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2017
38 SAMSTAG, 9. SEPTEMBER 2017 GE S CHICH T EN AUS DER R E GION $ #" ! UND VON DAH EIM PFORZHEIMER ZEITUNG NUMMER 209
Manfred Eiselein ist Kenner und Fan von Kernobst. Einem frisch gepflückten, knackigen, leicht süßen Apfel ist er nicht abgeneigt. Noch lieber mag er aber die Butterbirne.
M
anfred Eiselein, seit 25 Jahren Vorstand des rungsplan über den Winter dar. als Zufallssämling des säuer- PFROPFEN: Edelreis anspitzen und unter die Rinde
Obst- und Gartenbauvereins Kieselbronn lich-süßen Tafelapfels im Kreis des Wildlings schieben.
und Gartenfreund durch und durch, wartet Sorgen der Obstliebhaber Solingen gefunden und war
schon am Obstsortenmuseum auf den „Heimatstark“- Der Brettacher dagegen sei ein zunächst unter dem Namen
Besuch. Dieses startete 1994 mit rund 40 Ostbäumen. typisch säuerlich-haltbarer Ku- Peter Broich in vieler Munde.
Ziel war und ist das Sammeln und Aufpfropfen der Lo- chenapfel und zähle zu den Angeblich verkostete 1875 Kai- Viele Fragen rund ums Obst im Haus- und Kleingarten
kalsorten unter Aufsicht der Obstbauberatungsstelle Standardsorten, ebenso wie der ser Wilhelm I. höchstpersön- kann Fachmann Eiselein auch im Lehrgarten des Kie-
beim Landwirtschaftsamt des Enzkreises. Eiselein sitzt Rheinische Bohnapfel. An letz- lich den mittelgroßen, saftig- selbronner Obst- und Gartenbauvereins beantworten.
entspannt auf einer in die Jahre gekommenen Holz- teren hat Manfred Eiselein, der süßen, goldgelben Apfel mit ro- Dieser gleicht einem liebevoll, herausgeputztem Para-
bank gleich neben der verwitterten Holztafel, die den auf einem Hof bei Bad Mergent- ter Farbe auf der Sonnenseite. Er dies, in dem nur mit Mist gedüngt Feigen ebenso gedei-
Besuchern erklärt, was es mit dem Obstsortenmuseum heim aufwuchs und schon als Bub genehmigte, ihn nach seinem Na- hen wie Indianerbanane (Papau), Mispeln, Nashi, Kiwi,
auf sich hat. einen eigenen Garten bestellte, nicht men zu benennen. Kaki oder Goji-Beeren. Hinzu kommen die altbekann-
In Reih und Glied tummeln sich hier hauptsächlich so gute Erinnerungen. „Das ist eine wirk- So eine berühmte Geschichte hat der ten und beliebten Beeren, Äpfel, Birnen und Pfirsiche.
Apfel- und Birnen-, aber auch Kirschen- und Zwetsch- lich ganz, ganz alte Sorte, die hatten wir Wimsheimer Augapfel nicht vorzuwei- Die Kindergruppe des Vereins hegt derweil einen bun-
genbäume. Die meisten sind mit einem Schildchen schon als Kinder“, stellt er mit einem Vier auf einen Streich: sen. Macht aber nichts, seinen Platz be- ten Gemüse- und Blumengarten und zieht erfolgreich
versehen, auf dem steht, um welche Sorte es sich han- Schmunzeln fest. Geschmeckt hätten Welche Sorten an einem Stamm hauptet diese Lokalsorte im Museum Obstbäume aus Kernen groß. Rückblickend auf die ver-
delt. Mitunter finden sich auch außergewöhnliche Ex- ihm diese – aus seiner Sicht – faden Äp- gedeihen, zeigt das Schild am ebenso stolz wie die Renette von Serres gangenen 25 Jahre als Vorstand, in den Verein war er
emplare. Etwa, wenn aus einem Stamm verschiedene fel, die erst im Februar, März auf den Baum (oben). Die Feuerbrand- oder der Iptinger Krummstiel. Immer- spontan eingetreten, blickt er stolz auf alles in der Zwi-
Sorten sprießen. Da lohnt es schon, genauer hinzu- Tisch kamen und eigentlich keine Tafel- krankheit schadet den Kernobst- hin sind sie die Überbleibsel von einst schenzeit entstandene. Der Verein besitzt eine sehens-
schauen. Experte Eiselein erklärt dies an einem etwas äpfel sind, aber nie, verrät er. Und er- arten und muss durch über 1200 lokalen Apfelsorten in werte, eigene Anlage mitsamt Vereinsheim und aktivem
größeren Schild, welches er nach Norden ausrichtet. gänzt, dass er eher der Birnenliebhaber Rückschnitt bekämpft werden Deutschland. Wie diese alten Sorten er- Programm. Zudem sei durchschnittlich jeder neunte
„Bei diesem Eberdinger Sämling ist der linke Ast Ba- sei und Gellerts Butterbirne sein Favorit (unten). halten werden können, ist indes schnell Bürger von Kieselbronn Mitglied. Dass der zwischen-
sches Apfel, der rechte Bratzelapfel, der hinten raus wäre. Auch einem guten Most gegen- erklärt. „Im Dezember, Januar nimmt zeitliche Ruheständler Manfred Eiselein das Garten-
Gelbe Schafsnase und der hoch hinaus der Eberdinger über wäre er nicht abgeneigt. man Triebe von alten Bäumen und pfropft diese auf ei- Gen im Blut hat, lässt sich nach dem Rundgang durch
Sämling.“ Auf dem Weg durch die Anlage macht Manfred Eis- nen jungen Baumstamm auf.“ Optimal sei ein Baum das Obstsortenmuseum und den Lehrgarten nicht mehr
Ein Stamm, vier Sorten. Das nennt man Vielfalt auf elein auf die Feuerbrandkrankheit aufmerksam, die je- dann gewachsen, wenn das Grundgerüst stimme. „Der von der Hand weisen. Dass er als kleiner Bub sein gan-
kleinster Fläche. So recht zufrieden ist Manfred Eis- dem Obstliebhaber die Sorgenfalten auf die Stirn Baum braucht eine Spitze sowie drei, manchmal auch zes Taschengeld in Sämereien investiert und jede freie
elein mit dem Zustand des Obstsortenmuseums in die- treibt. „Diese meldepflichtige Krankheit schädigt die vier Leitäste“, so der Obstexperte. Wie groß und mäch- Minute in seinem Garten verbracht hat, hat durchweg
sem Jahr allerdings nicht. „Der späte Frost, als der Bäume massiv, die Äpfel schrumpeln, Blätter und Trie- tig ein Baum werde, bestimme die Wurzel. positive Spuren hinterlassen.