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Das Lexikon

der

elektronischen

Musik
Herbert Eimert
Hans Ulrich Humpert

Das Lexikon
der
elektronischen
Musik

1973
Gustav Bosse Verlag
Regensburg
Copyright 1973 by Gustav Bosse Verlag Regensburg
2. ergänzte Auflage 1977
Printed in Germany - Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit Geneh­
migung des Verlages.
Reprographie: Foto-Satz & Repro, Regensburg
Druck: Franz A nt.Niedermayr, Regensburg

ISBN 3 7649 2083 1


Vorwort

Unter den vielen Möglichkeiten, Fragen der elektronischen Musik


zu behandeln, ist die des Lexikons noch nicht erprobt. Einern
solchen Unternehmen, wie es hier zum ersten Mal versucht wird,
stehen erhebliche Schwierigkeiten entgegen. Nicht nur, daß mit
der jüngsten Musikentwicklung eine genaue Abgrenzung des Gegen­
standes kaum noch möglich erscheint; vielmehr hat sich auch ge­
zeigt, daß eine geschlossene Theorie der elektronischen Musik
bisher nicht ausgebildet wurde und daß in entscheidenden Dingen
eine einheitliche Terminologie fehlt. Das betrifft insbesondere
die verdeckten, oft schwer faßbaren Nahtstellen zwischen Musik
und elektronische r Technik.
Ein solches Wörterbuch will weder ein Leitfaden für Komponisten
noch ein Handbuch für elektroakustische Fachleute sein. Auf der
anderen Seite hat dieses Fachwörterbuch für den „Allgemeinleser"
(treffender Vorwort-Terminus des Kunsthistorikers W.Panofsky)
vom weitgespannten Stoff und Arbeitsbereich her kaum die Möglich­
keit bloß populärer Wissensvermittlung. Kein „Nachgeben" in die­
ser Hinsicht liegt i n dem begründeten Verzicht auf die mathemati­
schen Formeln der wissenschaftlichen Akustik, der Informations­
theorie oder der fast ihren Inhalt und Inh�ey�iff ausmachenden
Kybernetik. Der normale Lexikonbenutzer versteht diese Formeln
n i ch t, und der etwa mit der Kybernetik vertraute Spezialist be­
darf nicht der Orien tierun g durch ein solches Handbuch. Der (von
A.Schönberg verschmähte) „goldene Mittelweg" schließt nicht aus,
daß in der Darstellung schwieriger, komplexer Sachverhalte ver­
tretbare Ausgleiche gefunden werden mußten,- das bezieht sich
nicht auf sachgebundene Inhalte, -sondern auf die Art, ihnen auf
einem vernünftigen Weg der Darlegung beizukommen.
Manche der nach 1950 vielfältig aufgekommenen Theoreme der seri­
ellen und damit zum guten Teil auch der elektronischen Musik
wurden als neue, „eigene" Theorien ausgegeben, obwohl ihre feste
theoretische Konstellation seit Generationen, ja seit Jahr hunder­
ten bekannt ist. So erschien es nicht unwichtig, einige Begriffe
der elektronischen Musik in ei nen größeren musikalischen und ge­
schichtlichen Zusammenhang zu stellen. In den Anfangsjahren der
elektronischen Musik war die Form der Sammeldarstellung mit aku­
stischen, technischen, systematischen, geschichtlichen und ästhe­
tischen Beiträgen die gegebene M=thode, den Leser möglichst viel­
seitig zu orientieren. Doch hat sich schon bald der Nachteil sol­
cher Spezialistendarstellungen gezeigt: Jeder der Mitarbeiter
breitet mit allem Eifer seine Fachkenntnisse aus, jeder aber
s.chreibt auch am anderen vorbei. Eine sinnvolle Einheit kann auf
diese Weise nicht zustandekommen. Das gilt auch für Kongress-
und Tagungsberichte, die sich mit elektroakustisch-musikalischen
Fragen befassen.
Die beiden Verfasser dieses Lexikons haben den anderen, weitaus
schwierigeren, aber einzig gangbaren Weg eingeschlagen, indem
sie versuchten, die elektronischen, elektrotechnischen und elek­
troakustischen Vorgänge unter musikalischen Gesichtspunkten dar­
zustellen. Dazu gehören nicht nur Sach- und Literaturkenntnis,
sondern vor allem reiche praktische Erfahrungen. Der ältere der
beiden Verfasser, Begründer des ersten elektronischen Studios,
hat solche Erfahrungen in ·eine.m fast zwanzigjährigen Umgang mit
den technischen und musikalischen Problemen der elektronischen
Musik sammeln und praktisch erproben können. Der jüngere Autor
hat, bevor er zu dessen Nachfolger als Leiter des elektronischen
Studios der Staatl. Hochschule für Musik Köln berufen wurde, den
Aufbau dieses Instituts mitgeplant und einschlägige Erfahrungen
an anderen Studios gesammelt.
Um dem Leser einen rasch orientierenden Überblick über das unge­
wohnte und verwirrend vielseitige Gebiet zu verschaffen, wurde,
was sonst in Fachwörterbüchern nicht üblich ist, an den Anfang
ein alphabetisches Stichwörterverzeichnis gestellt. Die Bearbei­
tung der Stichwörter erfolgte stets nach freiem Ermessen; es ga b
keinerlei Verabredung über Sachgebiets-Zuständigkeiten. Personen­
namen von Komponisten, Wissenschaftlern, Erfindern und Techni­
kern finden sich im Anhang; sie unter die Stichwörter aufzuneh­
men, hätte ins Uferlose geführt.
Wir möchten nicht versäumen, dem technischen Mitarbeiter am Köl­
ner Hochschulstudio, Herrn Albert Hoppenrath, für seinen sach­
kundigen Rat zu danken. Ebenso dankbar verzeichnen wir das Ent­
gegenkommen des Verlages, der unseren Vorstellungen und Wünschen
bei der Drucklegung mit allem Verständnis nachgekommen ist.

Köln, im Dezember 1972 Herbert Eimert

Hans Ulrich Humpert

Nachwort zur 2. Auflage s. S. 421


VII

Stichwörterverzeichnis

A Anfänge der E.n M.


Abbau und Aufbau der Klänge Anhall
Abklingvorgang Anlaufzeit
Abmischung ANS
Abschirmung Anschlag
Absolutes Gehör ARP
Absorption Artikulation
AB-Stereophonie Assoziationen
Abstimmbarer Anzeigeverstärke r asynchron
Abstimmung Atem
Abstrahlung Atmosphärensprung
Abtastung Atonalität
Adapter Attack Generator
Adaption Audiovision
Ästhetik Audition coloree
Ätherophone Aufbau von Klänge n
Ätherwelleninstrument Aufführung
Akaphon Aufführungspartitur
Akkord Aufnahme
Aktionsschrift Aufnahmekopf
Akustik Aufspaltung der Klangmaterie
Akustik und Musik Aufs prechkopf
Akustik und Technik Aufzeichnung
Akustische Benennungen Aufzeichnung von Steuerspannungen
Akustische Instrumente Augenmusik
Akustische Linsen Augmentation
Akustischer Kurzsch,J.uß Ausdruck
Akustische Terminologie Ausgang
Akzent Ausgangsleistung
aleatorisch Ausgleichsvorgänge
ALGOL Auslöschung
Algorithmische Sprachen Ausschwingvorgänge
Aliquottöne Aussprache
Alldigitale Klangerzeugung Aussteuerung
Alltagsgeräusche Aussteuerungsbereich
amorph Aussteuerungsmesser
Amplitude Authentische Musik
Amplitudendemodulator Automatik
Amplitudenmodulation Automatisierung
Amplitudenverlauf
Amplitudenverlust
�mplitudenvibrato Ballettmusik
Analyse Band
Analytischer Abbau Bandbreite
Andruckrolle Bandgeschwindigkeit
VIII

Bandlauf Control Voltage Processor


Bandlöschgerät Converter
Bandmanipulation Countdown
Bandmanual cps
Bandmaschine crescendo
Bandpaß Cultural Noise
Bandrauschen Cuttern
Bandschleifen
Bandschnitt
Bandsperre Dadaismus
Bandtechnik Dämpfung
Bandtype Daten
Bandverarbeitung Dauer
Bandzug Dauerkopierverfahren
Basilarmembran Dauerton
Bauakustik dB
Baukastensystem Dehnung / Raffung
Becken Deklamation
Begrenzer Demodulation
Bell Telephone Laboratories Dezibel
Bild-Ton-Platte Dezibel und Phon
Binäre Zahl diagnostisch
Binary Digit Diagramm
Binaurales Hören Dichte
Binauraltöne Dichtegrade
Binomialreihe Didaktik
bit die Reihe
Blockschaltbild Differenztöne
Bobbin Diffusität
Brummeinstreuungen digital
Brummtöne Dimension
Bruststimme DIMI
Bündelung des Schalls diminuendo
Diminution
DIN
CBS Musical Instruments Diode
Cent Dirigieren
Charakteristik der Anzeige Diskographie
Charakterstück diskret
Chladnische Figuren Dissonanz
Chor Divergenz von Schallwellen
Chorischer Effekt Dolby-Stretcher
Cluster Doppler-Effekt
Coder Drawbars
Codierung Dreieckschwingungen
Collage Drehung
Computer Dröhnen
Computermusik Dropout
Conductor-Philosophy Druckschwankungen
IX

Dual Falschhören
Durchlaßbereich Falsett
Dynamik Farbe
Dynamophon Farbenhören
Dynaphone Farbgeräusche
Farbiges Rauschen
Feedback
Echo Fernbedienung
Eichton Fernsehen
Eingang und Ausgang Fern- und Nahfeld
Einpegeln Fibonacci-Reihe
Einsatz Filmmusik
Einschwingvorgänge Filter
Einschwingzeit Fistelstimme
Einschwingzeit des Ohres Flachbahnregler
ekmelisch Flankensteilheit
Electronde Flatterecho
elektrisch / elektronisch Fletcher -Munson-Kurven
Elektrizität Flüstern
Elektroakustik Folklore
Elektroakustische Musik Form
Elektroakustische Wandler Formanten
Elek trochord Formantfilter
Elektronenröhre Formanttonhöhe
Elektronik Formenlehre
Elektronische Musik FORTRAN
Elektronische Musikinstrumente Fourier-Analyse
Elektrophone Freie und erzwungene Schwingungen
Elongation Freitragende Wickel
Empfänger Frequency Shifter
Empfindlichkeit des Ohres Frequenz
Empfindung Frequenzanalyse
EMS Frequenzband
Endloses Band Frequenzberechnungen
Endstufe Frequenzbeschneidung
Energietransformatoren Frequenzbestimmung
Entfernungswahrnehmung Frequenzdemodulator
Entmagnetisierung Frequenzfaktor
En tropie Frequenzgang
Entzerrer Frequenzkonstanz
Envelope Follower Frequenzmodulation
Envelope Generator Frequenzordnungen
Environment Frequenzspektrum
Erzwungene Schwingungen Frequenztabellen
Etüde Frequenzmn.fang
Experimentelle Musik Frequenzumsetzer
Explosivlaute Frequenzvibrato
Exposition Frequenzzähler
Frischband
X

Funkoper Harmonie Generator

Futurismus Harmonische
Harmonische Teilung
Hauchen

Gate Impuls Hellertion

Gedächtnis Helligkeitswerte von Tongemischen

Gedämpfte Schwingungen Helligkei tswerte von Vokalen

Gehör Helmholtzsche Vokaltheorie

Gehörphysiologie Hertz

Gehörpsychologie Heultöne

GEMA Hf-Vormagne tisierung

Generalpause High Fideli ty

Generator Hinterbandkontrolle

Gerätezusammenschaltung Hochfrequenztechnik

Geräusch Hochpaß

Geräuschhöhe Hochschulen

Geräuschkomposition Hörer

Geräuschpegel Hörfeld

Geräuschspektrum Hörgewohnheiten
Gesang Hörgrenzen

Geschichte der E.n M. Hörkopf

Geschwindigkeit Hörpartitur

Gestalttheorie Hörpsychologie
GHz Hörsamkeit

Gleichzeitigkeit von Tönen Hörschwelle

Glissapdo Hörspiel

Glocken Hörspielverzerrer

Gong Hüllkurve

Grammophonmusik Hundert-(100-)Hz-Ton

Graphische Notation Hybride Systeme


Groove-Synthesizer Hz

Große Zahl
Grundbegriffe
Grundton Idiophone
gyrophonisch Imitation
Impedanzwandler
Improvisation

Häufigkeitsverteilung Impulsbreite

Halaphon Impulse

Halbvokale Impulsgenerator
Hall inch
Hallanteil Induktion

Hallgi tter Informatik

Halligkeit Informationsästhe tik


Hallplatte Informationstheorie
Hallradius Informationsvermögen des Gehörs
Hallraum Informationsverlust
Hammondorgel Infraschall
hardware/software Input
XI

Instrumentales Theater Klangumwandler


Instrumente und E. M. Klangverfremdung
Instrumente und Publikum Klangwand
Integrierte Schaltungen Klaviatur
Intensität Klebeband
Interferenz Klirrfaktor
In termodula tionsfaktor Klirrverzerrungen
Interpretation Knack
Intervall Knall
Intervallempfindlichkeit Kölner Schule
Intervallhören Kollektives Komponieren
Intervallteilung Kombikopf
Intervallteilung und Sinuston Kombinationstöne
ips Kommentare
It eration Kommunikationskette
Kompatibilität
Komposition
Jargon Kompressor
Jazz Kondensator
Jet-Effekt Kondensatormikrophon
konkret
Konkrete Musik
Kaleidophon Konsonanten
Kanal Konsonanz und Dissonanz
Kanon Kontaktmikrophon
Kathodenstrahloszillograph Kontinuum
Rehlkopfmikrophon Kontrapunkt
Kennzeit Konzertsaal
Kepex Kopfhörer
Kippschwingungen Kopfstimme
Klang Kopfträger
Klangbünde 1 ung Kopfversatz
Klangereignis Kopie
Klangerzeugung Kopiereffekt
Klangfarbe Kopierkopfträger
Klangfarbenkomposition Körperschallwandler
Klangfarbenmelodie Kreuzschienenfeld
Klangfarbenmodulation Kugelraum
Klangfarbenordnung Kuge ls t rahler
Klanggemisch Kurven gleicher Lautstärke
Klanghöhe Kurzgeräusch
Klangkonserve Kurzton
Klangkulisse Kybernetik
Klangmaterial
Klangmodell
Klangobjekt Lärm
Klangproduktion Langspielplatte
Klangspektrum Laufgeschwindigkeit
Klangtreue Laufzeitmessungen
XII

Laufzeitregler Mehrf achkopf


Laufzeitunterschiede Mehrkanalige Wiedergabe
Laufwerke mel

La utgedichte Melochord
La utheit Melodram
Lautsprecher Membran

Lautsprecheranordnung Meßtechnik
Lautsprecherleistung Metrik
Lautstärke Metronom
La utstärkestufen geringster In- MHz
tensität Mikrobar
Leerband Mikroharmonik
Leistungsverstärker Mikrointervalle
Lesepartitur Mikromelodik
Leslie Mikrophon
Lettrismus Mikrophonaufnahmen E.r M.
Lichtzeigerinstrument Mikropolyphonie
Lineare Verzerrungen Mikrosekunden
Lingu istik Mikrozeit
Linienspektrum Millioktave
Links-Rechts-Stereophonie Millisekunde
Lissajous-Figuren Mini Moog
live Mischformen
Live Electronic Mischpu lt
Lochk arten und Lochstre ifen Mitte-Seite-Stereophonie
Löschdrossel Mixturtrautonium
Löschen Modelle
Löschkopf Modul
Löwengebrüll Modulation
Logarithmen Modulator
Logatome l'bment
Luftschall monaura l
Monochord
Moog-Synth esizer
Machinamata ms

Magnetband Multimedia
Magnetbandgerät Multiplay
Magnethall ·Multiplex-Aufnahmen
Magnetofon Multiplikative Mischung
Magnetophon Multivibrator
Magnettontechnik Mund und Nase
Makrokomposition Music for Tape
Makrozeit - Mikrozeit Musika lische Graphik
Manipulation Musika utomaten
Maschinenmusik Musikinstrumente
Materialproduktion Musikpsychologie
MAZ Musikthe orie
µb Musik und Sprache
Mechanische Musik Mu sik und Technik
XIII

Musique concr6te Panoramaregler


Musizieren Papiermusik
Parallelklänge
Parameter
Nachhall
Parodie
Nachhallfolie
Parsi fa 1-Glocken
Nachhallplatte
Partialtöne
Nachricht
Partitur
Nachrichtentechnik
Partiturophon
Nachsynchronisierung
Pause
Nachtprogramm
Pegel
Naturklang
Pegeln
Naturskala
Pegelschreiber
Naturtöne
Peitsche
Neo-Bechstein-Flügel
Pendel
Netzfrequenz
Percussion
Netzgerät
Periode
Nf-Generator
Permeabilität
Nichtlineare Verzerrllilgen
Permutation
Niederfrequenzschaltungen
Phantasie
Niederfrequenzl:echn:Lk
Phantom-Schallquelle
Niederfrequenzverstärker
Phase
Niere
Phasensprung
Noise/Random Voltage Generator
Phasenverschiebungen
NoisEx
Phase Shifter
Normen
Phasing
Normpegel
Philosophie
Normreihen
Phon
Normstimmton
Phonem
Notation
Phonetik
Notenschrift
Phonik
NRS
Phonograph
Nutzsignal
Phonologie
Phonomontage

Obertöne Phrasierung

Offene Form Physiologische Lautstärkeregel\IDg

Ohmsches Gesetz Pianola

Ohr Pick-up

Oktave piezoelektrisch

Oktavfilter Pink Noise

Ondes Martenot Pitch-to-Voltage Converter

Oper Plagiat

Orgel Plastik des Klangs

Ostinato Playback

Oszillator Playback-Verfahren

Oszillogramm Plotter
Oszillograph Polymikrophonie
Oszilloskop polymodal
Output Poly rhy thmik
XIV

Polytonalität Realisationspartitur
Popmusik Realzeit
Portamento Rechteckgenerator
Potentiometer Rechteckimpulse
Präpariertes Klavier Rechteckschwingungen
Präsenzfilter Redundanz
Präsenzzeit Regelung
Pressung Regie- oder Reglertisch
Prinzipschaltbild Register
Produktion Regler
Profilscheiben Reibelaute
Programmieren Reihe
Programmusik Reihenformen
Promenieren Reine Stimmung
Proportion Relais
Prosa Relatives Gehör
Prozent Reparatur
Prüffrequenz Repeat
Pseudostereophonische Wirkung Repertoire
Psychophysische Grenzscheide Reprise
Pulse Re5idualton
Pulse Width Resonanz
Pulsfolgen Resonatoren
punktuell Rhythmen und Frequenzen
Rhythmicon
Rhythmisch-musikalische Erziehung
Quadrophonie Rhythmus
quadrophonisch und vierkanalig Richtcharakteristik
Quantisierung Richtungsbestimmung
Richtungshören
Richtwirkung
Ringmodulator
R Robinson-Dadson-Kurven
radiophonisch Rosa Rauschen
Raffung Rotation von Klängen
Random Voltage Source Rotierende Lautsprecher
Rauhigkeit Rückkopplung
Raum Rückkopplung beim Sprechen
Raumakustik Rumpeln
Raumklang Rundfunk
Raumkugel Rundfunkempfangsgerät
Raumton Rundfunkpausenzeichen
Rauschband Rundfunk-Stereophonie
Rauschen
Rauschgenerator
Rauschspannungen s
Rauschsprung Sägezahnschwingungen
Rauschuntergrund Schall
RC-Generator Schallabsorption
Schallabstrahlung Spannungssteuerung
Schallanalyse Spannungsverstärker
Schallaufzeichnung Speicher
Schalldruck Spetralanalyse
Schallempfänger Spektrale Modulation
Schallereignis Spektrogramme
Schallkunst Spektrum
Schallplatte Sperrbereich
Schallplattenabspielgerät Sphärenharmonie
Schallspeicher Sphärophon
Scljalltoter Raum Spielinstrumente
Schallwandler Sprache und Musik
Schaltbild Sprachklänge
Schaltgestell Sprachkomposition
Schere Sprachlaute
Schicht Sprechgeschwindigkeit
Schlagklang Sprechkopf
Schlagzeug Sprechtonhöhe
Schleifenbrett Spreizung/Pressung
Schlupf Spur
Schluß Stationärer Klang
Schmerzschwe lle Statistische Formkriterien
Schwankungen Stauchung
Schwebungen Steckfeld
Schwebungssummer Stehendes Glissando
Schwingungen Stereobasis
Schwingungsbilder Stereophonie
Schwingungsformen stereophon und zweikanalig

Sekunde Steuerspannung
Selektivverstärker Steuerung
Semantik Stil
Sender und Empfänger Stimmgabel
Sequencer Stimmung
Serielle Technik Stochastische Musiktechnik
Sichtbare Musik Störabstand
Signal Stoppuhr
Singen String Drum
Sinuston Stroboskop
Sinuston als musikalischer Ton Struktur
Sinustonkomposition Studie
Sirene Studioausrüstung
Skalen Studio für E.M.
Sonagraph Studiotechniker
Sone Subharchord
Sonagramme Subharmonische oder Unterton-
Sound-Spektrograph Reihe
Soziologie der Musik Suchtonverfahren
Spannungskontrolle Summationstöne
Spannungsquelle Summenregler
XVI

Sustain Tonfrequenzgenerator
Symbol Tonfrequenztechnik
Symme trie Tongemisch
Synästhesie Tonhöhe
synchron Tonhöhenschreiber
Synchronisierung Tonhöhenunterschiede i n klein-
Synthesizer stem Maße
Synthesizer-Musik Tonigkeit
Synthe tische Musik Toningenieur
Synthetischer Aufbau Tonkennzeit
SYNTHI 100 Tonkopf
Tonleiter
Tonmeister
Takt Tonort
Taktspur Tonpsychologie
Taktstriche Tonskalen gleicher Abstände
Tamtam Tonstudios
Tape Music Tonstud iotechnik
Tastenmanual Tonsystem
Tausend-(1000-)Hz-Ton Tonträger
Techniker Ton und Klang
Technische Phantasie Tonverschmelzung
Teil töne Touch Controlled Voltage Source
Teiltonsrektrum
Trafo
Telephon Transformationsgeräte
Telharmonium Transformation von Steuerspannun-
Temperatur und Reine Stimmung gen
Temperierte Frequenz tabelle Transformator
Tempo Transistor
Tempophon Translation
Terminologie Transport
Te traphonie Transposition
Theoretische Gru ndbegriffe Trautonium
Theremingerät Trigger Impuls
Threshold Triode
Tiefpaß Trittschall
Tieftonlautsprecher Trübungen
Titel Tuner
Ton
Tonabnehmer
Tonalität Überlagerung
Tonband Übersprechdämpfung
Tonbandmosaik Übersteuerung
Tonbandmusik Übertragung
Tonbestimmungstabe lle Übertragungsweg
Toncharakter Uhr
Tonexistenz Ultraschall
Tonfarbe Umformungen
tonfrequent Umlenkrollen
XVII

Ungradzahlige Reihen Vorrat


Universalentzerrer VU-Meter
Universalfilter
Unterricht
Untertöne Wahrnehmungen
Unvorhersehbarkeit Waldteufel
Wandelkonzert
Wandler
Variable Metren Wartung
Variabler Funktionsgenerator Weber-Fechnersches Grundgesetz
Variabler Vierkanal-Rotationsreg- Weißband
ler Weißes Rauschen
Variation Wellen
vc Weltmusik
Verbalparti tur Wickel-Synchr on-Verfahren
Verdeckung· Wiedergabe
Verdeckungseff ekte Wiener Schule
Verdunkelte Hörräume Wobbeln
Verhallen Werk in progress
Verkürzung/Verlängerung Wort und Ton
Verständlichkeit Würfelmusik
Verstärker Wurlitzer Orgel
Verstimmte Töne und Klänge
Vertauschte Tonköpfe
Verzeichnis von Werken der E. n M. K-Y Controller
Verzerrer XY- Stereophonie
Verzerrungen
Vibration
Vibrationsmikroskop Zahl
Vibrato ZäJ?fchenklänge
vierkanalig Zeichen
Vierspurmagnetbandgerät Zeit
Viertelspurtechnik Zeitbegriffe
Vierteltöne Ze itbewußtsein
Visib l e Speech-Verfahren Z ei t la u fre g l er
Vocoder Zeitmaß
Voder Zeitmessung
Vokale Zeitraum
Vokalformant Zeitstreckenschrift
Vokalisen Zeitstruktur
Vokaltheorien Zeittransposition
Vollaussteuerung Zirkelreihen
Vollspur Zischlaute
Vollverstärker Zitat
Voltage Control Zitterlaut R
Vorbandkontrolle Zoll
Vorecho Zufall
Vorgeschichte der E.n M. Zurechthören
Vormagnetisierung zweikanalig
XVIII

Zwi tschern
Zwölftel töne
Zwölftontechnik

Hinw=ise zur Benutzlillg des Lexikons

Umlaute wurden in der alphabetischen Ordnung wie Diphthonge


behandelt (ä = ae usw.).
Hinweise auf das Literaturverzeichnis stehen als kursive Zahlen
in Klammern (123).
- = Hinweis auf ein Stichwort des Lexikons
IXX

Abkürzmgen

Abb. Abbildung
Aqk. Abkürzung
AfMf Archiv für Musikforschung
AfMN Archiv für Musikwissenschaft
Art. Artikel
Bd, Bde Band, Bände
Bei tr. Bei trag
Bln Berlin
bzw. beziehungsweise
ca. circa

dB Dezibel
d.h. das heißt
DGG Deutsche Grammo phongesellschaft
Darmst.B. Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik
Diss. Dissertation
E.M. Elektronische Musik
engl. englisch
evtl. eventuell
f. für
frz. französisch
Ff m Frankfurt/Main
griech. griechisch
H. Heft
Habil.sehr. Habilitationsschrift
Hbg Hamburg
Hrsg. Herausgeber
Hz Hertz
JASA Journal of the Acoustical Society of America
Jh. Jahrhundert
kHz KilohE!rtz
lat. lateinisch
Lpz Leipzig
MGG Die Musik in Geschichte und Gegenwart
ms Millisekunde
NWDR Nordwestdeutscher Rundfunk
NY New York
o.J. ohne Jahr
sog. sogenannt
u. und
u.a. und andere(s)
u.ä. und ähnlich (es)
V Volt
vgl. vergleiche
WDR Westdeutscher Rundfunk
wörtl. wörtlich
z.B. zum Beispiel
Ztschr. Zeitschrift
z.T. zum Teil
A Abmischung

A, Ton-Name, ist als eingestri­ seinen Klanganalysen und Stumpf


-;;-henes a = al der Stimm- oder mit seiner Aufdeckung der - Ein­
Kammerton mit 440 Hz (- Hertz), schwingvorgänge haben die Voraus­
der seit der Empfehlung des Deut­ setzungen für die Untersuchungen
schen Normenausschusses (1954) vermittels der modernen Elektro­
als 11Normstimmton11 bezeichnet akustik und damit, indirekt, auch
wird. Nach der historischen Ta­ für die E.M. geschaffen. Von dem
belle von A.J.Ellis (64) schwan­ Ab.u.Auf.d.Kl. macht die E.M. zur
ken die Stimmtöne seit dem 16.Jh. systematischen Klangproduktion
zwischen der tiefsten Kirchen­ reichen Gebrauch.
stimmung mit 377 Hz (etwa fisl)
und der höchsten Kammerstimmung Abklingvorgang ist im Raum der
mit 567 Hz (zwischen cis2 und d 2). abschließende Vorgang der Nach­
440 Hz ist die einzige dem Musi­ hallzeit. 'Nach dem Abschalten der
ker geläufige Frequenzzahl. Sie Schallquelle kann der A. auf dem
ist kein absolutes Maß, sondern Registrierpapier eines logarith­
Kompromiß und Übereinkunft der misch schreibenden Gerätes (- Pe­
tonlich praktischen Vernunft. In gelschreiber) aufgezeichnet wer­
der E.n M. hat der Normstimmton den. Wenn keine nichtlinearen -

kGinG GGltung. Er ist GinG untGr VGrzGrrungGn GintrGtGn, verläuft


rund 16 000 musikalisch verfüg­ der A. zum - Einschwingvorgang
baren Frequenzen, im Gegensatz komplementär. Ähnlich wie mit dem
zum 1000-Hz-Ton, der als Meßton A.im Raum verhält es sich mit dem
und Eichpunkt sowohl in der Aku­ A. des Ohres, der ebenfalls ex­
stik wie in der Studiopraxis der ponentiell verläuft. Bei mittle­
E.n M. von großer Bedeutung ist rer Tonhöhe und Lautstärke be­
(- Tausend-Hz-Ton} . Zur Erzeugung nötigt der abgeschaltete Ton bis
des Normstimmtons werden auch zum endgültigen Verklingen 25
Stimmgabelsummer benutzt, die bei Millisekunden (ms} = 1/40 sec.
Rückkopplung über eine Verstär­
·kerröhre Schwingungen von 440 Hz Abmischung bezeichnet das letzte
auslösen. zusammenkopieren einzelner Band­
spuren zum endgültig fertig be­
Abbau und Aufbau der Klänge war spielten Tonband. In der E.n M.
eine der Untersuchung von Sprach­ ist es fast immer nötig, zur Rea­
lauten und Instrumentalklängen lisation der Struktur einer Kom­
dienende Methode von c.stumpf position mehrere sog. Arbeitsbän­
(1926). Ihm gelang es, wie vorher der herzustellen. Besteht die
schon H.v.Helmholtz mit seinen Struktur beispielsweise aus acht
Resonatoren, bestimmte Teiltonge­ verschiedenen Schichten, so müs­
biete zu isolieren, indem er den sen acht Bänder einzeln bearbei­
natürlichen Klang einem in einem tet untl von Mehrkanalbandgeräten
anderen Raum befindlichen Beob­ (meist - Vierspurmagnetbandgerä­
achter durch ein selektives In­ ten} synchron aufgezeichnet wer­
terferenzrohr zuleitete (206). den. Dabei bleibt die dynamische
Um 1930 wurden diese subjektiven Gestaltung zugunsten der Tonqua­
Klanganalysen von den objektiven lität zunächst unberücksichtigt;
elektroakustischen Untersuchungs­ solche Zwischenmischungen sind
methoden abgelöst. Helmholtz mit immer so hoch wie möglich auszu-
Abschirmung 2

steuern. Jede der acht Spuren ist ma fast immer mit absoluter Si­
dann unabhängig von den anderen cherheit erkannt, so kommen bei
dynamisch regelbar; die acht Spu­ der Beurteilung der Oktavlagen
ren können auf die in der späte­ gelegentlich Täuschungen vor.Bei
ren Mehrkanalkomposition dafür sehr tiefen Frequenzen und ober­
vorgesehenen Spuren durch - Pa­ halb von etwa 4500 Hz besteht
noramaregler abgemischt werden. kein Unterschied mehr zwischen
Individuen mit und ohne A.m G.Die
Abschirmung von - Übertragungs­ Zahl der mit dem A.n G. Begabten
wegen ist unerläßlich, um elek­ ist außerordentlich klein; sie
trische oder magnetische Ein­ wird von dem amerikanischen Aku­
streuungen zu verhindern, die stiker A.Bachem (1955) auf weni­
Brummen oder andere Stör geräu­ ger als 1/100 % geschätzt (9).
sche hervorrufen. Auch das soge­ Elektronischen Klängen, insbe­
nannte Übersprechen von mehreren sondere Sinustönen steht das A.G.
parallel laufenden Leitungen muß ziemlich hilflos gegenüber. Ohne­
durch A. unterdrückt werden. Nie­ hin wird ein sinusförmiger Ton,
derfrequenz- und Hochfrequenzlei­ der im Farbcharakter am meisten
tungen schirmt man durch sehr Ähnlichkeit mit Vokalen oder mit
leitfähige, geerdete Edelmetalle neutralen Orgeltönen hat, wegen
oder geeignete Legierungen ab, in seiner Obertonfreiheit und sei­
die die Modulationsträger einge­ ner ausladenden, gleichsam ver­
sponnen sind. Die A. von magneti­ schwimmenden Ränder weniger prä­
schen Feldern wird dadurch be­ zis gehört als ein obertonrei­
wirkt, daß man Spulen oder Netz­ cher Instrumentalton. Niemand
transformatoren in einen Eisen­ kann vom Hören her sagen, ob ein
kasten einschließt ( „Faraday'scher Sinuston die Frequenz 440 Hz hat.
Käfig"); der Hörkopf der Studio­ 438 oder 439 Hz lassen sich eben­
Magnetbandgeräte wird durch eine sowenig unterscheiden wie 441
Abschirmkappe aus weichmagneti­ oder 442 Hz. Auch die Intervall­
schem Mu-Metall vor magnetischen beurteilung ist bei Sinoidaltö­
Störfeldern geschützt. nen sehr erschwert. Bei einem
Vergleichston von 440 Hz = al
Absolutes Gehör heißt das perma­ hat die große Terz (cis2) 552 Hz.
nente akustische oder musikali­ Als große Terz empfindet das Ohr
sche - Gedächtnis für die „abso­ den Frequenzbereich von etwa 530
lute" Tonhöhe. übergangen werden bis 560 Hz. Das sind, unabhängig
kann hier ebenso die viel debat­ von den vier oder fünf verschie­
tierte Frage über den Wert des denen und verschieden benannten
angeblich „erbbedingten" A.n G.s großen Terzen der Tonbestimmungs­
wie jene kaum sinnvolle Typologi­ tabellen rund 30 große Terzen,
sierung, die das A.G., bei geo­ die das Ohr als solche kaum ein­
graphischer Bindung an „Norden" zuordnen, geschweige denn „abso­
und ,1Süden", als 11analytisch11 und lut" zu hören vermag. Oder: man
„synthetisch" unterscheiden möch­ teile die Intervallstrecke von
te. Der Absoluthörende benennt al = 440 Hz bis hl = 492 Hz (ge­
die Tonhöhenvalenzen sowohl mit nau: 493,9 Hz, - Temperierte
dem Tonnamen (dem 1Chroma 11) wie Frequenztabelle) in 10, 12 oder
1
mit der Oktavlage. Wird das Chro- 15 gleiche Teile und lasse dann
3 Abstimmbarer Anzeigeverstärker

diese hintereinander auf Band stik und Bewegungsrichtung.


aufgenommenen Tonskalen (Tondau­
er je 0,5 - 0,7 sec) von einem AB-Stereophonie - Links-Rechts­
gutgeschulten, nur über den Aus­ stereophonie
gangston 440 Hz orientierten In­
tervallhörer beurteilen: er wird AbstiITUTibarer Anzeigeverstärker
den Endton hl immer falsch und (Abk.AA), wie viele Apparaturen
immer viel zu hoch einschätzen. der E.n M. ein Meßgerät der Ton­
Es kann vorkommen, daß bei der frequenz- und Trägerfrequenztech�
Studioarbeit eine Frequenz falsch nik im Labor und Prüffeld, dient
eingestellt wird, etwa 463 Hz der E.n M. als - Transformations­
statt 436 Hz. Der Absoluthörer gerät. Der A.A. hat die Eigen­
wird den Fehler sofort erkennen, schaft, Frequenzen - Grundtöne
falls er über eine große Erf ah­ wie Teiltöne - von eingespielten
rung im Umgang mit Sinustönen und Klängen selektiv zu verstärken;
Frequenztabellen verfügt.- Ohne die Frequenzen sind im Bereich
Bedeutung ist das A.G. für diffu­ von 45 Hz bis zur oberen Hörgren­
se Klangfarben ohne dominierende ze,.am Gerät frei wählbar. Die
Einzeltöne und für die weiten Ge­ Verstärkung geschieht durch -
räuschbereiche der E.n M. (- Re­ Rückkopplung, deren Intensität
latives Gehör). genau einstellbar und regelbar
ist. Dazu wirkt der A.A. über und
Absorption (lat. absorbere, ver­ unter dem Rückkopplungsbereich
schlucken) von Schall, ein Be­ als Filter. Große Bedeutung ge­
griff aus der Raumakustik, gibt winnt das Gerät bei der Spreizung
in ihren verschiedenen Intensi­ von Kl�ngen, vor allem b�i
tätsgraden Auskunft über die Sprachklängen. So können die Teil­

11Hörsamkeit 11 von Musikräumen. In töne eines Spektrums jeglicher


der - Raumakustik werden die A.s­ (harmonischer oder unharmonischerj
Verhältnisse durch die Zeit des Zusammensetzung nahezu beliebig
- Nachhalls charakterisiert, die selektiv verstärkt werden, um
auch ein Maß für die Messung des später, nach der - Synchronisie­
A.s-Grades von Schallschluckstof­ rung, in vollständig neuen Pro­
fen ist. Über die Hörsamkeit, die portionen zu erscheinen. Die Ein­

11Akustik 11, wie es in der Umgangs­ richtung einer gleitenden Feinab­


sprache heißt, entscheidet die A. stimmungsskala bei der Wahl der
an den Begrenzungsflächen eines zu verstärkenden Frequenzen er­
Saals. Bei zu kleiner A. (harte, laubt es, gewisse Glissando-Wir­
glatte Mauerflächen) gehen die kungen zu erzielen, indem der A.
Klänge „hallig" und konturlos A. in der Richtung der Skalabewe­
ineinander, bei zu großer A. (po­ gung die vorherrschenden Teiltöne
röse Wände) wird die Musik in den eines Spektrums nacheinander auf­
leblosen Zustand des Nicht-mehr­ klingen läßt. Bei sehr großer bis
Ausstrahlens versetzt. In über­ maximaler Intensitätseinstellung
und unterhalligen Räumen vermag der Rückkopplung ist der A.A.auch
eine rauminstinktive Interpreta­ als Tongenerator zu verwenden; er
tion manches auszugleichen, die produziert dann äußerst scharfe,
auf Band fixierte E.M. aber ver­ komprimiert wirkende Klänge, auch
liert darin ihre Klarheit, Pla- ohne von den Frequenzen einer ein-
Abstimmung 4

gespielten Modulation angestoßen finden sich ständig an den ver­


zu werden. Schließlich findet der schiedenen Geräten eines elektro­
A.A. Verwendung als Durchgangs­ nischen Studios und müssen durch
verstärker, wo er als verstärken­ A. angeschlossen werden, da sich
des Resonanzfilter wirkt, dessen offenbar die Herstellerfirmen
- Bandbreite in gewissen Grenzen nicht auf genormte Werte einigen
regelbar ist. können.

Abstimnung ist der Ausdruck für Adaption ist in der Akustik das
das genaue Einstellen eines tech­ Anpassungsverhalten des Ohres,
nischen Gerätes auf einen gegebe­ das Töne gleicher Intensität oft
nen Wert. In der Hochfrequenz­ als verschieden laut wahrnimmt.
technik etwa müssen Empfangsteile Das gilt insbesondere für elek­
von Radiogeräten oder Sendeanla­ trisch erzeugte Dauertöne, deren
gen genau auf die Sendefrequenz Lautstärke objektiv festliegt,
abgestimmt werden. Die meisten für das Lautheitsempfinden aber
der in elektronischen Studios be­ Schwankungen unterworfen ist.
nutzten - Oszillatoren werden auf Ein sehr lauter Dauerton kann
einen geeichten - Tonfrequenzge­ eine Reihe nachfolgender weniger
nerator abgestimmt, damit sie die lauter Töne dem Gehör anders er­
gewünschten Frequenzen exakt er­ scheinen lassen, als wenn diese
zeugen. für sich allein stünden (146).
Die A., vergleichbar der Hellig­
Abstrahlung - Schallabstrahlung keitsanpassung des Auges durch
Pupillenweite, kann bewirken,
Abtastung ist der technische daß nach einem pp ein ff lauter
Ausdruck für die Rückgewinnung empfunden wird, als nach einem f,
eines gespeicherten Signals, ei­ Das Ohr paßt sich dem mittleren
ner - Aufzeichnung. In der Mag­ Reizniveau an, bei Dauertönen
nettontechnik dient der - Hörkopf auch dadurch, daß es einer mögli­
zur A. eines Schallereignisses. chen Ermüdung entgegenwirkt und
Auftretende Abtastverluste (- Am­ „mi ttlere" Ausgleiche schafft
plitudenverluste) werden durch (220).
sogenannte Entzerrer-Vorverstär­
ker zum � roßen Teil wieder aus�e­ Ästhetik der E.n M, gehört, wie
glichen. Erst durch den Abtast­ jede Musikästhetik, zwei wesens­
vorgang konkretisiert sich das verschiedenen Gebieten an, der Ä.,
Original einer elektronischen die nichts anderes ist als Philo­
Komposition; es wird durch den sophie der Musik, und dem Kunst­
Lautsprecher hörbar. gebiet der Musik. Aus den alten
ästhetischen Kategorien Gewinn
Adapter sind mechanische und für die Betrachtung der E.n M.
elektrische Bauelemente,mit deren zu ziehen, würde sich heute dem
Hilfe nicht zueinander passende Verdacht aussetzen, überflüssige
Übergänge und Anschlüsse verbun­ ·spekulation zu sein. Die jüngeren
den werden. Unterschiedliche Aus­ Musiker und insbesondere die jun­
führungen von Gewinden, Buchsen, gen Komponisten E.r M. stehen
Anschlußverdrahtungen, hauptsäch­ den Fragen der bürgerlich-ideali­
lich aber von Steckverbindungen stischen Ä. so fremd gegenüber,
5 Ästhetik

daß sie keine konkreten Vorstel­ gumente müssen für den Beweis her­
lungen mehr damit verbinden. Da­ halten, die E.M.sei 11keine Musik11,
bei wird vieles in der gehörten, sie sei nicht 11apperzipierbar'1,
ausgeübten oder beurteilten Musik weil sie nicht meh r auf dem sog.
unverändert von ästhetischen Vor­ Naturklang der Instrumente be­
aussetzungen getragen, die,selbst ruhe, sondern willkürlich herge­
wenn man sie ablehnt oder kriti­ stellte 11deformierte" Klänge ver­
schen Abstand von ihnen hält,auch wende (- Sinuston als musikali­
unter den musikalisch und gesell­ scher Ton). Wer so argumentiert,
schaftlich veränderten Verhält­ hat freilich das Wesentliche der
nissen der Gegenwart diskussions­ E.n M. nicht verstanden, nämlich
wert bleiben. Eine eigentümliche ihre einzigartige Möglichkeit der
Stellung nimmt hier die Musik­ autonomen Klangbildung, die es
theorie ein. In der neueren Musik­ dem Komponisten gestattet, zum
Ä., etwa seit E.Hanslick, zeigt erstenmal den Klang selbst zu kom­
sich deutlich die Tendenz, die ponieren (wogegen auch die gele­
starre Trennung der Ä. von der gentlich herangezogenen Einwände
Musiktheorie aufzuheben (ohne sie nichts besagen, die sich auf über­
gleich zur angewandten Musiktheo­ holte, völlig in der Tonalität be­
rie zu degradieren) und die aku­ fangene Klangvorstellungen J.Hand­
stischen, formalen, kompositi­ schins berufen).
onstechnischen und kommunikativen Sinustöne, Geräusche und Impulse
Mittel der Musik in die Musik- bilden das Grundmaterial der E.n
Ä. einzubeziehen - das scheint in M. Der GeräuschfatPe ist e� nicht
der Tat der einzig sinnvolle Weg, besser ergangen als dem einfachen
über die alten verbrauchten Kate­ Ton: auch sie soll angeblich ein
gorien der Formal- und Inhalts ­ außermusikalischer Vorgang sein.
Ä. hinauszukommen. Im musikali­ Man spricht den Farbgeräuschen
schen Bereich will die E.M., ob­ wie den 11deformierten 11 Tongemi­
wohl sie in manchen Zügen heute schen die Eigenschaften des „Na­
dem schwindenden Geschichtsbe­ turklangs" ab, obwohl die Klänge
wußtsein entgegenzukommen scheint, der Natur zum ganz überwiegenden
keine Sonderexistenz führen und Teil aus ihnen bestehen. Es ist
beanspruchen. Sie soll ästhetisch allerdings ein Irrtum· zu glauben,
so bewertet und aufgenommen wer­ solche dichten Klänge (oder auch
den wie Musik überhaupt;· und da­ weniger dichten Töne) , wenn sie
mit fügt sie sich dem Entwick­ in ihren Dichtegraden verändert
lungsprozess ein, der für die werden, könnten kein kompositori­
jüngste Entwicklung der Musik scher Gegenstand sein, weil sie
charakteristisch ist. Gewisse vom Gehör nicht analysiert werden
Kritiker, die sich mit der E.n M. könnten und deshalb als kompo­
nicht befreunden können, setzen nierte Struktur nicht wahrnehm­
die Musik in Anführungszeichen, bar seien. In der E.n M. kann ein
wenn sie die elektronische mei­ Unterschied zwischen komponierba­
nen; aber das tun sie auch bei rem Ton und nur klangfärbendem
der seriellen, dodekaphonischen Teilton nicht mehr gemacht werden.
und atonalen Musik. Die verschie­ Denn in ihr ist der Teilton, d.h.
densten wissenschaftlichen,richti­ der Sinuston ein selbständiges
ger pseudowissenschaftlichen Ar- musikalisches und deshalb kompo-
Xsthetik 6

sitorisch gestaltbares Element. und gedeiht,


_Ein Tonsatz mit 11richtig" ange­ daß die Zahl der Studiogründun­
wandten Sinustönen ist heute so gen erheblich zugenommen hat,
selbstverständlich wie die - nach daß die wenigen Arbeitsstudio­
G.M.Koenig - mit ihnen 11auskompo­ plätze, sofern es nicht um päd­
nierte" Klangfarbe. Dagegen ent­ agogischen Massenbetrieb geht,
spräche eine bloß auf färbende sozusagen auf Jahre hinaus „aus­
Teiltöne und auf Akkorde abge­ gebucht" sind,
stellte Musik einer theoretisch, daß die Darmstädter Ferienkurse
allerdings theoretisch falsch do­ 1972 sich in der ursprünglichen
mestizierten E.n M., deren Nach­ Programmaufstellung zum erstenmal
ruf zu schreiben sich heute manch ausschließlich der Elektroakustik
einer bemüßigt fühlt. Adorno hin­ und E.n M. verschrieben hatten,
gegen meint: „Ästhetik heute hat daß die Jury der IGNM-Feste und
keine Macht darüber, ob sie zum anderer internationaler Wettbe­
Nekrolog für die Kunst wird;nicht werbe die Einsendung von elektro­
aber darf sie den Leichenredner nischen Tonbändern zugelassen ha4
spielen" ( 6). An diesen Sachver­ was bisher nicht möglich war,
halt wurde man nachträglich erin­ daß die E.M. aus der Musik (auch
nert, als 1968 auf einer Interna­ der instrumentalen) und Musikent­
tionalen Woche für experimentelle wicklung schlechterdings nicht
Musik der Technischen Universität mehr wegzudenken ist,
Berlin auch „Ästhetische Probleme daß dies alles und vieles andere
der E.n M." behandelt wurden. dann doch nicht nach übriggeblie­
Ausgangspunkt war die Feststel­ benem trübem Rinnsal aussieht.
lung, daß die einst mit soviel Im Namen jener Berliner Ä. der
publizistischer 11Sensation" ins E.n M. wurden viele, bedenkenlos
Leben getretene E. M. nunmehr autoritativ behauptete, aber zum
nahezu versickert sei, herunter­ guten Teil unbewiesen bleibende
gekommen zu einer kaum noch be­ Thesen aufgestellt. Zu ihrer Do­
achteten Angelegenheit einer kumentierung wurde etwa ausführ­
kleinen einflußlosen Sekte, die lich über die elektronische Kom­
allenfalls noch von billiger position Glissandi von G.Ligeti
phrasenhafter Publizistik lebt. referiert, was sich um so seltsa­
Das erinnert stark an die heute mer ausnimmt, als ein solches
wie eh und je beim breiten Kon­ Werk (nach Auskunft des Komponi­
zertpublikum kaum bekannten sten) überhaupt nicht existiert.
Schönb��� und Webern, die aus­ Mögen die eifrigen Listenverfer­
schließlich von einer sensations- tiger vor einigen Jahren schon
1 üsternen Presse „gemacht" worden 4000 Werke E.r M. aufgezählt ha­
seien. ben, mögen es heute 6000 sein,
Weniger 11ästhetisch 11 orientierte das meiste davon wohl übungen,
Leser werden gern zur Kenntnis Vorübungen oder aktuelle Wegwerf­
nehmen, kunst neuesten Typs, so bleiben
daß die E.M., trotz gewisser, und zählen aus einer kurzen Ent­
nicht geringer Schwierigkeiten, wicklung von zwei Jahrzehnten
die auf ganz anderem Gebiet lie­ doch jene 15, 18 oder 20 Werke
gen, auch ohne 11Sensationen" - E.r M., die einer geschichtlichen
wie soll man sagen - blüht,wächst und ästhetischen Prüfung stand-
7 Akkord

halten und die mit der stellver­ Öffentlichkeit zum erstenmal


tretenden Kraft des Singulären einen Begriff vom Wesen elektri­
allein das vertreten, was den scher Klangerzeugung gegeben hat.
Glauben an die Sache bestätigt.
Man darf wohl festhalten: wenn Akaphon heißt ein Mehrfachgene­
im Zentrum, sagen wir im musika­ rator des „Institut für Elektro­
lischen Kerngebiet unseres zu akustik" genannten elektroni­
drei V ierteln abgelaufenen Jahr­ schen Studios der Wiener Musik­
hunderts etwas die Musik bewegt hochschule, der von dem Tonin­
und verändert hat, dann waren es: genieur Helmut Gottwald so kon­
die Emanzipation der Dissonanz struiert wurde, daß er über Ta­
mit dodekaphonischen Folgen, der stendruck steuerbar ist. Eine
Entwurf der potenzie�ten Reihe gewisse Originalität gewinnt das
und die Konzeption der E.n M. mit A. dadurch, daß alle Einzelteile
ihren neuen, nicht mehr versiegen des Geräts in ein altes Pianino
könnenden Mitteln. eingebaut sind(97).

Ätherophone (Ätherklinger) sind Akkord ist der Zusammenklang von


die elektronischen Musikinstru­ mindestens drei verschieden ho­
mente, die unter dieser Sammelbe­ hen Tönen. Die terminologische
zeichnung der Ordnung der Instru­ Gleichsetzung von A. und Klang
mentenklassen (Idiophone, Membra­ (Riemann, Kurth) gilt heute als
nophone,Chordophone usw.) einge­ ebenso überholt wie Stumpfs Be­
fügt werden sollten. Die Benen­ schränkung von Konsonanz und
nung Ä. hat sich gegenüber der Dissonanz auf Zweiklänge. Der
Bezeichnung - Elektrophone nicht Charakter des A.s wird durch die
durchgesetzt. Als Gattungsbegriff Anzahl der zusammenklingenden
sind Ä. auch deshalb nicht geeig­ Töne, durch ihre Lage und Vertei­
net, weil als Ätherophon ein lung im Tonraum ( 11enge" und ,,wei­
elektronisches Instrument, das te" Lage) und durch eine spezi­
Thereminsche - Ätherwelleninstru­ elle A. -Farbe bestimmt, die sich
ment, bezeichnet wird. dem Erleben als Einheit und Gan2-
heit mitteilt und nicht etwa die
Ätherwelleninstru!ll2nt, auch Summe von Intervallfarben dar­
Ätherophon oder Theremin-Gerät stellt. Hier beginnt freilich
(nach dem russischen Erfinder auch jene psychologische Über­
L.Theremin), ist ein 1920 kon­ interpretation, die mit scharf­
struiertes, 1927 in Deutschland sinnigen Analysen festhalten
vorgeführtes elektroakustisches möchte, was man auch ohne sie
Musikinstrument nach dem Prinzip weiß: daß etwa der Dur-Dreiklang
des hochfrequenten Schwebungssum­ als hell, der Moll-Dreiklang als
mers. Die variable Handstellung dunkel erscheint. In der Studio­
zur 11Spielantenne" funktionierte praxis der E.n M. sind Wort und
ähnlich wie die durch entspre­ Begriff A. nicht gebräuchlich,
chende Handkapazität veränderbare obwohl sie hier durchaus i m tra­
Pfeifrückkopplung der alten Rund­ ditionellen Sinne anwendbar wä­
funkempfänger. Das nur noch histo­ ren. Nicht mit A.en zu verwech­
risch zu wertende Ä. ist erwäh­ seln sind die auf einem weit hö­
nenswert, weil es der breiteren heren Verschmelzungsgrad beru-
Aktionsschrift 8

henden - Tongemische. Sie bilden karten bzw. Lochstreifen gesteu­


eine eigene Dimension des Kompo­ ert werden, ein Verfahren, das
sitorischen, ein selbständiges zuerst in Amerika bekannt und
Drittes zwischen Klang und A. von einer Lochstreifen-Apparatur
Mit Sinustönen kann man keine der Firma Siemens in München
A.e bilden, sondern nur Klänge übernommen und weiterentwickelt
und Tongemische. Der früher vor­ wurde (88).
gebrachte Einwand, das Tongemisch Folgerichtig hat sich die mit
sei etwas noch Unentschiedenes interpretatorischer Willkür ver­
11
1vor"
1 der eigentlich musikali­ bundene A. zur 1Graphik
1 ent­
schen Bestimmung als Klang oder wickelt, und es gibt Komponisten,
A. erinnert an die ältere po­ die glauben, man könne sich ihre
lemische These, der Sinuston sei Aktionsnotationen eingerahmt an
kein musikalischer, sondern ein die Wand hängen und als künst­
11vor"-musikalischer Ton - bei­ lerische Zeichnung oder wenig­
11
des braucht heute nicht mehr er­ stens als 11Gebrauchsgraphik be­
örtert zu werden (-Sin�s�on als werten. John Cage, Earle Brown
musikalischer Ton). und Morton Feldman haben solche
Musikstücke 1gezeichnet"
1 und
Aktionsschrift ist eine in der der Komponist und Zeichner
Musikgeschichte nicht unbekannte Sylvano Busotti hat ursprünglich
(z.B. in der „Griffnotation" der autonome Zeichenblätter durch
Tabulaturen vorliegende), in freie Interpretation in Musik
jüngster Zeit durch die Entwick­ umsetzen lassen. Das mag ange­
lung der seriellen und E.n M. hen, solange dem Publikum nicht
bedingte Umstellung der traditio­ vorgemacht wird, es habe musika­
nellen Symbolnotenschrift auf lisch nun „musikalische Graphik"
eine Notation, die dem musika­ erlebt (-Sichtbare Musik).
lisch Ausführenden durch eine
Fülle von Zeichen, Linien, Kui­
ven und Notenschriftfragmenten
zeigt, wie er einen solchermaßen

Qe�eichneten Klang h@rvorbringt!


er spielt ihn nicht mehr „von

Noten" ab, er erzeugt i hn nach


der angegebenen Schriftaktion,
deren Zeichen freilich unverbind­
lich bleiben und von Werk zu Werl<,
von Komponist zu Komponist wech­
seln. In der E.n M. ist es üblid1
geworden, Zeichen und Zahlen mit
einer A. zu verknüpfen, die an­
zeigt, „wie die Apparate zu be­
dienen seien" ( 198) (- Auffüh­
rungspartitur),
Abb. nebenstehend (S.9)
Völlig unanschaulich bleibt das Karlheinz Stockha usen:
Notationsbild bei elektronischen Kontakte (1. Seite)
Klangerzeugern, die durch Loch- (Universal Edition, London)
9 Aktionsschrift

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11 Akustik

Abb. nebenstehend (S.10) aufgaben betreffen die Bau- und


- Raumakustik sowie den Instru­
Hans Ulrich Humpert: mentenbau. Heute werden in der
Synesis für Synthesizer und A. die folgenden drei Hauptge­
Orgel (1971) biete unterschieden:
Seite 3 der Partitur 1. Physikalische Akustik, die
nicht das Hören betrifft, son­
Oben: Anweisungen für den Orgel­ dern die dem Hören zugrundelie­
spieler. genden Schwingungsverläufe;
2. Physiologische Akustik, die
Mitte: Änderungen am Korpus des sich nicht mit den Hörerlebnis­
Synthesizers, ausgehend von ei­ se n, sondern mit den körperlich­
ner festliegenden Grundschaltung biologischen Hörvorgängen befaßt;
(- Blockschaltbild). Die einzel­ 3. Psychologische Akustik, die
nen Module sind mit Ziffern nu­ sich mit den Gehörerlebnissen be­
meriert, außerdem sind die Gat­ schäftigende Psychologie, be­
tungen vermerkt (Tief- bzw.Hoch­ kannt auch als Psychoakustik,
pass, Oszillatoren, Hüllkurven­ Gehörpsychologie, Tonpsychologie.
generator); unter den Kästchen Bezeichnend ist, daß das Wort
5tehen die Werte, die erreic ht 1Musik' in diesen Definitionen
werden müssen, und zwar je nach nicht vorkommt. In der Tat ist
Symbol schnell (�), stufen­ die Musikpsychologie, die der
weise in einem bestimmten Rhyth­ Außenstehende für die Hauptsache
mus ( --- --), kontinuierlich halten könnte, ein Nebenzweig
(�) und diskontinuierlich der Tonpsychologie und im wesent­
(� ) langsam, wobei sich lichen ·- trotz ehrgeiziger Er­
das Tempo nach der durchlaufenen gänzungsversuche - auf die Ver­
Strecke richtet. Das Notensy­ öffentlichungen von Ernst Kurth
stem ist für die Tastatur be­ (112) beschränkt. Die Hauptge­
stimmt; Taste 25 wurde gleich cl biete der A. greifen häufig in­
gesetzt. Vom Notenbild kann nicht einander, besonders seit Einfüh­
auf das klangliche Ergebnis ge­ rung der elektroakustischen Me­
schlossen werden, weil die Tasta­ thoden, durch welche typisch
tur auch andere Parameter als subjektive Gehörsurteile (z.B.
nur die Tonhöhen steuert. über die Lautstärke) maßstäblich
objektiviert worden sind. um­
Unten: Generalhüllkurve der ge­ gangssprachlich wird mit A. auch
samten durch den Synthesizer er­ die „Hörsamkeit" von Musik- und
zeugten elektronischen Klänge; Vortragsräumen bezeichnet.
sie muß bei einer Aufführung von Für die E.M. ist A. im wesentli­
einem Mitarbeiter an einem Misch­ chen - Elektro-A. ; die wichtig­
pult geregelt werden. sten Eigenschaften von Tönen,
Klängen, Tongemischen und Ge­
räuschen können akustisch er­
Akustik ist die Lehre vom forscht werden. Aber es genügt
Schall und seinen Wirkungen. nicht, zur Erklärung musikali­
Eines der wichtigsten Anwendung!>­ scher Phänomene eine bloße „Phy­
gebiete der A. ist das musikali­ sik" des Schalls heranzuziehen.
sche Hören. Akustische Sonder- Fragen des physikalischen Klangs
Akustik 12

J �!����=�:�: :::::;�;:�;::;�
sind sogleich auch Fragen der
Physiologie und Psychologie des erer
Klangs. Nur mit ihnen kann die e
Verbindung zu ·dem entscheidend ai.ircli. den Lauts p rech e r das origi­
wichtigen Gebiet hergestellt nal. Solche Konkretionen der Mu­
werden, das die zusammenhänge sik kann das akustische Material
zwischen physikalisch objektiven allein nicht gewähren. Wer Kla­
Untersuchungen und Erfahrungen vier spielt, braucht keine A.,
subjektiver Wahrnehmungen kri­ und wer für Klavier komponiert,
tisch zu klären unternimmt. An­ bedarf ihrer ebenfalls nicht.
dererseits können viele physio­ Aber in die E.M. ragt die A. wie
logische und psychologische Pro­ ein gewaltiger Materialblock hin­
bleme nur verstanden und geklärt ein, nicht form- und ausdrucks­
werden, wenn Methoden und Er­ bestimmend, sondern von der Ma­
kenntnisse der physikalischen terie her fundierend. Da Musik
Akustik angemessen berücksich­ und Musiker sich bisher um die
tigt werden. Damit ist das Feld A. nicht gekümmert haben, und da
abgesteckt, auf dem Akustisches sie nun, im elektronisch-musika­
zur Klärung von musikalischen lischen Bereich, sich darum küm­
Vorgängen herangezogen werden mern müssen, scheint die erste
kann. Neue Gesichtspunkte haben Reaktion eine Art Angst vor der
sich aus der Anwendung der - In­ A. zu sein. Sie äußert sich vor­
formationstheorie auf akustische nehmlich in jenen bekannten Über­
Verhältnisse ergeben. Damit ist legungen, daß der in der E.n M.
noch nichts über das weit umfas­ betriebene Rekurs auf den nack­
sendere, gleichsam ganzheitliche ten Ton die Intentionen des Sub­
Zusammenspiel zwischen der Musik jekts ausradiere. Wenig helfen
und dem hörenden Menschen gesagt, hier die ästhetisch-philosophi­
das sich, mag es ins Weltanschau­ schen Reflexionen weiter, noch
liche oder Gesellschaftskriti- weniger die psychologischen, die
sehe hinüberspielen, zum guten auf den sowohl bei Ernst Kurth
Teil der rationalen Erfaßbarkeit (112) wie bei Theodor W.Adorno
versagt. (4) zu findenden Satz hinauslau­
In der E.n M. vermitteln akusti­ fen: daß Musik nicht aus Tönen
sche Einsichten unerläßliche besteht, sondern aus Verhältnis­
Kenntnisse der materialen Grund­ sen zwischen ihnen.
lagen, die auf andere Weise Solchen hochromantischen Rückfäl­
nicht erworben werden können. len gegenüber erscheint es be­
Dennoch wird dabei die E.M. deutsam, daß die serielle und die
nicht der „Physik" ausgeliefert, E.M. sich theoretisch auf die -
vielmehr soll und muß sie sich Tonexistenz, auf den reduzierten
der physikalischen Akustik be­ Ton und seine Bestimmungsmerkmale
dienen, um von der gegenständ­ der Höhe, Dauer, Lautstärke und
lichen Physis des „Schalls" zur Klangfarbe besonnen haben - eine
Musik zu kommen. Die E.M., so­ geschichtlich und sachlich not­
weit sie nicht auf Lochstreifen wendige Besinnung, ohne die es
oder durch Computer gespeichert keine neue Musik nach 1950 gege­
wird, existiert nur auf Tonband. ben hätte. Der um solche Tondaten
Zwar wird das Tonband „wiederge- besorgte Komponist hat es im
13 Akustik

elektronischen Bereich aller­ der Tonhöhen, des Rhythmischen


dings nicht mehr mit 70 oder 80 und der Lautstärken tritt „Aku­
verschiedenen Tönen, mit sechs stik" in einer musikgeschicht­
oder sieben Lautstärken von pp lich noch nicht dagewesenen Si­
bis ff und mit Halben, Vierteln, tuation vom seriellen Ansatz her
Achteln, punktierten und synko­ in ihre musikalischen Rechte.
pierten Werten zu tun, sondern Diese wenigen Hinweise mögen ge­
mit elektrischen Frequenzen von nügen, andeutungsweise auf den
30 bis 16 000 Schwingungen, mit fundamentalen akustischen Anteil
40 und mehr exakt gemessenen am musikalischen Geschehen, am
Lautstärken und mit einer Viel­ Aufnehmen, Hören und Erleben von
falt von Tondauern (in Zentime­ Musik hinzuweisen. Das ständige
terlängen des Tonbandes), die mit Mit- und Ineinander dieser aku­
der traditionellen Notenschrift stischen Hauptsphären gibt dem
nicht mehr erfaßt werden können. Musiker die Gewißheit, daß die
Entscheidend in der Musik ist zu­ Musik nicht der Physik, aber
letzt immer das Hören. Zwar gel­ ebenso wenig auch nur der Psy­
ten die Gesetze des musikalischen chologie ausgeliefert werden
Hörens überall, aber beim Kla­ darf. Der Musik selbst gegenüber
vierspieler oder Geiger regulie­ sind das alles nur Hilfsmethoden;
ren sie sich vielfach automatisch in der E.n M. sind es die einzi­
und unbewußt in der Funktion des gen, die theoretisch den Weg zu
Spielens. Im elektronischen Be­ ihr offen halten. Hier ist der
reic
· h dagegen stößt der Musiker Punkt zu ahnen, an dem A. und
auf viele akustische Überraschun­ Musiktheorie, die bei Helmholtz
gen, die ihm aus der Instrumen­ eine großartige, wenngleich et­
talmusik nicht geläufig sind. Er was summarisch-naive Einheit.bil­
lernt akustisch und endlich auch deten und nach ihm völlig aus­
akustisch-musikalisch exakte zu­ einanderfielen, sich wieder ein­
sammenhänge zwischen Tonhöhe und ander nähern könnten. Die Aus­
Lautstärke kennen ; er erfährt, sichten dafür sind allerdings
daß ein unterbrochener Klangvor­ gering. Denn die wissenschaft­
gang vor der Unterbrechung anders liche A. kreist zum guten Teil
klingen kann als nachher; er ganz in ihren eigenen Problemen,
nimmt Kenntnis davon, daß man aus von denen viele ungelöst, manche
Sinustönen Klänge und Tongemische, vermutlich auch unlösbar sind.
aber keine Akkorde bilden kann. Störend macht sich in der A. ein
Vor eine neue Situation stellt gewisser Traditionsballast be­
ihn die Tatsache, daß er sich merkbar, der von Generation zu
nicht mehr in einem festgefügten Generation, von Buch zu Buch,
Tonsystem bewegt. Er sieht sich von Neuerscheinung zu Neuer­
einem Klangreich gegenüber, in scheinung mitgeschleppt wird.
dem die Musikmaterie zum ersten­ Die hörbaren 40 000 Hz von Helm­
mal als gestaltbares Kontinuum holtz sind längst vergessen und
von denkbaren, möglichen, bekann­ vergeben; aber noch 80 Jahre spä­
ten und unbekannten Klängen er­ ter geisterten sie in dem Lehr­
scheint. Und überall nun, nicht buch eines angesehenen Wissen­
nur im Bereich der Klänge und schaftlers umher. Dabei sind die
Klangfarben, sondern auch in dem 20 000 Hz als obere Normalgrenze
Akustik und Musik 14

schon ärgerlich genug. Verworren noch sehr indirekt auf die Musik
sind auch die Angaben über den bezogenen Disziplinen entwickel­
Altersabbau des Gehörs. Einer der ten, und dieses fast beziehungs­
Fachautoren billigt den Sechzig­ lose Nebeneinander von A.u.M.
jährigen noch 5000 Hz zu, das hat zu dem bekannten Zustand ge­
entspricht etwa der Frequenzkurve führt, daß jemand, der Musik
eines Telephons aus dem Jahre lehrt oder lernt, nichts von Aku­
1920. Ob man dann für die 80- urrl stik zu wissen braucht.
über 80jährigen Dirigenten und Unerläßlich dagegen sind akusti­
Pianisten, deren es doch eine sche Kenntnisse, wenigstens in
Reihe sehr bedeutender gibt, die den Grundlinien, für den Kompo­
Kapazität des leise krächzenden nisten E.r M., der im Anfangs­
Reis'schen Urtelephons von 1861 stadium elektronischer Übung zum
in Rechnung stellen muß? Noch un­ erstenmal erfährt, daß die klas­
verständlicher sind die um 400 % sische Trennungslinie zwischen
schwankenden Daten für das Unter­ A.u.M. in vielen Punkten proble­
scheidungsvermögen von - Tonhöhen-­ matisch geworden ist, daß beide
unterschieden. Sphären sich in einfachen Fragen
der Tonhöhe, der Lautstärke, Dau­
Akustik und Musik gehören einer er und Klangfarbe unvermutet na­
klanglichen Erscheinungswelt an, hestehen, ja sich durchdringen
die sich in verschiedenen Seins­ und zu überdecken beginnen wie
schichten aufbaut. Soweit heute die sich überschneidenden Kreise

überhaupt noch zusammenhänge zwi­ mit den gemeinsamen Zeichenvor­


schen beiden Wissensgebieten be­ räten für definierbare kommuni­
stehen, werden gleichwohl die kative Informationsübermittlung.
einfachen natürlichen Verhältnis­ Eine der Stellen, an denen das
se nicht außer Kraft gesetzt: Die Akustische unmittelbar ins Musi­
höhere musikalische Schicht wur­ kalische umschlägt, wird in der
zelt in der unteren akustischen, E.n M. durch die Produktivität
wird aber nur in gewissen Grenzen des aktivierten Magnetbandgeräts
von ihr determiniert. Beiden bezeichnet. Bei der Unbekannthe:i±:
Sphären als Grundelement gemein­ solcher Vorgänge nutzen techni­
sam ist der � Ton, der weder aku­ sche Beschreibungen wenig. Daß
stisch noch musikalisch etwas Na­ Stücke von der Klangkapazität
türliches oder Naturgegebenes ist, eines großen Orchesters, von
wohl aber naturgesetzliche, in einer abenteuerlichen, alles Ge­
seinem Teiltonaufbau begründete wohnte sprengenden Vielfalt und
Bedingungen ins Spiel bringt, die Fülle im Dynamischen, Rhythmi­
sich in dem ontologisch fundier­ schen und Klanglichen, von einer
ten Verhältnis von A.u.M. wie Na­ den Hörer geradezu überfallenden
tur und Geschichte zueinander Wucht und Eindringlichkeit des
verhalten. Seit H.v.Helmholtz hat Klanggeschehens, - daß solche
die Akustik in weitgehendem Maße Stücke vielleicht aus Einzeltö­
dazu gedient, Musiktheorie zu be­ nen aufgebaut und dann mit zwei
gründen. Im 20. Jh. traten Ge­ Magnetbandgeräten hergestellt
sichtspunkte der Physiologie und wurden, überschreitet gewiß das
Psychologie in den Vordergrund, Fassungsvermögen dessen, der
die sich bald zu eigenen, nur nicht mit Unrecht fragt, was sid1
15 Akustische Benennongen

denn mit dem starren Drehmecha­ Akustische Benennungen, Auszüge


nismus der beiden Bandgeräte nach F.Trendelenburg (212),
wohl anders anfangen ließe, als
Schall: Mechanische Schwingungen
eben Bänder abzuspielen. Aber
und Wellen eines elastischen Me­
die Maschine, nicht die mit dem
diums im hörbaren Frequenzbereich.
fertig en Vorführband, sondern
die im Arbeitsprozeß befindliche, Infraschall: Mechanische Schwin­
spielt nicht bloß ab, sie wird gungen und Wellen eines elasti­
nach dem Willen des Komponisten schen Mediums unterhalb des Fre­
produktiv und produzierend ins quenzbereiches des menschlichen
Spiel gebracht. Hörens.

Ultraschall: Mechanische Schwirr


Akustik und Technik umschreiben
gungen und Wellen eines elasti­
in der verzweigten Geschichte
schen Mediums oberhalb des Fre­
akustischer Untersuchungen, die
quenzbereiches des menschlichen
bis in die Antike zurückgehen
Hörens.
und als selbständige Disziplin
um 1700 unter dem Terminus „Aku­ Einfacher oder reiner Ton:
stik" hervortreten, die jüngste Schall von sinusförmigem Schwin­
Entwicklung seit etwa 1930. gungsverlauf mit einer im Hör­
Grundlage der technischen Aku­ bereich liegenden Frequenz.
stik ist seitdem die Elektroaku­
Normstimmton: Ton oder Klang
stik, die zu einer außerordent­
mit einer Grundfrequenz von
lichen Verfeinerung und Differen­
440 Hz (Schwingungen je Sekunde) •

zierung akustischer Methoden und


Beobachtungen geführt hat. Durch Tonhöhe: Empfindungsmäßige Zu­
die Verstärkertechnik der - Elek­ ordnung eines Klangs zu einer be­
tronenröhre ist die Wissenschaft stimmten Skala zwischen tiefen
der Akustik auf eine völlig neue und hohen Tönen.
Grundlage gestellt worden. Diese
Harmonischer Klang: Aus harmoni­
immense Erweiterung des For­
schen Teiltönen zusammengesetzter
schungsgebietes umschließt nicht
Schall.
nur die Bedingungen, Gegebenhei­
ten und Gesetze des Hörens, son­ Klang(gemisch): Aus harmonischen
dern erstreckt sich auf die all­ Klängen mit Grundtönen beliebiger
gemeine Physik, auf die elektro­ Frequenzen zusammengesetzter
akustische Meßtechnik, auf die Schall.
moderne Raum- und Bauakustik,
Tongemisch: Aus Tönen beliebi­
auf die Phonetik, Informations­
ger Frequenzen zusammengesetzter
theorie, Kybernetik, auf die Mag­
Schall.
netband-, Filter- und Apparate­
technik und damit im besonderen Geräusch: Tongemisch, das sich
auf alle Einrichtungen, die zur aus sehr vielen Einzeltönen zu­
Erzeugung und Wiedergabe E.r M. sammensetzt, deren Frequenzdif­
notwendig sind. ferenzen überwiegend kleiner sind
als die tiefsten hörbaren Töne

(-=:::1
: 6 Hz).

Knall: Kurzzeitige Druckänderung


Akustische Instrumente 16

(Schallstoß} , vornehmlich von Bei allen Musikinstrumenten, die


großer Schallstärke. akustisch zu den mechanischen
Schallsendern gezählt werden,
Lärm: Jede Art von Schall, der
wird mechanische Energie in
eine gewollte Schallaufnahme oder
Schallenergie umgewandelt.
die Stille stört, auch Schall,
Schaltmittel wie elektrische
der zu Be lästigunge n oder Gesund­
Traktaturen ändern nichts am
heitsstörungen führt.
akustischen Charakter der Instru­
Schallgeschwindigkeit: Ausbrei ­ mente.
tungsgeschwindigkeit einer Schall­
welle. Akustische Linsen dienen bei mo­
dernen starken Hochtonlautspre­
Schallausschlag: Auslenkung
chern der Verminderung der meist
eines schwingenden Teilchens aus
unerwünscht großen Richtwirkung.
der Ruhelage.
Durch unmittelbar vor der Mem­
Schallschnelle: Wechselgeschwin­ bran angebrachte geeignete Leit­
digkeit eines schwingenden Teil­ flächen werden die Schallwellen
chens. in verschiedene, radial ange­
ordnete Richtungen abgelenkt.
Schalldruck: Durch die Schall­
schwingung hervorgerufener Wech­
seldruck.

Schallenergie: Mechanische Ener­


gie in Form von Schall.

Schalleistung: Quotient Schall­


energie durch Zeit.

Schalldruckpegel, auch Schallpe­


gel: Zwanzigfacher Zehnerloga­
rithmus des Verhältnisses des
effektiven Schalldrucks zu einem
Bezugsschalldruck.

Lautstärke: Vergleichsmaß für


die Stärke der Schallempfindung,
gemessen in Phon, entsprechend
dem Pegel eines gleichlaut emp­
fundenden Tons von 1000 Hz.

A.L. dieser Art entsprechen in


Akustische Instrumente dienen der der Optik den konvexen Linsen.
unmittelbaren Erzeugung von Klärr Die konkaven Linsen finden ihr
gen ohne Zwischenschaltung von akustisches Gegenstück in der
elektrischen Schwingungsmitteln. - Bündelung des Schalls (etwa
Dazu gehören neben dem von Helm­ durch Megaphone, Schalltrichter,
holtz als „physikalisches" In­ Flüstertüten) .
strument bezeichneten - Monochord
alle traditionellen Musikinstru­ Akustischer Kurzschluß entsteht
mente, aber auch Windmaschinen, bei Lautsprechern, die nicht in
menschliche und tierische Stimmen. ein Gehäuse eingebaut sind: Da
17 Akzent

die von der Vorder- und Rücksei­ der E.n M.


te der Membran abgestrahlten Auf der anderen Seite lassen
Schallwellen gegenphasig sind, sich viele der klanglichen Vor­
ist die abgegebene Schalleistung gänge E.r M. nicht mit herkömm­
vor allem bei tiefen Frequenzen lichen musiktheoretischen Begrif­
wegen deren kugelförmiger Aus­ fen beschreiben. Daß ein elektro­
breitung minimal. Dieser Effekt nisch verarbeiteter Klavierton
tritt bei Lautsprechern, die in dynamische Bogenform annehmen
kleine Schallwände, d.h. in ebe­ kann, also aus dem Unhörbaren
ne Flächen eingebaut sind, in langsam ansteigt und auf dem dy­
ähnlicher Form auf; daher werden namischen Höhepunkt bruchlos
heute fast ausnahmslos geschlos­ wieder allmählich ins Unhörbare
sene Gehäuse (11Boxen") verwendet. zurücksinkt, daß Klänge von
Schlaginstrumenten und Glocken,
Akustische Tenninologie unter­ die alle auf Anschlagen und Ver­
scheidet sich wesentlich von der klingen beruhen, stationär ge­
musikalischen Terminologie, wie macht oder mit beliebigen Hüll­
sie sich in der Geschichte ent­ kurven versehen werden können,
wickelt hat, teils im Zusammen­ läßt sich von den genannten In­
hang mit der Musiktheorie und strumenten her nicht erklären.
mit musikalisch-praktischen Be­ Die eigengesetzliche, scheinbar
dürfnissen, teils in Verbindung musikfremde A.T. hat heute mäch­
mit Orientierungen an geistigen, tigen Komplizenbeistand durch
kirchlichen oder weltanschauli­ die neue, die klassische Musik­
chen Voraussetzungen. Die A.T. theorie fast aus den Angeln he­
dagegen hat sich an naturwissen­ bende Begriffssprache der - In­
schaftlich-musikalischen Begrif­ formationstheorie, Informations­
fen gebildet, entweder auf Grund ästhetik, der Mathematik und der
�on theoretischen Zahlenverhält­ Computertechnik erhalten.
nissen,die erst gegen Ende des 17.
Jahrhunderts als „akustische" be­ Akzent, ursprünglich aus der an­
zeichnet wurden, oder durch die �S prachwissenschaft stammen­
Erklärung von Schallwirkungen, der Begriff, seit dem 17. Jahr­
die als Objekte des Hörens mit hundert der Charakterisierung
mathematisch-physikalischen Mit­ schwerer und leichter Zählzeiten
teln erfaßt werden konnten. Viele des - Taktes dienend, übt in der
der hier herausgearbeiteten Be­ E.n M. ebenfalls eine Betonungs­
griffe wie - Weißes Rauschen, funktion aus. Mit dem Unterschied,
- Farbiges Rauschen, - Tongemisch, daß dabei weder Taktordnungen ge­
- Hüllkurve u.a. sind dem Musiker gliedert werden noch überhaupt
nicht bekannt. Manche dieser eine Korrespondenz von Betonungs­
klänqlichon Ergchoinungon und @lementen erstrebt wird, 01e ein­
Vorgänge sind in der Instrumen­ fachste Form von A.en sind -
talmusik wohl vorhanden, aber sie Schlagklänge, die eine exakte
werden anders benannt; daß sie dynamische Abstufung erlauben,
oft nur als klanglich „interes­ wie sie von Instrumenten nicht
sante" Beigaben existieren, nimmt erreicht werden kann.
ihnen nichts von ihrer Bedeutung
für die anders geartete ,1Sprache"
aleator i sch 18

aleatorisch (von lat. alea, der zwei andern verknüpft werden, oh­
Würfel, - Würfelmusik) ist ein ne daß der logische Zusammenhang
musiktheoretisch kaum gesicher­ des Klanggeschehens beeinträch­
ter Begriff, der zu manchen Ver­ tigt würde. Da man mit jeder be­
wechslungen geführt hat und von liebigen Sektion beginnen und en­
dem heute nicht mehr korrigier­ den kann, ergibt sich eine große
11
baren Mißverständnis lebt, es Zahl von möglichen Anordnungen •
würden damit musikalische Zu ­ Die verschiedenen Fassungen der
fallsformen bezeichnet. P.Boulez Scambi ( 1957) stammen von Henri
hat in seinem Darmstädter Vor­ Pousseur, L.Berio und M.Wilkins:>n
trag „Alea" (1957) nicht von mu­ (-Zufall).
sikalischen Formen, sondern von
der kompositionstechnischen Funk­ ALGOL (ALGOrithmic Language) ist
tion des lenkbaren und gelenkten eine algorithmische Sprache, die
Zufalls gesprochen. In einem Abkürzungen der englischen Spra­
ganz andern Sinne, zunächst näm­ che zur Bezeichnung mathemati­
lich bezogen auf das starre, un­ scher und logischer Begriffe ver­
aleatorische Vibrato der Kinoor­ wendet. Die nicht-ökonomisch ori­
gel, hatte w.Meyer-Eppler in se� entierten Sprachen sind als Ma­
nem Aufsatz in der 11Reihe" H.1 schinensprachen für die Lösung
(1955) den Begriff a. in die technisch-wissenschaftlicher (al­
Klanganalyse eingeführt. Durch so auch neuer musikalischer Auf­
den vielzitierten ersten, gar gaben) geeignet. Im Bereich der
nicht von Meyer-Eppler stammen­ Programmierung elektronischer Re­
den Satz dieses Aufsatzes(124), chenmaschinen, die in der E.n M.
a. bezeichne 11Vorgänge, deren noch in den Anfängen steckt, deu­
Verlauf im groben festliegt, im ten sich jedoch bereits die Kon­
einzelnen aber vorn Zufall ab­ turen einer kommenden Entwicklung
hängt", ist der verbreitete Irr­ an (-Algorithmische Sprachen).
tum entstanden, diesem Prinzip
folgten die 3.Klaviersonate von Algorithmische Sprachen sind for­
Boulez und das Klavierstück XI malisierte Sprachen, die der Dar­
von Stockhausen. Das Umgekehrte stellung von automatischen Grund­
ist der Fall und besonders bei operationen und ihrer Weiterfüh­
Stockhausen leicht abzulesen:daß rung zu einem Maschinenprogramm
die Notation im kleinen genau dienen. Bekannte Typen solcher
festliegt, während die Aneinan­ Sprachen sind - ALGOL, FORTRAN
derreihung der Formteile dem und COBOL. In Europa hat das von
Spieler überlassen bleibt, also G.M.Koenig geleitete elektroni­
vorn Zufall abhängt. In der E.n M. sche Studio in Utrecht solche
wurde das a.e Prinzip zuerst von Sprachtypen zur Ausarbeitung elek­
H.Pousseur in seinem Stück Scambi tronischer Stücke herangezogen.
(Austausch) realisiert. Die Koenig hat auch eine eingehende
Scambi sind ,1nicht so sehr ein Analyse zu einem elektronischen
definitiv geformtes Stück als ein Stück veröffentlicht, das die al­
,Bereich der Möglichkeiten', d.h. gorithmische Sprache FORTRAN
eine Kombination nach freier Wahl. (FORmula TRANslation System) nach
Sie bestehen aus 16 Sektionen. festgelegter Zuordnungsvorschrift
Jede dieser Sektionen kann mit in binär codierter Maschinenspra-
19 Amplitude

ehe musikalisch auswertet (108). dung und Ordnung zum ästhetischen


Objekt avancieren, darüber hat
Aliquottöne oder Aliquoten - Har­ der Komponist zu entscheiden.
monische
arrorph is t ein seit langem unaus­
Alldigitale Klangerzeugung, die rottbarer Klischeebegriff, der
wohl letzte Stufe der Automati­ sich bei vielen automatisch ein­
sierungstechnik im Bereich der stellt, wenn sie das Wort ,Ge­
E.n M., bezeichnet die direkte räusch' hören. Daß Geräusche in
Klangerzeugung durch den Computer Wahrheit höchst differenziert
(also ohne Einschaltung von ana­ sind, erkennt man, wenn man ein
logen Systemen wie Synthesizern) . beliebiges, eben mer
" kbares Ge­
Die Realisation von Musik erfolgt räusch mit dem krachenden Donner
ausschließlich durch Informati­ eines in der Nähe einschlagenden
onsübertragung und -verarbeitung Blitzes vergleicht. In der E.n M.
mittels digitaler Signale (- Com­ bedeutet die unendlich verzweigte
putermusik) . Stufens.kala der - Geräusche einen
entscheidenden Parameterzuwachs.
Alltagsgeräusche werden seit den
Anfängen der - Musique concrete Arrplitude ist der größte Aus­
(1948) und seit J.Cage(1951) ent - schlag eines Schwingungsvorgangs.
weder unverändert als erkennbare Die Schwingungsweite der A. be­
Zeichen und Signale in musikali­ stimmt das Lautstärkeempfinden
sche zusammenhänge übernommen des Ohres . Je größer die Schwin­
oder verändert und verarbeitet gungsweite, umso intensiver wirkt
als legitime Faktoren einer von der Ton. Schwingungsverläufe sind
Assoziationen unbelasteten Ge­ gekennzeichnet durch ihre Fre­
räuschmusik verwendet. Auf ähnli­ quenz (f), Amplitude (A), Phase
cher Linie liegen Kompositionen (�) und Dauer (t} (-Abb. Sinus­
mit „öffentlichen" Klängen ton) . Unter diesen Schwing.ungs­
(M.Kagel) oder mit Instrumenta­ parametern ist die A. die einzi�,
listen und Publikum (D.Schnebel). die auch ein räumliches Element
Viele A. können auch mit elektro­ enthält. Die von der Schwing�ngs­
nischen Mitteln imitiert werden, weite der A. bestimmte Lautstärke
doch wäre das ein überflüssiger, ist zwar an die Zeit, die Ton­
zeitraubender Umweg, ähnlich der dauer gebunden, aber sie enthält
elektronischen Imitation von In­ auch durch den dynamischen Zu­
strumentalklängen. A. signalisie­ stand raumerfüllender Schallener­
ren sich ihrer Herkunft nach, was gie ein Element des Räumlichen
auch für Instrumentenklänge gilt. (103). Die älteren dynamischen
In dieser Hinsicht macht es kei­ Maßeinheiten Schallstärke und
nen Unterschied, ob der Hörer de­ Lautstärke, welche die Aufstel­
finiert: das sind Wasser-, Holz­ lung einer gemeinsamen empfin­
oder Eisengeräusche, und das sind dungsmetrischen Skala nicht zu­
Töne einer Flöte, Trompete, Vio­ ließen, wurden durch die neue sub­
line. Ob solche Klangvorgänge als jektive Maßeinheit - Sone abge­
mehr oder weniger zusammenhängen­ löst, deren akustische und musi­
de Modelle vorgestellt werden, kalische Bedeutung als Maß für
oder ob sie in sinnvoller Verbin- - Lautheit in jüngster Zeit wie-
Amplitudendemodulator 20

der angezweifelt worden ist (188). sich in bestimmten technischen


D ie Einheit Sone ging davon aus, Grenzen bewegen, die durch den
daß die A. zwar die Lautstärke Störabstand im - Aussteuerungs­
a nze igt , daß man aus ihrer bereich gegeben sind.
Schwingungsweite aber nicht able­
sen kann, was in der Musik reine, Alllplitudenverlust tritt sowohl
nur in Relation existierende bei de r Aufzeichnung als auch bei
Lautheitskriterien wie f und p der Abtastung eines Signals auf,
sind. Ändert sich die A., so ebenfalls bei Kabel- und drahtlo­
spricht man von - A.n-Modulation. sen Übertragungen jeglicher Art,
weil jeder Transport von Energie
Alllplitudendenodulator - Envelope - sei es elektrische oder Sch all­
Follower energie - mit Verlusten verbunden
ist (beispielsweise durch Lei­
Alrrplituderurodulation ist bei me­ tungswiderstände) . Der A. wird
chanischen Schwingungen die Ände­ ebenso gemessen wie der - Fre­
rung der Entfernung eines schwin­ quenzgang, nur daß hier der ge­
genden Körpers von der Gleichge­ samte Freque nzumfa ng des zu über­
wichtslage. Bei elektrischen tragenden Signals in die Messung
Sc hwi ngung en ändern sich die sie einbezogen wird. A.e werden durch
bedingenden El emente der magneti­ geeignete Verstärker ausgegliche�
schen Feldstärke, der Kondensa­ das ist jedoch nur in gewissen
totladung und der die flußdichte tgchniseh�n Gr�n2�n mö�li ch, weil
anzeigenden magnetischen In duk ­ mit jeder weiteren Verstärkung
tion. Ändert man die Schwingungs­ neben dem Nutzsignal auch Stör­
amplitude von einfachen Tönen, so signale verstärkt werden.
muß die Anstiegsgeschwindigkeit
der Amplitude so beg re nzt werden, Alllplitudenvibrato ist eine be­
daß keine sprunghaften Schwin­ sondere Form von - Amplituden­
gungsänderungen mit der Nebenwir­ modulation und bezeichnet gewoll­
kung von geräuschhaften Stör­ te regelmäßige L autst ärkesch wan ­
schwingungen erfolgen. Die ein­ kungen, die - bezogen auf die
fachsten amplitudenmodulierten Zeiteinheit - äußer st l an gsa m
Abwandlungen sind abklingende bis nahezu beliebig schnell durch
Schwingungen, in der traditionel­ die Steuerung eines Verstärkers
len Musik als diminuendo bezeich­ entstehen. Von dem A. zu unter­
net, und anschwellende (crescen­ scheiden ist das - Frequenzvibra­
do). Häufig wird die A. mit der to.
- Frequenzmodulation verwechselt,
- beide sind mit unterschiedli- Analyse E.r M. beschäftigt sich
cher Wirksamkeit am instrumenta­ wie jede Musik-A. mit Elementen
len und elektronischen - V ibrat o und Prinzipien von Ton-,Klang-,
bete il igt . Zeit- und Formbeziehungen, dane­
ben maßgebend mit der inneren
Alllplitudenverlauf bezeichnet die Struktur des elektronischen
Entwicklung der Dynamik eines Klangmaterials. Häufig fehlt
Klangvorgangs und wird vom - Aus­ eine der wesentlichen Grundlagen
steuerungsmesser im Tonstudio ge­ der A. von Instrumentalmusik,
messen und angezeigt. Der A. muß nämlich die zur Aufzeichnung und
Analyse
21

Aufführung dieser Musik notwendi­ fachen Ab- und Durchhörens - zum


ge - Partitur, da sie für die Teil mit modifizierten Bandge­
Aufführung E.r M. nicht gebrau::ht schwindigkeiten - läßt sich mit­
wird. Zudem liegen nur in selte­ tels graphischer Symbole eine -
nen Fällen vom Komponisten au­ Hörpartitur anfertigen, die schon
thentische Angaben über die Be­ für sich selbst eine gewisse A.
schaffenheit und Ordnung des darstellt. Allerdings erfordern
komponierten Materials vor; die Rückschlüsse von der innerklang­
häufig beigefügten Kommentare lichen Disposition, z.B. von -
geben fast immer nur einen sehr Tongemischen auf die konstrukti'l.e
pauschalen Überblick über Zustan­ Beschaffenheit und Proportionie­
dekommen und Ablauf einer elek­ rung anderer gestalt- und form­
tronischen Komposition. Eine wei­ gebender Elemente, eine so intime
tere große Schwierigkeit bei der Kenntnis des Kompositionsvorgan­
A. E.r M. besteht neben fehlen­ ges, daß sie auf analytischem Weg
den Partituren und Berichten über nur sehr schwer zu erlangen ist.
die Kompositionsmethoden darin, Anderer A.-Methoden muß man sich
daß sich elektronische Komposi­ bedienen, wenn das Ausgangsmate­
tionen kaum in feststehenden Sy­ rial ganz oder teilweise aus dem
stemen bewegen, die man als be­ gesprochenen oder gesungenen Wort
kannt voraussetzen und auf denen besteht oder aus ihm resultiert.
man bei der analytischen Arbeit Das Verhältnis von - Musik und
aufbauen kann. Es muß also der Sprache ist durch die Verschmel­
Versuch gemacht werden, dem ver­ zung mit elektronischen Klängen
wendeten Ausgangsmaterial auf die soweit entwickelt worden, daß
Spur zu kommen, um von da aus sich der ursprüngliche Dualismus
erst die Ordnungsvorstellungen im Kontinuum der Skalen von einem
des Komponisten - dann ganz ähn­ Extrem (Klang/Vokal) zum anderen
lich wie in instrumentaler Musik (Konsonant/Geräusch) aufhebt. Die
- nachvollziehen zu können. gegenseitige Durchdringung von
Da man das elektronische Material phonetischen und elektronisch er­
nun nicht wie das instrumentale zeugten Klangkomplexen ist nur
in bekannte Kategorien einteilen noch analysierbar, wenn die Ge­
kann, ist es häufig nötig, einen setzmäßigkeiten der - Phonetik in
Kontext auf elektronische Grund­ engsten Einklang mit musiktheore­
modelle wie - Sinuston, - Impuls tischen und akustischen Werten
und - Rauschen zurückzuführen, gebracht werden. Schließlich kann
um Einsicht in den Aufbau von bei - Sprachklängen die Wechsel­
Klangfarben und Farbgeräuschen wirkung zwischen den verschie­
zu bekommen. Adäquat der Herstel­ densten Stufen sprachlicher Ver­
lung werden solche - Frequenzana­ ständlichkeit in der linguistisch·
lysen mittels elektro-akustischer semantischen Sph� und dHn
Meßgeräte durchgeführt; die re­ Klangvariationen in der diagno­
sultierenden Diagramme geben Auf­ stischen Sphäre eine musikalische
schlüsse über Lautstärke-, Ton­ A. solcher Kompositionen bestim­
höhen- und Klangfarbenverhältnis­ men und gleichsam automatisch
se, aber auch über andere - Para­ steuern.
meter wie Dauern und Dichte. Auf­ Kaum neuer und eigenständiger
grund solcher Diagramme und viel- A.-Methoden bedarf es bei der Be-
Analyse 22

schäftigung mit der frühen - Analytischer Abbau von Klängen


Musique concrete, da diese Stücke und Geräuschen ist eine in der
die Geräuschkonzeptionen des - E.n M. häufig gebrauchte Methode,
Futurismus sozusagen nur auf eine um Frequenzbänder mittels Filter
andere kommunikative Ebene trans­ aus breitbandigen Klängen oder
portierten, indem die Geräusche Geräuschen zu gewinnen. Auf diese
auf Tonband montiert, jedoch kaun Weise werden - Sprachklänge, die
kompositorisch neu bearbeitet und verschiedenen Formen des - Far­
transformiert wurden. In der spä­ bigen Rauschens und - Farbgeräu­
teren Entwicklung der dann nicht sche aller Art realisiert. Die
mehr 11musique concrete" genannten wissenschaftliche Vorarbeit für
Tonbandmusik dieser Provenienz diese Klanggewinnung leisteten
ist es folgerichtig, mit A.-ver­ H.v.Helmholtz und C.Stumpf mit
fahren zu arbeiten, wie sie in ihren Klanganalysemethoden
der E.n M. benutzt werden. (- Abbau und Aufbau der Klänge) ,
Generell lassen sich alle Kompo­ Als technisches und kompositori­
sitionen auf statistischer Grund­ sches Gegenstück zum A.n A. ist
lage unter Mitwirkung von - Com­ der - Synthetische Klangaufbau
putern analysieren, indem Infor­ zu sehen, in dem die Klänge und
mationsgehalte und Informations­ Tongemische durch diskrete Sinus­
geschwindigkeiten aus den ver­ schwingungen zusammengesetzt wer­
schiedensten gezählten Daten be­ den.
rechnet werden, bis schließlich
ein dem Computer adäquates A.­ Andruckrolle - Schlupf
Programm erstellt werden kann.
Solche systematischen Analysever­ Anfänge der E.n M., im Sinne der
fahren auf der Grundlage der - Tatsache, daß der Hörer in der
Informationstheorie im Anwendungs­ Öffentlichkeit zum erstenmal mit
bereich der Musik eröffnen „drei dem Phänomen gestaltbarer und
mögliche Mitteilungsebenen, näm­ verarbeitungsfähiger elektroni­
lich erstens die technische oder scher Klänge bekanntgemacht wur­
quantitative Ebene, auf welcher den, gehen auf das Jahr 1951 zu­
der Umfang mitgeteilter Informa­ rück. In diesem Jahr wurde von
tion gemessen wird, zweitens die Herbert Eimert im Kölner Funkhaus
semantische Ebene bzw. Bedeu­ das erste Studio für E.M. gegrün­
tungsebene mit der Antwort auf det. Das Protokoll der Gründungs­
die Frage, ob eine Mitteilung sitzung vom 18.0ktober 1951, un­
einen Sinn ergibt, und drittens ter der Leitung des Intendanten
die Wirkungs- oder Wertebene, die Hanns Hartmann, nennt als Haupt­
philosophische und ästhetische gutachter die technischen Direk­
Frag•m bGtrifft" ( 81). toren und Leiter des Hamburger
Die Anwendung informationstheore­ und Kölner Rundfunks (die damals
ti scher Prinzipien auf die musi­ noch als „Nordwestdeutscher Rund­
kalische A. hat über 1,eine neue funk" eine Betriebsgemeinschaft
Art des Verständnisses für die bildeten) und als einzigen Außen­
musikalische Mitteilung" (L .A. stehenden den auf Veranlassung
Hiller) folgerichtig zu neuen von H.Eimert eingeladenen Bonner
Möglichkeiten der Komposition Universitätsprofessor Werner
geführt, zur - Computermusik. Meyer-Eppler (1913-1960), den
23 Anfänge der E.n M.

späteren Direktor des Bonner Uni­ diese Fußnote weggelassen; sie


versitätsinstituts für Phonetik sei deshalb hier wiederholt:
und Kommunikationsforschung. 1949 Da neuerdings in Fragen der
hatte W.Meyer-Eppler auf einer E.n M. von verschiedenen Seiten
Detmolder Tonmeistertagung, an Prioritätsansprüche vorgebracht
der im Auf trag des Kölner Rund­ worden sind - teils mit irre­
funks der Tonmeister Robert Beyer führenden Darstellungen, teils
teilnahm, Bandaufnahmen eines mit 11vorverlegten11 Daten -, sei
amerikanischen Sprachumwandlers folgendes festgehalten: Die
(-Vocoder) vorgeführt(120J. Gründung des Kölner Studios geht
H.Eimert, seit 1936 mit w. Stein­ nicht auf Anregungen oder Aus­
ecke befreundet, seit 1948 regel­ wirkungen der Darmstädter Ferien­
mäßiger Teilnehmer der Darm­ kurse zurück. Andere Studios
städter Ferienkurse (seit 1951 sind dem Kölner Beispiel gefolgt.
Dozent für E.M.) ,veranlaßte, daß Nach den ersten Versuchen von
Meyer-Eppler 1950 die amerikani- Werner Meyer-Eppler (1949) fan­
3chen Vocoder-Versuche auch in den mehrere Besprechungen mit
Darmstadt vorführte, was unmit­ Herbert Eimert und Robert Beyer
telbar zur Folge hatte, daß W. statt. Theoretische Ergebnisse
Steinecke für die nächsten Kurse dieser Überlegungen wurden 1950
eine Darmstädter Tagung „Musik in zwei Vorträgen bei den Darm­
und Technik" (13. -15. Juli 1951) städter Ferienkursen mitgeteilt.
einberief. Bei den Kursen 1950 Für die Arbeiten im Kölner Rund­
hielt R.Beyer, dem H.Eimert man­ funk stellte Intendant Hanns
gels fehlender Klangbeispiele Hartmann 1951 Geräte und einen
seine Vortragsstunde überlassen Techniker zur Verfügung. Die er­
hatte, eine abstrakte Vorlesung sten Klangbeispiele wurden 1951
über die noch nicht existierende von Eimert in Darmstadt und in
E.M. 1951 lag das erste klingende einem Kölner Nachtprogramm vor­
Material vor. Von da an wurden geführt, die ersten Stücke des
Darmstadts Kursusteilnehmer all­ nunmehr so benannten Kölner
jährlich in Vorlesungen und Vor­ „Studios für elektronische Mu­
führungen von H.Eimert über den sik" 1953 beim Internationalen
Stand der Dinge unterrichtet. Von Musikfest in Köln.
1958 an übernahm K.Stockhausen Über Qie Gründung des Kölner
diese Aufgabe. Die Darmstädter Rundfunkstudios, das als Dauer­
Beiträge auf diesem Gebiet konn­ einrichtung seit mehr als zwanzig
ten allerdings nur einer ersten Jahren das einzige einer bundes­
Information dienen; Produktives republikanischen Rundfunkanstalt
konnte hier, da Zeit und Appara­ geblieben ist, und über die erste
turen fehlten, nicht erwartet Aufführung E.r M. auf dem Kölner
werden. Gleichwohl tauchten auch Musikfest 1953 (zusammen mit einer
hier gewisse Ansprüche auf, die Darbietung der von Pierre Schaef­
K.Stockhausen in einer Fußnote fer kommentierten -Musique con­
seines Aufsatzes 11Elektronische crete) sind so viele widersprüch­
und instrumentale Musik" zurück­ liche, falsche und verfälschende
gewiesen hat(194). Stockhausen Darstellungen in Umlauf, daß es
hat in einem späteren, heute fast notwendig erscheint, die durch
allein zitierten Neudruck(195J Unwissenheit oder Absicht ent-
Anfänge der E.n M. 24

stellten Sachverhalte richtigzu­ gramm „Die Klangwelt der E.n M."


stellen. aus, kommentiert von Eimert,
Die Entscheidung über die Grün­ Meyer-Eppler, Beyer und dem nidlt
dung des Studios lag bei musik­ mehr ganz in diesen Zusammenhang
fremden technischen Experten, gehörenden Fr.Trautwein, der auch
deshalb war der Gründer bemüht, garnicht mitdiskutierte, von dem
einige Mithelfer heranzuziehen vielmehr eine kurze frühere Auf­
wie W.Meyer-Eppler, der in sei� nahme dem Tonband eingefügt wor­
nem Bonner Institut ein Melo­ den war - das hatte interne, ver­
chord und drei Terzsiebe zur Ver­ tragsrechtliche Gründe. Dieses
fügung hatte, den von ihm an den fast einstündige Band wurde vor­
Kölner Rundfunk geholten Tonmei­ mittags der Gründungsversammlung
ster R.Beyer, der schon 1928 Ge­ vorgeführt. Wichtigster, ja al­
danken zur 11kommenden Musik" auf lein entscheidender Partner aber,
elektroakustischer Grundlage ver­ ohne den die Gründung des Studios
öffentlicht hatte(19), und Fr. nie zustandegekommen wäre, war
Trautwein, den Erfinder des der Kölner Intendant H.Hartmann,
Trautoniums11• H.Eimert, schon der den Dingen hellhörig und
11
in Studentenjahren als Verfasser wohlwollend, aber auch mit gro­
der frühesten deutschen Zwölf­ ßer Skepsis gegenüberstand. Das
tonveröffentlichungen( 48) und Gemeinschaftswerk der Studiogi::ün­
einer 1926 aufgeführten Geräusc� dung setzte auch hier, wie schon
musik(152) mit extremen Musiksi­ in Darmstadt, mancherlei Priori­
tuationen vertraut, wurde im tätsehrgeiz in Bewegung, doch
August 1945 der erste Angestellte vermochte niemand von außen her
des englisch verwalteten Kölner in die Dinge hineinzureden, die
Rundfunks und begründete hier ausschließlich zwischen dem In­
1948 das Musikalische Nachtpro­ tendanten und dem Studioleiter
gramm, das 1951, im engsten Zu­ besprochen und festgelegt wurden.
sammenhang mit der Studiogrün­ So auch später bei der einzigen
dung, den an allen deutschen Sen­ ernsthaften Krise, die im Oktcber
dern üblichen Typus des sogenann­ 1954 fast zu einer Schließung des
ten Musikalischen Nachtstudios Studios führte, als die Rechnungs­
aufgab und zu einem Zentrum der kontrollorgane feststellten, daß
jüngsten Musik und Musikentwick­ im Rundfunketat weder „Versuchs­
lung wurde. So sind wenig später labors", dazu mit zwei festange­
die wichtigsten, damals die Ge­ stellten Technikern, noch „kom­
samtsituation wesentlich mitbe­ positorische Daueraufträge" vor­
stimmenden Aufsätze der von gesehen seien. H.Eimert konnte
H.Eimert unter Mitarbeit von damals erwirken, daß jene Dauer­
K.Stockhausen herausgegebenen aufträge (für Stockhausen) in ein
Schriftenfolge „die Reihe" (seit bis 1962 dauerndes Sonderfond­
1955) zuerst in diesem Nachtpro­ Stipendium umgewandelt werden
gramm (unter Wahrung der urheber­ konnten.
rechtlichen Ansprüche des Rund­ Die ersten Werke E.r M. von
funks) erschienen. H.Eimert und seinem ersten Mit­
Am Abend des 18.0ktober 1951 arbeiter R.Beyer wurden auf dem
strahlten die Mittelwellensender Kölner 11Neuen Musikfest 1953'1 am
Hamburg und Köln das Nachtpro- 26. Mai im Großen Kölner Funksaal
25 Anfänge der E.n M.

aufgeführt. Dieses fünftägige nahmen arbeitet, verwendet die


Musikfest, das als Gegenaktion elektronische Musik ausschließ­
gegen die IGNM-Feste gedacht war, lich Klänge elektro-akustischer
wurde veranstaltet von den Sen ­ Herkunft.Der Klang wird durch ei ­
dern Hamburg und Köln und vom nen Klangerzeuger hergestellt und
CDMI, dem in Paris ansässigen auf dem Tonband festgehalten;
„Centre de Documentation de erst dann erfolgt seine Verar­
Musique Internationale", dem auf beitung mit Hilfe sehr umständ­
deutscher Seite als wichtigster licher und differenzierter Band­
Ratgeber H.H.Stuckenschmidt zur manipu lation en. Die so erzeugte
Seite stand. Die ersten elektro­ Musik, die eine neue, bisher
nischen Stücke, für die Beyer nicht bekannte Welt des Klangs
und Eirnert gemeinsam zeichneten, erschließt, hat nichts mit der
waren nicht seriell, sondern „elektronischen Musik" der Mu­

11frei11 komponiert, worüber Aus­ sikinstrumenten-Industrie zu


schnitte auf einer Schallplatte tun... Ebenso geht die virtuose
orientieren können(6J). Mit Pa­ Verwendung elektronischer Spe­
thos verkündete die Presse „die zialinstrumente im modernen Sin­
Geburtsstunde der elektronischen fonieorchester nicht über die
Musik" , und die damit verbundene alte Spielart hinaus ... Eine
„S�nsä.tion11 wurde von keiner spä­ andere wichtige Abgrenzung ist
teren Veranstaltung (auch nicht notwendig gegenüber den klang­
der nächsten vom 19.0ktober 1954, lichen Untermalungseffekten von
die in Heft 1 der „Reihe" irr­ Film und Hörspiel. ..
tümlich als die erste bezeichnet Der Begriff E.M. wurde 1949 von
worden ist) auch nur annähernd W.Meyer-Eppler für elektr i s c h
wieder erreicht. Mit gebotener erzeugte Klänge jeglicher Art
Kürze sei über die Tatsache hin­ eingeführt. Allerdings hat Meyer­
weggegangen, daß das 1953 den Eppler damit nicht das bezeich­
Musikfestteilnehmern gezeigte net, was sich sehr bald als E.M.
Studio eine Fiktion war, kaum durchsetzte, vielmehr wandte er
funktionierte und nach wenigen den Terminus auf elektrische
Versuchen außer Betrieb kam. Spielinstrumente an. Für die E.M.
Ebenso entstand aufgrund von mas­ fand er die eigene, sich aller­
senhaft verteilten F o to au fn ahmen dings nicht durchset z en de Be­
für solche, die nicht richtig zeichnung - Authentische Mus�k,
lesen und genau hinhören, der an der er bis 1954 festhielt.
Eindruck, die ersten elektroni­ (Über andere Benennungsvorschlä­
schen Stücke von 1953 seien auf ge - Terminolog ie. )
Instrumenten gespielt worden. Nach dem ersten Konzert 1953 hol­
Ein Blick ins Programmheft hätte te H.Eimert junge Komponisten
sie vom Gegenteil überzeugen kön­ nach Köln, an erster Stelle
nen, ja am programmatischen Cha­ K.Stockhausen, P.Gredinger,
rakter dieser kurzen Erklärung, H.Pousseur und K.Goeyvaerts, der,
aus der hier ein paar Sätze fol­ nachdem in den Stücken von Eimert
gen mögen, hat sich bis heute und Beyer 1953 schon viele Sinus­
grundsätzlich nichts geändert. töne verwendet worden waren, den
Im Gegensatz zur 11musique con­ dann von Stockhausen aufgegriffe­
crete 11, die mit Mikrophonauf- nen Vorschlag serieller -Sinuston-
Anhall 26

kompositionen machte. Für R.Beyer sechs großen Sekunden von c1 bis


wurde die Verpflichtung junger c2 6x12 = 72 Töne. Die mit dem
Komponisten zum Anlaß, seine Mit­ ANS erzeugten elektronischen
arbeit einzustellen. Mit der Klänge wurden zuerst in dem sow­
dritten Veranstaltung am 30.Mai jetrussischen Film 11Im Kosmos"
1956 mit Werken von B.Hambraeus, verwendet. 1963 wurde das Gerät
G.M.Koenig, H.Heiss, G.Klebe, von Mursin wesentlich verbessert
H.Eimert, E.Krenek und K.Stock­ ( 145).
hausens erfolgreichem, fast popu­
lär gewordenen Gesang der Jüng­ Anschlag - Artikulation
linge kann die Frühgeschichte der
E.n M. umso eher als abgeschlos­ ARP, ein Synthesizer der amerika­
sen gelten, als inzwischen ande­ nischen Firma Tonus,Inc., wurde
re Studios gegründet worden waren 1970 in Europa bekannt; als Be­
und mit eigenen Arbeiten hervor­ sonderheit gilt, neben vielen
traten. technischen Neuerungen, vor allem
seine Konstruktion der - Kreuz­
Anhall - Nachhall schienenfelder, welche die sonst
üblichen Kabelverbindungen er­
Anlaufzeit bezieht sich nur auf setzt haben.
mechanisch bewegte Teile der Stu­
diotechnik wie Magnetbandgeräte, Artikulation, sich oft mit ,Phra­
wo sie die Zeit bezeichnet, die sierung' deckend, aber nicht mit
das Gerät braucht, um ein Band ihr identisch, bezieht sich zu­
auf die gewählte No�mge5chwindig­ nächst auf die - Aussprache von
keit zu beschleunigen. Die A. Worten, dient in der Musik darü­
sollte 1 sec nicht überschreiten. ber hinaus der Charakterisierung
Wie häufig in der E.n M. wird lebendig gegliederter Tonzusam­
auch diese kleine technische Un­ menhänge. In Messiaens Klavier­
zulänglichkeit gelegentlich zur stück Mode de valeurs et d' in­
Erzielung besonderer Effekte tensi tes ( 1949) wurde die sich in
( „Anjaulen") benutzt; sie beträgt den Anschlagsarten niederschla­
bei Studiogeräten ca. 0,3 sec. gende A. zum eigenen Parameter
der seriellen Technik erhoben,
ANS, so benannt zu Ehren des rus­ obwohl gerade beim Klavier die
sischen Spätromantikers A.N. A. s-Skala von „legatissimo" zu
Skrjabin, ist ein 1957 von „staccatissimo" sich verbindlich
Jewgenij Mursin konstruierter kaum festlegen l äßt. Eindeutiger
fotoelektrisch-optischer Klang­ gegliedert sind die Zwischenstu­
synthesator, der die weiß auf fen der A. bei Streichinstrumen­
schwarz gezeichnete Grafik der ten. Auch elektronische Klänge
Partitur in Klang verwandelt. Das lassen sich, mit Einschluß von
im Moskauer Skrjabin-Museum auf­ Klangfarbe und Dynamik, beliebig
gestellte lichtelektrische Gerät artikulieren.
erzeugt nicht zwölf, sondern 72
Töne je Oktave, das sind Zwölf­ Assoziationen sind Vorgänge im
teltöne ( - Mikrointervalle), 1 1Gedächtnis1' und in der Welt der
nämlich 12 Zwölfteltöne inner­ „Vorstellungen" ( 1 70). Beim Mu­
halb der großen Sekunde und bei sikhören stellen sie sich bei
27 Atem

vielen Hörern automatisch ein, übereinstimmen. A.e, technisch


auf Grund von Veranlagung, Ge­ wie musikalisch „auseinanderlau­
fühl, 11Körpersinn", - Farbenhö­ fende" Tonbänder müssen in der
ren, Doppelempfindungen (Synästhe­ E.n M. dem Prozess der - S yn­
sie) und Anregungen aus der Pro­ chronisierung unterworfen werden.
grammusik. Die E.M. hat durch
ihre vielvermögende Elastizität Atem ist in der Erzeugung von
und ihre fremd leuchtende Farbig­ Schall und damit von Sprache und
keit diese Neigung zum Bilderhö­ Gesang im wesentlichen der aus­
ren noch verstärkt. Neu sind da­ geatmete Luftstrom. Beim Spre­
bei die Elemente einer techni­ chen und Singen kann der A. die
schen Bilderwelt. So beschrieb Aufgabe übernehmen, den Ausgleich
H.H.Stuckenschmidt 1953 seine zwischen seelischem Zustand und
Eindrücke von der ersten Vorfüh­ körperlicher Befindlichkeit her­
rung E.r M. im Kölner Funkhaus: zustellen. Nur in geringem Maße
11Metalle schienen zu singen, sind mit dem A. des gesunden Men­
technische Formen, wie die Spira­ schen Lungengeräusche verbunden,
le, zu Klang zu werden. Eine gan­ deren schwache Intensität erst
ze Kettenreaktion von ineinander mit den modernen Schallmeßmetho­
schießenden Sinneseindrücken war den genauer bestimmt werden kenn­
entfesselt... (eine) wahrhaft in te. Im 11Inspirium", der Einat­
der Retorte gezeugte Kunst, die mungsphase, treten um den Be­
von ihren Erfindern, dem Musiker reich von 300 Hz vernehmbare
Herbert Eimert, dem Wissenschaft­ Strömungsgeräusche hervor. Die
ler Werner Meyer-Eppler und dem Grenze des normalen Lungenge­
Techniker Fritz Enkel, mit dem räuschs liegt bei 400 Hz. Im
Wagemut und utopischen Ausschließ­ 11 Exspirium'1, der Ausatmungsphase,
lichkeitsanspruch erster Koloni­ „ist über der gesunden Lunge
sten vorgetragen und kommentiert praktisch kein Schall vorhanden"
wurde"(201). Ähnlich äußerte sich (211). Gesprochene oder gesunge­
damals K.H.Ruppel(17JJ, der zu­ ne Lautelemente, Silben und Wor­
gleich auf die Notwendigkeit hin­ te, die vom A. getragen werden,
wies, den A. nicht zu erliegen. sind reichhaltig und in vielfäl­
Ein assoziationsfreies Hären, tiger Abwandlung auch in der
wie es jedem im Studio arbeiten­ E.n M. gebräuchlich; sie gehören
den Komponisten geläufig ist, neben den elektrisch erzeugten
kann sich nur dort herausbilden, Klängen, neben den Instrumental­
wo ein neu zu schulender Diffe­ klängen und den nichtelektroni­
renzierW1gssinn sondierend in schen Geräuschen zu den wichtig­
die Klangwelt der Geräusche ein­ sten Klang- und Gestaltungsmit­
dringt, die von Akustikern und teln der E.n M. Dazu kommen noch
Ästhetikern heute vielfach noch die in der Mundhöhle erzeugba­
als - amorph abgetan werden. ren, auf dem Atemstrom sich bil­
denden vokalartigen Klänge, die
asynchron (griech.) , bezeichnet je nach der Öffnungsweite der
das Verhältnis von Teilkomponen­ Lippen und der Stellung der Zun­
ten, die ein einheitliches Gan­ ge viele klangliche Varianten er­
zes bilden sollen, in ihrem zeit­ lauben; ferner der - Zitterlaut
lichen Verlauf jedoch nicht exakt R, die - Zäpfchenklänge, die iscr
Atmosphärensprung 28

liert produzierten Konsonanten, dem Wort verbindet, als der von


Summen, Schnalzen, Fauchen, Pru­ A.Schönberg eingeleitete Abfall
sten und viele andere, von denen von der - Tonalität aufgefaßt
G.Ligeti für seine Aventures werden. Die atonale Phase der Mu­
einen ganzen Katalog zusammenge­ sik, mit den Hauptvertretern
ste 11t hat, und die in der Ton­ A.Schönberg, A.Webern und A.Berg,
bandfixierung weit deutlicher umfaßt die Jahre von 1908 bis
hervortreten als in der auf ra­ 1923. Im weiteren Sinne gehört
sches Sprechtempo angelegten Kon­ auch die A. mit den daraus ent­
zert-Interpretation. Eine Sonder­ wickelten Methoden der Zwölfton­
stellung nimmt der Sprechlaut H und der Reihentechnik zu den
ein, der bei geöffnetem Mund nur geschichtlichen Voraussetzungen
A. ist, hörbar als Strömungsge­ der E.n M. Viele unlösbare Anti­
räusch in der Stimmritze, übri­ nomien der A., für die Schönberg
gens auch 11umk.ehrbar11 in der in seiner historischen Doppel­
Atemrichtung (Aus- oder Einat­ stellung wie kein anderer zeugt,
men) wie ein Sinuston bei 11umge­ wie auch die inneren Widersprü­
kehrter" Bandlaufrichtung. Beim che der Zwölfton- und Reihentech­
- Flüstern, bei dem die Stimm­ nik scheinen in der E.n M. im
bänder nur zum Teil in Tätigkeit doppelten Wortsinn aufgehoben.
sind, werden die Vokalfarben im überraschend ist die neue Defini­
Atemhauch so weit deutlich, daß tion, atonal sei auch 11die E.M.,
die Sprachverständlichkeit nicht sofern der Begriff tonal im tra­
gefährdet ist (� Mund und Nase). dicionellen Sinne als Finalis­
oder Grundtonbezogenheit verstan­
Atrrosphärensprung nennt man bei den wird"(15J). Schönberg, Berg
Bandaufnahmen eine plötzliche und Webern haben Begriff und Wort
Veränderung der vorherrschenden A. entschieden abgelehnt; ihre
akustischen Verhältnisse. Eine Hoffnungen auf die „Tonalität
nach einer Mikrophonaufnahme vor­ einer Zwölftonreihe" haben sich
genommene Korrektur, die in die allerdings nicht erfüllt. Viel­
Aufnahme eingeklebt wird, kann mehr hat die Aufspaltung der
einen A. bewirken, wenn sich in­ Klangmaterie zu immer neuen Aus­
zwischen die Verhältnisse im Auf­ stuf ungsprozessen geführt, deren
nahmeraum (Nachhall, allgemeines historisch letzter (um 1950) die
Raumgeräusch, Mikrophon-Obergang Reduktion des Tons (Klangs) auf
vom - Fern- ins Nahfeld usw.) den reinen, obertonfreien Ton
verändert haben. Der Hörer emp­ (Sinuston) gewesen ist.
findet dann die eingefügte Passa­
ge als akustischen Bruch. Auch Attack Generator (engl.) ist die
bei der Realisation E.r M., so­ (firmenbedingte) Typenbezeich­
weit Mikrophonaufnahmen verwendet nung (CBS) für einen spannungsge­
werden, muß auf mögliche A.e ge­ steuerten Hüllkurven-Generator
achtet werden; meist hat man es (- Envelope Generator) ; er fin­
hier allerdings mit einem sog. det vor allem im - Synthesizer
- Rauschsprung zu tun. in der Zusammenarbeit mit dessen
anderen Modulen Verwendung.
Atonalität kann, nachdem sich
kein polemischer Sinn mehr mit
29 Audiovision

Audiovision (Abk. AV) bezeichnet für 35 Lichtquellen ausgestatte�


die organisch gekoppelte und von der die Erbauer (von der
gleichzeitige Wiedergabe von Ton Technischen Universität Berlin)
und Bild. Je nach Art der Spei­ sagten, sie habe „für die weite­
cherung der Bild- und Toninforma­ re Entwicklung der audiovisuellen
tion wird heute zwischen Filmver­ Kunst wichtige Aspekte eröffnet".
fahren, Magnetbandsystemen (Ma­ Nach D.Schnebels audiovisuellen
gnetbandaufzeichnung, �.AZ), der Stücken (ki-no) stellte jüngst
Holographie (unter Verwendung \On der Franzose L.Ferrari eine Appa­
Laser) und der - Bild-Ton-Platte ratur mit einigen Diaprojektoren
(die als das zukunftsträchtigste und Tonbandgeräten zu einer Art
Medium gilt) unterschieden. Seit 11Multi-Vision'1 zusammen (Allo,
es technisch möglich ist, Töne ici la terre, Bonn 1972). Andere
und Geräusche synthetisch herzu­ Komponisten versuchen, elektro­
stellen, hat es im Bereich der nische Klänge auf der Basis der
E.n 11. als Randerscheinungen au­ seit langem bekannten - Lissa­
diovisuelle Experimente als - jous-Figuren als - Sichtbare Mu­
Filmmusik (durch N.McLaren und sik optisch umzusetzen.
andere) und im - Fernsehen gege­ AV, wie sie heute allgemein ver­
ben. Die mit der Mehrkanaltechnik standen wird, hat jedoch einen
aufkommende Verteilung elektroni­ eindeutig kommerziellen Charak­
scher Klänge im Raum zeigte je­ ter. Unterhaltungs- und Sport­
doch schnell die Grenzen adäqua­ programme liegen schon zum Kauf
ter akustisch-optischer Wahrneh­ bereit. Art und Aussehen künst­
mung. Das Ohr ist zwar für Töne lerischer Programme, wozu auch
aus allen Richtungen nahezu die Beschäftigung mit visuell
gleich empfindli'ch, das Auge da­ gestalteter Musik zählen muß,
gegen verfügt, ohne ständiges er­ sind wissenschaftlich noch unge­
müdendes Kopfdrehen nach allen klärt; auch die Didaktik bei­
Seiten, nur über einen Winkelbe­ spielsweise naturwissenschaftli­
reich von knapp über 180°, wobei cher und medizinisch-biologischer
der für bewußte Betrachtung not­ Information steckt noch in den
wendige Schärfeberei�h (fOKUS) Anfäney�n. �s lst abzusehen, daß,
weit unter 90° liegt. Cinerama­ bei der allgemeinen Faszination,
Projektionen auf Rundum-Lein­ die von der AV ausgeht, vor al­
wände überfordern die video-phy­ lem durch die moderne elektroni­
siologische Beschaffenheit des sche Unterhaltungsindustrie eine
menschlichen Perzeptionsorgans Überschwemmung der Konsumenten
(die bisherige Konfrontation Au­ mit audiovisuellen Produkten
ditorium - Bühne muß also hier stattfinden wird, die zu einer
weitgehend beibehalten werden). tiefgreifenden Wandlung des ge­
Dessen ungeachtet werden immer sellschaftlichen Gefüges führen
wieder Versuche mit audiovisuel­ kann. Nach den Erfahrungen mit
ler Darbietung E.r M.gemacht:Das der Einflußnahme des Mediums
deutsche Kugelauditorium auf der Fernsehen auf alle Bereiche
Weltausstellung 1970 in Osaka, menschlicher Kommunikation muß
das vor allem der Präsentation man nun befürchten, daß nicht
E.r 11.diente,war beispielsweise mehr persönliche Kontakte und
mit einer Lichtsteuerungsanlage persönliche Erfahrung dominieren,
Audition coloree 30

sondern daß eine optisch vermit­ nisse (z. B. aus einer laufenden
telte, unmittelbar wirkende und Rundfunksendung) zugespielt wer­
omnipräsente Wirklichkeit eine den können, oder als die ver­
neue Konformität ohne persönlidle schiedenen Spuren einer Mehrka­
Bekanntschaft hervorzubringen nal-Komposition, die auf Einzel­
droht. (s. S. 428) bändern vorliegen, willkürlich
gestartet werden können. Solche
Audition coloree - Farbenhören Abweichungen vom 11 fertigen Band"
verändern jedoch kaum die „eige­
Aufbau von Klängen - Abbau und ne" Erscheinungsform der A. elek­
Aufbau der Klänge tronischer Kompositionen; diese
wandelt sich erst dann, wenn
Aufführung E.r M. erfolgt meist elektronische Klänge als - Live
durch mehrere Lautsprecher, die Electronic, etwa durch einen Syn­
zum erstenmal nicht Mittel der thesizer, während der A. und für
Reportage, sondern selbst 11In­ den Zuhörer sichtbar erzeugt wer­
strumente" sind. Die Musik auf den.
dem Tonband wird über den Laut­
sprecher abgespielt. Sie exi­ Aufführungspartitur (auch: Spiel­
stiert in der Regel nur in dieser partitur) wird dann gebraucht,
fertigen Bandform und dem vermit­ wenn zu einem Tonband mit E.r M.
telnden Lautsprecherinstrument. instrumentale oder vokale Kompo­
Es fehlt der Spielraum der Inter­ sitions-Teile oder -Aktionen hin­
pretation. Nur die Dynamik kann zutreten, oder wenn der Ablauf
insofern noch interpretiert wer­ der elektronischen Klänge nicht
den, als sie während der A. den definitiv festliegt und während
akustischen Verhältnissen des einer - Aufführung noch beein­
A.s-Raumes durch ein in seiner flußt werden soll. In dem einen

MittG bQfindliches und vom Rom­ Fall erscheinen über oder unter
ponisten oder seinem Vertreter der instrumentalen oder vokalen
bedientes - Mischpult angepaßt Textur Symbole für die gleich­
werden kann. Was das Tonband als zeitig mitlaufenden elektroni­
E. M. vermittelt, gehört nicht schen Klänge, wobei diese gra­
nur zu den von Ort und Zeit unab­ phischen Symbole ganz unverbind­
hängigen Fernmedien der Musik, lich sind und dem Mitspieler
wie sie Schallplatte und Rund­ assoziative Gedächtnisstützen
funk als Zwischenträger darbie­ bieten sollen (s.Abb. S.9); im
ten; sie ist im A.s-Raum selbst anderen Fall besteht eine A. aus
Medium ohne Zwischenträger und Angaben zur Synchronisation der
damit zum erstenmal nicht repro­ verschiedenen elektronischen
duzierte ureigene Lautsprecher­ Schallquellen.
musik. Bei Aufführungen von - Live Elec­
In dem Bestreben, sog. „offene tronic z.B. durch - Synthesizer
·F orm11 auch bei E.r M. zu prakti­ besteht die A. aus Schaltplänen
zieren, gibt es in neuester Zeit und genauen Angaben zur Verände­
Kompositionen, bei denen während rung und Entwicklung der Schal­
der A. insofern eingegriffen wer­ tungen - ganz wie bei den übli­
den kann, als an bestimmten Stel­ chen schriftlichen Produktions­
len unvorhersehbare Schallereig- anweisungen -, allerdings nicht
31 Aufspaltung der Klangmaterie

in der dissoziierten Zeit einer deren große, die Aufnahmekapazi­


Realisation im elektronischen tät von Tonband und Ohr über­
Studio, vielmehr müssen diese An­ schreitende Klirrfaktorwerte als
weisungen im stetigen zeitlichen starke Verzerrungen erscheinen.
Ablauf der Komposition ausführbar
sein. Solche A.n bilden kein as­ Aufnahrrekopf - Sprechkopf
soziatives graphisches Abbild der
Musik, sondern schreiben in einer l'.ufspaltung der Klangmaterie ist
Art - Aktionsschrift vor, wie die das Ergebnis einer um 1950 mit
Musik erzeugt werden soll. der umfassenden Reihendifferen­
(s.Abb. S.10) zierung einsetzenden Entwicklung
der seriellen Technik, die mit
Aufnahrre, die normale Mikrophon­ ihrem feingewebten, kalkulierten
aufnahme, ist in der E.n M. all­ Parameter-Netzwerk die rationale
gemein üblich, seitdem das Klang­ Kontrolle auf alle musikalischen
material um nicht elektronisch Elemente ausdehnte. Daß diese
erzeugte Klänge erweitert wurde. heute bis zum Überdruß kriti­
Elektronische Klänge selbst wer­ sierte Konzeption des Reihenden­
den nicht mit dem Mikrophon auf­ kens nur wenige Jahre im Mittel­
genommen, sondern unmittelbar vai punkt stand, besagt nichts gegen
den Klangerzeugern auf das Ton­ ihre unverlierbaren, sich in der
band übertragen. Die ersten A.n Materialaufspaltung dokumentie­
für elektronische Werke waren renden Resultate, die auch bei
Sprech- und Gesangs-A.n für der heute schon vielfach prakti­
E.Kreneks Pfingstoratorium Spi­ zierten Preisgabe des 11inte­
ritus Intelligentiae Sanctus gralen" Reihenprim:ip<; unveriin­
(1954) und K.Stockhausens Gesang dert weiterwirken. Auch der Kom­
der Jünglinge (1956). Von den ponist freier Strukturen bleibt
Komponisten des Mailänder „Studio an diese Atomisierungsprozesse
di Fonologia" hat sich besonders gebunden. Die A.d.Kl. erreichte
L.Berio mit Wortmontagen und in der Instrumentalmusik von An­
elektronisch transformierten fang an die Grenzen der Spielbar­
Klangspektren von deklamierten keit oder verführte zu der Illu­
Worten befaßt. Die Bandaufnahmen sion, die Methoden der Zeitschät ­

beschränken sich heute nicht auf zung des Interpreten seien nota­
gesprochene und gesungene Worte, tions- und papiergetreu unbe­
auf Wortteile, auf Silben, Vokale grenzt variabel, während in Wahr­
und Konsonanten, sie umfassen al­ heit und jederzeit auf auszumes­
les, was im Schallfeld akustisch senden Tonbändern nachprüfbar
vor sich geht, Flüstern und nur ein pauschales Ungefähr dabei.
Schreien, Instrumentalklänge mit herauskommen kann. Dabei geht es
allen denkbaren Verfremdungen, fast nur um die aufgesplitterten
Klänge von selbstgebauten Instru­ Dauern (und Lautstärken) , jeden­
menten und schließlich Geräusch­ falls nicht um die Tonhöhen, die
A.n jeglicher Art. Solche Ge­ erst durch die elektronisch er­
räuschkumulierungen, wie sie heu­ zeugten Frequenzen an dem Auf­
te von manchen Komponisten bevor­ spaltungsprozeß teilnehmen kön­
zugt werden, gleichen chaotisch­ nen.
monströsen Schallanhäufungen,
Aufsprechkopf 32

Aufsprechkopf - Sprechkopf xis, die sich nicht an den Tönen,


sondern an den Noten und ihrer
Aufzeichnung - Schallaufzeich­ symbolischen Bedeutung beim No­
nung tenlesen orientiert. In einem er­
weiterten Sinne kann jede aufge­
Aufzeichnung von Steuerspannungen zeichnete Musik als A. und sol­
ist in digitaler und analoger cherart auch als Papiermusik be­
Form möglich: Steuerspannungen zeichnet werden, denn die Noten
können durch - Codierung als di­ sind für die Augen da, und das
gitale (ziffernmäßige) Daten wie Papier für die Notation. Daß Be­
Ziffern, Buchstaben oder bestimm­ griffe wie A. oder Papiermusik
te Sonderzeichen in verschlüssel­ im billigen polemischen Sinne ab­
ter Form erfaßt und durch einen gewertet wurden, besagt nichts
- Computer gespeichert werden gegen ihre wirkliche Bedeutung.
(z.B. auf Magnetband- oder Ma­ Bei schlecht komponierter Musik,
gnetplattenspeichern, die nicht die nur „auf dem Papier"steht,
mit Magnetbandgeräten zu verwech­ fragt es sich doch wohl, ob das
seln sind) ; in analoger Form (mit am Papier oder am Komponisten
Hilfe von kontinuierlichen Strcm­ liegt. Extremer Fall der A. ist
und Spannungsverläufen) können die - Graphische Notation, die
Steuerspannungen z.B. mittels im klingenden Ergebnis stets
Frequenzmodulation und -demodu­ mehrdeutig bleibt. Ähnliches
lation durch ganz gewöhnliche gilt von den sehr verschiedenar­
Tonbandgeräte, wie sie in jedem tigen Methoden der Aufzeichnung
Studio stehen, aufgezeichnet wer­ E.r M., die bei einer zweiten
den, wobei spannungsgesteuerte Realisation (was noch nicht er­
Oszillatoren benutzt werden. Die­ probt worden ist) vermutlich sehr
se Möglichkeit der A.v.St. durch viel anders klingen würde. Solche
Tonbänder bietet die Gelegenheit, ,1Spielräume 11 sind auch in der
mehrere Steuerspannungen gleich­ E.n M. interpretationsbedingt,
zeitig von mehreren Bandgeräten aber nicht 1 aleatorisch".
1
wiederzugeben und damit die ver­
schiedensten spannungsgesteuer­ Auqmentation (lat., Vergrößerung)
ten Apparate wie Verstärker oder ist ein bis in die Gegenwart ge­
Filter synchron zu s teuer n. Auf bräuchliches Kompositionsverfah­
diese Weise ist G.M.Koenigs expe­ ren, bei dem die Notenwerte eines
rimentelle Werkreihe der Funktio­ Th@mas, im Ggggnsatz zur vgrklgi•
nen in Utrecht entstanden. Ein nernden - Diminution, vergrößert,
weiterer wichtiger Aspekt bestEht meist verdoppelt werden. In der
darin, daß bei dieser Art der E.n M.-Technik wird der Begriff
A.v.St. alle Bandmanipulationen, A. nicht verwendet; die damit be­
die bei Audiosignalen möglich zeichnete Sache aber gehört dank
sind, zur - Transformation von der einfachen Oktavumschaltung
Steuerspannungen eingesetzt wer­ eines Magnetbandgeräts zu den
:len können. frühesten, musikalisch eindrucks­
vollsten Studioerfahrungen. Durch
Augenmusik ist eine in der älte­ diese Umschaltung erscheint ein
ren Musik geübte, noch bei J.S. thematisches Gebilde eine Oktave
Bach anzutreffende Notationspra- tiefer in verdoppelten Notenwer-
33 Ausgleichsvorgänge

ten, noch eine Oktave tiefer in können bis zu 40% differieren


vervierfachten Werten. Unüberseh­ (- Lautsprecherleistung) • Die
bar sind die in der Instrumental­ zum Abspielen benutzten Lautspre­
musik überhaupt nicht realisier­ cher müssen der A. des Verstär­
baren rhythmischen Varianten des kers angepaßt sein.
A.s-Verfahrens.
Ausgleichsvorgänge umfassen das
Ausdruck ist im populären musika­ An- und Ausklingen eines Tons und
lischen Sprachgebrauch, vorwie­ alle dazwischen liegenden Vorgän­
gend angeregt durch die als Ge­ ge, die im wesentlichen stationä­
genschlag gegen E.Hanslicks als re Schwingungsteile bilden. Ange­
Formalästhetik gedachte Schrift schlagene und verhallende Töne
„Die Musik als A." (1885) von (Klavier, Harfe, Zupfinstrumente,
Fr.v.Hausegger, jene musikali­ Glocken, Schlaginstrumente) be­
sche Haltung, die alles auf Ge­ sitzen keine stationären Werte
fühle und Gefühlserlebnisse zu­ und stellen im Ausklingen reine
rückführt. Den stärksten Anteil A. dar. Bei erzwungenen Schwin­
daran haben die in Beethovens gungen dagegen (Streicher, Blä­
Symphonik hineingedeuteten dyna­ ser, Triller, Tremolo, elektro­
mischen Kontrastspannungen, die nische Rückkopplung) geht der
hochromantische Spannungsharmo­ Einschwingvorgang in den statio­
nik seit dem Tristan oder eine nären Schwingungsteil über und
oft für nebensächlich gehaltene endet mit dem Aufhören des Tons
Erscheinung wie das vor hundert im Ausklingvorgang. Auch für an­
Jahren noch unbekannte totale - dere Klangmerkmale sind die A.
Vibrato der Orchester- und En­ entscheidend wichtig, so für das
semblestreicher. In Wahrheit aber Erkennen der Klangfarbe, für das
umfaßt die 11ausdrückende" Musik Richtungs- und Entfernungshören
weit mehr als bloß Gefühle, näm­ und für die musikalische Laut­
lich alle, auch in der E.n M. stärke, die nicht mit der von den
wirksamen Geschehnisse jenseits A.n kaum betroffenen physikali­
bloßer Klangabläufe wie Dynamik, schen Schallstärke identisch ist
Kontraste jeglicher Art, Bilder, (147). Nach dem Einschwingvor­
Assoziationen, Bewegungsformen, gang stellt sich periodische Be­
Naturlaute, textgebundenen A. wegung ein, die auch alseinie­
11
und s�lQStverständlich auch Emp­ schwungener zustand" bezeichnet
findungen, die den Hörer über­ wird (213). Zwischen den A.n in­
wältigen, beunruhigen oder absto­ strumentaler und elektronischer
ßen können. Klänge besteht prinzipiell kein
Unterschied, doch zeigen die Os­
Ausgang - Eingang und Ausgang zillogramme eines einschwingen­
den Instrumentaltons unter Mit­
Ausgangsleistung ist die elektri­ telwertbedingungen annähernd
sche Leistung, die die - Endstu­ gleiche Teilschwingungsbilder,
fe eines - Verstärkers abgibt. wie sie sich elektronisch nur bei
Die A. wird in Watt (W) angege­ automatischer Produktion einstel­
ben. Die unterschiedlichen Aus­ len können. Für das Erkennen der
sagen über die sogenannte Musik­ Klangfarbe, der spezifischen
leistung und die Sinusleistung Instrumentalität11 eines Klangs,
11
Auslöschung 34

sind vor allem die -Einschwing­ lung mit größter Genauigkeit


vorgänge 11ton"-angebend. steuerbar.

AuslöschW1g ergibt sich in dem Aussprache ist das artikulieren­


Augenblick, wenn zwei Signale de Mittel sinnvoller und ver­
gleicher Frequenz und Amplitude ständlicher Bildung des gespro­
um 180° phasenverschoben aufein­ chenen Wortes. Gesprochenes und
andertreffen: Die Amplituden he­ gesungenes Wort unterscheiden
ben sich gegenseitig auf, die sich vor allem dadurch, daß beim
Signale werden unhörbar. Sprechen die bewegliche - Arti­
kulation den Ausschlag gibt, t:eim
Singen dagegen die Vokale, oft
+v unter Vernachlässigung des kon­
sonanten Anteils, in den Vorder­
grund treten. Vom Standort der
E.n M. aus kann A. als der Mu­
sterfall einer organischen Ver­
bindung von Vokalen und Konsonan­
ten, also von Klang und Geräusch
angesehen werden. Zwischen gut
und schlecht verständlich gibt
-v es eine ganze Ordnungsskala von
Verständlichkeitsgraden, die zum
ersten Mal in K. Stockhausens
Gesang der Jünglinge zur Herstel­
lung eines Klangfarbenkontinuums
als eigener Parameter der E.n M.
Solche A.en können bei der Ver­
verwendet wurde.
fremdung von Aufnahmen durch die
Tonbandtechnik gezielt angestrebt
Aussteuerung ist die Anpassung
werden (- Phasing), treten aber
des mit dem Mikrophon aufgenom­
in der Regel als Fehler auf, her­
menen oder elektronisch rrodu­
vorgerufen beispielsweise durch
zierten Klangs an die elektri­
Verpolungen in Verbindungskabeln
schen Wiedergabe- und Aufnahme­
oder falsch postierte Mikrophone
einrichtungen. Dynamik und Laut­
(- Kompatibilität).
stärke können nicht beliebig ent­
faltet werden; sie sind wegen der
Ausschwingvorgänge geben manchen
entstehenden Nichtlinearitäten an
Schallereignissen erst ihre ori­
gewisse aussteuerbare Grenzen ge­
ginale Gestalt. Angeschlagene und
bunden. Um verzerrende Übersteue­
verklingende Töne (Klavier, Glok­
rungen zu vermeiden, müssen Kon­
ken) sind ohne ihre charakteri­
trolleinrichtungen eingeschaltet
stischen A. - in stationäre Klän­
werden, welche die Aussteuerung
ge umgewandelt - nicht erkennbar
anzeigen. Diese Kontrollausrü­
(-Einschwingvorgänge). Bei der
stungen heißen - Aussteuerungs­
elektronischen Realisation von
me sser, deren manuelle oder auto­
A.n durch den - Envelope Genera­
matische Regelung durch - Regler
tor ist das Ausklingen im Gegen­
erfolgt, die in den Übertragung;­
satz zur früheren manuellen Rege-
weg eingebaut sind.
35 Aussteuerungsmesser

Aussteuerungsbereich von Schall­ ne logarithmische Anzeige):


ereignissen ist bedingt durch den
Störabstand von Übertragungswe­
gen. In der Magnettontechnik ±0i · · · ·
-6
'i · · · ·
-12
· r · · ·
-18
·i · · · ·
-24
· i · · · ·
-30
·i · · · ·

liegt der Störabstand zwischen


52 und 70 dB; vom zulässigen Spit­ T 4 8 16 32
zenwert eines gespeicherten
Schallereignisses bis zu meßba­
ren, im Übertragungsweg auftre­ Das wäre eine Art 110ktav"-Ord­
tenden Störgeräuschen liegt also nung der Lautstärkenreihe. Bei
eine Differenz von 52 bis 70 dB; drei Tönen pro sec wird das An­
nur in diesem Bereich kann eine zeigeinstrument zwar „anspre­
Aufnahme technisch einwandfrei chen", aber der mit der Hand be­
aufgezeichnet werden. Als Gegen­ diente Regler wird bei diesem
stück zu diesem maximalen A. sei­ 11Ternpo" kaum exakt mitkommen,
en spezielle Rundfunksendungen deshalb wird die Reihe eine Ok­
für Autofahrer erwähnt, in denen tave tiefer aufgenommen, sodaß
wegen des hohen Störgeräuschpe­ für jede neue Einstellung 0,67
gels, den die Wagen selbst ver­ sec bleibt. Jenes kurze „Anspre­
ursachen, der A. bis auf 20 dB chen" des Tonmessers zeigt, daß
eingeengt wird. das Gerät richtig funktioniert;
die Rücklaufzeit ist erheblich
Aussteuerungsmesser ist das Ge­ größer. Im Tonstudio wird als
rät, das die Lautstärke eines Tochterinstrument meist ein
Tones oder Klangvorgangs in - Lichtzeigerinstrument verwendet,
Dezibel anzeigt. Akustisch läuft das als Spitzenwertanzeiger je­
die Phonskala parallel zur Dezi­ weils die momentanen Spannungs­
belskala. Der Aussteuerungsmes­ spitzen anzeigt und gegenüber
ser im Studio dagegen verwendet dem normalen Meßwertanzeiger den
die relative Maßeinheit Dezibel Vorzug der besseren Ablesbarkeit
so, daß die Herabsetzung der größ­ hat.
ten Lautstärke (± O dB ) �Uf die
Hälfte einem Skalenabfall von 5
bis 6 dB entspricht, wobei nach
einem objektiven Analogieverfah­
ren sich festhalten läßt, was
subjektiv gar nicht feststellbar
ist: Wann nämlich ein gegebener
Ton 11halb so laut11 ist oder, ge­
nauer, als halb so laut empfun­
den wird. Nimmt man einen kurzen
Ton, z.B. 440 Hz, in rascher Fol­
ge zwei- bis dreimal pro sec so Die Skala ist durchsichtig; von
auf, daß er Stufe um Stufe die einer Glühlampe wird ein Licht­
ganze Dezibelskala bis -36 dB strahl auf einen Spiegel gewor­
durchläuft, so erhält man eine fen und dann als reflektierter,
kontinuierliche Lautstärkenreihe, sich von seiner Umgebung gut ab­
die bei jedem 6. Ton den Bezugs­ hebender Lichtstrich auf die lo­
punkt „halb so laut" anzeigt (oh- g arithmi sche Skala projiziert.
Authentische Musik 36

Auf der Skala des Lichtzeigerin­ teter Pläne mechanisch oder elek­
strumentes beginnt bei ± O dB tronisch selbsttätig produziert
ein rot markiertes Feld, das vor werden kann. Dazu gehören die
- Übersteuerung warnt. kompositorischen Computer-Pro­
gramme sowie die Automationsein­
Authentische Musik war ein 1951 richtungen der Synthesizer, die
vom W.Meyer-Eppler eingeführter es etwa erlauben, - Hüllkurven
Begriff(121), der das Wesen E.r
mit mathematischer, im Regler­
M. als 11authentische, vom Kompo­
Handbetrieb nie erreichbarer
nisten in verbindlicher Form wie­
Kurvengenauigkeit herzustellen,
dergabefertig vorgelegte Musik" oder die eine zweioktavige Ta­
erfassen sollte. Die Möglichkei­
statur im eigenen Intervallmaß­
ten authentischer Komposition
stab nahezu beliebig erweitern
wurden auf der Detmolder Tonmei­
oder zusammenziehen können. Dazu
stertagung 1951 erö rtert (120) . gehören aber auch die ersten Stu­
Den aus dem englischen Sprachge­
dioerfahrungen mit automatisch
brauch übernommenen Begriff E.M. übereinander geschichteten Ton­
wandte Meyer-Eppler seit 1949 bändern - wer Sinn und Organ da­
auf die elektronischen Spielin­
für hat, kann hier, an den ex­
strumente an. Nach einem Melos­
tremen Gegenpolen von Mechanik
Bericht von 1953 führte Meyer­ und Willkür, von A. und Zufall,
Eppler im Rogowski-Institut der
die ganze Faszination des elek­
Technischen Hochschule Aachen un­
tronischen Musikphänomens an zwei
ter dem Vortragstitel „Authenti­
wesentlichen Vorgängen erleben.
sche Kompositionen" elektroni­
sche Klangbeispiele vor, von de­ Autcrnatisi erung bestimmt seit
nen er sagte, daß sie „mit ge­ einigen Jahren die 11Richtung",
stalteter Musik genau so viel in der sich allerorten die kom­
und so wenig zu tun haben wie positorischen und realisations­
der Malkasten mit einem Bild". technischen Entwicklungen der
Der Begriff A.M. hat sich nicht E.n M. bewegen. Am Beginn dieses
durchgesetzt (- Anfänge der E.n A.s-Prozesses stand die Einfüh­
M.; über andere Benennungsvor­ rung der - Synthesizer in die
schläge - Terminologie). Meyer­ elektronischen Studios; bei der
Eppler spricht 1954 in seinem Arbeit mit ihnen wurde schnell
Aufsatz „zur Terminologie der deutlich, in welchem Ausmaß die
E.n M. " ( 122) von möglichen Miß­ automatisierten Produktionsme­

VQrgtändnis��� d�s Terminus A.M. thoden Einfluß auf kompositori­


und bezeichnete die mit rein sche Belange nahmen. Darüber hin­
elektronischen Klangmitteln her­ aus sind die unterschiedlichen
gestellte Musik nunmehr ebenfal ls A.s-Grade gekennzeichnet durch
als E.M. Die an ihr beteiligten die Art der Mitwirkung von Com­
Musiker gebrauchten seit 1950 putern,- von - Hybriden Systemen
nie einen andern Ausdruck als bis hin zur - Alldigitalen Klang­
E.M. erzeugung. Problematisch ist je­
doch eine nicht selten anzutref­
Autonatik ist in der E.n M. ein fende Mentalität, die elektroni­
sich immer stärker durchsetzen­ sche Studios und deren Prodi.!ktio­
� des Steuerungsprinzip, das alles nen am Grad ihrer A. zu messen
umfaßt, was aufgrund ausgearbei­ sucht.
'---"
37 B Bandlöschgerät

Ballettmusik verwendet auch Kom­ vorbeilaufen. Die B. der Studio­


positionen E.r M. Das Zurückdrän­ geräte beträgt heute fast aus­
gen des Anekdotischen, Pantomi­ schließlich 38,1 cm/s und 19,05
mischen und Literarischen war cm/s, wobei ein Frequenzumfang
seit Balanchines Wirken verbunden von 40 - 15 000 Hz gewährleistet
mit der Besinnung auf eine musi­ ist. Magnettontechnische Quali­
kalisch immanente Raum- und Be­ tätsverbesserungen haben die frü­
wegungsauffassung der Ballett­ her oft benutzte B. von 76,2 cm/s
kunst - seitdem wurden als B. im allgemeinen überflüssig ge­
auch völlig ballettfremde Werke macht; sie wird heute nur noch
ohne tänzerisch-rhythmische Kon­ für besondere Aufgaben verwendet,
tinuität, Fugen von Bach, Sinfo­ z.B. zur Transposition einer auf
nien und Instrumentalkonzerte von 19,05 cm/s laufenden Modulation
Bach, Mozart, Beethoven, Schutert, um zwei Oktaven nach oben. Abwei­
Berlioz, Liszt, Brahms und Bizet chungen von der Norm-B. (Nenn­
auf die Ballettbühne gebracht. drehzahl) sind mit dem - Strobo­
Dieses moderne Nebeneinander von skop nachregelba r . Als Sonderan­
selbständiger choreographischer fertigungen sind Magnetbandgerä­
Konzeption und Musik ohne greif­ te verfügbar, deren B. sich von
baren tänzerischen Rhythmus hat einem Wert zum nächsten stufenlos
die Verwendung E.r M. als B. be ­ verändern läßt.
günstigt. Der zuweilen erhobene
Vorwurf, E.M. habe „keinen Rhyth­ Bandlauf bezeichnet die Führung
mus 11, erweist sich als ein nai­ des Tonbandes bei einem Magnet­
ves Mißverständnis einer Musik bandgerät. Das Band läuft vom
gegenüber, die das klassische, linken Abwickelteller über je
rhythmisch-metrische Schema nicht eine Umlaufrolle zum rechten Auf­
mehr kennt und adäquate Zeitf luß­ wickelteller. zwischen diesen
werte als freie Bewegungsformen beiden mechanischen Teilen liegt
ausgebildet hat, die unmittelbar der Kopfträger mit Löschkopf,
als r,choreographisch" charakteri­ Sprechkopf und Hörkopf sowie die
siert werden können (- Zeitmaß). rechts davon befindliche Tonrol­
le. Wichtigste Konstante dieser
Band - Tonband Aggregate ist ein gleichmäßiger
Antrieb, der das Gleichmaß des
Bandbreite bezeichnet den Fre­ Bandzuges bewirkt (- Magnetband­
quenzbereich, in dem sich ein gerät) .
Schallereignis bewegt. Die B. er­
gibt sich aus der Differenz der Bandlöschgerät dient im Tonstudio
oberen und unteren Grenzfrequenz; dem schnellen - Löschen bespiel­
deren Lage, und damit der Umfang ter Tonbänder. Das B. baut ein
der möglichen Bandbreitenrege­ starkes Wechselmagnetfeld dadurch
lung, ist durch - Filter und li­ auf, daß ein Elektromagnet mit
neare - Verzerrer beeinflußbar. der Netzfrequenz (in Deutschland
so Hz) ständig umgepolt wird. Das
Bandgeschwindigkeit von Magnet ­ Gerät kann nur kurzzeitig be­
bandgeräten wird bezeichnet durch nutzt werden, sonst würde es bei
die Anzahl der Bandzentimeter, der recht großen Leistung schnell
die in 1 sec an einem Tonkopf warmlaufen11• Nachdem das zu lö-
11
Bandmanipulation 38

sehende Band etwa 5 bis 10 sec Bandpaß ist ein elektrisches


im B. dem Wechselmagnetfeld aus­ Wellensieb, das nur begrenzte Be­
gesetzt war, muß es langsam und reiche zwischen zwei Frequenzen
kontinuierlich herausgenommen freigibt und durchläßt. Es dient,
werden, damit sich die Magneti­ wie alle elektrischen - Filter,
sierung langsam abbauen kann. der Aussonderung vorher festge­
Beim plötzlichen Abbruch würden legter Frequenzbereiche. Meist
tieffrequente Störgeräusche auf werden Bandpässe verwendet, bei
dem gelöschten Band entstehen. denen die Grenzfrequenzen selb­
Die sog. Löschdrossel zur - Ent­ ständig eingestellt werden kön­
magnetisierung der Tonköpfe ar­ nen, oder solche, die einen in­
beitet nach dem gleichen Prinzip tervallbestimmten Durchlaßbereich,
wie das B. etwa eine Terz oder eine Oktave,
aufweisen ( 11Terzsieb", 110ktav­
Bandmanipulation, in den fünfzi­ sieb"). Liegt die untere Grenz­
ger Jahren zunächst von den Kom­ frequenz bei Null oder nullähn­
ponisten, später vor allem von lichen Infraschallwerten (bis zu
den Gegnern der E.n M. häufig 16 Hz), so spricht man von einem
gebrauchter Ausdruck (der dann Tiefpaß, der den Bereich der nie­
offenbar Fragwürdiges suggerieren deren Frequenzen und der dunklen
sollte), wird heute mit dem wert­ Klangfarben bevorzugt. Umgekehrt
freien Begriff - Bandverarbeitung hat der Hochpaß eine definierte
bezeichnet. Durch die magnetton­ untere Grenzfrequenz; er bevor­
technischen Eingriffe, die man zugt die hohen Töne und die Teil­
als Komponist ständig bei der Ar­ töne mit einer Durchlaßbreite
beit im Studio vornimmt, werden bis zu 16 kHz. Die im hohen Be­
Klänge nicht manipuliert („ge­ reich auftretenden parasitären
steuerte Machenschaften" finden Frequenzen, die von Mikrophonen,
nicht statt), sondern verarbei­ Röhren, Verstärkern oder Über­
tet und gestaltet. sprechen herrühren, können durch
Beschneiden der hohen Frequenzen
Banclrnanual war ein - im Gegensatz ausgeschaltet werden. Wenn Hoch­
zum Tastenmanual des Klaviers - und Tiefpaß hintereinandergeschal­
durch Fingerdruck zu bedienendes tet werden, entsteht ein B. mit
Metallband, das an beliebiger einem Durchlaßbereich zwischen
Stelle Kontakte mit einem darun­ oberer und unterer Grenzfrequen4
ter geführten Widerstand herstell­ alBO b8i 100 �Q-Gf���e im Hoch­
te und auch Töne außerhalb des paß und 200 Hz-Grenze im Tiefpaß
temperierten Tonsystems erzeugen ein Bereich von 100 bis 200 Hz.
konnte. Das grifftechnisch wie Bandpässe finden in allen Berei­
eine Saite funktionierende Kon­ chen der Elektroakustik und Meß­
taktband wurde zuerst beim - Hel­ technik Verwendung. In der E.n M.
lertion erprobt und 1930 für das gehören diese Filter zu den wich·
- Trautonium übernommen. tigsten klangselektiven Geräten.
Entscheidend die Klangfarbe mit­
Bandmaschine ist die in allen bestimmende Ausschnitte aus
deutschen Tonstudios übliche um­ Klangspektren können nur mit sol­
gangssprachliche Bezeichnung für chen Filtern oder B.-Schaltungen
das - Magnetbandgerät. hergestellt werden.
39 Bandschleifen

Bandrauschen wird durch elektri­ des und wieder stauchendes Gerät


sche Rauschspannungen hervorge­ (- Dolby-Stretcher) während der
rufen, die aus verschiedenen Aufnahme fast völlig unterdrückt
Störquellen herrühren können. Sie werden.
entstehen (bei Aufnahmen) im Mi­
krophon, im Verstärker, im Ma­ Bandschleifen sind ein vielseitig
gnetbandgerät, durch Übersteuerun­ verwendbares Mittel zur Auslösung
gen, Verzerrungen oder durch von Steuervorgängen oder zur be­
nicht völlig einwandfreies Band­ liebig häufigen Wiederholung von
material. Das Tonband hat einen Klängen oder kompositorischen
natürlichen Rauschpegel, der den Einzelteilen. Das Magnetband wird
Schalldruck in den gebotenen Errp­ in gewünschter Länge am Anfang
- -
findlichkeitsgrenzen hält. Unver­ und Ende in Kreisform zusammen­
meidlich ist B. bei mehrfachen geklebt und zum Abspielen über
Bandkopien. Wenn Schicht um e ine eigene federnde Umlenkrolle
Schicht aufeinander kopiert wer­ geführt. Mit einer solchen, ela­
den, macht sich nicht nur das B. stisch auf einem Ständer ange­
deutlich bemerkbar, vielmehr ist brachten Umlenkrolle können end­
damit auch eine Verminderung der lose Bänder bis zu einer Länge
Aufnahmequalität verbunden: die von 10 m abgespielt werden.
Klangvorgänge bleiben undeutlich, Eine Kasse ttenkonstruktion zur
beginnen zu verwischen und zu Aufnahme endloser Bänder bis
verschwimmen. Durch technische 150 m Länge kam außer Gebrauch,
Kontrolle können die Störpegel da der Mechanismus nicht lautlos
des B.s auf die Norm des natür­ arbeitete. Als zweckmäßiger er­
lichen Rauschpegels herunterge­ wies sich ein unmittelbar hinter
setzt werden. Auftreten von B. den Magnetbandgeräten angebrach­
kann durch ein eigens dafür kon­ tes B.-Brett mit verstellbaren
struiertes, die Klänge spreizen- Umlenkrollen:

Abb. Bandschleifen

- - ��� - - -
'--"�

Bandschleife mit Magnetbandgerät, Sch leifenbrett- und


rollen
Bandschnitt 40

Solche endlosen B. erlauben auch werden. Vielmehr wird das Ton­


die sukzessive Aufnahme von Klän­ band nach dem Schnitt mit -
gen ohne Löschung der bereits Klebeband hinterklebt. Beim Ab­
aufgesprochenen Klänge. Das ge­ spielen des Bande,s dürfen Klebe­
schieht durch Vertauschung von stellen nicht hörbar werden. um
Hörkopf und Sprechkopf im Kopf­ weiche Übergänge zu erzielen,
träger oder durch Abheben des kann das Band mehr oder weniger
Magnetbandes vom Löschkopf. Durch auslaufend geschnitten werden.
die Hochfrequenz des Sprechkopfes
wird mit jedem Umlauf der Schlei­
fe die auf gesprochene Modulation
undeutlicher, bis sie, nach 10
bis 12 Umläufen, klanglich so
nivelliert wird, daß das Aus­ Gerader (harter) Schnitt
gangsprodukt kaum noch erkennbar
ist. Bei vertauschten Köpfen wer­
den die bereits vorhandenen Mo­
dulationen immer wieder kopiert.
Schräger (weicher) Schnitt
Das dabei entstehende - Bandrau­
schen kann heute in gewissen
Grenzen mit dem - Dolby-Stretdler Durch ein einfaches manuelles
unterdrückt werden. Das vielsei­ Verfahren (das wie alles „Ein­
tige Hilfsmittel der B. ist tech­ fache" in der Studiotechnik Übung
nisch einfach zu handhaben, er­ voraussetzt) kann die Schnitt­
fordert aber ein sehr genaues stelle gefunden werden. Bei Stu­
Arbeiten. diomaschinen ist eine scherenar­
Ein mit den B. verwandtes und tige Schneidevorrichtung ange­
ihnen adäquates Verfahren in der bracht. Die gesuchte Schnittstel­
Programmiertechnik der - Computer le wird bei nichtlaufendem Band
(eine Instruktion veranlaßt den vor dem Hörkopf ruckartig mit
Computer zur Wiederholung von der Hand hin und her bewegt. Die
Vorgängen bis zur Erreichung hörbare Wiedergabespannung etwa
eines bestimmten Zustandes) wird beim Ansatz eines Klangs bezeich­
ebenfalls „Schleife" (engl. locp) net die Schnittstelle, die durch
genannt. einen Bleistiftstrich auf dem
Band über dem Hörkopfspalt ge­
Bandschnitt ist in der Studio­ kennzeichnet wird und nun ge­
technik eines der einfachsten schnitten werden kann.
Mittel, Veränderungen der auf
Magnettonband gespeicherten Klän­ Bandsperre, das Gegenstück zum
ge zu erzielen. Das mit der Sche­ - Bandpaß mit umgekehrter Funk­
re geschnittene Band wird an der tion, entsteht durch Parallel­
gewünschten Anschlußstelle wie­ schaltung eines Hoch- und eines
der zusammengeklebt. Scheren, Tiefpasses. Ein endlicher Fre­
Schneideeinrichtungen und Klebe­ quenzbereich innerhalb eines
schienen müssen zur Vermeidung Schallereignisses wird unter­
von Schnittgeräuschen entmagne­ drückt (Sperrbereich) , wobei die
tisiert sein. Die Bandenden dür­ Grenzfrequenzen dieses Sperrbe­
fen nicht übereinander geklebt reiches wählbar sind. Alle Fre-
41 Bandzug

quenzen unter- und oberhalb der Bandverarbeitung dient der Umge­


Grenzen werden durchgelassen und staltung von Klängen und ist im
erfahren keine klangliche Beein­ weitesten Sinne ein technisches
trächtigung. Die Ausdehnung einer Mittel der musikalischen Varia­
B. kann soweit gehen, daß nur tion, die in der E.n M. aus Ver­
noch die tiefsten und die höch­ änderungen der Tonhöhe, der Laut­
sten Frequenzen eines Schaller­ stärke, der Klangfarbe, des Tem­
eignisses hörbar bleiben. In der pos, der Frequenzverschiebung und
E.n M. wird die B. wie der Band­ anderer elektroakustischer Um­
paß zur systematischen Erzeugung wandlungen hervorgeht. In dieser
von Klangfarbenvarianten benutzt. Hinsicht führt die B. weit über
die durch - Bandschnitt bewirk­
Bandtechnik bezeichnet alle Mög­ ten Eingriffe in den Ablauf der
lichkeiten der Gestaltung bzw. Schallvorgänge hinaus. zu den
Umgestaltung von auf Tonband ge­ vielseitigen Methoden der B. ge­
spe icherten Schallereignissen. hören auch die Verfahren der -
Jeder Komponist E.r M. muß über Bandschleifen, auf denen Töne,
fundierte Kenntnisse der B. ver­ Klänge und Geräusche so gespei­
fügen, die ihn befähigen, alle chert werden können, daß der
Feinheiten der - Bandverarbei ­ Schleifenumlauf genügend zeit für
tung sicher z u beherrschen. vorgesehene oder neue Dispositio­
nen der B. übrig läßt. Die Metho­
Bandtype bezeichnet die Art eines den der B. sollten nicht mit dem
Magnettonbandes. Die verschiede­ infolge seiner Nebenbedeutungen
nen B.n unterscheiden sich zu­ sehr fragwürdig gewordenen Be ­
nächst durch die Stärken der Bän­ griff der Band-„Manipulation"
der, wo zwischen der stärksten umschrieben werden.
B., dem Studioband, und der dünn­
sten, dem Dreifachspielband (nur Bandzug, hervorgerufen durch die
für Heimtechnik) mehrere Band­ Antriebskräfte der - Magnetband­
stärken zwischen 25 µm und 50 µm geräte, muß während des gesamten
Dicke im Gebrauch sind. Außerdem Banddurchlaufes konstant sein.
besteht der Träger der Magnet­ Die Zugkraft, die durch die An­
schicht je nach B. aus Azetatzel­ druckrolle an der Tonwelle (Cap­
lulose, Polyvinylchlorid (PVC) stan-Welle) entsteht, und das
oder einer Polyesterverbindung. positive Drehmoment des Aufwik­
Schließlich ist die Magnetschicht keltellers müssen ständig in
verschiedener B.n unterschiedlich einem bestimmten Verhältnis zum
hoch aussteuerbar. Studiobänder, negativen Drehmoment des Abwik­
die auf - Freitragende Wickel keltellers stehen. Die sich stän­
aufgespult werden, haben zum bes­ dig ändernden Durchmesser der
seren Halt eine Rückseitenmattie­ beiden Bandwickel erfordern eine
rung. Bei bestimmten bandtechni­ laufende Regulierung, die das
schen Arbeiten wie dem - Wickel­ Band straff an den Tonköpfen vor­
synchron-Verfahren müssen die beilaufen läßt und außerdem für
verschiedenen Bänder von der glei­ den Gleichlauf der Maschine mit­
chen B. sein. verantwortlich ist. Tonschwankun­
gen und lockeres Aufwickeln bzw.
Dehnen oder sogar Reißen des Ban-
Basilarmembran 42

des signalisieren zu schwachen tung, daß diese Feineinstellung


oder zu starken B. des Ohres auf gewissen Schaltvor­
gängen im Nervensystem beruht.
Basilarmembran, das letzte Glied Jene faserig-häutige Membran, die
des akustisch-mechanischen Teils nicht einmal straff gespannt ist,
des Gehörorgans, ist eine faseri­ kann sinngemäß nicht als „Mem­
ge Membran in dem mit Flüssig­ bran11, als Resonanzorgan im Sin­
keit gefüllten Innenohr, die je­ ne von Helmh oltz angesprochen
doch nicht straff gespannt ist, werden(220). Als selektives Or­
sondern sich eher wie eine gal­ gan wäre sie unbrauchbar und
lertartige Platte verhält. Über könnte nicht zur Erklärung dafür
dieser Membran sind die Sinnes­ herangezogen werden, daß das Ohr
zellen der Schnecke verteilt, "On unendlich feine Tonhöhenabstufun­
denen die 11Hörnerven11 ausgehen gen wahrzunehmen vermag, etwa gut
(- Ohr). Bei Bewegungen von Tei ­ unterscheidbare Zwölfteltöne zwi­
len der B. werden die Sinneszel­ schen 440 Hz ; al und 492 Hz ; tl
len gereizt, wodurch eine Hör­ (bei durchschnittlich 4 Hz Ab­
empfindung entsteht. Diese über­ stand von Ton zu Ton) , selbst
aus komplizierten, in manchen noch Sechzehnteltöne (bei durch ­
Einzelheiten bis heute ungeklär ­ schnittlich 3 Hz Abstand), ganz
ten Vorgänge sind hier andeu­ zu schweigen von den sie beglei­
tungsweise zu erwähnen, weil die tenden Obertönen und Klangfarben­
sonst so wichtige Resonanztheorie bildungen.
von Helmholtz, die vielfach in
populären Darstellungen bis in Bauakustik - Raumakustik

unsere ZBit hin�in als autorita­


tiv angesehen worden ist, schon Baukastensystem, die Zusammenset­
lange als überholt gilt und in zung eines technischen Systems
diesem Punkt hauptsächlich von aus standardisierten Bauelemen­
G.v.Bekesys „hydrodynamischer ten, wurde in größerem Maße durch
Hörtheorie" korrigiert worden die - Synthesizer in die Technik
ist(14). Helmholtz hatte sich der E.n M. eingeführt. Die Vor­
vorgestellt, die Membranfasern teile des B.s - Störungen bei
seien wie die Saiten eines Kla­ einzelnen Modulen führen nicht
viers abgestimmt und würden nun, zum Ausfall des ganzen Systems,

von außen angeregt, im Innenohr das Gesamtgerät ist durch Hinzu­


mitschwingen. Trotz der neueren fügen neuer Bauelemente oder Än­
Erkenntnisse dieser Vorgänge derung der Zusammensetzung sehr
kann man sich von der Transfor­ variabel, die Handhabung solcher
mation mechanischer Flüssigkeits­ Veränderungen ist recht einfach
schwingungen in nervöse Erregung - stellen wesentliche Arbeitser­
von äußerster Präzision keine leichterungen für Komponisten
reale Vorstellung machen, denn und Techniker in den Studios dar.
auf der B.-Spirale von etwa 30
mm Länge muß der ganze hörbare Becken, das Schlagidiophon aus
Frequenzbereich von 20 Hz bis der Instrumentalmusik, wird we­
20 000 Hz (bei manchen Tieren gen seines sehr komplexen Teil­
das Doppelte) transformierbar tonspektrums gern zur Erklärung
sein(170). Es besteht die Vermu- und Beschreibung des - Weißen
43 Binary Digit

Rauschens herangezogen. Dabei Bell Telephone Laboratories -


ist jedoch zu bedenken, daß die Telephon
musikalische Erscheinungsform
des B. im Grunde durch Anschlagen Bild-Ton-Platte ist eines der
und Verklingen gegeben ist, eine Medien der - Audiovision; es
tatsächliche Permanenz des Klin­ gilt als das zukunftsträchtigste
gens also nicht erreicht werden gegenüber Film-, Magnetband- und
kann. Außerdem ist jedes Becken­ Holographie-Verfahren. Eine
geräusch nur ein (wenn auch recht B.-T.-Pl. wurde zunächst von AEG­
großer) Ausschnitt aus dem Spek­ Telefunken entwickelt, die wegen
trum des weißen Rauschens. Die der notwendigen Erhöhung der An­
verschiedenen Klangfarben von B., zahl der Rillen nur eine Spiel­
die durch unterschiedLiche Mes­ dauer von ca. 5 Minuten hat; ein
singlegierungs- und Anschlagsar­ automatischer Plattenwechsel
ten bestimmt sind, machen das sorgt allerdings für schnelle
deutlich; sie entsprechen mehr Übergänge von einer Platte zur
den durch Filter gewonnenen Teil­ anderen. Eine Drucktaste bewirkt
bereichen des weißen Rauschens, beliebige Wiederholungen einzel­
dem - Farbigen Rauschen, vor al­ ner Bildsequenzen. Das Bestreben
lem durch das Fehlen sehr tiefer nach längerer Spieldauer führte
Frequenzen. �ur Bog. Vidgo-Lan��pielplatte
mit einer Speicherkapazität von
Begrenzer gehört zur Ausrüstung 30 bis 45 Minuten (Philips), die
jedes Tonstudios und hat die Auf­ erst durch neue optisch-elektro­
gabe, eine Tonbandaufzeichnung nische Abtastverfahren mittels
vor Übersteuerungen und damit vor Laser-Lichtstrahls möglich wurda
Verzerrungen zu schützen, indem weitere Entwicklungen der B.-T.­
er die Regelung eines Ausgangs-· Pl. - etwa bis zu einer Spiel­
pegels selbsttätig steuert. Da dauer von 90 Minuten, wie sie
der - Pegel einen maximalen Wert aus Amerika angekündigt wird -
nicht überschreiten darf, wird sowie ihre Fertigung in preis­
der B. auf einen solchen Wert werter Serienproduktion sind roch
eingestellt (z.B. + 6 dB). Alle nicht überschaubar.
Signale, die vor dem B. stärker
als dieser Wert sind, werden nun Binäre Zahl - Binary Digit
auf dem eingestellten Begren­
zungspunkt festgehalten. Dabei Binary Digit (engl., Abk. bit)
bleiben die Dynamikverhältnisse bezeichnet ein binäres Ziffern­
unterhalb dieser Schwelle gleich. element aus einem Zahlensystem,
Alle Schallstärken über dem Be­ das nur zwei unterschiedliche
grenzungspunkt aber haben dann Zahlzeichen kennt. Die binäre
den gleichen elektrischen Span­ Zahl ist in der - Informations­
nungswert. Das heißt nicht, daß theorie die grundlegende Infor­
sie auch als gleich laut empfun­ mationseinheit, mit der die ver­
den werden, vielmehr bleiben ge­ schiedensten Größen wie z.B. In­
wisse Spitzen durch Klangfarben­ formationsfluß (pro Zeiteinheit)
und Intensitätsempfindung unter­ in bit/sec oder Informations­
scheidbar. dichte (pro Fläche) in bit/m2 ge­
messen werden. Das binäre System
Binaurales Hören 44

besteht nur aus den Zahlen 0 und eine dazugehörte Quint zum
1; es resultiert aus der Überle­ Dur-Dreiklang, eine Quart zum
gung, daß sich letztlich alle Quartsextakkord vervollständigt.
Entscheidungen in bezug auf den So scheinen einfache konsonante
Informationsgehalt auf eine bi­ Verhältnisse durch das Phänomen
näre Wahl reduzieren lassen, auf der B. physiologisch zu entsteren.
11ja11 oder 11nein11, in der Musik
z.B. ganz allgemein auf „Klang" Binomialreihe - Reihenformen
oder 11nicht Klang". In den For­
meln, mit denen sich informa­ bit ist die allgemein übliche
tionstheoretische Größen berech­ Abk. für - Binary Digit.
nen lassen, hat daher der log2
gleich 3, 322 log 10 (2.llgemeiner Bit, groß geschrieben, wird als
Logarithmus) zentrale Bedeutung. Codierungsbegriff verwendet.
Aufgrund eines solchen Zahlen­
systems, das von digitalen Com­ Blockschaltbild (auch: Prinzip­
putern verarbeitet werden kann, schaltbild) stellt den Plan der
ist es möglich, - Analysen von in einem - Übertragungsweg hin­
Musik, schließlich auch Komposi­ tereinander geschalteten Über­
tionsprogramme auszuarbeiten. tragungs glieder �ildlich dar.
vielfach fehlt eine einheitliche
Binaurales Hören beruht, im Gegen­ symbolische Zeichenregelung; man
satz zum normalen Hören, auf der hilft sich durch Blockschemata,
durch bestimmte Versuchsanord­ in deren Felder man Art und Ein­
nungen erreichbaren Verteilung stellungen der verwendeten Gerä­
von zwei Tönen eines Int
. ervalls te einträgt. Einige Symbole für
getrennt auf jedes Ohr. Dichoti­ häufig gebrauchte Geräte haben
sches (getrenntohriges) Hören, sich allerdings eingebürgert und
das in der Praxis nicht vorkommt, sind in einem Muster-B. darge­
ist eine Untersuchungsmethode der stellt (s.Abb. a, S.45).
Tonpsychologie, mit akustischer Solche B.er sind bei der oft
Darstellung durch Kopfhörer oder langwierigen Realisierung E.r M.
bildlicher durch Oszillographen. vor allem Gedächtnishilfen, da
Filtert man durch B.H. der bei­ die Reihenfolge der einzelnen
den Intervalltöne die Obertöne Geräte in der Übertragungskette
weg, so verliert man jede Orien­ für das klangliche Ergebnis von
tierung. B.H. läßt den Schluß zu, großer Bedeutung sein kann. So
daß alle Teile eines Klangs aus­ ist es z.B. wichtig, ob ein Fil­
einanderfallen mit Ausnahme der ter vor oder nach einer Hallplat­
durch die Gemeinsamkeit der Ober­ te zwischengeschaltet ist, also
töne konstituierten Konsonanz. das direkte Signal filtert oder
den Hallanteil des Signals.
Binauraltöne nennt H.-P.Reinecke Besondere Bedeutung kommt dem B.
(148) jene Klangeindrücke, die beim - Synthesizer zu. Da es
von akustischen Versuchspersonen sich hier meist um ein in sich
beim - Binauralen Hören zu den geschlossenes System handelt, das
ursprünglichen Tönen wahrgenom­ zudem auch räumlich in einem Ka­
mem werden. Durch B. wird bei­ binett zusammengefügt ist, kann
spielsweise eine große Terz durch man alle Schaltungen und Einstel -
Abb.a) Blockschaltbild einer Mi­
krophonaufnahme mit Mikrophon -
Mikrophon-Verstärker - Regler -
Zusatzgerä t - Meßinstrument -
Regler - Magnetbandgerät - Wie­
dergabe-Verstärker - Regler -
ARP
Lautsprecher .
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Abb.b) Schal tplan eines ARP-Syn- �l. �-;:;:
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thesizers (Ausschnitt): Oben und
.A
-
-unten Kreuzschienenfelder (an "
r-

Ste lle von Kabelverbindungen), .,. ::lR: J>
" "
in der Mitte schema tisierte Ab- lJJ -".:::a: �
bildungen der verschiedenen Mo- mx J.
l: -;;: _,il_ ::1IL
Bule, in die jeweils die Ein- c( -0
stellungen e ingezeichnet sind.
:-;;: :::ili: w:
Z
t
�u...,f üll
Bobbin 46

lungen in einem Formblatt fest­ Brumntöne, die bei der Arbeit im


halten, auf dem die einzelnen Tonstudio auftreten, können ver­
Module des Synthesizers aufge­ schiedene Ursachen haben. Bereits
zeichnet sind (s.Abb. b, S.45). tiefe Differenztöne werden zu­
Bei neueren Synthesizer-Entwick­ weilen als B. empfunden, ohne
lungen entfallen die häufig et­ daß über ihre subjektive Her­
was unübersichtlichen Leitungs­ kunft sofort Klarheit bestünde.
verbindungen im B., da ein - Manche Störerscheinungen rühren
.
Kreuzschienenfeld Kabelverbin­ von fehlerhaften elektrischen
dungen weitgehend überflüssig Leitungen her. Am häufigsten tre­
macht. ten B. beim Aufzeichnungsvorgang
als induzierte Rauschspannungen
Eobbin (engl., frz. bobine recep­ hervor. Andere Rauschanteile, wie
trice, Spulenkern) ist in der das Modulationsrauschen bei der
Tonstudiotechnik die Bezeichnung Hochfrequenz-Vormagnetisierung
für den Kern - Freitragender Wik­ des Tonbandes, werden bei der
kel. Die B.s sind aus Metall oder Wiedergabe so von den Klangvor­
Kunststoff und haben in der Regel gängen verdeckt, daß sie nicht
einen Durchmesser von 10 cm. Für wahrgenommen werden.
Mehrspurbänder werden größere
B.s mit 15 cm 0 benutzt. Der B. Bruststirrme - Vokalformant
wi•d im Studio der am Bandgerät
zuhause gebräuchlichen Plastik­ Bündelung des Schalls tritt bei
spule wegen seiner größeren Prak­ der - Schallabstrahlung dadurch
tikabilität vorgezogen; er ist ein, daß die ausgesandten Schall­
klein, läßt sich im Studio leicht wellen an den verschiedenen
„stapeln", und für kleine und Punkten eines Raumes wegen unter­
kleinste Bandstrecken ist er ge­ schiedl icher Wegstrecken nicht
nauso geeignet wie für lange Bän­ in gleicher Phasenlage eintref­
der. Man kommt also niemals bei fen; es können sich an einigen
einer Verschätzung von Bandlängen Stellen - Auslöschungen ergeben,
in die verdrießliche Situation, an anderen, vor allem in Rich­
kurz vor dem Ende des Bandauf­ tung der Lautsprecherachse, ent­
wickelns plötzlich zu bemerken, stehen bei übereinstimmenden
daß die aufliegende Spule zu Phasenlagen Verdoppelungen, die
klein ist. eine B.d.Sch. bewirken. Diese
Gegebenheit wird bei Anordnungen
Brurrrneinstreuungen bei Aufnahmen mehrerer Lautsprecher ausgenutzt,
mit dem Magnetbandgerät entstehen wo sich bei entsprechender Rege­
durch magnetische Felder der Mo­ lung des Amplitudenverhältnisses
toren und Netztransformatoren, und der Phasenlage der einzelnen
die in der Nähe angeordnet sind. Lautsprecher scharfe Bündelungen
Zur Vermeidung von B. kann der erzielen lassen. B.d.Sch. in be­
Hörkopf mit einer Abschirmkappe stimmte, sich womöglich ändernde
aus einem bestimmten Metall Richtungen erreicht man am besten
(weichmagnetisches Mu-Metall) durch den Gebrauch von Schall­
versehen sein. Oft werden auch trichtern (etwa in der Art des
Sprech- und Löschkopf, obwohl in Sprachrohrs) .
dieser Hinsicht weniger empfind­
lich , abgeschirmt.
47 c Chladnische Figuren

CBS Musical Instruments, eine net den K urvenverlauf des Zeigers


Sektion von Columbia Broadcasting eines Meßgerätes. Am gebräuch­
System, konstruierte einen - Syn­ lichsten ist die logarithmische
thesizer mit einem großen Ange­ Anzeige, da jede natürliche
bot an verschiedenen Modulen,der Wachstumskurve eine logarithmi­
1969 in Deutschland unter dem Na­ sche Funktion hat (Funktion e) ;
men Buchla Box vorgestellt wurde. seltener ist eine lineare Ch.d.A.

