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VB 35

In Byzanz wurde das Genre Epigramm besonders geschätzt. Viele der byzantinischen
Epigramme sind bis heute in situ als Inschriften erhalten. Ihre Aufarbeitung zum Ziel setzt
sich das auf vier Bände angelegte Projekt „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher

Byzantinische Epigramme auf Stein


Überlieferung“. Aus dem im Rahmen des Projekts definierten Untersuchungszeitraum
(600 n. Chr. - 1500 n. Chr.) sind mehr als 300 aus Stein gearbeitete Epigramme
überliefert, die im vorliegenden dritten Band behandelt werden. Der Hauptteil der
Arbeit ist der kritischen Edition der Epigramme, deren deutscher Übersetzung und dem
philologisch–sprachlichen sowie historisch–realienkundlichen Kommentar gewidmet;
auch auf paläographische Fragen wird eingegangen. Zur Veranschaulichung sind fast
alle behandelten Epigramme auch bildlich in einem Tafelteil dokumentiert. Auch im
vorliegenden dritten Band der Reihe wird auf die Omnipräsenz inschriftlicher Epi-
gramme in Byzanz hingewiesen und die lang unterschätzte Bedeutung von Inschriften
für die byzantinische Kultur unterstrichen.

The epigram as a genre was highly appreciated in Byzantium. A considerable number


of epigrams is still preserved in situ as inscriptions. Their analysis is the aim of the
four planned volumes of the project “Byzantinische Epigramme in inschriftlicher
Überlieferung” [“Byzantine epigrams on objects”]. The present third volume treats
more than 300 such epigrams from 600 AD to 1500 AD that are preserved on stone.
The main part of the book consists of critical editions of the epigrams, their German
translation, as well as a commentary focusing on philological, linguistical and historical
matters; palaeographic questions also are treated. Images of almost all epigrams are

Andreas Rhoby
presented in the tables. As in earlier volumes, this third volume of the series also
stresses the omnipresence of inscriptional epigrams in Byzantium and highlights the
long neglected significance of inscriptions for Byzantine society.

Andreas Rhoby ist Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, BYZANTINISCHE EPIGRAMME
Institut für Mittelalterforschung, und stellvertretender Leiter der Abteilung Byzanz- IN INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG
forschung. Darüber hinaus ist er Privatdozent an der Universität Wien und Chair der BAND 3, Teil I
Kommission Corpus Fontium Historiae Byzantinae der Association Internationale des Herausgegeben von
Études Byzantines.

IN INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG
Wolfram Hörandner, Andreas Rhoby
und Anneliese Paul
Andreas Rhoby works at the Austrian Academy of Sciences, Institute for Medieval
Research, where he is deputy head of the Division of Byzantine Research. In addition,
he is Privatdozent at the University of Vienna and chair of the commission Corpus
Byzantinische Epigramme
BYZANTINISCHE EPIGRAMME
Fontium Historiae Byzantinae of the Association Internationale des Études Byzantines.

auf Stein
nebst Addenda zu den Bänden 1 und 2
BAND 3/I Erstellt von Andreas Rhoby

ISBN: 978-3-7001-7601-5

9 783700 176015

Dph 474
ANDREAS RHOBY

BYZANTINISCHE EPIGRAMME AUF STEIN


NEBST ADDENDA ZU DEN BÄNDEN 1 UND 2
ÖSTER REI CHI SCHE AKA DE MIE DER WIS SEN SCHAF TEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
DENKSCHRIFTEN, 474. BAND

VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR

BYZANZFORSCHUNG
HERAUSGEGEBEN VON
CLAUDIA RAPP UND CHRISTIAN GASTGEBER

BAND 35

BYZANTINISCHE EPIGRAMME IN
INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG

HERAUSGEGEBEN VON
WOLFRAM HÖRANDNER, ANDREAS RHOBY UND ANNELIESE PAUL

BAND 3/I
ÖSTER REI CHI SCHE AKA DE MIE DER WIS SEN SCHAF TEN
PHILOSOPHISCH-HISTORISCHE KLASSE
DENKSCHRIFTEN, 474. BAND

VERÖFFENTLICHUNGEN ZUR BYZANZFORSCHUNG


BAND 35

BYZANTINISCHE EPIGRAMME IN
INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG
HERAUSGEGEBEN VON
WOLFRAM HÖRANDNER, ANDREAS RHOBY UND ANNELIESE PAUL

BAND 3/I

BYZANTINISCHE EPIGRAMME
AUF STEIN
NEBST ADDENDA ZU DEN BÄNDEN 1 UND 2
ERSTELLT VON
ANDREAS RHOBY
Vorgelegt von w. M. JOHANNES KODER in der Sitzung vom 21. März 2014

Veröffentlicht mit Unterstützung des


Austrian Science Fund (FWF): PUB 202-V19

Mit Beschluss der philosophisch-historischen Klasse in der Sitzung vom 23. März 2006 wurde die Reihe
Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik in Veröffentlichungen zur Byzanzforschung umbenannt;
die bisherige Zählung wird dabei fortgeführt.

Abbildung des Umschlags:


Makrinit(i)sa, Kirche der Panagia (Koimesis Theotoku), (Fragment einer) Steinplatte
© Andreas Rhoby (Nr. GR81)

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This publication has undergone the process of anonymous, international peer review.

Die verwendete Papiersorte ist aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff hergestellt,


frei von säurebildenden Bestandteilen und alterungsbeständig.

Alle Rechte vorbehalten.


ISBN 978-3-7001-7601-5
Copyright © 2014 by
Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien
Druck: Prime Rate kft., Budapest
http://hw.oeaw.ac.at/7601-5
http://verlag.oeaw.ac.at
Inhaltsverzeichnis
TEIL I

A. ABBILDUNGSVERZEICHNIS UND ABBILDUNGSNACHWEIS .......................................... 7

B. VORWORT ................................................................................................................................... 13

C. SIGLEN- UND ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS ........................................................................ 15

D. EINLEITUNG ................................................................................................................................ 51
I. Allgemeines ..................................................................................................................................... 51
II. Aufbau der vorliegenden Studie .................................................................................................... 53
III. Kategorisierung ............................................................................................................................ 55
1. Stifterepigramme auf Stein ........................................................................................................ 55
a) Befestigungsanlagen .................................................................................................................. 56
b) Kirchen und Klosteranlagen ...................................................................................................... 59
2. Grabepigramme auf Stein .......................................................................................................... 64
3. Sonstige Steinepigramme .......................................................................................................... 69
IV. Technik der Anbringung von auf Stein überlieferten Epigrammen –
Anmerkungen zur Inschriftenpaläographie .................................................................................... 73
1. Allgemeines ............................................................................................................................... 73
2. Graveure, Steinmetze und Werkstätten ..................................................................................... 74
3. Akzentuierung ........................................................................................................................... 75
4. Die Verwendung von Majuskel und Minuskel .......................................................................... 76
5. Weitere Bemerkungen zu Buchstabenformen ........................................................................... 77
6. Linien ........................................................................................................................................ 79
7. Anpassung des Epigrammtextes an den vorhandenen Platz ...................................................... 80
8. Interpunktionszeichen und Markierungen ................................................................................. 81
V. Metrik ............................................................................................................................................ 83
1. Zwölfsilber ................................................................................................................................ 84
2. Hexameter und elegische Disticha ............................................................................................ 88
3. Fünfzehnsilber ........................................................................................................................... 89
VI. Sprache ......................................................................................................................................... 90
VII. Zu den Autoren der auf Stein überlieferten Epigramme ............................................................. 94
VIII. Datierung in Steinepigrammen .................................................................................................. 97
IX. Interaktion von Wort, Bild und Betrachter ................................................................................... 100
X. Addenda ......................................................................................................................................... 103
1. Epigramme auf Fresken und Mosaiken ..................................................................................... 103
2. Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst ............................................................... 104

E. BYZANTINISCHE EPIGRAMME AUF STEIN ........................................................................... 105


Albanien (Nr. AL1–AL3) .......................................................................................................... 107
Bulgarien (Nr. BG1–BG6) ......................................................................................................... 115
Former Yugoslav Republic of Macedonia (Nr. FY1–FY2) ....................................................... 131
Griechenland (Nr. GR1–GR131) ............................................................................................... 135
Italien (Nr. IT1–IT36) ................................................................................................................ 405
6 Inhaltsverzeichnis

Niederlande (Nr. NL1) ............................................................................................................... 507


Syrien (Nr. SY1) ........................................................................................................................ 509
Türkei (Nr. TR1–TR121) ........................................................................................................... 513
Ukraine (Nr. UK1–UK4) ........................................................................................................... 749
Vereinigte Staaten von Amerika (Nr. US1) ............................................................................... 757
Zypern (Nr. ZY1–ZY2) ............................................................................................................. 761

TEIL II

F. ADDENDA ZU DEN BÄNDEN 1 UND 2 .................................................................................... 771


Byzantinische Epigramme auf Fresken ............................................................................................... 773
Bulgarien (Nr. AddI1–AddI2) ................................................................................................... 773
Former Yugoslav Republic of Macedonia (Nr. AddI3–AddI11) ............................................... 775
Griechenland (Nr. AddI12–AddI21) .......................................................................................... 782
Türkei (Nr. AddI22–AddI30) .................................................................................................... 793
Zypern (Nr. AddI31) .................................................................................................................. 808
Byzantinische Epigramme auf Mosaiken ............................................................................................ 813
Italien (Nr. AddI32) ................................................................................................................... 813
Türkei (Nr. AddI33) ................................................................................................................... 817
Byzantinische Epigramme auf Edelmetallen und Emails .................................................................... 819
Bulgarien (Nr. AddII1) .............................................................................................................. 819
Deutschland (Nr. AddII2) .......................................................................................................... 820
Frankreich (Nr. AddII3–AddII4) ............................................................................................... 821
Griechenland (Nr. AddII5–AddII8) ........................................................................................... 825
Großbritannien (Nr. AddII9–AddII13) ...................................................................................... 828
Russland (Nr. AddII14–AddII16) .............................................................................................. 832
Serbien (Nr. AddII17) ................................................................................................................ 835
Türkei (Nr. AddII18) ................................................................................................................. 837
Zypern (Nr. AddII19) ................................................................................................................ 837
Unbekannter Aufenthaltsort (Nr. AddII20–AddII23) ................................................................ 839
Byzantinische Epigramme auf Ikonen ................................................................................................. 843
Griechenland (Nr. AddII24–AddII31) ....................................................................................... 843

G. INDICES ........................................................................................................................................ 853


Index der Epigrammanfänge ............................................................................................................... 853
Index locorum ...................................................................................................................................... 859
Index nominum .................................................................................................................................... 867
Index verborum ................................................................................................................................... 873
Chronologischer Index ........................................................................................................................ 901
Allgemeiner Index zu Namen und Orten ............................................................................................. 903

ABBILDUNGEN ................................................................................................................................ 913


A. Abbildungsverzeichnis und Abbildungsnachweis
AddI = Addenda zu Band 1, AddII = Addenda zu Band 2, AL = Albanien, BG = Bulgarien, FY = Former Yugo-
slav Republic of Macedonia, GR = Griechenland, IT = Italien, NL = Niederlande, SY = Syrien, TR = Türkei, UK
= Ukraine, US = Vereinigte Staaten von Amerika, ZY = Zypern

FARBABBILDUNGEN XXIV Ioannina, Byzantino Museio, (drei Fragmente


einer) Steinplatte: nach PAPADOPOULOU, þ@A>< AF:
I Nesebăr, Archeologiþeski Muzej, (zwei Stücke ei- F.::Ą:F: 112 (Farbabb. 148) (Nr. GR61)
nes) Steinblock(s): nach Guide Nessebar 138 (Farb- XXVKabala, Archaiologiko Museio, Steinplatte: ©
abb.) (Nr. BG2) 12th Ephoreia of Byzantine Antiquities, Hellenic
II Nesebăr, Archeologiþeski Muzej, Steinplatte: nach Ministry of Culture (Nr. GR63)
Guide Nessebar 139 (Farbabb.) (Nr. BG3) XXVI Karytaina, Kirche Zoodochos Pege, Kirche
III Ohrid, Kirche Sveta SofƋa, Exonarthex: © Galina Euangelistria, (Fragmente einer) Steinplatte: © Niko-
Fingarova (Nr. FY1) laos Zagklas (Nr. GR65)
IV Argos, Archaiologiko Museio, (Fragment eines) XXVII Kerkyra, Kirche Hagioi Iason kai Sosipatros,
Templonarchitrav(s): © Georgios Tsikis (Nr. GR3) Steinplatten: © Jochen Simon (Nr. GR67)
V Arta, Katholikon des Paregoretissa-Klosters, Tür- XXVIII Kerkyra, Kirche Hagioi Iason kai Sosipatros,
sturz: © Andreas Rhoby (Nr. GR4) Steinplatten: © Jochen Simon (Nr. GR68)
VI Arta (Blacherna), Katholikon des Blachernitissa- XXIX Luros, Kirche Hagios Barnabas, Steinplatte: ©
Klosters, Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. GR6) Andreas Rhoby (Nr. GR79)
VII Arta, Katholikon des Klosters Kato Panagia, XXX Makrinit(i)sa, Kirche der Panagia (Koimesis
Südfassade: © Andreas Rhoby (Nr. GR7) Theotoku), Altarschranke ?: © Andreas Rhoby (Nr.
VIII Arta, Katholikon des Klosters Kato Panagia, GR80)
Nordfassade: © Andreas Rhoby (Nr. GR8) XXXI Makrinit(i)sa, Kirche der Panagia (Koimesis
IX–X Athen, Byzantino kai Christianiko Museio, Theotoku), (Fragment einer) Steinplatte: © Andreas
(zwei) Altarschranken: © Byzantine and Christian
Rhoby (Nr. GR81)
Museum, BXM 1049–1050, Hellenic Ministry of
XXXII Makrinit(i)sa, Gebäude bei der Kirche der
Culture (V. Voutsas) (Nr. GR9)
Panagia (Koimesis Theotoku), (Fragment einer)
XI Athen, Byzantino kai Christianiko Museio,
Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. GR82)
Steinplatte: © Byzantine and Christian Museum,
XXXIII Maroneia, Quelle am Hauptplatz, Stein-
BXM 1066, Hellenic Ministry of Culture (Nr. GR11)
block: nach DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>. .-
XII Athen, Epigraphiko Museio, Säule: nach PALLES,
>Ċ:26.? 33 (Nr. GR84)
Ą56:2? C6þ82? 126 (Abb. 9) (Nr. GR14)
XXXIV Mystras, Museio, (Fragment eines) Templon-
XIII Athen, Kirche Hagioi Theodoroi, Außenfassade:
architrav(s): nach Byzantium, Faith and Power 81
© Andreas Rhoby (Nr. GR15)
(Farbabb. 37) (Nr. GR85)
XIV Athos, Kloster Xeropotamu, Steinplatte: nach
XXXV Mystras, Kirche (Palaia) Metropolis (auch
4@.B><ă ¦0. ť><B? 241 (Farbabb.) (Nr. GR35)
Hagios Demetrios), Türsturz: © Nikolaos Zagklas
XV Barnakoba, Kloster der Theotokos Barnakobas,
(Nr. GR87)
Steinplatte: © Nikolaos Zagklas (Nr. GR36)
XXXVI Mystras, Kirche (Palaia) Metropolis (auch
XVI Barnakoba, Kloster der Theotokos Barnakobas,
Hagios Demetrios), Steinplatte: © Nikolaos Zagklas
Steinplatte: © Nikolaos Zagklas (Nr. GR37)
(Nr. GR86)
XVII Beroia, Byzantino Museio, (Fragment einer)
XXXVII Mystras, Taxiarchoi (Kapelle TA), Stein-
Steinplatte: © 11th Ephoreia of Byzantine Antiquities,
Hellenic Ministry of Culture (Nr. GR39) platte: nach DRANDAKES, A6A<>67ā ­=60>.CĂ 363
XVIII Beroia, Byzantino Museio (Depot), (Fragmen- (Abb. 1) (Nr. GR89)
te eines) Sarkophagdeckel(s): © 11th Ephoreia of XXXVIII (bei) Nauplion, Kloster Hagia Areia, Kir-
Byzantine Antiquities, Hellenic Ministry of Culture che Zoodochos Pege, Steinplatte: © Nikolaos Zagklas
(Nr. GR40) (Nr. GR93)
XIX–XX Beroia, Kirche Palaia Metropolis, Türsturz: XXXIX Serrai, Katholikon des Klosters Hagios
© 11th Ephoreia of Byzantine Antiquities, Hellenic Ioannes Prodromos, Steinplatte: © Ekaterini Mitsiou
Ministry of Culture (Nr. GR41) (Nr. GR108)
XXI–XXII Beroia, Kirche Palaia Metropolis, XL–XLI Naxos, Kato Potamia, Kirche Hagios Ma-
Steinplatte: © 11th Ephoreia of Byzantine Antiquities, mas, Türsturz: nach MASTOROPOULOS, þ;<? 114–
Hellenic Ministry of Culture (Nr. GR42) 115 (Farbabb. Abb. 71–72) (Nr. GR96)
XXIII Hagia Sophia, Kirche Hagioi Taxiarchai, XLII Orchomenos, Katholikon des Klosters von
Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. GR59) Skripu, Steinblock: © Andreas Rhoby (Nr. GR98)
8 Abbildungsnachweis

XLIII–XLIV Sparta, Kirche Koimesis Theotoku, LXXV Behramkale, Murad Hüdavendigar Camii,
(zwei Fragmente eines) Templonepistylbalken(s): © Türsturz: © Österreichische Akademie der Wissen-
5th Ephorate of Byzantine Antiquities, Hellenic Min- schaften, Institut für Mittelalterforschung, Abteilung
istry of Culture (E. Eleutheriou) (Nr. GR109) Byzanzforschung (Nr. TR36)
XLV–XLVI Steiri, Katholikon des Klosters Hosios LXXVI Ikiz Ada, Kirche, Steinblock: © Andreas
Lukas, Narthex, (zwei) Steinplatten: © Andreas Rhoby (Nr. TR51)
Rhoby (Nr. GR110) LXXVII Istanbul, Hippodrom, gemauerter Obelisk,
XLVII–XLVIII Steiri, Katholikon des Klosters Basis: © Andreas Rhoby (Nr. TR53)
Hosios Lukas, Naos, (zwei) Steinplatten: © Andreas LXXVIII–LXXX Istanbul, Forum Constantini, Säule
Rhoby (Nr. GR111) des Kaisers Konstantinos I.: © Andreas Rhoby (Nr.
XLIX Steiri, Kloster Hosios Lukas, Museio, (Frag- TR55)
mente einer) Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. LXXXI Istanbul, Arkeoloji Müzesi, (Fragmente ei-
GR112) ner) Steinplatte: © Istanbul Arkeoloji Müzeleri (A.
L Steiri, Kloster Hosios Lukas, Museio, (drei Frag- Rhoby) (Nr. TR58)
mente einer) Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. LXXXII–LXXXIII Istanbul, Arkeoloji Müzesi, Stein-
GR113) platten: © Istanbul Arkeoloji Müzeleri (A. Rhoby)
LI Tegani, Basilika, Steinblock: © Michael Kappas (Nr. TR61)
(Nr. GR115) LXXXIV Istanbul, Arkeoloji Müzesi, (zwei Frag-
LII Thessalonike, Kirche Hypapante tu Christu, Stein- mente einer) Steinplatte: nach Byzantium, Faith and
platte: © Andreas Rhoby (Nr. GR122) Power 104 (Farabb. 49) (Nr. TR62)
LIII–LV Thessalonike, Kirche Hagios Demetrios, LXXXV–LXXXVII Istanbul, Ayasofya Müzesi, In-
Außenbereich, (Fragmente eines) Templonepistyl- schriftenfragmente: © Andreas Rhoby (Nr. TR63)
balken(s): © Andreas Rhoby (Nr. GR123) LXXXVIII–LXXXIX Istanbul, Kariye Camii/Müze-
LVI Thessalonike, Kirche Hagios Demetrios, Krypta, si (Chora-Kloster), Parekklesion, Steinplatte: © An-
Medaillon: © Andreas Rhoby (Nr. GR124) dreas Rhoby (Nr. TR68)
LVII–LVIII Thessalonike, Kirche Hagios XC Istanbul, Kirche der Theotokos Pammakaristos
Demetrios, Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. (Fethiye Camii), Parekklesion, Steinplatte: © Andreas
GR125) Rhoby (Nr. TR72)
LIX Thessalonike, Kirche Panagia ton Chalkeon, XCI–CI Istanbul, Kirche der Theotokos Pamma-
Türsturz: © Andreas Rhoby (Nr. GR126) karistos (Fethiye Camii), Parekklesion, Gesims: ©
LX, LXII Thessalonike, Museio Byzantinu Politis- Andreas Rhoby (Nr. TR76)
mu, Fragmente eines Sarkophags: © Museum of By- CII Istanbul, Kirche der Theotokos Pammakaristos
zantine Culture (A. Rhoby) (Nr. GR128) (Fethiye Camii), Parekklesion, Südfassade, Ziegelin-
LXI Thessalonike, Stadtmauer, Manuel-Turm, (Zie- schrift: © Andreas Rhoby (Nr. TR77)
gel)inschrift: © Andreas Rhoby (Nr. GR131) CIII–CVI Istanbul, Kloster des (Konstantinos) Lips
LXIII Thessalonike, Museio Byzantinu Politismu, (Mone tu Libos) ([Molla] Fenari Isa Camii), nördl.
(zwei) Steinplatten: © Museum of Byzantine Culture Kirche (der Theotokos), Gesims: © Andreas Rhoby
(A. Rhoby) (Nr. GR129) (Nr. TR79)
LXIV Thessalonike, Museio Byzantinu Politismu, CVII Istanbul, Landmauer, Vortor des Romanos-
Steinplatte: © Museum of Byzantine Culture (A. Tores, (Fragment eines) Architrav(s): © Andreas
Rhoby) (Nr. GR130) Rhoby (Nr. TR81)
LXV Rom, Kirche San Giorgio in Velabro, (vier Frag- CVIII–CIX Istanbul, Landmauer, Turm 4: © Andre-
mente einer) Steinplatte: © Andreas Rhoby (Nr. IT16) as Rhoby (Nr. TR82)
LXVI Rom, Kirche San Giorgio in Velabro, Stein- CX–CXI Istanbul, Landmauer, Turm 37: © Andreas
platte: © Andreas Rhoby (Nr. IT18) Rhoby (Nr. TR85)
LXVII Rom, Kirche Santi XII Apostoli, Grabplatte: CXII Iznik, Kirche Koimesis Theotoku, (Fragment
© Andreas Rhoby (Nr. IT19) eines) Türsturz(es): © Österreichische Akademie der
LXVIII Sizilien, Messina, Museo Regionale, (oberer Wissenschaften, Institut für Mittelalterforschung, Ab-
Rand eines) Taufbecken(s): © Museo Regionale teilung Byzanzforschung (Nr. TR94)
Messina (Nr. IT24) CXIII Sevastopol, Nacional’nyj Zapovednik „Cher-
LXIX Sizilien, Palermo, Kirche Santa Maria sones TavriþeskƋ“, Inschrift: © Andrey Vinogradov
dell’Ammiraglio („La Martorana“), Außenfassade(n): (Nr. UK2)
nach LA DUCA, Storia di Palermo III, Farbtaf. VII CXIV Sevastopol, Nacional’nyj Zapovednik „Cher-
(Nr. IT30) sones TavriþeskƋ“, Säule: © Andrey Vinogradov
LXX (bei) Squinzano, Abbazia di Santa Maria di (Nr. UK3)
Cerrate, Nordfassade: © Linda Safran (Nr. IT34) CXV–CXVI Simferopol, KrymskƋ RespublikanskƋ
LXXI (bei) Squinzano, Abbazia di Santa Maria di KraevedþeskƋ Muzej, Steinplatte: © Andrey Vino-
Cerrate, Architrav des Ciboriums: © Linda Safran gradov (Nr. UK4)
(Nr. IT36) CXVII New York, Metropolitan Museum of Art,
LXXII Akköprü, Ziegelinschrift: nach ADAK, Akkö- (Oberer Rand eines) Taufbecken(s): © bpk / The Me-
prü 205 (Farbabb.) (Nr. TR7) tropolitan Museum of Art (Nr. US1)
LXXIII–LXXIV Ankara, Stadtmauer, Steinblöcke: CXVIII Sofia, Bojanskata cǎrkva: nach POPKONSTAN-
© Ufuk Serin (Nr. TR15) TINOV, Zograf Vasilie 74 (Abb. 43a) (Nr. AddI1)
Abbildungsnachweis 9

CXIX Ohrid, Kirche Bogorodica Perivlepta (Sveti CXLVIII Athos, Kloster Batopaidi, Ikone: nach TSI-
Kliment), Epigramm auf der Schriftrolle des hl. GARIDAS – LOBERDOU-TSIGARIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă
Ioseph: © Rossitza Schröder (Nr. AddI3) .A<=.61Ą<B 173 (Farbabb. 130) (Nr. AddII25)
CXX Arta, Katholikon des Klosters Kato Panagia: CXLXIX Athos, Kloster Batopaidi, Ikone, Epi-
nach PAPADOPOULOU – KARAMPERIDE, :492Ą. A4? gramm auf der Schriftrolle des hl. Theodosios
=2Ą><B 59 (Farbabb.) (Nr. AddI12) Koinobiarches: nach TSIGARIDAS – LOBERDOU-TSIGA-
CXXI Monodendri(on), Katholikon des Klosters RIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă .A<=.61Ą<B 182 (Farbabb.
Hagia Paraskeue, Epigramm auf der Schriftrolle des 137) (Nr. AddII26)
Erzengels Michael: nach PAPADOPOULOU – KARAM- CL Athos, Kloster Batopaidi, Ikone, Epigramm auf
PERIDE, :492Ą. A4? =2Ą><B 197 (Farbabb.) (Nr. der Schriftrolle des hl. Pachomios: nach TSIGARIDAS
AddI19) – LOBERDOU-TSIGARIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă .A<-
CXXII Belisirma, BahattÕn samanlÕ÷Õ kilisesi: © =.61Ą<B 228 (Farbabb. 171) (Nr. AddII28)
Catherine Jolivet-Lévy (Nr. AddI22) CLI Athos, Kloster Batopaidi, Ikone, Epigramm auf
CXXIII Belisirma, BahattÕn samanlÕ÷Õ kilisesi: © der Schriftrolle des hl. Ephraim Syros: nach TSIGA-
Catherine Jolivet-Lévy (Nr. AddI23) RIDAS – LOBERDOU-TSIGARIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă
CXXIV Belisirma, BahattÕn samanlÕ÷Õ kilisesi: © .A<=.61Ą<B 228 (Farbabb. 171) (Nr. AddII29)
Catherine Jolivet-Lévy (Nr. AddI24) CLII Athos, Kloster Batopaidi, Ikone, Epigramm auf
CXXV Selime, Derviú AkÕn kilisesi: © Nota Karama- der Schriftrolle des hl. Euthymios: nach TSIGARIDAS –
ouna (Nr. AddI28) LOBERDOU-TSIGARIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă .A<=.6-
CXXVI–CXXXII Sizilien, Palermo, Cappella Pala- 1Ą<B 246 (Farbabb. 183) (Nr. AddII30)
tina: nach BRENK, Cappella Palatina, Atlante foto- CLIII Athos, Kloster Batopaidi, Ikone, Epigramm
graphico, 832–833 (Farbabb. 1225), 836–837 (Farb- auf der Schriftrolle des hl. Sabas: nach TSIGARIDAS –
abb. 1228), 844–845 (Farbabb. 1237), 858–859 LOBERDOU-TSIGARIDA, 2>þ 20Ą@A4 <:Ă .A<=.6-
(Farbabb. 1249) (Nr. AddI32) 1Ą<B, Farbabb. 184 (Nr. AddII31)
CXXXIII München, Sammlung Dr. Christian Schmidt,
Anhängerkreuz: © Christian Schmidt (Nr. AddII2)
CXXXIV Paris, Bibliothèque Nationale de France,
SCHWARZWEISSABBILDUNGEN
Cabinet des Médailles, Ring: nach SPIER, Late By-
zantine Rings, Taf. 8 (Farbabb. 22b–c) (Nr. AddII4) 1 Pojan(i), Katholikon des Klosters der Koimesis
CXXXV Athen, Museio Mpenake, Ring: nach BOS- Theotoku, Exonarthex: nach DUCELLIER, Façade
SELMANN-RUICKBIE, Byzantinischer Schmuck 301 maritime 690 (Abb.) (Nr. AL3)
(Farbabb. 1) (Nr. AddII5) 2 Sofia, Nacionalen Istoriþeski Muzej, (Fragment ei-
CXXXVI Athen, Ethniko Archaiologiko Museio, ner) Steinplatte: nach GJUZELEV – KODER, Prodro-
Sylloge Stathatu, Ring: nach BOSSELMANN-RUICKBIE, mos-Kloster 105 (Abb. 1a) (Nr. BG6)
Byzantinischer Schmuck 287 (Farbabb. 1) (Nr. Add- 3 Sofia, Bǎlgarska AkademƋa na Naukite, Archeo-
II6) logiþeski Institut s Muzej, Architrav: nach MILJKOVIK’-
CXXXVII Oxford, Ashmolean Museum, Ring: nach PEPEK, Veljusa, Abb. 2 (Nr. BG4)
SPIER, Late Byzantine Rings, Taf. 7 (Farbabb. 19b) 4 Sofia, Bǎlgarska AkademƋa na Naukite, Archeolo-
(Nr. AddII12) giþeski Institut s Muzej, Steinplatte: nach BEŠEVLIEV,
CXXXVIII Oxford, Ashmolean Museum, Ring: nach Inschriften, Taf. 90 (Abb. 235) (Nr. BG5)
SPIER, Late Byzantine Rings, Taf. 5 (Farbabb. 14a) 5 Agnante, Kirche ho Taxiarches, Steinplatte: nach
(Nr. AddII13) ORLANDOS, !.;6þ>D4? AĮ? <7>Ą1<? 358 (Abb. 4)
CXXXIX Sankt Petersburg, Ermitaž, Reliquienikone: (Nr. GR1)
nach Sinai – Byzantium – Russia 88 (Farbabb. B-63) 6 Alexandrupolis, Museio Ekklesiastikes Technes,
(Nr. AddII16) (Fragment einer) Steinplatte: nach Glory of Byzan-
CXL Moskau, Kreml, Gosudarstvennaja Oružejnaja tium 41 (Abb. 7) (Nr. GR2)
palata, Kreuz: nach Byzantine Antiquities 135 (Farb- 7–8 Athen, Byzantino kai Christianiko Museio bzw.
abb.) (Nr. AddII14) Akropolis, (Fragmente eines) Architrav(s): nach
CXLI Moskau, Kreml, Gosudarstvennaja Oružejnaja SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 178 (Abb.) MPOURAS,
palata, Reliquiar: nach Byzantine Antiquities 125 B3.:A6:Ă 5Ă:. 138 (Abb. 93) (Nr. GR10)
(Farbabb.) (Nr. AddII15) 9 Athen, Byzantino kai Christianiko Museio, Stein-
CXLII London, British Library, Einbanddeckel eines platte: nach PAZARAS, .>7<Cþ0<62, Taf. 51 (Abb. .)
Evangeliars: nach RHOBY, Szenen, Farbtaf. I (Nr. (Nr. GR12)
AddII9–AddII11) 10–11 Athen, Epigraphiko Museio, (zwei) Steinplat-
CXLIII Istanbul, Arkeoloji Müzesi, Ring: © Ivan ten: nach ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ,
Drpiü (Nr. AddII18) Taf. III–IV (Nr. GR13)
CXLIV Limassol, Mesaioniko Museio Kypru (Kastro 12 Athen (Flur Stauros), Säule: nach A. PANTELIDOU,
Lemesu), Kreuz: nach Chypre 156 (Farbabb.) (Nr.  56–59 (2001–2004, publ. 2010), $><:67þ, Ņ 1,
AddII19) 519 (Abb. 20) (Nr. GR28)
CXLV–CXLVI Unbekannter Aufbewahrungsort, 13 Athos, Kloster Batopaidi, Glockenturm: nach Š2>ý
Reliquiar: © Mitko Stankov (Nr. AddII20) 20Ą@A4 <:ā .A<=.61Ą<B I 143 (Farbabb. 103)
CXLVII Athen, Museio Mpenake, (Beschlag einer) (Nr. GR30)
Ikone: © Benaki Museum, Athens (Nr. AddII24)
10 Abbildungsnachweis

14 Athos, Kloster Batopaidi, Parekklesion Hagios 36 Naupaktos, Privathaus, (Fragment einer) Stein-
Nikolaos, Narthex: nach PAZARAS, !þC<? 438 (Abb. platte: nach P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973),
13) (Nr. GR29) 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, Taf. 3520 (Nr. GR91)
15 Athos, Kloster Megiste Laura, Bibliothek ?, Stein- 37 (bei) Nauplion, Kloster Hagia Areia, Steinplatte:
block: nach MILLET, Recherches, Taf. II (Abb. 1) nach CHORAS, ¦0Ą. <:Ă, Taf. 15 (Abb. .) (Nr.
(Nr. GR33) GR94)
16 Beroia, Kirche Palaia Metropolis, (Fragment ei- 38 Naxos, Chalki, Kirche der Panagia Protothrone,
ner) Steinplatte: nach PAPAZOTOS, Ā><6. 100 (Abb. Gesims: nach M. CHATZIDAKIS u.a. (Hg.), Naxos.
14) (Nr. GR43) Athen 1989, 34 (Abb. 5) (Nr. GR95)
17 Charia, Kirche Hagios Nikolaos: nach DRANDAKES, 39–40 Patrai, Archaiologiko Museio (Depot), Tem-
¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6?, Taf. 18 (Abb. 9) (Nr. GR49) plonepistylbalken: nach BOKOTOPOULOS, µ7784@6.-
18 Charia, Kirche Hagios Nikolaos: nach DRANDAKES, @A67ā >D6A27A<:67Ă, Taf. 27 (Abb. .–/) (Nr. GR101)
¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6?, Taf. 20 (Abb. 12) (Nr. 41 Platamon, Säule: nach PLASSART, Inscriptions 174
GR50) (Abb. 6) (Nr. GR103)
19–20 Chios, Babyloi, Kirche Panagia Krena, (drei 42 Portaria, Kirche Hagios Ioannes Prodromos,
Fragmente eines) Templonarchitrav(s): © Anneliese (Fragment einer) Steinplatte: nach AVRAMÉA – FEIS-
Paul (Nr. GR51) SEL, Inscriptions de Thessalie, Taf. VIII (Abb. 2a–b)
21 Euboia, Karystos, Katholikon des Kloster Hagios (Nr. GR104)
Georgios Mauru, Türsturz: nach KODER, Negroponte, 43 Samos, Pythagoreio, Archaiologiko Museio,
Abb. 69 (Nr. GR57) (zwei) Steinplatten: nach R. TÖLLE-KASTENBEIN, Das
22 Hagia, Steinblock: nach AVRAMÉA – FEISSEL, In- Kastro Tigani. Die Bauten und Funde griechischer,
scriptions de Thessalie, Taf. IV (Abb. 1) (Nr. GR58) römischer und byzantinischer Zeit. Mit Beiträgen von
23 Kabala, Landmauer, Turm, Steinblock: nach R. Felsch u. U. Jantzen (Samos XIV). Bonn 1974,
LYCHOUNAS – TSOURES, 2þ=<86? – $>6@A<Ĉ=<86? 37 Abb. 346 (Nr. GR106)
(Abb.) (Nr. GR62) 44–45 Samothrake, Chora, äußeres Burgtor, Stein-
24 Karytaina, Kirche Zoodochos Pege, Kirche Euan- platte: nach ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions
gelistria, (Fragmente einer) Steinplatte: nach FEISSEL byzantines de Thrace, Taf. 77 (Nr. GR107)
– PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse, 46 Stomion, Flur Ampelike, Steinplatte: nach AVRA-
Taf. XXVIII (Abb. 2–3) (Nr. GR65) MÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie, Taf. IV
25 Karytaina, Brücke, Steinplatte: nach MOUTSO- (Abb. 2) (Nr. GR114)
POULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:., Abb. 29 (Nr. 47 Tegani, Basilika, Steinblock: nach DRANDAKES,
GR66) !40þ:6, Taf. 1320 (Nr. GR116)
26 Komotene, Archaiologiko Museio, (Fragment ei- 48 Thebai, Archaiologiko Museio, Steinblock: nach
nes) Architrav(s): nach Glory of Byzantium 39 (Abb. SOTERIOU, .ą? >40<>Ą<B A<Ľ 2<8Ć0<B, Abb. 5
5) (Nr. GR70) (Nr. GR117)
27 Komotene, Archaiologiko Museio, (Fragment ei- 49 Thermon, Museio, Steinblock: nach KALOPISSI-
ner) Steinplatte: nach ASDRACHA – BAKIRTZIS, In- VERTI, Inscriptions, Abb. 18 (Nr. GR119)
scriptions byzantines de Thrace, Taf. 65a (Nr. GR71) 50 Thermon, Museio, Steinblock: nach KALOPISSI-
28 Komotene, Archaiologiko Museio, (Fragment VERTI, Inscriptions, Abb. 19 (Nr. GR120)
einer) Säule: nach ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscripti- 51 Thessalonike, Archaiologiko Museio, (Fragment
ons byzantines de Thrace, Taf. 63a (Nr. GR72) einer) Steinplatte: nach FEISSEL – SPIESER, Inscriptions
29 (Akro)korinthos, Festungsmauer, Templonepistyl- de Thessalonique, Taf. X (Abb. 1) (Nr. GR121)
balken: nach BON, Medieval Fortifications 172 (Abb. 52 Thessalonike, Mone ton Blatadon, Skeuophy-
111) (Nr. GR74) lakion ?, (Fragmente eines) Sarkophagdeckel(s): nach
30 Kreta, Mone Arkadiu, Museio, (Fragment eines) MANGO, Sépultures et épitaphes, Taf. V (Abb. 7) (Nr.
Steinblock(s): nach KALOKYRES, 282AĂ9.A., Abb. GR127)
12 (Nr. GR76) 53 Bari, Cattedrale (di San Sabino), Steinplatte: nach
31 Kozane, Demotike Bibliotheke, Steinplatte: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 138 (Nr. 144) (Nr. IT1)
PELEKANIDES, 28ĀA2?, Abb. 1 (nach p. 406) (Nr. 54 Bari, Museo della Basilica San Nicola, Steinplatte:
GR75) nach GUILLOU, Recueil, Taf. 137 (Nr. 143) (Nr. IT2)
32 Larisa, Archaiologiko Museio, Steinblock: nach 55 Corridonia, Kirche San Francesco, Scuola Media,
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie, Taf. V Steinplatte: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 105 (Nr.
(Abb. 2) (Nr. GR77) 104) (Nr. IT3)
33 Leros, Kirche Hagios Georgios tu Kastru Pante- 56 Grottaferrata, Kirche des Klosters Santa Maria in
liu, (zwei Fragmente eines) Türsturz(es): nach KOU- Grottaferrata, Türsturz: nach GUILLOU, Recueil, Taf.
TELAKES, 62>2Ĉ:4@4 55 (Abb. 5) (Nr. GR78) 110 (Nr. 111) (Nr. IT5)
34 Makrinit(i)sa, Kirche Hagios Athanasios, Stein- 57 Gallipoli, Cattedrale, Steinplatte: nach GUILLOU,
platte: nach AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Recueil, Taf. 144 (Nr. 147) (Nr. IT4)
Thessalie, Taf. VII (Abb. 2) (Nr. GR83) 58 Lecce, Museo Provinciale „Sigismondo Castrome-
35 Naupaktos, 22e Ephoreia Byzantinon Archaio- diano“, Steinplatte: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 154
teton, (Fragment eines) Steinblock(s) (Templonepi- (Nr. 158) (Nr. IT6)
stylbalken(s) ?): nach P.A. BOKOTOPOULOS,  28 59 Lecce, Università del Salento, Museo storico-ar-
(1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, Taf. 351/ (Nr. GR90) tistico, Steinblock: nach JACOB, Apigliano, Taf. 2
(Nr. IT7)
Abbildungsnachweis 11

60–61 Maglie, Privathaus, (drei Fragmente einer) 88 Alanya, Arkeoloji Müzesi, Steinplatte: nach KI-
Steinplatte: nach JACOB, Topotérète, Abb. 2–3 (Nr. OURTZIAN, Seldjouks 247 (Abb. 1a) (Nr. TR10)
IT8) 89 Altintaú Köy, (Fragment eines) Steinblock(s):
62 Neapel, Kirche San Lorenzo Maggiore, (zwei nach MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III
Fragmente einer) Steinplatte: nach A. DE FRANCISCIS, 278 (Abb.) (Nr. TR12)
Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, Anno 90 Amasya, Fethiye Camii, Steinblock: © Cyril Mango
CCCXLIV, 1947, serie ottava, Notizie degli scavi di (Nr. TR14)
antichità 1 (= 72) (1948) 113 (Abb. 2) (Nr. IT11) 91 Ankara, Römische Bäder, Steinblock: nach MIT-
63 Piazzola sul Brenta, Villa (Contarini) Simes, Stein- CHELL, Inscriptions of Ancyra, Taf. XIII (Abb. b)
block: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 22 (Nr. 43) (Nr. (Nr. TR17)
IT12) 92 Antakya, Hatay Arkeoloji Müzesi, (Fragment ei-
64 Piazzola sul Brenta, Villa (Contarini) Simes, nes) Steinblock(s): nach DAGRON – FEISSEL, Inscrip-
Steinblock: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 23 (Nr. 44) tions inédites du Musée d’Antioche, Taf. III (Abb. 6)
(Nr. IT13) (Nr. TR19)
65–66 Ravenna, Kirche San Vitale, Cappella Sancta 93 Ankara, Tempel der Roma und des Augustus,
Sanctorum, Sarkophagdeckel: nach GUILLOU, Recueil, (zwei) Steinblöcke: © Ufuk Serin (Nr. TR18)
Taf. 108 (Nr. 109a–b) (Nr. IT14) 94 Aphrodisias, Kirche im Tempel der Aphrodite,
67 Ravenna, Museo Arcivescovile, (Fragment einer) Steinblock: nach http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004 /images/
Steinplatte: nach GUILLOU, Recueil, Taf. 107 (Nr. 108) photo /full/72_A_28A.jpg (Nr. TR28)
(Nr. IT15) 95 Antalya, Antalya Müzesi, Templonepistylbalken:
68–69, 71–72 Sardinien, Cagliari, Museo Archeolo- nach NIEWÖHNER, Templonanlagen 339 (Abb. 56)
gico Nazionale, (vier) Steinfragmente: nach GUILLOU, (Nr. TR23)
Recueil, Taf. 201–204 (Nr. IT20) 96 Antalya, Antalya Müzesi, Steinplatte: nach HEL-
70 Rom, Kirche San Giorgio in Velabro, Steinplatte: LENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien III, Abb.
nach GUILLOU, Recueil, Taf. 113 (Nr. 115a) (Nr. IT17) 61 (Nr. TR24)
73–74 Sizilien, Messina, Museo Regionale, (Längs- 97 Antalya, Antalya Müzesi, Steinplatte: nach HEL-
seite eines) Sarkophag(s): nach GUILLOU, Recueil, LENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien III, Abb.
Taf. 179 (Nr. 191a–b) (Nr. IT22) 62 (Nr. TR25)
75 Sizilien, Messina, Museo Regionale, Taufbecken: 98 Aphrodisias, Museum, (drei) Steinblöcke: nach
nach GUILLOU, Recueil, Taf. 178 (Abb. 189d) (Nr. http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/images/photo/full/80_
IT25) H_20.jpg (Nr. TR29)
76 Sizilien, Palermo, Palazzo dei Normanni (auch 99–101 Aphrodisias, Museum, (vier Fragmente eines)
Palazzo Reale), Steinblock: nach GUILLOU, Recueil, Templonepistylbalken(s): nach http://insaph.kcl.ac.
Taf. 183 (Nr. 198) (Nr. IT31) uk/ala2004/images/photo/full/85_E_24.jpg,
77 Sizilien, Siracusa, Museo Regionale di Palazzo http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/images/photo/full/85_
Bellomo, Steinblock: nach GUILLOU, Recueil, Taf. A_09.jpg, http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/images/
196 (Nr. 211) (Nr. IT33) photo/full/85_B_21.jpg (Nr. TR31)
78 (bei) Squinzano, Abbazia di Santa Maria di Cerra- 102 Bozuk köy, Stele: nach MERKELBACH – STAUBER,
te, Architrav des Ciboriums: nach GUILLOU, Recueil, Steinepigramme III 78 (Abb.) (Nr. TR37)
Taf. 164 (Nr. 171) (Nr. IT35) 103 Edirne, Arkeoloji Müzesi, Steinplatte: nach AS-
79 Leiden, RƋksmuseum van Oudheden, (Fragment DRACHA, Inscriptions I, Taf. 101b (Nr. TR39)
des) Rand(es) eines Sarkophags ?: nach PLEKET, 104 Edirne, Arkeoloji Müzesi, Steinblock: nach AS-
Greek Inscriptions, Taf. X (Nr. 52) (Nr. NL1) DRACHA, Inscriptions I, Taf. 103a (Nr. TR40)
80 Latakia, Archäologisches Museum, Steinplatte: 105 Enez, Festung, Kirche Zoodochos Pege (Panagia
nach ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 185 (Abb. Chrysopege), Steinplatte: nach >þ74 – F:@A.:-
4) (Nr. SY1) A6:<Ĉ=<84 41 (Abb.) (Nr. TR41)
81 Adana, Arkeoloji Müzesi, Sarkophagdeckel: nach 106 Ere÷li (Karadeniz Ere÷lisi), Ere÷li Arkeoloji
DAGRON – FEISSEL, Inscriptions de Cilicie, Taf. XL Müzesi, Sarkophag ?: nach JONNES, Inscriptions of
(Nr. 97) (Nr. TR1) Heraclea Pontica, Taf. 3 (Nr. 34) (Nr. TR42)
82 Afyon (Karahisar), Arkeoloji Müzesi, Sarkophag- 107–109 Ere÷li (Karadeniz Ere÷lisi), Turm südl. des
deckel: nach DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas, KÕz KapÕsÕ, Steinblöcke: © Cyril Mango (Nr. TR43)
Taf. I (nach p. 74) (Nr. TR2) 110 Ere÷li (Marmaraere÷lisi), Steinplatte: nach AS-
83 Afyon (Karahisar), Arkeoloji Müzesi, Templonar- DRACHA, Inscriptions II, Taf. 105b (Nr. TR45)
chitrav: nach BARSANTI, Scultura anatolica, Taf. I 111 Fetoka, Klosterkirche, Steinblock: nach BRYER –
(Abb. 2) (Nr. TR3) WINFIELD, Pontos II, Abb. 269 (Nr. TR46)
84–85 Afyon (Karahisar), Arkeoloji Müzesi, (Frag- 112 Istanbul, Arkeoloji Müzesi, (zwei Fragmente ei-
ment eines) Templonarchitrav(s): © Österreichische nes) Steinblock(s): nach MANGO, Inscription 413
Akademie der Wissenschaften, Institut für Mittel- (Abb. 1) (Nr. TR57)
alterforschung, Abteilung Byzanzforschung (Nr. TR4) 113 Istanbul, Arkeoloji Müzesi, (Fragment einer)
86 Ahmetbeyli, Türsturz: nach Th. MACRIDY, Altertü- Steinplatte: nach MANGO, Spolia, Abb. 6 (Nr. TR59)
mer von Notion. JÖAI 8 (1905) 159 (Abb.) (Nr. TR5) 114 Istanbul, Arkeoloji Müzesi, Steinplatte: nach
87 Akhisar, Privathaus, Steinplatte: nach KEIL – VON BUCKLER, Deux inscriptions, Taf. V (nach p. 306)
PREMERSTEIN, II. Bericht 52 (Abb. 25) (Nr. TR6) (Nr. TR60)
12 Abbildungsnachweis

115 Istanbul, Ayasofya Müzesi, Sarkophag: © Andreas 128–130 Selçikler, Basilika, (drei Fragmente eines)
Rhoby (Nr. TR64) Ikonostasenarchitrav(s): nach FIRATLI, Découverte
116–117 Istanbul, Katholikon des Klosters tu Myrelaiu d’une église byzantine 159 (Abb. 15–17) (Nr. TR110)
(Bodrum Camii), Steinplatten: nach BUCKLER, Three 131 Selçuk, Basilika des hl. (Apostels) Johannes
Inscriptions Taf. IX–X (nach p. 174) (Nr. TR69) Theologos, Efes Müzesi (Depot), (fünf Fragmente ei-
118 Istanbul, Blachernenmauer, Turm 13: © Cyril ner antiken) Basis: nach KEIL, Johanneskirche, Taf.
Mango (Nr. TR86) LXIV (Nr. 9) (Nr. TR112)
119 Istanbul, Seemauer, nördl. von Odun KapÕsÕ: © 132 Paphos, Kloster Hagios Neophytos, Höhle des hl.
Cyril Mango (Nr. TR87) Johannes Prodromos, (Fragmente einer) Steinplatte:
120 Iznik, Kirche Koimesis Theotoku, Steinplatte: © nach MANGO – HAWKINS, Hermitage of St. Neophy-
Cyril Mango (Nr. TR95) tos, Abb. 119 (Nr. ZY1)
121 Iznik, Stadtmauer, Turm (Nr. 106), Steinblock: 133 Aiginion, Kirche Hagioi Petros kai Paulos: nach
nach ùAHIN, Katalog I, Taf. XXIX (Nr. 481) (Nr. TOURTA, >4@72BA67Ă 3F0>.C67Ă 317 (Abb. 2) (Nr.
TR96) AddI14)
122 Konya, Arkeoloji Müzesi, Steinblock: nach 134 Kreta, Borizia, Kloster Balsamoneron bzw.
BUCKLER – CALDER – COX, Monuments, Taf. VII Hagios Phanurios: nach GEROLA, Monumenti Veneti
(Abb. 30) (Nr. TR100) IV 539 (Abb.) (Nr. AddI15)
123 Lâdik, Steinblock: nach CALDER, Monumenta 135 Nikitari, Kirche Panagia Asinu (Panagia Phorbio-
Asiae Minoris Antiqua I 136 (Abb.) (Nr. TR102) tissa): nach PATTERSON ŠEVýENKO, Metrical Inscrip-
124 Manisa, Arkeoloji Müzesi, Templonepistylbalken: tions 76 (Abb. 3.4–5) (Nr. AddI31)
nach NIEWÖHNER, Templonanlagen 342 (Abb. 62) 136 Samanda÷, Kloster des hl. Symeon Stylites d.
(Nr. TR104) Jüngeren: nach C. MANGO, in: DJOBADZE, Investiga-
125 Samanda÷, Kloster des hl. Symeon Stylites d. tions, Taf. 96 (Abb. 394) (Nr. AddI33)
Jüngeren, Steinblock: nach MÉCÉRIAN, Inscriptions, 137 Šumen, Istoriþeski Muzej, Ring: nach GEORGIEV,
Taf. IX (Abb. 1) (Nr. TR106) VladetelskƋat darstven, Taf. XXXVI (Abb. 1ɛ) (Nr.
126 Samanda÷, Kloster des hl. Symeon Stylites d. AddII1)
Jüngeren, Steinplatte: nach MÉCÉRIAN, Inscriptions, 138 Belgrad, Narodni Muzej, Ring: nach I. POPOVIû,
Taf. VIII (Abb. 3) (Nr. TR107) Kasnoantiþki i ranovizantijski nakit od zlata u
127 Samanda÷, Kloster des hl. Symeon Stylites d. Narodnom Muzeju u Beogradu / Late Roman and
Jüngeren, Steinplatte: nach MÉCÉRIAN, Inscriptions, Early Byzantine Gold Jewelry in National Museum in
Taf. VIII (Abb. 1) (Nr. TR108) Belgrade. Belgrad 2001, 121 (Abb.) (Nr. AddII17)
139 Manisa, Arkeoloji Müzesi, Steinplatte: © Hasan
Malay (Nr. TR103)
B. Vorwort
Wenige Jahre nach dem Erscheinen der ersten beiden Bände der Reihe „Byzantinische Epi-
gramme in inschriftlicher Überlieferung“, nämlich von Band 1 („Byzantinische Epigramme auf
Fresken und Mosaiken) (2009) sowie von Band 2 („Byzantinische Epigramme auf Ikonen und
Objekten der Kleinkunst) (2010), kann nun auch der dritte Band vorgelegt werden, der sich
schwerpunktmäßig mit jenen byzantinischen Versen beschäftigt, die auf Stein überliefert sind.
Die Fülle des erhaltenen Materials lässt erahnen, wie weit verbreitet inschriftliche Steinepi-
gramme in Byzanz gewesen sein müssen.
Mein besonderer Dank gilt erneut Wolfram Hörandner, dem Initiator des Projekts. Er hat
nicht nur die Mühe auf sich genommen, das Manuskript mit höchster Sorgfalt zu lesen, sondern
war auch stets bereit, Fragen und Probleme zu diskutieren. Des Weiteren danke ich Anneliese
Paul, die in bereits bewährter Weise erste deutsche Rohübersetzungen der im Band behandelten
byzantinischen Epigramme angefertigt und das Manuskript auch einem letzten Lektorat unter-
zogen hat. Der Band hätte ohne die Hilfe und Unterstützung vieler nationaler und internationa-
ler KollegInnen und Freunde in der vorliegenden Form nicht fertig gestellt werden können: Ich
danke Klaus Belke, Albrecht Berger, Victoria Bulgakova, Nadin Burkhardt, Carolina Cupane,
Kristoffel Demoen, Anastasia Drandaki, Thomas Drew-Bear, Ivan Drpiü, Jannic Durand, Mine
Esmer, Galina Fingarova, Christian Gastgeber, Olivier Gengler, Andreas Gkoutzioukostas, Do-
minik Heher, Friedrich Hild, Katrine und Christian Hütterer, André Jacob, Catherine Jolivet-
Lévy, Michalis Kappas, Nota Karamaouna, George Kiourtzian, Barbara Kirchner, Ewald Kis-
linger, Johannes Koder, Kateryna Kovalchuk, Andreas Külzer, Marc Lauxtermann, Hasan Ma-
lay, Cyril Mango (dessen in Zusammenarbeit mit Anne McCabe zusammengestellter Band zu
den byzantinischen Inschriften Konstantinopels und des Hinterlandes bald erscheinen soll),
Marlia Mango, Anne McCabe, Charis Messis, Ekaterini Mitsiou, Giorgos Pallis, Mihailo Popo-
viü, Johannes Preiser-Kapeller, Günter Prinzing, Linda Safran, Mustafa Sayar, Elisabeth Schif-
fer, Christian Schmidt, Rossitza Schroeder, Werner Seibt, Ufuk Serin, Jochen Simon, Giorgos
Skiadaresis, Peter Soustal, Foteini Spingou, Mitko Stankov, Christos Stavrakos, Raimondo Toc-
ci, Erich Trapp, Christos Tsatsoulis, Nikos Tsivikis, Andrey Vinogradov, Vera von Falkenhau-
sen, Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt, Ingrid Weichselbaum, Maria Xenaki, Nikos Zagklas.
Für Anregungen, Hinweise und Korrekturen danke ich auch den anonymen Gutachtern.
Von großer Bedeutung für die Fertigstellung des Bandes war ein One-Month Research Sti-
pend in Dumbarton Oaks, Washington, D.C. im März 2012; für Unterstützung danke ich Marga-
ret Mullett. Auf zwei Forschungsreisen, die mich im September 2011 nach Griechenland und im
November 2012 nach Istanbul führten, konnte ich viele der im Band behandelten Steinepi-
gramme in situ studieren.
Abschließend ist auch der Österreichischen Akademie der Wissenschaften für die Annahme
des Manuskripts und dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) für die
großzügige Finanzierung der Drucklegung zu danken.

Wien, im September 2014


C. Siglen- und Abkürzungsverzeichnis
AASS Acta Sanctorum
 ¥>D2ĵ<: AŃ: B3.:A6:Ń: :492ĄF: AĮ? ¶88þ1<?
 ¥>D.6<8<067ą: 28AĄ<:
ADSV Antiþnaja drevnost’ i srednie veka
 ¥>D.6<8<067ā µC492>Ą?
AJA American Journal of Archaeology
AnBoll Analecta Bollandiana
AS Anatolian Studies
ASP Archivio Storico Pugliese
BBA Berliner Byzantinistische Arbeiten
BCH Bulletin de Correspondance Hellénique
BE Bulletin Épigraphique
BF Byzantinische Forschungen
BMGS Byzantine and Modern Greek Studies
BNJ Byzantinisch-neugriechische Jahrbücher
BNV Byzantina et Neograeca Vindobonensia
BollGrott Bollettino della Badia greca di Grottaferrata. Nuova serie
BSl Byzantinoslavica
BV Byzantina Vindobonensia
Byz Byzantion
BZ Byzantinische Zeitschrift
CahArch Cahiers Archéologiques
CCSG Corpus Christianorum. Series Graeca
CFHB Corpus Fontium Historiae Byzantinae
CSHB Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae
DACL Dictionnaire d’archéologie chrétienne et de liturgie
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DOS Dumbarton Oaks Studies
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HdA Handbuch der Altertumswissenschaft
IG Inscriptiones Graecae
IK Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien
IRAIK IzvƟstija Russkago Archeologiþeskago Instituta v KonstantinopolƟ
IstMitt Istanbuler Mitteilungen
JÖAI Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes (in Wien)
JHS Journal of Hellenic Studies
JÖB Jahrbuch der Österreichischen Byzantinistik
JÖBG Jahrbuch der Österreichischen Byzantinischen Gesellschaft
JRA Journal of Roman Archaeology
JRSt Journal of Roman Studies
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LThK3 Lexikon für Theologie und Kirche (3. Auflage)
MBM Miscellanea Byzantina Monacensia
MEG Medioevo Greco
MiÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung
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REB Revue des Études Byzantines
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RHM Römische Historische Mitteilungen
RSBN Rivista di Studi Bizantini e Neoellenici
SBN Studi Bizantini e Neoellenici
SBS Studies in Byzantine Sigillography
SC Sources Chrétiennes
SEG Supplementum Epigraphicum Graecum
StT Studi e Testi
TAM Tituli Asiae Minoris
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TIB Tabula Imperii Byzantini
TLG Thesaurus Linguae Graecae (online-Version)
TM Travaux et Mémoires
VTIB Veröffentlichungen der Kommission für die TIB
VV VizantƋskij Vremennik
WBS Wiener Byzantinistische Studien
WSt Wiener Studien
ZLU Zbornik za likovne umetnosti
ZPE Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik
ZRVI Zbornik Radova Vizantološkog Instituta

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50 Siglen- und Abkürzungsverzeichnis

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439.
D. Einleitung

I. ALLGEMEINES
Inschriften auf Stein stellen für die Erforschung der griechisch-römischen Antike in vielen
Bereichen die wichtigste Quelle dar. Der bekannte Epigraphiker Louis Robert nannte sowohl
das antike Griechenland als auch das römische Imperium einst treffend „une civilisation d’épi-
graphie“.1 Der so genannte „epigraphic habit“ in dieser Epoche, vor allem in der Spätantike, war
überaus ausgeprägt, in erster Linie im städtischen Bereich.2 Diesem Milieu entstammen auch
zwei Verse des bekannten Epigrammatikers Agathias (6. Jh.), die besagen, dass „Säulen, Bilder
und beschriebene Tafeln3 den Besitzern größte Freude bereiten“.4 Die weite Verbreitung von
Inschriften führte dazu, dass in situ existierende Inschriften auch in andere Genres, so in die
Historiographie5 und die Hagiographie6, Eingang fanden.
Neben Prosainschriften gibt es eine Vielzahl von auf Stein angebrachten antiken und spätan-
tiken griechischen und lateinischen Inschriften, die im Versmaß abgefasst sind.7 Auch für die

—————–

Generelle Bemerkungen zu byzantinischen Epigrammen, vor allem zu jenen, die inschriftlich überliefert sind, bei
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 37–73 u. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 31–44.
1
L. ROBERT, Les épigraphies et l’épigraphie grecque et romaine, in: L’histoire et ses méthodes. Encyclopédie de la
Pléiade. Paris 1961, 454 = DERS., Choix d’écrits. Édité par D. Rousset avec la collaboration de Ph. Gauthier. Indi-
ces par D. Rousset. Paris 2007, 88; vgl. B.H. MCLEAN, An Introduction to Greek Epigraphy of the Hellenistic and
Roman Periods from Alexander the Great down to the Reign of Constantine (323 B.C. – A.D. 337). Ann Arbor,
MI 2002, 1; H.M. COTTON u.a., Corpus Inscriptionum Iudaeae/Palaestinae, Vol. I: Jerusalem, Part 1: 1–704. Ber-
lin – New York 2010, V.
2
R. MACMULLEN, The Epigraphic Habit in the Roman Empire. American Journal of Philology 103 (1982) 233–
246; Ch. ROUECHÉ, Written Display in the Late Antique and Byzantine City, in: Proceedings of the 21st Interna-
tional Congress of Byzantine Studies. London, 21–26 August, 2006, I. Aldershot – Burlington 2006, 235–253;
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Xe Congrès International d’épigraphie grecque et latine, Nimes, 4–9 Octobre 1992 (Série Histoire Ancienne et
Médiévale 42). Paris 1997, 353–368; s.a. ECK, Öffentlichkeit 55 (275); nicht sehr ergiebig M. KAJAVA, Byzantine
Greek Inscriptions and Urban Context. Acta Byzantina Fennica n.s. 3 (2010) 105–115.
3
Zur mannigfachen Bedeutung von 7Ĉ>/26? LSJ s.v.
4
Anth. Pal. IV 3c 1–2 (134–135) (BECKBY) AĮ8.6 7.ă 0>.CĄ12? 7.ă 7Ĉ>/62? 2íC><@Ĉ:4? 9ÿ: | .ãA6. A<ĵ? A.ĽA.
7A4@.9Ā:<6? 920þ84?. Dazu L. GARLAND, Public Lavatories, Mosquito Nets and Agathias’ Cat: The Sixth-Cen-
tury Epigram in its Justinianic Context, in: NATHAN – GARLAND, Basileia 158.
5
Vgl. G. DAGRON, Psellos épigraphiste, in: MANGO – PRITSAK, Okeanos 117f.; DERS., Constantinople imaginaire.
Études sur le recueil des Patria (Bibliotheque byzantine, Études 8). Paris 1984, 150f.; zur Wiedergabe von In-
schriftentexten in der Chronik des Ioannes Malalas siehe R.E.G. DOWNEY, References to Inscriptions in the
Chronicle of Malalas. Transactions and Proceedings of the American Philological Association 66 (1935) 55–72.
6
Vgl. C. RAPP, Hagiography and the Cult of Saints in the Light of Epigraphy and Acclamations, in: SULLIVAN, By-
zantine Religious Culture 291–311.
7
Z.B. KAIBEL, Epigrammata Graeca; PEEK, Versinschriften; PEEK, Griechische Grabgedichte; W. PEEK, Epigram-
me und andere Inschriften aus Lakonien und Arkadien (Sitzungsberichte der Heidelberger Akad. d. Wissensch.,
phil.-hist. Kl., Jahrgang 1971, 2. Abhandlung). Heidelberg 1971; DERS., Griechische Versinschriften aus Klein-
asien (Österr. Akad. d. Wissensch., phil.-hist. Kl., Denkschriften 143). Wien 1980; BERNAND, Inscriptions
métriques de l’Égypte; MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme; s.a. N. LIVINGSTONE – G. NISBET, Epigram
(Greece & Rome, New Surveys in the Classics 38). Cambridge 2010. Für den lateinischen Bereich vgl. zuletzt den
Sammelband von P. KRUSCHWITZ (Hg.), Die metrischen Inschriften der römischen Republik. Berlin – New York
2007 bzw. die Literaturangaben bei F. BÉRARD u.a., Guide de l’épigraphiste. Bibliographie choisie des épigra-
phies antiques et médiévales. Paris 42010, 287. Zu den spätantiken lateinischen Steinepigrammen von Konstan-
tinopel siehe P. CUGUSI, Carmina latina epigraphica Constantinopolitana. Rivista di Filologia e di Istruzione
Classica 138 (2010) 445–461.
52 Einleitung

Zeit nach der Spätantike, die byzantinische Periode von ca. 600 bis zum Fall Konstantinopels,8
stellen Steinepigramme – trotz der Möglichkeit, sich auch vermittels anderer Medien (in)schrift-
lich auszudrücken – die größte Gruppe der inschriftlich auf uns gekommenen byzantinischen
Epigramme dar, auch wenn ab dem 7. Jahrhundert durch die so genannte „grande brèche“9 (7.–
9. Jh.) die inschriftliche Produktion zunächst stark zurückging.10 Die günstige Überlieferungsla-
ge der auf Stein erhaltenen Epigramme ist durch die bessere Beständigkeit des Materials (haupt-
sächlich Marmor)11 bedingt, da etwa gemalte Inschriften schneller dem Verfall preisgegeben
waren als jene, die in Stein geritzt oder vom Stein abgemeißelt waren. Allerdings ist aber auch
bei Steinepigrammen mit einem großen Verlust zu rechnen, da Inschriftenträger wie Gräber,
Kirchen und Stadtmauern durch vielfältige Umstände entweder bereits in byzantinischer Zeit
oder in der Neuzeit in Mitleidenschaft gezogen wurden oder auch vielfach verloren gingen. Als
pars pro toto erwähnt seien die als erstes Buch der Anthologia Palatina12 überlieferten christli-
chen, auch tief in byzantinische Zeit reichenden Epigramme, die heute fast ausschließlich nicht
mehr erhalten sind.
Da sorgfältig gestaltete Steinepigramme auch als besonderes Zeichen der Darstellung von
Einfluss und Macht zu werten sind, findet man sie besonders auch in den großen Zentren des
byzantinischen Reiches, sei es z.B. als Repräsentationsinschriften auf Stadtmauern, sei es als
Stifterinschriften in Kirchen, sei es als Inschriften auf oder neben Gräbern und Sarkophagen.13
Steinepigramme geben somit auch reichlich Auskunft über das byzantinische Kaiserhaus, die
byzantinische Aristokratie und allgemein über die byzantinische Gesellschaft und ihr ausge-
prägtes Stifterwesen.14 Daneben sind sie auch Zeugnis für die gerade auch in Byzanz stark aus-
geprägte Erinnerungskultur.15 Eines der beiden Stifterepigramme in der Kirche Hagioi Iason kai
Sosipatros (10./11. Jh.) (Nr. GR67) in Kerkyra weist explizit darauf hin, dass die Stiftung auch
2ß? … 9:Ă94: Aĩ :2=Ą84@A<: (zur unvergesslichen Erinnerung) diente. Wie auch schon in der
Antike sollte Dauerhaftigkeit erreicht und Vergessen (8Ă54) verhindert werden.16 Das bekannte
—————–
8
Zur zeitlichen Abgrenzung der in diesem Band behandelten Epigramme siehe unten S. 53. Auf die Diskussion
über den Beginn der byzantinischen Geschichte und die Abgrenzung Spätantike / (früh)byzantinische Zeit sei hier
nicht eingegangen: vgl. zuletzt M. MEIER, Ostrom – Byzanz, Spätantike – Mittelalter. Überlegungen zum „Ende“
der Antike im Osten des Römischen Reiches. Millennium 9 (2012) 187–253.
9
D.A. ZAKYTHINOS, La grande brèche dans la tradition historique de l’hellénisme du septième au neuvième siècle,
in: $.>6@AĂ>6<: 2ß? ¥:.@Aþ@6<: . ũ>8þ:1<:, III. Athen 1966, 300–327.
10
C. MANGO, Epigraphy, in: E. JEFFREYS u.a. (Hg.), The Oxford Handbook of Byzantine Studies. Oxford 2008,
144–149. Etwas anders die Situation im islamischen Bereich: Dort wurde die Tradition der Monumentalinschrif-
ten nicht nur weitergeführt, sondern sogar erweitert, vgl. Sh.S. BLAIR, Islamic Inscriptions. Edinburgh 1998.
11
Schon in römischer Zeit stammte der Marmor aus den Kerngebieten der oströmischen Reichshälfte, nämlich aus
der Peloponnes, aus Attika, der Ägäis und aus Südwestkleinasien, vgl. SODINI, Marble, Karte u. Tabelle nach p.
131; s.a. LIVERI, Steinreliefs 93f.; MELVANI, Late Byzantine Sculpture 27–31.
12
H. BECKBY, Anthologia Graeca. Buch I–VI. Griechisch – Deutsch. München 1957, 104–163; zu Buch I auch
LAUXTERMANN, Poetry 89–98.
13
Vgl. MANGO, Sépultures et épitaphes.
14
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 34–45; s.a. A. RHOBY, On certain aspects of self-representation in Byzantine epi-
grams, in: L’épigramme dans tous ses états: épigraphiques, littéraires, historiques, l’Institut d’Études Avancées,
Collegium de Lyon, 3.6.–4.6. 2010 (in Druck); zu den vielfältigen Aspekten byzantinischen Stifterwesens siehe
zuletzt T. GEELHAAR – J. THOMAS (Hg.), Stiftung und Staat im Mittelalter. Eine byzantinisch-lateineuropäische
Quellenanthologie in komparatistischer Perspektive (StiftungsGeschichten 6). Berlin 2011; SPIESER – YOTA, Do-
nation, passim; THEIS, Female Founders, passim; für den antik-römischen Bereich G. ALFÖLDY – S. PANCIERA
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sche Beiträge und epigraphische Studien 36). Stuttgart 2001.
15
Vgl. PAPALEXANDROU, Memory Culture, passim; M. GRÜNBART, Zur Memorialkultur im byzantinischen Mittelal-
ter, in: SULLIVAN, Byzantine Religious Culture 373–394; zur Rolle der memoria als Maßstab für die Schaffung
antik-spätantiker Inschriften ECK, Öffentlichkeit, passim; für das westliche Mittelalter E. BRENNER u.a. (Hg.),
Memory and Commemoration in Medieval Culture. Farnham 2013.
16
Vgl. ECK, Öffentlichkeit 56 (276); für Byzanz P. SCHREINER, Schreiben gegen das Vergessen. Formen der Erin-
nerung in der byzantinischen Schriftkultur, in: R. LAUER (Hg.), Erinnerungskultur in Südosteuropa. Bericht über
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und März 2006 in Göttingen (Abhandlungen der Akad. d. Wissensch. zu Göttingen, n.F. 12). Berlin 2011, 59–81;
Einleitung 53

Hexameter-Stifterepigramm der Kirche von Skripu (9. Jh.) in Orchomenos (Nr. GR98) weist
darauf hin, dass weder Neid noch Zeit die Werke des Stifters im viel fassenden Abgrund des
Vergessens (/B5ń =<8BD.:1ĀG 8Ă54?) werden verbergen können.
Aus dem für das Projekt bzw. die Reihe „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher Über-
lieferung“ definierten Zeitraum 600 bis 150017 sind über 300 Steinepigramme überliefert, die –
wie auch Verse auf anderen Materialien – von Monosticha bis zu Gedichten mit Dutzenden von
Versen reichen.18 Die Mehrzahl ist tatsächlich noch in situ erhalten, einige Steinepigramme sind
jedoch nur mehr durch ein neuzeitliches Zeugnis bekannt.19 Die wichtigsten Quellen für letztere
sind Gesandtschafts- bzw. Reiseberichte, erste Forschungsstudien im 19. Jahrhundert und son-
stige Abschriften.
Den zeitlichen Schwerpunkt der auf Stein überlieferten byzantinischen Epigramme stellt –
wie auch jenen der auf Fresken und Mosaiken,20 Ikonen und Objekten der Kleinkunst21 ange-
brachten Verse – die mittel- und spätbyzantinische Epoche (9.–15. Jh.) dar. Doch gerade bei den
Steinepigrammen gibt es wichtige Zeugnisse bereits im 7. Jahrhundert, so die noch antik-
spätantiken Traditionen verpflichteten Grabepigramme von Ravenna (Nr. IT14, IT15), deren
Versmaß noch der jambische Trimeter mit Auflösungen und Anapästen ist, was in späterer Zeit
kaum mehr zu beobachten ist.22
Die regionale Streuung ist auch in diesem Band eine besonders breite. Neben wichtigen
Zeugnissen byzantinischer Steinepigramme in den byzantinischen Kernlanden – hervorzuheben
sind die Metropolen Konstantinopel (samt Umland) und Thessalonike – gibt es zahlreiche
Zeugnisse aus Randgebieten23 und auch aus Gegenden, die zum Zeitpunkt der Anbringung der
jeweiligen Inschrift nicht (mehr) Bestandteil des byzantinischen Reiches waren. Erwähnt seien
in diesem Zusammenhang jene griechischen Steinepigramme, die im Umfeld des Normannen-
hofes in Süditalien in der ersten Hälfte bzw. um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden (Nr.
IT22, IT27–IT31, US1, AddI32).24 Späte Zeugnisse byzantinischer Epigrammatik sind aber
auch im Schwarzmeerraum im 15. Jahrhundert zu finden (Nr. UK1, UK4).

II. AUFBAU DER VORLIEGENDEN STUDIE


Auf die vorliegende Einleitung folgt die Präsentation der auf Stein überlieferten Epigramme
des Zeitraums 600 n. Chr. – 1500 n. Chr. Viele dieser Epigramme sind entweder unbekannt oder
kaum beachtet, wie auch der Index der Epigrammanfänge dokumentiert, aus dem ersichtlich ist,
dass zahlreiche Verse für die Incipit-Liste von Vassis noch nicht zur Verfügung standen. Wie
—————–
zum Kampf gegen das Vergessen im westlichen Mittelalter P. GEARY, Oblivion between orality and textuality in
the tenth century, in: G. ALTHOFF u.a. (Hg.), Medieval cocepts of the past. Cambridge 2002, 111–122. Zur mo-
dernen Rezeption N. HENKEL (Hg.), Inschriften als Zeugnisse des kulturellen Gedächtnisses. 40 Jahre Deutsche
Inschriften in Göttingen. Beiträge zum Jubiläumskolloquium vom 22. Oktober 2010 in Göttingen. Wiesbaden
2012.
17
Zur Argumentation des zeitlichen Rahmens ausführlich HÖRANDNER, Byz. Epigramme 159; RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken 50–52.
18
Zu den längsten Steinepigrammen zählen etwa die Nr. GR88, GR99 u. TR76.
19
Zu Kriterien der Aufnahme der nicht mehr in situ überlieferten Epigramme vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 50.
20
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken.
21
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst.
22
Vgl. RHOBY, Zwölfsilber 121–127.
23
Überraschenderweise sind jedoch aus Zypern praktisch keine Steinepigramme aus byzantinischer Zeit bekannt (S.
761–763); reichhaltig ist dort jedoch die epigrammatische Überlieferung auf Fresken, vgl. RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken 315–380. Zu Inschriften aus Zypern bis zum 4. Jh. n. Chr. siehe K. CHATZEIOANNOU,
Ř >D.Ą. Ĉ=><? 2ß? Aý? ®884:67ý? =40þ?. !Ć9. 4/2: ><820Ć92:. 7.ă @4926Ċ@26? 2ß? Aý? ®884:67ý? ­=60>.Cý?
7.ă Aý 8.A6:67ý 72Ą92:.. Leukosia 1980 und http://paspserver.class.utexas.edu/Cyprus.aspx . Ein Überblick zu
spätantiken (christlichen) Mosaikinschriften aus Zypern findet sich bei M. GUARDUCCI, Epigrafia greca, IV: Epi-
grafi sacre pagane e cristiane. Rom 1978, 416–423.
24
Im Salento sind inschriftliche griechische Epigramme sogar bis ins 16. Jh. nachweisbar, vgl. JACOB, Épigraphie
172, 176.
54 Einleitung

bereits in den vorangehenden Bänden der Reihe „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher


Überlieferung“, von denen der eine Epigrammen auf Fresken und Mosaiken25 und der andere
Epigrammen auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst26 gewidmet war, sind auch in diesem
Band die Epigramme nach (modernen) Ländern aufgeteilt (Albanien – Zypern). Dies bedeutet,
dass sie nach dem Ort der Anbringung (in situ) bzw. Aufbewahrungsort (Museum) behandelt
werden. Querverweise sind dort angeführt, wo sich ein bestimmtes Epigramm in byzantinischer
Zeit in einem Ort befand, jetzt aber in einem Museum aufbewahrt wird. Ebenso liegen gegebe-
nenfalls Querverweise von der byzantinischen Bezeichnung eines Ortes, in dem ein Epigramm
angebracht war, zur modernen Bezeichnung eines Ortes vor, z.B. Dyrrhachion ĺ Durrës, Chris-
tupolis ĺ Kabala, Nikaia ĺ Iznik usw. Innerhalb der Orte wurden möglichst all jene Epigram-
me nacheinander angeführt, die auf demselben Monument angebracht sind, etwa in derselben
Kirche und auf derselben Stadtmauer, oder die in demselben Museum aufbewahrt werden.
Durch einen ausführlichen allgemeinen Index am Ende des Buches können sowohl die byzanti-
nischen als auch die modernen Orte aufgefunden werden.
Wie bereits in den vorangegangen Bänden wird in traditioneller Weise in den Epigramm-
lemmata zunächst der (architektonische) Kontext der jeweiligen Verse beschrieben. Breiter
Raum wird auch Form und Anordnung der Buchstaben geboten. Das Herzstück bildet die kriti-
sche Textedition samt deutscher Übersetzung, darauf folgen inhaltliche und philologisch-
sprachliche Analyse sowie historische und soziokulturelle Einordnung. Es wurde angestrebt,
möglichst alle (erhaltenen) Epigramme auch bildlich im Tafelteil zu dokumentieren.
Wie in den beiden vorangegangen Bänden wurde aus bereits erörterten Gründen27 von einer
diplomatischen Wiedergabe des Inschriftentextes abgesehen, vor allem aus zwei Gründen: Zu-
nächst ist die inschriftliche Überlieferung im textkritischen Apparat akribisch notiert und auch
anhand der Abbildungen verifizierbar.28 Zum anderen würde eine diplomatische Edition der
Epigrammtexte deren besonderer Eigenart nicht genügen: Es handelt sich nämlich nicht um
unprätentiöse Inschriften ohne literarischen Anspruch, sondern um mehr oder weniger (hoch)-
literarische Produkte,29 die auch in bekannter philologischer und textkritischer Form präsentiert
werden müssen.30
Am Ende des Bandes werden Addenda zum ersten und zum zweiten Band behandelt. Wie
bereits in den Bänden 1 und 2 sind heute verlorene Epigramme mit * und dem Wort „(verlo-
ren)“ gekennzeichnet; Epigramme, von denen nicht klar ist, wo sie sich heute befinden, sind mit
(*) und dem Wort „(verloren ?)“ versehen.
Gelegentlich wurden byzantinische Steinepigramme schon in den beiden vorangegangenen
Bänden behandelt, nämlich ein in Stein geritztes, heute verlorenes Epigramm (Nr. TR32) in der
Blachernenkirche in Panion / BanÕdoz in Ostthrakien, das von der Vergänglichkeit der Materie

—————–
25
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken; vgl. folgende Rezensionen: Vl. DRBAL – M. KULHANKOVÁ, Bsl
68 (2010) 418–420; A. KARPOZILOS, B3.:A6:þ Ĉ99267A. 20 (2010) 311–314; E. JEFFREYS, JHS 131 (2011)
287–288; E. MAGNELLI, MEG 12 (2012) 341–348; A.V. BELOUSOV, Vestnik Pravoslavnogo Sviato-Tikho-
novskogo Gumanitarnogo Universiteta I:5 (43) (2012) 119–121 (zusammen mit RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst); O. DELOUIS, REB 70 (2012) 316–317 (zusammen mit RHOBY, Epigramme auf
Ikonen und Objekten der Kleinkunst).
26
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst; vgl. folgende Rezensionen: I. VASSIS, B3.:A6:þ
Ĉ99267A. 22 (2012) 349–355; E. MAGNELLI, MEG 13 (2013) 371–380.
27
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 70–72 u. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 42.
28
Nicht alle Abbildungen sind von bester Qualität, was durch mangelhafte Vorlagen bedingt ist; trotzdem hilft auch
eine weniger gute Abbildung bei der Auseinandersetzung mit dem Epigrammtext weiter.
29
Pars pro toto sei A. CAMERON, Poetry and Literary Culture in Late Antiquity, in: S. SWAIN – M. EDWARDS (Hg.),
Approaching Late Antiquity. The Transformation from Early to Late Empire. Oxford 2004, 331 zitiert: „The
thousands of inscriptional epigrams [der Spätantike, Anm. des Verf.], many of great interest and high quality …
seldom consulted by literary scholars”.
30
Durch … werden Lücken im Text angezeigt, wobei drei Punkte jeweils einer fehlenden Silbe entsprechen, vgl.
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 70 u. Anm. 282.
Einleitung 55

berichtet,31 ein weiteres Epigramm in der Zelle der Enkleistra des heiligen Neophytos auf Zy-
pern32 sowie drei auf Steinikonen angebrachte Epigramme, von denen sich das erste auf einer
Ikone in der Kirche der Panagia (Koimesis Theotoku) in Makrinit(i)sa, Griechenland, das zwei-
te auf einer Ikone in San Marco, Venedig, und das dritte auf einer Ikone im Archäologischen
Museum in Istanbul befindet.33

III. KATEGORISIERUNG
Die auf Stein überlieferten byzantinischen Epigramme lassen sich grosso modo in zwei gro-
ße Gruppen einteilen, nämlich in metrische Stifterinschriften und metrische Grabinschriften.
Somit sind die meisten Epigramme als so genannte „Originalwerke“ zu bezeichnen, die für ei-
nen bestimmten Anlass geschaffen wurden.34 Standardisierte, mehrfach verwendete Epigramme
begegnen anders als bei jenen Versen auf Fresko und Ikonen relativ selten, was durch die Funk-
tion der auf Stein überlieferten Epigramme bedingt ist: Diese dienen nämlich nicht wie jene auf
Fresken und Ikonen etwa dazu, Schriftrollen von Heiligen zu schmücken oder dargestellte Sze-
nen in Kirchen zu beschreiben.35

1. STIFTEREPIGRAMME AUF STEIN


Die Tradition, die Neuerrichtung oder Renovierung von Bauwerken durch eine Inschrift
festzuhalten, ist seit alters in verschiedenen Kulturen bekannt36 und ist bis heute eine gängige
Praxis.37 Auch aus byzantinischer Zeit sind viele hunderte Steininschriften überliefert, die nur
erahnen lassen, wie bedeutend die beschriebene Praxis trotz des Einschnittes der so genannten
„dark ages“ auch im griechischen Mittelalter gewesen sein muss. Während die Mehrheit dieser
Inschriften in Prosa verfasst ist, gibt es eine nicht unbedeutende Anzahl von Bau- bzw. Reno-
vierungsinschriften, die im Versmaß gestaltet sind. Zu unterscheiden ist zwischen säkularen und
sakralen Bauwerken, d.h. grob gesprochen zwischen Befestigungsanlagen (Mauern, Türme etc.)
auf der einen Seite und Kirchen bzw. Klosteranlagen auf der anderen Seite. Gerade bei letzteren
wird als quasi-Gegenleistung für die Stiftung Bewahrung vor jeglichem Schaden, Vergebung
der Sünden und günstiges Los am Tag des Jüngsten Gerichts erbeten.38

—————–
31
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 293f.
32
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 247. Zu der Steinikone von San Marco siehe jetzt auch H.
MAGUIRE, The Aniketos Icon and the Display of Relics in the Decoration of San Marco, in: DERS. – R.S. NELSON
(Hg.), San Marco, Byzantium, and the Myths of Venice (Dumbarton Oaks Byzantine Symposia and Colloquia).
Washington, D.C. 2010, 91–111.
33
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Ik29, Nr. Ik44, Nr. Ik55.
34
Klassifizierung nach HÖRANDNER, Byz. Epigramme 157f.; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 52–56.
35
Dazu A. RHOBY, Die auf Fresken und Mosaiken überlieferten byzantinischen Epigramme. Einige grundsätzliche
Überlegungen, in: HÖRANDNER – RHOBY, Bedeutung 93–99; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 52f.;
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 32–34.
36
Z.B. für den chinesischen Bereich siehe R.E. HARRIS, The Landscapes of Words. Stone Inscriptions from Early
and Medieval China. Seattle – London 2008.
37
Für die Stadt Wien vgl. C. OTTAWA, Das Gedächtnis der Stadt. Die Gedenktafeln Wiens in Biografien und Ge-
schichten. Wien 2009; V. BÖHM, Bildlexikon lateinischer Inschriften in Wien, I–II. Wien 2010.
38
Vgl. RHOBY, Structure 320–322, 330–332; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 55f. Die Formeln für
die Erwirkung von Gegenleistung haben eine lange Tradition, vgl. A.-J. FESTUGIÈRE, ¥ĩ Ų. La formule « en
échange de quoi » dans la prière grecque hellénistique. Revue des Sciences Philosophiques et Théologiques 60
(1976) 389–418; siehe auch M. MAUSS, Essai sur le don. Form et raison de l’échange dans les sociétés ar-
chaïques. L’Année Sociologique n.s. 1 (1923–24) (= Die Gabe: Form und Funktion des Austauschs in archaischen
Gesellschaften [Suhrkamp-Taschenbuch Wissenschaft 743]. Frankfurt/Main 2009).
56 Einleitung

a) Befestigungsanlagen
Auf den Befestigungsanlagen von Konstantinopel, Thessalonike und Nikaia sind auch heute
noch zahlreiche Inschriften zu entdecken, die von Neuerrichtung oder Renovierung berichten.
Sie reichen von simplen, oft standardisierten Prosainschriften bis zu mehr oder weniger an-
spruchsvollen Elaboraten metrischer Inschriftenkunst. Bei den Steinepigrammen auf der Theo-
dosianischen Landmauer von Konstantinopel etwa handelt es sich in erster Linie um Inschriften,
die anlässlich von Wiederinstandsetzung oder Renovierung eines Mauerteiles oder eines Tur-
mes angebracht wurden. Diese Epigramme bieten eine besondere Möglichkeit der Repräsentati-
on des Kaisers bzw. der herrschenden Klasse, da deren Rolle beim Akt der Stiftung besonders
hervorgehoben wird. Dass die Epigramme auf der Land- und Seemauer von Konstantinopel an
den nach außen gewandten Seiten der Wehranlagen und Türme angebracht werden, ist nicht
Zufall, sondern bewusstes Programm: Solche Inschriften sind weniger Vermittler von Informa-
tion (über den Akt der Stiftung), sondern signalisieren – auch dem (feindlich) an die Stadt Her-
ankommenden – Sicherheit und Unzerstörbarkeit und verfügen somit auch über symbolische
Wirkung.39
Folgende Befestigungsanlagen sind mit Epigrammen versehen:
Albanien: Von den drei ursprünglich auf der Stadtmauer von Dyrrhachion / Durrës ange-
brachten Epigrammen dürften heute zwei verloren sein (Nr. AL1, AL2), die dritte wird heute im
Archäologischen Museum in Istanbul aufbewahrt (Nr. TR57), wobei letztere einen Dialog zwi-
schen dem Besucher und der Stadt darstellt. Von dem in das Jahr 1224/25 zu datierenden Epi-
gramm (Nr. AL2) weiß man, dass es (wahrscheinlich noch bis in das 20. Jahrhundert) an einem
Turm angebracht war; die Verse rühmen ausführlich den stiftenden Herrscher von Epiros Theo-
doros I. Dukas Komnenos Angelos.
Bulgarien: An der Stadtmauer von Mesembria / Nesebăr dürfte das heute nicht mehr in situ
vorhandene Epigramm Nr. BG2 angebracht gewesen sein. Die Verse berichten vom Wiederauf-
bau der Stadt und dienen gleichzeitig der Propaganda für die Herrschaft von Kaiser Basileios I.
und seiner mitregierenden Söhne Leon und Alexandros.
Former Yugoslav Republic of Macedonia: Heute verloren ist ein ursprünglich auf einem Be-
festigungsturm von Skopje angebrachtes Epigramm, das wahrscheinlich in das 12. Jahrhundert
zu datieren ist (Nr. FY2). Der anonyme Sprecher des Epigramms richtet sich an den potentiellen
Leser und stellt für diesen die Frage nach dem Urheber der (Neu)aufrichtung der Stadtmauer
bzw. des Turmes. Die Antwort darauf dürfte in den schon bei der Aufzeichnung der Inschrift
verlorenen Versen gegeben worden sein.
Griechenland: Ein unvollständig erhaltenes Epigramm, ursprünglich in die Stadtmauer von
Ioannina vermauert, wird heute im Byzantinischen Museum der Stadt aufbewahrt (Nr. GR61).
Aufgrund einer nicht sehr geglückten Konjektur wurde bisher vermutet, dass die Verse über die
Errichtung eines Narthex berichten. Von den beiden aus Christupolis / Kabala überlieferten
Steinepigrammen ist eines noch in situ vorzufinden, nämlich auf einem Turm der Stadtmauer
(Nr. GR62): Die beiden Verse sind dem Lob des „von Gott gestützten“ (52<@AĂ>67A<?) Turmes
gewidmet. Das zweite Epigramm ist in eine Steinplatte eingeritzt, die heute im Archäologischen
Museum aufbewahrt wird (Nr. GR63). Die Verse folgen einem Muster, das auch von vielen
anderen, ähnlich gebauten (Stifter)epigrammen bekannt ist:40 Zuerst wird ein bedauernswerter
Zustand (z.B. einer Stadtmauer) beschrieben, danach die ruhmvolle Wiederaufrichtung durch
einen Stifter, in diesem Fall durch Basileios Kladon. Bei dem heute im Archäologischen Muse-
um von Kalamata aufbewahrten Steinplattenfragment mit einem ebenso fragmentierten Epi-
gramm (Nr. GR64) ist nicht ganz klar, worauf sich die Verse beziehen: Die Signalwörter A<ĄDŁ
(Vers 5) und 7.A<DB>Ċ@[.?] (Vers 6) lassen eine Stadtmauer als ursprünglichen Anbringungsort
vermuten, vielleicht jene von Methone. Heute verloren ist das Epigramm, das einst vielleicht
oberhalb des Eingangs in die Festung Akrokorinthos angebracht war (Nr. GR73); daneben dürf-
—————–
39
Siehe unten S. 102.
40
Zum Topos RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383–385.
Einleitung 57

te sich ein Bildnis des Herrschers der Peloponnes, vermutlich des Theodoros I. Palaiologos,
befunden haben, vielleicht als Skulptur, vielleicht aber auch gemalt.41 Ein weiteres, ursprünglich
vielleicht an der Mauer von Akrokorinthos angebrachtes Epigramm wird heute im norditalieni-
schen Piazzola sul Brenta (Nr. IT12) verwahrt; es berichtet von einem Wach- bzw. Signalturm.
In einen im thrakischen Maroneia befindlichen Brunnen als Spolie vermauert ist ein Steinblock,
auf dem nur der Datierung gewidmete Verse42 erhalten sind (Nr. GR84). Das vollständige Epi-
gramm dürfte sich auf eine Stadtmauer bezogen haben, da die gleichen Datierungsverse auch
auf einer Steinplatte am äußeren Burgtor von Chora auf der Insel Samothrake zu finden sind,
die noch dazu den Epigrammtext vollständig überliefert (Nr. GR107). Das Beispiel von Sa-
mothrake beweist, dass auf Befestigungsanlagen angebrachte metrische Inschriften nicht nur in
den größeren Städten und Zentren zu finden sind. Das gilt auch für das nächste Epigramm: Ur-
sprünglich Bestandteil einer Befestigung auf der Insel Samos sind zwei heute im Archäologi-
schen Museum in Pythagoreio aufbewahrte Steinplatten mit Epigrammtext Nr. GR106. Spre-
cher des Epigramms ist das Bauwerk selbst, das dem Leser der Inschrift Worte wie „Viele Jahre
dem Herrscher Theophilos und Theodora“ und „Theophilos, Herrscher über die Rhomäer, sei
gegrüßt“ in den Mund legt. Als Spolie vermauert ist auch eine Steinplatte, die an der nördlichen
Außenmauer der modernen Kirche Hypapante tu Christu in Thessalonike zu finden ist; der Epi-
grammtext (Nr. GR122) bezieht sich allerdings nicht auf einen Kirchenbau, sondern legt den
Schluss nahe, dass die Verse ursprünglich an der Stadtmauer von Thessalonike angebracht wa-
ren. Tatsächlich noch in situ vorhanden ist das Epigramm, das mit Ziegeln in den so genannten
Manuel-Turm der Stadtmauer von Thessalonike eingefügt ist (Nr. GR131); das Interessante an
dieser Inschrift, die den Statthalter von Thessalonike, den späteren Kaiser Manuel II. Palaiolo-
gos nennt, ist, dass sie sowohl von oben als auch von unten gelesen werden kann.
Italien: Viele der im Gebiet des heutigen Italien überlieferten Steinepigramme wurden – wie
bereits oben erwähnt43 – zu einer Zeit geschaffen, als das Gebiet gar nicht mehr unter byzantini-
scher Oberhoheit stand. Tatsächlich noch aus der byzantinischen Epoche (a. 1011) stammt je-
doch jenes bekannte Epigramm des Basileios Mesardonites, das auf einer heute im Museum der
Basilica San Nicola in Bari aufbewahrten Steinplatte überliefert ist (Nr. IT2); die Steinplatte
dürfte in die Befestigung des Kastells eingemauert gewesen sein, die Verse berichten aber auch
von der Errichtung einer „in der Art eines Leuchtturms“ hochgezogenen Kirche, die derselbe
Stifter wohl im Bereich der Festung errichten ließ. In einem Privathaus in Maglie, in der Nähe
von Otranto, befinden sich drei Fragmente einer Steinplatte mit Epigrammtext (Nr. IT8), dessen
erste Verse berichten, dass der Stifter „die überaus schöne Spitze der Lüfte errichten und aus-
statten ließ“. Es ist gut möglich, dass damit ein Turm bzw. Wachtturm gemeint ist; alternativ
muss aber auch daran gedacht werden, dass sich das Epigramm ursprünglich auf eine Kirchen-
stiftung bezog, wenn man – ähnlich wie im eben erwähnten Epigramm von Bari – „die überaus
schöne Spitze der Lüfte“ als Kirche bzw. Kirchenturm interpretiert.
Syrien: Aus dem Gebiet des heutigen Syrien ist eine Vielzahl von antik-/spätantiken griechi-
schen Inschriften überliefert. Nicht wenige epigraphische Zeugnisse stammen auch aus der Zeit
der byzantinischen Rückeroberung Ende des 10. Jahrhunderts.44 Im Archäologischen Museum
von Latakia befindet sich eine nicht vollständig erhaltene Steinplatte, in die das Fragment eines
Epigramms eingeritzt ist (Nr. SY1). Das in Vers 1 genannte 52Ć@F@A<: 7þ@A><: dürfte die wie-
der instandgesetzte Zitadelle von BalƗtunus sein, wo die Steinplatte auch gefunden wurde.
Türkei: Wie bereits erwähnt, sind heute nicht mehr alle Steinepigramme in situ vorhanden.
Sie sind entweder zur Gänze verloren, oder der Inschriftenträger – ein Steinblock oder eine
Steinplatte – wird heute in einem Museum aufbewahrt, wie dies etwa bei dem schon angeführ-
ten Epigramm Nr. TR57 der Fall ist, das zur Stadtmauer von Dyrrhachion gehört, jedoch im
Archäologischen Museum in Istanbul aufbewahrt wird. Um einen solchen Fall handelt es sich
—————–
41
Siehe unten S. 266.
42
Zu diesem Phänomen siehe unten S. 97–100.
43
Siehe oben S. 53.
44
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête, passim.
58 Einleitung

auch bei Epigramm Nr. GR13: Zwei Steinplatten, ursprünglich angebracht an einem Turm der
Befestigung von Ainos / Enez, sind heute im Epigraphischen Museum in Athen zu finden. Wie
in Epigramm Nr. GR64 sind es in einem Epigramm (Nr. TR10) auf einer im Archäologischen
Museum in Alanya aufbewahrten Steinplatte die Signalwörter 7.A<DB>2ĵ: =Ć86:, die darauf hin-
deuten, dass das Epigramm ursprünglich auf einer Stadtmauer, vielleicht jener von Kalon Oros /
Alanya, angebracht war. Von den beiden Epigrammen auf der Stadtmauer von Ankyra / Ankara
ist heute nur mehr eines erhalten: Beide Epigramme stammen aus dem 9. Jahrhundert und dürf-
ten nach dem arabischen Angriff von 838 entstanden sein. In Epigramm Nr. TR15 werden jene,
die die Stadt betreten, aufgefordert, „Stadt des Herrn, sei gegrüßt, neues Sion“ zu rufen; Epi-
gramm Nr. TR16 beginnt mit dem bereits erwähnten Topos,45 den ursprünglich bedauernswer-
ten Zustand (der Stadtmauer) zu beschreiben. Mit dem gleichen Topos setzt auch das heute
ebenfalls verlorene Epigramm ein, das sich ursprünglich auf einem Turm der Stadtmauer von
Antiocheia / Antakya befand (Nr. TR22). Das zweite Epigramm aus Antiocheia / Antakya ist
schwer verstümmelt; wieder sind es die Signalwörter Ü026>2 A2ĵD<?, die darauf hindeuten, dass
der entsprechende, heute im Archäologischen Museum aufbewahrte Steinblock von der Stadt-
mauer stammt. Anhand der Epigramme der Stadtmauer von Attaleia / Antalya können die Bau-
arbeiten zwischen 909/10 und 915/16 genau nachverfolgt werden (Nr. TR24–TR26). Der Grund
für die Arbeiten an den Befestigungsanlagen war die drohende arabische Gefahr, wie explizit in
Vers 9 des Epigramms Nr. TR26 angeführt ist: 2ß? … [7.ă 7.A.A]><[=]ā: AŃ: 1B@@2/Ń: ¥0þ>F:
(und zur Vertreibung der ehrfurchtslosen Agarener). Von Renovierungsarbeiten an der Stadt-
mauer von Attaleia / Antalya, vermutlich im 12. Jahrhundert, berichtet Epigramm Nr. TR27.
Der Topos der Schilderung der einst zerstörten und eingestürzten Mauern und der darauffolgen-
den Wiederaufrichtung kommt auch in Epigramm Nr. TR37 zum Tragen: Die in eine auf dem
Friedhof von Bozuk Köy aufgefundene Stele eingeritzten Verse könnten ursprünglich an der
Stadtmauer von Laodikeia Kekaumene angebracht gewesen sein. Kaiser Michael VIII. Palaio-
logos wird in einem Epigramm gerühmt, das einst irgendwo an der Befestigungsanlage von
Adrianupolis / Edirne angebracht war (Nr. TR39); diese wurde zum Schutz gegen die „Barba-
ren“ errichtet, womit wohl die Bulgaren gemeint sind. Auf einer heute vermutlich verlorenen
Steinplatte, die am Ende des 19. Jahrhunderts in der Nähe von Karacaköy in Ostthrakien gefun-
den wurde, war Epigramm Nr. TR97 angebracht; es geht aus dem Text zwar nicht klar hervor,
das Epigramm könnte aber ursprünglich irgendwo an der Stadtmauer von Adrianupolis / Edirne
angebracht gewesen sein. Eine tatsächlich monumentale und somit auch weithin sichtbare Epi-
gramminschrift mit einer Länge von zehn Metern ist auf einem Turm der Festung von Herakleia
Pontike / Ere÷li (Karadeniz Ere÷lisi) angebracht (Nr. TR43); der gerühmte Bauherr ist der im
Purpur geborene David Komnenos, der Bruder des ersten trapezuntinischen Kaisers Alexios I.
Ebenfalls auf einem Turm von Herakleia Pontike angebracht war Epigramm Nr. TR44, das in
erster Linie ein Lob des nikänischen Herrschers Theodoros I. Laskaris darstellt, der die Stadt im
Jahr 1211 erobert hat; in diesem Epigramm wird der Turm aufgefordert, den Turmbauer, näm-
lich Theodoros I., auszurufen. Noch am Beginn des 20. Jahrhunderts war in eine Kirche auf der
Insel Imbros / Gökçeada ein Marmorblock mit einem kurzen Epigramm vermauert. Der Inhalt
der Verse – es ist von der Fertigstellung eines Turmes die Rede – lässt allerdings darauf schlie-
ßen, dass der Stein ursprünglich Teil der Festung von Palaiopolis / Kaleköy war. Zahlreich sind
die Epigramme, die auf den Land- und Seemauern, vor allem auf Türmen, von Konstantinopel /
Istanbul angebracht sind. Sie stammen aus unterschiedlicher Zeit (8.–12. Jh.)46 und sind teilwei-
se auch nicht mehr in situ vorhanden; ihre Inschriftenträger werden teilweise in Museen aufbe-
wahrt oder sind verloren. Als besonders ungewöhnliches Epigramm ist TR86 zu nennen, das
heute an Turm Nr. 13 der Blachernenmauer angebracht ist: Es ist nämlich nicht, wie sonst üb-
lich, im byzantinischen Zwölfsilber abgefasst, sondern setzt sich aus zwei Fünfzehnsilbern zu-
—————–
45
Siehe oben S. 56.
46
Vermutlich aus dem 8. Jh. stammen die Nr. TR83–TR85, aus dem 9. Jh. stammen die Nr. TR61, TR63, TR66,
TR87 und TR88; in das 10. Jh. wird Nr. TR82 datiert, in das 11. Nr. TR89 und Nr. TR90, in das 12. Jh. Nr. TR86
und Nr. TR91, wobei letzteres Epigramm vielleicht aber noch später zu datieren ist.
Einleitung 59

sammen.47 Auf die Errichtung eines Turmes der Landmauer könnte sich auch Epigramm Nr.
TR54 bezogen haben, das nur handschriftlich überliefert ist. Außergewöhnlich ist auch jenes
Epigramm, das einst oberhalb des Nordtores der Burg von Smyrna / Izmir angebracht war (Nr.
TR93), da es nämlich im Hexameter abgefasst war. Auch auf einem Turm der mächtigen Fes-
tung von Nikaia / Iznik hat sich ein Epigrammfragment erhalten (TR96): Dabei wird der Turm
mit dem Turm von Babel in Beziehung gesetzt. Vermutlich heute nicht mehr erhalten ist ein auf
der äußeren Stadtmauer von Trapezunt / Trabzon angebrachtes Epigramm (TR199), das als
Stifter der Befestigung der Unterstadt den trapezuntinischen Kaiser Alexios II. Komnenos
nennt.
Ukraine: Wie bereits oben erwähnt, sind inschriftliche byzantinische Epigramme nicht nur in
den byzantinischen Kernlanden, sondern auch in Gegenden zu finden, die schon lange nicht
mehr unter griechisch-byzantinischem Einfluss standen. Eine heute verlorene Steinplatte war in
die Festung von Bilgorod-Dnistrovksyi vermauert; darauf war eine von früheren Editoren
schlecht aufgezeichnete Inschrift angebracht (Nr. UK1), bei der vielleicht der Versuch zu er-
kennen ist, einzelne Teile metrisch zu gestalten. Heute in einem Museum in Simferopol noch
vorhanden ist eine große Steinplatte, von der höchstwahrscheinlich ein (schlecht ausgestaltetes)
Epigramm (Nr. UK4) abgemeißelt ist. Auch hier ist eher der Versuch, Verse zu gestalten, zu
notieren. Immerhin weiß man, dass die Steinplatte von der Festung Alušta im Süden der Krim
stammt.

b) Kirchen und Klosteranlagen


Auf Stein angebrachte Epigramme, die über die Stiftung von Kirchen und Klosteranlagen be-
richten, dienen in erster Linie ebenfalls der Demonstration von Einfluss und Macht höher ge-
stellter Persönlichkeiten und – vor allem im städtischen Bereich – der aristokratischen Klasse.
Doch auch aus der byzantinischen Provinz sind Beispiele von sorgfältig vom Stein abgemeißel-
ten oder in den Stein geritzten, von lokalen Magnaten in Auftrag gegebenen Stifterepigrammen
erhalten, wenngleich die meisten (vor allem in Prosa gehaltenen) Stifterinschriften gemalt
sind,48 da es nur für die Eliten leistbar war, sorgfältig vom Stein abgemeißelte oder aufmerksam
in den Stein geritzte Epigramme anbringen zu lassen.
Viele der von Kirchen- bzw. Klosterstiftungen berichtenden Epigramme sind von einer ge-
wissen Formelhaftigkeit geprägt: Zunächst wird der Anlass der Stiftung genannt, daraufhin der
Stifter kurz beschrieben; das Ende bildet oft die Bitte, als Gegenleistung Vergebung der Sünden,
Beistand am Tag des Jüngsten Gerichts und Eintritt in das Paradies zu erlangen. Eine Ausnahme
für diesen traditionellen Aufbau stellt das Stifterepigramm (Nr. GR59) der Kirche Hagioi Taxi-
archai in Mokista / Hagia Sophia am Nordostufer des Trichonis-Sees dar, in dem gleich in Vers
1 die Sehnsucht, sich von den Sünden zu reinigen, genannt wird.
Former Yugoslav Republic of Macedonia: Das Stifterepigramm auf einem Architrav der
Klosterkirche von Veljusa bei Strumica wird heute in Sofia aufbewahrt (Nr. BG4). Das zweite
Epigramm (FY1) zur Stiftung einer Kirche aus der Former Yugoslav Republic of Macedonia ist
heute noch in situ angebracht, nämlich an der nach Westen gerichteten Außenfassade der be-
kannten Kirche Sveta SofƋa in Ohrid. Das Besondere an dieser Inschrift besteht darin, dass sie
aus eingelegten Ziegeln gestaltet ist.
Griechenland: Mitunter sind Epigramme derart fragmentarisch überliefert, dass es nicht si-
cher ist, ob es sich tatsächlich um einen metrischen Text handelt.49 Ein solcher Fall liegt bei der

—————–
47
Siehe dazu auch unten S. 89.
48
Siehe z.B. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions, passim (dazu KALOPISSI-VERTI, Collective Patterns, passim); FEISSEL –
PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse, passim; GEROLA, Monumenti Veneti IV, passim; etc. Zu Stif-
tungen im ländlichen Bereich s.a. A. LAIOU, The Peasant as Donor (13th–14th Centuries), in: SPIESER – YOTA, Do-
nation 107–124.
49
Nicht aufgenommen wurde die von H. GRÉGOIRE, Notes épigraphiques. Byz 8 (1933) 77f. angeführte Inschrift,
die nur aufgrund sehr großzügiger Ergänzungen als metrisch zu identifizieren wäre.
60 Einleitung

Stifterinschrift der Kirche ho Taxiarches bei Agnante in der griechischen Landschaft Lokris vor
(Nr. GR1). Ebenfalls sehr fragmentarisch überliefert ist auch das auf einem Architrav ange-
brachte Epigramm von Argos, von dem aber zumindest ein Vers vollständig überliefert ist (Nr.
GR3). Ein interessantes Stifterepigramm ist Nr. GR4: Auf einem Türsturz des Katholikons des
Paregoretissa-Klosters in Arta angebracht erwähnt es die Kirchenstiftung selbst mit keinem
Wort, sondern ist einzig dem Lob des Herrschers von Epiros Nikephoros I., seiner Frau und
seinem Sohn gewidmet. Südlich von Arta befindet sich das Kloster Kato Panagia; in die Südfas-
sade der Außenmauer ist eine Ziegelinschrift eingefügt, die als Vers identifiziert werden kann
(Nr. GR7). Interessanterweise ist der Vers auch in der Kirche Porta Panagia bei Pyle in der Nä-
he von Trikala zu finden. Somit ist dieser Vers eines der wenigen Beispiele von Steinepigram-
men, die an verschiedenen Orten belegt sind.50 Die Stiftung der Erneuerung eines Grabes wird
wahrscheinlich in Epigramm Nr. GR9 beschrieben, das auf im Byzantinischen Museum in
Athen aufbewahrten Altarschranken angebracht ist. Mit dem bekannten Topos, dass die Kirche
früher alt, klein, aus Lehm und (das Dach) morsch war, beginnt das Stifterepigramm in der Kir-
che Hagioi Theodoroi in Athen (Nr. GR15). Der Stifter Nikolaos Kalomalos ist vielleicht auch
auf einer Siegellegende überliefert. Ob es sich bei Nr. GR38 um eine Stifterinschrift für das
Kloster der Theotokos Barnakobas nördlich von Naupaktos handelt, kann aufgrund der stark
fragmentierten Überlieferung nicht bestimmt werden: Das (teilweise konjizierte) Initium 4[A2ĵ?
9.52ĵ:] könnte ein Hinweis auf ein Stifterepigramm sein, da etwa das Stifterepigramm (Nr.
GR79) in der Kirche Hagios Barnabas bei Luros am Ambrakischen Golf ebenfalls mit 4A2ĵ?
9.52ĵ:, ¡:5>F=2 … beginnt. Am Türsturz der Kirche Palaia Metropolis in Beroia heißt es bezo-
gen auf die Stiftung lapidar .ă A<ĽA< ±>0<: 67ĂA. 5B4=Ć8<B (Auch dies ist ein Werk des Bi-
schofs Niketas) (Nr. GR41). Mit ähnlichen Formulierungen signieren Kopisten gerne ihre Hand-
schriften. Ob es sich tatsächlich um ein Stifterepigramm handelt, ist auch bei Nr. GR51 in der
Kirche Panagia Krena bei Babyloi auf der Insel Chios nicht eindeutig zu bestimmen: Immerhin
ist aber die Bitte um Rettung vor Schaden und um Vergebung der Sünden ein stichhaltiges Ar-
gument für eine Stiftung.51 Das heute nicht mehr erhaltene Epigramm Nr. GR53 in der alten
Metropolis von Drama ist nur durch die Datierung am Ende als Stifterepigramm zu identifizie-
ren. Auch die Formulierung, dass die jetzige Kirche früher ein heruntergekommener Ort von
Wildtieren und Vögeln war, wie dies in Epigramm Nr. GR57 ausgedrückt wird, das sich in der
Klosterkirche Hagios Georgios Mauru bei Karystos auf Euboia befindet, ist nicht ohne Paralle-
le: Eine ähnliche Aussage ist in Epigramm Nr. ZY1 in der Höhle des heiligen Johannes Pro-
dromos beim Kloster Hagios Neophytos auf Zypern zu finden. War schon in Epigramm Nr.
GR15 von der Renovierung eines morschen Kirchendachs die Rede, trifft dies auch auf Epi-
gramm Nr. GR58 zu, das in einen heute in Hagia (nordöstl. von Larisa) befindlichen Steinblock
eingeritzt ist. Sehr lapidar formuliert ist das Epigramm auf einer heute verlorenen, im thessali-
schen Halmyros gefundenen Steinplatte (Nr. GR60): Es besteht nur aus zwei Versen, wobei
Vers 2 die (metrische) Signatur des Stifters darstellt: è =<692:þ>D4? 6D.ā8 282@AĄ:<B. Wie
schon mehrfach erwähnt, kann die Funktion von Inschriften trotz fragmentierten Zustandes
durch Signalwörter bestimmt werden: Ein solcher Fall liegt auch bei dem vermutlich zur Theo-
tokos-Kirche Zoodochos Pege in Karytaina gehörenden Epigramm Nr. GR65 vor: In Vers 2
wird die Kirche genannt (<ã749. 8.9=>ą<:> AĮ? [=.]:.9Ċ9<B 7Ć>4?), in Vers 5 wird die Stif-
tung als Gegenleistung für vielfältiges Erbarmen erklärt (2ß? :A.9<6/ā: ­8Ā<B? =<8<8><-
=845<Ľ?). Von zwei metrischen Stifterepigrammen flankiert ist der Haupteingang der Kirche der
heiligen Iason und Sosipatros in der Stadt Kerkyra (Nr. GR67, Nr. GR68); sie besagen ungefähr
das Gleiche, Epigramm Nr. GR68 dürfte jedoch im Hexameter abgefasst sein. Ein weiteres Stif-
terepigramm aus Kerkyra ist teilweise auf einem Steinblock eingeritzt, der in Piazzola sul Bren-
ta aufbewahrt wird (Nr. IT12). Bei Epigramm Nr. GR70, das auf einem heute im Archäologi-
schen Museum von Komotene aufbewahrten Architrav angebracht ist, wird erst in der zweiten
Hälfte klar, dass es sich auch auf eine Kirchenstiftung bezieht. Heute nur mehr als Spolie sicht-
—————–
50
Siehe oben S. 55.
51
Siehe oben S. 55.
Einleitung 61

bar ist ein Teil eines Templonepistylbalkens mit Vers Nr. GR74, der in die äußere Umfas-
sungsmauer der Festung Akrokorinthos vermauert ist. Die Inschrift könnte Beweis dafür sein,
dass es auf der Burg eine der Theotokos geweihte Kirche gab. Zur Erinnerung an den Stifter
wurde wahrscheinlich Vers Nr. GR80 geschaffen, der in eine einst im Kloster der Theotokos AĮ?
ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? in Makrinit(i)sa im Peliongebirge befindliche Altarschranke eingeritzt ist.
Aus Mystras sind mehrere Steinepigramme vorhanden, die sich auf Kirchenstiftungen beziehen
(GR85–GR89): Die Gründung der ältesten Kirche des Brontochion-Klosters wird in Epigramm
Nr. GR85 beschrieben, die endgültige Ausgestaltung der Metropolis-Kirche (auch Hagios
Demetrios) durch Nikephoros Moschopulos, den Onkel des bekannten Philologen und Schrift-
stellers Manuel Moschopulos, wird in Epigramm Nr. GR86 geschildert. Nicht direkt als Stif-
terepigramm ist Nr. GR87 zu sehen, das in einen Türsturz der eben genannten Kirche eingeritzt
ist: Der in die Kirche Eintretende wird aufgefordert, an den Erbauer Nikephoros zu denken. Ein
in mehrfacher Hinsicht außergewöhnliches Epigramm ist Nr. GR88: Es umfasste 46 Verse und
gehörte somit zu den längsten inschriftlichen Epigrammen,52 auch wenn es heute nicht mehr
erhalten ist. Es handelt sich zwar grundsätzlich um ein Stifterepigramm für die Kirche Hagia
Sophia in Mystras, die eigentliche Stiftung wird aber nur in zwei Versen (39–40) genannt, wäh-
rend der übrige Text dem Lob des Despoten Manuel Kantakuzenos und seiner Eltern gewidmet
ist. Über die Funktion eines stark fragmentierten Epigramms in Naupaktos (Nr. GR91) kann nur
spekuliert werden: Auch hier könnte durch die Bitte um Beistand am Tag des Jüngsten Gerichts
ein Hinweis auf die Stiftung einer Kirche vorliegen. Von einer ebensolchen Bitte stark geprägt
ist auch das Stifterepigramm, das in die Außenmauer des Katholikons des Klosters Hagia Areia
bei Nauplion eingeritzt ist (Nr. GR93). Ein zweites, heute verschollenes Epigramm (Nr. GR94),
das nur zur Hälfte erhalten ist, könnte eine zweite Stifterinschrift für das Kloster Hagia Areia
darstellen. Ein Stifterepigramm, bei dem nur der Versuch, Verse zu verfassen, zu erkennen ist,
ist Nr. GR95, das am Gesims der Kirche der Panagia Protothrone in Chalki auf der Insel Naxos
angebracht ist. Diese Inschrift ist ein weiteres schönes Beispiel dafür, dass auch in der byzanti-
nischen Provinz der Wunsch bestand, eine Stiftung auch durch eine besondere Inschrift, d.h. ein
Epigramm, zur Geltung kommen zu lassen. Aus Naxos ist aber auch ein Stifterepigramm erhal-
ten, das von besserer sprachlicher und prosodisch-rhythmischer Qualität ist (Nr. GR96), wenn-
gleich die paläographische Umsetzung mangelhaft gestaltet ist: Es befindet sich auf einem Tür-
sturz, der heute im Bereich der Kirche Hagios Mamas in Kato Potamia aufbewahrt wird. Der
toposartige Beginn, der über den früher beklagenswerten Zustand der Kirche berichtet, erinnert
hier besonders stark an das Initium des Epigramms der Kirche der heiligen Theodoroi in Athen
(Nr. GR15). Eines der bekanntesten Steinepigramme aus byzantinischer Zeit, das eine Kirchen-
stiftung zum Inhalt hat, enthält jene Hexameter-Verse, die an der Außenwand des Katholikons
des Klosters von Skripu in Orchomenos angebracht sind (Nr. 98). Auch hier sind es gleich am
Beginn der Inschrift genannte Signalwörter, die auch dem nur mäßig Alphabetisierten klarma-
chen, worum es in den Versen geht.53 Als Stifterepigramm könnten auch die unvollständig über-
lieferten Verse Nr. GR101 gedient haben, die auf einem Marmorfragment angebracht sind, das
im Archäologischen Museum von Patrai aufbewahrt wird. Ein unprätentiöses Stifterepigramm
bezieht sich auf den Bau des Katholikons des Klosters Petra im südlichen Makedonien (Nr.
GR102): Eher lapidar wird der Stifter genannt, der als Gegenleistung um Vergebung der Sünden
bittet. Ein Stifterepigramm stellt vielleicht auch Nr. GR109 dar, dessen Inschriftenträger heute
in die Kirche Koimesis Theotoku in Magula bei Sparta verbaut ist. Zwei relativ kurze Stifterepi-
gramme sind zu beiden Seiten des zentralen Eingangs in den Naos des Katholikons des Klosters
Hosios Lukas angebracht (Nr. GR110, Nr. GR111). Trotz der Höhe der Anbringung sind die
Verse gut zu lesen. Zu einem Stifterepigramm könnten auch die wenigen erhaltenen Buchstaben
einer Inschrift gehört haben, die auf einem am Gelände einer Basilika auf der Halbinsel Tegani
(Mani) aufgefundenen Steinblock eingeritzt sind: Die Wendung 126:Ń: 9=8.749þAF: könnte
zu der für Stifterepigramme traditionellen Bitte um Vergebung der Sünden gehört haben. Ein
—————–
52
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 43f.
53
Dazu unten S. 322–323 und die dort zitierte Literatur.
62 Einleitung

sehr konventionell aufgebautes Stifterepigramm stellen auch jene Verse dar, die in einen Stein-
block geritzt sind, der sich heute im Archäologischen Museum von Theben befindet, ursprüng-
lich aber aus der dort befindlichen byzantinischen Kirche Hagios Georgios Theologos stammt
(Nr. GR117). In Vers 4 wird Gregor von Nazianz, der Patron der Kirche als Aą 0>Ă0<><: CŃ?
angesprochen. Ein zweites, heute verlorenes und schon zum Zeitpunkt der erstmaligen Auf-
zeichnung stark fragmentiertes Epigramm hat wahrscheinlich ebenfalls eine Kirchenstiftung
zum Inhalt (Nr. GR118): Signalwörter hierfür sind 3Ā<:A6 Ań =Ć5Ł in Vers 1.54 Trotz vieler Lü-
cken im Text kann auch Epigramm Nr. GR120 als Stifterinschrift identifiziert werden: Es ist in
einen Stein geritzt, der heute im Museum von Thermon aufbewahrt wird, ursprünglich aber
vielleicht zur Kirche des heiligen Nikolaos in Mokista / Hagia Sophia in der Nähe des Tricho-
nis-Sees gehörte. Naturgemäß sind auch aus Thessalonike mehrere Epigramme, die Kirchenstif-
tungen zum Inhalt haben, überliefert: Ein stark fragmentiertes Epigramm befindet sich auf ei-
nem Stein, der im Archäologischen Museum aufbewahrt wird (Nr. GR121). Die Verse berichten
höchstwahrscheinlich von einer Stiftung in der Kirche Hagia Sophia, wahrscheinlich von einer
Erneuerung, wie die Verbalform :2<B>045[Ā:A.] in Vers 2 zu verstehen gibt. Eine Art Stifter-
vers könnte Nr. GR123 sein, der – unter der Voraussetzung, dass das Monogramm richtig ent-
schlüsselt ist – den Eparchen von Thessalonike nennt. Ein Epigramm (Nr. GR124) auf einem
Steinmedaillon in der Krypta der Kirche des heiligen Demetrios berichtet vermutlich von der
Farbgestaltung des Marmors der Kirche wahrscheinlich im 9. Jahrhundert unter dem auch sonst
belegten Metropoliten von Thessalonike Theodoros. Ein recht bekanntes Stifterepigramm ist in
den Türsturz der Kirche Panagia ton Chalkeon geritzt (Nr. GR126); es beginnt metrisch und
setzt sich in Prosa fort. Von der Erneuerung einer Kirche in Thessalonike berichtet auch das
nicht vollständig erhaltene Epigramm Nr. GR129; vielleicht handelt es sich bei der Kirche um
jene des heiligen Demetrios.
Italien: Ohne großen literarischen Anspruch ist das aus drei Versen bestehende Stifterepi-
gramm in der Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel verfasst (Nr. IT11). Der Stifter bringt
Christus als Gegengabe für die erhaltene Gnade die Kirche der Heiligen Kyros und Ioannes dar.
Teile der stark fragmentierten Inschriften, die auf ebenso fragmentierten, im Archäologischen
Museum in Cagliari aufbewahrten Steinen angebracht sind (Nr. IT20), könnten auf die Stiftung
einer (westlichen ?) Kirche in Donori (nördl. von Cagliari) hindeuten. Hinweis dafür könnte die
Sequenz …] :.ą: ­07[… in Fragment IV sein, die sich auf die Einweihung (­07.Ą:6.) beziehen
könnte. Ebenfalls aus Sardinien könnte eine weitere Stifterinschrift stammen (Nr. IT21): Trotz
Lücken im Text ist Nr. IT21 klar als Stifterepigramm zu identifizieren. Die nicht mehr erhaltene
Inschrift Nr. IT26 dürfte zu der ebenfalls zerstörten Kirche Santa Maria in Mili San Pietro (südl.
von Messina) gehören; die Verse stammen aus der Blütezeit griechischer Kultur am Hofe des
Normannenherrschers Roger II. Dies gilt auch für das Stifterepigramm der bekannten Kirche
Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) in Palermo, das an der Außenfassade ange-
bracht ist (Nr. IT30). Ein weiteres, heute wohl ebenfalls nicht mehr erhaltenes Epigramm aus
Palermo kann nur aufgrund von Signalwörtern als Stifterinschrift identifiziert werden (Nr.
IT32): Der einzige vollständig überlieferte Vers stellt die traditionelle Bitte um Vergebung der
Sünden dar.
Türkei: Ein Stifterepigramm dürfte Nr. TR3 gewesen sein, von dem heute nur mehr ein Vers
auf einem im Archäologischen Museum von Afyon (Karahisar) aufbewahrten Templonarchitrav
vorhanden ist. Der Hinweis auf „bittere (Höllen)qualen“ dürfte Bestandteil der Bitte des Stifters
gewesen sein, ihn von eben diesen nach dem Tod als Gegenleistung für die Stiftung zu befreien.
Einfach und traditionell aufgebaut ist Epigramm Nr. TR5, das auf einem heute verlorenen Tür-
sturz einer Kirche von Notion (bei Ahmetbeyli) angebracht war: In den Versen 1–2 wird die
Theotokos ersucht, das „Geschenk“ (1Ń><:), d.h. die Stiftung anzunehmen, in Vers 3 wird um
Erlösung der Seele und Vergebung der Sünden gebeten. Die Stifterinschrift des Höhlenklosters
Theotokos Spelaiotissa / Ak ManastÕr ist grundsätzlich in Prosa gehalten: Vorangestellt ist aber
ein aus zwei Versen bestehender metrischer, formelhaft aufgebauter und mit einer rhetorischen
—————–
54
Zu ähnlichen Formulierungen in Stifterepigrammen siehe LAUXTERMANN, Poetry 164 u. RHOBY, Structure 318f.
Einleitung 63

Frage versehener Prolog (Nr. TR8). Ein heute in das Minarett einer Moschee in Amaseia / A-
masya vermauerter Steinblock trägt zwei byzantinische Inschriften, die insofern bedeutend sind,
als die eine (Nr. TR13) im elegischen Distichon und die andere (Nr. TR14) im Hexameter ver-
fasst ist; berichtet wird von der Errichtung einer Kirche des heiligen Basileios und (vermutlich)
einer Wasserleitung. Vermutlich von einer Stiftung (einer Kirche oder eines Templonarchitravs
?) in Aphrodisias berichtete einst auch Epigramm Nr. TR31, von dem nur mehr Fragmente,
jedoch die traditionelle Bitte um Vergebung der Sünden, erhalten sind. Auf einem nicht mehr
erhaltenen Steinblock, der sich einst in der Kirche Eisodia Theotoku in Panion / BanÕdoz be-
fand, war die erste Hälfte eines Verses angebracht (Nr. TR35): ßAŃ Aā: 8Ĉ@6: AŃ: weist wohl
auf eine Stiftung hin, für die der Stifter als Gegenleistung Vergebung (der Sünden) erbittet.
Auch heute noch vollständig erhalten ist das in den Türsturz der Murad Hüdavendigar Camii in
Behramkale geritzte Stifterepigramm (Nr. TR36). Es stammt allerdings nicht aus Assos / Behr-
amkale, sondern zierte einst die Kirche des heiligen Kornelios, die sich vermutlich im byzanti-
nischen Skepsis befand. Heute verloren ist die ursprünglich sehr sorgfältig gestaltete Stifterin-
schrift der Kirche der Muttergottes Zoodochos Pege innerhalb der Festung von Ainos / Enez
(Nr. TR41). Wie etwa auch die Inschrift am Türsturz der Kirche Panagia ton Chalkeon in Thes-
salonike (Nr. GR126) besteht auch diese Inschrift aus einem metrischen und einem prosaischen
Teil. In ein lange als Sarkophag identifiziertes Objekt im Museum von Ere÷li (Karadeniz
Ere÷lisi) ist die Inschrift Nr. TR42 eingeritzt, bei der nicht sicher ist, ob sie tatsächlich auch als
metrisch zu klassifizieren ist. Die Inschrift berichtet von einer Kirchenstiftung und weist keiner-
lei Merkmale eines Grabepigramms auf. Epigramm Nr. TR50 berichtet von der Stiftung einer
dem „Propheten Christi“ geweihten Kirche in Amorion / Hisar(köy), womit wohl eine Kirche
des Johannes Prodromos gemeint ist. Für eine Kirche der Jungfrau auf der Insel Ikiz Ada im
Bafa Gölü hingegen bestimmt ist Epigramm Nr. TR51. Naturgemäß zahlreich sind jene
Steinepigramme, die sich auf Kirchenstiftungen in Konstantinopel / Istanbul beziehen: Wahr-
scheinlich verloren ist jenes Epigramm (Nr. TR52), das von der Stiftung einer dem Propheten
Elias geweihten Kirche berichtet, die sich höchstwahrscheinlich im Kaiserpalast befand; die
Feststellung, dass das Heiligtum mit goldenen Bildern versehen war, bezieht sich wohl auf die
Ausstattung mit glänzenden Mosaiken. Nicht mehr erhalten ist das Stifterepigramm der Kirche
der Theotokos Pammakaristos (Nr. TR70); interessanterweise ist es bis heute nicht gelungen,
das Stifterpaar Ioannes Komnenos und Anna Dukaina mit Sicherheit zu identifizieren. In die
Südfassade des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche ist eine Ziegelinschrift (Nr. TR77)
eingemauert, die vielleicht als Epigramm zu deuten ist; als Stifter genannt wird der bekannte
Mäzen Michael Tarchaneiotes. Relativ gut bekannt sind die (unvollständig erhaltenen) Verse
auf den Außenseiten der Apsiden der (Nord)kirche das Lips-Klosters; ein Hexameterepigramm
wird von zwei Epigrammen im Zwölfsilber flankiert (Nr. TR79). Ähnlich wie bei Epigramm
Nr. GR74 in Akrokorinthos55 ist auch (das unvollständig erhaltene) Epigramm TR81 als Spolie
in die theodosianische Landmauer eingefügt. Das Signalwort =þ:@2=A<? deutet wohl auf eine
Kirchenstiftung hin. Das Epigramm Nr. TR94 auf einem nicht zur Gänze erhaltenen Türsturz in
Nikaia / Iznik bezieht sich auf die Stiftung der 1922 zerstörten Kirche der Koimesis Theotoku.
Im Archäologischen Museum von Konya wird ein Steinblock aufbewahrt, auf dem noch die
Worte […………]F A2Ĉ;.:A. @ą: 5B4=Ć8[<:] zu erkennen sind (Nr. TR100): Das Signalwort
A2Ĉ;.:A. dürfte auf eine (Kirchen)stiftung hinweisen, vielleicht in Ikonion / Konya selbst. Auf
eine Kirchenstiftung deutet auch Epigramm Nr. TR102 hin, das im Bereich von Laodikeia Ke-
kaumene / Lâdik gefunden wurde: Die Theotokos wird gebeten, die Mühen und Plagen des Stif-
ters anzunehmen. Zwei unvollständig erhaltene Verse sind auf einem Templonepistylbalken zu
erkennen, der im Archäologischen Museum in Manisa aufbewahrt wird (Nr. TR104): Vielleicht
bezieht sich das Epigramm auf die Stiftung einer Theotokos-Kirche; es kann sich aber auch um
ein an die Theotokos gerichtetes Gebet handeln. Ein ähnlicher Fall liegt bei der im Bereich des
antiken Hyllarima (bei Mesevle) in Karien aufgefundenen Inschrift Nr. TR105 vor, die nur als
Fragment überliefert ist; vielleicht bezieht sie sich auf die Stiftung einer dem Erzengel Michael
—————–
55
Siehe oben S. 60–61.
64 Einleitung

geweihten Kirche, da dieser angesprochen wird. Vermutlich auf die Errichtung eines Daches für
den Narthex einer Kirche auf dem so genannten „Wunderberg“ bei Samanda÷ bezieht sich Epi-
gramm Nr. TR108, von dem nur jeder zweite Vers erhalten ist. Ob Epigramm Nr. TR109, das
im pontischen Koloneia / ùebinkarahisar gefunden wurde, als Stifterinschrift zu identifizieren
ist, kann nicht bestimmt werden: Da der Inhalt der Verse nur darin besteht, dass Christus zum
Schutz des kaiserlichen Strators und Drungarios Ioannes aufgefordert wird, kann es sich auch
um ein Gebet handeln. Klar auf eine Stiftung hingegen bezieht sich Epigramm Nr. TR110: Die
Verse beziehen sich jedoch nicht auf die Errichtung, sondern auf die Renovierung der in der
Nähe des phrygischen Sebaste / Selçikler gelegenen Basilika. Auf einer Steinplatte, die in Tire
in der antik-byzantinischen Landschaft Lydien gefunden wurde, sind nur drei Wörter, nämlich
­7 =Ć5<B 2<Cþ:4? überliefert (Nr. TR116), welche die zweite Hälfte eines Zwölfsilbers dar-
stellen könnten; vielleicht gehörten sie zu einer Stifterinschrift. Nicht mehr erhalten ist jenes
Epigramm, das von der Neugründung des bekannten Sumela-Klosters in Trapezunt / Trabzon
berichtet (Nr. TR118); der Stifter Alexios III. Komnenos ist auch als Förderer des Athos-
Klosters Dionysiu bekannt.
Zypern: Bereits erwähnt wurde jenes Epigramm, das sich auf die Stiftung der Kirche in der
Höhle des heiligen Johannes Prodromos beim Kloster des heiligen Neophytos bezieht (Nr.
ZY1).56 Es beginnt ähnlich wie die Verse in der Klosterkirche Hagios Georgios Mauru bei Ka-
rystos auf Euboia (Nr. GR57) mit der Feststellung, dass der Ort einst eine Behausung von Vö-
geln war.

2. GRABEPIGRAMME AUF STEIN


Grabepigramme auf Stein sind entweder auf dem Grab direkt – in den meisten Fällen einem
Sarkophag – angebracht oder befinden sich in der Nähe des Grabes.57 Diese Inschriften sind von
unterschiedlicher Länge: Sie reichen von kurzen, relativ einfach gehaltenen Epigrammen bis zu
Epigrammen, die Dutzende von Versen umfassen, etwa die (nicht bzw. kaum mehr erhaltenen)
Grabepigramme auf den bekannten ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF: Georgios von Antiocheia am Norman-
nenhof des Roger II. in Palermo, auf dessen Mutter und dessen Frau (Nr. IT27–IT29). Gerade
bei diesen langen Epigrammen ist neben der gut bekannten Trauertopik58 auch reichlich Platz,
die Verstorbenen und ihre Taten zu würdigen. Auch hier steht am Ende oft die von Stifterepi-
grammen bekannte Bitte um ein günstiges Los für den Verstorbenen.59 Elemente der Angaben
des (Pseudo-)Menandros von Laodikeia zum Epitaphios60 sind ebenfalls in diesen Inschriften zu
beobachten. Einfache Prosagrabinschriften beginnen sehr oft mit µ:A.Ľ5. 72ĵA.6, dem griechi-
schen Äquivalent für lateinisches hic iacet,61 oder ähnlichen Formeln:62 Diese werden aber auch
in metrischen Grabinschriften verwendet (Nr. AL3, GR11 [2ĵA.6 9<:.Dą? ­:5.1ă], GR16,
IT14, TR9 [µ:5þ12 72ĵA.6], TR72, TR80).

—————–
56
Siehe oben S. 60.
57
Für den westlich-lateinischen Bereich V. DEBIAIS, Écrire sur, écrire dans, écrire près de la tombe. Les aspects
topographiques de l’inscription funéraire (IXe–XIIe siècle). Cahiers de Saint-Michel-de-Cuxa 42 (2011) 17–28.
58
Der aus antik-spätantiken Grabinschriften bekannte Motivschatz findet auch in Byzanz Anwendung, vgl. R.
LATTIMORE, Themes in Greek and Latin Epitaphs. Urbana, IL 1942 (= Illinois Studies in Language and Literature
XXVIII/1–2).
59
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 123.
60
D.A. RUSSELL – N.G. WILSON, Menander Rhetor. Edited with Translation and Commentary. Oxford 1981 (Re-
print 2004), 170–178 (XI 418–422).
61
Das sehr bald (zumindest im italischen Bereich) von hic requiescit in pace abgelöst wird, vgl. I. ŠEVýENKO, In-
scriptions East and West in the First Millennium: The Common Heritage and the Parting of the Ways. Harvard
Ukrainian Studies 22 (1998) (= Cultures and Nations of Central and Eastern Europe. Essays in Honor of Roman
Szporluk. Cambridge, MA 2000) 530. Die Formel fand auch Eingang in slawische Inschriften, vgl. MALINGOU-
DIS, Inschriften 33.
62
Vgl. C.M. KAUFMANN, Handbuch der altchristlichen Epigraphik. Freiburg i. Br. u.a. 1917, 63f.; s.a. BANDY,
Inscriptions of Crete 14; SIRONEN, Inscriptions of Athens 385.
Einleitung 65

Albanien: Epigramm Nr. AL3, das in die Außenwand des Narthex der Klosterkirche Koime-
sis Theotoku bei Apollonia / Pojan(i) eingeritzt ist, beginnt mit den eben erwähnten bekannten
Worten µ:A.Ľ5. 72ĵA.6.
Bulgarien: Auf einer heute wohl verlorenen Steinplatte, die in Emona / Emine gefunden
wurde, ist ein Vers und ein (unvollständig erhaltener) Prosatext angebracht (Nr. BG1): Es ist
nicht klar, ob die beiden Inschriften wirklich zusammengehören. Im Archäologischen Museum
in Sofia wird eine Steinplatte aufbewahrt, in die ein zehn Verse umfassendes Grabepigramm
eingeritzt ist (Nr. BG3): Der Autor schöpfte hiefür reichlich aus einem Grabgedicht des Michael
Psellos. Epigramm Nr. BG5 befindet sich auf einer in der Bulgarischen Akademie der Wissen-
schaften, Archäologisches Museum, aufbewahrten Steinplatte. Bislang wurden die Verse falsch
gedeutet, da – anders als bisher angenommen – der Name der verstorbenen Tochter des Epipha-
nios Alyates gar nicht genannt wird. Sehr fragmentiert überliefert ist Epigramm Nr. BG6: Zahl-
reiche Signalwörter beweisen jedoch, dass es sich um eine Grabinschrift handelt, in der einige
Verse auch der Verfluchung jener gewidmet sind, die sich am Grab vergehen.63
Griechenland: Jetzt im Museum von Alexandrupolis aufbewahrt ist ein Grabplattenfragment,
das ursprünglich aus der Kirche Hagia Sophia in Bera / Pher(r)ai stammt. Das darauf angebrach-
te Epigramm (Nr. GR2) ist zwar nur zur Hälfte erhalten, durch den Hinweis auf das Paradies
kann man allerdings davon ausgehen, dass es sich um Grabverse handelt. Im Museum der Pare-
goretissa-Kirche in Arta werden mehrere Inschriftenfragmente aufbewahrt, die ursprünglich zu
einer Grabplatte im südlichen Seitenschiff des Katholikons des Blachernitissa-Klosters bei Arta
gehörten. Das daraus zu rekonstruierende Grabepigramm (Nr. GR5) dürfte eine ähnliche Anzahl
von Versen umfasst haben wie das zweite (ebenfalls nicht vollständig erhaltene) Grabepigramm
(Nr. GR6) des Blachernitissa-Katholikons, das sich auch heute noch in situ im nördlichen Sei-
tenschiff befindet. Mit dem aus Prosagrabinschriften bekannten 2ĵA.6 beginnt Epigramm Nr.
GR11, das sich auf einer im Byzantinischen Museum in Athen aufbewahrten Steinplatte befin-
det; ursprünglich dürfte sich das Grab im Kloster Kynegu ton Philosophon am Abhang des Hy-
mettos befunden haben. In relativ ungelenker Majuskel eingeritzt ist das aus zwei Versen beste-
hende Epigramm Nr. GR12 auf einem zweiten im Byzantinischen Museum aufbewahrten Grab-
stein: Es handelt sich um zwei Memento-Mori-Verse, in denen der Verstorbene von der Unent-
rinnbarkeit des Todes spricht. Wie Epigramm Nr. AL3 beginnt auch Epigramm Nr. GR16 mit
dem aus Prosagrabinschriften wohlbekannten µ:A.Ľ5. 72ĵA.6: Der Vers mit einem darauf fol-
genden Prosatext befand sich auf einem Grab in der byzantinischen Kirche Soteira Lykodemu in
Athen. Ein heute nur mehr in neuzeitlicher Umschrift erhaltenes Epigramm im Parekklesion des
heiligen Nikolaos im Athos-Kloster Batopaidi berichtet, dass im Grab die Erbauer des Klosters
bestattet sind (Nr. GR29). Einen ganz allgemeinen Bezug zum Tod weist Vers Nr. GR35 auf,
der auf einer Steinplatte im Athos-Kloster Xeropotamu, aber auch auf anderen Monumenten, so
auch in Epigramm Nr. AddI14, überliefert ist. Ein unvollständiges Grabepigramm befindet sich
auf einer im Kloster der Theotokos Barnakobas (bei Naupaktos) aufbewahrten Steinplatte (Nr.
GR36): Die Formulierung ŕ0.02: ¾9Ħ? Ģ12 5.:þA<B :Ć9[<?] (Es führte uns hierher das Gesetz
des Todes) in Vers 1 beweist, dass es sich um Grabverse handelt. Ein zweites Grabepigramm im
Kloster ist ebenfalls nur sehr lückenhaft erhalten (Nr. GR37): Auch hier ist es ein Signalwort,
nämlich AþC<6? in Vers 3, das auf eine Grabinschrift hindeutet. Vollständig überliefert und auch
gut zu lesen ist jenes Grabepigramm, das in eine im Byzantinischen Museum in Beroia aufbe-
wahrte Steinplatte eingeritzt ist (Nr. GR39): Nachdem in Vers 1 die Sterblichen aufgefordert
wurden, auf das Grab zu blicken, wird in den darauf folgenden Versen der Verstorbene geprie-
sen, bevor darauf hingewiesen wird, dass alles außer der Tugend hinfällig ist.64 Ein ähnliches
Epigramm ist auf den im selben Museum aufbewahrten Fragmenten eines Sarkophagdeckels
angebracht (Nr. GR40). Vermutlich ebenfalls als Grabepigramm zu identifizieren ist die stark
fragmentierte Inschrift auf einer heute wahrscheinlich verlorenen Steinplatte aus der Metropo-
lis-Kirche in Beroia (Nr. GR43). In der Sammlung der Skulpturen in Beroia werden auch weite-
—————–
63
Literatur zu Grabflüchen ist unten S. 264 angeführt.
64
Mit den vielfältigen Bedeutungen der >2A.Ą spielt auch Epigramm Nr. GR125.
66 Einleitung

re Steinplatten mit jeweils stark fragmentierten Epigrammtexten aufbewahrt, die aufgrund von
bestimmten Signalwörtern als Grabinschriften zu identifizieren sind (Nr. GR44–GR48). Heute
verloren ist die Epigramm Nr. GR69 überliefernde Steinplatte aus Kerkyra: Bei den Versen
handelt es sich um das bekannte Grabepigramm des Georgios Bardanes auf sich selbst. Auf
einem wiederverwendeten, im Archäologischen Museum von Komotene aufbewahrten Säulen-
fragment ist Epigramm Nr. GR72 angebracht: Die letzten Verse sind ebenso wie in Epigramm
Nr. BG6 dem Fluch jener gewidmet, die sich am Grab vergehen. Nur durch den abschließenden
Prosatext kann die in Kozane aufbewahrte, aber aus dem makedonischen Kaisareia stammende
Inschrift Nr. GR75 als Grabepigramm gedeutet werden. Durch den Hinweis, dass den „fauligen
Staub der Boden von Larissa aufgenommen hat“ kann das nicht vollständig erhaltene, auf einem
Steinblock im Archäologischen Museum der Stadt angebrachte Epigramm Nr. GR77 als Grab-
inschrift identifiziert werden. Wie die übrigen in Makrinit(i)sa im Pelion-Gebirge auffindbaren
byzantinischen Architekturfragmente ist auch die Epigramm Nr. GR81 ungefähr zur Hälfte tra-
gende Steinplatte als Spolie in die neuzeitliche Panagia-Kirche vermauert; es handelt sich um
ein Grabepigramm, das ursprünglich aus dem bekannten (heute zerstörten) byzantinischen Klos-
ter der Theotokos AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? stammte. Die gleichen Voraussetzungen gelten auch
für Epigramm Nr. GR83, das heute in die Außenmauer der neuzeitlichen Kirche Hagios Atha-
nasios vermauert ist: Die Feststellung, dass das Grab und der Stein im Inneren den Toten ber-
gen, ist ein Hinweis auf einen steinernen Sarkophag. Vielleicht mit einem Grabfluch versehen
ist auch Epigramm Nr. GR90, dessen Inschriftenträger in Naupaktos aufbewahrt wird; aller-
dings gilt dies nur dann, wenn man davon ausgeht, dass dem Graveur bei der Anbringung der
entsprechenden Verse insofern ein Fehler unterlief, als er zwei Verse in seiner Vorlage in der
Inschrift zu einem verschmolz. In Portaria, unweit von Makrinit(i)sa, befindet sich das Frag-
ment einer Steinplatte, auf dem die wenigen erhaltenen Verse von Epigramm Nr. GR104 ange-
bracht sind. Die auch sonst durchaus geläufige Formulierung !Ĉ9/<B 8Ą5<? A>Ą=4DB?65 am Epi-
grammbeginn macht deutlich, dass es sich um eine Grabinschrift handelt. Fast vollständig über-
liefert ist der metrische Epitaph, der auf einer im Prodromos-Kloster von Serrai aufbewahrten
Steinplatte angebracht ist (Nr. GR108): Das Besondere an diesem Epigramm besteht darin, dass
gleich am Beginn der potentielle Grabräuber davor gewarnt wird, sich am Grab zu vergreifen,
und dass der Autor eifrig aus Theodoros Prodromos schöpfte. Im Museum des Klosters Hosios
Lukas werden die Fragmente einer Grabplatte aufbewahrt, auf denen sich die Reste eines Gra-
bepigramms erhalten haben (Nr. GR112): Dieses unterscheidet sich von anderen Versen des
Genres insofern, als die Verse eher elliptisch aufgebaut und abstrakt formuliert sind. Epigramm
Nr. GR114, das sich auf einer im thessalischen Stomion aufgefundenen Steinplatte befindet, ist
zur Hälfte der Aufforderung gewidmet, das Grab auf jeden Fall bis ans Ende der Tage unver-
rückt zu bewahren. Eher als Grabepigramm denn als Stifterepigramm zu identifizieren ist Nr.
GR119, das in einen im Museum von Thermon aufbewahrten Steinblock eingeritzt ist. Es wird
zwar von einer Kirchenstiftung berichtet, man erfährt aber auch, dass der Stifter bereits tot ist.
Auch heute noch vollständig erhalten ist das Grabepigramm des Lukas Spantunes, das in eine
gut sichtbare Steinplatte in der Demetrios-Kirche in Thessalonike eingeritzt ist (Nr. GR125); es
handelt sich um das letzte bedeutende Zeugnis eines byzantinischen Aristokraten in Thessaloni-
ke. Epigramm Nr. GR127 auf einem (heute verschollenen) Sarkophagdeckel im Blatadon-
Kloster berichtet, dass der Verstorbene an der Pest(ilenz) zugrunde gegangen ist; Autor der Ver-
se wird wohl ein Nachahmer des Manuel Philes gewesen sein. In der Türkenzeit als Bassin ei-
nes Brunnens wurde jener heute teilweise verlorene Sarkophag verwendet, in den Epigramm Nr.
GR128 eingeritzt war. Ebenso wie Nr. GR112 eher abstrakt formuliert ist auch Epigramm Nr.
GR130, das auf einer im Byzantinischen Museum von Thessalonike aufbewahrten Steinplatte
angebracht ist. Einige Signalwörter, wie @76þ, AĀC>. und 7Ć:6? legen den Schluss nahe, dass es
sich um ein Grabepigramm handelt.
Italien: Das in der Kathedrale von Bari in eine Marmorplatte eingeritzte Epigramm Nr. IT1
gehört zu den bekannten Memento-Mori-Versen, die über die Vergänglichkeit des Lebens be-
—————–
65
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 197–199.
Einleitung 67

richten:66 Es ist fraglich, ob um eine konkrete Person getrauert wird, da deren Name nicht ge-
nannt ist. Aus der Kirche San Francesco in Corridonia stammt jene Grabplatte, in die Epigramm
Nr. IT3 eingeritzt ist; auffallend ist, dass gleich am Beginn des Epigramms die Datierung ange-
führt ist. Ob es sich bei Epigramm Nr. IT7 aus Lecce um eine Grabinschrift handelt, kann auf-
grund der schlechten Überlieferung nicht geklärt werden: Inhalt der Verse könnte auch eine
Stiftung sein. Wohl als Grabinschrift zu identifizieren ist hingegen das nicht vollständig erhalte-
ne Epigramm Nr. IT10, das aus der Kirche San Biagio Maggiore in Neapel stammt: Die zentrale
Aussage der Verse ist, dass sich der Verstorbene einst als Pflegevater um seinen jüngeren Bru-
der gekümmert hat. Zu den bekanntesten inschriftlichen Grabepigrammen aus byzantinischer
Zeit zählen die beiden noch im jambischen Trimeter ausgefertigten Grabinschriften des 7. Jahr-
hunderts aus Ravenna: Das eine Grabepigramm (Nr. IT14) mit dem von Prosainschriften be-
kannten Initium µ:A.Ľ5. 72ĵA.667 berichtet vom Tod des Exarchen Isaakios, das andere (Nr.
IT15) vom Ableben des Neffen des Isaakios. Drei jeweils unvollständig erhaltene Grab-
epigramme sind aus der Kirche San Giorgio in Velabro in Rom überliefert (Nr. IT16–IT18): Die
Namen der Verstorbenen werden nicht im Haupttext genannt, sondern sind über die jeweiligen
Akrostichiden zu ermitteln; Nr. IT17 und Nr. IT18 könnten für dieselbe Person verfasst worden
sein. In dem an die Kirche Santi XII Apostoli in Rom angefügten Kloster befindet sich die
Grabplatte des bekannten Humanisten Bessarion, auf der das von diesem selbst verfasste Gra-
bepigramm im elegischen Distichon angebracht ist (Nr. IT19). In die Längsseite eines heute im
Museo Regionale von Messina aufbewahrten Sarkophags ist Epigramm Nr. IT22 eingeritzt:
Ursprünglich befand sich der Sarkophag im Kloster San Salvatore, da dessen verstorbener Abt
im Epigramm bedauert wird. Epigramm Nr. IT23 ist heute verloren: Es erstreckte sich über
zwei Inschriftenträger, nämlich über eine Grabplatte und einen Sarkophag, die sich beide in der
Kirche San Domenico in Messina befanden. Auch auf dem Sarkophag war das Epigramm auf
zwei Platten verteilt, wobei beim Übergang des Textes von einer zur anderen Platte ein (in-
schriftlicher) Leseverweis angebracht war. Höchstwahrscheinlich von einem gemeinsamen Au-
tor verfasst sind die bekannten aus Palermo stammenden Grabepigramme auf Georgios von
Antiocheia (Nr. IT28), seine Frau (Nr. IT27) und seine Mutter (Nr. IT29); bis auf wenige Reste
sind die drei Epigramme heute verloren. Um ein Grabepigramm handelt es sich auch bei Nr.
IT34, das in eine Steinplatte an der Außenmauer der Kirche des Klosters von Cerrate in Apulien
geritzt ist. Auch dieses Epigramm gehört zu den Memento-Mori-Versen, die von der Unentrinn-
barkeit des Todes berichten.
Niederlande: In Museum von Leiden dürfte das Fragment eines Sarkophagrandes aufbewahrt
sein, auch wenn die Verse des unvollständig erhaltenen Epigramms (Nr. NL1) ganz allgemein
von der Flucht vom irdischen Leben handeln.
Türkei: Epigramm Nr. TR1 befindet sich auf einem Sarkophagdeckel, der sich im Archäolo-
gischen Museum in Adana befindet: Das Epigramm ist so konzipiert, dass dem Besucher des
Grabes der Text der Inschrift als eigene Worte in den Mund gelegt wird. Auf dem im Archäolo-
gischen Museum von Afyon (Karahisar) aufbewahrten Sarkophagdeckel sind eigentlich drei
Epigramme angebracht (Nr. TR2): In zweien bittet der Verstorbene die Dreifaltigkeit bzw. den
Herrn um Erlösung von den Sünden, Rettung und Beistand, im dritten Epigramm wird die
apotropäische Wirkung des am Sarkophagdeckel angebrachten Kreuzes beschrieben. Auch Epi-
gramm Nr. TR9 beginnt mit dem für Prosagrabinschriften typischen Initium µ:5þ12 72ĵA.6:68
Der Grabstein befindet sich neben dem Eingang zur Kirche des Klosters Theotokos Spelaiotissa
/ Ak ManastÕr. Epigramm Nr. TR17 wurde auf einem Steinblock in den Römischen Bädern von
Ankyra / Ankara gefunden. Der metrische Teil der Inschrift lässt eher an ein Stifterepigramm
denken; der darauffolgende Prosatext berichtet – ähnlich wie bei Nr. GR75 – aber eindeutig
vom Tod einer Person. Mit einer Akrostichis, die den Namen des Verstorbenen anführt, ist auch
jenes Grabepigramm versehen, das im Inneren des ehemaligen Tempels der Roma und des Au-
—————–
66
LAUXTERMANN, Poetry 243–246.
67
Siehe oben S. 64.
68
Siehe oben S. 64.
68 Einleitung

gustus in Ankyra / Ankara in den Stein geritzt ist (Nr. TR18). Eine kaum mehr erhaltene In-
schrift ist in einen im Archäologischen Museum von Antakya aufbewahrten Steinblock einge-
ritzt: Dabei handelt es sich höchstwahrscheinlich um Verse, die als Grabepigramm zu identifi-
zieren sind (Nr. TR20). In demselben Museum befindet sich ein anderes Fragment eines Stein-
blocks, der aus der Kirche von Pithaion / BityƗs stammt: Darauf haben sich zwei Verse erhalten
(Nr. TR21), die sich aufgrund des Signalwortes AþC<? als Bestandteil eines Grabepigramms
identifizieren lassen. Von einem Grabepigramm stammen vielleicht die zahlreichen, mit In-
schriften versehenen, im Museum von Aphrodisias aufbewahrten Fragmente (Nr. TR30): Die
Signalwörter @Ń9. und :27>Ń: (Part. Präs.) könnten Zeugnis darüber ablegen; die eine Rundung
bildenden Marmorfragmente könnten aber auch zu einem Ciborium gehört haben. Ein verlore-
ner Steinblock aus der Kirche Eisodia Theotoku im ostthrakischen Panion / BanÕdoz, aus der
auch der unvollständige Vers Nr. TR35 stammt,69 überliefert die Reste eines Grabepigramms
(Nr. TR34), wie durch die (teilweise konjizierten) Signalwörter =8þ7. und AþC<? ersichtlich ist.
Auf einer heute verlorenen, in Athyra / Büyük Çekmece, ebenfalls in Ostthrakien, gefundenen
tabula ansata war ein Grabepigramm angebracht, von dem ein Vers als jambischer Trimeter
antik-spätantiker Ausprägung identifiziert werden kann (Nr. TR38).70 Aus Hexametern wiede-
rum dürfte jenes Epigramm bestanden haben, dessen Reste auf einer heute wahrscheinlich ver-
lorenen Grabplatte in Palaiopolis / Kaleköy auf der Insel Imbros / Gökçeada angebracht waren
(Nr. TR49). In Konstantinopel / Istanbul haben sich nicht nur viele Stifterepigramme auf Stein
erhalten,71 sondern auch einige Grabepigramme: Ob jedoch die wenigen entzifferbaren Wörter,
die auf im Archäologischen Museum von Istanbul ausgestellten Fragmenten einer Steinplatte
angebracht sind, zu einem Grabepigramm gehören, kann nicht gänzlich geklärt werden (Nr.
TR58): 2B1<@Ą4 könnte der Nonnenname der Verstorbenen gewesen sein. Im Archäologischen
Museum wird auch jene Steinplatte aufbewahrt, auf der Epigramm Nr. TR60 angebracht ist: Die
Verse setzen sich in abstrakter Weise mit dem Leben, dem Jüngsten Gericht und dem Tod aus-
einander; die Steinplatte könnte somit als Grabplatte gedient haben. Ebenfalls im Archäologi-
schen Museum aufbewahrt ist die nicht vollständig erhaltene Steinplatte bzw. Grabstele, auf der
sich die Darstellung einer weiblichen Person (höchstwahrscheinlich der verstorbenen Maria
Palaiologina) und die Grabverse befinden (Nr. TR62). Nr. TR64 stellt ebenfalls ein bekanntes
Grabepigramm dar: Es befindet sich auf einem heute im Gelände der Hagia Sophia aufbewahr-
ten Sarkophag, der ursprünglich aus Galakrenai stammte; das Versmaß ist der Hexameter. Der
einzige erhaltene, im 18. Jahrhundert in der ehemaligen Kapelle oberhalb des Chalke-Tors auf-
gefundene Vers von Epigramm Nr. TR67 gehört wahrscheinlich zum Grabepigramm des Kai-
sers Ioannes I. Tzimiskes. Recht bekannt sind die auch heute noch sehr gut lesbaren Grabverse
auf Michael Tornikes, der in der Chora-Kirche begraben ist (Nr. TR68): Das vollständig erhal-
tene Epigramm preist ausführlich den Verstorbenen und bittet Gott, ihm einen Platz im Paradies
zu gewähren. Wahrscheinlich ebenfalls als Grabinschrift zu identifizieren ist das unvollständig
erhaltene Epigramm Nr. TR69: Vielleicht war es auf dem Grab des Kaisers Romanos I. Laka-
penos im Kloster tu Myrelaiu (Bodrum Camii) angebracht. Zahlreich sind auch die Epigramme,
die in der Kirche der Theotokos Pammakaristos (Fethiye Camii) vorhanden waren: Epigramm
Nr. TR71 befand sich auf dem Grab des Andronikos Komnenos und seiner Frau Eudokia,
wenngleich im Epigramm selbst nur Andronikos spricht. Epigramm TR72 beginnt mit dem
bereits vertrauten, aus Prosagrabinschriften übernommenen µ:A.Ľ5. 72ĵA.6:72 Der Verstorbene
ist der Abt des so genannten Manuel-Klosters, das den Versen zufolge somit auch noch in der
Palaiologenzeit bestanden haben muss. Eines der bekanntesten inschriftlich überlieferten byzan-
tinischen Epigramme ist Nr. TR76, das am äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaris-
tos-Kirche angebracht ist: In den von Manuel Philes verfassten Versen richtet sich die Ehefrau
des bekannten Mäzens Tarchaneiotes an ihren verstorbenen Mann. Nr. TR78 stellt das bekannte
—————–
69
Siehe oben S. 63.
70
Siehe unten S. 88.
71
Siehe oben S. 58–59.
72
Siehe oben S. 64.
Einleitung 69

Grabepigramm auf Kaiser Manuel I. Komnenos dar, dessen vielleicht auch neuzeitlich noch
belegter Sarkophag sich ursprünglich in der Pantokrator-Kirche befand. Ebenfalls mit µ:A.Ľ5.
72ĵA.673 beginnt ein heute wohl verlorenes Grabepigramm (Nr. TR80), das sich im bekannten
Kloster der Zoodochos Pege außerhalb von Konstantinopel befand: Die Verse referieren ein
Ereignis, das auch in der anonymen Sammlung von am Ort stattgefundenen Wundern festgehal-
ten ist. Aus der zerstörten Kirche Koimesis Theotoku in Nikaia / Iznik stammt Grabepigramm
Nr. TR95; der Verstorbene, ein =>Ą076E Manuel, könnte auch normannische Wurzeln gehabt
haben. Auf einer heute wohl verlorenen Grabstele befand sich Epigramm Nr. TR98, dessen
Datierung in byzantinische Zeit umstritten ist; vielleicht gehört es auch in das 2./3. Jahrhundert.
Sehr unbestimmt formuliert sind die beiden Verse auf dem Sarkophag von Nymphaion / Ke-
malpaúa (Nr. TR99): Jene im Sarkophag bestattete und im Epigramm @A2C4CĆ><? genannte
Person könnte Theodoros II. Laskaris gewesen sein. Zwei Grabepigramme vom Kloster des
heiligen Symeon Stylites des Jüngeren vom so genannten „Wunderberg“ / Samanda÷ sind auch
heute noch erhalten: Das eine (Nr. TR106) berichtet, dass der Verstorbene „hierhin fiel“
(=2@Ć:A. 12Ľ><), was bedeutet, dass er im Grab bestattet wurde und nicht dass er durch einen
Sturz zu Tode kam. Im anderen Epigramm (Nr. TR107) bittet der Verstorbene die Besucher des
Grabes, für seine Rettung und das ewige Leben zu beten. Wie in einigen bislang genannten Epi-
grammen auch sind es in dem unvollständig auf uns gekommenen Epigramm Nr. TR121 nur
Signalwörter, nämlich D<Ľ? und 5:Į@7<: @.>7Ą<:, welche die Inschrift als Grabepigramm deu-
ten lassen.
Ukraine: Wenn das Graffito Nr. UK2 als versuchte Versinschrift zu identifizieren ist, dann
dürfte sich diese auf ein Grab bezogen haben, wie die Verwendung des Wortes AþC<? vermuten
lässt. Der Anbringungsort, eine Zisterne in Sevastopol, dem antik-byzantinischen Cherson(e-
sos), diente ursprünglich vielleicht als Gefängnis.

