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Jochen Grob März 2012

Arbeit und Reichtum in Hamburg -


Thesen zu einer politischen Strategie der Linken

Im nachfolgenden Text sind zu acht verschiedenen ökonomischen Bereichen in Hamburg


Zahlen zusammengetragen, die sich verstreut im Internet befinden. Die Zahlen bieten einen
knappen Überblick über die Reichtumsproduktion und die Reichtumsverteilung in Hamburg.
Auf der Grundlage der zusammengetragenen Daten wurden neun Thesen für eine politische
Strategie der Linken in Hamburg formuliert.

1. Reichtumsproduktion in Hamburg in den Jahren 2000 bis


20101
Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen (in Millionen Euro)
Bruttowertschöpfung
Insge- Land- Produz. Bauge- Handel, Finanzierung, Öff.
Güter- samt Wirt- Gewerbe werbe Gastge- Vermietung, und
Jahr BIP
steuern schaft werbe, Unternehmens- priv.
Verkehr dienstleistung Dienst-
leister
2000 72554 7257 68871 142 10245 1918 16841 23272 12879
2010 88312 9151 79161 163 11098 1975 20183 29793 15948

Bruttoinlandsprodukt preisbereinigt
Bruttowertschöpfung
Insge- Land- Produz. Bauge- Handel, Finanzierung, Öff.
Güter- samt Wirt- Gewerbe werbe Gastge- Vermietung, und
Jahr BIP
steuern schaft werbe, Unternehmens- priv.
Verkehr dienstleistung Dienst-
leister
2000 100 100 100 100 100 100 100 100 100
2010 108,1 94,3 109,7 139,6 92,0 82,7 127,0 106,2 113,1

Trotz des in der Geschichte der BRD einmaligen wirtschaftlichen Einbruchs 2009 hat sich das
BSP in Hamburg im letzten Jahrzehnt deutlich erhöht. Der erwirtschaftete Reichtum hat
deutlich zugenommen.

Bruttoinlandsprodukt Anteil an der Bruttowertschöpfung insgesamt


Bruttowertschöpfung
Insge- Land- Produz. Bauge- Handel, Finanzierung, Öff. und
Jahr X X samt Wirt- Gewerbe werbe Gastge- Vermietung, priv.
schaft werbe, Unternehmens- Dienst-
Verkehr dienstleistung leister
2000 x x 100 0,2 15,5 3,5 24,9 35,2 20,6
2010 x x 100 0,2 14,0 2,5 25,5 37,6 20,1

1
Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätige 1995 bis 2010, Arbeitsvolumen 2002 bis 2010 in Hamburg und in
Schleswig-Holstein http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_standocuments/P_I_1_2_j10_02.pdf
1
Die Bedeutung der produzierenden Sektoren in der Hamburger Wirtschaft ging im letzten
Jahrzehnt noch einmal deutlich zurück: Hamburgs Reichtum wird in den Bereichen Handel
und Dienstleistungsgewerbe erzeugt.

2. Beschäftigte in Hamburg in den Jahren 2000 bis 20102

Erwerbstätige am Arbeitsort HH nach Stellung im Beruf und nach Bereichen (in Tausend)
Jahr Insge- Selbst- Arbeit- Landwirt- Produz. Bauge- Handel, Finanzierung, Öff. und
samt ständige nehmer schaft Gewerbe werbe Gastgewerbe, Vermietung, priv.
Verkehr Unternehmens- Dienstleister
dienstleistung
2000 1042,2 98,5 943,7 5,4 133,7 47,3 314,5 249,7 291,6
2010 1136,1 115,3 1020,8 5,4 122,8 34,9 331,5 309,3 332,2

Die Zahl der Erwerbstätigen hat sich in HH im letzten Jahrzehnt deutlich erhöht.
Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten hat von 116.000 (2000) auf 154.000 (2010) zugenommen.
Im Mai 2011 arbeiteten 102.000 HamburgerInnen in sozialversicherungsfreien 400-Euro
Jobs3.
Die Zahl der Pendler hat von 214.000 (2000) auf 236.800 (2009) zugenommen.
72850 Menschen waren im Januar 2012 in Hamburg arbeitslos, das ist eine Quote von 7,8%.

