Você está na página 1de 3

Die Kreis-Geburt der Gottheit in der höchsten Tiefe

71. So ich dir aber die Gottheit in ihrer Geburt soll in einem kurzen runden
Zirkel recht in der höchsten Tiefe beschreiben, so ist sie also: Gleich als wenn
ein Rad vor dir stünde mit sieben Rädern, da je eines in das andere gemacht wäre,
also daß es auf Erden gehen könnte, vor sich und hinter sich und quericht und
dürfte keiner Umwendung. Und so es ginge, daß immer ein Rad in seiner Umwendung
das ander gebäre und doch keines verginge, sondern alle sieben sichtlich wären.
Und die sieben Räder gebären immer die Naben inmitten nach ihrer Umwendung, daß
also die Nabe frei ohne Veränderung immer bestünde. Die Räder gingen gleich vor
sich oder hinter sich oder quericht oder über sich oder unter sich. Und die Nabe
gebäre immer die Speichen, daß sie in dem Umwenden überall recht wären, und doch
auch keine Speiche verginge, sondern sich immer also miteinander umdrehete, und
ginge, wohin es der Wind drehete, und dürfte keiner Umwendung.

72. Nun merke, was ich dich bescheide: Die sieben Räder sind die sieben Geister
Gottes. Die gebären sich immer einer den andern, und ist wie man ein Rad umwendet,
da sieben Räder ineinander wären und eines drehete sich immer anders als das ander
in seinem Innestehen, und wären die sieben Räder ineinandergefelget wie eine runde
Kugel. Da man doch gleichwohl alle sieben Räder, eines jeden Umgang insonderheit
sähe, sowohl auch seine ganze Geschicklichkeit mit seinen Felgen und Speichen und
mit seiner Naben. Und die sieben Naben inmitten wären wie eine Nabe, die sich im
Umwenden überall hinschickte, und die Räder gebären immer dieselben Naben, und die
Nabe gebäret immer in allen sieben Rädern die Speichen, und verginge doch auch
kein Rad, sowohl auch keine Nabe und auch keine Felge und Speiche. Und dasselbe
Rad hätte sieben Räder und wäre doch nur ein Rad, und ginge immer vor sich, wo es
der Wind hintriebe.

73. Nun siehe: Die sieben Räder ineinander, da eines immer das ander gebäret, und
auf allen Seiten gehen und doch keines vergehet oder sich umwendet, das sind die
sieben Quellgeister Gottes des Vaters. Die gebären in den sieben Rädern in jedem
Rad eine Nabe und sind doch nicht sieben Naben, sondern nur eine, die sich in alle
sieben Räder schicket.

74. Und das ist das Herze oder der innerste Corpus der Räder, darinnen die Räder
umlaufen. Und das bedeut den Sohn Gottes, den alle sieben Geister Gottes des
Vaters in ihrem Zirkel immer gebären. Und er ist aller sieben Geister Sohn, und
sie qualifizieren alle in seinem Lichte, und ist inmitten der Geburt und hält alle
sieben Geister Gottes. Und sie wenden sich in
ihrer Geburt mit ihm also um.

75. Das ist, sie steigen nun über sich oder unter sich oder hinter sich und vor
sich oder quericht. So ist das Herze Gottes immer inmitten und schickt sich immer
zu jedem Quellgeiste. Also ists ein Herze Gottes und nicht sieben, das von allen
sieben Geistern immer geboren wird, und ist aller sieben Geister Herze und Leben.

76. Nun die Speichen, die von der Naben und den Rädern immer geboren werden und
doch sich in alle Räder im Umgehen schicken und ihre Wurzel, Anhalt oder
Einpflocken, darinne sie stehen und daraus sie geboren werden, die bedeuten Gott
den Hl. Geist, der aus dem Vater und Sohne ausgehet. Gleichwie die Speichen aus
der Naben und dem Rade, bleiben doch
auch in dem Rade.

77. Nun gleichwie der Speichen viele sind und gehen immer in dem Rade mit um, also
ist der Hl. Geist der Werkmeister in dem Rade Gottes und formet und bildet alles
in dem ganzen Gott.
78. Nun hat das Rad sieben Räder ineinander, und eine Nabe, die sich in alle
sieben Räder schicket, und alle sieben Räder an der einen Naben. Also ist Gott ein
einiger Gott mit sieben Quellgeistern ineinander, da immer einer den andern
gebäret, und ist doch nur ein Gott, gleichwie alle sieben Räder ein Rad.

