Você está na página 1de 28

Bundeskampagne

Kinder
2010/2011

ARBEITSHILFE

Spiel e w e lt e n
I c h s p i e l e w a s ,
u n i c h t s p i e l s t !
was d
Ein paar Vorworte Kindern sollen viele begeisterte Jugendliche
werden.
Im „Miteinander-Spielen“ zwischen Kindern,
… an alle Gruppenleiter/innen, Jugendvor- Jugendlichen und Jugendleiter/innen werden
stände, Spielfreaks, Kinderfreund/innen sowie die beziehungsreichen Aspekte und positiven
in der DLRG-Jugendarbeit Engagierte. Funktionen von Interaktion herausgestellt.
Eine doppelte Anforderung an die ehrenamt- Auch im Wechselspiel zwischen vorgefundener
liche Jugendarbeit im Verband lautet, sie soll Lebenswelt und eigen gestalteter Spielewelt
einem selbst Spaß machen und attraktiv für kann das eigene Leben neu wahrgenommen
andere sein. Womit ginge das besser umzu- werden. Es wird viel Wert darauf gelegt, die
setzen als mit Spielen? Kinder und Jugendlichen in möglichst viele
Unter dem Kampagnentitel Spielewelten „Spielschritte“ einzubeziehen, um sie so an die
möchte die DLRG-Jugend für den vielseitigen Erkundung und spielerische Aneignung ihres
Erlebnisansatz „Spielen“ sensibilisieren, für Sozial- und Lebensraumes heranzuführen.
den kreativen Einsatz begeistern und das
Thema noch intensiver in den Verbandsalltag Ein Spielwettbewerb dient in unserer Bundes-
einbinden. Ob auf Spielplätzen, beim Fußball, kampagne Kindern als Spannungsinstrument
auf der Bühne, auf Ferienfreizeiten, im und soll sichtbar machen, welche guten Ideen
Schwimmtraining, auf Parties oder Lehrgängen oftmals an vielen Orten im Kinder- und Ju-
— gespielt wird fast überall. Auf der ganzen gendverband entwickelt werden. Dokumentiert
Welt. In jeder Kultur. Natürlich gibt es Un- eure Spielaktionen und reicht sie für diesen
terschiede, was die Spielformen, die Spiel- Wettbewerb ein! Überzeugende Umsetzungen
inhalte und die Spielgeräte betrifft, aber das werden prämiert und der ganzen DLRG-Jugend
Wesen des Spieles als Medium des Handelns als Praxisimpulse zur Verfügung gestellt.
und der Verständigung gehört weltweit täglich Dieses Heft greift als Arbeitshilfe Spielewelten
zur Lebenspraxis. Das Spiel ist den Menschen das Spektrum von der Wirkung und Bedeu-
eigen. tung von Spielen für die Entwicklung von
Im Kinder- und Jugendverband können Spiele Kindern auf. Die Themen Spielfindung und
im Rahmenprogramm ein auflockerndes Spieleinsatz wollen Anregung geben. Der An-
Moment sein, können aber auch selbst Inhalt satz Spielerfindung steht für einen bewusst
einer Veranstaltung sein — ganz klassisch als Kinder einbeziehenden, den Alltag der DLRG-
Spieleabend im Vereinsheim, dem Bowling- Jugend bereichernden Umgang mit „Spiel als
turnier oder ausgefallen bei der Ferienfreizeit, Methode“.
die unter ein Thema gestellt, allein für das Dich erwarten Tipps zum Anleiten, eine ver-
Theater- und Rollenspiel alle Türen öffnet. bandsweite Mitmachaktion und viele Anregun-
Eine Wirksamkeit bei den Teilnehmer/innen gen zum Kennenlernen und Verändern
wie auch die Beachtung in der Öffentlichkeit bekannter Spiele. Wir wünschen uns, dass es
wird so oft, ganz spielerisch, erreicht. Durch dieser Arbeitshilfe Spielewelten gelingt, zur
bedachtes Spiel lassen sich alle Zielgruppen fantasievollen Belebung und Unterstützung bei
erreichen und viele Themen bearbeiten. der Gestaltung altersgerechter Angebote bei-
Das Medium Spiel bietet die faszinierende zutragen.
Möglichkeit, mit den Menschen zur Verfügung Und jetzt … bist du gefragt!
stehenden Ausdrucksmöglichkeiten zu arbei-
ten. Diese Quelle des kreativ verbindenden
Miteinanders wollen wir für unsere jüngsten Tim Brinkmann
Mitglieder nutzen! Bundesvorsitzender
Ziel dieser Bundeskampagne Spielewelten
ist es, der insbesondere für Kinder von 5 — 14 Danken möchten wir allen, die zu ihrer Ent-
Jahren bestehenden Angebotslücke in unserem stehung beigetragen haben, insbesondere der
Kinder- und Jugendverband mit zusätzlichen Arbeitsgruppe Bundeskampagne Kinder.
Angeboten zu begegnen. Aus begeisterten

2 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Was ist drin?
Ein paar Vorworte 2
Dem Spiel auf der Spur 4
Spielend die Welt erobern 8
„Spiel“ — Was ist das? 8
Die Bedeutung des Spiels
für die Entwicklung des Kindes 8
Begleitung von Gruppen bei ihrem
Spielprozess – was ein Spiel alles braucht 11
Die Aufgaben als Spielleiter/in 12
Vom Verändern und Erfinden von Spielen 13
Checkliste zur Planung von Spielereignissen 14
Die Kampagne Spielewelten möchte … 16
… die Beteiligung von Kindern fördern 16
… spielend die Kreativität und Fantasie
anregen 17
Die Kampagne Spielewelten lädt ein … 19
… und bietet Rahmenbedingungen
zur Beteiligung 20
… zum Spielwettbewerb 20
(Bei-) Spiele für unterschiedliche Situationen 22
Fundgrube für Spiele 26
… Literatur zum Weiterstöbern 26
… Links zum Weiterklicken 26
Eigene Notizen/ Impressum 27
 Weitere Exemplare dieser Arbeitshilfe
können gern über das Bundesjugend-
sekretariat bestellt werden.
3 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Dem Spiel auf der Spur:
9 Fragen an einen Spielpädagogen

1
Spielen ist ein für uns selbstverständ- also hinter dem Spaß, den es bereitet. Spiel
licher Vorgang und geschieht scheinbar fördert die Fantasie und Kreativität. Kreativität
nebenher, dabei wird ihm eine enorm kann für alle Altersgruppen eine nützliche Fä-
wichtige Funktion für die Entwicklung higkeit sein, um Lösungen für soziale Pro-
der Persönlichkeit eines Menschen zu- bleme zu finden.
gesprochen. Welche positiven Eigen- Wenn Spiel nicht im Alltag integriert ist oder
schaften würden Sie mit dem Spielen Spiel in wichtigen Bereichen vernachlässigt
verbinden und welche schlechten Ent- wird, dann kommt es zu einem Mangel an
wicklungen können eintreten, wenn Ausdrucks- und Kontaktmöglichkeiten. Ein
nicht „ausreichend“ gespielt wird? wichtiges Moment zur Verarbeitung von
geheimen Wünschen, Aggressionen, Belastun-
Aus spielpädagogischer Sicht gibt es keine gen, Phantasien und Bewältigung von Ent-
bessere Lernform als das Spiel. Spiel ist ge- wicklungsaufgaben ginge verloren.
prägt von einer aktiven und neugierigen Hal-

2
tung. Spiel hilft im Gruppenprozess, flexible Kinder schaffen es häufig, sich voll und
Verhaltensweisen zu erproben. ganz einem Spiel hinzugeben und träu-
Spiel fördert das soziale Verhalten, die Wahr- merisch alles um sich herum vergessen
nehmung und Geschicklichkeit. Spiel hilft, die zu können, auch die Probleme. Wie
Ausdrucksfähigkeit zu stärken und ist eine schaffen Spiele es, dieses Erlebnis bei
gute Methode, um das Selbstbewusstsein zu Kindern auszulösen?
stärken. Die wahre Funktion des Spiels liegt
Spielen ist und sollte immer eine freiwillige
und aktive Handlung sein. Spielen sollte Spaß
machen. Es ist ein angenehmes Gefühl zu
spielen. Spielen selbst schafft eine Befriedigung,
die gut tut. Kinder nehmen ihre realen Fähig-
Ralf Brinkhoff, Dipl. Sozialarbeiter und keiten mit ins Spiel, erschaffen sich aber im
Spielpädagoge, geboren 1961, ist seit 1994 Spiel eine Spielwelt, die sie selbst gestalten
freiberuflich als Spielpädagoge tätig. Er ist können. Das Spiel ist dann von einer An- und
Mitglied im Netzwerk Spielpädagogik an Entspannung gekennzeichnet. Manchmal gibt
der Akademie für musische und kulturelle es Regeln, manchmal bestimmt der Zufall das
Bildung in Remscheid, Spielbuchautor, Spiel- Spiel. Eigendynamik des Spiels und Eingriff
entwickler und -erfinder. Darüber hinaus stehen in einer Wechselwirkung zueinander.
gestaltet und betreut er als Referent Spiel- Das Schöne für das Kind ist, dass die Spiel-
projekte zu verschiedenen Themen der welt beeinflussbar ist. Sie kann verändert
Jugendarbeit (Rechtsradikalismus, Gewalt, werden. Kinder bis zum 8. Lebensjahr ver-
Berufsfindung, Suchtprävention etc. — bringen etwa 80 % in einer Art Traum — dem
www.spielaktionen.de) sogenanntem „Alphazustand“, in dem sie
zwischen Wachen und Schlafen im Geist voll
konzentriert, also in der Gegenwart voll auf-
Das Interview führte für die DLRG-Jugend nahmefähig sind. In dieser Zeit lernen sie so
Benjamin Bartsch, Sozialpädagoge / Sozial- intensiv und effektiv wie wohl nie wieder.
arbeiter. Spiele wirken bei Kindern auf der geistigen,
körperlichen und gefühlsmäßigen Ebene.

4 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
3
Was muss ein Spiel beinhalten, um sich
positiv auf die Entwicklung der Kinder
und Jugendlichen auswirken zu können?
Gibt es vielleicht auch schlechte Spiele,
die das Gegenteil erzeugen?