3. SONSTIGE STEINEPIGRAMME
Neben den zahlreichen auf Befestigungsanlagen und in Kirchen bzw. Klöstern angebrachten
Stifterepigrammen und den vielen auf oder bei Gräbern bzw. Sarkophagen angebrachten Grabe-
pigrammen gibt es auch eine relativ große Anzahl von in Stein geritzten oder vom Stein abge-
meißelten Versen, die sich auf anderen Monumenten und Objekten befinden bzw. eine andere
Funktion als jene einer Stifter- oder Grabinschrift ausüben. Außerdem gibt es unter den in die-
sem Band behandelten, unvollständig überlieferten Epigrammen auch solche, bei denen nicht
ganz klar ist, für welchen Zweck sie verfasst wurden.74
Griechenland: Das aus Ziegeln gebildete, in die Außenmauer der Klosterkirche von Kato
Panagia bei Arta eingefügte Epigramm Nr. GR8 stellt ein Gebet an die Theotokos dar, das auch
an anderer Stelle, nämlich im Kloster der Panagia Olympiotissa in Elasson, zu finden ist. Auf-
grund der zahlreichen Lücken kann das Stifterepigramm Nr. GR10 nur vage interpretiert wer-
den: Die erhaltenen, mit Inschriften versehenen Marmorfragmente, die im Byzantinischen Mu-
seum in Athen und auf der Akropolis aufbewahrt werden, gehörten vielleicht zum Architrav
eines Brunnens. Die im Epigraphischen Museum in Athen aufbewahrte Säule, in die Epigramm
Nr. GR14 eingeritzt ist, dürfte zu einem Taufbecken gehört haben, da in Vers 2 vom „Bad des
Neuen Testaments“ (= Taufe) die Rede ist. Jeweils als in Versform gegossene Gebete sind die
Epigramme GR17–GR22 und GR24–27, die in Säulen des Parthenon in Athen eingeritzt sind,75
zu identifizieren; dabei handelt es sich um Inschriften, für die nur teilweise die Bezeichnung
„Graffiti“ angebracht ist, da etwa Nr. GR20 auch paläographisch ansprechend mit gut zu entzif-
fernden Majuskelbuchstaben gestaltet ist. Im Dunkeln bleibt die Bedeutung des Verses GR23,
der ebenfalls in eine Parthenonsäule geritzt ist: Vielleicht bezieht sich die Aussage „O Proi-
konesos, Gottes zorniges Dunkel“ auf jemanden, der auf diese Insel verbannt worden war. Die
—————–
73
Siehe oben S. 64.
74
Vgl. RHOBY, Überlieferung, passim.
75
Vgl. KALDELLIS, Parthenon 74–80.
70 Einleitung

in der Flur Stauros bei Athen aufgefundene Säule, in die Epigramm Nr. GR28 eingeritzt ist,
kann aufgrund des Inhalts der Verse als Markierung für eine Weggabelung bzw. einen Wende-
punkt gedeutet werden. Ursprünglich aus Ziegeln geformt, heute aber nur mehr gemalt erhalten
sind zwei Verse, die am Glockenturm des Athos-Klosters Batopaidi angebracht sind (Nr.
GR30). Heute wohl verloren ist jene Steinplatte mit Epigramm Nr. GR31, die am Brunnen bzw.
Taufbecken des Athos-Klosters Esphigmenu angebracht war. Ebenfalls verloren scheint Epi-
gramm Nr. GR33, das über die Errichtung des Brunnens und des Glockenturms im Athos-
Kloster Megiste Laura berichtet. Die Aufforderung, in eine Kirche ohne List und mit reinem
Herzen einzutreten, ist aus mehreren Epigrammen bekannt:76 Teilweise nur mehr sehr schwer zu
entziffern ist Epigramm Nr. GR42, das in eine sekundär als Fußschwelle verwendete Steinplatte
in der alten Metropolis-Kirche in Beroia eingeritzt ist; die zentrale Aussage, dass jener, der in
der Kirche unwürdig isst und trinkt (d.h. die Kommunion empfängt), sich das Jüngste Gericht
„herbeiisst“ und „herbeitrinkt“, ist allerdings noch klar zu erkennen. Dass niemand mit schlech-
ten Gedanken in die Kirche eintreten soll, ist auch die Hauptaussage von Epigramm Nr. GR49,
das in der Kirche Hagios Nikolaos in Charia (Mani) zu finden ist. In derselben Kirche ist auch
eine zweite, im Fünfzehnsilber verfasste Epigramm-Inschrift angebracht, von der nicht sicher
ist, ob sie in byzantinische oder postbyzantinische Zeit zu datieren ist (Nr. GR50); Grundlage
für die Verse ist eine äsopische Fabel.77 Ein Epigramm des Theodoros Studites war einst im
Katholikon des Klosters Nea Mone auf Chios angebracht (Nr. GR52); dabei handelt es sich um
Gedanken zu Bildern und zur Verehrung der darin Dargestellten. Die Errichtung einer Straße in
der Nähe von Chalkis auf Euboia hat Epigramm Nr. GR55 zum Inhalt, das auf einem Felsen
angebracht war. Vermutlich auf dem Altar des Katholikons des Klosters Hosios Lukas in Ha-
gios Lukas, ebenfalls auf Euboia, befand sich Epigramm Nr. GR56; darin wird der Abt des
Klosters aufgefordert, an seine Herde zu denken. Heute höchstwahrscheinlich ebenfalls verloren
ist Epigramm Nr. GR66, das auf der Brücke bei dem peloponnesischen Ort Karytaina ange-
bracht war: Die Verse berichten, dass die alte Brücke eingestürzt war, später aber wiedererrich-
tet wurde. Inhaltlich schwer zu deuten sind die wenigen Reste von Epigramm Nr. GR71, die auf
einem im Archäologischen Museum von Komotene aufbewahrten Steinplattenfragment zu lesen
sind: Angeführt sind ein Priester und die Aufforderung, würdig zu opfern; der Stein könnte zu
einem Templonarchitrav gehört haben. In der Nähe des Eingangs in die Kirche des Arkadios-
Klosters auf Kreta dürfte Epigramm Nr. GR76 angebracht gewesen sein: Sprecher der Verse ist
wohl das Kloster selbst, das dem Besucher mitteilt, dass es über eine dem heiligen Konstantinos
geweihte Kirche verfügt. Auf einem heute oberhalb des Eingangs der Kirche Panagia tu Kastru
auf der Insel Leros vermauerten Türsturz ist ein nicht vollständig erhaltener Epigrammtext ein-
geritzt, der sich an den heiligen Paulus mit der Bitte wendet, vor Gefahren und anderen unheil-
vollen Ereignissen zu bewahren (Nr. GR78): Es handelt sich bei diesem Epigramm entweder
um ein allgemeines Gebet oder um ein Stifterepigramm, in dessen größtenteils verlorenem Vers
2 die Stiftung und der Stifter genannt wurden. In ein Gebäude in der Nähe der neuzeitlichen
Kirche der Panagia in Makrinit(i)sa oberhalb von Bolos ist das Fragment einer Steinplatte mit
einem ebenso fragmentierten Epigrammtext (Nr. GR82) vermauert, der wahrscheinlich liturgi-
sche Funktion hatte. An den in die Kirche Eintretenden richtet sich auch das Hexameter-
Epigramm Nr. GR87, das in der Metropolis-Kirche (Hagios Demetrios) in Mystras zu finden ist.
Ein anderes Hexameter-Epigramm war bei einem Brunnen in Naupaktos angebracht (Nr.
GR92); Sprecher der Verse ist der Brunnen selbst. Ein Graffito aus Nea Epidauros richtet sich
an den Herrn mit der Bitte um Ermutigung und Zurechtweisung (Nr. GR97). Noch länger als
Epigramm Nr. GR8878 ist Epigramm Nr. GR99, das heute jedoch ebenfalls nicht mehr erhalten
ist: Es war in der heute nicht mehr erhaltenen Panagia-Kirche in Parori bei Mystras angebracht
—————–
76
S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 209–212.
77
Zur Anbringung von Epigrammen, die von äsopischen Fabeln inspiriert und auch von entsprechenden Darstellun-
gen begleitet sind, im kirchlich-klösterlichen Milieu siehe RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 403–406. Zur Darstellung von äsopischen Fabeln auf Stein vgl. LIVERI, Steinreliefs 52f.
78
Siehe oben S. 61.
Einleitung 71

und umfasste 87 Verse. Es handelt sich weder um ein Stifter- noch um ein Grabepigramm, son-
dern die Verse dienen in Art einer historischen Abhandlung der Demonstration von Einfluss und
Macht des Despoten Theodoros I. Palaiologos. Die Stiftung einer heute wohl verschollenen
Säule, die einst bei der Festung von Platamon gefunden wurde, hat Epigramm Nr. GR103 zum
Thema: Dem Inhalt der Verse entsprechend könnte auf der Spitze der vielleicht als Wegekreuz
dienenden Säule ein Kreuz angebracht gewesen sein. Auf eine Quelle oder einen Brunnen be-
zieht sich das unvollständig erhaltene Epigramm Nr. GR113, das im bekannten Kloster Hosios
Lukas bei Steiri gefunden wurde. Nicht eruierbar ist der Inhalt einer Inschrift, die auf einem im
Gelände einer Basilika auf der Halbinsel Tegani (Mani) aufgefundenen Steinblock angebracht
war (Nr. GR116): Die wenigen erhaltenen Buchstaben lassen keine Deutung zu.
Italien: Vermutlich auf die Stiftung eines Kerzenleuchters bezieht sich Epigramm Nr. IT4,
das auf einer Steinplatte in der Kathedrale von Gallipoli angebracht ist. Von Theodoros Studites
stammt Epigramm Nr. IT5, das am Türsturz der Klosterkirche von Grottaferrata zu lesen ist:
Inhalt der Verse ist die Aufforderung, befreit von Sorge in die Kirche einzutreten. Liturgischen
Inhalts dürfte Epigramm Nr. IT6 sein, das auf einem im Museum von Lecce aufbewahrten
Steinblock angebracht ist, wobei nicht alle Verse (vollständig) erhalten sind, was die Interpreta-
tion erschwert. In einem heute verlorenen Epigramm aus dem ebenfalls nicht mehr vorhandenen
Kloster des Erzengels Michael in Monopoli ist von der Stiftung der Infrastruktur für Weinwirt-
schaft ebenso wie eines Brunnens die Rede (Nr. IT9). Im Museo Regionale in Messina werden
zwei Taufbecken aufbewahrt, in die Epigrammtexte eingeritzt sind (Nr. IT24, Nr. IT25). Beide
berichten von der Stiftung des jeweiligen Objekts; vielleicht wird in Epigramm Nr. IT25 auch
der Handwerker genannt. Auf einem Steinblock unweit des Eingangs in die Cappella Palatina in
Palermo ist ein griechisches Epigramm eingeritzt (Nr. IT31), das von einer lateinischen und
arabischen Übersetzung begleitet wird. Inhalt der Verse ist die von König Roger II. in Auftrag
gegebene Stiftung einer (Wasser)uhr. In einem Museum in Siracusa wird ein Steinblock aufbe-
wahrt, in den Epigramm Nr. IT33 eingeritzt ist; der Inschriftenträger könnte sich ursprünglich in
einer Synagoge befunden haben. Aus dem Kloster Santa Maria di Cerrata stammen die Epi-
gramme Nr. IT35 und Nr. IT36: Beide berichten von der Fertigstellung des Ciboriums.
Türkei: Die auf dem Fragment eines Ikonostasenarchitravs aus Afyon (Karahisar) angebrach-
ten Teile eines Epigrammtextes (Nr. TR4) beziehen sich durchaus ekphrastisch auf darunter an-
gebrachte Abbildungen. Aus Philadelpheia / Alaúehir stammte ein heute verlorenes Epigramm
(Nr. TR11), das von der Stiftung eines Baptisteriums berichtet. Die auf dem Fragment eines
Steinblocks aus Soa /Altintaú Köy angebrachten Epigrammreste (Nr. TR12) dürften sich wahr-
scheinlich auf ein Templum beziehen. Diesem Epigramm sehr ähnlich sind jene Verse (Nr.
TR23), die auf einem im Museum von Antalya aufbewahrten Templonepistylbalken angebracht
sind. Eine in ähnlicher Form auch anderenorts – etwa in der Johannes-Basilika von Selçuk (Nr.
TR111) – verwendete Aufforderung an den Kirchenbesucher, mit Ehrfurcht an das Allerheiligs-
te heranzutreten, stellt Vers Nr. TR28 dar, der in Aphrodisias gefunden wurde. Der Kirchenbe-
sucher wird wohl auch in einem anderen Epigramm aus Aphrodisias angesprochen (Nr. TR29).
In die Umfassungsmauer der heute nicht mehr erhaltenen Kirche Eisodia Theotoku in Panion /
BanÕdoz war Vers Nr. TR33 vermauert, der lapidar von den (Vätern) in Nikaia und allen (ande-
ren) Heiligen berichtet; vielleicht war er bei einem Grab angebracht, da die Erwähnung der Vä-
ter von Nikaia normalerweise Bestandteil eines Grabfluchs ist.79 Vermutlich Teil eines Tem-
plonarchitravs ist ein Steinblock, der im Archäologischen Museum in Edirne aufbewahrt wird.
Der unvollständige Epigrammtext (Nr. TR40) nennt einen =>Ć21><?, vermutlich den Metropoli-
ten von Adrianupolis. In den steinernen Deckel eines heute verlorenen Reliquiars aus Ere÷li
(Marmaraere÷lisi) war Epigramm Nr. TR45 eingeritzt: Dem Epigrammtext zufolge wurde im
Reliquiar das Haupt der heiligen Glykeria aufbewahrt. Auf einem Türsturz, der oberhalb des
Eingangs in die Kirche von Fetoka in der Nähe von Trapezunt / Trabzon angebracht war, ist ein
auch anderen Türsturzinschriften ähnliches Epigramm angebracht (Nr. TR46), in dem der Leser
zunächst aufgefordert wird, mit Ehrfurcht einzutreten; auf einen schwer zu interpretierenden
—————–
79
Siehe unten S. 264.
72 Einleitung

Mittelteil der Inschrift folgt am Ende des Epigramms ein Prosazusatz, in dem über die Erneue-
rung der Kirche berichtet wird. Ein in Gaziköy aufgefundener, heute verlorener Steinblock war
von Vers Nr. TR47 bedeckt; da der Vers dem zweiten Vers eines Epigramms des Theodoros
Studites auf das Kreuz entspricht, könnte der Steinblock als Basis eines Kreuzes fungiert haben.
In eine der Basisseiten des gemauerten Obelisken am Hippodrom von Konstantinopel / Istanbul
ist Epigramm Nr. TR53 eingeritzt: In poetischer Form wird über die Errichtung des Obelisken
berichtet. An der Spitze der Säule auf dem Forum Constantini ist auch heute noch Epigramm
Nr. TR55 zu entziffern, das von der Wiederaufrichtung des Objekts unter Kaiser Manuel I.
Komnenos berichtet. An der Basis der Säule dürfte ursprünglich Epigramm Nr. TR56 ange-
bracht gewesen sein, das nur handschriftlich in der metrischen Beschreibung der Apostelkirche
von Konstantinos Rhodios überliefert ist. Auf dem Fragment einer im Archäologischen Muse-
um von Istanbul aufbewahrten Steinplatte, die einst als Türsturz des Seetores des Großen Palas-
tes diente, sind Teile eines ursprünglich fünf Verse umfassenden Epigramms erhalten (Nr.
TR59); die Verse demonstrieren die auf Christus gestützte Macht des Kaisers Konstantinos
(VII. oder VIII.). Die Epigramme Nr. TR73–TR75 sind nur handschriftlich, nämlich im Codex
0.2.36 des Trinity College in Cambridge, überliefert. Sie dürften neben den Portraits des Stifter-
paares der Pammakaristos-Kirche und neben einer Abbildung der Theotokos angebracht gewe-
sen sein. Nr. TR92 ist ein bekannter, durch viele – auch inschriftliche Belege – attestierter
(Krebs)vers, der aufgrund seines Inhaltes (Wasch die Sünden ab, nicht nur dein Gesicht) für die
Dekoration von Wasser- bzw. Taufbecken prädestiniert ist. Die Epigramme Nr. TR103 und Nr.
TR104 sind auf im Archäologischen Museum von Manisa aufbewahrten Templonepistylblöcken
angebracht und beziehen sich auf das in der Nähe Dargestellte. Das heute nur mehr teilweise
erhaltene Epigramm Nr. TR112 berichtet von der Heranführung einer Wasserleitung; Anbrin-
gungsort war die Johannes-Basilika in Selçuk. Das Thema Wasser steht auch im Mittelpunkt
von Epigramm Nr. TR114, das am Rand eines Brunnens vermutlich in Selymbria / Silivri ange-
bracht war. Bei Nr. TR115 handelt es sich – unter der Voraussetzung, dass richtig konjiziert
wurde – um einen Vers, der sich auf das Kreuz als Waffe gegen den Neid bezieht; der Inschrif-
tenträger, ein Kapitell, wurde in Tepecik (bei Bodrum) aufgefunden. Auf einem Objekt in der
Nähe von Trapezunt / Trabzon war Epigramm Nr. TR120 angebracht: Dem Inhalt der Verse
zufolge handelte es sich um eine Phiale, ähnlich jener im Athos-Kloster Megiste Laura, auf der
Epigramm Nr. GR33 angebracht ist.
Ukraine: Auf einer mit einer Kreuzdarstellung versehenen Säule, die in Sevastopol zu finden
ist, war ein Epigramm angebracht, von dem nur mehr der erste Vers erhalten ist (Nr. UK3). Der
schwer zu deutende Inhalt der Inschrift dürfte sich auf das Kreuz als Ursprung des Lebens be-
ziehen.
Vereinigte Staaten von Amerika: Im Metropolitan Museum in New York wird ein aus dem
kalabrischen Kloster Santa Maria del Patir bei Rossano stammendes Taufbecken aufbewahrt, in
dessen oberen Rand ein Epigramm (Nr. US1) eingeritzt ist. Die Verse berichten, dass das Ob-
jekt unter dem normannischen König Roger II. geschaffen wurde.
Zypern: Aus dem Kloster Hagios Spyridon in Tremetusia im Norden Zyperns stammt das
Fragment einer Steinplatte, auf der sich ein Vers eines Epigramms erhalten hat (Nr. ZY2). Die
Steinplatte dürfte ursprünglich zum Ambon gehört haben, und die Inschrift selbst dürfte sich
durch die Aussage „in der Mitte ist ein geheiligter Ort“ auf das Allerheiligste der Kirche bezie-
hen.
Einleitung 73

IV. TECHNIK DER ANBRINGUNG VON AUF STEIN ÜBERLIEFERTEN EPIGRAMMEN


– ANMERKUNGEN ZUR INSCHRIFTENPALÄOGRAPHIE

1. ALLGEMEINES
Grundsätzlich kann man zwischen zwei verschiedenen Techniken der Anbringung von
Steininschriften sprechen: Steininschriften können in den Stein geritzt oder (seltener) vom Stein
abgemeißelt sein.80 Die Technik der Anbringung kann auch einen Hinweis darauf geben, an
welchem Ort eine Inschrift gestaltet wurde: Die aus Sardinien stammenden Epigramme Nr.
IT20 und IT21 sind in Reliefform wiedergegeben; da diese Technik im italischen Raum in by-
zantinischer Zeit sonst nicht üblich ist, kann man annehmen, dass die beiden Epigrammtexte im
byzantinischen Kernland, vielleicht in Konstantinopel selbst, auf dem Inschriftenträger ange-
bracht wurden.81 Vereinzelte Epigrammtexte sind auch als Ziegelinschriften82 in Monumente
eingelassen, so etwa das Stifterepigramm an der westlichen Außenmauer der Kirche Sveta
SofƋa in Ohrid (Nr. FY1), der Vers an der Außenfassade des Katholikons des Klosters Kato
Panagia bei Arta (Nr. GR7), das Epigramm am so genannten Manuel-Turm der Befestigung von
Thessalonike (Nr. GR131), die Inschrift an der Akköprü (Nr. TR7) und das Epigramm (?) an
der Außenfassade des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel / Istanbul
(Nr. TR77). Auch in ein paar wenigen als Graffiti zu identifizierenden Inschriften kann die
Versform nachgewiesen werden: Zu nennen sind die bekannten Graffiti auf der Athener Akro-
polis, vor allem auf den Säulen des Parthenon, die Gebete darstellen (Nr. GR17–GR27). Auch
die vielleicht ursprünglich in Versform intendierte Inschrift UK2 aus Sevastopol ist ein Graffito.
Die Qualität der paläographischen Ausführung ist mitunter eine sehr unterschiedliche und er-
staunlicherweise sind literarische Qualität der Verse und inschriftliche Ausführung nicht immer
deckungsgleich.83 Ein diesbezügliches Beispiel ist das metrisch kunstvoll gestaltete Hexameter-
Epigramm an der Außenmauer der Kirche von Skripu (Nr. GR98), dessen paläographische Um-
setzung der literarischen Qualität der Verse nicht entspricht.84
Viele Epigramme sind relativ hoch angebracht und können – zumindest heute – vom Boden
aus oft nur mehr schwer entziffert werden. Das heute wahrscheinlich verlorene Epigramm Nr.
TR119 an der äußeren Stadtmauer von Trapezunt / Trabzon etwa konnte im 19. Jahrhundert nur
mit Hilfe eines Teleskops gelesen werden;85 auch das Epigramm (Nr. TR93) oberhalb des Nord-
tores der am Berg Pagos oberhalb von Smyrna / Izmir gelegenen Festung konnte im 18. Jahr-
hundert nur mit Hilfe einer langen Leiter kopiert werden. Da die Aufgabe von Inschriften neben
ihren sonstigen – etwa apotropäischen und symbolischen – Funktionen86 ja in erster Linie darin
bestand, gelesen zu werden – und, wie Browning zeigen konnte, war die Fähigkeit des Lesens
bei einem gar nicht so kleinen Kreis vorhanden87 –, wurden die inschriftlich angebrachten Wör-
ter manchmal auch färbig gestaltet oder mit Blei ausgelegt. An vielen Stellen sind auch noch
Löcher in den Einritzungen der Buchstaben zu erkennen, durch die das Blei befestigt wurde:
—————–
80
Zu den Techniken der Steinbearbeitung in Byzanz zusammenfassend MELVANI, Late Byzantine Sculpture 34–37.
81
Siehe unten S. 462, 463.
82
Ziegelinschriften sind vor allem in spätbyzantinischer Zeit nichts Ungewöhnliches, vgl. VEIKO, Byzantine Epirus
159; FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 86; davon zu unterscheiden sind Ziegelstempel, die vor allem in
frühbyzantinischer Zeit begegnen: J. BARDILL, Brickstamps of Constantinople, I–II (Oxford Monographs on
Classical Archaeology). Oxford 2004; DERS., Brickstamps, in: JEFFREYS, Handbook of Byzantine Studies 193–
201.
83
S.a. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 685, Anm. 15.
84
Zu den möglichen Ursachen dieser Divergenz siehe unten S. 320.
85
S.a. RHOBY, Meaning 733f.
86
Siehe unten S. 102–103.
87
R. BROWNING, Literacy in the Byzantine World. BMGS 4 (1978) 39–54 (= DERS., History, Language and Literacy
in the Byzantine Word [Collected Studies Series 299]. Northampton 1989, VII); s.a. W. HÖRANDNER, Zur kom-
munikativen Funktion byzantinischer Gedichte, in: I. ŠEVýENKO – G.G. LITAVRIN – W.K. HANAK (Hg.), Acts.
XVIIIth International Congress of Byzantine Studies. Selected Papers. Moscow, 1991. Vol. IV: Literature,
Sources, Numismatics and History of Science. Shepherdstown, WV 1996, 106f.
74 Einleitung

Dies trifft auf das Epigramm an der Spitze der Säule auf dem Forum Constantini (Nr. TR55) zu,
ebenso auf die Verse an den äußeren zentralen Apsiden der (Nord)kirche des Klosters des Kon-
stantinos Lips in Konstantinopel / Istanbul (Nr. TR79).88 Mit (teilweise noch zu erkennender)
Farbe ausgestrichen waren die hoch angebrachten Epigrammtexte (Nr. GR100, GR111) im Ein-
gangsbereich des Katholikons des Klosters Hosios Lukas bei Steiri; nicht wenige (rote) Farbres-
te weist auch die Inschrift von Epigramm Nr. GR129 auf, ebenso die Buchstaben des Epi-
grammfragments Nr. IT17.
Da bis heute – anders als für den westlichen Bereich89 – keine allgemeine Studie zur byzan-
tinischen Inschriftenpaläographie vorliegt,90 basieren die folgenden Beobachtungen zur paläo-
graphischen Gestaltung von Steininschriften auf der Analyse des im vorliegenden Band behan-
delten Materials.91

2. GRAVEURE, STEINMETZE UND WERKSTÄTTEN


Nicht nur byzantinische Maler, sondern auch Handwerker, die als Stuckateure und Steinmet-
ze arbeiteten, waren in Werkstätten organisiert,92 gehörten in Byzanz aber der untersten sozialen
Schicht an.93 Wahrscheinlich wurden von den 9.>9.>þ>6<694 genannten Steinmetzen jene für
die inschriftliche Gestaltung herangezogen, die am besten alphabetisiert waren, wie dies bei
Malerwerkstätten anzunehmen ist.95 Am Ende zweier Epigramme (Nr. GR107, TR41) ist auch
der Name eines Steinmetzmeisters überliefert.96
Manchmal hilft die Analyse der Paläographie der Epigramminschriften, gemeinsame Werk-
stätten festzustellen: Dass die aus dem nicht mehr existierenden Theotokos-Kloster AĮ? ç;2Ą.?
­=6@7ĀE2F? in Makrinit(i)sa stammenden Epigrammtexte (Nr. GR80–GR83), die in Makri-
nit(i)sa und Portaria (Nr. GR104) in neuzeitliche Gebäude vermauert sind, von derselben Werk-
stätte von Graveuren und Steinmetzen gestaltet wurden, legt die gemeinsame Form der Buch-
staben nahe. Ein ähnliches Phänomen lässt sich auch bei den vielen aus Beroia stammenden, in
das 14. Jahrhundert zu datierenden Epigrammtexten (Nr. GR40, GR44–GR48) beobachten.
Bei vielen der in diesem Band behandelten Steinepigramme ist ersichtlich, dass ein sehr be-
gabter Graveur bzw. Steinmetz am Werk war. Zeugnis dafür sind elegant und sorgfältig gestal-
tete Buchstaben und die optimale Ausnützung des vorhandenen Platzes, wie dies etwa bei den
Epigrammen aus Amaseia / Amasya (Nr. TR13–TR14) oder aus Konstantinopel / Istanbul –
pars pro toto sei das Grabepigramm des Michael Tornikes in der (ehemaligen) Chora-Kirche
genannt (Nr. TR68) – der Fall ist.

—————–
88
Vgl. RHOBY, Meaning 739.
89
Z.B. KOCH, Inschriftenpaläographie; DERS., Spezialfragen der Inschriftenpaläographie, in: CAVALLO – MANGO,
Epigrafia medievale 267–291.
90
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 71f.
91
Hilfreiche instrumenta studiorum stellen Abbildungen von Buchstabenformen dar, die epigraphische Publikatio-
nen begleiten, vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 71f., Anm. 292; zuletzt auch A. WEYL CARR –
S. KALOPISSI-VERTI, Appendix. Inventory of Palaeographic Forms in the Thirteenth and Fourteenth-Century Mu-
rals, in: WEYL CARR – NICOLAÏDÈS, Asinou Across Time 371–385. Als ältere, aber schwer zugängliche Arbeit ist
weiterhin MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9. zu nennen.
92
Vgl. dazu die zusammenfassenden Abschnitte bei MELVANI, Late Byzantine Sculpture 37–41, 140–143.
93
Vgl. BOURAS, Master Craftsmen 545f.; Ch. MPOURAS, :2Ą2? <67<1Ć9F:, 9.@AĆ>F: 7.6 7.A.@72B.@AĊ: @A<
Ā@< 7.6 A< Ƅ@A2>< B3þ:A6<. $ IV 31 (2010) 11–16.
94
Diese sind zusammen mit 0BE<=8þ@A.6 (Stuckateuren) auch im Eparchenbuch erwähnt, J. KODER, Das Eparchen-
buch Leons des Weisen. Einführung, Edition, Übersetzung und Indices (CFHB XXXIII). Wien 1991, 139 (§ 22).
Daneben existiert bereits seit der Antike auch das Wort 865<;Ć<?, vgl. LSJ s.v. Vgl. z.B. auch SIRONEN, Inscripti-
ons of Athens 405.
95
Zu Malern, ihrem Bildungsgrund und ihren Werkstätten vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 62 u.
die in Anm. 210 zitierte Literatur.
96
Zu weiteren Beispielen aus Prosainschriften BOURAS, Master Craftsmen 540, 544f., 547f.; SODINI, Marble 142,
143.
Einleitung 75

Doch Epigramme sind paläographisch mitunter weit weniger sorgfältig gestaltet: Dies gilt
weniger für vom Stein abgemeißelte Verse als für in Stein geritzte Verse, die oft von weniger
geübten Handwerkern ausgeführt wurden, da das Einritzen im Vergleich zum Abmeißeln auch
weniger aufwendig und somit weniger kostenintensiv war. Diesbezügliche Beispiele entstam-
men der byzantinischen Provinz oder Gebieten, die nicht mehr unter direktem byzantinischen
Einfluss standen: Ein ungeübter Graveur dürfte für das sehr ungelenk und wenig sorgfältig aus-
geführte Epigramm Nr. GR51 verantwortlich gewesen sein, das auf Teilen eines Templonarchi-
travs einer Kirche auf Chios angebracht ist. Ein zumindest für griechische Inschriften ungeübter
Graveur dürfte für Epigramm Nr. IT4 auf einer Steinplatte in der Kathedrale von Gallipoli zu-
ständig gewesen sein. Immerhin aber war zum Zeitpunkt der Entstehung des Epigramms (Mitte
14. Jh.) die byzantinische Herrschaft über Unteritalien schon seit fast 200 Jahren zu Ende. Ein
nicht sehr versierter Graveur dürfte auch bei Epigramm Nr. IT7, das in einen in Lecce aufbe-
wahrten Steinblock eingeritzt ist, am Werk gewesen sein: Auch fiel es ihm schwer, die Zeilen
der Inschrift waagrecht zu halten. Der Graveur wird ebenso wie jener in Gallipoli mit griechi-
scher Paläographie kaum vertraut gewesen sein. Doch auch für besondere Epigramme, wie die
bereits mehrfach erwähnten Hexameter der Kirche von Skripu in Orchomenos (Nr. GR98) und
des Sarkophags von Galakrenai (Nr. TR 64), wurde erstaunlicherweise die weniger (kosten)-
aufwendige Technik des Einritzens herangezogen, obwohl beide Stücke aristokratischem bzw.
prominent kirchlichem Milieu entstammen.
Bisweilen sind auch Unachtsamkeiten bei der Anbringung der Epigrammtexte feststellbar:
Bei den Versen, die in einen in Naupaktos befindlichen Steinblock eingeritzt sind (Nr. GR90),
könnte es sein, dass der Graveur irrtümlich Teile der Verse 3 und 4 seiner Vorlage zu einem
einzigen Vers zusammenfügte. Des Weiteren kann man manchmal feststellen, dass Buchstaben
vergessen und erst nachträglich eingeritzt wurden: Dies trifft etwa auf manche Buchstaben des
nicht vollständig erhaltenen Epigramms Nr. TR104 zu, das sich auf einem im Archäologischen
Museum von Manisa aufbewahrten Templonepistylbalken befindet. Die letzten drei Buchstaben
von Vers 1 () des in einen Steinblock eingeritzten Epigramms Nr. TR106, das vom „Wun-
derberg“ bei Samanda÷ stammt, sind untereinander auf einem anderen darauf liegenden Stein-
block angebracht; dass die Buchstaben nachträglich (von einer zweiten Hand) eingeritzt wur-
den, wird auch durch paläographische Unterschiede bestätigt. Ein interessanter Eingriff in einen
bereits eingeritzten Text ist bei Epigramm Nr. GR59 zu beobachten, das in eine Steinplatte an
der Außenmauer der Kirche Hagioi Taxiarchai in Mokista / Hagia Sophia eingraviert ist: Das
letzte Wort von Vers 7 ist in der Form "@=8.$ eingeritzt.97 Erst nachträglich dürfte
oberhalb der Ligatur des (Minuskel-)Alpha und des Chi ein Gamma eingeritzt worden sein.

3. AKZENTUIERUNG
Wie Mango völlig zu Recht feststellte,98 leitet der Beginn des 11. Jahrhunderts eine neue
Epoche der paläographischen Gestaltung byzantinischer Inschriften ein: Grundsätzlich sind
Inschriften nämlich bis um das Jahr 1000 nicht akzentuiert, womit ein wichtiges Datierungskri-
terium, nämlich ante a. 1000 und post a. 1000 gegeben ist. In diesem Band behandelte Aus-
nahmen stellen folgende Epigramme dar: Wahrscheinlich aus der Mitte des 8. Jahrhunderts
stammt Epigramm Nr. TR85, das auf Turm 37 der Landmauer von Konstantinopel angebracht
und mit Akzenten versehen ist.99 In das 9./10. Jahrhundert gehört das mit einigen Akzenten aus-
gestattete Grabepigramm Nr. IT16, das in Steinplatten in der Kirche San Giorgio in Velabro in
Rom geritzt ist. Nicht mehr erhalten ist Epigramm Nr. TR45, das auf einem steinernen, in Ere÷li
(Marmaraere÷lisi) aufgefundenen, wahrscheinlich ebenfalls in das 9./10. Jahrhundert zu datie-
renden Reliquiar angebracht war; auf einer Schriftskizze zur Inschrift vom Ende des 19. Jahr-
—————–
97
Eine solche Schreibweise (ohne Gamma) ist möglich, vgl. zuletzt Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Ob-
jekten der Kleinkunst 56 u. Anm. 70.
98
MANGO, Epigraphy I 243.
99
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243.
76 Einleitung

hunderts sind an einigen Stellen Akzente eingezeichnet. Teilweise akzentuiert ist auch Epi-
gramm Nr. GR63 aus dem Jahr 925/26, das von der Restaurierung der Stadtmauern von Chris-
tupolis / Kabala berichtet. Zum Teil mit Akzenten versehen ist auch schon das bekannte Grabe-
pigramm des Exarchen Isaakios in Ravenna (Nr. IT14), das in das Jahr 643 zu datieren ist. Die
Akzente könnten aber auch erst einige Jahrhunderte später eingeritzt worden sein.100
Die Tatsache, dass Inschriften ab dem 11. Jahrhundert grundsätzlich mit Akzenten versehen
sind,101 bedeutet allerdings nicht, dass von diesem Zeitpunkt an jedes Wort akzentuiert ist. Eine
späte, völlig ohne Akzente und Spiritus wiedergegebene, heute jedoch verlorene Epigrammin-
schrift könnte Nr. TR11 aus dem 14. Jahrhundert dargestellt haben.
Eine interessante Akzentuierung liegt an zwei Stellen im Epigramm Nr. GR127 vor, das in
den ursprünglich im Blatadon-Kloster in Thessalonike aufbewahrten Sarkophagdeckel eingeritzt
ist: An zwei Stellen ist oberhalb eines Sigma ein Gravis eingeritzt. Zumindest im zweiten Fall
(Vers 6: 2íCBā?) gehört der Akzent zu dem unterhalb des Sigma angebrachten Eta.

4. DIE VERWENDUNG VON MAJUSKEL UND MINUSKEL


Die Minuskel spielt bei auf Stein überlieferten Epigrammen ebenso wie bei jenen auf ande-
rem Untergrund angebrachten Versen eine nur untergeordnete Rolle. Dennoch gibt es einige
Epigramme (z.B. Nr. BG3, GR8, GR28, GR46, GR49, GR50,102 GR59, GR71, GR72, GR95,
GR119, GR127,103 IT6, TR36, TR69, TR86), bei denen eine Mischung von Buchstaben der
Majuskel und der Minuskel zu erkennen ist.104 Auffallend ist, dass dieses Phänomen – zumin-
dest bei den metrischen Steininschriften – in der Regel nicht vor 1200 bzw. dem 13. Jahrhundert
begegnet;105 Ausnahmen stellen vor allem die Epigramme Nr. GR71, GR72 (fast ausschließlich
in Minuskel),106 GR95 (auch mit aus Handschriften bekannten Kürzungszeichen), TR36 und
TR69 dar, die um das Jahr 1000 bzw. in das 11. und das frühe 12. Jahrhundert zu datieren sind.
Die Majuskel bleibt somit bis zum Ende des byzantinischen Reiches und darüber hinaus – vor
allem bei Stifterinschriften – die zentrale Buchstabenform,107 auch wenn diese im Laufe der
Jahrhunderte ebenfalls einem gewissen, aber auch nicht allzu großen Wandel unterworfen ist,
was die zeitliche Einordnung von Epigrammen, die ohne direkte oder indirekte (z.B. durch die
Nennung eines Kaisers) Datierung überliefert sind, erschwert.108 Manche Epigramme, etwa die
aus Amaseia / Amasya stammenden Epigramme Nr. TR13 und TR14 und die am „Wunderberg“
(Mons Admirabilis, .B9.@Aą: ť><?) aufgefundenen Epigramme Nr. TR107 und TR108, sind

—————–
100
Siehe unten S. 439.
101
Gelegentlich sind auch Siegellegenden (teilweise) akzentuiert (ab dem Ende des 11. Jh.s, vgl. OIKONOMIDES,
Dated Byzantine Lead Seals 156), z.B. die Verslegende 7Ā=<6? <9:4:ā: =.ĵ1ĩ ¥:1><:Ą7<B, 7Ć>4, | @2/.@A<-
7>.AĮ, =<>CB>.B0Į .>Ą.: (G. ZACOS – A. VEGLERY, Byzantine Lead Seals, I/3: nos. 2672–3231. Imperial and
allied seals: Vth to XIVth centuries. Non-imperial seals: VIth to IXth centuries. Basel 1972, Nr. 2733), die Vers-
legende źF9.:<Ľ @C>.0ă? ¥>A./þ@1<B AB0Dþ:F (unediert, Sammlung Boersema) oder die Verslegende ą:
.A.7.8ĉ: ­7 7.7Ń:, ŃA2>, ļĈ<B (unediert, Dumbarton Oaks Nr. 55.1.4048) (für den Hinweis auf die beiden
letztgenannten Stücke, die im 2. Teil von WASSILIOU-SEIBT, Corpus erscheinen werden, danke ich Alexandra-
Kyriaki Wassiliou-Seibt]).
102
Da bei Nr. GR49 und Nr. GR50 zahlreiche Minuskelformen verwendet werden, ist eventuell an eine Datierung in
postbyzantinische Zeit zu denken.
103
Die (kleineren) Minuskelformen in diesem Epigramm wurden wahrscheinlich aus Platzmangel gewählt.
104
Zu Minuskelformen in anderen inschriftlich überlieferten byzantinischen Epigrammen vgl. RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken 72 u. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 39f. Auch in Siege-
linschriften findet man gelegentlich Minuskelformen, z.B. LAURENT, Corpus V/1, Nr. 743; Auktion Spink, Lon-
don 127 (7.10.1997) (Zacos I), Nr. 105 (dieses Stück ist in das 14. Jh. zu datieren, was durchaus als Erklärung für
die vielfache Verwendung von Minuskelformen dienen kann).
105
Siehe dazu auch KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 684, 685.
106
Vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 683.
107
Vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 685, 688.
108
S.a. BANDY, Inscriptions of Crete 19.
Einleitung 77

in der so genannten „epigraphischen Auszeichnungsmajuskel“109 ausgeführt, die meist durch


eher schlanke, in ein Rechteck einschreibbare Buchstaben gekennzeichnet ist und die ausgehend
von Inschriften auch in Handschriften übernommen wurde.
Mitunter ist ein paläographischer Unterschied zwischen der Ausführung des Epigramms und
der darauf folgenden Datierung in Prosa feststellbar: Vom metrischen Text abgesetzt und in
kleinerer Schrift ausgeführt ist etwa die in Prosa wiedergegebene Datierung der Inschrift Nr.
GR63, die sich auf einem im Archäologischen Museum von Kabala aufbewahrten Steinblock
befindet. Auch bei Inschrift Nr. GR40 auf den im Byzantinischen Museum von Beroia aufbe-
wahrten Sarkophagdeckelfragmenten ist der Prosatext, der allerdings hier nicht der Datierung
gewidmet ist, vom metrischen Teil sichtbar abgesetzt. Mitunter ist die Datierung auch in einem
an Minuskelbuchstaben erinnernden Duktus ausgeführt: Als Beispiel dafür ist Epigramm Nr.
TR1 zu erwähnen, das in einen Sarkophagdeckel im Archäologischen Museum in Adana einge-
ritzt ist.110

5. WEITERE BEMERKUNGEN ZU BUCHSTABENFORMEN


Die Technik, zwei oder mehrere Buchstaben in Ligatur miteinander zu verbinden, wurde vor
allem auch dann angewendet, wenn es galt, Platz zu sparen bzw. mit dem auf dem Inschriften-
träger vorhandenen Raum auszukommen.111 Da Ligaturen jedoch bereits in spätantiken Inschrif-
ten anzutreffen sind,112 stellen sie nur bedingt ein Datierungsmerkmal dar.113 Wie nämlich be-
reits Mango ausführlich offenlegte, ist die Majuskel vom 3./4. Jahrhundert bis um das Jahr 1000
kaum Änderungen unterworfen und daher per se schwer zu datieren.114
Bisweilen sind auch in Inschriften des Zeitraumes 700–1500 antikisierende Buchstaben-
formen anzutreffen, die bereits in der Spätantike nicht mehr verwendet wurden. Wenn antiki-
sierende Buchstabenformen in Inschriften des 15. Jahrhunderts begegnen, dann ist dies bereits
ein bewusster Rückgriff auf antike Modelle, wie er für die Zeit der Renaissance typisch ist.115
Dies betrifft etwa das Grabepigramm des Bessarion in Rom (Nr. IT19), in dem das Omega in
der Form & und das Sigma in der Form wiedergegeben wird. Das Gleiche gilt auch für das
vom Ende des 15. Jahrhunderts stammende Brunnenepigramm aus der Stadt Naupaktos (Nr.
GR92), die damals bereits seit fast 100 Jahren in venezianischem Besitz war. Aber auch aus
mittelbyzantinischer Zeit gibt es Epigramminschriften, in denen antikisierende Buchstaben ver-
wendet werden.116 Zu erwähnen sind drei Steinepigramme aus Ankyra / Ankara: In dem heute
nicht mehr vollständig erhaltenen, in die Zeit des Kaisers Michael III. zu datierenden Epigramm
—————–
109
Begriff geprägt von Herbert Hunger: vgl. HUNGER, Auszeichnungsmajuskel 195ff.; siehe jetzt auch R. STEFEC,
Anmerkungen zu einigen handschriftlich überlieferten Epigrammen in epigraphischer Auszeichnungsmajuskel.
JÖB 59 (2009) 203–212; DERS., Anmerkungen zu weiteren Epigrammen in epigraphischer Auszeichnungsmajus-
kel. Byz 81 (2011) 326–361; vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 72; ORSINI, Scrittura come im-
magine 81f.; jetzt auch A. RHOBY, Inscriptions and Manuscripts in Byzantium: A Fruitful Symbiosis? Segno e
Testo (in Druck).
110
Zum Vergleich heranzuziehen ist etwa das gemalte Stifterepigramm in der Kirche Hagios Stephanos in Kastoria,
in dem die (Prosa-)signatur des Malers und die Datierung in einem besonders auffällig geschwungenen Duktus
ausgeführt sind, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 97 u. Farbabb. XXIX.
111
Zur Anpassung des Epigrammtextes an die jeweiligen Platzverhältnisse siehe unten S. 80–81.
112
Vgl. z.B. BANDY, Inscriptions of Crete 13.
113
Außergewöhnliche Ligaturen werden in der Einleitung bzw. im Kommentar zu den einzelnen Epigrammtexten in
diesem Band festgehalten, z.B. die Ligatur von Iota und Ny im Wort 78Į@6: in Vers 3 des Epigramms Nr. GR14:
Die linke Ny-Längshaste, die mit einem Trema versehen ist, bildet das Iota.
114
MANGO, Epigraphy I 242; s.a. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26?, passim.
115
Siehe auch K. SMOLAK, Epigraphik und Humanismus. Zu inschriftlichen Gedichten der Neuzeit in lateinischer
und in altgriechischer Sprache, in: G. MRAS – R. KOHN (Hg.), Epigraphik 2000. Neunte Fachtagung für mittelal-
terliche und neuzeitliche Epigraphik. Klosterneuburg, 9.–12. Oktober 2000 (Forschungen zur Geschichte des Mit-
telalters 10). Wien 2006, 227–239. Zu einer frühen (Mitte 15. Jh.) (Prosa)inschrift aus dem Salento mit antikisie-
renden Buchstaben A. JACOB, Deux réfections de murs datées d’églises salentines (Acquarica del Capo et Sanari-
ca). La Parola del Passato 66 (2011) 151–155.
116
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243f.
78 Einleitung

an der Stadtmauer (Nr. TR15) wird grundsätzlich die für die byzantinische Zeit typische Sigma-
Form C verwendet; an einer Stelle jedoch begegnet , das grundsätzlich nur bis zum Ende des
3. Jahrhunderts n. Chr. belegt ist.117 An einen „Fehler“ des Graveurs ist kaum zu denken, stellt
doch die kaum gebräuchliche und doch eher bewusst gesetzte Form dar.118 Sollte damit der Kai-
ser, auf den sich das relevante Wort mit (2í@2/<B>0ń) bezieht, auch paläographisch geehrt
werden? Ein stark antikisierendes Schriftbild weist Epigramm Nr. TR18 auf, das in zwei Stein-
blöcke der ehemaligen Kirche im Tempel der Roma und des Augustus in Ankyra / Ankara ge-
ritzt ist: Die meisten Buchstaben sind nicht – wie etwa in der „epigraphischen Auszeichnungs-
majuskel“119 – in rechteckiger, sondern quadratischer Form wiedergegeben; Rundungen sind
eher wenige zu beobachten, eckige, starre Formen, wie z.B. jene des Omikron, das einem auf
der Kante balancierenden Quadrat gleicht,120 dominieren. Dass eine Datierung der Inschrift in
das 9./10. Jahrhundert gerechtfertigt ist, beweist die sicher (in das Jahr 813) zu datierende Grab-
inschrift des /.@6867ą? 7<B>þAF> Sisines aus Tzurulon / Çorlu in Ostthrakien, in der ähnliche
Formen verwendet werden.121 Wahrscheinlich ebenfalls nach 600, vielleicht sogar in das 9.
Jahrhundert, ist auch Epigramm Nr. TR17 zu datieren, das in eine tabula ansata auf einem im
Bereich der römischen Bäder von Ankyra / Ankara gefundenen Steinblock eingeritzt ist; auch
diese Inschrift ist von starren und eckigen Formen dominiert, die besonders bei den Buchstaben
Epsilon und Sigma zu beobachten sind. Eine streng rechteckige Form mancher Buchstaben,
besonders von Epsilon122 und Sigma, ist auch in Epigramm Nr. GR75, das in eine in Kozane
aufbewahrte Steinplatte eingeritzt ist, zu beobachten. Die Verse dürften aus dem 9. Jahrhundert
stammen.
Wie bereits anderenorts festgestellt wurde,123 werden Iota ad- und subscriptum in der Regel
in Inschriften aus byzantinischer Zeit nicht geschrieben. Doch auch bei den Steinepigrammen
lassen sich Ausnahmen feststellen,124 die interessanterweise fast ausschließlich in Hexameter-
Epigrammen zu finden sind: Im bekannten Hexameter-Epigramm der Kirche von Skripu in
Orchomenos (Nr. GR98) ist beim Wort 5.8ĄĬ@6 in Vers 9 nach dem Eta auch das Iota adscrip-
tum eingeritzt. Vielleicht ist dies darauf zurückzuführen, dass sich der Graveur darum bemühte,
dem antikisierenden literarischen Anspruch der Verse auch paläographisch gerecht zu werden.
Allerdings scheitert er in der Umsetzung: Die Buchstaben genügen nicht der Qualität der Ver-
se,125 und auch bei dem mit dem Iota adscriptum versehenen 5.8ĄĬ@6 unterlief ihm ein Fehler, da
er am Ende des Wortes ein zweites (überschüssiges) Iota einritzte (IHICII inscr.). Auch im
Hexameter-Epigramm Nr. TR14, das in einen Steinblock in Amaseia / Amasya geritzt ist, kann
an einer Stelle, nämlich beim Artikel Ań am Beginn von Vers 3, ein Iota adscriptum entdeckt
werden. Das so genannte Grabepigramm von Galakrenai (Nr. TR64), das in einen heute im Au-
ßenbereich der Hagia Sophia in Istanbul aufbewahrten Sarkophag eingeritzt ist, setzt sich eben-
falls aus Hexametern zusammen: Hinter dem Eta des Wortes ĚD6 in Vers 4 ist ein Iota adscrip-
tum eingeritzt.126 Für ein inschriftlich angebrachtes Iota subscriptum gibt es in diesem Band nur
—————–
117
Vgl. z.B. SIRONEN, Inscriptions of Athens 382.
118
MANGO, Epigraphy I 244 spricht von einem „sign of deliberate antiquarianism“.
119
Siehe oben S. 77.
120
Belege aus der Spätantike für diese Form bei BANDY, Inscriptions of Crete 25 u. Anm. 115.
121
Zur Inschrift ASDRACHA, Inscriptions II 261–264; I. ŠEVýENKO, Inscription Commemorating Sisinnios, « Cura-
tor » of Tzurulon (A.D. 813). Byz 35 (1965) 564–574; vgl. MANGO, Epigraphy I 244. Zum Vergleich heranzuzie-
hen ist auch eine wahrscheinlich in das Jahr 837 zu datierende Inschrift aus Philippi, welche die gleichen Phäno-
mene aufweist, ed. BEŠEVLIEV, Părvo-bălgarski nadpisi 140–151 (Nr. 14).
122
Nach SIRONEN, Inscriptions of Athens 382 kam die rechteckige Form des Epsilon im 6. Jh. wieder in Mode.
123
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 387, Anm. 45; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 40.
124
Auch in Siegellegenden wird gelegentlich das Iota adscriptum geschrieben: z.B. V. LAURENT, Le Corpus des
sceaux de l’empire byzantin, II: L’administration centrale. Paris 1981, Nr. 491 (das Relativpronomen Ģ ist als &
wiedergegeben).
125
Siehe oben S. 73.
126
In Handschriften (bzw. Editionen) sind beide Formen, jene mit Iota subscriptum (ĚD6) und jene ohne Iota sub-
scriptum (ÞD6), in reichlicher Anzahl vorzufinden (vgl. TLG), auch wenn ĚD6 in LSJ als „Fehler“ angesehen wird.
Einleitung 79

ein Beispiel: Das Omega des Artikels Ań am Beginn von Vers 8 des Grabepigramms von Corri-
donia (Nr. IT3) ist mit einem Iota subscriptum versehen, wobei die kleiner ausgeführten Buch-
staben Omega and Iota zusammen ungefähr die Höhe des vorangehenden Tau erreichen.
Weitere paläographische Besonderheiten sind bei folgenden Epigrammen zu notieren: Mit
paläographisch auffallenden Buchstabenformen ist Epigramm Nr. GR108 versehen, das in eine
im Kloster Hagios Ioannes Prodromos bei Serrai aufbewahrte Grabplatte eingeritzt ist: Das O-
mikron ist teilweise mit einer Querhaste versehen, sodass es einem Theta gleicht, und für das
Ny wird an einer Stelle die Form ɂ verwendet.127 Auch am Ende von Vers 2 der metrischen
Ziegelinschrift (Nr. GR131) an der Stadtmauer von Thessalonike ist die Form ɂ zu erkennen.
Eine besondere Form des Buchstabens Xi wird in Epigramm Nr. GR112 (Vers 3: A2Ĉ;.@5.6;
Vers 10: î=.>;þ:AF:) verwendet: Dabei gleicht das Xi einem Zeta, auf das die Ligatur von
Omikron und Ypsilon gesetzt ist. Zum Vergleich heranzuziehen ist auch die Form des Xi in
Epigramm Nr. TR15 (Vers 10: =Ą:.;6:), obwohl diese Inschrift rund 200 Jahre früher zu datie-
ren ist.128
Die Konjunktion 7.Ą begegnet in den in diesem Band behandelten Epigrammen entweder
ausgeschrieben oder gekürzt in der Form ,. Mitunter wurde aber auch die aus Handschriften
bekannte Kürzung S verwendet, z.B. im bekannten, schon mehrfach erwähnten abgemeißelten
Epigramm am äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaristoskirche in Konstantinopel /
Istanbul (Nr. TR76): In dieser Inschrift ist 7.Ą immer als S wiedergegeben.129 Die Minuskelkür-
zung von 7.Ą, wie sie in Handschriften zuhauf begegnet, liegt in Vers 1 des Epigramms Nr.
GR84 vor. Bei dem auf der Krim entstandenen Epigramm Nr. UK3, von dem nur ein Vers er-
halten ist, kann man erkennen, dass die Silbe 7.6, auch wenn sie nicht als selbständiges Wort
fungiert, in der Form , abgekürzt ist (7(.6)>Ć:, 2í7(.6)>Ą.?). Eine sonderbare paläographische
Wiedergabe der Konjunktion 7.Ą liegt in Epigramm Nr. GR96 vor, das in einen Türsturz der
Kirche Hagios Mamas auf Naxos eingeritzt ist: Die untere rechte Haste des Kappa ist mit einem
diese kreuzenden Strich versehen, sodass ein Zeichen entsteht, das einem lateinischen X gleicht.

6. LINIEN
Mitunter sind in den Stein geritzte oder vom Stein abgemeißelte Linien zu erkennen, welche
die Verse voneinander trennen und sicher nicht nur als dekoratives Element eingesetzt wurden.
Durch diese im Voraus angebrachten Abgrenzungen – dies trifft wohl vor allem auf die bereits
in der Antike und in der Spätantike belegten130 eingeritzten Linien zu – war es dem Handwerker
sicher leichter, mit der Inschrift auf einer (waagrechten) Ebene zu bleiben.131 Bei Epigramm Nr.
IT7, das in einen in Lecce aufbewahrten Stein eingeritzt ist, kann man klar sehen, dass der un-

—————–
127
Diese durch das kyrillische Alphabet beeinflusste Form ist besonders häufig in Inschriften des 14. Jh.s anzutref-
fen, vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40. Ein Beleg des 12. Jh.s ist auf einem
Siegel zu finden, ed. ZACOS – NESBITT, Byzantine Lead Seals II, Nr. 613, ein Beleg des 12./13. Jh.s auf einem
weiteren Siegel, ed. LEONTIADES, Tarchaneiotai, Nr. 24. Nur auf einem Faksimile zu sehen sind die beiden sei-
tenverkehrten Ny eines Verses auf einem Siegel des 12. Jh.s, ed. G. SCHLUMBERGER, Sigillographie de l’empire
byzantin. Paris 1884 (Reprint Turin 1963), 694, 2 = LAURENT, Bulles métriques, Nr. 438.
128
Zu nennen ist auch die ähnliche paläographische Gestaltung des Xi in Vers 2 des Epigramms Nr. 129.
129
Siehe z.B. auch RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 268. Eine interessante Kürzung von
7.ă (eigentlich 72) liegt in der metrischen Legende eines Siegels des 11. Jh.s vor: @7Ā=<6? ist als CSVC wieder-
gegeben, ed. LAURENT, Orghidan, Nr. 498. Ebenfalls in das 11. Jh. zu datieren ist ein Siegel, in dessen metrischer
Legende die Silbe -72- sowohl von <ß7ĀA4: als auch von @7Ā=<6? als S dargestellt ist, ed. JORDANOV, Corpus III,
Nr. 2940 (freundlicher Hinweis von Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt); siehe z.B. auch SEIBT, Bleisiegel in Ös-
terreich I, Nr. 124.
130
Vgl. J.S. CREAGHAN – A.E. RAUBITSCHEK, Early Christian Epitaphs from Athens. Hesperia 16 (1947) 21f.; BAN-
DY, Inscriptions of Crete 7.; siehe z.B. auch J. KODER, in: RESTLE, Azra‘a 54f.
131
Vorgezeichnete Linien, zwischen denen die Inschrift läuft, finden wir z.B. auch im (gemalten) Stifterepigramm
der Kirche Hagios Petros in Kubaras (Attika) (a. 1231/32) und im (gemalten) Stifterepigramm in der Kirche Pa-
nagia Chrysaphitissa bei Chrysapha (Lakonia) (a. 1289/90): RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr.
63 u. Abb. 15–16, Nr. 127 u. Abb. 41–42; Beispiele auch bei DRAKOPOULOU,  =Ć84 A4? .@A<>6þ? 136.
80 Einleitung

geübte Graveur große Schwierigkeiten hatte, die Zeilen der Inschrift waagrecht zu halten. Be-
sonders anschaulich zeigt sich die Verwendung von Linien etwa beim bekannten Hexameter-
Epigramm der Kirche von Skripu in Orchomenos (Nr. GR98), dessen Buchstaben nicht sehr
sorgfältig ausgeführt sind.132 Aber auch eleganter ausgeführte Inschriften sind mit (abgemeißel-
ten) Linien versehen; dies trifft auf die Epigramme Nr. GR89, IT8, IT20 und TR4133 zu.

7. ANPASSUNG DES EPIGRAMMTEXTES AN DEN VORHANDENEN PLATZ


Auch die bereits angesprochene Anpassung des Epigrammtextes an den vorhandenen Platz
ist unterschiedlich: Grundsätzlich ist das Bemühen, Epigramme in einer Art „Blocksatz“ in-
schriftlich zu repräsentieren, zu erkennen.134 Nicht immer gelang es den Steinmetzen oder Gra-
veuren jedoch, mit dem zur Verfügung stehenden Platz zurecht zu kommen; dies ist etwa durch
unterschiedliche Buchstabengröße oder durch unterschiedliche Abstände zwischen den Buch-
staben innerhalb desselben Epigramms ersichtlich:135 Bei dem schon mehrfach erwähnten Epi-
gramm der Kirche von Skripu in Orchomenos (Nr. GR98) ist zu erkennen, dass in manchen
Versen die Buchstaben gegen Ende der Zeile mit größeren Abständen zueinander eingeritzt
sind, um den in der jeweiligen Zeile zur Verfügung stehenden Platz ausnützen. Das gleiche
Phänomen ist bei der Anbringung der Hexameter auf dem so genannten Sarkophag von Ga-
lakrenai (Nr. TR64) zu beobachten, der heute im Gelände der Hagia Sophia in Istanbul ausge-
stellt ist. Besonders gut ist dies auch bei Epigramm Nr. GR39 zu erkennen, das in eine im Ar-
chäologischen Museum von Beroia aufbewahrte Grabplatte eingeritzt ist: Das Epigramm be-
steht aus einer ungeraden Anzahl von Versen (13), die in zwei Kolumnen angeordnet sind. Da
der Graveur das Textbild jedoch mit zwei gleich langen Kolumnen abschließen wollte, erstreck-
te er den letzten Vers mit breit voneinander abgesetzten Buchstaben über beide Kolumnen; in
jenen Kolumnenzeilen, in die zwei Verse – je einer pro Kolumne – eingeritzt sind, sind die
Buchstaben hingegen sehr eng aneinander gefügt und in Ligaturen miteinander verbunden.
Ein anderes bekanntes Beispiel stellt jene Inschrift dar, die oberhalb des Eingangs in die Kir-
che Panagia ton Chalkeon in Thessalonike angebracht ist (Nr. GR126): Während die Buchsta-
ben des Beginns der Inschrift, der als metrisch zu klassifizieren ist, relativ gut lesbar sind und
für sich alleine stehen, sind die Buchstaben der restlichen Inschrift – auch aufgrund von Platz-
mangel – kleiner ausgeführt, in Ligatur miteinander verbunden und über- bzw. untereinander
eingeritzt.136 Bemerkenswert ist auch die paläographische Ausführung von Vers 10 des Epi-
gramms Nr. BG3, das in eine im Archäologischen Museum von Nesebăr aufbewahrte Steinplat-
te eingeritzt ist: Da der Graveur in der vorletzten Zeile unbedingt noch den metrischen Teil der
Inschrift abschließen wollte – die letzte Zeile ist der Datierung in Prosaform gewidmet –, muss-
te er für den abschließenden Vers mit ungefähr einem Drittel einer Zeile auskommen, obwohl er
für die übrigen Verse jeweils fast eine ganze Zeile genützt hatte. Dementsprechend über- und
untereinander und teilweise kaum mehr lesbar sind die Buchstaben des letzten Verses eingeritzt;
des Weiteren ist fast jedes Wort gekürzt. Eng angebrachte und weit auseinander gezogene
Buchstaben in derselben Inschrift sind auch in dem aus Makrinit(i)sa stammenden Epigramm
Nr. GR82 zu beobachten: Während in der vorletzten Zeile das letzte Wort mit zahlreichen Liga-
turen versehen ist, die bis zu drei Buchstaben umfassen, setzt sich das abschließende Wort in
der letzten Zeile aus Buchstaben zusammen, die in größerem Abstand zueinander stehen.137
Auch in Epigramm IT1 aus Bari ist klar zu erkennen, dass der Graveur, der am Beginn der
—————–
132
Siehe oben S. 73.
133
Zu den sonstigen paläographischen Eigenheiten dieses Epigramms siehe unten S. 521–522.
134
Zu diesem Phänomen (in der Spätantike) G. AGOSTI, Eisthesis, divisione dei versi, percezione dei cola negli
epigrammi e epigrafici in età tardoantica. Segno e Testo 8 (2010) 67–98.
135
Dieses Phänomen ist freilich nicht auf (metrische) Steininschriften beschränkt, vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf
Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me106 u. Abb. 83.
136
Die Stifterinschrift der Panagia ton Chalkeon stellt auch eines der frühesten Beispiele für dieses Phänomen dar,
vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 682.
137
Ein ähnliches Phänomen ist in dem ebenfalls aus Makrinit(i)sa stammenden Epigramm Nr. GR83 zu beobachten.
Einleitung 81

zweiten und dritten Zeile der Inschrift wohl befürchtet hatte, mit dem auf der Steinplatte zur
Verfügung stehenden Platz nicht auszukommen, die Buchstaben am Ende der jeweiligen Zeilen
viel größer gestaltete als am Beginn. Mit dem vorhandenen Platz überhaupt nicht zurecht kam
auch jener Graveur, der Epigramm Nr. TR36 auf einem Türsturz einritzte, der sich heute ober-
halb des Eingangs in die Murad Hüdavendigar Camii in Behramkale befindet. Auch bei Epi-
gramm Nr. TR97 auf einer bei Karacaköy in Ostthrakien aufgefundenen Steinplatte kann man
vermuten, dass der Graveur befürchtete, mit dem vorhandenen Platz nicht zurecht zu kommen,
da die Buchstaben im Mittelteil der Inschrift eng aneinander geschrieben sind. Dieselbe Be-
fürchtung muss auch den Graveur des Epigramms Nr. GR86 in Mystras verleitet haben, die
Buchstaben im (vom Betrachter aus gesehen) linken Teil der jeweiligen Zeilen enger zu schrei-
ben als im rechten Teil.

8. INTERPUNKTIONSZEICHEN UND MARKIERUNGEN


Der Beginn von (christlichen) Inschriften, unabhängig davon, ob diese in Prosa oder in Vers-
form abgefasst sind, ist in der Regel durch ein Kreuz markiert; dies trifft manchmal auch auf das
Ende von Inschriften zu.138 Bei Epigrammen sind in der Regel auch die Versenden markiert,
gleich ob pro Vers je eine Zeile vorgesehen ist oder ob der Text in continuo geschrieben wurde;
als Markierung dienen Punkte – manchmal auch zwei oder drei übereinander liegende Punkte –,
Kommata, Semikola, Wellenlinien oder sonstige Zeichen. Diese Markierungen helfen mitunter,
unvollständig überlieferte Texte als Epigrammfragmente zu identifizieren.139 Dies gilt z.B. für
Epigramm Nr. GR71, das auf einer im Archäologischen Museum von Komotene aufbewahrten
Steinplatte angebracht ist: Durch zwei eingeritzte Punkte können zwei Halbverse identifiziert
werden. Gelegentlich sind auch die Binnenschlüsse des Zwölfsilbers140 (B5 oder B7) markiert.
Dies kann zweierlei bedeuten: 1) Die Markierungen waren bereits in der Vorlage vorhanden und
wurden vom ausführenden Handwerker in die Inschrift übernommen. 2) Ein alphabetisierter
Steinmetz oder Graveur war selbst mit den Konventionen des Versmaßes vertraut und wusste,
wo Markierungen zu setzen sind. Allerdings ist festzustellen, dass in der Regel nicht alle Bin-
nenschlüsse eines Epigramms gekennzeichnet sind141 und dass mitunter Markierungen an Stel-
len zu finden sind, die nicht den Binnenschlüssen entsprechen: In Epigramm Nr. IT13, das sich
auf einem Steinblock im Museum von Piazzola sul Brenta befindet, ist ein Komma nach dem
ersten Wort (<å9.6) von Vers 14 eingeritzt. Hier könnte die Markierung anstelle der fehlenden
Konjunktion angebracht worden sein, da unmittelbar auf das erste (finite) Verbum (<å9.6) ein
zweites (finites) Verbum (52>6Ń) folgt. Als Beispiel ist auch Epigramm Nr. GR2 zu nennen, das
in eine im Museum in Alexandrupolis aufbewahrte Steinplatte eingeritzt ist: Eingeritzte Punkte
sind an den Binnenschlüssen der Verse 2 und 7 zu erkennen; in Vers 4 ist ein Punkt bereits nach
der dritten Silbe angebracht, da die bis dahin reichende Sinneinheit ebenfalls einen Einschnitt
im Vers darstellt. Auch im bekannten, am äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaris-
tos-Kirche in Konstantinopel / Istanbul angebrachten Epigramm Nr. TR76 ist in Vers 16 sowohl
—————–
138
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 24.
139
Vgl. RHOBY, Überlieferung 236f.
140
Zum Versmaß siehe unten S. 84–88.
141
In Epigramm Nr. GR103 ist etwa nur im dritten von sechs Versen eine Markierung des Binnenschlusses zu er-
kennen; in Epigramm Nr. IT27, das fast zur Gänze verloren ist, aber durch eine handschriftliche Abschrift be-
kannt ist, kann auf dem erhaltenen Teil von Vers 21 die Markierung des Binnenschlusses B7 erkannt werden.
Aufgrund der ausgezeichneten paläographischen sowie rhythmisch-prosodischen und sprachlichen Qualität der
Verse ist es gut möglich, dass ursprünglich in allen Versen die Binnenschlüsse gekennzeichnet waren. Das Glei-
che gilt für Epigramm Nr. GR42, das in eine Steinplatte in der Metropolis-Kirche in Beroia eingeritzt ist: Viel-
leicht waren in diesem Epigramm ursprünglich alle Binnenschlüsse markiert; aufgrund des schlechten Erhal-
tungszustandes der Inschrift sind heute aber nur mehr vereinzelte markierte Binnenschlüsse zu erkennen. Weitere
Beispiele für Epigramme, in denen nur ein paar Binnenschlüsse markiert sind, sind die Nr. GR37, GR57, GR65,
IT7, IT24, IT35. Fast alle Binnenschlüsse (nebst den Versenden) des Epigramms sind markiert auf dem aus dem
12./13. Jh. stammenden Reliquiar aus dem Moskauer Kreml, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten
der Kleinkunst, Nr. Me98.
82 Einleitung

eine Markierung nach der vierten und (regulär) nach der siebenten Silbe zu erkennen, wobei
interessanterweise zwei verschiedene Markierungszeichen verwendet werden: Während der
Binnenschluss mit einem Komma angezeigt ist, ist nach der vierten Silbe ein Punkt angebracht.
Die Markierung nach der vierten Silbe ist insofern nachvollziehbar, als dadurch das Ende der
ersten Anrede im Vers an den Verstorbenen (9þ>0.>Ā 9<B) angezeigt wird.
Die Markierung eines Binnenschlusses kann auch als Indiz dafür dienen, dass ein Text als
Vers zu identifizieren ist: In der aus zwölf Silben bestehenden Inschrift Nr. GR103 aus Mak-
rinit(i)sa sind nach der fünften Silbe drei übereinander liegenden Punkt eingeritzt. Das Gleiche
gilt für Vers Nr. G35, der sich auf einer Steinplatte im Athos-Kloster Xeropotamu befindet:
Auch dort ist nach dem Binnenschluss B5 ein Zeichen, nämlich ein Komma, eingeritzt.142 Eine
Markierung nach der fünften Silbe ist auch in Vers Nr. GR80 aus Makrinit(i)sa gegeben. Nicht
nur Punkte und Kommata, sondern auch andere Zeichen können Binnenschlüsse markieren: In
Epigramm Nr. IT11, das auf einer Steinplatte in der Kirche San Lorenzo Maggiore in Neapel
angebracht ist, dürfte der Binnenschluss B7 in Vers 2 durch ein eingeritztes Kreuz angezeigt
sein. In Epigramm Nr. GR36, das (unvollständig) in eine Steinplatte im Kloster der Theotokos
Barnakobas eingeritzt ist, ist Vers 3 sowohl mit einer Markierung nach der fünften als auch
nach der siebenten Silbe versehen: Dies deutet eher darauf hin, dass der Graveur nicht so sehr
den Binnenschluss, sondern allgemein rhythmische Einheiten markieren wollte.
Mitunter könnten auch Einschnitte im Hexameter markiert gewesen sein: In früheren Ab-
schriften des heute nicht mehr erhaltenen Hexameter-Epigramms Nr. TR93, das oberhalb des
Nordtores des auf dem Berg Pagos gelegenen Kastells von Smyrna / Izmir angebracht war, sind
zwei übereinander liegende Punkte nach dem zweiten Fuß in Vers 7 und vor dem letzten Wort
in Vers 11 zu erkennen.
Markierungen sind vereinzelt auch an nicht zu erwartenden Stellen angebracht: In Vers 2 je-
nes Epigramms (Nr. IT1), das in eine in den Fußboden der Kathedrale von Bari eingelassene
Steinplatte eingeritzt ist, findet man einen Punkt mit darauf folgendem Abstand mitten im Wort,
nämlich nach dem Ypsilon von @.BAĂ:. Zunächst denkt man an einen Fehler des Graveurs, der –
vielleicht des Griechischen nur mangelhaft kundig – seine Vorlage nur rudimentär verstand;
allerdings ist die Inschrift insgesamt so sorgfältig ausgeführt, dass als Graveur ein in Konstan-
tinopel bzw. im byzantinischen Kernland ausgebildeter und nicht ein aus Süditalien stammender
Handwerker anzunehmen ist.143 Vielmehr dürfte hier ein Phänomen lateinischer Inschriften
vorliegen, das auch im Westen belegt ist: In lateinischen Inschriften können Punkte auch ein-
zelne Silben voneinander scheiden.144 Ähnlichkeiten mit lateinischen Inschriften der Gegend
weist auch Epigramm Nr. IT2 auf, das ebenfalls aus Bari stammt.145 Ein interessantes Phänomen
ist in der inschriftlichen Umsetzung des bekannten Grabepigramms (Nr. IT14) des Exarchen
Isaakios in Ravenna, das auch aus metrischen Gründen erwähnenswert ist,146 zu beobachten. In
diesem Epigramm sind praktisch alle Wörter durch Punkte voneinander getrennt. Dabei handelt
es sich um ein Phänomen antiker Inschriften,147 das hier auch noch im 7. Jahrhundert greifbar
ist.148
—————–
142
Der Vers dürfte auch oberhalb des Odun KapÕsÕ in Konstantinopel / Istanbul angebracht gewesen sein, er ist aber
nur handschriftlich erhalten; der Abschrift zufolge könnte auch dort der Binnenschluss markiert gewesen sein,
vgl. S. 188–189.
143
Vgl. unten S. 405.
144
Vgl. M.G. SCHMIDT, Einführung in die lateinische Epigraphik (Einführungen Altertumswissenschaft). Darmstadt
2
2011, 20; s.a. P. SAENGER, Space Between Words. The Origins of Silent Reading. Stanford 1997, 53.
145
Siehe unten S. 408; zu erwähnen ist auch Epigramm Nr. IT33, in dem das Ypsilon stark an ein lateinisches V
erinnert. Allgemein zum Phänomen KOCH, Inschriftenpaläographie 174–181.
146
Siehe unten S. 88.
147
Vgl. GARDTHAUSEN, Palaeographie II 395–397; zuletzt P. POCCETTI, La réflexion autour de la ponctuation dans
l’Antiquité gréco-latine. Langue française 172 (2011) 19–35.
148
Leider gibt es bislang zur Frage, inwieweit Binnenschlüsse, Zäsuren und sonstige Einheiten in handschriftlich
überlieferten Gedichten zu finden sind, noch keine Studie: einzelne Bemerkungen bei I. ŠEVýENKO, Captions to a
David Cycle in the Tenth Century Oxford Auct. D.4.1, in: SCHOLZ – MAKRIS, "" " 326–328;
VAN OPSTALL, Jean Géomètre 118; HÖRANDNER, Weitere Beobachtungen 296, 297f.; siehe jetzt aber A. RHOBY,
Einleitung 83

V. METRIK
Auch die auf Stein überlieferten byzantinischen Epigramme sind fast ausschließlich im auf
dem antiken jambischen Trimeter basierenden byzantinischen Zwölfsilber überliefert.149 Dieses
akzentuierende Metrum150 ist vor dem 7. Jahrhundert kaum greifbar; gleichzeitig ist auch der
jambische Trimeter antik-spätantiker Ausprägung nach dem 7. Jahrhundert nur selten anzutref-
fen. Die prosodisch-rhythmische Qualität der auf Stein überlieferten Zwölfsilber ist ebenso wie
die paläographische Qualität der Verse durchaus unterschiedlich, was in vielen Fällen auch mit
dem Anbringungsort zusammenhängt: Die in den byzantinischen Zentren (Konstantinopel,
Thessalonike etc.) in erster Linie vom Kaiserhof und der Aristokratie in Auftrag gegebenen Epi-
gramme sind meist von besserer metrischer Qualität als jene Stücke, die in der Peripherie ent-
standen sind, wenngleich es für diese Feststellung auch eine Vielzahl von Ausnahmen gibt.
Neben dem Zwölfsilber spielen andere Metren eine untergeordnete Rolle: Der Hexameter151
und das elegische Distichon (Hexameter und Pentameter) werden – wie Beispiele zeigen – dann
verwendet, wenn der Stifter etwas Besonderes zur Schau stellen möchte: Einschlägige Zeugnis-
se stammen vor allem aus dem 9. und 10. Jahrhundert, d.h. aus einer Zeit, in der eine allgemeine
Rückbesinnung auf die Antike feststellbar ist. Späte, aus der ersten oder der zweiten Hälfte des
15. Jahrhunderts stammende Hexameter bzw. elegische Distichen sind bereits bewusst antiki-
sierende Produkte, die nicht mehr unter byzantinischem Einfluss entstanden sind. Auch der
Fünfzehnsilber152 spielt bei Steinepigrammen eine nur marginale Rolle: Daran sieht man, dass
es über die gesamte byzantinische Zeit und auch darüber hinaus communis opinio war, Epi-
gramme im Zwölfsilber zu verfassen.153
Es gibt auch nicht wenige Inschriften, die sowohl aus einem metrischen als auch aus einem
nicht metrischen (Prosa-)Teil bestehen: In erster Linie betrifft dies Epigramme, in deren An-
schluss die Datierung in Prosa wiedergegeben ist.154 Ein paar wenige Beispiele mögen genügen,
—————–
Interpunktionszeichen in byzantinischen Versinschriften, in: Akten Kongress für griech. Paläographie (Hamburg,
Sept. 2013) (in Druck). Im 2. Jh. n. Chr. beschäftigte sich interessanterweise der Grammatiker Nikanor mit den
Interpunktionszeichen in der homerischen Dichtung, vgl. A. GIANNOULI, Introduction, in: DIES. – E. SCHIFFER
(Hg.), From Manuscripts to Books. Proceedings of the International Workshop on Textual Criticism and Editorial
Practice for Byzantine Texts (Vienna, 10–11 December 2009) – Vom Codex zur Edition. Akten des internationa-
len Arbeitstreffens zu Fragen der Textkritik und Editionspraxis byzantinischer Texte (Wien, 10.–11. Dezember
2009) (Veröffentlichungen zur Byzanzforschung XXIX). Wien 2011, 21.
149
Allg. zum Zwölfsilber MAAS, Zwölfsilber; M. LAUXTERMANN, The velocity of pure iambs. Byzantine observa-
tions on the metre and rhythm of the dodecasyllable. JÖB 48 (1998) 9–33; RHOBY, Zwölfsilber; zum Zwölfsilber
inschriftlich überlieferter Epigramme RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 60–62; RHOBY, Epigramme
auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40f.
150
Der Übergang von quantitierender zu akzentuierender Metrik ist auch im Westen zu beobachten, vgl. M.D.
LAUXTERMANN, Medieval Latin and Byzantine Accentual Metrics, in: F. STELLA (Hg.), Poesia dell’alto medioevo
europeo: manoscritti, lingua e musica dei ritmi latini. Atti delle euroconferenze per il Corpus dei ritmi latini (IV–
IX sec.), Arezzo 6–7 novembre 1998 e Ravello 9–12 settembre 1999 / Poetry of Early Medieval Europe: Manu-
scripts, Language and Music of the Latin Rhythmical Texts. Proceedings of the Euroconferences for the Corpus
of Latin Rhythmical Poems (4th–9th C.) (Millennio Medievale 22, Atti di Convegni 5). Florenz 2000, 107–117.
151
Allg. zum Hexameter (in byz. Zeit) LAUXTERMANN, Spring of Rhythm 69–74; zum griechischen Hexameter der
Spätantike G. AGOSTI – F. GONNELLI, Materiali per la Storia dell’esametro nei poeti cristiani greci, in: M. FAN-
TUZZI – R. PRETAGOSTINI, Struttura e storia dell’esametro Greco, I. Rom 1995, 289–434; zu den inschriftlich über-
lieferten byzantinischen Hexametern RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 62f.; RHOBY, Epigramme
auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 41.
152
Allg. zum Fünfzehnsilber LAUXTERMANN, Spring of Rhythm; zuletzt J. SOLTIC, The <86A67ą? AĄD<? poetry as
reliable evidence of linguistic phenomena. Case study: the distribution of object clitic pronouns in the Chronicle
of Morea. BZ 106 (2013) 811–842; DIES., The Late Medieval Greek Vernacular <86A67ą? AĄD<? Poetry: A Mod-
ern Linguistic Analysis into Intonation Units. Journal of Greek Linguistics 14 (2014) 84–116; weitere Lit. bei
RHOBY, Zwölfsilber 120, Anm. 28; zu den inschriftlich überlieferten Fünfzehnsilbern RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken 63–65; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40f.
153
Anders die Situtation im lateinischen Westen: Verwendet wird weiterhin der Hexameter, allerdings in der Form
des versus leoninus (Hexameter mit Binnenreim), vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 60, Anm.
195.
154
Zu der Möglichkeit, auch die Datierung in Versform auszudrücken, siehe unten S. 97–100.
84 Einleitung

um dies zu demonstrieren: Im Anschluss an das Grabepigramm Nr. BG3 ist im kurzen Prosatext
(durch Angabe von Monat, Tag, Indiktion und Weltjahr) angeführt, wann die in den Versen
bedauerte Person gestorben ist. Nur das Wort ±A26 und die Angabe des Weltjahres findet man im
Anschluss an Epigramm Nr. FY1, das von der Stiftung (des Exonarthex) der Kirche Sveta
SofƋa in Ohrid berichtet. Manchmal geht der Prosaabschnitt über die bloße Nennung der Datie-
rung auch hinaus: Ein bereits mehrfach erwähntes diesbezügliches Beispiel ist die Stifterin-
schrift am Türsturz der Kirche Panagia ton Chalkeon in Thessalonike (Nr. GR126), die metrisch
beginnt, deren größter Teil aber in Prosa abgefasst ist. Die Ursache dafür dürfte sein, dass der
Dichter all die Informationen zum Stifter, die im zweiten Teil der Inschrift geboten werden,
nicht in metrische Form gießen konnte.155 Aus ungefähr zwei gleich langen Teilen besteht auch
die heute nicht mehr vorhandene Inschrift Nr. TR41, die von der Stiftung einer Theotokos-
Kirche in Ainos / Enez erzählt: Während die Verse auf poetische Weise von der Stiftung berich-
ten, werden im Prosateil Daten zum Stifter, zu den Herrschern der Stadt Ainos, zur Datierung
und zum ausführenden Handwerker geboten. Um einen ähnlichen Fall handelt es sich bei Epi-
gramm Nr. TR114, das auf einem Brunnen in Selymbria / Silivri angebracht war; allerdings
steht dort der Prosatext an der Spitze, die Verse folgen im Anschluss. Im Epigramm Nr. GR95
ist ebenfalls sehr gut zu beobachten, wie sich der Dichter abmühte, die Inschrift über die Reno-
vierung der Kirche Panagia Protothrone in Chalki auf der Insel Naxos als Epigramm abzufas-
sen. Im Mittelteil, in dem er die Stifter kurz näher beschrieb, sah er sich jedoch veranlasst, in
Prosa zu wechseln; gegen Ende hin dürfte er aber wieder zur Versform zurückgefunden haben.
Bei der Stifterinschrift der Kirche des Höhlenklosters Theotokos Spelaiotissa / Ak ManastÕr
dürfte der Autor gar nicht danach getrachtet haben, diese im Versmaß abzufassen, da dies seine
Kompetenz überstiegen hätte. Er stellte jedoch der Prosainschrift einen kurzen metrischen Pro-
log voran (Nr. TR8), den er aber nicht selbst verfasst hatte, da die standardisierten Verse in ähn-
licher Form auch anderenorts überliefert sind. Es ist anzunehmen, dass er sie einer Art Hand-
buch – ähnlich dem berühmten Malerbuch des Dionysios Phurna156 – entnommen hatte.157
Im Folgenden sei nun auf Besonderheiten der Metrik der in diesem Band behandelten Epi-
gramme eingegangen.

1. ZWÖLFSILBER
Wie bereits anderenorts festgestellt wurde,158 waren die elementaren Charakteristika des
Zwölfsilbers, nämlich zwölf Silben, Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe und
Akzent auf der vorletzten Silbe, von den Byzantinern, die sich am Verseschmieden versuchten,
so stark verinnerlicht, dass selbst die meisten prosodisch-rhythmisch mangelhaften und sprach-
lich weniger qualitätsvollen Verse damit ausgestattet waren. Viele Epigramme sind auch von
sehr guter prosodischer Qualität: Dies bedeutet, dass die auf den jambischen Trimeter zurück-
gehende Abfolge von kurzen und langen Silben eingehalten wird, obwohl in der Dichtung der
Byzantiner die Quantität keine Rolle mehr spielte. Immerhin ist zu beobachten, dass Dichrona,
d.h. die Vokale ., 6 und B, sowohl kurz als auch lang gemessen werden können.159 In manchen
Epigrammen, die grundsätzlich über prosodische Zwölfsilber verfügen, findet man gelegentlich

—————–
155
Vgl. RHOBY, Epigrams 71; siehe auch unten S. 388.
156
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¶>94:2Ą.; s.a. die bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 52f., Anm.
136 zitierte Literatur.
157
Vgl. RHOBY, Structure 325; zur Möglichkeit von Handbüchern in Byzanz, aus denen auch Inschriften übernom-
men wurden, siehe L. TRAVLOS, Searching for Byzantine Model-Books based on Artists’ Inscriptions from the
Middle Byzantine Period, in: G. DELIGIANNAKIS – Y. GALANAKIS (Hg.), The Aegean and its Cultures. Proceed-
ings of the first Oxford-Athens graduate student workshop organized by the Greek Society and the University of
Oxford, Taylor Institution, 22–23 April 2005 (BAR International Series 1975). Oxford 2009, 121–129.
158
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 61.
159
Vgl. MAAS, Zwölfsilber, passim; zusammenfassend HUNGER, Literatur 90–93; RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 60.
Einleitung 85

auch Verse, in denen die prosodischen Gesetze nicht berücksichtigt werden:160 Das trifft etwa
auf die zahlreichen Epigramme zu, in denen die Datierung in Versform wiedergegeben ist.161
Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Das Epigramm, das in den oberen Rand eines im Metropo-
litan Museum of Art in New York aufbewahrten Taufbeckens geritzt ist (Nr. US1), besteht
grundsätzlich aus prosodischen Zwölfsilbern. In dem fast ausschließlich aus Numeralia beste-
henden Vers 4 ist jedoch ein schwerer prosodischer Verstoß vorhanden; des Weiteren weist der
Vers auch keinen korrekten Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe auf. Das be-
weist, dass es auch einem begabten Dichter nicht möglich war, die für die vorgegebene Datie-
rung notwendigen „sperrigen“ Zahlwörter den Gesetzen des Zwölfsilbers anzupassen.
Wenn nur bestimmte Teile eines Epigramms prosodische Verstöße aufweisen, dann könnte
das auch ein Hinweis darauf sein, dass Verse nachträglich hinzugefügt wurden. Ein solches
Beispiel stellt Epigramm Nr. GR89 dar, das auf einer Steinplatte in der Taxiarchoi-Kapelle in
Mystras angebracht ist: Vers 5 des Epigramms weist mehrere Verstöße gegen die Prosodie auf;
da er auch inhaltlich als Zusatz zum eigentlichen Epigramm fungiert, könnte man vermuten,
dass er erst nachträglich und vielleicht „spontan“ verfasst wurde.162
Bei der Erwähnung von Epigramm Nr. US1 wurde bereits darauf hingewiesen, dass nicht al-
le Zwölfsilber korrekt gesetzte Binnenschlüsse aufweisen. Dies kann wie in diesem Fall daran
liegen, dass der grundsätzlich durchaus begabte Dichter das inhaltlich notwendige Vokabular
nicht in eine „korrekte“ Versform gießen konnte. Ursache für nicht den Vorgaben des Zwölfsil-
bers entsprechende Binnenschlüsse kann aber ganz einfach das Unvermögen eines nur durch-
schnittlich begabten Autors sein: Das an einer Brücke bei Karytaina angebrachte Epigramm Nr.
GR66 etwa weist in Vers 1 einen unregelmäßigen Binnenschluss nach der sechsten Silbe auf,
der von einem begabten Dichter sicher hätte vermieden werden können. Überraschend sind die
zahlreichen Abweichungen in dem langen, aus 87 Versen bestehenden Epigramm Nr. GR99,
das in der Kirche der Panagia in Parori bei Mystras angebracht war: Es handelt sich um ein „of-
fizielles“ Gedicht, das dem Lob des Despoten Theodoros I. Palaiologos gewidmet ist. Dennoch
verfügen mehr als zehn Verse nicht über einen korrekten Binnenschluss B5 oder B7. Der im
Umfeld des Despoten wirkende, grundsätzlich nicht untalentierte, aber vielleicht unter Zeit-
druck arbeitende Dichter war vielleicht bei der gewaltigen Menge an Versen, die er zu bewälti-
gen hatte, nicht imstande, in jedem Zwölfsilber die „Regeln“ des Versmaßes einzuhalten. Einige
Verse enden auch proparoxyton und oxyton, weitere weisen Hiate auf und andere verfügen an
einigen Stellen über schwere prosodische Verstöße.163
Eben erwähntes nicht paroxytones Versende ist im vorliegenden Corpus gelegentlich, aber
doch sehr selten zu finden: Proparoxytones Versende liegt in Vers 2 des nicht vollständig erhal-
tenen Epigramms (Nr. GR128) auf den im Byzantinischen Museum zu Thessalonike aufbewahr-
ten Fragmenten eines Sarkophags vor, was aber daran liegt, dass der Vers auf den Eigennamen
2Ć1F><?164 endet.165 Ebenso verfügt auch Vers 5 des Grabepigramms aus Kozane (Nr. GR75)
über einen proparoxytonen Versschluss, wenn das inschriftliche "#C am Ende des Ver-
ses tatsächlich so im Text zu behalten ist.166 Proparoxyton (=Ć82F?) endet auch Vers 1 von Epi-
gramm Nr. TR54 aus Konstantinopel / Istanbul, das nur handschriftlich überliefert ist. Proparo-
xytones Versende liegt auch in Vers 4 des bekannten Grabepigramms des Exarchen Isaakios in
Ravenna (Nr. IT14) vor, doch sind diese aus der Mitte des 7. Jahrhunderts stammenden Verse
teilweise noch mit den Eigenheiten des jambischen Trimeters antik-spätantiker Prägung verse-
—————–
160
Die Prosodie von Eigennamen, Titeln etc. wird in der Regel ebenfalls nicht berücksichtigt.
161
Siehe dazu unten S. 97–100.
162
Siehe dazu unten S. 304.
163
Siehe dazu ausführlich unten S. 332.
164
Zu auf der drittletzten Silbe betonten Eigennamen am Versende im Œuvre des Manuel Philes vgl. PAPADOGIAN-
NAKIS, Studien 55.
165
Ob auch in den Epigramm Nr. GR96 und Nr. TR57 proparoxytone Versenden vorliegen, kann nicht mit Sicher-
heit bestätigt werden: Das letzte Wort von Nr. GR96, Vers 4, ist nämlich größtenteils ergänzt (7>2Ą[A]A[<:.]); bei
Nr. TR57, Zeile 1, ist nicht sicher, ob es sich tatsächlich um einen Vers handelt (siehe unten S. 620).
166
Siehe dazu unten S. 272–273.
86 Einleitung

hen.167 Im selben Epigramm ist auch oxytones Versende (bzw. Versende mit Perispomenon)
(Vers 1) feststellbar. Dieses begegnet, wenn auch selten, in byzantinischen Epigrammen im-
merhin häufiger als proparoxytones Versende:168 Tatsächlich oxyton endet z.B. Vers 2 eines
Grabepigramms (Nr. GR40) aus Beroia, ebenso Vers 1 des Epigramms Nr. GR57 aus Karystos
auf Euboia, des Weiteren auch Vers 5 eines Stifterepigramms (Nr. GR65) in Karytaina auf der
Peloponnes. Mit einem Perispomenon schließt Vers 7 von Epigramm Nr. TR63 aus Selymbria /
Silivri.169 An einigen Stellen ist der oxytone Versschluss durch die Verwendung einer Form des
Nomens 2Ć? bedingt, so im bereits erwähnten Epigramm Nr. GR75, Vers 2, aus Kozane, im
Epigramm Nr. GR102, Vers 1, aus Petra am Abhang des Olympos und im Epigramm Nr. IT36,
Vers 3, aus Santa Maria di Cerrate in Süditalien. Auf Formen von 2Ć? endende Verse sind aber
etwa auch im Œuvre des Theodoros Prodromos zu finden, in denen oxytones Versende bzw.
Versende mit Perispomenon gemieden wird.170 Formen von 2Ć? am Versende dürften generell
als weniger schwerwiegend empfunden worden sein, da es sich ja um Formen eines nomen
sacrum handelt.171
Wie Maas ausführlich darlegte, sind auch die Akzente vor den Binnenschlüssen (B5 oder
B7) geregelt.172 Vor B5 liegt in der Regel oxytone Akzentuierung vor, vor B7 normalerweise
proparoxytone Akzentuierung. Proparoxytones B5, das grundsätzlich gemieden wird, kommt
gerade bei inschriftlich überlieferten Epigramme so häufig vor,173 dass man eigentlich nicht
behaupten kann, dass dieses Phänomen „selten“174 sei; dies deckt sich auch mit den Eigenheiten
mancher Dichter aus mittelbyzantinischer Zeit.175 Eine wirkliche Ausnahme stellt hingegen
oxytones B7 dar, das auch allgemein in der Dichtung streng gemieden wird.176 Vers 2 des Epi-
gramms Nr. GR111 etwa, das aus dem bekannten Kloster Hosios Lukas stammt, weist oxytones
B7 auf; auch der Rest des Epigramms ist von eher mangelhafter Qualität.177 Dennoch verbirgt
sich hinter der Verwendung von oxytonem B7 nicht nur mangelhafte Kompetenz des verant-
wortlichen Dichters: So kann es passieren, dass in jenen der Datierung gewidmeten Versen178 ob
der geringen Variationsmöglichkeiten der zu verwendenden Numeralia der korrekte Binnen-
schluss des Zwölfsilbers nicht eingehalten werden kann:179 In eine im Archäologischen Museum
zu Kalamata aufbewahrte Steinplatte ist ein Epigramm eingeritzt (Nr. GR64), von dem jeder
—————–
167
Dies gilt auch für Verse anderer Epigramme, die teilweise aus antik-spätantiken Jamben bestehen: Nr. TR17,
Vers 2; TR42, Vers 1 (Vers 2 endet proparoxyton). Siehe unten S. 87–88.
168
Und entspricht somit eher nicht dem Trend jener byzantinischen Verse, die über einen nicht paroxytonen Vers-
schluss verfügen, vgl. MAAS, Zwölfsilber 287–290; vgl. auch die Bemerkungen von VASSIS, Leon Mag. Choi-
rosph. chiliost. theol. 46, Anm. 14.
169
Teile davon werden heute in der Hagia Sophia in Istanbul aufbewahrt.
170
Vgl. HÖRANDNER, Theod. Prod. hist. Ged. 126; PAPAGIANNIS, Theod. Prod. Tetrast. I 183.
171
Siehe dazu unten S. 336.
172
MAAS, Zwölfsilber 290ff.; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 60.
173
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40.
174
Vgl. MAAS, Zwölfsilber 294ff.
175
Die Chiliostichos Theologia des Leon Choirosphaktes verfügt über ca. 14 % B5 mit proparoxytonem Ende, vgl.
VASSIS, Leon Mag. Choirosph. chiliost. theol. 44. Ca. 17% aller mit B5 versehenen Zwölfsilber in der metrischen
Beschreibung der Apostelkirche in Konstantinopel aus der Feder des Konstantinos Rhodios sind mit propar-
oxytonem Ende versehen, vgl. I. VASSIS, in: JAMES, Constantine of Rhodes 11. Bei Theodoros Prodromos sind
immerhin noch rund 6–7% der Zwölfsilber mit proparoxytoner Akzentuierung vor B5 versehen, vgl. HÖRAND-
NER, Theod. Prod. hist. Ged. 127; PAPAGIANNIS, Theod. Prod. Tetrast. I 185; ZAGKLAS, Theodore Prodromos 88f.
Im dichterischen Œuvre des Nikolaos Kallikles hingegen gibt es nur zwei Verse, die mit proparoxytoner Akzen-
tuierung vor B5 versehen sind, vgl. R. ROMANO, Nicola Callicle. Carmi. Testo critico, introduzione, traduzione,
commentario e lessico (Byzantina et Neo-Hellenica Neapolitana VIII). Neapel 1980, 38f. Auch bei Manuel Philes
kommt proparoxytones B5 (so schon MAAS, Zwölfsilber 296) kaum vor, vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 54.
176
In den so genannten „historischen“ Gedichten des Theodoros Prodromos z.B. liegt oxytones B7 (bzw. B7 mit
Perispomenon) kein einziges Mal vor, vgl. HÖRANDNER, Theod. Prod. hist. Ged. 127; in dem von Nikos Zagklas
untersuchten Gedichtcorpus des Theodoros Prodromos (insgesamt 738 Zwölfsilber) trifft dies auch nur auf 4 Ver-
se zu, vgl. ZAGKLAS, Theodore Prodromos 88f.
177
Siehe unten S. 356.
178
Zum Phänomen siehe unten S. 97–100.
179
Siehe oben S. 85.
Einleitung 87

Vers nur ungefähr bis zur Hälfte erhalten ist. Drei Verse sind der Datierung gewidmet, wie teil-
weise vorhandene Zahlwörter nahelegen. In Vers 10 dürfte oxytones B7 vorliegen, wenn
®;.76@D686[<@Aą:] am Versbeginn richtig konjiziert wurde. In Epigramm TR95, das auf einer in
der Kirche Koimesis Theotoku in Nikaia / Iznik aufgefundenen Steinplatte angebracht ist, sind
sogar vier Verse der Datierung gewidmet: In Vers 13 (7.ă 7.Aý D686<@Aą: ®;.=8<Ľ: ±A<?) gelang
es dem durchaus begabten Dichter nicht, oxytones B7 zu vermeiden.
In der Regel verfügen sowohl handschriftlich als inschriftlich überlieferte byzantinische
Zwölfsilbergedichte über eine Mehrheit von mit B5 versehenen Versen.180 Unter den auf Stein
überlieferten byzantinischen Epigrammen gibt es sogar solche, die ausschließlich aus Zwölfsil-
bern mit B5 zusammengesetzt sind: Dabei sticht Epigramm Nr. TR18 aus Ankyra / Ankara her-
vor, dessen 19 Zwölfsilber alle mit B5 versehen gewesen sein dürften. Auch die acht Zwölfsil-
ber des Epigramms Nr. GR127 aus Thessalonike weisen ausschließlich B5 auf.
Daneben gibt es aber auch Epigramme, die über eine große Anzahl von B7 verfügen; in
manchen Epigrammen ist genau die Hälfte der Verse mit B7 versehen,181 in anderen wiederum
überwiegt sogar die Anzahl von B7. Dabei ist zu beobachten, dass eine hohe Anzahl von B7
nicht zwingend ein Indiz für mangelhafte Kenntnisse des Autors sein muss:182 So besteht das
von Georgios Bardanes auf sich selbst gedichtete Grabepigramm (Nr. GR69), das in Kerkyra
auch inschriftlich angebracht war, aus 31 Versen, von denen 14 B7 aufweisen. Jenes aus 46
Versen bestehende Epigramm, das sich in der Hagia Sophia in Mystras befand und unter Um-
ständen vielleicht von Manuel Rhaul verfasst wurde (Nr. GR88), weist 19 Verse auf, deren Bin-
nenschluss nach der siebenten Silbe liegt. Auch das schon mehrfach erwähnte berühmte Epi-
gramm am äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel (Nr.
TR76) enthält von insgesamt 23 Versen zehn Verse, die mit B7 versehen sind; der Autor ist
bekanntlich Manuel Philes. Eine relativ hohe Anzahl von B7 liegt auch bei den im Umfeld des
normannischen Königs Roger II. bzw. seines höchsten Beamten Georgios von Antiocheia ent-
standenen Epigrammen vor (Nr. IT27–IT30 etc.), die wahrscheinlich allesamt von einem einzi-
gen Autor verfasst wurden.183 Das stilistisch anspruchsvolle Grabepigramm aus Corridonia (Nr.
IT3) verfügt bei einer Gesamtversanzahl von 18 Zwölfsilbern sogar über elf Verse, die B7 auf-
weisen. Eine Mehrheit von B7 ist auch bei folgenden Epigrammen zu beobachten: Über B7
verfügen drei von fünf Versen des Epigramms Nr. GR79, das in eine Steinplatte neben dem
Eingang zur Kirche Hagios Barnabas bei Luros eingeritzt ist. Im Grabepigramm im Bereich des
Klosters Hagios Ioannes Prodromos bei Serrai (Nr. GR108) gibt es neun von 16 Versen, die mit
B7 ausgestattet sind. Das heute nicht mehr vorhandene, vier Verse umfassende Epigramm an
der Stadtmauer von Antiocheia / Antakya (Nr. TR22) verfügte über drei Verse mit B7. Das
Gleiche gilt auch für das wahrscheinlich verlorene Epigramm (Nr. TR114) am Rande des Brun-
nens von Selymbria / Silivri. Ausschließlich aus Zwölfsilbern mit B7 besteht Epigramm Nr.
GR76, das sich ursprünglich im Eingangsbereich des Arkadios-Klosters auf Kreta befunden
haben dürfte; allerdings besteht das Epigramm aus nur zwei Versen. Abschließend sei noch die
interessante Abfolge von B5 und B7 in den Epigrammen Nr. GR20 und Nr. TR89 erwähnt, die
bestimmt nicht zufällig ist: In eine Säule des Parthenon auf der Athener Akropolis ist Epigramm
Nr. GR20 eingeritzt, das mit folgender Gestaltung der Binnenschlüsse versehen ist: zwei Verse
mit B5, zwei Verse mit B7, zwei Verse mit B5, ein abschließender Vers mit B7. In dem heute
wohl nicht mehr erhaltenen Epigramm Nr. TR89, das an der Seemauer von Konstantinopel an-
gebracht war, verfügen die Verse 1 und 2 über B5 und die Verse 3 und 4 über B7.

—————–
180
Sowohl bei Theodoros Prodromos als auch bei Manuel Philes ist das Verhältnis ca. 60:40 bzw. 2/3:1/3, vgl.
HÖRANDNER, Theod. Prod. hist. Ged. 126f.; PAPAGIANNIS, Theod. Prod. Tetrast. I 183; PAPADOGIANNAKIS, Stu-
dien 54.
181
Dabei handelt es sich um folgende Nummern: GR57, GR59, GR107, IT27.
182
So sind etwa auch die (teilweise noch unedierten) Verse des Euthymios Tornikes im Cod. BAR gr. 508 (s. XIII)
mit fast 50% B7 überliefert (freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner).
183
Dazu siehe unten S. 95, 484.
88 Einleitung

Wie bereits an anderer Stelle festgehalten wurde,184 existieren ab der Mitte des 7. Jahrhun-
derts bzw. nach Georgios Pisides185 kaum mehr jambische Trimeter, die mit Auflösungen bzw.
Anapästen versehen sind. Noch aus der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts stammen die Epi-
gramme Nr. TR38, Nr. IT14 und Nr. IT15: Das auf ca. 630 zu datierende Epigramm Nr. TR38,
das auf einer in Athyra / Büyük Çekmece aufgefundenen tabula ansata angebracht war, besteht
aus vier Jamben, von denen einer (Vers 2) mit Auflösungen versehen ist. Schon mehrfach er-
wähnt wurden die beiden aus Ravenna stammenden Grabepigramme Nr. IT14 und Nr. IT15, die
in das Jahr 643 (Nr. IT14) bzw. in den Zeitraum 625–643 (Nr. IT15) zu datieren sind. Während
im Grabepigramm des Exarchen Isaakios (Nr. IT14) acht von zwölf Versen mehr als zwölf Sil-
ben umfassen, sind es im Grabepigramm auf den Neffen des Isaakios (Nr. IT15) wahrscheinlich
nur drei von elf Versen, die mehr als zwölf Silben aufweisen. Dies dürfte darauf hindeuten, dass
die beiden Epigramme von verschiedenen Dichtern verfasst wurden.186 Auflösungen findet man
auch in den Versen des wahrscheinlich verlorenen Grabepigramms aus der Kirche San Biagio
Maggiore in Neapel (Nr. IT10); die Datierung ist unbekannt, das Stück könnte ebenfalls in die
erste Hälfte des 7. Jahrhunderts zu datieren sein. Das einzige inschriftlich angebrachte Steinepi-
gramm, das nach dem 7. Jahrhundert zu datieren ist und in dessen Versen Auflösungen zu fin-
den sind, ist Nr. TR87:187 Die an der Seemauer von Konstantinopel / Istanbul angebrachten Ver-
se können durch die Nennung des Kaisers Theophilos in den Zeitraum 829–843 datiert werden.
Der Name des Kaisers (2ĆC68<?) ist auch Ursache dafür, dass Vers 2 (¡:.; 2ĆC68<? 2í@2/ā?
.íA<7>þAF>) aus 13 Silben besteht. Ersetzt man die zweite Länge im Vers durch zwei Kürzen,
erhält man einen jambischen Trimeter mit Auflösung. Allerdings ist es auch möglich, dass die
Ursache für die Anzahl von 13 Silben eine andere ist: Es kann durchaus sein, dass der Dichter,
der ja den Namen des Kaisers im Vers unterzubringen hatte, bewusst in Kauf nahm, dass der
Vers aus mehr als zwölf Silben besteht.

2. HEXAMETER UND ELEGISCHE DISTICHA


Wie bereits oben angemerkt,188 diente die Verwendung des Hexameters bzw. des elegischen
Distichons in der Regel dazu, etwas Besonderes zu präsentieren. Die dabei entstandenen Verse
sind von unterschiedlicher Qualität, was auch allgemein in der byzantinischen Dichtung beo-
bachtet werden kann: Während etwa ein Ioannes Geometres189 und ein Theodoros Prodromos190
imstande waren, durchaus ansprechende Hexameter zu verfassen, gelang es bekanntlich einem
Theodoros Metochites kaum, mit diesem Versmaß in der herkömmlichen Weise umzugehen.191
Von guter Qualität sind die bekannten Hexameter des Epigramms an der Außenmauer der
Kirche von Skripu in Orchomenos (Nr. GR98: a. 873/74). Dies gilt auch für die Hexameter, die
in den Sarkophag von Galakrenai eingeritzt sind (Nr. TR64: frühes 10. Jh.): Eine Besonderheit
bei diesem Epigramm besteht darin, dass es sich um eine ganz bewusste sowohl formale als

—————–
184
RHOBY, Zwölfsilber 123–126.
185
Vgl. M.D. LAUXTERMANN, Some Remarks on Pisides’ Epigrams and Shorter Poems, in: HÖRANDNER – GRÜN-
BART, L’épistolographie et la poésie épigrammatique 177–189.
186
Siehe unten S. 446.
187
Vielleicht in das 8./9. Jh. zu datieren ist die Inschrift Nr. TR42 aus Herakleia Pontike / Ere÷li (Karadeniz Ere÷li-
si). Handelt es sich dabei um Verse, dann könnten diese als jambische Trimeter mit Auflösungen zu identifizieren
sein.
188
S. 83.
189
VAN OPSTALL, Jean Géomètre 67–88.
190
HÖRANDNER, Theod. Prod. hist. Ged. 124; PAPAGIANNIS, Theod. Prod. Tetrast. I 179–183 (vgl. die wertvollen
Bemerkungen von M. LAUXTERMANN, JÖB 49 [1999] 365–370); M. D’AMBROSI, I tetrastici giambici ed esamet-
rici sugli episodi principali della vita di Gregorio Nazianzeno. Introduzione, edizione critica, traduzione e com-
mento (Testi e Studi Bizantino-Neoellenici XVII). Rom 2008, 60–79; ZAGKLAS, Theodore Prodromos 90–95.
191
Vgl. I. ŠEVýENKO – J. FEATHERSTONE, Two Poems by Theodore Metochites. The Greek Orthodox Theological
Review 26 (1981) 3–6. Weiterführende Bemerkungen zur Metrik des Metochites wären wünschenswert, vgl. E.
JEFFREYS, BZ 95 (2002) 158f.
Einleitung 89

auch inhaltliche Imitation des Nonnos von Panopolis handelt.192 Von guter Qualität sind auch
die beiden Epigramme aus Amaseia / Amasya (ca. a. 1000), von denen eines im reinen Hexame-
ter (Nr. TR14) und das andere im elegischen Distichon (Nr. TR13) abgefasst ist; bei Nr. TR14
ist ganz klar die Imitation einer Passage aus Homer zu erkennen.193 Von guter Qualität ist auch
das nicht vollständig erhaltene Epigramm Nr. GR113 (11. Jh. ?) vom Kloster Hosios Lukas, das
sich höchstwahrscheinlich aus elegischen Disticha zusammensetzt. Das Gleiche gilt auch für
das elegische Distichon, das Bessarion in Rom als Grabgedicht für sich selbst geschaffen hat.
Dieses Epigramm (Nr. IT19: a. 1466) entstand jedoch bereits in einem neuen, nicht mehr byzan-
tinischen, sondern sich stark auf die Antike rückbesinnenden Umfeld. Ein zweites in diesem
Milieu entstandenes Hexameter-Epigramm kann jedoch nicht diese gute Qualität aufweisen:
Das auf einem Brunnen bzw. einer Quelle im venezianischen Naupaktos angebrachte Epigramm
Nr. GR92 (a. 1497) basiert zwar auf einem in der Anthologia Palatina überlieferten Gedicht in
zwei elegischen Disticha, besteht aber selbst aus zwei misslungenen Hexametern.
Doch auch schon aus mittel- und spätbyzantinischer Zeit gibt es Epigramme, die sich aus
schlecht gelungenen Hexametern zusammensetzen: Der Wille, außergewöhnliche Verse zu ver-
fassen, ist oft zu erkennen, das Ergebnis jedoch ist manchmal als nur eher mangelhaft zu be-
zeichnen. Mit zahlreichen Unregelmäßigkeiten versehen sind jene Hexameter (Nr. GR58: 11.
Jh.), die in einen in Hagia bei Larisa aufgefundenen Steinblock eingeritzt sind. Aufgrund der
unvollständigen Überlieferung ist nicht sicher, ob die an der Außenmauer der Kirche Hagioi
Iason kai Sosipatros in Kerkyra angebrachten Verse (Nr. GR68: ca. a. 1000) als Hexameter zu
definieren sind. Wenn ja, dann ist deren schlechte Qualität zu konstatieren. Mit einigen Abwei-
chungen versehen sind auch die Hexameter, die einst oberhalb des Eingangs in die Festung von
Smyrna / Izmir angebracht waren (Nr. TR93: a. 1222/23). Einige Versehen der vielleicht von
Nikephoros Blemmydes verfassten Verse könnten aber auch auf mangelhafte frühere Abschrif-
ten zurückzuführen sein;194 umso bedauerlicher ist es daher, dass die Verse nicht mehr im Ori-
ginal überprüft werden können. In seiner inschriftlichen Form sind jene beiden Hexameter, die
auf einem Türsturz der Kirche (Palaia) Metropolis (auch Hagios Demetrios) in Mystras ange-
bracht sind (Nr. GR87: Wende 13./14. Jh.), nur mit einem schweren Verstoß versehen; durch
die Hinzufügung eines Ny ephelkystikon kann der relevante Vers jedoch „geheilt“ werden. Von
durchschnittlicher Qualität sind jene unvollständig überlieferten Hexameter (Nr. TR49: Mitte
15. Jh.) aus Palaiopolis / Kaleköy auf der Insel Imbros / Gökçeada, die anders als die beiden
vorher genannten Epigramme noch unter direktem byzantinischen Einfluss entstanden.
Abschließend sei Epigramm Nr. TR79 (Wende 9./10. Jh.) erwähnt, das an den äußeren Apsi-
den der (Nord)kirche des Katholikons des Lips-Klosters in Konstantinopel / Istanbul angebracht
ist. Es ist zwar nicht mehr vollständig erhalten, dennoch ist ersichtlich, dass vier Hexameter von
zwei Zwölfsilber-Gedichten flankiert werden. Die Hexameter sind in Rhythmus und Struktur an
das Schema des Zwölfsilbers angelehnt.

3. FÜNFZEHNSILBER
Der Fünfzehnsilber bzw. politische Vers ist auch bei den in diesem Band behandelten Epi-
grammen nur sehr spärlich vertreten.195
Das längste aus Fünfzehnsilbern zusammengesetzte Steinepigramm (Nr. TR75: 1. Hälfte 14.
Jh.) stammt aus der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel / Istanbul: Es umfasst elf Verse,
ist aber heute nicht mehr erhalten. Ein in mehrfacher Hinsicht – auch paläographisch196 – inte-
ressantes, aus zwei Fünfzehnsilbern zusammengesetztes Epigramm ist Nr. TR86: Es handelt
sich um von Kaiser Isaakios II. Angelos in Auftrag gegebene Verse, die an der Stadtmauer von
—————–
192
Siehe unten S. 639.
193
Siehe unten S. 536–537.
194
Siehe unten S. 698.
195
Siehe oben S. 83.
196
Siehe oben S. 76.
90 Einleitung

Konstantinopel / Istanbul angebracht sind. Dieses Epigramm ist einmal mehr Beweis dafür, dass
Fünfzehnsilber auch für offizielle Anlässe verfasst wurden; man denke dabei etwa an die zahl-
reichen in diesem Metrum verfassten, vom Kaiserhof oder der Aristokratie in Auftrag gegebe-
nen Gedichte eines Theodoros und Manganeios Prodromos.197 Aus Fünfzehnsilbern setzt sich
auch Epigramm Nr. GR50 zusammen, das in der Kirche Hagios Nikolaos in Charia (Mani) zu
finden ist; manches deutet jedoch darauf hin, dass die Verse nach 1500 zu datieren sind.198 Als
Epigramm in Fünfzehnsilbern konzipiert war vielleicht auch Nr. TR103, das auf einem im Ar-
chäologischen Museum in Manisa aufbewahrten Steinblock angebracht ist: Zwei der fünf erhal-
tenen Verse sind tatsächlich als Fünfzehnsilber zu deuten. Um bei zwei weiteren Versen auf die
gewünschte Silbenzahl zu kommen, muss in den inschriftlich überlieferten Text eingegriffen
werden; ein weiterer Vers ist verstümmelt überliefert. Die unter Nr. GR45 angeführte Inschrift,
die sich auf Fragmenten einer Grabplatte aus Beroia befindet, ist ebenso nur in fragmentiertem
Zustand überliefert. Das Ende bildet ein einwandfreier Fünfzehnsilber mit korrektem Binnen-
schluss nach der achten Silbe (B8), der auch mit den Regeln des politischen Verses entspre-
chender Akzentuierung davor versehen ist. Der Rest ist jedoch zu lückenhaft, um feststellen zu
können, ob ursprünglich die gesamte Inschrift in Fünfzehnsilbern konzipiert war oder ob nur ein
politischer Vers in ein Konstrukt aus Zwölfsilbern eingefügt war, wie dies auch an anderer Stel-
le belegt ist.199
Eine unlängst bekannt gemachte Inschrift auf einem runden Architekturfragment aus Ko-
rinthos, das zu einem Templonepistyl gehört haben soll, kann nicht als Fünfzehnsilber interpre-
tiert werden. Die von Athanasoules – Belenes dargebotene Transkription (ohne Abb.), ų
@ŃA2>, ĀA><: 2í5.>@ā: 7.Ą:<2 ­: Aį :Ą7Ĭ,200 ist per se schon problematisch, da nicht klar ist,
was mit 7.Ą:<2 gemeint ist.201 Da die Buchstabenformen der Inschrift gemäß Athanasoules –
Belenes von der Mitte des 8. bis in die Mitte des 9. Jahrhunderts zu datieren sind,202 ist es nicht
sehr wahrscheinlich, dass es sich um einen Fünfzehnsilber handelt, da allgemein bekannt ist,
dass die frühesten Zeugnisse des politischen Verses nicht vor der ersten Hälfte des 10. Jahrhun-
derts greifbar sind.203 Eventuell könnte die Inschrift als Zwölfsilber mit Zusatz am Beginn (ų
@ŃA2>) – wie von Athanasoules – Belenes vermutet – interpretiert werden.204 Auch der Beginn
einer (nicht mehr erhaltenen) Grabinschrift aus Athen, die in das Jahr 1061 datiert wird,205 kann
nicht als Fünfzehnsilber gedeutet werden: µA2826Ċ54 ­: 2ń ĀF: è <>9<@þ74? weist zwar
alle Merkmale eines Fünfzehnsilbers auf, ist aber ein zufällig aus 15 Silben zusammengesetztes
(und mit oxytonem B8) versehenes Gebilde, da µA2826Ċ54 ­: 2ń (oder vor allem ­: B>ĄŁ)
sehr oft den Beginn von nicht metrischen Grabinschriften bildet.206 Ein Beweis dafür, dass die
Inschrift keinen Vers darstellt, ist eine weitere Athener Inschrift aus dem Jahr 1061, die ebenso
mit µA2826Ċ54 [­]: (2)ń beginnt; der Rest (šFþ::4? è 7<0DB8þ>4?)207 zeigt aber deutlich, dass
es sich um eine Inschrift handelt, die mehr als 15 Silben umfasst.

—————–
197
Vgl. MAGDALINO, The Empire of Manuel I Komnenos 441.
198
Siehe unten S. 218–219.
199
Vgl. dazu RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 63f.; s.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten
der Kleinkunst 40.
200
ATHANASOULES – BELENES, B9=.><9.>A<Ĉ:A. 2=60>.CĊ: <>Ą:5<B 17; kaum brauchbare Schriftskizze bei
B.D. MERITT, Corinth. Results of Excavations conducted by the American School of Classical Studies at Athens,
VIII/I: Greek Inscriptions 1896–1927. Cambridge, MA 1931, 164 (Nr. 321).
201
Soll sich dahinter ein unkontrahierter Imperativ Präsens von 7.6:ĆF (sonst 7.Ą:<B) verbergen?
202
ATHANASOULES – BELENES, B9=.><9.>A<Ĉ:A. 2=60>.CĊ: <>Ą:5<B 17.
203
Vgl. LAUXTERMANN, Spring of Rhythm, passim; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 64.
204
Dieses Phänomen wird auch von WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 53 (drei Stellen) angenommen.
205
CIG IV 479 (Nr. 9328).
206
Vgl. CIG IV 479; Greek Documentary Texts (PHI).
207
CIG IV 479 (Nr. 9329 [ed. <:D48þ>4?, sic inscr. ?]). 7<0DB8þ>4? ist wohl eher eine Berufsbezeichnung („Pur-
purschneckenverarbeiter“ [für die Seidenproduktion in Athen]) als ein Familienname; das Wort ist sonst nicht at-
testiert.
Einleitung 91

VI. SPRACHE
Auch die in diesem Band behandelten Epigramme sind von der byzantinischen Hochsprache
dominiert, wobei man bei manchen Epigrammen durchaus von einer Art „Mischstil“ sprechen
kann, da ein Nebeneinander von höheren und niedrigeren Sprachniveaus zu konstatieren ist.208
Manche der Epigrammtexte sind auch in der Tradition der so genannten „(Schrift)koine“ zu
sehen: Das bedeutet, dass sie im Wesentlichen auf dem klassischen Attisch aufbauen, jedoch auf
zu ausufernde Rhetorik verzichten.209 In den meisten Epigrammen jedoch sind rhetorische Stil-
mittel wie Wortspiele,210 rhetorische Fragen,211 Anapher, Epipher, Epanalepse usw. anzutreffen.
Mit einer Akrostichis versehen sind die Epigramme Nr. GR20 (Athen), Nr. IT16–IT18 (Rom),
Nr. TR18 (Ankyra / Ankara) und Nr. TR24 (Attaleia / Antalya).
Manchmal ist auch das Eindringen von so genannten „volkssprachlichen“ Elementen im Be-
reich von Grammatik und Wortschatz in die Texte zu beobachten. Nicht immer kann zweifels-
frei eruiert werden, ob solche Elemente bereits in der Originalvorlage vorhanden waren oder
erst durch Graveure und Steinmetze auf das Monument gelangten. Viele Anbringer von In-
schriften waren sicher des Griechischen nur rudimentär mächtig, vor allem auch was dessen
schriftliche Umsetzung anlangt.212 Dies ist auch durch zahlreiche orthographische Besonder-
heiten (vor allem Itazismus),213 des Weiteren durch Auslassungen bzw. Wiederholungen von
ganzen Versen oder Versteilen dokumentiert. Diese Phänomene betreffen oft jene abseits der
großen Zentren entstandenen Verse, es gibt aber auch Epigramme, die diesem „Klischee“ nicht
entsprechen: Als Beispiele erwähnt seien das mit Wortspielen versehene Epigramm Nr. GR59,
das in eine Steinplatte an der äußeren Apsismauer der Kirche Hagioi Taxiarchai in Mokista /
Hagia Sophia geritzt ist, und Epigramm Nr. GR66, das bei einer Brücke bei Karytaina ange-
bracht war.
An Epigrammen in diesem Band, die von besonderer sprachlicher Qualität sind, können zu-
nächst jene genannt werden, die im Hexameter verfasst sind: Darin finden sich durch die Vor-
gaben des Metrums bedingte epische Formen und allgemein Wörter, die nur aus Homer bzw.
der klassischen Literatur bekannt sind. Als pars pro toto sei das schon mehrfach angeführte
Hexameter-Epigramm der Kirche von Skripu in Orchomenos genannt (Nr. GR98): Epische
Dehnungen (Vers 11: 7A2þA2@@6 u. A27Ā2@@6:)214 findet man dort ebenso wie das nur bei Homer

—————–
208
Vgl. I. ŠEVýENKO, Levels of Style in Byzantine Prose, in: XVI. Internationaler Byzantinistenkongress, Wien, 4.–
9. Oktober 1981. Akten. I. Teil: Hauptreferate. 1. Halbband: Themengruppen 1–6. Wien 1981 (= JÖB 31/1
[1981]) 289–312; N. TOUFEXIS, Diglossia and Register Variation in Medieval Greek. BMGS 32 (2008) 203–217.
209
Vgl. H. EIDENEIER, Von Rhapsodie zu Rap. Aspekte der griechischen Sprachgeschichte von Homer bis heute.
Tübingen 1999, 52; DERS., Byzantinische volkssprachliche Schriftkoine und mündliche Überlieferung.
.:A.A<CĆ><? 33 (1991) 7–10.
210
Z.B. Epigramm Nr. GR117, Vers 4 Aą 0>Ă0<><: CŃ? als Bezeichnung für Gregor von Nazianz.
211
So in Epigrammen, die mit einer rhetorischen Frage an den Betrachter beginnen, z.B. Epigramm Nr. GR79 aus
Luros: 4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26? | @2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ: /þ5>F:; Solche Fragen sind
bereits in antiken / spätantiken Inschriften bekannt, vgl. W. WISCHMEYER, Griechische und lateinische Inschriften
zur Sozialgeschichte der Alten Kirche (Texte zur Kirchen- und Theologiegeschichte 28). Gütersloh 1982, 68.
212
Zur Diskussion um den Bildungsstand von byzantinischen Malern vgl. die bei RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 62, Anm. 210 zitierte Literatur.
213
Eine besonders von der Norm abweichende Orthographie ist etwa im unvollständig erhaltenen Epigramm Nr.
GR84 aus Maroneia in Thrakien zu beobachten. Abweichungen von den orthographischen Normen sind aber
nicht immer zwingend auf mangelhafte Bildung der für die Inschrift Verantwortlichen zurückzuführen, vgl. H.
EIDENEIER, >5<0>.C67Ă .:.>DĄ. – Ā8826E4 =.612Ą.?; 4AĂ9.A. <>5<0>.CĄ.? @2 92A./B3.:A6:þ D26>Ć0>.C., in:
28ĀA2? 06. A4: 2884:67Ă 08Ċ@@.. >.7A67þ A4? 254? 2A4@Ą.? @B:þ:A4@4? A<B !<9Ā. 8F@@<8<0Ą.? A<B
!9Ă9.A<? #68<8<0Ą.? A4? #68<@<C67Ă? D<8Ă? A<B >6@A<A282Ą<B .:2=6@A49Ą<B 2@@.8<:Ą74?, 7–9 .Ĵ<B
2004. Thessalonike 2005, 197–205.
214
(Durch das Metrum bedingte) epische Formen sind aber auch in dem aus Zwölfsilbern zusammengesetzten Epi-
gramm Nr. TR24 (Vers 2: 2í78Ā2?; Vers 4: A2>=:Ā<:) zu beobachten. Bei Theodoros Prodromos wird eine epische
unkontrahierte Form (Theod. Prod. carm. hist. XLIII e 13 [HÖRANDNER]: /.@68Ā2?) sogar in einem Fünfzehnsilber
verwendet, vgl. G. PAPAGIANNIS, Philoprodromica. Beiträge zur Textkonstitution und Quellenforschung der his-
torischen Gedichte des Theodoros Prodromos (WBS XXIX). Wien 2012, 153.
92 Einleitung

belegte ßC6þ:.@@. (Vers 5),215 des Weiteren grammatikalische Formen, die normalerweise in
der Schriftkoine gemieden werden, nämlich Optativ (Vers 9: 3Ċ<6?) und Dual (Vers 7: =<-
@AĆ8F).216 Doch ist die (versuchte) Verwendung des Hexameters freilich kein Garant für die
metrische und sprachliche Qualität eines Epigramms, wie bereits festgestellt wurde.217 Mitunter
ist sogar das Eindringen volkssprachlicher Elemente in den Hexameter zu beobachten: Im He-
xameterteil des bekannten Epigramms an den äußeren Apsiden der (Nord)kirche des Lips-
Klosters in Konstantinopel / Istanbul (Nr. TR79) wird in Vers 6 als Personalpronomen die Form
AĆ: anstatt .íAĆ: verwendet.
Neben dem Dual sind auch andere Formen, die in der Koine eher gemieden werden, in den
behandelten Steinepigrammen zu finden, so z.B. das Plusquamperfekt218 etwa im Epigramm Nr.
GR103 aus Platamon (Vers 3: ­;.=F8Ċ[826]) und im Epigramm Nr. TR97 aus Karacaköy in
Ostthrakien (Vers 7: 7.526@AĂ726).
Größerer Raum sei im Folgenden aber jenen grammatikalischen Aspekten und Formen ge-
widmet, die Abweichungen von der Norm der Hochsprache darstellen. Vorweg sei allerdings
festgehalten, dass nicht all das, was landläufig als „schlechter“, nicht der Hochsprache entspre-
chender „Stil“ bewertet wird, tatsächlich auch als solcher zu gelten hat: So werden zahlreiche
Epigramme mit der Anfangspartikel 7.Ą eingeleitet,219 etwa die beiden Grabepigramme Nr. IT28
und Nr. IT29 aus Palermo, die im aristokratischen Milieu entstanden und somit von hoher for-
maler und sprachlicher Qualität sind. Es wurde bereits hinreichend festgestellt, dass 7.Ą als
Phrasenbeginn in der byzantinischen Literatur und darüber hinaus sowohl in Hoch- als auch
Volkssprache häufig begegnet.220
Nun aber zu den unregelmäßigen Formen bzw. Konstruktionen:
An einzelnen Stellen sind Schwächen bei der Bildung der korrekten Verbalform feststellbar:
Im Epigramm Nr. GR33, das auf einem Steinblock im Athos-Kloster Megiste Laura angebracht
war, ist in Vers 11 das nicht regelkonform gebildete Perfekt221 040Ā><:A<(?) (korrekt
0402>7ĆA<?) überliefert; der Autor der Verse, wahrscheinlich ein Athos-Mönch selbst, dürfte
mit der Bildung der richtigen Verbalform nur ansatzweise vertraut gewesen sein. Mehrere Per-
fektformen sind ohne Reduplikation überliefert: In Vers 1 des Epigramms Nr. GR89 in der Ta-
xiarchoi-Kapelle in Mystras liest man in Vers 1 Ü02>A.6 (korrekt: ­0Ă02>A.6). Inschriftlich ohne
Reduplikation überliefert ist auch ­;402>7ĆA<[?] in Vers 3 des Epigramms TR61, obwohl es sich
um eine offizielle, ursprünglich an der Seemauer von Konstantinopel / Istanbul angebrachte
Inschrift handelt, die in der Zeit Kaiser Michaels III. entstand. Eine unregelmäßige Perfekt-
Form stellt =Ā=<672: in Vers 5 des Epigramms Nr. TR10 aus Alanya dar, die in Byzanz aber
möglich zu sein scheint.222 Aber auch der Aorist kann unaugmentiert sein: In Vers 26 des nicht
mehr erhaltenen Epigramms Nr. IT23 aus Messina soll <ß7A2Ą>4@2: (korrekt ě7A2Ą>4@2:) über-
liefert gewesen sein. Eine weitere unregelmäßig gebildete Aorist-Form ist gleich in zwei Epi-
—————–
215
Dies trifft gelegentlich auch auf im Zwölfsilber überlieferte Epigramme zu: Das in Vers 2 des Epigramms Nr.
TR48 verwendete Adjektiv A48278BAĆ? ist ein bei Homer und später kaum mehr belegtes Wort.
216
Der Versuch, etwas sprachlich Besonderes zu schaffen, ist etwa auch in Epigramm Nr. TR6 aus Athyra / Akhisar
zu beobachten: Der Dichter bemühte sich in Vers 3 vielleicht, einen Dual zu bilden, hatte davon aber nur bedingt
Kenntnis. Zuletzt zum Dual in Byzanz D.R. REINSCH, Der Dual als Mittel literarischer Gestaltung in Michael
Psellos’ Chronographia. BZ 106 (2013) 133–142.
217
Siehe oben S. 88–89.
218
Vgl. HINTERBERGER, Sprache der byzantinischen Literatur, passim.
219
Beispiele handschriftlicher Epigramme / Gedichte sind bei VASSIS, Initia 373–389 u. VASSIS, Initia Supplemen-
tum I 231f. zu finden.
220
Vgl. H. EIDENEIER, .Ą als Auftakt zur (rhythmischen) Phrase. Zur verbalisierten Pausenmarkierung im Mittel-
und Neugriechischen. JÖB 39 (1989) 179–200; DERS., Die Kalliupolitis-Metaphrase des Neuen Testaments aus
dem Jahre 1638 im Kontext der Auftaktpartikel 7.Ą, in: S. KOLDITZ – R.C. MÜLLER (Hg.), Geschehenes und Ge-
schriebenes. Studien zu Ehren von Günther S. Henrich und Klaus-Peter Matschke. Leipzig 2005, 299–307.
221
Zum Perfekt in byzantinischen Texten M. HINTERBERGER, The Synthetic Perfect in Byzantine Literature, in:
DERS. (Hg.), The Language of Byzantine Learned Literature (Byzantio?, Studies in Byzantine History and Civili-
zation 9). Turnhout 2014, 176–204.
222
Siehe unten S. 531.
Einleitung 93

grammen zu beobachten: In Vers 41 des langen Grabepigramms (Nr. TR78) des Kaisers Manuel
I. Komnenos, das auf einem Sarkophag im Katholikon des Klosters Christos Pantokrator in
Konstantinopel / Istanbul angebracht war, heißt es: <ô :Ľ: 5.:Ā:A<? 7.ă 7>B/Ā:A<? ­: 8Ą5Ł. Vers
1 eines Epigramms (Nr. TR106) im Bereich des Klosters des heiligen Symeon Stylites des Jün-
geren auf dem so genannten „Wunderberg“ bei Samanda÷ lautet: 2@Ć:A. 12Ľ>< 7(.ă) 5.:Ā:A.
7B78Ć52:. In beiden Fällen ist das Aorist-Partizip 5.:Ā:A<? / 5.:Ā:A. falsch gebildet, das korrekt
5.:Ć:A<? / 5.:Ć:A. heißen müsste. Da diese Bildung gelegentlich aber auch handschriftlich zu
finden ist,223 kann sie als Eigenheit byzantinischer Aorist-Bildung anerkannt werden. Als Pro-
dukt des oben angesprochenen Mischstils ist Epigramm IT34 zu werten, das in eine Steinplatte
eingeritzt ist, die sich neben dem Eingang in die Kirche der Abbazia di Santa Maria di Cerrate
befindet. Die Konstruktion A.ĽA. 9ÿ: 82D5Ā: in Vers 9 ist zwar nicht regelkonform, stellt aber
zumindest eine Konzession an das Metrum dar, da nur dadurch die korrekte Anzahl von zwölf
Silben eingehalten werden kann. Außerdem ist festzuhalten, dass das Epigramm zu einer Zeit
entstand, als (Süd)italien bereits seit mehr als hundert Jahren nicht mehr Teil des byzantinischen
Reiches war.
Der Verlust des Dativs ist seit der Spätantike ein weit verbreitetes Phänomen im Griechi-
schen, wobei in erster Linie die Volkssprache davon betroffen ist.224 Als pars pro toto seien die
ersten beiden Verse eines Epigramms (Nr. TR114) aus Selymbria / Silivri erwähnt: ķ"1F> =þ:B
7þ886@A<: 2ą? =.>Ā@D2: | ÷@=2> FH@Į 8.ą: ĩ@>.48ĄA4:. Anstatt des Akkusativs 8.ą:
ĩ@>.48ĄA4: wäre der Dativ 8.ń š@>.48ĄAĬ zu erwarten. Epigramm Nr. GR82 aus Makrinit(i)sa
ist Beweis dafür, dass der Dativ auch vor Präpositionen verschwinden und durch den Genitiv
ersetzt werden kann: … @B:þ9. 672:AĄ<B.225 Daneben ist aber auch ein interessantes „revival“
des Dativs sowohl in Siegellegenden als auch allgemein in Inschriften zu beobachten: In Vers 2
des Epigramms Nr. TR109, das aus Koloneia / ùebinkarahisar stammt, wird das Verbum
CB8þAAF mit dem Dativ verwendet: CĈ8.AA2 2ă Ań @ń 1<Ĉ8Ł ĩFþ::Ĭ226 7A8. Dieses Phänomen
ist auch bei anderen inschriftlichen Epigrammen zu beobachten,227 begegnet vor allem aber oft
in Siegellegenden.228 Im genannten Epigramm aus Koloneia / ùebinkarahisar ist darüber hinaus
das Verbum inschriftlich als #"! überliefert. Auch diese Form ist weniger „Fehler“ des
für die Inschrift verantwortlichen Handwerkers, sondern eine Orthographievariante, die auch
sonst – vor allem in Inschriften (auch in den Epigrammen Nr. TR22 (?), Nr. TR50, Nr. TR90
(?)) – oft zu finden ist.229
Im Bereich der Morphologie sind bei den in diesem Band behandelten byzantinischen
Steinepigrammen folgende weitere Besonderheiten zu beobachten: Weit verbreitet ist die
Schreibung von Formen des Stammes 2í@=8.0D- ohne Gamma.230 In diesem Band anzuführen
sind die Epigramme Nr. GR22 (Vers 1: 2ñ@=8.D:2) aus Athen und Nr. GR59 (Vers 7:
"@=8.ȋȃǿǹȃ inscr.) aus Mokista / Hagia Sophia, wobei in letzterem Epigramm nachträglich
das Gamma hinzugefügt wurde.231 Gamma-Schwund begegnet auch bei anderen Wörtern, näm-
lich =.:7>.[A…] und Cþ8.; in Epigramm Nr. TR2 (Verse 9, 17) aus Afyon (Karahisar) und
wahrscheinlich ±82:;2 und ±:2:72 in Epigramm Nr. TR46 (Verse 2, 3) aus Fetoka bei Trabzon.
—————–
223
Siehe unten S. 725–726.
224
Vgl. TRAPP, Dativ, passim. Zum Dativverlust bei inschriftlich überlieferten Epigrammen vgl. RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken 66; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 42.
225
Dazu unten S. 285.
226
Um den Vers im Sinne eines Zwölfsilbers zu „heilen“, ist šFþ::Ĭ dreisilbig zu lesen, siehe unten S. 730. Zu
ähnlichen Fällen vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 66. Auch in metrischen Siegellegenden ist
das Phänomen mitunter anzutreffen, z.B. LAURENT, Bulles métriques, Nr. 663: šFþ::4? (šFþ::<B Laurent) am
Ende des Verses ist dreisilbig zu lesen (freundlicher Hinweis von Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt)
227
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 151f.
228
Z.B. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 46.
229
Vgl. Greek Documentary Texts (PHI), TLG.
230
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 372; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 56, 123, 382; W. HÖRANDNER – A. PAUL, Zu Ps.-Psellos, Gedichte 67 (Ad monachum superbum) und
68 (Ad eundem). MEG 11 (2011) 117.
231
Siehe oben S. 75.
94 Einleitung

Zahlreich in Inschriften belegt ist auch die Schreibung @B:/- anstatt @B9/-,232 so z.B. in In-
schrift Nr. TR126 (Zeile 4) aus Thessalonike.
Als so genannte „Vulgarismen“ sind auch Analogbildungen zu werten: In Epigramm Nr.
TR16 aus Ankyra / Ankara bietet der Text der Inschrift (Vers 8) DĀ>.: (anstatt D2ĵ>.), da der
Akkusativ analog zu Akkusativen der A-Deklination gebildet wurde. Hingegen ohne Ny über-
liefert ist wahrscheinlich der Akkusativ 6@Ą:6<<:> in Epigramm Nr. TR1 (Vers 1) aus Adana,
wenn man das inschriftliche CǿCǿȃǼǿȍ so deuten kann.233 Solche volkssprachlichen Akkusative
findet man auch in Epigramm Nr. TR50, das auf einem Templonarchitravfragment aus Amorion
/ Hisar(köy) angebracht ist: In Vers 3 ist inschriftlich ȉȅ ȉǿȂǿȅ ȃǹȅ überliefert. In Epigramm
Nr. TR18, das ebenfalls aus Ankyra / Ankara stammt, bietet die Inschrift (Vers 8) ȄǿĭȊC, das
in normalisierter Orthographie als ;ĄC<6? wiederzugeben ist. Der im klassischen Griechisch
;ĄC2@6(:) lautende Dativ Plural wurde hier analog zum Dativ Plural der O-Deklination gebildet.
Eine unregelmäßige Nominativ-Plural-Form stellt :Ć2? (statt :<ĵ < :<Ľ?) in Vers 5 des Epi-
gramms Nr. TR59 aus Konstantinopel / Istanbul dar.
Der Volkssprache entnommen ist auch die Form ÝA<: in Vers 2 des Epigramms Nr. TR120
aus Dia Funda bei Trabzon, die eine Frühform des neugriechischen ÝA.: darstellt; die Verse
stammen allerdings bereits aus „postbyzantinischer“ Zeit, nämlich aus dem Jahr 1486/87. Als
„Fehler“ bzw. Unachtsamkeit des Graveurs ist die Schreibung Dþ>6 (anstatt Dþ>6:) in Vers 4 des
Epigramms aus Charia auf der Halbinsel Mani (Nr. GR49) zu werten; das Wort ist zwar volks-
sprachlich als Nebenform zu Dþ>6? belegt,234 das Epigramm selbst ist aber in Hochsprache kon-
zipiert, wie die Verwendung von Optativen beweist, die – wie oben erwähnt – in der Schriftkoi-
ne normalerweise gemieden werden. Rein volkssprachlich hingegen ist Epigramm Nr. GR50,
das aus der gleichen Kirche in Charia stammt, doch ist dieses Stück – wie bereits festgestellt –
wahrscheinlich nach 1500 zu datieren. In „neugriechischer“ Verwendung ist das Verbum ±DF in
Vers 2 des Epigramms GR70 aus Komotene.
Zuletzt ist auch eine regionale Eigenheit einer Inschrift anzuführen: In Epigramm Nr. IT33
aus Siracusa wird als Prädikat die Form 2å: verwendet, die eine in Süditalien auch an anderer
Stelle belegte Nebenform zu ­@AĄ: sein könnte.235

VII. ZU DEN AUTOREN DER AUF STEIN ÜBERLIEFERTEN EPIGRAMME


Dass inschriftliche Epigramme größtenteils anonym überliefert sind, wurde bereits mehrfach
festgehalten.236 Auch bei den auf Stein überlieferten Epigrammen kann nur für die wenigsten
Stücke mit Sicherheit ein anderweitig bekannter Autor bestimmt werden. Die eindeutige Identi-
fizierung des Autors ist nur dann möglich, wenn das inschriftliche Epigramm auch handschrift-
lich unter dem Namen eines Schriftstellers überliefert ist. Dies betrifft in diesem Band folgende
Epigramme: das bekannte, am äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche in
Konstantinopel / Istanbul angebrachte Gedicht des Manuel Philes (Nr. TR76); das (heute verlo-
rene) Grabepigramm des Georgios Bardanes, das sich in Kerkyra befand (Nr. GR69); ein Stif-
terepigramm desselben Autors, dessen Inschriftenträger jetzt in Italien aufbewahrt wird (Nr.
IT13); das Epigramm des Mönches Markos beim Stadttor von Akrokorinthos (Nr. GR73); das
Grabepigramm des Bessarion in Rom (Nr. IT19); ein Epigramm des Theodoros Studites im
Kloster Nea Mone auf der Insel Chios (Nr. GR52), das allerdings, da der Inschriftenträger wahr-
scheinlich in das 11. Jahrhundert zu datieren ist, einer Sammlung von Studites-Epigrammen
—————–
232
Vgl. Greek Documentary Texts (PHI), s.a. TLG.
233
Der Dativ dürfte aus syntaktischen Gründen ausscheiden, siehe unten S. 514–515.
234
Siehe unten S. 218.
235
Zu Eigenheiten des Griechischen in Inschriften Unteritaliens zuletzt SAFRAN, Medieval Salento 49–51.
236
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 52–56. Dass ein Stifter selbst Autor der Verse ist, kann praktisch
ausgeschlossen werden, auch wenn es gegenteilige Beweise gibt, wie aus dem Titel eines Epigramms im Cod.
Marc. gr. 524 zu ersehen ist, ed. LAMPROS, Ũ .>76.:ą? Ń16; 524 18f. (Nr. 47): ß? Aā: 2ß7Ć:. A<Ľ ž0Ą<B
2F>0Ą<B, 0>.CĀ:A<? ¡:F52: A<Ľ =B8Ń:<? AĮ? A<Ľ =<6Ă@.:A<? A<ć? =.>Ć:A.? @AĄD<B? <ß7Ą.? … (für den Hinweis
auf diese Stelle danke ich Foteini Spingou).
Einleitung 95

entnommen wurde; zwei weitere Epigramme des Studites, von denen das eine in Grottaferrata
(Nr. IT5) und das andere in Ganos / Gaziköy (TR47) wiederverwendet wurde.237
Auch andere Epigramme sind handschriftlich überliefert, wobei der handschriftliche Eintrag
eine Kopie der Inschrift darstellt: Das betrifft die Epigramme Nr. GR53, GR55, GR103, GR108,
IT1, IT22, IT27–IT29, TR8, TR53, TR55, TR70–TR75.
Bei manchen der anonym überlieferten Epigramme ist es aufgrund bestimmter Beobach-
tungen (hinsichtlich Metrik, Stil, Wortschatz etc., aber auch übereinstimmender zeitlicher Ein-
ordnung) manchmal mehr, manchmal weniger möglich, einen bekannten Dichter als Autor an-
zunehmen. Dies trifft im vorliegenden Band auf die im Folgenden genannten Schriftsteller zu,
wobei jene Epigramme, die den bekannten Auftragsdichter Manuel Philes als Autor vermuten
lassen, den größten Platz einnehmen:
Photios: Epigramm Nr. TR15 aus Ankyra / Ankara könnte aufgrund eines lexikographischen
Details von Photios stammen; das bekannte Hexameter Epigramm Nr. GR98 aus Orchomenos
könnte ob seiner guten Qualität im Umfeld des Photios verfasst worden sein.
Leon VI.: Der Autor des Epigramms Nr. TR52, das von der Stiftung einer Kirche des Pro-
pheten Elias in Konstantinopel berichtet, könnte Kaiser Leon VI. sein, der Elias eine besondere
Wertschätzung entgegenbrachte.238
Alexandros von Nikaia: Das ebenfalls berühmte Hexameter-Epigramm aus Galakrenai (Nr.
TR64), das in einen im Bereich der Hagia Sophia in Konstantinopel / Istanbul ausgestellten
Sarkophag eingeritzt ist, könnte von Alexandros von Nikaia verfasst worden sein, da eine ge-
wisse Verwandtschaft zu Versen besteht, die auf diesen zurückgehen.
Ioannes Geometres: Von Epigramm Nr. TR67, das ursprünglich in der Kapelle des Christos
Chalkites oberhalb des bekannten Chalke-Tores des Kaiserpalastes von Konstantinopel ange-
bracht war, ist nur ein Vers überliefert. Dieser dürfte dem Grabepigramm des Kaisers Ioannes I.
Tzimiskes angehört haben, als dessen Verfasser vielleicht Ioannes Geometres zu identifizieren
ist, von dem auch ein anderes Grabgedicht auf denselben Kaiser bekannt ist.
Theodosios Diakonos: Theodosios Diakonos, Autor eines Gedichtes auf die Rückeroberung
Kretas im Jahr 961, hat vielleicht auch Epigramm Nr. TR82 verfasst, das auf Turm 4 der Land-
mauer von Konstantinopel angebracht ist. In beiden Werken – und nur dort – wird nämlich Kai-
ser Romanos II. als =.99Ā06@A<? bezeichnet.
Ioannes Tzetzes: Als Autor von Epigramm Nr. TR60, das nahe dem byzantinischen
Hebdomon gefunden wurde, könnte Ioannes Tzetzes identifiziert werden, von dem überlieferte
Grabverse stammen, die Ähnlichkeit mit Passagen des Epigramms aufweisen.
Philagathos Kerameus: Einiges deutet darauf hin, dass die im Umfeld des Georgios von An-
tiocheia am Normannenhof in Sizilien entstandenen Epigramme (Nr. IT22, IT27–IT31, AddI32)
von einem gemeinsamen Autor verfasst wurden; dieser könnte Philagathos Kerameus sein. Es
ist aber auch möglich, dass die Epigramme von einem in der Kanzlei des Normannenhofes täti-
gen Kopisten verfasst wurden. Indiz dafür könnte die fast in jedem der genannten Epigramme
vorhandene metrische Datierung sein, die sonst vor allem in Kolophonepigrammen von Kopi-
sten zu finden ist.239
Georgios Skylitzes: Von Georgios Skylitzes, der jüngst als Autor mancher Epigramme im
Cod. Marc. gr. 524 identifiziert werden konnte,240 stammt vielleicht das Grabepigramm auf
Kaiser Manuel I. Komnenos (Nr. TR78). Skylitzes verfasste nämlich eine Akoluthie auf die
Ankunft jenes berühmten Steines aus Ephesos, auf dem Christus nach der Abnahme vom Kreuz
gesalbt und in die Totenbinden gewickelt worden sein soll und den Manuel selbst vom Hafen

—————–
237
Zur sekundären Verwendung von Epigrammen bekannter Autoren siehe LAUXTERMANN, Poetry 31f., 71, 81, 92f.,
149f.; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54f.; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 36f.
238
Siehe unten S. 609–610.
239
Siehe unten S. 98.
240
RHOBY, Identifizierung 179–189; zu den Epigrammen in diesem Codex vgl. nun SPINGOU, Words and artworks,
passim.
96 Einleitung

zur Kirche im Pharos des Großen Palastes getragen haben soll. Dieses Thema nimmt auch im
Epigramm eine zentrale Stellung ein.
Eugenios von Palermo: Das heute verlorene Epigramm Nr. IT23, das in der Kirche San Do-
menico in Messina angebracht war, könnte Eugenios von Palermo zum Autor haben. Es stammt
aus dem Jahr 1198 und ist die einzige bedeutende griechische Inschrift nach dem Tod Rogers
II.241
Nikephoros Blemmydes: Das Hexameter-Epigramm, das oberhalb eines Tores der Festung
Pagos bei Smyrna / Izmir angebracht war (Nr. TR93), wurde schon früh aufgrund zahlreicher
Indizien242 dem bekannten Autor Nikephoros Blemmydes zugeschrieben. Von Blemmydes
könnte auch Epigramm Nr. TR112 stammen, das (wahrscheinlich) von einer an die Johannes-
Basilika in Selçuk herangeleiteten Wasserleitung berichtet.
Georgios von Gallipoli: Dass Georgios von Gallipoli Autor des Epigramms Nr. IT4 ist, das
in eine Steinplatte in der Kathedrale von Gallipoli eingraviert ist, scheint sehr wahrscheinlich zu
sein. Während für Vers 1 des Epigramms eine Parallele im Œuvre des Georgios gefunden wer-
den kann, ist Vers 8 sogar identisch mit einem Vers im Werk des genannten süditalienischen
Dichters.
Ioannes Staurakios: Epigramm Nr. GR128, das auf einem Sarkophag aus Thessalonike an-
gebracht ist, könnte von Ioannes Staurakios stammen, da das Adjektiv 8.9=>Ć9<>C<? hoch-
sprachlich nur im Epigramm und bei dem genannten Autor belegt ist.
Nikephoros Moschopulos: Ein Nikephoros, Bischof von Kreta, wird in Epigramm Nr. GR86
als „Erneuerer“ der Kirche (Palaia) Metropolis (auch Hagios Demetrios) in Mystras genannt.
Dabei handelt es sich um Nikephoros Moschopulos, der auch als Autor des Epigramms Nr.
GR87 zu identifizieren sein dürfte.243
Theoleptos von Philadelpheia: Es spricht einiges dafür, dass das heute verschollene Epi-
gramm Nr. TR11, das aus Philadelpheia / Alaúehir stammt, von dem auch sonst schriftstelle-
risch tätigen Theoleptos, dem Metropoliten von Philadelpheia, selbst verfasst wurde.
Gregorios, Erzbischof von Ohrid: Auf Gregorios könnte Ähnliches zutreffen. Epigramm Nr.
FY1 berichtet von der von ihm beauftragten Stiftung des Exonarthex der Kirche Sveta SofƋa in
Ohrid. Da man weiß, dass er auch sonst als Autor belegt ist,244 könnte auch das Epigramm von
ihm stammen.
Manuel Philes: Wie bereits erwähnt,245 kann Manuel Philes das berühmte Pammakaristos-
Epigramm (Nr. TR76) aufgrund der doppelten Überlieferung (Handschrift + Inschrift) eindeutig
zugeschrieben werden. Doch auch viele andere Epigramme sind mehr oder weniger eindeutig
dem bekannten Auftragsdichter zuzuordnen; dies gilt nicht nur für die in diesem Band angeführ-
ten Steinepigramme, sondern auch für Epigramme auf anderen Materialien.246 Besonders bei
den anonym, nur inschriftlich überlieferten Epigrammen, die im makedonischen Beroia zu loka-
lisieren sind (Nr. GR40, GR44–GR48), ist eine Nähe zu Manuel Philes sehr wahrscheinlich.
Viele der in diesen Epigrammen verwendeten Verse sind entweder identisch oder in modifizier-
ter Form auch im großen (ca. 25.000 Verse) dichterischen Œuvre des Philes nachzuweisen. Al-
lerdings lässt sich kaum bestimmen, ob die Verse direkt von Philes stammen oder von jeman-
dem aus seinem Umfeld (einem Schüler ?) verfasst wurden oder vielleicht gar einem Muster-
buch mit Versen des Philes entnommen sind.247 Dass Philes etwa Epigramm Nr. GR40 selbst
verfasste, ist unwahrscheinlich, da trotz der vielen Übereinstimmungen mit Versen des Philes
auch zahlreiche prosodische Versehen vorhanden sind, die man Manuel Philes nicht zutrauen
kann. Das Gleiche gilt auch für Epigramm Nr. BG6, das auf einem in Sofia aufbewahrten Grab-
—————–
241
Siehe unten S. 467.
242
Dazu siehe unten S. 698–699.
243
Vgl. auch RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54.
244
Siehe unten S. 133.
245
Siehe oben S. 68–69, 87, 94.
246
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Klein-
kunst 37f.
247
Siehe unten S. 216.
Einleitung 97

plattenfragment angebracht ist. Direkt Philes zuzuschreiben sind wahrscheinlich drei weitere
Steinepigramme im Parekklesion der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel / Istanbul (Nr.
TR73–TR75), auch wenn Nr. TR75 im Fünfzehnsilber verfasst ist. Mit hoher Wahrscheinlich-
keit – aufgrund der zahlreichen aussagekräftigen Parallelen und Zitate – von Manuel Philes
stammt auch das bekannte Grabepigramm auf Michael Tornikes in der Chora-Kirche in Kon-
stantinopel / Istanbul (Nr. TR68). Ziemlich sicher dürfte die Autorschaft des Philes auch für
Epigramm Nr. TR62 sein, das Grabverse auf eine Maria Palaiologina darstellt.248 Aufgrund
zahlreicher Parallelen und der guten Qualität der Verse wäre Philes auch Epigramm Nr. GR127
zuzuschreiben, das auf einem einst im Blatadon-Kloster in Thessalonike aufbewahrten Sarko-
phagdeckel angebracht ist. Ob die Verse aber tatsächlich von Philes (und nicht von einem
Nachahmer oder Schüler) stammen, muss (vorerst) ungeklärt bleiben, da das Epigramm viel-
leicht erst in das Jahr 1347 zu datieren ist, wenn sich die 8<6967ā >>F@AĄ. in Vers 4 auf die
große Pest dieses Jahres bezieht; bislang nämlich wurde nicht der Nachweis erbracht, dass Phi-
les auch noch in den 1340er-Jahren am Leben war.249 Die zahlreichen im Index locorum aufge-
listeten Parallelen bei Manuel Philes sind auch Beweis für die Popularität der Schriften dieses
Autors.
Manuel Rhaul: Das lange, heute verlorene Epigramm Nr. GR88 in der Kirche Hagia Sophia
in Mystras könnte von Manuel Rhaul stammen, der zu dem im Epigramm besungenen Despoten
Manuel Kantakuzenos in einem Naheverhältnis stand.
Theodoros Spantunes: Ein Verwandter des in der Demetrios-Kirche in Thessalonike bestatte-
ten Lukas Spantunes, dessen Grabinschrift Epigramm Nr. GR125 darstellt, ist der auf Italienisch
schreibende Theodoros Spantunes, der ebenfalls in Thessalonike (zur Zeit des Ablebens des
Lukas) bezeugt ist und auch Autor der Grabverse sein könnte.
Generell ist festzuhalten, dass viele der auf Stein überlieferten Epigramme von gebildeten
Autoren verfasst wurden. Dies betrifft nicht nur jene Epigramme, die von bekannten Autoren
stammen oder solchen aufgrund verschiedener Indizien zugeordnet werden können, sondern
auch Epigramme, für die sich kein Autor bestimmen lässt. Gewisse sprachliche und stilistische
Eigenheiten lassen auch an einen gemeinsamen Autor einer Gruppe von Epigrammen denken,
etwa jener Epigramme, die ursprünglich im Bereich des Klosters der Theotokos AĮ? ç;2Ą.?
­=6@7ĀE2F? in Makrinit(i)sa angebracht waren (Nr. GR80–GR83, Nr. GR104).
Für eine kleinere Gruppe von Epigrammen sind weniger oder (selten) kaum gebildete Auto-
ren anzunehmen, z.B. für die Epigramme Nr. BG3, GR9, GR15–GR27, GR31, GR33, GR39
etc. Manche waren zwar mit gewissen Konventionen der Epigrammatik vertraut, scheiterten
aber mehr oder weniger dramatisch an der Umsetzung.250 Einen interessanten Fall stellt Epi-
gramm Nr. GR56 aus Hagios Lukas auf Euboia dar: Der Autor war zwar mit dem seltenen My-
thos des Anios, des Sohnes des Apollon und der Rhoio, vertraut, vermochte aber nicht, proso-
disch korrekte Zwölfsilber zu verfassen. Auch der Autor des unvollständig überlieferten Epi-
gramms Nr. GR13, das an der Stadtmauer von Ainos / Enez angebracht war und sich aus mit-
telmäßigen Zwölfsilbern zusammensetzt, vermochte immerhin einen Vers aus Theodoros Pro-
dromos in das Epigramm einzuflechten, wobei der Vers nicht direkt aus dem prodromischen
Gedicht, sondern aus einer Sammlung (einem Florilegium ?) passender Verse entnommen wor-
den sein könnte.

VIII. DATIERUNG IN STEINEPIGRAMMEN


Während viele der in diesem Band präsentierten Epigramme nur indirekt datiert werden kön-
nen – aufgrund inhaltlicher, paläographischer, lexikographischer und anderer Überlegungen –
ist eine nicht geringe Anzahl von Stifter- und Grabepigrammen auch direkt datiert. In den meis-
ten Fällen folgt auf den Epigrammtext ein Prosatext, in dem das Weltjahr, manchmal auch mit
—————–
248
Zu den beiden letztgenannten Epigrammen s.a. BROOKS, Poetry 225f.
249
Ausführlich unten S. 391.
250
Etwa zur inadäquaten Verwendung des Hexameters siehe oben S. 88–89.
98 Einleitung

der Indiktion und mitunter sogar mit Monat und Tag, angegeben ist (z.B. Nr. GR53, GR72,
GR75 etc.).251 Das Weltjahr hat insofern auch eine theologische Konnotation, als damit ange-
zeigt wird, in welchem Jahr nach der Schöpfung der Welt ein Ereignis von statten ging.252
Bei einer anderen Gruppe von inschriftlich überlieferten Epigrammen ist jedoch eine beson-
dere Form der Datierung feststellbar, nämlich eine in Versform zum Ausdruck gebrachte zeitli-
che Einordnung. Dieses Phänomen ist nicht auf inschriftliche Epigramme beschränkt,253 sondern
begegnet sehr oft in metrischen Kopistensignaturen bzw. Kolophonversen254 und manchmal
auch in sonstigen Gedichten.255
Im vorliegenden Band sind folgende Epigramme mit einer Datierung in Versform versehen:
Nr. AL2, GR64, GR82, GR84, GR107, IT9, IT22, IT23, IT26, IT28, IT29, IT31, TR26, TR95,
TR101, TR121, US1, AddI32.
Dabei sind folgende Besonderheiten feststellbar: Grundsätzlich ist auch die metrische, über
mehrere Verse reichende Datierung am Ende bzw. im unteren Bereich des jeweiligen Epi-
gramms zu finden. In Epigramm Nr. IT29 aus Palermo, das aus 22 Zwölfsilbern besteht, befin-
det sich die Datierung im oberen Bereich (Verse 6–12). In Epigramm Nr. IT9 aus Monopoli
nimmt die Datierung den Mittelteil des Epigramms ein, nämlich die Verse 7–10 von insgesamt
zwölf Versen. Das gilt auch für das Epigramm IT22 aus Messina: Die Verse 7–11 von insge-
samt 16 Zwölfsilbern sind der Datierung gewidmet. Bemerkenswert ist, dass in Vers 8 sogar die
Stunde angeführt ist,256 in der der in der Grabinschrift bedauerte Abt verstorben ist. Nicht nur in
Kopistensignaturen kann die metrische Datierung im Epigramm beträchtlichen Platz einneh-
men: Manchmal ist ein Drittel, mitunter sogar die Hälfte des Epigramms der Datierung gewid-
met.257 Dies trifft etwa auf Epigramm Nr. TR95 aus Nikaia / Iznik zu, in dem sieben der 15 Ver-
se, d.h. fast die gesamte zweite Hälfte des Epigramms, der Datierung gewidmet sind.258 Epi-
gramm Nr. TR26 aus Attaleia / Antalya ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Zunächst stellt
dieses aus dem Jahr 915/16 stammende Epigramm im vorliegenden Band das früheste Beispiel
von Versen dar, die mit einer metrischen Datierung versehen sind.259 Stimmt die Übertragung
des heute nicht mehr vorhandenen Epigrammtextes, dann steht an der Spitze der Inschrift die
Angabe zum Weltjahr; der metrischen Datierung gewidmet sind die beiden letzten Verse des
zwölfversigen Epigramms, und in einer darauffolgenden Prosazeile ist die Indiktion angeführt.
Während es für Kolophonverse Beispiele gibt, in denen die metrische Datierung an der Spit-
ze des Gedichts steht,260 konnte dies bislang in inschriftlichen Epigrammen nicht beobachtet
werden: Nicht unerwähnt bleiben soll allerdings Epigramm Nr. IT3 aus Corridonia. An der
Spitze dieses Epigramms (Verse 1–2) steht eine Zeitangabe, doch ist diese nicht der Datierung
des Epigramms, sondern dem Lebensalter, in dem der im Grabepigramm Bedauerte gestorben
ist, gewidmet.

—————–
251
S.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 24f.
252
Vgl. GRUMEL, Chronologie 111–128.
253
S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 187.
254
Eine erste Sammlung wurde von NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B zusammengestellt.
255
Z.B. K. HORNA, Eine unedierte Rede des Konstantin Manasses. WSt 28 (1906) 194 (Gedicht des Michael Hagio-
theodorites); siehe jetzt auch A. RHOBY, “When the year ran through six times of thousands …”: The Date in (In-
scriptional) Byzantine Epigrams, in: Festschrift (in Druck).
256
Zu einem ähnlichen Beispiel (aber Prosa) G. BELENES, $><:<8<067þ @B@AĂ9.A. @2 2=60>.CĀ? 7.6 D26>Ć0>.C.
B3.:A6:Ċ: 7.6 2A./B3.:A6:Ċ: D>Ć:F:, in: ATSALOS – TSIRONE, >.7A67þ II 661. Zur Erwähnung der Stunde in
Kopistensignaturen mit dem Zweck, die Beendigung der Arbeit möglichst akkurat anzuzeigen, vgl. GARDTHAU-
SEN, Palaeographie II 477.
257
Einen solchen Fall stellt z.B. die metrische Kopistensignatur im Cod. Vat. gr. 103, fol. 208v dar, in der von acht
Versen fünf der Datierung gewidmet sind, siehe unten S. 111.
258
In Vers 9 des Grabepigramms wird auf poetische Weise angeführt, dass der Verstorbene im 35. Lebensjahr stand.
259
Die ältesten von NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 199 angeführten Kolophonverse mit metrischer
Datierung stammen aus dem Jahr 962/63.
260
NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 210 (Nr. 13), 218 (Nr. 22), 219f. (Nr. 25), 220 (Nr. 26), 225 (Nr.
33), 231 (Nr. 42 [postbyz.]), 232 (Nr. 43 [postbyz.), 233 (Nr. 44 [postbyz.]), 239 (Nr. 54 [postbyz.], Nr. 55 [post-
byz.]), 240 (Nr. 57 [postbyz.]).
Einleitung 99

Die Datierung in metrische Form zu gießen, war sicher für jeden Dichter eine Herausforde-
rung, galt es doch, die zur Verfügung stehenden Numeralia der Struktur des Verses anzupassen.
Nicht allen Dichtern gelang es daher, innerhalb der metrischen Datierung auch die prosodisch-
rhythmischen Gesetze des Zwölfsilbers einzuhalten. Prosodisch-rhythmische Unzulänglichkei-
ten in den Versen der metrischen Datierung in sonst prosodisch korrekten Epigrammtexten sind
in folgenden Epigrammen feststellbar: Nr. AL2 (Vers 12: siebente Silbe positionslang), Nr.
GR64 (Vers 10: oxytone Akzentuierung vor B7),261 Nr. IT26 (Vers 9 [unvollständig überliefert]:
wahrscheinlich kein korrekter Binnenschluss nach fünfter oder siebenter Silbe); Nr. IT 28 (Vers
24: kurze sechste Silbe), Nr. IT29 (Vers 11: Das Omikron von ®;.7<@ĄF: wird lang gemessen;
Vers 12: Positionslang ist die erste Silbe im Wort ç01<þ16, kurz hingegen ist das darauffolgende
Omikron); Nr. TR101 (Vers 10 verfügt über 14 Silben); Nr. TR121 (Vers 5 das Epsilon von
®7.A<:Aþ? ist gelängt); Nr. US1 (Vers 4: kein sauberer Binnenschluss nach fünfter oder sieben-
ter Silbe, das Omikron von ®;.7<@ĄF: wird lang gemessen); Nr. AddI32 (Vers 12: das Eta von
=2:A47<@A<Ľ wird kurz gemessen).262 Um die Datierung dem Schema des Zwölfsilbers anzupas-
sen, sah sich der Dichter von Epigramm IT28 veranlasst, ein Wort zu verwenden, das sonst
nicht belegt ist (Vers 24: ®;D686<@AĆ?) und eine Verkürzung des sonst gebräuchlichen ®;.76@-
D686<@AĆ? darstellt.263 Die Form muss aber nicht unbedingt eine durch das Metrum veranlasste
„Erfindung“ des Dichters gewesen sein, da sie vielleicht auch in Epigramm Nr. TR26 verwendet
wurde: Am Beginn von Vers 11 dieses Epigramms war ein Wort vonnöten, das „6000.“ zum
Ausdruck bringt; erhalten ist nur ein Omega. Wurde im Vers die korrekte Anzahl von zwölf
Silben eingehalten, dann kommt als Ergänzung nur [®;D686<@A]ń in Frage. Ein „Fehler“ dürfte
dem Dichter von Epigramm Nr. GR107 unterlaufen sein: Die Datierung ist zweifach wiederge-
geben, nämlich zunächst in Versform (Verse 6–7) und dann unter Hinzufügung des Weltjahres
nach dem metrischen Teil der Inschrift. Während die metrische Datierung in das Jahr 1431/32
weist, ergibt die Umrechnung des Weltjahres das Jahr 1432/33.264
Eine Besonderheit der metrischen Datierung ist in Epigramm Nr. IT31 aus Palermo zu be-
obachten: Die griechische Inschrift läuft über zwei Zeilen. Diese besteht zunächst aus vier ein-
fach zu identifizierenden Zwölfsilbern; darauf folgt (in Umschrift und normalisierter Orthogra-
phie) Ań 6/Ņ AĮ? /.@682Ą.? D>Ć:Ł 94:ă .>AĄŁ ß:1(67A6Ń:<?) 2Ņ. Hörandner ist die Feststellung zu
verdanken, dass sich auch hinter diesem Teil der Inschrift zwei Verse verbergen,265 nämlich
dann, wenn man 6/Ņ als 1F127þAŁ und 2Ņ als =Ā9=A<B auflöst. Eine gewisse – wenngleich ver-
mutlich nur zufällig –, an den Zwölfsilber erinnernde rhythmische Struktur weist auch der ab-
schließende Text auf, der in Epigramm Nr. AL3 in Apollonia / Pojan(i) auf zwei Grabverse
folgt: ­7<69Ă54: .>AĄŁ 8.Ņ, ±A<? ,OF:4Ņ.
Das Bild der „(dahin)reitenden“ bzw. „(vorbei)galoppierenden“ Zeit ist in Byzanz weit ver-
breitet.266 Früheste Belege für den Genitivus absolutus D>Ć:<B (manchmal ±A<B?) …
à==2Ĉ@.:A<? / 166==2Ĉ@.:A<? / =.>6==2Ĉ@.:A<? begegnen bereits in den ersten nachchristlichen
Jahrhunderten.267 Auf das Motiv des „(Dahin)reitens“ bzw. „(Vorbei)galoppierens“ der Zeit
trifft man gelegentlich auch in inschriftlichen Epigrammen: In Epigramm Nr. GR107 aus Sa-
mothrake lauten die Verse 6–7: A2A>þ76? 1Ā7. à==2Ĉ<B@6 (7.ă) =>Ć? 02 | ­::.7<@Ą<6? 7(.ă) D68Ą<6?
®;þ76?. Ganz ähnlich lautet die Zeitangabe in den (unregelmäßigen) Versen von Maroneia (Nr.
GR84): AĀ@.>2? 7(.ă) A2A>þ76? 1Ā7. à==2Ĉ<B@6 7.ă =>Ć? 02 | ­:.7Ć@6. 7(.ă) D68Ą<6? ®;þ76?. Das-
selbe Bild findet man bei der Altersangabe des Verstorbenen am Beginn des Grabepigramms
aus Corridonia (Nr. IT3): Ĉ78F: 920Ą@AF: ¾8Ą<B 1><949þA(F:) | 2ß7þ1. 16=8Į: @ć: 9<:.=8į
=2:Aþ16 | Aą A<Ľ /Ą<B AĀA>F><: à==2Ĉ@.? 9Ć:<:. Auch in Vers 9 des Epigramms Nr. IT29 aus
—————–
261
Zu deren Meidung siehe oben S. 86.
262
Zu einem Konjekturvorschlag siehe unten S. 816.
263
Siehe unten S. 488–489.
264
Es könnte aber auch möglich sein, dass der Steinmetz den letzten Buchstaben der Angabe des Weltjahres falsch
angebracht hat.
265
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315.
266
Vgl. J. DIETHART u.a., Ausgewählte Lesefrüchte zur byzantinischen Lexikographie. BZ 105 (2012) 641.
267
Vgl. TLG.
100 Einleitung

Palermo begegnet das Motiv: ±A<B? 166==2Ĉ<:A<? 7>6/2@AþAF?. In Vers 10 kommt eine Form
von =.>.A>ĀDF zur Anwendung: =.>.1>.9<Ĉ@4? D686þ1F: ®;þ1<?.268 Nicht auf das Jahr, son-
dern den Sonnenlauf bezogen ist Vers 34 des Epigramms Nr. IT23 aus Messina: 5.:ĉ: ±A<?
A>ĀD<:A<? ¾8Ą<B AĆA2. Der poetische Ausdruck des „dahinlaufenden Jahres“ (A>ĀD<:A<? …
±A<B?) hat etwa auch in Prosainschriften aus der Peloponnes269 und aus Kreta270 Eingang gefun-
den.

IX. INTERAKTION VON WORT, BILD UND BETRACHTER


Der Frage der Interaktion von Wort, Bild und Betrachter, von Inschrift, Dargestelltem und
Leser, wurde bereits eine Vielzahl von (rezenten) Publikationen gewidmet.271 Dabei wird eru-
iert, inwieweit Bild und Text aufeinander abgestimmt sind, wie sehr sie interagieren oder aber
auch voneinander abweichen, und welche Rolle der Betrachter bzw. Rezipient dabei spielt. Die-
se Fragestellungen sind in hohem Maße auch für inschriftliche Epigramme relevant, da Verse an
sich – sowohl inhaltlich als auch durch ihre paläographische Gestaltung – ein „Kunstwerk“ im
„Kunstwerk“ darstellen.272 Dies fügt sich gut zu dem bereits seit der Antike bekannten und auch
in Byzanz oft verwendeten Topos, Dichtung als Malerei zu verstehen bzw. das Verseschmieden
dem Malen gleichzusetzen.273
Interessant ist auch die Ergründung der Ursachen, warum (Epigramm)text und Bild gelegent-
lich nicht zusammenpassen – die Ursachen dafür sind mannigfaltig.274
Das Wort-Bild-Verhältnis spielt bei den in diesem Band behandelten byzantinischen
Steinepigrammen eine geringere Rolle als bei jenen Epigrammen, die Freskendarstellungen
begleiten oder auf Kleinkunstobjekten angebracht sind. Dennoch gibt es auch in diesem Band
ein paar aufschlussreiche Beispiele: Im Grabepigramm Nr. TR17 aus Ankyra / Ankara wird der
Leser / Betrachter der Inschrift gleich am Beginn darauf hingewiesen, dass der Stifter bzw. Ver-
storbene bildlich, d.h. entweder gemalt oder als Skulptur, dargestellt ist. In Epigramm Nr.
GR73, das beim Tor der Festung Akrokorinthos angebracht war, wird bemerkt, dass sich in der
Nähe des Textes ein Bild oder eine Statue des Despoten der Peloponnes befindet. Auf eine bild-
liche Darstellung der Eltern des Despoten wird in Epigramm Nr. GR88 (Verse 43–44) aus Mys-
tras hingewiesen. Neben dem Stifterbild in der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel / Is-
tanbul waren wahrscheinlich auch die Epigramme Nr. TR73–TR74 angebracht. Epigramm Nr.
TR6 aus Thyateira / Akhisar ist ein Beispiel dafür, dass die Übereinstimmung von Wort und
Bild gestört ist,275 da jene Epigrammteile, in denen Pfaue erwähnt werden, neben der Darstel-
lung eines Adlers angebracht sind.
—————–
268
Den gleichen Vers findet man auch in Nr. AddI32, v. 13.
269
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 327 (Nr. 67).
270
GEROLA, Monumenti Veneti IV 453 (Nr. 28).
271
Stellvertretend seien für die Epochen Altertum und Mittelalter (West und Ost) folgende jüngere Studien genannt:
W. ECK u.a. (Hg.), Öffentlichkeit – Monument – Text. XIV Congressus Internationalis Epigraphiae Graecae et
Latinae, 27.–31. Augusti MMXII. Akten (Corpus Inscriptionum Latinarum, Auctarium, series nova IV). Berlin –
Boston 2014; Z. NEWBY – R. LEADER-NEWBY (Hg.), Art and Inscriptions in the Ancient World. Cambridge 2007;
R. FAVREAU (Hg.), Épigraphie et iconographie. Actes du Colloque tenu à Poitiers les 5–8 octobre 1995 (Civilisa-
tion Médiévale II). Poitiers 1996; K. KRAUSE – B. SCHELLEWALD (Hg.), Bild und Text im Mittelalter (sensus. Stu-
dien zur mittelalterlichen Kunst 2). Köln u.a. 2011; JAMES, Art and Text; jetzt auch A. RHOBY, Text as Art? By-
zantine Inscriptions and Their Display, in: Proceedings of the conference “Writing Matters: Presenting and Per-
ceiving Monumental Texts in Ancient Mediterranean Cultures”, Universität Heidelberg, Oktober 2013 (in
Druck).
272
Vgl. J.F. HAMBURGER, The iconicity of script. Word & Image 27 (2011) 249–261; s.a. ORSINI, Scrittura come
immagine 38f.
273
Vgl. P.A. AGAPITOS, Poets and Painters: Theodoros Prodromos’ Dedicatory Verses of his Novel to an Anony-
mous Caesar. JÖB 50 (2000) 179–181.
274
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 67–70; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 38f.
275
Zahlreiche Beispiele für dieses Phänomen bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 68–70 u. RHOBY,
Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 38f.
Einleitung 101

Eine besondere Rolle spielt jedoch die Interaktion des Epigrammtextes mit seinem Leser
bzw. Betrachter. Dieser wird mitunter direkt und explizit – sehr oft gleich am Beginn des Epi-
gramms – angesprochen, sei es als :Ă> (Nr. GR99, Vers 63), ¡:5>F=<? (Nr. FY2, Vers 1; Nr.
GR31, Vers 10; Nr. GR40, Vers 1; Nr. GR65, Vers 1; GR79, Vers 1), /Ā8A6@A<? (Nr. TR68,
Vers 4), 52.AĂ? (Nr. AL2, Vers 1; Nr. GR31, Vers 1; Nr. GR83, Vers 12; Nr. GR104, Vers 10;
Nr. IT35, Vers 4), 5:4AĆ? (Nr. GR39, Vers 1), ;Ā:<? (Nr. GR29, Vers 2; Nr. GR66, Vers 1; Nr.
GR73, Vers 1; Nr. GR88, Vers 32; Nr. GR89, Vers 1; Nr. GR90, Vers 2; Nr. GR104, Vers 10;
Nr. GR119, Vers 3; Nr. GR127, Vers 7; Nr. GR130, Vers 7; Nr. IT23, Vers 1; Nr. TR44, Vers
6; Nr. TR78, Vers 1), è1ĄA4? (Nr. GR28, Vers 1; Nr. TR54, Vers 1) oder CĄ8<? (Nr. GR29, Vers
2; Nr. GR99, Vers 17). Diese Auflistung zeigt deutlich, dass die Anrede ;Ā:<? / ;Ā:2 am weites-
ten verbreitet ist.276 Bereits eines der berühmtesten Epigramme der Antike, der Simonides von
Keos zugeschriebene Epitaph der Spartaner bei den Thermopylen, beginnt mit der Anrede û
;2ĵ:ĩ.277 Der Terminus ;Ā:<?, vielfach verwendet in antiken und spätantiken Grabepigrammen,278
bezeichnet den unterwegs Seienden, den Vorbeigehenden,279 im christlichen Sinn den Fremden
auf dieser Erde bzw. den auf Pilgerschaft Befindlichen; dazu fügt sich, dass sich in Klöster ein-
tretende Mönche und Nonnen sehr oft Ā:<? und Ā:4 als neue Namen wählten.280 Häufig be-
gegnet die Anrede ;Ā:<? / ;Ā:2 in Grabepigrammen, was sich auch mit Beobachtungen deckt,
die für das Œuvre des Manuel Philes gemacht werden konnten.281 Auffallend ist jedoch, dass je-
ne Epigramme, die den Betrachter bzw. Leser als ;Ā:<? titulieren, nicht alle dem kirchlichen Mi-
lieu entstammen. Weit verbreitet ist auch die Anrede 52.AĂ? / 52.Aþ, der wie der Betrachter
bzw. Zuschauer im Theater (z.B. Ar. V. 1071) seinen Blick auf das die Verse begleitende Monu-
ment richten soll. Mit besonderem Nachdruck – nämlich als 52.AĂ? und ;Ā:<? – wird der Be-
trachter / Leser in Vers 10 des Grabepigramms Nr. GR104 angesprochen: [@]ć 1Ā, 52.Aþ, è>Ń:
Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2. Eine solche direkte Aufforderung liegt auch am Beginn des Stifterepigramms
Nr. GR65 aus Karytaina vor: ņ>ħ? A>.:Ń?, ¡:5>F=2 – /8ĀE<: 7.ă ã12. Ganz ähnlich formuliert
auch Vers 12 des Grabepigramms Nr. Gr83 aus Makrinit(i)sa: 88ĩ, û 52.Aþ, é>. 7.ă ¡5>26
;Ā:.. Mit einer nachdrücklichen Aufforderung, das Grab in der Kirche zu betrachten, beginnt
auch Epigramm Nr. IT23, Verse 1–2, aus Messina: !ą: :.ą: é@A6? A<ĽA<: 2ß@ĄĬ?, ;Ā:2, | 12Ľ><
=>Ć@2852, AĆ:12 Aą: AþC<: @7Ć=26. Formulierung dieser Art sind jedoch kein Produkt der by-
zantinischen Epoche, sondern begegnen bereits in Antike und Spätantike.282
Diese Anreden sind aber nicht nur konkret, sondern auch als rhetorischer Topos zu verste-
hen. Auch die Fragen, die mitunter an den potentiellen Betrachter / Leser gestellt werden, sind
keine wirklichen, sondern rhetorische Fragen, die ebenso zur Topik byzantinischer Epigramme
gehören283 und diesen auch ein gewisses dramatisches Element verleihen: Auf die Frage 4A2ĵ?
9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26? | @2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ: /þ5>F:; am Beginn des
Epigramms von Luros (Nr. GR79, Verse 1–2) wird natürlich keine Antwort des Lesers / Be-
trachters im Sinne eines Dialogs erwartet, sondern es handelt sich um eine rhetorische Frage,
die eine Präambel zur Präsentation des Stifters darstellt. Mit solchen und ähnlichen Fragen sind
—————–
276
In byzantinischen Briefen kommt diese Anrede nicht vor, vgl. GRÜNBART, Formen der Anrede.
277
Anth. Pal. VII 249 (BECKBY): û ;2ĵ:ĩ, ¡00268<: .721.69<:Ą<6?, éA6 Aį12 | 72Ą925. A<ĵ? 72Ą:F: ļĂ9.@6 =265Ć92:<6.
278
Vgl. R. LATTIMORE, Themes in Greek and Latin Epitaphs (Illinois Studies in Language and Literature 28,1/2).
Urbana, IL 1942, 230–234.
279
Für den antiken Bereich M.A. TUELLER, The passer-by in archaic and classical epigram, in: M. BAUMBACH u.a.
(Hg.), Archaic and Classical Greek Epigram. Cambridge 2010, 42–60.
280
Vgl. W. HÖRANDNER, Zur Beschreibung von Kunstwerken in der byzantinischen Dichtung – am Beispiel des
Gedichts auf das Pantokratorkloster in Konstantinopel, in: Chr. RATKOWITSCH (Hg.), Die poetische Ekphrasis von
Kunstwerken. Eine literarische Tradition der Großdichtung in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit (Österr.
Akad. d. Wissensch., phil.-hist. Kl., Sitzungsber. 735). Wien 2006, 209f.; RHOBY, Überlieferung 234; s.a. M.
MENTZOU, Der Bedeutungswandel des Wortes „Xenos“. Die byzantinischen Gelehrtengedichte und die neugrie-
chischen Volkslieder über die Fremde. Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät
der Universität Hamburg, 1963.
281
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 124.
282
Vgl. RHOBY, Überlieferung 234f.; s.a. SIRONEN, Inscriptions of Athens 134 (Nr. 54).
283
Vgl. BROOKS, Poetry 232.
102 Einleitung

gelegentlich auch metrische Siegellegenden versehen, wie bereits gezeigt werden konnte.284 Mit
zwei ähnlich lautenden allgemeinen rhetorischen Fragen beginnen auch die beiden Grabepi-
gramme aus Palermo (Nr. IT27–IT28), von denen eines die Grabinschrift auf Georgios von
Antiocheia und das andere die Grabinschrift auf dessen Ehefrau Eirene darstellt. Im Grabepi-
gramm Nr. TR1 wird dem Leser der Inschrift bzw. dem Besucher des Grabes sogar eine direkte
Rede in den Mund gelegt, die fünf von sechs Versen einnimmt. Die Aufforderung zu einem
Ausruf findet man am Ende von Epigramm Nr. TR15 aus Ankyra / Ankara. Im Epigramm Nr.
GR106 aus Samos ist die in den Text eingefügte direkte Rede weniger eine Aufforderung an
den Leser, sondern eine Feststellung, dass jeder, der vorbeigeht, den dann in extenso angeführ-
ten Ausruf tätigt.
Auch wenn Steinepigramme – wie gezeigt wurde – sehr oft mit mehr oder weniger direkten
Hinwendungen an den Leser der Inschrift versehen sind, bedeutet das freilich nicht, dass alle
Verse auch gelesen und verstanden wurden. Die meisten Betrachter einer Inschrift konnten den
Inhalt nur ansatzweise, teilweise auch gar nicht erfassen. Für jene, die zumindest nicht völlig
schriftunkundig waren, dienten wahrscheinlich in manchen Fällen Signalwörter, durch die der
Inhalt der Inschrift zumindest in groben Zügen verstanden werden konnte. Wie schon er-
wähnt,285 könnte das ob seiner Metrik und Sprache, aber auch ob seiner paläographischen
Merkmale nicht einfach zu erfassende Stifterepigramm Nr. GR98 aus Orchomenos mit Sig-
nalwörtern gespielt haben, die gleich am Beginn der Inschrift aufzeigten, worum es im weiteren
Verlauf geht: Zeit und Neid, Inbegriffe der zerstörerischen Kraft, vermögen nicht, die Leistung
des Stifters vergessen zu machen.286 Für jene, die Inschriften gar nicht lesen bzw. verstehen
konnten, gab es eine andere Möglichkeit, Teil der „performance“ von Wort, Bild und Betrachter
zu werden. Zunächst kann man annehmen, dass Inschriftengebilde wie Kunstwerke betrachtet
und nach Anhaltspunkten abgetastet wurden.287 Es ist aber auch anzunehmen, dass Grab- und
Stifterepigramme zu bestimmten Anlässen, etwa Jahrestagen laut vorgelesen wurden.288 Diese
Vermutung ist zwar in den Quellen nicht eindeutig belegt, doch könnte die Überschrift zu dem
heute nur mehr handschriftlich erhaltenen Einweihungsepigramm289 der Pantokrator-Kirche in
Konstantinopel / Istanbul einen einschlägigen Hinweis geben: Dort heißt es, dass die Verse an-
lässlich der Einweihung der Kirche vorgelesen wurden.290 Somit wurde auch dem des sinnerfas-
senden Lesens nicht mächtigen Konsumenten einer Inschrift / eines Epigramms die Möglichkei-
ten geboten, das zu verstehen, was er sonst nur optisch wahrnehmen konnte. Manche Inschrif-
ten, so auch Epigramme, und insbesonders Steinepigramme, erfüllten aber auch eine magisch-
symbolische Funktion,291 vor allem dort, wo sie an Plätzen angebracht waren, wo ein Lesen
selbst für den Alphabetisierten nicht möglich war, z.B. an einer Säule – stellvertretend sei Epi-
gramm Nr. TR55 auf der Konstantinssäule in Konstantinopel / Istanbul genannt – oder hoch an
einer Stadtmauer, auch wenn manche Inschriften mit Blei ausgelegt oder farblich gestaltet wa-
ren.292
Daneben hatten Inschriften, gleich ob in Prosa oder in Versen, an gewissen Orten auch eine
apotropäische Funktion inne. Dies betrifft nicht nur die zahlreichen, hauptsächlich Kreuze be-

—————–
284
RHOBY, Epigrams 72f.
285
RHOBY, Meaning 737f.
286
Siehe dazu unten S. 322–323.
287
Vgl. M. ENGELBRECHT u.a., Dem Auge auf der Spur: Eine historische und empirische Studie zur Blickbewegung
beim Betrachten von Gemälden. IMAGE 11 (Januar 2010) 29–41; H. BLEUMER u.a. (Hg.), Zwischen Wort und
Bild. Wahrnehmungen und Deutungen im Mittelalter. Köln u.a. 2010.
288
Vgl. PAPALEXANDROU, Text in context 282.
289
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 214.
290
MORAVCSIK, Szent László 43; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 306; RHOBY, Meaning 745f.
291
Aus anthropologischer Sicht S.J. TAMBIAH, The Magical Power of Words. Man n.s. 3 (1968) 175–208; M. HIL-
GERT, ‚Text-Anthropologie’: Die Erforschung von Materialität und Präsenz des Geschriebenen als hermeneuti-
sche Strategie. Mitteilungen der Deutschen Orient-Gesellschaft 142 (2010) 85–124.
292
Siehe oben S. 73–74.
Einleitung 103

gleitenden Krypto- bzw. Tetragramme (z.B. , #$#, $$$$ etc.),293 die auf unterschied-
lichsten Materialien angebracht und vor allem in Kirchen, aber auch auf Befestigungsanlagen zu
finden sind, sondern auch Inschriften im Allgemeinen. Man denke z.B. an die zahlreichen In-
schriften, die an den Außenbereichen der Mauern von Konstantinopel angebracht sind (Nr.
TR81–TR91). Diese sollten den Feinden, auch wenn diese sie nicht lesen konnten, symbolisie-
ren, dass hier etwas Wichtiges angebracht ist, und somit daran hindern, die Stadt anzugreifen.

