Dienstag, 30.

September 2008 WALLIS 14

Die Pfarrkirche San Gaudenzio von Baceno gilt als «Monumento Nationale». Im Romanischen erbaut, wird ein erster Vorgängerbau als Blick vom Mittelschiff in eine Seitenkapelle. Beeindruckend sind die
«cappella» urkundlich erstmals 1039 erwähnt, die 1133 zur «chiesa» erhoben wurde. Wesentliche Veränderungen und Vergrösserungen er- Fresken. Unten: Einzug der Mitglieder der Kulturvereinigung Sim-
fuhr der Kirchbau im 12. und im 15. Jahrhundert und so prägen sowohl romanische wie auch gotische Elemente die Kirche. Fotos wb plon-Süd zur Besichtigung der Kirche S. Gaudenzio in Baceno.

Kulturvereinigung Simplon-Süd in Baceno

Erhaltung und Pflege der Landschaft und der Kulturgüter – ein «grenzenloses» Anliegen am Simplon
S i m p l o n / B a c e n o. – Ihrer
Verantwortung um das kultur-
historische Erbe bewusst, grün-
deten Gleichgesinnte vor 20 Jah-
ren die «Kulturvereinigung Sim-
plon-Süd». Inzwischen ist die
Vereinigung mit dem Zuzug von
Kultur- und Geschichtsbeflisse-
nen aus dem italienischen
Grenzraum zu einem Verein von
fast 300 Mitgliedern angewach-
sen. Baceno oder Walserdeutsch
Bätsch war am vergangenen
Samstag der auserlesene Ta-
gungsort. Baceno kann sich als
Klammer zwischen den beiden
Tälern – Antigorio und Pomatt –
rühmen, mit dem angrenzenden
Wallis über ein gemeinsames
kulturelles Erbe zu verfügen. In
diesem Sinn erfuhren die Statu-
ten eine Ergänzung. Unter Punkt
7 wird neu verankert, was die
Kulturvereinigung Simplon-Süd
bereits befolgt, nämlich «den
kulturellen und freundschaftli-
chen Kontakt mit den Mitglie-
dern im Ossola». Die Vorstands-
mitglieder wurden glänzend
wiedergewählt. «Siamo eletti»
erklärte Präsident Josef Zumke-
mi in der Übersetzung!
* kundlich wird eine «cappella»
Es sei nicht die Aufgabe, eine
Finanzbörse zu schaffen, ge-
stand der Vereinspräsident. Im
Vordergrund stünde die Pflege
des Kulturguts und die Schaf-
fung geistiger Werte. In diesem
Sinn erwarb der Vorstand u. a.
eine Bücher- und Fotosamm-
lung. Weiter unterstützte er mit
finanziellen Beiträgen das
Kunstschaffen und förderte das
Brauchtum. Vorstandsmitglied
Klaus Arnold schuf im Zusam-
menhang mit der Heimattagung
ein Freilichttheater. Der Autor
führte im «Hängert» mit einer
uralten Lärche im Zeitraffer
durch sieben Jahrhunderte. Nach
dem geschäftlichen Teil stellte
der Sindaco von Baceno, Stefa-
no Costa, seine Gemeinde vor.
In seiner Rede betonte er die ge-
meinsamen kulturellen und wirt-
schaftlichen Interessen der Be-
völkerung in den Bergtälern.
Sindaco Costa übergab Josef
Zumkemi die Chronik von Bace-
no, für deren Herausgabe nam-
hafte Autoren und Fotografen
mitwirkten.
*
Ein Erlebnis bot der Besuch der
Kirche San Gaudenzio, die mit-
unter als Basilika angesprochen
wird. Der Arciprete der Pfarrei
San Gaudenzio, Don Ezio Ra-
metti, konfrontierte die Vereins-
mitglieder mit der Baugeschich-
te der als Monument von natio-
naler Bedeutung klassierten Kir-
che. Ihre Existenz reicht bis ins
neunte Jahrhundert zurück. Ur-
im Jahr 1039 erwähnt. Bekannte
Baumeister und Künstler haben
den sakralen Bau geprägt. In der
Architektur wie auch in der In-
nenausstattung finden sich ro-
Oben von links: Pierleonardo Zaccheo, Präsident der Communità Montana Valle Ossola (links) begrüsst Josef Zumkemi, Präsident der Kul- manische wie auch gotsche Stil-
turvereinigung Simplon-Süd. Bild Mitte: Kultur ist keine trostlose Angelegenheit, wie dies Gabriel Rittiner, Klaus Arnold und Fernando Noll elemente. Beeindruckend sind
(von links) verraten. Oben rechts: Von der Generalversammlung geehrt und beglückwünscht: Renato Arnold, Verfasser der Publikation die Fresken, insbesondere jene
«700 Jahre Gemeinde Simplon Dorf, Geschichte und Geschichtchen». Unten: Vor der Pforte der Kirche: Im Vordergrund Don Exio Ramet- aus der ersten Hälfte des 16.
ti, Pfarrer von Baceno, orientiert Josef Zumkemi über den Ablauf der Besichtigung der Kirche S. Gaudenzio. Jahrhunderts. gtg

Die einst engeren Beziehungen von Baceno (= Bätsch) zum

Alle Vorstandsmitglieder wiedergewählt (von links): Lukas Zenklusen, Gabriel Rittiner,
Klaus Arnold, Josef Zumkemi, Präsident (es fehlt: Imelda Arnold).
Josef Zumkemi mit der Chronik von Bacemo, über-
reicht von Sindaco Stefano Costa.
Goms manifestieren sich in der Kirche mit der Carlen-Orgel. Sie
stammt aus der Werkstätte von Josef Anton Carlen
(1772–1849), des Felix, wohnhaft in Gluringen, 1902 restau-
riert von Pietro Bernasconi, Varese. Josef Anton Carlen baute
Orgeln für verschiedene Kirchen, so 1809 die Orgel von Altdorf.