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nzz 04.01.05 Nr.

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Auf dem Vormarsch – aber langsam


Der Stand der erneuerbaren Energien im Kanton Zürich
Der Anteil erneuerbarer Energien an der Gesamtproduktion im Kanton Zürich nimmt
stetig, aber bescheiden zu. Der gestiegene Ölpreis hat noch keine markanten Verschie-
bungen ausgelöst. Während die Holzenergie Potenzial besitzt, stagniert die Sonnen-
energie. Damit ein grösserer Teil des Energieverbrauchs durch erneuerbare Quellen ge-
deckt werden kann, muss auch die Energieeffizienz verbessert werden.
luc. Der weltweit markant gestiegene Ölpreis Stromgewinnung aus Wasser und Kehricht lasse
verteuert auch die durch Öl gewonnene Energie. sich nur noch marginal steigern, und die Wind-
Es liesse sich deshalb vermuten, dass die Konsu- energie habe im Kanton Zürich kaum Potenzial.
menten vermehrt auf alternative Energiequellen Der Anteil der Photovoltaik, also der Strom-
zurückgreifen. Doch Hansruedi Kunz, Leiter der gewinnung durch Sonnenenergie, werde weiter
Abteilung Energie beim kantonalen Amt für Ab- zunehmen. Allerdings sollten Solarzellen vor
fall, Wasser, Energie und Luft (Awel), winkt ab. allem in Gebieten über dem Hochnebel aufge-
Der Preisanstieg sei noch zu kurzfristig, um eine stellt werden.
markante Verschiebung zugunsten erneuerbarer Bei der Photovoltaik ist im Kanton Zürich ein
Energiequellen zu bewirken. Der Anteil erneuer- Rückgang der neu installierten Leistung festzu-
barer Energien nimmt im Kanton Zürich dennoch stellen, wie David Stickelberger von der Vereini-
stetig zu, die Zuwachsraten sind mit etwa 1 Pro- gung Swissolar sagt. Der über die Solarstrom-
zent pro Jahr aber bescheiden. börsen der Elektrizitätswerke vertriebene Strom
aus Sonnenkraft habe sein Marktpotenzial ausge-
Wenig Marktanteil bei Wärmeproduktion schöpft, weil die Preisdifferenz zum Normalstrom
Von den 17500 Gigawattstunden (GWh), die immer noch erheblich sei. Laut Stickelberger wäre
im Jahr 2002 im Kanton Zürich im Wärmebereich es gemäss einer Studie aber möglich, 15 Prozent
verbraucht wurden, entstammten nur 1380 GWh des Strombedarfes der Stadt Zürich mit Photo-
oder knapp 8 Prozent erneuerbaren Energiequel- voltaik zu decken. Für den Kanton und die ge-
len. Den grössten Anteil daran lieferte Wärme aus samte Schweiz dürfte dieser Anteil nach Stickel-
der Kehrichtverbrennung (Fernwärme), gefolgt berger noch höher liegen. Es seien zudem weitere
von Energie aus Holzheizungen und aus Wärme- technologische Fortschritte zu erwarten, welche
pumpen, welche Umgebungswärme nutzen, um den Preis für Solarstrom in den nächsten zehn
ein Gebäude zu heizen. Inzwischen werde jeder Jahren halbieren und damit konkurrenzfähig
zweite Neubau mit einer Wärmepumpe ausgerüs- machen dürften. Die Solarenergie habe, so Sti-
tet. Allerdings gebe es eine Sättigungsgrenze; die ckelberger, aber eine schwache Lobby, «weil nie-
Ausrüstung mit Wärmepumpen sei nur bei neu mand am Sonnenschein verdient».
erstellten oder energetisch sanierten Gebäuden Ähnlich sieht das Daniel Sommer, Geschäfts-
sinnvoll. führer der Firma IWS Solar in Bauma, die sich
Potenzial sieht Kunz bei der Energiegewinnung auf den Handel und die Installation von Photo-
aus Holz, deren Anteil man im Kanton Zürich auf voltaikanlagen spezialisiert hat. Die Verkaufs-
600 GWh verdoppeln könnte. Bei der Suche nach zahlen seien in den letzten drei Jahren konstant