X. ADDENDA ZU EPIGRAMMEN AUF FRESKEN UND MOSAIKEN UND ZU


EPIGRAMMEN AUF IKONEN UND OBJEKTEN DER KLEINKUNST
Aufgrund neuer Publikationen und neuer Funde ergibt sich immer wieder neues inschrift-
liches epigrammatisches Material. Schon der zweite Band der Reihe, der Epigrammen auf Iko-
nen und Objekten der Kleinkunst gewidmet war, umfasste Addenda294 zum ersten Band, in de-
nen Epigramme auf Fresken und Mosaiken abgehandelt wurden.295 Der vorliegende Band erhält
nun weitere Addenda zum ersten Band und Addenda zum zweiten Band. Es ist geplant, dass
nach Publikationsabschluss der Reihe „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher Überliefe-
rung“ auftauchende Epigramme in ständig aktualisierbarer Form elektronisch publiziert werden.

1. EPIGRAMME AUF FRESKEN UND MOSAIKEN


Von den seit 2010 zusätzlich gefundenen Epigrammen auf Fresken und Mosaiken sind 31
auf Fresko und nur zwei auf Mosaiken überliefert (Nr. AddI32–AddI33). Die folgenden Bemer-
kungen beziehen sich auf ausgewählte Epigramme, die mit besonderen Merkmalen versehen
sind.
Nr. AddI2 stellt ebenso wie Nr. AddI15 eine metrische Malersignatur dar, wofür es aus by-
zantinischer Zeit nur wenige erhaltene Beispiele gibt.296 Der Binnenschluss B7 von Vers 3 des
Epigramms Nr. AddI3 ist grundsätzlich mit oxytoner Akzentuierung versehen (î=Ă7<<? (2ą)?
0ý> 9ĀD>6 5.:þA<B), was im Zwölfsilber normalerweise streng gemieden wird,297 doch kann 0þ>
hier wie ein Enklitikon gewertet werden, sodass sich der eigentlich Akzent vor dem Binnen-
schluss auf 2Ć? befindet. Die einzelnen Verse Nr. AddI12 und Nr. AddI13 begleiten Szenen,
doch ist nicht ganz klar, ob es sich tatsächlich auch um metrische Gebilde handelt. Epigramm
Nr. AddI14 besteht aus zwei Teilen, einem metrischen nicht sehr gelungenen Stifterepigramm
und einem Memento-Mori-Vers, der auch als Nr. GR35 überliefert ist. In Vers 2 dürfte auch der
Binnenschluss markiert sein. Als Stifterepigramm ist auch das nur fragmentarisch erhaltene Nr.
AddI17 zu identifizieren. Aufgrund der mäßigen prosodischen Qualität der Verse ist auszu-
schließen, dass – wie anderenorts angenommen – Ioannes Apokaukos Autor des Epigramms ist.
Das aus Kappadokien stammende Epigramm Nr. AddI22 ist in Vers 1 mit dem volkssprachli-
chen Imperativ 5Ĉ@2 (anstatt 5Ľ@<:) versehen. Nur mehr handschriftlich überliefert ist Epi-
gramm Nr. AddI25: Es besteht aus sieben Zwölfsilbern, die mit Akro-, Meso- und Telostichis
versehen sind und ausschließlich B5 aufweisen. Epigramm Nr. AddI28 ist sowohl inhaltlich als
auch sprachlich interessant:298 Es handelt sich um mehr als 20 Memento-Mori-Verse, die von
der Vergänglichkeit des Lebens berichten. Darüberhinaus war der Verfasser nur rudimentär mit
den Gesetzmäßigkeiten des Zwölfsilbers vertraut; des Weiteren weisen die Verse zahlreiche
Merkmale der byzantinischen Volkssprache bzw. des regionalen Griechisch (Kappadokisch)
auf: Als pars pro toto sei die unregelmäßige Futurbildung ­=285Ă@26 in Vers 8 genannt. Epi-
—————–
293
Vgl. WALTER, Apotropaic Function, passim; HÖRANDNER, Weitere Beobachtungen, passim; RHOBY, Secret Mes-
sages, passim.
294
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 391–413.
295
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken.
296
Siehe unten S. 774, 786.
297
Siehe oben S. 86.
298
Zwei Verse dieses Epigramms sind bereits bei LAUXTERMANN, Poetry 244 u. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und
Objekten der Kleinkunst, Nr. Add22 ediert.
104 Einleitung

gramm Nr. AddI32 stellt die mosaizierten Verse an der Basis der Kuppel der Cappella Palatina
in Palermo dar. Die Verse dürften von jenem Autor stammen, der auch für die anderen im Um-
feld des Roger II. bzw. Georgios von Antiocheia entstandenen Epigramme verantwortlich
zeichnete.299 Fünf der 14 Verse sind der (metrischen) Datierung gewidmet;300 in Vers 3 liegt
oxytones B7 vor.

2. EPIGRAMME AUF IKONEN UND OBJEKTEN DER KLEINKUNST


Die Addenda zum zweiten Band umfassen ebenfalls Epigramme, die seit dem Jahr 2010 be-
kannt gemacht wurden. Sie umfassen 23 Epigramme auf Edelmetallen und Emails und acht
Epigramme auf Ikonen. Es folgen Bemerkungen zu besonderen Phänomenen ausgewählter Epi-
gramme:
Vers Nr. AddII1 befindet sich auf einem Ring, der mit der sprachlichen Besonderheit A<ĽA.
(anstatt A.ĽA.) versehen ist.301 Vers AddII2 ist ein Hexameter,302 der auch auf einer Münze
überliefert ist. Epigramm Nr. AddII3 befand sich auf einem kaum bekannten, heute verlorenen
Reliquiar vom Mont Saint-Michel. Die Verse bzw. Epigramme Nr. AddII4–AddII7 sind auf
Ringen angebracht, die teilweise in mehreren Exemplaren vorliegen und auch mit (volks)-
sprachlichen Eigenheiten versehen sind; dies gilt auch für die Verse Nr. AddII12 und Nr. Add-
II13, die ebenfalls auf Ringen angebracht sind. Epigramm Nr. AddII12 ist auch handschriftlich
überliefert, nämlich als zwei Verse des Manuel Philes. Auch die Verse Nr. AddII17 und Nr.
AddII18 sind auf Ringen angebracht; Vers Nr. AddII17 ist mit der apotropäischen Aussage ver-
sehen, Bauchschmerzen abzuwehren. Das mit Wortspielen versehene Epigramm Nr. AddII8 ist
auf einem Enkolpion angebracht; die Verse fungieren als Ekphrasis.303 Die lange missverstan-
denen Verse auf dem Einbanddeckel eines Evangeliars (Nr. AddII9–AddII11) wurden bereits an
anderer Stelle ausführlich beschrieben,304 sodass sie im vorliegenden Band nur summarisch
behandelt werden; auffallend ist, dass Wort und Bild aufgrund eines Missverständnisses nicht
aufeinander abgestimmt sind. Epigramm Nr. AddII24 ist auf dem Beschlag einer Ikone ange-
bracht; das Epigramm muss von einem professionellen Dichter verfasst worden sein. Die gute
Qualität der Verse wurde allerdings bei der paläographischen Umsetzung nicht eingehalten. Die
Epigramme Nr. AddII25–AddII31 befinden sich allesamt auf Ikonen vom Athos-Kloster
Batopaidi.

N.B. Griechische Namen werden in der Regel transkribiert wiedergegeben (so z.B. Ioannes II. Komnenos statt Jo-
hannes II. Komnenos usw.); eine Übertragung der Namen ins Deutsche erfolgt nur dann, wenn diese in der über-
tragenen Form geläufig sind (so z.B. Gregor von Nazianz, Johannes Prodromos [Johannes der Täufer], Johannes
Chrysostomos, usw.).

—————–
299
Siehe oben S. 95 u. unten S. 494.
300
Zu dieser Technik siehe oben S. 97–100.
301
Siehe dazu unten S. 819.
302
Zum Hexameter als Metrum inschriftlicher Epigramme siehe oben S. 88–89.
303
Zur Ekphrasis in inschriftlichen byzantinischen Epigrammen A. PAUL, Beobachtungen zu µ7C>þ@26? in Epigram-
men auf Objekten. Lassen wir Epigramme sprechen! In: HÖRANDNER – RHOBY, Bedeutung 61–73.
304
RHOBY, Szenen.
E. Byzantinische Epigramme auf Stein
ALBANIEN

APOLLONIA ĺ POJAN(I)

DURRËS

(*)Inschrift (verloren ?), 9.–11. Jh. ?: Stadtmauer


Nr. AL1) Heuzey – Daumet berichten von einer auf einer antiken Spolie angebrachten In-
schrift, die in den heute nicht mehr erhaltenen nördlichen Bereich der Stadtmauer von Dyr-
rhachion eingefügt war. Die Transkription des Textes gibt zu verstehen, dass die beiden Edito-
ren nur mehr Teile entziffern konnten. Dass es sich um ein Epigramm handeln dürfte, beweisen
von Heuzey – Daumet edierte vier rautenförmig angeordnete Punkte, die das Ende eines Verses
markieren. Die auf diese Markierung folgenden Wörter ergeben einen Zwölfsilber. Ursprüng-
lich dürfte das Epigramm – der Schriftskizze bei Heuzey – Daumet nach zu schließen – zumin-
dest fünf, wahrscheinlich aber mehr Verse umfasst haben.
Die von Heuzey – Daumet in Erwägung gezogene Datierung in die Zeit von Epigramm Nr.
AL2, d.h. in die Zeit der Herrschaft des Theodoros I. Dukas Komnenos Angelos (reg. 1215–
1230),1 ist aus verschiedenen Gründen abzulehnen: Die Inschrift dürfte weder Akzente aufwei-
sen noch verfügt sie über Ligaturen. Auch die aufgrund der Schriftskizze nachweisbaren Buch-
stabenformen deuten kaum auf eine Datierung in das 13. Jahrhundert hin.
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

[………………………………
=Ć]82F? AĀ9:26 2í2=Ą/.A<: <ó@.:
……………………………]>.:
C><B>ą: @C.8Į Aį =Ć826 7.ă Aį DĊ>Ĥ
5 [………………………………].
——
2 cf. v. 2 epigramm. in lapide in museo archaeologico in urbe Istanbul (de Dyrrhachio) (ĺ no. TR57):
2ñ/.A<? ¾ =>ă: µ=Ą1.9:<? [………].
——
1 lacunam statui: C\.CCC Heuzey – Daumet. 2 [¡7>.:(?) AĮ? =Ć]82F? Heuzey – Daumet. 3
…]>.: scripsi:  inscr. (Heuzey – Daumet), 0.: Heuzey – Daumet. 4 Aį DĊ>Ĥ scripsi: !$&
inscr. (Heuzey – Daumet), A(2)ĄDF[:] =8[þA<?] (?) Heuzey – Daumet.

………………………………
er schneidet ab die leicht ersteigbare … der Stadt
………………………………
einen sicheren Wächter für die Stadt und das Land
5 ………………………………
Text: HEUZEY – DAUMET, Mission 359.

Lit.: REY, Répertoire 110.– GUTTERIDGE – HOTI – HURST, Dyrrachium 404.

Die Verse weisen inhaltlich Ähnlichkeiten auf mit jener, ursprünglich ebenfalls von der Fes-
tung von Dyrrhachion stammenden Inschrift, die jetzt im Archäologischen Museum in Istanbul
—————–
1
HEUZEY – DAUMET, Mission 359.
108 Albanien (Nr. AL1–AL2)

aufbewahrt wird (ĺ Nr. TR57). Jenes in Frage-Antwort-Form aufgebaute Epigramm behauptet


nämlich auch, dass Dyrrhachion (antik Epidamnos) leicht zugänglich gewesen sei (vgl. Testi-
monienapparat). In Vers 4 des vorliegenden Epigramms ist ein für Stadt und (Um)land sicherer
„Wächter“ genannt; damit wird wohl ein Wachtturm der Festung, die eine Sperre gegen die
Feinde darstellte (Vers 2), gemeint sein. Der historische Kontext könnte derselbe sein wie für
Epigramm Nr. TR57: Auch die vorliegenden Verse könnten während der byzantinisch-bulgari-
schen Auseinandersetzungen vom Ende des 9. bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts entstanden
sein.
Auszuschließen ist allerdings, dass beide Epigramme von demselben Autor verfasst wurden.
Während nämlich die Zwölfsilber des Epigramms Nr. TR57 als durchwegs prosodisch zu be-
zeichnen sind, sind die vorliegenden Zwölfsilber aufgrund einiger schwerer Verstöße als proso-
dielos zu werten. Die noch vorhandenen Binnenschlüsse sind hingegen korrekt gesetzt. Weitere
Bemerkungen: Am Ende von Vers 3 ist es gerechtfertigt, >.: zu schreiben, da es sich bei dem
von Heuzey – Daumet aufgezeichneten drittletzten Buchstaben um ein Rho handeln wird. Das
von Heuzey – Daument transkribierte Gamma gegen Ende von Vers 4 ist nämlich auch als Rho
zu identifizieren.

(*)Steinplatte(n) (verloren ?), a. 1224/25: Stadtmauer, Turm


Nr. AL2) In den heute nicht mehr erhaltenen nordwestlichen Abschnitt der Stadtmauer2 war
ein viereckiger Zitadellenturm eingefügt, an dem in ungefähr zehn Meter Höhe3 eine Inschrift
angebracht war. Die Inschrift wurde erstmals in der Mitte des 19. Jahrhunderts aufgezeichnet
und war auch noch am Ende des 19. Jahrhunderts vorhanden,4 vielleicht auch noch in der Mitte
des 20. Jahrhunderts;5 zu Beginn der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts war sie aber schon – eben-
so wie der Turm – nicht mehr in situ anzutreffen.6 Der im CIG abgedruckten Schriftskizze ist zu
entnehmen, dass die Majuskel-Inschrift über sechs Zeilen lief. Dies deckt sich auch mit dem
Befund von Maurophrydes, dem ersten Editor, der feststellte, dass die Inschrift auf zwei Stein-
platten in continuo angebracht war.7 Wie ebenfalls bereits Maurophrydes erkannte, handelt es
sich bei der Inschrift um ein Epigramm, das aus 13 Versen besteht, wobei pro Zeile jeweils
etwas mehr als zwei Verse angebracht sind. Das Ende eines jeden Verses ist in der Regel durch
zwei übereinander liegende Punkte gekennzeichnet, Anfang und Ende der Inschrift sind durch
ein Kreuz markiert. Rund ein Drittel des Epigramms – die Verse 9–13 – ist der Datierung ge-
widmet; Wiedergabe der Datierung in Versform kommt auch sonst gelegentlich vor.8 Durch die
in den Versen 9–13 gemachten Angaben kann das Epigramm in das Jahr 1224/25 datiert wer-
den.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

.5Ċ:, 52.Aþ, AĄ? è =Ă;.? ­7 /þ5>F:


Aą: =Ĉ>0<:, é:=2> 7.5<>ħ?, 7AĄ@9. ;Ā:<:,
5.Ĉ9.32 A<ĈA<B Aā: >6@A</<B8Ą.:
=.ĵ? <ôA<? :1>ą? 2íABD<Ľ? šF(þ::<B)
5 @2/.@A<7>.A<><Ľ:A<? ¡:5<B? =<>CĈ>.?
2Ć1F><? 9Ā06@A<? ­: @A>.A40Ą.6?
—————–
2
D.h. an dem von der Gegend Stani bis zur Villa des einstigen albanischen Königs Zogu laufenden Teil der Stadt-
mauer, vgl. GUTTERIDGE – HOTI – HURST, Dyrrachium 401. Nur mit der Stadtmauer von Dyrrhachion in spätanti-
ker und frühbyzantinischer Zeit beschäftigt sich L.F. MIRAJ, Dyrrachium in the Early Christian and Byzantine Pe-
riod. Tirana 2013, 86–104.
3
Nach VON HAHN, Albanesische Studien 118 „dreissig Fuss über der Erde“; vgl. CIG IV 344.
4
Vgl. MELIARAKES, Š@A<>Ą. 145; s.a. DUCELLIER, Façade maritime 165.
5
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 71: „A contemporary inscription on a tower to the north-west of Durazzo con-
firms to this day the reputation that Theodore enjoyed …“.
6
Vgl. KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 525, Anm. 23.
7
MAUROPHRYDES, ř=26>FA67þ 265.
8
Siehe oben S. 97–100.
Albanien (Nr. AL2) 109

<Ĉ7.? <9:4:ą? 2í@52:Ă?, />6.>ĆD26>,


­D5><ĵ? =><@9þD4A<?, 7þ9.? =Ć:<6?
±A<B? A>ĀD<:A<? ®;þ16 9ÿ: D68ĄF:
10 @ć: A<ĵ? ®7.Aą: ®=A.1[6]7[<ĵ]? ­07Ĉ78<6?,
A>6=8į 127þ16 7.ă 9<:.=8į A>6þ16,
A>6@7.6127þA4? ß:167A6Ń:<? 1>Ć9<B
8Į;6: CĀ><:A<? ­: 2ń =.:A2>0þAĬ.
——–
1–2 cf. e.g. vv. 1–2 epigramm. in ecclesia S. Barnabae apud urbem Luros (ĺ no. GR79): 4A2ĵ? 9.52ĵ:,
¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26? | @2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ: /þ5>F:. 7–8 cf. Ephr. Aen. hist. chron.
7684sq. (LAMPSIDIS) (de eodem Theodoro Duca Comneno): :ā> @A>.A40Ć?, 2í@52:ā? 7.ă 02::þ1.?, |
0Ą0.? />6.>ĆD26> A6?, ç;ć? ­: 9þD.6?; cf. etiam Theod. Lasc. in laudem urbis Nicaeae 305sq. (TARTAGLIA)
(de imp. Ioan. III Batatz.): è 02::.6ĆC>F: />6.>ĆD26> 920.8<CBā? /.@682ć? <Ĉ7.? è D.>6AĊ:B9<?. 9 cf.
v. 34 epigramm. (hodie deleti) in ecclesia S. Domenici in urbe Messina (ĺ no. IT23): 5.:ĉ: ±A<?
A>ĀD<:A<? ¾8Ą<B AĆA2; v. 7 epigramm. (hodie deleti) in monasterio Archang. Michaelis in urbe Monopoli
(ĺ no. IT9): ±A<B? A>ĀD<:A<? ®;þ76? D686þ1<?; cf. etiam initium inscriptionis (a. 1327/28) in ecclesia Ar-
chang. Michaelis in urbe Kabalariana in insula Creta, ed. GEROLA, Monumenti Veneti IV 453 (no. 28):
[…] A>ĀD<:A<? A<Ľ =.>Ć:A<? .ßŃ:<? ±A<B? ,OF8?Ņ …9
——–
5 @2/.@A<7>.A<Ľ:A<? Heuzey – Daumet, Zeqo, Katsaros. 7 <9[:]4:Ć? CIG: C inscr. ? 10
®=A.1[6]7[<ĵ]? suppleverunt Heuzey – Daumet: ®=Aý 1Ā … Maurophrydes, Meliarakes, Nikolopoulos,
®=Aý… von Hahn, ®=Aý 12[7þ76?] Arabantinos, ®=A.[… CIG, ­=A.1[6]7[<á]; Zeqo, ®=A.1[6]7[<ĵ?] Katsa-
ros. ­07Ĉ78<6? scripsit Zeqo: "C inscr. ?, … 7Ĉ78<6? Maurophrydes, Arabantinos, CIG. 11
127þ[16 7].ă Heuzey – Daumet, Zeqo. 9B:.=8į von Hahn. 12 A>6@7.6127þA4: Maurophrydes, Arabanti-
nos, Meliarakes, Nikolopoulos.

Wenn du erfährst, Betrachter, wer von Grund auf


den Turm errichtete, den du siehst, ein außergewöhnliches Bauwerk,
bewundere dessen treffliche Planung.
Dieser ist Sohn des glücklichen Mannes Ioannes,
5 der Sebastokrator ist als Blüte der Porphyra,
Theodoros, der Größte in der Heerführung,
Dukas Komnenos, gut bei Kräften, mit starker Hand,
für die Feinde unbesiegbar, unermüdlich im Einsatz.
Als das Jahr durch die Sechszahl der Tausender lief
10 mit 100 siebenfachen Kreisläufen,
mit dreifacher Zehnerzahl und einfacher Dreizahl,
als der Lauf der 13. Indiktion
ein Ende brachte in Gott, der alles wirkt (= 6733 = 1224/25).
Text: MAUROPHRYDES, ř=26>FA67þ 265f.– VON HAHN, Albanesische Studien 118f., 122(2) (Schriftskizze).–
ARABANTINOS, $><:<0>.CĄ. I 62, Anm. 1.– CIG IV 344 (Nr. 8750 [mit Schriftskizze]).– HEUZEY – DAUMET, Missi-
on 357 (Nr. 146 [mit franz. Übers.]).– MELIARAKES, Š@A<>Ą. 145f.– K.M. MEKIOS, Š@A<>Ą. AĮ? ř=2Ą><B =ą
>D.6<AþAF: D>Ć:F: 9ĀD>6 AŃ: 7.5ĩ ¾9Ħ?. Kairo 1909, 57 (mir nicht zugänglich).– M. ZEQO, Monuments antiques et
médiévaux à inscriptions en vers. Monumentet 2 (1986) (32) 36 (Nr. 10).– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 525.– VEIKO,
Inscriptions from Epiros 72f. (mit engl. Übers.).– KATSAROS, Ć06<6 116.– RHOBY, Überlieferung 235 (vv. 1–3).–
RHOBY, Interactive Inscriptions 321f. (vv. 1–3 [mit engl. Übers.]), 322, Anm. 23 (vv. 10–12).– NIKOLOPOULOS,
¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 244 (Nr. 65 [vv. 1–2, 6–13]).

Lit.: K. JIREýEK, Die Lage und Vergangenheit der Stadt Durazzo in Albanien, in: L. VON THALLÓCZY (Hg.), Illy-
risch-Albanische Forschungen, I. München – Leipzig 1916, 160.– REY, Répertoire 110.– NICOL, Despotate of Epiros
71, 75, Anm. 57.– L. STIERNON, Les origines du despotat d’Épire. A propos d’un livre récent. REB 17 (1959) 108.–
POLEMIS, Doukai 89, Anm. 1.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 103 (Nr. 130).– DUCELLIER, Façade maritime 165,
214, Anm. 47.– BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 551f., Anm. 5.– A. STAURIDOU-ZAPHRAKA, Ą7.6. 7.6 ƃ=26><? A<: 13<
—————–
9
Farbabb. der Inschrift bei 6 /B3.:A6:Ā? 27784@Ą2? A4? .:Aþ:<B / The Byzantine churches of Kandanos. Chania
1999, 82.
110 Albanien (Nr. AL2)

.6Ċ:.. 12<8<067Ă .:A6=.>þ52@4 @A4: =><@=þ526þ A<B? :. .:.7AĂ@<B: A4: .BA<7>.A<>Ą. (A.6>2Ą. B3.:A6:Ċ:
>2B:Ċ: 7). Thessalonike o.J., 69 u. Anm. 72, 141 u. Anm. 215.– GUTTERIDGE – HOTI – HURST, Dyrrachium 401.– G.
KARAISKAJ, Die spätantiken und mittelalterlichen Wehranlagen in Albanien. Städte, Burgen, Festungen und Kastelle.
Herausgegeben von M.W.E. PETERS (Ex Architectura. Schriften zu Architektur, Städtebau und Baugeschichte 7).
Hamburg 2010, 184.– VEIKO, Byzantine Epirus 169.

Das Epigramm besteht aus drei Teilen:10 Im ersten Teil (Verse 1–3) wird der Betrachter des
Turmes angesprochen mit der Aufforderung, das gewaltige Bauwerk zu bestaunen.11 Er wird
auch darauf vorbereitet, im zweiten Teil zu erfahren, wer den Turm errichten ließ. Im zweiten
Teil (Verse 4–8) wird der Auftraggeber bzw. Stifter auf enkomiastische Weise dargestellt; der
dritte Teil (Verse 9–13) ist ausschließlich der kunstvoll zum Ausdruck gebrachten Datierung
gewidmet.12 Der in den Versen 4–8 beschriebene Auftraggeber bzw. Stifter ist Theodoros Dukas
Komnenos. Dabei handelt es sich um den Herrscher von Epiros Theodoros (I.) Dukas Komne-
nos Angelos, der von 1215 bis 1230 regierte;13 1227 wurde er in Thessalonike vom Erzbischof
von Ohrid, Demetrios Chomatenos, zum Kaiser gekrönt.14 In den Versen 4 und 5 erfährt man,
dass sein Vater der Sebastokrator Ioannes (Dukas) ist.15 Diese Würde dürfte dieser schon bald
nach der Machtergreifung des Kaisers Isaakios II. Angelos erhalten haben.16 Der Hinweis auf
die Abstammung aus der Porphyra beruht darauf, dass Ioannes’ Mutter Theodora Komnene,
eine Tochter von Alexios I. und Eirene Dukaina, eine =<>CB><0Ā::4A<? war.17 Für eine Datie-
rung des Epigramms in die zweite Jahreshälfte 1224 könnte das Fehlen von Titeln des Theodo-
ros in der Inschrift sprechen: Es ist bekannt, dass sich Theodoros bis zur Einnahme Thessaloni-
kes (Dezember 1224) keinerlei Titel zugelegt hatte.18 Errichtet wurde der in den Versen genann-
te Turm zu einer Zeit, als die Stadt Dyrrhachion nicht unmittelbar durch Feinde bedroht war. Es
ist eher von allgemeinen Ausbauarbeiten an der Festung auszugehen, die mit dem enormen
Machtzuwachs des Theodoros – auch bedingt durch die militärischen Erfolge – in Zusammen-
hang stehen dürften.
Das Epigramm besteht aus 13 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Zu beachten ist die sonst eher seltene proparoxytone Betonung vor B5 in den Versen
9 und 13; in Vers 5 liegt paroxytones B7 vor. Was die Prosodie anlangt, sind die Verse von
guter Qualität; ein schwerer Verstoß liegt jedoch in Vers 12 vor, da die siebente Silbe positions-
lang ist. Zu notieren ist auch das Enjambement, das über das Ende von Vers 4 hinausreicht.
Auffallend ist das ausgewählte und seltene Vokabular:19 >6@A</<B8Ą. in Vers 3 ist erst in by-
zantinischer Zeit und da vor allem im 12. Jahrhundert belegt.20 Ebenfalls kaum und nur im 12.
und 13. Jahrhundert attestiert ist das Verbum @2/.@A<7>.A<>ĀF in Vers 5.21 Auch />6.>ĆD26> in
Vers 7 ist fast ausschließlich im Schrifttum des 12. und 13. Jahrhunderts zu finden,22 daneben
aber auch in der Chronik des Ephraim bei der Charakterisierung desselben Herrschers Theodo-
ros (vgl. Apparat). Somit könnte man vermuten, dass Ephraim auf irgendeine Weise die In-

—————–
10
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 322.
11
Die Anrede des Betrachters stellt einen Topos dar, der in metrischen Stifterinschriften oftmals zu finden ist. Siehe
oben S. 100–102.
12
Zu diesem vor allem in Kopistensignaturen weit verbreiteten Phänomen siehe oben S. 98.
13
Zur Person M.J. A[NGOLD], Theodore Komnenos Doukas. ODB 3, 2042; BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 548–637 (Nr.
168); POLEMIS, Doukai 89f. (Nr. 42).
14
Vgl. E. BEE-SEPHERLE, Ũ D>Ć:<? @AĀE2F? A<Ľ 2<1Ċ><B <Ĉ7. ö? =><@16<>Ą32A.6 ­; :271ĆAF: 0>.99þAF: šF-
þ::<B A<Ľ ¥=<7.Ĉ7<B. BNJ 21 (1971–74) 272–279; PRINZING, Studien II 43.
15
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 641–649 (Nr. 90); POLEMIS, Doukai 87f. (Nr. 40).
16
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 644; POLEMIS, Doukai 89.
17
Zu Theodora Komnene BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 259–264 (Nr. 38).
18
Vgl. PRINZING, Studien II 43f.
19
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 322.
20
Vgl. LBG s.v.
21
Vgl. LBG s.v., TLG.
22
Vgl. LBG s.v., TLG; s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 118.
Albanien (Nr. AL2–AL3) 111

schrift bekannt war.23 Selten ist auch ®=A.167Ć? in Vers 10, das nicht vor Michael Psellos belegt
ist.24 Nicht vor Georgios Pisides attestiert ist das Wort =.:A2>0þA4? am Ende des Epigramms.25
Der Wortschatz, die Anlage des Epigramms und der kunstvolle Ausdruck der Datierung in
Versform lassen darauf schließen, dass es sich um einen gebildeten Autor handelte, der mit den
Konventionen des Schrifttums seiner Zeit vertraut war. In den ersten Jahrzehnten des 13. Jahr-
hunderts gab es im epirotischen Raum noch eine sehr gebildete Schicht, die ihre Ausbildung im
ausgehenden 12. Jahrhundert erfahren hatte.26
Der Autor könnte ein gewisser Demetrios gewesen sein, der im Jahr 1226 als Kopist des
Cod. Vat. gr. 103 belegt ist.27 Von den acht Kolophonversen im Codex (fol. 208v), in denen
Demetrios in Form eines Rätsels seinen Namen verbirgt,28 sind fünf der Datierung gewidmet,
wobei das Weltjahr auf folgende Weise wiedergegeben ist: ±A<B? A>ĀD<:A<? ®;þ16 9ÿ: D68ĄF: |
@ć: A<ĵ? ®7.Aą: ®=A.167<ĵ?29 ­07Ĉ78<6? | A>6=8į 127þ16 7.ă 9<:.=8į A2A>þ16 (cod. A>2A>þ16).30
Die drei Verse stimmen mit Ausnahme des Zahlwortes A2A>þ16 mit den Versen 9–11 des Epi-
gramms von Dyrrhachion überein. Dass es sich dabei um einen bloßen Zufall handelt, ist wenig
wahrscheinlich, denn auch die zeitliche Nähe spricht für Demetrios als Autor beider Epigram-
me; darüberhinaus ist es durchaus möglich, dass auch der Cod. Vat. gr. 103 in Epiros entstanden
ist.31

Steinblock (34,5 × 26 cm), 11. Jh.: Stadtmauer ? ĺ Nr. TR57

DYRRHACHION ĺ DURRËS

POJAN(I)

Steinblock, a. 1350: Katholikon des Klosters der Koimesis Theotoku, Exonarthex, bei
Pojan(i)
Nr. AL3) Die Stadt Apollonia, gelegen auf einem Hügel in der Nähe des Dorfes Pojan(i) in
Mittelalbanien (im Bezirk Fier), wurde bereits im 6. Jahrhundert v. Chr. gegründet. Unter Kai-
ser Alexios I. Komnenos wurde innerhalb der Anlage ein Kloster mit dem der Koimesis Theo-
toku geweihten Katholikon (Shën Mëria) errichtet.32 In einer zweiten Bauphase um das Jahr
1110 wurde an das Katholikon ein Exonarthex angefügt.33 An der westlichen Ecke der äußeren
—————–
23
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 75, Anm. 57.
24
Vgl. LBG s.v.
25
Vgl. LBG s.v. Die Bezeichnung =.:A2>0þA4? als Epitheton für Gott begegnet auch in Vers 3 des Epigramms auf
der Stadtmauer von Ankara (ĺ Nr. TR15). In Vers 4 des Epigramms auf Sisinnios in Adana (ĺ Nr. TR1) wird
das Wort als Attribut für Christus verwendet.
26
Vgl. SCHREINER, Hekabe in Epiros 256.
27
Zur Person GAMILLSCHEG, Repertorium III 76 (Nr. 172).
28
Vgl. P. FRANCHI DE’ CAVALIERI, Codices Vaticani Graeci. Tomus I: Codices 1–329. Rom 1923, 125.
29
®=A.167<ĵ? ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass in Vers 10 des Epigramms von Dyrrhachion richtig konjiziert
wurde.
30
NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 210 (Nr. 13).
31
Vgl. G. PRATO, La produzione libraria in area greco-orientale nel periodo del regno latino di Costantinopoli
(1204–1261). Scrittura e civiltà 5 (1981) 105–147. Auch Daniele Bianconi, dem ich für seine Expertise danke,
hält eine epirotische Provenienz der Handschrift für nicht ganz ausgeschlossen. Allgemein zu im epirotischen
Raum entstandenen griechischen Handschriften D.R. REINSCH, Bemerkungen zu epirotischen Handschriften, in:
CAVALLO, Scritture, libri e testi I 79–97; DERS., ř=26>FA67ý D26>Ć0>.C. – 92>67ÿ? =.>.A4>Ă@26? 7.ă @7ĀE26?, in:
>.7A67ý 625:<Ľ? B9=<@Ą<B 06ý Aą 2@=<AþA< AĮ? ř=2Ą><B 545–550; s.a. G. PRINZING, Spuren einer religiösen
Bruderschaft in Epiros um 1225? Zur Deutung der Memorialtexte im Codex Cromwell 11. BZ 101 (2008) 751–
772.
32
Vgl. BUSCHHAUSEN, Marienkirche 16f., 45, 74. Zu Kloster und Kirche auch D.I. PALLAS, Epiros. RbK II (1971)
317–319; G. KOCH, Albanien. Kunst und Kultur im Land der Skipetaren. Köln 1989, 226–229.
33
Vgl. BUSCHHAUSEN, Marienkirche 17, 140.
112 Albanien (Nr. AL3)

Südwand des Exonarthex ist in zwei unmittelbar über dem Boden eingemauerte Steinblöcke
eine über drei Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Der Großteil der
mit einem Kreuz beginnenden Inschrift ist auf dem ersten Steinblock angebracht, während auf
dem zweiten Steinblock nur die beiden letzten Buchstaben der zweiten Zeile und der letzte
Buchstabe der dritten Zeile sowie ein das Inschriftenende markierendes Zeichen stehen. Bislang
wurde nicht erkannt, dass zwei Drittel der Inschrift metrischen Charakters sind. Auf zwei Verse,
für die jeweils eine Zeile vorgesehen ist, folgt in der dritten Zeile ein vor allem die Datierung
wiedergebender Prosatext. Aufgrund der Angabe von Monat, Tag und Weltjahr kann die In-
schrift genau auf den 31. März des Jahres 1350 datiert werden.
Die beiden Verse samt der darauffolgenden Datierung in Prosa sind wie folgt wiederzuge-
ben:

µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 28ĀA6<? è 5ĈA4?


­7784@6þ>DF: AĮ? 9<:Į? A.ĈA4? =Ć8F:
­7<69Ă54: .>AĄŁ 8.Ņ, ±A<? ,OF:4Ņ.
——
1 :A.65. Popa, Saktësime. 72ĵA.6 scripsit Buschhausen: ! inscr. ĈA4? Ducellier. 2 ­7784@6.>DŃ:
Ducellier. =Ć8F: dubitanter scripsi (cf. comment.): & vel & inscr., ()<8F:(6.?) Popa,
<8F:[Ą.?] Buschhausen, (¥)=<8F:(Ą.?) Ducellier, (AĮ?) ()=<8(8)F:(Ą.?) Popa, Mbishkrime (1998), an
=Ā8F: scribendum ? 3 ­7<69Ă54::  Puzanova – Dhamo, 27<69454: (­): Popa, Mbishkrime
(1998).

Hier liegt der Priester Meletios,


Ekklesiarch dieses Klosters der Himmel.
Ich entschlief am 31. März, Jahr 6858 (= 1350).
Text: T. POPA, Mbishkrime të kishave të Shqipërisë si burime historike. Buletin i Universitetit Shtetëror të Tira-
nës, seria Shkencat Shoqerore 12/1 (1958) 239f. (mit alban. Übers.) u. Abb.– V. PUZANOVA – D. DAMO, Nekotorye
pamjatniki monumentalnoj šivopisi 13–14 vekov v Albanii. Studia Albanica 2 (1965) 159 (Schriftskizze).– Th. POPA,
Saktësime rreth datimit të kishës së manastirit të Apolonisë. Studime Historike IV 21,1 (1967) 143.– BUSCHHAUSEN,
Marienkirche 102 (Nr. 1) u. Abb. 15 (Schriftskizze).– DUCELLIER, Façade maritime 555, 630, Anm. 688, 690
(Abb.).– Th. POPA, Mbishkrime të kishave të Shqipërisë. Tirana 1998, 83f. (Nr. 89 [mit alb. Übers.]) u. Abb.

Lit.: A. DUCELLIER, Observations sur quelques monuments de l’Albanie. Revue archéologique 1965, 2, 179f.

Abb.: 1

Wie durch den Beginn der Inschrift unschwer zu erkennen ist, handelt es sich um ein Grabe-
pigramm. Die meisten der mit µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 oder ähnlichen Formulierungen34 anlautenden
Grabinschriften sind in Prosa gehalten, doch gibt es auch Beispiele für metrische Inschriften, so
etwa die Grabinschrift des Stifters Stephanos in der Kirche Soteira Lykodemu in Athen (ĺ Nr.
GR16).35 Dass es sich nicht um durch Zufall gebildete Zwölfsilber handelt, beweisen neben der
genauen Anzahl von jeweils zwölf Silben in den Versen 1 und 2 auch die korrekt gesetzten Bin-
nenschlüsse (jeweils B5) und die paroxytonen Versenden. Weiters werden in den Versen 1 und
2 die prosodischen Gesetze des byzantinischen Zwölfsilbers weitgehend berücksichtigt, auch
wenn die drittletzte Silbe in Vers 1 (è) kurz gemessen wird. An einen Zwölfsilber erinnert auch
die dritte Zeile der Inschrift, doch dürfte dies hier eher zufällig sein.36 Um in Vers 2 auf die
gewünschte Anzahl von zwölf Silben zu kommen, sind die von Popa und Buschhausen vorge-
nommenen Konjekturen zu verwerfen. Dies fällt nicht schwer: Es fehlt das Alpha ebenso wie
die Endung – für den von Buschhausen angenommenen Textverlust am Ende gibt es keine
—————–
34
Ganze Serien von Grabinschriften, die mit µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 oder ähnlichen Formulierungen beginnen, etwa bei
WESSEL, Inscriptiones, passim.
35
Weitere Beispiele bei VASSIS, Initia 233.
36
Sehr wohl metrisch ist die ähnlich gestaltete Nennung der Datierung am Ende des auf eine (Wasser)uhr bezoge-
nen Epigramms (ĺ Nr. IT31) im Palazzo dei Normanni in Palermo.
Albanien (Nr. AL3) 113

Hinweise –, außerdem muss man sich fragen, warum der Ortsname überhaupt genannt werden
sollte. Allerdings könnte das Wortspiel von =Ć8F: und dem Ortsnamen Apollonia durchaus
beabsichtigt gewesen sein. Paläographisch auffallend ist das Wort allerdings: Der zweite Buch-
stabe ist vielleicht irrtümlich als Theta ausgeführt; es kann sich aber auch um ein verunstaltetes
Omikron handeln. Da allerdings nicht klar ist, was mit einem „Kloster der Himmel“ gemeint ist,
könnte sich hinter dem Wort auch das Partizipium =Ā8F: verbergen.37
Der Priester Meletios ist nur aus dieser Quelle bekannt.38 Die Funktion des Ekklesiarchen ist
mit jener des Sakristans bzw. Mesners vergleichbar; in Klöstern gehörte er zu den führenden
Geistlichen, der auch auf die Disziplin der Mönche achtete.39 Im Griechischen wird die Funkti-
on hauptsächlich ­7784@6þ>D4? genannt;40 für die Form ­7784@6þ>DF: gibt es nur einen weiteren
Beleg vom Ende des 12. Jahrhunderts.41 Meletios starb im Übrigen nur wenige Jahre, nachdem
der serbische Herrscher Stephan Dušan in den 1340er-Jahren ganz Epiros und somit auch Apol-
lonia erobert hatte;42 das vorliegende Grabepigramm des Meletios und ein weiterer Grabstein
aus dem Jahr 1380 sind Beweis dafür, dass das Kloster in dieser Zeit ein wichtiges orthodoxes
Zentrum war.43 Hans und Heide Buschhausen wunderten sich offensichtlich über die Form
­7<69Ă54: am Beginn der dritten Zeile, da sie in ihrer Edition des Inschriftentextes ein Fragezei-
chen hinter die Verbalform setzten. Doch gerade in Grabinschriften ist der Perspektiven- bzw.
Sprecherwechsel nichts Außergewöhnliches.44

—————–
37
Freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner.
38
PLP # 17711. Irrtümlicherweise identifizierte DUCELLIER, Façade maritime 555 5ĈA4? als Familiennamen, da er
von einem „Mélétios Thytès“ spricht.
39
Vgl. A.-M. T[ALBOT], Ekklesiarches. ODB 1, 682f.
40
Vgl. LBG s.v.
41
Vgl. LBG s.v. Die vorliegende Stelle ist im LBG nachzutragen.
42
Vgl. BUSCHHAUSEN, Marienkirche 35.
43
Vgl. DUCELLIER, Façade maritime 555, 630, Anm. 689.
44
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 103 u. Anm. 156 (mit weiterer Lit.).
BULGARIEN

EMINE

(*)Steinplatte (verloren ?), 12./13. Jh. ?


Nr. BG1) Škorpil nahm in seine Sammlung antiker Inschriften aus Bulgarien auch eine In-
schrift auf, die zwischen Emine (Bezirk Burgas), dem byzantinischen Emona,1 und Ejvala ge-
funden worden war. Als sich Beševliev mit der Inschrift beschäftigte, war die Steinplatte bereits
verschollen. Škorpils Abschrift zufolge befand sich auf der Steinplatte eine akzentuierte Majus-
kel-Inschrift, deren erster Teil – wenngleich vielleicht auch nur zufällig – einen Vers bildet.
Beševliev schlug als Datierung der Inschrift das 12./13. Jahrhundert vor,2 doch ist alternativ
– wie noch zu zeigen ist – vielleicht auch an eine Datierung in das 11. Jahrhundert zu denken.
Der Vers und die darauffolgende Prosainschrift lauten wie folgt:

Ā:4? 9<:.DĮ? AĮ? 7<A26:Į? è AþC<?


­7<69Ă54 ¾ 1<Ĉ84 A<Ľ (2<)Ľ <CĄ. (?) […… 94:ă š<B]:ĄŁ 2ß? Aý? 7[…
———
1 7<A26:Į? scripsi: C!C inscr., @7<A4:Į? Beševliev. AþC<? scripsi: !#&C inscr. 2 ­7<69Ă54
scripsi: " inscr. 1<Ĉ84 scripsi: " inscr. <CĄ. (?) scripsi: <CĂ. Beševliev, ;#Ŀ
Škorpil (sic inscr. ?), an ,OC=.Ņ scribendum ? […… 94:ă š<B]:ĄŁ scripsi: …]& inscr., […… 9(4:ă)
š<B]:ĂF Beševliev. 2ß? scripsi: C inscr., ß? Beševliev.

Das Grab der Nonne Xene von (dem Kloster ?) Skoteine.


Die Dienerin Gottes Sophia (?) entschlief …… im Monat Juni am 2…
Text: H. ŠKORPIL, Antike Inschriften aus Bulgarien. Archaeologisch-epigraphische Mittheilungen aus Oester-
reich-Ungarn 17 (1894) 222 (Nr. 132 [mit Schriftskizze]).– BEŠEVLIEV, Inschriften 101 (Nr. 151) u. Taf. 54 (Nr. 151
[Faksimile nach Škorpil]).

Die Inschrift gibt in lapidarer Weise wieder, dass es sich um ein Grab der Nonne Xene han-
delt. Xene wird nicht der ursprüngliche Name der Verstorbenen gewesen sein, da dies ein ver-
breiteter Nonnenname ist.3 Nicht ganz klar ist die Deutung des inschriftlich überlieferten
C!C: Nach Beševliev könnte es sich auch um ein Ethnikon handeln.4 Stimmt diese
Interpretation, dann könnte Xene Nonne im vielleicht am Ende des 12. Jahrhunderts gegründe-
ten Kloster AĮ? ( )7<A26:Į? im Umland des lydischen Philadelpheia gewesen sein.5 Gedanklich
wäre somit nach AĮ? 7<A26:Į? das Wort 9<:Į? zu ergänzen, das vielleicht aus metrischen Grün-
den ausgelassen wurde. In Frage käme auch der Ort Skoteinos, der sich in der Umgebung des
ostthrakischen Chariupolis (türk. Hayrabolu) befunden haben dürfte.6 Es ist aber auch möglich,
dass Skoteine ein (Familien)name ist, wenngleich es unüblich ist, auch den Familiennamen ei-
ner Nonne zu nennen: Ein Skoteinos (Vor- oder Familienname ?) ist um ca. 1300 als Vater eines
—————–
1
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 259f.
2
BEŠEVLIEV, Inschriften 102.
3
Vgl. A.-M. TALBOT – S. MCGRATH, Monastic Onomastics, in: M. KAPLAN (Hg.), Monastères, images, pouvoirs et
société à Byzance. Nouvelles approches du monachisme byzantin (XXe Congrès international des Études byzan-
tines, Paris, 2001). Le second iconoclasme et ses suites (Byzantina Sorbonensia 23). Paris 2006, 89–118.
4
BEŠEVLIEV, Inschriften 102.
5
Zum Kloster, A.-M. T[ALBOT], Skoteine Monastery. ODB 3, 1912; P.ù. NĂSTUREL, Recherches sur le testament
de Maxime de Skoteinè (1247), in: Philadelphie et autres études (Byzantina Sorbonensia 4). Paris 1984, 69–100.
6
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 654.
116 Bulgarien (Nr. BG1–BG2)

Paröken auf Lemnos belegt.7 Die bisher genannten Möglichkeiten der Interpretation passen
jedenfalls zu der von Beševliev vorgeschlagenen Datierung der Inschrift in das 12./13. Jahrhun-
dert.
Bei dem auf den Vers folgenden Prosatext ist es Beševliev zufolge nicht klar, ob es sich da-
bei vielleicht um eine separate zweite Inschrift handelt.8 Es wird berichtet, dass die „Dienerin
Gottes“, d.h. die Nonne Sophia (?), vielleicht zwischen dem 20. und 29. Juni gestorben ist,9
wenn von Beševliev richtig konjiziert wurde. Allerdings könnte die von Škorpil aufgezeichnete
Formel ;#Ŀ auch als Angabe des Weltjahres verstanden werden; ursprünglich könnte
,O#Ņ dort gestanden sein, was dem Weltjahr 6581 (= 1072/73) entspricht.
Handelt es sich beim ersten Teil der Inschrift tatsächlich um einen Vers,10 dann ist dieser als
eher prosodielos zu bezeichnen. Der Binnenschluss hingegen ist richtig gesetzt (B5); für einen
Vers spricht auch eine Markierung in der Form :- nach 9<:.DĮ?, die den rhythmischen Ein-
schnitt im Vers darstellen könnte.

EMONA ĺ EMINE

MESEMBRIA ĺ NESEBĂR

NESEBĂR

(Zwei Stücke eines) Steinblock(s) (gesamt 110 × 30 cm), 9. Jh.: Archeologiþeski Muzej
(Inv.-Nr. 102)
Nr. BG2) Zwei in Nesebăr, dem byzantinischen Mesembria,11 aufgefundene Marmorblöcke,
von denen der rechte zu Beševlievs Zeit in die westliche Außenwand der Kirche Novata Metro-
polƋa (Sveti Stefan) vermauert war,12 tragen eine zusammengehörende, über drei Zeilen laufen-
de, eingeritzte, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift, deren Beginn durch ein Kreuz markiert ist.
Es ist unschwer zu erkennen, dass die Inschrift nicht vollständig erhalten ist; der fehlende dritte
Marmorblock auf der rechten Seite dürfte aber endgültig verloren sein. Trotz der Lücken im
inschriftlichen Text erkannte schon Beševliev, dass es sich um ein unvollständig erhaltenes
Epigramm handelt, das aus vier Versen bestanden haben dürfte, wobei pro Zeile etwas mehr als
ein Vers angebracht war. Die Inschrift ist in continuo geschrieben, an den Enden der Verse 2
und 3 sind je drei übereinander liegende Punkte angebracht. Die Kürzungen sind durch Komma-
bzw. Akut-ähnliche Zeichen angezeigt.13
Aufgrund des Fehlens von Akzenten und aufgrund anderer Charakteristika ist die Inschrift
sicher vor dem 11. Jahrhundert zu datieren. Die Tatsache, dass im erhaltenen Teil des Textes in
Vers 4 von <à 5(2)Ć@A2=A[<6] – d.h. von gekrönten (Kaisern) – in unmittelbarer Nähe von A2
Ā(F:) @ć: ¥82;þ:1>(Ł) die Rede ist und am Beginn von Vers 3 ein Beta steht, das wohl zum
Namen [.@Ą826<?] gehört, dürfte das Epigramm in die Zeit der gemeinsamen Regentschaft der
drei Genannten (879–886) zu datieren sein (s. unten).
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
7
PLP # 26152.
8
BEŠEVLIEV, Inschriften 102.
9
Weitere Beispiele zur Angabe des genauen Datums in der Form 2ß? Aý? (sc. ¾9Ā>.?) … bei BEŠEVLIEV, Inschrif-
ten 102.
10
Immerhin hat er auch Aufnahme in VASSIS, Initia (497) gefunden.
11
Zum Ort SOUSTAL, Thrakien 355–359.
12
BEŠEVLIEV, Inschriften 106.
13
Vgl. OIKONOMIDES, Mesembria 270.
Bulgarien (Nr. BG2) 117

!Ă:12 Aā: =Ć86: ­5:Ń: D2>@[ă C5.>2ĵ@.:


¡]:.7A(2?) ­1Ċ94@(.:) ­7 /þ5>(F:) =þ8(6:)
[.@Ą826Ć?] A2 Ā(F:) @ć: ĩ82;þ:1>Ł
<à 5(2)Ć@A2=A[<6 /.@682ĵ? AŃ: ņF9.ĄF:].
——
1 cf. v. 1 epigramm. (hodie deleti) in urbe Izmir (ĺ no. TR93): !Ă:12 =Ć86: =þ><652: 0.78BAĂ: =2>
­<Ľ@.:.
——
1 !Ă:12 scripsit Oikonomides: ȉǿȃǻǼ inscr. (4A>Ć=)<86: UspenskƋ. D2>@[ă C5.>2ĵ@.:] supplevit Oiko-
nomides secundum alia exempla (cf. comment.): D2>@(Ą) (7.A2@7.99Ā:4:) UspenskƋ, DĀ>2[@@6
7.A2@A>.99Ā:4:] Beševliev, Tri prinosa, ȋǼȇǼ[ Beševliev, DĀ>2[@@6:] vel DĀ>2[? Beševliev (in nota),
DĀ>2[@6] Velkov. 2 [¡]:.7A(2?) Oikonomides: -]:þ7A(F:) Beševliev, Velkov. ­1Ċ94@(.:): (:Ā@A)4@(.:)
UspenskƋ, ­1Ċ94@(2:) Beševliev, Tri prinosa, Velkov, ­1Ć94@.: Oikonomides. =þ8(6:): vel .8.6<8Ć0<6
UspenskƋ. 3 /.(@682ĵ? 6D.ā8 7.ă) ¥:1>(Ć:67<?) UspenskƋ. [.@Ą826Ć?] supplevit Oikonomides:
/[28AĄ<:. vel /28AĄF ¿ =>Ą: Beševliev (in nota). A2 Ā(F:): AĀ82(@.:) Beševliev, Velkov. 4 52Ć@A2=A[<6]
supplevit et scripsit Oikonomides: ĬȍCȉǼȆȉ[…] inscr. [/.@682ĵ? AŃȞ źF9.ĄF:] Velkov, Oikomides:
[/.@682ĵ? źF9.ĄF:] Beševliev (in nota). [.@Ą826<? 7.ă ĀF: ±A<B? …] supplevit Beševliev post <à
5(2)Ć@A2=A[<6 /.@682ĵ?].

Diese durch die Hände von Heiden zerstörte Stadt


bauten die Herrscher von den Grundfesten aus wieder auf,
Basileios und Leon mit Alexandros,
die von Gott gekrönten Kaiser der Rhomäer.
Text: DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 573 (Nr. 111nl [unvollst.]).– Th. USPENSKƊ, IRAIK 6 (1901) 447 u. Schrift-
skizze.– BEŠEVLIEV, Tri prinosa 291 (Abb. 1–2), 292 (mit bulg. Übers.).– BEŠEVLIEV, Inschriften 106 (Nr. 158) u.
Taf. 60 (Abb. 166 u. 167).– VELKOV, Inscriptions de Mesembria 214f. (Nr. 40 [mit franz. Übers.]).– OIKONOMIDES,
Mesembria 269, 270, 271 (mit engl. Übers.).– T. M[ARAKOV], in: Guide Nessebar 138 (Nr. 104 [Text nach Beševliev]
[mit engl. Übers.] u. Farbabb.).

Lit.: H. u. K. ŠKORPIL, ýernomorskoto krajbrČžie i sǎsČdnitČ podbalkanski strani vǎ Južna BǎlgarƋa. Sbornik za
narodni umotvorenƋa, nauka i knižnina, izdava ministerstvoto na narodnoto prosvČšþenie 3 (1890) 34 (Abb. 19).– V.
VELKOV – L. OGNENOVA-MARINOVA – Zh. CHIMBOULEVA, Mesambria – Mesemvria – Nessebur. Sofia 1986, 67 (Abb.
85).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 35).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken 383.

Abb.: I

Stimmen die mehrheitlich von Oikonomides vorgenommenen Ergänzungen, dann gehört die
Inschrift zu jener Serie von Epigrammen, die am Beginn einen bedauernswerten Zustand (etwa
baulich mitgenommene oder zerstörte Stadtmauer) schildern, der durch die in weiterer Folge
erwähnten Stifter, sehr oft Kaiser oder andere Autoritäten, behoben wird.14 Das von Oikonomi-
des am Ende von Vers 1 ergänzte C5.>2ĵ@.: bildete dieser in Analogie zu Vers 1 des in das Jahr
926 zu datierenden Epigramms aus Kabala (ĺ Nr. GR63).15 Wie bereits oben erwähnt, ist auch
die Ergänzung [.@Ą826Ć?] am Beginn von Vers 3 sehr plausibel, da danach Leon und Alexand-
ros genannt werden. Die beiden letzteren sind Söhne des Kaisers Basileios I.: Leon, der spätere
Kaiser Leon VI., wurde 870 zum Mitkaiser gekrönt,16 Alexandros, der später ebenfalls Kaiser
wurde, erhielt diese Würde 879;17 im gleichen Jahr starb auch Konstantinos, der älteste Sohn
des Basileios, der bereits seit 867/68 Mitkaiser gewesen war.18 Somit ist das Epigramm zwi-
schen 879 und 886, dem Todesjahr des Basileios I., zu datieren.19 Dies passt auch gut zur Auf-

—————–
14
Einschlägige Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
15
Vgl. OIKONOMIDES, Mesembria 270.
16
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Leo VI. ODB 2, 1210f.
17
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Alexander. ODB 1, 56f.
18
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Constantine. ODB 1, 498.
19
Vgl. BEŠEVLIEV, Inschriften 106, 107; OIKONOMIDES, Mesembria 271.
118 Bulgarien (Nr. BG2)

fassung, dass das im Jahr 812 unter bulgarische Herrschaft gekommene Mesembria20 im Jahr
863/64 noch unter Kaiser Michael III. zurückerobert wurde;21 Oikonomides ist der Ansicht, dass
sich die in Vers 1 geschilderte Zerstörung darauf beziehe, dass Mesembria von den abziehenden
Bulgaren im Sinne der Taktik der verbrannten Erde in Mitleidenschaft gezogen wurde.22 Er-
staunlich ist allerdings, dass in Vers 1 von ±5:4 – von Oikonomides richtig als „heathen“ („Hei-
den“) wiedergegeben23 – die Rede ist, wo doch die Bulgaren bereits 864/65 christianisiert wur-
den.24 Wie sehr die Stadt zerstört war, kann nicht bestimmt werden, der Wiederaufbau ­7
/þ5>(F:) (Vers 2) muss nicht für bare Münze genommen werden, da es sich dabei auch um
einen Topos handeln kann.25 Ob die Stadt bzw. die Stadtmauer schon bei der bulgarischen Ein-
nahme im Jahr 812 Zerstörungen erfuhr, kann nicht befriedigend beantwortet werden.26
Basileios I. wird auch noch in einer weiteren aus Nesebăr stammenden, jetzt in Sofia aufbe-
wahrten Bauinschrift genannt, doch ist nicht sicher, ob auch diese in Nesebăr gefunden wurde
und sich somit auf das byzantinische Mesembria bezieht.27
Beševliev ist der Ansicht, dass das vorliegende Epigramm an einem Stadttor nahe dem Ha-
fen angebracht war.28
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen; in Vers 4 ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5 festzuhalten. Wie unschwer zu
erkennen ist, sind die Verse aufgrund zahlreicher Verstöße als prosodielos zu werten. Aus die-
sem Grund ist etwa auch die Ergänzung C5.>2ĵ@.: am Ende von Vers 1 zu akzeptieren, obwohl
die vorletzte Silbe lang ist. Alternativ schlug Oikonomides auch 7.2ĵ@.: und =2@<Ľ@.: als Er-
gänzungsmöglichkeiten vor.29
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das vorletzte Wort von Vers 1 ist sicher zu
D2>@[ă] zu ergänzen; der letzte erhaltene Buchstabe der Zeile ist ein Sigma und kein Epsilon, da
keine Querhaste zu erkennen ist.30 Das zweite Wort von Vers 2 ist inschriftlich &CŅ wie-
dergegeben: Zunächst ist die Schreibung mit Omega zu behalten, da 1F9þF gut attestiert ist,
weiters ist die Kürzung als ­1Ċ94@(.:) und nicht als ­1Ċ94@(2:) (Velkov) aufzulösen, da im
folgenden zwei Subjekte (.@Ą826<? … ĀF:) bzw. ein Subjekt im Plural (<à 52Ć@A2=A<631
/.@682ĵ?) Handlungsträger sind.32 Die Konjunktion A2 in Vers 3 übernimmt hier die Funktion
von 7.Ą, wie dies vereinzelt auch anderenorts festzustellen ist.33
Ein inhaltlich und im Aufbau ähnlich gestaltetes, aus gleicher Zeit stammendes Epigramm ist
in der Anthologia Palatina (I 109 BECKBY) überliefert: Es hat die Renovierung der bekannten
Kirche der Theotokos tes Peges in Konstantinopel zum Inhalt und wird einem Ignatios zuge-
schrieben: AF5Ā:A. 7<@92ĵ Aą: :.ą: AĮ? =.>5Ā:<B | .@Ą826Ć? A2 @ć: F:@A.:AĄ:Ł, ĀF:.

—————–
20
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 355f.
21
Vgl. OIKONOMIDES, Mesembria 272f.; s.a. SOUSTAL, Thrakien 86; SOUSTAL, Mesembria 219.
22
OIKONOMIDES, Mesembria 273.
23
OIKONOMIDES, Mesembria 271; vgl. auch L s.v. ±5:<? 3.
24
Vgl. R. B[ROWNING], Bulgaria. ODB 1, 332–334.
25
Vgl. OIKONOMIDES, Mesembria 272.
26
BEŠEVLIEV, Inschriften 107 befindet, dass die Stadt durch die bulgarische Eroberung im Jahr 812 stark heimge-
sucht wurde, SOUSTAL, Thrakien 358 berichtet von der Zerstörung einer Kirche in der Stadt am Beginn des 9.
Jahrhunderts, OIKONOMIDES, Mesembria 272f. schließt eine Zerstörung der Befestigung der Stadt im Zuge der
bulgarischen Einnahme aus, wiewohl er Schäden an den Mauern attestiert.
27
BEŠEVLIEV, Inschriften 105f. (Nr. 157).
28
BEŠEVLIEV, Inschriften 107.
29
7.2Ą@.: u. =2@<Ĉ@.: (sic) Oikonomides. BEŠEVLIEV, Inschriften 107 dachte an 7.A2@A>.99Ā:4:.
30
Vgl. OIKONOMIDES, Mesembria 269.
31
BEŠEVLIEV, Inschriften 107 und OIKONOMIDES, Mesembria 270 liegen richtig in der Annahme, dass das Adjektiv
52Ć@A2=A<? in Inschriften kaum belegt ist, aber vgl. z.B. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Pélopon-
nèse 320f. (Nr. 61 [a. 1296/97]): … ­=ă /.@682Ą.? AŃ: 52<@AĀ=AF: 7.ă C68<D>Ą@AF: /.@68ĀF:.
32
Zum Vergleich heranzuziehen ist etwa das Epigramm auf Turm 37 der Stadtmauer von Konstantinopel (ĺ Nr.
TR85): ĀF: @ć: F:@A.:AĄ:Ł @74=A<ĽD<6 AĆ:12 | Ü026>.: =Ĉ>0<: AŃ: /þ5>F: @B9=AF5Ā:A..
33
Siehe unten S. 430.
Bulgarien (Nr. BG3) 119

Steinplatte (44 × 42 cm), a. 1428: Archeologiþeski Muzej (Inv.-Nr. 1795)


Nr. BG3) In die auf der Halbinsel von Nesebăr aufgefundene Marmorplatte ist eine über
neun Zeilen laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Die linke Seite der Platte ist
leicht beschädigt, weshalb die Anfangsbuchstaben bzw. -wörter der Zeilen 3, 6, 7 und 8 nicht
erhalten sind. Wie Gjuzelev – Koder richtig feststellten, handelt es sich um ein Epigramm. Die
letzte Zeile der Inschrift gehört allerdings nicht zum metrischen Teil, sondern ist als Prosa zu
klassifizieren. Das Epigramm besteht aus zehn Versen, wobei pro Zeile für etwas mehr als einen
Vers Platz ist. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert, die Versenden sind durch
drei bis vier übereinander liegende Punkte angezeigt, das Ende von Vers 5 durch ein Semiko-
lon-artiges Zeichen. Auffallend sind die zahlreichen Kürzungen und Ligaturen, ebenso die vie-
len übereinander angebrachten Buchstaben;34 vereinzelt sind auch Minuskel-Buchstaben in die
Inschrift eingeflossen. Paläographisch auffallend ist auch die inschriftliche Ausführung von
Vers 10: Dieser muss in der achten Zeile der Inschrift mit ca. einem Drittel der Zeilenlänge
auskommen, da der ausführende Steinschneider den Abschluss des Epigramms unbedingt noch
auf dieser Zeile unterbringen wollte; nur für den Prosatext ist die letzte (neunte) Zeile der In-
schrift vorgesehen.
Durch die Angabe von Monat, Tag, Indiktion und Weltjahr in der zweiten Hälfte des Prosa-
textes kann ermittelt werden, dass die Inschrift recht bald nach dem 18. November 1428 ent-
standen ist.
Epigramm und anschließender Prosatext lauten wie folgt:

!Ĉ9/<? ­:5þ1(2), C2Ľ 126:<Ľ 9B@A4>Ą<B


:Ľ: @B9C<>Ħ? ¡=.B@A<? ½0Ā>54 78Ĉ1F:
:Ľ: 7.ă [@28]Ă:4 7.ă D<>ą? AŃ: @AĀ>F:
:Aĩ 7AĄ:F: =Ā9E.A2 7><B:<ć? 1.7>ĈF:
5 ¾ 0ý> 2<1Ċ>(.) A<ñ:<9. 7.ă Ań A>Ć=Ł,
<ã9<6, =>ą 7.6><Ľ ­A>B0Ă5(4) [ļ6]3Ć52:
AŃ: 1Ā:1>F: <æ<: ­;Ā7<E.(?), [û] Ć>2
88ĩ, û =<64Aý 0(Į?), 5.8þ@@4? 7.ă =þ:A(F:),
:þ=.B@<: .íAā: ­: @74:.ĵ? AŃ: ž0Ą(F:)
10 éA(6) @<ă =>Ā=(26) 1Ć;(.) 2ß? A<ć? .ßŃ:(.?)
­7<69Ă54 1ÿ ¾ A<Ľ (2<)Ľ 2<1Ċ>(.) ­: 94(:ă) <2(9/>ĄŁ) 64Ņ, ß:1(67A6Ń:<?) ?Ņ A<Ľ
,?R83Ņ ±A(<B?).
——
1 !Ĉ9/<? ­:5þ1(2): cf. e.g. !Ĉ9/<? 9ÿ: ±:5. in initio epigramm. in sarcophago (hodie deleto) in monast.
Batopaidi in monte Atho (ĺ no. GR29). 2 = Mich. Psell. carm. 17,2 (WESTERINK) (in obitum Scle-
raenae); cf. Soph. Oed. Tyr. 1527: 2ß? é@<: 78J1F:. 126:Į? @B9C<>Ħ? ­8+8B52:. 3–4 = Mich. Psell. carm.
17,6–7 (v. 6 =Ā9=<6A2) (WESTERINK) (in obitum Scleraenae) (cf. etiam 17,5 WESTERINK). 5 cf. Mich.
Psell. carm. 17,10 (WESTERINK) (in obitum Scleraenae) (cf. etiam 17,83 WESTERINK): ¾ 0ý> @2/.@Aā 7.ă
0Ā:26 7.ă Ań /ĄŁ. 6 cf. Mich. Psell. carm. 17,21 (WESTERINK) (in obitum Scleraenae): C2Ľ C2Ľ, =>ą ÷>.?
­A>B0Ă54 ļ63Ć52:; cf. etiam Nic. Uran. (MERCATI, Collectanea Byzantina I 571,4): ­9ą: ļĆ1<:, A>B0ħ @2
5.:þA<B ;ĄC<?; v. 2 epigramm. in icona (s. XIV ?) (hodie deleta) in monast. Mega Spelaion, ed. RHOBY,
Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. 30: ã12 =>ą 7.6><Ľ A<ĽA< 0ĩ ­7727<99Ā:<:. 7 cf.
Mich. Psell. carm. 17,22 (WESTERINK) (in obitum Scleraenae): ú 1Ā:1><: <æ<: ­;Ā7<E.?, û $þ>F:. 8 cf.
e.g. Theod. Mopsuest. comm. in XII prophet. min. 181,2–4 (SPRENGER, Wiesbaden 1977) (ad Ion. 1,9: …
1<Ľ8<? 7B>Ą<B ­0Ċ 2ß96 7.ă Aą: 7Ĉ>6<: 52ą: A<Ľ <í>.:<Ľ ­0ĉ @Ā/<9.6, ê? ­=<Ą4@2: Aā: 5þ8.@@.: 7.ă Aā:
;4>þ:): … Aą: A<Ľ =.:AI?, C4@,:, =<64Aā: ­0ĉ @*/<9.6, ê? 7.ă <í>.:<Ľ 7.ă 0Į? 7.ă 5.8)@@4? 7.ă =):AF:
=<64A+? A2 7.ă 7J>6I? ­@A6:. 9 cf. Lc. 16,9 (GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 308); cf. etiam e.g. Clem.
Hymnogr. can. IV 100–103 (ARCO MAGRÌ, Helikon, Testi e Studi 12): ­7 =><5*@2F? >)92:<? Aą:
@A.B>I: @<B, Aą: ­7827AI: @<B 1<Ľ8<:, :)=.B@<:, ŃA2>, ­: @74:.ĵ? ž0,F: @<B …
——
1 126:<Ľ scripserunt Gjuzelev – Koder: B:<ć inscr. 2 ½0Ā>54 scripserunt Gjuzelev – Koder: ŘÉ in-
scr. 3 [@28]Ă:4 suppleverunt Gjuzelev – Koder. 4 29(E).A2 Gjuzelev – Koder. 6 [ļ6]3Ć52: suppleverunt

—————–
34
Vgl. HUNGER, Auszeichnungsmajuskel 203.
120 Bulgarien (Nr. BG3)

Gjuzelev – Koder. 7 1Ā:1>F: scripserunt Gjuzelev – Koder:  inscr. [û] suppleverunt Gjuzelev
– Koder. 9 @74:.ĵ? scripserunt Gjuzelev – Koder: CC inscr. 10 @<ă scripserunt Gjuzelev – Koder:
C" inscr.

Das Grab hier, ach schreckliches Geheimnis!


Nun schwoll die nicht endende Woge des Unheils an.
Nun, Mond und Reigen der Sterne,
sendet statt der Strahlen Ströme von Tränen!
5 Denn Theodora dem Namen und Charakter nach,
weh mir, wurde vor der Zeit von der Wurzel abgeerntet.
Welch einen von den Bäumen hast du gefällt, o Schicksal!
Aber, o Schöpfer von Erde, Meer und All,
lass sie ruhen in den Zelten der Heiligen,
10 weil dir Ehre gebührt auf ewig.
Es entschlief denn Gottes Theodora im Monat November, am 18., der 6. Indiktion des
Jahres 6937 (= 1428).
Text: GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 306–308 (mit Abb. u. deutsch. Übers.).

Lit.: HUNGER, Auszeichnungsmajuskel 203 u. Abb. 20.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 81.– T. M[ARAKOV], in:
Guide Nessebar 139 (Nr. 105 [engl. Übers.] u. Farbabb.), 128 (Farbabb.).

Abb.: II

Wie bereits eindeutig durch den Beginn der Inschrift (!Ĉ9/<? ­:5þ1(2)) signalisiert, handelt
es sich um ein Grabepigramm. Darin wird toposartig der Tod der Theodora bedauert, die – wie
aus dem abschließenden Prosatext zu erfahren ist – am 18. November 1428 gestorben ist. Hand-
lungsträger des Epigramms ist ein (Ich-)Erzähler, der nach den klagenden Worten Gott direkt
anspricht mit der Bitte, der Verstorbenen Ruhe im Tod zu gewähren (Vers 8f.). Wie durch die
im Testimonienapparat angeführten zahlreichen Zitate ersichtlich ist, schöpfte der Autor des
Epigramms reichlich aus dem langen Grabgedicht des Michael Psellos auf (Maria?) Skleraina.35
Bemerkenswert ist das Wortspiel mit dem Namen 2<1Ċ>. (Denn Theodora [d.h. die von Gott
Geschenkte] dem Namen und Charakter nach) in Vers 5; während sich die Passage in der Vor-
lage des Psellos wahrscheinlich nicht auf einen Eigennamen, sondern auf die Würde (Sebaste)
bezieht,36 finden wir das Wortspiel mit 2<1Ċ>. auch in einem Grabgedicht des Theodoros
Prodromos.37 Die Theodora des vorliegenden Grabepigramms ist aus anderen Quellen nicht
bekannt.38 Man erfährt aber immerhin, dass sie „vor der Zeit“ (Vers 6: =>ą 7.6><Ľ), d.h. jung,
gestorben ist, wenn es sich bei dieser Formulierung um mehr als einen bloßen Topos handelt.39
Da für Theodora eine metrische Grabinschrift angefertigt wurde, muss sie einer höher stehenden
Familie angehört haben.
Das Todesjahr 1428 fällt in die Zeit, als Mesembria zwischen 1403/13 und 1453 wieder zum
byzantinischen Reich gehörte.40 Zu der in der Literatur zu findenden Behauptung,41 dass Kon-
stantin Dragaš, der vierte Sohn des Kaisers Manuel II., von 1421 bis 1429 Inhaber der Apanage
am Schwarzen Meer, darunter der Stadt Mesembria, gewesen sei, ist Folgendes festzuhalten:
Konstantin Dragaš ist – was bislang übersehen wurde – niemand anderer als der spätere Kaiser

—————–
35
Zu dieser W. SEIBT, Die Skleroi. Eine prosopographisch-sigillographische Studie (BV IX). Wien 1976, 71–76
(Nr. 16); A. K[AZHDAN], Skleraina. ODB 3, 1911.
36
Ob Sebaste nicht vielleicht doch auch als Eigenname zu gelten hat, kann an dieser Stelle nicht untersucht werden.
37
Theod. Prod. carm. hist. XXXIX 23 et 174 (HÖRANDNER): 7.ă 1Ń><: ë:AF? A<Ľ 52<Ľ Ć0<B 9Ā0. u. AĮ? 1Ń><:
<ñ@4? A<Ľ 52<Ľ C2>F:Ĉ9F?. Vgl. GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 308.
38
Vgl. PLP # 7297.
39
Dazu (mit Beispielen aus der Antike) E. GRIESSMAIR, Das Motiv der mors immatura in den griechischen metri-
schen Grabinschriften (Commentationes Aenipontanae XVII). Innsbruck 1966, passim.
40
Vgl. SOUSTAL, Mesembria 220.
41
GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 309f.; SOUSTAL, Thrakien 123, 357; SOUSTAL, Mesembria 220.
Bulgarien (Nr. BG3) 121

Konstantinos XI. Palaiologos, der durch seine aus dem serbischen Haus Dragaš stammende
Mutter auch den Beinamen >.0þ@4? führte.42 Dafür, dass dieser von 1421 bis 1429 Herrscher
der Schwarzmeerküste gewesen sei,43 gibt es keine Beweise; eventuell ist seine Anwesenheit in
Mesembria zwischen 1425 und 1427 nachzuweisen.44 Ende 1427 ist er aber bereits in der Pelo-
ponnes belegt, wo er von 1428 bis 1448 (mit Unterbrechungen) Teilherrscher war.45 Es ist gut
möglich, dass die verstorbene Theodora auch Mitglied der Palaiologenfamilie war; auch die
Kantakuzenoi könnten in Frage kommen.46 Da die Marmorplatte in der Nähe der byzantinischen
Kirche Sveti Stefan (auch Nova MitropolƋa), die zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert zu da-
tieren ist,47 gefunden wurde, gingen Gjuzelev – Koder davon aus,48 dass sie aus dem neben der
Kirche liegenden Friedhof stammte.
Wie bereits oben festgestellt wurde, ist nicht die gesamte Inschrift als Epigramm zu werten.
Die zehn Verse des metrischen Teils sind im byzantinischen Zwölfsilber verfasst. Die Verse 5
und 9 weisen allerdings 13 Silben auf. Wie bereits Gjuzelev – Koder richtig feststellten,49 ist
Vers 5 dadurch zu „heilen“, indem man im Wort 2<1Ċ>. Epsilon und Omikron als eine Silbe
ausspricht (Synizese).50 In Vers 9 ist die überschüssige Silbe in der ersten Vershälfte zu suchen
– die Einheit ­: @74:.ĵ? AŃ: ž0Ą(F:) ist eine korrekte aus sieben Silben bestehende zweite Vers-
hälfte –, doch kann hier mittels Synizese oder sonstwie keine Silbe eingespart werden. Die Bin-
nenschlüsse der übrigen Verse sind korrekt gesetzt (B5 oder B7). Was die Einschätzung der
Prosodie der Verse angeht, kann der Meinung von Gjuzelev – Koder nicht gefolgt werden, die
das Metrum des Epigramms als „rein akzentuierend“ bezeichneten.51 In den ohne Änderung
oder nur leicht abgewandelt von Psellos übernommenen Versen (2–6) werden sehr wohl die
prosodischen Gesetze des byzantinischen Zwölfsilbers eingehalten. Der schwere prosodische
Verstoß in Vers 7 – die dritte Silbe im Vers ist lang – ist dadurch bedingt, dass am Versanfang
dem Vorbild Psellos nicht gefolgt wurde (AŃ: 1Ā:1>F:52 anstatt ú 1Ā:1><:). Als wirklich proso-
dielos sind jene Verse zu werten, bei denen der Dichter frei formulierte (Verse 1, 8–10). Dem
Dichter ist somit eine durchschnittliche Bildung zu attestieren: Er war zwar, wenn er ohne Vor-
lage schreiben musste, nicht imstande, korrekte jambische Trimeter byzantinischer Ausformung
zu komponieren, er kannte aber immerhin das auch noch in spätbyzantinischer Zeit geschätzte
Vorbild Michael Psellos. Das Gedicht des Psellos könnte dem Autor des Epigramms durch ein
Musterbuch für die Gestaltung von Grabversen zugänglich gewesen sein. Gjuzelev – Koder
bezeichnen die literarischen Anklänge in den Versen 1–7 als heidnisch, erst ab Vers 8 als christ-
lich.53 Dies ist zwar grundsätzlich richtig – etwa verwundert die Anrede an das personifizierte
Schicksal (Vers 7: [û] Ć>2), die auch in der Antike nicht sehr häufig vorkommt54 –, anderer-
seits finden sich ähnliche Formulierungen mit der Einbeziehung von Sonne und Sternen auch
anderenorts in der byzantinischen Literatur und nicht nur hier bzw. beim Vorbild Psellos. Außer
acht gelassen werden darf auch nicht die Möglichkeit (klein geschriebenes) 9Ć><? in der Bedeu-

—————–
42
Vgl. PLP # 21500.
43
So V. GJUZELEV, Chronicon Mesembriae (Beležki vărhu istorƋata na bălgarskoto ýernomorie v perioda 1366–
1448 g.). Godišnik na SofƋskƋa universitet, Istoriþeski fakultet 66 (1972–73) 176f.; GJUZELEV – KODER, Grabepi-
gramm 309f.; SOUSTAL, Thrakien 123, 357; SOUSTAL, Mesembria 220; etc.
44
Der genauen Auswertung der Quellen sei eine spätere Studie gewidmet.
45
Vgl. PLP # 21500 (p. 99).
46
Vgl. GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 310.
47
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 357; SOUSTAL, Mesembria 228–230.
48
GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 306f.; s.a. SOUSTAL, Thrakien 358.
49
GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 308.
50
Zu ähnlichen Beispielen in hochsprachlich stilisierten Epigrammen vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken 66.
51
GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 308.
52
Die Inschrift bietet zwar , das aber zu 1Ā:1>F: korrigiert werden muss.
53
GJUZELEV – KODER, Grabepigramm 309.
54
Vgl. LSJ s.v. 9Ć><? IV.
122 Bulgarien (Nr. BG3–BG4)

tung „Tod“ 5þ:.A<? zu sehen, was gelegentlich möglich ist.55 Schließlich ist noch der gleichlau-
tende Beginn der Verse 2 und 3 (Anapher) zu notieren.

PHILIPPUPOLIS ĺ PLOVDIV

PLOVDIV ĺ SOFIA (Nr. BG5)

SOFIA

Architrav (129 × 6 cm), a. 1079/80: Bǎlgarska AkademƋa na Naukite, Archeologiþeski


Institut s Muzej
Nr. BG4) Im Archäologischen Museum zu Sofia werden zwei mit Inschriften bedeckte Ar-
chitrave aufbewahrt, die von der Klosterkirche der Theotokos Eleusa in Veljusa bei Strumica
(südöstl. Teil der Former Yugoslav Republic of Macedonia) stammen. Der eine Architrav war
über dem Eingang zum Narthex angebracht, der andere über dem Eingang zum Naos. Die in
teilweise akzentuierter Majuskel in den Stein geritzten Inschriften erstrecken sich über je zwei
Zeilen. Während die Inschrift auf dem Architrav über dem Narthex-Eingang in Prosa gehalten
ist, ist die andere metrisch. Letztere besteht aus vier Versen, wobei pro Zeile zwei Verse ange-
bracht sind. Der Beginn des Epigramms ist durch ein Kreuz markiert, ebenso das Ende der ers-
ten Zeile; ein Ornament trennt auch die Verse 1 und 2, drei übereinander liegende Punkte die
Verse 3 und 4. Drei Punkte befanden sich auch am Ende von Vers 4, allerdings sind heute nur
mehr zwei zu erkennen. Am Ende der ersten Zeile bzw. am Ende von Vers 2 ist vor dem Kreuz
auch ein kommaähnliches Zeichen angebracht. Auch die Prosainschrift auf dem anderen Archit-
rav wird von Kreuzen und Punkten begrenzt.
Das Epigramm kann zeitlich genau datiert werden: Am Ende der Prosa(stifter)inschrift56 ist
die Datierung nach Indiktion und Weltjahr angegeben, nämlich 6588, 3. Indiktion, was dem Jahr
1079/80 entspricht.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

þ@.? A25267ĉ? 2ß? @Ā 9<B Aý? ­8=Ą1.?,


û 9(ĮA)2> ž0:ā 7.ă /8Ĉ@6? A<Ľ ­8Ā<B?,
=<69ā: 9<:.@Aā? .:<Bā8 @ą? <ß7ĀA4?
7.ă AĆ:12 @<6, Ā@=<6:., @47ą: =><@CĀ>F.
——
4 cf. v. 39 epigramm. (hodie deleti) in ecclesia S. Sophia in urbe Mystras (ĺ no. GR88): 7.ă AĆ:12 @47ą:
:202Ą>.? ­7 /þ5>F:.
——
2 9(ĮA)2> ž0:ā: î=Ā>.0:2 Papageorgiou, 9(Į6)2> .0:ā Miljkovik’-Pepek (p. 32), 9(įA)2> .0:ā Miljkovik’-
Pepek (p. 253). 3 =<69ā? 9.:@AĂ? Miljkovik’-Pepek (p. 32). 4 @47ą:: <å7<: Papageorgiou.

Da ich all meine Hoffnungen auf dich gesetzt habe,


o reine Mutter und Quell des Erbarmens,
bringe ich, der Mönchshirte Manuel, dein Diener,
dir, Herrin, auch dieses Heiligtum dar.
Text: G.Ch. K., ¥8Ă526. 2 (1904), Blatt 20 (29. Juli); N.P. PAPAGEORGIOU, Blatt 22 (3. August) (mir nicht zu-
gänglich).– P.N. PAPAGEORGIOU, µ=60>.C67þ. BZ 14 (1905) 584f. (mit Schriftskizze).– IVANOV, Bălgarski starini iz

—————–
55
Vgl. LSJ s.v. 9Ć><? II. S.a. D.Ch. KALAMAKES, 2;67ý AŃ: ­=Ń: >40<>Ą<B A<Ľ 2<8Ć0<B 92Aý 02:67Į?
52F>Ă@2F? AĮ? =.A2>67Į? 82;67<0>.CĄ.?.  48 (1990–93) 136,110: 9Ć>2 5þ:.A2.
56
Zuletzt ediert bei MILJKOVIK’-PEPEK, Veljusa 32, 253 u. Abb. 1, 27; MIHALJýIû – STEINDORFF, Namentragende
Steininschriften 130 (Nr. 188 [4.1]); s.a. GERSTEL, Beholding the Sacred Mysteries 84f.
Bulgarien (Nr. BG4) 123

MakedonƋa 176.– MILJKOVIK’-PEPEK, Veljusa 32 (mit maked. Übers.), 40f. (Schriftskizzen), 253 (mit maked.
Übers.) u. Abb. 2.– MIHALJýIû – STEINDORFF, Namentragende Steininschriften 130 (Nr. 188 [4.2]).

Lit.: N.L. OKUNEV, Krstoobrazne crkve u Južnoj SrbƋi. Narodna starina 4 (1925) 280.– V. LAURENT, Recherches
sur l’histoire et le cartulaire de Notre-Dame de Pitié à Stroumitsa. EO 33 (1934) 6.

Abb.: 3

Die Verse stellen ein klassisches Stifterepigramm dar. Im Vertrauen auf die Muttergottes, die
er auch direkt anspricht, bringt der Stifter Manuel dieser eine Kirche dar. Die zweite Hälfte von
Vers 2 (/8Ĉ@6? A<Ľ ­8Ā<B?)57 stellt eine Anspielung darauf dar, dass die Kirche der Theotokos
Eleusa geweiht ist, wie aus der anderen (Prosa)inschrift zu erfahren ist. In jener Inschrift liest
man auch, dass unter Manuel ­:2<B>0Ă54 è :.ą? <ôA<? AĮ? î=(2>).0Ą.? (2<AĆ)7<B AĮ?
µ82<Ĉ@4? ­; .íAŃ: /þ5>F:. Je nachdem wie das Verbum :2<B>0ĀF interpretiert wird, ist die Tat
des Manuel zu definieren. Entweder er erneuerte die Kirche (von den Grundfesten aus) oder er
war ihr erster Gründer, wenn man :2<B>0ĀF als „etwas neu schaffen (im Sinne von etwas erst-
mals schaffen)“ versteht. Im Epigramm (Vers 3) wird Manuel =<69ā: 9<:.@AĂ? genannt, wofür
es m.E. zwei Interpretationsmöglichkeiten gibt: 1) Die beiden Wörter gehören zusammen
(„Mönchshirte“) und stellen eine Umschreibung für „Abt“ dar. 2) Die Wörter sind getrennt von-
einander zu verstehen, nämlich in dem Sinn, dass Manuel =<69Ă: und 9<:.@AĂ? ist. Auch die
Prosainschrift erlaubt uns zwei Interpretationsmöglichkeiten: Wir lesen, dass die Stiftung von
statten ging =.>ý .:<Bā8 9<:.D<Ľ 7.ă 020<:ĆA<? ­=6@7Ć=<B !6/2>6<B=Ć82(F?). Bislang ging
man davon aus, dass die Kirche von Manuel, Mönch und Bischof von Tiberiupolis (alter Name
für Strumica) renoviert bzw. gegründet wurde.58 Doch bezieht sich 020<:ĆA<? ­=6@7Ć=<B
!6/2>6<B=Ć82(F?) auch auf Manuel, oder ist damit ein namentlich nicht genannter Bischof ge-
meint?59 Versteht man =<69ā: 9<:.@AĂ? im Epigramm als einen Begriff, dann ist von zwei Per-
sonen auszugehen, da das Bischofsamt für Manuel im Epigramm nicht genannt wird, sondern
nur auf seine Funktion als „Mönchshirte“ (Abt) hingewiesen wird. Versteht man =<69Ă: und
9<:.@AĂ? getrennt, dann ist Manuel im Epigramm „Hirte“ (d.h. Bischof)60 und (vorher ?)
Mönch. Vers 3 wäre dann zu übersetzen als der Hirte (d.h. Bischof), Mönch, Manuel, dein Die-
ner, die Passage =.>ý .:<Bā8 9<:.D<Ľ 7.ă 020<:ĆA<? ­=6@7Ć=<B !6/2>6<B=Ć82(F?) in der
Prosainschrift als vom Mönch Manuel, der auch Bischof von Tiberiupolis wurde. Ziemlich si-
cher dürfte sein, dass die beiden Inschriften von verschiedenen Steinschneidern angebracht
wurden, obwohl paläographisch kaum Unterschiede feststellbar sind.61 Während das Epigramm
keine orthographischen Besonderheiten aufweist, ist die Prosainschrift voll von orthographi-
schen Abweichungen.
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen: Lässt man den Eigennamen .:<BĂ8 in Vers 3 außer Betracht, sind die Verse als
prosodisch zu bezeichnen – allerdings mit einer Ausnahme: Ein schwerer Verstoß gegen die
Prosodie liegt in Vers 2 vor, da das erste Epsilon von ­8Ā<B? gelängt ist. Außerdem liegt bei A<Ľ
­8Ā<B? ein Hiat vor. Berücksichtigte der Autor des Epigramms die prosodische Qualität deshalb
nicht, weil er A<Ľ ­8Ā<B? als Bestandteil des Namens der Theotokos (wie in der Prosainschrift:
AĮ? î=(2>).0Ą.? (2<AĆ)7<B AĮ? µ82<Ĉ@4?) annahm, dann wiegt der Verstoß weniger schwer.

—————–
57
Vgl. die Bezeichnung /8Ĉ@6? =.:Aą? 7.8<Ľ bei EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 13.
58
Vgl. MIHALJýIû – STEINDORFF, Namentragende Steininschriften 130.
59
War dieser vielleicht gar nicht mehr im Amt, als die Inschrift entstand? 020<:ĆA<? könnte darauf hindeuten. Pla-
ton, R. 392d bezeichnet Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft als 020<:ĆA. – ë:A. – 9Ā88<:A..
60
Vgl. L s.v. =<69Ă: B.4.iii.
61
Die Prosainschrift weist aber immerhin mehr Ligaturen und Abkürzungen auf.
124 Bulgarien (Nr. BG5)

Steinplatte (91 × 35 cm), 13./14. Jh.: Bǎlgarska AkademƋa na Naukite, Archeologiþeski


Institut s Muzej (Inv.-Nr. 330)
Nr. BG5) Die früher in die Hofmauer der Kirche Sv. Bogorodica in Plovdiv eingebaute
Kalksteinplatte ist von einer über drei Zeilen laufenden, in den Stein geritzten Majuskel-
Inschrift bedeckt, die teilweise akzentuiert ist. Dabei handelt es sich um drei Verse, wobei pro
Zeile je ein Vers angebracht ist.62 Die Buchstaben sind unregelmäßig geschrieben; von außer-
gewöhnlicher Gestalt sind vor allem das Psi and das Omikron von 82ĄE.:<: (% inscr.)
am Beginn, außerdem sind die Buchstaben Psi, Alpha, Ny und Omikron in einer langen Ligatur
miteinander verbunden. Die Inschrift stellt daher ein in der Provinz entstandenes späteres Werk
dar, das nach Beševliev in das 13./14. Jahrhundert zu datieren ist.63
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

2ĄE.:<: 72ĵA.6 A28(26F5)ÿ: ­:A.Ľ[5.]


µ=6C.:Ą<B 5B0.A>ą? ¥8BþA<B
A<Ľ 7(.ă) 7AĂA<><? A<Ľ 52Ą<B :.<Ľ A<ĈA(<B).
——–
1 2ĄE.:<: scripsit Beševliev, Inschriften (in nota): % inscr., ĄE.:[<]: Kalinka, Leclercq.
72ĵA.6 scripsit Beševliev, Inschriften (in nota): ! inscr., 7ĮA.[6] Kalinka, Leclercq. A28(26F5)ÿ: Ka-
linka (A28(26F5?)ÿ:), Leclercq (A28(26F5?)ÿ:), Beševliev. ­:A.Ľ[5.] supplevit Beševliev, Inschriften:
­:Aþ[12] Kalinka, ­:Aþ1[2] Beševliev, Notes, Leclercq. 3 7(.ă): 7(B>Ą<B) Kalinka, Leclercq, 7(B>Ą<B ?)
Beševliev, Notes.

Hier liegt der endgültige Überrest


der Tochter des Epiphanios Alyates,
der auch Stifter dieser göttlichen Kirche (ist).
Text: KALINKA, Denkmäler 289 (Nr. 366).– H. LECLERCQ, Illyricum. DACL 7 (1926) 138.– BEŠEVLIEV, Notes
épigraphiques 63 (Nr. 2).– BEŠEVLIEV, Inschriften 147 (Nr. 213) u. Taf. 90 (Abb. 235).– RHOBY, Inscriptional Poetry
200.

Abb.: 4

Die Verse stellen eine metrische Grabinschrift dar. Man erfährt, dass im Grab die Tochter
des Epiphanios Alyates bestattet ist. Jener war auch der Stifter der Kirche, in der seine Tochter
begraben war. Bislang wurde der Inhalt des Epigramms missverstanden: Ausgehend von Kalin-
ka und Beševliev wurde angenommen, dass sich µ=6C.:Ą<B in Vers 2 auf 5B0.A>ą? beziehe und
dass letztere µ=6Cþ:6<: geheißen habe, da die neutrale Form als Koseform64 interpretiert wur-
de.65 Tatsächlich wird aber der Name der Tochter gar nicht erwähnt: µ=6C.:Ą<B gehört nämlich
zu ¥8BþA<B. Die Verstorbene wird daher nur als Tochter des Stifters der Kirche Epiphanios
Alyates66 bezeichnet.67 Nicht ganz auszuschließen ist freilich auch, dass der Vers, in dem der
Name der Tochter68 genannt wurde, bei der Anbringung der Inschrift vergessen wurde. Viel-
leicht wurde der Name der Tochter aber auch deshalb nicht genannt, weil sie zum Zeitpunkt
ihres Todes noch nicht getauft war. Welche Kirche, in der auch seine Tochter begraben war,
Alyates stiftete, ist nicht bekannt; es handelt sich dabei auf keinen Fall um die Kirche Sv. Bo-

—————–
62
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 200.
63
BEŠEVLIEV, Inschriften 147.
64
Dieses Phänomen ist im Altgriechischen verbreitet, vgl. E. SCHWYZER, Griechische Grammatik auf der Grundla-
ge von Karl Brugmanns Griechischer Grammatik, II (HdA II.1.2). München 1950, 36–37; zum Frauennamen
µ=6Cþ:6<: vgl. PAPE – BENSELER, Wörterbuch, s.v.
65
BEŠEVLIEV, Inschriften 147; s.a. PLP # 6099 (µ=6Cþ:6<:).
66
Das PLP-Lemma # 711 ist insofern zu modifizieren, als zu ¥8BþA4? der Vorname µ=6Cþ:6<? zu ergänzen ist. Das
PLP-Lemma 6099 (µ=6Cþ:6<:) ist hingegen zu streichen.
67
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 200.
68
Sie könnte vielleicht wirklich µ=6C.:Ą. geheißen haben.
Bulgarien (Nr. BG5–BG6) 125

gorodica,69 in deren Hofmauer die Grabplatte eingemauert war, bevor sie ins Museum kam, da
diese Kirche in das 19. Jahrhundert zu datieren ist.70 Epiphanios Alyates ist sonst nicht bekannt:
Die Familie ist erstmals im 10. Jahrhundert belegt, im 10. und 11. Jahrhundert zählten die Mit-
glieder der Familie zur Militäraristokratie, später traten sie eher in zivilen Positionen auf;71 Mit-
glieder der Familie lassen sich bis in das 15. Jahrhundert nachweisen.72 Die Kirchengründung
und das Grabepigramm könnten gegen Ende des 13. Jahrhunderts zu datieren sein,73 nachdem
Kaiser Michael VIII. um 1263 den Bulgaren Plovdiv (Philippupolis) hatte entreißen können.74
Das Epigramm besteht aus drei prosodielosen byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen. Zu notieren ist das proparoxytone Ende vor B5 in Vers 3.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: 82ĄE.:<: bedeutet hier nicht „Reliquie“,75 son-
dern die „sterblichen Überreste“ der verstorbenen Person.76 Das dritte Wort von Vers 1 ist in-
schriftlich als ! überliefert, ohne dass ein Kürzungsstrich zu erkennen ist. Die bereits von
Kalinka vorgeschlagene Auflösung A28(26F5)ÿ: ist korrekt; (passive) Formen des Verbums
A2826ĆF begegnen zuhauf77 in (vor allem byzantinischen) Grabinschriften.78 Bei 7AĂAF> in Vers
3 ist alternativ auch an 7AĄAF> zu denken, beide Begriffe können ab dem 11. Jahrhundert den
Stifter bezeichnen.79

(Fragment einer) Steinplatte (ursprünglich 175 × 105 cm), 14. Jh.: Nacionalen Isto-
riþeski Muzej (Saal 19, Objekt 17)
Nr. BG6) Von der ursprünglichen Steinplatte aus weißem, grau gesprenkeltem Marmor sind
heute nur mehr 38 kleine und mittelgroße Fragmente vorhanden; es war jedoch möglich, die
Platte zu ca. zwei Drittel zu rekonstruieren. Gefunden wurden die Fragmente während Ausgra-
bungsarbeiten auf dem Gelände des byzantinischen Klosters Hagios Ioannes Prodromos auf der
heute Sveti Ivan genannten, der Stadt Sozopol (byz. Sozopolis)80 in nördlicher Richtung vorge-
lagerten Insel.81 Die meisten der Fragmente sind von einer gut lesbaren, sorgfältig eingeritzten
akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt.82 Die von Gjuzelev – Koder vorgenommene Anord-
nung der Fragmente ergibt, dass die rechteckige Zentrumsfläche von der Inschrift umrahmt ist,
nämlich an den beiden Längsseiten und an einer Breitseite.83 In der Mitte der zentralen Fläche
dürften ursprünglich wahrscheinlich drei Löwen dargestellt gewesen sein, weiters ein geometri-
sches Muster, dessen Funktion nicht klar zu deuten ist.84 Die Inschrift läuft an den drei genann-
ten Seiten über jeweils drei Zeilen. Die Inschrift ist im byzantinischen Zwölfsilber abgefasst,
wie Gjuzelev – Koder trotz der Lücken im Text einwandfrei feststellen konnten.85 Aus dem
unteren, besser erhaltenen Bereich der Platte ist ersichtlich, dass pro Zeile je drei Verse ange-
bracht sind, was auf dieser Längsseite insgesamt neun Verse ergibt. Aus Symmetriegründen
darf man neun Verse auch auf der oberen Längsseite erwarten. Die Breitseite dürfte für drei
Verse Platz geboten haben, wobei hier pro Zeile nur ein Vers angeführt ist. Somit ergibt sich
—————–
69
So (fälschlicherweise) jedoch PLP # 711; s.a. A. K[AZHDAN], Alyates. ODB 1, 72.
70
Vgl. EnciklopedƋa BǎlgarƋa V (1986) 276. Zurecht nicht angeführt bei SOUSTAL, Thrakien 402f.
71
Vgl. A. K[AZHDAN], Alyates. ODB 1, 72; SEIBT – ZARNITZ, Bleisiegel 107f.
72
Vgl. PLP # 706–721, 91138.
73
Die metrische Legende auf einem Siegel, das ca. zweites bis drittes Drittel des 13. Jh.s zu datieren ist, nennt einen
Ioannes Alyates (¥8BþAA4?), ed. LAURENT, Bulles métriques, Nr. 701.
74
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 401.
75
So KALINKA, Denkmäler 289.
76
Vgl. BEŠEVLIEV, Inschriften 147.
77
Vgl. z.B. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 393 (Index).
78
Noch spärlich die Belege in LSJ s.v. II 4; LSSup s.v.; literarische Belege bei L s.v.
79
Vgl. LBG s.v.; RHOBY, Varia Lexicographica 15.
80
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 454–456.
81
Siehe SOUSTAL, Thrakien 285f.
82
Das bei DIMITROV, Sosopol 72f. abgebildete Fragment dürfte zu einer anderen Inschrift gehören.
83
GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 98.
84
Vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 99f.
85
GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 100.
126 Bulgarien (Nr. BG6)

eine Gesamtlänge von höchstwahrscheinlich 21 Versen für das ganze Epigramm,86 dessen Funk-
tion – dem Inhalt zufolge – jene einer Grabinschrift ist; wahrscheinlich diente die Platte als Ab-
deckung eines Sarkophags.87 Das Epigramm dürfte im Uhrzeigersinn Zeile für Zeile zu lesen
sein, wobei auf jeder der drei von der Inschrift bedeckten Seiten jeweils in der ersten Zeile zu
beginnen ist. Die Versenden sind – soweit noch vorhanden – durchwegs markiert.
Allem Anschein nach dürfte die Inschrift auch datiert gewesen sein. Unterhalb der letzten
entzifferbaren Buchstaben des Epigramms (C), d.h. unterhalb des letzten Verses auf der drit-
ten Zeile auf der unteren Längsseite, ist nach Gjuzelev – Koder ein Omega zu lesen, das offen-
bar Teil der Datierung nach dem Weltjahr war. Stand das Omega für die Zahl 800, dann ist eine
Weltjahreszahl zwischen 6800 und 6899 möglich, was einer Datierung zwischen 1291/92 und
1390/91 entspricht.88 Für eine Datierung in das 14. Jahrhundert sprechen auch paläographische
Charakteristika der Inschrift.89
Der stark fragmentierte Epigrammtext lautet wie folgt:

[………………………………]
2ãAĩ <ó: è 5.:ĉ[: ………………]:.6
7Ÿ: 7.ă @6F=Ħ 7.ă 9Ā9B72 A[ą] @AĆ[9.
…………………………]Ā@.6
5 7(.ă) Aý 7.Aĩ .í[…………………]2:
AĄ? <ôA<(?) ¥:1>Ć:67(<)? [……………
……………………… !>]6þ1<?
­78.@[…………………………]
7(.ă) @F9[.A67Ń:] 7(.ă) EBD[67Ń: 9C,F:
10 …………] ê? ­7 [(2<)Ľ] =2=8[.@9]Ā:<?
[……………] Ań @AĄC26 AŃ: [00Ā8F:
……………]=A<? [………] AŃ: í[@Ć:]F:
[…… @2]9:<=>Ā=26. Aį @A>.A40ĄĤ
A<ĽA<: =.[><>]7Ă@.:A.? Aį12 Aą: AþC<:
15 7(.ă) AŃ: =2Ą>F: 7.A.8B[…………]
9ā […] =.>þ=.: 941ÿ 0ý> […]2<7>7Ĉ26
>ý? =A<452ă? =(.AĀ)>(F): 52<CĆ>F:
AŃ: ­: 67.ĄĤ 7Ÿ: 9.52ĵ[: …………]
AĮ? […] >Ą5926 7(.ă) [………………
20 ……] 1ÿ 9Ħ88<: 7(.ă) ABD2ĵ: @(FA4)>(Ą).?
$(>6@A)<Ľ =><7[……………]@7[…………
.]F[..].
––––
3 cf. Man. Phil. carm. I 53 (CXIII 1 MILLER): ß 7.ă ./ă1 9Ā9B72 Aą Eþ88<: @AĆ9.. 19 cf. Man. Phil.
carm. II 140 (LXXX 1 MILLER): ¹00>.CĀ 9<6 Aą 1Ń><:, >Ą5926 =Ć@<:.
——
1 [***** 7.ă @7Ć=26 Aý =.>Ć]:A. Gjuzelev – Koder. 2 5.:ĉ[:] suppleverunt Gjuzelev – Koder.
*****Ā]:.6 Gjuzelev – Koder. 3 Aą legerunt Gjuzelev – Koder. @AĆ[9.] suppleverunt Gjuzelev – Koder. 6
[.8.6<8Ć0<?] in fine versus ? (cf. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 102, n. 51). 7 [***** AĮ?
ž0Ą.? A>]6þ1<? Gjuzelev – Koder. 8 ­78.@[9Ā:<B 0ý> *******] Gjuzelev – Koder. 9 7(.ă) @F9[.A67Ń:]
7(.ă) EBD[67Ń: 9C,F:] scripsi secundum Man. Phil. carm. II 169 (CXXXIII 16 MILLER): 7.ă @F9[.A67ý]
7.ă EBD[67ý =>.7AĀ.] Gjuzelev – Koder (EBD[67ý =>.7AĀ.] secundum Man. Phil. carm. 91,15 [p. 129
MARTINI] et 93,28 [p. 135 MARTINI]: 2ß? 7þ88<?, 2ß? :<Ľ:, 2ß? EBD67ý =>.7AĀ.). 10 ê? ­7 [(2<)Ľ]
=2=8[.@9]Ā:<? scripsi (cf. Man. Phil. carm. I 113 [CCXIII 225 MILLER] À: 2åD2: ¥1ý9 ­7 52<Ľ
=2=8.@9Ā:<?): [**] è @2/þ[@9.A(<?)] =2=[84>F9]Ā:<? Gjuzelev – Koder. 11 [00Ā8F:] supplevi (cf.
00Ā8F: @AĄC4 apud Man. Phil. carm. I 131 [CCLX 1 MILLER], 241 [LXVI 7 MILLER], II 235 [CCXXIV 7

—————–
86
Vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 100.
87
Vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 98.
88
GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 100.
89
Vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 101.
Bulgarien (Nr. BG6) 127

MILLER]): /[.>/þ>F:] (/[<B80þ>F:] in nota) Gjuzelev – Koder. 12 [……………]=A<?: [2íB=Ć84]=A<?


Gjuzelev – Koder. [………] statui: Ań 0Ā:26 (Aį 9:Ă9Ĭ vel Aį 0:Ċ9Ĭ etc. in nota) Gjuzelev – Koder.
í[@Ć:]F: scripsi: .í[5Ā:]AF: Gjuzelev – Koder. 13 […… @2]9:<=>Ā=26. suppleverunt Gjuzelev –
Koder. A4 @A>.A40Ą. Gjuzelev – Koder. 14 =.[><>]7Ă@.:A.? dubitanter scripsi: .[…]C!< in-
scr. (cf. etiam DIMITROV, Sosopol 79 [fig.]), =.>./Ă@.:A.? (vel =.>.79Ă@.:A.? in nota) Gjuzelev –
Koder. 15 7.A.8B9þAF: etc. Koder – Gjuzelev (in nota). 16 [=].>þ=.: Gjuzelev – Koder. 941ÿ 0ý> dubi-
tanter scripsi: 9412ă? (vel 948Ć? in nota) Gjuzelev – Koder. […]2<7>7Ĉ26 dubitanter scripsi: [***]7626 Gju-
zelev – Koder. 18 :67.Ą. Gjuzelev – Koder. 9.52ĵ[:] suppleverunt Gjuzelev – Koder. 19 […] >Ą5926
scripsi: [0Į?] ½>Ą5926 Gjuzelev – Koder. [………………] statui: ­[*****] Gjuzelev – Koder, an
A[………………] scribendum (cf. DIMITROV, Sosopol 78 [fig.]) ? 20 @(FA4)>Ą.? Gjuzelev – Koder. 21
=><7.[Aþ84E6]? 7[(.ă) ****] Gjuzelev – Koder.

………………………………
sei es, dass der Verstorbene …………………,
wenn er auch schweigt und der Mund geschlossen ist
………………………………
5 und das gegen (?)……………………
Wer ist dieser Andronikos ……………
……………………… der Dreifaltigkeit
………………………………
und der körperlichen und seelischen Gewänder
10 ………… der von Gott geschaffen
…………… mit der Schar der Engel
……………………… der Ausonen
…… würdiges Auftreten durch das Strategenamt.
Die an diesem Grab hier eidbrüchig sind
15 und der unzähligen …………………
weder … gänzlich noch nämlich … bringt er hervor
die Flüche der gottbegeisterten Väter scheuend,
jener in Nikaia, auch wenn (zu) erfahren …………
Der … zähle und ………………
20 …… vielmehr auch Rettung zu erlangen
Christi …………………………
.8..
Text: GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 101–103 (mit deutsch. Übers.), 105 (Abb. 1a–b).

Lit.: V. DIMOVA, Cărkvata „Sv. Ivan Predteþa” na manastira pri Sozopol. IzvestƋa na NacionalnƋa Istoriþeski
Muzej 9 (1922) 57 (Abb. 5).– DIMITROV, Sosopol 78 (Farbabb.), 79 (Farbabb.).

Abb.: 2

Dass es sich um ein Grabepigramm handelt, wird gleich an mehreren Stellen deutlich. In den
Versen 2 und 3 ist vom Verstorbenen die Rede, der schweigt und dessen Mund verschlossen ist.
Die Verse 14–18 sind der Verfluchung jener gewidmet, die sich am Grab vergehen.90 Im Mittel-
punkt steht dabei die Androhung, dass ihnen die Flüche der (318) Väter des Konzils von Nikaia
zuteil werden. Dabei handelt es sich um einen Topos, der auch schon sehr früh in christlichen
Grabinschriften, später auch in Urkunden begegnet.91 Der Verstorbene ist der in Vers 6 genann-
te Andronikos, dessen Darstellung die Verse 6–13 gewidmet sind. Vers 13 dürfte zu entnehmen
sein, dass er als Militär fungierte, wahrscheinlich Strategos war. Ist die Lücke am Ende von
Vers 6 mit .8.6<8Ć0<? zu ergänzen, wofür Gjuzelev – Koder plädieren, dann könnte damit der

—————–
90
Einen ähnlich langen Gräberfluch (Verse 15–18) lesen wir auch im ungefähr gleich langen Grabepigramm (ĺ
Nr. IT3) von Corridonia.
91
Vgl. HALKIN, Inscriptions IV 85 u. Anm. 2; BEŠEVLIEV, Inschriften 112; SCHREINER, Grabinschrift 154; G. PFOHL,
Grabinschrift I (griechisch). RAC XII (1983) 498f.
128 Bulgarien (Nr. BG6)

Megas Stratopedarches Andronikos Palaiologos gemeint sein,92 der wahrscheinlich mit dem
Mönch Athanasios Palaiologos93 identisch ist,94 der in Sozopolis als Gründer bzw. Stifter eines
Klosters Hagioi Apostoloi belegt ist.95 Ein Hinweis auf die Annahme des Mönchsgewandes
könnte in Vers 9 vorliegen. Ist das Ende von Vers 12 richtig ergänzt, dann könnte es sich um
einen Hinweis darauf handeln, dass Andronikos-Athanasios mit dem Herrscherhaus verwandt
ist; immerhin weiß man, dass Athanasios Neffe des Andronikos II. Palaiologos war.96 Wenn
auch von Gjuzelev – Koder als unwahrscheinlich deklariert,97 sei auch die Möglichkeit nicht
ausgeschlossen, dass es sich bei dem Verstorbenen um jenen Andronikos Palaiologos handelt,
der von ca. 1282 bis 1328 lebte und Heerführer war.98 Wie dem auch sei, es deutet vieles darauf
hin, dass das Epigramm in die erste Hälfte bzw. gegen Ende der ersten Hälfte des 14. Jahrhun-
derts zu datieren ist.
Den vorhandenen Versen bzw. Versteilen nach zu schließen, verfügt das Epigramm über
korrekt gesetzte Binnenschlüsse. Auch sind die prosodischen Gesetze des byzantinischen
Zwölfsilbers eingehalten. An zwei Stellen liegen allerdings schwere Verstöße gegen die Proso-
die vor: In Vers 14 ist die siebente Silbe positionslang, doch erlaubt der inschriftliche Befund
keine andere Lesung des Verses. In Vers 17 wiederum ist die drittletzte Silbe kurz, doch bietet
auch hier die Inschrift keine andere Lösung. Hingegen liegt in Vers 13 kein prosodischer Ver-
stoß vor, da -9:- (in [@2]9:<=>Ā=26.) keine Positionslänge ergibt, sondern wie muta cum liquida
behandelt wird.99 Aufgrund der guten prosodischen Qualität der Zwölfsilber wurden einige der
von Gjuzelev – Koder dargebotenen Ergänzungsmöglichkeiten nicht angenommen, da sie pro-
sodische Fehler aufweisen: Eine positionslange vorletzte Silbe in Vers 1 ergäbe die Ergänzung
von [=.>Ć]:A., zumal auch die Lesung der letzten drei Buchstaben m.E. sehr unsicher ist. Zu
verwerfen ist daher auch die Ergänzung .í[5Ā:]AF: am Ende von Vers 12. Alternativ sei
í[@Ć:]F: vorgeschlagen, da das von Gjuzelev – Koder entzifferte Tau keineswegs sicher gele-
sen werden kann. Auch das von Gjuzelev – Koder in Vers 16 präferierte 9412ă? scheint – abge-
sehen von epigraphischen Schwierigkeiten – nicht die richtige Lesung zu sein, da so die sieben-
te Silbe im Vers lang gemessen würde. In Vers 19 ist es besser >Ą5926 als ½>Ą5926 zu schreiben,
da so die dritte Silbe kurz bleibt. Gjuzelev – Koder wollten zwar noch Reste eines Eta gesehen
haben, bei der Betrachtung der Abbildung bei Dimitrov100 ist aber klar die Ligatur von Alpha
und Rho zu erkennen. Ein prosodischer Verstoß (positionslange siebente Silbe) entstünde auch,
wenn man die von Gjuzelev – Koder vorgenommene Ergänzung $(>6@A)<Ľ =><7.[Aþ84E6]?
7[(.ă) ****] im Text beließe. Andere von Gjuzelev – Koder vorgenommene Ergänzungen sind
als Vorschläge zu verstehen, wurden aber größtenteils nicht in die vorliegende Edition aufge-
nommen. Falsch gelesen wurde von Gjuzelev – Koder ein Teil von Vers 10, da der vierte erhal-
tene Buchstabe auf keinen Fall ein Beta, sondern ein Kappa ist. Die Ergänzung eines gekürzten
(2<)Ľ ist auch aufgrund des vorhandenen Platzes in der Lücke sehr plausibel.
Bereits Gjuzelev – Koder stellten fest,101 dass das Epigramm eine gewisse Nähe zu Formu-
lierungen und Passagen im Œuvre des Manuel Philes aufweist.102 Dass Manuel Philes selbst als
Dichter in Frage kommt, ist aufgrund der erwähnten prosodischen Auffälligkeiten weniger
—————–
92
Zur Person PLP # 21428.
93
Zur Person PLP # 21417.
94
Vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 103.
95
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 285.
96
Vgl. PLP # 21417; GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 103.
97
GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 103. Allerdings widmete ihm Manuel Philes, der auch für dieses Epi-
gramm nicht ohne Bedeutung ist, mehrere Gedichte: Man. Phil. carm. 11–15 (p. 21–26 MARTINI).
98
Zur Person PLP # 21435.
99
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 94, Anm. 97; siehe z.B. auch Georg. Pisid. in Heraclium ex
Africa redeuntem I 4 (PERTUSI): è>Ń 1ÿ =<88<ć? î9:<8<0<Ľ:A.?, 1Ā@=<A..
100
DIMITROV, Sosopol 78 (Farbabb.).
101
GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 103f.
102
Dadurch wird auch die Ergänzung í[@Ć:]F: am Ende von Vers 12 bekräftigt, da í@Ć:F: am Ende von Versen
des Manuel Philes sehr oft belegt ist, z.B. Man. Phil. carm. I 84 (CLXXIV 40 MILLER); 105 (CCXIII 31 MILLER);
232 (LVII 1 MILLER); etc.
Bulgarien (Nr. BG6) 129

wahrscheinlich; es ist aber davon auszugehen, dass zumindest ein Nachahmer oder Schüler des
Philes am Werk war. Eine Verbindung des Philes zu dem Prodromos-Kloster, in dem die Teile
der Marmorplatte mit dem vorliegenden Epigramm gefunden wurden, ist auf jeden Fall gege-
ben: Der bekannte Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes,103 für den Philes mehrere Auftrags-
werke verfasste,104 restaurierte im Jahr 1263 nach der Rückeroberung von Sozopolis das ge-
nannte Kloster.105 Daneben spielt auch das Löwenmotiv – auf dem Sarkophagdeckel dürften ja
drei Löwen dargestellt gewesen sein – in den Epigrammen des Philes eine wichtige Rolle.106
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 14 ist vom zweiten Wort nach dem Pi
und dem darüber in Minuskelschrift eingeritzten Alpha nichts zu entziffern, was eine Lesung
=.>./Ă@.:A.? (oder =.>.79Ă@.:A.?) rechtfertigen würde. Alternativ ist daher an
=.[><>]7Ă@.:A.? zu denken: vgl. Pallad. vit. Ioan. Chrys. XI 23 (I, p. 216 MALINGREY [SC
341]): … 2ß? Aý í.00Ā86. =.><>7Ă@.?. Verbirgt sich am Ende von Vers 16 tatsächlich das
Verbum ­77Ĉ26, dann ist festzuhalten, dass dieses sonst nur an zwei weiteren Stellen belegt ist.107

—————–
103
Zur Person PLP # 27504 und S. 666.
104
So auch das bekannte, von der Frau des Tarchaneiotes in Auftrag gegebene Grabepigramm (ĺ Nr. TR76) am
äußeren Gesims des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel, das ursprünglich eine ähnliche
Länge, nämlich 23 Verse, aufwies.
105
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 285, 455.
106
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 138f.; GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 104.
107
Vgl. LBG s.v.
FORMER YUGOSLAV REPUBLIC OF MACEDONIA

OHRID

Ziegelinschrift, a. 1313/14: Kirche Sveta Sofija, Exonarthex


Nr. FY1) Die in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts errichtete Kirche1 wurde am Ende des
13. Jahrhunderts umgebaut. Im zweiten Jahrzehnt des 14. Jahrhunderts wurde der zweigescho-
ßige Exonarthex errichtet;2 dies geht aus einer Ziegelinschrift hervor,3 die oberhalb der vier
Drillingsarkaden der Westwand des Obergeschoßes des Exonarthex angebracht ist. Die In-
schrift, die am Beginn mit einem Kreuz versehen ist, kann an und für sich gut entziffert werden.
Doch bereits in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Inschrift das erste Mal aufge-
zeichnet wurde, war ungefähr im ersten Drittel eine Beschädigung vorhanden, aufgrund derer
einige Buchstaben verloren sind. Dass sich hinter der Inschrift ein aus drei Versen bestehendes
Epigramm verbirgt, wurde erst sehr spät – von I. Ševčenko und J. Featherstone – erkannt.4 An
den Enden der Verse 1 und 2 wurden zwei übereinander liegende Punkte als Markierung ange-
bracht; am Ende von Vers 3 sind vier Punkte zu erkennen.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der nach Vers 3 erfolgten Nennung des Weltjahres
(6822 = 1313/14).
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Μωσῆς ὁ Γρηγόριο[ς Ἰσρα]ὴλ νέῳ


σκηνὴν ἐγείρας τὸν θεόγραφον νόμον
ἔθνη τὰ Μυσῶν ἐκδιδάσκει πανσόφως·
ἔτει ,ςωκβ´.
——–
1–2 cf. vv. 1–2 epigramm. in cod. Marc. Gr. 524, fol. 19v, ed. LAMPROS, Ὁ Μαρκιανὸς Κῶδιξ 524 20sq.
(no. 51) (de monast. Deiparae Euerget. Cpl. [cf. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 232sq., n.
815]): Σκηνὴν ἐγείρας ὡς νέος Μωσῆς νέαν | τοῦτον τὸν οἶκον σῆς μονῆς, εὐεργέτα.
——–
1 Μωσῆς ὁ: Μωσῆ [τῷ] Alexoudes, Μο.κης ὁ Heuzey – Daumet, Μωϋσῆς οθ Šopov – Strĕzov, Gelzer,
Der Patriarchat, τιωσησο Gelzer, Inschriften, Μώσης ὁ Ivanov. Γρηγόριο[ς Ἰσρα]ὴλ suppleverunt Ševčen-
ko – Featherstone: Γρηγορίῳ Alexoudes, Γρηγόριος [ταύτη]ν Θ(ε)ῷ Heuzey – Daumet, ια νεὼ Gelzer, In-
schriften in fine versus, [εν σιν]α Millet, ΓΑΝΕΩ Grozdanov in fine versus, γανεω Schellewald, Fingaro-
va. 2 σκηνὴν ἐγείρας: Ὃ]ς [ἀ]νεγείρας Alexoudes. θεόγραφον Popov – Strŭzov: θεογράφον alii. Τῶν
θεογράφων νόμων mavult Millet. 3 πανσόφος Popov – Strŭzov. 4 ἔτους Ivanov. ,ςωκβ´: Ϛωκ Heuzey –
Daumet, ζωκβ Schellewald, Fingarova.

Als Moses errichtet Gregorios ein Zelt für das neue Israel
und lehrt die Völker der Myser
ganz weise das von Gott geschriebene Gesetz.
Im Jahr 6822 (= 1313/14).

—————–
1
Vgl. FINGAROVA, Ohrid 216f. Die bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 104 erwähnte Datierung in
das 9. Jh. ist daher zurückzuweisen.
2
FINGAROVA, Ohrid 237f.; ĆURČIĆ, Architecture in the Balkans 574.
3
GELZER, Inschriften 432 irrt bei der Annahme, dass die Buchstaben „in erhabener Arbeit auf der Kirchwand
ausgemeißelt und rot gefärbt“ sind.
4
ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 8, Anm. 18.
132 Former Yugoslav Republic of Macedonia (Nr. FY1)

Text: A.D. ALEXOUDES, Περί τινων νομισμάτων καὶ ἐπιγραφῶν Μακεδονίας καὶ Θρᾴκης. ΕΦΣ 4 (1871) 125 (Nr.
θ´) u. Taf. I (Nr. 7).– HEUZEY – DAUMET, Mission 340 (Nr. 140 [mit Schriftskizze]).– A. ŠOPOV – G. STRĔZOV, Ko-
deks na Ochridskata patriarchšija. Sbornik za narodni umotvorenija, nauka i knižnina izdava Ministerstvoto na
Narodnoto Prosbŭščenie 10 (1894) 570, 571 (bulg. Übers.).– H. GELZER, Der Patriarchat von Achrida. Geschichte
und Urkunden. Abhandl. d. Sächs. Akad. d. Wissensch., phil.-hist. Cl. 20/5 (1902) (Reprint Aalen 1980) 14.– GELZER,
Inschriften 432.– MILLET, L’école grecque 10, Anm. 3.– IVANOV, Bălgarski starini 34f. (mit bulg. Übers. u. Schrift-
skizze).– Cv. GROZDANOV, Prilozi proučavanju Cv. Sofije ochridske u XIV veku. ZLU 5 (1969), Taf. nach p. 50
(Schriftskizze u. Abb.).– ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 8, Anm. 18 (mit engl. Übers.).– B.M. SCHELLEWALD,
Die Sophienkirche in Ohrid. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät der
Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Bonn 1986, 168 (mit deutsch. Übers.).– S. KISSAS, Δύο
ελληνικές επιγραφές του 14ου αιώνα από την Αχρίδα, in: Λαμπηδών. Αφιέρωμα στη μνήμη της Ντούλας Μουρίκη.
Athen 2003, Ι 452 (Text nach Ševčenko – Featherstone).– FINGAROVA, Ohrid 243 (mit deutsch. Übers.).– DRPIĆ,
Kosmos of Verse 65 (mit engl. Übers.), 435 (Abb. 19).

Lit.: ANTONIN, Iz Rumelij, Taf. V.– V. MARKOVIĆ, Pravoslavno monaštvi i manastiri u srednjevekovnoj Srbiji.
Sremski Karlovci 1920, 17f.– B. ČIPAN, St. Sophia. The Cathedral Church of the Ohrid Archbishopric. A Chronology
of the Architecture. Skopje 1996, Farbabb. u. Schriftskizze nach p. 63.– S. KORUNOVSKI – E. DIMITROVA, Macédoine
byzantine. Histoire de l’art macédonien du IXe au XIVe siècle. Paris 2006, 108 (Farbabb. 80–81).– RHOBY, Epigram-
me auf Fresken und Mosaiken 232f. u. Anm. 815.

Abb.: III

Die Verse stellen ein kunstvoll gestaltetes Stifterepigramm dar. Mit dem „Zelt“ (σκηνή) ist
der Exonarthex gemeint,5 den Gregorios errichten ließ; dies wird auch deutlich durch die im
Testimonienapparat zitierte Parallele. Die Myser in Vers 3 bezeichnen die Bulgaren,6 für deren
Gebiet hier auch der Terminus „neues Israel“ (Vers 1) verwendet wird. Bei Gregorios handelt es
sich um den gleichnamigen, auch schriftstellerisch tätigen Erzbischof von Ohrid († vor 1347),
der, kurz nachdem er den Exonarthex der Kirche Sveta Sofija hatte errichten lassen, seine Met-
ropole verließ.7 Gregorios ist u.a. Adressat eines Gedichtes des Theodoros Metochites,8 und
wahrscheinlich jener Gregorios, ποιμὴν Βουλγάρων, der im Epigramm auf dem heute im Nacio-
nalen Istoričeski Muzej zu Sofia aufbewahrten Epitaphios genannt wird.9 Aufgrund des promi-
nenten Anbringungsortes der Inschrift, die gut sichtbar auf der zentralen Fassade der wichtig-
sten Kirche der Stadt steht, müssen die Verse wie eine öffentliche Proklamation gewirkt ha-
ben.10
Das Epigramm besteht aus drei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Am Beginn von Vers 1 ist gedanklich ὡς
(„wie“) zu ergänzen, das aber offensichtlich aus metrischen Gründen ausgelassen wurde. Die
auf Ševčenko – Featherstone zurückgehende Ergänzung in Vers 1 ist zweifelsfrei richtig.11 Der
vor ΝΕΩ am Ende des Verses zu entziffernde Buchstabe erinnert tatsächlich an ein Lambda und
nicht an ein Alpha, da die Seitenstriche weiter auseinanderstehen als etwa bei den Alpha von
ἐκδιδάσκει und πανσόφως in Vers 3. Vor dem Lambda ist ein senkrechter Strich zu erkennen,
eventuell auch noch eine Querhaste, wodurch die Identifizierung des Buchstabens als Eta zwei-
felsfrei ist. Die Konjektur [Ἰσρα]ὴλ ist auch inhaltlich plausibel, wie Ševčenko – Featherstone
zeigen konnten.12 Letztere hielten auch fest, dass man in Vers 2 parallel zu σκηνὴ μαρτυρίου im

—————–
5
Vgl. ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 8, Anm. 18.
6
Vgl. MORAVCSIK, Byzantinoturcica II 207f.; Th. PAPADOPOULOU, Οι όροι „Μυσία“ και „Μύσος“ στις βυζαντινές
πηγές της μέσης και ύστερης περιόδου, in: STAVRAKOS, Hypermachos 257–281.
7
Zur Person PLP # 91716.
8
Ed. ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 14–26.
9
Ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Te3.
10
Vgl. DRPIĆ, Kosmos of Verse 66.
11
Vgl. auch RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 232, Anm. 815.
12
ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 8, Anm. 18.
Former Yugoslav Republic of Macedonia (Nr. FY1–FY2) 133

Alten Testament13 eigentlich eher die Genitive τῶν θεογράφων νόμων als die Akkusative τὸν
θεογράφον νόμον erwarten würde.14 Da jedoch (ἐκ)διδάσκω auch mit doppeltem Akkusativ
verwendet wird,15 ist in den Text – auch aufgrund der Tatsache, dass keine sonstigen orthogra-
phischen Besonderheiten vorliegen – nicht einzugreifen, auch wenn durch diese Konstruktion
ein Enjambement gegeben ist.
Es ist durchaus denkbar, dass Gregorios die Verse selbst verfasst hat; immerhin sind drei
weitere Epigramme – zwei in Hexametern, eines in Zwölfsilbern – bekannt, die aus seiner Feder
stammen.16 Von ihm stammt vielleicht auch das Epigramm auf dem erwähnten Epitaphios.17

SKOPJE

*Inschrift (verloren), 12. Jh. ?: Festungsturm


Nr. FY2) Miljukov berichtet in seiner Studie über die christlichen Altertümer in Makedonien
von einer auf einem Turm der Festung von Skopje angebrachten Inschrift, die heute nicht mehr
existiert.18 Der seiner Arbeit beigegebenen Schriftskizze19 ist zu entnehmen, dass es sich um
eine (teilweise) akzentuierte Majuskel-Inschrift handelt, deren Beginn durch ein Kreuz markiert
ist. Trotz der Tatsache, dass schon damals nur mehr der Beginn der Inschrift vorhanden war,
erkennt man, dass es sich um ein Epigramm handelt, das ursprünglich zumindest aus drei, wahr-
scheinlich jedoch aus mehr Versen bestand. Von einem weiteren, von Miljukov angeführten
Inschriftenfragment, von dem die Buchstaben Ω…ΡΒΑ…ΚΛΗC… zu entziffern sind,20 weiß
man nicht, ob es zum Epigramm gehört oder nicht.
Der Epigramminhalt bietet keine Datierungshinweise. Aus paläographischer Hinsicht ist eine
Datierung in das späte 11. oder 12. Jahrhundert wahrscheinlich.21 Dies deckt sich auch mit his-
torischen Fakten: Unter den Komnenen wurden nämlich die Mauern der Festung erneuert.22
Das Epigrammfragment lässt sich folgendermaßen wiedergeben:

Νέαν πόλιν, ἄνθρωπε, θαυμάζεις βλέπων


καὶ τερπνὸν ὡράϊσμα κ[α]ινοῦ ῥο[……]·
ζητεῖς δὲ τίς ἤγε[ιρε ……………

——
2 cf. v. 6 epigramm. in lapide in Museo Archaeologico in urbe Instanbul (→ no. TR61): ἤγειρε τερ[π]νὸν
ὡράϊσμα τῇ πόλει.
——
2 ὢβαισμα (sic вм ὤραισμα?) Miljukov. κ[α]ινοῦ supplevi: κ(οι)νοῦ (?) Miljukov. Ρο(μαίων?) Miljukov. 3
ἤγε(ιρε?) Miljukov.

Eine neue Stadt, Mensch, siehst du voll Bewunderung,


und den lieblichen Schmuck des neuen .........
Du fragst aber, wer (sie) errichten ließ ……………

—————–
13
Z.B. Exod. 33,7: Καὶ λαβὼν Μωυσῆς τὴν σκηνὴν αὐτοῦ ἔπηξεν ἔξω τῆς παρεμβολῆς μακρὰν ἀπὸ τῆς παρεμβολῆς,
καὶ ἐκλήθη σκηνὴ μαρτυρίου. S.a. 27,21; 40,34 etc.
14
ŠEVČENKO – FEATHERSTONE, Poems 8, Anm. 18.
15
Vgl. LSJ s.v. διδάσκω Ι 1.
16
Vgl. KOMINES, Ἐπίγραμμα 181f.; s.a. BECK, Kirche 707 (falso Georgios); VASSIS, Initia 920 (Index s.v. Gregori-
us ep. Bulgariae).
17
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 374.
18
Freundlicher Hinweis von Sofija Grandakovska (Skopje).
19
MILJUKOV, Christianskija drevnosti 127 (Abb. 52).
20
MILJUKOV, Christianskija drevnosti 127f.
21
Für eine Datierung in diese Zeit tritt auch DEROKO, Srednjovekovni grad Skoplje 15 ein.
22
Vgl. A. K[AZHDAN], Skopje. ODB 3, 1912.
134 Former Yugoslav Republic of Macedonia (Nr. FY2)

Text: MILJUKOV, Christianskija drevnosti 128, 127 (Abb. 52 [Schriftskizze]).– RHOBY, Interactive Inscriptions
322 (mit engl. Übers.).

Lit.: DEROKO, Srednjovekovni grad Skoplje 15.

Im Epigramm wird der Betrachter direkt angesprochen. Er wird nicht, wie etwa im Epi-
gramm (→ Nr. AL2) auf dem Turm in Durrës aufgefordert, das Geschaffene zu bewundern
(θαύμαζε τούτου τὴν ἀριστοβουλίαν), sondern durch die finite Form θαυμάζεις wird die Tatsa-
che der Bewunderung als feststehendes Faktum angenommen.23 In Vers 3 wird der Betrachter
ganz nach dem Muster sonstiger Stifterepigramme24 mit der rhetorischen Frage nach dem Urhe-
ber der Erneuerung konfrontiert. Im verlorenen Teil ist die Antwort auf diese Frage, d.h. der
Name des Stifters, zu erwarten. Mit πόλις in Vers 1 muss nicht unbedingt die „Stadt“ gemeint
sein, der Terminus kann hier auch als Synonym für „Festung“ / „Zitadelle“ dienen.25
Aus den vorhandenen Teilen des Epigramms ist zu erkennen, dass dieses aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen besteht, wobei auffällt, dass in den ersten
drei Versen ausschließlich B7 vorkommt. In der zweiten Hälfte von Vers 2 ist eher κ[α]ινοῦ statt
κ[ο]ινοῦ zu ergänzen, weil inhaltlich die Bedeutung „neu“ besser passt als „gemeinsam“. Es ist
aber auch möglich, dass κ[α]ινὸν zu lesen und am Ende – wie bereits von Miljukov vorgeschla-
gen – Ῥω[μαίων] zu ergänzen ist. Vers 2 wäre demnach zu übersetzen: und den lieblichen neuen
Schmuck der Rhomäer.

VELJUSA → SOFIA (Nr. BG4)

—————–
23
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 322.
24
Vgl. z.B. die ersten beiden Verse des Epigramms auf dem Turm in Durrës (→ Nr. AL2): Μαθών, θεατά, τίς ὁ
πήξας ἐκ βάθρων | τὸν πύργον, ὅνπερ καθορᾷς, κτίσμα ξένον, | …
25
Vgl. LSJ s.v. I 1.
GRIECHENLAND

AGNANTE

*Steinplatte (verloren), 13./14. Jh.: Kirche ho Taxiarches, bei Agnante


Nr. GR1) Zwischen Agnante und Gulemi (in der Landschaft Lokris) befindet sich die Ruine
einer kleinen Kirche, die bei einem Erdbeben im Jahr 1894 zerstört wurde.1 Bei der Aufnahme
der Kirche entdeckte Orlandos im Fußboden das Fragment einer Marmorsteinplatte, in die eine
über drei Zeilen laufende, akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt war; das Fragment ist heute
verschollen.2 Obwohl nur wenige Wörter der Inschrift erhalten waren, vermutete Orlandos, dass
es sich um den Rest einer metrischen Inschrift handelt.3 Diese Behauptung kann allerdings nicht
mit Sicherheit verifiziert werden: Weder ganze Verse noch Markierungen von Versenden sind
vorhanden, die über den metrischen Charakter der Inschrift Auskunft geben könnten. Einzig der
für Prosainschriften nicht übliche Ausdruck :.36>.ĵ<6 deutet auf eine gewisse poetische Sprache
hin. Handelte es sich ursprünglich tatsächlich um ein Epigramm, so dürfte dieses zumindest drei
Verse umfasst haben.
Aus stilistischen Gründen hinsichtlich der übrigen aufgefundenen Architekturteile dürften
Kirche und Inschrift gegen Ende des 13. bzw. Anfang des 14. Jahrhunderts zu datieren sein.
Das Epigramm könnte ursprünglich folgende Gestalt gehabt haben:

[…… 6D.]ā8 >D69þ:[1>ĄA4? ……


……] 7.ă =Ć:<6? ¢=.: [……………
……] 2í8./Ń: :.36>.ĄF: [………
weitere Verse?
——
1 6D].]8 Orlandos. >D69þ:[1>ĄA4?] supplevi: >D69.:1>ĄA.. Orlandos. 3 :.36>.ĄF: scripsi: &
inscr.

…… der Archimandrit Michael ……


…… und mit Mühen alles ……………
…… der frommen Naziräer ………

Text: ORLANDOS, !.;6þ>D4? AĮ? <7>Ą1<? 358 u. Abb. 4.

Lit.: KODER – HILD, Hellas und Thessalia 268.

Abb.: 5

Der Terminus :.36>.ĵ<6, eine durchaus übliche Bezeichnung für Mönche, in Vers 3 könnte
darauf hindeuten, dass an die Kirche ein Kloster angeschlossen war. Auch die Nähe einer Quel-
le könnte auf einen Klosterbau hindeuten.4 Michael, der aus anderen Quellen nicht bekannt ist,5
dürfte die Stiftung in Auftrag gegeben haben. Dabei handelte es sich höchstwahrscheinlich nicht
um den Abt, da der Name >D69.:1>ĄA4? für Äbte nur bis ins 10. Jahrhundert belegt ist. Der
—————–
1
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 268f.
2
Freundliche Auskunft von Giorgios Pallis in einem E-mail vom 13.10.2012.
3
ORLANDOS, !.;6þ>D4? AĮ? <7>Ą1<? 358.
4
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 268.
5
Vgl. PLP # 19013.
136 Griechenland (Nr. GR1–GR2)

Terminus bezeichnet hier wahrscheinlich den Vorsteher mehrerer Klöster,6 zu denen vielleicht
auch das nicht allzu weit entfernte Kloster Metamorphosis Soteros in Hagia gehörte.7
Da die oben dargebotene Anordnung der Verse nur einen Versuch der Gliederung der erhal-
tenen Inschriftenteile darstellt, kann über die Prosodie der Zwölfsilber ebenso wenig gesagt
werden wie über die Binnenschlüsse.

AKROKORINTHOS ĺ KORINTHOS

ALEXANDRUPOLIS

(Fragment einer) Steinplatte (95 × 99 cm), 12. Jh.: Museio Ekklesiastikes Technes (Byz.
Epigr. 17)
Nr. GR2) Die heute in beinahe quadratischer Form erhaltene Marmorplatte ist am oberen
Ende stark beschädigt. Dadurch ist auch die in den Stein eingeritzte, akzentuierte und nun über
sieben Zeilen laufende Majuskel-Inschrift nicht vollständig überliefert. Auf der (vom Betrachter
aus gesehen) linken Seite ist eine Zierleiste angebracht, die sich vom Rest der Platte durch eine
Vertiefung abhebt; sie hat ihren Ursprung wahrscheinlich in der Zeit, als die Platte – vielleicht
als Teil eines Gesimses – wiederverwendet wurde.8 Die Platte stammt aus der Kirche Hagia
Sophia, einer Kreuzkuppelkirche im jetzigen Dorf Pher(r)ai (byz. Bera) im unteren Tal des
Flusses Maritza (Ebros), nordöstlich von Alexandrupolis; wahrscheinlich ist diese Kirche iden-
tisch mit dem Katholikon des Klosters Theometor Kosmosoteira,9 das dem Klostertypikon10
zufolge etwas vor 1152 von dem Sebastokrator Isaakios Komnenos, einem Sohn des Alexios I.
und dem Vater des späteren Kaisers Andronikos (I.), gegründet oder neu gegründet11 wurde. Die
in die Platte eingeritzte Inschrift ist in Verse gefasst; dabei handelt es sich allerdings nicht um
elegische Distichen – wie Asdracha – Bakirtzis irrtümlich behaupten12 –, sondern um wohlbe-
kannte Zwölfsilber. Pro Vers ist je eine Zeile vorgesehen; die Versenden sind durch eingeritzte
Punkte und wellenähnliche Zeichen markiert.13 In Vers 2 ist auch ein Punkt nach />./2BAý ein-
geritzt, der den Binnenschluss B5 markiert; ein Punkt nach B5 (d.h. nach 7.A.CBA2Ĉ@.6?) ist
auch in Vers 7 angebracht. In Vers 4 ist ein eingeritzter Punkt nach der dritten Silbe und nicht
nach dem Binnenschluss zu erkennen, doch liegt nach ö? @AþDB: bereits ein inhaltlicher Ein-
schnitt vor. Wieviele Verse vor der ersten, allerdings auch nicht vollständig erhaltenen Zeile
ursprünglich vorhanden waren, lässt sich nur erahnen. Dem Inhalt der Verse nach zu schließen,
handelt es sich um ein Grabepigramm.14 War die Marmorplatte ursprünglich als Grab- bzw.
Sarkophagdeckel vorgesehen, dann dürfte sie eine Länge von ca. knapp zwei Metern gehabt
haben. Geht man davon aus, dass auch in der verlorenen Hälfte zwischen dem oberen Platten-
rand und dem Text ein Abstand von etwas über 30 cm vorhanden war, dann dürften auch im

—————–
6
Zum Terminus vgl. A.-M. T[ALBOT], Archimandrite. ODB 1, 156.
7
Zum Kloster KODER – HILD, Hellas und Thessalia 168.
8
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 261.
9
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 200f.; A.-M. T[ALBOT] – N. P[ATTERSON] Š[EVCENKO], Bera. ODB 1, 282f.; zum Katho-
likon des Klosters SINOS, Klosterkirche, passim; N. PATTERSON ŠEVCENKO, Revisiting the Frescoes of the Church
of the Kosmosoteira at Pherrai (1152), in: STEVOVIû, Ĉ99267A. 85–91.
10
PETIT, Typikon = PAPAZOGLOU, !B=67Ć:. Während die Ausgabe von Petit auf einer Kopie eines verloren geglaub-
ten Codex des späten 16. Jh.s basiert, bezieht sich die Edition von Papazoglou direkt auf den wiedergefundenen
Codex (vgl. PAPAZOGLOU, !B=67Ć: 23–29; N.P. ŠEVýENKO, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine
Monastic Foundation Documents II 796). Vgl. auch M. KAPLAN, L’économie du monastère de la Kosmosôteira
fondé par Isaac Comnène d’après le typikon (1152). TM 16 (2010) (= Mélanges Cécile Morrisson) 455–484.
11
Vgl. N.P. ŠEVýENKO, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents II 782.
12
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 262.
13
Vgl. OUSTERHOUT – BAKIRTZIS, Monuments 81.
14
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 262; R. O[USTERHOUT], in: Glory of Byzantium 41.
Griechenland (Nr. GR2) 137

verlorenen Teil der Platte ca. sieben Verse gestanden sein; somit könnte das ursprüngliche Epi-
gramm 14 Verse umfasst haben.15
Die Form der sorgfältig und gleichmäßig gestalteten Buchstaben16 dürfte für eine Datierung
der Inschrift in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts sprechen.17 Diese zeitliche Einordnung
dürfte sich auch durch noch darzulegende inhaltliche Belange bestätigen.
Der erhaltene Teil des Epigrammtextes lautet wie folgt:

ca. 7 Verse ?
.ã@54@6: ­9=67>.Ą:F: ¿ 7.ă 7.>1[Ą.:]
88ĩ û />./2BAý AŃ: 7.8Ń: AŃ: ­:5þ12
7.ă =þ86: .íAý 8.9/þ:F: ­=ý: 5Ā8Ĭ?
ö? @AþDB:, ö? 9þ>0.><:, ö? 08B7ć 9Ā86
(5) @.ĵ? =<5Ă7.6? A<BA<:ă 54@.B>Ą@.6?
ö? 2í5.8Ā? A6 1Ā:1><: 2ß? A>BCĮ? =Ā1<:
7.A.CBA2Ĉ@.6? @ą: 8þA>6: Aą: 12@=ĆA4:.
——
2 cf. Man. Phil. carm. I 41 (XCI 42 MILLER): û :<Ľ />./2BAý 7.ă 7.8Ń: ±>0F: CJ@6?. 6–7 cf. Anal.
Hymn. Gr. IV 714,207–210 (SCHIRÒ): Ÿ? 1Ā:1><: 2í5.8ÿ? AĮ? ­07>.A2Ą.? ­CBA2Ĉ54?, é@62, ­: 9Ā@Ł AĮ?
­7784@Ą.? … 6 cf. Mich. Attal. hist. 100,7sq. (PÉREZ MARTÍN) (de urbe Anthiis [hodie Tilenzit]): =21Ą<:
A>BCĮ?.
——
1 7.>1[Ą.:] supplevit UspenskƋ. 2 ©88F: />./2BAý UspenskƋ. 5 @.ĵ?: A.ĵ? Orlandos, Bolanakes. A<ĽA<:
UspenskƋ, Orlandos, Bolanakes.


Empfindung oder auch Herz verbitternd.
Du aber, der du die hiesigen Güter gewährst
und sie wieder nimmst, wenn du willst,
mögest ihn wie Ähre, wie Perle, wie süßen Honig
(5) in deinen Speichern bewahren.
Wie einen prächtig blühenden Baum in ein Feld von Üppigkeit
mögest du als deinen Diener den Despotes einpflanzen.
Text: USPENSKƊ, Kodeks 26f. (mit russ. Übers.) u. Taf. 6 (Abklatsch).– G. PAPAMICHAEL, Ũ AĮ? ­: F:@A.:-
A6:<B=Ć826 /6/86<5Ă74? A<Ľ 2>.Ĵ<B 7Ń16; AĮ? ç7A.A2ĈD<B. µ7784@6.@A67ą? #þ><? 3 (1909) 84f. (Text nach
UspenskƋ).– ORLANDOS, :492ĵ. AĮ? Ă>.? 27, 28 (Abb. 19 [Abklatsch]).– N. PATTERSON [ŠEVýENKO], Byzantine
Frescoes at Pherrai. MA-Thesis, Columbia University 1964, 47 (mit engl. Übers.) (mir nicht zugänglich).– I.E. BO-
LANAKES, Ũ /B3.:A6:ą? :.ą? AĮ? 2<AĆ7<B <@9<@ĊA26>.? AĮ? Ă>.? (#2>Ń: – >þ74?). Alexandrupolis o.J.
[1975], 14f.– ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 261f. (Nr. 17 [mit franz. Übers.]) u. Taf.
66a.– R. O[USTERHOUT], in: Glory of Byzantium 40 (Nr. 7 [mit engl. Übers. von N. Patterson Ševþenko]), 41 (Abb.
7).

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 13 (Abb. 31 [Schriftskizze]).– ŠEVýENKO, Tomb of Isaak Komnenos 139.–
R. OUSTERHOUT, Speculum 63 (1988) 230.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 80, Anm. 39.– MANGO, Sépultures et
épitaphes 107 u. Taf. VII (Abb. 11).– ŠEVýENKO, Observations 243 (Nr. 7).– OUSTERHOUT – BAKIRTZIS, Monuments
80 (engl. Übers.) u. Farbabb.

Abb.: 6

—————–
15
Diese Berechnungen könnten auch dann stimmen, wenn die Platte nicht als Grab- oder Sarkophagdeckel diente,
sondern vertikal in der Nähe des Grabes angebracht war. MANGO, Sépultures et épitaphes 107 meint, dass die In-
schrift ursprünglich auch auf mehrere Marmorplatten verteilt gewesen sein könnte.
16
Bei den Alpha von 7.ă und .íAý in Vers 3 dürften allem Anschein nach die Querhasten vergessen worden sein,
vielleicht bedingt durch die jeweils in der Nähe eingeritzten Lambda.
17
Vgl. R. O[USTERHOUT], in: Glory of Byzantium 41. Für ORLANDOS, :492ĵ. AĮ? Ă>.? 28 weisen die Charakte-
ristika der Inschrift auf eine Datierung in das 12./13. Jh. hin.
138 Griechenland (Nr. GR2)

Bereits UspenskƋ, der erste Editor des Epigrammtextes, identifizierte die Inschrift als Über-
rest einer Grabinschrift.18 Die erhaltenen Verse bieten zwar kaum konkrete Informationen, mit
der Bitte jedoch, den Despotes wie einen Baum in ein „Feld von Üppigkeit“ einzupflanzen
(Verse 6–7), kann nur ein Hinweis auf das Paradies gemeint sein.19 Die Aufnahme in das Para-
dies umschreiben auch die Verse 4 und 5. Über den Verstorbenen erfährt man im erhaltenen
Teil des Epigramms nicht mehr als dass er Despotes (Vers 7) war. Es wird als sehr wahrschein-
lich erachtet, dass es sich dabei um den oben angeführten Gründer des Klosters Isaakios Kom-
nenos handelt.20 Im Klostertypikon ist zu lesen, dass dieser tatsächlich in der Klosterkirche be-
stattet wurde – ursprünglich war die Chora-Kirche in Konstantinopel dafür vorgesehen gewe-
sen21 –, nämlich bei dem linken (nicht erhaltenen) Narthexteil des Katholikons, wo von ihm ein
gesonderter Bauteil für diesen Zweck errichtet worden war.22 Allerdings ist für Isaakios Kom-
nenos23 der Titel Despotes nicht überliefert; er wurde nach dem Herrschaftsantritt seines Bru-
ders Ioannes II. Komnenos im Jahr 1118 von diesem zum Sebastokrator ernannt.24 Der weltliche
Titel Despotes war ursprünglich nur für den Kaiser bestimmt, in der zweiten Hälfte des 12.
Jahrhunderts dürfte der Titel auch auf den Mitkaiser übertragen worden sein. Es gibt jedoch
auch schon davor Fälle, in denen ein Sebastokrator auch Despotes war.25 Dies könnte auch hier
der Fall sein: Der Titel Sebastokrator wurde vielleicht im verlorenen Teil des Epigramms ge-
nannt, in dem vielleicht auch über den sonstigen Werdegang des Verstorbenen kurz berichtet
wurde – wohl aber nicht darüber, dass er von Kaiser Manuel I. wegen Umsturzgefahr nach 1150
zum Rückzug gezwungen worden war.26 Somit ist es möglich, dass der im Epigramm genannte
verstorbene Despotes tatsächlich der Stifter Isaakios Komnenos ist,27 der wahrscheinlich kaum
später als 1152, d.h. kurz nach der (Neu)gründung des Klosters, gestorben sein dürfte.28 In Vers
2 nennt der Autor des Epigramms Gott den „Urheber der hiesigen (d.h. irdischen) Güter“; damit
könnten auch konkret die Güter des Klosters gemeint sein.
Von dem ursprünglich vielleicht aus 14 Versen (s. oben) bestehenden Epigramm sind sieben
mehr oder weniger vollständig erhalten. Die Binnenschlüsse der erhaltenen Zwölfsilber sind
korrekt gesetzt; etwas selten begegnet normalerweise die paroxytone Betonung vor B7 wie in
Vers 1. Was die Prosodie anlangt, ist nur ein schwerer prosodischer Verstoß zu erkennen: In
Vers 1 ist nämlich das Omega von ­9=67>.Ą:F: gekürzt. Obwohl in den erhaltenen Versen keine
orthographischen Abweichungen vorhanden sind, ist vielleicht daran zu denken, zu ­9=67>.ĵ:<:
zu ändern, wenn sich das Partizip auf ein Neutrum im nicht erhaltenen Teil des Epigramms be-
zieht. In Vers 1 sollte wohl ausgedrückt werden, wie die Trauer um den Verstorbenen Empfin-
—————–
18
USPENSKƊ, Kodeks 26f.
19
Vgl. MANGO, Sépultures et épitaphes 107. Zu A>BCĂ in Verbindung mit dem Paradies vgl. L s.v. A>BCĂ 4 b. Zum
Vergleich heranzuziehen sind etwa auch die abschließenden Verse auf dem heute verlorenen Reliquiar (14. Jh. ?)
in Nevers, in denen der Stifter um Aufnahme in das Paradies bittet, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Ob-
jekten der Kleinkunst, Nr. Me18 (vv. 10–12): 88ý 02:<Ą94: ¥/>.ý9 7Ć8=F: 9Ā@<: | ±:5. A>BCā 7(.ă) CŃA. 7(.ă)
(2<)Ľ 5>Ć:<? | 7(.ă) C.61>ĆA4? ¡>>4A<? ­: 92A<B@ĄĤ.
20
USPENSKƊ, Kodeks 27; ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 262; R. O[USTERHOUT], in:
Glory of Byzantium 41.
21
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 252; ŠEVCENKO, Tomb of Isaak Komnenos 135f. u. Anm. 2.
22
Vgl. SINOS, Klosterkirche 11; ŠEVCENKO, Tomb of Isaak Komnenos 138.
23
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 238–254 (Nr. 36); A. K[AZHDAN], Komnenos, Isaac the Porphyrogennetos.
ODB 2, 1146; N.P. ŠEVýENKO, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Docu-
ments II 782.
24
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 238f.
25
Vgl. A. K[AZHDAN], Despotes. ODB 1, 614; IDEM, Sebastokratori i despoti v Vizantii XII v. ZRVI 14/15 (1973)
41–44.
26
Abwegig erscheint mir die Interpretation bei ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 263,
nämlich dass 12@=ĆA4? kein Titel, sondern einfach eine höfliche Anrede vergleichbar mit .í5Ā:A4? oder 7Ĉ>6<?
sei.
27
Laut OUSTERHOUT – BAKIRTZIS, Monuments 81 wird in einer Passage im Klostertypikon der Titel 12@=ĆA4? indi-
rekt auf Isaakios bezogen, nämlich PETIT, Typikon 69,14–70,20 = PAPAZOGLOU, !B=67Ć: 141,1929–143,1975. Ich
kann diesen Zusammenhang nicht feststellen.
28
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 252.
Griechenland (Nr. GR2–GR3) 139

dung und Herz verbittert.29 Das Verbum ­9=67>.Ą:F ist im Übrigen in aktiver Form sonst nur an
zwei weiteren Stellen belegt, einmal im Œuvre des ungefähr zeitgleichen Konstantinos Manas-
ses.30 Der Autor der Verse könnte der Verstorbene – sollte es sich tatsächlich um Isaakios Kom-
nenos handeln – selbst sein. Dieser ist nämlich als Verfasser mehrerer kleinerer Stücke bekannt
– darunter auch Dichtungen im Hexameter, Zwölfsilber31 und politischen Vers –, wie im Klos-
tertypikon angeführt ist.32 Seine literarische Tätigkeit würdigt auch Theodoros Prodromos, der
drei Gedichte und ein Enkomion an Isaakios richtete.33 Isaakios Komnenos ist vielleicht auch
gleichzusetzen mit jenem Autor gleichen Namens, der Kommentare zu Homer verfasste.34

AREIA ĺ NAUPLION

ARGOS

(Fragment eines) Templonarchitrav(s) (125 × 12 cm), vor dem 12. Jh. ?: Archaiologiko
Museio
Nr. GR3) Das jetzt im Museum aufbewahrte Fragment eines marmornen Templonarchitravs,
das in zwei Teile zerbrochen ist, wurde im Areal der Akropolis / Burg (Larissa) von Argos ge-
funden.35 In die Vorderseite ist oberhalb eines Ornamentmusters eine nicht akzentuierte Majus-
kel-Inschrift eingeritzt, die heute nur mehr schwer entziffert werden kann. Aus dem heute noch
sichtbaren und von Vollgraff aufgezeichneten Text lässt sich allerdings schließen, dass es sich
um ein Epigramm handelt, das aus drei Versen bestanden haben könnte. Es ist anzunehmen,
dass das Epigramm mit der Anrufung Ā@=<6:. … begann und dass darauf zwei weitere Verse
folgten.
Zur Datierung liegen keine Angaben vor. Stimmt die Vermutung von Vollgraff, dass der Ar-
chitrav aus jener Kapelle auf dem Burghügel stammt, die laut einer Inschrift unter Kaiser Ma-
nuel I. Komnenos im Jahr 1173/74 (wieder) errichtet bzw. renoviert wurde,36 dann könnte dieses
Datum als terminus ante quem für die Entstehung des Epigramms gelten. Es wäre freilich auch
möglich, dass die Verse anlässlich der Renovierung verfasst wurden, doch weist die Paläogra-
phie der Inschrift in eine frühere Periode.
Das Epigrammfragment ist wie folgt wiederzugeben:

Ā@=<6:., (ĂA)4> A<Ľ (2<)Ľ 7.ă 2@=ĆA<(B)


[………] Dþ>6: 1[Ń9]<: [½08].G@9Ā:<:
½5[……………………………].
––––

—————–
29
Die Bitterkeit ist in Grabepigrammen häufig anzutreffen: z.B. Nr. GR6, Vers 7: 7Ÿ: =67><1.7>ĈCB>[A]Ć? ­@A6:
.ßAĄ.; Nr. TR18, Vers 13: ļĈ@6: Aĩ ­=2Ą0F: 1.7[>Ĉ<6? =67><AþA<6?]; Epigr. Anth. Pal. IV 100,1–2: !ą 08B7Ĉ=67><:
­7C<>Ń: /Ą<B 9Ā86 | AĮ? A<Ľ 5.:þA<B =67>Ą.? <í7 .ß@5þ:Ĭ.
30
Vgl. LBG s.v.
31
Von ihm selbst oder ihm in den Mund gelegt ist ein Gedicht in Zwölfsilbern an die Theotokos, ed. E. KURTZ, Ein
Gedicht des Sebastokrators Isaakios Komnenos. BNJ 5 (1926/27) 44–46.
32
PETIT, Typikon 69,7f. = PAPAZOGLOU, !B=67Ć: 141,1922f.: … =Ć:Ł 9.7>ń @A6D61Ą<6? ¾>F67<ĵ? A2 7.ă ß.9/67<ĵ?
7.ă =<86A67<ĵ? 7.ă ­=6@A<8.ĵ? 16.CĆ><6? A2 7.ă ­7C>þ@2@6 @B:AĀA.D. …
33
Vgl. Theod. Prod. carm. hist. p. 390 (HÖRANDNER).
34
Vgl. A. K[AZHDAN], Komnenos, Isaac. ODB 2, 1144–1146; HUNGER, Literatur II 58; s.a. SINOS, Klosterkirche
11–13.
35
Für die Bereitstellung verschiedener Abbildungen des Templonarchitravfragments danke ich Yannis Varalis.
36
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 309f. (Nr. 52); bei VOLLGRAFF, Inscriptions d’Argos
402 falsche Datierung in das Jahr 1175. Das Verbum :.7AĄ3F am Beginn der Inschrift (¥:27AĄ@54 [.:27A6@A6
inscr.] è =þ:@2=A<? :.Ć? …) dürfte auf eine Wiederaufrichtung bzw. Renovierung hindeuten; an einer Stelle (vgl.
L s.v. 3) bedeutet das Wort aber einfach nur „bauen“.
140 Griechenland (Nr. GR3–GR4)

1 cf. v. 1 epigramm. in icona (marmorea) (s. XIII) in ecclesia Panagiae in urbe Makrinit(i)sa, ed. RHOBY,
Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik29: Ā@=<6:., (ĮA)4> A<Ľ 2<Ľ Ć0<B
9Ć:<B. 2 cf. v.1 epigramm. in epistylio templi in urbe AltÕntaú (ĺ no. TR12): ±>0<: ½08.G@9Ā:<:.
––––
1 A<(Ľ) Vollgraff. 12@=ĆA<(6) Vollgraff. 2 initium versus legi non potest: š26(@<Ľ) 2íDý: Vollgraff
(V8 ? inscr. secundum Vollgraff). Dþ>6: dubitanter legi. 1[Ń9]<: metri causa scripsi: 1[Ć9]<:.
½08.6@9Ā:<: legit Vollgraff. 3 .. Vollgraff.

Herrin, Mutter Gottes, des Herrn,


……… als Dank ein glänzendes Haus
………………………………
Text: VOLLGRAFF, Inscriptions d’Argos 402 (Nr. 12).– PALLIS, Inscriptions 789 (Nr. 34).– M. ALTRIPP – G. TSIKIS
– Y.D. VARALIS, Medieval Argolid: The Middle Byzantine Scupture (in Vorbereitung).

Abb.: IV

Da in Vers 1 die Theotokos direkt angesprochen ist, kann man auch davon ausgehen, dass
die Kirche, in der sich der Architrav befand, ihr geweiht war. Es handelte sich ursprünglich um
ein Stifterepigramm, in dem die Theotokos gebeten wird, dem Stifter des „glänzenden Hauses“
(Vers 2), womit nur die Kirche gemeint sein kann, als Gegenleistung für die Stiftung beizu-
stehen, durch ihre Fürsprache die Vergebung der Sünden zu erwirken usw.37
Aus dem erhaltenen Text ist zu schließen, dass das Epigramm aus prosodischen Zwölfsilbern
mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen bestand. Um in Vers 2 die prosodischen Gesetze einzu-
halten, ist 1Ń9<: anstatt 1Ć9<: zu schreiben. Der Beginn von Vers 2 kann kaum mehr entziffert
werden: Fest steht, dass Vollgraffs Lesung š26(@<Ľ) 2íDý: nicht verifiziert werden kann. Vor
dem ebenfalls zweifelhaften Dþ>6: sind wahrscheinlich vier bis fünf Buchstaben eingeritzt, die
jedoch nicht mehr identifiziert werden können.

ARTA

Türsturz, a. 1294–96: Katholikon des Paregoretissa-Klosters


Nr. GR4) An der westlichen Innenseite des Naos, oberhalb des Haupteingangs, befindet sich
ein gebogener, aus Marmor gefertigter Türsturz, der mit zahlreichen Ornamenten versehen ist.
Darunter ist die traditionelle Darstellung der Koimesis Theotoku angebracht. Heute ist der Tür-
sturz nicht mehr zur Gänze erhalten. Von den elf Einzelteilen sind nur noch sieben vorhanden.38
Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass im Mittelstreifen des Türsturzes, zwischen den
verschiedenen Ornamenten, auch Buchstaben aus dem in Champ-levé-Technik ausgeführten
Marmorrelief herausgearbeitet sind, was sonst eher selten anzutreffen ist.39 Sie bilden eine über
zwei Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift, die ursprünglich den gesamten
Türsturz durchlaufen hat. Zwischen den Ornamenten des Mittelstreifens – es handelt sich um
Kreise, in die vor allem Tierdarstellungen eingeschrieben sind40 – befinden sich jeweils ein bis
fünf Buchstaben, sowohl in der ersten als auch in der zweiten Zeile. Obwohl die Inschrift auf-
grund des Verlustes von vier der elf Einzelteile des Türsturzes nicht vollständig erhalten ist, ist

—————–
37
Als Parallelbeispiel ist das im Testimonienapparat zitierte Epigramm heranzuziehen; auch in diesem wird die
Theotokos gebeten, dem Stifter der Marmorikone Rettung zukommen zu lassen, vgl. RHOBY, Epigramme auf
Ikonen und Objekten der Kleinkunst 96f. Siehe dazu jetzt auch P.D. EUGENIKOS, .>.A4>Ă@26? @2 267<:6@Aþ
08B=Aþ A4? Ĉ@A2>4? /B3.:A6:Ă? =2>6Ć1<B .=Ć A4: =2>6<DĂ A<B 48Ą<B. B3.:A6:þ 28 (2008) 291f., 300 (Abb. 1).
38
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 53 u. Abb. 11.
39
Vgl. MELVANI, Late Byzantine Sculpture 17.
40
Vgl. ORLANDOS, .>40<>ĂA6@@. 97ff.
Griechenland (Nr. GR4) 141

leicht festzustellen, dass es sich um eine Stifterinschrift handelt.41 Wie bereits Millet richtig
feststellte,42 ist die Inschrift als metrisch zu klassifizieren.
Was die Datierung angeht, so ist keine – zumindest nicht im erhaltenen Teil – Angabe des
Weltjahres erhalten, was sonst bei Stifterinschriften durchaus häufig vorkommt. Aus noch zu
erörternden Gründen datiert die Inschrift höchstwahrscheinlich in die 90er-Jahre des 13. Jahr-
hunderts.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<9:4:<1<Ĉ7.? 12@=ĆA4? 6[74C]Ć><?,


ĩ::. /.@Ą8[6@@]. <9:4[:<1<Ĉ7.6:.],
<9:4:Ć/8.@A<? 12[@=ĆA4? ]F9Ħ? 9Ā0.?,
<9:4:[Ń: 7]8þ1<? [<61Ą9F: ¥00Ā8F:].
———
1 <9:4:<1<Ĉ7.?: <9:4:ą? <Ĉ7.? Antonin, <9:4:Ć1<B7<? Millet. 6[74C]ʖĆ><?: 6[74CĆ><]? Millet,
Orlandos. 2 ©:[:.] Millet. /.@Ą8[6@@].: .@68(ă?) Antonin, /.@Ą[86@@.] Millet, Orlandos. <9:4[:<1<Ĉ-
7.6:.] proposuit Orlandos, .>40<>ĂA6@@.: <9:4:<(Ľ) Antonin, [.8.6<8<0ĵ:.] Orlandos, Ř
.>40<>ĂA6@@. AĮ? ©>A.?. 3 /8.@Aą? Antonin. 12[@=Ć]A4? Millet. [F9Ħ?] Millet: omisit Orlandos, Ř
.>40<>ĂA6@@. AĮ? ©>A.?. [9]Ā0.[?] Millet. 3–4 Ā0.? <9:4:[<1<Ĉ7.6:.] Moutsopoulos. 4 <9:4[:ą?
7.ă <Ĉ7.? 7.ă ©0028<? Orlandos, Ř .>40<>ĂA6@@. AĮ? ©>A.?. <9:4:[Ń: 7]8þ1<? (vel <9:4:[<ă
¶8]8þ1<?) supplevit Orlandos, .>40<>ĂA6@@.. [<61Ą9F: ¥00Ā8F:] supplevit Kalopissi-Verti (in nota)
(cf. comment.): .[íAþ:.7A2?] vel [0028F:Ĉ9F:] Orlandos, .>40<>ĂA6@@..

Despotes Komnenos Dukas Nikephoros,


Anna, Kaiserin, Komnene Dukaina,
großer den Komnenen entsprossener Despotes Thomas,
Zweig der berühmten Komnenen und Angeloi.
Text: LEAKE, Travels in Northern Greece I 204 (Schriftskizze).– ANTONIN, Iz RumelƋ 471, Anm. 1 u. Taf. VI.–
LAMPAKES, 2>640Ă@26? ¾9Ń: :ý Aā: ¶88þ1. 76 (Schriftskizze).– MILLET, L’école grecque 9f., Anm. 2.– A.K.
ORLANDOS, Ř .>40<>ĂA6@@. AĮ? ©>A.?.  5 (1919) 78 (Text nach Millet), 79, 76 (Abb. 54 [Schriftskizzen]).–
ORLANDOS, .>40<>ĂA6@@. 154, 155 u. Abb. 104–108, s.a. 98f.– NICOL, Thomas 754 (Text nach Orlandos).– K.
TSOURES, Ũ 72>.9<=8.@A67Ć? 16þ7<@9<? AŃ: î@A2></B3.:A6:Ń: 9:492ĄF: AĮ? /<>26<1BA67Į? ¶88þ1<?. Kabala (Diss.)
1988, 186, 193, 317 (mir nicht zugänglich).– THEIS, Panagia ParƝgorƝtissa 154 (Text nach Orlandos) u. A-23.–
KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 53 (Nr. 7) u. Abb. 11–14.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 521 (Text nach Orlandos).–
VEIKO, Inscriptions from Epiros 107 (mit engl. Übers.).– MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 126 u. Abb. 38.–
KATSAROS, Ć06<6 118.– PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 150 (Text nach Orlandos [mit engl. Übers.]), 151 (Farbabb.
175).– PAPADOPOULOU – KARAMPERIDE, :492Ą. A4? =2Ą><B 83 (Text nach Orlandos [mit Schriftskizze]), 89 (Far-
babb.).– B. PAPADOPOULOU, Arta, in: ALBANI – CHALKIA, Heaven and Earth 139, Anm. 30 (Text nach Orlandos).

Lit.: ARABANTINOS, $><:<0>.CĄ. I 113, Anm. 1.– SERAPHEIM [XENOPOULOS], <7Ą96<: 335.– NICOL, Kantakou-
zenos 23.– SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 114.– NICOL, The despotate of Epiros 1267–1479 240f.– MELVANI,
Late Byzantine Sculpture 17, 245 (Abb. 41), 271 (Schriftskizze), 281 (Farbabb.).