Cent (C) ist das Intervall zwi­ Charakterstück ist eiae histori­
schen zwei Tönen, deren Frequenz- sche, in der E.n M. nicht ge­

verhältnis � ist. 1 C ist


bräuchliche Sammelbezeichnung
für charakteristische Stücke mit
demnach 1/100 Halbton. Die Inter­
Überschriften oder mit Allgemein­
valle zu dem Ton c in C.s sind
bezeichnungen, die sich auf
für die Prime = O, für die klei­
spiel- und kompositionstechnisch3
ne Sekunde (cis) = 100, für die
Hinweise beziehen oder unverbind­
große Sekunde (d) = 200, für die
liche poetische Überschriften
kleine Terz (dis) = 300, für die
einführen. Obwohl nicht so be­
große Terz (e) = 400 ... bis zur
nannt, sind die dem 19. Jahrhun­
großen Septime (h) = 1100 und
dert verpflichteten Charakter­
zur Oktave (c) = 1200. 1 C stellt
stückbezeichnungen häufig in der
111200 =
das Frequenzverhältnis 2 E.n M. anzutreffen. An der Spitze
1,0006 dar. Die Frequenzän derung aller elektronischen Werkbezeich­
1
bei einer in Hz nicht darstell­ nungen stehen 11Studie 1 und 11Etü­
baren Tonhöhenänderung von 1 C de".
beträgt demnach 0,06%. Die prak­
tischen runden Zahlen beziehen Chladnische Figuren bezeichnen
sich auf die temperierten Inter­ die Knotenlinien von Membranen
valle; die reinen weichen davon und Platten nach dem klassischen
ab. So ist die reine kleine Se­ Versuch des deutsch@n Phy�ikers
kunde (17?16) � lOS C, die reine E.F.F.Chladni (1756 - 1827). Die
große Sekunde (9:8) = 203,9 C. mit feinem Sand oder Pulver be­
Zur Erfassung sehr kleiner In­ stäubte Membran oder Platte wird
tervalle durch Zahlen ist das durch Anschlagen oder durch An­
1885 von A.J.Ellis eingeführte streichen mit einem Violinbo�en
c.-Maß besser geeignet als die zu Eigenschwingungen gebracht.
1834 von F.W.Opelt (nicht Opitz An den stark vibrierenden Schwin­
(162)) entwickelte Millioktave gungsbäuchen wird die Bestäubung
(mo = 1/1000 Oktave). In der E.n abgeschleudert; sie sammelt sich
M. können C.-Tabellen mit der an den Knoten, wo die Platte in
kleinsten Einheit von 1 C als Ruhe ist(38). Der Verlauf der
Intervallrealitäten nicht ver­ Knotenlinien wurde neuerdings
wendet werden, wohl aber können auch mit elektrischen Meßmetho­
sie, wie in anderer Hinsicht die den ermittelt und an einzelnen
temperierte Skala, zum Vergleich Instrumenten (Geige, Flügel) er­
herangezogen werden (85). probt. Sehr kompliziert sind Be­
obachtungen an gekrümmten Flä­
Charakteristik der Anzeige, ein chen (Glocken). (s.Abb. S.48)
Begriff der Meßtechnik, bezeich-
Chladnische Figuren 48
49 Codierung

Chor, der von altersher geübte Farbgeräuschen identisch werden.


Chorgesang ist hier zu erwähnen, Alle parametrischen Elemente des
weil sich der typische Stimmklang Cl. wie Tonhöhenlage, Dichte,
etwa des modernen gemischten Breite, Intensität sind auch ent­
Ch.es überraschend gut mit elek­ scheidende Faktoren dieser spe­
tronischen Klängen verbinden zifisch elektronischen Klangge­
läßt. Das gilt insbesondere für bilde. Wegen dieser Identität
den sich fast nahtlos dem Elek­ wird in der E.n M. der verhältnis­
tronischen einfügenden Männer­ mäßig weit gefaßte Begriff Cl.
chorklang. nicht verwendet(90J.

Chorischer Effekt bezeichnet eine Coder - V isible Speech-Verfahren;


der Unschärferelationen, die zur - V ocoder
natürlichen Schwankungsbreite ge­
spielter oder gesungener Musik Codierung ist ein von der -
gehören. 11Chorisch" besetzte Informationstheorie entwickeltes
Streicher, also Orchester- und Zuordnungsverfahren, das es mög ­
Ensemblestreicher, können um lich macht, im musikalischen Be­
1120 sec unterschiedlich ein­ reich von einer Bandaufnahme der
setzen, ohne daß das Ohr es be­ Schwingungsvorgänge abzusehen
merken kann. Dadurch ändern sich und Klänge nach ihren Kennwerten
aber die Zeitfaktoren der Klang­ der Tonhöhe, Dauer und Lautstärke
farbe im Sinne einer die Klang ­ in Form von binären Zahlen und
plastik fördernden - Klangfarben­ Steuersignalen in Elementarzei­
modulation. chen zu zerlegen und zu speichern.
Solche C.s-Speicher arbeiten mit
Cluster (engl., eigentlich Tone Lochstreifen. An die Stelle des
Cluster: Tontraube) ist eine von Tonbandes tritt der Lochstreifen­
dem amerikanischen Komponisten Speiche r, der wiederum, nach dem
H.Cowell 1919 erfundene und 1930 die Musik programmie rt, codiert
in seinem Buch 1,New Musical Re­ und in Lochstreifen fixiert ist,
sources" publizierte Bezeichnung die codierten Zeichenfolgen end­
für Akkorde, die aus großen und güllig auf das Tonband überträgt.
kleinen Sekunden gebildet werden. Die Speicherung auf Lochstreifen
Cowell leitete diese Klanggebil­ verwandelt die Linie einer Sinus­
de aus den höheren Bereichen der kurve in eine Treppenlinie (sog.
Teiltonreihe ab (vom 16. Teilton - Quantisierung) , die jedoch dem
an), wobei er forderte, den Cl. Ohr als ein Kontinuum erscheint,
als Einheit zu behandeln, als ob ähnlich wie im Optischen die ein­
er ein einziger Ton wäre. Die zelnen Filmbilder bei entsprechen­
ursprünglich für Instrumente ge­ der Laufgeschwindigkeit zusammen­
dachten Cl.s, die als Übergang hängende Bewegungen zeigen. Das
zwischen Klang und Geräusch fun­ frühere Siemens-Steuer-System in
gierten, kommen in der E.n M. München mit einer hochwertigen
häufig vor, wo sie schließlich, Lochstreifen-Anlage gestattete
bedingt durch die nahezu unbe­ 400 V eränderungen der Tonhöhe,
grenzte Variabilität der Inter­ Klangfarbe und Lautstärke in der
valle innerhalb des Cl., mit sehr Sekunde(88).
dichten - Tongemischen oder -
Collage 50

Collage (frz. , Klebeb ild) ist ein fälle bei einer Notlandung, 1966;
aus der modernen Malerei (Braque, B. Madernas Von A bis z, 1970, und
Picasso, 1910/11) übernommener viele andere). Seit der um 1955
Begriff, der die Einführung fran­ einsetzenden Materialerweiterung
der Materialien in eine Bildkom­ durch Geräusche aller Art und
position bezeichnet. Eine der er­ durch gesprochene Worte, Silben
sten Bühnen-C.n, mit Picassos oder Buchstaben haben sich die
Bilddekorationen, war Eric Saties Grenzen zwischen Zitat und C.
Parade, 1917, eine buntscheckige fast völlig verwischt, so etwa in
Mixtur aus Schreibmaschinenge­ K.Stockhausens Hymnen, in denen
klapper, Händeklatschen, Pisto­ sich beide zu decken scheinen.
lenknall, Choral und Music-Hall­ Die E.M. macht reichen Gebrauch
Ekzentrik. In der serie llen Mu­ von c.-Effekten - um nur weniges
sik h at sich der Begriff C. noch zu nennen: H.U.Humpert in Synesis
nicht so eindeutig durchgesetzt für Synthesizer (live) und Orgel
wie der des - Aleatorischen, ob­ mit zwei „Extempore" vom Band,
wohl die damit bezeichnete Kom­ die die :Musique concrete und die
positionstechnik, nicht ohne Zu­ frühe E.M. symbolisieren; R.Mo­
sammenhang mit der aleatorischen ser in Stilleben mit Glas mit
Zufallssteuerung, weithin prak­ dem Geräusch von zerbrechendem
tiziert wird. Zufall und C. ge­ Glas genau in der Mitte des Stük­
hören zu den Hauptmitteln einer kes; D.Johnson in Ton Antiton
Auflockerung des starren seriel­ mit den Stimmen und der Mugik von
len Systems, die C. nicht selten Komponisten, die Einfluß auf das
mit humoristischem oder kabaret­ Schicksal der E.n M. gehabt ha­
tistischem Einschlag. In der In­ ben; J.G.Fritsch in Modulation IV
strumentalmusik seit der Jahrhun­ mit Beethoven-, Wagner- und ta­
dertmitte nehmen c.n einen brei­ gesaktueller Schlagermusik .....
ten Raum ein. Am konsequentesten
hat Bernd Alois Zimmermann das Ccrnputer sind elektronische Da­
zunächst noch gar nicht so be­ tenverarbeitungsanlagen, die ein­
nannte c.-Prinzip von Anfang an gespeiste Informationen (Daten)
in seinen Instrumentalwerken ver­ in vorprogrammierter Weise ver­
treten. Von der C. nur schwer zu arbeiten und wieder abgeben. Das
unterscheiden sind Zitat und Par­ kann durch digitale, analoge und
odie. Zitate können eigene (Mo­ andere Systeme ausgeführt werden.
zart, Wagner, R.Strauss) oder Der Analog-C. „übersetzt" die
fremde Zitate (Strawinsky) sein. verschiedenen Größen einer ,,Auf­
Ebenfalls der C. nahe steht das gabe" in physikalische (z.B. elek­
verfahren, zwei unabhängig von­ tronische) Quantitäten und gibt
einander komponierte Stücke zu­ die Lösungen durch entsprechende
gleich erklingen zu lassen (Cage, Geräte wie Oszillographen (Schwin­
Kagel) . Kaum noch übersehbar sind gungsschreiber) oder - Plotter
die präparierten collageartigen (Kurvenschreiber) ab (- Auf­
Verfremdungseffekte, die vom Ton­ zeichnung von Steuerspannungen)
band zu vorhandenem musikalischem Als wesentlich nützlicher, weil
oder dramatischem Vorgang abge­ universeller, hat sich der digi­
spielt werden (Nonos Intolleran­ tale c. erwiesen, dessen Arbeits­
za, 1961; B.Blachers Zwischen- weise der des Menschen entspricht
51 Computermusik

u nd der sich prinzipiell vom Arbeitsspeicher (Memory S ystem},


Analog-C. unterscheidet: Durch Rechenwerk (Arithmetic Unit) und
- Codierung verschlüsselte Daten Bedienungseinheit (Control Unit) .
und Anweisungen zu deren Verar­ Diese gesamte apparative Technik
beitung (Instruktionen) werden wird hardware (engl., 11harte Wa­
über Datenträger wie Lochkarten re"} genannt (Software („weiche
oder Lochstreifen in die Eingabe­ Ware") bez·eichnet dagegen die
Einhei t des C.s eingegeben (Slo­ Programmierungstechnik) (68).
gan: f üttern); Herstellung und Wie grundsätzlich alle Informa­
Anordnung der Instruktionen stel­ tionen können auch die Elemente
len das wichtige Moment des - der Musik als D aten erfaßt, co­
Programmierens dar. Die zu ver­ diert und aufgrund von Program­
arbeitenden Daten und das Pro­ men durch den C. verarbeitet wer­
gramm gelangen über einen Arbeits­ den. Dabei reizen vor allem die
speicher, von dem aus die Daten vielfältigen Möglichkeiten des
beliebig oft abgefragt werden Abfragens einmal gespeicherter
können, in das eigentliche 11HerZ1 Daten und die für menschliche
des c.s, das Rechenwerk, das die Vorstellungen ungeheuren Opera­
Daten verarbeitet, indem es sie tionsgeschwindigkeiten (bei Hoch­
so miteinander kombiniert, daß leistungs-C.n bis zu ca. 10 Mil­
neue Daten entstehen. Diese Ver­ lionen Rechenoperationen pro sec) .
arbeitung wird vom Leitwerk auf­ Jedoch allein die „Kunst" des
grund des Programms gesteuert. Programmierens entscheidet über
Die verschiedenen Bauweisen die­ Art und Ergebnis der Verwendung
ser Zentr aleinheiten verdeutli­ von C.n in der Musik (-Output}.
chen anschaulich die technologi­
sche Entwicklung in der Elektro­ COirq;?utemusik bezeichnet die in­
nik über Röhrenbauteile und Halh­ strumentale oder E.M., deren Kom­
leiterelemente bis hin zu gedruck­ positionsplan oder Klangmaterial
ten Leiterplatten mit integrier­ durch Verwendung des - Computers
ten Schaltkreisen; die Vorstel­ entstanden ist. Ausgangspunkt für
lung von den C.-Generationen be­ diese Entwicklung, die noch recht
zieht sich vor allem auf die im­ jung ist und deren weitere Ergeb­
mer neuen Konstruktionen dieser nisse noch nicht abzusehen sind,
Bauteile.- Das Bedienungspult waren die Erkenntnisse der - In­
macht es möglich, sozusagen ma­ formationstheorie, die im Bereich
nuell in den Ablauf der Anlage der Musik dazu führten, bestimm­
einzugreifen, z.B. um Daten zu te Größen wie Informationsgehalte
korrigieren oder Fehler zu su­ und -geschwindigkeiten stati­
chen. Schließlich werden über stisch und mathematisch zu erfas­
eine Ausgabe-Einheit die Resulta­ sen, um so musikalis che Struktu­
te der Verarbeitung durch Loch­ ren durch die - Analyse möglichst
karten oder Lochstreifen ausge­ objektiv durchschauen zu können.
geben. Sieht man von peripheren Nach der Erstellung solcher Ana­
Einheiten (wie externen Speichern} lysen, die in den verschiedensten
einmal ab, bes teht ein Digital­ musikalischen Stilbereichen durch­
e. aus den vier Ha upteinheiten: geführt wurden, war es fast
Eingabe- und Ausgabeeinheit selbstverständlich, nun a uch den
(engl. Input/Output Devices}, anderen Weg zu gehen, nämlich
Computermusik 52

den Computer aufgrun d bestimmter (Universität Kalifornien) und


Regeln ,,komponieren" zu lassen. J.K.Randall (Princeton Universi­
Als erster, sozusagen modellar­ ty) für mehrere Kompositionen
tiger Versuch entstand die Illiac verwendet(67J. Auch James Tenney
Suite for String Quartet, kompo­ beschäftigte sich mit „computer­
niert bzw. programmiert von generated sounds" (durch Compu­
Lejaren A.Hiller und Leonard M. ter erzeugte Klänge) und gab eine
Isaacson im Jahre 1956, ausge­ Beschreibun g seiner Arbeitsmetho­
führt vom Computer ILLIAC der lhi­ den(209J. Eine ebenso enge Bezie­
versität Illinois (USA). Bei die­ hung zwischen E.r M . und Compu­
der Art von C. werden musikali­ ter ist dann hergestellt, wenn
sche Regeln aufgestellt, nach de­ Steuerspannungen, die von einem
nen sich der Computer richtet. Computer aufgrund eines Program­
Das können Regeln aus den ver­ mes geliefert werden, die Appara­
schiedensten Bereichen, von der turen eines elektronischen Stu­
tonalen bis hin zur zufallsbe­ dios steuern; solch ein - Hybri­
stimmten Musik sein, - wie es in des System wurde beispielsweise
der Illi ac Suite exemplarisch von Max V.Mathews und John R.
vorgeführt wird. Allen Regeln ge­ Pierce entwickelt (- Conductor­
meinsam ist jedoch die Schwierig­ Philosophy) .
keit, sie zu formuliQrQn, si� ffir Unter den europäischen Komponi­
den Computer 11kombinierbar" zu sten wurden auf dem Gebiet der
machen, der ja schließlich am En­ C. u.a. bekannt: in Frankreich
1
de eine 11Parti tur1 in Form der Pierre Barbaud ( „Groupe Algorith­
ihm eigenen Codesymbole abliefern mique", mit Roger Blanchard) und
soll. In einer Reihe von Experi­ Iannis Xenakis, in England Peter
menten arbeiten auf diesem Gebiet Zinovieff(227}, in Italien Pietro
seit der Mitte der 1950er Jahre Grossi, in Holland Lambert Meer­
in den USA Komponisten wie Ro­ tens und Gottfried Michael Koenig,
bert Baker, Herbert Brün (Infrau­ in Schweden Knut Wiggen und in
dibles, 1967) oder Lejaren A. Deutschland Josef Anton Riedl.
Hiller (HPSCHD (zusammen mit John (s.S.428 f .)
Cage), 1967-69). Neben Komposi­ Conductor-Philosophy (engl.) ist
tionsprogrammen sind außerdem in Amerika die umgangssprachliche
Programme entwickelt worden, die Bezeichnung für eine Grundein­
es ermöglichen, durch den Compu­ stellung von Komponisten gegen­
ter Klänge zu erzeugen. Der Kom­ über elektronischen Speicher-
ponist arbeitet dann mit dem Com­ und Steuerein heiten. Diese Grund­
puter, inde m er die gewünschten haltung wird von ihnen nicht wie
Klangfarben definieLt, diese co­ das Ver hältnis Spieler-Instru ­
diert und die Daten in den Com­ ment, sondern eher als Bez iehung
puter, eingibt. Dieser verarbei­ Dirigent ( engl. conductor)-Orche­
tet die Daten, die - durch einen ster verstanden: Denn - Hybride
- Converter in Wechselströme um­ Systeme, deren Konzeption mit
gewandelt - im Lautsprecher als dem Wort „C.-Ph." charakteri­
elektronische Klänge hörbar wer­ siert wird, können Funktionen
den (sog. alldigitale Klangerzeu­ der Speic herung („Partitur"), de­
gung). Solche „Tonsynthese-Pro­ ren spätere Beeinfluss ung („Inter­
gramme" wurden von Gerald S trange pretation") und wiederum deren
53 Converter

Speicherung ( „Reproduktion") aus­ ka arbeiten äußerst aktiv auf


führen. Max V.Mathews, der zu­ diesem zukunftsträchtigen Gebiet.
sammen mit John R.Pierce in den
Bell Telephone Laboratories prak­ Control Voltaqe Processor (engl.)
tikable „Computer Sound Synthesis ist ein spannungsgesteuertes bzw.
Programmes" (Computerprogramme -steuerndes amerikanisches Gerät
zur Klangerzeugung) entwickelt (CBS) , das Steuerspannungen mit­
hat, beschreibt seine der C.-Ph. einander kombiniert, transponiert,
zugrunde liegenden Vorstellungen komprimiert und umkehrt. So kön­
der Arbeit mit Computern: 11Der nen angelegte Steuerspannungen
Dirigent spielt nicht persönlich über eine Auswahlskala z.B. vom
jede Note einer Partitur, viel­ Spannungsmaximum (15 V) ins -mi­
mehr beeinflußt (und kontrolliert nimum (0, 5 V) umgewandelt werden.
er hoffentlich) die Art, in der Dazwischenliegende Werte werden
die Instrumentalisten die Noten nach einer bestimmten Proportion
spielen. Der Computer-Ausführen­ verschoben (z.B. 6 V nach 9,5 V).
de sollte nicht versuchen, den Neben Einrichtungen zur Verarbei­
gesamten Klang in Realzeit zu tung von Steuerspannungen, die
definieren. Vielmehr sollte der dem Gerät zugeführt werden, be­
Computer eine Partitur enthalten, sitzt der C.V.P. eine eigene in­
und der Ausführende sollte die terne Spännungsquelle. Durch �ine
Art beeinflußen, in welcher die weitere Skala kann nun bestimmt
Partitur gespielt wird. Seine werden, wie eingespeiste und
Einflußnahme kann viel mannig­ miteinander kombinierte Spannun­
faltiger sein als jene des kon­ gen verändert (z.B. komprimiert)
ventionellen Orchesterdirigenten, werden müssen, um zu den selbst
der in erster Linie Tempo, Laut­ erzeugten Spannungen in einem
heit und Stil kontrolliert. Er bestimmten gewählten Verhältnis
kann z. B. eine zusätzliche Stim­ zu stehen. Schließlich kann die
me nach eigenem Ermessen einfüh­ interne Spannungsquelle dazu be­
ren oder Bestandteile einer Stim­ nutzt werden, angelegte externe
me wie etwa deren Tonhöhen, wäh­ Spannungen zu steuern: Steuer­
rend der Computer den Rhythmus spannungen werden also, bevor sie
liefert ... Der Computer s ollte aktiv werden und andere Apparate
mehr tun als nur dem Dirigenten steuern, selbst gesteuert.
folgen, er sollte sich auch aller
Anweisungen des Dirigenten erin­ Converter (engl., Umwandler) be­
nern, so daß eine einmal erreich­ zeichnet im Bereich der elektro­
te gewünschte Aufführungsart re­ nis chen - Computermusik in der
peti ert werden kann. Darüber hin­ Regel einen Digital-Analog-Wand­
aus sollte er dem Dirigenten er­ ler, der die Ziffern eines Pro­
lauben, jeden Teil seiner Inter­ gramms, das dem Digitalcomputer
pretation oder der Partitur zu eingegeben und von ihm ausgele­
ändern" ( 117). Aus diesen Forde­ sen wird, in analoge Spannungen
rungen an den Computer lassen (in der Regel Wechselspannungen)
sich neue zusammenhänge von Kom­ umwandelt; diese Spannungen er­
position, Interpretation, vor zeugen dann im Lautsprecher die
allem aber Improvisation entwik­ entsprechende n Schallwellen. Ein
keln. Einige Institute in Ameri- Filter glättet die stufenförmig
Countdown 54

aufeinander folgenden Signale flüssig,weil sich der dynamische


des digitalen Computer-Ausgangs. Vorgang aus der gra�hischen Auf­
Digital-Analog-Wandler sind auch zeichnung der - Dezibel-Skala
wesentliche Bestandteile sogenann­ ergibt. Doch kann man das symbo­
ter - Hybrider Systeme. Sie hal::en lische cresc.-Zeichen auch im
ihr Äquivalent im Bereich der Sinne des abstrakten Koordinaten­
Tonstudiotechnik in den - Elek­ systems von Zeit und Lautstärke
troakustischen Wandlern (Mikro­ umdeuten, wenn man den unteren
phonen und Lautsprech ern) . Schenkel als waagerechte Zeit­
strecke (Dauer), den oberen so­
Countdown ist ein anfangs scherz­ wie den zwischen beiden einge­
haft gebrauchter, sich dann aber schlossenen Winkel als Maß des
in der Studiopraxis als nützlich Lautstärkeanstiegs auffaßt. Das
erweisender Begriff des „Herun­ folgende Schema zeigt die von
terzählens" beim Start, in die­ -40 dB bis ±o dB ansteigende Ska­
sem Fall beim Maschinenstart. la an; zum Vergleich ist die dem
Wenn Tonbänder exakt überspielt Musiker geläufige, in der E.n M.
werden oder synchron laufen sol­ aber nicht gebräuchliche Skala
len, ist es oft notwendig, daß von pp bis ff danebengestellt.
zwei oder drei M agnetbandgeräte
von mehreren Mithelfern zugleieh
in Gang gesetzt (im Studioslogan:
(ff)±Od& /1
abgefahren) werden müssen. Das
geschah nach alter M ethode mit
(f)-;�
15 ---------- _
·�
7"'
.c._
____ -1
dem Signalement: Achtung�!
oder 1 2 3 und ähnlich. Unver­
(mf)-20 T
gleichlich besser und sinnfälli­
ger ist das C.-Verfahren mit dem
(PJ -�� ;::.z
_
Rückwärtszählen: 3 2 1 �, w obei 35-
(PP) -40..c.
L__

________ �
nur auf die Gleichmäßigkeit des
Zählabstandes, in der Regel wohl
zwischen 0,5 und 1 sec, geachtet In der Praxis steht die ganze 40-
werden muß. stufige Intensitätsskala mit der
konstanten Einheit 1 Dezibel zwi­
�' engl., cycle per second schen ±o und -40 dB zur Verfü­
(oft auch nur c. abgekürzt), ist gung. Entsprechendes gilt ßür
die im Ausland übliche Bezeich­ die gegensätzliche dyna mische
nung für - Hertz (Hz) . Kilocycle Bewegung des decresc. oder dimi­
= 1000 c., Megacycle = 1.000.000 nuendo.
c.
Cultural Noise (engl.) ist ein
crescendo, Bezeichnung und Zei­ in Amerika gelegentlich benutz­
chen ( � ) für kontinuier­ ter Begriff, um das 11geordnete11
lich zunehmende Lautstärke. Die und da mit komponierbare Geräusch
cresc.-Wirkung der Instrumental­ im Bereich der E.n M. zu charak­
musik unterscheidet sich nicht terisieren. 11Der Ausdruck selbst
von der der E.n M. ,jedoch wird scheint der Informationstheorie
hier die Bezeichnung cresc. nicht zu verdanken zu sein; denn das
verwendet; sie ist deshalb über- Bild des gestörten Übertragungs-
55 Cuttern

kanals ist offenbar auf einen


sehr viel komplexeren Zusammen­
hang übertragen worden. Gemeint
ist das Mißverstehen, welches
durch nicht übereinstimmenden
kulturellen Hintergrund entstehb
man empfindet als Geräusch, was
dem anderen Kulturkreis Melodie
ist"(226).

Cuttern (engl. cutter, Schneider,


Stein-, Holzschneider, hier also
Bandschneider) bezeichnet die
Tätigkeit des - Bandschnitts.
Leicht kann das Wort c. auch
komische oder lächerliche Asso­
ziationen auslösen. Um dem Hörer
die E.M. zu verleiden, wurde in
ihren Anfangsjahren das C. oft
als musikalische Funktion ausge­
geben, etwa im Sinne einer ge­
stückelten, geschnipselten „Cut­
termusik". Solche verfälschende,
absichtsvoll kolportierte Behaup­
tung Qnt�prach elwa einer Infor­
mation von dem Einsichtsgrad, die
violinistische Konzertmusik grün­
de sich auf Bewegungen der Bogen­
stange.
1 1
57 D Dauer

Dadaisnus war eine 1916 in Zü­ schwingende Körper zur Ruhe


rich aus dem 11Cabaret Voltaire" kommt. Elektrische Schwingungen
unter Beteiligung von Hans Arp, werden durch den Ohmschen Wider­
Tristan Tzara, der das Wort „Da­ stand der Leitungen, durch Ver­
da" prägte, Hugo Ball und Ricrard luste in der Isolation oder -
Hülsenbeck hervorgegangene lite­ freiwillig - durch den kontinu­
rarisch-künstlerische Bewegung. ierlich veränderbaren Pegelreg­
Die internationale Dada-Welle, ler im Sinne eines musikalischen
die später ihre Hauptstützpunkte Decrescendo gedämpft. Ein Maß
in Berlin, Köln und Paris hatte, für die D. ist das - Dezibel,
war eine intellektuelle Revolte das, bei sinngemäß abnehmender
gegen bürgerliche Konventionen; Skala, negative Vorzeichen trägt
sie löste sich - ohne Widerhall (±0 dB, -3 dB, -12 dB, - 2 0 dB
in der gleichzeitigen Musik - usw.).
nach 1922 auf. Was vom D. ·bis
heute in der ,,konkreten Poesie" Daten - Lochkarten und Lochstrei­
weiterlebt, ist das phonetisch fen
und musikalisch auf Sprachelemen­
te zurückgeführte - Lautgedicht, Dauer ist als theoretischer Grwn­
das als Klangbestandteil auch in begr iff erst in der jüngsten Zeit
zahlreiche Werke der E.n M. ein­ in das allgemeine Bewußtsein ge­
gegangen ist. treten. Als ein Vorspiel dazu
kann Bergsons „erlebte" Dauer ( 18)
Dämpfung bezeichnet eine sich mit vorwiegend meta?hysischen

abschwäch�nde Schwingung, deren und psychologischen Aspekten


Amplitude durch Energieverlust einer "lebensphilosophisch" -vi­
mit der Zeit abnimmt. Je stärker talen Weltauffassung gelten. Als
ein Schwingungssystem gedämpft konkrete Toneigenschaft behan­
wird, umso schneller nimmt die delt J.Handschins Tonpsychologie
Schwingungsamplitude ab. Die von (1948) die Zeitdimension der D.,
einem einmaligen Impuls angereg­ die zu den konstituierenden, wenn
te „freie" Schwingung klingt mit auch nur „peripheren" Toncharak­
der D. allmählich ab, im Gegen­ teren gerechnet wird(75). Die
satz zur 11erzwungenen11 Schwin­ praktische Anwendung der als D.n
gung, die bei entsprechender Er­ geordneten D.n erfolgte in
regung dauernder Impulse ständig Messiaens Klavierstück Mode de
weiterschwingt und dabei dyna­ valeurs et d'intensites (1949),
misch beeinflußt werden kann. das neben den Parametern der Ton­
Der Energieverlust bei der D. von höhen, der Intensitäten und An­
freien Schwingungen ist durch schlagsarten einen Modus von 24
Reibung oder Luftwiderstand be­ D.n oder verschiedenen rhythmi­
dingt, soweit es sich um mecha­ schen Werten verwendet. Mit der
nische Schwingungen, etwa von seriellen Musik wurde die D. als
Instrumenten, handelt. Durch die­ die neben der 11zentralen 11 Tonhö­
se Reibung wird dem Schwingungs­ he wichtigste Eigenschaft des
system nach Maßgabe der Abkling­ Tons herausgestellt; das verän­
konstante (frühe r Dämpfungskon­ derte Bild der Notenschrift grün­
stante) ein bestimmter Energie­ det sich in der Instrumentalmusik
betrag solange entzogen, bis der seit 1950 zum überwiegenden Teil
Dauerkopierverfahren 58

auf die neuartigen Differenzie ­ entstehen durch den Intensitäts­


rungen der in Einzelteile und regler am Schwebungssummer selbst.
Proportionierungen aufgesplitter­ Durch Geschwindigkeit und Regel­
ten D.n.Als Maß der D. gelten die mäßigkeit der Regelung kann Ein­
normalen Zählzeiten oder, im se­ fluß auf die Farbe genommen wer­
riellen Bereich, auch kleinste den. Dazu sind gleichzeitige
Zähleinheiten, etwa mit dem No­ Transformationen wie Filtern,
tationswert eines 64stels ,das als Phasing, Verhallen usw. möglich.
nicht mehr unterteilbare Einheit
einem Stück zugrundegelegt wird. Dauerton, der ausgehaltene Ein­
Wie im Instrumentalen gibt es in zelton (Orgelpunkt, Bordun, Du­
der E.n M. die D. vi e lf a ch nur delsack, „liegende" Stimme) ,
als betonungsfreie Zeitdimension, braucht etwa 1;3 sec, um seine
ohne Zählzeit, ohne Takt und kon­ vorgesehene Lautstärke zu errei­
stantes Metrum; dem oft erhobenen chen. Leise und laute D auertöne
Vorwurf, sie sei unrhythmisch, können dem Ohr vers chieden hoch
könnte man entgegnen, sie sei erscheinen. Die tiefen Grundtöne
nur rhythmisch, ohne die starre haben die Tendenz, die hohen
psychische Betonungsmechanik des Teiltöne zu verdecken. Nach einer
bloßen Nachvollziehens - insoferri gewissen Einwirkungszeit stellt

kann die von der Zähl2eit be f rei­ sich beim D. infolge Ermüdung
te D. sogar als Teil einer Sekun­ der Sinneszellen eine Abnahme
denzeitstrecke gemessen werden der Lautheitsempfindung ein.
(Cage) . Wird die D. immer kürzer, Durch das Anpassungsverhalten des
so gerät sie - in verschiedenen Ohres (- Adaption) werden gewis­
Frequenzbereichen verschieden - se „mittlere" Ausgleiche geschaf­
an die Grenzen der - Tonkennzeit; fen. In der E.n M. treten, zumal
wird sie immer länger, so setzt bei Sinustönen, die mit dem D.
bei etwa 8 sec die Fähigkeit des verbundenen Gehörsschwankungen
Vergleichs in der Zeitschätzung oft deutlicher hervor als in der
aus. Instrumentalmusik(220).

Dal.Eil<opiei:verfahren b ez e i chne t dB, Abk. für - Dezibel


eine bandtechnische Methode, mit
der vielschichtige Tonfelder re­ Dehnung/Raffung sind Veränderun­
lativ einfach hergestellt werden gen in Bezug auf die Zeit- und
können: Zwei Magnetbandgeräte Frequenzskala, denen man alle
und ein Tongenerator (z.B. ein Schallereignisse unterwerfen kann.
- Schwebungssummer) werden zum Dabei lassen sich simultane Ver­
D. gebraucht. Dabei nimmt Magnet­ zerrW1gen unschwer durch ein Ma­
ba ndgerät I einzelne Töne, Glis­ gnetb andgerät mi t regelbarer -
sandi usw. von dem Schwebungs­ Bandgeschwindigkeit erzielen: Je
summer auf, und gibt sie weiter schneller das Band läuft, um so
an Magnetbandgerät II, das sie höher klingt das Schallereignis
wieder in I hineinschickt. Auf und umgekehrt. In der E.n M. wird
diese Weise werden immer neue vielfach Gebrauch von solchen
Signale auf schon vorhandene ko­ und ähnlichen Transformationen
piert, die in ihrer Qualität kaum gemacht.
schlechter werden. D ie Pausen Beim gesprochenen Wort verhalten
59 Demodulation

sich die verschiedenen Sphären Deklamation im musikalischen Zu­


unterschiedlich zu solchen Deh­ sammenhang rührt an eine Frage,
nungen und Raffungen. Schon ge­ die jedem Musiker und Musikhi­
ringe Veränderungen der Bandge­ storiker als Wort-Ton-Verhältnis
schwindigkeit zerstören die dia­ bekannt ist und heute gern unter
gnostische Sphäre, d.h. man kann dem Stichwort - Musik und Spra­
die sprechende Person nicht mehr che behandelt wird. In der seri­
erkennen, während die semanti­ ellen und E.n M. weicht das alte
sche Sphäre, die Verständlichkeit Problem, ob das Wort oder ob der
der Silben, auch bei größeren Ton dominiert, der mikrologischEll
Veränderung�n der Bandgeschwin­ Auffassung, daß isolierte Satz­
digkeit kaum beeinflußt wird.­ teile, Worte und einzelne ge­
Bei einer Umkehrung der Bandlauf­ sprochene Buchstaben in einer
richtung dagegen wird das Gespro­ neuen, akustisch-phonetischen
chene unverständlich, die spre­ Ordnung zusammengefaßt werden und
chende Person aber bleibt meist kompositorisch sinnvoll ,Klang­
erkennbar. Separate D./R. der struktur' bilden können. Solche
Zeitskala, wobei das Spektrum - Aufspaltungen der Wort- und
der einzelnen Laute unverändert Klangmaterie gehören zu den Ato­
bleibt, wird durch einen - Ton­ misierungsprozessen, in denen
höhen- und Zeitlaufregler möglich; aktuell Gegenwärtiges zur momen­
semantische und diagnostische tanen Verwirklichung zersplitter­
Sphäre verändern sich bei sol­ ter Sprach- und Klanganteile
cher künstlicher Tempoveränderung drängt. Ein bemerkenswerter Sei­
erst bei einer Überschreitung ge­ tenzweig dieser Entwicklung
wisser Grenzwerte (ca. : 20 %) .­ reicht von den Sprachoperationen
Dieses Verfahren kann auch dazu des -,Dada' (1916) über K.Schwit­
verwendet werden, bei gleichblei­ ters' Ursonate (1932), J.Joyces
bender Bandgeschwindigkeit das Finnegans Wake (1939) und den
Spektrum nach oben oder unten zu französischen - 11Lettrismus"
verschieben, wobei sich die Kl<ng­ (1942) bis zu Hans G Helms' li­
farbe erheblich verändert, be­ terarischer Komposition in 43
stimmte diagnostische Merkmale Strukturen Fa: m' Ahniesgwow
aber, die mit der Intonation oder (1959). Die verschlüsselten und
dem Sprechrhythmus zusammenhän­ atomisierten Sprachklänge haben
gen, erhalten bleiben. Zeitraf­ sich als machbar und formbar, als
fung wird auch durch Herausschnei­ verfügbare Kompositionsmittel er­
den von Bandstücken aus einem wiesen und hängen nur noch sehr
besprochenen Tonband erreicht; lose mit der semantischen Sphäre
dabei bietet sich die Möglich­ des Gesprochenen zusammen: der
keit festzustellen, auf Grund gesungene oder - sprachklanglich
welcher vorhandenen bzw. nicht weit ergiebiger - gesprochene
vorhandenen Wortteile Verständ­ Text wird z u m strukturellen Be­
lichkeit oder Unverständlichkeit standteil der Mu sik (- Lautgedi­
eines Textes beruht. Zeitdehnung chte).
erhält man entsprechend durch
Einfügen von Leerband, wobei die Dsnodulation, ursprünglich ein
nun entstandenen Lücken die Ver­ Begriff der Nachrichtentechnik,
ständlichkeit weiter erschweren. bezeichnet allgemein die Rückge-
Dezibel 60

winnung eines modulierten Si­ sches Maß für die Lautstärke ein­
gnals am jeweiligen Empfangsort. geführt. Phon gilt für den im
Im Bereich der Spannungssteue­ Dezibelmaßstab ausgedrückten
rung dienen Demodulatoren als Schalldruck des gleich lauten
Spannungsquellen, wobei sich - Schalls. Ausgangspunkt solcher
wie bei der - Modulation - die D. Untersuchungen ist ein Ton von
auf alle physikalischen Bestim­ 1000 Hz, bei dem die Dezibelzahl
mungsgrößen einer Schwingung be­ immer der Phonzahl entspricht.
zieht. So liefert z.B. ein Fre­ Zwischen der Lautstärke in Phon,
quenzdemodulator eine Spannung, deren Maßstab von der subjekti­
die der Frequenz des angelegten ven Hörempfindung erheblich ab­
Signals proportional ist, ein weichen kann, und der wahren Emp­
Amplitudendemodulator eine Span­ findung der - Lautheit bestehen
nung, die proportional zur - Abweichungen. Für die Lautheit
Hüllkurve des Signals verläuft. wurde die (willkürliche) Einheit
Durch diese Technik werden neu­ - Sone gewählt ( 1 Sone 40 Phon). =

artige Steuerungsvorgänge möglich, Das ganze Gebiet der Lautstärken


w ie in G.M.Koenigs Kompositionen umfaßt die Schallenergien von
Funktion... (-Aufzeichnung von 0-12 Bel, von 0-120 dB oder von
Steuerspannungen) oder in H.U. 0-120 Phon. Für Taschenuhrticken
Humperts Synesis für Synthesizer rechnet man 10 Phon, für die
( live) und Orgel, in der die dy­ Schmerzgrenze des Ohres 130 Phon
namischen Verläufe der elektro­ (wie etwa bei einem Flugzeugmo­
nischen Orgel Frequenzen und tor aus 3 m Entfernung; - Dyna­
Klangfarben des Synthesizers pro­ mik).
portional steuern (- Envelope Die Studiomaße für Lautstärke
Follower). und Lautstärkeempfinden folgen
einer andern Dezibelskala, die
Dezibel (Abk. dB) ist das loga­ von ± O als dem laute ste n bis
rithmische Maß für die Lautstär­ -40 dB als dem leisesten ab­
ken. Das subjektive Lautstärke­ fällt (- Dezibel und Phon) . Da­
empfinden ist (nach dem - Weber­ mit sind die wenigstens äußer­
Fechnerschen psychophysischen lich erkennbaren Beziehungen zu
Grundgesetz) proportional dem den trad i t io n el l en musikalischen
Logarithmus des Verhältnisses Lautstärkebezeichnungen herge-
von Druck und Intensität des Sl>Ült !
Schalls. Die logarithmische Ein­
heit dieses Verhältnisses wird dB 0 6 12 18 24 30 36 40
als Bel bezeichnet, nach dem
fff ff f mf mp p PP PPP
schottisch-amerikanischen Tele­
fonerfinder Alexander Graham Bell
(1876). Da die Einheit Bel sich Indessen kann es nicht der Sinn
für den praktischen Gebrauch als der Dynamik E.r M. sein, musika­
zu groß erwies, reduzierte man lische Lautstärkebezeichnungen
sie auf 1/10 und bezeichnete sie mit der Skala fester Dezibelzah­
als Dezibel. Da das Weber-Fech­ len zu koppeln. Im Gegenteil wird
nersche Gesetz sich als nur be­ es notwendig sein, für die Musik
dingt gültig erwies, wurde die die ganze Dezibelskala so verfüg­
Einheit - Phon als logarithmi- bar zu halten, daß sich, ähnlich
61 Diagramm

wie bei den Tonhöhen und Dauern, von 70 dB und mehr verständlich.
ein vollständiges, in sich abge­ In der Praxis werden bei der täg­
stimmtes Bezugssystem ergibt. lichen Arbeit solch große Abhör­
Wenn ein(guter) Pianist für eine lautstärken nicht verwendet; man
Tonbandaufnahme Mozart spielt, begnügt sich, schon aus Gesund­
werden auf dem Aussteuerungsan­ heitsgründen, mit einem Spitzen­
zeiger nicht nur die drei, vier wert von ca. 80 Phon.
Stärkegrade erscheinen, die Mo­
zart notiert hat, sondern deren diagnostisch ist, ähnlich wie se­
15, 20 und mehr. Was der Pianist mantisch, ein älterer, von der
mit Anschlag und Gewichtsdruck - Informationstheorie wieder her­
instinktiv richtig macht, das vorgeholter und erweiterter Be­
kann in der E.n M. rational orga­ griff, immer noch gebraucht im
nisiert und musikalisch geordnet Sinne eines genauen Unterschei­
werden. dens und Erkennens, nunmehr aber
bezogen auf das gesprochene Wort
Dezibel urrl Phon bezeichnen in und auf die persönliche Prägung
der Akustik verschiedene Größen durch den, der es spricht. Läßt
im Bereich der - Dynamik: Die man ein besprochenes Tonband
Schallintensitätsunterschiede rückwärts laufen, so ist kein
werden in - Dezibel (dB), die Wort mehr zu verstehen, wohl aber
Lautstärken in - Phon gemessen; bleibt die den Sprech- und Wort­
im Bereich der maximalen - Emp­ formungszustand anzeigende d.e
findlichkeit des Ohres, dem Fre­ Sphäre vollständig erhalten, und
quenzbereich um 1000 Hz, sindi zwar so eindeutig, daß der Spre­
die Zahlen beider Maßeinheiten cher an seinem unverwechselbaren
identisch. Einige Verwirrung stif­ Tonfall sofort und intuitiv er­
tet gelegentlich die Skala am - kannt wird.

Aussti;marungsmasser im Tonstudio,
die ebenfalls die Einheit dB ver­ Diagramm ist ein Entwurf oder ein
wendet, und zwar von ! o dB bis geometrisches Schaubild mit der
-40 dB. Dieser Minimalwert be­ zeichnerischen Darstellung von
zieht sich nur auf den unteren mehreren Größen, die in sich von­
Pegel, der von der Rundfunksende­ einander abhängig und funktional
technik noch übertragen wird. In geordnet sind. Ein typisches D.
Wirklichkeit liegt diese Grenze ist der fünfzeilige Notenplan,
weit tiefer; das wird deutlich, für den sich diese Bezeichnung
wenn man das Verhältnis von D.u. nicht eingebürgert hat, weil er
Ph. klar sieht: Die dB-Minuswer­ im Symbolgehalt der Notation weit
te der Studioskala haben ihren über bloße Diagrammfakten hinaus­
Bezugspunkt bei ±o dB = 100 Phon, geht. Unentbehrl ich sind D . e in
wobei dann der Punkt -10 dB eben der E.n M. mit schematischen Ein­
1110 Phon weniger" anzeigt. Man zeichnungen von Tonhöhen, Dauern
würde die angezeigte Dynamik erst und Lautstärken. Solche D.e wer­
analog hören, wenn die Abhörlaut­ den häufig und ziemlich mißver­
sprecher bei ±o dB auch 100 Phon ständlich als - Partituren be­
abstrahlen. So wird auch der in zeichnet. Mehr oder weniger kom­
der heutigen Magnettontechnik plexe Schwingungsformen eines
angegebene - Aussteuerungsbereich Tons (Klangs) werden ebenfalls
Dichte 62

in D.-Aufzeichnungen fixiert, Didaktik der E.n M. muß unter der


die als ,Klangspektren' bezeich­ Bedingung gesehen werden, daß die
net werden. In dem - Spektrum Musik Schönbergs und Weberns als
eines ,Frequenz-Amplituden-Dia­ bekannt vorausgesetzt wird, eben­
graIIUils werden die Tonhöhen hori­ so wie die Grundlage und die Ty­
zontal und die Amplituden jedes pologie der seriellen Technik.
Teiltons vertikal eingetragen. Das Studium beginnt mit einer all­
gemeinen Einführung in die theo­
Dichte bezeichnet ein früher kaim retischen und klanglichen Grund­
beachtetes Phänomen des Komposi­ begriffe der E.n M. wie Sinuston,
tionsverlaufs, der nach Merkma­ Klang, Tongemisch, Farbgeräusch,
len der Klangverteilung abgestuft weißes Rauschen, zusaIIUilengesetz­
sein kann, was vom Hörer meist te Schwingungsformen wie Säge­
einfach als dyna mischer Vorgang zahn-, Dreieck-, Rechteckschwin­
empfunden wird. Die D. von verti­ gungen, Schwebungen, Impulse usw.
kalen oder horizontalen Klangver­ Der großen Bedeutung der manuel­
läufen kann als Anhäufung, An­ len technischen Studioarbeit wird
sammlung, Massigkeit oder Ver­ man dadurch gerecht, daß Magnet­
dünnung statistisch erfaßt wer­ bandgerät und Tonband von Anfang
den. Ihre mathematische Grundla­ an in die Arbeit miteinbezogen
ge ist das auch in der Theorie werden. Schneiden und Kleben des
der seriellen und E.n M. ange­ Bandes, Herausschneiden eines
wandte Prinzip der Wahrschein­ bestimmten Tones oder Wortes aus
lichkeitsrechnung und des ,Ge­ einem bespielten Band, Einstellen
setzes der großen Zahl'. der Frequenzen am Sinustongenera­
tor oder verschiedener Zeitab­
Dichtegrade, ein Begriff infor­ stände a m Impulsgenerator müssen
mationstheoretisch beeinflußter unter Anleitung praktisch ausge­
und einen neuen Musiktyp darstel­ führt werden. Vor allem Funktio­
lender Texte, bezeichnen in elek­ nen und Arbeitsweisen der vielen
tronischen Kompositionen klang­ verschiedenen Transformationsge­
liche zustände und Veränderungen, räte werden in stufenweise schwie­
die nach Vergleichsgraden der riger werdenden Prozessen be­
Kondensierung von Tönen, Klängen kanntgemacht. Der Studierende
und Geräuschen abgeschätzt wer­ soll sich schließlich als einzig
den können. (Die instrumentale Verantwortlicher um das Entstehen
neue Musik verwendet, etwa im seiner eigenen Musik durch die
Bereich der Klaviermusik, den vorhandene Technik 9anz konkret
Term.:lnus 11Anschlagsdichte11, z.B. selbst bemühen, wobei ihm aller­
in Intersection 3 von Morton Feld­ dings für die (sich ständig er­
man.) Konstant dichten Klängen gebenden) komplizierten Vorgänge
stehen solche gegenüber, die in des Schaltens und Verbindens ein
verschiedenen Graden abnehmen Techniker zur Seite steht.-
oder zunehmen. Dichtevarianten Im Bereich der parallel laufen­
gehören zu den zusammenhangstif­ den kompositorischen Arbeit sind
tenden Elementen der E.n M.; sie zuerst Fragen des Materials und
werden beim Hören allerdings we­ der Materialordnung zu erörtern.
niger beachtet als die mit ihnen Denn es ist nicht die Aufgabe
verbundenen Klangfarbenänderungen der E.n M., vorhandene Musik oder
(- Redundanz).
63 Didaktik

Musiksysteme nachzuahmen. Erin­ anderer Parameter, auf Grund ver­


nerungen an Arbeiten von Kompo­ schiedenster Ordnungsvorstellun­
nisten wie Busoni oder Varese gen komponiert werden kann. Ein
sind in diesem Zusammenhang sehr solcher, modellartiger Komposi­
aufschlußreich. tionsplan enthält oft eine Viel­
Man geht von musikalisch-akusti­ zahl technischer Probleme, die
schen Prinzipien aus, indem man erst bei der Realisation sicht­
die Parameter in mögliche Stufen bar werden und dort sofort er­
anordnet und so zu bestimmten klärt, geklärt und auf die all­
Skalen kommt. Im Bereich der Fre­ gemein geltende Studiopraxis
quenzen z.B. führt das meist da­ übertragen werden; sie zeigen
zu, daß eigene Tonhöhensysteme oft die natürlichen Grenzen der
aufgestellt werden, die bewußt Technik auf, etwa im Bereich der
aus dem System der gleichschwe­ Lautstärken oder der Tonhöhen,
benden Temperatur heraustreten, die selbstverständlich beachtet
zugleich aber das in ihr enthal­ und respektiert werden müssen:
tene Prinzip einer Skalenbildung Ein Sinuston von 25 Hz wird von
auf Grund gleicher Tonabstände keinem Lautsprecher ff reprodu­
übernehmen. Während sich in der ziert. Aus alledem resultieren
gleichschwebenden Temperatur die für den Studierenden Arbeitsmo­
Frequert�an aus dem Frequenzfak- delle, wie sie auf anderem Gebiet
der Harmonie- und Kontrapunktleh­
tor !lJ2 ergeben (d.h. das Ver­
re entsprechen.
hältnis des temperierten Halb-

tons beträgt l: 12.[2), lassen


Die für die meisten Musiker sehr
ungewohnte Parallelität von Kom­
sich neue Tonhöhenordnungen
schaffen, die ganz auf die be­ position und Realisation mag es
auch nahelegen, die technischen
kannten Intervalle verzichten,
Gegebenheiten des Studios sozu­
also nicht nur innerhalb einer
sagen als Primärfaktor anzuneh­
Oktave neue Intervallbildungen
vornehmen, sondern die Oktavord­ men, also die Bandmaschinen, Ge­

nung überhaupt eliminieren, wie neratoren und Transformationsge­


räte. Da diese jeweils charakte­
z.B. bei der Anwendung des Fre-
ristische Möglichkeiten des V a ­
quenzfaktors �. bei der sich riierens von Scha llereignissen
eine Frequenzreihe 100, 109, 118, aufweisen, lassen sich au�h hier
129, 140, 153, 166, 191 .. . Hz Skalenanordnungen aufstellen, et­
ergibt, in der keine Oktaven vor­ wa Veränderungsgrade im Bereich
kommen. Ähnliche Skalenbildungen eines bestimmten Parameters. Da­
ergeben sich - ohne die logarith­ bei tritt das rein elektronische
mische Rechnung mit Frequenzfak­ Material allerdings häufig zu­
toren-, wenn man ein Zahlenver­ g unsten von Instrumental- oder
hältnis aus den höheren Werten Sprachmaterial zurück, das leich­
der Teiltonreihe (etwa 27:28) als ter und schneller zu beschaffen

1.
Basis ninunt ode r ein einfaches
ist, was aber das Komponieren
ganzzahliges Verhä ltnis wie 4:3
nicht leichter, eher schwerer
in 4,2:3,1 abwandelt. Die so en1'­ macht. Denn auch in der E.n M.
stehenden Skalen stellen einen gilt der Grundsatz der Instrumen­
Materialvorrat dar, mit dem dann, tation, eine endliche und für
nach einer ähnlichen Erfassung das ganze Stück verbindliche An-
Didaktik 64

zahl von Klangfarben, einschließ­ verschiedensten Disziplinen zur


lich ihrer möglichen Varianten, Mitarbeit aufzufordern, um die
auszuwählen und mit ihnen zu kan­ Aufgaben zu bewältigen, die die
ponieren. Erforschung und Erprobung der
Ein besonderes Gebiet der D. E.r Computer an die Komponisten stel­
M. beschäftigt sich mit musikali­ len.
schen Gedanken und ästhetischen
Überlegungen, die sich ihrem We­ die Reihe, von H.Eimert unter
sen nach auf E.M. und deren Pro­ Mitarbeit von K.Stockhausen her­
duktionsmethoden beziehen. Als ausgegebene Schriftenfolge zur
Beispiel sei eine Tatsache ge­ Information über serielle Musik,
nannt, die bisher so ziemlich erschien mit 8 Heften von 1955-
allen Komponisten E.r M. zu 1962. Neben dem teilweise tech­
schaffen gemacht hat, nämlich die nisch orientierten Rundfunk-Son­
gelegentliche (gewollte oder un­ derheft „E.M." ( 1954) war Heft 1
gewollte) Konkretisierung von der R. (1955), ebenfalls „E.M."
Schallereignissen, das weite Feld betitelt, die wichtigste deutsch­
der Assoziationen. Auch das Pro­ sprachige Veröffentlichung in
blem, wie weit ein technischer der Frühzeit der E.n M.
Produktionsprozess auf die Kom­
positionsmethode einwirkt oder Differenztöne entstehen als Dif­
sie schließlich regelrecht steu­ ferenzen von zwei oder mehr Pri­
ern kann, zählt dazu. Das wird märfrequenzen. Sie sind - Ver­
besonders augenfällig im Bereich zerrungen im Bereich gleichzei­
der Spannungssteuerung, die sich tiger Schwingungsvorgänge und
dadurch nahtlos in die D. der werden - im Gegensatz zu den von
11klassischen11 elektronischen Kom­ Helmholtz angenommenen, aber
positionsmethoden einfügt, daß nicht hörbaren Summationstönen -
auch hier die einzelnen Parame­ als - Kombinationstöne wahrnehm­
ter in bestimmte Proportionen bar. Diese mitklingenden Töne,
zueinander gebracht werden, die die sich auch der Orgelbau in
sich nun auch technisch mit bis­ den 11akustischen'1 Registern zu­
her kaum zu erreichender Präzi­ nutze gemacht hat, wurden 1745
sion realisieren lassen. Denn (vor Tartini) von dem Theoreti­
nicht mehr abstrakte mathemati- ker und Organisten W.A.Sorge ent-

bChQ Proportion�n auf dem Papier deckt.


bestimmen den Ablauf, sondern
konkrete, genau kontrollierbare Diffusität ist ein Begriff der
Spannungsverläufe steuern die Raum- und Bauakustik und betrifft
Realisation. Eine mögliche Ge­ den Modus der Verteilung von
fahr wird allerdings schnell Schall in einem Raum. Bei glat­
sichtbar, daß nämlich relativ ten Flächen kann ein Raum stark
leicht schaltbare und sofort hör­ widerhallen. Dagegen verbürgt
bare äußerst komplexe Schaller­ die gleichmäßige Erfüllung eines
eignisse zu unkritischem Verhal­ Raums mit Schallenergie eine gu­
ten gegenüber dem schnell erzeug­ te Diffusität, die entsteht, wenn
ten Effekt verleiten.- Es wird die Schalldruckdifferenzen aller
in Zukunft nötig sein, weit mehr Frequenzbereiche gleichmäßig im
als bisher Spezialisten aus den Raum verteilt sind. Verzierte
65 DIMI

(unmoderne) Räume können eine op­ - Computer, die auf der Basis
timale Diffusion des Schalls be­ von ziffernmäßig codierten Daten
wirken (- Raumakustik). Ein gu­ und Instruktionen rechnen und
ter hörsamer und echofreier Raum die Ergebnisse codiert wieder al:r
muß die D. aufweisen, die den geben, Digitalcomputer genannt
Höreindruck an jedem Platz unge­ (Gegensatz: Analogcomputer). Als
fähr gleich erscheinen läßt. Die d. werden beispielsweise auch
diffuse Reflexion an kassettier­ moderne - Frequenzzähler bezeich­
ten oder mit nachhallschlucken­ net, die das Meßergebnis einer
dem Kunstmaterial verkleideten Frequenzbestimmung in Ziffern
Wänden und Decken führt zu einer anzeigen.
brauchbaren Durchmischung der aus
verschiedenen Richtungen einfal­ Dimension bezeichnet in der -
lenden Schallwellen. Informationstheorie das Bestim­
Komplizierter sind die klangli­ mungsstück eines Zeichens, das
chen Streuungsverhältnisse, wenn sich als Einzelton, als Ton im
die Wiedergabe E.r M. über ver­ Zusammenhang einer Gruppe von
schiedene Lautsprecher an ver­ Tönen und als Klangfarbe charak­
schiedenen Stellen des Raums er­ terisieren läßt. Dementsprechend
folgt. Meist wird eine Zurück­ werden diese drei D.en in einem
nahme der Lautstärke klanglich geometrischen Koordinatensystem
klärend wirken. So wie der er­ dargestellt, mit Angabe der Fre­
fahrene Konzertsolist sich beim quenz als absolute Tonhöhe in der
Spielen oder Singen auf die D. ersten D., als Stufe innerhalb
eines Raumes durch instinktive der Gruppe als zweite D. und als
Änderung der Intensität, des An­ variable Klangfarbe .in der drit­
schlags oder der Mund- und Zun­ ten D. Nicht berücksichtigt ist
genstellung einzustellen vermag, dabei die vierte D., die als
so muß auch bei E.r M . der meist Dauer den Zeitverlauf bestimmt.
in der Mitte des Raumes befindli­
che Aussteuerer über eine Art DIMI, ein 1971 von Digelius Elec­
von akustischer Raumintuition tronics Finland Oy vorgestelltes
verfügen, die ihm die urichtige" Instrument, vereinigt in sich
Steuerung der Verteilung und Funktionen de s - Computers und
Streuung von Klängen eingibt. des - Synthesizers. Das Gerät
Auch eine automatische Steuerung verfügt über Ton- und Impulsge­
wäre denkbar, doch ist die mensch­ neratoren, über Filter und Modu­
liche, unautomatische, von der latoren, daneben aber auch über
Hand betätigte Steuerung wegen einen Arbeitsspeicher (engl. me­
ihrer unmittelbaren Variations­ mory) . Die Konstruktion von DIMI
breite und -vielfalt vorzuziehen. macht es beispielsweise möglich,
die digital steuerbaren Tongene­
digital (lat.) ist in der - Elek­ ratoren manuell von einer Tasta­
tronik die präzisierende Zusatz­ tur oder durch Instruktionen vom
bezeichnung für Geräte, die auf Speicher aus zu bedienen. Jede
Grund ziffernmäßiger Vorlagen manuelle Steuerung kann durch
arbeiten und (oder) die Resulta­ einfachen Tastgndruck vom 9pei­
te des Arbeitsprozesses zif fern­ cher aufgenommen und später wie­
mäßig anzeigen. So werden solche der abgerufen werden. Ungefähr
diminuendo 66

250 integrierte Schaltkreise be­ nen E.n M. nicht, da die Teilge­


wirken, daß alle Parameter digi­ biete der Musikinterpretation,
tal steuer bar und entsprechend die das D. ausmachen - Synchro­
programmierbar sind. So sind neue nisierung, Artikulation, Dynamik
Möglichkeiten des direkten Wech­ usw. -, im elektronischen Kompo­
selspiels zwischen manueller und sitionsprozess selbst re alisiert
gespeicherter Steuerung ausführ­ werden. Im Studio können aller­
bar. dings Situationen eintreten, in
denen sich eine wesentliche Funk­
diminuendo, Bezeichnung und Zei­ tion des D.s, das Einsatz-Geben,
chen c:::::==--) für kontinuierlich als sinnvoll und notwendig er­
abnehmende Lautstärke, als Gegen­ weist, so bei der Synchronisa­
satz zum - crescendo. tion mehrerer Tonbänder, die im
Verlauf dieses Prozesses gegebe­
Diminution (lat., Verkleinerung) nenfalls angehalten und wieder
bezeichnet als Pendant zur - Aug­ 11abgefahren " werden müssen, z.B.
mentation ein Kompositionsverfah­ wenn mehrere Str ukturen aus Man­
ren, bei dem Notenwerte in gera­ gel an Magnetbandgeräten auf
der oder ungerader Proportion zu einer Maschine - durch Leerband
vorangegangenen oder gleichzei­ getrennt - hinter einanderliegen ;
tigen Werten verkürzt werden. D. Hauptinstrument solchen 11Dirigie­
wird als Begriff im B ereich der rens" ist die Stoppuhr. Bei elek­
E.n M. nicht gebraucht, das kom­ tronisch-instrumentalen Misch­
positorische Verfahren allerdings formen können im Konzertsaal die
ist häufig zu beobachten, nicht traditionellen Züge des D.s wie­
nur wegen der Möglichkeit, durch der stärker hervortreten, sofern
einfaches Umschalten der Laufge­ der Komponist nicht die Sekunden­

schwindigkeit der Magnetbandge­ Zei tstreckerunessung mit l angsa�


räte „doppelt so schnell" (1 :2) kreisenden Armen vorgeschrieben
abspielen zu können, sondern vor h at.
allem wegen der stetig regelbaren
Verkürzungen, die der - Laufzeit­ Diskoqraphie von elektronischen
regler gestattet. Im Gegensatz Kompositionen findet sich in
zur Instrumentalmusik sind durch Hugh Davies' - Verzeichnis von
die Technik der E.n M. sehr kom­ Werken der E.n M. (Stand: 1968)
plizierte D.s-Proportionen reali­ (44).
sierbar .
diskret bezeichnet (im Gegensatz
DIN, Abk. für „Deutsche Industrie zum umgangs s pr ach li chen d. be­ =

Normen 11 - Normen sonnen, rücksichtsvoll) jenes


Charakteristikum von Werten oder
Diode, die elektronische Gleich­ Größen, die dadurch gekennzeich­
richterröhre, die nur Kathode net sind, daß sie durch endl i che
und Anode enthält, stellt die Intervalle voneinander getrennt
einfachste Form der - Elektro­ stehen und nicht kontinuierlich
nenröhre dar. verbunden sind. So spricht man
in der - Informationstheorie von
Dirigieren im allgemein üblichen d.en (Infor mations-) Quellen,die
Sinn gibt es im Bereich der rei- Zeichenfolgen mit d.en Zeitab-
67 Dreieckschwingungen

ständen erzeugen, in der Mathe­ kehrsumständen aber jedem geläu­


matik von d.en Zahlenwerten, neu­ figes Phänomen. Bei entgegenkom­
erdings in der Musik von d.en mendem hupendem Kraftwagen steigt
Tonhöhen. der Ton (für den Beobachte r)
nach dem mit einem Frequenzsprung
Dissonanz ist ein aus der tradi­ verbundenen Augenblick des Vor­
tionellen Akustik und Musiktheo­ beifahrens sinkt die Tonhöhe wie­
rie übernommener Begriff, dem der im Maße der entgegengesetzten
Busoni und Schönberg schon zu Bewegung. Vom Prinzip des D.-E.s
Beginn unseres Jahrhunderts jeg­ macht der rotierende Lautsprecher
liche musikalische Realität abge­ Gebrauch, der 195
· 3 als „gyropho­
sprochen haben. In der Studiopra­ nischer Projektor" (griech. gyros
xis der E.en M. wird der Begriff = Kreis) angezeigt wurde. Macht
D. nicht gebraucht. zur Charak­ man Aufnahmen mit einem im Kreis
terisierung der D. wird stets geschwungenen Mikrophon, so stel­
die Konsonanz mitherangezogen len sich ebenfalls D.-E.-Wirkun­
(- Konsonanz und Dissonanz) . gen ein. Die von Boulez für die
Uraufführung seiner PoBsie pour
Divergenz von Schallwellen, das pouvoir, 1958, an der Decke über
seitlich gestreute Auseinander­ dem Orchester angebrachte Dreh­
gehen und Verfallen von durch lautsprecherzeile zielte nicht
Lautsprecher abgestrahlten Schal � ­ auf D.-E.e, sondern wollte der
wellen, wird durch bestimmte - Klangverteilung dienen, die in­
Lautsprecheranordnungen und -kon­ dessen, inmitten einer falsch
struktionen teilweise verhindert gesteuerten, alles übertrumpfen
(- Schallabstrahlung) . wollenden akustischen Apparatur,
gar nicht bemerkt werden konnte.
Dolby-Stretcher (Audio Noise Re­
duction System), benannt nach dem Drawl:ars (engl., wörtl. Zieh-Chö­
englischen Ingenieur R.M.Dolby, re) sind Schiebe- bzw. Zugregler
ist ein System zur Verminderung an einigen elektronischen - Or­
des Störpegels auf Tonbändern. geln, die stufenlose Mischungen
Durch komplimentäre Kompressions­ der verschiedenen Chöre regeln.
und Expansionsschaltungen zu An­ Auf diese Weise lassen sich
fang und Ende einer Übertragungs­ Klangmixturen und Klangbewegun­
kette wird es möglich, ohne jede gen erzielen, wie sie etwa am
Beeinträchtigung der Aufnahme Reglertisch eines elektronischen
Störgeräusche wie das durch viel­ Studios, hier allerdings in un­
faches Kapieren entstehende - vergleichlich höherer Variabili­
Bandrauschen weit�ehend zu el�­ tdt, gemi�cht WQYdQn.
minieren. Vor allem durch diese
Eigenschaft kommt dem D.-s. bei Dreieckschwingungen zählen zu den
der Realisation E.r M. eine be­ zusammengesetzten periodischen
trächtliche Bedeutung zu. Schwingungen, die sich als Summe
von harmonischen, sinusförmigen
Doppler-Effekt (benannt nach dem Einzelschwingungen ergeben; die
Physiker Christian Doppler, 1803 Teilschwingungen sind ganzzahlige
-1852) ist ein früher wenig be­ Vielfache der Grundfrequenz. Dr.
kanntes, bei den heutigen Ver- gehören wie - Rechteck- oder -
Drehung 68

Sägezahnschwingungen zu den ein­ kein Dr. entsteht. Das Dr. in


fachen und häufiger vorkommenden kleinen Räumen, beispielsweise
Schwingungsformen. Sie sind in in Wohnzimmern, verhindert man
ihrer Zusammensetzung eindeutig durch gezieltes Aufstellen von
8P Einrichtungsgegenständen, die
� eine Absorption von Resonanzfre­
definiert - P(t) = (sinwt -
n
quenzen bewirken.
i- sin3wt + -is- sin5wt ...) - und
Dropout (engl.) werden Erschei­
ihre Funktion läßt sich graphisch nungen genannt, die durch Fehler
darstellen: an der magnetischen Remanenzfä­
higkeit des Tonbandes entstehen.
Diese fertigungstechnischen Män­
gel verursachen plötzliche 11Lö­
cher" (sogenannte Aussetzer) oder
sehr starke Bedämpfungen im Nutz­
signal, die sich vor allem bei
niedrigen Bandgeschwindigkeiten
sehr störend bemerkbar machen.

Auf Grund ihrer Charakteristik Druckschwankungen - Schalldruck


haben Dr. eine bestimmte, als
sehr weich empfundene Klangfarbe, Dual (engl., doppelt) ist eine
die ihre Verwandtschaft zum Si­ Zusatzbezeichnung für manche -
nuston erkennen läßt. Für den Module in Synthesizern, die an­
praktischen Gebrauch werden Dr. zeigt, daß das entsprechende
von - Oszillatoren erzeugt; im Bauteil zwei unabhängige, aber
Synthesizer werden sie auch zur in sich gleiche Geräte in einem
Spannungssteuerung benutzt. Gehäuse enthält.
In der Kybernetik dient der Be­
Drehung - Symmetrie griff zur Kennzeichn ung binärer
Systeme (etwa Dualcode) .

Dröhnen stellt eine beträchtliche


Störung der akustischen Verhält­ Durchlaßbereich bezeichnet den,
nisse eines Raumes dar. Es ent­ Frequenzbereich, der bei der Ar­
steht, vor allem in kleinen Räu­ beit mit einem - Bandpaß freige­
men, durch deren Eigenfrequenzen, geben und durchgelasen wird. Der
die eine Resonanz bewirken. Auch D. ist je nach Art des Filtet�
harte Wände, die sich parallel fixiert (etwa als Terz oder Ok­
gegenüberstehen, können Dr. her­ tave) , oder die Grenzfrequenzen
vorrufen, da sie sogenannte ste­ des D.es können selbständig ein­
hende Wellen entstehen lassen, gestellt werden, - meist nach
die durch den Abstand der Wände bestimmten - Normreihen.
bestimmt werden. In großen Räu­
men, etwa Konzertsälen, liegen Dynamik bezeichnet akustisch wie
die Eigenschwingungen unter dem musikalisch die Bewegung der Lliut­
Hörbereich; stehende Wellen sind stärkegrade. Über Lautsprecher
wegen der beträchtlichen Wandab­ wird die Wirkung der D. erheblich
stände entsprechend groß, so daß beeinträchtigt. Eine im Konzert-
6-9 DynamopbQn

saal bei normaler D. aufgenomme­ rüber im klaren sein, daß gespiel�


ne Musik verliert etwa 2/5 ihres t e Lautstärken und elektronisch
dynamischen Wertes, wenn sie vom eingepegelte Lautstärken sich zu­
Rundfunkhörer wahrgenommen wird. einander verhalten wie relative
Solche Fragen brauchen in der E.n zu absoluten Werten von Intensi­
M. nicht erörtert zu werden, da tätsgraden. Gespielte Lautstärken
sie nicht übertragen wird, son­ ereignen sich 11in einem relativ
dern selbst tönendes Medium ist. weiten Feld mit ziemlich großem
Wohl aber kann das, was über Laut­ Spielraum der Unbestimmtheit",
sprecher gehört wird, wie jedes stellt Boulez fest, ,,eine genaue
Instrument, wie jede Instrumen­ Kontrolle der Dynamik lassen nur
tengruppe, dynamisch beurteilt die elektroakustischen Mittel zu"
und gemessen werden. Bezeichnet (29). Jene auf einer Lehrschall�
D. das Verhältnis von größtem zu platte(62J festgehaltene 40tönige
kleinstem Schalldruck, so ist ilir Skala exakt abgestufter Lautstär­
Maß die (nicht mit der Tonstu­ kegrade von -39,-38,-37 • • • bis ±o
dio-Skala zu verwechselnde) lo­ dB könnte von keinem Pianisten
garithmische Skala in - Dezibel. je gespielt werden. Deshalb sind
Da diese wiederum mit der akusti­ die in der seriellen Technik nach
schen Phon-Skala (- Phon) über­ dem Vorbild von Messiaen aufge­
einstimmt, kann man die bekann­ stellten Lautstärkereihen nur
ten Lautstärke-Tabellen (Taschen­ eine mehr oder weniger vage Ana­
uhrticken = 10, Rauschen von Bäu­ logie zur Tonhöhenordnung.
men = 30, Umgangssprache = 50-60,
Kontrafagott = 72, Klavier = 75 Pynamophon, auch Telharmonium ge­
usw. bis zum maximal besetzten nannt, ist eine von Dr. T haddeus
Orchester = 110) sowohl auf Phon Cahill um 1900 in Washington ge­
wie auf dB beziehen. Die E .M., ba ute, nach dem Prinzip der Zahn­
für die es keine derartigen Mes­ radgeneratoren konstruierte Mu­
sungen gibt, liegt auf dieser sikmaschine, die 1902 soweit ent­
dB-Skala sehr hoch, wahrschein­ wickelt war, daß damit Musik über
lich am höchsten, da sie, was Fe rns prech leitungen übe rtragen
ke±n großbesetztes Orchester je werden konnte. Die k omplette „Or­
vermag, die Lautstärke mühelos gel" wog 200 To nne n. Busoni
bis an die Grenze der - Schmerz­ schrieb: „Dem Bericht, dem ich
schwelle des Ohres führen kann. diese N�?hrichten entnehme, sind
Die anders eingeteilte logarith­ authentische Photographien des
mische Dezibelskal� i.m Tonstudio ApparatQ� bQigQg�he�, welche je ­
muß mit ±o auf das Maximum der den Zweifel über die Wirklichkeit
Lautstärke einer Komposition ein­ dieser allerdings fast unglaubli­
gestellt werden, um so einen dy­ chen Schöpfung beseitigen. Der
namischen Bezugspunkt für alle A pparat sieht aus wie ein Maschi­
andern Lautstärken eines Stückes nenraum." Nach dem gleichen Prin­
herzustellen. Das entspricht dem zip rotierender - Profilscheiben
Parameterdenken der seriellen wurde 1934 in Chicago die -
Technik, die extrem kleine Werte Harnmond-Orgel hergestellt. Busoni
oder extrem große als Bezugspunk­ hat an seinen Bericht von 1907
te nimmt, um alle andern an ihnen Betrachtungen angeknüpft, in de­
zu orientieren. Man muß sich da- nen zum erstenmal gewisse Grund-
Dynaphone 70

prinzipien der E.n M. klar vor­


ausgesehen worden sind(32).

Pynaphone hieß ein im Jahre 1928


von dem französischen Ingenieur
Rene Bertrand vorgestelltes elek­
tronisches Spielinstrument, das
auf der Basis des - Multivibra­
tors arbeitete. Das einstimmige
D., in fortgeschrittenen Model­
len mit einer Fünf-Oktaven-Tasta­
tur vers·ehen, imitierte bekannte
Klangfarben wie etwa die des
Violoncello, konnte jedoch auch
„eigene Timbres" erzeugen, die
Komponisten wie E. Fromaigeat
und A. Honegger veranlaßten,
Stücke für mehrere D . zu kompo­
nieren(144).
71 E Einsc;hwingvorgii.n.ge

Echo ist in der Natur der Schall, nommen und miteinander verbunden
crer-als Widerhall an Hindernissen werden.
zurückgeworfen und mit einer ge­
wissen zeitlichen Verzögerung, Einpegeln - Pegeln
die nicht weniger als l/20 sec
betragen darf, wahrgenommen wird. Einsatz
----
ist ein von der seriellen
Bei geschlossenen Räumen, auch und E.n M.-Technik übernommener
bei Kirchen, spricht man nicht Begriff der punktuellen Musik­
von Echo, sondern von - Nachhall. vorstellung, der die Zeitsitua­
Bei gut zu hörenden E.s sind tion des eben einsetzenden Tons,
Schallquelle und E.-„wand" mehr also des Tonraumpunkts definiert.
als 50 m voneinander entfernt. Nimmt man in theoretischer Ver­
Wird der Schall mehr als einmal einfachung Einheitsdauern an, et­
reflektiert, spricht man, im Ge­ wa Achtel, so ist die Zeitstrecke
gensatz zum Einfach-E., von einen t (die Dauer) um ein Achtel grö­
Mehrfach-E. E.-Effekte sind in ßer als die Einsatzstrecke E:
der Musik seit dem 16. Jahrhun­
E------�
dert nachgeahmt worden. Im Raum t - -�1
1
werden rasch aufeinanderfolgende Die Strecke von Zeitschritt zu
E.s, die in der Intensität ab­ Zeitschritt umfaßt zwei Einheiten,
nehmen, als Nachhall empfunden. die von Tonpunkt (Einsatz) zu
Akustisch und musikalisch kann Tonpunkt eine. Dazu ist anzumer­
das E. erwünscht oder unerwünscht ken, daß die punktuelle Vorstel­
sein. In der E.n M. wird das er­ lung, ob, wann und daß ein Ton
wünschte E. mit einer - Hallplat­ einsetzt, dem natürlichen Musik­
te erzeugt, deren Nachhallergeb­ empfinden offenPQt QUf einfache
nis für sich allein stehen kann Weise entgegenkommt. Dem ent­
oder dem verhallten Klang beige­ spricht im Tonhöhenbereich die
mischt wird. Eine andere E.-Me­ ebenso eigentümliche Tatsache,
thode ist die durch Rückkopplung daß die Intervallnamen nicht die
bewirkte - Iteration, die sich Zahl der Zwischenräume, sondern
dem Charakter eines - Flatter­ die der Töne bezeichnen. Drei
echos nähert. Töne in Stufenfolgen c, d, e sind
zuerst die drei Töne c, d, e und
Eichton - Tausend-(1000-)Hz-Ton nicht die zwei Intervalle c - d,
d - e. Auf diese Verhältnisse hat
Eingang und Ausgang (engl. input zuerst Moritz Hauptmann(77J hin-
und output) sind wesentliche Be­ gewiesen.
standteile der meisten Tonstudio­
geräte; sie dienen der Verbindung Einschwingvorgänge sind die mit
dieser Geräte untereinander. dem einsetzenden Ton oder Klang
Sämtliche Eingänge und Ausgänge entstehenden unregelmäßigen
der Geräte eines Studios laufen Schwingungsbewegungen, die im we­
auf einem - Steckfeld zusammen, sentlichen den Klangcharakter be­
wo sie mit unterschiedlichen Sym­ stimmen und bei Instrumenten von
bolen als Eingangs- und Ausgangs­ entscheidender Bedeutung für die
buchsen gekennzeichnet sind; dort Erkennbarkeit von Klängen sind.
können die Apparaturen unabhängig Eindringlich hat C. Stumpf auf
von ihrem Standort in Betrieb ge- die Bedeutung der E. im Hinblick
EinRchwingvorgänge 72

auf die Klangcharakteristik hin­ gesamte Klanggeschehen manife­


gewiesen ( 206). Für eine ganze stiert sich in den - Ausgleichs­
Reihe von Instrumenten liegen vorgängen. Ankling- und Abkling­
seit den ersten Untersuchungen vorgänge erfolgen so rasch, daß
von H. Backhaus (1932) oszillo­ jer Musikhörer sich ihrer kaum
graphische Klangaufzeichnungen bewußt wird, aber er wird aufs
vor(10). Wie die Abbildung zeigt, nachdrücklichste darauf hingewie­
wird der im Ansatz harte Trompe­ sen, wenn der Klangeinsatz auf
tenklang sehr rasch aufgebaut. dem Tonband abgeschnitten wird,
Alle Partialtöne (1,2,3,4,5) er­ oder wenn das Tonband rückwärts
scheinen ungefähr gleich schnell. läuft. c.Stumpf hat 1926 solche
Beim weicheren Geigenklang dage­ Versuche mit abgetrennten Klang­
gen geht der Klangaufbau wesent­ einsätzen gemacht. Er bot seinen
lich langsamer und gestreckter Versuchspersonen (ohne elektro­
vor sich, und die Töne setzen akustische Mittel; in einem be­
nicht gleich schnell ein. s onderen Raum, der mit dem Raum
der Klangquelle durch ein Roh r
mit Öffnungs- und Verschlußklapi;:e
verbunden war) nur den stationä­
ren Klangteil ohne die E. Dab@i
zeigte sich, daß die Klänge ohne
E. uncharakteristisch waren und
ihrer instrumentalen Herkunft
nach nicht mehr sicher beurteilt
werden konnten. Neue elektroaku­
stische Versuche in der gleichen
Richtung haben diese Ergebnisse
hinsichtlich der Erkennbarkeit
eingeschränkt.
Nicht erkennbar sind angeschlage­
ne und verklingende Töne (Klavier,
1Wl Harfe, Zupf- und Schlaginstrumen­
m:;ek
te, Glocken), die in Dauertöne
umgewandelt werden. Gibt man dem
Klangeins atz bei einer Trompete Glockenspektrum mit elektroni­
(340 Hz, oben) und bei einer schen Mitteln die Form eines
Gei ge (435 Hz, unten) (nach H. gleichmäßigen Dauertons, so ist
Backhaus) der Klang trotz Vollständigkeit
aller Komponenten als Glocken­
klang nicht zu erkennen. Läßt man
ihn aber, gemäß originaler
Hüllkurve, verklingen, wie er in
Wirklichkeit verklingt, so er­
Zwischen den Einschwing- und Aus­ scheint sofort und eindeutig der
schwingvorgängen liegt der sta­ Glockencharakter.
tionäre Teil des Klangs. Klang­ Der dritte Fall der Nicht-mehr­
einsatz und Klangende sind nicht Erkennbarkeit von Klängen ergibt
stationär und zeigen unregelmä­ sich, wenn das Tonband rückwärts
ßige Schwingungsformen. Dieses läuft. Reine,ungeformte Sinus-
73 ekmelisch

töne klingen vorwärts und rück­ räuschhaft verfestigenden Binde­


wärts gleich. Auch bei dynamisch glieder zwischen den Vokalen und
gleichmäßigem, nicht akzentuier­ weisen E.en von 20 bis 100 ms
tem Streicherspiel bleibt der auf. Für den Trompetenklang wer­
Charakter des Streichklangs gut den bei mittlerer Tonhöhe 20 ms
erhalten. Angeschlagene und ver­ angegeben, für die Flöte
200 bis
klingende Töne dagegen lassen 300 ms, für die Klarinette 50
bei dieser Umkehrungsprozedur das bis 70 ms. Auch elektrisch er­
Original kaum noch erkennen. Bei zeugte Töne schwingen zeitlich
verhallenden Klängen wird nicht ein. Bei äußerster zeitlicher
nur der Klang mit seinem Einsatz, Kompression eines Sinustons ent­
sondern auch der Hall umgekehrt, steht die Hörempfindung, die man
so daß aus dem diminuendo des als Einschaltknack bezeichnet;
Verklingens ein crescendo mit der Ton ist so kurz, daß er ge­
plötzlichem Abreißen des Klang­ wissermaßen keine Zeit hat, sich
vorgangs wird. R ückwärts gespiel­ als Ton zu entfalten. Er hat kei­
te Klaviermusik klingt wie ein ne E., weil ihm das Merkmal der
quietschendes Akkordeon oder Har­ Tonhöhe wie der musikalischen
monium. In der E.n M. sind eigens Dauer abgeht.
produzierte E. das erste und ein­
fachste Mittel, Töne und Klänge Einschwingzeit des Ohres ist das
pla,stisch und charakteristisch subjektive Korrelat zur Ein­
zu formen, Das gilt für Geräu­ schwingzeit des Klangs. Diese
sche mit becken- oder tamtam-ähn­ physiologische E.d.O. liegt im
lichen Anfangsakzenten, aber auch Frequenzbereich von 50 Hz bis
für Sinustöne, die mit E.n zwar 10 000 Hz bei 0,2 bis 0,25 ms
keine Sinustöne mehr sind, aber und beträgt damit nur einen B:uch­
in ihrem stationären Teil unver­ teil der Einschwingzeit von Klän­
ändert als solche funktionieren. gen. Bei Tönen so kurzer Dauer
kann da� Ohr nur noeh einen Ein­
Einschwingzeit wird die Zeit für schaltknack wahrnehmen. Zwei un­
den initialen Aufbau eines Klangs terschiedliche Einschaltfunktio­
genannt. Die Vorgänge des Ein­ nen dieser Art sind nicht mehr
schwingens brauchen eine gewisse, als Tonhöhen definierbar, lassen
wenn auch sehr geringe Zeit, um aber als Knacke oder Schallstöße
von der Ruhelage über den nicht­ voneinander abweichende Klang­
stationären Einsatz ihren sta­ färbungen erkennen. Die physio­
tionären zustand zu erreichen. logische E.d.O. übt eine Art
Die Dauer des Einschwingens kann Bremsfunktion aus; ohne sie
bei einzelnen Klängen sehr ver­ "würden alle plötzlich einsetzen­
schieden sein, je nach der Ton­ den Laute unerträglich hart klin­
höhe und der farblichen Klang­ gen, und alle Einsätze in der Mu­
charakteristik. Bei angeschlage­ sik müßten äußerst behutsam ge­
nen und verklingenden Tönen geht macht werden, um nicht zur Qual
die E. unmittelbar in den Pro­ für die Ohren zu werden"l220).
zess der - Ausgleichsvorgänge
über. Unter den Sprachlauten ekmelisch ist ein aus der alten
sind die Konsonanten die kürze­ griechischen Musiktheorie stam­
sten; sie sind oft nur die ge- mender Begriff, der im Gegensatz
Electronde 74

zu emmelisch (= im Melos) bezeich­ teile wie Transistoren benutzt


net, was außerhalb des Melos vor werden. Es wird jedoch z.B. von
sich geht, nämlich Klänge mit 11elektrischer Verstärkung" ge­
sehr komplizierten Proportionen sprochen, obwohl gerade hier der
und ohne feste Tonhöhe. Im Mai Begriff „elektronisch" richtig
1971 veranstaltete das Studio am Platz wär. Die Bezeichnung
Salzburg des Österreichischen „elektrische Gitarre" dagegen
Rund·funks einen Abend mit einer trifft den Sachverhalt richtig.
Versuchsreihe über Eigenschaften (Über die Bezeichnung „E.M." -
ekmelischer Töne und Klänge. Als Anfänge der E.n M. und - Authen­
Ergebnis dieser Forschungsreihe tische Musik.)
wurde mitgeteilt: „Mit der Ein­
führung neuer, der Obertonreihe Elektrizität kann einen elektri­
entnommener Tonplätze wurde eine schen Strom oder die mit ihm ver­
Erweiterung unseres traditionel­ bundene elektrische Energie be­
len Tonsystems erreicht. Den Ex­ zeichnen. Jeder bewegten elektri­
perimenten mit elektronischen schen Ladung ist ein magnetisches
Apparaten folgte der Versuch einer Feld zugeordnet; es verschmilzt
Systematisierung der neuen Klän­ bei schnell hin- und herschwin­
ge und die Berechnung ihres Kon­ genden Lad ungen (Wechselstrom)
sonanzgrades. Nach einer gering­ mit dem vorhandenen elektrischen

fügigen Ergänzung unserer Noten­ Feld zum elektromagnetischen


schrift war es schließlich m ö g ­ Feld, das - periodisch geändert
lich, ekmelische Musik a u f In­ - als elektromagnetische Schwin­
strumenten, vorläufig mit Aus­ gung die Grundlage der - Magnet­
nahme der Tasteninstrumente, zu tontechnik wie der gesamten Nach­
11
spielen. richtentechnik darstellt. Die
Fähigkeit elektrischer Energie,
Elec:tronde hieß ein heute verges­ sich verhältnismäßig einfach
senes, 1929 von M.Taubmann in gewinnen und in andere Energie­
Berlin gebautes, mit Batterie formen umwandeln zu lassen, nutzt
betriebenes - Ätherwelleninstru­ die - Elektroakustik, um Schall
ment, das mit Pedal für die Dy­ mittels Mikrophone in elektri­
namik und Unterbrecher für rhyth­ sche Schwingungen und diese durch
mische Zwecke ausgestattet war. Lautsprecher wiederum in Schall
Im Gegensatz zu dem an die sin­ umzuwandeln.
gende Säge erinnernden Legate-In­
strument Theremins konnten mit Elektroakustik befaßt sich mit
E. auch kurze nichtgebundene dem Schall und seiner Umwandlung
Stacca to-Passagen gespielt werden. in elektrische Schwingungen, die
verstärkt und wieder in Schall­
elektrisch/elektronisch ist ein s chwin gungen zurückverw andelt wer­
Begriffspaar, bei dem die unter­ den. Die allgemeine Einführung
schiedlichen Bestimmungen in der elektroakustischer Meth oden um
Praxis nicht immer exakt unter­ 1930 gründet sich auf die Erfin­
schieden werden. Im allgemeinen dung der - Elektronenröhre, die
wird ein elektrotechnis che r Vor­ als Verstärkerröhre umfassende
gang als elektronisch bezeichnet, Bedeutung gewonnen hat, sowohl
wenn - Elektronenröhren, Ionen­ als Nachrichtenröhre zur Übe rmitt·
röhren oder adäquate moderne Bau- lung von In formationen jeder
75 Elektrochord

Art wie als Schwingungsröhre zur musique electronique (Belgien


Erzeugung von Tönen, Klängen, und Frankreich), elektronickä
Klangfarben und Geräuschen. Dank hudba (Tschechoslowakei) usw.)
der Verstärkerröhre wurden aku­ bzw. electronic music seit fast
stische zusammenhänge aufgedeckt, 20 Jahren durchgesetzt hat (­

die mit den mechanischen Mitteln Terminologie) •

der in Helmholtz gipfelnden klas­


sischen Akustik nicht hätten ge­ Elektroakustische Wan:Uer sind
klärt werden können. zur E. gehö­ zwischen Tonerzeuger und Hören­
ren Aufnahme- und Wiedergabever­ dem eingeschaltete Zwischenglie­
fahren, deren Hauptglieder Mikro­ der, die elektrische Schwingun­
phon, Verstärker, Magnetband und gen in Schall umformen o der me­
Lautsprecher sind. In der E.n M. chanische Schwingungen (von Musik­
ist das erste Glied der Kette von instrumenten) in elektrische Stro­
Apparaturen im Normalfall der - m e oder Spannungen verwandeln .
Tonfrequenzgenerator, der in sei­ Unter dem Begriff E.W. werden
nen verschiedenen Konstruktionen (neben hier nicht zu erörternden
als Erzeuger von Tönen, Klängen, Spezialgeräten der Fernmeldetech­
Tongemischen, Geräuschen und Im­ nik) Mikrophone und Lautsprecher
pulsen eingesetzt wird. Das z usammengefaßt. Die Übertragung

Schlußglied in der K.n M. i�t der erfolgt bei der Mikrophonaufnah­


zum erstenmal nicht mehr repor­ me und Wiedergabe durch Lautspre­
tierende und referierende, son­ cher drahtgebunden, bei Rundfunk­
dern produktiv gewordene Laut­ sendungen drahtlos. Durch - Ton­
sprecher. Keine andere Einrich­ frequenzgeneratoren erzeugte Klän­
tung hat so tief in die musikali­ ge werden, ohne Mikrophon-Zwi­
schen Hörgewohnheiten eingegrif­ schenschaltung, unmittelbar durch
fen und das moderne Hörbild so Lautsprecher wiedergegeben. Zu
umgewandelt wie d'ie E ., die in den klangvermittelnden, elektri­
ihrer Raum- und Zeitunabhängig­ sche Energie umformenden Wandlern
keit traditionellen Musikauffüh­ gehören im weiteren Sinne auch
rungen gegenüber zu auditiven und Bandgerätköpfe (- Magnettontech­
soziologischen Änderungen von nik), Tonabnehmer (bei Schallplatc­
größter Tragweite geführt hat . ten) und - Converter .

Elektroakustische Musik ist ein Elektrochord war neben dem -


Terminus, der als wörtliche Über­ Neo-Bechstein-Flügel ein Haupt­
setzung von (frz.) 11musique vertreter der elektronischen Kla­
electroacoustique" (ein Begriff vierinstrumente, die nach 1930 in
aus der Musique-concrete-Nach­ einzelnen Exemplaren der Öff ent­
folge, wie er etwa von L.Ferrari lichkeit vorgeführt wurden, aber
gebraucht wird) neuerdings in p raktisch ohne Bedeutung blieben.
deutschsprachigen Publikationen Das von Oskar Vierling konstru­
(97) benutzt wird, obwohl sich ierte, mit elektrostatischen Ton­
hier wie in ganz Europa und in abnehmern versehene E. mag erwäh­
Amerika der Begriff E.M . (musica nenswert erscheinen, weil es am
elettronica (Italien), elektro­ sinnfälligsten den Imitations­
nisk musik (Schweden), elektro­ drang der Instrumentenbauer zeig­
nische muziek (Niederlande) , te. Das E. war, abgesehen von
.Elektronenröhre 76

einem etwas höheren Kastenaufbau, sich seit der Erfindung der -


von einem normalen Flügel nicht Elektronenröhre mit der Technik
zu unterscheiden. elektrischer Schaltungen und
Stromkreise befaßt. Eine entschei­
Elektronenröhre, 1906 gleichzei­ dende Wende in der Entwicklung
tig von dem Wiener Physiker Ro­ brachte die 1913 von Alexander
bert von Lieben und dem erfolg­ Meissner gefundene - Rückkopplung
los gebliebenen Amerikaner Lee damit wurde die elektrische
de Forest erfundene Gleichrich­ Selbsterregung in die Hochfre­
ter- und Verstärkerröhre, welche quenztechnik eingeführt. Mit den
die ganze moderne Aufnahme- und ersten Versuchen der Impulstech­
Wiedergabetechnik erst ermöglicht nik (um 1940) und ihrer Weiter­
hat. Als Gleichrichterröhre (.Oio­ entwicklung gewann die moderne
de) hat die luftleere E. zwei E. eine noch nicht absehbare Be­
Elektroden: die Kathode und die deutung für Aufbau und Ausbrei­
Anode. Von der erhitzten Kathode tung der Maschinensteuerung jeg­
lösen sich Elektronen, die in licher Art. Die rein technische
immer gleicher Spannungsrichtung Funktion der E. sollte im musi­
zur Anode gehen. Gesteuert wird kalischen Bereich nicht dazu füh­
die Spannung durch ein zwischen ren, sachlich und sprachlich frag­
Kathode und Anode angebrachtes würdige Wortbildungen wie Elek­
Spannungsgitter (Triode), dessen tronenmusik, Musikelektronik und
geringe Spannungsschwankungen am ähnliche zu verwenden; allein
Gitter große Stromschwankungen angemessen ist Elektronische
11
zwischen Kathode und Anode aus­ Musik". Ve rdinglichte Nomenkla­
lösen und so den Verstärkereffekt tur solcher Art liefert sich
hervorbringen. Diese Verstärker­ leeren, ,,automatisch einschnap­
röhre ist die am weitesten ver­ penden Oberbegriffen"aus. Dazu
breitete und universellste E. hat Adorno bemerkt(5): „Man dis­
Für besondere Zwecke werden wei­ poniert übers vorhandene, anstatt
tere Steuer- und Bremsgitter ein­ dem Spezifischen zu folgen. Wer
gefügt. Je nach der Anzahl der 11die Zwölftonmusik'', 11die Elek­
Elektroden spricht man von einer tronik" sagt, ist potentiell
Diode, Triode, Tetrode, Penthode, schon derselben Geistesart wie
Hexode usw. Auf vielen Gebieten der, welcher von 11dem Russen"
ist die E. vom - Transistor ver­ oder „dem Amerikaner" spricht.
drängt worden. - Ober die Daten Derlei Cliches subsumieren Un­
der Erfindung der E. herrscht vereinbares und fälschen es, in­
selbst in der Fachliteratur kei­ dem sie der Kommunikation zulie­
ne Einigkeit. Am 4.März 1906 mel­ be seiner sich bemächtigen."
dete von Lieben das Patent Nr.
179 807 über die Verstärkerwir­ Elektronische Musik (E.M.) unter­
kung der Dreielektrodenröhre an, scheidet sich von anderer dadurch,
deren Gesamta usführungsrecht 1911 daß ihre auf Tonband festgehalte­
an die Firma Telefunken, Berlin, nen Kompositionen keiner inter­
ging. pretatorischen Vermittlung bedür­
fen. Abgesehen von einem sehr en­
Elektronik ist der umfassende gen dynamischen Spielraum, hat
Zweig der angewandten Physik, der ,Interpretation' in der E.n M. kei-
77 Elektronische Musik

ne Geltung.Der Komponist schreibt Wie in der seriellen Musiktech­


nicht mehr für Instrumente, de­ nik besteht in der elektronischen
ren Wirkungsgrad festliegt, viel­ das grundlegende Verfahren unver­
mehr realisiert er auf dem Ton­ ändert darin, daß der Komponist
band Musik für Lautsprecher. E.M. den Ton nach seiner Höhe, Dauer
ist Lautsprechermusik, in einem und Lautstärke bestimmt. Nur daß
ganz andern Sinne als das, was er es jetzt nicht mehr, wi e in
man bisher als aus dem Lautspre­ der Instrumentalmusik, mit 70
cher kommende Musik so genannt oder 80 verschiedenen Tönen, mit
hat, die auch ohne Lautsprecher sechs oder sieben Lautstärken
Musik ist und die das „plurali­ von pp bis ff, mit Halben, Vier­
stische" Vermittlungsgerät nur teln, Achteln, punktierten und
zu einer Art akustisch-klangli­ synkopierten Werten zu tun hat,
cher Berichterstattung über Mu­ sondern mit elektrischen Frequen­
sikaufführungen verwendet. Nun zen vo n 50 bis 15 000 oder 16 000
aber rücken Komponist und elek­ Schwingungen, mit 40 und mehr
trisches Gerät ungewohnt nahe exakt gemessenen Lautstärken und
zusammen, auf einer neuen, bis mit einer Vielfalt von Tondauern
dahin nicht bekannten Ebene des (in Zentimeterlänge des Bandes),
Musikmachens. Fragt man, für wel­ die mit der traditionellen Noten­
ches instrumentale Gerät E.M. schrift nicht mehr erfaßt werden
geschrieben sei, so kann man nur können. Das gewohnte Tonmaterial
antwo�ten; für LautsprGchGr. D�r scheint. :Lm „�prung"' in der
Lautsprecher ist das eigentliche Sprengaktion des Elektronischen
„Instrument", das mit den Abspiel­ so unendlich vervielfacht, daß
geräten gekoppelte Klanginstru­ seine Anordnung in einem Spiel­
ment der E.n M. Der Komponist ist system, etwa auf einer Klaviatur,
immer zugleich auch der Ausf üh­ sinnlos wäre. Die Zeiten, d a Mu�
rende, der imaginäre Spieler, der sik (wie es Boulez ausdrückte)
seine Notationsaufzeichnungen für utopisch vorweggeträumt wurde,
den einen Fall der Komposition sind heute vorbei. Busoni mit
interpretiert, um sie für alle seiner Aufspaltung der Tonmaterie
Fälle der klanglichen Realisie­ und Schönberg mit seinen Klang­
rung bereit zu haben. Der Laut­ farbenmelodien träumten von die­
sprecher, bis dahin ausschließ­ sem „Sprung" der Musik.Nachdem er
lich Instrument der musikalisch=n in der E.n M. gelungen ist, sieht
Reportage, wird nun selbst In­ sich der Komponist handgreiflich
strument. Wer zum erstenmal E.M. realen Problemen gegenüber. Wenn
hört, begreift sogleich die spe­ er Einblick in die Produktions­
zifische 11Stimmung11 des Instru­ vorgänge gewonnen, wenn er sich
ments, die einleuchtende Über­ die kompositorische Entscheidungs­
einstimmung zwischen dem, was er freiheit bewahrt hat und zugleich
hört, und dem, was das Instru­ die Industrieform und den Scha­
ment klanglich abstrahlt. Zwar blonendrang der Technik kennt,
wird das Tonband „wiedergegeben", dann hat er genug zu tun, mit den
aber es reproduziert nicht etwas, nächsten fertigzuwerden. Und dann
was auch in anderer Form bestün­ wird er verstehen, daß, was im
de, es produziert durch den Laut­ Einbruch der elektronisch-musika­
sprecher das Original. lischen Mittel 11eingebrochen11 ist,
Elektronische Musik_ 78

nur kompositorisch wieder einge­ Musikproduktion gebracht wurde.


bracht werden kann. Denn jener (s .S .421 f .)
Sprung der Musik ist alles ande­ Elektronische Musikinstrumente
re als ein Sprung in die absolu­ geben Töne und Klänge vermittels
te Freiheit. Der Musiker wird elektroakustischer Verstärker
nicht zum Herrn einer atomar frei­ durch Lautsprecher wieder. Sie
gesetzten Materie; er kann froh werden o ft auch als elektrische
sein, einen Zipfel davon zu er­ Musikinstrumente bezeichnet. Ein
wischen, um die einzige Freiheit brauchbarer übe rgeordneter Sam­
zu gewinnen, die ihm ansteht: die melbegriff für E.M.instr. wurde
kompositorische, die ihm winkt, noch nicht gefunden. Die gele­
wenn er sich hinreichend mit den gentlich anzutreffende Bezeich­
musikalischen Elementen herumge­ nung „Ätherophone" (Ätherklinger;
plagt hat(59). - Musikinstrumente) mutet nicht
Noch unter vielen andern Gesichts­ nur idealistisch-altmodisch an,
punkten kann E.M. betrachtet wer­ sie ist vielmehr auch die früher
den, unter solchen des Weltan­ geläufige Benennung eines Musik­
schaulichen, Soziologischen, Äs­ instruments (- Ätherwelleninstru­
thetischen, des Didaktischen oder ment). Nicht sehr glücklich ist,
der Verwertbarkeit außerhalb rein aus ähnlichem Grund, die von
musikalischer Bereiche. Wichtige H.H.Draeger in Anlehnung an die
Einschnitte in der Entwicklung Nomenklatur von E. M.v.Hornbostel
der E.n M. waren: die Verteilung und C.Sachs (1914) vorgeschlage-
der Klänge im Raum, die, was die ne Bezeichnung „Elektrophone 11 -

E.M. angeht, weniger Ideenauf­ wie Elektrochord oder Sphärophon


wand als die Beschaffung von ist das eine der zahllosen Instru­
M ehrspurmaschinen voraussetzte, mentenkonstruktionen um 1930.
auf andere Weise aber schon von Grundbedingung der E.n M.instr.ist,
P. Schaeffer 1951 in die Musique daß die in Töne oder Klänge um­
concrete eingeführt wurde(140); zuwandelnden Schwingungen immer
die Erweiterung der elektroni­ in elektrischer Form vorliegen.
schen Klangbestände durch M ikro­ Dagegen sind traditionelle In­
phonaufnahmen von Klängen und strumente (- Akustische Instru­
Geräuschen; damit zusammenhängend mente) mit elektrischen Schalt­
die Verbindung von elektronisclrm, mitteln (Traktaturen) oder mit
instrumentalen und vokalen Klän­ elektrischem Antrieb (Orgelauto­
gen nicht nach Gutdünken, son­ mat, Orchestrion) keine E.M.instr.
dern nach Maßgabe einer überge­ Als grundsätzlich zu unterschei­
ordneten Klanggesetzlichkeit. dende Merkmale bei E.n M.instr.n
Das einschneidendste Ereignis gelten die Verfahren der Toner­
aber war jüngst die Einführung zeugung, die als solche mit me­
der amerikanischen Synthesizer chanischer und solche mit elek­
in die Studiotechnik, die damit tronischer Schwingungserzeugung
in der Klangproduktion und in zu klassifizieren sind. Mechani­
der automatischen Herstellung sche Schwingungserzeuger bei In­
von Klangformen zum erstenmal strumenten sind Saiten, Zungen
über die bisherigen mühseligen und rotierende Scheiben. Nach
Zusamrnensetzverfahren hinaus auf Art der Tonabnahme unterscheidet
den Stand technisch legitimer man elektromagnetische M ittel
79 Elongation

(- Neo-Bechstein-Flügel, - Ham­ aufzeichnung auf Magnettonträ­


mond-Orgel) , elektrostatische gern. Die magnetische Schallauf­
(- Elektrochord, - Wurlitzer-Or­ zeichnung war schon um 1900 be­
gel) und elektrooptische (Welte­ kannt. Aber erst nach vielen Ver­
Lich tton-Orgel). Keine mech ani­ suchen und Vorarbeiten konnte die
sche, sondern elektronische AEG 1935 den Besuchern der Berli­
Schwingungserzeugung durch Gene­ ner Funkausstellung „das erste
ratoren liegt vor bei dem - The­ Tonbandgerät der Welt präsentie­
remin-Gerät, bei J.Magers -Sphä ­ ren". Mit der allgemeinen Ein­
rophonen und den - Ondes Marte­ führung des Magnettonverfahrens
not, bei dem - Hellertion, - Me­ und der Tonbandtechnik nach dem
lochord, - Trautonium und bei Krieg wurde der elektronisch er­
den verschiedenen elektronischen zeugte Klang nun auch als Kompo­
- Orgeln, die mit Orgeltisch, Ma­ sitionsmittel verfügbar.
nualen und Registerwippen gleich­
sam Orgel „spielen". Einige In­ Elektrophone sind die elektroni­
strumente waren auf ein- oder schen Musikinstrumente, die den
zweistimmiges Spiel beschränkt; Schall vermittels mechanischer
die mit mechanischer Tonerzeu­ oder elektronischer Schwingungs­
gung erlaubten vielstimmiges erzeugung über Lautsprecher ab­
Spiel, das für die modernen elek:-­ strahlen. Als elektrische Musik­
tronischen Orgeln selbstverständ­ instrumente dagegen gelten Werke
lich ist. Die meisten dieser In­ - Mechanischer Musik, die elek­
strumente - mit Ausn�hme der trisch angQtrieben werden. Die
Ondes Martenot und der in der Bezeichnung E. für - Elektroni­
E.n M. mehr zufällig vorhandenen sche Musikinstrumente wurde 1948
als aus innerer Notwendigkeit von H.H.Draeger in Anlehnung an
eingesetzten Harnmond-Orgel - ge­ die Nomenklatur von E.M.v.Hornbo­
hören einem vergangenen Stadium stel und C.Sachs vorgeschlagen
des Instrumentenbaus an und sind und in wissenschaftliche Abhand­
außer Gebrauch gekommen. Die da­ lungen übernommen. Die Benennung
maligen Instrumentenbauer sahen E. ist, ähnlich wie - Ätheropho­
es vielfach als ihre Hauptaufga­ ne, nicht sehr einprägsam und
be an, vorhandene Instrumental­ läßt eher an Musikinstrumente
klänge nachzuahmen. Nur bei ganz als an einen wissenschaftlichen
wenigen von ihnen - genannt sei Sammelbegriff denken. Auch befand
hier der ideenreiche, aber mit sich unter den vielen um 1930 ge­
seinen Konstruktionen und Erfin­ bauten, mit allen möglichen tech­
dungen glücklos gebliebene Jörg nischen Phantasienamen bedachten
Mager - lebte Busanis Gedanke elektrophonischen Spielinstrumen­
weiter, ,,der Tonkunst die Gesamt­ ten ein „Elektrophon" Jörg Magers.
heit aller Schwingungen, sogar
für alle Partialtöne, von denen Elongation (Ausdehnung, Auslen­
die Klangfarbe abhängig ist, zur kung) ist eine Bestimmungsgröße
Verfügung zu stellen". von Schwingungen. Die jeweilige
Was hier indessen noch fehlte und E. bezeichnet den Abstand irgend
was die E.n M.instr. nicht lei­ eines Punktes von der Zeitachse
sten konnten war die ganze ande­ t. Die Auslenkung zu einem be­
re Hälfte der E.n M.: die Schall- stinunten Zeitpunkt wird in sec

J
Empfänger 80

gemessen. Die maximale E. einer Im 1000-Hz-Bereich ist die Dezi­


Schwingungskurve wird als - Am­ bel- mit der Phonzahl identisch,
plitude bezeichnet (-Abb. Sinus­ die Schmerzschwelle ist bei 130
ton). Phon erreicht. Abweichungen von
dieser definitionsgemäßen Über­
Empfänger bildet in der Ferrunel­ einstimmung ergeben sich durch
detechnik den Abschluß einer Über­ die Frequenzabhängigkeit der Hör­
tr agungskette; er empfängt die schwelle und sind in - Kurven
übertragenen Informationen und gleicher Lautstärke darstellbar.
wandelt sie entweder in die ur­ Auf Grund der maximalen E.d.O.
sprüngliche oder aber in eine im Frequenzbereich um 1000 Hz
für die Auswertung besser geeig­ dient dieser Bereich als Ver­
nete Form um(41). In der Akustik gleichsmaßstab zur subjektiven
und Tonstudiotechnik werden - im Lautstärkenmessung höherer und
Gegensatz zum allgemeinen Ver­ tieferer Frequenzen (- Tausend­
ständnis des Begriffs (etwa Rund-­ (1000-) Hz-Ton) .
funk-E.) - die - Mikrophone ge­
legentlich als E . bezeichnet. Ge­ Ehlpfirrlung ist in der Musik die
nauer und richtiger spricht man Hör-E., bezogen auf Töne und ih­
jedoch von - Schallempfängern. re Eigenschaften, auf Lautstärke,
�chmerzschwelle und Grenzen der
Empfindlichkeit des Ohres ist in Hörbarkeit. Diese E.en werden
starkem Maße von der Lautstärke durch Schwingungen hervorgerufen,
und Tonhöhe abhängig. Als Maxi­ und zwar durch mechanische Luft­
mum der Ohrempfindlichkeit gilt schwingungen innerhalb des -
der Frequenzbereich von 1000 bis Hörfeldes. Das gilt auch für die
etwa 3000 Hz; in diesem Bereich elektronisch erzeugten Töne, die,
sind die Unterschiede der Schall­ entgegen einem verbreiteten Irr­
intensitäten zwischen der unteren tum, dem Ohr keine objektiven
Empfindungsgrenze, der - Hör­ Schwingungsvorgänge vermitteln,
schwelle, und der oberen Grenze sondern zu E.en erst durch ihre
der - Schmerzschwelle am größten. subjektiven Wirkungen auf die
Die Schallintensität unterschei­ nervösen Apparate im Innenohr
det sich zwischen diesen beiden werden.
Sehwellwerten um den Faktor von
r und 1013• Dieser sehr große In­ EMS, die engl. Firma Electronic
tensitätsbereich wird in einer Music Studios (London) , stellt
logarithmisch aufgebauten Skala eine Anzahl von unterschiedlich
geordnet, deren Einheit mit - großen - Synthesizern her, deren
Dezibel (dB) bezeichnet wird (und umfangreichste Ausführung die
nicht mit der dB-Skala des Aus­ Bezeichnung - SYNTHI 100 trägt.
steuerungsnessers im Studio zu
verwechseln ist). Während die Errlloses Barrl ist kein längen­
Sch allintensitätsunte rschiede mäßig unendlich langes Band, son­
heute allgemei n mit Dezibel an­ dern eine - Bandschleife, die
gegeben werden, wurde für die endlos langes Hören oder - in
Lautstärken die Einheit - Phon gewissen technisch sinnvollen
�O fQgtgQlQqt, daß die Hörschwel­ Grenzen - Aufnehmen gestattet.
le bei 1000 Hz gleich 0 Phon ist:
81 Entmagnetisierung

Errlstufe erzeugt die Endleistung ren. E.en können ebenfalls durch


eines - Verstärkers. Diese Lei­ Veränderungen von Klangfarben
stungsstufe, heute meist transi­ hervorgerufen werden. Wenn bei
storisiert, sollte in ihren fest­ einem Schallereignis, dessen ori­
liegenden Verstärkungsgraden so ginale Erscheinungsform bekannt
linear wie möglich arbeiten. Da ist, die hohen Frequenzen des
an der E. gewöhnlich nicht mehr Spektrums weggefiltert werden,
geregelt werden kann, müssen alle scheint der Schall von weiter weg
gewünschten Korrekturen in geeig­ zu kommen; läßt man die hohen
neten Vorstufen durchgeführt we� Teiltöne wieder mitklingen, er­
den. scheint der Klang sofort präsent.
So stellt sich beispielsweise
Energietransformatoren wandeln bei leisen und dumpfen (auch bei
eine Art von Energie in eine an­ künstlich bedämpften) Glocken
dere um. In der Tonstudiotechnik zwangsläufig der Eindruck grö­
zählen die - Elektroakustischen ßerer Entfernung ein. Der Hörer
Wandler, Mikrophone und Lautspr� empfindet diese E.en entsprecherd
eher, zu den E., ebenso die Ton­ seiner Erfahrungen des Musik-Hö­
köpfe der Magnetbandgeräte. rens im Freien, wo ihm mit zu­

nehmender Entfernung der Schall­


Entfernungswahrnehnung steht be:im quelle durch die größere Beug­
Hören von Musik durch Lautspre­ barkeit hoher Frequenzen deren
cher in engem Zusa mmenhang mit Anteil verlorengeht. Daher er­
dem Verhältnis des direkten Schal­ gibt sich eine E. bei künstli­
les zu Hallerscheinungen. Grund­ cher Veränderung von Klangfarben
sätzlich ergibt sich bei größer nur dann, wenn gleichzeitig die
werdendem - Nachhall der Eindruck Lautstärken reduziert werden.
größerer Entfernung der Schall­
quelle ( 1 J). Diese Erscheinung Entrnagnetisierung beseitigt in
kann auch aus künstlicher Verhal­ der Magnettontechnik unerwünsch­
lung resultieren; es kann dann te Remanenzen (zurückbleibende
der Eindruck erweckt werden, ein magnetische Induktionen) an den
Klang trete aus einem Lautspre­ Tonköpfen der Magnetbandgeräte.
cher hervor, indem 11viel Hall" Solche Remanenzen können durch
kontinuierlich zurückgenommen ein starkes Magnetfeld entstehen,
wird. Auch das 11 Sich entfernen" hervorgerufen durch sehr starke
eines Klangs kann als Eindruck Schallereignisse bei der Auf­
hervorgerufen werden, wenn der zeichnung und Abtastung und vor
Hallanteil eines ursprünglich allem dadurch, daß man hoch aus­
11 trockenen11 Klangs stetig wächst. gesteuerte Bänder im schnellen
Voraussetzung für beide Effekte Vor- und Rücklauf direkt an den
ist die unabhängige Regelung von Tonköpfen vorbeischleifen läßt.
direktem Signal und Hallanteil Die E. wird durch ein Magnetfeld
und die dynamische Gestaltung. erreicht, dessen Polarisation
Da die - Hallplatte zur Ausrü­ sich schnell (mit der Netzfre­
stung eines jeden elektronischen quenz 50 Hz) und ständig ändert.
Studios gehört, sind solche und Das Gerät zur E. ist ein Elektro­
ähnliche Klangverarbeitungen ver­ magnet, Löschdrossel genannt. Zun
hältnismäßig einfach zu realisie- r aschen Löschen von Tonbändern
verwendet man ein -Bandlöschgerät.
Entropie 82

Entropie (griech., nach innen wirrung lösen konnten, die ein


wenden, umwenden) bezeichnet als frühzeitiges Vermischen der E.­
Zustandsgröße allgemein das Maß Be gri ffe de r Physik und der In­
an Geordnetheit und damit auch .formationstheorie verursacht h at".
der Unwahrscheinlichkeit in ab­
geschlossenen Systemen. Dieser Entzerrer wurden früher in der
keineswegs eindeutige physikali ­ Tonstudiotechnik benutzt, um bei
sche Begriff wird in der Thermo­ Mikrophonaufzeichnungen auf tre ­
dynamik, in der statistischen Me­ tende Verzerrungen auszugleichen.
chanik, in der Kosmologie und in Die heutigen M ikrophone mit ih­
der - Informationstheorie jeweils rem annähernd linearen Frequenz­
in verschiedener Weise verwendet. gang haben solche E. weitgehend
Als informationstheoretische Grö­ überflüssig gemacht. E. dienen
ße bezeichnet die E. die Ergie­ heute - an sich eine widersprüch­
bigkeit einer Informationsquelle, liche Be zeichnung - zur Frequenz­
wobei der Neuigkeitswert eines gangverzerrung, indem sie Höhen­
Zeichens, die Unwahrscheinlich­ bzw. Tiefen-Anhebungen und -Be­
keit der Vorhersage und die Dich­ dämpfungen gestatten. Diese An­
te des Auftretens von Bedeutung hebungen und Bedämpfungen sind
sind. Höchste Unvorhergehbarkäit auf ver9chiedene Wertä äinställ­
besteht, wenn alle Zeichen eines bar (z.B. +3, +6, +9, +12, und
gegebenen Zeichenreservoirs (z.B. +15 dB und entsprechende Minus­
des Alphabets) das gleiche Recht werte) . Auch einstellbare Prä­
des Vorkommens haben; dann wächst senzbereiche können durch E. an­
auch der Informationsaufwand, der gehoben oder bedämpft werden
erforderlich ist, um bei der Uber­ (- Verzerrer) .
mi ttlung einer Information diese
von anderen zu unterscheiden: die Envelope Follower (engl., wörtl.
höchste Unwahrscheinlichkeit Hüllkurven-Verfolger) , ein Gerät
entspricht höchster E. (- Redun­ im - Synthesizer (Moog) , je nach
danz). Typ und Hersteller auch Envelope
Der häufig behaupteten Übernahme Detector genannt (CBS) , ist ein
des Begriffes E. aus der Thermo­ Amplitudendemodulator. Als sol­
dynamik in die Informationstheo­ cher wandelt er die Amplitude
rie durch C.E.Shannon wider­ eines eingespeisten Schallereig­
spricht J.R.Pierce mit der wohl nisses um in eine Steuerspannung
kompetenten Aussage, daß 6er in­ (-Demodulation). Die Größe der
formationstheoretische Begriff entstehenden Spannung hängt in ­
E. als mathematische Analogie zu sofern von der Amplitude des Ein­
der Terminologie in der statisti­ gangssignals ab, als etwa ±0 dB
schen Mechanik eingeführt wurde der Spannung 5,5 V entsprich t; pro
(137). In der - Informationsäs­ 12 dB Abnahme verringert sie sich
thetik M.Benses ist die E. zu um 1 V und beträgt bei -60 dB
einem zentralen Begriff geworden schließli ch O V. Mit der so ge­
( 17), der zu weiteren Mißver­ wonnenen Steuerspannung sind alle
ständnissen um die E. beigetra­ anderen M o dule des Synthesizers
gen hat, und von dem Pierce fest­ steuerbar; die Hüllkurve eines
stellt, 11daß einige Wissenschaft­ Signals kann also - in Steuer­
ler sich n!e ganz von der Ver- spannung umgewandelt - als künst-
83 Envelope Generator

lieh erzeugte Hüllkurve auf ein im Sprachrhythmus zu artikulie­


anderes Signal übertragen werden, ren: Die sehr differenzierten
auch wenn dieses schon einen eige­ dynamischen Werte eines gespro­
nen dynamischen Verlauf hat. chenen Textes werden im E.F. in
Außerdem wird der E.F. benutzt, Sp�nnungen umgewandelt, wobei die
um einen - Triggerimpuls zu er­ Spannungsschwelle so eingestellt
zeugen, der einen - Envelope Ge­ ist, daß sie über dem mittleren
'
nerator (Hüllkurven-Generator) Pegel der Sprache liegt; bei je­
anstößt. Im Unterschied zu dem dem darüber hinaus gehenden Si­
Triggerimpuls, der durch die Ta­ gnal (etwa bei Explosivlauten)
statur einzeln und beliebig ab­ wird die Triggerung tätig, welche
gerufen werden kann, richtet sich die programmierten Hüllkurven auf
die Triggerung beim E.F. nach die Musik überträgt. Dieser Ver­
einer einstellbaren Spannungs­ schmelzungsprozess zweier äußerst
schwelle. Ein „threshold control" unterschiedlich artikulierter
ist in einem bestimmten Bereich Signale läuft automatisch ab.
regelbar (etwa zwischen 0 V und Auf diese Weise kann der Effekt
4 V) und bestimmt, von welchem erzielt werden, daß ein Instru­
Spannungswert an ein Triggerim­ ment 11spricht11•
puls abgegeben wird.
Envelope Generator (engl., Hüll­
kurven-Generator) ist ein Gerät
RESPONSE TIME

-0-
im - Synthesizer, das Steuer­
SHORT LONG spannungen in variablen Abläufen
produziert, mit denen andere Mo­

20
4
dule des Synthesizers (Verstär­
ker, Filter) gesteuert werden

5 6 76 können. Der E.G. wird hauptsäch­


1 9
lich im Zusammenhang mit span­
10
THRESHOLD nungsgesteuerten Verstärkern be­
CONTROL
SIGNAL INPUT OUTPUT nutzt, mit dem Ergebnis, daß die
0 ,,0 verschiedensten dynamischen Ab­
,,.,,. läufe von Klängen halbautomatisch
CONTROL,,,....; TRIGGER
INPUT,...../ OUTPUT produziert werden können. Ent­
(Y' 0 sprechend den nahezu unbegrenzten
Artikulationsmöglichkeiten in der
Musik verhindern die äußerst va­
Die Spannung bezieht der E.F. aus riablen Einstellungen eine völlig
einem angelegten Signal, das von automatische, fixierte Hüllkur­
einem - Oszillator kommen, aber venproduktion.
auch ein auf Tonband gespeicher­ (Schon in der Frühzeit der E.n M.
tes Signal sein kann. Die Hüll­ forderte H.Pousseur die Entwick­
kurve, wie sie am Envelope Gene­ lung solcher Automationseinrich­
rator programmiert ist, wird nun tungen( J4J) .)
jedesmal angestoßen, wenn sich Das Gerät erzeugt dann eine Hüll­
der eingestellte Spannungswert kurve, wenn es durch - Gate- und
im E.F. ergibt. So ist es bei­ - Triggerimpulse angestoßen wird.
spielsweise möglich, einen musi­ Diese besonderen Impulse werden
kalischen Ablauf durch Sprache durch die jedem Synthesizer zuge-
Envelope Generator 84

ordnete Tastatur geliefert. Au­ Spannung hält ihren Wert solange,


ßerdem erzeugt der - E nvelope wie der Gate Impuls vorliegt.

Follower unter bestimmten Bedin­ Erst dann fällt die Spannung in


gungen Triggerimpulse. Der Ablauf der mit der Ausschwingzeit ein­

einer exponentiellen Hüllkurve gestellten Dauer wieder auf O V


wird durch die folgenden Größen ab.

bestimmt: E inschwingzeit (engl. Bei der Arbeit mit zwei E.G.s


attack time) , primäre Ausschwing­ lassen sich beide zusätzlich durch
zei t (initial decay time), Dauer­ ein 11trigger delay control 11 steu­
pegel (sustain level) und Aus­ ern; dieses Gerät verzögert den
schwingzeit (final decay time) Einsatz eines der Hüllkurvenge-

Primäre

.,�TYJ:--�
-..- �
Einschwingzeit Ausschwingzeit Dauerpegel

'""'hwi""""

Ablauf einer Hüllk urve mit ih ren vier Bestimmungs­


größen (- Gate Impuls).

Diese definierten Teile eines neratoren; dabei ist die Verzö­


dynamischen Ablaufes sind auf gerungszeit und die Art der Ver-
1
die verschiedensten Werte ein­ zö gerung (11parallel 11, 11series1 )
stellbar, - je nach Typ des ver­ variabel einstellbar.
wendeten Synthesizers: Einschwin;J­ In der Praxis werden die gewünsch­
zeit zwischen 1 ms und 2 sec, ten Hüllkurven dadurch realisier�
Dauerpegel zwischen o V und 10 V daß nach der Einstellung der vier
und Ausschwingzeit zwischen 1 ms genannten Größen nur noch eine
und 10 sec. Der E.G. ist te ch ­ Taste auf der Tastatur des Syn­
nisch so ausgeführt, daß als Spito­ thesizers niedergedrückt wird;
ze der Hüllkurvenspannung ein be­ der dadurch erzeugte Impuls stößt
stimmter Wert angenommen wird, den E.G. an, die programmierte
beispielsweise 10 V. Hat der Hüll­ Hüllkurve läuft automatisch ab.
kurvengenerator (nach dem Anstoß Besondere Bedeutung erhält der
durch einen Triggerimpuls) diese E.G. in der täglichen Studioar­
10 V in der gewünschten Zeit er­ beit dadurch, daß auch externe,
reicht, ist der Einschwingvorgang beispielsweise auf einem Magnet­
beendet. Die Spannung sinkt dann bandgerät vorliegende Klänge ein­
in der durch die primäre Aus­ gespeist und mit Hüllkurven ver­
schwingzeit bestimmten Dauer auf sehen werden können. Der E.G. ge­
den Pegelwert ab, der als Dauer­ stattet eine äußerste Differen­
pegel eingestellt ist. Diese zierung der Artikulation von elek-
L

85 Experimentelle Musik

tronischen Klängen, die früher meist akustisch-visuelle Misch­


mit den älteren technischen Me­ formen („Light-E. ") charakteri­
thoden des Bandschnittes oder der sieren soll (-Multimedia).
manuellen Regelung am Mischpult
fast nie zu erreichen gewesen Erzwungene Schwingungen entstehen,
ist. wenn einem schwingenden Körper,
etwa einem Streichinstrument,
Envirorment (engl. ,Umgebung) wur­ ständig neue Impulse zugeführt
de in der bildenden Kunst der werden (- Freie und erzwungene
1950er Jahre als Bezeichnung für Schwingungen) .
gewisse Ausdrucksmittel bekannt,
welche zunächst die konventionel­ Etü:le ist im Bereich der E.n M.
le Vorstellung des Bildes als meist eine Studie, in der best:irnm­
Fläche erweiterten, indem mit­ te klangliche oder technische
tels aufmontierter räumlicher Ge­ Gegebenheiten (auch Vermutungen)
genstände die traditionellen erforscht und auf die Möglich­
Grenzen zwischen Plastik und Ma­ keiten hin untersucht werden, wie
lerei aufgehoben wurden. In An­ sie dem Komponisten bei der Ge­
lehnung an die Dadaisten K.Schwi� staltung seiner Musik zur Verfü­
ters und M.Duchamps sowie als gung stehen könnten. Oft entzün­
Reaktion auf die ungegenständli­ det sich bei der Realisation
che ( „abstrakte") Kunst wollten solcher E.n die musikalisch-tech­
Künstler wie R.Rauschenberg und nische - Phantasie des Komponi­
J.Johns Gegenstände des alltägli­ sten. Daher spielen sie in der -
chen Lebens wie Kisten, Regen­ Didaktik der E.n M. eine große
schirme, Spiegel usw. nicht als Rolle. E.n stellen sich oft als
abgebildete Realitäten, sondern kurze, sehr einheitliche Stücke
als Teile der Wirklichkeit selbst dar, vergleichbar dem histori­
in ihre Werke einführen. Schließ­ schen - Charakterstück.
lich bezeichnete E. den Versuch,
ganze Bestandteile einer Umge­ Experimentelle Musik ist eine
bung - etwa den „Supermarkt" begrifflich, sachlich und histo­
(C.Ol denburg) oder das „Wohnzim­ risch nicht genauer zu fassende
mer". (E.Kienholz) - aus ihrem Bestimmung, die zunächst als Ge­
gewohnten Rahmen durch 11Ausstel­ gensatz zu allem Traditionellen
lung" zu isolieren, um auf ge­ charakterisiert werden kann und
sellschaf tliche Zustände hinzu­ die vom naturwissenschaftlichen
weisen und diese kritisch be­ Begriff des Experiments die Vor­
wußt zu machen. Als Entwicklungen stellung übernommen hat, daß das,
auf dem Weg zur schließlich to­ was aus Materie besteht, auch
talen Unsichtbarkeit der visuel­ wieder in solchg zgrlggt werden
len Kunst erwiesen sich Land-a rt, könne. Mit diesem Vorgang der
Mini mal-art, Eat-art, Process­ Zersplitterung, der in populärer
art, Concept-art, - ein Prozess, Redeweise - und das kann sich im
als dessen Pendent im Bereich der besonderen auf den Sinuston der
Musik etwa D. Sehnebels „Musik E.n M. beziehen - als „Atomisie­
zum Lesen" ( 179) gesehen we rden rung" bezeichnet wird, verbinden
k ann, während die musik alische sich zwei andere Hauptbegriffe
Adaption des Begriffes E. heute de r Ex.n M.: Diskontinuität und -
Experimentelle Musik 86

Zufall. Es gibt Studios für Ex. die - Musique concrete, solange


M., Veranstaltungsreihen didak­ sie Musique concrete war und hieß
tischer oder musikfestlicher Art (bis 1958), mit ihrem theoreti­
entweder ganz oder teilweise im schen Hauptbegriff 1des - Klang­
Zeichen de r Ex.n M., es gib t Buch­ objekts der Ex • .11 M. z uzurechnen;
kapitel, in denen die gesamte E. mit der Filteranalyse von Klang­
M. dem Begriff des Experimentel­ objekten sollten durch ständig
len untergeordnet wird, aber der variierte Zerlegungsversuche neue
historische Ursprung einer Ex.nM. Klänge erschlossen werden. Die
bleibt unklar und läßt sich nicht, E.M. ging in ihren Anfangsjahren
wie in der Literatur und bilden­ den umgekehrten Weg: sie nahm
den Kunst, auf die vielbemühten nicht Klänge auseinander, sondern
Dada-Anfänge zurückführen. Ein setzte sie zusammen, komponierte
gewisser Zusammenhang, wenn auch sie, auch dort, wo nun 1956 bei
kein historisch-kausaler, kann in Kienek und Stockhausen zum ersten­
der allmählich dämmernden Erkennt­ mal Nicht-Elektronisches in Ge­
nis der Begrenztheit unserer me­ stalt von Singstimmen hinzutrat,
chanischen Musikinstrumente ge­ was manche zu dem falschen Schluß
sehen werden, die von F. Busoni verleitet hat, es sei nun endlich
(1907), vom italienischen Musik­ die Allianz zwischen konkretem
- Futurismus (1911) und von E. und elektronischem Verfahren z�­

Var�se (vor 1930) als unzurei­ standegekommen. In diesem kompo­


chende Klangerzeuger charakteri­ sitorischen Frühstadium konnte
siert wurden. Aber systematische bei der E.n M. nicht von experi­
Untersuchungen, wie sie etwa für mentellen Tendenzen gesprochen
die Sprache von T.S.Eliot, Ezra werden. Vielmehr haben erst die
Pound, Paul Valery und dem Kreis im Kern so mißverstandenen alea­
um die Zeitschrift 11Transition" torischen Momente sowohl der
um 1930 gefordert wurden und wie seriellen wie E.n M. den Weg in
sie Helmut Heißenbüttel(79) bei die „Freiheit" des Zufalls geeb­
Gottfried Benn und Max Bense wei­ net. Aus Freiheit, Zufall, offe­
terentwickelt sieht, liegen in ner Form und Antiserialität ist
der Musiktheorie nicht vor. Es dann ein Klang- und Geräuschidian
ist üblich geworden, die Musik in Gang gebracht worden, das sich
des Zufalls heute als integrie­ musikalisch und theoretisch in
renden Teil der Ex.n M. zu be­ geschichtlicher Denkweise nicht
trachten; ihre etwas gedankenlo­ mehr unterbringen läßt - dies
se Gleichsetzung bleibt zum min­ wohl wird heute in erster Linie
desten für John Cage problema­ Ex.M. genannt. Das Wort selbst
tisch, dem schon in seinem 1952 hat sich überraschend schnell
am berühmten Black Mountain Col­ eingebürgert und gehört für den
lege veranstalteten Happening Augenblick zu den nicht mehr zu
(mit Robert Rauschenberg und tilgenden Klischeebegriffen. Da ß
Merce Cunningham) an dadaistisch­ dahinter auch mehr stecken könn­
collageh a ften Experimenten nichts te als bloß Modisches, daß „dies­
gelegen war. Cage hat nicht im mal '1 vielleicht nicht nur ein
Sinne des naturwissenschaftlich Stilumbruch vorliegt, sondern die
fündigen Versuchs experimentiert. experimentell machbare Musik, mit
In dieser Hinsicht ist weit eher unübersehba ren Folgen, aus der
87 Exposition

Geschichte heraustreten könnte, aus dem sich im Verlauf des Stük­


das ist eine Frage, die viele kes alle Klänge und Klangvarian­
bewegt. Niemand vermag heute eine ten entwickeln, reizt zu dessen
Antwort darauf zu geben. besonderer Darstellung.

Explosivlaute, bei verengtem An­


satzrohr b d g, bei erweitertem
p t k, haben keine definierbare
Tonhöhe, weil ihr Spektrum sich
über den ganzen Hörbereich er­
streckt (- Sprachlaute) .

Exposition, ein zentraler Begriff


der - Formenleh re, ist als for­
male Idee gelegentlich in elek­
tronischen Kompositionen zu fin­
den, wobei das Prinzip der E.,
die Aufstellung der Themen bei­
spielsweise in Sonaten- oder Fu­
gen-E. en, sich hier in der Art
einer Materialvorstellung zeigt.
so stellt H.Eimert seiner Selek­
tion I (1960) die fünf Klänge,
die ausschließlich das Grundmate.,­
rial der Komposition ausmachen,
deutlich a J;gesetzt dem Stück vor­
an. Auch ein bestimmtes und für
ein Werk maßgebendes Kompositions­
verfahren kann expositionsartig
einen Anfang bilden, so das neue
Verhältnis von - Musik und Spra­
che in Eimerts Epitaph (1962).
B.A. Zimmermanns einzige elektro­
nische Komposition Tratte (1967)
beginnt in der Art einer E. mit
der Präsentation seiner für das
ganze Stück verbindlichen „In­
strumentalität'1, bestehend aus
charakteristischen Tongemischen,
und gleichzeitig der vorherrschen­
den Kompositionsmethode zeitli­
cher - Dehnung bzw. Raffung von
- Bandschleifen. In nicht so
deutlicher, mehr verschlüsselter
Art sind expositionsähnliche Ge­
bilde häufiger in elektronischen
Kompositionen zu finden; denn
die spezifisch elektronische Vor­
stellung vom Ausgangsmaterial,
Farbenhören
89
F
Falschhören als Normalfall in Helligkeitsgraden von Klängen
extremen Tonlagen ist eine schon und Zusammenklängen verwendet.
der älteren Tonpsychologie (C. Unmittelbare Beziehungen beste­
Stumpf) bekannte Erscheinung, die hen zwischen den realen F.n und
mit den neuen elektrischen Meßme­ dem nicht wenig verbreiteten -
thoden mühelos bestätigt und Farbenhören. Ferner ist auf den
exakt festgelegt werden konnte. offen liegenden Zusammenhang
In der tiefen Lage erscheinen zwischen F arbe und Klangfarbe
die Frequenzdifferenzen der Intec­ hinzuweisen. Daß Klangfarben nur
valle kleiner als sie sind; in nebeneinanderstehen und keine
der extrem hohen Lage beginnt wirkliche Mischung zulassen(75),
die Zone des 11normalen F. s" bei ist eine historisch bedingte, von
etwa 3000 Hz, das ist ungefähr der jüngsten Musikentwicklung
das viergestrichene fis = 2960 Hz. überholte Anschauung. Insbesonde­
Oberhalb dieser Grenze befinden re in der E.n M. können Klang­
sich die „getrübten Randlagen", farben organisch ineinander über­
in denen, wie J.Handschin be­ gehen und so einheitlich aus
merkt(75), „gern ein Intervall einem gegebenen klanglichen
für das benachbarte konsonantere Grundstoff entwickelt werden, daß
genommen wird, und zwar durch­ aus dem vermeintlichen Nebenein­
aus nicht nur für das benachbar­ ander ein wirkliches Miteinander
te kleinere, sondern auch eine und Ineinander wird.
große Terz für eine Quarte, ein
Tritonus für eine Quinte (wie Farbenhören, in Frankreich seit
für eine Quart) , eine Septime langem als 11audition color§e" be­
für eine Oktav." Daß in den ex­ kannt, bezeichnet das Ansprechen
trem hohen und tiefen Lagen die des visuellen Systems auf Töne,
Tonverhältnisse nicht mehr genau Klänge, Geräusche oder Sprach­
erfaßt werden, bestätigt die laute. Daß ein Sinnesgebiet durch
11psychophysische" Tatsache, wie ein anderes miterregt wird, ist
unauflösbar subjektive Wahrneh­ als „Synästhesie" bekannt. Be­
mung und objektiv Wahrgenommenes stimmte Töne oder Tonarten können
aneinander gebunden sind und in bei bestimmten Hörern bestimmten
sich übereinstimmen. Farben z ugeordnet werden - das
kann durchaus auf funktionellen
Falsett ist ei n Regi s ter der Te­ zusammenhängen beruhen, obwohl
norstimme, das entsteht, wenn sich eine strenge Synästhesie­
die hohe hauchige - Kopfstimme, Gesetzmäßigkeit damit nicht be­
die „dünn" schwingende F istel­ gründen läßt, �leKtronischg Klän­
Gtimm�, durch �rustresonanz ver­ ge, insbesondere Tongemische und
stärkt wird. Das über den norma­ farbiges Rauschen, die jeden tona­
len Tonumfang hinausführende F. len Bezug ausschließen, können
reicht bis zum zweigestrichenen ebenfalls farbig gesehen werden;
e (-Register). analytische Untersuchungen darü­
ber liegen nicht vor. Auch die
Farbe, Hauptbegriff des Optischen reichhaltige Literatur über das
und der Malerei, wird auch in der 11 Tönesehen °, meist zwischen 1925
Musik im übertragenen Sinne zur und 1933 erschienen(B), gibt kein
Kennzeichnung von Farbwerten und einheitliches Bild über das im
Farbgeräusche 90

weiteren Sinne zu den - Assozia­ einheitliche Geräuschmischungen


tionen gehörende Phänomen des möglich.
F.s. Daß unsere gegenwärtige No­
tenschrift aus dem Tönesehen her­ Farbiges Rauschen wird aus dem -
vorgegangen sei, ist eine Behaup­ Weißen Rauschen gewonnen (beide
tung ( 155), die sich nicht bewei­ Begriffe wurden in Analogie zur
sen läßt. Optik gebildet) ; es entsteht auf
analytischem Weg durch Filterung
Farl:>geräusche zählen zu jenen des weißen Rauschens, wobei des­
Gehörwahrnehmungen, die sich sen physikalischer Aufbau - glei­
nicht in feststehende musikali­ che Amplitude für alle Frequenzen
sche oder akustische Ordnungen - erhalten bleibt. Das aus den
einfügen lassen; sie liegen im USA unter dem Begriff - Pink
weiten Feld zwischen den genau Noise (Rosa Rauschen) eingeführ­
definierten Schallereignissen te modifizierte weiße Rauschen
Klang und weißem Rauschen, im Be­ ist ein Sonderfall des F.n R.s,
reich der - Tongemische. F. sind da hier die Höhen nach einer be­
am ehesten mit ihren Helligkeits­ stimmten Progression bedämpft
graden und 11Einfärbungen11 z u cha­ werden, der Ambitus des weißen
rakterisieren. Durch die techni­ Rauschens jedoch trotz einer cha­
schen Mittel der E,n M, s1n9 sie rakteristischen Farbänderung er­
auf verschiedenste Weise reali­ halten bleibt. In der Regel sind
sierbar und können aus den unter­ Ausschnitte aus dem Bereich des
schiedlichsten Materialien gewon­ weißen Rauschens in ihrer Er­
nen werden. Im allgemeinen werden scheinungsform wesentlich durch
solche Tongemische als F. bezeich­ die Bandbreite und ihre Lage im
net, deren Teiltöne äußerst eng Hörfeld bestimmt. Durch mehrere
zusarrunenliegen und somit stark Bandpässe mit variablen Durch­
geräuschhaften Charakter haben. laßbereichen ist F.R. in annä­
Sie können jedoch ebenfalls aus hernd beliebiger Form realisie r­
vorgeformten Materialien wie Spra­ bar; es läßt sich transformieren
che oder Instrumentaltönen ent­ und komponieren wie alle anderen
wickelt werden, indem Bandpässe elektronischen Klänge. F.R. zählt
nur noch einen kleinen Ausschnitt zu den frühesten Klangmaterialien
der Teiltöne höherer Ordnung oder der E. n M. Als besondere Erschei­
den Geräuschanteil durchlassen. nungsform kann F.R. so komponiert
Oft werden noch Verstärkungen werden, daß es eine bewegte Struk­
und verschiedene Verhallungen tur „umhüllt", ihr gleichsam das
vorgenommen, um dem Geräusch eine Feld absteckt, wodurch der Ein­
homogene Gestalt zu geben. Durch druck eines gewissen Richtungs­
weitere Transformationen (etwa verlaufes hervorgerufen werden
durch - Ringmodulatoren) lassen kann.
sich ganze Skalen von verwandten
F.n produzieren, die den Skalen Feedback, engl. für - Rückkopp­
von Klängen, was die Komponier­ lung
barkeit angeht, durchaus gleich­
zusetzen sind. Ihre Verschmel­ Fernbe:iienunq ist seit einiger
zungseigenschaften machen konti­ Zeit in den Tonstudios für die
nuierliche Übergänge und höchst - Magnetbandgeräte eingeführt
91 Fernsehen

worden. Am modernen - Regietisch sich gelegentlich: „Das F. soll­


befindet sich die gleiche Anord­ te keine Zeit und keine Mittel
nung von Start-, Stopp-, Aufnah­ damit vergeuden, Musik zu repro­
me- und Umspultasten - bei Mehr­ duzieren, die für den Konzertsaal
spurmaschinen auch Spuranwahlta­ geschrieben wurde. Es sollte ver­
sten - wie an den Magnetbandgerä­ suchen, seipe ganz spezifische
ten selbst, so daß sie von dort Technik und Ästhetik etwas krea­
aus bedient werden können und die tiver einzusetzen" ( 70) • Auf der
räumlichen Entfernungen der Band­ Suche nach neuen Darstellungen
geräte, die sonst immer ganz in hat es im Bereich der neuen Musik
der Nähe des Regietisches stehen einige Übertragungen von Komposi­
mußten, keine große Rolle mehr tionen ins Medium des F.s gege­
spielen. Die Bänder können vom ben, teils als eine Kombination
Mischp ult aus durch schnellen, aus Analyse und Aufführung
leichten Tastendruck „abgefahren" (Tele-Marteau von Boulez) , teils
als 11 in surreale
werden, ohne daß die Regelung 11Transkription
für einige Zeit unterbrochen wird, szenische Bereiche (Kagels Match,
und ohne daß ein zusätzlicher Ligetis Aventures) . Verwandte Er­
Mitarbeiter an den Magnetbandgerä­ gebnisse brachten auch ausschließ­
ten auf Startbefehle warten muß. lich fürs F. konzipierte Proje k ­

Das Mi�chen elektronischer Kläng@ t@, @twa von Jan Bark oder J�n
von mehreren Einzelbändern hat Morthenson, deren Kompositionen
sich durch die F. der Bandmaschi­ von vornherein durch die fernseh­
nen erheblich vereinfacht. Auch eigenen Produktionsmethoden be­
das Ansteuern von spannungsge­ stimmt waren. Die E.M. und ihre
steuerten Systemen durch externe technischen Mittel aber haben in
Spannungsquellen stel lt eine ge­ fast ail diesen Produkti onen eher
wisse F. dieser Apparaturen dar akzidentellen Charakter; sie die­
(- Spannungssteuerung) . nen vor allem der Transformation
vorgefertigten Materials, ganz
Fernsehen und eigenständige Musik ähnlich wie in amerikanischer -
btrrühr'en sich, gemessen am Gesant­ Music for Tape. Stellvertretend
piogramm, in recht geringem Maß. für andere seien an E.r M. im F.
Das Schwergew icht wird bei die­ genannt: Film Score von Luening
sem Massenkommunikationsmedium und Ussachewsky (USA 1957), das
wohl immer auf dem Gebiet des Fersehspiel Orphee von z.wisz­
leichten Musikgenre liegen. Für niewski (Polen 1958), die Fern­
geglückte und weniger überzeugen­ sehoper Salto Mortale von H.Ba­
de Opern-, Ballett- und Konzert­ dings (Niederlande 1959), der
aufzeichnungen i m F. stellen sidl Fernsehfilm Margaree von Gnazzo
ständig die gleichen Probleme, und Ciamaga (Kanada 1966). Im
die sich auf die Synchronisation übrigen scheint sich das Vorkom­
der Darstellung; die Bildführung men E.r M. im F. immer noch - wie
und den Klang des Orchesters, in der Hörspielproduktion der
gegebenenfalls auch der Singstim­ fünfziger Jahre - hauptsächlich
men im Verhältnis zum Bildein­ auf ihren Gebrauch als assozia­
druck beziehen ( „Substanzdichte"). tive elektronische Klangkulisse
Das Unbehagen über diese Rezep­ zu beschränken, obwohl auf dem
tion von Musik im F. artikuliert optischen Parallelsektor in jürg-
Fern- und Nahfeld (akustisch) 92

ster Zeit Regisseure wie P.Zadek Vielzahl technischer Mittel be­


die spezifischen technischen Meg­ einflußt werden. Wie im Bereich
lichkeiten der elektronischen der E.n M. wird die Instrumental­
Kameras und der elektronischen aufnahme ganz auf den Klang am
Mischtechnik zu neuen, fernsehei­ Lautsprecher ausgerichtet.
genen Bildeindrücken einsetzen.
Der Höreindruck von Musik im F. Fil:onacci-Reihe - Reihenformen
aber leidet bis heute unter dem
qualitativ mangelhaften Audioteil Filnmusik bildet meist die tönen­
(Empfangsteil, Verstärker und de Kulisse für die filmische Dra­
Lautsprecher) im norma len Fernseh­ maturgie; sie ist eine Funktion
gerät. Der Sender strahlt zwar des technischen Mediums Film ge­
den Ton annähernd in UKW-Quali­ worden, entstanden aus der Be­
tät aus ( geringfügig eingeengt gleitmusik der mechanischen Mu­
durch die Technik der magneti­ sikinstrumente, der Schall platte
schen Bildaufzeichnung -MAZ-) , oder Kinoorgel in der Stummfilm­
die Hörgewohnheiten der F erseh­ zei t. Mit der Einführung des Ton­
kon sumenten aber veranlassen die films setzte bald das Suchen nach
1
Industrie, die Geräte nur mit 11filmeigener 1 Musik ein. Die Ton­
billigen und daher minderwerti­ spur bot die technische Grundlage
gen Audioteilen auszustatten. für viele Experimente, auf Grund
von Zeichnungen, Photographien
Fern- und Nahfeld (akustisch) und anderen Abbildungen im Muster
sind Begriffe der Rundfunktech­ verschieden starker Schwärzungen
nik, mit denen bei der Musikpro­ oder verschieden geformter Linien
duktion die Aufstellung der - synthetische Töne und Geräusche
Mikrophone in größerer bzw. klei­ hervorzubringen(144). Vor allem
nerer Entfernung vom Klangkörper in Amerika wurden diese und ähn­
bezeichnet wird. Früher wu rde liche Verfahren benutzt, um den
versucht, durch ein einziges Film selbst zum Tönen zu bringen
Mikrophon im Fernfeld, d.h. au­ (Norman McLaren, John und James
ßerhalb des - Hallradius, eine Whitney) • Mit der Umstellung der
möglichst getreue Übertragung Tonspur von der Lichtton- auf die

der akustischen Atmosphäre im Magnettontechnik, die in der Mit­


Aufführungsraum zu bewirken. Seit te der fünfziger Jahre allmählich
einiger Zeit jedoch ist man dazu begann, wurden die technischen
übergegangen, auf eine Vermitt­ Mittel der E.n M. auch für die F.
lung des Konzertsaalklanges zu verfügbar. Louis und Bebe Barrons
verzichten und statt dessen die elektronische Musikkulisse zu
Lautsprecher des Empfängers als dem amerikanischen Film Forbidden
eine zweite Schallquelle zu be­ Planet (1955) gehörte zu den frü­
trachten, die ein optimales hesten F.en, die sich dieser Mit­
Klangbild erzeugen sollen. Zahl­ tel bedienten. Daß es sich hier
reiche Mikrophone, zum großen um einen utopischen Streifen
Teil im Nahfeld postiert, nehmen handelt, den die Barrens mit
einzelne Instrumente und Instru­ 11 Weltraummusik" versahen, ist
mentengruppen auf, die zur Aus­ kein Zufall. Denn die elektroni­
gewogenheit des Klangbildes ge­ schen Klänge „dringen widerstands­
mischt und deren Klang durch eine los in das Ohr ein, reale oder
93 Filter

surrealistische Stimmungsbeiga­ große Anzahl verschiedenster elek­


ben, die sich oft überraschend tronischer F.en realisiert.
gut mit der Szene, dem Wort oder
Bild verbinden. Dem Laien pflegt Filter, früher auch Siebe genannt,
im ersten Augenblick nichts so �elektive Geräte, die be­
zu imponieren wie diese entfes­ stimmte Frequenzgebiete unge­
selte und doch leicht lenkbare schwächt durchlassen, andere hin­
Geräuschdynamik, deren psycholo­ gegen unterdrücken. Sie dienen
gische Eigenart darin besteht, in der Prüftechnik zur Messung
daß sie vielfältige Assoziatio­ nichtlinearer - Verzerrungen.
nen wachruft"l51). Annähernd je ­ Der Durchlaßbereich wird bei F.n
des Film- oder Fernseherzeugnis von den "Flanken" begrenzt, als
mit interplanetarischem Inhalt deren vari ab les Maß die - Flan­
ist mit elektronischer Sugge­ kensteilheit gilt. Größte Flan­
stionskulisse versehen; sie ist kensteilheit stellt den Durch­
fast beliebig austauschbar und laßbereich ohne Übergang unmittel­
wird heute außerordentlich leicht bar neben den benachba rten Sperr­
und schnell durch die kleinsten bereich. Je nach der Höhenlage
- Synthesize r angefertigt. Auch der Grenzfrequenzen spricht ffiQn
Berichte oder Szenen mit unge­ vom - Tief- oder - Hochpaß. Der
wohnt-technischen oder fremdar­ - Bandpaß mit absoluter, aber in
tigen Inhalten, ebenfalls Repor- sich variabler Bandbreite ent­
- tagen von Ausstellungen beispiels­ steht durch Hintereinanderschal­
weise neuer Plastiken, werden ten von Hoch- und Tiefpaß, ent­
musikalisch auf diese Weise aus­ sprechend a uch die - Bandsperre.
staffiert. Von solchen höchstens
kommerziell brauchbaren Montagen fl V
unterscheiden sich Produktionen
wie H.Pousseurs Trois visages de
Liege (Drei Gesichter von Lüt-
tich, 1961); die Musik, auch als
eigenständige elektronische Kom­
position auf einer Schallplatte
erschienen(142), entstand als
Begleitung für eine Freiluftpro­
jektion abstrakter Malereien von
0
1 kHz 20 kHz t""
Hoch paß
Nicolas Schoeffer und verwendet
a ußer Stimmen und einer einzigen
pizzicato gespielten Saite rein AV
elektronische Mittel (Pousseur) .
F.en werden neben autonomen Kom­
positionen heute in fast allen
elektronischen Studios herge-
stellt. Komponisten wie H.Badings,
K.B.Blomdahl, L.Grübnau, H.Heiss,
P.Henry, L.Hiller, O.Luening,
H.Markowski, L.de Meester, J.A.
Riedl, P.Schaeffer, V.Ussachew­
sky und viele andere haben eine Tiefpaß
Fistelstimme 94

ll.V

,..---
,_ 1-o

- f--
00

0 500 Hz 2kHz f "-i 1-•


Bandpaß -
f--
„_
1-�
J:N
- f--

90 ·��
d!I c. dB

oo
0 tkHt 1,5 kHz f
Bandsperre 0

In der E.n M. werden h auptsäch lich


beliebig zusammenscha· tbare Tief-,
Der Schieber läuft kontinuierlich
Hoch- und Bandpässe verwendet.
auf einer flachen Ko hles chicht,
Durch solche Filterschaltungen
die den elektrischen Widerstand
können Klangspektren zerlegt und
der Fl. darstellt. Durch verschie­
als spezifische Klangfarbe ausge­
dene Abgriffe des Schiebers er­
wertet werden; F. m it unverän­ geben sich verschiedene Wider­
derlichem Durchlaßbereich sind
standswerte, aus denen die Laut­
dafür nicht geeignet.
stärkeänderungen resultieren. In
selteneren A usführungen wird die
Fistelstimne bildet sich in der
Kohleschicht durch enge, feine
höchsten Lage des mit voller
Drahtwicklungen aus einer ge­
Stimme gesungenen Kopfregisters.
eigneten Metalle gie rung e rsetzt.
Von der F. zu unterscheiden ist
die - Falsettstimme.
Flankensteilheit beim - Filter
bestimmt dessen Qualität. Die
Flachbahnregler sind die beson­ Fl. wird in dB-Dämpfung pro Ok­
deren - Regler im - Mischpult tave gemessen. Gute Filter haben
der Tonstudios, die nicht ge­ eine Dämpfung von 42 dB pro Ok­
dreht, sondern nach oben und un­ tave, die sich aus der Einsatz­
ten geschoben werden. frequenz ergibt. (s.Abb.S.95)
95 Flüstern

!::i..V

-6dB

'
'
'
'
....
- 42dB��������..._�-'-������-' --''I-�
1 kHz 2kHz !OkHz

Flankensteilheit am Beispiel eines Tiefpasses:

- i deale Flankensteilheit (90°� -OOdB/OKTAVE)

��� gute Flankensteilheit ( -42 dB/OKTAVE)

- - - - s chlechte Flankensteilheit ( -6 dB/OKTAVE)

Flatterecho, auch Mehrfachecho derfolgenden Mehrfachechos, das


genannt, ist eine störende Schall­ von Rechteckräumen begünstigt
erscheinung, die im Raum entsteht, wird. In der E.n M. kann das Fl.
wenn bei wandparallelen Begren­ als Klangmaterial ausgewertet
zungsflächen zwei gegenüberlie­ werden; in diesem Fall wird es
gende stark reflektieren und die im Tonstudio mit künstlichem
andern stark gedämpft sind. Fl.s Nachhall und Rückkopplung der
können sich einstellen, wenn Räu­ Aufnahme über den Sprechkopf er­
me genau rechtwinklig gebaut sirrl, zeugt.
wenn sie hohl gekrümmte Begren­
zungsflächen aufweisen oder wenn Fletcher-Munson-Kurven - Kurven
Decke und Boden parallel zueinan­ gleicher Lautstärke
der liegen. Die unerwünschten Re­
flexionen können durch Unterglie­ Flüstern ist ein stimmloses,
derung der Wände oder nach Ein­ einen gewissen Lautstärkegrad
bau schallabsorbierender Stoffe nicht überschreitendes sprechen,
beseitigt werden. Räume mit tra­ das trotz fehlender oder sehr
pezförmigem Grundriß vermeiden begrenzter Vokalspektren g ut ver­
die Gefahren des rasch aufeinan- ständlich ist. Hinsichtlich der
Folklore 96

Vokale stützt sich das Fl. im we­ daß das Volkslied keine „nähren­
sentlichen nur auf die - F orman­ de Kraft" darstelle, daß es sich
ten. Die Geräuschbildung der im engen Rahmen variieren, aber
Zischlaute b leibt an den Einen­ thematisch nicht entwickeln las­
gungsstellen des Luftstroms er­ se. Indessen ist die Entwicklung
halten. Bei stimmlosen Vokalen nicht in intellektuell-artisti­
und bei stimmhaften Konsonanten scher Einseitigkeit verlaufen.
treten die Stim mbänder nicht in In Mittelmeerländern und fernöst­
Tätigkeit. Schallerzeugend wir­ lichen Gebieten haben sich moder­
ken die Hohl- und Resonanzräume ne Musiker mit den wesentlichen
sowie anderes, was funktional Komponiermethoden vertraut ge­
zu m Sprachorgan gehört (Zunge, macht, ohne die Verbindung zu ih­
Zäpfchen, Zähne) (126). Tonloses ren eigenen uralten Traditionen
S prechen ist nicht erst seit aufzugeben; um einige Komponist01
Schönberg und Alban Berg ein le­ zu nennen: O.Partos (mit einem
gitimes Mittel, den besonderen Quintett „Maqamat"), A.Ehrlich
Charakter von affektiven und (mit Maqam-Kompositionen), B.AreL
dramatischen Rezitationspartien R.Haubenstock-Ramati, Cr.Halff­
hervorzuheben. Bei Ligeti (Aven­ ter (mit dem Ziel, „serielle Mu­
tures) wird Fl, sehr intensiv sik zu latinisieren"), Y.Matsu­
ausgeführt ( „stage whisper") , wo­ daira, M.Moroi, I.Yun). In die­
bei sich die dynamischen Bezeich­ sem Zusammenhang ist auch an me­
nungen f ff oder ff nicht auf di@ diterrane und Östliche Tendenzen
Lautgebung, sondern auf die In­ bei Debussy, Messiaen und Boulez
tensität des Atemstroms beziehen. zu erinnern. G rundlage der neuen
In der E.n M. lassen sich mit Folkloristik ist nicht mehr das
Flüstersprache eindringliche Wir­ vordergründig auftrumpfende F.­
kun gen hervorbringen, etwa durch Motiv, sondern die Besinnung auf
Transponierung zwei oder drei die alten melodischen Gestalt­
Oktaven tiefer oder durch Über­ typen, die aus formelhaften Ton­
lagerung von mehreren Flüsterbän­ reihen gebildet sind. Die mittel­
dern in hoher Frequenzlage. meerländischen Melodiefloskeln
mögen ursprünglich Nomoi, Modi
Folklore, aus dem Englischen stan-­ oder Maqamat heißen, sie mögen
mende Bezeichnung für Volksüber­ aus 5, 7 oder 12 Tönen bestehen -

lieferung, im engeren Sinne für das Kompositionsprinzip ist,wie


Volkskunst, hat in der Musik wei­ P.Gradenwitz in seinem ausge­
te Teile der Nationalstile des zeichneten Überblick dargelegt
19. Jh. mitgeprägt, teils durch h at, 11das eines Kompanierens mit
notengetreue Übernahme, teils einer 1 Reihe' von Tönen" (69).
durch freie Nachbildung von mu­ Ebenso kann für die Musik des
sikalischen Volksmotiven. unter­ Fernen Ostens - das geht besonde?B
schiedliche Bedeutung hat die F. aus den Kommentaren japanischer
in der ersten Phase der neuen Komponisten hervor - von einer
Musik bei Bart6k, Strawinsky, „seriellen Deutung'1 der traditio­
Alban Berg. Schönberg vertrat die nellen Leitern und Tonweisen ge­
Ansicht, daß Volksliedtendenzen sprochen werden. 1957 komponierte
schon vom Kompositionstechnischen der Türke Bülent Arel(geb. 1919)
her unerfüllt bleiben müßten(JOO), das erste instrumental-elektroni-
97 Form

sehe Stück auf west-östlicher Form, sondern auf die Satztech­


11Reihen 11-Grundlage, eine Musik nik beziehen. Dennoch sollten
für Streichquartett und Oszilla­ solche Begriffseingrenzungen
tor. Nicht auf so\l.chen „Reihe"­ nicht dazu benutzt werden, jeden
Gemeinsamkeiten, s ondern auf Zusammenhang zwischen Technik
der Idee einer universalen Inte­ und Form, ja zwischen Technik und
-gration beruhen Stockhausens 11Stil11 zu leugnen. Denn Formka­
elektronisch-folkloristische Wer­ tegorien schließen vielfach auch
ke Telemusik (1966) und Hymnen satztechnische Begriffe ein, sind
(1967). jedenfalls nicht völlig von ihnen
zu trennen. Wer den Terminus ,se­
Form in der E.n M. bezeichnet den riell' gebraucht, meint nicht
Zusammenschluß von Einzelteilen eine beliebig anwendbare Satz­
zum Ganzen. Die Einzelteile wer­ technik wie etwa polyphon oder

den heute meist als Strukturen homophon, sondern jene technische


charakterisiert, die als determi:-­ Verfahrensweise, die um 1950 aus
nierte musiktechnisch festgelegt einer bestimmten, weder vorher
sind, oder als indeterminierte noch nachher gegebenen geschicht­
entweder freie Anordnungen dar­ lichen Konstellation hervorgegan­
stellen oder dem - Zufall über­ gen ist und deren Merkmale zu be­
lassen bleiben. Wesentlich tradi­ schreiben, zum wenigsten Auskunft

tionelle Formprin�ipien 5ind Kon­ darüber gibt, daß mit der Anw�n­
trast und Wiederholung; sie fin­ dung der seriellen Satztechnik
den sich auch in der E.n M., bil­ alle Formen und Formbildungen im
den aber für ihre tragenden For­ traditionellen Sinne ausgeschlos­
men keine grundlegenden Voraus­ sen sind. Es gehört durchaus-zur
setzungen mehr. Die in den An­ Formerkenntnis, daß man keine
fangsjahren der seriellen und seriellen Fugen, Sonaten oder
E.n M. sich einstellende Aver­ Rondos komponieren kann.
sion gegen Wiederholungen, ange­ Ähnlich verhält es sich mit der
regt durch die auf „halbierte" Reihe, der Ton- und Elementenrei­
Themen reduzierte Thematik im he, die in der E.n M. nicht mehr
Spätwerk Debussys(55) und durch an die 12Zahl gebunden ist, son­
die punktuelle, punktbezogene dern über Reihen mit beliebig

Reihenverselbständigung Weberns, großen Ton- und Elementenzahlen


führte zu konsequent durchgehal­ verfügt und damit das alte 12Ton­
tenen Nichtwiederholungen, von Mißverständnis beseitigen hilft,
denen M.Kagel sagte, daß sie in sie könne traditionelle Formen
solcher logischen Folgerichtig­ tragen. Die klassische 12Tonhö­
keit selbst etwas stets Wiederkeh­ henreihe vermag eigene Formen
rendes waren und ,1auch an musika­ nicht hervorzubringen. Sie ist
lischen Merkmalen viel Wieder­ ein Steuersystem auf dem Weg zur
kehrendes mit sich brachten"(93). Form. Erst im Parameternetz der
Häufig sind rein technische Be­ Elemente beginnen sich Formzüge
stimmungen wie dodekaphonisch, abzuzeichnen, die das Satztechni­
punktuell, statistisch, seriell sche hinter sich lassen und in
und andere als musikalische Fonir der E.n M. das immer aktueller
kategorien ausgegeben worden, werdende Computer-Thema program­
obwohl sie sich nicht auf die mierter Musik anschlagen.
Form 98

J.Sch illi nger, der die Diagramm­ gestalt verhalten, ob sie neben­
aufzeichnung E.r M. vorwe ggenom­ einander gestellt, addiert, ver­
men hat, führte den mathemati­ arbeitet oder entwickelt werden,
schen Begriff des Parameters in das ist keine Frage abstrakter
die M usiktheorie ein(178), der Überleg ungen, sondern wird sich
allerdings bis heute nicht näher stets, sozusagen von Fall zu
nachgeprüft worden ist. Es hat Fall aus der kompositorischen Si­
einige Zeit gedauert, bis den tuation und ihren Verteilungs­
11seriellen" Komponisten die Ein­ und Bewegungstypen ergeben. Struk­
sicht aufging, daß die sog. Para­ tur und Klanggestalt im ganzen
meter der Tonhöhe, Dauer, Laut­ 11ergänzen" sich - kein Komponist
stärke, Klangf arbe und Akzentu­ wird darum verlegen sein, wie
ierungsart keineswegs gleichbe­ und mit welchen kompositorischen
rechtigt nebeneinanderstehen; sie Mitteln er die 0werkgerechten"
sind so wenig gleichberechtigt Beziehungen zwischen beiden S)?hä­
wie die bis heute in populären ren herstellt. - Wie satztechni­
Darstellungen immer noch als sche Bestimmungen erst auf dem
„g leichberechtigt" deklarierten Weg zur Form sind, so besagt auch
12 Töne kompositorisch je gleich­ der kompositionstechnische Pro­
berecht�gt gewesen sind, Eine zeß dE'r „Formung" noch nichti;;
andere Frage ist die, ob im pa­ endgültiges über die Form. Die
rametrischen Repräsentationsraum zuweilen in einer Arbeitsteilung
auch die Klangfarbe ihren Platz gewonnene serielle Formung be­
hat. Dieser Aspekt hat sich rührt sich mit dem Problem der
gründlich gewandelt, seitdem es - Offenen Form. Als „zweiter Kom­
E.M. gibt, die das „Komponieren" ponist", wie G.Ligeti sagt(115),
von Klangfarben als eine ihrer tritt dabei der Interpret hervor,
wesentlichen Auf gaben ansieht. der gewissermaßen fertigkompo­
Im variablen, dem kompositori­ niert, was vom 11eigentlichen Kom­
schen Eingriff zugänglichen ponieren" als nivellierte, indif­
Klang-Geräusch Kontinuum gewinnt ferente Struktur übrig gelassen
diese Frage eine Bedeutung, der wird. Doch gehört dies mehr zu
mit tonalen Klangvorstellungen den Vorspielen der Form, die dem
nicht beizukommen ist. Hörer nicht als struktureller
Immer noch nicht „Form", aber Komponierprozeß, sondern immer
Formkategorien gleichsam stimmig und in jedem Fall als die abge­
kontrapunktierend sind die ele­ schlossene Form erscheint. Daran
mentaren Bestimmungen von Tönen knüpft sich die verschieden be­
und Tonvorgängen: langsam - antwortete Frage, ob die E.M.
schnell, kurz - lang, hoch - tief, überhaupt Raum für Aleatorisches
hell - dunkel, spitz - stumpf, läßt oder ob sie Zufallskriterien
dicht - verstreut, betont - un­ ohne Verlust des kompositorischen
betont, farbig - monochrom. Eben­ Zusammenhangs in ihre St ruk turen
so wichtig in ihrer formbilden­ hineinziehen kann.
den Tendenz sind in der E.n M . Fonnanten sind im Aufbau des
die Übergänge: langsamer - schnel­ Klangs bestimmte Frequenzabschnit­
ler, kürzer - länger, höher - tie­ te, die verstärkt sind und u n ­
fer usw. Wie solche Strukturen abhängig vom Grundton die Bildung
sich zur übergeordneten Klang- der Klangfarbe mitbestimmen. Die
99 Formenlehre

Verstärkungsgebiete der Klang­ der Klangspektren, die, unabhän­


spektren, die von L.Hermann 1890 gig vom Grundton, weitgehend den
als F. bezeichnet wurden, prägen Klangcharakter der Vokale (- Vo­
weitgehend den Klangcharakter kalformanten) wie auch der von
der Vokale wie auch der von Mu­ Musikinstrumenten erzeugten Klän­
sikinstrumenten erzeugten Klänge. ge mitbestimmen. Einzelne Töne
Diese von H.v.Helmholtz und C. oder Frequenzbandbereiche können
Stumpf(206J aufgedeckten Reso­ durch F. hervorgehoben oder un­
nanzstellen der Vokale benennen terdrückt werden. Diese selektive
für U den Formantbereich von Fähigkeit haben sich die Instru­
200-400 Hz, für O von 400-600 Hz, mentenbauer zunutze gemacht, in
für A von 800-1200 Hz. Für die dem sie spezielle F. auf die For­
Vokale E und I werden zwei For­ mantstrecken ansetzten, um die
mantbereiche angegeben; für E für I nstrumente charakteristi­
400-600 und 2200-2600 Hz, für I schen Klangformen zu erhalten.
200-400 und 3000-3500 Hz(149). Auf diese Weise wurden Klänge ge­
Viele Instrumentalklänge haben wonnen, die wie Klarinette, Oboe,
ebenfalls zwei Hauptformanten. Fagott oder Horn klingen, oder
Unabhängig von der Grundfrequenz solche die mit bekannten Orgel­
haben die Maxima der beiden FQr­ registern Ähnlichkeit haben. Sol­
mantregionen eines Inst rumental­ �he elektrischen Nachahmungen vor­
klangs ein festes Frequenzverhält­ handener Instrumentalklänge sind
nis, das den Klangcharakter be­ für die E.M. ohne Bedeutung, ob­
stimmt(186). wohl die dafür verwendeten tech­
Filtert man die F. eines Klanges nischen Mittel auch positiv im
weg, so ist er noch in gewissen Sinne einer Nicht-I mitation ein­
Merkmalen, aber nicht mehr in gesetzt werden können. Elektro­
seiner instrumentalen Zugehörig­ akustisch hergestellte Formanten
keit zu erkennen. Solche formant­ können durch F. so verändert wer­
amputierten Klänge, die es in den, daß, unabhängig vom Verlauf
der Instrumentalpraxis nicht gibt, der Töne, die Wahrnehmung wech­
können als Klangfarbenmaterial selnder Tonhöhen hervorgerufen
der E.n M. ausgewertet werden.Wie­ wird.
weit eJektronische Klänge selbst
formantve rQ.ächtig11 sind, ist Formanttonhöhe - Residualton
11
unbekannt. Die wissensch aftliche
Akustik, soweit sie sich mit Ge­ Formenlehre in ihrem traditionell
hörseindrücken befaßt, gewinnt akademischen Verständnis hat im
ihre Einsichten ganz überwiegend Bereich der E.n M. keine Funk­
aus Sinustonversuchen; elektri­ tion, da die elektronischen Kom­
sche Klänge mit reich gefächer­ positionen wie die der instrumen­
ten Teiltonspektren hat sie so talen neuen Musik den histori­
wenig untersucht wie Tongemische schen Gattungen und Formen kaum
oder Farbgeräusche. genügen. Bestimmte Sachverhalte
der F. aber werden - mit neuen
Formantfilter folgen wie alle Inhalten gefüllt - bei der Pla­
Filter dem Selektionsprinzip von nung E.r M. schnell sichtbar,
Durchlaß- und Sperrbereich inner­ allerdings nicht mit ihren be­
halb jener Verstärkungsgebiete kannten Begriffen benannt: ,Satz-
FORTRAN 100

lehre' und ,Satztechnik' verste­ gar nicht größer sein kann". Der
hen sich als Materialordnung, Fouriersche Satz, daß jede perio­
aus denen der Komponist ein für dische Schwingungsform aus einer
sich geltendes System von Regeln Summe von einfachen Schwingungen
entwickeln kann; - ,Exposition' zusammengesetzt ist, gilt zu­
kann sich als Vorstellung eines nächst für harmonische, d.h. aus
Materials oder eines bestimmten harmonischen Teiltönen zusammen­
Kompositionsverfahrens darstellen; gesetzte Klänge, darüber hinaus
die Kunst der ,Verarbeitung' ist aber auch in gewissen Grenzen
weitgehend identisch mit der dif­ für kompliziertere klangliche
ferenzierten Handhabung der elek­ Vorgänge. Daß das Ohr nach Art
tronischen Transformationsmittel, eines Fourier -Analysators arbei­
ähnlich wie , Überleitung' auf tet, wurde 1843 von G.S.Ohm ausge­
die spezifisch elektronische Vor­ sprochen (- Ohmsches Gesetz) .
stellung vom Kontinuum hinweist;
auch das alte Prinzip der ,Varicr Freie un::l. erzwungene Schwingungen
tion' (als Form) findet sich in sind im Ablauf der - Ausgleichs­
den verschiedensten Modulationen vorgänge unterschiedliche Schwin­
ganzer Strukturen. Diese und an­ gungsformen. Ein elastischer Kör­
dere Bestandteile der F . sind in per, von irgend einem Impuls an­
der Didaktik der E.n M. nicht gestoßen, gerät in Schwingungen,
mehr genau fixierte, objektiv deren Amplituden von Schwingung
vermittelbare Größen, sondern zu Schwingung abnehmen, bis sich
müssen von den Komponisten in der Körper wieder in Ruhelage be­
freier Sinnfüllung neu bestimmt findet (gedämpfte Schwingung) •

werden (- Offene Form) • Freie Schwingungen wie die der


angeschlagenen und verklingenden
FDRI'RAN - Algorithmische Sprachen Instr�ente (Klavier, Glocken)
schwingen in dieser Form. Varia­
Fourier-Analyse dient de r mathe­ bel ist dabei nur die Größe der
matischen Analyse von Schwingun­ - Einschwingvorgänge. Anders ver­
gen (nach de m französischen Mathe­ hält es sich bei den erzwungenen
matiker und Physiker J.B.Fourier, Schwingungen, die dadurch ent­
1768-1830). stehen, daß einem schwingenden
Nach dem Fourier-Theorem lassen Körper dauernd neue Impulse zuge­
sich beliebige periodische Kur­ führt werden (Stre ichinstru mente ,
venformen als algebraische Summe elektronische Rückkopplung) . Da­
ihrer Einzelschwingungen darstel­ durch wird die Schwingung auch
len. Obertonanteile eines Klangs, in ihrem stationären Teil beein­
die meßtechnisch ausgefiltert flußbar, und die Amplitude kann
werden können, lassen sich rech­ wunschgemäß verändert werden.
nerisch durch die F.A. ermitteln.
Als periodische Kurven sind die­ Freitragende Wickel (Tonbänder
se Klangbildungen von einer ver­ werden ohne Seitenstützen frei
wirrenden Vielfalt. Die Mannig­ aufgewickelt) werden heute in der
faltigkeit der Schwingungsformen, Studiotechnik fast ausschließlich
heißt es bei Helmholtz(BO), „ist benutzt, da sie sich als äußerst
nicht nur außerordentlich groß, praktisch erwiesen haben. Das
sondern sie ist so groß, daß sie Band wird im Gegensatz zur sage-
101 Frequenz

nannten Heimtechnik nicht auf Sp.r Frequenz, der Tonhöhengrundbe­


len, sondern auf Metall- oder griff der E.n M., bezeichnet die
Plastikkerne, - Bobbins genannt, Anzahl der Schwingungen pro Zeit­
aufgespult. Dazu muß die Rücksei­ einheit. Als Zeiteinheit der hör­
te der benutzten - Bandtype mat­ baren Fr. gilt die Sekunde. Die
tiert sein, illn die Reibhaftung Einheit de r Fr. (f) ist das -
zu erhöhen. Fr. W. ermöglichen Hertz (Hz) .Daß Fr.en mit verschie­
ein leichteres Finden und Marki� den hohen Schwingungszahlen für
ren von Stoppstellen im Bandwik­ verschieden hohe Töne physika­
kel und ein schnelleres Einfä­ lisch Zeitprozesse sind, kann
deln des Bandes. keinen Anspruch auf eine Einheit
der spezifisch musikalischen Zeit
Frequency Shifter (engl., wörtl. begründen, um so weniger, wenn
Frequenzverschieber) , ein Gerät Fr.en aus geordneten, um Oktaven
der amerikanischen Firma Bode, „hochgedrehten" Impulsfolgen ge­
ist ein modifizierter - Ringmodu­ wonnen werden, die sich als ein­
lator, bei dem sich das obere und schwingbedingte Klänge von In­
untere Frequenzband der ringmodu­ strumentalklängen grundsätzlich
lierten Mischung trennen läßt. nicht unterscheiden. D er hörbare
Außerdem verfügt der F.S. im Un­ F requenzbereich beginnt in der
terschied zu den üblichen Ring­ Tiefe bei 16 Hz (S ubkontraoktave
modulatoren über eine einstell­ 2c = 16,35 Hz) und führt zu den
bare Spannungsschwelle, ab der höchsten wahrnehmbaren Fr.en, für
das Gerät zu arbeiten beginnt. die eine genaue Grenze nicht an­
Deswegen h aben die beiden Eingän­ gegeben werden kann (- Hörgrenzen) .
ge unterschiedliche Funktionen: Kinder können Fr.en bis 20 000 Hz
Im Trägereingang (engl. carrier (::::<dis7) hören. Im Alter sinkt
input) wird das angelegte Signal die Hörbarkeitsgrenze - bei sehr
unterdrückt, wenn das Signal am individuellen Unterschieden - un­
Programmeingang (program input ter 10 000 Hz (""' e6) herab - das
mit squelchtrigger) unter einen bezieht sich auf die hohen, mit­
vorgegebenen Pegel absinkt. Da­ schwingenden Teilkomponenten der
bei ist es für das klangliche Musikinstrumente; diese selbst
Ergebnis ohne Bedeutung, welches haben ihre reale Tonhöhengrenze
der beiden zu modulierenden Si­ S
bei 4186 Hz (c höchster Ton
=

gnale auf welch en Eingang gele gt der Pikkoloflöte und des Flügels).
wird. Der Pege l am Programmein­ Die darüber liegenden Töne können
gang, der eine Spannung darstell' als hörbare Einzeltöne nur mit
die den gesamten Ringmodulation·s­ .elektrischen - Tonfrequenzgene­
vorgang steuert, wird wie beim - ratoren erzeugt werden. Von den
Envelope Follower durch einen rund 20 000 Fr.en, die als Tonfre­
Threshold-Regler auf den gewüns:::h ­ quenzbereich bezeichnet werden,
ten Wert eingestellt. Diese ist dem Musiker im all gemeinen
Squelch-Funktion (Unte rdrückung) nur eine einzige bekannt: der
kann die kontinuierliche Ringmo­ Normstimmton, früher Kammerton
dulation unterbrechen und erzeugt genannt, mit der Fr. 440 Hz. In
bei entsprechend hoch eingestell­ der traditionellen Musik ist der
ter Spannung hart artikulierende Halbton die kleinste Tonhöhenein­
1
Einschwingvorgänge. heit; zwischen a (=440 Hz) und
Frequenzanalyse 102

dem eine Oktave höheren a 2 (=880 graph, - Kathodenstrahloszillo­


Hz) liegen 12 Halbtöne, der 13. graph, - Suc htonverfahren, - Vi­
ist die Oktave. Im Frequenzbe­ sible Speech-Analyse) weithin be­
reich werden von 440 Hz bis zur stätigt worden. Solche Fr.n sind
höheren Oktave 880 Hz 440 Einzel­ für den Instrumentenbau und die
frequenzen gezählt: 440, 441, 442, elektrische Übertragungstechnik
443, 444 . • . • • . 880. Jede dieser von Bedeutung; sie können aber
440 Fr.en kann auf dem Tongenera­ auch bei der Analyse E.r M. wich­
tor einzeln eingestellt und ge­ tige Aufschlüsse geben.
hört werden. Allerdings ist das
Ohr nicht imstande, 440 und 441 Frequenzband beruht auf der Vor­
Hz zu unterscheiden, auch 440 stellung einer gewissen - Band­
und 442 Hz nicht. In diesem mitt­ breite zur Erfassung von Klängen
leren Tonhöhenbereich ist bei und Geräuschen. Höchste Bandbrei­
skalenartig progressiver Tonfol­ te hat das - Weiße Rauschen. Das
ge nur jede dritte bis vierte Fr. Fr. hängt von der meh r ode r weni­
als Tonhöhenunterschied zu erken­ ger b reiten Resonanz der Musik­
nen, sodaß also in dieser Fr.-Ok­ instrumente ebenso ab wie von der
tave im Mittel 120 - 130 Einzel­ ,Dynamik der Töne, von Triller­
frequenzen bei gleichm�ßig fort­ und Vibratowirkung@n und von dgn
schreitender Tonskala unterschie­ in der Musizierpraxis erlaubten
den werden können. - Oft ist es Interpretationsschwankungen. In
nützlich, für Vergleichszwecke der E.n M. erfaßt das' Fr. alles,
eine „temperierte" Frequenzskala was über die Sinustonproduktion
zur Hand zu haben. Dabei können hinaus geht.
nur die ganzzahligen Einstellun­
gen berücksichtigt werden. Das Frequenzberechnungen temperierter

C der Großen Oktave 3}� hat


Intervalle (bei al = 440 Hz)
ruhen auf der Multiplikation ei­
be­

ner als Ausgangspunkt gegebenen


die physikalische Fr. 65,406,die
festen Frequenz mit der Zahl, die
auf 65 Hz abgerundet wird, sodaß
das Verhältnis der Schwingungs­
die ganzzahligen Oktaven 130, 260,
zahl zur Ausgangsfrequenz angibt.
520 Hz usw. gebildet werden kön­
In den gebräuchlichen Tonbestim­
nen. Sinustöne unter 65 Hz spre­
mungs- und Intervalltabellen fin­
chen au� dem Lautsprecher nur
den sich meist keine Angaben
noch bei geringer Lautstärke an.
über Frequenzzahlen, woh l aber
solche über die Verhältniszahlen,
Frequenzanalyse (Spektralanalyse)
die sich aus der Zwölfteilung
dient der Ermittlung von Tonhö­
hen- und Lautstärkekomponenten, der Oktave nach der Formel J.l..J2:
aus denen sich Klänge zusammen­ ( 1, 05947)
= ergeben. Ausgangston
l
setzen. zuerst haben Helmholtz ist hier c = 261,625 Hz. Multi­
(mit „Ohrresonatoren") und Stumpf pliziert man diese Frequenzzahl
(mit Stimmgabeln) diese Analysier­ mit den folgenden Verhältniszah­
methoden empirisch-subjektiv aus­ len, so erhält man die Schwin­
gebildet (- Abbau und Aufbau der gungszahlen (Hz) der temperier­
Klänge) . Ihre Ergebnisse sind l 2
ten Skala von c bis c (Tabel­
von den modernen elektrischen le s. nächste Seite),
Meßverfahren (Schleifenoszillo-
103 Frequenzdemodulator

Verhältnis der
Schwingungszahlen
1 Frequenzen
(Hz)
gibt es einige Einbußen bei den
Zischlauten. Bei der sogenannten
zur Prim Telefonsprache, von 300 bis etwa
3000 Hz, kann ein p von einem t
cl 1,00000 261,625 isoliert, das heißt ohne Wortzu­
cis/des 1 ,05947 277' 182 sammenhang, nicht mehr unterschie·
d 1,12246 293 '664 den werden. Werden die Frequen­
dis/es 1,18921 311,126 zen über 1000 Hz weggeschnitten,
e 1,25992 329,627 so sind die Explosivlaute nur
f 1,33484 349,228 noch als dumpfe Impulse wahrnehm­
f is/ges 1,41421 369,994 bar. Was indessen in der Akustik
g 1,49831 391 '995 und Informationstheorie als nega­
gis/as 1,58740 415,304 tiver Grenzfall des Noch-Erkenn­
a 1,6817928 440 (439,999) baren und Nicht-mehr-Erkennbaren
ais/b 1, 78180 466,163 gilt, kann in der E.n M. die po­
h 1,88775 493,883 sitive Wendung zur Erschließung
2
c 2,00000 523,250 neuer Klangbezirke durch Fr. nen­
men.
Die Frequenzen weichen etwas von
denen der - Temperierten Frequenz­ Frequenzbestillrnung ist ein Ver­
tabelle ab, die mit den komposi­ gleichsverfahren bei der Abstim­
torisch-praktischen Gegebenheiten mung von - Tonfrequenzgeneratoren.
der ganzzahligen Frequenzen rech- Bei einem - Schwebungssummer mit

�� � �� ��
n m ( = c = 130 Hz, gleitender Drehscheibenskala
�f =
·
O z u . können Einzelfrequenzen nicht ge­
nau eingestellt werden. Um eine
Frequenzbeschneidung durch Filter Frequenz zu bestimmen, muß sie
ist in der E.n M. ein vorzügli­ mit der exakten Einzelfrequenz­
ches Mittel, Klänge und Klangfar­ skala eines :entsprechend geeich­
ben zu verändern. Für den Wieder­ ten Generators (Re-Generator)
gabebereich hochwertiger elektro­ verglichen werden. Die dabei ent­
akustischer U b er tragung seinr i c h­ stehenden - Schwebungen werden
tungen werden heute Frequenzwerte so lange ausgeglichen, bis sie
zwischen 20 und 20 000 Hz angege­ verschwunden sind und beide Töne
ben (mit einem Klirrfaktor von zu einem einzigen zusammenfallen.
1%). Bei guten Hi-Fi-Anlagen sind Auch das - Stroboskop kann zur
es 40 bis 12 000 Hz (mit einem Fr. benutzt werden. Ein neueres
Klirrfaktor von 4%) , bei mittel­ Verfahren der Fr. verwendet im­
großen Radioapparaten 90 bis pulsgesteuerte dekadische Zählap­
6000 Hz (K 10%) Die Klangspek­
• paraturen. Nicht zu umgehen ist
tren von Sprach lauten und Instru­ die Fr. in Studios, die über meh­
mentalklängen gehen nur in selte­ rere kleine (billige) Schwebungs­
nen Fällen (scharf gesprochenes summer und nur über einen großen
,ß', Becken, Triangel) über (teuren) Frequenzgenerator verfü­
10 ooo Hz hinaus. Werden die ho­ gen.
hen Frequenzen über 8000 Hz weg­
geschnitten, so sind Vokale und Freqt:enzderrodulator - Pitch-to­
Konsonanten einwandfrei erkenn­ Voltage Converter
bar; liegt die Grenze bei 4000Hz,
Frequenzfaktor 104

Frequenzfaktor ist die mathemati­ latoren und - Tonfrequenz genera­


sche Formel, mit deren Hilfe sich toren. Von guten Studiogeräten,
Tonhöhen- (Frequenz-) Skalen be­ etwa Re-Generatoren, wird ver­
s timmen lassen, indem eine gege­ langt, daß sie eine bestimmte
bene Frequenz mit dem Fr. multi­ Frequenz ohne Schwankungen abge­
pliziert wird, um die nächstfol­ ben und diese eingestellte Fre­
gende Frequenz zu erhalten. Der quenz auch noch nach längerer
Fr. der gleichschwebenden Tempe­ Zeit konstant halten. Die meisten
ratur beispielsweise lautet ll:.J2, der heute im Gebrauch befindli­
chen kleinen Oszillatoren lassen
die Oktave wird in 12 gleiche
eine dauerhafte Fr. vermissen;
Teile unterteilt, die kleinste
sie müssen häufig vermittels
Einheit (der temperierte Halb­
eines Re-Generators kontrolliert
ton) steht im Verhältnis von
und dann meist korrigiert werden.
1: �. - Frequenzberechnungen Nicht nur bei der Erzeugung, son­
mit beliebig a ufstellbaren Fr.en dern auch bei der Aufnahme und
Wiedergabe von Frequenzen durch
(etwa ll.Ji, �' l.2.J4,� ) ge-
- Magnetbandgeräte wird eine hohe
hören zur kompositorischen Vor­
Fr. verlangt. Sie ist hier abhän­
arbeit beim - Synthetischen Auf­
gig vom Gleichlauf der Maschinen;
ba� von Kldngen und Geräuschen.
die Summe von Tonschwankungen
Die Berechnung der sich aus ei­
darf den Wert von ! o,15% nicht
nem Fr. ergebenden Frequenzzu­
überschreiten. Nur durch die
sammenhänge erfolgt am praktisch­
ständige Wartung der Generatoren
sten auf logarithmischem Weg
und Magnetbandgeräte durch einen
vom - Hundert- (100-)Hz-Ton a us.
- Meßdienst ist eine zufrieden­
stellende Fr. z u erreichen.
Frequenzgang ist mitverantwort­
lich für die Qualität eines Über­
Fre:;iuenzma:lulation liegt vor, wenn
tragungsgliedes in einem - Über­
die Tonhöhe sich periodisch än­
tragungsweg, in dem eine möglichst
dert und in definierter Zeitfolge
gleich starke (lineare) Übertra­
wieder in die Ausgangsposition
gung aller Frequenzen des Hörbe­
zurückfällt, oder wenn sie sich
reiches angestrebt wird. Der Ft.
in einer gleichmäßigen Tonhöhen­
wird gemessen, indem am Eingang
bewegung nach oben oder unten
eines Übertragungsgliedes nach­
fortsetzt. Der Vorgang der Fr.
einander ausgewählte Frequenzen
läßt sich am einfachsten an den
mit genau definiertem Pegel an­
elektronisch erzeugten Tönen von
gelegt werden; die Pegelwerte
Generatoren beobachten. In der
des Ausganges werden mit denen
Praxis der Instrumental- und Vo­
des Einganges verglichen. Je grö­
kalmusik treten Fr.en als Intona­
ßer die Pegeldifferenzen sind, je
tionsschwankungen auf, die inner­
mehr der Fr. also vom linearen
halb gewisser Grenzen nicht nur
Ideal abweicht, um so schlechter
erlaubt und erwünscht, sondern
muß er bewertet werden.
auch unvermeidbar sind und ih ren
Anteil an einer lebendigen Tonge­
Fre:;iuenzkonstanz bezieht sich auf
bung haben. Erst wenn sie als
die Stabilität elektronischer
Intonationsschwankungen ins Be­
Schwingungserzeuger wie - Oszil-
wußtsein treten, wird der musika-
105 Frequenzspektrum

lische Eindruck gestört. Bleibt leiteten Intervallreihen. Ebenso


bei der - Amplitudenmodulation unerschöpflich sind serielle Bil­
die Frequenz konstant, während dungen, seien sie aus der Musik
die Amplitude zeitlichen Schwan­ gewonnen oder auf sie übertrag­
kungen unterworfen ist, so hält bar: Vieltonreihen, Naturtonrei­
die Fr. , bei sich ändernder Ton­ hen, mathematische Reihen der Al­
höhe, die Amplitude konstant. An gebra oder Geometrie, logarithmi­
der Erscheinung des - Vib ratos sche Reihen, konvergente und di­
können beide Modulationsarten vergente Reihen, die Fibonacci­
beteiligt sein. Im Gegensatz zur Reihe, die Binomialreihe u.a. Mit
Amplitudenmodulation lassen sich solchen Reihen wird die Musik
ge gebene Schwingungen nicht fre­ nicht 11mathematisiert"; ihre An­
quenzmodulieren. Für gewisse wendungen und Abwandlungen appel­
raumakustische Messungen wird lieren an die technisch-struktive
ein in langen Perioden frequenz­ Phantasie des Komponisten.
modulierter Ton verwendet, der
als - Heulten bezeichnet wird. Frequenzspek:trum (auch Klang- a:ler
Durch das Aufkommen der - Synthe­ Teiltonspektrum) ist eine graphi­
sizer mit ihrer Technik der - sche Darstellung, in der die
Spannungssteuerung sind Fr.en der einzelnen Teiltöne (Grund- und
verschiedensten Art verhältnis­ Obertöne) eines Schallereignisses
mäßi g einfach für die E.M. ver­ in ihrer Tonhöhe und -stärke auf­
fügbar geworden. gezeichnet sind. Ein Fr. gibt
eine optische Vorstellung von der
Frequenzordnungen in der E.n M. Anzahl und Stärke der Teiltöne
gehören in der Regel zu den korrpo­ und ihrer Frequenzlage. Von die­
sitor ischen Vorarbeiten, mit de­ sen Gyößen hängt die subjektiv
nen das klingende Material für empfundene Klangfarbe zwar nicht
ein Stück ausgesucht und zuberei­ ausschließlich, jedoch in sehr
tet wird. Im einzelnen Fall kön­ starkem Maße ab. Im Diagramm wer­
nen das auch Klan99emische und den im stationären, �l�o einge­
Geräusche sein, die sich nicht schwungenen Zustand, nach rechts
mehr auf Einzeltonordnungen zu­ (Abszisse) die Frequenzen und
rückführen lassen. Fr. werden nach oben (Ordinate) die Ampli­
zweckmäßig nach dem Prinzip der tuden der Teilschwingungen ange­
- Reihe und der verschiedenen - geben, wobei die diskrete Spek­
Reihenformen aufgestellt. Diese trallinie den einzelnen Teilton
Reihen können in der E.n M. nicht von sinusförmigem Schwingungsver­
mehr Zwölftonreihen sein; von lauf symbolisiert. Mit Hilfe
ihnen loszukommen gehört zu den eines solchen Fr.s ist der inner­
selbstverständlichen Forderungen klangliche Aufbau eines Schall­
der E.n M. Nach dem Vorbild der ereignisses erkennbar: ob die
12stufigen temperierten Skala Teiltöne in harmonischen (ganz­
zahligen) oder unharmonischen
(�) lassen sich beliebig vie­
(unganzzahligen) Verhältnissen
le Tonskalen gleicher Abstände
zueinander stehen Und in welchen
auf stellen (1.J:.;2, !:.2J2, '!:.2J'i, Lagen sich - Formanten zeigen.