einem Ersatz für die Fernwärme aus der Keh- geblieben. Gemessen daran, dass in vielen ande-
richtverbrennungsanlage Josefstrasse, deren Be- ren Ländern ein regelrechter Solar-Boom herr-
trieb voraussichtlich im Jahr 2010 eingestellt wird, sche, sei die Schweiz damit eine «Bananenrepu-
steht ebenfalls Holz im Vordergrund, wie der Lei- blik», meint Sommer. Er weist auf den längerfris-
ter der Fernwärme Zürich, Hanspeter Wild, er- tigen Nutzen einer Photovoltaikanlage hin: Unter
klärt. Andere Optionen wie Brennstoffzellen oder der Annahme steigender Strompreise lohne es
Geothermie seien aufgrund der noch wenig ent- sich, jetzt eine Anlage zu installieren, zumal diese
wickelten Technologie ausgeschieden. Für Chris- ohne Wartungskosten eine Lebensdauer von 30
toph Rutschmann, den Geschäftsführer der Verei- Jahren habe. Viel verspricht sich Sommer von der
nigung Holzenergie Schweiz, ist der Ersatz der Integration von Solarzellen in Gebäudehüllen.
Kehrichtverbrennungsanlage durch ein Holzkraft- Allerdings seien die Architekten in diesem Be-
werk ein Muss. Grosse Anlagen seien durchaus reich immer noch sehr zurückhaltend.
konkurrenzfähig gegenüber Öl oder Gas, meint
Rutschmann. Der steigende Ölpreis habe auch zu Föderalistische Förderpolitik
einer erhöhten Nachfrage nach kleineren Holz- Günstig auf den Einsatz von erneuerbaren
heizungen geführt. Rutschmann gibt sich zudem Energien auswirken könnte sich in den Augen
zuversichtlich, dass in Kürze auch günstige Parti- vieler Experten eine CO2-Abgabe. Auf Kritik
kelfilter für Kleinanlagen marktreif sein werden, stösst hingegen bei Vertretern von erneuerbaren
welche das Problem der Feinstaubemissionen sol- Energien die gegenwärtige Förderpolitik. Seit
cher Anlagen beheben. einigen Jahren ist sie Sache der Kantone und des-
halb gemäss Christoph Rutschmann «ein Chaos».
Solarenergie für viele noch zu teuer Hansruedi Kunz vom Awel verteidigt die födera-
Etwas höher als im Wärmebereich liegt der An- listische Struktur: Jede Region müsse diejenigen
teil erneuerbarer Energien bei der Stromproduk- erneuerbaren Energien fördern, welche dort das
tion. Von den im Kanton Zürich jährlich ver- grösste Potenzial hätten. Der Kanton Zürich ver-
brauchten 7800 GWh Strom stammen etwas mehr gibt im Moment Förderbeiträge für Holzheizun-
als 10 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen. gen, Minergie-Sanierungen und Abwärmegewin-
Relevante Anteile haben dabei nur die Energie- nung. Laut Kunz will man mit wenig Geld mög-
gewinnung aus Wasserkraft und der Kehrichtver- lichst viel erreichen und unterstützt deshalb Ver-
brennung; andere erneuerbare Quellen wie Solar- fahren, die nah am Marktdurchbruch sind. Um
oder Windenergie fallen mit einer Produktions- die Wirtschaftlichkeit einer Technologie wie zum
menge von nur gerade 10 GWh nicht ins Ge- Beispiel der Photovoltaik mit Beiträgen zu för-
wicht. Ein Ausbau der erneuerbaren Energien sei dern, fehle im Moment ganz einfach das Geld.
schwierig, meint Hansruedi Kunz vom Awel. Die Und noch eine Sache liegt Kunz am Herzen: Min-
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destens so wichtig wie die Förderung von er-


neuerbaren Energiequellen, sagt er, sei eine Ver-
besserung der Energieeffizienz. Denn mit der Er-
schliessung neuer Energiequellen müsse auch
deren massvolle Nutzung einhergehen.

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