre lang
arbeitete die Firma mit roten Zahlen. Aber durch intelligente,
dynamische Unternehmensführung und umsichtige
Geschäftspolitik ist ihr Jahresumsatz innerhalb von nur 15 Jahren
auf 50 Millionen DM angewachsen. Die Zahl der Angestellten
beträgt heute 750, und Niederlassungen gibt es in 45
einheimischen Städten und in 15 Ländern.
Um die Wirksamkeit ihrer Akquisiteure zu erhöhen, stellt die
Firma dem Außendienstpersonal regelmäßig ausführliche
Informationsblätter zur Verfügung, die den Leuten helfen sollen,
das vorliegende Problem zu erkennen.
Ich ließ mir ein solches Informationsblatt zeigen, das speziell auf
einen bestimmten Kundenkreis zugeschnitten war. Als erstes war
darauf das Gewinnpotential des betreffenden Marktes in allen
Einzelheiten beschrieben; dann folgte eine Aufzählung aller
Probleme, die sich eventuell ergeben könnten, sowie genaue
111
Hinweise, wie diese zu handhaben seien. Um dem Akquisiteur
jeden Zeitverlust zu ersparen, waren fernerhin für jede Firma die
für Luftfracht zuständigen Leute aufgeführt und gleichzeitig
erläutert, wie er sich mit ihnen in Verbindung setzen konnte.
Aufgrund dieses Informationsmaterials war es jedem Vertreter
schon beim ersten Besuch möglich, mit dem betreffenden
Kunden sofort eine intelligente Unterhaltung zu führen. Ange‐
sichts dieser Gründlichkeit fällt es einem nicht schwer zu
begreifen, warum die Gesellschaft so erfolgreich ist. Gründliches
Verständnis der vorliegenden Probleme ist der erste wichtige
Schritt auf dem Weg zum Erfolg.
Doch zurück zu unserem persönlichen Fall: je klarer wir unser
Problem erkennen, desto leichter wird es sein, eine brauchbare
Lösung dafür zu finden.
Der nächste Schritt heißt:
• MACHEN SIE EINE AUFSTELLUNG ALLER
KONVENTIONELLEN LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR IHR
PROBLEM.
Wollte man sein Problem mit Hilfe der üblichen, stereotypen
Denkweise lösen, wäre man damit bereits am Ende seiner
Weisheit angelangt und die gefundene Lösung wäre
entsprechend banal. Wenn man jedoch die Technik des
»Brainstorming« benützt, dann ist dieser Schritt nur der Anfang
— der Ausgangspunkt zu den wirklich guten Ideen.
Nehmen Sie einen Bogen Papier zur Hand, schreiben Sie das zu
lösende Problem oben auf das Blatt und setzen Sie darunter all
die üblichen und herkömmlichen Möglichkeiten, mit deren Hilfe
Sie Ihr Ziel erreichen können. Dazu kann der Besuch von
Abendkursen gehören oder ein Fernkursus, oder daß Sie Ihre
Stellung wechseln bzw. einen ganz anderen Beruf ergreifen.
Vielleicht besteht die Lösung in einer Neueinteilung Ihres
Tagesablaufs oder darin, daß Sie Ihrem »Sonderprojekt« mehr
Zeit widmen. Notieren Sie jede einzelne Lösung und legen Sie
dann den Zettel beiseite.
Am darauffolgenden Tag nehmen Sie sich Ihre Liste wieder vor
und wiederholen die ganze Prozedur, indem Sie neue Lösungen
112
hinzufügen. Sie werden feststellen, daß Ihnen über Nacht
Möglichkeiten eingefallen sind, an die Sie beim ersten Male gar
nicht gedacht hatten. Wiederholen Sie das mehrere Tage lang,
bis Ihnen wirklich nichts mehr einfallen will. In der Zwischenzeit
ist Ihre Liste sicherlich auf eine ganze Seite oder mehr
angewachsen und Sie haben nun vor sich eine ganze Auswahl
von konservativen Lösungen liegen, von denen ein paar sogar
ganz brauchbar sein mögen.
Aber denken Sie daran — sie sind lediglich der Ausgangspunkt
für die wirklich guten Einfälle. Jemand hat einmal gesagt:
»Erfindung ist im Grunde genommen nicht viel mehr als eine
neue Zusammensetzung jener Begriffe, die sich im Laufe der Zeit
in der Erinnerung angesammelt haben«. Mit Hilfe des
»Brainstorming« werden wir nun mit diesen Grundelementen
arbeiten bzw. sie miteinander verbinden.
Die Sammlung »konservativer« Lösungen erfüllt einen doppelten
Zweck: Einmal haben wir auf diese Weise unseren Denkprozess
angeregt (obwohl, wie ich bereits angedeutet habe, dies eher ein
vorbereitender als ein endgültiger Schritt war); und zum andern
haben wir damit unsere Phantasie von allen »vernünftigen«
Ideen befreit und sind praktisch gezwungen, alle weiteren
Einfälle aus dem »Blauen« zu holen. Das ist insofern ein Vorteil,
als es den meisten von uns außerordentlich schwerfällt, sich
ohne weiteres abenteuerliche,
ausgefallene Lösungen für ein Problem auszudenken. Immer
wieder ertappt man sich nämlich dabei, wie das Denken in
konventionelle Bahnen zurückleitet. Das kann nun nicht mehr
geschehen.
Und schon kommt der nächste Schritt:
• BEANTWORTEN SIE DIE »ZÜND‐FRAGEN«.
Wir kommen jetzt zum Kern des »Brainstorming«. Vor uns liegt
das Blatt Papier, auf dem oben unser Problem steht und darunter
all die konventionellen Lösungen aufgeführt sind, die uns
eingefallen sind. Um Ihnen die Sache leichter verständlich zu
machen, wollen wir den hypothetischen Fall von Jochen Haller
113
als Beispiel nehmen. Jochen ist Vertreter für einen großen
Fabrikanten und zu seinen unmittelbaren Zielen gehört die
Absicht, Bezirksverkaufsleiter zu werden. Jochen hat sich nun
überlegt, wie er am besten und schnellsten dieses Ziel erreicht
und hat dabei unsere Ratschläge befolgt. Unter »Konventionellen
Lösungen« steht auf seinem Zettel: Abendkurse besuchen, um
sich auf dem Gebiet des Marketing zu vervollkommnen; seinen
Jahresumsatz verdoppeln: mehreren Clubs beitreten, um die
»richtigen« Leute kennenlernen zu können; seine
augenblickliche Stellung gegen einen Büroposten in derselben
Firma eintauschen, damit er mehr über die interne Organisation
des Unternehmens lernen kann; die Tochter des Chefs heiraten,
usw. Im ganzen sind ihm etwa 25 Lösungen eingefallen.
Jetzt schreibt Jochen auf ein neues Blatt seine »Zünd‐Fragen«:
1. Kann ich dieser Lösung einen neuen »Dreh« geben?
2. Kann ich das genaue Gegenteil von dieser Lösung tun?
3. Kann diese Lösung als Ersatz für etwas dienen, das ich jetzt
tue?
4. Kann ich mehrere dieser Lösungen miteinander koppeln?
Dann nimmt sich Jochen die »Zünd‐Frage« Nr. 1 vor und stellt sie
jeder einzelnen Lösung gegenüber, die er gefunden hat.
Er hat mit dem eigentlichen »Brainstorming« begonnen. Auf
einem getrennten Notizblock schreibt er jede abenteuerliche
Idee nieder, die ihm einfällt . . . vielleicht könnte er morgens vor
der Arbeit Kurse besuchen ... oder seine Stellung ein Jahr lang
aufgeben und statt dessen ganztags
in eine Schule gehen ... vielleicht eine Nachtarbeit annehmen ...
oder Versicherungsvertreter werden ... jemanden halbtags
einstellen, der seine Schreibarbeiten erledigt, damit er selbst
mehr Zeit für Kundenbesuche hat... seine eigene Vertretung in
einer Branche anfangen, wo nur ein kleines Anfangskapital
erforderlich ist ... Schon sehr bald strömen die Einfälle nur so aus
ihm heraus, daß er kaum mit dem Schreiben mitkommt.
Es ist eine wahre geistige Kettenreaktion — jeder neue Einfall
bringt ihn auf eine zusätzliche Idee. Keine einzige wird kritisiert,
keine einzige beurteilt. Aber jede wird sorgfältig notiert. Sogar
114
die verrückteste Idee kann den Keim einer brauchbaren Lösung
in sich tragen.
An diesem Punkt wollen wir Jochen Haller und sein Problem
verlassen, denn er hat seinen Zweck erfüllt und uns gezeigt,
wie »Brainstorming« in der Praxis vor sich geht.
Wir haben gesehen, wie sich jede einzelne Lösung um das Drei‐,
Vier‐, Fünf‐, ja sogar Zehnfache vervielfältigt, wenn man sie mit
den vier »Zünd‐Fragen« behandelt. Sicherlich werden die
meisten der gefundenen Lösungen lächerlich oder verrückt sein.
Wie ich bereits erwähnt habe, sind vielleicht nur zehn Prozent
davon überhaupt zu gebrauchen. Aber diese zehn Prozent
bestehen ausschließlich aus »Volltreffern«!
Die Polaroid‐Kamera ist ein glänzendes Beispiel für Phantasie
und revolutionäres Denken. Dr. Land, der Erfinder der Kamera,
hat nie in starren, konventionellen Bahnen gedacht. Für ihn war
die traditionelle Lösung lediglich der Ausgangspunkt für sein
eigenes erfinderisches Denken.
Nehmen wir beispielsweise »Zünd‐Frage« Nr. 1: »Kann ich dieser
Lösung einen neuen >Dreh< geben?«
Dr. Land fand diesen »Dreh«. Da er keine Kamera auf dem
ganzen Photomarkt fand, in der man seinen neuerfundenen Film
verwenden konnte, benutzte er ein Standardmodell als
Grundlage und änderte es entsprechend ab, so daß sein Film
schließlich doch hineinpasste.
Und das gilt für alle großen Erfinder. Sie denken nämlich nicht
in Hindernissen, sie denken in Lösungen! Wo ein
Durchschnittsmensch sagen würde: »Das ist unmöglich.
Diese Art von Film kann niemals in einer Kamera benutzt
werden«, da sagt ein Mann wie Dr. Land: »Es ist möglich.
Ich baue meine eigene Kamera.« »Zünd‐Frage« Nr. 2: »Kann ich
das genaue Gegenteil von dieser Lösung tun?«
Seit der Erfindung des ersten Photoapparats war es immer so
gewesen, dass man einen Negativ‐Film in den Apparat einlegte,
Aufnahmen machte, und den Film zur Entwicklung herausnahm.
Dr. Land tat das Gegenteil. Nachdem die Aufnahmen gemacht
115
waren, blieb der Film in dem Apparat, wo er in einer knappen
Minute entwickelt wurde.
Wenn man mit seinem Denken in den alten, eingefahrenen
Gleisen bleibt, werden auch nur banale Lösungen dabei
herauskommen. Lässt man jedoch seiner Phantasie freien Lauf,
dann sind der Vielseitigkeit und der Durchschlagskraft der
Einfälle keine Grenzen gesetzt.
»Kann diese Lösung als Ersatz für etwas dienen, das ich jetzt
tue?« — so heißt »Zünd‐Frage« Nr. 3. Das Verfahren, das Dr.
Land entwickelte (nämlich Belichtung, Entwicklung und
Kopieren in einem Arbeitsgang, und zwar im Innern der
Kamera), war ein zeitsparender Ersatz für die bis dahin
unerläßliche Dunkelkammer, in der der Negativfilm erst
entwickelt und bearbeitet werden mußte, ehe die Positiv‐Abzüge
gemacht werden konnten. Außerdem war das »Photo in einer
Minute« eine angenehme Ersatzlösung für das bisherige tage‐
lange und manchmal sogar wochenlange Warten auf das
Ergebnis der photographischen Bemühungen.
Und »Zünd‐Frage« Nr. 4 — »Kann ich mehrere dieser Lösungen
miteinander koppeln?«
Genau das tat Dr. Land, als er Film, Photopapier und Entwickler
in einer Packung vereinte.
Und das ist noch lange nicht alles; Dr. Land und seine
Mitarbeiter ruhen sich nämlich nicht auf ihren Lorbeeren aus.
Inzwischen sind folgende Verbesserungen und Neuerungen
entwickelt worden: Photos innerhalb von zehn Sekunden (statt
der bisherigen Minute), eine Leuchte, die einen Ersatz für das
herkömmliche, aber recht unbequeme Blitzgerät darstellt; der
»schnellste« Film auf dem Markt, der sogar bei sehr schlechten
Lichtverhältnissen gute Aufnahmen liefert; und endlich
Farbaufnahmen in einer Minute.
Eine aufregende Geschichte, finden Sie nicht? Besonders wenn
man bedenkt, daß die Polaroid‐Kamera als ein völlig
unbekannter Name auf einem Markt erschien, der von einigen
wenigen »Großen« beherrscht wurde. Mehr noch, eine
umfangreiche Marktforschung vor dem Erscheinen der Kamera
116
hatte eindeutig ergeben, daß dieser neue Artikel nur geringe
Absatzchancen hatte! Es hieß, daß die Polaroid‐Kamera für ein
Spielzeug zu teuer und qualitätsmäßig nicht gut genug sei, um
von erfahrenen Photographen gekauft zu werden.
Aber Dr. Land war nie ein Mensch gewesen, der sich von
Schwierigkeiten unterkriegen ließ. Was ihn interessierte, waren
in erster Linie Lösungen. Er glaubte an seine revolutionäre Idee
und wusste, daß sie sich durchsetzen würde. Und wenn Sie die
astronomisch hohen Umsatzziffern der Polaroid‐Kamera‐Werke
in den letzten Jahren sehen könnten, dann würden Sie nicht
einen Augenblick daran zweifeln, daß sich die Idee tatsächlich
durchgesetzt hat.
Nach den »Zünd‐Fragen« kommt der nächste Schritt:
• BEURTEILEN SIE SORGFÄLTIG JEDE LÖSUNG.
Höchstwahrscheinlich sind die Notizen, die Sie in der Hitze der
»Ideenjagd« gemacht haben, recht unleserlich und
unvollständig. Nehmen Sie sich die Zeit, Ihre gefundenen
Lösungen eine nach der anderen auf einem neuen Bogen Papier
deutlich und übersichtlich aufzuführen. Dabei können Sie die
doppelt vorhandenen Lösungen bereits weglassen und solche,
die sich ähneln, miteinander koppeln. Jetzt kommt die
Beurteilungsarbeit. Behandeln Sie jede Lösung einzeln und
beginnen Sie mit der Frage: »Ist diese Lösung durchführbar?«
Wenn das der Fall ist, kreuzen Sie sie an und gehen zur nächsten
über. Ist sie es nicht, wird sie keinesfalls ausgestrichen, sondern
unter dem Gesichtspunkt betrachtet: »Könnte sie durchführbar
gemacht werden?«
Diese zusätzliche Frage verhindert, daß Ideen fallengelassen wer‐
den, die im Grunde genommen brauchbar sind, aber vielleicht
noch entsprechend abgeändert werden müssen. Kann die Lösung
durchführbar gemacht werden, bekommt sie ebenfalls ein Kreuz,
wenn nicht, wird sie durchgestrichen. Haben Sie sich so durch
die ganze Liste hindurchgearbeitet und alle undurchführbaren
und unbrauchbaren Ideen ausgesondert, dann schreiben Sie die
übriggebliebenen Volltreffer nochmals ab, diesmal jede auf ein
117
gesondertes Blatt. Große Ideen brauchen nicht unbedingt etwas
noch nie Dagewesenes zu sein. Sie können eine Abwandlung
einer bereits bestehenden und ganz alltäglichen Sache sein.
Und was könnte beispielsweise alltäglicher sein als das alt
vertraute, wohlbekannte Telegramm? Eine umwälzend neue Idee
bezüglich des Telegramms zu finden, erscheint zweifellos ein
schwieriges Unterfangen.
Aber ein Mann in den Vereinigten Staaten (wo die Telefongesell‐
schaften bekanntlich Privatunternehmen sind) fand diese Idee.
Und bereits nach einigen Jahren hat sein »Schoko‐Gramm«
seiner Firma einen Umsatz von fast zwei Millionen Dollar
eingebracht. Die Idee ist ganz einfach: Man wendet sich wie für
ein gewöhnliches Telegramm an die bewusste
Telefongesellschaft und gibt den gewünschten Text an, verlangt
aber, daß das Telegramm als »Schoko‐Gramm« geschickt wird.
Wenn das Telegramm am Bestimmungsort ankommt, wird eine
Schachtel Pralinen aus einem Gefrierschrank genommen, das
Telegramm daran befestigt und das Ganze von einem Boten der
Telefongesellschaft dem Empfänger zugestellt.
Auf den ersten Blick erscheint diese Idee zwar ein bisschen
verrückt, aber doch sehr gut. Und im Grunde ist sie nur insofern
verrückt, als sie eine völlig neue und unerwartete Einstellung für
eine so konventionelle Institution wie die Telegraphie
widerspiegelt. Außerdem sieht es nicht so aus, als sei die Sache
sonderlich leicht durchzuführen. Wo sollen die Hunderte von
Telegraphen‐Ämtern die Pralinen herbekommen? Kauft jedes
Amt seine eigenen Pralinen? Wie kann die Gesellschaft für die
übereinstimmende Qualität und Aufmachung aller »Schoko‐
Gramme« garantieren? Hält jedes Amt sein eigenes Lager?
Wie soll für die Frische der Ware gesorgt werden?
Sollte »Schoko‐Gramm« seine eigenen Pralinen herstellen?
Und so weiter. Ein wichtiger Bestandteil der schöpferischen Kraft
ist der Optimismus, der Hand in Hand mit ihr geht. Ob die Idee
des »Schoko‐Gramms« anfangs durchführbar erschien oder
nicht, der Glaube und der Optimismus seines Erfinders machte
sie durchführbar — zum Klang von zwei Millionen Dollar!
118
Der letzte Schritt des »Brainstormings« heißt:
• WÄHLEN SIE DIE BESTMÖGLICHE LÖSUNG ODER
LÖSUNGSKOMBINATION.
Nach dem Sie alle Lösungen sorgfältig beurteilt und die durch‐
führbaren Ideen herausgeschält haben, sollten Sie zunächst die
Liste ein paar mal durchlesen — und sie dann beiseite legen.
Geben Sie Ihrem Unterbewusstsein die Möglichkeit, diese Ideen
ein paar Tage lang zu verdauen. Vielleicht klingen einige der
übriggebliebenen Lösungen immer noch ein wenig ausgefallen
und abenteuerlich. Nach drei oder vier Tagen dürfen Sie die Liste
wieder hervorholen und die endgültige Beurteilung und Auswahl
vornehmen. Dabei muß Ihnen Ihr Problem deutlich vor Augen
stehen: »Welches ist der beste und schnellste Weg, mein Ziel zu
erreichen?«
Nehmen Sie jetzt jedes Blatt einzeln zur Hand und machen Sie
unter der jeweiligen Lösung zwei Spalten mit den folgenden
Überschriften:
1. Welches sind die positiven Seiten dieser Lösung?
2. Welches sind die negativen Seiten dieser Lösung?
Manche Lösungen werden sich auf diese Weise von selbst, ohne
Ihr Zutun, eliminieren, weil die negativen Seiten die positiven bei
weitem übertreffen. Was letztlich übrigbleibt, ist die Creme
unserer schöpferischen Phantasie. Eine Handvoll
durchführbarer, taufrischer, gründlichst durchdachter Lösungen,
die wir nur herauszugreifen brauchen und, wenn es uns paßt,
beliebig miteinander koppeln können — wir haben in jedem
Falle die Gewissheit, daß wir damit einen persönlichen
Arbeitsplan aufstellen können, der nicht seinesgleichen hat. Wie
Albert Einstein einmal sagte: »Phantasie ist wichtiger als
Wissen.« Und »Brainstorming« ist der Schlüssel, der die Fesseln
unserer Phantasie löst und es uns möglich macht, unsere
schöpferische Kraft uneingeschränkt zu gebrauchen.
Zusammenfassend können wir also sagen:
Die vier Grundregeln des »Brainstormings« lauten in den
Worten des Erfinders dieser Technik:
119
1. Kritik ist untersagt. Eine negative Beurteilung der Ideen muss
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
2. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf. Je abenteuerlicher die
Idee, desto besser.
3. Quantität ist erwünscht. Je größer die Anzahl der Ideen, desto
größer die Wahrscheinlichkeit, daß darunter ein paar »gute
Nummern« sind.
4. Kombinations‐ und Verbesserungsvorschläge sind
willkommen. Auf unseren persönlichen Gebrauch zugeschnitten
heißt das:
ERFOLGSREZEPT NR. 8:
• WERDEN SIE SICH KLAR, WIE IHR PROBLEM LAUTET.
• MACHEN SIE EINE AUFSTELLUNG ALLER
KONVENTIONELLEN LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR IHR
PROBLEM.
• BEANTWORTEN SIE DIE »ZÜND‐FRAGEN«.
• BEURTEILEN SIE SORGFÄLTIG JEDE LÖSUNG.
• WÄHLEN SIE DIE BESTMÖGLICHE LÖSUNG ODER
LÖSUNGSKOMBINATION.
Medi Heiss, die Mutter der olympischen Weltmeisterin im
Eiskunstlauf Carol Heiss, gab ihrer Tochter folgenden Satz mit
auf den Lebensweg: »Jeder Mensch hat seine eigene Grenze.
Diesseits der Grenze ist alles bekannt und ausprobiert. Jenseits
von ihr liegt der Teil deiner selbst, der noch nicht erforscht ist.
Alle großen Abenteuer des Lebens liegen auf dieser anderen
Seite«.
120
TEIL V
Die Vorbereitung auf Schwierigkeiten
9. Kapitel: Wie man Klippen umschifft
10. Kapitel: Wie man Energie tankt
9. Kapitel
Wie man Klippen umschifft
»Den größten Sieg erringt nicht der, der niemals fehlgeht,
sondern der, welcher sich nach jedem Fehlschlag wieder
erhebt.« KONFUZIUS
Ich hatte neulich Gelegenheit, einen großen Fabrikationsbetrieb
zu besichtigen. Auf meinem Rundgang begleitete mich der
Geschäftsführer dieses ungewöhnlich erfolgreichen
Unternehmens.
Als wir durch den neuerbauten Vortragssaal für die Angestellten
gingen, verspürte mein Führer plötzlich Lust, auf der Orgel zu
spielen, die in einer Ecke stand. Während er sich an das
Instrument setzte und den Deckel hob, fragte er mich: »Was
wollen Sie hören?«
Ich nannte ihm den erstbesten Schlager, der mir in den Sinn
kam, und sogleich erklangen die rhythmischen Klänge der
Melodie durch die Stille des Raums. Als der letzte Ton
verklungen war, brach ich in spontanen Beifall aus über diese
völlig unerwartete musikalische Darbietung.
»Und wie ist es mit Ihnen?« fragte ich, »Sie haben doch sicher
auch ein Lieblingsstück. Lassen Sie mal hören.« Diesmal wählte
der Organist die ergreifenden Klänge von Beethovens Fünfter
Symphonie, und mit offensichtlichem Genuss und spielerischer
Leichtigkeit brachte er Teile dieser schwierigen Komposition zu
Gehör.
Sie werden an der Geschichte nichts Außergewöhnliches
entdecken können — bis auf eine Tatsache: Der Organist hat
nämlich keine Hände!
121
Anstelle der beiden Hände, die er bei einem Unfall verloren hat,
trägt er wie jeder Invalide in der gleichen Lage die üblichen
Stahlhaken.
Würden Sie jeden beliebigen Musiker oder jemanden, der etwas
von Musik versteht, fragen: »Besteht auch nur die geringste
Möglichkeit für einen Menschen mit zwei künstlichen Händen,
künstlerisch einwandfrei Orgel zu spielen?« dann wäre die
Antwort ein überzeugtes Nein! Es ist vielleicht nicht
ausgeschlossen, daß ein Prothesenträger ein Musikstück mehr
schlecht als recht herunterklimpert. Aber künstlerisch
einwandfrei Orgel spielen? Völlig unmöglich!
Dennoch hat dieser Mann das »Unmögliche« fertiggebracht,
indem er ein in seiner Art einzigartiges System entwickelt hat.
