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der Referenten auf, wodurch es einen Anspruch auf
Süßwasserorganismen, 1920
Abb. 2 Paul Lindner
ästhetische Wahrhaftigkeit in sich trägt.
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der Jahrhundertwende auf.18 Demgemäß attestiert
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fotografischen Ausschnitt, fotochemische Manipula-
1931 erhielt Man Ray den Auftrag, für die Pariser Elektrizitäts-
werke, La Compagnie parisienne de distribution d’électricité
(CPDE), ein Portfolio an Fotografien (S . 14 8 –149) herzustellen, wel-
che die Vorzüge des elektrischen Stroms für den Privathaushalt
propagieren sollten. 31 Als Teil einer groß angelegten Werbe-
kampagne galt der Versuch der CPDE, die zum damaligen Zeit-
punkt noch hauptsächlich mit Gas versorgten Haushalte über
diese modernen Haushaltsoptionen zu informieren und damit ei-
nen größeren Markt zu erschließen. 32 Die Konsumgüterindustrie
mit ihren elektrischen Utensilien wiederum richtete ihre Werbe-
maschinerie zuvorderst an die moderne Hausfrau, die mit prakti-
schen und zeitsparenden Haushaltsgeräten die Hauswirtschaft
von morgen organisieren sollte. Sowohl Elektrizitätsunterneh-
men als auch die Haushaltsgeräteindustrie waren ab dem Jahr
1923 an der jährlich stattfindenden Messe Salon des
macht werden.
material mit Bezug zum Mappenwerk Électricité ausge-
Archiv der Électricité de France (EDF), konnte kein Archiv-
35 Im Firmenarchiv der CPDE, heute aufbewahrt im
34 Siehe dazu: Rooseboom 2013 (wie Anm. 31), S. 10–18.
Technik, Frankfurt am Main et al. 2012, S. 78–89.
lors siehe allgemein: Martina Heßler, Kulturgeschichte der
Haushalts in Anlehnung an die Theorien Frederick Tay-
sierungsbewegung sowie Verwissenschaftlichung des
33 Siehe dazu: Jandl 2002 (wie Anm. 31). Zur Rationali-
grafien, aber auch Fotogramme beziehungsweise Mischtechniken
abbildeten und um Bildtitel aus dem häuslichen Bereich ergänzt
wurden. 35 Die CPDE, zur damaligen Zeit führendes Elektrizitäts-
unternehmen in Paris, bedachte in erster Linie Großkunden sowie
Aktionäre mit diesem einzigartigen Kundengeschenk. Wenn-
gleich bereits ein weiterer Fotograf für dieses Projekt mit der An-
fertigung von Fotografien durch die CPDE beauftragt wurde, die
Man Ray als „wonderful technical photographs of the interior of
powerhouses“ beschrieb, so erhielt letztlich dennoch Man Ray
den Zuschlag für diesen Auftrag. 36 Zur Herstellung der in dieser
Mappe versammelten Fotogramm- und Fotografiearbeiten ver-
wendete Man Ray in Zusammenarbeit mit seiner Lebensgefähr-
tin Lee Miller Alltagsobjekte wie Glühbirnen, Stecker, Toaster,
Bügeleisen, Ventilatoren oder einen Fön, die er speziell für die-
ses Auftragswerk besorgte und hinsichtlich ihrer ästhetischen
dazu: Jandl 1994 (wie Anm. 31), o. S.
des Toasters, um Einblicke ins Innere zu gewähren. Siehe
38 Möglicherweise entfernte Man Ray die Außenschale
37 Siehe dazu: ebd., S. 15.
Anm. 31).
Smithsonian Institution, o. S., zit. n. Jandl 2002, S. 14 (wie
Textfassung aufbewahrt in: Archives of American Art,
36 Man Ray im Interview mit Arnold Crane, Oktober 1968,
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entsprach sowohl der Unternehmensphilosophie der CPDE als
auch dem von ihr anvisierten Ziel – der Kommerzialisierung elek-
trischen Stroms. Das Album Électricité ist somit weit mehr als
nur ein kommerzielles Auftragswerk für ein Elektrizitätsunter-
nehmen, das als Werbemaßnahme zur Popularisierung elektri-
schen Stroms im Umlauf gebracht wurde. Es ist darüber hinaus
ein künstlerisches Statement einer unsichtbaren Kraft, die mit-
hilfe der Fotogrammtechnik sowie weiteren Mischtechniken rea-
lisiert werden konnte.