Erwerbstätige am Arbeitsort HH nach Stellung im Beruf und nach Bereichen (anteilig)


Jahr Insge- Selbst- Arbeit- Landwirt- Produz. Bauge- Handel, Finanzierung, Öff. und
samt ständige nehmer schaft Gewerbe werbe Gastgewerbe, Vermietung, priv.
Verkehr Unternehmens- Dienstleister
dienstleistung
2000 100 9,4 90,6 0,5 12,8 4,5 30,2 24,0 28,0
2010 100 10,2 89,8 0,5 10,8 3,1 29,2 27,2 29,2

Die Zahl der Erwerbstätigen in HH im produzierenden Gewerbe und im Baugewerbe hat sich
im letzten Jahrzehnt noch einmal deutlich reduziert. Fast neunzig Prozent der Hamburger
Erwerbstätigen ist im Handel und im Dienstleistungsgewerbe tätig.

2
Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätige 1995 bis 2010, Arbeitsvolumen 2002 bis 2010 in Hamburg und in
Schleswig-Holstein http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_standocuments/P_I_1_2_j10_02.pdf

3
http://www.hamburg.de/contentblob/3043172/data/arbeitsmarktpolitisches-programm.pdf

2
3. Produktivität in Hamburg in den Jahren 2000 bis 20104

Arbeitsvolumen Arbeitsproduktivität je Lohnstückkosten


(in Mill. Arbeitsstunden) Erwerbstätigenstunde (in Euro)
2000 1.565,8 100 50,84
2010 1.683,2 102,5 52,52

Die Arbeitsproduktivität hat in Hamburg nur wenig zugenommen im letzten Jahrzehnt. Dafür
haben sich die Lohnstückkosten faktich nicht erhöht. Wie auf Bundesebene haben die
Hamburger Beschäftigten in den Nullerjahren Reallohnverluste hinnehmen müssen. Diese im
Verglaich der OECD-Länder einmalige Entwicklung hat den Hamburger und den deutschen
Kapitalisten allgemein explodierende Gewinne verschafft.
Gleichzeitig wurde die Konkurrenzfähigkeit deutscher Produkte auf dem Weltmarkt drastisch
erhöht. Die daraus erzielten Extrprofite hat allerdings die Hamburger Bourgoisie ganz allein
eingesackt.

Arbeitsvolumen je Erwerbstätigen in geleisteten Arbeitsstunden


Jahr Insge- Landwirt- Produz. Baugewerbe Handel, Finanzierung, Öff. und
samt schaft Gewerbe Gastgewerbe, Vermietung, priv.
Verkehr Unternehmens- Dienstleister
dienstleistung
2000 1492 1761 1466 1681 1522 1521 1414
2010 1481 1714 1447 1706 1504 1527 1403

Das Arbeitsvolumen ist in Hamburg im letzten Jahrzehnt praktisch konstant geblieben. Die
minimale Abnahme der geleisteten Arbeitsstunden ist einer 50%igen Zunahme der
Teilzeitarbeitsstellen geschuldet.

Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde Index (2000=100)


Jahr Insge- Landwirt- Produz. Baugewerbe Handel, Finanzierung, Öff. und
samt schaft Gewerbe Gastgewerbe, Vermietung, priv.
Verkehr Unternehmens- Dienstleister
dienstleistung
2000 100 100 100 100 100 100 100
2010 102,5 150,9 104,0 113,4 123,7 85,5 100,7

Die niedrige Steigerung der Arbeitsproduktivität ist dem Produktivitätseinbruch im


Dienstleistungsbereich „Finanzierung, Vermietung und Unternehmensdienstleister“
geschuldet.
Spektakuläre Produktivitätssteigerungen konnten allein die Hamburger Landwirte
verzeichnen.

4
Bruttoinlandsprodukt und Erwerbstätige 1995 bis 2010, Arbeitsvolumen 2002 bis 2010 in Hamburg und in
Schleswig-Holstein http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_standocuments/P_I_1_2_j10_02.pdf

3
4. Einkommen in Hamburg in den Jahren 2000 bis 20105

In der Tabelle sind die Zahlen von 2008 verwendet, da die Zahlen für 2009 in Folge der
Finanzkrise ein gesunkenes Volkseinkommen zeigen. Dieser Verlust wurde inzwischen aber
wieder ausgeglichen.

