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Kohlekraftwerke

Keine Lösung, sondern Risiko


5 Argumente gegen Abscheidung und Speicherung von CO2

Beim Verbrennen fossiler Energieträger


wie Öl, Gas und Kohle gelangen enorme
Mengen CO2 in die Luft, die unsere
Erde aufheizen und das Klima verän-
dern. Eine neue Technologie namens
CCS („Carbon Capture and Storage“)
will Hoffnung machen: Durch CCS sollen
selbst Kohlekraftwerke, die ärgsten
Dreckschleudern von allen, auf wunder-
same Weise „sauber“ werden. Die Idee
ist, das Kohlendioxid vor den Schorn-
steinen aufzufangen und unterirdisch
zu entsorgen. Klingt vielversprechend,
doch die Technologie hat leider viele
Nachteile. Zum Beispiel wäre sie nicht
vor 2030 großflächig realisierbar – viel
zu spät für den Klimaschutz. Außerdem
birgt das Lagern von CO2 , ähnlich wie
Atommüll, unkalkulierbare Risiken. Um
unser Klima zu retten, müssen wir statt
auf falsche Hoffnungen auf Erneuerbare
Energien setzen.
Bald „sauber“? Vattenfalls Braunkohlekraftwerk in Jänschwalde stößt jährlich 25 Mio. Tonnen CO2 aus.
Der Klimawandel und seine verheerenden
Folgen für Mensch und Umwelt sind in aller Schloten von Kohlekraftwerken. Und der werden, wird aus dem betriebswirtschaftli-
Munde, gerade hierzulande. Im internatio- Irrsinn geht sogar noch weiter: Bis 2012 ist chen Risiko ein unvertretbares gesamtgesell-
nalen Vergleich der CO2-Emissionen liegt der Bau von 25 neuen Anlagen geplant, schaftliches (Klima-)Risiko.“
die Bundesrepublik bei zehn Tonnen CO2 von Neurath am Rhein (RWE) über Lubmin
pro Kopf und Jahr, die USA bei 20 Tonnen, an der Ostsee (DONG) bis Moorburg bei 1. CCS kommt viel zu spät
China bei 3,6 und Indien bei einer Tonne pro Hamburg (Vattenfall). Die Klimakrise verlangt sofortiges Handeln.
Person. Als Beitrag zum weltweiten Klima- Nach Berechnungen des Weltklimarats
schutz hat die Bundesregierung angekündigt, Klimaschutz trotz Kohlekraft? (IPCC) muss der Höchstpunkt der weltweiten
den Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Niemand könnte ernsthaft daran glauben, Emissionen spätestens im Jahr 2015 erreicht
Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken. Bis 2050 dass Deutschland seine Klimaziele auf diese sein und danach deutlich sinken. Hierzu kann
sind über 80 Prozent Treibhausgasvermin- Weise erreichen kann – würde nicht ein die CCS-Technologie keinen wesentlichen
derung notwendig (immer bezogen auf das neues „Zauberwort“ kursieren: Es lautet CO2- Beitrag leisten, denn für den großflächigen
international gebräuchliche Basisjahr 1990). Abscheidung oder auch CO2-Speicherung, Einsatz wird sie nicht vor 2030 zur Verfü-
Gleichzeitig aber halten Politik und Ener- kurz CCS („Carbon Capture and Storage“). gung stehen. „CCS wird viel zu spät auf dem
giewirtschaft an der Energieerzeugung mit Durch eine neuartige Technologie soll das Schauplatz erscheinen, um einen Beitrag
fossilen Brennstoffen wie Öl, Gas und Kohle CO2 vor den Schornsteinen der Kraftwerke zur Minderung des gefährlichen Klimawan-
fest – obwohl bekannt ist, dass insbesondere aufgefangen, komprimiert und unterirdisch dels zu leisten“, heißt es im Entwicklungs-
Kohlekraftwerke die reinsten „Klimakiller“ entsorgt werden, zum Beispiel in ausgebeu- programm der Vereinten Nationen (UNDP).
sind. Über 40 Prozent der CO2-Abgase, die teten Erdgas- und Erdölfeldern. Dies würde Denn im Moment sind lediglich so genannte
Deutschland fabriziert, rauchen aus den zwar bedeuten, dass das klimaschädliche Demonstrationsanlagen in Planung, im März
Kohlendioxid zunächst einmal nicht in die 2007 verpflichteten sich die EU-Mitgliedstaa-
Atmosphäre gelangt. Aber funktioniert das? ten, bis 2015 zehn bis zwölf solcher Teststa-
Wussten Sie, Wissenschaftler des Sachverständigenrats tionen zu bauen und in Betrieb zu nehmen.
dass die CO2-Abscheidetechnik per für Umweltfragen sehen die CCS-Technik Derweil wird die CCS-Technologie von
Gerichtsbeschluss nicht als „CO2-frei“ „gerade für die deutsche Klimaschutz- Energiekonzernen wie E.ON, RWE und Vat-
bezeichnet werden darf? Das CO2 kann strategie besonders problematisch.“ Und sie tenfall als Rechtfertigung für den Bau neuer
nämlich gar nicht vollständig abgeschie- warnen: „Setzen die Energieversorger darauf, Kohlekraftwerke benutzt. Diese nennen sich
den werden, und es entweichen noch dass ihnen im Falle eines Scheiterns von „CCS“-fähig („capture-ready“), wenn sie the-
erhebliche Mengen in die Atmosphäre. CCS klimapolitische Konzessionen gemacht oretisch mit einer CO2-Abscheidungsanlage

