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Porträt Nr.

02/2007 | Seite 32

viele auch keine Grundaus- Ziegel selbst her, transportie-


Burkina Faso: stattung wie Hefte oder Stifte. ren Sand und Zement, arbei-

Luc Zio – ein Mann, der seine Manche Kinder kamen dann
einfach eines Tages nicht
teten einen Monat lang jeden
Tag außer sonntags und wa-
mehr, weil den Eltern die fi- ren stolz und glücklich, als
Wurzeln nicht vergisst nanziellen Erfordernisse für
einen Schulbesuch zu hoch
dann die Frauen des Dorfes
ihre Kinder unter hygieni-
«Das Problem in Afrika ist, ner schoben all diese Vor- waren. Lucs Klassenkamerad scheren Bedingungen und im
dass die verantwortlichen Po- kommnisse bösem Zauber zu. Joseph erging es ebenso, sein Beisein von wenigstens einer
litiker außer in Wahlkampf- Dass dieser «Zauber» nichts Vater konnte die Kosten für Krankenschwester zur Welt
zeiten nicht in die Dörfer ge- als nackte Armut war, habe die weiterführende Schule bringen konnten.
hen. Obwohl sie selbst oftmals ich erst viel später verstan- nicht mehr aufbringen. Was
von dorther stammen, schnei- den», erklärt Luc, in dessen in Europa vielleicht zu einem
den sie die Nabelschnur Heimatdorf es nicht einmal Freudentanz des Schülers ge-
OuagaNet – Lichtblick für
durch, kümmern sich nicht eine Grundschule gab, so dass führt hätte, nahm ein hier die Landbevölkerung
um die ländliche Entwick-
lung, werden zu geldversesse- Nach Fertigstellung dieses
nen Egoisten und vergessen Projekts fasste Luc den Ent-
ihre Wurzeln. Im Ausland ent- schluss, in späteren Jahren
steht so leider oft der Ein- eine Nichtregierungsorganisa-
druck, unsere Dorfbevölke- tion zu gründen, die sich der
rung sei arm, weil sie arbeits- Landbevölkerung annehmen
scheu sei – dabei wird sie nur sollte. «Das war eine morali-
vernachlässigt», sagt Luc Zio sche Pflicht für mich, denn
(43) aus einem kleinen Dorf in ich war genauso mittellos, be-
Burkina Faso, der den umge- kam jedoch die große Chan-
kehrten Weg gegangen ist. ce, in den USA zu studieren»,
Nach einem Studium in der erklärt er sein Engagement.
Hauptstadt und den USA kehr- «Es gibt sehr wohl Afrikaner,
te er ins Dorf zurück und ver- die ihr Schicksal in die Hand
sucht mit nun seinem Verein nehmen, aber die Entwick-
«OuagaNet» der Bevölkerung lungshilfe läuft fast immer
zu helfen. über die Regierungen, und
nur NGOs können wirklich
Luc Zio, Initiator von «OuagaNet»
Luc wurde in einem kleinen er mit sechs Jahren täglich helfen, weil sie Zugang haben
Dorf geboren, in dem es we- barfuss zehn Kilometer bei je- eintrauriges Ende: Joseph er- zu der bedürftigen Landbevöl-
der einen Trinkwasserbrun- dem Wetter zur nächst gele- hängte sich. Sein freiwilliger kerung, die sie zur Selbsthilfe
nen noch sonstige überle- genen Schule laufen musste. Tod war für Luc der Auslöser, mobilisieren können».
benswichtige Infrastrukturen Manchmal im Eiltempo, denn sich im Erwachsenenalter für
gab. «Ich habe viele Kinder der Lehrer wartete nicht auf die verarmte Dorfbevölkerung Luc hielt Wort : Er kehrte
sterben sehen an Hirnhau- die Auswärtigen, wer etwas zu engagieren. zurück und gründete den Ver-
tentzündung und anderen verpasst hatte, hatte Pech ge- ein OuagaNet, der derzeit
Krankheiten, die durch Imp- habt. Die Lehrer waren unge- Schon mit 17 Jahren baute er überwiegend im Dorf Na-