Fünf verwendungsfähige Arme und ein brauchbares Bein
Auch die Firma, für die er arbeitet, hat sich das »Unmögliche«
zur Aufgabe gemacht. Ihre Politik bezüglich der Wahl ihrer
Mitarbeiter ist wohl die ungewöhnlichste der ganzen Welt. Vom
Generaldirektor bis hinunter zum Straßenkehrer wird niemand
eingestellt, der nicht körperlich so behindert ist, daß er
nirgendwo anders eine Arbeit findet!
Die Firma wurde im Jahre 1952 mit 20 000 Mark geborgtem
Kapitel gegründet und besaß am Anfang vier Angestellte, die
zusammen über nur fünf verwendungsfähige Arme und ein
brauchbares Bein verfügten. Unter der Leitung seines
dynamischen Generaldirektors (der ohne Beine auf die Welt
kam) ist die Firma innerhalb von zehn Jahren zu einem
blühenden Unternehmen herangewachsen, das heute mehr als
sechs Millionen Mark jährlich umsetzt. Almosen werden nicht
akzeptiert; jeder Angestellte wird nach den allgemein gültigen
Lohntarifen bezahlt, und die Firma konkuriert auf dem Markt
der Elektronik‐Industrie mit allen anderen Unternehmen. Der
Generaldirektor, der Geschäftsführer und sämtliche der fast 400
schwer körperbehinderten Angestellten sind ein lebendiger und
eindrucksvoller Beweis dafür, daß auch die schwierigsten
Hindernisse überwunden werden können.
122
Es heißt, daß das Glück keineswegs hinter einem Regenbogen
liegt, sondern vielmehr hinter einem Hindernis zu finden ist.
Ganz gleich welches Ziel wir uns auch gesetzt haben mögen, wir
müssen in jedem Fall damit rechnen, daß die Straße zum Erfolg
mit allen möglichen Schwierigkeiten übersät ist.
Der ersten Woge der Begeisterung wird bald eine Zeit folgen, wo
wir an unserer Fähigkeit zu zweifeln beginnen, die sich
stellenden
Aufgaben zu meistern, ‐wo unsere Aufmerksamkeit und unsere
Zeit von anderen Dingen in Anspruch genommen wird; wir
müssen einen kleinen Rückschlag einstecken, die Dinge
verlaufen nicht ganz so, wie wir es uns vorgestellt hatten, und
allmählich steigt ein Gefühl der Entmutigung in uns hoch. Das
ist der Augenblick, wo zahllose wohlmeinende, aber leicht
resignierende Leute auf der Strecke bleiben.
Es gibt ein altes chinesisches Sprichwort, das lautet: »So wie der
Edelstein nicht ohne Reibung geschliffen werden kann, so kann
ein Mensch nicht ohne Schwierigkeiten vollkommen werden«.
Oder anders ausgedrückt »Schwierigkeiten sind die Dinge, die
zeigen, was in einem Menschen wirklich steckt«. Ob wir das, was
wir uns vorgenommen haben, auch verwirklichen, hängt ganz
davon ab, inwieweit wir fähig sind, diese Hindernisse in
Sprungbretter zu verwandeln.
Die erste Regel heißt:
• SEIEN SIE AUF KLEINE FEHLSCHLÄGE GEFASST.
Wenn es uns vielleicht auch unmöglich ist, diese Hindernisse zu
beseitigen, so können wir doch wie der erfahrene Schiffskapitän
lernen, mit ihnen zu rechnen und unseren Kurs entsprechend
festzulegen. Ein altes Sprichwort erinnert uns: »Eine Gefahr, auf
die man vorbereitet ist, ist schon zur Hälfte umgangen«.
Ich erinnere mich an ein Galakonzert, das ich vor einigen Jahren
besuchte. Ein vielköpfiges Publikum wartete gespannt auf den
Solisten des Abends, Isaac Stern. Endlich erschien der bekannte
Violinist, die Lichter erloschen und eine erwartungsvolle Stille
senkte sich über den Saal. Leonhard Bernstein hob seinen
Dirigentenstab und das Konzert begann.
123
Ungefähr in der Mitte des Violinkonzertes — Isaac Stern spielte
gerade eine besonders schöne Stelle — riß plötzlich eine Saite
auf seiner Geige! Ohne auch nur einen Augenblick zu zögern
und mit einer so blitzschnellen Bewegung, daß der größte Teil
des Publikums den Zwischenfall überhaupt nicht bemerkte,
tauschte Isaac Stern sein Instrument mit dem eines
Orchestermitglieds aus. Den Bruchteil einer Sekunde danach
spielte er schon wieder. Es dürfte wohl jedem schwerfallen, in
einem Augenblick der Krisis mit der Gelassenheit, der Sicherheit
und der Schnelligkeit zu handeln, die Isaac Stern hier zeigte —
wenn man nicht mit einer solchen Möglichkeit gerechnet hat.
Die beste Art und Weise, sich auf all die kleinen Fehlschläge vor‐
zubereiten, die mit Sicherheit eintreten und unsere Pläne
bedrohen werden, ist folgendes:
1. Fragen Sie sich: »Was könnte möglicherweise schiefgehen,
wenn ich mitten in der Verwirklichung meiner Pläne bin?«
Allerdings besteht hierbei die Gefahr, aus dieser Vorbereitung
eine »Abschreckungs‐Sitzung« zu machen und sich als Folge
davon den ganzen Plan gleich aus dem Kopf zu schlagen.
Deshalb ist es wichtig, sich immer vor Augen zu halten, daß der
Zweck dieser Frage keinesfalls darin besteht, Besorgnis und
Angst zu erregen, sondern vielmehr auf intelligente Weise die
möglichen Gefahren aufzudecken, damit man sich auf sie
vorbereiten kann.
Wenn Sie schon einmal geflogen sind, werden Sie wahrscheinlich
bemerkt haben, daß die Besatzung nicht nur für die normalen
Flugverhältnisse geschult ist, sondern daß jedes Besatzungsmit‐
glied darüber hinaus eingehende Verhaltungsmaßregeln für
jeden erdenklichen Notfall hat, von Krankheit an Bord bis zur
Notlandung des Flugzeugs auf hoher See. Natürlich hofft ein
jeder, daß diese Notfälle nie eintreten werden; sollte das aber
doch einmal der Fall sein — die Mannschaft ist darauf
vorbereitet. Eine vernünftige Maßnahme, nicht wahr?
Wir können die gleichen »allgemeinen Verhaltungsmaßregeln
für den Notfall« auch für unser Leben festsetzen. Genauso wie
wir einen wohlüberlegten Arbeitsplan für das Erreichen unserer
124
Ziele haben, so sollten wir auch vorsorglich einen Plan für solche
Augenblicke machen, wo wir geradewegs in ein unvermeidbares
Hindernis hineinlaufen. Wenn wir eine ziemlich genaue
Übersicht haben, was an unserem Plan alles misslingen könnte,
folgt der nächste Schritt:
2. Fragen Sie sich: »Was könnte ich in einem solchen Fall tun?«
Isaac Stern wusste genau, wie er sich in der Notlage, in der er
sich befand, zu verhalten hatte. Er brauchte nicht erst lange nach
einer Lösung zu suchen. Natürlich mag es nicht immer möglich
sein, alle Schwierigkeiten vorauszusehen, die eintreten könnten,
und für manche Probleme, die wir schon jetzt vorhersehen, gibt
es möglicherweise gar keine Lösung. Aber auch in diesem Fall
kann eine Vorbereitung nur von Vorteil sein; denn sollten diese
Probleme eines Tages tatsächlich auftauchen, können sie uns
nicht völlig aus der Bahn werfen, weil wir besser gerüstet sind,
sie zu handhaben. Sobald ein Hindernis auftaucht, heißt das
erste Gebot:
• BETRACHTEN SIE DIE PROBLEME AUS DER RICHTIGEN
PERSPEKTIVE.
Man kann das auch folgendermaßen ausdrücken: Ein kleines
Missgeschick ist wie ein Kieselstein. Hält man es zu nahe ans
Auge, dann füllt es das ganze Blickfeld aus und verdeckt alles
andere. Aus normaler Sehweite betrachtet, kann man seine
tatsächliche Größe erkennen und abschätzen. Wirft man es zu
Boden, so wird seine wahre Bedeutung offenbar — es ist nichts
weiter als eine kleine Unebenheit auf dem Wege zur Ewigkeit.
So wird es in der Praxis gemacht
Wir wollen nun sehen, wie die Kunst, Probleme aus der richtigen
Perspektive zu betrachten, in der Praxis aussieht. Nehmen wir
einmal an, daß Sie mit der Verwirklichung Ihres Plans gute
Fortschritte machen. Dann kommen Sie eines Morgens in Ihr
Büro und Ihr Chef tritt an Ihren Schreibtisch und sagt:
»Mein lieber Lehmann, innerhalb der Firma ist eine Umstellung
vollzogen worden und mehrere Mitarbeiter müssen entlassen
werden. Sie gehören leider auch dazu.« Sie haben also Ihre
Stellung verloren. Wenn Sie nun den Fehler machen, dieses
125
kleine Mißgeschick zu nahe ans Auge zu halten, wird es alles
andere überschatten. Sie sitzen auf der Straße und haben das
Gefühl, die Welt sei untergegangen; gemessen an dieser
Katastrophe erscheint Ihnen alles andere ohne Bedeutung.
Und nun rücken Sie die Tatsache in die richtige Perspektive:
denken Sie einen Augenblick an Ihre großen Ziele für die
Zukunft — diejenigen, die Sie erst in fünf, zehn Jahren erreichen
wollen, die Dinge, die wirklich wichtig für Sie sind.
Und dann stellen Sie sich die Frage: »Inwieweit wirkt sich dieses
Ereignis auf meine großen Zukunftspläne aus?« Sie betrachten
jetzt das Problem aus der richtigen Entfernung und können es
sachlich beurteilen und sein wahres Ausmaß erkennen.
Wenn Sie das Problem im Verhältnis zu Ihren Lebenszielen
sehen, zu den Dingen, die Sie in der Zukunft erreichen wollen,
dann beginnt es plötzlich, erheblich an Bedeutung zu verlieren.
Zugegeben, es wird Ihre Pläne für den Augenblick erschweren
und Ihnen einiges Kopfzerbrechen verursachen. Aber als Teil des
Gesamtbildes gesehen? Wenn es zu Ihren Füßen liegt, werden
Sie es in seiner wahren Bedeutung sehen — eine kleine
Unebenheit auf dem Weg zu Ihrem Endziel. Es heißt sehr
richtig: »Man ist auf dem Weg zum Erfolg, wenn man erkennt,
daß ein Fehlschlag lediglich eine Umleitung ist«.
Was Sie nicht übersehen dürfen
Eine grundsätzliche Regel müssen Sie sich merken:
Wenn Ihre Ziele einmal gesetzt sind, müssen sie absolut
unumstößlich sein. Dagegen kann die Art und Weise, wie Sie sie
erreichen, den jeweiligen Umständen angepasst werden.
Wer viel unterwegs ist, weiß, daß eine der wichtigsten Voraus‐
setzungen für angenehmes Reisen Anpassungsfähigkeit ist; zu
viele neue und unvorhergesehene Umstände können auf einer
Reise eintreten. Nur derjenige, der sich mit diesen
Veränderungen abfinden kann und beweglich genug ist, um
seine Pläne entsprechend umzuwandeln, kann das Reisen
wirklich genießen. Nehmen wir einmal an, daß Sie beschlossen
haben, mit dem Schiff nach Madeira zu fahren, um dort Ihren
Urlaub zu verbringen. Am vorgesehenen Abfahrtstag tritt das
126
Hafenpersonal in Streik, kein Schiff kann auslaufen, und es
besteht wenig Hoffnung auf eine baldige Änderung der Lage.
Das ist natürlich sehr enttäuschend für Sie. Aber Ihr Ziel ist
immer noch Madeira — wie Sie dorthin gelangen, ist doch
ziemlich unwichtig. Sie ziehen vielleicht den Seeweg vor, aber
müssen sich eben damit abfinden, daß das nicht möglich ist. Sie
haben also die Wahl, sich entweder der veränderten Situation
anzupassen und ein Flugzeug nach Madeira zu besteigen, oder
aber auf einem menschenleeren Kai tatenlos herumzusitzen und
Daumen zu drehen. Die gleiche Grundregel gilt für unsere
persönlichen Ziele — es ist doch wirklich unwichtig, auf welche
Art wir sie erreichen. Die Hauptsache, wir erreichen sie! Und
deshalb müssen wir anpassungsfähig sein.
Sind Sie ein positiver oder ein negativer Charakter?
In einer Zeitschrift las ich neulich eine Artikelserie über das
Thema »Die 10 größten Fehler, die von leitenden Angestellten
gemacht werden«. In dem Artikel stand:
Wenn Sie das nächste Mal einen Plan machen, dann stellen Sie
sich doch einmal die folgende Frage: Will ich damit ein Problem
lösen oder ein Vorhaben verwirklichen? Die Antwort kann Ihnen
Aufschluss über Ihre innere Einstellung geben. Vorhaben sind
Ziele; sich ein Ziel zu setzen und es zu verfolgen, ist Zeichen
einer positiven Einstellung. Sich mit dem Lösen eines Problems
allzu lange zu beschäftigen, verrät eine negative Einstellung und
kann schädlich und unproduktiv sein.
Es ist oft interessant zu beobachten, wie zwei verschiedene
Menschen auf das gleiche Ereignis reagieren. Der eine verliert
seine Stellung und wird missmutig und verbittert. Aber gerade
diese Haltung ist dann der Grund, daß er auf der Suche nach
einem neuen Arbeitsplatz überall abgewiesen wird, und er wird
immer noch missmutiger und verbitterter werden. Ein anderer,
der sich in der gleichen Lage befindet, betrachtet den Verlust
seiner Stellung als eine Herausforderung des Schicksals und als
eine Möglichkeit, sich zu verbessern. Und aller Wahrscheinlich‐
keit nach wird er das auch schaffen.
127
In vielen Fällen sind es die unerwarteten Kämpfe und die unvor‐
hergesehenen Schwierigkeiten, die das Beste in uns wachrufen.
Ich erinnere mich an die Geschichte eines kleinen Jungen, dessen
Steckenpferd die Schmetterlingszucht war. In jedem Frühjahr
sah er die Schmetterlinge in voller Schönheit aus ihrer Hülle
schlüpfen. Aber ihr Kampf, diesem Gefängnis zu entrinnen,
erregte jedes mal sein Mitleid, so daß er eines Tages aus falsch
verstandener Hilfsbereitschaft heraus einen Kokon vorsichtig
aufschnitt, damit sich das arme kleine Geschöpf ohne
Schwierigkeiten von seiner Umhüllung befreien konnte. Aber der
Schmetterling schlug nur ein paar mal schwach mit den Flügeln
und war tot. Es war das Ringen um die Freiheit, die dem
Schmetterling die nötige Lebenskraft gab — ohne diesen Kampf
fehlte ihm die Kraft zum Weiterleben.
So wie man ohne rauhe See und Wellengang keinen guten
Matrosen machen kann, genauso kommen unsere größten
Fähigkeiten erst zur Entfaltung, wenn wir vor Schwierigkeiten
und Widerwärtigkeiten stehen. Solche Ereignisse spornen
entweder an, noch mehr zu leisten, oder sie dienen als Vorwand,
sehr viel weniger zu tun. Karl von Humboldt faßte diesen
Gedanken in die Worte: »Ich bin mehr und mehr davon
überzeugt, daß unser Glück oder Unglück in sehr viel größerem
Maße von der Art abhängt, wie wir den Geschehnissen des
Lebens begegnen, als von diesen Geschehnissen selbst.«
Was Sie tun müssen
Der wichtigste Schritt bei dem Bemühen, unsere Probleme aus
der richtigen Perspektive zu sehen, besteht darin, sich einfach
mit ihnen abzufinden. Allzu oft sagt man sich noch tagelang,
nachdem man eine Niederlage erlebt hat: »Wäre das doch nicht
passiert«. Aber es ist eben passiert und nichts kann es
ungeschehen machen. Natürlich gibt es Probleme, mit denen
man sich sehr viel schwerer abfinden kann als mit anderen, wie
zum Beispiel eine schwere Krankheit in der Familie.
Solche Dinge kann man einfach nicht auf die leichte Schulter
nehmen. Aber damit abfinden muss man sich trotz allem —
denn erst dann kann man etwas Positives dagegen tun.
128
Wenn wir einem Problem nicht ausweichen können, müssen wir
uns darüber klar sein, daß es nur zwei Möglichkeiten gibt, damit
fertig zu werden — entweder wir (1) passen das Problem uns an
oder wir (2) finden uns mit ihm ab und passen uns dem Problem
an. Wenn Sie das eingesehen haben, dann
• LERNEN SIE, DIESE NIEDERLAGEN ZU IHREM VORTEIL
AUSZUNUTZEN.
In dieser Beziehung können die meisten von uns eine Menge von
der Auster lernen. Die Auster ist gewöhnlich ein recht gelassenes
Geschöpf, aber gelegentlich geschieht es, daß sich ein paar kleine
Sandkörner den Weg in ihre Schale bahnen und sie zu ärgern
beginnen. Natürlich tut sie ihr möglichstes, sie loszuwerden;
gelingt es ihr nicht, dann findet sie sich mit der Tatsache ab und
erzeugt eines der kostbarsten und schönsten Gebilde der Welt.
Sie macht aus dem Ärgernis eine Perle.
Es ist äußerst wichtig für uns, daß wir uns nicht nur mit unseren
Ärgernissen und Fehlschlägen abfinden und sie überwinden,
sondern wir sollten sie, wenn möglich, zu unserem Vorteil
ausnutzen. Ein Fehlschlag kann entweder als Niederlage
betrachtet werden, oder aber als der Beginn einer ganz neuen
Erfahrung.
Ein bekannter Wissenschaftler hatte die richtige Einstellung, als
ein entmutigter Assistent nach dem 50 000. Misserfolg einer
Versuchsreihe zu ihm sagte: »Herr Professor, nach 50 000
Experimenten haben wir immer noch kein Ergebnis.« Der
Professor war über diese Bemerkung höchst erstaunt. »Aber
wieso denn?« sagte er, »wir haben doch wundervolle Ergebnisse.
Wir kennen jetzt 50 000 Verfahren, die unbrauchbar sind!«
Die gleiche Philosophie kommt in dem Satz zum Ausdruck:
»Jeder Fehler ist eine Gelegenheit, um aus ihm zu lernen«.
Wollen wir unsere Misserfolge zu unserem Vorteil ausnützen,
müssen wir folgende Regel befolgen:
1. Machen Sie das Beste aus dem, was Sie haben. Auch aus der
schlimmsten Situation kann man noch etwas Positives, einen
kleinen Hoffnungsschimmer retten. Das beste Beispiel hierfür ist
129
das Unternehmen Versehrter und Invaliden, über das ich am
Anfang dieses Kapitels sprach. Mag jemand auch noch so
behindert sein, hier interessiert man sich nicht für das, was ihm
fehlt, sondern für das, was er hat. Der Leiter der Firma drückt
das folgendermaßen aus: »Hat der Betreffende wirklich den
Wunsch zu arbeiten? Wenn das nicht der Fall ist, dann ist seine
Behinderung keine Frage der körperlichen Fähigkeit, sondern
eine Frage der Einstellung. Hat er jedoch diesen Wunsch, dann
kann er auch Mittel und Wege finden, sich den Gegenwert für
seine fehlenden Arme oder Beine, für sein fehlendes Gehör oder
Augenlicht zu verschaffen, so daß er zwar immer noch
körperlich behindert ist, aber doch für eine Beschäftigung nicht
untauglich ist«.
Viele der körperbehinderten Angestellten arbeiten paarweise,
um so die Unfähigkeit des einen durch die Fähigkeit des anderen
auszugleichen und umgekehrt. Die Arbeitsleistung eines solchen
»Paares« erreicht in vielen Fällen die von drei normalen
Arbeitskräften. Man berichtet in dem Zusammenhang von einem
Mann, der an den Folgen eines Hirnschlags litt. Er schleppte sich
nur mühsam vorwärts, seine Hände zitterten unaufhörlich und
bei der geringsten Anstrengung wurde sein Körper von
Krämpfen geschüttelt. Und trotz allem war dieser Mann in der
Lage, einer Gruppe Blinder als »Auge« zu dienen. Das Augenlicht
war der einzige körperliche Aktivposten dieses Mannes, und er
machte das Beste daraus. (Vielleicht wird es Sie interessieren, zu
erfahren, daß die Firma in den neun Jahren ihres Bestehens nur
vier nennenswerte Unfälle zu verzeichnen hatte; keiner dieser
Unfälle stand mit der Invalidität der betreffenden Arbeiter in
Zusammenhang. Übrigens wurden die Versicherungsprämien
erst kürzlich um die Hälfte gesenkt.)
Wir können eine Menge von diesem »Unternehmen der Körper‐
behinderten« lernen. Immer wenn wir einen schweren
Fehlschlag erleiden, wie der Verlust des Arbeitsplatzes,
finanzielle Einbußen, ein misslungenes Geschäft oder was es
auch sein mag — machen Sie das Beste aus dem, was Sie haben
und bauen Sie darauf auf.
130
Wie ein weiser Mann gesagt hat: »Je größer das Hindernis, desto
größer das Verdienst, es bezwungen zu haben«. Und jedes
einzelne der langen Reihe von Hindernissen, die wir bezwungen
haben, macht uns stärker und zuversichtlicher, wenn wir vor
dem nächsten stehen.
2. Analysieren Sie Ihre Fehlschläge — Fragen Sie nach dem
»Warum«? Fehlschläge und Misserfolge sind weder willkommen
noch angenehm. In vielen Fällen jedoch können wir sie zu
unserem Vorteil ausnutzen lernen, indem wir ausfindig machen,
worauf sie zurückzuführen sind und wie wir verhindern können,
daß sich das gleiche oder ein ähnliches Vorkommnis in der
Zukunft wieder ereignet. Die Bemerkung, die Aldous Huxley zu
diesem Thema machte, ist außerordentlich treffend: »Erfahrung
ist nicht eine Sache, die einem Menschen zustößt, es ist das, was
ein Mensch mit den Dingen macht, die ihm zustoßen«.
Vielleicht erinnern Sie sich an die Geschichte von dem Mann, der
regelmäßig übergangen wurde, wenn eine Beförderung fällig war.
Eines Tages raffte er endlich all seinen Mut zusammen, ging zu
seinem Vorgesetzten und sagte: »Wie kommt es eigentlich, daß
ich nie befördert werde? Ich habe mehr als 20 Jahre Erfahrung in
dieser Branche.« Und sein Vorgesetzter entgegnete: »Was Sie da
sagen, stimmt nur zum Teil. In Wirklichkeit haben Sie nur ein
Jahr Erfahrung und die haben Sie 20mal wiederholt.«
Das Schlüsselwort heißt Warum. Warum konnte das geschehen?
Das sollte die Frage sein, die wir uns stellen. Allerdings nicht mit
der Absicht, sich Selbstvorwürfe zu machen, sondern auf der
Suche nach der genauen Kenntnis — einer Kenntnis, die uns
helfen wird, uns selbst besser zu verstehen und die uns für das
nächste Mal den richtigen Weg zeigen wird.
Es genügt nicht, daß ein Arzt sagt: »Der Patient ist tot«. Er muß
auch wissen warum. Natürlich wird die Kenntnis dieses Warums
dem verstorbenen Patienten nichts mehr nützen, aber sie kann
dem Arzt helfen, wenn er wieder einmal einen ähnlichen Fall zu
behandeln hat. Und für zahllose Hunderte anderer Ärzte und
anderer Patienten wird es eine Hilfe sein, wenn er jetzt
feststellen kann, warum dieser Patient starb. Jeglicher Fortschritt
131
in der medizinischen Forschung und auf jedem anderen Gebiet
der Wissenschaft beruht auf dieser einen Frage, denn nur wenn
wir wissen, warum etwas geschehen ist, können wir anfangen,
dieses Geschehnis wirklich zu begreifen.
