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Seit Oktober 2010 ist das neve Routensirauch-Joest Museum ‘godfinet und mit etwa 250.000 Besuchern im ersten Jahr tin Pubikumserfolg, Das ethnologische Museum stellt der Giffenlichkeit unter dem Titel Der Mensch in seinen Welten cin neves, thematisches Ausstellungskonzept vor. Im Gegen- salz zum Gros der ethnologischen Museen, welche ihre Sommlungen nach geografischen Kriterien zeigen, liegt in Koln der Schwerpunkt auf dem Kulurvergleich. Der euro: paische Blick ouf andere Kulturen durch Reisende und Wissenschatfler, durch Klischees und ber die Kunst wird conalysiert und unterschiedliche Lebensentwirfe werden vor gestell, Wie gestalien Menschen zu verschiedenen Zeiten tnd in verschiedenen Teilen der Welt ihr Leben? ist dio abergeordnete Frage der Aussellung, die die Vielfalt und Gleichwertigket aller Kulturen verdeuticht. Indem der Zu rs Uber die ver {gang zu den einzelnen Themen des Parc traute Kultur erfolgt, vermitteln sich Diologansatze, die zur Relativierung des eigenen Stondpunkts beitragen. ‘Auf einem Parcours mit einer Ausstelungsfiche von 3.600 m? werden rund 2.000 Exponote eindrucksvoll in Szene geseizt. Das innovative Ausstellungskonzept dozu hat das wissenschafliche Team des Houses Uber Johre erar- beitet und vom Stuttgarter Alelier Brickner szenografisch tumsetzen lassen, Jedes Thema entwickelt sich in einem eige nen Raum, in welchem die Objekte ihre Aura bestméglich entfalien. Dos jeweilige Roumbild, zu dem die gesomie Inner architektur, die Gestaltung des Bodens, der Wande, der De- cke, die Lichtfdhrung und die Grafik beitragen, verstirkt die inhale des jeweligen Themas. Die mediale Planung und kreotive Gestaltung oblag dem ebenfalls in Stuttgart ansds sigen Unternehmen jangled nerves, die Medientechaik ent wickelie die 235 Media GmbH aus Kéln. Prémisse war, dass die Medien die Exponate unterstitzen, ohne sie zu ‘berlager. Sie sollien den Besuchern zusditzliche lnformat ‘onsebenen bieten und weitere Perspektiven eréfinen Neben der textlichen Information, die hierarchisch ber drei Ebenen (Abteilungstext, Thementex!, Objekttex!) funk- Fonier, sind im Themenparcours etwa 2.500 Fotogrofien und Abbildungen sowie Material aus circa 50 Filmen onc: log und digital eingebout. In beinche allen Abteilungen sind Videos zu sehen, die eigens fir die neve Ausstellung ‘ongefertigt wurden. Darunter sind Aufnahmsn, die in New- ‘guinea, in der Tirkei oder auf Bali entstanden Schon der im Foyer zu bewundernde indonesische Reisspeicher - das neve Wahrzeichen des Houses ~ ist von moderner Technik umgeben. Uber Standmonitore kann ein Film, der den Aufbau des gr&Bten Objekts der Ausstellung im Zeitoffer zeigt, aber Berihrung gestortet werden. Aut Lineorschienen sind schiebbure Displays inatallicrt, die je ach Standort unterschiedliche Animationen zeigen. Hin- tergrundinformationen zum Reisspeicher werden mit den Themen der Ausstellung verbunden, sodass die Besucher bereits einen Vorgeschmack auf den Rundgang erhalten. Im ersten Ausstellungscaum ~ dem Prolog des Rundgangs ~ ‘werden die Besucher mit einer mulimedialen Rouminstah lation begriBt. Eine lichtprojektion im loop zeigt, wie ‘Menschen aus verschiedenen Kulturen in ihrer Sprache und Gesik Géste willkommen heiBen. Am Ende des Rundgangs werden die Besucher im Epilog von den gleichen Personen verabschiedet. Dabei wird aufgelést, dass es sich bei den Darsellern um Kélnerinnen und Kélner handelt und dle bei den Instolloionen gleichzeitig die kulurele Vielfol der Stadt présentieren. Die mit Loien gedrehten Szenen entston den nach einem Aufruf des Museum in der lokolen Press. Der erste abergreifende Themenbereich Die Welt er fassen fokussiert vier unterschiedliche Begegnungsebenen mit anderen Kulturen aus europaischer Sicht. Zu Beginn