Abb.: V

Wie bereits oben erwähnt, handelt es sich um eine Stifterinschrift, obwohl die Stiftung der
Kirche nicht explizit angeführt ist.43 Drei Personen werden genannt: zunächst Nikephoros
Dukas Komnenos, der als Nikephoros I. Angelos Dukas Komnenos, Herrscher von Epiros in
den Jahren 1267/68–1296, zu identifizieren ist; 1252–1296 trug er den Titel Despotes.44 Auf die
Abstammung von den Angeloi wird bei Nikephoros nicht hingewiesen; dies könnte die prakti-
sche Ursache haben, dass im Vers dafür kein Platz war. Daher konnte man am ehesten auf den
—————–
41
Anstelle der verlorenen Türsturzteile wurden entsprechende Malereien angebracht, wobei sowohl Inschrift als
auch Ornamente nicht immer korrekt wiedergegeben sind.
42
MILLET, L’école grecque 9, Anm. 2.
43
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 53.
44
Vgl. PLP # 91042.
142 Griechenland (Nr. GR4)

Namen Angeloi anstatt der prestigeträchtigeren Bezeichnungen Dukas und Komnenos verzich-
ten. Außerdem wird bei seinem Sohn Thomas (Vers 3f.) sehr wohl auch auf die Abstammung
von den Angeloi hingewiesen, wenn die Lücke in Vers 4 richtig ergänzt ist. In Vers 2 wird die
Ehefrau des Nikephoros, Anna, genannt. Die Bezeichnung /.@Ą86@@. trägt sie nicht nur in dieser
Inschrift, sondern sie ist auch an anderer Stelle belegt,45 womit bewiesen ist, dass hier richtig
ergänzt wurde.46 Anna stammt von den Kantakuzenen ab,47 worauf im vorliegenden Epigramm
aber nicht hingewiesen wird. Das von Orlandos ergänzte <9:4[:<1<Ĉ7.6:.] ist zwar unsicher,
dürfte aber die richtige Lösung sein. Anna ist eine Komnene Dukaina durch ihren Mann Ni-
kephoros. Auch stilistisch passt die Ergänzung ganz gut: Zu beachten ist die Klimax, die von
<9:4:<1<Ĉ7.? am Beginn von Vers 1 bis <9:4[:<1<Ĉ7.6:.] am Ende von Vers 2 reicht. In
Vers 3 wird, wie bereits erwähnt, der Despotes Thomas genannt: Dabei handelt es sich um
Thomas (Angelos) Dukas Komnenos,48 den zweiten Sohn des Nikephoros und der Anna, der ca.
1288/89 geboren wurde;49 im Jahr 1294 wurde ihm von Kaiser Andronikos II. der Despotes-
Titel verliehen.50 Am Ende von Vers 3 steht 9Ā0.?: Nicol war der Meinung, dass dieses Wort
ohne nähere Bedeutung ist und ein bloßes „piece of grandiloquence“ sein könnte.51 Er zog es
auch vor, das Wort eher auf 12@=ĆA4? als auf das von <9:4:Ć? abgeleitete <9:4:Ć/8.@A<? zu
beziehen.52 Es ist aber auch möglich, dass 9Ā0.? direkt zu F9Ħ? gehört und die zukünftige
bedeutende Stellung des noch keine zehn Jahre alten Erben und nächsten Herrschers von Epiros
untermauert.
Aufgrund der vorgetragenen Erkenntnisse kann die Entstehung des Epigramms und auch der
Stiftung der Kirche in den Zeitraum 1294–96 datiert werden.53 Diese Datierung wird auch ge-
stützt durch die metrische Stifterinschrift54 in der Kirche Kokkine Ekklesia (bzw. Panagia Bel-
las) bei Bulgareli (heute Drosopege): Als regierende Herrscher der 1295/96 zu datierenden Kir-
che werden Nikephoros und Anna genannt. Für beide Kirchen sind außerdem die gleichen
Baumeister anzunehmen.55
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern. Dass die Verse 1 und 3 proso-
disch in Ordnung sind, ist vielleicht auf einen Zufall zurückzuführen; es könnte sich auch um
stehende Formulierungen gehandelt haben, die der Autor im Ohr hatte. Die Verse 2 und 4 sind
nicht nur prosodisch mangelhaft, sondern weisen auch andere Schwierigkeiten auf: Vers 2 hat
keinen sauberen Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe und endet noch dazu pro-
paroxyton. Das proparoxytone Ende ist aber nicht zu vermeiden, da die Ergänzung
<9:4[:<1<Ĉ7.6:.] – wie oben erwähnt – richtig sein dürfte. Nicht erhalten ist auch das Ende
von Vers 4: Die von Orlandos vorgeschlagenen Ergänzungen sind deshalb abzulehnen, weil
dadurch kein Zwölfsilber entsteht. Die von Kalopissi-Verti erwogene Konjektur hingegen er-
scheint plausibel: Das Wort <Ą169<? begegnet auch im Abschlussvers des erwähnten Epi-
gramms in der Kirche Kokkine Ekklesia (bzw. Panagia Bellas) mit Bezug auf das Herrscher-
paar: []<9:4:<CBŃ: 12@=<AŃ: <61Ą9F:. Denkbar ist auch eine umgekehrte Anordnung der
beiden letzten Wörter im Vers: Ergänzt man ¥[00Ā8F: <61Ą9F:], dann wäre dieser Teil des
Zwölfsilbers prosodisch korrekt. Sieht man dann <9:4:[Ń:] als Eigennamen, für den die pro-
—————–
45
LAMPROS, ©::. ¾ .:A.7<B34:Ă 37 (Inschrift); Georg. Pach. hist. IV 495,16 (FAILLER).
46
Zu /.@Ą86@@. als Bezeichnung für die Frau eines Despoten s.a. LAMPROS, ©::. ¾ .:A.7<B34:Ă 39f.; KALOPIS-
SI-VERTI, Inscriptions 53f. (Lit.).
47
Vgl. PLP # 10933.
48
Vgl. PLP # 197.
49
Vgl. NICOL, Thomas 755.
50
Vgl. NICOL, Thomas 756.
51
Die Komnenen werden bereits seit dem 12. Jh. mit dem Epitheton 9Ā0.? geschmückt; Bestandteil der offiziellen
Titulatur wurde das Wort nur im nach 1204 entstandenen Reich von Trapezunt, vgl. MACRIDES, « Megas Komne-
nos », passim.
52
NICOL, Thomas 755.
53
S.a. THEIS, Panagia ParƝgorƝtissa 155; KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 54. Eine breitere Datierung (1283–1296)
bei SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 114.
54
Ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 70.
55
Vgl. MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 126.
Griechenland (Nr. GR4–GR5) 143

sodischen Gesetze nicht angewendet werden, an, könnte man den gesamten Vers 4 als durchaus
prosodisch bezeichnen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Termini <9:4:<1<Ĉ7.?
und <9:4:Ć/8.@A<? sind erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts attestiert.56

Steinplatte (205 × 81 cm), a. 1259 ?: Paregoretissa-Kloster (Museum in der ehem. Tra-


peza)
Nr. GR5) Im südlichen Seitenschiff des Katholikons des Blachernitissa-Klosters (im zu Arta
gehörenden Dorf Blacherna) befindet sich rechts des Eingangs ebenso wie im nördlichen Sei-
tenschiff (ĺ Nr. GR6) ein Grab, das an der nördlichen und westlichen Seitenwand mit Reliefs
verziert ist. Heute ist dieses Grab von einem ornamentierten, allerdings nur in Fragmenten er-
haltenen Grabdeckel bedeckt, der ursprünglich zu einem anderen, heute nicht mehr erhaltenen
Grab gehörte. Die ursprüngliche Grabplatte, von der ebenfalls nur einzelne Teile vorhanden
sind, wird im Museum des Paregoretissa-Klosters aufbewahrt.57 Insgesamt sind acht Fragmente
erhalten, die allesamt von den Resten einer akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt sind. Da
sich von den acht Fragmenten zwei bzw. drei zusammenfügen lassen, kann man eigentlich nur
von fünf Fragmenten sprechen. Orlandos war sich zunächst nicht ganz sicher, ob die Fragmente
zu ein und derselben Inschrift gehören,58 entschied sich dann aber dafür, dass es sich um zwei
verschiedene Inschriften, die zu zwei getrennten Gräbern gehörten, gehandelt haben muss.59 Die
Frage ist insgesamt schwer zu entscheiden, da sich kaum paläographische Unterschiede feststel-
len lassen.60 Das von Orlandos mit dem Buchstaben  bezeichnete Fragment, das aufgrund ei-
nes Kreuzes am Beginn den Anfang der Inschrift bildet, weist zwar größer ausgeführte Buch-
staben auf; dies muss aber nicht unbedingt bedeuten, dass Fragment  und die Fragmente –
zu verschiedenen Inschriften gehören; es gibt nämlich einige andere Beispiele von Inschriften,
die mit größer ausgeführten Buchstaben und den vorhandenen Platz betreffend durchaus groß-
zügig beginnen, dann aber aufgrund von Platzmangel enger und kleiner werden.61 Was die An-
ordnung der Fragmente angeht, so weiß man nur, dass Fragment  den Anfang, Fragment  –
aufgrund einer Ornamentlinie am Ende – den Schluss der Inschrift bilden muss.
Wie bereits Orlandos feststellte, ist die Inschrift metrischen Charakters.62 Zeugnis darüber
legen die in den Fragmenten  und  überlieferten, jeweils im Dreieck angeordneten Punkte ab,
welche die Versenden markieren. Merkmale des metrischen Charakters sind – trotz des Fehlens
der erwähnten Punkte – auch in den Fragmenten – feststellbar. Da man über die Anordnung
der Fragmente mit Ausnahme von Anfang und Ende nichts Genaues sagen kann, seien die fünf
Fragmente im Nachfolgenden hintereinander ediert. Von der Inschrift auf dem Deckel des Gra-
bes im nördlichen Seitenschiff (ĺ Nr. GR6) unterscheiden sich die Inschriften auf den vorlie-
genden Fragmenten insofern, als sie in continuo geschrieben und nicht auf zwei Blöcke aufge-
teilt sind. Die beiden Epigramme dürften aber gemein haben, dass sie ungefähr gleich lang sind:
Während Epigramm Nr. GR6 32 Verse umfasst, ergeben die folgenden Teileditionen insgesamt
33 Verse.
Zu datieren ist das Epigramm auf Basis noch auszuführender inhaltlicher Überlegungen, die
auf eine Datierung in das Jahr 1259 deuten könnten. Diese Datierung wird auch paläographisch
untermauert, da es bei bestimmten Buchstabenformen (etwa Beta) Übereinstimmungen mit dem
inschriftlichen Epigramm (ĺ Nr. GR6) auf dem Sarkophag im nördlichen Seitenschiff gibt.
Die fünf Epigrammfragmente sind wie folgt wiederzugeben:

—————–
56
Vgl. LBG s.v.
57
Vgl. PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 77f.
58
Vgl. ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 46; s.a. PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 76f.
59
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 48; s.a. MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 84.
60
Vgl. die Schriftskizzen bei ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 45 (Abb. 42); MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4?
Ž>A.? 80 (Abb. 38).
61
Siehe oben S. 80–81.
62
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 46.
144 Griechenland (Nr. GR5)

 !ą 9.>A[Ĉ>6<: …………………
………] /><AŃ: Ań 8.G7[ń ………
…………………… 9.]52ĵ: 5Ā826?
è 8Ą5<? <ôA[<? …………………
5 ………]9.A<? AĮ? [………………
——
1 9.>A[Ĉ>6<:] supplevit Orlandos. 2 8.G7[ń] supplevi. 3 [9.]52ĵ: supplevit Orlandos. 4 <ôA[<?] supplevit
Orlandos.

Das Martyrium …………………


……… der Sterblichen dem Laien ………
…………………… willst du erfahren.
Dieser Stein …………………
5 …………… der ………………

 …]6Ā@F@6 7.ă /6Ċ@7<B[@6 ……


……]A><CB2ĵ? @B07.8Ĉ=A2@[5.6 ……
…………]<B? 9Ā:<:A. A<Ľ =<>><[……
……]:<? .íA<Ľ .:<Bā8 .íA<7>[þAF>
——
1 /6Ċ@7<B[@6] supplevit Orlandos. 2 @B07.8Ĉ=A2@[5.6] supplevit Orlandos. 4 ……]:<?: …><? Millet.
.íA<7>[þAF>] supplevit Orlandos.

…sie …… und leben ……


…………… bedeckt werden ……
…………… den bleibenden des …………
… sein …, der Selbstherrscher Manuel.

 ………]1ĆA4? À: 7Ā7[8472 ………


……]7<ā Aą @Ń9. 7.ă D2ĵ[>2? ……
………]A4? 2ñ7826.: Þ? […………
——
1 7Ā7[8472] supplevit Orlandos. 2 D2ĵ[>2?] supplevit Orlandos. 3 …]A4? scripsi: AĮ? Orlandos.

…………… die er nannte ………


………… Körper und Hände ……
………… Ruhm, dessen …………

 …]48 1[…
…………………]? è 2A>.8ĂC.?
¾ 1ĩ ž=8[………………………….
…………………] 2íEĈD<B 5þ>><B?
5 >46[………………………
………………]@AĀ><B 1Ą74: [……
——
1 … 6D.]ā8 1[2@=ĆA4? supplevit Orlandos. 5 >4Ą[C68… supplevit Orlandos. 6 …]@AĀ><B metri causa
scripsi: …<AĀ><B Orlandos.

……
…………………… Petraliphas
die aber …………………………….
………………… entschlossenen Mutes
5 ………………………………
…………………… nach dem Beispiel des ……
Griechenland (Nr. GR5) 145

 ……………]<: =2>678BAŃ: @5Ā:26


=2><[……… =2:]52>ą? 9Ā0.? ¡:.;
­=ă 1ĩ 128Cį 0[.9/>ą? …………
…………]74? 12@=ĆA4? 1B@9<7>þAF>
5 A<ĵ<: =[………]16<? ö? 5.B9.@Ą.
¾ 1ĩ ¾867Ą. 7[…………………
……………] £58<: ½:1>26F9Ā:<:
9268ĄD6<: Aą =[…………………
………]4 ­72ĵ:<? ö? 1ÿ 7.ă AĆ@<?
10 0Ā:<? =[………………]<? Ań ;ĄC26
7.ă AĆ:12 8<ĵ@5<: ­7 8Ą5<B =26[………
………………………] 2ß? /Ą<:
@.8=600Ą@.:A<? ­@DþAF? >D.00[Ā8<B
494]A>Ą<B 9þ>AB><? ¡88F: ž0Ą(F:)
15 AŃ: 2í.>Ā@AF[: …………………].
——
13 cf. Apoc. Mosis (= vita Adam et Evae) 22 (TISCHENDORF): .ă .íAį Aį ÷>Ĥ ½7<J@.92: A<Ľ
>D.00*8<B 6D.ā8 @.8=,3<:A<? ­: Aį @)8=6006 .íA<Ľ 7A8.
——
2 =2><[… : an =2>@[… scribendum ? [=2:]52>ą? supplevit Orlandos. 3 0[.9/>ą?] supplevit Orlandos. 9
………]4: an ………]: scribendum ? 12 2ß? /Ą<: scripsi: …26Ć/6<: Orlandos. 13 >D.00[Ā8<B] supplevit
Orlandos. 14 [494]A>Ą<B supplevit Orlandos. 15 2í.>Ā@AF[:] supplevit Orlandos.

……………… mit der Kraft der Berühmten


…………… Schwiegervater, großer Herrscher,
aufgrund der Schwester aber Schwager …………
…………… über den Westen herrschender Despot.
5 Von solcher Art …………… wie eine wunderbare.
Das Alter aber …………………
…………… der mannhafte Siegespreis
sanft ……………………
………… jener wie auch ein so großer.
10 Geschlecht ………………… mit dem Schwert
und diesen letzten aus Stein …………
……………………… ins Leben
wenn der Engel am Ende trompetet,
des Märtyrers Demetrios anderer Heiliger,
15 der wohlfälligen …………………
Text: MILLET, L’école grecque (einzelne Wörter aus den Fragmenten  und ).– ORLANDOS, <:ā AŃ:
8.D2>:Ń: 47f., 45 (Schriftskizze).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 99–103 (mit engl. Übers.) u. Abb. 37 (Schrift-
skizze).– PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 77 (Text nach Orlandos).

Lit.: ANTONIN, Iz RumelƋ, Taf. VI.– NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 221.– MOUTSOPOULOS, B3.
27784@Ą2? A4? Ž>A.? 80 (Schriftskizze nach Orlandos).

Dafür, dass es sich um ein Grabepigramm handelt, gibt es mehrere Hinweise: In Vers 3 ist
ebenso vom (Grab)stein die Rede wie in Vers 11. Der Phrase [9.]52ĵ: 5Ā826? in Vers 3 ähnli-
che Formulierungen begegnen auch in anderen Grabepigrammen.63 Wer im Sarkophag bestattet
war, ist schwer zu bestimmen: In Vers 4 ist von einem Herrscher Manuel die Rede, in Vers 2
wird ein Angehöriger der Familie Petraliphas genannt. Aufgrund des vor dem Artikel è überlie-
ferten Sigma ist es nicht abwegig, zu behaupten, dass dieser 2Ć1F><? hieß. Mit dieser Ergän-
zung würde im Vers auch ein korrekter Binnenschluss B7 mit proparoxytoner Betonung vorlie-
—————–
63
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 201f.
146 Griechenland (Nr. GR5)

gen. Dieser Theodoros Petraliphas64 war wiederum Schwager des Despoten von Epiros, Michael
II. Angelos Dukas Komnenos, der dieses Amt von 1249/52 bis 1266/68 innehatte.65 Theodoros’
Schwester war nämlich Theodora, die später heilige Theodora von Arta,66 deren Kinder im Grab
im nördlichen Seitenschiff des Katholikons des Blachernitissa-Klosters begraben waren. Das
vorliegende Grabepigramm könnte also dem im Jahr 1259 gestorbenen Theodoros Petraliphas
gelten, dieser somit im Sarkophag im südlichen Seitenschiff des Katholikons bestattet gewesen
sein.67 Orlandos, der sich am Ende dafür entschied, dass es sich um zwei Inschriften auf zwei
getrennten Gräbern handelt, vermutete in einem Grab den erwähnten Despoten Michael II.68 Ein
Hinweis auf Petraliphas liegt auch in den Versen 3–4 vor, in denen der „über den Westen (d.h.
Epiros)69 herrschende Despot“ (Michael II.) genannt wird,70 der Schwager (0[.9/>Ć?]) des Ver-
storbenen ist, nämlich aufgrund der Schwester, bei der es sich um die erwähnte Theodora, die
später heilige Theodora von Arta, handeln muss. Stimmt die Ergänzung [=2:]52>ą? in Vers 2 –
was sehr wahrscheinlich ist –, dann ist der „Schwiegervater“ des Theodoros Petraliphas (?) ein
9Ā0.? ¡:.;. Kann damit tatsächlich der Schwiegervater des Petraliphas, nämlich Demetrios
Tornikes Komnenos, der unter Theodoros I. Laskaris Mesazon („Ministerpräsident“) war,71
gemeint sein? Hinter dem in Vers 4 genannten .íA<7>[þAF>] Manuel verbirgt sich nach Or-
landos72 „ohne Zweifel“ Manuel Angelos, der Herrscher über Thessalonike (1230 – ca. 1237),73
der in anderen Dokumenten als /.@682Ĉ? bezeichnet wird.74 Was dieser jedoch in einem Grabe-
pigramm, das rund 20 Jahre später zu datieren ist, zu suchen hat, ist nicht zu bestimmen.
Fazit: Die Inschrift ist zu fragmentiert, um genau und endgültig darüber Auskunft geben zu
können, wem sie gewidmet ist. Vieles spricht für Theodoros Petraliphas, den Schwager des
Despoten Michael II., doch bleiben bei dieser Identifizierung – wie gezeigt wurde – zahlreiche
Unsicherheiten. Abschließend ist auf Vers 13 hinzuweisen: Es handelt sich dabei um eine
Anspielung auf den Erzengel Michael, der die Trompete zum Gericht Gottes über den sündigen
Adam bläst (vgl. Testimonienapparat). Wie der Märtyrer Demetrios und andere Heilige (Vers
14f.) dazupassen, muss ebenso wie andere Fragen offen bleiben.
Der Epigrammtext ist im byzantinischen Zwölfsilber verfasst; den überlieferten Textteilen
nach zu schließen, sind nicht nur die Binnenschlüsse korrekt gesetzt, sondern auch die prosodi-
schen Gesetze des Zwölfsilbers eingehalten. Da dies auch für das Epigramm (ĺ Nr. GR6) auf
dem Sarkophag im nördlichen Seitenschiff der Kirche gilt, ist es gut möglich, dass beide Epi-
gramme von demselben Autor verfasst wurden, auch wenn keine Parallelen in Topik und
Wortmaterial zu finden sind. Ein (schwerer) Verstoß gegen die Prosodie dürfte allerdings in
Vers 1 vorliegen, da die vierte Silbe im Vers (Pflichtlänge) – in der Zusammenschau der übri-
gen Textreste dieses Verses ist der Binnenschluss nach …]1ĆA4? anzusetzen – gekürzt ist. In
Vers 6 ist anstelle …<AĀ><B, das von Orlandos aufgezeichnet wurde, …]@AĀ><B zu schreiben,
da sonst zwei Kürzen aufeinander folgen würden, was im byzantinischen Zwölfsilber nicht
möglich ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die von Orlandos in Vers 1 vorgenommene
Ergänzung 9.>A[Ĉ>6<:] ist sowohl inhaltlich als auch prosodisch-rhythmisch zu akzeptieren,
—————–
64
Zur Person PLP # 23007.
65
Zur Person PLP # 220; M.J. A[NGOLD], Michael II Komnenos Doukas. ODB 2, 1363.
66
Siehe unten S. 150.
67
Auch wenn dieser nicht direkt zur Despotenfamilie gehörte, für die die Kirche im 13. Jh. als Begräbnisstätte
diente, vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 125; MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 84.
68
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 48.
69
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 221.
70
In einem gemalten Epigramm aus dem Jahr 1295/96 in der Kirche Kokkine Ekklesia (bzw. Panagia Bellas) in
Paleochori werden Michaels Sohn, der Despot Nikephoros, und dessen Frau Anna in Vers 25 als
@74=A><7[>.A<Ĉ:]AF: A(Ń:) 1BA67Ń: C><B>ĄF: bezeichnet, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken,
Nr. 70.
71
Zur Person SCHMALZBAUER, Tornikioi 117 (s.a. die Anm. 11 genannte Lit.).
72
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 47.
73
Zur Person M.J. A[NGOLD], Manuel Angelos. ODB 2, 1292.
74
MACRIDES, George Akropolites 183f.
Griechenland (Nr. GR5–GR6) 147

allerdings muss das Wort nicht unbedingt, wie von Orlandos behauptet,75 eine Bezeichnung für
das Grab sein. 9.>AĈ>6<: ist nämlich sehr häufig – gerade auch in Inschriften76 – in der Bedeu-
tung „Kirche“ belegt.77 Der von Orlandos angefertigten Schriftskizze zufolge ist die Silbe 
in Vers 3 mit einem Akut auf dem Iota versehen; in Verbindung mit 5Ā826? ist allerdings eine
andere Ergänzung als [9.]52ĵ: kaum denkbar. Die in Vers Ǻ1 überlieferte aktive Form von be-
reits bei Homer belegtem /6Ċ@7<9.6 begegnet offensichtlich erstmals im 10./11. Jahrhundert,
dürfte aber danach häufiger als die mediale Form benützt worden sein.78 In Vers 2 wäre es
naheliegend, am Beginn des Verses [¾ ]7<ā zu ergänzen, das auch inhaltlich zu @Ń9. und
D2ĵ[>2?] passen könnte. Allerdings würde mit dieser Konjektur ein Hiat entstehen, was ange-
sichts der sonst guten Qualität der Verse sehr ungewöhnlich wäre. Ein Hiat liegt zwar auch in
Vers 9 vor, allerdings könnte der von Orlandos als Eta gelesene Buchstabe auch ein Ny sein.
In Vers 2 wurde der Familienname des vielleicht im Epigramm besungenen <Theodoros>
Petraliphas von Orlandos als 2A>.8ĂC.? wiedergegeben;79 blickt man allerdings auf die von
ihm angefertigte Schriftskizze, so ist dort !#C zu erkennen. Zwar befindet sich die
Bruchstelle der beiden Teile von Fragment  genau zwischen dem Alpha und Eta, und das
Lambda könnte darin verschwunden sein, allerdings ist es auch möglich, dass der von Orlandos
als Eta aufgezeichnete Buchstabe in Wahrheit die Kombination von Lambda und Iota darstellt.
Die Schreibung mit Iota (2A>.8ĄC.? / 2A>.8ĄC4? / 2A>.86CĄ:.) ist auch sonst gut dokumen-
tiert – alternativ ist statt Iota auch 26 und <6 überliefert –,80 die Schreibung mit Eta hingegen
begegnet sonst nicht.81 In den Versen 4 und 13 begegnen zwei Wörter, die nur an dieser Stel-
le belegt sind, nämlich 1B@9<7>þAF> und @.8=600Ą3F.82 Hapax legomena sind auch in das Epi-
gramm Nr. GR6 auf der anderen Grabplatte in der Kirche eingeflossen.

Steinplatte (195 × 70 cm), nach a. 1266/68 ?: Katholikon des Blachernitissa-Klosters


(im zu Arta gehörenden Dorf Blacherna)
Nr. GR6) Im nördlichen Seitenschiff des Katholikons des Klosters, in der von der Nord- und
Westwand des Naos gebildeten Ecke, befindet sich ein Grab, das von einer in drei Teile zerbro-
chenen Marmorplatte bedeckt ist. Darauf ist eine über 16 Zeilen laufende akzentuierte Majus-
kel-Inschrift eingeritzt. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass jede Zeile einen byzantini-
schen Zwölfsilber bildet; die Versenden sind durch rautenförmig angeordnete Punkte markiert.
Teilweise haben sich auf der (vom Betrachter aus gesehen) rechten Seite der Platte auch Buch-
staben erhalten, die nicht zum jeweiligen Vers gehören. Sie sind Teil der Verse, die auf dem
heute verlorenen rechten Teil der Marmorplatte eingraviert waren. Somit bestand das ursprüng-
liche Epigramm aus 32 Versen;83 gelesen werden kann aber – bis auf wenige Ausnahmen – nur
jeder zweite Vers, da auf der linken Kolumne die Verse 1, 3, 5 etc. stehen und auf der rechten
Kolumne die Verse 2, 4, 6 etc.84 angebracht waren. Vereinzelte Textverluste auch auf der linken
Seite der Marmorplatte sind dadurch zu erklären, dass diese – wie erwähnt – in drei Teile zer-
sprungen ist. Aufgrund von Verwitterungsspuren in der oberen Hälfte des Marmors sind die
ersten Verse schwieriger zu entziffern.
—————–
75
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 47.
76
Vgl. Greek Documentary Texts (PHI).
77
Vgl. LSJ s.v. III; LSSup; L s.v. III.
78
Vgl. LBG, TLG.
79
ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 48.
80
Vgl. PLP # 23006–23013, TLG.
81
Der Name der Stifterin des Goldsilberbeschlags der berühmten Theotokos-Ikone von Spoleto, Eirene Petraliphina
(12./13. Jh.), ist inschriftlich !# wiedergegeben, siehe RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objek-
ten der Kleinkunst, Nr. Ik43 (v. 4 [app.]).
82
Vgl. jeweils LBG s.v.
83
Von ähnlicher Länge könnte auch jenes Grabepigramm (ĺ Nr. GR5) gewesen sein, das auf der Grabplatte im
südlichen Seitenschiff angebracht war.
84
Zur Leserichtung von in Kolumnen geschriebenem Text vgl. Sp.P. LAMBROS [LAMPROS], Collection de romans
grecs en langue vulgaire et en vers. Paris 1880, XLIII.
148 Griechenland (Nr. GR6)

Zu datieren ist das Epigramm aufgrund prosopographischer Überlegungen, auf die weiter un-
ten eingegangen wird.
Der fragmentierte Epigrammtext lautet wie folgt:

ĩ128C2ą: Aą D>Į9[. A]<ĽA< A<Ľ AþC<B


[………………………………]
¾ E.8967ā 7Ā7>.02 A<[Ľ] .(/ă)1 8Ĉ>.
[……………………………....]
5 =8ā: <í7 =267ą? <[í]1ÿ Aį CĈ@26 ;Ā:<:
[……………………………....]
7Ÿ: =67><1.7>ĈCB>[A]Ć? ­@A6: .ßAĄ.
[……………………………....]
9ĂA4> 0ý> ¾9ĵ: 9Ą. 7.ă :41ć? 9Ą.
10 2ß? CŃ? =.[>Į;.: …………………]
¾ /.@Ą86@@. <Ĉ7.6:. 2<1Ċ>.
[………………………….…...]
­: C68ĆA4A6 0:4@6<@A<>0<B9Ā:4
[………………………….…...]
15 0Į 7.ă AþC<?, DF>2ĵ[A]2 16=8ń Ań 9Ć>Ł
[………………………….…...]
>D.ĵ? :.8<0<Ľ:A[<]? ¾9ĵ: A<Ľ AĀ8<B?
[………………………….…...]
7.ă 7.Aþ8848<: A<Ľ 52.:5>Ċ=<B CĀ>F
20 @[..............................................]
®:ą? 0Ā:<B? 1Ă8F@6? ž0:2Ą.? 9Ą.?
9[………………………….….]
Aą E.8967ą: =[>]ĆĤ@9. A<Ľ .(/ă)1 9Ā8<?
ö? [……………………………]
25 ö? A.BA<7<6Aþ@.696 Aį AþC<B 78Ą:Ĭ
3F[……………………………]
7.Aý 9<:ý? <ß7Ă@<92: AŃ: =:(2B9þA)F:
²F[? …………………………]
:2@=Ā><B 0Į? 7<68ĄĤ AĮ? =.:1ĆD<B
30 ²F[? …………………………]
C.26:Ć9<>C<? Ań =>ą? Ā>. 1>Ć9Ł
4;[……………………………].
——–
1–3 cf. Ps. 132,1: š1<ć 1ā AĄ 7.8ą: ¿ A2>=:ą: 88ĩ ¿ Aą 7.A<672ĵ: 128C<ć? ­=ă Aą .íAĆ; 3 E.8967ā 8Ĉ>.:
cf. e.g. Leon. Choerosph. chiliostich. theol. 418 (VASSIS).
——–
1 ĩ128C2ą:: # Lampakes, ¥128Cą: Theocharides. D>Į9. A<ĽA< legit Serapheim. 3 A<Ľ legit
Serapheim. .(/ă)1:  Serapheim., .[Bă]1 Katsaros, Ć06<6. 5 <í1ÿ legit Serapheim: <í[1Ā] Theocha-
rides, Moutsopoulos, Katsaros, Ć06<6, Papadopoulou. 7 7: Theocharides. =67><1.7>ĈCB>A<? legit Lam-
pros: =67><1.7>BCB>(9)Ć? Serapheim. 10 =.[>Į;.:] supplevi: =.[>Į;2] Lampros. 15 0į Serapheim.
DF>2ĵ[A]2 supplevit Lampros: DF>2ĵ (9)Ā Serapheim, DF>2ĵ 92 Orlandos, Katsaros, Moutsopoulos, Pa-
padopoulou. 17 :.8<0<Ľ:A<? legit Serapheim. 21 9Ą.? scripsi: 96Ħ? Serapheim, Lampros, Orlandos, The-
ocharides, Papadopoulou. 22 4 alii. 23 E.8967ą Lampros. =[>]ĆĤ@9. scripsi:  (….) < đ@9. Serapheim,
=Ć.@9. (sic) Lampros, Theocharides, =>Ć.@9. Orlandos, Katsaros, Moutsopoulos, Papadopoulou.
.(/ă)1: Ħ1 Serapheim. 25 A.íA<7<6Aþ@.696: A.BAĆ726A(….)?.  Serapheim. 78Ą:4 Theocharides. 26
&(Ă: ;) Lampros, Theocharides. 27 9<:ý? scripsi: 9Ć:.? alii. <ß7Ă@F92: Serapheim. =:(2B9þA)F::
& Seraphim. 28 ²F[?] supplevi, & Lampros, F alii. 29 0Į?: 0į Serapheim, 0Į Lampros, ȉheocha-
rides. 7<68Ą. Serapheim, Lampros, Theocharides. 30 ²F[?] supplevi: &(;) Lampros, F Orlandos, Katsa-
ros, Moutsopoulos. 31 C.26:Ć9<>C<? Ań: C.26:<9Ć>CŁ Serapheim.

Geschwister betrifft diese Sache des Grabes


………………………………
Griechenland (Nr. GR6) 149

die Psalmen spielende Lyra Davids verkündete


……………………………...
5 jedoch nicht unwahrscheinlich und der Natur nicht fremd
………………………………
auch wenn der Anlass mit bitteren Tränen vermischt ist
……………………………...
Denn uns ist eine Mutter und ein Mutterleib
10 brachten (uns) ans Licht …………………
die Kaiserin Theodora Dukaina
………………………………
die in Zuneigung aufrichtig geliebte
……………………………...
15 Erde und Grab, weicht dem zweifachen Schicksal
………………………………
da das Ende für uns den Anfängen entspricht
……………………………...
und ein dem Gottmenschen vergleichbares (Schicksal) ertrage ich
20 ………………………………
Offenbarung der einen Reinheit eines Geschlechts
………………………………
der Psalmenvorgesang, das Lied Davids,
auf dass ……………………………
25 auf dass ich mich auf die gleiche Art auf dem Lager des Grabes bette
………………………………
In den Wohnstätten der Engel werden wir wohnen
bis …………………………
durch den Bauch der abendlosen, alles aufnehmenden Erde
30 bis …………………………
von leuchtender Gestalt im Lauf in die Luft
………………………………
Text: SERAPHEIM, <7Ą96<: 367f.– LAMPAKES, 2>640Ă@26? ¾9Ń: :ý Aā: ¶88þ1. 94 (vv. 1–3) u. Anm. 1.– LAM-
PROS, µ=60>.CĂ 26 (s.a. 24).– ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 43f. u. Abb. 41.– THEOCHARIDES, <9:4:<1<B7þ12?
316.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 522f. (Nr. 3).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 94–96 (mit engl. Übers.) u. Abb.
36.– MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 83f., 79 (Abb. 37).– KATSAROS, Ć06<6 117 (vv. 1–15).– PAPADOP-
OULOU, Byzantine Arta 78.

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 25 (Abb. 61 [Schriftskizze]).

Abb.: VI

Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die Marmorplatte ein Grab bedeckt, sondern auch auf-
grund des Inhalts der Verse ist das Epigramm als Grabgedicht zu identifizieren. Den erhaltenen
Teilen der Inschrift nach zu schließen, besteht das Epigramm aus drei Teilen: Auf eine Einlei-
tung (Verse 1–8/9) folgt jener Abschnitt (Verse 8/9–17), in dem die beiden toten Geschwister
sprechen und ihre Mutter Theodora Dukaina (Vers 11) nennen. Diese ist Sprecherin des dritten
Teils (Verse 18–32), des gleichzeitig größten Abschnitts des Epigramms. Darin bedauert sie ihr
Schicksal (Vers 19); sie wünscht, nach ihrem Tod an der Seite ihrer Kinder begraben zu werden
(Vers 25) und mit ihnen im Jenseits wieder vereint zu sein (Vers 27). Der Sprecherwechsel in
Grabgedichten und -inschriften kommt auch sonst öfters vor.85
Wer sind nun die in Vers 11 genannte /.@Ą86@@. Theodora Dukaina und ihre verstorbenen
Kinder? Bei den Kindern handelt es sich um Geschwister, wie Vers 1 zu entnehmen ist. Ihre
Namen sind nicht überliefert; sie standen vielleicht in Vers 2, auf der verlorenen rechten Seite
—————–
85
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 103 u. Anm. 156.
150 Griechenland (Nr. GR6)

der Grabplatte. Man weiß auch nicht, ob es sich um Brüder oder Schwestern handelt. Die im
Testimonienapparat zitierte Anspielung auf Ps. 132,1 („Seht doch, wie gut und schön ist es,
wenn Brüder miteinander in Eintracht wohnen“) könnte freilich ein Indiz dafür sein, dass sich
hinter den toten Geschwistern zwei Brüder verbergen. Ihre Mutter Theodora Dukaina kann nicht
vor dem 13. Jahrhundert gelebt haben, da die Kirche etwa in das erste Viertel dieses Jahrhun-
derts zu datieren ist. Im 13. Jahrhundert diente die Kirche als Begräbnisstätte der Herrscher von
Arta.86 Theodora Dukaina87 kann demnach als die Gattin des Michael II. Angelos Dukas Kom-
nenos88 († 1266/68), des Herrschers von Epiros und Thessalien, identifiziert werden. Folgende
Kinder von Theodora und Michael II. sind bekannt: die Söhne Nikephoros (I. Angelos Dukas
Komnenos)89 († ca. 1296/98), Ioannes (Angelos Dukas)90 († nach 1280 ?) Demetrios ([Michael]
Angelos Kutrules)91 († nach 1304) und die Töchter Helene († 1271), Anna († ca. 1284) und
Eudokia (?).92 Da allem Anschein nach im Epigramm der Vater der Verstorbenen, Michael II.,
nicht genannt wird, ist es m.E. möglich, dass die beiden Geschwister zu einem Zeitpunkt star-
ben, als ihr Vater bereits tot war, d.h. nach 1266/68. Theodora dürfte nach ca. 127093 als Nonne
im Kloster des heiligen Georgios gestorben sein; dort ist sie auch begraben. Später wurde Theo-
dora als Heilige (Theodora von Arta)94 verehrt, und auch das Kloster wurde nach ihr benannt. 95
Da Theodora nicht im Blachernitissa-Kloster bestattet wurde, konnte ihr Wunsch, an der Seite
ihrer im Epigramm erwähnten Kinder begraben zu werden (vgl. Vers 25), nicht erfüllt werden.
Die von Lampros ausgehende Annahme, die auch Orlandos, Moutsopoulos und Papadopoulou
übernahmen,96 dass sich hinter den beiden Geschwistern im Epigramm die oben erwähnten Io-
annes (Angelos Dukas) und Demetrios ([Michael] Angelos Kutrules) verbergen, kann nicht
verifiziert werden.
Das Epigramm besteht aus 32 Zwölfsilbern, die – den erhaltenen Versen nach zu schließen –
insgesamt betrachtet als prosodisch zu klassifizieren sind. Die Binnenschlüsse der erhaltenen
Verse sind bis auf eine Ausnahme (Vers 27) korrekt gesetzt; ungewöhnlich ist jedoch die Häu-
fung von auffälligen Betonungen vor B5 und B7: So begegnet B5 mit proparoxytoner Betonung
in den Versen 11, 13, 19 und 31. B7 weist in den Versen 1 und 15 paroxytone Betonung auf. In
Vers 9 erfolgt der rhythmische Binnenschluss nach B5, vom Inhalt her liegt jedoch B7 vor. Wie
bereits erwähnt, weist Vers 27 weder B5 noch B7 auf. Außerdem findet man in diesem Vers
einen prosodischen Verstoß, nämlich das lange zweite Alpha von 7.Aþ. Da der Vers aber tat-
sächlich so inschriftlich überliefert ist, könnte es sich um einen Übertragungsfehler des Gra-
veurs handeln, wenngleich im gesamten Epigramm keine orthographischen Besonderheiten
bzw. „Fehler“ zu finden sind. In den vorangegangenen Editionen wurde 9Ć:.? akzentuiert; auch
auf der Grabplatte selbst ist der Akut auf dem Omikron zu erkennen. Setzt man jedoch 7.Aý
9Ć:.? in den Text,97 dann ist AŃ: =:2B9þAF: nicht unterzubringen. Schreibt man hingegen
9<:þ?, dann bezieht sich 7.Aý 9<:þ? auf das Verbum <ß7Ă@<92: und AŃ: =:2B9þAF: ist der von
9<:þ? abhängige Genitiv.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: 128C2Ć: in Vers 1 ist die hier durch das Metrum
bedingte epische Form des Adjektivs 128CĆ?, die bereits bei Homer (Il. 2,409 etc.) belegt ist.
Auffallend ist der teilweise ausgefallene Wortschatz: =67><1.7>ĈCB>A<? in Vers 7 ist ein hapax

—————–
86
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 125; THEOCHARIDES, <9:4:<1<B7þ12? 315.
87
Vgl. PLP # 5664.
88
Vgl. PLP # 220; M.J. A[NGOLD], Michael II Komnenos Doukas. ODB 2, 1363.
89
PLP # 223; A. K[AZHDAN], Nikephoros I Komnenos Doukas. ODB 3, 1478.
90
PLP # 205.
91
PLP # 193.
92
Siehe unter PLP # 220, # 5664; s.a. POLEMIS, Doukai 94 (Nr. 48).
93
Vgl. PLP # 5664.
94
Vgl. TALBOT, Holy Women 323–325; A.M. T[ALBOT], Theodora of Arta. ODB 3, 2038.
95
Zum Kloster SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 114.
96
LAMPROS, µ=60>.CĂ 27–29; ORLANDOS, <:ā AŃ: 8.D2>:Ń: 43; THEOCHARIDES, <9:4:<1<B7þ12? 317;
MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 82; PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 78.
97
THEOCHARIDES, <9:4:<1<B7þ12? 318 wird durch die Lesung 7.Aý 9Ć:.? in der Interpretation fehlgeleitet.
Griechenland (Nr. GR6–GR7) 151

legomenon, das nur an dieser Stelle attestiert ist.98 Einfaches 1.7>ĈCB>A<? ist bei (Nikephoros)
Prosuch im 12. Jahrhundert attestiert,99 1.7>BĆCB>A<? lesen wir bei Georgios Akropolites und
Theodoros II. Laskaris.100 Ebenfalls nur hier belegt ist das Verbum 0:4@6<@A<>0ĀF in Vers 13.101
Ein inhaltlich und teilweise auch morphologisch verwandtes Wort, nämlich 0:4@6<=Ć54A<?, ist
bereits im 10. Jahrhundert attestiert.102 Auch nur in byzantinischer Zeit, nämlich nicht vor dem
10. Jahrhundert, belegtes Wort ist =>ĆĤ@9. in Vers 23. A.BA<7<6Aþ3F / -<9.6 in Vers 25 ist
ebenfalls nur in diesem Epigramm attestiert; Komposita mit A.BA<- im Anlaut sind aber durch-
aus gebräuchlich und teilweise schon in der Antike belegt, so A.BA<8<0ĀF und A.BA<=<6ĀF.103
Ein sehr seltenes Wort ist auch das Adjektiv C.26:Ć9<>C<? in Vers 31: Es finden sich nur zwei
weitere Belege, nämlich einer bei Romanos Melodos104 und einer in einem anonymen Gedicht
auf einen jungen Kalabresen.105
Aufgrund des ausgefallenen Wortschatzes, der guten prosodischen Qualität der Verse und
der insgesamt gewählten Ausdrucksweise ist davon auszugehen, dass der Verfasser des Epi-
gramms der gebildeten Schicht angehörte und Auftragsdichter der Aristokratie war.

Ziegelinschrift, 13. Jh.: Katholikon des Klosters Kato Panagia (südl. von Arta), Südfas-
sade
Nr. GR7) An der Südfassade der Kirche ist eine Vielzahl von eingelegten Ziegeln ange-
bracht. Neben dekorativ angeordneten Ziegeln entdeckt man ein Ziegel-Monogramm, das als
(6)D(.ā8) (<Ĉ)7.? aufzulösen ist.106 Dabei handelt es sich um Michael II. Komnenos
Dukas,107 den Herrscher von Epiros (ca. 1230–1266/68), der das Kloster gründen ließ.108 Ober-
halb des Monogramms befindet sich eine weitere Ziegelinschrift in nicht akzentuierter Majus-
kel, die über eineinhalb Zeilen verteilt ist, wobei die lange Zeile unterhalb der kurzen liegt.
Aufgrund des Fehlens einiger Ziegel ist die Inschrift nicht mehr vollständig erhalten. Am Be-
ginn der langen Zeile ist ein Kreuz angebracht, das den Beginn der Inschrift darstellt. Belenes
stellte als erster fest, dass die Inschrift von unten nach oben zu lesen ist, d.h. zuerst muss die
lange und erst danach die kurze Zeile, an deren Ende ein Ornament steht, gelesen werden.109
Diese Lösung ist die einzig vernünftige, da bisherige Versuche – nämlich jene von Ladas und
Tsiligiannes –, die obere Zeile zu ergänzen, nicht überzeugend sind. Liest man hingegen nach
Belenes, entdeckt man, dass die Inschrift einen Vers bildet, der als Bauinschrift fungiert.
Zu datieren ist der Vers aufgrund des erwähnten Monogramms des Michael II. um die Mitte
des 13. Jahrhunderts.
Er lautet wie folgt:

µ7 /þ5>F: [@Ń:], þ:.0:2, [à@AŃ]9[2]: 1Ć9<:.


——–
7>.A(Ć)>F: … ¾9Ń: … 0:(Ċ)@AŁ Orlandos.  "   –  &
!  !& Ladas. Ĭ. (= 2<1Ċ>.)  !   & !
" !& ()$() (")( ) proposuit Tsiligiannes (p. 82, n. 97). [@]Ń: Kalopissi-Verti:
@F: Katsaros, [ &] Belenes. () Tsiligiannes. [à@AŃ]9[2]:: 6@AF[92]: Katsaros, à@AŃ9[2]: Ka-
lopissi-Verti,  !&[] Belenes, !&() Tsiligiannes.
—————–
98
Vgl. LBG s.v.
99
Vgl. LBG s.v.
100
Vgl. LBG s.v.
101
Vgl. LBG s.v.
102
Vgl. LBG s.v.
103
Vgl. LSJ s.v.
104
IX 6@AŅ 9 GROSDIDIER DE MATONS.
105
MERCATI, Collectanea Byzantina II 369,73.
106
KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 51 (Nr. 4a).
107
Zur Person POLEMIS, Doukai 93f. (Nr. 48); PLP # 220; M.J. A[NGOLD], Michael II Komnenos Doukas. ODB 2,
1363.
108
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 223.
109
BELENES, DĆ86. 267.
152 Griechenland (Nr. GR7–GR8)

Von den Grundmauern aus wollen wir, Allreine, ein unversehrtes Haus (d.h. eine Kir-
che) errichten.
Text: ORLANDOS, <:ā AĮ? þAF .:.0Ą.? 80 u. Abb. 11.– G. LADAS, B:<=A67ā à@A<>Ą. AĮ? Š2>Ħ? <:Į?
þAF .:.06Ħ? (hg. v. L. KOSTAKIOTES). Athen 1982, 9 (mir nicht zugänglich)110.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 522
(Nr. 2).– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 51 (Nr. 4b) u. Abb. 5.– BELENES, DĆ86. 267, 747 (Abb. 1).– VEIKO, Inscrip-
tions from Epiros 82 (mit engl. Übers.) u. Abb. 28.– PAPADOPOULOU, Byzantine Arta 98 u. Farbabb. 112 u. 115.–
TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 47 (mit Farbabb.), 81f. (mit Farbabb.).111– RHOBY, Structure 330.– S. KALOPISE-BERTE – M.
PANAGIOTIDE-KESISOGLOU, <8Ĉ08F@@< 267<:<0>.C49Ā:< 82;67Ć Ć>F: /B3.:A6:Ă? .>D6A27A<:67Ă? 7.6 08B=A67Ă?.
Herakleion 2010, 78 (mit engl. Übers.) u. Abb. 164, 171 u. Abb. 355.

Lit.: PAPADOPOULOU – KARAMPERIDE, :492Ą. A4? =2Ą><B 55 (Farbabb.), 58 (Farbabb.).– ûURýIû, Architecture
in the Balkans 566 (Farbabb. 646).

Abb.: VII

Die Bauinschrift ist ein byzantinischer Zwölfsilber mit korrektem Binnenschluss (B7), der
aufgrund des schweren Verstoßes gegen die Prosodie in der dritten Silbe (Länge) als eher pro-
sodielos zu bezeichnen ist. Das bereits von früheren Editoren teilweise konjizierte @Ń: stammt,
wie Belenes richtig feststellte,112 nicht vom Possessivpronomen @Ć?, sondern stellt die kontra-
hierte Form von @Ń<? / -<: dar.
Dies und auch die von Belenes vorgeschlagene Leserichtung der Inschrift wird bestätigt
durch eine Parallele in der im Jahre 1283 erbauten Kirche Porta Panagia bei Pyle (nahe Trika-
la),113 wo das Adjektiv unkontrahiert (@Ń<:) überliefert ist. Der dortige, interessanterweise spie-
gelverkehrt eingemauerte Vers lautet: µ7 /þ5>F: @Ń<:, þ:.0:2, @AŃ92: (C! inscr.)
1Ć9<:. Da @Ń<: nicht kontrahiert wiedergegeben ist, muss im Vers eine Silbe eingespart wer-
den, was durch die Form @AŃ92: (anstatt à@AŃ92:) geschieht. Auf den eigentlichen Vers folgen
noch die teilweise schlecht lesbaren Worte =Ć:49. (" inscr.) à2>Ć:.114 Die Lesung des
letzten Wortes wird von Belenes angezweifelt.115

Steinplatte, 13. Jh. oder später: Katholikon des Klosters Kato Panagia (südl. von Arta),
Nordfassade
Nr. GR8) In einer Höhe von ca. 3 Metern ist in den Tuffstein des westlichen Widerlagers
der Nordseite der Kirche eine über drei Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Inschrift einge-
ritzt; die meisten Buchstaben sind der Majuskel zuzurechnen, daneben sind aber auch einige
Buchstaben der Minuskel zu erkennen (z.B. Xi und Omega). Während in den beiden ersten Zei-
len die Buchstaben relativ eng aneinander stehen, sind jene wenigen der dritten Zeile in größerer
Schrift und mit größerem Abstand angebracht. In der dritten Zeile fügt sich an das Ende der
Inschrift ein Monogramm, das aus den Buchstaben Delta (oben), Pi (links), Rho (rechts) und
My (unten) besteht. Orlandos bot als Auflösung (2@=ĆAĬ) (6D.ā8) =(.>þ@D<B) ļ(Ĉ@6:
ž9.>AĂ9.AF:) an,116 der auch noch Moutsopoulos folgte;117 Tsiligiannes schlug (2@=ĆA4?)
—————–
110
Zitiert nach TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 81f.
111
TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 82, Anm. 97 weist auf seinen unveröffentlichten Aufsatz !ą ­=Ą0>.99. @Aą :ĆA6<
­;FA2>67ą A<ĵD<? A<Ľ 7.5<867<Ľ AĮ? Š. <:Į? þAF .:.06Ħ? ©>A.?. Arta 1997 (12 S.) hin, von dem sich eine
Kopie in der Bibliothek des /# Ĉ88<0<? ©>A.? è „ 7<BCĦ?“ befinden soll.
112
BELENES, DĆ86. 267.
113
Zur Kirche KODER – HILD, Hellas und Thessalia 245f.; s.a. St. MAMALOUKOS, The Chronology of the Exonarthex
of the Porta-Panagia in Thessaly, in: STEVOVIû, Ĉ99267A. 237–250.
114
KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 60 (Nr. 11); KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 522 (Nr. 2). BELENES, DĆ86. 268; A.K.
ORLANDOS, Ř Ć>A.-.:.0Ą. AĮ? 2@@.8Ą.?.  1 (1935) 39 u. Abb. 26 (Schriftskizze).
115
BELENES, DĆ86. 268.
116
ORLANDOS, <:ā AĮ? þAF .:.0Ą.? 87; s.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 51; PAPADOPOULOU, Byzantine
Arta 98.
117
MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 142.
Griechenland (Nr. GR8) 153

(6D.ā8) (><@AþA4?) (F9.ĄF:),118 was plausibler erscheint, da an anderer Stelle für Michael
(II. Komnenos Dukas) die Bezeichnung =><@AþA4? ¶88Ă:F: belegt ist.119 Alternativ ist aber
etwa auch an die Auflösung (4)9(Ă)A>(6<?) 9(4)A>(<)=(<8Ą)A(4?) zu denken.120 Die eigentliche
Inschrift bildet ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm. Während die erste Zeile dem ersten
Vers entspricht, erstreckt sich Vers 2 vom Beginn der zweiten Zeile bis an das Ende der dritten
Zeile. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert.
Stammt das Epigramm aus derselben Zeit wie der Vers an der Südfassade (ĺ Nr. GR7),
dann ist es in die Mitte des 13. Jahrhunderts zu datieren.121 Haben die beiden Inschriften nichts
miteinander zu tun, dann ist auch eine spätere Datierung möglich.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ĉ8.? ¾9ĵ: ¡:<6;<:, û (2<)Ľ (ĮA)2>,


AĮ? 92A.:<Ą.? A<Ľ CFAą? <ó@. =Ĉ84.
––––
1–2 cf. Anal. Hymn. Gr. I 179,21–23 (SCHIRÒ): Ř =Ĉ84 AĮ? 52Ą.? :.A<8Į?, ¡:<6;Ć: 9<6 =Ĉ8.? 92A.:<Ą.?
…; VIII 202,52–54 (SCHIRÒ): Ĉ84 16Ć12BA2, AĮ? 92A.:<Ą.? 9<6 ¡:<6;<: =Ĉ8.?, ž0:Ă, … 1 cf. v. 3 epi-
gramm. in ecclesia S. Sophiae in urbe Monembasia (ĺ no. AddI18): =Ĉ8.? ¡:<6;<: AĮ[?] µ1Ā9, 2<Ľ
Ć02.
——
1 ü Moutsopoulos. 2 <ó@.: >Ľ@. Moutsopoulos.

Die Tore der Reue öffne uns, o Muttergottes,


die du das Tor zum Licht bist.
Text: ORLANDOS, <:ā AĮ? þAF .:.0Ą.? 87 u. Abb. 19 (Schriftskizze).– NICOL, Despotate of Epiros 201.–
KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 522 (Nr. 2).– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 51 (Nr. 4c) u. Abb. 6.– VEIKO, Inscriptions
from Epiros 83 (mit engl. Übers.) u. Abb. 29.– MOUTSOPOULOS, B3. 27784@Ą2? A4? Ž>A.? 142.– PAPADOPOULOU,
Byzantine Arta 98 (mit engl. Übers.).– TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 47, 78 (mit Schriftskizze).

Abb.: VIII

Im Epigramm wird die Theotokos von einer Mehrzahl von Personen (¾9ĵ:), wohl den Mön-
chen des Klosters, angesprochen. Die Theotokos, der auch die Kirche geweiht ist, wird als A<Ľ
CFAą? =Ĉ84 apostrophiert, was auch an anderer Stelle belegt ist.122 Dass hinter dem Epigramm
ein tatsächliches Zeichen einer späten Reue (92A.:<Ą.) des Michael II. Dukas zu sehen ist,123 der
seine Frau Theodora einige Jahre aus Arta vertrieb124 und sich eine Mätresse namens Gangrene
nahm – wie die Vita der heiligen Theodora berichtet125 –, ist eher unwahrscheinlich, da die
Wendung =Ĉ8.6 … 92A.:<Ą.? in Hinblick auf die Theotokos, die den rechten Weg (ins Paradies)
weisen soll, auch an anderer Stelle zu finden ist (vgl. Testimonienapparat).
Gegen diesen konkreten Anlass als Beweggrund, das Epigramm zu verfassen, spricht auch
der Umstand, dass dieselben Verse auch an anderer Stelle attestiert sind, nämlich auf einem
Gesimsfragment, das in der Nähe des Katholikons des Klosters der Panagia Olympiotissa in

—————–
118
TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 47, 78f.
119
So TSILIGIANNES, Š@A<>Ą. 47, Anm. 55.
120
Für diesen Hinweis danke ich Werner Seibt.
121
S.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 52.
122
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 68 (s.v. =Ĉ84); M. TATIû-DJURIû, Les icônes de la Vierge à Studenica, in: Stude-
nica i vizantƋska umetnost oko 1200. godine (Srpska AkademƋa Nauka i Umetnost, nauþni skupovi 41, odeljenje
istorijskich nauka 11). Belgrad 1988, 198.
123
So NICOL, Despotate of Epiros 201; KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 52. An der entsprechenden Stelle in der Vita
(PG 127,908B–C), in der über die Errichtung des Klosters berichtet wird, ist von Reue nichts zu lesen.
124
Er holte sie aber später nach fünf Jahren Exil wieder zurück; zur Person A.M. T[ALBOT], Theodora of Arta. ODB
3, 2038.
125
PG 127,904–908; engl. Übers. TALBOT, Holy Women 327–333.
154 Griechenland (Nr. GR8–GR9)

Elasson zu finden ist.126 Das Katholikon dieses Klosters ist um das Jahr 1300 zu datieren,127
doch dürften die Verse aufgrund paläographischer Merkmale später zu datieren sein.
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Aufgrund einiger Verstöße sind die Verse insgesamt als eher prosodielos zu bezeich-
nen. Zu beachten ist auch das Enjambement, da AĮ? 92A.:<Ą.? von =Ĉ8.? abhängig ist.

ATHEN

(Zwei) Altarschranken (82 × 78 cm u. 72 × 74 cm), 12. Jh.: Byzantino kai Christianiko


Museio (Inv.-Nr. 1049, 1050)
Nr. GR9) Die zwei jetzt im Museum aufbewahrten Teile einer Altarschranke befanden sich
ursprünglich in der Kirche Hagios Ioannes Mankute (.07<ĈA4), die heute nicht mehr vorhan-
den ist. Diese Kirche lag an den nordöstlichen Ausläufern des Akropolishügels im Bereich der
heutigen Plaka, wurde aber schon 1835 zerstört.128 Errichtet wurde die dem heiligen Johannes
Prodromos geweihte Kirche im Jahr 871 durch Konstantinos, Anastaso129 und deren Sohn, den
Drungarios Ioannes, wie die nur fragmentarisch erhaltene, ebenfalls im Byzantino kai Christia-
niko Museio aufbewahrte Stifterinschrift berichtet.130 Der Legende zufolge sei Mankutes der
Zuname des Drungarios Ioannes gewesen, doch ist dies sehr unwahrscheinlich, da Familienna-
men zu dieser Zeit noch kaum vorkommen. Da der Name auch sonst in byzantinischer Zeit
nicht belegt zu sein scheint, dürfte er eine erst in fränkischer oder postbyzantinischer Zeit ent-
standene Hinzufügung sein.131 Bemerkenswert ist, dass offenbar in fränkischer Zeit die beiden
Altarschrankenplatten im Dachbereich oberhalb des zentralen Eingangs in die Kirche einge-
mauert wurden, wie eine Skizze aus dem 19. Jahrhundert verdeutlicht.132 Die zentralen Felder
der beiden erhaltenen Marmorplatten sind durch aus dem Material gearbeitete Kreuze gekenn-
zeichnet, wobei sich diese jeweils aus ornamentalen Linien zusammensetzen. Auf der (vom
Betrachter aus gesehen) linken Platte ist das Kreuz von einem halbkreisförmigen Ornamentrah-
men umspannt, weiters sind im unteren Bereich die Reste von Pfaudarstellungen zu erkennen.
Im oberen Bereich befinden sich zwei Plaketten, in denen die bekannten Kürzel ǿC ȋC abge-
meißelt sind. Solche Plaketten sind auch im oberen Bereich der rechten Platte angebracht; in
diese ist auch die bekannte auf C $C folgende Formel   eingeritzt.133 Im unteren Bereich
der rechten Platte befinden sich zu beiden Seiten des Kreuzstammes zwei Embleme mit Ad-
lerdarstellungen, im unteren Bereich der linken Platte zwei Pfaue. In den (vom Betrachter aus
gesehen) rechten, etwas abgehobenen Rand der linken Platte ist ebenso wie in den (vom Be-
trachter aus gesehen) linken, etwas abgehobenen Rand der rechten Platte eine akzentuierte Ma-
—————–
126
GKETAKOS, µ=60>.C.Ą 74 (Nr. 86 [mit Schriftskizze]); vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 52.
127
Siehe RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 260f.
128
Vgl. JANIN, Les églises et les monastères 334f.; MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 36; XYNGOPOULOS, :492ĵ.
85–87.
129
Der weibliche Name ¥:.@A.@Ċ ist nur spärlich attestiert: ein Beleg stammt aus der Mitte des 8. Jh.s (PmbZ #
342), weitere Belege aus dem 9. Jh. (PmbZ # 343, # 20343), ein Beleg aus der Mitte des 10. Jh.s. (PmbZ # 20344
= ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 153) und einer aus der Mitte des 11. Jh.s (PmbZ #
20345), wobei es sich bei letzterem um die Schwester des Christophoros Mitylenaios handelt.
130
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 253; JANIN, Les églises et les monastères 334; vgl. MCCABE, Byzantine Inscrip-
tions in Athens 7. Die Kirchengründung wird auch als der Wiederbeginn städtischen Lebens in Athen angesehen,
siehe I.N. TRAYLOS, <82<1<967ā ­;Ā86;6? AŃ: ¥54:Ń: =ą AŃ: =><G@A<>67Ń: D>Ć:F: 9ĀD>6 AŃ: >DŃ: A<Ľ 19<B
.ßŃ:<?. Athen 21993, 150; A.P. KAZHDAN – A. WHARTON EPSTEIN, Change in Byzantine Culture in the Eleventh
and Twelfth Centuries. Berkeley u.a. 1985, 34; OIKONOMIDES, Hosios Loukas 252; M. KAZANAKI-LAPPA, Medie-
val Athens, in: LAIOU, Economic History 642.
131
Vgl. JANIN, Les églises et les monastères 334, 335.
132
Siehe KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 244 (Abb. 1).
133
Die unterschiedliche Ausführung der Buchstaben könnte daran liegen, dass   erst zeitgleich mit der im
Folgenden zu besprechenden Inschrift eingeritzt wurde, C $C aber zum ursprünglichen Schmuck der (linken)
Altarschrankenplatte gehört, vgl. KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 252.
Griechenland (Nr. GR9) 155

juskel-Inschrift eingeritzt; so wird eine gemeinsame Inschrift gebildet, von der aber ein be-
trächtlicher Teil verloren ist, da – den Ergänzungen nach zu schließen – der die beiden Platten
verbindende Pfeiler mit einer Stärke von ca. 6 cm heute nicht mehr vorhanden ist. Bereits Kon-
stantopoulos stellte fest,134 dass es sich um eine metrische Inschrift handelt, von der 13 Verse
vollständig oder teilweise rekonstruiert werden können. Während auf der linken Platte 27 Zeilen
Text erkennbar sind, sind es auf der rechten 26. Es ist davon auszugehen, dass jeweils ca. 31–32
Zeilen vorhanden waren.135 Da jeder Vers zwei Zeilen einnimmt, dürfte das ursprünglich Epi-
gramm 16 Verse oder vielleicht auch mehr umfasst haben. Der Beginn des Epigramms ist durch
ein eingeritztes Kreuz markiert, manche Versenden durch eingeritzte Punkte. Paläographisch
erwähnenswert ist das Minuskel-Sigma, das am Ende von Vers 3 (![>6þ1]<?) verwendet wird.
Der Buchstabe Ypsilon ist in der Form V ausgeführt. In Vers 12 könnten die zwei Buchstaben
( und ") des nomen sacrum (2<)Ľ vertauscht sein, wofür es auch andere Beispiele gibt.136
Die Altarschranken und die darin eingeritzte Inschrift wurden in der Vergangenheit unter-
schiedlich datiert. Die Datierung der Inschrift reicht vom 9. bis zum 13. Jahrhundert,137 wobei
die frühere Datierung aufgrund paläographischer Charakteristika (akzentuierte Majuskel) auszu-
schließen ist. Auch das 13. Jahrhundert scheidet aus, da das von der Erneuerung der Kirche
berichtende Epigramm vor der lateinischen Eroberung am Beginn des 13. Jahrhunderts entstan-
den sein muss. Aufgrund paläographischer Eigenheiten dürfte die Inschrift in das 12. Jahrhun-
dert zu datieren sein.138 Dies fügt sich auch gut zu noch zu erörternden prosopographischen
Überlegungen. Die Altarschranken selbst könnten aber etwas früher (11./12. Jh.) entstanden
sein;139 sie könnten ursprünglich auch in einer anderen Kirche in Verwendung gewesen und erst
im Zuge der im Epigramm angesprochenen Erneuerung in die Kirche Hagios Ioannes (Manku-
te) gebracht worden sein.140
Der über weite Strecken auf Ergänzungen von Konstantopoulos zurückgehende Epigramm-
text lautet wie folgt:

IJ& 8Ĉ[D:2 CF]AĆ?, û 8.86[ý A<Ľ] Ć0<B,


û A<Ľ [… Ć0]<B =><1>.9ĉ: =[.A>ą]? Cþ<B?,
ĩFþ::4 9[Ā06@A]2, 7Ă>B; ![>6þ1]<?,
/.=A[6@Aý $>6]@A<Ľ, A<Ľ .D.>Ą[<B 0Ć:]2,
5 A<ć? :[.7.6:]Ą@.:A.? ­7 [:Ā<]B AĆ12
Aą 9:49[Ć@B:<]: EBD67Į? @[FA]4>Ą.?
­: Ań [:.ń] @<B Ań @2/.@[96FA]þAŁ,
C49ă [2>9.]:ą: =<B>0ĄA4: 7.[ă Aý AĀ]7:.,
A<ĈA<[B? 9Ċ]9F? 7.ă 7.8Ń? [ö? 7.]Aþ=2>,
10 2ß? 7AĄ@[A<B ­;þ>]A6@6:, <ô AĈ9[/<: @7]Ā=26?,
@B:2>0[……]5Ł A2 7.ă =<8[……]@26,
A<ĈA[…] 1ā 8.(ą:) (2<)Ľ é9.69<: […]<B
2ã4? CĈ8[.; …] 7.ă @7Ā=F: [A<ć? à7ĀA.]?
ca. 3 weitere Verse
——
—————–
134
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 246.
135
Diese Einschätzung basiert auf den ursprünglichen Größenverhältnissen der beiden Platten, die in den um die
Mitte des 19. Jahrhunderts publizierten Skizzen vollständig (jedoch ohne die Inschriften) wiedergegeben sind:
DIDRON, La Dalmatique impériale. Annales archéologiques 1 (1844) 302; IDEM, La croix orientale. Annales ar-
chéologiques 5 (1848) 325.
136
Z.B. das irrtümlich inschriftlich mit &! wiedergegebene Ań am Beginn von Vers 5 des aus dem Jahr 1142 stam-
menden Epigramms (ĺ Nr. IT31) in der Nähe des Eingangs zur Cappella Palatina im Palazzo dei Normanni in
Palermo.
137
Vgl. GRABAR, Sculptures II 107f.
138
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 249, 251; SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 128; MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą.
37.
139
Ć@9<? A<B B3.:A6:<Ĉ <B@2Ą<B 67. Für das 11. Jh. tritt SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 128–130 ein.
140
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 254.
156 Griechenland (Nr. GR9)

1 8.86[þ A<Ľ] Ć0<B: alludit ad Is. 40,3 (= Mt. 3,3): CF:ā /<Ń:A<? ­: Aį ­>Ă9Ł. 1–2 cf. e.g. Iren. (s. II),
fragm. 46 (HARVEY, Cambridge 1857) (de Ioan. Prod.): #F:ā 1ÿ 7.ă 8JD:<? 8I0<B 7.ă CFAą? =>I1><9<?.
Anal. Hymn. Gr. X 194,437–439 (SCHIRÒ) (de Ioan. Prod.): è 8ĈD:<? A<Ľ CFAą? AĮ? =.><B@Ą.?
=><1>.9ĉ: ­9Ă:B@2: 9:ą: 52<Ľ Aą: @FAĮ>. … 3 ĩFþ::4 9[Ā06@A]2: cf. e.g. Procl. Cpl. hom. in theoph.
4,27 (LEROY, StT 247) (de Ioan. Prod.): ß=ÿ 7.ă @J, û 9*06@A2 šFþ::4. 4 cf. v. 1 epigramm. in fundamen-
to crucis (?) (s. XIV ?) in museo Ermitaž in urbe Sankt Petersburg, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst, no. Ho5: !ą: 2@=ĆA4: /þ=A6@<:, û .D.>Ą<B. 6 EBD67Į? @[FA]4>Ą.?: cf.
e.g. v. 12 epigramm. in ecclesia S. Petri (s. XIII) in urbe Kubaras, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken, no. 63: 7.A.;6<ĽA2 EBD67Į? @FA4>Ą.?; ceteri loci ibid. (app. font.) et apud RHOBY, Epi-
gramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Te2 (v. 8 et app. font.). 9 [9Ċ]9F? 7.ă 7.8Ń?: cf.
Ps.-Macar. hom. XX 1,5 (I, p. 213,3sq. BERTHOLD, Berlin 1973): ­ý: 1ÿ A282,F? =><@7<8845į 7.ă
è8<78+>F? 7.ă Aā: è1ą: AĮ? 167.6<@J:4? 9K9F? 7.ă 7.8Ń? 16<12J@Ĭ …
——
1 8Ĉ[D:2 CF]AĆ? supplevit Konstantopoulos: cf. e.g. v. 2 epigramm. in reliquiario (hodie deleto) (s. XIV)
Florentiae, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me56 (de Ioan. Prod.): û
8ĈD:2 CFAĆ?, 88ĩ ­8Ā0D26? 7.ă =8Ā<:. 8.86[þ A<Ľ] supplevit Konstantopoulos. 2 [… Ć0]<B supplevi:
[8.9=>]<Ľ Konstantopoulos. =[.A>ą]? supplevi (cf. e.g. Tatian. [s. II], PG 6,833B: è 8Ć0<? 9ÿ: ±@A6 Aą A<Ľ
52<Ľ CŃ?): =[Ą@A2F?] Konstantopoulos. 3 9[Ā06@A]2 supplevit Konstantopoulos. A[Į? !>6þ1]<? Halkin. 4
/.=A[6@Aý $>6]@A<Ľ supplevit Konstantopoulos. .D.>Ą[<B 0Ć:]2 supplevit Konstantopoulos. 5
:[.7.6:]Ą@.:A.? supplevit Konstantopoulos. [:Ā<]B supplevit Konstantopoulos. 6 9:49[Ć@B:<]: supplevit
Konstantopoulos: 9:Į9[. Dþ>6]: proposuit Dölger (cf. comment). @[FA]4>Ą.? supplevit Konstantopoulos.
7 [:.ń] supplevit Konstantopoulos. @2/.@[96FA]þAŁ supplevit Konstantopoulos. 8 [2>9.]:ą: supplevit
Konstantopoulos. =<B>0ĄA4: (sic inscr. [cf. etiam comment.]): =<>0ĄA4: Konstantopoulos. 7.[ă Aý
AĀ]7:. scripsi: 7.[ă AĀ]7:. Konstantopoulos. 9 A<ĈA<[B? 9Ċ]9F? supplevit Konstantopoulos. 7.ă scripsit
Konstantopoulos:  (?) inscr. [ö? 7.]Aþ=2> supplevi (cf. KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 248). 10
7AĄ@[A<B ­;þ]>A6@6: supplevit Konstantopoulos (cf. comment.). AĈ9[/<: @7]Ā=26? supplevit Konstantopou-
los. 11 @B:2>0[……]5Ł A2 scripsi: CVVV (?) inscr.: .....>6….5FA2 Konstantopoulos. 12 A<ĈA[…] 1ā
8.ą: (2<)Ľ é9.69<: […]<B dubitanter scripsi: !"!…Ŀ ĿV …" (?) inscr.,
A<ĈA[F:]………. è9.Ą9<: ….. <B Konstantopoulos. 13 CĈ8[.; @ł3F:] Konstantopoulos. [à7ĀA.]? supplevit
Konstantopoulos.

O Leuchte des Lichts, o Rede des Logos,


o Vorläufer des … Logos, des Lichtes des Vaters,
größter Johannes, Verkünder der Dreifaltigkeit,
Täufer Christi, Spross des Zacharias,
5 die, die dieses Denkmal hier des Seelenheils
wieder erneuerten
in deiner ehrwürdigsten Kirche,
ich meine Germanos Spurgites und die Kinder,
diese untadelig und genau so gut
10 zur Vollendung des Stifters, dessen Grab du beschützt,
und ………… und ………………
…… wahrlich das blutsverwandte Volk Gottes ……
Du mögest Hüter sein …… und die Schutzflehenden beschützend
ca. 3 weitere Verse
Text: KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 247 u. Abb. 3–5.– SOTERIOU, Guide 62, Anm. 1 (Text nach Konstantopou-
los) u. Abb. 31.– HALKIN, Inscriptions III 124 (vv. 1–4).– PALLIS, Inscriptions 764, 787f. (Nr. 31a–b [Text nach Kon-
stantopoulos]).

Lit.: G.A. SOTERIOU, Ũ140ą? A<Ľ B3.:A6:<Ľ <B@2Ą<B ¥54:Ń:. Athen 1924, 34–36 mit Abb. 15.– SOTERIOU,
î>2AĂ>6<: 20 (Abb. 6.).– XYNGOPOULOS, :492ĵ. 86 (Abb. 90).– F. D[ÖLGER], BZ 32 (1932) 470.– Ch. DELVOYE,
L’art byzantin. Paris 1967, Abb. 155–156.– GRABAR, Sculptures II 107f. u. Taf. LXXX (Abb. E).– MOUTSOPOULOS,
2Ĉ7F9., Taf. 13 (Abb. 32 [Schriftskizze]).– SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 128–130 (Nr. 175–176 [mit Abb.]).–
MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 37 (Abb. 14–15).– N. SKYLOGIANNE-DEMETRAKOPOULOU, in: Ć@9<? A<B
B3.:A6:<Ĉ <B@2Ą<B 66f. (Abb. 43.–/).– MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 191 (Abb. 164), 192 (Abb. 166).– T.-P.
SKOTTI, in: DRANDAKI, Heaven & Earth 124 (mit Farbabb. 44).

Abb.: IX–X
Griechenland (Nr. GR9) 157

Der Epigrammtext teilt sich in drei Teile: Am Beginn wird Johannes Prodromos, dem die
Kirche geweiht ist (vgl. Vers 7), mit verschiedenen, teilweise auch sonst belegten Epitheta an-
gesprochen (Verse 1–4).141 Er wird danach offenbar um Fürsprache bzw. Schutz für jene gebe-
ten, die das „Denkmal des Seelenheils“ (Vers 5) in der Kirche wieder erneuert haben. Was ist
mit 9:49[Ć@B:<]: – alternativ wäre auch an 9:4[9Ć>6<:] zu denken – gemeint? Offenbar ist da-
mit ein Grab gemeint,142 vielleicht das Grab des oben erwähnten Stifters aus dem Jahr 871. Auf
das Grab jenes Stifters, das Johannes Prodromos beschützt, dürfte auch in Vers 10 hingewiesen
werden. Die „Erneuerer“ sind der in Vers 8 genannte Germanos (?) Spurgites und seine Kinder.
Die Schreibung =<B>0ĄA4: anstatt des von Konstantopoulos edierten und in darauf folgende
Publikationen143 übernommenen =<>0ĄA4: ist zweifach gesichert: Der von Konstantopoulos als
Omikron gelesene Buchstabe ist in Wahrheit eine Ligatur von Omikron und Ypsilon, wie eine
bei genauerer Betrachtung der Inschrift, vor allem auf der bei Konstantopoulos beigegebenen
älteren Abbildung,144 zu erkennen ist. Auf die nur schwach eingeritzte Ligatur folgt ein ebenso
schwach in den Stein geritztes Rho. Der Familienname Spurgites ist nur an einer weiteren Stelle
belegt, nämlich in einem aus Athen und Umgebung stammenden, nicht vollständig überlieferten
Praktikon des 11./12. Jahrhunderts.145 Es ist davon auszugehen, dass die Familie der örtlichen
„Aristokratie“ angehörte.146 Die Erneuerung von Teilen der Kirche könnte auch durch äußere
Ereignisse bedingt gewesen sein, vielleicht durch Zerstörung im Zuge eines etwaigen normanni-
schen Angriffs 1147/48.147 Gegen Ende des Epigramms (Vers 13) wird Johannes Prodromos
noch einmal direkt angesprochen. Es ist zu erwarten, dass ganz in der Tradition von Stifterepi-
grammen im verlorenen Teil der Inschrift als Gegenleistung um Schutz, Beistand u.ä. gebeten
wird.
Wie bereits oben erwähnt und wie durch die Edition ersichtlich, können 13 Verse entweder
vollständig oder teilweise rekonstruiert werden. Auch hier teilt sich der Epigrammtext in zwei
Hälften: Während die Verse 1–8 ohne größere Schwierigkeit inhaltlich sinnvoll ergänzt werden
können, sind die nachfolgenden Inschriftenreste, vor allem ab Vers 11, kaum in einen sinnvol-
len Zusammenhang zu bringen. Es ist durchaus möglich, dass auch im ursprünglichen Epi-
grammtext spätestens nach Vers 10 ein inhaltlicher Bruch vorlag. Betrachtet man die Prosodie,
dann sind auch hier zwei verschiedene Hälften feststellbar: Während in den Versen 1–9 keine
gröbere prosodische Auffälligkeit zu erkennen ist, liegt in Vers 10 – bedingt durch die Ergän-
zung 2ß? 7AĄ@[A<B ­;þ>]A6@6: – ein schwerer prosodischer Verstoß (lange dritte Silbe) und ein
Hiat vor. Aus inhaltlichen Gründen ist aber kaum an eine andere Ergänzung als 7AĄ@[A<B] zu
denken, da sich <ô AĈ9[/<: @7]Ā=26? ja nur auf eine Person beziehen kann. Somit fallen mögli-
che (prosodisch saubere) Konjekturen wie 7AĄ@[9.A<?] oder 7AĄ@[2F?] mit nachfolgendem,
dreisilbigen, auf ->A6@6:148 endenden Wort aus. Als prosodielos wäre auch Vers 12 in seiner jet-
zigen Form zu werten, doch darf der Text dieses Verses nur als bescheidener Versuch, die über-
lieferten Buchstaben in halbwegs sinnvollen Zusammenhang zu bringen, verstanden werden.149
Was mit dem „blutsverwandten Volk Gottes“ gemeint sein könnte, muss offen bleiben. Da die
prosodischen Gesetze in den ersten neun Versen eingehalten werden, sind in Vers 2 die sonst
—————–
141
Als „Leuchte des Lichts“ wird Johannes Prodromos auch in der metrischen Legende eines in drei Exemplaren
erhaltenen Siegels angesprochen: Ũ 8ĈD:<? CFAą? CĊA632 @ą: <ß7ĀA4:, ed. LAURENT, Bulles métriques, Nr. 263,
560.
142
Vgl. LSSup s.v. 9:49Ć@B:<:. Zu 9:Ă9<>6<: in der Bedeutung „Grab“ siehe LSJ s.v., LSSup s.v.
143
Z.B. MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 37; Ć@9<? A<B B3.:A6:<Ĉ <B@2Ą<B 67.
144
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 247 (Abb. 4).
145
E. GRANSTREM – I. MEDVEDEV – D. PAPACHRYSSANTHOU, Fragment d’un praktikon de la région d’Athènes (avant
1204). REB 34 (1976) 31 (Zeile 21); vgl. MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 37.
146
MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 37; MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 192.
147
Vgl. KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 255, Anm. 1. Dazu A. RHOBY, War Athen Ziel des Normannenangriffes von
1147/48? JÖB 52 (2002) 221–230.
148
Das Rho ist heute nicht zu erkennen, ist aber auf der von KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 247 abgedruckten Ab-
bildung ansatzweise noch zu entziffern.
149
Die Auflösung 8.(ą:) stimmt dann, wenn man die beiden parallel ausgerichteteten Striche oberhalb des Alpha als
Zeichen für die Kürzung (ą:) deuten darf.
158 Griechenland (Nr. GR9–GR10)

guten Konjekturen von Konstantopoulos zu verwerfen: Die Passage [8.9=>]<Ľ =><1>.9ĉ: an


der ihr zugeordneten Position im Vers bedingt schwere prosodische Verstöße.
Die Binnenschlüsse in den Versen dürften korrekt gesetzt gewesen sein; in Vers 6 ist die
proparoxytone Akzentuierung vor B5 auffallend. Diese ist zu vermeiden, wenn man nach Döl-
ger 9:Į9[. Dþ>6]: ergänzt. Dieser lehnte die von Konstantopoulos vorgenommene Konjektur
9:49[Ć@B:<]: ab, weil er oberhalb des Eta einen Zirkumflex erkannt haben wollte.150 Doch ist
m.E. die Einritzung zu gering, um Dölger in seiner Argumentation zu folgen. Vers 8 verfügt in
der von Konstantopoulos vorgeschlagenen Version nur über 11 Silben; da sich die fehlende
Silbe nur zwischen 7.[ă] und [AĀ]7:. befinden kann, kommt eine andere Ergänzung als die des
Artikels Aý nicht in Frage. Schwierigkeiten, an denen Konstantopoulos scheiterte,151 bietet der
Beginn von Vers 11, der inschriftlich wahrscheinlich als CVVV wiedergegeben ist. Am
ehesten ist daran zu denken, eine Form von @B:2>0Ć? zu ergänzen: als (nicht den prosodischen
Gesetzmäßigkeiten) folgende Konjektur wäre @B:2>0[ń /<4]5ń A2 möglich.152 Als weitere
Schwäche des Epigramms ist zu konstatieren, dass – zumindest in den erhaltenen Passagen – ein
Prädikat zu den Akkusativen der Verse 5ff. fehlt. Ein eher mittelmäßig begabter Dichter muss
am Werk gewesen sein.

(Fragmente eines) Architrav(s) (Maße von 5 Teilen: 81 × 17 cm, 49 × 17 cm, 54 × 17 cm,


44 × 17 cm, 23 × 23 cm), 12. Jh.: Byzantino kai Christianiko Museio (Inv.-Nr. 2492, T 13)
bzw. Akropolis
Nr. GR10) Auf der Akropolis wurden zumindest elf zusammengehörende Marmorfragmente
gefunden,153 in deren Innenseiten eine teilweise akzentuierte Majuskelinschrift eingeritzt ist.154
Aufgrund der leicht gebogenen Form der Fragmente wurde vermutet, dass sie ursprünglich den
runden Architrav eines Weihbrunnens (Phiale) bildeten, der sich, wie auch durch neuzeitliche
Berichte ersichtlich ist,155 im christlichen Parthenon bei der Theotokos-Kirche – wahrscheinlich
links des Eingangs – befunden haben dürfte. Letztlich kann diese Vermutung aber nicht bestä-
tigt werden, u.a. auch deshalb, weil es keinen Beweis dafür gibt, dass die Marmorfragmente
wirklich aus dem Parthenon stammen.156 Daneben wurde auch die Vermutung geäußert, dass die
Inschrift ursprünglich in einer Apsiskonche angebracht war.157 Auch ist nicht klar, in welcher
Reihenfolge die Inschriftenfragmente zu lesen sind. Aus inhaltlichen Gründen ist davon auszu-
gehen, dass auf das (bei Sklabou Mauroeide) Fragment . genannte Stück ein auf der Akropolis
aufbewahrtes Fragment folgt, wenngleich dadurch ein ziemlich großes Spatium zwischen dem
Iota und dem Sigma (von =><@52Ą?) vorliegt. Immerhin ergibt sich daraus aber ein Vers, der
darauf hinweist, dass die gesamte Inschrift metrisch gestaltet war. Das Ende dieses Verses ist
offensichtlich auch mit einer Markierung versehen;158 darauf folgen die Anfangsbuchstaben ei-
nes weiteren Verses. In welcher Reihenfolge die anderen Fragmente zu lesen sind, kann nicht
bestimmt werden. Auch kann nicht festgestellt werden, wo und womit das Epigramm beginnt.
Die von Pallas,159 Sklabou Mauroeide,160 und zuletzt von Mpouras161 vorgenommene Datie-
rung der Fragmente in das 12. Jahrhundert ist auch paläographisch vertretbar.
—————–
150
F. D[ÖLGER], BZ 32 (1932) 470.
151
KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 245f.
152
Vgl. z.B. Oecum. comment. in Apoc. 144,16f. (HOSKIER, Ann Arbor 1928): ­:,74@.: 1ÿ @B:2>0ń 7.ă /<45ń
D>4@)92:<6 Ań A69,Ł .á9.A6 A<Ľ $>6@A<Ľ … Auch im vorliegenden Epigramm könnte es Christus sein, der
@B:2>0Ć? und /<45Ć? (bei der Stiftung) ist.
153
Sechs befinden sich auf der Akropolis, fünf im Byzantino kai Christianiko Museio.
154
Vgl. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 138.
155
PALLAS, #6þ84 186, 190f.
156
Vgl. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 138f.
157
Vgl. MPOURAS, µ>0.@Ą2? 318 (Abb. 11). Schon in früherer Zeit gab es Inschriften, die entlang der Apsiskonche
liefen, z.B. A.E. FELLE, La documentazione epigrafica, in: G.A. MARUGGI – G. LAVERMICOCCA (Hg.), Memoria e
progetto. Torre Santa Susanna: chiesa di S. Pietro. Storia, archeologia, restauro. Bari o.J. [2000], 15.
158
Vgl. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 138 (Abb. 93).
159
PALLAS, #6þ84 190, 196.
Griechenland (Nr. GR10) 159

Die Versfragmente können in folgender Reihenfolge aneinander gefügt gewesen sein:

[………………]. Aā: ­9ā: @DĀ@6:


=><@52ă? Aą 82ĵ=<: ±>0<: 2í7Ć@9F? AĆ12
5BĂ=[………………………… ?
…………… è] =>Ć21><? <2>5Ċ:4?
5 8þ/<696 Aā: 52Ą.: [………………] ?
Aą =6@Aą: ­9C.[…………………
………].:A2? ¢9. 2í@2/2@A[AþAŁ
±]>0<: 9Ā[06@A<: …………………] ?
(2ą)? 5.[Ľ9. ………………………] ?
10 

——
2 cf. v. 3 epigramm. in tabula in museo urbis Manisa (ĺ no. TR103): AĆ12 Aą 2ñ7<@9<: ±>0<: (i.e.
$>6@A<Ľ 2ß7Ć:6@9.) (sic).
——
1 [:.ą: @ą: ­7þ88B:]. Pallas. 2 826=ą: Antonin. 2í7Ć@9F? AĆ12:  C&  !  .. Soteriou. 3
5BĂ=[…………………………] dubitanter scripsi: (2<)Ľ ½=[Ą<B ­:ABD2ĵ: ­: <í>.:]ń Pallas. 4 [è] supp-
levi. <2>5Ċ:4? supplevit Mpouras. 5 52Ą.::  inscr., 5[2]Ą.: Pallas. [………………] statui:
9[2@6A2Ą.:] Pallas. 6 Aą =6@Aą: ­9C.[…………………]: ! C! #(Ą:26;) Soteriou, î>2AĂ>6<:,
! C! #(ĵ:<:) Soteriou, Guide, [éA6 î=þ>D26?(;)] Aą =6@Aą: ­9C.[Ą:<B@.] Pallas. 7
………].:A2? ¢9. dubitanter scripsi: ….:A>F ¢9. Antonin, [@ć: Ań ­78]þ9=>Ł ¢9. Pallas.
2í@2/2@A[AþAŁ] supplevit Pallas. 8 [±]>0<: supplevi. 9Ā[06@A<:] supplevi. 9 (2ą)?: C MPOURAS,
B3.:A6:Ă 5Ă:. 139, n. 42. 5.[Ľ9.] dubitanter supplevi.

………………… meine Zuneigung,


indem ich dieses fehlende Werk in schönem Schmuck dazusetzte,
(ich) Priester ………………………… ?
…………… der Bischof von Methone
5 möge ich erlangen die göttliche ……………… ?
das Gläubige ………………………
sie ……… zusammen mit dem ganz frommen ?
das größte Werk ………………… ?
Gott das Wunder ……………………… ?
10 …
Text: ANTONIN, Drevnich 77 u. Taf. 25 (Schriftskizzen).– SOTERIOU, î>2AĂ>6<: 42, 41 (Abb. 24/).– SOTERIOU,
Guide 27, 28 (Abb. 13).– PALLAS, #6þ84 186f. u. Abb. 1–2.– SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 178 (Nr. 246 [Text nach
Pallas]) u. Abb.– PAUL, Dichtung auf Objekten 254 (Nr. 30 [Text nach Pallas]).

Lit.: MPOURAS, µ>0.@Ą2? 316f., 318 (Abb. 11).– MCCABE, Byzantine Inscriptions in Athens 7.– KALDELLIS,
Parthenon 152, 153 (Abb. 26).– MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 138 (Abb. 93), 139, Anm. 42.

Abb.: 7–8

Aufgrund der zahlreichen Lücken im Text ist der Inhalt der Verse nur vage zu erahnen: Das
Epigramm handelt von der Stiftung des Objektes, vielleicht eines Brunnens (oder vielleicht
doch einer Kirche ?), auf dem die Inschrift angebracht war. Die Stiftung erfolgte offensichtlich
aufgrund von Zuneigung162 (Vers 1), vielleicht aufgrund jener, die der Stifter der Theotokos
zukommen ließ, wenn die Marmorfragmente tatsächlich aus der der Theotokos geweihten Par-

—————–
160
SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 178.
161
MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 138.
162
Zu @DĀ@6? als „Zuneigung“ siehe RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me81 (vv. 4,
12).
160 Griechenland (Nr. GR10–GR11)

thenon-Kirche163 stammen. Der Stifter könnte der in Vers 3 genannte Priester sein; dies stimmt
allerdings nur dann, wenn die Anfangsbuchstaben des Verses richtig entziffert wurden. Unklar
bleibt jedoch, welche Rolle ein Bischof (=>Ć21><?) von Methone bei der Stiftung gespielt haben
könnte.164
Das Epigramm könnte ursprünglich aus bis zu zehn byzantinischen Zwölfsilbern bestanden
haben; vollständig überliefert ist allerdings nur ein Vers (Vers 2). Die Regeln der Prosodie dürf-
ten berücksichtigt worden sein. Die Textkonstitution der übrigen Versteile muss jedoch sehr
spekulativ bleiben: Die von Pallas teilweise vorgenommenen Ergänzungen sind inhaltlich zu ge-
wagt, um sie wirklich im Text belassen zu können. Auch berücksichtigen sie nicht die Gesetze
der Prosodie: So ist etwa die Ergänzung [:.ą: @ą: ­7þ88B:]. in Vers 1 mit einem schweren
prosodischen Verstoß versehen. Pallas schöpfte die Ergänzung aus einem an die Theotokos
gerichteten Gedicht aus der Feder des Michael Choniates, Erzbischof von Athen (1182–
1204):165 ­7þ88B:þ @<B Aą: :.Ć:, =>ŃA<? =Ć:<?.166 In diesem Gedicht erfährt man nicht nur von
der Verschönerung der (Theotokos-)Kirche, sondern von weiteren Bau- und Renovierungstätig-
keiten des Choniates, weiters von Gütern, die er der Kirche stiftete.167 Unter der Voraussetzung,
dass das Epigrammfragment aus dem Parthenon stammt, könnte das Epigramm in der Tat auf
Choniates zurückgehen. Alternativ käme auch das Episkopat des Nikolaos Hagiotheodorites
(1166–1175) als Entstehungszeit in Frage. In der auf ihn gehaltenen Grabrede aus der Feder des
Euthymios Malakes erfahren wir, dass es auch unter Hagiotheodorites Bautätigkeiten auf der
Akropolis gab.168
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass aufgrund der schlechten Überlieferung der
Inschrift viele Fragen offen bleiben müssen. Gesichert ist nur, dass es sich um eine Stiftung
handelte, die im 12. Jahrhundert vielleicht auf dem Akropolis-Hügel vonstatten ging.

Steinplatte (52 × 34 cm), a. 1234/35: Byzantino kai Christianiko Museio (Inv.-Nr. 1066)
Nr. GR11) Die fast vollständig erhaltene Grabplatte trägt eine über sechs Zeilen laufende
eingeritzte und akzentuierte Majuskel-Inschrift. Wie leicht zu erkennen ist, ist die letzte Zeile,
die nur ungefähr zur Hälfte mit Text gefüllt ist, der Datierung gewidmet. Bereits der erste Editor
der Inschrift, Plassart, bemerkte, dass es sich um Verse handelt, genauer gesagt, um vier
Zwölfsilber, wobei ein Vers ungefähr ein bis eineinhalb Zeilen einnimmt. Der Text ist in conti-
nuo geschrieben, die einzelnen Versenden sind jedoch durch kommaähnliche Zeichen markiert,
so auch das Ende von Vers 4. Am Beginn von Vers 1 befindet sich ein aus Punkten und Strichen
geformtes Zierelement. Paläographisch auffallend ist die Form des Omega (etwa in @FA4>Ą.: in
Vers 3), das an ein Minuskel-Omega erinnert.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund der erwähnten Nennung des Weltjahres und der Indik-
tion am Ende. Auch der paläographische Befund spricht für eine Datierung in die erste Hälfte
des 13. Jahrhunderts.169
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
163
Zur (symbolischen) Bedeutung der Theotokos-Kirche im Parthenon J. KODER, Zu einigen Textstellen bei Johan-
nes Skylitzes, in: SCHOLZ – MAKRIS, "" " 111f.; A. RHOBY, Studien zur Antrittsrede des
Michael Choniates in Athen. Göttinger Beiträge zur Byzantinischen und Neugriechischen Philologie 2 (2002)
86f.
164
MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 139, Anm. 42.
165
PALLAS, #6þ84 187f.
166
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, Noctes Petropolitanae 246 (Nr. 2, v. 3).
167
Vgl. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 139f.
168
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, Noctes Petropolitanae 160,11ff.; vgl. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 139; KALDELLIS,
Parthenon 149. Das Episkopat des Nikoalos Hagiotheodorites wird von PALLAS, #6þ84 197 als Entstehungszeit
des Epigramms auch bevorzugt.
169
Nach KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 251 kann der Duktus der Schrift mit jenem auf den Altarschranken aus der
ehemaligen Kirche Hagios Ioannes Mankute (ĺ Nr. GR9) verglichen werden.
Griechenland (Nr. GR11) 161

2ĵA.6 9<:.Dą? ­:5.1ă <B7Ħ? 7AĄAF>


@ć: C68<@ĆCŁ 2íA282ĵ ļ.72:1ĈAĬ
.ãA4@<: .íA<ĵ? EBD67ā: @FA4>Ą.:
é@A6? =<Aĩ Ý@5. =.>6ĉ: AŃ: ­:5þ12.
5 ±A<B? ,OE90Ņ ß:(167A6Ń:<?) 3Ņ.
———
3 cf. v. 5 epigramm. in columna prope Athenas (ĺ no. GR28): .ãA4@<: .íAń EBD67ā: @FA4>Ą.:. 4 cf. v. 6
epigramm. in columna prope Athenas (ĺ no. GR28): é@A6? =<Aĩ Ÿ: ę 7.ă =.>6ĉ: ­:5þ12.
———
3 C&! Sklabou Mauroeide. 5 ß:(167A6Ń:<?): (C&C) Sklabou Mauroeide.

Hier liegt der Mönch Lukas, der Stifter,


zusammen mit dem unbedeutenden Mönch (mit dem Beinamen) Philosophos.
Erbitte für sie Seelenheil,
wer immer von den Hiesigen du denn vorbeigegangen bist!
5 Im Jahr 6743 der 7. Indiktion (= 1234/35).
Text: KAMPOUROGLOU, Š@A<>Ą. AŃ: ¥54:Ń: II 205.– PLASSART, Inscriptions 178.– KOUKOULES, 6Ć:6<: 150 u.
Abb. 3.– SOTERIOU, Guide 67 (Nr. 329) u. Abb. 40.– ORLANDOS, :492ĵ. 171 u. Abb. 228.– SKLABOU MAUROEIDE,
8B=Aþ 203 (Nr. 284 [mit Abb.]).

Lit.: KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 251.– MEGAW, Chronology 98.– I. K[ORNARAKES], µ=60>.C67Ă, $>6@A6.-
:67Ă.  5 (1964) 767f. (Abb.).– MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 24 (Abb. 56 [Schriftskizze]).

Abb.: XI

Das Epigramm stellt eine Grabinschrift dar, wie aus dem Inhalt und der Anlage der Verse
hervorgeht. Die Wörter 72ĵA.6 und ­:5þ12 (hier ­:5.1Ą) sind typisch für den Beginn von Grabin-
schriften, von denen die Mehrzahl allerdings nicht metrisch ist. Wie den Versen 1–2 zu entneh-
men ist, waren im Grab zwei Personen bestattet. Genannt wird zunächst der Mönch Lukas, der
als Stifter (7AĄAF>) bezeichnet wird. Die zweite Person wird namentlich nicht erwähnt; man
erfährt nur, dass es sich ebenfalls um einen Mönch (ļ.72:1ĈA4?) handelt, der auch Philosophos
genannt wird. Wahrscheinlich war er unter diesem Beinamen so gut bekannt, dass der eigentli-
che Name nicht erwähnt werden musste. Die Bezeichnung lässt stark vermuten, dass es sich um
einen Mönch in dem am Abhang des Hymettos gelegenen Kloster Kynegu ton Philosophon
handelte.170 Wenn auch Lukas von dort stammte, was sehr wahrscheinlich ist, dann ist er nicht
„Gründer“ des Klosters, sondern dessen „Neugründer“, da das Kloster wahrscheinlich bereits
am Beginn des 12. Jahrhunderts gegründet wurde.171 Der als Philosophos172 bezeichnete Mönch
von Vers 2 wird wohl eher nicht identisch sein mit jenem Mönch Neophytos – wie Koukoules
meint –,173 der in der Flur Stauros eine Säule stiftete, die sich in der Nähe des Klosters Kynegu
ton Philosophon befindet. Das vorliegende Grabepigramm datiert nämlich in das Jahr 1234/35,
das Epigramm (ĺ Nr. GR28) auf der Säule aber erst in das Jahr 1237/38.174 Über Lukas, den
Neugründer des Klosters, ist sonst nichts Gesichertes bekannt; er könnte aber der Abt gewesen
sein. Der im Epigramm auf der Säule genannte Neophytos könnte als sein Nachfolger als Abt
fungiert haben. Die Behauptung, dass Lukas als Korrespondenzpartner des Michael Choniates
—————–
170
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 196f. Eine Verbindung mit dem Kloster ist auch gegeben durch das
ebenfalls im Byzantino kai Christianiko Museio (Inv.-Nr. 2485) aufbewahrte Fragment eines Türsturzes, dessen
Inschrift u.a. è? C68Ć@<C<? A<B=Ą784: ±A(<B?) ,?E60Ņ (6713 = 1204/05) überliefert; mit dem C68Ć@<C<? könnte der
in Vers 2 des vorliegenden Epigramms genannte Mönch gemeint sein: SKLABOU MAUROEIDE, 8B=Aþ 184f. (Nr.
257); MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 200.
171
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 196.
172
Die Bezeichnung geht auf den Gründer des Klosters zurück, der als Familiennamen den Beinamen AŃ:
#68<@ĆCF: hatte, vgl. ORLANDOS, :492ĵ. 173.
173
KOUKOULES, 6Ć:6<: 149f.
174
KOUKOULES, 6Ć:6<: 150 erklärt die zeitliche Divergenz dadurch, dass das Epigramm (ĺ Nr. GR28) auf der
Säule erst drei Jahre nach dem Tod des Abtes angebracht wurde.
162 Griechenland (Nr. GR11–GR12)

im Jahr 1207/08 belegt sei,175 ist nicht gesichert: Michael Choniates richtet zwar einen Brief an
Ań 7.540<B9Ā:Ł AĮ? 9<:Į? A<Ľ B:40<Ľ AŃ: #68<@ĆCF:,176 erwähnt aber den Abt nicht nament-
lich.177 Der Name Lukas kommt bei Michael Choniates aber in zwei anderen Briefen vor, die
ebenfalls 1207/08 zu datieren sind: Der eine richtet sich an den Mönch Lukas, der von der Insel
Keos nach Athen übersiedelte; wohin, weiß Choniates nicht; interessanterweise wird in diesem
Schreiben auch ein Mönch Neophytos als Briefbote genannt.178 Den anderen Brief adressiert
Choniates an seinen Neffen Michael; darin berichtet er von einem Lukas, der Abt des Klosters
Hagios Georgios in Kerameikos gewesen sei.179
Nach einer Einleitung (Verse 1–2), in der festgehalten wird, wer im Grab begraben ist, wird
der potentielle Besucher des Grabes direkt angesprochen. Er wird in der Tradition ähnlicher
Epigramme aufgefordert, für das Seelenheil der Verstorbenen zu beten. Fest steht, dass für bei-
de Epigramme, d.h. für das vorliegende Grabepigramm und jenes auf der Säule (ĺ Nr. GR28)
der gleiche Autor herangezogen wurde, wie die im Testimonienapparat zitierten Ähnlichkeiten
beweisen.
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die grundlegenden prosodischen Gesetze werden eingehalten, allerdings liegt in Vers
2 ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie vor (kurze vierte Silbe). Weitere Bemerkungen zum
Epigrammtext: Die Nomina 7AĄAF> (in der Bedeutung „Gründer“ / „Stifter“) und ļ.72:1ĈA4?
sind erstmals im 11. Jahrhundert belegt.180 In Vers 4 verwundert die Imperfekt-Form Ý@5., da
man eigentlich einen Indikativ-Präsens erwarten würde. Die Imperfektform könnte aus proso-
disch-metrischen Gründen gewählt worden sein.

Steinplatte (220 × 80 cm), 11. Jh. ?: Byzantino kai Christianiko Museio (Inv.-Nr. 1451)
Nr. GR12) Der aus vier auseinandergebrochenen Teilen wieder zusammengesetzte Grab-
stein ist auf der Vorderseite von drei vertieften Kreisen geprägt, wobei der mittlere der größte
ist. In die Kreise eingeschrieben sind abgemeißelte Kreuze.181 Oberhalb und unterhalb der
Kreuze sind unregelmäßig gefertigte, nicht akzentuierte Majuskel-Inschriften eingeritzt. Ober-
halb der Kreuze befindet sich eine durchlaufende Zeile; eine zweite Zeile besteht nur aus einem
Wort, nämlich AĀ8<?. Die Zeile unterhalb der Kreuze wird vom großen Kreis durchbrochen. Bei
der Analyse der Inschrift entdeckt man, dass sie metrischen Charakters ist. Nicht nur umfassen
die erste und die dritte Zeile je zwölf Silben, zwei sehr ähnliche Verse bilden auch den Beginn
einer metrischen Kopistensignatur.
Pazaras datierte die Inschrift ins 11. Jahrhundert.182 Dies ist denkbar, aber auch eine frühere
Datierung ist nicht unmöglich.
Der Inschriftentext ist folgendermaßen wiederzugeben:

IJ& =Ń? [±]1>.9<: <í1ÿ: 2ô><: A<Ľ /Ą<B AĀ8<?


=8ā: Aā: 8þ>:.7(.) 7.ă 8Ĉ@6: AĮ? 2ß7Ć:<(?).
––––
1–2 cf. librarii subscript. (a. 1431) (ĺ v. comment.).
––––
1 IJ& =Ń? scripsi: & C inscr., ù=<? Pazaras. [±]1>.9<: supplevit Pazaras. 2 7.ă scripsit Pazaras,
.>7<Cþ0<6:  inscr. 8Ĉ@6: scripsi: C inscr. 2ß7Ć:<? scripsi: (C) inscr.

—————–
175
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 196.
176
Mich. Chon. ep. 120 (p. 200f. KOLOVOU), s.a. p. 122*.
177
Vgl. auch Ph. KOLOBOU, 6D.ā8 $F:6þA4?. B9/<8ā @Aā 928ĀA4 A<Ľ /Ą<B 7.ă A<Ľ ±>0<B A<B. !ą Corpus AŃ:
­=6@A<8Ń: (Ć:49.. B9/<8ÿ? @Aā: ±>2B:. AĮ? ®884:67Į? 7.ă 8.A6:67Į? 0>.99.A2Ą.? 2). Athen 1999, 100.
178
Mich. Chon. ep. 99 (p. 131–133 KOLOVOU), s.a. p. 108*f.
179
Mich. Chon. ep. 116 (p. 193–195 KOLOVOU), s.a. p. 120*f.
180
Vgl. LBG s.v.
181
Vgl. PAZARAS, .>7<Cþ0<6 82.
182
PAZARAS, .>7<Cþ0<62 47.
Griechenland (Nr. GR12–GR13) 163

ǹch, wie lief ich und fand kein Ende des Lebens
außer den Sarg und die Auflösung des Bildes.
Text: PAZARAS, .>7<Cþ0<6 82 (Nr. 59) u. Taf. 60..– PAZARAS, .>7<Cþ0<62 47 (Nr. 62) u. Taf. 51 (Abb. .).

Abb.: 9

Nicht nur durch die äußere Form des Steines, sondern auch durch den Inhalt des Epigramms
wird deutlich, dass es sich um eine Grabinschrift handelt. Der Verstorbene, der von sich in der
ersten Person spricht, berichtet vom vergeblichen Versuch, dem Tod zu entrinnen. Somit gehört
das Epigramm zu der Kategorie der Memento-Mori-Verse,183 die den Lebenden die Unentrinn-
barkeit des Todes vor Augen führen.184 Wie bereits erwähnt, sind die beiden Verse in ähnlicher
Form auch am Beginn der Signatur des Kopisten Kallistos185 aus dem Jahre 1431 im Codex 65
(B.4.16) der Biblioteca Angelica in Rom belegt. Die ersten vier Verse lauten wie folgt (fol.
397v) (in normalisierter Orthographie): IJ& =Ć@. 1>.9ĉ: <í1ÿ: 2î>2ĵ: Ań /ĄŁ | =8ā: Aā: 8þ>:.7.
Aā: 8Ĉ@6: 2ß7Ć:<?186 | AþC<? 9.>.Ą:26 7.ă 7.8Ĉ=A26 92 8Ą5<? | ¾ 0Į 8.9/þ:26 Aą: ­; .íAĮ?
A2D5Ā:A. | …187
Es ist unschwer zu erkennen, dass Vers 1 auf dem Grabstein im Museum von Athen vierzehn
Silben umfasst; die beiden überschüssigen Silben gehen auf das AĀ8<? am Ende von Vers 1 zu-
rück, das – wie bereits oben erwähnt – das einzige Wort der zweiten Inschriftenzeile auf dem
Stein darstellt. Die Ergänzung von AĀ8<? könnte darauf zurückzuführen sein, dass der Text –
entweder bereits in der Vorlage oder erst bei der Anbringung auf dem Stein – aufgrund der
Konstruktion <í1ÿ: … A<Ľ /Ą<B, bei der etwas fehlt, ergänzt wurde.188 In der zitierten Kopisten-
signatur ist dies durch <í1ÿ: … Ań /ĄŁ besser gelöst, da kein weiteres Bezugswort notwendig
ist. Lässt man AĀ8<? beiseite, handelt es sich bei Vers 1 um einen prosodischen Zwölfsilber mit
korrekt gesetztem Binnenschluss (B5 mit proparoxytoner Betonung). Auch Vers 2 weist Bin-
nenschluss B5 (ebenfalls mit proparoxytoner Betonung) auf; ein schwerer prosodischer Verstoß
liegt in der dritten Silbe des Verses (Pflichtkürze) vor.

(Zwei) Steinplatten (84 × 52 cm u. 88 × 43 cm), 13. Jh.: Epigraphiko Museio (Inv.-Nr.


5371, 5372)
Nr. GR13) Seit rund 100 Jahren werden im Epigraphiko Museio in Athen zwei Steinplatten
aufbewahrt, in die über fünf bzw. vier Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-
Inschriften eingeritzt sind. Wie festgestellt wurde, gehören die beiden Platten zu einer Serie von
insgesamt fünf Platten, die im oberen Bereich eines Turmes der Stadtmauer von Ainos (heute
Enez) angebracht waren.189 Beweis dafür sind vor 1913 gemachte Photographien, welche die
sich über fünf Steinplatten erstreckende Inschrift auf dem Turm erkennen lassen.190 Die heute
erhaltenen, im Epigraphiko Museio aufbewahrten Steinplatten sind die zweite und die fünfte
Platte der Inschrift, was bedeutet, dass größere Teile des Inschriftentextes heute verloren sind.191
—————–
183
Dazu LAUXTERMANN, Poetry 243–246.
184
Vgl. z.B. Nr. AddI28, Verse 2–3 (= RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Add22): !Ą
9þA4: A>ĀD26?, ¡:5>F=2, ­: Ań /ĄŁ; | ç860</6Ć? ­@A6: è 7Ć@9<? <ôA<?.
185
Zur Person PLP # 10464; GAMILLSCHEG, Repertorium III, Nr. 350.
186
Der Vers ist nur mit 11 Silben überliefert: Vor 2ß7Ć:<? könnte der Artikel AĮ? ergänzt werden.
187
Chr. SAMBERGER, Catalogi codicum Graecorum qui in minoribus bibliothecis Italicis asservantur in duo volumina
collati et novissimis additamentis aucti, II. Leipzig 1965–1968, 116f.
188
Es ist vielleicht auch daran zu denken, dass der Steinschneider auf seiner Skizze (am Ende des Inschriftentextes?)
das Wort AĀ8<? stehen hatte, um das Ende der anzubringenden Inschrift zu skizzieren. Dafür, dass solche Anwei-
sungen irrtümlich auf das Objekt gelangen, gibt es auch andere Beispiele, vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst 151. Aus vierzehn Silben bestehen gelegentlich metrische Siegellegenden, z.B.
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 3, 21, 62 etc.
189
ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 40; ASDRACHA, Inscriptions I 254f.
190
ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ, Taf. I–II; ASDRACHA, Inscriptions I, Taf. 109a.
191
Auch die fünfte Platte ist teilweise schon so stark verwittert, dass nicht mehr alle Buchstaben gelesen werden
können.
164 Griechenland (Nr. GR13)

Aufgrund der Photographien und der erhaltenen Platten lässt sich rekonstruieren, dass die In-
schrift auf den ersten drei Platten auf fünf Zeilen und auf den beiden übrigen Platten auf vier
Zeilen angebracht war. Dass die Inschrift metrisch ist, wurde bereits vor längerer Zeit er-
kannt.192 Das Ende des metrischen Teils, das auf der erhaltenen zweiten Steinplatte zu finden ist,
ist durch ein eingeritztes Kreuz markiert. Danach folgt die Datierung, von der allerdings nur
ETO (= ±A<[B?]) zu lesen ist. Neben dem Kreuz sind auf den erhaltenen Steinplatten auch Punk-
te zu erkennen, welche die Versenden anzeigen. Aufgrund der Größe der Platten – die erste
Platte ist die längste – ist zu rekonstruieren, dass in den ersten vier Zeilen ursprünglich je vier
Verse gestanden sein dürften. In der fünften Zeile waren nur zwei Verse und die danach folgen-
de Datierung angebracht. Somit ergibt sich eine Gesamtzahl von 18 Versen. Auf der erhaltenen
zweiten Steinplatte ist gut zu erkennen, dass die einzelnen Verse recht regelmäßig untereinander
eingeritzt waren.
Da die Datierung am Ende nicht vollständig erhalten ist, kann das Epigramm nicht genau da-
tiert werden. Noch zu diskutierende inhaltliche Belange sprechen aber für eine Datierung in das
späte 13. Jahrhundert.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[………………………………
……] :Ć9F: .à9<D.>Ń: /.>/þ>F:
!.A.></<[……………………
…] =<9=Ń: 920Ą@AF: 126:Ń: î=2>þ80F:
5 [………………………………
…… <]9:4:ą? .8.6<8Ć0<? A<ĽA<:
è =þ:A. 8[………………………
<ô 78Į]@6? 2Ċ>06<? .ó56? 1<92ĵA.6
[………………………………
10 ………] @DĮ9. A>Ą0F:<: 92A.92Ą/26
è>6@[þ]9[2:<? …………………
… ĩ:]1><:[Ą7<B] 0.9/>ą? .8.6<8Ć0<B
[………………………………
…………] 9<B 6D.ā8 7.ă .>Ą.?
15 ü: 78þ1[<? ………………………
@Ĉ, @Ń]A2>, 7>Ć0F:2 =Ą@A2F? 8Ą52,
[………………………………
2ß? .ßŃ]:.? CĈ8.AA2 A282BAĂA<B?
±A<[B? …
——
2 cf. Theod. Prod. Rhod. et Dosicl. 9,121 (MARCOVICH): õ9Ń: C<:2BAŃ:, .à9<D.>Ń: /.>/)>F:; Man.
Phil. carm. II 9 (II 53 MILLER): 2ß? .à9<D.>2ĵ?, í@<:þ>D., /.>/þ><B?; 74,18 (p. 96 MARTINI): A<ć?
.à9<D.>2ĵ? =.:A.D<Ľ 0Į? /.>/þ><B?. 16 = Theod. Prod. carm. hist. XLVIII 11 (HÖRANDNER) (alludit ad
Is. 28,16).
——
3 !.>A.></<[Ĉ80.>F:] Abramea, Asdracha. 4 […] statui: A. Abramea, Asdracha. î=2>þ80F: scripsi:
î=2>.80Ń: Abramea, Asdracha. 6 [<Ĉ7.? ©0028<? <]9:4:ą? Abramea, Asdracha. 7 8[ĈF: D>Ć:<?]
Abramea, Asdracha. 8 [<ô 78Į]@6? scripsi: 7<B 78Į@6? legit Abramea. 10 C$ inscr. ? 92A.92Ą/26
scripsi: ! inscr., 92A.92Ą/<6 Abramea, Asdracha. 11 è>6@.9[2:<?] (sic) supplevit Abramea.
12 9F: 1<B8 [¥]:1><:Ą7<B legit Avraema. 15 78þ1<? legit Abramea. 16 @Ĉ supplevi e Theod. Prod. carm.
hist. XLVIII 11 (HÖRANDNER). @FA2> (sic) legit Abramea. 18 [2ß? .ßŃ]:.? supplevit Abramea. CĈ8.AA2
scripsit Asdracha (in nota): #"!! inscr. 19 ±A<[B?] supplevit Abramea.

………………………………
…… der gesetzlosen blutrünstigen Barbaren
Tataren- ……………………
—————–
192
Vgl. ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 44f.
Griechenland (Nr. GR13) 165

… größter, gewaltiger, überaus schmerzvoller Aufzüge


5 ………………………………
…… Komnenos Palaiologos ……
der alles ………………………
dessen Name Georgios (ist), baut diesen wieder (auf)
………………………………
10 ……… dreieckige Form ändert er
festsetzend …………………
… Schwiegersohn (?) des Andronikos Palaiologos
………………………………
………… meiner, (des) Michael und (der) Maria,
15 deren Zweig ………………………
Du, Retter, Eckstein des Glaubens
………………………………
auf unendliche Zeiten beschütze!
Des Jahres …
Text: ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 42 u. Taf. III–IV.– ASDRACHA, Inscriptions I 255 (Nr. 25 [mit
franz. Übers.]).

Abb.: 10–11

Das Epigramm stellt eine Bau- bzw. Renovierungsinschrift dar. Die zentrale Information ist
der Akt der Wiederaufrichtung (des Turmes) unter Georgios, der entweder der für den Bau Ver-
antwortliche oder (wahrscheinlicher) Statthalter von Ainos war.193 Er war wahrscheinlich ein
Komnenos Palaiologos, da sich die genannten Namen in Vers 6 wohl auf ihn und nicht etwa auf
Andronikos (II.) Palaiologos194 beziehen. Er dürfte seine Funktion (Statthalter ?) auch länger
ausgeübt haben: Eine andere an der Festung angebrachte, heute verlorene Inschrift nennt einen
Komnenos Palaiologos und höchstwahrscheinlich das Weltjahr 6816 (1307/08), was offensicht-
lich auf eine Renovierung nach der katalanischen Belagerung der Stadt hinweist.195 Worauf die
Formulierung @DĮ9. A>Ą0F:<: 92A.92Ą/26 in Vers 10 abzielt, kann nicht genau bestimmt werden:
Es kann bedeuten, dass er (Georgios) die ursprünglich dreieckige Form (des Turmes) änderte, es
könnte aber auch heißen, dass er den Turm beim Wiederaufbau in dreieckige Form brachte,
wenn man etwa davor die Präposition 2ß? ergänzt. Der heute noch sichtbaren viereckigen Form
des Turmes nach zu schließen, dürfte allerdings ersteres gemeint sein.
Am Beginn des Epigramms wird über die historischen Begebenheiten berichtet, die eine Re-
novierung des Turmes notwendig machten: Dieser dürfte im Zuge eines Angriffes durch Tarta-
ren und Bulgaren – die von Abramea vorgenommene Konjektur !.A.></<[Ĉ80.>F:] ist auf-
grund des inschriftlichen Befundes nicht unplausibel196 – in Mitleidenschaft gezogen worden
sein;197 und in der Tat wurde Ainos 1264/65 von Bulgaren und Tartaren belagert.198 Es ist recht
wahrscheinlich, dass die Beschädigung bzw. Zerstörung des Turmes damit in Zusammenhang
steht.199 Für die zeitliche Einordnung des Epigramms hilft vielleicht auch eine weitere Inschrift,
die auf einem anderen Turm der Stadtmauer von Ainos angebracht war: Sie war in ähnlicher
Weise auf mehrere Steinplatten verteilt und im oberen Bereich des Turmes eingemauert. Die

—————–
193
Vgl. PLP # 91670; ASDRACHA, Inscriptions I 255.
194
So ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 43.
195
ASDRACHA, Inscriptions I 257 (Nr. 27); vgl. SOUSTAL, Thrakien 170.
196
Der Terminus ist allerdings sonst nicht attestiert.
197
Offensichtlich waren die Wehranlagen der Stadt generell in einem nicht sehr guten Zustand, wie Georg. Pach.
chron. III 25 (I, p. 309,4–7 FAILLER) berichtet, vgl. ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 42f.
198
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 170.
199
Die Behauptung von ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 43f. (s.a. ASDRACHA, Inscriptions I 255), dass der
Turm im Zuge eines angeblichen tartarischen Angriffs auf Thrakien um 1299 beschädigt bzw. zerstört wurde,
kann nicht verifiziert werden.
166 Griechenland (Nr. GR13)

Steinplatten sind heute noch erhalten, doch kann der Inschriftentext mit Ausnahme der Datie-
rung am Ende nicht mehr gelesen werden. Angegeben ist das Weltjahr 6793, was dem Jahr
1284/85 der christlichen Zeitrechnung entspricht.200 Womöglich ist auch in diesem Zeitraum ein
Vordringen der Bulgaren/Tartaren in den makedonisch-thrakischen Raum, so auch nach Ainos,
anzunehmen.201 Somit könnte auch das vorliegende Epigramm entweder um 1264/65 oder um
1284/85 zu datieren sein.
Für die spätere Datierung könnte die Nennung des Andronikos Palaiologos in Vers 12 spre-
chen,202 wenn sich dahinter Kaiser Andronikos II. verbirgt, dessen Regentschaft im Jahr 1282
begann. Doch wer ist sein 0.9/>Ć? in Vers 12? Ist es der in Vers 8 genannte Georgios, der für
den Wiederaufbau des Turmes verantwortlich war? Muss das Epigramm, wenn tatsächlich ein
„Schwiegersohn“ des Andronikos (II.) (geb. 1258) genannt wird, nicht später datiert werden?
Andererseits muss 0.9/>Ć? auch nicht unbedingt „Schwiegersohn“ bedeuten. Der Titel wurde
ab Ende des 12. Jahrhunderts vor allem auch an die Ehemänner der Schwestern, Tanten und
speziell der Nichten und Cousinen des Kaisers vergeben.203 Ist auch im zweiten Teil Georgios
der Handlungsträger, dann ist er der 0.9/>Ć? des Andronikos; der Name seiner Frau könnte im
verlorenen Vers 13 genannt worden sein. Michael und Maria (Vers 14) sind vielleicht seine
Kinder; in der Lücke am Beginn des Verses könnte vielleicht […… AĀ7:F:] 9<B ergänzt wer-
den, wenn man davon ausgeht, dass – wie in manchen anderen Stifterinschriften auch – die gan-
ze Familie genannt wird. Nach Abramea könnten mit Michael und Maria das Ehepaar Michael
Dukas Glabas Tarchaneiotes204 und Maria Dukaina Komnene Branaina Palaiologina Tarchanei-
otissa205 gemeint sein,206 die mehrfach auch als Stifter in Erscheinung traten.207 Michael Tarcha-
neiotes war ein wichtiger Militär sowohl unter Michael VIII. als auch unter Andronikos II.; vor
1293 wurde er Statthalter von Thrakien.208
Die 18 byzantinischen Zwölfsilber des Epigramms sind aufgrund zahlreicher Verstöße –
exemplarisch seien die prosodischen Vergehen in Vers 4 genannt – als prosodielos zu bezeich-
nen. Dass Vers 16 prosodisch ist, liegt daran, dass er in gleicher Form auch in einem Gedicht
des Theodoros Prodromos (vgl. Testimonienapparat) begegnet. Die Binnenschlüsse sind mit
einer Ausnahme korrekt gesetzt: In Vers 4 jedoch liegt weder B5 noch B7 vor. Für die etwas
mangelhafte Qualität der Verse spricht auch der Hiat in Vers 18. Das Epigramm dürfte von je-
mandem verfasst worden sein, der – wenn man die teilweise formelhaften Formulierungen be-
trachtet – zwar mit gewissen rhetorischen Fähigkeiten ausgestattet war, dem es aber nicht ge-
lang, einwandfreie Zwölfsilber zu verfassen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Abramea akzentuierte am Ende von Vers 7
î=2>.80Ń:, was auch die korrekte Form des Genitivs-Plural von bereits in der Antike belegtem
î=2>.80Ă?209 darstellt. Daneben ist aber î=Ā>.80<? zweimal belegt;210 aufgrund der Notwendig-
keit eines paroxytonen Versendes ist auch hier diese Grundform anzunehmen. Vers 8: Die Nen-
nung des Namens mit der Formel Ģ 78Į@6? … ist zwar geläufiger,211 dennoch gibt es aber auch
Belege für <ô 78Į@6? …,212 was hier die richtige Transkription sein dürfte, da Abramea vor
78Į@6? die Endung <B aufzeichnete. Das im selben Vers verwendete 1<9ĀF ist als Nebenform zu
1<9þF weniger belegt, doch gibt es für die mediale Form in aktiver Bedeutung auch andere
—————–
200
ASDRACHA, Inscriptions I 256.
201
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 256.
202
Der Vorname kann heute nur mehr teilweise entziffert werden; Abramea las [¥]:1><:Ą7<B (vgl. app. crit.).
203
Vgl. A. K[AZHDAN], Gambros. ODB 2, 820.
204
Zur Person PLP # 27504.
205
Zur Person PLP # 27511.
206
ABRAMEA, ¥:Ā71<A4 /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 44.
207
Siehe unten S. 666.
208
Vgl. PLP # 27504.
209
Vgl. LSJ s.v.
210
Vgl. TLG u. das noch nicht publizierte Material des LBG.
211
Z.B. Const. Manass. brev. chron. 6262 (LAMPSIDIS): Ģ 78Į@6? š@.)76<? …; Man. Phil. carm. II 144,5 (XCII MIL-
LER): … Ģ 78Į@6? ,9F:.
212
Z.B. Georg. Acrop. chron. 41 (p. 68,21sq. HEISENBERG – WIRTH): … <ô 78Į@6? š.5.AĄ:4? …
Griechenland (Nr. GR13–GR14) 167

Beispiele.213 Das Objekt zu 1<92ĵA.6 dürfte A<ĽA<: (sc. =Ĉ>0<: ?) in Vers 6 sein. Das letzte Wort
von Vers 10 ist als ! überliefert, was der Optativform entspricht. Da eine solche
hier aber nicht nötig ist, ist es legitim, zu 92A.92Ą/26 zu ändern.

Säule, 13. Jh.: Epigraphiko Museio (Inv.-Nr. 9952)


Nr. GR14) Die nördlich des Parthenon-Tempels auf der Akropolis gefundene Säule ist von
einer akzentuierten, über 18 Zeilen laufenden Majuskel-Inschrift bedeckt. Diese ist teilweise
nicht mehr gut zu entziffern, wie auch der bei Plassart publizierte Abklatsch beweist.214 Wäh-
rend die Zeilen 1–14 mehrere Buchstaben bzw. Wörter umfassen, weisen die Zeilen 15–18 zwei
(15) bzw. einen (16–18) Buchstaben auf. Dass das letzte Wort der Inschrift (9=8.749þAF:) auf
mehrere Zeilen aufgespaltet wurde, kann nicht am nicht vorhandenen Platz gelegen sein. Offen-
sichtlich wollte der Steinschneider mit dieser Anordnung der Inschrift eine gewisse künstleri-
sche Note verleihen bzw. den gesamten Platz auf der Längsseite der Säule ausnützen. Dass es
sich bei der Inschrift um Verse handelt, wurde bereits von Plassart, dem ersten Editor, festge-
stellt. Die Verse sind allerdings in continuo geschrieben; in den Zeilen 1–14 ist pro Zeile unge-
fähr ein halber Vers angebracht, sodass sich eine Gesamtversanzahl von sieben ergibt. Zu er-
kennen sind noch Punkte, welche die Versenden markieren, so an den Enden der Verse 3 und 4.
Der Epigrammbeginn konnte auch schon von Plassart nicht mehr gelesen werden. Paläogra-
phisch auffallend ist die Ligatur von Iota und Ny im Wort 78Į@6: in Vers 3, da die linke Ny-
Längshaste, die mit einem Trema versehen ist, das Iota bildet.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund noch darzulegender inhaltlicher Gründe sowie paläo-
graphischer Besonderheiten. Die Buchstabenformen, etwa die von Lambda, Omega und der
Ligatur ", erinnern an jene, die für das in das Jahr 1234/35 zu datierende Epigramm (ĺ Nr.
GR11) auf der im Byzantino kai Christianiko Museio von Athen aufbewahrten Grabplatte des
Stifters Lukas verwendet wurden.215
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[…………… ­7 ./B8Ń:<?] 8Ą5<?


[2ß? AĈ=<]: 8<BA><Ľ 16[.5Ă7]4? AĮ? :Ā(.?)
9<:.[D]ą? C68Ć@<C<? AĮ: 78Į@6: ±D(F:)
2ß? ĩAA67ā: Ü0.02 A<ĽA<: ­7 =Ć5<B
5 C62>Ċ@.? Aį 9<:į A<Ľ ><[1>Ć]9<B
Aį A<Ľ []B:40<Ľ A<ñ:<9. [7278]49Ā:Ĭ
2ß? 8ĈA><:, 2ß? 7þ5.>@6: 9=8.749þAF:.
––––
3 cf. v. 2 epigramm. in sepulcro Lucae et eiusdem philosophi (ĺ no. GR11): @ć: C68<@ĆCŁ 2íA282ĵ
ļ.72:1ĈAĬ. 7 cf. e.g. Acad. Roum. cod. gr. 508 (s. XII/XIII), p. 19 (Euthym. Tornic. ?): EBDĮ? 7þ5.>@6:
9=8.749þAF: 8Ĉ@6:.216
––––
1 ࡫ - ࡫ - ­[7 .]/B8Ń:<? supplevit Plassart: [:]Į9.. 7 / a [=]B8Ń:<? (sic) Pittakes, … 49. 7. /. . …
B8Ń:<? Sourmeles. 2 2ß? AĈ=<: legit Pittakes. 16.5Ă74? legit Pittakes. 2–3 AĮ? :Ā(.?) | 9<:.[D]ą?: AĮ? 12
9<:Į?, ê? Pittakes, Sourmeles, Lampros. 3 9<:.Dą? legit Plassart. ±D[F:] Lampros: ±D[26] Pittakes, ±(DF:)
Orlandos. 5 ><1>Ć9<B legit Pittakes. 6 B:40<Ľ legit Plassart: []"" inscr. ? 727849Ā:Ĭ legit
Pittakes: 727849Ā:4 Sourmeles.

…………… aus Babylon ein Stein


nach dem Vorbild des Bades des Neuen Testaments.
Ein Mönch, der den (Bei)namen Philosophos führt,
—————–
213
Vgl. L s.v., LBG s.v.
214
PLASSART, Inscriptions 179 (Abb. 10). Der eher schlechte Erhaltungszustand konnte beim in situ-Studium der
Inschrift im Juli 2014 verifiziert werden.
215
S.a. PLASSART, Inscriptions 178, Anm. 2.
216
http://www.e-corpus.org/notices/141335/gallery/1801647 (für den Hinweis danke ich Wolfram Hörandner).
168 Griechenland (Nr. GR14–GR15)

brachte diesen aus Liebe nach Attika


5 und widmete (ihn) dem Kloster des Prodromos,
das mit dem Namen „des Jägers“ (Kynegos) benannt ist,
zur Erlösung, zur Reinigung von den Verfehlungen.
Text: K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 1842, 512 (Nr. 835).– D. SOURMELES, ¥AA67ý ¿ =2>ă 1Ă9F: ¥AA67Į?
­: <æ? 7.ă =2>Ą A6:F: 92>Ń: A<Ľ ¡@A2F?. Athen 1854, 66.– Sp.P. Lampros, 6D.ā8 A<Ľ $F:6þA<B Aý @F3Ć92:. […], ǿǿ.
Athen 1879–1880 (Reprint Groningen 1968), 629f.– KAMPOUROGLOU, Š@A<>Ą. AŃ: ¥54:Ń: II 207–211.– PLASSART,
Inscriptions 178, 179 (Abb. 10).– ORLANDOS, :492ĵ. 171 (Nr. 2).

Lit.: STRYGOPHSKE, <:Ă 120f.– MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 205, A. 3.– PALLES, Ą56:2? C6þ82? 126 (Abb. 9).

Abb.: XII

Während unklar bleiben muss, was mit dem „Stein aus Babylon“ (Vers 1) gemeint ist – viel-
leicht liegt eine Anspielung an den bekannten Psalmvers 136 vor,217 oder es ist damit gemeint,
dass der Stein aus dem „Osten“ stammte –, dürfte mit dem Bad des Neuen Testaments (Vers 2)
die Taufe gemeint sein. Es ist daher anzunehmen, dass am oberen Ende der Säule ein
(Tauf)becken angebracht war.218 Ein namentlich nicht genannter Mönch des am Abhang des
Hymettos gelegenen Klosters Kynegu ton Philosophon brachte den Stein nach Attika219 und
stiftete ihn eben diesem dem heiligen Johannes Prodromos geweihten Konvent220 (Verse 3–6),
um sich – wie bei solchen Stiftungen üblich – von den Sünden reinzuwaschen (Vers 7). In spä-
terer Zeit muss der Stein (als Spolie ?) auf den Akropolishügel gebracht worden sein, wo er
dann auch gefunden wurde (s.o.).
Das Epigramm besteht aus sieben byzantinischen Zwölfsilbern, deren Binnenschlüsse kor-
rekt gesetzt sind. In den grundsätzlich prosodischen Versen sind zwei schwere prosodische Ver-
gehen zu erkennen: In den Versen 2 und 3 ist die jeweils dritte Silbe positionslang.
Eine Verwandtschaft besteht zum Epigramm auf der Säule von Platamon (Nr. GR103).

Steinplatte, a. 1049 (und ca. a. 1070 ?): Kirche Hagioi Theodoroi, Westfassade
Nr. GR15) Oberhalb des westlichen Eingangs der Kirche221 bzw. unterhalb der beiden Fens-
ter befindet sich eine in drei Teile zerbrochene Marmorplatte, in die eine über vier Zeilen lau-
fende akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Dass es sich dabei um ein Epigramm han-
delt, wurde schon früh erkannt. Da pro Zeile je zwei Verse angebracht sind, setzt sich das Epi-
gramm aus acht Versen zusammen. An den Enden der Verse 2, 3 und 4 sind Punkte eingeritzt;
am Beginn der Inschrift befindet sich ein Kreuz. Im 18. Jahrhundert dürfte die Platte noch nicht
zerbrochen gewesen sein, da der erste Editor Chandler noch die gesamte Inschrift ohne Zerstö-
rungen lesen konnte. Nach dem Bruch der Platte dürften die Einzelteile zunächst falsch ange-
ordnet worden sein; dies wird klar, wenn man die Inschriftenedition von Pittakes betrachtet.
Paläographisch auffallend ist die Anbringung der Endung von 76:1Ĉ:F:, dem letzten Wort von
Vers 6: Aus Platzmangel wurde oberhalb des Ypsilon von " das Ny und darüber das
Omega angebracht; das End-Ny dürfte vergessen worden sein.
Auf einer eigenen Marmorplatte, die (vom Betrachter aus gesehen) rechts der zerbrochenen
Epigrammplatte in die Außenwand der Kirche vermauert ist, ist die Datierung nach Monat, In-
diktion und Weltjahr angeführt; diese Inschrift läuft über drei Zeilen, wobei der Beginn eben-
falls durch ein Kreuz markiert ist. Ob die beiden Inschriftenplatten zusammengehören, kann
nicht restlos geklärt werden. Gewisse paläographische Unterschiede deuten zumindest darauf
—————–
217
µ=ă AŃ: =<A.9Ń: ./B8Ń:<? ­72ĵ ­7.5Ą@.92: 7.ă ­78.Ĉ@.92: ­: Ań 9:4@5Į:.6 ¾9Ħ? AĮ? 6F:.
218
Vgl. PALLES, Ą56:2? C6þ82? 122, 125.
219
Woher er diesen brachte, ist unbekannt, doch könnte er – wie erwähnt – „aus Babylon“, d.h. aus dem Osten,
gestammt haben.
220
Zum Kloster siehe oben S. 161. Durch die Tatsache, dass das Kloster dem Johannes Prodromos geweiht ist, liegt
ebenfalls ein Bezug zur Taufe vor.
221
Ausführlich zur Kirche MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 173–179.
Griechenland (Nr. GR15) 169

hin, dass sie nicht vom gleichen Graveur ausgeführt wurden.222 Xyngopoulos war der Ansicht,
dass sich die Inschrift mit der Datierung auf die ursprüngliche Kirche beziehe, die dann – wie
im Epigramm geschildert – wiederaufgerichtet worden sei, und zwar erst im 12. Jahrhundert.223
Aus weiter unten darzulegenden Gründen ist diese Chronologie aber nicht möglich.
Dass Chandler, der erste Editor der Hauptinschrift, nur den Epigrammtext, nicht aber die Da-
tierung aufzeichnete, dürfte darauf hindeuten, dass die Marmorplatte mit der Datierung erst
später, am ehesten in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, an ihrem heutigen Platz angebracht
wurde.224 War die Inschrift auch schon in byzantinischer Zeit in einer Höhe von ca. 3,5 Metern
angebracht, dann war sie vielleicht mit Farbe ausgestrichen, damit sie vom Kirchenbesucher
auch gelesen werden konnte. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass die zerbrochene Epi-
grammplatte vielleicht auch erst später an ihrer heutigen Stelle eingemauert wurde: Während
der (vom Betrachter aus gesehen) linke Teil sich gut zu dem mittleren Teil fügt, muss zwischen
dem mittleren Teil und dem rechten Teil aufgrund der fehlenden Buchstaben ein größerer Ab-
stand angenommen werden als jener, der jetzt vorhanden ist.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!ą: =>ă: =.8.6[ą: ë:]A. @<B :.Ć:, 9þ>A[B?,


7.ă 967>]ą: 7.ă =Ă86:<: 7.ă @.5>ą: 8Ą.:
:Ă026>2 67Ć8.<? @ą? <ß7ĀA4?
è .8Ć[9.8<? @]=.5.><7.:161þA<?
5 ê? 2ô>Ā: @2 =><@AþA4: =.61Ć52: 9Ā0[.:
/<45]ą: 7.ă =>Ć9.D<: =<88Ń: 76:1Ĉ:F<:>
ê: 7.ă =>Ā@/2B2 A<Ľ [¡]:F ABD2ĵ: 78Ă><B
8[./Ć:A. A]ā: ¡C2@6: AŃ: ­@C.89Ā:F:
94(:ă) 2=A29/>ĄŁ ß:1(67A6Ń:<?) 0Ņ, ±A<B? ,OC:4Ņ.
——
1 cf. v. 1 epigramm. in ecclesia S. Mamae in urbe Kato Potamia in insula Naxo (ĺ no. GR96): !ą: =>ă:
/>.DĈ: A2 7.ă 7.A4BA286@9Ā:<:. 1–2 cf. v. 3 epigramm. in ecclesia SS. Iasonis et Sosipatri in urbe Kerkyra
(ĺ no. GR67): è =>ă: ¡7<@9<? ­: @967>ĆA4A6 =Ā8F:. 1–3 cf. vv. 1–2 epigramm. in urbe Behramkale (ĺ
no. TR36): .<Ľ Aą @.5>ą: 7Ă>B7<? <>:48Ą<B | 2ß? 7þ88<? Ý>2: @ć: =Ć5Ł A2 7.ă 9ĆD5Ł. 2 cf. e.g. etiam
Rom. Mel. hymn. LIV 20,5 (GROSDIDIER DE MATONS) (de ecclesiis S. Sophiae et S. Irenae Cpl.): Aą
7þ88<? Aą ­7 A<ĈAF: Aą ±:1<;<: =8Ă>4? Ý: @.=>Ą.?; Ptochoprod. I 77 (Eideneier) (de domo suo): Aý
72>.9Ą16. ­8Ĉ54@.:, Aą @AĀ0<? ­@.=>Ċ54. 5–6 cf. vv. 8–9 epigramm. in ecclesia SS. Anargyrorum (s.
XII) in urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 84 (de S. Georgio): @2
=><@AþA4: ±@D47. CĈ8.7[. ……] | ļĈ@A4: /<45ą: [­: 3þ8.6? A.ĵ?] A<Ľ /Ą<B. 7 cf. v. 9 epigramm. in dip-
tycho (s. XII) in urbe Chambéry, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no.
El20: .ßAŃ: 16ĩ ü: ±0>.E. =>2@/2Ĉ26: Dþ><6>:. 6 cf. Anal. Hymn. Gr. IV 158,141–143 (SCHIRÒ) (de Dei-
para): :F@Aā ¾9ĵ:, Cþ:456, ­: :þ07.6? /<45Ć?, ­: A<ĵ? 76:1Ĉ:<6? =>Ć9.D<? …
––––
1 :.]@Aý? <ó[: Aą] à9þ[A]6<: =>ă: =þ8.6 Pittakes. =.8.6<: <:A. legit Chandler. 9þ>A[B?]: .>Ą(.) Anto-
nin, 9þ>AB? alii. 2 … ö? =8Į:<: 7.5.>ą: 8Ą.: Pittakes. 7.6 967><: legit Chandler. 3 …<? [­7] 8<0Į?
:Ă026>2 67Ć8.<? Pittakes. :Ă026>2: ¥:Ă02>2: Antonin, :Ă026>2: Kampouroglou. è @ą? <ß7ĀA4? Kam-
pouroglou. 4 .8<9.8<? < @=.5.><7.:161.A<? legit Chandler: [].5.><7.:161þA<? Pittakes, è 7.8ą?
(7).5.><7.:161þA<? Antonin. .8<[9.8Ħ?] Lampros. 5 127]þA4: =.61Į52: 92 .. ê? 2ô>2 @ÿ =>ą? [.íA]ą:
Pittakes. 2ô>2 etiam Kampouroglou. 920.: legit Chandler. 6 /<45<: legit Chandler. 76:1Ĉ:F<:>:
76:1Ĉ[:F:] Pittakes, 76:1Ĉ:F: alii. 7–8 ….:F ABD2ĵ: 78Ă><B 8 [2]ą: 7.ă =><@2Ĉ>2A< [A]ā: ¡C2@6: AŃ:
­@C.89Ā:F: Pittakes. 7 =>2@/B2 Chandler. .:F legit Chandler. 8 8./<:A. A4: legit Chandler. 9 [4:ą?]
2=A29/>Ą<B Pittakes.

Deine Kirche, die früher alt war, Märtyrer,


und klein und aus Lehm und sehr morsch,
richtete dein Diener Nikolaos
—————–
222
MEGAW, Date 168.
223
XYNGOPOULOS, :492ĵ. 73f.; XYNGOPOULOS, µ=60>.C.Ą 452f. (vgl. auch MEGAW, Date 169) äußerte auch die
Ansicht, dass die Datierung den Beginn einer Grabinschrift darstelle, was jedoch abzulehnen ist.
224
Vgl. XYNGOPOULOS, µ=60>.C.Ą 453; s.a. MEGAW, Date 166.
170 Griechenland (Nr. GR15)

Kalomalos, (der) Spatharokandidatos, auf,


5 der dich von Kindheit an als großen Beschützer gefunden hatte,
als Helfer und Vorkämpfer in vielen Gefahren.
Für ihn tritt ein, dass er das obere Los erlange,
nachdem er die Vergebung der Fehler erhalten hat!
Im Monat September, 3. Indiktion des Jahres 6558 (= 1049).
Text: CHANDLER, Inscriptiones antiquae 58f. (Nr. XLIX [mit lat. Übers.]).– K. PITTAKES, µC492>ă?
¥>D.6<8<067Ă 38 (1854) 1214 (Nr. 2447, 2448).– CIG IV 368 (Nr. 8803).– ANTONIN, Drevnich 14f., 16 (Nr. 1 u. 2
[mit russ. Übers.]) u. Taf. 6 (Schriftskizze).– Sp.P. LAMPROS, 492ĄF@6? =2>ă AĮ? ­: ¥5Ă:.6? ­7784@Ą.? AŃ: ¦0ĄF:
2<1Ċ>F:. .>:.@@Ć? 2 (1878) 71.– NEROUTSOS, $>6@A6.:67.ă ¥5Į:.6 94.– Th.N. PHILADELPHEUS, Š@A<>Ą. AŃ:
¥54:Ń: ­=ă !<B>7<7>.AĄ.? =ą A<Ľ 1400 9ĀD>6 A<Ľ 1800. Athen 1902 (Reprint Athen 1991), 274.– KAMPOUROGLOU,
Š@A<>Ą. AŃ: ¥54:Ń: II 310.– XYNGOPOULOS, :492ĵ. 73 u. Abb. 66, 72 u. Abb. 65.– LAURENT, Nicolas Kalomalos
72.– A. RHOBY, JÖB 58 (2008) 236 (vv. 1–2).

Lit.: K.M. KONSTANTOPOULOS, B3.:A6:ý 9<8B/1Ć/<B88.. 625:ā? µC492>ă? AĮ? <96@9.A67Į? ¥>D.6<8<0Ą.? /
Journal International d’Archéologie Numismatique 2 (1899) 126.– MEGAW, Chronology 96f.– XYNGOPOULOS,
µ=60>.C.Ą, passim.– V. LAURENT, Les Bulles métriques dans la Sigillographie Byzantine.  5 (1932) 149.–
MEGAW, Date, passim.– Ch. DELVOYE, Revue belge de philologie et d’histoire / Belgisch tƋdschrift voor philologie
en geschiedenis 21 (1942) 430f.– HALKIN, Inscriptions III 124.– DARROUZES, Mouvement 166 (Nr. 33).– MENTZOU-
MEIMARE, µ=60>.C.Ą 80 (Nr. 1).– MCCABE, Byzantine Inscriptions in Athens 7.– RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 383.– BERNARD, Beats of the Pen 29.– RHOBY, Structure 327, 328.– MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 175
(Abb. 140), 179 (Abb. 149).– BERNARD, Writing and Reading 62.

Abb.: XIII

Bei den Versen handelt es sich um ein typisches Stifterepigramm. Der ehemals traurige Zu-
stand des Bauwerkes – alt, klein und baufällig225 – wird durch die Stiftung bzw. Erneuerung
aufgehoben.226 In welches Jahrhundert die ursprüngliche Kirche zu datieren ist, kann nicht be-
stimmt werden. Der Sprecher des Epigramms wendet sich an den Märtyrer, dem die Kirche
geweiht ist (Vers 1). Dabei wird es sich um den heiligen Theodoros (Stratelates oder Teron)
handeln; beiden Theodoroi wurde die Kirche erst später geweiht.227 Über den Stifter Nikolaos
Kalomalos erfährt man, dass dieser den Rangtitel eines Spatharokandidatos führte und schon
von Kindheit an Theodoros als seinen Beschützer ansah (Verse 3–6). Da der Titel eines
Spatharokandidatos, der sehr oft ein Amt wie jenes eines Notarios, Asekretis und untergeordne-
ten Richters begleitet, nur bis ca. zum Ende des 11. Jahrhunderts in Verwendung war,228 ist die
von Xyngopoulos (siehe oben) vorgebrachte Datierung des Epigramms in das 12. Jahrhundert
nicht möglich. Es ist daher davon auszugehen, dass Epigramm und Datierung aus demselben
Jahrhundert stammen.
Ganz im Stil ähnlicher Epigramme wird der Heilige am Ende des Epigramms aufgefordert,
für den Stifter quasi als Gegenleistung Fürsprache zu halten, damit er ein günstiges Los am Tag
des Jüngsten Gerichts und Vergebung der Sünden erlange (Verse 7–8). Ein Nikolaos Kalomalos
ist auch auf einem Siegel belegt, das frühestens in das spätere 11. Jahrhundert datiert werden
kann.229 Ob die beiden Personen identisch sind, ist zweifelhaft, da in der Siegellegende kein
Amt des Kalomalos erwähnt ist. Allerdings würde die Datierung des Siegels gut zu der von
Megaw vorgebrachten Interpretation passen, der zufolge die Kirche aus stilistischen Gründen
—————–
225
Vgl. ähnliche Belege bei J. KODER, Zur Unterscheidung von alter und neuer Zeit aus byzantinischer Sicht, in: G.
VESPIGNANI (Hg.), Polidoro. Studi offerti ad Antonio Carile. Spoleto 2013, 513.
226
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
227
S.a. LAURENT, Nicolas Kalomalos 73, Anm. 3.
228
Vgl. A. K[AZHDAN], Spatharokandidatos. ODB 3, 1936.
229
Die metrische Legende lautet 67<8þ<B @C>þ06@9. A<Ľ .8<9þ8<B (Lesung und Datierung nach A.-K. Wassili-
ou-Seibt; die Lesung .8<9.8Ħ bei STAVRAKOS, Bleisiegel 175f. [Nr. 100] ist abzulehnen). Ein anderer Träger
des Namens Kalomalos, ein Ioannes, gehört ebenfalls in das letzte Viertel des 11. Jahrhunderts (WASSILIOU-
SEIBT, Corpus I 471 [Nr. 1059]).
Griechenland (Nr. GR15–GR16) 171

um das Jahr 1070 zu datieren ist, doch ist die von diesem vorgebrachte Erklärung, dass die erste
Kirche ca. 900 erbaut, dann 1049 repariert und ca. 1070 in der gegenwärtigen Form – wie auch
im Epigramm festgehalten – errichtet worden sei, nicht ganz überzeugend.230 Vers 2 weist da-
rauf hin, dass die ursprüngliche Kirche kleiner, aus einfachem Material, eigentlich „Lehm“
(=Ă86:<?), gebaut und morsch war,231 wobei sich letztere Behauptung wahrscheinlich auf das
Dach bezieht.232
Der metrische Teil der Inschrift setzt sich aus acht byzantinischen Zwölfsilbern zusammen.
Davon weisen vier, nämlich die Verse 2, 5, 6 und 8, Binnenschluss B7 auf. Kein korrekter Bin-
nenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe liegt in Vers 3 vor, da eine Wortgrenze erst
nach der achten Silbe erreicht ist. Ursache dafür dürfte der viersilbige Name 67Ć8.<? sein, den
der Autor der Verse nicht besser im Vers unterzubringen vermochte. Festzuhalten sind auch die
proparoxytonen Akzentuierungen vor B5 in den Versen 4 und 7, weiters die paroxytone Akzen-
tuierung vor B7 in Vers 5. Darüberhinaus liegt in Vers 7 ein Hiat (A<Ľ [¡]:F) vor. Da auch die
Prosodie der Verse kaum berücksichtigt wird, steht fest, dass ein nur mittelmäßig begabter
Dichter am Werk war. Offensichtlich konnte sich Kalomalos, der – wie durch den Titel
Spatharokandidatos ausgewiesen – nur ein untergeordneter Beamter gewesen sein dürfte, keinen
besseren Autor leisten. Es ist aber auch möglich, dass ihm in Athen kein besserer Dichter zur
Verfügung stand. Stilistisch mangelhaft ist auch die Konstruktion des relativen Anschlusses in
Vers 7. Das Pronomen ê: bezieht sich nicht auf den in den beiden vorangehenden Versen ange-
führten =><@AþA4:, /<45Ć: und =>Ć9.D<:, sondern auf Nikolaos Kalomalos, der in den Versen
3 und 4 genannt wird.

Steinplatte, a. 1044: Kirche Soteira Lykodemu


Nr. GR16) An der Westwand der Kirche zwischen Naos und Narthex waren vor der in der
Mitte des 19. Jahrhunderts erfolgten Wiedererrichtung der Kirche,233 die ursprünglich eine Ko-
pie des Katholikons von Hosios Lukas darstellte234 und heute als die russische Kirche bekannt
ist, verschiedene Grabplatten angebracht. Auf einer von diesen befindet sich auch eine In-
schrift,235 die für die Datierung der Kirche relevant ist. Sie nennt nämlich einen =>FA<7AĄAF>
Stephanos, der im Dezember 1044 verstorben ist.236 Sie besteht aus zwei Teilen, einem Vers und
einem darauf folgenden kurzen Prosatext. Wenn man dem Schriftbild der bei Antonin beigege-
benen Schriftskizze trauen kann, war der Text mehrheitlich in Majuskel wiedergegeben.
Vers und Prosatext lauten wie folgt:

µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 AĀC.:<? =>FA<7AĄAF>


=2/ĄF@2: ¾9Ā>.: A2Aþ>A4: 2729/>Ą<B ß:1(67A6Ń:<?) 6/Ņ ±A<B? ,?C:0Ņ.
——–
1 =>FA<7AĂAF> Antonin, Stikas. 2 Aį A2Aþ>AĬ A<Ľ 4[:ą? A<Ľ 2729/>. š:167ABŃ:<? ±A<B? OC:0 Pittakes,
µ[A286Ċ54] Aį A2Aþ>(AĬ) ¾9(Ā>Ĥ) A<Ľ 2729/(>Ą<B) ß:1(67A6Ń:<?) 60 ±A<[B]? ,?C:0Ņ Antonin, CIG, Stikas.

Hier liegt Stephanos, der erste Gründer.


Er verschied am 4. Dezember der 12. Indiktion des Jahres 6553 (= 1044).

—————–
230
MEGAW, Date, passim u. 166, 169.
231
Nach MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 173, Anm. 7 ist dies ein Hinweis darauf, dass die Kirche aus grob gearbeiteten
Ziegeln gebaut war.
232
Zu vergleichen ist die im Apparat angeführte Stelle aus Ptochoprodromos.
233
Die byzantinische Kirche wurde im Zuge der Unabhängigkeitskämpfe von 1821 schwer beschädigt, vgl. BOURAS,
Soteira Lykodemou 12. Allgemein zur Kirche MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 232–237.
234
Vgl. BOURAS, Soteira Lykodemou 12.
235
MCCABE, Byzantine Inscriptions in Athens 7 spricht (wohl irrtümlich) von einer gemalten Inschrift.
236
Vgl. JANIN, Les églises et les monastères 320f.
172 Griechenland (Nr. GR16–GR18)

Text: K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 34 (1853) 937 (Nr. 1589).– ANTONIN, Drevnich 4 (Nr. 4 [mit russ.
Übers.]) u. Taf. 3 (Nr. 4 [Schriftskizze]).– CIG IV 480 (Nr. 9336).– STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 33, Anm. 2.–
RHOBY, Varia Lexicographica 15, Anm. 91 (Text nach CIG).

Lit.: MILLET, L’école grecque 7, Anm. 1.– MEGAW, Chronology 95f.– MEGAW, Date 164f.– DARROUZÈS,
Mouvement 166 (Nr. 34).– BOURAS, Soteira Lykodemou 11.– RHOBY, Varia Lexicographica 15.– MCCABE, Byzan-
tine Inscriptions in Athens 7.– MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 232.

Aus dem Epigramm erfahren wir, dass Stephanos, der „erste Gründer / Stifter“, am 12. De-
zember 1044 gestorben ist. Es verwundert, warum dem Mann, der offensichtlich die Kirche
gründen / stiften ließ, kein ausführlicheres Grabepigramm gewidmet wurde. Bouras vermutet,
dass die Bezeichnung =>FA<7AĄAF> impliziert, dass es einen zweiten Gründer / Stifter gab, näm-
lich vor 1044.237 Dies kann so nicht stimmen; das Wort ist höchstwahrscheinlich auch in der aus
Ziegel geformten Inschrift (ĺ Nr. TR77) (Epigramm ?) an der Fassade des Parekklesions der
Pammakaristos-Kirche in Konstantinopel überliefert (dort =(>FA<)7AĂAF>)238 und bezieht sich
dort auf den Erbauer Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes.
Wie bereits oben erwähnt, ist nur der Beginn der Inschrift metrisch. Dabei handelt es sich um
einen prosodisch zu bezeichnenden Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss. Am Ende
des Verses ist eher =>FA<7AĄAF> als =>FA<7AĂAF> zu schreiben, da das Iota in der vorletzten
Silbe des Verses prosodisch besser ist als das Eta, wenngleich =>FA<7AĂAF> wahrscheinlich in
der erwähnten Ziegelinschrift auf dem Parekklesion der Pammakaristos-Kirche zu lesen ist. Im
Prosatext ist bemerkenswert, dass – der Transkription bei Stikas zufolge – anstatt des zu erwar-
tenden Dativs der Akkusativ ¾9Ā>.: A2Aþ>A4: verwendet wird.

Säule des Erechtheion, Datierung ?


Nr. GR17) ĺ S. 174

Säule (Nr. 3 [Säulentrommel 4]) des Parthenon, 10. Jh. ?


Nr. GR18) Auf der nach Orlandos – Branouses dritten Säule des Parthenon ist eine über fünf
Zeilen laufende Majuskel-Inschrift eingeritzt. Der Schriftskizze bei Orlandos – Branouses zu-
folge ist sie unakzentuiert. Orlandos – Branouses erkannten auch, dass sie aus zwei Teilen be-
steht: Der erste Teil ist metrisch – es handelt sich um zwei Zwölfsilber –, der zweite Teil ist als
Prosa zu definieren, offensichtlich auch deshalb, weil der zweite Teil der Inschrift nicht in das
Korsett der metrischen Gepflogenheiten gebracht werden konnte. Der metrische Teil ist mit nur
geringen Abweichungen an mehreren Stellen im Parthenon eingeritzt, der darauf folgende Pro-
satext variiert.
Die vielleicht in das 10. Jahrhundert239 zu datierende Inschrift auf Säule 3 (Säulentrommel 4)
lautet folgendermaßen:

2<1ĆD2 Ā@=[<6]:., =6@AŃ: Aą 7Ā>.?,


@ń32, CĈ8.A<A>2 Ań @ń =6[@]Ań <ß7ĀAĬ
<@9ħ =>2(@)/BAĀ>Ł [……] AĮ? 920þ[8]4? ­[7]784@Ą.?.
——–
1 Ā@=[<6]:. suppleverunt Orlandos – Branouses. =6@AŃ: scripserunt Orlandos – Branouses: C!
inscr. 2 @ń32 scripserunt Orlandos – Branouses: C inscr. CĈ8.AA2 scripserunt Orlandos – Branouses:
#! inscr. Ań scripserunt Orlandos – Branouses: ! inscr. @ń scripserunt Orlandos – Branouses:
C inscr. =6@Ań scripserunt Orlandos – Branouses: [.]! inscr. <ß7ĀAĬ scripsi: "! inscr., à7ĀAĬ Or-
landos – Branouses. 3 =>2(@)/BAĀ>Ł scripserunt Orlandos – Branouses: (C)"! inscr.
­[7]784@Ą.? scripserunt Orlandos – Branouses: [.]CC inscr.

—————–
237
BOURAS, Soteira Lykodemou 11. MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 232 nennt das Jahr 1031.
238
Vgl. RHOBY, Varia Lexicographica 14f.
239
Vgl. ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 15.
Griechenland (Nr. GR18) 173

Gott empfangende Herrin, Macht der Gläubigen,


rette, behüte deinen treuen Diener,
Kosmas, den Presbyter …… der großen Kirche.
Text: ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 14 (Nr. 25 [mit Schriftskizze]).

Die Inschrift stellt ein Gebet des Kosmas an die Theotokos dar, der auch die Kirche geweiht
ist. 52<1ĆD<? als Attribut der Theotokos ist auch an anderer Stelle belegt,240 ebenso 7Ā>.?.241
Kosmas ist Presbyter der großen Kirche, womit die Kirche von Athen gemeint ist.242 Dies ergibt
sich aus den bereits erwähnten Parallelbeispielen der Inschrift, in denen sich nach AĮ? 920þ84?
­7784@Ą.? der Zusatz ¥54:Ń: findet. Der erwähnte Kosmas ist vielleicht identisch mit jenem
Kosmas, dessen Inschrift sich in den Propyläen befindet.243
Der metrische Teil der Inschrift besteht aus zwei prosodielosen Zwölfsilbern mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen. In Vers 2 ist die proparoxytone Betonung vor B5 auffallend. Unge-
wöhnlich ist die Konstruktion von @ń32 und CĈ8.AA2 + Dativ, aber sie ist auch an vielen anderen
Stellen, vor allem auf Siegeln, belegt.244
Wie bereits erwähnt, sind Epigrammtext und darauf folgender Prosatext auch in andere Säu-
len des Parthenon eingeritzt. Das Beispiel auf Säule 7 (Säulentrommel 4) unterscheidet sich
insofern, als auf @ń32, CĈ8.AA2 unmittelbar (in normalisierter Orthographie) 2Ć1F><:, =>2@/Ĉ-
A2><: 7.ă @72B<CĈ8.7. AĮ? 920þ84? ­7784@Ą.? ¥54:Ń: anschließt.245 Der Duktus der Schrift ist
regelmäßiger, auch die Orthographie unterscheidet sich stark.
Von der Inschrift auf Säule 52 (Säulentrommel 3) sind nur Vers 1 – und auch dieser nicht
vollständig – und die erste Hälfte von Vers 2 erhalten. Auffallend ist, dass am Beginn von Vers
2, dem inschriftlichen C nach zu schließen, @7Ā[=2] anstatt @ń32 verwendet wird und dass
auch hier CĈ8.A<A>2 mit nur einem Tau geschrieben ist.246 Auf derselben Säule, ebenfalls auf
Säulentrommel 3, ist die Inschrift ein weiteres Mal eingeritzt. Sie unterscheidet sich von der
anderen aber nicht nur durch den weit regelmäßerigen Duktus der Schrift, sondern auch auf-
grund der Tatsache, dass die Verse 1 und 2 mehr oder weniger vollständig überliefert sind. Pro-
satext ist hier keiner angefügt. Überraschend ist jedoch, dass zwischen (in normalisierter Ortho-
graphie) Aą: @ą: =6@Aą: und <ß7ĀA4: eine Lücke besteht, die darauf hindeutet, dass hier etwas
ausgefallen ist.247
Eine mehr oder weniger vollständige Inschrift ist auf Säule 50 (Säulentrommel 3) überliefert.
Sie unterscheidet sich aber insofern, als Vers 1 mit 241ĆD2 anstatt mit 2<1ĆD2 beginnt. Im
anschließenden Prosatext ist von einem Ioannes, Diakonos und Oikonomos der großen Kirche
von Athen, die Rede. Die Buchstaben sind von regelmäßiger Form; das Schriftbild der Inschrift
ist quadratisch.248 Von ähnlicher Gestalt – sowohl formal als auch inhaltlich – ist die Inschrift

—————–
240
Vgl. L s.v. 2; EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? s.v.
241
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? s.v. Der Terminus 7Ā>.? bedeutet eigentlich „Horn“, gilt in christlichem Sinn aber
auch als Symbol der Macht, des Ruhmes und des Ansehens in Gottesnähe, vgl. J. KODER, Romanos Melodos. Die
Hymnen. Erster Halbband (Bibliothek der griechischen Literatur 62). Stuttgart 2005, 386, Anm. 12.
242
Sein zweites Amt bzw. seine zweite Bezeichnung ist in der Textlücke zu erwarten.
243
Vgl. ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 15.
244
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 151f.
245
K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 43 (1856) 1439 (Nr. 2979); ANTONIN, Drevnich 54 (Nr. 44 [mit russ.
Übers.]) u. Taf. 22 (Nr. 44 [Schriftskizze]); ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 80 (Nr. 87
[mit Schriftskizze]).
246
ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 162 (Nr. 201 [mit Schriftskizze]).
247
K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 43 (1856) 1439 (Nr. 2961); ANTONIN, Drevnich 48 (Nr. 25 [mit russ.
Übers.]) u. Taf. 18 (Nr. 25 [Schriftskizze]); ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 167 (Nr.
212 [mit Schriftskizze]).
248
K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 43 (1856) 1440 (Nr. 2982); ANTONIN, Drevnich 44 (Nr. 11 [mit russ.
Übers.]) u. Taf. 16 (Nr. 11 [Schriftskizze]).– ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 136 (Nr.
169 [mit Schriftskizze]).
174 Griechenland (Nr. GR18–GR20)

auf Säule 51 (Säulentrommel 4): Auch hier steht 241ĆD2 am Beginn. Der bittende „Diener“ ist
hier ein gewisser Pothetos, Diakonos und Chartularios der großen Kirche von Athen.249
Schließlich ist der Epigrammtext auch im Erechtheion zu finden. Auf @ń32, CĈ8.A<A>2 folgt
dort allerdings der Akkusativ. Im anschließenden Prosatext ist ein Eþ8A4? 7.5<867Į? ­7784@Ą.?
¥54:Ń: genannt.250

Säule (Nr. 7 [Säulentrommel 3]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR19) ĺ S. 175

Säule (Nr. 7 [Säulentrommel 4]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR20) Auf der nach der Zählung von Orlandos – Branouses siebenten Säule ist eine
über sieben Zeilen laufende Majuskel-Inschrift eingeritzt, die ein Epigramm bildet, das aus sie-
ben Versen besteht, wobei pro Zeile ein Vers steht. Der Schriftskizze bei Orlandos – Branouses
nach zu schließen, ist die Inschrift bis auf eine Ausnahme (Zirkumflex oberhalb des Eta von
52.B0Į in Vers 5) nicht akzentuiert; manche Wörter sind gekürzt, man erkennt auch einige Liga-
turen, und am Beginn von Vers 1 ist ein Kreuz eingeritzt. Eine Datierung vor dem Jahr 1204,
wahrscheinlich sogar früher (10. Jh. ?), ist ziemlich sicher.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ72A2ĈF @2 Aā: 9Ć:4: (2<AĆ)7<:


ö? 2íĂ7<<? 78ĵ:<: =>(Ć?) 9(2) A(ą) <ó[? @<B],
¡7<B@<: 7.ă =þ>(2)D2 Aā: @FA4>Ą.: 
:Ā9<6? 0ý> ®7þ@A<A2 A<ĵ? @ÿ =<5(<Ľ@6)
5 :<9ā: 52.B0Į 7(.ă) C.2@CĆ><: @Ā8.?
Û: 9<6 1Ċ>4@.6 @.ĵ? 86A.ĵ?, .:.0Ą.,
@ł3<B@. 7.ă @7Ā=<B@. Aą: @ą: <ß7(ĀA4:).
——–
2–3 et 7 cf. Ps. 85,1–2 (= e.g. inscr. in ecclesia Propylaearum [s. VI] in urbe Gerasa [Jerash], ed. A. MI-
CHEL, Les églises d’époques byzantine et umayyade de Jordanie [Bibliothèque de l’antiquité tardive 2].
Turnhout 2001, 267 = H. KRAELING, Gerasa. City of the Decapolis. New Heaven 1938, 486 [cf. PA-
PALEXANDROU, Text in context 274]): 8ĵ:<:, Ĉ>62, Aą <ó? @<B 7.ă ­=þ7<B@Ć: 9<B éA6 =AFDą? 7.ă =Ā:4?
2ß9ă ­0Ċ CĈ8.;<: Aā: EBDā: 9<B éA6 é@6Ć? 2ß96 @Ń@<: Aą: 1<Ľ8Ć: @<B, è 2Ć? 9<B, Aą: ­8=Ą3<:A. ­=ă @Ā.
6 loci paralleli apud RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 248 (app.).
——–
1 9(Ć):4: Pittakes. (2<)A(Ć)7<: CIG. 2 2íĂ7<<? scripserunt Orlandos – Branouses: "C inscr.
78ĵ:<: scripserunt Orlandos – Branouses:  inscr., 78Ą:F: Pittakes. [=]>[Ć? 92 Aą] CIG. <ó? @<B
legit Pittakes. 3 ¡7(<B)@<: Pittakes. 4 :Ā9<6? scripsi secundum inscr. et Antonin: :Ā926? Pittakes, Orlandos
– Branouses, :Ā9[2]6? CIG. =<5(<Ľ@6:) Pittakes, CIG. 5 C.2[@]CĆ>(<): CIG. 6 1Ċ>4@.6 scripserunt Orlan-
dos – Branouses: &CE inscr., an 1Ċ>6@2 secundum inscr., Pittakes et Antonin scribendum (cf. com-
ment.) ? 7 (ĀA4:) Orlandos – Branouses: (), inscr. ?, (à7ĀA4: (sic) Pittakes, <ß[7ĀA4:] CIG.

Ich flehe dich, die einzige Gottesgebärerin, an.


Als Gnädige neige mir dein Ohr zu,
höre mich und gewähre das Heil!
Mögest du nämlich immer denen, die dich lieben,
5 einen göttlich strahlenden Weideplatz und lichtspendenden Glanz zuteilen!
Diesen (sc. Weideplatz) schenke mir durch deine Fürbitten, Allheilige,
und rette und schütze deinen Diener!

—————–
249
K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 43 (1856) 1440 (Nr. 2981); ANTONIN, Drevnich 45 (Nr. 14 [mit russ.
Übers.]) u. Taf. 17 (Nr. 14 [Schriftskizze]); ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 149 (Nr.
186 [mit Schriftskizze]); RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 152.
250
ANTONIN, Drevnich 39 (Nr. 3 [mit russ. Übers.]) u. Taf. 14 (Nr. 3 [Schriftskizze]).
Griechenland (Nr. GR20) 175

Text: K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 43 (1856) 1439 (Nr. 2978).– ANTONIN, Drevnich 54f. (Nr. 46 [mit
russ. Übers.]) u. Taf. 22 (Nr. 46 [Schriftskizze]).– CIG IV 494 (Nr. 9421).– ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A.
A<Ľ .>52:Ń:<? 82 (Nr. 89 [mit Schriftskizze]).

Das Epigramm ist ein Gebet an die Theotokos, der – wie allgemein bekannt ist – auch die
Kirche im Parthenon geweiht ist. Der Sprecher des Epigramms bittet die Theotokos um Seelen-
heil und Schutz; er appelliert auch an ihre Funktion als Fürsprecherin bei Gott mit der Bitte, ihm
einen Platz im Paradies zu gewähren (Verse 4–6). Orlandos – Branouses ist die Erkenntnis zu
verdanken, dass der zunächst anonyme Bittsteller als Ioannes identifiziert werden kann. Der
Name ergibt sich aus den Anfangsbuchstaben der Verse (Akrostichis).251
Das Epigramm besteht aus sieben prosodielosen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffallend ist die regelmäßig abwechselnde Folge von B5 und B7, die vielleicht
nicht ganz zufällig ist: Auf zweimal B5 folgt zweimal B7, danach wieder zweimal B5, um
schließlich mit B7 zu enden. Eher ungewöhnlich ist die proparoxytone Betonung vor B5 in den
Versen 2 und 6, wobei in Vers 2 sowohl vom Inhalt als auch vom Rhythmus her B7 ebenfalls
möglich ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 4 ist daran zu denken, :Ā926? anstatt
:Ā9<6? zu schreiben, wie dies auch schon im CIG und bei Orlandos – Branouses geschehen ist.
Die Übersetzung der Verse 4–5 müsste dann folgendermaßen lauten: Du teilst nämlich immer
denen, die dich lieben, einen göttlich strahlenden Weideplatz und lichtspendenden Glanz zu.
Das Adjektiv 52.B0Ă? in Vers 5 ist erst in byzantinischer Zeit, nämlich ab Johannes von Da-
maskus, belegt.252 Das dritte Wort in Vers 6 ist inschriftlich als &C überliefert, das Anto-
nin als 1Ċ>6@2 transkribierte; die von Orlandos – Branouses vorgenommene Änderung zu
1Ċ>4@.6 ist plausibel, wie Parallelbeispiele beweisen (vgl. Testimonienapparat). Trotzdem ist
die inschriftliche Form nicht völlig zu verwerfen: Das in der neugriechischen Kathareusa253 in
der Bedeutung „schenken“ gebrauchte 1F>Ą3F ist bereits auch im (volkssprachlichen) Grie-
chisch des Mittelalters bzw. der frühen Neuzeit belegt;254 den unregelmäßig gebildeten bzw.
volkssprachlichen Aorist-Imperativ 1Ċ>6@2 lesen wir in einer in das 16. Jahrhundert datierten
Fassung des Alexanderromans.255 Mediales 1F>Ą3<9.6 ist auch im hochsprachlichen Griechisch
belegt, nämlich bereits in der Spätantike.256 Erstaunlich viele Belege für 1F>Ą3F in der Bedeu-
tung „schenken“ finden wir bereits im Koptischen.257
Der Beginn des Epigramms ist auf derselben Säule, nämlich auf Säulentrommel 3, ein weite-
res Mal eingeritzt.258 Zeitlich ist dieses Zeugnis jünger als das vollständige Epigramm. Der Duk-
tus der Schrift ist unregelmäßig und grafitti-ähnlich, außerdem sind auch (zumindest teilweise)
Akzente zu erkennen. Auch hier ist der Beginn durch ein Kreuz markiert. Der Text umfasst
Vers 1 und einige Wörter von Vers 2, wobei ö? am Beginn und Aą <ó? @<B am Ende ausgelassen
sind. Da die gleichen orthographischen Besonderheiten begegnen – nämlich "C und
 –, ist davon auszugehen, dass die zweite Inschrift zu einem späteren Zeitpunkt von
der ersten kopiert wurde, vielleicht von einem weiteren Ioannes, der sich ebenfalls mit einem
Gebet an die Theotokos auf der Säule verewigen wollte.

—————–
251
ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 82f.
252
Vgl. LBG s.v.
253
Vgl. STAMATAKOS, 2;67Ć: s.v.
254
Vgl. Kr s.v.
255
V.L. KONSTANTINOPULOS, Ps.-Kallisthenes: Zwei mittelgriechische Prosa-Fassungen des Alexanderromans, Teil
2 (Beiträge zur klassischen Philologie 150). Königstein/Tr. 1983, 151,15 (118,2).
256
Vgl. LBG. Dort ist zu ergänzen eine Stelle aus der Vita des hl. Theodoros von Kythera, ed. N. OIKONOMIDES, ņ
/Ą<? A<Ľ ņ0. 2<1Ċ><B B5Ă>F: (10<? .ß.) (12 .Ĵ<B – BHG3, >. 2430), in: >.7A67ý !>ĄA<B .:6<:Ą<B
B:21>Ą<B, 23–29 2=A29/>Ą<B 1965, . Athen 1967, 284,102.
257
H. FOERSTER, Wörterbuch der griechischen Wörter in den koptischen dokumentarischen Texten (Texte und Un-
tersuchungen zur Geschichte der altchristlichen Literatur 148). Berlin – New York 2002, s.v. Zur Problematik
des Wortes s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 121.
258
ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 79 (Nr. 86.).
176 Griechenland (Nr. GR21–GR22)

Säule (Nr. 7 [Säulentrommel 4) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR21) ĺ S. 173

Säule (Nr. 9 [Säulentrommel 4]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR22) Auf der neunten Säule ist eine Inschrift eingeritzt, die heute nicht mehr vollstän-
dig zu lesen ist. Den erhaltenen Resten nach zu schließen, muss zumindest der Beginn, d.h. die
ersten beiden Verse, metrisch gewesen sein. Das Epigramm könnte – wie auch aus der unten
angeführten Textkonstitution ersichtlich ist – ursprünglich aus sieben Versen bestanden haben,
es ist jedoch auch möglich, dass nur der Beginn, d.h. die ersten beiden Verse, metrisch sind und
der Rest als Prosa aufzufassen ist, was gelegentlich vorkommt.259
Zur zeitlichen Einordnung sind keine Angaben zu machen, doch ist eine Datierung vor der
lateinischen Eroberung (1204) wahrscheinlich.
Die noch erhaltenen Reste der Inschrift sind folgendermaßen wiederzugeben:

ñ@=8.D:2, Ć>.A2 [……………]


AŃ: ­=ă Aā: 7AĄ@6<:> @<B [……………
……]92 Aā: A<Ľ 0ý> 7Ć@9[<B …………
A<Ľ] ž9.>AF8<Ľ 7.A282ĄC54 [………
5 …………………] Aā: 2<A[Ć7<:
…………………] ­8Ā4@<: […]
C68[……………………………].
——–
1 ñ@=8.0D:2 Orlandos – Branouses. Ć>.A2 scripserunt Orlandos – Branouses: &! inscr. 2
7AĄ@6<:>: !C inscr., 7AĄ@6: Orlandos – Branouses. 3 7Ć@9[<B] suppleverunt Orlandos – Branouses. 4
[A<Ľ] supplevi. 7.A282ĄC54 scripserunt Orlandos – Branouses: !# vel !# inscr. 6
2<A[Ć7<:] suppleverunt Orlandos – Branouses.

Barmherziger, Unsichtbarer ……………


der auf deine Schöpfung ……………
…… die der Welt nämlich …………
des Sünders wurde zurückgelassen ………
5 ………………… die Theotokos
………………… erbarme dich …
………………………………
Text: ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 87 (Nr. 96 [mit Schriftskizze]).

In der Inschrift angesprochen wird Gott, der in Vers 1 als „barmherzig“260 und „unsicht-
bar“261 apostrophiert wird. Die Verse 2–3 beziehen sich auf die Schöpfung, wohingegen in Vers
4 von einem „Sünder“ die Rede ist, womit der Anbringer der Inschrift gemeint sein kann. In
Vers 5 wird adäquat zur Umgebung, nämlich dem als Theotokos-Kirche fungierenden
Parthenon, die Muttergottes angesprochen, in Vers 6 wird um Erbarmen gebeten, vielleicht von
dem in Vers 4 genannten „Sünder“.
Wie bereits oben erwähnt, ist nicht klar, ob die gesamte Inschrift und nicht nur der Beginn
metrisch ist. Bei den ersten beiden Versen handelt es sich um zwei byzantinische Zwölfsilber
mit regulärem Binnenschluss (jeweils B7 mit proparoxytoner Betonung); die Verse sind aller-
dings prosodielos. Schwer in das metrische Korsett einzubinden ist „Vers 3“, da in der vorlie-
genden Form kein passender Binnenschluss gegeben ist, wenn man davon ausgeht, dass am
Beginn zwei und am Ende vier Silben verloren sind. Weitere Bemerkungen zum Text:
2ñ@=8.D:2 ist tatsächlich so überliefert, wenn man der Skizze bei Orlandos – Branouses vertrau-
—————–
259
Vgl. z.B. die Inschrift (ĺ Nr. GR126) oberhalb des Eingangs der Kirche Panagia ton Chalkeon in Thessalonike.
260
Zu 2ñ@=8.(0)D:<? als Epitheton für Gott vgl. L s.v. 2.
261
Zu Ć>.A<? als Bezeichnung für Gott vgl. L s.v. B.
Griechenland (Nr. GR22–GR27) 177

en kann. Da solche und ähnliche Formen vielfach in Inschriften, aber auch literarisch überliefert
sind,262 braucht nicht zu 2ñ@=8.0D:2 korrigiert zu werden.

Säule (Nr. 48 [Säulentrommel 3]) des Parthenon, vor a. 1000 ?


Nr. GR23) In Säule Nr. 48 ist eine weitere über drei Zeilen laufende, nicht akzentuierte Ma-
juskel-Inschrift eingeritzt. Während die ersten beiden Zeilen elf bzw. zwölf Buchstaben aufwei-
sen, stehen in der dritten Zeile nur drei Buchstaben. Wie bereits Vassis feststellen konnte,263 ist
die Inschrift metrisch und bildet einen Vers. Zur Datierung gibt es kaum Anhaltspunkte; auf-
grund der Buchstabenformen ist jedenfalls eine Datierung vor dem Jahr 1000 anzunehmen.
Der Vers lautet wie folgt:

IJ& ><67Ć:4@2, (2<)Ľ D<8FAą: @7ĆA<?.


——–
><67Ć:4@2 scripserunt Orlandos – Branouses: &C inscr. D<8FAą: scripserunt Orlandos –
Branouses: $&! inscr.

ȅ Proikonesos, Gottes zorniges Dunkel.


Text: ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 120 (Nr. 153 [mit Schriftskizze]).