Ich kann sagen: Es gibt einen gesunden Spiel-


trieb! Kinder werden im Spiel aktiv und sam-
meln über das Spiel Erfahrungen. Bei dieser
Frage kommt es darauf an, was ich als päda-
gogische Fachkraft oder ehrenamtliche/r
Mitarbeiter/in meine, was ein Spiel vermitteln Aktivitäten lässt, wird eher angenommen als
sollte. ein Spiel, das aus starren Regeln und aus
Das Spielziel und die Spielform setzen den immer wiederkehrenden, stupiden Handlungen
Schwerpunkt. Ist es mir wichtig, die Wahr- besteht.
nehmung zu fördern, so suche ich mir ein Für Kinder kann es hilfreich sein, wenn sie
Spiel aus, das für die Wahrnehmungsförderung ein Spiel erklärt bekommen und sie schnell in
geeignet ist. Ist es mir wichtig, den interaktiven die Spielaktivität einsteigen können. Manchmal
Gruppenprozess zu fördern, suche ich ein In- ist eine Anleitung auch notwendig, um den
teraktionsspiel aus. Ein Spiel sollte also immer Sinn und Zweck des Spiels besser verstehen
das, was ich vermitteln und fördern möchte, zu können und das Miteinander im Spiel in
auch zum Inhalt haben. den Vordergrund zu stellen.
Für jemand, der die Kooperation in der Kinder gestalten im freien Spiel ihre Spiele
Gruppe fördern möchte, sind Wettkampf- selbst. Sie entwickeln Spielregeln und sorgen
spiele schlecht, weil sie die Konkurrenz und für die Inhalte der Spiele. Sie legen die Spiel-
die Vereinzelung fördern. Sie zerstören das zeit fest, die Anzahl der Mitspielenden, das
Vertrauen in andere Personen, da im Wett- Spielmaterial und vieles mehr. Sie erfinden
kampf alle Mitspielenden egoistisch denken. sozusagen, ohne es bewusst zu steuern, ein
Es wäre nun aber anmaßend zu behaupten, Spiel, das ihnen Spaß macht.
dass Wettkampfspiele schlechte Spiele sind. Diese spielerische Aufgabe kann den Kindern
Als verantwortliche Person entscheide ich auch unter Anleitung gestellt werden, die
über den Einsatz eines Spiels und was es beinhaltet, ein Spiel zu erfinden oder in ver-
bewirken soll. Viele Kinder und Jugendliche einfachter Form ein bekanntes Spiel abzuwan-
wissen vielleicht gar nicht mehr, wie richtig deln. Selbst Spiele wie „Mensch ärgere dich
gespielt wird. Sie müssen es erst wieder nicht“ bieten sich dazu an, um den Spaßfaktor
richtig lernen. zu erhöhen. Es kann im Einvernehmen mit
allen Mitspielenden die Regel eingeführt wer-

4
Ein Großteil der Spiele für Kinder ist den, dass eine Spielfigur auch im Rückwärts-
von Erwachsenen erfunden worden zug vom Feld geschlagen werden darf.
und wird auch von diesen angeleitet. Wichtig dabei ist, dass alle mit dieser Rege-
Wäre es Ihrer Meinung nach sinnvoll, lung einverstanden sind.
wenn weniger vorgegeben und Kinder Und somit wären wir bei den positiven Aus-
ihre Spiele mehr selbst gestalten wür- wirkungen einer derartigen spielerischen Akti-
den? Welche positiven Auswirkungen vität. Soziale Kompetenzen werden geschult.
könnten daraus entstehen? Mit anderen Personen zusammenarbeiten,
sich austauschen, Meinungen akzeptieren,
Spiele, die von Erwachsenen entwickelt wer- Regeln annehmen, die für alle gelten, Kom-
den, müssen gut sein, damit sie von Kindern promisse eingehen, Kreativität fördern und
gespielt werden. Ein Spiel, das Spaß macht, vieles mehr wird als Entwicklungs- und Bil-
leicht verständlich ist und Freiräume für eigene dungsprozess in Gang gesetzt.

5 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Jugendliche und Erwachsene sich Grenzen
überschreitend im Spiel verständigen und

5
Sollte aus dem Anleiten von Spielen etwas gemeinsam erleben können, zeigt wie
Ihrer Meinung nach eher ein Begleiten ähnlich wir uns sind. Gleichzeitig überwindet
werden, um Kinder zum eigenständigen die Neugier auch die Angst vor Fremden.
Anregen, Organisieren, Durchführen und Kinder, die der Fremdsprache der Mitspielen-
Auswerten von Spielen zu ermutigen? den nicht mächtig sind, werden es ohne viel
Aufwand schaffen, ein Spiel untereinander zu
Vom Anleiten eines Spieles bis zum eigen- initiieren, wenn ihnen ein Ball gegeben wird.
ständigen Spielen und dem darauf folgenden Im geschützten Rahmen fällt es leichter, sich
Auswertungsprozess — der nicht immer vor- aufeinander einzulassen, etwas von sich mit-
handen sein muss — kann ein Weg beschrieben zuteilen.
werden, der deutlich macht, wie Anleitung, Spiel reproduziert immer ein Stück Lebensge-
Begleitung und Mitspielen in einer Wechsel- schichte. Es konstruiert soziale Lebenspraxis
wirkung beim Spiel stehen. und kann helfen, Lösungen zu finden. Spiel
Sehr schön dargestellt hat Ulrich Baer die kann eine entlastende Wirkung haben und in
Aufgaben der Spielpädagogik in seinem Buch Konfliktsituationen problemlösend eingesetzt
„Spielpraxis“: „Zum Spielen müssen Spielräume werden. Als Beispiel sei hier das Rollenspiel
geschaffen werden. Spielpädagogik sollte zum angeführt. Eine Spielform die das soziale Ler-
Spiel anregen. Der Alltag sollte dabei spielerisch nen fördert und die Interaktion der Gruppe.
vollzogen werden, Spiele sollten eingegeben und
angeleitet werden. Es sollte, wenn es erwünscht Wenn Sie sagen, dass in jeder Kultur

7
und notwendig ist, mitgespielt werden. Die Spiel- dieser Welt gespielt wird und dass
welt sollte von außen beschützt werden. Das Spiele (Spielgegenstände und Formen)
Sammeln von Erfahrungen im Spiel sollte geför- Ausdruck der sozialen Wirklichkeit
dert werden. Experimentelles und schöpferisches sind, wie sinnvoll ist es da, Spiele
Handeln sollte im Spiel unterstützt werden. Beim fremder Kulturen für die eigene zu
Transfer von der Spielwelt in die Realwelt sollte adaptieren?
geholfen werden, so dass die Spielenden Spiel-
erlebnisse reflektieren und auswerten lernen.“ Versteht man Adaption in diesem Zusammen-
hang so, dass ein Spiel einer anderen Kultur

6
Spiele werden als Medium des Han- angepasst oder umgeformt werden soll, dann
delns und der Verständigung bezeich- sollte die Frage verneint werden. Spiele aus
net. Stimmt diese Aussage? Wenn ja, anderen Kulturen sollten gespielt werden, um
was würden Sie sagen verbirgt sich andere (Spiel-)Kulturen kennen zu lernen
dahinter? oder um „in anderen Kulturen zu spielen“. Es
gibt von Eva Hofmann ein schönes Spielbuch
Spiel ist sicherlich ein Medium des Handelns, mit dem Titel „Gespielt wird auf der ganzen
der Aktivierung und der Verständigung unter- Welt“. In diesem Buch werden Spiele aus
einander, sowohl im kulturellen als auch im verschiedenen Kulturkreisen vorgestellt.
interkulturellen Bereich. Spielen verbindet Diese Spiele können für einen interkulturellen
Menschen weltweit, es ist ein wesentlicher Lernprozess mit Kindern sehr gut eingesetzt
Teil unser aller Entwicklungsgeschichte und werden. Kinder lernen auf diese Weise spie-
unseres gelebten Alltags. Spiel ist auch eine lerisch die Spielgewohnheiten und ggf. etwas
Form der Kommunikation. Kinder auf der aus dem Entstehungskontext anderer Kultur-
ganzen Welt spielen und kommen über das
Spielen in Kontakt. Zu wissen, dass Kinder,

6 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
kreise kennen. Wer eine Gruppe mit Kindern Schwierigkeiten auftreten könnten. Die Spiel-
aus verschiedenen Ländern betreut, kann den leitung sollte sensibel auf Spielstörungen ein-
Kindern einmal die Aufgabe geben, zur nächs- gehen können. Die Spielleitung sollte über ein
ten Gruppenstunde ein Spiel aus ihrem Land Repertoire an Spielen verfügen, um flexibel
vorzustellen. Zu beobachten ist, dass Spiele auf eine Spielsituation reagieren zu können.
anderer Kulturen auch Spielelemente oder Dazu gehört z. B., eine Spielregel spontan zu
Spielregeln des eigenen Spiels beinhalten und ändern, wenn es die Situation erfordert.
vieles gleich ist. Spiele wurden aus alten

9
Kulturen überliefert und haben im Laufe der In der Spielpädagogik werden Spiele für
Zeit immer wieder einen Wandel erlebt. Ein die einzelnen Altersklassen der Kinder
Beispiel ist ein altes Spiel der Ägypter unter unterteilt. So haben vier bis sechs Jahre
dem Namen Senet, das Grundlage für den alte Kinder ein anderes Spielvermögen
Klassiker Backgammon wurde. als Kinder, die zehn Jahre und älter
sind. Bedeutet das, dass man mit ver-

8
Was sind Ihrer Meinung nach die schiedenen Altersgruppen nicht zusam-
wichtigsten Voraussetzungen und menspielen kann oder wenn doch, was
Eigenschaften, die ein/e Anleiter/in gilt es zu beachten, damit sowohl die
von Spielen besitzen sollte? jüngeren als auch die älteren Kinder
ihren Spaß am Spiel haben?
Besonders wichtig ist es, dass die Spielanlei-
tung klar und überzeugend und für alle Mit- Verschiedene Altersgruppen können durchaus
spielenden verständlich erfolgt. Ein selbst- zusammenspielen. Die besondere Herausfor-
sicheres Auftreten der Spielleitung ist deshalb derung für die Spielleitung besteht darin, ein
notwendig. Wenn ich als Spielleitung den Ein- Spielprogramm zusammenzustellen, das allen
druck mache: „Ich weiß auch nicht, ob das Altersklassen gerecht wird. Was ich in diesem
Spiel gut ist“, dann überträgt sich diese Stim- Fall nicht machen würde, sind Wettkampf-
mung auf die Gruppe und ein erfolgreiches spiele. Es bieten sich kooperative Spiele an,
Spielprogramm ist zum Scheitern verurteilt. bei denen es darauf ankommt,
Die Spielleitung sollte der Gruppe vermitteln, dass die Gruppe ein gemeinsa-
dass sie selbst Spaß am Spielen hat. Sie sollte mes Spielziel erreicht. Die Rück-
entscheiden können, wann es gut ist mitzu- sichtnahme der Mitspielenden
spielen, um den Spielprozess in Gang zu und nicht das konkurrierende
bringen oder wann ein Spiel von außen be- Miteinander steht im Mittelpunkt
obachtet werden muss. Die Spielanleitung des Spielprozesses. Eine Spiel-
sollte animativ und mit einer gewissen eigenen kette ist auch ein guter Spiel-
Fantasie erfolgen. Ein Spiel mit einer Spielge- ansatz, um die verschiedenen
schichte einzuführen, ist ein gutes Beispiel Altersgruppen in einen gemein-
dafür. Eine gute Spielleitung sollte bei der samen Spielprozess zu integrie-
Auswahl eines Spiels darauf achten, zu wel- ren. Selbst generationsübergreifende
chem Zweck es eingesetzt werden soll. Das Spielprogramme lassen sich damit gestalten.
Spielziel ist wichtig. Soll das Spiel „nur“ Spaß
machen oder möchte ich mit dem Spiel the- Vielen Dank Herr Brinkhoff für die vielen Informationen und Tipps
matisch arbeiten? zum Thema Spielen. Wir hoffen, Sie können unseren Leser/innen
Die Spielleitung sollte darauf achten, welche aufschlussreiche Seiten des Spiels verdeutlichen und Lust zum
Spielerfahrung die Gruppe hat. Sie sollte im gemeinsamen Aus- und Weiterprobieren mit Kindern bei ihnen
Vorfeld schon darüber nachdenken, ob wecken.