fungen oder sauberes Trink- duldig und überfordert durch zusammen mit anderen Frei- poné, ca. 120 km von der
wasser hätten vermieden wer- völlig überfüllte Klassen, willigen ein Geburtenhaus im Hauptstadt Ouagadougou ent-
den können. Die Dorfbewoh- Strom gab es nicht und für Dorf Pouni. Sie stellten die fernt, arbeitet. Naponé ist ein
völlig mittelloses
Dorf, über 96%
der Bevölkerung
sind Analphabe-
ten, es gibt keine
Gesundheitsver-
sorgung, kein
Trinkwasser und
keine Schule. Die
extreme Armut
führt dazu, dass
die Bewohner im-
mer mehr ver-
zweifeln und sich
vermehrt dem
Genuss von «Pa-
tassi» hingeben,
einem sehr ge-
sundheitsgefähr-
denden selbstge-
brauten alkoholi-
schen Getränk,
das sie ihre Sor-
Nachschub für die selbst-
verwaltete Dorfapotheke
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gen zumindest vorüberge- Moskitonetze für Schwangere und stillen- Aidsaufklärung und Geburtenkontrolle
der Spender davon überzeu-
hend vergessen lässt. Luc be- de Mütter gen kann, was mit seinem
zieht diese Menschen ein in schen Arbeitsplätze brächte Geld geschieht. Und: nicht
soll ein Teil dieser Erkrankun-
seine Aktivitäten und zeigt und zugleich eine Verbesse- nur finanzielle Hilfe wird
gen von vornherein vermie-
ihnen den Weg zu einem ver- rung der Ernährungssituati- benötigt, auch helfende Hän-
den werden.
hältnismäßig besseren Leben. on. de – warum also nicht einmal
eine Art soziales Jahr in Bur-
Ein weiterer Schwerpunkt ist
Das beginnt mit der Gesund- Es wäre wünschenswert, kina Faso verbringen?
die Bildung: Ouaganet baut
heitsvorsorge: Ouaganet orga- wenn sich auch in Deutsch- (Ingrid Aouane, Fotos: ouaganet)
Schulen und unterstützt mit-
nisiert Moskitonetze, klärt land Menschen und/oder Or-
tellose Schüler mit Lehrmate- Kontakt: Luc Zio, E-Mail:
auf über die Gefahren von ganisation, Schulen o.a. fän-
rial. In Naponé gibt es derzeit ouaganet@gmail.com, Web:
Aids, sammelt Medikamente den, die Luc bei seiner wichti- http://www.ouaganet.com/
noch keine Grundschule, die
und verteilt sie an die Bevöl- gen Arbeit unterstützen. Luc
dringend notwendig ist. Des-
kerung bzw. richtet kleine dokumentiert übrigens alle
halb hat Luc auf der sehr gut
Dorfapotheken ein, die von Aktionen mit Fotos und Pro-
gestalteten, zwecks besseren
den Dorfbewohnern selbst jektberichten – damit sich je-
internationalen Verständnis-
verwaltet werden. So wurden
ses auf englisch verfassten
z.B. im vergangenen Oktober
Webseite des Vereins
300 Moskitonetze an Schwan-
www.ouaganet.com einen
gere und stillende Mütter
Notruf gestartet: «SOS, eine
übergeben, Blutdruckmessun-
Schule für Naponé!», um die
gen bei den Dorfbewohnern
notwendigen finanziellen
durchgeführt, die ergaben,
Mittel aufzutreiben. Diese
dass 10% von ihnen unwis-
Schule wäre nicht nur ein Ort
sentlich hoch gefährdet sind
der Bildung für Kinder, in
und medizinische Betreuung
den Abendstunden und an
brauchen. OuagaNet braucht
den Wochenenden könnte sie
dringend Spenden, nicht nur
zur Erwachsenenbildung und
Moskitonetze sondern auch
–aufklärung genutzt werden.
Medikamente gegen Malaria,
Durchfall, Diabetes, Bluthoch-
Lucs größtes Projekt : Die Er-
druck und Wurmerkrankun-
richtung einer kleinen
gen.
Schweinezucht, die den Men-
Mit Hilfe von Brunnenbau

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