Manchmal häufen sich diese kleinen Hindernisse und
Rückschläge zu einem wahren Berg. Dann erscheinen sie uns so
unüberwindlich, daß wir bereit sind, einfach aufzugeben. Wir
haben das Gefühl, daß sich alles gegen uns verschworen hat, und
so sehr wir uns auch bemühen, wir können nicht den kleinsten
Hoffnungsschimmer entdecken. Auch ich bin keine Ausnahme
von der Regel und jedes mal, wenn ich kurz davor bin, den Mut
zu verlieren, versuche ich, an einen kleinen Zeitungsartikel zu
denken, den ich vor ein paar Jahren las. Vielleicht hilft er auch
Ihnen.
Der Artikel berichtete lediglich, daß am Abend vorher eine
77jäh‐rige Frau mit ihrer Begleiterin die Aufführung des
Theaterstücks »Eines langen Tages Reise in die Nacht« von
Eugene O'Neill besucht hatte. Eine Nachricht ohne jegliches
Interesse, werden Sie sagen. Nun, diese Frau war Helen Keller,
die, wie Sie zweifellos wissen, seit ihrer frühesten Kindheit völlig
blind und taub ist. Sie konnte dem Stück folgen, weil ihre
Begleiterin neben ihr saß und ihr die Worte »zumorste«.
Bis auf die ersten 19 Monate ihres Lebens hat Helen Keller ihr
ganzes Leben lang niemals auch nur das Geringste gehört oder
gesehen (in dem Sinne, wie wir es verstehen). Bis zu ihrem 10.
Lebensjahr konnte sie nicht mehr als eine Art kehliges Grunzen
von sich geben.
Man möchte sagen, daß für einen solchen Menschen das Leben
wohl kaum lebenswert ist — daß es ziemlich nutzlos sei. Und
doch hat Helen Keller trotz der gewaltigen Hindernisse, vor
denen sie stand, ein reicheres, ausgefüllteres und interessanteres
Leben gelebt als die große Mehrzahl der heutigen Menschheit.
Als Helen Keller 20 Jahre alt war, hatte sie unvorstellbare
Hindernisse überwunden und »cum laude« ihr
Hochschulstudium am Rad‐cliffe College abgeschlossen, wo sie
besonders gute Ergebnisse in den Fächern Französisch, Deutsch
132
und englische Literatur erzielt hatte. Sie lehnte es strikt ab,
anders als ihre Mitschüler behandelt zu werden und nahm an
den Vorlesungen teil wie alle anderen. Allerdings saß ihre
persönliche Begleiterin Ann Sullivan immer neben ihr, um ihr
jedes Wort in die Hand zu »morsen«. Mit 21 Jahren hatte Helen
ihre Autobiographie geschrieben.
Heute ist sie eine der bekanntesten und geachtetsten Persönlich‐
keiten der Welt. Sie ist von Königen und Staatsoberhäuptern
empfangen worden, hat mehrere Male die ganze Welt durchreist,
Bücher geschrieben und ist in Fernsehsendungen erschienen —
und hat unzähligen Menschen in der ganzen Welt durch ihr
Beispiel neuen Lebensmut gegeben.
Und wir glauben, daß wir es schwer haben! Ehe Sie sich das
nächste Mal selbst bemitleiden, weil Sie vor großen Problemen
und Schwierigkeiten stehen, denken Sie doch einen Augenblick
an Helen Keller, taub und blind seit ihrer Kindheit, die mit
Auszeichnungen ihre Prüfungen macht und drei Sprachen als
Hauptfach wählt. Und die inmitten eines Theaterpublikums sitzt
und durch die Augen und Ohren eines anderen Menschen dem
Geschehen auf der Bühne folgt.
Die Kurzfassung dieses Kapitels:
ERFOLGSREZEPT NR. 9:
• SEIEN SIE AUF KLEINE FEHLSCHLÄGE GEFASST.
• BETRACHTEN SIE DIE PROBLEME AUS DER RICHTIGEN
PERSPEKTIVE.
• LERNEN SIE, DIESE NIEDERLAGEN ZU IHREM VORTEIL
AUSZUNUTZEN.
Ich habe einmal in einem Buch folgendes gelesen: »Pech ist
nicht immer so endgültig, wie Sie glauben. Manchmal ist es
lediglich ein Katalysator, der uns zum Handeln zwingt, ein
notwendiger Ansporn, der uns antreibt, unsere Lage zu
verbessern. Er schärft unseren Verstand, einen Ausweg aus
unserer unangenehmen Lage zu finden«.
133
10. Kapitel
Wie man Energie tankt
»Tun Sie jeden Tag ein bißchen mehr, als Sie tun zu können
glauben.« LOWELL THOMAS
»Sie irren sich gewaltig, wenn Sie glauben, ich würde meine
Gesundheit oder meine Nerven aufs Spiel setzen, nur um
erfolgreich zu sein«.
»Ich bin jetzt schon jeden Abend völlig ausgepumpt. Es ist mir
wirklich unmöglich, mehr zu arbeiten, selbst wenn ich wollte«.
»Ich habe erlebt, was diese Jagd nach Erfolg aus einem Menschen
machen kann. Sie kann einen umbringen! Ich ziehe es vor, nicht
weiterzukommen und dafür lieber gesund zu bleiben«.
»Wenn ich weniger schlafen würde, könnte ich am nächsten
Morgen überhaupt nicht aus dem Bett finden. Das Ende vom
Liede würde sein, daß ich den ganzen Tag lang nicht zu
gebrauchen wäre«.
»Gegen eine Beförderung hätte ich nichts einzuwenden, aber ich
fürchte, die damit verbundenen Anstrengungen wären zuviel für
mich«.
»Ich habe für diese Art von Späßen nicht mehr die nötige
Energie. Ich glaube, ich werde allmählich alt«.
Kommt Ihnen nicht einer oder der andere dieser Sätze bekannt
vor? Ganz bestimmt. Aller Wahrscheinlichkeit nach hören Sie
ähnliche Bemerkungen jeden Tag — vielleicht sogar aus Ihrem
eigenen Munde. Will man einmal davon absehen, ob und
inwieweit sie der Wahrheit entsprechen, muss man zugeben, daß
sie überzeugend klingen. Und bestimmt bieten sie demjenigen,
der sie benutzt, eine ausreichende Rechtfertigung für jeden
Mangel an Tatkraft. Aber wie wahr sind diese Behauptungen
wirklich?
Es wird Sie vielleicht überraschen zu erfahren, daß an keiner der
obigen Ansichten sehr viel Wahres ist. Alle sind übertriebene
Begriffsverdrehungen und falsche Auffassungen, die durch
häufigen Gebrauch an Glaubwürdigkeit gewonnen haben.
134
Es macht doch wesentlich mehr Eindruck, wenn man sagt:
»Nein, danke. Sie können diese Spitzenstellungen mit den
dazugehörigen Magengeschwüren ruhig behalten. Ich habe nicht
die Absicht, für ein paar armselige Kröten mehr im Monat zu
einem Nervenbündel zu werden« als zuzugeben: »Ehrlich gesagt
bin ich zu faul« oder »Mir fehlt der nötige Schwung«.
Ein schwerwiegendes Problem und wie man es umgeht
Diese komplizierten Entschuldigungen und Ausreden schaffen
allerdings ein ernsthaftes Problem. Eben weil sie so oft benützt
und bereitwillig geglaubt werden, können sie Menschen mit
einem ehrlichen Interesse am »Vorwärtskommen« begründete
Sorgen bereiten. Denn wenn man etwas immer wieder und von
verschiedenen Seiten zu hören bekommt, wird man allmählich
selbst daran glauben, auch wenn das Gehörte völlig aus der Luft
gegriffen ist.
Der Sinn dieses Kapitels ist, ein wenig Licht in die herrschende
Verwirrung zu bringen und die üblichen Verallgemeinerungen
und nachgeplapperten Meinungen anhand von Ergebnissen
wissenschaftlich begründeter Untersuchungen zu widerlegen.
Hier sind einige der Schlußfolgerungen, zu denen der »Haus‐
Psychiater« der Firma Du Pont de Nemours gelangt ist:
Die beliebte Auffassung, daß die Arbeit aller leitenden
Angestellten naturgemäß eine mörderische Treibjagd ist, die nur
von ein paar hartgesottenen Ausnahmen unbeschadet
durchgehalten werden kann, ist durch eine Reihe gründlicher
Untersuchungen eindeutig widerlegt worden. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen, die in jahrelanger Arbeit von der
medizinischen Abteilung der Firma Du Pont durchgeführt
wurden, sind seither von anderen bekannten Großunternehmen
bestätigt worden. Sie zeigen, daß der Umfang der durch
nervliche Überlastung bedingten Erkrankungen leitender
Angestellter zwar hoch genug ist, um zu Besorgnis Anlass zu
geben, aber andererseits durchaus nicht wesentlich größer ist als
in den übrigen Bevölkerungsschichten. Die einfache
Schlussfolgerung ist, daß verantwortungsvolle Positionen, so
schwierig und anstrengend sie auch sein mögen, nicht
135
gezwungenermaßen mehr Nervenkraft beanspruchen als die
Arbeit in untergeordneten Stellungen. Man braucht durchaus
kein Supermensch zu sein, wenn man die Anforderungen einer
leitenden Stellung lebend überstehen will. Wenn man dem
Mechanismus der geistigen und körperlichen Anpas‐
sungsfähigkeit Gelegenheit gibt, normal zu funktionieren, dann
sollte es möglich sein, die nötige Widerstandsfähigkeit gegen die
psychologische Beanspruchung einer Führungsposition zu
entwickeln, genau wie ein Schwerarbeiter seine Muskeln für die
körperlichen Anstrengungen seiner Arbeit stählt.
Der Mensch, der fälschlicherweise annimmt, sich ein friedliches,
ruhiges Leben dadurch verschaffen zu können, daß er den
Problemen aus dem Wege geht, läuft sehr viel größere Gefahr,
schädliche innere Spannungen davonzutragen, als jemand, der
sich abmüht, sich sorgt und arbeitet, bis er ein Problem gelöst
hat.
Dinge, die man nicht leichtnehmen darf
Wahrscheinlich wird dieses Kapitel für Sie eine richtiggehende
Offenbarung sein, denn einer Reihe von grundfalschen
Anschauungen wird hier der Wind aus den Segeln genommen.
Geistige und körperliche Gesundheit sind jedoch keineswegs
Dinge, die man auf die leichte Schulter nehmen darf. Wenn man
aber mit Riesenschritten auf den Erfolg zusteuert, finden sich
immer wieder wohlmeinende Leute, die einem einreden wollen:
»Wenn Sie so weitermachen, werden Sie sich zugrunde richten«.
In Anbetracht derartiger Warnungen ist es wichtig, daß wir
wissen, ob und inwieweit Erfolgsmenschen tatsächlich gesund‐
heitlich gefährdet sind.
Die Feststellungen der Firma Du Pont werden auch durch die
Ergebnisse einer von Regierungsseite durchgeführten
Untersuchung bestätigt, die in Form eines Berichts veröffentlicht
wurde.
Gegenstand der Untersuchungen waren die Unterschiede der
Sterblichkeit aller Einkommensgruppen. Aus den
Vorbemerkungen zu dem Bericht geht hervor, daß die
136
Großverdiener — nämlich Akademiker, leitende Angestellte in
Industrie und Wirtschaft sowie
Ingenieure — gewöhnlich länger leben als Büroangestellte,
Vertreter, Fach‐ und angelernte Arbeiter, Fabrikarbeiter und
Besitzer kleiner Betriebe mit einem geringeren Einkommen.
Der Unterschied zwischen den höchsten und den niedrigsten
Einkommensstufen ist tätsächlich gewaltig; Schwerarbeiter
weisen fast doppelt so viele jährliche Todesfälle auf wie
Akademiker.
Andere Berichte bestätigen dieses Ergebnis. So wurden
beispielsweise fünf Jahre lang an 1171 leitenden Angestellten und
1203 Büroangestellten in niedrigeren Stellungen genaue
Untersuchungen vorgenommen, die zeigten, daß die »Großen
Tiere« gesünder waren; ihre Untergebenen hatten einen höheren
Blutdruck und vergleichsweise mehr Herzanfälle. Die Statistiken
von 19 verschiedenen Versicherungsgesellschaften aus den
Jahren 1934 bis 1973 ergeben eine niedrigere Sterblichkeitsziffer
für Inhaber höherer Policen ‐ die gewöhnlich besser verdienende,
erfolgreiche Menschen sind ‐ als für die »kleinen« Policeinhaber.
Die Ergebnisse all dieser Untersuchungen enthalten also
willkommene Nachrichten für alle, die fleißig arbeiten, um in
ihrem Beruf weiterzukommen. Der Bericht schließt mit der
Aufforderung: Seien Sie ruhig erfolgreich; das wird Ihnen nicht
nur nichts schaden, sondern Ihnen sogar zu einem längeren
Leben verhelfen.
Bevor Sie anfangen
Wir können also jetzt ohne Sorge um unsere Gesundheit auf
unser Ziel lossteuern. Aber lassen Sie uns zuvor einen Blick auf
den Weg werfen, der vor uns liegt.
• RECHNEN SIE MIT »TOTEN PUNKTEN« UND MACHEN SIE
SICH DIESE ZUNUTZE.
Was geschieht, wenn Ihnen »die Luft ausgeht«, noch bevor Sie
Ihr Ziel erreicht haben? Es kann sein, daß Sie trotz aller
Bemühungen feststellen müssen, daß es eher rückwärts als
vorwärts geht. Nun, sagen Sie sich immer, daß große Ziele selten
in einem einzigen Zuge erreicht werden können. Ob man einen
137
Berg besteigt, eine Fremdsprache erlernt oder eine neue Aufgabe
meistert, es kommt in jedem
Fall ein Augenblick, wo man ohne ersichtlichen Grund zu einem
Stillstand kommt und vor einer Mauer zu stehen scheint.
Dies ist ein äußerst kritischer Punkt, denn wir fangen an, uns
plötzlich unserer Aufgabe nicht mehr gewachsen zu fühlen.
Aber der kluge Mann rechnet mit diesen »toten Punkten« und
erkennt ihre Wichtigkeit — er ist wie der Bergsteiger, der einen
hohen Gipfel erklimmt. Wenn Sie schon einmal Gelegenheit
hatten, einen Alpinisten »in Aktion« zu beobachten, dann
werden Sie bemerkt haben, daß er nie gerade nach oben steigt.
Er nimmt sich eine Felsplatte oder einen kleinen Vorsprung zum
Ziel, und wenn er diesen Punkt erreicht hat, ruht er sich eine
Weile aus. Während dieser Ruhepause orientiert er sich, wo er
sich im Verhältnis zu seinem endgültigen Ziel befindet und
macht sich dann auf den Weg nach dem nächsten Vorsprung
oder der nächsten Felsplatte in Sehweite. Oft wird er dabei die
entgegen gesetzte Richtung einschlagen oder sogar ein
Stückchen abwärts steigen, um einem Hindernis auszuweichen
— aber auch in solchen Augenblicken verliert er sein Ziel nicht
aus den Augen.
Dieser kleine Vergleich kann für uns sehr nützlich sein, denn er
enthält drei gute Grundsätze, die wir für unser Leben
übernehmen können:
1. Wir können das gleiche tun wie der Bergsteiger, der die Fels‐
vorsprünge benutzt, um sich zu orientieren. Wenn wir einen
»toten Punkt« erreicht haben, wenn die Anstrengung einer
großen Leistung unsere Energie aufgezehrt hat, dann können wir
diese wertvollen Augenblicke dazu verwenden, um auf unsere
bisherigen Fortschritte zurückzublicken.
Jetzt ist der Augenblick gekommen, wo wir das Blatt Papier
hervorholen sollten, auf dem wir sorgfältig unsere Ziele notiert
haben, um diese Ziele nochmals durchzulesen. Jetzt ist der
richtige Zeitpunkt für die Kontrolle, inwieweit wir unseren
Zeitplan eingehalten haben, und für die Frage: »Ist das immer
noch das, was ich wirklich will?« Möglicherweise haben sich in
138
der Zwischenzeit ein paar neue Gesichtspunkte ergeben, die eine
Überprüfung und Änderung unserer Ziele bzw. eine
Neufestsetzung unseres Zeitplans erforderlich machen.
Wenn der Kapitän eines Ozeandampfers auch seinen Kurs vor
Beginn der Reise festlegt, so wird er ihn doch, wenn er auf hoher
See
ist, von Zeit zu Zeit korrigieren, weil sein Schiff ständig den
unvorhersehbaren Einflüssen der Windrichtung, der Windstärke
und der Strömungen ausgesetzt ist. Genauso wichtig ist es für
uns, jegliche Änderungen unsere Ziele betreffend zu registrieren
und unseren Kurs danach zu richten.
2. Jedesmal wenn der erfahrene Bergsteiger einen Felsvorsprung
oder eine Felsplatte erreicht, ist das erste, was er tut, sich einfach
fallen zu lassen und zu rasten. Man kann einen Berg nicht im
Laufschritt erklimmen, und ebensowenig kann man aus seinem
Leben einen ununterbrochenen 100‐Meter‐Lauf machen. Die
Schrittgeschwindigkeit muß aufgrund des Gesamtbildes
festgelegt werden, nämlich mit Hilfe unseres
»Erfolgsprogramms«.
Mitten in der Ausführung unserer Pläne kann es mitunter
geschehen, daß wir völlig von den damit verbundenen täglichen
Obliegenheiten in Anspruch genommen sind, und uns eine
sachliche Beurteilung nicht mehr möglich ist. Eine Rast bietet
die Gelegenheit, Abstand zu gewinnen und alles mit neuen
Augen zu betrachten.
3. Wie der Bergsteiger, so müssen auch wir manchmal die
unserem Ziel entgegengesetzte Richtung einschlagen oder sogar
ein Stück zurückgehen, um einem Hindernis auszuweichen. Das
ist ein wichtiger Grundsatz, den viele Menschen leider nicht
beherzigen. Die Ruhepause bzw. der »tote Punkt« gibt uns hier
die Möglichkeit, die Hindernisse auf unserem Weg abzuschätzen
und die günstigste Richtung zu wählen.
Eventuell ist die Wegstrecke länger, wenn man um das Hindernis
einen Bogen macht, aber diese zusätzlichen Schritte lohnen sich,
verglichen mit der Zeit, die wir vergeuden würden, wollten wir es
zu überwinden suchen. Auf das Berufsleben übertragen heißt
139
das, daß eine schlechter bezahlte Stellung oftmals die klügere
Lösung ist, wenn sie uns nämlich schneller ans Ziel bringt als die
im Augenblick zwar finanziell günstigere Arbeit — die aber in
eine Sackgasse führt.
Noch einen weiteren Vorteil haben die »toten Punkte«: sie
verhelfen uns nämlich zu der erforderlichen Ausdauer für eine
besondere Anstrengung in Krisenzeiten; darum
• BENÜTZEN SIE IHR ZIEL ALS KATALYSATOR, UM DAS
NÖTIGE DURCHHALTEVERMÖGEN AUFZUBRINGEN.
Laut Wörterbuch ist ein »Katalysator« ein Stoff, der eine
Reaktion auslöst oder beschleunigt. Und das ist genau die
Wirkung, die unser Ziel auf uns ausübt, wenn unser Mut sinkt
und unsere Kräfte nachlassen.
Das erinnert mich an einen Artikel über Herb Elliot, »die größte
und ausdauerndste Laufmaschine, die es je gegeben hat«. Der
junge Australier hatte ein rundes Dutzend Mal die 4‐Minuten‐
Grenze für die Meile unterschritten und den Rekord schließlich
auf die damals unglaubliche Zeit von 3 Minuten 54,5 Sekunden
gesenkt.
In dem bewussten Artikel kam ein Satz vor, den Elliot einmal
gesagt hat: »Manchmal steht einem das Trainieren bis oben, aber
das ist die Zeit, wo man durchhalten muss. In diesem Augenblick
entscheidet es sich, ob ein Läufer besser ist als die anderen alle.
In der Begeisterung kann jeder Großes leisten, aber erst wenn
man Durchhaltevermögen beweisen muss, stellt sich heraus, wer
der bessere Läufer ist. Geschwindigkeit ist eine Begabung, aber
Ausdauer ist die wahre Leistung.«
Das Ziel eines Läufers ist vielleicht, die 4‐Minuten‐Grenze für die
Meile zu brechen — das ist sein Katalysator, der ihn nicht nur
während des Rennens antreibt, sondern der ihm auch hilft, die
Ausdauer und das Durchhaltevermögen aufzubringen, um die
zahllosen ermüdenden Trainingsläufe überstehen zu können.
Für einen Menschen, dessen Ziel es ist, beruflich
weiterzukommen, steht das recht bescheidene Gehalt, das er
heute bekommt, in keinem Verhältnis zu der Zeit und Mühe, die
er seiner Arbeit widmet. Aber dieser Mann arbeitet ja nicht für
140
den mageren Lohn von heute — sein Ziel sind die Erfolge von
morgen; und dieses Ziel ist der Katalysator, der ihm hilft, über
die Gegenwart hinweg in die Zukunft zu sehen.
Alles ist erreichbar
Jemand hat einmal gesagt: »Mit durchschnittlicher Begabung
und überdurchschnittlicher Beharrlichkeit ist alles erreichbar«.
Wenn Sie also wieder einmal in dem routinemäßigen
Berufsalltag zu versinken glauben und zu zweifeln beginnen, ob
sich all die zusätzliche Arbeit eigentlich lohnt — dann dürfen Sie
bei der Beantwortung
dieser Frage auf keinen Fall nur Ihr augenblickliches Gehalt
berücksichtigen, denn in diesem Fall ist die Antwort ganz
bestimmt Nein! Denken Sie im Gegenteil an alles, was Sie zu
erreichen suchen — dann muss die Antwort Ja sein. Da aber der
Weg zum Ziel aus Hunderten von kleinen täglichen Abschnitten
zusammengesetzt ist, sollten Sie eine Regel immer beachten:
• BEMÜHEN SIE SICH, DIE TAGTÄGLICHE TRÄGHEIT ZU
ÜBERWINDEN.
Anhaltende Erfolge beruhen auf einem Fundament guter
täglicher Gewohnheiten. Nehmen Sie den höchsten
Wolkenkratzer der Welt, aus den besten Materialien hergestellt
— wenn das Fundament schadhaft ist, wird er bald einstürzen.
Aus dem gleichen Grunde ist es unmöglich, dauerhafte
Ergebnisse zu erzielen, wenn nicht ein festes Fundament
nützlicher Alltagsgewohnheiten vorhanden ist.
Wenn wir uns über die Trägheit unterhalten wollen, an der so
viele von uns leiden, sei es unmittelbar nach dem Aufstehen, sei
es den ganzen Tag über, dann müssen wir zunächst einmal
herausfinden, was die Ursache dafür ist. Es kann sein, daß diese
Trägheit nur eine Gemütsverfassung ist, die sich leicht bannen
lässt. Aber da wir vor einem Programm stehen, das mehr Arbeit
und möglicherweise weniger Schlaf und Ruhe von uns erfordert,
müssen wir auch hier wieder (wie wir es mit den sogenannten
»Manager‐Krankheiten« getan haben) die ungeheure Anzahl sich
widersprechender Meinungen und falscher Vorstellungen einer
genauen Untersuchung unterziehen.
141
Als Antwort auf die Frage »Wie viel Schlaf braucht man
wirklich?« soll ein Auszug aus einem Zeitungsinterview dienen,
in dem ein angesehener Universitätsprofessor seine auf
wissenschaftliche Untersuchungen begründete Meinung zum
Ausdruck bringt:
Frage: Wie viel Schlaf braucht ein Mensch?
Antwort: Es gibt keine feststehende Dosis, die für jedermann
gültig wäre. Manche Menschen brauchen mehr Schlaf als andere.
Allein unter den Erwachsenen gibt es einige, die jede Nacht neun
oder sogar 10 Stunden Schlaf haben müssen, anderen genügen
fünf oder sechs Stunden vollauf. Auch wenn man das
durchschnittliche Schlafbedürfnis kennt — es beträgt rund 7,5
Stunden —, ist einem damit nicht geholfen. Ich bin sicher, Sie
würden keine bestimmte Schuhgröße kaufen, nur weil das die
Durchschnittsgröße ist. F.: Wie kann ein Mensch feststellen, wie
viel Schlaf er braucht? A.: Das beste Mittel ist wahrscheinlich, die
Schlafenszeit zu variieren und dabei zu beobachten, wie man
während dieser Zeit seine täglichen Aufgaben meistert und wie
wohl man sich fühlt. Natürlich müsste jede Änderung der
Schlafenszeit mindestens einige Tage dauern, damit sich der
Körper auf den Wechsel selbst einstellen kann.