7 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Spielend die Welt erobern
Für Kinder haben Spiele meist nur eine Aufgabe, sie sollen ihnen während des
Spielens Spaß vermitteln. Betrachtet man das Spiel und dessen Auswirkungen
auf die Spielenden jedoch genauer, wird man schnell feststellen, dass es viele
wichtige Aufgaben in der Entwicklung der Persönlichkeit eines Menschen über-
nimmt. Welche Aufgaben sind das? Und was verbirgt sich hinter dem Begriff
„Spiel“? Diesen Fragen soll im Folgenden nachgespürt werden.

„Spiel“ — was ist das? Die Bedeutung des Spiels für


Jede/r kennt es und glaubt die Bedeutung zu die Entwicklung des Kindes
wissen, doch eine eindeutige Bestimmung des
Begriffs „Spiel“ zu finden ist kaum möglich. Warum ist Spielen für Kinder so wichtig, dass
Sprachgeschichtlich verweist es auf das alt- sogar die UN-Kinderrechtskonvention das
hochdeutsche Wort „Spil“, zu übersetzen mit Recht eines jeden Kindes auf Spiel in einem
„tanzen“, „schwingen“. eigenen Artikel (31) verfasst hat und darauf
Spiele heute zeichnen sich durch viele ver- dringt, diese Rechte im Grundgesetz zu ver-
schiedene Merkmale, Formen und Anwen- ankern?
dungsbereiche aus.
Das Spiel dient objektiv betrachtet nicht nur
dem Selbstzweck, sondern erfüllt bestimmte,
Praxistipp je nach Alters- und Entwicklungsstufe unter-
schiedliche Aufgaben und Funktionen.
Was alle Spiele gemeinsam haben
Das Spiel hat Einfluss auf die Bereiche:
 ein Spiel erfolgt freiwillig  der körperlich-motorischen Entwicklung
 ist frei von äußeren Zwängen  der geistig-kognitiven Entwicklung und
 ist selbstbestimmt  der sozialen und emotionalen Entwicklung
 ist zweckfrei, wird also um seiner selbst eines Menschen.
willen gespielt
 verläuft nach bestimmten, von den Mit- Anders als beim schulischen/fremdbestimmten
spielenden angenommenen, bindenden Lernen, finden beim Spielen ohne bewusste
Regeln Absicht auf unterhaltsame Weise viele Lern-
 weist Distanz zur Realität auf, d. h. „ist prozesse statt. Wie ein Trick der Natur er-
anders als die gewöhnliche Welt“ möglicht es spielerisch einen Abgleich von
(Huizinga 1938, zit. nach Weber-Schäfer, Innen- und Außenwelt, ein Mitwachsen mit
P. 1998, S. 44) den steigenden Anforderungen. Und stellt
somit einen wesentlichen Schlüssel zur gesun-
Obwohl ein Spiel nach bestimmten Regeln den Entwicklung und wichtigen Bestandteil
abläuft und von einer Idee ausgeht, ist es der Sozialisation, des Hereinwachsens in die
offen für Veränderungen, die beim Spielen Gesellschaft, dar.
auftreten können. So ist der Verlauf oder das Evolutionsgeschichtlich war das Spiel ein
Ende eines Spiels oft nicht vorhersehbar, was wichtiger Antrieb für die Entwicklung des
es umso interessanter macht. Das wichtigste Körpers und des Gehirns, es machte Men-
aller Merkmale des Spiels ist jedoch, dass es schen lern-, anpassungs- und kooperations-,
Spaß macht und dadurch die volle Aufmerk- aber auch durchsetzungsfähig und verschuf
samkeit in die Gegenwart lenkt. Diese Bedin-
gungen muss eine Tätigkeit erfüllen, um Spiel
zu sein.
8 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
ihnen so Vorteile im Überleben. Solche Ei-
genschaften sind uns Menschen also nicht an-
geboren, wir eignen sie uns auf spielerische
Art und Weise an. Doch schon ein Baby hat
eine innere Motivation zum Spielen und z. B.
die Neugier, immer neue Gegenstände für
sich zu entdecken.

Fast alle Säugetiere spielen, zumindest solange


sie jung sind, um Fertigkeiten einzuüben, die
sie zum Überleben benötigen (Renner, M.,
2008, S. 27). Doch kein Lebewesen ist so be-
hütet im Aufwachsen für das Spiel freigesetzt
und spielt so ausdauernd und variantenreich
wie der Mensch. In der Kindheit bis zur Pu- Konflikten gelernt haben sich zu einigen oder
bertät wird so intensiv und effektiv gelernt das Interesse am Fortgang des Spiels größer
wie wohl nie mehr danach. ist. So werden Möglichkeiten miteinander
Kinder spielen oft nach, was sie in ihrer Um- ausgehandelt, wie das Spiel fortgesetzt wer-
welt wahrnehmen. Im Nachahmen des Er- den kann. Im Spiel lernen Kinder zu verlieren
wachsenenverhaltens üben schon die Klein- wie auch andere soziale Eigenschaften. Wenn
sten für ernste Situationen der Erwachsenen- mehrere Kinder zusammenspielen, geht das
welt und lernen, die Perspektiven zu wechseln. dauerhaft nur gut, wenn der/die Spielpart-
Im freien Spiel lernen Kinder immer wieder ner/in lernt oder bereits gelernt hat, sich ab-
mit neuen Situationen umzugehen und Lö- zuwechseln, zu teilen, zu warten bis man an
sungen für Probleme zu suchen; dies lässt sie der Reihe ist oder auch mal nur zu beobach-
flexibel und bereit für Unerwartetes werden. ten, was die anderen so tun.
Spielen wirkt auch als Schutzfunktion, es hilft Nicht nur Kinder können etwas lernen, son-
psychische Belastungen besser zu meistern als dern auch Eltern oder Anleiter/innen haben,
in der sozialen Realität. Durch spielerische wenn sie aufmerksam das Spielgeschehen
Wiederholung lernen Kinder mit unangeneh- verfolgen, die Möglichkeit Auffälligkeiten zu
men Erfahrungen umzugehen. Was Kindern erkennen, die ihnen bisher nicht bekannt
sonst versagt ist (wie geheime Wünsche, waren. Wenn ein Kind in Spielen zum Beispiel
Machtfantasien, Aggressionen), kann im Spiel immer die Rolle des großen Stars einnimmt,
ausgelebt werden — etwa wenn ein Kind Figu- kann dies ein versteckter Hinweis darauf sein,
ren einsperrt oder so tut, als könnten sie flie- das es im normalen Leben nicht die Liebe
gen (Weiß, B., 2009, S. 87). Kinder können oder Aufmerksamkeit bekommt, die es selbst
Aggressionen meist ausbalancieren und wissen für sich einfordert.
ziemlich gut, wo Grenzen zwischen Ernst und Wie ihr seht, ist es auch für ehrenamtliche
Spiel verlaufen. Im Spiel wird der Umgang mit Mitarbeiter/innen hilfreich, Spielverhalten
Impulsen, Gefühlen und unterschiedlichen beobachten und Zusammenhänge erkennen
Konflikten erlernt. Wenn Kinder in einer zu können. Nachfolgend werden einige Spiel-
Gruppe spielen, kommt es nicht selten zu formen aufgeführt, die vorwiegend in be-
kleinen oder manchmal auch etwas größeren stimmten Altersklassen gespielt werden, denn
Streitereien. Diese haben jedoch nur selten ein Kleinkind kann natürlich beim Spielen
einen spürbaren Einfluss auf das Spielgesche- nicht dieselben Aufgaben meistern wie zum
hen oder sorgen dafür, dass das Spiel beendet Beispiel ein Kind, das fünf Jahre alt ist.
werden muss. Dies ist so, weil Kinder entwe-
der durch vorherige Erfahrungen mit solchen

9 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Rollenspiele
Praxistipp (4 – 6 Jahre)
Mit dem Rollenspiel entdecken Kinder,
Spiele unterscheiden dass es auch Spiele gibt, die keinen oder
zumindest nicht so viel Spaß machen,
Sensomotorische/Funktionsspiele wenn man sie alleine spielt. Dies sind
(0 – 2 Jahre) Spiele wie zum Beispiel Fangen oder
Sie dienen in erster Linie dazu, die eigenen Verstecken, Kaufen und Verkaufen, bei
Fähigkeiten zu entdecken und diese zu trai- denen auch zum ersten Mal unterschied-
nieren. Dies geschieht etwa beim Schütteln liche Rollen (zum Beispiel Jäger oder
einer Rassel oder dem Spiel mit dem eigenen Gejagter) eingenommen werden können.
Körper. Erstmals werden verbindliche Absprachen
getroffen. Ein Kind, welches sich vor wilden
Konstruktionsspiele Tieren fürchtet, hat im Spiel die Gelegenheit,
(2 – 4 Jahre und später) sich dieser Angst zu stellen. So kann bereits
Das Besondere an Konstruktionsspielen ist, das Hineinversetzen in die Rolle eines Löwen
dass erste eigene Objekte „hergesellt“ wer- dabei helfen, die Angst zu verringern, da das
den, wie zum Beispiel ein Turm, der aus auf- Kind sich hierdurch mit seinem Angstobjekt
einander gestapelten Bauklötzen besteht. auseinander setzt. Auf dieselbe Weise könnte
man auch einen Arztbesuch simulieren, um
Fiktions- und Illusionsspiele einem Kind die Angst vor einem realen Be-
(2 – 4 Jahre) such beim Arzt zu nehmen.
Diese Art der Spiele wird auch als „Als-ob-
Spiele“ bezeichnet. Symbole kommen zum Regel- und Wettkampfspiele
Spiel hinzu, Gegenstände und Handlungen (6 – 10 Jahre)
werden umgedeutet. So tut ein Kind so, als Die Besonderheit bei Regel- und Wettkampf-
sei der grüne Spielstein ein Apfel und schmecke spielen ist, dass sie nur funktionieren, wenn
dem Kuschelbären und aus dem Stock im sich die Beteiligten an die vorher festgelegten
Garten wird ein Schwert. Es werden ganz Regeln halten. Ein „Plumpsack“, bei dem alle
eigene Spielwelten geschaffen, in die sich das Kinder ohne Grund loslaufen, wann sie wol-
Kind zurückziehen kann. Neben der Hand- len, würde den Kindern bestimmt nicht so
lung werden bereits bildhafte Vorstellungen, lange Spaß bereiten, als wenn man das Spiel
Schlussfolgerungen, Erkennen von Zusam- nach den Regeln spielt.
menhängen und Bedeutungen eingeübt.