Entwicklung des Volkseinkommens in Hamburg (in Millionen Euro)


Jahr Volksein- Arbeitnehmer- Unternehmens- und
kommen entgelt Vermögenseinkommen
2000 40.519 24.051 16.468
2008 54184 27.572 26.612

Entwicklung des Volkseinkommens in Hamburg (prozentual)


Jahr Volksein- Arbeitnehmer- Unternehmens- und
kommen entgelt Vermögenseinkommen
2000 100 100 100
2008 134 115 162

Die Zahlen von 2011 sollten sich ungefähr wieder auf dem Stand von 2008 befinden; die
Einkommensverluste während der großen Krise sind weitgehend ausgeglichen.
Die Unterschiede zwischen der Zunahme der Lohneinkommen und der Zunahme der
Vermögens- und Unternehmenseinkommen ist frappierend. Den großen Teil des in den
Nullerjahren zusätzlich erwirtschafteten Reichtums hat sich die Hamburger Bourgeosie
angeeignet.
Allgemein ist Vermögen in Deutschland extrem ungleich verteilt. Die reichsten 10% der
Bevölkerung besitzen mehr als 60% des gesamten Vermögens, die untere Hälfte der
Bevölkerung besitzt keinerlei nennenswertes Vermögen6. Diese Entwicklung hat sich seit dem
Jahr 2000 beständig verstärkt.
Die für die Kapitalisten extrem erfolgreiche Wirtschaftspolitik der letzten zehn Jahre in der
BRD hat dazu geführt, dass 2011 ein Viertel der Lohnabhängigen gezwungen ist im
Niedriglohnsektor zu arbeiten7.

5
Entstehung, Verteilung und Verwendung des Inlandsprodukts in Hamburg http://www.statistik-
nord.de/uploads/tx_standocuments/P_I_2__1__j10_H.pdf

6
http://www.bpb.de/wissen/U4CJQA,0,Verm%F6gensverteilung.html
7
http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/studie-entfacht-neue-gerechtigkeitsdebatte-jeder-vierte-beschaeftigte-
erhaelt-nur-niedriglohn-1.1308326

4
5. Reichtum und Geographie in Hamburg (Stand 2004)8

Die aktuellste Zusammenfassung der Statistikbehörde zu diesem Thema ist von 2004. Es kann
jedoch davon ausgegangen werden, dass sich die stadträumliche Aufspaltung nach
Einkommen in den letzten acht Jahren noch deutlich verschärft hat.

Jährliches Einkommen je
Stadtteil
Steuerpflichtigem in Euro
Nienstedten 150.000
Blankenese 94.5000
Wohldorf-Ohlstedt 92.1000
Die reichsten Stadtteile
Othmarschen 88.900
Harvestehude 73.800
Wellingsbüttel 72.000
Der Mittelwert der Einkommen aller Hamburger
32.505
Stadtteile
Horn 19.600
Harburg 19.200
Dulsberg 18.500
Die ärmsten Stadtteile Rothenburgsort 18.200
Kleiner
17.800
Grasbrook/Steinwerder
Veddel 17.000

Da einige Stadtteile in Hamburg ein sehr hohes Einkommen pro Steuerpflichtigem erzielen
ergibt sich für alle Hamburger Stadtteile ein sehr hoher Mittelwert von 32.505 Euro pro Jahr
und Steuerpflichtigem. In den meisten Hamburger Stadtteilen werden jedoch Einkommen
unterhalb dieses Durchschnittswerts erzielt.
Die Hamburger Stadtteile sind nach ihrem ökonomischen Status klar unterschieden. Von
Reichenghettos bis zu sehr armen Stadtteilen ist die ganze Bandbreite geboten.

8
Lohn- und Einkommensteuerstatistik in Hamburg 2004 Große Unterschiede zwischen den Hamburger
Stadtteilen
http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_standocuments/SI09_33_F.pdf

5
6. Kapitalkonzentration der Unternehmen in Hamburg (in
2006)9
Die aktuellste Zusammenfassung der Statistikbehörde zum Thema Kapitalkonzentration in
Hamburg ist auch schon ein paar Jahre alt. Die Situation der Umsatzanteile hat sich bis 2011
wohl nicht wesentlich verändert.

