PZ Pforzheim vom 02.12.
2017
42 SAMSTAG, 2. DEZEMBER 2017
Z AHL ZUM THEMA
2409
Hektar groß war laut
Statistischem Landesamt die
Fläche, die im vergangenen
Jahr in Baden-Württemberg
für Weihnachtsbaumkulturen
genutzt wurde. Das sind
umgerechnet fast 3400
Fußballfelder.
EXPERTENTIPPS
Lange Freude
am Baum
Am längsten halten die frisch ge-
schlagenen Bäume, wenn sie zur
Überbrückung bis zum Weih-
nachtsfest in einen Eimer mit
Wasser gestellt werden. Das Was-
ser darf nicht gefrieren, deshalb
ist der Keller oder die Garage als
Lagerplatz zu bevorzugen. Etwas
Glycerin, Spülmittel oder Zucker
im Wasser verhindert zusätzlich
die schnelle Austrocknung. Ein
etwa zwei Meter hoher Weih-
nachtsbaum benötigt täglich bis
zu zwei Liter Wasser.
Wer eine Fußboden-
heizung hat, legt
am Besten
eine Iso-
lier-
schicht
zwischen Boden und Baumstän-
der. Direkt neben der Heizung
oder dem Ofen sollte der Baum
nicht stehen, denn Heizungsluft
ist der größte Feind des Weih-
nachtsbaums und lässt ihn
schneller nadeln.
Während der Baum draußen im
Wasser steht, bleibt er am besten
im Netz. Einige Tage vor dem
Schmücken sollte er im Zimmer
Ab durch die Mitte: Ohne kleinere oder gößere Maschinen geht auch bei Schäuffeles nichts.
G E S C HICHTEN AUS DER RE GI ON Stark! UND VON DAH EI M PFORZHEIMER ZEITUNG NUMMER 278
A Tännschen, please!
G EKRÖNT
Königin Vanessa
TEXT UND FOTOS: SABINE RIES
Beim Mönsheimer Ehepaar Roland und Christine Schäuffele ist das ganze Jahr Weihnachten.
Die 4. Deutsche Weihnachts-
baumkönigin kommt aus
Baden-Württemberg. Ganz
genau aus Karlsruhe und
Sie kümmern sich um die Aufzucht, Pflege und Ernte von rund 50 000 nadeligen Bäumen
wurde im September dieses
und Bäumchen, die an Heiligabend und an den Weihnachtstagen festlich geschmückt Jahres für zwei Jahre gewählt.
für Stimmung sorgen sollen – aus der Region, für die Region. „Heimatstark“ Vanessa Frank, Tochter eines
hat sich aufgemacht zur festlichen Outdoor-Recherche und den Schäuffeles Christbaumerzeugers, hat das
Zepter von Saskia Blümel übernommen und wird bis 2019
beim Weihnachtsbaumanbau über die Schulter geschaut. die Branche und den natürlichen Weihnachtsbaum vertre-
ten und öffentliche Aufgaben wahrnehmen.
W
er zu Weihnachten eine Geschichte über den Nordmanntanne. „Aktuell haben wir rund 90 Prozent der
Christbaumanbau haben möchte, darf nicht Fläche mit Nordmanntannen belegt, rund neun Prozent
erst in der Adventszeit mit der Recherche an- macht die Blaufichte aus, der Rest sind einzelne Weißtan-
fangen. „Heimatstark“ hat deshalb bereits im Hochsom- nen, Douglasien, Kiefern und andere Nadelbäume“, erklä-
mer das erste Mal die Plantagen in Serres und Mönsheim ren die Baumexperten. Das war nicht immer so, erinnern
besucht. Dabei räumen Schäuffeles gleich zu Beginn mit sie sich. „Die Nordmanntannen kamen ursprünglich aus
einem Vorurteil auf: Wer glaubt, dass sie zwischen Januar
und November die Füße hochlegen können, während ih-
re Bäume bis zum nächsten Fest von alleine wachsen,
Skandinavien und setzten sich anfangs nur zögerlich
durch.“ Roland Schäuffele spricht den kniffeligen Anbau
an: „Die Bäumchen waren teils sehr empfindlich.“ Heute
irrt gewaltig. „Wir haben das ganze Jahr gut zu
tun“, lassen sie wissen und machen sich auch
hat er den Trick raus, wie er die Setzlinge über die Zeit
groß und kräftig bekommt.