79. Nun merke: Das Rad in seinem zusammenkorporierten Baue bedeutet die herbe
Qualität. Die zeucht [zieht] das ganze körperliche Wesen der Gottheit zusammen und
hält es und vertrocknet es, daß es bestehet. Und das süße Quellwasser wird von dem
Umtreiben oder Aufsteigen der Geister geboren. Denn wenn sich das Licht in der
Hitze gebäret, so erschrickt die herbe Qualität vor großer Freude. Und das ist wie
ein Niederlegen oder Dünnewerden, und sinket das harte körperliche Wesen nieder
wie eine Sanftmut.

80. Der Schrack oder Anblick des Lichts steiget nun in der herben Qualität fein
sanft und zitternd auf und zittert. Der ist nun in dem Wasser bitter. Und das
Licht vertrocknet ihn und macht ihn freundlich und süße.

81. Darinnen stehet nun das Leben und die Freude, denn der Schrack oder Blitz
steiget nun in allen Qualitäten auf wie ein oberzählet [oben erwähntes] Rad, das
sich umwendet. Da steigen alle sieben Geister ineinander auf und gebären sich
gleichwie in einem Zirkel. Und das Licht wird mitten in den sieben Geistern
scheinend und scheinet wider in alle(n) sieben Geister(n). Und darinnen
triumphieren alle Geister und freuen sich in dem Lichte.

82. Gleichwie die sieben Räder an der einigen Naben umgehen als an ihrem Herzen,
das sie hält. Und sie halten die Naben; also auch gebären die sieben Geister das
Herze, und das Herze hält die sieben Geister, und gehen allda auf Stimmen und
göttliche Freudenreich, herzliches Lieben und Küssen.

83. Denn wenn die Geister mit ihrem Licht ineinander wallen, sich umdrehen und
aufsteigen, so wird immer das Leben geboren, denn ein Geist gibt immer dem andern
seinen Geschmack, das ist, er infizieret sich mit dem andern.

84. Also kostet einer den andern und fühlet den andern. Und der Schall oder Ton
dringet von allen sieben Geistern gegen das Herz und steiget in dem Herzen im
Blitze des Lichts auf. Da gehen auf Stimmen und Freudenreich des Sohnes Gottes.
Und alle sieben Geister triumphieren und freuen sich in dem Herzen Gottes, ein
jeder nach seiner Qualität.

85. Denn in dem Lichte in dem süßen Wasser wird alle Herbigkeit und Härtigkeit und
Bitterkeit und Hitze gesänftiget und lieblich, und ist in den sieben Geistern
nichts denn ein liebliches Ringen und wunderliches Gebären, wie ein heiliges Spiel
Gottes.

86. Ihre scharfe Geburt aber, davon ich oben geschrieben habe, die bleibet als wie
ein Kern verborgen, denn sie wird von dem Licht und süßen Wasser gesänftiget.

87. Gleichwie ein saurer und bitterer grüner Apfel von der Sonnen gezwungen wird,
daß er fein lieblich ist zu essen, und man schmecket doch alle seine Qualitäten,
also behält auch die Gottheit ihre Qualitäten, aber sie ringet fein sanft wie ein
lieblich Spiel.

88. So sich aber die Quellgeister würden erheben und geschwinde ineinander
durchdringen und sich hart reiben und quetschen, so quetschte sich das süße Wasser
aus und zündete sich die grimmige Hitze an. Alsdann würde aufgehen das Feuer aller
sieben Geister wie im Luzifer.
89. Das ist nun die wahrhaftige Geburt der Gottheit, die von Ewigkeit an allen
Enden ist also gewesen und bleibet in alle Ewigkeit also. Aber im Reiche Luzifers
des Verderbers hats eine andere Gestalt, wie ich oben von der Grimmigkeit
geschrieben habe. Und in dieser Welt, welche jetzt auch halb angezündet ist, hats
jetzo auch eine andere Gestalt, bis auf den Tag der Wiederbringung. Davon will ich
bei der Schöpfung dieser Welt schreiben.

90. Nun in diesem herrlichen, lieblichen und himmlischen Salitter oder göttlichen
Qualitäten ist das Königreich Luzifers auch geschaffen ohne einige größereBewegung
als der andern. Denn als Luzifer geschaffen war, so stund er da ganz vollkommen
und war der schönste Fürst im Himmel, geschmückt und angetan mit der schönsten
Klarheit des Sohnes Gottes.

91. So aber Luzifer in der Bewegung der Schöpfung wäre verdorben, wie er fürgibt,
so hätte er seine Vollkommenheit, Schönheit und Klarheit niemals gehabt, sondern
wäre alsbald ein grimmiger finsterer Teufel gewesen und nicht ein Cherub.

Aus: Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang

Você também pode gostar