3.l.J3 usw) . Ähnliches gilt für die (Abb. der Frequenzspektren s.


aus der naturreinen Skala abge- nächste Seite)
Frequenztabellen 106

IIIIIIl11,1111,1111,,'
0
1 \''
1000 2000 3000 4000 5000 6000 7000 8000 Hz

Oboe (h )
(nach E.Meyer und G.B uchmann)

200 JOO 500 1000 2000 3000 5000 Hz

Glocke
(nach M.Grüt zmacher)

In der E.n M. sind Fr.en solcher umgekehrt, musikalische Tonhöhen­


Art nicht gebräuchlich. Da die vorstellungen in die akustisch­
Teilfrequenzen eines Klanges nach technischen Zah lenwe rte zu über­
eigenen Gesichtspunkten der Ge­ tragen. Fr. können nach verschie­
staltung kom poniert werden kön­ denen Ordnungen (beispielsweise
nen, notiert man nur die Frequenz­ nach den einfachen Zahlenverhält­
zahlen mit den zugeordneten dB­ nissen der natürlichen diatoni­
Werten. Beim Ko mponieren mit - schen Skala) oder nach verschie­
Sprachklängen ist allerdings die denen Ausgangspunkten (etwa nach
Kenntnis der Fr.en des gesproche­ der sog. physikalischen Stimmung
1
nen Wortes von großer Bedeutung. mit a = 430,54 Hz) angefertigt
werden. In der Regel sind Fr. auf
Frequenztabellen werden im elek­ der Basis dr r internationalen
tronischen Studio häufig benutzt, Stimmung (a = 440 Hz) in den
um sich bei den abstrakten Fre­ Stufen der gleichschwebenden Tem­
quenzzahlen über ihre musikali­ peratur aufgebaut. Bei exakter
sche Tonhöhe zu orientieren oder Ausrechnung der Frequenzzahlen
107 Frequenzumfang

ergeben sich Dezimalzahlen, wie


sie in der Tabelle aufgeführt
sind. Da die Generatoren im Stu­
dio aber nur auf ganze Zahlenwer­
te einstellbar sind, benutzt man
hier eine Tabelle mit aufgerunde­
ten W e rten, wobei sich allerdings,
37 376 Hz ( 1)
will man konsequent im Oktavsy­
stem bleiben, nach der Höhe h i n 33 280 Hz (2)
eine immer größere Fehlerquote
20 000 Hz (3)
ergibt, die man jedoch unberück­
=

sichtigt lassen kann (- Temperier­


te Frequenztabelle) . 4160 Hz (4)
(s.Tabellen auf den Seiten 108
und 109) - (5)

Frequenzumfang von Sinustönen


reicht von 55 (60) Hz - 16 000 -(6)
(17 000) Hz. Unter 50 Hz treten
bei Sinustönen starke Lautspre­
cherverzerrungen auf, die bei
noch tieferen Tönen in einzelne
dumpfe, 11 scheppernde11 Tonstöße
oder Geräusche übergehen. Die
Teiltöne von Instrumenten können
jen Bereich bis zur vierten Ok­ 16 Hz (7)
tave über dem Grundton umfassen.
Unter Berücksichtigung der Teil­
tonkomponenten (nach dem Akusti­
ker Snow) und unter Zugrundele­
( 1) Hund
gung der Stimmung al 440 Hz
(2) M:erschweinchen
=

reicht der Fr. bei den Instrumen­


(3) Mensch (obere Hörgrenze)
ten
(4) weiße Maus
Violine von 196 15 000 Hz (5) Wellensittich
Violoncello 65 - 15 000 Hz (6) rische
Kontrabaß 41 9 000 Hz (5-6 = größte Hörempfind­
Flöte 260 - 15 000 Hz lichkeit)
Oboe 246 - 15 000 Hz (7) M:nsch (untere Hörgrenze)
Klarinette 146 - 13 000 Hz (3-7 menschlicher Hör­
=

Fagott 58 - 13 000 Hz be reich)


Trompete 130 - 10 000 Hz
Horn 65 - 8 000 Hz
Posaune 82 - 8 000 Hz
Klavier 27,5 - 6 000 Hz
O r gel 16,4 - 15 000 Hz
bei der männlichen Sprache von
ca. 100 -• 8000 Hz und
bei der weiblichen Sprache von
ca. 170 - 10 000 Hz.

Cis Dis

c D E F <:
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1 tr
Q.J2 2
l2,ß 2
J2.J3 2
12,f:4 2
12.r:s (\)
Vo<O•><o'""' <V C .....
.....
1,00000 1,05946 1,12246 1'18921 1,25992 1,33484 (\)
! ::>

Intervalle zu C
0 100 200 300 400 500
in Cents

c 16 '351 17'323 18,354 19,445 20,601 21,826


2

c 32'703 34,647 36'708 38,890 41'203 43,653


l

c 65,406 69,295 73,416 77,781 82,406 87,307

c 130,812 138,591 146'832 155,563 164,813 174,614

1
c 261,625 277,182 293,664 311,126 329,627 349,228

2
c 523,251 554'365 587 '329 622,253 659,255 698,456

3
c 1046,502 1108,730 1174,059 1244,507 1318,510 1396,912

4
c 2093,004 2217,460 2344,318 2489,014 2637,020 2793,824

5
c 4186,008 4434,920 4698,636 4978,028 5274,040 5587,648

6
c 8372,016 8869,840 9397,272 9956,056 10548,080 11175,296

Q
"'
....
Q
"'
Fis Gis Ais
G A H
Ges As B

�2 �2 2
rv:s �2
�2 2
12.DT
V'"°'"°'""' '" C

1,41421 1,49831 1,58740 1,681 79 1,78180 1 ,88775


l
Intervalle zu C 600 800 1000 1100
700 900
in Cents

Fis 23,124 24,499 25,956 27,500 29,135 30 ,867


2

Fis 46,249 48 ,999 51,913 55,000 58,700 61, 7 35


1

Fis 92 ,498 97 ,998 103,826 110,000 116,540 123,470

fis 184,997 195 ,997 207,652 220,000 233,081 246,941

1
fis 369,994 391,9 95 415,304 440,000 466,163 493 ,883

2
fis 739,988 783,9 91 830,609 880,000 932,327 987,766

3
fis 1479,976 1567,9 82 1661,218 1760,000 1864,654 1975,532

4
fis 2959,952 3135 ,9�4 3322 ,436 3520,000 3729,308 3951,064

5 l1l
fis 5919,904 6271,928 6644 ,872 7040,000 7458,616 7902,128 .q
"

6 §
fis 11839,808 12543,856 13289, 744 14080,000 14917,232 15804,256 N
rt-

l1l
.....
.....
§
Frequenzumsetzer 110

Freguenzumsetzer ist eine in der sig gemacht haben.


Meßtechnik und gelegentlich in
Publikationen über E.M. vorkom­ Frischband - Tonband
mende Benennung für den - Ringmo­
dulator, die jedoch keinerlei Ab­ Funkoper (ital. opera radiofonica;
weichung von der gewohnten Kon­ frz. opera radiophonique) ist
struktion des Gerätes bezeichnet. eine dem Hörspiel verwandte dra­
Ein Fr. ist identisch mit dem matische Gattung, die über den
Ringmodulator. normalen Handlungsablauf hinaus
die technischen Möglichkeiten
Frequenzvibrato ist eine besonde­ des Rundfunks nutzt. Die Gattung
re Form der - Frequenzmodulation Hörspiel war bereits 1924 ent­
und bezeichnet gewollte regelmä­ standen; ihr folgte sehr bald die
ßige Tonhöhenschwankungen. Diese 11Hör-Oper", die notwendigerweise
äußerst langsamen bis nahezu be­ auf Gestik und Szene verzichtete
liebig schnellen Tonhöhenänderun­ und deshalb mit dem Gattungsbe­
gen entstehen in der E.n M. vor griff „Funkoper" bedacht wurde.
allem durch die Steuerung eines F.n, die in de r Hauptsache Gele­
spannungsgesteuerten Oszillators. genheitswerte waren und in eini­
Dabei ist die Form der gleich­ gen wenigen Fällen sich nach­
mäßigen Tonhöhenbewegung nach träglich auch auf der Bühne durch­
oben und unten variabel; sie wird setzten, schrieben W.Egk, W.Vogel,
bestimmt durch die Schwingungs­ H.Sutermeister, H.Reutter, P.
form der steuernden Spannungsquel­ Schaeffer, H.W.Henze, R .Vlad,
le. In der Regel werden zur Er­ W.Zillig und andere. Nach 1950
zielung des Fr.s sinusförmige kamen die spezifisch „radiopho­
Schwingungen benutzt. nischen" Mittel der elektroniscren
Technik hinzu (Bandmontagen, Hal1-
Frequenzzähler werden zur - Fre­ und Echowirkungen, Rrebsläufig
quenzbestimmung verwendet. Mit geführte Bänder u.a.), die sich
digital arbeitenden Fr.n lassen auf dekorative Zugaben beschränk­
sich im Bereich von 10 Hz bis ten. Herrichtungen dieser Art
3 MHz (je nach Type auch bis 30 wurden als ,1funkeigen" bezeiChnet;
MHz) Frequenzen, Periodendauern doch haben sich die damit verbun­
und E'requenzverhäl tnisse messen denen Hoffnungen nicht erfülltr72J.
sowie Dauerzählungen von 1 bis
999 999 durchführen. Das Meßergeb­ Futuri911Us nannte sich eine ita ­
nis wird durch Projektions-Leucht­ lienische Kunstrichtung, die seit
ziffern angezeigt. Eine Schwell­ 1910 in der bildenden Kunst als
wertautomatik verhindert Fehlmes­ Parallelerscheinung zum franzö­
sungen, die durch Störspannungen sischen Kubismus und deutschen
an der Empfindlichkeitsgrenze Expressionismus hervortrat. Die
verursacht werden könnten. Einige 1909 von dem Dichter und Politi­
- Synthesizer sind mit solchen ker F.T.Marinetti begründete Be­
Fr.n ausgestattet, welche die wegung verkündete ihre revolu­
früher unumgänglichen, u mständ­ tionären Ideen in Form von aggres­
lichen Frequenzbestimmungen durch siven 11Futuristischen Manifesten",
Schwebungsvergleich mit einem deren zwischen 1909 und 1943 nicht
geeichten Tongenerator überflüs- weniger als 85 erschienen sind(11)
111 Futurismus

und die in ihrem radikalen Ton lischen Futurismus, der in


weit über das hinausgingen, was Deutschland durch ein Pamphlet
die Künstler selbst realisieren Hans Pfitzners (Futuristengefahr,
konnten. Doch zählen nur die 1917) zum Tagesschlagwort wurde,
Manifeste des 11klassischen11 Futu­ ist nur ein einziges tönendes
rismus von 1910 bis 1924, darun­ Zeugnis in Form einer Schallplat­
ter von F.B.Pratella die Kundge­ te (1921) erhalten geblieben, de­
bungen Manifeste dei musicisti ren aufnahmetechnisch en Mängel
fu turisti und La Musica futuri­ a uch Jahrzeh nte späte r in einem
sta. Manifeste tecnico, beide von von Luci ano Berio besorgten Band­
Anfang 1911, sowie L.Russolos umschnitt nicht beseitigt werden
Manifest L'arte dei rumori vom konnten( 144).
März 1913. Russolos Klassifizie­
rung der Geräusche bediente sich
der gewohnten Wortumschreibungen
(brummen, prasseln, dröhnen, zi­
schen usw.). Doch scheiterten die
damals sensationellen futuristi­
schen Musikbemühungen, die auch
Strawinsky, Milhaud1 Honegg er

und V arese kennenlernten, an der


Primitivität von Russolos Geräusch­
instrumenten, wohl aueh an d e r
Mittelmäßigkeit der futuristi­
schen Musiker, die sich nicht im
entferntesten mit dem Ideenreich­
tum, der künstlerischen Stoßkraft
und Sen sibilität der futuristi­
schen Maler Boccioni, Carra, Bal­
la und Severini vergleichen konn­
ten. Die futuristische Kunst des
Bruitismus - von (frz.) bruit,
Geräusch - hat keine Nachfolge
gefunden. Der in diesem Zusammen­
hang oft genannte Edgar Varese
hat keine neuen Schallapparaturen
eingeführt, sondern das emanzi­
pierte Schlagzeug für Geräusch­
effekte eingesetzt. Der erfolg­
lose Bruitist Russolo hatte al­
lerdings richtig er kannt, daß
Geräusche kompositorisch geord­
net werden müssen und nicht bloß
tonmalerisch-dekorative Zutaten
(wie später bei Satie und Antheil)
sein dürfen: ein wichtiger GrWld­
satz, der erst mit den Mitteln
de r E. n M. angemessen verwirk­
lich t we rden konnte. Vom musika-
113 G Gedächtnis

Gate Impuls (engl.) ist ein „Tor­


impuls", der im - Synthesizer die
Dauer eines Produktionsablauf es
bestimmt; er kann von der Tasta­
tur produziert, aber auch - als
Rechteckimpuls - von einem Oszil­
lator geliefert werden. Der G.I.
ist technisch so beschaffen, daß HÜLL·
er immer einen bestimmten Span­ KURVE
nungswert, beispielsweise +10 V,
he r vor b r ingt. Vor allem beim -
Envelope Generator hat der G.I, GATE
eine wichtige Funktion zu erfül­ IMPULS
len: Solange seine Spannung an­
hält, d.h. solange er andauert,
läuft die Hüllkurve in der vor­
programmierten Form ab; sie wird
sofort unterbrochen, wenn der G.I.
TRIGGER
aussetzt, wobei die Hüllkurve in
IMPULS
der eingestellten Zeit ausschwi.n;it.

Der endgültige Ausschwingvorgang


erfolgt erst, wenn der G.I. ab­
HÜLL·
bricht.
KURVE l-l-----1--1---+-�

Ge::lächtnis im Bereich der Akustik


GATE und Musik ist als wissenschaft­
IMPULSu._ ___ ...L.
__ .L .____
licher Gegenstand ein außerordent­
lich schwieriges und komplizier­
tes Sondergebiet der - Hörpsycho­
logie, über das gesicherte Ergeb­
nisse - mit Ausnahme des als -
Wenn nach der Unterbrechung un­
Absolutes Gehör bezeichneten
mittelbar ein neuer G.I. erfolgt,
Phänomens - nur in geringem Maße
beginnt der neue Einschwingvor­
vorliegen. Vergangene Eindrücke
gang bei dem Wert, auf den der
verschwinden nicht sp urlos, son­
vorhergehende Ausschwingvorgang
dern bilden ein Reservoir von
abgesunken war.
Erfahrungen, die einen wesentli­
Eine weitere Funktion des G.I.
chen Teil des G.ses ausmachen.
besteht in dessen zusammenwirken
Klärend hat hier vor allem die
mit einem - Trigger Impuls. Die­
experimentelle G.-Forschung von
ser stößt - als äußerst kurzer
H.Ebbinghaus(46) und seinen Nach­
sog. Nadelimpuls - den Einschwin;J­
folgern gewirkt. Das Auswendig­
vorgang an, der G.I. hält. den
lernen von Musik gehört ebenso
Dauerpegel, und jeder neue Trig­
zu den spezifischen G.-Leistungen
ger Impuls produziert einen neuen
wie das Behalten von Melodien oder
Einschwingvorgang.
Gedämpfte Schwingungen 114

/
das nachträgliche Reproduzieren Schwingungsamplitude, ständig ge-
von gehörter Musik in der Erin­ dämpft, nimmt dadurch von Schwin­
nerung. Ein schwer erklärbarer gung zu Schwingung ab und die Mae­
Sonderfall sind leicht eingäng­ se nähert sich asymptotisch ihrer
liche, fast das Populäre streifen­ Ruhelage (212). Eine Klaviersaite
de Melodien, die selbst gute Mu­ schwingt bei niedergedrückt ge­
siker nicht fehlerlos nachsingen haltener Taste in G.n Schw., eben­
können wie das Air von Bach, die so die gezupfte Saite eines
Bolero-Melodie von Ravel, das Streichinstruments (- Freie und
Buffonenthema aus der Ariadne von erzwungene Schwingungen)
Strauss u.a. Dem G. prägen sich
nicht nur Töne, Tonfolgen, Har­ Gehör - Ohr
monien und Rhythmen ein, sondern
auch die teils vordergründigen, GehörphysiolCXJie ist die Wissen­
teils unwägbaren Elemente, die schaft von den physischen Voraus­
einen 1 1Stil 11 ausmachen, den die setzungen des durch die beiden
sammelnde, zusammenfassende Er­ Ohren vermittelten Hörens. Ge­
innerung sogleich als Barock, hörseindrücke entstehen durch
Klassik oder Romantik diagnosti­ periodische Druckschwankungen,
ziert. Ebenso reagiert das G. im die sich in der musikalischen Ma­
Sinne eines atmosphärischen Auf­ terie als Schwingungen in der Iuft
nehmens auf das stilistische Kli­ fortpflanzen und dabei rhythmi­
ma von Arnold Schönbergs früher sche Stöße durch regelmäßige Ver­
Atonalität oder auf die weiten dichtungen und Verdünnungen der
Vokalintervallsprünge bei Anton Luft ausüben. Ähnlich wie beim
Webern, die zuvor als Muster der Sehen von Licht nur ein Ausschnitt
Unsanglichkeit und der intellek­ des elektromagnetischen Wellen­
tuellen Verstiegenheit galten und spektrums angesprochen wird, so
sich der Generation von 1950 als stellt de r h ö rb are Schall nur
etwas völlig Neues im Sinne von einen begrenzten Teil des Schall­
Stil, Stilklima und, sehr ba l d spektrums dar. Theoretisch hat
schon, in der Erweiterung zum der Gesamtbereich des hörbaren
gleichsam epochalen G. als „Wel t ­ Schalls seine untere Grenze bei
stil" darboten. Es scheint kein 16 Hz, seine obere bei 20 000 Hz.
Zweifel, daß das speichernde, Das aus dem äußeren, Mittel- und
sammelnde, aber auch sondierende Innenohr bestehende Hörorgan diert
G. im Falle der E.n M. zusammen­ der Aufnahme und Weiterleitung
hänge zwischen Wahrnehmung und akustischer Vorgänge, die in der
Erfahrung herstellt und die E.M. Helmholtzschen (dem Mitschwingen
adäquat der technischen Welt zu­ von Klaviersaiten vergleichbaren)
ordnet, von der wir umstellt sird. Resonanzhypothese eine vereinfach­
te, Jah rzehnte geltende Erklärung
Ge::lämpfte Schwingungen entstehen, fand, dann aber als unzureichend
wenn ein elastischer Körper nach erkannt und von neuen, kompli­
einem Anstoß sich selbst zum Aue­ zierten, noch immer nicht völlig
schwingen überlassen bleibt. Bei klargestellten Hörtheorien abge­
jeder Schwingungsphase wird du rch lös t w urde (- Basilarmembran). lln
Reibung ein gewisser Energiebe­ Einvernehmen mit anderen Sinnes ­
trag dem System entzogen, die organen fallen dem Gehör im All-
115 Gerätezusammenschaltung

tag auch wesentliche biologische einer solchen totalen Unterbre­


Aufgaben zu; als biologisch wich­ c hung fast immer vor der Frage,
tigster Frequenzbereich wird das ob er (durch Einfügen von Weiß­
Gebiet von 30 Hz bis etwa 7000 Hz band) einen sogenannten - Rausch­
angegeben. Die G. kann nur einen sprung dulden soll, oder ob er
bestimmten Teil der Hörprobleme (durch Einfügen von Leerband)
erkennen; sie wird ergänzt durch eine gewisse 11Rauschkonstanz"
die den physiologischen Verhält­ erhalten will.
nissen zugeordneten Empfindungen
Generator ist allgemein die Be­
des Hörens, mit denen sich die
zeichnung für eine Maschine, die
Hör- oder Tonpsych ologie befaßt.
elektrische Energie erzeugt,indem
Gehörpsychologie - Hörpsychologie sie durch geeignete Mittel ange­

GEMA (Gesellschaft für musikali­ trieben wi rd.Ein G. ist also i m

sche Aufführungs- und mechanische allge meinen e i n Stromerzeuger. In

Vervielfältigungsrechte) , die der Praxis des elektronischen Stu­

deutsche Verwertungsgesellschaft dios werden - Tonfrequenz-G.en,

zur Wahrung der Urheberrechte von die ton frequente, für den Menschen

Komponisten, Textdichtern und Mu­ h ö rbare Sinus- ,Rechteck- oder Sä­

sikverlagen, nahm die E.M. in gezahnschwingungen,abe r auch I m­

ihren „Verteilungsplan" auf (des­ p ulse und Rauschen erzeugen, ver­


einfachend als G.en bezeichnet.
sen Verreehnungsschlilssel sich
nach einem Punktbewertungssystem Sie werden nach ihrer klanglichen
Produktion als Sinus- ,Rechteck-,
ergibt), indem elektronische Kom­
Sägezahn-, Impuls- oder Rausch-G.
positionen ( nach Dauern gestaf­
benannt.
felt) wie Chorwerke a capella
( 2-4stirnmig, oder mit Begleitung Gerätezusammenschaltung für Auf­
von 1-2 Instrumenten) bzw. wie führungen elektronischer, vor
Instrumentalwerke (1-2 Instrumen­ allem live-elektronischer Musik,
te, bei längerer Spielzeit wie wird häufig in der Art eines -
3-9 Instrumente) eingestuft wur­ B lockschaltbildes dargestellt.
den. Bei der Verwendung von elek­ Der Plan der G. gibt Auskunft
tronischen Klängen im Zusammen­ über die für eine Aufführung er­
spiel mit Instrumenten zählt das forderlichen Apparaturen wie Ver­
Tonband mit E.r M. als ein Instru­ stärker, Filter, Regler, Kabel,
ment, wobei es keinen Unterschied Lautsprecher und deren technische
macht, ob das Band monophon oder Beschaffenheit sowie über den
mehrkanalig realisiert wurde. Verlauf der Übertragungswege und

Generalpause ist in größer be­ evtl. notwendige Abzweigungen

setzten Instrumentalwerken die („Aufpeitschungen"). (s.Abb. S.116)

plötzliche Unterb rechung aller In diesem Fall ( für eine Auffüh­

Stimmen durch eine größere Pause. rung von H.U.Humperts Synesis)

G. ist eine Anweisung für Spie­ war gefordert, daß der Synthesi­

ler. In der E.n M. spricht man zer durch die Lautsprecher (hier

deshalb nicht von G. ; wohl aber vom Typ O 81) 1, 3, 5, 7 und die

kann der damit bezeichnete Vor­ elektronische Orgel durch die

gang, besonders bei dynamischen Lautsprecher 2, 4, 6, 8 übertra­


Höhepunkten, von starker, ja dra­ gen werden sollte. Außerdem muß­
stischer Wirkung sein. Der Kom­ te ein Magnetbandgerät an einer
ponist steht bei der Realisation Stelle auf alle dem Synthesizer
Gerätezusammenschaltung 116
117 Geräusch

zugeordneten Lautsprecher, in tensität und machen es damit mög­


zwei weiteren Passagen stereoph::n lich, die hohen Verschmelzungs­
auf die Lautsprecher 5,6 und 7,8 eigensc haften der G.e komposito­
gelegt werden. Dieser Wechsel risch bewußt zu verwerten. Dabei
konnte nicht durch umstecken wäh­ macht es weder physikalisch noch
rend der Aufführung, sondern muß­ psychologisch (wohl aber tech ­
te durch Überblenden von Reglern nisch und kompositorisch) einen
durchgeführt werden. Unterschied, ob solche G.e aus
einem breitbandigeren G. im -

Geräusch wird in der Akustik de­ Analytischen Abbau selektiv her­


finiert als - Tongemisch, das ausgelöst, oder ob sie aus ein­
sich aus sehr vielen Einzeltönen zelnen genügend nahe beieinander
zusammensetzt, deren Frequenzdif­ liegenden Sinusschwingungen im -
ferenzen überwiegend kleiner sind Synthetischen Aufbau additiv zu­
als die tiefsten hörbaren Töne sammengesetzt werden(123).
(-=:::1
::: 6 Hz) (212). Das G. mit der Diese Kompositionstechnik der E.n
größten Dichte und Ausdehnung ist M. , dichte Sinus t onkomplexe über­
das - Weiße Rauschen. Jeder Schall einanderzuschichten, h at großen
wird mehr oder weniger von G.en Einfluß auf die postserielle In­
beeinflußt, sei es der mechanisch strumentalmusik aus geübt, in der
durch Musikinstrumente (z.B. Bo­ ebenfalls, vor allem nach Li getis
gen-G. bei Streichinstrumenten), Apparations (1960), die ursprüng­
sei es der elektri$Ch durch Gene­ liche Funktion der Intervalle im
ratoren erzeugte Schall (- Ver­ dichten übereinander der Töne
zerrungen). Bei Instrumenten sind aufgehoben und die alte theoreti­
diese G�Anteile nicht unwichtig sche Problematik von - Konsonanz
für die subjektiv empfundene und Dissonanz fast in ihr Gegen­
Klangfarbe; in der E.n M. berei­ teil verkehrt wurde.
tet der während der Studioarbeit Eine Vielzahl neuer G.e oder ge­
ungewollt entstehende - Geräusch­ räuschähnlicher Klänge gewann die
pegel oft große Schwierigkeiten. E.M. aus der Beschäftigung mit -
G.e entstehen bei vielen nicht­ Sprachklängen. Auch hier hebt
stationären Vorgängen; jedes sich der ursprüngliche Dualismus
plötzliche Ein- und Aussetzen Vokal-Konsonant auf, wo mit kon­
eines Schwingungsverlaufes wird tinuierlichen K lang/G.-Skalen kan­
als - Knack hörbar. Der schräge poniert werden kann. Dadurch, daß
Bandschnitt beispielsweise soll die - Konsonanten mit ihren un­
für gleitende Übergänge sorgen, terschiedlichen G.-Charakteren
um einen nicht gewollten knallen­ die gleichen Auswahl- und Verar­
den Einsatz zu vermeiden. beitungsmethoden wie die Vokale
Das G. als freigestaltbare musi­ zulassen, können G.-Abstufungen
kalische Größ e wurde nach den in­ und -Mischungen von größter Viel­
strumentalen Versuchen des - Fu­ falt gebildet werden. Allgemein
turismus durch die technischen ist immer noch festzustellen, daß
Mittel der E.n M. komponierbar. dichte G.-Partien in elektroni­
Sie erst gestatten eine exakte schen Kompositionen von Hörern
Festsetzung aller parametrischen und Kritikern eher mit dem phy­
Elemente von G. en wie - Geräusch­ sikalisch und objektiv kaum er­
höhe, -dichte, -breitE oder -in- faßbaren Begriff - Lärm belegt
Geräuschhöhe 118

werden als in vergleichbaren In­ nungsgesteuerter Klangfarbenmo­


strumentalstücken, die - in Phon dulation von - Farbigem Rauschen,
gemessen - häufig viel lauter daß ein solches schmalbandiges
sind. Das mag mit der oft sehr Geräusch, wenn es allein erklingt,
intensiven Schallabstrahlung der sofort erkennbaren Rauschcharak­
Lautsprecher und den manchmal un­ ter aufweist, in Verbindung mit
gewohnten G.-Lagen elektronischer ähnlichen Ra uschspektren sich
Klänge zusammenhängen (- Cultural aber in regelrechten Tonleitern
Noise) . auch mit sehr kleinen Intervallen
anordnen läßt, sich also gleich­
Geräuschhöhe zählt zusammen mit sam in ein Klanggebilde mit -
den Klangfärbungen zu den wich­ Toncharakter verwandelt. Auch
tigsten parametrischen Elementen hier zeigt sich, wie fließend die
der Geräusche, mit deren Hilfe Übergänge zwischen Klängen, Ton­
diese sich musikalisch sinnvoll gemischen und Geräuschen durch
ordnen lassen. Die G. wird durch die zahlreichen elektronischen
Lage und Bandbreite eines Ge­ Modulationsmöglichkeiten sind.
räusches bestimmt. Streng genom­
men besitzt nur das den ganzen Geräuschkanp:isition bezeichnet
Hörbereich ausfüllende - Weiße als Sammelbegriff jene Werke,
Rauschen keine G.; allercting 5 die vor allem - Geräuschg al G
haben manche Geräusche eine solch Kompositionselement verwenden.
große Bandbreite, daß sie nicht Das galt zunächst für die Stücke
mehr nach der Höhe, sondern nur des musikalischen - Futurismus,
noch auf Grund spezifischer Farb­ die heute längst vergessen sind,
unterschiede klassifiziert wer­ aber einen historisch wichtigen
den können. Der Musiker wird sich Versuch darstellten, Geräusche
beispielsweise im Erkennen des künstlerisch zu organisieren.
Schlages eines Tambo urins un d E.Varese, obwohl mit den futuri­
einer k leinen Trommel (mit stischen Experimenten vertraut,
Schnarrsaite) kaum irren, obwohl ist keineswegs, wie es häufig
man beiden Schlaginstrumenten dargestellt wird, der Vollender
keine unterschiedlichen G.n zu­ der erfolglosen b r uitistischen
ordnen kann. Je kleiner die Band­ Musik gewesen. Seine Vors tellun­
breite eines Geräusches wird, um gen von rhyth mischen Strukturab­
so genauer ist es in seinen Lage­ läufen und klanglichen Bewegungen
beziehungen zu bestimmen. Geräu­ sind von anderer künstlerischer
sche, deren Grenzfrequenzen das Prägung, ebenso seine Ansichten
Intervall einer großen Terz nicht über das Instrumentarium. Vareses
wesentlich übersteigen, sind noch Klangbilder, „eingehüllt" von
gut zu melodieähnlichen Folgen höchst differenzierten Geräusch­
zu verwenden, und Geräusche kön­ farben eines emanzipierten
nen sogar den Eindruck eines Schlagzeugs, sind hochorganisier­
Tons erwecken, 11wenn 70% der Ge­ te permanente Entwicklungen musi­
samtenergie in einem Bereich von kalischer Modelle, von der einfa­
L:::. f=5% einer beliebigen Frequmz chen Tonrepetition bis hin zu
liegen" ( 216) • Versuche am elek­ vielfachen polyphonen Schichtun­
tronischen Studio der Musikhoch­ gen von motivischen Folgen. In
schule Köln ergaben bei span- vertikalen Strukturen, die als
119 Geräuschpegel

Ganzes gesehen statisch sind, ästhetischen Objekt werden, auf


aber immer wieder neu aufgebaut das kompositorische Kriterien
und dadurch in sich dynamisch angewandt werden können. Als
werden, bewegen sich lineare, me­ a kustisches, für sich selbst be­
lodische Modelle. Kompositionen stehendes Schallereignis zählt
wie Hyp erprism (1924) oder Inte­ dann das Geräusch zur musikali­
grales (1926) mit ihren aus der schen Substanz wie der Ton, und
Kombination von Blas- und Schlag­ wie er läßt es sich in komposito­
instrumenten entstehenden Klang­ rischen Bezügen ordnen.
und Geräuschkomplexen und einer Seit die E.M. durch die gezielte
Vielzahl so kontinuierlicher Komponierbarkeit von Tongemisch01
Klang/Geräuschverschmelzungen, und Farbgeräuschen die postulier­
wie es die Instrillle
l nte nur zuli e­ te Gegensätzlichkeit von Klängen
ßen, kann man als G.en bezeich­ und Geräuschen endgültig aufhob
nen, mit den mittelmäßigen Ge­ und kontinuierliche Übergänge
räuschstücken der Futuristen aber möglich machte, ist der Begriff
weder qualitativ noch stilistisch G. mit dem parallel gehenden Ver­
messen. Vareses Kompositionsteclr lust des Konsonanz/Dissonanz-Be­
nik ähnelt in erstaunlicher Wei­ wußtseins fast ganz verschwunden.
se derjenigen, der man sich spä­ Auch in der Instrumentalmusik hat
ter größtgntgil� zur Rgaligation der Gebrauch von Geräuschfarben
E.r M. bediente: D a s Material, jenen Grad der selbstve rständli­
die klangliche Basis des späteren chen Gleichberechtigung, manch­
Stückes, wird bereit gestellt mal geradezu einer neuartigen
(auf Band aufgenommen), es fol­ 11Harmonie'1, erreicht, der den
gen die technischen Prozeduren Terminus G. als besondere Spe­
der Veränderung (sie stellen den zies der Musik wohl überflüssig
zentralen Kompositionsvorgang gemacht hat.
dar) und schließlich die Montage
dieser Ableitungen. Geräuschpegel ist in der Tonstu­
Ähnliche Techniken benutzte, mit diotechnik die Summe der nichtli­
der Berufung auf die futuristi­ nearen - Verzerrungen, die im
schen Gedanken und Experimente, Übertragungsweg auf treten und
auch die frühe - Musique concrete, sich schließlich auf dem Tonband
deren erste, 1948 vom französi­ als - Brummtöne, - Brummeinstreu­
schen Rundfunk ausgestrahlte Sen­ ungen, Rauschen usw. störeno be­
dung sich „Concert de brui ts" merkbar machen. Der - Aussteue­
nannte. Diese Musik zeigt in dra­ rungsbereich ist bedingt durch
stischer Klarheit ein Dilemma von den Störabstand zu diesem G. Das
G.en: Die Herkunft des Materials in der E.n M. wegen der vielen
als - Alltagsgeräusch führt zu Transformationen notwendige häu­
- Assoziationen beim Hören, die fige Kapieren der Bänder bedeu­
den musikalischen Sinn der Kompo­ tete wegen des dadurch ständig
sition deformieren können. Denn steigenden G.s immer ein großes
das Geräusch als musikalische Ka­ Problem; hier wurden erst in
tegorie muß gelöst sein von sei­ jüngster Zeit durch die Konstruk­
nen konkreten Bezügen zur Außen­ tion des - Dolby-Stretchers ent­
welt, auch wenn es von dort scheidende Verbesserungen und
stammt. Erst dann kann es zum Arbeitserleichterungen erreicht.
Geräuschspektrum 120

Als G. wird auch das herrschende geht Stockhausens auch klangräum­


Grundgeräusch in Räumen bezeich­ lich neu organisiertes Werk, das
net. Es beträgt in Wohnräumen im die permutierten, den elektroni­
Durchschnitt etwa 30 Phon, in be­ schen Klangfarben organisch ein­
setzten Konzertsälen, Theatern gefügten Sprachlaute phonetisch
usw. durchschnittlich 40 Phon. im Sinne der - Lautgedichte aus­
wertet. In der weiteren Entwick­
Geräuschspektrum ist im Gegensatz lung trat an die Stelle des ge­
zum - F requenzspektrum mit dessen sungenen das gesprochene Wort als
diskreten Spektrallinien ein kon­ das eigentlich grundlegende Ele­
tinuierliches Spektrum zur gra­ ment der - Sprachkomposition in
phischen Darstellung eines Geräu­ den Vordergrund.
sches. Je nach der Charakteristik
der Geräuschfärbung zeigt das G. Geschichte der E.n M. beginnt in
Schwerpunkte der Teiltonkomponen­ dem Augenblick, in dem zum ersten­
ten im Bereich der tiefsten, tie­ mal E.M. erklungen ist; damit wä­
fen, höheren und höchsten Frequen­ re sie im Anfangsstadiurn zunächst
zen an, außerdem gibt es Auskunft identisch mit den - Anfängen der
über die Bandbreite des Geräu­ E.n M. Heute indessen ist es all­
sches. gemein üblich, als G.d.E.n M. das
zu bezeichnen, was eigentlich
Gesang und E.M. waren fast von ihre Vorgeschichte ist, nämlich
Anfang an miteinander verbunden. die Entwicklung der elektrischen
Den rein elektronischen Stücken Klangerzeuger seit Th.Cahills
von 1953 und 1954 folgten im Köl­ pfeifenloser mechanisch-elektri­
ner WDR-Studio bereits 1956 die scher Orgel (- Dynamophon) , über
ersten Kompositionen für G.s-Stim­ die F.Busoni 1907 unter dem As­
men und elektronische Klänge: pekt einer visionären Zuk unfts­
E.Kl':enek realisierte den Ersten musik, ja einer kühn vorweggenom­
Teil seines Pfingstoratoriums menen E.n M. berichtet hat. Aber
Spiritus intelligentiae sanctus; die G.d.E.n M. ist etwas anderes
ungefähr gleichzeitig entstand als die Geschichte der Apparate
K.Stockhausens Gesang der Jüng ­ und ihrer technischen Entwick­
linge. Kl':eneks Werkskizzen aus lung(20). Die G. dieser Entwick­
dem Jahr 1948 gingen über das da­ lung ist, trotz W.Meyer-Epplers
mals übliche Instrumentarium weit inzwischen historisch gewordener,
hinaus und konnten erst mit elek­ aber immer noch unentbehrlicher
tronischen Mitteln verwirklicht Abhandlung über die elektrische
werden. Die Originalaufnahmen der Klangerzeugung(119), noch nicht
beiden Solostimmen wurden gele­ geschrieben worden. In ihr wäre
gentlich mit einer beschleunigten vor allem klarzustellen, wie die
oder verlangsamten Version syn­ unverlierbare 11elektronische'1
chronisiert. Das polyphone Ober­ Idee Busanis bei den Instrumen­
einanderschichten von einer oder tenbauern weitergewirkt hat. Daß
mehreren Stimmen mit elektroaku­ die meisten von ihnen unter kom­
stischen Mitteln wurde damals merziellen Gesichtspunkten instru­
auch in der Unterhaltungsmusik mentale Klänge nachahmten, kann
angewandt. Weit über die tradi­ ihnen nicht zum Vorwurf gemacht
tionelle Wortvertonung hinaus werden. Ebensowenig können die
121 Geschwindigkeit

mehr dekorativen als substantiel­ rückreichende Vorfeld der musik­


len Klangfarbenerweiterungen der geschichtlich (von den Ausnahmen
.Instrumentenerfinder J.Mager, Mozart und Beethoven abgesehen)
Fr.Trautwein, P.Lertes, O.Vier­ nicht sonderlich wi chtigen -
ling, H.Bode u.a. ge gen die noch Mu sikautomaten vorgelagert; sie
·nicht vorhandene E.M. und ihre gehören zum Teil ins musikalische
Speichertechnik durch Magnetband Kuriosenkabinett und sind keine
1
ausgespielt werden. Besonders 11Vorläufer 1 der E.n M. Bemerkens­
J.Mager, der auf dem Höhepunkt wert allenfalls, daß sie, was es
seiner Laufbahn, 1929-1933, in vor dem Phonographen nicht gab,
einem Darmstädter Labor experi­ mit ihren Walzen und Stiften zeit-,
mentierte, dabei nachdrücklich raum- und aufführungsunabhängi ge,
von einer 1929 gegründeten Darm­ also gespeicherte Musik „auf Ab- -
städter „Studiengesellschaft für ruf" darstellten.
elektroakustische Musik" unter­
stützt und vom späteren Darms tadt Geschwindigkeit, -l)technische
irreführend zwn Erfinder und 11Va­ Bezeichnung für die Tonträgerge­
ter" der E.n M. ernannt wurde, schwindigkeit, die bei konstanter
schien mit seinem Ideal einer Netzfrequenz ebenfalls konstant
„Alltonmusik" den Ideen Busonis sein muß und trotz des nicht ver­
am nächsten zu stehen. Doch er­ meidbaren, aber sich häuf.iq s�lbst
wies sich dies alles, bei näherem ausgleichenden - Schlupfs für
Hinsehen, als brüchiges Beiwerk gleichmäßige - Bandgeschwindig­
eines mißtrauischen, genialisch keit bürgt. Durch die Verwendung
eigenwilligen und glücklos geblie­ getrennter Wickelmotoren (Abwik­
benen Instrumentenerfinders. Bu­ kel und Aufwickel) wird ein an­
soni berichtet, wie er 11mit der nähernd konstanter - Bandzug er­
Kehle oder auf einer Geige" sich reicht. -2)Musikalisch ist G. eine
in Dritteltönen („mi t verstimmten dem - Tempo und Zeitmaß zugeord­
Halbtönen nicht zu verwechseln") nete Bestimmungsgröße, dem in der
experimentell übte. Das erinnert tonalen Musik ein gleichmäßiges
unmittelbar an die Technik des - Metronomzeitmaß entspricht. Mit
Bandmanuals, das bei seiner engEn der seriellen und E.n M. hat sich
Mensurierung kaum mehr als Halb-, G. in variable, metrisch ungebun­
Drittel- und Vierteltöne zu grei­ dene Tempoarten verwandelt, in
fen gestattete und nichts von je ­ denen die verschiedenen G.en auf­
ner „Alltonmus'i.k" verwirklichen einander bezogen und durch Über­
konnte. Erst mit den Mikroelemen­ gänge (schneller, langsamer) mit­
ten, nicht nur der Tonhöhe, son­ einander verbunden sind. Eine
dern auch der Dauern und Laut­ Hauptquelle für die rubatohaften
stärken, konnte die E.M. G estalt G.s-Schwankungen - in Boulez'
annehmen, - das war sozusagen Marteau sans Maitre (1952/54) or­
die ganze andere Hälfte der E.n M. ganisch fließende, in Stockhau­
1
die erst mit der Einführung des sens Zeitmaße (1955/56) mehr
Magnettonverfahrens erschlossen organisierte Zeit - sind die spä­
wurde. ten Werke Debussys, zumal die
Der G. oder besser der Vorgeschi­ Jeux mit ihrer atmenden Rubato­
chte der tongenerierenden Appara­ zeit, die konsequent zu Ende
turen ist das bis ins 17.Jh. zu- führt, was als unablässig fluktu-
Gestal ttheorie 122

ierende Zeit gar nicht mehr „ru­ erst populär geworden, nachdem
bato" genannt werden kann(55). es in einer verkitschten Trans­
In der E.n M. ist die freigesetz­ ponierung von der höchsten auf
te Zeit mit ihrem Verzicht auf d�i tiefste Violinsaite durchaus
Regelmäßigkeit die durchgehende eine andere Gestältqualität ange­
Regel (- Zeitmaß) . nommen hatte? Zusammengepreßte
oder gespreizte Rhythmik kann die
Gestalttheorie ist eine 1890 von Gestalt so wandeln, daß ein hoch­
dem österreichischen Psychologen transponierter Choral als Marsch
Christian von Ehrenfels in einer erscheint und umgekehrt ein tief­
kleinen, berühmt gewordenen Ab­ transponierter Marsch als Choral.
handlung „Über Gestaltqualitäten"
(47) eingeführte Betrachtungswei­ GHz, Abkürzung für Gigahertz;
se, die davon a us geht, daß in den 1 GHz L000.000.000 Hz (- Hoch­
=

Wahrnehmungen etwas Neues, nicht frequenztechnik) .


aus den Empfindungen Ableitbares
stecke, nämlich „Gestaltqualität". Gleichzeitigkeit von Tönen will
Das ausgesuchte Paradigma dieser in der Praxis besagen, daß ein
neuen G. war die Melodie. Eines möglicher zeitlicher Abstand zwi­
ihrer hervorragenden Gestaltmerk­ schen ihnen nicht bemerkt wird.
male ist es, daß sie „transpo­ Als gleichzeitig werden zwei Tö­
niert" werden kann. Ob sie von ne empfunden, wenn sie mit einem
der Flöte oder Posaune gespielt, zeitlichen Abstand aufeinander
vom· Sop�an oder Baß gesungen wird, folgen, der nicht größer als 8 ms
sie bleibt als Gestalt immer die­ ist. Das gilt aber nur für Sinus­
selbe. Es fragt sich, wie weit töne bei akustisch isolierter
der Rhythmus die Gestalttranspo­ Einzelbeobachtung. In der Musi­
nierung mitmacht. Ein ideales zierpraxis, von der Duo- bis zur
Transponiergerät ist die Magnet­ Orchesterbesetzung, ist ein Spiel­
bandmaschine mit ihrer Möglich­ raum bis zu 50 ms nichts Unge­
keit, Tonzusammenhänge eine Okta� wöhnliches. Beim Synchronisieren
ve höher oder tiefer, also dop­ von Einzeltönen der E.n M. liegt
pelt so schnell oder doppelt so die Toleranzgrenze (wie in der
langsam zu transponieren. Das Akustik) bei 8 ms, das sind rund
bekannteste kontrapunktische Bei­ 3 mm Band bei 3 8 cm/sec Bandge ­
spiel ist der (gleichsam wie vom schwindigkeit. Obwohl darüber
Magnetbandgerät transponierte) keine Untersuchungen vorliegen:
Beginn des zweiten Teils der die bei Instrumenten gemessenen
c moll-Fuge in Bachs Wohltempe­ - Einschwingzeiten gelten mit
riertem Klavier (Teil II) . gewissen Modifikationen, die von
Hier allerdings beginnt das der Absicht der Klangproduktion
schwierigste Kapitel jeglicher G., bestimmt sein können, wohl auch
das Kapitel 11Gestalt und Wert". für Klänge und Geräusche der
Kann man ein monumentales Bild­ E.n M.
werk in Postkartengröße repro­
duzieren und sagen, es habe seine Glissan::io, kontinuierlicher Gleit·
Gestalt bewahrt wie ein ebenso ton (nicht zu verwechseln mit -
reduziertes Dreieck oder Quadrat? Portamento), ist der bekannte,
Und ist nicht das Air von Bach im 19. Jahrhundert oft in Noten
123 Glocken

ausgeschriebene Instrumentalef­ herrührende innere Drehbewegung.


fekt für Streicher, Klavier, Har­ Es handelt sich dabei nicht um -
fe, einzelne Blasinstrumente und Schwebungen, weil eine Lautstärke­
Pedalpauke; als chromatisches G. schwankung damit nicht verbunden
auch auf der Orgel (W.Fortner) ist. So scheint hier auch kein
und als stufenloser Gleitton im Zusammenhang mit den sehr lang­
Gesang vorkommend (G.Ligeti). samen, erst im Bereich der Hör­
Elektronisch ist das G. ebenso bahn entstehenden „binauralen
einfach herzustellen (auf der Schwebungen" zu bestehen, die in
stufenlosen Gleitskala eines die von C.St umpf besch riebene
Schwebungss ummers) wie wirksam Erscheinung der „Drehtöne" über­
auszuwerten. Bestimmungsgrößen gehen. - Sowohl das gleitende
des G.s sind das Intervall, das wie das stehende G. können in
durchlaufen wird, und die Zeit, der E.n M. unbeschränkt zur -
in der es durchlaufen wird. Das Klangproduktion herangezogen wer­
Intervall kann, je nach komposi­ den.
torischer Absicht, festgelegt
w irden, 2twa auf eine Oktave von Glocken erzeugen Klänge mit un­
g bis g , die Zeit auf 1, 11/2, harmonischen Teilfrequenzen, die
2, 3 5ec unct mehr. Hohe G.-Inter­ als Eigenschwingungen durch An­
valle, ständig und mit großer schlag eines metallkelchartigen
Lautstärke wiederholt, können als Klangkörpers entstehen. Die un­
rasch sich verbrauchende Manier teren, als Prinzipalbereich be­
den kompositorischen Zusammen­ zeichneten Teilschwingungen der
hang beeinträchtigen; tiefe G.­ Gl. sind: Unteroktave, Prime, Terz,
Frequenzen ergeben oft Klangve r­ Quinte und Oberoktave, die mehr
änderungen, die nicht mehr als oder weniger 11verstimmt11 erklin­
solche eines G.s bemer�t werden. gen, nämlich nicht harmonisch,
Aus dem Sinuston-G. kann durch etwa mit den Frequenzen 100, 200,
Verhallen ein farbiges Rauschen 250, 300, 400 Hz sondern nach
gewonnen werden, dessen Bandbrei­ Art von unharmonischen Tongemi­
te von der Änderungsgeschwindig­ schen 100, 191, 230, 294, 379 Hz.
keit der Augenblicksfrequenz ab­ Auf Sinustöne reduziert, zeigen
hängt(65). Weit eindrucksvoller solche Klangzusammensetzungen be­
ist das 11 stehende" G., das als sonders eindringlich die Eigen­
G. über eine Bandschleife läuft arten der in der E.n M. vielver­
und bei vertauschtem Sprech- und wendeten Tongemische. Die stark
Hörkopf (- Bandschleifen) sich gedämpften höheren Teiltöne der
nach mehreren Umläufen als dich ­ Gl. bilden den sogenannten Mix­
ter farbgeräuschhafter Klang auf­ turbereich, deren Abklingzeit
baut. Dabei füllt sich der Inter­ ganz wesentlich kürzer ist. Der
vallraum mit zahllosen Einzeltö­ kurze, subjektiv stark vernehmba­
nen, die nicht die Dichte des re Schlagton konnte objektiv im
weißen Rauschens aufweisen, son­ Schallfeld der Gl. bisher nicht
dern eher zwischen Rauschfarbe nachgewiesen werden. Er wird heu­
und verschmelzendem Tongemisch te meist als akustische Funktion
liegen. Der ganze ausgefüllte In­ von - Residualtönen gedeutet. Die
tervallraum scheint zu 11 stehen11 durch Größe und Gewicht unprakti­
und vollführt dabei eine vom G. kablen Gl., die heute im Orche-
Gong 124

ster durch Stahlplatten und Röh­ Grarrno


n phonmusik nannte sich 1930
ren-Gl. ersetzt werden, gehören eine Musikproduktion, für die
zu den ersten Klangkörpern, die P.Hindemith und E.Toch Platten
elektronisch nachgeahmt wurden herstellten. Erstrebt wurde eine
(Parsifal-Gl. 1931 von Jörg Mager) 11spezifische Musik für mechani­
Elektronisch ist der Gl.-Klang sche Instrumente". Eine öffentli­
nur in der Form des Anschlags che Vorführung in Berlin zeigte
und des Verklingens zu erkennen. nach einem Melos-Bericht von 1930
In elektronisch stationärer, Tendenzen, die erst zwei Jahrzehn­
Krebs- oder Bogenform dagegen ist te später nach elektronischen
er ein Tongemisch ohne Gl.-Charak:­ Prinzipien verwirklicht werden
ter. konnten: „durch Überblenden ver­
Dieses Faktum nutzt der Schweizer schiedener Plattenaufnahmen und
Komponist R.Moser in seiner elek­ real gespielter Musik, durch Ver­
t ronischen Komposition Stilleben wendung von Schnelligkeitsgraden,
mit Glas (1969/70), in der nicht Tonhöhen und Klangfarben, die
konkretes Material verfremdet, dem realen Spiel nicht möglich
sondern abstraktes konkretisiert sind. So entstand eine Original­
werden soll. Der Hörer wird sich musik, die nur durch den Grammo­
bewußt, daß die Klänge, die er phonapparat wiedergegeben werden
hört, nicht natürlichen Ursprungs kann"(143).
sind. Die 1
11Machart 1 von Gl. etwa
wird dadurch „entlarvt", daß nach Graphische Notation bezeichnet
einer Reihe in originaler Form die Notationsweise, in der die
erklingender Gl. -Töne (Anschlag bekannten musikalischen Symbole
- Verklingen) dar letzte nach dan durch neue graphische Zeichen
Einschwingvorgang „stehen bleibt" ersetzt werden. Diese können von
und sich so in ein Tongemisch einer bestimmten Verbindlichkeit
verwandelt: der elektronische sein, wenn genaue (und oft sehr
Realisationsprozess wird bewußt komplizierte) Erläuterungen dazu
hörbar. vorliegen. Als - Aktionsschrift
können sie eine verlangte instru­
Gong, das Schlagidiophon aus der mentale oder vokale Tätigkeit
Instrumentalmusik mit abgestimm­ veranschaulichen. Häufig finden
ter Tonhöhe (im Gegensatz zum - sich solche graphischen Zeichen
Tamtam mit unbestimmter Tonhöhe), mit anderen Notationsarten ge­
erzeugt Klänge mit unharmonischen mischt. In dieser Form werden
Teilfrequenzen. Im Unterschied sie in der - Aufführungspartitur
zu - Glocken und - Becken befin­ einer elektronisch/instrumental
det sich der Schwingungsscheitel gemischten Komposition, gelegent­
nicht am Rand, sondern in der Mit­ lich aber auch im elektronischen
te(157J, was den Höreindruck ab­ Studio verwendet, hier aller­
gestimmter Tonhöhe hervorruft. dings nur um sozusagen einen gr&­
In elektronisch erzeugter, sta­ ßeren Überblick eines Struktur­
tionärer Form ist der Klang des verlaufes festzuhalten; eine ge­
G.s als solcher nicht mehr zu naue „Aufschlüsselung" der Zeich­
erkennen; er stellt ein Tonge­ nung in präzise Zahlen und Werte
misch ohne G.-Charakter dar. ist für eine Realisation uner­
läßlich. Die nicht auf musika-
125 gyrophonisch

lisch fixierte Beziehungen fest­ ordnungen, die durch die Merkmale


gelegte - Musikalische Graphik der - Dichte und der - Dichtegra­
kann im Bereich der E.n M. wegen de charakterisiert werden können.
der Unbestimmtheit ihres Bedeu­
tungsgehaltes keine Anwendung Grundl?egriffe der elektronischen
finden. Technik und somit auch der E.n M.
sind alle mit Grund- verbundenen
Groove-Synthesizer ist eines der Wörter wie Grundton, Grundfre­
in den Vereinigten Staaten und quenz, Grundstimme, Grundtonbe­
Kanada entwickelten - Hybriden stimmung, Grundschwingung, Grund­
Systeme, die ursprünglich zur tonbereich, Grunddämpfung, Raum­
Sprachsynthese h ergestellt w urden. grundriß, magnetische Grundgrößen
Der G.-S. dient heute im Studio und viele andere. Über das Tech­
der Bell Telephone Laboratories nische hinaus wären G. in belie­
(New Jersey, USA) unter anderem biger Anzahl namhaft zu machen.
der Realisation E.r M., indem ein
Digitalcomputer über einen Digi­ Grundton (Grundschwingung) ist i m
tal-Analog-Wandler (- Converter) allgemeinen die tiefste und lang­
einen (Analog-) Synthesizer steu­ samste periodische Schwingung
ert. Eine Vielzahl von Computer­ eines Klangs. Die übrigen Schwin­
Eingängen gewährleistet eine ge­ gungen heißen Oberschwingungen
wisse „Spielbarkeit" des Synthe­ (Teiltonschwingungen) . überlagert
sizers; denn bereits gespeicherte man der Grundschwingung viele
Funktionen, d.h. partiturähnlich solcher Teiltonschwingungen und
festliegende Programme, sind mit variiert dazu noch die Amplitu­
weiteren zusätzlichen Funktionen denverhältnisse, so erhält man
wähl'�nd dQS Ablaufag, algo in dar eine Fülle d@r v@rschiedensten
Realzeit, kombinierbar. Zudem las­ periodischen Schwingungsformen.
sen sich die Funktionen zur Kon­ Der Eindruck der Klangfarbe kanrnt
trolle oder Veränderung jederzeit dabei nicht als Summation der
anhalten; der im Augenblick er­ Teilkomponenten zustande, viel­
reichte Klang wird dann permanent mehr ist es von Wichtigkeit, die
erzeugt. Außerdem kann man mit Frequenzen und Amplituden der
jem Programm, wie in einer Instru­ Teilschwingungen in ihrem Ver­
mentalpartitur, vorrücken oder hältnis zur Schwingungszahl des
zurückgehen (- Conductor-Philo­ G.s zu kennen. Mangelhaft ausge­
sophy). prägte, selbst fehlende Grundtöne
können im Falle der - Kombina­
Große Zahl, mathematischer Be­ tionstöne oder des - Residualtons
griff, übernimmt aus der Wahr­ dem Klang als subjektiver, nur im
scheinlichkeitslehre, aus der er Ohr sich abspielender Gehörsvor­
stammt, die Methoden - Statisti­ gang hinzugefügt werden.
scher Formkriterien. Tonhäufungen
in schnellem Tempo sind nicht gyrophonisch (griech. gyros, der
mehr durch die zeitliche Folge Kreis) nannte sich 1951 ein ame­
der Töne bestimmt; sie werden zu rikanischer Projektor der „Allen
statistischen Bestandteilen äu­ Organ Company" mit rotierendem
ßerst bewegter, aber als Ganzes Lautsprecher. Durch die rasche
jeweils in sich ruhender Größen- Rotation kam das Prinzip des -
gyrophonisch 126

Doppler-Effekts zur Anwendung.


Durch die Verteilung der Klänge
im Raum wurden vektorielle Schall­
feldgrößen zum Träger eigener In­
formation gemacht, ohne daß das
Verfahren sich mit der herkömm­
lichen naturalistischen Stereo­
phonie zu berühren brauchte(125),
Gleichzeitig (1951/52) erreichte
P.Schaeffer auf technisch ande­
rem Weg die räumliche Verteilung
des Klangbildes auf vier Laut­
sprecher durch induktive Kopp­
lung (116). Nach diesem Verfahren,
das es gestattete, sowohl drei
fixierte Kanäle als auch eine
Kreisbewegung dieser drei Kanäle
zu verwenden, hat P.Boulez 1952
die erste Raumklangstudie kompo­
niert.
127 H Hallplatte

Häufigkeitsverteilung - Redundanz ke künstlicher Verhallung eines


Kl angvorgangs. Der H. wird dadurch
Halaphon nennt sich ein elektro­ gewonnen, daß ein unverhalltes
nisches 11Raumklang-Steuergerät", Signal über einen geeigneten Hall­
das von H.P.Haller, dem Leiter erzeuger (z.B. eine - Hallplatte)
des elektronischen Studios am geschickt wird. Er kann dem Ori­
Südwestfunk, entworfen wurde. Das ginalsignal in beliebig regelba­
Gerät bedient sich der Voltage rem Verhältnis beigemischt werda1.
Control-Technik (Spannungssteue­ Der H. kann als selbständige
rungstechnik), vor allem der live-­ klangliche Größe behandelt wer­
elektronischen klanglichen und den; er ist transformierbar wie
dynamischen Steuerung (durch span­ alle anderen Schallereignisse.
nungsgesteuerte Filter und ent­
sprechende Verstärker) von ver­ Hallgitter, wie die - Hallplatte
schiedenen Instrumentalgruppen ein Körperschallwandler, erzeugt
untereinande r mi ttels Amplituden­ künstlichen Nachhall, indem ein
Demodulatoren (- Envelope Follo­ Gitter aus Streckmetall von einen
wer) . Außerdem lassen sich Rich­ elektrodynamischen Antriebssystem
tungen und Geschwindigkeiten von zu sehr gering gedämpften Schwin­
quadrophonischen Raumklang-Bewe­ gungen angeregt wird, die von ei­
gungen vollautomatisch steuern. nem piezoelektrischen Abtaster
Das H. wurde erstmals in C.Halff­ abgenommen und in elektrische
ters Plante por las victimas de Schwingungen zurückverwandelt
la violencia bei den Donaueschin­ werden.
ger Musiktagen 1971 verwendet;
1973 bediente sich P.Boulez des Halligkeit eines Raumes hängt
H.s bei der New Yorker Urauffüh­ ebenso von der Größe und Beschaf­

rung seiner Komposition explosan­ fenheit des Raums wie von den
te/fixe ... zeitlich sich verzögernden Schall­
reflexionen des sich an den Be­
Halbvokale sind die in der Sprach­ grenzungswänden brechenden Schalls
lehre als Liquidae bezeichneten ab. Die über reflektierende Be­
stimmhaften Konsonanten L M N R, grenzungsflächen zurückgelegte
bei denen die Schallerzeugung Laufzeit vermittelt den Eindruck
ähnlich wie bei den Vokalen statt­ der Raumgröße. Dadurch ist das
findet, nämlich durch die Stimm­ Ohr imstande, bei annähernd glei­
bänder, allerdings mit dem Zusatz cher H. „die große Halle vom ge­
von Geräuschbildungen an den Ein­ kachelten Badezimmer" zu unter­
engungsstellen des Luftstroms. scheiden(220).
Die Lautdauer der stimmhaften H.
beträgt im Bereich der deutschen Hallplatte ist ein Schallwandler,
Sprache zwischen 0,04 und 0,5 sec der die älteren Verhallungsmetho­
(- Konsonanten). den - Wiedergabe und Aufnahme in
einem eigenen Hallraum - abgelöst
Hall - Nac hhall hat. Im Gegensatz zu den in der
Studiotechnik fast ausschließlich
Hallanteil ist die in den Stu­ verwendeten Luftschallwandlern
dios übliche, jedoch etwas un­ ( z.B. Lautsprecher) beruht die H.
genaue Bezeichnung für die Stär- für nachträgliche Verhallung auf
Hallradius 128

der Anwendung von Körperschall. Raum, der ungestört liegen muß,


Eine dämpfungsfrei aufgehängte, damit keine Schallereignisse von
große und dünne Stahlplatte wird außen in ihn eindringen. Der zu
in Schwingungen versetzt, die, verhallende Vorgang wird durch
ähnlich wie in einem Hallraum, Lautsprecher in den H. gestrahlt
allmählich abklingen und dabei und über Mikrophon zurückgeleitet.
von einem an anderer Stelle der Die variablen Standorte von Laut­
Platte angebrachten Schallempfän­ sprecher und Mikrophon ermögli­
ger wieder abgenommen werden. Die chen verschiedene Hallvarianten,
Stahlplatte ist mit einer gleich die oft mit umständlichen Stell­
großen Dämpfungsplatte so ver ­ proben verbunden sind. Heute hat
bunden, daß der variable Abstand die - Hallplatte die Aufgaben die­
zwischen beiden (zwischen 3 mm ser älteren, komplizierten Ver­
und 120 mm) die Dauer der Nach­ hallungsmethode übernommen.
hallzeit (bis zu 6 sec) bestimmt.
Längere Verhallung kann durch Harnmond-Orgel ist ein 1934 von
Oktavversetzung erreicht werden; Laurens Harnmond in Chikago kon­
6 sec Nachhall in der höheren struiertes Tasteninstrument, ,das
Oktave sind 12 sec in der tiefe­ dank Serienherstellung vor allem
ren. Die H. muß außerhalb des Tar­ in der Unterhaltungsmusik große
studios in einem störungsfreien Verbreitung fand. Es war neben
Raum aufgestellt werden. Die Ein­ der Wurlitzer-Orgel (mit schwin­
stellung der Nachhallzeit erfolgt genden Zungen) das am meisten
über Leitung vom Regietisch aus. verbreitete elektroakustische
Verhallte elektronische Klänge Musizierinstrument mit mechani­
können auch unmittelbar der sy ­ scher Schwingungserzeugung durch
stematis chen Klangproduktion die­ rotierende Profilscheiben (91
nen, $ynoh•on anget•iebene Zahnr�der
1
bei einem Tonumfang von 7 /2 Ok­
Ballradius bezeichnet in der - taven ) und elektromagnetischem
Raumakustik die Grenze, an der Tonabnehmer. In der Nachfolge
das Intensitätsverhältnis von von Cahills - Dyna mophon (1902)
direktem (etwa von Musikinstru­ und im Gegensatz zu diesem war
menten erzeugten) Schall und in­ die H.-0. mit ihren gleichsam
direktem, d.h. vom Raum ref lek ­ kommerzialisierten Klängen kein
tierten Schall au&geglichen ist. Vorläufer der E.n M., für den
Bei Aufnahmen sollte das Mikro­ sie irrtümlicherweise oft gehal­
phon innerhalb des H. stehen, ten worden ist.
es fängt den Raumeindruck dann
automatisch mit dem direkten hardware/software - Computer
Schall ein. In besonderen Fällen
kann ein weit außerhalb des H. Hannonic Generator (engl.), ein
postiertes Mikrophon spezielle Klanggenerator von CBS, erzeugt
Raumschalleffekte aufnehmen (
­ den Gr undton und die ersten neun
Fern- und Nahfeld) . natürlichen (harmonischen) Ober­
töne (Teiltöne 1 - 10). Die Grund­
Ballraum ist ein eigens für die frequenz ist zwischen 5 Hz und
Verhallung von Tönen, Klängen 5 kHz kontinuierlich veränderbar;
ocer Sprache bereitgestellter Frequenzmodulationen sind durch
129 Helligkeitswerte von Tongemischen

intern oder extern angelegte sr:an­ von 400,500,600 Hz ergibt den


nu�gen steuerbar. In Verbindung Durdreiklang, von 1000, 1200, 15oo
mit einem Hüllkurvengenerator Hz den Molldreiklang.
(- Envelope Generator) können die
dynamischen Verläufe der einzel­ Hauchen - Sprachlaute
nen Obertöne individuell modu­
liert werden. Der H.G. gestattet Hellertion war ein 1928/29 von
es, durch Steuerung der einzelnen B.Helberger und P.Lertes gebautes
Teiltöne kontinuierlich gleitende Musikinstrument mit Tonfrequenz­
Klangfarbenmodulationen zu reali­ generator und Rückkopplungsschal­
sieren. tung. In der Praxis hat das H.
keine Rolle gespielt, bemerkens­
Harmonische des Grundtons, von wert aber ist, daß es eins der
E.F.F. Chladni 1787 gebrauchte ersten elektronischen Instrumente
Schwingungsbegriffe, sind die war, das für beschränkt mehrstim­
periodischen Schwingungen der miges Spiel keine Tastatur, son­
Teiltöne, die auch im Sinne von dern ein - Bandmanual als elektri­
Obertönen als Aliquottöne oder sches Kontaktband verwandte. Mit
Aliquoten bezeichnet werden. Die Fingerdruck wurde ein Metallband
11Harmonischen", oder, wie sie mit einem darunter angeordneten
auch genannt werden, die höheren drahtgewickelten Widerstand in
11Partialschwingungen" sind immer Berührung gebracht. Mit dem Ver­

�anzzahlige Vielfache der Schwin­ zicht auf die Klaviertastatur und

gungszahl des Grundtons. Nicht dem �nsprech�n d�g Kontaktbandes


ganzzahlige Vielfache heißen Un­ an jeder beliebigen Stelle auch
harmonische (Stäbe, Glocken, Ton­ außerhalb der Tastenabgrenzung
gemische, Farbgeräusche). wurde ein Weg zu den - Mikrointer­
vallen erschlossen, von dem je­
Harmonische Teilung zeigt umg ekelr­ doch die wenigsten Instrumenten­
te Ergebnisse, je nachdem, ob man bauer Notiz nahmen. Allerdings
die Schwingungszahlen oder die erlaubten erst die Mittel der
Saitenlängen zum Ausgangspunkt E.n M. eine präzise Mikrointer­
nimmt. Bei der Saitenlänge ent� vallaufstellung, der mit ungefäh­
spricht die auf der Oberton- o::J.er ren Spielgriffen auf einem Band­
Na turtonr e ihe ablesbare Propor­ manual nicht be i zu komm en war.
tion 10:12:15 dem Durdreiklang,
die arithmetische Proportion Helligkeitswerte von TongernischEn
_4:5 :_6 dem Molldreiklang; bei den und geräuschähnlichen Klangbildun­
Schwingungsfrequenzen, die in der gen können nur in begrenztem Um­
E.n M. allein maßgebend sind, ist fang durch umständliche Filter­
es umgekehrt: 4:5:6 = Dur, analysen festgelegt werden. Ihre
10:12:15 = Moll. Verwirrend hat Lautstärke- und Frequenzanteile
hier die häufige Verwechslung bestimmen nicht einzeln, sondern
von Teilung und Proportion ge­ insgesamt den subjektiven Klang­
wirkt. In der elektronischen Mu­ eindruck, den das Ohr als dunkel
siktechnik ergibt sich sofort und hell, als dunkler und heller
Klarheit, wenn man die Grundzah­ erkennt. Dunkler und heller kön­
len der Obertonreihe mit 100 Hz nen zugleich die Tonleite rquali­
multipliziert: Der Zusammenklang tät von tiefer und höher haben.
Helligkeitswerte von Vokalen 130

In der Praxis der E.n M. hat sich send-Hz-) Ton. 1000 Hz werden
gezeigt, daß die skalenartige auch als 1 Kilohertz (Abk.kHz)
Ordnung solcher Mischklänge - im bezeichnet. Außerhalb des deut­
Gegensatz etwa zu J.Handschins schen Sprachbereichs gilt die Be­
traditionellen Klangtheorien - zeichnung cycle per second (- cps)
ein System von Klang-Tonleitern oder einfach cycle (c) . 1 c ist
begründen kann, mit dem sich kom­ gleich 1 Hz.
positorisch so gut wie mit jeg­
licher Art von Tonleitern arbei­ Heultöne, ein Begriff aus der
ten läßt. Meßtechnik, beruhen nicht auf dis­
kreten, sondern auf „gewobbelten"
Helligkeitswerte von Vokalen be­ Frequenzen. Unter Wobbeln ver­
ruhen auf der charakteristischen steht man eine Frequenzmodulation
Färbung durch Resonanzgebiete, von steigenden und fallenden Tö­
die als Formanten bezeichnet wer­ nen, die in der Tonhöhe etwa 9
den. Bestimmend für die H.v.V. bis 15mal pro sec auf und ab
ist die Frequenzlage der Forman­ schwanken. Auch im Orgelbau wer­
ten, die nach F.Trendelenburgs den Wobbelz usätze verwendet. Die
Aufstellung für die fünf Hauptvo­ langperiodisch frequenzmodulier­
kale einen Bereich zwischen 200 ten H. oder Wobbeltöne erweisen
Hz und 3500 Hz umfassen (- For­ sich bei raumakustischen Messun­
manten) . Ausgefilterte Teile der gen von Nutzen, wenn es darum
Formanten verändern und verf är­ geht, die das Meßergebnis ver­
ben den Vokal oder verwandeln fälschenden stehenden Wellen von
ihn so, daß er nicht mehr erkannt konstanten Sinustönen zu vermei­
wird. Der Vokal U k ann von der den.
tiefen Männerstimme nicht aufge­
hellt, von einer sehr hohen Frau­ Hf-Vormagnetisierung - Vormagne­
enstimme überhaupt nicht gesun gen tisierung
werden.
High Fidelity (engl., Abk. HiFi,
Helmholtzsche Vokaltheorie Hohe Klangtre ue) ist ein für die
Vokaltheorie optimale 11Naturtreue" von Lang­
spielplatten eingeführter Be­
� (Hz) ist die nach dem Phy­ griff, d�r vorwiegend in der Wer­
siker Heinrich Hertz (1857-1894) bung gebraucht wird. H.F.-Quali­
benannte Einheit der - Frequenz. tät wird mit den Mitteln der -
Die Versuche und Berechnungen von Stereophonie erreicht. Die teil­
H.Hertz haben 1886 zum erstenmal weise beträchtlichen Wiedergabe­
die langwelligen elektromagneti­ verbesserungen beziehen sich nur
schen Wellen (Rundfunkwellen) auf die klanglichen Verhältnisse1

nachgewiesen. 1 Hz ist 1 Schwin­ das innere musikalische Gefüge


g ung pro sec. Die gewohnte Netz­ wird davon kaum berührt; wenn es
spannung (Wechselstrom) beträgt nur schlechte oder mittlere Qua­
50 Hz pro sec. Der bekanntI Kam­ lität hat, kann es darüber hin­
mer- oder Normstimmton - a hat aus nicht verbessert werden.
440 Hz. Der wichtigste Meß- und Kleinste Radioapparate haben
Eichton in der Akustik wie in der einen Frequenzbereich von 150 Hz
E.n M. ist der 1000 Hz- (-Tau- - 3000 Hz und einen Klirr-(Ver-
131 Hochfrequenztechnik

zerrungs-)faktor K von 15 %, bil­ = iOOO kHz; 1 Kilohertz = 1000


ligste H.F.-Anlagen 50-10 000 Hz Hz) • Im Bereich der Wellenlängen,
und K 6%, beste H.F.-Anlagen 30- die als Länge einer einzigen elek­
-16 000 Hz und K 2%, H.F.-Studio­ tromagnetischen Welle der ent­
anlagen 20-20 000 Hz und K 1%. sprechenden Frequenz im Ausbrei­
Die meist mehrkanaligen Stücke tungsmedium des luftleeren Rau­
der E.n M. gewinnen durch Stereo­ mes angegeben wird, entspricht
phonie erheblich an struktureller das Frequenzgebiet der H. Werten
Deutlichkeit, an Plastik und Fül­ zwischen 20 000 m und 30 cm. In
le des Klangs. diesen Bereich fallen die Lang­
wellen (30 - 300 kHz), Mittelwel­
Hinterbandkontrolle ist die ton­ len (300 kHz - 3 MHz), Kurzwellen
technische Einrichtung, die wäh­ (3 - 30 MHz) und die Ultrakurzwel­
rend einer Bandaufnahme ein gleich­ len (30 - 300 MHz) .
zeitiges Abhören gestattet. Die H. Das wichtigste Anwendungsgebiet
wird möglich durch die getrenn- der H. ist die drahtlose Nach­
te Anordnung von - Sprech- und - richtenübermittlung, in der Rund­
Hörkopf im Magnetbandgerät; ein funk und Fernsehen einen wichti­
bestimmter Zeitversatz beim Abhö­ gen Platz einehmen, da die zur
ren, ca. 0,1 bis 0,2 sec, ist möglichst getreuen Übertragung
bedingt durch den Abstand der bei­ notwendigen Bandbreiten im Bereich
den Tonköpfe voneinander. Die der Hochfrequenzschwingungen ver­

Wortbildungen „vorband" und „Hin­ fügbar sind. We�en der Dichte der
terband" beziehen sich auf das Nachrichtenübermittlung und des
Verhältnis zum Aufnahmezeitpunkt: entsprechend hohen Bedarfs an
„vorband" bezeichnet das Klang­ Bandbreiten werden die Frequenz­
bild, das die Maschine aufnehmen bereiche durch inte rnationale
soll, 0Hinterband" jenes, das sie Vereinbarungen zugeteilt. zur
wirklich aufgenommen hat. Im Ide.­ Nachrichtenübermittlung werden
alfall sollen die Pegel vor- und in der H. Signalerzeuger (z.B.
hinterband übereinstimmen. Die Oszillatoren), Verstärker, Um­
technische und künstlerische Qua­ wandler (wie Lautsprecher oder
lität einer Aufnahme läßt sich Bildröhren), Netzwerke und Fil­
durch die H. sofort ermessen; ter benutzt. Der Sender hat die
bei Mängeln erspart das sofortige Aufgabe, die Nachricht in eine
Abbrechen viel Zeit. Jedes Ton­ für die Übertragung geeignete
studio benutzt die H. als eine Form umzuwandeln (Modulation mit
selbstverständliche Überwachungs­ der sogenannten Trägerfrequenz)
einrichtung; unter den Heimton­ und diese hochfrequente Energie
bandgeräten ist sie nur bei teu­ durch Antennen abzustrahlen, der
ren .Ausführungen zu finden. Empfänger besorgt die Rückwand­
lung (Demodulation) . Besondere
Hochfrequenztechnik befaßt sich Sende-Empfangs-Stationen im Über­
mit dem Verhalten und der Anwen­ tragungsweg (Relaisstationen)
dung der elektromagnetischen Wel­ können zwischenverstärken, ver­
len im Frequenzbereich zwischen teilen oder Richtungswechsel her­
etwa 15 kHz, der oberen menschli­ beiführen.
chen Hörgrenze, und 1 GHz (1 Gi­ Bestimmte Hochfrequenzverfahren
gahertz = 1000 MHz; 1 Megahertz werden in der - Magnettontechnik
132
Hochpaß

angewandt; sie dienen hier Ma­ gen die Technischen H. Position


gnetisie rungs- und Löschvorgängen. in Bezug auf die E.M. Das Studio
für experimentelle Musik der Tech­
!bcl1paß ist ein - Filter, das nische n Un iversität (TU) Berlin
ausschließlich hohe Frequenzen beispielsweise, das vor allem der
durchläßt ( „passieren" läßt), Tonmeisterausbildung und den For­
tiefe dagegen, soweit sie unter schungen des Instituts für Kom­
einem bestimmten, einstellbaren munikationsforschung dient, arbei­
Wert liegen, unterdrückt. Die tete von Anfang an unter dem Pri­
obere Frequenzgrenze bleibt beim mat von Ingenieuren und Technikern,
H. immer unbeeinflußt, während der sich auch auf musikalische
die untere, in Einstellungsstu­ Bereiche ausdeh nte, so, wenn vom
fen bei Berücksichtigung der Norm­ ,nicht musik gerechten 11Sinuston"1
reihen für akustische Messungen gesprochen wird(221). Die Musi­
festgelegt, variabel ist. In der ker standen hier ein wenig ab­
Tonstudiotechnik wird der H. vor seits, bis mit B.Blacher 1958
allem eingesetzt, um - Brummtöne ein Komponist die Studio-Arbeits­
und andere unerwünschte tiefe gemeinschaft (F.Winckel, M.Krau­
Störgeräusche zu eliminieren. se, R.Rüfer) ergänzte. Seit Bla­
Die E.M. bedient sich des H.ses �he•s AU65cheiden scheint das
zur systematischen - Klangpro­ TU-Studio nur noch als akusti­
duktion. Mit seinem Pendent, dem sches Versuchslabor zu bestehen.
Tiefpaß kombiniert, vereinigen Einer Initiative der Berliner
sich beide Filtertypen zum - „Arbeitsgemeinschaft für elektro­
Bandpaß. nische Musik", zu der unter ande­
ren der Musikwissenschaftler H.­
Hochschulen haben, zumindest in P.Reinecke und die Komponisten
Europa, an der � �Wicklung der T.Kessler und E.Großkopf gehören,
E.n M. nicht von 1nfang an teil­ war offenbar kein Erfog beschie­
genommen. Ihnen fehlte die in den den, als sie 1971 mit dem Hinweis
Rundfunkhäusern selbstverständ­ auf nicht vorhandene Arbeitsmög­
liche technische Ausrüstung, aber lichkeiten die Gründung eines
wohl auch der Mut und die Ent­ elektronischen Studios anstreb­
schlossenheit, das neue Medium ten. Als erstes deutsches Musik­
sofort in das pädagogische Ange­ institut gründete die damals von
bot aufzunehmen. Hier wurde das H.Schröter geleitete Kölner Mu­
problematische Verhältnis zwi­ sikhochschule 1965 ih r Studio
schen Schulen (jeglicher Art) für elektronische Musik, dessen
und der neuen Musik ganz beson­ Leitung H.Eimert übernahm; 1972
ders augenfällig. Auch heute wurde H.U.Humpert als Studiolei­
noch orientiert sich vielerorts ter berufen. Ein didaktischer
die didaktische Zielsetzung eher Plan wurde auf der Grundlage in­
an pädagogischen Wunschbildern dividuellen Unterrichts aufge­
oder höchst fragwürdig gewordenen stellt; als progressiver Studien­
Ideologien als am musikalischen gang umfaßt er die allgemeine
Werk unserer Zeit. Musik�H. und Studio- und Magnetbandtechnik,
rnusikwissenschaftliche Institute die Klangherstellung unter Berück­
bezeugen das in großer Zahl. sichtigung akustischer und gehör­
Von einer anderen Warte aus bezo- psychologischer Gesichtspunkte,
133 Hoc hschulen

Übungen zur elektronischen Kompo­ Den Haag über ein elektronisches


sitionstechnik, Funktionen der Studio verfügt; an mehreren Mu­
Spannungssteuerungstechnik, de­ sikschulen sind Studios in Vorbe­
ren Anwendung durch die Synthe­ reitung. Im näheren Umkreis, in
sizer (Moog und ARP) und den Be­ Belgien, befindet sich eine wei­
reich der Live Electronic (Ton­ tere Hochschuleinrichtung, das
band und Instrumente/ Synthesizec Institut voor Psychoakustiek en
und Ensemble; - Didaktik) (84). Elektronische Muziek der Rijks­
Das Kölner Hochschulstudio ist in unive rsiteit Gent (IPEM), in Eng­
Deutschland bislang eine Einzel­ land das Studio des Royal Colle­
erscheinung geblieben, denn von ge of Music, London. Es kennzeich­
den mehr oder weniger konkreten net die deutsche Situation, daß
Plänen, etwas Ähnliches an ande­ nicht wenige Komponisten hierzu­
ren Musik-H. (Hamburg, Freiburq) lande gezwungen sind, in Utrecht,
aufzubauen, hat sich bisher (1972) Gent und anderswo zu arbeiten.
nichts verwirklicht. Manchen Kom­ Von den H. in Italien beteiligt
ponisten wird in der DDR die Mög­ .sich vor allem die Universität
lichkeit geboten, am Rundfunk­ Pisa an der Entwicklung der E.n M;
und Fe rnsehtechnischen Zentral­ in Zusammenarbeit mit dem Studio
amt der Deutschen Post in Berlin di Fonologia Musicale des Cheru­
(Ost) elektronisch zu arbeiten; bini-Konserv atoriums in Florenz
der Komponist B.Wefelmeyer bei­ a rbeiten P.Grossi und sein Team
gpiglsweise realisierte hier sei­ vor allem an dem Hauptproblem
ne Komposition Protest als Exa­ der Arbeit mit Computern, dem ?ro­
mensarbeit (technische Leitung: grammieren. In Turin ist der Lehr­
G.Steinke) . betrieb des Studio di Musica
Im europäischen und überseeischen Elettronica di Torino (SMET) von
Ausland sind in den letzten Jah­ E. Zaffiri darauf ausge richtet vor­
ren einige vorbildlich eingerich­ den, Anfänger auf methodischem
tete elektronische Studios als Weg über eine Anzahl von „Projek­
Hochschulinstitute aufgebaut wor­ ten" mit dem elektronischen Klang­
den. Das Institut für Sonologie material vertraut zu machen.
an der Rijksuniversiteit Utrech t Die Vielzahl der elektronischen
genießt internationalen Ruf. Dank Institute an den amerikanischen
seiner elektronischen Werkstatt H. ist, verglichen mit europäi­
mit qualifizierten Technikern schen Maßstäben, eindrucksvoll.
konnte die Automatisierung, die Älteste, seit 1952 bestehende,
Spannungssteuerung des Produk­ und von Komponisten wie Luening,
tionsprozesses rasch in Gang ge­ ussachewsky und Babbit zu Anse­
setzt werden. G.M.Koenig, seit hen gebrachte Einrichtung ist das
1964 künstlerischer Leiter des Electronic Music Center of Colum­
Studios, und seine Mitarbeiter bia and Princeton Universities,
führen seit Jahren Kurse in E.r M. New York. Das Electronic Music
und Computermusik durch. Wieviel Studio der Staatsuniversität von
auf dem Gebiet der E.n M. in den New York in Albany wurde bekannt
Niederlanden getan wird, zeigt durch den Umfang seines von Ro­
die Tatsache, daß nicht nur die bert Moog konstruierten Prototyps
Universität Utrecht, sondern auch eines programmierbaren spannungs­
das Königliche Konservatorium in gesteuerten Synthesizers. Die
Hörer 134

Universität von Illinois richtete bran durch einen _Elektromagneten


ihr Studio for Experimental Music bewegt wird. Die mit recht gro­
im Jahre 1958 ein. Der Komponist ßen Verzerrungen und - Frequenz­
und ehemalige Chemiker L.Hiller beschneidungen arbeitenden H.
sowie der Mathematiker L.Isaacson werden hauptsächlich in der Fern­
machten ihr Institut weithin be­ sprechtechnik verwendet (- Tele­
kannt, als sie den Universitäts­ phon) . Gelegentlich sind Magnet­
computer ILLIAC so programmierten, bandgeräte im Studio als besonde­
daß er Kompositionspläne entwarf re Kontrolleinrichtung mit H.n
(- Computermusik). Die unüberseh­ ausgerüstet.
bare Anzahl von Studios an den
nordamerikanischen Universitäten, Hörfeld (Hörfläche) bezeichnet &n
selbst an sehr kleinen H. , läßt Bereich des Hörbaren von der un­
sich hier nicht im einzelnen auf­ tersten Empfindungsgrenze, die
zählen. Da s kanadische Toronto als Hörschwelle bezeichnet wird,
beispielsweise verfügt über zwei bis an die G renze der Schmerzemp­
voneinander unabhängige Hochsclul­ findung bei äußerster Lautstärke.
einrichtungen. Diese Vielfalt ge­ Im H. , z wischen Hör- und Schmerz­
währleistet eine Breitenwirkung, schwelle, liegen alle musikali­
wie sie in Europa fehlt. schen Vorgänge, die nach Tonhöhen
und Lautstärken unterscheidbar
Hörer ist ein kleiner Schaller­ sind. Nach dem in diesem Zusammen­
zeuger, der bei seiner Benutzung hang immer wieder abgebildeten
eng ans Ohr gelegt wird. Allge­ graphischen Koordinatensystem(l)
mei n im Gebrauch sind elektroma­ ist die Hörfläche des normalen
gnetische H. , in denen eine Mem- Ohres wesentlich größer als die

120
dB II ] [ l
l .l .ll
lljffit
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100
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� Hörficä he des normalen Ohres:::


� = - == :::::: ==:::::
� :::::

80 1'i � ��,��w � o==


60 1lll1lll1illJ m � �
Sprache

40
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20 �§ :=:=
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§

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� == Hörschwelle
� -:.=: �
� §
-20 Ho ��00
\<:::�
:: 000 fiz
2 3 4 56789102 3 4 56 789103 3 4 5 67 89104 3 4 56789106
(nach M.Adam)
135 Hörpartitur

der Musik, und diese wieder grös­ ist im allgemeinen genau so auf­
ser als der Tonhöhen- und Laut­ gebaut wie der Sprechkopf. Das
stärkeumfang der Sprache. Seit am Spalt des H.es vorüberziehende
der Einführung der elektroakusti­ Band induziert Spannungen, die
schen Mittel in die Musik und den Richtungs- und Dichteänderun­
Musikwiedergabe müssen diese Vor­ gen der bei der magnetischen Auf­
stellungen allerdings erheblich zeichnung entstandenen Flußlinien
korrigiert werden. proportional sind. Diese Spannun­
gen werden Verstärkern zugeführt,
Hörgewohnheiten - zurechthören die sie ihrerseits den Lautspre­
chern zuleiten, wo sie in Schall
Hörgrenzen im Tonhöhenbereich umgewandelt werden. Der H. ist
sind, bei starken individuellen besonders empfindlich gegenüber
Schwankungen, die Eckwerte 16 Hz - Brummeinstreuungen; sie werden
und rund 16 000 Hz. Die als obe­ durch spezielle Abschirmungen
re H. oft angegebenen 20 000 Hz vermieden.
gelten nur für Kinder. Der Zehn­
jährige, der 20 000 Hz hört,wird Hörpartitur stellt einen Versuch
in zehn Jahren, wenn er zwanzig dar, Kompositionen, von denen im
ist, vielleicht nur noch 18 ooo herkömmlichen Sin� keine Partitu­
Hz hören. Dieser,,Altersprozess1' ren existieren, mittels graphi­
geht bei jedem Menschen unauf­ scher Symbole und verbaler Erläu­
hörlich weiter, wird aber als terungen 11nach11zuzeichnen. Die
solcher von der Umwelt erst be­ auch als Lesepartitur bezeichnete
merkt, wenn der Alternde, sei es H. dient dem pädagogischen Zweck,
mit 60, 65 oder 70 Jahren Schwie­ beispielsweise E.M. beim Hören
rigkeiten im Verstehen gesproche­ visuell verfolgen zu können, wo­
ner Worte hat. Über den Zusammen­ bei die H. den Höreindruck oder
hang von Alter und der durch Si­ die Hörweise wiederspiegelt.
nustöne ermittelten oberen H. Assoziative Zeichen (etwa Punkt
werden stark schwankende Angaben = Impuls, Linie = Sinuston, Flä­
gemacht. Für 50 Jahre werden che = R auschen) , die rein optisch
12 000 bis 13 000 Hz angegeben. Rückschlüsse auf das verwendete
Die den 70jährigen im Höchstfall Material zulassen und deshalb in
zugebilligten 5000 Hz (164) be­ nahezu allen H.en zu finden sind,
ruhen dagegen auf einem Irrtum. zwingen zu vereinfachender Dar­
Der volle Obertonglanz eines Or­ stellung der bisweilen sehr dich­
chesters, vorwiegend bis weit ten Texturen, da verschiedene
unter 10 000 Hz, wird auch von Formungen dieser Zeichen auch
älteren Hörern wahrgenommen. Eine noch Elemente wie Hüllkurven, Ver­
entscheidende Rolle spielt die hallungen und Dauernverhältnisse
Fähigkeit des Ohres, - Tonhöhen­ in der horizontal gleichmäßig
unterschiede und - Lautstärkestu­ fortschreitenden Zeitachse anzei­
fen zu unterscheiden. gen sollen.
(s.Abb.S.136)
Hörkopf(auch Wiedergabekopf)dient
in der - Magnettontechnik der Ab­ Parameter wie innerklanglicher
tastung und damit Rückgewinnung Aufbau oder Bewegungen der Klänge
eines gespeicherten Signals; er im Raum bei mehrkanaligen Kornpo-
Hörparti tur
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137 Hörschwelle

sitionen können in H.en kaum ge­ des Verschmelzungsgrades von In­


nau aufgeführt werden, denn „die tervallen sowie den Problemen der
Forderung nach 9ptimaler Lesbar­ subjektiven Fähigkeiten des Musik­
keit der H. macht sowohl d ie kom­ hörens zu. In der H. machen sich
promißlos exakte Darstellung al­ oft naturwissenschaftliche Tenderr:.
ler technis chen Details unmöglich, zen bemerkbar, die auf eine Abso­
als auch die lückenlos systemati­ lutheit ihrer Untersuc hungsergeb­
sche Entwicklung von visuellen nisse zielen. Im geschichtlichen
Symbolen"(217). Deshalb ist die Entwicklungsprozess aber erschei­
Funktion der H. darauf beschränkt, nen manche tonpsychologische Pro­
mit ihrer Hilfe die parametri­ bleme re lativiert,von der Geschich­
schen zusammenhänge mehr oder te gleichsam beiseite gestellt
weniger genau abzuschätzen. Im­ oder ausgeschaltet. Das gilt ins­
merhin kann sie große Hilfen bei be sond ere für eine nicht existie­
der - Analyse formaler Beziehun­ rende H. der E.n M., in der Pro­
gen geben, wobei die D ichtever­ bleme der Konsonanz/Dissonan.z ,der
hältnisse als G anzes auf den er­ Lautstärkegrenzen, der musikali­
sten Blick, Materialanordnungen schen Bedeutung der einfachen Tö­
- besonders, wenn weitgehende ne (Sinustöne) oder der immer wie­
Transformationen vorliegen - sctnn der geforderten Abgrenzung zwi­
weitaus schwieriger erfaßbar sind. schen Ton und Geräusch wie akade­
Die Schwierigkeiten bei der An­ misch weiterwirkende Relikte aus
fertigung einer H. sind nicht zu früheren Zeiten der H. stehen ge­
unterschätzen. Selbst wenn elek­ blieben sind, oh ne praktisch für
troakustische Meßgeräte zur Ver­ die gegenwärtige Musiksit uation
fügung stehen, können sie doch rn.ir noch etwas zu bedeuten.
grobe überblicke geben; alle Fein­
heiten müssen durch vielfaches Hörsamkeit, ursprünglich ein um­
Abspielen meist sehr mühevoll gangssprachlicher Ausdruck, der
1 Eingang in die - Bauakustik ge­
11erhört1 werden.
funden hat, bezeichnet das, was

Hörpsychologie (auch Tonpsycholo­ im popul�r�n sprach�ebrauch die


gie oder Gehörpsychologie), selb­ 1,A kustik11 eines Raumes genannt
ständiger Wissenschaftszweig seit wird . Optimale H. beruht auf dem
dem Erscheinen von Carl Stumpfs Zusammenspiel vieler Faktoren,
zweibändiger Tonpsychologie, unter denen Schallverteilung,
1883/1890(203), befaßt sich mit Schallrückwurf, Nachhall und Echo
dem einzelnen Ton und seiner Ein­ die wichtigsten sind. E.M. klingt
wirkung auf Empfindungen und Sin­ am besten in akustisch trocke­
"
nesurteile, aber auch mit der Ver­ nen", sehr nachhallschwachen Räu­
bindung von Tönen in den Tonschrit­ men.
ten und mit mehreren zugleich er­
klingenden Tönen. Mit dieser Er­ Hörschwelle ist die Bezeichnung
weiterung ihres Untersuchungsge­ für das zustandekommen eines Ge­
bietes wendet sich die H. den höreindrucks bei einem bestimmten
komplexen Fragen der Konsonanz/ Mindestschalldruck. Das eben Hör­
Dissonanz, der Qualität von Ton­ bare wird für die verschiedenen
höhen, der Kombinationstöne und Frequenzen durch den Verlauf einer
Schwebungen, der Klangfarben und H.n-Kurve angezeigt, die den Über-
Hörspiel 138

gang vom Unhörbaren zum Hörbaren gehen und die mit literarischen
bezeichnet. Eine entsprechende Mitteln und von literarischen
Gegenkurve informiert über die Autoren allein nicht gelöst wer­
Schallwerte der - Schmerzschwelle. den können.
Der Bereich zwischen H. und
Schmerzschwelle wird als - Hör­ Hörspielverzerrer sind zur norma­
feld bezeichnet. len Tonstudioausrüstung gehörende
Filter mit gleitender Bewegung
Hörspiel ist e ine eigene litera­ der tiefen und hohen Frequenzen
rische Rundfunkgattung, die 1924 über mehrere (meist vier) Oktaven
aus dem im Rundfunk übertragenen hinweg, aus denen jeweils eine
Theaterstück hervorging. Das den gewünschte Oktave hervorgehoben
Hörbedingungen des Rundfunks an­ werden kann. Mit einem H., mit
gepaßte H. wurde als eigengesetz­ dem sich stark ausgeprägte Fre­
liche dramatische Form erkannt quenzgänge erzeugen l assen, kön­
und ließ bald das Stadium des nen Töne und Klänge erheblich
„Films ohne Bild" hinter sich. verändert werden. Seinen Namen
Von Anfang an gehörten Musik und hat der H. von de r Hörspielpraxis
Begleitgeräusche zum H. Einen imitierter Telefongespräche, un­
starken Aufschwung nahm das H. definierbar magischer Stimmen , un­
,
nach dgm Kri�q mit Autoren wie terdrückter Rufe aus weiter abge­
H.Böll, G.Eich, W.Hildesheimer, legenen Räumen, Geistergesprächen
Ingeborg Bachmann, F.Dürrerunatt, usw. (- Verzerrer).
M.Frisch, G.Weisenborn u.a. Zu
einem Hörspielkomplex im Rundfunk Hüllkurve ist die das Schwingungs­
gehören heute komplizierte tech­ bild eines Klanges einhüllende
nische und räumliche Einrichtun­ Kurve, die den zeitlichen Druck­
gen. In welchem Umfang dabei elek­ verlauf der Schwingungen in Form
tronische Klangmittel eingesetzt von - Oszillogrammen wiedergibt .
werden, zeigt die jüngste, durch Wird eine Saite angeschlagen oder
literarische Ex perimente angereg­ gezupft, so baut sich der Ton zu­
te Entwicklung zum Neuen H. (mit nächst gemäß dem - Einschwingvor­
großem N, wie einst die Neue Mu­ gang auf, gewinnt sodann seine
sik). Die Autoren des seit 1970 musikalische Klangcharakteristik
propagierten Neuen H.s (J.Becker, als „Ton" und klingt mit der Ab­
L.Harig, H.Heißenbüttel, F.Mon, nahme der Schwingungsamplitude
P.Handke, G.Rühm, W.Wondratschek allmählich ab nach Maßgabe der
u.a.) stimmen mehr oder weniger „Abklingkonstante"(212), die frü­
darin überein, daß sie die vom her „Dämpfungskonstante" genannt
Begrifflichen gelöste Sprache wurde. Die Kurve, die im Umriß
Z\Jm abstrakten „akustischen Ereig­ jeden Punkt der Schwingungskurven
nis" umwandeln wollen. Der einzige berührt, heißt Hüllkurve.
Komponist, der sich mit diesen
Tendenzen berührt, ist Mauricio
Kagel (in Ein Aufnahmezustand und
Außen). Die Umwandlung des lite­
rarischen H.s in eine rein musi­
kalische Gattung wirft Fragen
auf, die urunittelbar die E.M. an-
139 Hundert-(100-)Hz-Ton

Zur Erklärung der H. werden häu­ sie kein graphischer Bestandteil


fig auch die - Schwebungen heran­ elektronischer Notation, aber sie
gezogen, die sich durch die Über­ symbolisiert dynamische Realitä­
lagerung zweier in der Frequenz­ ten von der traditionellen Wirk­
größe eng benachbarter Schwingun­ samkeit aller Lautstärkemodali­
gen ergeben; sie bilden tatsäch­ täten zwischen crescendo und di­
lich eine Art von periodischen, minuendo.
geometrisch-symmetrischen H.n.
Wichtiger jedoch als die zeichne­ HJ.rrlert- (lCD-) Hz-'Ibn ist keine
rische Darstellung ist das rein allgemeingültige Meß- und Prüf­
musikalische Prinzip der H., was frequenz wie der - Tausend-(1000�
nichts anderes besagt, als daß Hz-Ton, sondern eine prakLische,
die H. die Dynamik eines Klangvor­ nur für den Komponisten geltende
gangs bezeichnet, also crescendo Maßeinheit, die es erlaubt, die
und decrescendo oder diminuendo mit 100 multiplizierten Verhält­
und die ungezählten Varianten, niszahlen der Intervall- und Ton­
die sich aus der Kombination be­ bestimmungstabellen direkt als
liebiger Lautstärkeregelungen er­ logarithmische Frequenzzusammen­
geben. Die graphische Darstellung hänge zu erkennen und als Ton­
�olcner dynamischen Klan9vorgänge höhen einzusetzen. Der Zusammen­
läßt sich nicht in die Notation vang zwischen den Verhältniszah­
E.r M. übertragen. Es sind akusti­ len und den elektrischen, mit
sche Kurven, die sich in der mu­ gezackten - Profilscheiben verse­
sikalischen Aufzeichnung auf das henen Musikinstrumenten (- Dyna­
lineare Schema der Vorgänge be­ mophon, - Harnmond-Orgel) bestä­
schränken müssen. Deshalb haben tigte sich von jeher in der mit
H.n in den Aufzeichnungen E.r M. den Frequenzzahlen identischen
immer statisch-geometrische Form. Zacken- oder Zäh nezahl der „Ton­
räder": 100 Zähne für c, 106 für
cis, 112 für d, 119 für dis, 126
für e usw. ; so e rhält man mit 100
Hz die reale Grundfrequenz und
Maßeinh eit, um die es hier geht.
Auch Verhallungen werden al s dy­ 100 Hz ist etwas höher als das
namische Vorgänge zu den H.n ge­ G der großen Oktave (die leere
rechnet. Sie können nach Stock­ Cellosaite G). Die gewöhnlich von
hausens Vorschlag(190) durch ge­ C aus aufgebaute Natur- oder
strichelte Linien bezeichnet wer­ Obertonreihe heißt bei G:
den.
0 Q

��
0
e
0
> 2 3 4 5 6 7 8

In der Studiopraxis ist H. ein


ständig gebrauchter Begriff, ob­ ..u. .<t.. ...0.. � �
...o..#�
�-
wohl sie nur die einhüllende Be­
grenzung der Amplitude der Schwin­
gung bezeichnet. Als Kurve ist 9 10 11 12 13 14 15 l6
Hundert- ( 100-) Hz-Ton 140

miL den Ordnungszahlen 1, 2, 3, Auch bei andern Tonskalen glei­


4, 5 • • . und den Frequenzen 100, cher Abstände, etwa bei den
200, 300, 400, 500 Hz • • • Es las­ Schwingungszahlenverhältnissen
sen sich demnach die Frequenzen der reinen Stimmung, kann dieses
von den Ordnungszahlen ablesen. Verfahren proportionierter Ton­
Ebenso können die logarithmisch und Intervallreihen angewandt
errechneten Verhältnisse der werden, die in den Anfangszeiten
Schwingungszahlen zur Prim (- F re­ der E.n M. irrtümlich als eigene
quenzberechnung), mit 100 multi­ ( „selbstgemachte") Temperaturen
pli ziert, unmittelbar als Ton­ ausgegeben worden sind. Wegen der
höhenskalen auf der Basis von 100 erheblichen Schallstärkeabnahme
Hz dargestellt werden: empfiehlt es sich, die Sinuston­
grenze von etwa 60 Hz nicht zu

� ll.J2 l44 2-J3 unterschreiten (- Temperatur und


Reine Stimmung) .

G 100 100 100 100


Gis 106 106 107 117 Hybride SystBne sind (etwa in der

A 112 113 115 137 Sprachwissenschaft) Zwitter- o der

Ais 119 121 124 160 Mischbildungen, deren Bestandtei­


H 126 129 134 187 le ihrem Wesen nach verschiedenen

c 133 137 144 219 Systemen (Sprachen) zugehören.

cis 141 156 155 256 Im Bereich der neuesten Entwick­

d 150 166 166 300 lungen innerhalb der E.n M. ent­

dis 159 177 179 stehen H.S., wenn F unktionen der

e 168 188 192 digitalen und analogen Klangpro­

f 178 200 207 duktion miteinander verbunden wer­

fis 189 223 den, beispielsweise dann, wenn

g 200 240 ein Digitalcomputer, über einen

258 Digital-Analog-Wandler (- Conver­

277 ter) geführt, Steuersignale ab­


298 gibt, mit denen ein Synthesizer,

321 der ein analoges System darstell�

345 gesteuert werden kann. H.S. die­

371 ser Art vereinigen in sich die


400 Vorzüge digitaler Arbeitsmethoden
(hohe Perfektion und Präzision)
mit denen analoger Beschaffenheit
Mit den gleichen logarithmischen (große Beweglichkeit). Zudem kön­
Methoden lassen sich die tiefer nen die Computer in H.n S.n rela­
als 100 Hz liegenden Frequenzen tiv kleine Ausmaße haben, was
sich günstig auf die Kosten aus­
errechnen: für � = 60, 6 3, 66,
wirkt (- Groove-Synthesizer,
70, 74, 79, 84, 89, 94, 100 Hz;
Conductor-Philosophy) .
für � = 60, 64, 68, 73, 78,
83, 88, 94, 100 Hz; Hz, Abk. für - Hertz

für l44 = 60, 64, 68, 72, 77,


82, 87, 93, 100 Hz;

für 2.J3 = 58, 70, 84, 100 Hz.


141 I Improvisation

Idiophone (griech., Eigenklinger) strukturelle, sondern a uch zeit­


sind im Gegensatz zu Membranopho­ lich transformierende, werden vom
nen (Fellklinger) , Chordophonen Hörer E.r M. nicht bemerkt oder,
(Saitenklinger) und Aeropqonen bei der Fülle damit verb undener
(Luftklinger) Musikinstrumente, klanglicher Umwandlungen, nicht
deren Körper selbst schwingend b e achtet.
Klänge hervorbringen (Xylophon,
Röhrengeläut, Kastagnetten u.a.). Impe:l.anzwarrller sind elektrische
Die I. aus Metall wie - Glocken, - Adapter, die im Tonstudio ge­
- Becken oder - Gong erzeugen braucht werden, um hochohmig-un­
Klänge mit unharmonischen Teil­ symmetrische Anschlußwerte in
frequenzen, wobei allen die Er­ niederohmig-symmetrische umzuwan­
sch einungsform des Anschlagens deln (- Tonstudiotechnik) . Impe­
und Verklingens eigen ist. In danz bezeichnet den Ausgangswider­
elektronisch stationärer Form stand eines tontechnischen Gerä­
stellen die Klänge der I. - Ton­ tes. Apparaturen, die in sogenann­
gemische oder - Farbgeräusche ter Heimtechnik gebaut sind, und
dar. einige ausländische Erzeugnisse,
die nicht den Normwerten der Ton­
Imitation (lat., Nachahmnung), studiotechnik entsprechen (Wider­
die Wiederholung oder Nachahmung standswerte unter 1000 0 werden
einer Stimme in einer anderen, hier als niederohmig bezeichnet),
ist in der traditionellen Musik können.im Studio nur über I. be­
eine grundlegende Satztechnik. trieben werden; ohne sie würden
In der E.n M. ist I.1 darin dem störende Brummgeräusche und Pe­
- Kanon verwandt, wohl überhaupt gelverluste auftreten.
eine der ersten musikalisch-fun­
damentalen Erfahrungen im Umgang Improvisation, das spontane Er­
mit den Magnetbandgeräten. Töne, finden von Musik und ihr gleich­
Klänge und Klanggebilde jeglicher zeitiges Umsetzen in Klang, ist
Art werden in einer 11zweiten Stim­ im Sinne der Instrumental-I. im
me" entweder klanggetreu oder in Bereich der E.n M. nicht möglich;
einem beliebigen Intervallabstand die technischen Geräte mit ihren
wiederholt, und zwar so, daß der langwierigen Einstellungs- und
mechanisch-maschinelle Vorgang, Ve ränderungsprozeduren lassen
der die I. vermittels zweier Band­ eine solche Art des - Musizie­
maschinen bewirkt, zugleich als rens nicht zu. Ungeklärt ist das
davon nicht abtrennbare musikali­ Verhältnis zwischen improvisato­
sche Integration erscheint. In rischer Aktivität und der mehr
dieser Hinsicht lassen sich Ur­ dem - Zu fall und damit der Wahr­
sache und Wirkung als in der scheinlichkeitskalkulation ver­
Klangproduktion zusammenfallende p flichteten Würfelmethode des -
Faktoren der E.n M. nicht vonein­ Aleatorischen. In der Instrumen­
ander trennen. Zu welchem Zeit­ talmusik gibt es die mit der frei­
punkt jene zweite Stimme einsetzt, en Variation identische themati­
ist keine theoretische, sondern sche I. ,wie sie etwa K.Penderecki
eine praktisch-kompositorische in Actions 1971 anwendet. Dage­
Frage. Veränderungen des Imitier­ gen läßt der festgelegte Formver­
ten, nicht nur kontrapunktisch- lauf elektronischer Werke zwar
Impulsbreite 142

aleatorische Mobilität, aber nicht


spontane I. zu. Gewisse improvi­
satorische Elemente spielen je­

ur- El
doch bei der Arbeit im elektro­
nischen Studio eine größere Rolle
als man gewöhnlich annimmt. Da
man die unter der Hand entstehen­
jen Klänge genau beobachten, kon­
trollieren, fortgesetzt beein­ t 3
flussen und ändern kann, läßt
sich eine ungeahnte Mannigfaltig­
keit und Elastizität erzielen.
Die Instrumental-I. zu gleich­ Die I. kann minimal annähernd 0%
zeitig vom Tonband gespielter E.r und maximal annähernd 100% betra­
M. gewann in der zweite n Hälfte gen, diese Werte jedoch nie ganz
der 1960er Jahre eine gewisse erreichen, da sich sonst anstatt
Bedeutung (etwa in Stockhausens des impulsförmigen Spannungsver­
Hymnen). Es handelt sich hier um laufes eine Gleichspannung erge­
mehr oder weniger spontanes Rea­ ben würde. Dieses frequenzbezo­
gieren auf eine fertige elektro­ gene rel�tive Maß wird gelegent­
nische Komposition; die instrumen­ lich durch das a bsolute Zeitmaß
tale Besetzung ist meist variabel ersetzt. In diesem Fall werden
und reicht von drei- bis vier­ die Bestimmungsgrößen von Impuls­
köpfigen Ensembles bis zum großen schwingungen in Sekunden oder
Orchester. Eine Anzahl von Grup­ ihren Bruchteilen ausgedrückt.
pen und I.s-Ensembles fand sich Man spricht dann anstelle von
zusammen, die z.T. auch elektro­ Frequenz von 11Irnpulsfolge11 und
nische Transformationen in ihre statt I. von „Impulsdauer". Je­
I.en einbauten, Gruppe 8
wie die der Impuls kann zu Spannungssteue­
Köln, New Phonic Art Paris, Neue rungen und Schaltfunktionen her­
Horizonte Bern, Musica elettroni­ angezogen werden. Die Länge bei­
ca viva Rom, um nur einige zu spielsweise eines - Gate Impulses
nennen. Ein gewisses Gegenstück entspricht der I. des benutzten
zur Instrumental-I. erbrachten Impulses. In manchen Synthesizern
im Bereich der E.n M, erst die ist die I. eine selbständige stai­
Synthesizer in der sog. - Live erbare Größe, die jedoch immer
Electronic. Jedoch sind gerade von der Frequenz der Impulsschwin­
hier genaue Absprachen notwendig, gung abhängt, da die eingestell­
in denen die Schaltungspläne fes1'­ ten I.n prozentual zwar gleich­
gelegt werden, welche die impro­ bleiben, die absoluten I.n sich
visatorischen Freiheiten erheb­ jedoch mit jeder Frequenzänderung
lich einschränken können. ebenfalls ändern. Der „k lassi­
sche" - Impulsgenerator gestattet
dagegen absolut una bhängige Ein­
stellungen beider Bestimmungs­
Impulsbreite (auch Impulsdauer) größen.
wird als prozentualer Anteil an
der Periodenlänge der Rechteck­ lhlpulse sind kurze definierte
impulsschwingung a usgedrückt. Schallsignale oder E nergiest öße,
143 Impulse

deren akustische Form und Wahr­ Musik haben diese Probleme, als

nehmbarkeit durch die Impulsam­ hätte es sie vorher nie gegeben,

plitude und die Impulsdauer be­ a ls ihre eigene Entdeckung und

stimmt sind. I. sind so kurz, daß Theorie ausgegeben. Schon antike

sie sich einer eindeutigen Ton­ Musiktheoretiker(75) haben sich

höhenwahrnehmung entziehen. Die damit befaßt. Seit F.W.Opelts

Erkennbarkeit der Tondauer ist Versuchen mit der - Sirene und

frequenzabhängig. I., die den seiner Musiktheorie, „auf den

Ton zum Geräusch verkürzt haben, Rhythmus der Klangwellenpulse

liegen demnach unter den in Milli­ gegründet" (1852) ( 135), haben Theo­

sekunden (1 ms = 1;1000 sec) an­ retiker häufig versucht, die zu­

gegebenen Grenzwerten der - Ton­ sammenhänge zwischen zählbaren

kennzeit. Obwohl ohne Toncharak­ I.n und nichtzählbaren, impulsge­

ter, können I. sehr deutlich vom zeugten Tönen zu klären. was für

Ohr unterschieden werden, und diese zusammenhänge spricht, ist

zwar nach ihrem Geräuschcharakter, - bei Verwendung elektronischer

der oft nach Alltagsgeräuschen Mittel - der außerordentlich sinn­

klassifiziert worden ist. (Schuß, fällige Vorgang, zählbare Impuls­

Aufschlag, Klopfen, tropfendes folgen in die Dimension der Töne

Wasser, fallender Gegenstand, ein­ zu transponieren. Eine Folge von


16 I.n pro sec, 5 Oktaven höher
zeln gesprochene Explos1vl�ute
usw.), den man aber besser und transponiert ergibt eindeutig
2
ohne ablenkende Assoziationen de­ ein klares c . Noch eindrucks­

monstriert, wenn man bei rasch voller ist der Vorgang, wenn man

aufeinanderfolgenden I.n sowohl auf dem Tonband pro sec 3,4 und

ihre eigene Dauer wie die Dauer 5 I. zugleich aufnimmt und dieses

ihrer Aufeinanderfolge ändert scheinbar unregelmäßige Klopfge­

und nun ein reiches Farbspektren­ räusch im glissando über 8 Okta­

spiel wahrnimmt (- Impulsgenera­ ven 11hochzieht'1•

tor). I. können auch durch extrem


5 • • • • • •
kurze Bandausschnitte dargestellt
4 • • • • •
werden.
3 • • • •
Werden I. beschleunigt, so können
sie theoretisch bei 16 Impulsfol­
gen pro sec (=16 Hz, ungefähr 2c
= C der Subkontraoktave) nicht
mehr als Einzelimpulse wahrgenom­ Das Ergebnis ist ein überaus ein­
men werden; sie fangen an, das dringlicher, fast trompetenhaft
Impulskontinuum eines Tons zu strahlender 3:4:5-Akkord (300+
bilden und erreichen mit 32 Hz 400+500 Hz), „strahlend", weil
ungefähr das c der Kontraoktave I. nicht aus Sinus-, sondern aus
(1Cl, mit 64 Hz das C der Großen Rechteckschwingungen bestehen.
Oktave, mit 128 Hz das c der klei­ Wer das je gehört hat, wird das
nen Oktave usw. Der Übergang von Makro-, Mikrozeit-Problem in
der zählbaren Impulsfolge zur schlagender Beweiskraft erhellt
nichtzählbaren Schwingung des sehen. Indessen bleibt ungeklärt,
Tons bezeichnet den Übertritt ob hier über das Akustisch-Physi­
von der - Makrozeit in die Mikro­ kalische hinaus musikalische, d.h.
zeit. Theoretiker der seriellen in der Musik begründete und be-
Impulsgenerator 144

gründbare Gestaltbeziehungen vor­ Die Skaleneinteilung eines I.s


liegen. Die serielle Technik hat erlaubt die Einstellung der Im­
in ihrer Weiterentwicklung und pulsdauer zwischen 1 sec und 0,1
Auflösung zur freien Form diese ms. Etwas anderes ist die Dauer
ganze Problematik beiseitegescho­ der Impulsfolge; sie reicht von
ben und sich für ein mehr, oder 10 sec bis 10 ms ( = 0,01 sec).
weniger unverbundenes Nebeneinan­ Die Impulsdauer in Sekunden kann
der der beiden Parameterschichten nicht grÖßer sein als die Aufein­
Tonhöhe und Tondauer entschieden. anderfolge in Sekunden, sonst er­
Ob die Dauer Moment der Zeit ist, folgt eine Überlappung von Dauer
oder die Zeit Produzent der Dauer, und Folge; der Impuls bricht dann
das mag psychologisch oder philo­ bei der Zeitgrenze der Folge ab.
sophisch belangreich sein, ent­ Bei einer Sekunde Impulsdauer er­
scheidät aber nichts über die zeugt der I. kein Geräusch von
Integrierbarkeit der beiden Para­ einer Sekunde, was der Definition
meter. Töne können kurz und hoch des Kurzgeräuschs widersprechen
oder lang und tief sein - Speku­ würde, vielmehr markiert er mit
lation bereits der antiken Musik­ zwei Schallstößen die Anstiegzeit
theorie-, aber sie können auch, des Rechteckimpulses und - am En­
solche vermeintlichen Naturgesetze de der Sekundenstrecke - die Ab­
außer Kraft setzend, kurz und stiegzeit (-Rechteckgenerator) .
tief oder lang und hoch sein. Die
Tonhöhe integriert keine Dauer,
inch ist ein englisches Längenmaß
und diese kann sogar abstrakt
(im Deutschen Zoll); 1 in. ent­
sein, ohne Tonhöhenbezug. Wirk­
spricht 2,5399 cm. Die La ufge­
lich wahrgenommen wird der Ton in
schwindi gkeiten der St udio-Ma­
seinem Dauern, in seiner zugemes­
gnetbandgeräte h aben Werte von 15
senen Zeiterstreckung, die Tonhö­
(=38,1 cm/s) oder 7 1/2 ( = 19,05
he aber, selbst Zeitprodukt, kann
cm/s) ips (inches per second).
nicht als solches erfaßt werden.
Die Tonbänder sind 1/4 Zoll (Nor­
Unabhängig von solchen ungelöst
malband), 1 Zoll (Vierspurband)
gebliebenen Fragen gehören I.
oder 2 Zoll (Sechzehnspurband)
und Impulsreihen in der E.n M.,
breit; auch 1/2-Zoll-Zweispur­
ob im rh�thmischen Stadi1,llll �ähl­
bänder sind, vor allem in Amerik�
bar, im Tonstadium nichtzählbar,
in Gebrauch. Die amerikanischen
zu den wesentlichen Mitteln der
Firmen geben die Maße ihrer Syn­
- Klangerzeugung.
thesizennodule in in. an.
linpulsgenerator ist als Rechteck­
generator das Gerät zur Herstel­ Induktion (lat. inducere, hinein­
lung kurzer geräuschhafter Schall­ führen) heißt jenes physikalische
stöße, die - Impulse genannt wer­ Gesetz, nach dem durch Zusammen­
den und dadurch charakterisiert wirkung von mechanischen Bewegun­
sind, daß sie keiner Tonhöhe, gen und Magnetfeldern elektrische
wohl aber, wie alle - Geräusche, Spannungen erzeugt (induziert)
bestimmten Klangcharakteristiken werden. Die Größe dieser Wechsel­
zugeordnet werden können. Es ist spannungen ist abhängig von der
zu unterscheiden zwischen der Dau­ Stärke des Magnetfeldes und der
er der Impulse und der Dauer, in Geschwindigkeit der mechanischen
der sie aufeinanderfol gen. Bewegung (Bewegungsenergie) ; die
145 Informationstheorie

Frequenz wird von der Anzahl der ästhetischen Prozesses abgebaut


Bewegungen bestimmt. Dieses Prin­ wird, erscheint die - Entropie
zip wird auch umgekehrt angewen­ als zentrale Größe, denn das Fak­
det, indem durch Wechselspannun­ tum unwahrscheinlicher Ordnung
gen, die auf ein Magnetfeld ein­ ist einer statistischen Beschrei­
wirken, mechanische Bewegungen er­ bung zugänglich. Ziel der I. ist
zeugt werden (Vibrationsmotore) • die numerische Bewertung solcher
Das I.s-Gesetz ist die physika­ „ästhetischen Zustände" in ihrem
lisch-technische Grundlage für Verhältnis von - Redundanz zur
die Funktionen so verschiedener statistischen Information, oder
Geräte wie Tauchspulenmikrophone anders: die Berechenbarkeit von
oder dynamische Lautsprecher, vor Kunstwerken, sodann die Entwick­
allem aber für die - Magnetton­ lung 11ästhetischer Programme" für
technik. Computerkunst und die computer­
technische Erzeugung „künstleri­
Informatik ist ein sehr junges scher Objekte".
Lehrfach vor allem an Technischen
H ochschulen; es ist noch fraglich, Informationstheorie ist die Lehre
ob die I. als selbständige Wis­ von den Eigenschaften, vom Ent­
senschaft gelten kann oder als Ne­ stehen, Aufbewahren, Obertragen,
benfach den interdisziplinären Umwandeln und Erkennen von Nach­
Bereichen zugeordnet wird. Die I. richten. Insbesondere befaßt sich
lehrt die Anwendungsweise der - die I. mit der statistischen
Computer, deren Funktion und die Struktur von Nachrichten unter
Möglichkeiten der Computerschal­ Berücksichtigung der bedeutungs­
tung. Mit seinem Standort zwi­ tragenden Elemente eines Nach­
schen Mathematik und Technik soll richtensystems. Als selbständiges
das Fach vor allem Ingenieure für Wissensgebiet wurde die I. zwi­
die elektronische Industrie und schen 1942 und 1948 von C.E.
Programmierer ausbilden. Für das Shannon(187), N.Wiener(219) und
Lehrgebiet ,Elektronische Kompo­ anderen amerik anis chen Wissen­
sition' an Musikhochschulen ist schaftlern be gründet. Heute trägt
hier die Gelegenheit gegeben, an das gewaltige Anwachsen der Infor­
der Erforschung und Erprobung der mati ons te chn ik in der gesamten
Computer mitzuarbeiten. Wissenschaft fast utopische Züge
einer noch nicht abschätzbaren
Informationsästhetik beschäftigt Entwicklung.
sich mit der Frage, wie weit Der namhafteste deutsche Vertre­
Kunstwerke durch die Methoden der ter der I. war der Bonner Univer­
modernen - Informationstheorie sitätsprofessor Werner Meyer-Epp­
erfaßbar sind. Der Wortführer ler (bis zum Tod des 47jährigen
dieses keineswegs abgeschlosse­ im Juli 1960), der, obwohl mit
nen und unumstrittenen Gebietes der Musik nur durch die Akustik
ist Max Bense(17). Ausgehend von verbunden, im stillen einen gro­
dem Begriff des „ästhetischen ßen Einfluß auf gewisse Bezirke
Zustands" als besondere Klasse der damaligen Musikentwicklung
von „ Inforrnation", deren wahr­ ausübte. Viele Begriffe seines
scheinliche Unordnung des ursprürg­ Arbeitsgebietes (darunter auch
lichen Repertoires während des einige mißverstandene) tauchten
Informationstheorie 146

plötzlich in schon ganz informa ­ andererseits bei einer informa­


tionstheoretisch gefärbten Musik­ tionstheoretischen Erörterung ein­
analysen auf, wie sie vorwiegend facher musikalischer Sachverhalte
in der Schriftenfolge 1die
1 Reihe'1 von dem Neuigkeitswert der Ergeb­
veröffentlicht wurden. Wichtiger nisse nicht befriedigt wird, so
noch war es, daß Meyer-Eppler die bedeutet das keine Kritik an der
entscheidende innere Wendung eines Leistungsfähigkeit einer musika­
vorurteilsfreien Denkens vollzo­ lischen I. ,Einfach heit ist zwar
gen hatte, das die beliebte Un­ immer das Zeichen der Wahrheit -
terscheidung zwischen musikali­ aber gleichwohl ist die Wahrheit
schem und nicht-musikalischem nicht immer so einfach, daß man
Hören hinter sich gelassen und sie in einem Satz sagen k ann; und
sich einem aufmerkenden, konzen­ selbst wenn man es könnte, so wür­
trierten und scharf diagnostizie­ de nur der diesen Satz verstehen,
renden Hören zugewandt hatte. Da­ der sie schon kennt' (Wolfgang
mit hatte M eyer-Eppler die Musik Metzger) "(78).
nicht einem kunstfremden Positi­ Bestehen zwischen akustischer und
vismus ausgeliefert, sondern den musikalischer Terminologie häufig
Blick auf die inneren elementaren noch faßbare Z usammenhaänge, so
Schichten der seriellen und E.n stützt sich die I. auf eine völlig
M, gelenkt. neue, dem Musiker unbekannte Be­
Nachdem W.Meyer-Eppler sich 1959 griffssprache. In der I. wird der
auf breiter Grundlage mit Fragen Terminus 1Kommunikation1 i m Sinne
der akustischen I. b�faßt hatte von Nachrichtenübermittlung ge­
(127), wurden nach 1960 die Mög­ braucht. Bei diesem Ubermittlungs­
lichkeiten einer musikalischen vorgang spricht man von In forma­
I. erörtert, freilich nur in so tion, wobei es sich nicht etwa um
bescheidenem Umfang, daß man sich Unterrichtung (Information) über
doch wieder fragen mußte, ob all­ die neuesten Nachrichten h andelt,
gemein-verbindliche Ergebnisse sondern um Informationsgehalte,
einer musikalischen I. in vielen die physikalisch-rechnerisch
Einzelzügen nicht einfach mit erfaßbar sind, oder die es, bei
traditionellen musiktheoretischen subjektiven Sinneswahrnehmungen,
Erkenntnissen zusammenfielen. In mit dem Menschen als Schallemp­
gewissen Grenzen einer gleichsam fänger zu tun haben. Ein Ton in
informationstheoretisch erwe iter­ der I. ist kein Ton mehr, sondern
ten Musiktheorie mag das der Fall ein ,Signal'. Das Signal geht von
sein, bedeutet aber nicht, daß einem ,Sender' aus und wird als
eine musikalische I. nur bereits , Nac hricht' (oder , Botschaft')
Bekanntes wiederholen könne. von einem menschlichen ,Empfän­
Georg Heike, Komponist und Meyer­ ger' aufgenommen. Zu einer musi­
Eppler-Schüler, hat dazu bemerkt: kalische n Kommunikationskette
„Um komplexere Sachverhalte der I. gehören demnach: ,Sender' (Kompo­
darzulegen, ist eine für den Musi­ nist) , , Transferent' (Interpret)
ker im allgemeinen schwer ver­ und ,Empfänger' (Hörer). Diese
ständliche Sprache nötig. Wenn einfache Konstellation von Sen­
ein Musiker diese Sprache nicht der und Empfänger als den beiden
beherrscht und die Anwendungsmög­ Kommunikationspartnern hat grund­
lichkeiten nicht erfaßt oder aber legende Bedeutung für die I. Wenn
147 Informationsvermögen des Gehörs

die von einem zum andern Partner der I. eng zusammen: - Entropie
gesendete Nachricht informativ und - Redundanz. Innerhalb eines
werden soll, setzt das einen ge­ Kommunikations vorgangs kann die
meinsamen, beiden Partnern ver­ Informationsmenge nie vermehrt
ständlichen Zeichenvorrat (- Re­ werden; im Gegenteil, zwischen
pertoire) voraus. Die Zeichen Sender und Empfänger treten fast
eines Kommunikationssystems kön­ immer mehr oder weniger erhebli­
nen nicht als beziehungslos ne­ che Informationsverluste ein, die
beneinandergestellte Elemente, physikalisch meßbar sind oder die,
sondern nur in ihrem funktionalen wie notwendig im Fall der Musik,
Verhältnis zueinander verstanden den verschiedenen ektosemanti­
werden. Wieweit es sich dabei schen (nicht-sprachlichen) Sphä­
um wirkliche, zusammenhängend ren zugeordnet werden und sich
funktionierende Kommunikations­ deshalb einer exakten rechneri­
ketten handelt oder nur um die schen Festlegung entziehen. Ein
disparaten Elemente von Beobach­ ergiebiges Beobachtungsfeld für
tungsketten, denen fälschlicher­ die musikalische I. ist die E.M.,
weise summarisch auch die Geräu­ in der sich mit drastischer Deut­
sche oft zugerechnet werden, wird lichkeit die Fragen häufen, die
sich nur von Fall zu Fall ent­ von der überlieferten Musiktheo­
scheiden lassen. rie nicht gelöst, sondern nur in
Aus diesen Andeutungen mag klar informationstheoretischen zusam­
geworden sein, daß die musikali­ menhängen sinnvoll behandelt wer­
sche I. den Zugang zu fundieren­ den können. Dazu gehören alle
den Erscheinungen öffnet, die Probleme der von der E.n M. auf­
auf bloß musiktheoretisc hem Wege gedeckten musikalischen Mikrowelt
nicht erschlossen werden können. der Intervalle, Skalen, Tongemi­
In der Musik hat man es mit sehr sche, Geräusche und im großen
hohen und komplexen Kommunikatiora­ die Frage, wie sich die elektro­
formen zu tun, und für das Infor­ nische Komponisten-Musik und die
mativwerden musikalischer ,Nach­ elektronische Hörermusik im Sinne
richten' sind zahlreiche außer­ eines gemeinsamen Zeichenvorrats
musikalische Gegebenheiten ver­ zusammenfinden können.
antwortlich, psychologische, lo­
gisch-syntaktische und vor allem Informationsvermögen des Gehörs
semantische, das heißt solche, bezieht sich auf das Unterschei­
die sich durch Zeichen und Merk­ dungsvermögen von - Tonhöhenun­
male auf die Bedeutung beziehen. terschieden in kleinstem Maße,
Gefragt wird allerdings nicht nach ebenso auf - Lautstärkestufen ge­
den Bedeutungsinhalten, die den ringster Intensität. Eine Untersu­
akustischen Reizen zugeordnet chung(228) hat anschaulich darge­
sind, sondern nach der Menge, stellt, daß Aufteilungen des -
nach der Auswahl und Anordnung Hörfeldes nach Unterscheidungs­
solcher Elemente und der ihnen kriterien einmal für farbiges
entsprechenden Empfindungen. Die­ Rauschen mit einer Bandbreite von
se zahlenmäßig angebbare Informa­ 2 kHz, ein andermal für Sinustöne
tionsmenge bildet den Kern der I. Unterscheidungswerte in der Wahr­
Mit dieser Informationsmenge hän­ nehmung von Geräuschen und reinen
gen zwei weitere Hauptbegriffe Tönen ergab, die einen auffallend
Informationsverlust 148

größeren Informationsumfang für nehmbaren Trommelschlägen zu syn­


Sinustöne anzeigen. chronisieren( 124).

Informationsverlust ist derjenige Input (engl.} - Eingang und Aus­


Teil von Nachrichten, Signalen, gang
Tönen, Klängen und Geräuschen,
der am Empfängerausgang (Laut­ Instrumentales Theater ist eine
sprecher} nicht unverfälscht an­ von Mauricio Kagel auf dem Podium
kommt und durch un vermeidbare, oder auf der Bühne eingeführte
auf dem - Übertragungsweg ent­ Musik- und Spielform, die das Ziel
stehende - Verzerrungen gewissen anstrebt, in einer neuartigen Auf­
Änderungen unterliegt. Nach den führungspraxis „das Spiel von In­
Erkenntnissen der - Informations­ strumenten mit einer schauspiele­
theorie läßt sich ein solcher I., rischen Darstellung auf der Bühne
der im Zeitalter der Übertragungs­ eins werden zu lassen". Ansätze
medien von vielen kaum noch emp­ zu dieser Bühnengattung finden
funden wird, nicht völlig vermei­ sich in J.Cages Klavierkonzert,
den. Die E.M., die originale individuelle Weiterführungen bei
Lautsp rechermusik ist, wird von S.Busotti (Geographie Francaise),
I .en dieser Art nicht betroffen K.Stockhausen (Kontakte), Nam
(- Cultural Noise). June Paik (Hommage a John Cage) ,
Pousseur (Repons pour sept
Infraschall bezeichnet das Schwirr­ Musiciens), auch bei G.Ligeti und
gung sgebiet unterhalb der Hör­ D.Schnebel. zu den instrumentalen
grenze von 16 Hz. I.-Wellen sind Mitteln rechnet Kagel auch die
naturwissenschaftliche Bestim­ elektronischen, wie, um nur eini­
mungsgrößen bestimmter Bodener­ ge zu nennen, die Verwendung von
schütterungen. Sinustöne verwan­ Verstärkern (Synchronstudie), von
deln sich als I. in einzelne Tonbändern, Ringmodulatoren und
Schallstöße. I., von 1/1000 bis Bandschleifen (Transicion II) ,
etwa 16 Schwingungen pro sec ist von Sinus- und Rechteckgenerato­
so wenig hörbar wie - Ultraschall, ren (Tremens) , von Mono- und
von 20 000 bis über eine Million Stereobändern (Variaktionen)
Schwingungen pro sec. Daß aber zeigt.
Druckschwankungen auch dann psy­
chische Wirkungen hervorzubrirqen Instrumente und E.M. durchdringen
vermögen, wenn sie außerhalb des und ergänzen sich in verschiede­
Hörbereichs liegen, hat W.Meyer­ ner Weise. Ein wichtiger Ein­
Eppler 1955 in einer Mitteilung schnitt in der Entwicklung der
über amerikanische Versuche be­ E.n M. war die Einbeziehung sol­
richtet. In einem Theaterstück cher Klänge und Geräusche in das
wurden mit Hilfe einer üb erdimen­ elektronische Klangmaterial, die
sionalen „elektrischen Trommel" aus Mikrophonaufnahmen gewonnen
hinter der filihne infraakustische werden. Den ersten Sprech- und
Schallstöße erzeugt. Obwohl der Gesangsaufnahmen folgten bald
Schauspieler von diesem Trommel­ auf Band gespeicherte Instrumen­
rhythmus nichts hörte, begann er talklänge, die allen erdenkbaren
nach kurzer Zeit seinen Sprech­ bandtechnischen Verfremdungen
part mit den akustisch nicht wahr- und elektronischen Transformatio-
149 Integrierte Schaltungen

nen unterworfen wurden, bis sie Sprachgebrauch übernommene Be­


mit den rein elek tronisch erzeug­ griff „Live Elektronik" eingebür­
ten Klängen zu einer nicht mehr gert (- Live Electronic).
trennbaren Einheit verschmolzen. Große Schwierigkeiten bereitete
Die technischen Mittel der E.n M. von Anfang an die Immobilität der
erlauben eine - Aufspaltung der Studio-Transformationsgeräte, mit
Klangmaterie, wie sie instrumen­ der Folge, daß außer Ringmodulato­
taliter nie zu erreichen gewesen ren und Filtern eigentlich nur
ist, al len voran die magnetische noch verschiedene Verstärkungs­
Schallspeicherungstechnik, jene grade benutzt wurden; aus diesem
Grundlage der E.n M., die den - umstand resultierte eine gewisse
Elektronischen Musikinstrumenten Monochromie dieser Musik. Eine
der zwanziger und dreißiger Jah­ weitere Frage war die Umwandlung
re fehlte. der instrumentalen Schallenergie
D ie Einbeziehung von Instrumental­ in elektrische Energie, da die
klängen beschränkte sich nicht normalen Mikrophone für manche
auf die Materialerweiterung bei elektronische Geräte nicht genü­
den auf Tonband festgehaltenen gend hohe Spannungswerte erzeugen,
Kompositionen, sondern es ent­ Kontaktmikrophone aber fast immer
standen bald die - Mischformen, gleichbleibende Verzerrungen des
für die Kompositionen wie Stock­ Klangbildes produzieren. Erst die
hausens Kontakte oder Kagels immer weitere Verbreitung von -
Transicion II charakteristisch Pick-ups und schließlich die Ein­
sind: Bekannte - Musikinstrumen­ beziehung des - Synthesizers in
te spielen zum g leichzeitig mit­ das Instrumentalensemble machten
spielenden Tonband. Die Problema­ eine wi rkliche Live Electronic
tik dieser elektronisch-instru­ möglich, deren Klang- und Variie­

mgntal kombinierten Stücke be­ rungsreichtum nicht durch unzu­


steht darin, daß die elektroni­ längliche technische Mittel ein­
schen K länge als Lautsprechermu­ geschränkt ist (- Improvisation)
sik sozusagen auf einer anderen
akustischen Ebene liegen als die Instrumente und Publikum - All­
mechanisch erzeugten Inst rumen­ tagsgeräusche
talklänge. Dieser kritisc he Punkt
wird dann besonders deutlich, wenn Integrierte Schaltungen (engl.
man nach einer Konzertaufführung Integrated Circu i t, Abk. IC) sind
das gleiche Stück in einer Band­ zweckorientierte Zusammenfassun­
oder Schallplattenaufnahme hört: gen aktiver und passiver elektro­
Durch die Speicherung wird die nischer Bauelemente zu Funktions­
Komposition einheitlicher, der einheiten auf kleinstem Raum. Als
instrumentale Teil ist dem elek­ Weiterentwicklung des einzelnen
tronischen klanglich adäquat ge­ - Transistors ist die starke Mi­
worden. Die Konsequenzen ließen niaturisierung, d.h. die Zusam­
nicht lange auf sich warten: Es menfassung oder Integrierung, das
wurde versucht, die Instrumente hervorstechendste Merkmal I.r
beim Spielen gleichzeitig elek­ Sch.: Heute werden beispielsweise
tronisch zu transformieren. Als auf der Fläche eines Siziliumkri­
Bezeichnung für diese Praxis hat stalls von nur etwa 4 Quadratmil­
sich der aus dem englischen limetern ca. 150 elektronische
Intensität 150

Bauelemente wie Transistoren, beitenden Lautsprechern, um ein


Dioden und Di fferenzverstärker praktisches Beispiel zu nennen,
vereinigt. Ihre große Zuverlässig­ wird ein von beiden abgestrahl­
keit durch die (verglichen mit ter Ton in bestimmten Raumrich­
dem Aufbau aus Einzelelementen) tungen durch I. ausgelöscht. Die
niedrige Anzahl von Lötstellen Phasenlage von Teilschwingungen
ist ein weiterer, wichtiger As­ ist ohne Einfluß auf den Klang­
pekt, ebenso die serienmäßige charakter, hat aber Bedeutung
Herstellung. Ohne I.Sch. sind für das Auftreten von Residual­
Weltraumelektronik und elektro­ tönen. Eine unerwünschte Erschei­
nische Datenverarbeitung völlig nung in der - Raumakustik sind
undenkbar. Von daher kommend ha­ sogenannte stehende Wellen mit
ben sie auch Eingang in moderne ,1Bäuchen gleicher Phase", die
- Synthesizer -Konstruktionen ge­ z.B. beim Aufprallen auf eine
funden. Alles deutet darauf hin, reflektierende Wand durch nicht­
daß I.Sch. sämtliche neuen Gerä­ schwingende Knoten begrenzt sind
tekonzeptionen beeinflussen wer­ und sich als Intensitätsschwan­
den (z.B. die Automobilelektro­ kungen bemerkbar machen. Ein Son­
nik) ; schließlich wird die Ent­ derfall von I., bei zahlenmäßig
wicklung in absehbarer Zeit zu nicht gleichen, sondern angenä­
hochintegrierten Funktionssyste­ herten Schwingungen (z.B. 440 Hz
men führen. und 445 Hz), sind - 5chwebungen.

Intensität ist in der Akustik die Intermodulationsfaktor ist wie


Schal lenergiemenge, die am Ort der - Klirrfaktor ein Maß für
ihres Entsteh ens, an der Schall­ nichtlineare Verzerrungen; er gibt
quelle als Schallstärke gemessen Auskunft über das Verhältnis der
wird; ihre Bestimmung erfolgt in Amplituden von Kombinationsfre­
der Praxis meist indirekt aus dem quenzen zum Gesamtsignal.
gemessenen - Schalldruck. I.s­
Unte rschiede werden in einer Interpretation im Sinne der Aus­
logarithmischen Skala mit der legung eines komponierten Noten­
Einheit - Dezibel angegeben ( ­ textes und dessen klanglicher
Empfindlichkeit des Ohres) . Vermittlung durch Musiker hat im
Bereich der E�n M. keine Geltung,
Interferenz bezeichnet alle Er­ da der Komponist sein werk ohne
scheinungen, die durch Überlage­ die Hilfe eines künstlerischen
rung von zwei oder mehreren wel­ Mittlers exakt realisiert und in
len entstehen. Wellen gleicher wiedergabebereiter Form vorlegt.
Schwingungszahl werden ausgelöscht, Er übern immt selbst die Funktion
wenn Berg und Tal von zwei Wellen des Interpreten, in langwierigen
zusannnentreffen. Zwei Wellensy­ Übungen und Proben die endgültige
steme s chlagen, wenn ihre wellen­ Gestalt einer Komposition fest­
berge zusammentreffen, doppelt zulegen. Die Verantwortung ist
hoch aus; ihre Amplituden addie­ in der E.n M. nicht mehr teilbar.
ren sich. Dagegen löschen sich Ein enger interpretatorischer
die Schwingungen aus, wenn die - Spielraum ist während der -
Phasen um 180° gegeneinander ver­ Aufführung E.r M. geblieben, wenn
schoben sind. Bei gegenphasig ar- die Dynamik zur Anpassung an die
151 In terval lhören

Raumakustik über ein Mischpult (3�9 Cent mehr als c-d = 200 Cent
„nachgeregelt" werden kann. Oktave). S?lche Abstände,
;
12
=

vom Ausgangston c aus beurteilt,


Intervall (la t., Zwischenraum) be­ sind als Sukzessiv-I.e vom Ohr
zeichnet den Abstand zweier gut zu unterscheiden. Werden sie
gleichzeitig oder nacheinander er­ dagegen vom Sinusgeferator als
klingender Töne.Unabhängig davon, Simultan-I.e(Zweiklänge) erzeugt,
daß I.e nicht nur meßbare und ge­ so t reten die als Interferenz­
messene Abstände darstellen, son­ f aktoren bekannten -Schwebungen
dern auch musikalische Bezugsver­ und -Kombinationstöne hervor,
hältnisse bilden, bleiben sie in die den Charakter der „Rauhigkeit"
der E.n M. an bestimmte techni­ und des Geräuschs annehmen können.
sche und akustische Gege benhe iten Der---'l'onfrequenzgenera tor hat fer­
der Tonproduktion gebunden. Sie ner die Eigenart, daß er die I.e
sind also auch im Frequenzbereich der Hunderterskala, also 100 , 200,
nicht „abstrakt", sondern stellen 300 Hz usw. als akustisch reine
materialbedingte Proportionsver­ Maß-I.e in den bekannten ganzzah­
hältnisse dar. War in der über­ ligen Proportionierungen erzeugt:
lieferten und neuen Musik bisher 2: 1 (Oktave), 3:2 (Quinte) , 4: 3
die kleine Sekunde die kleinste (Quarte), 5:4 (große Terz) usw.
I.-Einheit, so sind I.e nunmehr Solche Maß-I.e können in der E.n
- jenseits des 12 tönig chroma­ M· die Klangfarbe eines Tons be­
tisch temperierten Systems - im stimmen, aber kompositorisch und
gesamten Frequenzbereich frei ver­ klangfarbig ergiebig werden sie
fügbar geworden, merklich einge­ vor allem in den Abweichungen
grenzt allerdings in ihren audi­ von den Maß-I.en der Naturskala.
tiven Bedingtheiten und akusti­ Charakteri stisch für die jüngste
schen Auswirkungen. Man kann sie Musikentwicklung sind die extre­
teilweise nicht wahrnehmen, teil ­ men I.e, die sehr großen (-In­
weise nicht benennen oder ihren tervallhören) und die sehr klei­
Abstand nur in einem ungefähr des nen, die in konsequenter Uberein­
- Zurechthörens nach den üblichen anderschichtung und eng kreisen­
I.-Definitionen abschätzen. Zwi­ der Bewegung in der Instrumental­
1 1
schen c und d verzeichnet der musik das Phänomen der oszillie­
Tongenerator 32 Frequenzen, also renden Klangflächen hervo rgeruf e n
31 I.e, darunter 23 akustisch-ma­ haben und sich damit den keines­
thematisch definierte, von denen wegs bloß als dtssonant empfunde­
die wichtigsten die f olgenden nen elektronischen Geräuschf arben
sechs sind: 1.) c-deses, vermin­ nähern; auch diese können nach
derte Sekunde, kleine Diesis ihrer 11
11Tonhöhe 1 also nach I.-Ge­
=

128:125, 2 .) c-des, pythagoräi­ sichtspunkten bestimmt, wenn auch


sche kleine Sekunde = 256:243, nicht immer exakt festgelegt wer­
3.) c-des, diatonischer Halbton, den.
kleine Sekunde = 16: 15, 4.) c-des,
großes Limma, (größere) kleine Intervallempfindlichkeit -Permea­
Sekunde = 27:25, 5.) c-d, große bilität
Sekunde, kleiner Ganzton = 10:9,
6.) c-d, pythagoräische große Intervallhören setzt die in vie­
Sekunde, großer Ganzton = 9:8 len Werken der seriellen und E.n
Intervallhören 152

M. nicht mehr gegebene Hörbarkeit Unterschied hört, aber niemand


von Tonhöhenzwischenräumen vor­ sagen kann, welcher von beiden
aus. Intervalle, bei Anton We­ Klängen höher oder tiefer, heller
bern noch grundlegendes Komposi­ oder dunkler ist.
tionselement, verlieren ihre In­
tervall- und Spannungsfunktion Intervallteilung geht von der
bei sehr dichten, sich zu Farben Vorstellung aus, daß die Untertei­
verdichtenden Strukturen oder bei lung der großen Sekunde in zwei
großen Intervallen, deren zuneh­ kleine Sekunden oder des Ganztons
mende Neutralisierung bei zuneh­ in zwei Halbtöne sich fortsetzen
mender Erweiterung der Psycholo­ läßt in Viertel-, Drittel- und
ge Fe lix Krüger im Jahre 1909 Sechsteltöne. Zu diesen etwa um
analysiert h at , mit Hilfe von und kurz nach 1900 einsetzenden
Versuchspersonen, die man sich I.s-Ideen kam um 1960 der kaum
als potentielle Hörer etwa gleich­ brauchbare, weil an den Hörreali­
zeitig entstandener Musik von täten scheiternde Vorschlag, als
Schönberg und Webern vorstellen Grundskala für die E.M. Zwölftel­
könnte, J.Cage hat den gr oß en In­ töne einzuführen (-ANS, - Vier­
tervallen noch das verundeutli­ teltöne, - Zwölfteltöne).
chende Moment des überweiten
zei�lichen Abstands hinzugefügt, Intervallteilung und Sinuston
um die Erinnerung an den vorher­ liegen nicht, wie ein akustisch
gehenden Ton auszulöschen und, weniger geschulter Musiker mei­
zum Zweck eines bewußt „zusammen­ nen könnte, auf derselben Linie
hanglosen" Hörens, die Intervall­ von Einteilungs- und Untertei­
wahrnehmung aufzuheben. Werden lungsprinzipien. Der um die Jahr­
die Intervalltöne als Grenztöne hundertwende auftauchende Gedanke
eines Zwischenraums aufgefaßt, der Teilung eines Ganztons zu­
der mit zahlreichen anderen Tönen nächst in Vierteltöne, dann in
ausgefüllt wird, so kann hier der Drittel-, Sechstel- und Zwölftel­
Begriff - Bandbreite eingeführt töne (- Intervallteilung) hat in
werden. Bestehen diese Zwischen­ der Entwicklung der neuen Musik
raumausfüllungen in der E.n M. nur eine kleine Nebenrolle ge­
aus Tongemischen und Farbgeräu­ spielt. Der s. hat nichts mit
schen, so tritt das I. in ver­ dieser I. zu tun. Es gibt tausen­
schleierter Form wieder in Kraft. de von verschiedenen Tonf requen­
Solche geräuschhaften Bildungen zen, aber es wäre ein Irrtum, sie
werden beim Zwischenraumhören so zu betrachten, als seien sie
als hoch und tief, als höher und aus I.en hervorgegangen und als
tiefer oder auch in ihrer „Tonig­ ließen sie sich in der Art einer
keit" als heller und dunkler wahr­ unendlich differenzierten Tonali­
genommen. So lassen sich ganze tät ordnen. Der S. ist kein -
Skalen mit Tongemischen und Farb­ Mikrointervall; er beruht nicht
geräuschen aufstellen, mit denen auf Teilung, sondern, denkt man
man kompositorisch seriell oder tonal (d.h. vom Ton her), a u f Ab­
frei arbeiten kann wie mit Tönen. bau, auf Aussonderung und Zerle­
Beim Vergleic h von zwei solcher gung des Klangs; denkt man vom
Klangbildungen kann es im Einzel­ elektronischen Instrument (dem
fall vorkommen, daß jeder den Tonfrequenzgenerator) her, auf
153 Iteration

unmittelbarer ursprünglicher Er­


zeugung, mit der Möglichkeit der
Zusammensetzung zu Klängen und
Tongemisehen.

.:!12§. (engl.), Abk. für „inches per


second"; europäische Maßangabe:
cm/s (- inch).

Iteration (lat. iteratio, Wieder­


holung) ist die rasche wiederhol­
te Umformung eines Klangvorgangs
durch das gleiche lineare System.
Eine der bekanntesten Iterations­
formen ist das k ünstliche Echo.
Der Herstellung dieses Rückkopp­
lungsechos dient der Abstand zwi­
schen getrenntem Sprech- und Hör­
kopf. Der Abstand zwischen beiden
Köpfen beträgt bei normalen Stu­
diogeräten ca. 8 cm; das bedeutet
bei 38,1 cm/sec Bandgeschwindig­
keit einen Echoabstand von rund
1;5 sec. Der Rückkopplungsvorgan:i
kann bei dazwischengeschaltetem
- Dolby-Stretcher oft wiederholt
werden, ohne daß mit jedem Durch­
lauf eine klangliche Qualitäts­
nivellierung ein ritt. f Bei einem
Kopfabstand von /5 Bandsekunde
ergeben sich 5 Echos in der Se­
kunde, - das entspricht dem die
rasche Wiederholung meinenden Be­
g riff der I. Die durch die Rück­
kopplung entstehende Verhallung
weist auf die Klangform des -
Flatterechos hin. Wird die Verzö­
gerungszeit zwischen Ausgangsklang
und Echo verlängert (was am ein­
fachsten durch Halbierung oder
doppelte Halbierung der Bandge­
schwindigkeit geschieht), dann
hört man weitläufige Echokanons.
Auf andere Weise kann I. durch
Bandsehnitt mit gleichmäßig an­
einandergereihten Tönen gleicher
Tonhöhe hergestellt werden. Auch
mit dem - Impulsgenerator lassen
sich iterationsartige Wirkungen
hervorbringen (- Magnethall).
155
J Jet-Effekt

Jargon (franz.), laut Duden die allerdings im J. vereinzelte Rand­


„ Sondersprache einer Berufsgruppe erscheinungen und haben bei wei­
oder Gesellschaftsschicht" (mit tem nicht die Ausmaße erreicht
negativer Bewertung), ist aus wie in der - Popmusik. (s.S.424)
Tonstudios und damit auch aus
Studios für E.M. nicht wegzuden­ Jet-Effekt - Phasing
1
ken. Ob es sich um 11Bandmaschinen1
(Magnetbandgeräte), „Besaftung"
(Stromversorgung), „gestorben"
(Aufnahme ist beendet und in ih­
rer Qualität akzeptiert) oder
„Zappelmax" (Lichtzeigerinstru­
ment des Aussteuerungsmessers)
handelt,- es ist bemerkenswert,
wie schnell sich fast alle Kompo­
nisten, die doch häufig vor ihrer
Studiotätigkeit nie (oder höchst
selten) mit der Studiotechnik zu
tun hatten, nach kurzer Arbeits­
zeit mit dem besonderen J. eines
Studios anfreunden und auch
sprachliche Ungereimtheiten („ab­
fa hren" = Magnetbandgerät startEn),
die zur schnellen Verständigung
sehr nützlich sein können, bei­
nahe spontan übernehmen.