F.: Wenn man morgens völlig verschlafen ist und schwer aus
dem Bett findet, ist das ein Zeichen, daß man zuwenig schläft?
A.: Nicht unbedingt. Vielen Leuten geht das beim Aufwachen so,
und oft hat das nicht das geringste mit der Länge des Schlafes zu
tun. Sehen Sie, die körperliche Leistungsfähigkeit scheint
tagsüber in Zyklen abzulaufen. Beim Zubettgehen und auch beim
Aufwachen ist die Leistungsfähigkeit auf einem Tiefpunkt,
dazwischen erreicht sie ihren Höhepunkt. Diese Tatsache ist
durch Versuche erwiesen: man hat eine Reihe von
Versuchspersonen vor dem Schlafengehen und gleich nach dem
Aufwachen auf ihre geistige und körperliche Leistungsfähigkeit
hin untersucht. In beiden Fällen waren die Testergebnisse
ungefähr gleich. Bei Tests, die im Laufe des Tages durchgeführt
wurden, d. h. zu einer Zeit, wo der Körper seinen Höhepunkt an
Leistungsfähigkeit erreicht hatte, war die Reaktionsfähigkeit
142
besser, Probleme wurden schneller gelöst und die Fehlerzahl war
geringer.
F.: Wenn man ohne Wecker nicht aufwacht, ist das ein Zeichen
dafür, daß man mehr Schlaf braucht? A.: Nicht unbedingt.
F.: Wäre es nicht besser, eine Zeitlang beispielsweise um
Mitternacht zu Bett zu gehen und so lange zu schlafen, bis man
von selbst aufwacht, um zu sehen, wieviele Stunden man jede
Nacht schlafen kann, und wie man sich danach tagsüber fühlt?
A.: Wollte man jegliche Störung von außen ausschalten, so
würde man wahrscheinlich seine Schlafkapazität erheblich
erhöhen können. Das bedeutet jedoch nicht, daß man diesen
Schlaf tatsächlich braucht. Es gibt nämlich Menschen, die
morgens aufwachen und gleich wieder einschlafen, weil ihnen
ihre Arbeit nicht zusagt oder weil sie sich selbst ihr Frühstück
machen müssen, wenn sie zu früh aufstehen. In diesem
Zusammenhang ist eine Tatsache vielleicht noch erwähnenswert:
Leute, die versucht haben, herauszufinden, mit wie wenig Schlaf
man auskommen kann, haben festgestellt, daß man sein
tägliches Schlafbedürfnis am besten einschränken kann, wenn
man mehrmals kurze Zeit schläft, beispielsweise zweimal zwei
Stunden. Ich hatte einen Studienkollegen, der diese Regel
befolgte. Er schlief jeden Tag von 4 bis 6 Uhr morgens und dann
wieder ungefähr genauso lange nachmittags von 4 bis 6. Und ein
ganzes Jahr lang kam er mit diesen täglichen 4 Stunden Schlaf
aus. F.: Kann man versäumten Schlaf nachholen? A.: Ja.
F.: Muß jede versäumte Stunde Schlaf nachgeholt werden? A.:
Nein, durchaus nicht. Angenommen man muß sich drei Tage
hintereinander mit nur 4 Stunden Schlaf pro Nacht begnügen,
dann genügen gewöhnlich 10 Stunden Schlaf, um das Versäumte
nachzuholen.
F.: Woher kommt es, daß manche Leute nach einer Tasse Kaffee
nicht schlafen können, während andere mehrere Tassen trinken
können, ohne daß es ihnen etwas ausmacht?
4.: Hier spielen zwei verschiedene Faktoren eine Rolle. Erstens
die Wirkung von Koffein selbst: alle Menschen reagieren nicht
gleich darauf. Aber ich glaube fast, daß der wichtigere Grund für
143
die Schlaflosigkeit die innere Einstellung ist. Wenn sich jemand
einredet, daß er nach Kaffee nicht schlafen kann, dann schläft er
auch nicht. Verschiedene Experimente lassen darauf schließen,
daß das tatsächlich wahr ist.
Dieses Interview enthält zweifellos eine Menge aufschlussreicher,
interessanter Neuigkeiten, doch das Wichtigste, was Sie daraus
entnehmen können, ist der Vorschlag, wie Sie feststellen können,
wie viel Schlaf Sie selbst brauchen. Nicht etwa, wie viel Schlaf der
Mensch im allgemeinen braucht, sondern Sie persönlich. Dabei
dürfte auch die Beantwortung folgender Fragen von Bedeutung
sein:
1. Wann soll man schlafen? Es ist eine erwiesene Tatsache, daß es
Menschen gibt, die frühmorgens auf dem Gipfel ihrer Leistungs‐
fähigkeit sind, während andere erst später am Tage in Schwung
kommen.
2. Wie oft und wie lange soll man schlafen? Obgleich es üblich
ist, 8 Stunden hintereinander zu schlafen, vertreten viele
Menschen eine ganz andere Meinung: weil der Schlaf in den
ersten zwei Stunden erwiesenermaßen am tiefsten und
erholsamsten ist, halten sie es für günstiger, zweimal pro Tag
jeweils nur zwei Stunden zu schlafen, wie das Beispiel des
Studienkameraden unseres Universitätsprofessors zeigt.
Ein Experiment, das Gold wert sein kann
Da die Zeit ein so wertvolles Gut für uns alle ist, würde es sich
doch bestimmt lohnen, mit Hilfe eines einfachen Experiments
festzustellen, wie groß unser Schlafbedürfnis wirklich ist. Wenn
man auch nicht die Absicht haben mag, den in dem obigen
Interview zitierten, etwas übertriebenen Beispielen nachzueifern,
so kann das Ergebnis eines solchen Experiments doch höchst
aufschlussreich sein. Überlegen Sie sich bitte einmal: Wenn Sie
jeden Tag auch nur eine einzige Stunde Schlaf sparen können, so
beläuft sich das am Ende des Jahres auf 45 volle 8‐Stunden‐Tage,
die Ihnen praktisch geschenkt werden!!!
Das bedeutet 9 volle, zusätzliche Arbeitswochen pro Jahr! Klingt
das nicht fast unglaublich? Würde Ihnen jemand sagen:
144
»Ich möchte Ihnen jedes Jahr 9 zusätzliche Arbeitswochen zur
Verfügung stellen, damit Sie sich all die Wünsche erfüllen
können, die Sie an das Leben haben«, würden Sie da nicht
hocherfreut zugreifen? Daran besteht wohl kein Zweifel!
Betrachten Sie also das Experiment, das ich Ihnen vorschlagen
will, bitte nicht als überflüssig und zeitraubend. Es kann nämlich
sein, daß es Ihnen den größten Gewinn an Zeit eröffnet, der
Ihnen jemals geboten wurde.
Natürlich wird Ihnen als erstes die Frage durch den Kopf gehen:
»Werde ich diese zusätzliche Stunde Schlaf nicht vermissen?«
Nun, vermissen werden Sie ihn sicherlich, aber das sollte kein
Hindernis für Sie sein. Vielleicht kann Ihnen ein kleiner
Vergleich helfen, diese Tatsache besser zu verstehen.
Die meisten von uns essen gern, und es vergeht wohl kaum ein
Tag, an dem wir uns nicht drei recht umfangreiche Mahlzeiten
einverleiben. Wir wissen aber andererseits, daß wir im Notfall,
nämlich aus gesundheitlichen oder aus ästhetischen Gründen,
unsere tägliche Kalorienzufuhr beträchtlich einschränken
könnten. Wenn wir dazu gezwungen wären! Und bei einer
sorgfältig ausgewogenen Diät bestände absolut keine Gefahr
einer Unterernährung.
Das bedeutet natürlich keineswegs, daß wir nicht all die
köstlichen Nachspeisen und kalorienreichen Soßen vermissen
würden. Wir würden sie sogar bitterlich vermissen! Aber dank
unseres Verzichts gewinnen wir eine bessere Figur und ein
längeres und gesünderes Leben.
Das gleiche gilt auch für unseren Schlaf. Zweifellos werden wir
(zumindest am Anfang) jene köstlichen zusätzlichen Minuten
oder Stunden Schlaf vermissen. Aber wenn wir genau wissen, wie
viel Schlaf wir wirklich brauchen, kann eine entsprechende
Verkürzung des Schlafes in gar keinem Falle unsere Gesundheit
gefährden. Und der Verzicht auf diesen zusätzlichen Schlaf
befördert uns bereits an die Schwelle zum Reich des Erfolgs.
Erinnern Sie sich, daß wir es mit drei unbekannten Größen zu
tun haben; jede einzelne muss also gesondert behandelt werden:
145
1. Wie viel Schlaf brauchen Sie?
2. Wie oft und wie lange sollten Sie schlafen?
3. Wann ist die beste Zeit dafür?
Fangen Sie mit Punkt 1 an und stellen Sie zunächst einmal fest,
wie viele Stunden Sie jetzt durchschnittlich schlafen.
Der Einfachheit halber wollen wir annehmen, daß es 8 Stunden
pro Nacht sind. Bei Ihren Experimenten sollten Sie darauf
achten, daß der Unterschied in Ihrer Nachtruhe nur jeweils 1/2
Stunde ausmacht. Und da ja ebenfalls die Möglichkeit besteht,
daß Sie nicht genug schlafen, erscheint es angebracht, daß Sie
auch einmal versuchen, mehr zu schlafen. Denken Sie immer
daran, daß wir ja daran interessiert sind, in unseren wachen
Stunden produktiv zu arbeiten — und daß es keineswegs unsere
Absicht ist, herauszufinden, wie viele Stunden wir uns auf den
Beinen halten können, ohne umzufallen. Die Tabelle für Ihre
Experimente sieht also ungefähr so aus: 9 Stunden Schlaf, 8 1/2
Stunden Schlaf, 8, 7 1/2, 7, 6 1/2, 6 Stunden Schlaf pro Nacht.
Kaufen Sie sich einen Kalender und planen Sie jeweils eine
Woche für die einzelnen Versuche ein. Dann teilen Sie jeden Tag
bzw. die dazugehörige Seite folgendermaßen auf:
Montag, 4. Dezember
Woche mit je 9 Stunden Schlaf pro Nacht
Sehr Müde Mittelmäßig Wach Sehr wach
müde
Beim Aufstehen Bei
der Arbeit um 9 Uhr
Bei der Arbeit um 11
Uhr Bei der Arbeit
um 14 Uhr Bei der
Arbeit um 16 Uhr
Bei Arbeitsschluss
Nach dem
Abendessen Vor
dem Schlafengehen
Genauer Zeitpunkt des Zubettgehens gestern Abend .... Genauer
Zeitpunkt des Erwachens heute Morgen ....
146
Sie brauchen jetzt lediglich jeden Tag die entsprechenden Eintra‐
gungen zu machen. Dabei sind zwei Dinge besonders zu
beachten:
l.Sie müssen unbedingt die für die jeweilige Woche vorgesehene
Schlafenszeit genau einhalten. Jegliche Abweichungen wirken
sich verzerrend auf das Endergebnis aus. Benützen Sie am besten
einen Wecker. Sollten Sie vor der Zeit aufwachen, dann bleiben
Sie im Bett und versuchen Sie, wieder einzuschlafen.
2. Sie müssen Ihre Eintragungen möglichst genau zu den vorge‐
sehenen Zeiten machen. Notieren Sie jedes mal, wenn das nicht
der Fall war.
Vielleicht finden Sie, daß dieses Experiment eine ganze Menge
Zeit, Mühe und Aufmerksamkeit erfordert, und auf den ersten
Blick mag das auch so aussehen. Sie werden aber bald feststellen,
daß die meisten Eintragungen schnell zu einer täglichen
Gewohnheit werden, und daß Sie sie zuletzt fast nicht mehr
bemerken. Aber selbst wenn das nicht so wäre, selbst wenn Sie
der genauen Durchführung dieser Experimente einen
beträchtlichen Teil Ihrer Zeit opfern müssten — könnten Sie mit
gutem Gewissen sagen: »Die Möglichkeit, jahrelang jedes Jahr 9
volle Arbeitswochen zu gewinnen, ist mir diesen Zeitaufwand
nicht wert?« Hier bietet sich Ihnen eine ausgezeichnete
Gelegenheit, Ihr Durchhaltevermögen zu prüfen. Und der in
Aussicht stehende Zeitgewinn ist doch bestimmt ein lohnendes
Ziel.
Das Ziel Ihrer Suche
Während Sie jeden Tag Ihre Eintragungen machen, werden Sie
bemerken, wie sich allmählich eine bestimmte Tendenz
abzuzeichnen beginnt, und damit nähern Sie sich dem Ziel Ihrer
Suche. Und Sie werden es selbst erleben, mit welcher Spannung
Sie beobachten werden, wie sich das Ergebnis langsam
herausschält. Da sogar Sie selbst nicht wissen, wie das
Experiment ausgehen wird, bleibt Ihr Interesse bestimmt bis
zum letzten Augenblick wach.
Wenn eine Woche beendet ist, dann gehen Sie unmittelbar zum
nächsten Versuch über, und versuchen Sie bei Ihren
147
Eintragungen so objektiv wie möglich zu sein. Haben Sie sie
anfangs ohne Zögern und ganz gefühlsmäßig gemacht, dann
sollten Sie nicht plötzlich anfangen, pedantisch zu werden und
jedesmal fünf Minuten lang nachgrübeln, wie Sie sich eigentlich
fühlen. Es ist äußerst wichtig, immer die gleiche,
unvoreingenommene, sachliche Einstellung zu behalten, wenn
Sie eine Entscheidung bezüglich der Eintragungen zu treffen
haben.
Am Ende der 7 Wochen sind Sie im Besitz eines regelrechten
wissenschaftlichen Berichtes über die Menge von Schlaf, die Sie
tatsächlich brauchen. Bei sorgfältiger Analyse Ihres Tagebuchs
werden Sie in der Lage sein, ganz genau den Zeitpunkt
festzustellen, wo Ihre Leistungsfähigkeit gestiegen und wo sie
abgesunken ist — und in welcher Woche, d. h. bei wie viel
Stunden Schlaf pro Nacht Sie ein Höchstmaß an
Leistungsfähigkeit erreicht haben.
Nehmen wir einmal an, daß Sie mit 6 1/2 Stunden Schlaf pro
Nacht sehr gut auskommen. In diesem Fall ist es
empfehlenswert, daß Sie den Versuch von täglich 6 1/2 Stunden
Schlaf um zwei Wochen verlängern und während dieser Zeit die
Eintragungen mit der gleichen Sorgfalt weiterführen. Bleibt das
Ergebnis das gleiche wie in der ursprünglichen Testwoche, dann
dürfen Sie überzeugt sein, daß 6 1/2 Stunden Nachtruhe für Sie
die ideale Menge ist. Stellt sich jedoch heraus, daß das
endgültige Ergebnis nicht mit dem der ersten Woche
übereinstimmt, dann sollten Sie am besten die ganze
Versuchsreihe von Anfang an wiederholen. Es kann unter
Umständen sein, daß Ihnen das erste Mal ein kleiner
Berechnungsfehler unterlaufen ist.
Sie können noch mehr Zeit gewinnen
Der nächste Punkt, den Sie testen können, ist: »Wie oft und wie
lange sollte ich schlafen?« Wenn wir nun den üblichen
durchgehenden Schlaf in zwei Abschnitte teilen, können wir
noch mehr Zeit gewinnen. (Wir nutzen dabei die Tatsache aus,
daß der Schlaf in den ersten zwei Stunden am tiefsten ist; wenn
wir also in zwei Abschnitten schlafen, verschaffen wir uns den
148
Vorteil von zwei mal zwei Stunden »tiefen Schlafes«. Die Folge
davon ist, daß wir weniger »leichten« Schlaf brauchen.) Günstig
ist diese Einteilung auch im Falle von ungewöhnlichen
Arbeitszeiten.
Lassen Sie uns wieder das gleiche Beispiel benutzen wie vorhin
— 6 1/2 Stunden Schlaf ist also für Sie die richtige Menge.
Da wir vorhaben, diese 6 1/2 Stunden zu trennen und gleichzeitig
versuchen wollen, zusätzlich Zeit zu gewinnen, wollen wir für
unsere Versuche folgende Einteilungen vornehmen: 3 und 3
Stunden, 2 3/4 und 2 3/4 Stunden, 2 1/2 und 2 1/2 Stunden.
Wenn es das erste Mal ist, daß Sie etwas Derartiges
ausprobieren, dann mag Ihnen die ganze Sache etwas sonderbar
vorkommen. Aber es könnte unter Umständen sein, daß Sie
dabei die für Sie ideale Lösung finden. Thomas Edison soll auch
nur 3 bis 4 Stunden pro Nacht geschlafen und im Laufe des Tages
ein Nickerchen gemacht haben.
Teilen Sie Ihre Tagebuchseiten genauso ein wie für die vorige
Testreihe, bis auf die vertikalen Zeitangaben, die Sie Ihrer neuen
Tageseinteilung entsprechend abändern. Behalten Sie die gleiche
Anzahl der täglichen Testzeiten bei und versuchen Sie, ihre
Abstände untereinander ungefähr ähnlich zu halten.
Lernen Sie sieb besser kennen
Wenn diese dreiwöchige Versuchszeit beendet ist, untersuchen
Sie sorgfältig das Ergebnis. Vergleichen Sie es mit der besten
Woche der vorhergegangenen Testreihe (der Woche mit
durchgehenden 6 1/2 Stunden Schlaf) und sehen Sie, ob Sie eine
Verbesserung Ihrer Leistungsfähigkeit entdecken können.
Vielleicht sagen Sie jetzt: »Und wenn ich mich auch nach der
einen oder anderen dieser >gespaltenen< Nächte in Form gefühlt
habe, ich werde mich trotzdem nie an dieses System gewöhnen.
Ich ziehe es doch vor, lieber länger, aber dafür ohne Unter‐
brechung durchzuschlafen.« Sie mögen ganz recht haben.
Aber der Sinn dieser Experimente ist ja, daß Sie sich besser
kennenlernen. Und daß Sie herausfinden, was Sie tatsächlich
leisten können. Es ist ja nicht ausgeschlossen, daß Sie eines
Tages eine Arbeit in einer ungewöhnlich kurzen Zeit und unter
149
besonders anstrengenden Umständen erledigen müssen. Ich
glaube, Sie werden mir beistimmen, daß dann wohl kaum der
richtige Zeitpunkt ist, Schlafexperimente zu machen.
Wenn Sie dagegen schon jetzt ausfindig machen, unter welchen
Bedingungen Ihre Leistungsfähigkeit am höchsten ist — dann
wird sich sicher eines Tages herausstellen, daß das eine kluge
Maßnahme war.
Die letzte Stufe unserer Experimentenreihe ist die Frage:
»Wann sollte man am besten schlafen?« Wir wollen wieder
davon ausgehen, daß sich ein 6 1/2Stündiger durchgehender
Schlaf als die für Sie ideale Menge herausgestellt hat. Aufgrund
der beiden vorhergehenden Versuchsreihen haben Sie ja sicher
erkannt, ob Sie ein »Morgenmensch« sind, der energiegeladen
aufwacht und allmählich im Laufe des Tages müde wird, ob Sie
zu den Menschen gehören, die den Tag aktionsunfähig beginnen
und erst später »auf Touren« kommen, oder ob Ihre
Leistungsfähigkeit den ganzen Tag über ziemlich gleichmäßig
bleibt.
Wie man seine tägliche produktive Zeit verlängern kann
Sie brauchen lediglich den Zeitpunkt Ihrer Nachtruhe den
Höhen und Tiefen Ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit
anzupassen, um Ihre tägliche produktive Arbeitszeit zu
verlängern, ohne daß Sie deshalb mehr arbeiten oder weniger
schlafen müssten.
Zunächst teilen Sie den Abend in folgende halbstündige Zeitab‐
schnitte auf: 22 Uhr, 22.30 Uhr, 23 Uhr, 23.30 Uhr, 24 Uhr, 24.30
Uhr, 1 Uhr. Benützen Sie wieder die gleiche Tabelle wie für die
erste Versuchsreihe und gehen Sie jeweils eine volle Woche lang
zur gleichen Zeit zu Bett, d. h. in der ersten Woche um 22 Uhr, in
der zweiten um 22.30 Uhr, usw. Während dieser Zeit sollten Sie
wieder jeden Tag Ihre Eintragungen mit gleichbleibender
Sorgfalt machen.
Nach Ablauf der sieben Wochen kommt auch diesmal die genaue
Analyse. Auch hier werden Sie eine bestimmte Tendenz
feststellen: Kontrollieren Sie eingehend, wann Ihre Müdigkeit
und Ihre Munterkeit den Höhepunkt erreicht haben und
150
entscheiden Sie aufgrund dieser Kenntnis, wann es für Sie am
besten ist, zu schlafen. Haben Sie auf diese Weise den genauen
Zeitpunkt für das Zubettgehen ermittelt, dann stellen Sie ihn am
besten noch einmal zwei Wochen lang auf die Probe, um ganz
sicherzugehen, daß Ihnen in der Auswertung kein Fehler
unterlaufen ist.
Wenn Sie bedenken, daß die Ergebnisse all dieser Experimente
Ihr ganzes Leben lang Gültigkeit haben und Ihnen bis zum Ende
Ihrer Tage nützen werden, dann sind die rund 20 Wochen, die
für die sorgfältige Durchführung erforderlich sind, doch wirklich
ein lächerlich geringer Zeitaufwand. Besonders, wenn man sich
klarmacht, welch ungeheurer Reichtum an produktiver Zeit auf
diese Weise erschlossen werden kann.
Nachdem wir nun, was unseren Schlaf betrifft, recht gut
Bescheid über uns wissen, wollen wir noch einen Schritt
weitergehen und sehen, wie wir unsere Leistungsfähigkeit
tagsüber noch steigern können. Dabei gilt folgender wichtiger
Grundsatz:
• VERSUCHEN SIE IHREN »ERMÜDUNGSPUNKT«
MÖGLICHST WEIT HINAUSZUSCHIEBEN.
In einem Buch mit dem Titel »Wie man Müdigkeit überwindet«
schreibt die Verfasserin:
Die meisten Menschen sind müde — gelegentlich, oder oft oder
immer ... und doch braucht niemand müde zu sein, wenn er
gesund ist.
Daß man nach dem Grund für diese Müdigkeit nicht lange zu
suchen braucht, davon ist jeder überzeugt. Der Grund heißt
zuviel
Arbeit, und dagegen gibt es nur ein Mittel: Ausruhen.
So ungefähr denkt jedermann. Zuviel oder zu schwere Arbeit ist
immer schon der Grund für Müdigkeit gewesen — und das wird
auch immer so sein. Man gebe einem müden Menschen, so
urteilt der
Durchschnittsmensch, einen schönen langen Urlaub, eine
gutbezahlte
151
und nicht zu anstrengende Arbeit und seine Müdigkeit wird im
Nu verfliegen. Das klingt zwar alles sehr vernünftig und
einleuchtend— aber leider stimmt kein einziges Wort davon.
Man ist nicht etwa müde, weil man zuviel arbeitet.
Man ist nicht müde, weil man jeden Funken Energie verausgabt.
Gegen diese Müdigkeit hilft kein Ausruhen und keine leichte
Arbeit.
Alle Freizeit und alles Geld der Welt kann sie nicht heilen.
Nein — Arbeit ist nicht der Grund und Ausruhen ist nicht die
Medizin.
Worauf Müdigkeit zurückzuführen ist
Ein bekannter Arzt hat einmal 300 Patienten männlichen und
weiblichen Geschlechts befragt, die alle zu ihm gekommen
waren, weil sie an chronischer Müdigkeit litten. Einige gaben
Vitaminmangel die Schuld an ihrem Leiden, andere schoben es
auf Plattfüße und wieder andere auf zu niedrigen Blutdruck.
Aber nach sorgfältiger Untersuchung stellte der Arzt fest, daß
von den 300 Personen 239 keinerlei organische Schäden hatten.