der Abteilung Begegaung und Aneignung: Grenziberschrei: tungen steht ein elekronisches Highlight der Ausstellung, In tinem iberdimensionalen Buch wird den Besuchern die Maglichkeit gegeben, sich interaktiv mit den europaischen Kulturkontakten vom Beginn der Nevzeit bis heute 2u be schaifigen. Die Besondetheit des Buchs liegt darin, dass es sich nicht um einen Touchscreen, sondern um ein wirkliches Buch aus Projektionsleinwand handelt. Beim Bléttern der Seiten erkennt eine Sensorik dber Barcodes, welche Inhalte eingespielt werden missen. Diese Kombination aus Haplik und Elektronik ist einzigortig. Die meisten Fotogratien und Filme sind in die Abteilung Der verstellte Blick: Klischee und Vorurleil eingeflossen, die sich mit den Afrikabildern in unseren Képfen auseinander- sett. Auf die Klappan der weifien Innenwénde des Kubus werden Motive projiziert, die Klischees iber Afrika abbil den. Beim Offnen der Klappen werden Vitrinen sichtbar, in denen mittels Pepper’sGhostTechnik (semitransparente Spie- gelprojektion) Texte und Bilder mit Informationen angezeigt ‘werden, welche diese Vorstellungen widerlegen. So werden beispielsweise Abbildungen von Dienerfiguren mit afike nischen Persanlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft Kontrastiert. Schout man von auBen in den Kubus hinein, wird der historische, meist koloniale Kontex!, der dem jewei: ligen klischee zugrunde liegt, onhand eingebauter Objekte geliefert. Der Medieneinsatz unterstitzt hier die Besucher beim Perspektivenwechsel mal unterschwellig, mal direkt Der interakiive Museumstisch in der Abteilung Die Welt in der Vitrine: Museum ist vierelig und verkirpert die Aut gaben des Museums: Sammeln, Bewahren, Erforschen, Ver miteln. Wie vor dem Reisspeicher befinden sich auf einer Fahrungsschiene Monitore, die auf Bewegung reagieren. Die eingespielten Filme haben einen direkton Bezug zu den Exponaten des Tischs und zeigen zum Beispiel die Restov- rierung eines Objekts oder mit Ethnologen gefuhrte Exper teninterviews. An zwei Touchdisplays kénnen Kinder spie- lerisch ihr Geschick und Wissen testen und altersgerechte Informationen ber die Arbeit eines ethnologischen Muse- ums sommeln In der Abjeilung Ansichlssachen@l: Kunst haben die Besucher die Wabl, wie sie die Exponate betrachten. Ent weder in rein dsthelitcher Wahrnehmung jedes Objekt for sich in einer edlen und schlichten Vitrine oder im urspriing- lichen funktionalen Kontext. On demand kénnen zu jeder Vitkine Informationen abgerufen werden, indem das Objekt schild berahrt wird. Eine Sensorik ldst das Erscheinen eines InsituFotos im Hintergrund des Objekts sowie eines lor mationstexts ous und liefer! damit den kulturellen Kontext zum jeweligen Exponat Der zweite Themenkomplex Die Welt gestalten beginnt mit der Abteilung Lebensréume ~ Lebensformen: Wohnen und wartet mit der aufwéndigsten Medieninstallation aut Ein Tisch mit einer aufgezeichneten Weltkarte widmet sich verschiedenen Aspekten der Globalisierung. Jede der zehn Schubladen beinhalte ein Thema, dos mit dem Offnen aktiviert wird. In den Schubladen liogen unter einer Glos scheibe Exponate, die durch Berdhren als Meni funktio- riieren und so die Auswahl stevern. Beim Thema Wirtschaft kann beispielsweise zwischen dem Produktionsweg von Koffee, einem TShirt oder einem Computer gewahlt wer- den. Nun spiel sich der Produktionsweg als projizierte Ani mation auf dem Tisch ab und die Betrachter kénnen den Weg iiber die Weltkarte nachvollzichen, Bei mehreren Kinderstaon om Mosumatch (© cer Bane: oo Nill Wel ‘her Bert warden Test nd Bid um Obj sicher. (Aisle richer Foto: Nl Wo, offenen Schubladen lavfen die Projeklionen zeitgleich und ‘berlagern sich. Deutlicher ist globale Vernetzung koum zu veranschaulichen In den vier Themenréumen der Abteilung Wohnen er ganzen