Jazz (eng 1.) , „eine improvisierte


amerikanische Musik, die europäi­
sche Instrumente gebraucht und
Elemente europäischer Harmonik,
europäisch-afrikanischer Melodik
und afrikanischer Rhythmik mit­
einander verbindet11 (Definition
von M. W.Stearns), berührt sich in
seiner jüngsten Entwicklung
(„Free-J.") gelegentlich mit E.r
M. Die Annäherung des J. an neue
Kompositionsmethoden der sogenann­
ten ernsten Musik, die etwa Mitte
der fünfziger Jahre einsetzte
(„West-Coast'-J."), führte über
atonale Harmonik-Bildungen und
Klang- (1,Sound"-) Experimente zur
Arbeit mit elektronischen Klang­
umformern, wie sie auch in der
- Live Electronic verwendet wer­
1
den. Solche 11Entlehnungen ' aus
dem Bereich der E.n M . blieben
157 K Kathodenstrahloszillograph

Kaleidophon, auch K aleidosphon, anderen Zeit; manchmal auch in


war ein von Jörg Mager konstruier­ einer anderen Reihenfolge des Ab­
tes einstimmiges Tasteninstrumen4 laufs (Krebskanon, Spiegelkanon)".
das er 1927 auf dem Internationa­ Auch in der E.n M. kann K. die
len Musikfest in Frankfurt a.M. Bedeutung eines polyphonen Vor­
vorführte. D as K. diente der Er­ gangs haben, obwohl dabei die rea­
zeugung kaleidoskopartig bunt le Stimmführung meist in eine
wechselnder Klangfarben und „flie­ freie Klangbewegung übergegangen
ßender Accorde". ist, die das Element des K anoni­
schen bei übereinander gelagerten
Kanal (allgemein: Übertragungs­ Klangmischungen häufig nicht mehr
kanal) , ein Begriff .aus der Nach­ erkennen l äßt. Ähnlich wie die -
richtentechnik, bezeichnet in Imitation ist der K. im elektro­
der Tonstudiotechnik einen Über­ nischen Bereich an den maschinell
tragungsweg, den ein Schallereig­ und mit der Stoppuhr festgeleg­
nis, das elektrisch bearbei tet ten Zeitablauf gebunden. Das not­
werden soll, durchlaufen muß. Da­ wendig Automatische solcher Wie­
bei wird zwischen Eingangs- und derholungen und die Möglichkeit,
Ausgangs-K. unterschieden. Meist die Einsätze beliebig zu verschie­
werden mehrere regelbare Eingangs­ ben, darf nicht als bloß mecha­
11
R.e zu elnem ebenfalls regelba­ nisch" abgewertet werden, denn
ren Ausgangs-K. zusammengefaßt, eben dieses Selbstfunktionieren
der auch Summen-K. oder kurz Sum­ ohne menschliche Zutat gehört
me genannt wird. Die - Mischpulte zum Selbstverständnis E.r M. Alle
in den Studios verfügen über eine Aufmerksamkeit des hörenden Kom­
Vielzahl von Eingangs-K.en und ponisten ist dabei auf die tief­
über mehrere Ausgans-K.e. Für - greifenden klanglichen Modulatio­
Stereophonie müssen mindestens nen gerichtet. Deshalb ist der
zwei, für - Quadrophonie minde­ Begriff K., von Ausnahmefällen
stens vier Ausgangs-K.e zur Ver­ abgesehen (- Zwölftontechnik) ,
fügung stehen. Bei Meh rspurma­ in der Studioarbeit nicht gebräu:::lr
gnetbandgeräten gibt die Anzahl lieh.
der K.e die Summe der voneinan­
der unabhängigen Aufnahme- und 1<3.thodenstrahloszillograph (oder
Wiedergabewege in der Maschine einfach Oszillograph, in kleinen
an. - In der - Hochfrequenztech­ Al:messungen auch Oszilloskop ge­
nik, beispielsweise im Ultrakurz­ nannt) ist ein universelles Meß­
wellenbereich, ist die Benennung instrument der Nachrichtentechni�
11K.11 eine vereinfachende Angabe in der Tontechnik übernimmt es
für die Sendefrequenz. So ent­ Frequenz- und Spannungsbestimmun­
spricht K. 50 ca. 102 MHz, K. 20 gen. Der K. dient zunächst der
ca. 93 MHz. Sichtbarmachung elektrischer
Schwingungen; er zeigt in einem
Kanon (griech., Maßstab, Richt­ - Oszillogramm auf seinem Bild­
schnur) , die strengste Form der schirm an, in welcher Form eine
mehrstimmigen Nachahmung, ist Schwingung verläuft. Von der Ka­
nach Anton Webern(215) „ein Musik­ thode wird ein Elektronenstrahl
stück, in welchem mehrere Stimmen emittiert (ausgesandt) und verti­
dasselbe singen, nur z� einer kal analog zur Form der elektri-
Kehlkopfmikrophon 158

sehen Schwingungen, horizontal zers zu steuern (-Mund und Nase).


in einstellbaren Zeitmaßstäben
abgelenkt. (Fernsehbildröhren Kennzeit - Tonkennzeit
arbeiten, in technisch erweiter­
ter Form, nach diesem Prinzip.) � nennt sich eine studiotech­
Der Zeitmaßstab der Abbildung auf nische Einrichtung, mit deren
dem K.en muß gedehnt werden, um Hilfe Signale, die unter einem
Tonfrequenzen und höhere Schwin­ bestimmten Pegelwert liegen, un­
gungen sichtbar machen zu können. terdrückt werden. Unerwünschte
Eine Frequenz von 1000 Hz (1 kHz) Rausch- und andere Störspannungen.
beispielsweise hat den definierten sowie Nachklangerscheinungen wer­
Zeitmaßstab von 1 sec, in der den durch K. aus einer Aufnahme
die 1000 Schwingungen ablaufen. „herausgehalten". Der Pegelwert
Ein solcher Vorgang läßt sich auf ist als untere Spannungsgrenze
den relativ kleinen Leuchtschir­ auf eine gewünschte Größe ein­
men der K.en optisch nicht auflö­ stellbar. Die Steilheit der nega­
sen, also wird der Zeitmaßstab tiven Verstärkung ist in gewissen
soweit gedehnt, bis diese 1000 Hz Srenzen gehalten, um Knacke zu
als einzelne Schwingungen sicht­ vermeiden. Die im Prinzip wie K.
bar werden, Ist der Zeitrnäßstäb funktionierende Squelch•Funktion
auf 1:100 (10 ms) eingestellt, etwa eines - Frequency Shifters
erscheinen auf dem Leuchtschirm ist mit größerer Steilheit ausge­
(immer bei 1 kHz) 10 einzelne legt, die entsprechend härtere
Schwingungen, beim Zeitmaßstab Einschwingvorgänge erzeugt.
1:1000 (1 ms) wird eine einzige
Schwingung angezeigt. Durch Multi­ Kippschwingungen, die elektro­
plikation der Anzahl der sichtba­ technische Bezeichnung für -
ren Schwingungen mit dem Divisor Sägezahnschwingungen, werden durch
des Zeitmaßstabes läßt sich die an einen besonderen - Oszillator er­
den K.en angelegte Frequenz er­ zeugt. Sie finden im - Kathoden­
rechnen. Die Größe der Spannung strahloszillographen Verwendung,
wird aus der Größe der vertika­ um den Elektronenstrahl abzulen­
len Ablenkung in Abhängigkeit ken, der das graphische Bild
zum eingestellten Verstärkungs­ zeichnet.
maßstab bestimmt.
Klang ist die vieldeutige Bezeich­
Kehlkopfmikrophon ist wie das in nung für akustische und musikali­
der - Live Electronic verwendete sche Vorgänge, die ebenso auf die
- Kontaktmikrophon ein Körper­ Beschaffenheit des Einzelklangs
schallwandler, der - eng am mensch­ wie auf Eigenschaften simultaner
lichen Kehlkopf anliegend - - Tongruppen bezogen werden können.
Sprachlaute so direkt abnimmt, In diesem Sinne spricht man vom
daß selbst äußerst leise Klang­ Glocken-Kl., Orchester-Kl., Chor­
färbungen durch die nachfolgende Kl. oder vom elektrischen Kl.,
Verstärkung hörbar werden; ge­ aber auch vom stationären Kl.,
wisse Verzerrungen lassen sich von der Bewegung des Kl.s, von
allerdings nicht vermeiden. Über der Resonanz des Kl.s oder von
ein K. ist es möglich, durch Spra­ zugleich erklingenden Tönen, die
che die Module eines - Synthesi- als Zusammenklang bezeichnet wer-
159 Klangerzeugung

den. Nimmt man noch den Dreiklang Schönbergs vor sich. Für diese
hinzu, so versteht man J.Hand­ Entwicklung vorn dichten, gespann­
schins ironische Bemerkung: 11Das ten Espressivo zum noch dichteren
arme Wort 1Klang'". Die einzig Expressionismus kann eine angeb­
präzise, von Helmholtz eingeführ­ lich physikalische Musikkonzep­
te Unterscheidung ist die zwi­ tion in keinem Augenblick heran­
schen Ton und Kl. Die Schwingungs­ gezogen werden. D asselbe gilt '-'=ln
form des Tons charakterisiert dem als physiologisches Hörver­
Helrnholtz als „einfache oder pen­ suchsobjekt mißverstandenen Sinus­
delartige Schwingung". Das Wort ton, der in der E.n M. zu einem
Sinuston kommt bei Helrnholtz musikalischen Begriff geworden
nicht vor; ein einziges Mal spricht ist.
er in einer Fußnote von 11Sinus­
schwingungen". Klangbündelung kommt bei der Ab­
Der Kl. dagegen setzt sich aus strahlung vom Lautsprecher da­
Grundton und harmonischen Teil­ durch zustande, daß im Wiedergabe­
oder Oberschwingungen zusammen, raum die ma ximale, schalltrichter­
bezeichnet also das, was in der artig konzentrierte Bündelungs­
Musik Ton, Instrumental- oder Vo­ schärfe in der Achsrichtung der

kalton genannt wird, Da� kann AQ�trahl�ng e•folgt, lJil �ng�n�ti­


sprachlich zu Verwechslungen gen Falle ergeben sich d urch Pha­
zwischen Ton und Kl. führen, In senunterschiede bedingte Auslö­
der Studiopraxis der E.n M. kann schungen des Klangs (- Bündelung
dieses nicht sehr wichtige sprach­ des Schalls) .
liche Dilemma leicht umgangen
werden (- Sinuston) • Dagegen ist Klangereignis - Schallereignis
es falsch verstandene Geistesge­
schichte, den physikalisierenden Klangerzeugung ist der grundle­
Tonbegriff seit Helrnholtz auf das gende Produktionsvorgang der E.n
erlebnisrnäßige Korrelat der Sinus­ M. In ihren Anfangsjahren wurden
schwingung einzuengen(158) und nur Ton- und Rauschgeneratoren
die ganze Musik sozusagen auf die für die elektronische Kl. verwen­
Physik zu reduzieren. Dafür gibt det; später kamen die Impulsgene­
es in der Musikentwicklung des ratoren hinzu, deren kurze Ener­
19. Jahrhunderts keinen Anh alts­ giestöße verschieden lang dauern
punkt, und je mehr sich verein­ oder in der Dauer ihrer Aufeinan­
zelte Naturklangtheoretiker noch derfolge verändert werden können
um j ene Klangphysik be müh te n, und so Varianten von vielfältigen
um so entschiedener wahrte die Farbspektren hervorbringen (­
Musik ihre antinaturalistisch­ Impulse). Die Einführung von vo­
autonorne Struktur, vorn Tristan­ kalen Elementen bedeutet keine
Akkord bis zum sperrigen, Phy­ Preisgabe von Prinzipien der E.n
sik aussperrenden Q uartenakkord M. K.Stockhausens Gesang der Jüng­
Schönbergs von 1907. In schema­ linge (1956) war das erste viel­
tisch-abstrakter Theorie verein­ beachtete Zeugnis einer vokal er­
facht: erniedri gt man das h des weiterten Kl. Der französische
Tristan-Akkords um den kleinsten Kritiker und Musikschriftsteller
Tonschritt auf b, so hat man Claude Rostand hat das Werk in
zweidrittel der Quartenrakete seinem nicht-elektronischen Teil
Klangfarbe 160

für die -Musique concrete rekla­ tung gewonnen. Die Kl. resultiert
mieren wollen und als eine „bril­ zu einem guten Teil aus der Zu­
lante Synthese von elektronischer sammensetzung von Einzeltönen.
und konkreter Musik" bezeichnet Daß sich Kl.n als selbständige,
(171), doch widerspricht das ein­ nicht a uf einander reduzierbare
deutig dem minuziös durchgeführ­ Qualitäten gegenüberstünden, ist
ten Kompositionsverfahren, das eine von J.Handschins tonalem
Klänge und Laute durch die der Denken geprägte Vorstellung, die
Musique concrete ursprünglich sich nicht auf die jüngste Ent­
völlig fremde integrale Reihen­ wicklung der M usik und am wenig­
technik zu einem organischen sten auf die E.M. übertragen
Klangfarbenkontinuum zusammenfügt. läßt.
Das gilt im wesentlichen auch
für die erweiterte Kl. durch Mi­ Klangfarbenkanposition ist ein
krophonaufnahmen, wie sie heute der E.n M. angemessenes Gestal­
in vielen Werken der E.n M. prak­ tungsverfahren, das davon aus­
tiziert wird, ohne daß dafür geht, daß die Kl. kcmponierbare
„konkrete" Klänge bemüht zu wer­ Elemente einsetzen kann, wie sie
den brauchen. Allen Vorgängen der ähnlich beim Ton und seinen Ei­
Kl. gemeinsam ist die Umformung genschaften vorkommen, Problema­
elektrischer Schwingungen durch tisch und psychologisch falsch
das elektroakustische Zwischen­ bleibt es, dabei einen Unterschied
glied des Lautsprechers. zwischen Hörbarem und Nichthör­
barem zu machen, denn hörbar oder
Klangfarbe ist ein wesentliches nichthörbar kann sich nur auf das
und durchaus nicht bloß „peri­ Hören, aber nicht auf die im No­
pheres" Element der Musik, die tenbild ablesbare Struktur be­
sich in ihren Kulturen und ge­ ziehen. Wenn man aus einem nicht
schichtlichen Epochen durch je­ potpourrihaften, sondern einheit­
weils unverwechselbare Kl.n-Vor­ lichen Klangmaterial 60 oder 70
stellungen unterscheidet, - sie verschiedene Klangfarben bildet,
sind in dieser Hinsicht unver­ unterschieden nach Klanghöhe,
gleichlich wichtiger als andere, Farbtönung und Dichte, und wenn
sonst mit der Kl. zusammen ge­ man sie nach solchen hörbaren
nannte Toneigenschaften wie Ton­ Merkmalen skalenartig ordnet
höhe, Dauer und Lautstärke. Wenn (einschließlich der ·wenigen strit­
die·E.M. in allgemeiner Charak­ tigen, in eine Skala nicht ein­
terisierung oft als Kl.n-Musik deutig einzuordnenden Fälle) , da'JD
bezeichnet wird, so trifft 'das kann man mit 60 oder 70 verschie­
insofern zu, als in ihr Töne und denen Klangfarben komponieren wie
Klänge im Sinne eines elastischen mit 60 oder 70 verschiede nen Tö­
Kl.n-Wechsels behandelt und ge­ nen. Aus ihrem Verhältnis zuein­
formt werden können; aus solcher ander ergibt sich in jedem Falle
Biegsamkeit des Klangs und seiner komponierbare, hörbare Struktur,
Farbe kann die E.M. ein ihr al­ die nicht gegen analysierbare,
lein eigenes Spiel von Kl.n ent­ weil in Notenschrift vorliegende
wickeln. In der E.n M. hat die Akkorde ausgespielt werden kann.
Kl., anaiog der Farbe in der Ma­ Die Annahme, elektronische Klänge
lerei, eine funktionelle Bedeu- müßten zlllll Erweis ihrer Oberton-
,161 Klangfarbenmodulation

variabilität zuerst wie Instru­ A.Webern hat die Möglichkeit von


mentaltöne zusammengesetzt wer­ Kl.n anders aufgefaßt. Für ihn
den, beruht auf dem alten funda­ ist die Funktion der Klangfarbe
mentalen Irrtum, die E.M. habe ein Merkmal der Tonhöhen, die im
die Aufgabe, eine etablierte in­ melodischen Zusammenhang, bei
strumentale Klangwelt nachzuah­ ständig wechselnden Instrumenten,
men. verschieden gefärbt erscheinen,
aber nicht den T onhöhenzusammen­
Klangfarbenmelodie nannte A. hang aufheben. Schönberg hat wei­
Schönberg am Schluß seiner Har­ ter gesehen. Seine „ Zukunftsphan­
monielehre (1911) (183) eine Folge tasie", wie er sie nannte, läßt
von Kl angfarben, „deren Bezie­ sich in der Tat, ob man will oder
hung untereinander mit einer Art nicht, nur bei Anwendung elektro­
Logik wirkt, ganz äquivalent je­ nischer Mittel als klangliche Rea­
ner Logik, die uns bei der Melo­ lität vorstellen. Eine zusammen­
die der Klanghöhen genügt. Das hängende Tonfolge, von irgend­
scheint eine Zukunftsphantasie einem Instrument ges pielt, kann
und ist es wahrscheinlich auch. vermittels Oktavsieb, Terzfilter,
Aber eine, von der ich fest glau­ - Abstimmbarem Anzeigeverstärker
be, daß sie sich ve rwirklichen oder mit anderen Filtergeräten
wird". Der Idee der Kl. liegt verschiedener Durchlaßkurven so
als kompositorisches Modell das ausgefiltert werden, daß eine
in diesem Zusammenhang vielge­ Klangfarbenfolge entsteht, die in
nann te dritte Orchesterstück op. ihrem Tonursprung nicht mehr er­
16 zugrunde, das allerdings in kennbar ist. Ebenso etwa könnte
seiner impressionistischen Grund­ man mit den gleichen Mitteln aus
haltung wenig von der beabsichtig­ den ständig wechselnden Instru­
ten Kl. erkennen läßt. Schönberg menten von A. Weberns Ricercare
will „den Unterschied zwischen eine Kl. so herauskristallisieren,
Klangfarbe und Klanghöhe, wie er daß aus der Bachsehen Vorlage
gewöhnlich ausgedrückt wird, ein völlig neues Klangf arbenstück
nicht so unbedingt zugeben. Ich entstehen würde. Auch aus einem
finde, der Ton macht sich bemerk­ einzigen Ton in wechselnder Klan;i­
bar durch die Klangfarbe, deren färbung könnte eine zusammenhän­
eine Dimension die Klanghöhe ist. gende Klangfarbenf olge gebildet
Die Klangfarbe ist also das gro­ werden. Ähnlich wie Busanis „elel<­
ße Geqiet, ein Bezirk davon die tronische11 Klangvision (- Dynamo­
Klanghöhe. Die Klanghöhe ist nidlts phon) kann auch Schönbergs Kon­
anderes als Klangfarbe gemessen zeption der Kl. wohl nicht außer­
in einer Richtung". Aus diesem halb des Zusammenhang s mit der
Sachverhalt leitet Schönberg die E.n M gesehen werden.
Möglichkeit der Kl. ab. Noch ein
Beitrag zu diesem schwierigen, Klangfarbenrrodulation liegt vor,
fast unentwirrbaren Thema: in wenn bei elektronis ch erzeugten
einem Gespräch mit Gustav Mahler Klängen neben der Tonhöhe und
soll Schönberg die Möglichkeit Lautstärke die Klan gfarbe verän­
erwogen haben, „einen einzigen dert wird, deren Umwandlung auch
Ton in wechselnder Klangfärbunq als spektrale Modulation bezeich­
als Melodie wirken zu lassen" ( 202). net worden ist. Die Änderun9en
Klangfarbenordnung 162

der Tonhöhen und Lautstärken so­ Klangkonserve ist ein aus den
sowie die Kl. sind keine unabhän­ Anfangsjahren des Rundfunks stam­
gigen Bestimmungsstücke des mender Begriff, mit dem die ver­
Klangs: eine Änderung der Schwin­ zerrte, im Frequenzumfang begrenz­
gungsamplituden einer zusammenge­ te, fast telefonartig reduzierte
setzten Schwingung bewirkt nicht und hohl klingende Wiedergabe ein­
nur eine Änderung der Lautstärke, stiger Radiogeräte negativ ge­
sondern auch der Klangfarbe(119) kennzeichnet werden s ollte. In­
(- Harmonie Generator) . Bei ver­ zwischen sind auf dem Gebiet der
zerrungsfreier Verstärkung eines technisch vermittelten Musik nicht
Klangs wird die Klangfarbe dunk­ nur entscheidende Verbesserungen
ler, die gleiche Erscheinung bis unmittelbar an die Grenze
zeigt sich für den Hörer in der einer Fast-Identität von Origi­
Nähe des Lautsprechers; in größe­ nal und Reproduktion erzielt wor­
rer Entfernung hellt sich der den, sondern es sind auch sozio­
Klang auf. logische Änderungen des Hörens
eingetreten, die den abwertenden
Klangfarbenordnung bezeichnet im Begriff der Kl. als antiquiert
Bereich der E.n M. die Einteill.ll"g erscheinen lassen. Durch die
von Klängen nach Analogie skalen­ Massenmedien wird Musik heute für
artiger Tonfolgen, die nach den den überwiegenden Teil musikhören­
Gesichtspunkten von hoch und tief, der Menschen nur noch technisch
von höher und tiefer, von heller vermittelt, aber zum erstenmal
und dunkler geordnet werden. Das hat die E.M. ihren adäquaten Aus­
gilt nicht nur für Töne und Klän­ druck darin gefunden, daß sie
ge, sondern vor allem auch für nicht technisch vermittelt wird,
Tongemische und ihre Charakteri­ sondern legitime Lautsprechermu­
sierung durch neuartige Versclmel­ sik ist. Daß dies zuweilen miß­
zungsgrade (- Klangerzeugung) . verstanden wird, zeigt Th.W.Ador­
nos Bemerkung, die E.M. produzie­
Klanggenisch ist nach den akusti­ re nur monotone Klangfarben, „ana­
schen Richtlinien des Deutschen log dem vom Radio her bekannten
Normenausschusses (DIN 1320) ein Phänomen des musikalischen Kon­
„aus Klängen mit Grundtönen beli� servenbüch:>engeschmacks", und er
biger Frequenz zusammengesetzter vergißt nicht hinzuzufügen: „nur
Schall". Es handelt sich demnach weit extremer" als das Radio(J).
um wenigstens zwei zugleich er­ Auch sonst taucht der antiquierte
klingende Töne, die bei bestimm­ Begriff der Kl. noch in der jüng­
ten Frequenzverhältnissen auch sten Zeit in wissenschaftlichen
Differenz- und Summentöne bilden. Darstellungen auf. Dagegen wies
Techniker und Akustiker bezeich­ H.-P.Reinecke in einem Vortrag
nen Kl.e auch als Doppeltöne - 1970 auf die Rolle der technisch
beide Termini sind in der Studio­ vermittelten Musik im kulturel­
praxis der E.n M. nicht gebräuch­ len Prozess hin und plädierte da­
lich. für, daß wenigstens Akzente zu
einer eigenständigen Soziologie
Klanghöhe - Klangfar benmelodie elektronischer Musikvermittlung
einschließlich praktischer musik­
politischer Konsequenzen gesetzt
163 Klangtreue

werden müßten. der Schafsdarm, den der Geiger


Saite nennt. Erst der Mensch, der
Klangkulisse ist die Bezeichnung sich des unvermeidlich traditiors­
für die dekorative Untermalung losen Kl.s bedient, steht in der
von Vorgängen im Film, Hörspiel G eschichte. Für ihn allein ist
und auf dem Theater. Solche klang­ die Frage erheblich, ?b das elek­
lichen Staffagen sind häufig nur tronische Kl. jene Ordnungsbe­
Zusammenstellungen von akusti­ standteile enthält, die als Ele­
schen Effekten, die nichts mit mente der Musik angesprochen wer­
komponierter Musik zu tun haben. den können - eine inzwischen doch
Die Mehrzahl dieser äußerlich wohl beantwortete Frage.
angepaßten Klanguntermalungen ge­
hört zur Kategorie der - Fa rb ge­ Klangm?dell - Modelle
räusche. Schon in der ersten pro­
grammatischen Erklärung vom Mai Klangobjekt ist der nicht exakt
1953 wurde die E.M. gegen die definierbare theoretische Grund­
Kulissenmusik von Film und Hör­ begriff der - Musique concrete,
spiel abgegrenzt (- Anfänge der erweitert neuerdings durch den
E.n M.). übertreibende Geräusch­ noch unbestimmteren Begriff der
kulissen dienen häufig dazu, die Klaqgmasse. Die E.M. verwendet
Technik als Furcht einjagendes den theoretischen Begriff Kl.nicht.
Phänomen zu symbolisieren. Damit traten in den Anfangsjahren
der Entwicklung zwei fundamentale
Klangmaterial der E.n M. umfaßt gegensätzliche Tendenzen hervor,
alles Klingende, vom - Sinuston die nicht von der späteren, zum
bis zum - Weißen Rauschen. Die guten und entscheidenden Teil
Methoden der Herstellung und schon ,elektr onischen' Wendung
Verarbeitung des elektronisch­ der Musique concrete beurteilt
musikalischen Kl.s müssen sinn­ werden sollten: Die E.M. b a ute
gemäß und unmittelbar diesen ma­ von Anfang an Klänge aus Einzel­
terialen Gegebenheiten abgewonnen elementen auf; die Musique con­
werden. Das setzt ein Denken in crete reihte Kl.e aneinander, die
neuen Dimensionen voraus, eine zu analysieren und als analysier­
Art Mitdenken mit dem elektroni­ te möglicherweise zu katalogisie­
schen Kl. Daß das Denken auch in ren, als ihre theoretische Haupt­
Entwicklungsanfängen „richtig" aufgabe proklamiert wurde.
verläuft und verborgene, unent­
faltete Bedeutungen zu erfassen Klangproduktion - Klangerzeugung
mag, dafür gibt es in der Ge­
schichte der Musik und Musiktheo­ Klangspektrum - Frequenzspektrum
rie genug Beispiele. Wenn gesagt
wurde, mit der E.n M. werde die Klangtreue bei der Lautsprecher­
Musikgeschichte eingeebnet, da wiedergabe wird bestimmt durch
ihre. Materie traditionslos sei das Verhältnis von originalem
und ihre neuartigen Klänge sich und reproduziertem Klang. Für die
dem Hörer als geschichtslos dar­ Wiedergabe E.r M. kann der Begriff
stellten, so wäre dem zu entgeg­ Kl. nicht in Anspruch genommen
nen, daß auch der Stein des Bild­ werden, da in ihr ursprünglicher
hauers �eschichtslos ist1 ebenso �nQ reproQU�1erter Kläng LJU5ClJJll1len-
Klangumwandler 164

fallen, es sei denn, daß techni­ sogar in Figurenform, heraus­


sche Lautsprechermängel die Kl. schneiden und weiße Leerpartien
beeinträchtigen und das elektro­ in die auf dem Papier grau ge­
nische Klangbild verzerren (­ zeichnete Kl. freilassen. Dagegen
Klangkonserve) • mag, wie bei vielen vorgegebenen,
vorhandenen aber nicht hör.baren
Klangumwandler nannte sich ein Strukturen, kompositionstechnisch
1955 von den Technikern des Süd­ .nichts einzuwenden sein, nur darf
westfunks L.Heck und F .Bürck kon­ man nicht glauben, daß sich die
struiertes, zunächst für Zwecke Optik form- oder figurengerecht
einer 11rundfunkeigenen 11 Musik in Klang umsetzte. Das Ergebnis
gedachtes Gerät, ein in seinen für den Hörer kann vielmehr im­
Einzelteilen schon im Kölner WDR­ mer nur in Änderungen der Klang­
Studio erprobtes Aggregat, das f arbe und Varianten der Klangdich­
aus zwei hintereinandergeschal­ te b e steh en .

teten - Ringmodulatoren und -


Filtern bestand. In Baden-Baden Klaviatur, das gemeinsame Kenn­
wurde der Kl. zunächst von dem zeichen von Tasteninstrumenten,
amerikanischen Komponisten V. gehörte und gehört zur Spiela
. us­
Ussachewsky erprobt, der wenige rüstung vieler elektronischer
�ahre später an der New Yorker Musikinstrumente. In Anlehnung
Columbia-Universität mit seinem an die Orgelpraxis wird die mit
M itarbeiter O.Luenig und mit den den Händen zu spielende Kl. ,im
Komponisten R.Sessions und M. Gegensat� zur Fuß-Kl. des Pedals ,
Babbit mit technisch reicher auch Manual genannt. Das Manual
ausgestatteten Geräten zur Ver­ darf nicht mit dem um 1930 in
änderung und umwandlung von Klän­ den Elektroinstrumentenbau ein­
gen arbeiten konnte(144). Bekannt geführten - Bandmanual verwech­
wurde Hecks Kl. durch P.Boulez' selt werden, das eher der Griff­
Poesie pour pouvoir nach der Dich­ technik eines Saiteninstruments
tung von H.Michaux für Orchester entspricht und Abweichungen von
und Tonband, Donaueschingen 1958. der in temperierter Stimmung fest­
liegenden Kl. zuläßt. Viele -
Klangverfremdung wird in der E.n Synthesizer sind ebenfalls mit
M. durch Transposition, F ilter, einer Kl. versehen, die normal
Ringmodulatoren, Verzerrer u nd gespielt werdert kann, aber eigene
durch jede Art von Modulation be­ Bedeutung erst in ihrer Funktion
wirkt. Verfremdete Klänge sind als Steuerspannungsquelle (etwa
im Verhältnis zu den zugrundelie­ zur Klangf arbenmodul ation) ge­
genden nichtverfremdeten wesent­ winnt.
liche Elemente der Variierung
und Formerweiterung. Klebeband dient dazu, Schnittstel:­
len im Tonband zusammenzukleben
Klangwand ist ein optischer Be­ (- Cuttern) . Als Träger der Kle­
griff, der akustisch von der Vor­ bes chicht dienen PVC und Poly­
stellung ausgeht, man könne aus ester. Die Breite des Klebebandes
einer stehenden Kl., die aus ist um ca. 0,45 mm schmaler als
farbigem oder weißem Rauschen be­ das 1/4-Zoll-Normalband (6,25 mm).
steht, einzelne Teile, vielleicht Damit wird der Schwierigkeit
165 Knall

Rechnung getragen, manuell so Knack ist d as plötzliche ge­


genau zu kleben, daß Tonband und �hhafte Einschalten eines
Kl. kongruent übereinanderliegen. sofort wieder aussetzenden Schwill:'
gungszuges, der so kurz ist, daß
Klirrfaktor ist ein Maß für nicht­ das Ohr ihn als Kurzgeräusch, als
lineare - Verzerrungen, die in K. registriert. Der akustische
den elektrisehen Übertragungs­ Vorgang dieser physiologischen
wegen der Tonstudiotechnik auf­ Ausgleichserscheinungen beruht
treten können. In einem verzerren­ auf Impulsen von periodischen
den Übertragungs glied entstehen Rechteckschwingungen. Wird die
zusätzlich zur Grundfrequenz Ober­ minimale Zeitdauer eines K.s
wellen („Klirrverzerrungen"). Die n�ch weiter verkürzt, so entste­
Amplituden dieser unerwünschten hen keine wahrnehmbaren Schwingun­
Oberwellen werden im Verhältnis gen mehr. In der E.n M. kön nen
zur Amplitude des Gesamtsignals harte Klangeinsätze durch begren­
in Prozenten als Kl. ausgedrückt. zende Filter verhindert werden.
Dabei wird im allgemeinen davon Eine Verminderung des Geräusch­
ausgegangen, daß nur quadratische anteils im Sinne gleitender Über­
und kubische Verzerrungen, also gänge kann auch durch Methoden
diejenigen zweiter und dritter des - Bandschnitts erreicht wer­
Ordnung, zu berücksichti gen sind, den.
da Verzerrungen höherer Ordnungen
als so gering erscheinen, daß Knall ist ein kurzer Schallstoß
sie vernachlässigt werden können. ;;:;;-großer Schallstärke. Der
Der Kl. wird gemessen, indem eine Schallvorgang dauert dabei so
Sinusschwingung an ein zu prüfen­ kurz an, daß dem Ohr eine Tonhö­
des Übertragungsglied gelegt wird. henzuordnung nicht möglich ist.
Das Meßgerät mißt die Pegel der Der K. ist in der plötzlichen
auftretenden Oberwellen und gibt stoßartigen Dichteschwankung der
ihren Prozentanteil an. Diese Me­ Luft ein Spezialfall im Bereich
thode gilt für Messungen mit Si­ von - Geräuschen. Der gesamte
nustönen. (Der - Intermodulatione­ Schallvorgang des K.s soll etwa
1
faktor zur Ermittlung von Kombi­ /150 sec dauern, was bei 38 cm/
nationsfrequenzen wird durch an­ sec Bandlauf geschwindigkeit einer
legen zweier Meßfrequenzen be­ Bandlänge von etwa 2,5 mm ent­

stim mt.) Die ständig kontrollier­ spricht. Wird ein K. mit dem Mi­
ten Apparaturen in den Tonstudic:s krophon aufgenommen, so treten
arbeiten mit Kl.-Werten unter in jedem Fall Ausb reitungs- und
1, 5% (- High Fideli ty) . Nachhallwirkungen ein. Bei der
elektronischen Produktion eines
Klirrverzerrungen sind nichtli­ K.s kann jeder beliebige Schall­
neare - Verzerrungen in Gestalt vorgang, vom Impuls bis zum wei­
unerwünschter Oberwellen, die ßen Rauschen, verwendet werden,
durch 11 unsauber", nicht linear da die Kürze des Vorgangs eine
arbeitende elektrische Übertra­ Tonhöhenunterscheidung nicht zu­
gungsglieder wie Röhren, Transi­ läßt. In der Dif ferenziertheit
storen, Dioden erzeugt werden. der Klangfärbungen dagegen weisen
Das Maß für Kl. ist der - Klirr­ K.e eine große Vielfalt auf.
faktor.
Kölner Schule 166

Kölner Schule w a r i n d e m e nt­ wurde 1963 K.Stockhausen, unter


scheidenden ersten Jahrzehnt der dem die weitere A rbeit hauptsäch­
neuen Musik nach der Jahrhundert­ lich der Realisation seiner eige­
mitte eine häufiger gebrauchte nen Kompositionen sowie zahlrei­
Bezeichnung für eine Komponisten­ chen Gastkonzerten diente.
gruppe, die durch die in Köln
Kollektives Kanponieren bezeich­
zum erstenmal gegebene Möglich­
net die Zusammenarbeit mehrerer
keit verbunden war, die neuen
Komponisten an einem Gemein­
elektronischen Klangmittel kcmpo­
schaftswerk. Kooperationen dieser
sitorisch auszuwerten. Mag das
Art gehen bis zu den Florentiner
im Lauf der Jahre, zumal ähnliche
Anfängen der Oper zurück. Kompo­
Einrichtungen in anderen Ländern
nierende Kooperateure gruppierten
hinzukamen, auch nur ein Neben­
sich um Liszt und um Rimsky-
einander von Komponisten gewe­
Korssakow. Gemeinsch aftswerke wa­
sen sein, so ist die akademische
ren die F-A-E-Sonate von Dietrich­
Tätigk eit eines Lehrstellenin­
Schumann-Brahms und N.Shilkrets
habers keineswegs Voraussetzung
Genesis mit Beiträgen von Schön­
für die Existenz einer ,Schule';
berg, Strawinsky, Milhaud, Toch
ebenso häufig sind, wie genügend
u.a. K.K. praktizierte P.Schaeffer
Beispiele beweisen, Komponisten­
mit einem „Concert collectiv".
und Interessentengruppen mit
Im Bereich der E.n M. sind zu
einem gegen Bestehendes, Herr­
nennen das römische Ensemble
schendes oder Eingefahrenes ge­
11Musica elettronica viva", die
richteten Programm. Im Falle der
„Gruppe 8" und „Feedback Studio"
E.n M. kam die nachdrückliche
(beide in Köln) sowie einzelne
Unterstützung von anderen gleich­
Live Electronic-Gruppen.
zeitigen Einrichtungen hinzu wie
der des Musikalischen - N acht­ Kombikopf findet sich an vielen
programms des WDR und der von Heimtonbandgeräten und ist eine
Zusammenf assung der in der Ton­
H.Eimert herausgegebenen Schrif­
studiotechnik getrennten Hör- urrl
tenfolge - die Reihe. In dem von
Sprechköpfe in einem Tonkopf. Be�
H.Eimert 1951 gegründeten und
de Funktionen des K.es (Aufnahme
bis 1962 geleiteten Studio für
und Wiedergabe) können nicht
E.M. des WDR wurden in den neun
gleichzeitig betrieben werden.
Jahren von 1953 bis 1962 33 elek­
Bei Schalterstellung „Wiedergabe"
tronische Kompositionen von fol­
wird dem K. Spannung entnommen
genden 21 Komponisten realisiert:
(die gespeicherte Information
Beyer, Boehmer, Brün, Eimert,
wird hörbar) , bei „Aufnahme" wird
E vangelisti, Goeyvaerts, Gredin­
ihm Spannung zugeführt (der K.
ger, Hambraeus, Heiss, Helms,
nimmt auf) .
Kagel, Kayn, Klebe, Koenig, Kre­
nek, Lakner, Ligeti, Maderna, Kombinationstöne entstehen für
Nilsson, Pousseur, Stockhausen. das Ohr beim Hären von zwei oder
Drei der Kompositionen konnten mehreren gleichzeitigen Schwin­
aus Zeitmangel nicht fertigge­ gungsvorgängen als im Schallfeld
stellt werden, eine war eine Ge­ selbst gar nicht vorhandene Töne.
fälligkeitsaufnahme für einen Die Frequenz der K. bestimmt sich
Buchverlag. Eimerts Nachfolger aus den Frequenzen der beiden
in der Leitung des WDR-Studios Primärtöne, und zwar als deren
167 Kommentare

Differenz oder deren Summe. Die Schallquelle ausgestrahlt werden.


- Differenztöne wurden von dem Der Anteil der zu den objektiv
Thüringer Organisten G.A.Sorge registrierten Schallwellen hinzu­
in einem 1745-47 herausgebrachten kommenden nichtlinearen Verzerrun­
Werk 11Vorgemach der musikalischen gen wird als - Klirrfaktor be­
Komposition • • • " erörtert. Als zeichnet. In der Instrumentalmu­
Entdecker der Differenztöne wird sik werden K. als gegeben hinge­
oft G.Tartini genannt; seine Ver­ nommen und kaum beachtet. In der
öffentlichung darüber erschien Arbeit mit elektronischen Klang­
jedoch erst 1754. Die zweite, von mitteln sind sie tägliche Erfah­
Helmholtz entdeckte Art der K. rung. Wenn sie stören, und das
sind die Summations töne, die ,,im ist häufig der Fall, können sie
Allgemeinen von viel geringerer durch Filter beseitigt werden.
Tonstärke als die Differenztöne
und nur bei be s onders günstigen Karrnentare, Erläuterungen oder
Gelegenheiten . • . leichter zu hö­ Auslegungen musikalischer Werke,
ren" sind(BOJ. haben seit der Einführung kon­
Die zum Klangaufbau geh örenden struktiver, serieller und elek­
Differenztöne, die gelegent- tronischer Herstellungsmethoden
lich mit Schwebungen ver­ eine grundlegend neue Bedeutung

wechselt werden, sind wohlbe­ gewonnen. Ob kommgntigrtg Musik


kannt; sie spielen auch in der besser verstanden wird, oder ob
Praxis der Orgelbauer eine Rolle, ein Werk vom Hörer so spontan und
die bei ganz tiefen Tönen, um unreflektiert aufgenommen werden
sehr lange Pfeifen zu vermeiden, kann, daß jedes erläut e rnde Wort
zwei kleinere Pfeifen von passen­ überflüssig erscheint, ist eine
der Tonhöhendiffe renz verwenden. generell nicht eindeutig zu beant­
Der Summations- oder Summenton wortende F rage. An die Stelle
soll dagegen meist so hoch lie­ poetischer Hermeneutik, wie sie
gen, daß er nicht gehört wird in der Romantik in Blüte stand,
(220). Neuerdings wird bezwei­ sind heute theoretisch orientier­
felt, daß die Summentöne über­ te K. getreten, die ihre neuarti­
haupt nachgewiesen werden können gen Termini weit über das F achli­
(160). Die Existenz der K. grün­ che hinaus an der naturwissen­
det sich auf die Beschaffenheit schaftlichen Begriffswelt gebil­
des „unvollkommenen Ohrapparats", det haben. Hauptsächlich auf der
in dem die Schallwellen, ehe sie wahllosen Vermengung dieser Dis­
als Musik und Sprache von uns ziplinen rührt das Schwerver­
empfunden werden, verzerrt und ständliche, Unklare heutiger Mu­
als Kreuzungsprodukt von verstärk­ sik-K. her. Auf die oft verstie­
ten und neu hinzukommenden Teil­ gene Art, in der z umal junge Kom­
tönen als K. registriert werden ponisten sich mit mißverstandenen
(86). Da das Ohr ein komplizier­ wissenschaftlichen Begriffen auf
tes, nichtlinear arbeitendes Or­ Programmzetteln oder in Programm­
gan ist, das den Schall nicht heften über ihre Werke verbrei­
nur auf,nimmt, sondern auf dem ten, braucht hier nicht eingegan­
Weg zum Hörzentrum auch ständig gen zu werden. Denn der Mißbrauch
verändert, entstehen nichtlineare einer Sache besagt nichts über
- Verzerrungen, die nicht von der diese selbst. Seit der Etablie-
Kommentare 168

rung des Seriellen um 1950 waren Karrnunikationskette, die informa­


K. durchaus notwendig und nütz­ tionstheoretische Grundkonstella­
lich, denn hinter den technischen, tion von Sender (auch Expedient) ,
funktionalen und psychologischen Transferent (Reproduzent) und Errp­
Erläuterungen stand als Wichtig­ fänger (Perzipient) - in der Mu­
stes stets das, was eigentlich sik Komponist, Interpret und Zu­
erklärt werden sollte: die neue hörer - stellt sich entweder als
künstlerische Denkweise. einwegig (engl. one way) oder
Ohne Einsicht in ihre technischen, zweiwegig (two way) dar. Das zwi­
geistigen und geschichtlichen \Qr­ schen Menschen geführte Gespräch
aussetzungen kann die jüngste wird wie die Konzertaufführung
Musikentwicklung nicht verstanden von Musik wegen des dort statt­
werden. Was zuerst die Zwölfton­ findenden Wechselspiels der Reak­
technik deut lich gemacht hat: daß tionen als zweiwegig bezeichnet,
Theorie kein schulmäßiges Abstrak­ die Fernübertragungssysteme (Run6-
tum der kompositorischen Praxis funk, Fernsehen) sowie die Schall­
ist, daß sie nicht 11nachhinkt11, speicherungssysteme (Schallplatte,
sondern unauflöslich mit ihr ver­ Magnettonband) überwinden zwar
bunden ist, das tritt heute mit D istanzen, lassen aber ein Zurü:k­
der Eindringlichkeit identischer bringen der Reaktionen der Hörer
Verfahrensweisen zutage. Nur muß nicht zu und sind daher grund­
man erkennen, daß diese Verfah­ sätzlich einwegig (- Informations­
ren - das gilt auch für neu auf­ theorie) •

gedeckte Methoden elektronischer


Produktion - in ihrer begrenzten Kompatibilität ist allgemein die
Gültigkeit für einzelne Werke Forderung nach Austauschbarkeit.
oder kleine Werkgruppen keine Eine Information soll unter ande­
Musiktheorie im fundierenden Sin­ ren Bedingungen und Umständen re­
ne des Wortes, sondern prakti­ produziert und konsumiert werden
sche Anwendungen, Momentprozedu­ als solchen, unt er denen sie ent­
ren oder G ebrauchsmuster sind, standen ist und gespeichert wur­
deren auffallende Kurzlebigkeit de. So wird verlangt, daß Farb­
sich nicht zuletzt darin manife­ fernsehsendunge n auch auf Schwarz­
stiert, daß sie meist rasch Sen­ weißgeräten einwandfrei empfangen
sation machen und nachgeahmt wer­ werden können, oder daß ein in
den. Legitime Musiktheorie jeden­ Köln bespieltes Tonband ohne
falls ist 11langsamer11• In K.n zu Qualitätsverlust in Rom oder New
E.r M. tritt noch die labyrin­ York wiedergegeben werden kann.
thisch verwickelte Begriffsappa­ In der Stereotechnik müssen die
ratur der Elektrotechnik, Akustik, Aufzeichnungen kompatibel sein,
der Physiolo gie und Psychologie damit sie auch auf monauralen
qe� Höreno hinzu. Gewigge Kcmp6- 1nlagen ohne Klangeinbußen abge­
nierklischees gibt es hier wie spielt werden können.
d ort, aber die K. zu e lektroni­
schen �erken stellen weit leich­ Kc:rnposition in der E.n M. ist das
ter die Verbindung mit fundamen­ vom Komponisten mit Hilfe von
talen Hörvorgängen her, die über akustischen Diagrammen ( 11Parti­
Einzelmuster hinaus einer legalen turen11) oder von Produktionsan­
theoretischen Norm verpflichtet weisungen hergestellte Werk, das
sind.
/_
169 Komposition

die von der Instrumental- K. weit­ Maschinen und Geräten erfüllt wa­

hin abweichenden elektronischen ren. Was gewisse tonsprachliche

Mittel verwendet. Die elektroni� Grunderfordernisse angeht, so

sehe K. setzt Vertrautheit mit könnte man sagen, daß es, weit
technischen Mitteln voraus, die über alles bloß handwerkliche
sich wesentlich von dem unter­ Geschick hinaus, der in die Ma­
1
scheiden, was man in der tradi­ terie eindringende 1Geist 1 ist,
1
tionellen Musik als Technik im der a us ihr Gestalt, Zuschnitt

Sinne von Satztechnik, Kontra­ und Existenzweise der K. heraus­


punkttechnik oder Virtuosentech­ holt. Um es altmodisch auszu­
nik bezeichnet. Demgegenüber be­ drücken, könnte man sich von

ruht die elektronische Technik Eduard Hanslik b estäti gen lassen:

der Studiopraxis auf der Kenntnis „Das Komponieren ist ein Arbeiten
und Handhabung von Maschinen und des Geistes in geistf ähigem Ma­
Apparaten, von Schaltanordnungen, terial".
Aufnahme- und Wiedergabegeräten. Von der E.n M. sind neue, nicht
Zu den überlieferten handwerk­ mehr tilgbare Hörformen geprägt

lich-technischen Gegebenheiten worden. Die elektronisch mögliche


kommen hier die neuen elektro­ Umsetzung klanglicher Erscheinun­

technischen Komponenten hinzu, gen kann nicht mit den Erfahrun­

die freilich alles andere als gen verglichen werden, die ein
bloß Zugabe und Beiwerk sind, Komponist im Umgang mit der in­

die vielmehr von sich aus den strumentalen Musik gesammelt hat.
Prozeß des Kompanierens von der Denn nun sieht er sich einem Be­
elektronischen Klangherstellung reich von elementaren Gegebenhei­
bis zur ausgearbeiteten Form ent­ ten unvergleichlich anderer Art

scheidend bestimmen. Die „Tech­ gegenüber, den zahllosen, durch


nik" gewinnt dabei den überhöh­ Frequenzen definierten Tonhöhen,
ten Sinn einer selbständigen, mit den in Zentimeterlängen des Ton­
dem kateg orialen Formbegriff un­ bandes festgelegten Tondauern

mittelbar verflochtenen Material­ und den exakt meßbaren Intensi­


disposition, die sich sowohl dem täten, welche die Dynamik regu­
Prozeß des Kompanierens wie der lieren. In diesem Bereich ist
K. selbst als das unverwechselbar alles 11offen": es gibt keine ab­

Ganze eines musikalisch konkret geschlossenen theoretischen Sy­


Realisierten mitteilt. Die Frage, steme, keine Fächer des Kontra­
wieweit der Komponist diese elek­ punkts und der Harmoniel ehre, und
tronische Technik kennen und be­ was die freie, in Regeln nicht
herrschen muß, ist keine Schul­ festlegbare Form angeht, so wird
frage, die sich eindeutig beant­ sie nicht durch vorgeformte, m ög­
worten läßt. Es gibt genug Bei­ licherweise mit ,1Inhalt11 zu fül­
spiele, die zeigen, daß auch bei lende Modalitäten bestimmt. Man­
geringerer praktischer Kenntnis gels Lehrb uchtheorie bleibt Kom­
dieser Technik Kompositorisches ponieren in diesem freigelassenen
überzeugend verwirklicht worden porösen Zustand immer ein Kompo­
ist, wenn die Voraussetzungen nieren von Fall zu Fall, was, ge­
eines technisch intuitiven Er- nau besehen, in der großen sin­
f assehs, eines substantiellen f onischen Tradition seit dem 18.
Mitgehens, eines Mitdenkens mit Jh. nicht anders gewesen ist, wie
Kompressor 170

die K.s-Lehren mit jenen Ausnah­ bei Vokalen und die Verdeckung
men, welche die schöpferische schwächerer Laute ausgeglichen
Regel sind, hinreichend bezeugen. werden. Weitere Klangumformungen
Das Schöpferische - und das ist werden bei gleichzeitiger Verwen­
wohl die augenblickliche Situa­ dung von K. und - Begrenzer mög­
tion der E.n M. - kann durchaus lich.
schon in der Präsentation neuer
Hörprozesse liegen. Denn die elek­ Kondensator, eines der wichtig­
tronische Materialbewertung hat sten Bauelemente der Elektrotech­
weitgehend den alten kategorialen nik, besteht aus zwei Metallplat­
Unterschied zwischen den G egeben­ ten oder -folien, die durch ein
heiten des Klangs und den sie sogenanntes Dielektrikum vonein­
tragenden Strukturen nivelliert. ander isoliert sind und - in ge­
So sind K.en der E.n M. vielfach ladenem Zustand - Elektronen Epei­
zu etwas geworden, was sie ihrer chern. Die wichtigste Kenngröße
konservierenden Bandnatur nach des K.s ist sein Fassungsvermö­
gar nicht sein sollten: zu un­ gen, technisch ausgedrückt seine
sichtbaren Aktionsprogrammen, die Kapazität (C). Diese ist von den
ein latentes Klangpotential frei­ Al::messungen des K.s und vom Iso­
setzen, oft mit der Tendenz des liermaterial abhängig, ihre Maß­
klanglichen Einhüllens, Überwäl­ einheit ist das Farad (F), be­
tigens, Über rollens, hervorgegan­ nannt nach dem englischen Physiker
gen aus zahlreichen Proben und M.Faraday. Ein K. ist für Gleich­
durchprobierten Kombinationen strom undurchlässig; wird jedoch
und, nunmehr auf Band fixiert, eine Wechselspannung angelegt,
zwischen Prozeß und Resultat so erfolgt ständig eine Umladung
gleichsam gegen den eigenen Ak­ des K.s, indem die Spannung am K.
tionsentwurf zum 11Werk11 geronnen. sich der Wechselspannung anpaßt,
und infolge der Umladungen fließt
Kompressor, ein unentbehrliches ein Wechselstrom. Bei einem be­
Gerät der Tonstudiotechnik, re­ stimmten Wert des Wechselstroms
gelt die Dynamikeinengung und da­ und einer gegebenen Spannung
mit die Verdichtung einer Ton­ stellt der K. einen kapazitiven
bandaufzeichnung. Je nach Ein­ Widerstand (Re) dar, der in Ohm
stellung des K.s werden die mitt- gemessen wird. Er ist um so klei­
leren und kleineren Pegelwerte ner, je höher die Frequenz und
gegenüber dem Maximalpegel ange­ je größer die Kapazität ist.
hoben (oder sinngemäß umgekehrt) •

In welchem Maße das geschieht, Kondensatormikrophon ist in der


bestimmt die G rundverstärkung; Tonstudiotechnik der hochwertig­
je größer sie ist, desto geringer ste und meistbenutzte Mikrophon­
wird die Dynamikbreite der Auf­ typ, dessen Membranaufbau dem
zeichnung. Der K. ermöglicht es eines - Kondensators entspricht.
also, die Dynamikverhältnisse Die Membran ist als eine Platte
innerhalb eines Klangbildes zu des Kondensators ausgelegt und
verändern. Bei Sprachaufnahmen verändert, bedingt durch Schall­
kann eine Dynamikkompression die druckveränderungen, den Abstand
Verbesserung der Verständlich­ zur anderen Platte und damit die
keit bewirken, weil Übergewichte Größe des Dielektrikums. Auf die-
1 71 Konsonanz und Dissonanz

se Weise ändert der als Membran Kl asse der K. gliedert sich in


benutzte Kondensator seine Kapa­ die stimmhaften K.L MN R (Liqui­
zität: diese Kapazitätsä nderungen dae) , in die Reibe- und Zisch­
werden in Wechselspannungen umge­ laute Sch F S und in die Explosiv­
setzt. laute P T K (Tenues) und B D G
(Mediae) • Ein anderes Unterschei­
konkret, ein kaum abgrenzbarer, dungsmerkmal teilt die K. nach
ursprünglich literarisch-bildne­ dem 11intermittierenden11 oder 1
1 kon­
rischer Begriff, wurde zuerst im tinuierlichen" Atemstrom ein. An
- Dadaismus, 1916, im Sinne einer der Bildung der K. sind außer den
realistischen Abstraktion verwen­ Stimmlippen das über dem Kehlkopf
det, die der Dada-Mitbegründer liegende 11Ansatzrohr11 mit Rachen-,
Hans Arp als „ konkrete Kunst" be­ Mund- und Nasenhöhle sowie die
zeich nete. Abstrakte, auf geome­ Zunge, die Zähne und die Lippen
trisch-arithmetis che Inhalte ge­ beteiligt. Die Explosivlaute kön­
gründete Kunst vertrat der Hol­ nen durch die Sprechorgane nicht
ländische Maler :Theo van Does­ k ontinuierlich gegeben werden
burg, der 1930 in Paris Mither­ und nur durch ein besonderes Ma­
ausgeber der in einer einzigen gnettonverfahren (- Laufzeitreg­
Nummer erschienenen Zeitschrift ler) in Permanenz erklingen. Die
„Art concret" war. Der Architekt, stimmlosen K. haben vorwiegend
Bildhauer und M aler Max Bill or­ Geräuschcharakter; die stimmhaf­
ganisierte 1944 in Basel die er­ ten nähern sich den Klangspektren
ste internationale Ausstellung der Vokale. Eine Ausnahme macht
„konkreter Kunst". Musikalisch der Konsonant H, der durch Strö­
allgemein bekannt wurde k. durch mungsgeräusche in der Stimmritze
die 1948 von Pierre Schaeffer be­ hervorgebracht wird(21 2), aber in
gründete und 1949 so benannte - Verbindung mit organischen Verän­
Musique concrete, - k. nunmehr derungen der Mundhöhle für die
als realistischer Geräuscheffekt - Kl angproduktion E.r M. wichtig
gemeint, im Gegensatz zur „ab­ werden kann. Im Gegensatz zur
strakten" Klangmaterie der tra­ Lautdauer der Vokale und der auch
ditionellen Musik. Problematisch als „Halbvokale" bezeichneten
bleibt es, den Begriff k. außer­ stimmhaften K. im Bereich der
halb der Musique concrete zur deutschen Sprache (von 0,04 bis
Kennzeichnung von realen, mit 0,5 sec) sind die stimmlosen K.
dem Mikrophon auf genommenen Ge­ oft nur kurze Übergangsvorgänge
räuschen zu gebrauchen. zwischen Vokalen. Für die Explo­
sivlaute wurden nach den zusammen­
Konkrete Musik - Musique concrete fassenden Angaben von F.Winckel
(220) Einschwingzeiten von 20
Konsonanten sind die Sprachlaute, bis 100 ms gemessen.
die in der E.n M. nach den glei­
chen Auswahl- und Verarbeitungs­ Konsonanz und Dissonanz (lat.,
methoden w1e - YQ��ie behandelt o:i\l��rnmenklang und Auseinander­
11
und verwendet werden können. Die tönen") werden in allen theore­
Verständlichkeit eines wertes tischen Darstellungen als Gegen­
hängt wesentlich von der genauen satzpaar behandelt, obwohl die
- Artikulation der K. ab. Die Entwicklung der neuen Musik diese
Konsonanz und Dissonanz 172

Gegensätze soweit aufgehoben hat, Zeit: 11Die Ausdrücke Konsonanz


daß sie nur noch als Gradunter­ und Dissonanz, die einen Gegen­
schiede aufgefaßt werden können. satz bezeichnen, sind falsch."
In der seriellen und E.n M. be­ Oder: „Wir sind J_a heute schon
deuten selbst diese Gradunter­ so weit, zwischen Konsonanzen
schiede nichts mehr; sie werden und Dissonanzen keinen Unterschied
nivelliert, sind außer Kraft ge­ mehr zu machen." ( 183)
setzt. Mit den mathematisch-aku­ Vollends auf den Kopf gestellt
stisch und physiologisch bestimm­ wurde die K.u.D.-Problematik, als
baren K.-Graden haben sich seit in der E.n M. neue Klangdimensio­
Helmholtz zahllose Untersuchungen nen im Bereich zwischen Tongemi­
befaßt, zuletzt die von H. Husmann, schen und Farbgeräuschen komposi­
1952/53(86) und H.-P.Reinecke, torische Aktualität gewannen und
1964(149), die für unsere Zeit damit bishe r unbekannte Verschmel­
als repräsentativ gelten können zungsgrade dem Ohr und dem musi­
(ob auch als endgültig abschlie­ kalischen Bewußtsein vermittelt
ßend, ist eine andere Frage). so wurden. Um 1960 wurden diese neu­
Aufschlußreiches diese Arbeiten artigen elektronischen „Wohl­
zur Erkenntnis der „Natur" der K. klangs"-Phänomene von der Instru­
und der R eaktion des aufnehmen­ mentalmusik eingeholt, zuerst in
den Ohres beigetragen haben, so Ligetis Apparations und At:mo s­
sind sie für die Musik selbst pheres. Dicht aufeinandergepackte
ebenso wenig von Bedeutung wie kleine Sekunden, theoretischer
für das Verstehen der geschicht­ Inbegriff äußerster Potenzierung
lich schwankenden Auffassungen des Dissonanten oder des Kako­
des K.-u.D.-Charakters einzelner phonen, wie das Schlagwort tim
Intervalle (Terz und Quarte) . 1900 hieß, wirken auf den Hörer
Seit Beginn unseres Jahrhunderts, durch „Wohllaut" und werden durch
mit Busonis Fo rderung, die Musik Wohllaut Erfolgsstücke, was bei
von den Gravitationskräften de r bloß emanzipierten und „atonalen"
Materie zu befreien, und seit D.en garnicht denkbar wäre. Das
Schönbergs 11emanzipierter11 D. g ilt insbesondere auch für die
(das ist die vom Auflösungszwang E.M., die mit„Atonalität" in Ver­
befreite D.) haben sich die Ge­ bindung zu bringen e rst dann
wichte so verlagert, daß K.u.D. diskutierbar wäre, wenn die rück­
nur noch als historische Kriteri­ ständige Musikpsychologie sich
en gelten können (wenn auch mit mit der gegenwärtigen Musik und
der Bedeutungsschwere, mit der ihrer Entwicklung befassen würde.
heute historische Musik lebendig
ist) . Busoni bemerkte 1907: „ Wie
streng unterscheiden wir Konso­ Kontaktmikrophon ist ursprünglich
nanzen und Dissonanzen __ - da, wo ein Kohlemikrophon, das zu den
es Dissonanzen überhaupt nicht ersten in der Studiopraxis benutz­
geben kann! 11 191 O skizzierte er ten Mikrophontypen zählte. Es
auf der Überfahrt nach Amerika: enthält zwischen zwei Kontaktplat­
„Wie lange soll das gehen, daß ten Kohlekörner, die durch Schall­
Dissonanz im Gegensatz zu Wohl­ w�llen zusammengedrückt werden,
klang" genannt wird?(JJ) Bei dadurch den Widerstand verändern
Schönberg h�ißt G� um di�g�lbe und es so möglich machen, Schall-
173 Kopfhörer

sc�wingungen in Stromänderungen den Stimmen ist ein in der elek­


umzuwandeln. Größtes Anwendungs­ tronischen Studiopraxis kaum ge­
gebiet der Kohlemikrophone ist brauchter Begriff. Der traditio­
die Fernsprechtechnik. Heute ver­ nelle K. im Sinne von zusammen­
steht man allgemein unter dem Be­ hängender Stimm- und Gegenstimm­
griff K. ein Mikrophon, das den führung erscheint zuerst bei An­
Körperschall direkt abnimmt, also ton Webern umgewandelt und, beben
mechanisch erregt wird, etwa durch den Bezügen des Horizontalen und
die mechanischen Schwingungen von V ertikalen, um die neue Dimension
Musikinstrumenten. Wegen der ge­ des „Diagonalen" erweitert. We­
ringen Rückkopplungsempfindlich­ berns Streichtrio op.20 (1927)
keit wird das K. vor allem im gilt als das erste Werk, das nicht
Bereich der - Live Electronic ver­ mehr 1in Stimmen 11 gehört werden
1
wendet, wobei man allerdings spe­ kann. Die serielle Technik und
zifische Klangveränderungen und mehr noch die E.M. nehmen auf wei�
Verzerrungen in Kauf nehmen muß. te Strecken diesen sich in linea­
rer Bewegung ergänzenden, melo­
Kontinuum bezeichnet allgemein disch-harmonisch „gestimmten" K.
etwas Stetiges, lückenlos zusam­ nicht mehr in Anspruch.
menhängendes. In der E.n M. kann
K. sowohl auf Akustisches wie Konzertsaal ist der hauptsächlich
auf Klingendes, Klangfarbiges be­ vom 19.Jahrhundert geprägte Reprä­
zogen werden. Das akustische K. sentationsraum öffentlicher Musik­
umfaßt die Gesamtheit aller Er ­ aufführungen. Seine 11akustischen11
scheinungen vom Sinuston über den Qualitäten können heute zum guten
harmonisch zusammengesetzten Ton Teil durch die Meßmethoden der -
und das Tongemisch bis zu den Raumakustik bes.timmt werden, auch
Farbgeräuschen und dem weißen dort, wo (in wenigen Fällen) die
Ra uschen. Ein besonderer Fall ist frontale Hörkastenbühne von der
die 1852 von F.W,Opelt theoretisch Sitzanordnung rings um die Klang­
unterbaute rhythmisch-tonliche quelle abgelöst wurde. Wie E.M.
Kontinuität von beschleunigten im gleichwie gearteten K., im
- Impulsen, die einen Zu sammen­ rechteck i gen, asymmetrischen oder
hang zwischen Tondauern und Ton­ kugelförmigen, wirklich „klingt",
höhen erkennen lassen und später läßt sich vorerst nur durch Pro­
für die serielle Verkettung der ben und Probieren feststellen.
beiden Sphären nutzbar gemacht Es müssen hier optimale Lösungen
worden sind. - Als musi kalisch erstrebt werden, die vom Hörer
zugleich wechselndes und Gleich­ nicht als Kompromiß empfunden
bleibendes, etwa bei einem Einzel­ werden (- Kugelraum) .
ton mit ständig variiertem Ober­
tonanteil, präsentiert sich das Kopfhörer ist das aus den Anfangs­
Klangfarben-K., dessen differen­ jahren des R u ndfunks bekannte, un­
zierte Übergänge nur mit elek­ mittelbar an die Ohrmuschel ge­
tronischen Mitteln hergestellt legte Hörgerät, das neuerdings
werden können. zum Abhören von Schallplatten wie­
der in Gebrauch gekommen ist. Bei
Kontrapunkt als Technik von zwei den wenigen bewegten Teilen des
und mehr gleichzeitig erklingen- K.s entstehen weit weniger Ver-
Kopfstimme 174

ze r rungen als im Lautsprecher.


Der K. ist ferner unabhängig von
den unvermeidbaren Störungen des
Wiedergaberaums. Bei Stereoauf­
nahmen E.r M. können die �achtei= Sprechkopf
le dieses 11raumlosen" Hörens, an
die sich das heute mit allen elek­
trischen Übertragungsformen ver­
traute Ohr rasch gewöhnt, aller­
st]
dings nicht ausgeglichen werden.
Kopfversatz
Kopfstirrrne ist das obere der drei Bei Kopier-K.n sind die Tonköpfe
Hauptregister der menschlichen in der vertauschten Reihenfolge
Stimme; die beiden andern sind Hör-, Lösch- und Sprechkopf ange­
die Bruststimme und die aus bei­ ordnet, um mit einem einzigen Ma­
den gemischte Mittelstimme (voix gnetbandgerät Übe rspielungen und
mixte). Beweger aller .Stimmlaute Mischungen ausführen zu könaen.
ist der - Atem. Bei der K., bei Da nach einer solchen Mischung
der die Stimmbänder nur teilweise das ursprüngliche Signal unwider­
schwingen, überwiegt die Resonanz ruflich gelöscht ist, verwendet

der Kopfhohlräume, die als mit­ man (zur Sicherheit) in der Regel
schwingende dle 110 ffenen" Töne einen Kopier-K. in Zweispur-Aus­
begünstigen. Sonderfälle des führung.
männlichen Kopfregisters sind
Fistelstimme und Falsett. Gespro­ Kopfversatz ist im - Kopfträger
chene oder gesungene Wörter kön­ eines Studio-Magnetbandgerätes
nen als „Material" zu einer der der Abstand der einzelnen Tonköp­
ergiebigsten Klangquellen E.r M . fe voneinander (ca. 8 cm). Der K.
werden. Der Au swertbarkeit der läßt verschiedene tontechnische
menschlichen Stimmregister ent­ Besonderheiten zu, etwa die Er­
spricht der klanglich unausschöpf­ zeugung von - Magnethall oder die
bare Modulationsbereich zwischen - Hinterbandkontrolle.
harmonischem Klang und farbigem
Rauschen. Kopie, das Resultat des Überspie­
lens von Bandauf nahmen auf ein
Kopfträger ist in der Magnetton­ anderes Tonband, gewinnt im elek­
technik eine me chanische, leicht tronischen Studio grundlegende
auswechselbare Vorrichtung zur Bedeutung zur Herstellung von
Befestigung der Tonköpfe und eines Zwischen- und Endspeicherungen.
Teiles der Bandführ ung. Der K. Vor der Einführung des - Dolby­
ist elektrisch durch eine Stecker­ Stretchers in die Tonstudiotech-·
leiste mit dem Magnetbandgerät nik waren h ä ufige Zwischen-K.n
verbunden. In der Tonstudiotech� sehr problematisch, da mit jeder
nik sind - Lösch-, - Sprech- und neuen K. das - Bandrauschen stark
- Hörkopf (in der Reihenfolge der wuchs und eine Beeinträchtigung
Benennung), durch den sogenannten der tontechnischen Qualität ent­
- Kopfversatz voneinander ge­ stand. Inzwischen ist das Kopie­
trennt, am K. angebracht. ren weniger heikel geworden: die
zehnte Kopie, über den Stretcher
175 Kreuzschienenfeld

11gezogen", weist etwa das Maß an Weise. Wird das Tonband kurz n ach
Bandrauschen auf wie die erste der Fertigstellung abgespielt, so
ohne das Gerät. Heute wird häufig brauchen noch keine K.e aufzutre­
das Original einer elektronischen ten, aber nach einer gewissen
Komposition in 11gestretchtem11 Zu­ Lagerungszeit, schon von Tagen,
stand als Vor-Original archiviert; von Stunden und selbst von Minu­
:s kann nur über Stretcher abge­ ten, ist es möglich, daß Klänge
spielt werden. Eine sogenannte 11durchgeschlagen" sind. Dieser
Sicherheits-K., eine „entstretch­ Gefahr kann man entgehen, wenn
te" Überspielung, steht als Origi­ man das Magnetband oder kopierge­
nal im Archiv. Fyr Sendungen und f ährdete Teile des Bandes sofort
Aufführungen elektronischer Kom­ nach der Fertigstellung mit ein­
positionen werden grundsätzlich laufendem Weißband absichert, das
nur K.n des Originals verwendet keinen K. mehr durchläßt. Es emp­
(-Kopiereffekt). fiehlt sich; empfindliche Origi­
nalbänder mit elek tronischer Mu­
Kopiereffekt nennt man beim Ab­ sik grundsätzlich mit dieser Si­
spielen eines Tonbandes die echo­ ch erung gegen K.e durch nichtma­
artigen Wiederholungen eines gnetisiertes Band aufb ewah ren.

Schallvorgangs auf den nächstbe­ füt e�ne Aufführung sollten über­


nachbarten Windungen des Bandes. haupt n ic ht die Originalbänder,
Meistens kopieren sich Töne und sondern n u r Kopien, wenn notwen­
Klänge von starker Intensität. dig mit sicherndem Weißbandein­
Am leichtesten ist dieses „Durch­ lauf, benutzt werden.
schlagen" auf die benachbarten
Bandwindungen bei hohen, über­ Kopierkopfträger - Kopfträger
steuerten Sinustönen zu beobach­
ten. Dabei entstehen von abge­ Körperschallwarrller werden in der
spielter Windung zu abgespielter T onstudiotechnik nicht verwendet,
Windung sich allmählich verlie= mit Ausnahme der - Ballplatte,
rende Vor- und Nachechos. Diese die der Verhallung auf Band ge­
K.e, die in der Praxis die Vor­ speicherter Schallereignisse
führung eines Tonbandes aussc hlie­ dient. In der Praxis der - Live
ßen, sind staz-_k abhängig von der Electronic sind häufig - Kontakt­
Qualität des Bandmaterials, von mikrophone als K. in Gebrauch;
der Frequenz, von der Temperatur sie wandeln mechanische Schwingun­
(216) und der Einwirkzeit(220J. gen in elektrische um .
Bei tiefen Tönen, bei Klängen und
Geräuschen, sofern sie nicht ex­ Kreuzschienenfeld (auch Kreuz­
treme Intensitätsspitzen aufwei­ schienenve rteiler), in der Fern­
sen, läßt sich ein Durchkopieren sprechtechnik seit l angem üblich,
auf die Nachbarwindungen nicht hat seit einiger Zeit Eingang in
mehr feststellen. Ebenso ist bei die Tonstudios gefunden, wo es
elektronischen Musikbändern mit das - Steckfeld ersetzen sollte.
stär kerem Geräuschanteil die Ge­ Das K. dient der Verbindung von
fahr des K.s gering. Beim aufge­ Eingangs- und Ausgangsleitungen
spulten Band verstärkt sich all­ ohne Kabelverbindungen, die ge­
mählich die bleibende Magnetisie­ steckt werden müssen. Alle Lei­
rung in sehr unterschiedlicher tungen sind im K. fest „verdrah-
Kugelraum 176

tet" und werden durch Knopfdruck allen Richtungen von Klängen umge­
oder Kreuzschienenstecker (soge­ ben.-' würden. Der Problematik der
nannte Kurzschlußstecker) mitein­ Raumakustik einer solchen Kugel -
ander verbunden. Diese Methode Schal lbrennpu:nktbildungen durch
bedeutet bei der Arbeit mit vie­ R eflexionen, Echos, ungleiche
len gleichartigen Bauelementen Schallverteilung im Raum - ist
und Leitungen eine gewisse Bedie­ nur durch eine akustische Aus­
nungserleichterung, da durch die schaltung des gewölbten Innen­
Anordnung von Drucktasten bzw. raums beizukommen, indem man durch
Steckern eine optische Kontrolle Verkleidungen jegliche Reflexion
sofort möglich ist, Bei der Ar= verhindert und auf diese Weise
beit am - Mischpult jedoch hat einen annähernd schalltoten Raum
sich zur Verbindung der einzelnen erhält. Die Lautsprecher strahlen
Übertragungswege das gewohnte bei Aufführungen elektronischer
Steckfeld als sehr praktisch er­ Kompositionen dann nicht mehr nur
wiesen, das vorn K. nicht verdrängt die Original-Musik ab, sondern
werden konnte. müssen auch die Funktion künstli­
Eine ähnliche Entwicklung hat es cher Raumreflexionen übernehmen.
auch auf dem Gebiet der - Synthe­ Derartig elektroakustisch „behan­
sizer gegeben: Während die V er­ delte" Räume sind allerdings für
bindungen an den älteren Modellen Aufführungen von Instrumentalmu­
noch durch Leitungen erfolgten, sik nicht mehr oder nur noch be­
die vom Ausgang eines Moduls in dingt tauglich. Der deutsche Bei­
den Eingang eines anderen gesteckt trag zur Weltausstellung 1970 in
werden mußten (bei komplizierten Osaka wurde als K. zur Vo rführung
Schaltungen also ein ganzer E.r M. konzipiert und errichtet.
11
11Dschungel von Kabeln vor dem Trotz einiger Ungereimtheiten -
Synthesizer entstand) , laufen bei so wurde die Publikumsebene nicht
neueren Konstruktionen sämtliche in Höhe des Äquators, sondern et­
Module auf einem K. zusammen, so wa 3 m ·tiefer angebracht, wodurch
daß keine Leitungen mehr benutzt der Schall „von unten", im Ganzen
werden müssen. ohnehin zu schwach abgestrahlt,
auch noch stark absorbiert wurde
Kugelraum, der aus Kuppelräumen - ergaben sich eindrucksvolle mu­
und Halbkugeln entwickelte all­ sikalische Wirkungen, vor allem
seitig gekrümmte Raum (die Idee, das Erlebnis, als Zuhörer „im
ein Bauwerk in Form einer Kugel Klang zu sitzen". Ähnliche Vor­
zu errichten, stammt von den frz. stellungen einer „gewissermaßen
Revolutionsarchitekten Claude­ kugelförmigen" Raum-Zeitgestalt
Nicolas Ledoux (1736 - 1806) realisierte B.A.Zimmermann im
und Etienne Louis Boullee (1728 - Schlußakt seiner Oper Die Solda­
1799), wurde erstmals 1958 von ten, in welchem sich der akusti­
K. Stockhausen als Auditorium für sche Halbkreis der Bühne durch
die Wiedergabe E.r M. vorgeschla­ im Zuschauerraum postierte Laut­
gen(193J. In der Mitte des rundun sprechergruppen zum Kreis erwei­
mit Lautsprechern bestückten K.s tert: das Publikum wird vollkom­
sollte eine schalldurchlässige mem in den musikalischen Prozeß
Plattform für die Hörer vorgese­ miteinbezogen.
hen sein, die auf diese Weise aus
177 Kurven gleicher Lautstärke

Kugelstrahler sind - Lautsprecher, Der subjektive Hörvergleich geht


in deren kugelförmigen oder halb­ von einem Normalton von 1000 Hz
kugelförmigen Gehäusen zahlreiche aus, der auf eine bestimmte Inten­
kleine Hochtonsysteme so angeord­ sität eingeregelt ist und von
net sind, daß der Schall gleich­ einer Reihe jünge rer Versuchsper­
mäßig und gleichphasig in alle sonen mit einem anderen, in der
Richtungen abgestrahlt wird; da­ Lautstärke variablen Ton solange
durch soll die starke Richtwir­ verglichen wird, bis beide gleich
kung hoher Frequenzen a ufgehoben laut e rscheinen. Der Schalldruck
werden. Die um 1960 weit verbrei­ des gleich lauten Normaltons wird
tete Lautsprecher-Kombination mit in - Dezibel ausgedrückt. Für den
aufgesetztem K. wird heute nicht im Dezibelmaßstab definierten
mehr verwendet. Schalldruck wird die damit über­
einstimmende Einheit - Phon ge­
Kurven gleicher Lautstärke sind wählt. Durch diese Vergleichsme­
Phonkurven, die sich aus subjek­ thode, erweitert von einem auf
tiven Hörvergleichen ergeben. Sie sehr viele andere Töne, ergeben
müssen als das bekannteste und sich die K.gl.L.
am häufigsten ange führte Kurven­ Untere und obere Kurve, von der
bild der Akustik gelten. Die - Hörschwelle bis zur - Schmerz­
K.gl.L. werden auch heute noch schwelle, umschließen das - Hör­
vielfach nach Fletcher und Mun­ feld, das stark frequenzabhängig
son (1933, zurückgezogen 1954) ist. Wie das Kurvenbild zeigt,
zitiert, obwohl inzwischen die hat das Ohr seine größte Empfind­
neuen, verbesserten Kurven von lichkeit bei 2000 bis 3000 �z,
Robinson und Dadson (1956) als �
a so in einem Bereich von c bis
internationaler Normenvorschlag g , in dem sich Musik mit realen
angenommen wurden. Tönen nur noch z u einem winzigen
T eil abspielt. Neben der größten
Empfindlichkeit spricht die Aku­
stik auch vom günstigsten Bereich
( 100 bis 2000 Hz) , der „als Kern­
gebiet für die musikalische Ver­
wendung zu betrachten" sei. Das
beruht freilich auf musikalis cher
Unkenntnis, denn die „musikaliscre
Verwendung" kann nicht mit Sinus­
tönen rechnen, und der ganz über­
wiegende 'Teil der Musik spielt
sich im Bereich zwischen 100 und
1000 Hz ab. Ziemlich unempfind­
lich ist das Ohr bei tiefen Fre­
quenzen von geringer Lautstärke.
Dem Ohr erscheint ein tiefer Ton
(nach Robinson und Dadson) nur bei einem vielfach größeren
Schalldruck so laut wie ein Ton
von 1000 Hz. Das Kurvenbild bie­
tet keine absoluten Größen, son­
dern eine Reihe von ungefähren
Kurzgeräusch 178

A nhaltspunkt en, die noch d urch Schönberg kaum glücklich geprägte


verschiedene Umstände modifiziert Bezeichnung K.-Instrumente be­
werden, so bei zusammengesetzten zieht sich auf Instrumente, die
Schallvorgängen, bei kurzen Scl:all:­ angeschlagen oder gezupft werden
stößen oder bei kurzzeitig unter­ und dann verklingen (Klavier, Har­
brochenen Vorgängen. In diesem fe, Gitarre u.a.).
Sinne ist Lautstärke als Ver­
gleichsgröße nur ein Quantitäts­ Kyl::ernetik (griech., steue rn, ur­
prinzip. Nicht viel ist damit
.
sprünglich die navigatorische
gesagt über das gesamte spektrale Steuerkunst) ist die Lehre von
und zeitliche Umfeld, in dem Laut­ den kybernetischen Systemen, als
stärken im höheren Musikzusammen­ deren wichtigste die - Info rma­
hang Elemente der musikalischen tionstheorie, die Systemtheorie,
Gestalt werden. die Rege l un gst heo rie , die Spiel­
theorie und die Algorithmentheorie
Kurzgeräusch ist ein komplexer gelten. Charakteristisch für die
klanglicher Vorgang, der objek­ von amerikanischen Mathematikern
tiv durch die Geräuschquelle, um die Jahrhundertmitte begründe­
subjektiv durch die Ansprechzeit te K. ist die enge Verbindung mit
des Ohres bestimmt ist. Ob"-Ohl einschlägigen mathematischen Pro­
in der Tonhöhe nicht definierbar, blemen.Der bek annteste der Begrün­
werden K.e deutlich nach ihrer der der K. ist Norbert Wiener,
Klangfarbe erkannt und unterschie­ der 1948 das fundierende Werk
den. Systematisch können K.e „Cybernetics or Control and
verschiedener Färbung vom - Im­ Communication in the Animal and
pulsgenerator hergestellt werden .• the Machine" (Kybernetik oder Re­
K.e von konstitutiver Bedeutung gelung und Nachrichtenübertragung
beim Sprechen sind die geräusch­ im Lebewesen und in der Maschine)
haf ten Zisch- und Reibelaute mit veröffentlichte(219). U n ter den
optimalen Formantbereichen und weiteren amerikanischen Darstel­
d ie Verschlußlaute (Explosivae), lungen ist das 1956 erschienene
bei denen ein Verschluß durch grundlegende Buch von W.R.Ashby
hindurchgepreßte Luft gesprengt 11An Introduction to Cybernetics11
wird (p, b, t, d, k, g), deren (Eine Einführung in die Kyberne­
Spektrum sich pber den ganzen tik) hervorzuheben. Im Vorder­
Hörbereich erstreckt. Spezial­ grund de r kyber netischen Mathema­
fälle von K.en sind - Knack und tik stehen die (nur nach langjäh­
- Knall. rigem Fachstudium zugänglichen)
Methoden der Wahrscheinlichkeits­
Kurzton ist ein maßstabartiger rechnung, der mathematischen Sta­
Begriff für die Erkennbarkeit der tistik, die Theorie der Differen­
Tonhöhe. Sinustöne verschiedener tialgleichungen, die Topologie
Frequenz bedürfen einer verschie­ sowie die Vektor- und Matrizen­
den langen Minimalzeit zur Erre­ rec hnung. Anwendungsgebiete der K.
gung e iner diskreten Tonhöhenemp­ sind die Automatisierungstechnik,
findung. Für 100 Hz beträgt die insbesondere die maschinelle Re­
erforderliche Mindesttondauer et­ chenautomatik, die Kommunikations­
wa 40 ms, für 1000 Hz 10-12 ms, wissenschaft, die Biolo gie, die
für 10 000 Hz 20 ms. - Die von sich mit dem Studium lebender Or-
179 Kybernetik

ganismen befassende Bionik , die


Medizin, Pädagogik, Linguistik,
Soziologie und Wirtschaftswissen­
schaft. „Die Wandlungen unsero-er
Denkweise, die durch die Kyberne­
tik hervorgerufen werden, und
die ihrem Wesen nach letztlich
philosophischer bzw. weltanschau­
licher Natur sind, können mit den
Wandlungen unserer industriellen
Produktion, die durch die Auto­
matisierung bewirkt wird, unmit­
telbar in P arallele gesetzt wer­
den • • • Die Kybernetik ermöglicht
es auch, das traditionelle Be­
griffspaar Form / Inhalt durch das
wissenschaftlich viel bedeutende­
re von Struktur und Funktion zu
ersetzen." (102) In der Musik tau­
c hen kybernetische ftagen, ob­
wohl sie in dieser Hinsicht nie
untersucht worden sind, mit den
Verfahrensweisen der Zwölftontech­
nik auf. Die E.M. berührte sich
mit den Denkweisen der K. zunächS:.
durch die halba utomatischen Syn­
thesizer. Obwohl die musikali­
schen Erfahrungen mit kyberneti­
schen Problemen erst am Anfang
stehen, läßt sich bereits abse­
hen, daß ein komplett eingerich­
tetes Studio künftig ohne digi­
tal oder analog arbeitende Re­
chenautomaten nicht auskommen
wird.
181 L Laufzeitregler

Lärm , der physikalisch und objek­ gen der musikalischen Hörfläche


tiv kaum erfaßt, allenfalls durch stimmen damit nicht mehr überein
Schalldruckanalogien in ein nicht (- Hörfeld) .
fest umgrenztes Beob achtungsfeld
gestellt werden kann, wird als Langspielplatte (Abk. LP) war
sehr lautes Geräusch definiert, frühe r die Bezeichnung für alle
das als Belästigung, bei dauern­ Schallplatten, die sich von den
der Einwirkung als Belastung emp­ gewohnten Schellackplatten mit
funden wird. Die bescheidenen 78 UpM (Umdrehungen p ro Minute)
Emissionsquellen von L., die Ar­ unterschieden. Heute werden nur
thur Schopenhauer 1851 in seiner noch solche Schallplatten als
1
Abhandlung „Über Lerm und Ge­ L.n bezeichnet, die mit 33 /3
räusch" als K indergeschrei, Hunde­ UpM laufen. Sie haben einen Durch­
gebell und Peitschenknallen der messer von 30 cm (DIN 45 533) ,
Fuhrleute charakterisierte, haben seitdem die früheren 25-cm-L.n
sich längst zu einem unermeßli­ zu Anfang der 1960er Jahre phono­
chen Wirkungsfeld gewandelt, auf industriellem Rationalisierungs­
dem eine ganze Wissenschaft vom drang zum Opfer fielen. Seit Ein­
L. und seiner Bekämpfung in Gang führung der - Stereophonie er�
gekommen ist. Die Wahrnehmung vcn scheinen elektronische Komposi­
Schall' als L. in der Nähe der tionen immer häufiger auf L.n.
Schmerzgrenze kann oft nur im Zu­ Diese Stereoplatten haben in der
sammenhang mit der Person und Si­ Regel Dauern von ca. 14 bis 22
tuation beurteilt werden. Dabei Minuten pro Seite, in Ausnahme­
zeigt sich, daß L. nicht allein fällen bis zu 38 Minuten.
durch die Lautstärke charakteri­
siert werden kann. Sehr lauter Laufgeschwindigkeit - Bandge­
Schall, wie er von Menschen ab­ schwindigkeit
sichtlich herbeigeführt wird, et­
wa in der euphorischen Hochstim­ Laufzeitmessungen sind im Freien
mung von Massenkundgebungen, wird erfolgende, auf Oszillogrammen
von den Beteiligten noch nicht ablesbare Schallgeschwindigkeits­
als belastender L. empfunden, der messungen, die an verschiedenen
an der Schmerzgrenze sofort schüt­ Beobachtungsstellen die Zeitdif­
zende Gegenreaktionen auslöst. ferenzen des eintreffenden SchalJS
Ähnliches gilt von populärer, bis aufzeichnen. In großen geschlos­
an die L.-Grenze „aufgedrehter" senen Räumen unterliegen die L.
Musik mit schockierender Laut­ d e n Gesetzen der - Raumakustik.
stärkewirkung, obwohl der elektrcr Die feinsten Laufzeitunterschie­
nische L. mancher Pop-Musik-Grup­ de mißt das Ohr in Abhängigkeit
pen, der Spitzenwerte von 127 vom jeweiligen Schalleinfallswin­
Phon und Dauerlautstärken von kel (- Richtungshören) .
immerhin 105 bis 110 Phon er­
reicht, zu Gesundheitsschädigun­ Laufzeitregler (auch Zeitlaufreg­
gen wie vorzeitigen Ermüdungser­ ler, Tonhöhenre-gler oder Tempo­
scheinungen, Ko nzentrationsmangel, phon) ist ein Gerät, das die nor­
Gehörschäden bis zur Taubheit male Bandgeschwindigkeit ändert,
sowie Herzbeschwerden führen kann. ohne die Tonhöhe zu verändern.
Gewisse schematische Darstellun- In der Rundfunkpraxis kann es
Laufzeitregler 182

gelegentlich vorkommen, daß der durch den gesprengEen Lippenver­

bandabhörende Musikverantwortli­ schluß entsteht, und gibt damit


che diese und jene Musikpartie die Bahn frei für den sich spek­
etwas mehr accellerando oder ri­ tral aufwölbenden und dann abklin­
tardando haben will; dann wird genden Stimmklang. Bei stehendem
er, bei maximaler Begrenzung der Band und rotierendem Kopf schlägt
Geschwindigkeitsänderung auf höch­ sich dieser Vorgang in eine os­
stens 30% vom L. Gebrauch machen. zillierende innere Bewegung des
Der umgekehrte Fall ist schon Stimmklangs nieder. T astet man
schwieriger, nämlich bei gleich­ auf solche Weise ein Wort ganz
bleibender Bandgeschwindigkeit langsam, Millimeter für Millime­
die Tonhöhe zu ändern. Ein „deto­ ter, auf dem Tonband ab, erfährt
nierender11, intonationsunsicherer man erst, was in und zwischen den
Sänger oder Streicher wird sich Sprachlauten klanglich vor sich
damit nur auf umständlichste Wei­ geht. Die Sprache mit charakteri­

se korrigieren lassen, denn geän­ stischen, in ihrer unfaßbaren


dert wird hier nicht ein linearer Vielfalt und Bewegungsmannigfal­
Ton, sondern ein Ton in seiner tigkeit ist für solche Versuche
ganzen Schwankungsbreite. Große besonders geeignet, man kann aber
Dienste leistet dieses Verfahren auch jedes beliebige andere Klang­

bei der TonhöhentranBpoBition material von Stirnrngn, Ingtrum��­


stationärer elektronischer Klänge.. ten oder Geräuschen an jedem be­
Der dritte Fall ist im Bauplan liebigen Punkt in Permaneaz er­
des Geräts gar nicht vorgesehen - klingen lassen, - es ist, als ob
typischer Fall einer elektroni­ die Dauer stillgelegt und in
schen Zweckverkehrung, wie sie einem ihrer Jetztpunkte gefesselt
sich so oft schon in der E.n M. würde.
als nützlich erwiesen hat: das Das Tonband wird in einer Bie­
mit einem Rotierkopf ausgestatte­ gung, die etwa einem Winkel von
te Gerät erlaubt es nämlich, ein 90° entspricht, so um den Rotier­
stillstehendes Band abzutasten. kopf geführt, daß es stets von
Hat man gesprochenes Wort auf einem der vier Hörköpfe berührt
dem Magnettonband, so kann man wird.
beliebige Vokale und Konsonanten
abtasten, indem man das Band mit
der Hand ganz langsam an den vier
Hörköpfen des Rotierkopfs weiter­
schiebt. Hält man das Band bei
einem Explosivl aut an, einem t
etwa, das sonst kontinuierlich
nicht dargestellt werden kann,
1: Umlenkrollen
so hört man ein permanentes, stän­
2: Rotierkopf
dig iteriertes t, ein t-Konti­
3: Andruckrolle
nuum, das sich als ein Rausch­ 4: Regler mit Skala
spektrum zu erkennen gibt. Aber
Der Antrieb des Magnetbandes steht
selbst dieser Konsonant ist nicht auf „Umwickeln vorwärts". Dadurch
einfach ein stationärer Vorgang, ist der konstante Antrieb auBer Kraft
vielmehr schwingt er ein mit gesetzt und eine „Fremdregelung"
einem Strömungsgeräusch, das der Bandgeschwindigkeit von außen
kann erfolgen.
183 Lautgedichte

Bei einer Verlängerung der Lauf­ Bezug auf sprachliche Bedeutungen

zeit werden Teile des Bandes dop­ zu meist kurzen Versgebilden zu­
pelt wiedergegeben, bei einer Ver­ sammengefügt sind. Als imaginäre
kürzung werden sie ausgelassen. Sprache sind sie vorwiegend fürs

Steht der Rotierkopf still, so Hören bestimmt und erschließen

läuft das Band mit normaler Ge­ beim Sprechen neue, auch musika­

schwindigkeit an einem der Hör­ lisch auswertbare Klangbedeutun­

köpfe vorbei. Kommt der Rotierkop: gen. Die Tradition der L. reicht

in Gang, so verändert sich die bis zur Jahrhundertwende zurück.


Bandgeschwindigkeit zu einer pro­ Nach den Versuchen von Scheerbarth

portional funktionierenden Rela­ und Morgenstern und den ein „La­

tivgeschwindigkeit, wobei, um die boratorium zur Befreiung der Spra­

Tonhöhe konstant zu halten, ein­ che11 proklamierenden russischen

zelne Abschnitte des Bandes dop­ Futuristen und Suprematisten

pelt wiedergegeben oder, wenn Chlebnikow, Kroutchnykh und Male­

der Rotierkopf in entgegengesetz­ witsch um 1912 wurden die ersten


ter Richtung läuft, ausgelassen bekannten L. von dem Dadaisten
und gerafft werden. Das Tonband Hugo Ball in Zürich als zeitkri­
kann, bei konstanter Tonhöhe dop­ tischer Protest gegen den Miß­

pelt so schnell oder doppelt so brauch der Sprache aus der Taufe

langsam laufen; in diesen extre­ gehoben. Zu den lett�i�ti�ch pho­


men Fällen leidet allerdings die netischen Bestandteilen traten
Qualität der Wiedergabe. Ohne Ein­ mit Raoul Hausmann (1918) mensch­
buße an Qualität arbeitet das Ge­ liche Affektäußerungen wie Lachen,
rät bei Musik bis zu 25 %, höch­ Kichern, Lallen, Keuchen, Atmen,
stens 30 i Geschwindigkeitsände­ Schmatzen, Gurgeln, Zischen, Räus­
rung, bei Sprache bis zu 40 %. pern, Prusten, Brummen u.a. sowie
reine Konsonantenfolgen hinzu,
Laufzeitunterschiede - Richtungs­ die das Klangspektrum erheblich

hören erweiterten. Auf dieser Linie


liegt die von Kurt Schwitters ent­
Laufwerke der Magnetbandgeräte wickelte, von 1921 bis 1932 mehr­
müssen, vor allem andern, die fach erweiterte Sonate in Urlau­

Forderung der unabänderlich ten, die als notierte Großform


gleichbleibenden Tonträgerge­ nicht mehr improvisiert, sondern

s chwindigkeit erfüllen. Von die­ rezitiert wurde, Heutige litera­

ser Geschwindigkeitskonstanz rische Vertreter von L.n sind·

hängt die Gleichmäßigkeit des Mon, Cobbing, Rühm, Lemaitre,


Bandlaufs und damit die Qualität Jandl, Gomringer, Heißenbüttel
von Aufnahme oder Wiedergabe u .a. Den Ausgangspunkt in der Mu­
eines Tonbandes ab. Wichtig ist sik bildeten die deklamatorischen
auch eine möglichst kurze - An­ Verfremdungen von Schönbergs
laufzeit des Magnetband-Lauf­ Pierrot lunaire. Vielfältigen Ge­

werks (- Magnetbandgerät). brauch des auf nichtsemantische


Bestandteile reduzierten Sprach­
l.autgedichte sind lyrische Formen materials machen in der seriellen
der phonetischen Poesie, Gedich­ und E.n M. Kompositionen von Be­
te ohne - Semantik, in denen Buch­ rio, Cage, Eimert, Haubenstock­
staben, Silben und Wörter ohne Ramati, Kagel, Ligeti, Nono,
Sehnebel, Stockhausen u.a.
Lautheit 184

Lautheit ist die subjektive Laut­ len sollte, einen in der Studio­
stärkeempfindung. Beträgt die Zu­ praxis nicht realisierbaren Durd1-

nahme an Lautstärke 10 Phon, so messe r von 3 m haben; jeder L.­


wird die subjektive L. als ver­ Konstruktion liegen daher gewisse
doppelt empfunden. Da es für den Kompromisse zugrunde. Die hohen
Musiker kein absolutes Lautstärke­ Töne breiten sich nicht nach allen

maß gibt, wurde im Zusammenhang Seiten aus, sondern werden gerich­

zwischen der Lautstärke in Phon tet („gebündelt") von der Membran

und der L. eine neue Meßskala ein­ abgestrahlt. Da diese starke


geführt. Das geschah 1933 durch Richtwirkung unerwünscht ist, be­
H. F letcher, der für die „wahre dient man sich heute immer mehr

Lautheitsempfindung" die willkür­ sogenannter -Akustischer Linsen,

liche Einheit „Sone" mit dem Be­ die durch besondere Anordnungen

zugspunkt 40 Phon = 1 Sone fest­ von Reflexionsflächen Schallab­


legte. Im Verhältnis der beiden lenkungen hervorrufen; dadurch
Maßeinheiten „Lautstärke" und werden die hohen Frequenzen 11ge­
11 streuter" abgestrahlt. Die Aufhe­
11 L. sind inzwischen ungelöste
Probleme aufgetaucht, seitdem bung der Richtwirkung kann auch

festgestellt wurde, daß - verein­ dadurch erreicht werden, daß in


facht gesagt - mit Phon und Sone einem Gehäuse an verschiede nen

die gleichgn GrößQn q�m�ssen wur­ gtellen Hochton-L. angeordnet

den ( 188 J. Deshalb ist eine Unter­ sind. Solche 11Hochtöner" umfassen
scheidung zwischen Lautstärke· und je nach L.- und Frequenzweichen­
L. 11wenig sinnvoll"(161). konstruktion einen Frequenzbereich
zwischen 400 und 20 000 Hz, den
Lautsprecher ist das eigentliche der unmittelbar darunter oder da­
11 der E.n M., die nur neben angebrachte Tiefton-L. für
11Instrument
auf dem Tonband existiert und den Bereich zwischen 20 und 400
nur durch L. wiedergegeben werden Hz ergänzt. Um evtl. entstehende
kann. Da sich der gesamte Tonfre­ - Interferenzen zu vermeiden, wer­
quenzbereich mit einem einzigen den Hochton- und Tieftonsysteme
L. nicht optimal erfassen läßt, möglichst nah beieinander in
werden heute für verschiedene einem einzigen Gehäuse unterge­
1
Frequenzbereiche meist verschie­ bracht. Was der Laie als ,1einen1
dene L. unabhängig voneinander L. zu bezeichnen pflegt, ist in

verwendet, etwa Hochton-, Mittel­ Wirklichkeit meist ein ganzes


ton- und Tiefton-L. ; sog. Fre­ System von L. n.
quenzweichen bewirken die Auftei­ Ein L. arbeitet gut, wenn der

lung in die gewünschten Frequenz­ abgestrahlte Klang ohne Verzer­

bereiche. Um elektrische Energie rungen bleibt. Heute werden vor


in Schallenergie umzusetzen, ist allem elektrodynamische L. ver­
eine Membran erforderlich. Tiefe wendet. Elektro statische und pie­
Töne, die sich nach allen Seiten zoelektrische L. eignen sich vor­
gleichmäßig ausbreiten, erfordern wiegend für die Wiedergabe mitt­
eine viel größere Membran als lerer und hoher Frequenzen; sie
hohe Töne. Im Bereich von 60 bis arbeiten mit wesentlich niedrige­
100 Hz müßte eine solche Membran, ren nichtlinearen Verzerrungen
wenn sie den Schall ungehindert, als elektrodynamische L. , e rfor­
d.h. frequenzunabhängig abstrah- dern aber eine bedeutend höhere
185 Lautsprecheranordnung

Energiezufuhr; zudem ist die Wie­ gehen die Komponisten ganz gewiß

dergabe tiefer Frequenzen bis nicht von jenen Voraussetzungen

heute nicht zufriedenstellend ge- aus, die das 11Raumerlebnis11 in

1 ungen. Daher (und wegen der nied­ der venezianischen Musik des 16.
rigeren Produktionskosten) sind Jahrhunde rts und bei verschiede­

heute fast ausschließlich elek­ nen Kompositionen von Mozart und

trodynamische L.-Systeme oder Berlioz rechtfertigen" (45). In

Kombinationen mit elektrostati­ der E.n M. bestimmt dieses Mit­

schen oder piezoelektrische n Mit­ komponieren des Raums, das die

tel- und Hochton-L.n in Gebrauch. mehrkanalige Wiedergabe voraus­

Der auf die Tieftontruhe aufge­ setzt, die Bewegungen der Klänge

setzte Kugelstrahler mit zahlrei­ von einem Lautsprecher zum andern,

chen kleinen Hochtonsystemen wur­ rechts oder links herum oder in

de vo r und nach 1960 in den Ton­ diametraler Richtungsänderung. Im

studios allgemein benutzt, doch Normalfall der vierkanaligen Wie­

ist man inzwischen wieder zur dergabe werden die Lautsprecher

Kasten- und Schrankform des L.s i n den Ecken des Raumes (gelegent­

übergegangen. lich auch an den Seiten) ange­

Erfahrungsgemäß bereiten die L. bracht.

bei det - Aufführung E.r M. immer


die größten Schwierigkeiten. Meist
sind zu wenige vorhanden, die zu­
dem noch eine zu geringe - L.­
Leistung erbringen. Spätestens
hier kann man immer wieder fest­
stellen, wie wenig sich die oft
als äußerst leistungsstark emp­
fundenen L. , wie sie in der Beat­
und Popmusik verwendet werden,
für die Aufführung elektronischer
Komposi ti·onen eignen, da sonst 4 3
nicht bemerkte Verzerrungen das
differenzierte Klangbild der E.n
M. zerstören. Die Lautsprecher 1,2,3 und 4
entsprechen den Spuren 1 - 4

Lautsprecheranordnung kann in der des Vierspurmagnetbandgerätes.

E.n M. Teil eines kompositori­


schen Plans sein, der die Rich­
tung und die Bewegung der Klänge Solche mehrkanaligen Wiedergaben

im Raum als neue Hör- und Erleb­ nach Analogie der - Stereophonie

nisdimension erschließt. Die vom vermögen den elektronischen Klän­

Komponisten bestimmte Anordnung gen eine so ungewöhnliche Durch­

der Schallquellen vermittelt dem sichtigkeit und Plastik bei gleich­

Hörer Eindrücke, die er aus der zeitig großem Volumen mitzugeben,

traditionellen Musik kaum kennt. daß man sie beim Vergleich mit

Ob in diesen Zusammenhang gewisse der von manchen Sendern noch prak­

Raumanordnungen der älteren Musik tizierten monauralen (einkanali­

gehören, bleibt fraglich. Dazu gen) Übertragung des Rundfunks


sagt L uciano Berio: ,1Heutzutage oft nur andeutungsweise wiederer-
Laut spreche ranordn ung 186

kennt. nist Roland Moser, der im Kölner


Bei einer großen Zahl von Schall­ Hochschulstudio alle Möglichkei­
quellen entsteht rings um den Zu­ ten der mehrkanaligen Konzeption
hörer ein Lautsprecher-Kontinuum, seines Stückes Stilleben mit Glas
das die geplante, auf Tonband und zur Verfügung hatte, ausdrücklich
zuvor in der Werkstruktur festge­ auf der monauralen Fassung, mit
legte „Wanderung" von Klängen er­ dem Lautsprecher auf dem Podium,
möglicht. Mit 12-oder 16-Spur-Ton­ frontal zum Publikum hin. In der
bandgeräten könnte ein solches elektronischen oder elektronisch­
Kontinuum hergestellt werden. Aber instrumentalen Musik sind manch­
nur wenige Studios verfügen über mal die einfachsten Dinge nicht
so aufwendige Maschinen und das erprobt, z.B. die Ergänzung eines
dazugehörende 2-Zoll-Magnetton­ instrumentalen Ka mmerensembles
band, Elektronische Raumkomposi­ auf dem Konzertpodium durch einen
tion kann nicht abstrakt oder gar im Ensemble postierten, gleichsam
mit Prioritätsansprüchen konzi­ mitspielenden Lautsprecher: ein
piert werden, sie setzt als mate­ not wendiges und sinnvolles Gegen­
r iales Fundament das Vorhanden­ stück zur zirkumfluenten Klang­
sein von Mehrspur-Magnetköpfen überschwemmung der Hörerschaft.
samt technischen Anlagen voraus.
Für die Verteilung von 11konkreten11 Lautsprecherleistung wird als ma­
Geräuscheffekten im Raum hatten ximale Belastbarkeit des Lautspre­
P.Schaeffer und P.Henry 1950 in chers in Watt (W) angegeben. Man
Paris eine elektromagnetische Ap­ unterscheidet M usikleistung (kurz­
paratur entwickelt, die sichtbar zeitige Spitzenleistung) und Si­
und mit einer gewissen Schauwir­ nusleistung (Dauertonleistung) ,
kung im Konzertsaal eingesetzt die immer geringer ist als die
wurde(116). meist zu optimistisch angegebene
Die in der Werkstruktur begründe­ Spitzenleistun9. Häufi g werden
te Lautsprecherplazierung und, von den Herstellern auch nur die
damit verbunden, die stereophone Spitzenwerte genannt. Kleine Laut­
Konfigu ration der Schallfelder sprecher, etwa die in Kofferra­
gibt heute den Konzertvorführun­ dios, erbringen Leistungen von
gen E.r M, ein typisch dialekti­ 0,5 bis 2,5 W, Lautsprecher in
sches Klanggepräge, dem gegenüber Rundfunkgeräten 3,5 bis 15 W und
die einkanalige Übertragung flach separate Lautsprecher, wi e sie in
und unprofiliert erscheint. Aber Stereo-Heimanlagen und in Tonstu­
die ringsum die Hörer umflutenden dios benutzt werden, 5 bis 100 W,
Klänge zeigen auch die Abnutzungs­ was Membrandurchmessern von etwa
erscheinungen des den Hörer von 12 bis 42 cm entspricht. Bei der
allen Seiten Unter-Klang-Setzens. Beschallung von Räumen und Sälen
Deshalb sollten andere Möglich­ mit E.r M. muß man sich an der
keiten der Klanggestaltung nich t Dauertonleistung der Lautsprecher
von vornherein ausgeschaltet wer­ orientieren. Die - Hörsamkeit von
den. Dazu gehört, selbst im Kon­ Räumen kann durch verschiedene,
zertsaal, die einkanalige Wieder­ an mehreren Raumstellen postierte
gabe. Nach dem Überfluß wird oft Lautsprecher weitgehend erhöht
wieder das Einfache neuentdeckt. werden. Durch Verbesserungen des
so bestand der Schweizer Kornpo- Wirkungsgrades von Lautsprecher-
187 Lautstärkestufen geringster Intensität

konstruktionen ist die früher üb­ die Frage weder musikalisch noch

liche Faustregel überholt, die physikalisch eindeutig zu beant­

besagte, es müßten soviele Laut­ worten. Denn in der Musikpraxis


sprecher-Watt installiert werden, gibt es für L.n keine absoluten
wie ein Saal Hörer faßt. Bei Auf­ Maßstäbe, sondern nur ein Bezugs­

führungen E.r M. in kleineren, netz von relativen L.-Graden, die


akustisch guten Sälen (bis ca. nicht objektiv Schallintensität,
200 Personen) sollte pro Übertra­ sondern eine unterschiedlich in­
gungskanal eine Dauertonleistung tensive Tongebung bezeichnen. Das
von 60 W vorhanden sein. Bei grö­ Verhalten des Ohres gegenüber der
ßeren und größten Sälen muß die L. von einnachen Tönen ist um so

Übertragungsanlage nach akusti­ komplizierter, als ständig zwi­


schen Proben entsprechend höhere schen Schallstärke (der Orte, an
Leistungen erbringen, die jedoch denen sie gemessen wird), L. (der
kaum über 300 W pro Kanal liegen Empfindung im Ohr) und „Lautheit"

dürften. (einer psychologischen Größe mit


der Maßeinheit 11Sone11) unterschie­
Iautstärke bestimmt sich als de­ den werden muß. - Phon und - Sone
finierte Intensität zwischen den sind typisch akustische, typisch
Grenzen des außerordentlich gro­ musikfremde Begriffe, die für die

ßen �nergiebereiches, der sich Praxis im elektronischen Studio


von der eben wahrnehmbaren Ton­ nicht brauchbar sind. Der in der
empfindung bis zur - Schmerz­ Akustik viel debattierte Zusammen­
schwelle erstreckt. Der Umfang hang zwischen der L. in Phon und
dieses Größenbereiches hat in der der Lautheit in Sone ist mittler­
Praxis dazu geführt, daß die L. weile als auf falsche Vorausset­
nicht linear, sondern logarith­ zungen gegründet erkannt worden:
misch gemessen wird . Von der im E ine Unterscheidung der beiden
Ohr wahrgenommenen L. zu unter­ Maßeinheiten L. (Phon) und Laut­
scheiden ist die Intensität der heit (Sone) sei deshalb überflüs­
Schallquelle, die am Ort ihres sig, weil der Phon-Maßstab ein
Entstehens als Schallstärke ge­ nichtlinearer, der Sone-Maßstab
messen wird. Welche L. ein Ton jedoch ein linearer Maßstab der
hat, kann durch objektiv anzei­ Lautstärke sei(188). Schon in den
gende L.-Messer oder durch das dreißiger Jahren wurden, ausge­

subjektiv arbeitende Verfahren hend von der größten - Empfind­


des Hörvergleichs festgestellt lichkeit des Ohres, durch subjek­
werden. Im Gegensatz zu dem außer­ tive Hörvergleiche Phonkurven auf­
ordentlich differenzierten Be­ gestellt, die als - Kurven glei­
reich der Tonhöhen und Dauern cher Lautstärke gewisse Anhalts­
lassen sich für den Parameter der punkte für L.-Zusammenhänge und
L. keine ähnlich feinen Differen­ -Empfindungen geben.
zierungen angeben. Veränderungen
der L. etwa von einfacher zu dop­ Lautstärkestufen geringster Inten­
pelter Stärke bleiben an subjek­ sität werden wegen ihrer weit ge­
tive Empfindungsmaßstäbe gebunden. ringeren Zahl vom Ohr besser re­
Ist ff doppelt so laut wie f und gistriert als im Frequenzbereich
pp halb so laut wie p? Für den die kleinsten wahrnehmbaren -
Sänger oder Instrumentalisten ist Tonhöhenunterschiede. Die Angaben
Leerband 188

in der Fachliteratur über die Fä­ Leistungsverstärker - Verstärker


higkeit des Ohres, L.g.I. zu un­
terscheiden, schwanken zwischen Lesepartitur - Hörpartitur
140 und 370. Ähnlich wie die Ton­
höhenunterschiede sind auch die Leslie, ursprünglich der Name der
L.g.I. frequenzabhängig. Ein Maß Firma, die den Effekt eines rotie­
für alle Lautstärken in den Ein­ renden Lautsprech�rs für die Un­
heiten Phon oder dB bilden die terhaltungs- und Popmusik zum er­
aus Hörvergleichen gewonnenen - stenmal marktgeredht produziert
Kurven gleicher Lautstärke mit hat, bezeichnet heute allgemein
der Bezugsfrequenz von 1000 Hz, alle Konstruktionen mit rotieren­
ohne daß sich damit ein objekti­ den Lautsprechern. L.-„Kabinette"
ves Maß der - Lautheit (halb so dienen der künstlichen Klangbele­
laut, doppelt so laut) festlegen bung vor allem elektronischer oder
läßt. Objektive Lautstärkedaten elektromagnetischer (Harnmond-) -
dagegen sind auf dem - Aussteue­ Orgeln, wobei vor allem - Dopp­
..
rungsmesser ablesbar oder auf dem ler-Effekte erzeugt werden; für "
von ihm gesteuerten, unmittelbar diese Klangwirkungen lassen sich
auf dem Regietisch angebrachten allerdings fast nur mittlere und
Lichtzeigerinstrument. Geht man hohe Frequenzen ausnutzen. Prin­
von !O dB aus, so gilt -6 dB als zipiell werden zwei Konstruktions­
halb so laut, -12 dB als ein Vier­ weisen unterschieden: das direkt
tel so laut usw. Auf diese Weise in Rotation versetzte Mittel-Hoch­
erhält man eine sich von Ton zu ton-Horn und der fest eingebaute
Ton in geringsten Intensitäten Mittel-Hochton-Lautsprecher, den
abstufende Lautstärkeskal a von eine mit einem Schlitz versehene
�O dB bis höchstens -40 dB, das rotierende Trommel umgibt, durch
sind 39 verschiedene Intensitäts­ den der Schall abgestrahlt wird.
grade einer abfallenden Lautstär­ Ein Tieftonlautsprecher komplet­
kereihe, wie sie, ob seriell oder tiert die gesamte Lautsprecher­
frei eingesetzt, der Materialauf­ anlage. Die Rotationsgeschwindig­
spaltung der E.n M.-Technik ange­ keit der L.s ist meist in zwei
messen erscheint. Stufen schaltbar: ca. 1,6 Umdre­
hungen pro sec ergeben einen sog.
Leerban:l. nennt man ein gelöschtes, Kathedral- (oder Choral-) Effekt,
vorher bespielt gewesenes Ton­ 12 bis 16 U.p.s. die allgemein
band. Die Trägerschicht ohne Mo­ vom L. bekannten und erwarteten
d ulation wird benutzt, um Pausen 11schwirrenden" Klänge. Diese ge­
ohne Rauschsprung in Bänder ein­ normten Rotationsgeschwindigkei­
kleben zu k önnen. Ein solcher ten haben bisher einer häufigen
Rauschsprung würde sich e rgeben, Benutzung des L. im Bereich der
wenn man für diese Zwecke soge­ E.n M. im Wege gestanden. Erst in
nanntes Frischband (Tonband, das jüngster Zeit konnten durch die
noch nie bespielt wurde) verwen­ Entwicklung eines variablen Ro­
det, da auf ihm das gewisse Rau­ tationsreglers entscheidende Ver­
schen fehlt, das durch Löschen besserungen erzielt werden (- Ro­
von Tonbändern (neben der unhör­ tation) . Inzwischen werden man­
baren Löschfrequenz, die in der cherorts die elektromechanischen
Regel 80 kHz beträgt) entsteht. L.s durch elektronische K onstruk-
189 Lissajous-Figuren

tionen ersetzt und zur Klanger­ sen den - Frequenzgang (- Verzer­


zeugung herangezogen; den Doppler­ rungen).

Effekt vermögen sie allerdin gs


nicht genau zu imitieren. Linguistik - Phonologie

Lettrismus (von Letter, Buchstabe) Linienspektrun ist ein synonym

ist ein vorwiegend in Frankreich für das - Frequenzspektrum, in

als Lettrisme aktuell gewesener dem diskrete Spektrallinien die

Terminus, der sich zunächst, einzelnen Teiltöne eines Klang­

nicht ohne futuristische und da­ vorgangs symbolisieren.

daistische Anregungen, auf rein


literarische Sprachkompositionen Links-Rechts-Stereophonie bezeich­
bezog, dann aber auch als musika­ net eine stereophone Aufnahmeme­

lische Klangsprache Bedeutung ge­ thode, in der entweder zwei Mikro­


wann. 1942 hat Isidore Isou, ein phone mit sogenannter Nierench a­
junger, aus Rumänien stammender rakteristik (einer bestimmten -
Franzose, ein Manifest der let­ Richtcharakteristik) nebeneinan­
tristischen Poesie v eröffent licht, der wirken (AB-Stereophonie) , oder
in dem er ein Verfahren beschreibt, in der zwei übereinander angeord­
aus Buchstaben, Lauten, Silben nete Mikrophone ihre größte Emp­

und Wörtern eine neue, nichtse­ findlichkeit rechts bzw. links


mantische Klangsprache zu gewin­ von der mittleren Aufnahmerich­
nen. 1947 ließ er eine Abhand­ tung aufweisen (XY-Stereophonie)

lung über die musikalische Anwen­ Intensitäts- und Laufzeitunter­


dung lettristischer Prinzipien schiede der von den Mikrophonen
folgen, in der er an die Stelle eingefangenen Signale bestimmen
von Tönen die Buchstaben des Al­ das Klangbild der L.-R.-St. Im
phabets setzte und mit definier­ Gegensatz zur - Mitte-Seite-Ste­
ten Geräuschen verband; das Ergeb­ reophonie sind die durch AB- oder
nis war eine literarisch-musikali­ XY-Mikrophonanordnung entstehen­
sche Geräuschkomposition mit dem den Stereoaufnahmen nicht „kompa­

Titel Lettristische Symphonie(40). tibel" (-Kompatibilität). Im Be­

Der L. berührt sich unmittelbar reich der E.n M. werden diese von

mit den als - Lautgedicht und als Prinzipien der Mikrophonaufstel­


- Sprachkomposition bezeichneten lung herrührenden Begriffe nicht

Wort-Ton-Verfahren. verwendet. Es liegt in der freien


Entscheidung des Komponisten, ent­
Lichtzeigerinstrument ist in der sprechend seinem Kompositionsplan
Tonstudiotechnik ein Tochterin­ die gewünschten Richtungen durch
strument des - Aussteuerungsmes­ - Panoramaregler auf der Stereo­
sers, das am - Mischpult momenta­ basis 11anzuordnen11•
ne Spannungsspitzen anzeigt.
Das L. dient der Überwachung und Lissajous-Figuren sind oszillo­
Kontrolle der dynamischen Ver­ graphisch aufgezeichnete Kurven,
läufe in den Übertragungswegen. die durch zwei sinusförmige Aus­
gangsschwingungen erzeugt werden.
Lineare Verzerrungen können in Dieser zu Beginn des 19. J ah rhun­
den Übertragungswegen der Studio­ derts entdeckte Schwingungstyp
technik auftreten; sie beeinflus- wurde 1857 von dem französischen
Lissajous-Figuren 190

Physiker J.Lissajous analysiert; Auf dem Bildschirm eines - Ka­


H. v.Helmholtz untersuchte ihn thodenstrahloszillographen sind

1863 mit seinem „Vibrationsmikro­ L.-F. auch heute noch ein unent­
skop" an Schwingungen von recht­ behrliches Arbeits- und Prüfmit­
winklig zueinander schwingenden, tel der akustischen Meßtechnik.
an einem mitvibrierenden Spiegel
zu beobachtenden Stimmga beln. Die live (engl., unmittelbar, d irekt;
L.-F. geben Auskunft über das Fre­ r;-;inigen Publikationen (226)
quenzverhältnis und die Phasenla­ fälschlicherweise life geschrie­
ge zweier Schwingungen, aber ben) setzt sich als Begriff zur
nicht über de ren Tonhöhe. Verhal­ Charakterisierung des früher
ten sich die Perioden der Schwin­ selbstverständlichen Musikmachens
gungen wie kleine ganze Zahlen, in der Realzeit immer mehr durch,
seit die Schallspeicherung durch
Tonband und Schallplatten als Kon­

n,n,sr--i kurrent des öffentlichen Musizie­


rens im Konzertsaal immer größere
[___J [__J Bedeutung gewonnen hat. Im Be­
reich des Rundfunk- und Fernseh­
wesens werden Direktübertragungen
L.-Sendungen genannt. In der E.n
M. bezeichnet - L. Electronic
eine Annäherung an die gewohnten
Musizierformen.

Live Electronic (engl., auch als


„Live-Elektronik" eingedeutscht)
bezeichnet eine Entwicklung der
E.n M., die zu Anfang der 1960er
Jahre einsetzte und den Versuch
darstellt, die Realisation elek­
tronischer Klänge aus der Abge­
schiedenheit der Studios in die
Konzertsäle zu verlegen. L.E. in
1: 2 1: 3 2: 3
diesem Sinn ist zu unterscheiden
von der in der Unterhaltungsmusik
üblichen gleichlautenden Bezeich­
n ling, mit der eine von elektri­
schen Instrumenten gespielte Mu­
sik charakterisiert werden soll.
In gewisser Weise kann die L.E.
so zeigt der Bildschirm die den als Folge der Einbeziehung instru­
reinen Intervallproportionen ent­ mentaler und vokaler Mikrophon­
sprechenden stillstehenden L.-F. aufnahmen in die elektronischen
Weichen die Frequenzen von den Klangbestände betrachtet werden
ganzzahligen Verhältnissen nur (-Instrumente und E.M.). Denn
minimal ab, so verformen sich die die Veränderungen, denen man die­
L.-F. und beginnen, bei noch grö­ se Aufnahmen mit den im Studio
ßeren Abweichungen, 11umzulaufen". vorhandenen - Transformationsge-
1-
191 Live Electronic

räten unterwerfen kann, lassen ups abgenommen und, nach dieser


sich auch live, in der Realzeit Umwandlung in elektrische Span­
vor dem Publikum erzielen, sofern nungen, durch Transformations­
es gelingt, eine entsprechende geräte (meist Filter und Ringmo­
Vielfalt an Modulatoren aufzubie­ dulatoren) über Regler auf Laut­
ten. Das jedoch bedeutet eine sprecher gegeben und dort umge­
entscheidende Schwierigkeit, da formt hörbar werden. In den letz­
die Anzahl der Transformationsge­ ten Jahren ist eine Vielzahl von
räte weit größer als im Studio Ensembles im In- und Ausland ent­
sein muß, denn die Möglichkeit standen (bekannt wurde neben an­
sukzessiver Klangveränderungen deren die römische Gruppe „Musica
ist in der L.E. nicht gegeben. elettronica viva 11 unter der Lei­
So trägt denn auch der - Ringmo­ tung von F.Rzewski), die in die­
dulator - leicht zu transportie­ ser Art Musik machen und zum Teil
ren und anzuschließen - fast über-­ die Möglichkeiten - Kollektiven
all die Hauptlast11 live-elektro­ Komponierens und Improvisierens
11
nischer Klangumformung (Stockhau­ erproben, denen die Technik aller­
sen: Mixtur, Mantra, oft wird dings vielerlei Widerstände ent­
(etwa bei Cage) überhaupt nur ver­ gegensetzt.
stärkt) . Die beiden häufig be­ Relativ wenige Gruppen verfügen
haupteten 1Mängel11 der E.n M., in ihrem elektronischen 11Instru­
1
der große Zeitaufwand und der mentariwn 11 über einen - Synthesi­
Verlust an Spontaneität, treten zer von wenigstens mittlerer Grö­
in der L.E. zunächst zurück, da­ ße, dessen Einführung sowohl in
für aber entsteht ein neues Pro­ die Studiotechnik wie auch in die
blem: die Einschränkung der musi­ L.E. als das einschneidendste Er­
kalischen Phantasie durch häufig eignis in der jüngsten Entwick­
unzulängliche Mittel und die er­ lung der E.n M. angesehen werden
zwungene Rücksichtnahme auf tech­ muß. Die große Überschaubarkeit
nisch begrenzte Bedingungen, wel­ und verhältnismäßig einfache Be­
che die vermeintlich gewonnene dienbarkeit der Synthesizer, ein
Spontaneität wieder zunichte zu Ergebnis der durch Volltransisto­
machen drohen (- Improvisation) . risierung und Verwendung inte­
Einige ursprünglich in der E.n M. grierter Schaltkreise entstande­
nicht vorhandene Elemente des - nen Mini-Dimensionen, sowie ihr
Musizierens finden sich in der Funktionieren auf der Basis der
L.E. wieder; vor allem - P hrasie­ - Spannungssteuerung lassen zum
rung und - Artikulation erhalten ersten Mal die Möglichkeit der
erneut eine interpretatorische Erzeugung wirklicher live-elek­
Funktion. tronischer Musik zu, die nicht im
In der Regel stellt sich der mu­ Stadium einfacher elektronischer
sikalisch-technische Ablauf live­ Klangverschiebungen verharrt.
elektronischer Musik so dar, daß Denn der Synthesizer ist in der
instrumentale, vokale und wie Lage, sozusagen als Ensemble
auch immer erzeugte Klänge wäh­ (ganz allein mit sich selbst) mu­
rend ihres Entstehens gleichzei­ sikalisch befriedigende elektro­
tig durch Mikrophone aufgenommen nische Strukturen hervorzubringen,
bzw. unmittelbar durch - Kontakt-, wie auch im Ensemble (zusammen
- Kehlkopfmi krophone oder - Pick- mit anderen Instrumenten) live-
Lochkarten und Lochstreifen 192

elektronische Aufgaben zu über­ men, die heute schon als überholt


nehmen. Hier dient er nicht nur bezeichnet werden(B9J, den Parti­
zur Transformation instrumentaler turen der Instrumentalmusik ver­
und anderer mechanisch erzeugter gleichbar. Eine Schwierigkeit der
Klänge, sondern kann unter gewis­ Anwendung von L.u.L. in der soge­
sen technischen Bedingungen (bei nannten alldigitalen Klangerzeu­
genügend hohen Spannungswerten) gung (vom Computer über - Conver­
von Musikinstrumenten angesteuert ter direkt zum Lautsprecher) ist
werden, d.h. ein am Synthesizer vor allem in der großen Unbeweg­
eingestelltes Programm verändert lichkeit in bezug auf die Variie­
und entwickelt sich beispiels­ rung einmal gelochter Daten zu
weise durch den Rhythmus dynami­ sehen; schnelle Klangkorrekturen
scher Abfolgen oder durch Tonhö­ sind nicht möglich. Abhilfe wird
henfolgen eines Instruments, die hier erst durch - Hybride Systeme
durch Pick-ups abgenommen und dem geschaffen (- Codierung) .
Synthesizer eingegeben werden.
Für live-elektronische Komposi­ Löschdrossel ist in der Tonstudio­
tionen unter Einbeziehung dieser technik ein Elektromagnet zur -
Steuermöglichkeiten des Synthesi­ Entmagnetisierung der Tonköpfe an
zers seien als Beispiele J. den Magnetbandgeräten. Die L. ar­
Fritschs Violectra III für Viola beitet, nach dem gleichen Prinzip
d'amore und Synthesizer (1972) wie das - Bandlöschgerät, mit
sowie H.U.Humperts Synesis für einem ständig wechselnden Magnet­
Moog-Synthesizer und elektroni­ feld.
sche Orgel (1970/71) genannt. Ba­
sis solcher L.-E.-Kompositionen Ii:ischen
----
von Tonbändern kann in
ist in der Regel eine Grundschal­ der Magnettontechnik mit Gleich-
tung, die im Verlauf des Stückes und Wechselstrommagnetfeldern er­
weiterentwickelt wird, dem Spie­ folgen. In der Praxis werden heu­
ler am Synthesizer aber trotz te vor allem hochfrequente Wech­
der zahlreichen Variierungsmög­ selströme (zwischen 40 und 80
lichkei ten keine unbeschränkten kHz) im - Löschkopf des Magnet­
- improvisatorischen - Freiheiten bandgerätes erzeugt, die das Band
läßt. bis zur maximalen Sättigung ma­
gnetisieren. In diesem zustand des
Lochkarten und Lochstreifen sind Tonbandes spricht man von - Leer­
die Datenträger der - Computer; band. Bei besonders stark aufge­
sie entstehen durch Ablochung nommenen Signalen kommt es vor,
auf Karton bzw. Papierband von daß ein einfaches L. durch den
codierten Daten, die sich auch Löschkopf vor einem erneuten Auf­
als musikalische Parameter dar­ sprechen nicht ausreicht, um das
stellen können. In einem entspre­ alte Signal soweit ,1auszuradie­
chend eingerichteten elektroni­ ren", daß es nach der Aufnahme
schen Studio lassen sich über nicht noch 11durchschimmert11• Man
einen L.- bzw. L.-Leser diejeni­ löscht in diesem Fall das Tonband
gen Geräte ansteuern, welche die vorher im - Bandlöschgerät. Bei
gespeicherten Parameter erzeugen einer Löschfrequenz von beispiels­
und formen sollen. L.u.L. sind in weise 80 kHz in der heutigen Ma­
solchen direkt arbeitenden Syste- gnettontechnik muß während der
193 Luftschall

Realisation E.r M. berücksichtigt 1700 eingeführten temperierten


werden, daß die Löschfrequenz Stimmung hört. Die Tonabstände
bei einer Tieftransposition um innerhalb der Oktave konnten nicht
vier Oktaven, wie sie durchaus in „reiner" Stimmung festgelegt
vorkommen kann (von der Bandge­ werden (Quinte = 3:2, Quarte =

schwindigkeit 76 auf 9,5 cm/s), 4:3, Große Terz = 4:5 usw.); viel­
als hoher Pfeifton von 10 kHz mehr war es notwendig, die Oktave
hörbar wird. Die Transposition in 12 gleich große Tonintervalle
kann also nicht direkt, sondern zu teilen. Diese als Temperatur
muß über eine Zwischenkopie durch­ (zwölfstufige gleichschwebende
geführt werden. Temperatur) bezeichnete Einstim­
mung auf brauchbare Mittelwerte
Löschkopf dient in der Magnetton­ für al le zwölf Halbtöne erfolgt
technik zum - Löschen bespielter
Tonbänder. In der Regel ist der
nach der Forme1 .!l.J2. In der E.n
M. sind die L.-Rechnungen nicht
L. bei einer Aufnahme automatisch
zu umgehen, wenn zur komposito­
mit eingeschaltet; jedes Band
rischen Materialgewinnung Ton­
wird also grundsätzlich erst ein­
skalen gleicher Abstände gewon­
mal gelöscht, Durch das Vorbei­
nen werden sollen, also nicht
laufen des Tonbandes am Spalt des
L.es (dessen Spaltbreite etwa mehr J:.l:.J2, sondern etwa 1.lJi,
0,3 mm beträgt), an dem ein star­
kes Wechselmagnetfeld erzeugt
�. l2_f3 usw. Die früher ge­
legentlich anzutreffende Annahme,
wird, baut sich nach einer maxi­
es handele sich hier um 11eigene
11

malen Magnetisierung aller magne­


elektronische Temperaturen, be­
tischen Teilchen wegen der wach­
ruht auf einem Irrtum, denn Tem­
senden Entfernung zum Magnetfeld
peratur bezeichnet immer nur die
(durch immer kleiner werdende
Abweichung von der akustisch rei7
sog. Hystereseschleifen) die Ma­
nen Stimmung. Dagegen können aus
gnetisierung relativ langsam ab,
den L,, bei Zugrundelegung eines
bis schließlich ein magnetisch
- Hundert-(100-)Hz-Tons als Aus­
neutrales Band vorliegt, das zur
gangspunkt der Tonskala, die Fre­
erneuten Aufnahme (technisch aus­
quenzzahlen unmittelbar abgelesen
gedrückt: zum Auf sprechen) bereit
werden.
ist. Durch eine Vorrichtunq zum
Abschalten des L.es gestatten
I.ogatome sind logisch unverständ­
manche Magnetbandgeräte die Durch­
liche Silben, mit denen die Sprach­
führung von - Playback-Verfahren.
verständlichkeit in V ortragsräu­
men (auch für musikalische Zwek­
Lö�ngebrüll, in den Partituren
ke) geprüft werden kann (- Raum­
E.Vareses „Lion or Bull Roar"
akustik) .
genannt, - String Drum.

Luftschall ist der durch das Me­


Logarithmen (griech. logos Vernunft,
dium Luft übertragene - Schall,
arithmos Zahl) sind in der Mathe­
der, von einem schwingenden Kör­
matik Verhältniszahlen oder Ver­
per hervorgebracht, entweder di­
hältniszähler, mit denen der Musi­
rekt oder über Resonanzkörper in
ker zum erstenmal i n Berührung
der umgebenden Luft Druckschwan­
kommt, wenn er etwas von der um
kungen erzeugt und mit einer be-
Luftschall 194

stimmten (temperaturabhängigen)
Schallgeschwindigkeit das Ohr er­
reicht. „Fast könnte man sagen,
die schädlichen und lästigen
Schallwellen pflanzen sich durch
feste Körper fort" (Körperschall) ,
„die nützlichen und angenehmen
durch die Luft" ( 1). Diese aus der
Sicht der Tontechnik zutreffende
Beurteilung orientiert sich vor
allem an der Sach l age, daß Musik
beinahe ausschließlich durch L.
entsteht, Störungen dagegen sich
meist durch Körperschall ergeben,
etwa durch - Trittschall. Die be­
stimmenden Größen des L. s - Schall­
druck, Schallschnelle und Schall­
geschwindigkeit - haben wesent­
lichen Einfluß auf die Konstruk­
tion von Mikrophonen mit 1.111ter­
schiedlicher - Richtcharakteri­
stik.
195 M Magnetbandgerät

Machinarrata wurden im 18. Jahr­ und Wiedergabeverstärker mit Ent­


hundert Musikmaschinen genannt, zerrern. Die Magnettontechnik ist
für die Quantz, C.P.E.Bach, Kirn­ heute dank der intensiven Pro­
berger, M. und J.Haydn, Mozart duktion von Heimtonbandgeräten in
und Beethoven Werke komponiert fast populärem Ausmaß bekannt.
haben (- Mechanische Musik) . Mehr Bei ·den Studio-M.en erfolgt der
als Gelegenheitskompositionen Bandantrieb dlYCch drei Motoren,
waren auf diesem unwichtigen mu­ den „Tonmotor", der die gefordertE
sikalischen Nebengebiet nicht zu Bandgeschwindigkeit (in der Regel
erwarten. Das einzige Geniewerk 38,1 cm/s) herstellt und den bei­
war das zu den größten polyphonen den „Wickelmotoren", die das Um­
Schöpfungen Mozarts gehörende spulen besorgen und den nötigen
„Orgelstück für ei ne Uhr" (KV. Bandzug herstellen. Das Band wird
608) . Nur sehr bedingt können vom Abwickelteller über eine oder
diese - Musikautomaten als mecha­ mehrere U ml e nkrollen, die der
nische Vorläufer der elektroni­ Bandführung dienen, am Lösch-,
schen Klangmittel bezeichnet wer­ Sprech- und Hörkopf vorbei zur
den. Tonwelle und dann über die Ton­
welle zum Aufwickelteller geführt.
Magnetband - Tonband

Magnetbandgerät, häufig mit dem


gesetzlich geschützten Namen -
Magnetophon oder in den Studios
einfach 11Bandmaschine" genannt,
dient der Schallaufzeichnung auf
dem magnetisierten Tonband. Ohne
das 1935 von der AEG entwickelte
und 1940 von H.J.von Braunmühl
und W.Weber durch das Hochfrequenz­
ver fahren verbesserte M. wäre die
\
E.M. im Stadium der elektrischen Andruckrolle
1 1
Spielinstrumente steckengeblie­ Umlenkrolle '
Tonwelle
ben. Wirklich verarbeiten läßt 1 Hörkopf
sich nur der auf dem Tonband f i­ 1 Sprechkopf
xierte Klang. Die be iden grund­ Lösch kopf
legenden Vorgänge sind einmal die
elektroni sche Klangproduktion und
zum anderen ihre Speicherung auf
dem Tonband, das allgemein als In der Terminologie der Tonstudio­
- Tonträger bezeichnet wird (an­ technik wird der Au fnahm ekop f
dere Speicherungsmöglichkeiten (der auch Musikkopf heißen könnte)
sind in Film-, P latten- oder Wal­ als - Sprechkopf bezeichnet („auf­
zenform in Gebrauch) . Zum M. getö­ nehmen" ist gleich 11aufsprechen").
ren neben dem Tonträger mechani­ Die in einem gemeinsamen - Kopf­
sche Antriebssysteme und ihre träger untergebrachten drei Köpfe
elektrische Energieversorgung, der M.e sind kleine gekapselte
die magnetischen Aufsprech- und E lektromagnete, deren Spaltbreite
Abtastorgane sowie die Aufn ahme- ( Pol a bs tand ) nur wenige tau se nd-
Magnethall 196

stel Millimeter, etwa 3µm, be­ ter dem Sprechkopf) zeiLversetzt


trägt, Zur Bandwiedergabe (durch wiedergegeben, verstärkt und wie­
Lautsprecher) sind Lösch- und der in den Sprechkopf geschickt,
Sprechkopf abgeschaltet, zur A uf­ somit auch wieder auf Band aufge­
nahme ist der LÖschkopf automa­ nommen. Wenn das rückgekoppelte
tisch miteingeschaltet. Durch Signal schwächer als das Original­
eine in oder neben dem Kopfträger signal (oder gleich stark) ist,
angebrachte scherenartige Schnei­ ergibt sic.h ein Echoeffekt, der
devorrichtung können - Bandsehnie­ a llgemein als - Flatterecho emp­
te ausgeführt werden. Das auf ver­ funden wird. Dabei entspricht ein
schiedene - Bandgeschwindigkeiten schwaches Echo einem schwachen
umschaltbare Magnetband-La u fwerk Rückkopplungssignal und umgekehrt
muß mit einer möglichst kurzen Wird aber die Verstärkung des vom
Anlaufzeit arbeiten; die Anlauf­ Hörkopf abgenommenen Signals grö­
zeiten betragen maximal 1 sec. ßer als 1:1, und wird das Signal
Das Rückspulen des frei laufenden bei jedem Durchlauf im gleichen
Bandes erfolgt mit 20- bis 40fa­ Grad weiter verstärkt, so würde
cher Geschwindigkeit. Ebenso be­ sich im Endeffekt ein unendlich
steht die Möglichkeit des schnel­ großer Pegel ergeben. Da aber die
len Vorlaufes, so daß jede ge­ Verstärker und der Tonträger nur
suchte Stelle des Bandes rasch eine gewisse Signalstärke zulas­
zu finden ist. Bei schnellem Vor­ sen, treten oberhalb dieser Gren­
und Rücklauf sollte man das Band ze Verzerrungen auf, die, falls
durch einen dafür vorgesehenen sie noch relativ klein sind, mit
Hebel vom LÖsch- und Sprechkopf dem ursprünglichen Schallereignis
abheben, damit sich nicht uner­ verschmelzen. Nach kurzer Zeit
wünschte zurückbleibende magneti­ entstehen bei konsequenter Wei­
sche Induktionen (Remanenzen) terführung dieses Verfahrens Klän­
bilden, die dann durch - Entma­ ge, die nur noch äußerst ve rstärk­
gnetisierung wieder beseitigt wer­ te Verzerrungen des Bandes und
den müssen. Komplizierter, aber der Verstärker sind (und im Grun­
in der Funktionsweise prinzipiell de schließlich immer gleich klin­
gleich sind Mehrspur-M.e einge­ gen) . Dieser Effekt des „Aufschau­
richtet. Vier Spuren beispiels­ keln:s" ist durch eine feinfühli9�
weise werden vor der Übernahme Regelung der Verstärkung des Ri'ck­
auf das - Vierspurmagnetbandgerät kopplung ssignals in gewissen Gren­
am besten vorher als Einzelspu­ zen steuerbar und damit komponier­
ren produziert. Schneidearbeiten bar. In der E.n M. wird vom M.
am Vierspurband sind zwar möglich, und seinen ve rschiedenen Erschei­
im allgemeinen aber nicht zu nungsformen gelegentlich Gebrauch
empfehlen. gemacht(recht intensiv beispiels­
weise in York Höllers Horizont,
Magnethall ist eine e lektrische 1972). Im allgemeinen ist es je­
- Rückkopplung, die im Magnet­ doch ratsam, ihn wegen seiner
bandgerät durch die T echnik der stereotypen Klangwirkung sehr
getrennt angeordneten Sprech- und sparsam zu verwe nden ( - Itera­
Hörköpfe möglich wird. Ein aufge­ tion).
nommenes Sign al wird durch die
Anordnung der Köpfe (Hörkopf hin-
197 Magnettontechnik

Magnetofon ist eine gelegentlich und nichtlinearen Verzerrungen


in Publikationen über E.M. auf­ statt Gleichstrom hochfrequenter
tretende eindeutschende Schreib­ Wechselstrom zum Löschen der Bän­
weise (wie Telefon u.ä.) für - der verwendet werden müsse; außer­
Magnetophon, gegen die AEG-Tele­ dem wurde von ihnen während der
funken als Inhaber des geschütz­ Aufnahme der Tonfrequenzstrom
ten Warenzeichens Einspruch erho­ ( „Auf sprechstrom") mit Hochfre­
ben hat; die Firma besteht auf quenzströmen (zwischen 20 und 80
der Schreibart mit „ph". kHz) überlagert, ein Verfahren,
das als Hochfrequenz-Vormagneti­
Magnetophon nannte die AEG ihr sierang bezeichnet wurde und als
auf der Berliner Funkausstellung Grundlage des außerordentlichen
1935 als „das erste Tonbandgerät A ufschwungs der modernen hochqua­
der Welt" präsentiertes Magnet­ lifizierten Schallspeicherungstech­
bandgerät. Die Firma AEG-Telefun­ nik in den 1950er Jahren gelten
ken benutzt heute den gesetzlich muß.
geschützten Namen 11M. 11 als Waren­ Der Sprechkopf im Magnetbandgerä�
zeichen für ihre Tonbandgeräte von den Tonfrequenz- und überla­
(Typenbezeichnungen: M 5, M 10, gerten Hochfrequenzströmen durch­
.
M 10 A1 M 15 usw.). Dennoch wird, flossen, erzeugt ein Wechselma­

vor allem in den Rundfunkanstal­ gnetfeld, welches das vorbeilau­


ten, der Begriff M. als Synonym fende Band „im Rhythmus" der Am­
auch für andere Magnetbandgeräte plituden und Frequenzen des zu
ständig benutzt. speichernden Schallvorgangs ma­
gnetisiert. Im umgekehrten Fall,
Magnettontechnik basiert auf dem zur Wiedergabe, erzeugen (induzie­
physikalischen Gesetz der - In­ ren) die Feldlinien des ma gneti­
duktion, das schon den Telephon­ sierten Tonbandes im Hörkopf ton­
Erfindungen von Ph.Reis und A.G. frequente Spannungen, die im wei­
Bell zugrunde gelegen hatte. teren Durchlauf der elektrischen
Schon vor 1900 gab es magnetische Wege in Schall zurückverwandelt
Schallaufzeichnungen; aber erst werden. Eine für Aufnahme und
nach vielen Versuchen mit beweg­ Wiedergabe getrennt vorgesehene
lichen und magnetisierbaren Ton­ Entzerrung sorgt für eine in al­
trägern, nach der Umstellung von len Frequenzgebieten gleichblei­
Stahldraht bzw. Stahlband auf b end e Übertragungsqualität. Die
eine neue Trägerschicht ähnlich Entzerrungsgrößen sind von der
dem heutigen Tonband (Vorschlag Bandgeschwindigkeit der benutzten
von F.Pfleumer, 1929), und nach Ma gnetbandgeräte abhängig; sie
der Entwicklung des - Magneto­ werden bei Änderungen der Band­
phons gelang es den deutschen geschwindigkeit automatisch mit­
Physikern Hans Joachim von Braun­ umgeschaltet.
mühl und Wilhelm Weber, die Män­ Die Entwicklung der gesamten
gel der älteren M., deren Quali­ Schallspeicherungstechnik ist heu­
tät nicht höher als die der te p raktisch dem Fortschritt der
Schallplatte oder des Lichttons M. gleichzusetzen: Der Rundfunk
war, entscheidend zu verbessern bedient sich fast ausschließlich
(1940). Sie entdeckten, daß zur dieser Technik, der Film stellt
Unterdrückung von Störgeräuschen sich immer weiter auf die M. um,
Makrokomposition 198

d.ie Schallplattentechnik benutzt Makrozeit - Mikrozeit (griech.,


sie für Erstaufnahmen, das Fern­ Groß-, Klein-) ist ein nach na­
sehen und die - Audiovision zur turwissenschaftlichen Vorstellun­
schnellen Aufzeichnung von Bild gen gebildetes Begriffspaar, das
und Ton (MAZ) und der Tonbandama­ in der Absicht einer einheitli­
teur zuhause zum „Mitschneiden" chen theoretischen Fundierung der
von Rundfunksendungen oder für seriellen Technik den Bereich der
Eigenproduktionen. Im Bereich der Tondauern (Rhythmen) und der Ton­
E.n M. kommt der M. eine so große höhen charakterisiert. Daß Ton­
Bedeutung zu, daß man sagen muß, dauern einen Zeitprozeß darstel­
ohne sie gäbe es keine E.M.; erst len, ist eine alte physikalische
durch sie wird der elektronisch Erkenntnis, die das, was wir als
erzeugte Klang kompositorisch Zahl der Sch wingungen pro Sekunde
frei ver � ügbar. (Frequenz) benennen, als „Rasch­
heit" eines Tons bezeichnete. Im
Makrokanposition nannte Ladislav 19. Jh. wurde diese Annahme von
Kupkovic seine zwölfstündige verschiedenen Theoretikern und
Klanginvasion (Bonn, 1971), die Psychologen vertreten (- Rhythmen
sich als eine Koordination von und Frequenzen) , die das Gemein­
Musikstücken (ca. 100) und Musik­ same, Übergeordnete im musikali­
si tuationQn dar�t�ll�e. Neben R. schen Bereich der räumlich-zeit­
Stockhausens Ensemble, Musik für lichen Beziehungen aufzudecken
ein Haus (Darmstadt 1967 und 68) unternahmen.
und Musik für die Beethoven-Halle Betont herausgestellt wurde die
(Bonn 1969) dienten L.Kupkovics physikalische Mi., die kein Äqui­
verschiedene „ Wandelkonzerte" valent im Hören und Erleben von
ebenso wie M.Niehaus' 3 Stunden Musik hat, in den Anfangsjahren
in 5 Räumen (WDR Köln, 1970), der seriellen Technik (zuerst in
Stadtmusik (Bonn 1971), H.U.Hum­ K.Stockhausens Aufsatz „Wie die
perts Musik in Etagen und Räumen Zeit vergeht ... "(192)). Indessen
(Staatl. Hochschule für Musik bleibt die Benennung einer Ton­
Köln, 1970) sowie Simultankonzert­ höhe als .Rhythmus" eine ebenso
Konzeptionen von V,Glob okar, D. starre, abstrakte und außermusi­
de la Motte u.a. dem Versuch, der kalische Definition wie die pri­
traditionellen Form des Konzerts mitive willkürliche Annahme, die
eine neue hinzuzufügen und neue Frequenzzahl eines Tones lasse
Formen der Kontakte zwischen Kom­ sich, mit eben dieser Zahl, in
positionen und Publikum zu finden, cm-Längen ausdrücken (Tonhöhen­
indem heterogene Erscheinungen frequenz 950 Hz = 95 cm = 2,5
der zeitgenössischen Musik und sec) . Eine genauere Kenntnis die­
der angrenzenden Künste miteinan­ ser Probleme hat erst das elektro­
der konfrontiert werden (Niehaus). nische Verfahren der Impulsbe­
In fast allen ,,M.en'' ergänzt und schleunigung vermittelt (- Impul­
verbindet E.M. in ihren verschie­ se, - Sirene) .
denen Erscheinungsformen die in­
strumentalen Programmbeiträge Manipulation (lat.) bezeichnet
(- Promenieren) . ursprünglich ein Verfahren, einen
Hand- oder Kunstgriff, und wäre
als Arbeitsbegriff in der Technik
199 Mechanische Musik

der E.n M. vielfach verwendbar, E.Doerlemann hergestellten Ge­


wenn es nicht - ein ähnlicher räuschinstrurnenten(152).
Fall ist - Synthese - einen ab­
wertenden polemischen Beiklang Materialproduktion :- Produktion
im Sinne von Kniff und undurch­
sichtiger Machenschaft erhalten MAZ, Abk. für Magnetaufzeichnung,
hätte. Aus diesem Grund empfiehlt �eichnet nicht das Magnetton­
es sich, das Wort M. nicht zur verfahren der Tonstudiotechnik,
Charakterisierung technischer sondern ein Bild/Ton-Speicherver­
Vorgänge der E.n M. zu gebrauchen f ahren des Fernsehens und der -
(- Bandmanipulation). Audiovision.

Maschinenmusik, unverbindlicher, µb, Abk. für - Mikrobar


gelegentlich auch im negativen
Sinne auf d ie E.M. angewandter Mechanische Musik, ohne Spieler
Ausdruck, ist entweder eine von durch mechanische Geräte .objek­
- Musikautomaten erzeugte oder tiv" wiedergegebene Musik, exi­
eine das Maschinelle charakteri­ stiert seit dem 17. Jahrhundert.
sierende pro grammatisch schil­ An dieser 11Maschinenmusik" (- Ma­
dernde Musik. Die in der Philo­ chinamata) sind Komponisten von
sophie bis auf Descartes zurück­ H.L.Haßler (1601) bis Beethoven
gehende Maschinentheorie des Le­ (1799, 1813) mit Gelegenheitswer­
bens hat erst in der Musik des ken beteiligt. Zur neuen Parole
20.Jh. programmatisch-literari­ wurde die M.M. beim Donaueschin­
sche Aktualität gewonnen, zunächst ger Musikfest 1926 mit Stücken
in Werktiteln wie Pacific 238 von P.Hindemith für mech anisches
(A.Honegger), Messe des Maschin en­ Klavier (Toccata) und mechanische
menschen (B.Stürmer), Maschinist Orgel (Triadisches Ballett von
Hopkins (M.Brand), Lied der Moto­ Oskar Schlemmer) sowie von Ernst
ren (L.Weiner) u.a. Konkrete M. Toch (3 Stücke für Welte-Mignon­
in Form von Geräuschmusik hatten Klavier). Neben Strawinsky hat
lange vorher F.B.Pratellas „Mani­ sich Paul Hindemith am e ntschie­
f esto dei musicisti f uturisti" densten für diese objektive, kei­
( 1911) und „La Musica futurista. ner Interpretenwillkür ausgelie­
Manifeste tecnico" (ebenfalls ferte M.M. eingesetzt und die
1911) verkündet, doch erst mit Vorwürfe, sie sei bloß materiali­
Edgar Varese, dem Autor des Potime stisch und versorge den Menschen
Electronique auf der Brüsseler mit Surrogaten, zurückgewiesen
Weltausstellung 1958, trat eine (69).
nichtprograrnmatische, substan­ Um eine Objektivierung des Vor­
tielle Geräusch- und M. nach 1920 trags zu erreichen, hatte Stra­
in den Vordergrund. Das erste winsky (1917) eine Studie für
deutsche Beispiel einer Geräusch­ Pianola komponiert. Zu dem Stück
musik, unabhängig von dem damals wurde er auf seiner ersten Spa­
unbekannten Varese, war H.Eimerts nienreise im März 1916 angeregt
1926 in Köln anläßlich eines Tan2" .durch das drollige und unerwarte­
�Q�nds der Laban-Schule auf9e­ te musikalische Durcheinander der
führtes Ballett Der Weiße Schwan mechanischen Klaviere und Musik­
mit selbstgebauten, zusammen mit automaten in den nächtlichen Stra--
Mehrfachkopf 200

ßen und kleinen Tavernen von Ma­ bandgeräten voraus. Durch M.W.
drid". Instrumentiert w urde die gewinnen elektronische K omposi­
Studie später in die „Quatre tionen, die sich häufig als sehr
etudes pour orchestre" aufgenom- dicht strukturierte Musik erwei­
. men. Möglicherweise entstand fer­ sen, einen hohen Grad plastischer
ner die 11Espagnola" der auch auf Klanggestaltung (- Richtungshöre�.
Rollen für mechanisches Klavier Da die M.W. in den weitaus mei­
vorliegenden Cinq pieces facil es sten Fällen durch - Vierspurma­
(1916) als Erinnerung an diese gnetbandgeräte erfolgt, werden
Reise. Helmut Kirchmeyers Werk­ Konzeptionen, die im Original
verzeichnis(lOO) zählt nicht we­ mehr als vier Kanäle verlangen
niger als 16 zwischen 1908 und (etwa Stockhausens Gesang der
1924 entstandene Werke auf, die Jünglinge, der ursprünglich fünf­
von der Pariser Klavierfirma Pley­ kanalig komponiert wurde) , meist
el auf Rollen für mechanisches auf vier Spuren, noch häufiger
Klavier vertrieben wurden, darun­ auf zwei Spuren (stereo) redu­
ter die drei großen Ballette mit ziert. An dieser Praxis wird sich
dem vollständigen, von Strawin­ in absehbarer Zeit auch durch das
sky selbst gespielten Feuervogel. allmähliche Vordringen von 8-,
Die E.M. hat die Idee der „objek­ 12- oder 16-s�ur-Maschinen ·in
tivi;,n11 Wiedergabe weitergeführt. einzelne Studios wohl wenig än­
Allerdings können die mechanischen dern (auch 32 Spuren wurden schon
Musikapparate nicht als Vorläufer in eine r Maschine angeordnet) .
der E.n M. angesprochen werden. Diese sehr teuren Apparaturen ste­
Denn ihre Herstellung, wie auch hen nur selten, etwa bei reprä­
die der zahlreichen - Elektroni­ sentativen Veranstaltungen wie
schen Musikinstru mente nach 1920, Weltausstellungen, zur V erfügung.
lief darauf hinaus, vorhandene Im Alltag der Aufführungspraxis
Musik nachzuahmen. E .r M. fehlen häufig genug schon
Vierspurmaschinen (- Lautsprecher­
Mehrfachkopf heißt der Sprech-, anordnung) .
Hör- oder L öschkopf eines Mehr­
spurmagnetbandgerä tes; er setzt mel ist eine Maßzahl für die Be­
sich aus der gleichen Anzahl se­ ;:;;;=-tung der Tonhöhenskala. Im nor­
parater, übereinander angeordne­ malen F requenzbereich der Musik
ter Ei nz elspuren zusammen wie decken sich die mel-Werte so weit
Kanäle in dem Gerät vorgesehen mit der subjektiven Tonhöhenwahr­
sind (bei - Vierspurmagnetbandge­ nehmung, daß die mel-Skala nicht
r ä ten: Vierfachkopf). F ür das beachtet zu werden braucht. Der
exakte Fu nktionieren solcher Kopf­ Eichpunkt der mel-Skala liegt
aggregate ist es wichtig, daß bei 1000 Hz (ungefähr c3J : 1000
alle Spalte in genau gleich e r Hz = 1000 mel. Von 2500 Hz (etwa
Richtung liegen. dis4) an aufwärts verläuft die
Tonhöhenwahrnehmung nicht mehr
M:h:r:kanalige Wiedergabe E.r M. proportional der physikalischen
setzt beim Komponisten das Mitkom­ Frequenz. Eine Frequenzverdoppe­
ponieren von Klangbewegungen im lung führt dann nicht mehr zur
Raum, im Bereich der Technik das Oktave, sondern zu einem kleine­
Vorhandensein von Mehrspurmagnet- ren Wert: die subjektive Wahrneh-
201 Meßtechnik

mung nirrunt eine Intervallveren­ mehr verwendeten, so wie es bis

gung vor. Bei Oktavversetzungen heute üblich ist, vorhandenes

einer Melodie in den Bereich bis Klangmaterial, in diesem Falle

3500 Hz (darüber hinaus sollte von M. und Trautonium sowie in

überhaupt von „melodischer" Füh­ reichem Maße Sinustöne eines

rung a bgesehen werden) gehen die Schwebungssummers.

melodischen Qualitäten, die der


älteren Gestalttheorie(47J noch Melodram, al� Bühnenform Melodra­
als uneingeschränkt transponibel ma, besteht in der Verbindung von
galten, verloren(220). gespr ochenem Text und Musik. Die
seit dem 18.Jh. gepflegte Gattung
Melochord hieß ein von H.Bode hat in der neuen Musik ihren Hö­
konstruiertes Musikinstrument mit hepunkt in Schönbergs instrumen­
elektronischer Schwingungserzeu­ tal kommentiertem Pierrot lunaire
gung durch Niederfrequenz-Gene- (1912), dessen Rezitationsmethode
ratoren. Aus der großen Anzahl bald als „veraltet" galt. Darin
der älteren, heute nicht mehr ak­ wurde aber heute unter dem Ge­
tuellen Musikinstrumente ist das sichtspunkt - Musik und Sprache
M. deshalb zu erwähnen, weil die eine neue Aktualität erkannt:
akustischen Versuche, die Werner Musik in Verbindung mit Sprechen,
Meyer-Eppler 1951 im Bonner Uni­ Flüstern, Sprechgesang und Rezi­
versitätsinstitut für Phonetik tieren, nunmehr erweitert durch
und Kommunikationsforschung damit alle denkbaren Operationen mit
unternahm, sich mit den - Anfän­ Vokalen, Konsonanten, Silben, Ein­
gen der E.n M. berühren. Zur er­ zelworten, Sätzen, neuen Kunst­
sten Einrichtung des Kölner Rund­ und Phantasiesprachen - ein wei­
funkstudios für E.M. gehörte eben­ tes, überaus ergiebiges Feld auch
falls ein auf Veranlassung von der E.n M.
Meyer-Eppler angescha fftes M.,
das aber nicht verwendet worden Membran - Lautsprecher
ist, weil es als temperiertes
Tasteninstrument den damaligen Meßtechnik, auch Meßdienst oder
Tendenzen der elektronisch-seriel­ Betriebstechnik, dient der stän­
len Musik zu wid ers prechen schien. digen Überwa chung und Instandhal­
Die ersten elektronischen Kompo­ tung aller Geräte und Anlagen
sitionen von H.Eimert und R.Beyer eines Tonstudios. Die Geräte, die
auf dem Neuen Musikfest Köln, Mai zur Herstellung E.r M. gebraucht
1953, waren keine Experimente werden, sind störanfällig und au­
mit elektrischen Spielinstrumen­ ßerordentlich empfindlich - im
ten. Zu diesem Irrtum(J54J hat Gegensatz zu den traditionellen
offenbar die erste größere Ver­ Musikinstrumenten, die bei ver­
öffentlichung über E.M., das Rund­ hältnismäßig einfacher Pflege so­
funk-Sonderheft „El e ktronische zusagen ein ganzes Musikerleben
Musik" ( 207) beigetragen, auf des­ aushalten. Die Geräte eines Stu�
sen vorderer Umschlagsseite der dios bedürfen innerhalb eines
Verlag ohne vorherige Verständi­ Jahres mehrerer Routineuntersu­
gung mit der verantWortlichen Re­ chungen sowie e i ne r Ge��ralübQr­
daktion eine M.-Tastatur abgebil­ holung. Gewisse Mängel wird oft
det hatte. Die ersten Stücke viel- der Studiotechniker beheben kön-
Metrik 202

nen, aber die grundsätzliche Kon­ historischer und folkloristischer


trolle unterliegt einer Dienst­ Musik stellen sich die traditio­
gruppe (Ingenieur, Techniker, nellen Ordnungsmaße des Metri­
Reparatur-Techniker). Der Betriebs­ schen, wo sie nicht bewußt ver­
meßdienst hat eine Reihe von viel­ schleiert werden, von selbst wie­
seitigen, nicht zur Studioausrü­ der ein.
stung gehörenden Meßgeräten zur
Hand, bei denen meist ein Zeiger Metronan, nach seinem Erfinder
die Meßgröße anzeigt: Meßpoten­ Johann Nepomuk Mälzel (1816) als
tiometer, Pegelschreiber, Klirr­ Metronom Mälzel (Abk.: M.M.) be­
faktormeßbrücke, Meßgeneratoren, zeichnet, kann auf der Skala
Röhrenvoltmeter, Eichpotentiome­ eines hörbar schlagenden, varia­
ter, Spezialfilter u.a. Messen blen Pendels für 40 bis 208 Schlä­
und Einmessen bilden die Voraus­ ge in der M inute eingestellt wer­
setzung für Regelung und Steue­ den. Zwischen der Einstel ung auf !
rung. Die M. stellt fest, wie oft 60 1 sec una·auf 120 = ; sec
2
=

die Maßeinheit in einer Meßgröße verzei chnet die M.-Skala 16 ver­


enthalten ist. Das Produkt aus schiedene Einstellungen. Unter
der so gewonnenen Maßzahl und der der Suggestion der Tonzahl 12 hat
Maßeinheit ist der Meßwert(4JJ. K. Stockhausen diese „Oktave" zwi­

Die elektrischen Meßgrößen und schen M.M. o = 60 und M.M. o = 120


Maßeinheiten sind genau festge­
legt, zum Teil gesetzlich defi­
in 12 gleiche Teile (1l:...J2) ein-

niert (Ampere, Volt, Watt, Hertz, geteilt, um sie der seriellen


Ohm u.a.). - Die Routinekontrolle Technik anzugleichen(192). Die
eines mittleren Studios dauert eigentliche Aufgabe des M.s ist
ein bis zwei Tage. die Festlegung des - Tempos. Da
die E.M. kein Tempo im traditio­
Metrik (griech., Maß) , ursprüng­ nellen Sinne kennt, bedarf sie
�ie Lehre von den Versmaßen, keiner M.-Angaben. Etwas ganz an­
bezeichnet innerhalb der auf dem deres ist die kompositorisch be­
Taktprinzip beruhenden Musik das reits praktizierte Verwendung des
dem Rhythmischen übergeordnete, M.-Schlages als Schallquelle E.r
auf gleichgemessene Zeitteile M. Der Plan eines elektronischen
gegründete Ordnungsmaß. Mit der Stückes für 10 M.e (für 11,12,13,
Auflösung des rhythmisch-metri­ 151 24 usw., alle von einem ein­
schen 11Vers"-Prinzips der Klassik, zigen M. produziert) müßte die
die bei Wagner beginnt und zur Komponistenphantasie intensiv be­
musikalischen - Prosa Schönbergs schäftigen. In diesem Falle sind
führt, hat die taktmetrische Ge­ die M.-Schläge akustisch und kom­
wichtsverteilung keine gliedernde positorisch zu behandeln wie -
Funktion mehr - das gilt für die Impulse.
ganze Entwicklung seit der Atona­
lität zu Beginn unseres Jh. bis MHz, Abk. für Megahertz; 1 MHz =

zur seriellen, nachseriellen und 1000 kHz = 1 000 000 Hz (- Hoch­


E.n M. Die freien irregulären frequenztechnik) .
Rhythmen der E.n M. schließen ein
konstantes Metrum aus. Bei dem Mikrobar (Abk. µb) ist die Maß­
heute üblich gewordenen Zitieren einheiX für die Messung des
203 Mikrophon

Schalldrucks. In der Meteorologie über „Mikromelodik und Mikrohar­


entspricht 1 Bar dem Atmosphären­ monik" gemacht(218J und bewiesen,
druck auf Meereshöhe; der normale daß Melodien in Bruchteilinterval­
6
Luftdruck beträgt etwa 10 µb. len von trainierten Versuchsperso­
Ei� M. ist der millionste Teil nen normal, d.h. als melodische
6
10 eines Bars. Mißt man den zusammenhänge gehört werden kön­
Schalldruck, der das Minimum nen. Allerdings gelang diese Um­
eines Gehöreindrucks erzeugt, so stellung auf kleinste Melodie­
ergeben sich bei verschiedenen schr itte nur bei langer Übung und
Frequenzen sehr verschiedene Wer­ Gewöhnung : „Nur durch anhaltende,
te. Bei den tiefsten hörbaren Tö­ durch viele Monate und möglichst
nen muß ein erheblicher Schall­ t äglich immer wieder unternommene
druck von etwa 10 M. auf das Ohr Versuche ist der Ausbau eines sol­
einwirken, ebenso bei den höch­ chen Mikrosystems für den ausdau­
sten Tönen über 12 000 Hz, die ernden Beobachter erreichbar."
nicht mehr auf Instrumenten ge­ Rätselhaft bei dieser Kompressions­
spielt, sondern nur noch von Ton­ prozedur, bei der eine kleine Tei:z
generatoren erzeugt werden können. in 12 gleiche Teile geteilt wur­
Unvergleichlich viel empfindli­ de (das sind etwa Zehnteltöne),
cher ist das menschliche Chr bei blieb das Oktav-11Erlebnis11 mit dem
Schwingungen von 8 00 bis 4000 Hz Frequenzverhältnis 2:1. Es war
(etwa g2 bis h4), eine Bereich, offenbar eine angenommene, eine
in dem schon 3/10 000 M. zur Er­ Als-ob-Oktave unter ungeheurem
zeugung eines Gehöreindrucks ge­ Kompressionsdruck, vergleichbar
nügen. Mittlere und höhere Töne den Druckverhältnissen bei sehr
werden demnach bei geringem hohen Frequenzen, die eine Unter­
Schalldruck hörbar; die höchsten scheidung von Oktaven nicht mehr
und tiefsten dagegen müssen ver­ zulassen.
gleichsweise sehr stark sein,
wenn sie wahrgenommen werden sol­ Mikrophon ist das aufnehmende Ge­
len. rät zur Umwandlung von Schall­
schwingungen in elektrische Wech­
Mikroharmonik Mikromelodik selspannungen (- Elektroakusti­
sche Wandler) . Von den verschie­
Mikrointervalle sind nicht nur denen M.-Typen wird heute in den
die - Intervallteilungen in Drit­ Tonstudios meist das - Kondensa­
tel-, Viertel-, 5ech5tel- und to�-M, al� da� ho�hwertigste und
Zwölfteltöne, sondern alle auf mit erstklassigen Übertragungs­
einem Tonfrequenzgenerator ein­ eigenschaften ausgestattete M.
stellbaren Einzelfrequenze , z.B. verwendet (sein Übertragungsbe­

32 von c2 (520 Hz) bis cis (552 reich beträgt etwa 40 bis 16 000
Hz) ; 64 von c2 bis d2 (584 Hz) Hz). Andere M.e sind das robuste,
usw. für Aufnahmen im Freien geeignete
Tauchspulen-M., das früher viel
Mikromelodik ist eins der musika­ verwendete Bändchen-M. (beide
lischen Mikrosysteme, auf die der Typen zählen zu den elektrodyna­
1
hörende Mensch 11dressierbar1 ist. mischen M.en) , das - piezoelektri­
1926 hat der Tonpsychologe H.Wer­ sche Kristall-M. und das alte,
ner aufschlußreiche Experimente billige (weithin in der Fernsprech-
Mikrophonaufnahmen E.r M. 204

technik benutzte) Kohle-M. (­ der Ebene der Harmonik und Rhyth­


Kontakt-M.). Eine der wichtigsten mik, sondern auf der Ebene von
Eigenschaften eines M.s, die - klanglichen Netzstrukturen" mani­
Richtcharakteristik, bezeichnet festiert. Zum Teil bewegt sich
den Zusammenhang zwischen der diese M. in einem Zwischenbereich
Spannungsabgabe und dem Einfalls­ zwischen Klang und Geräusch. Die
winkel des Schalls; es werden ku­ M. in Instrumental- und Chorwer­
gel- und achtförmige Richtcharak­ ken gehört zu den Verfahren, die
teristik, dazu als Kombination sich sehr differenzierten klangli­
dieser beiden Formen die Nieren­ chen Vorgängen der E.n M. nähern.
charakteristik (der am häufigsten
benutzte Typ) unterschieden. In Mikrosekunden sind Millionstelse­
der E.n M. dienen M.e der Aufnah­ kunden. Solche winzigen Zeitstrek­
me von Klanggebilden jeg licher ken spielen, wie E.M.v.Hornbostel
Art, sei es, daß sie im weiteren und M.Wertheimer nachgewiesen
Arbeitsprozess mit elektronisch haben, beim Richtungshören eine
erzeugten Klängen vermischt, sei Rolle. Trifft der ankommende
es, daß sie in ursprünglicher oder Schall aus der Mitte zugleich auf
in v erarbeiteter Gestalt ge­ beide Ohren, so entstehen keine
braucht werden. Zeitunterschiede; kommt er aber
aus der Seitenrichtung, so muß er,
Mikrophonaufnahnen E.r M. in einem "um zum entgegengesetzten Ohr zu
Saal scheitern infolge fehlender kommen, um den ganzen Kopf noch
Richtwirkungen an mehr oder weni­ herumlaufen, das sind 21 cm mehr
ger diffusen Nachhallerscheinun­ durchlaufen. Dieser größte Zeit­
gen. Die mit dem Mikrophon aufge­ unterschied ist, da der Schall
nommene E.M. klingt verschwommen 330 Meter in einer Sekunde durch­
1
wie in einem 11 überhall igen 1 Kir­ läuft, 0,21:300 gleich 0,00064
chenraum. Graphische Aufzeichnun­ Sekunden, also 640 Millionstel­
gen, im Frühstadium E.r M. gern sekunden oder Mikrosekunden" ( 86) •

1
als 11Partituren1 bezeichnet, die­
nen heute nur noch als Arbeits­ Mikrozeit - Makrozeit - Mikrozeit
aufzeiehnungen. Grundsätzlich
existiert E.M. nur auf Tonbändern, Millioktave (Abk. mo) ist ein 1834
Lochstreifen oder Schallplatten von F.W.Opelt eingeführtes Inter­
und kann n ur von solchen wieder­ vallmaß, das den 1000sten Teil
gegeben werden. Das sonst bei einer Oktave als kleinste Inter­
instrumentalen oder vokalen Musik­ vallteilungseinhei t verwendet.
aufnahmen unentbehr liche Mikrophon Als brauchbarer hat sich das 1885
ist für die Aufnahme elektroni­ von A.J.Ellis eingeführte und
scher Schwingungen ungeeignet seitdem allein geltende Maß -
(- Nachhall) . Cent mit der Oktaveinteilung in
1200 Teile erwiesen.
Mikropolyphonie ist eine von
György Ligeti gebrauchte Bezeich­ Millisekunde (Abk. ms) ist der
nung zur Charakterisierung eines lOOOste Teil einer sec. Bei hohen
unmerklich feinen polyphonen Ge­ Frequenzen wird die Schwingungs­
webes, in dem sich das musikali­ dauer nicht in sec, sondern in ms
sche Geschehen „nicht mehr auf gemessen. Auch extrem kurze Ton-
205 Mischpult

dauern (-Tonkennzeit) bis zur statur jedoch nur temperiert ein­


unteren Grenze von 4 ms, unter­ gerichtet und außerdem fest mit
halb deren man (bei Sinustönen) den Hüllkurvengeneratoren gekop­
keine Tonhöhen mehr erkennt, son­ pelt ist, eignet sich der M.M.
dern nur noch Kurzgeräusche wahr­ vor allem für die Verwendung in­
nimmt, werden in ms gemessen. Ein­ nerhalb der - Popmusik, weniger
und Ausschwingvorgänge, welche für live-elektronische Musik.
die Hüllkurvengeneratoren der Syn­
thesi ze r produzieren (- Envelope Mischfonnen von Klängen in einer
Generator) , werden an ms-Skalen Komposition sind sinngemäß solche,
eingestellt, die je nach Synthesi­ die elektronische, vokale und in­
zer-Typ von 1 ms über 2, 3, 5, strumentale Klangmittel oder eine
10, 20, 50, 100 . • • ms stufenlos Auswahl daraus teils nacheinander,
bis 1 sec und weiter bis 10 sec teils zugleich verwenden und im
reichen. Durch eine entsprechende l etzteren Fall zu einer materia­
Wahl von kurzen Werten (etwa 10 len und kompositorischen Einheit
ms Ein- und 2 ms Ausschwingzeit) zu verbinden trachten. Im Verlauf
sind an der Grenze der Tonkenn� der j üngsten Entwicklung, in der
zeit reich differenzierte Kurz­ rein elektronische Stücke nicht
geräusch B"'in großer Variabilität mehr den breiten Raum einnehmen
realisierbar. wie in den Anfangsjahren der E.n
M., sind diese M. immer stärker
Mini �g i s t ein kleiner, von in den Vordergrund getreten. Ober
R.A.Moog konstruierter - Synthe­ die Mischbarkeit und effektive
sizer, der besonders für den Be­ Wirkung solcher Klänge gibt es
reich der - Live Electronic ge­ keine systematischen Untersuchun­
dacht ist. Im Vergleich zu den gen; die wissenschaftliche Akustik
größeren - Moog-Synthesizern ist befaßt sich nicht damit, der Kom­
nur eine begrenzte Anzahl von ponist bleibt auf seine eigenen
Schaltungen vorgesehen; damit Hör-Erfahrungen angewiesen.
wird auf leichte und schnelle
Einstell-Möglichkeiten etwa auf Mischpult ist in der Studiopraxis
der Bühne Rücksicht genommen. die Bezeichnung für eine Regler­
Immerhin enthält der M.M. einen anlage zum Mischen von Klängen.
Ra uschgenerator und drei Oszilla­ Jeder - Regie- oder Reglertisch
toren als Klang- und Steuerspan­ ist praktisch ein M., dem eine
nungsquellen, Filter, zwei span­ mehr oder weniger große Anzahl
nungsgesteuerte Verstärker, zwei von Einzelreglern mit kontinuier­
Hüllkurvengeneratoren, eine Ta­ lich veränderbaren Widerständen
statur mit 44 Tasten, einen exter­ zur Verfügung steht. Kleine M.e
nen Eingang mit Mikrophonvorver­ h ab en 8 und 12, große 16, 24 und
stärkung und einen Mixer (kleines mehr Einzelregler. Das M. kann
Mischfeld),- also die Grundmodule ebenso bei der Aufnahme wie bei
eines jeden Synthesizers. Die der Wiedergabe von Klängen einge­
übersichtliche Anordnung des M.M. setzt werden. Werden bei Orche­
gestattet es, das Gerät nach eini­ steraufnahrne11 mehrere Mikrophone
ger Übung , die vor allem die Steu­ verwendet, um einzelne Instrumen­
erspannungen betrifft, recht si­ tengruppen hervorzuheben, so er­
cher zu beher rschen. Da die Ta- laubt dieses als „Poly mikrophonie"
Mitte-Seite-Stereophonie 206

bezeichnete Verfahren eine durch zuweist. Stereoaufnahmen dieser


das M. bewirkte klangliche Abstu­ Art sind kompatibel, d.h. sie
fung der Orchestergruppen, die können auch auf monauralen (ein­

von dem wirklichen Höreindruck kanaligen) Anlagen abgespielt

im Konzertsaal erheblich abweicht, werden. Die E.M. benutzt weder

als Verfälschung des Klangbildes, den Begriff M.-s.-st. noch den

in der Unterhaltungsmusik als blo­ Terminus Links-Rechts-Stereopho­

ßer Effekt empfunden wird (- Fern­ nie, da die damit ausgedrückten


und Nahfeld) • In der E.n M. ist Charakteristika für den Komponi­

das Mischen von Klängen und dem­ sten E .r M. weder technisch noch
nach die Tätigkeit am M. eine künstlerisch maßgebend sind.

der grundlegenden Voraussetzungen


der Klangproduktion. Ein organi­ Mixturtrautonil.un ist eine Erwei­
sches Ineinand erübergehen und In­ terung, teilweise Neukonstruktion
einanderglei ten, sei es von homo­ des Trautweinschen - Trautoniums
genen, sei es von noch so kontra­ durch Oskar Sala, der sich seit
stierenden Klängen - eine in der 1948 mit dessen Verbesserung be­
Instrumentalmusik oft versuchte, faßte, 1952 mit seinem M. hervor­
aber nie vollkommen erreichte trat und seit 1953 zur klangli­
Mischungsmethode - ist elektro­ chen Ergänzung auch Tonbänder ein­
nisch dank des M.s mit dem bloßen setzte. Sala selbst ist der ein­
Aufwand sensibler Regler-Handbe­ zige Virtuose auf dem M.
dien ung mö glich.
Mcxielle werden im Stadium der Pla­
Mitte-Seite-Stereophonie (MS-Ste­ nung einer elektronischen Kompo­
reophonie) wird dadurch erreicht, sition entworfen, um bestimmte
daß im Gegensatz zur - Links- Gebiete im Bereich der Material­
Rech ts-Stereophonie Mikrophone anordnung und des Kompositions­
mit unterschiedlichen - Richtcha­ prozesses zu erforschen (- Didak­
rakteristiken vetwendet werden. tik) . Sie haben dann den Charak­
Nach einem Entwurf des dänischen ter von - Etüden, wenn sie nicht
Ingenieurs �.Lauridsen übernimmt nur theoretisch durchdacht, son­
ein Mikrophon mit N ierencharakte­ dern im Studio praktisch erprobt
ristik die Aufnahme der Mittelebe­ werden. Daß solche Versuche oft­
ne, indem es das gesamte Signal mals unvorhergesehene Ergebnisse
von vorn erfaßt. Ein weiteres zeitigen, gehört zu den Erfahrun­
Mikrophon mit Achtercharakteristik1 gen, die jeder Komponist beinahe
das für die Seiten bestimmt ist, als erste macht. Je weiter die
arbeitet - bezogen auf das Mittel­ Kapazität eines Studios über die
signal - in der Weise, daß es bei 11 elektronische Aus­
11klassische
überwiegend links stehenden Schall­ rüstung hinausgeht, um so größer
quellen phasengleiche Signale, wird die Vorbereitungszeit durch
bei mehr rechts orientierten die Erarbeitung verschiedenster
Schallquellen gegenphasige Signale M., ehe eine Komposition reali­
erzeugt. Ein sog. Differential­ siert werden kann. Geradezu als
übertrager vollendet schließlich Musterfall muß hier das Entwerfen
die M.-s.-st., indem er dem lin­ und Erproben von Computerprogram­
ken Kanal 11 Mitte plus Seite", dem men gelten. Wie wichtig die Erar­
rechten Kanal M itte minus Seite beitung modellartiger Projekte
11
,1
207 monaural

ist, zeigte sich schon, bevor es Amplitudenmodulation, - Frequenz­


überhaupt E.M. gab: W.Meyer-Epp­ und Phasenmodulation. Ein Sonder­
ler nannte seine vorbereitenden fall von M.en sind - Schwebungen.
elektronischen Versuche, die In der Spra che der Tonstudiotech­
schließlich zum Ausgangspunkt nik wird die Bedeutung des Begrif­
der musikalischen Arbeit wurden, fes M. soweit ausgedehnt, daß „M."
„Klangmode 11 e" . schließlich alles bezeichnet, was
auf Tonband gespeichert vorliegt
Mcdul ist im Synthesizer die und bearbeitet werden soll.
k leinste Geräteeinheit mit immer
gleichbleibenden Abmessungen (bei Mcdulator ist die allgemeine,
Moog beispielsweise 5 · 22 cm übergeordnete Bezeichnung für Ge­
(Breite mal Höhe); - Abb. Envelo­ räte, mit denen - Umformungen von
pe Follower) . Alle Generatoren Tönen und Klängen vorgenommen wer­
und Transfo rmationsgeräte werden den können. Vor allem durch die
als Bestandteil des Synthesizers - Live Electronic wurde der -
mit dem übergeordneten Begriff M. Ringmodulator, mißverständlich
bezeichnet. Für die meisten Syn­ auch Frequenz-M. genannt, zu einBn
thesizer sind Art und Anzahl der der bekanntesten Transformations­
verschiedenen M.e aus einem gro­ geräte. Eine - Modulation im aku­
ßen Angebot frei wählbar; die Zu­ stischen oder technischen Sinn
sammensetzung k ann also n a ch dem ist durch so viele und grundle­
Baukastensystem ganz auf besondere gend verschiedene Geräte herstell­
Bedürfnisse und Wünsche hin ge­ bar, daß man schließlich z.B.
plant werden. Wie Schubfächer wer­ Verstär ker (bei der Amplituden­
den die M.e in das mit Anschlüs­ modulat�on) oder Magnetbandgeräte
sen versehene Gehäuse des Synthe­ (wenn man sie zur Herstellung von
sizers hineingeschoben. Häufig Phasenverschiebungen benutzt) in
finden sich zwei voneinander un­ die Reihe der M.en einordnen muß
abhängige, aber in sich gleiche (-Demodulation).
Geräte in einem Schubfach. Der
M.-Bezeichnung wird dann das Wort Mcment - Präsenzzeit
„Dual" vorangestellt (z.B. Dual
Envelope Generator). monaural (auch monophon, Abk. mo­
no) bezeichnet in der Tonstudio­
Mcdulation zeigt eine Veränderung technik die einkanalige Aufnahme
an: in der Tonartenmusik den Über­ und Wiedergabe von Musik. M.e
gang von einer Tonart zur andern; Effekte können wegen der räumli­
in der Akustik, wo der Begriff chen Ausbreitung von Schallwellen
viel weiter gefaßt ist, die Ver­ auf natürliche Weise nicht er­
änderungen der physikalischen Be­ zielt werden. Auch ein einziger
stimmungsgrößen einer Schwingung. abstrahlender Lautsprecher stellt
Eine Veränderung der Amplitude wegen der Reflexionen und Lauf­
eines Tons wird als Veränderung zeitunterschiede im Raum streng
der Lautstärke, eine Veränderung genommen keine m.e Klangquelle
der Frequenz als Tonhöhenänderung dar. 1M."
1 ist daher technisch ge­
empfunden. Auch Veränderungen der sehen als (einkanaliges) Gegen­
1
Phase gehören zu den M.en. Dem­ stück zu 11stereophon 1 zu verste­
entsprechend unterscheidet man - hen. In der Akustik wird der Be-
Monochord 208

griff m. in anderer Bedeutung für zu eine r Zeit, in der ähnliche


gewisse Erscheinungen bei Ver­ Apparaturen noch recht schwerfäl­
suchsanordnungen beim Hören ver­ lige Kuriosa einzelner Studios
wendet. darstellten und einer breiteren
Öffentlichkeit unbekannt waren.
Monochord, ein schon in der Anti­ So wurden in der Mitte der 1960er
ke verwendeter Einsaiter, diente Jahre die Synthesizer - die er­
vorwiegend der theoretischen Ton­ sten Geräte, die ausschließlich
berechnung. Durch einen verschieb­ zur Erzeugung elektronischer Klän­
baren Steg konnte die über einen ge erdacht und gebaut wurden -
rechteckigen Resonanzkasten ge­ häufig mit dem Namen „Moog" iden­
spannte Saite zu akustischen De­ tifizie rt. Erst geraume Zeit spä­
monstrationen beliebig geteilt ter drangen andere Fabrikate ins
werden. F.Trautwein entwickelte Bewußtsein der interessierten Mu­
1952 nach den Prinzipien seines siker. In Deutschland standen die
- Trautoniums ein 11elektronisches ersten (von Moog gebauten) Syn­
Monochord", das nach den Vorstel­ thesizer in Köln (am elektroni­
lungen Meyer-Epplers auf die Be­ schen Studio der Musikhochschule)
dürfnisse des Kölner Rundfunkstu­ und in München (B avaria-Studios).
dios für E.M. zugeschnitten sein In Amerika wurden ��� M,-S, �ehr
sollte. Das zweistimmige Instru­ schnell in der - Popmusik zu ne u­
ment verfügte über neuartige artigen Klangeffekten eingesetzt.
Spielvorrichtungen zur kontinuier­ Schallplatten, auf denen der ame­
lichen Veränderung der Frequenz rikanische Komponist W.Carlos Wer­
und erlaubte die spektrale Beein­ ke von J.S.Bach nach der Original­
flussung der erzeugten Klänge Parti tur, jedoch Stimme für Stim­
durch vielseitig veränderbare For­ me mit verschiedenen elektronisch
mantfilter. Nach späteren Vor­ erzeugten Klangfarben auf dem
stellungen wäre das Instrument M.-s. eingespielt hat, galten in
als Klangerzeuger vielfältig ver­ Europa als spektakuläre Neuigkeit
wendbar gewesen. Aber unter dem ( 36).
Eindruck der damals einsetzenden Der Entwicklung der - Live Elec­
analytisch-seriellen Tend enzen tronic folgend wurde 1970 der -
kam das elektronische M. nach we­ Mini Moog vorgestellt, ein klei­
nigen Versuchen außer Gebrauch. ner Synthesizer, der gewissen
Der technische Stand des M.s und Live-Aufführungs-Ansprüchen ge­
der Stand der musikalischen Ent­ recht wird. Inzwischen hat Moog
wicklung hatten nicht übereinge­ ein ganzes System von spannungs­
stimmt. gesteuerten Elementen zu einem
Coordinated Electronic Music Stu­
Mo<?g-Synthesizer nimmt in mancher dio (CEMS) zusammengefaßt, einer
Hinsicht eine Sonderstellung in Art „Super-Synthesizer", der für
der Entwicklung der - Synthesizer das elektronische Studio der
ein; denn der Amerikaner Robert Staatsuniversität New York kon­
A.Moog entwickelte 1964 als er­ struiert und in Albany als Proto­
ster diejenigen spannungsgesteuer­ typ aufgebaut wurde(37).
ten Bauteile, aus denen sich we­ R.A.Moog kommt das Verdienst zu,
nig später der erste voll funk­ mit dem von ihm entworfenen Syn­
tionsfähige M.-s. zusammensetzte, thesizer-Grundtyp und seinen zahl-
209 Multiplex-Aufnahmen

reichen technischen Weiterentwick­ Multiplay (engl.) bezeichnet eine


lungen die zeitgenössische Musik Mehrfachaufnahme, die bei zwei­
erheblich bereichert und wesent­ spurigen Magnetbandgeräten (im

lich dazu beiget ragen zu haben, Gegensatz zu - Multiplex-Aufnah­

die E.M. bekannter zu machen. men) dadurch entsteht, daß wäh­


rend des Überspielens einer Auf­
!!!§., Abk. für - Millisekunde nahme von einer Spur auf die an­
dere ein neues Signal zugemischt
Multimedia als Idee des Zusammen­ wird. Diese Methode läßt sich we­
wirkens von Menschen und Objekten, gen des ständig steigenden Kopier­
Licht, Luft, Musik und Geräuschen rauschens jedoch nicht beliebig
in einer Konzeption geht, wenn oft wiederholen. M.-Aufnahmen
nicht bereits auf die Wagnersche sind nie stereophon, sondern im­
Vorstellung vom Gesamtkunstwerk, mer monophon, da das Verfa hren
so doch auf die Manifeste der Fu­ mit dem - Kopfversatz der Tonköpfe
turisten zurück. Kurt Schwitters arbeitet: die abspielende Spur
entwarf sein M.-Konzept der Merz­ kann für die Aufna hme also nicht
bühne (1921) - „Nun beginne man, benutzt werden.
die Materialien miteinander zu

vermählen" - und El Lii!ssitzky MuH:iplex-Äufnahnen (engl. „mul­


sein 11suprematistisches Theater" tiple recording") ermöglichen die
für agierende Spielkörper, Licht­ Darstellung musikalisch vielstim­
kinetik und Geräuschcollagen,­ miger Vorgänge, an denen nur ein
beide nicht Vorläufer, sondern einziger Ausführender beteiligt
Vorbilder der heutigen M.-Szene. ist. Der gleiche Spieler oder
Heute arbeitet der Komponist Die­ Sänger wird mehrmals hintereinan­
ter Schönbach (M.-Oper Hysteria, der auf die einzelnen Spuren eines
Paradies schwarz, 1971), ausgehend vier- oder mehrkanaligen Magnet­
von sogenannten Environment-Kompo­ bandgerätes aufgenommen. Die -
sitionen, im Teamwork mit verschie Abmischung der verschiedenen Spu­
denen bildenden Künstlern inten­ ren ergibt dann eine homogene Auf­
siv an multimedialen Konzepten. nahme. Auf diese Weise kann bei­
Häufig allerdings, obwohl oft ge­ spielsweise ein einziger Sänger,
geneinander abgegrenzt, sind man­ durch Hall und andere elektroaku­
che M.-Veranstaltungen und Happe­ stische Studiogeräte unterstützt,
nings (wohl auch wesensverwandt) 11C hor" singen. Dabei kann man
nicht weit voneinander entfernt. nicht einmal von bloß vorgetäusch­
E.M. hat in diesen Darbietungen ter Mehrstimmigkeit sprechen, denn
häufig bloße illustrative Funk­ im Normalfall vermag der Hörer
tion. E in Sonderfall war K.Stock­ nicht auseinanderzuhalten, ob es
hausens 11Musikalisches Theater" sich um eine reale oder manipu­
Originale (1961), das unverkenn­ lierte Vielst immigkeit handelt.
bar multimediale Züge trug, musi� M.-A. sind schon in der Frühzeit
kalisch aber auf einer autonomen der E.n M. angewandt worden; die­
Komposition (Kontakte für elek­ se, dem - Playback-Verfahren ver­
tronische Klänge, Klavier und wandte Technik zählt auch heute
Schlagzeug) basierte (- Instru­ noch zu den meistbenutzten Metho­
mentales Theater) . den der Produktion komplexer
Klangvorgänge im elektronischen

Studio&
Multiplikative Mischung 210

Multiplikative Mischung von zwei die Resonanzen des Ansatzrohres.