Es wird allgemein angenommen, daß lange Arbeitszeit und
anstrengende Tätigkeit Müdigkeit hervorrufen, während es in
Wirklichkeit die Haltung eines Menschen ist, von der es zum
Großteil abhängt, wie müde er sich fühlt.
In einem Artikel, der in der Zeitschrift »Reader's Digest«
erschien, wurden etliche der aufsehenerregenden Entdeckungen
beschrieben, die ein Gelehrter namens Professor James auf
diesem Gebiet gemacht hat
In dem Artikel heißt es:
Es wurde eindeutig bewiesen, daß die Tatsache, daß die meistet
von uns »ermüden«, nicht etwa auf die geleistete Anstrengung
zurückzuführen ist, sondern vielmehr darauf, daß es uns zur Ge‐
wohnheit geworden ist, uns zu einem bestimmten Zeitpunkt
oder nach einer bestimmten Menge verrichteter Arbeit müde zu
fühlen. Diese selbstauferlegte Grenze nennt Professor James den
»Ermüdungspunkt« und er zeigt, daß dieser Punkt weit
unterhalb des Stadiums wirklicher Erschöpfung liegt. »Natürlich
gibt es unter uns ein paar, die tatsächlich müde sind«, sagt der
152
Gelehrte, »aber die weitaus größte Mehrzahl würde das Gefühl
der Müdigkeit überhaupt nicht kennen, wenn sie nicht in die
traurige Gewohnheit verfallen wären, nach weitverbreiteter Sitte
ihre Müdigkeit in Redeweise und Haltung zum Ausdruck zu
bringen« (d. h. sie reden und handeln, als seien sie müde).
Wir haben uns angewöhnt, beispielsweise bei Büroschluß völlig
erschöpft zu sein, und folglich lassen wir uns tagtäglich um 5 Uhr
nachmittags in Gang und Haltung gehen, nehmen einen
abgespannten Gesichtsausdruck an und erzählen allen Leuten,
wie schrecklich müde wir sind — und aufgrund dessen fühlen
wir uns auch müde.
Professor James behauptet, daß die meisten Menschen ihren
Ermüdungspunkt hinausschieben könnten, wenn sie nur
wollten, und zwar schlägt er folgende Methode vor: Notieren Sie
jeden Tag den Zeitpunkt, an dem Sie sich müde und abgespannt
fühlen und versuchen Sie dann, allmählich diesen Zeitpunkt
jeden Tag etwas weiter hinauszuschieben.
Die Methode des »entspannenden Wechsels«
Um den Ermüdungspunkt möglichst weit zurückzudrängen,
empfiehlt sich weiterhin die Methode des »entspannenden
Wechsels«, oder einfacher ausgedrückt, die Abwechslung —
nämlich etwas ganz anderes zu tun, nachdem man sich sehr
lange auf eine bestimmte Sache konzentriert hat. Da Müdigkeit
in den meisten Fällen eine geistige Ermüdung ist (die unter
anderem auf Langeweile, Überdruß oder seelische Belastung
zurückzuführen ist), wirkt jede Abwechslung erfrischend auf die
Lebensgeister. Auch wenn man sich vielleicht genauso
angestrengt und konzentriert der neuen Tätigkeit widmet,
scheint die Müdigkeit zu verfliegen.
Sie haben diese Tatsache oftmals an sich selbst beobachtet, wenn
Sie abends todmüde und dem Umfallen nahe Ihr Büro verließen,
und eine oder zwei Stunden später voller Schwung und guter
Laune auf der Kegelbahn eine mehrere Pfund schwere Kugel
handhabten. Sehen Sie, das ist ein Beispiel von »entspannendem
Wechsel«. Er führt zu einem jähen Ausbruch neuer Energie, der
uns über unsere eingebildete Erschöpfung hinwegträgt.
153
Die Technik des Durchhaltens
Eine weitere wichtige Hilfe zur Überwindung der Müdigkeit ist
die gute alte Tugend des Durchhaltens. Sobald die erste
Müdigkeit einsetzt, heißt es unbeirrt weitermachen, bis sie
spurlos verschwunden ist. Jemand hat einmal sehr richtig gesagt:
»Menschen von mittelmäßiger Begabung gelingen oft
hervorragende Leistungen, nur weil sie aus lauter Unwissenheit
nicht aufgeben.« Ich habe einmal folgende kurze, aber sehr
lehrreiche Erzählung gelesen, die gut in dieses Kapitel passt:
Als Kind war meine größte Schwäche, daß ich mich zu schnell
von einer anscheinend schwierigen Aufgabe entmutigen ließ; ich
war eben kein »Strebertyp«. Eines Abends gab mir mein Vater
ein dünnes Brettchen und ein Taschenmesser und hieß mich mit
dem Messer einen Strich über das Brettchen ziehen. Ich folgte
seiner Anweisung und nach beendeter Tat wurde Brett und
Messer in Vaters Schreibtisch eingeschlossen. Diese rätselhafte
Geschichte wiederholte sich Abend für Abend und am Ende der
Woche barst ich fast vor Neugierde. Aber ich erfuhr nicht, was
das alles zu bedeuten hatte. Jeden Abend wurde ich aufgefordert,
das Messer durch die immer tiefer werdende Kerbe zu ziehen, bis
endlich der Tag kam, wo es keine Kerbe mehr gab: Mein letzter
leichter Messerschnitt hatte das Brettchen in zwei Hälften
geteilt. Vater sah mich lange an und sagte endlich: »Du hättest
nie für möglich gehalten, daß du das mit so geringer Mühe
schaffen würdest, nicht wahr? Aber Erfolg und Versagen im
Leben hängt nicht so sehr davon ab, wie sehr du dich anstrengst,
sondern ob du dabeibleibst.« Es war eine Lehre, die ich niemals
vergessen sollte und die auch für einen Zehnjährigen
verständlich war.
Die Kurzfassung dieses Kapitels heißt demnach:
ERFOLGSREZEPT NR. 10:
• RECHNEN SIE MIT »TOTEN PUNKTEN« UND MACHEN SIE
SICH DIESE ZUNUTZE.
• BENÜTZEN SIE IHR ZIEL ALS KATALYSATOR, UM DAS
NÖTIGE DURCHHALTEVERMÖGEN AUFZUBRINGEN.
154
• BEMÜHEN SIE SICH, DIE TAGTÄGLICHE TRÄGHEIT ZU
ÜBERWINDEN.
• VERSUCHEN SIE IHREN »ERMÜDUNGSPUNKT«
MÖGLICHST WEIT HINAUSZUSCHIEBEN.
Wenn bei mir gar nichts mehr helfen will, dann denke ich an den
Steinmetz, der unbeirrt auf einen Felsblock loshämmert, ohne
daß der Stein beim hundertsten Schlag auch nur den kleinsten
Riss zeigt. Und dann, beim 101. Schlag, springt der Felsblock
plötzlich entzwei. Und ich weiß, daß es keineswegs dieser eine
Hammerschlag war, der den Block gespalten hat, sondern all die
Hammerschläge davor.
TEIL VI
Die dauernde Suche nach Vervollkommnung
11. Kapitel:
Die Schwierigkeit, auf der Rolltreppe nach unten
emporzusteigen
11. Kapitel
Die Schwierigkeit, auf der Rolltreppe nach unten
emporzusteigen
»Ein Mensch, der sich mit dem zufriedengibt, was er in der
Vergangenheit getan hat, wird nie Berühmtheit erlangen
für das, was er in der Zukunft tun wird.« UNBEKANNT
Wenn wir einen Vergleich benutzen wollen, so ähnelt ein glück‐
liches, erfolgreiches Leben dem Versuch, auf der Rolltreppe, die
nach unten führt, hinaufzusteigen. Das ist nicht leicht. Man
muss sich schon sehr anstrengen, um sich nur auf gleicher Höhe
zu halten; wenn man stehen bleibt, geht es schnell mit einem
abwärts. Welchen Grad an persönlichem oder beruflichem Erfolg
wir auch erreicht haben mögen — sobald wir uns mit dem
Erreichten zufriedengeben und uns auf unseren Lorbeeren
auszuruhen beginnen —, von diesem Augenblick an tritt unser
Leben in ein Stadium des fortschreitenden Zerfalls. Und dieser
allmähliche Zerfall kennt keine Grenze: er kann im Alter von 22
155
Jahren einsetzen oder mit 72 oder niemals; das hängt ganz davon
ab, ob wir es zulassen. Die Lebensweisheit, die in diesem Kapitel
enthalten ist, kann Ihre ganze Lebensanschauung ändern.
Ob Sie nun Direktor Ihres Unternehmens, ein Neuling im
Verkäuferberuf oder eine Nachwuchs‐Führungskraft sind, der
Grundsatz, der auf den folgenden Seiten erläutert wird, gilt für
jedermann. Jeder erfolgreiche Mensch, den Sie kennen, hat
diesen Grundsatz bewusst oder unbewusst zu einem wichtigen
Bestandteil seines Daseins gemacht. Es ist der Grundsatz, der es
Sportlern ermöglicht, immer neue Rekorde aufzustellen.
Es ist der Leitgedanke, der Wissenschaftler veranlasst, immer
neue und wertvollere Entdeckungen zu machen.
Es ist die Triebfeder aller Spitzenverkäufer, die regelmäßig ihr
Verkaufssoll überschreiten und einen Verkaufswettbewerb nach
dem anderen gewinnen.
Es ist die unsichtbare Kraft hinter jedem millionenreichen
Geschäftsmann, der einmal als Tellerwäscher angefangen hat.
Das Geheimnis des Erfolgs
Das Geheimnis eines reichen, ausgefüllten Lebens — unabhängig
von Wissen und Position — läuft auf einen einzigen wichtigen
Grundsatz hinaus:
• RICHTEN SIE IHRE BEMÜHUNGEN AUF »DAUERNDE
LEISTUNG«.
Wie Thomas Huxley so treffend sagte: »Eine Leitersprosse war
noch nie dazu da, daß man darauf stehenbleibt, sondern daß ein
Mensch seinen Fuß solange darauf ruhen lassen kann, bis er den
anderen Fuß etwas höher setzen kann.« Und jede Leistung im
Leben ist nichts anderes als eine Leitersprosse für die nächste,
größere Leistung. Es gibt niemanden, der je erfolgreich war oder
sein wird, wenn er diesen Grundsatz der Dauernden Leistung
nicht beherzigt.
Der beste Zeitpunkt ist sofort
»Schön«, werden Sie wahrscheinlich zu sich sagen, »diese
Geschichte mit der Dauernden Leistung ist für einen jungen
Burschen sehr gut, aber ich bin bald 40. Für mich ist es zu spät
für solche Dinge.«
156
Eine derartige Einstellung erinnert mich an die Geschichte von
dem Berufsberater, der sich mit einem Mann mittleren Alters
über Fortbildungsmöglichkeiten unterhielt. Im Laufe des
Gesprächs sagte der Mann: »Ich wollte, ich hätte Medizin
studiert. Ich habe mir schon immer gewünscht, Arzt zu sein.«
Der Berufsberater entgegnete: »Dann sollten Sie das auch tun —
Medizin studieren und Arzt werden.« Aber der Mann wollte
nichts davon hören und meinte, das sei völlig unmöglich, denn
»wenn ich in sieben Jahren das Studium beendet habe, bin ich zu
alt«.
Der Berufsberater schaute dem Mann fest in die Augen und
fragte höflich: »Und wie alt werden Sie in sieben Jahren sein,
wenn Sie nicht Medizin studieren?«
Zwei empfehlenswerte Maßnahmen
Wenn Sie feststellen wollen, inwieweit Sie selbst das Prinzip der
Dauernden Leistung auf Ihr eigenes Leben anwenden, dann
sollten Sie sich die folgenden Fragen stellen:
1. Welche bedeutenden Leistungen habe ich in den vergangenen
zehn Jahren vollbracht? Notieren Sie all diese Dinge zusammen
mit dem ungefähren Zeitpunkt. Sie könnten hier beispielsweise
folgendes aufführen: Beförderungen, Gehaltserhöhungen, Wahl
oder Ernennung in den Vorsitz eines Vereins, Prämien oder
Preise, die auf Ihre persönliche Tüchtigkeit zurückzuführen sind,
überdurchschnittliche Fertigkeit in einer Sportart oder Ihrem
Hobby usw. — eben alles, was Sie als ein besonderes Verdienst
betrachten. Überzeugen Sie sich, daß Sie nichts vergessen haben,
und ordnen Sie dann die Liste Ihrer Leistungen in
chronologischer Reihenfolge.
2. Schauen Sie sich als nächstes die dazugehörigen Daten an und
fragen Sie sich:
a) Sind diese Leistungen spärlich und ihre Abstände voneinander
groß?
b) Wenn sie zahlreich sind, konzentrieren sich dann die meisten
auf die ersten Jahre und sind sie in der letzten Zeit immer
seltener geworden?
157
c) Haben Sie im vergangenen Jahr überhaupt nichts Erwähnens‐
wertes geleistet?
Wenn Sie auch nur eine der obigen Fragen mit »Ja beantwortet
haben, und wenn Sie so weitermachen und nichts gegen diese
Entwicklung der Dinge tun, dann können Sie schon jetzt
anfangen, sich
zu den Leuten zu zählen, die eine eintönige, langweilige, trübe
und ereignislose Zukunft vor sich haben.
Eine große Hilfe bei der Suche nach Dauernder Leistung besteht
darin, sich neben den hauptsächlichen, langfristigen Projekten
mehrere davon unabhängige kurzfristig erreichbare Ziele zu
setzen, die innerhalb von einem oder höchstens zwei Jahren
verwirklicht werden können. Was sollen diese Ziele nun
beinhalten?
Nehmen Sie sich Zeit, Ihre Persönlichkeit weiterzuentwickeln
Wie ich bereits erwähnt habe, sollten diese kurzfristigen Projekte
nichts mit den Hauptzielen auf lange Sicht zu tun haben. Ihr
Zweck ist, uns zu helfen, unsere Persönlichkeit
weiterzuentwickeln.
Ein Buchautor schreibt zum Thema »Der kultivierte Mensch«
folgendes: »In der westlichen Welt sprechen wir von dem gebil‐
deten Menschen und meinen oft damit den kultivierten
Menschen. Aber ein gebildeter Mensch ist nicht
gezwungenermaßen auch ein kultivierter Mensch.« Bei dem
Aufstieg zu Erfolg und Leistung werden wir nämlich feststellen,
daß wir allmählich immer mehr in ein Vakuum der
Spezialisierung gleiten.
Das unbeirrbare Verfolgen eines Ziels birgt oft die Gefahr, daß
jegliche andere Interessen, die nicht mit diesem Ziel verknüpft
sind bzw. in Widerspruch zu ihm stehen, ausgeschaltet werden.
Auf diese Weise wird man zwar ein angesehenes, gebildetes
Mitglied der menschlichen Gemeinschaft, ein Spezialist auf
seinem erwählten Gebiet — aber »ein gebildeter Mensch ist
nicht gezwungenermaßen auch ein kultivierter Mensch.« Die
berufliche Vervollkommnung allein scheint also nicht
auszureichen.
158
Ist aber die »Kultur«, die Pflege der Persönlichkeit wirklich so
wichtig? Ist sie ein unerlässlicher Teil unseres menschlichen
Wachsens? Vielleicht kann uns hier ein Großindustrieller eine
wertvolle Lehre erteilen. Dieser Mann hat es sich zur Aufgabe
gemacht, für die geistige Regsamkeit seiner Geschäftskollegen zu
sorgen und ihnen zu helfen, ihren künstlerischen Horizont zu
erweitern, indem er ihnen die Möglichkeit einer intensiven, aber
dennoch zwanglosen Begegnung mit den geistigen und
künstlerischen Werten unseres Lebens gab.
In dieser Absicht gründete er ein kulturelles Mekka in einem
landschaftlich besonders schönen Gebiet. Hier können
Geschäftsleute, Wissenschaftler, Gelehrte, Forscher und andere
hochspezialisierte Fachleute an einer zweiwöchigen Reihe von
Vorträgen, Konzerten, Dichterlesungen und Diskussionen
teilnehmen und ihre Gedanken darüber austauschen. Heute,
zehn Jahre nach seiner Gründung, gilt dieses Kulturzentrum als
anerkannter, wichtiger Beitrag zur wirtschaftlichen Blüte des
Landes.
In wesentlich kleinerem Rahmen wird Ihnen auf den folgenden
Seiten ein wirksames System für die Entwicklung Ihrer
Persönlichkeit vorgeschlagen.
Fassen Sie den Entschluss, auf irgendeinem Gebiet, das Ihnen
liegt, ein Experte zu werden. Es muss sich allerdings um etwas
handeln, das nichts mit Ihren Hauptzielen zu tun hat. Sind Sie
ein Liebhaber von klassischer Musik oder Jazz? Wenn ja, warum
fangen Sie nicht damit an? Oder wie wäre es mit
Photographieren?
Sie könnten auch eine Münzen‐ oder Briefmarkensammlung an‐
fangen. Oder alte Schießwaffen sammeln.
Vielleicht Blumen züchten oder sich auf das Studium der
verschiedenen Blumenarten spezialisieren.
Oder Sie könnten den Ursprung und die Entwicklung der Kunst
oder der Philosophie studieren.
Sie dürfen sich allerdings nicht von Anfang an damit begnügen,
diese Beschäftigung lediglich zu Ihrem Hobby zu machen.
159
Nein, nehmen Sie sich fest vor, ein Experte auf dem betreffenden
Gebiet zu werden.
Denken Sie daran, daß Ihnen dafür ungefähr zwei Jahre zur Ver‐
fügung stehen, und wenn man zwei Jahre lang seine ganze
Freizeit einer bestimmten Sache widmet, wird das zweifellos
beachtenswerte Ergebnisse zur Folge haben. Es ist allerdings
wichtig, um es noch einmal zu betonen, daß Sie ein Gebiet
wählen, das Ihnen Freude macht und das gleichzeitig nichts mit
Ihren Hauptzielen zu tun hat, denn nur so kann dieses Projekt
zu einer angenehmen Abwechslung von Ihrer beruflichen
Tätigkeit werden.
Der Weg, der sich logischerweise anbietet, wenn man ein
Experte auf einem bestimmten Gebiet werden will, ist folgender:
1. Gehen Sie in die Stadtbibliothek und schlagen Sie im
Verzeichnis der vorhandenen Bücher unter der entsprechenden
Rubrik nach. Schreiben Sie sich alle in Frage kommenden Bücher
auf. Diese können Sie nun entweder eines nach dem anderen
ausleihen oder sie für Ihre eigene Bibliothek anschaffen. Selbst
ein langsamer Leser kann wenigstens ein Buch im Monat lesen,
und im Laufe von zwei Jahren macht das zwei Dutzend Bücher!
2. Haben Sie noch nicht sämtliche Zeitschriften abonniert, die
sich auf das Gebiet beziehen, dann tun Sie es jetzt. Auch hier
kann Ihnen die Stadtbücherei helfen, Fachzeitschriften ausfindig
zu machen, von denen Sie bisher vielleicht noch nie gehört
haben.
3. Wenn Sie an die Redaktionen dieser Zeitschriften schreiben,
können Sie erfahren, ob es irgendwelche Klubs oder Vereine für
das Gebiet Ihrer Wahl gibt.
4. Setzen Sie sich mit Hochschulen oder Volkshochschulen in
Verbindung und erkundigen Sie sich, ob Kurse oder Diskussions‐
abende über dieses Thema auf dem Programm stehen.
Und was geschieht, wenn Sie nach einem oder zwei Jahren Ihr
Ziel erreicht haben und ein Experte sind? Dann nehmen Sie sich
einfach ein anderes Gebiet vor, das Ihnen besondere Freude
macht.
160
Sie werden sehen, daß sich der Kreis Ihrer interessanten Freunde
und Bekannten ständig vergrößert; Sie werden feststellen, daß
Sie Ihre Freizeit sehr viel angenehmer verbringen können als nur
vor dem Fernsehapparat zu sitzen. Kurz, Sie werden auf diese
Weise ein sinnvolles, ausgefülltes und abwechslungsreiches
Leben entdecken, von dessen Existenz Sie sich nie etwas
träumen ließen. Der wichtigste Vorteil ist jedoch, daß das
»Vakuum der Spezialisierung« beseitigt wird, das so oft entsteht,
je mehr wir uns der Verwirklichung unserer Hauptziele nähern.
In der Botschaft eines bedeutenden Gelehrten heißt es:
»Das Endziel der Bildung besteht nicht nur darin, ein Ingenieur,
ein Rechtsanwalt, ein Arzt oder ein Wissenschaftler zu werden.
Das sind lediglich Kenntnisse — wie alle anderen —, die
erforderlich sind, damit man seinen Lebensunterhalt verdient
und der menschlichen Gesellschaft einen nützlichen Dienst
erweist. Bildung ist vielmehr die Gesamtheit aller Erfahrungen
eines Menschen, und der Sinn und Zweck der höheren Bildung
besteht darin, unsere Erfahrungen über den begrenzten Bereich
unseres täglichen Lebens hinaus zu erweitern. Die meisten
Menschen haben jedoch ihre Bildung gerade erst begonnen,
wenn sie die Schule verlassen, und danach wird ihr
Erfahrungsbereich durch den ständigen Druck der Arbeit eher
enger als weiter. Glauben Sie mir, es ist nie zu spät, um etwas in
Angriff zu nehmen. Hat Ihnen denn jemals irgendein Mensch
tatsächlich gesagt, daß Sie zu alt sind, um ein beliebiges Projekt
zu verwirklichen? Oder haben Sie sich das selbst eingeredet? Bei
näherer Betrachtung und wenn Sie sich selbst gegenüber ehrlich
sind, werden Sie vielleicht feststellen, daß Sie Ihr Alter als
Entschuldigung für Ihre Trägheit gebrauchen.
Vergessen Sie nicht, daß Verdi 85 war, als er sein »Ave Maria«
komponierte; Michelangelo vollendete sein bedeutendstes Werk
mit 87 Jahren. Arturo Toscanini, Henry Ford, John Foster Dulles
und viele andere leisteten einen Teil ihrer besten Arbeit mit über
60 Jahren. Im Auftrag einer Regierungsbehörde wurde vor
einiger Zeit eine Untersuchung durchgeführt, bei der sich 127
Angestellte 31 Jahre nach der Aufnahmeprüfung in ihr Amt
161
einem ähnlichen Examen unterzogen. Entgegen der Annahme
der meisten Leute zeigten die Ergebnisse, daß die betreffenden
Versuchspersonen im reifen Alter größere intellektuelle
Fähigkeiten besaßen als in ihrer Jugend. Ihre geistigen Anlagen
waren im Laufe der Jahre gewachsen!
Um eine alte, abgedroschene Redensart zu gebrauchen:
»Man ist so alt, wie man sich fühlt.« Aber Sie können die
Richtigkeit dieser Behauptung selbst feststellen: Schauen Sie sich
nur einmal in Ihrem Bekanntenkreis um. Sicherlich gibt es
manche, die mit 60 oder 70 Jahren noch »jung« und vital und
interessant sind, aber noch viel mehr, die mit 35 »alt« wirken.
Ein bekannter »junger« Neunzigjähriger besitzt die richtige Ein‐
stellung. Mit 25 erfolgreicher Börsenfachmann, Millionär bevor
er das 30. Lebensjahr erreicht hatte, Vertrauter und Ratgeber von
5 Regierungschefs, hat dieser Mann in den letzten zwanzig
Jahren schwerer gearbeitet und mehr geleistet als die meisten
Menschen, die nur halb so alt sind wie er. Seine
Lebensphilosophie kommt am besten in dem folgenden Satz
zum Ausdruck: »Für mich ist >alt< immer zehn Jahre älter, als
ich gerade bin«.
Wir müssen unser tägliches Leben als eine unaufhörliche Kette
von Gelegenheiten betrachten, die nur darauf warten, daß wir sie
ergreifen. Jemand hat diese Tatsache einmal folgendermaßen
erklärt: »Die günstige Gelegenheit klopft so oft bei einem
Menschen an, wie er ein Ohr hat, sie zu hören, ein Auge, sie zu
sehen, eine Hand, sie zu ergreifen und einen Kopf, sie zu
benützen.«
Auf der anderen Seite gibt es auch kein Alter, das »zu jung«
wäre, um Großes zu vollbringen. Wenn wir in der Geschichte
zurückblicken, sehen wir, daß Newton das Gravitationsgesetz im
Alter von 24 Jahren formulierte, daß Jefferson erst 33 war, als er
die Unabhängigkeitserklärung aufsetzte; Mozart komponierte
fünf bedeutende Violinkonzerte mit zehn Jahren und Charles
Dickens war 24, als er den Roman »Oliver Twist« schrieb.