Über den Inhalt des Verses kann ohne näheren Zusammenhang nur spekuliert werden: Of-
fensichtlich wird Pro(i)kon(n)esos, Insel in der Propontis, hier nicht wegen des berühmten Mar-
mors genannt, der zumindest bis ins 9. Jahrhundert als Baumaterial (für Konstantinopel) genutzt
wurde;264 die Bezeichnung (2<)Ľ D<8FAą: @7ĆA<? (Gottes zorniges Dunkel) könnte sich eher
auf den in mittel- und spätbyzantinischer Zeit genützten Verbannungsort Pro(i)kon(n)esos be-
ziehen. Vielleicht wurde die Inschrift für jemanden eingeritzt, der von Athen nach
Pro(i)kon(n)esos verbannt worden war.
Bei dem Vers handelt es sich um einen byzantinischen Zwölfsilber mit korrekt gesetztem
Binnenschluss (B5 mit proparoxytonem Schluss). Aufgrund von zwei schweren prosodischen
Verstößen (kurz gemessenes <Ľ in (2<)Ľ und langes < in D<8FAą:265) ist der Vers als prosodie-
los zu bezeichnen. Die in der Antike mehrheitlich in der Schreibung ><7Ć::4@<? genannte
Insel266 begegnet in byzantinischer Zeit mehrfach als ><67Ć:4@<?, etwa auch in der Suda.267

Säule (Nr. 50 [Säulentrommel 3]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR24) ĺ S. 173

Säule (Nr. 51 [Säulentrommel 4]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR25) ĺ S. 173–174

Säule (Nr. 52 [Säulentrommel 3]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR26) ĺ S. 173

Säule (Nr. 52 [Säulentrommel 3]) des Parthenon, Datierung ?


Nr. GR27) ĺ S. 173

—————–
262
Vgl. LBG s.v. 2í@=8.D:Ą., 2ñ@=8.D:<?; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 372 u. Anm. 1564.
263
VASSIS, Initia 892.
264
Vgl. A. K[AZHDAN], Prokonnesos. ODB 3, 1730f.
265
Folgt man der inschriftlichen Überlieferung ($&!), liegt kein prosodischer Verstoß vor; die inschriftliche
Version ist aber etymologisch nicht gerechtfertigt.
266
PAPE – BENSELER, Wörterbuch II 1258; s.a. C.M. DANOFF, Prokonnesos. RE Suppl. XIV (1974) 560f.
267
Suidae lexicon = 2982 (IV 249 ADLER).
178 Griechenland (Nr. GR28)

Säule (Höhe: 345 cm, Durchmesser: 48 cm), a. 1237/38: Flur Stauros


Nr. GR28) Athen war in byzantinischer Zeit durch Straßen mit den attischen Häfen verbun-
den. Die Hauptstraße zur Ostküste und den Mesogeia lief zwischen Pentelikon und Hymettos
hindurch und verzweigte sich bei der so genannten Flur Stauros.268 Dort, d.h. in der heute <1Ć?
0Ą.? Ā78.? genannten Straße, nördlich der heutigen Mesogeia-Straße, befindet sich eine hohe
zylinderförmige Säule, auf der eine Inschrift angebracht ist.269 Diese läuft über 14 Zeilen, daran
anschließend sind über drei Zeilen verteilt die vier für die Darstellung des Weltjahres benötigten
Buchstaben angebracht; darunter befinden sich vier kreuzförmig angeordnete Buchstaben,näm-
lich oben #, unten , (vom Betrachter aus gesehen) links C und rechts #. Die Inschrift ist in
teilweise akzentuierter Majuskel wiedergegeben, aber auch vereinzelte an die Minuskel erin-
nernde Formen sind zu erkennen.
Schon sehr früh wurde erkannt, dass es sich um ein Epigramm handelt, das aus sechs Versen
besteht. Die Versenden sind jeweils durch kommaähnliche Zeichen markiert; mit einer nicht
unüblichen Kennzeichnung, die aus Punkten und Strichen besteht, ist auch der Beginn versehen.
Das Epigramm ist auch handschriftlich im Cod. Athous Meg. Laur. I 29 (s. XVII), fol. 51r, über-
liefert.270
Aufgrund der Datierung am Ende kann das Epigramm auch zeitlich eingeordnet werden.271
Für das 13. Jahrhundert spricht auch die paläographische Gestaltung.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

4A2ĵ? 9.52ĵ:, è1[ĵA.], AĆ:12 Aą: A>Ć=<:;


>Dā: =<@7Ć=2B@<: .íA<Ľ 7.ă AĀ8<?
7.ă AĄ? è A<ĽA<: A2>9.AĊ@(.?) ­7 =Ć5<B;
2ĆCBA<? A<ñ:<9. 8þA>4? (B>Ą<)B
5 .ãA4@<: .íAń EBD67ā: @FA4>Ą.:,
é@A6? =<Aĩ Ÿ: ę 7.ă =.>6ĉ: ­:5þ12
,OE9OŅ.
——
1 cf. v. 1 epigramm. (hodie deleti) in urbe Istanbul (ĺ no. TR54): 4A2ĵ?, è1ĵA., AĄ? A.ĈA4? AĮ? =Ć82F?. 6
cf. v. 4 epigramm. in tabula sepulcri in museo byzantino Athenarum (ĺ no. GR11): é@A6? =<Aĩ Ý@5.
=.>6ĉ: AŃ: ­:5þ12.
——
1 4A2ĵ?: 34AĦ? Pittakes, 4A2ă? Pantelidou. 9.52ĵ: scripsit Pittakes:  inscr., 9.5Į: (sic) Strygo-
phske, Pantelidou. è1ĵA. legerunt CIG et Pantelidou: û ĴA. Pittakes, è 12ĵ:. cod. A>Ć=<:: AĆ=<: Pittakes,
A>Ć=< Pantelidou. 3 7.ă AĄ? è A<ĽA<:: 7.ă Aą ­7 A<ĈA<B Pittakes. .Ą A6? Pantelidou. A2>9.AĊ@(.?): A2>-
9.AĊ[@.]? CIG, A2>9.A2Ĉ[@.]? Pittakes, A2>9.AĊ@.? Pantelidou, A2>9.AĄ@.? cod. 4 Aĩ ë:<9. Pittakes. 8þ-
A>6? Kampouroglou, cod. B(>Ą<B) Plassart. 5 .ãA4@.6 cod. 6 ę Pantelidou: Ý? Pittakes, ę(?) CIG, ę? Epigr.
Anth. Pal., cod., Ý Plassart, Koukoules, Orlandos. =.A>6Ń: Pantelidou.

Du suchst, Wanderer, diesen Wendepunkt hier kennenzulernen?


Beobachte seinen Anfang und (sein) Ende!
Und wer ist der, der diesen aus Liebe vollendete?
Neophytos (ist sein) Name, Verehrer des Herrn.
5 Erbitte für ihn Seelenheil,
wer immer es denn ist und hier vorbeigeht!
6746 (=1237/38).
Text: K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 1842, 491f. (Nr. 778) u. Abb. 778 (Schriftskizze).– CIG IV 345 (Nr.
8752).– Epigr. Anth. Pal. III 417 (mit lat. Übers.).– STRYGOPHSKE, <:Ă 120, 119 (Schriftskizze).– D.G. KAM-
—————–
268
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 99, 174.
269
Ende der 1950er-Jahre soll sich die Säule in einem Privatgarten in der Flur Stauros befunden haben, vgl. P. LA-
ZARIDES,  16 (1960), Ā><? Ņ, $><:67þ, 68.
270
Siehe auch unten S. 336–337.
271
Pittakes las die Datierung falsch (a. 1746).
Griechenland (Nr. GR28) 179

POUROGLOU, :492ĵ. AĮ? à@A<>Ą.? AŃ: ¥54:.ĄF:, III. Athen 1892 (Reprint 1993), 118 (Schriftskizze).– D.G. KAM-
POUROGLOU, ¥:.1><9þ>4? AĮ? ¥AA67Į?. Athen o.J. [1920], 48.– KAMPOUROGLOU, AĂ84 414f. (mit Schriftskizze).–
KAMPOUROGLOU, Š@A<>Ą. AŃ: ¥54:Ń: II 214f.– KALOGEROPOULOS, ¥@A>.=Ă 12 September 1921 (mir nicht zugäng-
lich).– PLASSART, Inscriptions 176 (mit franz. Übers.), 175 (Abb. 7).– KOUKOULES, 6Ć:6<: 149 u. Abb. 2.– ORLAN-
DOS, :492ĵ. 171 (Nr. 3) u. Abb. 229.– A. PANTELIDOU,  56–59 (2001–2004, publ. 2010), $><:67þ, Ņ 1, 517, 519
(Abb. 20).– Der handschriftlich überlieferte Text ist ediert bei SOPHRONIOS, 4926Ċ9.A. 568.– XYNGOPOULOS, µ;
C<>9Į? ®:ą? @4926Ċ9.A<? 406, 407.– KAMPOUROGLOU, AĂ84 417, 418.– EUANGELATOU-NOTARA, B88<0Ă 37 (Nr.
121).

Lit.: NEROUTSOS, $>6@A6.:67.ă ¥5Į:.6 106.– Sp.P. LAMPROS, Š@A<>Ą. AĮ? =Ć82F? ¥54:Ń: 7.Aý A<ć? 9Ā@<B?
.ßŃ:.? =ą A<Ľ š<B@A6:6.:<Ľ 9ĀD>6 AĮ? î=ą AŃ: !<Ĉ>7F: 7.Aþ7A4@4? î=ą #. >40<></Ą<B, II. Athen 1904, 38 u.
Anm. 1.– SVORONOS, La Tholos – KONSTANTOPOULOS, µ=60>.CĂ 250.– P. LAZARIDES,  16 (1960), Ā><? Ņ,
$><:67þ, 68.– MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 24 (Abb. 57 [Schriftskizze]).– MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 197,
Anm. 8.

Abb.: 12

In der Tradition ähnlicher Epigramme wird zunächst der Betrachter direkt angesprochen. Der
Betrachter ist der Reisende / Wanderer, der an der Säule, an der sich der Weg gabelt, vorbei-
kommt;272 auf die Säule als Wendepunkt bezieht sich AĆ:12 Aą: A>Ć=<: (Vers 1). Der Betrachter
wird aufgefordert, die Säule der ganzen Länge nach zu betrachten (Vers 2). Der Betrachter wird
nicht nur in Vers 1 direkt angesprochen, sondern noch einmal in Vers 5. In Vers 3 wird die (rhe-
torische) Frage nach dem Urheber der Säule gestellt. Die Antwort folgt in Vers 4: Der Stifter
heißt Neophytos, der als Diener Gottes bezeichnet wird. In der Tradition ähnlicher Stifterin-
schriften wird der Vorbeikommende, wer immer dies auch sei (Vers 6), aufgefordert, für das
Seelenheil des Stifters zu beten. Wer ist dieser Stifter? Hinter den vier genannten, unterhalb der
Inschrift kreuzförmig angeordneten Buchstaben (#C#) könnte sich das Wort C(6)8(<)@(Ć)-
C(F:) verbergen. Dies wiederum könnte ein Hinweis auf das in der Nähe befindliche Kloster
Kynegu ton Philosophon (auch Ioannes Prodromos) sein;273 das Grabepigramm (ĺ Nr. GR11)
auf der im Byzantino kai Christianiko Museio von Athen aufbewahrten Grabplatte des Abtes
Lukas aus dem Jahr 1234/35 ist erhalten. Koukoules war der Ansicht, dass mit AĆ:12 Aą: A>Ć=<:
der von Neophytos gestaltete Weg zum genannten Kloster gemeint ist und dass durch die For-
mulierung in Vers 2 der Weg von der Säule zum Kloster zum Ausdruck gebracht wird;274 doch
ist diese Interpretation wenig wahrscheinlich, da mit A>Ć=<? der Wendepunkt, d.h. die Säule,
gemeint ist. Völlig haltlos ist die von Svoronos geäußerte Interpretation: Seiner Meinung nach
stelle das aus Punkten und Strichen bestehende sternförmige Zeichen am Beginn von Vers 1,
das am Beginn von Inschriften zuhauf zu finden ist, ein Symbol für die Sonne dar; daher habe
sich auf der Säule eine Sonnenuhr befunden.275
Das Epigramm besteht aus sechs Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Auf-
fallend ist, dass die Hälfte der Verse (1, 2, 4) B7 aufweist. Die Prosodie ist von sehr guter Qua-
lität, nur in Vers 4 trifft man auf einen schweren prosodischen Verstoß: Das Omikron von
A<ñ:<9. wird lang gemessen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Selten belegt ist das
Verbum =<@7<=2ĈF in Vers 2.276 Ebenso selten und nur in byzantinischer Zeit attestiert ist
A2>9.AĆF in Vers 3;277 es begegnet offensichtlich nicht vor dem 12. Jahrhundert.278 In Vers 6
—————–
272
Eine schöne Parallele ist bereits in einem Grabepigramm aus Lydien zu finden, das aus dem 2. Jh. n. Chr. stammt,
ed. MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 462 (Nr. 04/21/03): 4A2ĵ?, û =.><12ĵA., AĄ? ¾ @AĂ884, AĄ? è
AĈ9/<?.
273
Zum Kloster KODER – HILD, Hellas und Thessalia 196f.
274
KOUKOULES, 6Ć:6<: 155.
275
SVORONOS, La Tholos 136, Anm. 13; vgl. PLASSART, Inscriptions 176.
276
Vgl. LSJ s.v.
277
Wohl aus diesem Grund setzte XYNGOPOULOS, µ; C<>9Į? ®:ą? @4926Ċ9.A<? 407 das handschriftlich überliefer-
te A2>9.AĄ@.? auch in den inschriftlichen Text.
278
Vgl. die Belege im noch nicht publizierten Material zum LBG (ein dort genannter früher Beleg – Ioannes Geo-
metres – ist zweifelhaft).
180 Griechenland (Nr. GR28–GR29)

waren manche frühere Editoren verleitet, nach ę ein Sigma zu ergänzen. In der Tat wäre hier die
zweite Person zu erwarten, grammatikalisch-syntaktisch ist aber auch die dritte Person mit dem
Subjekt é@A6? möglich.

ATHOS

Batopaidi

Inschrift, byz. ?: Parekklesion Hagios Nikolaos, Narthex


Nr. GR29) An der Südseite des Narthex des Parekklesions Hagios Nikolaos befindet sich
ein heute zugemauertes Arkosolium. Auf der Vorderseite des darunter liegenden leeren (Pseu-
do)sarkophags sind drei große Kreuze und Ornamente aus dem Stein gearbeitet. Auf der das
Arkosolium verschließenden Wand ist eine über vier Zeilen laufende akzentuierte Minuskel-
Inschrift gemalt, die höchstwahrscheinlich am Beginn des 19. Jahrhunderts, als der Narthex neu
ausgemalt wurde,279 angebracht wurde.280 Bei der Inschrift handelt es sich um ein aus vier Ver-
sen bestehendes Epigramm, wobei pro Zeile ein Vers gemalt ist.
Inhaltlich bezieht sich das Epigramm auf die Stifter des Klosters. Eine Legende, nachweisbar
seit dem 18. Jahrhundert, berichtet, dass in einem ähnlichen Sarkophag in einem Arkosolium
des Klosterkatholikons die Stifter des Klosters begraben waren.281 Zwei der drei darin einst
bestatteten Äbte gehören in das 11. Jahrhundert, der dritte stammt aus dem 12. Jahrhundert.282
Wenn die Legende der drei Stifter nicht erst in der Neuzeit entstanden ist, sondern bereits auf
byzantinischen Vorlagen beruht, dann könnte das die Stifter nennende Epigramm in byzantini-
sche Zeit zu datieren sein.283 Unter dieser Voraussetzung wäre anzunehmen, dass die jetzt ge-
malten Verse ursprünglich in Stein gearbeitet waren. Der unter dem Epigramm stehende (Pseu-
do)sarkophag dürfte aus stilistischen Gründen auf jeden Fall in das 11. Jahrhundert gehören.284
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!Ĉ9/<? 9ÿ: ±:5. @Ċ9.A. 1<94AĆ>F:


9<:Į? 7.8Ĉ=A26 AĮ@12, û CĄ82 ;Ā:2
=Ć8<? CĀ>26 1ÿ EBDý? ¾06.@9Ā:.?
ö? 0.=<Ĉ@.? 2í=>Ā=26.: B>Ą<B.
——
2 AĮ@12 scripsit Rhoby: AĮ? 12 inscr. et Pazaras. 4 0.=<Ą@.? Pazaras.

Das Grab hier birgt die Leiber der Erbauer


dieses Klosters, o lieber Fremder!
Der Himmel aber trägt die geheiligten Seelen,
weil sie die Herrlichkeit des Herrn lieben.
Text: PAZARAS, .>7<Cþ0<62 28 (Nr. 18), 131f., Anm. 441 u. Taf. 14.– PAZARAS, !þC<? 415, Anm. 27, 438
(Abb. 13).– RHOBY, Inscriptional Poetry 201 (vv. 1–2 [mit engl. Übers.]).

—————–
279
Vgl. I.A. PAPANGELOS, à 92A./B3.:A6:ÿ? A<6D<0>.CĄ2?, in: Š2>ý 20Ą@A4 <:ā .A<=.61Ą<B I 300; s.a. MILLET
– PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 30 (Nr. 89).
280
Vgl. PAZARAS, !þC<? 415, Anm. 27.
281
PAZARAS, !þC<? 409f.; s.a. Th.N. PAZARAS, Ũ AþC<? AŃ: 7A4AĆ>F:, in: Š2>ý 20Ą@A4 <:ā .A<=.61Ą<B I 180–
182; BOMPAIRE, Actes de Vatopédi I 5–7.
282
PAZARAS, !þC<? 424–426.
283
Vgl. PAZARAS, .>7<Cþ0<62 131f., Anm. 441.
284
Vgl. PAZARAS, .>7<Cþ0<62 131.
Griechenland (Nr. GR29–GR30) 181

Lit.: (Abt) THEOPHILOS BATOPAIDINOS, $><:67ą: =2>ă AĮ? à2>Ħ? 7.ă @2/.@9Ą.? 20Ą@A4? <:Į? .A<=.61Ą<B
¦0Ą<B ť><B?. .721<:67þ 12 (1972) 83.

Abb.: 14

Wie bereits oben erwähnt, berichtet das Epigramm von der Legende, dass die „Stifter“ im
Grab bzw. Sarkophag bestattet waren. Der aus dem 12. Jahrhundert stammende Abt könnte
ursprünglich in diesem und nicht im Sarkophag im Katholikon zur Ruhe gebettet worden
sein.285 Der Epigrammtext berichtet dem Besucher der Kirche bzw. einem Mönch, dass das
Grab zwar die Leiber der Erbauer berge, dass die Seelen aber im Himmel seien.
Das vielleicht ursprünglich aus byzantinischer Zeit stammende Epigramm besteht aus vier
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. In Vers 2 liegt vom Inhalt her B7 vor,
rhythmisch betrachtet ist B5 der Vorzug zu geben. Die Verse sind von sehr guter prosodischer
Qualität, allerdings ist der Hiat in Vers 2 (AĮ@12, û) zu notieren.

Glockenturm, a. 1427
Nr. GR30) Im Klosterkomplex von Batopaidi befindet sich ein 35 Meter hoher Glocken-
turm, der aufgrund einer Inschrift in das Jahr 1427 datiert werden kann.286 Auf der Nordseite
innerhalb zweier vermauerter Fensterarkaden befindet sich eine gemalte, jeweils über acht Zei-
len laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift. Sie war ursprünglich in Ziegeln geformt,
wurde aber bei der Renovierung des Turmes gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Farbe aufge-
tragen.287 Noch vor ca. 100 Jahren war sie gut zu entziffern,288 heute allerdings sind nur mehr
vereinzelte Buchstaben zu erkennen.289 Der Text – es handelt sich um zwei Verse – ist nicht
spalten-, sondern zeilenweise zu lesen. Pro Zeilenhälfte, d.h. pro Fensterarkade, sind 3 bis sechs
Buchstaben angebracht, wobei auf Wortgrenzen keine Rücksicht genommen ist. Oberhalb der
beiden vermauerten Fensterarkaden befand sich die Uhr des Klosters.290
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ċ1F:.? ¡:F 8.9=>ą: ½D<Ľ:A.? CĀ>26


=6@A<ć? 7.8<Ľ:A.? 2ß? 2<Ľ î9:Ł1Ą.:.
——–
1–2 cf. v. 9–11 epigramm. (a. 1059/60) in monast. Megistae Laurae in monte Athos (ĺ no. GR33) (de
semantro): @þ8=600<? 1Ą74: 8.8þ3<:A<(?) 9Ā0. | =>ą(?) A<ć? ï9:<B? A2 A<ć? è=8ĄA.? A<Ľ Ć0<B |
040Ā><:A<(?) ­: 7.6>ń E.89F1Ą.?.
——–
1 CĀ>F mavult Hörandner. 2 2ß?: =>ą? Duchesne – Bayet,  Smyrnakes. [2<]Ľ BarskƋ: omisit Pa-
padopoulos-Kerameus.

Er (sc. der Glockenturm) trägt oben hell klingende Glocken,


die die Gläubigen zum Lobpreis Gottes rufen.
Text: PORFIRIJ USPENSKƊ, Pervoe putešestvie v Afonskie monastyri i skity v 1846 godu, þast II/2. Kiew 1880, 55
(mir nicht zugänglich).– BARSKƊ, StranstvovanƋa 213 (= MYLONAS, =þ>@76 406).– DUCHESNE – BAYET, Mémoire
64.– Ȃ.ǿ. GEDEON, Ũ ©5F?. ¥:.9:Ă@26? – ¹00>.C. – 4926Ċ@26?. Konstantinopel 1885 (Reprint Athen 1990
[2<2884:67ý 282AĂ9.A. 11]), 35.– A.I. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, .B><0<>1þA26<? 6/86<5Ă74. .>þ>A49.
A<Ľ 6@AŅ AĆ9<B (# ). Konstantinopel 1885, 122.– SMYRNAKES, ª06<: ť><? 440.– MILLET – PARGOIRE – PETIT,
Recueil Athos 35 (Nr. 115) u. Taf. V.291– MILLET, Recherches 123.– BELENES, DĆ86. 276, 750 (Abb. 7).
—————–
285
Vgl. PAZARAS, !þC<? 415.
286
MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 36 (Nr. 115b).
287
Vgl. MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 35; MYLONAS, =þ>@76 643, Anm. 742.
288
Vgl. MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos, Taf. V.
289
Vgl. Š2>ý 20Ą@A4 <:ā .A<=.61Ą<B I 143 (Farbabb. 103).
290
Vgl. SMYRNAKES, ª06<: ť><? 440.
291
Dort sind zwei weitere bibliographische Angaben angeführt, die ich nicht entschlüsseln konnte: Antonin, p. 103*
et pl. 2, no 9 und Eugène, p. 18.
182 Griechenland (Nr. GR30–GR31)

Lit.: BROCKHAUS, Kunst 36.– Š2>ý 20Ą@A4 <:ā .A<=.61Ą<B I 143 (Farbabb. 103).

Abb.: 13

Das Epigramm bezieht sich auf die im Turm aufgehängten Glocken,292 deren Klang und de-
ren Funktion, die darin besteht, die Gläubigen, d.h. die Mönche, zum Gottesdienst zu rufen. Als
Subjekt ist der Glockenturm zu erschließen, der aber nicht explizit genannt wird, außer man
ändert – wie von Hörandner vorgeschlagen – zu CĀ>F. Von dieser Konjektur sei jedoch abgese-
hen, da auf der alten Abbildung bei Millet – Pargoire – Petit die Endung der dritten Person Sin-
gular klar zu erkennen ist.
Die beiden Verse sind byzantinische Zwölfsilber mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (je-
weils B5); die Regeln der Prosodie sind eingehalten. 8.9=>ą: in Vers 1 wird adverbiell verwen-
det.293 Zu erwarten wäre 8.9=>Ń?, doch würde diese Form einen schweren Verstoß gegen die
Prosodie (lange siebente Silbe) bedeuten.
Eine Verschmelzung der beiden Verse auf einen Vers findet man in der Inschrift auf dem
Uhrturm des Klosters Xeropotamu; der Vers lautet (in normalisierter) Orthographie wie folgt:
Ċ1F:.? CĀ>F ¡:F =6@A<ć? 7.8<Ľ:A.?.294 Zu datieren ist der Vers in das Jahr 1782, das nach
7.8<Ľ:A.? genannt wird. Die beiden Verse aus Batopaidi dürften hier Vorbild gewesen sein;
hier liegt demnach ein ähnlicher Fall vor wie bei dem mosaizierten Epigramm des 11./12. Jahr-
hunderts im Exonarthex des Katholikons von Batopaidi,295 das in späteren Jahrhunderten inner-
halb und außerhalb des Klosterkomplexes nachgeahmt wurde.296

Esphigmenu

(*)Steinplatte (Maße ?) (verloren ?), a. 1357: Brunnen


Nr. GR31) BarskƋ und spätere Forscher berichten von einer in Marmor geritzten, am mit
Säulen versehenen Brunnen des großen Klosterhofes angebrachten Inschrift. Dabei handelt es
sich um ein aus elf Versen bestehendes Epigramm, auf das eine kurze Prosainschrift folgt, wel-
che die Datierung, nämlich den Mai 1357, nennt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ũ>ħ?, 52.Aþ, AĀ>E6: 7.ă =<6768Ą.:


Aā: ­7 9.>9þ>F: A2D:67Ń? @B:A252ĵ@.:
Þ? ¾ 7.88<:ā Aą: A2D:ĄA4: 5.B9þ326
88ĩ é>. C>67Aą: 7.ă A28<Ĉ92:<: ;Ā:<:
5 =Ń? è 7.5.>ą? <AĮ?> 7.5þ>@2F? 12ĵA.6
5Ā8F: A<60.><Ľ: Aą: ¥1ý9 :.=8þ@.6
7.ă A<ć? ­; .íA<Ľ CĈ:A.? :.9<>CŃ@.6
12686Ń: 1ĩ è >Ć1><9<? Aā: D2ĵ>. A>Ā926
=Ń? AĮ? 7<>BCĮ? ¢E2A.6 A<Ľ 2@=ĆA<B
10 A.ĽA. /8Ā=F:, ¡:5>F=2, $>6@Aą: ­;Ĉ9:26,

—————–
292
Zum Vergleich heranzuziehen ist das Epigramm auf einer Glocke des 13. Jh.s aus Melnik (heute im Nacionalen
Istoriþeski Muzej / Sofia), ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me4.
293
Zum Phänomen JANNARIS, Greek grammar 149f. (§ 518–518b).
294
Ed. MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 189 (Nr. 559); BELENES, DĆ86. 276; etwas abweichend bei
SMYRNAKES, ª06<: ť><? 546: Ċ1F:.? CĀ>F ¡:F =6@A<ć? ­77.8Ń:A.?.
295
Ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken Nr. M1.
296
Vgl. A. RHOBY, Zur Rezeption eines byzantinischen Epigramms im Athos-Kloster Vatopaidi, in: M. POPOVIû – J.
PREISER-KAPELLER (Hg.), Junge Römer – Neue Griechen. Eine byzantinische Melange aus Wien. Beiträge von
Absolventinnen und Absolventen des Instituts für Byzantinistik und Neogräzistik der Universität Wien, in Dank-
barkeit gewidmet ihren Lehrern Wolfram Hörandner, Johannes Koder, Otto Kresten und Werner Seibt als Festga-
be zum 65. Geburtstag. Wien 2008, 205–209.
Griechenland (Nr. GR31) 183

ê? ­A4@ĄF? CFA6@9ą: :Ā926 =Ħ@6


­0Ā:2A< ±A26 ,OF;2Ņ ß:1(67A6Ń:<?) 6Ņ 94:ă .ĴŁ.
——
1 cf. e.g. v. 1 carm. Ioann. Zachar., ed. KOUROUSES, µ=6@A<8þ>6<: 541 (no. 1): Ũ>ħ?, 52.Aþ, 5.Ľ9.
C>67Aą: ­:5þ12; ceteri loci paralleli apud VASSIS, Initia 543 et VASSIS, Initia Supplementum I 245. 2 cf. v.
3 epigramm. (s. XIII) in ecclesia S. Georgii in urbe Omorphokklesia, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst, no. Add12: 7.ă A2D:67Ń? [………] Aą: =8.@A<B>0ĀA4:. 1–3 cf. v. 5 epi-
gramm. in diptycho (s. X) in Muzeum Narodowe in urbe Warschau, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst, no. El33: ­7 A<Ľ A2D:ĄA<B AĀ>E6: <í1ÿ: ¡88Ć A6. 4 cf. e.g. v. 1 epigramm. in
cruce (s. XII ?) in ecclesia S. Petri Romae, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Klein-
kunst, no. Me110: Ť>. AĄ 7.6:ą: 5.Ľ9. 7.ă ;Ā:4: Dþ>6:; v. 12 epigramm. in ecclesia S. Athanasii in urbe
Makrinit(i)sa (ĺ no. GR83): 88ĩ, û 52.Aþ, é>. 7.ă ¡5>26 ;Ā:.. 6–7 cf. Theoph. (III.) Nic. sermon. in S.
Deiparam 18,27sq. (M. JUGIE, Theophanes Nicaenus [† 1381]. Sermo in sanctissimam Deiparam. Rom
1935) (de Christo): Ũ 0ý> .íAą? 1496<B>0ą? I0<?, Aą: =.8.6ą: ¥1ý9 7.ă A<ć? ­72ĵ52: 7.A.0<9*:<B?
:.=8)@.6 528+@.? … 8–9 cf. Ps.-Ioan. Chrys., PG 50,808 (de Ioan. Prod.): ŔE.A< 9ÿ: AĮ? 7<>BCĮ? A<Ľ
2@=IA<B @J:A><9<? è šF)::4?; Theolept. Philadelph. sticheron in S. Ioann. Damasc. 2–4 (I.K. GREGO-
ROPOULOS, 2<8Ă=A<B #68.128C2Ą.? A<Ľ Ũ9<8<0ĂA<B [1250–1322] /Ą<? 7.ă ±>0., II. Katerine 1996,
425): Ř 9ÿ: D2ă> A<Ľ .=A6@A<Ľ 12@=<A67Į? 7<>BCĮ? žE.9*:4 A>I9Ł @B:2,D2A< … 10 /8Ā=F:, ¡:5>F=2:
loc. comm. apud Man. Phil., e.g. Man. Phil. carm. I 29 (LIX 28 MILLER); 88 (CLXXX 33 MILLER); 135
(CCLXXIII 2 MILLER) etc.
——
5 <AĮ?> metri causa supplevi.

Du siehst, Betrachter, die Freude und die Mannigfaltigkeit,


die auf kunstvolle Weise aus dem Marmor zusammengefügt ist,
deren Schönheit den Handwerker bewundern lässt.
Aber sieh Schauder Einflößendes und außergewöhnlich Vollzogenes,
5 wie der Reine der Reinigung bedarf.
Da er daher Adam neu schaffen
und die aus ihm Gewachsenen neu formen will,
ist Prodromos in Furcht, und es zittert ihm die Hand,
wie er das Haupt des Herrn berühren soll.
10 Wenn du dies siehst, Mensch, preise Christus,
der jährlich allen Erleuchtung zuteil werden lässt.
Es entstand im Jahr 6865 der 10. Indiktion im Monat Mai (= 1357).
Text: PORFIRIJ USPENSKƊ, Pervoe putešestvie v Afonskie monastyri i skity v 1846 godu, þast II/1. Kiew 1880, 252
(mir nicht zugänglich).– BARSKƊ, StranstvovanƋa 223 (= MYLONAS, =þ>@76 417).– MILLET, Recherches 111 (vv.
10–11).

Gleich am Beginn des Epigramms wird, dem Beispiel ähnlicher (Stifter)epigramme folgend,
der Betrachter angesprochen mit der Aufforderung, das kunstvolle Werk zu betrachten. Beson-
ders hervorgehoben wird der Handwerker bzw. Künstler, der für das Bauwerk verantwortlich ist
(Vers 3). Schon in Vers 5 wird darauf hingewiesen, dass der Brunnen bzw. die Quelle auch als
Taufbecken fungierte. Die Verse 6–9 beziehen sich gänzlich auf die Taufe: Während sich die im
Testimonienapparat zu den Versen 6–7 zitierte Parallele auf Christus bezieht, ist es hier (Johan-
nes) Prodromos, der durch die Taufe Adam und seine Nachfahren neu schafft.297 Auf die wich-
tigste Taufe, die Taufe Christi, wird in Vers 9 hingewiesen. Am Ende des Epigramms wird zu-
nächst der Mensch bzw. der bereits in Vers 1 angesprochene Betrachter (= Mönch oder Pilger)
aufgefordert, Christus zu preisen (Vers 10). Mit dem jährlichen CFA6@9Ć? (Erleuchtung, d.h.
Taufe)298, den Christus jährlich allen zukommen lässt, ist wahrscheinlich die Auferstehung ge-
meint; es könnte sich aber auch um die Epiphanie handeln.

—————–
297
Zu :.=8þ@@F im Sinne von „(durch die Taufe) neu schaffen“ vgl. L s.v. 1 b.
298
Zu CFA6@9Ć? als Synonym für „Taufe“ vgl. L s.v. CFA6@9Ć? B. 3. a; L. CLUGNET, Dictionnaire grec-français des
noms liturgiques en usage dans l’église grecque. Paris 1895 (Reprint London 1971), 162f. Vgl. auch Vers 3 des
184 Griechenland (Nr. GR31–GR33)

Die Entstehungszeit von Brunnen und Epigramm fällt in eine Blütezeit des Klosters Esphig-
menu. Ebenfalls im Jahr 1357 erließ nämlich Kaiser Ioannes V. Palaiologos nach dem Tod des
serbischen Herrschers Stephan Dušan einen Chrysobullos Logos für das Kloster, der allerdings
nur als Fälschung des 16. Jahrhunderts überliefert ist.299
Aufgrund zahlreicher Verstöße sind die elf Zwölfsilber als prosodielos zu werten.300 Korrekt
gesetzt sind allerdings die Binnenschlüsse. Um in Vers 5 auf die geforderte Anzahl von zwölf
Silben zu kommen, ist eine Silbe, am ehesten der Artikel AĮ? vor 7.5þ>@2F?, zu ergänzen. Der
offenbar nur mittelmäßig gebildete, rudimentär mit den Konventionen des Zwölfsilbers und
literarischen Vorbildern vertraute Autor des Epigramms wird unter den Mönchen des Klosters
zu suchen sein. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Nomen =<6768Ą. in Vers 1 kann
zwei Bedeutungen haben: Es kann auf eine bunte Gestaltung ebenso hinweisen wie auf eine
mannigfaltige Ausführung,301 wobei letzterer Bedeutung auch in vergleichbaren Fällen der Vor-
zug zu geben ist.302

Iberon

Brunnen, Dat. ?
Nr. GR32) ĺ S. 693

Megiste Laura

(*)Steinblock (verloren ?), a. 1059/60: Bibliothek ?


Nr. GR33) Der Marmorblock, der sich ursprünglich im alten, 1814 demolierten Narthex be-
fand, soll am Beginn des 20. Jahrhunderts in der Bibliothek aufgestellt gewesen sein;303 ob er
heute noch vorhanden ist, kann nicht eruiert werden. In ein mit Rändern versehenes Schriftfeld
ist eine über 14 Zeilen verteilte akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt, die ein aus 13 Versen
bestehendes Epigramm bildet. Pro Zeile ist ein Vers vorgesehen, in der letzten Zeile steht die
Datierung. Das auf der von Millet angefertigten Abbildung noch sehr gut zu entziffernde Epi-
gramm ist von tadelloser Orthographie; es fällt auf, dass – in der zweiten Hälfte der Inschrift –
einige Wörter gekürzt sind, da ansonsten der jeweilige Vers wahrscheinlich in der vorgesehenen
Zeile nicht ausreichend Platz gefunden hätte. Den Schluss der Inschrift markiert ein eingeritztes
Kreuz, das nach den Buchstaben des Weltjahres angebracht ist.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der Datumsangabe nach Indiktion und Weltjahr in
das Jahr 1059/60. Paläographisch betrachtet könnte die Inschrift auch aus späterer Zeit stam-
men.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
Epigramms im Athos-Kloster Megiste Laura (ĺ Nr. GR33): ­;26>0þ@.A< A<Ľ CFAĄ@9.A<? Dþ>6:. Auch dort
bedeutet CĊA6@9. Taufe.
299
Vgl. J. LEFORT, Actes d’Esphigménou (Archives de l’Athos VI). Paris 1973, 26.
300
Dass etwa Vers 10 prosodisch ist, ist eher als Zufall zu werten. Interessanterweise stellt in diesem Vers auch die
vermeintlich positionslange vorletzte Silbe keinen prosodischen Verstoß dar, da -9:- wie muta cum liquida zu be-
handeln ist, vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 94 u. Anm. 97.
301
Vgl. z.B. Vers 5 des Epigramms in der Murad Hüdavendigar Camii in Behramkale (Assos) (ĺ Nr. TR36): :.<Ľ
Aą A2>=:Ć:, Aā: 5Ā@6:, Aą =<67Ą8<:.
302
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 224, Anm. 440. Zur Verwendung des Termi-
nus s.a. Th. WEIGEL, Spolien und Buntmarmor im Urteil mittelalterlicher Autoren, in: J. POESCHKE (Hg.), Antike
Spolien in der Architektur des Mittelalters und der Renaissance. München 1996, 126.
303
Vgl. MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 107.
Griechenland (Nr. GR33) 185

ı>6@A<: D>Į9. ­; ï84? AĮ? 9.>9þ><B


7Ĉ=28<: ÷@=2> D2>@ă AŃ: 865<;ĆF:
­;26>0þ@.A< A<Ľ CFAĄ@9.A<? Dþ>6:
ï1F> ­7/8Ĉ326: 7.ă ļ.:AĄ326: A<ć? =Ā>6;
5 16261Ā@A.A<: ž06þ@9.A<? ¡00<?
ĩF(þ::4?) è à2>ą? =<692:þ>D4?
­02Ą>.? ¢9. 7.ă Aą(:) 1Ć9<: ­7 /þ5>F(:)
1Ć:.7<? 8.9=><Ľ @C.8Į 7>29.@A(Į)>.
@þ8=600<? 1Ą74: 8.8þ3<:A<(?) 9Ā0.
10 =>ą(?) A<ć? ï9:<B? A2 A<ć? è=8ĄA.? A<Ľ Ć0<B
040Ā><:A<(?) ­: 7.6>ń E.89Ł1Ą.?
Aā: =.>þA.;6: AŃ: 1.69Ć:F: ç88Ĉ:<A<?>
@Ĉ:A<:<: >Ā9/.@A<(:) 9Ā8=<:A(<?) đ@9..
ß:(167A6Ń:<?) 60´ ±A<B? ,OC;4´.
––––
10 è=8ĵA.6 A<Ľ Ć0<B: cf. Anal. Hymn. Gr. XII 155,109–112 (SCHIRO): 2ĽA2, 786:2ĵ? AĮ? =Ą@A2F?
è=8ĵA.6, 12ĽA2, @A2>><ă 529Ā86<6 A<Ľ Ć0<B. 13 cf. Theod. Stud. iamb. in res XX 7sq. (SPECK) (cf. etiam
XVI 7): .Ą 9ĩ ­;Ā026><:, 7><B@9.A<Ľ:A<? A<Ľ ;Ĉ8<B, | :Ā78BA<:, @A.54>ą: 2í5Ĉ9F? ¡126:.
——
6 è omisit Porfirij UspenskƋ. 8 1Ć:.7<?: 7Ċ1F:<? PorfirƋ UspenskƋ, Smyrnakes. 11 :202Ą><:A<? PorfirƋ
UspenskƋ, Smyrnakes. 12 ç88Ĉ:<A<?>: 9Ĉ:26: PorfirƋ UspenskƋ, Smyrnakes, ç88Ĉ:A<? Millet – Pargoire
– Petit, Millet. 13 Ĉ:A<:<.ļĀ9/.@A<: PorfirƋ UspenskƋ. 9Ā8=<:A.? PorfirƋ UspenskƋ.

Als beste Sache aus der Materie des Marmors


eine Schale wie aus den Händen von Steinmetzen
arbeitete um der Erleuchtung (d.h. Taufe) willen aus,
um Wasser hervorsprudeln zu lassen und die Umstehenden zu besprengen,
5 ein sehr klares Weihwassergefäß,
der heilige Oberhirte Ioannes,
der zugleich auch das Bauwerk von den Grundfesten errichtete,
eine sichere Aufhängung einer hell tönenden Röhre (d.h. eines Semantrons),
die gleich einer laut schmetternden Trompete
10 die Kämpfer des Logos zu den Hymnen versammelt
zur Zeit der Psalmengesänge,
den Aufzug der Dämonen vernichtet
(und) ein harmonisches stetiges Lied singt.
In der 13. Indiktion des Jahres 6568 (= 1059/60).
Text: PORFIRIJ USPENSKƊ, Pervoe putešestvie v Afonskie monastyri i skity v 1845 godu, þast I–ja. Kiew 1877,
213.– SMYRNAKES, ª06<: ť><? 389.– MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 107 (Nr. 333) u. Taf. VII (Abb.
1).304– MILLET, Recherches 105, 122f. (franz. Übers. vv. 1–6) u. Taf. II (Abb. 1).– G. MILLET, L’école grecque dans
l’architecture byzantine. Paris 1916, 135 (v. 8), 138 (Abb. 67 [Schriftskizze]).– O.M. KANDIû, Kule-zvonici uz srpske
crkve XII–XIV veka. ZLU 14 (1978) 6, Anm. 14 (vv. 6–14 [Text nach Millet – Pargoire – Petit]).

Lit.: XYNGOPOULOS, µ=60>.C.Ą 451.– DOROTHEOS MONACHOS, !ą ª06< ť><?. Ĉ4@4 @Aā: à@A<>Ą. A<B 7.ă Aā
3FĂ A<B. Katerine o.J., II 155, Anm. 29.– H.-V. BEYER, Michael Sphrantzes im Totengedenkbuch des Lavraklosters
und als Verfasser eines Gedichtes auf Mariä Verkündigung. JÖB 40 (1990) 303.– SAVAGE, Interrelationship 109.

Abb.: 15

Das Epigramm bezieht sich auf die Errichtung des Brunnens (Vers 1ff.) und des Glocken-
turms (Vers 7: 1Ć9<?) durch Ioannes. Dieser ist wahrscheinlich der Abt des Klosters, der auch

—————–
304
Dort sind weitere bibliographischen Angaben angeführt, die ich nicht entschlüsseln konnte: Sabas, p. 43; Anto-
nin, p. 193; Alexandre, no 3.
186 Griechenland (Nr. GR33)

schon im Jahr 1048 belegt ist.305 Der Glockenturm306 wird als sicherer Aufbewahrungsort des
1Ć:.; 8.9=>Ć? geschildert, womit das Semantron (Holzbrett, auf das mit einem Hammer zu den
Gebetszeiten getrommelt wird) gemeint ist.307 1Ć:.; bezeichnet eigentlich ein Rohr,308 und ist
als Terminus für das Semantron sonst nicht belegt. Die Verwendung dieses Wortes könnte da-
rauf hindeuten, dass das Semantron hier kein flaches Brett, sondern ein Holzrohr war, das einen
besonderen Klang hatte. Das Instrument wird mit einer Trompete verglichen, die die „Kämpfer
des Logos“ (Vers 10), womit die Mönche des Klosters gemeint sind, zur Rezitation der Psalmen
im stetigen Gesang versammelt (Vers 11ff.).
Das Epigramm besteht aus 13 Zwölfsilbern, die insgesamt aufgrund zahlreicher Verstöße als
prosodielos zu bezeichnen sind. Die Binnenschlüsse sind mit Ausnahme von Vers 6 korrekt
gesetzt. In elf Versen liegt B5 vor, nur in Vers 13 B7. Die proparoxytone Betonung vor B5 in
den Versen 3, 5, 11 und 12 kommt sonst eher selten vor. Vers 6 erhält dann einen korrekten
Binnenschluss, wenn man die Positionen von è und à2>Ć? vertauscht; allerdings würde man da-
mit B7 mit oxytoner Akzentuierung erhalten, was äußerst selten vorkommt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Feminines 9þ>9.><? in Vers 1 begegnet schon
bei Strabon,309 danach aber erst wieder in der Mitte des 12. Jahrhunderts,310 sodass die vorlie-
gende Stelle im LBG zu ergänzen ist. 7Ĉ=28<: am Beginn von Vers 2 muss nicht korrigiert wer-
den, da die Schreibung mit einem Lambda auch anderenorts belegt ist. CĊA6@9. in Vers 3 be-
zeichnet, wie bereits in der Übersetzung des Epigramms angezeigt, die Taufe,311 durch ļ.:AĄ326:
in Vers 4 wird auf die tatsächliche und symbolische Reinigung der Anwesenden durch das Was-
ser hingewiesen.312 Mit dem ž0Ą.@9. in Vers 5 ist das Weihwassser gemeint,313 das anlässlich
des ž06.@9Ć? (Zeremonie der Wasserweihe) geweiht wird314 und für die in Vers 3 erwähnte
Taufe verwendet wird. Zu Vers 5 ist auch anzumerken, dass das Adjektiv 16261Ā@A.A<? inhalt-
lich besser zu ž0Ą.@9. als zu ¡00<? passen würde. Offensichtlich kommt hier das Stilmittel der
Enallage (ein Adjektiv bezieht sich inhaltlich auf ein anderes Wort als grammatikalisch) zur
Anwendung. Der vorliegende Beleg von 7>29.@AĂ> in Vers 8 ist im LBG nachzutragen. Eine
ungewöhnliche Form ist 040Ā><:A<(?) in Vers 11, die aber inschriftlich tatsächlich so überlie-
fert ist. Das Grundwort ist zweifelsohne 02Ą>F, doch die genannte Form ist den Regeln des
klassischen Griechisch zufolge nicht möglich; die korrekte Partizip-Perfekt-Form müsste
0402>7ĆA<? lauten. Wahrscheinlich war der Autor des Epigramms, der unter den Mönchen des
Klosters zu suchen ist – vielleicht war es der Abt Ioannes selbst –, mit der korrekten Bildung
des Perfekt-Partizips nicht vertraut. Er konnte zwar den Perfektstamm bilden, fügte an diesen
aber die Endungen des Präsens-Partizips. In Parenthese sei erwähnt, dass die bei Smyrnakes
angeführte Konjektur :202Ą><:A<? inhaltlich sehr plausibel ist, besonders dann, wenn man die
zu Vers 13 im Testimonienapparat zitierte Parallele bei Theodoros Studites vergleicht. Dort liest
man vom Aufwecken beim Klang des Holzes, „um gesammelt, standhaft, wohlgemut zu singen“
(Speck). Eine abschließende Bemerkung zu Vers 12: Am Ende der Zeile ist nach " kein
Kürzungszeichen zu erkennen. Die fehlende Silbe könnte vom Graveur übersehen worden sein;
aus diesem Grund wurde sie in der Edition ergänzt und in Spitzklammern (< >) gesetzt.

—————–
305
Vgl. P. LEMERLE, Actes de Lavra, I. Des origines à 1204 (Archives de l’Athos V). Paris 1970, 52, 54.
306
Zum Ursprung und zur Bedeutung von Türmen in der byzantinischen Kirchenarchitektur vgl. jetzt SAVAGE,
Interrelationship 107–110.
307
Vgl. MILLET, Recherches 123.
308
S.a. LBG s.v.
309
Vgl. LSJ s.v. II 1.
310
Vgl. LBG s.v.
311
Vgl. L s.v. B; auch in Vers 11 des Epigramms (ĺ Nr. GR31) im Athos-Kloster Esphigmenu bedeutet CFA6@9Ć?
Taufe.
312
S.a. MILLET, Recherches 117, 122.
313
Vgl. L s.v. 4; s.a. Kr s.v. 2/.
314
Vgl. MILLET, Recherches 108ff.
Griechenland (Nr. GR34–GR35) 187

Pantokratoros

Brunnen, Dat. ?
Nr. GR34) ĺ S. 693

Xeropotamu

Steinplatte (80 × 80 cm), 10. Jh.


Nr. GR35) Die Marmorplatte setzt sich aus einem zentralen Feld, in dem sich ein wuchtiges
Relief eines Pfaus befindet, und einem das Feld umgebenden Rahmen zusammen. Die Platte ist
heute in die Außenmauer des Klosters oberhalb des Haupteingangs eingemauert; der ursprüngli-
che Anbringungsort ist nicht bekannt. Am oberen und unteren Rand der Platte ist jeweils eine
nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift zu erkennen. Während die untere Inschrift, deren Beginn
mit einem Kreuz und deren Ende durch vier Punkte gekennzeichnet ist, noch sehr gut zu lesen
ist, kann die obere kaum mehr entziffert werden. Die untere Inschrift stellt einen Vers dar, die
obere hingegen umfasst zwar auch zwölf Silben, ist aber als Prosa zu identifizieren: ¥:1>Ć:67<?
­: $(>6@A)ń =6@Aą? /.@682Ĉ?.315 Die beiden Inschriften stammen auch aus unterschiedlicher Zeit:
Während die untere Inschrift eingeritzt wurde, als die Marmorplatte mit dem Pfaurelief gefertigt
wurde, stammt die obere Inschrift aus einem späteren Jahrhundert; sie befindet sich auch nicht
auf der eigentlichen byzantinischen Marmorplatte, sondern allem Anschein nach auf dem darun-
ter liegenden Stein.316 Der in ihr genannte Kaiser Andronikos ist Andronikos II. Palaiologos, der
als Wohltäter des Klosters auftrat.317 Die Inschrift gehört aber nicht in die Zeit des Andronikos,
sondern dürfte ein Produkt des späten 18.318 oder frühen 19. Jahrhunderts sein, wie paläographi-
sche Kriterien verraten. Auffallend ist nämlich der noch lesbare letzte Buchstabe der Inschrift
(Sigma), der in der Form wiedergegeben ist. Das für antike Inschriften typische -Sigma wird
bereits im 3. Jahrhundert n. Chr. zugunsten des C-Sigma aufgegeben und taucht ebenso wie
andere Formen des antiken Inschriftenalphabets – mit wenigen Ausnahmen, etwa jener im aus
dem 9. Jahrhundert stammenden Epigramm (ĺ Nr. TR15) in Ankara – nicht vor ca. 1800 auf.319
Die Paläographie der unteren Inschrift hingegen legt eine Datierung vor dem 11. Jahrhundert
nahe, da weder Akzente noch Spiritus noch Ligaturen vorhanden sind. Pazaras datierte die
Marmorplatte auch aufgrund stilistischer Gründe hinsichtlich des Pfauenreliefs an das Ende des
10. Jahrhunderts,320 also in eine Zeit unmittelbar nach der Gründung des Klosters unter Kon-
stantinos VII. Porphyrogennetos.321
Folgende paläographische Details sind zu notieren: Tau und Omega des Artikels !& sind in
kleinerer Schrift untereinander geschrieben, und nach !" ist ein komma-ähnliches
Zeichen zu erkennen, das vielleicht dazu dient, den Binnenschluss anzuzeigen. Die Form der
Buchstaben, vor allem jene des Alpha, erinnert an die paläographische Ausgestaltung des in das
10. Jahrhundert zu datierenden Epigrammtextes auf dem bekannten (Kopf)reliquiar322 von
Arezzo.323
Der Vers am unteren Rand der Marmorplatte lautet wie folgt:
—————–
315
Th.N. P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 241.
316
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 350f.
317
Vgl. Th.N. P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 242; s.a. A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Xeropotamou Monas-
tery. ODB 3, 2209f.; J. BOMPAIRE, Actes de Xéropotamou (Archives de l’Athos III). Paris 1964, 8ff.
318
Th.N. P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 242. In diese Zeit sind auch andere Inschriften im Kloster zu datie-
ren, vgl. Th.N. P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 244f.
319
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243f.; s.a. C. MANGO, Epigraphy, in: JEFFREYS, Handbook of Byzantine Studies 149.
320
Th.N. P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 242.
321
Vgl. A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Xeropotamou Monastery. ODB 3, 2209.
322
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me50.
323
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 351.
188 Griechenland (Nr. GR35)

:Ă94 5.:þA<B D>4@692Ĉ26 Ań /ĄŁ.


——–
A<Ľ /Ą<B Smyrnakes.

Der Gedanke an den Tod nützt dem Leben.


Text: SMYRNAKES, ª06<: ť><? 545.– MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 192 (Nr. 568b).– Th.N.
P[AZARAS], in: 4@.B><ă ¦0. ť><B? 241 (Nr. 6.5) u. Farbabb.– LAUXTERMANN, Poetry 243 (mit engl. Übers.), 350f.
(Nr. 97).

Lit.: BROCKHAUS, Kunst 40, Anm. 3.– NYSTRÖM, Containing Multitudes 171.

Abb.: XIV

Aufgrund des Inhaltes des Verses, der dem Menschen einschärft, seine Sterblichkeit im Au-
ge zu behalten, ist daran zu denken, dass die Marmorplatte ursprünglich Teil eines Grabes
war.324 Dies wird auch dadurch untermauert, dass Pfaue als Symbole für das Paradies sehr oft in
Verbindung mit Grabdenkmälern dargestellt sind.325 Das Konzept der 9:Ă94 5.:þA<B stellt ein
wichtiges Element in der Philosophie monastischer Autoren dar;326 so widmete Ioannes Klima-
kos dieser Idee in seiner Scala Paradisi ein ganzes Kapitel.327 Ursprünglich könnte sich die
Marmorplatte daher in einem Klosterfriedhof befunden haben, entweder auf dem Berg Athos
selbst oder auch in Konstantinopel.328
Der Vers ist ein prosodischer Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss. Die gele-
gentlich vorgenommene Zuweisung des Verses an Kassia ist vor allem deshalb wenig wahr-
scheinlich,329 weil diese eher (bewusst) prosodielose Zwölfsilber verfasste.330
Der Vers war auch an anderer Stelle überliefert:331
In den Codices Vind. hist. gr. 94, fol. 29r–35r,332 und Cambridge, Trinity College 0.2.36, fol.
162r–164v,333 befindet sich ein Traktat mit dem Titel à 5Ĉ>.6 AĮ? F:@A.:A6:<B=Ć82F?, wobei
der Cantabrigiensis eine wesentlich kürzere Fassung bietet.334 Beide Handschriften stammen
vom Ende des 16. Jahrhunderts und wurden von Ioannes Malaxos kopiert, der auch der Verfas-
ser des Traktats ist; im Cantabrigiensis schließt der Traktat an die Beschreibung der Kirche der
Theotokos Pammakaristos (Fethiye Camii) in Konstantinopel an. Dem ausführlicheren Vindo-
bensis335 zufolge befand sich oberhalb des sechsten Tores, das Odun KapÕsÕ (ũ:A<ć: 7.=4@Ą)
genannt wird, auf beiden Seiten ein Vers (@AĄD<?)336 aus roten Buchstaben (­>B5>Ń<:>
0>.99þAF:), was darauf hindeuten könnte, dass es sich um eine Ziegelinschrift handelte; die
Inschrift wurde auch von Reisenden wahrgenommen.337 Der sowohl im Vindobonensis338 als
auch im Cantabrigiensis339 angeführte Text340 unterscheidet sich von jenem im Athos-Kloster

—————–
324
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 244.
325
Vgl. A. W[EYL] C[ARR], Peacoks. ODB 3, 1611f.; s.a. LAUXTERMANN, Poetry 244.
326
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 244.
327
PG 88,793B–801C (cap. 6: 2>ă 9:Ă94? 5.:þA<B).
328
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 244.
329
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 243, Anm. 6.
330
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 248–252.
331
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 351.
332
Zur Handschrift HUNGER, Katalog I 103.
333
Zur Handschrift siehe unten S. 654.
334
Ed. PREGER, Studien IV 468–471 (nach dem Vind.) u. SCHREINER, Beschreibung 242–244 (nach dem Cantabrig.).
335
PREGER, Studien IV 469.
336
Durch diese Bezeichnung dürfte ziemlich klar sein, dass es sich nicht um einen zufällig gebildeten Zwölfsilber,
sondern um einen echten Vers handelt.
337
Vgl. VAN MILLINGEN, Constantinople 215; MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 57 (Nr. 3); PREGER,
Studien IV 466.
338
PREGER, Studien IV 469.
339
SCHREINER, Beschreibung 242.
Griechenland (Nr. GR35) 189

Xeropotamu nur dadurch, dass am Ende – zumindest nach Malaxos – Aą: /Ą<: anstatt Ań /ĄŁ
überliefert war. Erstaunlicherweise ist auch hier – der Umschrift des Malaxos zufolge – nach
5.:þA<B ein Punkt zu erkennen, der den Binnenschluss markieren könnte; markiert ist auch das
Versende. Der Vers dürfte auch später als der von Xeropotamu angebracht worden sein, da er,
der Umschrift im Cantabrigiensis zufolge, (teilweise) akzentuiert war und auch Ligaturen zu
erkennen sind. Das Odun KapÕsÕ ist ein Tor an der Seemauer von Konstantinopel und befindet
sich nordöstlich des TopkapÕ sarayÕ.341 Wann der Vers auf der Innen- und Außenseite dieses
Tores angebracht wurde, kann nicht bestimmt werden. Somit ergibt sich ein zeitlicher Rahmen
vom 11. Jahrhundert (aus genannten paläographischen Gründen) bis zur Eroberung Konstanti-
nopels 1453. Vielleicht ist die Anbringung der Inschrift mit der von Kaiser Manuel I. Komne-
nos veranlassten Erbauung des in der Nähe befindlichen Manganenturmes342 in Verbindung zu
bringen; vielleicht stammt sie aber auch erst aus der Paläologen-Zeit.343 Der Vers stellt hier eine
Mahnung an den Ein- und Austretenden dar, sich seiner Sterblichkeit bewusst zu sein. Aą: /Ą<:
anstatt Ań /ĄŁ am Ende des Verses könnte auf das Phänomen des weit verbreiteten Dativverlus-
tes344 zurückzuführen sein.
Ein später Beleg für den Vers ist auf einem Türsturz im messenischen Kloster Bulkanu auf
der Spitze des Berges Ithome zu finden: An den Zwölfsilber :Ă94 5.:þA<B D>4@692Ĉ26
(ȋȇȊCǿȂǼȊǼǿ inscr.) Ań /ĄŁ fügt sich die Jahreszahl 1712.345
Ebenso ist der Vers am Ende der gemalten Stifterinschrift oberhalb des Eingangs in die Kir-
che Hagioi Petros kai Paulos im südmakedonischen Aiginion angebracht, deren Malereien in
das 15. Jahrhundert zu datieren sind. Er steht dort als eigenständiger Vers, da der vorangehende
Text (ĺ Nr. AddI14), bei dem sich der Autor bemühte, Verse zu verfassen, mit einer Markie-
rung abschließt; mit einer ebensolchen Markierung wird danach der vorliegende Vers eingelei-
tet.346
Der Vers ist auch an zwei Stellen im cod. Upsaliensis gr. 8 (ca. a. 1480) überliefert, nämlich
auf fol. 196v und fol. 256v, jeweils zusammen mit anderen Sprüchen.347

BARNAKOBA

Das Kloster der Koimesis Theotoku in Barnakoba (nordöstl. von Naupaktos), dessen derzei-
tiges Katholikon aus dem Jahr 1831 stammt, wurde im Jahr 1077/78 gegründet; im Jahr 1148/49
wurde ein zweiter Naos errichtet.348 Dies ergibt sich aus einer Stifterinschrift, die oberhalb der
Tür, die vom Exonarthex in die Hauptkirche führt, angebracht ist. Die in der Mitte des 12. Jahr-
hunderts entstandene Inschrift besteht aus zwei Teilen: Im ersten Teil wird darüber berichtet,
dass die Kirche von einem Mönch namens Arsenios unter dem Patriarchen Kosmas349 im Jahr
—————–
340
Der Vers ist auch im cod. Ambr. 598 (O 123 sup.) (s. XVI), fol. 163r zu finden mit dem Hinweis 2ß? Aā: =Ć>A.:
A<B:A<Ľ: 7.=6@Ą. Nach Ae. MARTINI – D. BASSI, Catalogus codicum Graecorum bibliothecae Ambrosianae, II.
Mailand 1906 (Reprint Hildesheim – New York 1978), 692 ist am Ende Ań /ĄŁ überliefert.
341
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 497. Malaxos berichtet, dass das von den Türken Odun KapÕsÕ genannte Tor
­;2884:63<9Ā:F: AŃ: 8Ć0F: 8Ā026 AŃ: Ĉ8F: ¾ =Ć>A. (PREGER, Studien IV 469). Dabei handelt es sich aber nicht
um die so genannte Xyloporta, die sich im Bereich des Blachernenviertels, wo Land- und Seemauer zusammen-
stoßen, befindet (vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 134; A. EFFENBERGER, in: Cristoforo Buondelmonti,
Liber insularum archipelagi. Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf Ms. G 13. Faksimile [Schriften der
Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf 38]. Wiesbaden 2005, 40; MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 303f.).
Gemeint ist das in byzantinischer Zeit „Tor des Drungarios“ genannte Tor (vgl. BERGER, Ufergegend 159, 163).
342
Dazu MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 314.
343
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 351.
344
TRAPP, Dativ.
345
N.A. BEES, $>6@A6.:67.ă ­=60>.C.ă 2@@4:Ą.? 92Aý @D2A67Ń: >D.6<8<049þAF:.  6 (1901) 385 (Nr. VII).
346
KATSAROS, ¥:þ074 125 u. Abb.; TOURTA, >4@72BA67Ă 3F0>.C67Ă 309, 317 (Abb. 2).
347
NYSTRÖM, Containing Multitudes 96, 171, Appendix II (U6, Text 37).
348
Vgl. MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 92–94; SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 122.
349
Kosmas I., 1075–1081.
190 Griechenland (Nr. GR36)

6585 (= 1077/78) erbaut wurde, im zweiten Teil erfährt man, dass der zweite Naos durch den
Mönch Ioannes unter der Herrschaft des Kaisers Manuel I. und des Patriarchen Nikolaos (IV.
Muzalon [1147–1151]) im Jahr 6657 in der elften Indiktion (= 1148/49) errichtet wurde.350 Die
grundsätzlich in Prosa gehaltene Inschrift beginnt wie folgt: 21Ć94A.6351 Aį A<Ľ (2<)Ľ
@B:2>0ĄĤ ­7 A<Ľ 9ā ë:A<? è 52ĵ<? 7(.ă) =þ:@2=A<? :2ĉ?352 =.>ý …353 Der Beginn 21Ć94A.6 Aį
A<Ľ (2<)Ľ @B:2>0ĄĤ354 könnte als byzantinischer Zwölfsilber zu identifizieren sein, allerdings
ohne korrekten Binnenschluss B5 oder B7. Es ist durchaus möglich, dass hier – vielleicht in der
Mitte des 12. Jahrhunderts durch den Mönch Ioannes selbst – der Versuch unternommen wurde,
ein Epigramm zu verfassen, dass dieser aber aufgrund der Fülle der unterzubringenden Informa-
tion an der korrekten Ausformung scheiterte. Eine diesbezügliche Parallele stellt jene Inschrift
(ĺ Nr. GR126) dar, die oberhalb des Eingangs der Kirche Panagia ton Chalkeon in Thessaloni-
ke angebracht ist. Wahrscheinlich aber handelt es sich hier um eine aus Zufall gebildete Einheit,
die aus zwölf Silben besteht.

Steinplatte, 13. Jh.: Kloster der Theotokos Barnakobas


Nr. GR36) Vor fast einem Jahrhundert entdeckte Orlandos eine Grabplatte, in die eine über
vier Zeilen laufende, nur teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Aus noch zu
erörternden grammatikalisch-syntaktischen Gründen ist anzunehmen, dass sich die Inschrift auf
der rechten, heute nicht mehr erhaltenen Seite fortsetzte.355 Da die Inschrift metrisch ist und
man davon ausgehen kann, dass auf der verlorenen Seite ebenfalls vier Zeilen angebracht wa-
ren, die jeweils einen Vers bildeten, könnte das ursprüngliche Epigramm aus acht Versen be-
standen haben. Der inschriftliche Epigrammtext kann sich dadurch auszeichnen, dass in Vers 3
sowohl nach der fünften als auch nach der siebenten Silbe ein Punkt angebracht ist, der auch in
Vers 7 nach der siebenten Silbe zu finden ist. Dem Inhalt der Verse nach zu schließen, waren
diese ursprünglich vielleicht für zwei Sarkophage bestimmt, die übereinander angebracht gewe-
sen sein könnten.356
Inhaltliche Kriterien bestimmen auch die zeitliche Einordnung des Epigramms, das in die
erste Hälfte des 13. Jahrhunderts datiert werden muss.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ŕ0.02: ¾9Ħ? Ģ12 5.:þA<B :Ć9[<?


………………………………]
@2/.@A<7>þAF>, ©::. 7.ă F:@A.:Aĵ:[<?
………………………………]
5 7.ă 8<ĵ@5<: .íAą: 12@=ĆA4: F:@A.:Aĵ:<[:
………………………………]
—————–
350
Edition der Inschrift bei CIG IV 337 (Nr. 8730); Sp.P. LAMPROS, Ř 9<:ā .>:þ7</.? 7.ă <à ­: .íAį
î=<A65Ā92:<6 AþC<6 AŃ: .íA<7>.AĆ>F: ¥82;Ą<B 7.ă .:<Bā8 AŃ: <9:4:Ń:.  6 (1909) 388f.; ORLANDOS,
<:ā .>:þ7</.? 7; KALONAROS, .>:þ7</. 132; AVRAMÉA, Monastères 32, Anm. 2; DELOUIS – ROUSSET,
Dédicace 238f.; VEIKO, Byzantine Epirus 523 (s.a. 162); s.a. MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 89 (Nr. 57).
351
! inscr.
352
C inscr.
353
Die Inschrift wurde auch (mit wenigen Varianten) in die aus dem 17. Jh. stammende Klosterchronik übertragen,
s. KALONAROS, .>:þ7</. 141.
354
Zum Vergleich heranzuziehen ist die aus dem Jahr 1198 stammende Stifterinschrift des Theotokos-Klosters
Hagia Mone bei dem in den Bergen, rund 20 km nordöstlich von Barnakoba gelegenen Ort Lidoriki (vgl. KODER
– HILD, Hellas und Thessalia 169). Diese wurde offensichtlich nach dem Vorbild der Stifterinschrift des Klosters
von Barnakoba gestaltet, ed. DELOUIS – ROUSSET, Dédicace 224f. (mit Abb.), s.a. VEIKO, Byzantine Epirus 162:
21Ć94A.6 Aį A<Ľ (2<)Ľ /<452ĄĤ ­7 A<Ľ 9ā ë:A<? è 52ĵ<? 7(.ă) =þ:@2=A<? :.ą? <ôA<? AĮ? î=2>.0Ą.? 12@=<Ą:4?
¾9Ń: (2<AĆ)7<B =.>ý … Die Inschrift bietet ! (wie in Barnakoba),  und CHC.
Früher aufgestellte Vermutungen, dass das Kloster Hagia Mone auch institutionell vom Kloster der Theotokos
Barnakobas abhängig war, sind nicht zutreffend, vgl. DELOUIS – ROUSSET, Dédicace 240–244.
355
S.a. ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 12.
356
Vgl. KALONAROS, .>:þ7</. 133, Anm. 1.
Griechenland (Nr. GR36) 191

=>ą AĮ? 1Ą74? ļĽ@.Ą 92 AĮ? 7.A.1Ą74?


[………………………………]
——
1 5.:þA<B :Ć9[<?]: alludit ad Rom. 8,2: è 0ý> :Ć9<? A<Ľ =:2Ĉ9.A<? AĮ? 3FĮ? ­: $>6@Ań š4@<Ľ
½82B5Ā>F@Ā: @2 =ą A<Ľ :Ć9<B AĮ? ž9.>AĄ.? 7.ă A<Ľ 5.:þA<B et ad Hebr. 9,27: 7.ă 7.5ĩ é@<: =Ć726A.6
A<ĵ? :5>Ċ=<6? ¢=.; =<5.:2ĵ:. 7 cf. v. 12 epigramm. in arcula (s. XI/XII) in thesauro S. Marci, ed.
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me85: AĄ5496 CB02ĵ: Aā: 7.A.1Ą74:
5Ā8F:. ļĽ@.Ą 92: cf. e.g. v. 6 epigramm. in icona (s. XIII) in ecclesia Panagiae in urbe Makrinit(i)sa, ed.
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik29 (de Deipara): ļĽ@.Ą 92 =B>ą? 7.ă
@7ĆA<B? ­;FAĀ><B.
——
1 :Ć9[<?] supplevit Orlandos. 3 F:@A.:Aĵ:[<?] supplevit Orlandos. 5 8<ĵ@5<: 1ĩ .íAą: alii. F:@A.:Aĵ:<:
legit Orlandos. 7 []>ą Kalonaros, Katsaros. ļĽ@.Ą scripsi: ļĈ@.6 alii.

Es führte uns hierher das Gesetz des Todes,


………………………………
Sebastokrator, Anna und Konstantinos
………………………………
5 und als letzten selbst den Despoten Konstantinos
………………………………
Vor dem Gericht rette mich vor der Verurteilung
………………………………
Text: ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 12 u. Abb. 3 (Schriftskizze).– KALONAROS, .>:þ7</. 133 (Nr. 2) u. Anm.
1 (neugriech. Übers.).– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 518f. (Nr. 1).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 85f. (mit engl.
Übers.).– KATSAROS, Ć06<6 117.

Abb.: XV

Dass es sich um eine Grabinschrift handelt, wird durch Vers 1 verdeutlicht. Sie berichtet
wahrscheinlich von drei verschiedenen Personen, nämlich einem Sebastokrator, dessen Name
im verlorenen zweiten Vers angeführt gewesen sein könnte, einer Anna und einem Konstantinos
(Vers 3), wobei letzterer wahrscheinlich mit dem 12@=ĆA4? Konstantinos in Vers 5 identisch
ist.357 Die wahrscheinlichste Identifizierung der genannten Personen geht auf Kalonaros zu-
rück:358 Hinter Konstantinos verbirgt sich wohl Konstantinos Dukas (Komnenos),359 Halbbruder
des Gründers des epirotischen Reiches, Michael I. Komnenos. Mit dem Sebastokrator dürfte
Ioannes Dukas, Konstantinos’ und Michaels Vater, gemeint sein, dem diese Würde Ende des 12.
Jahrhunderts verliehen wurde.360 Die Identifizierung des Konstantinos mit Konstantinos Dukas
(Komnenos) kann durch folgende gewichtige Argumente untermauert werden: Letzterer wurde
nicht nur ungefähr in der Mitte der 1220er-Jahre zum Despoten ernannt, – nämlich kurz nach-
dem sein anderer Bruder, der zweite Herrscher des epirotischen Reiches, Theodoros Komnenos
Dukas,361 zum Kaiser in Thessalonike ausgerufen worden war362 –, sondern ihm wurde auch der
Bezirk von Naupaktos, in dessen Nähe das Kloster liegt, zur Verwaltung übertragen.363
Darüberhinaus berichtet eine aus dem 17. Jahrhundert stammende Klosterchronik, dass im Jahr
1229 der Exonarthex von dem Despoten Konstantinos Dukas errichtet und ausgemalt wurde.364

—————–
357
ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 12 ging davon aus, dass es sich nur um eine Person handelt.
358
KALONAROS, .>:þ7</. 133f., Anm. 1; 140, Anm. 1. Die von ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 13 vorgebrachten,
zeitlich später anzusetzenden Identifizierungsversuche sind weniger überzeugend.
359
Zur Person POLEMIS, Dukai 91 (Nr. 44); BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 656–664 (Nr. 170); M. ANGOLD, Church and
Society in Byzantium under the Comneni, 1081–1261. Cambridge 1995, 219–223, 300.
360
Zur Person POLEMIS, Dukai 87f. (Nr. 40); BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 641–649 (Nr. 90).
361
Zur Person M.J. A[NGOLD], Theodore Komnenos Doukas. ODB 3, 2042.
362
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 210f.
363
Vgl. POLEMIS, Dukai 91; s.a. PRINZING, Studien II 67–70.
364
KALONAROS, .>:þ7</. 96, 139f.
192 Griechenland (Nr. GR36–GR37)

Wer die neben Konstantinos in Vers 3 genannte Anna ist, kann nicht genau eruiert werden:
Es könnte sich dabei um eine Schwester des Konstantinos handeln, die wahrscheinlich mit Maio
Orsini, dem Herrscher von Kephallenia, verheiratet war,365 der vielleicht schon vor 1236 gestor-
ben war,366 womit seine Frau Witwe wurde; allerdings ist ihr Name Anna nicht gesichert.367
Wahrscheinlicher ist, dass es sich um Konstantinos’ Frau handelt, allerdings ist über eine Ehe
des Konstantinos nichts bekannt.368 Konstantinos selbst ist im Jahr 1239 das letzte Mal als Des-
potes belegt;369 er könnte nach 1242 gestorben sein.370 Dieses Jahr ist somit auch der terminus
post quem für die Enstehung des Epigramms. Abschließend bleibt noch die Frage zu klären, wer
der Sprecher des Epigramms ist bzw. wer die Person darstellt, die in Vers 7 die Theotokos (der
die Kirche geweiht ist) um den für Stifterinschriften typischen Beistand am Tag des Jüngsten
Gerichts bittet. Es könnte Konstantinos sein, der vielleicht auch als letzter starb, wenn man Vers
5 dahingehend interpretieren kann. Im Grab selbst werden nur Konstantinos und Anna bestattet
gewesen sein, da Ioannes schon ca. 1200 gestorben war,371 d.h. zu einer Zeit, als sich sein Sohn
noch lange nicht in Naupaktos festgesetzt hatte.
Das Epigramm bestand ursprünglich aus acht, als prosodisch einzustufenden byzantinischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. In den bisherigen Editionen liegt in Vers 5
ein schwerer prosodischer Verstoß vor, da die dritte Silbe durch die Partikel 1ĩ nach 8<ĵ@5<:
positionslang ist. Diese Partikel ist zu eliminieren, da auf dem inschriftlichen Befund nur die
Ligatur von Alpha und Ypsilon, aber kein Delta zu erkennen ist. Dass das Epigramm aus acht
und nicht aus vier Versen bestand, manifestiert sich auch dadurch, dass es sonst keine Erklärung
für die unmittelbare Aufeinanderfolge von Akkusativ (Vers 1), Nominativ (Vers 3) und wieder
Akkusativ (Vers 5) gibt. Der Inhalt der Verse 2–3 könnte folgendermaßen gelauten haben: Hier
liegen Anna und Konstantinos, deren Vater Ioannes (wenn es sich um Geschwister handelte)
bzw. dessen Vater Ioannes (wenn es sich nur auf Konstantinos bezieht) Sebastokrator war.

Steinplatte, 13. Jh.: Kloster der Theotokos Barnakobas


Nr. GR37) Orlandos entdeckte auch eine zweite Grabplatte, die ebenfalls nicht zur Gänze
erhalten ist. Auch darauf ist eine über vier Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-
Inschrift eingeritzt, die ebenfalls – trotz der Tatsache, dass rund die Hälfte verloren ist – als
metrisch klassifiziert werden kann. Es ist davon auszugehen, dass pro Zeile je zwei Verse ange-
bracht waren, was auch hier eine Gesamtzahl von acht Versen ergibt. Erhalten ist jeweils nur
eine Vershälfte; inschriftliche Kreuze markieren die Versenden. In Vers 5 markiert ein zusätzli-
ches Kreuz den Binnenschluss.
Zu datieren sind die Verse aus noch darzulegenden Gründen wahrscheinlich in das 13. Jahr-
hundert.
Das Epigramm kann teilweise wie folgt rekonstruiert werden:

[……………]:F@2: ¾9Ħ? A<Ľ D>Ć:<B


<9:4:<1<Ĉ[7.? …………………
…………… @B9]=2>6782Ą26 AþC<6?
¥8Ā;6<: 9ÿ: […………………
5 ………… ]:B9:2ĵ: Aā: 2í1<7Ą.:
éA.:=2[>] =[…]/[……………………

—————–
365
Diese Ansicht bei KALONAROS, .>:þ7</. 134, Anm. [1]; NICOL, Despotate of Epiros 107; SOUSTAL, Nikopolis
und KephallƝnia 62; K.-P. TODT, Orsini. LexMA VI (1993) 1480f.
366
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 176; K.-P. TODT, Orsini. LexMA VI (1993) 1480; s.a. MACRIDES,
George Akropolites 367; POLEMIS, Doukai 88, Anm. 2.
367
POLEMIS, Dukai 88, Anm. 2; BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 668f. (Nr. 173).
368
Vgl. POLEMIS, Dukai 91; BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 663f.
369
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 210, 211.
370
So BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 663.
371
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 648.
Griechenland (Nr. GR37) 193

………………].:.: <í 7(.ă) :ĆF:


AŃ: @B9=8<7[Ń:] 0ý> […………………].
——
5 fortasse alludit ad Odas 14,1–3 (cf. Lc. 2,14): Ć;. ­: îEĄ@A<6? 52ń 7.ă ­=ă 0Į? 2ß>Ă:4, ­: :5>Ċ=<6?
2í1<7Ą..
——
1 [……………]:F@2: statui: [!ą =8Ă>F9. Û]:F@2: supplevit Orlandos. 2 <9:4:<1<Ĉ[7.?] supplevit Or-
landos. 3 [@B9]=2>6782Ą26 dubitanter supplevi (cf. comment.). AþC<B? Kalonaros. 4 lacunam statui:
[.<ć8] vel [#68.:5>F=4:ą:] supplevit Orlandos. 5 []:B9:2ĵ: supplevit Orlandos. 2í1<7Ą.: scripsi:
í1<7Ą.: (nom. propr.) alii. 6 éA.:=2[>] dubitanter scripsi: <A.. 2… Orlandos, éA.. 2… Kalonaros,
@A..2… Katsaros. 7 [………………].:.: <í scripsi: ….:.:<B alii. :ĆF: scripsi: :<Ń: alii. 8 @B9=8<7[Ń:]
scripsi: @B9=8<4 alii. 0ý> omiserunt alii.

………………… uns der Zeit


die Komnenodukai …………………
……………… umschließt mit den Gräbern.
Alexios ……………………
5 ………… zu preisen die Gnade,
als ………………………
…………………… nicht auch der (bösen) Geister,
der Verflechtungen nämlich …………………
Text: ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 14 u. Abb. 4 (Schriftskizze).– KALONAROS, .>:þ7</. 134, 135, Anm. [1]
(neugriech. Paraphrase).– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 519 (Nr. 2).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 85f. (mit engl.
Übers.).

Abb.: XVI

Dass es sich um eine Grabinschrift handelt, ist durch die Signalwörter D>Ć:<? (Vers 1) und
vor allem AþC<6? (Vers 3) manifestiert. Aufgrund des Plural-Personalpronomens ¾9Ħ? (Vers 1),
das mit <9:4:<1<Ĉ[7.?] (Vers 2) übereingestimmt sein dürfte,372 ist anzunehmen, dass auch in
diesem Grab (mindestens) zwei Personen bestattet waren. Bei der einen handelt es sich um den
in Vers 4 genannten Alexios, der Name der zweiten Person dürfte nicht erhalten sein. Alle bis-
herigen Editoren fassten das am Ende von Vers 4 überlieferte 2í1<7Ą.: als Eigennamen auf und
gingen davon aus, dass es sich um die Frau des Alexios handelt. Dagegen spricht allerdings das
Verbum :B9:2ĵ:, das besser zu einem theologischen Kontext passt;373 dass die „Gnade“
(2í1<7Ą.) Gottes,374 vielleicht in Anspielung an die im Testimonienapparat zitierte Bibelstelle,
zu preisen sei, ist daher die wahrscheinlichere Interpretation. Mit den :Ć<6 in Vers 7 könnten die
bösen Geister gemeint sein,375 vor denen die Verstorbenen in den verlorenen Teilen der letzten
beiden Verse Schutz erbeten haben könnten. Sowohl Orlandos als Kalonaros hielten es für
wahrscheinlich, dass der in Vers 5 genannte Alexios mit einem Sohn des Despoten von Epiros,
Michael II. Komnenos Dukas (reg. ca. 1230 – 1266/68),376 namens Alexios Rhaul zu identifizie-
ren sei. Allerdings ist ein solcher Sohn den moderneren bibliographischen Hilfsmitteln nach
nicht belegt.377 Tatsache ist, dass Alexios sowohl mit den Komnenoi als auch den Dukai ver-
wandt war, da er das sonst eher selten belegte, im 12. Jahrhundert entstandene Epitheton

—————–
372
Vgl. die neugr. Paraphrase des Textes bei KALONAROS, .>:þ7</. 135, Anm. [1]: „… ¾9Ħ?, A<ć?
<9:4:<1<Ĉ7.? …“ In Parenthese sei erwähnt, dass es sich bei dem teilweise konjizierten <9:4:<1<Ĉ[7.?] auch
um einen Nominativ Singular handeln kann.
373
Vgl. L s.v.
374
Die Möglichkeit, 2í1<7Ą.: als einfaches Nomen und nicht Eigennamen aufzufassen, erwähnt (wenn auch in
einem anderen Zusammenhang) kurz KALONAROS, .>:þ7</. 135, Anm. [1].
375
Vgl. die pejorative Bedeutung von :<4AĆ? in einem Epigramm des 11. Jh.s: RHOBY, Epigramme auf Ikonen und
Objekten der Kleinkunst 254 u. Anm. 609.
376
Bibliographische Angaben zur Person unter Anm. 107.
377
Vgl. PLP # 220.
194 Griechenland (Nr. GR37–GR38)

<9:4:<1<Ĉ7.?378 (Vers 2) führt.379 Da die paläographischen Unterschiede – man beachte etwa


das gleich ausgeführte Beta – zum vorherigen Epigramm (ĺ Nr. GR36) nicht allzu groß sind,
ist eine Datierung der vorliegenden Verse in das 13. Jahrhundert ebenfalls wahrscheinlich. Ale-
xios könnte der Sohn des im vorherigen Epigramm genannten Konstantinos Dukas (Komne-
nos)380 gewesen sein, über dessen Kinder – wie oben erwähnt – nichts bekannt ist. Das vorlie-
gende Epigramm wäre dann in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts zu datieren.
Die Verse sind als byzantinische Zwölfsilber zu identifizieren, deren Binnenschlüsse korrekt
gesetzt sein dürften. Die Prosodie scheint ebenso eingehalten zu werden; problematisch in die-
ser Hinsicht ist allerdings Vers 5: Geht man davon aus, dass Aā: 2í1<7Ą.: das Versende bildet –
was aufgrund des darauffolgenden Kreuzes sehr wahrscheinlich ist –, dann liegen zwei schwere
Verstöße gegen die Prosodie vor, nämlich eine Länge in der siebenten Silbe und eine Kürze in
der zehnten Silbe.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die von Orlandos vorgenommene Egänzung [!ą
=8Ă>F9. Û]:F@2: in Vers 1 kann nicht übernommen werden, da sie prosodisch (lange dritte
Silbe) nicht entspricht. Es ist zu vermuten, dass in Vers 1 die zerstörerische Kraft der Zeit zum
Ausdruck gebracht werden soll, die den Verstorbenen widerfahren ist: Eine ähnliche Formulie-
rung wie in Vers 6 des verlorenen Hexameter-Epigramms (ĺ Nr. TR93) auf der Burg von
Smyrna / Izmir ist zu vermuten, wo es D2ă> ç8<<ĵ< D>Ć:<6< heißt. Das von Orlandos aufgezeich-
nete &C – das Ny ist allerdings unsicher – ist vielleicht zu [²]:F@2: zu ergänzen. Der In-
halt der Verse 1–2 könnte folgendermaßen ausgesehen haben: Die zerstörerische Kraft der Zeit
hat uns, die Komnenodukai, im Tod vereinigt. Da in Vers 3 Binnenschluss B5 vorliegen muss,
ist vor =2>6782Ą26 eine Silbe zu ergänzen: In Frage kommt das Präfix @B9-; das Verbum
@B9=2>6782ĄF ist vor allem in byzantinischer Zeit belegt.381 Am Ende desselben Verses ist klar
!#C zu entziffern, das Kalonaros zu AþC<B? korrigierte. Diese Änderung ist naheliegend,
wenn man AþC<B? als Akkusativ-Objekt von [@B9]=2>678Ā26 auffasst. Wenn man AþC<6? aller-
dings so versteht, dass die Verstorbenen mit bzw. in den Gräbern umschlossen sind, dann ist
eine Korrektur nicht notwendig. Am Ende von Vers 7 ist wohl :ĆF: zu schreiben, weil es sich
um den Genitiv Plural von :<Ľ? und nicht um das Partizipium Präsens von :<ĀF handelt.

(*)Drei Steinfragmente (ca. 11 × 11 cm, ca. 16 × 12 cm, ca. 19 × 16 cm) (verloren ?), 14.
Jh. ?: Kloster der Theotokos Barnakobas
Nr. GR38) Orlandos gelang es auch, drei weitere kleine, von akzentuierter Majuskel bedeck-
te Steinplattenfragmente ausfindig zu machen, die heute allerdings nicht mehr vorhanden sein
dürften.382 Aufgrund der gleichen Dicke der Platten und der Ähnlichkeit der darin eingeritzten
Buchstaben ging Orlandos davon aus, dass die drei Fragmente zusammengehören.383 Allerdings
weisen die Buchstaben teilweise eine andere Form auf als jene, die in den in das 13. Jahrhundert
zu datierenden Epigrammen Nr. GR36 und Nr. GR37 verwendet wurden; markant sind die Un-
terschiede bei den Buchstaben Ny und Omega. Eine Datierung in das späte 13. oder in das 14.
Jahrhundert scheint hier wahrscheinlicher zu sein. Eine sehr ähnliche Form des Ny, dessen
Querhaste stufenförmig ausgeführt ist, findet man etwa in zwei Inschriften aus Kastoria, die in
die erste bzw. zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren sind.384 Obwohl schon zu Orlan-
dos’ Zeit nur wenige Buchstabenreste vorhanden waren, aber immerhin damals der durch ein
Kreuz gekennzeichnete Beginn da war, dürfte es sich auch bei dieser Inschrift um ein Epigramm

—————–
378
Die Form wird in Vers 2 allerdings als Akkusativ Plural verwendet.
379
Zum Wort LBG s.v.
380
Zur Person siehe oben S. 191.
381
Vgl. LBG.
382
Freundlicher Hinweis von Nikolaos Zagklas, der das Kloster im August 2011 besuchte.
383
ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 15f.
384
DRAKOPOULOU,  =Ć84 A4? .@A<>6þ?, Nr. 28 u. Abb. 49 = RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr.
97 u. Farbabb. XXIX und DRAKOPOULOU,  =Ć84 A4? .@A<>6þ?, Nr. 30 u. Abb. 79, s.a. p. 148.
Griechenland (Nr. GR38) 195

handeln.385 Der Text scheint in zwei Zeilen angeordnet gewesen zu sein; vielleicht waren pro
Zeile je drei Verse vorgesehen. Während man weiß, welches Plattenfragment den Beginn der
Inschrift darstellte, ist nicht klar, in welcher Reihenfolge die beiden anderen Plattenfragmente
folgten.
Nachfolgende Edition geht daher kaum über eine bloße Transkription der von Orlandos auf-
gezeichneten Versreste hinaus:

4A[2ĵ? 9.52ĵ: ……………………


……………] ö? [………………
…………………] A<Ľ AĮ? ? š<B8[Ą<B]
12Ľ>[< …………………………
5 ……………] 7.ă /.@682[………
………………]1ă ? 126:Ń: 7<:[……].
——
1 4A[2ĵ? 9.52ĵ:] supplevit Orlandos. 2 ö? scripsi: – F – Katsaros. 3 š<B8[Ą<B] supplevi. 4 12Ľ>[<] supple-
vit Katsaros. 5 /.@68Ā[F:] Katsaros. 6 7<:[……] statui: 7<6: – Katsaros.

Du suchst zu erfahren ……………………


…………… wie ………………
………………… des Juli.
Hier …………………………
5 …………… und Kaiser ………
……………… der schrecklichen ………
Text: ORLANDOS, <:ā .>:þ7</.? 15 (Abb. 5–7 [Schriftskizzen]).– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 519 (Nr. 3).–
VEIKO, Inscriptions from Epiros 85f. (mit engl. Übers.).

Lit.: KALONAROS, .>:þ7</. 135, Anm. [1].

Die auf Orlandos zurückgehende Ergänzung 4A[2ĵ? 9.52ĵ:] ist sehr plausibel, da die direkte
Hinwendung an den Leser der Inschrift ein sehr weit verbreitetes Phänomen darstellt. Ebenfalls
aus Epiros stammt das Stifterepigramm in der Kirche Hagios Barnabas bei Luros (ĺ Nr.
GR79), das mit 4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26? | @2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ:
/þ5>F:; eröffnet wird. Allerdings ist dieses Stück in die Mitte des 12. Jahrhunderts zu datieren.
In Vers 3 unseres Epigramms könnte ein Hinweis auf die Datierung (Juli) vorgelegen haben. In
Vers 5 wurde offenbar der Kaiser genannt, wahrscheinlich jener, der beim Entstehen der In-
schrift herrschte. Die Inschrift entstand vielleicht zu einer Zeit, als die Byzantiner ungefähr in
der Mitte des zweiten Jahrzehnts des 14. Jahrhunderts ihren Machtbereich kurz wieder nach
Epiros ausdehnen konnten.386 Mit dem Kaiser könnte Andronikos II. Palaiologos gemeint sein.
Offen bleiben muss auch die Funktion des Epigramms: Es könnte sich aber ebenso wie in der
Kirche Hagios Barnabas bei Luros um eine Stifterinschrift handeln, verfasst vielleicht anlässlich
eines Zubaus und einer Renovierung.
Es ist anzunehmen, dass auch die Zwölfsilber dieses Epigramms die prosodischen Gesetze
einhielten. In Vers 3 ist š<B8[Ą<B] dreisilbig zu lesen, wenn man vor A<Ľ Binnenschluss B7 an-
nimmt. Wie der Artikel AĮ? – die Schriftskizze bei Orlandos weist auf diese Transkription hin –
unterzubringen ist, muss offen bleiben. Unsicher ist die Entzifferung der beiden vor dem sicher
lesbaren 126:Ń: angebrachten Buchstaben. Klar zu erkennen ist ein Iota, das wahrscheinlich mit
einem Gravis versehen ist. Der Buchstabe davor könnte auch ein Sigma sein. Erfolgt nach …]1ă
der Binnenschluss B7, dann wäre die oxytone Akzentuierung sehr ungewöhnlich.

—————–
385
Vgl. KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 519.
386
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 68; NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 63–80.
196 Griechenland (Nr. GR39)

BERA ĺ PHER(R)AI

BEROIA

(Fragment einer) Steinplatte (78 × 48 cm), 13. Jh.: Byzantino Museio (Ep. 19)
Nr. GR39) Von der aus weißem Marmor gearbeiteten, an den Rändern mit einem kettenarti-
gen Flechtband versehenen Grabplatte fehlt der (vom Betrachter aus gesehene) linke Teil. Auch
von dem die beiden Teile trennenden Ornamentfeld ist kaum mehr etwas vorhanden. Auf dem
rechten Teil ist eine akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt; Anfang und Ende sind durch ein
Kreuz markiert. Der in zwei Blöcke geteilte Text läuft über sieben Zeilen; bereits die erste Edi-
torin, Mauropoulou-Tsioume, erkannte, dass es sich um Verse handelt, die Zeile für Zeile und
nicht nach Kolumne zu lesen sind. Somit sind pro Zeile je zwei Verse angebracht mit Ausnah-
me der letzten Zeile; in dieser Zeile ist der Text zwar wie in den vorangegangenen Zeilen ange-
ordnet, tatsächlich handelt es sich aber nur um einen Vers, dessen Teilung unabhängig vom
Binnenschluss erfolgt. Das Epigramm besteht somit aus 13 Versen.387 Während der Text auf den
ersten sechs Zeilen sehr eng geschrieben und mit Kürzungen, Ligaturen und übereinander ange-
brachten Buchstaben versehen ist, sind die Buchstaben der letzten Zeile nicht nur größer, son-
dern es sind auch keine der genannten Charakteristika feststellbar, da der Graveur sehr großzü-
gig mit dem vorhandenen Platz umgehen konnte. Die Versenden sind in der Regel durch einge-
ritzte Punkte bzw. kommaähnliche Zeichen markiert.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund noch zu erörternder historischer und prosopo-
graphischer Beobachtungen in die Mitte des 13. Jahrhunderts; auch das paläographische Bild
der Inschrift ist damit in Einklang zu bringen.388
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ>ĦA2, 5:4A<Ą, A<BA<:Ą 02 Aą: AĈ9/<:


­: A<ĈAŁ 72ĵA.6 1<9Ā@A67<? ­72ĵ:<?
Ģ=2> 78Į@6? 9ÿ: î=Į>D2: ĩF(þ::4?),
Aý 1ĩ ­=Ą52A. <9:4:Ć? 02 .9ĄA34?
5 0Ā:<B? 0ý> ±@D2 7(.ă) A>Ć=<B =.:.>Ą@A<B
  @B:1>.9Ć:A. @AĂ84:, ö? 2ã A6? 2ã=<6,
92@Aā: 0.5Ń: =2CĂ:.:A< 9þ8.
AĄ? 0ý> à7.:ą? ­;6Ā:.6 Aý A<ĈA<B
7.A<>5Ċ9.A. 7(.ă) Aý? :1>.0.5Ą.?;
10 88ĩ è A<6<ĽA<?, ú ;Ā:<B 9B@A4>Ą<B,
5.:þAŁ 8B52ă? AŃ: 12@9Ń: AŃ: A<Ľ @7Ă:<B?
­: AþCŁ @967>ń :B:ă ;2:<1<D2ĵA.6
7.ă =þ:A. C><Ľ1. =8ā: >2AĮ? 1267:Ĉ26.
——
3 Ģ=2> 78Į@6?: voces frequentes apud Man. Phil. (e.g. carm. I 253 [LXXIX 23 MILLER], 337 [CXLIII 1
MILLER]). 12 cf. Triod. catanyct. 732 (Rom 1879) = Cosm. Hierosol., PG 98,488B (de Christo; cf.
RHOBY, Inscriptional Poetry 197): ť>5><? A<Ľ 20þ8<B .//þA<B: ¹7@A456 C>ĄAAF: <í>.:Ā, 7.ă
@.82B5ĂAF@.: Aý 529Ā86. AĮ? 0Į?, ß1<ć 0ý> ­: :27><ĵ? 8<0Ą32A.6, è ­: îEĄ@A<6? <ß7Ń:, 7.ă AþCŁ (@)967>ń
;2:<1<D2ĵA.6 … 13 cf. Isid. Pel. ep. 1470,31sq. (II, p. 116 ÉVIEUX, SC 454): … :.07.ĄF? 772ĵ:.
C><Ľ1. <ãD2A.6 – >2AĮ? 1ÿ 9Ć:4? ¢A2 ­: 5.:þAŁ EBDį A>2C<9Ā:4? <í =ĀCB72: ¢=A2@5.6 92A./<8Ă; cf.
e.g. etiam Eur. Andr. 1219: 9=A)92:. C><Ľ1. =):A’ ­72ĵ:..
——

—————–
387
Und nicht aus 14 Versen, von denen die letzten beiden kürzer sind, wie MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā
/B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 331 vermutete.
388
Vgl. MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 333, 341.
Griechenland (Nr. GR39) 197

3 Ģ=2>: Ģ@=2> Eugenidou, ƅ@=2> Petkos – Karagianne. 5 ±@D2 7(.ă): ­@Dĩ ­7 Mauropoulou-Tsioume. 6
ø? Papazotos. 7 =2CĂ:.A< Pazaras, Papazotos, Liveri. 8 0þ? Pazaras. 13 C><Ľ1. =8ā:: C><Ľ1ĩ ¢=.:
Mauropoulou-Tsioume.

Seht, Sterbliche, doch dieses Grab!


In diesem liegt jener Domestikos,
der den Namen Ioannes,
als Beinamen aber Komnenos und Kamitzes hatte.
5 Er hatte nämlich Anteil am allerbesten Geschlecht und Charakter.
Diese übereinstimmenden (Dinge) erwiesen (ihn), wie man sagen könnte,
als „Stele“ ganz voll von Vorzügen.
Wer nämlich (ist) fähig, seine Leistungen
und Heldentaten aufzuzählen?
10 Dieser aber, o wunderbares Geheimnis,
durch den Tod von den Fesseln des Leibesgehäuses gelöst,
ist jetzt in einem kleinen Grab beherbergt
und zeigt, dass alles hinfällig ist außer der Tugend.
Text: MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 332.– PAZARAS, .>7<Cþ0<6 37 (Nr. 10) u. Taf.
9..– PAZARAS, .>7<Cþ0<62 25 (Nr. 10) u. Taf. 8.– PAPAZOTOS, Ā><6. 94 (Nr. 8 [mit Schriftskizze]).– LIVERI,
Steinreliefs 158 (Nr. 15).– D. EUGENIDOU u.a., B3.:A6:Ć <B@2Ą< 2><Ą.?. Athen 2001, 21 (mit Farbabb.).– A.S.
PETKOS – Fl.G. KARAGIANNE, B3.:A6:Ć <B@2Ą< 2><Ą.?. Beroia 2007, 23 (mit Farbabb.).– RHOBY, Überlieferung
234 (vv. 1–3).– RHOBY, Interactive Inscriptions 323 (vv. 1–3 [mit engl. Übers.]).

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 24 (Abb. 55 [Schriftskizze]).– G. KIOURTZIAN, Krinon laskaraton ou retour
sur un diptyque en ivoire. CahArch 53 (2009–2010) 119 (Abb. 9).– RHOBY, Inscriptional Poetry 196f.– MELVANI,
Late Byzantine Sculpture 18.

Abb.: XVII

Dass es sich um ein Grabepigramm handelt, wird nicht nur durch den Ort, an dem die In-
schrift angebracht ist ([Grab]platte), ersichtlich, sondern auch durch Vers 1, in dem die Betrach-
ter mit der Aufforderung, auf das Grab zu schauen, direkt angesprochen werden. Der Verstor-
bene ist der Domestikos Ioannes Komnenos Kamitzes, der aus vornehmer Familie stammte
(Vers 5). Seine guten Eigenschaften und seine edle Herkunft erwiesen ihn als „Stele“, d.h.
Denkmal, das Zeit seines Lebens von guten Dingen durchdrungen war (Verse 6–7); dass hier
mit der doppelten Bedeutung von @AĂ84 – Grabstein auf der einen Seite,389 metaphorisch
„Denkmal“ auf der anderen Seite390 – gespielt wird, ist evident. Aufgrund der Vielzahl der guten
Dinge des Verstorbenen ist auch niemand in der Lage, diese alle aufzuzählen (Verse 8–9). Den-
noch wird er nun in einem kleinen Grab391 beherbergt, und außer der Tugend hat sich alles als
vergänglich erwiesen (Verse 10–13).
Die bisherige Identifizierung des Ioannes Komnenos Kamitzes (bzw. Kamytzes)392 geht auf
Mauropoulou-Tsioume zurück. Sie setzte ihn mit jenem Ioannes Kamytzes (Komnenos Dukas

—————–
389
Vgl. LSJ s.v. II 2.
390
Vgl. L s.v. 1; s.a. MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 333.
391
Zu diesem Topos vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 196f. Die Formulierung der Verse 10–12 ist ein Topos, der
auch in kyrillische Inschriften übernommen wurde: In einer Inschrift aus dem Jahr 1342 auf einer Grabplatte, de-
ren Fragmente im Rila-Kloster in Bulgarien aufbewahrt werden, heißt es (MALINGOUDIS, Inschriften 81): „O
grässlich Wundersames! Du … liegst nun tot im kleinen Grab“. Die im Grab bestattete Person ist Stefan Chrelja
Dragovol, u.a. Heerführer der Serben in Makedonien, vgl. PLP # 30989.
392
Für Mitglieder der Familie sind beide Schreibweisen – mehrheitlich jedoch jene mit Ypsilon – überliefert, vgl.
PLP # 10817, 10846, 10849–10851. Auch die Schreibung .99ĈA34? ist attestiert, vgl. TLG. Zur Familie auch A.
K[AZHDAN], Kamytzes. ODB 2, 1099f.; A.-K. BASILEIOU-SEIBT, .>.A4>Ă@26? @D2A67þ 92 A<B? @A>.A6FA67<Ĉ?
826A<B>0<Ĉ? A4? Ĉ=><B 7.Aþ A4 92@</B3.:A6:Ă =2>Ą<1< 7B>ĄF? /þ@26 @C>.06@A67Ċ: 121<9Ā:F:.  73 (2009, er-
sch. 2011) 95; A. GKOUTZIOUKOSTAS, Byzantine Officials in the Typikon of the Monastery of Christ Pantokrator,
198 Griechenland (Nr. GR39)

Angelos) gleich,393 der im Auftrag von Kaiser Ioannes III. Batatzes im Jahr 1225 Adrianupolis
kurzzeitig erobert hatte.394 Sein Beiname Komnenos geht auf seinen Vater Manuel Kamytzes
Komnenos Dukas Angelos395 zurück, Vetter von Isaak II. und Alexios III. Im Jahr 1225 oder
kurz danach wurde Kamytzes zum Megas Hetaireiarches ernannt.396 Da Beroia im Jahr 1246
vom Nizänischen Kaiserreich erobert wurde,397 wurde der Tod des Ioannes Kamitzes nach die-
sem Jahr festgesetzt.398 Allerdings ist der Titel Megas Hetaireiarches im Epigrammtext nicht
genannt, sodass eine Gleichsetzung nicht unbedingt zwingend ist.399 Verbirgt sich hinter der
Bezeichnung 1<9Ā@A67<? das Amt des Megas Domestikos, dann könnte Ioannes Komnenos Ka-
mitzes einer der Nachfolger des Andronikos Palaiologos,400 des Vaters des späteren Kaisers
Michael VIII., gewesen sein, der vor 1224 zum Megas Domestikos ernannt wurde und dieses
Amt bis 1248/51/52 innehatte.401 Allerdings kann Kamitzes nicht unmittelbar auf Palaiologos
gefolgt sein, da diesem – ohne vielleicht jedoch den Titel zu führen402 – sein Schwiegersohn
Nikephoros Tarchaneiotes403 in diesem Amt folgte. Dessen Nachfolger wiederum war Georgios
Muzalon,404 der kurz nach dem Herrschaftsantritt des Theodoros II. Laskaris Megas Domestikos
wurde und dieses Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1258 innehatte. Zu dieser Zeit (1257/58) ge-
riet Beroia auch wieder unter die Herrschaft des epirotischen Despotats, allerdings dürfte die
Stadt bereits 1259 wieder an das Nizänische Kaiserreich gefallen sein.405 Ein Kamytzas Komne-
nos wird auch in einem vom Ende des 13. Jahrhunderts stammenden Inventar zu byzantinischen
Dokumenten im Athos-Kloster Chilandar genannt; das diesbezügliche Dokument ist verloren,
dürfte aber ungefähr aus der Mitte des 13. Jahrhunderts stammen.406 Der Kamytzes des Epi-
gramms und jener des Dokuments könnten identisch sein. Es könnte aber auch möglich sein,
dass sich hinter dem Verstorbenen ein junger Mann in niedriger militärischer Position verbirgt,
da kein Titel angegeben ist, was man bei einem hohen Militärkommandaten erwarten würde.407
Der Hinweis auf die besondere Abstammung des Verstorbenen fügt sich gut zu einer Passage
im Geschichtswerk des Georgios Pachymeres, in der sich die Familie Kamytzai in einer Liste
der vornehmsten Familien des 13. Jahrhunderts findet.408
Das Epigramm besteht aus 13 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen; die Verse 4 und 9 weisen proparoxytone Akzentuierung vor B5 auf. Aufgrund zahl-
reicher Verstöße gegen die Prosodie sind die Verse als prosodielos zu bezeichnen, was darauf
hinweist, dass ein mittelmäßig begabter Dichter am Werk war, dem es aber immerhin gelang,

—————–
in: KOTZABASSI, Pantokrator Monastery 73–77. Eine Studie zur Familie Kamytzes in Byzanz von Alexandra-
Kyriaki Wassiliou-Seibt und Andreas Gkoutzioukostas befindet sich in Vorbereitung.
393
MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 337f.; s.a. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 691f.; MACRIDES,
George Akropolites 174.
394
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 164.
395
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 690–713 (Nr. 175).
396
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 177.
397
Vgl. T.E. G[REGORY] – N. P[ATTERSON] Š[EVýENKO], Berroia in Macedonia. ODB 1, 283f.
398
Vgl. PAPAZOTOS, Ā><6. 94, 95; MAUROPOULOU-TSIOUME, .>9.>6:ā /B3.:A6:ā ­=60>.CĂ 340f. (zwischen 1246
u. 1258).
399
Paschalis Andrudis meint, dass die Ornamentik der Grabplatte eher in das 14. Jh. weist.
400
Zur Person VANNIER, Les premiers Paléologues 176–178 (Nr. 32).
401
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 243f., 353.
402
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 243f., 252f.
403
Zur Person LEONTIADES, Tarchaneiotai 61–63 (Nr. 26).
404
Zur Person M.J. A[NGOLD], Mouzalon, George. ODB 2, 1421; DERS., A Byzantine Government in Exile. Gov-
ernment and Society Under the Laskarids of Nicaea (1204–1261). Oxford 1975, 76ff; s.a. MACRIDES, George
Akropolites 299.
405
Vgl. PAPAZOTOS, Ā><6. 40; V. KRAVARI, Villes et villages de Macédoine occidentale (Réalités Byzantines 2).
Paris 1989, 64, 66, Anm. 11; CHIONIDES, Š@A<>Ą. AĮ? Ā><6.? II 36.
406
A.V. SOLOVJEV, Un inventaire de documents byzantins de Chilandar. Annaly instituta imeni N.P. Kondakova /
Annales de l’institut Kondakov (Seminarium Kondakovianum) 10 (1938) 40 (Nr. 75); s.a. M. ŽIVOJINOVIC u.a.,
Actes de Chilandar, I: Des origines à 1319 (Archives de l’Athos XX). Paris 1998, 17 (Nr. 75).
407
Diesen Hinweis verdanke ich Alexandra Wassiliou-Seibt.
408
Georg. Pach. I 21 (I, p. 93 FAILLER); vgl. MACRIDES, George Akropolites 174.
Griechenland (Nr. GR39–GR40) 199

stilistische Feinheiten – etwa die Doppelbedeutung von @AĂ84 in Vers 6 und das aus der Liturgie
bekannte Zitat in Vers 12 – in den Text einzubauen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Funktion der Partikel 02 in Vers 4 ist offen-
bar die einer Konjunktion.409 Alternativ ist daran zu denken, dass ursprünglich A2 – in der Funk-
tion der Konjunktion 7.Ą410 – im Text stand; allerdings ist das Gamma klar zu erkennen. ±DF +
Genitiv (eine Art Genitivus partitivus) in Vers 5 ist auch an anderer Stelle belegt.411 In Vers 8f.
liegt ein Enjambement (Aý … 7.A<>5Ċ9.A.) vor, das ebenfalls ein Hinweis darauf ist, dass der
Dichter nicht sehr geübt war.

(Fragmente eines) Sarkophagdeckel(s) (32 × 27 cm, 27 × 33 cm, 35 × 42 cm), 14. Jh.:


Byzantino Museio (Depot)412
Nr. GR40) Im Jahre 1855 entdeckte der französische Gelehrte A. Delacoulonche auf dem
Areal des bereits zerstörten Klosters Hagios Georgios zwei Relieffragmente aus weißem Mar-
mor, auf denen Reste einer Inschrift und von Figuren zu sehen waren. Das eine Fragment dürfte
später wieder verloren gegangen sein, das zweite wurde in der Nähe der Kirche Hagios An-
tonios wieder entdeckt, war jedoch in zwei Stücke zerbrochen und hatte somit einen Teil der
Inschrift verloren. Unweit der genannten Kirche wurden später zwei weitere Steinfragmente mit
Inschriften gefunden. Es ist Pazaras zu verdanken, erkannt zu haben, dass die drei Fragmente –
ergänzt mit dem von Delacoulonche entdeckten, später aber wieder verloren gegangenen Teil –
die Überreste eines Sarkophagdeckels bilden.413 Die auf dem erhaltenen Teil noch sichtbaren
Figuren wurden von Xyngopoulos als David, Johannes Prodromos und Jesaia identifiziert, die
damit verbundene Szene als Darstellung des Abstiegs Christi in den Hades.414 Pazaras entdeck-
te, dass sich hinter der Inschrift ein Epigramm verbirgt, das – dem vorhandenen Platz nach zu
schließen – ursprünglich zwölf Verse umfasst haben muss; daran fügt sich – vom Epigramm
auch örtlich abgesetzt – ein kurzer Prosatext, auf den weiter unten genauer eingegangen wird.
Sowohl der Beginn des Epigramms als auch die Versenden sind durch übereinander liegende
Punkte markiert.
Zu datieren ist die Inschrift auf Basis von Überlegungen hinsichtlich des Stils der Figuren
und des Inhalts: Zunächst erinnern einige Verse und Formulierungen an Textpassagen bei Ma-
nuel Philes, was auf eine Nähe zu diesem Autor hinweist; manche Textlücken können auch
durch Parallelstellen bei Philes geschlossen werden. Weiters deutet die Ikonographie der einzel-
nen Figuren laut Xyngopoulos darauf hin,415 dass der Sarkophag höchstwahrscheinlich in der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts geschaffen wurde. Liveri trat für ein Datierung Ende 13. /
Anfang 14. Jahrhundert ein.416
Die in eckige Klammern ([…]) gesetzten Partien des folgenden Epigrammtextes konnten im
Großen und Ganzen von Delacoulonche noch gelesen werden:417

ı:5>F=2, 1[2Ľ>< @AĮ56 7.ă @7Ć=26 Aþ12


7.ă A<Ľ /Ą<B 5.Ĉ9.@2 Aý? 92A./<8]ý?
7(.ă) Aā: 7.Aĩ ­D5>Ń: AĮ? EBDĮ? 2í.:1[>Ą.:]
7.ă Aā: […………………………
5 7.ă AĮ? A69Į? ……………………
—————–
409
Jedoch scheint dies sonst nicht belegt zu sein.
410
Siehe unten S. 430.
411
Vgl. LSJ s.v. ±DF B II 2b.
412
Ursprünglich Palia Lutra (Sylloge glypton) (Inv.-Nr. 14.–0).
413
Vgl. RHOBY, Inschrift 394.
414
XYNGOPOULOS, 8B=Aþ 258ff.
415
XYNGOPOULOS, 8B=Aþ 266.
416
LIVERI, Steinreliefs 157.
417
Folgende Teile konnten von Delacoulonche gelesen werden: Verse 1–2: 2Ľ>< @AĮ56 7.ă @7Ć=26 Aþ12 7.ă A<Ľ /Ą<B
5.Ĉ9.@2 Aý? 92A./<8; Vers 5: 7.ă AĮ? A69Į?; Verse 7–8: 8.:A<: ­7DĀ.? /Ą<: Aį =.>.0F0į AĮ? 9<:Į? AĮ? ­:5þ12;
Vers 10: ? ±02; Prosatext: /ĄŁ ž9þ> u. ? <í1ÿ 7.7Ą..
200 Griechenland (Nr. GR40)

………………………………]
7(.ă) Aą: =<8BAþ[8.:A<: ­7DĀ.? /Ą<:
Aį =.>.0F0į AĮ? 9<:Į? AĮ? ­:5þ12
7.ă] A<Ľ 1ÿ $(>6@A<)Ľ Aā: :þ@A.@6: ;Ā26
10 Aā: A<Ľ [0Ā:<B? ±02]>@6: 2í5ć? ­8=Ą@.[?]
è =>ă: >6@A2ć? 7(.ă) 9Ā[0.? …………
………………………………]
í 0Ā0<:2: ­: Ań [/ĄŁ ž9þ>]A49. <í1ÿ =>Ħ;6[? <í1ÿ 7.7Ą.] À: ­0[ĉ …….
——
1 = Man. Phil. carm. II 263 (CCXLIII 1 MILLER); cf. etiam e.g. Man. Phil. carm. I 280sq. (XCVII 21–22
MILLER): Ť@A6? Ÿ: Ý?, ¡:5>F=2, Aą: AþC<: @7Ć=26, | 7.ă A<Ľ /Ą<B 9þ:5.:2 Aā: =6@AĄ.:; II 264 (CCXLIII
35 MILLER): !.ĽA. @7<=Ă@.? 7.ă 9.5ĉ: @Ĉ:2?, ;Ā:2; initium ©:5>F=2, 12Ľ>< etiam apud Theod. Prod.
carm. (C. WELZ, Analecta Byzantina. Carmina inedita Theodori Prodromi et Stephani Physopalamitae.
Leipzig 1910, 62,21). 2 cf. Man. Adramytt. ep. 5 (E. LEGRAND, Lettres de François Filelfe. Paris 1892,
358): … =>ą? A<ć? 5.B9þ3<:A.? Aā: A<Ľ /Ą<B 92A./<8Ă: … 3 cf. Man. Phil. carm. (M. GEDEON, 7788
3 [1882/83] 658): … Aā: 1ÿ =>ą? ­D5><ć? AĮ? EBDĮ? 2í.:1>Ą.:. 7 =<8BAþ8.:A<? /Ą<?: cf. Vita Aes. G 5
(p. 37 PERRY). 8 cf. Man. Phil. carm. II 241 (CCXXXVII 24 MILLER): è 1496<B>0ą? AĮ? 9<:Į? AĮ?
­:5þ12. Ceteri loci paralleli apud DE GREGORIO, Epigrammi 126, n. 566. 10 cf. Man. Phil. carm. (F. DÜB-
NER, in: Poetae bucolici et didactici. Paris 1862, 66,63): … Aā: A<Ľ 0Ā:<B? ±02>@6: ¾9ĵ: 1267:Ĉ26; Man.
Phil. carm. OŅ (M. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 247): … =Ą@A26 1ÿ Aā: ±02>@6: 2í5ć? ­8=Ą@.?; Man. Phil.
carm. I 251 (LXXVII 20 MILLER): 7.ă Aā: CĄ84: ±02>@6: ­8=Ą3F: 9Ā:26; Man. Phil. carm. 84,34 (p. 123
MARTINI): 2ß Aā: ;Ā:4: ±02>@6: ­8=Ą@.? ±D26. 13 = Georg. Sphrantz. chron. XLVIII 1 (p. 194,10f. MAISA-
NO).
——
1 ų ;Ā:2, 1]2Ľ>< Papadopoulos-Kerameus. 2 5.Ĉ9.@2: an 5.Ĉ9.32 scribendum (cf. comment.) ?
[92A./<8]ý?: 92[A.@Aþ@26?? Papadopoulos-Kerameus. 3 2í.:1[>Ą.:] supplevit Pazaras. 7 16ą
=<8BAþ]8.:A<: Papadopoulos-Kerameus. 9 [7.ă] supplevit Papazotos. 10 [0Ā:<B? ±02]>@6: supplevit Rho-
by: [..!][] C Xyngopoulos, – –? [±02]>@6: Papazaras, [@7Ă:<B][? ±0]2>@6: Papazotos. C[C]
supplevit Xyngopoulos. 11 [C …] supplevit Xyngopoulos.

Mensch, bleib hier stehen und betrachte dies


und staune über die Wechselfälle des Lebens
und die Tapferkeit der Seele gegen die Feinde
und die ...........................................................
5 und der Ehre ………………………………...
……………………………………………….
und das viele Talente ausmachende Vermögen ausgießend
für die Ausstattung des hiesigen Klosters,
lässt er auch die Auferstehung Christi einritzen,
10 die Auferweckung des Geschlechts sofort erhoffend,
er, der früher beste Leistungen erbrachte und der große ………
..........................................................
Nicht geschah (mir) im Leben eine Sünde, noch gab es eine Tat noch eine Bösartig-
keit, die ich …
Text: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 424f. (Nr. 27 [unvollständig]).– XYNGOPOULOS, 8B=Aþ 257 (Um-
schrift von Teilen der vv. 10–11) u. Abb. 2, 256 (Abb. 1).– PAZARAS, .>7<Cþ0<6 39 u. Taf. 9/, 10.–/.– PAZARAS,
.>7<Cþ0<62 26 (Nr. 11) u. Taf. 9.– PAPAZOTOS, Ā><6. 96 (Nr. 10), 97 (Schriftskizze).– RHOBY, Inschrift 395.–
RHOBY, Überlieferung 234 (vv. 1–2).– RHOBY, Interactive Inscriptions 323 (vv. 1–3 [mit engl. Übers.]).

Lit.: DEMITSAS, .721<:Ą. I 88 (Nr. 113–115 [Schriftskizzen]).– DELACOULONCHE, Mémoire 273f. (Nr. 91a–b
[Schriftskizzen]).– R. LANGE, Die byzantinische Reliefikone. Recklingshausen 1964, 129 (Nr. 53) und Abb. 53.–
PAZARAS, 8B=A67Ă 474, 490 (Abb. 10.–0).– MELVANI, Late Byzantine Sculpture 245 (Abb. 40).

Abb.: XVIII

Das Epigramm richtet sich an den Besucher der Kirche bzw. an den Betrachter des Sarko-
phags, der stehen bleiben und über den Wandel des Lebens nachdenken soll. Der Name des
Verstorbenen ist nicht zu erfahren, er könnte im verlorenen Vers 12 gestanden sein. Fest steht,
Griechenland (Nr. GR40) 201

dass der Tote eine angesehene Persönlichkeit war, wie aus Vers 11 (è =>ă: >6@A2ć? 7(.ă) 9Ā[0.?
…………) hervorgeht. In den Versen 7–9 wird darauf hingewiesen, dass der Verstorbene das
Kloster, in dem sich auch der Sarkophag ursprünglich befand, ausstatten und dort eine Darstel-
lung der Auferstehung Christi anbringen ließ. Nach Papazotos könnte das (nicht mehr erhaltene)
Kloster Hagios Georgios gemeint sein, auf dessen Areal Delacoulonche Teile des Sarkophagde-
ckels gefunden hatte.418 Die zahlreichen im Testimonienapparat angezeigten Parallelen im Œuv-
re des Manuel Philes weisen mit Nachdruck auf diesen Autor hin. Dass dieser selbst der Autor
der Verse ist, dürfte eher unwahrscheinlich sein, da es in den nicht direkt auf Philes zurückzu-
führenden Partien des Epigramms prosodische Unsauberkeiten gibt, die einem Philes nicht pas-
sieren würden. Es dürfte sich daher eher um einen geschickten Nachahmer aus dem Umfeld des
Manuel Philes handeln, der dessen Grabgedichte – denn die meisten angezeigten Parallelen
stammen aus solchen – zum Vorbild nahm. Vielleicht waren für Grabepigramme passende Ver-
se aus dem Œuvre des Manuel Philes auch durch ein Musterbuch zugänglich.
Der metrische Teil der Inschrift bestand ursprünglich aus zwölf Zwölfsilbern, die – den er-
haltenen Partien nach zu schließen – korrekt gesetzte Binnenschlüsse aufwiessen. Am Ende von
Vers 2 ist das oxytone Ende auffallend, für das es jedoch keine Alternative gibt, da Delacoulon-
che 92A./<8 las und Teile der Endung .? auch heute noch zu erkennen sind. Was die Prosodie
angeht, wurde bereits festgehalten, dass die auf Philes zurückgehenden Teile des Epigramms
prosodisch einwandfrei sind. Es sind dies die vollständig erhaltenen bzw. rekonstruierbaren
Verse 1, 3, 9 und 10 und die Reste der Verse 4, 5 und 11. In den anderen Versen sind folgende
kleinere und größere Verstöße gegen die Prosodie feststellbar: In Vers 2 ist das Alpha von
5.Ĉ9.@2 gelängt; aus diesem Grund ist daran zu denken, zu 5.Ĉ9.32 zu ändern, da Vokale vor
Zeta gelegentlich lang gemessen werden. Außerdem ist festzuhalten, dass im klassischen Grie-
chisch die korrekte Aorist-Imperativform 5.Ĉ9.@<: lautet, wenngleich im byzantinischen Grie-
chisch auch die Bildung analog zum Präsens-Imperativ möglich ist.419 In Vers 2 wird auch das
erste Alpha von 92A./<8þ? lang gemessen. Lang gemessen werden auch das Ypsilon von
=<8BAþ8.:A<: in Vers 7 und das erste Alpha von =.>.0F0į in Vers 8. Weitere Bemerkungen
zum Epigrammtext: Auffallend ist die durch den häufigen Versbeginn mit 7.Ą bedingte Ana-
pher. In Vers 10 ist die von Papazotos vorgenommene Konjektur [@7Ă:<B][? ±0]2>@6: abzu-
lehnen, da das Eta kurz gemessen würde.
An die Verse fügt sich ein weiterer Text, der – wie bereits oben erwähnt – auch örtlich vom
Epigrammtext abgesetzt ist.420 Dieser wurde von Pazaras und Papazotos als Teil des Epigramms
(nach Vers 12) angesehen; die Teilung der Verse nahmen sie nach ž9þ>A49. vor. Gegen Verse
sprechen jedoch die Prosodielosigkeit, weiters fehlende passende Binnenschlüsse und das oxy-
tone Ende des zweiten „Verses“, wie bereits an anderer Stelle festgehalten wurde.421 Schon im
Testimonienapparat wurde notiert, dass der Prosatext auch in der Chronik des Georgios
Sphrantzes zu finden ist. Sphrantzes berichtet gegen Ende seiner Darstellung über eine schwere
Rheumaattacke am 1. Oktober 1476 und gesteht dabei seine Sünden mit den folgenden Worten:
<í1ÿ: 0ý> 0Ā0<:2: ­: Ań /ĄŁ ž9þ>A49. <í1ÿ =>Ħ;6? <í1ÿ 7.7Ą., À: ­0ĉ <í7 ­=8499Ā84@. è
¡586<? 7.Aý :<Ľ: 7.ă 8Ć0<: 7.ă =><.Ą>2@6:, 7.ă 5Ā@26 7.ă 0:Ċ9Ĭ 7.ă =>þ;26 ­;.9.>AĂ@.? ö?
¡88<? <í12ă? =Ċ=<A2.422 Dieser vollständige Text könnte auch auf dem Sarkophag gestanden
sein. Da eine Spontanparallele bei Sphrantzes auszuschließen ist und der Text – etwa als
Sprichwort – auch sonst nicht überliefert zu sein scheint, dürfte es eine Verbindung zwischen
dem Sarkophag und Sphrantzes geben. Tatsächlich berichtet Sphrantzes in seiner Chronik zum
2. August 1460 von der Absicht, nach Beroia zu reisen, wo er das von seinem Großvater ge-

—————–
418
PAPAZOTOS, Ā><6. 96.
419
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 205 (§ 813).
420
Vgl. die Rekonstruktion des Sarkophagdeckels bei PAZARAS, .>7<Cþ0<6, Taf. 10 (Abb. /); PAZARAS, .>7<-
Cþ0<62, Taf. 9.
421
RHOBY, Inschrift 396.
422
Georg. Sphr. chron. 194,10–13 (MAISANO).
202 Griechenland (Nr. GR40–GR41)

gründete Kloster des heiligen Nikolaos423 besaß.424 Anlässlich dieser Reise – freilich unter der
Annahme, dass sie wirklich stattgefunden hat – könnte Sphrantzes den Text vom Sarkophagde-
ckel kopiert und später für seine Chronik verwendet haben.425

Türsturz (Länge 64 cm), 11. Jh.: Kirche Palaia Metropolis


Nr. GR41) Der marmorne Türsturz426 oberhalb des westlichen Eingangs der Kirche trägt ei-
ne nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift, die aus zwei Teilen besteht. Während
!"! (vom Betrachter aus gesehen) links angebracht ist, steht nach einer langen
Reihe von Ornamenten auf der rechten Seite !"". Papazotos, der die In-
schrift als erster aufzeichnete, erkannte auch, dass es sich um einen Vers handelt.
Der Vers selbst bietet zunächst keinen Hinweis auf die Datierung. Die Form der Inschrift,
das Fehlen von Ligaturen, Akzenten und Spiritus lässt jedoch darauf schließen, dass die In-
schrift kaum nach dem 11. Jahrhundert datiert werden kann. Papazotos brachte den 5B4=Ć8<?
Niketas der Inschrift in Zusammenhang mit dem ­=Ą@7<=<? 2><Ą.? und 9Ā0.? <ß7<:Ć9<? AĮ?
94A><=Ć82F? 2@@.8<:Ą74? namens Niketas, der in einer Urkunde des Jahres 1078 aus dem
Athos-Kloster Esphigmenu erwähnt ist.427 Die erhaltenen Fresken der Kirche sind zwischen
dem Ende des 12. und dem Beginn des 14. Jahrhunderts zu datieren.428
Der Vers auf dem Türsturz lautet wie folgt:

.ă A<ĽA< ±>0<: 67ĂA. 5B4=Ć8<B.

Auch dies ist ein Werk des Bischofs Niketas.


Text: PAPAZOTOS, A4A<>67Ă 2=60>.CĂ 200.– PAPAZOTOS, Ā><6. 90 (Nr. 1), 91 (Schriftskizze).– PAPAZOTOS,
1<6=<>67Ć 65.

Lit.: GERSTEL, Beholding the Sacred Mysteries 94.

Abb.: XIX–XX

Ist, wie erwähnt, Niketas429 tatsächlich mit dem Bischof und 9Ā0.? <ß7<:Ć9<?, d.h. einem
kirchlichen Beamten, der Metropolis Thessalonike gleichzusetzen, dann ist 5B4=Ć8<? hier als
Äquivalent zu Bischof zu verstehen, was auch sonst gelegentlich vorkommt.430 Niketas dürfte
daher für die Ausstattung der Kirche in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts oder für die
erstmalige Errichtung der Kirche in dieser Zeit verantwortlich gewesen sein, wenn es keinen
Vorgängerbau gab.431 Papazotos ist der Meinung, dass die Stiftung des Niketas vor 1081, d.h.
vor dem normannischen Angriff, zu datieren sei.432 Zuletzt datierte Papazotos nämlich die „mit-
telbyzantinische Phase“ der Kirche in den Zeitraum 1070–1080.433

—————–
423
Zu diesem (heute nicht mehr erhaltenen) Kloster PAPAZOTOS, Ā><6. 214f.
424
Georg. Sphr. chron. 164,20–23 (MAISANO).
425
Dazu ausführlich RHOBY, Inschrift 397f.
426
Das oberhalb des Türsturzes eingemauerte Architekturfragment ist eine antike Spolie, auf der noch wenige Buch-
staben einer alten Inschrift zu entziffern sind. Diese ist allerdings bei L. GOUNAROPOULOU – M.B. CHATZOP-
OULOU, µ=60>.Cÿ? þAF .721<:Ą.? (92A.;ć A<Ľ 2>9Ą<B ť><B? 7.ă A<Ľ ¥;Ą<B =<A.9<Ľ). !2ĽD<? Ņ:
µ=60>.Cÿ? Ā><6.? (Inscriptiones Macedoniae Inferioris I). Athen 1998 nicht genannt.
427
PAPAZOTOS, A4A<>67Ă 2=60>.CĂ 200; PAPAZOTOS, Ā><6. 38.
428
PAPAZOTOS, Ā><6. 242–249; PAPAZOTOS, 1<6=<>67Ć 65–74.
429
Niketas wird auch von CHATZEANTONIOU, 4A>Ć=<84 2@@.8<:Ą74? 238 erwähnt, jedoch ohne Hinweis auf die
Inschrift.
430
Vgl. z.B. LAURENT, Corpus V/1 509 (Nr. 675).
431
Vgl. PAPAZOTOS, Ā><6. 90.
432
PAPAZOTOS, A4A<>67Ă 2=60>.CĂ 200. Ob die Stadt von den Normannen auch eingenommen wurde, ist nicht
bekannt; Anna Komnene (V 5,1 = p. 153,78 REINSCH – KAMBYLIS) berichtet nur davon, dass Bohemund den Weg
nach Beroia einschlug. Bei KISLINGER, Vertauschte Notizen ist Beroia nicht erwähnt.
433
PAPAZOTOS, 1<6=<>67Ć 65.
Griechenland (Nr. GR41–GR42) 203

Lässt man den Eigennamen 67ĂA. außer Betracht, dann handelt es sich um einen prosodi-
schen Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss (B5). Gegen ein besonderes Geschick
des Autors spricht allerdings der Hiat zwischen A<ĽA< und ±>0<:. .ă A<ĽA< ist im Übrigen ein
beliebter Gedichtanfang.434 Ein dem vorliegenden Vers ähnliches Epigramm lesen wir auf Folio
220 des Codex Camb. Trinity College B 8.1 (185) (Mitte 12. Jh.),435 der das metaphrastische
Menologium vom 18.–31. Januar umfasst: .ă A<ĽA< 1Ń><: źF9.:<Ľ 5B4=Ć8<B | :.ń
=><@.D5ÿ: 9þ>AB><? 494A>Ą<B.436 Dieser Vers ist dreimal wiederholt, und wir lesen ihn auch
im Cod. Brit. Mus. Add. 36.635 (Mitte 12. Jh.),437 der das metaphrastische Menologium vom
9.–17. Januar beinhaltet.438 Die beiden Handschriften wurden von einem 5B4=Ć8<? Romanos der
Kirche des heiligen Demetrios gestiftet; dass der Codex Brit. Mus. Add. 36.635 der Demetrios-
Kirche gehörte, wird durch einen späteren Besitzervermerk bestätigt.439 Damit könnte jener
Metropolit von Thessalonike namens Romanos gemeint sein, der im vierten Jahrzehnt des 12.
Jahrhunderts belegt ist.440

Steinplatte (145 × 18 cm), 11. Jh.: Kirche Palaia Metropolis


Nr. GR42) In den aus der Türkenzeit stammenden Fußboden im Nordschiff der Kirche ist
rechts des Eingangs eine Marmorplatte eingemauert, die eine über vier Zeilen laufende, jedoch
nicht vollständig erhaltene, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift trägt. Nur die letzte (vierte)
Zeile der Inschrift ist mehr oder weniger vollständig zu entziffern, während in den vorangehen-
den Zeilen, besonders in der ersten und zweiten Zeile, sowohl auf der rechten als auch auf der
linken Seite, grobe Textverluste zu konstatieren sind. Diese Textverluste könnten jedoch bereits
aus byzantinischer Zeit stammen, als die Marmorplatte in sekundärer Verwendung als Tür-
schwelle fungiert haben muss, wie die Ausnehmungen für Türscharniere nahe legen. Für diese
Interpretation spricht auch die Tatsache, dass heute gerade in der Mitte der Marmorplatte durch
ständigen Abrieb die Einritzungen der Buchstaben kaum mehr zu erkennen sind. Papazotos
stellte zurecht fest, dass es sich um eine metrische Inschrift handelt, wobei pro Zeile je zwei
Verse angeordnet sind. Dadurch umfasst das Epigramm acht Verse; vereinzelt sind Punkte, wel-
che die Binnenschlüsse markieren, zu erkennen.
Eine Datierung dieser Inschrift – ebenso wie jener (ĺ Nr. GR41) auf dem Türsturz des west-
lichen Eingangs – in das 11. Jahrhundert ist sehr wahrscheinlich.
Der Epigrammtext kann folgendermaßen wiedergegeben werden:

[…… ­9/.Ą]:26: ­:A.Ľ5. =Ħ? A6? 9Ā88F:


ßĉ: 9ā 1Ć8<? ­: 7.>1ĄĤ […]C[……]
9ā ­9/.6]:ĀAF Ań ­:1<AĀ>Ł DĊ>Ł
7(.ă) [……]? =þ@.? Aį à2>ħ A>.=Ā[3Ĭ]
5 .[……]? :F5>Ń? AŃ: 52ĄF: 9B@A4>ĄF:
@Ċ9.A<? $(>6@A<)Ľ 7.ă .á9.A<? A69Ą<B
è 0ý> ­@5ĄF: 7.ă =Ą:F: :.;ĄF?
7>Ą9. ®.BAń ­@5Ą26 A2 7.ă =Ą:26.
——–

—————–
434
Vgl. VASSIS, Initia 337f.; VASSIS, Initia Supplementum I 232.
435
Zum Codex JAMES, Western Mss in the Library of Trinity College I 237–239.
436
JAMES, Western Mss in the Library of Trinity College I 238; EHRHARD, Überlieferung II 547, Anm. 5.
437
Vgl. EHRHARD, Überlieferung II 535, Anm. 2.
438
Zum Codex Catalogue of Additions to the Manuscripts in the British Museum in the Years MDCCCC–
MDCCCCV. London 1907 (Reprint 1969), 165f.
439
Vgl. EHRHARD, Überlieferung II 535, Anm. 2.
440
Zur Person CHATZEANTONIOU, 4A>Ć=<84 2@@.8<:Ą74? 290 (Nr. 38)
204 Griechenland (Nr. GR42)

1 cf. v. 1 epigramm. in tegimento sarcophagi in museo archaeologico in urbe Adana (ĺ no. TR1):
ĩ:A.Ľ5. =Ħ? A6? ê? Ÿ<:> ę @Aý? 2ß=þAF. 7–8 cf. 1 Cor. 11,29: è 0ý> ­@5ĄF: 7.ă =Ą:F: 7>Ą9. ®.BAń ­@5Ą26
7.ă =Ą:26 9ā 16.7>Ą:F: Aą @Ń9.; cf. etiam e.g. Basil. Caes., PG 31,740A.441
——–
1 […… ­9/.Ą]:26: scripsi et supplevi: [– –]  Papazotos. 9Ā88(F): scripsit Demitsas:  inscr.
2 ßĊ: (in fine versus 1 apud alios) scripsit Papazotos (in app.):  inscr., ß(Ā:.6) Demitsas. 3 [9ā
­9/.6]:ĀAF dubitanter supplevi (cf. comment.): ­9/](.6):ĀAF Demitsas, [9ā =></.6]:ĀAF Papazotos.
­:1<AĀ>F Demitsas. (D)(Ċ)>Ł scripsit Demitsas: $& inscr. 4 [……]? =þ@.? dubitanter scripsi (cf.
comment.): CCC vel CCC inscr., CȆǹCC Delacoulonche, Demitsas (= =Ħ?
=þ@.?), &CC (==.>6Ċ@.?) Papazotos. [à]2>ħ Demitsas. A>.[=]Ā3[Ĭ] supplevit Demitsas. 5
:(F)5>Ń? scripsit Demitsas: &C inscr. 52ĄF: scripsit Papazotos (in app.): & inscr., 5[2]ĄF: De-
mitsas. 6 $(>6@A<)Ľ: [š4]@[<Ľ] $[>6@A<Ľ] Demitsas. 7 ­@5Ą(F): scripsit Demitsas: C inscr. =Ą:(F):
scripsit Demitsas:  inscr.

…… jeder, der im Begriff ist, hier einzutreten


, soll, wenn er kommt, keine List im Herzen ……………,
soll nicht eintreten in den inneren Raum
und …… alle am heiligen Tisch
5 ……… gleichgültig hinsichtlich der göttlichen Geheimnisse
des ehrwürdigen Leibes und Blutes Christi.
Denn wer unwürdig isst und trinkt,
isst und trinkt sich das Gericht.
Text: DELACOULONCHE, Mémoire 269 (Nr. 89 [Schriftskizze]).– DEMITSAS, .721<:Ą. 85 (Nr. 106 [mit Schrifts-
kizze]).– PAPAZOTOS, Ā><6. 90, 91 (Abb. 2 [Schriftskizze]).

Abb.: XXI–XXII

Dem nur bruchstückhaft erfassbaren Inhalt nach zu schließen, könnte die Inschrift im Altar-
bereich beim Eingang in das Allerheiligste angebracht gewesen sein.442 In den Versen 1–2 wird
wahrscheinlich grundsätzlich festgehalten, dass man nur ohne List und mit reinem Herzen über-
haupt in die Kirche kommen darf. In den Versen 3ff. dürfte das Verbot, das Allerheiligste der
Kirche zu betreten, gemeint sein. Die Verse 6 und 7–8 beziehen sich unter Anspielung auf ein
Zitat aus dem ersten Paulus-Brief an die Korinther (vgl. Testimonienapparat) auf die Eucharistie
und die Gabe der Kommunion, an der man ebenfalls nur frei von Sünde teilnehmen darf: Wer
unwürdig isst und trinkt, isst und trinkt sich die Strafe beim Jüngsten Gericht herbei. Die Datie-
rung der Inschrift in das 11. Jahrhundert ist auch durch den Vers 1 ähnlichen Beginn des eben-
falls aus diesem Jahrhundert stammenden Epigramms (ĺ Nr. TR1) auf dem Sarkophagdeckel
von Adana argumentierbar.
Das ursprüngliche Epigramm bestand – wie bereits oben festgehalten – aus acht byzantini-
schen Zwölfsilbern. Während die Binnenschlüsse (ausnahmslos B5) korrekt gesetzt sind, sind
die Verse aufgrund zahlreicher Verstöße als prosodielos zu bezeichnen. Zu notieren sind auch
die zahlreichen Hiate. Die Form der Buchstaben und die orthographischen „Fehler“ bezeichnete
Demitsas – für heutige Begriffe unrechtmäßig – als „Beispiele des Verfalls der Sprache in jener
Epoche“.443
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die noch entzifferbaren Buchstaben  am
Beginn von Vers 1 dürften zu einem auf -ǺǹǿȃǾȃ (= -/.Ą:26:) auslautenden Infinitiv eines
Verbums gehören, der sowohl grammatikalisch als auch inhaltlich gut passen würde. Das Parti-
zip ßĊ: ist an den Beginn von Vers 2 zu setzen, da Vers 1 sonst oxyton enden würde. Außerdem
ist am Beginn von Vers 1 so viel ausgefallen, dass dort nicht nur zwei, sondern vier Silben Platz
haben. Die von Papazotos am Beginn von Vers 3 vorgenommene Ergänzung 9Ă ist plausibel, da
—————–
441
Die weitere bei DEMITSAS, .721<:Ą. 85 angeführte, ähnlich lautende Stelle aus Basileios (ohne Angabe der
Quelle) konnte nicht verifiziert werden.
442
Ob in der Kirche Palaia Metropolis oder in einer anderen Kirche (in Beroia ?), konnte noch nicht festgestellt
werden. Für Hinweise danke ich Giorgos Skiadareses (114 C<>2Ą. B3.:A6:Ċ: >D.6<AĂAF:, Ā><6.).
443
DEMITSAS, .721<:Ą. 85.
Griechenland (Nr. GR42–GR43) 205

im Vers ein Verbot erwartet wird; darüberhinaus fügt sich dieses 9Ă gut an das 9Ă in Vers 2. Zu
Ań ­:1<AĀ>Ł DĊ>Ł passt allerdings das bereits von Demitsas vorgeschlagene Verbum ­9/.Ą:F
besser als das von Papazotos konjizierte =></.Ą:F. Vielleicht sind aber die noch vorhandenen
Buchstaben am Beginn des Verses anders zu entziffern: Diese könnten nämlich auch als
C!& gelesen werden, wohinter sich ein auf -:4@A<? endendes Adjektiv, z.B. 2Ą9:4@A<?
oder ;6Ć9:4@A<?, verbergen könnte. Wirklich große Schwierigkeit bereitet das zweite Wort von
Vers 4, das in der Schriftskizze von Delacoulonche und Demitsas als ȆǹǿCȆǹCǹC und jener
von Papazotos als ȆȁȇǿȍCǹC zu lesen ist; betrachtet man den inschriftlichen Befund genauer,
sieht man aber, dass der erste Buchstabe eindeutig ein My ist. Da das wahrscheinlich inschrift-
lich überlieferte ȂǹǿC oder ȂǹȇǿC444 keinen Sinn ergibt, ist in der Edition eine Lücke anzu-
zeigen. Aufgrund des Textverlustes am Beginn ist auch nicht klar, was durch :F5>Ń? in Vers 5
ausgedrückt werden soll.

(*)(Fragment einer) Steinplatte (verloren ?), 14. Jh.: Kirche Palaia Metropolis
Nr. GR43) Das 1981 der 11. Ephorie für byzantinische Altertümer (114 C<>2Ą. B3.:A6:Ċ:
>D.6<AĂAF:) übergebene Steinfragment wurde zwischenzeitlich in der Kirche Palaia Metropo-
lis aufbewahrt. Papazotos konnte jedoch nur mehr einen Teil davon sehen, den er vor der Kirche
fand; heute sind alle Teile verschollen. Auf der von der Ephorie angefertigten Abbildung er-
kennt man am oberen Rand des Steinfragments ein Ornamentband; darunter befindet sich eine
über zehn Zeilen laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift. Papazotos erkannte richtig, dass die
Inschrift im Versmaß abgefasst ist, da die noch erhaltenen Versenden durch Punkte bzw. kom-
maähnliche Zeichen markiert sind. Da die Buchstaben eng geschrieben und zahlreiche Kürzun-
gen, Ligaturen und übereinander gestellte Buchstaben zu erkennen sind, kann man davon aus-
gehen, dass die Steinplatte eher schmal gewesen sein dürfte. Dies fügt sich auch zum Inhalt der
Inschrift, der darauf hindeutet, dass es sich um ein Grabepigramm gehandelt haben dürfte.
Wenn man davon ausgeht, dass ursprünglich pro Zeile ca. eineinhalb bis zwei Verse angebracht
waren, so kommt man auf eine ursprüngliche Länge von zumindest 19 Versen.445 Paläogra-
phisch auffallend ist das relativ kleine Alpha, das oberhalb des Ypsilon von .íAĮ? (Vers 4) in
den Stein geritzt ist. Allem Anschein nach wurde dieses ursprünglich vergessen und nachträg-
lich angebracht.
Der Epigramminhalt selbst bietet keine Hinweise zur Datierung. Papazotos datiert die In-
schrift an den Beginn des 14. Jahrhunderts,446 was durchaus plausibel erscheint: Der Duktus der
Schrift erinnert an die Form der Buchstaben des sicher in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts
zu datierenden Epigramms (ĺ Nr. GR45) auf den drei Marmorfragmenten, die in der Sylloge
glypton der Stadt aufbewahrt werden.
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

[…………………………]þAF:
­=2ă 1ÿ 8.5ĉ: 2ß[………………
……………………………….]
7.ă :Ľ: î=ĩ .íAĮ? è D>B@<[Ľ? …………
5 ……………………………].
7.ă =>ą(?) Aą @B9/ý: ¾@ĈDĬ […………
………………………………
………<]? 7Ā79472: ­7 AŃ: =>.7A[ĀF:
……………………………….
10 ……]2: ­7 92Ą>.7<(?) 2í5ć? =>2@/[ĈA4?

—————–
444
An die rechte Schräghaste des Alpha ist eine kleine Schlaufe angefügt, die vielleicht als Ansatz des Buchstabens
Rho zu deuten ist.
445
18 Verse bei PAPAZOTOS, Ā><6. 99.
446
PAPAZOTOS, Ā><6. 99.
206 Griechenland (Nr. GR43)

……………………………….
…………………]4? Ý: ­7AĆ=F?
ö? AŃ: î[………………………
……] =>ą? :5Ā>67.? î0><ć? ­@7[……
15 …………………]>ą: î=Ć12609.
=.>Į: Ań $>[6@Ań …………………
…………… <í]1ÿ: .íAą: è D>Ć:<(?)
ö? A[……………………………
… A]<ĵ? :Ć9<6? =>Ā=<B[@………………].
——
6 cf. Muson. Ruf. (s. I) 10,25sq. (LUTZ, New Haven 1947) (de Socrate): =>ĥF? 1ÿ 7.ă ¾@JDF? <ã@26 Aą
@B9/þ: …
——
4 D>B@<Ľ[? Papazotos. 6 ¾@ĈDĬ scripsi: ¾ 2íDā Papazotos. 8 =>.7A[ĀF:] supplevit Papazotos. 10
=>2@/[ĈA4?] supplevit Papazotos. 14 [……] =>ą?: _ _].=>ą? Papazotos. :5Ā>67.? scripsi:
"C inscr., :5Ā>B7.? Papazotos. 16 $>6[@Ań_ Papazotos: $[… inscr. ? 19 [A]<ĵ? supplevit
Papazotos. =>Ā=<B[@.:_ _ Papazotos.

………………………………
nachdem er aber verborgen …………………
………………………………
und nun von dieser der goldene …………
5 ………………………
und im Hinblick auf das Geschehen mit stiller …………
………………………………
……… er ist ermüdet durch (seine) Verpflichtungen,
………………………………
10 …… vom jungen Mann sofort Greis
………………………………
…………………… war er außerordentlich,
wie der …………………………
…… zu den feuchten Halmen ………
15 …………………… Beispiel
er war bei Christus…….
…………… nichts ihn die Zeit,
wie……………………………
… den Gesetzen entsprechend ………………
Text: PAPAZOTOS, Ā><6. 99 (Nr. 14), 100 (Abb. 14).

Abb.: 16

Wie bereits oben erwähnt, dürfte es sich um ein Grabepigramm handeln; der Stein könnte
somit das Fragment einer Grabplatte darstellen. Auf die Funktion einer Grabinschrift weisen
besonders die Verse 8 und 10 hin, auch der Chronos-Aspekt (Vers 17) kommt in ähnlichen In-
schriften immer wieder vor.447 Über den Verstorbenen ist in den erhaltenen Teilen des Epi-
gramms leider nichts zu erfahren, es dürfte sich aber um eine höher gestellte Persönlichkeit
gehandelt haben, sonst wäre er kaum mit einer Inschrift im Versmaß gewürdigt worden.
Den vorhandenen Resten des Epigramms nach zu schließen sind die Zwölfsilber als proso-
disch einzustufen. Es liegt nur ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie vor, nämlich die lange
vorletzte Silbe von Vers 15. Dass der Vers auch proparoxyton endet, macht die Stelle noch ver-

—————–
447
Vgl. z.B. Vers 1 des Epigramms (ĺ Nr. GR37) auf der Grabplatte im Kloster der Theotokos Barnakobas bei
Naupaktos.
Griechenland (Nr. GR43–GR44) 207

dächtiger.448 Andererseits dürfte durch den auf das Wort folgenden Punkt in der Inschrift das
Versende angezeigt sein. Die Binnenschlüsse, soweit diese vorhanden sind, sind allesamt kor-
rekt gesetzt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Papazotos’ Lesung ¾ 2íDā in Vers 6 ist aus zwei
Gründen zu verwerfen: Zum einen entstünde dadurch ein Hiat, der angesichts der guten Qualität
des Restes sehr unwahrscheinlich wäre. Zum anderen spricht der paläographische Befund gegen
Papazotos’ Lesung: Der zweite Buchstabe ist eindeutig ein Sigma und kein Epsilon. Welches
Vorbild sich hinter der Formulierung =>ą? :5Ā>67.? î0><ć? (Vers 14) im Zusammenhang mit
einer Grabinschrift verbirgt, konnte nicht eruiert werden. Vielleicht steht ein bislang unbekann-
tes Sprichwort dahinter.

(Fragment einer) Grabplatte (25 × 11 cm), 14. Jh.: Palia Lutra (Sylloge glypton)
Nr. GR44) Papazotos identifizierte das in der Sammlung vorgefundene Steinfragment als
Teil der oberen Begrenzung einer Grabplatte.449 Das Fragment ist auch von einer akzentuierten
Majuskel-Inschrift bedeckt, die nach Papazotos zu einem längeren Epigramm gehört haben
dürfte.450 Wieviele Verse dieses ursprünglich umfasste, ist nicht feststellbar. Es ist aber gut
möglich, dass es ursprünglich ungefähr gleich lang war (d.h. ca. 15–20 Verse) wie jene Epi-
gramme, die auf anderen Grabplatten aus Beroia angebracht waren. Der Epigrammtext muss
sich, den vorhandenen Inschriftenresten nach zu schließen, ursprünglich zumindest über zwei
Zeilen erstreckt haben.
Die von Papazotos vorgenommene Datierung des Fragments an den Beginn des 14. Jahrhun-
derts ist plausibel, zumal etwa auch die paläographisch ähnliche Inschrift des Epigramms (ĺ
Nr. GR40) auf den heute im Depot des Byzantino Museio von Beroia aufbewahrten Sarkophag-
fragmenten an den Beginn des 14. Jahrhunderts zu datieren ist.451
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:


[…………] Aą =þ5<? ­7C>þ@26 8Ć0<?
=>[………………………………]

Ań à2>ń @B:2@A[………………]


………… Wort wird das Leid beschreiben
………………………………

dem heiligen ……………………

Text: PAPAZOTOS, Ā><6. 100 (Nr. 15 [mit Schriftskizze]).

Es ist gut möglich, dass sich im ersten teilweise erhaltenen Vers eine (rhetorische) Frage
verbirgt, etwa in der Form „Welches Wort wird das Leiden (hervorgerufen durch den Tod des
Bestatteten) beschreiben?“ Eine Parallele bei dem etwa zeitgleichen Manuel Philes verstärkt
diese Deutung: !ý =>I? 92 @<Ľ 0ý> A,? =<A’ ­7C>)@26 8I0<?, | û 7I@92 8.9=>ÿ AŃ: ­9Ń: D5ÿ?
­8=,1F:;452
—————–
448
Alternativ könnte daran gedacht werden, ……]>ą: î=Ć12609. als die erste Hälfte eines Zwölfsilbers mit B7 zu
identifizieren, wobei der auf î=Ć12609. folgende Punkt den Binnenschluss markieren würde.
449
PAPAZOTOS, Ā><6. 100.
450
PAPAZOTOS, Ā><6. 100.
451
Siehe oben S. 199.
452
Man. Phil. carm. I 322 (CXXX 47–48 MILLER).
208 Griechenland (Nr. GR44–GR45)

Den vorhandenen Resten nach zu schließen, handelte es sich um ein aus prosodischen
Zwölfsilbern bestehendes Epigramm.

Drei Fragmente (32 × 43 cm, 38 × 40 cm, 50 × 16 cm) einer Grabplatte, 14. Jh.: Palia
Lutra (Sylloge glypton)
Nr. GR45) In die drei nach Papazotos zusammengehörenden Fragmente ist jeweils eine ak-
zentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Auf dem ersten Fragment, das wiederum in zwei Teile
zerbrochen ist, aber gut zusammengefügt werden kann, und dem zweiten Fragment sind je fünf
Zeilen Text zu erkennen, auf dem dritten Fragment zwei Zeilen. Da die letzte Zeile auf dem
dritten Fragment – unter Ergänzung eines einzelnen Buchstabens am Beginn – einen byzantini-
schen Fünfzehnsilber bildet, ging Papazotos davon aus, dass ursprünglich die gesamte Inschrift
als ein aus Fünfzehnsilbern zusammengesetztes Epigramm konzipiert war.453 Andere Teile der
Inschrift sind allerdings zu sehr fragmentiert, um diese Behauptung zu verifizieren. An drei
Stellen könnten Versenden markiert sein, nämlich nach den auf dem zweiten Fragment einge-
ritzten Wörtern 2í02:Ą(.?) und @B3Ĉ0<B, vielleicht auch nach dem auf dem ersten Fragment an-
gebrachten 9Ā0(.?). Möglich wäre es aber auch, dass die Inschrift eigentlich aus Zwölfsilbern
bestand, an einigen Stellen aber von Fünfzehnsilbern durchbrochen war. Dafür gibt es Parallel-
beispiele, nämlich das gemalte Grabepigramm des Demetrios Phatmeris in der Kirche Sveti
Pantelejmon (auch Stari Sveti Kliment) (a. 1321/22) in Ohrid454 und das gemalte Epigramm (a.
1503) an der Decke des Bema der Enkleistra des heiligen Neophytos bei Paphos.455
Eine Datierung der Inschrift in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts ist sehr wahrscheinlich,
da es paläographische Ähnlichkeiten zu den ebenfalls nur unvollständig erhaltenen Epigrammen
Nr. GR44 und Nr. GR46 gibt. Auch noch zu erörternde inhaltliche Belange dürften für diese
Datierung sprechen.
Unter der Annahme, dass ursprünglich das gesamte Epigramm in (vielleicht elf ?) Fünfzehn-
silbern abgefasst war, können die Inschriftenreste folgendermaßen präsentiert werden:

[…… 2ß]? Aā: 8.9=>ĆA4A. AŃ: @A2[……] 12@9[……


…………………………………] 9Ā0(.?),
è 5.B9.@AĆ?, è C</2>[Ć?], è <Ĉ7.? è î=Ā>8.9=[><?
………………………………………]
5 3<C2>ý: 2ß? 0Į: Aā: =[……] 7þ88<? 2í02:Ą.?
2ß? [……]4: 9.>.Ą:26 A[…………] AĮ? @B3Ĉ0<B
7(.ă) A<Ľ 0.9[/><Ľ ……………………………
……………………]26 7.8F[…………]
À: =2[…………………………
10 ………………………………………
½]9.Ĉ>F@2 A<ć? 78Ċ:<B? @<B, ­;Ă>2B@2 Aý CĈ8<8>..
——
5 cf. Ioan. Dam., PG 96,28ǹ (de inferis): 0Į @7<A26:ā 7.ă 3<C2>ý, 0Į @7IA<B? .ßF:,<B, <ô <í7 ±@A6
C*00<?, <í1ÿ è>ħ: 3Fā: /><AŃ:.
——
1 [2ß]? supplevi. 3 C</2>[Ć?] supplevit Papazotos. î=Ā>8.9=[><?] supplevit Papazotos. 5 [Aą] 7þ88<? Pa-
pazotos. 7 0.9[/><Ľ] supplevit Papazotos. 11 [½]9.Ĉ>F@2 supplevit Papazotos. 78Ċ:<B? scripsi:
"C inscr. CB8(8). supplevit Papazotos.

…… auf den Glanz der ………………


………………………………… große,
der wunderbare, der Ehrfurcht erregende, überaus strahlende Dukas

—————–
453
PAPAZOTOS, Ā><6. 104.
454
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 24.
455
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 242.
Griechenland (Nr. GR45) 209

………………………………………
5 in die dunkle Erde …… Schönheit der edlen Abkunft
in ……… schwindet ………… der Ehefrau
und des Schwagers ……………………………
………………………………………
die ……………………………………
10 ………………………………………
er machte deine Zweige schwarz, er machte die Blätter rot.
Text: PAPAZOTOS, Ā><6. 104 (Nr. 21), 105 (Schriftskizze).

Lit.: BOMPAIRE, Actes de Vatopédi I 348.

Trotz der vielen Lücken im Text und trotz der Unsicherheit bei der Textkonstitution dürfte
feststehen, dass es sich um ein Grabepigramm handelt. Dafür sprechen einige Signalwörter bzw.
einschlägige Formulierungen, so 3<C2>ý: 2ß? 0Į: (Vers 5), 9.>.Ą:26 (Vers 6) und der vollständig
überlieferte Vers 11. Während der Verstorbene der in Vers 3 erwähnte Dukas sein dürfte, der
edler Abstammung ist (Vers 5), bezieht sich der letzte Vers wohl auf seine „Sprösslinge“
(78Ċ:<B?). Papazotos vermutete, dass sich hinter dem „überaus strahlenden“ Dukas der in einem
Gedicht aus Zwölfsilbern des Manuel Philes belegte Angelos Dukas Sarantenos verbirgt, von
dem man weiß, dass er zusammen mit seiner Gattin nach dem Tod ihrer acht Kinder ein (nicht
bekanntes) Kloster gründete.456 Aus anderen Quellen ist bekannt, dass ein Theodoros Sarantenos
vor Juni 1324 in Beroia eine dem Johannes Prodromos geweihte Kirche AĮ? ĀA>.? gründete,
um die herum kurz danach ein (heute nicht mehr erhaltenes) Kloster entstand.457 Während im
PLP die beiden Personen getrennt angeführt werden,458 ging Papazotos davon aus, dass es sich
um ein und dieselbe Person handelt.459 Für die Gleichsetzung spricht die Persönlichkeit des
Manuel Philes und dessen handschriftlich überliefertes Grabepigramm auf Sarantenos: Philes
bzw. sein Kreis kann nämlich in einigen Fällen als Verfasser von in Beroia überlieferten (Grab)-
epigrammen auf hohe lokale Persönlichkeiten der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts identifiziert
werden.460
Die in Vers 6 erwähnte Ehefrau dürfte Eudokia Angelina Komnene Dukaina sein,461 die vom
Tod ihres Ehemannes stark betroffen war (Vers 6: 9.>.Ą:26). Diese war wiederum die Tochter
des Athanasios Sultanos, der als Grundbesitzer bei Beroia vor 1324 gestorben sein soll.462 Wer
mit dem 0.9/>Ć? in Vers 7 gemeint ist, kann nicht eruiert werden; so ist etwa ein Bruder seiner
Frau nicht bekannt. Da Sarantenos im Jahr 1330 gestorben sein soll,463 wird man auch die vor-
liegende Inschrift in dieses Jahr datieren müssen, wenn man die beiden oben genannten Perso-
nen tatsächlich als eine einzige auffasst.
Wie bereits erwähnt, kann nicht festgestellt werden, ob ursprünglich die gesamte Inschrift in
Fünfzehnsilbern abgefasst war. Der vollständig überlieferte Vers 11 ist ein einwandfrei gebilde-
ter politischer Vers, der auch mit einem korrekten Binnenschluss B8 (mit proparoxytoner Ak-
zentuierung) versehen ist. Die Verwendung des Fünfzehnsilbers ist kein Argument, das Epi-
gramm Manuel Philes oder seinem Umfeld abzusprechen, da von ersterem zahlreiche Gedichte
im politischen Vers bekannt sind.464

—————–
456
Man. Phil. carm. I 247–249 (LXXV MILLER).
457
Vgl. PAPAZOTOS, Ā><6. 104f. Ich danke Victoria Bulgakova, die mir freundlicherweise unveröffentlichte ein-
schlägige Bemerkungen von Hans-Veit Beyer (†) zukommen ließ.
458
PLP # 24898 (fehlerhaft), # 24906 (fehlerhaft).
459
Vgl. aber BOMPAIRE, Actes de Vatopédi I 348.
460
Siehe unten S. 216.
461
Zur Person PLP # 151.
462
Zur Person PLP # 26337 (auch hier beziehe ich mich auf unveröffentlichte Bemerkungen von Hans-Veit Beyer, s.
Anm. 457).
463
Vgl. PLP # 24906.
464
Zum Fünfzehnsilber bei Philes vgl. STICKLER, Manuel Philes 156–167 (speziell zur Psalmenmetaphrase).
210 Griechenland (Nr. GR45–GR46)

Weitere Bemerkungen zum Text: Das Nomen 78Ń:<? in Vers 11 ist vor allem in byzantini-
scher Zeit belegt und begegnet in vielen volkssprachlichen Texten;465 Philes allerdings verwen-
det ausschließlich das zugrunde liegende altgriechische 78Ċ:.466 Die Aoristform ­;Ă>2B@2
stammt von ­;2>2Ĉ5F, das bislang in den Lexika nicht belegt ist.467 Es passt inhaltlich gut zu
9.B>ĆF am Beginn des Verses: Die schwarzen Äste weisen darauf hin, dass diese kein Leben
mehr in sich tragen, die roten Blätter sind ein Hinweis auf das sich rot verfärbende Laub im
Herbst, das kurz danach zu Boden fällt.

(Drei Fragmente einer) Grabplatte (43 × 25 cm, 22 × 17 cm, 30 × 20 cm), 14. Jh.: Palia
Lutra (Sylloge glypton)
Nr. GR46) Die drei Marmorfragmente, von denen zwei in der heute nicht mehr vorhandenen
KazakcÕ / KazancÕ Camii gefunden wurden, sind von den Resten einer offensichtlich längeren
akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt. Dass die drei Fragmente – u.a. aufgrund des Duktus
der Inschrift – zusammengehören, wurde bereits festgestellt, ebenso wie die Tatsache, dass die
noch vorhandenen Teile der Inschrift ein Epigramm bilden. Folgt man Papazotos’ durchaus
glaubwürdiger Rekonstruktion der Anordnung der drei Fragmente,468 dann dürfte das Epigramm
ursprünglich aus mindestens 24 Versen bestanden haben, wobei pro Zeile jeweils drei Verse
angeordnet gewesen sein dürften.469 Die Versenden sind durch Punkte gekennzeichnet.
Glaubwürdig ist auch die von Papazotos vorgenommene Datierung des Epigramms an den
Beginn des 14. Jahrhunderts, wenngleich der zeitliche Rahmen etwas weiter gefasst werden
sollte (erste Hälfte 14. Jahrhundert). Dafür sprechen nicht nur paläographische Charakteristika
(Ligaturen, übereinander geschriebene Buchstaben, vereinzelte an die Minuskel angelehnte
Buchstabenformen), sondern auch inhaltliche Gründe, da Vers 10470 auch in einem Grabgedicht
des Manuel Philes zu finden ist.471
Der fragmentierte Epigrammtext lässt sich folgendermaßen zusammenstellen:

………………………………
………………………………
………………………………
9F7Ċ92:<(:) 1ÿ Aą: =.8Ą9/<8<: /Ą<:
5 7.㠝[………………] Aą: =2:[……
………………………………
7.ă =]þ:A. @29:Ń? î=<52ă? 7.ă @FC>Ć:F?
Aą 0ý> AĀ8<(?) =><[………]Ă@.? D>Ć:<?
Û862 7[.ă 0Į …………………
10 =Į8]52 0B9:ą? AĮ? î=<@=Ċ@4? ï84?
¡88<6? 1ÿ =.>2ĵ[……………]9þAF:
=8ā: A<ĽA< [………………………
…………] @AĀ:.32 7.ă =Ā:5(26) /8Ā=F:
A<Ľ 0ý> =Ā[:5<B? …………] ¡88F[:] =8Ā<:
15 7.ă [……] A<Ľ 12Ľ>< [………………
………………………………
……………………] 7.ă Aą: /Ą<:

—————–
465
Vgl. LBG, Kr, TLG.
466
Vgl. TLG.
467
Vier Belege im TLG (Stand April 2013).
468
PAPAZOTOS, Ā><6. 99. Eine gewisse Unsicherheit besteht bei der Platzierung des dritten Fragments (= Verse
14ff.).
469
Manche auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken Seite angebrachten Verse könnten auch schon am Ende der
vorangegangenen Zeile begonnen haben.
470
Vers 7 (falso 5) bei Papazotos.
471
PAPAZOTOS, Ā><6. 98.
Griechenland (Nr. GR46) 211

7[………………………………
………………………………
20 …………………………]ĆA4?
………………………………
………………………………
………………………………]
7.ă [……………………………].
———
4 cf. e.g. Man. Phil. carm. 94,6 (p. 136 MARTINI): 1267:ć? 7.88Į Aą: =.8Ą9/<8<: /Ą<:. 7 cf. Ioan. Dam.
V 391,7 (KOTTER) (de proph. Anna [cf. Lc. 2,36sq.]): Aý 1ĩ ¡88. =þ:A. @29:Ń? 7.ă @<C>Ć:F? /6Ċ@.@..
10 = Man. Phil. carm. 96,89 (p. 140 MARTINI); I 279 (XCVII 19 MILLER). 13 cf. Man. Phil. carm. 7,63sq.
(p. 17 MARTINI): @ć 1ÿ /8Ā=F: @AĀ:.32 7.ă 5.Ĉ9.3Ā 9<6 | Aā: A<Ľ 0Ā:<B? ¡:.@@.: … 14 ¡88F[:] =8Ā<::
frequenter in fine versuum Man. Phil., e.g. Man. Phil. carm. I 148 (I 110 MILLER), 158 (I 319 MILLER),
etc.
———
4 /Ą<[: Orlandos. 5 Aą: =2:[5<Ľ:A. _ _ Papazotos. 7 [7.ă =]þ:A. supplevit Papazotos. @ć =<52ĵ? 7.ă
@FC>Ć[: Orlandos. 9 Û862 7[.ă 0Į] supplevi (cf. Man. Phil. carm. I 42 [XCI 58 MILLER] etc.): Ŕ862 78[.ĵ2
_ _ _ _ _ _ _ Papazotos. 10 [=Į8]52 supplevit Papazotos secundum Man. Phil. carm. I 279 (XCVII 19
MILLER). 11 =.>2ĵ[D2 _ _ _ _ _ _ Papazotos. 13 7].6 Orlandos. /8Ā=[F: Orlandos, 14 =Ā[:5<B?] supplevit
Papazotos. ¡88F[:] supplevi: ¡88Ł Papazotos. 18 7[.ă _ _ Papazotos. 20 _ _ _ _ _ _ _ _ _] 76ĆA4? Papazo-
tos.

………………………………
………………………………
………………………………
den, der das unbeständige Leben verspottet,
5 und ………………… den ………
………………………………
und der, der alles respektvoll und besonnen unterordnet,
nämlich das Ende ……………… Zeit.
Sonne und Erde …………………
10 er ging nackt von dannen, da sich die Materie zurückzog
den anderen aber ………………………
jedoch dieses ………………………
………… stöhne und in Trauer sehend.
Der Trauer nämlich ………… mehr als die anderen
15 und ……… des hier ………………
………………………………
…………………… und das Leben
………………………………
………………………………
20 ………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
und …………………………
Text: A.K. ORLANDOS, 2><Ą.? ­=60>.C.㠝:Ā71<A<6.  2 (1916) 162 (Nr. 29–30) u. Abb. 13–14 (Schriftskiz-
zen).– PAPAZOTOS, Ā><6. 98 (Nr. 13), 99 (Schriftskizze).

Aufgrund der Lücken im Text lässt sich über den Inhalt des Epigramms nicht sehr viel sa-
gen. Es handelt sich, wie bereits erwähnt, um Grabverse. Nach einer auch sonst üblichen Einlei-
tung, in der über die Vergänglichkeit des Lebens gehandelt wird (Vers 4), wird durch den Aus-
ruf Û862 7.ă 0Į (Vers 9) offenbar der Schmerz aufgrund des Todes zum Ausdruck gebracht. In
den Versen 13ff. wird der Betrachter bzw. Besucher des Grabes direkt angesprochen, was fixer
Bestandteil ähnlicher Grabepigramme ist.
212 Griechenland (Nr. GR46–GR47)

Wie bereits oben angemerkt, dürfte das Epigramm ursprünglich aus mindestens 24 Versen
bestanden haben. Soweit die Verse erhalten sind, kann festgestellt werden, dass die Binnen-
schlüsse korrekt gesetzt sind. Auch die Gesetze der Prosodie sind lückenlos eingehalten, was
auf einen gewandten Dichter schließen lässt. Dieser muss aufgrund der angeführten Zitate und
Parallelen aus dem Umfeld des Manuel Philes stammen; der Autor könnte aber auch Philes
selbst gewesen sein.472
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Stimmt die Position von Aą: =2:[……] in Vers 5,
dann ist Papazotos’ Konjektur Aą: =2:[5<Ľ:A.] abzulehnen, da dadurch ein schwerer prosodi-
scher Verstoß (lange vorletzte Silbe) entstünde. Das Verbum î=<@=þF in Vers 10 dürfte hier
intransitiv verwendet werden. Am Ende von Vers 14 ist heute inschriftlich &  zu
erkennen, wobei die Buchstaben Omega und Epsilon in kleinerer Schriftgröße angebracht sind.
Die Silbe  ist oberhalb des Epsilon geschrieben; das Gleiche dürfte für das Ny von ¡88F[:]
gegolten haben, das wahrscheinlich oberhalb des Omega angebracht war. ¡88F[:] =8Ā<: ist
nicht nur aufgrund der Tatsache, dass es bei Manuel Philes an Versenden zuhauf begegnet, dem
von Papazotos in den Text gesetzten ¡88Ł =8Ā<: vorzuziehen, sondern auch deshalb, weil die
Wendung ¡88Ł =8Ā<: keinen Sinn ergibt.

*Steinplatte (verloren), 14. Jh.


Nr. GR47) Delacoulonche berichtet von einer „près de la fontaine“ aufgefundenen, schon in
seiner Zeit nicht vollständig bewahrten und heute gänzlich verlorenen Steinplatte.473 Darauf war
eine über sechs Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift angebracht. Papazo-
tos stellte fest, dass es sich bei dem in continuo geschriebenen Text um Verse handelt, wobei
pro Zeile jeweils ca. knapp drei Verse angebracht gewesen sein müssen, was eine Gesamtzahl
von zumindest 17 Versen ergibt. Auf der Schriftskizze von Delacoulonche ist zu erkennen, dass
das Ende einzelner Verse durch Punkte gekennzeichnet war.
Die von Papazotos474 vorgenommene Datierung in das 14. Jahrhundert scheint plausibel, da
es paläographische Übereinstimmungen mit den Buchstabenformen des Epigramms Nr. GR48
gibt.
Der Epigrammtext ist folgendermaßen wiederzugeben:

[…………… A<ć? AĈ]=<B? Aý? ­9Cþ@26?


¶>9Į? @2 7<@92ĵ 7.ă AĈD4? A(<ĵ?) =Ċ9.@6:
ê? 4ñ[…………………………
AŃ: /].>/þ>F: Cþ8.00.? è=8ĄA4? A>ĀDF:
5 Ģ 7.ă /.@682ć? 2í92[:Ń? …………
…………………]5F: è A<;ĆA4?
7.ă =F8<1.9:2ĵ: 7.ă D.86:<ć? :AĀD26:,
÷@[……………………………
……………] Ý02 @ĊC><:<? /Ą<:
10 D.86:.0F0Ń: AĮ? EBD(Į?) Aý? ­078Ą@26?
7.ă 8.9[…………………………
………………………] 7Ā:4:
Ü5<B? A2 @29:ĆA4A. 7.ă 8Ć0F: Dþ>6:
7.ă =.:A<1.=ą: 2ß [………………
15 …………………]B @=<B1þ@9.A(.)
7.ă @B:.0.02ĵ: 7.ă 7.A.@AĮ@.6 =Ć826?
7[…………………………].
——

—————–
472
Vgl. die ähnlich gelagerten Fälle in den Epigrammen Nr. GR40 u. Nr. GR48.
473
DELACOULONCHE, Mémoire 276.
474
PAPAZOTOS, Ā><6. 97.
Griechenland (Nr. GR47) 213

2 AĈD4? =Ċ9.@6:: cf. Procop. Gaz. ep. 125,9 (GARZYA – LOENERTZ): … 7.ă =>ą? Aą AĮ? AJD4? =Ń9. A<ĵ?
­7 C68<@<C,.? C.>9)7<6? <í =><7.A2,84=A< Aā: EBD+:. 4 cf. Man. Phil. carm. I 165,484–487 (I MILLER):
µ0ĉ 1ÿ 7.ă =Ľ>, 2ß 1<72ĵ, A<ĽA<: 7>,:F | =>ą? /.>/)>F: C)8.00.? ­@72B.@9*:<:· | ç;JA2><: 0ý>
@A>.=Į? ­=6A>*D<: | ö? DI>A<: .íAý? ­7A2A47IA. C8*026. 5 cf. Man. Phil. carm. I 359 (CXCVIII 5 MIL-
LER): ŤA.: /.@682ć? 2í92:Ń? @<6 =><@/8*=Ĭ.
——
1 [A<ć? AĈ]=<B? dubitanter supplevi (cf. Man. Phil. carm. I 75,3sq. [CLXV MILLER]: A<ć? 0ý> AĈ=<B?
8Ĉ@.@. A<Ľ =þ8.6 :Ć9<B | 7.ă Aý? 9B1>ý? 7.ă @76Ċ126? ­9Cþ@26?; I 190,1sq. [V MILLER]: Ü14 76:<Ľ@.
Aý? @76ý? 7.ă A<ć? AĈ=<B? | 7.ă Aý? =2>ă @<Ľ =>ą? Aą 9Ā88<: ­9Cþ@26?): _ _ _ _ _ _] "C Papazotos. 2
¶>9Į? dubitanter scripsi: C Papazotos (sic inscr. ?). @2 7<@92ĵ dubitanter scripsi: ­7Ć@926 Papazotos.
A(<ĵ?) scripsi: ! (?) inscr. =Ċ9.@6: scripsi (sic inscr. ?): &C Papazotos. 3 ê? 4ñ[D2A< _ _ _ _ _ _ _
_ Papazotos. 4 [AŃ: /].>/þ>F: supplevit Papazotos. 5 2í92[:Ń?] supplevit Papazotos. 7 D.86:<ć? du-
bitanter scripsi (cf. D.86:.0F0Ń: v. 10): $C Papazotos (sic inscr. ?), an 7.Ą=2> 7ĄD8.? scriben-
dum ? 8 ÷@[=2> _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Papazotos. 9 @ĊC><:<? scripsit Papazotos: C#C inscr.

