Você está na página 1de 7

© Uwe Fengler

Überlegungen zum Begriff Zeit

Wir leben in ihr, sie schreitet unaufhörlich


mit uns vorwärts und wir müssen einfach
mit ihr reisen, ob wir wollen oder nicht.
Wir können sie nicht anhalten und auch
nicht in ihr zurück gehen. Und mancher
Mensch wird am Ende seines Lebens den
Eindruck haben, dass die Zeit für ihn viel
zu schnell abgelaufen ist.
Bemühten wir ein Lexikon, um mehr über
die Zeit zu erfahren, würden wir darin
wahrscheinlich lesen, das die Zeit von der
Vergangenheit über die Gegenwart in die
Zukunft führt, eine physikalische Größe
ist und in Sekunden gemessen wird.
Vielleicht auch, wenn es ein gutes Lexikon
ist, wird die Relativitätstheorie erwähnt
und das die Zeit zusammen mit dem Raum
eine Dimension bildet.
Um solche einfachen theoretischen
Erkenntnisse geht es mir aber hier gar
nicht. Meine Fragen, auf die ich
wahrscheinlich nie eine passende Antwort
finden werde, sind eher:

Seit wann gibt es Zeit?


Wird es Zeit ewig geben?
Warum empfinden wir Zeit?
Gibt es überhaupt eine Zeit?

Natürlich wissen wir Menschen, auf diese


oder ähnliche Fragen nicht wirklich eine
Antwort. Dazu haben wir einfach zu
wenig Kenntnis über das Universum und
das Leben überhaupt.
Ich bin mir absolut sicher, dass ich die
vorstehenden Fragen nicht beantworten
kann. Ich kann jedoch über sie
nachdenken, und das kann manchmal
auch ganz schön spannend sein.
Ich werde Sie in diesem und anderen
Artikeln, die zum Thema Zeit noch folgen
werden, an meinen Gedanken teilhaben
lassen.

Ich denke über die Zeit nach, seit mir


bewusst ist, dass ich in ihr lebe. Das sie
praktisch immer weiter läuft, ob ich nun
will oder nicht, ist mir zum ersten Mal
wirklich klar geworden, als ich als etwa
10jähriger Schüler eine Mathearbeit mit
der Note 5 nach Hause trug. Es war mir,
als würden sich in der Tasche auf meinen
Schultern Steine befinden, so schwer
schleppte ich an dieser Last. Meine
Schritte wurden immer langsamer umso
mehr ich mich unserem Haus näherte. Auf
dem Rücken Steine in den Füßen Blei.
Mir war zum Heulen, ich konnte Mathe,
ich hätte jede Aufgabe fehlerfrei lösen
können. Damals wurden die Aufgaben
nicht ausgedruckt, sondern sozusagen live
vom Klassenlehrer an der Tafel
angeschrieben. Obwohl ich ziemlich weit
vorne saß, konnte ich sie einfach nicht
lesen, so sehr ich auch die Augen
zusammen kniff. Ich habe es natürlich
gleich meinem Lehrer gesagt, aber der
wollte mir nicht glauben. So saß ich da
und versuchte die Aufgaben zu entziffern
und erst ein neuer Klassenlehrer bemerkte
Jahre später, dass ich kurzsichtig war und
eine Brille benötigte. Heute weiß ich
natürlich, nicht ich bin der Versager,
sondern mein damaliger Lehrer, der mich
einfach nicht ernst nehmen wollte. Schade,
dass ich die Zeit nicht zurück drehen kann,
um die Sache wirklich klar zu stellen.
Würde ich heute zu ihm gehen, um mit
ihm darüber zu sprechen, wahrscheinlich
könnte er sich gar nicht mehr daran
erinnern.
Bei diesen Gedanken wird mir die
Vergänglichkeit der Zeit bewusst.

Aber noch immer bin ich als etwa


10jähriger Schüler auf dem Weg nach
Hause. Ich konnte unser Haus nun sehen.
Ich blieb stehen, aber schnell wurde mir
bewusst, dass ich auch damit die Zeit nicht
anhalten konnte. Die Zeit läuft einfach und
sie läuft nicht immer im Gleichklang mit
mir. Sie geht vorwärts, auch wenn ich
stehen bleiben will.

So ist das nun mal, unser Leben,


Gefangene der Zeit sind wir...

Als ich mich immer langsamer meinem zu


Hause nähere, erblicke ich meinen
Großvater, der irgendetwas im Garten
arbeitet. Er sieht mich, lässt seine Arbeit
liegen, kommt auf mich zu und fragt:
„Was ist los, Junge?“
„Ich habe eine fünf, in Mathe!“
Er wischt sich mit dem Handrücken den
Schweiß von der Stirn, legt mir seinen
schweren Arm um meine Schulter und
meint:
„Das ist nicht so schlimm, komm mit rein,
ich mach uns was zu essen!“

Und für diesen Tag war die Welt wieder in


Ordnung.

So ist das nun mal mit unserer


menschlichen Zeit, wir erleben Freude und
Leid, Gesundheit und Krankheit, Kinder
werden geboren, Menschen, die ihre
Lebenszeit erreicht haben, sterben.

Wir können nichts daran ändern, es geht


immer vorwärts, niemals können wir das
Rad der Zeit zurückdrehen, auch nicht
einen Millimeter.

Und so stellte ich mir schon ziemlich früh


die Frage, woher kommt die Zeit und
warum kann sie unser Leben so sehr
bestimmen?

© Uwe Fengler

Você também pode gostar