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An Titipodest

fünfteilige Textgeschwader
aus Bernd Kowalliks „Wetteranbruch oder das Fragezeichen der Zeit“
mit einem Nachwort von Hieronymus Schniewinkel

„meine gedichte sind wie winzig kleine bomben, die aus winzig kleinen flugzeugen über euren köpfen
abgeworfen werden. Ich mag euch alle nicht – deswegen schreinbe ich so – und das macht es
wiederum so einfach für euch zu dichten“

Bernd Kowallik
diese seite bleibt mit absicht leer
fall

glänzend kristall
geboren schmerz
am liedschlag verweilend
leidens hall
einzeln augen perlenkind
entkommen
aus des schrecks moment
im fall
sein heil gefunden
gelebt für sekunden

fassade

völlig unbeeindruckt vom herrschenden gesichtsausdruck


entschied sich die träne einer schrecksekunde
den augenblick nutzend
zur flucht
unwissendlich den halt einer maske
völlig vernichtend

völlig unbeeindruckt vom herrschenden gesichtsausdruck


entschied sich die träne einer schrecksekunde
den augenblick nutzend
zur flucht
unwissendlich den halt einer maske
völlig vernichtend
straff

straff
gespannte
nervenschnur ~
tanzend, taumelnd herzensmut ~
auf das wie sturm
es mir entfuhr ~
was in die welt gestreut,
wird tausendabertausendgut.

Lokal

Die Bierlokale
voll von Schwämmen
tot
Mit dicken Augen
glotzend in die Gläser
Ihre Tränen fliehen
aus den Augen rot
Die Hände zittern
gleich verwehten Gräsern

An der Theke eine Dicke sitzend


Das Brautgefieder
nur knapp noch
auf den Schultern zuckend
Das junge Antlitz voll von Alter
Das Leben langsam runterschluckend

Blaue Blässe in den Zügen


Ihr Leib
gepfählter Todeswunsch
Zerlaufend
auf dem Tresenholz
Augen weinen
schwarzen Stolz

Tastentoene toeten
torenhafte Tanztheater
Mohrenhafte Moorherrschaften
moegen mutig murren
An arabesken Angelhaken
Harren herrenlose Herzenshelden
Zeitgemäß zersetzt zu sein
hart

nach langen jahren unerträglichen wartens,


seinen sohn betreffend,
zog es der alte herr dann doch vor
seinem leiden ein ende zu setzen.
noch schnell,
mit leichtem hohn auf den schon bleichen lippen,
gestand er ihm
das er ihn immer geliebt hatte.

JazzKlang

Hämmernder Hellton,
Sausend Summend Bass,
Finger grasen Tastenweite
Weißschwarze Einheit,
Harmonie
Jaulend drängt das Neue ein
Und Bricht mit alter Sympathie
Wie wachsend
sich zusammen reiht

muse

aber
eine muse gehört keinem
sie flieht
die kleinsten berührung
zerfällt zu staub
schmetterlingsflügelgleich
und
in keinem fall
wird sie mir je gehören
sie ist mir zugetan
das sollte genügen

unter ihrer straffheit leiden meine nerven,


ein maulwurf frisst sein nesd.
Zum zerreissen will ichnicht mehr sehen;
nicht ums verrecken will das erhalten.
Ich gehe danzen, an abenden
an denen ich besser zu hause geblieben wäre und
ich taumele durch drei viertel der stadt die mich nicht kennt;
wie ein wind fegt mir mein herz in der brust,
das ich einen körper habe merke ich erst jetzt.

mir entfuhr ~
was in die welt gestreut,
tausendabertausendgut

träne

die träne
rinnend
am augenrand noch klammernd
schon lösend sich
vom halt der welt
fällt nicht
trotz schreiendem bemühens
und stolpert haltlos
tief

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