Zusammenfassend kann also begründet werden, weshalb Spielen so wichtig für


die Entwicklung des Kindes ist: Im Spiel werden vielfältige lebensnotwendige
Fähigkeiten geschult. Das Spiel bietet die Möglichkeit, andere kennenzulernen
und Kontakte zu knüpfen. Alle haben ein gemeinsames Erlebnis. Man setzt sich
aktiv mit der eigenen Umwelt auseinander. Durch das Spielen wird die Kreativi-
tät gefördert. Es bietet Abwechslung, Spaß und Entspannung. Man spielt zum
Zeitvertreib oder um sich auszutoben.
Spielen erfüllt jedoch nicht immer an sich positive Eigenschaften, es kommt auch
darauf an, wie gespielt wird. Damit das gut gelingen kann sollte dem/der Spiellei-
ter/in nicht nur das „Warum“, sondern auch das „Wie Spielen“ klar sein.

10 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Begleitung von Gruppen
bei ihrem Spielprozess
— was ein Spiel alles braucht
Spiele, die man alleine oder im kleinen Kreis
spielt, brauchen meist keine (große) Vorbe-
reitung oder Rahmenbedingungen. Anders
sieht es aus, wenn Spiele in einer größeren
Gruppe gespielt werden. Diese Spiele, die
meist unter einer Anleitung ausgetragen wer-
den, brauchen bestimmte Voraussetzungen,
um so gespielt werden zu können, dass alle
Beteiligten ihren Spaß daran haben.
Dies betrifft zum Beispiel den Ort, an dem
das Spiel stattfinden soll. Wird drinnen oder Praxistipp
draußen gespielt, ist genug Licht und Platz
vorhanden, gilt es beim Gelände etwas zu Ein Spiel sollte die
beachten (gibt es eine stark befahrene Straße Möglichkeiten bieten:
in der Nähe etc.)?
Auch innerhalb der Gruppe der Spielenden  Spaß zu haben
gibt es einiges zu beachten. So sollte vor dem  einen Wechsel von Spannung und
Spiel geklärt werden, was den Kindern am Lösung zu erleben
meisten Spaß macht. Dies unterscheidet sich  Vertrauen in die Mitspieler/innen
oft am Beispiel Jungen und Mädchen oder bei zu gewinnen
Kindern, die nicht das gleiche Alter haben.  Regeln und Sicherheit zu erleben (bei
Dann muss man schauen, ob es Gruppenteil- Spielen mit sehr persönlichem Einsatz
nehmer/innen gibt, die wegen einer Beein- empfiehlt sich die Vereinbarung der
trächtigung, ihrer Religion, möglicher Ängste „Käseglocke“ zu treffen = alles Erlebte
oder anderen Gründen nicht, wie alle anderen, — für Einzelne auch als „peinlich“ wahr-
am Spiel teilnehmen können oder mögen und genommene — bleibt in der Gruppe)
welche Möglichkeiten es gegebenenfalls gibt,  einen Schutzraum für die Gruppe zu
dies zu ändern. So könnten vielleicht die bilden (keine fremden Zuschauer/innen,
Spielregeln dementsprechend angepasst wer- Ungestörtheit)
den, dass alle die gleichen Chancen im Spiel  Regeln verändern zu können
haben, denn niemand sollte bei einem Grup-  sich auszuprobieren
penspiel ausgeschlossen oder benachteiligt  eigene Ideen zu verwirklichen
werden.  Lust an der Anstrengung und Leistung
sowie
 Lust am Wettstreit und Gewinnen
zu wecken

11 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Die Aufgaben als Spielleiter/in
Einfühlungsvermögen und Begeisterungsfähigkeit Als Spielleiter/in hat man gegenüber der Gruppe
von Spielleiter/innen sind Grundvoraussetzungen, die Aufgabe, die Regeln und Besonderheiten des
um Kinder durch das eigene Verhalten motivieren jeweiligen Spiels zu vermitteln.
zu können, mit Freude am Spiel teilzunehmen.
Rahmen der individuellen Fähigkeiten lernen, die eigenen
Grenzen zu erweitern, aber auch selbst bestimmen,
Praxistipp Spiele einfach erklärt wie und bis wohin dieses Einbringen geschehen soll.
 Eine klar verständliche und möglichst kurze Spiel- Der/die Spielleiter/in sollte Einfälle anerkennen, die
erklärung wirkt sich positiv auf die Motivation der Spieler/innen experimentieren lassen, ohne dass sie
Kinder aus. Beurteilungen befürchten müssen und Voraussetzungen
 Die Verwendung von sprachlichen Bildern und für schöpferisches Handeln schaffen. Bei der Übertra-
praktischem Vorführen hilft, das Gemeinte zu gung aus der Spielewelt heraus in die Realität sollte
verdeutlichen. er/sie unterstützend präsent sein. Bei der Spielanleitung
 Im Vorspielen können außerdem Spielanregungen sind für den/die Spieleleiter/in pädagogische Kenntnisse
gegeben werden (z. B. Pantomime). über die Spielorientierung und Spielförderung ebenso
 Nach dem Erklären sollte gefragt werden, ob alles wie methodisches Wissen über Planung, Handlung und
verstanden wurde. Reflexion von Spielen hilfreich.
 Im Probespielen kann der/die Spielleiter/in testen,
ob die Gruppe die Spielregeln verstanden hat, falls
er/sie sich darin nicht ganz sicher ist. Praxistipp
 Anschließend muss der/die Spielleiter/in den Spiel- Der/die Spielleiter/in sollte sich im
verlauf begleiten. Vorfeld folgende Fragen stellen:
 Für welche Spieler/innen (Alter, Herkunft,
Dies kann auf verschiedene Arten geschehen: Interesse, Bedürfnis) möchte ich welche
Spielsituation schaffen?
 Welche angemessenen Ziele und Inhalte
Praxistipp Möglichkeiten der Anleitung soll das Spiel für diese Gruppe haben?
 Der/die Spielleiter/in kann als eine Art offizielle/r  Wie kann ich diese in Teilzielen umsetzen?
Schiedsrichter/in auftreten, d. h. er/sie geht in die  Woran erkenne ich, dass sie erreicht
Mitte, erklärt und achtet anschließend auf die Ein- wurden?
haltung dieser Anweisungen.  Welche Spiele kommen in Frage und in
 Oder der/die Spielleiter/in übernimmt die Rolle welcher Reihenfolge?
der Trainerin bzw. des Trainers. Er/sie zeigt dabei,  Welche Spielmittel setze ich ein (Material,
wie die Teilnehmenden das Spiel durchführen Spielzeug)?
sollen und hilft den Spielern und Spielerinnen.  Wo (draußen, drinnen — räumliche Gestal-
 Oder er/sie nimmt selbst aktiv am Spiel teil. Hier tung/Raumnutzung klären) und wie lange
kann nach unterschiedlichen Beteiligungsgraden soll gespielt werden?
unterschieden werden: Mitspielen unter Verzicht  (Wie) Reflektiere ich das Spielgeschehen
eigener Vorschläge zum Thema und Inhalt oder im Anschluss mit der Gruppe?
Mitspielen mit eigenen Vorschlägen zur Umsetzung.
 Oder aber der/die Spielleiter/in schlüpft in die
Rolle der/des Beobachtenden und greift tatsächlich Der/die Spielleiter/in sollte in der Spielauswahl
nur ein, wenn es die Situation unbedingt erfordert. immer auch die Bedürfnisse der Gruppe im
Blick haben. Ist z. B. eher ein Bedürfnis nach:
 Ruhe und Konzentration,
Besonders die letzte Variante der/des Beobachtenden, der/die nur  Mitteilung und Kontakt oder
indirekten Einfluss auf das Spiel ausübt, bietet sich an, um die Kinder  Bewegung und Darstellung
aktiv an der Planung, Durchführung und Nachbearbeitung der Spiele vorherrschend?
teilhaben zu lassen. Außerdem kann so jede/r Teilnehmer/in im

12 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Vom Verändern und
Praxistipp
Erfinden von Spielen Sammlung von Vorschlägen …
 Wie soll der Inhalt und die Hand-
Die Form und Struktur eines Spiels kann zur Abwechslung lungsanforderungen zum Spielziel
– oder um ein Spiel an die besonderen Bedürfnisse einer gefüllt werden?
Gruppe anzupassen – auch verändert werden.  Lässt sich ein vorhandenes Spiel zu
euren Vorstellungen finden?
 Wollt ihr eines daran weiterent-
wickeln oder neu erfinden?

Praxistipp
Zum Verändern von Spielen … Wählt einen Spielvorschlag aus und überprüft,
 Genau beobachten: Was funktioniert bei eurem Spiel ob die Inhaltsbeschreibung für die Spieler/innen
nicht? Wie wäre das Spiel für die Teilnehmer/innen, wenn geeignet ist oder vielleicht noch angeglichen
es optimal wäre? Was müsstet ihr verändern, damit es werden muss. Ist so genügend Reiz und Ver-
noch besser klappt? gnügungsqualität in diesem Spiel? Formuliert
 Schwierigkeitsgrad vermindern oder vergrößern: Wenn den Spielvorschlag einmal aus und schreibt
die Anforderungen in der Gruppe zu unausgeglichen sind, ggf. auch auf, wo für euch Schwierigkeiten in
könnt ihr den Schwierigkeitsgrad herabsetzen. Dies ge- der Vorplanung und für die Spieler/innen in
lingt z. B. durch Verlangsamen der Bewegungsart, durch der Durchführung liegen könnten.
Verkleinern des Spielfeldes, indem ihr das Ziel verändert Wir wollen euch bestärken, Spiele kritisch
oder Bedingungen schafft, die das Erreichen des Ziels und passgenau anzuwenden, d. h. reflektiert,
erleichtern (z. B. darf der Luftballon dreimal auf den indem ihr z. B. nachfolgende Kriterien bezüg-
Boden tippen). Umgekehrt kann der Schwierigkeitsgrad lich des gewünschten Spiels im Voraus beant-
auch vergrößert werden. wortet und prüft, ob das Spiel tatsächlich für
 Spielvorgang dezentralisieren: Um den Zugang zum Spiel eure Spieler/innen geeignet ist. Wir wollen
zu erleichtern, können auch Aufgaben, die an Eine/n auch dazu aufrufen, uns mitzuteilen, welche
gestellt wurden, auf mehrere Spieler/innen verteilt (z. B. Spiele sich für welche Gruppen und Situationen
Fangen mit mehreren Bällen) oder mehrere Aktivitäten am besten bewährt haben, um eure Tipps an
gleichzeitig angeboten werden, so dass jede/r Spieler/in weitere Spielinteressierte im Verband weiter-
eine ihm/ihr gemäße auswählen kann. geben zu können. Wir wollen euch aber auch
ermuntern, kommerziell vertriebene Spiele
kritisch zu prüfen und nicht in der Rolle des
unmündigen Anwenders und der Anwenderin
zu bleiben, sondern Spiele weiterzuentwik-
Wie auch immer ihr ein Spiel verändert, lasst die Spieler/innen an keln und Neugier wecken, Spiele auch neu zu
diesem Prozess teilhaben. Solltet ihr vergeblich nach einem geeigne- erfinden.
ten Spiel mit passendem Ziel für eure Gruppe gesucht haben, ver-
sucht doch einmal ein Spiel selbst zu entwickeln. Spiele erfinden kann
jede/r. Hilfreich ist dabei ein methodisches Vorgehen. Darauf soll im
Folgenden kurz eingegangen werden.
Wenn ihr wisst, was für eine Gruppe ihr erwartet und welche spiel-
bezogenen Vorlieben die Spieler/innen haben, dann gilt es, die zusätz-
lichen Spielziele festzulegen und strategisch die einzelnen Umsetz-
ungsvorschläge zu beschreiben.

