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Grenzen der Aufklärung

Zur gesellschaftlichen Geschichte des modernen Antisemitismus


Detlev Claussen

1. Grenzen der Aufklärung und Grenzen der Kritik der politischen Ökonomie
• Zu weite Ausdehnung des Aufklärungsbegriff bei Adorno und Horkheimer in „Dialektik der
Aufklärung“
• Die Aufklärung stößt beim Antisemitismus an ihre Grenzen
• Im Emanzipationsbegriff stecken die „widersprüchlichen Tendenzen von Aufklärung“
(S.26)
• Antisemitische Gesellschaft im Liberalismus mit zwei Dimensionen: (1) moderne
bürgerliche Gesellschaft (2) Geschichte der Naturbeherrschung; Die bürgerliche
Gesellschaft „bedarf als konstitutiven Moments des Antisemitismus, den sie als
bedrohliches Erbe heimlich mitschleppt“ (S.27)
• Die geschichtsfeindliche bürgerliche Gesellschaft transportiert die Geschichte in Form purer
Vergangenheit und kann nicht ihre Beziehungen zur Gegenwart reflektieren.
• Auch die Kritik der politischen Ökonomie findet am Antisemitismus der Nazis ihre
Grenzen, da dieser nicht der ökonomischen Logik von Zweck und Mittel folgt. Deshalb geht
Claussen davon aus, dass „[n]ur dem Schein“ die entfaltete Warenproduktion den ganzen
Menschen und sein Bewusstsein fasst. (S.29)

2. Transformationsprozess- Von der traditionellen zum modernen Antisemitismus


• Doppelsinn der Befreiung: (1) Individualisierung (2) Atomisierung; Atomisierte Schichten
fordern den Schutz von der Herrschaft. Gewaltverzicht gilt nur für das Identische und gegen
das Nicht-Identische nur vorläufige Gewaltverzicht.
• Die Juden werden grenzenlos verfolgt, weil für den Antisemiten mit dem assimilierten
Juden alle Grenzen verschwinden; Die Herrschaft als Selbstzweck wird bestätigt, weil die
ökonomische Rationalität, die bisher Grenzen setzte „sinnbildlich und real in den Juden“ (S.
32) vernichtet wird.
• Doppelsinn der Zirkulation: (1) Universalisierung des Antisemitismus (2) Möglichkeit der
Kritik des Antisemitismus
• Für den Antisemiten verkörpern die Juden Freiheit und Herrschaft, Allgemeines und
Partikulares. Wegen seiner gesellschaftlichen Ohnmacht entwickelt der Antisemit „die
falsche Vorstellung von Freiheit, nämlich die, ein kleiner Partner der Herrschaft zu sein“ (S.
35)
• „Der Antisemit will die Identität von jüdischer Natur und gesellschaftlicher Existenz
erzwingen, um seine eigene Existenz mit Recht zu behaupten“ (S. 36)

3. Der Antisemitismus im Spätkapitalismus


• 7. These der Elemente des Antisemitismus sind nicht als Totalitarismus-Theorie zu
verstehen, sondern viel mehr als Abhandlungen über „die Herausbildung des
eindimensionalen Menschen“ (S. 40)
• In den Vernichtungslagern des Nationalsozialismus ist nicht der Antisemitismus die
Voraussetzung sondern die unterstützende Gleichgültigkeit, „die in ihrer Substanz das
kontinuierliche Momente vor, während des und nach dem Nationalsozialismus bleibt.“ (S.
43)
• Nationalsozialismus als Entbürgerlichungsbewegung, die von den bürgerlichen Qualitäten
einzig die Kälte übrig lässt.
• Antisemitismus ohne Antisemiten im Spätkapitalismus; stattdessen Ticketmentalität:
Differenzierung zwischen Ost (Antizionismus) und West (Philosemitismus)
• Erklärungen der kritischen Theorie, die ökonomisch argumentieren, stellen keine reine
Ableitung des Antisemitismus aus ökonomischen Zusammenhängen
• Der Nationalsozialismus geht nach innen irrational vor und wird vom äußeren Feind in die
Rationalität gezwungen.
• „Wir nennen diesen Antisemitismus der nachfaschistischen Ära deshalb sekundär, weil er
nur noch das verformte Resultat zum Ausdruck bringt, nicht die Gestalt des Verformten
selbst.“ (S.48)
→ Ausprägungsformen des sekundären Antisemitismus: Antiintellektualismus und
irrationaler Chauvinismus
• Allein in der Differenzierung der verschiedenen Formen des Antisemitismus sieht Claussen
die Möglichkeit emanzipatorischen Denkens.
• Traditioneller (christlicher) Antisemitismus ist keine Ideologie im strengen Sinne, da diese
notwendig eine entfaltete kapitalistische Gesellschaft voraussetzt; auch in der bürgerlichen
Gesellschaft ist er nicht notwendig Teil der Ideologie, aber ein Wesensmerkmal wegen ihres
„Geschichtsbegriffs“.
• Mit dem Wandel des Antisemitismus geht eine weitgehende Entpersonalisierung seiner
Opfer einher, die auf eine „Veränderung im Charakter der Herrschaft“ (S. 52)
zurückzuführen ist.

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