…………… die Vorbilder, die Darstellungen.


Hermes schmückt dich auch durch den Trunk des Schicksals,
der ……………………………
durch die Schlachtreihen der Barbaren als Hoplit laufend,
5 dem auch der Kaiser wohlgesinnt …………
…………………… der Bogenschütze
und Fohlen bändigen und Zügel entgegen halten
wie………………………………
…………… er führte das Leben eines Besonnenen,
10 indem er die Neigungen der Seele zügelte
und ……………………………
……………………… leeren
und Lauterkeit des Charakters und Anmut der Worte
und allerlei, wenn ………………
15 …………………… Beschäftigungen
und zusammenführen und Städte errichten
………………………………
Text: DELACOULONCHE, Mémoire 276 (Nr. 92b [Schriftskizze]).– DEMITSAS, .721<:Ą. 89 (Nr. 118
[Schriftsizze]).– PAPAZOTOS, Ā><6. 97f. (Nr. 12 [mit Schriftskizze]).

Das Epigramm ist nicht nur aufgrund der zahlreichen Textlücken schwer zu verstehen: Es
dürfte sich angesichts der Verse 4 und 6 um eine Grabinschrift auf einen hohen Militär han-
deln,475 dem auch der Kaiser wohlgesinnt war (Vers 5). Vers 7 weist offenbar auf einen geübten
Umgang mit Pferden hin.476 Das Halten der Zügel wird auch metaphorisch verwendet: In Vers
10 wird darauf hingewiesen, dass er auch die „Neigungen der Seele“, womit wohl seine Leiden-
schaften gemeint sind, zu zügeln vermag. Dass der im Epigramm Gefeierte bereits tot war, be-
weist auch die Formulierung Ý02 @ĊC><:<? /Ą<:. Einen Hinweis auf den Tod könnte auch
¶>9Į? in Vers 2 darstellen, wenn das Wort so richtig gedeutet wurde. Immerhin galt Hermes in
der griechischen Mythologie auch als jener Gott, der die Seelen der Verstorbenen in die Unter-
welt geleitete. Bei AĈD4? A(<ĵ?) =Ċ9.@6: könnte es sich um eine Anspielung auf den Lethe-Fluss
handeln, aus dem die Verstorbenen, um ihre Erinnerungen zu vergessen, trinken mussten. Da es
bei einigen Formulierungen im Epigramm gewisse Parallelen und Übereinstimmungen zum
Werk des Manuel Philes gibt (vgl. Testimonien- und textkritischen Apparat) – wie dies auch bei
den ebenfalls in Beroia aufgefundenen Epigrammen Nr. GR40, Nr. GR46 und Nr. GR48 der
Fall ist –, werden die Verse wohl tatsächlich in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren
—————–
475
Zu vergleichen etwa mit dem (gemalten) Grabepigramm auf Demetrios in der Kirche Sveti Pantelejmon (a.
1321/22) in Ohrid, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 24.
476
Zum Vergleich heranzuziehen ist das Epigramm (12./13. Jh.) des á==F: 72@AĂ> Nikephoros in der zypriotischen
Kirche Panagia Phorbiotissa (Asinu), ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 232.
214 Griechenland (Nr. GR47–GR48)

sein. Somit wird sich hinter dem /.@682Ĉ? in Vers 5 entweder Andronikos II. oder Andronikos
III. verbergen.
Trotz der zahlreichen Lücken im Epigrammtext ist feststellbar, dass es sich um prosodische
Zwölfsilber mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen – B7 ist nur in den Versen 4 und 13 fest-
stellbar – handelt. Festzuhalten ist allerdings das jeweils proparoxytone Versende in den Versen
2 und 15.477 Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das in Vers 7 in den Schriftskizzen zu
entziffernde ȆȇǹǿȋȁǹC ergibt keinen Sinn. In inhaltlicher Abstimmung mit dem Infinitiv
=F8<1.9:2ĵ: in der ersten Vershälfte war daher an D.86:<Ĉ? zu denken, dessen Wortstamm auch
am Beginn von Vers 10 verwendet wird.

*Steinplatte (verloren), 14. Jh.


Nr. GR48) Delacoulonche ist die Skizze einer Steinplatte zu verdanken, die eine über sieben
Zeilen laufende Inschrift trägt. Die in ein türkisches Haus eingemauerte Steinplatte war aber
schon im 19. Jahrhundert nicht mehr vollständig erhalten. Sie wird in diesem Zustand wohl
auch schon in das Haus eingemauert worden sein. Papadopoulos-Kerameus war der erste, der
erkannte, dass die darauf angebrachte, teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift metrisch ist.
Dies ist klar dokumentiert durch den ersten Vers, der als einziger vollständig erhalten ist. Pa-
padopoulos-Kerameus und später auch Papazotos waren völlig zurecht der Meinung, dass zu-
mindest die Hälfte der Inschrift verloren war. Da das Versende nicht mit dem Zeilenende zu-
sammenfällt, kann nur ungefähr bestimmt werden, wie viele Verse das Epigramm ursprünglich
umfasste. Klar ist, dass die Inschrift nicht nach Kolumnen, sondern nach Zeilen zu lesen war.
Die Verteilung auf der Platte ist folgendermaßen zu vermuten: Zeile 1 umfasste ursprünglich
Vers 1, Vers 2 und den Beginn von Vers 3; Zeile 2 die zweite Hälfte von Vers 3 und den Beginn
von Vers 4; usw. Es ist auffallend, dass, während der übrige, im 19. Jahrhundert sichtbare Text
in continuo geschrieben ist, zwischen den Versen 3 und 4 und 7 und 8 Spatien zu erkennen sind.
Das gesamte Epigramm umfasste Papazotos’ richtiger Einschätzung zufolge mindestens 14
Verse.478 Es könnte sich aber auch um mehr Verse gehandelt haben: Zwischen den Versen 8 und
9 war vielleicht noch Platz für einen weiteren Vers, ebenso nach Vers 14. Mehr als 16 Verse
dürfte das Epigramm aber nicht gehabt haben, da die Steinplatte – den Skizzen bei Delacoulon-
che und Papazotos nach zu urteilen – keine achte Textzeile trug. Paläographisch erwähnenswert
ist das Kreuz am Beginn der Inschrift und die aus der Minuskel entlehnte Ligatur für 2å- bei
12Ą;.? (Vers 3) und 2åD2: (Vers 11).
Im Epigramm wird keine Datierung genannt. Aus noch darzulegenden Gründen dürfte die
Inschrift aber in das 14. Jahrhundert zu datieren sein, wofür auch paläographische Gründe –
etwa schrifttechnische Ähnlichkeiten mit Epigramm Nr. GR47 – sprechen.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ºF? 9ÿ: ¥1ý9 @C.8ā? Ý: Aą: /Ą<:


[………………………………
……………] 7.ă A><Cā: 12Ą;.? :Ć5<:
¾ AĮ? A28[2BAĮ? …………………
5 …………………………] ;Ĉ8<:,
ö? 7.>=ą? Ý: ÷>69<? :1>.0.[5Ą.6?
…………………] ­: 9Ā@Ł 8Ą5F:
CF:ā 7.Aĩ ­D5>Ń: @[…………………
…… =2]>65>Ĉ884A<: :5>Ċ=F: 0Ā:<(?)
10 ­; <ô=2[> ………………………
7.ă Aā: =.>.79ā: 2åD2: ¾/Ń@.: =þ[8.6

—————–
477
In den Grabgedichten des Manuel Philes enden nur ca. 1,1% der Verse proparoxyton, vgl. PAPADOGIANNAKIS,
Studien 55f.
478
PAPAZOTOS, Ā><6. 96.
Griechenland (Nr. GR48) 215

………………………………
……………] 2íCBŃ? á==F: CĈ@6:
7.ă @C.6><=[.67A2ĵ: …………………].
——–
Cf. comment.
——–
1 ¥1ý9 @C.8ā? Ý:: 1þ9.? C.:Ă@Ĭ Demitsas. 3 1Ā;.? Demitsas. 4 ¾ AĮ?: ÛA6? Demitsas. A28[2BAĮ?]
supplevit Papazotos. 6 ö?: è Demitsas, Papadopoulos-Kerameus. :1>.0.[5Ą.6?] supplevit Papazotos:
:1>.0þ54@2 Demitsas, :1>.0.[5Ą.? Papadopoulos-Kerameus. 8 CF:ā scripsit Papazotos: #& (?)
inscr. 9 …… =2]>65>Ĉ884A<: Papadopoulos-Kerameus (cf. RHOBY, Überlieferung 229): >65>B8.4Aą: De-
mitsas, Ĵ Aą =2]>65>Ĉ884A<: Papazotos. :5>Ċ=F: scripsi (cf. comment.): ¡:5>F=<? alii. 10 <ô=2[>] sup-
plevit Papadopoulos-Kerameus. 11 =þ[8.6] supplevi: =þ[86:] Papadopoulos-Kerameus. 13 á==<: Demits-
as. CĈ@4 Demitsas. 14 @C.6><=[.67A2ĵ:] supplevit Papazotos.

Solange Adam sicher war im Leben,


………………………………
…………… und verfälschte Nahrung zeigend
die des Endes …………………
5 ………………………… Holz,
wie eine Frucht war er reif durch tapfere Taten
………………… inmitten von Steinen.
Stimme gegen Feinde …………………
… das berühmte Geschlecht der Menschen
10 seitdem ………………………
und hatte das Verblühen, das einst voller Jugendkraft war,
………………………………
…………… in passender Weise die Natur der Pferde
und Ball zu spielen …………………
Text: DEMITSAS, .721<:Ą. I 89 (Nr. 116 [mit Schriftskizze]).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 425
(Nr. 28).– PAPAZOTOS, Ā><6. 96 (Nr. 11), 97 (Schriftskizze).

Lit.: DELACOULONCHE, Mémoire 276 (Nr. 92a [Schriftskizze]).– RHOBY, Überlieferung 229.

Aufgrund der Lücken ist der abstrakt formulierte Text schwer zu erfassen. Es dürfte sich
aber auch bei dieser Inschrift um ein Grabepigramm handeln, das aus zwei Teilen besteht. In
den ersten sieben Versen könnten allgemeine theologische Gedanken zu Adam (Vers 1), viel-
leicht zum Sündenfall im Paradies (Vers 3) und zum Kreuzestod Christi (Verse 4–6) angeführt
sein. In der zweiten Hälfte des Epigramms könnten Gedanken zur verstorbenen Person gestan-
den sein: Diese sei einst jugendlich kräftig gewesen (Vers 11); die Verse 13 und 14 könnten
sich auf die Kindheit beziehen.
Auch bei diesem Epigramm ist die Nähe zu Manuel Philes auffallend. Das Epigramm könnte
– ebenso wie jenes, von dem Teile auf dem Sarkophagdeckel erhalten sind (ĺ Nr. GR40) – aus
dem Umfeld dieses Autors stammen; da jedoch gerade bei dem vorliegenden Stück anders als
bei Epigramm Nr. GR40 die Prosodie der Zwölfsilber – wie noch zu zeigen sein wird – von
höchster Qualität ist, könnte es tatsächlich von Philes selbst stammen. Folgende Parallelen zu
Gedichten des Philes sind nachweisbar: Alle weiteren, sonst bekannten byzantinischen Gedich-
te, die mit ºF? 9Ā: beginnen, stammen von diesem Autor.479 Auf die Kombination ¥1ý9
@C.8Ă? trifft man auch in Vers 1 eines weiteren Gedichts des Philes.480 Die Wendung ¾ AĮ?
A282BAĮ? (Vers 4) am Beginn eines Verses begegnet bei Philes zwei Mal,481 womit auch bewie-
sen ist, dass Papazotos richtig konjiziert hat. Das Adjektiv =2>65>Ĉ884A<? (Vers 9) begegnet

—————–
479
Vgl. VASSIS, Initia 279.
480
Man. Phil. carm. I 352 (CLXXIII).
481
Man. Phil. carm. I 247,14 (LXXV MILLER); 395,141 (CCXIII MILLER).
216 Griechenland (Nr. GR48)

zwar schon in der Spätantike, ist aber auch bei Philes drei Mal zu finden.482 Ein Bezug zu Philes
ist auch durch das Verbum @C.6><=.67A2ĵ: (Vers 14) gegeben.483 Das Wort ist zwar auch schon
in der Suda attestiert, begegnet aber sonst nur noch bei Philes.484 Gemeint könnte damit „jong-
lieren“ sein, wenn man dem Suda-Eintrag folgt.485 Es könnnte sich aber auch um das Heben von
(schweren) Bällen, Zeichen für Männlichkeit und Tapferkeit, handeln.486 Aufgrund des in Vers
14 angeführten á==F: CĈ@6: könnte aber auch eine Bezeichnung des Polospielens gemeint
sein.487 Trifft diese Interpretation auf die vorliegende Stelle zu, dann wird sich das Ende des
Epigramms wohl nicht auf die Kindheit des Verstorbenen beziehen.
Wie bereits erwähnt, ist die prosodische Qualität der Verse ausgezeichnet, soweit man dies
nach den vorhandenen Verspartien beurteilen kann. Nur in Vers 6 sind zwei Vergehen zu be-
obachten, ein schwerwiegenderes (Längung des Iota von ÷>69<?) und ein weniger schwerwie-
gendes (Längung des dritten Alpha von :1>.0.5Ą.6?); die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt.
Man stellt fest, dass Papazotos die Positionen der erhaltenen Verspartien im Großen und Gan-
zen richtig eingeschätzt hat. Nur in einem Fall ist ihm zu widersprechen: Vers 11 kann nicht _ _
7.ă Aā: =.>.79ā: 2åD2: ¾/Ń@.: lauten, da dadurch die Prosodie wesentlich verschlechtert wäre.
Wenn man den Vers jedoch mit 7.ă beginnen lässt und die Silbe =.- – am ehesten zu ergänzen
als =þ[8.6] –, die bei Papazotos den Beginn von Vers 12 bildet, hinaufzieht, dann erhält man
einen prosodischen tadellosen Zwölfsilber. Auch bei einer Konjektur liegt Papazotos falsch:
Ergänzt man den Artikel Aą vor [=2]>65>Ĉ884A<: in Vers 9, dann liegt ein schwerer Verstoß
gegen die Prosodie (kurze zweite Silbe im Vers) vor. Eine andere Konjektur im selben Vers ist
allerdings durchzuführen: Alle bisherigen Editoren gaben das vorletzte Wort im Vers als
¡:5>F=<? wieder, was jedoch hier keinen Sinn ergibt. Betrachtet man die bei Delacoulonche
und Papazotos abgedruckte Schriftskizze, so ist dort tatsächlich &C zu lesen. Es ist
m.E. aber möglich, dass die Endung C falsch entziffert wurde. Es könnte sich auch um ein
schlampig geschriebenes Omega handeln, das fehlende Ny für die Genitiv-Plural-Endung könn-
te gekürzt sein so wie auch das Sigma des darauf folgenden 0Ā:<(?) – der Schriftskizze nach zu
urteilen – gekürzt ist. Weitere Bemerkungen: In Vers 1 stellt Aą: /Ą<: entweder einen inneren
Akkusativ dar („im Bezug auf das Leben“) oder gehört bereits als Objekt zu einer Konstruktion,
die in Vers 2 Fortsetzung fand.
Den meisten hier angeführten, aus Beroia stammenden Epigrammen ist gemein, dass ihre
Formulierungen, Topoi und Wörter eine besondere Nähe zum Œuvre des Manuel Philes aufwei-
sen. Manche Verse sind seinem Umfeld zuzuweisen, andere stammen vielleicht sogar von ihm
selbst. Man kann daher vermuten, dass Philes und sein Kreis als Auftragsdichter für höher ge-
stellte Persönlichkeiten in Beroia herangezogen wurden. Über einen direkten Bezug des Philes
nach Beroia, etwa einen Aufenthalt ebendort, ist allerdings nichts bekannt.

BESAINA ĺ HAGIA

BLACHERNA ĺ ARTA (Nr. GR6)

—————–
482
Man. Phil. carm. I 438,17 (CCXL MILLER); II 121,51 (LXI MILLER); 362,127 (XI MILLER).
483
Vgl. RHOBY, Überlieferung 229.
484
Man. Phil. carm. I 182,898 (I MILLER); vgl. LBG s.v.. Inschriftlich ist auch @C.6><=.Ą7A4? überliefert, vgl. A.
RHOBY, JÖB 58 (2008) 239; LBG s.v.
485
Suidae lexicon @ 1719 (IV 485 ADLER): 7.ă @C.6><=.67A2ĵ:, Aą 16ý @C.,>.? =.,326:.
486
Vgl. Ph. KOUKOULES, B3.:A6:Ń: /Ą<? 7.ă =<86A6@9Ć?, . Athen 1949, 138f.
487
Zuletzt zum byzantinischen Polospiel D.R. REINSCH, Die Bedeutung einiger Fachausdrücke des byzantinischen
Polospiels und des Ringkampfs, in: HOFFMANN, Zwischen Polis, Provinz und Peripherie 633–638.
Griechenland (Nr. GR49) 217

CHARIA

Inschrift, 11. Jh. oder später ?: Kirche Hagios Nikolaos


Nr. GR49) In die Säule der südlichen Öffnung der Vorhalle der Kirche Hagios Nikolaos in
Charia (Mani) ist eine über 19 Zeilen laufende Inschrift eingeritzt, die heute – besonders gegen
Ende hin – nicht mehr vollständig zu entziffern ist. Das Besondere der Inschrift besteht darin,
dass zahlreiche Formen der Minuskel verwendet werden und dass die Buchstaben insgesamt
nicht sehr sorgfältig angebracht wurden. Bei der Inschrift handelt es sich um ein Epigramm, wie
ansatzweise von Drandakes bereits erkannt wurde. Drandakes irrte aber in der Einschätzung,
dass nur ein Teil metrisch sei, nämlich jener Teil von der vierten Zeile bis zur neunten Zeile der
Inschrift (2@=ĆA<B … î=þ>D26), und dass dieser einen Fünfzehnsilber bilde.488 In Wahrheit
handelt es sich um vier byzantinische Zwölfsilber. Am Ende der Inschrift ist noch ein Kreuz zu
erkennen, ein solches dürfte auch am Beginn gestanden sein.
Aus stilistischen Gründen wird die Kirche in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts da-
tiert.489 Die Inschrift, die, vom Inhalt her betrachtet, nicht unbedingt zur gleichen Zeit wie die
Kirche entstanden sein muss, kann auch in späterer Zeit eingeritzt worden sein, wofür gerade
auch die Paläographie der Inschrift sprechen würde. Auch eine Datierung in postbyzantinische
Zeit ist möglich.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ôA<? è :.ą? ê<:> /8Ā=2A2 2@=ĆA<B


<å7<? A<Ľ $(>6@A<)Ľ 7.ă =><@2BDĮ? î=þ>D26
9412ă? 2ß@Ā85<6 9412ă? 7.7ą? ­:5þ12
7.ă 8þ/<6 Dþ>6<:> :Aă AĮ? 2í8<0Ą.<?>.
——
4 Io. 1,16: éA6 ­7 A<Ľ =84>Ċ9.A<? .íA<Ľ ¾92ĵ? =þ:A2? ­8þ/<92: 7.ă Dþ>6: :Aă Dþ>6A<?.
——
1 ê<:> supplevit Drandakes. 2@=ĆA<B: C!. inscr. ?, 2@=ĆA<<B> Drandakes. 2 <å7<? scripsi:
"C inscr. 7.ă scripsi:  inscr. =><@2BDĮ? scripsi: =><O2BDB@ vel =><?2DB@ inscr., =><@2<B>DĽ?
Drandakes. î=þ>D26 scripsi: "$ inscr. 3 9412ă? scripsi: "C inscr. 2ß@Ā85<6 scripsi: "C856
inscr. 9412ă? scripsi: C inscr. ­:5þ12: 8. inscr. ?, ­<:>5þ12 Drandakes. 4 7.ă scripsi:  inscr.
8þ/<6 scripsi: .<: inscr. ?, 8./ą: Drandakes. Dþ>6<:>: $ inscr., Dþ<>>6<:> Drandakes, an >ý:
scribendum ? :Aă scripsi: .:! inscr., ¿ 7.ă proposuit Koder. AĮ? scripsi: !? inscr. 2í8<0Ą.<?> scripsi:
<. inscr., ­/8<0Ą.<?> Drandakes.

Diese Kirche des Herrn, die ihr seht,


ist ein Haus Christi und des Gebets.
Keiner soll hier eintreten, kein Böser,
und Gnade über Segen erhalten.
Text: DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 663 u. Taf. 12 ([Schrift]skizze 1), Taf. 18 (Abb. 9).

Abb.: 17

Das Epigramm richtet sich an den Besucher der Kirche; kein Schlechtgesinnter möge eintre-
ten. Warnungen dieser Art sind auch anderswo zu finden.490 Wie bereits oben angedeutet, haben
die Verse keinen speziellen Bezug zur Kirche Hagios Nikolaos; sie können daher auch später
angebracht worden sein. Dass es sich um Topoi handelt, beweist auch ein ganz ähnlich kompo-
niertes Epigramm, das oberhalb der Tür zum Narthex der Kirche Hagios Nikolaos tu Hagiu
Thoma (a. 1663) in Kastoria angebracht ist: ôA<? è :.ą? é:=2> /8Ā=2A2 =þ:A2? | <å7<? 0ý>
2<Ľ 7.ă =><@2BDĮ? î=þ>D26 | 9412ă? 2ß@Ā85Ĭ ­: .íAń 9:4@67þ7F? | 7.ă ²;26 >ý: :Aă Aā:
—————–
488
DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 662.
489
DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 661f.
490
Bsp. bei DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 663, Anm. 2. Siehe auch oben S. 70.
218 Griechenland (Nr. GR49–GR50)

2í8<0Ą.: | ÷@=2> š<Ĉ1.? è A<Ľ $>6@A<Ľ =><1ĆA4?.491 Die ersten vier Verse sind mehr oder we-
niger identisch, Vers 5 ist ein Zusatz, der in der Kirche in Charia fehlt.
Das Epigramm von Charia besteht, wie oben bereits angeführt, aus vier byzantinischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (ausschließlich B5). Aufgrund zahlreicher
Verstöße sind die Verse als prosodielos zu werten. Die mangelhafte sprachliche Qualität mani-
festiert sich durch die Wiederholung von 9412Ą? in Vers 3.492 Andererseits ist zu konstatieren,
dass die Verse ein typisches Produkt provinzieller Epigrammkunst darstellen; zu vergleichen
sind die Verse etwa mit jenen (ĺ Nr. GR57) im Katholikon des Klosters Hagios Georgios
Mauru auf Euböa.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 4 dürfte inschriftlich $I überliefert
sein, wobei der Bogen des Rho nicht nach rechts, sondern nach links geneigt ist; Drandakes
ergänzte durchaus nachvollziehbar am Ende ein Ny. Die inschriftliche Form könnte durchaus im
Text behalten werden, da sie auch an anderer Stelle, allerdings volkssprachlich, belegt ist.493 Da
das Epigramm aber eindeutig hochsprachlich ist (Optative) und noch dazu in Vers 4 eine Evan-
gelienstelle als Grundlage hat, kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei $I um ein
Versehen des anbringenden Graveurs handelt.
Nr. GR50) Eine weitere metrische Inschrift ist auf dem südlichen Kapitell im Inneren der
Vorhalle der Kirche angebracht. Dabei handelt es sich aber eher nicht um Verse, die im 11.
Jahrhundert entstanden sind. Aufgrund des Versmaßes (Fünfzehnsilber) und der Sprache
(Volkssprache) ist davon auszugehen, dass die Inschrift wohl kaum vor dem 15. Jahrhundert,
wahrscheinlich sogar erst in postbyzantinischer Zeit entstanden ist. Der von Drandakes angefer-
tigten Schriftskizze nach zu schließen, ist die über neun Zeilen laufende Inschrift nicht akzentu-
iert und besteht aus einer Mischung von Buchstaben der Majuskel und Minuskel.
Die drei nicht vollständig erhaltenen Verse lauten wie folgt:

ņ 8<B=ą? Aą =2A26:ą Aý A<ĵ. Aą: ­8þ826


7.AĀ/., 7Ĉ>6 @Ĉ<:>A27:2, :ý =þ>Ĭ? Aā: 2<í>DĂ 9<B
C</<Ľ9.6, 7Ľ> ¾0<Ĉ92:2, 0>[………]/..
——
1 Aą scripsi secundum inscr.: Ań Drandakes. =2A26:ą scripsi: ! inscr., =2A26:ń Drandakes. Aý A<ĵ.
scripsit KRIARAS, DĆ86. 167: !! (?) inscr., AĀ(;)A<6. Drandakes. ­8þ826 scripsit Drandakes:
 inscr. 2 7Ĉ>6 scripsit Drandakes:  inscr. @Ĉ<:>A27:2 scripsit et supplevit Drandakes:
C! inscr. 2<í>DĂ supplevit Drandakes. 3 C</<Ľ<9>.6 scripsit Drandakes: #" inscr. 7Ľ>
scripsi:  inscr., 7ć> Drandakes. 0>(þC26?) proposuit Drandakes (in nota). /.[>2ĵ? 7.:Ć:.? ±D26?]
proposuit Drandakes (in nota).

Der Fuchs sprach zum Hahn Folgendes:


Komm herab, Herr Mitbruder, damit du meinen Segen erhältst.
Ich fürchte mich, Herr Abt, …………
Text: DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 666 u. Taf. 13 (Schriftskizze), Taf. 20 (Abb. 12).

Lit.: KRIARAS, DĆ86..

Abb.: 18

Dem Epigramm liegt eine Fabel zugrunde, die in der äsopischen Erzählung von Hund, Fuchs
und Hahn (Nr. 268 HAUSRATH – HUNGER) ihren Ursprung haben dürfte und hier in ironischer

—————–
491
ORLANDOS, B3.:A6:ý 9:492ĵ. AĮ? .@A<>Ą.? 158; W. HÖRANDNER, Zu einigen religiösen Epigrammen, in: U.
CRISCUOLO – R. MAISANO (Hg.), Synodia. Studia humanitatis Antonio Garzya septuagenario ab amicis atque di-
scipulis dicata. Neapel 1997, 441f.
492
Bezieht man 2@=ĆA<B in Vers 1 auf A<Ľ $(>6@A<)Ľ in Vers 2, dann liegt ein Enjambement vor.
493
AERTS – HOKWERDA, Lexicon on The Chronicle of Morea, s.v. Dþ>4 / Dþ>6?.
Griechenland (Nr. GR50–GR51) 219

Weise für das Mönchsmilieu adaptiert wurde.494 Ein ähnlicher Text, der allerdings nicht met-
risch ist, stammt aus der in das frühe 15. Jahrhundert zu datierenden Kirche Hagios Theodoros
in Sanxenu / Sansenu bei Trapezunt.495 Diese Datierung könnte vermuten lassen, dass auch der
vorliegende Epigrammtext in diese Zeit gehört.
Das Versmaß des Epigramms ist der byzantinische Fünfzehnsilber. In allen drei Versen ist
der Binnenschluss nach der achten Silbe korrekt gesetzt. Weitere Bemerkungen zum Epigramm-
text: Die Schreibung 8<B=Ć? in Vers 1 dürfte nur an dieser Stelle belegt sein: Immerhin exis-
tiert an anderer Stelle die weibliche Form 8<B=Ă.496 Im selben Vers braucht nicht zu Ań =2A26:ń
korrigiert zu werden, da es sich bei Aą =2A26:ą um einen volkssprachlichen Akkusativ handelt.
Für die Konstruktion 8.8ĀF mit doppeltem Akkusativ gibt es auch andere Beispiele in der
Volkssprache, z.B. Digen. Akrit. 1130 (JEFFREYS): 7.ă ­9ÿ: Aý A*A<6. ­8)84@2: /8*=<:A. Aą
54>,<:.497 Das Nomen =2A26:Ć? ist in der Bedeutung „Hahn“ auch mehrfach in der byzantini-
schen Hochsprache attestiert.498

CHIOS

Babyloi

(Drei Fragmente eines) Templonarchitrav(s), 10./11. Jh.: Kirche Panagia Krena (bei
Babyloi)
Nr. GR51) Das marmorne Templon der Kirche ist heute aufgrund der durch das Erdbeben
von 1881 entstandenen Beschädigungen nicht mehr vollständig in situ vorhanden.499 Vor allem
der Architrav fehlt zur Gänze. Dieser kann jedoch aufgrund der im Kirchenareal, vor allem im
Esonarthexbereich, neu vermauerten Teile partiell rekonstruiert werden.500 Er setzt sich aus zwei
Balken zusammen, die mit Ornamenten verziert sind. In den oberen Rand des unteren Bal-
kens501 ist eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt, deren durch ein Kreuz markier-
ter Anfang vorhanden ist. Allerdings ist nicht zu entscheiden, wie die Inschrift endet: Es existie-
ren zwei Teile, auf denen der Text mit einem eingeritzten Kreuz endet: Auf den einen Text,
dessen Stein ebenso wie der Balken mit dem Beginn der Inschrift in den Rahmen des offenen
Fensters links des Eingangs in den Esonarthex der Kirche vermauert ist, folgt die Datierung
nach dem Weltjahr, auf den anderen Text, dessen Inschriftenträger im unteren Bereich der rech-
ten Templonepistylplatte in der Kirche angebracht ist, die Nennung eines Bischofs. Bei genaue-
rer Betrachtung der Inschriftenreste erkennt man, dass die ursprüngliche Inschrift bzw. Teile
davon metrisch gewesen sein müssen; ursprünglich könnten drei Verse mit darauf folgenden
Prosatexten vorhanden gewesen sein. Zur Paläographie der Inschrift ist anzumerken, dass die
Buchstabenformen sehr ungelenk und ungleichmäßig ausgeführt sind. Der ausführende Stein-
schneider dürfte im Anbringen von Inschriften nicht sehr geübt gewesen sein. Besonders schwer
zu entziffern sind .:<BĂ8 und die darauf folgenden Buchstaben.

—————–
494
Ausführlich M. LAUXTERMANN, Byzantine Poetry from Pisides to Geometres. Texts and Contexts. Vol. II. Wien
(in Vorbereitung). Ich danke Marc Lauxtermann, der mir eine Kopie des entsprechenden Kapitel seines in Vorbe-
reitung befindlichen Buches zukommen ließ.
495
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkust 406.
496
Vgl. Kr s.v. 82=<ć.
497
Weitere Beispiele bei DRANDAKES, ¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 667.
498
Vgl. LBG.
499
Vgl. PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 447f.
500
Dies deutet darauf hin, dass nach dem Erdbeben die verschiedenen Teile des Templons teilweise willkürlich neu
befestigt wurden.
501
Vgl. die Rekonstruktion bei PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 458 (Abb. 2).
220 Griechenland (Nr. GR51)

Die Datierung ist durch die partiell erhaltene Angabe des Weltjahres (65..), das in den Zeit-
raum zwischen 992 und 1091 weist, und durch die korrespondierende stilistische Einordnung
der Ornamente gegeben.502
Der partiell erhaltene metrische Inschriftentext ist wie folgt wiederzugeben. Wie bereits oben
angeführt, kann nicht genau bestimmt werden, mit welcher Zeile die Inschrift endet. Weiter
unten sei auf die Frage eingegangen, ob es sich vielleicht um zwei verschiedene Inschriften
handelt.

$(>6@Aą)? /<45ą? 7.ă @72=[.@Aā? ………


………………………………
…] 8Ĉ94? 7(.ă) ¡C2@6? 9=8.(7)4(9þAF:) šF(þ::4)? ­=(Ą@7<=<?).
[...…] :Ă@<B þ><B .:<Bā8 è […] A(<Ľ) (?) ±A<B? ,OC[..Ņ].
––––
1 cf. Ex. 15,2 (de Deo): /<45ą? 7.ă @72=.@Aā? ­0*:2AI 9<6 2ß? @FA4>,.:.
––––
1 7.ă scripsit Mpouras:  inscr. @72=[.@Aā?] supplevit Mpouras. 3 8Ĉ94? scripsi: C inscr. 4 […]
Mpouras:  inscr. ?, […]A4? Pennas.

Christus, Helfer und Beschützer ………


………………………………
… vor Schaden und Vergebung der Sünden. Bischof Ioannes.
…… der Insel Paros Manuel ….... Im Jahr 65..
Text: MPOURAS, !Ā9=8< 173f. u. Taf. 31 (Abb. 1), 32 (Abb. /).– PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 450f., 457 (Abb. 1 []),
461 (Abb. 5), 462 (Abb. 6–7).– PALLIS, Inscriptions 797 (Nr. 56).

Lit.: A.C. ORLANDOS, Monuments byzantines de Chios, II: Planches. Athen 1930, Taf. 7.

Abb.: 19–20

Aufgrund der Nennung von Christus in Vers 1 und der Chronologie am Ende der Inschrift,
die – wie oben angeführt – in den Zeitraum 992–1091 weist, steht fest, dass es sich bei den bei-
den Templonarchitravfragmenten um Spolien handelt, die ursprünglich in einer anderen Kirche
Verwendung gefunden haben müssen. Die Kirche von Krena ist nämlich der Theotokos geweiht
und höchstwahrscheinlich erst in das späte 12. Jahrhundert zu datieren.503 Ob die Architravteile
von Krena in der Reihenfolge der ursprünglichen Anordnung in jener Kirche, aus der sie später
entnommen wurden, angebracht wurden, kann nicht bestimmt werden. Es ist freilich auch mög-
lich, dass trotz der Übereinstimmung in Ornamentik und Stil die Zeilen 3 und 4 aus zwei unter-
schiedlichen Inschriften bzw. Architraven stammen. Das Ende der Inschrift ist nämlich sowohl
durch šF(þ::4)? ­=(Ą@7<=<?) vorstellbar, da auch das Ornamentband damit endet und die Buch-
staben & und  untereinander rechts davon angebracht sind, als auch durch die Angabe des
Weltjahres, die traditionell am Ende von Inschriften erfolgt. Der Sinn des Epigramms ist wie
folgt zu erklären: Christus, der Helfer und Beschützer (Vers 1) wird gebeten, den Stifter vor
Schaden zu bewahren und Vergebung der Sünden zu erwirken (Vers 3). Ob der danach genann-
te Bischof Ioannes der Stifter war, kann nicht bestimmt werden. Die Angabe könnte auch als
Hinweis auf den zum Zeitpunkt der Entstehung der Inschriften wirkenden Bischof Ioannes zu
verstehen sein. Die Tatsache, dass in der vierten Zeile die Insel Paros genannt wird – vielleicht
bezieht sich :Ă@<B þ><B .:<Bā8 auf einen dort ansässigen Bischof504 –, könnte darauf hin-
deuten, dass die Fragmente ursprünglich aus einer parischen Kirche stammen. Handelsbezie-
hungen zwischen Chios und der für ihren Marmor berühmten Insel Paros sind nachgewiesen.505
—————–
502
Vgl. MPOURAS, !Ā9=8< 174–178, der die Datierung auf 1055/56–1091 einengte; PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 450f.
503
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 253; PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 452.
504
Ein solcher ist allerdings nicht bekannt; belegt ist ein Bischof Konstantinos von Paros im 10./11. Jh., vgl. LAU-
RENT, Corpus V/1, Nr. 710–711.
505
Vgl. PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 454ff.
Griechenland (Nr. GR51–GR52) 221

Pennas erwähnt auch die Möglichkeit, dass der aus parischem Marmor gefertigte Architrav aus
einer nach der Schlacht von Myriokephalon (1176) aufgegebenen Kirche aus Kleinasien stam-
men könnte, der danach seinen Weg auf die Insel Chios fand.506
Die Hypothese, dass die aufgefundenen Architrav-Inschriften ursprünglich aus verschiede-
nen Kirchen stammen, wird auch durch prosodische Beobachtungen untermauert: Während
Vers 1 einen prosodischen Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss darstellt, ist Vers 3
aufgrund schwerer Verstöße gegen die Prosodie als prosodielos zu bezeichnen. Auch paläogra-
phisch dürften Unterschiede feststellbar sein: Diese manifestieren sich besonders bei den Buch-
staben Epsilon und Kappa.

Nea Mone

*Inschrift (verloren), 11. Jh. ?


Nr. GR52) In dem schon mehrfach zitierten507 Bericht des katholischen Missionars Alexand-
ros Basilopulos, eines Priesters des griechischen Ritus, an die Kongregation der Propaganda
vom Jahr 1627,508 ist auch ein Besuch auf der Insel Chios und in dem bekannten, im 11. Jahr-
hundert gegründeten Kloster Nea Mone erwähnt.509 Bei dieser Gelegenheit transkribierte Basi-
lopulos auch eine aus zehn Versen bestehende Inschrift, die im Esonarthex – wo genau, ist lei-
der nicht bekannt – angebracht war.510 Da die Inschrift heute nicht mehr erhalten ist, kann auch
nicht bestimmt werden, ob die Verse in Stein gearbeitet, mosaiziert oder gemalt waren.511 Das
Epigramm ist nicht nur durch die Abschrift bei Basilopulos zu rekonstruieren, sondern auch
aufgrund der Tatsache, dass es auch handschriftlich, nämlich unter dem Namen des Theodoros
Studites, überliefert ist.
Auch zur Datierung bietet die Inschrift selbst keine Hinweise. Die Gründung des Klosters
kurz vor 1042 bildet den terminus post quem, 1627, das Jahr der Datierung des Berichtes des
Basilopulos, den terminus ante quem.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ĩ7 9<>C<=<6<Ľ D26>ą? ö>.G@9Ā:4:


/8Ā=<:A2?, ¡:1>2?, ­00>.C2ĵ@.: ­:5þ12,
1>ĀE.@52 7.>=ą: ¡;6<: õC282Ą.?,
¡>.:A2? Aą: :<Ľ: 2ß? Aý? .íAŃ: .ßAĄ.?.
5 ã@F? 8Ć0Ł 0ý> ¾ 0>.Cā /<ħ 9Ā0.
ö? ¾ A69Ă 9<B 1Ć;. AĮ? .íA<EĄ.?
16ĩ À: =.>ĂD54: 2ß? î=Ć9:4@6: 9Ć:<:
C><B><Ľ@. CFAĄ3<B@. A<ć? ­9<ć? CĄ8<B?,
A<ć? =><@7B:2ĵ: <1ÿ> 9ā 5Ā8<:Aþ? 92 @DĀ@26
10 88<A>6<Ľ@. AĮ? ¡:F 784><BDĄ.?.
——–
1–10 = epigramma Theod. Stud. (SPECK, Theod. Stud. Jamben 179 [Nr. XXXII]). 8 cf. Theod. Stud.
iamb. in res LXI 3–4 (SPECK) (ß? Aą: >Ć1><9<:) (de icona): ö? 2ß? ­72ĵ:<: Aā: A69ā: =<6<B9Ā:<B? |
@Ċ<B? CB8þAAF .à>2A63Ć:AF: =8þ:4?. 10 AĮ? ¡:F 784><BDĄ.?: saepe in fine versus (cf. SPECK, Theod.
Stud. Jamben 180, e.g. BZ 50 [1957] 311 [v. 5]); cf. e.g. etiam finem v. 16 epigramm. in lapide in urbe
Corridonia (ĺ no. IT3): … AĮ? ĩ1ÿ9 784><BDĄ(.?).

—————–
506
PENNAS, Ā. @A<6D2Ą. 454.
507
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 86, 212. Siehe auch unten S. 421.
508
Dieser Bericht findet sich im Archivio di Propaganda Fide, Scritture Originali Congregazioni Generali 146 und
ist größtenteils unediert; vgl. FOLLIERI, Una perduta Epigrafe, passim.
509
Zum Kloster KODER, Aigaion Pelagos 237–239.
510
Zu anderen, heute verlorenen Inschriften im Klosterkomplex Ch. MPOURAS, Ř Ā. <:Ă AĮ? $Ą<B. Š@A<>Ą. 7.ă
>D6A27A<:67Ă. Athen 1981, 20f.
511
Vgl. FOLLIERI, Una perduta Epigrafe 191f.
222 Griechenland (Nr. GR52)

–––––
3 õC282Ą.? ;ĄF? Theod. Stud. (SPECK). 4 Aą: :<Ľ: ¡>.:A2? Theod. Stud. (SPECK). 5 ã@<: 8Ć0<B Theod.
Stud. (SPECK). 7 9Ć:4: Basilopulos (FOLLIERI). 9 1ÿ probabiliter omisit Basilopulos (FOLLIERI).

Männer, die ihr hier ein von bildnerischer Hand


schön gestaltetes Bild hier eingeschrieben seht,
pflückt eine gebührende Frucht des Nutzens,
indem ihr den Geist zu den Ursachen davon erhebt.
5 Gleich dem Wort nämlich ruft das Bild laut
wie folgt: Meine Ehre ist Verherrlichung des Geschauten,
um dessetwillen ich nur zur Erinnerung geschaffen wurde,
indem ich meine Freunde bewache und erleuchte,
die aber, die mich nicht mit Liebe verehren wollen,
10 aus der Erbschaft des Himmels ausschließe.
Text: FOLLIERI, Una perduta Epigrafe 194.– PAUL, Dichtung auf Objekten 240 (Nr. 6).

Lit.: SPECK, Theod. Stud. Jamben 34, Anm. 47b.

Das Epigramm fügt sich in den Reigen anderer Epigramme des Studites auf Bilder;512 es
spricht vom Bild und seiner Verehrung, die nicht dem Bild, sondern dem Dargestellten zu-
kommt (Vers 6). Das Betrachten des Bildes ruft schließlich die Erinnerung an das Dargestell-
te513 und die Sehnsucht danach hervor, da das Bild ruft, als ob es eine Rede halte (Vers 5).514
Jene, die auf diese Weise an das Bild herantreten, werden beschützt, den anderen wird der Platz
im Himmel verwehrt (Verse 8–10). Sprecher des Epigramms ist zunächst der Dichter (Verse 1–
4), danach das Bild selbst. Nach Follieri könnten die Verse unterhalb einer Darstellung des Pan-
tokrators angebracht gewesen sein.515
Die Binnenschlüsse des aus zehn byzantinischen Zwölfsilbern516 bestehenden Epigramms
sind korrekt gesetzt. Auch ist das handschriftlich überlieferte Epigramm des Studites als voll-
ständig prosodisch zu werten. Die inschriftliche Version bietet jedoch einige Verstöße gegen die
Prosodie: Schwere Verstöße liefert ¡;6<: õC282Ą.? (anstatt õC282Ą.? ;ĄF?) am Ende von Vers
3, ebenso ¡>.:A2? am Beginn von Vers 4. Ein Unterschied zwischen der handschriftlichen Ver-
sion des Epigramms und der von Basilopulos aufgezeichneten ist auch am Beginn von Vers 5
festzustellen: ã@<: 8Ć0<B ist – wie Speck feststellt517 – die lectio difficilior. ã@F? 8Ć0Ł, das eine
Vereinfachung darstellte, dürfte auf den Versuch zurückgehen, das für den für die Inschrift Ver-
antwortlichen oder dessen Vorlage unverständliche ã@<: 8Ć0<B zu korrigieren.518 Um eine Ver-
einfachung handelt es sich auch bei dem nach Basilopulos inschriftlich überlieferten 9Ć:4: am
Ende von Vers 7, da der Anbringer der Inschrift mit dem adverbiellen 9Ć:<: wahrscheinlich
nichts anzufangen wusste und daher das Wort mit î=Ć9:4@6: übereinstimmte. Um ein ähnliches
Phänomen handelt es sich auch bei dem Wechsel von ;ĄF? zu ¡;6<: in Vers 3. Daraus ist abzu-
lesen, dass der für die Inschrift Verantwortliche nur über durchschnittliche Griechischkenntnisse
verfügte, mit schwierigeren Konstruktionen nichts anzufangen wusste und mit den prosodischen
Gesetzen des Trimeters nicht vertraut war.

—————–
512
Vgl. SPECK, Theod. Stud. Jamben 175ff.; s.a. G. TSIGARAS, Die Ikonologie des Theodoros Studites. Wien (un-
publ. Diss.) 2004.
513
1Ć;. AĮ? .íA<EĄ.? ist im Deutschen schwer wiederzugeben: Es handelt sich nach SPECK, Theod. Stud. Jamben
180 um die Verherrlichung, die einem gegeben wird, wenn man persönlich gesehen wird; diese entspricht der Eh-
re (A69Ă), die dem Bild dargebracht wird. Zur .íA<EĄ. bei Studites vgl. auch BECK, Kirche 304.
514
Vgl. SPECK, Theod. Stud. Jamben 180.
515
FOLLIERI, Una perduta Epigrafe 192.
516
In Vers 9 ist, um die gewünschte Anzahl von zwölf Silben zu erreichen, die Partikel 1ÿ zu ergänzen, die in der
Inschrift fehlt oder von Basilopulos bei der Transkription vergessen wurde.
517
SPECK, Theod. Stud. Jamben 34, Anm. 47b, 179f.
518
Vgl. PAUL, Dichtung auf Objekten 240 (die sich jedoch mit dieser Feststellung auf ã@<B 8Ć0<B bezieht, das in PG
99,1792 abgedruckt ist).
Griechenland (Nr. GR52–GR53) 223

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv 9<>C<=<6Ć? in Vers 1 ist selten at-
testiert. Die vorliegende Stelle ist jedoch nicht der erste Beleg; das Wort begegnet auch schon
bei dem Alchemisten Stephanos, der vielleicht um 600 zu datieren ist.519 Da Studites das Wort
wohl kaum aus Stephanos geschöpft haben wird, kann man davon ausgehen, dass das Wort wei-
ter verbreitet war, als die Lexika verraten. Für spätere dieses Wort verwendende Autoren könnte
Studites aber sehr wohl das Vorbild gewesen sein.520 Zu den Partizipien ö>.G@9Ā:4: (Vers 1)
und ­00>.C2ĵ@.: (Vers 2) ist gedanklich 2ß7Ć:. zu ergänzen, wie Speck richtig feststellte.521 In
Vers 4 ist zunächst nicht klar, worauf sich .íAŃ: bezieht. Doch offensichtlich ist die Formulie-
rung hier bewusst unbestimmt gehalten; .íAŃ: meint alles und jedes, was mit Bildern zusam-
menhängt.522

CHRISTUPOLIS ĺ KABALA

DRAMA

*Inschrift (verloren), a. 1145 ?: Alte Metropolis (Eisodia tes Theotoku)


Nr. GR53) Oberhalb des Eingangs in die alte, heute nicht mehr erhaltene Metropolitan-
Kirche war eine weiße Marmortafel eingemauert,523 die eine über fünf Zeilen laufende Majus-
kel-Inschrift trug.524 Diese setzte sich aus einem Epigramm mit vier Versen und einem darauf
folgenden Prosatext zusammen, wie bereits der erste Editor Papadopoulos-Kerameus erkannte.
Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert, der Binnenschluss (B7) in Vers 2 durch
zwei übereinander liegende Punkte; Punkte finden sich auch am Ende von Vers 4.
Der auf die Verse folgende Prosatext enthält die Datierung, nämlich Juni 1145. Das Beson-
dere der Inschrift besteht darin, dass diese auch handschriftlich überliefert ist, und zwar auf fol.
1v des Codex Nr. 41 (s. XVIII) der Narodna Biblioteka Sv. Sv. Kiril i Metodii in Sofia.525
Der Epigrammtext mitsamt dem darauf folgenden Prosatext lautet wie folgt:

ïA4 Dþ>6? =ĀCB72 7<B><=.8þA<B


¥82;Ą<B AĀ C496 A<Ľ .:6þ74
CĀ>26 7(.ă) AĮ? @Į? 16.0>.CĮ? Aą: AĈ=<:,
=.:.0Ą. Ā@=<6:., 2ß? @(FA4)>Ą.:
5 94(:ă) š<B:ĄŁ 4Ņ, ß:167A6Ń:<? 4Ņ, ±A<B? ,?D:0Ņ ­=ă AĮ? /.@(682Ą.?) .:<Bā8 <9:4:<Ľ.
——–
1 =ĀCB72: µ: Chatzekyriakou. 7<B><=.8þA4 Lampakes. 2 AĀ C496 scripsit Papadopoulos-Kerameus,
6<>5FA67þ: ! # inscr., A2 CĂ94 Papadopoulos-Kerameus, ¥>D.6ĆA4A2?, A2 C49ă Lampakes, A2
C49ā Chatzekyriakou. 3 CĀ>26 scripsit Papadopoulos-Kerameus, 6<>5FA67þ: # inscr. CĀ>26 7(.ă)
AĮ?: #!C Giannopoulos. AĮ?: Þ? Chatzekyriakou. @Į? omisit Chatzekyriakou. 16ý 0>.CĮ? Lampa-
kes, Chatzekyriakou. AĆ=<: Chatzekyriakou.

—————–
519
Vgl. LBG s.v.
520
Vgl. E. TRAPP, Zum Wortschatz des Theodor Studites, in: M. GRÜNBART (Hg.), Theatron. Rhetorische Kultur in
Spätantike und Mittelalter / Rhetorical Culture in Late Antiquity and the Middle Ages (Millennium-Studien zu
Kultur und Geschichte des ersten Jahrtausends n. Chr. / Millennium Studies in the culture and history of the first
millennium C.E. 13). Berlin – New York 2007, 449–461.
521
SPECK, Theod. Stud. Jamben 179.
522
Vgl. SPECK, Theod. Stud. Jamben 179.
523
Am Beginn des 19. Jahrhunderts dürfte sie unterhalb der Stiege angebracht gewesen sein, vgl. PAPAZOGLOU,
$26>Ć0>.C< 33.
524
Die Marmortafel samt Inschrift dürfte heute verloren sein; für diesbezügliche Recherchen in Drama danke ich
Charis Messis.
525
Zur Handschrift STOJANOV, Opis 49–51; s.a. PAPAZOGLOU, $26>Ć0>.C< 29ff.
224 Griechenland (Nr. GR53)

Das ist ein Geschenk des Kuropalates,


des Alexios Maniakes meine ich.
Er trägt auch das Abbild deiner Darstellung,
allheilige Herrin, zur Rettung.
5 Am 8. Juni, der 8. Indiktion, des Jahres 6653 (= 1145), unter der Herrschaft des Ma-
nuel Komnenos.
Text: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 109 (Nr. 4 [mit Schriftskizze]).–
2<8Ć0<B ¶/1<9.16.Ą. µ=652Ċ>4@6? 1 (1892) 652 (mir nicht zugänglich).– N.I. GIANNOPOULOS, Ĉ< :Ā71<A<6
/B3.:A6.7.ă ­=60>.C.ă >þ9.? (>./Ă@7<B). BCH 16 (1892) 88 (Nr. 1).– LAMPAKES, 2>640Ă@26? 86 (Nr. 143).–
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 418 (Nr. 14).– G. CHATZEKYRIAKOU, 7ĀE26? 7.ă ­:AB=Ċ@26? ­7 =2>6<12Ą.?
:ý Aā: .721<:Ą.: (1905–1906) (Ŝ1>B9. 282AŃ: $2>@<:Ă@<B A<Ľ á9<B 58). Thessalonike 21962, 76.– Der
handschriftlich überlieferte Text ist ediert bei LAMPAKES, 2>640Ă@26? 86.– T.A. GRITSOPOULOS, Ũ 94A><=<8ĄA4?
2@@.8<:Ą74? šF@āC è =ą >þ9.?. .721<:67þ 4 (1955–1960) 474.– STOJANOV, Opis 51.– PAPAZOGLOU,
$26>Ć0>.C< 33.

Lit.: [K. KRUMBACHER], BZ 1 (1892) 637.

Der Sinn des Epigramms ist einfach zu erfassen: Aufgrund der prominenten Lage oberhalb
der Tür handelt es sich bei den Versen um eine Stifterinschrift, die als Stifter Alexios Maniakes
nennt, der Kuropalates, „Hofmarschall“,526 war. Dieser ist aus anderen Quellen nicht bekannt,
doch ist die Familie auch sonst im 11. und 12. Jahrhundert belegt;527 das Epigramm (ĺ Nr.
GR79) in der Kirche Hagios Barnabas (a. 1148/49) in Luros nennt einen Stifter Konstantinos
Maniakes. Der bekannteste Vertreter der Familie ist der erfolgreiche Militär Georgios Maniakes
(† 1043), der usurpierte und im Kampf fiel.528 Vers 3 könnte insofern gedeutet werden, als Ma-
niakes vielleicht neben einem Bildnis der in Vers 4 in der Tradition von Stifterinschriften um
Rettung gebetenen Theotokos dargestellt war; vielleicht trug (CĀ>26) er ein solches Bildnis auch
in Händen. 16.0>.CĂ ist zwar sonst in der Bedeutung „Darstellung“ nicht attestiert, doch gibt es
einen Beleg für das Verbum 16.0>þCF in der Bedeutung „malen“529 und für 16.0>.CĄ? in einem
griechisch-lateinischen Glossar als Äquivalent zu caelatura („Ziselierarbeit“).530
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Trotz mancher Verstöße sind die Verse als prosodisch einzustufen.
Wie bereits oben erwähnt, ist die Inschrift auch handschriftlich überliefert. In die grundsätz-
lich aus dem 18. Jahrhundert stammende Handschrift ist auf fol. 1v eine Notiz aus dem Jahr
1803 eingetragen, die von è >þ9.? šF@ĂC, Metropolit von Drama, gezeichnet ist.531 Inschrift-
liche und handschriftliche Überlieferung stimmen im Großen und Ganzen überein: In der Hand-
schrift aber wird im auf das Epigramm folgenden Prosatext Manuel Komnenos µ9.:<Bā8
<9:6:<Ľ genannt.532

—————–
526
Vgl. LBG s.v.
527
Vgl. STAVRAKOS, Unpublizierte Bleisiegel, passim; JORDANOV, Corpus II 274–276. Der Name ist auch im 13./14.
Jh. belegt, vgl. PLP # 16628–16630.
528
Vgl. C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Maniakes, George. ODB 2, 1285; V. KRSMANOVIû – A. LOMA, GeorgƋe
ManƋakis, ime <B1Ā86<? i Pselova „skitska autonomƋa“. ZRVI 36 (1997) 233–263; s.a. A. JACOB, Le topotérète
de la flotte Constantin et la révolte de Georges Maniakès en 1042 dans une inscription inédite de Terre d’Otrante.
Ā. źĊ94 4 (2007) 163–176.
529
Vgl. LBG s.v.
530
Vgl. LBG s.v.
531
Vgl. PAPAZOGLOU, $26>Ć0>.C< 33.
532
Vgl. PAPAZOGLOU, $26>Ć0>.C< 33. Weitere Belege zur Namensform Emmanuel für Manuel I. Komnenos bei
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 160.
Griechenland (Nr. GR54–GR55) 225

ELASSON

(Fragment eines) Gesimses, a. 1300 oder später: Katholikon des Klosters der Panagia
Olympiotissa
Nr. GR54) ĺ S. 153–154

EUBOIA

Chalkis

(*)Inschrift (verloren ?), 9./10. Jh.: bei Chalkis


Nr. GR55) In der Nähe von Chalkis (in byzantinischer Zeit auch Euripos), unweit des Mee-
res, an der Straße, die von Chalkis nach Südosten entlang der Küstenengstelle Kake Skala und
darüber hinaus führte, befand sich eine in den natürlichen Fels gearbeitete, über sechs Zeilen
laufende Majuskel-Inschrift, die heute verloren sein dürfte. Der Beginn war durch ein Kreuz
markiert; an einigen Stellen war die Inschrift beschädigt, wie aus den vorhandenen Schriftskiz-
zen zu schließen ist. Zu erkennen ist auch, dass es sich um Verse handelte, wobei pro Zeile je
ein Vers vorgesehen war. Unterhalb des Epigrammtextes waren offenbar weitere Buchstaben
eingeritzt, die Ross – Schmeller als Datierung deuteten.533 Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass
es sich um Namen handelte, wenn man der Schriftskizze bei Stephani und der Transkription im
CIG folgt. Das Epigramm war nicht nur inschriftlich überliefert, sondern wurde vom Objekt
auch in eine Handschrift kopiert, nämlich in den Cod. Chrysanthi Notarae Hierosolymorum pa-
triarchae in der Bibliothek des Metochion Sancti Sepulcri, die sich heute in Athen befindet;534
dort umfasst der Text allerdings nur 5 Verse und ist auch etwas anders konstituiert.
Die Inschrift wird – wie noch zu zeigen sein wird – traditionell in das 9./10. Jahrhundert da-
tiert.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ĮA<? D.86:<ĵ AĮ? 5.8þ@@4? ­:5þ12


7.ă Ań /B5ń 1Ą1F@6: @C.8Į A>Ą/<:
D2>@Ń: Aą ļ2ĵ5><: 7.ă 02Ń: AĀD:4? /ĄĤ
Aą 7Ľ9. ļ2B@Aą: 7.ă Aą: ¡@A.A<: @þ8<:
5 7826:ą? 2<CĈ8.7A<? <ß72[Ą]<6? =Ć:<6?,
è =>FA<@=.5þ>6<?, ņ88þ1<<?> 78Ā<?.
——–
1 cf. Ioan. Chrys., PG 60,717: :4@A2ĄĤ šF:Ħ? è =><CĂA4? Aą 7ĮA<? D.86:Ċ@.? … 3 cf. Georg. Pisid., De
expedit. Pers. 2,311 (PERTUSI): D2>@<ĵ Aý ļ2ĵ5>., ļ2B9.A<ĵ 1ÿ A<ć? 8Ą5<B?. 5 cf. v. 4 epigramm. in ecclesia
S. Stephani (a. 1337/38) in urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 97:
=Ć:(<6?) ž16:(<ĵ?) =.61ą? A<Ľ .>B/Ą84.
——–
1 ĮA<? scripsi (ut proposuerunt ROSS – SCHMELLER, Urkunden 159 [in nota]): "!C inscr., !ą 7ĈA<?
Stephani, "C Spratt – Leake, ĈA<? Keil, CIG, Ziebarth, ĽA<? cod. D.86:<ĵ: D.::<ĵ Stephani,
$ Spratt – Leake. AĮ?: C Spratt – Leake.  Spratt – Leake. 2 1Ą1F@6:: 1Ą1<@6: cod.,
&CIN Spratt – Leake. @Cþ84: Leake. A>Ą/<: cod.: !& inscr., A>Ą/F: Stephani, CIG, !…
Spratt – Leake. 3–4 Aą 7Ľ9. D2>@Ń: Aą Aā: ¡@A.A<: @þ8<: | D2>@Ń: Aą ļ2B@Aą: 7.ă ļĀ<: AĀD:4? /ĄĤ cod. 3
Aą:  Spratt – Leake. 02Ń: scripsi: =21Ń: (participium verbi =21þF/-ĀF, sed inscr. habet =23Ń:) Ross –
Schmeller, Hermann, Keil, =2[Ą>]F: Stephani, & Spratt – Leake, ­=ĀDF: Leake, [=]2..Ń: CIG,
Papalexandrou, [][!]& Ziebarth, ļĀ<: cod. $ Spratt – Leake. 4 Aą:  Spratt – Leake. @þ8[<]:
Stephani. 5 782ĵ:<? Leake. <ß72Ą<6? legerunt Ross – Schmeller (cf. Hermann). #"C Spratt –

—————–
533
ROSS – SCHMELLER, Urkunden 159.
534
Vgl. Epigr. Anth. Pal. p. 380.
226 Griechenland (Nr. GR55)

Leake. =Ć:<6? scripserunt Ross – Schmeller (cf. Hermann): C inscr., C Spratt – Leake,
=Ć:[<]6? Keil. 6 ņ88þ1<<?> 78Ā<? scripsi: &C inscr., ņ88þ1<[?] 78ĀF? Stephani, CIG,
¶88þ1<? 78Ā<? Ross – Schmeller, Keil, Leake, Ziebarth, ¶88.1<78Ā<B? cod., ¶88.1<78Ā4? Epigr. Anth.
Pal.

Das Meeresungeheuer zähmt er hier


und gibt der (Meeres)tiefe einen sicheren Weg,
indem er die Flut zum Festland macht und mit Hilfe eines Kunstgriffs
die strömende Woge und die unstete Meeresflut zu Land macht,
5 der berühmte Theophylaktos mit eigenen Mühen,
der Protospatharios, Ruhm von Hellas.
Text: ROSS – SCHMELLER, Urkunden 159.– STEPHANI, Reise 23 u. Taf. II (Nr. 9 [Schriftskizze]).– K. KEIL, Epi-
graphische Nachlese. Zeitschrift für die Alterthumswissenschaft IV 123 (November 1846) 980.– [T.A.B] SPRATT –
[W.M.] LEAKE, Remarks on Aulis, Mycalessus, and Some Parts of Eubœa. Transactions of the Royal Society of Li-
terature of the United Kingdom, second series, 2 (1847) 243.– LEAKE, Inscription 253 (mit engl. Übers.), 252
(Schriftskizze).– CIG IV 367 (Nr. 8801).– E. ZIEBARTH, Inscriptiones insularum maris Aegaei praeter Delum (IG
XII/9). Berlin 1915, 166.– Ph. MICHALOPOULOU, $.87Ą? – µ>ĀA>6.. Athen 1954, 17 (mir nicht zugänglich).– G.F.
WELTER, $.87Ą?. Š@A<>Ą. =ą AŃ: >D.6<AþAF: D>Ć:F: 9ĀD>6 A<Ľ 1470 (Š@A<>Ą. AĮ? ¶88þ1<? 7.Aý =2>6<Dþ? I).
Athen 1955, 60 (mir nicht zugänglich).– PAPALEXANDROU, Echoes 213 (Text 16), s.a. 177 (engl. Übers.).– Der hand-
schriftlich überlieferte Text ist ediert bei µ=60C>.Cā ­: í/<ĄĤ. .:1Ń>. 15 (1865) 92.– Epigr. Anth. Pal. III 259
(mit lat. Übers.).

Lit.: C.F. HERMANN, Rezension von STEPHANI, Reise. Göttingische gelehrte Anzeigen 134. 135 (22. August 1844)
1343f.– C.H.F.J. HOPF, Griechenland im Mittelalter und in der Neuzeit (Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften
und Künste I 58). Leipzig 1867, 132 u. Anm. 48.– STRYGOPHSKE, .@6867Ă 714.– OBERHUMMER, Chalkis 1). RE 3/2
(1899) 2086.– G. NTEGIANNES, .@6867ý A.;Ą16. @Aā: ñ/<6. 7.ă Aă? . =<>þ12?. ¥>D2ĵ<: í/<G7Ń: 282AŃ: 7
(1960) 304.– TRIANTAPHYLLOPOULOS, 2@.6F:67ā $.87Ą1. 194.– KODER, Negroponte 40.– KODER – HILD, Hellas
und Thessalia 99.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 101 (Nr. 116).– MALAMUT, Les îles I 222.– T.E. G[REGORY],
Chalkis in Greece. ODB 1, 407.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 342 (Nr. 37).

Aus dem Epigrammtext geht hervor, dass der Protospatharios Theophylaktos <ß72[Ą]<6?
=Ć:<6? („mit eigenen Mühen“) eine am Meer gelegene Straße anlegen ließ. Gemeinhin wird
darunter verstanden, dass er die Straße renovieren ließ.535 Die Verse 1–4, insbesondere die Ver-
se 3 und 4, könnten darauf hindeuten, dass ein Teil der Straße ins Meer abgerutscht war, von
Theophylaktos aber wieder aufgeschüttet wurde. Alternativ ist daran zu denken, dass hier auf
eine Brücke angespielt wird, durch die das Meer zu Land gemacht wurde.536 Es dürfte hier auch
eine gewisse Anspielung auf die von Herodot (VII 33–36) geschilderte bekannte Episode vor-
liegen, nach der der Perser Xerxes eine Brücke über den Hellespont schlagen ließ und so das
Meer zu Land machte. Dieser Topos wurde von byzantinischen Autoren sehr oft wieder aufge-
nommen.537
Theophylaktos ist aus anderen Quellen nicht bekannt. Aufgrund der Epitheta 7826:Ć? und
¶88þ1<<?> 78Ā<?538 ist aber davon auszugehen, dass es sich um eine hochgestellte Persönlich-
keit handelte. Theophylaktos war wahrscheinlich der Kommandant des Themas Hellas. Unter
Themenkommandanten war der Titel Protospatharios bis in das 10. Jahrhundert weit verbrei-
tet.539 Aus diesen Gründen ist die bereits oben erwähnte Datierung des Epigramms in das 9./10.

—————–
535
KODER, Negroponte 40; OBERHUMMER, Chalkis 1). RE 3/2 (1899) 2086; auch schon ROSS – SCHMELLER, Urkun-
den 159.
536
Vgl. LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30; so auch schon LEAKE, Inscription 253f.
537
Vgl. RHOBY, Reminiszenzen 109–112.
538
Die Bezeichnung 78Ā<? wird sehr oft in Zusammenhang mit Angehörigen des Kaiserhauses verwendet, vgl. z.B.
den ungefähr zeitgleichen Leon Choirosph., Chilistich. Theol. 1131 (VASSIS) (über Konst. [VII.] Porph.): … AŃ:
:.7AĆ>F: 78Ā<?.
539
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Protospatharios. ODB 3, 1748.
Griechenland (Nr. GR55–GR56) 227

Jahrhundert sehr wahrscheinlich.540 Soweit auf den dargebotenen Schriftskizzen zu erkennen ist,
ist diese Datierung auch paläographisch gerechtfertigt. Triantaphyllopoulos denkt daran,541 die
Arbeiten an der Straße mit dem letztlich erfolglosen Flottenangriff auf Euripos um das Jahr 871
unter dem Emir von Tarsos, Osman,542 in Verbindung zu bringen. Es wird angenommen, dass
sich oberhalb der Inschrift auch das in den Felsen gehauene Grab des Theophylaktos befand.543
Das inschriftlich überlieferte Epigramm besteht aus sechs prosodischen Zwölfsilbern mit
korrekt gesetzten Binnenschlüssen; drei (Verse 2, 5, 6) der sechs Verse weisen B7 auf. Als das
Epigramm in den Codex kopiert wurde, muss ein Fehler unterlaufen sein, da die Verse 3 und 4
in anderer Reihenfolge angeordnet und teilweise zusammen gezogen sind; Vers 5 ist gänzlich
ausgelassen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das inschriftlich überlieferte "!C
am Beginn von Vers 1 ist zu 7ĮA<? zu ändern,544 da 7ĈA<? („Höhlung“ / „Höhle“) hier keinen
Sinn ergibt.545 In der zweiten Hälfte von Vers 3 war, der Schriftskizze im CIG nach zu urteilen,
 & überliefert, was im CIG als [=]2..Ń: wiedergegeben wurde. Misst man jedoch dem von
CIG angezeigten Abstand bzw. Textverlust zwischen  und & nicht allzu viel Bedeutung bei
– auch zwischen  und C ist ein großer Abstand angezeigt, obwohl nur ein (schmaler)
Buchstabe (Iota) fehlt –, dann ist 02Ń: zu schreiben. Das auf 02ĆF zurückgehende Partizipium
passt sowohl inhaltlich als auch prosodisch-rhythmisch sehr gut, auch im Vergleich mit dem
parallel verwendeten D2>@Ń: am Beginn von Vers 3, wenngleich dadurch eine gewisse Tautolo-
gie vorliegt. Das Verbum 02ĆF ist – zumeist in der Bedeutung „Meer / Wasser“ zu Land ma-
chen“ – bereits seit der Antike – wenn auch eher schwach – belegt, allerdings sehr oft nur pas-
siv.546

Hagios Lukas

*Inschrift (verloren), 11. Jh.: Katholikon des Klosters Hosios Lukas, Altar
Nr. GR56) An der Stelle des heutigen Ortes in Zentraleuboia wurde im Jahr 1013/14 das
Kloster Hagios Lukas als Filiale bzw. Metochion des bekannten Klosters Hosios Lukas bei Stei-
ri gegründet. Das byzantinische Katholikon ist heute nicht mehr erhalten; der Neubau stammt
aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.547 In die Außenmauern der Apsiden der neu errich-
teten Kirche allerdings wurden von der byzantinischen Klosteranlage stammende Inschriften
eingemauert, so jene fragmentarische Inschrift, die das Gründungsjahr 1013/14 überliefert.548
Ebenfalls in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entdeckte Kremos inmitten von Hand-
schriften des Klosters Hosios Lukas bei Steiri auch eine Notiz mit Inschriften des Klosters Ha-
gios Lukas auf Euboia. Darunter befand sich auch eine heute – und vielleicht auch schon in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts – nicht mehr erhaltene Inschrift, die der Notiz zufolge auf
dem Altar angebracht war.549 Diese war schon bei der Übertragung in die Notiz, die sicher vor

—————–
540
LAUXTERMANN, Poetry 342 (Ende 9. Jh. [nach ODB 1, 407]); MALAMUT, Les îles I 222 (9./10. Jh.); KODER –
HILD, Hellas und Thessalia 99 (10. Jh.); KODER, Negroponte 40 (10. Jh.); OBERHUMMER, Chalkis 1). RE 3/2
(1899) 2086 (Ende 9. Jh.); STRYGOPHSKE, .@6867Ă 714 (vor a. 1000); LEAKE, Inscription 254 (frühes 10. Jh.).
Wohl auf einen Lapsus zurückzuführen ist die Datierung bei LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30 (8. Jh. ?). Weitere
Angaben bei TRIANTAPHYLLOPOULOS, 2@.6F:67ā $.87Ą1. 194, Anm. 46.
541
TRIANTAPHYLLOPOULOS, 2@.6F:67ā $.87Ą1. 194.
542
Dazu KODER – HILD, Hellas und Thessalia 60, 156.
543
Vgl. STEPHANI, Reise 23; CIG IV 368.
544
Diese Konjektur ist auch durch die im Testimonienapparat zitierte Parallele gerechtfertigt.
545
VASSIS, Initia 424 allerdings setzte das Epigramm weiterhin mit ĈA<? an.
546
Vgl. LBG s.v., LSJ (02Ć<9.6), L (02Ć<9.6).
547
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 205; KODER, Negroponte 150–152.
548
KODER, Negroponte 151 (Nr. 2); ORLANDOS, ¥86/Ā>6 141; s.a. G. BELENES, =6820Ć92:. @2 2=60>.CĀ? A<B
92A<DĄ<B @Ą<B <B7þ Ĉ/<6.?, in: >9Ć?. !694A67Ć? AĆ9<? @A<: 7.5404AĂ .. <BA@Ć=<B8< 06. A. 25 D>Ć:6.
=:2B9.A67Ă? A<B =><@C<>þ? @A< =.:2=6@AĂ96<. Thessalonike 1990, II 353–361.
549
Vgl. ORLANDOS, ¥86/Ā>6 139.
228 Griechenland (Nr. GR56–GR57)

der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu datieren ist,550 nicht mehr vollständig erhalten. Or-
landos stellte aber richtigerweise fest, dass es sich um ein Epigramm handelt, das aus mindes-
tens zwei, wahrscheinlich aber drei oder mehr Versen bestanden haben dürfte. Vollständig er-
halten ist der dritte Vers, vom ersten Vers ist der Beginn verloren.
Was die Datierung angeht, ist zu vermuten, dass das Altarepigramm ebenso wie das byzanti-
nische Katholikon in das Jahr 1014 oder etwas später zu datieren ist.
Das heute nicht mehr erhaltene Epigramm lautet wie folgt:

[]<B7Ħ A<Ľ =.99þ7.><? A<Ľ =.ĵ1ĩ ĩ:Ą<B


[………………………………]
9Ā9:4@< =>ą? Ĉ>6<: A<Ľ @<Ľ =<69:Ą<B.
—–
1 []<B7Ħ supplevi. =.ĵ1ĩ dubitanter scripsi: =8 Kremos, Orlandos.

Des ganz seligen Lukas, des Sohnes von Anios,


………………………………
Denke vor dem Herrn an deine Herde!
Text: KREMOS, #F767þ II 240.– ORLANDOS, ¥86/Ā>6 139.

Das Epigramm richtet sich offensichtlich an den Abt des Klosters oder einen Priester. Dieser
wird in Vers 3 aufgefordert, „vor dem Herrn“ (=>ą? Ĉ>6<:), d.h. beim Altar, wo die Verse auch
angebracht waren, an seine Herde, d.h. die Mönche des Klosters bzw. die Kirchenbesucher, zu
denken. Der Name des Abtes oder Priesters ist im verlorenen Vers 2 zu vermuten. Schwierig zu
interpretieren ist Vers 1: Das von Kremos und Orlandos zwischen A<Ľ und ¥:Ą<B edierte =8
ergibt keinen Sinn. Vielleicht verbarg sich dahinter inschriftliches Ȇǹǿǻ, das nicht mehr richtig
gelesen werden konnte und daher als  interpretiert wurde. []<B7Ħ A<Ľ =.99þ7.><? bezieht
sich auf den heiligen Lukas, der um die Mitte des 10. Jahrhunderts bei Steiri eine Kirche baute,
die später um das bekannte Kloster erweitert wurde. Was ist allerdings mit A<Ľ =.ĵ1ĩ ĩ:Ą<B
gemeint? Anios ist eine Figur aus der griechischen Mythologie: Er ist der Sohn des Apollon und
der Rhoio. Als Rhoio schwanger war, wurde sie von ihrem Vater in einen Kasten gesperrt, der
danach in Delos angeschwemmt wurde. Tzetzes (Lycophr. 570 SCHEER) allerdings berichtet,
dass der Kasten auf Euboia gelandet sei.551 Die Anspielung auf den Mythos könnte auch im
Epigramm vorliegen, nämlich insofern, als mit Anios auf die Insel Euboia hingewiesen wird:
der heilige Lukas der Insel Euboia als Sohn des Anios.
Das Versmaß des Epigramms ist der byzantinische Zwölfsilber. In den erhaltenen Versen 1
und 3 liegt jeweils Binnenschluss B7 vor. Aufgrund schwerer Verstöße gegen die Prosodie
(lange dritte Silbe in Vers 1, lange siebente Silbe in Vers 3) sind die Zwölfsilber als prosodielos
zu klassifizieren. Als Autor ist ein Mönch des Klosters, vielleicht der erwähnte Abt oder Pries-
ter selbst, anzunehmen, der zwar über eine gewisse Bildung verfügte – dokumentiert durch die
Erwähnung des sagenhaften Anios –, der aber mit der Komposition prosodischer Zwölfsilber
nicht mehr vertraut war.

Karystos

Inschrift, a. 1259/60: Katholikon des Klosters Hagios Georgios Mauru, bei Karystos
Nr. GR57) Unweit von Karystos, bei dem kleinen Ort Metochion, befindet sich eine postby-
zantinische Kirche, die der Nachfolgebau des byzantinischen Katholikons des Klosters Hagios
Georgios Mauru sein dürfte.552 Über der Südtür ist eine aus dem Stein gearbeitete, teilweise
—————–
550
Vgl. ORLANDOS, ¥86/Ā>6 140.
551
Vgl. [WEICKER], ź<6Ċ 1). RE 1A,1 (1914) 1004–1006.
552
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 163f.; KODER, Negroponte 154.
Griechenland (Nr. GR57) 229

akzentuierte Majuskel-Inschrift angebracht, die über vier Zeilen läuft, wobei die letzte Zeile
nicht vollständig ausgefüllt ist; auf der linken Seite steht das Ende der Inschrift, in der Mitte der
Zeile die Datierung nach dem Weltjahr. Bei der Inschrift handelt es sich um ein aus acht Versen
bestehendes Epigramm; die Versenden dürften – soweit dies noch zu erkennen ist – durch Punk-
te markiert sein, ebenso der Binnenschluss B7 in Vers 7, vielleicht auch der Binnenschluss B5
in Vers 6. Das Ende der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert, ein solches befand sich bestimmt
auch am Beginn der ersten Zeile, doch ist dieses heute nicht mehr zu erkennen. Auch die Datie-
rung nach dem Weltjahr ist von Kreuzen flankiert.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der erwähnten Angabe des Weltjahres am Ende in
das Jahr 1259/60.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[þ]:A2? é:=2> /8Ā=2A2 DŃ><: <í 7<6:(Ć:)


Ý: 9ÿ: 7.88Ċ=6@A<? ¡9<>C<? =þ:AĬ
3ĊF: 0>ĄF: ±=.B86? 7.ă ç>:ĀF:
2í1<7ĄĤ 1ÿ AĮ? ž0Ą.? !>6þ1<?
5 B=>6.:<Ľ A2 @B:1><9<į> :.34>.Ą<B
0Ā0<:2 AĆ=<? 1ĩ <æ<: î92ĵ? è>Ń:A2?
(2ą): :B9:Ă@.A2 7.ă Aą: A<Ľ AĆ=<B
2Ċ>06<: CĈ[8.7. 9þ>A]B>. 52ĵ<:
±A(<B?) ,OE;4Ņ.
——–
1–3 cf. v. 1 epigramm. in antro S. Ioannis Prodromi prope monast. S. Neophyti (Cypri) (ĺ no. ZY1):
[ıAB]D<: =>Ċ4: 7.A<Ą74@6? ç>:[Ą5F:]. 1 cf. v. 1 epigramm. in ecclesia Archangeli Michaelis (a. 1474) in
urbe Pedulas (Cypri), ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 250: þ:A2? <à
=><@A>ĀD<:A2? :2ń Ań Aį12; cf. e.g. etiam v. 1 epigram. (a. 1633) in ecclesia S. Nicolai et S. Thomae in
urbe Kastoria, ed. ORLANDOS, B3.:A6:ý 9:492ĵ. AĮ? .@A<>Ą.? 158: ôA<? è :.ą? é:=2> /8Ā=2A2
=þ:A2?. 3 cf. Is. 35,7: 7.ă ¾ ¡:B1><? ±@A.6 2ß? ²84, 7.ă 2ß? Aā: 16EŃ@.: 0Į: =40ā ï1.A<? ±@A.6· ­72ĵ
2íC><@J:4 ç>:*F:, ±=.B86? 7.8)9<B 7.ă ²84. 4–5 cf. e.g. Theod. Stud. ep. 490,46–48 (FATOUROS): … è
2æ? AĮ? !>6þ1<? 2í1<7ĄĤ A<Ľ =.A>ą? 7.ă @B:2>0ĄĤ A<Ľ ¦0Ą<B :2Ĉ9.A<? ­@.>7Ċ54 ­7 AĮ? ž0Ą.? 2<AĆ7<B

——–
1 !C legit Koder: ! Themeles. DŃ><: scripsi: $ inscr.,  Themeles.
7<6:(Ć:):  Themeles. 2 7.88Ċ=6@A<? scripsi (cf. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 83):
CTOC inscr., C!C Koder. &C legit Koder post 7.88Ċ=6@A<?. !
Themeles. 3 ±=.B86? scripsi: "C inscr. 5 @B:1><9<į> supplevit Kalopissi-Verti: C"
Koder, an @B:1><9(į) scribendum ? 6 1ĩ <æ<: î92ĵ? è>Ń:A2? scripsi: ... " ! Themeles,
"(C) C!C Koder, .04Ć:B9(ĆA.A<?). 26@<>Ć:A2? <1ÿ> Kalopissi-Verti. 8 #"
legit Themeles. !" legit Themeles. 52Ą<: Kalopissi-Verti. 9 % Themeles.

Der ungewöhnliche Raum, den ihr alle seht,


war eine ungeschmückte, gänzlich missgestaltete
Wohnstätte für wilde Tiere und Vögel.
Nach dem Wohlgefallen der heiligen Dreifaltigkeit aber
5 und mit der Unterstützung des Mönches Kyprianos
wurde es ein Ort, bei dessen Anblick
ihr Gott preisen sollt und den Hüter des Ortes,
Georgios, den göttlichen Märtyrer.
Im Jahr 6768 (= 1259/60).
Text: Chr. THEMELES, í/<G7ā <:.@A4>6<8<0Ą.. ¥>D2ĵ<: í/<G7Ń: 282AŃ: 12 (1965) 141.– KODER, Neg-
roponte 166 (Nr. 6), 154 (deutsch. Übers.) u. Abb. 69.– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 83 (Nr. 30a).

Lit.: KODER – HILD, Hellas und Thessalia 163f.

Abb.: 21
230 Griechenland (Nr. GR57–GR58)

Die Verse stellen eine Stifterinschrift dar, die sich an die Mönche des Klosters bzw. allge-
mein an die Besucher der Kirche richtet. Diese werden zunächst gleich in Vers 1 angesprochen.
Hierauf wird – ganz in der Tradition ähnlicher Epigramme – auf den verfallenen Zustand hin-
gewiesen: Bereits Wildtiere und Vögel hausten in dem heruntergekommenen Gebäude (Vers
3).553 Mithilfe der heiligen Dreifaltigkeit gelang es dem Mönch Kyprianos, den Ort so zu gestal-
ten, wie er nun zu sehen ist. Am Ende des Epigramms werden die Mönche bzw. die Besucher
aufgefordert, Gott und den Schutzpatron der Kirche, den heiligen Georgios, zu preisen. Durch
die Nennung des Weltjahres am Ende kann die (Neu)stiftung der Kirche in das Jahr 1259/60
datiert werden. Der ursprüngliche, später verfallene Bau ist warscheinlich vor dem 13. Jahrhun-
dert zu datieren.
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen, wobei vier Verse (1, 2, 7, 8), d.h. 50% des Epigramms, Binnenschluss B7 aufweisen.
Aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Prosodie sind die Verse als prosodielos zu bezeich-
nen. Somit handelt es sich bei dem Epigramm daher um ein typisches in der Provinz entstan-
denes Produkt. Aus diesem Grund stimmt es auch nicht ganz, dass die Inschrift „durch ihre un-
gewöhnliche Formulierung einen überdurchschnittlichen Bildungsgrad des Gründers Kyprianos
verrät“,554 wenngleich der Autor des Epigramms zumindest rudimentär mit den rhetorischen
Elementen der Dichtung vertraut war. Ob Kyprianos selbst die Verse verfasste, kann nicht be-
stimmt werden. Für die eher mangelhafte Qualität des Epigramms spricht auch das oxytone
Ende in Vers 1, weiters auch das Enjambement am Ende von Vers 7. Nicht mehr als ein Füll-
wort dürfte 1ĩ in Vers 6 sein, wenn der Buchstabe tatsächlich als Delta zu entziffern ist.555 Die
darauf folgenden Buchstaben  sind hingegen ganz gut zu entziffern. Eine letzte Bemer-
kung: Das Wort am Ende von Vers 5 ist inschriftlich als " überliefert: Die Schrei-
bung mit Eta ist beizubehalten, da diese (neben dem gebräuchlicheren :.36>.ĵ<?) auch an ande-
rer Stelle belegt ist.556

HAGIA

Steinblock (136 × 25 cm), 11. Jh.


Nr. GR58) Avraméa – Feissel zufolge ist im Schulhof von Hagia (nordöstl. von Larisa) ein
stelenförmiger Steinblock aus weißem Marmor aufgestellt.557 Darauf ist eine akzentuierte Ma-
juskel-Inschrift eingeritzt, die über neun Zeilen läuft. Auf der linken Seite ist vom Stein ein Teil
abgebrochen, sodass an dieser Stelle die Inschrift heute nicht vollständig erhalten ist; als Gi-
annopoulos, der erste Editor, die Inschrift aufzeichnete, war der Stein an dieser Stelle aber noch
vollständig. Dem Inhalt der Inschrift zufolge stammt der Steinblock aus dem benachbarten by-
zantinischen Besaina (heute Aetolophos).558 Die Inschrift ist metrisch, wie bereits mehrfach
festgestellt wurde. Es handelt sich jedoch nicht um Jamben – wie Giannopoulos annahm –,559
sondern um Hexameter, die allerdings – wie noch zu zeigen sein wird – schlecht ausgeführt
sind. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert. Der Text ist grundsätzlich in conti-
nuo geschrieben, doch findet sich in der siebenten Zeile nach 0.ĵ.: (Beginn von Vers 4) eine
große Lücke.

—————–
553
Eine Parallele liegt in dem im Testimonienapparat zitierten Vers des Epigramms in der Höhle des Johannes Pro-
dromos in der Nähe des Neophytos-Klosters auf Zypern vor.
554
So KODER, Negroponte 154; s.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 83.
555
Es könnte auch ein Alpha zu lesen sein, das allerdings keinen Sinn ergibt.
556
Vgl. LBG s.v. .36>.ĵ<?.
557
AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 368. Das konnte anlässlich eines Besuches im Ort im September
2011 nicht verifiziert werden.
558
Zum Ort KODER – HILD, Hellas und Thessalia 134f.
559
GIANNOPOULOS, µ=6@7<=Ă 201.
Griechenland (Nr. GR58) 231

Zu datieren ist das Epigramm zunächst aufgrund des Inhalts. Hinter dem in Vers 2 genannten
Heiligtum der Theotokos verbirgt sich wohl die im Volksmund Panagia genannte Kirche Koi-
mesis Theotoku560, deren byzantinischen Vorgängerbau Nikonanos in die erste Hälfte des 11.
Jahrhunderts datiert.561 In das 11. Jahrhundert passt die Inschrift auch aus paläographischen
Gründen.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

.886=<:Ń: à1>[Ń]A<? >6@A2ĄĬ@6 9<0Ń:


ê: 7.A.9þ>EF: à4>ą: AĮ[? 2]Ć=.61<? ï=2>52:
[]í@Aþ56<? A2Ľ;2 [A]Ā02<: ê? 8þD2: ¡0[2]6:
0.ĵ.: AĂ:12 2@.Ą:4? 7B1þ869<? =>FA<@=.5(þ>6<?).
———
1 .886=Ć:F: Nikonanos, Avraméa – Feissel (app.). à1>[Ń]A<? supplevit Giannopoulos. >6@A2Ą4@6 Gi-
annopoulos. 9<0Ń:: 9<0[Ă@.?] Giannopoulos, 9<D5Ă@.? proposuit Koukoules (cf. GIANNOPOULOS,
µ=6@7<=Ă 201, n. 2). 2 7.A.9þ>EF: scripsi: !% inscr., 7.Aþ>9.E<: Giannopoulos, Ni-
konanos, 7.Aþ>9.E<: vel 7.AĀ9.>E.: Avraméa – Feissel (app.). AĮ? 2Ć=.61<? legit Giannopoulos. 3
í@Aþ56<? legit Giannopoulos. AĀ02<: legit Giannopoulos. ¡[0]26: Giannopoulos.

Sich für das Schöne mühend und mit schweißtreibenden Leistungen plagend
versah Eustathios das Heiligtum der Mutter mit dem göttlichen Kind, um es zusam-
menzuhalten, oben
mit einem Dach, (Eustathios) der das Los erhalten hatte,
dieses Land von Besaina zu führen, der berühmte Protospatharios.
Text: GIANNOPOULOS, µ=6@7<=Ă 201, 200 (Abb. 1).– N. GIANNOPOULOS, µ=6@7<=67<ă 7.Aþ8<0<6 2@@.8Ą.?.
2<8<0Ą. 13 (1935) 25 mit Abb.– NIKONANOS, B3.:A6:<ă :.<ă AĮ? 2@@.8Ą.? 25 u. Taf. 5 (Abb. .).– AVRAMÉA –
FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 368 (Nr. 12 [mit franz. Übers.]) u. Taf. IV (Abb. 1).

Lit.: D.A. ZAKYTHENOS, 28ĀA.6 =2>ă AĮ? 16<674A67Į? 16.6>Ā@2F? 7.ă AĮ? ­=.>D6.7Į? 16<67Ă@2F? ­: Ań B3.:A6:ń
7>þA26.  18 (1948) 47f.– G.D.A CHATZEKOSTAS, Ř ­: 2@@.8ĄĤ =Ć86? Ā@@.6:. 7.ă ¾ è9Ċ:B9<? ­=6@7<=Ă.
2@@.867ý $><:67þ (±7A.A<? ±71<@6?) 1965, 534, 535 (Abb.).– A.P. ABRAMEA, Ř /B3.:A6:ā 2@@.8Ą. 9ĀD>6 A<Ľ
1204. B9/<8ā 2ß? Aā: à@A<>67ā: 02FC>.CĄ.:. Athen 1974, 156f.– KODER – HILD, Hellas und Thessalia 134.–
MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 12 (Abb. 30).

Abb.: 22

Das teilweise mit mehrfachen, noch zu besprechenden Problemen versehene Epigramm stellt
eine Stifterinschrift dar. Die genannten Arbeiten (Vers 1) beziehen sich offensichtlich auf Re-
novierungsarbeiten an der schon bestehenden Kirche der Theotokos, wobei besonders das Dach
wiederherstellungsbedürftig gewesen sein dürfte. In der zweiten Hälfte von Vers 3 und in Vers
4 erfährt man, dass der Stifter Eustathios „das Los erhalten habe, das Land von Besaina zu füh-
ren“, womit gemeint sein könnte, dass er Chef des Verwaltungsdistriktes war. Wie wir am Ende
des Epigramms erfahren, war Eustathios Protospatharios; dieser Titel hatte jedoch schon im 11.
Jahrhundert an Bedeutung eingebüßt, am Beginn des 12. Jahrhunderts dürfte er verschwunden
sein.562 Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Datierung des Epigramms in das 11. Jahr-
hundert gerechtfertigt ist.563 Ein Protospatharios Eustathios ist auch auf einem Siegel belegt, das
in das frühe 11. Jahrhundert zu datieren ist und folgende Anrufungsformel trägt: 2<AĆ72,
/<Ă526 í@A.5ĄŁ =>FA<@=.5.>ĄŁ.564 Doch ginge man zu weit, würde man behaupten, dass die
beiden Personen identisch sind. Vielleicht handelte es sich bei dem Eustathios des Epigramms

—————–
560
Zur Kirche KODER – HILD, Hellas und Thessalia 134f.
561
NIKONANOS, B3.:A6:<ă :.<ă AĮ? 2@@.8Ą.? 25.
562
Vgl. OIKONOMIDÈS, Listes 297; A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Protospatharios. ODB 3, 1748.
563
Vgl. AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 369.
564
Ed. ZACOS – NESBITT, Byzantine Lead Seals II, Nr. 1070. Datierung nach Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt.
232 Griechenland (Nr. GR58)

um einen Großgrundbesitzer aus der Gegend von Besaina, der sich den Titel eines Protospatha-
rios erkauft hatte.565
Wie bereits erwähnt, besteht das Epigramm aus vier Hexametern; es stellt somit eines der
wenigen Beispiele von inschriftlichen Epigrammen dar, die in diesem Versmaß verfasst sind.566
Doch wie bei vielen anderen Beispielen auch sind die Hexameter nur sehr mangelhaft ausge-
führt. Dies liegt offenbar daran, dass der Autor der Verse zwar ein außergewöhnliches und un-
konventionelles, nicht in Zwölfsilbern ausgeführtes Epigramm schaffen wollte – was auch
durch das verwendete Wortmaterial ersichtlich ist –, letztlich daran aber scheiterte. Folgende
Unregelmäßigkeiten im Schema des Hexameters sind zu erkennen: In Vers 1 fehlt am Ende eine
Silbe, um den daktylischen Hexameter zu vervollständigen. Als Ergänzung nach 9<0Ń: würde
sich A2 anbieten, wodurch auch eine Konjunktion zwischen den beiden Partizipia 7.886=<:Ń:
und 9<0Ń: – eigentlich ein Pleonasmus, da beide Verben ungefähr das Gleiche bedeuten – ge-
geben wäre. Vers 2 ist zwar der inschriftlichen Überlieferung zufolge ein korrekter Hexameter,
doch kommt das Versmaß nach der notwendigen Konjektur 7.A.9þ>EF: (!%
inscr.) außer Tritt. Völlig misslungen – besonders in der zweiten Hälfte – ist Vers 3; dies gilt
auch für Vers 4, vor allem da =>FA<@=.5(þ>6<?) zu lang für den Hexameter ist. In den letzten
beiden Versen hat es den Anschein, als ob der Versuch, korrekte Hexameter zu verfassen, in der
jeweils ersten Vershälfte halbwegs gelang, dann aber zum Scheitern verurteilt war.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Verbum 7.886=<:ĀF in Vers 1 ist nur hier
belegt.567 Es ist freilich abgeleitet vom Adjektiv 7.88Ą=<:<?,568 das bei Paulos Silentarios an drei
Stellen in seiner Beschreibung der Hagia Sophia attestiert ist.569 Der Autor des Epigramms
könnte die Hexameter-Ekphrasis des Silentiarios gekannt haben. Es ist nicht zulässig, wie Ni-
konanos und Avraméa – Feissel 7.886=Ć:F: zu akzentuieren, und zwar aus zwei Gründen: 1)
Der Zirkumflex auf dem Omega ist in der Inschrift klar zu erkennen. 2) Der Genitiv Plural von
7.88Ą=<:<? ist inhaltlich nicht unterzubringen. Das Gleiche gilt auch für 9<0Ń: am Wortende,
das Nikonanos und Avraméa – Feissel zu 9Ć0F: änderten. Wie bereits angedeutet, bietet die
erste Hälfte von Vers 2 Schwierigkeiten: Worauf bezieht sich ê:570 und was ist mit dem in-
schriftlich überlieferten !% gemeint? Würde sich das Relativpronomen ê: auf
à4>ą: alleine beziehen, dann müsste korrekterweise ê stehen. Ergänzt man aber zu à4>ą: ge-
danklich 1Ć9<: / 1Ċ9<: oder :.Ć:, dann ist die Form des Relativpronomens passend.571 Doch
wie passt eine Form des Verbums 7.A.9þ>=AF inhaltlich in das Epigramm? Das Verbum, das in
erster Linie bei Homer und Pindar belegt ist, in späteren Jahrhunderten aber kaum noch vor-
kommt, bedeutet gemeinhin „ergreifen“ / „fassen“,572 wie dies auch in byzantinischen Lexika
zum Ausdruck gebracht wird.573 Es ist sehr zu vermuten, dass der Handlungsträger von
!% Eustathios ist; daher muss zu 7.A.9þ>EF: konjiziert werden, wenngleich in
der restlichen Inschrift keine orthographischen Abweichungen feststellbar sind. Zu verstehen ist
das Wort wahrscheinlich in dem Sinn, dass Eustathios die baufällige Kirche zusammenhalten
wollte.
Avraméa – Feissel stellten zu Recht fest,574 dass im Epigramm mehrere epische Formen
verwendet werden (z.B. Vers 1: >6@A2ĄĬ@6, Vers 2: à4>ą:). Als epische Besonderheit bezeichnen
sie aber auch AĀ02<: in Vers 3, doch handelt es sich dabei um eine normale Form des Adjektivs

—————–
565
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 134.
566
Weitere Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 62f. Siehe auch oben S. 88f..
567
Vgl. LBG s.v.
568
Belegt (eine Stelle) ist auch das Nomen 7.886=<:Ą., vgl. L s.v.
569
Vgl. L s.v.; s.a. TLG.
570
Dass tatsächlich ê: und nicht etwa ë: zu lesen ist, beweist der auf dem Steinblock erkennbare Spiritus asper.
571
Dies gilt auch dann, wenn man ê: als Demonstrativpronomen zu à4>ą: versteht, wie dies Avraméa – Feissel in
ihrer Übersetzung („ce sanctuaire“) zum Ausdruck bringen.
572
Vgl. LSJ s.v.
573
Z.B. Hesych. lex. 7 1628 (LATTE): 7.AĀ9.>E2 7.AĀ8./2:.
574
AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 368.
Griechenland (Nr. GR58–GR59) 233

AĀ02<?.575 à4>ą: … A2Ľ;2 AĀ02<: ist hier im Sinne von „er hat das Heiligtum mit einem Dach
versehen“ zu verstehen sein. Dahinter stehen dürfte eine grammatikalische Konstruktion, die
schon in der Antike, etwa bei Aischylos, begegnet.576 Nikonanos hingegen deutete AĀ02<: als
pars pro toto für die Kirche und ging daher davon aus, dass Eustathios nicht Renovierungsarbei-
ten, sondern die Gründung der Kirche an sich stiftete.577 Man könnte den Text aber auch so
verstehen, dass Eustathios die Kirche zwar nicht stiftete, aber einen von der Zeit mitgenomme-
nen Vorgängerbau, der seine Wurzeln bereits in der Spätantike gehabt haben könnte, nicht von
Grund auf (­7 /þ5>F:), sondern vom Dach abwärts erneuerte.578
Als Autor der Verse ist vielleicht ein lokaler Gelehrter, vielleicht ein Mönch, zu vermuten,
der zwar eine gewisse Ahnung von Metrik hatte und auch mit homerischem und gelehrtem Vo-
kabular, das er aus Lexika geschöpft haben könnte, vertraut war, der aber mit der Umsetzung
seines Vorhabens nicht wirklich zurecht kam.

HAGIA SOPHIA

Steinplatte, ca. a. 1300 od. etwas später: Kirche Hagioi Taxiarchai


Nr. GR59) Innerhalb der Mauern des Friedhofes von Hagia Sophia, dem byzantinischen
Mokista (am Nordostufer des Trichonis-Sees, südöstl. von Agrinion), befinden sich zwei anei-
nander gebaute Kirchen, nämlich die Kirche Hagios Nikolaos und die kleinere Kirche Hagioi
Taxiarchai.579 In die äußere Apsismauer der Kirche Hagioi Taxiarchai ist eine Steinplatte ein-
gemauert, in die von unten ein kleeblattförmiger Bogen eingeschrieben ist. Innerhalb des Bo-
gens befindet sich ein Reliefkreuz, das von der bekannten Buchstabenkombination š(4@<Ľ)?
$(>6@Aą)? :(6)7(ħ) begleitet wird.580 In den oberen Bereich der Steinplatte ist eine über fünf Zei-
len laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift mit vereinzelten Minuskelformen eingraviert. Da-
bei handelt es sich um ein Epigramm, das aus acht Versen besteht. Die Inschrift ist in continuo
geschrieben, die noch erhaltenen Versenden sind jedoch größtenteils markiert. Wohl eher zufäl-
ligerweise umfassen die beiden letzten Zeilen der Inschrift jeweils zwei Verse (5–8). Da die
Steinplatte an der rechten oberen Ecke ausgebrochen ist, sind Teile der Verse 2 und 3 nicht er-
halten. Am Beginn von Vers 1 ist der Rest eines Kreuzes zu erkennen.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund noch zu besprechender prosopographischer Belange
um das Jahr 1300; dem fügt sich auch die Paläographie der Inschrift.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<5Ń: 8./2ĵ: 7þ5.>@6: 9=8.749þAF:,


ĩ[:1>6A]3<=<B8Ċ:B9<? <@9Ħ? @ć: =Ć5Ł
­7 7>4=Ą1F: Ü[026]>. AĆ:12 Aą: 1Ć9<:,
9Ć:Ĭ @B:þ>@26 AŃ: 1ĄF: >D.00Ā8F:
5 <à 0<Ľ: 5Ā<:A2? ­:5.1ă 5Ā.? Dþ>6:,
>D6@A>.AĂ0F: 2ß =<52ĵA2 Aā: Dþ>6:
7(.ă) A<Ľ (2<)Ľ =>ĊA6@A. Aā: 2í@=8.0D:Ą.:,
2ñD2@52 79<ă EBD67ā: @(FA4)>Ą(.:).
——

—————–
575
Vgl. LSJ s.v.
576
Aesch. Eum. 686: Aą @ą: =Ć86@9. 7.ă @A>.Aą: A2Ĉ;F 9Ā0.:. Vgl. auch LSJ s.v. A2ĈDF III.
577
NIKONANOS, B3.:A6:<ă :.<ă AĮ? 2@@.8Ą.? 26.
578
Vgl. auch NIKONANOS, B3.:A6:<ă :.<ă AĮ? 2@@.8Ą.? 26.
579
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 208.
580
Das Bemerkenswerte bei diesem Kryptogramm ist, dass auch das Verbum :67ħ, das normalerweise als  
wiedergegeben wird, gekürzt ist, und dass oberhalb des Ny und des Kappa ebenso wie oberhalb von C und $C
eine Wellenlinie angebracht ist; allg. zu Krypto- bzw. Tetragrammen WALTER, Apotropaic Function, passim, ein
weiteres Beispiel für   p. 220 (Abb. 8); s.a. RHOBY, Secret Messages, passim.
234 Griechenland (Nr. GR59)

1 7þ5.>@6: 9=8.749þAF:: cf. e.g. v. 7 epigramm. in columna in Museo Epigraphico Athenarum (ĺ no.
GR14). 3 loc. comm.: cf. V.G. RIZZONE, Un’ inedita iscrizione siracusana in greco di età normanna. JÖB
61 (2011) 180sq.
——
2 ĩ[:1>6A]3<=<B8Ċ:B9<? supplevit Soteriades: (:1>6)A3<=<B8Ċ:B9<? Paliouras. 3 Ü[026]>. supplevit So-
teriades: Ü(026)>. Paliouras. 4 9Ć:4 Katsaros, Ć06<6. @B: .>@26 Bazin. 1ĄF:: 16F: Bazin, 52ĄF: Katsaros,
Paliouras, ž0ĄF: alii. >D.00Ā8F[:] Soteriades. 5 2:5.12 Bazin. 6 .>D6@A>.A40F:<? Bazin. 7 7(.ă) A<Ľ:
A<B Bazin, B><Ľ Soteriades, Katsaros, Ć06. @A<6D2ĵ., Paliouras, >6A<Ľ Katsaros, Ć06<6, (B>Ą)<B
Kalopissi-Verti. 2í@=8.0D:Ą.:: 2B@=8.D:6.: Bazin, 2í@=8.D:Ą.: Paliouras. 8 7.6 9<6 Bazin. EBD67Į?
@FA4>Ą.? Soteriades, Katsaros, Paliouras.

In der Sehnsucht, Reinigung von den Verfehlungen zu erhalten,


errichtete ich, der Andritzopulos genannte Kosmas, mit Liebe
von den Grundfesten dieses Haus
nur mit Hilfe der himmlischen Erzengel.
5 Die ihr nun hierher eilt um der Schau willen,
wenn ihr die Gnade der (himmlischen) Heerführer ersehnt
und zu allererst das Erbarmen Gottes,
erbittet auch für mich das Seelenheil!
Text: BAZIN, Mémoire sur l’Étolie 369 (Nr. 10 [lückenhaft]).– SOTERIADES, µ=60>.C.Ą 211–213 u. Abb. 2.– KA-
LOPISSI-VERTI, Inscriptions 57 (Nr. 10a) u. Abb. 17.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 520 (Nr. 4).– VEIKO, Inscriptions
from Epiros 120 (mit engl. Übers.) u. Abb. 42.– PALIOURAS, 6AF8<.7.>:.:Ą. 225 u. Farbabb. 231.– KATSAROS,
Ć06<6 119.

Lit.: LAMPROS, ©::. ¾ .:A.7<B34:Ă, passim.– LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B 474.– B. KAT-
SAROS, 6ý 7Ć94 9.>AB>Ą. 06ý Aā /B3.:A6:ā <:ā A<Ľ >29.@A<Ľ. 84><:<9Ą. 12 (1980) 380f., 382 (Abb. 5).–
SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 208.

Abb.: XXIII

Die Verse bilden ein Stifterepigramm. Wir erfahren, dass Kosmas Andritzopulos581 die Kir-
che (Vers 3: AĆ:12 Aą: 1Ć9<:)582 von den Grundfesten aus errichten ließ, mit der auch aus ähnli-
chen Epigrammen bekannten Absicht, dadurch Erlösung von den Sünden zu erfahren. Bei die-
sem Epigramm ist ungewöhnlich, dass die Hoffnung auf Vergebung der Sünden bereits am Be-
ginn erwähnt wird; normalerweise bilden solche und ähnliche Formulierungen das Ende der
Inschrift. Dass sich die Stiftung auf die Kirche Hagioi Taxiarchai, d.h. auf die Kirche der Erz-
engel bezieht, wird durch die Verse 4 und 6 klar zum Ausdruck gebracht. In der zweiten Hälfte
des Epigramms werden die Besucher der Kirche direkt angesprochen: Sie werden vom Stifter
aufgefordert, beim Besuch der Kirche auch für sein Seelenheil zu beten. Der Stifter Kosmas
Andritzopulos ist nicht nur aus der Inschrift bekannt, sondern er ist wahrscheinlich auch der
Verfasser einer Weissagung583 an Michael Zorianos,584 dessen Grabepigramm (ĺ Nr. GR119)
ebenfalls vor der Kirche Hagioi Taxiarchai gefunden wurde. In dieser Weissagung, die im Cod.
Par. gr. 2661 (a. 1366)585, fol. 208–209,586 überliefert ist und vom Untergang des Rhomäerrei-
ches und vom Antichristen handelt,587 wird der Vorname des Andritzopulos nicht genannt; auf-
—————–
581
Zur Person PLP # 940 (unklar ist die Datierung 1271). Ein weiterer Träger des Namens, Georgios A., ist in der
Mitte des 15. Jh.s als Handschriftenschreiber und Priester belegt, vgl. PLP # 939.
582
Zu 1Ć9<? / 1Ń9<? als Bezeichnung für Kirche siehe unten S. 278, 371.
583
Ed. LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B 475f.; s.a. LAMPROS, ©::. ¾ .:A.7<B34:Ă 41f.
584
Mit dem er vielleicht verwandt war, vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 242.
585
Zur Datierung E. GAMILLSCHEG – D. HARLFINGER, Repertorium der griechischen Kopisten 800–1600. 2. Teil:
Handschriften aus Bibliotheken Frankreichs und Nachträge zu den Bibliotheken Großbritanniens. A: Verzeichnis
der Kopisten (Veröffentlichungen der Kommission für Byzantinistik III/2A). Wien 1989, 69 (Nr. 137).
586
Zum Codex OMONT, Inventaire III 20f.
587
Vgl. K. KRUMBACHER, Geschichte der byzantinischen Litteratur von Justinian bis zum Ende des oströmischen
Reiches (527–1453). München 21897 (Reprint New York o.J.), 628; LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ
¥:1>6A3<=<Ĉ8<B, passim; P. MAGDALINO, The End of Time in Byzantium, in: W. BRANDES – F. SCHMIEDER
Griechenland (Nr. GR59–GR60) 235

grund der Nennung des Zorianos ist es aber ziemlich eindeutig, dass es sich um Kosmas And-
ritzopulos handelt. Da im Titel der Weissagung Andritzopulos mit dem Epitheton ž06ĊA.A<?
versehen ist,588 kann man annehmen, dass er Kleriker oder Mönch war.589 Dass er Mönch war,
lesen wir wahrscheinlich auch in den Versen 3f. des Epigramms (ĺ Nr. GR120), das heute im
Museum von Thermon aufbewahrt wird. Zu datieren ist das vorliegende Epigramm wohl um
1300, da auch der erwähnte Zorianos in diese Zeit gehört.590
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern. Die Binnenschlüsse sind kor-
rekt gesetzt; es ist auffallend, dass der Beginn des Epigramms, d.h. die ersten drei Verse, jeweils
B7 aufweist. Da auch Vers 7 mit B7 versehen ist, besitzen 50% der Verse einen Binnenschluss
nach der siebenten Silbe. Zu notieren ist auch das proparoxytone Ende vor B5 in Vers 5. Insge-
samt sind die Verse als prosodisch zu bezeichnen; ein schwerer Verstoß (positionslange 7. Sil-
be) liegt in Vers 2 vor, wenn man ĩ[:1>6A]3<=<B8Ċ:B9<? jedoch als Eigenname wertet, wiegt
das Vergehen weniger schwer.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das vom Eigennamen abgeleitete ĩ:1>6A3<=<B-
8Ċ:B9<? in Vers 2 ist nur an dieser Stelle belegt591 und wurde hier vielleicht aus stilistischen
Gründen gewählt. Als Stilmittel zu werten ist auch die mehrfache Verwendung des Stammes
=<5-: =<5Ń: in Vers 1, =Ć5Ł in Vers 2 und =<52ĵA2 in Vers 6. In Vers 5 liegt ein Wortspiel von
5Ā<:A2? und 5Ā. vor. Bewusst an das jeweilige Versende gesetzt wurde auch Dþ>6: in den Ver-
sen 5 und 6, auch das ähnliche Ende der Verse 7 und 8 (2í@=8.0D:Ą.: – @FA4>Ą.:) geschah
wohl nicht aus Zufall. In einigen der früheren Editionen umfasste Vers 4 13 Silben, da das ein-
deutig entzifferbare 1ĄF: als ž0ĄF: gelesen wurde.592 In der Edition von Kalopissi-Verti umfasst
auch Vers 7 13 Silben ((B>Ą)<B). Diese Auflösung ist jedoch nicht richtig: Der erste Buchstabe
am Beginn des Verses ist ein Kappa, das vielleicht mit dem für 7(.Ą) typischen Kürzungsstrich
versehen ist. Darauf folgt die Ligatur von Omikron und Ypsilon, in die auch das Tau einge-
schrieben ist. Oberhalb des Ypsilon ist der Zirkumflex angebracht. Das letzte Wort von Vers 7
wurde ursprünglich als "@=8.$ǿ eingeritzt. Diese Form (ohne Gamma) wäre möglich, da
sie auch sonst einige Male belegt ist.593 Im vorliegenden Epigramm ist aber das Gamma vorhan-
den, auch wenn es vielleicht erst nachträglich eingeritzt wurde, da es oberhalb der Ligatur von
Alpha und Chi angebracht ist.
Der gebildete Autor des vorliegenden Epigramms dürfte auch der Verfasser der Epigramme
Nr. GR119 und Nr. GR120 sein.

HALMYROS

*Steinplatte (verloren) (97 × 80 cm), 13. Jh.


Nr. GR60) Der weiße, einst im thessalischen Halmyros aufgefundene Steinblock mit den
Ende des 19. Jahrhunderts erstmals aufgenommenen Majuskel-Inschriften ist heute nicht mehr
erhalten; er befand sich vor rund einem Jahrhundert im Museum der ¶A.6>2Ą. ť5>B<?. Frühe-
ren Beschreibungen und Schriftskizzen zufolge war in die Mitte des Steins ein Kreuz eingra-
viert, zu dessen beiden Seiten die Inschriften angebracht waren. Die über drei Zeilen verteilte
Inschrift auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken Seite des Kreuzes ist von C (= š(4@<Ľ)?)
—————–
(Hg.), Endzeiten. Eschatologie in den monotheistischen Weltreligionen (Millennium-Studien zu Kultur und Ge-
schichte des ersten Jahrtausends n. Chr. / Millennium Studies in the culture and history of the first millennium
C.E. 16). Berlin – New York 2008, 132f.
588
LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B 474f.: >Ć>>4@6? A<Ľ ž06FAþA<B A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B =>ą? Aą:
F>6þ:<: 7Ľ> 6D.Ă8.
589
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 57.
590
Siehe unten S. 371.
591
Im LBG nicht erwähnt.
592
Das auch an anderen Stellen in der Inschrift in dieser Form ausgeführte Delta wurde als Kombination von Alpha
und Gamma gedeutet.
593
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 56 u. Anm. 70.
236 Griechenland (Nr. GR60)

übertitelt, die Inschrift auf der rechten Seite von $C (= $(>6@AĆ)?). An den Beginn der eigentli-
chen, im 19. Jahrhundert gut lesbaren Inschrift auf der linken Seite ist ein Kreuz gestellt; es
handelt sich um ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm. Die Inschrift auf der rechten Seite
war nicht vollständig erhalten, man kann jedoch feststellen, dass sie in Prosa gehalten ist; im-
merhin gelang es Giannopoulos, der sich mehrfach mit den Inschriften beschäftigte, in späteren
Studien, nämlich jenen von 1899 und 1915, in der rechten Inschrift das Weltjahr ,?E=0Ņ zu ent-
ziffern. Stimmt diese Lesung, dann sind die Inschriften 1274/75 entstanden.
Das Epigramm auf der linken Seite des Kreuzes lautet wie folgt:

ą? :.ą? <ôA<?, 52ĵ2 :.ÿ (B>Ą<)B


è =<692:þ>D4? 6D.ā8 282@AĄ:<B.

Dein (ist) diese Kirche, göttliche Wohnstätte des Herrn.


Der Oberhirte Michael von Belestinos.
Text: ZOSIMAS ESPHIGMENITES, Ř92><8Ć06<: „¾ #Ă94“ 3 (1888) 154.– N. GIANNOPOULOS, µ=60>.C.ă AĮ?
­=.>DĄ.? ¦89Ĉ><B. BCH 15 (1891) 565 (Nr. 4).– N. GIANNOPOULOS, 2<8Ć0<B ¶/1<9.16.ĵ. µ=652Ċ>4@6? 3, Nr. 47
(9. Oktober 1894) 927.– N. GIANNOPOULOS, $>6@A6.:67.ă ­=60>.C.ă 2@@.8Ą.?. BCH 23 (1899) 398 (Nr. 3).– [N.
GIANNOPOULOS], µ=60>.C.ă AĮ? ­=.>DĄ.? ¦89B><Ľ. 28AĄ<: AĮ? ­: ¦89B>ń #68.>D.Ą<B ¶A.6>2Ą.? AĮ? ť5>B<? 2
(1899) 21 (Nr. 20).– N. GIANNOPOULOS, µ=6@7<=67<ă 7.Aþ8<0<6 2@@.8Ą.?. #68<8<067ą? Ĉ88<0<? .>:.@@Ć?,
µ=2A4>Ą? 11 (1915) 187, 189.– AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 376 (Nr. 18).– KALOPISSI-VERTI, In-
scriptions 104 (Nr. 3).

Lit.: KODER – HILD, Hellas und Thessalia 133.

Vers 1 stellt eine Anrede an die Theotokos dar. Die Bezeichnung :.Ć? und im Speziellen
:.ą? 2<Ľ bzw. B>Ą<B ist auch an anderer Stelle belegt.594 Vers 2, der als Signatur des
=<692:þ>D4? von Belestinos595 fungiert, deutet darauf hin, dass dieser die Kirche – aufgrund der
Anrede höchstwahrscheinlich eine der Theotokos geweihte Kirche – stiftete. Ob sich diese Kir-
che ursprünglich in Halmyros befand, kann nicht festgestellt werden. Der =<692:þ>D4? Michael
könnte – wenn die Chronologie des Epigramms stimmt – der auch sonst bekannte Bischof596
von Demetrias und Halmyros (1271–1280) Michael Panaretos sein.597 In den sonstigen Bele-
gen598 zu dieser Person wird er jedoch nirgendwo auch als Bischof von Belestinos erwähnt.
Immerhin aber werden in einem Kaufvertrag von 1271 in einem Atemzug der =.:62>ĊA.A<?
­=Ą@7<=<? 494A>6þ1<? 7.ă ¦89B><Ľ 7.ă =>FA<@Ĉ07288<? 7B>ą? 6D.ā8 è .:þ>2A<? und
Kleriker der ­=6@7<=Ă von Belestinos genannt.599 Die Prosainschrift auf der rechten Seite des
Kreuzes – 1<94Aą? ±[A(26)] ,?E=0Ņ @B:<1[……….]600 – erwähnt, wann die Kirche erbaut wurde
(1274/75); verbirgt sich hinter dem schon im 19. Jahrhundert nicht mehr vollständig lesbaren
@B:<1[… das Wort @B:<167Ć:, könnte der Sinn der sein, dass der Kirchenbau durch ein bischöf-
liches Dokument601 bewilligt wurde.
Das Epigramm besteht aus zwei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. In Vers 1 ist das Wortspiel :.Ć? – :.Ā zu beachten, das in der deutschen Übersetzung
nur dann wiederzugeben ist, wenn man :.Ć? ebenfalls als „Wohnstätte“ übersetzt. Denkbar
wäre auch, in beiden Fällen das Wort als „Tempel“, d.h. mit der ureigensten Bedeutung, zu

—————–
594
Vgl. L s.v. :.Ć? I; EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? s.v. :.Ć?; z.B. auch Niceph. Callist. Xanth. hymn. V 13 (JUGIE, Byz
5 [1929–30] 374): .Ā B>Ą<B, :2Ľ@<: 7.ă @Ń@<: ¢=.:A.?.
595
Zum Ort KODER – HILD, Hellas und Thessalia 133.
596
Zu =<692:þ>D4? als Bezeichnung für einen Bischof vgl. L s.v.
597
Zur Person PLP # 21650; PREISER-KAPELLER, Episkopat 233.
598
PLP # 21650 (Q:).
599
MIKLOSICH – MÜLLER, Acta IV 401; vgl. AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 376.
600
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 376.
601
Vgl. A. K[AZHDAN], Synodikon. ODB 3, 1994: „… synodika, episcopal documents“. Die Hauptbedeutung ist
freilich „Synodaldekret“, vgl. LBG s.v.
Griechenland (Nr. GR60–GR61) 237

übersetzen: Dein (ist) dieser Tempel, göttlicher Tempel des Herrn. Das Adjektiv 1<94AĆ? im
Prosatext ist nur hier und an zwei weiteren Stellen (spätes 12. Jh.) belegt.602

HOSIOS LUKAS ĺ STEIRI

IOANNINA

(Drei Fragmente einer) Steinplatte (23 × 14,5 cm, 19 × 15 cm, 10 × 15 cm), 14. Jh.: By-
zantino Museio
Nr. GR61) In die drei heute im Museum auf der Burg aufbewahrten Fragmente aus rot ge-
färbtem Stein sind nicht akzentuierte Majuskel-Inschriften eingeritzt. Paläographische Merk-
male lassen darauf schließen, dass die Fragmente zu einer größeren Steinplatte gehörten, die
von einer zumindest über drei Zeilen laufenden Inschrift bedeckt war. Bereits Branouses vermu-
tete, dass die ursprüngliche Inschrift ein Epigramm bildete.603 Hinweis dafür sind drei überei-
nander liegende, das Versende markierende Punkte, die auf dem zweiten Fragment sowohl in
der ersten als auch in der zweiten Zeile eingeritzt sind. Man kann davon ausgehen, dass das
Epigramm einst zumindest sechs Verse umfasste, wobei pro Zeile je zwei Verse angebracht
waren. Somit dürfte die von der Inschrift bedeckte Steinplatte zumindest 80 × 20 cm umfasst
haben.604 Wo das dritte Fragment, in welches das Wort C[] eingeritzt ist, platziert
werden soll, kann nicht bestimmt werden. Vielleicht war es Bestandteil des sechsten Verses.
Zu datieren sind die Verse – aus noch darzulegenden Gründen – wahrscheinlich in die Zeit
des Thomas Preljub, der von 1366/67 bis 1384 herrschte.
Das Epigrammfragment ist wie folgt wiederzugeben:

[F]9Ħ? A(Į?) 5[2Ą.? ……………] =þ@4?


7[………………………………]
è 7.ă ¥8/.:6A[Ą.? ………]Ă54?
­A[……………………………]
5 ě7<1Ć94@[2: …………]7. A<ĽA[<:
………… @Ă92><[: ……………].
——
1 [F]9Ħ? supplevit Polites. 5[2Ą.?] supplevit Branouses (in nota). 3 7.ă scripsit Branouses (in nota): 
inscr. ¥8/.:6A[Ą.?] scripsi (cf. comment.): ![……] inscr., ¥8/.:6A[<7AĆ:<?] Branouses (sed
¥8/.:4A(Ą.?) in nota), Veikou. [………]Ă54? statui: [­=678]452ă? Branouses, [­=678]45ā? Polites, Veikou
(sine accentu). 5 ě7<1Ć94@[2:] scripsi et supplevi (cf. POLITES, B3.:A6:ý ­=60>.C67þ 136) (vel
ě7<1Ć94@[2] scribendum ?): &&C[…] inscr., ě7<1<9Ă@[.A<] Branouses. […………]7. statui:
[Aą: :þ>54]7. supplevit Branouses. A<ĽA[<:] supplevit Branouses: A<ĈA[<B] mavult POLITES, B3.:A6:ý
­=60>.C67þ 136. 6 @Ă92><: legerunt alii.

Thomas der göttlichen …………… ganzen


………………………………
der du auch …… von Albanien … wurdest
………………………………
5 ließ erbauen …………… diesen
………… heute ……………

—————–
602
Vgl. LBG s.v.: Im Lemma gibt es eine Dublette, da der Beleg aus der vorliegenden Inschrift sowohl nach der
Edition von Avraméa – Feissel als auch nach jener von Kalopissi-Verti zitiert ist; andererseits fehlt die Stelle aus
Eustathios von Thessalonike (Eust. Thess. comm. in Od. II 181,32 [STALLBAUM]), vgl. RHOBY, Varia Lexicogra-
phica II 120.
603
BRANOUSES, Š@A<>67þ 501.
604
Vgl. BRANOUSES, Š@A<>67þ 496.
238 Griechenland (Nr. GR61)

Text: BRANOUSES, Š@A<>67þ 497, 502 (Schriftskizze) u. Taf. CXXI–CXXII (Abb. .–0).– POLITES, B3.:A6:ý
­=60>.C67þ 133.– VEIKO, Inscriptions from Epiros 131f. (mit engl. Übers.) u. Abb. 50 (.–0), 51 (Schriftskizze).– T.
STERIADE, in: PAPADOPOULOU, þ@A>< AF: F.::Ą:F: 112 (mit Schriftskizze) u. Farbabb. 148.

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 35 (Abb. 85 [Schriftskizze]).– SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 167.–
B. OSSWALD, Citizenship in Medieval Ioannina, in: St.G. ELLIS (u.a.) (Hg.), Citizenship in historical perspective. Pisa
2006, 103, Anm. 11.– PAPADOPOULOU – KARAMPERIDE, :492Ą. A4? =2Ą><B 150 (Farbabb. u. Schriftskizze).– B.N.
PAPADOPOULOU, Fþ::6:. .=Ć A4 /B3.:A6:Ă 7.@A><=<86A2Ą. @A4: <5F9.:67Ă 920.8<Ĉ=<84 / Ioannina from the byzan-
tine castle to the ottoman city. Ioannina 2009, 12 (Farbabb. u. Schriftskizze).

Abb.: XXIV

Das Verbum ě7<1Ć94@[2:] (oder ě7<1Ć94@[2]) in Vers 5 macht klar, dass es sich um ein
Bau- bzw. Stifterepigramm handelt. Die Ergänzung [F]9Ħ? am Beginn des Epigramms ist
nicht nur paläographisch, sondern auch inhaltlich naheliegend, da der Name auch an anderer
Stelle der Stadtmauer des byzantinischen Ioannina epigraphisch verewigt ist. Auf dem soge-
nannten Thomas-Turm ist &C durch Ziegeln wiedergegeben.605 Hinter Thomas verbirgt
sich der oben genannte Thomas Preljub, der von 1366/67 bis zu seinem gewaltsamen Tod im
Jahr 1384, ab 1382 mit dem Despotentitel geschmückt, über Ioannina und Umgebung herrsch-
te.606 Preljub war aufgrund der Albanergefahr von dem serbisch beherrschten Thessalien nach
Ioannina geschickt worden.607 Ein Bezug zu Albanien ist auch durch das Wort ¥8/.:6A[Ą.?] in
Vers 3 gegeben, wenngleich damit wohl das westliche Festlandsgriechenland gemeint ist.608 Die
Ergänzung ¥8/.:6A[Ą.?] ist richtig, da S. Zoumpos im Jahr 1933 in das Eingangsbuch des Mu-
seums Folgendes notierte: „65Ą:4 î=Ā>5B><? =8ý; 9ÿ ­=60>.Cā: /B3.:A6:ā: … è 7.ă
¥8/.:4AĄ.? …“.609 Die Epigramminschrift ist somit vielleicht in das Jahr 1379 oder kurz da-
nach zu notieren, da die Albaner im genannten Jahr einen Überraschungsangriff auf Ioannina
unternahmen, bei dem sie sogar in die Festung eindringen konnten.610 Wenn Vers 3 Thomas’
Sieg gegen die Angreifer aus Albanien feierte, dann könnte das Epigramm auch etwas später
entstanden sein, da er im Jahr 1382 mit den zu Hilfe gerufenen Türken Siege gegen die Albaner
erringen konnte.611 Als Ergänzung für Vers 3 sei exempli gratia è 7.ă ¥8/.:6A[Ą.? ¡:.;
­78]Ă54? vorgeschlagen.
Bereits Branouses schlug als mögliche Ergänzung für die Lücke in Vers 4 [Aą: :þ>54]7.
vor.612 Dass es sich dabei nur um eine Hypothese handeln kann, wurde in späteren Studien nicht
beachtet, da man das Wort :þ>547. für sicher überliefert annahm und daher behauptete, dass es
sich bei den Versen um die Bauinschrift eines Narthex handelte.613 Die beiden heute erhaltenen
Steinfragmente gehörten vielleicht tatsächlich zu einem Türsturz, ob dieser aber oberhalb eines

—————–
605
Vgl. BRANOUSES, Š@A<>67þ 505–507; s.a. PAPADOPOULOU, þ@A>< AF: F.::Ą:F: 56 (Farbabb. 43); VEIKO,
Byzantine Epirus 159.
606
Zur Person PLP # 23721. Zu von ihm gestifteten prunkvollen Objekten vgl. A. BALLIAN, in: DRANDAKI, Heaven
& Earth 150–152; s.a. F. GARGOVA, The Meteora Icon of the Incredulity of Thomas Reconsidered, in: THEIS,
Female Founders 369–381.
607
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 142f.; SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 71, 166f.
608
Zur Terminologie SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 39.
609
Zitiert nach BRANOUSES, Š@A<>67þ 496, s.a. 498, 499. Somit ist die bereits von Branouses vorgebrachte Ergän-
zung ¥8/.:6A[<7AĆ:<?] abzulehnen, wenngleich Thomas Preljub an der entsprechenden Stelle in der so genann-
ten Chronik von Ioannina (L. BRANOUSES, µ=2A4>ă? A<Ľ 2@.6F:67<Ľ ¥>D2Ą<B 12 [1962, publ. 1965] 89, § 20)
als ¥8/.:6A<7AĆ:<? (zum Wort Kr s.v.) bezeichnet wird.
610
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 146f.; SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 71, 166.
611
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 151; SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 71.
612
BRANOUSES, Š@A<>67þ 499.
613
Z.B. SOUSTAL, Nikopolis 167; T. STERIADE, in: PAPADOPOULOU, þ@A>< AF: F.::Ą:F: 112. Zu einem ähnlichen
Fall A. RHOBY, On the interaction of word and image in Byzantium: The case of the epigrams on the Florence
reliquary, in: P.à. GROTOWSKI – Sà. SKRZYNIARZ (Hg.), Towards Rewriting? New Approaches to Byzantine Ar-
chaeology and Art. Proceedings of the Symposium on Byzantine Art and Archaeology, Cracow, September 8–10,
2008. Warschau 2010 (= Series Byzantina. Studies on Byzantine and Postbyzantine Art 8 [2010]), 103f.
Griechenland (Nr. GR61–GR62) 239

Narthexeingangs angebracht war, muss offen bleiben.614 Die Inschrift könnte sich ursprünglich
ebenso wie jene, die nur durch das Wort &C überliefert ist, auf den Befestigungsanlagen
des Kastrons befunden haben.615
Man kann ziemlich sicher davon ausgehen, dass das ursprüngliche Epigramm aus prosodie-
losen Zwölfsilbern bestand. Zeugnis über die Prosodielosigkeit legen zahlreiche schwere proso-
dische Verstöße ab. Der vorliegende Beleg für ¥8/.:6AĄ. in Vers 3 dürfte der ältestete sein, da
die anderen laut TLG aus dem 15. Jahrhundert bzw. aus postbyzantinischer Zeit stammen. Die
beiden am Beginn von Vers 4 überlieferten Buchstaben ! könnten auf eine Form von ±A<?
hinweisen;616 das könnte bedeuten, dass auch in diesem Epigramm die Datierung in metrischer
Form wiedergegeben war.

KABALA

Steinblock, 9. Jh. ?: Landmauer, Turm


Nr. GR62) In einen der Türme der Landmauer des byzantinischen Christupolis (heute Kaba-
la [Kavalla])617 ist ein Marmorblock eingelassen, in den eine über zwei Zeilen laufende unak-
zentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist; der Beginn ist durch ein Kreuz markiert. Bei der
Inschrift, die mit Buchstaben unterschiedlicher Größe versehen ist, handelt es sich um ein aus
zwei Versen bestehendes Epigramm.
Für die zeitliche Einordnung bietet der Inhalt der Inschrift keine Hinweise.618 Eine Datierung
vor dem 11. Jahrhundert ist jedenfalls sehr wahrscheinlich, da keine Akzente und kaum Ligatu-
ren – etwa bei 2Ć? in Vers 1 – vorhanden sind. Lychounas – Tsoures halten es für möglich,
dass die Inschrift während des Aufenthalts des Alexios Musele619 in Christupolis (zwischen 820
und 830 oder später) und während der von diesem vielleicht veranlassten Ausbesserungsarbei-
ten entstanden ist.620 Folgende paläographische Besonderheiten der Inschrift sind zu notieren:
Im Wort C!!E (Vers 1) sind Eta und darauf folgendes Kappa in Ligatur miteinan-
der verbunden. Wohl durch eine Unaufmerksamkeit des für die Inschrift Verantwortlichen fehlt
das Sigma von @Ā (ebenfalls Vers 1); wahrscheinlich war dieser durch das vorangehende Sigma
von 2Ć? irritiert. Weiters ist die Endung (Ny) von =Ĉ>0F: am Ende von Vers 2 gekürzt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ĉ>02 52<@AĂ>67A2, 2ą? <@>ÿ @7Ā=26


ö? î=Ā>7.8<: ë:A. =þ:AF: AŃ: =Ĉ>0F(:).
——
1–2 cf. Ioan. Geom. (vide comm.).
——
1 52<@AĂ>67A2 scripsi: C!! inscr. 52Ć(?) Lychounas – Tsoures. @2 Lychounas – Tsoures.

—————–
614
POLITES, B3.:A6:ý ­=60>.C67þ 136 schlägt als alternative Ergänzung [8þ>:.]7. vor, das aber inhaltlich wohl
kaum in Frage kommt.
615
Zu den byzantinischen Befestigungsanlagen von Ioannina siehe nicht nur die unter „Text“ und „Lit.“ verzeichne-
ten Literaturangaben, sondern auch K.E. TSOURES, Ř /B3.:A6:ā çDĈ>F@4 AŃ: šF.::Ą:F:. ř=26>FA67ý $><:67þ
25 (1983) 133–157.
616
Vgl. POLITES, B3.:A6:ý ­=60>.C67þ 136.
617
Zu den (Land-)Mauern der Stadt ausführlich K. TSOURES, 2þ=<86? – $>6@A<Ĉ=<86? – ./þ8.. 6<>5Ċ@26? –
=><@5Ă72? – =.>.A4>Ă@26? @A4: <DĈ>F@4 7.6 A4: Ĉ1>2B@4.  53 (1998), Ā><? Ņ – 28ĀA2?, 387–454; s.a. St.
DADAKE u.a., « =Ć A4 @76þ A<B ƍ><B? =2> 82/þ:A2 2Ą:.6 9Ą86. … ». Ć826? – 7þ@A>. – 869þ:6. @A6? .7AĀ? A<B
<>2Ą<B 60.Ą<B, in: KARAGIANNI, Medieval Ports 214f., 228 (Farbabb. 10).
618
Fest steht allerdings, dass verschiedene Bauphasen des Turmes definierbar sind, vgl. MPAKIRTZES, !2ĄD4 153.
619
Zur Person PmbZ # 195; zur (armenischen) Familie Mosele / Musele A. K[AZHDAN], Mosele. ODB 2, 1416.
620
LYCHOUNAS – TSOURES, 2þ=<86? – $>6@A<Ĉ=<86? 37.
240 Griechenland (Nr. GR62–GR63)

Von Gott gestützter Turm, Gott beschützt dich,


da du der weitaus schönste aller Türme bist.
Text: LYCHOUNAS – TSOURES, 2þ=<86? – $>6@A<Ĉ=<86? 37 u. Farbabb.

Lit.: MPAKIRTZES, !2ĄD4 152–154.

Abb.: 23

Der Adressat des Epigramms ist der Turm selbst, der, auf Gott gestützt,621 auch auf Gottes
Schutz vertrauen kann. Vers 2 ist ganz dem Lob des Turmes gewidmet. Ungewöhnlich ist, dass
nicht – wie sonst durchaus üblich – der Stifter des Turms bzw. der Erneuerung des Turms ge-
nannt ist. Hinter dem Epigramm könnte sich aber auch eine versteckte Anspielung auf eine Per-
son verbergen, die als Turm – was auch sonst gelegentlich vorkommt622 – apostrophiert wird.
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern, die aufgrund mehrerer Verstö-
ße als eher prosodielos zu klassifizieren sind. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, in Vers 2
ist inhaltlich und rhythmisch sowohl B5 als auch B7 möglich. Allerdings ist in beiden Fällen die
Akzentuierung vor dem Binnenschluss ungewöhnlich: Proparoxytone Betonung vor B5 ist eher
selten, ebenso wie paroxytone Akzentuierung vor B7. Stilistisch auffallend ist auch das Wort-
spiel 52<@AĂ>67A2 – 2Ć? in Vers 1.
Die Idee, die Stärke eines Turmes direkt auf Gott zurückzuführen, wird auch in einem Epi-
gramm des Ioannes Geometres formuliert. In den ekphrastischen Versen, die sich auf Turm Nr.
1 der Landmauer von Konstantinopel beziehen, heißt es u.a.: ¾9ĵ: 2ą? 1Ā1F72 =Ĉ>0<: ß@DĈ<?, |
=Ĉ>0<: /2/.Ą<B, =Ĉ>0<: >>Ă7A<B /Ą<B | … | =þ:AF: 7.8Ń: 0Ā9<:A. 7.ă 52.9þAF:.623

Steinplatte (120 × 50 cm), a. 925/26: Archaiologiko Museio (Inv.-Nr.  66)


Nr. GR63) Die jetzt im Archäologischen Museum aufbewahrte Marmorplatte war ursprüng-
lich in die Befestigungsanlagen der Stadt beim Hafen eingemauert, wo sie auch noch am Ende
des 19. Jahrhunderts befestigt war.624 In das etwas vertiefte Feld der Vorderseite des Steines ist
eine über zehn Zeilen laufende, regelmäßig geformte Majuskel-Inschrift eingraviert, die teilwei-
se akzentuiert ist.625 Dies ist umso erstaunlicher, als die Inschrift, wie die letzte Zeile verrät, in
das Weltjahr 6434, 14. Indiktion, datiert, was dem Jahr 925/26 entspricht. Von wenigen Aus-
nahmen abgesehen sind nämlich Inschriften vor dem 11. Jahrhundert unakzentuiert.626 Der Be-
ginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert, am Ende der sechsten Zeile befindet sich ein aus
eingeritzten Punkten zusammengesetztes Ornament. Die abschließende siebente Zeile der In-
schrift unterscheidet sich vom Rest nicht nur dadurch, dass sie u.a. über die Datierung Auskunft
gibt, sondern auch durch das äußere Erscheinungsbild: Während die Zeilen 1–6 in einer Linie
verlaufen – mit Ausnahme des Kreuzes am Beginn von Zeile 1 –, ist Zeile 7 nach links gerückt;
außerdem ist zu beobachten, dass die Buchstaben dieser Zeile etwas kleiner als jene der anderen
Zeilen sind.627 Bereits Reinach, der erste Editor, erkannte, dass die Zeilen 1–6 ein Epigramm
bilden, wobei pro Zeile je ein Vers angeordnet ist. Ligaturen sind in der Inschrift keine vorhan-
den; Abkürzungen findet man nur im abschließenden Prosatext. Offensichtlich aus Platzmangel
wurde allerdings das Ypsilon am Ende von Vers 5 in das vorangehende Omikron eingeschrie-

—————–
621
52<@AĂ>67A<? in Zusammenhang mit Bauwerken ist auch an anderer Stelle belegt: Neilos v. Ankyra (PG 79,308C)
spricht von einem 52<@AĂ>67A<? <å7<?.
622
Vgl. z.B. die Charakterisierung des Manuel Anemas, eines Schwagers des Kaisers Manuel I., bei Theodoros Pro-
dromos (LIV 3 HÖRANDNER): @<Cÿ @A>.A40Ā, =Ĉ>02 źF9.ĄF: 9Ā0..
623
CRAMER, Anecdota Graeca IV 278,29–33 (= PG 106,915A); zu Epigrammtext und Analyse H. MAGUIRE, The
Beauty of Castles: a Tenth Century Description of a Tower at Constantinople. $ IV 17 (1993–94) 21–24; s.a.
MPAKIRTZES, !2ĄD4 154f. Zum Turm ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 148.
624
Vgl. REINACH, Reconstruction 268.
625
Vgl. REINACH, Reconstruction 269.
626
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243.
627
Vgl. REINACH, Reconstruction 268f.
Griechenland (Nr. GR63) 241

ben. In ihrer starren und einfachen Form erinnert die Inschrift an frühere, etwa aus dem 6. Jahr-
hundert stammende Beispiele.628
Das Epigramm mit abschließendem Prosatext ist wie folgt wiederzugeben:

!ý =>ă: C5.>Ā:A. 7.ă =2=AF7ĆA. A2ĄD4


á@A4@6 @A2>>Ń? .@Ą826<? è 8þ1F:,
è @A>.A40ĀA4? A>B9Ć:<? è :1>2ĵ<?,
­=ă ņF9.:<Ľ, F:@A.:AĄ:<B, A2Cþ:<B
5 7.ă $>6@A<CĆ><B, .ó5Ą? A2 F:@A.:AĄ:<B,
AŃ: =2:A.>Ą59F: 2íABDŃ: /.@68ĀF:
±A(<B?) =ą 7A(Ą@2F?) 7Ć(@9<B) ,?B81Ņ, ß:1(67A6Ń:<?) 61Ņ ­0>þC(4) 1(6ý) D26>(ą?) A2C-
þ:(<B) /(.@6867<Ľ) @=.5(.>Ą<B).
——
1 cf. e.g. v. 1 epigramm. in urbe Bozuk Köy (ĺ no. TR37): !2ĄD4 C5.>Ā:A. 7.ă =2@Ć:A. Ań D>Ć:Ł; etiam
v. 1 epigramm. (s. XI/XII) in exonarthice ecclesiae monast. Batopaidi in monte Atho, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken, no. M1: !ý =>ă: 7.88Į 7.ă ļBĀ:A. Ań D>Ć:Ł. Ceteri loci paralleli
ibid. 381–385.
——
1 =2=A(F)7ĆA. scripsit Reinach: !! inscr. 2 á@A4@6: á@A4@6: Reinach, Lemerle, ã@A4@6: Chio-
nes, Karagianne (ã@A4@6 in nota). .@682ĵ<? Reinach, Lemerle, Chiones. 3 A>B9Ń:<? Chiones. 5 .ó5Ą? A2:
.ó56? 1ÿ Reinach, Lemerle, Chiones, .ó5Ą? Aÿ Karagianne.

Die früher zerstörten und eingestürzten Mauern


richtet fest auf Basileios Kladon,
der tapfere Stratege von Strymon,
unter Romanos, Konstantinos, Stephanos
5 und Christophoros und wieder Konstantinos,
den fünf glücklichen Kaisern.
Im Jahr von der Schöpfung der Welt 6434, der 14. Indiktion, (= 925/26) wurde es ge-
schrieben durch die Hand des kaiserlichen Spatharios Stephanos.
Text: REINACH, Reconstruction 268 (Schriftskizze), 269 (mit franz. Übers.).– P. LEMERLE, Philippes et la Macé-
doine orientale à l’époque chrétienne et byzantine. Recherches d’histoire et d’archéologie. Paris 1945, 141.–
CHIONES, Š@A<>Ą. AĮ? ./þ8.? 30, 105 (Abb.).– LYCHOUNAS – TSOURES, 2þ=<86? – $>6@A<Ĉ=<86? 38 (mit
Farbabb.).– KARAGIANNE, 676@9<Ą 83 (vv. 1–2) u. Anm. 209, 84 (Farbabb. 38).– RHOBY, Structure 326 (vv. 1–2 [bis
@A2>>Ń?]).– RHOBY, Meaning 748, Anm. 65 u. Taf. III (Abb. 3).

Lit.: MANGO, Inscription 412, Anm. 4.– GUILLOU, Nouvelle inscription 272.– MANGO, Epigraphy I 243, 246, II
143 (Abb. 28).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– Ch. KOUKOULE-CHRYSANTHAKE, ./þ8.. >D.6<8<067Ć
<B@2Ą< ./þ8.? / Kavala. The Archaeological Museum of Kavala. o.O. 2002, 52 (Farbabb. 58).– BOURAS, Master
Craftsmen 542.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 34).– A. RHOBY, JÖB 58 (2008) 236.– RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken 383.

Abb.: XXV

Das Epigramm berichtet von der Restaurierung der auf justinianische Zeit zurückgehenden629
(Stadt)mauern von Christupolis unter der Aufsicht des Basileios Kladon.630 Die Mauern müssen
schon stark in Mitleidenschaft gezogen gewesen sein, wenn man Vers 1 Glauben schenken darf.
Allerdings ist festzuhalten, dass Vers 1 einen typischen Beginn solcher (Stifter)inschriften dar-
stellt: Zuerst wird der bedauernswerte Zustand beschrieben, der dann durch die Stiftung beho-
ben wird.631 Dass Christupolis zur Zeit der Entstehung der Inschrift eine starke Befestigung

—————–
628
Vgl. MANGO, Epigraphy I 246.
629
Vgl. CHIONES, Š@A<>Ą. AĮ? ./þ8.? 30.
630
Zur Funktion der Koordinatoren von großen Bauprojekten vgl. BOURAS, Master Craftsmen 542.
631
Vgl. die zahlreichen Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
242 Griechenland (Nr. GR63)

nötig hatte, ist durch die Bedrohung der Stadt durch die Bulgaren evident. In den Versen 4–6
wird über jene Kaiser berichtet, die zum Zeitpunkt der Entstehung der Inschrift regierten. Somit
ist abgesehen von der Nennung des Weltjahres und der Indiktion ein weiterer Anhaltspunkt zur
Datierung gegeben. Bei Romanos handelt es sich um Kaiser Romanos I. Lakapenos, der im Jahr
921 – formell noch als Mitkaiser seines Schwiegersohnes Konstantinos VII. – seinen ältesten
Sohn Christophoros zum Mitherrscher beförderte.632 Der in Vers 5 genannte zweite Konstanti-
nos, ist Konstantinos VII., der Ende 921 auf die Position eines Mitregenten abgedrängt wur-
de.633 Ende 923 wurden die beiden anderen Söhne des Romanos, die in Vers 4 genannten Kon-
stantinos und Stephanos, ebenfalls zu Mitkaisern erhoben.634 Konstantinos’ (VII.) im Vergleich
zu den Söhnen des Romanos untergeordnete Position im Machtgefüge wird nicht nur durch
seine Nennung an letzter Stelle demonstriert, sondern auch durch die Konjunktion.ó5Ą? A2, die
ihn von den Vorherigen trennt.635 Andererseits ist aber auch möglich, dass es sich bei dem in
Vers 4 unmittelbar nach Romanos genannten Konstantinos um Konstantinos VII. handelt, da
dieser bis in das Jahr 927 formell an zweiter Stelle des Kaiserkollegiums stand.636 Das Reich
wurde somit formell von fünf Herrschern regiert, worauf in Vers 6 unter der Wendung AŃ:
=2:A.>Ą59F: 2íABDŃ: /.@68ĀF: auch hingewiesen wird.637 Abgesehen von der genauen Angabe
der Datierung im abschließenden Prosatext ergibt sich für die Entstehung des Epigramms ein
potentieller Zeitrahmen von 923 (alle Söhne des Romanos sind zu Mitkaisern gekrönt) bis 931
(Tod des Christophoros).638 Die Reparatur der Mauern ist vielleicht auf Zerstörungen anlässlich
eines Erdbebens zurückzuführen: Auszuschließen ist allerdings, dass die Zerstörungen von ei-
nem zwischen 925639 und 926/27640 datierten Erdbeben herrühren, da sich dieses nicht im The-
ma Thrakien, sondern im kleinasiatischen Thema Thrakesion ereignete.641 Ein anderes Erdbeben
könnte aber in Frage kommen: Vielleicht im August 925 wurde eine Theotokos-Kirche auf dem
nahen Berg Athos von einem Erdbeben beschädigt.642
Der für die Reparatur Verantwortliche ist Basileios Kladon,643 der als Stratege – @A>.A40ĀA4?
wird wohl metri causa für gebräuchliches @A>.A40Ć? verwendet644 – von Strymon bezeichnet
wird, womit das Thema gleichen Namens gemeint ist;645 Christupolis lag in seinem Herrschafts-
gebiet. Er dürfte auch aus einer anderen Quelle bekannt sein, da im Jahr 938 ein Basileios pro-

—————–
632
Vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 11f., 14.
633
Vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 15.
634
Vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 16.
635
REINACH, Reconstruction 275 interpretiert .ó5Ą? A2 als „et de Constantin dont le nom est écrit ici pour la seconde
fois“.
636
Vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 19f. Eine fast identische Abfolge der Personen wie in der Inschrift (nur
die Positionen von Christophoros und Stephanos sind in der Inschrift – wahrscheinlich metri causa – vertauscht)
findet sich in der erhaltenen lateinischen Version einer Privilegienurkunde für das süditalienische Benediktiner-
kloster S. Vincenzo al Volturno vom Frühjahr 927, vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 24f.; s.a. F. DÖLGER,
Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565–1453, I/2: Regesten von 867–1025. Zweite
Auflage neu bearbeitet von A.E. MÜLLER unter verantwortlicher Mitarbeit von A. BEIHAMMER (Corpus der grie-
chischen Urkunden des Mittelalters und der Neueren Zeit A I). München 2003, Nr. 610; REINACH, Reconstruc-
tion 273f.
637
Da das vermutlich sechste Mitglied dieses Kreises, der Sohn des Christophoros namens Romanos, der von seinem
Großvater Romanos wahrscheinlich ebenso zum Mitkaiser gemacht wurde (vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherr-
schaft 17, Anm. 32, 18), nicht erwähnt wird, kann man davon ausgehen, dass dieser im Jahr 926 nicht mehr lebte;
als bisheriger terminus ante quem seines Todes galt bislang der Zeitraum 928/31 (vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samt-
herrschaft 18, Anm. 36).
638
Vgl. KRESTEN – MÜLLER, Samtherrschaft 21.
639
Vgl. REINACH, Reconstruction 270; AMBRASEYS, Earthquakes 250f.
640
Vgl. GUIDOBONI, Catalogue 394.
641
Falsch lokalisiert von REINACH, Reconstruction 270 und GUIDOBONI, Catalogue 394. Richtig gestellt bei AMBRA-
SEYS, Earthquakes 250f.
642
Zum Erdbeben AMBRASEYS, Earthquakes 251.
643
Zur Person PmbZ # 20926.
644
Vgl. REINACH, Reconstruction 271.
645
Vgl. T.E. G[REGORY], Strymon. Theme of Strymon. ODB 3, 1968.
Griechenland (Nr. GR63) 243

tospatharius et strategos Sicilie et Langobardie genannt wird.646 Eine Beziehung zwischen dem
Thema Strymon und Süditalien könnte nach von Falkenhausen dadurch gegeben sein, dass Basi-
leios den Strategos des mit Strymon eng verbundenen Themas Thessalonike, den Sonderbe-
vollmächtigten für Benevent, Kosmas, begleitete und dort nach dem Misserfolg seiner Vorgän-
ger zum Strategos der beiden süditalienischen Themen ernannt wurde.647 Weitere Mitglieder der
Familie Kladon sind im 10. Jarhundert (944: Leon Kladon648; 975: Theodoros Kladon649), aber
auch in späteren Jahrhunderten mehrfach belegt.650 Es ist m.E. ganz und gar nicht auszuschlie-
ßen – wie dies Reinach tut651 –, hinter dem im abschließenden Prosatext genannten Spatharios
Stephanos652 den Steinschneider bzw. Anbringer der Inschrift zu vermuten. Die Wendung
­0>þC(4) 1(6ý) D26>(ą?) weist eher auf eine handwerkliche Tätigkeit hin; zum Vergleich heran-
zuziehen ist etwa eine Inschrift von der Insel Euboia, die über die Renovierung eines Depots
beim Kloster Hagios (oder Hosios) Lukas im Jahr 1067 berichtet. Auf den Bericht, wer für die
Renovierung zuständig ist, und die Datierung folgt die Angabe (in normalisierter Orthographie)
­0>þC4 16ý D26>ą? 2<CĈA<B (9<:).D(<Ľ),653 womit zum Ausdruck gebracht wird, wer für die
Anbringung der Inschrift zuständig war. Ergänzend sei erwähnt, dass das Verbum 0>þCF bereits
im antiken Griechisch „inschriftlich anbringen“ bedeuten kann.654 Sollte es sich bei Stephanos
nicht um den für die Anbringung der Inschrift Verantwortlichen, sondern (wider Erwarten) um
den Autor der Verse handeln, wovon Reinach ausgeht,655 dann liegt einer der seltenen Fälle vor,
bei denen sich der Dichter selbst in der Inschrift verewigte. Fest stehen dürfte, dass Stephanos
ein Untergebener des Strategen Basileios Kladon war.656
Dass der Autor der Verse ein nur mittelmäßiger Dichter war, beweisen die zahlreichen pros-
odischen Verstöße im Epigramm, weiters der Hiat in Vers 3, der zwischen è und :1>2ĵ<? ent-
steht. Die Binnenschlüsse sind allerdings korrekt gesetzt. Das Adjektiv =2:Aþ>659<? in Vers 6,
hier wohl ebenso metri causa anstatt des simplen =Ā:A2 gebraucht,657 ist – wie Reinach richtig
feststellte658 – erstmals bei Georgios Pisides attestiert.659

KAISAREIA ĺ KOZANE

—————–
646
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 78f. (Nr. 16) = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 80f. (Nr. 16).
647
VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 79 = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 81.
648
Theoph. Cont. 438,18 (BEKKER); Skylitzes 239,52 (THURN); vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 79 = VON
FALKENHAUSEN, Dominazione 81; vgl. PmbZ # 24422.
649
LEFORT, Actes d’Iviron I, Nr. 2; vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 79 = VON FALKENHAUSEN, Dominazi-
one 81; vgl. PmbZ # 27763.
650
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 79 = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 81; JORDANOV, Corpus II,
Nr. 313–318; CHEYNET, Sceaux, Nr. 7.63; PLP # 11765–11769, 92379, 93812. Ein in das 10./11. Jh. zu datieren-
der Romanos Kladon entpuppt sich als Phantom, da Kladon auf einer ziemlich gewagten Konjektur beruht, siehe
unten S. 555, Anm. 276.
651
REINACH, Reconstruction 269, Anm. 2.
652
Zur Person PbmZ # 27252.
653
KODER, Negroponte 151f.
654
Vgl. LSJ s.v. 0>þCF II 2; s.a. LBG s.v. 0>þCF: „eine Inschrift tragen“.
655
REINACH, Reconstruction 269, Anm. 2; so auch PmbZ # 20926.
656
Vgl. REINACH, Reconstruction 275.
657
REINACH, Reconstruction 275.
658
REINACH, Reconstruction 275.
659
Vgl. L s.v., LBG s.v.
244 Griechenland (Nr. GR64)

KALAMATA

(Fragment einer) Steinplatte (28 × 53 cm), a. 1084/85: Archaiologiko Museio Messenias


Nr. GR64) Die in Panagula (nordöstl. von Methone) aufgefundene Steinplatte ist mit einer
über zwölf Zeilen laufenden eingeritzten Inschrift versehen, die nicht akzentuiert ist.660 Der
Beginn ist durch ein Kreuz markiert. Da die Wörter der Inschrift teilweise nicht vollständig er-
halten sind, erkennt man, dass von der ursprünglichen Steinplatte heute nur mehr ein Teil vor-
handen ist. Den vorhandenen Resten der Inschrift nach zu schließen, könnte diese im Versmaß
abgefasst gewesen sein, wobei aber nicht ganz klar ist, ob der Text in continuo geschrieben oder
ob pro Zeile je ein Vers angebracht ist. Es ist gut möglich, dass eine Mischform vorliegt, näm-
lich dass in den ersten vier Zeilen der Text in continuo, in den übrigen Zeilen aber nach Versen
geschrieben ist. Folgende paläographische Besonderheiten sind zu notieren: In der – wie er-
wähnt – grundsätzlich nicht akzentuierten Inschrift ist ein Akzent zu finden, nämlich ein Akut,
der nach dem Alpha von ®;.76@D686[<@Aą:] in Vers 10 eingeritzt ist. Die linke Senkrechthaste
des Alpha von 7.ă in Vers 6 ist doppelt ausgeführt. Offensichtlich gelang es dem Graveur nicht
sofort, einen sauberen Buchstaben zu ritzen. Auffallend ist auch die ungewöhnliche Ligatur von
Omikron und Ypsilon in Vers 7: Der Beginn von <í>.[:<Ľ] könnte auch als misslungenes Kap-
pa gedeutet werden. Schließlich bemerkt man auch, dass die öfter verwendeten Buchstaben
Ypsilon und Omega teilweise unterschiedlich ausgeführt sind. Die ursprüngliche Breite der
Steinplatte könnte ca. 70 cm ausgemacht haben.
Da die gegen Ende der Inschrift angegebene Datierung ebenfalls nur teilweise erhalten ist,
hilft sie bei der zeitlichen Einordnung nur bedingt weiter. Von der Angabe des Weltjahres haben
sich nur die erste und dritte Ziffer erhalten (6[.]9[.]). Aus noch darzulegenden inhaltlichen
Gründen dürfte das Epigramm in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts zu datieren sein. Diese
Chronologie ist auch paläographisch gesichert.661
Das Epigrammfragment kann folgendermaßen wiedergegeben werden:

$>Ć:<6? à7.:<ĵ? […………………


Aą:] =<:Ă@.:A. 2@4[:Ą.? ………
7.ă Aą:] =Ą=A<:A. @B:2[>0ĄĤ ………
……] 2<CĈ8.7A<? è […………]
5 A<ĄDŁ 7B78Ċ@[.? …………………]
7.ă 7.A<DB>Ċ[@.? ………………]
@7Ă=A>F: <í>.[:<Ľ …………………]
AĮ? AŃ: <9:4:[Ń: …………………]
ß:167A6Ń:<? ç[01Ć4? …………]
10 ®;.76@D686[<@Aą: ……………]
­:2:47<@Aą: […………………]
­7 AĮ? <>9.[:……………………].
——
1 cf. v. 18 epigramm. (hodie deleti) in ecclesia Panagiae in urbe Parori (ĺ no. GR99): D>Ć:<6? à7.:<ĵ?,
Aą: >659ą: ö? =Ā:A2. 7 @7Ă=A>F: <í>.[:<Ľ]: cf. Basil. Seleuc., PG 85,185A: µ=261ā 0ý> ­7 A<Ľ .Bij1 Aą
7.Aý @þ>7. $>6@AĆ?, ¾ 845ā? /.@682Ą., Aý <í>þ:6. @7Į=A>., ¾ @FAĂ>2<? 0Ā::4@6?, ¾ 16þ1<D<? Dþ>6?.
——
1 ß7.:<6? Kappas. 2 [Aą:] supplevi. 2@4[:Ą.?] supplevi: C"[… inscr., Kappas. 3 [7.ă Aą:] supplevi.
@B:2[>0ĄĤ] supplevi. 4 [……] in initio versus statui. 5 7B78Ċ@[.?] supplevit Kappas. 6 7.A<DB>Ċ[@.?]
supplevit Kappas. 7 <í>.[:<Ľ] supplevi. 8 AĮ? AŃ: scripsi: TIC ! inscr., [- - -7>ý]A6@A<: Kappas.
<9:4:[Ń:] supplevi: [… inscr., <9:6:[ą:- - -] Kappas. 9 ç[01Ć4?] supplevi (cf. KAPPAS,
þ@A>< 25Ċ:4? 57). 10 ®;.76@D686[<@Aą:] scripsi et supplevi: CX[… inscr.,

—————–
660
Ich danke Michalis Kappas, der mir eine Abbildung der Inschrift zu Studienzwecken zur Verfügung stellte; das
Photo der Inschrift wird von ihm selbst publiziert werden.
661
Vgl. KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 57.
Griechenland (Nr. GR64) 245

­;.76@D682[6<@Aą:- - -] Kappas. 11 ­:2:47<@Aą: scripsi: CT inscr. 12 AĮ? scripsi: !C inscr.
<>9.[:… scripsi: <>9.[:1Ń:- - -] Kappas.

In genügend Jahren …………………


den sich mühenden Messeniens ………
und den fallenden durch Mithilfe ………
…… Theophylaktos der …………
5 mit einer Mauer umgebend …………………
und befestigend ………………
der Szepter des Himmels …………………
der der Komnenen …………………
als die achte Indiktion …………
10 sechstausendste …………………
neunzigste …………………
aufgrund des … der Normann…………………
Text: KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 56.

Es handelt sich um eine Stifterinschrift, die berichtet, dass etwas mit einer Mauer umgeben
und befestigt wurde (Verse 5–6). Kappas vermutet, dass die Steinplatte ursprünglich in die Fe-
stungsmauer des messenischen Ortes Methone eingemauert war;662 dies ist naheliegend, zumal
sie – wie oben erwähnt – in der Nähe von Methone gefunden wurde. Ein Hinweis auf Messe-
nien dürfte auch in Vers 2 vorliegen, wenn das inschriftlich überlieferte C"[… als
2@4[:Ą.?]663 verstanden bzw. ergänzt werden darf. Allerdings dürfte sich die Inschrift auf eine
Erneuerung der Mauer beziehen, da die Festung von Methone schon seit der Antike bestand.664
Auf den schlechten Zustand der Befestigung vor der Erneuerung weisen die Partizipia
=<:Ă@.:A. und =Ą=A<:A. in den Versen 2 und 3 hin. Der in Vers 4 genannte Theophylaktos
dürfte für die neue Befestigung verantwortlich gewesen sein.665 Nach dem teilweise konjizierten
@B:2[>0ĄĤ] in Vers 3 könnte eine weitere Person genannt gewesen sein, durch deren „Mithilfe“
die Stiftung vonstatten ging. Die Szepter des Himmels könnten sich auf Christus beziehen,
wenn man die im Testimonienapparat angeführte Stelle betrachtet.666 Eine zeitliche Einordnung
des Epigramms ist abgesehen von der Datierung am Ende auch durch die Erwähnung der Kom-
nenen in Vers 8 möglich. Somit ist das Jahr 1081, der Beginn der Herrschaft dieser Familie,
terminus post quem für die Datierung der Inschrift. Allem Anschein nach ist die Angabe der
Datierung durch Indiktion und Weltjahr auch im Versmaß wiedergegeben, was auch sonst eini-
ge Male in Stifterepigrammen vorkommt.667 Verwunderlich ist freilich, dass zuerst die Indiktion
und dann erst das Weltjahr genannt wird und nicht die sonst übliche umgekehrte Reihenfolge
zur Anwendung kommt. Da der Buchstabe nach ß:167A6Ń:<? in Vers 9 höchstwahrscheinlich als
Omikron zu deuten ist, kann es sich nur um die achte Indiktion handeln.668 Gleicht man nun die
achte Indiktion mit den erhaltenen Ziffern 6[.]9[.] des Weltjahres ab, dann ergeben sich als
mögliche Datierungen im 11. und 12. Jahrhundert – unter Bedachtnahme, dass das Jahr 1081 als
terminus post quem (s. oben) fungiert – die Weltjahre 6593 (= 1084/85) und 6698 (=
1189/90).669 Da aber 1189/90 die Komnenen nicht mehr regierten, kann nur das frühere Datum
in Frage kommen. Zeitlich passt dies auch gut zu den in Vers 12 erwähnten Normannen. Der

—————–
662
KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 56.
663
Die Schreibung 2@4:Ą. (mit einem Sigma) ist auch anderenorts belegt, vgl. PAPE – BENSELER, Wörterbuch, s.v.
2@Ă:4 2.
664
Vgl. St. MOUZAKES, in: N.G. NIKOLOUDES (Hrsg.), 2;67Ć: A4? /B3.:A6:Ă? 28<=<::Ă@<B. :Ă94 00Ā8<B .
232>ĄA4 (B>961Ć:2? 4). Athen 22010, 260.
665
Vgl. KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 56.
666
Zu einer weiteren Stelle mit Bezug auf Christus vgl. L s.v. @7Į=A><: 1 c.
667
Siehe oben S. 97–100.
668
KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 57.
669
Vgl. KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 57.
246 Griechenland (Nr. GR64)

Mauerring könnte aufgrund der Gefahr eines normannischen Angriffes unter Robert Guiscard
erneuert worden sein, der gegen Westgriechenland bzw. den südlichen Balkan – jedoch nicht
gegen peloponnesisches Gebiet – von 1081 bis zu seinem Tod 1085 vorging.670
Der Rekonstruktion des Epigrammtextes nach zu schließen, dürfte die Inschrift ursprünglich
zwölf Verse umfasst haben. Die Binnenschlüsse scheinen korrekt gesetzt zu sein; nur sehr selten
begegnet das Phänomen oxytoner Akzentuierung vor B7, wie dies in Vers 10 der Fall ist, was
aber hier durch das lange Kompositum ®;.76@D686<@AĆ: bedingt ist. Stellt 7.ă 7.A<DB>Ċ[@.?]
(Vers 6) tatsächlich den Beginn des Verses dar und ist das Verbum richtig konjiziert, dann kann
auf 7.A<DB>Ċ[@.?] nur ein einsilbiges Wort folgen, damit ein sauberer Binnenschluss (B7) vor-
liegt. Was die prosodische Qualität der Zwölfsilber angeht, ist festzustellen, dass diese ambiva-
lent ist: Während die erhaltenen Teile der Verse 1, 5, 6, 8, 9 und 12 gute prosodische Qualität
aufweisen, gibt es in den übrigen Versen zahlreiche (schwere) Verstöße. Es ist daher nicht ganz
sicher, dass der Text in den letztgenannten Versen richtig konstituiert wurde. Allerdings ist es
auf der Grundlage der erhaltenen Teile auch nicht möglich, in den genannten Versen einen pro-
sodisch einwandfreien Text zu erstellen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 5 ist inschriftlich !$& überliefert, das
als A<ĄDŁ wiederzugeben ist. Normalerweise wird in ähnlichen Epigrammen, die sich auf Fes-
tungsmauern beziehen, allerdings eine Form von A2ĵD<? verwendet;671 eine Änderung zu A2ĄD6
wäre somit auch hier zu überlegen. Auch ein Dativ A2ĄDŁ, der von einem eher nur volkssprach-
lich belegten è A2ĵD<?672 gebildet wird, könnte in Frage kommen. ß:167A6Ń:<? ç[01Ć4?] in Vers 9
ist Teil eines Genitivus absolutus: zum Vergleich heranzuziehen sind die Verse 12–13 des Epi-
gramms (ĺ Nr. AL2) auf dem verlorenen Turm in Durrës: A>6@7.6127þA4? ß:167A6Ń:<? 1>Ć9<B |
8Į;6: CĀ><:A<? ­: 2ń =.:A2>0þAĬ. In der zweiten Hälfte von Vers 9 wird demnach wohl das
Genitiv-Partizip eines Verbums gestanden sein. Der Beginn von Vers 10 ist inschriftlich
ǼȄǹȀǿCXǿȁǼ überliefert. Kappas geht recht in der Annahme,673 dass ursprünglich
ǼȄǹȀǿCXǿȁǼǿȅCȉȅȃ vorhanden war, das in normalisierter Orthographie als ®;.76@D686<@Aą:
wiederzugeben ist. Belegt ist das zusammengesetzte Zahlwort erstmals in der Spätantike.674 Der
nach dem Alpha eingeritzte Akut (s. oben) könnte aber ein Hinweis darauf sein, dass ®;þ76? ein
eigenständiges Wort ist und der Beginn von Vers 10 somit ®;þ76? D686<@Aą: gelesen werden
muss.675 In der zweiten Hälfte des Verses muss die Form eines Zahlwortes mit dem Wert 500
gestanden sein, in Vers 11 zusätzlich die Zahl 3 und wahrscheinlich das Nomen ±A<?. Die Prä-
position ­7 am Beginn von Vers 12 dürfte kausale Bedeutung haben und ist als „aufgrund“ zu
übersetzen.676 Das von Kappas im selben Vers konjizierte <>9.[:1Ń:] kann kaum stimmen, da
ein Wort <>9.:1Ć? nicht im byzantinischen Griechisch, sondern erst später im Neugriechi-
schen belegt ist.677 Alternativ kommt <>9þ[:F:] in Frage, das einige Male bei Anna Komnene
belegt ist.678

—————–
670
Vgl. KISLINGER, Vertauschte Notizen, passim.
671
Vgl. z.B. das Epigramm, das sich auf die Erneuerung der Stadtmauer von Christupolis / Kabala durch Basileios
Kladon bezieht (ĺ Nr. GR62: A2ĄD4).
672
Vgl. TLG.
673
KAPPAS, þ@A>< 25Ċ:4? 56.
674
Vgl. L s.v.
675
Für die Getrenntschreibung gibt es einige Beispiele in TLG und Greek Documentary Texts (PHI), wobei kaum zu
unterscheiden ist, ob die eine oder andere Schreibung auf das Original oder den Editor zurückgeht.
676
Weitere Belege für diese Bedeutung bei BAUER – ALAND, Wörterbuch, s.v. ­7 3 f; s.a. LSJ III 6.
677
Vgl. MPAMPINIOTES, 2;67Ć s.v. <>9.:1Ą..
678
Vgl. TLG.
Griechenland (Nr. GR65) 247

KARYTAINA

(Vier Fragmente einer) Steinplatte (Länge: 69 cm; 30,5 cm; 8–17 cm; 21 cm), 15. Jh.:
Kirche Zoodochos Pege, Kirche Euangelistria
Nr. GR65) Die vier Fragmente aus weißem Marmor werden heute an unterschiedlichen Or-
ten aufbewahrt. Dass sie zusammengehören, beweisen die jeweils auf der unteren Zone aus dem
Stein gearbeiteten, gleich gestalteten Kreis- und Linien-Ornamente sowie die jeweils in der
oberen Zone eingeritzten, nicht akzentuierten Majuskel-Inschriften, die paläographische Ähn-
lichkeiten aufweisen. Das größte Fragment ist in die südliche Außenmauer, rechts der Tür, der
Kirche Zoodochos Pege (Karytaines)679 eingemauert; die übrigen drei Stücke sollen sich Feissel
– Philippidis-Braat zufolge in der Kirche Euangelistria befinden.680 Wie bereits in der ersten,
von Bees ausgeführten Edition der Inschrift festgestellt wurde, handelt es sich um Verse; das
Epigramm dürfte den durchaus nachvollziehbaren Erkenntnissen von Stamires681 und Feissel –
Philippidis-Braat682 zufolge ursprünglich aus mindestens acht Versen bestanden haben. Der
Beginn der Inschrift ist durch ein eingeritztes Kreuz markiert, die Versenden sind – soweit er-
halten – durch Punkte gekennzeichnet; ein Punkt markiert auch den Binnenschluss B7 in Vers 1.
Das Ende des Epigramms ist durch rautenförmig angeordnete Punkte angezeigt.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund noch zu erörtender prosopographischer Belange
wahrscheinlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts; auch paläographisch ist gegen diese Da-
tierung nichts einzuwenden.683 Dass die Inschrift in nicht akzentuierter Majuskel ausgeführt ist,
mag ob der späten Datierung überraschen, begegnet in ähnlicher Weise aber auch im Epigramm
(ĺ Nr. GR66) auf der Brücke über den Alpheios bei Karytaina.
Der Epigrammtext dürfte folgendermaßen zu gestalten sein:

ņ>ħ? A>.:Ń?, ¡:5>F=2 – /8ĀE<: 7.ă ã12 –


<ã749. 8.9=>ą<:> AĮ? [=.]:.9Ċ9<B 7Ć>4?
:[……………………………
………………… 8.9]=>Ĉ:.? AĂ:12
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¢9. @B:3Ĉ0Ł […………………
……………] î=ÿ> î9Ń:, CĄ8A.A.6.
–––––
1 A>.:Ń? scripsit Bees: !C inscr. 7.ă scripsit Bees:  inscr. ß1ÿ Bees. 2 <ã749. scripsit Bees:
 inscr. 8.9=>ą(:) supplevit Stamires: 8.9=>ĆA4@[6: ­7 /þ5>F: ±=4;2:] Bees. [=.]:.9Ċ9<B:
[]" Moutsopolous, ¥>D6A27A<:67Ă, [=].:.9Ċ9<B Stamires, Feissel – Philippidis-Braat. 3
:F7(<1Ć94@2:) Moutsopoulos, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:.. 4 [8.9]=>Ĉ:.?: […]C inscr.,
­7[8].(9)=>Ĉ:.? Stamires, Moutsopoulos, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:., 8].(9)=>Ą:.? Feissel – Philip-
pides-Braat. 5 2ß? scripsit Bees: C inscr. :A.9<6/ā: scripsit Bees: ! inscr. =<88<=845<Ľ?
scripsit Bees: &"C inscr., =<88ń =8Ă5<B? Stamires, Moutsopoulos, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā
.>ĈA.6:., =<8B=845<Ľ? Feissel – Philippidis-Braat (p. 354). 6 ><7Ć:AB8<? scripsit Stamires:
!C inscr., ><7Ć:A48<? Bees. .@Ą8[26<]? supplevi ut proposuerunt FEISSEL – PHILIPPIDIS-
BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 354: - - ] Moutsopolous, ¥>D6A27A<:67Ă, /.@68(67ą)? Stamires.
<ß7ĀA4? scripserunt Feissel – Philippidis-Braat (p. 354): !C inscr., à7ĀA4? Stamires, Moutsopoulos,
¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:.. /.@68[Ą16 Aį 94A>Ą] Bees. 7 @B:3Ĉ0Ł scripserunt Stamires et Moutsopoulos,
¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:.: C& inscr. lacunam post @B:3Ĉ0Ł statui: [7.ă AŃ: AĀ]7:F: Mouts-
opoulos, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:.. 8 CĄ8A.A2 Stamires, Moutsopoulos, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā
.>ĈA.6:. Feissel – Philippidis-Braat.
—————–
679
Zur Kirche MOUTSOPOULOS, ¥>D6A27A<:67Ă 48–60.
680
Vgl. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 352. Diese Feststellung konnte nicht verifiziert
werden.
681
STAMIRES, µ=60>.Cā A<Ľ ><7<:AĈ8<B 86.
682
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 354.
683
Vgl. BEES, B3.:A6:.ă ­=60>.C.ă <>AB:Ą.? 71; FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 354.
248 Griechenland (Nr. GR65)

Du siehst deutlich, Mensch, – betrachte und schau hin –


die strahlende Behausung der ganz untadeligen Maid,
………………………………
………………… erstrahlen lassend diese hier
5 als Gegenleistung für vielfältiges Erbarmen
der Diener Krokontylos Basileios,
zusammen mit der Gattin …………………
…………… für euch, Liebste.
Text: BEES, B3.:A6:.ă ­=60>.C.ă <>AB:Ą.? 70.– MOUTSOPOULOS, ¥>D6A27A<:67Ă 53–55 u. Abb. 29–31.– STA-
MIRES, µ=60>.Cā A<Ľ ><7<:AĈ8<B 84–86.– I. ANTONOPOULOS, .>ĈA.6:.. Athen 1971, 35 (mir nicht zugänglich).–
D.P. PASCHALE, B3.:A6:ý ­: ı:1>Ł ç:Ć9.A. 7.ă ­=F:Ĉ96.. µ=2A2>ă? ¶A.6>2Ą.? B78.167Ń: 282AŃ: 10 (1974–
77) 161 (Text nach Bees).– MOUTSOPOULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:. 164f.– FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT,
Inscriptions du Péloponnèse 353f. (Nr. 90 [mit franz. Übers.]) u. Taf. XXVIII (Abb. 1–3).