www. greenpeace . de
nachgerüstet werden können. Ob dies aber
jemals in die Tat umgesetzt wird, steht in
den Sternen. 1
2. CCS vergeudet Energie 2
Nicht nur die Abscheidung des CO2, auch
der Transport und die Lagerung würden viel
teure Energie verschlingen. Es wurde errech-
net, dass je nach Art des CCS-Verfahrens 3
bis zu 40 Prozent der Kraftwerksleistung
verloren gehen könnten. Um diesen hohen
Effizienzverlust auszugleichen, müsste ein
Kohlekraftwerk entsprechend mehr Kohle
verbrennen. Darüber hinaus bräuchten CCS-
Kraftwerke zum Auffangen und Abscheiden
des Kohlendioxids fast doppelt so viel Frisch-
wasser wie ein herkömmliches Kraftwerk.
Was momentan an Verbesserung des Wir-
kungsgrades im Kraftwerksbetrieb erarbeitet
wird, würde die CCS-Technologie im Nu
wieder zunichtemachen.

3. CCS ist gefährlich


Das von den restlichen Abgasen abgetrennte 1 Abscheidung 3 Lagerung
und komprimierte CO2 soll via Lkw, Züge Die Kohlenstoffabscheidung ist der ener- Bei der geologischen Speicherung
oder Pipelines zu geologischen Speichern gieintensivste Teil des CCS-Prozesses. wird das CO2 in durchlässige Gesteins-
transportiert werden. In Deutschland kom- Dabei wird ein konzentrierter CO2-Strom formationen tief unter der Erde injiziert.
men vor allem erschöpfte Öl- und Gasfelder erzeugt, der komprimiert, transportiert Ein Risiko sind mögliche Leckagen:
in Frage, außerdem „salinare Aquifere“. Das und schließlich gelagert werden kann. Freigesetztes CO2 würde die Umwelt
sind mit Salzwasser gefüllte poröse Gesteins- und Menschen gefährden.
schichten in 1000 bis 4000 Metern Tiefe, die 2 Transport Die ozeanische Speicherung wird immer
von der Umwelt abgeschlossen sind. Wie si- Es gibt verschiedene Beförderungsmög- noch diskutiert, obgleich bekannt ist, dass
cher diese Endlager sind, weiß aber niemand lichkeiten für das CO2 – etwa via Schiffe, sie das Meer versäuern und chemisch
genau. Bei der Lagerung von CO2 besteht Züge, Lkw oder Pipelines. verändern würde.
grundsätzlich die Gefahr, dass es zurück an
die Oberfläche wandert. Leckagen, undichte
Stellen, an denen CO2 dann hochkonzen- absehbar. So wird sich die CCS-Technologie Fazit
triert austritt, würden Menschenleben gefähr- vermutlich als nicht wettbewerbsfähig her- In die CO2-Abscheidetechnik werden völlig
den und Boden und Grundwasser verseu- ausstellen. Noch dazu verschlingt sie Gelder, überzogene Erwartungen gesetzt. CCS
chen. Bei einer Leckage-Rate von nur einem die dringend zur Entwicklung nachhaltiger ist eine falsche Hoffnung, die bewusst von
Prozent, bei der also jährlich ein Prozent des Energien benötigt werden, da diese das Energieerzeugern wie RWE, E.ON und
