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Ein Unglück
Rolf Wilhelm ist mit seinem Regionalzug Richtung Zürich
unterwegs. Plötzlich sieht er vor sich einen Güterzug, beladen
mit Langholz. Rolf leitet eine Vollbremsung ein und pfeift wie
wild. Doch der Güterzug ist nicht bemannt. Er rollt ungebremst
auf Rolfs Lokomotive zu. Im letzten Moment flüchtet er durch
den Triebwagen. Die Bäume rammen sich in die Lokomotive.
Alles kracht und quietscht. Die aus den Waggons geflüchteten
Passagiere betrachten die zerstörte Lokomotive. «Der Lokführer
ist tot!», hört Rolf die Menschen sagen, während er zitternd und
weinend auf dem Bahnbord sitzt.
Erschüttert
Der Unfall bei Affoltern am Albis war der Anfang einer ganzen
Serie von Unglücken in Rolfs Laufbahn als Lokführer. Einmal
wurde er auf dem Bahndepot beinahe zwischen zwei Zügen
zerrieben. Eine Lokomotive hatte das Rotlicht übersehen, prallte
seitlich auf einen anderen Zug und kippte. Rolf stand
dazwischen und versuchte, den Zug mit seiner Hand zu stützen
– unverletzt.
Der christliche Glaube war Rolf nicht fremd. Seine Mutter hatte
ihn und seine Schwestern in eine Evangelisch-methodistische
Kirche (EMK) geschickt. Sonntagsschule, Unterricht, Jungschar.
Rolf machte mit, glaubte aber nie wirklich an Gottes Liebe und
Stärke. Seine Familie war geprägt von der Alkoholsucht seines
Vaters. Irgendwie machten alle mit. Es war ein langer Kampf mit
viel Leid und Not.
Glaubensschritte
Doch die Freude dauerte nicht lange. Irena blieb nicht treu. Rolf
wollte diesen Stress nicht mehr mitmachen und sagte ihr klipp
und klar: «Morgen kannst du wieder gehen. Ich mache nicht
mehr mit.» Irena merkte, dass es fünf vor Zwölf geschlagen
hatte. Sie bat Rolf um eine letzte Chance. Ein junger Pfarrer der
Evangelisch-methodistischen Kirche besuchte die Wilhelms und
half den beiden, nach der langen Krise wieder Boden unter die
Füsse zu bekommen. Drei Monate später stellte auch Irena ihre
Weichen neu. Sie meldete sich zu einem zwölfmonatigen Kurs in
der EMK an. Der Kurs war in der Gemeindezeitung
ausgeschrieben und hatte den Titel «Glaubensschritte». Irena
lernte viel über Gott und die Menschen. Ihr Leben veränderte
sich immer mehr. Sie machte keine halben Sachen.