Lit.: BON, Morée franque 591, Anm. 3.

Abb.: XXVI, 24

Wie bereits oben erwähnt, muss das Epigramm ursprünglich aus zumindest acht Versen be-
standen haben; theoretisch könnten der erhaltene Teil von Vers 4 zum Beginn von Vers 3 und
die zweite Hälfte von Vers 8 zur ersten Hälfte von Vers 7 gefügt werden, doch ist dies wenig
wahrscheinlich, da ¢9. @B:3Ĉ0Ł î=ÿ> î9Ń:, CĄ8A.A.6 keinen inhaltlich sinnvollen Vers bietet.
Da man nicht weiß, wie groß das Stück ist, das zwischen dem dritten und vierten Fragment
fehlt, könnte das Epigramm durchaus auch mehr als acht Verse umfasst haben. Am Beginn der
Inschrift wird der Besucher der Kirche bzw. der Pilger auf auch sonst bekannte Weise direkt
angesprochen: Er möge die der Maid / Jungfrau, d.h. der Theotokos, geweihte Kirche betrach-
ten. Die Kirche Zoodochos Pege, in der das erste Steinfragment gefunden wurde, könnte daher
auch der ursprüngliche Ort der Inschrift gewesen sein. Als Verantwortlicher der Stiftung der
Kirche wird Krokontylos genannt, dem dabei seine Frau zur Seite stand; im verlorenen Teil von
Vers 7 wurden vielleicht tatsächlich, wie von Moutsopoulos konjiziert, die Kinder genannt. Die
Stiftung erfolgte als Gegenleistung für erfahrenes Erbarmen der Theotokos (Vers 5). Das Ende
des Epigramms bleibt unklar: Angesprochen werden CĄ8A.A.6, womit – wenn man die Ortho-
graphie der Inschrift beibehält – Frauen gemeint sein müssen. War an die Kirche vielleicht ein
Nonnenkloster684 angeschlossen?685 Hinweise darauf könnten im verlorenen Teil von Vers 8
genannt worden sein. Der Stifter Krokontylos dürfte um die Mitte des 15. Jahrhunderts zu datie-
ren sein, nämlich dann, wenn er mit jenem Krokontylos (auch ><7Ć1268<?) identisch ist, der
als Kommandant der Hagios-Georgios-Festung in Arkadien wirkte;686 1460 übergab dieser seine
Burg an Mehmed II., wie die Chronik des Georgios Sphrantzes berichtet.687 Die Familie Kro-
kontylos, für die u.a. auch die Namensform ¥7><7Ć:1B8<? überliefert ist, ist im 14. und 15.
Jahrhundert in der Peloponnes mehrfach belegt.688 Der Dimension der Marmorfragmente sowie
auch dem Inhalt der Verse zufolge könnte die Inschrift den Architrav des (Haupt)eingangs der
Kirche gebildet haben.

—————–
684
Zur Erwähnung von Nonnen im ländlichen Raum allg. S.E.J. GERSTEL – A.-M. TALBOT, Nuns in the Byzantine
Countryside. $ IV 27 (2006) 481–489.
685
Korrigiert man zu CĄ8A.A2, weiß man noch weniger, wer damit gemeint sein könnte (würde sich die Anrede auf
die Theotokos beziehen, müsste es C68AþA4 heißen), außerdem passt zur Singularform der Plural î9Ń: nicht.
686
Diese Verbindung wird in PLP # 13823 hergestellt.
687
Georg. Sphr. chron. XL 9 (p. 162,22ff. MAISANO); dazu F. BABINGER, Mehmed the Conquerer and his time.
Translated from the German by R. Manheim. Edited, with a preface, by W.C. Hickman. Princeton, N.J. 1978,
175; BON, Morée franque 380.
688
PLP # 511–516, 13822; s.a. BEES, B3.:A6:.ă ­=60>.C.ă <>AB:Ą.? 71f.; FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscrip-
tions du Péloponnèse 354.
Griechenland (Nr. GR65–GR66) 249

Den erhaltenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, sind die byzantinischen Zwölfsil-
ber zwar nicht gänzlich prosodielos, aufgrund einiger schwerer Verstöße gegen die Prosodie
allerdings als prosodisch mangelhaft zu bezeichnen. Für die nicht allzu gute Qualität der Verse
spricht auch das oxytone Versende in Vers 5, ebenso das proparoxytone Ende in Vers 8. Die
Binnenschlüsse – soweit nachvollziehbar – sind jedoch korrekt gesetzt; zu notieren ist die pro-
paroxytone Betonung vor B5 in Vers 6.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Als letztes Wort von Vers 5 ist inschriftlich
&"C überliefert, Feissel – Philippidis-Braat korrigierten zu =<8B=845<Ľ?. Die
Änderung ist nicht notwendig, da die inschriftliche Form unter Hinzufügung eines zweiten
Lambda und der Korrektur des Omega zu Omikron gehalten werden kann. Zur Schreibung mit
zwei Lambda (=<88<=845Ă?) gibt es Parallelbeispiele: =<88Ć16E<? ist als Nebenform zu
=<8Ĉ16E<? überliefert,689 =<88Ć2A<? als Nebenform zu =<8B2AĂ?.690 Für die Ergänzung der Text-
lücke in Vers 6 gibt es zwei Möglichkeiten: Die von Stamires vorgeschlagene Konjektur
/.@68(67ą)?691 ist zweifelhaft, wie schon Feissel – Philippidis-Braat feststellten.692 Es wäre doch
sehr ungewöhnlich, wenn zwar der Familienname des Stifters, nicht jedoch sein Vorname ange-
führt wäre. Alternativ ist daher, wie bereits von Feissel – Philippidis-Braat vorgeschlagen, an
die Ergänzung des Vornamens .@Ą8[26<]? zu denken. In der Inschrift ist das zweite Wort von
Vers 7 in der Form C& wiedergegeben. Auch hier ist die Änderung in orthographisch
bereinigtes @B3Ĉ0Ł nicht notwendig: @B:3- statt @B3- begegnet bereits in Papyri der Spätanti-
ke,693 @Ĉ:3B0<? selbst ist auch in anderen Inschriften zu finden.694

(*)Steinplatte (85 × 30 cm) (verloren ?), a. 1439/40: Brücke (bei Karytaina)


Nr. GR66) Bei Karytaina ist eine mittelalterliche Brücke über den Alpheios gespannt; an ei-
nen Brückenpfeiler ist eine kleine Kapelle (15. Jh. ?) angebaut. Während einer Flut im Jahre
1837 wurde das Brückengeländer zerstört, wodurch eine in einen Marmorstein eingeritzte Ma-
juskel-Inschrift zum Vorschein kam. Der Marmorstein befindet sich auf der flussabwärts gele-
genen Innenseite des Geländers an der Stelle, wo die Kapelle an die eigentliche Brücke an-
schließt. Bislang war er unter der erhöhten Fahrbahn der Brücke eingemauert,695 soll aber vor
rund zehn Jahren gestohlen worden sein.696 Die auf fünf Zeilen verteilte Inschrift ist metrisch
und in continuo ohne orthographische Auffälligkeiten geschrieben. Die Versenden sind mar-
kiert, ebenso wie Beginn und Ende des Epigramms. Die fünfte Zeile ist der Datierung nach
Weltjahr und Indiktion gewidmet. Einer früheren Abbildung und den Schriftskizzen nach zu
schließen, ist die Majuskel-Inschrift nur an wenigen Stellen mit Akzenten und Spiritus verse-
hen, was angesichts der späten Datierung – nach Weltjahr und Indiktion in das Jahr 1440697 –
überrascht, aber auch im zweiten Epigramm aus Karytaina der Fall ist. Ansonsten ist die Datie-
rung auch paläographisch vertretbar.698
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ā<: 1<9ĂA<>. 02CĈ>.?, û ;Ā:2,


ņ.<ć8 0Ą:F@72 .:<Bā8 Aą: 28Ą74:
—————–
689
Vgl. LBG s.v. =<88Ć16E<?.
690
Eust. Thess. comm. in Hom. Il. I 117,1 (VAN DER VALK). Diese Stelle ist für die Addenda des LBG zu notieren.
691
Ein /.@6867ą? <ß7ĀA4?, d.h. ein Diener des Kaisers, wird bei Theodoros Studites genannt: Theod. Stud. ep. 390,20
(II, p. 541 FATOUROS).
692
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 354.
693
F. PREISIGKE, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden mit Einschluß der griechischen Inschriften, Auf-
schriften, Ostraka, Mumienbilder usw. aus Ägypten. Vollendet und herausgegeben von E. KIEßLING, II: –&.
Berlin 1927, 539 (@B:32Ĉ0:B96, @B:34AĀF). Zahlreiche Beispiele auch im TLG.
694
Einige Belege, bereits auch schon in der Spätantike, in Greek Documentary Texts (PHI).
695
Vgl. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 351.
696
Diese Auskunft konnte Nikos Zagklas bei einem Dorfbewohner einholen.
697
Zur genauen Datierung GRUMEL, Chronologie 263.
698
Vgl. MOUTSOPOULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:. 186.
250 Griechenland (Nr. GR66)

À: 2í@2/ā? =Ħ? A6? =2>Ħ: A.ĈA4: 5Ā8F:


è8<EĈDF? ¡:F52: .ßA2ĄAF Dþ>6:,
5 9ā =þ86: ö? =>ă: 2ß? ë86@5<: =Ą1<6
±A<B? ,?R94Ņ (ß:167A6Ń:<?) 0Ņ.
——–
1 cf. Ephr. Aen. hist. chron. 1129sq. (LAMPSIDIS) (de imp. Iustiniano I): =<88Ń: 1<9ĂAF> 7.ă 7.8Ń:
1<949þAF:, | :.Ń:, 02CB>Ń:, @A*F:, 8.9=>Ń: 1I9F:.
——–
1 02CĈ>.? omisit Zolotas. 2 06:Ċ72 Bon. 28Ą74:: 2867Į: Kandeloros, 2867Ă: Bon. 3 À: 2í@2/ā? Chat-
zes, Feissel – Philippidis-Braat: ê? 2å: 2í@2/Ă? Zolotas, Ý: 2í@2/Ă? alii. =2>þ@Ĭ Pittakes. 4 .ßA2ĄAF:
:.A26:þAF Pittakes, .ßAĂAF Kandeloros, Zolotas. 5 =þ86: 9ā Pittakes. ë86@5<6 Bon. =Ą1<6: =Ą<6 Pittakes,
=Ą8<6 Kandeloros, =Ą8<6? Zolotas. 6 ,?R94Ņ (ß:167A6Ń:<?): ,OR9. Pittakes, … 94:ą? š<B8Ą<B Kandeloros,
Zolotas, ,ORŅ, (29Ă@2F?) Ņ Chatzes.

Als neuen Erbauer der Brücke, o Fremder,


nimm zur Kenntnis Rhaul Manuel Melikes.
Ein jeder Fromme, der diese überqueren will,
soll mit ganzer Seele von oben Gnade erbitten,
5 damit er nicht wieder, wie früher, in einen Abgrund hinabblickt.
Im Jahr 6948 der 3. Indiktion (= 1439/40).
Text: K. PITTAKES, µC492>ă? ¥>D.6<8<067Ă 52 (1859) 1910 (Nr. 3713) u. Schriftskizze nach p. 1910 (Nr. 3910).–
I. BOGIATZES, Ĉ>F: 1 (1874) 48 (mir nicht zugänglich).– T.Ch. KANDELOROS, Š@A<>Ą. AĮ? <>AB:Ą.?. Patras 1899,
71.– K. ZESIOU, ¹752@6? A<Ľ 8F@@67<Ľ 6.0F:6@9<Ľ. Athen 1904, 15f. (= !ą >þA<? [16. Mai 1904] 1d).– BEES,
B3.:A6:.ă ­=60>.C.ă <>AB:Ą.? 67f. (Nr. 2 [mit Schriftskizze]), 384.– N.A. BEES, .:.5Ă:.6. 1904, 172.– N.A.
BEES, .:<Bā8 .<ć8 .8.6<8Ć0<? 28Ą74?, è :.7.6:6@Aā? AĮ? =.>ý Aā: .>ĈA.6:.: 02CĈ>.? 7.ă /6/86<0>þC<?.
B3.:AĄ? 1 (1909) 189.– A.Ch. CHATZES, à ź.<Ĉ8, źþ8, źþ8.6 (1080–1800). Š@A<>67ā 9<:<0>.CĄ.. Kirchhain N.-
L. 1909, 40.– G.I. ZOLOTAS, Š@A<>Ą. AĮ? $Ą<B, Ņ/II: Š@A<>67ā A<=<0>.CĄ. 7.ă 02:2.8<0Ą.. Athen 1923, 459, 460,
Anm. 1.– N.A. B[EES], 28Ą74?. µ82B52><B1þ74 µ07B78<=.6167ą: 2;67Ć: 9 (1930) 287.– .G. STAMIRES,
<>AB:6.7ą Ř92><8Ć06< 2 (1947) 64–67 (mir nicht zugänglich).– G. MOUTSOPOULOS, !2D:67ý $><:67þ 73–74 (1955)
13–15 u. Abb. 4 (mir nicht zugänglich).– MOUTSOPOULOS, ¥>D6A27A<:67Ă 122, 124 (Abb. 72 [Schriftskizze]).– BON,
Morée franque 679, Anm. 1.– I. ANTONOPOULOS, .>ĈA.6:.. Athen 1971, 150 (mir nicht zugänglich).– MOUTSOP-
OULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:. 185 u. Abb. 29–31.– FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Pélopon-
nèse 352 (Nr. 89 [mit franz. Übers.]).

Lit.: [ȉ.Ch. KANDELOROS], ¥=þ:A4@6? 2ß? Aą: î/>6@Aā: AĮ? <>AB:Ą.?. ¥>7.167ā µ=2A4>Ą? 2 (1906) 331f.– N.A.
BEES, Ř ­=60>.Cā AĮ? =.>ý Aā: .>ĈA.6:.: 02CĈ>.? A<Ľ ¥8C26<Ľ. B3.:AĄ? 1 (1909) 501f.– D. PAPOULIAS,
2Ĉ7F9. AĮ? <>AB:Ą.?. Athen 1937, 46 (mir nicht zugänglich).– A.Th. PAPADOPULOS, Versuch einer Genealogie der
Palaiologen 1259–1453. München 1938 (Reprint Amsterdam 1962), 92.– P. KALONAROS, !ą $><:67ą: A<Ľ <>ĀF?.
!ą ®884:67ą: 72Ą92:<: 7.Aý Aą: 7Ċ167. AĮ? <=20Dþ04? 92Aý @B9=84>Ċ@2F: 7.ă =.>.88.0Ń: ­7 A<Ľ .>6@6:<Ľ. o.O.
[Athen 1940], Abb. gegenüber von p. 209.– ZAKYTHINOS, Despotat II 160, 215f.– V. LAURENT, Une famille turque au
service de Byzance: les Mélikès. BZ 49 (1956) 365.– T. GRITSOPOULOS,  27 (1957) 405.– S. FASSOULAKIS, The
Byzantine Family of Raoul – Ral(l)es. Athen 1973, 87 u. Anm. 1.– N. MOUTSOPOULOS, in: ûURýIû –
HADJITRYPHONOS, Secular Medieval Architecture 334 u. Abb. 3 (Schriftskizze).

Abb.: 25

Im Epigramm, in dem der Betrachter der Verse bzw. der Reisende direkt angesprochen wird
(Vers 1), erfahren wir, dass Manuel Rhaul Melikes an der Brücke Baumaßnahmen durchführen
ließ. Was ist damit jedoch gemeint? Die Antwort ist in Vers 5 verborgen und lässt im Grunde
genommen zwei Lösungsansätze zu: Wenn in Vers 5 die Brücke als Handlungsträger ange-
nommen wird, dann dürfte das etwas umständlich formulierte 9ā =þ86: ö? =>ă: 2ß? ë86@5<:
=Ą1<6 darauf hinweisen, dass die Brücke eingestürzt war699 und von Melikes neu aufgerichtet
—————–
699
Vgl. die franz. Übers. von FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 352: „… pour qu’il n’en
vienne pas à nouveau comme précédemment à s’effondrer“. In diesem Fall ist ë86@5<? als Nebenform zu
Griechenland (Nr. GR66) 251

wurde. Ist in Vers 5 jedoch der „fromme Überquerer“ (Vers 3) der Brücke der Handlungsträger
– was auch grammatikalisch-syntaktisch die bessere Lösung ist –, dann kann dies ebenso bedeu-
ten, dass die Brücke eingestürzt war, es kann aber durch 9ā =þ86: ö? =>ă: 2ß? ë86@5<: =Ą1<6
auch zum Ausdruck gebracht werden, dass es früher gefährlich war, die Brücke zu passieren, da
man darauf leicht ausgleiten und in den Abgrund stürzen konnte. Die Baumaßnahme des Meli-
kes würde sich dann nur auf die Errichtung eines Geländers beziehen, wodurch mehr Sicherheit
für den Überquerenden gegeben gewesen wäre.700 Nicht außer acht zu lassen ist eine etwaige
metaphorische Bedeutung von Vers 5: Beim Überqueren der Brücke soll der Mensch an sein
eigenes Straucheln denken. Es ist gut möglich, dass von Anfang an mit diesen beiden Bedeu-
tungen gespielt wurde.701 Die ursprüngliche Brücke dürfte auf jeden Fall schon vor dem 15.
Jahrhundert errichtet worden sein, vielleicht in fränkischer Zeit, möglicherweise aber auch
schon früher.702
Manuel Rhaul Melikes703 – der Name ist türkischen Ursprungs704 – war mit Helene Asanina
Palaiologina705 verheiratet; Näheres ist über ihn nicht bekannt. Er dürfte ebenso wie sein Sohn
Matthaios706 Großgrundbesitzer – wohl in der Gegend von Karytaina – gewesen sein und auf-
grund der Heirat mit einer Angehörigen des Palaiologenhauses eine bedeutende Stellung genos-
sen haben, die ihm auch erlaubte, mit der Erstellung des Epigramms einen durchaus begabten
Dichter zu befassen.
Das Epigramm besteht aus fünf byzantinischen Zwölfsilbern, die durchaus als prosodisch zu
bezeichnen sind. Was die Binnenschlüsse angeht, ist auffallend, dass an zwei Stellen (Vers 1,
Vers 3) der Einschnitt nach der jeweils sechsten Silbe erfolgt; in Vers 2 ist auch die proparoxy-
tone Betonung vor B5 zu beachten. Weitere Bemerkungen: Das am Beginn von Vers 3 inschrift-
lich überlieferte  "CC ist – wie zuletzt von Feissel – Philippidis-Braat vorgenom-
men707 – als À: 2í@2/ā? aufzulösen. Die von anderen Editoren bevorzugte Schreibung Ý:
2í@2/Ă? mit nachfolgender Interpunktion ist eher unwahrscheinlich: Dadurch entstünde gewis-
sermaßen ein Enjambement, da sich die Wendung ja auf Melikes beziehen würde; außerdem
kommt es nur ganz selten vor, dass mitten im Vers ein neuer Satz bzw. eine neue syntaktische
Einheit beginnt. Darüberhinaus ist oberhalb des Eta von  vielleicht noch ein zarter Gravis-
Strich zu erkennen, der ebenfalls gegen die Auflösung Ý: spricht. Dennoch bleibt Vers 3 sprach-
lich holprig: À: könnte als relativer Anschluss zu deuten sein, doch wird das auf 02CĈ>.? in
Vers 1 bezogene Pronomen auch durch A.ĈA4: zum Ausdruck gebracht. Es kann sich auch um
einen Akkusativ der Beziehung handeln: „Hinsichtlich dieser (d.h. Brücke) soll jeder Fromme
…“

—————–
ç8Ą@549. zu deuten, das auch „Fall“ bedeuten kann, vgl. LSJ s.v. ç8Ą@549. 1; siehe z.B. auch V. JAGIû, Supple-
mentum Psalterii Bononiensis. Incerti auctoris explanatio Graeca. Wien 1917, 261 (Hesychios [s. V]), Interpreta-
tion von Ps. 120,3 (9ā 1ń? 2ß? @þ8<: Aą: =Ć1. @<B): Ŝ:. 9ā @.82B52ă? <@.82B5Ń, @.82B5Ń@6:> 2ß? ë86@5<:
(ç8,@549.) 7.A.=*@F.
700
So interpretiert von MOUTSOPOULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:. 186; N. MOUTSOPOULOS, in: ûURýIû – HAD-
JITRYPHONOS, Secular Medieval Architecture 334. Weniger wahrscheinlich erscheint die dort geäußerte Interpre-
tation, der Stifter Manuel Melikes selbst sei einmal beim Überqueren der Brücke in Schwierigkeiten geraten und
habe nach seiner Rettung ein Geländer errichten und die Kapelle bauen lassen.
701
Zu diesem Phänomen D. KRAUSMÜLLER, Strategies of Equivocation and the Construction of Multiple Meanings
in Middle Byzantine Texts. JÖB 56 (2006) 1–11.
702
MOUTSOPOULOS, ¥=ą Aā: /B3.:A6:ā .>ĈA.6:. 185.
703
Zur Person PLP # 17788. Er ist wohl ziemlich sicher von Manuel Rhaul Palaiologos Melikes (PLP # 17789), der
1475 als Handschriftenschreiber (in Nauplion ?) belegt ist, zu unterscheiden (für die Gleichsetzung allerdings
ZAKYTHINOS, Despotat II 160).
704
Vgl. MORAVCSIK, Byzantinoturcica II 187f.
705
Vgl. PLP # 1529.
706
Vgl. PLP # 17790.
707
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 352.
252 Griechenland (Nr. GR67)

KATO PANAGIA (PANAGIA TES BRYSEOS) ĺ ARTA (Nr. GR7)

KERKYRA

Kerkyra

Steinplatten, 10./11. Jh.: Kirche Hagioi Iason kai Sosipatros


Zu beiden Seiten des (westlichen) Haupteingangs in die Kirche708 sind zwei von Ziegelor-
namenten umgebene Steinplatten eingemauert, auf denen nicht akzentuierte, teilweise
schlecht709 lesbare Majuskel-Inschriften eingeritzt sind.710 Auf der vom Betrachter aus gesehen
rechten Platte läuft die Inschrift über sechs Zeilen, auf der linken über vier Zeilen; der Beginn
ist jeweils durch ein Kreuz markiert. Bei beiden Texten handelt es sich um Epigramme, wobei
jenes auf der rechten Seite in Zwölfsilbern verfasst ist und jenes auf der linken Seite wahr-
scheinlich aus Hexametern besteht. Der Text ist auf beiden Platten in continuo geschrieben; pro
Vers ist jeweils mehr als eine Zeile vorgesehen. Die Versenden sind teilweise durch eingeritzte
Punkte angezeigt. Auf der sechsten Zeile der rechten Steinplatte steht nur ein Wort (genau un-
terhalb der letzten Buchstaben der fünften Zeile), nämlich das letzte Wort von Vers 8, das of-
fensichtlich aus Platzmangel dort angebracht wurde.711 Das Hexameter-Epigramm umfasst nur
vier Verse, die allerdings (auf der rechten Seite der Steinplatte) nicht vollständig erhalten sind.
Bokotopoulos kam nach eingehender architektonischer Analyse der Kirche zu dem Schluss,
dass diese an der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert und nicht – wie in früheren Studien712
angegeben – in das 12. Jahrhundert zu datieren ist;713 wie festgestellt wurde,714 gehören auch die
Inschriften in die Zeit der Errichtung der Kirche. Auch die Paläographie der Inschriften715 deutet
auf eine Datierung um das Jahr 1000 hin.716
Nr. GR67) Der Epigrammtext auf der rechten Steinplatte ist wie folgt wiederzugeben:

ņ CFA<8.9=ā? 7.ă =2>Ą/82=A<? 1Ć9<?


AŃ: @<CFAþAF(:) 7.ă 52ĄF: =<@AĆ8F:
è =>ă: ¡7<@9<? ­: @967>ĆA4A6 =Ā8F:
:Ľ: =2>67.88ā? 7.ă =2>Ą1<;<? ùC54
5 7þ8826 AĀC.:<? è 7826:ą? 5B4=Ć8<?
A<ĽA<: 7.A27Ć@94@2: 2í@2/<C>Ć:F?
2ß? 8ĈA><: .íA<Ľ [EBD67Ń: ç]C849þ[AF:]
{………<B72…} 9:Ă94: Aĩ :2=Ą84@A<: 7(.ă) [/><AŃ:] 78Ā<?.
——
3 cf. vv. 1–2 epigramm. in ecclesia SS. Theodororum in urbe Athenarum (ĺ no. GR15): !ą: =>ă:
=.8.6[ą: ë:]A. @<B :.Ć:, 9þ>AB?, | [7.ă 967>]ą: 7.ă =Ă86:<: 7.ă @.5>ą: 8Ą.:. 7 cf. v. 10 epigramm. in ec-
—————–
708
Als eine der wenigen orthodoxen Kirchen Griechenlands erhielt die Kirche später eine barocke Ausgestaltung,
vgl. GALLAS, Korfu 93. Die Kirche liegt im südlichen Vorort Anemomylos.
709
Recht gut zu lesen sind allerdings noch die Zeilen auf der linken Seite der rechten Inschriftenplatte.
710
Vor beiden Steinplatten stehen lange, im Boden verankerte Fahnenstangen, die eine vollständige photographische
Aufnahme der Inschriften nahezu unmöglich machen. Für die Bereitstellung detaillierter Aufnahmen beider In-
schriften danke ich Georges Kiourtzian.
711
Auch das vorletzte, heute nicht mehr lesbare Wort (wahrscheinlich /><AŃ:) könnte dort gestanden sein, da am
Ende der fünften Zeile dafür eigentlich kein Platz vorhanden ist (wenn das Wort nicht gekürzt war).
712
Etwa PAPAGEORGIOS, $>6@A6.:67.㠝>D.6ĆA4A2? 43; PAPADEMETRIOU, Ũ :.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă
F@6=þA><B 43.
713
BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 169, 172.
714
PAPADEMETRIOU, Ũ :.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă F@6=þA><B 43.
715
Die beiden Inschriften stellen die ältesten erhaltenen Stifterinschriften der mittelbyzantinischen Epoche in Nord-
westgriechenland dar: vgl. VEIKO, Byzantine Epirus 159, 168f.
716
Vgl. BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 169f.
Griechenland (Nr. GR67) 253

clesia SS. Trium (a. 1400/1) in urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 87:
8Ĉ@6: .ßAĮ@.6 {AŃ:} EBD67(Ń:) çC849þAF:.
——
2 @<C<AþAF: Papageorgios. 3 ­:2 Riemann. @967>ĆA4A6: 967>ĆA4A6 Marmora, Mai, Mustoxidi, Riemann,
CIG, Papageorgios, ! Sponius. 4 :Į: Gallas. 5 7þ8826: 7.Ą 0ý> Gallas. è omisit Mustoxidi.
7826:ą? scripsit Marmora: C inscr., 786:ą? Riemann, Gallas. 5B4=Ć8<?: 5B26=Ć8<? Papageorgios,
5B4=:Ć8<? Gallas. 7 8ĈA><:: 8Ĉ@6: Marmora, Mai, CIG, "  Sponius, 8ĈA><B: Gallas. .íA<Ľ: žBA<Ľ
Marmora, .îA<Ľ CIG. EBD67Ń: legerunt Marmora, Sponius, Mustoxidi, Mai, CIG, Papageorgios.
çC849þAF: scripserunt et legerunt Marmora, Sponius, Mustoxidi, Mai, CIG: [.]#[…] inscr.,
çC849þ[AF:] Papageorgios, Š@A<>Ą., çC89þ[AF:] Papademetriou, çC8269þ [AF:] (sic) Romanou,
[ç]C8269þA[F:] Bokotopoulos, Gallas. 8 ………<B72.. ante 9:Ă94: Bokotopoulos, Gallas. Aĩ: A2 Papageor-
gios, Š@A<>Ą.. :2=Ą84@A<: scripsi: C! inscr., :2=Ą826=A<: Marmora, Mai, CIG, Papageor-
gios, Romanou, ! Sponius, Mustoxidi, Illustrazioni, :Ā=6826=A<: Mustoxidi, Delle cose,
:2=Ą8?[=A<:] Riemann, :2=Ą8=A<: Papademetriou, :2=Ą86@A<: Bokotopoulos, Gallas. /><AŃ: lege-
runt Marmora, Mai, Mustoxidi, Illustrazioni (!&), CIG, Papageorgios, />[<A<ĵ?] Papademetriou,
/>[<AŃ:] Romanou: /Ą<B alii. 78ĀF? (sic inscr. ?) Papageorgios, Š@A<>Ą., Romanou.

Das im Licht glänzende und ringsum sichtbare Haus (d.h. Kirche)


der weisesten und göttlichen Apostel,
das früher schmucklos in seiner Kleinheit war,
war jetzt überaus schön und prächtig sichtbar.
5 Mit Schönheit schmückte es der berühmte Priester Stephanos
in frommer Gesinnung
zur Vergebung seiner seelischen Verfehlungen
und zur unvergesslichen Erinnerung und zum Ruhm der Sterblichen.
Text: MARMORA, Historia di Corfu 144f.– SPONIUS, Miscellanea 373 (Nr. CXXV [mit lat. Übers.]).– MUSTOXIDI,
Illustrazioni corciresi II 199f. (mit ital. Übers.)– MAI, Scriptorum veterum nova collectio V 161 (Nr. 2).– MUSTOXIDI,
Delle cose corciresi I 405f. (mit ital. Übers.).– RIEMANN, Recherches 33.– CIG IV 368 (Nr. 8802).– PAPAGEORGIOS,
$>6@A6.:67.㠝>D.6ĆA4A2? 43f.– PAPAGEORGIOS, Š@A<>Ą. AĮ? µ7784@Ą.? AĮ? 2>7Ĉ>.? 188.– PAPADEMETRIOU, Ũ
:.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă F@6=þA><B 42.– HALKIN, Inscriptions III 123 (vv. 1–2).– ROMANOU, ª06<6 šþ@F: 7.ă
F@Ą=.A><? 380.– BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 155.– GALLAS, Korfu 92 (mit deutsch. Übers.).– VEIKO,
Inscriptions from Epiros 51f. (mit engl. Übers.) u. Abb. 19.

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 100 (Nr. 112).– TRIANTAPHYLLOPOULOS, :492Ą. 227, 230.– TRI-
ANTAPHYLLOPULOS, Kerkyra 31.– GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 267, Anm. 1429.– RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 384.– DRPIû, Kosmos of Verse 100, Anm. 72.

Abb.: XXVII

Schon aufgrund des prominenten Anbringungsortes neben dem Haupteingang der Kirche ist
zu vermuten, dass es sich um eine Stifterinschrift handelt. Dies wird durch den Inhalt der Verse
bestätigt. Wir erfahren, dass der Priester (5B4=Ć8<?) – vielleicht auch Abt717 – Stephanos718 für
die schmuckvolle Ausstattung Verantwortung trägt. Der Vorgängerbau, ein vielleicht dem heili-
gen Andreas geweihtes719 Katholikon eines Klosters,720 muss sehr schlicht und auch klein gewe-
sen sein (Vers 3).721 Wann dieser errichtet wurde, ist nicht zu bestimmen. Er könnte aber im
Zuge eines von Liudprand von Cremona erwähnten starken Erdbebens auf der Insel Kerkyra im
Jahr 968722 beschädigt oder zerstört worden sein.723 Alternativ wäre auch an eine Beschädigung

—————–
717
Vgl. BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 169, Anm. 84.
718
Im PLP (# 26778) fälschlicherweise in das 13. (?) Jh. datiert, s.a. PREISER-KAPELLER, Episkopat 188f.
719
Vgl. TRIANTAPHYLLOPULOS, Kerkyra 31; TRIANTAPHYLLOPOULOS, :492Ą. 227, 230; s.a. PAPADEMETRIOU, Ũ
:.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă F@6=þA><B 41f.; BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 171.
720
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 180.
721
Auch die um das Jahr 1000 errichtete Kirche ist relativ klein: 16,3 × 12,2 m, vgl. BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā:
D><:<8Ć04@6: 151.
722
Liudpr. Cremon. leg. 64 (ed. P. CHIESA, Corpus Christianorum, Continuatio Mediaeualis CLVI [Turnhout 1998],
217): … tota Coriphus, magna scilicet insula, tremuit; nec solum semel, sed ter eadem die pertremuit. Luidprand
254 Griechenland (Nr. GR67–GR68)

der Kirche im Zuge der arabischen Plünderung ca. 1033 zu denken,724 wenngleich von einer
gewaltsamen Zerstörung im Epigramm nicht die Rede ist. Ganz in der Tradition ähnlicher In-
schriften erwartet der Stifter als Gegenleistung Vergebung der Sünden (Vers 7) und hofft da-
rauf, dass man sich auch später der Stiftung erinnert (Vers 8).
Das Epigramm besteht aus acht Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen; zu be-
achten ist die proparoxytone Betonung vor B5 in den Versen 3 und 5. Die Zwölfsilber sind zwar
nicht ganz prosodielos, doch sind sehr viele schwere Verstöße gegen die Prosodie feststellbar.
Von eigenartiger Gestalt ist Vers 8: Wie bereits Bokotopoulos feststellte, besteht zwischen
[ç]C849þ[AF:] und 9:Ă94: eine größere Lücke, in der nur noch ein paar wenige Buchstaben zu
erntziffern sind. Vor " stehen vielleicht ein Epsilon und die Ligatur von Eta und Rho, die
davor angebrachten Buchstaben sind nicht mehr zu erkennen. Ebenso nicht zu deuten sind auch
ca. zwei Buchstaben, die nach " in den Stein geritzt sind. Wahrscheinlich ist die Passage
auf den Graveur der Inschrift zurückzuführen, der mit seiner Vorlage nicht zurecht kam.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Attribut =2>Ą/82=A<? in Vers 1 ist durchaus
ekphrastisch zu verstehen, da die Kirche durch ihre Lage tatsächlich ringsum sichtbar ist; ganz
bewusst wird offensichtlich mit der doppelten Bedeutung von =2>Ą/82=A<? gespielt, das im
übertragenen Sinn „berühmt“ bedeutet.725 Bestimmt nicht zufällig werden im Epigramm drei
Adjektiva mit =2>6- im Anlaut verwendet: =2>Ą/82=A<? in Vers 1, =2>67.88Ă? und =2>Ą1<;<? in
Vers 4. Das Adverb 2í@2/<C>Ć:F? am Ende von Vers 6 ist in der Spätantike und vor allem spä-
ter belegt.726 Das dritte Wort in Vers 8 ist (in normalisierter Orthographie) als :2=Ą84@A<: wie-
derzugeben,727 da die Kombination 9:Ă94 … :2=Ą84@A<? auch sonst attestiert ist.728
Nr. GR68) Das auf der linken Steinplatte angebrachte Hexameter-Epigramm berichtet im
Großen und Ganzen dasselbe. Ob es sich wirklich um (mangelhaft ausgeführte) Hexameter han-
delt, kann aufgrund der schlechten Überlieferung nicht eindeutig entschieden werden: Es könnte
sich auch um Zwölfsilber minderer Qualität handeln.729 Für Hexameter spricht allerdings das
inschriftliche Spatium zwischen ±>0<: und AĀC.:<?, das den ersten vom zweiten Vers trennen
könnte; vielleicht ist hinter ±>0<: auch ein eingeritzter, das Versende markierender Punkt zu
erkennen. Geht man von Zwölfsilbern aus, dann müsste man ±>0<: und AĀC.:<? zu einem ge-
meinsamen Vers rechnen.730 Für Hexameter spricht auch der letzte Vers, da man davon ausge-
hen kann, dass 2<Cþ:<B? und =><Ā1><B in einem gemeinsamen Vers stehen, da durch 2<Cþ-
:<B? am Versende und =><Ā1><B am Versbeginn731 ein starkes Enjambement vorliegen würde.

:49<@Ĉ:4? AĆ1ĩ ±A2B;2: î=[<122@A]Ā>4? @<Cą: ±>0<:


AĀC.:<? 5B4=Ć8<? 9=8[.749þAF: …… EBDĮ?]
=<6768Ć9<>C<: AŃ: ž0ĄF: 7.6:ą: [=<@AĆ8F: ……
2<Cþ:<B? =><Ā1><B 2ß? 2í>Ā. Ü9.[A.] 9:Ă94?.
––––
—————–
ist die einzige erhaltene Quelle zu diesem Naturereignis, vgl. GUIDOBONI, Catalogue 398–401; AMBRASEYS, E-
arthquakes 254. S.a. The complete works of Liudprand of Cremona. Translated with an introduction and notes by
P. SQUATRITI (Medieval Texts in Translations). Washington, D.C. 2007, 280, Anm. 125.
723
Vgl. BOKOTOPOULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 172, Anm. 100; KINDT, Récit 256.
724
SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 55, 178.
725
Vgl. LSJ s.v., Kr s.v.
726
Vgl. L s.v., LBG s.v.
727
C! dürfte tatsächlich die inschriftliche Überlieferung sein, wobei Sigma und Tau in Ligatur mitei-
nander verbunden sind.
728
Z.B. Theod. Stud. parva catech. 119,35f. (p. 412 AUVRAY); Mich. Psell. orat. forens. 1,2523 (p. 92 DENNIS).
729
Dass es sich um ein Hexameter-Epigramm handeln könnte, wurde bislang nicht diskutiert. Schon aufgrund der
gewählten Sprache ist praktisch auszuschließen, dass es sich um Prosa handelt. Marmora, (davon abhängig) Spo-
nius und Mustoxidi transkribierten den Text teilweise komplett anders, nämlich als sechs weitere, teilweise miss-
lungene Zwölfsilber.
730
Etwa in der Form @<Cą: ±>0<: AĀC.:<? 5B4=Ć8<?, wobei vor 5B4=Ć8<? der Artikel è ergänzt werden müsste
(wie von Mai u.a. auch stillschweigend gemacht, vgl. textkristischen Apparat), um auf zwölf Silben zu kommen.
731
=><Ā1><B 2ß? 2í>Ā. Ü9.[A.] 9:Ă94? würde einen Zwölfsilber bilden.
Griechenland (Nr. GR68) 255

1 7.ă AĆ12 A2Ľ;2: î=ą $>6@Ań FAĮ>6 | <Cą: ±>0<: Marmora (cf. Sponius, Mustoxidi, Illustrazioni,
Mustoxidi, Delle cose [sine 7.ă; =<6768ĆC>F: anti <Cą:]). AĆ12 A2Ľ;2: Papageorgios, Papademetriou,
Romanou. î=[<122@A]Ā>4? dubitanter scripsi: "[……] ? inscr., "!… Riemann, "C ..
CC Papademetriou, î=[ą $>6@Ań FAĮ>6] Papageorgios, Romanou, î=ÿ[> à]2>Į? Bokotopoulos, Gal-
las. 2 (= v. 3 apud Marmora [cf. Sponius], Mustoxidi): ß? 8Ĉ@6: .íA<Ľ (žBA<Ľ Marmora) =<88Ń:
9=8.749þAF: Marmora. 5BĂ=<8<? scripsit Papademetriou (in nota): "C inscr., è BĂ=<8<?
Mai (cf. Sponius, Mustoxidi, Illustrazioni), Mustoxidi, Delle cose. 9=8.749þAF: legit Papademetriou:
9=8.74[9þAF: 2ß? 8Ĉ@6:] Papageorgios. EBDĮ? legerunt alii. 3 (= v. 4 apud Marmora [cf. Sponius],
Mustoxidi): <6768Ć9<>C<: A2Cþ:<B A<Ľ ><Ā1><B. =<6768<9Ć>0<: Gallas. AŃ: omisit Papageorgios.
7.6:ą: dubitanter scripsi:  Riemann, omisit Papademetriou, 786:ą: Bokotopoulos, Gallas, an
7.6:Ń: scribendum ? [=<@AĆ]8[F: ­=ă] Papageorgios, Romanou, Bokotopoulos, Gallas. 4 í>ć (2í>Į
Mustoxidi, Delle cose) =Ć:49. :.ą: 7.8862>0Į@.6 | @Ĉ9=>.;2 8Ą.: ( Ĉ9=>.;28Ą.: Marmora), 82Ą=A<B
±>0<: 9:Ă94? (9:49<@Ĉ:4? Mustoxidi, Delle cose) Marmora (cf. Sponius), Mustoxidi. 2ß? metri causa
scripsi: C inscr., ­? alii. ! legit Riemann: Û9.A. Papademetriou, Û9.[A.] Bokotopoulos, Gallas.

Dieses weise Werk der hinter den Sünden der Seele zurückstehenden Erinnerung schuf
der Priester Stephanos,
(das) buntfarbige, neue (sc. Werk) für die heiligen Apostel.
Auf viele Tage des Gedenkens an den Bischof Theophanes.
Text: MARMORA, Historia di Corfu 145 (mit lat. Übers.).– SPONIUS, Miscellanea 373 (Nr. CXXV [mit lat.
Übers.]).– MUSTOXIDI, Illustrazioni corciresi II 200f. (mit ital. Übers.).– MUSTOXIDI, Delle cose corciresi I 406 (mit
ital. Übers.).– RIEMANN, Recherches 34.– PAPAGEORGIOS, Š@A<>Ą. AĮ? µ7784@Ą.? AĮ? 2>7Ĉ>.? 188.– PAPADEME-
TRIOU, Ũ :.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă F@6=þA><B 42.– ROMANOU, ª06<6 šþ@F: 7.ă F@Ą=.A><? 380.– BOKOTO-
POULOS, 2>ă Aā: D><:<8Ć04@6: 155.– GALLAS, Korfu 92 (mit deutsch. Übers.).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 52
(mit engl. Übers.) u. Abb. 20.

Lit.: GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 267, Anm. 1429.

Abb.: XXVIII

Im Hexameter-Epigramm ist zusätzlich zu erfahren, dass die Stiftung wahrscheinlich kurz


nach dem Tod des Bischofs (=>Ć21><?)732 Theophanes vonstatten ging, dessen Erinnerung das
Werk gewidmet ist (Vers 4). Bischof Theophanes ist in anderen Quellen nicht belegt.733 Er
könnte vielleicht der oder einer der unmittelbaren Nachfolger des (heiligen) Arsenios, des Bi-
schofs von Kerkyra von ca. 933 bis 956,734 gewesen sein. Bei den aus dem Umfeld des Apostels
Paulus stammenden Iason und Sosipatros, denen die Kirche geweiht ist,735 handelt es sich –
ihrer ca. aus der Mitte des 10. Jahrhunderts stammenden Vita zufolge736 – um die legendären
Missionare der Insel Kerkyra. In der wahrscheinlich aus kirchenpolitischen Gründen (Vorrang
der Bistümer auf den Ionischen Inseln) entstandenen Vita werden Iason und Sosipatros auch zu
Aposteln gemacht,737 was auch in Vers 2 des vielleicht unter dem Eindruck der Vita entstande-
nen Zwölfsilber-Epigramms Niederschlag findet.
Handelt es sich tatsächlich um ein Epigramm im heroischen Versmaß, dann sind die vier
Hexameter eher mangelhaft ausgeführt, wie prosodisch-rhythmische Unregelmäßigkeiten be-
weisen. Die von Bokotopoulos vorgenommene Ergänzung î=ÿ[> à]2>Į? ergibt wenig Sinn. Auch
die vorgeschlagenen Konjektur î=[<122@A]Ā>4? (mit :49<@Ĉ:4? übereingestimmt) ist zweifel-
haft; inhaltlich besser würde î=[2>A]Ā>4? passen, doch bietet die inschriftliche Lücke zwischen
" und  – die Akkusativ-Endung muss auf jeden Fall korrigiert werden – mehr Platz als
für nur drei Buchstaben. Aufgrund des vorhandenen Platzes sind auch Lücken zwischen 9=8.-
—————–
732
Zu =>Ć21><? als Bezeichnung für den Bischof L s.v. 1. b.
733
Vgl. PAPADEMETRIOU, Ũ :.ą? AŃ: ž0ĄF: šþ@F:<? 7.ă F@6=þA><B 43.
734
Zur Person A. K[AZHDAN], Arsenios. ODB 1, 187; G. DA COSTA-LOUILLET, Saints de Grèce aux VIIIe, IXe et Xe
siècles. Byz 31 (1961) 326–330.
735
Erste Berichte dazu aus dem 15. Jh., vgl. TRIANTAPHYLLOPULOS, Kerkyra 30; KINDT, Récit 257.
736
KINDT, Récit 260–294.
737
Vgl. A. BERGER, Kerkyllinos und Kerkyra oder: wie Korfu christlich wurde, in: KOTZABASSI – MAVROMATIS,
Realia Byzantina 17–24; HALKIN, Inscriptions III 122f.
256 Griechenland (Nr. GR68–GR69)

749þAF: und EBDĮ? in Vers 2 und nach =<@AĆ8F: in Vers 3 zu konstatieren. Das teilweise kon-
jizierte 9=8[.749þAF: …… EBDĮ?] in Vers 2 ist als Genitivus comparationis aufzufassen. Die
Adjektive =<6768Ć9<>C<: und 7.6:ą:738 in Vers 3 beziehen sich auf ±>0<: in Vers 1, womit wie-
derum die Kirchenstiftung gemeint ist. Die Bezeichnung „buntfarbig“ kann sowohl auf die In-
nenausstattung der Kirche als auch die äußere Erscheinung durch zahlreiche eingelegte rotfarbi-
ge Ziegel hindeuten.
Autor beider Epigramme könnte der Priester Stephanos selbst sein; während er halbwegs mit
dem Verfassen von (fast prosodielosen) Zwölfsilbern vertraut ist, scheint ihm das Komponieren
von Hexametern ziemlich misslungen zu sein.

*Steinplatte (verloren), a. 1224 ?


Nr. GR69) Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts befand sich vermutlich in oder
in der Nähe der Kirche Hagioi Petros kai Paulos739 eine mit einer Inschrift versehene Grabplatte.
Der metrische Inschriftentext muss auf der Platte in zwei Kolumnen angebracht gewesen sein:
Diese Einsicht erhält man, wenn man die sinnlose Abfolge des Textes in der Edition des ersten
Editors Marmora betrachtet, der die Inschrift nicht Zeile für Zeile, sondern Kolumne für Ko-
lumne abgemalt hat;740 die sinnvolle Leserichtung bzw. die richtige Abfolge der Verse wurde
von Mustoxidi festgestellt, der die Inschrift allerdings nicht mehr in situ vorfinden konnte.741 Da
es sich um 31 Verse handelt, muss der Abschluss des Epigramms bzw. der 31. Vers am Ende
der vom Betrachter aus gesehen linken Inschriftenkolumne gestanden sein, die somit einen Vers
mehr als die rechte umfasste. Das Epigramm gehört zu den wenigen erhaltenen Stücken, die
sowohl inschriftlich als auch handschriftlich belegt sind.742 Die handschriftliche Version ist im
Cod. Crypt. Z. a. XXIX (s. XIII),743 fol. 22v der Biblioteca della Badia Greca in Grottaferrata
überliefert; allerdings ist dort aufgrund von Mäusebefraß mehr oder weniger nur jeder zweite
Vers erhalten, was auch auf die anderen im Codex überlieferten Gedichte, so auch jene des
Christophoros Mitylenaios, zutrifft.744
Da man nicht zuletzt aufgrund der handschriftlichen Überlieferung weiß, dass es sich bei
dem Epigramm um die von Georgios Bardanes auf sich selbst gedichteten Grabverse handelt
und dieser ca. im Jahr 1242 gestorben ist,745 dürfte auch die Inschrift in diese Zeit zu datieren
sein; die Verse selbst und auch das Grab sind höchstwahrscheinlich aber schon fast zwei Jahr-
zehnte davor entstanden, wie noch zu zeigen sein wird.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

í 1<;<9.:Ń:, <í C><:Ń: ­=Ĭ>9Ā:.


±@A4@. 7.7Ń? 865<@Ĉ:52A<: AþC<:
AĄ? 0ý> 8Ć0<? @7Ċ847<? 2íA282@AþA<B,
7Ÿ: ­: AĆ=Ł 7>Ĉ=A<6A< 7<@96FAþAŁ;
5 88ý @B:261ĉ? ö? î=ĆE6<6 8Ą5<6
—————–
738
Die Lesung 7.6:ą: dürfte richtig sein, da Kappa und Alpha, vielleicht aber auch noch die darauf folgenden Buch-
staben, bei sehr genauer Betrachtung der Inschrift zu lesen sind.
739
MARMORA, Historia di Corfu 198 (s.a. PAPAGEORGIOS, Š@A<>Ą. AĮ? µ7784@Ą.? AĮ? 2>7Ĉ>.? 43) spricht von
„nella Cattedrale“, die GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 266f. zuletzt mit der erwähnten Kirche zu identifizieren ver-
suchte.
740
Zu einem ähnlichen Fehler (Michel Fourmont in Mystras u. Parori) siehe unten S. 298 u. 325.
741
MUSTOXIDI, Delle cose corciresi I 437.
742
Zu anderen Fällen siehe LAUXTERMANN, Poetry 32; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 53ff.
743
Vgl. DE GROOTE, Christ. Mityl. XXVII; BERNARD, Writing and Reading 20; s.a. P. CANART, Scrittura e Civiltà 2
(1978) 156, Anm. 134; Datierung in das 13./14. Jh. bei A. JACOB, Les écritures de Terre d’Otrante, in: La paléo-
graphie grecque et byzantine, Paris, 21–25 octobre 1974 (Colloques internationaux du Centre National de la Re-
cherche Scientifique 559). Paris 1977, 276, Anm. 30; s.a. C. DAQUINO, Bizantini di Terra d’Otranto. San Nicola
di Casole. o.O. u. o.J. [Lecce 2000], 66f.
744
Vgl. DE GROOTE, Christ. Mityl. XXVII–XXIX; s.a. HOECK – LOENERTZ, Nikolaos-Nektarios von Otranto 122.
745
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 262.
Griechenland (Nr. GR69) 257

0:Ċ94: ­9ā: 7þ9E<B@6: 2ß? 78Ă><B 9:Ă94:


7.ă 1.7>ĈF: ļĆ56<: ®87Ĉ@<B@Ą 9<6,
±@A4@. A<ĽA<: 865<@Ĉ:52A<: AþC<:
­ĦA2 8<6=ą: 7Ÿ: 7.Aý @A>þ00. ļĀ26:
10 Aą 1þ7>BĆ: 9<B, @B9=.5Ā@A.A<6 CĄ8<6,
­ĦA2, @B:5>4:2ĵA2, @B:.Ą>2@5Ā 9<6
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­=ý: è 7<6:ą? 7.ă 7>6Aā? 7.ă 2@=ĆA4?
Aą =8þ@9ĩ ­=.:þ;262: 2ß? 52Ą.: 7>Ą@6:
30 2Ċ>06<? 0Ā0>.C2, =<69ā: 2>7Ĉ>.?,
5B4=<8Ą.? =Ā9=A<: :ĈF: D>Ć:<:.
––––
28 cf. Greg. Nyss. op. IX/1 246,22sq. (GEBHARDT): … 2æ? 1ÿ C.:+@2A.6 /.@682ć? 7.ă 7>6Aā? 7<6:ą?
12@=IA4? =.>ý =):AF: è9<8<0<J92:<? …; cf. etiam Phot. ep. 118,6sq. (LAOURDAS – WESTERINK): … 7.ă
š4@<Ľ? è ­9ą? 12@=ĆA4? 7.ă 52ą? 7.ă 7<6:ą? ž=þ:AF: 7>6Aā? =.>Ą@A.A< ­A.3Ć92:<?.
——
1 1<;<9.:Ń: scripsit Chiotes: 1<;.9.:Ń: cod. ? (sic Rocchi, Sternbach), Mustoxidi, 1<;<92Ą:F: Marmo-
ra, 1Ć;[Ĭ 5:4A]Ń: CIG. <í C><:Ń: cod., Mustoxidi, Chiotes: C>Ć:F: alii. ­=4>9Ā:. cod. Marmora,
Mustoxidi, Papageorgios: ­=4>9Ā:<? CIG, ­=4>9Ā:<: Epigr. Anth. Pal. 3 A<Ľ @7Ċ847<? cod. 4 č: Mar-
mora. 5 @B:261ĉ?: @B:2ĵ:.6 cod. 6 2ß? correxit CIG: ­? Marmora, Mustoxidi. 9 7č: Marmora. 7.Aý
@A>þ00. ļĀ26: cod., CIG: 7.A.@A>.00.>Ā26: Marmora, 7.Aý @A>.00<B>Ą.: Mustoxidi, Papageorgios. 11
@B:5>4:2ĵA2: @B:5><2ĵA2 cod. 15 .ãA49.: .ïA4 9<B cod. 16 an 9<6 scribendum ? 21 1B@16þD>6A<: cod. ?
(sic Rocchi, Sternbach). 23 î=þ;<6@52: CB8þ;<6@52 cod., =><@þ;<6@52 Mustoxidi. 26 ….B@49… cod. ?
(sic Rocchi, Sternbach). 28 …6: 7.ă 7>6Aā? 7.ă 12@… cod. 30–31 ordo versuum differt apud Mustoxidi et
Papageorgios.

Ohne Ruhmsucht, ohne überhebliche Gedanken


errichtete ich das schlecht aus Steinen zusammengesetzte Grab.
Welches Ansehen nämlich hätte ein ganz geringer Wurm,
auch wenn er sich an einem prächtig geschmückten Ort verborgen hielte?
5 Aber in dem Bewusstsein, dass die Steine, wenn ich sie betrachte,
meinen Sinn dazu bewegen, an mein Los zu denken
und mir einen Tränenstrom zu entlocken,
errichtete ich dieses aus Steinen zusammengesetzte Grab.
Lasst also, auch wenn in Tropfen,
10 meine Träne fließen, mitleidigste Freunde!
Lasst sie, klagt mit mir, steht mir bei
in den Seufzern, in den Bitten,
durch die Gott mühelose Erlösung
von den Fesseln gibt, welche die bösen Taten knüpfen.
15 Diese eine ist meine größte Bitte, Freunde!
258 Griechenland (Nr. GR69)

Das zweite aber – und seht mir nicht darüber hinweg:


Nach dem Ende und der Grablegung,
nach der Erholung von den großen Mühen
soll der dunkle Staub der armseligen Knochen
20 unvermischt sein, nicht bei anderen Knochen
einen schwer unterscheidbaren Platz finden!
Wollt ihr nicht die kleine Gunst erweisen?
Wollt ihr euch nicht die kurze Ansprache zu Herzen nehmen?
Ja, bei der Dreifaltigkeit, ja, bei den Herolden selbst,
25 die dieser Kirche hier vorstehen,
niemand soll mir das Gewünschte verweigern.
Er wird sicher dem späteren Gericht unterworfen sein,
wenn der (uns) gemeinsame Richter und Herr
die Schöpfung zum göttlichen Urteil führen wird.
30 Georgios schrieb das, der Hirte von Kerkyra,
als er das fünfte Jahr des Bischofsamts vollendete.
Text: MARMORA, Historia di Corfu 198–200 (mit lat. Übers.).– MUSTOXIDI, Delle cose corciresi I 437–439 (mit
ital. Übers.).– CIG IV 498 (Nr. 9438).– P. CHIOTES, Š@A<>67ý =<9:49<:2Ĉ9.A. ¶=A.:Ă@<B, VI. Zakynthos 1887
(Reprint Athen 1980), 21 (vv. 1–2).– Epigr. Anth. Pal. II 747 (mit lat. Übers.).– PAPAGEORGIOS, Š@A<>Ą. AĮ?
µ7784@Ą.? AĮ? 2>7Ĉ>.? 43f.– TOMADAKES, Ć06<6 52f. (= IDEM, à 8Ć06<6 A<Ľ 12@=<AþA<B AĮ? ř=2Ą><B 7.ă A<Ľ
/.@682Ą<B AĮ? 67.Ą.?. Thessalonike 1993, 68) (Text nach Mustoxidi).– Die handschriftliche Version des Gedichts ist
ediert bei ROCCHI, Versi 66f. (Nr. II).– STERNBACH, Observationes 114f.

Lit.: HOECK – LOENERTZ, Nikolaos-Nektarios von Otranto 122.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 100 (Nr. 114).–
LAUXTERMANN, Poetry 32.– KATSAROS, Ć06<6 115.– GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 266f. u. Anm. 1429, 342.– RHO-
BY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 53.

Abgesehen von der handschriftlichen Überlieferung der Verse ist es das Grabepigramm
selbst, das den Hinweis gibt, dass Georgios (Bardanes) sein Autor ist. Dies wird in einer Art
Epilog bzw. Signatur am Ende des Epigramms (Verse 30–31) festgehalten. Dort wird der Leser
auch darüber unterrichtet, dass Georgios Bischof bzw. Metropolit (=<69Ă:) von Kerkyra war746
und dass dieser das Epigramm verfasste, als er gerade das fünfte Jahr seines Amtes vollendete.
Dies bedeutet, dass Georgios die Grabverse für sein Grab schon im Jahre 1224 – er wurde im
Oktober 1219 zum Metropoliten von Kerkyra gewählt747 –, also fast zwei Jahrzehnte vor seinem
eigentlichen Ableben, geschrieben hat. Vielleicht war er gesundheitlich so angeschlagen, dass er
an einen baldigen Tod dachte.748 Zum Zeitpunkt des Verfassens des Grabepigramms könnte
Georgios ca. 50 Jahre alt gewesen sein: Sein genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, doch wird
dieses kaum nach 1175 anzusetzen sein, da er sowohl in Athen als auch später auf Keos (Kea)
ein Schüler des Michael Choniates war.749 Während die beiden letzten Verse des Epigramms in
der dritten Person abgefasst sind, tritt der Autor in den übrigen Versen dem Leser in der ersten
Person gegenüber.
Das Epigramm beginnt mit dem auch aus ähnlichen Stücken bekannten Bescheidenheitsto-
pos: Er sei nicht abgehoben (Vers 1), ein unbedeutender Wurm (Vers 3) und habe sich daher ein
einfaches, aus Steinen schlecht zusammengesetztes Grab errichten lassen.750 Dies dürfte darauf
hinweisen, dass Georgios auch schon zu Lebzeiten, vielleicht bereits im Jahr 1224, sein Grab
—————–
746
Dazu siehe auch PREISER-KAPELLER, Episkopat 188.
747
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 141–143.
748
Vgl. TOMADAKES, Ć06<6 52.
749
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 97–117.
750
Dass er sich sein Grab tatsächlich mit eigenen Händen schuf, wie dies etwa bei Symeon Stylites in Kappadokien
(RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 210) oder bei dem heiligen Neophytos in dessen Enkleistra
bei Paphos (RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 247; vgl. DOP 20 [1966] 183, Anm. 172) der
Fall ist, dürfte unwahrscheinlich sein.
Griechenland (Nr. GR69) 259

herrichten ließ.751 Die Verse 5–8 sind wohl so zu verstehen, dass Georgios das für ihn bereitete
Grab als Mahnmal sieht, bei dessen Anblick er seine Meinung zum Schicksal unter Tränen än-
dern werde. In den Versen 9ff. richtet sich Georgios direkt an seine Umgebung, die er als „mit-
leidigste Freunde“ (Vers 10: @B9=.5Ā@A.A<6 CĄ8<6) anspricht. Damit wird er konkret die ihm als
Bischof unterstehenden Kirchenbeamten, ebenso gut aber auch das ganze Kirchenvolk meinen.
Er bittet diese, ihm bei der Trauer über seine Verfehlungen beizustehen (Verse 11–13), was
auch seine größte Bitte sei (Vers 14). Er ersucht seine „Freunde“ aber auch, nach dem Tod seine
Bitten nicht zu ignorieren (Vers 15). Seine Knochen mögen nicht zu den anderen gelegt, son-
dern getrennt aufbewahrt werden (Verse 16–20). Tomadakes’ Annahme,752 dass der aus Attika
bzw. Athen stammende Georgios753 nicht neben in Kerkyra Geborenen begraben sein wollte,
kann nicht bestätigt werden. Seine „Freunde“ mögen ihm diese Gunst erweisen und ihm das
gewähren, worum er sie in den vorliegenden Versen gebeten hatte (Verse 21–22). Unter Anru-
fung der Dreifaltigkeit und der Kirchenheiligen wandelt sich seine Bitte zu einer Drohung:
Niemand möge ihm die Erfüllung der geäußerten Wünschen verwehren, da dieser sonst beim
Jüngsten Gericht dafür bestraft werden würde (Verse 23–28). Ob bei dieser Formulierung Bar-
danes’ eigene richterliche Aufgaben, die bei Demetrios Chomatenos dokumentiert sind,754 eine
Rolle spielten,755 ist eher fraglich. In Vers 23 ruft Georgios neben der Dreifaltigkeit auch
7Ă>B72? an, die „dieser Kirche hier“ (Vers 24: AĮ@12 AĮ? ­7784@Ą.?) vorstehen. Da mit 7Ă>B72?,
was eigentlich „Boten“ / „Herolde“ / „Künder“ bedeutet, Apostel bzw. Missionare gemeint sind,
könnte sich die Anrede auf die beiden legendären Missionare der Insel Kerkyra, Iason und Sosi-
patros, beziehen, die aus dem Umfeld des Apostels Paulus stammten.756 Georgios’ Grab könnte
sich demnach ursprünglich auch in der den beiden Heiligen geweihten Kirche757 befunden ha-
ben;758 der Grabstein mit dem Epigramm könnte erst später zur Kirche Hagioi Petros kai Paulos
gebracht worden sein.759
Das Epigramm besteht aus 31 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffallend ist der relativ hohe Anteil von B7, der in 14 von 31 Versen zu finden ist.
Zu notieren ist weiters die paroxytone Akzentuierung vor B7 in Vers 11 ebenso wie die propa-
roxytone Akzentuierung vor B5 in Vers 21. Die Verse sind als prosodisch zu bezeichnen, auch
wenn sich an drei Stellen prosodische Verstöße eingeschlichen haben: In Vers 6 wird die vor-
letzte Silbe im Vers (9:Ă94:) lang gemessen; in den Versen 16 (9ā), 17 (Aā:) und 26 (9<ă) ist
jeweils die siebente Silbe lang gemessen. Da prosodische Qualität der Verse und sprachlicher
Stil sehr gut sind und nichts gegen eine Autorschaft des Georgios Bardanes spricht,760 ist Toma-
dakes zu widersprechen, der das Epigramm als „¡9<B@<:“ bezeichnete.761
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Zu erwähnen sind einige rhetorische Figuren, die
ebenfalls Zeichen der guten Qualität der Verse sind. Gleichlautender Versanfang (Anapher) ist
in den Versen 9/11, 17/18 und 22/23 zu finden, gleichlautendes Versende (Epipher) in den Ver-
—————–
751
Vgl. TOMADAKES, Ć06<6 52.
752
TOMADAKES, Ć06<6 52.
753
Zur Heimat des Georgios Bardanes GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 84–88.
754
Dem. Chom. pon. diaph. 97* ([PRINZING] Nr. 31: Beisitzer bei Gericht).
755
Vgl. HOECK – LOENERTZ, Nikolaos-Nektarios von Otranto 122.
756
Siehe oben S. 255.
757
Zur Kirche siehe oben S. 252. In den Epigrammen Nr. GR67 und Nr. GR68 werden Iason und Sosipatros als
=Ć@A<8<6 bezeichnet.
758
Vgl. KATSAROS, Ć06<6 115; s.a. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 266f., Anm. 1429 (mit weiteren Hinweisen auf
Gräber in dieser Kirche).
759
GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 267, Anm. 1429 tendiert dazu, dass Bardanes bereits ursprünglich in der Kirche
Hagioi Petros kai Paulos begraben wurde, da Iason und Sosipatros im Gegensatz zu Petrus und Paulus nie als
7Ă>B72? bezeichnet wurden.
760
Bardanes war schriftstellerisch recht produktiv, in erster Linie im Bereich der theologischen Literatur (vgl. BECK,
Kirche 668f.); hervorzuheben ist auch das Corpus der Briefe, von denen die meisten allerdings nur in einer Über-
setzung aus dem 17. Jh. vorliegen, vgl. HOECK – LOENERTZ, Nikolaos-Nektarios von Otranto 148–235, s.a. TO-
MADAKES, Ć06<6 53–56. Zu den übrigen Epigrammen GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 341–343.
761
TOMADAKES, Ć06<6 52.
260 Griechenland (Nr. GR69–GR70)

sen 2/8, 10/15, 17/21 und 19/20. Die im CIG in Vers 1 vorgenommene Konjektur 1Ć;[Ĭ 5:4A]Ń:
ist grammatikalisch plausibel, ist allerdings nicht notwendig, wenn man der handschriftlichen
Überlieferung folgt. Laut Rocchi und Sternbach überliefert der Codex 1<;.9.:Ń:. Da es auch
andere Formen gibt, wo ein ähnliches Phänomen auftritt – Sternbach führt als Beispiel
9B6.5Ă>.? (anstatt 9B6<5Ă>.?) an762 –, ist es möglich, auch die im Codex überlieferte Schrei-
bung mit Alpha als sinnvolle Variante anzuerkennen. Das Adjektiv 865<@Ĉ:52A<?, das nicht nur
in Vers 2, sondern auch in Vers 8 vorkommt, ist nur an dieser einen Stelle belegt.763 Die zweite
Hälfte von Vers 9 wurde von Marmora 7.A.@A>.00.>Ā26: transkribiert, was im CIG zu 7.Aý
@A>þ00. ļĀ26: geändert wurde und auch im Codex so überliefert ist. Alternativ wäre vielleicht
daran zu denken, 7.A.@A>þ00. zu schreiben, was ein (jedoch unbelegtes) Adverb darstellen
würde; zum Vergleich heranzuziehen ist das im Alten Testament attestierte 7.A.@A>.00Ą3F.764
Hinter ­ĦA2 am Beginn von Vers 11 ist gedanklich wahrscheinlich die in den Versen 10–11
gebrauchte Formel 8<6=ą: … ļĀ26: Aą 1þ7>BĆ: 9<B zu ergänzen, da ­ĦA2 allein an dieser Stelle
keinen Sinn ergibt. Im selben Vers ist laut Rocchi und Sternbach im Codex @B:5><2ĵA2 überlie-
fert: Dabei handelt es sich nicht um eine sinnlose Form. Das Verbum @B:5><ĀF ist bei Maximos
Planudes belegt, allerdings in der hier nicht passenden Bedeutung „verwirren“ / „erschre-
cken“.765 Aus inhaltlichen Gründen ist daher das inschriftlich überlieferte @B:5>4:2ĵA2 vorzuzie-
hen.

Steinblock (120 × max. 58 cm), 13. Jh. ĺ Nr. IT13

KOMOTENE

(Fragment eines) Architrav(s) (266 cm × 13,5 cm), 10./11. Jh.: Archaiologiko Museio
(Inv.-Nr. 29)
Nr. GR70) Das im Museum aufbewahrte Fragment eines marmornen Architravs, der aus
dem byzantinischen Mosynopolis766 (westl. von Komotene) stammt, ist mit einem Kreuz in der
Mitte und zahlreichen gleichförmigen Ornamenten geschmückt. In den oberen Rand ist eine
nicht akzentuierte, fast vollständig erhaltene Majuskel-Inschrift eingeritzt, deren Beginn und
Ende mit einem Kreuz markiert ist. Dabei handelt es sich um ein Epigramm, das aus vier Ver-
sen besteht. Die Enden der Verse 1, 2 und 3 sind durch drei übereinander liegende Punkte ge-
kennzeichnet.
Der Architrav wird allgemein in das 11. Jahrhundert datiert,767 doch weist der Duktus der In-
schrift nach Ševþenko in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts.768 Das Fehlen von Akzenten
bekräftigt diese zeitliche Einordnung.

—————–
762
STERNBACH, Observationes 117; s.a. LBG s.v. 9B6.5Ă>.?. Das Wort enstammt einem Gedicht des Christophoros
Mitylenaios, das ebenfalls im Cod. Crypt. Z. a. XXIX überliefert ist (ed. DE GROOTE, Christ. Mityl., Nr. 122,56);
bei den Schreibungen mit Alpha könnte es sich um eine Eigenheit des im Umkreis des apulischen Gallipoli täti-
gen Kopisten (vgl. RSBN n.s. 41 [2004] 118, Anm. 28) der Handschrift handeln. Die früher geäußerte Annahme,
dass es sich bei dem Schreiber um den Priestermönch Nektarios handelt (vgl. HOECK – LOENERTZ, Nikolaos-
Nektarios von Otranto 21, Anm. 71), kann nicht stimmen, da dieser in die zweite Hälfte des 15. Jh.s zu datieren
ist (vgl. PLP # 20070).
763
Vgl. LBG s.v.
764
Vgl. LSJ s.v.
765
Vgl. LBG s.v.
766
Zum Ort SOUSTAL, Thrakien 369f.; C. ASDRACHA, La région des Rhodopes aux XIIIe et XIVe siècles: Étude de
géographie historique (Texte und Forschungen zur Byzantinisch-Neugriechischen Philologie 49). Athen 1976,
104–109 (allerdings ohne Nennung des Architravs und der darauf befindlichen Inschrift). Bis in das 9. Jh. wurde
die Stadt .;696.:<Ĉ=<86? genannt.
767
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 252 bringen die Inschrift mit dem großen Aufschwung
der Stadt Mosynopolis in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s in Verbindung.
768
ŠEVCENKO, Observations 243 (Nr. 5).
Griechenland (Nr. GR70) 261

Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ>Ń: Aā: =Ĉ84: Aā: ­:A.Ľ5. ­::Ć26


±:1<56 8.9=><AĀ>.: <ß7Ą.: ±D26:
À: F:@A.:Aĵ:<? =Ć5Ł =<88ń 7.ă =Ą@A26
±A2B;2: =<88Ń: =>ą? õCĀ826.: 52Ą.:.
—–
3 cf. e.g. v. 3 epigramm. (a. 1192) in ecclesia Panagiae tu Arakos prope urbem Lagudera (Cypri), ed.
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 224: =Ć5Ł @ć: =<88ń 7.ă 52>9<AþAĬ =Ą@A26.
—–
2 ±:1<52 Mpakirtzis – Triantaphyllos.

Wenn du dieses Tor hier siehst, begreife,


dass es drinnen eine (noch) prächtigere Behausung gibt,
die Konstantinos mit viel Liebe und Glauben
schuf zum göttlichen Nutzen vieler.
Text: ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 252 (Nr. 10 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 62c–e.–
Ch. MPAKIRTZIS – D. TRIANTAPHYLLOS, >þ74 (<86A6@A67<Ą 140<Ą 1). Athen 1988, 46.– ZEKOS, .;696.:<Ĉ=<86? –
<@B:Ć=<86? 32 (mit Schriftskizze), 89 (engl. Übers.).

Lit.: SOUSTAL, Thrakien 370.– A. A[SDRACHA], in: Glory of Byzantium 39 (Nr. 5 [engl. Übers.]) u. Abb. 5.–
ŠEVýENKO, Observations 243 (Nr. 5).

Abb.: 26

Den Versen ist zu entnehmen, dass der Architrav oberhalb des Eingangs in eine Kirche bzw.
in den Naos einer Kirche angebracht war. Hinweise darauf finden sich in den Versen 2 und 4.
<ß7Ą. in Vers 2 – hier vermutlich verwendet aus metrischen Gründen769 – ist als Synonym zu
„Kirche“ bzw. „Naos“ zu verstehen,770 die bzw. der noch viel prächtiger als das Tor ist. War es
lange nicht möglich, die Kirche zu identifizieren,771 geht man nun davon aus, dass das Epi-
gramm aus der zwischen 1999 und 2008 im Stadtgebiet von Mosynopolis ausgegrabenen Kirche
stammt.772 Da vermutet wird, dass es bereits eine frühbyzantinische Kirche gab, wird ange-
nommen, dass sich das Epigramm auf eine Wiederherstellung (im 10. oder 11. Jahrhundert)
bezieht.773 Der Stifter Konstantinos, der wahrscheinlich das Haus, d.h. die Kirche, und nicht nur
das Tor stiftete,774 ist in anderen Quellen nicht belegt; offensichtlich war er aber so bekannt,
dass nähere Angaben zu seiner Person nicht notwendig waren.775 Nach Asdracha – Bakirtzis
könnte er ein Verwandter des bekannten Gründers des Theotokos-Klosters Petritzonitissa (jetzt
Baþkovski Manastir)776 und hohen Militärs unter Alexios I. Komnenos Gregorios Pakurianos777
gewesen sein, der im Klostertypikon über seine Stiftungen in Mosynopolis berichtet.778
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüsse; die Verse sind jedoch aufgrund zahlreicher schwerer Verstöße als prosodielos zu be-

—————–
769
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 252.
770
Vgl. z.B. auch Vers 2 des Epigramms Nr. GR49, wo <å7<? A<Ľ $(>6@A<)Ľ zu lesen; weitere Bsp. bei DRANDAKES,
¥:þ08B=A<? =.>þ@A.@6? 663, Anm. 1.
771
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 370.
772
Vgl. ZEKOS, .;696.:<Ĉ=<86? – <@B:Ć=<86?, passim.
773
ZEKOS, .;696.:<Ĉ=<86? – <@B:Ć=<86? 82–84.
774
Das Relativpronomen À: bezieht sich auf <ß7Ą.: und nicht auf =Ĉ84:.
775
ZEKOS, .;696.:<Ĉ=<86? – <@B:Ć=<86? 32.
776
Zum Ort SOUSTAL, Thrakien 475f.
777
Zur georgischen Familie (mit armenischen Seitenlinien) der Pakurianoi summarisch N.G. G[ARSOÏAN], Pakouria-
nos. ODB 3, 1553; W. SEIBT, ¥>@.7Ą14? / Aršakuni – Armenische Aristokraten in byzantinischen Diensten. JÖB
44 (1994) (=  . Herbert Hunger zum 80. Geburtstag) 354f. Werner Seibt bereitet auch eine prosopogra-
phische Studie zur Familie vor.
778
P. GAUTIER, Le typikon du sébaste Grégoire Pakourianos. REB 42 (1984) 37,291–299.
262 Griechenland (Nr. GR70–GR71)

zeichnen. Weitere Bemerkungen: ņ>Ń: … ist ein beliebter Gedichtanfang.779 Das Verbum ±D26:
in Vers 2 wird „neugriechisch“ (±D26 = „es gibt“) verwendet.780

(Fragment einer) Steinplatte (59 × 34 cm), 11. Jh. ?: Archaiologiko Museio (Inv.-Nr.
129)
Nr. GR71) Das Marmorsteinfragment wurde wahrscheinlich schon in frühchristlicher Zeit
mit Ornamenten versehen. Gefunden wurde es in Lutros in der Nähe des byzantinischen Trai-
anupolis.781 In den Marmor ist auch eine über zwei Zeilen laufende, akzentuierte Inschrift einge-
ritzt, die sowohl Buchstaben der Majuskel als auch der Minuskel aufweist. Obwohl die Inschrift
nicht vollständig erhalten ist, erkennt man, dass es sich um Verse handelt.782 Dafür sprechen
auch Punkte, die nach 5B4=Ć8<? und 5Ĉ26: das jeweilige Versende markieren. Wieviele Verse
das Epigramm ursprünglich umfasste, kann nicht festgestellt werden. Es muss ursprünglich aus
zumindest drei Versen bestanden haben, da nach 5Ĉ26: und dem erwähnten Punkt noch der Rest
eines weiteren Buchstabens zu erkennen ist. Wenn man davon ausgeht, dass der Text nicht in
continuo geschrieben war und die Buchstaben nach 5B4=Ć8<? und dem Punkt in der ersten Zeile
nicht schon zum Text am Beginn der zweiten Zeile gehörten, dann dürfte das Epigramm ur-
sprünglich mindestens vier Verse umfasst haben.
Asdracha-Bakirtzis datieren die Inschrift zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert.783 Da je-
doch Akzente verwendet werden, ist wohl kaum an eine Datierung vor dem Jahr 1000 zu den-
ken. Andererseits weist die Inschrift durchaus paläographische Übereinstimmungen mit jener
auf, die auf dem wahrscheinlich aus dem 11. Jahrhundert stammenden, silbervergoldeten
Handreliquiar der heiligen Marina im Museo Correr zu Venedig zu finden ist.784
Der nicht vollständig erhaltene Epigrammtext lautet wie folgt:

[…… ­: $]>6@Ań (6)D(.ā8) 5B4=Ć8<?


=.[……………………………
…………]:Aþ54[:] ­=.;ĄF? 5Ĉ26:
[………………………………].
—–
1 […… ­: $]>6@Ań suppleverunt Asdracha – Bakirtzis: [D>]6@AĊ Hereward. 5B4FĆ8<? Hereward. 2 F.
Hereward. 3 - -] :Aþ54: legerunt Asdracha – Bakirtzis: –]:A.  Hereward. ­=.;ĄF?: ­=./6F?
Hereward, an ­=.;Ą.? scribendum ? 5Ā.9[– Hereward.

…… in Christus der Priester Michael


………………………………
……………… würdig zu opfern
………………………………
Text: D. HEREWARD, Inscriptions from Thrace. AJA 67 (1963) 73 (Nr. 7) u. Taf. 19 (Abb. 10 [Skizze]).– ASDRA-
CHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 256 (Nr. 14 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 65a.

Abb.: 27

Die teilweise schwer zu entziffernde Inschrift berichtet zunächst von einem „Priester“ Mi-
chael, hinter dem sich vielleicht, wie von Asdracha – Bakirtzis vorgeschlagen,785 der Metropolit
von Traianupolis namens Michael Barys verbirgt,786 der in die zweite Hälfte des 11. Jahrhun-

—————–
779
Vgl. VASSIS, Initia 549; VASSIS, Initia Supplementum I 246.
780
Vgl. LSJ s.v. ±DF (A) A.IV.
781
Zum Ort SOUSTAL, Thrakien 482–484.
782
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 256.
783
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 256.
784
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me81 u. Abb. 47–51.
785
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 256f.
786
Zu 5B4=Ć8<? in der Bedeutung „Metropolit“ vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 257.
Griechenland (Nr. GR71–GR72) 263

derts zu datieren ist.787 Auf die Eigenschaft als Priester dürften die noch entzifferbaren Wörter
von Vers 3 hinweisen. Das Marmorsteinfragment könnte ursprünglich Teil eines Templonar-
chitravs gewesen sein; dafür sprechen die dafür typischen, auf dem Stein angebrachten Orna-
mente.
Während in Vers 1 ein klarer Binnenschluss nach der fünften Silbe zu erkennen ist, ist dies
in Vers 3 nicht der Fall. Dies könnte daran liegen, dass […………]:Aþ54[:] vielleicht doch
nicht die richtige Lesung ist: Klar zu entziffern sind Ny, Tau und Alpha; der darauffolgende,
teilweise zerstörte Buchstabe könnte ein Theta sein, nach dem ein klar zu lesendes Eta kommt.
Während das letzte Wort im Vers ebenfalls ganz gut zu lesen ist, ist die Endung des vorange-
henden Wortes nicht eindeutig zu entziffern: Asdracha – Bakirtzis lasen ­=.;ĄF?,788 doch könnte
der vorletzte Buchstabe auch ein Alpha sein, besondern dann, wenn man die Form mit den an-
deren Alpha der Zeile vergleicht. Inhaltlich passt ­=.;ĄF? aber besser.

(Fragment einer) Säule (29 × 60 cm), a. 1111: Archaiologiko Museio (Inv.-Nr. 130)
Nr. GR72) Die Herkunft des im Museum aufbewahrten marmornen Säulenfragments ist
nicht bekannt.789 Darin eingeritzt ist eine teilweise nur mehr schwer zu lesende und nicht voll-
ständig erhaltene akzentuierte Inschrift, die mit Formen der Minuskel und auffallend vielen
Ligaturen – etwa zu beobachten bei A2(Aþ>AĬ) in der letzten Zeile – und Kürzungen versehen
ist.790 Asdracha – Bakirtzis stellten fest, dass die Inschrift metrisch ist, wenngleich die Verse an
einigen Stellen missraten sind. Die Versenden sind jeweils durch zwei übereinander liegende
Punkte markiert. Das Epigramm dürfte 14 Verse umfassen, wobei pro Zeile je zwei Verse ange-
bracht sind.
Zu datieren ist die Inschrift durch die Angabe von Monat, Tag und Weltjahr am Ende; dieser
Text gehört jedoch nicht zum metrischen Teil der Inschrift.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[µ:5þ12 7.Aþ726A.6 ………]? A<ĽA<


ļ63(<)CBā? ĩ&[……]43[……]43[…]
@B:[…………………………]12
[­:] (B>Ą)Ł [...] 8<69<Ľ C(2)Ľ CĆ><<:> 7.ĄA[<6]
5 79þ3(<:A.) Ań D>Ć:(Ł) =.ĵ1(.) 12ĈA2>(<:)
AĆ1ĩ ±A26 A>ĄA(Ł) 7.AĊ>B;. @Ń9.
2ñD2@5(2) =þ:A(2?) <à ­: A.ĈA(Ĭ) <Aį> AĈDĬ
1Ċ>(Ł) <ß7AĄ>(.?) è =þ:AF: [(2ą)?] 7.ă (Ĉ>6<)?
2ï>Ĭ 9(ÿ:) Dþ>6: ­: ¾(9Ā>Ĥ) AĮ? 1Ą(74?)
10 7.㠝CĀ@2F(?) AĈDĬ AŃ: ­=A.6@9Ā:(F:)
é@A6? 1ÿ ­;<>Ĉ;26 AĆ1(2)
423Į A<ĈA(Ł) =><@02:[Ă]@[<6]A(<) 8Ā=>.
7(.ă) 0Į 7.A(.)DĈ@<6, $(>6@A)ÿ 7.ă (2)Ā 9(<)B,
ö? 1Ā=<A2 7.ă A<ĵ? è9ĆC><@6 A<ĈA(<B)
15 94(:ą?) 1ÿ A(2)A282ĈA(472) #2B(><B.>Ą<B) A2(Aþ>AĬ) ±A(<B?) ,?D65Ņ.
———
12–13 cf. e.g. novell. imp. Man. I Comn. (a. 1148), ed. ZEPOS – ZEPOS, Jus Graeco-Romanum I 375: 2ß 1ÿ
7.ă 16.E2B1Ć92:<? 2î>25Ń, 1ĊĬ 9<6 7Ĉ>6<? è 52ą? Aā: 8Ā=>.: A<Ľ 623Į 7.ă A<Ľ ¥99Ħ, ř82ă A<Ľ à2>ĀF?
Aā: 7.A.1Ą74:, 7.㠝:<6;þAF ¾ 0Į Aą @AĆ9. .íAĮ?, 7.ă 7.A.=6ĀAF 92 3Ń:A., ö? .5ý: 7.ă ¥/26>Ċ:. 12 cf.
4 Regn. 5,20–27.
———
1 [µ]:5[þ12 7.Aþ726A.6] […] H O Asdracha – Bakirtzis: an [µ:5þ12 72ĵA.6 ………………]? scribendum
(cf. comment.) ? 2 ļ63(<)CBā? dubitanter scripsi (cf. comment.): #"C inscr., >Ă3(4?) CBā? Asdra-
—————–
787
Zur Person STAVRAKOS, Bleisiegel 92f.
788
Als paläographische Besonderheit bei diesem Wort ist das Trema auf dem Iota zu notieren.
789
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 253.
790
Vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 683.
264 Griechenland (Nr. GR72)

cha – Bakirtzis. 3 " […]  Ņ A<Ĉ[.]12 Asdracha – Bakirtzis. 4 ­: legerunt Asdracha – Bakirtzis. 8<69<Ľ
scripsi (cf. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 254): "" inscr. CĆ><<:>
supplevi. 7.ĄA[<6] suppleverunt Asdracha – Bakirtzis. 5 Ań scripsi: ! inscr. =.ĵ1(.) scripsi: () in-
scr. 6 ±A26 scripsi: ! inscr. A>ĄA(Ł) scripsi: !"!(&) inscr. 7.AĊ>B;. scripsi: !" inscr. 7 [Aį]
Asdracha – Bakirtzis. 8 <ß7AĄ>(.?) scripsi: !(AC) inscr., an <ß7AĄ>(26) scribendum (cf. comment.) ?
[(2ą)?] suppleverunt Asdracha – Bakirtzis. 7.ă scripsi:  inscr. 9 1Ą(74?) scripsi: (C) inscr. 10
7.ă scripsi:  inscr. ­=A.6@9Ā:(F:) scripsi: !C(&) inscr. 11 é@A6? scripsi: C!C inscr.
­;<>Ĉ;26 scripsi: " inscr. 12 423Į scripsi (cf. comment.): 4Ā34 Asdracha – Bakirtzis.
=><@02:(4)@(<6)A(<) Asdracha – Bakirtzis. 13 7.A(.)DĈ@<6 dubitanter scripsi (cf. comment.):
!()$"CI (?) inscr., 7.A(.)=Ć@6 Asdracha – Bakirtzis. 7.ă scripsi:  inscr. 14 inscr. habet  supra 
de voce 1Ā=<A2.

Hier liegt ……… dieses


stammend ……………………
mit ……………………………
im Herrn …, ach, als Opfer der Seuche,
5 das in blühendem Alter stehende zweite Kind.
Im dritten Jahr begrub ich diesen Körper.
Betet alle, die ihr dieses Schicksal habt!
Durch eine Gabe erbarmt sich der Gott und Herr aller.
Er soll Gnade am Tag des Gerichts finden
10 und Vergebung seiner Sünden erlangen!
Wer auch immer aber diesen (Leichnam) ausgraben wird,
dem möge die Lepra des Gehasi zuteil werden,
und die Erde möge ihn bedecken, mein Christus und mein Gott,
wie einmal auch denen, die denken wie dieser.
15 Er starb am 4. Februar im Jahr 6619 (= 1111).
Text: ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 253f. (mit franz. Übers.) u. Taf. 63a–b.

Lit.: KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 683, III 1271 (Abb. 5).

Abb.: 28

Aus dem Epigrammtext geht deutlich hervor, dass das Säulenfragment als Grabstein benutzt
wurde. Der Tote ist ein kleines Kind, das im dritten Lebensjahr (Vers 6) gestorben ist. Es ist das
zweite Kind (Vers 5) des Sprechers des Epigramms.791 Bei dem Vater muss es sich um eine
höher gestellte Persönlichkeit gehandelt haben, sonst hätte er sich eine Säule als Grabmonument
wohl kaum leisten können. Das Kind wurde von einer Seuche dahingerafft, wenn das inschrift-
liche "" als 8<69<Ľ wiederzugeben ist. Alternativ ist auch an 869<Ľ (Hungersnot) zu den-
ken, doch ist dies weniger wahrscheinlich. Der Sprecher des Epigramms fordert auch alle ande-
ren, die dieses Schicksal erleiden, zum Beten auf und hält fest, dass sich Gott durch eine Gabe
erbarmt (Verse 7–8). Der Sprecher, d.h. der Vater, erhofft auch für sein verstorbenes Kind Gna-
de am Tag des Jüngsten Gerichts und Vergebung der Sünden (Verse 9–10). Die letzten Verse
sind der Verfluchung derer gewidmet, die sich am Grabmal vergehen. Ihnen wird die Lepra des
Gehasi angedroht, auch sollen sie von der Erde verschluckt werden. Gehasi war Diener des alt-
testamentarischen Propheten Elischa und wurde aufgrund eines Betruges aussätzig. Flüche sol-
cher Art792 in Grabinschriften sind auch sonst keine Seltenheit.793
Wie bereits oben angedeutet, sind gleich mehrere Verse des Epigramms mangelhaft, was da-
rauf schließen lässt, dass der Autor eine nur ungefähre Ahnung vom Verfassen von Zwölfsil-
—————–
791
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 254.
792
Vgl. H. LECLERQ, Giezi. DACL 6 (1924) 1244f.; W. SPEYER, Fluch. RAC VII (1969) 1263.
793
Vgl. D. FEISSEL, Notes d’épigraphie chrétienne (IV). XI. Malédictions funéraires en Attique. BCH 104 (1980)
459–475; allgemein St.P. NTANTES, ¥=2684A67.ă ­7C>þ@26? 2ß? Aý? ®884:67ý? ­=6AB9/Ą<B? =.8.6<D>6@A6.:67ý?
­=60>.CĀ?. µ=60>.C67ā @B9/<8ā 2ß? Aā: ±>2B:.: =82B>Ń: A<Ľ =.8.6<D>6@A6.:67<Ľ /Ą<B (61.7A<>67ā 16.A>6/Ă).
Athen 1983.
Griechenland (Nr. GR72) 265

bern hatte. Besondere Schwierigkeiten hatte er offenbar beim Versuch, den auf die eigentlichen
Grabverse folgenden Fluch in metrisches Gewand zu kleiden. Aus diesem Grund ist zu überle-
gen, ob das Epigramm nicht nach Vers 10 endet und der Rest – ebenso wie die letzte Zeile – als
Prosa aufzufassen ist und ob die „Verse“ 11–14 vielleicht nur zufällig jeweils zwölf Silben um-
fassen. Immerhin umfasst „Vers“ 11 nur neun Silben, und die „Verse“ 13 und 14 weisen keinen
sauberen Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe auf. Gegen diese Annahme
spricht jedoch die schon oben angeführte Anordnung des Textes auf dem Säulenfragment, näm-
lich pro Zeile je zwei Verse, die am Ende durch zwei übereinander liegende Punkte markiert
sind; dies betrifft den gesamten Text. Allerdings findet man zwei solche Punkte auch nach
A2(Aþ>AĬ) in der letzten Zeile. Die restlichen Verse stellen – soweit sie erhalten sind – prosodie-
lose Zwölfsilber dar; das Bemühen, den Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe
einzuhalten, ist zu erkennen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Vom Beginn des Epigramms ist nichts mehr zu
entziffern. Asdracha – Bakirtzis konnten vage die Buchstaben N und Theta lesen, die Bestand-
teil des für Grabinschriften typischen Anfangswortes µ:5þ12 sind. Dass jedoch das folgende
konjizierte 7.Aþ726A.6 „plus conforme au dodécasyllable que 72ĵA.6“ sei,794 stimmt nicht: Einige
im Zwölfsilber verfasste Grabgedichte beginnen nämlich mit µ:5þ12 72ĵA.6,795 etwa auch das
Grabepigramm (ĺ Nr. TR9) in Ak ManastÕr. Der Beginn von Vers 2 wurde von Asdracha –
Bakirtzis als >Ă3(4?) CBā? transkribiert. Dahinter könnte sich in normalisierter Orthographie
ļĄ3(4?) CB2ă? verbergen, doch wahrscheinlicher erscheint das Kompositum ļ63(<)CBā?, wenn-
gleich das Wort in der Bedeutung „aus der Wurzel wachsend“ (d.h. abstammend) nur einmal
(Theophrastos) belegt ist.796 Am Ende von Vers 1 ist zu interpungieren, da A<ĽA<797 nicht mit
ļ63(<)CBā? oder ļĄ3(4?) CB2ă? übereingestimmt sein kann. In der Lücke von Vers 4 würde der
Artikel A<Ľ ganz gut passen, doch nach Asdracha – Bakirtzis sind darin ca. 6 Buchstaben zu
erwarten,798 was bedeutet, dass der ursprüngliche Vers wahrscheinlich mehr als zwölf Silben
umfasste. Hinter dem inschriftlichen "" im selben Vers verbirgt sich – wie bereits er-
wähnt – vermutlich 8<69<Ľ. Doch ist die inschriftliche Form vielleicht nicht gänzlich zu verwer-
fen: Das sonst in der Bedeutung „Schädigung“ / „Schändung“ bekannte 8Ĉ94 wird von Ioannes
Eugenikos als Bezeichnung für die Pest verwendet.799 Auch 8B9Ć? ist überliefert,800 und zwar in
einem grammatikalischen Traktat des Maximos Planudes als Äquivalent zu 8Ľ9.. In Vers 4
bereitet auch das inschriftlich überlieferte # Schwierigkeiten, das von Asdracha – Ba-
kirtzis als impôt übersetzt wird. CĆ><? bedeutet normalerweise tatsächlich „Bezahlung“ / „Tri-
but“ etc., muss aber hier im übertragenen Sinn verstanden werden. Ist das Wort mit 79þ3(<:A.)
… =.ĵ1(.) 12ĈA2>(<:) in Vers 5 übereingestimmt, dann ist ein Ny am Ende zu ergänzen. In Vers
5 ist das proparoxytone Ende auffallend, doch scheint keine andere Ergänzung als 12ĈA2>(<:)
möglich. Vers 6 besteht aus nur elf Silben, könnte aber durch die Ergänzung des elidierten Epsi-
lon am Ende von AĆ1ĩ zu einem Zwölfsilber ergänzt werden, wenngleich dadurch ein Hiat vor-
läge und kein sauberer Binnenschluss B5 oder B7 gegeben wäre. Betrachtet man den Kürzungs-
strich nach ! in Vers 8, dann kann das ergänzte Wort in normalisierter Orthographie nur
<ß7AĄ>(.?) (auch <ß7A2Ą>(.?)) lauten. Da jedoch der Vers als selbständige Einheit zu verstehen
ist, die weder mit Vers 7 noch mit Vers 9 grammatikalisch oder syntaktisch zusammenhängt –
Subjekt ist Gott und nicht =þ:A2? (Vers 7) oder der Verstorbene (Vers 9) –, würde man eher ein
finites Verbum (<ß7AĄ>(26)) (oder <ß7A2Ą>(26)) erwarten. Ohne die Konjektur [(2ą)?] würde Vers
8 zwölf Silben umfassen, wodurch ein prosodieloser Zwölfsilber mit proparoxytonem Ende
gegeben wäre. Für die Ergänzung sprechen jedoch zwei Gründe: Zunächst das 7.Ą ( inscr.)
—————–
794
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 253.
795
Vgl. VASSIS, Initia 228.
796
Vgl. LSJ s.v.
797
In der Lücke in Vers 1 stand vielleicht @Ń9., mit dem das Demonstrativpronomen A<ĽA< übereingestimmt ist.
Das Wort @Ń9. dürfte gedanklich auch nach AĆ1(2) in Vers 11 zu ergänzen sein.
798
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 253.
799
Vgl. STATHAKOPOULOS, Terminologie 5. Zu 8Ĉ94 s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 128.
800
Vgl. LBG s.v.
266 Griechenland (Nr. GR72–GR73)

vor (Ĉ>6<)?, weiters auch der durchaus vorhandene Platz für das nomen sacrum C. Um die
nach der Ergänzung überschüssige Silbenzahl zu vermeiden, schlagen Asdracha – Bakirtzis vor,
den Vers durch zwei Synizesen (1Ċ>(Ł) <ß7AĄ>(.?) è) zu korrigieren,801 um auf zwölf Silben zu
kommen. Doch stellt sich die Frage, ob man dem Autor des Epigramms diese Raffinesse zu-
trauen kann. Um der inschriftlichen Überlieferung des Eigennamens () in Vers 12 ge-
recht zu werden, ist das Wort als 423Į zu transkribieren. Zwar ist die schon im Alten Testa-
ment verwendete Schreibweise 623Ą gebräuchlicher, doch ist auch an anderer Stelle die Schrei-
bung 423Į überliefert.802 Schwierigkeiten bereitet die Transkription des dritten Wortes von
Vers 13, das Asdracha – Bakirtzis als 7.A(.)=Ć@6 wiedergaben. In der Tat ist eine Form von
7.A.=Ą:F zu erwarten, vergleicht man die im Testimonienapparat zitierte Parallele. Während
gegen die Transkription der Vorsilbe 7.A(.)- nichts einzuwenden ist, muss Asdracha – Bakirtzis
bei der Transkription des zweiten Teiles des Wortes widersprochen werden. Auf 7.A(.)- folgt
ganz sicher kein Pi, sondern allem Anschein nach ein Chi; der darauf folgende Buchstabe ist
ziemlich sicher ein mit einem Akut versehenes Ypsilon und kein Omikron. Somit kann das
Wort – der inschriftlichen Überlieferung zufolge – nicht von 7.A.=Ą:F stammen. Die einzige
vernünftige Lösung ist 7.A(.)DĈ@<6, das von 7.A.DĈ:(:)F stammt, das wiederum eine spätere
Form des klassischen 7.A.DĀF darstellt.803 Die Grundbedeutung des Wortes ist „übergießen“,
im übertragenen Sinne heißt es hier „bedecken“.804 Nach ö? am Beginn von Vers 14 ist gedank-
lich der „Fluch“ der Verse 12–13 zu wiederholen.
Der Autor des Epigramms war vielleicht der Vater des verstorbenen Kindes selbst; jedenfalls
hatte der Verfasser der Verse nur eine ungefähre Ahnung von der Komposition von Zwölfsil-
bern.

KORINTHOS

Steinblock (63 × 53 cm), 9./10. Jh. ĺ Nr. IT12

*Steinplatte ? (verloren), nach a. 1395/96: Stadttor ?


Nr. GR73) Im Cod. Monac. gr. 131, der um 1550 geschrieben wurde,805 liest man auf Folio
71r Folgendes: þ>7<B 9<:.D<Ľ @AĄD<6 2ß? Aā: Ć>6:5<: 7.ă 2ß? Aā: @AĈ84: A<Ľ ž0Ą<B ¾9Ń:
.í5Ā:A<B 12@=ĆA<B A<Ľ =<>CB><02::ĂA<B 2ß? Aā: =Ĉ8(4:) AĮ? <>Ą:5<B.806 Danach folgt ein aus
zwölf Versen bestehendes Epigramm. Aus der zitierten Überschrift und auch aus dem Epi-
gramm selbst ist zu erfahren, dass die Verse ursprünglich vermutlich oberhalb des (Stadt)tors,807
nebst einem Bildnis bzw. einer Statue des im obigen Text genannten .í5Ā:A4? 12@=ĆA4?, ange-
bracht waren. Da sich der Epigrammtext auf die Rückeroberung der Stadt aus den Händen der
Lateiner bezieht, kann der .í5Ā:A4? 12@=ĆA4? nur Theodoros I. Palaiologos sein,808 dem dies
1395/96 gelang.809 Ob die Verse tatsächlich jemals inschriftlich – ob in Stein oder (weniger
wahrscheinlich) gemalt – angebracht waren, ist freilich nicht mit letzter Sicherheit zu bestim-
men; heute sind jedenfalls keine Reste mehr vorhanden.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
801
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 254.
802
Vgl. TLG.
803
Vgl. LSJ u. LBG s.v. 7.A.DĈ::F, Kr s.v. 7.A.DĈ:F.
804
Im LBG die hier nicht ganz passende Übersetzung „abwaschen“ / „besprengen“.
805
Zum Codex HAJDÚ, Katalog griech. Handschriften München III 137–144.
806
HAJDÚ, Katalog griech. Handschriften München III 139; s.a. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Pélo-
ponnèse 342.
807
Wahrscheinlich oberhalb des von BON, Medieval Fortifications 165f. „first gate“ genannten Tors.
808
Zur Person PLP # 21460.
809
Vgl. Chr.A. MALTEZOU, à à@A<>67ÿ? =2>6=ĀA262? AĮ? <>Ą:5<B @Aý AĀ84 A<Ľ 14<B .ßĊ:.. Ĉ99267A. 3 (1979) 29–
51; FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 343.
Griechenland (Nr. GR73) 267

ı@A2F? AĂ:12 =Ĉ84: ¡5>26 9<6, ;Ā:2,


À: =<1ă C2B7AĮ? A><D.8ń =2=>F9Ā:4?
D2>@ă: ž8<Ľ@.: ĩA.8Ń: ®@=2>ĄF:
:þ7AF: 0Ć:<?, =<>CB>.:5ā? 12@=ĆA4?,
5 D26>ă @52:.>ħ 7.ă C>2:Ń: /þ526 =8Ā<:
:A692AĮ;2: 2ß? C<>ý? =.86:1>Ć9<B?
7.Ą 02 52@=Ą@.? ­; ïE<B? 16.:<Ą.?
Aą @Cą: <ïAF? ï=2>52: ­00>þC26 />ĀA.?
8Ć0<6? C5Ā07A<6? 52.A.ĵ? =Ħ@6 8Ā0<:
10 ¡84@A<: .íA<Ľ 9:Ă94: 2ß? 9.7><ć? D>Ć:<B?
@7<=2ĵA2 8<6=ą: é@<: <ôA<? ­: /ĄŁ
8.9=>ą: =4:Ā07.A< =þ9920. 78Ā<?.
——–
1 cf. v. 12 epigramm. in sarcophago Nili Malias(s)eni in urbe Makrinit(i)sa (ĺ no. GR83): 88ĩ, û 52.Aþ,
é>. 7.ă ¡5>26 ;Ā:. et v. 10 epigramm. in sarcophago prope urbem Portaria (ĺ no. GR104): [@]ć 1ÿ,
52.Aþ, è>Ń: Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2. 11–12 cf. v. 2 epigramm. in calice Adriani Palteae (s. XII), ed. RHOBY,
Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me11: ê? ±<9>=82F? ú: 8.9=>ĆA4A<? ­<:> /ĄŁ.
——–
1 ©@A2<? Lampros, Zakythinos, VASSIS, Initia 86. ¡5>26 9<6 correxit Lampros: ¡5><692:<6 cod. 2 =<1ă:
=<A2 Lampros, Zakythinos. C2B7AĮ?: C2Ľ AĮ? Lampros, Zakythinos. A><D.8ń =2=>F9Ā:4? scripserunt
Feissel – Philippidis-Braat: A><D.8<=2=>F9Ā:4? cod., A><D.8<=2A>F9Ā:4? Zakythinos,
A><D.8<=2=>F9Ā:4 Maltezou. 3 ®@=2>ĄF: scripsit Lampros: ­=2>ĄF: cod. 5 @52:.>ħ scripsit Lampros:
@A2:.>ħ cod. (cf. comment.). /þ526 scripsit Lampros: /þ54 cod. =8ĀF: Lampros, Zakythinos. 6
:A692AĮ;2: scripsit Lampros (cf. comment.): .ïA4 92A<ĵ;2 cod., .ó56? 92AĮ;2: Feissel – Philippidis-Braat.
C<>ý? scripsit Lampros: CĆ><B? cod. 7 52@=Ą@.? scripsit Lampros: 52@=Ă@.? cod. 16.:<Ą.? scripsit Lam-
pros: 16.:Ą.? cod. 8 ­00>þC26 scripsi: ­0>þC4 alii. 9 C5Ā07A<6? correxit Maltezou: .í5Ā7A<6? cod., Zaky-
thinos. 8Ā0<: scripsit Lampros: 8Ā0F: cod. 11 @7<=2ĵA2 scripserunt Lampros, .8.6<8Ć026. et Feissel –
Philippidis-Braat: @7Ć=26 A2 Lampros, !ý A2ĄD4. <ôA<? scripsit Lampros: <ïAF? cod. 12 =þ9920. scripsit
Lampros: =Ħ: 9Ā0. cod.

Diese Pforte der Stadt, Fremder, betrachte mir,


die durch den eilenden Fuß des vermeidbaren Schicksals
von den Händen westlicher Italer genommen worden war,
(und die) der Herrscherspross, ein im Purpur blühender Despot,
5 mit starker Hand und mehr noch mit Tiefe der Gedanken
in rückläufige Bahnen umlenkte.
Und freilich von der Höhe seiner Einsicht anordnend
lässt er oben so sein Bild malen,
das mit stummen Worten allen Betrachtern
10 sein unvergessliches Angedenken für lange Zeiten mitteilt.
Schaut also, welch riesigen strahlenden Ruhm
dieser im Leben davongetragen hat!
Text: Sp. LAMPROS, !ý A2ĄD4 A<Ľ ß@59<Ľ AĮ? <>Ą:5<B 7.Aý A<ć? 9Ā@<B? .ßŃ:.?.  2 (1905) 444.– Sp. LAM-
PROS, .8.6<8Ć026. 7.ă 28<=<::4@6.7þ, IV. Athen 1930, 11.– ZAKYTHINOS, Despotat I 145; s.a. II 338f.– FEISSEL –
PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 342f. (Nr. 80 [mit franz. Übers.]).– DRPIû, Kosmos of Verse 65 (vv.
7–12 [mit engl. Übers.]).

Lit.: W. MILLER, The Latins in the Levant. A History of Frankish Greece (1204–1566). London 1908, 353 (=
DERS., Š@A<>Ą. AĮ? #>.07<7>.AĄ.? @Aā: ¶88þ1. [1204–1566]. 2AþC>.@4 – ß@.0F0Ă – 4926Ċ@26? A. Phouriotes.
Athen 1960, 417).– Sp. LAMPROS, .8.6<8Ć026. 7.ă 28<=<::4@6.7þ, I. Athen 1912, XXVIf.– BON, Medieval Forti-
fications 140.– Chr.A. MALTEZOU, in: D.A. ZAKYTHINOS, Le Despotat grec de Morée. Histoire politique. Edition
revue et augmentée par Chr. MALTEZOU (Variorum). London 1975, 344f.

Wie bereits oben erwähnt, berichtet das Epigramm von der Rückgabe der Stadt an den Des-
poten – poetisch ausgedrückt durch in rückläufige Bahnen umlenkte (Vers 6: :A692AĮ;2: 2ß?
C<>ý? =.86:1>Ć9<B?) –, der aufgrund der historischen Tatsachen niemand anderer als Theodo-
ros I. Palaiologos sein kann. Dieser ist in der Porphyra geboren, worauf in Vers 4 hingewiesen
268 Griechenland (Nr. GR73)

wird, da er der jüngste Sohn des Kaisers Ioannes V. ist. Den Despotentitel (Vers 4) dürfte er ab
1376 geführt haben.810 Die Verse 2–3 beziehen sich offensichtlich auf die Übernahme der Stadt
durch Niccolò Acciajuoli im Jahr 1358.811 Die Bezeichnung šA.8<Ą versteht sich manchmal als
Synonym zu .Aĵ:<6 im Sinne von „Angehörige des römisch-katholischen Glaubens“.812
Ein anonymer Sprecher wendet sich an den Betrachter (Vers 1, Vers 11) der Pforte und der
Darstellung des Despoten, die wahrscheinlich oberhalb (Vers 8: ï=2>52:) der Pforte angebracht
war. Ob diese Darstellung tatsächlich gemalt war (Vers 8) oder ob es sich dabei um eine Statue
bzw. Skulptur des Despoten handelte, wie der oben zitierten Überschrift (@AĈ84:813) zu entneh-
men ist,814 kann nicht bestimmt werden.815 Den Formulierungen in den Versen 10–12 (¡84@A<:
.íA<Ľ 9:Ă94: … é@<: <ôA<? ­: /ĄŁ | 8.9=>ą: =4:Ā07.A< =þ9920. 78Ā<?) nach zu schließen,
könnte der Despot bei der Anfertigung des Epigramms und seiner Darstellung bereits tot gewe-
sen sein, womit Epigramm und Darstellung nach Juni 1407816 zu datieren wären. Die Darstel-
lung des Despoten bei der Pforte ist als bewusst öffentliche Proklamation der Herrschaft zu
verstehen.
Da in der Überschrift ein þ>7<? 9<:.DĆ? als Autor der Verse genannt ist,817 wollte Lam-
pros dahinter Markos Eugenikos erkennen,818 wofür es aber keine Anhaltspunkte gibt und was
auch chronologisch so gut wie ausgeschlossen ist, da dieser erst 1394 (?) geboren wurde.819
Das Epigramm besteht aus zwölf byzantinischen Zwölfsilbern, die aufgrund zahlreicher Ver-
stöße insgesamt als prosodielos zu bezeichnen sind, wodurch eine Autorschaft des Markos Eu-
genikos noch unwahrscheinlicher ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das in der Handschrift überlieferte ı@A2F? in
Vers 1 braucht nicht zu ©@A2<? geändert werden, da es unzählige Beispiele für diese Schreib-
weise gibt.820 In Vers 2 ist die chiastische Stellung =<1ă (1) C2B7AĮ? (2) A><D.8ń (1)
=2=>F9Ā:4? (2) offensichtlich Absicht, womit eine Änderung von A><D.8ń zu A><D.8Į? – so ein
Vorschlag von Lampros – abzulehnen ist. ¾ =2=>Ċ92:4, passives Perfekt-Partizip eines rekon-
struierten und nicht belegten =Ć>F, bezeichnet das „Schicksal“, mitunter begleitet von 9<ĵ>..821
Das Adjektiv =<>CB>.:5Ă? in Vers 4 als eine der vielen Bezeichnungen für in der Porphyra
Geborene ist bereits seit der Mitte des 12. Jahrhunderts attestiert.822 Das zweite Wort von Vers 5
ist im Codex als @A2:.>ħ wiedergegeben, was von früheren Editoren zu @52:.>ħ geändert wur-
de. Es ist anzunehmen, dass diese Form ursprünglich tatsächlich auch in der Inschrift zu lesen
war. Die Form mit Tau, die auch sonst belegt ist823 und die eine volkssprachliche Variante zu
@52:.>Ć? darstellt, dürfte eher erst durch den Kopisten in die Handschrift gelangt sein. Beach-
tenswert ist auch der Beginn von Vers 6, der im Codex als .ïA4 92A<ĵ;2 überliefert sein soll.
Feissel – Philippidis-Braat korrigierten zu .ó56? 92AĮ;2:, was auch schon von Lampros ange-
dacht wurde. :A692AĮ;2: dürfte jedoch die sprachlich elegantere Lösung sein, und die Präposi-

—————–
810
Vgl. PLP # 21460.
811
Vgl. T.E. G[REGORY], Corinth. ODB 1, 532; M.S. KORDOSES, B9/<8ā @Aā: à@A<>Ą. 7.ă A<=<0>.CĄ. AĮ? =2>6<DĮ?
<>Ą:5<B @A<ć? 9Ā@<B? D>Ć:<B?. 61.7A<>67ā 16.A>6/Ă (6/86<5Ă74 à@A<>67Ń: 9282AŃ: 159). Athen 1981, 107.
812
Vgl. M. HINTERBERGER, A Neglected Tool of Orthodox Propaganda? The Image of the Latins in Byzantine Hagi-
ography, in: DERS. – Chr. SCHABEL (Hg.), Greeks, Latins, and intellectual history, 1204–1400 (Recherches de
théologie et philosophie médiévales, Bibliotheca 11). Leuven u.a. 2011, 131f.
813
Das Lampros zu @AĂ84: änderte.
814
Vgl. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 343.
815
Aus byzantinischer Zeit sind kaum Herrscherbildnisse in Stein erhalten; ein Beispiel aus dem späten 12. Jahrhun-
dert wurde bekannt gemacht durch H. PEIRCE – R. TYLER, A marble emperor-roundel of the XIIth century. DOP 2
(1941) 2–9.
816
Vgl. PLP # 21460.
817
Zu diesem PLP # 17069.
818
S.a. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 343.
819
Vgl. A.-M. T[ALBOT], Eugenikos, Mark. ODB 2, 742; PLP # 6193.
820
Vgl. TLG.
821
Vgl. LSJ s.v. *=Ć>F.
822
Vgl. LBG s.v.
823
Vgl. L s.v. @A2:.>Ć?, TLG.
Griechenland (Nr. GR73–GR74) 269

tion :A6- erinnert (paläographisch) auch eher an .ïA4 als das konjizierte .ó56?. :A692Aþ0F ist
zwar eher selten attestiert, doch finden sich bereits Belege in der Spätantike.824 In den Versen 5
und 7 ist das Wortspiel C>2:Ń: /þ526 – ïE<B? 16.:<Ą.? zu beachten. In Vers 8 ist wohl zu
­00>þC26 zu ändern, da bei ­0>þC4 ein Subjektwechsel, nämlich zu />ĀA.?, vorliegen würde.
Durch ­00>þC26 wird ausgedrückt, dass der Despot (noch zu Lebzeiten) seine Darstellung in
Auftrag gab.
Der Autor der Verse, der Mönch Markos, dürfte ebenso dem Umfeld des Theodoros I. Palai-
ologos entstammen wie jener Autor, der im Jahr 1389 oder kurz danach das lange, bis in die
Neuzeit sichtbare Epigramm (ĺ Nr. GR99) in der Kirche der Panagia in Parori (südl. von Myst-
ras) verfasst hat.

Templonepistylbalken (89 × 15,5 cm), 10./11. Jh.: Festungsmauer


Nr. GR74) In die äußere westliche Umfassungsmauer der Festung Akrokorinthos, im unte-
ren Bereich der Terrassenbastion,825 ist ein Teil eines Templonepistylblocks vermauert, der mit
Ornamenten versehen ist und in den eine unvollständig erhaltene Inschrift eingeritzt ist; die
Buchstaben stehen auf dem Kopf, da der Steinblock verkehrt eingefügt wurde. Es handelt sich
um den Rest eines Epigramms, von dem allerdings nur der erste Vers erhalten ist. Wieviele
Verse das Epigramm ursprünglich umfasste, kann nicht festgestellt werden.
Aus paläographischen Gründen datieren Athanasoules – Belenes die Inschrift in das letzte
Viertel des 10. bzw. in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts.826
Der erhaltene Vers lautet wie folgt:

!ń @ń :.ń, Ā@=<6:., ž0:ā .>5Ā[:2,



——
:þŁ Bon. =.>5Ā[:2]: =.>5Ā:[2] Bon, =.>5Ā:2 Athanasoules – Belenes.

Deiner Kirche, Herrin, reine Jungfrau,



Text: BON, Medieval Fortifications 172f. u. Abb. 111.– ATHANASOULES – BELENES, B9=.><9.>A<Ĉ:A. 2=60>.-
CĊ: <>Ą:5<B 18.

Abb.: 29

Wenn die Inschrift auch ursprünglich aus Korinth stammte, ist dies Beweis dafür, dass es –
wohl im Burgbereich – eine der Theotokos (=.>5Ā:2) geweihte Kirche gab. Es ist anzunehmen,
dass es sich um ein Stifterepigramm handelt, in dem beschrieben wird, dass der Stifter für die
Kirche (Ań … :.ń) etwas stiftete, z.B. vielleicht das Templonepistyl, auf dem die Inschrift an-
gebracht ist. Dem erhaltenen Vers nicht unähnlich ist das Initium einer metrischen Notiz aus
dem Jahr 1316/17 im Cod. Ath. Laur. A 100, fol. 223: !ń @ń à2>ń :.ń, $>6@Aÿ 7.ă Ć02.827
Dem erhaltenen Vers nach zu schließen, war das Epigramm aus prosodischen Zwölfsilbern
zusammengesetzt. Im erhaltenen Vers liegt Binnenschluss B7 vor.

—————–
824
Vgl. LSJ s.v., L s.v.
825
BON, Medieval Fortifications 166 (Abb. 103, Abschnitt 5.5).
826
ATHANASOULES – BELENES, B9=.><9.>A<Ĉ:A. 2=60>.CĊ: <>Ą:5<B 18.
827
EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 214 (Nr. 165).
270 Griechenland (Nr. GR75)

KOZANE

Steinplatte (158 × 52 cm), 9. Jh.: Demotike Bibliotheke (Inv.-Nr. 140)


Nr. GR75) Von der marmornen Steinplatte, die zuletzt als Türschwelle im makedonischen
Dorf Kaisareia (südöstl. von Kozane) verwendet wurde,828 ist der linke obere Teil weggebro-
chen; sie ist Teil einer antiken, sonst verlorenen Stele.829 Spuren einer antiken Inschrift, die ur-
sprünglich Belenes’ Schätzungen zufolge 15 Zeilen eingenommen haben dürfte, sind noch vor-
handen.830 In byzantinischer Zeit wurde die Platte auf den Kopf gestellt und auf der hinteren
Seite ebenfalls eine Inschrift eingraviert, die aufgrund der genannten Beschädigung allerdings
nicht vollständig erhalten ist. Heute sind noch 13 Zeilen der Inschrift zu erkennen, man muss
jedoch davon ausgehen, dass am Beginn zwei zusätzliche Zeilen verloren sind.831 Betrachtet
man die byzantinische Inschrift genauer, kommt man zu dem Schluss, dass zwei Graveure am
Werk gewesen sein müssen, wie man vor allem an der unterschiedlichen Ausgestaltung der
Buchstaben Epsilon und Sigma bemerkt.832 Die streng rechteckige Form mancher Buchstaben –
vor allem im ersten Teil (bis 2ñC49<?) – gab zunächst Anlass, die Inschrift in die Spätantike (5.–
6. Jahrhundert) zu datieren.833 Belenes jedoch befand nach paläographischer Analyse, dass die
Inschrift in das 9. Jahrhundert zu datieren ist,834 was – wenn man einzelne Buchstaben wie Al-
pha, Delta, Kappa und My betrachtet – durchaus plausibel erscheint; das Alpha ist etwa mit
jenem vergleichbar, das in den Inschriften des Kaisers Michael III. aus der Mitte des 9. Jahr-
hunderts in Nikaia verwendet wird.835 Da am Ende der Inschrift der 23. Januar und die elfte
Indiktion genannt werden, kommen als Entstehungsjahre 803, 818, 833, 848, 863, 878 und 893
in Frage.836 Aus paläographischen Gründen möchte Belenes die Inschrift eher in die ersten bei-
den Jahrzehnte des 9. Jahrhunderts datieren.837 Hinsichtlich der Paläographie auffallend ist auch
das Kürzungszeichen S nach inschriftlichem I in der vorletzten Zeile der Inschrift; ganz am
Ende der Inschrift ist ein Kreuz angebracht.
Belenes war auch der erste, der richtig vermutete, dass die Inschrift mit Ausnahme der er-
wähnten Datierung am Ende metrischen Charakters ist.838 Dies ist wohl zutreffend; es ist jedoch
festzuhalten, dass es sich um ausgesprochen schlecht gelungene Verse handelt, woraus man
schließen kann, dass hier ein nur mittelmäßiger Dichter am Werk war. Die Absicht, Verse zu
gestalten, ist jedoch zu erkennen, und man kann wahrscheinlich ausschließen, dass es sich um
nur durch Zufall gebildete Zwölfsilber handelt, auch wenn man gelegentlich in den Text ein-
greifen muss, um die gewünschte Silbenzahl zu erreichen.839 Pro Vers sind ungefähr eineinhalb
bis zwei Zeilen vorgesehen; insgesamt dürfte es sich um sechs Verse mit darauf folgender Da-
tierung in Prosa handeln.
Der fragmentierte Epigrammtext samt der Datierung am Ende ist folgendermaßen wiederzu-
geben:

—————–
828
Vgl. PELEKANIDES, 28ĀA2? 401.
829
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 59, 62 (Skizze 1).
830
BELENES, .6@þ>26. 59.
831
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 60ff.
832
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 63.
833
Vgl. PELEKANIDES, 28ĀA2? 402; AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 365. Und in der Tat erinnert der
Duktus der Inschrift des ersten Teils an Monumente dieser Periode, vgl. z.B. die Inschrift auf der Grabplatte des
Alexandros Sakkas aus dem Jahr 585 im Archäologischen Museum zu Istanbul (Inv.-Nr. 5229): S. ùAHIN, Bithy-
nische Studien – Bithynia incelemeleri (IK 7). Bonn 1978, 32ff. (Nr. 2); vgl. MANGO, Epigraphy II 128 (Taf. 13).
834
BELENES, .6@þ>26. 63f.
835
ùAHIN, Katalog I, Nr. 460–463 u. Taf. XXVII.
836
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 65.
837
BELENES, .6@þ>26. 69.
838
BELENES, .6@þ>26. 60.
839
Etwa durch die Tilgung des Relativpronomens ê? am Beginn von Vers 6.
Griechenland (Nr. GR75) 271

[……………………] Ą7F: [……],


[…] 78Ă@26 A<Ľ AŃ: é8F: 2@=Ć(A<B) (2<)Ľ
Aā: =><21>Ą.: ±8.D(2:) ­: Aį (=Ā9=AĬ)
7.6@þ>F: [è9<]=Ć(826) .721<:Ą(.?)
5 é? ­@A6: <ôA<? :ā> Aĩ ¢=.: 2ñC49<?
{ê?} ­=6@7<=Ă@.? ±A<? °: 9Į:. (²:.)
A<Ľ Aį12 /Ą<B ­7149Ă@.? 94(:ă) š.:<B.>ĄŁ 70Ņ, ß:1(67A6Ń:<?) 6.Ņ, =>ą? (2ą): ­:21Ă94-
@2:.
——–
7sq. cf. 2 Cor. 5,8 (cf. etiam AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 366): 5.>><Ľ92: 1ÿ 7.ă
2í1<7<Ľ92: 9Ħ88<: ­7149Į@.6 ­7 A<Ľ @Ċ9.A<? 7.ă ­:149Į@.6 =>ą? Aą: 7Ĉ>6<:.
——–
1 [­: Ań12 AĆ=Ł 2ï>2A<] Ą7F: [AĀ79]F> exempli gratia supplevit Belenes (p. 73): ……)067F: Siam-
panopoulos. 2 […] statui: - - - - ]F6{} Pelekanides, ……(F6 Siampanopoulos, […]& | \ Rizakes – Tou-
ratsoglou, […]F[…] Avraméa – Feissel, ;(ć:) Belenes. (784@)2)6 Siampanopoulos (cf. Pelekanides, Riz-
akes – Touratsoglou): C inscr., 78Ă@6 Avraméa – Feissel. A<Ľ AŃ:: A<ĈAF: Pelekanides, A<Ľ omisit
Siampanpoulos. 12@=Ć(A<B): 1ÿ (2)=<(82F?) Siampanopoulos, 1Ā{2} =Ć(82F?) Pelekanides. (2<)Ľ:
5ĈA4<?> Pelekanides, 5ĈA4? Siampanopoulos. 3 Aā: omisit Siampanopoulos. ­: omiserunt Pelekanides,
Siampanopoulos, Rizakes – Touratsoglou, Avraméa – Feissel. Aį: AĮ? Rizakes – Touratsoglou. =Ā9=AĬ
Belenes: É inscr., µ(7784@ĄĤ) Pelekanides, µ(774@Ą.) Siampanoupoulos. 4 .6@.>(Ā)F: Avraméa – Feis-
sel. è9<=Ć8(26) legit Belenes: =Ć(82F?) Pelekanides, Siampanopoulos, Rizakes – Touratsoglou, Avraméa
– Feissel. 4–5 .721<:Ą(.?) é? scripsi: .721Ć:6<? Pelekanides, Siampanopoulos, Rizakes – Touratso-
glou, .721Ć:6Ć? Avraméa – Feissel, .721<:Ą(4?) vel .721<:Ą(Ĭ) Belenes. 5 Aĩ ¢=.: Belenes: Aý
=þ:<Aĩ> Pelekanides, Rizakes – Touratsoglou, Aý =þ:(A) Siampanopulos, Aý =þ:(A.) Avraméa – Feissel.
6 {ê?} metri causa delevit Belenes. 9Į{6}:. Pelekanides, Siampanopulos, Rizakes – Touratsoglou:
 inscr. (²:.) omisit Pelekanides:  Rizakes – Touratsoglou, .Ņ Avraméa – Feissel. 7 ß:1(67A6Ń:6)
Avraméa – Feissel.

…………………… Nikon ……
… durch den Ruf Gottes, des Herrn über alles,
erlangte er den Vorsitz in der fünften
Stadt der Kaisaren Makedoniens.
5 Es ist dieser Mann und ganz berühmt,
der Bischof war ein Jahr und einen Monat.
Nachdem er aus dem hiesigen Leben am 23. Januar, 11. Indiktion, geschieden war,
kam er bei Gott an.
Text: PELEKANIDES, 28ĀA2? 402 u. Abb. 1.– K.E. SIAMPANOPOULOS, ß.:Ă. Thessalonike 1974, 287, 288 (Abb.
230).– Th. RIZAKES – G. TOURATSOGLOU, µ=60>.Cÿ? ©:F .721<:Ą.? (µ8Ą926., µ<>1.Ą., ĆA6. B074@AĄ?,
ũ>2@AĄ?). !Ć9. Ņ: .Aþ8<0<? ­=60>.CŃ:. Athen 1985, 74f. (Nr. 66) u. Taf. 25 (Abb. 66 [Abklatsch]).– AVRAMÉA –
FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 365f. (Nr. 9 [mit franz. Übers.]) u. Taf. III (Abb. 1).– BELENES, .6@þ>26. 65, 56–
57 (Abb. 1–2).

Lit.: N.P. DELIALES, B88<0ā =.8.6<D>6@A6.:67Ń: 7.ă 92A.02:2@AĀ>F: 9:492ĄF: AĮ? 49<A67Į? 6/86<5Ă74?
<3þ:4?. Thessalonike 1955, 22 (Nr. 67) u. Abb. Ņ.– N.P. DELIALES, µ=6@7<=67ý <3þ:4?. Kozane 1972, 2, 34
(Abb. 8).

Abb.: 31

Dem Inhalt nach zu schließen, handelt es sich um eine Grabinschrift. Sie bezieht sich auf ei-
nen Bischof des makedonischen Kaisareia (Vers 4), der dieses Amt nur ein Jahr und einen Mo-
nat (Vers 6) innehatte. Er hieß offenbar Nikon, auch wenn von den ersten beiden Buchstaben
des Wortes nur mehr schwer zu entziffernde Reste vorhanden sind. Der Name ist zwar selten,
kommt aber doch drei Mal von der Mitte des 7. bis in die zweite Hälfte des 9. Jahrhunderts
vor.840 Bis zur Studie von Belenes ging man davon aus, dass ein gewisser Makedonios im Grab
bestattet war, da man das inschriftliche ȂǹȀǼǻȅȃǿȅC so beließ. Die hier übernomme These
—————–
840
Vgl. PmbZ # 5628–5630; danach ist Nikon öfter belegt, vgl. PmbZ, 2. Abteilung.
272 Griechenland (Nr. GR75)

Belenes’, nämlich inschriftliches ȂǹȀǼǻȅȃǿȅC als .721<:Ą(.?) (.721<:Ą(4?) Belenes) é?


aufzulösen, ist gewagt, aber nicht unplausibel: Wenn man davon ausgeht, dass es sich um Verse
handelt, ist dieser Eingriff auch notwendig. Ein weit gewichtigeres Argument ist aber die Tatsa-
che, dass es doch für eine Grabinschrift sehr ungewöhnlich wäre, wenn der Name des Verstor-
benen erst in der Mitte der Inschrift und nicht gleich am Beginn, wie sonst meist üblich – etwa
eingeleitet durch µ:5þ12 72ĵA.6 o.ä. –,841 angeführt würde. Die einzige Schwierigkeit bei Bele-
nes’ Vorschlag ist jene, dass é? ­@A6: <ôA<? am Beginn von Vers 5 sehr ungewöhnlich ist, was
aber angesichts der mangelhaften Umsetzung des Epigrammtextes vielleicht auch nicht zu sehr
verwundern sollte.
Erklärung verdient schließlich, was mit der „fünften Stadt“ Makedoniens, Kaisareia (Vers
3f.), gemeint ist: Zunächst ist festzuhalten, dass die Deutung bzw. Übersetzung des von Belenes
in den Text gesetzten è9Ć=<86? in Vers 4 – er will auch noch Spuren der ersten drei Buchstaben
gelesen haben (vgl. textkritischen Apparat) – alles andere als einfach ist. Er versteht das Wort
offensichtlich als Synonym zu einfachem =Ć86?, doch sind die wenigen sonst überlieferten Bele-
ge des sonst adjektivisch gebrauchten Wortes (auch è9Ć=A<86?) als „von der selben Stadt“ zu
übersetzen.842 Die Bezeichnung „fünfte Stadt Makedoniens“ bezieht sich, wenn Belenes’ Inter-
pretation richtig ist, auf die kirchenrechtliche Reihung der Stadt in den verschiedenen Notizen.
So wird sie in der so genannten Notitia 3 als achte Stadt Thessaliens geführt.843 Nicht mehr un-
ter ihrem ursprünglichen Namen erscheint sie in der Notitia 7, die an den Beginn des 10. Jahr-
hunderts zu datieren ist,844 wodurch sich auch ein terminus ante quem für die Datierung der
Inschrift ergibt.845 Belenes ist der Meinung, dass Nikon gar kein Bischof gewesen sei, sondern
nur das Bistum für ein Jahr und einen Monat interimistisch verwaltet habe.846
Wenn es sich wirklich um Verse handelt, dann bestand das Epigramm ursprünglich – wie be-
reits oben erwähnt – aus sechs byzantinischen Zwölfsilbern. Im Großen und Ganzen sind in den
erhaltenen Versen korrekte Binnenschlüsse erkennbar; die paroxytone Akzentuierung vor B7 in
den Versen 2 und 4 ist ungewöhnlich, kommt aber auch sonst gelegentlich vor. Als Schwäche
des sich in Versen versuchenden Autors ist auch das Enjambement Ende des dritten / Beginn
des vierten Verses zu werten, ebenso das oxytone Ende von Vers 2 und das proparoxytone Ende
von Vers 5.847 Die Prosodie ist freilich nicht berücksichtigt, was aber ebenfalls angesichts der
insgesamt schlechten Qualität der Verse nicht überrascht.
Weitere Bemerkungen zum Text: Die von Belenes vorgenommene Ergänzung [AĀ79]F> am
Ende von Vers 1 ist nicht ganz unplausibel: Das Wort passt inhaltlich („Grenze“), weiters könn-
ten die noch zu sehenden Buchstabenreste tatsächlich zu Omega und Rho gehören. Allerdings
ist AĀ79F> als Nebenform zu AĀ79.> sonst vor allem nur bei Homer belegt.848 Den darauf fol-
genden Buchstaben, von dem auch nur noch der unterste Teil zu erkennen ist, identifizierte
Belenes als Xi, wobei er dahinter die gekürzte Präposition ;(ć:) vermutete.849 Möglich ist frei-
lich auch die Ergänzung des bloßen Artikels Aį, doch ist dies paläographisch betrachtet weniger
wahrscheinlich. Belenes ist der Ansicht, dass am Ende von Vers 5 das Adverb 2íCĂ9F? zu
schreiben wäre, weil dieses durch den damit verbundenen paroxytonen Versschluss besser in
das Schema des Zwölfsilbers passen würde.850 Dies ist jedoch abzulehnen, da sich 2ñC49<? auf
<ôA<? bezieht und das Adverb nicht unterzubringen wäre. Entscheidet man sich wie Belenes

—————–
841
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 66.
842
Vgl. LSJ s.v. è9Ć=<86? , L s.v. è9Ć=A<86?, LBG s.v. è9Ć=<86?.
843
DARROUZÈS, Notitiae episcopatuum 243.
844
DARROUZÈS, Notitiae episcopatuum 278; vgl. BELENES, .6@þ>26. 54f.
845
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 64f.
846
BELENES, .6@þ>26. 73.
847
Dass ein Vers, der am Ende einen Eigennamen führt, nicht unbedingt der Regel des Zwölfsilbers zufolge paroxy-
ton enden muss, beweist auch Vers 2 des Epigramms Nr. GR128, der mit 2Ć1F><? schließt. Abzulehnen ist die
von BELENES, .6@þ>26. 67 statt (2<)Ľ dargebotene Alternative 5(2Ą<)B.
848
Vgl. LSJ s.v. AĀ79F>, TLG.
849
Vgl. BELENES, .6@þ>26. 66.
850
BELENES, .6@þ>26. 68.
Griechenland (Nr. GR75–GR76) 273

dafür, die Inschrift als metrisch zu erachten, dann ist das überschüssige ê? am Beginn von Vers
6 zu tilgen. Es könnte durch ein Versehen des Graveurs in den Text gerutscht sein, der noch das
é? vom Beginn des fünften Verses im Ohr gehabt haben könnte. Im abschließenden Satz, der
der Datierung gewidmet ist, ist das Wortspiel von ­7149Ă@.? und ­:21Ă94@2: zu beachten, das
jedoch auf die im Testimonienapparat zitierte Parallele aus dem zweiten Korintherbrief zurück-
zuführen ist.

KRETA

Mone Arkadiu

(Fragment eines) Steinblock(s) (42 × 27 cm), 14./15. Jh.: Museio


Nr. GR76) Das Tuffsteinfragment wurde von Kalokyres im Dachbereich der Klosteranlage
gefunden. Es trägt eine über zwei Zeilen laufende, eingeritzte, teilweise akzentuierte Majuskel-
Inschrift, die jedoch nicht vollständig erhalten ist; auf der linken Seite ist ein großer Teil weg-
gebrochen. Kalokyres erkannte jedoch, dass es sich um zwei Verse handelt.
Zu datieren ist die Inschrift nach Kalokyres in das 14. oder 15. Jahrhundert; sie könnte sich
ursprünglich an der Fassade oder – was wahrscheinlicher ist – am Portal des Vorgängerbaus der
heutigen, aus dem 16. Jahrhundert stammenden Kirche befunden haben.851 Auch die Paläogra-
phie der Inschrift (Ligaturen und Abkürzungen) widerspricht dieser Datierung nicht.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[¥>7.]1Ą(<B) 7Ā7849.6 :.(Ć:), ã1ĩ, ±DF


[F:@A.:AĄ:<]B ¡:.7A<? ß@.=<@AĆ8<B.
——–
1 [¥>7.]1Ą(<B) scripsi: ¥>7þ]16(:) Kalokyres. :.ą: Kalokyres. ã1ĩ scripsi (cf. comment.):  inscr., ½1ĩ
Kalokyres. 2 [F:@A.:AĄ:<]B supplevit Kalokyres.

(Kloster) des Arkadios werde ich genannt. Eine Kirche, sieh, habe ich
des apostelgleichen Herrschers Konstantinos.
Text: K.D. KALOKYRES, ¥:Ā71<A<6 ­=60>.C.ă 7.ă D.>þ09.A. ­7 92@.6F:67Ń: 9:492ĄF: >ĂA4?. >4A67ý
$><:67þ 5 (1951) 337f. mit Abb. 8.– KALOKYRES, 282AĂ9.A. 22 u. Abb. 12.
Abb.: 30

Sprecher des Epigramms ist das Kloster selbst. Es richtet sich an den Besucher,852 was tat-
sächlich den Schluss nahelegt, dass der Tuffstein samt Inschrift in der Nähe des Portals ange-
bracht war. In Vers 2 wird darauf hingewiesen, dass die Klosterkirche dem heiligen Konstanti-
nos geweiht ist. Dies ist auch heute noch der Fall: Die Kirche ist Konstantin dem Großen, seiner
Mutter Helena und Christus geweiht.853 ß@.=Ć@A<8<? ist ein gängiges Epitheton für Konstantin

—————–
851
KALOKYRES, 282AĂ9.A. 22.
852
Vgl. KALOKYRES, 282AĂ9.A. 22.
853
Vgl. KALOKYRES, 282AĂ9.A. 22, Anm. 4.
274 Griechenland (Nr. GR76–GR77)

den Großen;854 gelegentlich werden unter der Bezeichnung ß@.=Ć@A<8<6 er und seine Mutter
Helena subsumiert.855
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen (jeweils B7). Die Gesetze der Prosodie sind eingehalten.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wegen der benötigten Silbenzahl kann die von
Kalokyres vorgenommene Ergänzung [¥>7þ]16(:) am Beginn von Vers 1 nicht stimmen. Ob die
Endung von :.Ć: gekürzt ist oder ob – wie Kalokyres offensichtlich annahm – die Buchstaben
der Akkusativ-Endung oberhalb des Alpha in kleiner Schrift eingeritzt sind, kann nicht be-
stimmt werden. Wenn man die bei Kalokyres dargebotene Abbildung betrachtet, so ist eher an
eine Kürzung zu denken. Problematisch ist das zwischen :.(ą:) und ±DF inschriftlich überliefer-
te . Kalokyres löste es als ½1ĩ auf, vermutete also dahinter die vor allem in der antiken Dich-
tung (bereits bei Homer) vielfach verwendete Konjunktion ½1Ā („und“). Dass eine solche Form
in einem Epigramm des 14. oder 15. Jahrhunderts verwendet würde, erscheint m.E. unglaub-
würdig, zumal auch die Position des Wortes – nach und nicht vor :.(ą:) – sehr ungewöhnlich
wäre. M.E. verbirgt sich dahinter der Imperativ ã12, wobei das Epsilon am Ende aufgrund des
darauffolgenden Vokals elidiert wurde. Es handelt sich um eine direkte Anrede an den Besucher
der Kirche. Alternativ – doch weniger sinvoll – wäre es auch möglich, dahinter ein elidiertes
Ü14 zu vermuten.

LARISA

Steinblock (175 × 74 cm), 11./12. Jh. ?: Archaiologiko Museio856


Nr. GR77) Der im Dorf Zappeion, unweit von Larisa, gefundene graue Marmorblock diente
als Grabstein, wie aus der eingravierten Inschrift hervorgeht. Die teilweise akzentuierte Majus-
kel-Inschrift befindet sich innerhalb eines Feldes, das durch eingravierte Linien begrenzt ist.
Heute sind nur mehr sechs Zeilen mit Buchstaben bzw. Buchstabenresten zu erkennen. Eini-
germaßen gut zu entziffern sind jedoch nur die ersten beiden Zeilen bzw. Teile der dritten und
vierten Zeile. Es ist davon auszugehen, dass ursprünglich das gesamte mit Linien begrenzte Feld
von der Inschrift bedeckt war. Nach Avraméa – Feissel könnte die gesamte Inschrift 18 Zeilen
eingenommen haben.857 Da jede Zeile der Inschrift einen Vers bildet, könnte das Epigramm
auch 18 Verse umfasst haben.
Hinsichtlich der Datierung bietet der Inhalt des Epigramms keine Hinweise. Aufgrund der
Paläographie der Inschrift kommt die von Avraméa – Feissel858 vorgeschlagene Datierung in
das 11./12. Jahrhundert in Frage.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[ĩ:5]þ12 79<Ľ Aā: @.=>ý: A.ĈA4: 7Ć:6:


[Aą AĮ?] .>Ą@@4? î=<1Ā;.@5.6 =Ā1<:
[………] ùC54 =[Ć8]2[F?] >D65ĈA4?
—————–
854
Vgl. O. WEINREICH, Triskaidekadische Studien. Beiträge zur Geschichte der Zahlen (Religionsgeschichtliche Ver-
suche und Vorarbeiten XVI/1). Giessen 1916, 7–11; s.a. K. KOVALCHUK, The Founder as a Saint: The Image of
Justinian I in the Great Church of St Sophia. Byz 77 (2007) 207; J. I[RMSCHER] – A. K[AZHDAN] – A. W[EYL]
C[ARR], Apostles. ODB 1, 139f.; J. VOGT, Constantinus der Große. RAC III (1957) 371; H. GRÉGOIRE, Bardesane
et S. Abercius. Byz 25–27 (1955–57) 365. Ende des 12. Jh.s. nennt Michael Choniates den Patriarchen von Kon-
stantinopel Basileios Kamateros einen 161þ@7.8<: ß@.=Ć@A<8<:, Mich. Chon. ep. 20,91 (p. 26 KOLOVOU, vgl. p.
61* u. Anm. 57).
855
Z.B. ZEPOS – ZEPOS, Jus Graeco-Romanum VII 319 (Prochiron auctum): … 16ý Aā: 9:Ă94: AŃ: ž0ĄF: 7.ă
ß@.=<@AĆ8F: 920þ8F: /.@68ĀF: F:@A.:AĄ:<B 7.ă ¶8Ā:4?.
856
Zeitweilig war das Objekt nach AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 372 im Museumshof aufgestellt.
Gegenwärtig (Stand September 2011) ist das nicht der Fall.
857
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 372.
858
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 372.
Griechenland (Nr. GR77–GR78) 275

[…………………… <ß]7A>ą? A>Ć=<:


5 […………………………] 0Ā:<?
Weitere 13 (?) Verse
——–
1 [µ]:5þ12 Avraméa – Feissel. A.ĈA4: Aā: 7Ć:6: Giannopoulos. 2 Aą AĮ? legit Giannopoulos. .>Ą@4? Gi-
annopoulos. 3 [………] ùC54 =[Ć8]2[F?] dubitanter scripsi: A.íAą? ùC54 =<62ĵ Giannopoulos,
[…..].&#[..] Avraméa – Feissel. >D65ĈA4? scripsi: $"!C inscr., >D25ĈA4? Giannop-
oulos, Avraméa – Feissel. 4 [<ß]7A>ą? supplevi. 5 [ ]" 0Ā:<? Avraméa – Feissel.

Dass hier auch diesen meinen fauligen Staub


der Boden von Larissa aufnahm,
……… wurde gesehen der Erzpriester der Stadt
…………………… armselig (seiner) Art nach
5 ………………………… das Geschlecht.
weitere 13 (?) Verse
Text: [N. GIANNOPOULOS],  11 (1935) 568 (vv. 1–3).– AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 372
(mit franz. Übers.) u. Taf. V (Abb. 2).

Abb.: 32

Avraméa – Feissel sind der Ansicht, dass der Grabstein zu einem Grab eines Metropoliten
von Larissa gehörte. >D65ĈA4? kann tatsächlich einen Metropoliten bezeichnen, jedoch auch
einen Bischof bzw. Erzbischof.859 Zu diesen Funktionen würde jedenfalls das vielleicht ur-
sprünglich vorhandene =Ć82F? passen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob tatsächlich der
>D65ĈA4? begraben war. Man vermisst ein Verbum, von dem die AcI-Konstruktion 7Ć:6: –
î=<1Ā;.@5.6 in den Versen 1–2 abhängig ist; ùC54 in Vers 3 kann das kaum gewesen sein. Es
hat den Anschein, als wären jener, dessen Körper im Grab aufgenommen wurde, und der Erz-
priester zwei verschiedene Personen. Das fehlende Verbum könnte in etwa mit der Bedeutung
von „den Auftrag geben“ versehen gewesen sein. Demnach könnte der >D65ĈA4? bestimmt
haben, dass der in Vers 1 genannte Tote in Larissa bestattet werde. In den auf Vers 3 folgenden
Versen ist die Beschreibung des Verstorbenen zu vermuten. Gängige Topoi sind hier zu erwar-
ten: Er ist „demütig (seiner) Art nach“ (Vers 4), und wahrscheinlich „edel“ ist sein Geschlecht
(Vers 5).
Den vorhandenen Resten des Epigramms nach zu schließen, handelt es sich um eher proso-
dielose Zwölfsilber. Ein mittelmäßig begabter Dichter ist als Autor der Verse anzunehmen. Die
Binnenschlüsse in den vollständig rekonstruierten Versen 1 und 2 sind korrekt gesetzt. Das letz-
te Wort von Vers 3 ist inschriftlich als $I"!C überliefert; die Ligatur von Epsilon und
Iota ist klar zu erkennen. In normalisierter Orthographie ist das Wort als >D65ĈA4? wiederzuge-
ben; somit ist das aus diesem Epigramm exzerpierte Hapax >D25ĈA4? aus dem LBG (s.v.
>D65ĈA4?) zu streichen.

LEROS

(Zwei Fragmente eines) Türsturz(es) (90 × 16 u. 191 × 18 cm), 11./12. Jh. ?: Kirche Ha-
gios Georgios (auch Phrankokklesia) tu Kastru Panteliu, Kirche Panagia tu Kastru
Nr. GR78) Gedeon berichtete Ende des 19. Jahrhunderts von einer in Marmor geritzten, sich
über zwei Zeilen erstreckenden Inschrift auf der Akropolis der Insel.860 Während er den Großteil
der ersten Zeile einfach entziffern konnte, bereitete ihm der Rest der Inschrift Schwierigkeiten.
Auch Grégoire gelang es nicht, die von Gedeon transkribierte Buchstabenfolge des Endes der

—————–
859
Vgl. LBG s.v. >D65ĈA4?.
860
GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 49.
276 Griechenland (Nr. GR78)

ersten Zeile bzw. des erhaltenen Teils der zweiten Zeile, nämlich ȅȆǿȆǿCȉǿȃ861 ………… ,
!  C" ȀȆȅȆȅȁȊȃǿǿȆȃǹȃǼ, aufzulösen. Die von Gedeon aufgezeichnete In-
schrift ist in die vordere schmale Leiste eines mit Ornamenten verzierten Türsturzes eingeritzt,
der heute oberhalb des westlichen Eingangs der Kirche Panagia tu Kastru angebracht ist.862 Ein
weiterer Teil dieses ebenfalls mit einer eingeritzten Inschrift versehenen Türsturzes ist an ande-
rer Stelle, nämlich oberhalb des westlichen Eingangs der postbyzantinischen Kirche Hagios
Georgios (auch Phrankokklesia) tu Kastru Panteliu, vermauert.863 Es spricht vieles dafür, dass
die beiden Inschriften zusammengehören, wobei letztere Inschrift den Beginn bilden dürfte.
Man erkennt auch, dass es sich größtenteils um Verse handelt; allerdings dürfte der mit
ȅȆǿȆǿCȉǿȃ beginnende Teil in Prosa gehalten sein. Der metrische Teil dürfte ursprünglich aus
zumindest vier Versen bestanden haben.
Gedeon zufolge könnte die Inschrift aus dem 12. Jahrhundert stammen864 und von einem
westlichen Steinmetz, der des Griechischen nicht mächtig war, angefertigt worden sein.865 Letz-
teres ist aber recht unwahrscheinlich, da es in der byzantinischen Provinz zahlreiche Beispiele
von Inschriften gibt, bei denen eine ähnliche von der Norm abweichende Orthographie zu er-
kennen ist. Koutelakes zufolge deutet der Stil des Türsturzes auf das 11./12. Jahrhundert hin.866
Der metrische Teil der Inschrift lautet wie folgt:

¦062 .Ľ82, CF@Aā> AĮ? <ß7<B9Ā:4?,


7þAF […………………………]
ļĽ@.Ą 92 =þ@4? :þ074? 7(.ă) 76:1Ĉ:F:
=2>6@Aþ@2F? 7(.ă) @B9C<>Ħ? A<Ľ /Ą<B
5 éA6 =Ą@A6: [………]:4? Aą ë:<9þ @<B î=<9:Ă@F: 9[Ă:].
––––
1 cf. e.g. Ioan. Chrys. laudem S. Pauli 157–159 (K.-H. UTHEMANN, in: Philohistôr: Miscellanea in hono-
rem Caroli Laga septuagenarii. Louvain 1994, 131): .Ľ8<?, <í>):6<? =40ā A<ć? =6@A<ć? AĮ? <ß7<B9*:4?
>12J<B@., CF@Aā> 8.9=>IA.A<? AŃ: :5>K=F: 7.A.B0)3F: Aý? 16.:<,.?. 3–4 cf. e.g. Anal. Hymn. Gr.
IV 519,137–141 (SCHIRO): 4A><=þ>52:2 ž0:Ă, 52<7BĮA<> .>Ą., A.ĵ? à72@Ą.6? @<B ļĽ@.6 =þ@4?
:þ074? 7.ă ç>0Į? 5248þA<B =þ:A.? A<ć? î9:<Ľ:Aþ? @2; cf. etiam v. 6 epigramm. in icona marmorea (s.
XIII) in urbe Makrinit(i)sa, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik29 (de
Deipara): ļĽ@.Ą 92 =B>ą? 7.ă @7ĆA<B? ­;FAĀ><B; v. 12 epigramm. in vexillo (s. XV) in urbe Urbino, ed.
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Te8 (de archangelo Michaele): 7.ă
=><C5þ:F: ļĈĬ? 92 =.:Aą? 76:1Ĉ:<B.
––––
1 CF@Aā> scripsi: #&C! inscr. AĮ? scripsi: !C inscr. <ß7<B9Ā:4? scripsi: ""C inscr. 2 7þAF
scripsi: ! inscr. Lacunam statui: " !C inscr., C!CY Katsiote – Papabasileiou, an
<í(>.):Ā, AĮ? scribendum ? 3 źĽ@.Ą scripsit Grégoire (in nota): "C inscr. =þ@4? scripsit Grégoire (in
nota): CC inscr. :þ074? scripsit Grégoire (in nota): C inscr. 76:1Ĉ:F: scripsit Grégoire (in
nota): " Gedeon, " Koutelakes. 4 =2>6@Aþ@2F? scripsi: C!CC Gedeon,
Koutelakes, =2>6@Aþ@2<? Grégoire. @B9C<>Ħ? correxi: C"#C Gedeon, Koutelakes. 5 []
suppleverunt Katsiote – Papabasileiou.

Heiliger Paulus, Leuchte der Welt,


unten …………………………
rette mich vor jeder Not und vor Gefahren,
vor Bedrängnis und Unglück des Lebens,
5 weil den Glauben ……… um an deinen Namen zu erinnern. Amen.
Text: GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 49 (vv. 3–4) (vgl. .8B9:6.7ý $><:67þ 2 [1981] 46).– G. GEROLA, I monumenti
medievali delle tredici Sporadi. Parte Seconda. Annuario della Scuola archeologica di Atene e delle missioni italiane
—————–
861
Hier nach GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 49 Ende der ersten Zeile.
862
Vgl. HETHERINGTON, Greek Islands 190; KATSIOTE – PAPABASILEIOU, 2@</B3.:A6:Ă 08B=A67Ă 129.
863
Vgl. KATSIOTE – PAPABASILEIOU, 2@</B3.:A6:Ă 08B=A67Ă 129.
864
GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 49.
865
GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 50.
866
KOUTELAKES, 62>2Ĉ:4@4 55.
Griechenland (Nr. GR78–GR79) 277

in Oriente 2 (1916) 65.– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 52 (Nr. 142bis [vv. 3–4]).– KOUTELAKES, 62>2Ĉ:4@4 55 u.
Anm. 41. u. Abb. 5, s.a. 50 (Abb. 3).– KATSIOTE – PAPABASILEIOU, 2@</B3.:A6:Ă 08B=A67Ă 129f. u. Abb. 13–14.–
PALLIS, Inscriptions 765, 771, 799 (Nr. 60).

Abb.: 33

Die Anrede867 an Paulus mit der Bitte um Rettung legt den Schluss nahe, dass der Türsturz
ursprünglich den Eingang einer diesem Apostel geweihten Kirche schmückte. Eine solche by-
zantinische Kirche ist auf der Insel Leros allerdings nicht bekannt.868 Eine Datierung der In-
schrift in das 11./12. Jahrhundert ist tatsächlich naheliegend: Im Jahr 1088 gelangte die Insel als
Schenkung an das neu gegründete Johannes-Kloster von Patmos; fortan besaß Patmos auf Leros
auch Metochien.869
Die Binnenschlüsse der drei erhaltenen Verse sind korrekt gesetzt; zu notieren ist die propa-
roxytone Akzentuierung vor B5 in Vers 4. Die Zwölfsilber sind jedoch aufgrund einiger proso-
discher Verstöße als prosodielos zu bezeichnen. Das von Gedeon und Koutelakes in Vers 4
aufgezeichnete C"#C kann tatsächlich so überliefert sein. Mit @B:C- anlautende Formen
sind in volkssprachlich stilisierten Texten durchaus zu finden.870

LUROS

Steinplatte (123 × 45 cm), a. 1148/49: Kirche Hagios Barnabas (bei Luros)


Nr. GR79) Zu beiden Seiten der auf der Südmauer befindlichen Eingangstür in die Kirche
befinden sich auf niedriger Höhe zwei weiße Marmorplatten, in die schwarz (neu) ausgestriche-
ne Inschriften eingeritzt sind. Die (von außen betrachtet) rechts der Tür angebrachte Inschrift
berichtet von der Wiedererrichtung der in der Nähe von Luros (Bezirk Prebeza) in einem Wald
gelegenen Kirche im Jahr 1833.871 Die links der Tür in die Wand eingelassene Inschrift stammt
aus byzantinischer Zeit, wie die Datierung am Ende verrät. Sie ist in Majuskel geschrieben,
nicht akzentuiert und erstreckt sich über sechs Zeilen. Dabei handelt es sich um ein Epigramm,
das aus fünf Versen besteht, wobei proVers eine Zeile vorgesehen ist; die sechste, mit etwas
größeren Buchstaben versehene Zeile ist der Datierung gewidmet, die in die Mitte des 12. Jahr-
hunderts weist.Unterzieht man die Inschrift jedoch einer paläographischen Analyse, dann ist es
zweifelhaft, ob man heute noch das Original vor sich hat. Es ist m.E. gut möglich, dass die In-
schrift anlässlich der Wiedererrichtung der Kirche neu geschrieben und nicht nur neu mit Farbe
ausgestrichen wurde.
Der Text des byzantinischen Epigramms lautet wie folgt:

4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26?


@2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ: /þ5>F:;
F:@A.:Aĵ:<? 9þ06@A><? è .:6þ74?
±DF: @B:2>0ą: Aā: 0Ć:F: ;B:F>Ą1.
5 Aą: .>:þ/.: A2 AĮ? 9<:Į? Aą: =><@AþA4:
±A<B? ,OD:3Ņ.
——–
1 ¡:5>F=Ā, A6? Veikou. 2 .îAŃ: Veikou. 5 Aą: omisit Katsaros. .>:þ/þ: Veikou.
—————–
867
Zu einem anderen mit ª062 und zweisilbigem Vokativ anlautenden Vers siehe RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst 27.
868
Vgl. KOUTELAKES, 62>2Ĉ:4@4 55, Anm. 41.; GEDEON, ¹00>.C<6 8Ą5<6 45–48.
869
Vgl. S. LAUFFER (Hg.), Griechenland. Lexikon der historischen Stätten. Von den Anfängen bis zur Gegenwart.
München 1989, 384; kurz zu Leros im Mittelalter s.a. L. BÜRCHNER, Die Insel Leros (= Wissenschaftliche Beila-
ge zu dem Jahresbericht des Kgl. Theresien-Gymnasiums in München für das Schuljahr 1897/98). München
1898, 37–41.
870
Vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 125,2 app.
871
Vgl. MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 196f.; VEIKO, Byzantine Epirus 525.
278 Griechenland (Nr. GR79)

Du suchst zu erfahren, Mensch, wer


das ehrwürdige Haus, das du siehst, von den Grundfesten aus errichten ließ?
(Es war) der Magistros Konstantinos Maniakes,
der als Helfer das Paar der Kinder
5 und Barnabas, den Vorsteher des Klosters, hatte.
Im Jahr 6657 (= 1148/49).
Text: KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 527, Anm. 32.– MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 196, 198 (Abb. 5, 6 [Schriftskiz-
ze]), 200.– VEIKO, Inscriptions from Epiros 60 (mit engl. Übers.) u. Abb. 23.– RHOBY, Überlieferung 235 (vv. 1–2).–
RHOBY, Epigrams 72 (vv. 1–2 [mit engl. Übers.]).– RHOBY, Interactive Inscriptions 321 (vv. 1–2 [mit engl. Übers.]).–
VEIKO, Byzantine Epirus 164, 524 u. Abb. 111b.

Abb.: XXIX

Der Text besteht abgesehen von der Datierung am Ende aus zwei Teilen: Der erste Teil ist
eine (rhetorische) Frage, die an den Besucher der Kirche bzw. Leser der Inschrift gerichtet ist.
Sie begegnet in ähnlicher Form in einer Reihe weiterer auf Stein überlieferter Stifterepigram-
me.872 Daneben ist sie beispielsweise aber auch auf einem Reliquiar des 10./11. Jahrhunderts der
heiligen Marina im Museo Correr in Venedig in der Form 4A2ĵ?, 52.Aþ, AĄ:<? ¾ D2ă>
AB0Dþ:26;873 zu lesen; auch die metrische Legende auf einem Siegel des 11. Jahrhunderts wendet
sich mit einer ähnlichen Frage an den Betrachter: 4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, @Ă9.:A><:874 AĄ:<?;875
Der zweite Teil des Epigramms stellt die Antwort auf die Frage dar: Der für die Errichtung der
Kirche876 verantwortliche Stifter ist der Magistros Konstantinos Maniakes, dem seine beiden
Kinder (Vers 4: ¾ 0Ć:F: ;B:F>Ą?) und ein gewisser Barnabas, der Vorsteher (Vers 5:
=><@AþA4?), d.h. vermutlich der Abt eines angeschlossenen Klosters, zur Seite standen. Die
Familie Maniakes ist im 11. und 12. Jahrhundert durch zahlreiche Mitglieder belegt;877 das Stif-
terepigramm (ĺ Nr. GR53) in der Kirche Eisodia tes Theotoku (a. 1145 ?) in Drama nennt ei-
nen Alexios Maniakes, der wohl mit dem Konstantinos Maniakes des vorliegenden Epigramms
verwandt war. Konstantinos Maniakes könnte auch durch ein Siegel, das in das zweite Viertel
des 12. Jahrhunderts datiert wird, bekannt sein. Die metrische Legende lautet F:(@A.:AĄ:<B)
@C>þ06@9. A<Ľ .:6þ74.878 Aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts stammt das Siegel
eines Protonobelissimohypertatos Konstantinos Maniakes.879 Sicher zu früh ist ein Sebastos
Konstantinos Maniakes, der 1094/95 als Teilnehmer der Synode in der Blachernenkirche über-
liefert ist.880 Der Konstantinos Maniakes der Inschrift könnte einer der letzten Magistroi gewe-
sen sein, da der Titel wahrscheinlich in der Mitte des 12. Jahrhunderts verschwand.881 Anderer-
seits wird auch der bekannte Stifter der Kirche Hagios Nikolaos tu Kasnitze in Kastoria noch
am Ende des 12. Jahrhunderts Magistros genannt;882 hier wie dort könnte es sich daher um eine
begrenzte lokale Funktion gehandelt haben.883 Die Tatsache, dass der Abt genannt wird, weist
darauf hin, dass zum Zeitpunkt der Errichtung der Kirche schon ein Kloster bestanden haben

—————–
872
Z.B. im Epigramm auf dem Festungsturm in Skopje (ĺ Nr. FY2) oder im Epigramm auf der Säule in der Flur
Stauros in der Nähe von Athen (ĺ Nr. GR28).
873
Ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me81.
874
Zu @Ă9.:A><: als Bezeichnung für ein Siegel vgl. SEIBT, Bleisiegel in Österreich I 317.
875
Ed. I. JORDANOV – Z. ZHEKOVA, Catalogue of Medieval Seals at the Regional Historical Museum of Shumen.
Shumen 2007, Nr. 528; s.a. RHOBY, Epigrams 72f.
876
Weitere Beispiele für 1Ć9<? als Bezeichnung für Kirche bei MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 197.
877
Siehe oben S. 224.
878
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 1229.
879
JORDANOV, Corpus II, Nr. 422A; verbessert in JORDANOV, Corpus III, Nr. 527.
880
P. GAUTIER, Le synode des Blachernes (fin 1094). Étude prosopographique. REB 29 (1971) 239.
881
Vgl. A. K[AZHDAN], Magistros. ODB 2, 1267; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 178 u. Anm.
536 (Lit.).
882
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 94.
883
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 178.
Griechenland (Nr. GR79–GR80) 279

dürfte.884 Die heute nicht mehr vorhandene byzantinische Kirche, von der man nicht weiß, wann
sie verschwunden ist, dürfte wahrscheinlich am selben Ort gestanden sein.885 Dass die Kirche
von 1833 dem heiligen Barnabas gestiftet wurde, dürfte nach Mamaloukos darauf zurückzufüh-
ren sein, dass der byzantinische Epigrammtext missverstanden worden war.886
Das Epigramm besteht, wie bereits oben erwähnt, aus fünf Versen, die als prosodische
Zwölfsilber zu klassifizieren sind. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, wobei auffällt, dass
mehr als die Häfte der Verse, nämlich die Verse 1–3, den sonst weniger häufigen Binnenschluss
B7 aufweist. Wie bereits angedeutet, ist der Text insgesamt sehr formelhaft aufgebaut: Dies
manifestiert sich nicht nur durch den Beginn, sondern etwa auch durch die Wendung AĀA2BD2: ­;
.íAŃ: /þ5>F:, die in ähnlichen Inschriften zuhauf begegnet. Daher ist als Verfasser des Textes
ein durchaus begabter Dichter anzunehmen,887 der sein Handwerk verstand. Ein außergewöhnli-
cher Autor war jedoch nicht am Werk, da das Epigramm zu formelhaft und auf das Wesentliche
beschränkt ist.

MAKRINIT(I)SA

Altarschranke ?, 13. Jh.: Kirche der Panagia (Koimesis Theotoku)


Nr. GR80) In die östliche Außenmauer888 der aus dem Jahr 1767 stammenden Kirche der
Panagia (bzw. Koimesis Theotoku)889 ist eine Platte aus weißem Marmor eingemauert,890 die
vielleicht ursprünglich als Altarschranke in dem heute zerstörten, unweit der neuzeitlichen Kir-
che gelegenen Katholikon des Klosters der Theotokos AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? von Makrinit(i)sa
in Verwendung stand. Das zentrale Feld der reliefierten Platte ist von Ornamenten bedeckt,
ebenso der Großteil des Randes. In den oberen Rand und am Beginn des rechten und linken
Randes ist eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingraviert, die sich aus fünf Wörtern zu-
sammensetzt. Dabei könnte es sich um einen Vers handeln, da die Inschrift aus zwölf Silben
besteht, einen (oxytonen) Binnenschluss nach der fünften Silbe und ein paroxytones Versende
aufweist. Außerdem sind nach der fünften Silbe drei übereinander liegende Punkte eingraviert,
die vielleicht den Binnenschluss anzeigen. Die Leserichtung ist folgende: Zunächst sind die
Buchstaben am oberen Rand zu lesen, danach jene auf dem (vom Betrachter aus gesehen) linken
Rand; die Inschrift endet auf dem rechten Rand. Ein Ornament ist am Beginn der Inschrift an-
gebracht, ein solches (jedoch kleineres) findet sich auch am Ende der am linken Rand ange-
brachten Buchstaben.
Der im Vers (?) genannte Mönch Neilos ist niemand anderer als Nikolaos Komnenos Ange-
los Dukas Maliasenos, der – wie die Inschrift besagt – als zweiter Stifter, d.h. als Renovator,891
des oben erwähnten Klosters fungierte. Da dieser spätestens 1276 Mönch wurde und wahr-

—————–
884
Vgl. MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 199; VEIKO, Byzantine Epirus 164.
885
Vgl. MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 199.
886
MAMALOUKOS, .>.A4>Ă@26? 199.
887
Vgl. VEIKO, Byzantine Epirus 164.
888
Vom Betrachter aus gesehen rechts der zentralen Apsis.
889
Zur Kirche KODER – HILD, Hellas und Thessalia 211; K. SMYRLIS, La fortune des grands monastères byzantins
(fin du Xe – milieu du XIVe siècle) (Collège de France, CNRS, Centre de recherche d’histoire et civilisation de
Byzance, Monographies 21). Paris 2006, 65–67; s.a. DE GREGORIO, Epigrammi 58, Anm. 223. In der neuzeitli-
chen Kirche wurde lange Zeit auch die Marmorikone der Theotokos vom Typus Platytera aufbewahrt, an deren
Rändern ein acht Verse langes Epigramm eingraviert ist: RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst, Nr. Ik29.
890
In die Mauern der Kirche sind zahlreiche (teilweise auch mit Inschriften versehene) Marmorspolien eingemauert.
SISILIANOS, .7>6:ĄA@. 143 vermutete, dass die antiken Spolien aus Demetrias, Iolkos und Pagasai (im Bereich
des heutigen Bolos) stammen.
891
Vgl. P. LEMERLE, A propos de la fondation du monastère de Koutloumous: un faux chrysobulle d’Alexis III,
empereur de Trébizonde. BCH 58 (1934) 229, Anm. 2; AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
280 Griechenland (Nr. GR80–GR81)

scheinlich kurz nach 1285/86 starb,892 ist auch die Inschrift auf der Schranke in diesen Zeitraum
zu datieren.
Der Vers (?) ist folgendermaßen wiederzugeben:

2Ą8<B 9<:.D<Ľ 7.ă 7AĂA<><? 12BAĀ><B.


——
9<:<9.D<Ľ Sisilianos.

Des Mönches und zweiten Stifters Neilos.


Text: ARBANITOPOULLOS, ¥:.@7.C.Ą 209 (unvollständig).– GIANNOPOULOS, <:.Ą 229 (Schriftskizze).– SISILI-
ANOS, .7>6:ĄA@. 142 (mit Schriftskizze).– AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 378 u. Taf. VIII (Abb.
1).– PAPATHANASIOU, .0:4@Ą. 142, Anm. 1.– ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 528.–
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 97, Anm. 328.– P. ANDROUDES, .>.A4>Ă@26? @A<:
B@A2></B3.:A6:Ć 08B=AĆ 16þ7<@9< AF: 27784@6Ċ: A<B 1BA67<Ĉ 48Ą<B. B3.:A6:þ 30 (2010) 304, 316 (Abb. 9).

Lit.: GRABAR, Sculptures II, Taf. CXXXIXd.– ASEMAKOPOULOU-ATZAKA, .0:4@Ą. 167 (Farbabb. 96).

Abb.: XXX

Der Mönchsname Neilos wird nicht nur in dieser Inschrift erwähnt, sondern auch in dem für
ihn angefertigten Grabepigramm (ĺ Nr. GR83);893 sein zweiter Mönchsname war Ioasaph.894
Handelt es sich tatsächlich um einen Vers, dann ist dieser von eher mangelhafter prosodischer
Qualität, aber nicht gänzlich prosodielos. Der Autor könnte derselbe sein, der das Grabepi-
gramm auf Nikolaos (Neilos) Maliasenos (ĺ Nr. GR83) ebenso wie jenes auf dem Sarkophag
in Portaria verfasst hat (ĺ Nr. GR104). Die Inschrift wurde vielleicht in Erinnerung an Neilos
angefertigt, nachdem er das Objekt, vielleicht die Altarschranken, gestiftet hatte.

(Fragment einer) Steinplatte (37 × 69 cm), a. 1273/74 ?: Kirche der Panagia (Koimesis
Theotoku)
Nr. GR81) In die westliche Außenmauer der Kirche, rechts des Eingangs, ist das Fragment
einer Marmorplatte eingemauert, in die eine über zehn Zeilen laufende, teilweise akzentuierte
Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Es wurde bereits erkannt, dass es sich um eine metrische In-
schrift handelt, wobei pro Zeile895 je ein Vers angebracht ist.896 Von den Versenden sind heute
zumindest eine Silbe, teilweise sogar bis zu drei Silben nicht mehr erhalten, das entspricht ca.
ein bis fünf Buchstaben. Aus grammatikalisch-syntaktischen sowie inhaltlichen Gründen ist
anzunehmen, dass das Epigramm auf der verlorenen rechten Hälfte der Platte fortgeführt wurde;
dies bedeutet, dass pro Zeile je zwei Verse angebracht gewesen sein könnten, die nach Zeilen
und nicht nach Kolumnen gelesen wurden. Somit ergibt sich eine Gesamtzahl von zumindest 20
Versen, da nicht klar ist, welche Beschädigungen die Marmorplatte am unteren Rand davonge-
tragen hat.
Aufgrund noch darzulegender inhaltlicher Überlegungen ist die Inschrift in die zweite Hälfte
des 13. Jahrhunderts zu datieren. Auch paläographische Charakteristika sprechen für diese zeit-
liche Einordnung. Die hier gebrauchten Formen einzelner Buchstaben (etwa Kappa, Xi, die
Ligatur von Rho und Eta etc.) sind auch in dem inschriftlichen Epigramm (nach 1285/86) in der
südlichen Außenmauer der Kirche Hagios Athanasios, ebenfalls in Makrinit(i)sa, zu finden (ĺ
Nr. GR83), weiters in dem Grabepigramm in der Kirche Hagios Ioannes Prodromos bei Portaria
(ĺ Nr. GR104), was den Schluss nahelegt, dass in allen drei Fällen derselbe Graveur bzw. die-

—————–
892
Vgl. PLP # 16523; s.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 96f.
893
Der Name 2ĵ8<? ist vielleicht aber auch zu ergänzen im erwähnten (Anm. 889) Epigramm auf der Marmorikone,
vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 97.
894
Vgl. PLP # 16523 (S. 56).
895
Siehe unten S. 286.
896
ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 526.
Griechenland (Nr. GR81) 281

selbe Werkstatt tätig war.897 Vielleicht waren auf der verlorenen rechten Seite des Steines ur-
sprünglich auch Ornamente aus dem Marmor gearbeitet, wie dies bei der Inschriftenplatte in der
Kirche Hagios Athanasios der Fall ist;898 mit Ornamenten versehen ist auch die Marmorplatte
von Portaria.899
Der Epigrammtext lässt sich folgendermaßen wiedergeben:

!ą: ¾0ĀA4: ¢=.? Ÿ: ²;<6 @74=[A<ĽD<:


………………………………]
8B=><Ľ 1ÿ 0Ć<B? 7.ă 7F7BA<ć? [7<Ĉ26:
………………………………]
5 è9.Ą9<:6 1ĩ .ó 7.ă 7826:ń A<ĈA<B 0Ā[:26
………………………………]
<9:4:<CB2ĵ Ań 7.ă D.>6AF:Ĉ9[Ł
………………………………]
7.ă <B7<CB2ĵ @2=Ań .8.6<8Ć[0Ł
10 ………………………………]
5>4:<ĵ Aą 8<6=ą: ²7.@A. D<Ľ 7.ă [……
………………………………]
7B78Ć52: ­;ĥ1<:A.6 @ć: E.89ń [……
………………………………]
15 2ß? 82ĄE.:<: @ą: 7.ă =.:Ą2><:, 9þ[7.>,
………………………………]
­7 @Į? 7.@60:ĂA<B A2 7.ă @<Ľ BàĀ<[?]
………………………………]
7.ă ­7 9<:.DŃ: AŃ: =28Ć:AF[: ………
20 ………………………………

——
1 ¢=.? Ÿ: scripsi: ¢=.@.: Anastasiadou – Kontogiannopoulou. ²;<6 scripsi:  inscr., ­;į Anastasiadou
– Kontogiannopoulou. @74=[A<ĽD<:] supplevi. 3 8BA><Ľ Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 7[<Ĉ26:]
Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 5 0Ā[:26] suppleverunt Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 7
D.>6AF:Ĉ9[Ł] suppleverunt Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 9 .8.6<8Ć[0Ł] suppleverunt Anastasi-
adou – Kontogiannopoulou. 11 [……] in fine versus statui: [7Ć:6:] Anastasiadou – Kontogiannopoulou.
13 7B78Ć52: scripsi: 7Ĉ78<52: Anastasiadou – Kontogiannopoulou. ­;ĥ1<:A.6 scripsi: ­;þ1<:A.6 A-
nastasiadou – Kontogiannopoulou. [……] in fine versus statui: [52ĄŁ] Anastasiadou –
Kontogiannopoulou. 15 9þ[7.>] supplevit Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 17 @<Ľ scripsi: @<B A-
nastasiadou – Kontogiannopoulou. BàĀ[<?] Anastasiadou – Kontogiannopoulou. 19 =28Ć:AF[:] supplever-
unt Anastasiadou – Kontogiannopoulou.

Den Anführer könnte ein jeder für den Szepterträger halten


………………………………
aber die Wehklagen und die Jammerrufe des Betrübten zu hören
………………………………
5 seinem blutsverwandten wieder und berühmten Geschlecht
………………………………
dem von den Komnenen abstammenden und nach der Gnade benannten
………………………………
und dem von den Dukai abstammenden ehrwürdigen Palaiologos
10 ………………………………
Trauern soll also alles Irdische und ……
………………………………
—————–
897
S.a. ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 527.
898
Siehe unten S. 285.
899
Siehe unten S. 339.
282 Griechenland (Nr. GR81)

von ringsherum werden gesungen mit dem Psalm ……


………………………………
15 zu deinem und allheiligen Überrest, Seliger,
………………………………
von deiner Schwester und deinem Sohn
………………………………
und von den ……… anwesenden Mönchen
20 ………………………………

Text: ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 526, 535 (Abb. 2).