Das Leben voll nützen Wichtiger noch als diese frühen Erfolge ist
die Tatsache, daß jeder dieser jungen Menschen später noch weit
162
größere Leistungen vollbrachte — getreu dem Prinzip der
Dauernden Leistung.
Das Interessante an der »Dauernden Leistung« ist, dass sie nur
selten eine Leistung um der Leistung willen ist. Der Mensch, der
sich bewusst oder unbewusst von diesem Grundsatz leiten lässt,
ist nur selten an den Ehrungen interessiert, die dem Sieger zuteil
werden. Vielmehr liegt ihm daran, das Leben voll zu nützen. Er
will seinen Mitmenschen unvergängliche und bleibende Dienste
erweisen, und am meisten ist er darauf bedacht, seine ihm von
Gott verliehenen Talente voll zu nutzen.
Jemand schrieb einmal: »So wie ein Werkzeug rostet, so rostet
auch der menschliche Geist; ein Garten, der nicht gepflegt wird,
wird bald vom Unkraut überwuchert werden, eine Begabung, die
vernachlässigt wird, welkt und stirbt.«
Nehmen wir einmal den Fall einer jungen, charmanten Frau aus
meinem Bekanntenkreis. Mit noch nicht ganz 30 Jahren hat
dieses junge Menschenkind aus ihrem bisherigen Leben eine
ununterbrochene Folge bedeutender Leistungen gemacht. Bis zu
ihrem zwanzigsten Lebensjahr war sie eine erfolgreiche Ballerina
und trat in den bekanntesten Ensembles auf. Während ihrer
Schul‐ und Universitätszeit bewies sie immer wieder ihre
hervorragenden organisatorischen Fähigkeiten und
Führereigenschaften. Nachdem sie promoviert hatte, wurde sie
eine hochtalentierte Innenarchitektin und eröffnete nach zwei
Jahren Angestelltentätigkeit ihr eigenes Geschäft.
Auf der Suche nach neuen Erfolgen
Ihre Karriere nimmt einem fast den Atem: eine vielseitige
Persönlichkeit, eine begabte und gutbezahlte Innenarchitektin,
eine ausgezeichnete Sprecherin und eine geborene Führernatur.
Für einen so jungen Menschen ganz beachtlich, nicht wahr? Man
könnte es ihr wirklich nicht übelnehmen, wenn sie sich jetzt
etwas ausruhen und das Leben genießen würde.
Ich war deshalb angenehm überrascht, als ich neulich von einem
gemeinsamen Freund hörte, daß sie wieder halbtags »zur Schule
geht«. Sie hat nämlich angefangen, Jura zu studieren.
163
Meine junge Bekannte erzählte mir später: »Ich verliere ein
bißchen von der Befriedigung und der schöpferischen Freude,
die ich bisher bei meiner Arbeit als Innenarchitektin fand.
Und da ich auf keinen Fall stagnieren will, mache ich mich lieber
auf die Suche nach neuen Leistungen.«
Eine vernünftige Lebensphilosophie. Und doch, wie viele
Menschen kennen Sie (und vielleicht gehören Sie selbst dazu),
die mit ihrer beruflichen Tätigkeit unzufrieden sind, aber die
nicht dazu zu bewegen sind, etwas mehr dagegen zu tun, als sich
ständig über ihre traurige Lage zu beschweren?
Ich fand einmal folgende Worte in einem Buch: Veränderung ist
genauso unvermeidbar wie der Wandel der Jahreszeiten und der
Wechsel der Gezeiten. Wenn wir sie aus unserem Leben bannen
wollen, so ist das genauso, als wollten wir das Leben selbst
aussperren. Denn alles Lebendige ist in einem dauernden
Wechsel begriffen. So wie die Zellen unseres Körpers sterben und
von neuen ersetzt werden, so wie sich unsere Persönlichkeit
verändert, so nimmt unser Leben seinen Lauf. Wie viel Kummer
und Leid könnten wir uns ersparen, wenn wir die Veränderung
als das hinnehmen, was sie ist — nämlich eine Gelegenheit, zu
wachsen. Nur wenn wir es versäumen, uns zu verändern, lassen
wir das wahre Leben an uns vorbeiziehen, und unsere Seele
altert.
Die Grundlage des Prinzips der Dauernden Leistung heißt:
• WENN IHRE AUGENBLICKLICHE TÄTIGKEIT IHNEN NICHT EIN
GEFÜHL VON ANSPORNENDER FREUDE UND INNERER BEFRIEDIGUNG
GIBT — DANN SUCHEN SIE SICH EINE ANDERE TÄTIGKEIT!
Das mag Ihnen als ein recht gewagter Ratschlag erscheinen und
ganz besonders dann, wenn Sie durch familiäre und finanzielle
Verpflichtungen in Ihrer Bewegungsfreiheit behindert sind. Aber
wenn Sie es erlauben, wollen wir auch einmal die unangenehme
Alternative ins Auge fassen. Sie sollen dann selbst entscheiden,
welche der beiden Möglichkeiten Sie vorziehen. Ist es Ihnen
lieber, jetzt kleine Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen, die
Ihnen aus dem Wechsel in eine neue, abwechslungsreiche und
befriedigende Tätigkeit erwachsen — oder ziehen Sie es vor, sich
164
den Rest Ihres Lebens mit einer langweiligen, enttäuschenden
und unbefriedigenden Arbeit abzuquälen, bei der Sie nicht
glücklich sind?
Da dieser Ratschlag wirklich etwas krass ist und keinesfalls
leichtgenommen werden darf, empfiehlt es sich: (1) sorgfältig das
Für und Wider eines solchen Schritts abzuwägen und (2) sich zu
vergewissern, ob für die materiellen Bedürfnisse Ihrer Familie
während einer eventuellen Übergangszeit in angemessener
Weise gesorgt werden kann.
Von einem der erfolgreichsten Männer unseres Landes stammen
sechs erprobte Methoden für den Erfolg. Einer der wichtigsten
Ratschläge davon ist: »Lernen Sie, wann Sie eine Stellung
aufzugeben haben. Sobald Sie soweit sind, daß Sie Ihre Arbeit so
gut verrichten, wie es nur möglich ist, dann verlangen Sie von
Ihrem Arbeitgeber größere Verantwortung — oder einen
anderen Posten. Wenn man Ihnen das nicht gibt, dann kündigen
Sie!«
Wenn Sie jetzt einige der früheren Kapitel noch einmal
durchgelesen haben, ganz besonders »Erfolg sieht für jeden
anders aus« und »Ist Ihnen der Erfolg 60 Minuten täglich wert?«,
dann: Überzeugen Sie sich, daß Sie ganz sicher sind, was Sie
eigentlich wollen.
Werden Sie sich klar darüber, was es Sie kosten wird, dieses Ziel
zu erreichen, und wie lange Sie dazu brauchen werden.
Planen Sie Ihr persönliches »Erfolgs‐Programm« mit äußerster
Sorgfalt.
Rechnen Sie sich aus, welche Höchstsumme (in DM) Ihnen
durch diesen Wechsel schlimmstenfalls an Verdienstausfall bzw.
geringerem Gehalt verlorengehen kann. Und wie lange dieser
finanzielle Engpass dauern kann. Haben Sie genügend
Rücklagen, um diese Zeit zu überbrücken, oder können Sie mit
dem gekürzten Einkommen leben?
Wenn Sie dieses Ziel endlich erreicht haben, werden Sie dann
das Gefühl haben, daß es die Opfer und Anstrengungen wert ist?
All diese Punkte müssen zur Zufriedenheit geklärt sein, bevor wir
das Projekt in Angriff nehmen, sonst wäre es tollkühn, einen
165
Wechsel überhaupt in Erwägung zu ziehen. Zuviel steht auf dem
Spiel, aber die Entscheidung muss getroffen werden!
Ein Bekannter von mir stand auch einmal vor dieser wichtigen
Entscheidung. Er war während seiner beruflichen Laufbahn fast
ausschließlich im zivilen Luftverkehr tätig gewesen und hatte es
recht weit gebracht. Im Laufe von 15 Jahren hatte er sich von
einem einfachen Schalterangestellten einer unbedeutenden
Fluggesellschaft zu einer leitenden Position in einer großen
internationalen Luftverkehrsgesellschaft hochgearbeitet.
Aber trotz regelmäßiger Beförderungen und Gehaltserhöhungen
hatte er das Gefühl, sich festgefahren zu haben. Er verrichtete
zwar immer noch sorgfältig seine Arbeit, aber sah wenig
Aussichten auf Weiterkommen oder neue Arbeitsmöglichkeiten.
Die Veränderung kam nicht über Nacht: fast zwei Jahre lang
grübelte mein Freund über einen eventuellen Stellungswechsel
nach. Er hatte nicht nur familiäre und finanzielle
Verpflichtungen zu berücksichtigen, sondern fürchtete auch,
wieder vor den gleichen Problemen zu stehen, wenn er für ein
Konkurrenzunternehmen arbeiten würde. Schließlich entschied
er sich für einen totalen Wechsel. Er beschloss, in eine völlig
neue Branche zu gehen — ein Branche, die ihn schon immer
interessiert hatte — nämlich Werbung. Nach einem Fehlstart in
einer Stellung, die ihre anfänglichen Versprechungen nicht
einhielt, ist er heute wieder in der glücklichen Lage, in seinem
Beruf die innere Befriedigung zu finden, die eine
verantwortungsvolle Arbeit mit sich bringt.
Natürlich gab es eine Menge Unannehmlichkeiten und
finanzielle Schwierigkeiten während der Übergangsperiode.
Aber mein Bekannter war der Ansicht, daß all das bei weitem
von der Tatsache überwogen wurde, daß er seine Arbeit wieder
gern tat und das Gefühl hatte, tatsächlich etwas zu leisten.
Dieses Verlangen, zu arbeiten und etwas zu leisten, ist eine
grundlegende Triebfeder im Menschen. Nirgends kommt sie
besser zum Ausdruck als in dem Augenblick, wo wir auf das
Problem des erzwungenen Ruhestandes stoßen.
Dazu berichtet eine Buchautorin:
166
Vor einiger Zeit führten zwei Ärzte eine Untersuchung durch, die
in der medizinischen Forschung einmalig ist. Es handelte sich
um eine gründliche Untersuchung und Befragung einer Gruppe
von Leuten, die das Alter von hundert Jahren erreicht bzw.
überschritten hatten. All diese Hundertjährigen hatten eines
gemeinsam: keiner von ihnen hatte aufgehört, sich mit irgend
etwas zu beschäftigen. Die beiden Ärzte und ihre Mitarbeiter
fanden keinen einzigen Hundertjährigen, der sich tatsächlich
»zur Ruhe gesetzt« hatte. Daraus schlossen sie, daß Pensio‐
nierung und Ruhestand ihre eigenen Ziele vereiteln. Menschen,
die mit über 65 Jahren gesund sind, haben den Wunsch zu
arbeiten und bleiben gesund, weil sie arbeiten. Obgleich viele der
Befragten pensioniert waren, hatten sie ausnahmslos ihre
ehemalige Arbeit durch irgendeine andere Beschäftigung ersetzt.
Die Untersuchung bestätigte, was vielen vielleicht schon vorher
bewusst war: »Alles lebt durch die Bewegung und gewinnt
dadurch an Kraft.«
Es gibt keinen Status quo
Die Einstellung dieser Hundertjährigen lässt sich in einem Satz
von George Bernard Shaw gut zusammenfassen; Shaw sagte:
»Erfolg
jagt mir Angst ein. Ich habe lieber einen Zustand des dauernden
Werdens, mit einem Ziel vor mir und nicht hinter mir.« In der
Natur gibt es keinen Status quo — ein Stillstand oder ein Sich
gehenlassen ist undenkbar. Das Leben spielt sich nicht auf einer
Ebene ab, sondern auf einem Abhang. Und sobald man stillsteht,
fängt man an, abzurutschen. Und aus dem Abrutschen wird
schnell ein Abstürzen. An uns allein liegt es, das zu verhindern.
Die Zusammenfassung dieses wichtigen Kapitels:
ERFOLGSREZEPT Nr. 11:
• RICHTEN SIE IHRE BEMÜHUNGEN AUF »DAUERNDE LEISTUNG«.
• WENN IHRE AUGENBLICKLICHE TÄTIGKEIT IHNEN NICHT EIN
GEFÜHL VON ANSPORNENDER FREUDE UND INNERER BEFRIEDIGUNG
GIBT — DANN SUCHEN SIE SICH EINE ANDERE TÄTIGKEIT!
167
Denken Sie immer an die Worte Königin Christinas: »Man muss
ohne Unterlass versuchen, sich selbst zu übertreffen; und dieses
Streben sollte nie aufhören, solange man lebt.«
Dieses Buch soll Ihnen helfen, aus dem »Erfolgreichleben« eine
Gewohnheit zu machen. Jetzt, am Ende der Lektüre, stehen Sie
an der Schwelle zu großen Leistungen — Leistungen, die weit
größer sind als alles, was Sie in Ihrem bisherigen Leben erreicht
haben. Lassen Sie mich noch einmal den Satz wiederholen, der
über dem ersten Kapitel steht: »Es ist nie zu spät, das zu werden,
was man hätte sein können.« Schöpfen Sie aus dem ungeheuren
Reichtum an ungenutzten Fähigkeiten und brachliegenden
Kräften, der in Ihnen ruht, machen Sie sich die Vorschläge und
Methoden zunutze, die in diesem Buch enthalten sind und dann
holen Sie sich das, was Sie sich vom Leben wünschen.
SONDERTEIL
Persönliche Planungshilfen, Beurteilungsbogen und
Arbeitsunterlagen
Wenn Sie an einer Arbeitsbesprechung teilnehmen, dann haben
Sie doch ‐wahrscheinlich vor sich ein Notizbuch liegen, um jeden
neu auftauchenden Gedanken gleich schriftlich festhalten zu
können. Später brauchen Sie dann nur auf Ihre Notizen
zurückzugreifen und können entscheiden, wie Sie die neuen
Vorschläge in der Praxis verwerten wollen.
Oder nehmen wir einmal an, Sie besuchen einen Abendkurs und
werden angewiesen, eine bestimmte Aufgabe zu lösen.
Bequemlichkeitshalber werden Sie in diesem Falle doch ein
Arbeitsheft benutzen, um sich beim Durchblättern des
verfügbaren Informationsmaterials Notizen zu machen. Diese
werden Ihnen dann als Anhaltspunkte bei der Lösung der
gestellten Aufgabe dienen.
Es steht völlig außer Zweifel: ein Vortrag kann noch so gut und
ein Lehrbuch noch so klar sein, man muss zunächst die
wichtigsten Punkte notieren und sie verarbeiten, um sie dann auf
seine persönlichen Erfordernisse und Probleme zuzuschneiden.
168
Nur so kann man das verfügbare Material voll erfassen und einen
echten Nutzen daraus ziehen.
Sie werden feststellen, daß der gleiche Grundsatz auch für dieses
Buch gilt. Eine ungeheure Anzahl von Tatsachenberichten und
Beispielen wurde Ihnen auf den vorhergehenden Seiten
vorgeführt. Jedes Kapitel bietet Ihnen darüber hinaus praktische,
erprobte und leicht zu befolgende Ratschläge. Jetzt liegt es einzig
und allein an Ihnen, was Sie daraus machen. Und hier kann
Ihnen dieser Sonderteil behilflich sein.
Hier ist das »Arbeitsheft«, das Ihnen die Schlüsselpunkte eines
jeden Kapitels zeigt und Ihnen hilft, sie Ihren persönlichen
Umständen anzupassen. Dieser Teil dient gleichzeitig als
Planungshilfe — bei der Beurteilung Ihrer Bedürfnisse und bei
der Aufstellung eines genauen, ausführlichen Programms — und
als bequemes Nachschlagewerk, in dem die wichtigsten Punkte
des Buches in kurzer, übersichtlicher Form zusammengefaßt
sind.
ERFOLGSREZEPT NR. 1:
• WERDEN SIE SICH KLAR, WAS ERFOLG WIRKLICH FÜR
SIE BEDEUTET.
Da meine Bedürfnisse und Ziele anders sind als Ihre, und Ihre
sich wiederum von denen Ihres Nachbarn oder Arbeitskollegen
unterscheiden, sollte es jedem logisch erscheinen, daß der Begriff
»Erfolg« kein allgemeines Massenziel sein kann, sondern eine
ganz bestimmte, persönliche Angelegenheit ist.
Die große Mehrzahl der Menschen hat im Grunde genommen
nicht die leiseste Vorstellung, was sie sich tatsächlich vom Leben
erhofft. Und eben weil sie sich niemals die Mühe gemacht haben,
ihre ureigene Auslegung des Wortes »Erfolg« zu finden,
übernehmen sie einfach das, was der Nächstbeste darunter
versteht. Das ist aber gewöhnlich die immer wieder so beliebte
Einstellung, daß »mein Auto (oder Haus oder Schwimmbecken)
genauso groß sein muss wie das meines Nachbarn«.
Wenn Sie sich darüber klarwerden wollen, was Erfolg tatsächlich
für Sie bedeutet, dann müssen Sie sich von Klischee‐
Vorstellungen freimachen; vergessen Sie darum alle bisher
169
gehörten Definitionen, was Erfolg ist und was Erfolg nicht ist —
fangen Sie ganz von vorn an. Vielleicht stellt sich dabei heraus,
daß Ihnen die tägliche Arbeit zur eintönigen Plackerei geworden
ist, und daß Ihnen beispielsweise Ihre Freizeitbeschäftigung sehr
viel mehr Spaß macht.
Notieren Sie all die Dinge, die auf Sie besonders anregend oder
interessant wirken bzw. die Ihnen ein Gefühl innerer
Befriedigung geben. (Ihre Hobbys, bestimmte Seiten Ihrer
Arbeit, persönliche Projekte, usw.)
1.............................................................................................................
....................................
2............................................................................................................
.....................................
3.............................................................................................................
....................................
4............................................................................................................
....................................
5............................................................................................................
....................................
• ERKENNEN SIE, WAS VERSAGEN WIRKLICH IST.
Wie sein entfernter Verwandter, der Erfolg, so ist auch das Wort
Versagen das Opfer einiger grober Missdeutungen. In
Wirklichkeit hat Versagen nicht das geringste mit Rang und
Stellung, Höhe des Gehalts
oder anderen sogenannten Erfolgsanzeichen zu tun. Nur der
Betreffende selbst ist in der Lage, den wahren Grad seines Erfolgs
oder Versagens zu beurteilen.
Um die in diesem Kapitel enthaltene Lebensweisheit zu wieder‐
holen : ein Mensch hat in dem Maße versagt, wie er seine
gottgegebenen Talente nicht voll zu nutzen wusste.
Welches sind Ihrer Ansicht nach Ihre am stärksten ausgeprägten
Fähigkeiten und Talente?
Können Sie mit reinem Gewissen behaupten, dass Sie diese
Talente und Fähigkeiten voll genutzt haben?
Ja................Nein................
ERFOLGS REZEPT NR. 2:
170
• LERNEN SIE DIE GEFAHRSIGNALE DER
»AUFSCHIEBERITIS« ERKENNEN.
Vielleicht sind Sie mit den Aussichten, die Ihre augenblickliche
Stellung bietet, nicht so recht zufrieden. Wie lange ist es nun
schon her, daß Sie beschlossen haben, Ihre Stellung zu wechseln
— was Sie seitdem immer wieder hinausgeschoben haben? Und
wie ist das mit der Beförderung oder der Gehaltserhöhung, die
Sie Ihrer Meinung nach verdient hätten und die Sie immer noch
nicht verlangt haben, weil Sie einfach nie dazu kommen? Oder
jener Fortbildungskurs, den Sie schon längst machen wollten?
»Aufschieberitis« kann an ihren Symptomen erkannt werden.
Wie viele der folgenden Redewendungen haben sich in Ihren
Wortschatz eingeschlichen:
Ich habe noch keine Zeit dafür gehabt.
Ich hatte noch keine Gelegenheit dazu.
Ich tu's, sobald ich Zeit dafür finde.
Natürlich könnte ich es tun, aber ich habe gerade etwas anderes
vor.
Ich denke, ich ruhe mich erst mal ein bißchen aus, bevor ich
damit anfange.
Ich mache es morgen.
Ich wollte es schon lange tun.
Kommen Ihnen diese Aussprüche bekannt vor? Zweifellos —
denn bis zu einem gewissen Grad neigt jeder von uns dazu, hin
und wieder etwas aufzuschieben. Die entscheidende Frage ist
jedoch (1) Wie bekannt kommen Ihnen diese Redewendungen
vor? und (2) Ertappen Sie sich regelmäßig dabei, daß Sie diese
Ausreden benutzen, wenn es um wichtige Entscheidungen geht?
• SEHEN SIE EIN, DASS DIE EINZIGEN WAHREN GRÜNDE
FÜR »AUFSCHIEBERITIS« (1) GLEICHGÜLTIGKEIT BZW.
MANGELNDES INTERESSE UND (2) ANGST VOR DEM
VERSAGEN SIND.
»Aber in meinem Fall liegt die Sache ganz anders«, werden Sie
jetzt sagen, »bei mir ist es wirklich so, daß ich keine Zeit habe,
all das zu tun, was ich gern tun möchte.« Verzeihen Sie, aber das
171
nehme ich Ihnen nicht ab. Wenn man wirklich den Wunsch hat,
eine bestimmte Sache zu tun, findet man immer Zeit dafür.
Denken Sie an die vielen vergleichsweise unwichtigen und zweit‐
rangigen Beschäftigungen, für die Sie ja auch tagtäglich Zeit
haben. Sie müssen doch zugeben, daß Sie einen Teil dieser Zeit
für andere, wichtigere Dinge verwenden könnten, wenn Sie
wirklich wollten.
Möglicherweise zweifeln Sie jedoch an Ihren Fähigkeiten. Oder
vielleicht ist das Risiko im Falle eines Misserfolgs zu groß. Was
es auch immer sein mag, bringen Sie den wahren Grund ans
Tageslicht, prüfen Sie ihn sorgfältig und sehen Sie zu, ob Sie ihn
beheben können.
• FANGEN SIE NOCH HEUTE AN SICH ANZUGEWÖHNEN,
ALLES GLEICH ZU TUN.
Der Satz »Ich mache es morgen« ist eine Angewohnheit, und
noch dazu eine sehr gefährliche.
Der logische und beste Weg, eine schlechte Angewohnheit
loszuwerden, besteht aus folgenden Schritten: (1) Man muss sich
ihrer bewusst werden und sie (2) durch eine gute Angewohnheit
ersetzen.Wie das gemacht wird? Indem Sie sich einfach zu der
guten Angewohnheit zwingen, jedes mal »Ich mache es gleich!«
zu sagen, wenn Sie eine Entscheidung zu fällen haben. Fangen
Sie mit kleinen Dingen an, und allmählich wird diese positive
Gewohnheit auch auf die größeren und wichtigeren
Entscheidungen übergreifen.
• ERSCHWEREN SIE SICH ALLMÄHLICH DIE MÖGLICHKEIT, EINEN
RÜCKZIEHER ZU MACHEN.
1. Ein guter Tipp ist, sich anderen Leuten gegenüber zu
verpflichten. Nehmen Sie jede Gelegenheit wahr, ihnen zu
erzählen: »Ich habe vor, das und das bis zu dem und dem
Zeitpunkt zu tun.« Schon sehr bald werden Sie feststellen,
daß es schwierig ist, zu »kneifen«.
2. Empfehlenswert ist weiterhin, an verschiedenen Stellen gut
sichtbare Mahnzettel für Sie selbst anzubringen. Letzten Endes
werden Sie es so leid bekommen, diese Zettel ständig vor Augen
zu haben, daß Sie den Weg des geringsten Widerstandes wählen
172
und die betreffende Angelegenheit schnell aus der Welt schaffen
werden.
ERFOLGSREZEPT Nr. 3:
• WIE HOCH IHRE ZIELE AUCH SEIN MÖGEN — SIE MÜSSEN DEN
UNERSCHÜTTERLICHEN UND FESTEN GLAUBEN HABEN, DASS SIE SIE
ERREICHEN KÖNNEN.