Interviews die Szenen. Die Besucher erhalten von einer firkischen Frau, einem Blackfoot, einem Tuareg und einem Asmat Aussagen zum Wohnstl. Um lange und erm: dende Filme zu vermeiden, kinnen kurze Sequenzen 20 bestimmten Fragestellungen von den Besuchern iber die Touchmonitore angefordert werden. In der Abteilung Der Kérper als Buhne: Kleidung und Schmuck dreht sich alles um Schénheit und Kéxperkut. Zur Einstimmung werden auf die auf einer Buhne stehenden Schneiderpuppen rezente und historische Fotografien im Loop projizier, die Menschen in verschiedenen Trachten, er ielrbe Tc bit Sponnandes und uns Theme Gobasierng har Brinr Ft: Nile Wolf 16 Museumakunde Bend 771/12 ‘Deutsche Fropestellangen zm Thema Waren biden Aso! {ohn sur Asta ‘thinchr Bdarchiv KS, Fol: WellgangF. Mee, Marion Merion Uniformen, mit besonderen Statussymbolen oder in Ritual sgewandung zeigen Ein GroBteil der Szenen der Abteilung Der inszenierie Abschied: Tod und Jenseits wird von Filmen untersttzt, die Bestattungs- und Totengedenkrituale zeigen. In der Abtei: lung Vielfalt des Glaubens: Religionen verbergen sich hin ter Schlitzen neben zahlreichen Fotografien Monitore mit Filmsequenzen, die gelebien Hinduismus und Buddhismus zeigen und damit die ousgestelien Gétterfiguren ergnzen Die abschlieBende Ableilung des Themenparcours ZwischenWelten: Ritole bout medial auf die Uberlogerung verschiedener Filmmaterialien. Wéhrend out Wandmoni- toren ethnografisches Filmmaterial laut, sind auf einige der Wénde ibergroBe Filmszenen in Slowmotion projiziert Die Verzerrungen und sich Uberlagernden Bild- und Tonele: mente schoflen die passende myslische Atmosphare. Zusatzlich zu den beschriebenen digitalen Instllot ich ein Kiosksystem durch den Themenparcours. In den so genannten Blickpunkien ~ signalrot gerchmten Touchdisplays ~ werden zum Ableilungsthema passende, ckivelle und in unserer Kultur diskutierte Fragestellungen oulgegriffen. Wahrend beispielsweise zum Thema Woh nen ein Foloportrét Uber Obdachlosigkeit in Kéln ange wahlt werden kann, bietet der Blickpunkt der Abteilung Der Kérper als Buhne: Kleidung und Schmuck unter ande rem eine Kulturgeschichte des europaischen Schénheits ideals von der Venus von Willendorf bis zu Size Zero. Dos im hochformatigen Layout on eine Onlinezeitschrift erin nernde Design ist an allen Stotionen gleich, der Content kann ber einen XMLEditor oktualisiert werden, Mehrere der prasentierlen Themen sind aus Studierendenprojekten eentstanden, Ergdinzende Medien: Audioguide und Videoguide Drei AudioguideFihrungen werden zur Erkundung des The- menparcours angeboten. Wahrend die Themenfihrung den Rundgang Raum fir Raum anhond der Exponte erklért, stchen in der Highlightfihrung dsthetische Gesichtspunkte im Vordergrund. Beide Rundginge sind in deutscher und tenglischer Sprache verfigbor. Die Juniorfihrung wurde spe- ziell fir Kinder zwischen acht und 14 Jahren entwickelt und ist diologisch konzipier. Die Entdeckungstour mit Wilhelm Joest und Frau Global ist aber auch bei Erwachsenen sehr beliebt. Bei der Programmierung der an der Informations theke im Foyer zu enlleihenden Gerdte wurde darauf geachtet, dass zwischen den drei Fihrungen jederzeit ge- wechselt werden kann, Forbige Bodenmarkierungen sorgen dati, doss die Objekte, zu denen Audios vorhanden sind, leicht gefunden werden. Als besonderer Service siehen die MP3.Dateien auf der Website des Museums sowie auf der Internetplatform Pausanio kostenlos 2um Download zur Ver fgung und kénnen so auch auf dem eigenen Mobiltelefon, iPhone oder MP3-Player abgespielt werden. Die neveste Errungenschaft des Museums ist das Ange- bot des so genannten Videogvides, der die drei Fihrungen in deutscher Gebiirdensprache widergibt. Dank der Unter- stitzung durch die Marga und Walter Boll Stiftung und die