13 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Checkliste zur Planung
von Spielereignissen
(siehe hierzu:
Renner, M., 2008, S. 216)

Aspekte, die bezüglich der


Spieler/innen zu bedenken sind
 Wie sieht die Lebenswelt der Spieler/innen aus?
 Persönlichkeit der Spieler/innen
 Spielfreude oder Spielhemmungen bei
einzelnen Spielern/innen
 Entwicklungsstand der Spieler/innen
 Bevorzugte Spielformen/eigenes Repertoire
der Spieler/innen Zur Spieldynamik
 Vorhandene Spielerfahrungen  Sind die primären Bedürfnisse befriedigt,
 Behinderung, beeinträchtigtes Spielverhalten? so dass das Spiel gelingen kann (Essen,
 Sind alle genannten Punkte in der Spielpla- Trinken usw. vorhanden, Grundversor-
nung/-auswahl berücksichtigt? gung gesichert)?
 Sind spielauslösende Bedürfnisse im Spiel-
angebot berücksichtigt?
Zum Stand der Gruppenentwicklung  Gibt es sinnvollen Wechsel von Spielen
 Gruppengröße (mit Schwerpunkten Bewegung und
 Kennen sich die Mitspieler/innen schon? Darstellung, Ruhe und Konzentration,
 zu erwartende Rollenkompetenzen einzelner Mitteilung und Kontakt)?
Mitspieler/innen  Werden die Bedürfnisse in einem ange-
 Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse in das Spiel messenen Spannungsverhältnis von An-
zu integrieren spannung und Entspannung, Mangel und
 Fähigkeit, eigene Bedürfnisse und gemeinsame Überfluss befriedigt?
Ziele zu vernetzen  Sind diese Bedürfnisse in der Zeitstruktur
 Fähigkeit, individuelle Bedürfnisse im Interesse berücksichtigt (Dauer der einzelnen
des Spiels/Ziels aufzuschieben Spiele)?
 Wer kann eigene Begabungen und Fähigkeiten  Sind diese Bedürfnisse auch in den Spiel-
zum Gelingen des Spiels einbringen? räumen berücksichtigt (Kommunikations-
 Hat jemand die Fähigkeit, zu einem bestimmten zonen, Spielzonen für aktive Spiele usw.)?
Spielthema Leitungsaufgaben zu übernehmen?  Ist die Spielauswahl geeignet, die Spiel-
 Hat jemand die Fähigkeit, selbst Spielgruppen und Entwicklungsbedürfnisse zu befriedigen?
zu leiten?
 Hat jemand die Fähigkeit, selbst neue Gruppen Zu den formalen Bedingungen
zu initiieren? des Spiels
 Jahreszeit: Drinnen/draußen, Wetter,
Zum Spielanlass /Spielthema Klima
 Anlass des Spielereignisses (z. B. Sommerfest,  Gelände: geeignet? / Vorbereitung / Be-
Ausflug, Geburtstag) wuchs, Lage / Unfallrisiko
 Soll das Spielereignis ein Thema haben (z. B.  Raum: Vorbereitung / Größe / Möblierung /
mehrkulturelle, persönliche, jugendpolitische, gefährdende Gegenstände / Licht / Tempera-
konsumkritische, gesundheitsbezogene, ge- tur / Lüftung / Ordnung, Sauberkeit / Ein-
schlechterbezogene Themen …)? richtung, Atmosphäre / Unfallrisiken / Stör-
 Soll ein Zusammenhang von Spielanlass, Spiel- faktoren (z. B. Lärm) Rückzugsräume
thema und Spielform bzw. Spielmitteln, Spiel-
symbolen entwickelt werden?

14 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Zusammenfassend haben wir Spiel einerseits als zweckfrei
bestimmt, andererseits unterschiedliche Wirkungen und
Funktionen des Spiels benannt, die durch gezielte Vorpla-
nung für die Gruppe gewinnend angelegt und zur Entfaltung
gebracht werden können. Beides hat seine Berechtigung.
Fantasieräume im freien Spiel, die Kindern ermöglichen
ihre Innenwelt zu erforschen und in der Außenwelt auszu-
drücken, ohne dass dies von Beobachter/innen bewertet
wird. Wie auch begleitete Spielräume, in denen angemessen
Anregungen zur gemeinsamen Gestaltung gegeben werden
und auch die Innenansicht der Spieler/innen behutsam Raum
finden kann. Doch auch die Veränderungen des Kinderspiels
 Zeit: Veranstaltungsbeginn / zeitliche Be- durch elektronische Medien gilt es nicht zu ignorieren, son-
grenzung / Ende der Veranstaltung dern in den Alltag miteinzubeziehen.
 Spielmittelangebot: Spielmaterial / Spiel- Bei allem Wissen über die Bedeutung des Spiels in der Ent-
dinge / Spielzeug / welche werden angebo- wicklung des Kindes, muss es allerdings bedenkenswert er-
ten? scheinen, dass das freie Spielen in einer zunehmend rational
 Spielmittel: Sachgerechter Umgang damit? geprägten und nach ökonomischen Interessen ausgerichte-
Entwicklungsgerechter Umgang damit? ten Gesellschaft nicht als Wert an sich geschützt wird. Das
Auswahl dem Anlass gerecht? Sicherheit Spiel läuft Gefahr, entweder von karrierebewussten Eltern
geprüft? Funktionsfähigkeit geprüft? für Lernzwecke vereinnahmt oder den Konsumwelten über-
 Auswahl / Angebot von Spielformen: lassen zu werden.
Sensomotorisches Spiel, Symbolspiel, Mit der Entdeckung des Spiels als Absatzmarkt, damit ein-
Rollenspiel, Rezeptionsspiel, Konstruk- hergehender Schaffung künstlicher Bedürfnisse und deren
tionsspiel Umleiten auf elektronische Spielzeuge, werden persönlich-
 Spielregeln keitsprägende Erfahrungen wie situativ entwickelte Kreati-
 Rahmen: Essen / Trinken / Geschirr / vität und Selbstwirksamkeit durch eigenes Herausfinden
Besteck / Dekoration bedroht. Als problematische Tendenzen einer Spielever-
 Kosten / Finanzierung: Eintritt / Zuschüsse marktung sind festzuhalten: Einzelspiele wie Video- und
Computerspiele begünstigen einen Trend zur Vereinzelung.
Man muss sich dafür nicht mehr zusammenfinden, Jede/r
Zur Evaluation/ Reflexion spielt für sich allein.
 Verhältnis von Zielbestimmung, -erreichung Aus finanziellen Gründen können nicht alle Kinder über
überprüfen elektronisches Spielzeug verfügen, was andererseits auch
 Eigenreflexion als Spielleiter/in (Wurde es Außenseitererfahrungen mit Schamgefühlen auslösen kann.
geschafft die selbst gewählte Rolle der
Anleitung zufriedenstellend auszufüllen?) Wir wollen diese aktuellen Entwicklungen nicht schlecht
 Wie gelang die didaktische Umsetzung ? machen, sondern an dieser Stelle zur Vielfältigkeit ermun-
Was kann verbessert oder auch anders tern: Eignet euch Orientierungsgrundlagen an, mit denen ihr
gestaltet werden? euch gut zu Recht findet, über die ihr euch mit anderen be-
 Wie hat die Gruppe das Spiel / die einzel- raten könnt. Prüft vorhandene Angebote kritisch und passt
nen Spielprozesse aufgenommen? letztlich Spiele so an oder erfindet neue Spiele, dass sie den
 Auswahl und Verwendung spielmethodi- Bedürfnissen und Wünschen eurer Kinder entsprechen.
scher Handlungskonzepte?

15 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Die Kampagne
Spielewelten
möchte …
… dass verschiedene Spielformen den Kindern wieder näher
gebracht, für sie attraktiver und damit ein fester Bestandteil
ihres Alltags werden. Aus diesem Grund startet die DLRG-
Jugend einen Spielwettbewerb, an dem ihr euch alle betei-
ligen könnt. Was sich genau hinter dem Wettbewerb ver-
birgt und wie ihr an ihm teilnehmen könnt, erfahrt ihr auf
den folgenden Seiten.

… die Beteiligung von Partizipation, Teilhabe oder auch Kinder-Ju-


gendbeteiligung sind Begriffe, die besonders in

Kindern fördern Wahlkampfzeiten, gern in aller Politiker/in-


nenmunde sind. Überall geht es dann darum,
Kinder und Jugendliche zukünftig in alle mög-
Kinder und ihre Bedürfnisse liegen insbeson- lichen Prozesse miteinbeziehen zu wollen.
dere der DLRG-Jugend sehr am Herzen. Die Aber nicht jede Mitwirkung zeigt im Endeffekt
Kampagne Spielewelten soll helfen, das An- auch Wirkung. Oftmals wird aus der vollmun-
gebot der DLRG-Jugend für die Kinder noch dig angekündigten Partizipation von Kindern
umfangreicher und attraktiver zu gestalten. eine Teilnahme an einem folgenlosen „Rollen-
Und dies geht am besten, wenn die Kin- spiel“, in dem Kinder oder Jugendliche die
der aktiv an der Gestaltung und Umset- Rollen von Politiker/innen in einem Parlament
zung dieses Vorhabens beteiligt oder Stadtrat nachstellen. Der abschließende
werden. medienwirksame Fototermin offenbart, dass
Den Hauptteil dieses Angebotes machen hier Kinder und Jugendliche für Eigenzwecke
Spiele aus. Damit sind jedoch keine Computer- eingesetzt werden, ohne dass ihnen die Mög-
oder Videospiele gemeint, sondern Spiele, die lichkeit der wirklichen Mitbestimmung in sie
in der Gruppe und wenn möglich, draußen betreffenden Fragen ermöglicht wird.
gespielt werden. Spiele, bei denen die Fantasie Hierbei wird meist unterschätzt, dass Kinder
nicht auf dem Bildschirm vorgegeben, sondern auch bei schwierigen Themen unterscheiden
von den Kindern selbst entwickelt wird. Die können, ob sie wirklich Einfluss auf etwas
Kinder sollen dabei nicht nur Spaß am Spiel haben, ihre Wünsche also in der Umsetzung
haben. Vielmehr sollen sie es sein, die diese greifbar berücksichtigt werden, oder sie nur
Spiele mit (neu) gestalten und auch, soweit teilnehmen dürfen, weil sie Kinder und damit
es möglich ist, selbst die Rolle der Spielleiter- medienwirksam sind.
in und des Spielleiters einnehmen.