Sie fragen mich: »Wo soll ich diesen felsenfesten Glauben denn
hernehmen — vor allem, wo ich in Wirklichkeit meiner selbst
gar nicht so sicher bin?« Drei Möglichkeiten stehen zu Ihrer
Verfügung:
1. Verschaffen Sie sich das Selbstvertrauen, das die Folge genauer
Sachkenntnis ist. Bringen Sie alles über Ihr Vorhaben in Erfah‐
rung — und zwar was dafür und was dagegen spricht. Wenn Sie
erst die Gründe für Ihre Ängstlichkeit und Ihr Zögern kennen,
werden sie Sie längst nicht mehr so beeindrucken.
2. Horchen Sie ein wenig in sich hinein — versuchen Sie heraus‐
zufinden, woran es liegen könnte, daß Sie immer noch zögern.
Möglicherweise ist der Grund dafür mangelnde Fähigkeit oder
ungenügende Vorbildung auf dem betreffenden Gebiet; oder Sie
fühlen sich den persönlichen und beruflichen Anforderungen der
besonderen Situation nicht gewachsen. Erst wenn Sie jeden ein‐
zelnen dieser Gründe aus der Gesamtheit Ihrer Empfindungen
und Überlegungen herausgelöst haben und jeden einzeln
betrachten, werden Sie beurteilen können, ob es sich um einen
bloßen Vorwand oder um ein ernsthaftes Argument handelt. 3.
Überreden Sie sich, daß Sie alles schaffen können, was Sie sich
vornehmen. Das ist so einfach, daß Sie die Wirksamkeit dieser
Methode wahrscheinlich anfangs bezweifeln werden. Sie heißt
nämlich schlicht und einfach: Wiederholen Sie sich immer
wieder »Ich bin fähig, meine Ziele zu erreichen.« Sagen Sie sich
diesen Satz unaufhörlich vor, und schon sehr bald werden Sie
wirklich daran glauben. Sie können es »positives Denken«
nennen oder »Beeinflussung des Unterbewusstseins« oder
»Autosuggestion« — an der ungeheuren Macht dieses einfachen
Grundsatzes kann kein Zweifel bestehen.
173
• MACHEN SIE AUS DEN »NEGATIVEN GEMÜTERN« NICHT
GEGNER, SONDERN FREUNDE. VERSCHAFFEN SIE SICH
MIT IHRER HILFE EIN KLARES BILD VON DEM FÜR UND
WIDER IHRES PLANS.
Der Großteil der Menschheit denkt »negativ«. Probieren Sie
einmal eine Idee an mehreren Ihrer Freunde aus. Zuerst werden
sie Ihnen zwar aus Höflichkeit versichern, daß Ihre Idee prächtig
ist, aber dann innerhalb von kürzester Zeit Dutzende von
Gründen aufzählen, warum sie für die Praxis unbrauchbar ist. Als
Ihre Freunde fühlen sie sich nämlich verpflichtet, Sie vor sich
selbst zu beschützen — und Ihnen zu zeigen, was alles
danebengehen kann. Dumm ist nur, daß Sie danach Ihrer Sache
gar nicht mehr so sicher sind.
Lassen Sie es aber nicht dabei bewenden, sondern sorgen Sie
dafür, daß Ihre Freunde nicht etwa (unabsichtlich) gegen Sie,
sondern für Sie arbeiten.
Zwingen Sie sie dazu, mit der gleichen Phantasie an die
Beurteilung der positiven Seiten Ihrer Idee zu gehen. Geben Sie
anfangs zu, daß vieles möglicherweise tatsächlich misslingen
könnte. Und stellen Sie ihnen dann die folgende Frage:
»Wir wollen doch die Vorzüge meiner Idee genauso gründlich
untersuchen, wie wir es eben mit den Nachteilen getan haben.
Was gehört eurer Meinung nach zu den positiven Aspekten
meiner Idee?«
• AM ANFANG UND AM ENDE EINES JEDEN TAGES
SOLLTEN SIE SICH MIT EINEM SELBSTGESPRÄCH NEUEN
MUT UND AUFTRIEB GEBEN.
Mit Hilfe von zwei kinderleichten Experimenten, die ausführlich
in diesem Kapitel beschrieben sind, können Sie sich selbst
beweisen, welch ungeheure Macht Sie über Ihren eigenen
Verstand besitzen. Die beiden Experimente zeigen, (1) daß es
unmöglich ist, gleichzeitig positive und negative Gedanken zu
haben, und (2) daß Sie in der Lage sind, auf Befehl sich alles
vorzustellen, was Sie wollen.
Ist es dann nicht logisch, daß Sie von jetzt ab nur noch »positiv«
denken? Und sollten Sie sich dabei ertappen, in negativer
174
Richtung zu denken, ist es dann nicht logisch, daß Sie diese
negativen Gedanken einfach abschalten und statt dessen Ihrem
Verstand befehlen, nur an die positiven Aspekte zu denken?
Mit Hilfe dieses Aufmunterungsgesprächs können Sie
regelmäßig das Feuer Ihrer Tatkraft bis zur Weißglut schüren
und sich immer wieder davon überzeugen, wie wichtig es für Sie
ist, zu verwirklichen, was Sie sich vorgenommen haben.
Hier sind die Spielregeln:
1. Machen Sie eine »Erfolgsbilanz«. Erinnern Sie sich an alles, was
Sie in Ihrem bisherigen Leben geleistet und erreicht haben.
2. Sagen Sie sich, daß Sie Ihre Ziele erreichen können und
werden. Sie haben sich ja eben mit Hilfe Ihrer »Erfolgsbilanz«
selbst bewiesen, daß Ihnen in der Vergangenheit Ihre Fähigkeit
und Ihre Beharrlichkeit zum Erfolg verholfen haben.
Warum sollte das also nicht weiterhin der Fall sein?
ERFOLGSREZEPT Nr. 4:
• MACHEN SIE EIN »ERFOLGSPROGRAMM«, INDEM SIE
IHRE ZIELE KLAR BESTIMMEN UND GENAU FESTLEGEN,
WAS SIE WOLLEN.
»Viele Männer und Frauen scheitern im Leben nicht etwa, weil
es ihnen an Fähigkeiten, Intelligenz oder Fleiß mangelt, sondern
einfach, weil sie nie ihre ganze Kraft auf ein einziges Ziel
konzentriert haben.«
(Elmer Wheeler)
So ungefähr könnte Ihr »Erfolgsprogramm« aussehen: 1. Was ich
bisher im Leben erreicht habe:
Beruflich...............................................................................................
...............................
Persönlich
Gesellschaftlich
(a) Welche Erfahrungen ich aufgrund dieser Leistungen ge‐
sammelt
habe:.....................................................................................................
...
2. Was ich in der Zukunft erreichen möchte: In meinem
Beruf............................................................
175
Für meine Familie
Im öffentlichen Leben
Auf persönlichem Gebiet (besondere Pläne und Hobbys)
3. Welche Voraussetzungen sind erforderlich, um jedes dieser
Ziele zu erreichen:
Voraussetzungen, die ich bereits besitze
Voraussetzungen, die mir noch fehlen
• SETZEN SIE SICH EINE GENAU BEGRENZTE FRIST.
Wenn man seinen Zielen eine Frist setzt, hören sie von selbst
auf, zur Kategorie der bloßen Wunschträume zu gehören.
Ob es sich um eine Woche, einen Monat oder zehn Jahre
handelt, ein Termin schafft immer das so wichtige Gefühl der
Dringlichkeit und dient als Ansporn, das gesetzte Ziel zu
erreichen. Und das sind noch nicht die einzigen Vorteile: ein
Termin hilft auch bei kleinen Rückschlägen; sie erscheinen
nämlich längst nicht mehr so entmutigend, wenn Ihre Augen auf
das eigentliche, große Ziel gerichtet sind. Auch Rückschläge
können einen Vorteil haben; sie sind eine Mahnung, sich etwas
mehr anzustrengen, um verlorene Zeit wieder einzuholen.
Schauen Sie sich noch einmal Punkt 2 Ihres Erfolgsprogramms
an — Was ich in der Zukunft erreichen möchte — und machen
Sie dann für alle vier Gebiete einen Zeitplan, wann Sie jedes
einzelne dieser Ziele erreichen wollen. Schreiben Sie neben jedes
Ziel ein realisierbares » Fälligkeitsdatum«.
Als nächstes nehmen Sie sich Punkt 3 vor — Welche
Voraussetzungen sind erforderlich, um jedes dieser Ziele zu
erreichen — und bestimmen Sie, bis wann Sie sich die Ihnen
noch fehlenden Voraussetzungen aneignen wollen.
• WENN ZIEL UND TERMIN FESTSTEHEN — DANN TEILEN
SIE IHR ZIEL AUF IN LEICHT DURCHFÜHRBARE
ZWISCHENZIELE.
»Es ist der Versuch, den Gipfel in einem einzigen Sprung zu
erreichen, der so viel Elend über die Welt bringt.« Es gibt Ziele,
die so fern und schwierig erscheinen, daß man von vornherein
die Flinte ins Korn wirft, weil es nicht so aussieht, als könnte
man sie je erreichen. Wenn man jedoch sein Ziel in drei, fünf
176
oder sogar zwanzig leicht erreichbare Zwischenziele aufteilt —
dann sieht auch das schwierigste Ziel auf einmal gar nicht mehr
so entmutigend aus.
Nehmen Sie sich für jedes einzelne Ziel ein eigenes Blatt Papier
oder eine Karteikarte und entwerfen Sie für jedes folgenden Plan:
Haupt‐ oder
Fernziel................................................................................................
Wann ich dieses Ziel erreichen
will................................................................
Nah‐ oder
Zwischenziele......................................................................................
..
..............................................................................................................
..........................................
Was ich bereits getan habe oder zu tun beabsichtige, um diese
Ziele zu erreichen (Termine für Beginn und Abschluß der
Zwischenziele).....................................................................................
..................
• ÜBERPRÜFEN SIE REGELMÄSSIG IHRE ZWISCHEN‐
LEISTUNGEN, UM FESTZUSTELLEN, OB IHRE RICHTUNG
NOCH STIMMT.
Es ist von größter Wichtigkeit, daß Sie in regelmäßigen
Abständen die erreichten Fortschritte anhand Ihres gesetzten
Zieles überprüfen. Hier zeigt sich auch der Vorteil, die Ziele
schriftlich festgelegt zu haben, denn nur so können Sie sie von
Zeit zu Zeit wieder durchlesen und sich überzeugen, daß Sie
immer noch auf dem richtigen Wege sind und nicht bei einem
Umweg Ihre Richtung verloren haben.
Es kann vorkommen, daß Ihre Ziele ursprünglich nicht
realisierbar waren. Oder vielleicht haben sich Ihre Interessen mit
der Zeit gewandelt, und eine Änderung Ihrer Ziele erscheint
angebracht. Es kann auch sein, daß ganz neue Gesichtspunkte
aufgetaucht sind. Aus allen diesen Gründen und aus vielen
anderen mehr ist es erforderlich, regelmäßige Kontrollen
durchzuführen.
177
ERFOLGSREZEPT NR. 5:
• UNTERSUCHEN SIE SORGFÄLTIG IHREN »MARKT«.
Das Erreichen unserer persönlichen Ziele und die Erfüllung aller
Wünsche, die wir an das Leben haben, ist zweifellos eine
Spekulation. Warum sollten Sie also nicht die gleichen
vernünftigen und logischen Regeln benutzen, die den
Börsenfachmann zum Erfolg führen? Die Grundregel heißt,
seinen Markt zu studieren. Oft tun Sie zwar Ihr möglichstes, aber
die »Atmosphäre« ist gegen Sie. In einem solchen Fall müssen
Sie entscheiden: (1) ob es in Ihrer Macht steht, die bestehende
Situation zu ändern; (2) oder ob es besser ist, ein anderes Ziel zu
wählen.
• VERGEWISSERN SIE SICH, DASS IHR »GEWINN‐ZIEL« IM
VERHÄLTNIS ZU DEM EINGEGANGENEN RISIKO GROSS
IST.
Da Risiko ein Bestandteil all unseres Tun und Handelns ist,
müssen wir unser »Gewinn‐Ziel« entsprechend hoch stecken.
Je größer das Risiko, desto höher sollte das Ziel sein. Wenn Sie
im Begriff stehen, einen sicheren Arbeitsplatz einer neuen
Stellung wegen aufzugeben — sind dann die Vorteile — gleich
oder später — groß genug, um den Wechsel zu rechtfertigen?
Wenn Sie Ihre persönlichen Ziele sehr hoch stecken, können Sie
es sich leisten, Ihr Ziel bei weitem nicht zu erreichen und werden
doch noch eine Menge gewonnen haben.
• SIE MÜSSEN BEREIT SEIN, GELEGENTLICHE KLEINE
RÜCKSCHLÄGE EINZUSTECKEN.
Über eine Regel sind sich alle Börsenexperten einig: Halten Sie
sich nicht bei Ihren Verlusten auf. Wenn Sie sich die Strategie
des »niedrigen Verlustes« zu eigen machen, können Sie sich eine
Reihe von kleineren Misserfolgen leisten, ehe Sie auf das richtige
»Pferd« setzen. Niemand ist unfehlbar. Ja, viele der
erfolgreichsten Spekulanten tippen nur in der Hälfte aller Fälle
richtig. Aber wenn sie sich geirrt haben, dann geben sie es zu
und halten ihre Verluste in Grenzen. Damit Sie jedoch nicht die
Strategie des »niedrigen Verlustes« mit der Haltung des »zu
schnell Aufgebens« verwechseln, denken Sie immer daran, daß
178
die Strategie des niedrigen Verlustes aus folgenden Maßnahmen
besteht:
1. Die Lage einer sorgfältigen Prüfung unterziehen, bevor man
sich auf eine bestimmte Sache einlässt;
2. die Entwicklung der Dinge genau verfolgen, um zu sehen, ob
sie zufriedenstellend verläuft;
3. dem Projekt eine angemessene Frist geben, sich zu bewähren;
4. selbst sein möglichstes tun, daß sich die Dinge den
Erwartungen entsprechend entwickeln.
• LERNEN SIE, AUF INTELLIGENTE WEISE ÜBER IHRE
VERHÄLTNISSE ZU LEBEN.
Die wenigen unter den Lesern, die es fertigbringen, diesen Rat
unvoreingenommen anzuhören, die ihn prüfen, für gut befinden
und in vernünftigen Grenzen anwenden, werden darin einen
Ansporn ohnegleichen entdecken. Wenn Sie absichtlich Dinge
kaufen, die zwar mit Ihren materiellen Zielen in Einklang stehen,
aber etwas über Ihren gegenwärtigen Verhältnissen liegen,
können Sie sich selbst dazu zwingen, erfolgreich zu sein — oder
die unangenehme Konsequenz ziehen zu müssen. Es wird jedem
einleuchten, daß sich diese Methode nicht für Leute eignet,
denen es an »Schneid« fehlt.
ERFOLGSREZEPT NR. 6:
• ANALYSIEREN UND BEURTEILEN SIE IHREN GEGEN‐
WÄRTIGEN FREUNDES‐ UND BEKANNTENKREIS.
Eine der wichtigsten »Abkürzungen« zum Erfolg, die uns heute
zur Verfügung stehen, ist das wenig bekannte Prinzip »Erfolg
durch Kontakt mit anderen Menschen«. Auf die einfachste Form
gebracht heißt das: »Absichtlich und bewusst sich solchen
Menschen anschließen, deren Können auf dem gleichen Gebiet
liegt wie das eigene Ziel.« Die Schlüsselworte dabei sind
absichtlich und bewusst. Die Wahl der Menschen, mit denen Sie
verkehren, sollte nicht dem Zufall überlassen bleiben.
Erfolg zeugt Erfolg — und viele Leute sind nur deshalb
erfolgreich, weil sie sich anderen erfolgbewussten Menschen
angeschlossen haben. Der Kontakt mit ihnen wirkt als Ansporn
und als Herausforderung. Auf der anderen Seite kann eine
179
übergroße Anzahl von durchschnittlichen negativ eingestellten
und energielosen Freunden einen Menschen regelrecht in der
Mittelmäßigkeit Festketten.
• ERWEITERN SIE IHREN FREUNDES‐ UND
BEKANNTENKREIS IM HINBLICK AUF IHRE ZIELE.
Vergessen Sie nicht: »Ein Mensch, der Reichtümer erstrebt, muss
dahin gehen, wo die Reichtümer liegen.« Lesen Sie sich Ihre Ziele
noch einmal durch, überlegen Sie sich gut, worauf es Ihnen
ankommt und dann versuchen Sie, absichtlich und bewusst die
Freundschaft mit dynamischen, erfolgreichen Menschen auf
eben diesen Gebieten zu pflegen.
Falls Sie sich zum Ziel gesetzt haben, eines Tages zur
Führerschicht zu gehören, dann fangen Sie schon jetzt an,
Mitglied einiger Klubs und Vereine zu werden und sich den
Leitern dieser Organisationen anzuschließen. So werden Sie
einen guten Einblick in den inneren Betrieb gewinnen. Sie
werden erkennen, an welchen Eigenschaften man den echten
Führer erkennt und wo es bei den anderen fehlt.
• LERNEN SIE DAS »NEGATIVE ELEMENT« UND SEINE
URSACHE ERKENNEN.
Ganz allgemein gesprochen können Sie Ihre berufliche Tätigkeit
in zwei Teile trennen: (1) Den Teil der Arbeit, der von Ihnen
verlangt
wird — oder in anderen Worten das Mindestmaß an Arbeit, das
gerade ausreicht, um nicht entlassen zu werden und (2) der Teil,
wo Sie Ihre eigene Initiative einzusetzen beginnen.
Es ist jedoch eine erwiesene Tatsache, daß die große Mehrzahl
der Menschen — unabhängig ‐von ihrer Position — nur das
Allernotwendigste tut. Das ist das negative Element im
Menschen.
• BENUTZEN SIE DAS NEGATIVE ELEMENT IN DEN
ANDEREN, UM IHR SELBSTBEWUSSTSEIN IN KRITISCHEN
AUGENBLICKEN ZU STÄRKEN.
Wenn Sie beispielweise nicht der einzige sind, der sich um eine
Beförderung bemüht, dann werden Sie aller Voraussicht nach
den anderen Kandidaten sehr viel mehr Fähigkeiten und Energie
180
zutrauen, als sie tatsächlich haben. Gleichzeitig werden Sie aber
Ihre eigenen Fähigkeiten unterschätzen. Das ist eine ganz
natürliche Reaktion, die jedoch die große Gefahr birgt, daß Sie
sich von vornherein kampflos geschlagen geben.
Wenn Sie jedoch das negative Element im Menschen kennen
und wissen, daß die meisten Leute selten ihre ganze Kraft
einsetzen — gleichgültig, was für sie auf dem Spiel steht —, dann
können Sie die Lage sachlicher beurteilen und mit mehr
Selbstvertrauen an Ihre Vorhaben gehen.
• VERSETZEN SIE SICH AN DIE STELLE IHRER
VORGESETZTEN UND VORBILDER.
Sie sollten immer zwei Ziele vor Augen haben: (1) Ihren augen‐
blicklichen Arbeitsplatz und wie Sie ihn besser ausfüllen können
und (2) die nächst höhere Position und wie Sie sich am besten
darauf vorbereiten können.
Wir wollen annehmen, daß Sie Ihre augenblickliche Stellung in
idealer Weise ausfüllen; was die nächst höhere Position betrifft,
so gibt es eine Möglichkeit, sich indirekt darauf vorzubereiten.
Sie können praktische Erfahrungen für diesen Posten sammeln,
ohne ihn jemals innegehabt zu haben. Die Erfahrungen, die Sie
sich dabei aneignen,
werden äußerst wertvoll sein, weil Ihre richtigen Entscheidungen
für Sie von Vorteil sein können, aber Ihre Irrtümer und Fehler
keinerlei Nachteile für Sie haben werden.
Die Methode heißt: Versetzen Sie sich in Gedanken an den ent‐
sprechenden Arbeitsplatz bzw. an die Stelle Ihres Vorgesetzten
und treffen Sie probeweise ein paar der zu fällenden
Entscheidungen. Das ist nicht viel mehr als ein kleines
»Gehirntraining«: Sie nehmen sich ein Problem vor, das Ihnen
zwar bekannt ist, für dessen Folgen Sie jedoch nicht
verantwortlich sind. Dann versuchen Sie, für dieses Problem eine
Lösung zu finden. Ist das getan, so ist es interessant und
anspornend zugleich, Ihre Lösung mit der Entscheidung zu
vergleichen, die tatsächlich getroffen wurde und festzustellen,
wie gut Sie bei der Gegenüberstellung abschneiden.
181
• LASSEN SIE IHR ZIEL VOR IHREM INNEREN AUGE
LEBENDIG WERDEN.
Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Wege zum Erreichen Ihrer
Ziele besteht darin, Ihr Ziel so lebendig zu machen, daß es wie
greifbare Wirklichkeit erscheint und nicht wie ein ferner Traum.
In anderen Worten, Sie sollten das Bild Ihres Ziels in Ihrer
Vorstellung lebendig erstehen lassen.
Es ist ja so treffend gesagt worden: »Nur wer das Unsichtbare
sehen kann, kann das Unmögliche tun.«
ERFOLGSREZEPT NR. 7:
• DER KLÜGSTE RAT, DIE SORGFÄLTIGST GEPLANTEN
ZIELE, DIE BESTEN ABSICHTEN UND ALLE TODSICHEREN
METHODEN UND TIPS DER WELT — NICHTS WIRD
HELFEN, WENN SIE NICHT DAS IHRIGE DAZU BEITRAGEN.
Es gehört eine Menge harter Arbeit dazu, wenn man die Dinge
erreichen will, die man sich im Leben wünscht. Der innere
Antrieb ist eine der Haupteigenschaften, die den glücklichen,
erfolgreichen von dem verbitterten, unausgefüllten Menschen
unterscheidet. Der innere Antrieb ist die Verbindung von (1)
Zielsetzung und (2) dem Willen, das gesetzte Ziel zu verfolgen.
Eines ohne das andere ist wie ein Automotor ohne Zündkerzen.
Inzwischen haben Sie eine ziemlich klare Vorstellung von den
Dingen, die Sie erreichen wollen, und Sie wissen auch, wann Sie
sie erreicht haben wollen. Jetzt kommt der entscheidende
Augenblick. Nachdem Sie sich all die Vorteile ausgemalt haben,
die Ihnen das Erreichen Ihrer Ziele bringen wird, dann stellen Sie
sich diese eine Frage:
Ist mir all das 60 Minuten täglich wert? Wenn Sie diese Frage
nicht mit einem ehrlichen »Ja« beantworten können, dann wäre
es besser, wenn Sie dieses Buch gleich weglegen würden.
Sie verschwenden nämlich nur Ihre Zeit, wenn Sie es weiterlesen.
• ES IST UNMÖGLICH, MEHR ZEIT ZU FINDEN. DIE BESTE
MÖGLICHKEIT, ZEIT VERFÜGBAR ZU MACHEN, BESTEHT DARIN,
WENIGER WICHTIGE ZEIT ANDERWEITIG ZU VERWENDEN.
Als erstes müssen Sie sich darüber klarwerden, was Sie eigentlich
mit Ihrer Zeit anfangen. Denken Sie daran, daß »die meisten
182
Menschen während der Zeit vorankommen, die die anderen
verschwenden.« Gliedern Sie Ihren Tagesablauf in die folgenden
Kategorien auf und schreiben Sie hinter jeden Posten die
durchschnittliche Stundenzahl, die Sie täglich dafür verwenden:
Kategorie »A« Fixer Zeitaufwand
1. Arbeit ...........................
2. Körperpflege .....................
3. Mahlzeiten.......................
Kategorie »B« Quasi‐variabler Zeitaufwand
1. Schlaf .............................................. Stunden
2. Transport ........................................... Stunden
................... Stunden
................... Stunden
................... Stunden
Kategorie »C« Völlig variable Zeit
1. Freizeit ............................................. Stunden
Wenn Sie wie jeder Durchschnittsmensch sind, dann
genehmigen auch Sie sich wahrscheinlich fast 45 Stunden
Freizeit pro Woche! Das erscheint fast unglaublich, solange Sie
nicht tatsächlich einmal genau analysieren, was Sie mit Ihrer Zeit
anfangen. In dieser einen Kategorie liegt eine wahre Goldgrube
an Zeit, die für wichtigere Dinge verwandt werden kann. Jeder,
der behauptet, er könne nicht wenigstens 7 Stunden pro Woche
von seiner Freizeit erübrigen, ist einfach nicht ehrlich mit sich
selbst.
