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PZ Pforzheim vom 21.10.

2017
40 SAMSTAG, 21. OKTOBER 2017 GE S CHICH T EN AUS DER R E GION  $ #" ! UND VON DAH EIM PFORZHEIMER ZEITUNG NUMMER 244

Nur auf Bauernmärkten wie in Schömberg unterwegs ist Sandra Weber (rechts), Chefin der Baiersbronner Firma Wild Weber. Petra Salewski war eine der ersten Händlerinnen, die vor fünf Jahren auf den kleinen Wochenmarkt nach Unterreichenbach kam.

Streifzug über die Märkte


TEXT UND FOTOS: YVONNE DAST-KUNADT

Märkte gibt es seit je her. Und doch sind


sie nicht aus der Mode gekommen,
sondern liegen scheinbar mehr im Trend
denn je. Regionalität, Frische und die
Versorgung des ländlichen Raums sind
die beherrschenden Themen. Denn dort,
wo Tante-Emma-Läden schon vor Jahren
zumachen mussten, ist eine Versorgungs-
lücke entstanden, die Händler bei Wind
und Wetter schließen. „Heimatstark“
hat einen Streifzug über einige Märkte
in der Region unternommen. Auf den Märkten gibt es was fürs Auge, . . . . . . was für den Magen, . . . … und auch was für den Gaumen.