gleich frohgelaunt ans Werk. „Der Jahre sind es übrigens viele, die so
Es ist Sommer und heiß. Roland Schäuffele ein Baum braucht“, kommt Roland
rückt mit der Motorsense und dem Weinberg- Schäuffele dann ins Erzählen.
schlepper samt Mähwerk an. „Die Bäume Er lüftet seinen Strohhut
brauchen Licht und Luft“, erklärt er und und stellt sich neben eine
macht dem schnell wachsenden Gras zwi- rund zwei Meter hohe
schen den Nadelbäumchen den Garaus. Tanne, einen prächtig
Diese Prozedur ist sechs- bis zehnmal gewachsenen Premi-
pro Saison nötig. Christine Schäuffele umbaum, wie ihn
sucht derweil Frostschäden am jungen die Kunden am al- Große Bäume, kleine Bäume – Schäuffeles
Grün und knibbelt vorsichtig die brau- lerliebsten haben. haben fast alles im Angebot.
nen Spitzen an den Trieben ab. „Einen „Diese Tanne ist
Baum mit braunen Spitzen will zwischen 12 und
keiner haben“, sagt sie und 15 Jahre alt“, zeigt
zwickt am Nachbarbäum- er auf und ergänzt:
chen noch einen dürren „Pro Jahr wächst ein
Zweig ab. Auf chemische Un- Tannenbaum zwischen 15
terstützung verzichten sie be- und 30 Zentimeter und bildet
wusst und nehmen dafür die dabei einen Kranz. Bis aller-
Mehrarbeit in Kauf. Unter- dings der erste Kranz kräftig
halb der Baumspitze setzt ist, vergehen alleine schon drei
Roland Schäuffele mit der bis vier Jahre.“
Topstoppzange einen Schnitt Der zweite „Heimatstark“-Be-
in den Stamm, „damit der such fällt in die Vorweihnachts-
Thermaltrieb nicht so lang zeit. Ab Ende November beginnt
wird“. Das Ziel sei schließ- das Schlagen der vorbestellten
lich der perfekte Baum Bäume, die für Schulen
mit regelmäßigen, dich- oder öffentliche Gebäude
ten Baumkränzen. vorgesehen sind. Ro-
Nicht immer ist land Schäuffele packt
Roland Schäuffele die leistungsstarke Mo-
mit seiner Arbeit zu- torsäge aus, baut seine
frieden und zeigt auf Verpackungshilfe für das
Bäume, die etwas Transportnetz auf und
licht und hochgeschos- erntet, was er die letz-
sen sind. Auch ten 10 bis 20 Jahre lie-
Schäden durch bevoll gehegt, ge-
Frost, Schnee, Eis, pflegt und großgezogen
lange Trockenpe- hat.
rioden, Verletzun- Auf Wunsch schlägt
gen beim Ausmähen Schäuffele für Privat-
oder verfressene Mäuse kunden den Traum-
und Läuse, die sich an baum auch frisch. Die
seinen Bäumen zu schaffen ma- Qual der Wahl kann er den Kunden dabei
chen, kann er nicht immer verhindern. aber nicht abnehmen. Denn schön sind sie alle, seine Fachmännisch fällt Roland Schäuffele einen imposanten Baum,
Der Trend geht seit den 1990er-Jahren klar zur Nadelbäume. Jeder auf seine ganz eigene Art. der später eine Halle schmücken wird.
Mit der Motorsense hält Roland Schäuffele das Gras zwischen den Bäumchen klein, damit diese sich gut entwickeln können.