Tönen oder Klängen ist ursprüng­ Im einzelnen unterscheiden sich
lich ein Verfahren der Meßtechnik die verschiedenen Schwingungsvor­
zur Festlegung definierter Diff e­ gänge durch den artikulierenden
r enztonfaktoren. In der E.n M. Sprechapparat, an dem Atemstrom,
gehören die durch M.M. erzeugten Stimmbänder, Gaumen, Lippen, Zäpf­
Klänge zu den häufig verwendeten chen, Zunge und Zähne beteiligt
Klangumwandlungen und -ver frem­ sein können. In der phonetischen
dungen. Die Herstellung mul tipli� Dichtung, einer Erbschaft des Da­
kativ gemischter Klänge erfolgt daismus (- Lautgedichte) , wie in
durch den - Ringmodulator. der jüngsten, in Deut schland
hauptsächlich von Ligeti, Kagel
Multivibrator ist die technische und Sehnebel lautlich erweiterten
Bezeichnung für eine Rückkopp- Musik werden alle Register der
1 ungsschal tung, die als schwin­ Lauterzeugung in Gang gebracht:
gendes Element (rasch an- oder Schreien, Brüllen, Quietschen,
ausschwingend) - Rechteckschwin­ Krächzen, Husten, Schnaufen, Seuf­
gungen erzeugt. Als Zwei-Röhren­ zen, Zungenschnalzen, heftig At­
Widerstands-Verstärker entsteht men, Luft durch die Zähne Ein­
eine Schwingung durch Rückführung saugen, Atem d urch die Nase Aus­
einer Röhren-Ausgangsspannung an stoßen, dazu kn ackende, pfeifende
das Gitter der anderen Röhre. Der Signale und ähnliche ungewohnte
M. wird häufig als Klangquelle Ge räusch effekte. Zur Verdeutli­
in elektronischen Orgeln verwen­ chung und akustischen Lenkung die­
det. Er dient auch zu Frequenz­ ser Lautprodukte aus M.u.N. wer­
teilungen und Zählungen in den den fast immer elektroakustische
verschiedensten elektronischen Mittel eingesetzt, besonders sol­
Geräten. Als• o�zillator, wi� eh�, die den sonst kaum beachte­
er als Klang- und Spannungsquelle ten Mikrolautpartikeln durch Mi­
in den Synthesizern benutzt wird, krophon und Verstärker zu akusti­
gestattet es der M., durch nach­ schen Riesendimensionen verhelfen.
geschaltete Bauteile wie Filter, Die neuartige Klangsprache dieser
Entzerrer oder Verstärker (zum artikulierten Sprachlosigkeit,
Pegelausgleich) weitere periodi­ die das Wort von Semantik und Syn­
sche Schwingungsformen zu erzeu­ tax befreit , erstrebt es in den
gen. meisten Fällen, sich über das
Niveau einer kabarettistischen
Mund und Nase sind die Organe, Lautgeräusch-Nummer durch soziale
die alle menschlich � n Stimmton-Äu­ oder politische Ziel se tz u n gen zu
ßerungen mitbilden und aus sich erheben. Eine Theorie dieser
entlassen. Mundhöhle, Rachen- und 11Maulwerk"-Produkte hat D.Schne­
Nasenhöhle bilden als 11Ansatzrohr bel gegeben(182J.
11

die Resonanzräume für den im


Kehlkopf erzeugten Stimmton, der Music for Tape (engl., Tonband­
als Sprech- oder Gesangston ver­ musik) be�eichnet um 1950 in den
schiedenen physiologischen Be­ USA ein Bandaufzeichnungsverfah­
dingungen unterworfen ist. Die ren, das sich teilweise mit den
Schwingungen der - Sprachlaute Mikrophonaufnahmen der - Musique
gewinnen ihre Klangfarbe durch concrete berührt, darüber hinaus
211 Musikinstrumente

aber auch elektrische Musik- und E.M. hat ihrem Wesen nach kaum
Musizierinstrumente als Klang­ einen Bezug zur Idee der M.n G.
quellen verwertet. Zu den drei
New Yorker Komponistengruppen die­ M..lsikautcrraten mechanischer Art
ser M.f.T. gehörten Vladimir Ussa­ sind Apparate, die, um Tonstücke
chevsky, Otto Luening, Louis und wiedergeben zu können, vermittels
Bebe Barren. Die Musik der Bar­ Gewichten, Drehkurbeln oder Feder­
rens zu abstrakten Filmen verwen­ kraft in Bewegung gesetzt werden.
det Schwebungssummer und Rück­ Von den neueren Bemühungen um
kopplungseffekte. Auf anderem Weg eine „objektive" - Mechanische Mu­
zu ähnlichen Wirkungen kam die sik (Donaueschingen 1926) unter­
„gezeichnete" Filmmusik des Kana­ scheiden sich die älteren M. durch
diers Norman McLaren (Zeichenfil­ den reinen Spiel- und Wiedergabe­
me mit synthetischem, gezeichne­ charakter. Mit der Einführung der
tem Ton) . Zu den Versuchen dieser mechanischen Klaviere des Welte­
Art gehörten auch John Cages Auf­ Mignon-Systems 1904 trat das sub­
nahmen von Rückkopplungs-Pfeiftö­ jektive Moment der künstlerischen
nen. Im Werkverzeichnis Cages Reproduktion (durch Debussy, Ra­
sind einige Bänder, darunter Fon­ vel, Skrjabin, Mahler, Busoni und
tana Mix (1958), unter der Rubrik viele andere) in den Vordergrund.
11Magnet tape" verzeichnet. Die während der 11Aufnahme" zu Pa­
pier gebrachte Notierung des Ge­
Musikalische Grapl1ik ist eng ver­ spielten mit Druckluftschlitzen
wandt mit der - Aktionsschrift, im Notenblatt gleicht im Prinzip
manchmal mit ihr identisch. Das bereits der - Zeitstreckenschrift,
Musikalische solcher Graphiken wie sie zuerst J.Cage (1952) an­
soll darin bestehen, daß die gewandt hat. Was die Automation
Zeichnung zu musikalischen Aktio­ angeht, so weisen die längst hi­
nen animiert und daß die Kriteri­ storisch gewordenen mechanischen
en der Graphik sowohl im visuel­ M. auf die jetzt in der E.n M.
len Bereich wie im Ergebnis der aktuell gewordenen elektronischen
musikalischen Umsetzung in einer M. hin, auf die halbautomatischen
Interpretation gelten. Verfechter - Synthesizer und die vollautoma­
der M.n G. wie R.Haubenstock-Ra­ tischen - Computer, denen in der
mati oder A.Logothetis argumentie­ weiteren, heute erst in den An­
ren, eine wirklich musikalische fängen stehenden Entwicklung eine
Graphik würde sich von einer an­ noch nicht abschätzbare Bedeutung
deren gerade dadurch unterschei­ zukommen wird.
den, daß sie musikalische Assozia­
tionen hervorrufe; das Maß, wie Musikinstrumente als Klangerzeu­
eindeutig ein Bild Musik assozi­ ger werden nach den Aufstellungen
ieren lasse, sei ein Kriterium von F.A.Gevaert, 1863, und C.
für seine Nähe zur Musik, frei­ Sachs, 1913, in folgende Klassen
lich nicht das einzige Kriterium eingeteilt: Id iophone (Selbst­
seiner Qualität, denn selbstver­ klinger, Glocke, Becken, Xylophon,
ständlich bilden die rein graphi­ Celesta) ; Membranophone (Fellin­
schen Qualitäten auch Kriterien strumente, Pauken, Trommeln, Mir­
au5(96J, Die nicht spontan in liton, Ging angegprochene oder
endgültiger Gestalt herstellbare angesummte Membranröhre mit
Musikpsychologie 212

Stimmveränderungen) ; Chordophone gute neue Anregungen aus der -


(Saiteninstrumente, Klavier, Har­ Phonetik und - Informationstheo­
fe, Lauten, Streicher); Aerophone rie geholt haben.
(Luftklinger, Bläser, Orgel). Neu
hinzugekommen sind die - Äthero­ Musiktheorie unterscheidet sich
phone (Ätherklinger, auch - Elek­ von andern Kunsttheorien dadurch,
trophone genannt; - Elektronische daß sie nicht bloß auf Begriffe,
Musikinstrumente). Die E.M. ist Formeln und Abstraktionen zurück­
in dieser Klassifizierung nicht geht, sondern die Unterweisung
unterzubringen, denn sie wird we­ mit dem tönenden Beispiel verbin­
der gespielt noch durch Wieder­ det und in solcher Unmittelbarkeit
gabe-Instrumente vermittelt; ihr zugleich das Feld „möglicher" Mu­
Klangerzeuger ist der nicht repro­ sik umschreibt. Mit den Tonver­
duzierende, sondern produktive hältnissen im einzelnen befaßt
Lautsprecher (- Elektronische Mu­ sich ein verzweigtes Begrif fssy­
sik). stem, aber die Zahl der musiktheo­
retischen Grundbegriffe ist be­
Musik:psychologie ist eine von grenzt. Ganze Epochen sind mit
Ernst Kurth (112) aus der Ton­ demselben kleinen Vorrat an grund­
psychologie entwickelte Disziplin, legenden musikalischen Materialbe­
die ihre Stelle im System der griffen ausgekommen. So waren
Wahrnehmungen und Urteile zwi­ Zarlino, Rameau und Fetis als
schen dieser und der musikali­ Denker jener „möglichen" Musik
schen Ästhetik hat. Die Tonpsy­ die theoretischen Hauptzeugen für
chologie, sagt Kurth, „untersucht volle drei Jahrhunderte. Man muß
die Oberschicht des Hörens, die nachdrücklich auf diese großen
Musikpsychologie die Tiefen­ theoretischen Konzeptionen hin­
schicht". Fiktiver Hauptbegriff weisen, nicht nur, weil sie als
der M. ist die 11Energie", von solche kaum in das Geschichtsbe­
August Halm schopenhauerisch als wußtsein eingegangen sind, son­
„Wille" gedeutet. Kurth macht aus dern mehr noch, weil sie die
seiner energetischen M. oft eine stärksten Stützen einer überempi­
sprachlich virtuose, aber verwir­ risch ausgelegten Theorie sind.
rende „Wortmusik über Musik". Er Das ist etwas völlig anderes als
hat sich ausdrücklich von der die gewöhnliche Ansicht, daß zu­
neuen Musik nach 1920 distanziert. erst die Musik da ist und hinter­
Eine spätere, eitel-betriebsame her die erklärende Theorie kommt.
Erweiterung der M. durch phänome­ Gegen diese gangbare Auffassung,
nologische und str ukturmusikali­ aus Werkbeständen der musikali­
sche Differenzierungen blieb noch schen Praxis könne M. destilliert
mehr in einer unfruchtbar-rück­ werden, lassen sich erhebliche
ständigen Musikgesinnung befan­ Bedenken vorbringen. Zu unterschei­
gen, - Einsichten in die jüngste den ist zwischen empirischer Hand­
Entwicklung etwa der seriellen werkslehre (die gewiß nicht zu
oder gar E.n M. darf man hier unterschätzen ist) und geserzli­
nicht erwarten. So ist es kein cher M. Die Handwerkslehre folgt
Zufall, daß viele Komponisten heu­ den Werken nach wie der Schatten
te von der introvertiert 11blinden11 der Gestalt, aber die wirklichen
M. keine Notiz genommen und sich Musikgesetze besitzen den höheren
213 Musik und Sprache

Grad der Notwendigkeit, weil sie sich von diesen seriellen Metho­
die gleichsam eingefaltete Musik den dadurch, daß sie die fragwür­
in sich bergen. Aus den Gesetzen digen seriellen Thesen vom Paral­
lassen sich die Regeln ableiten, lelismus der Parameter nicht neu
die man als verbindliche Empfeh­ zu durchdenken braucht, und daß
lungen im Bereich jener „mögli­ sie sich an einfache erfahrbare
chen" Musik bezeichnen kann. Be­ Befunde und Regeln hält, die
sonders die Anweisungen für die gleichsam praktizierte Theorie
zwölf Töne konnten sich zunutze darstellen, verläßliche theore­
machen, daß in dieser Technik der tische Griffe an der Außenseite,
theoretische Ansatz in geradezu hinter der sich der musikgesetz­
drastischer Weise mit dem musika­ liche Kern verbirgt. Zur Theorie
lischen identisch ist - ein weit der E.n M. gehören auch die in­
in der Geschichte verborgenes struktiven Lehr-, Lern- und Hör­
Verhältnis, in dem die Züge des materialien, wie sie auf Schall­
ersten Schauens (·fü.wpca. , da-s platte vorliegen (62), mit vielen
Schauen) und des Hantierens be­ Hinweisen auf musikalisch gestalt­
wahrt sind. bare Töne, Klänge, Tongemische,
Vergleichbares an theoretisch Ein­ Geräusche, auf musikalische Vor­
leuchtendem hat die serielle Tech­ gänge im Parameterbereich der
nik nicht zutage gefördert; sie Tonhöhen, Dauern, Akzente, Klang­
bestätigt die nicht neue Erkennt­ farben und Dichtegrade, - das ist
nis, daß 'Iheoriemängel und musika­ an Breite, Vielfalt und Greii,ar­
lische Werkqualität verbindungs­ keit des theoretischen Gegenstan­
los nebeneinander herlaufen kön­ des schon ein gehöriges Stück M.
nen. charakteristisch, daß die auf dem Weg zu einem geschlosse­
serielle Technik sich nicht (was nen System.
doch überaus nahegelegen hätte)
für M. in Lehr- und Lehrbuchform Musik und 8prache ist ein in der
eignet. Das liegt ebenso an ihren neuen Musik gebräuchliches Be­
eigenen Unklarheiten, Widersprüch­ griffspaar, das die ältere von
lichkeiten und Verdunkelungen wie Hermann A bert geprägte Bestim­
an ihrem Unvermögen, die entschei­ mung ,wert und Ton' abgelöst hat.
dend wichtige Position, neben der Daß ,Wort und Ton' gegenüber M.u.

E.n M. die einzige von epochalem S. den engeren, sich im wesentli­


Gewicht, 11durchhal ten" zu können, chen auf die Ver-tonung des Wor­
- das alles und die wenigen Jahre, tes beziehenden Sachverhalt be­
die der Auswirkung der seriellen zeichnet, ergibt sich aus Aberts
Idee beschieden waren, hat eine Bemerkung anläßlich des Wagner­
serielle M. nicht ausreifen las­ schen Musikdramas, das 11die Pro­
sen. Es blieb bei Werkstattberich­ bleme, die im Verhältnis von Wort
ten, bei Einzelbeschreibungen der und Ton beschlossen sind, sich
satztechnischen Probleme, es blieb als solche in den drei letzten
bei metaphorisch getarnten Kompo­ Jahrhunderten nicht geändert ha­
nistenkomrnentaren mit falsch ver­ ben; nur die Versuche, sie zu lö­
standener naturwissenschaftlicher sen, haben gewechselt"(7). Unbe­
Terminologie. Die E.M, macht in achtet blieben dabei die heute
dieser Hinsicht nicht immer eine so wichtig gewordenen Zwischen­
Ausnahme, aber sie unterscheidet stufen und Übergänge vom Wort zun
Musik und Sprache 214

Ton(58). Diese im breiten Umfang in E.Kieneks Pfingstoratorium


zuerst von A.Schönberg im Pierrot Sp iritus Intelligentiae Sanctus
lunaire ausgewerteten Zwischen­ (1956) bot K.Stockhausens Gesang
stadien gehören zu den von der der Jünglinge (1956) eine aus
Norm der Taktschwerpunkte, Sym­ dualistischer Spannung gewonnene
metrien, der Takt- und Akzent­ Synthese von elektronischen Klän­
korrespondenzen abweichenden Mu­ gen und vokalem Klangmaterial;
sikformen, die Schönberg als „mu­ in dem Stück sollten „gesungene
sikalische Prosa" bezeichnet hat Laute wie elektronische Klänge,
(184). Alban Bergs Oper Wozzeck elektronische Klänge wie gesunge­
bietet eine reiche Skala an Lau­ ne Laute erscheinen können" ( 196).
ten zwischen Flüstern, Sprechen, Mit der Gewinnung von K langspek­
Singen und Schreien, zum Teil noch tren aus elektronisch transfor mier­
mit näheren Charakterisierungen ter Sprache hat sich nachdrück­
wie geflüstert, laut geflüstert, lich der italienische Komponist
scheu geflüstert. Dazu kommen die Luciano Berio in Thema (Ommagio
verschiedenen Arten einer Jahr­ a Joyce, 1958) und in Visage für
zehnte später aktuell werdenden Frauenstimme und elektronische
Exaltation wie: stöhnend, über­ Klänge (1961) befaßt. Ein Fall
strömend begeistert, eindringlich, für sich bleibt das aus dem Spek­
aufbegehrend, auffahrend, aus­ trum von Sprachklängen einer G:rab­
brechend, in höchster Verzückung, inschrift entwickelte Epitaph für
immer mehr in Ekstase geratend, Aikichi Kuboyama (1962) von H.
wie eine Fanfare, schreiend. Fer­ Eimert. Das umfangreiche Stück
ner gibt es noch Pfeifen, Husten, bleibt bei dem übergeordneten Be­
Klopfen und Lachen. Dazu kommen griff der E.n M.1 obwohl es nicht
in der weiteren Entwicklung die einen einzigen elektrisch erzeug·
nicht mehr an die Logik gebunde­ ten Klang enthält. Das bereits
nen klanglichen Eigenwerte der in dem dem Komponisten zum 75.
Sprache (- Lautgedichte) • Sprache Geburtstag übermittelten „Ständ­
wird nicht mehr11 vertont11, sondern chen" zu Ehren von Igor S trawin­
als klanglicher Vorgang mit in sky erprobte Verfahren(62J wirft
die Musik hineingenommen, so etwa ein extremes WOrt-Ton-Problem auf.
in Boulez' Le Mart eau sans Ma!tre Die im E p itaph aus der gesproche­
(1955), wo die Singstimme ohne nen Grabinschrift gewonnenen Klän­
Worte stellenweise „au niveau ge legen die Frage nahe, ob nicht
des instruments" agiert, oder in ein beliebiger anderer Text die­
Ligetis beiden A ven t ures Stücken
- selben „Klang"-Dienste hätte lei­
(1962 und 1965), in denen Text, sten können, da die Herkunft der
Musik und ein imaginäres Bühnen­ wortgezeugten Klänge nicht mehr
geschehen vollständig ineinander erkennbar ist. Indessen tauchen
aufgehen und eine gemeinsame kom­ aus dem geformten Klangstrom im­
positorische Struktur bilden(98J. mer wieder auch einzelne Wörter
Die Verbindung von elektronischen und Sätze in verschiedenen Ver­
Klängen und gesungener oder ge­ ständlichkeitsgraden auf, - sol­
sprochener Sprache liegt auf der­ che Text-,,Hinweise" sind es, die
selben Linie einer Integration hier für den legitimen Zusammen­
von M.u.S. Nach der mehr konven­ hang von M.u.S. bürgen(136).
tionellen Wort-Ton-Behandlung
215 Musique concrete

Musik lmd Technik stehen in einem etwa der, daß die Ingenieure im
nicht eindeutig bestimmbaren Ver­ Klanglabor mit Hebeln, Schaltern,
hältnis zueinander, das sich so• Drucktasten und einem ganzen Ar­
wohl auf handwerkliche Tätigkei­ senal von Apparaturen dabei sind,
ten beim neuen, alten und älte­ eine Art musikalischer Kernphysik
st en Instrumentenbau wie auf Kom­ zu betreiben, oder der, daß dem
positionstechnik oder spieltechni­ Komponisten, um dem Verruf als
sche Fragen, neuerdings auch auf bloßer Konstrukteur und Ingenieur
die in den Dienst der Musik ge­ zu entgehen, ein Anschluß an Au­
stellte Elektrotechnik beziehen ßermusikalisches zuzubilligen seL
kann. Technik im Sinne von Toner­ Obwohl wir mit der E.n M. nun
zeugungstechnik ist für viele et­ wirklich im „ technischen Zeital­
was voraussetzungslos Funktionie­ ter" sind, und obwohl das zu al­
rendes, über das man nicht spricht. len Zeiten gültige Verhältnis
In so künstlerhaft romantischer M.u.T. s.ich als neue Realität der
Perspektive bloß seelischen Enga­ Klangproduktion und des Musikma­
gements erscheinen M.u.T. vielen chens enthüllt, hat die elektroni­
Musikern auch heute noch als un­ sche Technik das Ko mponieren
vereinbare Dinge, als Welten, die nicht erleichtert, sondern eher
sich gegenseitig ausschließen(11�. erschwert, ungeachtet der nutz­
Wenn ein Pianist Chopin spielt, bringenden Hilfsstellung durch d:ie
fragt niemand nach der Mechanik halbautomatischen Synthesizer,
des Instruments; erst wenn sie, mit denen eine Menge umständli­
was selten vorkommt, versagt, cher Vorarbeit beim Komponieren
steht plötzlich Technisches in eingespa·rt werden kann, abgesehen
einem primitiven, f undierenden auch von den manchenorts als letz­
und eigentlich nie debattierten te Novität befürworteten Compu­
Sinn zur Verhandlung. In der E.n tern, die nach entsprechender Da­
M. ist das anders. Hier rückt der tenfütterung kompositorisch fün­
Musiker, in diesem Fall der Kom­ dig werden sollen. In dieser Hin­
ponist so nahe mit dem zu bedie­ sicht allerdings hat die Allianz
nenden Elektrogerät zusammen, daß von M.u.T. noch viele Fragen auf
es mit der Selbstverständlichkeit dem weiten Feld zwischen komposi­
des technischen Funktionierens torischer Teilhaberschaft und
nicht getan ist, denn er will und industriellem Schablonendrang
kann garnicht spielen, er befaßt offengelassenl31J. (s S 4 2 1 f.)
. .

sich mit kompositorisch zu ord­


nender Klangproduktion. Damit Musique concrete ist die frühe­
verwandelt sich die re-produktive ste, von dem französischen Inge­
Funktion vom Magnetbandgerät und nieur und.Musiker Pierre Schaef­
Lautsprecher in eine musikalisch fer inaugurierte Tonbandmusik,
produktive. Die bloß passiven die ihr mit dem Mikrophon aufge­
Wiedergabeinstrumente werden im nommenes Material allen Bereichen
Dienst der elektronisch-musikali­ des Hörbaren entnimmt. Schaeffer
schen Technik aktiviert. machte 1948 Versuche, eine funk­
Das neue Bündnis von M.u.T. hat eigene, hörspielgernä�e „Musik der
die Phantasie heftig in Bewegung Geräusche" herzustellen. Dann be­
gesetzt; sie hat aber auch zu gann er sein Material zu erwei­
falschen Vorstellungen geführt, tern und im Sinne authentischer
Musique concrete 216

Bildungen zu verselbständigen. Im Auch von D.Milhaud wurde nach Mon­


Oktober 1948 stellte der Pariser tageskizzen ein Stück hergestellt.
Rundfunk Schaeffers Versuche als Eigentümlicherweise sind diese
das erste 11Concert de Bruits" Versuche, in die M.c. komposito­
vor - das war eine der wenigen rische Ordnungsgesetze einzufüh­
historisch legitimen Verbindungen ren, ohne E influß auf die Ge­
zur technifizierten Geräuschkunst räuschkonzeptionen Schaeffers ge­
des - Futurismus von 1912/13. Für blieben. Erst 1956/57 traten mit
diese neue Geräuschkunst schlug Stücken von M.Philippot, L.Ferra­
Schaeffer 1949 in der Zeitschrift ri, I.Malec, I.Xenakis, F.Bayle
11 die Bezeichnung M.c.
11Polyphonie u.a. kompositorische Gesichts­
vor. Als klingendes Ausgangsmate­ punkte in den Vordergrund, und
rial dienten europäische und exo­ diese Entwicklung, der auch P.
tische Musikinstrumente, präpa­ Schaeffer selbst zu folgen suchte,
riertes Klavier, Alltagsgeräusche führte dann rasch zu einer seriel­
jeglicher Art, Geräusche der Stra­ len, teilweise seriell-elektroni­
ße, der Bahnhöfe, der Fabriken, schen Strukturmusik, die nichts
Naturlaute wie Wind, Regen, Was­ mehr mit der ursprünglichen M.c.
serrauschen, Tierlaute sowie zu tun hatte. Zu den Materialien
splitterhaft in Klang- und Ge­ gehörten nun auch, wie Schaeffer
räuschschichten ein9eblendete formulisrt ( 163), „1:iltlktri!ieh ��­
Ausschnitte aus Gesang, Sprache zeugte Geräusche oder Klänge".
und Schallplattenmusik. In den Damit war die historische Aufgabe
aus solchen Materialien herge­ der M.c. erfüllt und beendet.
stellten Stücken suchte Schaeffer Spätere, sehr umfangreiche Kom­
„die unmittelbare Berührung mit mentare zur Situation der Pari­
dem Klangstoff, ohne dazwischen­ ser Gruppe wie zu einzelnen Wer­
geschaltete Elektronen"(176). ken kennen Wort und Begriff der
Die frühen Stücke von Schaef fer M.c. nicht mehr. Ungeklärt bleibt
und seinem ersten Mitarbeiter auch Schaeffers folgenlos geblie­
Pierre Henry zielten auf eine bener theoretischer Haupt- und
Art von surrealistischem Kunst­ Grundbegriff des „Klangobjekts",
gewerbe (Symphonie pour un Homme der weder musikalisch-analytisch
Seul, 1950). Auffallend daran wa­ noch kompositorisch genauer defi­
ren die vielen kurzatmigen Wie­ nierbar ist.
derholungen, die vielleicht sug­ Der veränderten Situation trug
gestiv wirken sollten, aber eben­ Schaeffer Rechnung, indem er den
so auch Schlüsse auf eine beque­ Begriff M.c. aufgab und seine 1951
me, kaum durchgebildete Bandtech� gegründete „Graupe de Recherches
nik zuließen. Starke Ablehnung de Musique concrete" 1958 in
fand das Spectacle lyrique Orpree „Graupe de Recherches Musicales"
1953 bei den Donaueschinger Mu­ umbenannte. Es ist allerdings
siktagen. Zu der Gruppe Schaef­ ein Irrtum anzunehmen, daß die
fers, die sich im Pariser „Club verschiedenen Methoden elektro­
d1Essai" einen Diskussionsmittel­ nischer und nichtelektronischer
punkt geschaffen hatte, kamen Musik sich allmählich einander
unmittelbar nach 1950 die Kompo­ genähert hätten, und daß die
nisten O.Messiaen (Timbres-Dureea, erstmalige Verwendung von gesun­
P.Boulez (Etude I und II), A.Ho­ genem und gesprochenem Wort in
deir, M.Philippot, J.Barraque u.a Kreneks Pfingstoratorium ebenso
217 Musi z ieren

„konkrete" Absichten habe wie die tituren". Der Produktionsakt re­


gesungenen Partien von Stockhau­ kapituliert den kompositorischen
sens Gesang der Jünglinge. Beide Akt. Im übertragenen Sinne könnte
bleiben mit Recht bei dem Begriff man sagen, daß der Komponist da­
der 11elektronischen Musik", eben­ bei im gewissen Sinne 11spielt".
so wie später Eimerts Epitaph Aber er spielt nicht nur real, er
für Aikichi Kuboyama, obwohl da­ übt ein, setzt zusammen, spielt
rin elektronisch erzeugte Klänge gewissermaßen in der dissoziier­
nicht vorkommen , sondern alles ten Zeit. Um das zu verstehen,
Klingende aus dem Spektrum von muß man die Spielwelt um den Be­
gesprochenen Worten einer Grabin­ griff des Einübens erweitern.
schrift gewonnen ist. Das bedeu­ Denn: 11musiziert" der Künstler
tet, daß der Begriff „elektro­ auf dem Podium, wenn er Beethoven
nisch" nicht nur für die Herstel­ oder Brahms spielt? In Wahrheit
lung der Klänge mit Generatoren, führt er, abgesehen von dem per­
sondern für jedes, gleichwie be­ sönlichen künstlerischen Risiko,
schaffene Klangereignis gilt, welches das Tonband nicht kennt,
das durch Magnettonverfahren und ein tausendfach Eingeübtes, aus
Magnetbandgerät verändert wird. ungezählten Proben Zusammengeset,,..
Überflüssig sind deshalb auch heu­ tes vor, als Ergebnis eines ein­
te noch gelegentlich anzutreffen­ geölten, erstaunlich gleichförmi­
de Werktitelhinweise wie „ . • • für gen Mechanismus, ja fast einer
konkrete und elektronische Klän­ isolierten maschinellen Prozedur,
ge". die der einübenden Exaktheit etwa
einer langwierigen elektronischen
Musizieren ist eine ursprünglich Synchronisation um vieles näher
in der E.n M. nicht vorgesehene steht als dem M. oder gar dem
Betätigung, die von den elektro­ selbstgenügsam-treuherzigen Musi­
nischen Gestaltungsmitteln ausge­ kantentum( 59). - Die Synthesizer
schlossen wurde, weil die elek­ sind mit traditionellen Klavia­
trischen Musizierinstrumente, vor turen ausgerüstet; aber schon de­
allem die mit einer Klaviatur ver­ ren geringer Umfang von zwei oder
sehenen, nur eine Nachahmung tra­ drei Oktaven läßt erkennen, daß
ditioneller Klänge (mit gewissen sie keine Elemente des M.s sind.
Klan9farb�nvarianten) ergtrebten. Vielmehr sind @s Tastaturen mit
Nach informationstheoretischen der Aufgabe der elektrischen Kon­
Berechnungen soll die Zahl aller taktherstellung bei jeder einzel­
elektronisch erschließbaren Mu­ nen Taste und damit der Erzeugung
sikelemente 340 000 betragen, - von Steuerspannungen. Ausgepräg­
spieltechnische Möglichkeiten tere Elemente des M.s dagegen,
lassen sich damit nicht verbin­ vergleichbar etwa dem Bedienen
den. Der elektronische Produk­ von Registerzügen im Orgelspiel­
tionsakt des Komponisten ge­ tisch, weist das neuerdings geüb­
schieht einmal und damit ein für te, als - Live Electronic be­
allemal. Die diagramm- oder dreh­ zeichnete Verfahren auf, bei dem
buchartigen Aufzeichnungen E.r M. ein halbautomatisches elektroni­
kennen nicht den Spielraum des sches Musikinstrument (Synthesi­
Spielens; sie sind keine auf Re­ zer) auf dem Konzertpodium bedient
produzierbarkeit angelegte „Par- wird.
219 N Nachhallfolie

Nachhall ist ein raumakustischer kaum noch ein Wort zu verstehen.


Ausgleichsvorgang, der sich in Solche Kriterien gibt es nicht in
hinreichend großen Räumen beim der Musik, deren Beurteilung in
Aufhören der Zufuhr von Schall­ dieser Frage durchaus auf subjek­
energie als Nachhallvorgang be­ tive Eindrücke angewiesen ist(212).
merkbar macht. Umgekehrt ist der Bei der Vorführung E.r M. werden
Einsatz eines Schallvorgangs kein die Hörverhältnisse durch ein be­
Augenblicksvorgang, sondern ein sonderes Reglerpult in der Mitte
allmählicher Aufbau, den man An­ des Saales - meist mit dem Kompo­
hall nennt. Anhall und Nachhall, nisten oder einem mit dem Werk
die wesentlich von der Schallab­ genau Vertrauten am Pult - nach
sorption und deren Dämpfungskoef­ vorhergehenden Proben während der
fizienten abhängen, bestimmen die Aufführung eingeregelt. E.M. in
Hörsamkeit eines Raums, - e s ist Konzerträumen rechnet mit norma­
das, was man summarisch die 11Ak.u­ ler Anhall- und N.-Dauer, die eher
stik" eines Raumes nennt. Zu den kürzer und trockener als 11hallig"
schallabsorbierenden Elementen sein sollte. Bei guter Raumklang­
gehören nicht nur Saalbegrenzungs­ disposition haben sich auch Kir­
flächen, Steinwände, Glas, Boden­ chenräume für die Aufführung E.r
belag, Holzarten und Materialien M. als geeignet erwiesen. Mikro­
jeglicher Art, sondern auch im phonaufnahmen E.r M. im Saal sind
Raum anwesende Personen, die in nicht zu empfehlen, da sie die
Kirchenräumen eine lange, ungün­ Hallwirkungen infolge des Mangels
stige Nachhallzeit auf weit mehr an Richtwirkungen verstärken. Daß
als die Hälfte herunterdrücken der Vorgang des Anhalls kaum be­
können. Absorbieren Räume den merkt wird, liegt daran, daß er
Klang zu so klingt Musik
stark, rascher vonstatten geht, als un­
1
stumpf oder 11tot 1• In großen Räu­ sere Reaktionszeit (50 ms) ver­
men können N.-Dauern von 2 bis läuft . Der N. dagegen kann klang­
21/2 sec noch günstig wirken. lich und stilistisch mitformendes
Kirchenräume haben N.-Dauern zwi­ Element der Musik sein.
schen 2 und 6 sec. Eine abnorm
lange N.-Dauer von 13 sec wurde, Nachhallfolie ist eine 1971 von
in unbesetz tem Zustand, im Dom der Firma EMT (Elektronik, Meß­
von Speyer gemessen. Bei Beset­ und Tonstudiotechnik) vorgestell­
zung mit 3000 Zuhörern sank die te Weiterentwicklung der - Hall­
N.-Dauer auf 4 sec (-Pegelschrei­ platte <.N. EMT 240"), in der die
ber). bisherige Stahlplatte durch eine
Von der N.-Dauer hängt in Innen­ galvanisch hergestellte Folie aus
räumen auch die Sprachverständ­ besonderer Goldlegierung ersetzt
l��hKei t ab, Die günstig�n Wgrtg wurde. �le Veränderung der Nach­
für gesprochenes Wort liegen hallzeit (zwischen 1 und 4 sec)
durchweg etwas tiefer als die op­ erfolgt durch eine Dämmplatte,
timalen N.-Dauern für Musik. Bei die der N. mehr oder wenige r ge­
Sprachübertragungen läßt sich die nähert wird. Hauptmerkmal der N.
Si lbenverständlichkeit leicht ist die bedeutende Verkleinerung
kontrollieren. Bei N. von 1 sec geg enüber der älteren P.allplatte;
besteht nahezu noch die volle di e Ausmaße betragen nur noch ca.
Silbenv erständlichkeit, bei 3 sec 1/10 des bisherigen Volumens.
n ur noch 80% davon, bei 6 sec ist
Nachhallplatte 220

Nachhall platte - Hallplatte mitteln aus beiden Gebieten, z.B.


bei der modernen Regelungstechnik,
Nachricht ist ein inf ormations­ zustandegebracht werden können.
theoretischer Hauptbegriff, der
in den Vordergrund trat, als die
Entwicklung der Nachrichtentech­ Nachsynchronisierung heißt in der
nik über ihre einzelnen Sachge­ Film- und Fernsehtechnik jene
biete hinaus wie Telephonie, Tele­ Produktionsmethode, in der - im
graphie und Rundfunk eine wissen­ Gegensatz zum - Playback-Verfah­
schaftliche Definition des Be­ ren - die Tonaufnahme erst nach
griffes N. erforderlich machte. Fertigstellung des Bildteils vor­
Den qualitativen E igenschaften genommen wird. Im Bereich der
einer Folge von Buchstaben, Zif­ E.n M. wird das Korrigieren asyn­
fern, Amplituden- und Frequenz­ chroner Bänder gelegentlich als
stufen stehen die quantitativen N. bezeichnet.
Eigenschaften der statistischen
Häufigkeit als Verbindungselemen­ Nachtprogranm, Nachtstudio oder
te gegenüber(42J. Die im natur­ Nachtmusik waren hauptsächlich
wissenschaftlichen Sinn meßbare zwischen 1950 und 1960 florieren­
N. wird als Information bezeich­ de Sendereihen des Rundfunks, die
net. In der allgemeinen Bedeutung den $päthörer mit der Sendung
des Wortes kennzeichnet N. die von neuen Werken, meist in Ver­
zwischenmenschliche Übermittlung bindung mit Einführungen, E rläu­
von Bedeutungsinhalten vermittels terungen oder Analysen, über den
sensorischer Zeichen von einem aktuellen Stand der jüngsten Mu­
Sender zu einem Empfänger. sikentwicklung orientierten. In
den ersten Jahren dienten die Mu­
Nachrichtentechnik unterscheidet sikalischen N.e vorwiegend dem
sich von der „elektrotechnischen sog. Nachholbedarf, - das waren
Energietechnik" dadurch, daß sie die in den Jahren der musikali­
nicht Energie, sondern Informa­ schen 11Autarkie" von den Konzert­
tionen vermittels elektrischer und Rundfunkprogrammen mehr oder
Signale überträgt; dabei müssen weniger ausgeschlossen gewesenen
im Sender wie im Empfänger elek­ Strawinsky, Bart6k, Hindemith,
troakustische Wandler wie Mikro­ zu schweigen von Schönberg, Berg
phone und Lautsprecher vor hande n und dem fast unaufgeführt geblie­
sein. In der E.n M. ist die Klang­ benen Webern. Nach 1950 trat all­
übertragung, im weitesten Sinne mählich, angeregt durch Auffüh­
die Produktion und Aufnahme von rungen in Donaueschingen, durch
Schallvorgängen, ein Hauptanwen­ Konzertreihen der Rundfunkanstal­
dungsgebiet der N. Die elektri­ ten Köln und Hamburg und vor al- ·

sche Energietechnik und die elek­ lern durch die Darmstädter Ferien­
trische N. wurden früher nach dem kurse, die junge Generation in
Gesichtspunkt der sogenannten den Gesichtskreis der aktuellen
Stark- und Schwachstromtechnik un­ Entwicklung.
terschieden. Diese Trennung ist Das Musikalische N. des Kölner
heute überholt und dadurch über­ Rundfunks, von H.Eimert begründet
wunden, daß viele Lösungen nur und am 21. Oktober 1948 mit einer
durch die Verwendung von Hilfs- Sendung über Thomas Manns Doktor
221 Naturklang

Faustus eröffnet, nahm von Anfang zwölf Stimmen; K.Stockhausen,


an eine Sonderstellung ein, eben­ Kontra-Punkte; B.A.Zimmerrnann,
so durch zahlreiche Ursendungen Konzert für Oboe, Konzert für
von neuen Werken wie durch die Violoncello.
unmittelbare Verbindung mit dem Im Kölner Musikalischen N. kamen
ersten Studio für E.M., das am zwischen 1953 und 1962 alle im
18. Oktober 1951 ebenfalls von Kölner WDR-Studio entstandenen
H.Eimert gegründet worden war. elektronischen Kompositionen zur
Eine der Hauptquellen des Kölner Ursendung, insgesamt 33 Kompositi­
N.s waren die Kölner Funkkonzerte onen von 21 Komponisten. Das Köl­
„Musik der Zeit", die am 8. Okto­ ner Musikalische N., das bis zu­
ber 19'51 mit dem ersten deutschen letzt von H.Eimert geleitet wurde
Nachkriegsgastspiel des Dirigen­ und als letzte Sendung das in den
ten Igor Strawinsky begannen. Ne­ USA entstandene elektronische
ben den Kölner Funkkonzerten, in Werk Quintona von E.Klcenek brach­
denen auch die elektronischen te, wurde am 22.12.1966 einge­
Produktionen uraufgeführt wurden, stellt. Die im WDR entstandenen,
bildeten Aufnahmen von den Darm­ aufgeführten und gesendeten Stük­
städter Ferienkursen und aus rhei­ ke E.r M. wurden in den 1950er
nisch-we s tfälischen Opernhäusern Jahren vielfach als solche der -
eine weitere Programmgrundlage. Kölner Schule bezeichnet.
Um einige der Kölner Ursendungen
aus den Jahren 1950 bis 1953 zu Naturklang ist weniger ein von
nennen: Natur gegebenes als von den In­
1950: E.K'tenek, Karl V. (Aus­ strumental- (und Vokal-)tönen
schnitte) und Kammeroper Tarquin; geliefertes Vorbild für den zu
K.A.Hartmann, Des Simplicius einem einzigen Toneindruck im Ohr
Simplicissimus Jugend. - 1951: zusammenfallenden Klang. Seit
A.Schönberg, Der Tanz um das gol­ M.Mersenne (1636) und J.Sauveur
dene Kalb aus Moses und Aaron ( 1700) haben sich bis in die jüng­
(zwei Tage nach der Darmstädter ste Zeit viele Theoretiker, zu­
Uraufführung, wenige Tage vor letzt H.Riemann, J.Handschin und
Schönbergs Tod); K.Goeyvaerts, E.Bindell25), mit der Frage be­
Sonate für zwei Klaviere (das faßt, wieweit die harmonisci1en
erste konsequent serielle Werk) Erscheinungen der Tonalität auf
K.Stockhausen, Violinsonate; P. das sogenannte Naturvorbild der
Boulez, Polyphonie X (wegen der Teiltonreihe zurückzuführen seien.
auf dem Band hörbaren Publikumsun­ Die dabei von J.-Ph.Rameau, L.
ruhen vom Südwestfunk überlassen); Euler, J.Ph.Kir nberger, G.Capel­
die ersten elektronischen Klang­ len und vielen andern ermittelten
modelle (zusammen mit W.Meyer­ Ergebnisse begründeten die Dur­
Eppler). - 1952: A.Schönberg, Tonali tät, konnten aber, trotz
Violinkonzert; J.Cage (bis dahin Riemanns angeblicher, in der Ober­
in Europa nicht bekannt) , Con­ ton-Akustik aber nicht vorkommen­
struction in M etal ; K. Stockhausen, der Untertonreihe, den Molldrei­
Kreuzspiel (vor der Darmstädter klang nicht erklären. Für den
Konzertaufführung); B.A.Zimmer­ Historiker der Tonal i tät ist die­
mann, Sinfonie in einem Satz. - se Entwicklung grundlegend wich­
1953: P.Boulez, Sequence für tig, für die E.M. hat das ver-
Naturskala 222

meintliche Abbild musikalischer durch die veränderte Art des Anbla­


Tonbeziehungen keine Bedeutung, sens hervorgebracht werden. Unab­
ebenso wie in ihr mit J.Handschins hängig von historisch festliegen­
verfehlter Charakterisierung den Definitionen wären die N. im
eines „Physikalismus" nichts an­ Zusammenhang mit dem - Naturklang
zufangen ist. Dagegen steht der auch so zu charakterisieren, daß
aus Einzeltönen zusammengesetzte sie ebenfalls die Eigenschaften
Klang (musikalisch Ton) im Mittel­ des Naturklangs besitzen, sofern
punkt der elektronischen Klang­ sie einen als Ton11 zusammenge­
11
kompositionen. Denn nun, zum er­ setzten Klang bilden. Läßt man
stenmal in der Musikgeschichte, einmal in beiden zusammengesetz­
kann dieser Klang nach vorgege­ ten Worten den nur historisch
benen Ordnungsges ichtspunkten sinnvollen Anteil der 1 Natur11 weg,
1
komponiert werden. Mit elektroni­ s o kommt man auf die alte, hier
schen Mitteln kann unmittelbar nicht angebrachte Unterscheidung
in die Struktur des Klangs einge­ von Ton und Klang. Abwegig bleibt
griffen werden, etwa so, daß Ein­ die Behauptung, die Begriffe ,Ton'
zeltöne weggenommen, andere hin­ und ,Klang' widersprächen sowohl
zugefügt werden oder, daß die den Hörtatsachen als auch dem
Dynamik der Teiltöne im Sinne der musikalischen Sprachgebrauch. um­
Ordnungsvorstellung des Komponi­ gangssprachlich ist es durchaus
sten neu geregelt wird und so zu üblich zu sa gen, ein Instrument
neuen Klangergebnissen führt. Ab­ habe einen schönen vollen Klang
zulehnen ist hierbei die vielfach oder, was dasselbe ist, einen
übernommene Vostellung J.Hand­ schönen vollen Ton.
schins, daß sich Klänge und (elek­
tronisch variierbare) Klangfarben Neo-Bechstein-Flügel war das b e ­
als selbständige, nicht aufeinan·· kannteste der ele ktronischen Kla­
der reduzierbare Qualitäten ge­ vierinstrumente und gewann neben
genüberstünden. dem elektroakustischen Klavier,
dem Variachord, dem Elektrochord,
Naturskala ist die Skala der Ein­ dem Electone, dem Minipiano und
zeltöne, aus denen sich ein In­ dem Dynatone eine gewisse Popula­
strumental- oder Gesangston zu ­ rität durch den berühmten Physi­
sammensetzt. Die Einzeltöne wer­ ker W.Nernst (1864-1941), der ne­
den - Obertöne, - Teiltöne, Par­ ben O.Vierling, S.Franc6 und
tialtöne oder Aliquottöne genannt. H.Driescher als der Haupterbauer
Die Höhe eines Klangs (musika­ des Instruments galt. Der N.-B.-F.
lisch Tons) bestimmt sich nach verwendete für je eine Gruppe von
der Tonhöhe des tiefsten, in der Saiten elektroma gnetische Tonab­
Regel auch stärksten der ihn zu­ nehmer; äußerlich sah das Instru­
sammensetzenden Einzeltöne. Die ment wie ein normaler Flügel aus,
Eigenschaften der N. sind iden­ war aber bei Fehlen des Resonanz­
tisch mit denen des - Naturklangs. bodens und bei Verwendung von
1Mikrohärrunern11 wesentlich leich­
1
Naturtöne sind bei Blasinstrumen­ ter gebaut. Der N.-B.-F. wurde
ten die Eigentöne des Rohres, die 1932 in Einzelexemplaren der Öf­
ohne Veränderung der Schallröhre fentlichkeit vorgeführt. Er war
(Verkürzung o der Verlängerung)nur ebenso wie die andern genannten
223 Niederfrequenztechnik

Klavierinstrumente bald wieder Nf-Generatar - Tonfrequenzgenera­


vergessen, zumal es nicht zu tor
einer Serienherstellung kam.
Nichtlineare Verzerrungen sind
Netzfrequenz ist die Frequenz der in der Tonstudiotechnik Erschei­
im öffentlichen Stromnetz verwen­ nungen, die durch nicht exakt
deten Wechselspannung; sie beträgt arbeitende Ubertragungsglieder
50 Hz in Europa und 60 Hz in den entstehen. Sie machen sich durch
USA, wodurch sich die Tonhöhe et­ verstärkte Bildung von unerwünsch·­
wa von deutschen Abspielgeräten ten Oberwellen bemerkbar. Das Maß
(für Schallplatten oder Magnet­ für N.V. ist der Klirrfaktor (­
band) entsprechend ändert. Span­ Verzerrungen).
nungsrückgänge und Frequenzabfäl­
le, wie sie nach dem Krieg häufi­ Niederfrequenzschaltungen sind
ger vorkamen, konnten durch Span­ alle Verbindungen in Übertragungs­
nungsgleichhalter oder durch Re­ wegen, die für Audiosignale be­
geltransformatoren leicht ausge­ stimmt sind (-Niederfrequenz­
glichen werden. Dagegen konnten technik). Typische N. findet man
Frequenzschwankungen bis zu 6 % in Verstärkern, Filtern, Konden­
schneller (= 1 Ton) sich verwir­ satormikrophonen und einer Viel­
rend für den Absoluthörer auswir­ zahl von Apparaturen, die im elek­
ken, der die Eroica in E-Dur, tronischen Studio benutzt werden,
die Haffner-Sinfonie in Es-Dur nicht zuletzt in den Konstruktio­
hörte(225). nen der Synthesizer. Die Magnet­
bandgeräte benutzen zu ihren N.
Netzgerät ist die Bezeichnung für für das - Löschen und die - Vor­
einen mit einem Gleichrichter magnetisierung Hochfrequenz-(Hf-)
kombinierten Spannungswandler; Schaltungen.
ein N. dient der Stromversorgung
von Geräten, die in der Regel Niederfrequenztechnik (Abk. Nf­
mit Batterien oder Akkumulatoren .Technik, auch Tonfrequenztech­
(11Akkus") betrieben werden. Bei nik) ist die übergeordnete Be­
stationärer Benutzung solcher zeichnung für alle technischen
Geräte können die teuren Batt�­ Gebiete, die sich mit tonfrequen­
rien geschont werden, indem der ten Signalen beschäftigen, also
Strom aus dem öffentlichen Netz mit jenen Frequenzen, die den
über ein N. direkt entnommen wer­ menschlichen Hörbereich ausmachen
den kann. Transistorradlos etwa (bis ca. 20 000 H2). Mit dgr An•
oder kleine Mischpulte, wie sie wendung der über 20 kHz hinaus­
häufig in der Live Electronic gehenden Frequenzen befaßt sich
verwendet werden, können durch die - Hochfrequenztechnik. Die
die Verwendung von N.en preis­ N. ist für sämtliche Aufnahme-,
werter und einfacher mit Energie Speicherungs- und Wiedergabe-Pro­
versorgt werden. Ein N., das als zesse zuständig, ebenso für die
nicht-separates, in ein Gerät Wartung aller auf diesem Gebiet
integriertes Bauteil arbeitet, benutzten Apparaturen. Viele ge­
wird als Netzteil bezeichnet. läufige Geräte-Benennungen (Fil­
ter, Verstärker, Generatoren usw.)
müßten eigentlich, nimmt man es
Niederfrequenzverstärker 224

ganz genau, mit einem 1,Nf11 -Zusatz NoisEx (engl. noise, Geräusch,
versehen werden. - Die Hochfre­ Rauschen) nannte sich Mitte der
quenztechnik besorgt hauptsäch­ sechziger Jahre ein system zur
lich die drahtlose Übermittlung Reduzierung verschiedener Störfak­
der durch die N. hergestellten toren vor allem bei Tonbandauf­
Informationen, etwa durch Rund­ nahmen. Die Entwicklung des N.-Mo­
funk und Fernsehen. Entsprechend dulationssystems, das auf einer
werden in den Rundfunkanstalten Kombination eines Kompressors mit
die Abteilungen Hoch- und N. un­ einem Expander („Kompander-System")
terschieden. beruhte, zeigte das Bemühen, den
durch häufiges Kapieren und Trans­
Nie:J.erfrequenzverstärker sind im formieren entstehenden - Geräusch­
Gegensatz zu Fernsehbild-Verstär­ pegel möglichst niedrig zu halten.
kern oder Antennenverstärkern al­ Das N.-System wird heute allgeme:in
le Tonstudio- oder Heimverstärker, als Vorläufer des - Dolby-Stret­
da sie der Verstärkung tonfrequen­ chers gesehen.
ter Spannungen dienen (- Verstär­
ker).
Normen im Bereich der Tonfrequenz­
Niere ist die umgangssprachliche t;ct;;;ik , aber auch der Film- und
�zung für ein Mikrophon mit FernsehtechniK1 dienen der natio­
Nierencharakteristik. Der Aus­ nalen und internationalen Verein­
druck bezeichnet ausschließlich heitlichung technischer Daten;
die Art der - Richtcharakteristik sie werden nach System- und Ein­
des Mikrophons, nicht aber seine zel-N. unterschieden. Für die Ma­
Bauweise (dynamisches, Kondensa­ gnettontechnik beispielsweise leg­
tormikrophon usw.). Die N. ist te das CCIF (Comite Consultatif
in der Aufnahmetechnik der meist­ International Telefonique) 1953
benutzte Mikrophontyp. N. fest, die im wesentlichen mit
den DIN-(Deutsche Industrie Nor­
Noise/Random Voltage Generator men) Normblättern identisch sind.
ist ein Modul des ARP-Synthesi­ So gibt etwa DIN 45512 (Blatt 2)
zer-Programms, das zwei gleiche, Auskunft über die geforderten
voneinander unabhängige Rauschge­ elektroakustischen Eigenschaften
neratoren sowie Zufallsspannungs­ von Magnetbändern. Selbst die
generatoren enthält. Die Rausch­ Beschaffenheit von scheinbar so
generatoren produzieren - Weißes untergeordneten Dingen wie Spulen­
Rauschen, aus dem durch sukzessi­ oder Wickelkernen ist nach DIN
ve Filterung das - Pink Noise festgelegt. Ohne diese internatio­
(rosa Rauschen) gewonnen wird. nalen N. wäre eine universelle
Die langsame Zufallsspannung Austauschbarkeit ausgeschlossen.
(engl. Slow Random Voltage) ent­ Auf manchen Gebieten (z.B. bei
steht aus dem Rauschen, das so­ Steckern) hat sich allerdings eine
weit gefiltert wird, bis keine höchst unpraktikable Vielfalt
Audiofrequenzen mehr vorh anden von Typen erhalten.
sind (1 - 10 Hz). Diese Infra­
schall-Frequenzen können zur kon­ Nonnpegel - Pegel
tinuierlich-zufälligen Steuerung
von Tonhöhen, Klangfarben oder No rmreihen von Frequenzen finden
Lautstärken benutzt werden. sich in der Tonstudiotechnik an
225 Notation

- Filtern; sie bestimmen die je­ rer Lage im Klangraum als h och
weiligen Grenzfrequenzen der und tief (richtiger: als höher
Durchlaß- bzw. Sperrbereiche. In und tiefer) oder nach ihrer Fär­
Deutschland richtet man sich nach bung als hell und d unkel oder
DIN (Deutsche Industrie Normen) , nach Dichtegraden und anderen psy­
die durch den Deutschen Normen­ chischen Merkmalen der Klangemp­
ausschuß (DNA) bestimmt werden. findung gekennzeichnet werden kön­
Eine Festlegung von N. ist des­ nen. Aber die Klangfarbe selbst,
wegen erforderlich, um eine ob­ jene in der Instrumentalmusik so
jektive Vergleichbarkeit von Meß­ einfache Hörfeststellung ,Das ist
werten zu gewährleisten. Die heu­ eine Trompete, eine Flöte, eine
te gebräuchliche Normreihe bei Violine' usw. läßt sich im elek­
Filtern entspricht DIN 45654. Die tronischen Bereich nicht exakt
Frequenzreihe dieser Norm in Hz: festlegen, bleibt meist im Unge­
31,5' 45, 63, 90, 125, 180, 250, fähr eines Instrumentalverglei­
355, 500, 710, 1000, 1400, 2000, ches stecken oder erschließt die
2800, 4000, 5600, 8000 , 11 200, neue namenlose Zone zwischen
16 000, 22 400. Die E.M. verwen­ Klang Gemisch und farbigem Ge­
det Filter nicht als Meß-, son­ räusch, für deren Aufzeichnung
detn alo Tran5forrnationsgeräte. ma� allenfalls symbolische Sche­
Die N. erweisen sich somit bei mata verwenden kann. Daraus geht
der Realisation E.r M. gelegent­ hervor, daß die Vielfalt musika­
lich als hinderlich, weil die lisch-elektronischer Gestaltele­
Möglichkeit kontinuierlich-glei­ mente nicht mehr in 11Noten11 erfol­
tender Veränderungen nicht gege­ gen kann, sondern eigene graphi­
ben ist. sche Darstellungsmethoden erfor­
dert, deren Gesamtordnung in
Normstinmton - A einer - Partitur die Verhältnisse
der Tonhöhen (bei komplexen Klän­
Notation der E.n M. bedient sich gen der Tonlagen) , der auf der
keiner Notenschrift, sondern eina:­ Zeitachse verteilten Dauern und
technischen Darstellung für die der oft in einem eigenen System
Aufzeichnung von Frequenzen (Ton­ untergebrachten Lautstärken er­
höhen), von Dauern (in Zeitstrek­ kennen läßt. Sinustonpartituren
kenschrift) , von Lautstärkern beruhen auf einer einfachen, ver­
(in dB) , von Hüllkurven (in auf­ hältnismäßig leicht faßbaren Um­
und absteigenden Linien oder Kur­ wandlung der traditionellen
ven) , von fallenden Nachhall-Li­ Schriftzeichen in eine Diagramm­
nien (meist r-------) und von partitur mit den Koordinaten Fre­
Zeitangaben (in sec oder cm/mm­ quenz, Zeit und Pegel (Lautstärke).
Länge des Tonbandes). Dazu kom­ In anderen elektronischen Partitu­
men Angaben über einzuschaltende ren ohne genaue Frequenzangaben
Filter, Frequenzumsetzer und ande­ bleibt als exakte Dimension in
re Modulatoren. Ein visuell kaum jedem Fall die Zeit-N. in sec oder
löbares (allenfalls „farbig" zu cm/mm-Bandlängen erhalten.
lösendes)N.s-Problem liegt in der In einem 1954 erschienenen, in
Charakterisierung der Klangfarben. der einschlägigen Literatur bis­
Wohl können Klangfarben kompo­ her unbeachtet gebliebenen Auf­
niert werden, sofern sie nach ih- satz von Herbert Eimert, F ritz
Notation 226

Enkel und Karlheinz Stockhausen aus, so werden Schlüssel benutzt:


wurden zum erstenmal „Fragen der 2 für die Erhöhung um eine Oktave,
Notation elektronischer Musik" 4 für die Erhöhung um zwei Okta­
erörtert(60). Ausgehend von einem ven, 1 /2 für eine Oktave tiefer
dreidimensionalen Schema zur Dar­ usw. Der hier verwendete Frequenz­
stellung akustischer Vorgänge schlüssel 3 versetzt die Frequen­
wurde für die Diagrammpartitur zen um die Strecke vom Grundton
die Zusammenlegung der Tonhöhen/ bis zur Quinte der nächsthöheren
Zeitdauern-Ebene und des dynami­ Oktave höher. Die Frequenzzahlen
schen Pegeldiagramms als zweck­ brauchen demnach nur mit der
mäßig betrachtet. Die akustischen Schlüsselzahl multipliziert und
Vorgänge wurden in folgender Wei­ mit den angegebenen dB-Werten -6,
se gekennzeichnet: -3, -12, versehen werden:
Tonhöhe und Dauer werden in der -
2970 12
Frequenz/Zeit-Ebene eingetrage�
wobei der genaue Betra g der
Frequenz und des Pegels über
die den Ton darstellende Linie
:�: l
112
· 3

zu schreiben ist. Um den ganzen Die nach ihrer Lautstärke abge­


Hörbereich mit einer einzigen stuften Töne mit dem mittleren
Skala zu erfassen, wird der je­ als dem lautesten werden im Pegel­
weils gültige Frequenzbereich diagramm (von -40 bis ±O)in ihrer
durch einen vorgesetzten Faktor endgültigen dynamischen Form fest­
(Schlüssel) festgelegt. Der gelegt und gehen dann mit der ge­
dynamische Verlauf des Schall­ strichelten Linie in ihren Nach­
ereignisses ist aus dem Pegel­ hall über (die Zeitangaben fehlen
diagramm zu entnehmen. Die Nach­ in dem Beispiel). In drei weite­
hallverhältnisse sind - wie aus ren ähnlichen Beispielen werden
dem Beispiel zu ersehen - durch die Fälle der Modulation, der Fre­
eine fallende gestrichelte Li­ quenzbandbeschneidung und der
nie charakterisiert. Die Zeit­ Frequenzbandpressung und -sprei­
achse ist hierbei aus Gründen, zung dargestellt. Wer die StudieI
die sich aus dem Herstellungs­ von Stockhausen kennt, sieht so­
prozeß ergeben, gleich in Ma­ fort, daß es sich um eine N.s-Vor­
gnettonbandlängen eingeteilt stufe zu dem Stück handelt. Die
(hier, ohne Einzelangaben, noch Partitur selbst,soweit Teile dar­
auf die frühere Bandgeschwindig­ aus bekannt geworden sind, gehört
keit von 76,2 cm/sec bezogen) zu jenen, die als äußerst präzise
Schalt- und Regulierskizzen so
(s.nebenstehende Abbildung )
kompliziert angelegt sind, daß
Die links stehenden Frequenzzah­ sie vom Leser nicht 11mitvollzo­
len von 10-100 sind mit 10 zu gen" werden können. G.Ligeti hat
multiplizieren = 100-1000 Hz. Je­ zwischen anschaulichen und unan­
des reld zwischen den 10 Frequenz­ schaulichen elektronischen N.en
linien im logarithmischen Abstand unterschieden. Die Unanschaulich­
ist ein 100-Hz-Feld. Die drei keit in diesem Falle resultiert
Frequenzzahlen he.ißen demnach 112, vor allem aus der Unübersichtlich­
275 und 990 Hz. Gehen Frequenzen keit der Tonhöhenanordnungen in
über den angegebenen Umfang hin- vier Systemen und der ständigen
227 Notation

90 -12
100
80 ----- -.mii
70
Frequenz 60
(Hz) 50

40 ...
---

30
-� 1
• 75 -3
----- -1
20

12 -6
----- �
10
-10 _, .....::
Pegel (dB) 7
7
�""'-=
-20
IZ
-30
�'
Zeit M: -4o
76 cm/sec
Notation 228

Notwendigkeit des Umschaltens auf


die Hunderterzwischenrälll11e, deren
b)
logarithmische Entsprechung für
die Erkenntnis der Intervallstrek- @ H40
-20
@
ken und der durch sie ausgedrück- Bandanschl uß
ASO
ten Frequenzzahlen von Wichtig-
-5
keit ist, aber für die N. selbst
nichts besagt und deshalb nur
verwirrend wirkt.
F20
-10 -5
D20 Gl5
±o
@ C7,5 E7,5
- 15 - 15 -30
B60

Ein zweites Beispiel in dem er-


wähnten Aufsatz ist eine N.s-Stu-
die zu H.Eimerts Glockenspiel c)
(1953/54). Die Glockenklänge wur- H
.& j = 114

den nach einer Tabelle des Glok- l::!_ �


kenakustikers Joh ann e s B i eh le aus
<!

gz
Sinustönen zusammengestellt, so-
E* PP „
4
wohl in ihrer realen wie in ihrer Dx
harmoni sch-idealen (bei wirkli-
chen Glocken nicht vorkommenden) A* f-®- =====--
Form. Die Zusammensetzung jedes
>,
Klangs aus 9 Einzeltönen war ein :r
vorher abgeschlossener Prozeß, so ---

7
"'P� �
daß es die N. nur noch mit den mf �ff
auf acht verschiedene Stufen
transponierten Glockenklängen zu
"--1- �'l;
tun hatte. Ebenso wurden vorher,
Klang für Klang, die - Hüllkurven
fest gelegt. Die N, zeigt acht ver- Da s Bandschema des Beispiels
schiedene glockenartige Schlag- (Abb.b) enthält folgende Daten:
klänge von verschiedener Klanghö- Große Buchstaben = Klänge, Zahlen
he , abgestuft etw a vom tie f en = cm, eingekreiste Zahlen = Zen­
Gong bis zum hohen metallischen timeterlänge der Pausen, Minus­
Schlag. Für die acht Klänge (A,B, Zahlen = dB, Klammer = Zeichen
C. ..H) sind acht Part iturlinien für zwei übereinanderzuspielen­
notwendig, auf denen die Klänge de Bänder. - Zur weiteren Ver­
nach Dauern (cm) und Schallstärke anschaulichung wurde dieses Bei­
c±o, -5, -10, -15 ... dB) einge- spiel mit ungefährer Tonhöhenmar­
tragen sinct ([Wl;i,il,) 1 lcisrung in Notgm�chrift „!!ui-üc::k­
übersetzt" (Abb. c). Daß solche
a)
40 Rückübersetzungen in eine fremde
H
-20 15 Schrift nicht dem Wesen der E.n M.
G
20 :!:o entsprechen, braucht nicht gesagt
F
-10 7 5 zu werden. Die kompositorische
E
20 -15 Aufgabe besteht in der Herstel­
D
-5 7 5 lung der den elektronischen Mit­
c
-15 60 teln adäquaten Partituren. Für
B
80 -30 die technische Realisierung wer­
A
5 den im allgemeinen die Angaben
des Bandschemas (Abb.b) genügen.
� 285 cm = 5,75 sec �
1 1-B, Blatt l
1
. Klang 6) lr•n9pOnieren l :2 . Aue-• AuBlchnitte herauekopieren:mlt Hilfe eine , 4 Schichten produz ieren!
, An 5 Schnitt1tellen, naeh \8;4.4;5Jl ;9�;10,3 8,

. Autosynehronltiertm Stoppuhr bei folgenden Zeitmarken Regler öffnen

• TM, A-Steuedrequenz 21Ji Hz • Mit W49, jewcila an den SSt be11:in....,nd,mOgllcha1 und echlleaael'l,möglichat kunc,eber deutliche HK, W49:3000-10000 Hz
1500- 5000
W- in32 a naeh folgendem ku!"zeK.langfa!"bengliss ach.<en: OdB max
a�m 1000- 3000
Sehema variieren: 800- 1500

entspl"icht1 ,wenn nicht anders TM, Steuerfrequenz i n 16 1 nach folgen­


dem Sch.em& verAndern:
angegeben.
I :?g � JO(IO
11Q9 �
t!lleklive Fr�tn
m ___:::::,,,.
i;� Bandet1lcke
h.&ckenchielre: 6 von }e
5 cm L4nge,EA 35,4+s2,7+15ß+l0ß+23.8+
z :g�7
1096 7;lcm
��: /\ /\
�: v 'szc=
!I
V\V/ �\ :
0 (8 �4 .$!i $5 fQJ 16/) !I
!A M M �i
0 !i61i6 1451i1 19 16{)
. Transp0nieren 1:2; Dauer 1 6 8 , Wenn ein Gll1111ando zuende, R e g l e r 11chnell zudehen
N1chhall o,75 e
. 2 -faehe Autotynehronisation (1/1//1}

Kopierkopf

2.6.58.
H . Klang 7) traneponh1ren 1:4, a),h!khllle Freq.1<140 Hz . Wie �a. TeUung- und �ngfarbengl.issandl: .Aue-!>wie4b: , Wle4c:
"
1:8, b), 2880Hz
WO: 1500-SOOOH�
.a)undb)transponieren43:36,a ).b ) 1000-3000
1 1
800-1500
. a ) mit Sinuston modulieren (Riniirnodulator);SS-Fre­ 3000-10000
1
quenz in 16 enaeh!olgendem Schemaver.lndern:
TM, Steuerfrequenz:

elfektiveFreqwntffl
i6: �s---
S /------
--- �;::
r�\t\ N ! _____
1�� ':a�
s 0 t6 XJ �6�� IQJ ltiO '0 $5' 141 11$1�1 /�
3� SI :;: L/z/'s:z
...
. b )wie a J,jedoeh modulierende Sin usfrequenz l
1 (Das er11te GliB1&ndo beginnt
1
flg -:;::::::.
Oktav höher,naeh gleichemScherna das zweiteGli11ando heglnnt ,{,� -;:::::.
· a1 rnod und b1 mod aynchronieleren
, Ergebnie autoeynchronieieren; Dauer 16 a

K. Stoclchauaen Kontakte (199), Realiaatio1111partitur (- Auffilhrungsparti tur) (lhiversal Edition)


Notation 230

York Höller Horizont (1972)

Ausschnitt aus dem 17.Feld der Partitur (gegenüberstehend)

89 Schwebungssummer (ca 5000 Hz) - Mikrophonverstärker (um ca


+50 dB übersteuert)

90 Statistische Folge von Impulsen, die in mehreren Schichten


mittels diskontinuierlicher Betätigung des Drucktasten­
schalters am Impulsgenerator hergestellt wurde. Die 11Im­
pulsschar" wurde durch äußerst rasche Reglerbewegungen un­
regelmäßig auf die Kanäle I und IV verteilt.

91,91 �= Impulsgenerator - AA (4190 Hz, bzw. 6501 Hz) - Hoch­


paßfilter (ab 4000 Hz, bzw. 5600 Hz). Schneller, unregel­
mäßiger „ Morserhythmus" mittels Drucktastenschalter.

91 b = Kombination von 91 und 91 a). Unregelmäßige Bewegungen


des Transponiergenerators.

91 c) = Endstellung von 91 b)

92 Rechteck-Kapier-Gemisch (s. „Kopierverfahren" S.6, Anm. zu


20 a)) - „Unterbrecher-Sequenz" (Schleife):

Braunband (=Klang) 0,35 0,5 0,15 0,75 0125

Weißband (=Pause) O, 15 0,3 0,35 0,6

0,6 0,3 0,2 0,4 o, 17 0,2


0,2 O, 17 0,4 0,2 0,3 0,6 0,25

0,6 0, 35 o,3 0,15 sec

0,75 O, 15 0,5 0,35 sec (=11Krebs11)

Die bespielte U-Seq uenz wurde anschließend um eine kleine Sexte


aufwärt s transponiert (glissando)

96 29 , rückwärts (Verhall) und vor wärts quasi „achsensymme­


trisch" kombiniert.

97 92 bei 78 cm /sec (Bandgeschwindigkeit) rückgekoppelt und


um 1/2 Oktaven abwärts transponiert

98 27 vorwärts und rückwärts überlagert.

99 92 rückwärts, wie 97 behannelt.


231 Notation

'(11;„.t. •·ft t-;,l,,.)


1 �o�f, 17-
11 Hor."u•f o '" deu. 1�.

york Hd't Irr


SC'< 151 .).OJ .l 0 9 .J�O .J. '6 ol.9.J 300 Jrf 3.J,6 f:otf.J.
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® Jl) lJ!' J' J)• fJ


Notation 232

141.28 3.1 cm
3.5
4.0 Quotient: 9/8
4,4
5.0 Reihenfolge:
4 1 3 7 8 2 5 6
5.6 S e que nce :
6.3
7.1
39.0 cm

.29 9.9 cm
1 2. 4
15.6 Quotient: 5/4
19.4
24.3 lleihenfolge:
5 2 4 8 1 3 6 7
30. 4 Sequeoce;
38.0
47.5
197.5 cm

142 Freqneozverlauf (achemati•ch): Frequency curve (echematlc):

Ambitua:
insgesamt 2 Oktaven
davon a) 1 OktaT
(400-1600 Ilz),
(800-1600 Ilz)
Ambit:
altogether 2 octave•
of whlch a) 1 octave 800-1600 cp•

�400-1600 cp1 ,

b) 1 Oktav (400- 800 Hz); b ) 1 octave 400- 800 cp• ;

Unterteilung (von a) subdivieion (of a)


in 8 Bereiche: ioto 8 ranges1

800 - &72 1111/cp•


872 - 9111
951 - 1037
1037 - 1131
Quotient: .!!.(2
1131 - 1234
1234 13411
13411 1487
1467 - 1600
Teilung in 9 Sektionen; diviaioo into 9 aectiona;

Frequenzverläufe der Sektionen frequency curves of the sections


(achemathch) 1 (schemClti c):

G.M.Koenig Essay, S.30 der Partitur (107).


233 Nutzsignal

Notenschrift wird zur Auf zeich­ Nutzsignal, auch N utzpegel, ist


nung E.r M. nicht verwendet. Die ein in der Tonstudiotechnik häu­
Notation E.r M. beruht nicht auf fig gebrauchter Begriff, der die
einer Erweiterung der traditio­ auf Tonband gespeicherten Infor­
nellen N. Sie hat - auf der ande­ mationen in Gestalt von Musik
ren Seite - auch nichts mit - oder Sprache (das N.) von uner­
M u sikalischer Graphik zu tun. Je­ wünschten Störgeräuschen unter­
des Schriftbild, ob es Laute oder scheiden soll. Der vom Störab­
Töne fixiert, muß sich der Ele­ stand bestimmte - Aussteuerungs­
mente des Schreibens, eben des bereich setzt die Grenzen für den
Graphischen bedienen, und nicht Spielraum der Aufzeichnung von
umsonst kennt die - Informations­ N.en (- Übersprechdämpfung).
theorie den Begriff des „Graph".
Es ist unsinnig, das graphische
Element einer Notation zu leu gnen.
Die graphische Zeichenfunktion
der N. wird erst dort problema­
tisch, wo diese Funktion unter­
drückt oder vergessen wird und
die Zeichen zur ästhetischen
„Zeichnung" verfälscht werden.
Die - Notation E.r M . kommt mit
der traditionellen N. häufig wie­
der in Verbindung, wenn elektro�
nische Tonbandklänge und „live"
spielende Instrumentalisten auf­
e inander abgestimmt werden müs­
sen. Hier hat sich eine klang­
zeichnende ,10rientierungsnotation"
bewährt, die akustisch markante
Punkte des Tonbandes wie Schläge,
Klangblöcke, Punktfelder usw. als
Einsatzzeichen für die Instrumen­
talisten (oder den Dirigenten)
gibt, so etwa in H.Pousseurs
Rimes, P.Boulez' Poesie pour
pouvoir, K.Stockhausens Kontakte
(wo als Lautheitsorientierung
sogar mf oder ff im elektroni­
schen Teil der Parti tur erschei­
nen,s.S.9) ,in K.Boehrners Position
oder in H.U.Humperts Der Frieden.

NRS, Abk. von (engl.) Noise Reduc­


tion System, ist die Bez eichnung
für Geräte, die unerwünschte Stör­
spannungen in der Magnetbandtech­
nik in starkem Maße unterdrücken.
Zumeist ist mit NRS ein -- Dolby­
Stretcher gemeint.
235 0 Offene Form

OJ::ertöne sind die über einem absehen kann, der die akademisch
Grundton mitschwingenden Teiltö­ festgefahrenen Begriffe der Form
ne, die auch als Harmonische der und Formenlehre hinter sich las-
Grundschwingung bezeichnet wer­ 3en will. Bei solchen S chwierig­
den. Der 1. Teilton ist der Grund­ keiten der Auffassung und Defini­
ton; der 2. (die Oktave) wird als tion von musikalischer Form wird
1. Oberton gezählt, der 3. (die man das, was O.F. sein soll, zu­
Quinte) als 2., der 4. (die näch­ nächst auf die Beschreibung äuße­
ste Oktave) als 3. Oberton usw. rer Merkmale beschränken müssen.
Diese Doppelzählung nach Teiltö­ O.F. kann vorliegen, wenn Form­
nen und O.n führt leicht zu Ver­ teile vom Interpreten ausgetausdlt
wechslungen. Deshalb hat der werden ( wovon der Hörer freilich
Akustische Normenausschuß (DIN nichts merkt), oder wenn mobile
1311) im Interesse klarer Ver­ Prinzipien ein nicht mehr kontrol­
hältnisse vorgeschlagen, die mit liertes oder kontrollierbares Ele­
Ober • . • beginnenden Ton-, Schwin­ ment des Unbestimmbaren in die
gungs- und Wellenbegriffe nicht sich 9amit auflösende Form hin­
zu verwenden (- Teiltöne) . Unver­ eintragen, oder wenn die Form
ändert in Geltung aber bleibt der durch aleatorische Einschübe von
Begriff o. in akustisch-physiolo­ Zufallspartien ausgehöhlt wird.
gischen Untersuchungen (Konsonanz, Wie und wo hier die E.M. einzu­
Subjektive O., Binaurales Hören gliedern ist, darüber gehen die
u.a.). Meinungen auseinander. Auf un�
kenntnis beruht die Vorstellung,
Offene Fbrm ist heute ein viel­ die E.M. sei als auf dem Tonband
gebrauchter Terminus, der schon endgültig fixierte einer darüber
deshalb unbestimmt und vieldeutig hinausgehenden Formöffnung nicht
bleibt, weil das damit Bezeichne­ zugänglich, denn technisch ist es
te - was am nächsten läge - nicht heute möglich, mit elektronischen
als Gegenstück zu einer „geschlos­ Mitteln mobile Kompositionen, al­
senen" Form charakterisiert wer­ so solche der O.F., zu produzie­
den kann. Von geschlossener Form ren. Auf der anderen Seite läßt
ist zum mindesten seit der seri­ sich vom Hören aus begründen, daß,
ellen und E.n M. nicht mehr die wie Konrad Boehmer ausführt(26),
Rede, und auch die jüngere, sich „der Grenzbereich zwischen Struk ­
vom Seriellen lösende Musik ver­ tur- und Klang-Wahrnehmung zum
steht unter Form alles andere als wesentlichen Element der Form"
eine geschlossene Konzeption. Für wird, und daß darüber hinaus die
th eoretische Vorstellungen reicht E.M. das Prinzip der Transposi­
heute auch nicht mehr die erprob­ tio n in ein solches der Transfor­
te Formulier ung aus, Form sei das mation verwandelt: 11Eine auskompo­
Verhältnis der Teile zueinander nierte Struktur, die in sich
und zum G anzen, denn Formteile schon formale Prozesse birgt, kann
sind nicht nur gliedernde und ge­ also auf diese Weise wieder zum -
glieder te Abschnitte der Form, in sich reflektierten - Material"
sie funktionieren auch als „Struk­ werden; ein Vorgang, den G.M.Koe­
tu ren" eines Formprozesses, der nig im Vorwort zu seinem ele�tro­
zwar nicht identisch mit der Form nischen Stück Essay beschrieben
ist, von dem aber niemand mehr hat(107). - Mit der Einführung
Ohmsches Gesetz 236

des - Zufalls wurde das Prinzip chenreihe und werden zur Schnecke
der O.n F. aktuell. Mehrere Jahre mit ner Innenohrflüssigkeit ge­
bevor das 11Aleatorische11 in Euro­ leitet. Das akustisch-mechanische
pa Eingang fand, haben die Ameri­ Endglied ist die - Basilarmembran
kaner John Cage, Morton Feldman mit dem Cortischen Organ, dem An­
und Earle Brown, jeder auf ver­ fangsglied der Verbindung zwischffi
schiedene Weise, in den Jahren Innenohr und Hirnrinde. Auf der
1951 bis 1953 die O.F. komposito­ Hörbahn zum Gehirn befinden sich
risch praktiziert(JO). mannigfach funktionierende Schalt­
stellen Wld Kreuzungen(86). Das
Ohnsches Gesetz (nach dem Physi­ spektrale Bild eines Klangs wird
ker Georg Simon Ohm, 1789-1854) durch die auf der ganzen Basilar­
gilt als eins der akustischen membran verteilten 25 000 Nerven­
GrWldgesetze. Es geht davon aus, fasern dem Gehirn übermittelt.
daß das Ohr beim Hören periodisch Nach der Vorstellung von Helmholt2
zusammengesetzter Schallvorgänge sind die Fasern der Basilarmem­
eine Art von - F ourier-Analyse bran wie die Saiten eines Klaviers
verrichtet. Helmholtz(BO) hat das auf die verschiedenen Tonhöhen
O.G. in folgendem Satz zusammen­ abgestimmt. Nach neueren Erkennt­
gefaßt: „Das menschliche Ohr emp­ nissen genügt aber diese einfache
findat nur �in� pendelartige �esonanztheorie nicht. Der ganze
Schwingung der Luft als einfachen Hörvorgang vollzieht sich in einer
Ton, jede andere periodische noch nicht geklärten Fülle von
LuftbewegWlg zerlegt es in eine verschiedensten Transformations­
Reihe von pendelartigen Schwin­ stufen. Die dabei ins Hör-Spiel
gWlgen und empfindet die diesen kommenden physiologischen Appara­
entsprechende Reihe von Tönen.,, turen akustischer, mechanischer,
Ergänzend ist noch der Helmholtz­ hydraulischer und elektrischer Art
sche Satz hinzuzufügen, daß „eine sind bisher vielfach mit psycho­
gegebene regelmäßig periodische logischen Phänomenen des Musik­
Bewegung nur in einer einzigen hörens verwechselt worden(220).
Weise Wld in keiner andern darge­ Der Gesamtbereich hörbaren
stellt werden kann als Summe Schalls, bei sehr unterschiedli­
einer gewissen Anzahl pendelarti­ cher Empfindlichkeit des O.es,
ger Schwingungen". Die Phasenlage wird als - Hörfeld bezeichnet.
der einzelnen Teiltöne ist nach In starkem Maße hängt die Empfind­
Helmholtz ohne Einfluß auf die lichkeit des O.es von der Laut­
Klangempfindung. Die Fourier-Dar­ stärke und Tonhöhe ab. Im Bereich
stellung, die Ohm in die Akustik zwischen 1000 Hz und 4000 Hz ist
eingeführt hat, ist nur begrenzt das o. am empfindlichsten. Es ist
auf Geräuschvorgänge anwendbar. der 11günstigste" Hörbereich für
das O. Der ungeschulte Leser aku­
Ohr, das menschliche Hörorgan, stischer Literatur fühlt sich
�arbeitet den Schall in drei hier von den Akustikern und aku­
Bereichen: im äußeren, mittleren stischen Lehrbüchern fast immer
und inneren Ohr. Die auf das 'Irom­ im Stich gelassen; er rätselt nun
melfell auftreffenden Druckschwan­ musikalisch an diesen höchsten
kungen übertragen sich als Kör­ Tonhöhenzonen vom dreigestriche­
perschall auf die Gehörknöchel- nen c bis oben ans Ende der Kla-
237 Oktave

viatur herum und vermag sich kei­ und hörtheoretische Annahme, daß
nen Reim auf diesen günstigsten alle Oktavlagen in der Tonquali­
Hörbereich zu machen. Es wird ihm tät identisch seien, widerspricht
nicht gesagt, daß es sich hier vielfach der musikalischen Erfah­
um rein akustische Daten handelt, rung. Keinem Musiker käme es je
gewonnen aus isolierten Versuchen in den Sinn, die berühmten Nonen­
mit Sinustönen und ohne sinnvolle sprünge im ersten Satz von Brahms'
Beziehung zur Musik, die sich Violinkonzert als 11identische Ton­
zum überwiegenden Teil oder sogar qualitäten" zu bewerten. In der
vollständig (wie das gesamte wohl­ E.n M. kann die o. ein Mittel der
temperierte Klavier von Bach) im Klangfärbung sein. Oder: bei Ver­
Grundtonbereich zwischen 100 und änderungen der Lautstärke können
1000 Hz bewegt und die hohen Fre­ dynami sehe Klangfarbenbrech ungen
quenzanteile bis zu 10 000 oder zwischen Grundton und 0. (oder
12 000 Hz nur als Klangfarbenan­ mehreren o.n) ins Spiel gebracht
teil kennt. Nach den tiefen Fre­ werden. Aber das sind nur Neben­
quenzen hin macht sich ein star­ wirkungen. Im allgemeinen hat die
ker Empfindungsabfall des O.es be­ o. in der E.n M. keine konstitu­
merkbar, so daß die Erschütterun­ ierende Bedeutung mehr; sie be­
gen des Kopfes beim Gehen nicht gründet keine identischen Tonqua­
als Schall wahrgenommen werden litäten. Baut man ein der E.n M.
( 12). angemessenes Tonsystem auf, so
Das O. hört nicht Frequenz und kann die Ausschaltung der O. ent­
Schalldruck, obwohl diese in der scheidend dazu beitragen, ein in
Notation E.r M. als Aufzeichnungs­ sich logisch und musikalisch stim­
daten dienen, es hört in der In­ mendes Skalen-System gleichabstän­

strumentalmusik ebensowenig die diger Frequenzfolgen einzurichten.


Buchstabenbenennung von Tönen und Die Vermeidung der o. ist als
Noten, vielmehr empfindet es Ton­ theoretische und praktische Forde­
höhen und Lautstärken. Dazu regi­ rung seit den Anfängen der Zwölf­
striert das Schallempfinden noch tontechnik bekannt. Man hat von
Klangfarben, Einschwingvorgänge, der „Allergie" gegen die O. ge­
Laufzeitunterschiede beim Rich­ sprochen, die nicht im Mechanis­
tungshören, Schallquellenentfer­ mus eines Systems, sondern in der
nungen und Verzerrungen. Weit dar­ Musik selbst, nämlich in der Ent­
über hinaus aber ist das O. mus i ­ wicklung seit Schönberg begründet
kalisch kein isoliertes Organ, ist. Die o. wird g leic hs am aus
sondern Organon des ganzen Men­ der Tonlinie zurückgezogen, damit
schen, der hörend die Welt erfährt sie das unterirdische Sch altsy­
und als einen ausgewählten Teil stem der Zwölftonfelder bedienen
von ihr die Musik. kann. Gäbe es so etwas wie einen
strengen Satz der elektronischen
Oktave über einem Grundton ist Musiktechnik, würde die vermiede­
das Intervall mit dem höchsten ne o. als Satzproblem erst gar­
Verschmelzungsgrad und mit dem nicht auftauchen. Bis in die Wi­
einfachsten Teilungsverhältnis dersprüche der Atonalität hinein
( 2: 1 bei der. Berechnung der Schwin­ mag der endlos variierte Satz,
gungszahlen, 1:2 als Proportion aus dem Bereich der 0. „könne
der Sai tenlänge) . Die akustische niemand herausflüchten"(25), sei-
238
Oktavfilter

ne Richtigkeit haben. Aber wo die wenigen aus jenen Jahren, die bis
O. schon nicht mehr dazu dient, heute im Konzertsaal wie im Thea­
die moderne Zwölfteilung des Ton­ ter in Gebrauch sind. Das mehrfach
raums zu begründen oder zu recht­ verbesserte, in Serienproduktion
fertigen, ist sie nicht mehr in hergestellte Instrument, das mit
der Lage, ihre eigenen Systeman­ der rech ten Hand gespielt, mit der
sprüche selbst zu vertrete n . linken dynamisch und im Sinne
einer Klangfarbenregistrierung
Oktavfilter ist ein - Bandpaß mit geregelt wird, wird an französi­
einem Durchlaßbereich von einer schen Theatern für Bühnenmusik
Oktave (auch Oktavbandpaß) . Unte­ verwendet. Nach einer Aufstellung
re und obere Grenzfrequenz stehen von F.K.Prieberg haben sich in
immer im Verhältnis 1:2, sind je­ den Jahren von 1928 bis 1957 rund
doch nach bestimmten - Normreihen fünfzig Komponisten in etwa sech­
über den ganzen Hörbereich „ver­ zig Werken der O.M. bedient, dar­
schiebbar" . Zwei extreme 0. -Ein­ unter Milhaud, Honegger, Jolivet,
stellungen wären 45 - 90 Hz und Messiaen, Martinon, Dutilleux,
8000 - 16 000 Hz; im ersten Fall Koechlin, Wyschnegradsky und Va­
würden nur noch die tiefsten Bäs­ rese ( 144). Nach Mitteilung des

�e, im anderen fall ausschließ­ Herstellers beträgt die Zahl der


lich die höchsten Töne bzw. Teil­ beteiligten Komponisten 1971 weit
töne einer Aufnahme durchgelassen. über hundert. Unter den Werken
Die E.M. benutzt 0. zum - Analy­ mit O.M. befinden sich zwölf, die
tischen Abbau von Klängen und Ge­ das Instrument solistisch konzer­
räuschen. Diesen Filtern mit fest tierend verwenden.
fixierten Durchlaßbereichen wer­
den in den elektronischen Studios � berührt sich in nur beschei­
jedoch solche Filter vorgezogen, denem Ma ße mit E.r M. (wenn auch
deren Grenzfrequenzen (und damit schon A.Schönberg Betrachtungen
die zu filternden Intervalle) darüber angestellt hat, daß Teile
selbständig eingestellt werden seiner o. Moses und Aaron, die er
können. Sehr zweckmäßig sind Fil­ „überhaupt nicht für aufführbar"
ter-K onstruktionen, die neben der (202) hielt, möglicherweise elek­
Variabilität der Durchlaßbereiche tronisch realisiert werden müß­
alle F ilterarten (Tief-1 Hoch­ ten) • Im wesentlichen lassen sich
und Bandpaß, dazu die Bandsperre) zwei Erscheinungsarten E .r M. in
in einem Gerät vereinigen (- Uni­ der o. feststellen: Entweder
versalfilter). dient das vorproduzierte Tonband
als Einspielung und Ergänzung zur
Ondes Martenot, auch Ondes musi­ Instrumentalmusik der Überbrük­
cales (frz. onde, Welle), ist ein kung von Szenen, also gleichsam
von dem Franzosen Maurice Marte­ als Zwischenmusik (wie beispiels­
not 1928 erfundenes, nach dem weise in H.Pousseurs und M. Butors
Prinzip des - Schwebungssummers Votre Faust oder in M.Kagels
arbeitendes Tasteninstrument, das Staatstheater) , oder als häufig
nur einstimmiges Spiel zuläßt. massiver Bestandteil extremer
Unter den zahlreichen Instrumen­ theatralischer Mittel zur Gestal­
ten mit e lektr onisch er Schwin­ tung von dramatischen Höhepunkten.
gungserzeugung ist es eines der Das führt beinahe regelmäßig zu
239 Oszillator

Kritiker-Worten wie 11Raumklang maligen Tretbalkens; und daß alle


1
und elektronische Dämonie1 , 11aku- diese Bestandteile des Instruments
stisches Inferno", 11elektronische schließlich dazu erfunden wurden,
Geräuschmontagen", 11monströse mitzuhelfen, Musik zu erzeugen -
Schallanhäufung" u.a., die (fast und zwar jedes Bestandteil auf
austauschbar) O.n zugedacht wer­ seine angemessene Weise".
den, in denen solche Höhepunkte Als - Elektronisches Musikinstru­
als Katastrophen elektronisch ment ist die O. heute dank der
illustriert werden: etwa in Die intensiven Produktion der ver­
Soldaten von B.A.Zimmermann, In­ schiedenen Hersteller (-Harnmond-,
tolleranza von L.Nono oder Opera - Wurlitzer-Orgel) in fast popu­
von L.Berio. Auch „die phantasti­ lärem Ausmaß bekannt. Gewisse
sche Welt der „Science fiction" Register und Spezialeinrichtungen
hat bisher in zwei Opernwerken (wie - Drawbars, Hall, - Leslie,
Niederschlag gefunden, die beide - Percussion, - Repeat, - Sustain,
zwar mit allen technischen Mit­ Vibrato u.a.) lassen Effekte zu,
teln des Theaters arbeiten, aber wie sie sonst nur mit großem stu­
in der Dramaturgie, also auch von diotechnischen Aufwand erzielt
der Gesamtkomposition her, recht werden konnten.
konventionell sind"(133): Aniara
von K.-B.Blomdahl und Zwischen­ Ostinato (lat. obstinatus, hart­
fälle bei einer Notlandung von näckig) ist die ständige Wieder­
B.Blacher benutzen E.M. zur Cha­ holung eines musikalischen Motivs
rakterisierung ihrer Stoffe. Elek­ oder Themas, oft im Baß (Basso
tronische Klänge dienen hier ge­ ostinato}. In der Theorie der E.n
legentlich ähnlichen Zwecken wie M. werden Wort Ulld Begriff Q,
in mancher - Filmmusik. nicht gebraucht, doch ist auch
hier der damit bezeichnete musi­
Orgel, die traditionelle Kirchen- kalische Vorgang durchaus üblich.
0. , ist erst spät in der seriel­ Der 8 Minuten dauernde Schlußabc
len und postseriellen Musik ver­ schnitt von H.Eimerts Epitaph
wendet worden. Zu Beginn der beruht auf einem sich sehr lang­
1960er Jahre begannen Komponisten sam drehenden 0.-Motiv, das in
wie B.Hambraeus (Interferenser), 19 Wiederholungen klanglich stän­
M.Kagel (Improvisation ajoutee) dig erweitert wird. Manche 0.-Bil­
und G.Ligeti (Volumina), Spiel­ dungen aus den Anfangsjahren der
techniken auf die O. zu über­ E.n M. bezeugen weniger musikali­
tragen (beispielsweise Clusters), sche Absicht als nicht beherrsch­
mit denen sie eine der E.n M. te Bandtechnik.
verwandte Klangwelt erschlossen.
Das Wesentliche aber war, wie Oszillator ist im Gegensatz zur
Gerd Zacher vermerkt1224), die allgemeineren Bezeichnung - Ton :
Wiederentdeckung der „Erkenntnis, frequenzgenerator ein selbst
daß die 0. ein Blasinstrument schwingendes Bauteil, das auf
ist, die Tasten nur Verlängerung elektronischem Weg ausschließ­
der Ventile sind, die Register­ lich Frequenzen erzeugt. Das kön­
züge oder -klappen nur V erlänge� nen extrem niederfrequente Schwin­
rung der Schleifen, der Motor­ gungen (etwa für Steuerspannunge�
schalter eine Erneuerung des ehe- wie auch extrem hochfrequente
Oszillogramm 240

Schwingungen sein (z.B. für die


Trägerfrequenz einer Sendeanlage).
Als - Multivibrator gibt der O.
an sich nur - Rechteckschwingun­
gen ab, außerdem werden durch
einen Kippgenerator auch - Säge­
zahnschwingungen erzeugt. Andere
periodische Schwingungsformen wie
- Sinus- oder - Dreieckschwingun­
gen werden durch geeignete Fil­
terschaltungen abgeleitet. Dieses
Verfahren hat allerdings zur Fol­
ge, daß ein O. kaum einen wirk­ o. einer Rechteckschwingung
lich reinen Sinuston liefert,
vielmehr verändern schwache Ober­
wellen das Klangbild zum Teil er­
heblich im Vergleich zum Sinuston,
wie er von einem RC-Generator er­
zeugt wird. In den Synthesizern
befindet sich meist eine verhält­
nismäßig große Anzahl von o.en
(6, 8 oder mehr), die sowohl als
Klang- wie auch als Steuerspan­
nungsquellen benutzt werden.

Oszillogramn ist die graphische


Darstellung eines Schwingungsvor­
gangs auf dem Bildschirm eines -
o. einer unperiodischen Schwingung
Kathodenstrahloszillographen. Das
0. macht sichtbar, ob eine Schwin­
gung von sinusförmigem, von zu­
sammengesetzt-periodischem oder
unperiodischem Verlauf ist. In Spezialgeräten kann das O. fi­
xiert und dann (etwa photogra­
phisch) festgehalten werden.

Oszillograph ist die verkürzte


Bezeichnung für den - Kathoden­
strahloszillographen, der heute
fast ausschließlich verwendet
wird und den älteren (Zwei-)
Schleifen-0.en nahezu ganz ver­
drängt hat.

Oszilloskop ist ein kleiner


Kathodenstrahloszillograph.
0. einer Sinusschwingung
241 Output

Output, engl. für Ausgang (-Ein­


g ang und A u sgang) , wird heute häu­
fig als Ausdruck für das Ergebnis
von Rechenoperationen des - Com­
puters verwendet, indem einfach
vom C omputer-Ou. gesprochen wird.
Das besondere Verhältnis, das
sich mancherorts zwischen Kompo­
nist und Computer entwickelt hat,
zeigt sich in der Art, wie die
Resultate von Instruktionen, die
dem Computer einge geben werden,
als etwas Zwingendes mit einem
gewissen Gefühl der Herausforde­
rung betrachtet werden (etwa bei
G.M.Koenig): 11Musikalische zusam­
menhänge werden nun nicht me hr
von Fall zu Fall realisiert, son­
dern in verallgemeinerter Form
postuliert. Der Computer-Ou. ist
die Probe aufS Exempe1" ( 108).
243 p Parameter

Panoramaregler (Panorama-Potentio­ Parallelklänge, in der Instrumen­


meter, Abk. Panpot) dient der Auf­ talmusik als Parallelverschiebung
teilung eines einkanaligen Si­ von Akkorden seit Chopin, Liszt,
gnals auf zwei oder mehr Kanäle, Wagner, Chabrier und Mussorgskij
in der Stereotechnik im besonde­ bekannt, bei Debussy sehr ausge­
ren zur Erzeugung der Richtungs­ prägt und als tonal weitläufiges
wahrnehmung, die hier auf Inten­ „sphärisches" Schweben gedeutet,
sitätsunterschieden beruht. Zwei sind in der E.n M. weder an allge­
mechanisch miteinander verbundene meine traditionelle Fortschrei­
Regler mit einem gemeinsamen Ein­ tungsregeln noch an definierte
gang und getrennten Ausgängen er­ Intervalle gebunden. Ihr musika­
zeugen durch gegensätzliche Regel­ lischer Zusammenhang ist der von
kurven bei gleicher Drehrichtung stufen- oder sprungweise trans­
entgegengesetzte Intensitätsver­ ponierten Klängen, die nebenein­
schiebungen. P. können bei der anderstehen, ineinandergehen oder
- Abmischung mehrkanaliger Zwi­ durch Übergänge miteinander ver­
schenaufnahmen eingesetzt werden. bunden werden.
Besondere Bedeutung erhalten sie
bei der Reduzierung elektroni­ Parameter (Betonung auf dem zwei­
scher Mehrkan al-Kompositionen zu ten a) , mathematischer Begriff
StQrQOVQr�ien�n (�.B. für Rund­ f&r Zahlengrößen in der die Ge­
funksendungen) , wo sie es möglich stalt und Lage festlegenden Glei­
machen, die einzelnen Kanäle (Spu­ chung einer Kurve oder Fläche,
ren) beliebig auf die Strecke wurde von J.Schillinger in die
zwischen dem linken und rechten Musiktheorie eingeführt(178) .Nach
Lautsprecher, dem „Panorama", zu dem heutigen Gebrauch des Wortes
11setzen"; bei einer Vierkanal­ werden als P. die einzelnen va­
Komposition z.B. Spur 1 - links, riablen Schichten des musikali­
Spur 2 - halb links, Spur 3 - schen Verlaufs bezeichnet: die
halb rechts, Spur 4 - rechts. Tonhöhen, die Tondauern, die Laut­
stärken, die Klangfarben, die
Papiermusik ist ursprünglich nicht plastische Xlangartikulation
identisch mit - Augenmusik, doch durch Anschlagen, Anreißen oder
werden beide Begriffe, ohne rech­ Anblasen, ferner alle charakteri­
te Logik, heute im abwertenden stisch gestalt- und formgebenden
Sinne einer die Klangerscheinung Elemente wie Dichtegrade, Häufig­
nicht berücksichtigenden Notation keitsverteilung von Tönen oder
gebraucht. Seit der Einführung Wechsel von festen (notierten)
der - Graphischen Notation haben und freien ( „aleatorischen") Form­
sich weitere Differenzierungen teilen. Alle diese P. wurden um
durch die getrennten, aber sich die Jahrhundertmitte dem Reihen­
ergänzenden Vorgänge des Inter­ gesetz unterstellt, und die mit
pretierens., Hörens und Lesens ihnen gebildeten Reihen wurden,
von Musik ergeben. Nicht zum Be­ wie einst die zwölf Töne, aufein­
reich einer auf dem Papier notier­ ander bezogen. Doch setzen die P.
ten Musik gehören die in der E.n einer solchen allverbindlichen,
M. allgemein üblichen Aufzeich­ vermeintlich formzeugenden Kopp­
nungen von technischen Herstel­ lung unlösbare Widerstände entge­
lungsanweisungen. gen. Das hat sich schon bei der
Parameter 244

einfachen parametrischen Abstim­ Para:lie (griech., Nebengesang),


mung von Tonhöhen und Tondauern bis zu J.S.Bach hin das Umformen,
erwiesen. Auch die Klangfarben oft Umtextieren eines Stückes
fügen sich n icht diesem parame­ für andere Zwecke, gewann erst im
trischen Einheitsprinzip;sie sind 19.Jh. die heutige Bedeut ung im
erst in der E.n M. so biegsam, Sinne komisch-satirischer, spöt­
knetbar und anpassungsfähig gewor­ tischer, persiflierender Umbil­
den, daß sie sich als Klangfarben­ dung ernster Vorlagen. In vielen
prozesse selbständig gemacht ha­ elektronischen Kompositionen sind
ben. Die verschiedenen P.-Schich­ parodistische Absichten und Wir­
ten gehören sehr verschiedenen kungen kaum noch gegen - Collage­
Bereichen des Kompositorischen und - Zitat-Verfahren abzugren­
an, die alle auf einen Einheits­ zen.
nenner zu bringen, kompositions­
technisch und musikalisch eine Parsifal-Glccken - Partiturophon
Utopie ist. Die Serialisierung
der Musiktechnik und der aus ihr Partialtöne - Teiltöne
entwickelt e Begriff des P.s sind
bereits historisch zu werten. Heu­ Partitur (ital. partitura, fr anz.
te hat sich durch den Austausch partition d'orchestre, engl. sco­

von gebundenen und frsign P.n vor r�) i�t das notenschrirtliche Ge­
allem der noch unübersehbare Be­ samt der übereinander (oder unter­
reich der geräuschhaften Farbva­ einander) geschriebenen, zugleich
lenzen erschlossen(129). erklingenden Stimmen eines Ensem­
Als zeitliche Merkmale der Schwin­ bles oder Orchesters. Ihrem Wesen
gungsverläufe können die akustisch nach ist die P. ein musikalisches
fundierenden P. bezeichnet werden; Koordinatensystem von Raum und
sie sind im einzelnen charakteri­ Zeit - das gilt unverändert für
siert durch Frequenz, Amplitude, die Aufzeichnungssysteme elektro­
Phase und Dauer sowie durch die nischer P.en. Die traditionelle
- Ausgleichsvorgänge, die bei ih­ P. dient dem Komponisten zur Nie­
rer überragenden Bedeutung für derschrift, dem Dirigenten oder
die Musik als eigener P. gewertet Ensemble zur Wiedergabe und dem
werden müssen(103J. Die akusti­ Leser zum Studium der Komposition.
schen P. sind insofern von Bedeu­ Leicht einzusehen ist, daß die P.
tung, als sich in ihnen im be­ nicht identisch mit dem Musikwerk
sonderen Maße die Zeitlichkeit ist, das zur Beurteilung und äs­
der Musik konstituiert. So läßt thetischen Erfassung nicht auf
sich schon von den P.n her be­ die Aufzeichnung, sondern auf das
gründen, daß die Zeit", die ver­ Hören angewiesen ist. Zwischen
p
meintlich philoso hische oder on­ der P. und dem Werk besteht keine
tologische, als Substrat der Mu­ eindeutige Zuordnung. Die P. ist
sik erst auf die praktischen Be­ in Zeichen aufgespeicherte Musik,
ziehungsmodi der „ Zeitlichkeit" aber sie wird nicht wiedergegeben
umgepolt werden muß, wenn ihr wie ein unabänderlich fixiertes
lineares Fließen im Sinne der Tonband, sondern stellt ein Reser­
akustisch fundierenden P. ein­ voir von möglichen A ufführungen
sichtig gemacht werden soll. dar, die einen erheblichen Spiel­
raum der Wiedergabe übrig lassen,
245 Partitur

jenen 11Rand von Unbestimmtheit", ter Komponisten-Copyrights, son­


wie G.Ligeti sagt(114), den die dern bei maßgebenden Verlagen)
auf Band ein für alle Male fest­ nach bald zwanzig Jahren, in de­
gelegte E.M. nicht kennt. Die nen viele tausend elektronische
Funktion einer traditionellen P. Werke entstanden sind, auf ein
unterscheidet sich so grundlegend Minimum von ganz wenigen Beispie­
von der einer elektronischen, daß len beschränkt blieben. Außerdem
Zweifel berechtigt sind, ob ein ist zu bedenken, daß diese rein
akustisch-elektronisches Diagramn­ elektronischen Veröffentlichungen
bild überhaupt als P. bezeichnet in der Frühzeit der E.n M. erfolg­
werden kann. Eine elektronische ten und daß selbst Stockhausens
P. kann nicht klanglich „reali­ jahrelangen Bemühungen, seinen
siert" werden. Was sich in der Gesang der Jünglinge in einem
E.n M. Realisations-P. nennt, ähnlich einleuchtenden Notations­
ist keine aus der P. abgeleitete bild zu fassen, zu keinem Ergeb­
Klanggestalt, sondern eine Dar­ nis geführt haben. (Ein Sonder­
stellung der technisch-akusti­ fall ist György Ligetis elektro­
schen Mittel, die zur Herstellung nisches Stück Artikulation, das
der P. notwendig waren. Dagegen in der Darstellung von Rainer We­
ist noch nie versucht worden, hinger 1971 als Hörpartitur er­
eine elektronische P., sofern schienen ist (217),}
sie in exakter Notation aller Der Begriff Elektronische P. ist
Details musikalisch eindeutig neuerdings ständig erweitert wor­
determiniert ist, ein zweites Mal den, nicht im Sinne eines ausbrei­
zu realisieren, so daß man nicht tungsfähigen Sachgebietes, son­
einmal sagen kann, in welchem Maß dern mehr als traditionsbeflisse­
sie vom vorliegenden Original ne und zugleich kommerziell sich
abweichen würde. Eine solche denk­ auswirkende Ehrenrettung für das,
bare Zweitanfertigung widerspriclt: was nur sehr bedingt noch oder
offenbar dem Sinn und Wesen E.r M. überhaupt nicht mehr als P. be­
Bei solchen,die keinen Einblick zeichnet werden kann. Neben den
in die Dinge haben, hat ver wir­ alten bewährten Dirigier- und
rend vor allem gewirkt, daß die Taschen-P.en gibt es heute: Lese­
in Teilen oft abgebildete erste P.en, Mitlese-P.en, - Hör-P.en,
elektronische P.1K.Stockhausens - Realisations-P.en, - Auffüh­
diagrammatisch, akustisch und mu­ rungs-P.en, Orientierungs-P.en,
sikalisch bestechend schlüssige Diagramm-P.en, Hilfs-P.en, Gra­
Studie II (1956), die Illusion phische P.en und - Verbal-P.en.
hervorrief, nun habe das Zeital­ Solche P.en nach Graden der An­
ter der elektronischen P.en be­ schaulichkeit, Verstehbarkeit,
gonnen, unterstützt noch durch Lesbarkeit typologisch zu ord­
die Vorbemerkung des Komponisten, nen, kann zu ihrem Verständnis
die P. gebe „dem 'Ibntechniker beitragen. Doch wird nachzuprüfen
alle für eine klangliche Reali­ sein, ob die exakten elektroni­
sation nötigen Daten", Tatsache schen Resultatnotationen tatsäch­
aber ist, daß jenes einleuchtende lich die Wahrnehmbarkeit aller
Studienbeispiel nur wenige Nach­ Konfigurationsdetails in sich
ahmer gefunden hat und daß ähnli­ schließt oder ob jene ins Unbe­
che Veröffentlichungen (nicht un- stimmte ausfasernden Ränder nicht
Parti turophon 246

auch hie r eine erhebliche Rolle im Gewebe eines musikalischen


spielen. Was das Schriftbild an­ Kunstwerkes, sie sind eigenartige
geht, so hat Erhard Karkoschka, positive Phänomene, die zur Ge­
be ster Kenner dieser verwirrend samtheit der dem Werk immanenten
vielgesichtigen Materie, zu ihrer Zeit gehören" ( 87) . P.n können
Charakterisierung und musikali­ artikulieren, trennen oder über­
schen Erfassung viele brauchbare brücken. Gegenüber der P. ist die
Ordnungsprinzipien namhaft ge­ heute gern apostrophierte „Stille"
macht ( 96) .-Hinweise auf eine mög­ der weniger genaue, aber psycho­
lichst einfach zu haltende Typo­ logisch umfassendere Begriff. Der
logie ele ktronische r P.en finden P. bei Anton Webern mißt P.Boulez
sich unter dem Stichwort - Nota­ eine eigene Bedeutung zu. Er sieht
tion E.r M. in ihr 11ein besonders au freizendes
Skandalon seines Werks", ein Zei­
Partiturophon, eine fünfstimmige chen dafür, „daß Musik nicht nur
elektronische Orgel, war 1930/31 die ,'Kunst der Töne' ist, sondern
Jörg Magers letzte bedeutsame Ent­ sich eher als Kontrapunkt von Ton
wicklung auf dem Gebiet des In­ und Schweigen faßt"(27).
strumentenbaus. Die beiden wich­ Die kürzesten traditionellen P.n,
tigsten, in die Geschichte der elektronisch in cm- und mm-Ton­
elektronischen Klangerzeugnisse bandlängen abmeßbar, sind im all­
eingegange ne n Resultate des P.s gemeinen ? und o/ ; die längsten
waren die Bayreuther Parsifalglok­ (Orchesterstimmen-P.n bleiben
ken 1931 und die Faust-Musik für außer Betracht) lassen sich nicht
Gustav Hartungs Darmstädter In­ fest legen. Bei mehr als 8 sec re­
szenierung 1932. Das P. steht am aler P. besteht die Gefahr, daß
Ende einer Entwicklungsreihe, die der wie immer geartete Hörzusam­
von Magers Elektrophon über das menhang, in den die P. gestellt
- Sphärophon (Donaueschingen 1926) ist, nicht mehr gewahrt werden
zu dem klangfarbenreichen P. führ­ kann. So etwa verzeichnet S.Busot­
te, dessen Geräusc hsynthesen auch tis Sette fogli eine mit c::::::J be­
für den Bayreut her Ring 1931 zeichne te reale P. , die 15 bis 20
(Donne r n, Rauschen, Einstur z ge ­ sec dauern soll, eine absolut
räusche) nutzbar gemacht w urde n trennende Dauer, die als P. nur
( 177). fW1ktionieren kann, wenn die in
ihr offenbar werdenden „Stille"
Pause in der Musik hat verschie­ Eindrücke nichtmusikalischer Art
dene Funktionen: Erholungs-P., (Saalgeräusche, Flüstern, Husten,
Un terbre c hung , Schweigen, Aufhö­ Verkehrslärm von draußen usw.) in
re n, Abse tzung, Uberbrückung, sich aufnimmt. Formal funktionie­
Satzzeichen, Z ä h l- P . , Spannungs­ ren solche Geräuschein schübe, wie
P. , Atem-P., Verkür z un gs-P., Fer­ sie für J.Cage typisch sind, als
mate über einer P. oder über - Collagen, so bei Kagel (zuerst
einem Taktstrich, Innen-P. (in­ in Sonant, in Antithese „ fü r elek­
nerhalb e ine s Motivs) , Artikula­ tronische und ö f fentliche Klän­
tions-P., Abwesenheit von Musik, ge"), bei S e hn ebe l (Glossolalie),
Stille (frz. Terminus für P.: Ligeti, Stockhausen, Busotti,
silence). Wie diese Aufzählung Pousseur, Nilsson u.a.
bestätigt, sind P.n .keine Lücken In vielen elektronischen Mehrspur-
247 Pegelschreiber

kompositionen, besonders junger am Ausgang („Hinterband") auf dem


Komponisten, sind P.n strukturell - Aussteuerungsmesser kontrol­
auf die einzelnen Klangschichten liert, gegebenenfalls durch Dre­
verteilt, aber ähnlich wie Rhyth­ hen eines Pegelreglers auf den
men so ergänzend 11komplementär11, Normpegel gebracht. Die unter­
daß im Verlauf eines Stückes schiedliche Remanenz (zurückblei­
nicht eine einzige wirkliche Un­ bende magnetische Induktion) der
terbrechung erfolgt. Der Sonder­ Magnetschicht wird bei verschie­
fall einer Art Gewalt-P., mit denen - Bandtypen durch das P.
Absicht etwa so, als ob das Ton­ ausgeglichen. Werden ausschließ­
band gerissen sei, liegt in H. lich Bänder der gleichen Bandtype
Eimerts Epitaph auf einem Höhe­ verwendet, entfällt das immer
punkt äußerster Geräuschdynamik neue P. (ganz ohne P. wird man
vor. Nach wenigen Sekunden, in wohl nie auskommen können) • Die
denen Raumstille nicht eintreten modernen Maschinen halten ihre
kann, folgt der metallisch ver­ einmal eingemessene Eingangsspan­
fremdete Sprechchor „Wo kämen wir nung sehr konstant.
hin?". Bei normaler Dynamik
taucht in ähnlichen Fällen oft Pegelschreiber ist ein Gerät der
die Frage auf, ob eine P. mit Meßtechnik1 das Dämp!ungsverzer­
klangtotem Weißb and oder, an der rungen mißt, wobei der - Frequenz­
unteren Grenze des Geräuschpegels, gang mechanisch auf ein geeigne­
mit leerem Tonband zu markieren tes Papierband aufgezeichnet wird.
ist. Komponisten und Tontechniker Der P. gestattet es, den Effektiv­
werden sich fast immer für das wert, den Spitzenwert oder den
den realen Saalverhältnissen ent­ arithmetischen Mittelwert eines
sprechende, gewissermaßen Raum si­ Signals zu messen. Die logarith­
mulierende Geräuschminimum des - mische Anzeige hat einen Bereich
Leerbandes entscheiden. von 10, 25, 50 und 75 dB. Der Pa­
piervorschub ist zwischen 10 cm/s
Pegel, ein Begriff aus der Meß­ und 0,3 mm/s stufenweise einstell­
technik, bezeichnet allgemein die bar (P. der Fa. Brüel und Kjaer).
Summe der Amplituden eines Schall­ Der P. wird zur Durchführung von
ereignisses in irgendeinem Augen­ Nachhallmessungen benutzt. Der
blick seines Verlaufes. Die für Abklingvorgang eines durch Laut­
eine einwandfreie - Aufzeichnung sprecher abgestrahlten Rauschens,
oder Übertragung zulässigen maxi­ das plötzlich abgeschaltet wird,
malen Amplitudenwerte werden als erscheint auf dem Papierband bei
Norm bezeichnet. In der Studio­ logarithmischer Anzeige als
technik beträgt dieser Norm-P. schräg abfallende Gerade. Die
1,55 V, entsprechend +6 dB. Nachhallzeit ergibt sich aus der
durch die Papiervorschubgeschwin­
Pegeln (auch Einpegeln) ist in digkeit zu errechnenden Zeit, die
der Magnettontechnik das Einmes­ der aufgezeichnete Pegel braucht,
sen der Eingangsspannung eines damit er um 60 dB abfällt. Zur
aufnehmenden Magnetbandgerätes Bestimmung von frequenzabhängigen
auf den Normpegel. Dabei wird in Nachhallzeiten wird dem P. ein um­
der Regel der 1000-Hz-Meßton am schaltbarer - Bandpaß vorgeschal­
Eingang („Vorband") angelegt und tet. - P. werden auch eingesetzt,
Peitsche 248

um für die Herstellung von - Hör­ durch die Transformation völlig


partituren elektronischer Komposi­ verloren hat, der Komponist aber
tionen Diagramme der Lautstärken einen gewissen Verständlichkeits­
anzufertigen, aus denen sich Rück­ grad zu erhalten wünscht; in die­
schlüsse auf die Dichte der Kom­ sem Fall wird der „direkte Anteil"
position ergeben. Frequenzdia­ mit einer entsprechend kleinen
gramme - mit allerdings sehr gro­ oder größeren Dynamik „zugemischt".
ben Meßwerten - können dadurc h Das - Phasing, wenn es durch zwei
hergestellt werden, daß der gesam­ Magnetbandgeräte erzeugt wird,und
te Frequenzbereich durch Verwen­ vieles andere (etwa die Vertei­
dung des Bandpaß in Teilbereiche lung eines Signals auf mehrere
unterteilt wird. Ein Signal wird Kanäle) wird erst durch den Ge­
durch den P. nur dann registriert, brauch von P.n durchführbar.
wenn der Bandpaß auf den entspre­ Die Anzahl der Leitungsverviel­
chenden Bereich eingestellt ist. fachungen (Zweifach-P., Vierfach­
Das synchrone Anordnen der ver­ P. usw.) ist technisch begrenzt.
schiedenen Kurven der einzelnen Sie muß sich an den Anpassungsver­
Bereiche gibt Aufschluß über die hältnissen der Ein- und A usgänge
Tonhöhe, bzw. Tonlage und die orientieren, um sog. Pegelzusam­
zeitliche Verteilung der Schall­ menbrüche zu vermeiden.
ereignisse.
Pendel als ela stischer, unge­
Peitsche, ein Begriff der Tonstu­ dämpft schwingender Körper wird
di0technik für spezielle Verbin­ häufig zur Erklärung der harmo­
dungskabel, gestattet leitungs­ nischen Sc hwingung herangezogen.
technisch die Vervielfachung
1
eines Signals. Indem ein Ausgang

A
beispielsweise auf zwei Eingänge
aufgeteilt wird, kann ein einzi­
ges Signal so verarbeitet werden,
daß es von einem Übertragungsweg
unverändert durchgelassen, in : --�-- '
einem anderen Weg jedoch gleich­
zeitig verändert wird, - etwa
durch Hall, Filter und andere
Transformationsgeräte. Man spricht
bei diesem Verfahren vom „Auf­
peitschen11 eines Signals in einen
modulierten und einen unmodulier­
ten (direkten) Weg. Der Komponist
T
hat es durch die Regler buchstäb­ A
lich in der Hand, in welchem Ver­
hältnis die beiden völlig synchro­
nen Anteile das neue Signal bil­
den sollen. Vor allem bei der Ar­
beit mit Sprache wird diese Rea­
lisationsmethode häufig benutzt,
und zwar dann, wenn ein modulier­
ter Text seine Verständlichkeit
249 Permeabilität

In der graphischen Darstellung werden als 11rein periodische"


ergibt die zeitliche Ableitu�g Schwingungen bezeichnet (- Sinus­
der fortlaufenden P.-Bewegung ton).
eine Schwingun g von sinusförmigem
Verlauf mit den konstituierenden Penneabilität, ein in der Physik
Größen Periode (T) und Amplitude und Biologie gebrauchter Begriff,
(A). Eine andere Art der Ablei­ der die Durchlässigkeit von Trenn­
tung einer sinusförmigen Schwin­ wänden bezeichnet, wurde von
gung ergibt sich aus der Vo rstel­ György Ligeti in die Intervall­
lung, ein Punkt wandere gleich­ theorie eingeführt(llJJ. zweifel­
mäßig auf der Peripherie eines los spiegelt sich in dieser inter­
Kreises in der Zeit (-Sinuston). vallnivellierenden Konzeption
auch die Situation von Ligetis
Percussion (engl., Schlagzeug) ersten selbstä nd igen Orchester­
bezeichnet an elektromagnetischen werken um 1960 (Apparations und
(Harnmond-) und einigen elektro­ Atmospheres). Im Hinblick auf
nischen Orgeln ein Register, das diese neuen „Aggregatzustände"
vor allem in zwei Chören (4' und des Klangs sagte Ligeti damals:
2 2/3') unabhängig von der Länge „Technik und Phantasie verändern
des Tastendrucks harte Einschwing­ sich in ständi9er Wechselbezie­
vorgänge mit variablen Ausschwing­ hung: Jede handwerkliche Neuerung
vorgängen erzeugt. Meist wird das fermentiert das ganze geistige
P.-Register in Verbindung mit Gefüge, und jede Veränderung die­
anderen Re gistern benutzt, wn ses Gefüges bedingt fortwährende
Artikulationen hervorzuheben. Al­ Revision der kompositori s chen
lein verwendet bringt es Klänge Verfahren." Diese Abnahme der In­
hervor, die in der Wirkung zwi­ tervall-Empfindlichkeit, formu­
schen denen des Holzblocks un d lierte Ligeti an anderer Stelle,
der Glocke liegen. P. ist nicht 11verursacht einen Zustand, den
zu verwechseln mit elektronischen man ,Permeabilität' (Durchlässig­
Rhythmusgeräten, die auf einfa­ keit) nennen kann. Das bedeutet,
chen Knopfdruck hin einen bestinm­ daß Strukturen verschiedener Be­
ten (genormten) Rhythmus produ­ schaffenheit gleichzeitig ablau­
zieren. Dieses Register funktio­ fen, sich gegenseitig durchdrin­
niert vielmehr ä hnlich wie ein - gen und sogar vollständig mitein­
Envelope Generator, allerdings ander verschmelzen können, wobei
ohne dessen große Variabilität . nur die horizontalen und vertika­
len Dichteverhältnisse verändert
Periode, eine Bestimmungsgröße werden, im Prinzip es aber gleich­
von - Schwingungen, bezeichnet gültig bleibt, welche Intervalle
den vollständigen Ablauf einer im Detail aufeinanderprallen. Ob­
Schwingung. Der zeitliche Verlauf wohl die Permeabil ität bisher
einer P. ist die Schwingungsdauer einen so entscheidenden Einfluß
T. Die Schw i ngungszahl pro sec, a uf die Form hatte, war sie in
die - Frequenz (f) , ergibt sich früheren musikalischen Stilen
aus dem Kehrwert der P.n-Zeit dennoch nicht unbekannt. Den nied­
(f��). Schwingungen, die aus rigsten Grad von Permeabilität
einer Abfolge von untereinander hatte bisher vielleicht die Musik
gleichen Teilabschnitten besteh en, Palestrinas, in welcher sich si-
Permutation 250

multane Stimmen, durch eindeutig zahl der P.en ist demnach gleich
gefaßte Gesetze reguliert, anein­ dem Produkt der ganzen Zahlen:
anderschmiegen mußten: die große 1·2·3 = 6. Bei 4 Elementen sind
Fixiertheit der intervallischen es 1·2·3·4 = 24 P.s-Möglichkeiten,
Kombinationsmöglichkeiten duldete bei 5 120, bei 6 720 usw.Im engen
nicht die geringste Verwischung motivischen Bereich, etwa von 3
innerhalb der Strukturabläufe; Tönen, werden die Töne vertauscht
folglich waren in jenem Stil die sie permutieren. Wer von der Vor­
Beziehungen zwischen Konsonanz stellung kreisender Tonordnungen
und Dissonanz aufs empfindlichste ausgeht, könnte auch sagen: sie
behandelt". rotieren. In der Tat sind die
Der mit der P. einsetzende Nivel­ beiden Begriffe hier nivelliert
lierungsprozeß hat schließlich wor den, und man braucht nicht, um
die ganze Fo rm durchsetzt und sie sie wieder richtigzustellen, Jo­
den extremen Gegensätzen von zu­ seph Schillingers an variablen
fall und Aut omatik ausgeliefert.Da­ Skalenmustern demonstrierten Per­
bei werden die nicht mehr auf die mutationsbegriff gegen einen un­
Schichtverläufe bezogenen Inter­ verbindlichen Sprachgebrauch ins
valle zu Bestandteilen statisti­ Feld zu führen. Bei dreitönigen
scher Ordnung, zu füllenden Bau­ Motiven kommen P . und Rotation
steinen für Feldgrößen, in denen zu gleichen Ergebnissen. Darauf
die Intervalle nicht mehr fix�ett beruht @s wohl, dctß bgid@ irrtüm�
sind, sondern innerhalb eines lieh gleichgesetzt oder miteinan­
bestimmten Feldes zusammengehal­ der verwechselt worden sind, ob­
ten werden. Die E.M. kennt P. als wohl die variablen Elemente der
ständige Gegenwärtigkeit von P. gänzlich andere sind als die
Klangereignissen, obwohl sie hier der Rotation(57J. In der E.n M.
meist nach den verschiedenen können auch andere Elementschich­
klanglichen Überlagerungsformen ten (-Parameter) dem P.s-Pro­
bezeichnet werden. 11In der elek­ zeß unterworfen werden, Klänge,
tronischen Komposition ", sagt Klangfarben, Dauern, Akzentuie­
Ligeti, „ist eine solche Konstruk­ rungen.
tion schon von technischen Gege­
benheiten des Realisationspro­ Phantasie in musikalisch-techni­
zesses inspiriert, vom notwendi­ scher Hinsicht gehört zu den for­
gen Verfahren, verschiedene Kon­ mal und konstruktiv wesentlich
texte zuerst einzeln herzustellen mitgestaltenden Kräften der kom­
und später zu sync hron is ieren." positorischen Betätigung. Diese
mit dem komposito�ischen Material
Permutation ist im Bereich der mitarbeitende Ph. hat nichts mit
seriellen und E.n M. das Vertau­ Artismus und Formalismus zu tun,
schen von musikalischen Elemen­ sie ist seit Schönbergs musikali­
ten. Die Zahl der möglichen An­ scher Raumerkenntnis ein wichti­
ordnungen einer endlichen Anzahl ger Bestandteil schöpferischen
von Elementen wird die Zahl ihrer Musikdenkens, der äußerste Gegen­
P.en genannt.Die drei Elemente 1, satz zu E.Kurths romantischer
2, 3 lassen sich auf sechs ver­ Vorstellung, der Blick in die Mu­
schiedene Arten anordnen: 12 3, sik sei 11durch Klänge verhängt
11

132, 213, 231, 312, 321. Die An- (110). Mit der Einführung des
251 Phasenverschiebungen

Reihenprinzips gewann die Ph. den Phase, wie Amplitude oder Frequenz
einheitlich perzipierten Opera­ �Bestimmungsgröße von -
tionsraum, in dem sich, bei Auf­ Schwingungen, bezeichnet den
hebung der tonalen Schwerkraft augenblicklichen Zustand eines
und absoluten Ortsbestimmungen, Punktes der Wellenbewegung bezo­
alles auf alles bezieht. Schön­ gen auf den Nullpunkt der Zeit­
berg hat dieser, seiner Raumkon­ achse; die Ph.n-Lage wird in Win­
zeption(185J hinzugefügt, die keln von Obis 360° gemessen.
Schwierigkeiten, solche Raumstrlk­ Zwei Schwingungsverläufe, deren
turen kompositorisch zu bewälti­ positive Höchstwerte sich zum
gen, seien so groß, daß 11sie sich gleichen Zeitpunkt überlagern,
nur durch eine Ph. überwinden sind ,phasengleich". werden die
lassen, die eine große Zahl von Höchstwerte jedoch zu verschie­
Abenteuern bestanden hat". Die­ denen Zeiten erreicht, spricht
ser jedem Komponisten vertraute man von - Phasenverschiebungen
Ton-Raum ist etwas musikalisch (-Abb. Sinuston).
Gegebenes, ja vorgegebenes und
nicht eine nachträgliche visuelle Phasensprung ist die durch einen
Beimischung(57). In der E.n M. leisen - Knack oder eine ähnliche
zwingt schon das Mitmachen, das Geräuschempfindung hervorgerufene
Mitdenken mit den Maschinen und Spektralverbreiterung beim schnitt
Geräten zu einer Aktivierung der eines Tonbandes. wird aus einem
Ph., der sich damit ein so bald Band mit einer Sinusschwingung
nicht ausschöpfbares Operations­ ein Stückchen herausgeschnitten,
feld öffnet und die den Komponi­ so wird die reguläre - Phase ge­
sten davor bewahrt, sich dem wissermaßen zerschnitten. Klebt
Zwang des Maschinellen auszulie­ man nach dem Schnitt die beiden
fern. Schnittenden wieder zusammen, ent­
steht in der Regel ein mit dem
Phantan-Schallquelle ist der tech­ genannten Geräuscheffekt verbun­
nische Fachausdruck für den Ef­ dener Ph.
fekt, Musik aus einer Richtung
zu hören, in der kein Lautspre­ Phasenverschiebungen (auch Pha­
cher steht. Eine solche Ph.-Sch. senmodulationen) von Schwingun­
ist beispielsweise die sogenannte gen bewirken Intensitätsunter­
Mitteninformation bei stereopho­ schiede, die bei Oberlagerungen
ner Wiedergabe, die dadurch zu zweier tonfrequenter Schwingungen
hören und genau in der Mitte zwi­ mit gleicher Frequenz und Ampli­
schen zwei Lautsprechern zu orten tude von der Amplitudenverdoppe­
ist, daß die beiden Lautsprecher lung (bei gleicher Phasenlage)
rechts und links mit genau glei­ bis zur - Auslöschung (bei einem
cher Intensität und Phasenlage Phasenunterschied von 180°) füh­
a bstrahlen. Ein solcher Eindruck ren können. Das sogenannte -
ist nur dann gewährleistet, wenn Phasing nützt diesen Sachverhalt
sich der Hörer im Abhörraum genau zur Umformung von Klängen und
auf der Symmetrieachse zwischen Klangfolgen aus. Eine „Phasen-Ver­
den beiden Lautsprechern befindet. schiebun9s-Theorie" macht auße;i;­
Die mehrkan alige E.M. macht rei­ dem auf dem Gebiet des - Rich­
chen Gebrauch von Ph.-Sch.n. tungshörens die auf beide Ohren
Phase Shifter 252

einwirkenden verschiedenen Pha­ nisches Verschieben eines Ton­


senlagen von reflektierten Wellen kopfes oder durch manuelles Ein­
für die Lokalisierung des abge­ greifen an der Kopf versatzstrecke
strahlten Schalls mitverantwort­ am Band selbst (-Phase Shifter) •

lich. Die - Kompatibilität von Beim Zusammenspielen der nun


Stereoaufnahmen ist ausschließ­ nicht mehr phasengleichen Signale
lich davon abhängig, daß keine ergeben sich Anhebungen und -
wahrnehmbaren Ph. auftreten. Auslöschungen der Amplituden. So
kann der subjektive Eindruck ent­
Phase Shifter (engl., wörtl. Pha­ stehen, als ob die Signale durch
senverschieber) ist ein amerika­ ein laufendes Düsentriebwerk ge­
nisches Gerät, das ein eingege­ schickt würden („Jet-Effekt").
benes Signal auf zwei Wege auf­
teilt, von denen ein Weg bis zu Philosophie - Ästhetik der E.n M.
360° phasenverschoben werden kann.
Am Ausgang des Ph.Sh. wird das Phon (griech.) ist das Maß für
geteilte Signal wieder zusammen­ die Einheit der subjektiv emp­
gefaßt; durch Phasenvergleich fundenen Lautstärke. O Phon be­
entsteht ein genau kontrollier­ zeichnet die - Hörschwelle, 120
barer -Phasing-Effekt. Phon die - Schmerzschwelle des
menschlichen Ohres. In diesem
Phasing (engl., auch „Jet-Effekt" Zusammenhang häufig genannt wer­
genannt) ist die klan�liehe Aus­ den die Lautstärkeangaben aus dem
nützung von - Phasenverschiebun­ täglichen Leben: Taschenuhrticken
gen. Ein Signal wird aufgeteilt 10 Phon, Blätterrauschen 20 Phon,
(-Peitsche) in zwei Signale, die Umgangssprache 40-50 Phon,
untereinander und gegenüber dem Schreibmaschinengeräusch 50 Phon,
Ausgangssignal vollkommen gleich lautes Sprechen 60 Phon, mittle­
sind: das Ausgangssignal wird rer Straßenlärm 70 Phon, Schreien
gleichzeitig und phasengleich 80 Phon, Kreissäge 90 Phon, Motor­
von zwei Magnetbandgeräten aufge­ rad ohne Schalldämpfer 100 Phon,
nommen. Laufen diese beiden Gerä­ Niethämmer 110 Phon, Flugzeug je
te synchron, und ist der Abstand nach Entfernung bis 120 Phon.
zwischen Sprech- und Hörkopf Für Instrumente werden angegeben:
(Kopfversatz) bei beiden genau Kontrafagott 72 Phon, Violine,
gleich, ist nach Zusammenführung Klavier 75 Phon, Kontrabaß 78
der von den Hörköpfen a bgenomme­ Phon, Trompete 89 Phon, Pauke bis
nen Signale keine Klangverände­ ff 100 Phon, Großes Orchester (ff)
rung wahrnehmbar. Ändert sich 110 Phon. Die Lautstärke gilt zu­
aber bei einem der Geräte die nächst für eine Schwingungsfre­
Zeit, die das Band braucht, um quenz von 1000 Hz. Durch Verglei­
vorn Sprech- zum Hörkopf zu lau­ che läßt sich feststellen, wie -
fen, entsteht in Relation zum Kurven gleicher Lautstärke im Ver­
zweiten Gerät eine andere Phasen­ hältnis zu dem Bezugston von 1000
lage des Signals. Diese Änderung Hz verlaufen. Der Gesamtbereich
(Zeitversatz) ist durch gering­ von 0--120 Phon wird von keinem
fügiges Verlangsamen oder Be- Musikinstrument erfüllt. Dagegen
sch le uni gen der - Bandgeschwin­ kann das dynamische Verhältnis
digkeit erreichbar, durch mecha- vom kleinsten zum größten Schall-
253 Phonologie

druck mit elektronischen Mitteln (- Visible Speech-Verfahren; -


(V erstärker) mühelos erfaßt wer­ Voder), Damit berühren sich in
den. Der absoluten Maßeinheit der E.n M. die zahlreichen Laut­
Phon entspricht das logarithmi­ und $prechmöglichkeiten der -
sche, ein relatives Spannungs­ Sprachklänge, mit denen seit
verhältnis bezeichnende Maß - 1956/57 die rein elektronischen
Dezibel (dB), das es erlaubt, Mittel entscheidend erweitert
die Amplituden im „Oktav"-Ver­ wurden, ohne daß - Musique con­
hältnis 2:1 anzugeben und die crete in Anspruch genommen und
Dezibelskala mit �01 -6, -12, vom „elektronischen" Konzept et­
-18 dB usw. so festzulegen, daß was preisgegeben wurde. Bei den
sie ungefähr den musikalischen Anfängen der E.n M. (1950/51) war
Lautheitsvorstellungen ff, f, mf, die Begegnung mit dem Bonner
mp usw. entspricht. Deshalb wird Phonetiker W,Meyer-Eppler, der in
in der Studiopraxis nicht mit seinem Institut eine Reihe von
Phon, sondern mit Dezibel gerech­ Klangmodellen, in dem von ihm
net, charakterisierten Sinne der Farb­
palette des Malers, hergestellt
'Phonem (griech. ) ist in der Laut­ hatte, von entscheidender Bedeu­
lehre die kleinste lautliche Ein­ tung (-Anfänge der E.n M,),
heit einer Sprache.Solche Einhei­
ten, mit denen Bedeutungen unter­ Phonik ist eine frühere Bezeich­
schieden werden, können sowohl nung für die Schall-, Gehör- und
einzelne Silben wie phonetisch Tonlehre; engl. noch gebräuchlich
ähnlich lautende Buchstaben (G als phonics = phonetics.
und K) sein(210J .Als Zeitkonstan­
te eines solchen Ph.s werden bei Phonograph nannte sich der 1877
mittlerer Tonhöhe und lebhaftem als 11Sprechmaschine" von Th.Edison
Sprechtempo 50 Millisekunden (ms) erfundene Laut-, Schall- und Ton­
= 50/1000 =
5/100 = l/20 sec ange­ schreiber, der elf Jahre später
geben (- Pr äsenzzeit). durch den Deutsch-Amerikaner Emil
Berliner von der stanniolbelegten
Phonetik (griech.) ist die Wis­ Walze auf die Platte als Schall­
senschaft von den Sprachlauten, träger umgestellt wurde. 1925 wur­
im ursprünglichen Sinne auch die de für die Aufnahme- und Wiederga­
Stimmlehre zum richtigen Gebrauch betechnik die elektrische Tonum­
der Stimme beim Sprechen und wandlung eingeführt.
Singen. Wichtigste Bestandteile
sind die artikulatorische Ph., Phonologie ist die Lehre von den
die sich mit der Hervorbringung - Phonemen, ihrer Erkundung, Auf­
von Lauten, und die akustische teilung und Klassifizierung. Be­
Ph., die sich mit deren Übermitt­ schäftigt sich die - Phonetik
lung befaßt, Die Ph. betreibt das mit den Lauten und ihrer physio­
Studium gesprochener Laute unter logischen Natur, so hat es die
physiologisch-naturwissenschaft­ Ph. mit den Lauten als den Elemen­
lichen Gesichtspun kten, insbeson­ ten einer linguistischen Struktur
dere unter akustischen seit der zu tun, die anzeigen, wie eine
Einführung elektroakustischer Sprache als Sprache „funktioniert".
Meß- und Herstellungsmethoden Unter solchen Gesichtspunkten der
Phonomontage 254

Linguistik, die auf die Musik zu tische - Artikulation wurde 1949


übertragen problematisch bleibt, von O.Messiaen zum eigenen Para­

wurde empfohlen, auch die E.M. meter der seriellen Technik erho­
als 11Sprache11 zu betrachten( 174). ben. Das zu H.Riemanns Zeiten

An die „musikalische" Ph. erin­ vieldiskutierte, heute nur noch

n ert das von L.Berio 1955 beim selten erörterte Phr. s-Verfahren
Italienischen Rundfunk in Mailand umfaßt die Probleme der Sinnglie­
gegründete elektronische Studio, derung beim musikalischen Vortrag

das als „Studio di Fonologia und bleibt deshalb eine Aufgabe

musicale" bezeichnet wurde. der auf rein E.M. nicht anwendba­


ren - Interpretation. Das gilt

Phonanontage waren 1950/51 die auch für die Kombination elektro­


ersten Versuche Meyer-Epplers, nischer und instrumentaler Klänge.
elektronische Klangmodelle zu­ Der „Interpret" der E.n M. ist
sammenzustellen. Der Bonner Pho­ der Komponist, der die Phr.s-Ele­
netiker bezeichnete diesen Vor­ mente einmal und deshalb ein für
gang als eine Materialbereitstel­ alle Male festlegt. Die Regelung
lung in der Art der Farbpalette der Dynamik E,r M, während der
des Malers. Dem Komponieren im Aufführung über ein Mischpult
Sinne gestalteter Musik setzten bewirkt keine Phr., sondern stellt
solche Ph.n einen bestimmten Wi­ eine Anpassung an die akustischen

derst�nQ entgegen, der erst durch Gegebenheiten des Aufführungsrau­


die Einführung von neuen, sich mes dar. Dagegen haben in der -
auf Tonhöhe, Tondauer, Lautstärke, Live Electronic Phr.s-Elemente
Artikulation und Klangfarbe bezie­ wieder eine interpretatorische
henden Ordnungsmethoden überwun­ Funktion.
den werden konnten. Auf der ande­
ren Seite wird die Bedeutung des Physiologische Lautstärkeregelung
montageartigen additiven Aufbau­ bezeichnet die Korrekturen im
verfahrens unterschätzt, wenn Frequenzgang einer Wiedergabe­
1
man das Wort 11Montage 1 im heute apparatur, die bei niedrigem Pe­
üblichen abschätzigen Sinne einer gel notwendig sind, um Verluste
minderwertigen, mit der Photomon­ in den hohen und tiefen Frequenz­
tage vergleichbaren Ph. braucht. bereichen auszugleichen. Der Grund
Von Bedeutung allein ist hier die für die Notwendigkeit der Ph.n L.
neuartige Aktivierung des Tonban­ ist in der unterschiedlichen -

des, das sonst nur passiver Trä­ Empfindlichkeit des Ohres zu se­
ger von aufgenommenen Schallvor­ hen, wie sie sich in den - Kurven
gängen ist. Seitdem es E.M. gibt, gleicher Lautstärke darstellt.
hat die Bandverarbeitung als kom­ Moderne Verstärker (auch für Heim­
positorisches Mittel neue Gestal­ anlagen) verfügen über eine auto­
tungsmöglichkeiten der Musik er­ matische Ph.L., die beispielswei­
schlossen. se mit einer Taste 11Contour11 bzw.
11Loudness" eingeschaltet werden
Phrasierung (griech.) ist die kann und dann die hohen und tie­
Gliederung musikalischer Abläufe .fen Frequenzbereiche angepaßt und
durch die Mittel der Dynamik, Ago­ bevo rzugt wiedergibt(150).
gik und Artikulation. Die mit der
Phr. verwandte, aber nicht iden- Pianola - Mechanische Musik
255 Pink Noise

Pick-up ist die engl. Bezeichnung p.en Effekt ausnutzen, der darin
für die Tonabnehmer etwa an elek­ besteht, daß bei bestimmten Kri­
trischen Gitarren, die mechanisch stallen durch Druckschwankungen
erzeugte Schwingungen in elektri­ elektrische Ladungen entstehen.
sche Spannungen umwandeln. Im Diese Mikrophone (auch Kristall­
Unterschied zum normalen - Mikro­ mikrophone genannt) können ver­
phon wird eine direkte Schallab­ hältnismäßig preiswert hergestellt
nahme dadurch erreicht, daß die werden, sind aber gegenüber Tem­
auf elektromagnetischer Grundlage peraturänderungen und Feuchtig­
arbeitenden P.s mechanisch fest keitseinflüssen sehr empfindlich;
mit dem Instrument verbunden sind. daher werden sie im Tonstudio
Nach ihrer raschen Verbreitung kaum verwendet (- Kontaktmikro­
vor allem in der amerikanischen phone) .
Popmusik haben die P.s im Bereich
der - Live Electronic eine gewis­ Pink Noise (engl., rosa Rauschen),
se Bedeutung erlangt, seit sie in der Meßtechnik seit langem be­
von den verschiedensten Ensembles kannt, wurde in elektronischen
zur Verstärkung mechanischer Mu­ Studios erst durch das Aufkommen
sikinstrumente (z.B. Bratsche, der - Synthesizer als Begriff
Flöte) benutzt werden. Durch P.s eingeführt. Im Gegensatz zum -
werden leiseste Klangfarbenverän­ Weißen Rauschen, bei dem die
derungen hörbar gemacht, zudem Schallenergie auf lineare Fre­
ist der abgenommene Klang sofort quenzverhältnisse ( „Frequenzinter­
elektronisch transformierbar. Als valle") bezogen ist, bezieht sich
weiterer Vorteil gegenüber der Mi­ die Schallenergie beim P.N. auf
krophonverstärkung hat sich der musikalische Intervallverhältnis­
relativ hohe Spannungswert erwie­ se. Als Beispiel seien zwei Berei­
sen, den solche P.s erzeugen, bei che miteinander verglichen: zwi­
denen ein Teil des Instruments, schen 100 Hz und 200 Hz (Diffe­
etwa die Metallsaite der Gitarre, renz: 100 Hz) liegt eine Oktave;
Bratsche oder Violine, gleichsam zwischen 2000 Hz und 2100 Hz(Dif­
als Mikrophonmembran benutzt ferenz: ebenfalls 100 Hz) liegt
wird. Diese Spannungen, die im jedoch nur 1/20 einer Oktave.
Durchschnitt 3 - 4 V betragen, Beim weißen Rauschen sind diese
reichen aus, um die Module im - wie alle anderen 100-Hz-Bereiche
Synthesizer anzusteuern. Die von immer gleich stark; die Oktave
normalen Mikrophonen gelieferten zwischen 2000 Hz und 4000 Hz hat
Spannungen (im Durchschnitt 200 also die 20fache Energie wie die
mV) sind für eine Steuerung zu Oktave zwischen 100 Hz und 200 Hz.
niedrig. Als P.-Ersatz werden P.N. entsteht aus dem weißen Rau­
häufig - Kontaktmikrophone be­ schen, indem die tiefen Frequen­
nutzt, die jedoch den Instrumen­ zen angehoben und die höheren be­
talklang erheblich verzerren, da dämpft werden. P.N. hat für jede
sie so unempfindlich sind, daß Oktave die gleiche Schallenergie,
sie nur eine Körperschallabnahm@ die Oktav@n 100 Hz - 200 Hz und
gestatten. 2000 Hz - 4000 Hz sind also gleich
stark, - wie überhaupt alle Fre­
piezoelektrisch nennt man die quenzen des Hörbereichs als glelch
Mikrophone, die den sogenannten laut erscheinen.
Pi tch-to-Voltage Converter 256

Pitch-to-Voltage Converter (engl., gänge. Der unmerklich kurzen phy­

Abk. P-VC) ist ein Gerät der Span­ siologischen - Einschwingzeit


nungssteuerungstechnik, das eine steht objektiv die Trägheit der
eingegebene Tonhöhe (engl. pitch) Übertragungssysteme von Lautspre­

in eine Spannung (voltage) um­ cher, R aum und Luft gegenüber.


wandelt, wobei Tonhöhenänderungen An der für die Pl.d.Kl. entschei­

bestimmten Spannungsänderungen dend wichtigen Kl angfarbe sind


(beispielsweise 1.Volt pro Okta­ außer den Ausgleichsvorgängen die
ve) und Tonhöhenfolgen analogen Teiltonanteile und die spezifi­

Spannungsfmlgen entsprechen. Ein schen Resonanzwirkungen der -


P-VC hat die entgegengesetzte Formanten beteiligt.
Funktion wie ein spannungsgesteu­
erter Oszillator, der Spannungen Playback, engl. für - Wiedergabe
in Audiofrequenzen umsetzt, also
als voltage-to-pitch converter Playback-Verfahren ist eine in
bezeichnet werden könnte, was je­ Fernseh- und Tonstudios häufig
doch nicht üblich ist, Der auch benutzte Methode, um auf eine be­
als Frequenzdemodulator benannte reits vorliegende Aufnahme eine
P-VC wird in der - Phonetik zur oder mehrere weitere Schichten
Messung von Sprechtonhöhen be­ „aufzusetzen". So wird beispiels­
nutzt; in der E.n M, dient er weise einem Solisten über Kopf­
Steuervorgängen, vor allem durch hörer oder Lautsprecher eine Band­
seine Fähigkeit, die analoge - aufnahme (im Fachj argen das „Play­
Aufzeichnung von Steuerspannungen back") „eingespiel t" und gleich­

durchzuführen. zeitig auf elektrischem Weg mit


Einige Firmen (beispielsweise der dazukommenden Neuaufnahme des
EMS) stellen Module her, die ne­ Solisten zusammengemischt und
ben einem P-VC einen Amplituden­ aufgenommen. In der Regel werden
demodulator, einen - Envelope für das Pl.-V. Vier- oder Mehr­
Follower, enthalten. spurmagnetbandgeräte verwendet;
eine - Taktspur macht das syn­
Plagiat (lat., Diebstahl geisti­ chrone Aufspielen möglich. Gegen­
gen Eigentums) , in der Musik die über dem Zweiband-Verfahren, bei
Verwendung fre mder Werkteile un­ dem während der Aufnahme rchon
ter Vorspiegelung eigener Autor­ das endgültige Mischungsverhält­

schaft, ist heute außerhalb der ni s festgelegt werden muß,1 bieten


Unterhaltungsmusik nur schwer z.B. - Vierspurmagnetbandgeräte
abzugrenzen gegen - Zitat und - den Vorteil, die getrennt aufge­
Parodie. In der E.n M. sind Fälle nommenen Einzelspuren zu einem
von direkten P.en nicht bekannt­ beliebigen späteren Zeitpunkt un­
geworden. abhängig von der eigentlichen
Aufnahme mit weiteren elektri­
Plastik des Klangs hängt im we­ schen Gestaltungsmöglichkeiten
sentlichen von den - Ausgleichs­ (Entzerrern, Hall, Filtern usw.)
vorgängen und von der - Klangfar­ endgültig abmischen zu können.
be ab. Beim Hören überlagern sich Elektronische Kompositionen mit
die räumlich objektiv auf das Ohr live-instrumentalem Anteil müssen
einwirkenden und die subjektiven etwa für Rundfunksendungen notwen­
ohreigenen An- und Auskling vor- digerweise im Pl.-V. aufgenommen
257 Polyrhythmik

werden. Jedoch auch Opern im Fern­ Klangbild durch eine entsprechen­


sehen werden heute trotz schwer­ de Regelung am - Mischpult zu ver­
wiegender künstlerischer Bedenken wandeln. Diese Methoden der wech­
fast ausschließlich im Pl.-V. - selnden Klangbelichtung, denen
zunächst Tonaufnahme, dann dazu vor allem die Unterhaltungsmusik
die szenische Darstellung - pro­ gewisse Effekte abgewonnen hat,
duziert; in diesem Fall spricht können in der E.n M. bei Sprech­
man auch von - Synchronisierung. und Gesangsaufnahmen einen ganz
Im elektronischen Studio wird anderen Sinn haben: sie vermit­
der Terminus „Pl.-V." nicht be­ teln wechselnde Klangfarbenein­
nutzt. Der damit bezeichnete drücke, die in ihrer plastischen
technische Vorgang jedoch, das Raumwirkung von anderen elektro­
nachträgliche „Übereinanderspie­ nischen Verfahren nicht erreicht
len" einzeln produzierter Schich­ werden können.
ten, ist tägliche Praxis (-Ab­
mischung).
Bei einigen Heimtonbandgeräten polymcrlal ist ein von Olivier
ist durch eine Vorrichtung zum Messiaen geprägter Begriff, der
A bschalten des Löschkopfes die in seiner Klavieretüde Mode
(„Tricktaste") ein Pl.-V. bedingt de valeurs et d'intensites (1949)
möglich; allerdings wird die Pri­ verwendeten Reihen als Modi be­
märaufnahme mit jedem neuen zeichnet. Das zum Ausgangspunkt
Pl.-V. durch die Vormagnetisie­ der seriellen Musik gewordene
rung des Aufnahmekopfes immer Vierminutenstück, ein dreistimmi­
stärker bedämpft. ger Kanon, verwendet die Modi so,
daß jeder Ton immer mit der glei­
Plotter (engl.) ist ein Zeichen- chen Dauer, der gleichen Laut­

9erät1 das die Resultate von Com­ stär�e und der gleichen llnschlags­
puteroperationen auf Papier dar­ art erscheint. Diese starre p.e
stellt. H.Brün hat sich eines Technik wurde von K.Goeyvaerts
solchen Pl.s zur graphischen Dar­ ( So nate für zwei. Klaviere, 1950)
stellung seiner Drei Stücke für und P.Boulez (Polyphonie X, 1951)
Schlagzeug Solo (1967) bedient, in den Bereich der daraus ent­
indem ein Progranun die Komposi­ wickelten - Seriellen Technik und
tionen und auch die Instruktio­ frühen E.n M. übertragen. Mes­
nen für den Pl. generierte, so siaens Rhythmuslehre fand ihren
daß, anstatt gedruckter Data, Niederschlag in einem Werk der
spezifizierte Partituren resul­ Musique concrete mit dem.Titel
tierten(Jl). Timbre-Duree (Klangfa rben-Zeit­
(s.Abb. s. 258-260) dauern), das die „Zeitfarben" der
Chronochromie (1960) vorweggenom­
Polymikrophonie ist die das Klang­ men hat.
bild verändernde, selbst verfäl­
schende Technik, bei der Musik­
aufnahme mehrere Mikrophone im
Orchester aufzustellen, um den Polyrhythmik ist im 19.Jh. die

Klang einzelner Instrumente oder gleichzeitige Darbietung verschie­


Instrumentalgruppen besonders dener Rhythmen, oft in der Er­
hervorzuheben und das gesamte gänzungsform der sogenannten
?;
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TIME
1.00 2.00 !1.00 11.00 5.00 6.00 7.00 8.00 9.00 10.00 11.00 12.00 13.00 lll.00 15.00 16.00 "'
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Seite 1 der Partitur von TOUCH AND GO (aus Drei Stücke für Schlagzeug Solo von Herbert Brün;
Abb. der Seiten 2 und 3 auf den folgenden Seiten 259 und 260).
259 Abb.Plotter
Abb.Plotter 260


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OO'h OO'E ao·� 00·1 OO'h oo·• a:n 00'1


3�Nl:HS!O 3JNtHS!O
261 Portamento

„komplementären" Rhythmik. Die weise von dem Amerikaner F.Zappa


Erweiterung des Begriffs P. führ­ („Mothers of Invention") gemacht
te in der neuen Musik zu fluktuie­ wird, der sich selbst durch E.
renden, sich nicht mehr komplet­ Varese und J.Cage, weniger durch
tierenden Rhythmen, in der seriel­ K.Stockhausen beeinflußt sieht
len Technik zu rhythmischen (200), klingen wie E.M., andere,
Schichten, die sich so ergänzen, mehr als Collagen angelegte Teile,
daß die großen Zeitwerte nicht erinnern stark an die frühe Mu­
allein vorherrschen, und in der sique concrete. Amerikanische
E.n M. zu polyrhythmischen Über­ Popmusiker verwendeten in ihren
lagerungen, die oft keine rhyth­ Gruppen auch sofort nach seinem
mischen Betonungen mehr e rkennen ersten Erscheinen R.A.Moogs -
lassen, sondern als freie musika­ Synthesizer, der erstmals flexi­
lische Bewegungsprinzipien ver­ bel gestaltbare elektronische
standen werden. Klänge bei Live-Aufführungen zu­
ließ; der Improvisation sind al­
Polytonalität - Tonalität lerdings gewisse technische Gren­
zen gesetzt.
Popnusik (von engl. popular) ist Zwei Hauptrichtungen charakteri­
eine Musikart, die sich vom Jazz sieren die P. und damit �u�h den
her über 1Rhythm and Blues" und regelmäßigen Geschmackswechsel
1 1
11Rock-1n 1-Roll1 entwickelt hat. der Konsumenten: Einer Welle von
Ihre kommerzielle Auswertung mit Blues- und Soul-Musik folgt eine
stark ideologisiertem Einschlag Welle mehr experimenteller P. und
(„Protest gegen das Establish­ umgekehrt. Sogenannter electrcnic­
ment") hat die P. zu einem wesent­ oder free-pop allerdings, eine
lichen Bestandteil einer ganzen Musik häufig ohne durchlaufenden
Pop-Welt mit Pop-Stars, -Film, Beat und mit äußerst differenzier­
-Kleidung und -Posters gemacht, ten Geräuschfarben, gelangt kaum
die mit dem neuen Realismus der jemals auf die sogenannten Hit­
Pop-art etwa bei Lichtenstein (Bestseller-) Listen, auf denen
oder Rauschenberg nur noch sehr meist standardisierte und unifor­
vage Verbindungen hat. A uffallen­ me Titel zu finden sind.
des Merkmal der P. ist - neben
dem massierten Einsatz elektri­ Portamento, das aus der Vokalmu­
scher Gitarren - die Verwendung sik bekannte „Ziehen der Stimme",
exotischer (vor allem indischer) der hörbare Lagenwechsel auf
Instrumente und elektroakusti­ Streichinstrumenten, auch das
scher Apparaturen, nicht zuletzt Gleiten der Sprechstimme in Melo­
auch die häufig lange Dauer der dramen beispielsweise Schönbergs
Stücke (die meist auf Langspiel­ oder Bergs, wurde von den Kon­
platten erscheinen) . Manche Or­ strukteuren der - Synthesizer
chester der P. werden bei Live­ als Begriff für eine bestimmte
Darbietungen von einem Mischpult Funktion der Spannungssteuerung
in der Mitte des Saales aus von eingeführt. P. bezeichnet bei der
einem technischen Mitarbeiter Tastatur des Synthesizer s eine
1 gesteuert 11• Ganze Teile soge­ Verzögerung der Spannungsänderung
1
nannter progressiver P. („under­ von einer Taste zu einer anderen.
ground-music"), wie sie beispiels- In der Regel wird mit jedem Ta-
Potentiometer 262

stendruck ein ganz bestimmter komponierte. Cage hat das Verfah­


Spannungswert erzeugt, der T onhö­ ren des denaturierten Klavier­
hen, Lautstärken und andere Para­ klangs zuerst in einem 1938 kom­
meter beeinflußt. Durch ein Poten­ nierten Tanzstück Bacchanale
tiometer kann die stufenweise angewandt. Die Zubereitung des
Spann ungsänderung so modifiziert Klangs erfolgte durch Gegenstände
werden, daß sie sich von einem aus verschiedenem Material: Holz­
T astendruck zum nächsten verzö­ stückchen, Radiergummis, Glas,
gert vollzieht, was einem konti­ Schrauben, Bolzen, Nägel, Metall­
nuierlichen Gleiten von einem stücke, Filzstreifen, die an ver­
Spannungswert zu einem anderen, schiedenen, vorher genau auspro­
musikalisch einem Gleiten von bierten Stellen zwisch en oder auf
Tonhöhen, Lautstärken und anderen den Saiten angebracht waren. Was
Parametern entspricht. Die Ge­ Cage damit wollte, ist in Europa
schwindigkeit dieser Verzögerung, oft als mehr oder weniger belä­
des P.s, ist zwischen äußerst chelnswertes Experiment mißver­
langsam und sehr schnell beliebig standen worden. Einzig bedeutsam
veränderbar, ebenso die Größe des dagegen ist die stille untergrün­
Umfangs. Auf diese Weise sind be­ dige Veränderung, der Cage die
sondere M:ldulationen von Frequen­ Musik und die Hörer zu unterwer­
zen, Amplituden oder Klangfarben fen gedachte. In mancher Hinsicht
steuerbar, deren gleitende Über­ liegt das P.Kl. unmittelbar im
gänge ohne spannungsgesteuertes Vorfeld der E.n M., sofern darin
P. in dieser Präzision nicht zu zum erstenmal bis dahin nicht
realisieren sind. vorhandene Klänge für eine Kompo­
sition präpariert sind, also wör�
Potentiometer sind elektrisch lieh Klangkomposition betrieben
wirksame - Regler. Im Gegensatz wird, soweit das im begrenzten
zu Reglern, die mit kapazitiven Rahmen verfremdeter Instrumental­
Veränderungen �•beiten1 wobei klänge möglich ist. Die Idee der
der elektrische Wert eines Kon­ selbständigen Klangfarbenvarian­
densators geändert wird (bei­ ten wurde von anderen Komponisten
spielsweise bei der Senderabstim­ kaum aufgegriffen, mit Ausnahme
mung von Rundfunkgeräten), arbei­ von Paul Dessau, der nicht die
ten P. mit Veränderungen des Saiten, sondern die Klavierhammer­
Widerstandswertes (Lautstärke­ köpfe präparierte. Allgemeingut
regler am Rundfunkgerät). Im all­ dagegen wurde Cages spätere Er­
täglichen Sprachgebrauch im Stu­ weiterung der Klavierklangmöglich­
dio wird, wohl aus sprachlicher keiten durch Zupfen, Schlagen,
Bequemlichkeit, häufig der allge­ Glissando der Klaviersaiten oder
meinere Begriff Regler für die P. durch schlagzeugartige Verwen­
gebraucht. dung des Klaviergehäuses. Elek­
tronisch erweitert wurde dieses
Präpariertes Klavier (engl. pre­ „totale" Klavier durch David Tu­
pared piano) ist ein für verfrem­ dors Interpretationen von Cage­
deten Klang zubereitetes Klavier, Werken (Variation II) und durch
für das der Amerikaner John Cage Mauricio Kagels Transicion II
hauptsächlich in den Jahren 1944 für Klavier, Schlagzeug (nur auf
bis 1951 eine Reihe von Stücken den Saiten) und für zwei, das
263 Prinzipschaltbild

ganze Klanggeschehen rekapitu­ grenze der Muskulatur hinaus kaun


lierende Tonbänder. gesteigert werden(lOJ). Mehr Im­
pulse pro sec lassen sich nur mit
Präsenzfilter (genaue, aber un­ elektronischen Mitteln darstelle�
übliche Bezeichnung: Präsenzent­ Darunter muß man sich beim Kla­
zerrer) dienen in der Tonstudio­ vier Tonfolgen verschiedener und
technik der Entzerrung des Fre­ unregelmäßig wechselnder Tonhöhe
quenzgangs, indem die Frequenzen vorstellen, aber nicht skalenarti­
des mittleren Hörbereichs (etwa ge Tonfolgen, die infolge ihres
zwischen 700 und 5600 Hz) je nach linearen Richtungsdranges und ih­
Erfordernis angehoben (verstärkt) rer schematischen Wirkung keiner
oder abgesenkt (bedämpft) werden. 11Unschärferelation11 ausgesetzt
Diese Anhebungen und Absenkungen sind und damit auch über die ge­
sind in Stufen von jeweils 2, 3 hörphysiologische Sperre hinweg­
oder 4 dB zwischen -20 und +20 kommen, daß der Ton schon vorbei
dB wählbar und erfolgen im Tonhö­ ist, bevor das Ohr seine Aus­
henbereich nach der DIN-Normreihe gleichsvorgänge registriert hat.
0,7; 1; 1,5; 2,3; 3,5 und 5,6 kHL Phantastische Aspekte würden sich
bei Annahme einer nicht kon stan­
Präsenzzeit ist die zum Parameter ten Pr. er9eben1 wenn der Mensch
11
„!lauer gehörende Zeit, die die imstande wäre, sich in die Pr.n
menschlichen Sinne zur Unterschei­ anderer Lebewesen hineinzuverset­
dung beliebiger Gehörswahrnehmun­ zen, oder wenn er in dieser Hin­
gen brauchen. 1864 hat der Zoolo­ sicht frei schalten könnte, um
ge K.E.v.Baer in einem in Peters­ die Verschmelzung zu einer konti­
burg gehaltenen Vortrag über die nuierlichen Bewegung hervorzuru­
Zeitauffassung verschiedener Le­ fen . Dann wäre er nach v. Baer
bewesen den Begriff des „Moments" in der Lage, den Lauf einer Flin­
eingeführt, um damit die kürzeste, tenkugel zu verfolgen oder, bei
gerade noch gesondert wahrnehmba­ tausendmal längerem Moment, die
re Dauer eines Reizes zu bezeich­ Pflanzen mit den Augen wachsen
nen. Dieser „menschliche Moment" zu sehen, und die Sonne würde in
beträgt 1/18 sec. Damit überein­ einer Minute auf- und untergehen
stimmend wird die 11biologische11 (170). Vom gewohnten Sprachge­
Zeitkonstante mit 50 bis 60 ms brauch abweichend, aber auch wie­
angegeben. Das legt die musika­ der der Sprachverwirrung Vorschub
lisch nicht unbedeutsame Frage leistend, versteht K.Stockhausen
nahe, mit welcher Schnelligkeit unter Moment einen in sich ge­
Töne aufeinanderfolgen können, schlossenen musikalischen Gedan­
um als solche noch gesondert ken, der „je nach seiner Charakte­
wahrgenommen zu werden. Unter 50 ristik beliebig lang sein könne".
ms tritt eine Verschmelzung der - Die Pr. ist zu unterscheiden
Einzeltöne zu einem Klangkomplex von der Mindestzeit der Tonhöhen­
ein, in dem die objektive Reihen­ wahrnehmung, die als - Tonkenn­
folge von Kurztönen nicht mehr zeit bezeichnet wird.
herausgehört werden kann. Maxima­
le Anschlagsfolgen von 12/sec ; Pressung - Stauchung
80 ms (Klavier, Schreibmaschine)
können über die Innervierungs- Prinzipschaltbild -Blockschaltbild
Produktion 264

Produktion bezeichnet in der E.n Zahnradgeneratoren, deren Prinzip


M. alle Vorgänge, die zu ihrer 1g34 in Chikago von Laurens Harn­
Erzeugung und Herstellung not­ mond und der nach ihm benannten
wendig sind. In dem sonst in der Orgel aufgegriffen wurde.
Musik kaum gebrauchten Begriff Akustisch bemerkenswert ist, daß
Pr. überwiegt fühlbar der hand­ ein relativ zackenarmer Scheiben­
werklich-technische Anteil, etwa satz genügt, um Tonverhältnisse
in dem Sinne, in dem man von der in reiner Stimmung zu erreichen,
Pr. von Musikgeräten, Schallplat­ daß aber ein chromatischer Schei­
ten oder Tonbändern spricht. Aber bensatz das Vielfache an Zähnen
auch die Vermutung, theoretischer verwenden muß, z.B. 100 Zähne
Zwang stelle den Komponisten un­ für c, 106 für cis, 112 für d,
ter eine das schöpferische einen­ 11g für dis, 126 für e . • . 200 für
gende Materialdiktatur, hat der die Oktave c. Die Zähnezahlen be­
Musik die falsche Chance pauscha­ zeichnen demnach das Verhältnis
ler Pr. verschafft. In diesem der Schwingungszahlen zur Prim.
leicht abwertenden Sinne spricht Liest man dieselben Zahlen unmit­
Th.W.Adorno gelegentlich von der telbar als Frequenzzahlen, mit
1
jüngsten Pr. 1 , der er, gegenüber
11 dem Ausgangston 100 Hz z G, so
der Wiener Schule und ihrer Kun�t erhält man die numerisch weit
von Entwicklung und thematischen handlichere Tonreihe G Gis A Ais
Übergang, eine gew�sse Verarmung H c cis . . • g (- Hundert- ( 100-)
nachsagt. Begrenzt man dagegen Hz-Ton) .
Pr. auf den Bedeutungshorizont
des Handwerklich-Technis chen, Progranrnieren, das Übersetzen von
nämlich auf die Erkundung von Informationen in eine Computer­
stofflichen, vor der Individual­ sprache und das logische Anordnen
sphäre liegenden Gegebenheiten der Qperationsschritte, die ver­
und auf ihre kompositionstechni­ langt werden, stellt das Haupt­
sche Zubereitung, so ist gegen problem bei der Arbeit mit -
den Terminus Pr. im Sinne von Ma­ Computern dar. (Daten und Pro­
terial-Pr. oder Klang-Pr. nichts gramm wer den als software ( „wei­
einzuwenden. che Ware") bezeichnet.) Da Com­
puter im allgemeinen nur auf die
Profilscheiben wurden seit Anfarg ihnen „persönlich" eigene Maschi­
unseres Jh. beim Bau elektrischer nensprache reagieren, sind allge­
11
Musikinstrumente als 1, Tonräder meine, weitgehend typunabhängige
zur mechanischen Schwingungser­ Programmiersprachen entwickelt
zeugung verwendet. In das mit worden, wobei FORTRAN (FORmula
konstanter Geschwindigkeit rotie­ TRANslation) eine der bekannte­
rende und mit einem Abnahmemagne­ sten und am häufigsten benutzte
t@n v�rs�hene Tonrad war am Rand ist (-Algorithmische Sprachen).
ein zackenartiges Profil mit Die amerikanische Gruppe um L.A.
einer bestimmten, die Tonhöhe Hiller (Robert Baker, Herbert
festlegenden Zähnezahl einge­ Brün, John Myhill) hat ein �ige­
schnitten. Das erste in der Mu­ nes musikalisches Kompositionspro­
sikgeschichte beachtete elektri­ gramm vorgestellt - MUSICOMP
sche Instrument, Th.Cahills - (MUsic-Simulator-Interpreter for
Dynamophon, arbeitete mit solchen COMpositional Procedures) - d as
265 Promenieren

als allgemeines Modell zum Nach­ realistischen in Teil III, rein


vollzug der logischen Selektions­ elektronischer Herkunft(142).
vorgänge in einer Komposition Neue Aspekte des Programmatischen
gelten kann(82). Solch ein Kompo­ hat die begriffliche Erweiterung
sitionsprogramm muß für die di­ der Pr. zur „programmatischen Mu­
rekte Verwendung in eine allgemei­ sik" eröffnet. In der traditionel­
ne Programmiersprache (z.B. FOR­ len Musik gibt es immer wieder­
TRAN) umgewandelt werden. Als er­ kehrende Form- und Besetzungshin­
stes Ergebnis von MUSICOMP ent­ weise als einheitliche Gattungsbe­
stand 1963 die Computer Cantata zeichnungen wie Sonate, Trio,
von Hiller/Isaacson. Quartett, Konzert, Sinfonie. Heu­
Für wie schwierig und problema­ te sind die Komponisten, was die
tisch selbst Komponisten mit - Titel ihrer werke angeht, unge­
langjähriger Computer-Erfahrung wöhnlich titelfreudig geworden;
das Pr. immer noch einschätzen, sie benennen ihre Stücke in einer
zeigen die Ausführungen von H. Begriffssprache, die meist der
Brün ( 31) : „ Unsere verschiedenen Physik, Mathematik, Astronomie,
Anschauungen (sind) vorläufig Informationstheorie und Kyberne­
noch weit unserer Programmierungs­ tik entnommen ist. Keiner dieser
kunst voraus, die Spiegelung da­ Titel ist als Pr. gemeint; aber
her ohne Verbindlichkeit, wohl jeder rechtfertigt seine Existenz
aber andeutend, was wir zeitwei­ als erweiterte programmatische
lig für akut notwendig halten. " Musik, die eine technische Bilder­
sprache in Gang setzt. Andere
Progranmnusik ist darstellende, Allgemeinprogramme realisieren
schildernde oder illustrierende sich literarisch (Mallarme, Joyce,
Musik, die durch Inhaltsangaben Kafka) oder in collagehaften,
oder wenigstens durch Überschrif­ mehr oder weniger deutlichen -
ten den Gegenstand ihres „Pro­ Zitaten.
gramms" ausführlich oder andeu­
tend beschreibt. Pr. in diesem Pranenieren, Umherwandeln, wäh­
engeren Abbildungssinn wird von rend Musik erklingt, ist eine alt­
den Komponisten serieller, nach­ bekannte Form des beiläufigen Um­
serieller und E.r M. als Möglich­ gangs mit Musik. Neue Aspekte er­
keit kompositorischen Ausdrucks öffnete die räumliche Anordnung
strikt abgelehnt. Bezeichnender­ der Schallquellen in der E.en M.,
weise ist das einzige Stück un­ nunmehr mit der gleichsam dialek­
termalender Pr., H.Pousseurs tischen Alternative, daß die
Liege, keine Konzert-, sondern Klänge im Raum wandern, wie H.
eine Filmmusik. Film, Hörspiel Eimert bereits 1953 kalkulierte
und Bchauspi�l la�bgn am ghggt�n (50), oder daß der hörende Mensch
eine beiläufige Charakterisie­ durch den Raum oder verschiedene
rung mit elektronischen Mitteln Räume wandert. Für die Aufführung
zu. Sein werk Trois visages de im Freien mit getrennten Wieder­
Liege, 1961, kommentiert H. gabekanälen modifizieren sich die
Pousseur: 11Außer den Stimmen und Hörmöglichkeiten solcher „wandel­
einer einzigen pizzikato gespiel­ konzerte in entsprechender An­
11

ten Saite sind alle zur Verwen­ passung an die ve ränderten akusti­
dung kommenden Laute, selbst die schen Normen (-Makrokomposition).
Prop orti on 266

Proportion bezeichnet das Ver­ der Taktschwerpunkte", hervorge­


hältnis von Größen zueinander. In hoben. Mit der musikalischen Pr.
der Musik kann Verschiedenes da­ hat sich Richard Wagner in seinen
mit gemeint sein: formale Propor­ Schriften zur Kunstlehre befaßt;
tioniertheit im großen, symmetri­ Ar no ld Schönberg hat sich damit
sche Bildungen und Entsprechun­ auseinandergesetzt(184J. Die Be­
gen im Metrischen, Melodischen freiung aus dem Zwang der Zwei­
oder Rhythmischen, die den Inter­ u nd Vi er ta ktent spr ec hun gen war
vallen zugrundeliegenden Zahlen­ gleichbedeutend mit der Aufgabe
verhältnisse, die Verkleinerung des symmetrischen Melodiebaus und
oder Vergrößerung von Notenwer­ der metrisch stützenden Korre­
ten, die Verteilung von gleich­ spondenzen. Damit wurden zugleich
mäßigen, von der Zählzeit abwei­ die alten harmonischen Regeln
chenden Dauern auf die Dauern überwunden, und mit ihnen fiel
der normalen Zählzeiten ( Triole das Dogma, daß eine Dissonanz
auf 1/4, Septole au f 3/4 usw.), nur in eine Konsonanz aufgelöst
woraus in der seriellen Musik, werden könne. Alle diese ,,Em an zi­
bei unablässiger Verwendung sol­ pationen" haben die tonale Musik­
cher zum Teil nicht mehr spiel­ sprache außer Kraft gesetzt. M u­
barer P.en, ein System des nicht s iks prac hlic h dominiert in der
ausgeschriebenen, aber 11au sge­ Ato n alität, Dodekaphonie, seriel­
spielten" Tempowechsels gemacht len und E.n M. die freie ungebun­
wird. In der Zeitstreckenauf­ dene Pr. In der E.n M., wie auch
zeichnung der E.n M. vereinfachen in der seriellen, gibt es form­
sich solche komplizierten seriel­ konstituierende Symmetrien, Wie­
len P.s-Verhältnisse oft über­ derholungen, Klangfarbenkorre­

raschend. spondenzen und f rei e Akzentordnun­


gen, die den stehengebliebenen
Prosa, ursprünglich die ungebun­ Hörgewohnheiten so leicht und
dene, nicht-dichterische Sprache, gefällig entgegenkommen. Haupt­
wurde als freies musikalisches sächlich auf das Fehlen dieses
Deklam ation sprinzip erkannt, als engmaschigen Netzes von gleichför­
die Mu sik vom versartigen Korre­ migen Betonungen und Gew ich t e n
spondenzprinzip der Klassik mit ist der manchmal zu hörende Ein­
den sinnfälligen Akzent- und Takt­ w and zurückzuführen, die E.M.
11
entsprechungen der sich gleich ­ habe 11keinen Rhythmus.
sam reimenden Zwei-, Vier- und
Achttakter abzuweichen begann.
Das Eindringen asymmetrisch glie­ Prozent i st in d e r Tonstudiotech­
dernder Pr. in die Richtmaße nik eine der dB-Skala auf dem
klassischer musikalischer Metrik Lichtzeigerinstrument des -- Aus­
wurde in Ro bert Schumanns Rezen­ steuerungsmessers entsprechende
sion der Symphonie fantastique Maßeinheit. Der Stu dio - N or mpeg el
von H. B er lioz als Inbegriff 11eirer (1,55 V) wird gleich 100 Pr. ge­
höheren poetischen Interpun ktion se t zt, Den dB-Werten entsprechen
11
(wie... in der Prosa Jean Pauls) dann folgende Pr.-Werte (der Ver­
empfunden und als Prinzip der gleich macht die logarithmischen
„ungebundenen Rede", verbunden Verhältnisse dieser Lautstärke­
m it der Befreiung vom 1,Gesetz me ssun g, die eigentlich eine Mes-
267 Puls folgen

sung von Spannungen ist, deut- ein Begriff aus der Psychologie,
lieh) bezeichnet den Einschnitt im Über­
gang vom Physischen zum Psychi­
dB: -40 -35 -3 0 -25 -20
schen bei der Betrachtung der
Pr.: 2 5 10 Vorgänge des musikalischen Hö­
rens. 11Dieser Begriff zeigt an,
+ daß man die physischen Vor gä nge
dB: -15 -10 -8 -6 - 0
bei der Reizübertragung so genau
Pr,: 20 30 40 50 100
betrachten kann, wie man will, da­
mit aber niemals d as Erlebnis
dB: +5
selbst charakterisiert" (150). Die
Pr. : 180 verschiedenen Ausgangspunkte, ein­
mal die physikalische Ermittlung
Prüffrequenz dient der Kontrolle sog. objektiver zusammenhänge und

der Dämpfungsverzerrungen in Ab­ zum an de r n die Deutung psychi­


hängigkeit der als -Frequenz­ scher Reaktionen, stellen sich
gang bezeichneten Übertragungs­ als jeweils grundverschiedene Kon­
funktion. Zum Vergleich mit der zeptionen dar (-Hörpsychologie) .
Pr. wird eine feste Bezugsgröße
(1000 Hz) herangezogen.
Pulse sind in der älteren Theorie
von Friedrich Wilhelm Opelt (1834)
sowohl im Bereich des Zählbaren
Pseudostereophonische Wirkung
wird dadurch erreicht, daß ein (bis 16 Hz) wie des Nichtzählba­
ren (über 16 Hz) periodisch wie­
monaurales Signal von zwei in
einiger Entfernung voneinander derkehrende Schallereignisse, die

stehenden Lautsprechern in Paral­ als Klangpulsreihen oder als Vi­

lelschaltung abgestrahlt wird. brationsimpulse definiert werden.