Dr. Gertrud-BestStifung konnten spezielle Gerdte der er s0 genannten Fatvangan in Gabrdespoce Crtcimend pg. a 17 Mvseumsunda Bend 771/12 Manchner Firma Soundgarden erworben und die Uberset- zung durch die Loor Ens ~ Gebairdensprache GBR finan- ziert werden. Auch diese MP4Dateien kénnen bereits vor feinem Besuch des Museums von der Website herunterge- laden werden. Webpriisenx Kurz vor der Neverdffnung des Museums fand ein Relaunch der Homepage statt. Ein moderner, fischer und ibersicht licher Auftrit mit adressatenorientierter Navigation wurde ceniwickell. Nachdem die Starseite aufgerufen wird, kon nen sich die Benutzer als ,Besucher*, ,Wissenschaftler” oder ,Férderer” identifizieren. Je nach Auswahl werden unterschiedliche Inhalte angeboten. Wahrend zum Beispiel die ,Besucher* einen kurzen Uberblick aber die Gestaltung des Themenparcours erhalten, kénnen detailliertere Infor- rmationen zum Konzept iber die Wissenschafllerebene ab- gerufen werden. So wird das Oberfrachien von einzelnen Seiten vermieden und trotzdem Raum for Forschungsergeb- nisse und Publikationen geboten. Die Webprésenz ist nicht nur Mitel der Offenichkeitsarbeit, sondern erginz! auch das Ausstllungs- und Veranstoltungsprogramm um ein eige nes Wissensongebo! und dient gleichzeitig ols Archiv. AvBerdem wurde zur Neveréffnung ein Panorama rundgang realisier, der es ermaglicht, iber das Internet das Museum virlvell zu besuchen. Dank einer Kooperation mit dem WDR kann sich dos Ravenstrauch-JoestMuseum als eines der wenigen deutschen Museen auf diese Weise présentieren. Farit und Ausblick Die Ergebnisse einer Besucherbefragung im Frohsommer 2011 ergaben, doss das inleraktive Medienangebot des RavtenstrauchsJoestMuseums bei der Mehtheit der Besu- cher sehr gut ankommt. Bei der offenen Frage, was beson: ders gut in der Ausstelling gefélt, wurden vielfach ver schiedene Medienstationen genannt. Gerade dos junge Publikum zeigt sich positiv Gberrascht Uber die moderne Gestaltung und auch die dltere Generation findet Gefallen ‘an dem abwechslungsreichen Angebot. Nicht nur der technologische Fortschr, sondern auch geselschabliche Verdnderungen machen den Einsatz von Neuen Medien im Museum erforderlich, Die Besucher des 21. Johrhunderts sind medienafiin, méchten sich Inhale individuell erarbeiten und unterhalten werden. Da sich die Wahmehmungsgewohnheiten stindig Gndern, muss auch dor Medieneinsatz im Museum und seine AuBiendorstellung stindig oktvalsiert werden. Immer am Boll bleiben heiBt die Devise. Auch das RouensirauchJoestMuseum plant weitere Schritle, gerade uch um jUngere Besucher zu gewinnen und ans Haus zu binden, Der Ausbau der Web- site um einen Kinderbereich, dos Einrichten eines News letters sowie longfristig die Anbindung der houseigenen Datenbanken werden ebenso diskutiert wie der Eintritt ins Web 2.0. Wos die Neven Medien zur Ausstellung betrfh, wird an der Uberselzung der Audioguides in weitere Spra- chen wie zum Beispiel Tirkisch sowie on Akiuolisierungen und Ergéinzungen der Inhalte des Kiosksystems Blickpunkte gearbeitet Immer am Boll bleiben heiBt aber auch, dass Museen Ressourcen fir Neue Medien einplanen missen, wie fir Ausstellungen und Hassische Offenlichkeitsarbeit auch, Neben den Kosten fir Nutzungsrechte von Foto- und Film- material geht os hier um geschultes Personal, das kontini- ierlich an Inholt und Form der Neuen Medien arbeitet. Denn nichts ist peinlicher ols eine Medienstation mit ver altetem Inhalt oder ein sozioles Netzwerk, dos keiner nuzt. Verfasserin Iris Kaebelmonn M.A. Ethnologin und freie Miorbeiterin om Rovtenstrauchoest ‘Museum fir den Bereich Nave Medien RautenstrauchJoestMureum - Kulturen der Welt Leonhard TietStraBe 10 50676 Kaln irie@koebelmann.de 18 Museumsiunde Bend 771/12

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