Umsatzsteuerpflichtige Umsatz Anteil am Gesamtumsatz


Unternehmen
Gesamtzahl: 84183 328 Milliarden 100%
Durchschnittliches
3,9 Millionen
Hamburger Unternehmen
42 Umsatzmilliardäre
0,05 % der Hamburger 197 Milliarden ca. 60%
Unternehmen
767 Unternehmen mit mehr
als 25 Millionen Umsatz
Ca. 280 Milliarden ca. 85%
= 1% der Hamburger
Unternehmen

Die Hamburger Wirtschaft wird von 42 Großbetrieben dominiert, die 60% des Umsatzes in
HH ausmachen. Weniger als 1000 Unternehmen erwirtschaften 85% des Umsatzes in HH.
Mehr als 80.000 Unternehmen teilen sich den Rest des in HH gemachten Umsatzes. Diese
Relationen dürften sich in den letzten Jahren nicht wesentlich verändert haben.

7. Konzentration der Privatvermögen in Hamburg10

In Hamburg gibt es aktuell 10 Vermögens-Milliardäre. Ihr Vermögen ist im Jahr 2009 trotz
Krise von 35 Milliarden € auf jetzt 36,25 Mrd. € angewachsen. Unter den 500 reichsten
Deutschen gibt es 47 Hamburger- so viele wie in keiner anderen Region in der ganzen
Bundesrepublik! Zusammen haben diese 47 reichsten Hamburger ein Vermögen von 50, 60
Mrd. €. Das ist mehr, als die ganze Freie und Hansestadt Hamburg (FHH) an Vermögen wert
ist- das beträgt nämlich „nur“ 45 Mrd. € (laut Eröffnungsbilanz der FHH).
Da es seit Abschaffung der Vermögenssteuer 1997 keine amtliche Vermögensstatistik mehr
gibt und die Bundsregierungen sich weigern, einen Reichtumsbericht vorzulegen, kann man
sich mit den Berechnungen des „MANAGER MAGAZIN SPEZIAL“ (MM) behelfen. Dem
gerade erschienenen Spezial „ Die 500 reichsten Deutschen“ (Oktober 2010), kann man
entnehmen, dass aus Hamburg 47 zu den reichsten 500 Deutschen zählen. Das MM
recherchiert sorgfältig in Archiven, bei Vermögensverwaltern, Banken, Anwälten,
9
Umsatzsteuerpflichtige Unternehmen in Hamburg und Schleswig-Holstein 2006
http://www.statistik-nord.de/uploads/tx_standocuments/SI08_17_F.pdf
10
Pfeffersäcke reich, Stadt arm http://www.die-linke-
hamburg.de/politik/diskussionen/detail/artikel/pfeffersaecke-reich-stadt-arm.html
6
Betroffenen und beobachtet Börsenkurse genau (Stand: 15. 9. 10). Als Vermögen gelten
Beteiligungen, Grund- und Immobilienbesitz, Aktien, Kunstsammlungen und private (nicht
gemeinnützige) Stiftungen.

Die 10 reichsten Hamburger in 2009 Vermögen


1. Michael +Alexander Otto, Otto- Versand, ECE- 8,5 Mrd.€
Immob., Hermes
2. Günter + Daniela Herz Puma, Myfair Holding, German. 6,1
Lloyd
3. Klaus-M. Kühne, Kühne + Nagel, Hapag Lloyd, Logistc 4,0
University
4. Wolfgg.+ Michael Herz, Maxinvest, Tschibo, 3,9
Beiersdorf , Libri, Blume 2000, Books on demand
5. Friede Springer Springer Verlag 3,0
6. Fam. Weisser, Marquard+ Bahls (Ölhandel, Gas, Total, 2,8
Jet, Conoco)
7. Heinz Bauer, Bauer Media Group (282 Zeitschriften:
Bravo, Tina,
Bella, TV-Movie, In Touch, Magdeb.Volksstimme), RTL 2,45
2, Radio HH)
8. Fam. Jahr, Gruner + Jahr Verlag(Stern, GEO), 2,4
Spielbanken, Immob.
9. Familie Fielmann Optiker 1,95
10. Dieter Schnabel Helm (weltgrößter Chemiehandel) 1,15
Gesamtvermögen der 10 reichsten Hamburger 36,25 Mrd.