eingepressten Kohlendioxids wieder in die Klima ab sofort und weitaus kostengünstiger Vattenfall geschürt wird, um am Bau klima-
Atmosphäre gelangt, wäre dem langfristig schonen. schädlicher Kohlekraftwerke festzuhalten.
notwendigen Klimaschutz kaum geholfen. CCS darf keinesfalls als Lösung unserer
Schon nach zehn Jahren verblieben nur noch 5. CCS birgt Haftungsrisiken Klimaprobleme angesehen werden, stattdes-
90 Prozent des mühsam für alle „Ewigkeit“ Bei einer Risiko-Technologie wie CCS stellt sen müssen wir für den sofortigen Schutz
gespeicherten Kohlendioxids in der Erde. sich die Frage: Wer haftet eigentlich für des Klimas auf Energieeffizienz und Erneuer-
mögliche Schäden aufgrund von Leckagen, bare Energien setzen. Nachhaltige Energie-
4. CCS ist teuer etwa für erkrankte Menschen, verschmutztes quellen wie Wasser, Wind, Sonne und
Die Kostenschätzungen für die CCS-Techno- Trinkwasser oder vermehrte Treibhausgas- Erdwärme können sechs Mal mehr Energie
logie variieren stark, doch ein „Schnäppchen“ emissionen? Schon weil die Gefahren nicht erzeugen, als die Welt heute braucht. Prakti-
ist nicht dabei. Teuer wird neben dem Nach- kalkulierbar sind, kann die vorhandene scherweise stehen sie noch dazu unbegrenzt
rüsten der Kraftwerke besonders der Bau Gesetzgebung die Frage der Haftbarkeit nicht zur Verfügung. Wir müssen sie nur nutzen!
von Pipelines und CO2-Verpressungsanlagen. klären. Die Industrie ist jedoch nicht bereit,
Nach einer Studie der Unternehmensbera- hohe Summen in die CCS-Technologie zu
tungs-Gesellschaft McKinsey verlangt allein investieren, solange sie nicht von der lang-
die Entwicklung der CCS-Technik in Europa fristigen Haftung befreit wird. So drängen
eine rund zehn Milliarden schwere Anschub- manche mögliche Betreiber auf eine zeitlich Greenpeace fordert:
finanzierung aus den Staatskassen – zu begrenzte Haftung für permanent gelagertes Kein Neubau von Kohlekraftwerken.
Lasten der Steuerzahler also. Die Entsorgung CO2 auf zehn Jahre. Viele Befürworter von Die Energieindustrie muss in Erneuer-
von einer Tonne CO2 würde zwischen 60 CCS fordern von den Regierungen sogar bare Energien investieren.
und 90 Euro kosten. Da sich die Kraftwerks- nahezu vollständigen rechtlichen Schutz. Alle Versuche, die Kosten und
Betriebskosten so nahezu verdoppeln, ist Womöglich muss am Ende die Öffentlichkeit Risiken der CO2-Speicherung auf die
auch mit höheren Strompreisen zu rechnen das Risiko für die CO2-Lagerung tragen und Allgemeinheit abzuwälzen, müssen
– 20, 50, 100 Prozent teurer? Es ist nicht für daraus entstehende Schäden zahlen. unterbunden werden.

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