Zur Demonstration der akustischen
Vor allem die unterschiedlichen
Laufzeitwerte der Schallwellen Wirkung von P.n diente eine -

bewirken den räumlichen Klang­ Sirene, die je nach Verteilung


der auf einer Pappscheibe ange­
eindruck, der in den früheren
3D-Rundfunkgeräten durch die Ver­ ordneten Löcher proportionierte

wendung von bis zu fünf Einzel­ oder 11unregelmäßige" P. erzeugen


konnte(135). Heute werden für
lautsprechern angestrebt wurde.
Vor allem die E.M. eignet sich solche Versuche, meist in Verbin-

wegen ihres häufig das gesamte dung mit modernen musikalischen


Hörfeld ausfüllenden Frequenz­ Zeittheorien, elektronisch er­

umfangs für gewisse Ps. W.en zeugte - Impulse verwendet.

(-Richtungshören) . Die Schall­


plattenindustrie bedient sich Pulse Width, engl. für - Impuls­
Ps.r W.en zur Verkaufsförderung breite
alten Archivmaterials. Auf den
Plattenhüllen wird dann unter Pulsfolgen metrischer Art sind
1
dem „Stereo1 -Vermerk klein der die auf gleichgroßen Zeitteilen
Zusatz 11electronically rechan­ beruhenden TaktordnW1gen, von de­
neled" vermerkt. nen die E.M. im allgemeinen kei­
nen Gebrauch macht. Auch im Zu­
Psychophysische Grenzscheide sammenhang mit E.r M. wird gele­
(auch psychophysischer Sprung) , gentlich noch von P. und ähnli-
punktuell 268

chen Zusammensetzungen mit 11Puls


... " gesprochen. Es fragt sich
jedoch, wieweit in der Theorie
der E.n M. eine Unterscheidung
zwischen Puls und Impuls noch
sinnvoll begründet werden kann.

punktuell ( a uch punktuelle Tech­


nik, punktuelle Musik) ist ein
1953 von H.Eimert geprägter musi­
kalischer Begriff, der zunächst
den p.en Tonsatz Anton Weberns
kennzeichnete, dann aber allge­
mein gebräuchlich wurde, um den
Übergang von Webern zur neuen
Musik nach 1950 (1951 K.Goeyvaerts,
1952 P.Boulez) zu charakterisie·
ren. Dafür hat sich dann 1955,
nach dem Erscheinen von P,Gre­
1
dingers Aufsatz ,1Das Serielle1
(71), der sich allgemein durch­
setzende Terminus 11seriell" ein­
gebürgert. Demnach vermittelt
der Begriff p. zwischen Webern
und der bald zu Punktseharen
(Gruppen) erweiterten seriellen
Technik. Für die E.M., die sich
von Anfang an als Klangfarbenmu­
sik verstanden hat, war der Ter­
minus p. kaum von Bedeutung,
Eins der wenigen Beispiele elek­
tronischer Punktualität war die
1954 in Köln uraufgeführte Kompo­
sition Nr. 5 von K.Goeyvaerts.
269 Q Quantisierung

Quadrophonie (lat./griech.), die das Repertoire quadrophonisch


spektakuläre Neuheit der Inter­ aufzubereiten, denn zeitgenössi­
nationalen Funkausstellung 1971, sche Werke, die für mehrere 11kon­
ist eine vor allem von der ein­ trapunktie rende" Orchester oder
schlägigen amerikanischen und Chöre komponiert wurden, oder
japanischen Industrie propagierte vierkanalige elektronische Kompo­
A usweitung der - Stereophonie auf sitionen werden kaum Einfluß auf
eine Rundwnbeschallung durch vier die Manager der Qu. haben, wie­
Lautsprecher, die auch als Tetra­ wohl gerade auf diesem Gebiet der
phonie (griech.) bezeichnet wird. technische und finanzielle Auf­
In der E.n M. und im Bereich der wand musikalisch-künstlerischen
Tonstudios seit langem bekannt, Sinn bekäme.
soll die Qu. nun auch in die
Wohnzimmer der Musikliebhaber quadrophonisch und vierkanalig
Einzug halten. Verschiedene sind Begriffe, die häufig nicht
Schwierigkeiten jedoch stehen korrekt auseinandergehalten und
der Qu. zuhause entgegen. Die daher ungenau gebraucht werden.
Rundfunksender verlangen, daß Als v. wird eine Musikaufnahme
quadrophonische Schallplatten- bezeichnet, in der vier getrennte
und Tonbandaufnahmen gleich Kanäle (Lautsprecher) vier je­
zweifache Kompatibilität aufwei­ weils verschiedene Schallereig­
sen m üssen: Sie sollen von ste­ nisse abstrahlen. Qu. dagegen
reophonen, aber auch von monopho­ heißen solche Aufnahmen, in denen
nen Radiogeräten empfangen wer­ Intensitäts- und Phasenbeziehun­
den können. Ein solches Sendever­ gen zwischen vier Kanälen soge­
fahren existiert j edoch bisher nannte - Phantom-Schallquellen
nicht, und seine Entwicklung wäre entstehen lassen, welche die Or­
äußerst kostspielig. Zudem sind tung des Schalls (und zwar nicht
die Wohnverhältnisse des weitaus aus den Lautsprecherrichtungen)
größten Teils der Musikhörer bewirken, Der gleiche Unterschi9d
nicht dazu geschaffen, eine sym­ wie zwischen qu.u.v. gilt ent­
metrische Aufstellung der vier sprechend für die Unterscheidung
Lautsprecher in sinnvoller Ent­ von 11stereophon11 und 11zweikana­
fernung zu gewährleisten: diese lig'1.
aber erst ergibt, bei einem Stand­
ort im Schnittpunkt der Diagona­ Quantisierung, die Umformung von
len, die volle Wirkung quadropho­ Qualitäten in Quantitäten, er­
nischer Wiedergabe. folgt zwangsläufig bei der -
Zudem finden sich nur sehr wenige Codierung von Signalen; eine Si­
Kompositionen, die nach quadropho­ nuskurve beispielsweise erscheint
nischer Darbietung verlangen, aufgelöst als Folge von kleinen
denn im Gegensatz zum tatsächli­ Stufen.
chen Gewinn, den die Stereopho­
nie brachte (die Musik kommt ja
nach wie vor von vorn) , sind
kaum Werke der Literatur vorhan­
den, die sich von ihrer Struktur
her für die Qu. anbieten. Die In­
dustrie wird also gezwungen sein,
271 R Raum

E - Zitterlaut R 80, selbst 100 Hz auseinanderlie­


gen, dann werden keine Schwebun­

radiophonisch ist ein um 1950 auf­ gen mehr im Sinne von Lautstärke­
gekommener, heute in Deutschland schwankungen wahrgenommen, viel­

weniger gebrauchter Terminus, mit mehr wird der Zusammenklang als


dem der technisch-akustische An­ „rauh" empfunden. Wenn sich dage­

teil des Rundfunks an der - Funk­ gen mehr als zwei Teilschwingun­

oper bezeichnet wurde. Der 1924 gen innerhalb oder außerhalb des
entstandenen Gattung Hörspiel 20 Hz-Bereichs überlage rn, ist
folgte 1929 die Funkoper, die das Ergebnis, bei nicht genauem

nach der allgemeinen Einführung periodischen Zeitverlauf, eine

des Magnettonverfahrens mit Ton­ verstärkte R., die Geräuschcharak­

bandtechnik, mit Hall- und Echo­ ter annehmen kann. Solche spek­
effekten und mit akustischen Raum­ traldichten, auf potenzierter R.

wirkungen die spezifischen Mittel beruhenden Geräuschklänge gehö­


der elektronischen Technik über­ ren zu den be vorzugten komposito­
nahm. H.W.Henzes Das Ende einer rischen Mitteln der E.n M. Des­

Welt (1953) nach dem Text von halb erübrigt es sich auch, die
W.Hildesheimer führte die Gat­ musikalisch relevante R., wie es
tungsbezeichnung „Radiophonisches bisher üblich war, als „akusti­
Musikspiel". Eine r.e Anweisung sche R. " zu bezeichnen.

des Stü ckes besagt: „Hier laufen


drei Tonbänder zusammen. Das er­ Raum in der Musik kann Verschie­
ste trägt eine Barmusik, das zwei­ a;;:;s bedeuten. Grundsätzlich zu
te eine Einblendung in das gesell­ unterscheiden ist zwischen dem
schaftliche Geplauder... Auf dem realen Raum, in dem Musik erkling4

dritten Band läuf1; i;lie Erz:ä.hlung" . und dem musikalischen Vor�tel­


lungsraum, wie er in der - Phan­
Raffung - Dehnung/Raffung, tasie des Komponisten besteht,
Stauchung wie er vom Hörer nachvollzogen
wird und wie er sich in .den Noten,
Randorn Voltage Source (engl., Zu­ im No tationsraum der aufgezeich­
falls-Spannungsquelle) ist ein neten Musik niederschlägt. Mit
in vielen Synthesizern enthalte­ der Musique concrete und der E.n
nes Modul, d as zufällige, in ih­ M. ist der Klang im R. mobil ge­

rem Ablauf nicht vorhersehbare worden. Daß die Musik an verschie­


Spannungsfolgen abgibt, mit denen denen Stellen des R.s erklingt,
andere Einheiten gesteuert werden daß sie, in Abweichung von der
können (- Noise/Random Voltage überkommenen Frontalordnung für
Generator). den Hörer, mit einer räumlichen
Verteilung der Klangquellen rech­
Rauhigkeit eines Tons entsteht net, bedeutet insbesondere für
durch Überlagerung von zwei Teil­ die E.M., daß der R. selbst als
schwingungen (Sinustönen) , die kompositorische Dimension in das
mehr als 20 Hz Tonhöhenunter� Werk miteinbezogen wird. Was mit
schied aufweisen und d amit aus dem Musik-R. objektiv gegeben ist,
dem Bereich der - Schwebungen sind die Maße des R.s und die Da­
heraustreten. Wenn zwei Töne im ten der R.-Akustik. Erklingt die
mittleren Tonhöhenbereich um 50, Musik aber zugleich an verschie-
Raum
272

denen Stellen des R.s, so ver­ sich in den musikalischen Empfin­


merkt das Ohr sehr eigentümliche, dungsinhalten, die eine räumliche
den ungeübten Hörer im ersten Anschauung fundieren, die Anschau­
Augenblick verwirrende zyklische ung von der räumlichen Lage musi­
Vorgänge, die als gekrümmter, kalischer Vorgänge, und gerade
nicht euklidischer R. aufgefaßt Musikbegriffe wie Lage, hoch,
worden sind{132). Aber die R.­ tief, Schritt, Zwischenraum, Li­
Eindrücke sind nicht isoliert. nie, Leiter, Verkürzung, Verlänge­
Sobald im R. Musik gehört wird, rung, Parallelführung, Querstand,
beginnen verschiedene R.-Eindrük­ Zirkel, Figur und wie sie alle
ke ineinander zu spielen: der heißen mögen, gehören unmit­
Gehörs-R. mit dem intuitiven Prä­ telbar der räumlichen Vorstel­
senthaben des Erklingenden, der lungswelt an. Wie es n�cht nur
Vorstellungsraum als Spielfeld eine unumkehrbar fließende Zeit
der kompositorischen Phantasie, gibt, die für die einzige Zeit­
der Tonort-R. mit der Entfernungs­ qualität auszugeben eine Kette
und Tiefenwahrnehmung sowie - bei von Irrtümern zur Folge hat, son­
räumlicher Klangverteilung - der dern auch eine Anschauungszeit,
Raummusik 11-R., in dem die Ton­ ein intentionales, an beliebi-
11
bewegung in die räumlich-plasti­ gen Zeitstellen operierendes Ha­
sche Konfiguration der Klangfel­ ben von Zeit, ohne das es kein
der überführt wird. menschliches Handeln und Denken
Was die andere R.-Qualität an­ gibt, so gibt es auch einen musi­
geht, den Notations-R., den musi­ kalischen Vorstellungs-R. von
kalischen Vorstellungsraum, so höchster Mobilität. Geht man den
kann er nicht faßbar gemacht wer­ Dingen auf den Grund, so wird man
den ohne die zweite Grundkompo­ zuletzt erkennen, wie Zeit urtd R.
nente: die musikalische - Zeit. in der Musik sich aus einem ein­
Moritz Hauptmann hat 1853 in zigen Punkt entfalten und wie
seinem musiktheoretischen Haupt­ grundverkehrt es ist, beide gegen­
werk { 77) ausgeführt: „Wenn der einander auszuspielen. Aus dieser
Begriff einer räumlich gedachten falschen Sicht nämlich ist die
Zeitbestimmung nicht zu fassen romantisch-psychologische Legende
wäre, so könnten wir überhaupt vom absoluten Vorrang der Zeit
keine Vorstellung einer Zeitge­ entstanden, vertreten durch Auto­
stal tung haben." Bald darauf, ren wie Lipps, Kurth, Handschin,
1863, hat H.Helmholtz seinen mu­ Adorno und viele andere, für die
sikalischen R.-Begriff begründet, Musik nur im Zeitfluß existiert
der sich bereits der späteren - und R.-Vorstellungen allenfalls
Gestalttheorie nähert und unmit­ vage Begleiteindrücke darstellen.
telbar mit den R.-Vorstellungen In der Perspektive dieser in Psy­
Schönbergs berührt. Gegenüber chologie versinkenden Musik wird
den lange vernachlässigt gewese­ denn auch gern als Papier- und.
nen musikalischen Zeittheorien Augenmusik abgetan, was Struktur
hat die Vorstellung des Ton-R.s und gefügter Bau ist. Das geht
im Musikdgnkgn dag abgolute Über­ in der neueren Ästhetik und Psy­
gewicht. Der Vorrang des R.s be­ chologie so weit, daß der Ton-R.
stätigt sich auch im musikali­ schon garnicht mehr existiert,
schen Sprachgebrauch, bestätigt allenfalls, wie bei J.Handschin,
273 Raumakustik

ironisch in Gänsefüßchen gesetzt des Raums. Altmodische Konzert­


wird. räume mit Ecken, Säulen, Bogen,
gegliederten Decken und verjähr­
Raurrakustik, in der Musikpraxis tem Zierat sind 11akustisch" oft
eins der wichtigsten Teilgebiete besser als glatte moderne Räume.
der Akustik, befaßt sich mit der Bei guter Diffusität, wenn der
Frage, unter welchen objektiven Schall zerstreut verteilt ist
und subjektiven Bedingungen eine (analog diffusem Licht) , und wenn
optimale Wiedergabe von Musik im der Raum gleichmäßig mit Schall­
Konzertsaal oder Theaterraum zu energie erfüllt wird, sind Spra­
erreichen ist. Ähnlich wie das che und Musik gut verständlich.
Musikinstrument ist auch der Mu­ Für eine Meßmethode zur Prüfung
sikraum ein Resonanzkörper, der der Sprachverständlichkeit wurden
an allen Raumstellen einen Aus­ logisch unverständliche Silben
gleich günstiger Hörbedingungen zusammengestellt, sogenannte Lo­
herstellen soll. Zum guten Teil gatome (Dew, Ses, Gams, Snack,
ausschlaggebend dafür ist der - Lamb, Dont, Nib, Ben, Sasch,
Nachhall eines Musikraums. Für Gredl, Zab usw.), die entweder
die Aufführung E.r M. wird ein iteriert werden und von einer ge­
möglichst geringer Nachhall emp­ wissen Iterations�renze an unver­
rohlen, etwa 0,8 bis 1 sec. Die ständlich sind, oder die von Ver­
untere Grenze der Nachhallzeit suchspersonen nachgeschrieben
wird mit 0,8 sec angegeben. Geht werden und aus den unrichtig ge­
man mit der Nachhallgrenze immer schriebenen Silben einen Schluß
weiter herunter, so wird allmäh­ auf ihre Verständlichkeit zulas­
lich der Effekt des schalltoten sen. Die räumlich-akustischen Meß­
Raums erreicht, der für gewisse methoden sind so differenziert
akustische Messungen gebraucht durchgebildet, daß sie nur von
wird, aber für die Musikwieder­ Spezialisten der physikalischen
gabe ungeeignet ist. (Bei der un­ Akustik und Mathematik beherrscht
hörbaren elektrischen Klingel werden, obwohl es bis heute in
in einer ausgepumpten Glasglocke größerem Umfang nicht gelungen
handelt es sich nicht um einen ist, 11subjektive Wertkriterien
schalltoten, sondern um einen der Raumeinschätzung überzeugend
luftleeren Raum, in dem es man­ auf physikalisch-raumakustische
gels des Mediums Luft überhaupt Maßstäbe zurückzuführen" ( 165).
keinen hörbaren Schall gibt.) Die Gleichwohl bleibt anzuerkennen,
obere Grenze für die musikalisch daß mit diesen Meßmethoden, in
günstigste Nachhallzeit liegt bei Verbindung mit empirischen Krite­
Konzertsälen zwischen 1,5 und rien, viele brauchbare Vorschläge
2,2 sec, bei Kirchenräumen wesent­ zur akustischen Verbesserung von
lich höher (bis zu 7 sec). Die Musikräumen gemacht werden konn­
Hörsamkeit eines Raumes hängt ab ten. P�oblematisch bleiben Räume
von seinem Volumen, seinen Propor­ mit gekrümmten Begrenzungsberei­
tionen, von seinen Anhall- und chen, mit hohlspiegelartigen Re­
Nachhallzeiten, von den Bau- und flexionsflächen wie Gewölbe,
Einrichtungsmaterialien, von der Kuppeln und Kugelräume mit ihren
Zahl der im Raum anwesenden Per­ akustisch zentrierten, schallfo­
sonen und von der - Diffusität kussierenden Wirkungen. Insbeson-
Raumklang 274

dere können - Kugelräume, wie sie Rauschgenerator (Abk. RG) , ur­


für die Wiedergabe von E.r M. emp­ sprünglich für bestimmte Meßver­
fohlen wurden, konzentriert gute fahren gebaut, erzeugt - Weißes
räumliche Teilbezirke aufweisen, Rauschen; er zählt neben dem Si­
für andere Teile aber auch zu nuston- und Impulsgenerator zu
akustisch ungünstigen Überlage­ den „klassischen" Klangerzeugern
rungen von Klangvorgängen führen. der E.n M. Das Rauschspektrum von
In normalen Konzerträumen und konstanter Energiedichte kann sich
bei entsprechend normaler R. kann je nach RG-Typ von 0 Hz bis weit
E.M. wiedergegeben, aber nicht in den Ultraschallbereich erstrek­
aufgenommen werden. Die E.M. ken (beispielsweise bis 22 kHz,
läuft vom Tonband in den Lautspre­ bis 108 kHz usw.). In der E.n M.
cher; sie als im Raum erklingende - wie auch in der Meßtechnik -
von neuem mit dem Mikrophon auf­ wird der RG in den weitaus mei­
zunehmen, führt zu störenden sten Fällen in Verbindung mit
Hallraumef fekten oder zu klang­ nachgeschalteten, externen Fil­
verwischenden Iterationen. tern benutzt; auf diese Weise
entsteht - Farbiges Rauschen.
Raumklang - Raumton Ein Endverstärker im RG stellt
durch seine Verstärkungsreserve
Raumkugel - Kugelraum eine maximale Ausgangsspannung
auch für sehr schmal gefilterte
�. Raumklanq, ist ähnlich Rauschbänder sicher. Moderne RG.en
wie 3D-Klang ein umgangssprachli­ erzeugen daneben auch das soge­
cher B egriff aus der Werbung für nannte rosa Rauschen, eine durch
die Phonoindustrie. Gemeint ist Vorverzerrung entstehende Modifi­
die Verteilung von Klängen im kation des weißen Rauschens, das
Raum, wie sie mit Mehrspurbändern in den elektronischen Studios
und Mehrspurmaschinen erreicht vielfach über die Synthesizer
oder mit 11echter" - Stereophonie und damit unter seiner engl. Be­
oder - Quadrophonie realisiert zeichnung - Pink Noise bekannt
werden kann. In der E.n M. set­ wurde.
zen solche plastischen R.-Verfah­
ren den in der Partitur „mi tkom­ Rauschspannungen - Brummtöne
ponierten 11 Raum voraus, wie er in
vielen elektronischen Kompositio­ Rauschsprung bezeichnet eine
nen wirkungsvoll mitspielt und plötzliche Veränderung des gewis­
als kompositorischer Parameter sen Rauschuntergrunds auf dem
wahrgenommen werden kann. Tonband, der schon beim einmali­
gen Löschen des Bandes entsteht.
Rauschband ist ein Rauschen mit Bei vielfachem Gebrauch tritt
einer bestimmten - Bandbreite ein e�tsprechend stärkeres Rau­
und damit identisch mit dem - schen auf, das jedoch in bestimm­
Farbigen Rauschen. Der Terminus ten Grenzen gehalten werden kann
R. ist vor allem bei Messungen (etwa durch ständige Vollaussteue­
im Bereich der Bau- und Raumaku­ rung auch sehr leiser Klangvor­
stik gebräuchlich. gänge, die erst während der
Schlußmischung auf die geringe
Rauschen, 1) Bandrauschen D�namik geregelt werden). Muß man
2) Weißes Rauschen
275 Realisationspartitur

jedoch zwei Schichten mit unter­ stimmt werden. Auch Synthesizer­


schiedlich starkem Rauschunter­ Oszillatoren, an deren Skalen nur
grund unmittelbar aneinanderkle­ der obere und untere Grenzwert
ben, kann an der Schnittstelle genau fixiert ist, müssen durch
der R. als auffallendes plötzli­ Vergleich mit einem RC-G. einge­
ches Ansteigen oder Abnehmen des stellt werden. Dieses umständli­
Grundrauschens hörbar werden. che Verfahren durch Schwebungs­
Bei Mikrophonaufnahmen wird ein vergleich w i rd überflüssig, wenn
ähnlich wirkender akustischer - Frequenzzähler zur Verfügung
Bruch als -Atmosphärensprung stehen.
bezeichnet. Besonders auffallend
und störend kann ein R. wirken, Realisationspartitur bezeichnet
der durch eine eingefügte Pause die verbale oder skizzenhaft-
bei der Verwendung von Weißband s chematische Beschreibung der
oder Frischband entsteht. Diese techn.ischen Vorgänge im Studio,
Träger können den Eindruck eines die der Realisation einer elek­
„akustischen Lochs" bewirken, da tronischen Komposition dienen.
plötzlich jedes Rauschen fehlt. R.en werden von einigen,'aller­
In einem solchen Fall wird - dings sehr wenigen Komponisten
Leerband benutzt, das ein leich­ veröffentlicht, die auf diese
tgg Raugch�n aufweist. Weise durch Darstellung der ver­
schiedenen Herstellungsprozesse
Rauschuntergrund entsteht bei je­ ei� möglichst genaues Bild ihrer
der Arbeit mit elektroakustischen kompositorischen Intentionen so­
Geräten, da diese alle ein mehr wie ihrer künstlerischen Denkwei­
oder weniger starkes Grundrau­ se und den sich daraus ableiten­
schen erzeugen. Bei Magnetb�d­ den Realisationsmethoden vermit­
geräten muß das auftretende - teln wollen. In der Regel folgt
Bandrauschen durch strenge Beach­ einer Aufzählung der Studioappa­
tung des Störabstandes unter Kon­ raturen, die zur Realisation der
trolle gehalten werden; bei hoch� Musik benutzt wurden, und einer
wertigen Studiomaschinen wird der Beschreibung ihrer Funktionen
Störabstand (als Abstand zwischen eine detaillierte Schilderung
R. und Vollaussteuerung) mit über der Produktionsmethoden zur Her­
70 dB angegeben (- Geräuschpe­ stellung des Klangmaterials unter
gel). genauer Angabe von Geräteeinstel­
lungen und Übertragungswegen (et­
RC-Generator, das meistbenutzte wa durch - Blockschaltbilder).
Gerät zur Erzeugung von Sinus­ Die Aufzählung der Arbeitsgänge,
tönen, ist ein - Tonfrequenzgene­ die zur Verarbeitung des Materi­
rator, der mittels eines Schwing­ als und zum Entstehen verschie­
kreises, eines aus Widerstand (R) dener Schichten notwendig waren,
und Kondensator (C) gebildeten stellt meist den Zentralteil
RC-Gliedes, reine Sinustöne er­ einer R. dar, in dem das nicht
zeugt. RC-G.en geben mit großer selten äußerst komplexe Klangge­
Exaktheit und Konstanz auf 1 Hz schehen in seinem technisch lang­
genau einstellbare F requenzwerte wierigen Werdegang Schritt für
ab, auf die kleinere Generatoren Schritt sozusagen nacherzählt
und Schwebungssummer häufig abge- wird (Koenig: Essay (107), Stock-
Real zeit 276

hausen: Kontakte(199). Das zeit­ sitionsprinzipien der Automation


lich aufeinander abgestimmte zu­ schließlich sind Methoden entwik­
sammenspielen von Einzelschichten kelt worden, durch - Steuerung
(oft als Synchronisation bezeich­ entsprechender Apparaturen mit­
net) wird häufig am Schluß eines tels Computer elektronische Rea­
Abschnittes in der Art von In­ lisationen in der R. abzurufen,
strumentalpartituren aufgezeich­ die vom Komponisten in korrigie­
net: mit Symbolen bezeichnete render oder interpretatorischer
Schichten werden über- bzw. unter­ Absicht jederzeit „angehalten"
einander angeordnet. werden können.
Wie weit solche Beschreibungen
des technischen Entstehens elek­ Rechteckgenerator ist ein in der
tronischer Klänge und Klangfolgen E.n M. ungebräuchlicher Begriff,
der Perzeption musikalischer De­ der diejenigen Geräte bezeichnet,
tails oder dem Studium musikali­ die - Rechteckschwingungen her­
scher zusammenhänge dienlich sein vorbringen. In diesem Sinn zählt
können, ist zweifelhaft. Erst die ein Tonfrequenzgenerator zu den
Anwendung von Steuerprinzipien R.en, wenn er Schwingungsverläufe
überwindet die verschiedenen Un­ erzeugt, die genau zur Hälfte aus
wägbarkeiten manueller Studiotä­ Impuls und Austastung bestehen.
tigk�it und garanti�rt identi­ Kann die - Impulsbreite jedoch
sche Wiederholungen einmal gefun­ verändert werden, bezeichnet man
.dener und festgelegter Abläufe. einen solchen R. , um einen Unter­
In diesem Sinn wären Synthesizer­ schied herauszustellen, als -
Schaltpläne und eindeutig deter­ Impulsgene.rator. Die Oszillatoren
minierte Neueinstellungen und in manchen synthesizern unter­
Schaltungsentwicklungen die exak­ scheiden ebenfalls die Schwin­
testen R.en, die zugleich als - gungsformen Square (Rechteck, mit
Aufführungspartituren ihren Sinn dem symbol _J1__J(__ ) und
erfüllen (-Notation E.r M.). Pulse (Impuls, mit dem Symbol
_JL_JL ) .
Realzeit als fortschreitende und
im gesamten Ablauf erlebte Zeit Fed1teckinpulse sind singuläre,
bezeichnet ein dem Produktions­ zählbare Rechteckschwingungen.
prozess E.r M. ursprünglich nicht In der E.n M., wo sie zum „klas­
entsprechendes und angemessenes sischen" Klangmaterial zähl.en
Verständnis von Zeit, in der Mu­ und große Bedeutung auch bei der
sik entsteht. E.M. entsteht, wie Materialverarbeitung erlangt ha­
das Komponieren von Instrumental­ ben, werden sie, soweit sie in
musik, in der dissoziierten Zeit; der Impulsbreite variabel sind,
erst die Aufführung, die im Be­ als - Impulse bezeichnet (- Recht­
reich der E.n M. keine Interpre­ eckgenerator) .
tation bedeutet, entläßt eine
Komposition in die R. Das Auf­ Rechteckschwingungen, in ihrer
kommen der - Live Electronic Erscheinungsform als - Impulse
brachte jedoch unter dem Begriff seit den Anfängen der E.n M. be­
R. gewisse Elemente des - Musi­ kannt und benutzt, zählen wie -
zierens wieder in den Bereich der Dreieck- und - Sägezahnschwingun­
E.n M. ein. In den neueren Kornpo- gen zu den einfachen und in der
277 Regelung

E.n M. häufig verwendeten zusam­ Verhaltensweise. Je nach Vorbil­


mengesetzten periodischen Schwin­ dung, Aufnahmekapazität und gei­
gungen. stiger Bereitschaft eines Hörers
kann R, als Ausdruck der soziolo­

Po
-
r [Ln
t � oLJ u
Ctj gis ch-kulturellen Situation eines
Individuums gewertet werden,
Schlagermusik hat, bei höchster
Verständlichkeit und gleichzeiti­
4P
Aus ihrer Funktion - P(t) 0 ger Banalität, maximale R. E.M.
1{ dagegen kann Höchstwerte an In­
(sinwt + � sin3wt + � sin5wt + . • • ) formation vermitteln, zugleich
aber, bei minimaler R., an der
- geht hervor, daß R, neben dem
Grenze des erfahrungsgemäß Unvor­
Grundton nur ungerade Teiltöne
hersehbaren liegen. Die Frage der
enthalten, deren Amplituden im
Vorhersehbarkeit, eigentlich Vor­
gleichen Verhältnis, in der sie
herhörbarkeit von musikalischen
zum Grundton stehen, abnehmen.
Vorgängen spielt in der populären
Die Vielfalt der Partialtöne je­
Musik wie auch in gewissen Bezir­
doch läßt eine volle, der Säge­
ken der Musikpädagogik eine be­
zahnschwingung ähnliche, „strah­
sondere Rolle. Redundantes Höchst­
lende" 1 aller<;l;i,ngs härter wirken­
maß und zugleich völlige Banali­
de Klangfarbe entstehen. R. wer­
tät wäre bei einem unverändert
den durch eine Multivibrator­
und unendlich lange fortgesetzten
Schaltung erzeugt. In den Oszil­
Ton erreicht(74). Das Gegenteil
latoren der Synthesizer werden davon: gänzlich unvoraushörbare
häufig R. und - Rechteckimpulse
Musikvorgänge wären wegen der Un­
unterschieden; beide können zur
ersetzbarkeit der Einzelelemente
Spannungssteuerung herangezogen
nicht nur einer ständigen Störung
werden.
ausgesetzt, sondern auch, über
sehr kurze Zeitstrecken hinaus,
Redundanz (lat. redundantia, Über­
nicht aufnehmbar. Einer redundan­
fülle, Weitschweifigkeit), ein
t en Sinnfälligkeit widersetzt
Begriff der - Informationstheorie,
sich die E.M. vor allem durch das
meint allgemein das der Erfassung
Fehlen metrischen Gleichmaßes und
eines Sinnzusammenhangs förderli­
rhythmischer Nachvollziehbarkeit.
che 11vorauseilende Verstehen"
(127); im gleichen Sinne wird R.,
Regelung, die dynamische Aussteue­
auf die Musik übertragen, als
rung von auf Tonband zu speichern�
psychologisc hes Maß für die Ver­
den Schallereignissen am - Misch­
ständlichkeit musikalischer Vor­
pult oder - Re gietisch, hat sich
gänge betrachtet.Die Verständlich­
an den technischen Beschränkungen
keit wächst proportional zur R.
der Aufnahme- und Wiedergabeappa­
Auch - Statistische Formkriterien,
ratur zu orientieren (- Pegel) .
- Dichtegrade und - Häufigkeits­
Dabei stellt sich vor allem die
verteilung der Töne können als
Frage, wie ein Schallereignis,
redundante Eigenschaften Bedeu­
dessen Originaldynamik den zuläs­
tung gewinnen. Darüber hinaus um­
sigen technischen Spitzenwert
schließt der Begriff der R. im
überschreiten würde und das des­
weitesten Sinne Fragen des Ge­
halb herabgeregelt werden muß,
schmacks, der Bildung und der
278
Regelung

seine Gestalt trotz des korrigie­ Klänge ein großes Maß an Studio­
renden Eingreifens nicht einbüßt. erfahrung und manuellem Geschick,
Es hat sich gezeigt, daß dies da­ da die Augen ständig den - Aus­
durch möglich ist, daß man in Er­ steuerungsmesser, die - Regler
wartung eines Fortissimo den Pe­ und die schriftlichen Komposi­
gel schon vorher kaum merklich tionsaufzeichnungen überblicken
langsam soweit herabgeregelt, daß und die Ohren gleichzeitig das
das crescendo möglichst unver­ klangliche Ergebnis kritisch prü­
fälscht erhalten bleibt(216), das fen müssen. Dieses Regeln am
Fortissimo also seine Wirkung Mischpult zählt zu den grundlegen­
nicht einbüßt. den Vora ussetzungen elektroni­
scher Klangproduktion und Kompo­
sition. Auch bei der - Aufführung
E.r M. ist häufig noch eine ge­
wisse R. notwendig, welche die
Dynamik den akustischen Ver hält­
nissen des Aufführungsraumes an­
paßt; dabei führt fehlende Erfah­
rung m anchmal dazu, daß Komponi­
sten ihre elektronischen Komposi­
tionen viel zu laut aussteuern.
untere Pegelgrenze Manche dieser Schwierigkeiten
bei der R. entfallen, wenn man
Kurve 1 : ungeregelter Pegel sich automatisch gesteuerter Reg­
Kurve 2: korrigierte Pegelre­ ler bedienen kann. Durch sie las­
gelung (nach J.Webers) sen sich prinzipiell alle Regel­
vorgänge am Mischpult reproduzier­
Als besonders schwierig erweist bar machen. Außerdem kann man
sich häufig die R. bei der - Ab­ sich in der - Live Electronic
mischung von fertig vorproduzier­ auf ein fertiges Regelprogramm
ten Schichten, deren dynamische verlassen, sodaß die Aussteuerong
Verläufe aber noch nicht a usge­ nicht den vielen Imponderabi-
steuert sind: denn bei E.r M. lien einer Aufführung ausgesetzt
sind nicht nur wie bei Aufnahmen ist.
instrumentaler Musik die Spitzen­
und Minimalwerte zu regeln; viel­ Regie- oder Reglertisch (auch -
mehr muß der q��amte von Natur Mischpult oder Regiepult genannt)
aus nicht artikulierte Dynamik­ ist im Studio der mit - Reglern
bereich gestaltet werden. Häufig zur - Aussteuerung und zum
müssen daher - beispielsweise Pegeln, mit - Aussteuerungsmes­
bei mehr als zwei oder drei gleich­ sern, - Begrenzern, - Filtern
zeitig abgemischten Schichten - und - Entzerrern, mit - Fernbe­
weitere Zwischenmischungen ange­ dienung der Magnetba ndgeräte, mit
fertigt werden. Eine mehrkanalige optischen und akustischen Prü­
Komposition verlangt weitere R., fungseinrichtungen versehene zen­
um die dynamischen Verhältnisse trale Kontrollort für alles, was
der einzelnen Kanäle zueinander auf dem Weg von den Klangerzeu­
zu bestimmen. Ganz allgemein er­ gern (Mikrophonen, Generatoren)
fordert die R. elektronischer zum Magnetbandgerät und vom Ton-
2� Regler

band zur Wiedergabe im Lautspre­ durch Transposition zu künstli­


cher überprüft und geregelt wer­ cher R.-Wirkung gebracht werden.
den muß. Diese Kontrolleinrich­
tung im Mittelpunkt des Studios
ist oft so angelegt, daß durch
ein Glasfenster Sichtverbindung Regler werden neben dem Ein- und
mit einem Aufnahme- bzw. Auffüh­ Umstellen von Generatoren und an­
rungsraum besteht; gelegentlich deren Geräten in der Tonstudio­
wird dazu auch ein Fernsehmoni­ technik vor allem zur Veränderung
tor benutzt. H äufig wird der R. der Amplituden von Schallereig­
auch mitten im Saal aufgestellt nissen benutzt; sie regeln den
(- Live Electronic); er ist dann dynamischen Ablauf. Dynamikände­
der Regie- und Dirigierplatz für rungen können manuell durch R,,
den technisch versierten Komponi­ aber auch automatisch durch den
sten: technisch wie gesellschaft­ - Kompressor, durch spannungsge­
lich ein neuer Ort einer bis da­ steuerte Verstärker und spannungs­
hin unbekannten, wenn auch dem gesteuerte R. vorgenommen werden.
Pultstar verwandten Schaustellung Bei der Realisation E.r M. werden
des mit der E.n M. heraufgekomme­ fast ausschließlich mit der Hand
nen Ingenieurkomponisten. zu bedienende R. mit kontinuier­
lich veränderbarem Widerstand
benutzt; diskontinuierliche R.,
Register bezeichnet bei der Orgel die in Stufen arbeiten, werden
eine zusammengehörende Pfeifen­ meist nur zur Regelung der Abhör­
familie 1 beim Cembalo eine Vor­ lautstärken verwendet. Die R. im
richtung zur Veränderung der Laut­ Studio sind entsprechend dem -
stärke und der Klangfarbe. Bei Aussteuerungsmesser mit einer lo­
den - Synthesizern werden Schalt­ garithmischen dB-Skala versehen.
elemente zur Festlegung oder zur Bei der Stellung �O dB würden
Umwandlung von Klängen nicht als normalerweise die Signale die R.
R. bezeichnet, obwohl sie in man­ unbedämpft passieren. Da dann
cher Hinsicht registerartige Wir­ aber zur Anhebung schwacher Si­
kungen zeigen, darüber hinaus gnale keine Verstärkungsreserven
aber automatische Funktionen mehr vorhanden sind, wählt man
einer in alle Klangdimensionen auf der R.-Skala die Stellung
eingreifenden Verwandlung ausüben. -15 dB als Durchgangspunkt, so
� Als R. der Gesangsstimme wer­ daß eine Verstärkungsreserve von
den ebenfalls klanglich ähnliche +15 dB vorliegt. Diese Grund­
Gruppen von Gesangstönen charak­ dämpfung von 15 dB muß durch
terisiert. Als Haupt-R. werden einen nachfolgenden Verstärker
Brust- und Kopfstimme unterschie­ ausgeglichen werden. Bei den -
den, bei denen die Stimmlippen Mischpulten, wie sie in elektro­
ganz oder teilweise schwingen. nischen Studios gebraucht werden,
Spezialfälle des männlichen Kopf­ benutzt man fast ausschließlich
R. s sind die Fistelstimme und das - Flachbahnregler.
aus dieser durch resonatorische Diese R. können auch zu spannungs­
Verstärkung hervorgehende Falsett. gesteuerten R.n umgebaut werden,
Auf Tonband aufgenommene Gesangs­ indem man einen normalen Studio­
stimmen können in der E.n M. R. gew�s�ermäßen in zw�i HälftQn
Reibelaute 280

teilt: Die eine Hälfte regelt barg, als die Instrumentalmusik


das Klangmaterial in gewohnter je hätte verwirklichen können.
Weise, die andere regelt im glei­ Man kann sagen, daß die instru­
chen Maße eine Referenzspannung mental-serielle Musik nach der
(engl. reference voltage), die Konzeption der elektronischen
einen Generator ansteuert. Die Musiktechnik - wie auch von Stock­
der Referenzspannung adäquaten hausen, Boulez, Koenig und andern
Frequenzen des Generators lassen Komponisten bezeugt worden ist -
sich durch ein Magnetbandgerät nicht mehr das gewesen ist, was
speichern, das beim Abspielen sei­ sie vorher war.
nerseits mittels eines spannungs­ In der E.n M. hat das R.n-Prinzip
gesteuerten Verstärkers das unge­ einschneidende, im Material be­
regelte Klangmaterial in der an­ gründete Veränderungen herbeige­
gestrebten Weise regelt. Durch führt. Äußerlich betrachtet sind
diese technische Einrichtung las­ R.n in sich geordnete Ton- und
sen sich einmal erprobte und ge­ Zahlen-R.n. Das Wichtigste ist,
speicherte Regelvorgänge immer von der Suggestion der Zwölfzahl
wieder abrufen (-Potentiometer). und ihrem falschen Identitäts­
schema (12 Töne, also auch 12
Reibelaute oder Zischlaute sind Dauern, 12 Anschlagsarten usw.)
f, s, sch und eh, deren Lautcha­ loszukommen. Mit Frequenzen las­
rakter sich in dem Formantgebiet sen sich R.n mit beliebiger Ton­
zwischen 1160 und 4380 Hz bildet zahl bilden, solche, die unter
(- Konsonanten) . der Zwölfzahl liegen, und solche,
die darüber liegen. Werden solche
Reihe ist der theoretische Haupt­ R.n nach Analogie von 12Ton-R.n
begriff der Zwölftontechnik und aufgestellt, so muß man sich dar­
der aus ihr entwickelten seriel­ über klar sein, daß die Interval­
len Technik, die dem R.n-Prinzip le in diesen Frequenz-R.n nichts
auch die anderen Parameter, die mehr mit den Intervallen der tem­
Tondauern, Lautstärken, Klangfar­ perierten Skala zu tun haben. In
ben und Artikulationsarten unter­ der E.n M. gehen R.n-Bildungen
worfen hat. Bei dem engen Zusam­ von struktureller Folgerichtigkeit
menhang, man könnte sagen: bei zuweilen auf das Grundmaterial
der Personalunion zwischen seriel- von skalenartigen oder in sich

le� und B.r M. s�it 1953 kdlll GQ P�ö�ö�� i on i erten �requenzfolgen


zwischen beiden Bereichen zu zurück. Spezielle R.n-Formen sind
einer gegenseitigen Durchdringung klassifizierbare Tonhöhenanordnun­
und Wechselwirkung, deren Bedeu­ gen, deren Ordnungsregel auch auf
tung man verkennen würde, wollte andere Schichten des Musikali­
man in der Theorie der E.n M� schen übertragen werden kann. In
nur einen Nachzügler der zuerst dieser Hinsicht besteht heute al­
um 1950 von Messiaen und Goey­ lerdings völlige Freiheit; die
vaerts kompositorisch erprobten technologischen Zwangsstrukturen
seriellen Idee und Technik sehen. des Serialismu s wurden seit 1957
Vielmehr eröffnete die E.M. so­ auf gelockert und kamen bald mehr
fort die Einsicht, daß sie ganz oder weniger außer Geltung, nicht
andere und viel weitreichendere ohne gewichtige strukturbildende
11
serielle Möglichkeiten in sich 11Reste ihrer einst autoritären,
281 Reihenformen

derzeit mehr als theoretischer 7 10 13 16 19 . . • ; erweitert


Halt geschätzten Herrschaft zu 2 3 4 5 6 7
1 3 6 10 15 21 28... (iden­
hinterlassen.
tisch mit der entsprechenden Bi­
Die bekanntesten R.n sind die der
nomialreihe).
12Tontechnik mit den 4 „klassi­
3) Geometrische Reihen: 1·2=2·2=4
schen" Grundformen und ihrer spä­
8 16 32 ...; oder 2·3=6 18 54 162.
teren, strukturell begründeten
4) Intervallreihen als Proportio­
(und nicht bloß als „Permutat io­
nen aus der Reihe der harmoni­
nen" abzutuenden) Erweiterung auf
schen Obertöne (Naturtonreihe) :
16. Im Frequenzbereich mit den 12
5 : 6 , 11 : 8 usw •

Tönen der 12Tontechnik zu arbei­


5) Allintervallreihen: nur grad­
ten, würde als kaum sinnvoll dem
zahlige Reihen, bestehend aus
elektronischen Materialbefund
allen Tönen und allen ihren In­
widersprechen. Wer ständig Umgang
tervallen (bei n Tönen n-1 Inter­
mit diesen Dingen hat, empfindet
valle).
die 12tönigen R.n als ausgespro­
6) Zirkelreihen, die in der Ge­
chen 11tonal" gegenüber den Fre­
samtreihe mit 2 oder mehr Zirkel­
quenzmöglichkeiten der E.n M.
schlägen (Z) aufgehen. Gradzahli­
Dadurch wird der maßstabgebende
ge Reihen weisen nur eine begrenz­
Modellcharakter der 12Ton-R.
te Zahl von Zirkel5chlägen auf,
nicht berührt, umso weniger, als
di e sich mit der Tonzahl erhöhen.
die primitiven Abzählmethoden,
Ungradzahlige Reihen mit n Tönen
die manche für „Analysen" halten,
haben n-1 Zirkelschläge (- Zirkel­
der logischen Schlüssigkeit und
reihen)
perspektivischen Tiefe des R.n­

7) Fibonacci-Reihe (nach dem ita­


Phänomens nicht gerecht werden
lienischen Mathematiker Leonardo
können. Die verschiedenen - Rei­
Fibonacci, 1175-1250); jede Zahl
henformen, die musikalisch zum
ist die Summe der beiden voran­
Teil schon erprobt sind, interes­
gehenden: 1 2 3 5 8 13 21 34 55
sieren hier nicht in ihrer mathe­
89 Die Glieder der Reihe kön­
matischen oder zahlentheoreti­
. • .

nen mit einer gleichbleibenden


schen Bedeutung, sondern als vir­
Zahl multipliziert werden: 5 10
tuelle Musikreihen, die in sich
15 25 40 65 105 170 275 445
eine logisch-strukturelle Ordnung
• . .

(Kompositionsreihe etwa bei: E.


aufweisen und somit komposito­
Kl':enek, Fibonacci Mobile für
risch verwertbar sind.
Streichquartett, Klavier vierhän­
dig und Koordinator, 1964; R.
Reihenformen
Moser, Stilleben mit Glas, monau­
1) Skalenartige Tonfolgen werden
rale elektronische Komposition,
nach Analogie der 12stufigen
1970; L.Metianu, Pythagoreis,
gleichschwebenden Temperatur mit
elektronische Version, 1971).
der Oktavteilung 12J2 für die 8 ) Binomialreihen (bi- und nomos,
zweigliederige Zahlengröße) , ge­
12 gleichen Halbtöne gebildet.
bildet aus den Binomialkoeffizien­
( �, 12.,Ji, l.2J3 usw.); sie ten des Pascalschen Dreiecks, in
ergeben stets Tonskalen gleicher dem die Zahlen einer Reihe durch
Abstände. Addition von je zwei Zahlen der
2) Arithmetische Reihen: 1+2=3+ vorhergehenden Reihe entstehen:
2=5 7 9 11 13 1 5 . . • ; oder 1+3=4
Rei.henformen 282
1

2 1
1 3 3
1 4 6 4 1
1 5 10 10 5 1

Führt man die Zahlen des abgeteilten Dreiecks weiter, so erhält


man die R. : 1 2 3 4 5 6 7
3 6 10 15 21 28
4 10 20 35 56 84
1 5 15 35 7 0 126 210
6 21 56 126 252 462
7 28 84 2 10 462 924

Im Zusammenhang der Faktorenzerlegung der ungera den Zahlen sind


auch die Primzahlen (unzerlegbare Zahlen) zu e rwähn en : 2 3 5 7 11
13 17 19 23 29 41 43 47 53 ... ; außer 2 s i nd alle ungradzahlig
(1 gilt nicht als Primzahl). Die Zah len von 1-1000 enthalten
168 Primzahlen, von 1001- 2000 = 135, von 2001 -3000 = 127 usw.;
1- 10 ooo = 1229 Primzahlen.

9) Ma gische Reihen, gewonnen aus einer quadratischen Matrix, in


der die Summe (S) aller Zahlen, Spalten und Di a go na l en g l ei ch
ist:

s 15: 4 3 8 s 34: 13 2 3 16 s 65: 17 2 4 8 15


9 5 8 11 10 5 23 5 7 14 16
2 7 6 12 7 6 9 4 6 13 20 22
1 14 15 4 10 1 2 19 21 3
11 18 25 2 9

s 1 '::;: 4 23 12 3 7 20 45 28
35 1 1 3 6 14 44 2 7 3
10 52 18 43 26 2 34
41 17 49 25 33 9
16 48 24 7 32 8 40
47 23 6 31 14 39 15
22 5 30 13 3 6 21 46

Erwähnung verdient der 11berühmte alteSpruc h ", dessen magischen


Beziehungsreichtum Anton Web e rn in Verbindung mit einer von ihm
gefundenen 12Tonreihe gebracht hat:

s A T 0 R 1-2- 3 -4-5
A R E p 0 2 5 6 7 4
T E N E T 3- 6 - 8-6-3
0 p E R A 4 7 6 5 2
R 0 T A s 5-4-3-2-1
283 Reparatur

Die in Zahlen verwandelten Zeilen, Relatives Gehör bezeichnet die


Spalten und Diagonalen erfüllen Fähigkeit, Intervallabstände so­

nur zum Teil die Bedingungen des wohl in horizontaler Folge als

magischen Quadrats, nämlich in auch im vertikalen Zusammenklang

den vier summengleichen Umran­ zu beurteilen und zu benennen.

dungsreihen. Die beiden Diagonal­ Überflüssig erscheint dabei die

reihen und die mittlere Zahl und Festlegung auf bestimmte Hörtypen
Spalte sind (wie Binomialreihen) oder gar auf die Typologie „völ­
symmetrisch alternierend angelegt: kischer" Musikbegabungen. In der

1 5 8 5 1; 5 7 8 7 5; 3 6 8 6 3. E.n M. könnte das R.G. Tongestal­


Das folgende kleine Beispiel ten nur in Sinne eines ungefähren

zeigt das Herstellungsschema eires - Zurechthörens erfassen, doch


magischen Zahlenquadrats(S 15): widerspricht das dem Frequenz­
charak. ter der E .n M. , es sei den[\,
daß Folgen und Zusammenklänge von
Tönen ausdrücklich auf die gleich­
schwebend temperierte Halbtonska­
la bezogen werden. Schon die aku­
stisch reinen Intervalle, wie sie

jeder Tongenerator auf dgr Hundg'.l"­


7
ter-Skala erzeugt, erschweren di�

Die außerhalb des Quadrats stehen­ Intervallbeurteilung. Als Gegen­


den Ziffern werden in das Quadrat satz zum R.n Gehör , obwohl hör­

hineingenommen; beide Quadrate psychologisch auf ganz anderer


werden zur Deckung gebracht. Ebene liegend, gilt das - Absolu­
t13 Gehör.

2 7 6
Reparatur von schadhaften Geräten
9 5 1
geht in elektronischen Studios

4 3 8 meist Hand in Hand mit der Über­


wachung und dem Einmessen der Stu­
Reine Stimmung - Temperatur und dioapparaturen. Häufig zeigen die
Reine Stimmung Geräte vor einem größeren Schaden
Abweichungen von ihren Nennwerten,

Relais ist ein elektromagneti­ dem man durch eine ständige Über­

sches Bauteil, das zu Schaltvor­ wachung und Wartung zuvorzukommen


gängen benutzt wird; es reagiert sucht. Die - Meßtechnik einer
auf kleine Ströme, kann jedoch Rundfunkanstalt oder einer Indu­

größere Ströme steuern. Durch striefirma ist für diese Instand­


eine Steuerspannung können mehre­ haltung zuständig, soweit nicht
re R. gleichzeitig Schaltfunktio­ ein geschickter Studiotechniker,
nen ausführen. Die Technik der R. der für solche Aufgaben nicht
gestattet es, die Bedienteile ausgebildet ist, schon gewisse

für die verschiedensten Schaltvor­ Fehler selbst behebt. Ernste De­


gänge nahezu beliebig weit ent­ fekte eines Systems jedoch müssen
fernt von den zu schaltenden Ge­ von der Herstellerfirma selbst
räten oder Geräteteilen aufzu­ repariert werden. Besondere Schwie­
stellen (etwa zur - Fernbedienung rigkei ten können bei notwendigen
von Magnetbandgeräten) . R.en von Synthesizer-Modulen auf�
Repeat 284

treten, da die Hersteller - von (91), die Permutationen und Trans­


wenigen Ausnahmen abgesehen - formationen unterworfen wird, ist
sämtlich in Amerika beheimatet als grundlegendes musikalisches
sind. Um das dadurch entstehende, Gestaltungsmittel auch in der E.n
manchmal monatelange Warten auf M. stets vorhanden (- Variation) .
eingeschickte Geräte zu verkürzen,
beginnt man allmählich, in Europa Residualton ist ein von J.F.
Vertragsfirmen zur R. der kompli­ Scheuten 1940 beobachteter und so
zierten spannungsgesteuerten Bau­ benannter Klangvorgang, der eine
teile zu verpflichten. den - Kombinationstönen verwand­
te Wirkung erkennen läßt. Bei
Repeat (engl., Wiederholung) be­ weggefiltertem Grundton bleibt
zeichnet an elektronischen Orgeln der Tonhöheneindruck durch einen
ein Effekt-Register, das in Ver­ Rest (Residuum) höherer Teiltöne
bindung mit der - Percussion eine erhalten. Neben dem R. vermag das
Folge von Einschwingvorgängen so­ Ohr häufig auch noch die ungefäh­
lange repetiert, wie eine Taste re Tonhöhe zu erkennen, die dem
g·edrückt ist (sog. Mandolinen­ Durchlaßbereich des Filters ent­
Effek t) . Ähnliche Kl angwirkungen spricht. Man nennt diese Tonhöhe
erreicht die E.M. durch Impuls­ mit einem der phonetischen Termi­

Steuerungen. nologie angehörenden Ausdruck die


„Formanttonhöhe" des Klangs(130}.
Repertoire (frz., Sammlung von
Materialien) ist ein aus der - Resonanz bezeichnet das Mitschwin­
Informationstheorie übernommener gen eines schwingungsfähigen Kör­
Begriff, mit dem in der seriellen pers, dessen Eigenfrequenz mit
und E.n M. wie auch in der 11be­ der Erregerfrequenz übereinstim­
frei ten 11 Musik von J.Cage der men muß. Die Stärke der R. wird
Vorrat an klanglichen Elementen durch die - Dämpfung bestimmt. R.
bezeichnet wird. Die Auswahl und ist erwünscht bei Musikinstrumen­
Anordnung der Elemente kann auf­ ten; unerwünscht ist sie als Hall
grund - Statistischer Formkri­ und Echo in Konzertsälen und
terien bestimmt werden. In einem Kirchen. Auf R.-Wirkun g e n werden
Kommentar zu Cages Kompositions­ auch die durch die - Formanten
methode hat Chr. Wolff gefragt, bestimmten Klangfarben von Voka­
was denn überhaupt komponiert len und Instrumenten zurückge­
wird(222 }, und dem Sinne nach dem führt. Ein Hauptgebiet der R. in
Leser die Antwort überlassen: das der E.n M. sind die Membranen und
R. der Elemente, die als Tonhöhen, Abstrahlungseigenarten der Laut­
Dauern, Lautstärken und Momente sprecher.
der Stille (Pausen) festgelegt
werden. Resonatoren sind in ihrer ein­
fachsten Form luftgefüllte, abge­
Repri se (frz. , Wiederholung) als stimmte Hohlkugeln mit geringer
feststehender Begriff im Sinne Dämpfung. H.v.Helmholtz hat sich
der - Formenlehre hat in der se­ mit diesen von ihm benutzten R. ,
riellen und E.n M. keine Bedeu­ die jeweils und je nach ihrer Grö­
tung. Das Prinzip jedoch der ver­ ße auf einen bestimmten Teilton
ändert gestalteten Wiederholung abgestimmt waren, zum erstenmal
285 Rhythmisch-musikalische Erziehung

Einblick in die Teiltonzusammen­ dene, aber a ufeinander angewiese­


hänge von Klängen und Sprachlau­ ne Aspekte der Zeit zu betrachten
ten verschafft und damit über­ (K.Stockhausen), ein 1956/57 nur
haupt die moderne Akustik begrün­ in wenigen Werken konsequent
det (80). Gewisse Widersprüche durchgehaltenes Verfahren, das be­
zwischen den Einschwingvorgängen weist, daß man unter solchen Zeit­
der Klänge und der Dämpfung der aspekten komponieren 11kann", ohne
R. vermochte Helmholtz noch nicht daß dafür eine musikalische oder
zu klären. Aber viele seiner mit gar musikgesetzliche Notwendig­
bewundernswert einfachen Mitteln keit bestünde. Noch einmal und in
erreichten Ergebnisse sind, wie verstärktem Maße tauchen diese
die modernen elektroakustischen Probleme bei dem elektronischen
Meßmethoden bestätigt haben, bis Verfahren der Impulsbeschleuni­
heute unverändert gültig. Als R. gung auf, das von H.Eimert 1959
im erweiterten Sinne können alle auf Grund des Studiums von F.W.
mitschwingenden Systeme sowohl in Opelts makro- und mikrozeitlich
der E.n M. wie beim Instrumen­ angetriebener Sirene(135) in Bei­
talspiel, beim Singen oder Spre­ spielen festgehalten wurde, von
chen bezeichnet werden. denen einige unter die Klangbei­
spiele einer Einführungggchall­
Rhythmen und Frequenzen können platte (62J aufgenommen wurden
als sog. Schwingungsrhythmen so (-Pulse).
aufeinander bezogen werden, daß
sie ein Zahlenverhältnis bezeich­ Rhythmicon, eines der zahlreichen
nen, mit dem die „Raschhei t" eires - Elektronischen Musikinstrumente,
Tons definiert wird. Vorausset­ die in den 1930er Jahren einiges
zung dafür ist, daß die völlig Aufsehen erregten, wurde von L.
gleichmäßige Folge von periodi­ Theremin zur Erzeugung sehr dich­
schen Schwingungen als 11Rhythmus" ter rhythmischer Abläufe gebaut,
anerkannt wird. Nach antiken Theo­ die durch eine Tastatur über eine
retikern haben Melos und Rhythmus P hotozelle gesteuert wurden. H.
die gleichen, sich auf die Rasch­ Cowell,auf dessen Anregung das Rh.
heit und Langsamkeit des Tones entwickelt wurde, schrieb mehrere
gründenden Ursachen. Der Gedanke Kompositionen für dieses schlag­
des unmittelbaren Zusammenhangs zeugartige Spielinstrument.
von Schwingungsrhythmen und Rhyth­
men, also von Tonhöhen und Ton­ Rhythmisch-musikalische Erziehung,
dauern, verdichtet sich im 19.Jh. unter der etwas irreführenden Be­
bei F.W.Opelt, M.Hauptmann, H. zeichnung „Rhythmik" an den ver­
Latze, Th.Lipps (100 Hz = Rhyth­ schiedenen Ausbildungsinstituten
mus 100 ) und anderen Theoreti­ bis hin zu den Hochschulen eine
kern und Psychologen zu der Vor­ sich immer stärker durchsetzende
stellung von übergeordneten zu­ selbständige Disziplin, verwen­
sammenhängen zeitlicher und räum­ det in jüngster Zeit auch die
licher Bezüge in der Musik. Dar­ neuere instrumentale und die E.M.
über hinaus hat die serielle Mu­ zur Durchführung ihrer Ausbil­
siktechnik versucht, die sog. Mi­ dungsprinzipien 1 d un::h umsetzung
krozeit der Tonhöhe und die Makro­ musikalischer Vorgänge in Bewe­
zeit der Dauer als zwei verschie- gung einerseits und körperlicher
Rhythmus 286

Bewegungsabläufe in Musik anderer­ rührt auch der Widerstreit der


seits eine Übereinstimmung und rhythmischen Lehrmeinungen her,
wechselseitige Beziehung von Mu­ die mit einem großen Aufwand an
sik und Bewegung zu erreichen, Scharfsinn zu klären trachteten,
und zwar im pädagogischen wie im was Rh. , Metrum und Takt ist und
künstlerisch-autonomen Bereich. wie sich diese Gliederungsprinzi­
Die durch den 11freien Tanz" der pe gegeneinander abheben. Seitdem
Isadora Duncan und von der Laban­ Robert Schumann zwischen Takt und
sowie der Wigman-Schule zu ihrer Rh. unterschieden hat, sind diese
heutigen Erscheinungsform ent­ Probleme nicht mehr zur Ruhe ge­
wickelte Rh.-m.E., die ihre Bewe­ kommen. Es bezeichnet einen ein­
gungsabläufe vielfach improvisa­ zigartigen Sachverhalt, daß der
torisch aus der gegenseitigen Be­ Rh. zugleich Erlebnis und Gestalt,
einflussung von entstehender Mu­ zugleich Akt und Gegenstand ist;
sik und Bewegung gewinnt, war er entfaltet sich notwendig „in"
prädestiniert, den Schritt vom der Zeit, aber Gestalt ist er nur,
rhythmisch-metrischen Schema zu sofern er aus dem puren Nachein­
freien Bewegungsformen zu voll­ ander der Zeit heraustritt. Der
ziehen. Dadurch wurde - wie auch Rh. hat zwei bemerkenswerte Eigen­
in der neueren - Ballettmusik - arten: er reproduziert sich1 in­
die E. M. , die angeblich „keinen dem er sein gliederndes Eintei­
Rhythmus" hat, für die freie lungsprinzip miterzeugt, selbst
tänzerische Gestaltung verfügbar, weiter, und er verbraucht sich
wenn auch nicht verschwiegen wer­ nicht (wie jeder Tänzer weiß) ,
den kann, daß an manchen Ausbil­ selbst bei ständig gleichförmiger
dungsinstituten ein rückständiger Wiederholung.
Konservativismus herrscht, der In der älteren - Gestalttheorie
etwa in Bart6k-Musik eine Grenze taucht zum erstenmal die Frage
sieht, die nicht überschritten der Transponierbarkeit des Rh.
werden darf. auf. Nach dieser Auffassung kön­
nen melodische Gestalten im höch­
Rhythmus (griech.} und Rhythmik sten Diskant oder im tiefsten Baß
als Lehre vom Rh. befassen sich erscheinen, ohne daß sich das ge­
mit der musikalischen Zeitordnung staltbestimmende rhythmische Ge­
der Tonfolgen, ihrem Bewegungs­ füge ändert, wie sich denn Rh.
maß im einzelnen und ihrer Zusam­ auch von seinem Klangträger ab­
menfassung z u Zeitwerten, die ziehen läßt, ohne eigentlich ab­
nach Dauer, Akzent und Gewicht strakt zu werden. 1944, als Ton­
unterschieden werden. Man kann band und Magnetbandgerät noch
in der rhythmischen S phäre ver­ nicht verbreitet waren, wurde
schiedene Stellungen beziehen, zum erstenmal in Erwägung gezogen,
betrachtend und vollziehend, be­ auch der Rh. könne die Transpo­
schreibend und erlebend, außer­ nierung mitmachen. Eine ideale
halb des Rh. und im Rh. selbst, Transponiermaschine ist das
und die rhythmischen Theorien Grammophon, ideal, weil es,
werden verschieden ausfallen. Im­ schneller oder langsamer lau­
mer haftet ihnen gewissermaßen fend, die mechanisch echte und
etwas vom Dunkel des u nerfaßten musikalisch totale Umformung
Lebens an. Aus diesem Dunkel zuläßt. Verwunderlich, daß noch
287 Richtcharakteristik

kein Gestalttheoretiker auf konventionelle Takte und Taktstri­


den Gedanken gekommen ist, sich che nur noch einer behelfsmäßig äu­
dieses ebenso drastischen wie ßeren Einteilung. Hier erschließt
präzisen Mittels zu bedienen sich die auch für die E.M. charak­
und daran die Relativität von teristische Dimension des Rh. oh­
Zeit und Rh. zu erweisen. Er ne den greifbaren Halt eines kon­
könnte dann gewahr werden, wie stanten Metrums, dessen Fehlen
die transponierte, in allen ih­ von weniger erfahrenen Hörern da­
ren Teilen hochgeschraubte Mu­ hin gedeutet wird, die E.M. habe
sik unter dem Druck der zusam­ „keinen Rh.". Demgegenüber könnte
mengepreßten Rhythmik erheblich man sagen, sie bestehe, in der
die Gestalt wandelt, und der Zeitgliederung, nur aus Rh. Bei
Choral, solchermaßen transpo­ nicht mehr vorhandenen klassi­
niert und ,auf Touren' gebracht, schen Motivstützpunkten, Takt­
würde als flotter Marsch an schwerpunkten und Zäh lzeiten glei­
sein Ohr klingen(49). cher Dauer kann der Rh. in der
In der E.n M. gehören solche E.n M.nur im Zusammenhang mit der
Transpositionen, gleich welchen Form und als fundierendes Moment
Intervallabstandes, zur täglichen des gesamten Formvorgangs betrach­
Praxis. Entscheidend für den Ge­ tet wgrdgn. Da2u qehören auch all­
staltwandel des Rh. wird hier das mähliche organische Klangfarben­
von der Gestalttheorie unbeachtet wechsel, die, jenseits von jeg­
gebliebene Verhältnis von Tempo licher Stoß- und Akzentregel , den
und Rh. Dem festen rhythmischen gleichsam biologischen Rh. von
System der klassischen Instrumen­ Umläufen und Kreisbewegungen ver­
talmusik folgte die Auflösung des körpern.
akzentischen 11Vers11-Prinzips in
der mit Richard Wagner beginnen­ Richtcharakteristik bezeichnet
den, bei A.Schönberg voll ausge­ bei - Mikrophonen deren richtungs­
prägten musikalischen - Prosa. bezogene Empfindlichkeit. Drei
Von diesem frei deklamierenden Grundtypen werden unterschieden:
Rh. unterscheidet sich die von Kugel-, Achter- und Nierencharak­
O.Messiaen eingeführte Reihen­ teristik. Mit der Kugel-R. wird
rhythmik durch die Variantentech­ angestrebt, alle um das Mikrophon
nik sich nicht wiederholender herum befindlichen Schallquellen
Dauern nach dem Prinzip der Mul­ mit möglichst gleicher Intensität
tiplikation eines kleinsten rhyth­ zu übertragen. Diese Mikrophone
mischen Wertes (1/ , 1/ , 3/32, sind reine Schalldruckempfänger,
32 16
ihre Empfindlichkeit liegt in der
11 8' 5/ 32' 3 1 6' 713 2' 11 4, 91 32,
1 Regel bei 1 mV pro µbar (1 µbar
3/8) oder umgekehrt,
5/16, 11/32, Druckänderung ergibt 1 mV Span­
nungsdifferenz am Ausgang des Mi­
der Division eines größeren Zeit­
krophons). Die achtförmige R.
quantums,
Nicht rechtfertigen läßt sich das (kurz Achtercharakteristik) hat

im Frühstadium der seriellen Tech­ ihr Empfind lichkeitsmaximum vor

nik übliche Festhalten an der sug­ und hinter dem Mikrophon, es ist

gestiven 12Zahl (- Zwölftontech­ nach den Seiten hin unempfindlicn

nik). Beim Variantenprinzip der 12 Dieser Mikrophontyp stellt eine

verschiedenen Tondauern dienen Kombination von Schalldruck- und


Richtcharakteristik 288

Schallschnelleempfänger dar; die und Achtercharakteristik, die mit


Membran reagiert auf den Druck zwei Membranen, einer elektrisch
und die Geschwindigkeit der Druck­ aktiven lllld einer passiven, ar­
änderungen von Luftteilchen. Die­ beitet. Bei einer Beschallung des
se Luftdruck-Bewegungen verlaufen Mikrophons von vorn addieren sich
longitudinal, daher ergibt sich an der aktiven Membran Druckgra­
in Verbindung mit dem kugelf örmi­ dient (Schalldruckdifferenz vor
gen Druckempfänger außerdem eine und hinter der Kapsel) und Schall­
longitudinale Empfindlichkeit des druck. Bei seitlicher Besprechung
Mikrophons, die in Verbindung mit ist der Druckgradient gleich O,
der seitlichen Unempfindlichkeit an der Kapsel ist also nur noch
der Membran gegenüber Longitudi­ der Schalldruck wirksam: das Mi­
nalschwingungen die Achter-R. be­ krophon ist hier äußerst unemp­
wirkt. findlich. Es gibt Mikrophontypen,
an denen alle ßrei verschiedenen
R.en einstellbar und somit frei
verfügbar sind. Diese Umschaltung,
die in der Regel am Mikrophon
selbst vorgenommen wird, kann bei
Spezialmikrophonen auch durch das
Stromnetz in Folge der Verände­
rungsmöglichkeiten von Speise­
spannungen stufenlos gleitend er­
Kugelcharakteristik folgen.
Bei - Lautsprechern bezeichnet
die R. den Abstrahlwinkel vor
allem hoher und mittlerer Frequerr
zen; die R. erweist sich hier als
stark frequenzabhängig. Im Gegen­
satz zum Nierenmikrophon, bei dem
ein mö glichst kleiner Einfallwin­
kel gefordert wird, ist hier ein
möglichst großer Abstrahlwinkel
erwünscht, u m die hohen und mitt­
leren Frequenzen gleichmäßig im
Raum verteilen zu können (tiefe
Frequenzen breiten sich beinahe
automatisch gleichmäßig aus).
Nierencharakteristik Die Richtwirkung ei ne r Schallquel­
le verhält sich umgekehrt propor­
tional zum Abstrahlwinkel: je
kleiner dieser wird, um so ausge­
prägter ist die Richtwirkung eines
Die nierenförmige R. ( 11Niere ), Lautsprechers.
11

der meistbenutzte Typ, hat ihre


Empfindlichkeit fast ausschließ­ Richtungsbestimmmg ist die sub­
lich vor der Mikrophonkapsel. jektive Wahrnehmung einer realen
Dieser Druckgradientenempfänger oder � Phantomschallquelle. Bei
ist eine Kombination von Kugel- stereophonen Aufnahmen bezieht
289 Ringmodulator

sich R. auf die Festlegung, an und linkem Ohr bemerkbar, sofern

welcher Position im Stereo-Panora­ die Frequen� über 300 Hz liegt.


ma sich die avisierte Schallquel­ Bei tieferen Frequenzen kann der
le befinden soll (z.B. Gesangsso­ für beide Ohren sehr geringe In­
list: Mitte). Während der stereo­ tensitätsunterschied nicht mehr

phonen Wiedergabe wird die mit zur Lokalisierung der Richtung


der Aufnahme identische R. durch herangezogen werden. Eine besonde­
die Tontechnik weitgehend gewähr­ re Rolle spielt das R., für das
leistet. Dabei macht es keinen nicht nur Laufzeit- und Intensi­
Unterschied, ob natürliche oder täts-, sondern auch Klangfa rben­
elektronische Klänge übertragen unterschiede maßgebend sein kön­

werden. Die Behauptung, Sinustöne nen, beim Hören von mehrkanalig


ließen sich in geschlossenen Räu­ wiedergegebener E.r M. Auf der
men nicht lokalisieren(189), wird Richtwirkung beider Ohren beruht

durch eine Vielzahl elektroni­ es, daß die Richtung des von vorn,
scher Kompositionen widerlegt. von der Seite oder von hinten ein­
Die alte Vorstellung vom Tonart - fallenden Schalls ausgemacht wer­
hier Ton, dort Hörer -, die schon den kann. Beim Hären ist der Kopf,
bei der Darbi.etung von Instrumen­ wenn auch in geringem Maße, stän­

talmusik bei�pielsweise in Kir­ dig in Bewegung. Dadu�eh entste­


chen nicht mehr 11stimmt11, wurde hen Eindrucksänderungen, die dem
durch die mehrkanalige E.M. end­ Lokalisierungsvorgang förderlich
gültig überwunden (- Richtungshö­ sind. Bei mehrkanaliger Wiederga­
ren). be tritt das Klangbild so deut­
lich als Strukturbild hervor, daß

Richtungshören ist eine Funktion das Ohr nicht mehr gerichtete Ab­
des räum lichen Hörens und hat für strahlungen vernimmt, sondern von
den Gesamteindruck beim Hären die der neugewonnenen Plastik der
Bedeutung einer sich orientieren­ Klangvorgänge gefesselt wird. Bei
den Konzentration. Die RichtW1gs­ mehrkanaliger Wiedergabe E.r M.
wahrnehmung erfolgt in einer über­ neigt das Ohr dazu, Klangbilder
aus subtilen, dem Hörer kaum be­ nicht nach Art stereophonischer
wußt werdenden Abweichung der Übertragung zu lokalisieren, son­
Kopfhaltung von der frontalen dern im Sinne jener außerordent­
Richtung des ankommenden Schalls. lich erhöhten Plastik umzuordnen.

Dabei entstehen Laufzeitunter­ Aus dem, was sonst das IDkalisie­


schiede des die beiden Ohren er­ rungsvermögen vollbringt, bei E.r
reichenden Klangvorgangs. Durch M. aber nicht vollbringen kann,
diese Laufzeitunterschiede, durch entsteht für das Hören dieser
die Schattenwirkung des Kopfes Musik die plastisch-räumliche
und durch gewisse Unterschiede in Klanggestaltung.
der Klangfarbe kann eine Schall­
quelle nach Richtung und Entfer­ Richtwirkung von Lautsprechern
nW1g bestimmt werden. Die für das Richtcharakteristik
R. ausschlaggebenden Laufzeitun­
tersc�iede können bis zu 098 ms Ringrrocl.ulator (Abk. RM), auch Fre­
betragen. Bei seitlichem Schall­ quenzmodulator oder Frequenzum­
einfall machen sich Intensitäts­ setzer genannt, ist ein auf dem
unterschiede zwischen rechtem Prinzip der Gegentaktmodulation
Ringmodulator 290

beruhendes Gerät, das die „multi­ wenn der Ton nicht im Frequenz­

plikative Mischung" von Tönen bereich des Rauschens liegt)

oder Klangvorgängen herstellt. Ton mit Instrumentalmusik

Die nor male additive Mischung von Ton mit Sprache

zwei einfachen Tönen (auf Ton­ Klang mit Tongemisch


2 Klang mit farbigem Rauschen
band) , etwa 600 Hz ::::: d und 240
Hz _ ais der kleinen Oktave, Klang mit Instrumentalmusik
ergibt den Zweiklang g � s· Bei der Klang mit Sprache
Tongemisch mit farbigem Rauschen
multiplikativen Mischung dagegen
usw. bis
sind die beiden Ausgangs frequen­
Sprache mit Sprache
zen verschwunden; gemischt werden
Bei solchen Mischungen werden
die Summenfrequenz 600 Hz + 240
2 nicht nur die Grundtöne, sondern
Hz = 840 Hz ( ::::: gis l und die
alle Oberschwingungen mit allen
Differenzfrequenz 600 Hz - 240 Hz
gemischt. Dabei entstehen nicht
= 360 Hz ( z fis1).
mehr definierbare Teilfrequenz­
verhältnisse von sehr rauhem, ge­
räuschhaften Klangcharakter.Ring­
Addition Ringmodulation
modulierte Sprache ergibt ein

t 600�40 840Hz Krächzen, in dem einzelne Wort­


fetzen mehr geahnt als verstanden
werden können. RM-Ergebnisse sind
�� =�ii so ineinander und miteinander ver­

schmolzen, ct�ß e5 keine Möglich­


keit gibt, sie etwa auf umgekehr­
tem, dernodulatorischem Weg wieder
in ihre beiden Ausgangsbestand­
teile zurückzuverwandeln. Der RM
zählt zu den meistbenutzten Trans­
Der RM muß also stets aus zwei
formationsgeräten im elektroni­
Ton- oder Klangquellen gespeist
schen Studio, vor allem im Bereich
werden. Er hat zwei Eingänge für
der - Live Electronic (- Frequen­
die beiden Töne und einen Ausgang
cy Shifter) .
für das Ergebnis der Summen- und
Differenzmischung. Hält man den
Robinson-D:l.dson-Kurven - Kurven
eine n Ton konstant auf einer
gleicher Lautstärke
Grundfrequenz und läßt den andern

Rosa Rauschen - Pink Noise


im Glissando alle Frequenzen von
o Hz ab durchlaufen, so hört man
neben dem aufsteigenden Glissan­
Rotation von Klängen im Raum,
do-Ton zugleich einen von oben
1951/52 durch P.Schaeffer und an­
nach unten gleitenden Ton. Beide
dere zum erstenmal vorgestellt
Töne gleiten in die Mitte, wo sie
(- gyrophonisch) , wurde im Be­
zu einem einzigen Ton verschmel­
reich der E.n M. erst durch die
zen. Multiplikativ mischen kann
Einführung der - Vierspurmagnet­
man:
bandgeräte realisierbar. Da sich
Ton mit Ton
die manuelle Gestaltung von R.en
Ton mit Klang
durch Regler am Mischpult von be­
Ton mit 'Ibngemisch
stimmten R.s-Geschwindigkeiten an
Ton mit farbigem Rauschen (nur
291 Rückkopplung

Rückkopplung (oder Selbsterregung)


als zu schwerfällig und ungenau,
entsteht, wenn ein Teil der Aus­
schließlich als gar nicht mehr
gangsspannung einer Verstärkerröh­
ausführbar erwies, kam man im
re wieder dem Eingang zugeführt
Kölner Rundfunkstudio auf den Ge­
wird,- ein sich ständig wieder­
danken, einen sogenannten R.s­
holender Prozeß, der den Verlust
Lautsprecher zu bauen: einen dreh­
an Schwingungsenergie wieder aus­
baren Tisch, auf dem ein Lautspre­
gleichen kann, der aber in vielen
cher mit stark ausgeprägtem
Fällen zu unerwünschten Erschei­
Schalltrichter montiert war. Vier
nungen wie Pfeifen, Heulen oder
im Quadrat um den Tisch aufge­
Brummen führen kann. Jeder elek­
stellte und jeweils an einen Ka­
trisch und elektromechanisch
nal einer Vierspurmachine ange­
schwingende Gegenstand läßt sich
schlossene Mikrophone (mit Wind­
auf solche Weise zu Dauerschwin­
schutzklappen versehen und von
gungen anregen (- Abstimmbarer
nierenförmiger - Richtcharakteri­
Anzeigeverstärker) . Das geschieht
stik) nahmen den vom Lautsprecher
dadurch, daß die Erregung des
im Augenblick des Vorbeilaufens
Schwingkreises gewissermaßen im
gebünd elt abgestrahlten Schall
Takt der Eigenschwingung erfolgt,
auf und ließen sich auf diese
Weise zur Aufnahme auch schneller andernfalls wird die Schwingung

R.en verwenden. eher aufgehalten und gestört als

Als eine Weiterführung dieses an in produktiver Selbsterregung be­

sich bewährten Prinzips kann der wahrt. Der Schwingun gskreis steu­

im elektronischen Studio der Köl­ ert sich gleichsam selbst, indem


er die beim Stromdurchgang ent­
ner Musikhochschule entwickelte
stehenden Widerstände im „Rhyth­
„ Variable Vierkanal -Rotationsreg­
ler" gesehen werden. Nach Versu­ mus" seiner eigenen Schwingung
1
chen, räumliche Klangverteilungen 11dirigiert 1• Dieser 11 analoge 11 elek­

durch Öffnen bzw. Schließen von trische Verlauf kann durch Induk­

Photozellen zu erzielen, die aber tivitäten (Spulen) und Kapazitä­

keine echten R.en zuließen, ge­ ten (Kondensatoren) hinreichend

stattet es dieses Gerät, R.s-Ge­ beeinflußt und geregelt werden.


Bei R. des Magnetbandgerätes kön­
schwindigkeiten von nahezu O Um­
drehungen pro Minute bis 1800 nen gewisse Hall- und Echowirkun­

U.p.M. stufenlos auszuführen. gen erzielt werden (-Magnethall).

Eine digitale Steuerung stellt Dabei muß die Amplitude konstant


g ehalten werden, sonst entstehen
sicher, daß für alle vier Kanäle
unabhängige Hüllkurvengestaltun­ bei der R. sich ständig steigern­

gen und Kanalüberlappungen vorge­ de Aufladeerscheinungen, die zu

nommen werden können; außerdem, einem akustischen und materialen

und das geht über die ursprüng­ Zusammenbruch führen. In der E.n

lich geplanten R.s-Möglichkeiten M. wirken rü ckgekoppelte Klänge

hinaus, ist eine freie Wahl der bei allzu häufiger Anwendung oft

Kanalabfolge möglich. Damit stellt mechanisch. Ihre maschinelle

das Gerät eine Art - Sequencer Exaktheit erzeugt ostinate, ste­


reotype Klangmuster, die sich
für die Verteilung von Klängen
im Raum dar. rasch verbrauchen.

lbtierende Lautsprecher, - gyro­


phonisch, - Leslie und - Rotaticn.
Rückkopplung beim Sprechen 292

Rückkopplung beim Sprechen ent ­ projiziert und seine Lautstärke


steht durch Einwirkung von Kör­ und „Hüllkurve" (Dynamik) fest­
per- und Knochenschall auf das in­ legt, dann hat man es zwar schon
nere Ohr. Es ist eine bekannte mit musikalischen Elementen zu
Erfahrung, daß, wer zum erstenmal tun, aber ebenso sicher ist, daß
im Rundfunk spricht oder eine man sich dabei im Bereich der
Schallaufnahme von sich hört, sei­ elektroakustischen Meßmethoden
ne eigene Stimme nicht erkennt. befindet. Überall, wo diese Mit­
Bei der Wiedergabe des Tonbandes tel vorhanden sind, also prak­
ist der Körperschall ausgeschal­ tisch in jedem Funkhaus, kann man
tet; es wird nur der Luftschall E.M. machen. Wieweit dann dieses
wiedergegeben, wodurch der ver­ elektronische Meßinstrumentarium
fälschende Gehörseindruck ent­ im einzelnen für spezielle Musik­
steht. zwecke erweitert und ausgebaut
wird, hängt nicht nur von der
� bezeichnet ein typisches technischen Phantasie des Studio­
Störgeräusch, das vor allem bei technikers, sondern auch von den
- Schallplattenabspielgeräten im­ Anforderungen des Komponisten ab.
mer wieder auftritt. Es entsteht Natürlich kann man mit mehreren
durch Übertragungen von Geräu­ Tonquellen und mit mehreren fil­
schen deg Laufwerkes l\ber das Ab­ tersystemen ergiebiger arbeiten,
tastsystem. Das tieffrequente R. als wenn man nur einen einzigen
muß bei Schallplattenumschnitten Tongenerator und Verzerrer zur
auf Tonband häufig durch Filter Verfügung hat. In der Entwicklung
beseitigt werden. hat sich hier eine entscheidende
Wende angebahnt mit der Einfüh­
Rundfunk und E.M. gehören in der rung der - Synthesizer, die keine
historischen Entwicklung von An­ Meßinstrumente mehr sind, sondern
fang an zusammen. Ohne Rundfunk­ - zum erstenmal - elektronische
technik keine E.M. Der R. er­ Klänge produzieren, zum Teil be­
scheint dabei im doppelten Sinne reits in automatischer Herstel­
als „Mäzen": als Auftraggeber der lung und mit technischen Methoden,
Komponisten und als Inhaber des die den mühsamen Zusammensetzver­
technischen Instrumentariums, das fahren weit überlegen sind.
zur Herstellung E.r M. notwendig Mit Sendungen E.r M. unterrichtet
ist. R. und E.M. begegnen sich der R. interessierte Hörerkreise.
primär auf dem Gebiet der elektro­ Dennoch sollte die E.M. nicht,
akustischen Meßmethoden. Die ge­ wie die Funk- und Fernsehoper,
samte Rundfunktechnik bedarf der als „ typisch funkische Ausdrucks­
ständigen tlberwachung und Kon­ form" ( 166) betrachtet werden . Sie
trolle durch diese Meßmethoden, wird heute meist auf Mehrspurma­
die in jedem Funkhaus vom sog. - schinen vorgeführt, die zwar in
Meßdienst praktiziert werden. Der­ Funkhäusern vorhanden, aber ty­
selbe Meßdienst ist technisch in pisch unfunkisch sind, da bei­
gewisser Weise auch die Wiege der spielsweise V ier-Kanal-Produktio­
E.n M. Denn wenn man mit einem Ce­ nen in ihrer Originalform nicht
nerator einen elektrischen Ton gesendet werden können. Mehr und
erzeugt und seine Tonhöhe be­ mehr Produktionsstätten E.r M.
stimmt, wenn man den Ton auf Band haben sich inzwischen unabhängig
293 Rundfunk-Stereophonie

vom R. etabliert, teils mit pri­ ten leicht modifizierte Sinustöne,


vater Firmenunterstützung, teils die ihren Charakter als solche
als Institutionen von Universitä­ nicht verloren haben. Diese R.
ten und Hochschulen. Die Zahl die­ werden von den Hörern nicht als
ser 1freien11 Institute dürfte Pfiffe oder Signale gewertet, son­
1
heute in der ganzen Welt die der dern eindeutig als Melodien auf­
funka bhängigen Studios bei wei­ gefaßt und verstanden, - ein be­
tem übertreffen. Daß die Gründmg denkenswerter Beitrag zur bloß
des ersten Studios für E.M. 1951 nachgeredeten, sich aber nicht
in Köln ein singulärer Fall war, auf wirkliche Hör-Erfahrung grün­
zeigt die bisher kaum beachtete denden T hese vom „außermusikali­
Tatsache, daß nach mehr als zwan­ schen 11 - Sinuston.
zig Jahren erst 1972 eine der
neun andern Rundfunkanstalten der Rundftmk-Stereophonie wurde 1963
Bundesrepublik ein solches Studio in Deutschland eingeführt, wobei
als Da uerinstitution eingerichtet das Pilottonverfahren der amerika­
hat. nischen Federal Communication
Commission (F CC) übernommen wur­
Rundfunkernpfangsgerät gehört eben­ de. Als großer Vorzug der FCC­
so wie ein - Schallplattenabspiel­ Norm gilt die - Kompatibilität:
gerä t zur Ausrüstung eines Stu­ der Stereo-Sendungen, die also
dios für E.M. Nicht nur,daß damit auch von einfachen UKW-Geräten
interessierende Sendungen aller empfangen werden können. Die Band­
Ar� autgenomrnen werden könn@n. brQi tQ vo� 14 970 Hz ( die Grenz­
Darüber hinaus ist der Rundfunk frequenzen sind 30 Hz und 15 kHz)
vor allem eine vielseitige, fast wird zweifach moduliert, einmal
immer verfügbare Schall- und auf die Trägerfrequenz des Sen­
Klangquelle. Wer im Studio be­ ders zur Übertragung der monopho­
stimmte Versuche mit Instrumental­ nen Information, zum andern auf
musik, mit Gesang, Chor oder mit eine Trägerfrequenz von 38 kHz,
Sprache machen will, braucht ge­ um die sich zwei Seitenbänder bil­
gebenenfalls nicht mehr lange den, die mittels verschiedener
Bänder auszusuchen und abzuhören. Decodersysteme als Stereo-Infor­
Das R. vermittelt solches Klang­ ma tionen hörbar werden. SendW1gen
material für allgemeine Untersu­ mit E.r M. haben durch die R.-St.
chungen unvergleichlich einfacher stark an Informationsgehalt ge­
und rascher. wonnen; denn die meisten Komposi­
tionen sind mehrkanalig konzi­
Rundfunkpausenzeichen sind bei piert und werden nun wenigstens
einer Reihe von Rundfunksendern zweikanalig übertragen. Vor allem
aus Sinustönen hergestellt. Sie aber das Neue - Hörspiel nutzt
stellen hinweisende Hörzeichen die technischen Möglichkeiten,
meist in Form von Volksliedanfän­ die die R.-St. bietet, konsequent
gen, von klassisch-romantischen aus. Wann allerdings (oder ob
Melodien und Melodieausschnitten überhaupt) die Rundfunkanstalten
aus Werken von Mozart, Beethoven, dem Drang der Phonoindustrie zur
Schumann , Brahms u.a. oder frei - Quadrophonie folgen, bleibt
komponierte 11Hörsignale 1' dar. Es fraglich.
sind nur in den Einschwingakzen-
295 s Schall

s, Sekunde, bei realen Zeitan­


gaben meist sec (z.B. 0,8 sec) ge­
schrieben; auch in Verbindung mit
kleinsten Zeitunterteilungen wie
- Millisekunde oder - Mikrose­
kunde.

Sägezahnschwinglll1gen sind aus ...der 3. Harmonischen


harmonischen Schwingungen von si­
nusförmi gem Verlauf zusammenge­
setzte periodische Schwi n gunge n.
Wie - Dreieck- und - Rechteck­
schwingungen zählen sie zu den
in der Praxis häufiger verwende­
ten Schwingungsformen. Ihr Name
ergibt sich aus dem graphischen ...der 4. Harmonischen
Abbild ihrer Funktion - P(t) =

p
11 °(sinwt + ? in2wt + Js in3wt + • • • ) -;

ihre Zusammensetzung aus geraden resultierende Sägezahnschwingung


wie ungeraden Partialtönen (bis
etwa zum 30sten) läßt schon etwa Im technischen Bereich werden S.,
beim Hinzufügen der 4.Harmoni­ die hier auch Kippschwingungen
schen den sägezahnförmigen Auf­ genannt werden, häufig benutzt,
bau erkennen: etwa im - Kathodenstrahloszillo­
graphen oder bei der Frequenzmo­
dulation. Für eine Verwendung in
der E.n.M. sind S. wegen ihrer
als sehr voll und strahlend emp­
fundenen Klangfarbe, die von der
Fülle der Teiltöne herrührt, be­
Grundschwingung sonders brauchbar. Im Studio wer­
den sie durch separate oder in
Synthesizer eingebaute Oszillato­
ren erzeugt; sie dienen dem Kom­
ponisten als Klangmaterial und
als Signale zur Spannungssteue­
rung.
Resultante beim Hinzufügen der
1.Harmonischen Schall ist die Bezeichnung für
die h örbaren Schwingungen der Ma­
terie, die sich in der Luft als
Druckschwankungen in der Form von
- Wellen ausbreiten. Die eine
Schallwelle definierenden Größen
sind vorwiegend Schal ldruck,
... der 2. Harmonischen Schallschnelle und Schallgeschwin -
digkeit. Unter - Schalldruck, der
296
Schallabsorption

in - Mikrobar (µb) gemessen wird, tungen abstrahlen, um so eine all­

wird die Abweichung vom normalen seitig gleichmäßige Abstrahlwir­


Luftdruck verstanden. Die vom kung zu erzielen (- Akustische
Druckwechsel einer Longitudinal­ Linsen) . Eine Verbesserung der Ab­
welle erfaßten Luftmoleküle voll­ strahlbedingungen ist auch durch
führen pendelnde Bewegungen an die Anwendung von Schalltrichtern
Ort und Stelle, die als Schall­ erreicht worden, insbesondere
schnelle bezeichnet werden und durch sog. Kugelwellentrichter,
nicht mit der zeitlich verlaufen­ bei denen sich die sonst übergro­
den Ausbreitungsgeschwindigkeit ße Trichterlänge in praktikablen
des Sch.s verwechselt werden dür­ Grenzen hält.
fen. Diese Fortpflanzungs- oder Allgemein bedingt die Frequenz­
Ausbreitungsgeschwindigkeit(Sch.­ abhängigkeit der - Richtcharakte­
Geschwindi gkeit) ist temperatur­ ristik immer gewisse Kompromisse
abhängig. Die Ausbreitungsge­ bei der Konstruktion eines Laut­
schwindigkeit beträgt für Luft sprechers. So bestätigt sich im­
von oO Celsius 330m/sec und mer wieder, daß der Lausprecher
nimmt pro Grad Celsius etwa 60 cm trotz vieler konstruktiver Ver­
zu. Bei 2o0 Zimmertemperatur er­ besserungen noch immer qualitativ
gibt sich eine Geschwindigkeit das schwächste Glied in einem _,
von 342 m / sec. Das Vielfache da­ Übertragungsweg ist.
von beträgt die Ausbreitungsge­
schw indigkeit bei anderen schall­ Schallanalyse Frequenzanalyse
leitenden Medien (Wasser, Holz,
Beton, Glas). Bei periodischem
Klangaufbau ermittelt die Sch.­ Schallaufzeichnung, das Speichern
Analyse Tonhöhe, Stärke und Phase des Schalls auf - Tonträger, ge­
jener Komponenten, aus denen Sch.­ schieht im wesentlichen durch ma­
Vorgänge zusammengesetzt sind. gnetische Energie (Magnettonver­
fahren), Lichtenergie (Lichtton­
Schallabsorption - Absorption von
verfahren) und mechanische Ener­
Schall
gie (Nadeltonverfahren). E.M.

Schallabstrahlung durch - Laut­ wird nahezu ausschließlich mit­

sprecher soll möglichst kugelför­ tels - Magnettontechnik aufge­

mig erfolgen . Da nur die tiefen zeichnet . Bei rein elektronisch

Frequenzen einen Raum gleichmäßig realisierter Musik entfällt die

mit Schall versorgen, bei wachsen­ sonst notwendige umwandlung der

der Frequenz sich jedoch eine im­ Schallenergie in elektrische

mer stärkere Richtwirkung bemerk­ Energie durch - Elektroakustische

bar macht, werden zur Erzielung Wandler, da die Generatoren selbst

einer möglichst kugelförmigen elektrische Energie abgeben. Der

Sch. getrennte Systeme für ver­ Sch. kommt in der E.n M. wegen

schiedene F requenzbereiche ver­ der verschiedenen magnettontechni­

wendet. In folge der Richtwirkung schen Möglichkeiten der Klangver­

tritt die stärkste Abstrahlung arbeitung beim Aufzeichnungsvor­

der hohen Frequenzen in Richtung gang selbst oft kompositorische

der Lautsprecherachse auf; daher Bedeutung zu. - In neuerer Zeit

werden die Systeme oft so ange­ ist es möglich geworden, den Plan

ordnet, daß sie in mehrere Rich- einer elektronischen Komposition


297
Schallkunst

durch - Aufzeichnung von Steuer­ densator-), elektro dynamische und


spannungen zu speichern. piezoelektrische (Kristall-) Mi­
krophone.
Schalldruck wird die Abweichung
vom normalen Luftdruck genannt. Schallereignis (auch ,Klangereig­
Gegenüber dem durch den Barometer­ nis' genannt) ist ein so neutral
stand gekennzeichneten normalen wie möglich gefaßter Begriff, mit
Luftdruck geht es beim Druckwech­ dem jegliche Erscheinungsform von
sel von Longitudinalwellen um Schall, ob gespeichert oder unge­
millionstel Teile des Atmosphä­ speichert, ob in originaler oder
rendrucks, deren Einheit als - transformierter Gestalt, benannt
Mikrobar (µb) bezeichnet wird ist. Der Gebrauch des Begriffs
(- Schall). Der Sch., eine sprach­ Sch. wurde sinnvoll und notwendig,
lich vereinfachte Bezeichnung als im Bereich der E.n M. mit dem
für Schalldruckschwankung, ist Termi nus ,Klang' d ie akustische
von allen Schallkomponenten der Definition des harmonischen Teil­
elektroakustischen Messung am tonaufbaus übernommen w urde (etwa
besten zugänglich. Ein enger Zu­ in Abgrenzung zum 'lbngemisch). In
sammenhang besteht zwischen Sch. der U mgangssprache der Tonstudio­
und Lautstärke; die Lautstärke technik seit langem üblich, fand
ist dem Lo garithmus des effekti­ das Wort Sch. bald Einzug in die
ven Sch.s proportional. Deshalb elektrcni�ch�n Studios, da es die
sind die Sch.-Messer mit logarith­ Benennung einer musikalischen
misch ansprechender Skala verse­ oder akustischen Definition ver­
hen. Um Übersteuerungen zu ver­ meidet. In der Titelgebung bei
meiden, wird der Sch. der laute­ elektronischen Kompositionen konn­
sten Stelle einer elektro nischen te sich der Begriff allerdings
Komposition als nicht überschreit­ nicht durchsetzen; es heißt wei­
barer Grenzwert eindeutig festge­ ter: Komposition für . • . und
legt. elektronische Klänge.

Schallempfänger sind die Geräte, Schallkunst ist eine aus der Phi­
mit deren Hilfe Schallschwingun­ losophie und Ästhetik der Musik
gen in Schwingungen anderer Ener­ nicht herleitbare Be griffsbildung,
gieform, insbesondere in mechani­ die aus der journalistischen Ta­
sche oder elektrische Schwingun­ gespolemik stammt. Ebenso könnte,
gen umgesetzt werden können. Die­ um untere, vorkünstlerische Schich -
se Sch. sind in der Tonstudio­ ten zu charakterisieren, die Ar­
technik die - Mikrophone, die chitektur als Steinkunst , die Ma­
zusammen mit den Lautsprechern lerei als Ölfarbenkunst bezeich­
allgemein unter dem Begriff - net werden. Begünstigt wird eine
Elektroakustische Wandler zusam­ ne gativ gemeinte Begriffsbildung
mengefaßt werden, wobei sowohl wie Sch. vor allem dadurch, daß
Sch. als auch Schallabstrahler die musikalische Kunst heute viel­
zur Energieumsetzung eine Membran fach schon in neu gefunde nen und
benutzen. Je nach der Art des me­ neu funktionierenden Materialbe­
chanisch-elektrischen Umsetzungs­ reichen des Elektronischen an­
prinzips unterscheidet man haupt­ setzt.
sächlich elektrostatische (Kon-
Schallplatte 298

Schallplatte - Langspielplatte diese altväterischen - Machina­


mata in Gestalt von Spieluhren,
Schallplattenabspielgerät gehört $pieldosen, Glockenspielen und
ebenso wie ein Rundfunkempfänger musizierenden Robotern gern als
zur Ausrüstung eines Studios für akustische Vorläufer der elektri­
E.M. Früher, vor der Einführung schen Klangmittel bezeichnet wer­
der Magnettontec hnik, wurden alle den, so ist doch zu bedenken, daß
zu speichernden Aufnahmen vermit­ die Wendung zur elektronischen
tels des Nadeltonverfahrens in Sch.-Technik nicht etwa eine Fort­
Wachs- oder Lackplatten geschnit­ setzung mit andern Mitteln bedeu­
ten. Das Nadeltonverfahren ist tet, daß vielmehr die modernen
außer Gebrauch gekommen, mit Methoden dieser Technik eine völ­
Ausnahme von Studios, die sich lige Umwälzung des Musikhörens
nur mit der Plattenherstellung mit sich gebracht haben, wie sie
befassen. Das umschaltbare Getrie­ noch vor wenigen Jahrzehnten
be des Wiedergabegerätes erlaubt nicht vorauszusehen war. Musik
das Abspielen von Platten für existiert heute nicht nur als no­
78, 45 und 331;3 u/min. Die Plat­ tierte und vorgeführte, sondern
tenherstellung erfolgt heute aus­ auch als gespeicherte, zu belie­
schließlich durch Übers�ielen van big�m Ziei tpunkt in beliebigem
Tonband. Umgekehrt sollten für Raum abrufbare, als unabhängig
den internen Studiogebrauch Plat­ von ihrer Produktion verfügbar
ten mit E.r M. auf T onband umge­ gewordene,- die technischen und
schnitten werden. Für ein nicht gesellschaftlichen Folgen dieses
dem Rundfunk und seinem Bandaus­ Umschichtungsprozesses sind noch
tauschdienst angeschlossenes Stu­ nicht annähernd zu übersehen.
dio ist die Beschaffung von
Schallplatten oft die einzige Schalltoter Raun ist nicht ein
Möglichkeit, die Arbeiten anderer Raum, in dem der Schall "tot" ist
Studios kennenzulernen.· Ähnliches - das ist er erst im luftleeren
gilt für die Veröffentlichung Raum -, sondern ein auf ein Mini­
solcher akustischer Studien, de­ mum von Klangausstrahlung redu­
nen eine Beispielplatte beigelegt zierter Raum mit Nachhallzeiten
ist. unter 018 sec. Für E.M. sind sol­
che schallgedämpften Räume gün­
Schallspeicher in der E.n M. sind stig; sie klingt noch dort gut,
vorwiegend Tonbänder, im gegebe­ wo instrumentale und vokale Klän­
nen Falle auch Lochkarten, Loch­ ge längst matt und hüllenlos
streifen oder Computer-Magnetbän­ stumpf wirken (- Raumakustik) .
der; sie haben die Aufgabe, elek­
tronisch gespeicherte Schallvor­ Schallwandler - Elektroakustische
räte zu beliebige r Zeit und be­ Wandler
liebig oft wiederzugeben. Das
galt, in sehr engen Grenzen, auch Schaltbild gibt eine Übersicht
für die alten Musikuhren und über die Stromwege in einem elek­
-dosen, die sich in privater Spie­ trischen oder elektronischen Ge­
lerei erschöpften oder Angelegen­ rät. Es sagt dem, der es „lesen"
heiten von musikalischen Kuriosi­ kann, sehr viel über die Wirkungs­
tätenkabinetten blieben. Wenn weise des Gerätes. Alle Bauteile
299 Schlagzeug

werden durch symbolische Schalt­ kann auf mannigfache Weise herge­


zeichen dargestellt, die im all­ stellt werden: durch Akzentuie­
gemeinen einheitlich sind (­ rung des Tonanfangs in beliebiger
Blockschaltbild). Lautstärke, durch einen eigens
produzierten Schl., der dem Ton
Schaltgestell - Steckfeld vorangestellt wird, durch mög­
lichst rasches Öffnen des Reglers
� - Bandschnitt bis an die Grenze des roten dB-Ge­
bietes der Übersteuerung und so­
Schicht, ein aus den Produktions­ fortige Einpendelung auf den all­
methoden der E.n M. hergeleiteter mählich abklingenden Ton, durch
Begriff, bezeichnet das Aufteilen einen Schaltknack beim Einschal­
von komplexen Strukturen in ein­ ten des Tons oder vermittels der
zelne Bestandteile zum Zwecke der Automatik eines Synthesizers, der

technischen Realisation. Ein viel­ ausgeprägte Schl.-Wirkungen mit


stimmiger Komplex wird in einzel­ absoluter Tonhöhen- und Hüllkur­
ne Sch.en zerlegt, wobei in je­ vengenauigkeit beliebig oft wie­
der Sch. zeitliche Überlappungen derholt (- Envelope Generator).
von Klängen vermieden werden müs­ Aus der kompositorischen Aufzeich­
sen. Beim synchronen Zusammen­ nung ei:;gi);)t :>ich, ob 11trockener"
spielen der Sch.en, die auf ein­ oder hallender Schl. gefordert

zelnen Bändern vorliegen, greifen wird. Im letzteren Fall wird par­


diese so ineinander, daß jede allel mit der Hüllkurve des
Überschneidung der Einsätze ge­ Schl.s meist die Hüllkurve laufen,
nau bestimmt werden kann (- Syn­ der klanglich ausgleichende Nach­
chronisierung). hall, der den Schallrückwürfen
im Raum entspricht.
Schlagklang ist die abgekürzte
und vereinfachte Bezeichnung für Schlagzeug, nicht so sehr als
schlagwerkartige Klangvorgänge, Rhythmus-, sondern als Geräusch­
wie sie im Orchester von der instrumentarium verstanden, ver­
Schlagzeuggruppe, aber auch von b and sich schon früh mit elektro­
andern Instrumenten durch zupfen, nischen Klängen. Vor allem die
Anschlagen, Hämmern, Klopfen, Eigenart der Metall-Idiophone mit
Fingertrommeln, martellato, col ihren variantenreichen Geräusch­

legno oder durch mechanische farben, die kontinuierlich wie


Stoßwirkungen aller Art hervorge­ sonst kaum andere Instrumental­
bracht werden. In der instrumen­ klänge in elektronische - Farbge­
talen wie in der E.n M. umfassen räusche übergehen und sich mit
Schla gklänge den ganzen dynami­ ihnen mischen, begünstigt die
schen Abstufungsbereich zwischen Verwendung dieser Instrumenten­
fff und ppp bzw. �O dB und -40 gruppe im elektronischen Bereich.
dB. Die im Ruf von Monotonie ste­ Während - Becken eher rauschhaf­
henden Sinustöne gewinnen schon ten Charakter haben (E.Browns
durch einen winzigen Anfangsak­ Komposition Four Systems, For
zent musikalische Lebendigkeit Four Amplified Cymbals - für vier
(ohne ihren Charakter als Sinus­ Becken mit Verstärker - beispiels­
töne grundsätzlich zu verlieren). weise klingt wie eine Studie über
Der elektronisch erzeugte Schl. farbiges Rauschen) , nähert sich
Schleifenbrett 300

der Klang von Instrumenten wie Zugkraft auf das Band. Bei Nicht­
- Tamtam, - Gong oder - Glocken übereinstimmung dieser beiden
den Tcngemischen. All diesen Größen (Zugkraft z u groß bzw. An­
Schl.-Instrumenten genügt häufig druck z u klein) wird die Reibung
eine einfache Verstärkung, um sie an der Andruckrolle überwunden
ihres instrumentalen Charakters und das Band zu schnell transpor­
weitgehend zu entkleiden. Sonst tiert: der nie ganz vermeidbare
verborgene klangliche Mikroele­ Schl. macht sich als technischer
mente werden hörbar, die durch Fehler bemerkbar mit dem Ergeb­
weitere elektronische Transfor­ nis, daß das Band zu 11jaulen" be­
mationen als neue Klangschichten ginnt und die Bandgeschwindigkeit
Gestalt annehmen können(35J. Wer­ im Verhältnis zu ihrem Nennwert
ke wie J.Cages Variation II in zu hoch wird.
der Version von D.Tudor, der mit
diversen Gegenständen im Flügel Schluß im Sinne musikalisch un­
spielt und den Klavierklang ver­ mittelbarer Endwirkung, formal
stärken und durch Rückkopplungen und psychologisch jeglicher zu
und Übersteuerungen als Parallel­ Ende geführter Musik zugehörig,
schicht verfremden läßt, müssen ist in der E.n M. keine Grundka­
ebenfalls i n diesem Zusammenhang tegorie der musikalischen For­
gesehen werden; anders dagegen mung. In der tonalen Musik haben
die vielleicht bekannteste elek­ harmonische Kadenzführungen aus­
tronische Komposition, in der gesprochene Schlußwirkung. Die
dem Schl. entscheidende Bedeutung Geschichte des Schließens in der
zukommt: K.Stockhausens Kontakte, Musik ist „noch nicht geschrie­
in denen Schl.- und Klavierklänge ben"; eini.g e we5entliche Anmerk un ­
nicht verstärkt oder elektronisch gen dazu, vom Mittelalter bis zur
verarbeitet werden; die Klangver, Gegenwart, hat H.H.Eggebrecht ge­
wandtschaften, die 11Kontakte" geben(l 67). Der rein E.n M. feh­
zwischen den vom vierkanaligen len alle Voraussetzungen, Final­
Tcnband ablaufenden elektroni­ wirkungen hervorzubringen. Sie
schen und den (live) dazu gespiel­ bricht ab, hört auf, endet, sie
ten instrumentalen Klängen beru­ kann 11work in progress" sein,
hen hier auf einer vorgegebenen mehr oder weniger vage der Idee
Skala von Klangkategorien (metal­ des Unendlichen verpflichtet, aus
lisch, fellähnlich, holzähnlich), dem ein Ausschnitt dargeboten
die der Welt des Schl.s entlehnt wird. Wenn Fonn, nach H.Riemann,
sind. „Einheit im Verschiedenen11 ist,
so wird jeder Formaugenblick, al­
Schleifenbrett - Bandschleifen so auch der Schl. , von d i eser Ein­
heit durchdrungen; mangels fehlen�
Schlupf entsteht bei - Magnetband­ der Schlußwirkung läßt s.ich sol­
geräten zwischen dem Tonband und cher Momentcharakter als Teil,
dem Bandantrieb. Durch den Druck der das Ganze in sich enthält und
der Andruckrolle an die sich dre­ entweder aufhören oder unbegrenzt
hende Tonwelle (Capstan-Welle) weiter gehen kann, ohne Schwie­
entsteht der eigentliche Bandvor­ rigkeit begründen. Allerdings
trieb; vom Aufwickelteller her gibt es historisch auch den Fall
wirkt jedoch noch eine weitere des Nicht-fertig-Gewordenen, das
301 Schwankungen

in einigen wenigen Beispielen der ter" zu empfinden, vielmehr kön­

Vergangenheit heute zu Torsoauf­ nen sich schon nach relativ kur­

führungen oder zu musikalischen zer Zeit, in der das Ohr solchen

Ergänzungen geführt hat. Das Lautstärken ausgesetzt ist, gewis­

Nicht-fertig-Gewordene entzieht se Gehörschädigungen einstellen.

sich in der auf Schlußwirkungen Das Eintreten einer Schmerzemp­

nicht eingestellten seriellen findung ist ·sowohl von der Tonhö­

und E. n M. - abgesehen von einem he (- Kurven gleicher Lautstärke)

auch in der Tradition weithin als auch von der Bandbreite des

erprobten allmählichen Ausklingen Schalls, häufig auch von der per­

und Immer-leiser-Werden - fast sönlichen Situation des Betroffe­

immer der Wahrnehmung oder erken­ nen abhängig (- Lärm) ,

nenden Kontrolle des Zuhörers.


Solche typischen Merkmale der Schwankungen in der musikalischen
„offenen" Form finden sich früh - Interpretation sind biologisch

schon in einzelnen Stücken von und konstitutiv bedingte Abwei­

Boulez, die nachträglich zum Gan­ chungen von der nichtexistieren­

zen zusammengefügt wurden, oder den I dealnorm einer absolut noten­

bei Stockhausen, der sich dazu getreuen Wiedergabe. Solche Schw.,

geäußert hat( 197) : „Die Komposi­ wie sie schon zu Bachs Zeiten be­

tionen Gesang der Jünglinge und obachtet wurden, konnten, sofern

Kontakte hatte ich beide zunächst sie innerhalb vertretbarer Gren­

mit einer festgelegten Dauer ge­ zen erfolgten, durch die Fäh ig­
plant; im Verlauf der Arbeit stell­ keit des - Zure.chthörens ausge­

te sich jedoch heraus, daß die glichen werden. Die heutige all­

Form ganz offen wurde und kein gemeine Tendenz zur 11Perfektion"

Ende vorauszusehen war; beide der Musikwiedergabe hat diese

Werke wollte ich zu einem bestimm­ Problematik der Schw., wenn nicht

ten Zeitpunkt aufführen, und bei aufgehoben, so doch ins Zwielicht

beiden habe ich die Arbeit unmit­ gebracht. Man erkennt das schon

telbar vor der Aufführung abge­ daran, daß statt Schw. auch der
brochen • . • Und doch betrachte ich Terminus Trübungen verwendet wird

diese offenen Formen nicht als (220)-, als ob etwas Getrübtes,

Fragmente; sie lassen ahnen, wie das kann ja nur der Wortsinn sein,
es hätte weiter gehen können, oh­ erst wieder gereinigt werden müs­

ne Ende: sich ständig und unvor­ se. Das ist nicht de r Fall, denn

aussehbar erneuernd im Bereich Schw. in der Intonation, im Me­

der jedem dieser Werke zugrunde­ trischen, Rhythmischen und Dynami­

gelegten formbildenden Gesetze." schen sind bekannte Merkmale der


praktischen Musikausübung, und es

Schmerzschwelle ist die obere bleibt eine psychologische wie,

Grenze des menschlichen - Hörfel­ zuletzt, ästhetische Frage, wel­

des, an der sich bei Lautstärken che Schwankungsbreiten, ohne daß

von etwa 130 Phon und einem die zulässige Grenze überschrit­

Schalldruck von etwa 200 µb ten wird, dem ausübenden Künstler

Schmerzempfindungen einstellen. zugestanden werden dürfen. Solche

Das Ohr ist über die Schm. hin­ interpretatorischen Schw. kennt

aus nicht mehr in der Lage, noch die auf Band exakt festgelegte

größere Lautstärken als „noch lau- rein E.M. selbstverständlich


Schwankungen 302

nicht (abgesehen von dem Sonder­ rechnet werden. Auch hier gibt es
fall einer dynamischen Regelung Toleranzgrenzen, wenn auch wesent­
während der Bandvorführung) • Aber lich kleinere als bei den Inter­
abwegig wäre es, nun die „lebendi­ pretations-Schw. Technische Unge­
ge" Musik gegen die an interpre­ nauigkeiten der Bandführungen
tatorischen Schw. nicht teilneh­ sind im Normalfall glücklicher­
mende E.M. auszuspielen. Denn so weise so gering, daß sie nicht
kommen immer wieder jene falschen bemerkt werden. Das gilt sowohl
Vergleiche zustande, die E.M. sei für den sog. - Schlupf des Ton­
eine schlechte mechanische Imita­ bandes und die nicht immer mit
1
tion 11lebendiger1 Musik, während konstanter Umlaufgeschwindigkeit
sie i n Wirklichkeit nicht die ge­ laufende Antriebs- und Tonrolle
ringste Mühe h ätte, jene irratio­ des Magnetbandgeräts wie für die
nalen Schwankungsmomente nachzu­ Synchronschaltung einer Bandma­
ahmen, etwa im Sinne einer ange­ schine oder für die nur auf zwei
messenen Streuung von vorher abge­ oder mehr Maschinen durchführbare
zirkelten Werten. Es kann aber - Synchronisierung von zwei oder
nicht der Sinn der E.n M. sein, mehreren Tonbändern.
solche Zeit-Schw. auf dem Tonband
millimeter- oder zentimetergetreu
nachzuahmQn, noch weniger, sie Sch�btmgen entstehen durch Über­

durch maschinelle Starre zu er­ lagerung von zwei in der Tonhöhe

setzen. Mit instrumentalem Denken eng benachbarten Tönen, die nicht

allein ist den Problemen der E.n mehr getrennt gehört werden, son­

M. nicht beizukommen.Das gilt für dern zu einem einzigen Ton mit


alle kompositorischen Dimensio­ dem charakteristischen Sc hwebungs­

nen. So würde die Möglichkeit und vorgang, einem periodisch schwan­

das Wesen E.r M. völlig verkennen, kenden An- und Abschwellen, ver­

wer argumentierte, die Frequenz schmelzen. Am besten lassen sich

440 Hz stelle keinen musikalisch;!n Schw. an Sinustönen beobachten,

Ton dar, weil der Normstimmton deren Frequenzen im mittleren

(Kammerton) a etwa bei den Violi­ Hörbereich auf weniger als 16 Hz

nen zwischen 438 Hz und 442 Hz zusammenrücken. Die sich als

liegen könne, ohne daß das Ohr im­ Lautstärkeschwankung bemerkbar


stande sei, solche Unterschiede machende Schwebungszahl entspricht

wahrzunehmen. pro sec der Differenz der beiden

Zu den technischen Schw. der E.n Grundschwingungen: „Die Schwe­

M. müssen auch die der bewegten bungsfrequenz ist gleich dem Un­


Maschinenteile bei der Aufnahme terschied der Stammfrequenzen"

'--- und Wiedergabe von Tonbändern ge- (213). Beträgt die eine Frequenz

15�

1 Hz Schwebung
16Hz
303 Schwebungssummer

440 Hz, die andere 441, und er­ nicht nur für das Stimmen von Mu­

klingen beide gleichzeitig, so sikinstru menten, sondern auch für


hört man den Schwebungsvorgang das in der E.n M. wichtige Auf­
(das An- und Abschwellen des einander-Abstimmen von - Tonfre­
Tons) einmal in der Sekunde. Bei quenzgeneratoren benutzt.
440 Hz und 442 Hz entstehen pro
sec zwei solcher deutlich ver­ SchwebungssUITlller ist ein - Ton­
nehmbarer Schwankungen, bei 440 frequenzgenerator, der Sinustöne
Hz und 443 Hz drei, bei 440 Hz erzeugt. Diese entstehen als Dif­
und 444 Hz vier pro sec usw. ferenzfrequenzen (aus Schwebun­

Schw. von 1, 2 oder 3 sec sind gen) durch zwei hochfrequente


für das Ohr das einzige Mittel, Schwingungen, von denen eine fi­
solche Tonhöhenunterschiede wahr­ xiert und die andere variabel ist.
zunehmen. Denn das Ohr ist nicht Ursprünglich als Instrument für
imstande, einen Ton von 440 Hz die Meßtechnik gebaut, wurden
von einem nicht gleichzeitig, Schw. in vielen elektronischen
sondern danach erklingenden Ton Musikinstrumenten zur Schwingungs­
von 441 Hz zu unterscheiden. Das­ erzeugung verwendet; die E.M.
selbe gilt für 440 Hz und 442 Hz, benutzt sie als Tonerzeuger für
für nicht geübte Hörer auch noch den auf Band zu speichernden
für 440 Hz und 443 Hz. Erst bei Klangaufbau, als Tonquelle für
444 Hz wird sich eine winzige Transformationsgeräte wie den -
Tonhöhenerhöhung gegenüber 440 Hz Ringmodulator und als Spannungs­
bemerkbar machen. Bei größerem quelle zur Spannungssteuerung .
Abstand der Stammfrequenzen, etwa Im Gegensatz zum RC-Generator,
440 Hz und 452 Hz, kann das Ohr der die Einzeleinstellung aller
die Einzelperioden nicht mehr hörbaren Frequenzen erlaubt, ge­
trennen; aus den Tonstößen der nügt beim Schw. die kontinuierli­
Schw. entstehen dann 11rauhe11 che Drehung eines Drehkondensa­
Klänge. Ebenso ergeben drei und tors, um alle Töne zwischen 1 und
mehr zugleich erklingende Schwin­ 20 000 Hz zu erzeugen. Unentbehr­
gungen eng benachbarter Frequen­ lich ist der Schw. deshalb für
zen keine Schw. sondern dichte, die Herstellung von Glissando­
sich reibende, rauhe, geschärfte wirkungen, Heultönen und von in
Klänge, deren sich die Komponi­ beliebigen Richtungen kontinuier­
sten E.r M. häufig bedienen. Alle lich zu durchfahrenden Tonräumen.

hörbaren periodischen Schwankun­ Der Drehzeiger zeigt, etwa wie


gen sind Amplitudenmodulationen. ein Uhrzeiger, auf einer kreis­
6 bis 8 Schwankungen pro sec er­ förmigen Zahlenskala die Tonhö­
geben ein Vibrato , das - Amplitu­ hen an, deren Frequenzen sich je­
denvibrato, das bei der exakten doch nur ungefähr einstellen las­
Periodizität der Schw. ziemlich sen. Ob der etwa auf 440 Hz ein­
mechanisch klingt. Schw. sind gestellte Zeiger diese Schwin­
frequenzabhängig und in den ver­ gungszahl wirklich anzeigt, oder
schiedenen Tonhöhenbereichen ver­ ob er eine Tonhöhe von 441, 442
schieden ausgeprägt. Bei mehr als oder von 438 vermittelt, läßt
20 Hz Abstand der beiden Stamm­ sich weder akustisch noch optisch
frequenzen werden .... Kombination�· ausrnach9n. Bgi gingr gxaktgn Ton�
töne wahrgenommen. Schw. werden bestimmung muß man die Töne des
Schwingungen 304

Schw,s mit den fest einstellbaren Musikinstrumente, deren Schallab­


Frequenzen eines RC-Generators strahlung stets einen gewissen
vergleichen oder mit einem digi­ Geräuschanteil enthält, erzeugen
talen - Frequenzzähler arbeiten. mit Ausnahme der meisten Schlag­
instrumente mehr oder weniger
Schwingungen sind zeitlich sich komplexe zusammengesetzte harmo­
wiederholende, regelmäßig wieder­ nische Schw.Unharmonisch zusammen­
kehrende Bewegungen. In der Aku­ gesetzte werden als T ongemische,
stik und Musik haben jene Schw. Kl anggemische und Geräusche cha­
die größte Bedeutung, die als rak terisiert; sie stehen in der
rein periodische aus der Wieder­ E.n M. zum erstenmal gleichwertig
holung von gleichen Abschnitten neben Tönen und Klängen.
bestehen. Die wellenförmige Aus­
breitung von Schw. wird in der Schwingungsbilder entstehen durch
Akustik als Schall bezeichnet. Sichtbarmachung elektrischer
Die einfachsten Schw. sind sol­ Schwingungen und den sich aus ih­
che mit sinusförmigem Schwingungs­ rem Aufbau ergebenden - Schwin­
verla u f1die auch als - Sinustöne gungsformen. In der akustischen
bezeichnet werden. Meßtechnik sind sowohl die bekann­
Konstituierende Merkmale hörbarer ten - Lissajous-Figuren als auch

scnw, :iind; O�zillograrnm� all�r Art unent­


die Periode (vollständige Schwin­ behrliche Arbeitsmittel (- Katho­
gung) denstrahloszillograph). Den Spek­
die Schwingungsdauer (zeitlicher trogrammen des amerikanischen -
Verlauf in sec oder ms) Visible Speech-Verfahrens kommt
die Wellenlänge (Länge einer voll­ in der Phonetik große Bedeutung
ständigen Periode) zu. Auf musikalischem Gebiet wer­
die Amplitude (Schwingungsweite, den diese und andere Verfahren
größter Abstand von der Zeit­ vor allem in Film und Fernsehen
achse) immer häufiger verwendet, um
die Frequenz (Anzahl der Schw. durch Schw. Musik in den Bereich
pro sec in der Einheit Hz) des Sichtbaren zu transponieren
die Geschwindigkeit (Wellenlänge (- Sichtbare Musik),
mal Frequenz)
die Elongation oder Ausl enkung Schwingungsformen der verschie­
(Abstand irgendeines Punktes densten Art können sich aus der
von der zei tachse) Überlagerung von sinusförmigen
die Phase (vom Nullpunkt der Zeit­ Schwingungen ungleicher Frequenz
achse aus gemessener Schwin­ und Amplitude ergeben; die Phasen­
gungszustand eines Punktes der lage der einzelnen Teiltöne ist
Wellenbewegung; Phasenwinkel auf die Empfindung der Klangfarbe
werden wie gewöhnliche Winkel ohne wesentlichen Einfluß und
von 0 - 36cP gemessen) damit praktisch ohne Bedeutung
Die Frequenz bestimmt die Tonhö­ (-Four ier-Analyse). z usammenge­
he, die Amplitude (Schwingungs­ setzte Schwingungen lassen sich
weite) die Lautstärke. Schw. au­ d urch den - Kathodenstrahloszil­
ßerhalb des menschlichen - Hör­ lographen als Schwingungsbilder
feldes werden als - Infraschall sichtbar machen oder graphisch
und - Ultraschall bezeichnet. veranschaulichen; ihre Schw. stel-
305 Semantik

len sich je nach dem definierten Klanges unabhängig von der spek­
Teiltonaufbau als Superposition tralen Umgebung verstärkt; in
von einfachen (sinusförmigen) den elektronischen Studios wird
Schwingungen beispielsweise in meist ein - Abstimmbarer Anzeige­
Dreieck-, Rechteck- oder Sägezahn­ verstärker als s. verwendet. Auch
form dar, um einige einfache, in die spannungsgesteuerten Filter
der Praxis h äufiger benutzte der Synthesizer können als S. ein­
Schw. zu nennen; ihnen entspricht gesetzt werden, da die Filterein­
eine bestimmte klangliche Er­ satzfrequenz häufig durch eine
scheinungsform. Eine dieser Schw., als 11Resonance11 oder 11Regenera­
die - Rechteckschwingung, hat tion" bezeichnete Einrichtung
schon in den Anfängen der E. n M. separat verstärkt werden kann.
in Gestalt des durch den Impuls­ Die - Präsenzfilter zählen eben­
generator erzeugten (Rechtec k-) f alls zu den S.n.
- Impulses große Bedeutung er­
langt. Mit dem Aufkommen der Syn­ Semantik (griech.), die Lehre von
thesizer, deren Klangerzeuger, der Bedeutung der Au sdrücke und
die Oszillatoren, von ihrem tech­ Zeichen, ist ein Begriff der
nischen Aufbau her verschiedene Sprachwissenschaft und der mathe­
Schw. zur Verfügi.mg �tellen, tra­ mati5chen Logik. In d@r Sprach­
ten auch - Dreieck- und - Säge­ forschung gibt die s. im besonde­
zahnschwingungen mehr in den Vor­ ren Auskunft über die Bedeutung
dergrund, vor allem dadurch, daß der Wörter, indem sie von der
ihre Schw. den Verlauf spannungs­ Erkenntnis ausgeht, daß diese
gesteuerter Modulationen bestim­ nicht die Dinge benennen, um sie
men und außerdem auf einfache mitzuteilen, daß die Wörter viel­
Weise - wiederum durch Superpo­ mehr selbst die sprachlichen Zei­
sition - neue komplexe Schw. bil­ chen sind, in denen die Dinge
den können. Unharmonisch zusam­ erscheinen. Die Benennungspro­
mengesetzte Tongemische und Ge­ bleme wurden von amerikanischen
räusche lassen sich nicht auf so Wissenschaftlern in eine synthe­
einfache Weise charakterisier en tisch orientierte allgemeine S.
und herstellen. (general semantics) übergeführt.
In jüngster Zeit wurden semanti­
Sekunde (Abk. s oder sec) ist mit sche Methoden auch von anderen
ihren Unterteilungen (etwa - Wissenschaften aufgegriffen, von
Millisekunde) das Maß für die der Sozialpsychologie, von der
Zeitmessung in der E.n M.; das Kulturanthropologie und vor allem
Meßinstrument ist die - Stoppuhr. - sich nun auch mit der Musik be­
Auch die Bandmessung in cm oder rührend - von der Informations­
mm leitet sich her von der sec, theorie( 127). Semantische Züge
denn die Bezugsgröße ist die zeigen die verschiedenen Ver-
Strecke, die das Tonband auf dem s tändlichkeitsgrade gesungener
Magnetbandgerät in 1 sec zurück­ und gesprochener Worte, die in
legt,- 38,1 cm/s, 19,05 cm/s oder solchen Abstufungen auch in der
9,5 cm/s usw. E.n M. eine erhebliche Rolle
spielen. Von der semantischen
Selektivverstärker ist ein Gerät, Sphäre zu unterscheiden ist die
das wählbare Frequenzen eines - diagnostische, in der, auch bei
Sender und Empfänger 306

völligem Ausfall der Wortbedeu­ Häufig lassen sich mehrere ver­


tungen (etwa bei einem rückwärts schiedene Steuerspannungsfolgen
laufenden Tonband) , der persön­ programmieren und speichern.
liche 'Ibnfall des Sprechenden Im einfachsten Fall wird ein dem
mit Sicherheit erkannt werden S. eingegebener Ton je nach s.­
kann. Die Reduktion des Sprachma­ �instellung in seiner Tonhöhe
terials auf nichtsemantische Lau­ stufenweise nach oben oder unten
te und Silben, wie sie etwa in hin verändert: es entsteht eine
G.Ligetis Aventures (1962) als Folge von verschiedenen Tönen,
neues Klangmaterial erscheinen, die sich als Sequenz ständig wie­
führte schon vor 1914 bei den derholt und deren Länge sich nach
russischen Futuristen und Supre­ der Kapazität des S.s richtet.
matisten sowie später im Dadais­ Die Intervalle der 'Ibnfolge sind
mus (1916) zur sprachähnlichen vom kleinsten Mikrointervall bis
Neukonstruktion von phonetischen zu etwa einer Septime frei wähl­
- Lautgedichten. bar und noch während des Sequenz­
abla ufes veränderbar. Die Ge­
Sender und El:llpfänger ist ein Be­ schwindigkeit, in der die durch
griffspaar, das in 'der - Infor­ abgegebene Steuerspannungen des
mationstheorie grundlegende Be­ S.s entstandenen Modulationen des
deutung hat und im musikalischen eingespeisten Tones erfolgen, ist
Bereich die Konstellation ,Kompo­ in einem weiten Rahmen (etwa zwi­
nist und Hörer' bezeichnet, S.u. schen 20mal pro Minute und 400mal
E. chara kterisiert genau die Kom­ pro sec) manuell oder automatisch
munikations-Situation der E.n M., (durch weitere Spannungen) konti­
in der sich der Komponist ohne nuierlich steuerbar. Einzelne Tö­
Mitwirkung eines 1Transferenten1 ne der Sequenz können aus der Fol­
(Interpreten) direkt und ohnjl Um­ ge 11herausgenommen", andere aus­
wege seinen Hörern mitteilt. - In gewählte Töne dagegen angesteuert
der Akustik werden die elektro­ werden.
akustischen Wandler Lautsprecher Die Technik, durch Beschleunigun­
und Mikrophon auch als (Schall-) gen von Tonfolgen neue Klangge­
Sender bzw. (Schall-) Empfänger bilde entstehen zu lassen, hat
bezeichnet. sich als große Bereicherung der
elektronischen Klangproduktion
Sequencer (engl .) ist ein Modul erwiesen. Der bei der Arbeit mit
des - Synthesizers
· , das sich al­ - Impulsen seit langem bekannte
lerdings nur in größeren Modellen Übergang von der Makro- in die
findet und von den verschiedenen Mikrozeit (das Entstehen von Ton­
Firmen auch als Sequential Con­ schwingungen durch beschleunigte
t roller (Moog) , Sequential Vol­ Impulsfolgen) vollzieht sich hier
tage Source (CBS) u.ä. bezeichnet auf einer anderen Ebene aus Fol­
wird. Das Gerät erzeugt aufeinan­ gen von realen Tönen. Die Konti­
derfolgende (sequenzierende) Steu­ nuität von Beschleunigungsverän­
erspannungen (je nach Typ 8, 10 derungen durch einen S. , aus de­
oder mehr) , die entweder manuell nen entsprechend kontinuierliche
eingestellt oder automatisch spektrale Modulationen entstehen,
(etwa durch einen Zeitimpulsgeber) hat erst die Produktion von be­
durchgeschaltet werden können. stimmten komplexen Schwingungs-
307 Serielle Technik

formen möglich gemacht, die durch nachwebernschen Entwicklung. 1953


(früher gelegentlich vorgenomme­ setzte sich nach dem ersten selb­
ne) bandtechnische Verfahren ständigen Webern-Abend der Darm­
nicht zu realisieren waren. Da­ städter Ferien-Kurse der von H.
durch, daß die verschiedenen Steu­ Eimert geprägte Begriff der punk­
er funk tionen bei großen Synthe­ tuellen Technik durch. Obwohl
sizern auf mehrere, voneinander ,punktuell' zur Kennzeichn �g
1
unabhängige Tastaturen 1113elegt1 musikalischer Punktstrukturen
werden können, sind sie zudem bis heute gebraucht wird, wurde
einfach und schnell durch den erst mit Paul Gredingers 1955 er­
Komponisten zu bedienen. Auch schienenem Aufsatz „Das Serielle"
externe, etwa auf mehreren Ma­ (71) das übergeordnete Kennwort
gnetbandgeräten vorliegende Klän­ für die um 1950 einsetzende zwei­
ge, können dem S. eingegeben und te Phase der neuen Musik gefunden.
von ihm - durch g roße Beschleuni­ Die Anregung dazu hatte Gredinger
gung ihrer Abfolge - zu neuen während seiner Mitarbeit im Köl­
Klanggemischen verarbeitet wer­ ner Rundfunkstudio für E.M. von
den. Als außerordentlich großer Le Corbusiers Vorschlag des „Mo­
s. ist der im Laboratorium des dulor" (1948) erhalten, einem
Universitätsstudios Utrecht ent­ „in Architektur und Technik all­
worfene und gebaute ,Variable gemein anwendbaren harmonischen
Funktionsgenerator' bekannt ge­ Maß im menschlichen Maßstab". Den
worden{208J. Von der Arbeit mit Mod ulor hat Le Corbusier als „ Ton­
S.n, die als Analog-S. f unktio­ leiter der Maße" benannt, unter
n ieren, führt ei n d i rekter Weg welcher Bezeichnung er ihn ur­
über digitale S., die computer­ sprünglich veröffentlichen wollta
ähnliche Speicher- und Steuerauf­ Le Corbusier sagt: 11Alles, was
gaben übernehmen (- Synthi 100) , gebaut, geformt, in Länge, Breite
zur Verwendung von Computern im und Umfang eingeteilt wird, hat
elektronischen Studio. den Vorteil eines Maßes, das dem
der Musik gleichwertig ist, nicht
Serielle Technik ist die um 1950 genossen ... Seit Jahrhunderten
in Gebrauch kommende Erweiterung wird dieses Werkzeug gebraucht,
der ZwölftontechnLk. Nicht v on und es genügt, die feinste Blü te
Anfang an hat der seriellen Musik des Geistes auszudrücken. Viel­
der Begriff ,seriell' zur Verfü­ leicht aber - und ich wage die
gung gestanden. Das Wort kommt Vorhersage - wird das Emporkommen
aus dem Französischen (la s€rie; des Maschinenzeitalters ein schär­
die Reihe) ; mißverständlich dabei feres Werkzeug erfordern, eines,
bleibt, daß im Französischen sehr das imstande ist, Klangordnungen
häufig ,la serie' zur Bezeichnung zu erfassen, die bis heute ver­
der Zwölftonreihe gebraucht wird. nachlässigt oder ungehört geblie­
Dagegen ist der eindeutig musik-. ben, nicht erkannt oder nicht ge­
11
technische Begriff des Seriellen, liebt worden waren.
zwischen 1949 und 1951 komposito­ Die Bestimmung des Seriellen als
risch praktiziert von Messiaen, vielschichtiges Ordnungssystem
Goeyvaerts und Boulez, zuerst in steht im geschichtlichen und sy­
Deutschland angewandt worden. Um stematischen Gegensatz zur Ein­
1950 sprach man zunächst von der schichtigkeit der Zwölftontechnik.
Serielle Technik 308

Die „klass ische" Zwöl ftontechnik hat die E.M. mit einem Schlag das
befaßt sich mit der Ordnung der Tor zur Welt der musikalischen
Tonhöhen; in der seriellen Tech­ Mikroelemente aufgestoßen. Es
nik werden nun auch die anderen führen keine allmählichen Über­
Schichten, oder, wie man auch gänge zu diesen neuen Mikrostruk­
sagt: die anderen - Parameter der turen des Klangs, weder von den
Musik dieser seriellen Proportio­ zwölf Tönen noch von den seriel­
nierung unterworfen, die Tondau­ len Daten her. Der hier vollführ­
ern, die Lautstärken, die Klang­ te „Sprung" ins unendlich Verviel­
farben, die jeweilige Klangdich­ fachte der freigesetzten Materie
te sowie manche Spiel- und An­ führt sich umweglos au f die
schlagsarten. Es ist kein Zufall, Sprengaktion des Elektronischen
daß die Gründung des ersten Stu­ zurück. Dagegen will es wenig be­
dios für E.M. im Kölner Rundfunk, sagen, daß um 1960 eine gewisse
1951, mit den Anfängen der damals neoimpressionistische Spielart
noch nicht so benannten seriellen der Orchestermusik im geräusch­
Technik zusammenfällt. Die jun­ haften Klangergebnis die E.M.
gen Komponisten, die H.Eimert 11eingeholt11 hat, - es ist jene
1953 zur Mitarbeit im Kölner Rund­ scheinbar ereignislose Statik
funkstudio heranzog (Sto��hausen, des Klangs, der unmgrklich 0�2il­
Goey vaerts, Pousseur, Gredinger, lierende Webmuster und Farbf elder
Koenig, Klebe, der sich nur orien­ aus sich entläßt, mit der Wirkung
tierende Boulez, bald darauf auch einer versteckten Polyphonie der
Ligeti, Kagel, Nilsson u.a.) wa­ feinsten Valeurs, die György Li­
ren ausnahmslos auch Instrumen­ geti „Mikropolyphonie" genannt
talkomponisten. In diesen ent­ hat. Auch dies, wenn nicht mehr
scheidenden Anfangsjahren hat seriell, hat noch seine seriellen
sich die in keinem Augenblick mit Bezüge. So hält Ulrich Dibelius
Ausschließlichkeitsansprüchen auf­ (45) fest: „Selbst eine Komposi­
· ende E. M. immer als ein Teil
tret tion, in der Reihen oder Reihen­
der seriellen verstanden, ja so­ manipulationen strengerer Obser­
gar als die eigentlich serielle, vanz nicht mehr festzustellen
deren Verknüpfungsgesetze in der sind (es gab dies schon sehr früh),
Instrumentalmusik, wie sich bald die vielleicht nur noch sehr weit­
herausstellte, auf unlösbare Wi­ läufig einige E rfahr ungen aus dem
derstände stießen. Als reine Kri­ P arameter- und Reihendenken ein­
stallisation des Seriellen ent­ bezieht, gehört dennoch in den
hüllte sich die „Reihe" mit ihrem Bereich der seriellen Musik
11 •

über die Klangmaterie ausgespann­ Seriell, ob instrumental cider


ten Netzwerk der Parameter. elektronisch, bezeichnet heute
Die E.M. ist zugleich aber auch die durch Reihenprinzipien orga­
mehr als eine bloße Erweiterung nisierte strukturelle Technik,
und Fortsetzung des Seriellen. die im Parameter-Netzwerk mehr
Der Zuwachs an Materialdifferen­ oder weniger frei verfährt und
zierung Vollzieht sich nämlich in nicht mehr dem Analogiezwang des
einer neuen, bis heute nicht er­ Alles-auf-Alles-Beziehens unter­
schöpften Dimension des Musika­ liegt.
lischen. Im entscheidenden Unter­
schied zur instrumentalen Musik
30 9 Sinuston

Sichtbare Musik wird in der jüng­ die sich wieder der Schauwirkung
sten Entwicklung eine Musik mit versichernde - Live Electronic
ungewohnten optischen Ansprüchen sowie das in Deutschland zuerst
und Wirkungen genannt. Anwendungs­ von H.U.Humpert auf das Konzert­
gebiete der S.n M. sind Fernsehen, podium verlegte 11Musizieren" mit
Film, 'nleater und das visuell ak­ einem transportablen Synthesizer.
tivierte Konzertritual, aber auch
die in Graphik verwandelte musi­ Signal ist ein Grundbegriff der
kalische Schrift mit der Konse­ - Informationstheorie. Die von
quenz reiner Lesepartituren, etwa einem Sender ausgehenden S.e wer­
in Dieter Sehnebels Lesemusik den als „Nachrichten" vom hören­
Mo-No, 1969(179), oder die mit den Menschen aufgenommen, der, im
den elektroakustischen Methoden Gegensatz zum Sender, die Funk­
des - Visible Speech-Verfahrens tion des Empfängers ausübt. Nach­
in den Bereich des Optischen richtenübertragungsketten verwen­
transponierte gesehene Musik. Die den S.e auch als Nachrichtenträ­
traditionelle Notenschrift ist ger, denen aus einem endlich gro­
keine S.M., wie ein naiver Stand­ ßen Vorrat bestimmte physikali­
punkt annehmen könnte. Denn in sche Größen aufgeprägt werden kön­
den Noten wird nicht Musik sicht­ nen. In der musikalischen Infor­
bar, sondern umgekehrt: aus ihnen mationstheorie (die es nur in be­
soll Musik hörbar werden. Über scheidenen Ansätzen gibt) ist ein
das amerikanische Klan gschrift­ Ton kein Ton mehr, sondern ein S.
verfahren und die Möglichkeit, übertrieben wirkt die Anwendung
E. M. sozusagen klang- „photogra­ des Terminus S., wenn ein informa­
phisch" aufzunehmen, hat H.Eimert tionsbeflisse ner Autor Noten oder
in einem 1956 in der Deutschen Motive von Bach, Beethoven oder
Werkbundzeitung erschienenen Auf­ Wagner bringt und sie nur noch
satz „Musik - sichtbar gemacht" s.e nennt.
berichtet( 54).
Die um 1950 von John Cage inaugu­ Singen - Gesang
rierte „Aktions"-Musik hat den
Sinn für optisches Bei- oder Sinustcn (lat, sinu�, Rundung,
Hauptwerk geweckt. systematisch Bogen) ist im übertragenen Sinne
hat M.Kagel diese neu mobilisier­ die Bezeichnung für einen Ton,
ten musikalischen Bildelemente der Schwingungen von einfachsten
szenisch und theatralisch auf dem periodischen Schwingungsvorgängen
Podium, auf der Bühne und im Film erzeugt. Die wissenschaftliche
zu unterhaltsamer oder kritisch Akustik spricht nicht vom S.,
enthüllender Wirkung gebracht sondern von einer Schallschwin­
(181). Ähnliche Tendenzen vertre­ gung mit sinusförmigem Verlauf.
ten Stücke von D.Schnebel, der Der S. , vereinfachender Begriff
auch den Terminus S.M. beigesteu­ in der elektroakustischen Meß­
ert hat(180), G.Ligeti, L.Berio, technik wie vor allem in der Stu­
S.Busotti, F.Evangelisti, H.G diopraxis der E.n M., ist der ein­
Helms, H.Otte, F.Donatoni, L. fachste Ton, den das Ohr kennt.
Ferrari sowie elektronisch reali­ In der Akustik seit langem be­
sierte Filme von J.A.Riedl. In kannt, ist der s., bevor es E.M.
diesen Zusammenhang gehören auch gab, für die Musikpraxis ohne
Sinuston 310

Bedeutung gewesen; selbst als aku­ Sekunde die Frequenz angibt, und
stischer Begriff war er dem Musi­ der Amplitude, der die Lautstärke
ker kaum geläufig. Gr aphisch kann anzeigenden, größten Auslenkung
die Sinusschwingung auf verschie­ aus der Ruhelage (mit dem Sonder­
dene Weise dargestellt werden: fall der Elongation, der Auslen­
durch die Schwingungen eines - kung in einem beliebigen Augen­
Pendels, durch die Schwingungen blick). Die Schwingungsdauer wird
einer elastisch aufgehängten M as­ mit T bezeichnet, die Amplitude
se und durch die Rotationsbewe­ mit A, die Frequenz mit f, die
gung, die von der Vorstellung den Kehrwert der leriodenzeit
ausgeht, ein Punkt bewege sich T darstellt (f ) und mit der
T
=

in einer bestimmten Zeit gleich­


Einheit Hertz (Hz) benannt wird,
mäßig auf der Peripherie eines
die Wellenlänge einer vollstän­
Kreises und entrolle auf diese
digen Periode mit A. Der Ablauf
Weise eine gleichmäßige Kurve.
der Zeitpunktbewegung wird mit
Die so entstehende Sinuskurve
dem Phasenwinkel 'P angegeben.
hat die Merkmale der eine voll­
Die Geschwindigkeit v ist gleich
ständige Schwingung bezeichnen­
der Wellenlänge mal der Frequenz
den Periode, deren Zahl in einer
V A •f.
Phase 't
9 0° 180° 270° 360°
.---.--.::���-t=--.-�����,----'-t"�,--,----,�,-----,--,

Ableitung einer Schwin­


gung von sinusförmigem Wellenlänge �
Verlauf aus der Kreis­
PeriodeT
bewegung eines Punktes (P)
Nicht nur für Hörversuche und ziertesten Klang. „Sinustöne sind
Meßzwecke, sondern vor allem für für den Komponisten von unschätz­
die E.M. werden Sinusschwingungen barem Wert"(88J. Der s. klingt
durch elektr onische Generatoren schon bei mittlerer Lautstärke
erzeugt. Im Gegensatz zu ahnungs­ und in mittlerer Tonlage ziemlich
losen Behauptungen sind Sinus­ kräftig, also durchaus nicht blaß
schwingungen musikalisch außer­ und wesenlos. Sein Hauptmerkmal
ordentlich bedeutungsvoll,und da ist die hüllenlose Direktheit des
sie allem Klingendem zugrunde Tönens(52J. Tiefe sinusartige Tö­
liegen, so bilden sie schlecht­ ne nähern sich dem Vokalcharakter
hin die Grundlage der E.n M., von u, hohe dem von i und mittle­
vom einfachen Ton bis zum kompli- re dem von a. Wie F.Winckel be-
311 Sinuston

merkt (220), hatten H.Helmholtz auch von besten Musikern nicht


und C.Stumpf bereits darauf hin­ mehr kontrollierbaren binauralen
gewiesen, daß der Elementarton, Konsonanzversuchen (Husmann(86)).
der keine Obertöne enthält - im Nichts einzuwenden ist gegen die
Unterschied zur Klangfarbe des These, daß es reine Sinusschwin­
Obertonspektrums - , eine „Tonfar­ gungen praktisch nicht gibt. Faßt
be" enthalte.Dem wäre noch hinzu­ man den S. als Element, als er­
zuf ügen, daß J.Handschin, ein in sten und letzten Baustein der Mu­
diesem Fall gewiß unverdächtiger sik auf, so kommt man sehr rasch
Zeuge, dem obertonlosen Ton nicht zu der Erkenntnis, daß das ver­
nur eine Tonfarbe, sondern grund­ meintlich Letzte, einfach und un­
1
sätzlich eine 11Klangfarbe 1 zu­ teilbar, wie es scheint, sich als
schreibt( 75). Daß der S. bei mitt­ ein Ineinandergreifen von höchst
lerer Tonhöhe und Lautstärke zu­ komplizierten Vorgängen erweist.
nächst gleichmäßig strömend und Beim s. hat man es nicht nur mit
unmodul iert klingt, hängt mit der Tonquelle, dem Übertragungs­
seiner elektrischen Natur zusam­ weg durch die Luft und dem auf­
men. Anstatt nun auf diese allge­ nehmenden Nervensystem zu tun,
meine Eigenart elektronischer sondern vor allem mit dem dazwi­

Klänge einzugehen und ihre in schen geschalteten Apparat des


ganz anderer Richtung liegenden Ohres und den verwickelten Ver­
Differenzie rungsmöglichkeiten zu hältnissen der Hörbahn. Was auf
ergründen, haben es einst die Er­ diesem unendlich verästelten Weg
finder von elektrischen Musikin­ vom Ton zum Tonerlebnis geschieht,
strumenten eilig gehabt, ihre was dabei hinzukommt oder auch un­
Klänge mit frequenzmodulierten terdrückt wird, das kann nur ein
Schwingungen zu versehen und ih­ Wissensgebiet erschließen, das
ren Konst ruktionen die falsche bei der Physik des Schalls be­
Vibratoseele einzubauen, die elek­ ginnt und schließlich in die Neu­
trische Plüschseele, die Ausdruck, rologie mündet. Auf der Mitte
Gemüt und 19.Jahrhundert simu­ dieses Transportweges, nämlich
lieren sollte(53). Der s. klingt, im verzerrenden, 11nichtlinear"
etwa im Gegensatz zum zeichne­ arbeitenden Ohr geschieht etwas
risch scharf gezogenen Obo�nton, unerwartetes: der S. befrachtet
verhältnismäßig dick und breit, sich mit den physiologisch im Ohr
und zwar ist es eine unbestimmte, gebildeten Obertönen, und da es
sich an den Rändern gleichsam dem Nervenapparat gleichgültig
verlierende Breite, ohne die fül­ ist, wo die Obertöne entstehen,
lige Rundung etwa des Harnklangs. ob im Klang oder im Ohr, so folgt
11
Das hängt wiederum zusanunen mit daraus, daß es den 11reinen Ton
dem Fehlen der Obertöne, und die­ überhaupt nicht gibt. Daß das Ohr
se eigentümliche Breite des Ton­ in jedem Fall mitmischt, bestäti­
flusses ist es auch, die eine gen auch die bei zwei zusannnen­
Tonhöhenbestimmung durch das ab­ klingenden S.en auftretenden Kom­
solute Gehör ebenso erschwert, binationstöne. Das berührt nun
wie sie dem relativen Gehör in keineswegs die musikalisch-prak­
der Intervallbestimmung bei zwei tische Brauchbarkeit von S.en im
S.en einigen Widerstand entgegen­ Sinne einer letzten elementaren
setzt, ganz abgesehen von den Einheit, denn die subjektiven
Sinuston als musikalischer Ton 312

Obertöne sind nur sehr schwach, Argumente, mit denen nichts anzu­

und die dem Intervallcharakter fangen ist, wurden kaum wieder­


so förderlichen Kombinationstöne holt. Ganz anders, wenn auch hier­
treten ohnehin erst in der musi­ zu im Grunde nur eine Gegenposi­
kalisch höheren Ordnung von zu­ tion dars tellend, verhält sich
sammenklängen auf(52). Daß der die Wissenschaft. Sie sagt näm­
reine Ton keine theoretische A b ­ lich zunächst, die traditionelle
straktion bleibt, verdankt e r so­ Musik kennt keinen S., also ist
wohl akustischen wie musikali­ er ein außermusikalischer Ton.
schen Bedingungen: er beginnt, Weiter hat die lDgik auf diesem
er setzt ein, er wird eingeschal­ kritischen Grenzgebiet zwischen
tet und ist damit bereits ein Historie und Naturwissenschaft
11verzerrter" Ton, was noch deut­ freilich nicht gereicht, denn es
licher hervortritt, wenn der Ein­ müßte nun gefolgert werden: die
schwingvorgang akzentuiert wird. E.M. verwendet S.e in jeglicher
Ähnliches gilt für alle dynami� Form, demnach muß der S. ein mu­
sehen Änderungen, die nicht mehr sikalischer Ton sein. Aber mit
solche des reinen Tons sein kön­ der 11feineren" wissenschaftlichen
nen. Entscheidend in solchen Fra­ Beweisführung steht hier der s.
gen bleibt, und dies kann nur der garnicht mehr zur Diskussion,
Praktiker beurteilen, daß S.e, vielmehr soll mit seiner musika­
die theoretisch keine mehr sind, lischen Negierung der ganzen E.n
gleichwohl so verwendet werden M. die Grundlage entzogen w erden.
können, 11als ob" sie S.e seien. F.Blume argumentierte in der MGG
Das Ohr verfährt beim musikali­ (23): „Unlebendig und nicht als
schen Hören nicht wissenschaft­ Urereignis der Musik auffaßbar.
lich differenzierend, sondern ist nur der reine Einzelton (Si­
zusammenfassend pauschal. Es nuston); dieser, der übrigens
bleibt immer wieder überraschend auch durch Verbindung mit einem
zu beobachten, daß die S.-Verzer­ zweiten kein musikalisches Ele­
rungen, soweit sie nicht extreme ment wird, kommt in der wirklichen
1
Entstellungen oder Deformationen Musik garni eh t vor. 1 Diese naiv­
enthalten, in weitem Umfang den di lettantische Annahme könnte zu
Charakter der harmonischen Klang­ dem ebenso naiven Schluß verlei-
verschmelzung wahren. ten, daß mit der Hinzufügung
eines dritten Einzeltons jenem
Sinuston als musikalischer Ton musikalischen "Urereignis" genügt
ist in der E.n M. unbeschränkt würde. Wenige Jahre später, 1959,
verwendbar, sowohl als Einzelton hat Blume dann auf Grund seines
wie in beliebiger Kombination mit unglückseligen Hauptbegriffs
anderen s.en. Er ist eine der eines „naturbedingten Tonstoffs"
Hauptgrundlagen der E.n M-. Nicht sein Pamphlet gegen die serielle
ernst zu nehmen war eine von jun­ und E.M. geschrieben(24). Daß der
gen Geräuschfanatikern ausgegebe­ S. kein musikalischer Ton ist,
ne Parole, der S. sei „tot". Ge­ hat man nun mehr als genug gele­
meint war damit der S. als ein­ sen; warum das aber so sein soll,
faches Kompositionselement, wie darüber liest man nichts außer
er in den Anfangsjahren der E.n so vagen Phrasen, er sei unkon­
M. erprobt worden ist. So plumpe trollierbar, unfaßbar, nicht ak-
313 Sinuston als musikalischer Ton

zeptierbar, im Raum nicht lokali­ zwar noch verdeckt dadurch, daß


sierbar, nicht apperzibierbar man s ich mit älterer Geschichte
und wie alle diese Scheinargumen­ vollauf beschäftigt gibt. Aber
te heißen mögen. Blume hat sich der Zeitpunkt kommt, da man auch
i n der bescheidenen Tarnung als in Würzburg oder Marburg nicht
„wissenschaftlicher Schiedsmann" umhin kann, Vorlesungen über elek­

zum omnipotenten Richter empor­ tronische Musik halten zu müssen".