7
8. Der Staatshaushalt in Hamburg zwischen 2000 und 2010
Zur Situation des Staatshaushalts in Hamburg möchte ich ein passendes Zitat aus dem
Finanzbericht 2007/2008 zitieren:
„Vergleicht man die Entwicklung der Steuerquote in Deutschland, ist unabhängig von der Art
der Abgrenzung offensichtlich, dass der Anteil des Steueraufkommens am
Bruttoinlandsprodukt seit 2000 rückläufig ist. Auch im Vergleich mit den europäischen
Nachbarstaaten und anderen westlichen Industrienationen erweist sich die steuerliche
Belastung von Bürgern und Unternehmen in Deutschland als nicht übermäßig hoch;
Deutschlands Steuerquote liegt bei dieser Betrachtung seit einigen Jahren im unteren Drittel
und weist damit entgegen häufig anders lautender Einschätzungen auf eine konkurrenzfähige
Position im internationalen Wettbewerb hin. Schlechter stellt sich dagegen die Situation unter
Einbeziehung der Sozialabgaben dar.
Das verfügbare Einkommen der Bürger ist nicht signifikant gestiegen und die
Betriebe empfinden die Abgabenbelastung als zu hoch. Die Belastung mit Abgaben ist in den
vergangenen Jahren kaum gesunken und liegt weiterhin auf hohem Niveau.
Dies zeigt, dass eine hohe Abgabenbelastung durchaus mit einer niedrigen Steuerquote
Hand in Hand gehen kann. Zum Teil bedingt sich beides, weil Sozialleistungen hierzulande
anders als in vielen westlichen Industrienationen überwiegend über (Sozial-) Abgaben statt
über Steuern finanziert werden. Zusammen genommen bleibt die Belastung eines
Arbeitnehmers durch Lohnsteuer und Sozialversicherungsbeiträge bei regulärer
Beschäftigung im internationalen Vergleich sehr hoch.“11

Die Unternehmen und die Milliardäre und Multimillionäre tragen einen immer kleineren
Anteil zur Finanzierung des Hamburger Haushalts bei, ein immer größerer Anteil an der
Finanzierung des Staatshaushalts wird von den Lohnabhängigen bezahlt. So wurde der
Steuereinbruch, der durch die rotgrüne Absenkung der Unternehmenssteuern und des
Spitzensteuersatzes verursacht wurde zum größten Teil durch die Anhebung der Umsatzsteuer
um 3% ausgeglichen: wir alle zahlen den Unternehmen und den Reichen ihre Steuersenkung.

Die Zahlen von 2010 zum Hamburger Haushalt befinden sich im Finanzbericht 2011/12. Der
Hamburger Haushalt beläuft sich auf ca. 11 Milliarden Euro und die Einkommens- und
Ausgabensituation ist für die nächsten Jahre wohl annähernd gleichbleibend.12

11
http://www.hamburg.de/contentblob/23660/data/finanzbericht-2007.pdf S. 56
12
http://www.hamburg.de/contentblob/2663476/data/finanzbericht.pdf
8
Thesen zu einer politischen Strategie der Linken
1. Der Reichtum der in Hamburg und Deutschland erzeugt wird, nahm im letzten
Jahrzehnt trotz des beispielslosen Wirtschaftseinbruchs 2009 beständig zu. Nicht das
Anprangern von Mängeln und Defiziten, sondern der immer größer werdende
gesellschaftliche Reichtum muss Ausgangspunkt für eine offensive politische
Strategie werden.

2. Hamburg ist wachsende Stadt. Die Zahl der Beschäftigten nahm im letzten Jahrzehnt
beständig zu. Gleichzeitig arbeitet eine immer größere Zahl von Menschen in Jobs,
von deren Bezahlung man in Hamburg nicht leben kann. Die Forderung muss heißen:
massive Lohnerhöhungen für alle.

3. Die Arbeitsproduktivität hat im letzten Jahrzehnt in Hamburg im Bundesdurchschnitt


zugenommen. Da die Reallöhne stagnierten oder zurück gingen sind die
Lohnstückkosten im europäischen Vergleich massiv gefallen. Damit hat sich die
Konkurrenzfähigkeit der Hamburger Wirtschaft im europäischen Vergleich massiv
erhöht. Die über diese Steigerung der Konkurrenzfähigkeit erzielten Gewinne hat sich
großteils die Hamburger Bourgeoisie angeeignet.