• LASSEN SIE SICH VON IHREM ZIEL LEITEN.
Betrachten Sie Ihre täglichen Obliegenheiten aus der richtigen
Perspektive, nämlich unter dem Gesichtspunkt: Inwieweit kann
mir das helfen, meine Ziele zu erreichen?
Vergessen Sie nie, daß zusätzliche Zeit nicht vorhanden ist. Aber
eine Menge kostbare Zeit kann gewonnen werden, wenn Sie
Dinge, die Ihnen bisher als notwendiger Bestand Ihres
Tagesablaufs erschienen, ganz oder teilweise ausschalten. Selbst
wenn Sie 60 Minuten pro Tag von Ihrer Freizeit wegnehmen,
bleibt Ihnen immer noch mehr als 37 Stunden wöchentlich übrig.
183
Das ist doch wirklich noch kein Mangel an Entspannung und
Erholung, nicht wahr?
• AKZEPTIEREN SIE DIE TATSACHE, DASS DER UNTERSCHIED
ZWISCHEN DEM BESTEN UND DEN »FERNER LIEFEN« NUR GANZ
GERING IST.
Viele Menschen, möglicherweise Sie selbst, verzichten freiwillig
von vornherein auf den Erfolg, von dem sie träumen, weil sie
glauben, sie seien nicht fähig, ihn zu erreichen. Oder weil sie
meinen, daß dazu viel zu viel Zeit und Mühe gehört. Dabei
könnte nichts falscher sein. Natürlich fällt einem der Erfolg
selten ohne Anstrengung in den Schoß, aber vergessen Sie nie:
»Der Unterschied zwischen dem Sieger und den >Ferner liefen<
ist wirklich nur ganz gering.« Denken Sie an
das eine Prozent, das Roger Bannister zu einer internationalen
Berühmtheit machte.
Wenn jemand einmal angefangen hat, sich etwas mehr
anzustrengen als seine Kollegen, werden sich seine Erfolge in
einem Maße vervielfältigen, das in keinem Verhältnis zu seinen
Anstrengungen steht.
• MACHEN SIE SICH AUF EINEN ANFALL VON ZWEIFEL UND
UNSICHERHEIT IM LETZTEN AUGENBLICK GEFASST. UND WENN ER DA
IST — DANN BEACHTEN SIE IHN EINFACH NICHT UND STURZEN SIE
SICH KURZERHAND IN IHR VORHABEN.
Oft geschieht es, daß Sie vor einem wichtigen Vorhaben stehen
und tatendurstig und tatbereit sind — und plötzlich befinden Sie
sich in einem geistigen Zustand der Unbeweglichkeit. Irgendwie
scheinen Sie unfähig zu sein, anzufangen. Dieses Gefühl der
Untätigkeit hat nichts mit »Aufschieberitis« zu tun, denn all die
vorbereitende Arbeit ist ja getan — und doch scheint es etwas zu
geben, das Sie am Handeln hindert.
Angenommen, Sie haben Ihr Vorhaben sorgfältig und gründlich
vorbereitet, dann ist die einzige Möglichkeit, die Woge des
Zweifels und der Unsicherheit zu überwinden, sie »einfach nicht
zu beachten und sich kurzentschlossen in Ihr Vorhaben zu
stürzen«.
184
Die halbe Schlacht ist schon gewonnen, wenn Sie sich auf diesen
Anfall in letzter Minute gefaßt machen. Der Sieg über die andere
Hälfte der Schlacht liegt in den Worten: »Wie man anfängt?
Mein lieber Herr, Sie fangen einfach an. Dafür gibt es keine
Zauberformel.«
ERFOLGSREZEPT NR. 8:
Vier der Grundregeln des »Brainstormings«, so wie sie von dem
Urheber dieser Technik formuliert wurden, lauten:
1. Kritik ist untersagt. Eine negative Beurteilung der Ideen muß
auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden.
2. Lassen Sie Ihrer Phantasie freien Lauf. Je abenteuerlicher die
Idee, desto besser.
3. Quantität ist erwünscht. Je größer die Anzahl der Ideen, desto
größer die Wahrscheinlichkeit, daß darunter ein paar »gute
Nummern« sind.
4. Kombinations‐ und Verbesserungsvorschläge sind
willkommen. Das sind also die Grundregeln des
»Brainstormings«. Auf unseren
persönlichen Gebrauch zugeschnitten heißt das:
• WERDEN SIE SICH KLAR, WIE IHR PROBLEM LAUTET.
Sie haben die nötige Vorarbeit geleistet, um die richtige
Einstellung zu gewinnen, Ihre Ziele genau zu bestimmen, eine
klare Vorstellung von den Dingen zu bekommen, die Sie
erreichen wollen und Sie haben den Entschluss gefasst, die damit
verbundene Arbeit auf sich zu nehmen — jetzt ist nur noch die
Frage zu beantworten: Welches ist der beste und schnellste Weg,
Ihre Ziele zu erreichen?
Je besser Sie das vorliegende Problem kennen, desto leichter wird
es Ihnen fallen, eine brauchbare, durchführbare Lösung dafür zu
finden.
• MACHEN SIE EINE AUFSTELLUNG ALLER KONVENTIONELLEN
LÖSUNGSMÖGLICHKEITEN FÜR IHR PROBLEM.
Jemand, der sein Problem mit Hilfe der üblichen, stereotypen
Denkweise lösen wollte, würde sich damit schon zufriedengeben.
Und seine gefundenen Lösungen wären genauso banal und
185
alltäglich wie seine Gedanken. Beim »Brainstorming« dagegen ist
das erst der Anfang — der Ausgangspunkt für die wirklich guten
Ideen.
Machen Sie sich eine Liste von all den herkömmlichen,
konventionellen Möglichkeiten, mit denen Sie Ihr Ziel erreichen
könnten:
1.............................................................................................................
2............................................................................................................
3.............................................................................................................
4............................................................................................................
5............................................................................................................
6............................................................................................................
7............................................................................................................
Versuchen Sie, möglichst viele Lösungsmöglichkeiten zu finden,
wie zum Beispiel: Ihre Stellung aufgeben oder in eine andere
Branche überwechseln; einen Abendkursus besuchen oder zu
Hause einen Fernkursus mitmachen, usw. Wenn Sie glauben,
daß Ihnen endgültig nichts mehr einfällt, legen Sie die Liste
beiseite und beginnen Sie erst am nächsten Tag und alle
folgenden Tage wieder, solange, bis Sie wirklich nichts mehr
finden können. Jetzt haben Sie also eine ganze Liste von
herkömmlichen, alltäglichen Lösungen für Ihr Problem.
Vielleicht sind sogar einige darunter, die ganz brauchbar sind,
aber vergessen Sie nicht: das ist erst der Ausgangspunkt für die
wahrhaft schöpferischen Einfälle. Jedenfalls haben Sie
inzwischen Ihren Denkapparat »auf Touren« gebracht.
• BEANTWORTEN SIE DIE »ZÜND‐FRAGEN«.
Diese Fragen dienen als Stimulantia und sollen jeder einzelnen
konventionellen Lösung gegenübergestellt werden:
1. Kann ich dieser Lösung einen neuen »Dreh« geben?
2. Kann ich das genaue Gegenteil von dieser Lösung tun?
3. Kann diese Lösung als Ersatz für etwas dienen, das ich jetzt
tue?
186
4. Kann ich mehrere dieser Lösungen miteinander koppeln?
Schreiben Sie auf einem gesonderten Bogen Papier jede Lösung
auf, die Ihnen einfällt, und sei sie auch noch so abenteuerlich.
Machen Sie zunächst gar keinen Versuch, sie zu beurteilen.
Sogar die verrückteste Idee kann den Keim einer brauchbaren
Lösung in sich tragen. Durch die Gegenüberstellung mit den
»Zünd‐Fragen« wird sich jede der von Ihnen gefundenen
Lösungen um das Drei‐, Vier‐ ja sogar Zehnfache vervielfältigen.
• BEURTEILEN SIE SORGFÄLTIG JEDE LÖSUNG.
Es ist anzunehmen, daß die Notizen, die Sie in der Hitze des
»Brainstormings « gemacht haben, reichlich unleserlich und
unvollständig sind. Jetzt haben Sie Zeit und Ruhe, die Lösungen
klar und deutlich eine nach der anderen auf ein neues Blatt
Papier zu schreiben. Dabei können Sie schon die doppelt
vorhandenen weglassen bzw. die einander ähnlichen verbinden.
Nun haben Sie das Stadium der Beurteilung erreicht. Nehmen
Sie sich jede Lösung einzeln vor und fragen Sie sich: »Ist diese
Lösung durchführbar?«
Wenn das der Fall ist, bekommt die Lösung ein Kreuz und Sie
gehen zu der nächsten über. Ist sie es nicht, dann streichen Sie
sie noch nicht aus, sondern betrachten Sie unter dem
Gesichtspunkt: »Kann sie durchführbar gemacht werden?«
Diese zusätzliche Frage verhindert, daß Ideen fallengelassen
werden, die grundsätzlich vernünftig sind, aber vielleicht ein
bißchen umgeändert werden müssen.
• WÄHLEN SIE DIE BESTMÖGLICHE LÖSUNG ODER
LÖSUNGSKOMBINATION.
Wenn Sie jede einzelne Lösung auf diese Weise beurteilt haben
und sich die endgültige Liste durchführbarer Ideen allmählich
herausgeschält hat, dann lesen Sie sich das Geschriebene ein
paar mal aufmerksam durch und geben Sie Ihrem
Unterbewusstsein die Möglichkeit, es zu »verdauen«. Nach ein
paar Tagen gehen Sie die Liste ein letztes Mal durch, indem Sie
sich Ihr Problem vor Augen halten:
»Welches ist der beste und schnellste Weg, mein Ziel zu
erreichen?« Der letzte Schritt des Beurteilungsprozesses besteht
187
darin, jede Lösung einzeln unter dem Gesichtspunkt zu
betrachten:
Lösung
..............................................................................................................
Welches sind die positiven Seiten dieser Lösung?
Welches sind die negativen Seiten dieser Lösung?
..............................................................................................................
Manche Lösungen werden sich dabei ohne Ihr Zutun
eliminieren, weil ihre negativen Seiten überwiegen. Was übrig
bleibt, ist die »Creme« Ihrer schöpferischen Phantasie: eine
Handvoll origineller, einfallsreicher, gründlichst durchdachter
und ausgewählter Ideen.
ERFOLGSREZEPT NR. 9:
• SEIEN SIE AUF KLEINE FEHLSCHLÄGE GEFASST.
Ganz gleich, welches Ziel Sie sich gesetzt haben, Sie müssen von
vornherein damit rechnen, daß der Weg dahin mit allen
möglichen Hindernissen übersät ist.
Vielleicht wird es Ihnen nicht immer gelingen, diese Hindernisse
aus dem Weg zu räumen, aber eine Möglichkeit ist Ihnen offen:
Sie können sich, wie der erfahrene Schiffskapitän, auf sie gefasst
machen und Ihren Kurs entsprechend einrichten.
Um sich auf diese kleinen Fehlschläge vorzubereiten, die mit
Sicherheit plötzlich auftauchen und Ihren Erfolg bedrohen
werden, empfehle ich Ihnen folgendes:
1. Fragen Sie sich: »Was kann möglicherweise danebengehen,
wenn ich mitten in der Ausführung meiner Pläne bin?«
Der Sinn dieser Untersuchung ist jedoch keineswegs, sich in
Angst und Besorgnis zu versetzen, sondern auf intelligente
Weise der Gefahren gewahr zu werden, um darauf vorbereitet
und besser gerüstet zu sein, es mit ihnen aufzunehmen.
Machen Sie sich also eine Liste von all den Dingen, die daneben‐
gehen könnten:
(a).......................................................................................
(b).......................................................................................
(c).......................................................................................
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(d).......................................................................................
(e).......................................................................................
Haben Sie erst eine ziemlich genaue Vorstellung, welche Hinder‐
nisse auftauchen könnten, dann:
2. Fragen Sie sich: »Was könnte ich in einem solchen Fall tun?«
Natürlich wird es Ihnen unmöglich sein, jedes Problem vorher‐
zusehen, und selbst solche, die Sie voraussehen können,
brauchen nicht immer eine passende Lösung zu haben. Aber
wenn Sie sich schon einmal mit ihnen beschäftigt haben, hat das
den Vorteil, daß Sie nicht völlig aus der Bahn geworfen werden,
wenn sie tatsächlich eines Tages eintreten sollten; Sie werden
besser gerüstet sein, es mit ihnen aufzunehmen. Nehmen Sie die
Liste der eventuellen Schwierigkeiten zur Hand.
Analysieren Sie jede einzeln und überlegen Sie sich, wie Sie sie
lösen
könnten:
(a)..........................................................................................................
(b).........................................................................................................
(c)..........................................................................................................
(d).........................................................................................................
(e)..........................................................................................................
Wenn Sie sich nur überlegen, was misslingen könnte, dann ist
das negatives Denken — deshalb ist es wichtig, noch einen
Schritt weiterzugehen und eine Lösung für die jeweilige
Situation zu finden. Dadurch sorgen Sie wieder für einen
positiven Gemütszustand.
• BETRACHTEN SIE DIE PROBLEME AUS DER RICHTIGEN PERSPEKTIVE.
Denken Sie immer daran, daß »ein kleines Missgeschick wie ein
Kieselstein ist«. Wenn Sie es zu nahe ans Auge halten, füllt es das
ganze Blickfeld und überschattet alles andere.
Sobald ein Problem auftaucht, sollten Sie es deshalb sofort aus
der richtigen Perspektive betrachten, ganz gleich, wie unlöslich
es im ersten Augenblick erscheinen mag. Denken Sie an Ihre
Hauptziele, die Sie sich für die nächsten 5 oder 10 Jahre gesetzt
haben. Dann stellen Sie sich folgende Frage:
189
In welchem Maße beeinflusst dieser eine Zwischenfall meine
Ziele für die Zukunft?
Wenn Sie nämlich das Problem im Verhältnis zu Ihren großen
Zukunftszielen betrachten, scheint es plötzlich an Bedeutung zu
verlieren. Wichtig ist ferner, sich mit auftauchenden Problemen
abzufinden. Es geschieht allzu oft, daß Sie einen Misserfolg
erleiden und noch tagelang nachher »wünschen, es wäre nicht
geschehen«. Aber es ist eben geschehen und Sie können sagen
und tun, was Sie wollen — es wird sich nicht ungeschehen
machen lassen.
Es gibt nur zwei Möglichkeiten, ein Problem zu handhaben: (1)
Sie passen das Problem sich an oder (2) Sie finden sich mit dem
Problem ab und passen sich ihm an.
• LERNEN SIE, DIESE NIEDERLAGEN ZU IHREM VORTEIL
AUSZUNUTZEN.
Man kann einen Fehlschlag als endgültige Niederlage auffassen
oder als den Beginn einer ganz neuen Erfahrung. Sie können
diese Fehlschläge zu Ihrem Vorteil ausnutzen, wenn Sie folgende
Ratschläge befolgen:
1. Machen Sie das Beste aus dem, was Sie haben. Sie können
immer noch etwas Gutes, einen kleinen Hoffnungsschimmer
auch aus der schlimmsten Situation retten. »Je größer das
Hindernis, desto größer das Verdienst, es überwunden zu
haben.«
2. Analysieren Sie Ihre Fehlschläge — fragen Sie nach dem
Warum? Fehlschläge sind weder willkommen noch angenehm.
In vielen Fällen können sie Ihnen jedoch nützlich sein, wenn Sie
den Grund dafür ausfindig machen. Das versetzt Sie in die Lage,
den gleichen oder einen ähnlichen Misserfolg in der Zukunft zu
vermeiden.
Das Schlüsselwort heißt Warum. Warum konnte das geschehen?
Der Sinn dieser Frage ist nicht, sich Selbstvorwürfe zu machen,
sondern die Kenntnis zu suchen, die Ihnen das nächste Mal den
richtigen Weg weisen wird.
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ERFOLGSREZEPT NR. 10:
• RECHNEN SIE MIT »TOTEN PUNKTEN« UND MACHEN SIE SICH DIESE
ZUNUTZE.
Oft wird es geschehen, daß Ihnen »die Luft ausgeht«, bevor Sie
Ihr Ziel erreicht haben. Trotz aller Anstrengungen werden Sie
sogar feststellen müssen, daß Sie Rückschritte machen. Das ist
der Zeitpunkt, wo Sie sich daran erinnern sollten, daß keine
große Leistung mit einem Male erreicht wird. Diese sogenannten
»toten Punkte« bieten Ihnen drei wichtige Vorteile:
1. Sie geben Ihnen die Möglichkeit, sich darüber zu orientieren,
was Sie bisher erreicht haben. Vielleicht ist es erforderlich, daß
Sie Ihr Ziel ändern oder Ihren Zeitplan korrigieren. Dafür ist jetzt
der richtige Augenblick.
2. Diese »toten Punkte« bieten Ihnen die Gelegenheit, eine
Ruhepause einzuschalten. Und während Sie Abstand von den
Alltagsobliegenheiten Ihres Plans gewinnen, können Sie die
Gelegenheit wahrnehmen, unparteiisch und objektiv Ihre
Fortschritte zu beurteilen.
3. Ein weiterer Vorteil ist, daß sie Sie in die Lage versetzen, die
vor Ihnen liegenden Hindernisse abzuschätzen und zu
entscheiden, wie Sie sie am besten bewältigen können. Dabei
kann es in vielen Fällen vorteilhafter für Sie sein, Ihren
eigentlichen Kurs zeitweilig zu ändern, um dadurch einen
Vorteil zu erringen, der auf die Dauer gesehen für Sie günstiger
ist.
• benützen sie ihr ziel als Katalysator, um das nötige durchhalte
vermögen aufzubringen.
Einen Menschen, der weiterkommen will, mögen die
geringfügigen Vergütungen, die er heute für seine Arbeit
bekommt, ungerechtfertigt mager erscheinen, wenn er bedenkt,
wie viel zusätzliche Zeit und Anstrengung er seinem Beruf
widmet. Hier ist der Augenblick, wo Sie Ihr Ziel als Katalysator
benützen sollten, um das erforderliche Durchhaltevermögen
aufzubringen. Denken Sie daran, daß Sie ja für die Ziele von
morgen arbeiten — und nicht für den unerheblichen Verdienst
von heute.
191
• bemühen sie sich, die tagtägliche trägheit zu ürerwinden.
Bei der Betrachtung der täglichen.Trägheit, an der viele von uns
leiden, und zwar entweder beim Erwachen oder auch den ganzen
Tag über — muss zunächst der Grund dafür ausfindig gemacht
werden. Ist es lediglich eine Gemütsverfassung oder kann es sein,
daß Sie sich selbst betrügen, was die Mindestmenge an Schlaf
betrifft, die Sie täglich brauchen, um ein Höchstmaß an
Leistungsfähigkeit zu erreichen? Um diese Frage richtig
beantworten zu können, müssen Sie drei Dinge wissen:
1. Wie viel Schlaf Sie wirklich brauchen
2. Wann Sie am besten schlafen sollten
3. Wie oft Sie schlafen sollten
Mit Hilfe eines einfachen Experiments, das ausführlich in diesem
Kapitel beschrieben ist, können Sie den Gegenwert von neun
vollen Arbeitswochen pro Jahr gewinnen, die Ihnen praktisch
geschenkt werden.
• VERSUCHEN SIE, IHREN »ERMÜDUNGSPUNKT« MÖGLICHST WEIT
HINAUSZUSCHIEBEN.
Es wird allgemein angenommen, daß lange Arbeitszeiten oder
anstrengende Tätigkeiten Müdigkeit hervorrufen. In den meisten
Fällen ist es jedoch die Haltung eines Menschen, von der es nach
größter Wahrscheinlichkeit abhängt, wie müde er sich fühlt.
Wenn Sie die Tragweite dieser Tatsache erkannt haben, können
Sie Ihre Kur entsprechend planen. In der Mehrzahl der Fälle
kann eine einfache Abwechslung Wunder wirken. Manchmal
genügt auch schon eine Dosis Ausdauer, um Ihnen den
erforderlichen »Schwung« zu geben.
ERFOLGSREZEPT NR. 11:
• RICHTEN SIE IHRE BEMÜHUNGEN AUF »DAUERNDE LEISTUNG«.
Jede Leistung im Leben soll nur ein Sprungbrett für die nächste,
noch bedeutendere Leistung sein. Es gibt niemanden, der jemals
Erfolg erlangt hätte, bzw. erlangen wird, ohne daß er sich diesen
Grundsatz der Dauernden Leistung zu eigen machte.
Wenn Sie wissen wollen, inwieweit dieser Grundsatz Ihr
bisheriges Leben bestimmt hat, dann stellen Sie sich folgende
Fragen:
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1. Was habe ich in den vergangenen zehn Jahren an besonderen
Leistungen vollbracht? Machen Sie eine Liste dieser Dinge zu‐
sammen mit dem ungefähren Datum. Notieren Sie alles, was in
Ihren Augen ein besonderes Verdienst darstellt. Ordnen Sie dann
Ihre Liste chronologisch.
Leistung Datum
2. Jetzt betrachten Sie die Daten und fragen Sie sich:
(a) Sind die Leistungen spärlich und die Abstände voneinander
groß?
Ja................Nein................
(b) Wenn sie zahlreich sind, konzentriert sich dann der Großteil
auf die ersten Jahre und weist die letzte Zeit recht wenig echte
Leistungen auf?
Ja................Nein................
(c) Fehlt im vergangenen Jahr überhaupt jegliche Leistung?
Ja................Nein................
Wenn Sie auch nur eine einzige der obigen Fragen mit Ja beant‐
wortet haben und wenn Sie den Dingen weiter ihren Lauf lassen,
dann können Sie sich schon jetzt zu den Leuten zählen, die eine
eintönige, langweilige und ereignislose Zukunft vor sich haben.
• WENN IHRE AUGENBLICKLICHE TÄTIGKEIT IHNEN NICHT EIN
GEFÜHL VON ANSPORNENDER FREUDE UND INNERER BEFRIEDIGUNG
GIBT — DANN SUCHEN SIE SICH EINE ANDERE TÄTIGKEIT!
Dieser Ratschlag mag Ihnen recht gewagt erscheinen, aber Sie
müssen sich darüber klar sein, daß die unangenehme Alternative
darin besteht, daß Sie den Rest Ihres Lebens mit einer
Beschäftigung verbringen, bei der Sie nicht glücklich sind.
Da aber die Entscheidung hierüber nicht leichtgenommen
werden darf, müssen Sie zunächst: (1) sorgfältig das Für und
Wider einer eventuellen Veränderung erwägen und (2) prüfen,
ob Sie auch während der Übergangszeit ausreichend für Ihre
Familie sorgen können.
Folgende Punkte müssen geklärt werden, bevor Sie überhaupt
daran denken können, diese Entscheidung zu treffen:
Überzeugen Sie sich, ob Sie wirklich ganz sicher sind, was Sie
eigentlich wollen.
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Vergewissern Sie sich, daß Sie sich bewusst sind, was dazu
gehört, Ihr Ziel zu erreichen, und wie lange es dauern kann.
Planen Sie Ihr individuelles »Erfolgs‐Programm« mit größter
Sorgfalt.
Rechnen Sie sich aus, welche Höchstsumme (in DM
ausgedrückt) Sie dieser Wechsel an Verdienstausfall bzw.
gekürztem Einkommen kosten kann. Wie lange wird dieser
finanzielle Engpass dauern? Verfügen Sie über ausreichende
Reserven, um diese Zeit zu überbrücken, oder können Sie unter
Umständen auch mit einem geringeren Gehalt auskommen?
Überlegen Sie sich, gut, ob Ihr Ziel, wenn Sie es endlich erreicht
haben, die Opfer, Anstrengungen und Mühen auch wert sein
wird.
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