1
geschwungen, auf Grund seiner Kaum wieder erreichter 11Höhepunkt1
wissenschaftlichen Autorität da­ von Blumes sich ethisch-professo­
zu berufen, die Frage zu entschei­ ral gerierender Schmähschrift war
den: 11Was ist Musik?", eine Fra­ die Bezeichnung des angeblich de­
ge, deren Beantwortung nach gu­ naturierten elektronischen Klangs
tem alten Brauch und Recht den als „teuflisch" und - gegenüber
Komponisten überlassen werden der „Musikschöpfung Gottes" - als
muß. Aber nicht mehr der Kompo­ „fratzenhaft". Wo sich der Wissen­
nist, sondern der Musikhistori­ schaftler mit dem Journalismus
ker entscheidet nunmehr, was Mu­ anlegte, kamen die unverankerten
sik sei. Allerdings hat es den Definitionen rasch ins Schwimmen,
Anschein, schreibt Clytus Gott­ so schon bei Begriffen wie 11nur
wald in einem Bericht über die Apparate", als ob Orgel, Klavier,

Deutsche Musikwissenschaft(73J, Trompete und vi�l� andere Instru­


11als sei der Primat des Histori­ mente keine 11nur ,, schallgenerie­
schen einem unaufhaltsamen Ero­ renden Apparate wären. Wer soviel
sionsp rozeß unterworfen. Blumes vom naturbedingten Tonstoff
Pamphlet ... war gleichsam der spricht, sollte hinzufügen, daß
letzte Versuch, Geschichte, der das Korrelat dazu der menschbe­
man nicht mehr genügte, aufzu­ dingte Tonstoff ist, der erst
halten. Der naturwissenschaftli­ die Musik macht. Vollends unbe­
che Aspekt, der - sei's zu Recht greiflich bleibt es, warum die
oder Unrecht - die musikalische Elektrizität nichts „Naturbeding­
Produktion durchherrschte, gebie­ tes" sein soll. Wer sie als teuf­
tet heute, da er Geschichte ge­ lisch deklariert, hat gewiß noch
worden ist, eine Modifikation der die Aufklärung vor sich.
musikgeschichtlichen Kategorien. Mit diesen überholten, tief rück­
Musikgeschichte muß, will sie ständigen und von der Geschichte
ihrem Impuls tre u bleiben, ihre endgültig auf die historischen
heilig gehüteten Voraussetzungen Nebengleise abgestellten Fragen
aufgeben: serielle, elektroni­ wird sich heute niemand mehr be­
sche, gar konkrete, kybernetische fassen, der in der lebendigen Mu­
oder stochastische Musik lassen sikentwicklung steht. Statt des­
sich mit der Kategorie des Mei­ sen kann man einen anderen ketze­
sterwerkes kaum treffen. Die ob­ rischen Gedanken nicht unterdrük­
jektive Unfähigkeit der Mehrzahl ken, denn nunmehr liegt die Über­
jener, die heute Musikgeschichte legung nicht fern, man sollte sol­
lehren - wieder verweise ich auf chen Beweisführungen, die keine
die Ausnahmen von der Regel -, sind, einmal etwas genauer auf
die Musikgeschichte der letzten den Grund gehen. Etwa in der Art,
zwanzig Jahre adäquat darzustel­ daß man eine kontrolli erb are Grup­
len, wird im gegenwärtigen Stand pe dieser zahlreichen tonalitäts-
Sinuston als musikalischer Ton 314

freudigen Sinustonverächter im dem neuerdings in Mode gekommenen


elektronischen Studio zu einer wissenschaftlichen Trick, etwas
Versuchsgruppe zusammenfaßte und autoritativ, um nicht zu sagen
sie auf vorbereiteten Fragebogen autoritär zu behaupten, ohne es
einen Hörtest von zwölf oder zu beweisen. So muß mit allem
f ünfzehn Einzeltönen ausfüllen Nachdruck wiederholt werden, daß
ließe. Das erste vermutbare Er­ der S.a.m.T. in der E.n M. unbe­
gebnis wäre wahrscheinlich, daß schränkt verwendbar ist. Gegentei­
viele von ihnen nie einen S. lige Behauptungen sind nich tssa­
gehört und noch weniger prakti­ gend, fadenscheinig, indiskutabel
schen Umgang damit gehabt haben. oder gewollt opportunistisch.
Natürlich kann jeder einen Trom­ Für den mit der Akustik nicht ver­
petenton von einem Flötenton un­ trauten Musiker treten Schwierig­
terscheiden, aber der Unterschied keiten bei der Definition von
11
zwischen einem S. und zwei oder 11Ton und 1,Klang11 auf. Zumindest
drei S.en in Naturtonabständen scheint es angebracht, sich mit
oder gar der Unterschied zwischen dieser alten, nützlichen Helm­
einem s. und dem Ton eines Oszil­ holtzschen Unterscheidung ver­
lators , wie er von Synthesizern traut zu machen. Bei der prakti­
produziert wird (die keine reinen schen Studioarbeit ergibt sich
s.e erzeugen können), oder einem die Not wendigkeit, sich ohne Um­
s. und einem Orgelton oder einem stände rasch und eindeutig über
auf einer leeren Flasche angebla­ gewisse Grundbegriffe zu verstän­
senen Ton (es gibt zahllose ande­ digen; zum wenigsten die Hälfte
rer solcher Möglichkeiten) läßt dieses akustisch oder musikalisch
sich von ungeübten Hörern kaum gern hochgespielten Problems fällt
ausmachen. Dann wäre wahrschein­ weg, wenn man einen S. S. nennt.
lich kein Ende mehr der Überra­
schungen über unsere selbstver­
ständlich und höflichkeitshalber Sinustonkanposition ist eine Kom­
anonym abgeschirmten Testpersonen. position, die außer Sinustönen
Auch wäre das Kuriosum zu beden­ kein anderes Klangmaterial ver­
ken, daß es ohne diese 11nichtmu­ wendet. Schon die ersten elektro­
sikalischen" s.e keine gehörsphy­ nischen Stücke von H.Eimert und
siologischen Untersuchungen gäbe, R.Beyer, die auf dem Kölner Musik­
die dieses Dilemma neuerdings mit fest im Mai 1953 a ufgeführt wur­
der Bezeichnung „musikalische den, benutzten Sinustöne eines
Akustik" geflissentlich verdecken nicht frequenzdefinierten Schwe­
möchten. Die akademisch wissen­ bungssummers, aber in Verbindung
schaftliche Behauptung, der S. mit bereits zusammengesetzten
sei kein musikalischer Ton oder, Schall spektren, die fertig auf
wie Th.W.Adorno sagte, ein 11vor­ Tonband von W.Meyer-Eppler (Bonn)
musikalischer Ton" - der ihm die und O .Sala (Berlin; in diesem
kalauerhafte Erkenntnis eingab, Fall für ein Hörspiel) „geliefert"
E.M. klinge 11wie webern auf der worden waren. Im Programmheft hat­
Wurlitzerorgel"(3)-, läßt sich mit te H.Eimert eine programmatische
keinem ernsthaften Argument auf­ Erklärung veröffentlicht, in der
rechterhalten. Alle dafür vorge­ es richtungweisend hieß, es sei
brachten Beweismittel beruhen auf nicht die Aufgabe der E.n M., mit
315 Sonagraph

elektrischen Spielinstrumenten der Grundschwingung errechnen.


die vorhandene Klangwelt zu imi­ Eine neuere Weiterbildung ist
tieren. Die erste nur aus Sinus­ die von J .F. Schauten benutzte
tönen bestehende serielle Kompo­ Photo-S. Bei der S. erscheint
sition war K.Stockhausens Studie der Ton als Fortsetzung einer
I, die im sommer 1953 entstand gleichsam auf Touren gebrachten
und im Oktober 1954 uraufgeführt periodischen Impulsfolge. Die Im­
wurde. Die Zusammensetzung von puls- und Zeitauffassung, wie sie
Klängen und Tongemischen aus Si­ in der seriellen Technik betont
nustönen ist ein allgemeingülti­ herausgestellt wurde, berührt
ges Prinzip der E.n M. Dagegen sich unmittelbar mit den Versu­
ist die serielle S. nur von ge­ chen von F.W.Opelt (nicht Opitz
ringer Auswirkung gewesen. Die ( 162)) , der an der rotierenden
Bezeichnung S. ist nicht ganz Scheibe bei zunehmender Drehge­
korrekt. Denn was der Hörer in schwindigkeit den Übergang von
S.en wahrnimmt, sind meist keine getrennt wahrnehmbaren Impulsen
Sinustöne, sondern, von gelegent­ zu den nichtzählbaren Schwingun­
lichen Einzeltönen abgesehen, gen der Töne demonstrierte und
fast immer strukturierte Sinuston­ 1852 eine „auf den Rhythmus der
kombinationen in Form von Tonge­ Klangwellenpulse gegründete" Mu­
mischen oder Geräuschen. Ordnungs­ siktheorie veröffentlichte(1J5).
prinzipien in solchen Kompositio­ Der impulsgezeugte Ton wurde hier
nen sind logarithmisch aufgebau­ zum Begriffsmoment der Zeit
te Tonskalen gleicher Abstände, (- Impulse) .
Intervallproportionen, Linien-
und Kurvendiagramme sowie Zahlen­ Skalen - Temperatur und Reine
ordnungen verschiedener Art. Stimmung; - Hundert-(100-)Hz-Ton

Sirene ist eine Vorrichtung zur Sonagraph (lat.-griech., Lautauf­


Erzeugung von Tönen und zur Fest­ zeichner) ist ein Gerät der elek­
legung der Anzahl von Schwingun­ tronischen Stimmanalyse, das in
gen, die ein Ton in einer be­ der Medizin der Diagnostik krank­
stimmten Zeit macht. In der älte­ hafter Veränderungen dient, neuer­
ren physikalischen Akustik wur­ dings auch in der Kriminalistik
den diese mechanischen Schaller­ bei telefonischen Erpressungsver­
zeuger, die Helmholtz in den ver­ suchen (als 11 Stimmabdruck", ana­
schiedenen S.n-Konstruktionen log dem Fingerabdruck) verwendet
von C.de la Tour, A.Seebeck1 H.W. wird. Die Stimm<1nalyse des S,en
Dove bis zu seiner eigenen Dop­ vermittelt im Bereich von 80 bis
pel-S. beschrieben hat, zur Fre­ 8000 Hz nicht nur die üblichen
quenzbestimmung benutzt. Schall­ Schwingungsbilder gesprochener
erzeuger bei der einfachen s. von werte, sondern auch die nicht
A. Seebeck ist eine vor einer Luft­ veränderbaren (nicht verstellba­
austrittsdüse rotierende Scheibe r en) charakteristischen Struktu­
mit regelmäßig (periodisch) ange­ ren, die durch den individuellen
ordneten Löchern. Aus dem Produkt Bau der Sprechorgane (Kehlkopf,
der Anzahl von Löchern auf der Rachen- und Mundhöhle, Gaumen,
Scheibe und deren Umdrehungszahl Lippen) bedingt sind. Ähnlich
pro sec läßt sich die Frequenz wie beim - Vocoder wird beim S.en
Sone 316

mit Hilfe von Filtern das gespro­ soziologisches Fragment(214), der


chene Wort nach Frequenz und Am­ früheste, auf der G eschichte der
plitude zerlegt und in Form von Tonmessung aufbauende Fachbeitrag
Informationsbits in den Speicher auf diesem Gebiet, geschrieben
gegeben. vor 1920, macht nur von ferne
und gleichsam warnend eine gele­
Sone ist im Bereich der Lautstär­ gentliche Andeutung zu der von A.
Ke ein neuerdings eingeführtes Schönberg lange vorher klar er­
Maß für die - Lautheit von Tönen kannten F rage einer möglichen ge­
und Klangvorgängen. Inzwischen schichtlichen Begrenz theit „ak­
wurde die Unterscheidung einer kordharmonischer" Musik. Die mo­
subjektiven Lautstärke im Maße derne Musik, der Th.W.Adorno ein
des Phons und der subjektiven eigenes soziologisches Kapitel
Lautheit nach Sone wieder a ufge­ gewidmet hat, besitzt weder ge­
geben, da sie - nach E.Skudrzyk sellschaftlich noch ökonomisch
- als Maßeinheiten „lediglich die Tragfähigkeit, die not wendig
als einmal nichtlinearer, einmal wäre, eine eigene soziologisch
linearer Maßstab der gleichen geschlossene Disziplin zu bilden.
subjektiven Größe Lautstärke die­ Adorno glaubt, die „losgelassene"
nen" ( 188). Technologie der jüngsten Musik
auf einen „Hang zum Basteln" zu­
Sonograrrme (lat.-griech.) sind rückführen zu können, „verwandt
optische, über die zweidimensio­ dem Sozialcharakter der Kinder",
nale Symbolik der harmonischen und in dieser kuriosen Sicht ist
Spektraldarstellung hinausgehende denn auch „der Weg vom Radiobast­
Interpretationen in drei Koordi­ ler zum Fan der Elektronik nicht
naten, welche die Schwärzungsab­ weit"(SJ. Daß die S.d.M. heute
stufungen einbeziehen. s. mit stark in den Vordergrund getre­
solchen Schwärzungsdarstellungen ten ist, beruht einerseits auf
bestimmen das neue, nicht mehr der Verbrauchtheit älterer Kate­
starre, sondern elastisch gewor­ gorien wie Ästhetik, Psychologie,
dene Zeitbild „photographierter selbst Geschichte, andererseits
Musik" nach den Diagrammen des auf der Hoffnung und dem Wunsch
Visible Speech-Verfahren(139J. nach gesellschaftlich durchgrei­
fenden Veränderungen. Nicht über­
Sound-8pektrptraph wird die Appa­ sehen werden sollten die Vorläu­
rat ur zur Herstellung einer aku­ fer von radikalen Positionen wie
stisch realen Klangschrift nach der Erzfuturist F.T.Marinetti,
dem amerikanischen - Visible der 1909 emp&ahl, alle Professo­
Speech-Verfahren genannt. renkunst zu vernichten und alle
Akademien in Schutt und Asche zu
Soziologie der Musik ist als Ge­ legen(ll) oder wie der vergesse­
schichte der musikalischen Gesell­ ne, auf einem Foto in G.Vriesens
sc haftsformen eine noch unferti­ Macke-Biographie irrtümlich als
ge, entweder spekulativ durchsetz­ Anton v. Webern vorge ste 11 te Kom­
te oder in Einzelstudien zerfal­ ponist Thomas v. Hartmann(63J,
lende Wissenschaft, über die eine der 1909 die verloren gegangene
umfangreiche Fachliteratur vor­ Musik zu W.Kandinskys einzigem
liegt(104, 105). Max Webers musik- Bühnenwerk 11Der gelbe Klang" kom-
317 Spannungssteuerung

panierte und zum 11Blauen Reiter" Sp.n unterschieden: Geräte, die


von 1912 den Aufsatz „Über die unmittelbar und ausschließlich
Anarchie in der Musik" beisteuer­ Steuerspannungen produzieren (wie
te(94). zu den Utopien mancher etwa der - Sequencer o der der -
jüngerer Komponisten gehört der Envelope Generator), solche, de­
Glaube, mit neuen Materialordnun­ ren Signale sowohl als Audiofre­
gen der Musik könne zugleich das quenzen wie auch als Steuerspan­
lbdell für neue Gesellschaftsord­ nungen benutzt werden können (et­
nungen gefunden werden. Unver­ wa die meisten Oszillatoren) und
gleichlich aufschlußreicher ist diejenigen Einrichtungen, die
die schon bei Max Weber vorge­ Steuerspannungen mittelbar, erst
prägte Soziologie der 'Ibnsysteme. nach Umwandlungsprozessen von
Das „gefrorene 11 temperierte Ton­ gegebenen, andersartigen Signalen
system wieder 11aufzutauen11, ha­ abgeben (beispielsweise ein -
ben sich zahlreiche-Tonbestim­ Envelope Follower oder - Con�er­
mungstheoretiker bis zu J.Yasser ter).
(223) und K.Blaukopf(22) hin an­ Im Bereich der Synthesizer werden
gelegen sein lassen. Aber ihre die verschiedenen Sp.n häufig aus
Bemühungen scheitern daran, daß schaltungstechnischen Gründen nur
sie praktisch nicht verwirklicht danach be\\rteilt1 ob interne (sy­
werden können und daß Anhaltspunk­ stemimmanente) oder externe (von
te über denkbare Differenzierungs­ außen zugeführte) Spannungen vor­
grade nicht einmal vermutet wer­ liegen. Eine gewisse Sonderstel­
den können. Die auf dem Allton� lung nehmen die Synthesizer-Ta­
prinzip beruhende E.M. bildet staturen ein, die Gleichspannun­
keine Tonsysteme, aber sie könnt.e gen abgeben und häufig als letz­
alle vorhandenen mühelos nachah­ tes Glied einer Kette von nach­
men. Weit darüber hinaus aber einander in Funktion genommenen
funktioniert sie in diesem Falle Sp. n eine gewisse „Schluß-Steue­
einzig legitim in den neuen elek­ rung" ausführen.
tronischen Klangdimensionen von
Tongemischen und Geräuschfarben, Spa.nnungssteuerung (engl. Voltage
die aus Einzeltönen zusarrnnenge­ Control) ist das Prinzip, die
setzt sind, aber als solche vom Funktion eines Gerätes so zu len­
Ohr nicht unterschieden werden. ken, daß zur Veränderung der Ein­
stellung kein manueller Eingriff
8pannungskontrolle wird in der am Gerät selbst notwendig ist;
Literatur zur E.n M. gelegent­ die Sp. ersetzt die Handbedienung
lich als wörtliche Übersetzung durch eine elektrische Bedienung
des engl. 11Voltage Control11 an­ mittels - Steuerspannungen. Die­
stelle des den Sinn des Begriffs ses System setzt das Vorhanden­
genauer wiedergebehden Terminus sein von - Spannungsquellen wie
- Spannungssteuerung verwendet. von Geräten voraus, die auf 11an­
gelegte" Spannungen rea gieren.
8pannungsguelle (engl. Voltage SOlche Geräte versieht man mit
Source) ist im Bereich der - dem Zusatz ,,Voltage Controlled"
Spannungssteuerung jedes Gerät, (Abk. VC, spannungsgesteuert bzw.
das Steuerspannungen abgibt. In spannungssteuerbar). Die zur Sp.
der Praxis werden drei Arten von notwendigen Spannungen sind so
Spannungssteuerung 318

niedrig (maximal 10 bis 15 Volt), der Frequenz der Steuerspannung.

daß sie etwa von Taschenlampen- Ist eine alternierende Spannungs­

Ba tte rien abgegeben werden könn­ folge nicht erwünscht, so kann

ten. Ein „Voltage Controlled ein zwischengeschaltetes Dämp­


Oscillator" (Abk. VCO, spannungs­ fungsglied (engl. Attenuator) die

gesteuerter Oszillator) beispiels­ Wechselspannung kontinuierlich

weise hat eine Empfindlichkeit zur Gleichspannung modifizieren.


von 1 V pro Oktave; er verdoppelt Erreicht eine Wechselfrequenz
seine Frequenz bei einem Span­ einen bestimmten Wert, kann sie

nungsanstieg von +1 V und hal­ als beispielhaft für ein Charak­

biert sie bei einem Spannungsab­ teristikum der Sp.s-Technik gel­

fall von -1 V. Entsprechend las­ ten, das darin besteht, alter­

sen sich etwa VC-Verstärker zur nierende Veränderungen so zu be­

Modulation der Lautstärke oder schleunigen, daß das Ohr nicht

VC-Filter zur Klangfarbenmodula­ mehr in der Lage ist, die einzel­

tion steuern. Die Sp.s-Technik nen Ereignisse als solche wahrzu­

kann durch eine Vielzahl von ver­ nehmen, und auf diese Weise (ana­

schied enen Geräten in der Ausrü­ log zur raschen Bildfolge des
stung eines elektronischen Stu­ Films) neue Klänge entstehen ( ­

dios vertreten sein; meist be­ Makrozeit - Mikrozeit). Auf ein

dient man sich allerdings eines wichtiges Gebiet der Klangpro­

einheitlichen Systems, beispiels­ duktion begibt man sich, wenn


weise eines - Synthesizers, des­ eine Frequenzmodulation nicht nur
sen Funktion wesentlich vom Prin­ von einer Spannung gesteuert wird,

zip der Sp. bestimmt ist. sondern wenn mehrere Steuerspan­


Steuerspannungen können von abso­ nungen sich überlagern, die kom­
lut gleichbleibender Spannung ponierbare verschiedene Frequen­
bis zu höchstfrequenten Wechsel­ zen, Formen und Spannungswerte
spannungen reichen; werden sie haben können. Durch solche Mi­
von Oszilla toren erzeugt, die schungen entstehen unregelmäßige
verschiedene Schwingungsformen und bei entsprechender Beschleu­
abgeben (meist Sinus-, Dreieck-, nigung äußerst dichte Regelkurven,

Rechteck- und Sägezahnschwingun­ die um so komplexer werden, je

gen), so können deren charak·teri­ mehr Parameter gleichzeitig mitge­


stische Verläufe für Sp.en verwen­ steue rt werden. Denn Sp.en können

det werden. Die alternierenden auch synchron, zur gleichzeitigen

Spannungen bewirken etwa bei Steuerung etwa von Frequenz-, Am­


Frequenzmodulationen entsprechend plituden- und Filtermodulationen

alternierende Tonhöhenveränderun­ durch ein und dieselbe Steuer­

gen. Die durch eine niederfrequen­ spannung durchgeführt werden, -


te sägezahnförmige Spannung ge­ vom seriellen Standpunkt aus be­
steuerte Frequenz beispielsweise trachtet eine Idealvorstellung.

verändert sich linear nach oben, Über die Erzeugung von separaten
fällt plötzlich auf ihren ur­ Klängen hinaus können vollständi­
sprünglichen Wert zurück, steigt ge und autonome musikalische Ab­
wieder an usw. Die Häufigkeit läufe durch Sp.en realisiert oder
dieses Vorgangs, bezogen auf die in bestimmter Weise bearbeitet
Zeiteinheit 1 sec, heißt Wechsel­ werden. Soll beispielsweise eine
frequenz; sie ist abhängig von vorprodu zierte Struktur mit einer
319
Spektrale Modulation

gemeinsamen Hüllkurve versehen schung von Klängen und Klangver­


werden, die nicht im einfachen bindungen. Von solchen Me thoden
11crescendo11 oder 11decrescendo11 ist es kompo sitorisch nur noch
verläuft, sondern unregelmäßiger ein verhältnismäßig kleiner
Natur ist, erweist sich eine ma­ Schritt, sozusagen vom Analogen
nuelle Regelung häufig als zu un­ ins Digitale, Steuerprogramme
genau oder ganz undurchführbar; vom Computer abzurufen und diesen
nur ein Verstärker, von den ent­ schließlich so zu programmieren,
sprechenden S p annungen gesteuert, daß er Kompositionspläne entwirfL
wird einen solchen Vorgang exakt Diese Entwicklung setzt beim Kom­
realisieren und vor allem belie­ ponisten allerdings die Fähigkeit
big oft in immer gleicher Präzi­ voraus, 11in sich hineinschauend"
sion wiederholen können (- Reg­ seine musikalischen Ideen genau
ler). In ähnlicher Weise gestal­ erkennen, Denkprozesse 11katalo­
ten VC-Filter, durch ablaufende gisieren" und schließlich zum
Spannungsfolgen gesteuert, klang­ Computerprogramm formulieren zu
liche Varianten einer Struktur; können.
ebenso sind Phasenverschiebungen
oder Kanalverteilungen steuerbar. 8pannungsverstärker -· Verstärker
Solche Anwendung von Sp,en hat
schon den Charakter des Program­ 8peicher - Schallspeicher
mierten, und die Möglichkeiten
der - Aufzeichnung und der - 5pektralanalyse - Frequenzanalyse
Transformation von Steuerspannun­
gen können schließlich regelrech­ 5pektrale M::xiulation liegt bei
te Sp.s-Programme entstehen las­ zusammengesetzten Schwingungen
sen, die, z u einem beliebigen vor, wenn Grundton und Oberschwin­
Zeitpunkt abgerufen, in der Real­ gungen so moduliert werden, daß
zeit ein elektronisches Stück beide unabhängig voneinander ver­
mittels der Sp.s-Apparatur er­ ändert werden können. Das ge­
klingen lassen. Diese Situation schieht durch die Erzeugung der
versetzt einen Komponisten in Teiltöne mittels einzelner Genera­
die Lage, eine „indirekte Metho­ toren, denen Lautstärkere�ler zu­
d�11 (G.M.Koen:Lg) des Kompanie­ geordnet sind, oder durch die von
rens zu wählen, indem er Span­ einem - Ringmodulator bewirkte
nungskurven erzeugt, diese evtl. multiplikative Mischung, aus de­
transformiert und mit dem Resul­ ren Nomogramm sich die jeweilige
tat spannungsgesteuerte Geräte Mischform ablesen läßt. Es han­
zum Klingen bringt; er produziert delt sich dabei nicht um ein in­
und kontrolliert nicht mehr den tervallgenaues Transponieren,
Klang selbst, sondern erzeugt sondern um eine tiefgreifende,
unhörbare Spannungskurven, deren die Summen- und Differenzfrequen­
Wirkung auf musikalische Parame­ zen kombinierende Klangumwandl mg,
ter er als Ergebnis der Opera­ die als Sp.M. durch den periodi­
tion hört. 11 Span tanes Komponie­ schen oder unperiodischen Verlauf
1
ren 1 , soweit im Bereich der E.n eine Fülle von teils definierba­
M. überhaupt denkbar und vorstell­ ren, teils unbestimmten Klängen
bar, weicht hier endgültig einer erzeugt und deshalb auch als -
gewissen Systematik der Erfor- Klangfarbenmodulation bezeichnet

wird.
Spektrogramme 320

8pektrogramrre sind sichtbar ge­ sich die auf Oktavlagen umgerech­


machte Aufzeichnungen von Schall­ nete Planetendistanztonleiter
vorgängen, deren spektrale Zu­ von Hans Kayser(99)- unter Berück­
sammensetzung auf einer Drehwal­ sichtigung der En tfernungsvarian­
ze vermittels lichtempfindlichem ten in den Grenzen des ellipti­
Film oder elektrochemisch präpa­ schen Perihels und Aphels - in
riertem Papier festgehalten wird. Sinustönen darstellen ließ, hörte
Das optische Ergebnis vermittelt er zu seiner Verwunderung als Sph.
das Bild einer exakten Klang­ nicht das erwartete harmonische
schrift, die nichts ausläßt, was Klanggebilde der „Himmelsganzheit",
das Ohr nicht hört. Die Aufzeich­ sondern ein unharmonisches, glok­
nung von Sp.n erfolgt nach dem kenartig-stationäres Tongemisch
.amerikanischen Visible Speech­ ( 56) •

Verfahren (-Abb. Visible Speech­


Verfahren). Sphärophon nannte J.Mager sein
1926 in Donaueschingen vorgestell­
Spektrum - Frequenzspektrum tes elektronisches Musikinstru­
ment, das technisch ähnlich wie
Sperrbereich bezeichnet den ge­ L.Theremins - Ät herwelleninstru­
filterten Frequenzbereich, der ment funktionierte. Der Mißerfolg,
bei der Arbeit mit einer - Band­ der dem Instrument besc hieden
sperre unterdrückt wird. Je nach war, und die Konkurrenz durch The­
Typ des Filters ist der Sp. als remin veranlaßten Mager, ein er­
ein bestimmtes Intervall fixiert weitertes, mehrstimmiges (heute
(etwa als Oktave oder Terz) , oder ebenfalls vergessenes) „Sph. II"
seine Grenzfrequenzen können nach zu ba uen(144). Die sich anschlie­
einer Normskala auf vers chiedene ßende Entwicklung des - Partitu­
Intervalle eingestellt werden. rophon war Magers letzte Instru­
mentenkonstruktion.

Sphärenharmonie ist ein zur Ge­


schichte der musikalischen Phan­ 8pielinstrUI1'ente - Elektronische
tasmen gehörender Begriff der Musik instrumente
antiken und mittelalterlichen
Musikspekulation, der davon aus­ Sprache und Musik - Musik und
geht, daß die Gestirne bei ihrer Sprache

Bewegung Töne hervorbringen und


eine 1,Sphärenmusik" erzeugen. Sprachklänge sind Klänge, die in
Diese Annahme, für die es keine der E.n M. aus dem Spektrum des
Belege realer Klangvorstellungen gesprochenen W ortes gewonnen wer­
gibt, geht von der Vorstellung den. Die in der Musik b isher un­
aus, die Welt als Ganzes sei nach bekannten Sp. treten als neuarti­
denselben einfachen Zahlenverhält­ ges Klangmaterial, das sich durch
nissen geordnet, die auch der Farb igkeit, Vielfalt, Differen­
Welt der Töne zugrundeliegen. Zu­ ziertheit und organische B iegsam­
letzt hat der Astronom J.Kepler keit auszeichnet, immer stärker
1619 von der Harmonia der Plane­ in den Vordergrund. Ein vieler­
tenbewegung gesprochen. Als vor probter Sonderfall semantisch­
Jahren ein Anhänger harmonikaler diagnostischer Sp. sind die mög­
Lehren ins Kölner Studio kam und lichen Abstufungsgrade im Bereich
321 Sprachkomposition

noch verständlicher und nicht feinster Abstufung. In diesem

mehr verständlicher Sprache. Vor­ Mundhöhlenklangraum kann der zu­

aussetzungen für solche spektra­ rückgehaltene Atemstrom auch stän­

len Zerlegungen sind Bandaufnah­ dig und rasch unterbrochen und in


men der gesprochenen Wörter. Da­ ein gleichsam klangfarbenmelodi­

bei ist es nützlich zu wissen, sches Zäpfchen-Staccato umgewan­


wie Sprache und Sprechen funktio­ delt werden (- Zitterlaut R). Ein

nieren, wie sie akustisch und solches Beispiel bezeichnet gera­

physiologisch beschaffen sind, de in seiner Spezialisierung die


und wie sie sich bildungsgesetz­ ganze Weite elektronischer -

lich der Musik einfügen. Sp. beru­ Klangproduktion, informiert zu­

hen auf den Frequenzspektren der gleich aber auch über den Anteil

ihnen zugrundeliegenden Laute. der mitgestaltenden - Phantasie

Sie sind spektrale Ausschnitte des Komponisten.

aus gesprochenen Wörtern, können


aber auch unmittelbar aus - 5prachkc:rnposition gehorcht den
Sprachlauten gebildet werden. Sp. Normen der Llteratur oder der Mu­
aus einem Einzelwort oder aus sik, die unter dem Gesichtspunkt
Wörtern zeigen ein bewegtes klang­ des beiden Sphären angehörenden
liches Geschehen an; Laute haben Klangmaterials in neue Beziehun­
eher stationären Charakter. Aus­ gen zueinander treten. Die sinn­
gefilterte Teile von Wort- und fälligsten Beispiele einer sol�
Lautspektren lassen sich, ohne chen nichtsemantischen, auf die
daß ihre Herkunft noch bemerkt Regelgrammatik verzichtenden
werden kann, musikalisch klassi­ Transformation finden sich in den
fizieren; sie erscheinen als um­ - Lautgedichten, in aenen sprach­

fassender, variabler, nicht genau liche Phänomene den musikalischen

eingrenzbarer Bestand, bei dem es Klangschichten strukturell zuge­


zwischen Klang, Tongemisch und ordnet werden. Die andere Möglich­
Geräusch keine scharfe Abgrenzung keit der Sp. besteht darin, aus

gibt. Sp. sind demnach ausgefil­ dem Sprachkontinuum weitgespann­

terte Frequenzspektren, die durch te Sprachgebilde mit allen imma­

Lagebeziehungen (hoch und tief) nenten Klangvarianten zu bilden,


und durch spezifische, hauptsäch­ und zwar so, daß eine Art imagi­

lich von den - Formanten bestimm­ närer - Semantik entsteht, die

te Klangfärbungen charakterisiert nicht logischen, sondern poeti­

werden. Ein weiteres, noch wenig schen C harakter hat. Die 1932 ver­
bekanntes Feld der Sp. öffnet öffentlichte Sonate in Urlauten
sich bei eigener Klangfärbung der von Schwitters steht in der Mitte
Laute durch Veränderung des Mund­ zwischen Lautgedicht und neuer
höhlenraumes und analoger Betei­ phonetischer Sprachform. Vorbild
ligung der Sprechorgane. Man hau­ einer musikalisch konzipierten,
che im zusanunenhängenden Atem­ zu Tonmalerei und Onomatopöie nei­
strom nacheinander verschiedene genden Dichtung sind James Joy-
Vokale, etwa A E I 0 U. Auf Ton­ ce 's Ulysses und Finnegans Wake,
band genommen und entsprechend an deren organisierten Kla�gauf­

verstärkt ergibt das organisch bau und kettenhaf te Assoziations­


ineinander gleitende Klangfarben­ verschach telung das phonetisch­
.
gebilde von großer Vielfalt und elektronische Stück Th ema
Sprachlaute 322

(Omaggio a Joyce, 1958) won Lucia­ den Sp. aufgedeckt wird. Grundle­
no Berio und das ganz dem Sprach­ gend wichtig sind dabei die phy­
bereich angehörende, in H.Eimerts siologischen Momente. Die Erzeu­
WDR-Studio produzierte Werk Fa:m' gung der Sp. erfo lgt durch die
Ahniesgwow (1959) von Hans G Lunge, die Bronchi en, Stimmbänder,
Helms anknüpfen. In Eimerts den K ehlk opf , den Rachen und das
Epitaph werden die Verse von der „Ansatzrohr" (-Mund und Nase).
Mitte des Werkes an Zeile für An den Schwingungsvorgängen kön­
Zeile umgestellt, die erste Zeile nen Zunge und Zäpfchen beteiligt
wird vom Sprecher selbst (nicht sein, ebenso Gaumen, Zähne und
auf Tonband) rückwärts gespro­ Lippen. Die Klangfarbe beim Spre­
chen; aus der Höhe accelerando chen wird im wesentlic he n von
und glissando herabstürzende Wor­ den Resonanzen des Ansatzrohres
te entrollen sich zu normalem bestimmt. Die Sp. werden als
Sprechtempc. Zahlreiche Vokal­ stimmhafte und stimmlose unter­
partien bei Stockhausen wahren schieden. Träger der Sprache sind
einen nichtsemantischen Wortzu­ überwiegend die stimmhaften Voka­
sammenhang, allerdings nur in le A E I 0 U sowie die Diphtonge
nichtelektronischen, instrumen­ Au Ei Ai Eu. Bei der Erzeugung
tal-vokalen oder rein vokalen dieser Vokale ist die Stimmband­
Verbindungen. I n zahlreichen Wer­ schwingung di e e igentli che Schall­
ken verwendet Kagel Elemente der qu e ll e ; es sind periodisch aufge­
Sp. , zuerst in dem Werk Anagrama baute Klänge. Bei den stimmhaften
(1957/58), das in den vier Spra­ Konsonanten L M N R wirken mehre­
chen Deutsch, Französisch, Ita­ re Schallquellen zusammen: Stimm­
lienisch und Spanisch phonetische bänder, Ansatzrohrresonanzen und
und semantische Umwandlungen Geräuschbildungen an Stellen des
bringt, um neuartige Farbklänge eingeengten Luftstroms. Die Klang­
zu gewinnen. Der junge deutsche bilder der stimmhaften Konsonan­
Komponist L.Rink erzielte in sei­ ten sind nicht rein periodisch.
ner halbstündigen Sp. Eigentum Auf einer Amplitudenmodulation
und Recht und Freiheit (1973) des Stimmbandklangs durch die me­
neue Wirkungen im Verhältnis von ch anischen Schwingungen der Zunge
klanglichen und semantischen beruht der - Zitterlaut R. Bei
Strukturen durch die konsequente stimmlosen Konsonanten sind die
Anwendung der modernen spannungs­ Stimmbänder nicht in Funktion; es
gesteuerten Apparaturen des Köl­ werden, bei fehlenden Grundtönen,
ner Hochschulstudios. (s.S .427 f.) nur die Formantgebiete erregt.
Die Reibe- oder Zischlaute s F
8prachlaute sind für die E.M. von und S ch sind komplizierte Bildun­
Bedeutung, weil s ie die Grundele­ gen unter Beteiligung von Zungen­
mente der musikalisch verwert­ spitze, Schneidezähnen, Oberzäh­
baren - Spra chklänge enthalten. nen und Unterlippe. Das H konsti­
Wie Sprachklänge beschaffen sind, t uiert sich als Strömungsgeräusch
wie sie als ausgefilterte Fre­ in der Stimmritze. Die Schaller­
quenzspektren tönende Gestalt zeugung der explosiven Konsonan­
annehmen, wie sie ,klingen', kann ten erfolgt durch Eigenschwingun­
analytisch nur erfaßt werden, gen des Ansatzrohres bei Veren­
wenn der Unterbau der fundieren- gung (B D G ) oder Erweiterung
323 Spreizung/Pressung

(P T K) der Stimmritze. Alle Voka­ lation nicht mehr erkennen läßt.

le und stimmhaften Konsonanten,


die durch die Stimmlippen im 5prechkopf (auch Aufnahme- oder

Kehlkopf gebildet werden, enthal­ Aufsprechkopf) des Magnetbandge­

ten eine bestimmte, durch die Re­ rätes dient der Aufzeichnung von

sonanz der Hohlräume hervorgerufe­ Schallvorgängen; bei Studiogerä­

ne Klangfärbung, bei der gewisse, ten ist er mit dem - Lösch- und­

als - Formanten bezeichnete Ge­ Hörkopf in einem gemeinsamen

biete der Oberwellen verstärkt Kopfträger getrennt angeordnet.

werden. Der Spr. magnetisiert das Tonband


in Verbindung mit der - Vormagne­

Sprechgeschwindigkeit (oder tisierung proportional zu den Am­

Sprechtempo) hat eine in der Phy­ plituden und Frequenzen des zu

siologie des Ohres begründete speichernden Signals. In der Re­

Sc hn elligkeitsgrenze·, die an eine gel ist bei jeder Aufnahme der

konstante Zeiteinheit von 50 ms Löschkopf automatisch miteinge­


1/ schaltet (-Magnettontechnik).
= 20 sec gebunden ist (- Pho­
nem). Diese Zeitkonstante, von
F.Winckel auch als Integrations­ 8prechtonhöhe liegt nach W.Kaegi

zeit des Ohres bezeichnet(220) , (88) im Normalfall der männlichen

bestimmt bei optimalem Sprechtem­ Stimme bei etwa 158 Hz (ungefähr

po die La uteinheit der Sprache. es), im Falle der weiblichen Stim­

Es geht dabei um die Frage, mit me bei etwa 210 Hz (ungefähr as) •

welcher Schnelligkeit die Sprach­ Die Spr. ist nicht linear festge­
laute aufeinanderfolgen müssen, legt; sie schwankt in ständig be­
wenn sie noch getrennt als Vokale lebender Modulation nach o ben und
und Konsonanten wahrgenommen wer­ unten. Der Umfang der Spr. der
den sollen. Man kann sich diese männlichen Stimme umfaßt unge­

Verhältnisse am einfachsten an fähr einen Frequenzbereich von

einem langsamer o der schneller 105-210 Hz, derjenige der Frauen­

laufenden Sprechtonband verdeut­ und Kinderstimme einen solchen

lichen. Bis zu 20% Beschleunigung von 158-316 Hz. Ausschlaggebend

oder Verlangsamung des Bandes für die Färbung der Vokale sind

wird das Verstehen der Sprache die Bereiche ihrer - Formanten.

nicht beeinträchtigt, o bwohl hier Die Spr. kann nicht über dem
bereits eine Klangfarbenmodulation u-Formantbereich liegen. In der

eintritt, die es unmöglich macht, E.n M. werdsn __, SprachklJngG aug


den Sprecher selbst als individu­ den Grundelementen der - Sprach­
ellen Stimmträger noch wiederzu­ la ute entwickelt.
erkennen. Bei weiter verkürzter
Zeitkonstante wirkt die Sprachar­ Spreizung/Pressung (oder - Stau­

tikulation künstlich überspitzt, chung) bezeichnet in der Studio­

bis sie schließlich in zirpende, te.chnik eine in das Klangbild

schwirrende Geräuschfolgen über­ entscheidend eingreifende Umfor­

geht. D agegen tritt bei verlän­ mung, die bei langsamer oder

gerter, zeitlich auseinanderge­ schneller laufendem Tonband ent­

zogener Spr. ein Effekt des Ver­ steht und die Zeitstruktur, die

wischens auf, der den Zusammen­ Tonlage und die Klangfarbe verän­

hang der dumpf gewordenen Artiku- dert. Sp./Pr. ist identisch mit
Spur 324

dem Begriffspaar - Dehnung/Ra f­ Statistische Fonnkriterien beru­


fung. hen in der seriellen, nichtseriel­
len und E.n M. auf der Festlegung
� ('Ibnspur) bezeichnet in der eines bestimmten Elementenreper­
Magnetbandtechnik die Breite der toires, aus dem die Einzelelemen­
Aufzeichnung, die ein Sprechkopf te nach Methoden statistischer
auf dem 'Ibnband „hinterläßt". Verfahrensweisen ausgewählt und
Die einfache Bespielung eines angeordnet werden. Grundlegend
normalen 1/4-Zoll-Bandes in vol­ im Sinne des hier verallgemeiner­
ler Breite gibt das allgemeine ten mathematischen Begriffs der
Bezugsmaß an, die sog. Vollspur­ Statisti� ist die Austauschbar­
aufzeichnung. Die Aufteilung des keit der Elemente und Elementver­
Tonbandes in zwei oder vier Sp. en, bindungen in Gestalt uon Element­
die durch sogenannte Trennspuren bündeln, Elementgruppen und Struk­
von ca. 0,75 bis 2 mm Breite ge­ turen. St.F. sind in verschiede­
trennt sind, wird als Halb- bzw. nem Maße an den Zufall gebunden,
Viertelspurtechnik bezeichnet. sie sind, wenn Zufall nicht Will­
In den Tonstudios werden heute kür ist, definierte, wenn auch
fast ausschließlich 1/4-Zoll-Bän­ in gewissen Grenzen Sp ielraum ge­
der (zur mona uralen und stereopho­ währende Funktionen nach Grund­
nen bzw. zweikanaligen Aufzeich­ sätzen der Häufigkeit, der zeit­
nung) und 1-Zoll-Bänder (zur Auf­ lichen Verteilung und der freien
zeichnung von vier Vollspuren Folge von Elementen. Strukturen
durch das - Vierspurmagnetbandge­ dieser Art werden nicht durch ge­

rät) benutzt. Selten sind die in naue Zeit- und Tonhöhenangaben ,


A merika verbreiteten 1/2-Zoll­ sondern als statistische Durch­
Zweispur-Bänder anzutreffen. schnittswerte charakterisiert,
Achtspurmagnetbandgeräte verfügen wie sie K.Stockhausen beschrieben
auf 1-Zoll-Band über 8 Halbspu­ hat(191). Bei J.Cage sind die
ren, Sechzehnspurmaschinen auf Elemente innerhalb einer ganzen
2-Zoll-Band über 16 Halbspuren. Komposition oftmals frei aus­
In allen Mehrspurtechniken muß tauschbar; vor dem willkürlichen
eine große - Übersprechdämpfung Zufall bewahrt sie die Bindung
vorgesehen sein, damit eine 11sau­ an den festgelegten Befund des
bere" Sp.en-Trennung erreicht E lementenrepertoires. Bei der In­
wird. terpretation kommt das Ungenaue
dieses Verfahrens in der von J.
Stationärer Klang ist eine in der Cage und E. Brown ang.e.wam'lten -
Studiopraxis gebräuchliche, aku­ Zeitstreckenschrift zum Ausdruck,
stisch nicht ganz korrekte Be­ in welche der Unsicherheitsfaktor
zeichnung für einen gleichmäßigen, von statistischen Schwankungen
stehenden, sich während seiner miteinkalkuliert ist. Aus dieser
Dauer nicht verändernden Klang. Notationsweise hat sich dann fol­
Akustisch hat jeder Klang einen gerichtig die Methode entwickelt,
- Ein- und Ausschwingvorgang; für ein bestimm tes , in der Dauer
zwischen beiden liegt der statio­ festgelegtes Zeitfeld nur die An­
näre Anteil des Klangs. Analog zahl der zu spielenden und belie­
dazu wird dann der Klang selbst big zu verteilenden Töne anzuge­
als stationär bezeichnet. ben.
325 Stereobasis

Am St. werden sie unabhängig von


ihrem Standort im Studio mitein­
II• ander verbunden. Geräte, die sehr
.
häufig benutzt werden, etwa die
Die Struktur ergibt sich hier als Magnetbandgeräte oder bestimmte
Elementensumme, die in ein Zeit­ Lautsprecher, sind im St. „fest
feld gestellt wird. Statistische verdrahtet" (leitungstechnisch
Verfahren in der Musik bilden fest installiert) , so daß sie bei
keinen eigenen Parameterwert. In einer Benutzung nicht ständig
der E.n M. sind sie nicht an die wieder verbunden (gesteckt) wer­
Tonelemente gebunden, sie können den müssen, sondern a utomatisch
ebenso, was in der Instrumental­ zur Verfügung stehen. And:eEe,
musik zu großen kompositorischen beispielsweise die Transforma­
Schwierigkeiten führen müßte, um tionsgeräte, deren Zusammenstel­
die Parameterschichten der Klang­ lung sich häufig ändert, müssen
farben, Tongemische und Geräusche im Bedarfsfall besonders gesteckt
erweitert werden. werden. In bestimmten Bereichen,
etwa für die Arbeit mit vielen
Stauchung (auch Pressung, Raf­ gleichartigen Elementen, hat sich
fung) bezeichnet eben so wie Deh­ anstelle des St.es das - Kreuz­
nung und Spreizung eingreifende schienenfeld durchgesetzt.
ÄnderungeQ im Bereich der Zeit­ Ein St. stellt sich gelegentlich

und Fr equenzskala. Da mit ihnen, als ein Ebenbild des - Mischpul­


bei schn ellerer oder langsamerer tes, seiner Einzelregler und Ka­
Bandgeschwindigkeit, auch die näle dar. Die Verbindungswege
Zeitstruktur verändert wird, fal­ sind in der Regel automatisch
len sie nicht unter den musik­ durchgeschaltet, jedoch gestatten
oder gestalttheoretischen Begriff es sog. Trennklinken, einen Über­
der - Transposition, die keine tragungsweg zu unterbrechen, um
Tempoänderungen einschließt (­ weitere Geräte, etwa F ilter, 11zwi­
Dehnung/Raffung). schen zustecken" (in den Weg ein­
zufügen}. A uf diese Weise können
Steckfeld (Schaltgestell) ist die Übertragungsketten entsteh en, die
zentrale schaltungstechnische sich auf immer gleiche Art erge­
Studioeinrichtung, die der Ver- ben: der Ausgang eines Gerätes

bindung der verschiedensten Gerä­ führt zum Eingang des nächsten


te und damit der Herstellung von usw. Die Arbeit am St. mit seiner
Übertragungswegen dient. Es ist häufig verwirrenden Vielfalt von
entweder als frei stehendes Ge- Leitungen, Buchsen und Spezial­

S tGll au�gGführt cd�r di�ekt am Ein• b�w. -Auggäng�n �t�llt eine


Mischpult oder unter den Lauf­ Hauptaufgabe des Studiotechni­
werken der Magnetbandgeräte ein­ kers dar; Komponisten finden sich
gebaut. Eine Vielzahl von Ein­ meist erst nach langer Studiopra­
und Ausgangsbuchsen läßt steh am xis am St. zurecht.
St. durch besondere Stecker
(Klinken) miteinander verbinden. Steherdes Glissando - Glissando
Die Leitungen der St udioapparate
laufen am St. zusammen und sind Stereobasis bezeichnet bei stereo­
dort mit Symbolen gekennzeichnet. phoner Aufnahme und Wiedergabe
Stereophonie 326

die Linie zwischen den beiden reicht dadurch ein hohes Maß an

Lautsprechern; die Strecke ist Plastik, Durchsichtigkeit und

die Basisbreite. Der Hörer ge­ Volumen der Klangvorgänge (­

winnt einen objektiven Eindruck Richtungshören) .

des Klang- 11Panoramas ,, , wenn er Die St. entstand aus dem Wunsch,

sich im Abhörraum genau auf der dem Hörer den technisch optimalen

Symmetrieachse zwischen den bei­ Eindruck einer Musikdarbietung

den Lautsprechern befindet. zu übertragen, nachdem es sich


als unmöglich und auch unsinnig
herausgestellt hatte, der Forde­
rung nach der Vermittlung eines
1

<:J
„natürlichen Eindrucks1 über die

�\ I
akustischen Medien nachzukommen.
Aus der Idee, z.B. Orchestermusik
/
\ durch mehrere Mikrophone aufzu­
/ nehmen (um benachteiligte Instru­
\
/
\ mente 11präsenter 11 z u machen) und
\ /
durch zwei Lautsprecher wiederge­

\ / ben zu lassen, entstanden die


Aufnahmemethoden der - Links­
"el Rechts- und der - Mitte-Seite-St.;
in der Praxis ist man inzwischen
wieder zur Aufnahme mit mehreren

Aus der St. ergibt sich ein Ide­ Mikrophonen zurückgekehrt, da

alpunkt, der durch ein gedachtes sich für n ur ein Mikrophon kaum
gleichseitiges Dreieck entsteht; ein idealer Aufnahmeplatz finden
auf ihm gewinnt der Hörer einen läßt; die Mikrophone werden aller­
optimalen Klangeindruck. Neuere dings ins „Panorama" eingeordnet.

Lautsprecherkonstruktionen mit Dieser Terminus wurde zu einem

Hoch- und Mitteltonsystemen, die Hauptbegriff im Bereich der St.;

nach einer ausgeklügelten Anord­ das Panorama bezeichnet die Linie

nung in verschiedenen Winkeln zwischen dem linken und rechten


abstrahlen, gestatten fast über Lautsprecher, auf der - Phantom­
die gesamte St. unabhängig vom schallquellen entstehen (etwa
1
St andort eine gut e Wahrnehmuhg die 1,Mitteninformation 1 ) • Die ge­

stereophonischer Wirkungen. samte Ebene wird auch - Stereo­


basis genannt, aus der sich der

Stereophonie (griech.) ist eine ideale Abhörpunkt ergibt. Bei der


sich in den letzten Jahren immer Aufnahme wird die raumbezogene
mehr durchsetzende und mittler­ und die kopfbezogene St. unter­
weile in schon populärem Ausmaß schieden. Letztere ist für das
bekannte Schallübertragungstech­ Hören über Kopfhörer gedacht; in

nik, deren Vorläufer bis vor die ihr werden die Mikrophone wie Oh­
Jahrhundertwende zurückdatieren. ren an einem künstlichen Kopf an­
Die St. verwendet im Gegensatz gebracht; ein Orchester beispiels­
zur monauralen (einkanaligen) weise 11sitzt11 dann, wie man den
Übertragung zwei oder mehrere Ka­ Kopf auch dreht, immer auf der
näle (nach allgemeinem Sprachge­ Achse der Ohren. Für die raumbe­
brauch iITllle
l r nur zwei) und er- zogene St. (über Lautsprecher)
327 Steuerspannung

denkt man sich eine 11Hilfsebene11, Zweispur-Aufnahmen eingeschränkt.


auf die alles bezogen ist, So Zw. heißen solche Aufnahmen, in
wurden etwa K.Stockhausens Grup­ denen zwei Kanäle jeweils separa­
pen für drei Orchester, vom WDR te Signale abgeben (- quadropho­
zunächst als Mono-Aufnahme von nisch und vierkanalig). Auch im
einem Vierspurband abgemischt, Gerätebau wird der Unterschied
nach Einführung der St. so „a ufs zwischen st. u. zw. gemacht: st.e
Panorama gesetzt" und damit Magnetbandgeräte haben einen Voll­
räumlich separiert, daß ein Orche­ spur-Löschkopf, zw.e dagegen zwei
ster von links, ein anderes von separate Löschköpfe, so daß die
rechts und eins aus der Mitte Spuren unabhängig nacheinander
erklang. Abmischungen dieser Art, aufgespielt werden können.
wie sie auch in der E.n M. häufig
vorkommen, erfolgen durch - Pano­ Steuerspannung (engl. Control
ramaregler, die heute in jedem Voltage) ist die elektrische Span­
modernen Mischpult eingebaut sind. nung, welche in der Technik der
Große Bedeutung hat die St. neben - Spannungssteuerung die eigent­
ihrer heute selbstverständlichen liche Trägerin der Steuervorgänge
Verwendung in der Schallplatten­ ist. Je nach Art der - Spannungs­
industrie durch die Einführung quelle liegen Gleich- oder Wech­
der - Rundfunk-St. gewonnen, von selspannungen mit einem maximalen
der auch die E.M. in starkem Ma­ Wert von 10 bis 15 V vor. Sie
ße pro fitiert, obwohl elektroni­ können ähnlich wie Audiosignale
sche Kompositionen häufig nicht gespeichert und verarbeitet wer­
stereophon, sondern quadropho­ den (- Aufzeichnung und - Trans­
nisch konzipiert sind. Stereore­ formation von St.en) . Alternieren­
duktionen jedoch geben wenigstens de St.en übertragen ihren Form­
andeutungsweise den Parameter verlauf auf die zu modulierenden
Raum wieder. In welchem Maß die musikalischen Parameter. In den
St. heute die Monophonie ver­ Synthesizern finden sich besonde­
drängt hat, zeigt die Tatsache, re St.en zu Startfunktionen (­
daß neue Studio-Magnetbandgeräte Trigger IJ1lpuls) und für Ein- und
nur noch als Stereo- bzw. Zwei­ Ausschaltvorgänge (-Gate Impuls).
kanal-Maschinen gebaut werden. Eine Besonderheit stellen Geräte
Wie weit die von der Industrie mit einem Squelchtrigger (engl. /

propagierte Ausweitung de r St. Unterdrückung) dar, in denen ein


zur - Qua drophonie von allgemei­ einstellbarer Wert des Eingangs­
ner Bedeutung sein kann, wird pegels als Spannungsimpuls zur
sich erst in Zukunft zeigen. Steuerung des Funktionsablaufes
(s.S. 430) benutzt wird (- Frequency Shif­
stereophon und zweikanalig be­ ter), Die Steuerun g von analogen
zeichnen, obwohl häufig als iden­ Apparaturen, etwa Synthesizern,
tisch begriffen, unterschiedliche durch Computer ist über einen
Sachverhalte. St. sind im Grunde Digital-Analog-Wandler möglich,
alle Mehrkanalaufnahmen, die - der die Ziffern des Computer­

rnQntomschallquell@n @ntstghgn Output in anale�� Qt.en umwandelt


lassen. Im allgemeinen Sprachge­ (- Converter) ,
brauch wurde der Begriff st. al­
lerdings zur Bezeichnung von
Steuerung 328

Steuerung, im allgemeinen als auch auf musikalis che Gattungen,


manuelle oder automatische Rege­ Formen, auf Methoden der Satztech­
lung verstanden, bezeichnet in nik, der Kompositionsverfahren
der neueren Entwicklung der E.n und selbst der Interpretation.
M. vor allem die Lenkung von Ge­ Bei solcher Vieldeutigkeit ver­
räten, die elektronische Klänge flüchtigt sich der Begriff St.
erzeugen, durch elektronische zum unverbindlichen Sprachge­
Signale. Auf diesem Gebiet ge­ brauch. Einheitliche stilistische
winnt - nach St.en durch - Loch­ Kriterien sind in der jüngsten
streifen oder Lochkarten - die Musik leicht festzuhalten; sie
- Spannungssteuerung und mit ihr tendieren insgesamt zu einem neu­
die Verwendung von - Synthesizern en 11Klang11-St., in der E rweite�
immer größere Bedeutung, und zwar rung der elektronischen Mittel
sowohl in bezug auf Realisations­ zu der neuartigen Dimension der
methoden im elektronischen Studio Klangfarbenmusik.
als auch auf neue Kompositions­
prozesse, die stark von Prinzi­ St:i.mngabel, als Erzeuger des Norm­
pien der Automation beeinflußt stimmtons - A (al) zur Klasse
sind. G.M.Koenig beispielsweise der schwingenden Stäbe gehörend,
benutzte eine eigene elektroni­ hat historische Bedeutung durch
sche Komposition, um mit ihr das Helmhol tz' „Analyse der Klänge
Entstehen einer anderen zu steu­ durch Mittönen". Helmholtz unter­
ern (in der Werkreihe Funktionen, guchte, wie musikalische Rlangfar­
die im Studio der Universität ben zustandekommen und erreichte
Utrecht entstanden ist, das im zum Teil mit acht Gabeln die
übrigen auf dem Gebiet von St.s­ Nachbildung von Vokalen. Von hier
Vorgängen dank seiner eigenen aus nimmt das Verfahren der Klang­
Werkstatt in Europa eine gewisse synthese seinen Ausgang, die
Sonderstellung einnimmt) . Viel­ durch die E inführung moderner
versprechend sind Versu che, durch elektrischer Methoden auch eine
Computer-St.s-Programme elektro­ der Grundlagen der E.n M. gewor­
nische Stücke in der Realzeit den ist.
beliebig oft „abzurufen", als
11Live-Realisation" erklingen zu Stiromt.mg bezeichnet die E instim­
lassen, dabei aber noch Möglich­ mung eines Instrlililents oder In­
keiten zu haben, als Komponist strumentenensembles auf einen
korrigierend oder auch interpre­ durch Konvention festgelegten
tierend einzugreifen, wann immer m o t l in
es erforderlich erscheint, und �� :� �� =I� �=� : � �;:':� n
diese nachträglichen Änderungen Stimmgabeln oder durch elektri­
auch zum Wiederabruf speichern sche Stimmgabelsummer erzeugt
zu können (- Conductor Philoso­ wird (- A, Ton-Name). In der E.n
phy). M, gibt es keinen Stimmton. Der
in der Studioarbeit ständig ver­
Stil ist die Kennzeichnung be­ wendete - Tausend-Hz-Ton ist zwar
stimmter einheitlicher Merkmale eine Art von dynamischem E in­
der Musik, bezogen auf ein einzel­ stimmton, aber kein Tonhöhen­
nes Werk, auf eine Persönlichkeit, ader Frequenzstimmton, nach dem
einen Geschichtsabschnitt, aber andere Tonhöhen 11gestimmt" werden
329 Stroboskop

könnten. In der Studiopraxis ist Stoppuhr ist das im Studio am


es oft notwendig, wenn kein digi­ meisten gebräuchliche Zeitmeßin­
taler - Frequenzzähler vorhanden strument, das als Tischuhr die
ist, Schwebungssummer oder klei­ Dauer eines Klangvorgangs in Se­
nere, nicht exakt einstellbare kunden, als Taschenuhr (Sportuhr)
Tongeneratoren vermittels des Ver­ auch in Zehntelsekunden anzeigt.
gleichs von - Schwebungen auf Noch genauere Zeitmeßdaten erge­
einen großen, ganzzahlige Einzel­ ben sich, wenn man die eine Zeit­
frequenzen anzeigenden Re-Genera­ strecke darstellende Länge des
tor „einzustimmen". Wenn dagegen Klangvorgangs auf dem Tonband in
ein großer Tongenerator infolge Sekunden umrechnet. Im graphi­
von Verbrauch oder Beschädigung schen Diagramm-Schaubild, das
nicht mehr die St. hält, so kann mißverständlich auch als Partitur
er nicht, wie ein Instrument, bezeichnet wird, finden sich oft
„nachgestimmt" werden, sondern beide Meßmethoden: die nach Se­
ist reparaturbedürftig (- Abstim­ kunden und die nach der Zentime­
mumg). terlänge des Bandes.

Stochastische Musiktechnik (von String Drllln (engl., im Deutschen


griech. stochazesthai = bezwecKen1 volK5tümlich auch Waldteufel oder
mutmaßen) erstrebt eine Mutma­ „Löwengebrüll" genannt) zählt zun
ßungskunst auf Grund statisti­ erweiterten Schlagzeug im moder­
scher Wahrscheinlichkeitsrech­ nen Orchester und ist eine Reib­
nung. Stochastisch in diesem tromme l, auch Rummelpott genannt
Sinne war bereits 1952 die im (bei B.A.Zimmermann), deren Mem­
Physikalischen Institut der Tech­ bran von einem hindurchgezogenen
nischen Universität Aachen von dünnen Seil zum Schwingen ge­
dessen Leiter W.Fucks inaugurier­ bracht wird. Auf diese Weise ent­
te Zufallsmusik. Etwa gleichzei­ stehen Geräuschfarben, die E.
tig bestimmte J.Cage die Anzahl Varese veranlaßten, die s.D. in
und Lage der Töne durch grafi­ seinen Partituren als „Lion or
sche Zufallsmanipulationen und Bull Roar" zu apostrophieren.
durch Münzenwurf (- Würfelmusik) . S.D.s können bei geschickter Hand­
Das Aachener Stück verwandte habung in einer gewissen Perma­
Zahlenmaterial aus Veröffentli­ nenz erklingen und verschiedenste
chungen über die Ergebnisse des Geräuschvarianten erzeugen. In
Roulettespiels im Spielkasino elektronisch stationärer Form
von Bad Neuenahr. Einige Jahre zählt der Klang der S.D. zu den
später entwickelte I.Xenakis aus - Farbgeräuschen.
dieser statistischen Wahrschein­
lichkeitstheorie und den Geset­ Strol::oskop ist ein optisches Ge­
zen der Kettenreaktion seine rät, das zum Zweck der Drehzahl­
11Grundlagen einer stochastischen messung am Magnetbandgerät ange­
Musik" (- aleatorisch) . bracht ist. Stimmen auf der durch
eine Glimmlampe beleuchteten Ab­
Störabstand - Aussteuerungsbe­ lesscheibe die Frequenzen von S.
reich und Meßvorgang überein, so zeigt
der stroboskopische Effekt Still­
stand an. Abweichende Bewegungen
Struktur 330

vorwärts oder rückläufig machen Ausgehend von historischen „Mo­


sichtbar, daß die Vergleichsfre­ dellbildungen" hat E.Karkoschka
quenzen nicht übereinstimmen, es unternommen, Bedeutung und
d.h., daß das Magnetbandgerät zu Anwendung von St.-Bildungen in
langsam oder zu schnell läuft. der Gegenwart zu klären, nicht
ohne Bezugnahme auf einiges be­
Struktur (lat., Sc hichtung, Ge­ reits Realisierte wie die Klang­
füge) ist ein auf dem Gebiet der farbenkomposition, die wir „der­
neuen Musik von jeher gebrauchter, einst, wie Gerhard Nestler ver­
seit etwa 1960 stark in den Vor­ mutet, (als) Mischungen der Klang­
dergrund gerückter, heute fast farbe in ähnlich differenzierter
überstrapazierter Begriff, der Harmonie wahrnehmen können wie
kaum sicher abzugrenzen ist. Zu­ heute die der Harmoniefolgen ...
nächst bezeichnet St. die Be­ Mit ,Struktur' in der Musik be­
schaffenheit satztechnischer De­ zeichnen wir den inneren Aufbau
tails; das bedeutet zugleich, daß eines Einzelklangs oder auch
St. kein Mittelding zwischen Form einer Kl angverbindung, seltener
und Satztechnik darstellt. Wenn einer ganzen Klangfolge oder gar
St. weder .identisch mit Formteil eines ganzen Abschnittes. O bwohl
noch mit Form ist, so ka nn sie man grundsätzlich von der Struk­
dennoch im Keim und Kern detail­ tur eines Formverlaufes und von
liett das in sich bergen, was der Form oder Formung eines
dann den Bezug auf das Ganze, Klangs ebenfalls sprechen könnte,
nämlich die Form, ausmacht. Es hat es sich eingebürgert, ,Struk­
gibt besonders in der E.n M. tur' nur für den Aufbau lokaler
nicht wenige Stücke, die ihr „Ma­ und ,Form' für den globaler Phä­
terial 1 1 , das in der Musik nie nomene zu verwenden"(95). Typi­
bloßer Rohstoff, sondern bereits sche St.en sind Tonreihen, Dau­
komposito risch gerichtetes Mate­ ernreihen, zusammenklänge, in der
rial ist, in einer St., meist E.n M. vor allem „strukturierte"
llnfongs-5t., gleichsam „vorstel­ Tongemische und GeräuscDfarben
l en 11 , um dem Hörer Hinweise zu jeglicher Art, die sich nach la­
geben, was sich in Verbindung gen- und klangcharakteristischen
mit anderen St.en oder St.-Vari­ Merkmalen ordnen la ssen wie Töne.
anten als St., und damit als Im psy chologischen Bereich hat
Formzusammenhang entwickelt. W.Dil they den Zusammenhang der
Fragwürdig wird das Verhältnis Erlebnisse als „Strukturzusammen­
von Form und St. dadurch, daß hang" bezeichnet. Auf ähnlicher
heute keine allgemeingültigen Linie liegen Hans Oeschs im Hin­
Formschemata und syntaktischen blick auf indische Musik konzi­
Systeme existieren. Als funk­ pierte Begriffe Erwartungs-St.
tionstragende Elemente der Form und Aktions-St., die der Autor
dienen vielmehr, wie G.Ligeti als 1,orientalische St.-Prinzipi­
dargelegt hat(115), „verschiede­ e n 11 in Werken von P. Boule z
ne Struktur- und Bewegungstypen, (Marteau sans maitre, 3. Klavier­
verschiedene mögliche Verteilungs­ sonate, pli selon pli) nachweist
arten des Klangli chen ... , kon­ ( 134) .
trastierende und vermittelnde
Gebilde ... " Studie - Chara kterstück, - M odelle
331 Studio für E.M.

Studioausrüstung zum Zwecke der Verwendung von Computern und -


Realisation E.r M. hat von einer Hybriden Systemen. Den Anschaf­
gewissen Grundausstattung auszu­ fungsplänen eines Studioleiters
gehen. In dieser Mindestausrü­ sind hier vorerst nur finanzielle
stung muß zunächst die Aufna hme­ Grenzen gesetzt.
und Wiedergabe-Technik vorgese­
hen sein: 3 zweikanalige Magnet­ Studio für E.M. (auch St. für
bandgeräte, von denen eines experimentelle Musik oder Insti­
transportabel sein sollte, ein tut für Sonologie oder Phonologie
Mischpult, das beispielsweise 12 und ähnlich, im täglichen Sprach­
Kanäle, 2 Summen und 2 Hilfssum­ gebrauch meist einfach „Elektro­
men enthalten müßte, 2 St udio­ nisches St." genannt) muß sich,
lautsprecher mit entsprechendem was - St.-Ausrüstung und zu er­
Vorverstärker, ein Steckfeld und wartende Kosten anbetrifft, an
Mikrophone stellen die Basis den Zielen des St.s orientieren.
einer St. dar. Im Bereich der Da es in erster Linie das Ziel
1
(in 1normalen1 - Tonstudios nur ist, E.M. zu realisieren, scheint
1
in bescheidenem Umfang vorhande­ es unerläßlich, einen Komponisten
nen) Klangerzeuger und Transfor­ als verantwortlichen St.-Leiter
mationsge räte für die elektroni­ zu bestellen, der auch bei tech­
sche Produktion empfiehlt es nischen Grundsatzentscheidungen
sich heute, auf die Anschaffung nicht übergangen werden darf.
der vielen (und teuren) Einzel­ Denn gewisse technische Einric h­
geräte der 11klassischen11 St. zu­ tungen (etwa die Spannungssteue­
nächst zu verzichten und statt rung oder Computer) können das
dessen einen - Synthesizer aufzu­ künstlerische 11Gesicht11 eines
stellen, dessen Größe sich (na­ St.s stark prägen, so daß Ent­
türlich wieder unter Berücksich­ scheidungen über einschneidende
tigung bestimmter Minimalanfor­ technische Neuerungen keinesfalls
derungen) nach den zur Verfügung allein von Toningenieuren getrof­
stehenden finanziellen Mitteln fen werden können. Ein St.-Leiter
richtet. Auch relativ kleine Syn­ sollte sich jedoch nicht als
t hesizer können bei geschickter ,,chef d1E!cole11 verstehen, der,
Modulzusammenstellung sehr brauch­ womöglich gegen den Willen der
b are musikalische Ergebnisse zei­ im Studio arbeitenden Komponisten,
tigen. bestimmte Kompositions-Grundsät­
Der Drang zur technischen Erwei­ ze und -Methoden einseitig und
terung, der sich gewissermaßen ausschließlich bevorzugt,- wenn
automatisch in jedem Studio ein­ auch (und das gilt vor allem für
stellt, erstreckt sich fast zu Hochschul-St.s) die berechtigte
gleichen Teilen auf den Ausbau Forderung nach Pluralismus zu­
der allgemeinen Studiotechnik nächst hinter elementaren Kompo­
(Vierkanal-, Acht- und sechzehn­ sitionsprinzipien der E.n M. zu­
kanal-Technik, Dolby-Stretcher, rückstehen muß. Allgemein soll­
Vervielfachung der vor handenen ten sich diejenigen St.s, die
Filter, Entzerrer, Verzerrer usw.) als Ausbildungsinstitute pädago­
wie auf die Entwicklung von Spe­ gischen Zwecken dienen, in nichts
zialapparaturen der E.n M. und von den St.s untersc heiden, in
dei- - Live Electronic bis hin zur denen vor allem Kompositionen be-
Studio für E.M. 332

reits arrivierte r Komponisten ße Anzahl der St.s, die in Euro­


realisiert werden. Sind aller­ pa und Übersee von privater Sei­
dings besondere Forschungspro­ te oder von - Hochschulen (mit
gramme geplant, müssen notwendi­ manchmal sehr bescheidenen finan­
ge Spezialapparaturen berücksich­ ziellen Mitteln) getragen werden,
tigt werden, die häufig wenig berechtigt zu einigen Hoffnungen
mit E.r M. zu tun haben. auf eine zukünftige größere Brei­
Auf technischem Gebiet hat sich tenwirkung der E.n M. Wann (oder
das Bild der St.s im Laufe der ob überhaupt) die deutschen Musik­
Jahre entscheidend verändert. hochschulen aber dem Vorbild der
Gegenüber den - Anfängen der E.n Kölner Hochschule folgen und ih­
M., in denen vor allem die Rund­ rer Pf licht nachkommen, endlich
funk-Meßtechnik Pate stand, hat für die jungen Komponisten, die
eigentlich nur noch die Magnet­ sie ausbilden, gut ausgerüstete
tontechnik, wenn auch in weiter­ St.s zu errichten, bleibt weiter­
entwickelte� Form, ihren Platz hin fraglich. Die deutschen Sen­
behalten; alle anderen Geräte, der, die ja von ihrem Wesen her
Generatoren und Transformations­ über die Technik der E.n M. weit­
geräte, haben inzwischen nur gehend ve rfügen, brauchten
noch wenig Ähnlichkeit mit den schließlich 20 Jahre, um neben
damals benutzten Apparaturen; dem Kölner ein zweites deutsches
das Aufkommen der - 8Pannungssteu­ Rundfunkstudio (am Südwestfunk)
erung hat Richtwerte geschaffen, zu etablieren.
die heute bei keiner Studioneu­
gründung außer acht gelassen wer­ Studiotechniker - Toningenieur
den können. So stellen denn auch
die jüngsten St.s, etwa das des Subharchord ist ein (nicht span­
Schwedischen Rundfunks in Stock­ nungsges teuerter) „Klangsyn thesa­
holm, einen neuen St.-Typ dar, tor", der zu den Haupteinrichtun­
der von Computern und anderen gen des 1965 gegründeten Experi­
Automations- und Steuerungsein­ mantalstudios des Slowakischen
richtungen stark geprägt ist. Rundfunks in Bratislava (CSSR)
Das hohe Tempo, in dem die Ent­ zählt. Das in Ost-Berlin gebaute
wicklung der elektronischen Tech­ S. enthält Generatoren, Filter,
nik verläuft, kann allerdings eine Tastatur (auf der Farbspek-

von kaum einem St. eingehalten tren „gespielt" werden können)


werden. Immerhin bezeugen viele und Geräte zur Erzeugung von
Kompositionen, die aus älteren Ringmodulationen, Abklingvorgän­
St.s kommen, welche nicht auf gen, Frequenz- und Amplituden­
dem jeweils letzten technischen Vibrati sowie von Dynamik-Regelun­
Stand der Dinge sind, anderer­ gen. Verschiedene Bestandteile
seits den Anschluß an die wesent­ des s.s können unabhängig vom Ge­
lichen Weiterentwicklungen auch rät auch für die Arbeit mit ex­
nicht verpaßt haben, daß auch ternen Klangquellen verwendet
die Technik der früheren Jahre werden. Das S. gestattet es dem
- einen bestimmten Standard vor­ Studio, auf relativ einfache Wei­
ausgesetzt - annähernd alle künst­ se E.M. für die Zwecke des Hör­
lerischen Bedürfnisse der Kompo­ spiels oder des Fernsehens herzu­
nisten befriedigen kann. Die gro- stellen (durch J.Malovec, P.Kol­
man u.a.).
333 Suchtonverfahren

Subhanronische oder Unterton-Rei­ nischem Wege hörbar gemacht wer­


he, von Hugo Ri�n 1873 und den. Bei Änderung des Bezugs­
1875(151) als Reihe bezeichnet, punkts laufen die Subharmonischen,
„welche sich im umgekehrten Ver­ ähnlich wie bei den Mixturregi­
hältnis der Obertonreihe nach der stern der Orgel, ohne Änderung
Tiefe erstreckt", ist das Spiegel­ der Intervalle mit. Die S. oder
bild der Obertonreihe. Die Ober­ U. wird nach dem gleichen Prin­
tonreihe enthält die 2-, �-, zip gebildet, welches beim Katho­
4fache usw. Frequenz d js Grund­ denstrahloszillogr aphen oder der
1 1 Fernsehröhre für die subharmoni­
tons, die U. die /2, /3, ;4
... Frequenz des Bezugstons. In sche Zeitablenkung angewendet
der Obertonreihe bilden der 4., wird. U.n wurden 1927 von B. van
5. und 6, Oberton den Durdrei­ der Pol in einem elektrischen
klang, bei den Untertönen der 6., Schwingkreis hörbar gemacht(169J.
5. und 4. den r-blldreiklang. Dem Das Verfahren der F requenzunter­
Molldreiklang des 10., 12. und setzung mit der Gewinnung von
15. Obertons entspricht der Dur­ Grundtönen einer s.n oder u. wur­
dreiklang des 15., 12. und 10. de 1949 von W.Meyer-Eppler be­
Untertons. Alle harmonischen Ver­ schrieben(119). O.Salas - Mixtur­
hältnisse der Obertonreihe sind trautonium erzeugte durch den
auch in der u. vorhanden, nur in Einbau von vier Nebengeneratoren
umgekehrter Anordnung. solche mechanisch wirkenden, heu­
te von der E.n M. überholten sub­
harmonischen Frequenzen. - Die
S. oder u. läßt sich für die Auf­
stellung von Intervallproportio­
nen ebenso verwenden wie die Ober­
w 1/3 1/4 0 1,.6 1/7 1,8 1,9 l;b • . .

tonreihe (- Temperatur und Reine



II !11t Stimmung).

Suchtonverfahren ist eine Methode


der - Frequenzanalyse zur Bestim­
Die Ergebbisse von H.Riemanns mung spektraler zusammenhänge.
Versuchen, die U. akustisch und Diese elektrische Schallanalyse

experimentell zu begründen, wur­ verwendet neben dem zu analysie­


den schon 1890 von C. Stumpf an­ renden Schall vom - Schwebungs­
gezweifelt und neuerdings von H.­ summer gelieferte Sinustöne, die
P .Reinecke als eine Verwechslung mit den Teilto nkomponenten des
mit den auf nichtlinearer Ver­ gegebenen Schalls Kombinations­
zerrung beruhenden - Kombinations­ töne bilden. Ein langsames
tönen aufgedeckt(169J. Gleichwohl „Durchstreifen" des gesamten Fre­
ist an der Existenz der U. nicht quenzbereiches durch den vom
zu zweifeln. In der Form von sub­ Schwebungssummer erzeu9ten 11Such­
harmcnischen Mixtur e n, d. h. von ton" ergibt - nachdem ein nicht­
mehrstimmigen Harmonien, die linearer Verstärker und ein
nicht von Noten abgespielt, son­ schmalbandiges Tiefpaßfilter
dern zu einem jeweiligen Bezugs­ durchlaufen wurden - auf einem
ton harmonisch gebildet werden, Lichtzeigerinstrument immer dann
können s. oder u.n auf elektro- eine Anzeige, wenn der Abstand
Summationstöne 334

zwischen Suchton und einer Teil­ � (griech. Zeichen, Merkmal,


komponente des zu analysierenden Sinnbild) ist ein vieldeutiger
Schallereignisses kleiner ist Begriff in der Musikgeschichte,
als das Frequenzband des Filters. der meist auf außermusikalische
Auf diese Weise lassen sich die zusammenhänge innerhalb erklin­
Zusammensetzungen auch sehr kom­ gender M usik hinweist, z.B. auf
plexer Schal lvorgänge nach und Zahlen und Buchstaben oder auf
nach durch das S. bestimmen. kontrapunktische Bildungen (Osti­
nato, Spiegelformen einer Reihe),
SlnlIDationstöne - Kombinations­ die als Satztechniken ursprüng­
töne lich garnichts mit S.en zu tun
haben. In der E.n M. wird dieses
Sumrrenregler erfüllen im - Misch­ Hineintragen von Bedeutungen
pult eine besondere Aufgabe: die durch Assoziationen und Bildvor­
- Regler lassen sich durch sog. stellungen aller Art gefördert,
Wahlschalter verschiedenen Aus­ obwo hl sich hier die Grenzen
gängen des Mischpultes zuordnen. zwisc hen Wirklichkeit und Schein
In dieser Z usammenschaltung ist rasch zu verwischen beginnen.
ein durch die Einzelregler vor­ Nichts mit dem musikalischen s.
gemischtes Schallereignis als hat der in der Infonnationstheo­
Ganzes in gleic hbleibend festqe­ rie vielverwendete Begriff der
legten dynamischen Verhältnissen codierten S.e (symbols) zu tun.
durch s. aussteuerbar. Kleine
Mischpulte verfügen über zwei, 8yrrrnetrie ist ein al lgemeiner,
große über vier bis acht S. (die auf Wiederholung, äußerer und
häufig einfach 11Summen11 genannt innerer Korrespondenz beruhender
werden). Bei mehrkanaliger E.r M. Form- und Strukturbegriff der Mu­
müssen die im Mischpult vorhande­ sik. In der seriellen und elek­
nen S. mindestens der Anzahl der tronischen Technik leitet sich
Kanäle entsprechen. Das gilt für die S. aus den Spiegel- und Um­
die Realisation mehrkanaliger kehrungsformen der Reihe ab. Ge­
Kompositionen wie für deren Auf­ gen die spiegelbildlichen oder
führung. axialen S.n ist von psychologi­
scher Seite (Handschin, Wellek)
SUstain (engl., aushalten) be­ eingewendet worden, sie seien
zeichnet bei elektronischen - musikalisch unansc haulich, weil
Orgeln das Einschalten eines in der Musik, angesichts der Un­
künstlichen Ausschwingvorgangs, umkehrbarkeit der Zeit, alles
der bei den meisten Instrumenten vorwärts bezogen sei. Nachdem
an bestimmte Re gister gebunden solche Rückläufigkeiten in ihrer
ist. Die Bezeichnung s. ist et­ formkonstituierenden Funktion zu
was irreführend, da in der engl . Beginn unseres Jahrhunderts von
akustischen Terminologie der Be­ der Phänomenologie für die Zeit,
griff s. level für den stationä­ von A.Schönberg für den musika­
ren Anteil, den Dauerpegel eines lischen Raum begründet worden
Klangs verwendet wird ( - Enve­ sind, kann das Argument von der
lope Generator). Korrekt werden unumkehrbaren Zeit (das zudem
Ausschwingvorgänge als decay jeder Ganzheitserfahrung des Hö­
(Abnahme) benannt. rens widerspricht) dagegen nicht
335 synchron

mehr vorgebracht werden, - ohne­ glaubt, daß bestimmten Tönen


hin ist es bei den genannten stets bestimmte Farben zugeord­
Autoren (und bei vielen anderen) net seien(170J. Doch hat sich
nur ein pseudophilosophisches bei der verschiedenartigen Anlage
Argument gegen die nicht ins und psychischen Bereitschaft der
Konzept passende neue Musik. So Farbhörer eine solche Gesetzlich­
„hat die spiegelbildliche S. mu­ keit nicht bestätigt. Die ungelö­
sikalische Berechtigung nicht sten Fragen der akustisch-opti­
nur als Spiel oder Symbol, son­ schen s. hängen eng mit den eben­
dern vor allem als eine Quelle falls gesetzlich nicht festleg­
kompositorischer Erfindung eines baren - Assoziationen zusammen,
Ordnungsgefüges, das überdies die si:ch bevorzugt beim Hören
auch das musikalische Hören wohl E.r M. einstellen können.
weitgehend zugleich mit dem zeit­
lichen voranschreiten des Gesche­ synchron (griech.) bezeichnet das
hens wahrzunehmen vermag"(168), gleichzeitige Zusammenwirken meh­
Im übertragenen, aber genauen rerer Teile zu einem Ganzen nach
Sinne kann man auch in der Musik Maßgabe einer gegebenen Anord­
von S.-Ebenen sprechen, - das nung o der Notwendigkeit. In der
sind Ebenen, in denen ein Körper Film- und Fernsehtechnik werden
in spiegelbildliche Hälften zer­ Aufnahmen als s. bezeichnet, in
legt wird. Ein Sonderfall von denen Bild, Ton (Text), Geräusche
symmetrischen Spiegelungen sind und Musik zeitlich genau aufein­
Translationen, die nicht auf ander abgestimmt sind (etwa die
strenger Spiegelung, sondern auf Lippenbewegungen eines Sprechers
Parallelverschiebung beruhen. und das dazu gehörende Wort) .
In diesem Zusammenhang sind auch synchronität gilt hier als eines
die Drehungen zu nennen (Noten­ der obersten Gebote, da asynchro­
blattdrehung, Drehung geometri­ ne Streifen nicht oder kaum ap­
scher Tondiagramme), für welche perzipierbar sind. In der E.n M.
die Drehpunkte und die Drehwin­ ist die zeitliche Gleichgerichtet­
kel bestimmend sind(57J. heit mehrerer Komponenten eben­
falls von grundlegender Bedeu­
Synästhesie in der Musik bezeich­ tung. Der Klangproduktion und den
net die Miterregung eines zwei­ anschließenden Transformationspro­
ten nichtakustischen Sinnes. In zessen folgt schließlich immer
den meisten Fällen sind es Far­ das „Gleichzeitigmachen" der se­
beneindrücke, die sich mit dem parat angelegten Teile, die -
Hören von Tönen, Zusammenklängen Synchronisierung. Alle in Einzel­
oder auch Sprachlauten verbinden. abschnitten oder Schichten zeit­
Das Farbenhören, in Frankreich lich unabhängig voneinander rea­
seit langem als 11audition coloree1' lisierten Sektionen müssen am
bekannt, meint nicht nur analo­ Ende s. , man könnte auch sag en:
ges oder metaphorisches Farben­ zeitlich stimmig zueinander ge­
hören, vielmehr ist mit der s. ordnet sein. Daran sind sowohl
das Entstehen wirklicher Farb­ die sich 11richtig11 zueinander
empfindungen beim Musikhören ver­ verhaltenen Dauern auf den ein­
bunden. Man hat lange an eine zelnen Tonbändern als auch das
Gesetzmäßigkeit in dem Sinne ge- s.e Funktionieren der Magnetband-
Synchronisierung 336

laufwerke beteiligt. Die Notwen­ nachträglicher Korrekturen, son­


digkeit der s.en Übereinstimmung dern bedeutet die Wahl einer Rea­
verschieden gestalteter, aber lisationsmethode zur zeitlichen
gleichzeitig erklingender Zeit­ Abstimmung mehrerer Schichten
abläufe für das Zustandekommen von vorn herein. Wie eng der Be­
von Musik gilt für elektronische griff s. in seiner studiotechni­
Klangfolgen wie für Steuerspan­ schen Bedeutung an den mechani­
nungen, wenn sie - getrennt ge­ schen Gleichlauf der Magnetband­
speichert - zusammen eine Appa­ geräte gekoppelt ist, zeigt sei-
ratur steuern, - genauso auch ne ständige Verwendung im - Play­
für das Zusammenspiel von Orche­ back-Verfahren, wo das nachträg­
stermusikern. liche „Zuspielen" auf bereits
vor liegende Schichten als s. ver­
Synchronisierung (Synchronisa­ standen und benannt wird (- Schwan­
tion) bezeichnet den Vorgang, kungen).

verschiedene Komponenten zu ei­


ner Einheit zeitlich aufeinander Synthesizer (griech./engl., syn­
abzustimmen. Wie im Film müssen thesize = durch Synthese verbin­
sich auch in der E.n M. verschie­ den, aufbauen) sind Geräte, die
dene Schichten - synchron zu­ Töne und Klänge, Tonsemische und

einander verhalten. Das Zusam­ Geräusche jeglicher Art sowie


menspielen mehrerer Tonbänder zusammenhängende musikalische Ab­
nach den Anweisungen eines Kompo­ läufe und Transformationen durch
sitionsplans wird häufig als S. zusammenfügen aus einer Vielzahl
bezeichnet, ebenso die Abmischung von Einzelfunktionen auf elektro­
der einzelnen Spuren eines Mehr­ nischem Weg erzeugen. Der s. ist
kanalmagnetbandgerätes, das schon die erste Apparatur der E.n M.,
durch seine Konstruktion die Syn­ die ausschließlich zur Erzeugung
chronität der verschiedenen Kanä­ elektronischer Klänge konstru­
le sicherstellt. Einzeln vorpro­ iert wurde (und nicht als Meßge­
duzierte Bänder, die zusammenge­ rät auch noch Töne he rvorbringt).
spielt eine bestimmte Mischung Außerdem signalisiert seine halb­
ergeben sollen, können jedoch automatische Prod uktionsmethode
(etwa durch Fehler beim Messen) den Beginn eines einschneidenden
im Verhältnis der innerstruktu­ Entwicklungsprozesses in der E.n
rellen Dauern zueinander asyn­ M.
chron sein. In einem solchen Fall Der 1955 von der amerikanischen
benutzt man häufig das - Wickel­ Firma RCA vorgestellte „E lectro­
Synchron-Verfahren, eine band­ nic Music S. ", mit dem anschlie­
technische Methode zur Behebung ßend im Studio der Columbia/
dieser Fehler; der Vorgang wird Princeton-Universität gearbeitet
in der Terminologie der Studio­ wurde, hat mit den heutigen S.n
technik als „synchron ziehen" be­ eigentlich nur den Namen gemein­
zeichnet und stellt eigentlich sam. Das Gerät war ein lochstrei­
(wie auch gelegentliche zei tli­ fengesteuerter, recht umfangrei­
che Modifikationen durch den - cher Apparat, der die von ihm er­
Laufzeitregler) eine Nach-S. dar. zeugten Klänge auf Schallplatten
,,S. 11 mit dem gleichen Verfahren aufspielte. Immerhin war er mit
bezeichnet nicht das Vernehmen Sägezahn-o��illatoren, RäU5chge-
337 Synthesizer

nerator und Filtern a usgerüstet, - Envelope Follower, - Sequencer

und er gestattete die halbautoma­ und viele andere lassen sich auf

tische Herstellung von Hüllkur­ dem Raum eines größeren Koffers

ven, Vibrato und Tremolo. unterbringen, - ein komplettes

Das „ur-Gerät" im heutigen Ver­ elektronisches Studio, allerdings

ständnis des Begriffes S. war, ohne die Aufnahme- und Wiederga­

fast 10 Jahre später, der - Moog­ betechnik, auf kleinstem Raum

S., dessen Erbauer R.A.Moog 1964 aufstellbar und leicht z u trans­

als erster eine Methode zur Steue­ portieren. Von den drei Grundty­

rung musikalischer Produktionsvor­ pen der Module erzeugen die einen


gänge benutzte, die bis heute die Steuerspannungen und verarbeiten

technische Basis aller S. geblie­ sie (beispielsweise der Envelope

ben ist: die - Spannungssteue­ Generator, - Random Voltage

rung (engl. Voltage Control). Source u.a.), andere liefern aus­

Sie bezeichnet das Prinzip, Ver­ schließlich Audiosignale (z. B.


änderungen musikalischer Parame­ einfache Rauschgeneratoren) und

ter nicht durch manuelles Ein­ wieder andere kombinieren die

greifen an den Geräten zu bewir­ Erzeugung von Steuerspannungen

ken, sondern diese durch elektri­ und Audiosignalen: ein Oszillator

sche Spannung�verläufe halbauto• etwa kann wahlweis� als Ton- und


matisch zu steuern. Die gewohnte als Spannungsquelle dienen, oder

11Regelung von Hand" kann selbst­ ein Modul wie der - Noise/Random

verständlich weiter, häufig als Voltage Generator entwickelt aus

zusätzliche Regelmöglichkeit vor­ dem Rauschen Zufallsspannungen.

genommen werden. Alle nachfolgen­ Die Einstellung genauer Werte be­

den S.-Kon struktionen mit ihren reitet an den s.n gelegentlich

weiterreichenden Entwicklungen Schwierigkeiten, da häufig nur

und Spezialgeräten (etwa bei CBS, der obere und untere Grenzwert

ARP, EMS, Groove-S.) basieren einer Skala genau fixiert ist;


auf dem technischen Prinzip der die Zwischenwerte müssen appro­

Spannungssteuerung,- bis hin zu ximativ bzw. durch Abstimmung ge­

- Hybriden Systemen, in denen ein funden werden. Die Module sind

Digitalcomputer nach einem Pro­ als in sich abgeschlossene elek­


gramm einen S. steuert. tronische Systeme in nahezu belie­

Äußerlich auffallend im Vergleich biger Reihenfolge und Anzahl

zu den Apparaturen der 11klassi­ durch ihre Ein- und Ausgänge mit­
schen" Studiotechnik sind die einander zu koppeln. Dadurch er­

kleinen Ausmaße der Einzelgeräte geben sich häufig Schaltungsket­

eines S.s, der Module. Sie werden ten, die entweder durch Leitungs­

häufig mit dem Zusatz „VC" be­ verbindungen oder (in neueren

zeichnet (etwa VCA, Voltage Con­ S.-Modellen) durch - Kreuzschie­

trolled Amplifier = spannungsge­ nenfelder zustandegebracht werden.

steuerter Verstärker). Die durch Ein besonderer Bestandteil nahezu


Volltransistorisierung und Ver­ eines jeden S.s ist die Klavia­

wendung integriert.er Schaltkreise tur. Sie sieht in der Regel aus

auf 11Mini-Dimensionen11 verkleiner­ wie eine gewohnte Klavier- oder

ten Oszillatoren, Filter und Ver­ Orgeltastatur (Ausnahme z.B. -


1
stärker sowie die 11s.-eigenen 1 Touch Controlled Voltage Source) ,

Geräte wie - Envelope Generator, hat aber hier die Funktion,


Synthesizer 338

Steuerspannungen zu erzeugen. Die menstellen kann) :

11tiefen" (linken) Tasten entspr e ­ Vier VC-Oszillatoren, die ver­


chen dabei kleinen, d i e „höhe..­ schiedene Schwingungsformen er­
ren" stufenweise größeren Gleich­ zeugen, geben Audiofrequenzen
spannungswerten (etwa 0,5 ..... und Steuerspannungen ab; ein
10 V). Der Spannungsunterschied Rauschgenerator liefert weißes
zwischen den einzelnen Tasten, und rosa Rauschen; zwei VC-Ver­
dem musikalisch ein bestimmtes stärker erzeugen Amplitudenmodu­
Intervall entsprechen kann (wenn lationen, in Ve rbindung mit zwei
die Tastatur einen Oszillator Hüllkurvengeneratoren genau pro­
steuert) oder dem Lautstärkestu­ grammierbare dynamische Abläufe;
fen kleinsten Maßes zugeordnet zwei VC-Filter steuern als Hoch­
sind (bei der Steuerung eines und Tiefpass Klangfarbenmodula­
Verstärkers), ist nicht nur in tionen; eine Anordnung von Mehr­
seiner objektiven Größe veränder­ bereichsfiltern läßt zusätzli­
bar; vielmehr kann das stufenwei­ che Klangvarianten zu; ein Se­
se Fortschreiten von einem Wert quencer erzeugt sequenzierende,
zu m andern durch Verzögerungen ein Amplituden-Demodulator „ar­
1
der Spannungsänderung zum Glei­ tikulierende1 Steuerspannungen;
ten werden (-Portamento). Die eine Tas tatur gibt Gleichspan­
allgemein von einer Tastatur ge­ nungen ab; Hallgerät, Mixer, Par­
wohnten Tonhöhenveränderungen allelfe lder (Multiples), Pha­
stellen also nur ein Teilstück senumkehrer und Dämpfungsglie­
aus dem Aufgabenbereich einer s.­ der schließlich sind Einheiten,
Klaviatur dar; d enn die von ihr die den S. unabhängig von der
abgegebenen Spannungen können Studiotechnik voll funktionsfä­
alle VC-Module 11dirigieren11, so hig machen; durch Fremdeingänge
daß vor allem Steuerungen von lassen sich externe Signale (et­
Klangfarbenmodulationen und H.ill­ wa von Musikinstrumenten) in den
kurvendauern zu den Hauptaufga­ S. eingeben.
ben einer solchen Tastatur zäh­
len. In der Studioterminologie Dem Komponisten E.r M. hat die

wird ein Modul, das durch die Kla­ Einführung des S.s in die Stu­

viatur gesteuert wird, als 11auf diotechnik nicht nur die Reali­
die Tastatur gelegt" bezeichnet. sationsarbei t bedeutend erleich­

Diese s.-Tastaturen sind mono­ tert, er kann vielmehr mit ihm


phon angelegt; das hat bei der seine kompositorischen Erfahrun­

Zusammenstellung großer S. dazu gen und sein Wissen von Material­

geführt , mehrere {etwa vier) se­ zusammenhängen ent scheidend er­

parate Klaviaturen vor dem S.­ weitern. Denn nach einem gewissen

Korpus anzuordnen. Lernprozess, der vor allem dem

Ein mittleres S.-Modell könnte Grundprinzip der Spannungssteue­

folgenden Modulaufbau haben (ge­ rung und deren Handhabung bei den

nerelle Angaben lassen sich nicht verschiedensten Realisationsvor­

machen, da alle Firmen, die s. gängen gilt (er muß etwa lernen,

anbieten, ein gro ßes Angebot an nicht zu viele Operationen gleich­

Einzelgeräten bereithalten, aus zeitig vornehmen zu wollen), er­

dem sich der Käufer nach eigenen öffnet sich ihm ein Vorrat von

Wünschen und Bedürfnissen im Bau­ klanglichen Elementen, der kaum

kastensystem ,1 seinen11 S. zusam- noch versiegen kann. Durch die


339 Synthesizer-Musik

f>bglichkeit der äuße rst prazisen auf dem Podium) hervorzubringen.


Handhabung von Materialdifferen­ Die S. haben den Anfang gemacht

zierungen verfügt er autonom über mit dem Aufkommen einer gewissen


die Welt der musikalischen Mikro­ Automatik im Produktionsprozess
elemente. Abstrakte Proportionen E.r M.; innerhalb der sich immer

konkretisieren sich in exakt stärker durchsetzenden Ste uerprin­


steuerbaren Spannungsverläufen. zipien führt das nächst entwickel­

Technisch logische S.-Schaltun­ t e Stadium, das hybride System,


gen zeitigen sofort klangliche direkt zur schließlich alleini­
Ergebnisse, die immer wieder re­ gen Verwendung von Computern in
produzierbar sind, dabei aber in der elektronischen und bezeich­

ständiger Kontrolle ohne übermä­ nenderweise auch in der instru­

ßigen Zeit-, Arbeits- und Geräte­ mentalen Musik.


aufwand verbessert oder auch Inzwischen sind S. aller Art in
vollkommen geändert werden können. den verschiedenen Bereichen der

Die groß e Beweglichkeit dieser Musik verbreitet. Ensembles der


Klangproduktions-Apparatur, bis­ - Popmusik verwenden sie ebenso
her vom elektronischen 11Instru­ wie die Gruppen der Live Electro­
mentarium" völlig ungewoh nt - nic; Rundfunk- und Fernsehanstal­
das sich eher als äußerst spröde ten sowie Film- und Schallplatten­
dem Komponisten gegenüber ver­ produktionen, auch Theater, er­
hielt-, und die Kenntnis der kom­ zeugen mit S.n Background- und
plexen Steuerungsverläufe W1d Bühnenmusiken, reale oder glos­

deren Lenkbarkeit können schnell sierende Geräusche und vielfälti­


die musikalisch-technische Phan­ ge Klanguntermalungen; nicht we­
tasie in Bewegung setzen. nige Komponisten erwerben einen
Ein Teilgebiet der E.n M., das s. privat (obwohl ein größeres
in jüngster Zeit immer mehr an Modell immerhin den Preis eines
Bedeutung gewonnen hat, die - Konzertflügels kostet) , und

Live Electronic, ist durch die schließlich werden an Musikhoch­


Mitwirkung von S.n wohl noch zu schulen und technischen Univer­
einigen Entwicklungen fähig; vor sitäten (in Amerika seit einiger

allem den DQmodulaloren muß man Zeil, allmählich auch in Europa)


einen g ewissen Wert beimessen, s. angeschafft, um instruktiven
denn sie gestatten es, etwa mit Unterricht über die akustischen

der Artikulation einer Struktur und physikalischen Grundelemente


eine zweite zu steuern (- Demodu­ der Musik zu erteilen, oder um
lation) . Auf diesem Gebiet zeigt E.M. zu realisieren. (s.S.425 f .)
der S., daß er nicht nur wie die
älteren Studiogeräte und der Com­ 8ynthesizer-Musik findet sich zu­
puter, soweit er zur Realisation weilen in Texten über E.M.(101)
E.r M. benutzt wird, ausschließ­ als Bezeichnung für Kompositio­
lich zur Produktion von „Musik nen, die mit einem Synthesizer
im Studio" verwendet werden kann, realisiert wurden. Der Begriff
sondern in der Lage ist, eigen­ scheint auf etwas hinzuweisen,
ständige elektronische Struktu­ das es in Wirklichkeit gar nicht
ren wie auch weitgehende Trans­ gibt, daß man nämlich einem
formationen instrumentaler Klän­ Stück 11anhören 11 könne, ob es mit
ge in der Realzeit live (z.B. den 1,klassischen11 Studiogeräten
Synthetische Musik 340

oder den spannungsgesteuerten daß es nur harmonisch proportio­


Elementen des Synthesizers herge­ nierte Töne (Klänge) als einzig
stellt worden ist. Gewollt oder musikgeeignete annimmt, es hat
ungewollt leistet das Wort von inzwischen auch die unvergleich­
der S.-M. jenen Verächtern der lich umfassendere Welt der Tonge­
E.n M. Vorschub, welche die Syn­ mische und Geräusche kennenge­
thesizer in völliger Verkennung lernt. Als Begriff erinnert S.M.
der Sachlage fäl schlicherweise an die als Syntheseprodukte be­
als Werkorgel mit zahlreichen zeichneten Kunststoffe, die gegen­
Registern bezeichnen, mit der über den Naturstoffen als etwas
sich immer ein gewisses Grund­ Minderwertiges galten. Ähnlich
timbre und die Gefahr einer Prä­ wurden die mit dem irreführenden
gung auf eine fixierte Machart Begriff ,naturbedingt' benannten
einstellen würde. Der allgemeine Instrumentalklänge gegen die
Begriff „Orgel-Musik" etwa findet vermeintlich S.M. im Bereich der
seine Berechtigung in der Exi­ elektronischen Klangerzeugung
stenz der Orgel als einem Instru­ ausgespielt. Aber so wenig es
ment; ein Synthesizer ist dage­ eine ,natürliche ' Musik gibt, so
gen eine Ansammlung einzelner wenig existieren Musikinstrumen­
autonomer Geräte, - er ist kein te auf der Grundlage ,naturbeding­
Instrument, sondern die Verwirk­ ter' Klangerzeugung. Instrumente
lichung der Idee, mehrere oder sind mechanische Klangerzeuger
viele zur Realisation E.r M. not­ gegenüber den elektrisch erzeug­
wendige ,,Instrumente'1 aus Gründen ten Tönen von Generatoren. Im Ge­
der Praktikabilität in einem Ge­ gensatz zu der falsch benannten
häuse unterzubringen. Indessen, S.n M. gibt es sehr wohl eine
nicht die Produktionsmethoden, künstlich hergestellte „synthe­
sondern die sie bestim menden tische Sprache" (- Vocoder) .
Kompositionsmethoden machen das

11
Gesicht" einer Musik aus. An­ Synthetischer Aufbau bezeichnet
ders wäre die Phantasie des Kom­ als Gegensatz zum - Analytischen
ponisten dem technischen Drang Abbau das Zusammensetzen von
zur Schablone erlegen (- Musik Klängen, Tongemischen und Geräu­
und Technik) . schen aus einzelnen - Teiltönen,
die sich als diskrete Schwingun­
Synthetische Musik oder Klanger­ gen von sinusförmigem Verlauf
zeugung ist eine mißverständli­ durch genaue Frequenzzahlen ange­
che, früher oft in polemischer ben und nach der Konzeption des
Absicht gebrauchte Bezeichnung, Komponisten „übereinanderschich­
die den elektronischen Klang im ten" lassen. Da der Komponist im
abwertenden Sinne als „künstlich elektronischen Studio weder an
gemacht" ausgeben wollte. Das ,,natürliche 11 Proportionen, noch
Wort ,Synthese' kann die Zusam­ an eine gegebene Verteilung oder

menfügilllg einzelner Tgilg 2u gchallstärke der einzelnen Teil­


einem Ga nzen bezeichnen; so ist töne gebunden ist, diese Größen
der Ton, der (akustische) Klang, vielmehr frei gestalten kann,
aus Einzeltönen zusammengesetzt, bedient er sich in der Praxis
also eine Synthese. Das Ohr ist eines von ihm zu bestimmenden
aber keineswegs so eingerichtet, Frequenzfaktors, mit dessen Hilfe
341 SYNTHI 100

er Frequenzskalen logarithmisch durch Einrichtungen wie einen


b erechnen kann, die als komposi­ - Converter, ein Oszilloskop,
torische Vorarbeit die Grundlage einen Frequenzzähler und ande­
des S.n A.s sind. Der Komponist re, eigens von EMS entwickelte
komponiert autonom den Klang Geräte. (s.S.426 f.)
selbst. Keinesfalls ist es die­
ser Tätigkeit adäquat, mit der
Verwendung des Wortes „synthe­
tisch" in seinem chemischen Sinn
als „künstlich hergestellt" ge­
gen die E.M. polemisieren zu
wollen (- Synthetische Musik).
Vielmehr wird der Begriff in
der E.n M. in ähnlicher Bedeu­
tung benutzt, in der ihn die
Sprachwissenschaft in ihrer Un­
terscheidung von „synthetischen
Sprachen" (Wortformen werden „zu­
sammensetzend" gebildet, etwa im
Lateinischen) und „analytischen
Sprachen" (Beziehungen werden
mit Hilfe besonderer Wörter aus­
gedrückt, beispielsweise im Deut­
schen) verwendet. Diese Charakte­
risierung, übertragen auf das
Entstehen von musikalischen Klän­
gen, hat auch die Namensgebung
11Synthesizer" bewirkt.

SYNTHI 100 ist die größte Ausfüh­


rung in einer Reihe von - Synthe­
sizern der englischen Firma EMS
(Electronic Music Studios, Lon­
don), an der der Komponist P.
Zinovieff beteiligt ist. Das
kleinste, wie ein Handkoffer
transportable Exemplar führt die
Bezeichnung SYNTHI A. Zentralein­
richtung des S. 100, der damit
als - Hybrides System bezeichnet
werden muß, ist ein - Computer
11
(11digital sequencer ), dessen
Speicherkapazität in der Lage ist,
sechs verschiedene Parameter über
eine Folge von 256 sukzessiven
Vorgängen zu steuern. Die übli­
chen Module wie Oszillatoren,
Filter , Ringmodulatoren usw. wer­
den in diesem Synthesizer ergänzt
343 T Tape Music

Takt umfaßt seit der Einführung verlaufen. Über den Aufnahmekopf


des Schwerpunkt-T.es nach 1600 wird die erste Aufnahme, das so­
jeweils eine Gruppe von Zählzei­ genannte Taktsignal, nach der
ten verschiedenen Gewichts. Das sich die hinzukommenden richten,
traditionelle Bild einer gleich­ ohne Zeituntersch ied zwischen
mäßig durchlaufenden Taktordnung Taktsignal und Neuaufnahme wie­
wird, in engem Zusammenhang mit dergegeben. Zur „Takt-Wiedergabe"
dem von Wagner vorbereiteten, können alle Spuren herangezogen
von Schönberg vollzogenen Über­ und beliebig gemischt werden.
gang zur musikalischen - Prosa,
durch die Einführung von wech­ Taktstriche sind in der seriellen
selnden Taktarten gestört und Musik, welche die durchlaufende
schließlich aufgehoben. In der Taktordnung aufgegeben hat, nur
seriellen Musik sind irreguläre noch Orientierungsmarkierungen.
T.-Arten sehr häufig anzutreffen; Die E.M., soweit sie in akusti­
sie bedeuten kein Abweichen von schen Diagrammen oder handwerk­
der Regel, sondern signalisieren lich-technischen Aufzeichnungen
im ständigen Wechsel ein adäqua­ partiturähnlich festgelegt ist,
tes, dem Seriellen innewohnendes kennt weder Takte noch Zählzeiten.
Veränderungsprinzip. Hier haben Taktähnliche Striche in solchen

T.-Einteilungen wie 3/4, 2/4, Aufzeichnungen sind ebenfa lls nur


5/8, 3/8, 5/16, 4/16, 7/16, 5/8 Orientierungshilfen. In elektro­
(P.Boulez,' Le Marteau sans nisch-instrumentalen Mischformen,
maitre, 2. Satz) nur noch den die im Konzertsaal vom Pult aus
Sinn eines Verständigungsmittels geleitet werden, hat das Diri­
für die ausübenden Musiker. Die­ gieren, in diesem Fall das Schla­
se interpret atorischen Voraus­ gen von „Takten" die Funktion des
setzungen der T.-Gliederung durch Anzeigens und Signalisiereos.
ständigen Wechsel sind in der Taktstrichähnliche Linien dienen
E.n M. nicht mehr gegeben; des­ dabei als Zeichen für Gliederun­
halb gibt es in ihr keine T.-Ein­ gen, Zäsuren, Akzente oder Grup­
teilungen. Die Aufhebung des T.­ pierungen.
Prinzips, seine Umwandlung in
flexiblen Rhythmus kann sich dem Tamtam (malaiisch), Ende des 18.
Hörer nicht mehr als etwas mit­ �ngeführtes, nicht abge­
teilen, was aus der regulären stimmtes Schlaginstrument, is t
T.-Ordnung abgeleitet werden ein großer flacher - Gong. Wegen
könnte. seiner klangreichen Anschlagswir­
kungen wird das T. h eute sowohl
Taktspur ist eine Einrichtung am im instrumentalen Verband wie
- Vierspurmagnetbandgerät, die auch solistisch mit der Möglich­
ein Synchronisieren im - Play­ keit elektronischer Klangregelung
back-Verfahren möglich macht, (Stockhausens. Mikrophonie I für
wenn zu einer bestehenden Aufnah­ T., 2 Mikrophone, 2 Filter und
me neue Spuren nac hträglich hin­ Regler, 1964) oft verwendet.
zugespielt werden sollen. Der
Name T. rührt daher, daß die Tape Music, Bandmusik - Music for
neuen Schichten sozusagen „im Tape
gleichen Takt" wie die erste Spur
Tastenmanual 344

Tastenmanual (lat. manus, die nehmen ist, daß das Ohr in die­
Hand) ist im Gegensatz zur Fuß­ ser Hinsicht von 1000 Hz an -
klaviatur des Orgelpedals die bis 3000 Hz und darüber hinaus -
mit den Händen zu spielende - besonders hörempfindlich ist.
Klaviatur. Mit elektronischen Nicht nur in populären Darstellun­
T.en, die ·steuerspannungen abge­ gen wurde gesagt, dies sei musi­
ben, sind die - Synthesizer aus­ kalisch der günstigste Hörbereich.
gerüstet. Für den mit diesen Pro blemen
nicht vertrauten Musiker und Le­
Tausend-(lOCO-)Hz-Ton ist in der ser sind solche Feststellungen
Elektroakustik und Gehörphysiolo­ irreführend; denn er sagt sich
gie eine allgemeingültige Bezugs­ mit Recht, daß der ebenfalls in
größe, die nicht auf das tempe­ Frequenzen darstellbare Grundton­
rierte Tonhöh ensystem bezogen bereich der Musik zum ganz über­
werden kann. Zur Orientierung an wiegenden Teil unter 1000 Hz
diesem genügt es zu wissen, daß bleibt. Demnach ist der Meß- und
1000 Hz ungefähr der Tonhöhe des Eichton 1000 Hz nur ein für ob­
dreigestrichenen c, das ist das jektiven Scha lldruck und subjek­
sog. hohe c der Frauenstimme, tives Lautstärkeempfinden gülti­
3 ges Maß, das bloß in diesem aku­
entsprechen. c hat die Frequenz­
zahl 1046,5; der 1000 Hz-Ton stisch-physiologischen Bezirk
liegt demnach etwas mehr als ein als eine genormte Bezugsgröße
3 für andere Prüffrequenzen Gel­
Viertelton unter c . Seine Vor­
zugsstellung als akustische Meß­ tung hat, Klangmat@rial für die­
und Eichgröße verdankt er der se wissenschaftlichen Untersu­
Tatsache, daß das frequenzab­ chungen sind fast nur Sinustöne.
hängige - Hörfeld zwischen dem - In der Studiopraxis ist der
eben noch hörbaren, die - Hör­ 1000 Hz-Ton bei Bandaufnahmen
schwelle bezeichnenden und dem ein häufig verwendetes Tonsignal;
denkbar lautesten, die - Schmerz­ es dient, als eine Art Einstimm­
schwelle bestimmenden Ton, sein ton, dem Einpegeln der Magnetband­
Maximum bei einer Frequenz von geräte und ist für den Techniker
1000 Hz hat. Zwischen Hör- und ein Kontrollvorgang von wenigen
Schmerzschwelle verarbeitet das Sekunden Dauer (- Pegeln).
Ohr bei 1000 Hz einen Leistungs­
bereich von rund 1013,1 oder von Techniker - Toningenieur
130 dB. Im Hörfeld ist das Laut­
stärkeempfinden sehr verschieden Technische Phantasie - Phantasie
abgestuft; ungefähre Übereinstim­
mung besteht nur bei einer Fre­ Teiltöne, auch Partialtöne, seit
quenz von 1000 Hz. zahlreiche dem 17.Jh, bekannt, sind die
akustische und physiologische beim Erklingen eines musikali­
Untersuchungen haben Kurvendia­ schen Tons fast unmerklich mit­
gramme für Laustärkeempfinden schw ingenden Töne, deren Schwin­
und für die Bereiche von Druck gungszahlen einfache Vielfache
und Intensität des Schalls aufge­ der Schwingungszahl des Grundtons
stellt. Das bekannteste K urven­ sind. Der 1.Teilton ist der Grund­
bild ist das der - Kurven glei­ ton, der 2. die Oktave, der 3.
cher Lautstärke, denen zu ent- die Quinte usw. Wird nach - Ober-
345 Telephon

tönen gezählt, so wird der Grund­ Die Auswahl der mit dem Grundton
ton nicht mitgezählt. mitschwingenden Obertöne ( wie
der in diesem Punkt neuerdings
fast immer negativ beurteilte
H . v.Helmholtz durchaus richtig
erkannte) sowie gewisse dichte,
als - Formanten bezeichnete Re­
sonanzzentren bestimmen die


0 Klangfarbe eines Tons. Das Ohr
0
-- hört nicht die Zusammensetzung
2 3 4 5 6 7 8 der T. , sondern die charak teri­
„ stische instrumentale oder voka­

le Klangfarbe. Gewissermaßen ima­
-e-
ginäre Instrumentalfarben entste­
-
!k;:;. .u_ hen, wenn die Zusammensetzung
oder Laustärke der T. geändert
wird, was nur mit elektronischen
9 10 11 12 13 14 15 16 Mitteln möglich ist. In der E.n
M. können Töne, akustisch 11Klän­
ge 11, aus harmonischen T . n zusam­
mengesetzt werden. Umgekehrt kön­
+ +
nen elektronische Klänge jeder
Art durch Filter in ihre klang­

lichen Begtandteile zerlegt wer­


17 18 19 2021 22 23 24 den.

Teiltonspektrum - Frequenzspek­
........................... trum

b .t- -&- b_Q_ bli. q.n. q.ri. -- ;

Telephon als elektromagnetischer


Schallsender wurde 1876 von den
25 26 27 28 29 30 31 3 2 Amerikanern A.G.Bell und E.Gray
unabhängig voneinander erfunden;
allerdings konnte nur Bell mit
seiner Erfindung Gewinn erzielen.
(Eine historische Parallele sol­
cher Gleichzeitigkeit erga b sich
1906 bei der Erfindung der Elek­
tr onenröhre.) Fünfzehn Jahre vor­
her schon (1861) hatte der Deut­
sche Ph.Reis ein anderes (magne­
tostriktives) Ver fahren zur elek­
trischen Telephonie entwickelt,
das ihm jedoch keinen Erfolg ein­
brachte. Das durch W.v .Siemens
1891 gebaute elektrodynamische
T. wies den Weg zur Konstruktion
elektrodynamischer, klangtreuer
Lautsprecher. Ein Hau ptmerkmal
Telharmoni um 346

des T.s ist - im Gegensatz zu Temperatur und Reine Stinmung be­


anderen Fernübertragungssystemen zeichnen das Verhältnis von kor­
wie Rundfunk und Fernsehen - sein rigierter und natürlicher Stim­
Funktionieren als zweiwegige Kom­ mung. Die Widersprüche der R.n
munikationskette. Grundsätzlich St. und der historisch auf ihr
besteht sie (je Übertragungsein­ beruhenden T.en wurden u m 1700
richtung) aus Mikrophon (meist aufgehoben durch die zwölfstufige
einem Ko hlemikrophon; - Kontakt­ gleichschwebende T., welche die
mikrophon), - Hörer und Rückhör­
dämpfung (zur Abschwächung des
Oktave nach der Formel l2..J2 in

eigenen gesprochenen Wortes im 12 gleiche Töne (Halbtöne) teilt.


Hörer) sowie den verbindenden Durch diese künstliche Korrektur
Leitungen. Da das T. fast aus­ entstanden „Mittelwerte, welche
schließlich der Übertragung des kein Intervall wirklich rein,
gesprochenen Wortes dient, wer­ aber alle leidlich brauchbar in­
den gewisse - Frequenzbeschnei­ tonieren" (H.Riemann). Mit den
dungen in Kauf genommen, da sie 12 Tönen, auch mit weniger im
den Sinnzusammenhang von Sätzen Diatonischen sowie in alten und
nicht beeinträchtigen, obwohl in exotischen Skalen, werden Ton­
bestimmte Phoneme - isoliert systeme gebildet; mit 232 Fre­
übertragen nicht mehr unter­ quenzen innerhalb des gleich n
T
-

schieden werden können. Zwölftonraums von 260 Hz = c


In der Vorgeschichte der E.n M. bis 492 Hz = h1 lassen sich ab­
gab es einen engen Berührungs­ strakte Bezugssysteme, aber kei­
punkt zwischen T. und Musik, als ne Ton(leiter)systeme aufstellen.
Th.Cahill die Klänge seines - Innerhalb des gesamten Hörbe­
Dynamophon (die Konstruktion die­ reichs verfügt die E.M., je nach
ser 110rgel" beruhte auf techni­ der kompositorischen Anlage, über
schen Bauelementen der Telepho­ 12 000 bis 15 000 Frequenzen. Es
nie) über den T.-Draht ausstrah­ wäre denkbar, wenn auch nicht
len mußte, da El ektronenröhre, sinnvoll, diese Frequenzen auf
Lautsprecher oder Ra�io ihm noch den Tonvorrat von vorhandenen
nicht zur Verfügung standen Tonsystemen festzulegen. Ein­
(1902). Die amerikanische „Tradi­ leuchtender, dem Material ange­
tion", Entwicklungen und For- messener erscheint es, an deren

schungsergebnisse der T.-Technik Stelle konstruktive Entwürfe her­


Musikern zur Verfügung zu stellen, auszuarbeiten, wie sie von Anfang
dokumentiert sich seit Jahren im an der E.n M. zugrundegelegt wor­
Studio der Bell Telephone Labo­ den sind (- T onsystem) .
rator ies, wo heute mit modernen Für die Aufstellung konstruktiver,
elektronischen Mitteln E.M. rea­ gleichsam tonsystematischer Grund­
lisiert wird (- Groove-Synthesi­ pläne sind in der E.n M. die aku­
zer). stischen Daten von T.en und R.r
St. von großer Bedeutung. Um die­
Telhannonium war der Beiname von se Beziehungen zwischen T., R.r
T h.Cahills - Dynamophon, dessen St. und E.r M. in ihrer grundle­
Klänge durch Telephon-Leitungen genden Verkettung und Bindung zu
übertragen wurden. verstehen, muß man sich, um Ein­
sicht in die Ableitungen und Funk-
347 Temperatur und Reine Stimmung

tionen der konstitutiven Tonstu­ Grundlage für kompositorisch ver­


fen zu gewinnen, die folgenden wertbare Frequenzreihen, die aus
akustischen Daten - hier auf das Intervallproportionen abgeleitet
Notwendigste beschränkt - ver­ werden können.
deutlichen: Die von der Zwölftontechnik ver­
Das kleinste Intervallmaß, - m achte „Allergie" gegen die Okta­
Cent, abgekürzt c, ist der hun­ ve, die bei oktavierenden Sinus­
dertste Teil des temperierten tönen möglicherweise garnicht
Halbtons. Die 12 Halbtöne enthal­ gehört wird, hat in der E.n M.
tende Oktave hat die Größe 1200 zu einer Bevorzugung von oktav­
c. freien Tonskalen oder Konstruk­
Die Verhältnisse der Schwingungs­ tionssystemen geführt. Aneinander­
zahlen zur Prime, geht man von gereihte Intervalle der R.n St.
der Grundzahl 100 (Hz) aus, kön­ ergeben Intervallüberschüsse;
nen, bei Versetzung des Kommas die bekanntesten sind das didy­
um zwei Stellen nach rechts, un­ mische oder syntonische Komma
mittelbar als Frequenzzahlen ge­ (80 : 81), das die in der Musik­
lesen werden: lOC = G, 105,946 praxis nicht mehr bekannte Dif­
= 106 Hz = Gis (- Hundert-(lOC-) ferenz von großem und kleinem
Hz-Ton) • Ganzton (8 : 9 und 9 : 10) be­
In der gleichteiligen temperier­ zeichnet, und das pythagoreische
ten Stimmung wird die Oktave vom Komma (ungefähr 73 : 74), das den
Grundton aus n ach 12 gleichblei­ Überschuß von 12 Quinten über 7
benden Tonschritten erreicht; Oktaven bezeichnet. In•Hz, von
die Oktave selbst ist der 13. Ton. 100 aus gerechnet, sind 7 Okta­
Bei 12 gleichbleibenden Schritten ven (2 : 1) 12 80C Hz, 12 Quin­
ten 12 975 Hz, das ent­
ist 1 Schritt 1l:..J2 = 1,05946
(3:2)
spricht einem Interv allverhält­
( = 106 Hz) . nis von 106,3 Hz (17 : 16) oder
Die natürliche oder R.St. beruht 106,7 Hz (16 : 15) zu 108 Hz
auf dgn Maßintervallen, die (27 : 2S) , " in Cent zw:lschen 21
durch die einfachen Zahlenver­ und 28 C (der exakte Wert beträgt
hältnisse der Teiltonreihe defi­ 23,5 C, das ist etwas weniger
niert sind. Die Schwingungszah­ als ein halber Viertelton). Die

lenverhältnisse der Intervalle gleichschwebende T. verteilt die­


werden aus den Schwingungszahlen se (und andere) Abweichungen von
von Grund- und Obertönen abge­ der R.n St. auf die 12 Halbtöne,
leitet und unmittelbar von den gewisse rmaßen um in die Oktave
OrdnUJ)gszahlen der Teiltonreihe 11hineinzukomrnen". W i 11 die E.M.
abgelesen: Oktave = 2 : 1, Quin­ aus ihr 11herauskommen", um sie
te = 3 : 2, Quarte = 4 : 3, Gro­ zu vermeiden, so bleibt sie bei
ße Terz = 5 : 4, Kleine Terz = den ganzzahligen Brüchen der In­
6 : 5, Sekunde = 9 : 8. Die Ord­ tervallproportionen, oder sie
nungszahl jedes Teiltons gibt an,
wieviel mal größer seine Schwin­
stellt nach dem Modell 1l:..J2
gungszahl ist als die des Grund­ eigene konstruktive Systeme auf.
tons. Die sich in den ganzzahli­ Einige Beispiele mögen das Ver­
gen Brüchen manifestierenden In­ hältnis von T ., R.r St. und mög-
tervallverhältnisse bilden die 1·icher ,1elektronischer1' Stimmung
Temperatur und Reine Stimmung 348

darlegen. Die A nschlußfrequenzen


unter 100 Hz lassen sich leicht
(1 : 2 ); .2J3 berührt keine Okta­
ve mehr.
errechnen (- Hundert-(100-)Hz-
Elektronisch auswertbar im Sinne
To n ) .
von gleichabständigen - Mikroin­
tervallen sind auch die histori­
18 '17
1V2 o/2 o/2 schen Stimmungen der unterteilten
100 100 100 100 T. mit mehr als 12 Stufen in der
106 106 106 105
Oktave, darunter die Temperierun­
112 112 113 111
119 119 121 117 gen mit 19, 31, 41 und 53 Stufen.
126 126 129 123 Dazu kommt die 24stufige T. des
133 133 137 130
141 141 146 137 nicht eigentlich temperierte n,
150 149 156 145 sondern auf mechanischer Spaltung
159 158 166 153
168 167 176 161 beruhenden Vierteltonsystems ( ­

178 177 188 170 Vierteltöne) und die 6tel-Tontei­


189 187 200 179
lung Busonis. Die theoretisch­
200 198 189
200 spekulativen Versuche, mit sol­
chen Mikrointervallen unser 11ein­
gefrorenes" temperiertes $Ystem
15: 14
'412 o/4 � 11
aufzutauen ,, , reichen - ohne prak­
100 100 100 100 tische Stgebni55e - bis in die
107 107 11� 117 Gegenwart. Voraussagen auf die­
115 115 123 137
123 123 146 160 sem Gebiet haben sich nicht be­
132 132 166 187 stätigt. Auch Schönbergs Vergleich
141 141 188 219
151 151 213 256 der T. mit einem auf unbestim mte
162 162 242 300 Frist geschlossenen „Waffenstill­
174 174 274
310 stand" blieb ohne Bedeutung. Der
187 186
200 199 352 geistigen Bereitschaft, Tonhöhen
400
bis an die dem Ohr gesetzten
Grenzen zu unterscheiden, steht
Ausgangspunkt und Vergleichsmo­
die moderne Entwicklung sogar
dell ist die temperierte Skala
entgegen, die unter Preisgabe har­

( ::l:..J2 ). Die ihr in Oberein­ monischer Gesetze garnicht mehr

stimmung und ganz geringen Abwei­ nach solchen Differenzierungen

chungen am nächsten kommende In­ fragt und sich in dieser Hinsicht

tervallskala wird durch das in eher mit einer merklichen Nivel­

keiner Intervalltabelle erwähnte lierung abgefunden hat. Neue ent­

Verhältnis 18 : 17 bestimmt. Da­ scheidende Differenzierungen des

rin stimmen 6 Frequenzen überein; Hörens betreffen Lautstärken, Dau­


4 d i fferie re n um je 1 Hz, und ern und Artikulationen sowie das

erst die letzten zwei innerhalb elektronisch erschlossene Gebiet

der Oktave weichen um je Hz ab. 2 der Klangfarbenkomposition und


1
Die beiden nächsten 11elektronisch 1 des Kontinuums Klang/Geräusch.

benachbarten Skalen sind 1.l-J2 Temperierte Freguenztabelle ist

und �. Ei ne Skala � ist eine Aufstellung der chromati­


in 9 Intervallen identisch mit schen Töne in Verbindung mit ih­

dem Verhältnis 15 : 14. Die Skala rer Bezeichnung durch Frequenz­


zahlen, Die T.Fr., die kein elek­
� überspringt die erste Okta\e
tronisches Kompositionsmaterial
349 Tempo

bereitstellt, dient ausschließ­ beiden unteren Oktaven mit 130


lich der Orientierung im Tonhö­ Hz = 1 : 2 und mit 65 Hz = 1 : 4
hen�ereich, Dazu vermittelt sie als ganze Zahlen einsetzen zu
- was Noten nicht tun - einen können. Ober der chromatischen
Einblick in den logarithmischen Leiter der gr9ßen Oktave stehen
Aufbau des Frequenzsystems. die Maße des temperierten Systems
Die T.Fr. beginnt mit den 12 12 r;:: 12 f;:;'7 12 r;::T
( ��, �2-, �2 �, , ) und
chromatischen Tönen der großen

die ganzzahligen Brüche der rei­


Oktave und setzt sie, in Tonfol­
nen Stimmung (16 : 15, 9 : 8,
gen untereinander geschrieben,
6 : 5, . . ) , Nur beim Tritonus sind
bis zur sechsgestrichenen Oktave
zwei Zahlenverhältnisse angegeben.
fort. Die höchsten Instrumental­
5 das in neueren Intervalltabellen
töne (c des Flügels und der Pik­
zu findende Verhältnis 45 : 32
koloflöte) liegen nur wenig über
und die zunächst pauschal erschei­
4000 Hz; alle höheren Töne gehö­
nende, abe r sich dann als über­
ren als mitklingende Obertöne
raschend exakt herausstellende
(bis etwa 12 000 Hz) zum Klang­
Proportion 7 : 5; 45 : 32
spektrum der Instrumente. Als
=

140,625, 7 : 5 140.
reale Töne können sie nur durch
=

(Abb. s.S. 350)


Generatoren auf elektronischem
Wege erzeugt werden. Die tiefste
Ternp? (ital., Zeit) ist der auf
große Oktave wurde nicht zur Kon­
absoluten Werten von Tondauern
traoktave ( c - 1H) und den bei­
1 beruhende Schnelligkeitsgr ad
den letzten Tönen der Subkontra­
eines Musikstückes, Ge genüber den
oktave (2A, 2H) weitergeführt,
relativen Zeitordnungen Metrik,
obwohl diese beiden extremen Ok­
Takt und Rhythmus gründet sich
taven in der Instrumentalpraxis
das T. auf physikalisch meßbare
vorkommen, denn das hätte Kom­
Zeitwerte (Uhr, Metronom, Ton­
plikationen mit den notwendiger­
bandlängen in cm und mm) , die
weise auf ganze Zahlen (entspre­
als Meßgröße anzeigen, wie oft
chend den ganzzahligen Generato­
die dazugehörige Maßeinheit in
ren) abgerundeten Frequenzen ge­
der Meßgröße enthalten ist. T,­
geben, und die T.Fr. ist ohnehin
Bezeichnungen, die e s seit dem
keine 11Komponier"-Tabelle, son­
17.Jh.gibt, sind subjektiv „maß­
dern nur eine Orientierungstabel­
gebende" T.-Charakterisierungen
le, allenfalls geeignet, die bei
(Adagio, Largo, Andante, Allegro,
etwa 60 Hz liegende Grenze kompo­
Presto usw.). Mit der Auflösung
sitorisch verwertbarer Sinustöne
des einheitlichen T.s bei Liszt
zu markieren (- Hundert- (100-)
und Wagner, mit Debussys Tempo
Hz-Ton).
rubato, das sich bei permanenter
Bei dem Bezugspunkt des Norm­
Anwendung selbst auf hebt und als
stimmtons a1 mit 440 Hz mußten
labiler T.-Zustand eine neue,
die Frequenzen nicht nur in sich,
freie T.-Kategorie darstellt(55J,
sondern auch in ihren Oktavbezie­
tritt an die Stell e des klassisch­
hungen zueinander abgerundet wer­
festen Zeitmaßes die ungebundene
den. qer Ton cl h at die Schwin­
fließende Bewegung, die improvi­
gungszahl 261 ,625, aufgerundet
satorische Züge trägt und in eman­
auf 262 Hz; er mußte aber auf
zipierter, gleichsam tänzerischer
260 Hz festgelegt werden, um die
1

1 1l:.J2 143 12.rs


2 12.o
2 1L.CT
2 2
12.!:6
2 1J..ß
2 �2 2
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16/15 9/8 6/5 5/4 4/3 /32 7/5


14; 3/2 8/5 5/3 9/5 15/8
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2080 2208 2336 2464 2624 2784 2944 3136 3328 3520 3712 3936

4160 4416 4&72 492 8 5248 5568 5888 6272 6656 7040 7424 7872
w
"'
0

8320 8832 9344 9856 10496 11136 11776 12544 13312 14080 14848 15744
351 Terminologie

Zeitregie eine Art choreographier­ ler und E.r M. abgezirkelte Feld­


te, zwanglos neben dem festen größen eingeführt werden, in de�
Taktschritt herlaufende Zeitbe­ nen der Interpret frei über rhyth­
wegung erkennen läßt. Die jüngste mische Werte verfügt und nicht
Entwicklung zeigt die Tendenz, an ein T., sondern an die elek­
die traditionellen T.-Bezeichnun­ tronische Struktur gebunden ist
gen, die zugleich auch Hinweise (- Zeitmaß) .
für inhaltliche Charakterisierun­
gen bieten, ga nz aufzugeben und Tsnpophon - Laufzeitregler
durch Metronomangaben zu erset­
zen, daneben allenfalls noch Terminologie der E.n M. ist die

11schneller" und 11l angsamer11 als Lehre der auf sie bezogenen tech­
Stufengrade der Schnelligkeit nisch-musikalischen Fachwörter.
zuzulassen. Die E.M. kennt we�· Die heute vor allem von H.H.Egge­
der T.- noch Metronombezeichnun­ brecht zu einer wissenschaftli­
gen, dokumentiert aber ihre Ver­ chen Grundforderung erhobene ter­
bundenheit mit dem Zeitphänomen minologische Erfassung der Sach­
durch die exaktesten Zeitangaben, und Fachbezeichnungen verzweigt
die in der Musik überhaupt zu sich in der E.n M. nicht unüber­
finden sind. sehbar in die Geschichte, muß da­
T. ist ein spezifisch musikali­ für aber eine Fülle von anderen,
scher Zeitbegriff, dessen psychi­ selbst außermusikalischen Diszi­
scher Spielraum das subjektive plinen wie Akustik, Physiologie,
Zeiterlebnis ist, in dem dersel­ Elektrotechnik, Maschinentechnik,
be Prozeß ,1schneller" oder 11lang­ Meßtechnik, Informationstheorie,
samer" ablaufen kann, ohne mit Kybernetik, Linguistik u.a. her­
der realen Zeit in Konflikt zu anziehen. Viele Sachbezeichnungen
kommen. Die reale Zeit kennt kein ergeben sich aus den Sachgebieten
langsamer oder schneller. Nur das selbst. Wo sie sich mit der Musik
in sie eingepaßte, willkürlich berühren, treten oft Termini tech­
gewählte Zeitmaß kann kürzer oder nici mit ungewohnt naturwissen­
·
länger, schneller oder langsamer schaftlicher Akzentuierung her­
sein. T.-Freiheit setzt im all­ vor. Das braucht, so wie die
gemeinen voraus, daß eine exakte Dinge heute liegen, kein Nachteil
Zeiteinteilung zum Vergleich oder Fehler zu sein. Nur besteht
vorhanden sein muß. Aber in der die Gefahr, daß hier nun die Kom­
E.n M. kann die freie, stockungs­ ponisten und musikalischen Theo­
lose Bewegung nicht als T.-Varian­ retiker einen begrifflichen Pri­
te eines abstrakten Zeitschemas vatbezirk in der Maske des all­
aufgefaßt werden. Vielmehr ist wissenden, allesvermögenden Mu­
darin die subjektive Anpassungs­ sikingenieurs erschließen möch­
fähigkeit an die musikalischen ten.

11Kurven11 der 2elt so groß und T. geht nicht nur das Fachwörter­
ausgeprägt, daß diese mit ihrem wissen an, sie kann auch, unbe­
metrischen Netzwerk und chrono­ rechenbar und wider besseres
metrischen Einteilungsschema Wissen, dem Zufall ausgeliefert
nicht zu Vergleichen herangezogen sein. Wer nach 1950 erlebt hat,
werden kann. Typisch ist, daß bei wie neue, falsch akzentuierte
der Kombination von instrumenta- Termini sich hartnäckig behaupte-
Tetraphonie 352

ten, ja sich im öffentlichen Mu­ werden die Teilkomponenten varia­


sikbewußtsein unausrottbar ein­ bel; sie können einzeln herausge­
nisteten, der weiß, daß man neue hoben, im Teiltonverband ver­
Musikbegriffe nicht einfach stärkt oder abgeschwächt werden.
1 Im - Tongemisch liegen die
11durchsetzen1 kann. Hier kann man
3.

nur ohne Zwang auf die Richtig­ Frequenzen der Teiltöne nicht
keit der Sache vertrauen un d sei­ harmonisch zum Grundton; sie las­
nen Weg geradeaus gehen. Das gilt sen sich nicht durch ganze Zahlen­
insbesondere für die von Anfang verhältnisse ausdrücken. Gemische
an keineswegs feststehende Be­ sind immer Sinustongemische und
zeichnung E.M. 1 für die nach dem also nicht identisch mit Akkor­
ersten Konzert mit elektronischen den. Sie haben einen höheren Ver­
Werken 1953 zahlreiche Benennungs­ schmelzungsgrad als Zusammenklän­
vorschläge gemacht wurden: auto­ ge und sind weit einheitlicher
nome, autochtone, authentische, „Klang" als Instrumentalakkorde,
autodynamische, elektrogene, 4. - Geräusche sind durch ihren
elektrophone, synthetische Musik, spezifischen Charakter und durch
Elektronenmusik, Elektronienmusik, ihre Lage im Tonhöhenraum be­
Elektromusik, Tonbandmusik u.a. stimmt. Die Höhen von Farbgeräu­
schen haben der Wert ungefährer

Tetraphonig - Quadrophonie Lagebeziehungen. Nur das den


ganzen Hörbereich ausfüllende
Theoretische Grundbegriffe der Weiße Rauschen entzieht sich
E.n M., soweit sie ihr klingen­ einer Lagebestimmung.
des Material angehen, sind Töne, 5. Zwei gleichzeitige verschiede­
Klänge, Tongemische, Geräusche ne Klänge ergeben eine n - Zusam­
und Zusammenklänge. menklang, bei mehr als zwei Klän­
1. Der - Ton ist der in der tra­ gen einen Akkord. In der Instru­
ditionellen Musik für sich allein mentalmusik sind Klang (Ton) und
nicht vorkommende obertonfreie, Zusammenklang klar geschieden;
reine Ton oder - Sinuston, auf elektronisch schiebt sich hier
den sich alle Klangerscheinungen das Tongemisch mit seinen eigen­
zurückführen lassen. Weder seine tümlichen Verschmelzungsgraden
objektiven, auf dem Weg von der dazwischen. Klänge und Gemische
Tonquelle zum Ohr hinzutretenden lassen sich elektronisch „kompo­
Obertöne noch seine subjektiven, nieren", nicht nach Maßgabe der
im Ohr selbst sich bildenden Ober­ Harmonielehre oder des Naturklang­
töne beeinträchtigen seine Eigen­ schemas, sondern nach einer vor­
schaften als reiner Ton. gegebenen kompositorischen Ord­
2. Der - Klang ist aus harmoni­ nung.
schen Teiltönen (Sinusschwingun­
gen) zusammengesetzt. Der Ton Theremingerät - Ätherwelleninstru­
eines Musikinstrumentes ist kein ment
11Ton11, sondern ein Klang, unab­
änderlich gegeben in seinen die Threshold (engl., Schwelle) heißt
Klangfarbe bestimmenden Teilkom­ ein Regler, an dem eine gewünsch­
ponenten, die im Ohr zum Ein­ te Spannungsschwelle eingestellt
druck eines einzigen 1 wird, ab der die Funktion des Ge­
1,Tons 1 zu­
sammenfa llen. Erst in der E.n M. rätes in Betrieb genommen wird
353 Ton

(- En velope Follower; - Frequency len T., zu denen auch Studie und


Shifter) . Etüde als die am häufigsten ge­
brauchten gehören: Symphonie,
Tiefpaß ist ein Filter, das die Konzert, Capriccio, Toccata, Di­
tiefen Frequenzen durchläßt, ho­ vertimento, Continuo, Kanon, Ri­
he Frequenzen dagegen von bestinm­ cercare, Solo, Suite, Sonate,
ten einstellbaren Werten an un­ Variationen, Exposition, Sequenz,
terdrückt. Zusammen mit seinem Ostinate Rhythmen, Improvisation,
Gegenstück, dem - Hochpaß, bil­ Thema, Burleske, Rezitativ, Pas­
det er den - Bandpaß. sacaglia, Präludium, Postludium,
Pastorale, Ouvertüre usw.
Tieftonlautsprecher strahlt in
einem Lautsprecher-System aus­ Ton gehört zum Material der Musik
schließlich die tiefen Frequen­ und ist dessen kleinste Einheit.
zen zwischen etwa 20 und 400 Hz In der neueren Musik wird der
ab; die mittleren und hohen Fre­ Einzelton als Glied eines T.-Zu­
quenzbereiche werden, durch Fre­ sa mmenhangs, meist einer T. -Lei­
quenzweichen aufgeteilt, von ter aufgefaßt. Eine andere Syste­
kleineren Mittelton- bzw. Hoch­ matisierung stellt den T. in den

tonlautspr9ch9rn übertragen. Der Zusammenhang von Quintverhältnis­


meist unter diesen Systemen an­ sen, wo er, nach J.Handschin(75),
gebrachte T. muß mit einer ent­ als Glied einer „Gesellschaft von
sprechend großen Membran ausge­ Tönen" verstanden werden soll.
stattet sein, die eine möglichst Problematisch bleibt diese Kon­
niedrige Eigenresonanz aufweisen zeption für alle nicht-tonale und
sol lte. Der Membrandurchmesser für die E.M.; wahrscheinlich ver­
ergibt sich aus der Belastbar­ hält es sich damit ähnlich wie
keit des T.s. miti den Begriffen Konsonanz und
Dissonanz, die Busoni und Schön­
Titel von Werken E.r M. sind berg schon zu Beginn unseres
vielfach technisch und wissen­ Jahrhunderts für unbrauchbar er­
schaftlich orientiert. Viele T. klät.ten. Im Anschluß an G.S.Ohm
sind der Begriffsprache der Phy­ (1789-1854) hat H.v.Helmholtz
sik, Akustik, Mathematik, Psy­ die Unterscheidung T. (Sinuston,
chologie, Optik, Informationstheo­ den er selbst nicht so benannt
rie und Kybernetik entnommen, so hat) und Klang (aus Sinustönen
etwa: Wellen, Schwebungen, In­ zusammengesetzter Instrumental­
terferenzen, Formanten, Figuren, oder Vokal-T.) zur Grundlage sei­
Strukturen, Mutazioni, Impulse, ner akustischen Unte rsuchungen
Hochspannung, Kontakte, Aspekte, gemacht. Die dadurch aufgekommere
Punkte, Proportionen, Logatome, Modellvorstellung, das Ohr sei
Elemente, Mobile, Spektren, Li­ eine Art von 11Meßinstrument",
nien usw. Daneben stehen in ge­ hat bis heute stark nachgewirkt,
ringerer Zahl poetische und lite­ nicht nur in der Forschung, z.B.
rarische T. wie Gesang der Jüng­ bei Feldtkeller und Zwicker, son­
linge, Epitaph, Essay, Poesie dern, wie H.-P. Reinecke darge­
pour pouvoir, Po€me electronique legt hat, 11 vor allem auch in
u.a. Überraschend groß ist die manchen moderner Musikauffassung
Zahl der musikalisch traditionel- zugrundeliegenden Theoremen" ( 131).
Ton 354

In der E.n M. hat eine neue bezeichnet, was er ist, nämlich


Durchdringung von Akustik und ein Sinuston.
Musik stattgefunden, allerdings
nicht in dem von manchem Polemi­ Tonabnehmer sind elektroakusti­
ker vorgebrachten Sinne, daß die sche Wandler, die die Auf gabe ha­
E.M. nur eine Art „angewandter" ben, die mechanischen Schwingun­
Akustik sei. Um die physiologi­ gen fester Körper - im Gegensatz
schen und klanglichen Probleme zu den Luftschwingungen, deren
der E.n M. hat sich die Wissen­ Wandler als Mikrophone bezeichnet
schaft der Akustik kaum gekümmert; werden - in elektrische Spannun­
die meisten ihrer Untersuchungen gen zu verwandeln. Als Grundlage
geistern neben der Musik her wie dieser Verfahren dienen magneti­
ein abgesprengter Teil der Physik sche Energie, Lichtenergie und
und Physiologie, von dem man als mechanische Energie, die in der
Musiker nicht recht weiß, wo er elektroakustischen Praxis als
hingehört. Der „Deutsche Akusti­ Magnetton-, Lichtton- und Nadel­
sche Ausschuß" (DIN 1320) hat den tonverfahren bekannt sind. Der
einfachen T. als Schall von si­ Abnahme des Tons dienen Magnet­
nusförmigem Verlauf, den einfa­ köpfe, Lichtsteuergerät und T.
chen Klang als aus harmonischen Im engeren Sinne als T. werden
Teiltönen zusammengesetzten Schall heute nur noch die Abtastenein­
definiert. Die 11American Stan­ richtungen der Schallplatten-Ab­
dards Association" hat die phy­ spielgerä te bezeichnet.
sikalischen Bestimmungen durch
Hinweise auf Empfindungsqualitä­ Tonalität, ein historisch weit­
ten ergänzt; Ein einfacher T. läufiger und mehrdeutiger Begriff,
(Sinuston) ist eine Schallemp­ bezeichnet ein System der auf
findung, die durch eine einzige einen Tonmittelpunkt gerichteten
Tonhöhe (singleness of pitch) Beziehungen von Tönen und Akkor­
charakterisiert ist; ein komple­ den. Vielfach aufgehoben wurden
xer T. („Klang") ist eine Schall­ die tonalen Funktionsbeziehungen
empfindung, die durch mehr als in der seit 1907 sich entwickeln­
11
eine Tonhöhe charakterisiert ist. den 11Atonalität • Mit der Zwölf­
Die seit Helmholtz übliche aku­ tontechnik, seit 19241 taucht zum
stisch selbstverständlich „rich­ erstenmal das Wunschbild einer
tige" Definition von T. und neuen, nur in der Bezogenheit der
Klang weicht von der musikali­ Töne etablierten T. auf; doch ha­
schen Bezeichnung ab. In der Stu­ ben sich die von Zwölftonkomponi­
diopraxis der E.n M. besteht we­ sten daran geknüpften Hoffnungen,
nig Neigung, sich mit konventio­ es werde sich bei hinreichender

ngllen Hö�tat�achen und deren Gewöhnung und Tradition eine neu­


sprachlich widersprüchlichen Be­ artige Zwölfton-11T.11 herausbil­
zeichnung zu befassen. Der Be­ den, nicht erfüllt. Wohl kann
11
griff „Klang" ist vieldeutig und 11 strukturelles Hören die Zwölf­
unklar. Aber über T. und Klang tonbeschaffenheit von Musik er­
kann man sich leicht verständi­ kennen; Hörgesetze im Sinne der
gen, wenn man von vornherein das T. lassen sich daraus nicht ab­
sprachlich Doppeldeutige igno­ leiten. Das gilt ebenso für die
riert und den Sinuston als das serielle wie E.M.
355 Tonexistenz

1
Die E. M. hat neue Hörtatsachen im Arten benutzt: das 11normale1 1/4-
Sinne einer Klangfarben- und Ge� Zoll-Band zur monauralen u n d
räuschfarbenmusik geschaffen, de:­ stereophonen Aufzeichnung dient
ren eigengesetzliche Zentrierung der Realisation einzelner Schich­
nicht die einer T. sein kann. ten und Zwischenmischungen (das
„Senkel"-T. gestattet leichte und
Tonband (Magnettonband, Magnet­ schnelle schneide- und Klebearbei­
band) ist der - Tonträger der ten); mit dem 1-Zoll-Vierspurband
E.n M.; das T. besteht aus einem werden Synchronisierungsvorgänge
magnetisch neutralen Träger, auf und Schlußmischungen vorgenommen.
den die Magnetschicht (das Fer­ Die Rückseite der Studio-T.er,
romagnetikum) aufgetragen wird. die auf - Freitragende Wickel
Die Stärke von T.ern, die Art aufgespult werden, sind zur bes­
des verwendeten Bandmaterials seren Haftung a uf dem Bobbin mat­
und die unterschiedliche Aussteu­ tiert.
erbarkeit machen die verschiede­
nen - Bandtypen aus. Allgemein Tonbandmosaik - Weißband
müssen von jedem T. bestimmte
elektromagnetische Eigenschaften Tonbandmusik - Music for Tape
verlangt werden, welche vor al­
lem die - Vormagnetisierung (zur Tonbestinmungstabelle - Temperier­
Erreichung der maximalen Empfind­ te Frequenztabelle
lichkeit), den - F requenzgang,
die Kopierdämpfung (zur Unterdrül<­ Toncharakter, ein Begriff aus der
k ung des - Kopiereffekts) und Tonpsychologie, stellt die Summe
den Rauschspannungsabstand (von der Eigenschaften dar, die ein
dem der - Aussteuerungsbereich Ton haben kann. Der T. wird we­
abhängt) betreffen. In jüngster sentlich mitbestimmt durch die
Zeit ist es gelungen, das stö­ Tonhöhe, die Dauer, die Intensi­
rende - Bandrauschen durch Her­ tät und die Klangfarbe, vor al­
stellung von besonders feinteili­ lem und darüber hinaus aber durch
gen und homogenen Eisenoxidteil­ seine Stellung im Verband von
chen erheblich zu reduzieren. Tongruppen („Tongesellschaft"),
Die rauscharmen (low noise) T.er die in der neueren Musik auf dem
brachten eine Verringerung des Quintensystem beruhen(75). Diese
Rauschens bis zu 8 dB. LH-T.er musikalische Tonqualität wurde
(low noise, high output) erfül­ auch als - 11Tonigkeit" bezeichnet.
-
l;n auch bei einer Bandgeschwin­ Beim Fehlen tonaler Bezüge muß
digkeit von 9,5 cm/s und bei - sich der Begriff T. in der E.n M.
Viertelspurtechnik bestimmte auf allgemein charakterisierende
(HiFi-) Bedingungen. Da schon Eigenschaften beschränken (- Ton­
einmaliges Löschen auf dem T. ein existenz).
gewisses Rauschen erzeugt, wer­
den noch nie bespielte Frischbän­ Tonexistenz, nicht auf Akustik
der von Leerbändern, die bereits und Physiologie, sondern auf das
mindestens einem Löschvorgang un­ musikalische Materi�l �e�ogen1
terworfen waren, unterschieden ist begründet in den fun damenta­
Im elektronischen Studio werden len Eigenschaften des Tons: in
meist nur zwei verschiedene T.- seiner Höhe, Lautstärke, Dauer
Tonfarbe 356

und Klangfarbe. In der Auffassung tonfreguent (audiofrequent, nie·


des 19, Jahrhunderts war der Ton derfrequent) werden diejenigen
vorwiegend bestimmt durch seine Schwingungen genannt, die im
Verwandtschaft mit andern Tönen. menschlichen Hörbereich liegen
Dabei wurde nicht gefragt, wie und dort als Tonhöhen wahrgenom­
der Ton 11ist11, sondern, in er­ men werden, Entsprechend heißen
ster Linie, wie er funktioniert. Geräte, die solche Schwingungen
Ob man bei einem Ton 11zentrale" erzeugen, - Tonfrequenzgenerato­
und „periphere" Eigenschaften ren.
unterscheiden kann, bleibt frag­
lich. J.Handschin(75) hat die Tonfreguenzgenerator, auch Nf­
Tonhöhe (nicht auch die Dauer, (Niederfrequenz-) Generator, in
wie irrtümlich(J59) bemerkt wur­ der Studiopraxis oft einfach Ge­
de) als die zentrale Eigenschaft nerator genannt, ist ein elektro­
bezeichnet, der als „Peripheres" nischer Klangerzeuger, der Schwin­
Dauer, Intensität und Klangfarbe gungen im hörbaren Frequenzbe­
gegenüberstehen. Die Begründung reich so hervorbringt, daß sie
dafür: „Wenn bei gleichbleiben­ von Lautsprechern wiedergegeben
der Tonhöhe die Dauer oder die werden können. Der vom T. erzeug­
Intensität des Tones wechselt, te Ton oder Klang kann beliebig
so sagen wir doch, daß es ,der­ lange ausgehalten werden, abge­
selbe Ton 1 ist.'1 Die logische sehen von T.en, die speziell für
Schwierigkeit liegt darin, daß die Erzeugung von Kurztönen (Im­
hier „gleichbleibende Tonhöhe" pulsen) eingerichtet sind. Die
gleich gesetzt wird mit „derselbe elektronischen T.en erlauben die
Ton". Man kann auf solche Weise Darstellung musikalischer Kl änge,
auch die Toneigenschaften ver­ die sich von den gewohnten, auf
tauschen: Wenn bei gleichbleiben­ traditionellen Musikinstrumenten
der Dauer die Tonhöhe (oder die mechanisch hervorgebrachten Klän­
Intensität) wechselt, so sagen gen sowohl im Klangcharakter wie
wir doch, daß es „dieselbe Dauer" in der flexiblen Klangfarbenge-
ist. Reduziert man eine der fun­ s tal tung unterscheiden. Die wich­
damentalen Toneigenschaften auf tigsten Typen dieser Schwingungs­
Null, so erkennt man , daß der erzeuger sind: - Re-Generatoren,
Tonhöhe allein nicht die zentrale - Schwebungssurnrner, - Impuls-
Eigenschaft zugeschrieben werden und - Rausch-Generatoren. RC-Ge­
kann. Ein Ton ohne Tonhöhe, ohne neratoren und Schwebungssummer
Lautstärke, ohne Dauer und ohne erzeugen Sinustöne. Zum Teil sind
Ton- oder Klangfarbe kann kein diese T.en so eingerichtet, daß
Ton mehr sein. Richtiger ist des­ sie auch auf - Rechteck- und - Sä­
halb die - wesentlich aus der gezahnschwingungen eingestellt
seriellen und elektronischen Mu­ werden können. Wo in der E.n M.
siktechnik gewonnene - Einsicht, mit festen, jeweils in Hz-Zahlen
daß Tonhöhe, Lautstärke, Dauer festgelegten Freq uenzen gearbei­
und Klangfarbe die Existenzdaten tet wird, ist der mit selbstin­
des Tons sind. duktionsfreien Kreisen aufgebau­
te RC-Generator (R = Widerstand
Tonfarbe - Sinuston in Ohm, C = Abstimmkondensator)
das einzige zuständige 11Instru-
357 Tonhöhe

ment". Die Frequenzzahl wird ver­ Teiltöne aus dem harmonischen Na­
mittels Drehscheiben für die turklanggleis heraus. T.e sind
Einer, Zehner, Hunderter und nicht identisch mit Akkorden. In
Tausender bestimmt. der Instrumentalmusik existieren
T.e nur mit den Merkmalen des
Anschlags und Verklingens (Glok­
ken, Röhren, Platten, Stäbe).
p:= �
Elektronisch dagegen können T.e

KHz Hz 0 Hzo in jeder dyn amischen und statio­

45 67 400500 600 0450 60 nären Klangform hergestellt wer­

23ö
1 1098 200310000ö700900800 2010300709080
den. Ihr Klan gcharakter wird
durch die Anzahl und den Abstand

Hz 1000 100 der nichtharmonischen Teiltöne

30
·5 „ M/%0 bestimmt. In „weiter Lage", bei

21 98 0
mehr als 100 Hz Abstand zwischen

10 je zwei Teiltönen, können T.e


überraschende Verschmelzungsgr ade
erreichen. In „enger Lage" treten
klangliche Rauhigkeiten, Reibun­
Ein elektronisches Studio muß gen und - unt�r 20 Hz- - Schwe­
über eine gewisse Anzahl solcher bungen hervor (- Theoretische
T.en verfügen, damit ein vieltö­ Grundbegriffe).
niges Klanggebilde ohne Zwischen­
kopien unmittelbar aufgenommen, Tonhöhe in der E.n M. wird durch
sozusagen in einem Arbeitsgang die jeweils entsprechende Fre­
hergestellt werden kann. Dabei quenzzahl in Hz bezeichnet. Daß
bedient man sich aus R aum-, vor die Frequenz den physikalischen
allem aber aus Kostengründen Sachverhalt angeht, die T.
kleiner T.en, die zur genauen den musikalischen, gehört zu den
Frequenzanzeige, wenn kein digi­ traditionellen Thesen der syste­
taler - Frequenzzähler vorhanden matischen Musikwissenschaft. Die­
ist, einzeln mit den Differenzfre­ se Unterscheidung wird sich ange­
quenzen von - Schwebungen und sichts der jüngsten Musikentwick­
ihrem allmählichen Ausgleich lung und besonders im Hinblick
durch einen frequenzkonstanten auf die E.M. nicht aufrecht er­
RC-Generator 11eingestimmt11 wer­ halten lassen. Daß hier keine
den müssen. Ausschließlichkeitsansprüche gel­
tend gemacht werden können, ha­
Tonfrequenztechnik - Niederfre­ ben Theorie und Praxis der Musik
quenztechnik längst erwiesen, so etwa, wenn
der Musiker die 440 Hz des Stimm­
Tongemisch ist nach der offiziel­ tons a 1, ohne wahrscheinlich
len akustischen Definition (DIN überhaupt etwas von Schwingungs­
1320) ein „aus Tönen beliebiger zahlen und physikalischen Druck­
Frequenzen zusammengesetzter schwankungen zu wissen, einfach
Schall". Im Gegensatz zum harmo­ als musikalischen Vergleichston
nisch proportionierten Ton wertet; oder wenn das Schwingungs­
(Klang) treten in dem aus Sinus­ zahlenverhältnis 3 : 2 musika­
tönen zusammengesetzten T. die lisch als Quinte bezeichnet wird;
Tonhöhenschreiber 358

oder wenn aus dem Verhältnis der torischen Praxis. Die Wahrneh­
Schwingungszahlen zur Prime un­ mungsschwelle für Tonhöhenände­
mittelbar die Frequenz und damit rungen ist ebenso von der Fre­
die T. abgelesen werden kann quenzlage wie von der Intensität
(- Hundert- ( 100-) Hz-Ton). abhängig. Dieses Tonhöhenunter­
In der E.n M. rücken die akusti­ scheidungsvermögen sieht sich vor
schen und musikalischen Daten die scheinbar einfache und doch
des Tones so nahe zusammen, daß unlösbare Frage gestellt, wievie­
sie zwar nicht identisch werden, le verschiedene Tonhöhenstufen
aber sich doch als zwei aufein­ das Ohr im gesamten Hörbereich
ander angewiesene Momente der­ unterscheiden kann. Wie immer
selben Sache zu erkennen geben, bei solchen Beobachtungen müssen
deren Resultat so beschaffen ist, die sehr tiefen und sehr hohen
daß die Art der Meß methodik da­ Frequenzen gesondert betrachtet
rin unvermeidlich aufbewahrt, werden. Bei mittlerer Lautstärke
„aufgehoben" wird. Das gilt nicht und unter Ausschaltung der Grenz­
nur für einzelne Tonqualitäten, fälle werden in der Fachliteratur
sondern auch für das nunmehr für die kleinsten wahrnehmbaren
nicht mehr trennbare Verhältnis Tonhöhenunterschiede Zahlen zwi­
von Frequenz und T. schen 850 und 4000 genannt. In
Mit dem Hineinnehmen der Meßmetho­ ihren unverständlichen Abweichun­
dik in die Ton-·und Klangergebnis­ gen sind diese Angaben praktisch
se zeichnen sich neue Maßsysteme nicht brauchbar. Das mag ebenso
ab, ohne welche die heute stark an der Unterschiedlichkeit der
zunehmende Tendenz, instrumenta­ Meßmethoden wie an den sehr un­
le, vokale und elektronische terschiedlich ansprechenden Ver­
Klänge zu verbinden, nicht ver­ suchspersonen liegen. Nicht ganz
standen werden kann. so groß sind die abweichenden
Angaben über die verschiedenen
Tonhöhenschreiber ist ein elek­ - Lautstärkestufen. Im mittleren
troakustisches Gerät zur Regi­ Tonhöhenbereich rechnet die E.M.
strierung und Aufzeichnung von mit rund 100 wahrnehmbaren Ton­
Tonhöhenverläufen. Der T. wird höhenunterschieden pro Oktav9.
vor allem zur phonetischen Be-
s tirrunung der ständigen Tonhöhen­ Tonigl<eit ist in der - Hörpsycho­
änderungen bei gesprochenen Tex­ logie eine von E.M.v.Hornbostel
ten verwendet. Analytische Zerle­ (83) 1926 eingeführte, zur „auf­
gungen solcher Schallvorgänge gespalteten" Tonhöhe gehörende
sind auch durch gewisse Verfah­ Bestimmungsgröße des Tons, die
ren mittels - Pegelschreiber, auch als 11Toneigenart" oder
,1Ton­
vor allem aber durch das - Visi­ charakter" gekennzeichnet wird
ble Speech-Verfahren durchführ­ und im Optischen dem 11Farbton ,,
bar. entspricht. In der Theorie der
E.n M. werden solche Begriffe
Tonhöhenunterschiede in klein­ nicht verwendet, nicht weil es
stem Maße sind in der E.n M. sie hier nicht gibt, sondern weil
1
nicht Gegenstand wissenschaftli­ es nichts 11darüber 1 gibt, da sie
cher Analyse, sondern Grundfra­ gänzlich außerhalb tonpsychologi­
gen des Hörens und der komposi- scher Interessen liegen.
359
Tonleiter

Toningenieur (Tontechniker) ist Minimalzeit zur Erregung einer


der für die Technik des Tonstu­ diskreten Tonhöhenempfindung im
dios zuständige Spezialist mit Ohr in den verschiedenen Frequenz­
vorwiegend technischer Ausbil­ und Lautstärkebereichen sehr ver­
dung, im Gegensatz zu dem mehr schieden sein kann. In dem großen
m usikalisch orientierten - Ton­ Bereich von etwa 500 Hz bis 5000
l 5
meister. Der Studio-T. ist nicht Hz ( ""' h - ""'dis ) liegt die T.
nur für das Funktionieren der zwischen 4 ms und 10 ms (nach
technischen Einrichtungen ver­ anderen Tabellen zwischen 10 ms
antwortlich, er muß in hervorra­ und 20 ms). Bis 10 000 Hz steigt
gendem Maße - das unterscheidet die Kurve bis zu 20 oder 25 ms
ihn vom Nur-Techniker - auch an; unter 400 Hz geht sie steil
technisch-musikalischer Produk­ in die Höhe bis etwa 32 ms bei
tionsberater des Komponisten 100 Hz ( ""' G) . unterhalb dieser
sein. Im freien Zus ammens pi e l zeitlichen Grenzen empfindet das
von technischer und musikalischer Ohr nicht mehr Tonhöhen, sonderr.
Phantasie wird der T. oft aus­ Kurzgeräusche, die in sich wie­
schlaggebender Teil sein, gleich­ derum reich differenziert sein
sam Mitkomponist, aber nicht können ( - Impulse) .
wie der häufig überforderte In­
terpret von Zufallsmusik, sondern Tonkopf ist die allgemeine Be­
wie der produktiv mitphantasieren­ zeichnung für den - Lösch-, -
de Erschließer von neuem Klang­ Sprech- und - Hörkopf der Magnet­
material. bandgeräte.

Tonkennzeit ist die Mindestzeit, Tonleiter ist die Folge von Ton­
die notwendig ist, um eine be­ schritten, die im Normalfall ska­
stimmte Tonhöhe zu erkennen. Sie lenartig nach Tonhöhen geordnet
ist weniger a bhängig von der sind. Von dem geläufigen tonalen
Einschwingzeit des Ohres als von Begriff der T.n weichen gewisse
den physikalischen Eigenschaften historische und exotische Skalen­
der Töne. Die Mindestzeit des bildungen ab, bei denen auch die
Erkennens liegt für Sinustöne bei gewohnte Rahmenbegrenzung durch
4 ms-.': Bei noch kürzerer Dauer die Oktave nicht immer gegeben
wird kein Ton mehr, sondern ein ist. In der zwölfstufigen gleich­
- Knack wahrgenommen, worunter schwebenden Temperatur wird die
man sich weniger etwas scharf Oktave, zur Gewinnung brauchbarer
Geräuschhaftes als ein sanftes, Mittelwerte, nach der Formel
dumpfes Blubs, so als wenn man
leise auf eine Tischplatte klopft,
� in 12 gleiche Halbtöne ge­
teilt. Nichts steht im Wege, sie
vorstellen muß - das ist die
Kennzeit „bei abgerundetem Ein­ in der E.n M. in 13 (ll.J2) oder
schaltstoß 11, während bei „sprung­
haftem Einschaltstoß" das unmit­
in 11 gleiche Töne (�) zu tei­
len, an deren T.-Charakter kein
telbar Geräuschhafte stärker her­
Zweifel sein kann. Ungezählt e
vortritt. Aus den nicht stets
andere T.n im Sinne gleichabstän­
übereinstimmenden Angaben und
diger Skalenbildungen sind (mit
Kurvenbildern für die T. geht
und ohne Rahmenbegrenzung durch
hervor, daß die erforderliche
Tonmeister 360

die Oktave) möglich: � , Tonstudios sind die in aller Welt


verbreiteten Einrichtungen zur
12..r1:8 , li..r2;s , 12'13 usw. Aufnahme und Wiedergabe von Ton­
T.n können ebenso, wenn auch
bändern. Die dazu notwendigen
nicht nach dem Prinzip der
Apparaturen, wie sie im Rundfunk,
Gleichabständigkeit, sondern nam
in Konzert-, Theater- und anderen
dem Urteil des Ohres,aus Tongemi­
Veranstaltungen verwendet werden,
schen und Rauschfarben, sowohl
können nicht mit dem geringen Ge­
nach Kriterien der Tonhöhe wie
rätebedarf der sog. Heimtechnik
der Farb- und Helligkeitsbewer­
(- Tonstudiotechnik) verglichen
tung, gebildet werden.
werden. Auf der anderen Seite
stellt ein Studio für E.M. völlig
Tonmeister ist seit den 1930er neue und ungewohnteAnsprüche,
Jahren im Rundfunk, Tonfilm, Fern­ für welche das Vorhandensein von
sehen und Schallplattenstudio
T. professionellen Zuschnitts
der akustisch-musikalische Ver­
nur in bescheidenem Umfang die
mittler zwischen Technik und Mu­
äußeren Voraussetzungen bildet.
sik. Er ist, im Gegensatz zum
Darauf beruht es, daß die Tech­
techhisch orientierten - Tonin­
nik der T. in zahllosen Abhand�
genieur (Tontechniker) , in er­
lungen dargestellt worden ist,
ster Linie „Klangregie" führen­ daß aber die Produktion E.r M .
der M usiker mit Kenntnissen der
selbst i n ihren technischen Be­
technischen Aufnahme- und Über­ dingtheiten bis heute weithin
tragungsmethoden. In der Studio­
unbekannt geblieben ist.
technik der E .n M. ist der Ton­
ingenieur der Hauptverantwortli­
Tonstudiotechnik bezeichnet die
che; bei der Produktion rein E.r
technischen Anlagen und Bedingun­
M. hat ein T. keine sinnvolle
gen eines professionellen Stu­
Funktion mehr, abgesehen davon,
dios. Der Hauptunterschied zur
daß sich, selbst bei gemischter sog. Heimtechnik zuhause besteht
elektronisch-instrumentaler Werk­
in der symmetrischen und nieder­
arbeit, ein einzelnes Studio
ohmigen Auslegung aller Geräte
außerhalb der Massenherstellung
und Verbindungen. Während in der
von Musik kaum den Luxus erlau­
unsymmetrischen Heimtechnik in
ben könnte, neben dem Ingenieur
einem Kabel die Masse als Gegen­
noch einen T. zu beschäftigen.
pol z u m eigentlichen Modulations­
Ausschlaggebend für die Studio­
träger herangezogen wird, benutzt
praxi � bleibt allein die Zusam­
die T. zwei Modulationsträger,
menarbeit zwischen Komponist und
wobei die M asse nur zur Abschir­
Toningenieur.
mung von Störeinflüssen dient.
Außerdem sind in der Heimtechnik
Tonort Richtungsbestimmung
die Anschlüsse hochohmig und ha­
-

ben somit hohe Widerstandswerte.


Tonpsychologie Hörpsychologie
Die kleineren Widerstandswerte
-

der niederohmigen T. ermöglichen


Tonskalen gleicher Abstände
wesentlich längere Kabelwege ohne
-

Temperatur und Reine Stimmung;


gravierende Störeinflüsse wie -
- Hundert- ( 100-) Hz-Ton
Brumm- und Hf-Einstreuungen.
Außerdem vermeidet die niederoh-
361 Ton und Klang

mige T. einen Abfall der hohen nicht systematisch, sondern im


F requenzen, der bei langen Ka­ Sinne eines kompositorischen
beln in der hochohmigen Technik Grundplans nutzen. Der von einem
als weiterer Störfaktor auftritt. einzelnen elektronischen Werk
Hochohmige und unsymmetrische garnicht ausnutzbare Tonvorrat
Geräte, die in die T. integriert muß ausgewählt und geordnet wer­
werden sollen, müssen durch ge­ den. Nichts anderes wollte der
eignete Umformer (wie - Impedanz­ aus der Frühzeit der E.n M. stam­
wandler) auf die niederohmige mende Sat z besagen, daß es so
und symmetrische Technik „ge­ viele Komponiermethoden gibt wie
bracht" werden. Allgemein müssen elektronische Stücke. Es besteht
die Geräte eines Tonstudios we­ kein Zweifel, daß solche gleich­
gen der hohen Qualitätsansprüche, sam selbstgemachten T.e komposi­
bei E.r M. vor allem wegen der torische Verbindlichkeit besit­
Folgeerscheinungen des häufigen zen; man kann das daran erkennen,
Kopierens und des großen Frequenz­ daß die E.M. keinem summarischen
ambi tus, mit erheblichem Aufwand Einheitsstil erlegen ist, und daß
kor,struiert und gebaut werden. in ihr, nicht anders wie in der
Atonalität, in der zwölftönigen
Tonsystem ist die geschichtlich und seriellen Technik, die kom­
meist an den Tonverhältnissen positorische Individualität ge ­
von Instrumenten orientierte Ton­ wahrt bleibt.
ordnung, deren sinnfälligste
Form die Tonsk ala ist. Als Ein­ Tonträger ist die den Ton tragen­
grenzung eines T.s funktioniert de Materie in Gestalt von Bändern,
oft die - Oktave. Der Tonbestand Platten, Filmen und Walzen. Die
des chromatischen T.s wird durch gebräuchliche Form für die Ton­
di� l25tufige temperierte Skala Studiotechnik ist die magnetische
dargestellt. Die Gleichstellung Klangaufzeichnung auf - Tonband.
aller 12 Halbtöne, die oft als Das eigentlich tontragende Ele­
die vielgenannte, aber in keiner ment besteht aus einer ferrcmagne­
Komposition je anzutreffende tischen Schicht,die auf die magne­
„G leichberechtigung" der 12 Töne tisch unwirksame Trägerfolie auf­
ausgegeben wird, hat den Unter­ gegossen ist. Neben dem normalen
schied zwischen Haupt- und Neben­ Magnettonband werden für Mehr­
tönen aufgehoben. Die E.M. kann spuraufnahmen entsp reche nd brei­
sich nicht auf ein T. festlegen; tere Bänder verwendet. Der Ort
sie kann pra ktisch alle vorhan­ der Installation von Magnetband­
denen und alle denkbaren T.e geräten heißt T.-Raum, in der Um­
verwenden, auch das der Dur-Moll­ gangssprache der Funkhäuser meist
Tonalität, aber sie kann nicht, ebenfalls als T. bezeichnet.
bei einem Gesamtumfang von 71/4
Oktaven ( = 87 Töne) oder dem e t ­ Ton und Klang sind von H.Helm­
wa 50fachen davon, nämlich 4134 holtz(BO) in die Akustik einge­
einstellbaren Einzeltönen, ein führte Begriffe, die dazu dienen
eigenes T. bilden. An die Stelle sollten, den einfachen obertonlo­
eines T.s tritt vielmehr die sen Ton {Sinuston) , wie er zu­
Bindung an konstruktive Entwürfe, erst von dem Physiker G.S.Ohm
die den verv'ielfachten Tonvorrat (1798-1854) beschrieben worden
Tonverschmelzung 362

ist, von dem aus Einzeltönen zu­ ständlich, sondern eine höchst
sammengesetzten „Klang" (Instru­ merkwürdige Tatsache ist. Diesel­
mental- oder Vokalton) zu unter­ be Eigenschaft kehrt aber in abge­
scheiden. Die verwirrende Viel­ schwächter Weise auch bei Qu inten
deutigkeit des Wortes „Klang" und Quarten, ja bei Terzen und
läßt es geraten erscheinen, den Sexten wieder" ( 204) • Durch die
obertonlosen Ton als - Sinuston E.M. und ihre neuartigen Misch­
und den aus Obertönen zusammen­ formen von Tönen und Klängen wur­
gesetzten Ton (Klang) als Instru­ de der Begriff der Verschmelzung
mental- oder Vokalton zu bezeich­ wesentlich erweitert.
nen. Als physikalische Größen
sind T.u.Kl. der Akustik zugehö­ Touch Controlled Voltage Source
rig, aber sie können heute nicht (engl., wörtl. „druckges teuerte
mehr gegen die ihnen innewohnen­ Spannungsquelle") , eine techni­
den musikalischen Bedingungen sche Besonderheit der „Buchla
ausgespielt werden. Die Komponi­ Box" von - CBS, produziert -
sten E.r M., die in reichem Maße Triggerimpulse und - Steuerspan­
Sinustöne als musikalische Töne nungen durch besondere Kontakta­
verwenden, stehen einer solchen sten, die im Gegensatz zu den
betriebsam in G ang gehaltenen üblichen Synthesizer-Tastaturen
Abgrenzung der Akustik gegen die auf Fingerdruck reagieren (etwa
Musik verständnislos gegenüber, vergleichbar dem Verhältnis zwi­
da der akustische Ton hier und schen mechanischen und elektri­
der musika�ische dort keiner Rea­ schen Schreibmaschinen) . Die Grö­
lität des Hörens und des Kompo­ ße der erzeugten Steuerspannung
sitorischen mehr entspricht. ist diesem Fingerdruck proportio­
nal; damit sind für die Steuer­
Tonversclunelzung ist ein von c. spannungen wichtige manuelle Ver­
Stumpf(203) in die Tonpsychologie änderungsmöglichkeiten gegeben.
eingeführter Begriff, der besagt, Triggerimpulse werden, bei ent­
daß zugleich erklingende Töne sprechender Schaltung, durch jeg­
unter bestimmten Voraussetzungen liche Berührung der Kontakte ab­
als ein einziger Ton gehört wer­ gegeben.
den. Dieser bekannte Vorgang hat
in der Tonpsychologie hauptsäch­ Trafo, Abk. für - Transformator
lich dazu gedient, die Merkmale
der - Konsonanz zu bestimmen. Im Transfornationsgeräte sind im
einzelnen wurde schon um die elektronischen Studio alle Appa­
Jahrhundertwende versucht, die rate, die nicht der unmittelba­
Verschmelzungsgrade von Interval­ ren Produktion der Klänge und de­
len zu ermitteln, wie sie später ren Aufzeichnung dienen, sondern
in E.KJ:eneks Aufstellung von Kon­ von Generatoren und anderen Klang­
sonanzen, milden und scharfen erzeugern produzierte Schaller­
Dissonanzen zum Ausdruck kamen eignisse in ir 9endeiner Form ver­
{109). �el C.Stumpf heißt es: ändern. Dazu zählen, um einige
„Daß die Oktave dem wirklichen zu nennen, - Filter und - Verzer­
Unisono ähnlich klingt, ist alle­ rer, - Ringmodulatoren, - Lauf­
zeit anerkannt worden, obschon zei tregler und - Hallplatten,
es nichts weniger als selbstver- aber auch die Geräte der Span-
363 Transformator

nungssteuerungstechnik mit ihren den ist.Solche Wiederholungen mit


vielfältigen Modulationsmöglich­ genau gleichen Resultaten sind
keiten. Wie diese, die ja auch in der älteren manuellen Studio­
Klänge hervorbringen, haben vie­ technik fast nie zu erreichen ge­
le Gerätschaften im Studio eine wesen. Es besteht auch die Mög­
Art Doppelfunktion: Der - Impuls­ lichkeit, ein ganzes elektroni­
generator, der einen Klangvor­ sches Stück in der Form program­
gang 1 zerhackt11, zählt ebenso mierter und transformierter Steu­
1
zu den Tr.n wie das - Magnetband­ erspannungen aufzuzeichnen, bei
gerät, das durch Geschwindigkeits­ deren synchroner Wiedergabe (auch
änderungen und viele andere Um­ durch mehrere Magnetbandgeräte)
wandlungsmöglichkeiten einen auf­ über eine entsprechende Anzahl
gezeichneten Klang bis zur Un­ von Demodulatoren die Komposition
kenntlichkeit transformieren kann. durch die spannungsgesteuerten
Anzahl und Mannigfaltigkeit der Studiogeräte hörbar wird.
Tr. sind besonders entscheidend Die Tr. v. St. bei der Arbeit
für die Arbeitsbedingungen in mit - Synthesizern erfolgt meist
einem elektronischen Studio, da nicht in dieser analogen Form,
sie den zentralen Kompositions­ sondern durch Eingriffe am elek­
vorgang - die Verfahren des Ab­ trischen Signal selbst. Dafür
leitens und Veränderns - in star­ sind in jedem größeren Synthesi­
kem Maße mitbestimmen. Die Phan­ zer Module vorgesehen, die zum
tasie des Komponisten kann vieles Teil sehr verwickelt e Transfor­
ausgleichen, kaum aber das Fehlen mationen durchführen (- Control
wesentlicher T r . Voltage Processor). Die Variabili­
tät gewisser Module, die steuer­
Transforrcation von Steuerspannun­ bar sind, se lbst steuern können
� ist grundsätzlich auf die und Audiosignale liefern, läßt
gleiche Weise durchführbar wie eine große Anzahl von Transforma­
die Transformation von Audiosi­ tionsmöglichkeiten zu. Auch län­
gnalen, wenn man sich der - Auf­ gere Abschnitte einer Kom position
zeichnung von Steuerspannungen können als Ganzes in ein em Ar­
in analoger Form bedienen kann. beitsgang realisiert werden, al­
Durch Frequenzmodulation und -de­ lerdings nur nach langer Vorbe­
modulation lassen sich Steuer­ reitungszeit des „Programmiere ns"
spann ungen auf normalen Tonbän­ de r Scha l t un gen und Verbindungen.
dern speichern; bandtechnische Digitale Tr.v.St. ist ebenso mög­
Eingriffe wie Schneiden, Kleben, lich wie deren Aufzeichnung. Nadl
Kapieren, Mischen, Dehnen, Raf­ der - Codierung der Steuersignale
fen usw. können eine Art von kann ein Programm die Transforma­
Spannungss teuerungspro
. gramm erge­ tionen 11dirigieren 11; auch währerrl
ben, das, wenn es abläuft, die der Verarbeitung im - Computer
entspre chende Studioapparatur kann über eine Bedienungseinheit
steuert. Diese Realisationsmetho­ (Control Unit) in den A blauf va­
de hat den Vorteil, daß ein sol­ riierend eingegrif fen werden.
ches Steuerband, einmal festge­
legt und erprobt, j ederzeit ge­ Transfonrator (A bk. Trafo), 1885
nau das wieder produziert, was von K.Zipernowsky, M.Deri und 0.
auf diese Weise festgelegt wor- Blathy erfunden, wandelt die ge-
Transistor 364

gebene Wechselspannung elektri­ röhre. Vorzüge des Tr. s, der erst


scher Energie in eine andere Span­ die Computertechnik ermöglicht
nung um. In einfacher Form be­ hat, sind geringe Größe, soforti­
steht ein Tr. aus zwei Spulen, ge Betriebsbereitschaft, lange
die einen geschlossenen Eisen­ Lebensdauer und minimaler Strom­
kern umschließen; ein wechselndes verbrauch. Elektronische Geräte,
Magnetfeld, das in der Primärspu­ in denen Tr.en die Funktionen
le erzeugt wird, durchdringt bei­ aller Röhren übernommen haben,
de Spulen und erwirkt in der Se­ nennt man volltransistorisiert;
kundärspule durch Induktion eine moderne Studiogeräte sind in der
Wechselspannung gleicher Frequenz, Regel so gebaut. Starke Leistungs­
die mit der Windungsz ahl propor­ verstärker haben jedoch auch heu­
tional steigt. Das Verhältnis der te noch in den Endstufen Elektro­
Windungszahlen von Primär- und nenröhren, da mit Tr.en entspre­
Sekundärspule ist das Überset­ chend hohe Leistungen technisch
zungsverhältnis. Erst Tr.en ha­ schwieriger zu erbringen sind.
ben die Verknüpfung elektrischer
Energie mit verschiedenen Span­ Translation - Symmetrie
nungen möglich gemacht: in Kraft­
werken zwischen 6000 und 20 000 Transport von A p p araturen für -

V @rzeugt und üb�� ausgedehnte Aufführungen E.r M. ist häufig


Netze mit Spannungen von 50 000 unumgänglich, denn die wenigsten
bis 400 000 V geleitet, wird die Veranstalter können die geforder­
Elektrizität schließlich in klei­ ten Anlagen zur Verfügung stellen,
nen Spannungen, etwa 220 V, abge­ die also von Firmen oder Ru ndfunk­
geben und gebr aucht. anstalten geliehen bzw. von den
Fast alle Geräte im Tonstudio Ausführenden eines Konzertes mit
sind mit Tr.en bestückt, die die E.r M. (meist wird ein bestimm­
allgemeine Netzspannung von 220 tes Studio beauftragt) mitge­
V auf die Spannung transfor mieren, bracht werden müssen. Die Tr.-Li­
die von den einzelnen Bauteilen ste umfaßt Magnetbandgeräte, Laut­
des Gerätes gebraucht wird. Diese sprecher, Verstärker, Kabel und
Tr.en sind fast immer in die Ge­ Mischpult, aber auch Meßinstru­
räte von vornherein miteingebaut. mente, Testbänder (zum exakten
Besondere Tr.en werden benutzt, Einstellen der Lautsprecher),
wenn Geräte nicht unseren Norm­ Adapter, Lötkolben und verschie­
anschlußwerten entsprechen: so dene Reparaturwerkzeuge sowie
müssen viele amerikanische Syn­ kleinere Ersatzteile. Sehr viel
thesizer mit einer auf 110 V re­ umfangreicher wird ein Tr. bei
duzierten Spannung betrieben wer­ Aufführungen der - Live Electro­
den. nic, da außerdem Mikrophone, wei­
tere Verstärker, Transformations­
Transistor ist ein 1948 von den geräte, Musikinstrumente und Syn­
Amerikanern J.Bardeen, W.H.Brat­ thesizer befördert werden müssen.
tain und W.Shockley erfundenes Elektronische Studios, die häufig
und 1956 mit dem Nobelpreis be­ Veranstaltungen durchführen, müs­
dachtes elektronisches Bauteil sen dafür einen erheblic hen Teil
aus Halbleitermaterial, das ähn­ ihrer Arbeitszeit aufwenden, denn
lich wirkt wie eine - Elektronen- die Apparaturen lagern meist
365 Trittschall

nicht ,,abrufbereit", sondern wer­ (175). Ein vereinfachtes Tr. ohne


den im Studio ständig benutzt, virtuose Spieleinrichtung und
müssen also für jeden Tr. immer ohne die subharmonischen Stimmen
wieder zusammengestellt werden. war das nach Vorschlägen von w.
Meyer-Eppler für das WDR-Studio
Transposition (lat., Versetzung), gebaute, 1953 im Funkhaus fertig­
in der traditionellen Musik die gestellte elektronische - Mono­
Übertragung von Intervall- und chord von Trautwein, das nach
Akkordfolgen in eine andere Ton­ wenigen Versuchen außer Gebrauch
art, kann in der E.n M. durch kam.
F requenzmodulationen erreicht
werden, die entweder die musika­ Trigger Impuls ist ein elektri­
lischen Intervalle oder die Fre­ sches Signal praktisch ohne Zeit­
quenzabstände beibehalten. Die dauer, das einen bestimmten
I n tervall Tr . , die von Verhält­
- Schaltvorgang auslöst. Der extrem
nissen der Kapazität und Selbst­ kurze T.I. wird im - Synthesizer
induktion abhängt, erfolgt so, von der Tastatur produziert, kann
daß das Tonband „transponierend" aber auch unter bestimmten Bedin­
langsamer oder schneller läuft, gungen von einem - Envelope Fol­
oder auch so1 daß die T�, mit lower geliefert werden. Durch
keiner Tempoänderung verbunden den T.I. wird beispielsweise der
ist (- Laufzeitregler) • Das ande­ - Envelope Generator (Hüllkurven­
re Tr.s-Verfahren, bei dem nicht Generator) angestoßen. Der T.I.
die musikalischen Intervalle, steuert hier ausschließlich den
sondern die Frequenzbereiche ver­ Einschwingvorgang, die anderen
schoben werden, besteht in der Größen einer Hüllkurve bestimmt
Modulation ger zu transponieren­ der - Gate Impuls.
den Schwingung mit einer Träger­
schwingung (- Ringmodulator) . Triode, die am weitesten verbrei­
Charak teristisch für alle elek­ tete - Elektronenröhre, entsteht
tronischen Tr.en sind - Klangfar­ d urch eine zusätzliche Elektrode
benmod ulationen. zwischen Kathode und Anode (Dio­
de). Sie dient der Studiotechnik
Trautonium war ein von dem Inge­ als Verstärkerröhre.
nieur und Ak ustiker Friedrich
Trautwein in Berlin entwickeltes, Trittschall nennt man die mecha­
1930 vorgeführtes elektronisches nisch (etwa durch Gehen auf har­
Musikinstrument, das zur Toner­ tem Boden) erzeugten Schallwellen,
zeugung Glimmlampen mit tonfre­ die durch Decken, Fußböden und
quenten Kippschwingungen und als Wände übertragen werden und Stö­
Spielmechanismus ein als Poten­ rungen im Aufnahmestudio verursa­
tiometer wirkendes - Bandmanual chen. Schwimmend gelagerte Wände,
verwendete. Das ursprünglich für Raum-in-Raum-Bauweise, schwimmen­
einstimmiges Spiel eingerichtete der Estrich, Teppichfußböden und
Tr., in Deutschland das erste andere Schallisolierungsmaßnahmen
serienmäßig produzierte elektro­ reduzieren den Tr. auf einen Mi­
nische Spielinstrument, wurde von nimalwert.
Oskar Sala zum zwei- und vier­
stimmigen - Mixtur-Tr. erweitert
Trübungen 366

Trübungen auf dem Gebiet der mu­


sikalischen Interpretation wer­
den Abweichungen von einer idea­
len, allerdings in der lebendigen
Musikausübung nirgends existie­
renden Interpretationsnorm ge­
nannt(220). Da Tr. in der allge­
meinen Vorstellung auf etwas zu
Klärendes zielen, hier aber et­
was ganz anderes meinen, nämlich
die natürliche Schwankungsbreite
der mus.ikalischen Interpretation,
ist der negative Terminus miß­
verständlich; besser ist es, ihn
durch den objektiven Begriff der
- Schwankungen zu ersetzen.