16 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
wie zum Beispiel Zeit bereit gestellt werden.
Partizipation ist nicht umsonst zu haben!
Jugendverbände haben seit jeher den An-
spruch, die Interessen all ihrer Mitglieder —
und die sind in der DLRG-Jugend zwischen
0 und 27 Jahre alt — zu vertreten. Und so gibt
es schon zahlreiche Erfahrungsberichte z. B.
aus Ferienfreizeiten und Landeskindertagen, in
denen die Mitwirkung dem Alter der Kinder
angemessen gestaltet wurde. Kinder sind in
der Lage Entscheidungen zu treffen, die ihnen
oftmals nicht zugetraut werden. Hierzu müssen
jedoch die gestellten Ansprüche an den jewei-
ligen Entwicklungsstand der Kinder angepasst
werden und ganz konkret mit ihrem aktuellen
Lebensumfeld zu tun haben.

… spielend die Kreativität


und Fantasie anregen
Warum aber fällt es uns so schwer, Kinder Bei einem Computer- oder Videospiel müssen
mehr entscheiden und gestalten zu lassen? die Spielenden meist ihre Fantasie nicht mehr
Die Antwort hierauf ist relativ simpel. Die unnötig gebrauchen, denn auf dem Monitor
bisherigen Entscheidungsträger/innen müssten wird ihnen bereits eine fertig gestaltete Fanta-
etwas von ihrer Macht über die Kinder an die siewelt vorgegeben. Hier soll erwähnt wer-
Kinder selbst abgeben oder zumindest bereit den: Nicht die Fantasie ist die Ursache für die
sein, sie als Entscheidungsträger zu akzeptieren. Spieltätigkeit, sondern umgekehrt: Das Spiel
Dies fällt nicht leicht, da es bisher anders schafft die Voraussetzungen für die Entwick-
gehandhabt wurde und das Vertrauen in die lung von Fantasietätigkeit und Vorstellungs-
Entscheidungskraft wie auch die Umsetzung kraft. Es ist also von Bedeutung, welche Spiele
durch und mit den Kindern erst langsam auf- gespielt und wie sie gespielt werden.
gebaut werden kann und muss. Bei Gruppenspielen haben Kinder die Mög-
Was also gilt es zu beachten, damit alle Betei- lichkeit, sich mit der Hilfe ihres Einfallsreich-
ligten vom aktiven Einbringen der Interessen tums aus ihrer realen Welt in eine Spielwelt
von Kindern und Jugendlichen gewinnen kön- zu versetzen. Aus einem kleinen Waldstück
nen? Der wichtigste Punkt ist sicher, dass die kann ein Zauberwald mit magischen Wesen
Beteiligung für die Kinder spürbar und sicht- als Bewohner/innen werden und aus einem
bar sein muss, Kinder müssen sich in den normalen Feldweg wird mit etwas Fantasie
daraus resultierenden Ergebnissen zeitnah und den dort auffindbaren Materialien ein
wiederfinden können. So zeigt man den Kin- herausfordernder Hindernisparcours für einen
dern, dass man sie und ihre Entscheidungen Staffellauf. Dies fördert die Kreativität, der im
wahrnimmt. Zu dieser Wertschätzung gehört Spiel meist keine Grenzen gesetzt sind.
es auch, dass Geld, aber auch andere Mittel

17 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Praxistipp
Eine Umsetzung im Verbandsalltag …

Schon vor der Ferienfreizeit sollte geklärt sein, was erreicht werden soll, wer die Ziel-
gruppe ist und mit welchen Methoden die festgelegten Ziele am besten realisierbar sind.

Was soll erreicht werden? Eine Ferienfreizeit ist in vielen Fällen vom Anfang bis zum
Ende durchgeplant, ohne dass die teilnehmenden Kinder einen Einfluss auf wesentliche Teile
des Ablaufes haben. Dies kann geändert werden, indem die Zielgruppe, also die Kinder,
bereits im Vorfeld in die Planung und Durchführung der Ferienfreizeit miteinbezogen wird.
Bereits bei der Bekanntmachung der Ferienfreizeit kann ein Termin angeboten werden, bei
dem den Kindern die Möglichkeit gegeben wird, ihre Wünsche und Anregungen, bezüglich
des Ablaufes vorzubringen. Um an die gewünschten Informationen zu gelangen, bedarf es be-
stimmter Methoden, denn Kinder wollen spielerisch dazu ermutigt werden, an dem Pla-
nungs- und Ablaufprozess aktiv mitteilzunehmen.

Eine Methode kann hierfür ein Rollenspiel sein. Die Kinder erhalten die Möglichkeit, in die
Rolle der Organisatoren zu schlüpfen und werden so spielerisch aufgefordert, eine Ferienfrei-
zeit nach ihren Vorstellungen und Wünschen zu planen. Die Organisatoren, die in dem Fall
die Rolle der teilnehmenden Kinder übernehmen, haben durch ihre Rolle die Möglichkeit,
durch Kritik schon im Vorfeld Verständnis zu erlangen, wenn gewisse Wünsche und Anre-
gungen nicht umsetzbar sind. Die Motivation der Kinder entsteht aus der für sie ungewohn-
ten Rolle, die sie in diesem Rahmen einnehmen. Ihnen wird verdeutlicht, dass sie und vor
allem ihre Meinung einen Einfluss auf die Gestaltung der Ferienfreizeit haben.
Da der Anspruch an die Kinder durch den Rollentausch sehr hoch ist, könnten besonders
jüngere Kinder mit der Aufgabe überfordert sein und/oder schnell das Interesse verlieren. In
diesem Fall würde sich eine andere Methode anbieten, die Traumreise. Bei der Traum-
reise wird den Kindern in einer für sie angenehmen Atmosphäre (zum Beispiel durch Matten
als weiche Unterlagen und einer entspannenden Musik) der Einstieg in die Planung einer Feri-
enfreizeit in Form einer Geschichte nahegebracht. Zwischendrin wird die Geschichte immer
wieder sanft unterbrochen, indem die Kinder die Möglichkeit erhalten, gewisse Inhalte zu fül-
len oder die Geschichte nach ihren Vorstellungen weiterzuerzählen.

18 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Die Kampagne
Spielewelten
lädt ein …
Die Vermittler/innen der Kampagne Spiele- zusein, kreativ zu werden und Neues aus-
welten sind in erster Linie alle, die in der zuprobieren. Es sind ihre Ideen, die sie ein-
Funktion als Kinder- und Jugendleiter/in oder bringen. Genau das soll durch die Kampagne
Teamer/in tätig sind. Als Teamer/in ist es eure Spielewelten — ich spiele was, was du
Aufgabe, die Kinder- und Jugendleiter/innen nicht spielst befördert werden.
in der Ausbildung mit den Inhalten der Spiel-
pädagogik in der Theorie, besonders aber Die Hauptaufgabe der Kinder- und Jugend-
auch in der Praxis, vertraut zu machen. Dies gruppenleiter/in besteht darin, die Spiele im
beinhaltet unter anderem die Vermittlung der Dialog mit den Kindern anzuleiten. Wie
Möglichkeiten, die Spiele bieten und die Lust bereits angedeutet, gibt es hierfür unter-
und Laune am Spielen selbst. Auch die Rolle schiedliche Herangehensweisen. Diese hängen
der Spielleitung bewusst einzunehmen und — einerseits von der Person, die anleitet und
vom Entertainment hin zum Freisetzen von deren Auftreten ab, andererseits aber auch
Initiative und Kreativität bei den Teilnehmen- von der Gruppe. Wichtig ist, unabhängig für
den — die Begeisterung hierfür zu wecken — welche Methode der Anleitung sich entschie-
will vermittelt werden. den wird, den Kindern eine größtmögliche
Beteiligung am Spielprozess zu ermöglichen.
Zudem ist es sinnvoll zu wissen, wo gute Dies gilt auch bei der Auswahl der Spiele, bei
Spiele(sammlungen) zu finden sind. Anbieten der die Kinder immer miteinbezogen werden
würden sich in diesem Bereich sowohl Fach- sollten. Sind zum Beispiel Kinder mit anderen
bücher als auch Spielsammlungen im Internet, kulturellen Hintergründen Teil der Spielen-
natürlich nur, nachdem diese auf ihre Qualität den, bietet es sich an, diese Kinder Spiele aus
überprüft wurden. ihrem Erfahrungsschatz vorstellen zu lassen.
Zudem empfiehlt es sich, Kinder die mit
Die „Hauptrollen“ bei dieser Kampagne über- einem Spiel bereits vertraut sind, zu bitten,
nehmen aber die Kinder im Verband. Sie das Spiel anzuleiten.
zeigen, was sie wie spielen wollen und was
möglich ist. Ihnen macht es Spaß, sich austoben
zu können, mit anderen Kindern zusammen-

19 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Spielewelten Arbeitshilfe_A4_RZ:- 21.01.2010 17:42 Uhr Seite 20

… zum Spielwettbewerb
Infos zum Spielwettbewerb findet ihr auf unse- Spieler/innen geeignet ist und was ihr beach-
rer Internetseite: www.dlrg-jugend.de/bukaki. ten solltet, wenn ihr Spiele abwandelt oder
Damit eure Bewerbungen auch ausgewertet sogar neu erfindet. Die ausgefüllte Spielanlei-
werden können, sollten bei der Beschreibung tung schickt ihr bitte an:
bestimmte Kriterien erfüllt werden. Zur Ori- DLRG-Jugend, Bundesjugendsekretariat,
entierung werden im Folgenden einige davon Im Niedernfeld 2, 31542 Bad Nenndorf
aufgeführt und an einem Beispiel-Spiel konkret oder per Mail an: info@dlrg-jugend.de
dargestellt. Die Kriterien sollen euch helfen (Bitte gebt im Betreff Spielewelten an.)
herauszufinden, welches Spiel für welche

Möglichkeiten zur Beschreibung


Kriterien der Spielbeschreibung einer Spielaktion
 Name des Spiels  In welchem Rahmen fand die Spielaktion statt
 Ziel des Spiels (Ferienfreizeit, Ortsgruppentreffen …)?
 Anzahl der Spieler/innen  Ort der Spielaktion
 Für welche Altersklasse ist das Spiel geeignet?  Anzahl der Helfer/innen
 Anzahl der benötigten Helfer/innen  Anzahl der Spieler/innen
 Wie sollte die Spielumgebung geschaffen sein?  Gab es Kooperationspartner — wenn ja, wie
 Welche Materialien werden zum Spielen benötigt? haben diese sich eingebracht?
 Ist das Spiel verändert (woher stammt es ursprüng-  Dauer der Spielaktion
lich) oder frei erfunden?  Benötigte Materialien für die Spielaktion
 Beschreibung des Spiels  Wurde die Spielaktion adaptiert (woher
 Welche Wirkungen hat das Spiel auf die Gruppe? stammt es ursprünglich) oder frei erfunden?
 Wie hat das Spiel den Spieler/innen gefallen?  Beschreibung der Spielaktion
 Welche Wirkungen hat das Spiel auf die
Vielleicht habt ihr aber auch eine Beteiligten?
größere Spielaktion auf die Beine
gestellt. Deren Beschreibung fällt Wie eine solche Anleitung aussehen kann, ist am
sicher etwas ausführlicher aus. Beispiel auf der nächsten Seite kurz beschrieben. 