4. Fast der gesamte zusätzliche Reichtum, der im letzten Jahrzehnt von einer Million
Beschäftigten in Hamburg erwirtschaftet wurde, hat sich die Hamburger Bourgeoisie
angeeignet. Für die Beschäftigten die den Reichtum erzeugt haben gab es allenfalls
minimale Reallohnsteigerungen. Die Frage wer den gesellschaftlichen Reichtum
erzeugt und wer sich diesen gesellschaftlichen Reichtum aneignet muss offensiv
thematisiert werden.

5. In Hamburg leben die Reichen in ihren Reichenvierteln und die Armen in den
Armenvierteln. Dazu gibt es zahlreiche Viertel mit Mittelschichtsbevölkerung. Der
sozialräumlichen Segregation der Klassen in Hamburg muss durch eine aktive
Stadtentwicklungspolitik entgegengewirkt werden: Villenviertel zu Wohngebieten für
die breite Bevölkerung und massive Investitionen in die Stadtteilentwicklung der
armen Stadtviertel.

6. Die Hamburger Wirtschaft ist von der Dominanz des Großkapitals geprägt. In
Hamburg machen 1% der Unternehmen 85% des Umsatzes. Noch deutlicher wird die
Aufspaltung der Hamburger Unternehmen in wenige Große mit Milliardenumsätzen
und zigtausende Kleinunternehmen, wenn man berücksichtigt, dass 42 Unternehmen
mehr als 60% allen Umsatzes in Hamburg machen. Jeder linke Politikansatz muss
diese Situation benennen. Der hauptsächliche wirtschaftspolitische Gegner der Linken
sind nicht die 85.000 Unternehmer in Hamburg, sondern ein 40 große Unternehmen,
in deren Interesse in Hamburg Wirtschaftspolitik gemacht wird.

7. Die Konzentration der privaten Vermögen in Hamburg ist außerordentlich. Es existiert


eine kleine Schicht von Milliardären und Multimillionären, die sich einen großen Teil
des Hamburger Reichtums aneignen. Diese Klasse der Millionäre und Milliardäre
muss namentlich offensiv angegriffen werden. Diese Klasse, die weniger als ein
Prozent der Hamburger Bevölkerung ausmacht, eignet sich einen großen Teil des in
Hamburg erzeugten Vermögens an.

9
8. Die Einkommenssituation des Hamburger Staatshaushalts lässt sich auf Länderebene
nicht wesentlich verändern, auch wenn dies in der linken Diskussion immer behauptet
wird. Natürlich sind auch kleinere Umschichtungen wichtig und können im Alltag der
Stadt positive Veränderungen bedeuten, gemessen am Reichtum Hamburgs sind im
aktuellen Haushalt allerdings nur Peanuts zu holen und keine neue linke Politik in der
Stadt möglich. In der politischen Argumentation müssen ausgehend von der extremen
Vermögenskonzentration in Hamburg bei einem sehr kleinen Teil der Gesellschaft die
notwendigen bundespolitischen Maßnahmen in den Mittelpunkt gerückt werden:
Massive Erhöhung der Einkommenssteuer für Millionäre, Wiedereinführung einer
Vermögenssteuer die eine Umverteilung der extrem ungleichen Vermögensverteilung
bewirkt, eine massive Anhebung der Erbschaftssteuer für große Vermögen und eine
Erhöhung der Steuern auf Kapitalgewinne mindestens auf das Niveau der
Einkommenssteuer.

9. Das Fell des Bären kann nur einmal verteilt werden. Wenn wir alle besser leben
wollen müssen wir dem Hamburger Großkapital einen erheblichen Teil seines
Reichtums abnehmen. Bessere Kinderbetreuung, bessere Bildung, besser bezahlte
Arbeit, höhere Renten, mehr und billigere Wohnungen gibt es für uns alle nur wenn es
für die Hamburger Bourgeoisie weniger Reichtum gibt.
Der öffentliche Diskurs der Hamburger Linken ist staatstragend besorgt und defensiv,
gleichzeitig wird beständig der Wille zum Gemeinwohl betont. Die Linke muss das
Gemeinwohl der Hamburger Bourgeoisie aber deutlich schmälern wollen, wenn sie für
den Großteil der Hamburger Bevölkerung ein besseres Leben herausholen will.

10

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