Tuner (engl., wörtl. Abstimmer)


ist als Rundfunkempfänger Be­
standteil moderner Stereoanlagen.
Als reines Empfangsteil (zur Ab­
stimmung der Sendefr equenzen) be­
sitzt der T. keine eigene Nieder­
frequenzverstärkung; er wird
vielmehr in Verbindung mit dem
Verstärker der Anlage betrieben.
367 u Uhr

Überlagerung von Schallwellen gezielte Ü.en zur Klangproduktion


wird allgemein als - Interferenz verwendet.
bezeichnet, wenn die zusanunen­
wirkenden Wellen die gleiche Übertragung bezeichnet in der Ton­
Schwingungszahl besitzen. Die Ü. frequenztechnik allgemein alle
von Schwingungen mit unterschied­ Vorgänge, die dem „Transport" von
lichen, jedoch nahe beieinander Signalen dienen, die dem Schall
liegenden Frequenzen löst einen analog sind. Durchgesetzt hat
Sonderfall der Interferenz aus, sich der Begriff ü. vor allem im
die - Schwebungen. Bereich des Rundfunk- und Fern­
sehwesens; er .meilint hier die Di­
übersprechl.ämpfung ist das Maß rekt-ü., die sog. Live-Sendung.
für die Unterdrückung von Über­ Elektronische Kompositionen wer­
sprechungen bei nahe zusammen­ den im Unterschied zur Instrt.Unen­
liegenden Übertragungswegen. Die­ talmusik nicht übertragen, son­
ses Problem zeigt sich deutlich dern vom Original, besser noch
an den Tonköpfen der Stereo-Ma­ von einer Originalkopie, direkt
gnetbandgeräte, in denen sich die gesendet.
beiden Spuren gegenseitig beein­
flussen können. Die ü. muß hier Übertragungsweg ist allgemein der
entsprechend groß sein und sollte Weg, den ein Schallereignis vom
ca. 45 - 55 dB Abstand zum Nutz­ Schallerzeuger bis zum Ohr zu­
signal betragen. rücklegt. Das Generalschema des
Ü.es stellt sich so dar:Die (z.B.
Übersteuerung entsteht, wenn der mechanisch, durch Musikinstrt.Unen­
für ein elektrisches Bauteil zu­ te erzeugte) Schallenergie wird
lässige Grenzwert am Eingang durch - Schallwandler in elek­
überschritten wird. Hervorgeru­ trische Energie t.Ungewandelt; die­
fen durch zu große Spannungswer­ se wird verstärkt und in Schall­
te ergeben sich Ü.en, die als energie zurückverwandelt. Die
nichtlineare - Verzerrungen hör­ Anzahl der verschiedenen Über­
bar werden. In der Tonstudio­ tragungsglieder wie Mikrophone,
technik haben die Geräte meist Verstärker, Lautsprecher usw.
eine sehr große U.s-Sicherheit kann durch Schallspeicherungs-
(-Reserve) die be i einem No�m­ und Tran5formationsgeräte wie
,
pegel von 1,55 V (entsprechend Magnetbandgeräte, Filter usw.
+6 dB) eine Höhe von 4, 7 V (ent­ beliebig erweitert werden. Der ü.
sprechend +12 dB) erreicht, so nimmt dann den Charakter einer
daß im Endeffekt ein Maxima lpe­ Übertragungskette an.
gel von 6,2 V (entsprechend +18
dB) unverzerrt übertragen wird. Uhr im Studiobetrieb ist entweder
Zur Überwachung und Vermeidung die kleine, mit der Hand zu be­
von ü.en dient das Lichtzeiger­ dienende Stoppuhr oder die größe­
instrument des - Aussteuerungs­ re, ebenfalls als Stoppuhr einge­
messers. Außerdem werden Begren­ richtete Tischuhr mit großem Se­
zer benutzt, die bei ü.s-Gefahr kundenzeiger. Kleinere Zeitab­
das Signal auf einem eingestell­ schnitte innerhalb der Sekunde
ten Grenzwert festhalten. - In können durch genaue Ausmessung
der E.n M. werden gelegentlich des Tonbandes (1 sec = 38,1 cm)
festgelegt werden (- Zeitmessung).
Ultraschall 368

Ultraschall sind die vom Menschen unlenkrollen sind aus nicht-ma­


nicht wahrnehmbaren Schallwellen gnetischem Metall hergestellte
sehr hoher Frequenz. Die tiefen Rollen, die an Magnetbandgerä­
Frequenzen unter 16 Hz bezeichnen ten, Schleifenbrettern, Laufzeit­
das Gebiet des - Infraschalls. reglern usw. die Laufrichtung
Als obere Hörgrenze gelten 16 000 des Tonbandes ändern. Die u. müs­
Hz (bei Erwachsenen) bzw. 20 000 sen besonders leicht, praktisch
Hz (bei Kindern) . Viele Tiere mit geringstem mechanischen Wider­
können weit über 20 kHz hinaus stand laufen.
u. hören. In der Technik und Me­
dizin spielen U.-Wellen eine gro­ Ungradzahlige Reihen - Reihen­
ße Rolle. Für die Musik sind sie formen
ohne Bedeutung, im Gegensatz zu
den tiefen Schwingungen unter 16 Universalentzerrer enthält alle
Hz, die nicht mehr a l s Töne, son­ in der Tonstudiotechnik geforder­
dern als rhythmische Vorgänge ten Entzerrungsmöglichkeiten:
gehört werden. Tiefenanhebung und -absenkung,
Höhenanhebung und -absenkung so­
Unfonnungen von Tönen und Klängen wie Tiefen- und Höhenpräsenzfil­
gehören zu den wichtigsten Ge ­ ter, die �wischen 60 und 13 000
staltungsmitteln der E.n M. Sie Hz in Stufen einstellbar sind.
werden technisch durch die - Die Bedämpfungs- und Verstär­
l'bdulation von Schwingungen er­ kungsgrade (bis zu �20 dB) und
möglicht, deren Bestimmungsgrößen unterschiedliche Flankensteilhei­
(Amplitude, Frequenz, Phase) ver­ ten können frei gewählt werden.
ändert werden können. Te chnische Außerdem ist eine Tiefen- und
Grundlagen sind Töne, Impulse und Höhe nsperre eingebaut (U. der Fa.
Rauschen, deren modulatorische Klein und Hummel). Damit ist ein
Transformationen - hinreichende solcher U. als wirklich universel­
kompositorische Erfahrung voraus­ les selektives Gestaltungsmittel
gesetzt - im musikalischen Ergeb­ in der E.n M. zu benutzen.
nis durchaus mit der klanglichen
Vorstellung des Komponisten über­ Universalfilter vereinigt in
einstimmen können. Bedeutet Modu­ einem Gerät sämtliche Filterar­

lation in der tonalen Musik, von ten (Hoch-, Tief- und Bandpaß so­
einer Tonart in die andere zu mo­ wie Bandsperre), deren Bereiche
dulieren, so bewirkt die elektro­ an zwei Grenzfrequenzschaltern
nische Modul ation klanglich tief­ nach einer Normreihe eingestellt
greifende U. ; dazu gehören auch werden. Durch ein mechanisches
tlberlagerungen von Schwingungen zusammenkuppeln der beiden Schal­
gleicher Frequenz und ungleicher ter wird aus dem variablen ein
Amplitude bzw. ungleicher Fre­ fixiertes Filter, etwa ein Halb­
quenz und gleicher Amplitude oktavbandpaß. Außerdem gestattet
sowie klangliche U. durch Trans­ eine Frequenzweiche über zwei
position, darunter solche, bei separate Ausgänge die Trennung
denen wie bei der Ringmodulation eines Signals in zwei unterschied­
nicht musikalis che Intervalle, liche Filtercharakteristiken (U.
sondern ganze Frequenzbereiche der Fa. Wandel und Goltermann).
transponiert werden.
369 Unterricht

Unterricht des Faches „E.M." Tonsysteme und Materialordnun­


setzt das Vorhandensein eines gen,
voll ausgerüsteten elektroni­ Notation,
schen Studios voraus, das fester Phonetik,
Bestandteil einer Musikhochschu­ Spannungssteuerung und, da vie­
le sein sollte, die damit jungen le Vorgänge in der E.n M. nach
Komponisten die Möglichkeit gibt, herkömmlichen Vor stellungen
diese Kompositionstechnik zu er­ nicht mehr zu beschreiben sind,
lernen (-Hochschulen). E.M. - Neufassung musiktheoretischer
wie auch Instrumentalmusik - Begriffe aus den Bereichen der
kann nicht nur theoretisch oder Formenlehre, der Instrumenta­
bloß in Gruppenkursen unterrich­ tion, der Improvisation.
tet werden; solcher pädagogischen Die Beschäftigung mit all diesen
Tätigkeit kommt bestenfalls ein „Fächern" mündet folgerichtig
vorbereitender oder ergänzender in die Arbeit im Studio selbst,
Stellenwert zu. Als Grundlage bei der es um das Umsetzen theo­
des U.s muß die individuelle Aus­ retischer Ent würfe in klingende
bildung, der Einzel-U. gelten, Musik geht, und zwar nicht durch
der allein die Entfaltung der Interpreten, sondern durch den
musikalisch-technischen Phantasie Komponisten selbst. Diese Eigen­
des Komponisten bewirken und den art der E.n M. macht den Bereich
Dilettantismus von Halbinformier­ der praktischen Realisation im
ten verhindern kann. Studio zum Mittelpunkt des elek­
Die verschiedenen Inhalte des tronischen Lehrbetriebs. Nur im
Lehrgebietes E.M.- Studio, wo der Studierende sich
musikalische und technische dem ungestalteten, erst von ihm
Vorgeschichte und Anfänge der zu ordnenden Klangmaterial, das
E.n M. sowie ihre Entwicklung ja das klangliche Kontinuum i n
über die Einbeziehung von Mi­ sich birgt, konfrontiert sieht,
krophonaufnahmen und Sprach­ kann er hoffen, Antworten auf
klängen, seine Fragel'l zu finden. „E.M. ist
Live Electronic, kein abgeschlossenes System wie
Spannungssteuerung bis zu den die klassischen Fächer des Kon­
Vorstellungen der Automation, trapunkts und der Harmonielehre,
Einflüsse ursprünglich a ußer­ die man in Kursen absolvieren
musikalischer Bereiche wie etwa kann. Vielmehr ist sie die kompo­
der Informationstheorie auf sitorische Anstrengung selber:
die E.M., eine Tätigkeit, kein Beruf. Wenn
allgemeine Beziehung von Musik auch im Studio kein U. im insti­
und Technik - tutionellen Sinn erteilt werden
dienen als Gerüst für die Ver­ �ann, dient es doch als pädago­
mittlung des Stoffes als kompo­ gische Provinz jenen Komponisten,
sitionstechnisches Handwerkszeug die den musikalischen Klang in
(- Didaktik) . seinen elementaren Dimensionen
Die Methodik ist gekennzeichnet bestimmen, die Diskrepanz aufhe­

und au5gefüllt durch die ben möchtGn zwi�chGn abstraktem


allgemeine Akustik und deren Zeitschema und akustisch-sinnli­
Terminologie, chem Ausdruck: er wäre nicht so­
Analyse, wohl in jenes einzusetzen als
Untertöne 370

vielmehr selber als jenes zu ent­


werfen" ( 106) •

Untertöne - Subharmonische oder


Untertonreihe

Unvorhersehbarkeit - Redundanz
371 V Verbalpartit ur

Variable Metren, von Boris Bla­ werden. In der Studiopraxis der


cher 1950 eingeführte asymmetri­ E.n M. wird der Terminus V. kaum
sche Taktregelungen, verwenden angewandt, doch bleibt die damit
gleichmäßig zu- und abnehmende bezeichnete Sache unverändert be­
Taktwechsel (2/8, 3/8, 4/8, 5/8 stehen. Eine elektronische Klang­
. . • . 5/8, 4/8, 3/8, 2/8) als ma­ struktur kann in allen Parameter­
thematisch-formale Bauprinzipien. schichten kompositorisch verän­
Als Methode der Formgewinnung dert oder auf instrumentalem Wege
sind V.M. im Sinne einer metri­ durch Filter, Ringmodulator, An­
schen Ordnung von Tonelementen zeigeverstärker, Laufzeitänderun­
auf die E.M. nicht übertragbar, gen, Laufzeitverschiebungen und
wohl aber können, in Erweiterung durch mannigfache andere Mittel
dieser Technik, Elemente von variiert werden. Solche ständi­
Klängen und Klangblöcke ähnlich gen Veränderungen gehören zum We­
variabel angeordnet und verbun­ sen und Ausdrucksbereich der E.n
den werden, wobei die der E.n M. M., sie können des ha lb nicht aus
nicht angemessenen Zählzeiten der romantischen Instrumentalpra­
und Taktgruppen als metrische xis einer perpetuellen V. mit
Unterteilungswerte keine Anwen­ dem Charakter der immer fortdau­
dung finden können. ernden ,,Durchführung" abgeleitet
werden.
Variabler Funktionsgenerator ist
ein sehr umfangreicher - Sequen­ VC, Abk. des engl. ,Voltage Con­
cer, der für das elektronische trolled', ist der präzisierende
Studio der Universität Utrecht Zusatz für Geräte der - Spannungs­
von dessen eigener Werkstatt ent­ steuerung. Ein vco (Voltage Con­
worfen und gebaut wurde. Er produ­ trolled Oscillator) ist ein span­
ziert (in seinem größeren Modell) nungsgesteuerter Oszillator, ein
zwei synchrone Abfolgen von je VCA (Voltage Controlled Amplifiezj
100 St e uersp annun g en (208). ein entsprechender Verstärker
usw.
Variabler Vierkanal-Rotationsreg­
ler heißt ein im St udio der Mu­ Verbalpartitur ist keine festum­
sikhochschule Köln entwickeltes rissene Partiturform; der Begriff
Gerät, das speziell zur Erzeu­ wurde vielmehr für Aufzeichnungen
gung von - Rotationen elektroni­ geprägt, die sich mehr und mehr
scher Klänge im Ra um geba u t wur­ als verbale Anweisungen an Inter­
de. preten darstellen. Ausgangspunkt
war (wie auch auf dem Gebiet der
Variation (lat., Veränderung) ist - Musikalischen Graphik) die -
ein allumfassendes Musikprinzip, Alction��chrift, in dgr gchlig߭
das auf Wiederholtmg und Ver än­ lich nicht mehr symbolische Zei­
derung beruht. Bezieht sich V. chen, s ondern Texte die Ausführen­
auf ein zu veränderndes Thema, den zur musikalischen Aktion an­
so tritt sie dort außer Kraft, regen s ollen. Extremes Beispiel
wo kein Thema mehr vorhanden ist. einer V. ist K.Stockhausens Ge­
Jedoch muß das Prinzip der V. dichtveröffentlichung Aus den
seit der Einführung der Zwölfton­ sieben Tagen (1968), die medita­
technik entschie den weiter gefaßt tive Anweisungen für Musiker ent-
Verdeckung 372

hält (Unbegrenzt: „Spiele einen Ein Ton wird durch einen anderen
Ton mit der Gewißheit, daß Du verdeckt, weil er leiser ist oder
beliebig vie 1 Zeit und Raum hast") weil e r eine andere Klangfarbe
und bald Nachahmer fand. Sponta­ hat als d er andere. Man sagt auch:
nes instrumentales Reagieren auf ein Sänger wird vom Orchester
fertige, vom Band ablaufende E . zugedeckt. Im erweiterten Sinne
M . wurde ebenfalls i n verbaler könnte man sogar von psychischen
Form zu „lenken" versucht . Im V .n sprechen. Die mo derne Inter­
weiteren Sinn kann auch die - pretation hat bis dahin verdeckt
Realisationspartitur einer elek­ gewesene Mittelstimmenstrukturen
tronischen Komposition als eine aufgedeckt, woraus besonders die
Art von V. aufgefaßt werden. Pianisten eine Spezialität ner­
vöser klanglicher und agogischer
Verdeckung tritt durch Veränderun­ Belebung gemacht haben. Akust
. isch
gen im Bereich der Lautstärke ein. sind die V. im wesentliche n eine
Bei einem aus harmonischen Schwin­ Frage des Lautstärkeempfindens .
gungen zusammengesetzten Ton Treten zu einem Dauerton konstan­
(Einzelton) ist die Lautstärke ter Intensität kurze, gleich lau­
der Teiltöne von Schalldruck und te Schallimpulse hinzu, so werden
Frequenz abhängig. Bei einem in­ diese als weniget laut ernpfund@n,
stru mentalen Ton sind die Laut­ weil ihnen die Zeit zur vollen
stärken der Teiltöne unabänder­ Amplitudenentfaltung f ehlt. Vor
lich gegeben. Die Teiltonkompo­ allem kommen V. zustande, wenn
nenten können nur mit elektroni­ zwei Töne verschiedener Frequenz
schen Mitteln verändert werden. zugleich erklingen und einer von
Sind die Teiltöne gleich laut (bei ihnen an Lautstärke immer mehr
Instrumentaltönen nimmt die Laut­ zurückgenommen wird; dann treten
stärke nach der Höhe zu ab), so die von Frequenz und Intensität
läßt sich von ihrer Anzahl nicht abhängigen V. ein, die bei schwa­
die Lautstärke des Tons ableiten. cher I ntensität des verdeckten
Die Gesamtlautstärke wird nur we­ Tons zu seiner Auslöschung füh­
nig von der sich erhöhenden Zahl ren können . Das Maß der V. kann
der Teiltöne bestimmt. Bei 2 vermittels einer variablen Stör­
gleich lauten Teiltönen ergibt frequenz u nd einer eben merkbaren
sich eine Lautstärkezunahme von veränderlichen Frequenz durch
3 Phon, bei 5 von 7 Phon, - das vergleiche nde Schalldruckmessung
entspricht der jedem Musiker be­ bestimmt werden. In der Studio­
kannten Tatsache, daß 20 Violinen praxis der E .n M. gehören V. zu
nicht doppelt so laut klingen den gewohnten, nunmehr nicht blcß
wie 10. Wird ein Teilton über akustis chen, sondern auch musika­
alle andern hinaus verstärkt, so lisch-kompositorisch auswertba­
tritt, besonders bei tiefen Tö­ ren Erscheinungen.
nen, eine V. ein, die in der Stu­
diopraxis nicht nur als V. , son­ Verdunkelte Hörräume sind bei mu­
dern vor allem als Kl angfarben­ sikalischen Theaterdarbietungen
änderung registriert wird. die Regel, bei Aufführungen im
Konzertsaal heute nicht immer die
Verdeckungseffekte sind in der Ausnahme. Den Anfang mit V.n H.n
Musik eine allgemeine Erscheinung. haben wohl Kammerensembles in
Verstärker
373

Trio- und Quartettbesetzung ge­ aller anderen elektronischen Kom­


macht, die den Raum völlig ver­ positionsprozesse, nachträglich
dunkelten und auf dem Podium hinzugefügt werden. Das hat ohne
Stehlampen neben die Pulte stell­ Zweifel den Vorzug einer besseren
ten. Das geschichtliche Bewußt­ tlberschaubarkeit des Anteils der
sein, daß den traditionellen Sin­ Hallkoeffizienten (des sog. Hall­
foniekonzerten, einschließlich anteils) und empfiehlt sich häu­
höfisch-bar ocker Musikrepräsen­ fig auch deshalb, weil das unver­
tation, hell erleuchtete Konzert­ hallte Band, bevor es endgültig
säle angemessen sind, beginnt in mit allen seinen Hall- und Hüll­
der Gegenwart mehr und mehr zu kurven festgelegt und aufgenommen
schwinden. Selbst die Pult- und wird, hinsichtlich der Hallantei­
Solostars lassen sich heute auf le beliebig oft durchprobiert
halb V.H. ein, die ein schlechtes werden kann. So wird das V., ähn­
ästhetisches Gewissen von der lich wie die Hüllkurvengestaltung,
Außenkonzentration des Musikhö­ zu einer Frage der elektronischen
rens übrig gelassen hat. Die ver­ Interpretation.
meintlich stimmungfördernde In­
nenkonzentration meint nicht die Verkürzung/Verlängerung einer
Musik, sondern ihre Einbettung Schallaufnahme erfol�t durch eine
in alles, was 11nebenbei" mi tlau­ als - Laufzeitregler bezeichnete
fen kann: Gefühl, Gemüt, Gehoben­ Vorrichtung zur Konstanthaltung
heit, Stimmung, politische, reli­ der Relativgeschwindigkeit zwi­
giöse, weltanschauliche, mysti­ schen Tonträger und H örkopf. Ver­
sche Bezugnahmen, - ein reiches mittels einer rotierenden Trommel
psychologisches Bezugsfeld zwi­ mit vier oder mehr Hörköpfen wer­
schen Reiz, - Empfindung, Wahr­ d e n kleine Teilstücke des Tonban­
nehmung und verarbeiteter Erfah­ des zur Verkürzung der Laufzeit
rung, jedoch ständig gefährdet ausgelassen, zur Verlängerung
durch die Ablenkung von der Mu­ werden sie wiederholt abgetastet.
sik und ihren Ersatz durch die Wiederholung und Auslassung von
zur Schau gestellten Momente fal­ kleinen Teilstücken des Bandes
scher Innenkonzentration. Davon führen zu einer Qualitätsvermin­
macht die bereits in V.n H.n hei­ derung der Bandaufnahme, die je­
misch gewordene E.M. keine Aus- doch innerhalb gewisser Grenzen
nahme. (25 % bei Musik, 40 % bei Spra­
che) kaum bemerkt werden kann.
Verhallen in der E.n M. kann so
verstanden werden, daß Klänge be­ Verständlichkeit - Semantik; -
reits bei der Produktion ver­ Redundanz
hallt werden, um sie geschmeidi­
ger, gefügiger zu machen. Dabei Verstärker dienen der Verstärkung
müssen, um einem Einheitsnachhall von elektrischen Spannungen mit­
zu entgehen, die verschiedenen tels Röhren oder Transistoren.
Grade des V.s gemäß der-komposi­ Zwei Grundtypen werden unterschie­
t orischen Aufzeichnung vorher den, die jedoch technisch prinzi­
festgelegt werden. V. kann aber piell gleich arbeiten: der Vor-V.
auch bedeuten, daß die H al lmomen­ (Vorstufe) und der End-V. (End­
te erst zuletzt, nach Abschluß stufe). Der Vor-V., auch Span-
Verstärker 374

nungs-V. genannt, hat die Aufgabe, stens 10 w abgeben,· 150).


unterschiedliche, meist sehr Bei der Realisation E.r M. zäh­
niedrige Eingangsspannungen, wie len die V. neben den Magnetband­
sie etwa von Mikrophonen abgege­ geräten zu den wichtigsten ton­
ben werden, auf einen bestimmten studiotechnischen Apparaturen.
Ausgangswert zu bringen; die Lei­ Bei A ufführungen E.r M. bestimmen
stung wird als Verhältnis von sie - im Zusammenwirken mit den
Eingangs- und Ausgangsspannung Lautsprechern - die - Lautspre­
in dB angegeben (Studio-Mikro­ cherleistung.
phon-Vor-V. etwa haben ein maxi­
males Verstärkungsverhältnis von Verstinmte Töne und Klänge erge­
76 dB; mehrstufige V.-Einheiten ben sich bei merkbarer Verände­
la ssen eine Reihe von anderen rung ihrer Frequenzanteile. Das
Verstärkungsgraden zu) • Die End­ Ohr läßt allerdings gewisse Tole­
stufe, der sogenannte Leistungs­ ranzgrenzen zu. Ein harmonisch
V., verstärkt diese Spannungen, aus einfachen Frequenzkomponenten
die alle etwa gleiches Niveau ha­ (Sinustönen) zusammengesetzter
ben, so weit, bis sie - vom Laut­ Klang, etwa mit 300, 400, 500 Hz,
sprecher in Schall umgewandelt­ verändert seinen harmonischen
in der gewünschten Lautstärke Charakter nicht, wenn die Fre­

hörbar weraen, Die Leistung des quenzkornponent�n wenig abgeändert


End-V.s wird als maximale Lei­ werden, etwa in 306, 398 und 502
stung in Watt (W) angegeben (han­ Hz. Die Änderung wird allerdings
delsübliche Endstufen etwa für wahrgenommen, aber nicht als
Gitarren leisten ca. 100 W),. „Verstimmung" des Klangs, sondern
Die Unterscheidung zwischen den als Klangfarbenschwebung. Setzt
Begriffen Spannungs- und Lei­ sich dagegen der Klang mit 300,
stungs-V. ist problematisch, da 400, 500 Hz nicht aus Sinustö nen,
beide gleichermaßen - eben nur sondern aus obertonhaltigen Klän­
in unterschiedlichen Spannungs­ gen zusammen, so werden die Klang­
bereichen - ausschließlich Span­ farbenschwebungen nicht mehr be­
nungen verstärken. Die Bezeich­ merkt, weil sie durch die mit
nung 11Leistungsverstärker 11 ist Rauhigkeitseffekten verbundenen
insofern irreführend, als man Amplitudenschwebungen verdeckt
glauben könnte, hier würden elek­ werden( 12 3).

trische Leistungen verstärkt; es


werden jedoch nur die Faktoren Vertauschte Tonköpfe - Kopfträger
verändert, welche die Leistungen
hervorbringen. Moderne V. (auch Verzeichnis von W=rken der E.n M.
für den Heimgebrauch) vereinigen wurde 1962 von der Pariser „Grou­
in sich die beiden Grundtypen, pe de Recherches Musicales de
indem einer Reihe von Vorverstär­ l'O.R.T.F.11 unter dem Titel ,1 Re­
kungsstufen schließlich eine End­ pertoire International des Mu­
stufe folgt. Derartige Kombina­ siques Experimen tales" (Abk.RIME)
tionen werden nach DIN 45567 veröffentlicht. Der Engländer
dann als Voll-V. bezeichnet, wenn Hugh Davies ergänzte und erwei­
sie bei einer Eingangsspannung terte diese Zusammenstellung, die
von 0,5 V bei vollaufgedrehtem 1968 als „Repertoire Internatio­
Regler eine Leistung von wenig- nal des Musiques Electroacou -
375 Verzerrungen

stiques/International Electronic Aufheben oder Ausgleich linearer


Music Catalog" neu erschien(44J, Verzerrungen verwendet, so spricht
Eine Diskographie, verö ffentlich­ man von Entzerrer(216J. Ein V.
te Partituren u.ä. wurden in die wird linear genannt, wenn er ein­
Neuausgabe mitaufgenommen, die zelne Spektralgebiete hervorhebt,
auf ca. 330 z.T. äußerst eng be­ ohne a n der Zusammensetzung der
druckten Seiten alle Arten von Schwingungen etwas zu ändern.
Tonbandmusik (E.M., Musique con­ Fügt er dagegen zu den vorhande­
crete, tape music, Schauspiel­ nen Spektralkomponenten neue hin­
musiken usw,) aufführt. Das V. zu, so heißt er nichtlinear (­
enthält etwa 5000 Titel und wen­ Verzerrungen) .
det sich an „Komponisten, Kon­
zertveranstalter, Dirigenten, Verzerrlfilgen sind Änderungen oder
Lehrer, Rundfunkredakteure, elek­ Störungen eines Klangvorgangs;
tronische Studios, Ingenieure, sie werden als linear oder nicht­
Büchereien, Studenten und Krit i­ linear unterschieden. Wird Musik
ker.11 im Saal mit dem Mikrophon aufge­
nommen und im Aufnahmeraum mit
Verzerrer werden in der Tonstu­ dem Lautsprecher abgehört, so
diotechnik meist als regelbare wird man erwarten, daß sie natur­
lineare Verzerr ungsglieder ver­ getreu reproduziert wird, also im
wendet, Dazu gehören die sog. Saal so klingt wie im Aufnahme­
Pässe und - Filter, bei denen raum. Das ist aber auch bei idea­
gewisse Durchlaßbereiche offen­ len Übertragungsverhältnissen
gehalten werden, während gleich­ nicht der Fall. Zwischen dem ori­
zeitig entsprechende Sperrberei­ ginalen und dem im Lautsprecher
che absichernd in Funktion sind. wiedergegebenen Klang machen sich
Durch dieses 11Abschneiden11 an gewisse Abweichungen bemerkbar.
der oberen und unteren Frequenz­ Auf dem - Übertragungsweg vom
grenze (oder an beiden) wird der Mikrophon zum Lautsprecher mit
Klangcharakter erheblich verän­ Leitungen, Widerständen, Konden­
dert. Was und wieviel die V. an satoren und Spulen entstehen
den Frequenzgrenzen 1 durchlassen11, Resonanzen, die einzelne Frequenz­
1
hängt in der Hauptsache von ihrer gebiete beeinflußen können und
- Flankensteilheit ab. Spezielle den Klang verzerren (verändern),
Aufgaben in der Tonstudiotechnik aber keine neuen Energien hinzu­
erfüllen Hoch-/Tiefentzerrer, - fügen und passiv bleiben, sich
Präsenzfilter (mit Schwerpunkt­ also 11linear" verhalten. Im Ge­
bereichen für besonders hervor­ gensatz zu diesen linearen V.,
zuhebende Solisten oder Sprecher), die sich als reine Systeme nicht
- Universalentzerrer und - Hör­ verwirklichen lassen, erscheinen
s�ielverzerrer (mit gleitender durch V. in Verstärk@rn, Lautspr@-
Begrenzung über mehrere Oktaven chermembranen, Transformatoren
zur Imitation von Telefongesprä­ und a nderen Zwischengliedern am
chen, Gei sterstimmen und anderen Empfangsort neue Schwingungen,
Verfremdungseffekten). Ein sprach­ die im originalen Klangvorgang
liches Kuriosum: Entzerrer üben nicht enthalten waren. Handelt
die gleiche Funktion aus wie V.; es sich bei solchen Klangänderwi­
wird ein V. im besonderen zum gen um einen erwünschten Vorgang,
Vibration 376

so bezeichnet man ihn als Modula­ Frankreich bis in die Gegenwart


tion oder Demodulation (Rückge­ gehalten hat, nennt die Frequenz
winnung des ursprünglichen Klangs „die Zahl der doppelten Schwin­
am Empfangsort) . Ist der Vorgang gungen in 1 sec". Für asymmetri­
dagegen unerwünscht, so spricht sche Bewegungen ist diese Zäh­
man von nichtlinearen V. Das Maß lungsweise fast unbrauchbar.
für die nichtlinearen V. ist der
- Klirrfaktor. Bei Übertragungen Vibrationsmikroskop - Lissajous­
von Sprache, die weniger störan­ Figuren
fällig ist, sind wesentlich grö­
ßere Klirrfaktor werte zulässig Vibrato kann sowohl durch rasche
als bei qualifizierten Musiküber­ periodische Änderung der Frequenz
tragungen. als auch durch Änderung des
Wie die mechanischen und elektri­ Schalldrucks hervorgebracht wer­
schen Systeme verhält sich auch den. Ein vibratoähnlicher Vor­
das menschliche Gehörsorgan nicht­ gang entsteht auch bei der Über­
linear. Im Ohr kommen zu den von lagerung eng benachbarter Schwin­
außen einwirkenden Druckschwankun­ gungen, die zu einem einzigen Tcn
gen eines Tons oder Klangs die mit periodisch schwankender Laut­
im Mittel- und Innenohr entste­ stärke verschmelzen und - Schwe­
henden Ober- und Kombinations­ bungen genannt werden. In manchen
schwingungen hinzu. Nach !lelmholtz akustisehen Darstellungen wird
- und neuerdings von H.Husmann das V. mit dem Tremolo, dem ra­
nachdrücklich bestätigt(86), - schen gleichmäßigen Streicher­
sind bei einfachen Tönen die sub­ Bogenwechsel auf demselben Ton,
jektiven Kombi nationstöne stärker verwechselt. Das V. der Saiten­
als die subjektiven Obertöne. instrumente mit Griff brett beruht
Sind dagegen die objektiven Ober­ im wesentlichen auf einer raschen
töne schon im Ton (eines Instru­ Tonhöhenänderung, die als - Fre­
mentes) deutlich vorhanden, so q uenzmodulation bezeichnet wird,
dominieren sie auch im Ohr, und an der zum geringen Teil auch V.­
die schwachen subjektiven Kombi­ Elemente der Amplitudenmodulation
nationstöne treten ganz zurück. beteiligt sind. Das e lektronisch
Infolge der Nichtlinearität des hergestellte, streng periodische
Ohres besitzen auch Sinustöne V. wirkt mechanisch starr und
noch subjektive Obertöne, die - bleibt im Sinne einer Ausdrucks­
beliebte Hypothese für den Nach­ belebung des Einzeltons deshalb
weis, daß E. M. 11 unmöglich 11 sei - so fragwürdig, weil es als steife,
indessen für das Hören im musik­ unbiegbar maschinelle Zutat emp­
theoretischen wie im praktisch­ funden wird. Dagegen können win­
kompositorischen Zusammenhang zige Schwankungen, zumal wenn sie
ohne Bedeutung sind. in sich wieder geändert, im ge­
nauen ursprünglichen Wortsinn
Vibration, der frz. Schwingungs­ „aleatorisch 11 gestreut werden, in
begriff, unterscheidet einfache dichten Klangverbänden zu einer
und doppelte Schwingungen. Die inneren Bewegung des Klangs füh­
schon von Helmholtz beanstandete ren, die allerdings nicht mehr
doppelte Zählweise nach Art des als V. empfunden wird. In der
Sekundenpendels, die sich in E. n M. sind F requenz-und Ampli tu-
377 Vierspurmagnetbandgerät

denmodulation, „richtig" verwen­ Vierfachkopf angeordnet sind;


det, parametrische Größen; in vier Aufnahme- und Wiedergabe­
der Instrumentalmusik sind sie Ver stärker bewirken die Möglich­
das nicht, weil hier das V. dem k eit unabhängiger Beeinflussung
individuellen Ausdrucksbedü rfnis der vier Spuren. Eine Besonder­
des Spielers überlassen bleibt. heit ist die Einrichtung von -
Im Gegensatz zu dem 11sparsamen" Taktspuren, die synchrone Neuauf­
V., wie es vom 18. Jahrhundert nahmen zu einer bereits bestehen­
über L.Spohr zu J.Joachim über­ den Aufnahme so gestatten, daß
kommen ist, regiert heute in der kein Zeitunterschied durch den -
Orchester- und Ensemblepraxis Kopfversatz entsteht; die Takt­
das totale V., nicht nur bis zu Einrichtung erlaubt ein Abhören
den Kontrabässen hin, sondern über den Aufnahmekopf: eine für
auch schon bei den Blasinstrumen­ - Playback-Verfahren unerläß liche
ten, von denen manche sich be­ Bedingung. In den Tonstudios und
reits dem Klangcharakter des Sa­ Funkhäusern werden V.e vo r allem
xophons nähern. Vor sozialkriti­ zur separaten Aufnahme verschie­
schem Hintergrund kann dieser un­ dener Instrumen ten-Gruppen ver­
gewöhnliche, wenn auch kaum schon wendet. In vergleichbarer Weise
bewußt gewordene W a ndel des Or­ benutzt die E.M. die V.e während
chesterklangideals so verstaJ)den der Realisation zur Produktion
werden, daß eine Gesellschaft mit von Zwischenmischungen, deren -
den Idealen der Orchesterperfek­ Abmischung das fertig bespielte
tion einen kompensiere nden Aus­ Tonband ergibt.
gleich der v.-llseele" braucht. Seit etwa 1956 sind die O riginale
elektronischer Kompositionen häu­
vierkanalig - quadrophonisch und fig vierkanalig: die unabhängigen
vier kanalig Spuren der V.e werden zur räumli­
chen Gestaltung elektronischer
Vierspunnagnetbandgerät ist das Klänge in Anspruch genommen. Eine
in Studios für E.M. zuerst einge­ sich nach Kompositionsplänen rich­
führte und am häufigsten benutzte tende - Lautsprecheranordnung
Mehrspurtonbandgerät. Es verei­ kann schließlich sogar ein gewis­
nigt in einem System vier unab­ ses Extrem räumlicher Klanggestal­
hängig voneinander aufnehmende tung, die - Rotation, realisieren.
bzw. wiedergebende Spuren. Auf Solche V ier kanaligkeit bedeutet
V.en werden Tonbänder von 1-Zoll­ in der Aufführungspraxis der E.n
Brei te (25,4 mm), der vierfachen M. oft eine große Schwierigkeit:
Breite des Normalbandes (1/4 Zol] Ein Veranstalter (ausgenommen
verwendet, wie überhaupt alle eine Rundfunkanstalt) ist selten
aufnehmenden und wiedergebenden in der Lage, für Aufführungen
Bauelemente der V.e gegenüber den E.r M. teure und schwer zu trans­
Mono- (Einspur-) Maschinen in portierende V.e zur Verfügung zu
Vierfach-Ausfertigung hergestellt stellen. Gelegentlich kann dann
sind: Der Kopfträger enthält je­ das - Wick el-Synchron-Verfahren
weils vierfache Sprech-, Hör- und helfen; häufig aber muß man sich
Löschköpfe, die als - Vollspuren mit Stereo-Reduktionen behelfen.
von je 4,5 mm Breite bei 2,2 mm
Spurabstand übereinander zum
Viertelspurtechnik 378

Viertelspurtechnik (häufig falsch E.n M. fand. In der E.n M. sind


als Vierspurtechnik bezeichnet) diese Teilungsintervalle leicht
findet sich fast ausschließlich herzustellen und praktisch in je­
in der Heim.tcnban:dtechnik, in der der Richtung verwendbar; nur soll­
das Tonband vierfach unterteilt ten daraus, daß für die E.M. alle
wird, um Stereosignale in zwei Frequenzen verfügbar sein müssen,
Schichten, M::>nosignale in vier keine - Tonsysteme abgeleitet
Schichten aufnehmen zu können werden.
(auf diese Weise wird viel Ton­
bandmaterial gespart). Die V. Visible 8peech-Verfahren ist eine
auf normalem 1/4-Zoll-Tonband 1946 in den USA ent wickelte Me­
hat es hauptsächlich mit dem thode zur Sichtbarmachung von
Problem der - Übersprechdämpfung kleinen Ausschnitten aus Sprache
zu tun. Neuerdings wird die V. oder Musik(138). Die analytische
auch für die - Quadrophonie zu­ Zerlegung der Schallvorgänge er­
hause benutzt. In elektronischen folgt durch eine Anzahl von par­
Studios werden zur Vierkanaltech­ allel geschalteten Filtern, deren
nik fast ausschließlich Maschinen jedes etwa 300 Hz durchläßt, so
benutzt, die mit 1-Zoll-Bändern daß bei 12 Filtern ein Gesamtbe­
„gefahren" werden; jedem Kana.l r@ich von 3600 Hz erfaßl wird.
wird also eine Bandbreite von Die Kathodenstrahl-Aufzeichnung
1/4 Zoll (eine sogenannte - Voll­ wird auf einer sich senkrecht
spur) zugewiesen. drehenden Walze mit elektroche­
misch empfindlichem Papier fest­
Vierteltöne wurden zuerst 1898 gehalten. Der Schallintensität
von dem englischen Komponisten entspricht der Schwärzungsgrad
J.H.Foulds ( 1880-1939) in einem auf dem Papier. Das aufgezeichne­
Streichquartett, später in einem te Spektrogramm, dessen allmähli­
Orchesterwerk, Music-Pictures che Entstehung man während der
op. 33, zur Erzielung koloristi­ Walzendrehung verfolgen kann,
scher Wirkungen angewandt. Syste­ wird gespeist von einer während
matischer verfuhren in Deutsch­ des Aufzeichnungsprozesses sich
land R.H.Stein, W.v.Moellendorff ständig wiederholenden Tonband­
und J,Mager. Weitere Teilungen schleife mit Klang- oder Sprach­
1
des Ganztons (F.Busoni, A.Haba) ausschnitten von höchstens 2 /2
führten zu Drittel-, Sechstel­ sec Dauer. Diese Spektrogramme
und Zwölfteltönen. In Rußland bieten eine reale Klangschrift,
beschäftigten sich M.Matjuschin, die dem Komponis ten eine Kontro l­
G.Rimskij-Korssakow, der Enkel le von fertigen Ergebnissen er­
des Komponisten, und der später laubt. Praktisch begrenzt ist
nach Paris emigrierte I.Wyschne­ das v.s.-v. durch die kurze Auf­
gradsky mit der Klang- und Aus­ nahmedauer; für eine Komposition
druckstechnik der V. Alle diese von 41 wären 240 präparierte Wal­
Versuche sind ohne Einfluß auf zenblätter notwendig. Ähnliche
die allgemeine Entwicklung ge­ Verfahren wurden mit dem Sound­
blieben, die ganz andere und Spektrograph und der Oktavsieb­
epochemachende Diff erenzierungs­ O szillogra phie entwickelt. Für
mö glichkeiten in der Atonalität, die - Phonetik ist das Verfahren
Zwölftontec hnik, seriellen und unentbehrlich; Nutzen davon hat
r�


•:j . . . ·

Spektrogramme aus Herbert Eimerts elektronischer Komposition Glockenspiel (1953).


Vocoder 380

auch die E.M. in ihren Anfangs­ aufgenommen werden; sie können


jahren gehabt. sogar der Flüchtigkeit des Spre­
chens enthoben werden, wenn sie
V=oder (engl.) , bestehend aus mit dem rotierenden vierfachen
dem Aufnahmeteil (Coder) und dem Hörkopf eines - Laufzeitreglers
Wiedergabeteil (- Voder) , ist ein bei stehendem Tonband so abge­
1939 in den USA konstruiertes tastet werden, daß sie dem Ohr,
Gerät, das es erlaubt, codierte selbst bei den Kurzgeräuschen
Sprache über Leitungen in die der Explosivlaute, in Permanenz,
ursprüngliche Sprache zurückzuver­ als stehende Klänge erscheinen,
wandeln. Bei verschlüsselter Über­ Die menschliche Stimme ist ein
tragung wird eine völlige Satz­ Schallerzeugungsapparat von größ­
verständlichkeit und eine Silben­ ter Vielfalt und Vari abilität der
verständlichkeit von 90 % er­ von ihm produzierten - Sprachklän­
reicht. Durch Modulation ausge­ ge. Vokale werden klanglich nach
wählter Frequenzbereiche kann der ihrer Tönung eingeteilt in die
V. zur Realisierung geisterhafter dunklen U und o, in das Mittel­
irrealer Stimmen eingesetzt wor­ gebiet mit A und in die hellen E
den: in Macbeth können die·Hexe n und I. Sie werden, ebenso wie die
tiefer als der tiefste Baß und stimmhaften Konsonanten, als
höher als der höchste Diskant obertonreiche Klänge durch die
sprechen(119). (s.427 f.) Stimmlippen erzeugt und erhalten
ihre eigene Färbung, W1�bhängig
Vode� (Abk. für engl. Voice Ope­ vom Grundton der Stimme, durch
ration DEmonstratoR) ist das un­ ganz bestimmte Resonanzbereiche,
ter - Vocoder genannte Gerät zur die man - Formanten nennt.
Erzeugung von Sprachklängen, die
je nach ihrer Charakteristik Vokalforrrant ist im Teiltonspek­
durch Impulsgenerator, Rauschge­ trum eines Vokals ein auf fallend
nerator und durch Formantfilter hervortretender Resonanzbereich,
hergestellt werden. Dieser manu­ der sogenannte 11Formantbereich11,
ell betätigte oder ferngesteuer­ dessen amplitudenstarke harmoni­
te Sprachgenerator hat der phone­ sche Teilungen nach L.Hermann
tischen Grundlagenf orschung wich­ (1890) als Formanten bezeichnet
tige neue Erkenntnisse vermit­ werden. Meist sind es zwei For­
telt. manten, mit denen die spezifische
Klangfarbe eines Vokals festge­
Vokale werden ebenso wie Konso­ legt ist. (Auch manche Instrumen­
nanten als Klangmaterial der E.n tenklänge enthalten zwei - For­
M. verwendet. Sie erscheinen als manten.) Der Streitfall Helmholtz
gesungene oder gesprochene Wörter /Hermann ging darum, ob die For­
in bestimmtem Text- und Musikzu­ manten harmonisch oder unharmo­
sammenhang. Sie können Ausschnit­ nisch und unverändert fest zum
te daraus bilden als aus dem Ton­ Grundton liegen. Tatsächlich
band ausgeschnittene Wortteile, trifft beides zu, wenn man den
seien es Silben, seien es Buch­ Formantbegriff zu dem mehr Spiel­
staben; sie können ferner von raum gewährenden des Formantbe­
einem Sprecher als isolierte Vo­ reichs erweitert. Die heutige
kale und Konsonanten auf Tonband Stellung dazu: Die Helmholtzsche
381 Vollaussteuerung

Theorie ist die allgemeingültige, ist die Tatsache der Formanten


die Hermannsche Theorie be­ gegeben. Der Übergang eines Maxi­
schreibt einen Spezialfall des mums zu den schwächsten Teiltönen
V.en richtig, nämlich den des oder Nullstrecken erfolgt nicht
Brustregisters(2J2). ruckweise, sondern allmählich.
Der Forrnant ist daher überall nir
Vokalisen sind ursprüngl ich Ge­ das Zentrum einer Forrnantregion,
sangsübungen zur Bildung der Vo­ - das gilt auch für die weit fei­
kale. Wichtiger als die bekann­ ner abgestuften Flüsterlaute.
ten Solfeggien- und V.-Unter­ Zwischen einem gesungenen und ge­
richtswerke von G.Concone (1840) sprochenen Vokal besteht ledig­
sind die in der alten Arienkunst lich der Unterschied, daß man in
ausgebildeten, oft von V. Ge­ der gewöhnlichen Rede sich nicht
brauch machenden Koloraturen, die auf diskrete und feste Tonstufen
- nach ihrer Abschaffung durch beschränkt, sondern prinzipiell
Richard Wagner - in außerordent­ gleitende Übergänge verwendet.
lich vielfältiger Form in der Ähnlich analysieren lassen sich
Musik des 20. Jahrhunderts wei­ durch Ab- und Aufbau und sonstige
terleben, auch in der seriellen Interferenzversuche Halbvokale
und E.n M., wo sie als gesungenes und Konsonanten . - Mit der Ein­
Vokalmaterial meist mit instru­ führung elektroakustischer Unter­
mentaler Wirkung eingesetzt wer­ suchungsmethoden wurden die Fre­
den. quenzspektren der Sprachlaute und
ihrer Formanten festgelegt. Für
Vokaltheorien von H.v.Helmh oltz die 5 Hauptvokale ergaben sich
(1821-1894) bis C.Stumpf (1848- die Formantbereiche: U = 200-400
1936) befassen sich, soweit es Hz, 0 = 400-600 Hz, A = 800-1200
sich nicht um die Erzeugungsweise Hz; mit zwei Formantbereichen
der Sprachlaute handelt, mit der E = 400-600 Hz und 2200-2600 Hz,
Zerlegung der Vokale in ihre aku­ I = 200-400 Hz und 3000-3500 Hz.
stischen Bestandteile. Um einige Indessen genügt nicht die Analyse
der wichtigsten, noch heute gül­ des Teiltonaufbaus und der For­
tigen Sätze von Stumpf aus sei­ manten; die physiologischen Mo­
nen Berliner Lesungen zwischen mente der Vokalerzeugung durch
1914 und 1918(205) anzuführen: Lunge, Stimmbänder, Kehlkopf, Ra­
Die menschliche Stimme enthält chen, Zunge und Mund sFielen eine
eine unerwartet große Anzahl von wesentliche Rolle für die Erkennt­
Teiltönen. Die dunklen Vokale U nis des Aufbaus der - Sprachlaute.
und 0 unt erscheiden sich von den In der E.n M. bilden Sprachlaute
helleren durch eine geringere das Klangmaterial für die -
Anzahl ihrer Teiltöne. Alle Teil­ Sprachklänge.
töne gehören der h armonischen
Reihe an, sind ganzzahlige Multi­ Vollaussteuerung bezeichnet in
pla der Schw ingungen des Grund­ der Magnetbandtechnik die Errei­
tons. Die Intensitätsmaxima (For­ chung des magnetischen Sättigungs­
manten) liegen unabhängig von punktes auf dem Tonband. Nach
der Höhe des Grundtons stets in dieser Größe sind die Aussteue­
der gleichen Gegend des Tonreichs. rungsverhäl tnisse ausgerichtet,
Mit der festen Lage der Maxima die allerdings noch eine gewisse
Vollspur 382

Reserve enthalten. V. ist in der quenzgang und Pegelverhältnisse


Studiotechnik in der Regel bei können Vor- und Hinterband durch
einem Pegel von +6 dB erreicht; einfaches Umschalten ständig und
dieser Wert entspricht einer unmittelbar miteinander vergli­
S pannung von 1,55 v, die dem chen werden.
Aufsprechverstärker des Magnet­
bandgerätes zugeführt wird. Das Vorecho kann bei Tonbandaufnahmen
Lichtzeigerinstrument des - Aus­ vor allem durch stark aufgezeich­
steuerungsmesser s zeigt optisch nete Signale entstehen, die auf
die V. an; ein - Begrenzer über­ die benachbarten Bandwindungen
nimmt häufig die Aufgabe, ein übersprechen 11 und solche Auf­
11
Überschreiten der V.s-Grenze zu nahmen praktisch wertlos machen
verhindern (- Übersteuerung) • (-Kopiereffekt). Auch bei tech­
Bei Heimtonbandgeräten liegt die nisch mangelhaft gepreßten Schall­
V, bei �O dB entsprechend 0,775 platten können diese mißlichen
Volt. und das Klangbild zerstörenden
V. s au ftreten.
Vollspur bezeichnet die Aufnahme
des normalen 1/4-Zoll-Tonbandes, Vorgeschichte der E.n M. - Ge­
das in seiner ganzen Breite ein­ schichte der E.n M.
fach bespielt wird. Im Unter­
schied dazu wird in der Stereo­ Vo�gnetisienmg � gsnauer Hf�
technik das Normalband zur Auf­ (Hochfrequenz-) V., bezeichnet
zeichnung der beiden Kanäle ge­ in der - Magnettontechnik jenes
teilt (Halbspur) . In Amerika Verfahren, durch das im Sprech­
sind auch V.-Stereogeräte in Ge­ kopf des Magnetbandgerätes die
brauch, die mit 1/2-Zoll-Tonbän­ aufzuzeichnenden Niederfrequenz­
dern bespielt werden. Die - Vier­ ströme durch Hochfrequenzströme
telspurtechnik zeichnet auf dem (zwischen 20 und 80 kHz) überla­
1/4-Zoll-Band vier Spuren auf gert werden. Die Erfindung der V.
(doppelt „stereo" oder vierfach hat - mit der Verwe ndung hochfre­
„mono"). Ein - Vierspurmagnet­ quenter Löschströme - zu erhebli­
bandgerät arbeitet mit Vierfach­ chen magnettontechnischen Quali­
Tonköpfen, die aus vier V.en tätsverbesserungen und zum heu­
zusammengesetzt sind und 1-Zoll­ tigen hochqualifizierten Stand
Bänder verlangen. der Schallaufzeichnung geführt.

Vollverstärker - Verstärker � - Repert oire

\bltage Control, engl. für - VtJ-Meter (engl. Volume Meter Uni t)


Spannungssteuerung ist ein Meßgerät der Tonstudio­
technik, das im Gegensatz zur
Vorbandkontrolle ist in der Ton­ Spitzenwertmessung des - Aussteue­
studiotechnik das Abhören eines rungsmessers ausschließlich der
Klangbildes, das vom Magnetband­ Messung des Mittelwertes einer
gerät aufgenommen werden soll. Tonfrequenzspannung über ein
Die V. gewinnt ihre eigentliche größeres Zeitintervall dient. Die­
Bedeutung im zusammenwirken mit se Mittelwertmessung erleichtert
der - Hinterbandkontrolle: Fre- genaue dynamische Übergänge bei
383 VA-Meter

getrennt produzierten, später


jedoch unmittelbar aufeinander­
folgenden Teilstücken einer Auf­
zeichnung.
385 w Wandler

Wahrnehmungen gehören neben den lisch also Töne, Zusammenklänge,


durch 1 Tongemische und Geräusche. So ist
11Reize' ausgelösten Empf i n­
d ungen zu den psychischen Grund­ das Ohr auch n icht imstande zu
funktionen, die der Erfassung unterscheiden, ob ein Ton aus 9
der Außenwelt dienen. Die w. von oder 10 Teiltönen zusammengesetzt
Tönen und Geräuschen beruhen auf ist; Auskunft darüber kann erst
Empfindungen, die durch mechani­ die elektroakustische Ausfilte­
sche Schwingungen ausgelöst wer­ rung von Teiltönen geben. Daraus
den. Reizauslösend im menschli­ folgt, daß im Bereich der akusti­
chen Hörbereich sind nur die schen W. auch die Einzelschwin­
Luftschwingungen von 16 pro sec gung eines nur aus ihr bestehen­
bis maximal 20 000 pro sec. Was den Sinustons n icht vom Ohr re­
wahrnehmbar und n icht wahrnehm­ gistriert werden kann. Hier kommt
bar ist, muß man sich an den fol­ zu den psychischen Funktionen der
genden Beispielen klarmachen; w. und der Empfindungen als drit­
Im elektromagnetischen Bereich te Grundfunktion die sich auf das
der in der Natur vorkommenden speicher nde Gedächtnis gründende
Schwingungen rechnet die Physik Erfahrung hinzu. Nur der erfahre­
mit Schwingungszahlen bis zu ne, im Umgang mit der elektroni­
einer Quadrillion. Davon wird schen Materie gründlich geschulte
nur ein sehr kleiner Teil, näm­ Hörer kann auf Grund des Gehörs­
lich Schwingungen von 400 bis eindrucks einen Sinuston von
800 Billionen pro sec vom mensch­ einem anderen Ton unterscheiden.
lichen Auge als Licht und Farbe Ein Grenzfall von W. ist die
wahrgenommen. Ober eine Million Wahrnehmbarkeit, die als Reiz­
pro sec beträgt die in der Physik schwelle den Übergang vom unmerk­
bekannte Zahl der mechanischen lichen zum eben merklichen Reiz
Schwingungen( 86). Auch hier zählt bezeichn et. Ebenso wichtig sind
für das menschliche Oh r nur der i n der Psychologie die „Intensi­
genannte winzige Ausschnitt von tätsschwellen", die es zun ersten­
16 Hz bis 20 000 Hz. Der auf die­ mal erlaubt haben, Empfindungen
se Schwingungen ansprechende Ge­ zu messen und „psychophysische
hörapparat ist indessen nicht so Maßformeln" aufzustellen (- We­
eingerichtet, daß er diese selbst ber-Fechne rsches Gesetz).

regi�trieren würde. Di� w. d�s


Ohres beziehen sich weder auf Waldteufel ist die volkstümliche
Schwingungen noch auf den ihnen Bezeichnung für eine Schwungreib­
zugrundeliegenden Zeitprozeß; t rommel (- St ring Srum),
deshalb bleibt es problematisch,
die sich in der „Schnelligkeit" Wandelkonzert - Makrokomposition,
der Frequenzen manifestierende - Promenieren
Tonhöhe (a l = 440 Schwingungen
pro sec) als kompositorische Warrller sind Geräte, die eine
11Zeitstruktur11 zu bezeichnen Art von Energie in eine andere
(was in zwisc hen kaum noch als Energieform umwandeln. Die im
theoretisch verbindlich a ngesehen Bereich der E.n M. benutzten W.
wird) . sind die - Elektroakustischen W.
Das Ohr hört keine Schwingungen, Mikrophone und Lautsprecher, aber
sondern Schallvorgänge, musika- auch die verschiedenen - Conver­
ter.
Warttmg 386

Wartung, das Instandhalten und das Band mi.t der Geschwindigkeit


gegebenenfalls Instandsetzen und 38,1 cm/s laufen muß, Blauband,
Reparieren der verhältnismäßig daß mit 19,05 cm/s aufgenommen
störanfälligen Apparaturen eines wurde. Rot-weiß gemischtes Vor­
elektronischen Studios, obliegt laufband bedeutet „38,1 cm/s -
eigens dafür ausgebildeten und stereo", blau-weißes Band „ 19 ,05
ausgerüsteten Technikern (- Meß­ cm/s - stereo". In den Anfangsjah­
technik) . ren der E.n M. wurde W.als Träger
verwendet, auf dem Bandausschnit­
Weber-Fechnersches Grundgesetz te zu einer Art „Tonbandmosaik"
(1859), eigentlich Webersches Ge­ angeordnet und aufgeklebt wurden.
setz vom Reizzuwachs (1846), von Auf diese Weise entstanden -
G.Th.Fechner um den Begriff der durch unterschiedliche Breite
11Empfindungsstärke11 erweitert, der Bandstücke - Pegelschwankun­
wurde zum Ausgangspunkt der expe­ gen bis zu 20 dB. Ein ähnliches
rimentellen Psycholo gie. Dieses Verfahren zur Klangsynthese auf
einst als grundlegend geltende Lichttonträgern wurde von N.McLa­
psychophysische Grundgesetz be­ re.n verwendet( 125). Di ese etwas
sagt, daß die eben entdeckbare umständliche manuelle Methode zur
Reizänderung proportional zur Erzielung äußerst dichter D ynamik­
Größe des Reizes ist. Das W.-F.G. schwankungen ist heute der Reali­
wird heute als nicht mehr streng sation durch spannungsgesteuerte
gültig, teilweise als „überholt" Verstärker gewichen.
bezeichnet(220J. Bei der Schall­
empfindung geht es um die eben Weißes Rauschen ist ein extremer
merkbaren Lautstärkeunterschiede, Fall des - Geräus�h�, der sich
die stets, unabhängig von der ergibt, wenn sehr dicht beieinan­
Schallstärke, untereinander der gelegene nichtperiodische
gleich sein sollen. In Wirklich­ Schwingungsvorgänge sich auf das
keit ist die Schalldruck-Unter­ gesamte Spektrum der hörbaren
scheidungsschwelle nicht konstant Schwingungen verteilen. Der Be­
und gehorcht nur näherungsweise griff W.R. ist in Anlehnun.g an
dem w.-F.n G. (212). die Terminologie der Optik gebil­
det, wo vom Eindruck des weißen
Weißband ist ein unmagnetischer, Lichts gesprochen wird, wenn die
neutraler Träger, dessen Maße de­ Wellenlängen aller Spektralfarben
nen des Tonbandes angeglichen zusammentreffen. W.R. wird durch
ist. In der Studiomagnetbandtech­ einen - Rauschgenerator erzeugt.
nik dienen W.er für alle Arten �lltagsbeispiele für W.R. sind
von Tonbändern als Vorlauf- bzw. starkes Meeresrauschen, Zischen
Nachlaufbänder; sie werden an bei Luft- oder Dampfaustritt un­
das Magnetband angeklebt. Im ter Überdruck, auch - Zischlaute
Bandwickel werden sie als Pausen des gesprochenen Wortes, die ver­
eingefügt. Seit Jahren sind neben mittels eines zweckverkehrten -
W.ern auch andersfarbige Bänder Laufzeitreglers in Per manenz er­
in Gebrauch, deren Verwendung in­ klingen können, oder auf Tonband
zwischen bestimmte Bedeutungen aufgenommenes starkes Beifall­
anzeigt. So signalisiert Rotband klatschen im Konzertsaal, wo die
am Anfang eines Bandwickels, daß spektrale Statik des W.nR.s beson-
387 Wickel-Synchron-Verfahren

ders deutlich hervortritt, Aus Die Entfernung zwischen zwei Stel­


allen zugleich erklingenden Fre­ len von gleichem Schwingungszu­
quenzen müßte sich durch Kompres­ stand nennt man Wellenlänge. Über­
sion oder Filter eine einzige, lagern sich, bei gleicher Fre­
ein Sinuston, herausziehen las­ quenz, zwei einfache Schwingungen,
sen, eine einleuchtende Theorie, spricht man von - Interferenz der
die a ber, da nicht realisierbar, W. Ist die Frequenz der beiden
praktisch ohne Bedeutung ist, Schallwellen ein wenig verschie­
W.R. findet nicht nur in der Meß­ den, so machen sich - Schwebungen
technik Verwendung ( 156), es ist bemerkbar. Bei sogenannten ste­
zugleich charakteristisches Klang­ henden W, , bei denen Schall an
material der E.n M . Begrenzungsflächen reflektiert
Gefilterte Ausschnitte a u s dem wird, führen Wellenbäuche gleich­
w.n R. nennt man - Farbiges Rair zeitig die größten Schwingungs­
sehen; eine spezielle Modifika­ ausschläge aus, während die Wel­
tion des W.n R,s ist das sog, lenknoten in Ruhelage verharren.
rosa Rauschen (-Pink Noise). Trotz begrüadeter Unterscheidung
zwischen w. und Schwingungen wer­
Wellen sind periodische Bewegun­ den die Begriffe in der Fachlite­
gen, die nach genau gleichen ratur häufiger auch sinnverwandt
Zeitabständen regelmäßig wieder­ oder in gleicher Bedeutung ge­
kehren. Dasselbe gilt für Schwin­ braucht.
gungen, mit dem Unterschied, daß
Schwingungen als Zeitprozesse de­ W:ltmusik ist ein in Analogie zu
finiert sind, während mit dem Be­ Goethes „Weltliteratur" geprägter
griff W. die Art der Ausbreitung Begriff, der allerdings erst nach
von Schwingungen umschrieben wird. der Zeit der Nationalstile im vo­
Schwingung meint das, was schwingt, rigen Jh. und mit der neuen Musik
Welle das, was beim Geschwungen­ des 20.Jh. Bedeutung gewann, wenn
werden sich als Bewegungsform auch zunächst nicht unter dieser
fortpflanzt. Schallwellen breiten Bezeichnung, so doch im Sinn
sich in Form von longitudinalen einer international gültigen Ton­
W. aus; Transversalwellen, die sprache. Den stärksten Anteil da­
die Form von Wasserwellen haben, ran haben die konstruktiven Meth:>­
können bei der Schallausbreitung den der Dodekaphonie und der aus

in festen Körpern hinzukommen. ihr hgrvorgggangenen geriellen


Die Tontechnik hat es nur mit Technik. Sowohl organisatorisch
dem Luftschall zu tun. Die eine wie ideell gilt W. als das am
Schallwelle kennzeichnenden Grö­ meisten umfassende Prinzip der
ßen sind Schalldruck, Schall­ Musik. Das Baden-Badener IGNM-Fest
schnelle und Schallgeschwindig­ 1955 wurde von Heinrich Strobel
keit. schnelle (v=Vektor) ist die zum erstenmal als W.-Fest bezeich­
Bewegungsgeschwindigkeit der um net.
ihre Ruhelage schwingenden Mole­
küle; Geschwindigkeit (c) ist die Wickel-8ynchron-Verfahren (Abk.
bekannte Fortpflanzungsgeschwin­ Wi-Sy-Verfahren) dient der -
digkeit des Schalls, die in trok­ Synchronisierung zweier Tonbänder
kener Luft bei cP Celsius c=331,4 sowohl bei Aufnahme als auch bei
m/s beträgt, bei 20°c c=343 m/s. Wiedergabe. Ebenso können asyn-
Wi ekel-Synchron-Verfahren 388

chrone Bänder durch das Wi-Sy-V. Das Wi-Sy-V. ist bei der Synchro­
synchron „gezogen" werden. Diese nisierung fertiger Teilstru kturen
schon in den ersten Jahren der oft sehr nützlich; unentbehrlich
E.n M. am damaligen NWDR Köln ist es bei der Realisation sehr
entwickelte Methode überwand die kurzer musikalischer oder sprach­
technische Unvollkommenheit, daß licher Überlappungen von mehreren
zwei Magnetbandgeräte, selbst Schichten. In Ausnahmefällen kann
wenn sie vom gleichen Typ sind, ein Wi-Sy-V. auch für kurze Zeit
nie völlig synchron laufen. einmal über drei Magnetbandgeräte
laufen. Vierkanal ige Kompo sitio-

Zwei Bänder gleichen Bandtyps nen können hilfsweise durch das


werden auf die Abwickelteller Wi-Sy-V. mit zwei Stereomaschi­
zweier gleichartiger Magnetband­ nen aufgeführt werden, wenn teure
geräte gelegt. Das Band der zwei­ und schwer zu transportierende
ten Maschine wird direkt auf sei­ Vierspurmaschinen nicht zur Verfü­
nen Aufwickelteller geführt, das gung steh en.
der ersten Maschine wird über
eine entsprechende Umleitung eben­ Wiedergabe in der E.n M. ist die
falls auf den Aufwi ckelteller der allgemeine Bezeichnung für die
zweiten Maschine gelenkt. Diese auf Tonband festgelegte und durdo
zieht also beide Bänder, wenn die Lautsprecher vermittelte Musik.
Maschinen gleichzeitig „abgefah­ Der W. dienen die technischen
ren" werden; e vtl. entstehender Einrichtungen des Magnettonver­
zu lockerer Bandzug zieht sich fahrens, aber wesentliche Fakto­
meist nach kurzer Zeit selbst ren der W. sind auch die auf das
fest (man kann auch durch leich­ Hören abgestimmten akustisch­
tes Abbremsen „nachhelfen"). We­ räumlichen Gegebenheiten. Die E.
gen der Mehrbelastung der ziehen­ M. fällt nicht unter W.Ben j amins
den Maschine darf die Dauer der Kategorie des technisch Reprodu­
bearbeiteten Struktur eine ge­ zierbaren ( 15), sie stellt viel­
wisse Zeit (ca. 15 Min.) nicht mehr die Produktion selbst dar,
überschreiten. die nur in der W. durch - Laut­
sprecher existiert.
389 Wort und Ton

Wiener Schule (Schönberg, Webern, gen ist, waren auch für A .Webern
Berg) und E.M. berühren sich un­ in seiner späten Schaffensphase
ter gewissen ideellen Aspekten, Wissenschaft und Natur durch das
die man zum wenigsten als dem musikalische D enken miteinander
Fragenkreis der E.n M. zugehörig verbunden, und zwar am Gegenpol
bezeichnen kann. Zu den um 1930 des bloßen „Physikalismus", der
aktuell gewordenen Instrumental­ nicht denkt, sondern nur ver­
methoden der elektrischen Klang­ gleicht, o b er mit der Physik
erzeugung liegen, soweit bekannt, übereinstimmt. 11Wenn man zu die­
Äußerungen von Berg und Webern ser richtigen Auffassung der Kunst
nicht vor. Wohl aber soll Schön­ kommt, dann kann es keinen Unter­
berg auf die künftigen Möglich­ schied mehr geben zwischen Wissen­
keiten elektrisch produzierter schaft und inspiriertem Schaffen'1
Töne für gewisse Teile seiner - (215).
Oper Moses und Aaron hingewiesen
haben(202). Bemerkenswert auch WJbbeln - Heultöne
und unmittelbar ein 11elektroni­
sches" Thema sind Schönbergs W:Jrk in progress (engl., Werk im
Äußerungen zur Ton- und Skalenbe­ Fortgang; im Werden begriffenes
stimmung (56) und zur Auftauung Werk) ist eine Bezeichnung für
11
unseres 11eingefrorenen tempe­ nicht abgeschlossene oder nicht
rierten Systems, das 11einen auf fertig gewordene Werke. Dabei
unbestimmte Frist geschlossenen wird das Unvollständige nicht als
Waffenstillstand darstell t". Eire Fragment aufgefaßt; vielmehr be­
Musik, 11wie die heutige, da sie ruht W.i.p. auf der Idee, daß

das Wesen des Klangs nicht bis zu ein l'rnsschni tt aus einem Werk das
Ende ausgehört hat", wird, nach G anze repräsentieren und daß die­
Schönberg, neuen tonlichen Diffe­ ser Teil beliebig aufhören, in
renzierungen weichen: „Nicht von manchen Fällen auch beliebig an­
außen, sondern von innen wird es fangen könne. In der E.n M. haben
kommen; nicht durch Nachahmung harmonisch kadenzierende Final­
irgendwelcher Vorbilder und nicht wirkungen im Sinne eines - Schlus­
als technische Errungenschaft. ses keine Geltung; allenfalls
Denn weit weniger als eine Sache können solche Schlußwirkungen
des Materials ist es eine geisti­ durch rein dynamische Effekte
ge, und hierzu muß der Geist be­ hervorgebracht werden. Ein Werk
reit sein". Was bei Busoni als als W.i.p. zu begreifen, wirft
11
vorweggenonnnene 11e lektronische die umstrittenen und nicht leicht
Zukunftsphantasie erscheint, das zu klärenden Fragen der - Offenen
bietet sich der nüchternen hell­ Form auf.
sichtigen Rationalität Schönbergs,
wenn auch ohne Bezugnahme auf die W:lrt und Ton ist eine 1923 von
elektrische Klangerzeugung, als Hermann Abert(7) geprägte Formu­
das gleiche Problem dar. - Seit­ lierung, die dazu diente, die
dem die bürgerliche Vorstellung historische und werkbedingte
von der 11Natur" der Tona lität Stellung des Komponisten zum ver­
ihre Geltung verloren hat und die tonten Wort zu charakterisieren.
Naturwissenschaft auf ganz andere Für die kompositorische Situation
Weise in die neue Musik eingednm- der Gegenwart reicht der Terminus
Würfelmusik 390

W.u.T. nicht a us. An seine Stelle Computer-Rechnung (HPSCHD für SO


ist der weit mehr umfassende Be­ Tonbandgeräte). Auch bei Verwen­
griff - Musik und Sprache getre­ dung von elektronischen Mitteln
ten. (Fontana Mix, Carillon Nr.4, Va­
riations V) v erfährt Cage nach
Würfelmusik war eine um die Mitte solchen Zufallsmethoden. Zwei
des 18. Jahrhunderts sich ver­ Jahre vor Boulez hatte W.Meyer­
breitende Methode des mechani­ Eppler in seinem Aufsatz „Stati­
schen Kompanierens, nach der auch stische und psychologische Klang­
11diejenigen, welche keine Music­ probleme" ( 124) den Begriff des
Verständige sind, soviele Menuet­ Aleatorischen in die Klanganalyse
te als ihnen beliebt, selbst ma­ eingeführt, allerdings in einem
chen können". J .P. Kirnbergers ganz andern Sinne als jene, die
„Allzeit fertiger Polonaisen- gleich mit „aleatorischen Formen"
und Menuettenkomponist" (1757) zur Hand waren, ohne Ahnung und
fand zahlreiche Nachahmer. Man Kenntnis der unmerklich feinen
schrieb ein zwölftaktiges Menuett Modulationen von Klangvorgängen,
so auf, daß die ersten 11 Takte die etwa ein nichtperiodisches,
vermittels Würfelwurfs beliebig eben aleatorisches Vibrato be­
kombiniert werden konnten. Die wirkt. Diese Unklarheit, WaS

Takte 1 bis 11 wurden numeriert 11aleatorisch" überhaupt ist, hat


und mit zwei Würfeln als beliebi­ zu manchen Mißverständnissen ge­
ge Taktpermutationen ausgew ürfelt. führt (- aleatorisch).
Boris Blacher hat dazu festge­
stellt: „Würde man die Menuette Wurlitzer-Orgel, ein von der ame­
mit der Einschränkung zusammen­ rikanischen Wurlitzer Company
setzen, daß innerhalb eines je­ gebautes Instrument, wurde in
den von ihnen kein Takt wieder­ den Ausführungen als Pfeifenorgel
holt wird, so ist leicht auszu­ und als elektromechanisches, mit
rechnen, daß die Zahl der Musik­ schwingenden Zungen versehenes
stücke (11!=) 39 916 800 wäre(21). Instrument bekannt. Allgemeinen
Mehrfach taucht M::>zarts Name im Eingang fand das Pfeifeninstru­
Zusammenhang mit dieser ko�posi­ ment als Kinoorgel. Es ist wenig
torischen Permutationsmechanik bekannt, daß das unmoduliert star­
auf. re Vibrato dieser Kinoorgel zum
Würfel heißt lat. alea; davon Anlaß von Beobachtungen jener
leitet sich der moderne, musik­ tonlichen Schwankungen wurde, die
theoretisch ungesicherte Begriff man mit einem später vielfach
des Aleatorischen her. P.Boulez mißverstandenen Begriff - aleato­
hat sich in seinem Darmstädter risch nennt. Zu dem Einwand, daß
Vortrag „Alea" (1957) mit der es technisch nicht gelungen sei,
Funktion des - Zufalls in der solche Schwankungen bereits beim
Kompositionstechnik befaßt(28J. Bau von Instrumenten als Konstruk­
John Cage hat die Theorie des Zu­ tionselemente zu berücksichtigen,
falls nicht mit dem Würfelspiel, hat W.Meyer-Eppler bemerkt:
sondern auf Grund eines chinesi­ „Nicht die Technik ist zu tadeln,
schen Orakels mit sechsmaligem sondern der Orgelbauer, der sich
Münzenwurf erprobt, eine Methode, nichts Besseres hat einfallen
die er 1967 aufgab zugunsten der laBBen alB ein maschinell·p�rio•
Wurli tzer Orgel
391

disches Amplitudenvibrato oder


die Kopplung von zwei Pfeifen zu
einem Schwebu ngen erzeugenden
Agg regat. Bereits mit drei Pfei­
fen hätte er nämlich ein Ergebni s
erzielen können, das den pene­
trant süßlichen Klang der Kinoor­
gel zugu nsten eines echten ,cho­
rischen Effekts' verschwinden
läßt"(124).
393 XY

X-Y Controller (engl.) heißt in


manchen - Synthesizern ein Reg­
ler, der zwei Steuerspannungen
(in der Art eines Flugzeug-Steuer­
knüppels) sowohl in der x- als
auch in der y-Achse in Kreis-
und Kurvenbahnen stufenlos regeln
kann. Das Gerät kann auch zur
gleichzeitigen Steuerung von zwei
ver schiedenen Klangmodu lationen
benutzt werden.

XY-Stereophonie - Links-Rechts­
stereophonie
395 z Zeichen

Zahl ist von altersher ein theo­ Zeit hätte erhellen können.
;etischer und symbolischer Be­
griff der Musik. Das „ominöse Ge­ Zäpfchenklänge sind mit dem Mi­
biet der Zahl" (Handschin) er­ krophon aufgenommene Mundhöhlen­
scheint dort als problematisch, klänge, die durch kurze Luftstöße
wo die z. nur als Quantität beim Ausatmen durch das Zäpfchen
hervortritt und primitiven Ab­ erzeugt werden. Diese Mischklän­
zählspielen dient, die als Ana­ ge, die im musikalischen Zusam­
lysen auszugeben nicht weniger menhang Tonleitern oder Staccato-
primitiv ist. „Alles hat Formen, 00Melodien" bilden können, verwen­
weil es Zahlen in sich hat", den das Zäpfchen als Klangkörper
sagt Augustin von der Kunst(16J. und die Mundhöhle als Resonanz­
In der musikalischen Materie raum. Durch organisch gleitende
läßt sich ohne Z.en keine Ord­ Veränderungen des Mundhöhlen­
nung herstellen. Das gilt für die raums, so etwa, als ob man die
Akustik so gut wie für die Musik­ im Atemstrom nacheinander gehauch­
theorie, die schon bei einfach­ ten Vokale mit etwas übertreiben­
sten Verhältnissen die Intervalle der Klangfarbe ineinander glei­
als gezählte Tonschritte (Oktave, ten ließe, werden die z. in der
Quinte, Quarte, Terz) d�rstellt, Tonhöhe und Klangfarb@ so verän­
Seit der Zwölftontechnik ist zur dert, daß sie als sehr variables,
Z. im komplettierenden Sin ne dem Bereich der - Farbgeräusche
noch das Zählen hinzugekommen; angehörendes Klangmaterial verwen­
in manchen wissenschaftlichen det werden können (- Sprachklän­
und theoretischen Darstellungen ge). Die ziemlich leisen Z. kön­
dieser Technik hat das Zählen nen bei der klanglichen Verarbei­
die didaktische oder naive Form tung beliebig verstärkt, trans­
des Abzählens angenommen. Einen formiert oder trans poniert wer­
neuen Zahleneinbruch von bisher den. Der Außenstehende, der mit
nicht gekannten Ausmaßen hat die solchen Methoden der Klangerzeu­
E.M. mit sich gebracht, wo allein gung nicht vertraut ist, mag das
die Z. der verschiedenen Tonhöhen Verfahren der Z. vielleicht als
so groß ist, daß sie sich nicht sonderbar oder kurios empfinden.
mehr in T onname n , sondern nur in Der Klangproduzent aber, wenn er

Frequenzzahlen ausdrücken lassen. das Verfahren virtuos beherrscht,


Die z. , auf die Zeit bezogen, wird sogleich die kompositori­
erschließt den unübersehbar gro­ schen Möglichkeiten erkennen, de­
ßen Spielraum der Dauern u"nd nen die produktive Phantasie kei­
Rhythmen. Rhythmus ist nichts an­ ne Grenzen setzt. Dasselbe gilt
deres als eine „Mathematik der für alle andern Mundhöhlenklänge,
Zeiteinteilungen"(76). Im rhyth­ vom - Zitterlaut R bis zu farbig.
misch Gestalteten wie in den har­ oszillierenden oder iterativ ver­
monischen Tonverhältnissen ist arbeiteten Vokalen, ja schließ­
die Zeit die Z. der Bewegungen, lich bis zur Sprache selbst, in
- ein alter Satz aus der antiken der akustisch die - Farbgeräu­
Philosophie und Musikbetrachtung, sche überwiegen.
der, bei hinreichender Kenntnis
d@r zusammenhänge, auch di� musi­ Zei�he� sind in der Aufzeichnung
kalischen Zeittheorien unserer traditioneller Musik Noten-Z.
Zeit 396

Mit der seriellen und E.n M. hat mit dem betont „seriellen" Aspekt
sich die Zahl der z. außerordent­ der Pythagoreer: „Rhythmus und
lich vermehrt. Seit der Jahrhun­ Melos haben dasselbe Wesen"(75).
dertmitte sind Werke entstanden, Die immer rascher werdenden
denen z.-Erklärungen vorange­ makrozeitlichen Impulse einer
stellt sind. schließlich wurden auf eine Marmorplatte aufschla­
für jedes neue Werk neue Z. er­ genden Stahlkugel gehen in den
funden. Ln der �ogenannten musi­ singenden Ton der Mikro-Z. über.
kalischen Graphik hat dieses Ver­ Noch viel eindrucksvoller läßt
fahren zu einer an Willkür gren­ sich dieser Beweis für die physi­
zenden Vieldeutigkeit geführt. kalische, aber auch musikalische
Die E.M. wird nicht mehr in No­ Verbundenheit beider Sphären an
ten, sondern in Diagrammen oder elektronischen Impulsen demon­
in Angaben über die Herstellungs­ strieren(62). Aus solchen zeit­
methoden aufgezeichnet, - bei lichen Beschleunigun gsvorgängen
diesen sind die meisten ihrer z. können allerdings keine Schlüsse
gewissermaßen Handwerks-Z., die auf einen seriellen Proportions­
das Aufgezeichnete im Sinne von zusammenhang zwischen musikali­
praktischen Arbeitsanweisungen schen Rhythmen und in Frequenzen
für Schaltungen, Regelungen, Ge­ ausdrückbaren Schwingungsrhyth­
räteverwendungen und Bandanord­ men gezogen werden.
nungen festhalten. Dazu kommen Die musikalische z. fließt und
in der Studiopraxis als optische ist 11nicht umkehrbar", denn in
Hinweise die vielen Licht- (mei­ der Musik ist alles vorwärtsbezo­
stens Lämpchen-)Z., die das Funk­ gen im Sinn eines Ziels und rück­
tionieren von Maschinen, Geräten wärts im Sinn der Erinnerung.
und von elektrischen Kontakten Wenn J.Handschin(75) im Anschluß
jeder Art anzeigen. daran bemerkt: „ ... einen Aus­
tausch von Ziel und Erinnerung
Zeit ist in der jüngsten Entwick­ können wir uns nicht gut vorstel­
lung der Musik zu einem t heore­ len 11, so könnte man, da das Hä­
tischen Hauptbegriff geworden. ren von Musik auf einem solchen
Die musikalische z. wird an der ständigen Austausch beruht, ja
Oberfläche des z.-Phänomens ein­ geradezu in ihm besteht, mit
geteilt, gemessen oder e rlebt; Recht fragen, ob hier überhaupt
sie kann nicht von der Z. selbst, noch das Musikhören gemeint ist,
der allgemeinen, philosophischen, oder ob dabei eine romantisch­
ontologischen Z. hergeleitet wer­ psychologische Hörmanier mögli­
den, die wie alle wahren Urphäno­ cherweise den Blick für einfache
mene mit keiner Definition faß­ zusammenhänge getrübt ·hat. Um den
bar ist. Gegenüber dem neu auf­ Sprung zu wagen: Vielleicht bie­
gedeckten musikalischen Z.-Be­ tet die E.M. für manche damit
griff, der im Übereifer der Ent­ nicht vertraute Hörer Anlaß z u
deckerfreude mitunter eine Art einem n u r vorwärts strömenden,
vernebelnder z.-Euphorie ausge­ von Rückwärts-Erinnerungen freien
löst hat, bleibt festzuhalten, Hören, - aber das gehört wohl
daß die zeitlichen Bestimmungen weniger ins Gebiet der Z. als in
der Musik sich bis ins Altertum das der Perzeption wühlender
zurückverfolgen lassen, ja sogar nachwagnerischer 11Kapellmeister-
397 Zeitbegriffe

musik", Aus der einseitig roman­ nicht gehabt hat; er wurde zeit.�
tischen, nicht nach außen auf weise zum zentralen Vorstellungs­
die Musik, sondern emotional inhalt der Musik, von früheren,
nach innen gerichteten Sicht ist ähnlich absoluten Z.-Ansprüchen
die sich dem Musikstrom auslie­ dadurch unterschieden, daß er -
fernde Vorstellung vom absoluten seit K.Stockhausens Zeitanalyse
V orrang der z. entstanden, ver­ (1957) (192) - nic.ht mehr philoso­
treten durch zahlreiche Anhänger phisch oder psychologisch, son­
der energetischen Fließtheorien, dern detailliert musiktheoretisch
in denen die Musik kurzerhand abgehandelt wurde, In der Mikro­
mit z. identifiziert oder das form des Rhythmischen, die aller­
Musikhören als erlebte Erlebnis­ dings ihre Grenzen hat, über­
z. ausgegeben wird(172). In der trifft die E.M. alle z.-Struktu­
Musik wird Musik, nicht z. er­ rierungen der instrumentalen Mu­
lebt. sik. In dieser Hinsicht kann sie
Kein Zweifel, daß die Musik „in auch unter dem Aspekt der nicht
der Zeit" ist. Daß sie auch mehr spielbaren, mit Instrumenten
11Zeit in sich'1 hat, betrifft nicht mehr darstellbaren Dauern
einen Spezialfall modernen phäno­ betrachtet werden. Die Tonband­
menolo9ischen Denkens(87). Auf existenz der E.n M. kann nur mit
dem Weg etlicher dialektischer der notierten Musik verglichen
Umwege berührt sich damit der werden, mit dem Unterschied, daß
Satz der durch Lessing und Herder diese sehr verschieden realisiert
vertretenen klassischen Ästhetik, werden kann, jene aber, ungeach­
1
daß die 11energischen 1 Künste so­ tet möglicher Zuf allsmanipulatio­
1
_wohl 11in 1 der z. wie „durch" die nen, keinen Wiedergabe-Spielraum
z. sind. Übereinstimmung aber hat. Mit der Musik ist darin auch
herrscht in allen Lagern, daß die die Z. stillgelegt, die im Augen­
1 blick der Bandwiedergabe sozusa­
11in1 der Z. verlaufende Musik
nicht die Z. selbst ist (so wie gen in die reale z. entlassen
der Fisch im Wasser nicht das wird. - Gemessen wird sie bei der
Wasser ist). Es ist ein verbrei­ kompositorischen Arbeit mit der
tetes Mißverständnis, die musika­ Uhr oder in Längenmaßen des Ton­
lische z. sei eine Art Unterab­ bandes.
teilung einer allgemeinen z.,
eines bodenlosen z.-Reservoirs, Zeitbegriffe in der Musik sind
aus dem der Künstler seine „Ge­ alle mit dem Terminus Zeit zusam­
stalten" schöpfe. Aber dieses mengesetzten Wörter, die an be­
Kokettieren mit der ontologi schen, stimmten temporalen Vorgängen
endlich als Produzentin von Musik die zeitliche Wesensart der Musik
entlarvten z. hat dann so frag­ charakterisieren. Das Wort Zeit
würdige Begriffe wie Zeitgestalt, gehört in der deutschen Sprache
Zeitfarben, Zeitgeräusch, Zeit­ zu jenen, die sich besonders
spektrum und ähnliche hervorge­ leicht mit beliebigen andern Wor­
bracht. ten verbinden: Zeitachse, Zeit­
Durch die neuen zeitlichen Diffe­ angst, Zeitanschauung, Zeitauf­
renzierungen erlangte der musika­ teilung, Zeitelement, Zeitemp­
lische Z.-Begriff eine Bedeutung, finden, Zeitstruktur, Zwischen­
die er in der Geschichte noch zeit, Gleichzeitigkeit, Hauptzeit,
Zei tbewußtsein 398

heterogene Zeit usw., - das sind die M.Heidegger als das einzig
z. , die allein auf die Musik be­ Wesentliche bezeichnet hat, das
zogen sind. In einer angefügten die modernen Zeitanalysen über
Tabelle ihrer musikwissenschaft­ Aristoteles und Kant hin aus ge­
lichen Arbeit über die musikali­ wonnen haben. Husserls Z.s-Analy­
schen Z. seit M.Hauptmann hat sen orientieren sich oft an Vor­
Marion Rothärmel(172) für die gängen des Musikhörens. Musik­
Zeit von 1800 bis 1960 nicht we­ theoretisch sind differenzierte
niger als 431 zeitbezogene Ter­ Probleme des z.s erst mit der
mini genannt und historisch-sy­ seriellen und E.n M. ins Bewußt­
stematisch geordnet, - C.Dahlhaus sein getreten. In der E.n M. wer­
hat die mit „bewundernswürdiger den winzige Tonhöhenuntersc�iede,
Mühe" zusammengestellte Liste als wie sie die Instrumentalmusik
„eine bestürzende Vokabelserie" nicht kennt, vom Ohr einwandfrei
bezeichnet; M.Kagel vergl eicht registriert; dagegen gibt es für
die Lektüre der Tabelle mit der entsprechende Vorgänge bei den
„Spannung . • . eines Kriminalro­ Tondauern keinen entsprechend
mans" und fügt hinzu, daß ange­ ausgebildeten Zeitsinn, wozu P .
sichts der terminologischen Über­ Boule z angemerkt hat, e r sei „ bis­
produktion an Z.n nunmehr „der lang noch keinem Menschen begeg­
Begriff ,Zeit' ein zentrales net, der bezüglich der Dauer das
Thema von musikpoetischen Formu­ ,absolute Gehör' besessen hätte11
lial'ungen geworden ist"/��). (29).
Die in der E.n M. gebräuchlichen
Z. decken sich vielfach mit denen Zeitlaufregler - Laufzeitregler
der seriellen Musik, abgesehen
allerdings von den in der instru­ Zeitmaß im traditionellen Sinn
mentalen Musik nicht anwendbaren einer auf Zählzeiten beruhenden
Zeitangaben (-Zeitstrecken­ Maßeinheit des Tempos ist eine
schrift) in cm- und mm-Längen auf die E.M. nicht anwendbare Be­
des Tonbandes. stimmung. In der Notat ion vorge­
schriebene Z.e sind Spielanwei­
Zeitbewußtsein ist eine Modali­ sungen für den Interpreten, der
tät des Zeiterfa ssens, die erst in der rein E.n M. ausgeschaltet
im 20.Jh. Bedeutung erlangt hat. ist. Aber selbst abs olute Metro­
Zur Analyse des Z.s werden oft nomwerte für die Schnelligkeit
Beispiele aus dem musikalischen von Adagio, Andante, Moderato,
Bereich herangezogen. Die älte­ Allegro usw. wären den Z.-Modifi­
ren Bestimmungen der musikali­ kationen der E.n M. nicht angemes­
schen 11Zeitkunst", für die e s sen; die vom Interpreten abstra­
seit Lessing, Herder, Schelling hierte Langsamkeit oder Schnellig­
und Schlegel reiche Belege gibt, keit der Bewegungsvorgänge hätte
bef inden sich sozusagen noch im keine erkennbare Wirkung in einem
Stande der vorpsychologischen zwar fließenden, aber als regel­
und vorphänomenologischen Un­ mäßiges Kontinuum des Zeitflusses
schuld und kennen noch nicht das nicht mehr vorhandenen Zusammen­
von E.Husserl in die Zeitbetra ch­ hang. Kein Komponist E.r M. kann
tung eingeführte z. und die Be­ auf den Gedanken kommen, ein
dingthei ten der Zeiter fassung, Stück im Sinne von Zeitwert und
399 Zeitmessung

Zähleinheit mit Tempobezeichnun� provisatorisch-choreographische


gen wie Lento, Allegretto oder Bewegung des Tempos, wie sie der
Vivace zu versehen. Die Bewegungs­ E.n M. eigen ist, einen eigenen
form E.r M. ist rein rhythmischer Zeitfluß-Wert darstellt und nicht
Natur, ohne die akzentische Er­ an die „tonale" Vorstellung eines
gänzung von metrischen Prinzi­ jeweiligen Grund-Z.es gebunden
pien. Oberall gibt es Bewegung ist. In diesem Zusammenhang ist
ohne metrische Gliederung, ohne auf die geschichtliche Entwick­
achvollziehbaren 11 Rhythmus.
11n lung der klassisch skandierenden
11
Solche organisch fluktuierenden 1 Vers -Maßz eit zur musikalischen
1
Bewegungen (die in der Natur na­ - Prosa (Liszt, Wagner, Schön­
hezu die Regel sind) bedürfen berg) hinzuweisen, die nicht bloß
keiner gleichförmig periodisie­ als möglicherweise korrigierbare
renden Betonungsordnung; sie wer­ Abweichung vom hergebrachten me­
den auch ohne sinnfällige Ein­ trisch-rhythmischen Schema aufge­
teilungshilfen, ohne rhythmische faßt werden kann, sondern als
Erlebnis- und Produktionsmetho­ eigene Dimension einer freien
den, ohne metrische Abstufungen rhythmischen Bewegung angespro­
nach Akzent oder nach Gewicht chen werden muß. Die konsequente
als natürlicher, in sich stimmen­ Weiterbildung dieses „choreogra­
der Bewegungsfluß erkannt. Es phisch"-rhythmischen Prinzips
sind vornehmlich diese fluktuie­ ist die Bewegungsgrundlage für
renden z.e, die den freien, nicht die freien, vom Metrum freien Z.e
mehr an Takt und Metrum gebunde­ der E.n M.
nen Zeitfluß der E.n M. bestim­
men. Aus den Anfangsjahren der ZeitrreSSlll1g versteht sich nicht
E.n M. stammt eine einfache For­ nur als eine mögliche Beziehung
mulierung, die hinsichtlich ih­ der Zeit zu Quantum und Quante­
rer Z.-Charakterisierung bis heu­ lung, durch welche eine empiri­
te durch keine bessere ersetzt sche Z. erst möglich gemacht wird.
worden ist: das Tempo E.r M. ist Vielmehr geht es um Wesen und Be­
nicht „langsam und schnell", son­ schaffenheit der Z. selbst, um
dern „langsamer und schneller". die zu Unrecht als 11verräumlicht"
Das ist freilich nicht neu, son­ aufgefaßte und scheinbar nur in
dern nur der Sonderfall einer auf dieser Raumdimension meßbare Zeit.
dem Tonband festliegenden, nicht Indessen ist die Projektion in
mehr veränderbaren Zeitproportio­ den Raum hinein keine Bedingung
nierung. Nach überkommenen Vor­ der Z.; denn 11gernesse n wird im­
stellungen, denen selbst P.Boulez mer nur das Größenverhältnis zwi­
noch anhängt(29), setzt die einen schen einem willkürlich gewähl­
Relationswert darst ellende Z.-Be­ ten Maßstab und dem zu Messenden,
zeichnung 11langsamer - schneller 11 an das dieser Maßstab angelegt
den Vergleich mit einem tatsäch­ wird"(J9). Eine gemessene Zeit­
lich vorhandenen oder imaginären strecke ist in jedem F all etwas
Grund-Z. voraus. Da die E.M. sol­ Zeitliches, das nicht in räumli­
che Grund-Z.e nicht kennt, bleibt che Analogien verwandelt werden
nur der Schluß übrig, daß die kann. Das gilt auch für die musi­
freie improvisatorische, wer es kalische z. , in die räumliche
richtig verstehen will: die im- Vorstellungen hineinspielen, so
Zeitraum 400

beim Uhrzeiger, Pendel, Metro­ und Dauer einer Zeitstrecke an.


nom, beim Taktzählen und Taktmar­ Die Einheit der musikalisc hen
kieren. Z. in der E.n M. erfolgt Zeit ist das durch An fang und
durch die - Stoppuhr oder durch Ende einer Zeitstrecke metrisch
Ausmessen des Tonbandes in cm­ bestimmte Zeitintervall, ein Be­
und mm- Angaben. Die Bandmessung griff, der von Moritz Hauptmann
ist die exaktere Methode, weil geprägt wurde(77) und der erst,
bei ihr mögliche subjektive Feh­ mit neuer Akzentuierung, in Ana­
lerquellen des Stoppuhr-Verfah­ lysen der seriellen Musik wieder
rens ausgeschaltet sind. Beide aufgetaucht ist. Was dagegen
Methoden der z., die durch die durch den Einsatz, durch das
Uhr und durch die Tonbandabmes­ Jetzt eines einzigen Schlages
sung, können gleichzeitig ge­ markiert wird, kann als metri­
braucht werden, wenn ein Stück sches Ganzes nicht vorkommen.
elektronische und instrumentale Läßt man auch noch den Schlag weg,
Klänge zugleich verwendet. das „metaphysische Skandalon des
Je tzt11, so wird aus der W1V011-
Zeitraum umfaßt den vollen Bereich ständig markierten Zeit wieder
der Veränderungs- und Bewegungs­ Zeit schlechthin, die leere, ab­
prozesse, die in der empirischen solute Zeit, die sich - außerhalb
Zeit vor sich gehen und sich in zeitverwischender elektrodynami­
der Musik zugleich unabweisbar scher Relativitätsprinzipien -
mit Raumvorstellungen verbinden. praktisch nicht manifestiert.

nie musikalische - Zeitmessung Nicht nur die E.M. verwendet die


bedarf keiner Raumanalogien, die Aufzeichnungsmethoden der Z. , wo­
Musik selbst aber bleibt stets bei die Bandlänge für die Zeit­
auch auf räumliche Vorstellungen strecke steht (38,1 cm ; 1 sec),
angewiesen. Mit eigenen Z.-Aspek­ auch die Instrumentalmusik kennt
ten tritt die E.M. auf; sie diese theoretisch schon im 18.
„fließt" und ist zugleich viel­ Jahrhundert bekannte z., die sich
deutig dem Rau m verhaftet (­ von der Phonolarollen-Auf zeich­
Raum). nung prinzipiell nicht unter­
scheidet. (s.Abb. S. 401)
Zeitstreckenschrift ist eine No­ In jedem Fall ist das traditio­
tationsweise, die den Ton nicht nelle Verfahren der Zeitschätzung
mehr als Note, sondern, was sei­ durch den Spieler unvergleichlich
ne Dauer angeht, als Zeitstrecke genauer als die optische Methode
aufzeichnet. Durch die z. wird der Z. Unentbehrlich dagegen ist
das Aufgezeichnete zu einer prä­ die z. für die A ufzeichnung der
zisen meßbaren Größe, die durch in üblichen Noten nicht darstell­
den - Einsatz des Tons und durch baren E.n M. (-Notation).
die Dauer, die Zeitstrecke, be­
stimmt ist. Das ist etwas ande­ Zeitstruktur wurde in der seriel­
res als das Notensymbol etwa in len Musiktheorie nicht nur als
Gestalt einer Viertelnote oder Eigenschaft der Dauer, sondern
einer Ganzen, denn diese sind auch als Merkmal der Tonhöhe be­
nur Zeichensymbol für das musika­ zeichnet. Die Z. der Tonhöhe be­
lisch Gemeinte, aber sie zeigen ruht darauf, daß ihre Frequenz
nicht Anfang und Ende, Einsatz die Anzahl der Schwingungen in-
401
Zeittransposition 402

auf der Bandmaschine ist die Ok­


nerhalb der Zeit angibt, im Nor­
tavtransposition. Ebenso sinnfäl­
malfall die auf 1 sec b zogene
j
lig wirkt das Verfahren bei klei-·
Hz-Zahl. Der Stimmton a hat 440
neren Ausmaßen der Z., bei tempe­
Hz, d.h. er macht 440 Schwingun­
rierten oder reinen Intervallen
gen pro sec. Diese physikalische
Z. teilt sich allerdings dem Hö­ oder bei beliebigen Frequenzen.
Die musikalische Transposition
ren nicht mit; gehört wird nicht
im traditionellen Sinne· kennt
eine Z., sondern die Tonhöhe.
ebenso wenig wie die - Gestalt­
Problematisch erscheint es, die
theorie ein Mittransponieren der
Tonhöhen einem eigenen 11musika­
Zeitwerte. Die maschinelle z.
lischen Zeitbereich von Schwin­
aber hat ohne Zweifel anregend
gungsdauern" zuzuordnen. Nicht,
auf die serielle Proportionsidee
daß es hier überhaupt um Hörbar­
gewirkt, wenngleich die lineare
keit ginge; vieles in der Musik
Mechanik allein noch kein Bezugs­
ist nicht hörbar und doch struk­
system von Parametern hervorbrin­
turbildend vorhanden, so etwa
gen oder begründen kann.
schon die einfac hen dodekaphoni­
schen Reihenabwandlungen, die
man ohne Notenpapier-Analyse
Zirkelreihen sind die aus der
Zwölftontechnik entwickelten Rei­
keineswegs i mme r als $Olche „hö­
hen mit gleichmäßigen, verschie­
ren" kann. Dagegen sind Schwin­
den funktionierenden Zirkelschlä­
gungs-„Dauern", ganz abgesehen
von den physikalischen Sachverhal­ gen. Fast allein bekannt ist die

ten, nicht hörbar, weil es sie Zwölftonreihe mit ihren beiden


Zirkeln, dem Quarten- und Quin­
nicht gibt. Gehört werden nicht
tenzirkel (Z 5 und Z 7) abgese­
Dauern, sondern innerhalb einer
,

hen von den chromatischen z. auf­


bestimmten Dauer die Anzahl von
und abwärts (Z 1). Alle ähnlich
Schwingungen in ihrer Existenz­
angelegten Reihen sind gradzah­
weise als Tonhöhen.
lig, so etwa die mit den Tonzah­
Zeittransposition ist im Bereich len 10 und 8, die ebenfalls je
der Magnetbandtechnik ein auto­ zwei z. aufweisen. Dagegen sind
matischer Vorgang, der mehrere alle ungradzahligen Reihen All­
musikalische Dimensionen berührt, zirkelreihen (AZR), d.h. Reihen
nämlich die der Tonhöhe, der mit der vollkommenen Zirkelfä­
Dauer und der Klangfarbe. Die higkeit aller ihrer Intervalle.
kompositorische Reihenordnung Eine 13Tonreihe (um gewissermaßen
hat in dieser Z. gleichsam ein ,,elektronisch" über die Dodeka­
mechanisches Gegenstück gefunden. phonie hinauszugehen) hat 12 Z.
Mit der Z., wie sie nur das Ton­ zu je 12 Zirkelschlägen; eine
band ermöglicht, ändern sich !!Tonreihe 10 z. zu je 10 Zirkel­
gleichzeitig die auf ihm unlös­ schlägen. Schaltet man die chro­
lich aneinandergeketteten Para­ matischen Reihen (Z 1) aus, so
meter der Tonhöhe und der Dauer, bleiben für die 13Tonreihe 10 z.
von der Klangfarbe sei hier abge­ mit 10 Zirkelschlägen, für die
sehen. P.Boulez bemerkt dazu, !!Tonreihe 8 mit 8 Schlägen.
daß diese Transpositionen uns Was Vollkommene Z. leisten, wird
11ganz allgemein ein Sensorium deutlich, wenn man sie schema­
für diesen Aspekt" gegeben haben tisch darstellt und jeder Zirkel­
(29). Die einfachste Versetzung einheit eine eigene Fnnktion zu-
403 Zitat

weist. Man erhält auf diese Wei­ gleichmäßiger, periodisch verlau­


se ein geschlossenes, in sich fender Schallanteil hinzutritt
begründetes Permutationsschema (212). In der E.n M. können Z.
mit festen Permutationsreihen in für sich allein verwendet werden,
waagerechter, senkrechter und mit Tönen und Klängen verbunden
diagonaler Richtung. Das so ent­ auftreten oder die Klasse der
standene Gitternetz ist ein voll­ elektrisch erzeugten Geräusch­
kommenes Spiegelsystem, das hier spektren ergänzen (- Sprachklän­
an der 11Tonreihe dargestellt ge) .
ist. Für die 10 z. werden 10 ver­
schiedene Zeichen verwendet. Zitat in einer Komposition ist im
(s.Abb. s. 404) Normalfall ein Hinweis darauf,
Liest man die Z., so erhält man daß das Zitierte und das Kompo­
Reihen mit gleichen Elementen, nierte in einem entweder vorder­
liest man Reihen mit gleichen gründig faßbaren oder oft auch
Tonhöhen, so ergeben sich Bildun­ nur unbestimmt a ngedeuteten Zu­
1
gen, in denen jede 11Tonhöhe 1 eire sammenhang stehen. zu unterschei­
andere Zirkelqualität hat. Die den ist zwischen Selbst- und
Pfeile deuten an, wie sich die Fremd-Z.en. Die Grenzen zur -
Reihen s piegeln, horizontal, Parodie und zum Parodistischen
vertikal und diagonal, in der hin sind fließend. Wagners viel­
Krebs- und Umkehrungssymmetrie zitierter-Tristan-Akkord wird
wie in der hchsendiagonalen. Ein von einer Bachsehen Zitatenquel­
Netzwerk dieser Art setzt voraus, le weit übertroffen: dem Namens­
daß alle 10 Zirkel gleichzeitig zug B-A-C-H, der ein unerschöpf­
in Funktion sind. Dabei können liches Zitierreservoir und zu­
die Gitterpunkte auf die Sc hich­ gleich das beliebteste Buchsta­
ten verschiedener Elemente bezo­ ben-z. ist. Nicht Z.e, sondern
gen werden. Das Variationsprinzip Vorwegnahmen sind der Tristan­
der Reihentechnik verdichtet sich Akkord vor dem Tristan, in L.
in dieser seriellen Musterkarte Spohrs Oper Jessonda und in der
zu einem vollkommenen Parameter­ E s-Dur Son ate op.31 Nr.3 von
-

schema. Reihen mit mehr als 12 Beethoven, oder das zufällige


Tönen (13-, 17-, 29-, 31Tonreihen B-A-C-H-Motiv hundert Jahre vor

und andere ungradzahlige) können Bach in einer Fantasie von J.P.


in der rechnerischen und klangli­ Sweelinck. Die kompositorische
chen Realisierung nur im Bereich Zitierpraxis, die der besonders
der E.n M. verwendet werden. zitierfreudige Igor Strawinsky
ironisch als 11eine Art von Klep­
Zischlaute werden unterschieden tomanie" bezeichnet, ist in der
·als stimmlose und stimmhafte z. ganzen neueren Musikgeschichte
( - Konsonanten) _ Sowohl stimmlos verbreitet; sie hat eigentümli­
wie stimmhaft können die Laute cherweise in der jüngsten Musik­
F s Sch und Ch produziert werden. entwicklung kräftigen Zuwachs
Charakteristisch für die stimm­ erhalten. Ihr Hauptvertreter ist
losen z. sind die bis in hohe hier Bernd Alois Zimmermann
Frequenzgebiete hinaufreichenden (1918-1970), in dessen Werken von
Strämungsgeräusche, zu denen bei Anfang an das Z. in der von ihm
den stimmhaften Z.n noch ein bezeichneten Form der - Collage
i L . ....1.
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T 1
Spiegelsystem der 10 Zirkel in der 11-Tonreihe
405 Zufall

auftritt. Zimmermann hat in die Zäpfchens (beim R alveolare). Die


Musik auch die literarische Z.en­ Frequenz dieser M:>dulation liegt
Praxis eingeführt; er verzeichnet wesentlich tiefer als die Fre­
im Notentext die Quellen seiner quenz der Stimmbandschwingung.
Z.e. In der seriellen Musik könn­ Da kein harmonisches Verhältnis
te man bei der Übernahme einer zwischen beiden besteht, sind
Tonreihe von Material-Z. sprechen, die Klangbilder des R subharmo­
- bekanntester Fall: die von Bou­ nisch zusammengesetzt, ohne frei­
lez für seine Structures übernom­ lich ausgesprochenen Geräusch­
mene Reihe aus der oft genannten charakter zu haben. In der Aku­
Klavieretüde von Messiaen. Doch stik werden derartige Zusammen­

würde bei solcher theoretischen setzungen „Klanggemische" ge­

Ausweitung der Begriff z. weit­ nannt ( 212), - ein in der E.n M.


läufig verwischt und unbrauchbar. kaum gebrauchter Begriff, Bei

Ungeklärt bleibt die Frage, ob geöffnetem Mund und bei entspre­


z.e als solche vom Hörer erkannt chender Änderung des Mundhöhlen­
werden können oder nicht; viele raums kann das vom Luftstrom der
Musik-Z.e rechnen offenbar nicht Stimmritze berührte Zäpfchen
damit, denn eine orna mentale Fi­ kurze, tonhöhenbestimmte Tonstö­
gur aus Debussys Jeux, zwei Tak­ ße erzeugen, die, auf Tonband
te von Messiaen, ein kurzes Mo­ und verstärkt, als eigentümlich
tiv aus der Fuge von Beethovens gefärbtes, variables Tonhöhenma­
Hammerklaviersonate haben inner­ terial bei der Klangproduktion
halb eines Satzes keine Aussicht, E.r M. verwendbar sind (-Sprach­
vom Hörer als Z.e identifiziert klänge). Streng unterschieden
zu werden. Auch die E.M. macht wurde früher zwischen dem Zungen­
vom Zitierwesen reichen Gebrauch. R (Bühnen-R, Schauspieler-R), das

Das früheste Beispiel eines z.s beim gesungenen Wort weniger aus­
ist das erste der Fünf Stücke schlaggebend war, und dem als
von H.Eimert ( 1956), in dem der verna chlässigende Abschleifung
K omponist einen von ihm 1923 ge­ geltenden Gaumen-R. Diese Forde­

schriebenen, 1924 veröffentlich­ rung ist 1957 aufgegeben worden.


ten vierstimmigen Zwölftonkanon
in Form eines Sinustonkanons zi­ Zoll (Längenmaß) - inch
ziert. K.Stockhausen baut seine
Telemusik (1966) auf einem be­ Zufall in der Musik, eng verbun­
trächtlichen Anteil von original �t den Vorstellungsinhalten
einbezogenen Folklorismen auf; des - Aleatorischen und des -
seine Hymnen (1967) zitieren Tei­ Experiments, ist in der jüngsten
le aus vierzig Nationalhymnen. Entwicklung zu einem neuen Orga­
nisationsprinzip der musikali­
schen Form erhoben worden. In
Zitterlaut R, dem W.Meyer-Eppler der Musikgeschichte läßt sich
eine eigene Studie gewidmet hat das Phänomen eines gleichsam
(128), beruht auf einer Amplitu­ kausalitätsfreien Z.s nicht bele­
denmodulation des von den Stimm­ gen. Von den vokalen Improvisa­
lippen herrührenden Schalls durch tionspraktiken des 16.Jh. bis zu
mechanische Schwingün gen der Zun­ den harmlosen mechanischen Me­
ge (beim R uvulare) oder des thoden der - Würfelmusik oder bis
Zufall 406

zu D.N.Winkels als 1 Componium11 zeitig aufzuführen.


1
bezeichneter Variationen-Appara­ Der so benannte gelenkte z. weicht
tur (um 1800) sind kompositori­ nicht vom gegebenen Informations­
sche Zusanunensetzmethoden stets gehalt ab; er verändert ihn nur,
Nebenerscheinungen von intakten und zwar vermittels variabler,
Musiksystemen(26J. Einführung und nunmehr vom gleichsam mitkompo­
Anwendung des musikalischen z.s nierenden Interpreten bestimmten
gehen auf die sich seit 1956 Anordnungen. Da es in der E.n M.
durchsetzende Erkenntnis zurück, keinen Interpreten mehr gibt,
daß die strenge Ordnung der se­ hat man gefolgert, E.M. und alea­
riellen Musik sich letztlich in torische Methoden seien prinzi­
statistischen Funktionen erschöp­ pie 11 unvereinbar (- aleatorisch).
fe und einer „Auflockerung" durch In Wirklichkeit aber läßt sich
austauschbare Teilstrukturen und im elektronischen Bereich die
durch entsprechende Interpreta­ Z.s-Variabilität mühelos her­
tionsfreiheiten bedürfe. Als oft stellen, sei es durch Präpara­
debattierte Paradebeispiele da­ tion eines zweiten, nach aleato­
für gelten drei 1957 uraufgeführ· rischem Bedarf an den „richtigen"
te Werke: Stockhausens Klavier­ Stellen einzublendenden Tonban­
stück XI, Boulez' Dritte Klavier­ des, sei es durch Verteilung der
sonate und - auf dem Gebiet der vier Einzelschichten eines Vier­
E.n M. - Pousseurs Scambi mit 16 spurbandes auf ein neu zu erstel­
austauschbaren S equenzen. Was in lendes Band mit neuen, stets ma­
diesen Werken als Z. angesprochen terial-, ja werkgebundenen, aber
wird, sind in Wirklichkeit eher vorher nicht vorhandenen Struk­
formale Permutationsschemata. Ter­ turzusanunenhängen. Es wäre falsch
minologisch ergaben sich aus die­ sich vorzustellen, zwischen mehr
sen Formarrangements brüchige, oder weniger freier Interpreta­
in sich widerspruchsvolle Be­ tion und auf dem Tonband fixier­
zeichnungen wie gelenkter, ge­ ter E.r M. gäbe es Zwischenstufen
steuerter oder dirigierter z., der Art, daß die E.M. allmählich
womit die durch z. bewirkte Än­ zu einer mechanischen, auf Null
derung eben nicht als z. , son­ herabgesetzten Musikwiedergabe
dern als formale Manipulation erstarrt sei. Das Gegenteil ist
umschrieben wurde. Wirkliche z.s­ der Fall: der Spielraum zwischen
Operationen finden sich in Wer­ dirigiertem Z. und maschineller
ken des AmetiKaners John Cage, Automatik igt go b�schaff�n, daß
der mit zufällig und isoliert mit Verschiebungen von Tonband­
eingesetzten Tönen bei extrem schichten variable Gruppierungen
langen Pausen jeden Gedächtnis­ erreicht werden können, wie sie
vorgang außer Kraft setzen will. in der Instrumentalmusik nicht
Die Abschaffung des musikalischen möglich, weil nicht ausführbar
Zusammenhangs führte den sich sind. �n dieser Hinsicht über­
auf Kompromisse nicht einlassen­ trifft die E.M. an z.s-Potenz,
den Cage zu dem inzwischen auch wenn man so sagen darf, jede in­
von europäischen Komponisten auf­ strumentale um das Vielfache.
gegriffenen Verfahren, zwei Werke, zugleich aber ers cheint das beab­
die sonst nichts mitei_nander zu sichtigt Zufällige durch die Ma­
tun haben, nach Belieben gleich- schinenautomatik notwendig so ge-
407 zwitschern

bändigt und gebunden, daß man chromatischen Skala zurechtgehört


fast die neue Struturkategorie werden. Die Abweichungen können

eines exakt erzwungenen Z.s ein­ dabei durchaus wahrgenommen wer­

führen muß, um den Zusammenhang den, aber sie werden als „Ver­
von Beliebigkeit und Zwang, von stimmung11 aufgefaßt, d.h. ,1als
Z. und Notwe ndigkeit zu erkennen. allotonische Varianten des abend­
ländischen Tonsystems" ( 125). In
Zurechthören bezeichnet eine we­ der seriellen und E.n M. wird
nig ins Bewußtsein tretende, fast sich ein Z. kaum noch an den ni­
immer absichtslos geübte Hörform � vellierten, einer gewissen - Per­
die das Gehörte, wenn es nur we­ meabilität unterworfenen Inter­

nig vom Gehörten abweicht, im vallen orientieren können. Wahr­


Sinne gebräuchlicher Konventio­ scheinlich könnte hier ein z. in
nen zurechtrückt. Gegen solche einem sehr weiten Sinne sich auf

Störungen in kleinem Umfang, wie alle Elemente beziehen, die ein­


sie vor allem bei Intonations­ geschliffene Hörgewohnheiten zum
schwankungen der Sänger und In­ Vergleich bereithalten, zuletzt
strumentalisten, aber auch beim freilich mit der Erkenntnis, daß
Klavierstimmen mit Abweichungen das gewohnte z. nun nicht mehr
bis zu 10 - Cents von der gleich­ funktioniert, ja zu unlösbaren
schwebenden Temperatur vorkommen, Widersprüchen führt. Deshalb gilt
verhält sich das Ohr ziemlich allgemein der Satz: E.M. kann
unempfindlich. Ähnliche Schwan­ nicht mit einer anderen Musik
kungen werden auch im Bereich gleich welcher Beschaffenheit,
der Harmonik, Klangfarbe, des von der sie möglicherweise abwei­
Metrischen und Rhythmischen „zu­ chen könnte, zur Deckung gebracht
rechtgehört". Gefördert werden werden. Sie wird nicht mehr „zu­

solche Verdeckungen ebenso durch re cht"-gehört, sondern kann nur


den nichtlinear funktionierenden aus ihren eigenen Mate rial- und

Ohrapparat wie durch d�e einhül­ Formbedingungen „richtig" gehört


lende Akustik des Raums, in dem werden.
Musik erklingt. Das P hänomen des
Auswäh lens und Korrigierens im zweikanalig - stereophon und

Sinne angenehmer Klangwirklli1gen, zweikanalig


die erst ins Unangenehme umschla­
gen, wenn „falsch" gespielt oder Zwitschern ist als Klangvorgang

gesungen wird, ist schon lange in der E.n M. an keine bestimmte


bekannt. So schreibt der Mathe­ Klan gquelle gebunden, Vorauss�t­
matiker Leonhardt Euler 1764 in zungen dafür sind hohe Frequenzen,

einer theoretischen Schrift: meist hochtransponiert aus einem


„Das Ohr hört, was es zu hören mittleren Frequenzbereich, der

wünscht, auch wenn dem das aku­ oft ihre Her kunft erkennen läßt.

stisch gegebene Intervall nicht Die ergiebigsten Geräuschquellen


genau entspricht ... Also ist die für zw. sind Sprachelemente (Ele­
Unvollkommenheit des Gehörs mu­ mente des gesprochenen Wortes)
sikfördernd" (66). Bekannt ist und naturalistische Reibegeräu­
auch, daß Melodien in exotischen sche. Von anderen nich tperiodi­
oder Vierteltonskalen im Sinne schen Klangvorgängen hebt sich
der gewohnten diatonischen oder das Zw. durch die sehr unter-
Zwölftel töne 408

schiedliche aleatorische Streu­ 6·12 = 72 Töne. Schon Edgar Vare­


dichte und durch den Reiz des se hat vor solchen rein mechani­
Klingenden und Durchsichtigen ab. schen, keiner Hör-Realität mehr
entsprechenden Intervallteilun­
Zvi:\lfteltöne entstehen durch gen gewarnt. In der Tat läßt sich
zwölffache Teilung des Ganztons. nicht einsehen, warum, wie hier,
Diese Intervallteilungen sind jeweils drei von vier Tönen
die logische Fortsetzung der Un­ „stillgelegt" werden sollen, nur
terteilungen in Drittel-, Vier'-. damit der Illusion einer Zwölf­
tel- und Sechsteltöne, wie sie teilung Genüge getan wird. Ver­
seit Beginn unseres Jahrhunderts mutlich hat aucg die Suggestion
theoretisch und praktisch dar­ der Zwölfzahl (- Zwölftontechnik)
gestellt worden sind. Gleich­ ihren Teil daran.
schwebend tempe rierte Systeme,
wie A.Haba meinte, lassen sich Zwölftontechnik beruht auf der
damit nicht aufstellen, da sol­ Verwendung der im Verband einer
che Mikrointervallsysteme keine Reihe geordneten 12 Töne. Mit
ausgleichende Korrektur an aku­ diesem chromatischen Tonvorrat
stisch reinen Intervallen (das funktionierte zum erstenmal et­
ist der Sinn der Temperierung) was nicht mehr im harmonisch ein­
zulassen. Elektronisch lassen g ebe tteten Klang, sondern „drau­
sich Reihen ode' besser: Tonlei­ ßen", im objektiven Strukturraum
tern mit zw.n leicht herstellen. der Töne, den A.Schönberg aller­
Dabei kann, da nicht hörbar, auf dings mit aller Macht, mit allem
den logarithmischen Skalenaufbau Pathos wieder nach innen genommen
verzichtet werden, auch wenn Ge­ hat, wie er denn auch die Töne
1
neratoren mit /10 Hz-Feinein­ selbst weniger „aufeinander bezo­
stellung vorhanden sind. Es ge­ gen 11, als Beziehungen zwischen
nügt deshalb, im mittleren Ton­ Motiven, Themen und harmonischen
höhenbe reich von den ganzzahli­ Bildungen hergestellt hat. Wie
gen Generatoreinstellungen auszu­ - Atonalität und - Serielle Tech­
gehen und die Tonleiter der Zw. nik gehört die Zw. zu den Voraus­
in einem Abstand von jeweils 4 setzungen eines Musikdenkens, dem
Hz aufzubauen! auch die E.M. in bevorzugtem Maße
·
verpflichtet ist.Zwischen Zw.una
Hz 440 444 448 452 456 460 464
E,t M, be5tehen keine unmittslba•
468 472 476 490 484 4gg 492
ren Beziehungen, mit der vermut­
Das sind, von al ausgehend, 12 lich einzigen Ausnahme des ersten
12tel Töne; der 13. 12tel Ton der elektronischen Fünf Stücke
ist hl, Diese 12tel-Tonskala ist von H.Eimert (1956), das dessen
auch neuerdings wieder als das 1924 veröffentli chten vierstimmi­
der E.n M. angemessene Intervall­ gen Zwölftonkanon in einer aug­
teilungssystem vorgeschlagen wor­ mentierenden, klanglich leicht
den, so von P.Grossi in Florenz verschleierten Form verwendet(62).
und von den im Moskauer - ANS-In­ Von der zw. hat die serielle Pra­
stitut arbeitenden Musikern. Es xis (und damit auch die elektro­
ist die Unterteilung der großen nische) in erster Linie die Rei­
Sekunde in Zw. und der 6 große he samt Spiegelformen übernom­
Sekunden umfassenden Oktave in men. Schwerwiegender noch scheint
409 Zwölftontechnik

die sich daraus herleitende Sug­


gestion der Zwölfzahl, die vor
allem den Bereich der Tondauern
erfaßte. Daß den 12 verschiedenen
Tönen (Halbtönen) 12 verschiedene
Dauern entsprächen, war eine
willkür liche, musiktheoretisch
nicht haltbare Annahme. Man kennt
zur Genüge die au ßerordentlichen
Schwierigkeiten, die daraus kom­
positionstechnisch entstanden,
und die verschiedenen Lösungs­
versuche, die immer noch nicht
von der verhängnisvol len Sugge­
stion der Zwölfzahl loskamen. In­
zwischen sind auch diese, von
niemandem mehr angewandten Theo­
rien „historisch" geworden. Daß
sie, nach bald zwanzig Jahren,
von den Theoretikern und Ge­
schichtsschreibern der neuen Mu­
sik immer noch· eifrig als aktuell
diskutiert werden, mag anzeigen,
wie wenig heute in der freien
Komposition an theoretisch Braudl­
barem hinzugekommen ist.
411

LITERATURVERZEICHNIS

Lexika und Zeitschriften

Darmstädter Beiträge zur Neuen Musik, Hrsg. W.Steinecke, seit


1962 E.Thomas, Mainz seit 1958
Das Fischer Lexikon 33, Technik 4, Hrsg.T.Boveri u. T.Wasserrab,
Ffm 1963
Die Musik in Geschichte und Gegenwart, Hrsg.F.Blume, Kassel und
Basel seit 1949
die Reihe, Information über serielle Musik, Hrsg.H.Eimert,
I - VIII, Wien 1955 - 1962
Electronic Music Reports, Hrsg. (Editorial Staff) G.M.Koenig,
S.Tempelaars, F.Weiland, Utrecht seit 1969
Gravesaner Blätter, Hrsg.H.Scherchen, Vierteljahresschrift,
Mainz seit 1955
Melos, Ztschr.f.Neue Musik, Hrsg.H. Strobel, seit 1972 H.Oesch,
Mainz
Prieberg,F.K. Lexikon der Neuen Musik, München 1958
Riemann Musik Lexikon, Sachteil, Hrsg.H.H.Eggebrecht, Mainz 1967
Technische Hausmitteilungen des Nordwestdeutschen Rundfunks,
Hrsg.H.Rindfleisch, Hbg seit 1948
Wörterbuch der Kybernetik, Hrsg. G.Klaus, Berlin (Ost) 19671
(westdeutscher)Nachdruck: Ffm 1969
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Bücher, Aufsätze, Einzeldarstellungen

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4) - Das Altern der Neuen Musik, in: Dissonanzen, Göttingen
3. Auflage 1963
5) - Vers une musique informelle, in: Darmst.B., Mainz 1960

in die Musiksoziologie, Ffm 1962 u. 1968


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bei fehlerhaftem Trommelfell, in: Akustische Ztschr. I, 1936
13) - Über die Entstehung der Entfernungsempfindung beim Hören,
in: Akustische ztschr.III, 1938
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114) - Neue Notation - Kommunikationsmittel oder Selbstzweck?,
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115) - Beitr. in: Form in der Neuen Musik = Darmst.B.X, Mainz
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120) - Klangexperimente, in: Tagungsbericht der Tonmeistertagu ng
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121) - Über die Anwendung elektronischer Klangmittel im Rundfunk,
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122).- Zur Terminologie der elektronischen Musik, in: Technische


Hausmitteilungen des NWDR, Sonderh. E.M., 1954
123) - Mathematisch-akustische Grundlagen der elektrischen Klang­
Komposi tion, in: Technische Hausmitteilungen des NWDR,
Sonderh. E.M., 1954
124) - Statistische und psychologische Klangprobleme, in: die
Reihe I, Wien 1955 (Hrsg.H.Eimert, der den ersten Satz im
Einverständnis mit dem Autor vorangestellt hat)
125) - Elektronische Musik. Ihre stofflichen und informations­
theore tischen Grundlagen, in: Klangstruktur der Musik, Hrsg.
F.Winckel, Bln 1955
126) - Über die Spektren geflüsterter Vokale, in: JASA XXIX,
195 7
127) - Grundlagen und An wendungen der Information stheorie, Bln,
Göttingen, Heidelberg 1959
128) - Über den Laut R, in: Acustica 9, 1959
129) - Zur Systematik der elektrischen Klangtransformationen, in:

Darmst.B.III, Mainz 1960


130) Meyer-Eppler,W., Senshof, H.u.Rupprath,R. Residualton und
Formantton, in: Gravesaner Blätter 14, Mainz 1959
131) MGG, Art.Ton

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154) - Elektronische Musik
155) - Farbenhören (A.Wellek)
156) - Geräusch
15 7) - Gong
158) - Klang
159) - Klangfarbe
160) - Kombinationstöne
161) - Laustärke
162) - Millioktave
163) - Musique concrete (P.Schaef fer)
164) - Ohr
165) - Raumakustik

llili) -
Rundfunk
167) - Schluß
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193) - Musik im Raum, in: die Reihe V, Wien 1959
194) - Elektronische und instrumentale Musik, in: die Reihe V,
Wien 1959
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Texte Bd.1, Köln 1963
196) - Musik und Sprache, in: die Reihe VI, Wien 1960
197) - Momentform, in: Texte Bd 1, Köln 1963
198) - Musik und Graphik1 in: Texte Bd 11 Köln 1963
199) - Nr.12 Kontakte, London 1968
(Alle Aufsätze von K.Stockhausen erschienen, z.T. als Nach­
druck der „Reihe", in: Texte, Hrsg.D.Schnebel, 3 Bde, Köln
1963, 1964, 1971)
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wissenschaft I, Lpz 1898
205) - Die Struktur der Vokale, in: Sitzungsberichte der Preußi­
schen Akademie der Wissenschaften, Bln 1918
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209) Tenney,J. Computer Music Experiments, 1961-1964, in:
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236) Mellert,V. Die Normung kopfbezogener Stereo-Aufnahmen
und deren Wiedergabe über Lautsprecher, in: Bericht der
10.Tonmeistertagung, Köln 1975
237) Mundigl,J.0.Musik aus Strom - Eine Einführung in die
elektronische Musik, London 1975
238) Oesch,H. Interview mit Pierre Boulez, in: Melos/NZ 4,1976
239) Platte,H.--J. Das Problem der Vorne-Ortung bei der kopf ­
bezogenen S tereophonie , in: Bericht der 10.Tonmeister­
tagung, Köln 1975
240) Stockhausen,K. E lektronische Musik, Brief an Douglas M.
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241) Strange,A. Electronic Music - Systems, Techniques and
Controls, (Wm.C.Brown Company Publishers) USA 1972
242) Xenakis,I. Musiques formelles, Paris 1963
421

Nachwort zur 2. Auflage

Die Autoren jedes Lexikons - vor allem eines, in dem neben

bereits historischen sowie aktuellen musiktheoretischen und

stilistischen Entwi cklungen auch 11Technisches" im weitesten

Sinn in dem Maß ausgebreitet werden muß wie im vorliegenden

Lexikon der elektronischen Musik -· müssen gewärtig sein, daß

nach einiger Zeit ihre Darstellungen in manchen Punkten als

überholt, zumindest als veraltet gelten - es mit einer gewissen

Wahrscheinlichkeit sogar sind. Vor allem die exorbitant schnel­

le Entwicklung der neuen, und damit auch der E.n M. nach 1950,

die zwar nicht gerade - wie zeitweise etwa in der bildenden

Kunst - pro Saison eine neue "art" hervorgebracht hat, jedoch

im Wechsel der Richtungen, Phasen und Strömungen ein vorher

nie dagewesenes "historisches Tempo" erreichte, schien schon

nach wenigen Jahren eine starke Erweiterung, wenn nicht gar

völlige Umarbeitung des vorliegenden Buches zu verlangen.

Denn eine Musik, s o eng an technologische Entwicklungen gebunden

wie die E.M., ist, zurninde5t teilweise und mit häufig sehr u11-

terschiedlichen Schwerpunkten, in ihrer eigenen Entwicklung ab­

hängig vom Fortschritt der Technologie.

Technologie und elektronische Husik

Kaum eine Publikation über E.M. verdeutlicht diese - wie es

von vielen gesehen wird - Interdependenz so sehr wie die (un­

mittelbar nach dem Erscheinen dieses Lexikons in Europa bekannt

gewordene) Schrift Electronic Music des Amerikaners Allen Stran­

ge, die trotz des Titels ausschließlich aus Beschreibungen tech­

nischer Vorgänge besteht, vor allem sehr ausführlich und umfas­

send über die Spannungssteuerungstechnik informiert und damit

in Amerika als eine Art Kompendium der modernen elektronischen

Realisationstechnik gilt (241). Auffallend an diesem Buch ist

nicht nur die beinahe vollkommene Abwesenheit der "elektroni-


422

sehen Szene" in Europa (eine Tatsache, die sich in den USA

vielfach findet und manche, etwa K.Stockhausen, zu der Klage

veranlaßt hat: "intellektuelles Eigentum wird gestohlen, seine

Quelle verheimlicht und schließlich vergessen, um jedes histo­

rische Gefühl zu unterdrücken" (240)), sondern auch, damit eng

zusammenhängend, das Fehlen jeglicher musiktheoretischer, kom­

positorischer oder historischer Darstellungen. Vielmehr rückt

"Technologisches" in einem Maß e in den Vordergrund, daß Strange

in seinem Vorwort sogar zu der Aussage kommt, jedes elektroni­

sche Studio habe seine eigene, unverwechselbare Klangcharakte­

ristik, ja, man könne eine Komposition schon nach kurzem Hör-

eindruck als "auf Buchla", "auf Moog'1, 11auf ARP" oder anderen

"electronic music systems" produziert identifizieren. ( Wie

weit das führen kann, ist gingm Schallplattenkommenlar -Polk­

ways Records FS 3438 ·- zu entnehmen, in dem es der Amerikaner

J.D.Robb für besonders erwähnenswert hält, Klänge von zwei

unterschiedlichen Synthesizern auf einem Tonband miteinander

kombiniert zu haben.)

Diese erstaunlichen, strittigen und von vielen Komponis ten

E.r M. aus tiefer Überzeugung und Kenntnis abgelehnten Aussagen

kennzeichnen jedoch deutlich eine Situation, in der - zumindest

und vor allem in Nordamerika ·- die Einführung der - Spannungs­

steuerung zu einer gewissen Synthesizer-Euphorie geführt hat -

ausgelöst vor allem durch die für viele faszinierenden Vorgänge

der - Automatisierung und wohl auch durch die immen s schnelle

klangliche Konkretisierung der Arbeit am Sythesizer. Diese

sofortige "Bereitschaft" der Synthesizer hat allerdings eine

Fülle von Produktionen (und nicht nur jüngerer Komponisten)

hervorgebracht, denen der Vorwurf eines unkritischen Verhaltens

gegenüber dem schnell erzeugten Effekt nicht erspart werden

kann; daher w urden mancherorts schon Mutmaßungen laut über den

positiven pädagogischen Wert der älteren, zeitraubenden und

schwerfälligen, jedoch disziplinierenden St udio tec hnik;


423

auch das Wort von der - Synthesizer-Musik ging (und geht) wieder

um, es fiel sogar das drastische Verdikt von der "Herstellungs­

dauer gleich Aufführungsdauer" für manche elektronische Stücke.

Es ist nun, so scheint es, nicht nur mangelnde musikalische

Phantasie oder schlicht Indolenz von Komponisten, wenn aus ihrer

Arbeit mit Synthesizern häufig stereotype 11Macharten'1 resultie­

ren; solcher Vorwurf ist nur solchen Stücken gegenüber gerecht­

fertigt, die auf Tonband und Schallplatte in authentischer Form

vom Komponisten vorgelegt werden. Die neuere Art jedoch, die in

den letzten Jahren allmählich immer häufiger anzutreffen ist,

nämlich ein mehr oder minder umfangreiches el ektronisches System

(meist einen Synthesizer) allein auf die Konzertbühne zu stellen

und im sog.Real-Time-Verfahren(- Realzeit) zu bedienen, übergeht

und überfordert die Möglichkeiten, die man realistischerweise

von einem solchen System erwarten kann: Entweder ist ein Synthe­

sizer so überschaubar (und damit verhältnismäßig klein), daß

an Musiker ihn allein bedienen kann - dann reichen seine Mög­

lichkeiten für sich allein nicht aus, E.M. in all ihrer (vom

Hörer z u Recht erwarteten) Klang-und Artikulations-Differenzie­

rung in der Realzeit z u realisieren (für die sukzessive Arbeit

im Studio, die sozusagen in der dissoziierten Zeit erfolgt, ist

er selbstverständlich geeignet); oder ein so verwendeter Syn­

thesizer muß zu riesigen Ausmaßen anwachsen, bis er schließlich

nur noch von einem Ensemble von Musikern und Technikern zu be­

dienen ist - selbst dann ist es fraglich (von allen anderen

Schwierigkeiten und Unwägbarkeiten einmal abgesehen, die ein

solcher "Super-Synthesizer" mit sich bringen würde), ob sich das

erhoffte Ergebnis einstellt. Es scheint, als ob noch für einige

Zeit der Wunsch mancher Komponisten, elektronische Klangappara­

turen (für sich allein) sozusagen als "konzertantes Instrumen­

tarium" zu etablieren, im Ganzen gesehen zu häufig recht unbe­

friedigenden Ergebnissen führen wird; daher werden wohl auch

weiterhin in der - Live Electronic solche Ensembles erfolgreich


424

sein, in denen gemeinsam mit dem Synthesizer elektrische

Instrumente wie Orgel und Gitarre, elektrisch umgebaute Instru­

mente wie Cello, Flöte u.a. wie auch elektronische Klänge vom

Band zusammenspielen. Ein nicht unähnliches Bild ergibt sich

übrigens auch, wenn man neben der stilistischen einmal die

instrumentale Entwicklung des Jazz in den 1970er Jahren betrach­

tet: Aus dem Free Jazz des vorigen Jahrzehnts hat sich allmäh­

lich ein neuer Stil entwickelt, der vor allem in drei Bereichen

von der Rock-Musik der 196üer Jahre beeinflußt ist, nämlich in

s e inem Verhältnis zum Solo, im Rhythmus und insbesondere in der

11Elektronisierung11 des InstrlUilentariums (229), die ja nicht nur

in der Verwendung elektronischer Tasteninstrumente ( der sog.

Keyboards) oder in der Verstärkung von Saxophonen, Trompeten,

selbst des Schlagzeugs besteht; die Jazz-Gruppen neuen Typs ha­

ben vielmehr aus dem Bereich der E.n M. Transformationsgeräte

wie Ringmodulator, Oktavverdoppler, Phase-Shifter, Rückkopp­

lungseinrichtungen und vor allem Synthesizer in den unterschied­

lichsten Ausführungen übernommen.}

Der oben skizzierte Zustand der E.n M. resultiert zum einen aus

der Tatsache, daß die spannungsgesteuerten Systeme, seien es nun

Synthesizer oder anders zusammengesetzte Aggregate, prinzipiell

(und vor allem, was die Bedürfnisse der Live Electronic angeht)

seit über 10 Jahren unverändert geblieben si nd ; andererseits

haben die Komponisten immer noch zu tun, den von den Ingenieuren

vorgegebenen heutigen technologischen Zustand 11aufzuarbeiten".

In Hinblick auf dieses Buch scheint also die als Binsenwahrheit

geltende Erkenntnis, daß Lexika jeweils zum Zeitpunkt ihres

Erscheinens bereits veraltet sind, nicht zuzutreffen; vielmehr

ergibt sich die (wie zugegeben werden muß, auch vom Verfasser

nicht erwartete) Situation, daß die E.M. seit Anfang der 197üer

Jahre (und nach einer stürmischen Entwicklung, die ihr erst

ihre technisch legitimen Realisationsmittel brachte) dabei ist,

die von den Technikern "offerierten", teilweise hochkomplizier-


425

ten Spannungssteuerungssysteme kompositorisch in den Griff zu

bekommen. Die Komponisten lernen noch- nicht mehr die einfachen

Grundkonstellationen spannungsgesteuerter Modulationen, aber

doch die weit darüber hinausgehende Handhabung von Modulen,

welche kleinen Computern ähnlich sind; dabei sind sich viel­

leicht nicht alle bewußt, daß technologische Systeme als solche

neutrale Faktoren sind, die kompositorische Schwierigkeiten,

welche sie verursachen, nicht zu verantworten haben.

So kann die 2. Auflage dieses Lexikons, das sich offenbar -

auch nach Meinung vieler Rezensenten - im ständigen praktischen

Gebrauch bewährt hat, nahezu unverändert erscheinen:die neue

Musik ist allgemein trotz mancher aktueller, schlagzeilenähnli­

cher Begriffe wie Neue Tonalität, Neue E'inf achhei t, Neoserialis­

mus u.a. offenkundig in eine "Phase der Beruhigung" eingetre­

ten (J. Häusler auf den Donaueschinger Musiktagen 1976),

die von manchen im Bereich der E.n M. erwarteten wesentlichen

technischen Novitäten blieben aus (ständige Verbesserungen

in Teilbereichen des bereits Bestehenden sind, wie überall,

Selbstverständlichkeiten), und die sog. klassische Studiotechnik

einschließlich der Magnettontechnik ist ohnehin seit Jahren

voll Q.U5gebildet und nur noch in Randbezirken verbesserungs­

fähig. Damit soll nun nicht gesagt sein, daß in allen Bereichen

allgemeine Stagnation herrschen würde; der Verfasser möchte die­

ses Nachwort nutzen, um einiges nachzutragen, was in die 1. Auf­

lage noch nicht aufgenommen werden konnte.

Synthesizer unö Computer

Nach jahrelanger englisch/amerikanischer Monopolstellung auf dem

Gebiet des Synthesizerbaus (in der Hauptsache - EMS (London),

- Moog, - ARP und - CBS) gibt es seit kurzem Konkurrenz aus der

BR Deutschland. Die Berliner Udo Hofschneider und Wolfgang


426

Schulz konstruierten unter dem Namen SYNLAB einen Synthesizer

mit dem Ziel, gewisse Mängel der bis dahin bekannten Modelle

zu verbessern. Vor allem die - Frequenzkonstanz sowie die

- Klirrfaktorwerte der Oszillatoren ließen zu wünschen übrig,

da wegen der untergeordneten Rolle, die Synthesizer außerhalb

der elektronischen Studios im allgemeinen kommerziellen Studio­

betrieb spielen, nur preiswerte Bauelemente verwendet werden,

die häufig keine genaueren technischen Spezifikationen ermög­

lichen. Von der richtigen Überlegung ausgehend, daß es - bei

zunehmendem Einsatz von Computern zur Steuerung von Synthesi­

zern - sinnlos ist, "mit einem Computer einen Bereich von sechs

Oktaven mit einer Genauigkeit von � 0,5% zu programmieren,

wenn der gesteuerte Generator nur eine von :!: 1% zuläßt" (231),

vgrwgndgn Hof�chngidgr und Schul2 in ih�em Synlhesizer Präzi­

sionsbauelemente, die höchsten Qualitätsanforderungen genügen,

wie sie sonst in der professionellen Elektronik üblich sind.

Im übrigen ist auch der SYNLAB-Synthesizer wie gewohnt in Kas­

settenbauweise konzipiert, allerdings mit d eutscher Beschrif­

tung und Bedienungsanleitung.

Die engl. Firma EMS, die bereits seit längerem vor allem für

ihre Kleinsynthesizer bekannt ist, brachte 1975 mit dem SYNTHI

E (Synthesizer for Education) einen besonders auf die Bedürf­

nisse von Schulen ausgerichteten Synthesizer heraus, der glei­

chermaßen der Schallsynthese wie der -analyse dienen soll.

Die Erfahrungen von EMS mit Klein-Synthesizern zeigen sich nicht

nur im niedrigen Anschaffungspreis, sondern auch in der ökono­

mischen Anordnung von Ton-, Rausch- und Hüllkurvengenerator,

Filter, Modulator und Amplitudendemodulator ( - Envelope Follo­

wer) sowie zwei Bandmanualen, so daß das Gerät vor allem für

Musiklehrer, die eine gewisse Angst vor elektronischer Technik

nur schwer überwinden können, eine große Hilfe darstellen dürf­

te. Zu erwähnen ist vor allem das beigefügte Lehrbuch von

Josef Otto Mundigl mit dem (zu Unrecht) abschreckenden Titel


427

11Musik aus Strom'1 ( 23 7), das nicht nur in programmierten Lern-

s chritten in die technische Problematik einführt, sondern auch

stilistische, ästhetische und historische Aspekte der E.n M.

ansp ric ht . Das Buch leistet damit einen wichtigen Beitrag zur

Musikpädagogik, in der man sich seit einiger Zeit, beispielswei­

se durch E. Karkoschka (232) oder G. Kleinen/ H. Lägel (233),

mit den konkreten (auch apparatetec hnischen) Folgen beschäftigt,

welche sich aus der Einbeziehung der E.n M. in den Unterricht

und aus dem vielerorts veränderten Selbstverständnis von Musik­

pädagogik (man denke an Gruppenimprovisationen, Instrumentenbau,

Herstellung von Geräusch-Collagen u. a. ) ergeben.

Den professionellen elektronischen Studios bietet EMS seit neue­

stem (wenn schon keine Novität, so doch) sozusagen eine Wieder­

entdeckung, einen -·vodocer, der lange Zeit im Bereich der

E.n M. nicht anzutreffen war. Durch ein System von Analyse- und

Synthese-Filtern, Envelope Followers, spannungsgesteuerten Os­

zillatoren, - Sequencer, - Frequency Shifter u.a., in dem Spra­

che in einem Bereich zwischen 50 Hz und 15 kHz zunächst in 22

unterschiedliche Frequenzbänder zerlegt, anschließend durch

verschiedene S teuereinri c htung en und Modulatoren beeinflußt

und gchließlich nochmals vermittels 22 Ausgangs-Filter in völlig

veränderten Formant-Proportionen wieder zusammengesetzt werden

kann, hat der Vocoder vielfache Einwirkungsmöglichkeiten auf die

unterschiedlichen Charakteristika des gesprochenen Wortes - so

sind - diagnostische Eigenheiten einer Stimme (wie Alter oder

Geschlecht) veränderbar; die drei Parameter der Sprache - Klang­

farbe, Sprechhöhe und -geschwindigkeit - sind modifizierbar

(und zwar unabhängig voneinander, beispielsweise Tempoänderung

ohne Tonhöhenbeeinflussung); eine einzige Stimme kann zu einem

ganzen Chor anschwellen; in der Regel unartikulierte Klänge las­

sen sich im Sprachrhythmus artikulieren; der Sprachfluß kann mit­

ten im Wort auf einem Sprachklang sozusagen "angehalten" werden;

auf jeder Tonhöhe ist "synthetische Sprache" herstellbar:


428

Die Gattung innerhalb der E.n M., die man - Sprachkomposition

genannt hat, wird durch den nun wieder zur Verfügung stehenden

Vocoder ohne zweifel neue Anregungen erhalten, und das vor al­

lem auch deshalb, weil - nach allen Erfahrungen mit den Synthe­

sizer-Produzenten - diese im konkurrierenden Wettstreit in kür­

zester Zeit den elektronischen Studios und phonetischen Insti­

tuten weitere Vocoder-Konstru ktionen offerieren werden.

Das dürfte auch, um hier eine Prognose zu \·Jagen, in absehbarer

Zeit auf die sog. Vi deosynthesizer zutreffen, die elektronische

Klänge direkt in (meist geome trische) Bildinformation umwandeln

und sich zur Zeit offenbar im Erprobungsstadium befinden.

Immerhin haben einige Komponisten (stellvertretend für andere

seien hier die Amerikaner Bill Era und Peter Crown genannt)

ihre audiovisuellen Produktionen bereits 1974 anläßlich eines

internationalen Fachtreffens in New York ( 110pen Circuits -

The Future of Television11 ) vorstellen können, wobei ihre Expe­

rimentierfreude, aber auch das ernsthafte Studium der Eigen­

heiten des videoelektronischen Mediums auffi elen (man vergleicht

dort etwa die eigene Situation mit derjenigen Michelangelos

während dessen Material-Studien in den Steinbrüchen von Carrara

und Pietra Santa) .

Nicht unähnlich stellen sich heute die Aktivitäten im Bereich

der -- Compu termusik dar, wo seit Jahren eine eigentümliche,

möglicherweise charakteristische Diskrepanz zwischen dem Aus­

sagewert veröffentlichter Beschreibung von Computertechniken

und der Realität musikalischer Produktionen festzustellen ist.

Obwohl etwa I. Xenakis schon recht früh (vor allem für seine

Instrumentalmusik) eine genaue Darlegung der '1Formalisierung

durch Wahrscheinlichkeit", also der sog. stochastischen Musik,

verfaßt hat (242)- die sich in verkürzter Form u.a. auch in

w. Gieselers vorzüglichem, systematischen Kompendium Komposi­

tion im 20. Janrnundert wiederfindet ( 2 30)-, und obwohl seit


429

längerem ausführliche und fundierte Darstellungen über digitale

Steuerung, Programmieren, Speichern u.a. (108, 234), über die -

alldigi tale Klangerzeugung (235) sowie über praktische Compu­

terarbeiten und -ausrüstungen im Studio (209, 227) vorliegen,

scheint sich die kompositorische Entwicklung der Computermusik

in den letzten Jahren an den offenbar immensen Schwierigkeiten

des - Programmierens festgefahren zu haben. Das Unbehagen über

diese Situation führte in einem Fall sogar schon zu Konsequen­

zen: das lange Zeit als Prototyp eines vollcomputerisierten

Studios geltende EleKtronmusikstudion in Stockholm wurde kürz­

lich einem technischen und personellen Revirement unterzogen.

In Paris geht man seit 1974 neue, systematische Wege, ausge­

richtet auf die ganze Breite der zeitgenössischen Musik: Mit

Pierre Boulez an der Spitze soll im Institut de Recnerche et

de Coordination Acoustique-Musique ( IRCAM), das von den Initia­

toren als musikalisches Forschungszentrum ver5tanden Wird,

die Sektion für Instrumental- und Vokalforschung (Leitung :

Vinko Globokar) neben der Analyse von Spiel- und Gesangstechni­

ken neue Instrumente und live-elektronische Verfahren erproben;

ein "flexibles" Instrumentarium elektronischer Apparaturen soll

von der elektroakustischen Sektion (unter der Leitung von Lucia­

no Berio) entwickelt werden, und das Computer-Departement (unter

Jean Claude Risset) soll sowohl musikalische Analyse betreiben

als auch kompositorische Hilfsaufgaben übernehmen; e iner

'Diagonal"-Abteilung (unter Gerald Bennett) obliegt die inter­

disziplinäre Koordination der Forschungsobjekte sowie die musik­

theoretische Grundlagenforschung. Als Beispiel für die Viel­

seitigkeit und den Anspruch von IRCAM seien zwei Projekte ge­

nannt, die Boulez als erste '1an die Hand nehmen will": eine ge­

setzmäßige Basis heutigen Improvisierens zu finden und eine

Ästhetik elektronisch erzeuger Klänge zu entwickeln (238).


430

Stereophonie

Das herausragende Ereignis der letzten Jahre in der Rundfunk­

Studiotechnik sei an dieser Stelle noch nachgetragen, die sog.

Kunstkopf-Stereophonie. �achdem sich die Berliner A kustiker

R.Kürer, G.Plenge und H.Wilkens jahrelang mit einem von ihnen

entwickelten Kunstkopf, mit dessen Hilfe physiologisc he Hörbe­

dingungen nachgeahmt werden konnten, nicht hatten durchsetzen


·�
können, brachten die Berliner Funkausstellung 1973 und anschlie­

ßende Hörspielsendungen einen Durchbruch der neuen Technik.

Das Verfahren mutet verblüffend einfach an: Ausgehend von der

Überlegung, daß der Mensch mit seinen zwei Ohren sämtliche aku­

stischen Informationen zu einem Höreindruck verarbeitet, müßte

ein künstlicher Kopf, mit Mikrophonen in den Ohren an Stelle

des Trommelfells, genau die gleichen Signale registrieren wie

der Hörer, wenn der Kunstkopf in seinen akustischen Eigenschaf­

ten tatsächlich dem Hörer ähnlich ist, vor allem also " die

ileugungserscheinungen am menschlichen Kopf, die Richtcharak­

teristik des Außenohres bis hin zur Reflexion der im Ohr ein­

laufenden Schallwelle am Trommelfell nachbildet" (236); dabei

erwies sich insbesondere die Ausformung der künstlichen Ohrmu­

scheln sowie der Gehörgänge nach menschlichen Maßen als vor­

dringlich wichtig. Eine so aufgenommene Schallinformation - mit

je einem Mikro phon im linken und rechten Kunstkopf-Ohr - kann

unverändert auf einem zweikanaligen Tonband gespeichert wer­

den; beim Hörer werden sodann die beiden Kanäle der Kunstkopf­

Aufnahme getrennt über Kopfhörer abgespielt; und der Hörein­

druck entspricht nun genau der räumlichen Wahrnehmung am Auf­

nahmeort (was die herkömmliche Stereophonie bisher in dieser

räumlichen Differenzierung nicht vermochte). Mit der Wieder­

gabe des Kunstkopfsignals beginnen aber auch die Probleme die­

ses Verfahrens: Bei der Kopfhörerwiedergabe treten Schwierig­

keiten mit der Vorne-Ortung auf (man hört eher "hinter dem

Kopf" oder 11 im Kopf" ( 2 39) ), beim Hären über Lautsprecher


431

bleibt das akustische Bild auf den Bereich zwischen den Laut­

sprechern eingeschränkt. Die Techniker arbeiten an der Behebung

dieser Probleme um so dringlicher, als man das Kunstkopf-System

in den Rundfunkanstalten (angesichts der Tatsache, daß Quadro­

phonie auf absehbare Zeit nicht möglich sein wird) als Alterna­

tive zur "normalen" Stereophonie begreift.

Hie weit die E .M. von dieser Technik Gebrauch machen wird, ist

noch ungeklärt; denn sie verfügt inzwischen fast allenthalben

über quadrophonische Aufnahme- und Wiedergabeanlagen. Immerhin

wurden (etwa beim WDR in Köln) bereits instrumental/elektronisch

gemischte Kompositionen in Kunstkopf-Stereophonie produziert.

Die Hauptschwierigkeit bei der Übertragung quadrophonischer

E.r M. auf die kopfbezogene Stereophonie liegt darin, daß die

Komposition erst einmal in einem Saal gespielt werden muß, um

sie mit all den daraus resultierenden Raumeinflüssen in der neu­

en Technik auf Band zu speichern; man wird mit ziemlicher Si­

cherheit bei einem solchen Verfahren Qualitätseinbußen zu gewär­

tigen haben. Wie weit der unbestreitbare Vorteil solcher Rund­

funk-Darbietung E.r M. , nämlich den Hörer zuhause ohne quadro­

phonische Anlage räumlich komponierte Musik auch räumlich erleben

zu lassen, gewisse Nachteile ausgleichen kann, wird sich wohl

in kur z er Zeit erweisen.

Köln, im November 1976 Hans Ulrich Humpert


433

Personenregister Berlioz, H. 185, 266


Bertrand, R. 70
Beyer, R. 23ff, 166, 201,
Abert, H. 213, 389 314
Adorno, Th. W. 6, 12, 76, Biehle, J. 228
162, 264, 272, 314, 316 Bill, M. 171
Antheil, G. 111 Bindel, E. 221
Arel, B. 96 Blacher, B. so, 132, 239,
Aristoteles 398 371, 390
Arp, H. 57, 171 Blanchard, R. 52
Ashby, W. R. 178 Blathy, 0. 363
Augustin 395 Blaukopf, K. 317
Blomdahl, K.-B. 93, 239
Babbit, M. 133, 164 Blume, F. 312f
Bach, C. P. E. 195 Bode, H. 121, 201
Bach, J. S. 32, 114, 122, Boehmer, K. 166, 233, 235
208, 237, 244, 301, 309, Böll, H. 138
403 Boulez, P. 18, 67, 69, 77,
Bachern, A. 2 91, 96, 121, 126, 127, 164,
Bachmann, I. 138 214, 216, 221, 233, 246,
Backhaus, H. 72 257, 268, 280, 301, 307f,
Badings, H. 91, 93 330, 343, 390, 398, 399,
Baer, K. E. v. 263 402, 405, 406, 429
Baker, R. 52, 264 Boullee, E. L. 176
Balanchine, G. 37 Brahms, J. 166, 237, 293
Ball, H. 57, 183 Brand, M. 199
Barbaud, P. 52 Braque, G. 50
Bardeen, J. 364 Brattain, W. H. 364
Bark, J. 91 Braunmühl, H. J. v. 195, 197
Barraque, J. 216 Brown, E. 8, 236, 299, 324,
Barron, L. u. B. 92, 211 401
Bart6k, B. 96, 220, 286 Brün, H. 52, 166, 257ff,
Bayle, F. 216 264f
Becker, J. 138 Bürck, F. 164
Beethoven, L. v. 33, 121, Busoni, F. 63, 67, 69, 77,
19 5' 199' 293' 309 ' 403 ' 79, 86, 120f, 161, 172, 211,
405 348, 353, 378, 389
Bekesy, G. v. 42 Busotti, S. 8, 148, 246, 309
Bell, A. G. 60, 197, 345 Butor, M. 238
Benjamin, W. 388
Benn, G. 86 Cage, J. 8, 19, 50, 52, 58,
Bennett, G. 429 86, 148, 152, 183, 191, 211,
Bense, M. 82, 86, 145 221, 236, 246, 261, 262,
Berg, A. 28, 96, 214, 220, 284, 300, 309, 324, 329,
261' 389 390, 406
Bergsan, H. 57 Cahill, Th. 69, 120, 128,
Berio, L. 18, 31, 111, 183, 264, 346
185, 214, 239, 254, 309, Capellen, G. 221
322, 429 Carlos, W. 208
Berliner, E. 253 Chabrier, E. 243
434

Chladni, E. F. F. 4 7, 129 Enkel, F. 27, 226

Chlebnikow, w. 183 Era, B. 428

Chopin, F. 243 Euler, L. 221, 407

Ciarnaga, A. 91 Evangelisti, F. 166, 309

Cobbing 183
Concone, G. 381 Faraday, M. 170

Corbusier 307 Fechner, G. Th. 386

Cowell, H. 49, 285 Feldrnan, M. 8, 62, 236

Crown, P. 428 Feldtkeller, R. 353

Cunningharn, M. 86 Ferrari, L. 29, 75, 216, 309


Fetis, F. J. 212

Dadson, R. s. 177 Fibonacci, L. 281

Dahlhaus, C. 398 Fletcher, H. 177' 183

Davies, H. 66, 374 Forest, L. de 76

Debussy, C. 96, 97 , 121, Fortner, W. 123


211' 243' 349' 405 Foulds, J. H. 378

Deri, M. 363 Fourier, J. B. 100

Descartes 199 Franco, s. 222

Dessau, P. 262 Frisch, M. 138


Dibelius , U. 308 Fritsch, J. G. so, 192

Dietrich, A. 166 Fromaigeat, E. 70

Dilthey, Fucks, W. 329


W. 330
Doerlernann, E. 199
Gevaert, F. A. 211
Doesburg, Th. v. 171
Gieseler, w. 428
Dolby, R. M. 67
Donatoni, F. 309 Globokar, V. 198, 429

Doppler, C. 67 Gnazzo 91

Dove, H. w. 315 Goethe, J. W. v. 387

Draeger, H. H. 78f Goeyvaerts, K. 25, 166, 221,

Driescher, H. 222 257, 268, 280, 307f

Ducharnps, M. 85 Gornringer, E. 183

Dürrenmatt, F. 138 Gottwald, C. 313


Gottwald, H. 7
Duncan, I. 286
Dutilleux, H. 238 Gradenwitz, P. 96
Gray, E. 345
Gredinger, P. 25, 166, 268,
Ebbinghaus, H. 113
Edison, Th.
307f
253
Grossi, P. 52, 133, 408
Eggebrecht, H. H. 300, 351
Großkopf, E. 132
Egk, W. 1 10
Grübnau, L. 93
Ehrenfels, Ch. v. 122
Ehrlich, A. 96
Eich, G. 138 Haba, A. 378, 408
Häusler, J. 425
Eimert, H. 22ff, 27, 64, 87,
Halffter, C. 96, 127
132, 166, 183, 199' 201,
Haller, H. P. 127
214, 217, 220f, 225ff, 239,
Halm, A. 212
247, 265, 268, 285, 307f,
309, 314, 322,
Ham.braeu.s, B. 26, 166, 239
379' 405,
Harnmond, L. 128' 264
408
Handke, P. 138
Eliot, T. s. 86
Ellis, A. J. 1, 47, 204 Handschin, J. 5, 57, 89, 130,
435

159, 160, 221f, 272, 311, Husmann, H. 172, 376


334' 353' 356' 395' 396 Busserl, E. 398
Hanslick, E. 5, 33, 169
Harig, L. 138 Isaacson, L. M. S2, 134, 26S
Hartmann, H. 22ff Isou, I. 189
Hartmann, K. A. 221
Hartmann, Th. v. 316 Jandl 183
Hartung, G. 246 Joachim, J. 377
Haßler, H. L. 199 Johns, J. 8S
Haubenstock-Ramati, R. 96, Johnson, D. 50
183, 211 Jolivet, A. 238
Hauptmann, M. 71, 272, 285, Joyce, J. 59, 26S, 321
398, 400
Hausegger, F. v. 33 Kaegi, w. 323
Hausmann, R. 183 Kafka, F. 265
Haydn, M. u. J. 195 Kagel, M. 19, SO, 91, 97,
Heck, L. 164 138, 148, 149, 166, 183,
Heidegger, M. 398 210,. 238, 239, 246, 262,
Heike, G. 146 308, 309, 322, 398
Heiss, H. 26, 93, 166 Kandinsky, w. 316
Heißenbüttel, H. 86, 138, Kant, I. 398
183 Karkoschka, E. 246, 330, 427
Helberger, B. 129 Kayn, R. 166
Helmholtz, H. v. 1, 13, 14, Kayser, H. 320
16, 22, 42, 64, 75, 99, 100, Kepler, J. 320
114, 159, 167, 172, 190, Kessler, T. 132
236, 272, 284f, 311, 314, Kienholz, E. 8S
315, 328, 345, 353f, 361, Kirchmeyer, H. 200
376, 380, 381 Kirnberger, J. P. 195, 221,
Helms, H. G. 59, 166, 309, 390
322 Klebe, G. 26, 166, 308
Henry, P. 93, 186, 216 Kleinen, G. 427
Benze, H. W. 110, 271 Koechlin, Ch. 238
Herder, J. G. 397, 398 Koenig, G. M. 6, 18, 26, 32,
Hermann, L. 991 380f 52, 60, 133, 166, 232, 235,
Hertz, H. 130 241, 275, 280, 308, 31·9, 328
Hildesheimer, W. 138, 271 Kolman, P. 332
Hiller, L. A. 22, 52, 93, Krause, M. 132
134' 264f Krenek, E. 26, 31, 86, 120,
Hindemith, P. 124, 199, 220 166, 214, 216, 221, 281,
Hodeir, A. 216 362
Höller, Y. 196, 230f Kroutchnykh, A. 183
Hofschneider, U. 425 Krüger, F. 1S2
Honegger, A. 70, 111, 199, Kürer, R. 430
238 Kupkovic, L. 198
Hornbostel, E. M. v. 78f, Kurth, E. 7, llf, 212, 250,
204, 3S8 272
Hülsenbeck, R. 57
Humpert, H. U. 10f, SO, 60, Laban, R. 199, 286
11Sf, 132, 192, 198„ 233,309 Lägel, H. 427
436

Lakner 166 27, 36, 120, 145f, 148, 201,


Lauridsen, H. 206 207, 208, 221, 253, 254,
Ledoux, C. N. 176 314, 333, 36S, 390, 405
Lemai tre 183 Michaux, H. 164
Lertes, P. 121, 129 Milhaud, D. 111, 166, 216,
Lessing, G. E. 397, 398 238
Lessitzky, E. 209 Moellendorff, W. v. 378
Lichtenstein, R. 261 Mon, F. 138, 183
Lieben, R. v. 76 Moog, R. A. 133, 205, 208,
Ligeti, G. 6, 28, 91, 96, 261, 337
98, 117, 123, 136, 148, 166, Morgenstern, Ch. 183
172, 183, 204, 210, 214, Moroi, M. 96
266, 239, 24S, 246, 249f, Morthenson, J. 91
306, 308, 309, 330 Moser, R. SO, 124, 186, 281
Lipps, Th, 272, 28S Motte, D. de la 198
Lissajous, J. 189f Mozart, W. A. SO, 121, 18S,
Liszt, F. 166, 243, 349, 399 19 s, 293' 390
Logothetis, A. 211 Mundigl, J. O. 426
Latze, H. 28S Munson, W. A. 177
Luening, O. 91, 93, 133, 164, Mursin, J. 26
211 Mussorgskij, M. 243
Myhill, J. 264
Maderna, B. SO, 166
Mälzel, J. N. 202 Nernst, W. 222
Mager, J. 79, 121, 124, 157, Nestler, G. 330
246, 320, 378 Niehaus, M. 198
Mahler, G. 161, 211 Nilsson, B. 166, 246, 308
Malec, I. 216 Nano, L. SO, 183, 239
Malewitsch, K. 183
Mallarme, St. 265 Oesch, H. 330

Malovec, J. 332 Ohm, G. S. 100, 236, 3S3,


Mann, Th. 220 361
Marinetti, F. T. 110, 316 Oldenburg, c. 8S
Markowsky, H. 93 Opelt, F. w. 47, 143, 173,
Martenot, M. 238 204, 267, 28S, 31S

Martinon, J. 238 Otte, H. 309


Math�ws, M. 'J. 52, 53
Matjuschin, M. 378 Paik, N. J. 148
Matsudaira, Y. 96 Palestrina 249
McLaren, N. 29, 92, 211, 386 Partos, 0. 96

Meertens, L. S2 Pascal, B. 281

Meester, L. de 93 Paul, J. 266

Meissner, A. 76 Penderecki, K. 141


Mersenne, M. 221 Pfitzner, H. 111

Messiaen, o. 26, S7, 69, 96, Pfleumer, F. 197


216, 238, 254' 2S7, 280, Philippot, M. 216
287, 307, 40S Picasso, P. 50
Metianu, L. 281 Pierce, J. R. 52, 53, 82
Metzger, w. 146 Plenge, G. 430
Meyer-Eppler, w. 18, 22ff, Pol, B. V. d. 333
437

Pound, E. 86 Schönberg, A. 6, 28, 62, 67,


Pousseur, H. 18, 25, 83, 93, 77, 96, 114, 1S2, 1S9, 161,
148, 166, 233, 238, 246, 166, 172, 178, 183, 201,
265, 308, 406 202, 214, 220f, 237, 238,
Pratella, F. B. 111, 199 2SOf, 261, 266, 272, 287,
Prieberg, F. K. 238 316, 334, 343, 348, 3S3,
389, 399, 408
Quantz, J. J. 19S Schopenhauer, A. 181
Schouten, J. F. 284, 31S
Rameau, J.-Ph. 212, 221 Schröter, H. 132
Randall, J. K. 52 Schulz, W. 426
Rauschenberg, R. 8S, 86, 261 Schumann, R. 166, 266, 286,
Ravel, M. 114, 211 293
Reinecke, H.-P. 44, 132, 162, Schwitters, K. S9, 85, 183,
172, 333, 353 209, 321
Reis, Ph. 197, 34S Seebeck, A. 31S
Reutter, H. 110 Sessions, R. 164
Riedl, J. A. S2, 93, 309 Shannon, c. E. 82' 14S
Riemann, H. 7, 221, 2S4, 300, Shilkret, N. 166
333' 346 Shockley, w. 364
Rimsky-Korssakow, G. 378 Siemens, W. v. 34S
Rimsky-Korssakow, N. A. 166 Skrjabin, A. N. 26, 211
Rink, L. 322 Skudrzyk, E. 31S
Risset, J. C. 429 Sorge, W. A. 64, 167
Robb, J. D. 422 Spohr, L. 377, 403
Robinson, D. W. 177 Stearns, M. W. lSS
Rostand, C. 159 Stein, R. H. 378
Rothärmel, M. 398 Steinecke, W. 23
Rüfer, R. 132 Steinke, G. 133
Rühm, G. 138, 183 Stockhausen, K. 8f, 18, 23ff,
Ruppel, K. H. 27 31, 34, so, 64, 86, 97, 120,
Russolo, L. 111 121, 139, 142, 148, 149,
Rzewski, F. 191 1S9, 166, 176, 183, 191,
198, 200, 202, 209, 214,
Sachs, C. 78f, 211 217, 221, 226, 229, 233,
Sala, 0. 206, 314, 333, 36S 24S, 246, 261, 263, 27Sf,
Satie, E. So, 111 280, 28S, 300, 301, 308,
Sauveur, J. 221 31S, 322, 324, 327, 343,
Schaeffer, P. 23, 78, 93, 371, 397, 40S, 406, 422
110, 126, 166, 171, 186, Strange, G. 52, 421
215f, 290 Strauss, R. SO, 114
Scheerbarth, P. 183 Strawinsky, I. SO, 96, 111,
Schelling, F. w. J. v. 398 166, 199f, 214, 220f, 403
Schillinger, J. 98, 243, 2SO Strobel, H. 387
Schlegel, A. W. 398 Stuckenschmidt, H. H. 25, 27
Schlemmer, O. 199 Stürmer, B. 199
Sehnebel, D. 19, 29, 8S, 148, Stumpf, C. 1, 7, 22, 7lf,
183, 210, 246, 309 89, 99, 102, 123, 137, 311,
Schoeffer, N. 93 333' 362' 381
Schönbach, D. 209 Sutermeister, H. 110
438

Sweelinck, J. P. 403 Winckel, F. 132, 171, 310,


323
Tartini, G. 64, 167 Winkel, D. N. 406
Taubmann, M. 74 Wiszniewsky, Z. 91
Tenney, J. S2 Wolff, Ch. 284
Theremin, L. 7, 74, 28S, Wondratschek, W. 138
320 Wyschnegradsky, I. 238, 378
Toch, E. 124, 166, 199
Tour, C. de la 31S Xenakis, I. 52, 216, 329,
Trautwein, F. 24, 121, 206, 428
208, 365
Trendelenburg, F. 15, 130 Yasser, J. 317
Tudor, D. 262, 300 Yun, I. 96
Tzara, T. 57

Zacher, G. 239
Ussachewesky, V. 91, 93, Zadek, P. 92
133, 164, 211 Zaffiri, E. 133
Zappa, F. 261
valery, P. 86 Zarlino, G. 212
varese, E. 63, 86, 111, 118f, Zillig, W. 110
193, 199, 238, 261, 329, Zimmermann, B. A. SO, 87,
408 176, 221, 239, 329, 403,
Vierling, o. 75, 121, 222 40S
Vlad, R. 110 Zinovieff, P. S2, 341
Vogel, W. 110 Zipernowsky, K. 363
Vriesen, G. 316 Zwicker, E. 3S3

Wagner, R. So, 202, 209,


243, 266, 287, 309, 343,
349, 381, 399, 403
Weber, M. 316f
Weber, w. 19S, 197
Webern, A. 6, 28, 62, 97'
114, 1S2, 157, 161, 173,
220, 246, 268, 307, 316,
389
Webers, J. 278
Wefelmeyer, B. 133
Wehinger, R. 136, 245
Weiner, L. 199
Weisenborn, G. 138
Wellek, A. 334
Werner, H. 203
Wertheimer, M. 204
Whitney, J. 92
Wiener, N. 14S, 178
Wiggen, K. S2
Wigm�n, M. 286
Wilkens, H. 430
Wilkinson, M. 18
439

Uber die Verfasser

HERBERT EIMERT, geboren 1897 in Bad Kreuznach, studierte in


Köln, 1919-1924 am Konservatorium, 1924-1930 an der Universität.
Schrieb 1923 ein Zwölftonbuch und ein Streichquartett, beide
erschienen 1924/25 als früheste deutsche Zwölftonpu blikationen.
Führte 1926 in Köln zu einem Abend der Laban-Tanzs chule Ge­
räuschmusik auf selbstgebauten Instrumenten auf, wurde mit zwei
Chören mit Orchester auf dem Duisburger Tonkünstlerfest 1929
aufgeführt und war von 1928 bis 1933 kompositorischer Mitarbei­
ter des westdeutschen Rundfunks Köln, nahm 1945 seine Tätigkeit
im Kölner Rundfunk wieder auf, wo er 1948 die Leitung des Musi­
kalischen Nachtprogramms übernahm und 1951, als erstes seiner
Art, das Studio für elektronische Musik gründete; leitete dann
von 1965 bis 1971 das neugegründete elektronische Studio an der
Staatl.Hochschule für Musik Köln. Schrieb ein inzwischen in 7.
Auflage erschienenes „Lehrbuch der Zwölft ontechnik" (1950) und
„Grundlagen der musikalischen Reihentechnik" ( 1964) ; Herausgeber
und Autor der Schriftenfolge „die Reihe". H. EIMERT starb im De­
zember 1972, während der Arbeit an diesem Buch, kurz vor der
endgültigen Fertigstellung des Manuskripts.

Kompositionen (Auswahl)

Fünf Stücke für Streichquartett (1923)


Der weiße Schwan, für Saxophon, Flöte und selbstgebaute Geräusch­
instrumente
2.Streichquartett (1939)
Acht Stücke für Klavier (Zwölftonzyklus 1950)

Elektronische Musik

Glockenspiel ( 1953)
Etüde über Tongemische (1953/54)
Fünf Stücke (1955/56)
Selektion I (1959/60)
Ep ita ph für Aikichi K ubo';Jama Komi;iosition für S precher und
,
Sprachklänge (1962)
Sechs Studien (1962)

HANS ULRICH HUMPERT, geboren 1940 in Paderborn/Westfalen, stu­


dierte an der Musikhochschule Köln Komposition bei R. Petzold und
elektronische Komposition bei H.Eimert, daneben Schulmusik und
Schlagzeug, an der Universität Germanistik. 1963 und 66 besuchte
er in Darmstadt die Kurse G.Ligetis, H.Brüns und L.A.Hillers.
War bis 1968 Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes,
arbeitete dann zunächst in freier Tätigkeit als Schlagzeuger und
440

als Lehrbeauftragter an der Kölner Musikhochschule, wo er Konzep­


tion und Planung des neuen Studios für elektronische Musik mit­
verantwortete, das - als erstes deutsches Ausbildungsstudio für
junge Komponisten - auf der Basis der Spannungssteuerung vor al­
lem für die besonderen Anforderungen live-elektronischer Musik
unter Verwendung von Synthesizern ausgebaut wurde. Erhielt 1971
den Förderpreis des Annette-von-Droste-Hülshoff-Preises und wur­
de 1972 als Nachfolger Herbert Eimerts zum Leiter des elektro­
nischen Studios der Kölner Musikhochschule berufen.

Kompositionen (Auswahl)

Erscheinungen eines Bachchorals, für 4 Spieler (1969)


Der Frieden (Hölderlin), Lied für Sopran und elektronische Klän­
ge (1969)
Quattro Notturni, vier elektronische Stücke (1969)
Waves and Forms , für elektronische Klänge und Jazzensemble (1969)
für elektronische Klänge und Ensemble der GRUPPE
8 (1970)
für elektronische Klän9e und Orchestet (1971)
für elektronische Klänge und Vokalisten (1971)
Elektronische Musik für Osaka, EXPO 70, Deutscher Pavillon
Puls, vierkanalige elektronische Komposition (1971)
Synesis, für Synthesizer (live) und elektronische Orgel (1971)
Das Ohr auf der Straße, Stadtmusik (in Zusammenarbeit mit G.
Kröll und M.Nieh aus) zur Olympiade, Kiel
1972
Electronic Maniac, für elektrisch verstärktes Cello, elektroni­
sche Orgel, Synthesizer und elektronische
Klänge (1973)

Assonanzen, Motiv-aktionen für elektronische Klänge, elektri­


sches Cello, Synthesizer und elektronische Orgel
( 1976)

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