Schömberger Bauernmärkte
Es ist Sonntagmorgen, zwei Minuten nach 11 Uhr.
Der Himmel ist dunkelgrau, es sind gerade einmal
neun Grad und ein dichter Regenschleier überzieht
Schömberg. Doch es ist verkaufsoffener Sonntag in
der Glücksgemeinde und dazu gehört seit 25 Jahren
– immer im April und im Oktober – ein Bauernmarkt
auf dem Lindenplatz vor dem Rathaus. „Ich komme
jedes Jahr hierher. Es gefällt mir einfach, Produkte
von Erzeugern aus der Region einkaufen zu kön-
nen“, erzählt eine etwas ältere Frau aus Langen-
brand. Sie hat einen Korb mit leeren Flaschen und
Kanistern dabei und lässt sich vom Eigentümer der
Edelbrandbrennerei Gotthilf Traub aus Altensteig-
Spielberg persönlich frischen Apfel-Birnen-Saft vom
Fass abfüllen. Der Käsehändler winkt neue Kunden
heran und lässt sie seine Ware verkosten. Ebenso wie
Sandra Weber, die Chefin der Baiersbronner Firma
Wild Weber. „Die Kunden probieren zu lassen, ge-
hört auf einem Markt dazu“, sagt sie und schneidet Obst, Gemüse, frische Eier und andere regionale Erzeugnisse wie Garten- oder Schnittblumen bietet Händler Eberhard Ludwig Gotthilf Traub füllt auf dem Schömberger Bauernmarkt
Rädchen von Kaminwurzen, Wildbeißern und Stü- auf seinem Mini-Markt in Engelsbrand an. frischen Apfel-Birnen-Saft für eine Langenbranderin ab.
cke vom hausgemachten Holzofenbrot herunter. Es
gibt kaum jemanden, der diesen Stand ohne Tüte in Engelsbrander Mini-Markt was sie früher schon erlebt haben. Und da bietet
der Hand verlässt. Dazu riecht es einfach zu gut. Nicht ganz so viel Glück scheint Eberhard Ludwig sich der Markt hervorragend an“, sagt sie. Immer
Neben den beiden traditionellen Bauernmärkten „Ich komme jedes Jahr hierher. mit seinem Mini-Markt in Engelsbrand auf dem wieder machen sie einen Ausflug auf den Markt,
hat die Gemeinde im Jahr 2016 erstmals einen Na- Parkplatz vor der Metzgerei Kübler zu haben. Der er- kaufen etwa Zwetschgen ein, backen dann anschlie-
Es gefällt mir einfach, Produkte
turpark-Markt ausgerichtet. „Auch dieses Jahr gab es fahrene Marktbeschicker ist seit über 30 Jahren im ßend gemeinsam Kuchen. „Unsere Senioren genie-
einen und er kam so gut an, dass einige Stände nach- von Erzeugern aus der Region Geschäft und betreibt insgesamt neun Stände dieser ßen das“, sagt sie. Der Mini-Markt sei klein, über-
mittags sogar ausverkauft waren“, sagt Julius Müller einkaufen zu können.“ Art im Enzkreis. Seit dem Frühjahr baut der Höfener schaubar, man könne von der Tagespflege aus hin-
von der Touristik und Kur Schömberg. Da die Verga- dort immer donnerstags seinen Stand auf. Er bringt laufen und es werden regionale Produkte angeboten.
Kundin aus Langenbrand auf dem Schömberger Markt.
be der Termine für die Naturpark-Märkte 2018 noch Obst, Gemüse, frische Eier und andere regionale Er- „Unsere Älteren freuen sich darüber und schwelgen
nicht gelaufen sei, könne er nicht sicher sagen, ob es zeugnisse oder Garten- und Schnittblumen mit. „Die dann in Erinnerungen“, so Köves. Sie hofft, dass es
auch im kommenden Jahr wieder einen geben wird. sie zurück in den Laden ruft. Kundschaft wartet. Versorgung in kleinen Orten wird seit Jahren ein- Eberhard Ludwigs Markt noch lange geben wird.
www.schoemberg.de Die Kunden kommen aus Unterreichenbach, fach immer schlechter“, weiß der Händler.
www.naturparkschwarzwald.de Schellbronn, Hohenwart und Huchenfeld, Engels- Heute fährt er dienstags nach Knittlingen, Mitt- Neuenbürger Traditionswochenmarkt
brand oder Schömberg. „Wir haben sehr viel wochs ist er mit seinen Ständen in den Pforzheimer Direkt vor der Haustür findet allwöchentlich immer
Unterreichenbacher Wochenmarkt Stammkundschaft, weniger Laufkundschaft“, sagt Stadtteilen Sonnenhof und Büchenbronn, donners- samstags einer der ältesten Wochenmärkte der Regi-
Ein ganz anderes Marktmodell verfolgt seit nun- Petra Salewski, Inhaberin des Obst- und Gemüse- tags in Königsbach und in Engelsbrand, freitags in on statt. Der Neuenbürger Markt hat inzwischen ei-
mehr fünf Jahren die Gemeinde Unterreichenbach. standes. Sie und ihr Mann waren von Anfang an Ötisheim und in Enzberg und samstags schließlich ne fast 600 Jahre alte Tradition. Im Jahr 1431 verlieh
Unter dem Motto „Klein, aber fein“ hat sich ein mit dabei, als Marktmeister Bernd Gengenbach auf in Bilfingen und nochmals im Sonnenhof. Alle Mi- Kaiser Sigismund der damals noch jungen Stadt
Wochenmarkt auf dem Platz neben dem Reichen- dem Pforzheimer Wochenmarkt herumgefragt hat, ni-Märkte haben sich im Laufe der Jahre fest etab- Neuenbürg das Marktrecht. „So gesehen ist unser
bach direkt an der Hauptdurchgangsstraße etab- wer Interesse habe, einen kleinen Markt im Flößer- liert. Dass sein jüngster Mini-Markt in Engelsbrand Wochenmarkt viel, viel mehr, als nur eine wöchentli-
liert. Jeden Donnerstag von 8 bis 13 Uhr gibt es dorf ins Leben zu rufen. „Der Markt war vom ers- nicht so gut angenommen wird, betrübt Ludwig. che Einkaufsmöglichkeit von landwirtschaftlichen
dort Fleisch- und Wurstwaren, Obst, Gemüse und ten Tag an ein Erfolg“, sagt sie. Weshalb es in den Zwar könne man nach zwei oder drei Montan noch Produkten“, ist Jürgen Härter, Leiter des Kulturamts
Blumen, Käse und Molkereiprodukte sowie italie- vergangenen fünf Jahren auch kaum Wechsel ge- nichts über Kundenzahlen sagen. Wenn aber die der Stadt Neuenbürg, überzeugt. Er sei ein bedeutsa-
nische Feinkost. Sogar die ehemalige Konditorei geben habe. „Die Leute sind sehr dankbar dafür, Wirtschaftlichkeit dauerhaft nicht mehr gegeben sei, mes Stück heimischer Geschichte und regionaler
Braun öffnet donnerstags, wenn Markttag ist, für dass wir da sind“, weiß sie von ihren 80 bis könne er auch nicht mehr kommen. „Und das geht Kultur und trage gleichzeitig zur Erhaltung bäuerli-
einige Stunden wieder ihre Türen. „So wird das 120 Kunden, die meistens für die gesamte Woche meist zu Lasten der älteren Menschen.“ cher Strukturen im Umland bei. „Neuenbürg ist in
Marktangebot abgerundet“, sagt Karin Streicher, einkaufen. „Unser Markt ist eine Begegnungsstätte, Agnes Köves, Leiterin der Senioren Tagespflege den vergangenen Jahrhunderten als wichtige Markt-
Chefin des ehemaligen Cafés. „Wichtig ist, so etwas donnerstags ist hier ein sehr geselliger Ort.“ Engelsbrand, bestätigt das. „Wir arbeiten mit unse- gemeinde der eigentliche Mittelpunkt des oberen
zu unterstützen“, ergänzt sie noch, bevor ihr Mann www.unterreichenbach.de ren Senioren biografisch, knüpfen also an das an, Enztals gewesen“, so Härter.

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