… und bietet Rahmenbedingungen


zur Beteiligung
Alle Informationen, Der Ablauf
die für eure Teilnahme
am Spielwettbewerb  Start: 01.01.2010
 Entwicklung von Spielen und Durchführung von Aktionen in den Gliederungen
wichtig sind:
 Spieleseminar in Bad Nenndorf: 28. – 30.05.2010
 Einsendeschluss eurer Spielideen und Beschreibungen ist der 30.08.2011
 Prämierung mit spannenden Preisen
 Die Gewinner/innen können ihre Beiträge in einem unterhaltsamen
Spieleworkshop vorstellen
 Veröffentlichung der Ergebnisse auf der Homepage
www.dlrg-jugend.de/bukaki erfolgt fortlaufend

20 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Name des Spiels:
Das Ei der Drachenmutter

Ziel: Die zwei Spielparteien entwickeln


unterschiedliche Strategien, jeweils das Ei zu
schützen oder zu ergattern.
Anzahl Spieler/innen: Zwischen 4 und 10.
Altersgruppe: Ab 4 Jahren — nach oben
keine Grenze.
Anzahl Helfer/innen: 0
Umgebung: Das Spiel kann drinnen und
draußen auf eigentlich jedem Untergrund
gespielt werden.
Benötigtes Material: Ein beliebiger Gegen-
stand, der im Spiel zum Ei der Drachenmutter
wird. Dies kann zum Beispiel ein Schuh sein.

Verändertes/erfundenes Spiel: Das Spiel ist verändert und


kommt ursprünglich aus Thailand, wo die Kinder es unter dem
Namen „Ka fao jai“ kennen.
Spielbeschreibung: Eine Person aus der Gruppe wird ausgewählt,
die Drachenmutter zu sein. Da das Spiel sehr dynamisch ist, wird be-
stimmt jeder mindestens einmal in diese Rolle schlüpfen. Die oder der
Auserwählte platziert nun den Gegenstand, der das Ei der Drachen-
mutter darstellt, auf den Boden zwischen ihren Beinen, ohne ihn
dabei einzuklemmen. Die anderen Spieler versuchen nun, den Gegen-
stand zwischen den Beinen der Drachenmutter zu stehlen. Dabei
müssen sie aufpassen, nicht von der Drachenmutter berührt zu wer-
den, denn ansonsten hat die Drachenmutter gewonnen und eine neue
Runde beginnt, bei der die Person, die berührt wurde, die neue Dra-
chenmutter ist.

Welche Wirkung hat das Spiel auf die Gruppe?


Da das Spiel sehr schnell ist, ist es für die Koordination und Ge-
schicklichkeit der Spieler förderlich. Es bietet sich an, überschüssige
Energien abzubauen und die Kinder sich richtig austoben zu lassen.
Doch auch Teamfähigkeit ist hierbei gefragt, denn es kann nur gelin-
gen das Ei zu stehlen, wenn die Diebe sich dabei absprechen und so
die Drachenmutter verwirren.

Wie hat es den Spieler/innen gefallen?


Nach einer kurzen Phase wo die Eierdiebe sehr vorsichtig zu Werke
gingen, wurde das Spiel immer schneller und kaum eine Drachenmut-
ter hatte ihre Rolle länger als ein paar Minuten. Die Diebe fingen
immer mehr an, sich untereinander abzusprechen und so nach und
nach immer bessere Strategien zu entwickeln. Am Ende hatten alle
Teilnehmer berichtet, dass ihnen das Spiel Spaß bereitet hat.

21 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
(Bei-) Spiele
für unterschiedliche Situationen
Falls es euch noch an Ideen mangelt,
haben wir eine kleine Sammlung von
Spielen angefügt, die euch Anregungen
für mögliche Spiele bieten können:

Icebreaker-/Kennlernspiele
Dies sind Spiele, bei denen sich die Gruppen-
mitglieder erst kennen oder zumindest
miteinander vertraut machen müssen. Der
Schwerpunkt dieser Spiele ist dementsprechend Actionspiele
nicht auf den Wettkampf gelegt, sondern auf Actionspiele geben den Spieler/innen die
das spielerische Kennenlernen. Möglichkeit, sich so richtig auszutoben. Be-
Ein Beispiel-Spiel für ein Icebreaker-/Kennen- sonders wenn eine Gruppe über einen länge-
lernspiel ist das „Kennenlerninterview“: ren Zeitraum keine Bewegung hatte, zum
Für dieses Spiel werden vorbereitete Zettel Beispiel bei Seminaren, bieten sich diese
mit je zwei Textmöglichkeiten benötigt. Das Spiele an, den Kopf wieder freizubekommen.
empfohlene Mindestalter der Teilnehmer/in- Ein Beispiel für ein Actionspiel findet ihr
nen beträgt 10 Jahre. auf dieser Seite — „Das Ei der Drachen-
Jede/r Mitspieler/in bekommt einen Zettel mit mutter“.
zwei Textvarianten, aus denen er/sie später
wählen kann. Anschließend werden Paare ge-
bildet. Man befragt sich gegenseitig nach Inter- Kooperationsspiele
essen und Hobbies, bis man vier Informationen Wer koordiniert und wer lässt sich koordi-
über den jeweils anderen gesammelt hat. nieren? Wie kann eine gute Kommunikation
Diese Phase dauert ca. 15 bis 20 Minuten. schneller zum Ziel führen? Kooperations-
Danach sollen diese Informationen in einen spiele bieten sich an, die Koordination und
der beiden gestalteten Texte eingebaut wer- Kooperation in einer Gruppe zu beobachten
den. Die Texte werden nun der Gruppe vor- und zu fördern.
getragen. Ein Beispiel-Spiel für ein Kooperationsspiel ist
Die vorgegebenen Textgestaltungsmöglichkei- „Aufstand zu zweit“:
ten können zum Beispiel eine/n Nachrichten- Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen ab
sprecher/in imitieren, ein Quiz, eine Fest- sechs Jahren geeignet ist, wird kein zusätzliches
tagsrede oder auch ein Kurzmärchen sein. Material benötigt.
Die Spieler/innen stellen sich mit den Rücken
zueinander auf. Oberkörper, Arme und Köpfe
hängen locker vorn herunter. Langsam, Wirbel
für Wirbel richten sich die Spieler/innen auf.
Wenn beide aneinander stehen, setzen sie
sich möglichst ausbalanciert miteinander hin,
ohne dabei die Arme gegenseitig zu ver-
schränken. Anschließend stehen sie wieder
zu zweit auf. Alles langsam in Zeitlupe wie-
derholen.

22 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
situation, wie zum Beispiel das gemeinsame
Abendessen, handeln. In diesen Szenen soll
nun eine Rolle eine untypische „Kurio-
sität“ einbauen. Die Kinder könnten die
Eltern zum Beispiel zu mehr Arbeit
Darstell- und pantomimische Spiele antreiben, ohne sie in den Urlaub fah-
Diese Form der Spiele bietet sich an, um die ren oder aber die Kinder planen einen
Wahrnehmungs- und Ausdrucksmöglichkeiten Umzug.
der Teilnehmer/innen zu verbessern. Zudem Diese Szenen werden durch die Klein-
können nonverbale Ausdrucksformen zum gruppen der großen Gruppe vorge-
Abbau von Hemmungen eingesetzt werden. spielt und anschließend über die dabei
Ein Beispiel für Rollenspiele ist „Gesichter veränderten Normen und Rollen ge-
weitergeben“: sprochen.
Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen ab
sechs Jahren geeignet ist, wird kein zusätzliches
Material benötigt. Erholungsspiele
Die Gruppe lässt sich zu einem Sitzkreis nie- Erholungsspiele bringen vor allem Ruhe und
der. Ein Gruppenmitglied beginnt nun mit Entspannung. Dem Stress des Alltags oder der
einem bestimmten Gesichtsausdruck (traurig, Unruhe durch lebhaftere Spiele oder Situatio-
froh, schüchtern …), geht auf jemanden zu nen kann mit dieser Form der Spiele begeg-
und übergibt ihm/ihr diesen Gesichtsausdruck net werden.
wie eine Maske. Der/die Empfänger/in über- Ein Beispiel-Spiel für Erholungsspiele ist
nimmt den Gesichtsausdruck und wandelt „Gerüche malen“:
diesen in einen anderen Gesichtsausdruck Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab
seiner/ihrer Wahl um und gibt diesen dann an acht Jahre eignet, werden vorbereitete Ge-
jemand anderen weiter. ruchsstoffe in kleinen Behältern benötigt.
Jede/r Spieler/in riecht an zwei bis vier Ge-
ruchsstoffen. Dies können zum Beispiel Kräu-
Rollenspiele ter oder auch Kosmetika sein. Wichtig ist,
Bei Rollenspielen kann soziales Verhalten dass der Duft deutlich und kräftig ist. Jedes
durch die Übernahme von unterschiedlichen Gruppenmitglied bekommt nun die Aufgabe,
Rollen vermittelt und gelernt werden. Das den Geruch in ein kleines selbstgemaltes Bild
Ausprobieren dieser Rollen bzw. deren Ver- umzuwandeln. Das Bild kann dabei abstrakt,
haltensweisen können in späteren Situationen aber auch konkret sein. Wichtig ist vor allem,
im Leben sehr hilfreich sein, da durch das dass es den Eindruck oder die Stimmung, die
Spielen erste Bewältigungsstrategien erarbeitet durch den Geruch entsteht, versinnbildlicht.
wurden.
Ein Beispiel für Rollenspiele ist „Familie
einmal anders“:
Für dieses Spiel, welches für Spieler/innen ab
zwölf Jahren geeignet ist, wird kein zusätzli-
ches Material benötigt.
Die Gruppe wird in Kleingruppen unterteilt,
die die Größe einer Familie haben (von drei
bis sechs Personen). Jede Kleingruppe erhält
die Aufgabe, eine Spielszene vorzubereiten.
Dabei soll es sich um eine alltägliche Familien-

23 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Spiele für Feiern
Diese Spiele eignen sich, um in die Abendgestaltung einer Ver-
anstaltung eingebunden zu werden und bunt gemischten Gruppen
dabei unterhaltsam die Zeit zu vertreiben.
Ein Beispiel-Spiel für ein Feierspiel ist „Filmszene“:
Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab acht Jahre eignet,
werden keine weiteren Gegenstände benötigt. Spiele aus anderen Ländern
Der Regisseur — dies kann ein/e Spieler/in oder auch der/die Spiele aus anderen Ländern haben oft Elemente
Spielleiter/in sein — baut mit Hilfe aller Mitspieler eine Filmszene
in sich, die typisch für die dort lebenden
nach, die aus einem möglichst bekannten Film entstammt. Dabei Menschen und den Verhältnissen sind, in
wird die gesamte Umgebung (Park, Bank) wie auch alle Beteilig- denen diese leben.
ten (von den Hauptdarsteller/innen bis zum durch das Bild flie- Ein Beispiel-Spiel für ein Spiel aus einem ande-
genden Vögeln) von den Gruppenteilnehmer/innen dargestellt. ren Land ist „Le cercle du sable“ aus Zen-
Diese Szene kann nun immer weiter fortgespielt werden, wobei tralafrika. Bei diesem Spiel kommt dem Sand
sich das Bild, welches durch die Gruppe dargestellt wird, dem- eine bedeutende Rolle zu.
entsprechend mitverändert. Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab
sechs Jahre eignet, werden zwei leere Flaschen,
ein großer Haufen Sand und ein Ball benötigt.
Spiele für draußen Auf einem großen Platz (mindestens Größe
Spiele sollten, wenn sich die Möglichkeit er- Volleyballfeld) wird ein Kreis gezogen. An
gibt, an der frischen Luft gespielt werden. zwei entfernten Stellen wird ein Haufen Sand
Sonne und frische Luft sorgen für gute Laune aufgeschüttet, es sei denn das Spielfeld ist be-
und können sich damit positiv auf den Spiel- reits ein Sandplatz. An den zwei SandsteIlen
prozess auswirken. wird je eine leere Flasche hingestellt, für jede
Ein Beispiel-Spiel für ein Spiel im Freien ist Mannschaft eine. Die Mitspielenden werden in
„Cremelauf“: zwei gleich große Mannschaften eingeteilt und
Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab kennzeichnen sich nach außen erkennbar. Vor
sechs Jahre eignet, werden eine Creme und Spielbeginn bestimmt jede Mannschaft eine
eine vorher festgelegte Strecke benötigt. Person, deren Aufgabe es ist, den Sand von
Dies ist ein Staffellauf der besonderen Art. Hand in die Flasche einzufüllen. Alle Mitspie-
Zwei gleich große Teams werden gebildet lenden verteilen sich im Kreis. Jemand wirft
und stellen sich in einer Reihe hintereinander einen Ball in den Kreis hinein.
auf. Nun bekommt der/die jeweilige Startläu- Sofort eilen die beiden Personen, die für ihre
fer/in des Teams einen großen Klecks Creme Mannschaft zum Sand einfüllen bestimmt
auf die Nase (dies sollte eine feste Creme wie wurden, zu ihrer Flasche und beginnen mit
zum Beispiel Nivea sein). Nach dem Startsignal dem Einfüllen. Die Mannschaft versucht, den
laufen die Startläufer/innen die Strecke/den Ball zu ergattern und die Person, welche für
Parcours ab und übergeben die Creme an die gegnerische Mannschaft Sand abfüllt, mit
den/die nächste/n Läufer/in. Hierbei darf je- dem Ball abzuschießen. Die eigene Mannschaft
doch nur die Nase und nicht etwa Hilfsmittel versucht natürlich dies zu verhindern und
wie die Hände verwendet werden. gleichzeitig den Ball zu ergattern, damit sie
Gewonnen hat das Team, welches als erstes selbst angreifen kann. Wird die Sand auffül-
mit allen Läufern und Läuferinnen den Par-
cours bewältigt hat oder wo als letztes Team
noch Creme auf der Nase eines Läufers oder
einer Läuferin ist.

24 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Spiele zur Selbsterfahrung
Spiele bieten sich nicht nur dazu an, seine
Mitspieler/innen zu erleben und kennenzu-
lernen, sondern auch sich selbst (intensiver)
wahrzunehmen. Diese Selbsterfahrung kann
dazu dienen, eigene Gefühle gezielt wahrneh-
men, einordnen und entsprechend mit ihnen
umgehen zu können.
lende Person mit dem Ball berührt, muss sie Ein Beispiel-Spiel für ein Selbsterfahrungsspiel
ihre Flasche entleeren, eine nächste Person ist „Eigenschaften Zuwürfeln“.
der eigenen Mannschaft übernimmt den Job Für dieses Spiel, das sich für Spieler/innen ab
und beginnt sofort wieder mit dem Sandab- zwölf Jahre eignet, werden zwei große
füllen. Den Spieldurchgang gewinnt jene Schaumstoffwürfel, Klebeetiketten und Musik
Mannschaft, deren Flasche zuerst mit Sand benötigt.
aufgefüllt ist. Das gesamte Spiel hat aber die Auf einen großen Schaumstoffwürfel werden
Mannschaft gewonnen, die als erste fünf typische Merkmale von zwei Fraktionen (zum
Durchgänge gewonnen hat. Beispiel typisch männlich und typisch weib-
lich) mit Klebezetteln auf die einzelnen Wür-
feloberflächen angebracht. Sobald die Musik
Spiele für drinnen ertönt, werden die Würfel kreuz und quer
Nicht immer lässt das Wetter ein Spielen im durch den Raum gekullert. Stoppt die Musik,
Freien zu. Das muss aber kein Grund sein, lesen die beiden Personen, bei denen die
auf das Spielen zu verzichten, denn auch in- Würfel gerade liegen die oben stehende Ei-
nerhalb von vier Wänden gibt es viele Mög- genschaft vor und sagen, ob diese auf sie
lichkeiten, den Spieltrieb auszuleben. selbst zutrifft (Warum? Warum eher nicht?).
Ein Beispiel-Spiel für ein solches Spiel ist Anschließend kann die Gruppe Stellung zu
„Schoko-Wettessen“ den Antworten der beiden geben und mittei-
Für dieses Spiel wird ein Würfel, Winter- len, inwieweit sie die Einschätzungen teilen.
bekleidung (Schal, Mütze, Handschuhe), eine
Tafel Schokolade, Zeitungspapier, eine
Schere, Tesafilm und Paketband benötigt.
Eine Tafel Schokolade wird mit Zeitungs-
papier dick eingepackt und danach mit der
Paketschnur gut verschnürt. Anschließend
nehmen alle Mitspieler an einem Tisch Platz
und fangen nacheinander an zu würfeln.
Wenn ein Spieler eine sechs würfelt, fängt er
schnell an, die Winterbekleidung anzulegen
und versucht, so schnell wie es ihm/ihr mög-
lich ist, die Schokolade auszupacken. Wäh-
renddessen würfen die anderen Mitspieler/in-
nen weiter. Schafft wieder jemand eine sechs
ist der-/diejenige an der Reihe und muss sich
die Winterbekleidung anlegen und versuchen,
die Schokolade erfolgreich auszupacken.

25 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Fundgrube für Spiele
Literatur zum Weiterstöbern
Dieser Bereich der Arbeits- Wasserspielspaß – Spielen am, im und mit Wasser — Penny Warner
hilfe soll euch dabei helfen, Dieses Buch bietet eine ansehnliche Sammlung von Spielen, die mit dem
neue Spiele oder Anregungen Element Wasser in Verbindung stehen. Die Spiele selbst sind ausführlich
zum Anpassen und Erweitern erklärt und informieren neben dem Spielinhalt und dem Ablauf über das
eigener Spiele zu gewinnen. Alter der Zielgruppe, Anzahl der Teilnehmer/innen, benötigtes Material
Neben einer Auswahl an Fach- und Sicherheitshinweise.
literatur, die ihr der folgen-
den Literaturliste entnehmen SPIELE FINDEN und ERFINDEN — Hans Hoppe
könnt, gibt es im Internet Hans Hoppe geht in diesem Buch der Frage nach, was ein Spiel ist. Im zweiten
eine große Auswahl an Spiel- Teil des Buches geht es um den Prozess der Spielfindung und Spielerfindung
sammlungen. Diese haben wir und was es bei diesen Prozessen zu beachten gilt.
nach deren Übersichtlichkeit,
der Auswahl der Spiele, den Die schönsten Kinderspiele der Welt — Oriol Ripoll
Angaben zum Alter, der Dieses Buch ist eine Spielsammlung von Kinderspielen aus allen Ländern des
Anzahl der Spieler/innen und Erdballs. Die Spiele sind dabei sehr schön illustriert und der Spielablauf wird
der Qualität der Beschrei- ausführlich beschrieben. Zudem gibt es Informationen über die empfohlene
bung der einzelnen Spiele Anzahl der Spielteilnehmer/innen.
bewertet. Welche uns dabei
überzeugt haben und wo Kooperative Abenteuerspiele 1 & 2 — Rüdiger Gilsdorf / Günter Kistner
diese besonders gut abge- Dieses Buch widmet sich dem Thema Abenteuerspiele. Hier werden theoreti-
schnitten haben, zeigt sche Inhalte sehr anschaulich an Beispielen (siehe der eingefügten Spielsamm-
euch die Tabelle der Internet- lung) aus der Praxis erklärt. Inhaltlich werden die Themen Kennenlernen,
quellen. Warming-up, Wahrnehmung, Vertrauen, Kooperation, Abenteuer und
Reflexion behandelt.
Der zweite Teil erweitert die Spielsammlung des ersten Buches und legt hierbei
den Fokus auf den Bereich der Erlebnispädagogik. Zudem werden die verschie-
denen Rollen eines/r Spielleiter/in thematisiert und Tipps zum Anleiten gegeben.

Links zum Internet Übersichtlichkeit Auswahl Altersempfehlung/ Beschreibung


Anzahl der Spieler-/ der Spiele
Weiterklicken innen angegeben?
Spielekiste.de Bereich der große ja / ja gut
Gruppenspiele Auswahl
umständlich zu finden an Spielen
— sonst gute Übersicht
Für die Arbeitshilfe Unterhaltungs- unübersichtliche große Aus- nein/teilweise gut
verwendete Literatur: spiele.com Einteilung der wahl — nur
Weber-Schäfer, P. (1998): Spiele(Gruppen) bedingt für
Wie verschieden sind Kulturen Kinder geeignet
wirklich? Über die Universalität
des Spiels, in: Scholz-Cionca, Fundus — Jugend- sehr gute große ja / Einteilung in sehr gut
S. (Hrg.): Japan. Reich der arbeit.de/spiele Übersicht — Ein- Auswahl Spiele über und unter
Spiele. Ludicium Verlag, teilung der Spiele an Spielen 10 Personen
S. 33 — 46. in Gruppen
Weiß, B. (2009): Vom Sinn
Felsenkirche- gute Übersicht- überschaubare nein/nein sehr gut —
des Sinnlosen, in Geo kom-
pakt Nr. 17. Gruner & Jahr, oberstein.de/ lichkeit Auswahl teils bebildert
S. 81 — 87 spielekartei
Renner, M. (3. Auflage 2008): KJG-kilian.de/ gute Übersicht- überschaubare ja / ja sehr gut
Spieltheorie und Spielpraxis, spiele/ lichkeit Auswahl
Lambertus-Verlag

26 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Spielewelten Arbeitshilfe_A4_RZ:- 21.01.2010 17:39 Uhr Seite 27

Platz für eigene Notizen

Impressum
Herausgeber
DLRG-Jugend
Im Niedernfeld 2
31542 Bad Nenndorf
Tel.: (05723) 955-300
Fax: (05723) 955-539

Redaktion
Klaus Groß-Weege
Anne Staufenbiel
Benjamin Bartsch

Layout
marilu.krallmann.grafik
Neustadt am Rübenberge

Druck
BWH GmbH
Die Publishing Company
Hannover

Auflage
8.000 Exemplare
Januar 2010

Verantwortlich
DLRG-Jugend
Bundesjugendsekretariat
Im Niedernfeld 2
31542 Bad Nenndorf
info@dlrg-jugend.de
www.dlrg-jugend.de

Die Bundeskampagne Kinder


wird gefördert durch das
Bundesministerium für Familie,
Senioren, Frauen und Jugend aus
den Mitteln des Kinder- und
Jugendplanes des Bundes.

27 | Spielewelten | ARBEITSHILFE
Überreicht von Januar 2010

Você também pode gostar