Abb.: XXXI

Trotz der Tatsache, dass weniger als die Hälfte des Epigrammtextes erhalten ist, kann festge-
stellt werden, dass es sich um Grabverse handelt. Entsprechende Signalwörter sind 0Ć<B? und
7F7BA<Ĉ? in Vers 3, ebenso 5>4:<ĵ in Vers 11 und 82ĄE.:<: in Vers 15. Den Versen 7–9 nach zu
schließen, handelt es sich bei dem Verstorbenen um einen Komnenos Dukas Palaiologos. Zu-
sätzlich wird er auch als „nach der Gnade benannt“ (Vers 7: D.>6AĊ:B9<?) bezeichnet. Dies ist
in der Regel ein Hinweis auf den Namen Ioannes, da dies im Hebräischen „Gott hat begnadet“
bedeutet.900 Ein möglicher Kandidat für den im vorliegenden Epigramm genannten Verstorbe-
nen ist der Despot Ioannes Komnenos Dukas Palaiologos, Bruder des Kaisers Michael VIII.
Palaiologos. Er starb 1273/74, recht bald nachdem er dem epirotisch-thessalischen Herrscher
Ioannes I. in der Nähe des thessalischen Neai Patrai unterlegen war.901 Der berühmte Kaiserbru-
der Michael könnte auch im verlorenen Vers 16 genannt worden sein, da in Vers 17 von der
Schwester und dem Sohn (des Verstorbenen) die Rede ist. Die beiden sind zwar durch ander-
wärtige Quellen nicht explizit als Schwester und Sohn belegt, Anna, die Frau des Nikolaos
Komnenos Angelos Dukas Maliasenos, der das Kloster der Theotokos AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F?
von Makrinit(i)sa renovieren ließ,902 dürfte allerdings die Tochter des erwähnten Despoten Io-
annes Komnenos Dukas Palaiologos gewesen sein.903 Dies macht es noch wahrscheinlicher,
dass es sich bei dem im Epigramm Betrauerten um den 1273/74 verstorbenen Despoten handelt.
Seine Tochter Anna könnte auch in Vers 16 oder in Vers 18 des Epigramms genannt worden
sein. Ein Hinweis auf den regierenden Kaiser könnte auch im schwer verständlichen Vers 1
vorliegen, vor allem dann, wenn @74=[A<ĽD<:] die richtige Konjektur darstellt. Der betrübte
Wehklagende in Vers 3 könnte somit Kaiser Michael VIII. sein. Die marmorne Grabplatte mit
den vorliegenden Versen wird wohl ebenso wie die oben erwähnte Altarschranke (ĺ Nr. GR80)
aus dem nahe der neuzeitlichen Kirche gelegenen, heute zerstörten Katholikon des Klosters der
Theotokos AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? von Makrinit(i)sa stammen.
Insgesamt ist feststellbar, dass – wie bei Grabgedichten üblich –, ein Wechsel in der Anrede
stattfindet. Während in rund drei Viertel der Verse in der dritten Person berichtet wird, wendet
sich der fiktive Sprecher spätestens ab Vers 15 direkt an den Verstorbenen. Vers 13 bezieht sich
wohl auf die Psalmengesänge für den Verstorbenen; mit den 9<:.D<Ą in Vers 19 werden die
Mönche des Klosters der Theotokos AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? gemeint sein. Durchaus möglich ist,
dass der erwähnte Despot Ioannes nach seiner Niederlage gegen den epirotisch-thessalischen
Herrscher Mönch wurde,904 kurz danach aber starb. Auch seine mögliche Tochter Anna und
deren Mann Nikolaos Komnenos Angelos Dukas Maliasenos traten zwischen 1274 und 1276 in

—————–
900
Vgl. L s.v. D.>6AĊ:B9<?; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 304; IDEM, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst 90.
901
Vgl. PLP # 21487. Auch der Familienname Angelos ist für ihn belegt.
902
Siehe oben S. 279.
903
Vgl. PLP # 21351.
904
ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 526f. gehen davon aus, dass der Verstorbene
Mönch war.
Griechenland (Nr. GR81–GR82) 283

den Mönchsstand ein.905 Anastasiadou – Kontogiannopoulou lösen das prosopographische Pro-


blem des Epigramms anders:906 Sie vermuten hinter dem Verstorbenen Ioannes Komnenos An-
gelos Palaiologos Maliasenos, den Sohn der erwähnten Anna und des Nikolaos Maliasenos.
Auch dies stellt eine vernünftige Lösung des Personenproblems dar, auch wenn Ioannes sonst
nicht als Dukas belegt ist;907 entscheidet man sich für diese Option, dann ist das Epigramm et-
was später, vielleicht gegen Ende des 13. oder am Beginn des 14. Jahrhunderts zu datieren. Al-
lerdings liegen Anastasiadou – Kontogiannopoulou falsch bei der Annahme, dass der in der
Inschrift auf der Altarschranke (ĺ Nr. GR80) und im Epigramm auf der Marmorplatte der Kir-
che Hagios Athanasios (ĺ Nr. GR83) genannte Neilos dieser Ioannes sei und dass die vorlie-
gende Inschriftenplatte und jene in der Kirche Hagios Athanasios vom Sarkophag des Neilos
stammen würden.908 Es handelt sich bei Neilos eindeutig um Nikolaos Maliasenos, der ersteren
Namen annahm, nachdem er in den Mönchsstand eingetreten war.909
In den noch vorhandenen Zwölfsilbern des Epigramms sind die Binnenschlüsse korrekt ge-
setzt, wobei auffällt, dass in nur zwei Versen (13 u. 17) B7 vorliegt. Hinsichtlich der Prosodie
ergibt sich folgendes Urteil: Einige Verse sind ohne jeden prosodischen Verstoß (7, 13, 15, 17,
19), andere weisen schwere prosodische Verfehlungen auf: So sind die vierte Silbe in Vers 3
kurz (0Ć<B?) und die jeweils siebenten Silben in den Versen 5 (7826:ń), 9 (@2=Ań) und 11
(²7.@A.) lang gemessen. Zwei zusätzliche prosodische Verstöße entstehen durch die Konjektu-
ren @74=[A<ĽD<:] in Vers 1 und [7<Ĉ26:] (7[<Ĉ26:] Anastasiadou – Kontogiannopoulou) in
Vers 3. Diese Ergänzungen sind trotz der prosodischen Verstöße, die sie – wie gezeigt wurde –
auch mit anderen Wörtern im Epigramm teilen, jedoch gerechtfertigt, da sie inhaltlich gut zum
Rest des jeweiligen Verses passen. Zu vermerken ist auch der Hiat in Vers 19 (7.ă ­7). Ein ge-
meinsamer Dichter für die Epigramme aus Makrinit(i)sa und Portaria ist anzunehmen.910
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Nomen ¾0ĀA4? in Vers 1 ist nach Auskunft
von LSJ kaum attestiert; allerdings lassen sich über den TLG Belege bei Synesios von Kyrene
und Paulus Silentiarios ermitteln; in byzantinischer Zeit allerdings gibt es laut TLG sonst nur
Erwähnungen in Lexika (Suda etc.). Betrachtet man den inschriftlichen Befund genauer, dann
ist vielleicht oberhalb des zweiten Eta des Wortes ein Gravis eingeritzt. Endbetontes ¾02AĂ? ist
jedoch nach Auskunft der lexikalischen Hilfsmittel sonst nicht attestiert. Gibt man das inschrift-
lich überlieferte  in Vers 1 – unter der Annahme, dass es sich um eine Form von ±DF han-
delt – als ²;Ĭ wieder, handelt es sich um eine unregelmäßige, jedoch für Byzanz nicht unübliche
aoristische Konjunktivform; der nach klassischen Regeln gebildete Aorist-Konjunktiv der drit-
ten Person Singular müsste @Dį lauten. Besser scheint es aber zu sein, ²;<6 zu schreiben: Dabei
handelt es sich entweder um einen korrekt gebildeten Futur-Optativ oder einen unregelmäßigen
Aorist-Optativ. Am Beginn von Vers 3 ist inschriftlich eindeutig "" zu lesen; daher ist
das von Anastasiadou – Kontogiannopoulou gelesene 8BA><Ľ zu verwerfen, das auch inhaltlich
unpassend ist. Die bekannten Komposita <9:4:<CBĂ? (Vers 7) und <B7<CBĂ? (Vers 9) sind
erstmals bei Theodoros Prodromos im 12. Jahrhundert belegt. Nicht ganz einfach zu erfassen ist
der Sinn von Vers 11: 5>4:<ĵ Aą 8<6=ą: ²7.@A. D<Ľ 7.ă [……]. Hinter ²7.@A. D<Ľ verbirgt sich
offensichtlich „alles Irdische“, das wegen des Verstorbenen trauern soll.

(Fragment einer) Steinplatte (ca. 20 × 10 cm), 13. Jh. ?: Gebäude bei der Kirche der
Panagia (Koimesis Theotoku)
Nr. GR82) In die westliche Außenmauer des neuzeitlichen Gebäudekomplexes, den man,
um den Kirchenbereich zu erreichen, durchschreiten muss, ist rechts oberhalb des offenen Ein-
gangs, in einer Höhe von ca. vier Metern, ein kleines Fragment einer Steinplatte aus grauem
—————–
905
Vgl. PLP # 21351, # 16523.
906
ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 528f.
907
Vgl. PLP # 16522.
908
ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 527.
909
S.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 96f.
910
Siehe unten S. 342.
284 Griechenland (Nr. GR82)

Marmor eingemauert. In diese kleine Steinplatte ist eine über vier Zeilen laufende, teilweise
akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Paläographische Übereinstimmungen mit der metri-
schen Inschrift rechts des Eingangs in die Kirche der Panagia (Koimesis Theotoku) (ĺ Nr.
GR81), ebenso mit den Epigrammen an der Kirche Hagios Athanasios (ĺ Nr. GR83) und in
Portaria (ĺ Nr. GR104) weisen darauf hin, dass auch diese Inschrift in der zweiten Hälfte des
13. Jahrhunderts geschaffen bzw. vom selben Graveur oder von derselben Werkstätte angefer-
tigt wurde.911 Besondere Übereinstimmungen erkennt man bei der Ausführung der Buchstaben
Alpha, Beta und Kappa, des Weiteren ist auch hier oberhalb des Iota ein Trema angebracht.
Auch die graue Farbe des Marmors deutet auf einen gemeinsamen Ursprung hin, da auch die
übrigen aus Makrinit(i)sa stammenden Stücke diesen Farbton aufweisen. Somit wird wohl auch
das vorliegende Plattenfragment von dem heute nicht mehr erhaltenen Kloster der Theotokos
AĮ? ç;2Ą.? ­=6@7ĀE2F? von Makrinit(i)sa stammen. Es deutet vieles darauf hin, dass auch die
vorliegende Inschrift metrischen Charakters ist, wobei pro Zeile je ein Vers angebracht war.
Eine unterhalb der letzten Zeile eingeritzte Linie dürfte darauf hindeuten, dass die Inschrift mit
der letzten heute sichtbaren Zeile auch endete. Wieviele Verse das ursprüngliche Epigramm
umfasste, kann nicht festgestellt werden. Im Vergleich mit den anderen genannten metrischen
Inschriften kann man von einer zweistelligen Versanzahl ausgehen.
Das Epigrammfragment lautet folgendermaßen.


[……]6F:6 =<@<B9Ā:Ĭ ®/1Ć9Ĭ
[®:]127þAĬ <ñ@Ĭ A2 A<Ľ <29/>Ą<B
[A<]9ā 9.>AĈ>F: 920þ8F: @A2C.:ĄAF:
[……]/[…]96[…]: @B:þ9. 672:AĄ<B.
—–
3 @A2C.:ĄAF: metri causa scripsi (cf. comment.).


…………… mit dem gezählten siebenten,
am 11. November
Enthauptung der großen bekränzten Märtyrer
……………… zusammen mit Bikentios.
Text: unediert.

Abb.: XXXII

Dem Inhalt der erhaltenen Verse nach zu schließen, handelt es sich weder um ein Stifterepi-
gramm noch um eine Grabinschrift. Angeführt sind vielmehr „große bekränzte Märtyrer“, deren
Enthauptung,912 weiters ein Bikentios; als Datum wird der 11. November genannt. In der Tat ist
der 11. November der Gedenktag des Märtyrers Bikentios (Vincentius), wie das Synaxarium
von Konstantinopel berichtet.913 Am selben Tag wird auch der Märtyrer Menas und Biktor (Vic-
tor) gedacht, die wahrscheinlich unter der Bezeichnung 9.>AĈ>F: 920þ8F: @A2C.:ĄAF: subsu-
miert werden. Bikentios war – wie im Synaxarium914 und in seiner Passio915 berichtet wird –
Diakon in der spanischen Stadt Augustia (í0<B@AĄ.), womit Zaragoza gemeint ist, das in römi-
scher Zeit Caesaraugusta genannt wurde.916 Das Martyrium erlitt er im Zuge der diokletiani-
—————–
911
In die westliche Außenmauer des Gebäudes sind drei weitere Marmorplatten mit Inschriften eingemauert, die
jedoch neuzeitlich zu datieren sind (eine solche Platte mit einer Inschrift aus dem Jahr 1815 befindet sich unmit-
telbar links der hier besprochenen).
912
Zu A<9Ă in der Bedeutung „Enthauptung“ vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 53,1:
¹=.58. =<ĵ. AĮ? A<9Į? !2>2:AĄŁ; („Welche sind die Preise der Enthauptung für Terentios?).
913
DELEHAYE, Syn. Cpl. 211,17f.
914
DELEHAYE, Syn. Cpl. 213,18f.
915
PG 114,735–756.
916
Vgl. [HÜBNER], Caesaraugusta. RE III/1 (1897) 1287f.
Griechenland (Nr. GR82–GR83) 285

schen Verfolgung im Jahr 304 in Valencia. Neben dem 11. November wird seiner auch am 22.
Januar gedacht.917 Der Märtyrer Bikentios war in Byzanz durchaus bekannt, wenn man die
Hymnographie zum 11. November betrachtet.918 Dabei wird Bikentios immer auch mit den an-
deren beiden Märtyrern Biktor und Menas genannt, wobei letzterer passend zum vorliegenden
Epigrammtext auch vom Beiwort @A2C.:ĄA4? begleitet wird.919 Man wird dem ursprünglichen
Epigramm eine liturgische Verwendung zuschreiben müssen, wenngleich es nicht klar ist, wel-
che Funktion Inschrift und Marmorstein genau spielten. Rätselhaft bleibt auch, was mit =<@<B-
9Ā:Ĭ ®/1Ć9Ĭ gemeint ist; womöglich gehört es zu einer in Versform ausgedrückten Datierung.920
Obwohl keiner der Verse vollständig überliefert ist, gibt es Argumente dafür, dass es sich um
die Reste eines Epigramms handelt. Zunächst sind korrekt gesetzte Binnenschlüsse auszu-
machen, darüberhinaus ist in den vier Zeilen jeweils paroxytones Ende feststellbar. Am Ende
der vorletzten Zeile müsste eigentlich @A2C.:6AŃ: akzentuiert sein,921 doch gibt es auch andere
Fälle, in denen der Ton aus metrischen Gründen zurückgezogen wird.922 Die prosodischen Ge-
setzmäßigkeiten des byzantinischen Zwölfsilbers werden aufgrund einiger Verstöße allerdings
nicht eingehalten; somit kann diese Inschrift wohl kaum von jenem Autor stammen, der für die
anderen Verse in Makrinit(i)sa (ĺ Nr. GR81, ĺ Nr. GR83) und Portaria (ĺ Nr. GR104) ver-
antwortlich zeichnete.923 Als paläographische Besonderheit sei festgehalten, dass die obere
Hälfte des zweiten Buchstabens von 920þ8F: nicht mehr einwandfrei zu entziffern ist. Der
Buchstabe weist alle Merkmale eines Epsilon auf, es könnte sich allerdings auch um eine Liga-
tur aus Epsilon und Gamma handeln, da das Gamma als eigener Buchstabe nicht angeführt ist.
Handelt es sich bei dem besagten Buchstaben allein um ein Epsilon, dann ist das Gamma in der
Form 92<0>þ8F: zu ergänzen. Die Verwendung von Ligaturen ist auch an einer anderen Stelle
in der Inschrift zu beobachten: Gleich zwei Ligaturen findet man im Wort @A2C.:ĄAF:, zwei
Mal sind drei Buchstaben (Sigma, Tau, Epsilon u. Phi, Alpha, Ny) zu einer Ligatur zusammen-
gefasst, einmal zwei Buchstaben (Tau, Omega). Der Graveur verwendete diese Technik, weil er
bemerkte, dass er beim Ritzen von selbständigen Buchstaben mit dem Platz nicht sein Auslan-
gen finden würde. In der letzten Zeile hingegen war genug Platz vorhanden, sodass der Graveur
die Abstände der Buchstaben des letzten Wortes (672:AĄ<B) auseinanderziehen konnte. Die
Verwendung des klar zu lesenden 672:AĄ<B anstatt des nach @B:þ9.924 zu erwartenden 672:AĄŁ
ist offensichtlich durch den Ersatz des Dativs durch den Genitiv zu erklären.925

Steinplatte (81 × 74 cm), 13. Jh.: Kirche Hagios Athanasios


Nr. GR83) Vom Betrachter aus gesehen rechts des südlichen Eingangs in die dem heiligen
Athanasios geweihte, aus dem Jahr 1792926 stammende Kirche ist eine Marmorplatte eingemau-
ert,927 die aus zwei Teilen besteht. Die rechte Hälfte ist von verschiedenen, aus dem Stein gear-
beiteten Ornamentmotiven bedeckt,928 während auf der linken Hälfte eine über 15 Zeilen lau-

—————–
917
Vgl. D. RAMOS-LISSÓN, Vinzenz v. Saragossa. LThK3 10 (2001) 800; V. SAXER, Saint Vincent. Diacre et martyr.
Culte et légendes avant l’an mil (Subsidia Hagiographica 83). Leuven 2002.
918
Anal. Hmyn. Gr. III 309,151; 313,94 (SCHIRÒ) etc.
919
Anal. Hmyn. Gr. III 309,137 (SCHIRÒ).
920
Siehe dazu oben S. 97–100.
921
Die inschriftliche Form des Wortes ist ohne Akzent überliefert.
922
Zur Verschiebung des Akzentes am Versende siehe RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 61, 142.
923
Siehe unten S. 342.
924
Da das Wort in der Inschrift nicht akzentuiert ist, muss die Position des Tones offen bleiben. Traditionell ist
@B:þ9. zu akzentuieren (vgl. LSJ s.v.), in byzantinischer Zeit ist aber auch @Ĉ:.9. möglich (vgl. LBG s.v.).
925
Speziell zu @Ĉ: + Genitiv TRAPP, Dativ 33. Sowohl @Ĉ: als auch ¢9. verlangen in der Regel den Dativ; nur in
seltenen Fällen kann ¢9. auch mit Genitiv konstruiert werden, vgl. LSJ s.v. B.II.
926
Die Kirche dürfte älter sein, im Jahr 1792 wurde sie laut Stifterinschrift angeblich zum dritten Mal erneuert, vgl.
SISILIANOS, .7>6:ĄA@. 166.
927
Auch in die Mauern dieser Kirche sind einige Spolien eingemauert, jedoch bei weitem nicht so viele wie in die
Mauern der Kirche der Panagia (Koimesis Theotoku).
928
Vgl. LIVERI, Steinreliefs 171.
286 Griechenland (Nr. GR83)

fende akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist.929 Die Inschrift ist nicht vollständig erhal-
ten, da von der Marmorplatte oben links ein beträchtliches Stück abgebrochen ist. Somit sind
die erste Hälfte der ersten Zeile, ein Teil der zweiten Zeile und die ersten Buchstaben der dritten
Zeile verloren. Aus den vollständig überlieferten Teilen der Inschrift ist zweifelsfrei zu erken-
nen, dass es sich um Verse handelt, wobei pro Vers eine Zeile vorgesehen ist. In den Stein ein-
geritzte Punkte markieren die Versenden.930 Es fällt auf, dass die Buchstaben sehr eng aneinan-
der geschrieben sind – mitunter sind Buchstaben auch übereinander angebracht –, was daran
liegt, dass der Graveur mit der doch begrenzten Länge der Zeilen sein Auskommen finden
musste. In Zeile / Vers 8 allerdings hatte der Graveur noch genügend Platz zur Verfügung, be-
vor er zum letzten Buchstaben gelangte. Das Ny von CĈ@6: ist daher weit auseinandergezogen
und nimmt den Raum ein, der normalerweise für bis zu drei Buchstaben reichen würde. In Zeile
/ Vers 12 ist der letzte Buchstabe, ein Alpha, nicht in die Länge gezogen, sodass danach zum
Rand des Inschriftenfeldes ungenützter Raum frei bleibt. In Zeile / Vers 13 hingegen war der
Graveur nicht imstande, alle Buchstaben unterzubringen, sodass er die Infinitivendung 8Ā0(26:)
kürzen musste. Grundsätzlich ist die Inschrift noch recht gut zu entziffern, manche Bereiche
sind jedoch auch schon sehr stark verwittert.
Die Datierung der Verse in die zweite Hälfte des 13. Jahrhunderts ergibt sich vor allem aus
inhaltlichen Überlegungen. Daneben weisen auch die paläographischen Charakteristika in diese
Zeit. Die Formen der Buchstaben sind mit jenen vergleichbar, die im Epigramm (ĺ Nr. GR81)
an der westlichen Außenmauer der ebenfalls in Makrinit(i)sa gelegenen Kirche der Panagia
(Koimesis Theotoku) zu finden sind.931 Übereinstimmungen in der Ausführung der Buchstaben
gibt es auch mit dem Grabepigramm (ĺ Nr. GR104) in der Kirche Hagios Ioannes Prodromos
bei Portaria.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[………………] 5.8þ@@.? D.>ĄAF:


[…… /128B]>ą? C2Ľ ­=285ĉ: 52>Ą326
[<9:]4:<1<B7Ć/8.@A<: 9<:.@AŃ: 78Ā<?
.86.@@4:ą: ­7 >B2::ĄF: ±>:<?
5 2ĵ8<: 9<:.Dą: Aą: 7.A4B02:6@9Ā:<:
Aą: 2í5.8Į @AĀ82D<: ­: :.7AĆ><6?
Aą: D2ĵ>. ĩ/>þ96<: 727<@949Ā:<:
=>4@AĂ>6<: :<Ľ: Aā: 7.Aþ=A2><: CĈ@6:
Aą: :.ą: 1269þ92:<: Aą: @28.@CĆ><:
10 <í>.:<9Ă74 7.ă A2>=:ĆA.A<: é8<:
=<6768ĆD><. 7.A2@A299Ā:<: ë:A.
88ĩ, û 52.Aþ, é>. 7.ă ¡5>26 ;Ā:.
è AĈ9/<? <ôA<?, <ã9<6 C2Ľ 7.ă A<Ľ 8Ā0(26:),
7.ă 8Ą5<? <ôA<? ê? =67>ą: =Ń9. =Ā826
15 ±@F52: 72Ĉ526 Aą: =2>678BAą: ¡:1>(.).
——
1 5.8þ@@.? D.>ĄAF:: cf. e.g. Theod. Prod. carm. hist. XVI 115 (HÖRANDNER) (de imp. Ioan. II Comn.):
@ÿ 1Ā, D.>ĄAF: 5þ8.@@. 7.ă =<A.9ÿ A><=.ĄF:; Nicol. Mesarit. epitaph. in Ioan. Mesarit. 17,14sq. (HEI-
SENBERG, Sitzb. Bayer. Akad. d. Wiss., philosoph.-philolog. u. hist. Kl. 1922, 5) (de Ioan. Mesarit.):
7.@Ą0:4A<? <ôA<? ­9Ć?, Aą AĮ? <ß7<B9Ā:4? ž=þ@4? ¾1ć =2>68þ849., ¾ AŃ: D.>ĄAF: 5þ8.@@., … 2 C2Ľ …
52>Ą326: cf. Const. Manass. brev. chron. 3493 (LAMPSIDIS): 52>Ą326, C2Ľ, ö? =þ>1.86?, ö? AĄ0>6? è D.0þ:<?.
3 cf. v. 1 epigramm. in urbe Ak ManastÕr (olim eccl. Theotokos Spelaiotissa) (ĺ no. TR9): µ:5þ12 72ĵA.6
AŃ: 9<:.@AŃ: Aą 78Ā<?. 7 alludit ad Gen. 22,10sq. 8 cf. v. 5 epigramm. in sarcophago Ioannis (?), filii Ni-
li Malasseni, in ecclesia S. Ioann. Prod. prope urbem Portaria (ĺ no. GR104): =>4@AĂ>6<: :<Ľ: 7.ă
7.Aþ=A2><: CĈ@6:; cf. etiam Theod. Prod. carm. hist. LXI 3–4 (HÖRANDNER) (de monach. Ioannic.):
—————–
929
Gegenwärtig (Stand September 2011) ist die Marmorplatte aus konservatorischen Gründen von einem Netz über-
spannt, was das Entziffern der Inschrift sehr schwierig macht.
930
Weitere Markierungen konnte PAZARAS, .>7<Cþ0<6 68, Anm. * entdecken.
931
Siehe oben S. 280–281.
Griechenland (Nr. GR83) 287

@Ĉ:2@6? ½2>Ą4, :Ć<? .ß5Ā><? ¡0D6 =28þF:, | CĈ@6? 2>@6=ĆA6? A.:B@Ą=A2><? … 12 cf. v. 10 epigramm. in
sarcophago Ioannis (?), filii Nili Malasseni, in ecclesia S. Ioann. Prod. prope urbem Portaria (ĺ no.
GR104): [@]ć 1Ā, 52.Aþ, è>Ń: Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2; v. 4 epigramm. in fonte in monasterio Esphigmenu in
monte Atho (ĺ no. GR31): 88ĩ é>. C>67Aą: 7.ă A28<Ĉ92:<: ;Ā:<:.
——
1 … 5;].8þ@@.? Arbanitopoullos, Giannopoulos, Papathanasiou. 2 /128B>ą? legit Sisilianos: …
/128;]B[>]ą? Arbanitopoullos, Giannopoulos, Papathanasiou, - - /128]B[>]Ć? Pazaras, .>7<Cþ0<6,
[5þ:.A<? <ß7A]>ą? Avraméa – Feissel, Pazaras, .>7<Cþ0<62, Paul. 3 [<9:]4:<1<B7Ć/8.@A<: suppleve-
runt Avraméa – Feissel: … F:. ; [A]ą 1<B7Ć/8.@A<: Arbanitopoullos, Giannopoulos, Papathanasiou, ...
Aą 1<B7Ć/8.@A<: Sisilianos, - - - F:. [A]Ć 1<B7Ć/8.@A<: Pazaras, .>7<Cþ0<6. 7 ĩ/>.þ96<: Giannopou-
los, Pazaras, Papathanasiou. 11 =<6768<D>Ć. Pazaras, .>7<Cþ0<62, Paul. 7.A2@A299Ā:<:: 7.A2@A499Ā:<:
Giannopoulos, Pazaras, .>7<Cþ0<6, 7.A2@A49Ā:<: Sisilianos. 12 ¢5>26 Sisilianos. 13 8Ā0(26:;) Arbanito-
poullos. 15 =2>678BAą: scripsi (cf. comment.): =2>Ą78BA<: alii.

……………… Meere der Gnaden


…… schrecklicher, ach, kommt heran und erntet ab
den den Komnenen und Dukai entsprossenen Ruhm der Mönche,
Maliassenos, Zweig aus den Bryennioi,
5 Neilos, den Mönch von edler Herkunft,
den blühenden Stamm in den Palästen,
geschmückt mit der Hand des Abraham,
den brennenden Geist, die geflügelte Natur,
den, der die Kirche, die lichtbringende, erbauen ließ,
10 die zum Himmel reichende und ganz besonders liebliche,
die buntfarbig bekränzt ist.
Aber, Betrachter, sieh und erblicke Außergewöhnliches:
Dieses Grab – weh, ach, dies auch auszusprechen –
und dieser Stein, der bitterer Trank ist,
15 bergen im Inneren den hochberühmten Mann.
Text: ARBANITOPOULLOS, ¥:.@7.C.Ą 206, 207 (Abb. 6).– GIANNOPOULOS, <:.Ą 235.– SISILIANOS, .7>6:ĄA@.
167.– PAZARAS, .>7<Cþ0<6 68 (Nr. 44) u. Taf. 39.– AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 378 (Nr. 20 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. VII (Abb. 2).– PAZARAS, .>7<Cþ0<62 41 (Nr. 47) u. Taf. 350.– LIVERI, Steinreliefs 170 (Nr.
30 [Text nach Pazaras]), 250 (Abb. 29).– PAPATHANASIOU, .0:4@Ą. 141f., Anm. 3.– PAUL, Dichtung auf Objekten
256 (Nr. 33).

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 23 (Abb. 54 [Schriftskizze]).– ASEMAKOPOULOU-ATZAKA, .0:4@Ą. 166


(Farbabb. 94).– PAZARAS, Reliefs 174 (Abb. 19).– ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99.
526, 535 (Abb. 1, 3).– MELVANI, Late Byzantine Sculpture 17, 18.

Abb.: 34

Dass es sich um ein Grabepigramm handelt, wird dadurch klar, dass das Grab (Vers 13) und
der Stein (Vers 14), auf dem die Verse angebracht sind, auch direkt genannt werden. Die Verse
1–11, die einen langen Satz bilden, berichteten von dem Verstorbenen Neilos Malias(s)enos –
sein Laienname war bis höchstens 1276 Nikolaos –, der vor seinem Tod Mönch geworden war
(Vers 5).932 Seine edle Abkunft aus dem Geschlecht der Komnenen und Dukai, weiters der
Bryennioi, wird hervorgehoben, er wird zusätzlich mit zahlreichen Epitheta geschmückt, etwa
mit jenem, dass er ein „blühender Stamm in den Palästen“ sei; dies dürfte eine Anspielung auf
seine Nähe zum Kaiserhaus sein, da er mit Anna,933 einer Nichte Michaels VIII. Palaiologos,
verheiratet war.934 Eine besondere Beziehung zum Kaiser ist auch anderenorts bezeugt.935 Eine

—————–
932
Vgl. PLP # 16523; weitere Angaben zur Person S. 279–280, s.a. auch RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objek-
ten der Kleinkunst 97.
933
Zur Person PLP # 21351.
934
Vgl. AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
935
Vgl. TREU, Manuel Holobolos 551f., Anm. 1.
288 Griechenland (Nr. GR83)

Rolle könnte aber auch seine eigene Herkunft gespielt haben, immerhin war Nikolaos-Neilos
Enkel des Despoten von Epiros, Michael I. Angelos.936 Weiters wird er auch eine „geflügelte
Natur“ (Vers 8: Aā: 7.Aþ=A2><: CĈ@6:) genannt, womit das in Richtung des Himmels gerichtete
Wesen seines Mönchseins gemeint sein wird; eine schöne Parallele ist bei Theodoros Prodro-
mos zu finden (vgl. Testimonienapparat). Bemerkt wird auch, dass er eine ebenso in den Him-
mel reichende Kirche erbauen ließ (Vers 9f.), deren Farbenreichtum (Vers 11), womit wahr-
scheinlich die Freskenausstattung gemeint ist, hervorgehoben wird.937 Bei dieser Kirche handelt
es sich freilich nicht um die Kirche Hagios Athanasios, an deren Außenmauer die Grabplatte
heute angebracht ist, sondern um das Katholikon des Klosters der Theotokos AĮ? ç;2Ą.?
­=6@7ĀE2F? von Makrinit(i)sa,938 für das Neilos als „zweiter Stifter“ fungierte, wie auch die
Inschrift (Vers ?) Nr. GR80 behauptet. Diese Stiftung ist auch in einem Patriarchaldekret aus
dem Jahr 1274 festgehalten, in dem behauptet wird, dass Nikolaos-Neilos eine „überaus schöne
und in den Himmel reichende Kirche errichten ließ“ (:Ă026>2: ­72ĵ:<? Aį 52<9ĂA<>6 :.ą:
=2>67.88Į 7.ă <í>þ:6<:),939 was wiederum an die Formulierung in den Versen 9–11 des vorlie-
genden Epigramms erinnert.940 Der Tod des Neilos wird bitter beklagt, wie auch durch die Ver-
wendung der Klagepartikel C2Ľ (Verse 2, 13) und <å9<6 (Vers 13) zum Ausdruck gebracht wird.
Neben den im Epigramm genannten Familiennamen Bryennios, Dukas und Komnenos ist Niko-
laos-Neilos auch als Angelos belegt. Da er wahrscheinlich nicht vor 1285/86 starb,941 ist auch
das vorliegende Epigramm nicht vor diesem Zeitraum anzusetzen.
Zusammengesetzt ist das Epigramm aus 15 byzantinischen Zwölfsilbern. Dafür, dass vor
dem nur zur Hälfte überlieferten Vers 1 ein weiterer Vers stand, wie Pazaras annahm,942 gibt es
keine Anhaltspunkte. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, in Vers 11 ist die proparoxytone
Akzentuierung vor B5 zu notieren. Was die prosodische Qualität der Verse angeht, so sind diese
zwar nicht gänzlich prosodielos, aber doch mit so vielen prosodischen Vergehen versehen, um
auszuschließen, dass als Autor der Verse – wie von Avraméa – Feissel, Paul und zuletzt auch
von Melvani vermutet943 – Manuel Holobolos zu identifizieren ist.944 Ein Zeichen für die eher
mangelhafte Qualität sind auch die Hiate in den Versen 7 (D2ĵ>. ĩ/>þ96<:) und 12 (52.Aþ, é>.
und 7.ă ¡5>26). Man kann allerdings annehmen, dass für die oben angeführten Inschriften aus
Makrinit(i)sa (ĺ Nr. GR81, ĺ Nr. GR83), für das vorliegende Epigramm und für die Verse in
der Kirche Hagios Ioannes Prodromos bei Portaria (ĺ Nr. GR104),945 die sich vielleicht an den
Sohn von Nikolaos-Neilos richten,946 derselbe Autor verantwortlich war,947 der sicher nicht zur
Dichterelite gehörte, aber mit den rhetorischen Konventionen vertraut war. Eine gewisse sprach-
liche Gewandtheit manifestiert sich auch durch das durchaus gewählte Vokabular.

—————–
936
Vgl. PLP # 16523 (S. 56).
937
Als kurze Ekphrasis bezeichnet von MELVANI, Late Byzantine Sculpture 18.
938
In der Kirche Hagios Athanasios ist allerdings genug Material aus dem Kloster der Theotokos AĮ? ç;2Ą.?
­=6@7ĀE2F? zu finden, vgl. GIANNOPOULOS, <:.Ą 234.
939
MIKLOSICH – MÜLLER, Acta IV 373; vgl. V. LAURENT, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople.
Vol. I: Les actes des patriarches. Fasc. IV: Les regestes de 1208 à 1309. Paris 1971, Nr. 1412.
940
Vgl. AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
941
Vgl. PLP # 16523 (S. 57).
942
PAZARAS, .>7<Cþ0<6 68; PAZARAS, .>7<Cþ0<62 41.
943
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379; PAUL, Dichtung auf Objekten 256; MELVANI, Late Byzantine
Sculpture 17.
944
Siehe auch unten S. 342.
945
An einen gemeinsamen Autor denkt man vor allem, wenn man die Verse 8 und 12 betrachtet, die im Epigramm
von Portaria fast gleichlautend begegnen.
946
Es überrascht, dass nicht auch Anna, die schon erwähnte Ehefrau von Nikolaos-Neilos und Nichte Michaels
VIII., mit einer metrischen Grabinschrift gewürdigt wurde. Ihre Grabplatte mit Prosainschrift ist heute in der Kir-
che der Koimesis Theotoku in Episkope bei (Ano) Bolos als Spolie verbaut: AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de
Thessalie 377 (Nr. 19). Allerdings sind paläographische Übereinstimmungen zwischen den beiden Inschriften
feststellbar, sodass man davon ausgehen kann, dass derselbe Graveur bzw. Steinschneider am Werk war, vgl.
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
947
Vgl. unten S. 342.
Griechenland (Nr. GR83–GR84) 289

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Vergleicht man die beiden im Testimonienappa-


rat angeführten Parallelen zu Vers 1, so ist daran zu denken, dass auch im vorliegenden Fall
(5.8þ@@.? D.>ĄAF:) eine Anrede an die gefeierte Person, d.h. den Verstorbenen vorliegt. Da in
Vers 1 B5 vorliegen muss, kann vor 5.8þ@@.? nur eine Silbe ergänzt werden: In Frage kommt
entweder der Artikel AĮ? oder der Artikel AŃ:. Der (unregelmäßig gebildete) Genitiv 5.8þ@@.?
(sonst 5.8þ@@4?) könnte sich dadurch erklären, dass hier eine Anrufung des Verstorbenen (Ge-
nitivus exclamationis) vorliegt.948 Sisilianos dürfte noch imstande gewesen sein, in Vers 2 das
Wort /128B>ą? zur Gänze zu entziffern, wenn man seiner Edition trauen kann. Damit wäre die
von Avraméa – Feissel vorgenommene, inhaltlich plausible Ergänzung [5þ:.A<? <ß7A]>ą? hin-
fällig. Allerdings könnte es sich in Sisilianos’ Edition aber auch um eine stillschweigende Er-
gänzung handeln, da Arbanitopoullos und Giannopoulos einige Jahre davor das Wort offen-
sichtlich nicht vollständig lesen konnten. Fest steht, dass in der Lücke ein Wort stand, das Tod
oder schreckliches Schicksal zum Ausdruck brachte. Das Epitheton [<9:]4:<1<B7Ć/8.@A<: in
Vers 3 ist nur selten belegt: Neben der hier genannten Stelle wird das Adjektiv auch in einem
Epitaphios auf Michael IX. Palaiologos verwendet;949 der älteste Beleg stammt jedoch von ei-
nem Siegel aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts,950 der im LBG auch nachzutragen ist.
Nur hier belegt ist das Verbum 7.A2B02:Ą3F in Vers 5, das in aktiver Form als „adeln“ wieder-
zugeben ist.951 In Vers 7 stellt Aą: D2ĵ>. ĩ/>þ96<: einen inneren Akkusativ dar, wie auch von
Avraméa – Feissel richtig erkannt wurde: „qui eut pour ornement la main d’Abraam“.952 Ge-
meint ist damit, dass Neilos ebenso gottesfürchtig war wie Abraham, der Gott sogar seinen ei-
genen Sohn opfern wollte. Dem einen im LBG genannten Beleg zu ¥/>þ96<? ist der vorliegen-
de hinzuzufügen.953 Nicht sehr oft, aber immerhin bereits seit dem 5. Jahrhundert attestiert ist
auch das Adjektiv =>4@AĂ>6<? in Vers 8.954 Ein seltenes Wort ist auch =<6768ĆD><<? in Vers
11.955 Der Genitiv A<Ľ 8Ā0(26:) am Ende von Vers 13 ist wohl auch als Genitivus exclamationis
zu deuten. Auf dem Marmorstein ist nicht mehr zu erkennen, an welcher Stelle das vorletzte
Wort von Vers 15 akzentuiert ist. Dem endbetonten =2>678BAą: ist gegenüber =2>Ą78BA<:, das in
den bisherigen Editionen zu finden ist, der Vorzug zu geben, da es ungleich mehr Beispiele für
die auf der Ultima betonte Form gibt.956

MARONEIA

Steinblock, a. 1435/36: Quelle am Hauptplatz


Nr. GR84) In die südliche Außenmauer einer þAF >Ĉ@4 genannten Quelle am Hauptplatz
des Dorfes Maroneia (südl. von Komotene) sind zwei Steinblöcke vermauert, in die jeweils
akzentuierte Inschriften eingeritzt sind. In den oberen Steinblock ist eine über vier Zeilen lau-
fende Majuskelinschrift eingeritzt, während in den rechts darunter eingemauerten Steinblock die
gleiche Inschrift im Jahr 1900 in Minuskel wiedergegeben wurde. Es wurde bereits anderswo
festgestellt, dass sich die Inschrift aus (mehr oder weniger gelungenen) Versen zusammen-

—————–
948
Vgl. einen ähnlichen Fall bei RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 222. Allerdings soll
nicht unerwähnt bleiben, dass es sich bei 5.8þ@@.? auch um einen Akkusativ-Plural handeln kann, vor dem der
Artikel Aý? ergänzt werden könnte.
949
D.R. REINSCH, Ein unediertes Gedicht anläßlich des Todes Kaiser Michaels IX. Revue des Études Sud-Est Euro-
péennes 31 (1993) 374 (v. 28).
950
SEIBT – ZARNITZ, Bleisiegel 56 (Nr. 1.2.10).
951
Vgl. LBG s.v.
952
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 378.
953
Vgl. RHOBY, Varia Lexicographica II 111f.
954
Vgl. L s.v., LBG s.v.
955
Vgl. LSJ s.v.
956
Vgl. LSJ s.v., TLG. S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 163. Vgl. auch =2>678BAŃ: in Vers 1 des
Epigramms Nr. GR5 E.
290 Griechenland (Nr. GR84)

setzt.957 Darüberhinaus wurde erkannt, dass die Verse in ähnlicher Form auch in einem anderen
Epigramm zu finden sind, nämlich in jenem (ĺ Nr. GR107), das auf einer Steinplatte am äuße-
ren Burgtor von Chora auf der Insel Samothrake angebracht ist und in das Jahr 1431 (?) datiert
wird.958 Aufgrund der Tatsache, dass es sich dort um die Verse 5–7 eines acht Verse langen
Epigramms handelt, kann man davon ausgehen, dass auch die Verse von Maroneia nur einen
Teil des Epigramms darstellen, dessen übrige Verse heute verloren sind. Paläographisch beson-
ders auffallend ist die Ausführung des Wortes 7.Ą am Beginn des erhaltenen Teils des Epi-
gramms. Es handelt sich nicht – wie von Doukata-Demertze angenommen – um ein Kappa und
ein Epsilon (), das in normalisierter Umschrift als 7.Ą wiederzugeben ist, sondern um die
Minuskelkürzung von 7.Ą, wie sie zahlreich in Handschriften zu finden ist.959
Das Epigrammfragment ist insofern leicht zu datieren, als ein Teil davon – ebenso wie im
Epigramm von Samothrake – der Datierung gewidmet ist, die in das Jahr 1435/36 weist.
Die erhaltenen Verse sind wie folgt wiederzugeben:


ê? (7.ă) A<ĽA< ±@A4@2: ±>0<: ­: D>Ć:<6?
AĀ@.>2? 7(.ă) A2A>þ76? 1Ā7. à==2Ĉ<B@6 7.ă =>Ć? 02
­:.7Ć@6. 7(.ă) D68Ą<6? ®;þ76?

——
1–3 cf. vv. 5–7 epigramm. in turri in urbe Chora in insula Samothraci (ĺ no. GR107).
——
1 ê? (7.ă) scripsi (cf. v. 5 epigramm. in turri in urbe Chora in insula Samothraci): C  Melirrytos, ê?
7ÿ Doukata-Demertze. !"!" Melirrytos. ±>0<: scripsi: & inscr., Melirrytos, ±>0F: Doukata-
Demertze. 2 !  Melirrytos. !! scripsit Melirrytos: !!"C inscr. à==2Ĉ<B@6 scripsi:
""C inscr., ""  Melirrytos, î=Ā/<B@6 Doukata-Demertze. 3   scripsit Melir-
rytos: &C inscr. $ scripsit Melirrytos: $"C inscr. ®;þ76? scripsi: C in-
scr., C Melirrytos.


er errichtete auch dieses Werk in Jahren,
die vier und viermal zehn (vorbei)galoppieren und dazu freilich
900 und sechsmal 1000 (= 6944 = 1435/36)

Text: M. MELIRRYTOS, 2>60>.Cā à@A<>67ā 7.ă 02F0>.C67ā î=ĩ ­7784@6.@A67ā: ±=<E6: AĮ? 52<@Ċ@A<B ­=.>DĄ.?
.>F:2Ą.?. Konstantinopel 1871 (Reprint: >.767ā µ=2A4>Ą1. 1 [1980]), 74.– DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>.
.>Ċ:26.? 33 u. Farbabb.

Abb.: XXXIII

Ebenso wie bei dem Epigramm von Samothrake (ĺ Nr. GR107) handelt es sich auch hier
um Verse, die zu einem Stifterepigramm gehören. Jemand hat ein „Werk“ (±>0<:) errichtet, und
zwar im (Welt)jahr 6944, was auf kunstvolle Weise zum Ausdruck gebracht wird. Um welches
„(Bau)werk“960 es sich dabei handelte, kann freilich nicht bestimmt werden; der Brunnen, in den
die Steinplatte eingemauert ist, kommt nicht in Frage, da er osmanisch sein dürfte. Es könnte
sich wie auf Samothrake um einen Turm oder eine sonstige Befestigungs- bzw. Verteidigungs-
anlage gehandelt haben. Manches deutet darauf hin, dass das Epigramm von Samothrake hier
wiederverwendet bzw. adaptiert wurde. Für die Adaptierung des Vorbildes spricht die aus chro-
nologischen Gründen notwendige Anpassung bzw. Erweiterung am Beginn von Vers 2. Um auf

—————–
957
Vgl. DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>. .>Ċ:26.? 34.
958
Vgl. DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>. .>Ċ:26.? 34.
959
Freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner.
960
Zu ±>0<: als Bezeichnung für ein Bauwerk vgl. ROBERT, Épigrammes 12f. u. Anm. 1.
Griechenland (Nr. GR84) 291

das (Welt)jahr 6944 zu kommen, musste im Vergleich zu Samothrake die Zahl vier in Vers 2
hinzugefügt werden, auch wenn damit der metrische Charakter der Zeile verloren ging.
Wie könnte jedoch die Kenntnis des Epigramms von Samothrake nach Maroneia gelangt
sein? Zunächst ist daran zu denken, dass in Maroneia derselbe Meister am Werk war wie in
Samothrake, nämlich der am Ende des Samothrake-Epigramms genannte Konstantinos. Die
Paläographie der beiden Inschriften ist zwar durchaus vergleichbar, allerdings weist das Sa-
mothrake-Epigramm keine orthographischen Verschreibungen auf wie dies in Maroneia der Fall
ist. Somit kann man wohl ausschließen, dass Konstantinos selbst oder seine Werkstätte auch in
Maroneia tätig war. Auch stand Maroneia nicht wie Samothrake unter der Herrschaft der Gatti-
lusi, für die Konstantinos tätig war.
Die in Versform wiedergegebene Datierung des Maroneia-Epigramms wurde von Melirrytos
falsch gedeutet: Er vermutete dahinter das Jahr 1513.961 Die falsche Datierung ging auch in die
Literatur ein: Man vermutete nämlich, dass im Jahr 1513 die Bevölkerung des byzantinischen,
an der Küste gelegenen Maroneia in das Landesinnere an die Stelle des heutigen gleichnamigen
Ortes übersiedelt sei.962 Daher ging man auch davon aus, dass der Inschriftenstein erst im neuen
Ort geschaffen wurde. In Wahrheit aber kann er durchaus im byzantinischen Maroneia angefer-
tigt und erst in späteren Jahren in den modernen Ort gebracht worden sein. Die Küstensiedlung
muss zumindest bis in das Jahr 1444 bestanden haben, da der Reisende Ciriaco de’ Pizzicolli
(Kyriakos von Ancona) den Ort in diesem Jahr besuchte.963
Wie bereits oben erwähnt, muss das Epigramm von Samothrake als Vorbild gedient haben;
vielleicht waren Teile davon auch in ein Inschriftenmusterbuch eingegangen. Aus chronolo-
gischen Gründen wurde Vers 2 um die Zahl 4 erweitert, ohne auf den metrischen Charakter zu
achten. Vers 1 unterscheidet sich von jenem von Samothrake insofern, als die Stellung von
±>0<: – ­: D>Ć:<6? vertauscht ist. Die Schreibung AĀ@.>2? am Beginn von Vers 2 mit einem
Sigma ist ungewöhnlich, allerdings auch sonst (u.a. auch inschriftlich) belegt.964 Auf einen Feh-
ler bei der Übertragung dürfte die Form ­:.7Ć@6. in Vers 3 zurückzuführen sein, da ebenso wie
in Samothrake ein Dativ zu erwarten wäre.965 Zur Prosodie ist festzustellen, dass diese ebenso
wie im Epigramm von Samothrake so gut wie nicht eingehalten wird. Zeugnis über eher man-
gelhafte Kenntnisse der byzantinischen Hochsprache seitens des Graveurs legt nicht nur das
grammatikalisch unpassende ­:.7Ć@6. ab, sondern auch die zahlreichen itazistischen Verschrei-
bungen bzw. die volkssprachliche Orthographie, die besonders beim Wort à==2Ĉ<B@6
(ȊȆǼǺȅȊCȅǿ inscr.) zu beobachten ist.

MENTZENA ĺ PATRAI

METHONE ĺ KALAMATA

MOKISTA ĺ HAGIA SOPHIA / ĺ THERMON

—————–
961
Vgl. DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>. .>Ċ:26.? 33f. (dort mit richtig gestellter Datierung).
962
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 350.
963
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 350; DOUKATA-DEMERTZE, .84ĆDF>. .>Ċ:26.? 34f.
964
Vgl. TLG, Greek Documentary Texts (PHI).
965
Das Wort unterscheidet sich darüberhinaus dadurch, dass es in Samothrake mit zwei Ny geschrieben wird. Die
hier vorliegende Schreibung mit einem Ny ist aber sogar die ursprünglichere, vgl. LSJ s.v. ­:.7Ć@6<6.
292 Griechenland (Nr. GR85)

MYSTRAS

(Fragment eines) Templonarchitrav(s) (61,2 × 18,6 cm), 13. Jh.: Museio (Inv.-Nr. 1211)
Nr. GR85) Das marmorne, mit Ornamenten verzierte Steinfragment bildete einst den linken
Teil des Architravs des Templons in der Kirche Hagioi Theodoroi966 im Brontochion-Kloster.967
Oberhalb der aus dem Stein gearbeiteten Ornamente968 ist eine über eine Zeile laufende, nicht
akzentuierte969 Majuskel-Inschrift eingeritzt, die sich auf die Errichtung der Kirche bezieht.
Dabei handelt es sich um ein Epigramm, das ursprünglich aus mindestens drei Versen bestanden
haben muss. Heute noch vorhanden sind die Verse 1 und 2, deren Versenden jeweils durch ei-
nen Punkt gekennzeichnet sind, und der Beginn von Vers 3. Geht man davon aus, dass das aus
dem Stein gearbeitete kreisförmige Ornament ungefähr die Mitte des Architravs darstellte, dann
dürfte der ursprünglich vollständige Architravblock ca. 76 cm lang gewesen sein, womit das
Epigramm tatsächlich nicht mehr als drei Verse umfasst haben dürfte.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund prosopographischer Angaben. Der in Vers 2 erwähnte
Pachomios970 wird auch in einem von dem Nomikos Basilakes971 verfassten Widmungs-
gedicht972 als Abt des Brontochion-Klosters erwähnt, der die Kirche von den Grundfesten aus
errichtet hat (:.ą: ¡>.? ­7 /þ5>F:), womit der Bau der Kirche Hagioi Theodoroi, der ältesten
Kirche im Klosterkomplex,973 gemeint ist. Da das Widmungsgedicht in den Juli 1296 datiert
werden kann, ist das Epigramm und somit die Errichtung der Kirche wohl kurz davor zu datie-
ren.974 Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ 52ĵ<? <ôA<? :20Ă02>A.6 1Ć9<?


AŃ: 2<1Ċ>F: .:6Ă8, .DF9ĄŁ
±D26: […………………………].
——
1 cf. e.g. v. 1 epigramm. in ecclesia SS. Trium (a. 1400/1) in urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken, no. 87: [å7<]? :20Ă02>A< 7.ă 1Ń9<? :Ā(<?).
——
3 lacunam statui: 9<:.[D<ĵ?(;) … Orlandos, 9<:[.D<ĵ?(?)…. Kalopissi-Verti, $[C] Bakourou,
an [9<:.D<ć? … scribendum ?

Dieses göttliche Haus der Theodoroi wurde


von Daniel (und) Pachomios errichtet,
(um) zu haben …………………………
Text: ORLANDOS, .:6Ă8 446 u. Abb. 3.– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 80 (Nr. 27) u. Abb. 47.– E. B[AKOUROU],
in: Byzantium, Faith and Power 81 (Nr. 37 [mit engl. Übers.]) u. Farbabb. 37.– BOULTOS, B@A>þ? 50.

Lit.: ZAKYTHINOS, Despotat II 296.– DUFRENNE, Programmes 3.– MEDVEDEV, Mistra 125.– T. VELMANS, La
peinture murale byzantine à la fin du moyen âge, I (Bibliothèque des CahArch XI). Paris 1977, 146.– CHATZIDAKIS,
Mistra 47.– A. MEXIA, Ĉ< 9.>9þ>6:2? 16.7<@94A67Ā? =8þ72? @A<: B@A>þ. $ IV 27 (2006) 119 (Abb. 4).–
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 242.– MELVANI, Late Byzantine Sculpture 254 (Abb. 74).

Abb.: XXXIV
—————–
966
Zur Kirche St. SINOS, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 136–141; SINOS, Mistras 422–424, 504–506.
967
Vgl. E. B[AKOUROU], in: Byzantium, Faith and Power 81.
968
Dazu E. B[AKOUROU], in: Byzantium, Faith and Power 82.
969
Oberhalb des Omega von !& ist vielleicht ein Zirkumflex zu erkennen, oberhalb des ersten Omega von
&& im selben Vers vielleicht ein Akut, vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 80.
970
Zur Person PLP # 22220.
971
Zur Person PLP # 2368.
972
Zuletzt ediert bei EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 199 (Nr. 106B).
973
Vgl. SINOS, Mistras 422.
974
DUFRENNE, Programmes 3, CHATZIDAKIS, Mistra 47 und St. SINOS, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 136 meinen,
dass die Kirche zwischen 1290 u. 1295 errichtet wurde.
Griechenland (Nr. GR85–GR86) 293

Wie bereits oben erwähnt, ist die Errichtung bzw. Gründung der ältesten Kirche des Bron-
tochion-Klosters, die den heiligen Theodoroi (Vers 2) geweiht ist, durch Pachomios auch an-
hand des von Basilakes verfassten Widmungsgedichtes belegbar. Dessen Datierung (Juli 1296)
ergibt sich eigentlich nicht durch das Gedicht selbst, sondern durch die daran angefügte Signa-
tur des Basilakes, die berichtet, dass der Codex (Par. gr. 708)975 vom Abt AĮ? =.:@Ā=A<B 9<:Į?
AŃ: ž0ĄF: 7.ă 5.B9.A<B>0Ń: 2<1Ċ>F: A<Ľ ><:A<DĄ<B, womit nur Pachomios gemeint sein
kann, in Auftrag gegeben wurde. Die Signatur liefert auch die genaue Datierung in den Juli
1296.976 Der Name des Pachomios ist auch an anderer Stelle inschriftlich belegt, nämlich in
einem nur fragmentarisch überlieferten (gemalten) Epigramm in der südwestlichen Ecke der
Südwestkapelle der Kirche Maria Hodegetria (Aphendiko), ebenfalls im Komplex des Bron-
tochion-Klosters in Mystras.977 Die Errichtung dieser Kirche durch Pachomios ist ca. 15 Jahre
nach der Gründung der Kirche Hagioi Theodoroi zu datieren.978 Der ebenfalls in Vers 2 genann-
te Daniel979 ist nur im vorliegenden Epigramm attestiert. Nach Orlandos und Chatzidakis han-
delt es sich dabei um den Vorgänger des Pachomios: Der Bau der Kirche sei unter Daniel be-
gonnen und unter Pachomios abgeschlossen worden.980 Aufgrund der Tatsache, dass Vers 3 fast
zur Gänze verloren ist, ist nicht zu bestimmen, mit welcher Aussage das Epigramm schloss.
War ursprünglich nach ±D26: tatsächlich eine Form von 9<:.DĆ? überliefert – am ehesten der
Akkusativ 9<:.D<Ĉ? –, dann könnte das Epigramm mit der Feststellung geendet haben, dass
eine Kirche errichtet wurde, damit die Mönche nun einen Ort für den Gottesdienst haben.
Den erhaltenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, bestand dieses aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. In Vers 2 ist stilistisch störend, dass zwi-
schen .:6Ă8 und .DF9ĄŁ eine Konjunktion fehlt, die aber wahrscheinlich aus metrischen
Gründen ausgelassen wurde.

Steinplatte (50,7 × 40 cm), a. 1291/92: Kirche (Palaia) Metropolis (auch Hagios Deme-
trios)
Nr. GR86) In die südliche Außenmauer des Narthex der Kirche981, an der Ecke von Süd-
und Westmauer, ist eine graufarbige Marmorplatte eingemauert, in die eine über zehn Zeilen
laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Die linke untere Ecke der
Steinplatte ist zwar ausgebrochen, doch ist dadurch die Inschrift nicht in Mitleidenschaft gezo-
gen. Dass sich die Inschrift aus Versen zusammensetzt, wurde bereits in einer ersten Abschrift
des Textes in einer Handschrift der Metropolis Lakedaimonias aus dem Jahr 1755 festgestellt.982
Da pro Vers je eine Zeile vorgesehen ist, setzt sich der Epigrammtext aus neun Versen zusam-
men; in der zehnten Zeile ist die in die Zeilenmitte gerückte Datierung nach dem Weltjahr ange-
führt. Da auch schon die neunte Zeile merkbar eingerückt ist, scheint es fast so, als wäre die
linke untere Ecke der Steinplatte schon zu einem Zeitpunkt ausgebrochen gewesen, als die In-
schrift eingeritzt wurde.983 Zu erkennen ist auch ein Phänomen, das bei ähnlich angebrachten
Versen zu bemerken ist: Aufgrund der zu vermutenden Unsicherheit des Graveurs, mit dem zur
Verfügung stehenden Platz auszukommen, sind die Buchstaben auf der linken Seite der Stein-
—————–
975
Zum Codex, der vor allem Homilien des Johannes Chrysostomos, die von Basilakes im Auftrag des Pachomios
kopiert wurden, enthält OMONT, Inventaire I 117.
976
EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 198 (Nr. 106A).
977
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 241f. (Nr. 150). Daneben wird Pachomios auch in den vier an die
Wände der Südwestkapelle der Kirche Maria Hodegetria (Aphendiko) gemalten Chrysobulloi Logoi erwähnt.
Dazu zuletzt ibid. 238 u. Anm. 836; s.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 81; CHATZIDAKIS, Mistra 47.
978
Vgl. SINOS, Mistras 424f.
979
Zur Person PLP # 5095.
980
ORLANDOS, .:6Ă8 447; CHATZIDAKIS, Mistra 48; s.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 80; SINOS, Mistras 422:
„Nikephoros“ lege „Pachomios“.
981
Zur Kirche G. MARINOU, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 115–135.
982
BUCHON, Recherches historiques, Annexe A, LXXVIII; vgl. GALANOPOULOS, µ7784@6.@A67.ă @28Ą12? .7F:Ą.?
157.
983
S.a. MANOUSAKAS, $><:<8<0Ą. 73.
294 Griechenland (Nr. GR86)

platte jeweils sehr eng nebeneinander eingeritzt. Teilweise stehen die Buchstaben auch überei-
nander oder sind in andere eingeschrieben, wie dies etwa bei dem Ny von AĆ:12 in Vers 1 der
Fall ist, das innerhalb des Omikron-Kreises angebracht ist; das Omikron steht wieder oberhalb
des kleiner ausgefallenen Tau.
Zu datieren ist der Epigrammtext durch die Angabe des Weltjahres am Inschriftenende in das
Jahr 1291/92.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!ą: 52ĵ<: <å7<: AĆ:12 7.6:<B>02ĵ =Ć5Ł


>ĂA4? =>Ć21><? 2íA28ā? 674CĆ><?
±DF: 128Cą: ĩ.>ĉ: @B:2>0þA4:
@74=A><7>.A<Ľ:A<? í@Ć:F: ĩ:1><:Ą7<B
5 .8.6<8Ć0<B @ć: 6D.ā8 îĀG
<à =.>6Ć:A2? A<60.><Ľ: A<ĈA<6? 8Ĉ@6:
2ñ;.@52 =<88Ń: =A.6@9þAF: =<8B=8Ć7F:
@Ĉ: A2 =></þA<6? 12;6<ĵ? @AĮ:.6 AĆA2
éA2 7>6:2ĵ @Ĉ9=.@.: è 7>6Aā? 7AĄ@6:
10 ±A(<B?) ,OFŅ.
——–
2 = Niceph. Moschop. epigr. . 3 (MANOUSAKAS, 674C. <@D<=. ­=60>þ99.A. 234), epigr. 1 2 (MANO-
USAKAS, 674C. <@D<=. ­=60>þ99.A. 235 = EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 205 [no. 127]). 6–7 cf.
Niceph. Moschop. epigr. . 7–8 (MANOUSAKAS, 674C. <@D<=. ­=60>þ99.A. 234): ;Ĉ9=.:A2? <í7<Ľ:
9=8.749þAF: 8Ĉ@6: | 2ñ;.@52 A<ĈAŁ 7.ă EBDĮ? @FA4>Ą.:. 7 cf. v. 2 epigramm. (hodie deleti ?) in urbe
Palermo (ĺ no. IT32): 8ĈA>F@6: .ßAŃ: =A.6@9þAF: =<8BA>Ć=F:. 9 cf. Niceph. Moschop. epigr. / 9–10
(MANOUSAKAS, 674C. <@D<=. ­=60>þ99.A. 234 = EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 216 [no. 170]):
@<Ľ A2A>.9Ć>C<B 12;6ħ (12;6Ħ ed.) @AĮ:.6 5>Ć:<B | éA2 7>6:2ĵ? @Ĉ9=.@.: ö? 7>6Aā? 7AĄ@6:.
——–
1 AĆ: 12 Buchon. =Ć5F Millet. 4 @74=A<7>.A<Ľ:A<? Buchon. 5 îĀG: BàĀG Buchon, Giatrakou, Galanopoulos,
Manousakas, Kalopissi-Verti, BàĀ6 Millet, Marinou, B6Ā6 Zesiou, µ=60>.C.Ą, Bà2ĵ Boultos. 7 2ñ;.@52:
2ñD2@52 Buchon, 2ñ;.@5.6 Giatrakou. =<8B=8Ć7F:: =<8BA>Ć=F: Giatrakou, =<8B=8Ć=F: Giannopoulos. 8
@ć: A<ĵ? Zesiu, Giatrakou, Marinou. 9 Aā: 7AĄ@6: Buchon. 10 omisit Buchon. ,OFŅ: ,OF6Ņ Zesiou, Galanop-
oulos, ,OF64Ņ Millet, Papadopoulos-Kerameus, ,OF † :(29Ă@2F?)  Zesiou, µ=60>.C.Ą.

Dieses göttliche Haus hier erneuert mit Liebe


der Bischof von Kreta, der bescheidene Nikephoros,
der den Bruder Aaron als Helfer hat,
während über die Ausonen Andronikos
5 Palaiologos mit dem Sohn Michael herrscht.
Die ihr also vorbeigeht, betet für diese um Erlösung
von den zahlreichen (und) vielfältigen Verfehlungen
und dass sie dann unter die rechten Schafe zu stehen kommen,
wenn der Richter die ganze Schöpfung richten wird.
10 Im Jahr 6800 (= 1291/92).
Text: BUCHON, Recherches historiques, Annexe A, LXXVIII (a. 1755) (cf. GALANOPOULOS, µ7784@6.@A67.ă
@28Ą12? .7F:Ą.? 157).– ZESIOU, B@A>Ħ ­=60>.C.Ą 437f. (Nr. 5), s.a. 518 (Abb. 1) = ZESIOU, Ĉ9967A. 21f. (Nr. 5),
s.a. Taf. (Abb. 1).– MILLET, Mistra 122 (Nr. XI) u. Taf. XXbis (Abb. 1 [Abklatsch]).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS,
674CĆ><? <@DĆ=<B8<? 219f.– ZESIOU, µ=60>.C.Ą 431 (Nr. 122).– E. GIATRAKOU, B3.:A6:.㠝>D.6ĆA4A2?
B@A>Ħ 92Aý ö>.ĄF: /B3.:A6:Ń: 2ß7Ć:F:. Athen 21930, 36.– GALANOPOULOS, µ7784@6.@A67.ă @28Ą12? .7F:Ą.?
134, 135 (Abb. 43).– MANOUSAKAS, $><:<8<0Ą. 73 u. Taf. 29–30.– CHATZEDAKES, 2ĊA2>. 152 (vv. 1–2).– KALO-
PISSI-VERTI, Inscriptions 79 (Nr. 26b) u. Abb. 46.– MARINOU, Ž06<? 49ĂA>6<? 239 (Nr. 2) u. Taf. 18/.– BOULTOS,
B@A>þ? 26.– RHOBY, Structure 332 (vv. 6–7 [ab 8Ĉ@6:]).

Lit.: DUFRENNE, Programmes 5f.– MEDVEDEV, Mistra 141f., Anm. 9.– CHATZIDAKIS, Mistra 25.– RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken 54.

Abb.: XXXVI
Griechenland (Nr. GR86) 295

Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um ein Stifterepigramm handelt. Als Stifter agiert
Nikephoros, der sich als =>Ć21><? von Kreta bezeichnet (Vers 2), womit das Bischofsamt ge-
meint ist.984 Die zeitliche Einordnung des Epigramms erfolgt nicht nur durch die konkrete Da-
tierung am Ende der Inschrift, sondern auch durch die Nennung des Palaiologenkaisers Andro-
nikos (II.) und dessen Sohnes Michael (IX.), der von 1281 bis zu seinem Tod im Jahr 1320 als
Mitkaiser fungierte.985 Das Epigramm unterscheidet sich von ähnlichen Stifterepigrammen inso-
fern, als im zweiten Teil des Epigramms (Verse 6–9) die an der Inschrift bzw. an der Kirche
Vorbeigehenden aufgefordert werden, für die Kaiser und nicht für den Stifter zu beten. Aller-
dings ist festzuhalten, dass sich A<ĈA<6? in Vers 6 nicht nur auf Andronikos und Michael, son-
dern auch auf den Stifter Nikephoros beziehen kann. Von den Vorbeigehenden werden Gebete
erfordert mit dem Ziel, für die Genannten Erlösung von den Sünden und ein gutes Los am Tag
des Jüngsten Gerichts zu erwirken. In Vers 1 ist die Form der Stiftung festgehalten: Man wird
informiert, dass Nikephoros „das göttliche Haus“, d.h. die Kirche, erneuern lässt. Was ist mit
dieser Erneuerung gemeint? Vermutlich bezieht sich die Formulierung auf die Vollendung der
Ausmalung der Kirche, die Errichtung des Exonarthex im Westen und von Zubauten im Sü-
den.986
Nikephoros ließ sich auch in einer in die westliche Säule der südlichen Säulenreihe eingeritz-
ten Prosainschrift987 aus dem Jahr 1311/12 ebeno wie im Epigramm (ĺ Nr. GR87) auf dem
Türsturz als Erbauer der Kirche verewigen.988 Während Nikephoros im Epigramm nur als Bi-
schof von Kreta (Vers 2: >ĂA4? =>Ć21><?) tituliert ist, erfahren wir in der genannten Prosain-
schrift, dass er auch Bischof von Lakedaimonia (=>Ć21><? .721.69<:Ą.?) ist.989 Hinter Ni-
kephoros verbirgt sich der auch als Handschriftenschreiber990 und Besitzer einer großen Biblio-
thek ausgewiesene Nikephoros Moschopulos991, der Onkel des bekannten Philologen und
Schriftstellers Manuel Moschopulos. Zum Bischof von Lakedaimonia wurde Nikephoros ca.
1289 ernannt,992 nachdem er schon 1285 zum (Titular)bischof von Kreta gemacht worden
war.993 Entweder im Jahr 1305 oder bis zum Jahr 1305 wirkte Nikephoros auch als Proedros von
Methymna (Lesbos).994 Dass sich Nikephoros Moschopulos in der Prosainschrift und im Epi-
gramm (ĺ Nr. GR87) auf dem Türsturz als Erbauer der Kirche hervortut, ist wohl durch kir-
chenpolitische Faktoren bestimmt: Er wollte das Andenken an seine Vorgänger,995 unter denen
die Kirche – wohl vor 1272996 – errichtet worden war, vergessen machen (damnatio memoriae),
da diese die Unionspolitik des Kaisers Michael VIII. unterstützt hatten, während er die anti-
unionistische Politik des Kaisers Andronikos II. mittrug.997 Welche Stifterfunktion Nikephoros’
—————–
984
Zu =>Ć21><? als Bezeichnung für „Bischof“ vgl. L s.v.
985
Vgl. PLP # 21529. Die dort irrtümlicherweise unter L[eben] angeführte Datierung der Krönung zum Mitkaiser
1294, die in ähnlicher Form (1294/95) auch bei A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Michael IX Palaiologos. ODB 2,
1367f. begegnet, kann in erster Linie aufgrund der Datierung des Epigramms, in dem ja explizit auf das Mitkai-
sertum angespielt wird (Verse 4–5: @74=A><7>.A<Ľ:A<? … @ć: 6D.ā8 îĀG), nicht richtig sein.
986
Vgl. SINOS, Mistras 421f.
987
MILLET, Mistra 122f. (Nr. XIII) u. Taf. XXI (Abklatsch): µ0ĉ è A.=26:ą? 94A><=<8ĄA4? >ĂA4? 7.ă =>Ć21><?
.721.69<:Ą.? 674CĆ><? ě7<1Ć94@. AĆ:12 Aą: :.ą: 2ß? 1Ć;.: 2<Ľ …
988
Vgl. SINOS, Mistras 422; CHATZIDAKIS, Mistra 25.
989
Der Hinweis auf das Amt des Bischofs von Kreta erfolgt in der Prosainschrift mit der Bezeichnung 94A><=<8ĄA4?
>ĂA4?.
990
Vgl. GAMILLSCHEG – D. HARLFINGER, Repertorium I 160 (Nr. 303); s.a. E. GAMILLSCHEG, Eine Platonhandschrift
des Nikephoros Moschopulos (Vind. phil. gr. 21), in: W. HÖRANDNER u.a. (Hg.), "! . Festschrift für
Herbert Hunger zum 70. Geburtstag. Wien 1984, 95–100.
991
Zur Person A.-M. T[ALBOT], Moschopoulos, Nikephoros. ODB 2, 1414f.; PLP # 19376.
992
S.a. PREISER-KAPELLER, Episkopat 221.
993
S.a. PREISER-KAPELLER, Episkopat 207.
994
Widersprüchliche Angaben in der Literatur: KODER, Aigaion Pelagos 228 („1305 [wohl nur kurzzeitige] Übertra-
gung des Sprengels … auf den Metropoliten von Kreta [Nikephoros Moschopulos]“); PREISER-KAPELLER, Epi-
skopat 270 („Proedros bis 1305“).
995
Zu den Vorgängern im Metropolitenamt siehe PREISER-KAPELLER, Episkopat 220.
996
Vgl. SINOS, Mistras 416ff.
997
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 80; CHATZEDAKES, 2ĊA2>. 153ff.
296 Griechenland (Nr. GR86–GR87)

Bruder Aaron innehatte, der als „Helfer“ / „Mitarbeiter“ (Vers 2: @B:2>0þA4?) apostrophiert
wird und sonst nicht belegt ist,998 kann nicht näher bestimmt werden. Seine Stellung war aber
offenbar so prominent, dass er im Epigramm genannt werden konnte. Spekuliert werden könnte
darüber, ob Nikephoros ebenso wie der in Vers 4 genannte Kaiser Andronikos einen „Partner“
an seiner Seite haben wollte, weil er bedacht darauf war, seine Position besonders hervorzu-
streichen.
Das Epigramm setzt sich aus neun prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen zusammen. Zu notieren ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 2. Dass es
sich bei Bischof Nikephoros um Nikephoros Moschopulos handelt, wird bestätigt durch die im
Apparat angeführten Parallelen in seinen handschriftlich überlieferten Epigrammen.999 Auf-
grund der Parallelen ist es naheliegend, zu behaupten, dass Moschopulos selbst der Autor des
vorliegenden Epigramms ist und wahrscheinlich ebenso jenes, das oberhalb der Tür angebracht
ist (ĺ Nr. GR87).1000
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Verbum @74=A><7>.AĀF in Vers 4 ist erst-
mals bei Konstantinos Manasses attestiert,1001 ein ungefähr zeitgleicher Beleg (a. 1295/96) ent-
stammt dem gemalten Stifterepigramm in der Kokkine Ekklesia (bzw. Panagia Bellas) im epiro-
tischen Paleochori.1002 Das letzte Wort von Vers 5 wurde von den meisten bisherigen Editoren
falsch transkribiert. Der drittletzte Buchstabe ist ein lang gezogenes Ypsilon und nicht die
Kombination von Ypsilon und Iota. Das Wort müsste zwar an sich ein Perispomenon sein, doch
ist es gerechtfertigt, den Ton aus metrischen Gründen auf die vorletzte Silbe zu setzen.1003 Die
richtige Lesung der Datierung am Inschriftenende ist Manousakas zu verdanken: Auf das Ome-
ga folgt deutlich sichtbar1004 ein eingeritztes Kreuz, das auch vor ±A(<B?) angebracht ist.1005

Türsturz (Länge: 180 cm), 13./14. Jh.: Kirche (Palaia) Metropolis (auch Hagios Deme-
trios)
Nr. GR87) In die vordere Leiste des Türsturzes des (westlichen) Tores, das den Weg vom
Narthex in den Naos öffnet, ist eine über eine Zeile laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-
Inschrift eingeritzt, die ebenfalls erstmals in der Handschrift von 1755 publiziert ist.1006 Die
Inschrift ist nicht nur wegen ihres metrischen Charakters beachtenswert, sondern auch aufgrund
der Tatsache, dass sie im Hexameter und nicht – wie sonst üblich – im Zwölfsilber abgefasst ist.
Die beiden Verse sind durch drei übereinander liegende Punkte getrennt; am Beginn von Vers 1
ist ein Kreuz eingeritzt. Paläographische Ähnlichkeiten – etwa bei der Ausführung der Buchsta-
ben Alpha und My – mit dem an der südlichen Außenmauer des Narthex angebrachten Epi-
gramm (ĺ Nr. GR86) legen den Schluss nahe, dass der gleiche Graveur am Werk war.
Zu datieren ist die Inschrift aus noch darzulegenden Gründen um die Wende vom 13. zum
14. Jahrhundert.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!Ć:12 1Ć9<: =Ć12@6<:> CĄ8<? ­9/2/.ĉ? 0.:<ĵ@6


9:Ċ2< 674CĆ><6< 1<9ĂA[<]><? >D62>Į<?.
––––
1 !Ć: 12 Buchon. =Ć12@6<:> metri causa supplevi. 2 9:ł2< Galanopoulos. 1<9ĂA<><? legerunt alii.

—————–
998
Vgl. PLP # 2.
999
S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54, Anm. 158.
1000
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54.
1001
Vgl. LBG s.v.
1002
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 70,25 (teilweise konjiziert).
1003
Zu ähnlichen Beispielen siehe oben S. 86.
1004
Vgl. die Detailaufnahme bei MANOUSAKAS, $><:<8<0Ą., Taf. 30.
1005
Durch ein Kreuz ist auch der Beginn der Inschrift markiert.
1006
Siehe oben S. 293.
Griechenland (Nr. GR87) 297

Wenn du als Freund dieses Haus mit sanften Füßen betrittst,


denke an den Erbauer, den Erzpriester Nikephoros!
Text: BUCHON, Recherches historiques, Annexe A, LXXVIII (a. 1755) (cf. GALANOPOULOS, µ7784@6.@A67.ă
@28Ą12? .7F:Ą.? 157).– ZESIOU, B@A>Ħ ­=60>.C.Ą 438 (Nr. 6) = ZESIOU, Ĉ9967A. 22 (Nr. 6).– MILLET, Mistra
122 (Nr. XII [mit Schriftskizze]).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 674CĆ><? <@DĆ=<B8<? 219.– ZESIOU, µ=60>.C.Ą
431 (Nr. 121).– GALANOPOULOS, µ7784@6.@A67.ă @28Ą12? .7F:Ą.? 135 (u. Abb. 44), 149.– CHATZEDAKES, 2ĊA2>.
153 (Nr. /).– MARINOU, Ž06<? 49ĂA>6<? 239 (Nr. 1) u. Taf. 18..– BOULTOS, B@A>þ? 27.

Lit.: CHATZIDAKIS, Mistra 25.– SINOS, Mistras 422.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54.

Abb.: XXXV

Die Verse richten sich an den Besucher der Kirche. Er wird aufgefordert, beim Eintritt in die
Kirche an Nikephoros zu denken. Die Aufforderung, nur als Freund in die Kirche einzutreten,
ist ein Topos, der auch an anderer Stelle zu finden ist, etwa in der Form ß 9ÿ: CĄ8<? =ĀCB7.?
…1007 Der Gedanke wird bereits auch in einem frühchristlichen Epigramm in Aqraba (Palästina)
formuliert: ß 9ÿ: C68Ā26? ±>D2< 045Ć92:<? | 2ß 1ÿ C5<:Ā26? 1Ā>72< A47Ć92:<?.1008
Bei Nikephoros handelt es sich um Nikephoros Moschopulos, der sich hier aus kirchenpoliti-
schen Gründen ebenso wie in der Prosainschrift auf einer Säule im Inneren der Kirche als „Er-
bauer“ hervortut, obwohl er nur als Erneuerer bzw. Erweiterer wirkte.1009 Was die Datierung der
Hexameter-Inschrift angeht, kommen die Jahre ca. 1289 bis 1311/12 oder etwas später in Frage,
da Nikephoros Moschopulos in diesem Zeitraum als Bischof von Lakedaimonia wirkte.1010
Nachdem es bei der Formulierung der Stiftung größere Übereinstimmung zwischen dem vorlie-
genden Epigramm und der genannten Prosainschrift (Vers 2: 1<9ĂA<><? – Prosainschrift, Zeile
3f.: ě7<1Ć94@. AĆ:12 Aą: :.Ć:1011) als zwischen dem vorliegenden Epigramm und dem
Zwölfsilber-Epigramm (ĺ Nr. GR86, Vers 1: !ą: 52ĵ<: <å7<: AĆ:12 7.6:<B>02ĵ =Ć5Ł) aus dem
Jahr 1291/92 gibt, ist man verleitet, die Hexameter zeitlich in die Nähe der Prosainschrift, d.h.
in das Jahr 1311/12, zu rücken.
Das vorliegende Epigramm besteht – wie bereits erwähnt – aus zwei daktylischen Hexame-
tern, die – wahrscheinlich nicht ohne Grund – jeweils paroxyton bzw. mit einem Properis-
pomenon enden. Aus metrischen Gründen ist an das inschriftlich überlieferte C ein Ny
anzufügen, um an der entsprechenden Stelle eine Länge zu erreichen. Nicht den Gesetzen des
Hexameters gehorcht auch der Eigenname 674CĆ><6<.
Vers 1 ist auch als Inschrift in postbyzantinischen Monumenten der Insel Siphnos zu finden:
Beim Kloster Hagios Symeon wurde ein Marmorfragment gefunden, auf dem über zwei Zeilen
verteilt Vers 1 angebracht ist. Auf das letzte Wort (0.:<ĵ@6) folgt die Datierung nach der christ-
lichen Ära (1667).1012 Der zweite Beleg stammt aus einer Zelle des Klosters Panagia Toso Nero;
auch hier ist an Vers 1 die Datierung angefügt (1687).1013 Paläographisch unterscheidet sich die
Inschrift aber stark von jener des Klosters Hagios Symeon, wo sie offiziellen Charakter gehabt
haben dürfte, während sie hier vielleicht nur dem privaten Zweck eines Mönches diente. In bei-
den Beispielen ist ȆȅǻǼCǿ ohne Ny überliefert.

—————–
1007
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 209–212. Zu ergänzen ist etwa auch ein Epigramm des 18.
Jahrhunderts auf dem Türsturz des südlichen Eingangs der Kirche Hagios Menas in Herakleion, ed. XANTHOUDI-
DES, µ=60>.C.Ą 162: ã@2852 CFAĄ@54A6 =Ħ? A6? Aý? C>Ā:.? 7A8.
1008
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 375 (Nr. 22/01/02).
1009
Siehe oben S. 295.
1010
Vgl. PREISER-KAPELLER, Episkopat 221; A.-M. T[ALBOT], Moschopoulos, Nikephoros. ODB 2, 1414f.; PLP #
19376. Das Jahr 1311/12 geht auf die Datierung der Prosainschrift auf der Säule im Inneren der Kirche zurück
(MILLET, Mistra 122f. [Nr. XIII]); allerdings könnte Nikephoros Moschopulos bis 1315 als Bischof von Lake-
daimonia gewirkt haben, da erst für dieses Jahr ein neuer =>Ć21><? namens Michael bekannt ist (vgl. PREISER-
KAPELLER, Episkopat 221; PLP # 19066).
1011
MILLET, Mistra 122 (Nr. XIII).
1012
GKETAKOS, µ=60>.C.Ą 137 (Nr. 160 [mit Schriftskizze]).
1013
GKETAKOS, µ=60>.C.Ą 131 (Nr. 152 [mit Schriftskizze]).
298 Griechenland (Nr. GR88)

*Inschrift (verloren), 14. Jh.: Kirche Hagia Sophia


Nr. GR88) Der vom französischen König Ludwig XV. nach Konstantinopel und Griechen-
land geschickte Reisende Michel Fourmont (1690–1746)1014 zeichnete im Jahr 1730 in der Kir-
che Hagia Sophia,1015 die damals als Moschee fungierte, eine lange Inschrift auf. Sie ist heute
zwar nicht mehr in situ vorhanden, aber als Autograph des Fourmont im Cod. Par. Suppl. gr.
855,1016 fol. 991017 erhalten.1018 Zusätzlich existiert im selben Codex eine Reinschrift auf fol. 92v.
Fourmonts Abschrift ist ebenso wie die Kopie in Minuskel wiedergegeben, die originale In-
schrift war aber wahrscheinlich in akzentuierter Majuskel angebracht.1019 Nicht festzustellen ist,
ob die Inschrift gemalt oder auf Stein angebracht war. Vielleicht war sie in die vier Säulen der
Vorhalle der Kirche eingeritzt.1020 Leicht zu eruieren ist hingegen, dass es sich um eine metri-
sche, aus 46 Zwölfsilbern zusammengesetzte Inschrift handelt. Fourmonts Abschrift zufolge
waren die Verse in vier Kolumnen angebracht, wobei die Leserichtung nicht nach Kolumne,
sondern nach Zeile zu erfolgen hat.1021 Im Text sind nur drei Lücken vorhanden, nämlich am
Beginn der Inschrift und in zwei Versen (41, 45) der ersten Kolumne. Generell ist festzuhalten,
dass Fourmont die Inschrift sehr gut entziffern konnte, was bedeutet, dass sie zu seiner Zeit
wohl auch sehr gut lesbar gewesen sein dürfte.
Zu datieren sind die Verse aufgrund der noch genau zu diskutierenden Hinweise im Epi-
gramm an den Beginn der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts.
Das ungewöhnlich lange Epigramm ist folgendermaßen wiederzugeben:

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7.ă AĮ? :Ą74? =AĀ>B;6: >52ă? îEĆ@2

—————–
1014
Zu Person und Reise K. SIMOPOULOS, Ā:<6 A.;616ŃA2? @Aā: ¶88þ1. 1700–1800. 49Ć@6<? 7.ă ß16FA67ą? /Ą<?,
8.G7ą? =<86A6@9Ć?, ­7784@Ą. 7.ă <ß7<:<967ā 3FĂ, =ą Aý =2>6404A67ý D><:67þ. Athen 1991, 128–151; R. STONE-
MAN, The Abbé Fourmont and Greek Archaeology. Boreas. Münstersche Beiträge zur Archäologie 8 (1985) 190–
198; O. GENGLER, Les inscriptions de Sparte dans les manuscrits de Michel Fourmont (1690–1746):
http://www.academia.edu/1942456/Les_inscriptions_de_Sparte_dans_les_manuscrits_de_Michel_Fourmont_169
0-1746_
1015
Zur Kirche G. MARINOU, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 155–174; SINOS, Mistras 430–433, 512–514.
1016
Zur Handschrift OMONT, Inventaire III 317.
1017
Die Seite wurde von einer späteren Hand durchgestrichen.
1018
Ich danke Olivier Gengler, der mir gestattete, seinen Ausdruck der Handschrift zu benützen.
1019
So MILLET, Mistra 143. Fourmonts Wiedergabe der Verse in Minuskel könnte darauf hindeuten, dass die Inschrift
gemalt war. Es ist jedoch festzuhalten, dass Fourmont bei der Abschrift der Verse des langen Epigramms von Pa-
rori (ĺ Nr. GR 99), das er ebenfalls im Codex in Minuskel wiedergibt, explizit festhält, dass diese Inschrift auf
Stein (Marmor) angebracht war.
1020
Vgl. NICOL, Kantakouzenos 127, Anm. 16.
1021
Vgl. MILLET, Mistra 145, Anm. 10.
Griechenland (Nr. GR88) 299

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@Ā/.? :Ā926: 12ĵ 7.ă C682ĵ: Aą: =84@Ą<:.
———
1 cf. v. 14 carm. Georg. Callip. in Ioan. Batatz. III (GIGANTE, Poeti bizantini 165): Ŕ>F?
D.>6AĊ:B92, />6.>ą: @5*:<?. 3 cf. Anal. Hymn. Gr. IX 82,119sq. (SCHIRÒ): Ÿ>.G@9Ā:<? AŃ: .à9þAF: Aį
=<>CB>Ą16 … 7 cf. e.g. Anal. Hymn. Gr. I 256,136sq. (SCHIRÒ): … Aą ;Ĉ8<: Aą A<Ľ @A.B><Ľ ö? @7Į=A><:
CĀ>26 (sc. ¾ =.>5Ā:<? ­7784@Ą.), ŃA2>. 13 cf. v. 12 epigramm. in parecclesia monast. Pantocr. Cpl. =
Man. Phil. carm. I 118 (CCXXIII 12 MILLER) (de Mich. Tarch.): 7.ă =>ą? :<4A<ć? :A2Aþ;F @.A>þ=.?.
17 AĮ? :Ą74? =AĀ>B;6:: allusio ad deam Victoriam alitem. 36 7.Aý 7>þA<?: cf. Th. I 64,3. 39 @47Ć?: cf. v. 4
epigramm. in ecclesia Deiparae in urbe Veljusa (ĺ no. BG4).
———
1 [ķ>]F? supplevit Millet. 3 õ>.6@9Ā:<? cod. 4 ­:B<Ľ? Millet (app.): ­::H<Ľ? cod. 6 ²@A472: scripsi:
±@A472: cod., Millet. @7Į=A><: Millet: @7Ă=A><: cod. 10 16ĩ ü: scripsi ut proposuit Hörandner: 16Ń: cod.
(f. 99), Millet, 16ü: (?) cod. (f. 92v). 8ĈAF? scripsit Millet (app.): 84AŃ? cod. (f. 99), ¢84AF? cod. (f.
92v). (2)<Ľ scripsi: 5<Ľ cod., Millet. 14 <í1Ā:. 8ĆD<: Millet (app.): <Ľ1ÿ: (sic) 8ĆD<: cod. 15 ¡9C<ĵ:
cod. (f. 99). 16 (2)<Ľ scripsi: 5<Ľ cod., Millet. =2=<6(5)ĉ? Millet: =2=<6ĉ? cod. 17 îEĆ@2 scripsit Millet:
îEĆ@2@2 (?) cod. (fol. 99), îEĆ@26 cod. (f. 92v). 19 ¾ @Ĉ3B0<? scripsit Millet (app.): ¿? ñ3H0<? cod. .íAń
scripsit Millet (app.): BAŃ: cod. 21 =Ć>>F52: scripsi: =<>><52: Millet (sic cod. ?). 77 AŃ: scripsi:
7.7AŃ: cod., Millet. /8299þAF: scripsit Millet (app.): /829:þAF: cod. 23 ²74A6 scripsi: ±74AG cod., Millet.
26 7: Ań12 scripsi: 7.:AŃ12 cod., 7.: AF12 Millet. 30 = 18 cod. ®.BAĮ? scripsi: ­.BA<Ľ cod., Millet.
:<@@6ý: metri causa scripsi: :<@6ý: cod., Millet. 31 .:<Bā8 scripsi ut proposuit MILLET, Mistra 145, n.
4: ß9.:<Bā8 (cum linea supra 9.(:)) cod., Millet). 33 î=2>CBĦ 8Ć0<6? scripsit Millet: î=ÿ> CB.8Ć0<6? cod.
35 ±9=26><? scripsit Millet (app.): ±9=2><? cod. 36 =þ:A.? scripsit Millet (app.): =þ:A. < cod. 7.5.6>2ĵ
scripsi: 7.5.6>2Ą cod., Millet. 1B@92:<ĵ? cod. (f. 92v). 7.Aý 7>þA<? scripsi: 7þA.A.7>þA<? cod. (f. 99),
7.A.A.7>þA<? cod. (f. 92v), 7.Aý<A.> 7>þA<? Millet, an 7.A.7>þA<? scribendum ? 39 AĆ:12 scripsi: Aą:
1ÿ cod., Millet. 40 (2<)Ľ =(.A)>(ą)? Ć0Ł scripsi: 5Ľ =>Ŀ? 8Ć0F cod., Millet. 43 AŃ: omisit Boultos. 45
(2)ń scripsi: 5Ń cod., Millet.

Nach der Gnade benannter Held, großer Selbstherrscher,


Kantakuzenos, Autokrator der Ausonen,
300 Griechenland (Nr. GR88)

mit dem Blut der Kaiser verschönert,


Vorsteher der zu Ares gehörenden Enyo,
5 Retter des Volkes sowohl durch Tat als auch weise Worte,
steht da zum Nachweis der Orthodoxie,
indem er das Kreuzesszepter an der Schulter
und Erde, Abbild der Unschuld, (in der Hand)
und die Sorge um den Tod mit dem Mandylion (d.h. Mönchskutte) trägt.
10 Dadurch von Gott unauflöslich behütet
und mit geistigen Gnaden erfüllt
verschließt er jeglichen Häretikermund,
und indem er zur Vergeltung die bösen Satrapen vernichtete,
fürchtete er sich vor keiner Meute der Barbaren.
15 Denn er rüstet sich vielmehr gegen beide wie ein Gigant,
Kaiser im Vertrauen auf die Macht Gottes
und von den Flügeln des Sieges in die Höhe gehoben.
Wie es dem Rang dessen, der sie heiratete, zukommt,
steht die Gattin ihm nahe
20 als Helferin und weise Mitarbeiterin,
die es schon von fern und mit ihren Blicken anzeigt
und ganz und gar nach seiner Art ist
und sich sowohl aufgrund von Familie als auch von persönlichem Wert
des Kaisers auch als Lehrers bedient,
25 der den Geist und den Mund der Rhetoren besiegt.
Und hierin siegt sie und gewinnt noch mehr Würde,
übertrifft alle auserwählten Frauen.
Die Verbindung, die unvergleichlich ist,
da mit allem Guten ruhmvoll geschmückt,
30 bedeckt (damit) ihre ganze Nachkommenschaft.
Sie bringen nämlich auch den Despoten Manuel hervor,
einen starken Mann und voll der Einsicht, Fremder,
überlegen in Worten und Taten,
der glücklich ist und gut und tapfer
35 und erfahren in den Staatsgeschäften aufgrund von Wohlberatenheit.
Er unterwirft alle Feinde mit aller Kraft.
Die (Insel) des Pelops verwaltet er aufgrund seiner Männlichkeit,
indem er sich wahrhaft als Retter oder Vater zeigt.
Auch dieses Heiligtum hier errichtete er von Grund auf
40 für den alles wirkenden Logos Gottes, des Vaters,
……… die Herde der guten Mönche
und da er von Kindheit als ein den Vater Liebender befunden wurde,
ließ er vor den Toren der Kirche
die kaiserliche Verbindung der Eltern malen.
45 …… geradezu wie Gott muss man auch den Eltern
Ehre zuteilen und den Nächsten lieben.
Text: MILLET, Mistra 144f. (Nr. XL).– BOULTOS, B@A>þ? 88 (vv. 39–44).

Lit.: NICOL, Kantakouzenos 98, 127f. u. Anm. 16.– G. MARINOU, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 155.

Das Epigramm stellt – vereinfacht gesagt – ein Enkomion auf Manuel Kantakuzenos und auf
seine Eltern, Kaiser Ioannes (VI.) Kantakuzenos und Eirene Kantakuzene, dar. Die Stiftung
Griechenland (Nr. GR88) 301

bzw. Errichtung der Kirche wird nur kurz (Vers 39f.) erwähnt.1022 Wir erfahren aber, dass die
Kirche ursprünglich Christus geweiht war (Vers 40). Aus dem Jahr 1365 ist eine Patriarchenur-
kunde erhalten, die die Umwandlung einer š4@<Ľ? $>6@Aą? è 3F<1ĆA4? geweihten Kirche in
eine Klosterkirche genehmigte.1023 Dass es sich dabei um die von diesem Zeitpunkt an Hagia
Sophia genannte Kirche handelte, ist durch das vorliegende Epigramm bewiesen.1024 Zuletzt
wurde der eigentliche Kirchenbau zwischen 1350 und 1365 datiert;1025 doch der Datierungsrah-
men kann weiter eingeengt werden: Aus Vers 31 erfahren wir, dass Manuel Despot der Pelo-
ponnes ist; er hatte diese Position von 1349 bis 1380 inne.1026 Vers 9 weist offensichtlich darauf
hin, dass sein Vater Ioannes (VI.) Mönch ist, obwohl er im Epigramm noch immer als legitimer
Kaiser angesehen wird (Vers 1ff.); es ist bekannt, dass dieser am Tage nach seiner Abdankung
im Jahre 1354 in das Manganen-Kloster in Konstantinopel eintrat.1027 Im Jahr 1361 kam auch
Matthaios auf die Peloponnes, um seinen Bruder Manuel zu unterstützen;1028 nach dessen Tod
folgt er ihm auch als Despot nach. Da jedoch Matthaios im Epigramm mit keinem Wort erwähnt
wird, ist anzunehmen, dass die Inschrift vor dessen Ankunft entstanden ist. Somit ergibt sich für
Epigramm und Kirche eine Entstehungszeit zwischen 1354 und 1361; am ehesten ist an eine
Datierung gegen Ende der 50er-Jahre zu denken, da sich Manuel nach der Machtübernahme des
Kaisers Ioannes V. Palaiologos im Jahr 1354 zunächst mit einer Rebellion gegen seine Herr-
schaft auf der Peloponnes konfrontiert sah. Diese konnte er aber niederschlagen, worauf auch
Vers 36 hinweisen dürfte; auch Ioannes V. musste schließlich seine Rechte als Despot anerken-
nen.1029 Die Entstehungszeit des Epigramms könnte aber auch in Zusammenhang stehen mit
dem Besuch des Ioannes (und wahrscheinlich auch der Eirene) in Mystras im Jahr 1361/62,1030
in dessen Gefolge sich auch sein Sohn Matthaios befand, der von dann an – wie erwähnt – auf
der Peloponnes weilte.
Besonderes Lob wird im Epigramm – wie bereits erwähnt – Ioannes VI. zuteil. Sein eigentli-
cher Name wird nicht genannt, doch ist D.>6AĊ:B9<? (Vers 1) stets ein Hinweis auf Ioannes.1031
Vers 3 (/.@68ĀF: .á9.@6: ö>.G@9Ā:<?) dürfte darauf hinweisen, dass er (über seine Mutter) mit
der Familie Palaiologos verwandt war.1032 Danach wird sein Kriegstalent gerühmt, was subtil
mit der Wendung AĮ? ¥>2G7Į? µ:B<Ľ? ­=6@AþA4? umschrieben wird.1033 In Vers 6f. wird Ioannes
VI. als Verteidiger der Orthodoxie gerühmt, was sich auf seine Unterstützung für den Palamis-
mus bezieht. Seine Rolle als Kämpfer gegen die Häretiker wird auch in Vers 12f. unterstrichen.
Das Motiv des Kampfes gegen die „(geistig) bösen Satrapen“ begegnet auch im von Manuel
Philes verfassten Epigramm auf Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes am Gesims des Parekkle-
sions des Pammakaristos-Klosters in Konstantinopel (ĺ Nr. TR76).1034 Das Kreuzesszepter,
—————–
1022
Ein Monogramm, das nach Fourmont (cod. Par. Suppl. gr. 855, f. 48) in einer Kirche zu finden war (wohl eben-
falls in der Kirche Hagia Sophia) nennt ebenfalls Manuel Kantakuzenos (MILLET, Mistra 146 [Nr. XLII]).
1023
MIKLOSICH – MÜLLER, Acta I 472–474; vgl. SINOS, Mistras 430.
1024
Somit können auch die letzten Zweifel von SINOS, Mistras 430f. ausgeräumt werden; NICOL, Kantakouzenos
127f. sprach noch von zwei verschiedenen Kirchen.
1025
SINOS, Mistras 431f.
1026
Vgl. PLP # 10981; s.a. NICOL, Kantakouzenos 123.
1027
Vgl. PLP # 10973; s.a. NICOL, Kantakouzenos 86. Zugleich wurde auch seine Frau Eirene Nonne (vgl. NICOL,
Kantakouzenos 86, 106).
1028
Vgl. PLP # 10983; s.a. NICOL, Kantakouzenos 118, 125; A.-M. T[ALBOT], Matthew I Kantakouzenos. ODB 2,
1316.
1029
Vgl. NICOL, Kantakouzenos 123f.
1030
Vgl. NICOL, Kantakouzenos 87f., 107.
1031
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 304.
1032
Vgl. NICOL, Kantakouzenos 35.
1033
Enyo ist in der griechischen Mythologie die Göttin des blutigen Nahkampfes; in Il. 5,592 erscheint sie zusammen
mit Ares, mit dem sie die Trojaner ermutigt. Ihre genaue Beziehung zu Ares ist nicht geklärt (vgl. R. GOR[DON],
Enyo. Der Neue Pauly 3 [1997] 1054).
1034
Vgl. z.B. auch H. HOSTENS, Anonymi auctoris Theognosiae (saec. IX/X) dissertatio contra Iudaeos (CCSG 14).
Turnhout – Leuven 1986, 71 (IV 299–303): <Ą<B? ¡>D<:A.?; 48<:ĆA6 A<ć? .ß@54A<ć? 7.ă :<4A<Ĉ?, Ü0<B: 7.ă
/.@682ĵ? 7.ă @.A>þ=.? AĮ? <ß7<B9Ā:4?, 7.ă Aą: 16þ/<8<: 1ÿ 7.ă =þ:A.? A<ć? @B:.=<@A.A67<ć? .íAń 1.Ą9<:.?
¡>D<:A.? 7.ă 12@=Ć3<:A.? A4:67þ12 AŃ: :<ĂAF: 7.ă A.8.6=Ċ>F: :5>Ċ=F: …
302 Griechenland (Nr. GR88)

Zeichen der Kaiserherrschaft, trägt er an die Schulter gelehnt (Vers 7). Vers 8 bezieht sich auf
die so genannte 7.7Ą.,1035 ein mit Erde gefülltes Säckchen, eine Kaiserinsignie, die die Ver-
gänglichkeit versinnbildlicht,1036 die er in der anderen Hand getragen haben dürfte.1037 Ioannes
VI. war vielleicht so dargestellt, wie er auf den Folien 5v und 123v des bekannten Cod. Par. gr.
1242 (a. 1370–1375) zu sehen ist: In der rechten Hand hält er dort das an die Schulter gelehnte
Kreuzesszepter, in der linken Hand das 7.7Ą.-Säckchen.1038
Wie bereits oben angeführt, dürfte Vers 9 darauf hinweisen, dass Ioannes Mönch ist.1039
9.:1Ĉ86<: ist nämlich auch in der Bedeutung „Mönchskutte“ belegt.1040 Die Verse 19f. sind der
Frau des Ioannes, Eirene (Kantakuzene),1041 gewidmet, wenngleich auch ihr Name nicht genannt
wird. Sie ist nach der Art ihres Mannes (Vers 22), bedient sich seiner auch als Lehrer (Vers 24)
und übertrifft somit alle anderen Frauen (Vers 27). Die besondere Klugheit des Ioannes, der den
Rhetoren in Geist und Zunge überlegen ist, wird in Vers 25 hervorgehoben; dabei handelt es
sich nicht nur um rhetorisches Lob, da Ioannes ja auch selbst schriftstellerisch tätig war. Auf die
Besonderheit der Verbindung von Ioannes und Eirene wird in den Versen 28–30 hingewiesen.
In den Versen 31f. wird schließlich ihr Spross Manuel in den Mittelpunkt gestellt. Dieser ist
nicht nur mit physischer Stärke ausgezeichnet, sondern auch überlegen in Taten und Worten
(Vers 33), hat die Peloponnes unter seine Kontrolle gebracht und erweist sich dadurch als Retter
und Vater (Vers 38). Nachdem – wie ebenfalls oben angeführt – kurz auf die Errichtung des
Heiligtums eingegangen wird (Vers 39f.), wird offensichtlich die Kirche angesprochen (Vers
41).1042 Da Manuel ein C68<=þAF> ist, d.h. seinen eigenen Vater überaus liebt, was auch durch
dessen besondere Stellung im Epigramm unterstrichen wird, ließ er in der Vorhalle der Kirche,
wo offensichtlich auch das Epigramm angebracht war (vgl. S. 298), ein Gemälde seiner El-
tern1043 malen (Verse 43–45), da man diesen ebenso wie Gott Ehre erweisen müsse (Vers
45f.).1044
Abschließend ist darauf hinzuweisen, dass in Vers 32 der Betrachter bzw. Leser direkt ange-
sprochen wird, nämlich unter Verwendung der auch sonst (vor allem in Grabepigrammen) übli-
chen Anrede ;Ā:<?.
Das Epigramm besteht aus 46 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffallend ist die relativ hohe Anzahl von Binnenschluss B7, der in 19 Versen vor-
—————–
1035
Auch :2;67.7Ą., vgl. LBG s.v.
1036
Vgl. LBG s.v. 7.7Ą.; A. K[AZHDAN], Akakia. ODB 1, 42; M.F. HENDY, Catalogue of the Byzantine Coins in the
Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collection. Vol. IV: Alexius I to Michael VIII, 1081–1261.
Part I: Alexius I to Alexius V (1081–1204). Washington, D.C. 1999, 169f. S.a. G.P. GALAVARIS, The Symbolism
of the Imperial Costume as Displayed on Byzantine Coins. The American Numismatic Society. Museum Notes
VIII (1958) 99–117; G. DAGRON, From the mappa to the akakia: symbolic drift, in: H. AMIRAV –B. TER HAAR
ROMENY (Hg.), From Rome to Constantinople. Studies in Honour of Averil Cameron (Late antique history and
religion 1). Leuven u.a. 2007, 203–219.
1037
Diese Darstellung ist bereits im Zeremonienbuch beschrieben, A. VOGT, Le livre des cérémonies, I. Paris 1935,
20,11–13: … 8.9/þ:<B@6: ­: 9ÿ: Aį 12;6ħ D26>ă Aā: 7.7Ą.:, ­: 1ÿ Aį 2íF:Ĉ9Ł A<ć? ­7 8Ą5F: 7.ă 9.>0þ>F:
½9C62@9Ā:<B? D>B@<Ľ? @A.B><Ĉ? … S.a. VERPEAUX, Pseudo-Kodinos 201; vgl. P.A. UNDERWOOD – E.J.W. HAW-
KINS, The Mosaics of Hagia Sophia at Istanbul. The Portrait of the Emperor Alexander. A Report on Work Done
by the Byzantine Institute in 1959 and 1960. DOP 15 (1961) 191.
1038
Vgl. SPATHARAKIS, Portrait 129–139 u. Abb. 86, 87; zum Codex auch J. L[OWDEN], in: Byzantium, Faith and
Power 286f. (Nr. 171); zuletzt I. DRPIû, Art, Hesychasm, and Visual Exegesis: Parisinus Graecus 1242 Revisited.
DOP 62 (2008) 217–247. Ungefähr zeitgleich zu datieren ist auch ein nicht mehr erhaltenes, jedoch durch eine
Zeichnung im Fossati-Archiv bekanntes Mosaik des Kaisers Ioannes V. Palaiologos in der Hagia Sophia zu Kon-
stantinopel. Der Kaiser hält in seiner rechten Hand ein an die Schulter gelehntes Kreuzesszepter und in der linken
Hand das 7.7Ą.-Säckchen: C. MANGO, Materials for the Study of the Mosaics of St. Sophia at Istanbul (DOS
VIII). Washington, D.C. 1962, 74–76 u. Abb. 97. Weitere Beispiele sind bei VERPEAUX, Pseudo-Kodinos 201,
Anm. 2 genannt.
1039
Darauf, dass er nicht mehr Kaiser ist, weist u.a. auch der Aorist (±=A4;2:) in Vers 14 hin.
1040
Vgl. L s.v.
1041
Zu dieser PLP # 10935.
1042
0Ā84, was eigentlich „Herde“ bedeutet, kann auch als Synonym für „Kirche“ verstanden werden, vgl. L s.v. 2.
1043
Zu =.AĀ>2? in der Bedeutung „Eltern“ vgl. LSJ s.v. =.AĂ> VII 2.
1044
Heute dürfte von diesem Gemälde nichts mehr erhalten sein, vgl. SINOS, Mistras 511ff.
Griechenland (Nr. GR88–GR89) 303

kommt; die Verse 17–23 weisen mit Ausnahme von Vers 20 allesamt B7 auf. Die prosodischen
Vorgaben sind mit Ausnahme mancher Eigennamen berücksichtigt. Die in der Edition als Vers
30 angeführte Textzeile ist an beiden Stellen im Codex an anderer Stelle, nämlich unmittelbar
nach Vers 17, überliefert. Aus inhaltlich nachvollziehbaren Gründen platzierte Millet den Vers
an anderer Stelle, tat dies aber stillschweigend.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 10 ist nicht 16Ń: zu schreiben, sondern 16ĩ
ü:, da es sich um zwei Wörter und inhaltlich nicht etwa um eine Form von 16þF (Nebenform
von 16þ496) handelt. Etwas unklar ist die Verwendung des Pronomens .íAĂ:1045 in Vers 18:
Dieses kann sich – sowohl aus formalen als auch aus inhaltlichen Gründen – nur auf ¾ @Ĉ3B0<?
im folgenden Vers (19) beziehen, doch würde man die Verwendung des Pronomens erst nach
der Nennung des Nomens (in diesem Fall ¾ @Ĉ3B0<?) erwarten. Trotz dieser Unsauberkeit wird
man aber an der von Millet vorgenommenen Umreihung des Verses festhalten. In Vers 24 ist A2
inhaltlich redundant, da an der speziellen Stelle keine Konjunktion benötigt wird. In Vers 30 ist
bei Millet :<@6ý: abgedruckt, das vielleicht auch in der originalen Inschrift stand. Aus metri-
schen Gründen – es wird eine Länge benötigt – ist zu :<@@6ý: zu ändern, das auch sonst gut
belegt ist.1046 Die Schreibung mit einem Sigma ist aber nicht als Fehler zu werten, da sie auch an
anderer Stelle attestiert ist.1047 02::þ1.? in Vers 34 bedeutet hier „tapfer“; diese Bedeutung ist
auch anderswo belegt.1048 In den Versen 35 und 37 sind die ähnlichen Versenden (­; 2í/<B8Ą.? /
­; 2í.:1>Ą.?) zu beachten.
Der Autor des Epigramms ist als durchaus gebildet zu bezeichnen. Man könnte dahinter Ma-
nuel Rhaul vermuten,1049 der zumindest einen Teil seines Lebens auf der Peloponnes unter dem
Despoten Manuel verbrachte.1050

Steinplatte (57 × 26 cm), a. 1454/55: Taxiarchoi (Kapelle TA)


Nr. GR89) Oberhalb des Klosters Maria Peribleptos befindet sich die Ruine einer traditio-
nell Taxiarchoi genannten Kapelle,1051 in der Drandakes eine mit einer Inschrift bedeckte Stein-
platte finden konnte. Die in nicht akzentuierter Majuskel abgemeißelte Inschrift erstreckt sich
über fünf Zeilen; jede Zeile ist durch einen Rahmen begrenzt, was gelegentlich auch bei gemal-
ten Inschriften zu sehen ist.1052 Die letzte Zeile, die größere Buchstaben aufweist, ist der Datie-
rung gewidmet; am Ende ist ein Kreuz mit Punkten in den vier Ecken zu erkennen. Drandakes
stellte fest, dass die ersten fünf Zeilen ein Epigramm bilden, das aus fünf Versen besteht, wobei
pro Vers eine Zeile vorgesehen ist. Ein Kreuz findet sich auch am Ende von Vers 4, jedoch
nicht am Ende von Vers 5. Teile der Inschrift sind nicht mehr besonders gut zu entziffern.
Zeitlich einzuordnen ist die Inschrift aufgrund der erwähnten Datierung nach Weltjahr und
Indiktion in der sechsten Zeile.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ı02>A.6 :.ą? <ôA<? ­7 /þ5>F:, ;Ā:2,


=.>þ 02 A<Ľ 2í02:2@AþA<B <B7þ:4
Dþ>6: 0ý> .íA<Ľ EBD67Į? @FA4>Ą.?
.íAń 5Ĉ26: 1Ą1F@6 =Ħ@6 A<ĵ? 5ĈA.6?

—————–
1045
Die Schreibung ist an beiden Stellen im Codex gesichert.
1046
Vgl. LSJ s.v. :2<@@2Ą..
1047
Nämlich in zwei der drei Haupthandschriften des Geschichtswerks des Georgios Pachymeres zu VI 32 (p. 649,8
FAILLER).
1048
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me38,1.
1049
Von Manuel Rhaul sind zwölf Briefe überliefert, ed. R.-J. LOENERTZ, Emmanuelis Raul epistulae XII.  26
(1956) 130–163.
1050
Vgl. A.-M. T[ALBOT], Raoul, Manuel. ODB 3, 1771; PLP # 24130.
1051
Zur Kapelle und deren Lage St. SINOS, in: SINOS, :492Ą. A<B B@A>þ 229f.; SINOS, Mistras 407–409, 465f.
1052
Z.B. im langen Stifterepigramm aus dem Jahr 1231/32 in der Kirche Hagios Petros in Kubaras (Attika), ed. RHO-
BY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 63 u. Abb. 15–17.
304 Griechenland (Nr. GR89)

5 Ü02>A.6 1ÿ 7.ă è A<Ľ FAĮ><? 5Ć8(<?)


±A<B? ,OR;0Ņ ß:(167A6Ń:)<? 0Ņ.

Errichtet wurde diese Kirche von den Grundmauern, Fremder,


von dem edelsten Lukanes.
Denn wegen seines Seelenheiles
trägt er allen Priestern auf, für ihn die Liturgie zu feiern.
5 Errichtet wurde aber auch das Gewölbe des Retters.
Im Jahr 6963 der 3. Indiktion (= 1454/55).
Text: DRANDAKES, A6A<>67ā ­=60>.CĂ 362, 363 (Abb. 1).

Abb.: XXXVII

Das Epigramm wendet sich an den Besucher der Kirche, der hier – wie auch sonst mitunter –
als ;Ā:<? apostrophiert wird.1053 Es wird berichtet, dass die Kirche von Lukanes errichtet wurde.
Dabei handelt es sich um Nikephoros Lukanes, der von 1453–1459 Archon auf der Peloponnes
war, vom Despoten Thomas Palaiologos in dieser Zeit aber zweimal festgesetzt wurde, da er als
albanerfreundlich und zur Unterwerfung unter die Osmanen neigender Verschwörer galt.1054 Für
sein Seelenheil sollen die Priester (5ĈA.6) Messe feiern, was wohl die einzig mögliche Deutung
für das Verbum 5Ĉ26: ist. Im fünften Vers, der wie ein Zusatz zur eigentlichen Inschrift wirkt,
was auch durch die erwähnte Markierung am Ende von Vers 4 zum Ausdruck kommt, wird
berichtet, dass auch der 5Ć8<? „des Retters“ (A<Ľ FAĮ><?) errichtet wurde. șĆ8<? ist kein Sy-
nonym für :.Ć?, wie von Drandakes angenommen,1055 sondern bedeutet hier „Gewölbe“,1056 und
tatsächlich war die heute nur mehr als Ruine vorhandene Kapelle mit einem Tonnengewölbe
versehen;1057 A<Ľ FAĮ><? weist darauf hin, dass dort eine Darstellung Christi, vielleicht jene
des Pantokrators, angebracht war. Somit ist Drandakes’ Vermutung, die Inschrift wäre ur-
sprünglich für eine Christus geweihte Kirche erstellt und erst später in die gegenwärtige Kirche
gekommen,1058 zurückzuweisen.
Die fünf Zwölfsilber sind von unterschiedlicher Qualität: Während in den Versen 1, 3 und 4
korrekt gesetzte Binnenschlüsse vorliegen, ist dies in den Versen 2 und auch 5 nicht der Fall.
Was die Prosodie angeht, so sind letztere Verse – vor allem Vers 5 – aufgrund zahlreicher Ver-
stöße als prosodielos zu werten, wohingegen die Verse 1, 3 und 4 prosodisch sind. In Vers 5 ist
auch der Hiat zwischen 7.ă und è störend. Die Probleme in Vers 2 könnten darauf zurückzufüh-
ren sein, dass der wenig geübte Autor Schwierigkeiten hatte, den Eigennamen samt dem Epithe-
ton im Vers unterzubringen, was auch sonst gelegentlich vorkommt. Vers 5 scheint – wie schon
erwähnt – überhaupt ein Zusatz zu sein, der vielleicht erst nachträglich eingefügt wurde. Da
jedoch paläographische Unterschiede nicht feststellbar sind, wurde die gesamte Inschrift wohl
von einem einzigen Graveur angebracht. Folgendes Szenario ist vorstellbar: In Auftrag gegeben
wurde ein Epigramm, in dem die Stiftung durch Lukanes gerühmt werden sollte. Der Dichter
lieferte vier Verse ab, mit denen man nicht zufrieden war, da der Hinweis auf die Darstellung
Christi im Tonnengewölbe fehlte. Aus diesem Grund wurde von einem nur mit den elementars-
ten Eigenschaften des Zwölfsilbers Vertrauten spontan ein fünfter Vers komponiert, der an die
Qualität der vorherigen nicht anschließen konnte; für die mangelnde Genialität spricht auch die
hölzern wirkende Wiederaufnahme des Ü02>A.6 von Vers 1.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Ü02>A.6 ist eine unregelmäßig gebildete passive
Perfektform von ­02Ą>F; im klassischen Griechisch müsste es ­0Ă02>A.6 heißen,1059 doch ist der
—————–
1053
Zur Anrede siehe oben S. 101.
1054
Vgl. PLP # 15089.
1055
DRANDAKES, A6A<>67ā ­=60>.CĂ 365, 366.
1056
Vgl. LBG s.v.
1057
Vgl. SINOS, Mistras 465.
1058
DRANDAKES, A6A<>67ā ­=60>.CĂ 365f. So auch PLP # 15089.
1059
Vgl. DRANDAKES, A6A<>67ā ­=60>.CĂ 364.
Griechenland (Nr. GR89–GR90) 305

Verlust der Reduplikation im Zuge der Tendenz zur Ausgleichung der Tempora öfters zu be-
obachten.1060 Eine Abweichung von den Regeln des klassischen Griechisch stellt auch die Bil-
dung des Genitivs <B7þ:4 am Ende von Vers 2 dar.

(Fragmente einer) Inschrift, a. 1389: Museum ĺ S. 325

NAUPAKTOS

(Fragment eines) Steinblock(s) (Templonepistylbalken(s) ?) (88 × 16 cm), 12. Jh.: 22e


Ephoreia Byzantinon Archaioteton
Nr. GR90) Das Steinblockfragment1061 war in ein Privathaus eingemauert, diente zuvor je-
doch als Türsturz auf einem Turm der Festung (Kastraki, Ickale), wo es ebenfalls bereits als
Spolie verwendet wurde.1062 Das Fragment ist sowohl auf der Unterseite als auch auf der schma-
len Vorderseite mit Ornamenten versehen. Während auf der schmalen Vorderseite die Orna-
mente aus dem (vom Betrachter aus gesehen) linken Bereich des Marmorsteins gearbeitet sind,
ist in die restliche Fläche (ca. zwei Drittel der Vorderseite) eine über drei Zeilen laufende, teil-
weise akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Dabei handelt es sich um drei Verse,1063 wobei
pro Zeile je ein Vers angebracht ist; der Text der drei Verse kann trotz geringfügiger Beschädi-
gungen des Steins sehr gut entziffert werden. Am Beginn der Inschrift ist ein Kreuz eingeritzt.
Wie noch zu zeigen ist, könnte dem Graveur bei der Anbringung der Verse ein Fehler unterlau-
fen sein.
Aus stilistischen Gründen wird das Marmorfragment in das 12. Jahrhundert datiert.1064 Noch
darzulegende inhaltliche Überlegungen könnten darauf hindeuten, dass das Epigramm in die
1170er-Jahre oder etwas später zu datieren ist. Der aus drei Versen bestehende Epigrammtext
lautet wie folgt:

ĀF: è @29:ą? .B=þ7A<B 5[B]4=Ć8<?


Aą: AĈ9/<: 4íA>Ā=6@2: ê: /8Ā=26?, ;Ā:[2]
é?, 2ß 9ÿ: ­: A<ĈAŁ =Ā@Ĭ, (2)ń Dþ>6?.
––––
2 Aą: AĈ9/<: 4íA>Ā=6@2:: cf. v. 10 epigramm. (s. IX–XI) in cavo monachi Symeonis in urbe Zelve, ed.
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 210: 3Ń: 4íA>Ā=6@. AĈ9/<(:) 828.;2B9Ā:<:. Aą:
AĈ9/<: … ê: /8Ā=26?: cf. e.g. v. 28 epigramm. in sarcophago (hodie deleto) in ecclesia S. Domenici in ur-
be Messina (ĺ no. IT23): @ć 1ĩ é@A6? 2å 7.ă AĆ:12 Aą: AþC<: /8Ā=26?; cf. v. 10 in tabula in ecclesia S.
Ioannis Prodromi prope urbem Portaria (ĺ no. GR104): [@]ć 1Ā, 52.Aþ, è>Ń: Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2.
––––
1 5B4=Ć8<? legit Bokotopoulos. 2 ;Ā:[2] supplevit Bokotopoulos. 3 2à Veikou. =Ā@Ĭ scripsi: COI inscr.,
=Ā@<6 alii.

Der ehrwürdige Leon, Priester von Naupaktos,


richtete das Grab zu, das du siehst, Fremder.
Dieser, wenn er in dieses fällt – Gott (sei) Dank.
Text: P.A. BOKOTOPOULOS, ǹǻ 28 (1973), ȝ੼ȡȠȢ Ǻૼ 2 – ȋȡȠȞȚț੺, 398 u. Taf. 351ȕ.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ.
527, Anm. 32.– B. PAPADOPOULOU, B3.:A6:þ .:þ08BC. .>D6A27A<:67þ 9Ā84 @A4: .>D.6<8<067Ă @B88<0Ă .B=þ7-
A<B. .B=.7A6.7þ 6 (1992–93) 183 (Nr. 4) u. Abb. 4.– VANDERHEYDE, Sculpture 66 (Nr. 92 [mit franz. Übers.]) u.

—————–
1060
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 190f. (§ 736); PSALTES, Grammatik 206f.
1061
Ein zweites dazugehöriges Fragment ist heute nicht mehr auffindbar, vgl. P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973),
9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 398.
1062
Vgl. P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 398.
1063
Vgl. VANDERHEYDE, Sculpture 66.
1064
Vgl. VANDERHEYDE, Sculpture 66; s.a. P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 399.
306 Griechenland (Nr. GR90)

Taf. XXXVIII (Abb. 82a).– Chr.I. SIAMANTAS, A< 2=þ:A< A<B 2/þ:A2. Naupaktos 2006, 22.– VEIKO, Byzantine
Epirus 165, 525 u. Abb. 110, 149.

Lit.: N. OIKONOMIDES, Rez. von LAURENT, Corpus V/1. Ā<: ¥5Ă:.6<: 4 (1961–63) 153.

Abb.: 35

Das Epigramm stellt eine Grabinschrift dar. Wir erfahren, dass Leon sein Grab selbst schuf,
das jetzt für den Besucher bzw. Pilger1065 zu sehen ist. Der Hinweis darauf, dass jemand sein
Grab selbst schuf, ist auch an anderer Stelle zu finden, etwa in jenem im Testimonienapparat
zitierten Epigramm aus Zelve; auch der heilige Neophytos bereitete sein Grab selbst vor,1066 und
von Manuel Philes existiert ein kurzes (Grab)gedicht, in dem der Sprecher davon berichtet, dass
er die Bleibe seiner Überreste selbst einrichtet.1067 Die Bezeichnung 5B4=Ć8<? zusammen mit
.B=þ7A<B weist darauf hin, dass Leon nicht nur einfach „Priester“, sondern wohl Metropolit
von Naupaktos war.1068 Oikonomides1069 und Bokotopoulos1070 identifizierten Leon als jenen
Leon von Naupaktos, der an einer Synodalsitzung vom 5. Mai 1172 teilnahm1071 und von dem
auch ein Siegel erhalten ist.1072 Die darauf befindliche Legende nennt Leon >D65ĈA4? .B-
=þ7A<B, und wahrscheinlich wurde er auch dort mit dem Epitheton @29:Ć? versehen.1073 Dass es
sich bei @29:Ć? – sowohl in der Inschrift als auch in der Siegellegende – um einen Familienna-
men handelt, wie bereits Nesbitt – Oikonomides angenommen haben,1074 ist weniger wahr-
scheinlich, auch wenn der Familienname Semnos vielleicht auch an anderer Stelle attestiert
ist.1075 Ein 5B4=Ć8<? wird in der Regel durch seinen Vornamen, nicht jedoch durch seinen Fami-
liennamen bezeichnet.1076
Während die ersten beiden Verse ohne Probleme zu interpretieren sind, ist der dritte Vers
etwas schwieriger zu deuten: Es wäre wohl zu erwarten, dass Leon zum Zeitpunkt des Todes
Gott für ein erfülltes Leben dankt. Es ist aber auch möglich, dass dem ausführenden Graveur der
Inschrift ein Fehler unterlief: Er könnte zwei in seiner Vorlage vorhandene Verse zu einem
vermengt haben. In Parenthese sei erwähnt, dass auch die Partikel 9Ā: darauf hinweist, dass ein
weiterer Vers, versehen mit 1Ā, folgen sollte. Die Verse 3 und 4 des ursprünglichen Epigramms
könnten einen Gräberfluch dargestellt haben, wie er sehr oft in antiken Grabinschriften zu fin-

—————–
1065
Zur Bedeutung von ;Ā:<? siehe oben S. 101.
1066
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 361.
1067
Man. Phil. carm. 86 (p. 123 MARTINI).
1068
Zu 5B4=Ć8<? als Bezeichnung für den Metropoliten vgl. LAURENT, Corpus V/1 XXXI (n. 673 lies n. 675), 509f.
(Nr. 675). S.a. P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 398; VEIKO, Byzantine Epirus 165f.
1069
N. OIKONOMIDES, Rez. von LAURENT, Corpus V/1. Ā<: ¥5Ă:.6<: 4 (1961–63) 153.
1070
P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 398f.; s.a. VANDERHEYDE, Sculpture 66.
1071
V. GRUMEL, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople. Vol. I: Les actes des patriarches. Fasc. II et
III: Les regestes de 715 à 1206. Deuxième édition revúe et corrigée par J. DARROUZÈS (Le patriarcat byzantin, sé-
rie I). Paris 1989, 551f. (Nr. 1125). Bei SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 210f. nicht erwähnt.
1072
LAURENT, Corpus V/1, Nr. 680 = NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, Nr. 6.1 = WASSILIOU-
SEIBT, Corpus I, Nr. 145.
1073
N. OIKONOMIDES, Rez. von LAURENT, Corpus V/1. Ā<: ¥5Ă:.6<: 4 (1961–63) 153 ergänzte die Lücke der Sie-
gellegende mit Hilfe des Epigrammtextes. Dass diese Ergänzung richtig war, beweist die bei NESBITT – OIKONO-
MIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, p. 18f. (mit Abb.) vollständige Lesung der metrischen Siegellegende
(WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 145 las @29:Ć? allerdings wieder nicht ganz vollständig).
1074
NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, p. 19; s.a. N. OIKONOMIDES, Rez. von LAURENT, Cor-
pus V/1. Ā<: ¥5Ă:.6<: 4 (1961–63) 153; VEIKO, Byzantine Epirus 525.
1075
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 665 (1. Hälfte 12. Jh.). M.E. ist aber auch bei der dort zitierten Legende nicht
eindeutig zu bestimmen, dass es sich um einen Familiennamen handelt: <Ľ8<: @Ć:, û =þ:.0:2, Aą: 29:ą:
@7Ā=<6?. Auch das PLP listet den Namen 29:Ć? auf (# 25134–25137), allerdings nicht eindeutig als Familienna-
men, da bei keinem Beleg ein Vorname überliefert ist.
1076
Vgl. z.B. Vers 2 des Stifterepigramms (a. 1149) des Katholikons des Klosters Hagia Areia bei Areia / Naupaktos
(ĺ Nr. GR93): ĀF: ĩ>02ĄF: 86A>ą? 5B4=Ć8<?. Leons Familienname An(t)zas wird nicht genannt. Die von
VEIKO, Byzantine Epirus 166 geäußerte Vermutung, dass die beiden Leones identisch sein könnten, ist freilich
abzulehnen.
Griechenland (Nr. GR90–GR91) 307

den ist:1077 Dieser (ê?) – damit wäre dann der ;Ā:<? aus Vers 2 gemeint – möge, wenn er das
Grab schändet, in dieses hineinfallen. Tritt er aber demütig heran, dann möge ihm durch Gott
Gnade zukommen. Die Anlage des Steins und die Ornamentik erinnern an einen Templo-
nepistylbalken; man kann daher vermuten, dass sich das Grab des Leon in der Nähe des Temp-
lons befand. Der mit den Versen versehene Steinblock könnte sich in der der Theotokos geweih-
ten Metropolitankirche1078 befunden haben.
Der Epigrammtext setzt sich aus prosodischen Zwölfsilbern zusammen. Geht man von einem
Fehler des Graveurs aus, dann wären die Verse 3 und 4 folgendermaßen zu rekonstruieren: é?, 2ß
9ÿ: […………], ­: A<ĈAŁ =Ā@<6, | [……………………] (2)ń Dþ>6?. Eine gewisse Parallele
stellt ein Grabepigramm des Gregor von Nazianz dar, auch wenn das Verbum =Ā@<6 dort in an-
derem Zusammenhang verwendet wird: ñ>2. 7.ă =>Ń:2?, Aą: ­9ą: AþC<: ÷? A6:ĩ ®A.ĵ><: |
78.Ĉ@.A2, =Ħ? 1ÿ =Ā@<6 Ań @C2 A29Ć:A6 8Ą5<?.1079

(Fragment einer) Steinplatte (107,5 × 21 cm), Dat. ?: Privathaus


Nr. GR91) In den Herd eines Privathauses in Naupaktos ist ein Steinplattenfragment einge-
mauert, in das eine akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Dabei handelt es sich, wie
Bokotopoulos feststellte,1080 um das Fragment eines Epigramms, das zumindest drei Verse um-
fasst haben muss. Ein Vers ist vollständig erhalten, davor und dahinter sind rautenförmig ange-
ordnete Punkte als Markierung angebracht.
Die Paläographie der Inschrift weist in spätbyzantinische Zeit. Unterhalb der Inschrift ist das
Jahr 1882 eingeritzt, womit wahrscheinlich jenes Jahr angeführt ist, in dem die Steinplatte wie-
derverwendet wurde.
Das Epigrammfragment ist wie folgt wiederzugeben:

[…………………] Ń(A2>) $(>6@A)Ā 9<B,


2ï><696 C>67AĮ? 7>Ą@2F? ÷>Ĥ @7Ā=4:
5ĈA4[? …………………………].
——
1 cf. e.g. v. 1 epigramm. in ecclesia Analepseos tu Soteros (a. 1389/90) in urbe Mborje, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken, no. 1: ©:.; ¡:.>D2, $(>6@A)Ā 9<B, Ć02. 2 cf. v. 8 epigramm. in ta-
bula (hodie deleta ?) apud urbem Stomion (ĺ no. GR114): /<Ĉ8Ĭ =.>.@D2ĵ: ¾9[Ā]>Ĥ C>67AĮ? 1Ą74?.

………………… mein Retter Christus,


möge ich in der Stunde des schrecklichen Gerichts Schutz finden,
(ich) Priester …………………………
Text: P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 399 (Nr. 5) u. Taf. 3520.– KATSAROS, Ć06.
@A<6D2ĵ. 527, Anm. 32.

Lit.: VEIKO, Byzantine Epirus 169.

Abb.: 36

Sprecher des Epigramms dürfte der in Vers 3 genannte 5ĈA4? sein. Auch hier kann es sich –
ebenso wie in Epigramm Nr. GR90 – um einen Metropoliten handeln, vielleicht sogar um den
dort genannten Metropoliten Leon von Naupaktos. Allerdings weisen die beiden Inschriften
paläographische Unterschiede auf, wodurch ausgeschlossen ist, dass sie von derselben Werk-
statt angefertigt wurden. In Vers 1 richtet sich der Sprecher an Christus; in Vers 2 bringt er sei-
ne Hoffnung auf Beistand am Tag des jüngsten Gerichts zum Ausdruck. Bitten solcher Art ge-
—————–
1077
Siehe oben S. 264.
1078
Zu dieser B. KATSAROS, B9/<8ā @Aā 928ĀA4 AŃ: =></849þAF: /B3.:A6:Į? A<=<0>.CĄ.? @Aā 1BA67ā A2>2þ
(12<?–13<? .ß.): 40ÿ? 7.ă 121<9Ā:.. B3.:A6:þ 13/2 (1985) 1522–1526; s.a. SOUSTAL, Nikopolis und Kepha-
llƝnia 211; NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, p. 19.
1079
PG 38,129f. (Nr. 93,33) = Anth. Pal. VIII 249 (BECKBY).
1080
P.A. BOKOTOPOULOS,  28 (1973), 9Ā><? Ņ 2 – $><:67þ, 399.
308 Griechenland (Nr. GR91–GR92)

hören normalerweise zum Repertoire von Stifterepigrammen, in denen der Stifter als Gegenleis-
tung für die Stiftung um Vergebung der Sünden oder Unterstützung am Tag des Jüngsten Ge-
richts ersucht.
In den erhaltenen Teilen des Epigramms sind die prosodischen Gesetze eingehalten; auch die
Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Im ersten Vers ist vielleicht daran zu denken, das am Be-
ginn stehende C& (mit Kürzungszeichen oder Zirkumflex oberhalb des Omega) nicht als Kür-
zung von Ń(A2>) – die gängige Kürzung lautet (ŃA)2> – zu betrachten, sondern als die letzte
Silbe eines auf -@Ń endenden Wortes.

(*)Steinplatte (verloren ?), a. 1497


Nr. GR92) W.M. Leake publizierte im zweiten Band seines Berichts „Travels in Northern
Greece“ die Schriftskizze einer Inschrift, die er „At Epakto, in the Vestibule of a Mosque“ gele-
sen hatte,1081 womit die ehemalige Fethiye Camii gemeint sein dürfte. Die von Leake von der
Vorhalle der Moschee in Naupaktos (Epakto)1082 transkribierte Inschrift dürfte heute nicht mehr
erhalten sein.1083 Der Schriftskizze nach zu schließen, lief die Inschrift über sechs Zeilen, wobei
am (vom Betrachter aus gesehen) rechten Rand ein Teil der vierten Zeile weggebrochen war.
Bereits Kaibel erkannte,1084 dass die Inschrift die Imitation eines elegischen Distichons in der
Anthologia Palatina (IX 684) darstellt, das in der handschriftlichen Überlieferung den Titel ß?
Aā: ­: !þCŁ Aį :Ă@Ł 7>Ă:4: trägt. Das anonym überlieferte Epigramm, das wahrscheinlich
tatsächlich auch als Inschrift existierte,1085 bezieht sich somit – was auch durch den Inhalt bestä-
tigt wird – auf eine Quelle auf der Insel Taphos (in byzantinischer Zeit Megalo Nesi), die der
Insel Leukas in südöstlicher Richtung vorgelagert ist.1086
Die von Leake aufgezeichnete Inschrift von Naupaktos – es handelt sich um schlecht gelun-
gene Hexameter – dürfte aufgrund noch zu erörternder Überlegungen in das Jahr 1497 zu datie-
ren sein. Stimmt diese Datierung, dann sind die paläographischen Besonderheiten zu berück-
sichtigen: Für eine Datierung in das späte 15. Jahrhundert sind nicht nur die Formen von Phi
(mit langem vertikalen Strich) und Theta (mit einem Punkt in der Mitte anstatt eines Striches)
ungewöhnlich,1087 sondern vor allem auch das Sigma in der Form , das in der Regel im 3.
Jahrhundert n. Chr. verschwindet und nicht vor 1800 wieder auftaucht.1088 Nimmt man aber an,
dass die Inschrift nicht von einem Griechen, sondern einem westlichen Graveur eingeritzt wur-
de, der in der seit dem Jahr 1407 venezianischen Stadt Naupaktos sein Werk verrichtete, dann
sollen die Buchstabenformen nicht verwundern. Humanisteninschriften dieser Zeit – man denke
etwa an das Grabepigramm des Kardinals Bessarion (ĺ Nr. IT19) – bedienen sich der antiken
Schreibweise der Buchstaben.1089
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<BA>ą: 9ÿ: [7]>[<B]:ą? DĀF :Ĉ9C.6?, 5:4A<ĵ@6 1ĩ î02Ą4:


#F@D.>Ą:4? ĩ[:]1>Ā.? 5Į7ĩ 2í:<[Ą]4? ß5B:AĂ> 92.
———
Cf. vv. 3–4 epigramm. in Anth. Pal. IX 684 (BECKBY): Ĉ9C.6? 9ÿ: =><DĀF 8<BA>Ć:, 5:4A<ĵ@6 1ĩ î02Ą4: |
5Į72 1Ā 92 A2>Ā8.?, Bàą? µ:B.8Ą<B.
———

—————–
1081
LEAKE, Travels in Northern Greece, Taf. XXIII (Nr. 104).
1082
Zur Namensvariante Epaktos siehe SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 210.
1083
Vgl. G. KLAFFENBACH, IG IX,I,III (1968), p. 4: „Lolling et ego frustra quaesivimus“.
1084
KAIBEL, Epigrammata Graeca 481.
1085
Vgl. BOUSQUET, Inscription 415f.
1086
Zur Insel SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 205.
1087
Vgl. BOUSQUET, Inscription 411.
1088
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243f.; C. MANGO, Epigraphy, in: JEFFREYS, Handbook of Byzantine Studies 149; s.a.
oben S. 77.
1089
S.a. A. PONTANI, Iscrizioni greche nell’arte occidentale: Specimen di un catalogo. Scrittura e Civiltà 20 (1996)
205–279.
Griechenland (Nr. GR92) 309

1 ]<BA>ą: Kaibel. [7]>[<B]:ą?: 7><B:ą? legit Bousquet (vel [=]>[Ń]:<? BOUSQUET, Inscription 419, n. 2),
omisit Kaibel. DĀF: $& Le Bas – Waddington, [=]><DĀF Kaibel, Dittenberger, [=]>[<]{:<?} Klaffen-
bach. Ĉ9C.6[?] Kaibel, Dittenberger, Klaffenbach. 5:4A<ĵ@6: !  Le Bas – Waddington,
[5]:4A<ĵ@6 Kaibel, Dittenberger, Klaffenbach. 2 #F@D.>Ą:4? ĩ:1>Ā.? legit Bousquet: #& $
 Le Bas – Waddington, ü[:] Dþ>6: [­7A28Ā@].? Kaibel, [ü:] Dþ>6: [­7A2]8[Ā@].? Dittenberger,
A<[ĵ]? Dþ>6: ­;.:Ĉ@.? Peek (in nota). 2í:<Ą4? legit Bousquet: ñ:<[9<]? Kaibel, Dittenberger, í:Ć9[6]?
Peek, 2í:<[9Ą]4? Robert, Klaffenbach. 92 omisit Peek (in nota).

Ich, die Quelle, lasse das Bad für die Nymphen strömen, für die Sterblichen aber Ge-
sundheit.
Andreas Phoscharines (Foscarini), der Lenker, errichtete mich aus edler Gesinnung.
Text: LE BAS, Voyage archéologique 244 (Nr. 1029).– KAIBEL, Epigrammata Graeca 481 (Nr. 1071).– Epigr.
Anth. Pal. III 159 (Text nach Kaibel [mit lat. Übers.]).– G. DITTENBERGER, IG IX,I (1897), p. 101 (Nr. 390 [mit
Schriftskizze]).– ROBERT, Épigrammes 85.– SEG 15 (1958) 91 (Nr. 354).– W. PEEK, ! !$ . Grund-
sätzliches und Kritisches zu neuen Büchern über Griechische Epigramme. Wissenschaftliche Zeitschrift der Martin-
Luther-Universität Halle-Wittenberg, Gesellschafts- und Sprachwissenschaftliche Reihe 4,2 (1954–55) 219.– G.
KLAFFENBACH, IG IX,I,III (1968), p. 4f. (Nr. 611).– BOUSQUET, Inscription 412, 418, 411 (Abb. 1).

Lit.: LEAKE, Travels in Northern Greece, Taf. XXIII (Nr. 104).

Dem Inhalt des Epigramms nach zu schließen, war dieses – wie das im Testimonienapparat
zitierte Vorbild – vermutlich bei einem Brunnen bzw. einer Quelle angebracht. Der Stifter der in
der ersten Person sprechenden Anlage ist Andreas Phoscharines, wohinter sich der Venezianer
Andreas Foscari verbirgt. Da Andreas Foscari 1497 in Naupaktos als Rektor, d.h. als oberster
und wichtigster venezianischer Beamter vor Ort,1090 belegt ist, 1496 und 1498 aber andere Per-
sonen in dieser Funktion zu finden sind,1091 kann die Stifterinschrift nur ca. 1497 entstanden
sein.1092 Im Jahre 1499, als die Stadt durch Verrat von den Türken unter Bajezid II. erobert wur-
de,1093 ging die venezianische Epoche in Naupaktos vorerst zu Ende.
Wie bereits erwähnt, ist das in der Anthologia Palatina überlieferte Epigramm, das sich aus
zwei elegischen Distichen zusammensetzt, wohl Vorbild des Epigramms von Naupaktos. Für
die Nachahmung gibt es zwei Erklärungsmodelle: Die elegischen Distichen könnten im Original
auf der Insel Taphos (Megalo Nesi) gelesen worden sein;1094 allerdings befand sich die Insel
ebenso wie Leukas bereits in türkischer Hand. Andreas Foscari bzw. der Autor der Verse könn-
ten aber auch die erst kurz davor gedruckte Erstausgabe (a. 1494) der von Maximos Planudes
am Ende des 13. Jahrhunderts zusammengestellten Anthologia Planudea im Gepäck gehabt
haben.1095 Aus der gegenwärtigen Form des Epigramms von Naupaktos ist das Bemühen zu
erkennen, das Epigramm der Anthologia nicht nur inhaltlich, sondern auch formal nachzu-
ahmen. Das Ergebnis jedoch ist kein elegisches Distichon, sondern zwei misslungene Hexame-
ter. Auszuschließen ist hingegen die Feststellung Bousquets, dass es sich um zwei Fünfzehnsil-
ber handelt, da die beiden Verse zwar jeweils 15 Silben aufweisen, jedoch nicht über eine Zäsur
nach der achten Silbe (vor allem nicht in Vers 1) verfügen. Etwas zweifelhaft ist die Ergänzung
[7]>[<B]:ą? in Vers 1, scheint aber mangels Alternativen die beste Lösung zu sein. Die Bezeich-
nung ß5B:AĂ> in Vers 2 dürfte auf die Funktion (Rektor) des Andreas Foscari in Naupaktos zu-
rückzuführen sein.1096 Weniger wahrscheinlich ist, dass 2í:<[Ą]4? von ß5B:AĂ> abhängig ist und
demnach Foscari ein „Lenker des Wohlwollens“ wäre. Zieht man die beiden Wörter nicht zu-
sammen,1097 dann ist 2í:<[Ą]4? als eine Art Genitivus causae zu verstehen.

—————–
1090
Zum Amt SCHMITT, Geschichte Lepantos 89–92.
1091
Vgl. SCHMITT, Geschichte Lepantos 91,
1092
Abzulehnen ist freilich die von ROBERT, Épigrammes 86f. favorisierte Datierung in die Spätantike.
1093
Vgl. SCHMITT, Geschichte Lepantos 69ff; s.a. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 210.
1094
Vgl. BOUSQUET, Inscription 415f.
1095
Vgl. BOUSQUET, Inscription 416f.
1096
Zur Verwendung von ß5B:AĂ> in einem spätantiken Epigramm ROBERT, Épigrammes 91.
1097
Vgl. auch BOUSQUET, Inscription 418, Anm. 1.
310 Griechenland (Nr. GR93)

NAUPLION

Steinplatte (82 × 36 cm), a. 1149: Kloster Hagia Areia, Kirche Zoodochos Pege, bei
Areia bzw. Nauplion
Nr. GR93) Das Kloster Hagia Areia befindet sich in der Nähe des bei Nauplion gelegenen
Dorfes Areia. Vom Betrachter aus gesehen auf der rechten Seite des zentralen westlichen Ein-
gangs in die Kirche Zoodochos Pege, das Katholikon des Klosters,1098 ist in einigen Metern
Höhe neben einem Fenster eine weiße, heute etwas verschmutzte Marmorplatte eingemauert. In
diese ist eine teilweise akzentuierte, über fünf Zeilen laufende Majuskel-Inschrift eingeritzt.
Anfang und Ende der Inschrift sind durch Kreuze gekennzeichnet, des Weiteren befindet sich
ein Kreuz am Ende der vierten Zeile. In der linken oberen Ecke ist ein innerhalb eines Bogens
stehendes Kreuz aus dem Stein gearbeitet, das von den Buchstaben C $C und pflanzlichen
Ornamenten flankiert wird. Aus diesem Grund sind auch die Zeilen 1–3 kürzer gehalten als die
Zeilen 4–5. Die Inschrift ist metrisch: Die Zeilen 1–4 entsprechen vier Versen, die letzte Zeile
ist der (nicht metrischen) Datierung gewidmet. Da in Zeile 4 – wie erwähnt – mehr Platz vor-
handen ist als in den ersten drei Zeilen, stehen die Buchstaben dieser Zeile weiter auseinander.
Das erwähnte inschriftliche Kreuz am Ende der vierten Zeile (= Ende des vierten Verses), dient
offenbar dazu, das Ende des metrischen Teils der Inschrift zu markieren. Zu erkennen sind dar-
überhinaus einige Ligaturen, vor allem in den ersten drei Zeilen, die vermutlich mit der Absicht,
Platz zu sparen, ausgeführt wurden. Erwähnenswert ist besonders die Verschmelzung dreier
Buchstaben in Vers 2, nämlich von Gamma, Epsilon und Iota des Wortes ¥>02ĄF:. Um mit dem
vorhandenen Platz auszukommen, wurde am Ende von Vers 3 nicht nur das Eta von
9=8.749þAF: stark verkleinert in die Nähe des vorangehenden Kappa gerückt, sondern es
wurden auch die Buchstaben Tau und Omega desselben Wortes übereinander geschrieben. Wei-
ters erkennt man auch zwei verschiedene Formen des Buchstabens Omega: Während das Ome-
ga in der Regel von runder Form ist, sind die Seitenarme des Buchstabens in Ań (Vers 1) und
¥>02ĄF: (Vers 2) eckig geformt.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der erwähnten Angaben in der letzten Zeile der In-
schrift. Dort wird nach Weltjahr, Monat und Indiktion datiert. Die Datierung (a. 1149) ist auch
paläographisch vertretbar.
Der Epigrammtext samt Datierung lautet wie folgt:

ı=4;2 /þ5>. Ań :.ń @<B, .>5Ā:2,


ĀF: ĩ>02ĄF: 86A>ą? 5B4=Ć8<?
Ģ=2> =.>þ@D<6? 8ĈA><: 9=8.749þAF:
2ß? :Aþ926E6:, 2í8<049Ā:4 7Ć>4
5 ±A<B? ,?D:3Ņ, 94:ă ¥=>688ĄŁ ß:1(67A6Ń:<)? 6/Ņ.
——–
1 ı=4;2: ¹=4;2: Zesiou, $>6@A6.:67.㠝>D.6ĆA4A2?,  Lampakis, ¹=A4;2 Struck. 3 ü=2> Zesiou,
$>6@A6.:67.㠝>D.6ĆA4A2?. 9=8(.)749þAF: Feissel – Philippidis-Braat (cf. comment.). 5 OD:34Ņ Papale-
xandrou. 94:ă scripsi:  inscr., 94:ā alii. ¥=>68ĄŁ Zesiou, µ=60>.C.ă .B=8Ą<B, Lamprynides, Ř
.B=8Ą.. ½:1. Papalexandrou.

Es legte an die Grundmauern für deine Kirche, Jungfrau,


Leon, der sündhafte Priester der Argiver.
Diesem mögest du dafür Erlösung von den Sünden
als Gegenleistung erwirken, gesegnete Maid!
5 Des Jahres 6657, im Monat April der 12. Indiktion (= a. 1149).
Text: K.G. ZESIOU, $>6@A6.:67.㠝>D.6ĆA4A2? .B=8Ą<B.  1 (1883) 522 u. Taf. Ņ (Abb. 4 [Schriftskizze])
(nach p. 568).– K. ZESIOU, µ=60>.C.ă .B=8Ą<B. ¥54:Ħ 3 (1891) 495 = ZESIOU, Ĉ9967A. 79.– G. LAMPAKIS, Mé-
—————–
1098
Zum Kloster MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 81–85.
Griechenland (Nr. GR93) 311

moire sur les antiquités chrétiennes de la Grèce présenté au Congrès International d’histoire comparée, Paris 1900.
Athen 1902, 32.– M. LAMPRYNIDES, Ř ¦0Ą. <:ā =.>ý A<ć? :.A<867<ć? =>Ć=<1.? A<Ľ .8.941Ą<B. ¦>9<:Ą. 3
(1902) 480.– BEES, B3.:A6:.ă ­=60>.C.ă <>AB:Ą.? 70 (vv. 1–2).– ZERLENTES, B3.:A6.7ā ­=60>.CĂ 71, Anm. 61
(vv. 1–2).– A. STRUCK, Vier byzantinische Kirchen der Argolis. Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäo-
logischen Instituts, Athenische Abteilung 34 (1909) 229 u. Abb. 9 (Schriftskizze).– LAURENT, Nicolas Kalomalos 75,
Anm. 2.– M.G. LAMPRYNIDES, Ř .B=8Ą. =ą AŃ: >D.6<AþAF: D>Ć:F: 9ĀD>6 AŃ: 7.5ĩ ¾9Ħ?. Š@A<>67ā 928ĀA4.
Athen 21950, 22.– ZAKYTHINOS, Despotat II 304 (mit Skizze).– STAMIRES, µ=60>.Cā A<Ľ ><7<:AĈ8<B 84 (vv. 1–
2).– CHORAS, ¦0Ą. <:Ă 51 (mit Abb.).– FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 309 (Nr. 51 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. XII (Abb. 2).– SCHOLZ, Graecia Sacra 268 (Nr. 79).– PAPALEXANDROU, Echoes 212 (Text 14),
s.a. 175 (engl. Übers.) u. Abb. 42.– DRPIû, Kosmos of Verse 66 (mit engl. Übers.), 221 (mit engl. Übers.), 436 (Abb.
21).

Lit.: MEGAW, Chronology 94.– XYNGOPOULOS, µ=60>.C.Ą 451.– BON, Péloponnèse 145.– N. DRANDAKES,
¹>2B:.6 2ß? Aā: þ:4:.  1977, 205.– N. DRANDAKES – N. GKIOLES – Ch. KONSTANTINIDES, ¥:.@7.Cā @Aą
!40þ:6 AĮ? þ:4?.  1978, 190.– A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic
Foundation Documents III 954.

Abb.: XXXVIII

Der metrische Teil der Inschrift stellt ein klassisches Stifterepigramm dar. Man erfährt, dass
Leon die der Theotokos geweihte Kirche (Zoodochos Pege) errichten ließ. Als Gegenleistung
für die Stiftung wird Vergebung der Sünden erbeten. Leon wird in Vers 2 ĩ>02ĄF: 86A>ą?
5B4=Ć8<? bezeichnet: Dies stellt eine Umschreibung für den Bischof von Argos (und Nauplion)
dar.1099 Als solcher – nämlich ­=Ą@7<=<? ©>0<B? 7.ă .B=8Ą<B (wahrscheinlich von 1143 oder
kurz davor bis kurz nach 1157)1100 – wird Leon nämlich in anderen Dokumenten bezeichnet: In
einem Hypomnema aus dem Oktober 11431101 erfährt man, dass ein bisher an dieser Stelle be-
findliches Nonnenkloster an einen anderen Ort transferiert und der bisherige Konvent als
Mönchskloster neu gegründet wurde.1102 Aus der gleichen Zeit stammt auch das von Leon ver-
fasste neue Typikon für das Kloster.1103 Im Typikon erfährt man auch, dass Leon der Familie
der An(t)zades entstammte.1104 1143 als Gründungsjahr wird auch bestätigt durch einen Eintrag
in einer Lokalchronik.1105 Da die Stifterinschrift an der Kirche in das Jahr 1149 datiert, ist davon
auszugehen, dass die Arbeiten am Katholikon des Klosters erst gut fünf Jahre nach
(Neu)gründung des Konvents abgeschlossen waren.
Der metrische Teil der Inschrift besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen. Zu notieren ist die sonst seltene proparoxytone Betonung vor B5 in
Vers 4. Die Verse sind zwar sehr formelhaft ausgeführt, dennoch wird man dem Autor, viel-
leicht Leon selbst, eine ganz gute Bildung attestieren können.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Feissel – Philippidis-Braat waren der Ansicht,
dass der Graveur der Inschrift vergessen hatte, beim zweiten Alpha von 9=8.749þAF: die
Querhaste anzubringen.1106 Der Buchstabe gleicht durchaus dem davor stehenden Lambda, es
lassen sich m.E. aber sehr wohl Spuren der Querhaste erkennen. Vergleicht man dieses Alpha
—————–
1099
Zur Person des Leon CHORAS, ¦0Ą. <:Ă 67–72. Zur Bezeichnung 5B4=Ć8<? für Metropoliten und Bischöfe
siehe oben S. 306, Anm. 1068.
1100
Vgl. CHORAS, ¦0Ą. <:Ă 68.
1101
Ed. MIKLOSICH – MÜLLER, Acta V 178–183; CHORAS, ¦0Ą. <:Ă 239–244; s.a. A.-M. TALBOT, in: THOMAS –
CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents 954–964.
1102
Vgl. SCHREINER, Kleinchroniken II 168f.; s.a. SCHOLZ, Graecia Sacra 269.
1103
Ed. MIKLOSICH – MÜLLER, Acta V 183–190; vgl. A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine
Monastic Foundation Documents 954–960, 964–972.
1104
MIKLOSICH – MÜLLER, Acta V 189; CHORAS, ¦0Ą. <:Ă 251; vgl. A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTAN-
TINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents 968. Zur Familie A. K[AZHDAN], Anzas. ODB 1, 126;
CHEYNET, Sceaux 632f.; J. NESBITT – W. SEIBT, The Anzas Family. Members of the Byzantine Civil Establish-
ment in the Eleventh, Twelfth, and Thirteenth Centuries. DOP 67 (2013) 189–207.
1105
Ed. SCHREINER, Kleinchroniken I 228 (Chronik 32,3).
1106
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 309.
312 Griechenland (Nr. GR93–GR94)

mit anderen Alpha in der Inschrift, so lassen sich nämlich kaum Unterschiede bemerken: Auch
bei den anderen Alpha ist die Querhaste meistens nur mehr schwer wahrzunehmen. Die Schrei-
bung des Monatsnamens April mit Doppel-Lambda ist bestens dokumentiert,1107 daher muss
hier auch nicht editorisch eingegriffen werden.

Steinplatte, 12. Jh. ?: Kloster Hagia Areia, bei Areia bzw. Nauplion
Nr. GR94) In dem von Leon, dem Bischof von Argos und Nauplion, um 1143 gegründeten
Kloster (vgl. ĺ Nr. GR93) wird auch eine Steinplatte aufbewahrt,1108 die das Fragment einer
Inschrift trägt. Den Resten der Inschrift nach zu schließen, handelt es sich um Zwölfsilber, wo-
bei von diesen immer nur ungefähr die erste Hälfte erhalten ist. Die Inschrift bedeckt vier Zei-
len, aber auch von einer fünften Zeile sind am unteren Rand des Blocks noch Buchstabenreste
(C ?) zu erkennen.1109 Das bedeutet, dass das ursprüngliche Epigramm mindestens fünf
Verse umfasst haben muss.
Zu datieren ist die Inschrift vermutlich in die Zeit der Gründung des Klosters; dafür spricht
der Inhalt, aber auch paläographische Ähnlichkeiten zwischen dieser Inschrift und dem Stif-
terepigramm (ĺ Nr. GR93).
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

©>0<B? è 7826:ą? […………………]


=>ą? Aā: ­C2A9ā: C[………………]
2ß? 1Ć;.: .íA<Ľ A.[………………]
…] 9ā 7.Aĩ .íA<ć? […………………]
5 …

Der berühmte …… von Argos ……………


zum Auftrag ………………
zu seinem Ruhm ………………
… nicht gemäß ihnen …………………
5 …
Text: CHORAS, ¦0Ą. <:Ă, Taf. 15 u. Abb. ..

Abb.: 37

Der Beginn des Epigramms könnte sich auf den im Stifterepigramm (ĺ Nr. GR93) genann-
ten Stifter und Bischof Leon beziehen, der dort als ĀF: ¥>02ĄF: 86A>ą? 5B4=Ć8<? apostro-
phiert wird. Es könnte sich daher bei diesem Epigramm um ein zweites Stifterepigramm gehan-
delt haben. Dieses Phänomen ist gelegentlich zu beobachten.
Den Versresten nach zu schließen, bestand das Epigramm aus prosodischen Zwölfsilbern mit
korrekt gesetzten Binnenschlüssen, wodurch die Möglichkeit gegeben ist, dass der Text von
jenem Autor geschaffen wurde, der auch für das Stifterepigramm (ĺ Nr. GR93) verantwortlich
zeichnete. Bei ­C2A9Ă in Vers 2 handelt es sich um ein vor allem in der Antike, nämlich bereits
bei Homer belegtes Wort.

—————–
1107
Vgl. TLG.
1108
Wo sich diese heute befindet, ist unbekannt (die Nonnen des Klosters kennen diesen Stein nicht, wie mir Nikos
Zagklas freundlicherweise mitteilte).
1109
Vgl. CHORAS, ¦0Ą. <:Ă, Taf. 27.
Griechenland (Nr. GR95) 313

NAXOS

Chalki

Gesims, a. 1051/52: Kirche der Panagia Protothrone


Nr. GR95) An der Basis des später hinzugefügten Glockenturms der Kirche ist ein langes,
mit Ornamenten versehenes Marmorgesims vermauert, das ursprünglich als Templonepistyl-
architrav gedient haben dürfte. Ungefähr in der Mitte des Gesimses sind zwei Inschriften einge-
ritzt,1110 die durch eine kleine freie Fläche voneinander getrennt sind, inhaltlich aber zusammen-
gehören. Beide sind in nicht akzentuierter, ungelenker Majuskel ausgeführt, doch sind auch sehr
viele Buchstaben der Minuskel vorhanden. Teilweise sind auch sonst nur in gemalten Inschrif-
ten gebräuchliche Kürzungszeichen zu erkennen, die man auch aus Handschriften kennt. Die
zwei Inschriften laufen über jeweils vier Zeilen, allerdings sind an die (vom Betrachter aus ge-
sehen) links angebrachte Inschrift zwei weitere Zeilen angefügt, die sich auf der an dieser Stelle
freiliegenden Unterseite des Gesimses befinden. Die rechte Inschrift sowie eine Passage gegen
Ende der linken Inschrift weisen Elemente eines Epigramms auf. Offensichtlich dürfte es aber
dem nicht sehr geübten, wahrscheinlich von der Insel selbst stammenden Dichter nicht gelungen
sein, korrekte Zwölfsilber zu verfassen. Festzuhalten ist, dass die rechte Inschrift aus syntakti-
schen Gründen zuerst zu lesen ist.
Durch die auf die linke Inschrift folgende Nennung von Weltjahr und Indiktion kann die In-
schrift genau datiert werden, nämlich in das Jahr 1051/52.
Die mit einem versuchten metrischen Teil versehene Inschrift lautet wie folgt:

(2<AĆ)72, Ā@=<6:. 7.ă (ĂA)4> A<Ľ (B>Ą<)B


@7Ā=2, C><Ĉ>26, CĈ8.A<A2> A<ć(?) @<ć(?) <ß[7Ā]A.?
A<ć? :.7.6:Ą@.<:>A(.?) A(ą:) ±:1<;<: :.Ć<:> @(<B)
Ā<:A. 52<C68Ā@A.A<: ­=Ą@7<=<: 7.ă 67ĂA(.:) =>FA<@=.5þ>6<: 7.ă A<B>9þ>D4:
5 .;Ą.(?) 7.ă AĀC.:<: 7(Ć)9(4A.) A(ą:) .948þ>4:
7.ă A<ć? ­: =Ą@A26, ­: CĆ/Ł 2ß@6Ć<:>A.? 9Ă:
.íA<ĵ? […………………………]
ß:1(67A6Ń:<?) 2Ņ, ±A<B? ,OC;Ņ.
——
1–2 cf. e.g. inscr. in antro Gastria in insula Tinos, ed. D. FEISSEL, Inscriptions byzantines de Ténos. BCH
104 (1980) 483 (no. 2): ª062 AĀC.:2, @7Ā=2, C><Ĉ>[26], CĈ8.A2 Aą: 1<Ľ8Ć: @<B .@Ą826<: ¡>D<:A. …
——
1 Ā@=<6:. scripsit Panayotidi: C" inscr. 7.ă scripsit Panayotidi:  inscr. 2 C><Ĉ>26 scripsit Pa-
nayotidi: #" inscr. 2 CĈ8.A(A2) supplevit Panayotidi. <ß[7Ā]A.?: <ß(7ĀA).? Panayotidi, [<à]7ĀA.?
Metsane. 3 :.7.6:Ą@.(:)A(.?) scripsit et supplevit Panayotidi: C! inscr. :.Ć(:) supplevit
Panayotidi: :.Ć: Metsane. 4 52<C68Ā@A.A<: scripsit Panayotidi: #C!! inscr. 7.ă (bis)
scripsit Panayotidi:  inscr. 67ĮA.: Metsane. =>FA<@=.5þ>6<: scripsit Panayotidi: !-
C inscr., =>ŃA< @=.5þ>6<: Metsane 5 .;Ą.(?) scripsit Panayotidi: (C) inscr. 7.ă
scripsit Panayotidi:  inscr. 6 ­: omisit Metsane. =Ą@A26 scripsit Panayotidi: C! inscr. CĆ/Ł scripsit
Panayotidi: # inscr. 2ß@6Ć(:)A.? scripsit et supplevit Panayotidi: C!C inscr. 9Ă::
[]  Zias, ž0Ą.@<: Metsane. 7 lacunam statui: R ! " Zias.

Theotokos, Herrin und Mutter des Herrn,


schütze, bewache, behüte deine Diener,
die deine berühmte Kirche erneuerten,
den am meisten von Gott geliebten Bischof Leon und Niketas, den Protospatharios

—————–
1110
Die Inschriften sind heute nach intensiver, aber leider misslungener Reinigung des Steines nur mehr sehr schwer
zu entziffern (für diese Information danke ich Giorgos Pallis); ich danke Albrecht Berger, der die Inschriften im
September 2014 in situ betrachten konnte.
314 Griechenland (Nr. GR95)

5 und Turmarches von Naxos, und den Komes Stephanos Kamelares


und jene, die in Glauben, in Ehrfurcht eintreten. Amen.
Ihnen …………………………
Der 5. Indiktion, des Jahres 6560 (= 1051/52).
Text: M. PANAYOTIDI, Les monuments de Grèce depuis la fin d’iconoclasme jusqu’à l’an mille. Thèse de Docto-
rat de IIIe Cycle. Paris 1969, 180 (mit franz. Übers.) u. Taf. 96b.– M. PANAYOTIDI, La peinture monumentale en
Grèce de la fin de l’Iconoclasme jusqu’à l’avènement des Comnènes (843–1081). CahArch 34 (1986) 108, Anm. 128
(mit franz. Übers.), s.a. 100.– N. ZIAS, Panagia Protothrone at Chalki, in: M. CHATZIDAKIS u.a. (Hg.), Naxos. Athen
1989, 30 (mit engl. Übers.), 34 (Abb. 5).– METSANE, $<>40Ą. 415 (Nr. 18.).– PALLIS, Inscriptions 799 (Nr. 59 [Text
nach Zias]).

Lit.: N. ZIAS, µ7 AŃ: =<7.8BC526@Ń: A<6D<0>.C6Ń: 2ß? >FAĆ5><:<:. ¥>D.6<8<067ý ¥:þ827A. ­; ¥54:Ń: /
Athens Annals of Archaeology 4 (1971) 369f. u. Abb. 2.– MALAMUT, Les îles I 216, II 495.– M. PANAYOTIDI, Les
peintures murales de Naxos, in: XXXVIII corso di cultura sull’arte ravennate e bizantina. Seminario Internazionale di
Studi sul tema: «La Grecia insulare tra Tardoantico e Medioevo», Ravenna, 15–20 marzo 1991. Ravenna 1991, 286.–
GERSTEL, Beholding the Sacred Mysteries 6 (engl. Übers.).– A. CUTLER, Visual Communities in Byzantium and
Medieval Islam, in: N. HOWE (Hg.), Visions of Community in the Pre-Modern World. Notre Dame, IN 2002, 40.

Abb.: 38

Der Inhalt der Inschrift gibt deutlich zu verstehen, dass es sich um einen Text handelt, der
über die Renovierung der Kirche berichtet: Der in frühchristliche Zeit zurückreichende Bau1111
wurde im Jahr 1051/52 gründlich renoviert. Da die Kirche der Theotokos geweiht ist, wird diese
auch angesprochen: Sie wird gebeten, die Erneuerer der Kirche zu beschützen, aber auch jene,
die gläubig und in Ehrfurcht das Gotteshaus betreten (Vers 6). Drei Personen werden als Stifter
genannt, nämlich der Bischof Leon, der Protospatharios und Turmarches Niketas und der Ko-
mes Stephanos Kamelares. Leon und Stephanos sind aus anderen Quellen nicht bekannt:1112
Leon war Bischof zu einer Zeit, als Naxos noch nicht mit Paros zum Bischofssitz Paronaxia
vereinigt war; dies geschah im Jahr 1083.1113 Der Komes Stephanos Kamelares war wohl jene
Person auf der Insel, die zivile Aufgaben zu erfüllen hatte.1114 Kamelares ist in mittelbyzantini-
scher Zeit sonst nicht belegt, kommt aber einmal im frühen 15. Jahrhundert als Name eines
Paröken auf Lemnos vor.1115 Das Nomen 7.948þ>4? ist in der Bedeutung „Kamelführer“ volks-
sprachlich attestiert.1116 In der vorliegenden Inschrift handelt es sich allerdings nicht, wie Gers-
tel in ihrer Übersetzung zu verstehen gibt, um ein Amt,1117 sondern um einen Eigennamen. Bei
dem Protospatharios und Turmarches Niketas handelt es sich um den militärischen Komman-
danten:1118 Bislang wurde nicht erkannt, dass Niketas höchstwahrscheinlich auch in anderen
Quellen attestiert ist, nämlich sowohl historio- als auch sigillographisch mit dem Beinamen
Xylinites; die Siegel berichten, dass er Strategos von Samos war.1119 Warum der Familienname
des Niketas ausgelassen wurde, jener des Stephanos gedoch genannt wurde, ist schwer zu beur-
teilen: Niketas könnte (auch durch sein Amt und seine Titel) so bekannt gewesen sein, dass dem
Autor der Inschrift die Anführung des Familiennames als nicht notwendig erschien. Es könnte

—————–
1111
Vgl. ZIAS, Panagia Protothrone 31.
1112
Vgl. MALAMUT, Les îles II 495.
1113
Vgl. T.E. G[REGORY], Naxos. ODB 2, 1444f.
1114
Vgl. LBG s.v. 7Ć94?.
1115
PLP # 92304. Im späten 12. Jh. ist ein Georgios Kameleus auf einem Siegel belegt, ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus
I, Nr. 271.
1116
Vgl. Kr s.v. 7.948þ>4?.
1117
GERSTEL, Beholding the Sacred Mysteries 6: „… and the Count and Kamelares, Stephanos, and those entering
…“
1118
Vgl. A. K[AZHDAN], Tourmarches. ODB 3, 2100f.
1119
Vgl. J.-C. CHEYNET, Les Xylinitai. Numizmatika, Sfragistika i Epigrafika 5 (2009) 192–196; SAVVIDES, Prosopo-
graphy Samos 271 (Nr. 23–24).
Griechenland (Nr. GR95–GR96) 315

aber auch daran gelegen sein, dass der Autor in seiner Vorstellung eine metrische Struktur „ret-
ten“ wollte, für die er bewusst den Familiennamen des Niketas opferte.
Die Inschrift macht deutlich, dass die drei wichtigsten Personen der Insel in die Stiftung in-
volviert waren – ein typischer Fall von „co-operative patronage“.1120 Eine vielleicht mit Niketas
oder Stephanos verwandte weibliche Person wurde im Jahr 1056 im Parekklesion der Kirche
bestattet, wie eine Grabinschrift verrät.1121
In der Lücke in Zeile 7 der Inschrift ist vielleicht ¡>A<? zu lesen; das von Zias aufgezeichne-
te " (vgl. textkritischen Apparat) könnte eine auf „Salböl“ weisende Wortform dar-
stellen. Somit könnte in dieser Zeile zum Ausdruck gebracht werden, dass den gläubigen und
ehrfürchtigen Besuchern der Kirche Brot, d.h. die Kommunion, und Salböl dargebracht werden
sollen. Die Inschrift muss ursprünglich beim Eingang – vielleicht in der Form eines langen Tür-
sturzes – angebracht gewesen sein oder – wie oben angedeutet – als Aufschrift des Templo-
nepistylarchitravs gedient haben.
Wie bereits oben erwähnt, kann bei Teilen der Inschrift der Versuch des Autors festgemacht
werden, Verse zu verfassen. Dies betrifft die Zeilen 1–3 und 6. Die Zeilen 2 und 6 (ohne das
abschließende 9Ă:) weisen tatsächlich auch zwölf Silben auf, sind mit korrekt gesetzten Bin-
nenschlüssen versehen und haben einen Akzent auf der vorletzten Silbe. Über Einschnitte an der
Stelle des Binnenschlusses (B7) verfügen auch die Zeilen 1 und 3; aufgrund zusätzlicher Silben
wird jedoch in beiden Fälle die Silbenanzahl des byzantinischen Zwölfsilbers nicht eingehalten.
Interessanterweise und wahrscheinlich nicht zufällig weist auch die Einheit 7.ă AĀC.:<:
7(Ć)9(4A.) A(ą:) .948þ>4: in Zeile 5 alle Eigenschaften des Zwölfsilbers auf. Dass es sich bei
der Inschrift bzw. den intendierten Versen um ein lokales Produkt handelt, beweist nicht nur die
oben angesprochene eigene paläographische Ausführung; auch die Orthographie weicht stark
vom Standard ab. Weiters sind auch volkssprachliche Elemente zu beobachten: so etwa die
Schreibung von CĈ8.A<A2> mit nur einem Tau in Zeile 2 und das Fehlen des Akkusativ-End-Ny
von :.Ć<:> in Zeile 3.

Kato Potamia

Türsturz (178 × 13 cm), 10. Jh. ?: Kirche Hagios Mamas


Nr. GR96) Der marmorne Türsturz befand sich ursprünglich oberhalb des östlichen Ein-
gangs der im Talgrund zwischen Potamia und Sangri gelegenen Kirche, dann wurde er, nach-
dem er zwischenzeitlich in mehrere Teile zerbrochen war, oberhalb des Gartentores ange-
bracht.1122 Die heute unter dem Namen Hagios Mamas bekannte, mit zahlreichen antiken Spo-
lien versehene1123 Kirche war in byzantinischer Zeit der Theotokos geweiht, wie aus der auf
dem Türsturz befindlichen, über zwei Zeilen verteilten, nicht akzentuierten Inschrift hervorgeht.
Diese ist – wie der Schriftskizze bei Demetrokalles1124 und der Abbildung bei Mastoropoulos1125
zu entnehmen ist – offenbar nicht mehr in dem Zustand, in dem sie Zerlentes vor gut hundert
Jahren vorfand; doch auch Zerlentes musste bereits an mehreren Stellen konjizieren, da Teile
schon damals verloren waren. Zerlentes erkannte aber, dass die Inschrift ein aus acht Versen
bestehendes Epigramm bildet.1126 Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert; ein
eben solches Kreuz dürfte auch am Beginn von Vers 3 stehen, weiters am Beginn von Vers 7.

—————–
1120
Terminus nach KALOPISSI-VERTI, Collective Patterns 126.
1121
M. CHATZEDAKES, µ=6AþC6. D><:<8<049Ā:4 ­=60>.Cā @Aā: >FA<5>Ć:4 .;<B. $ IV 7 (1973–74) 78.
1122
Vgl. DEMETROKALLES, B9/<8.Ą 72, 73 (Abb. 5); s.a. METSANE, $<>40Ą. 415.
1123
Vgl. A. OHNESORG, Die antiken Spolien in der Kirche des Hagios Mamas auf Naxos. Architectura. Zeitschrift für
Geschichte der Baukunst / Journal of the History of Architecture 24 (1994) 170–184.
1124
DEMETROKALLES, B9/<8.Ą 69.
1125
MASTOROPOULOS, þ;<? 114f.
1126
ZERLENTES, B3.:A6.7ā ­=60>.CĂ 286.
316 Griechenland (Nr. GR96)

Unregelmäßige Buchstabenformen ebenso wie Lücken im inschriftlichen Text lassen schließen,


dass der Graveur seine Vorlage nur unzureichend verstand.
Zur Datierung der Inschrift bemerkte Zerlentes, dass sie nicht vor dem 8. Jahrhundert ent-
standen sein kann;1127 Grégoire fasste den zeitlichen Rahmen breiter und datierte sie in das 7.–9.
Jahrhundert, meinte aber, dass eine zeitliche Einordnung ohne Abbildung der Inschrift schwie-
rig sei.1128 Bei Malamut finden wir eine Datierung in das 9.–10. Jahrhundert.1129 Ohne näher
darauf einzugehen, meldete auch Ruggieri Zweifel an Zerlentes’ Datierung an.1130 Zuletzt wurde
die Inschrift in die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert,1131 nach der Rückeroberung Kre-
tas im Jahr 961.1132
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!ą: =>ă: />.DĈ: A2 7.ă 7.A4BA2[86@9]Ā:<:


2î>ĉ: 1Ć9<: @<Ľ AĮ? =.:þ0:<B .>5Ā:<B
5B4=Ć[8<? @ą? 2íA28ā? ĀF: =Ć5Ł
A<ĽA<:] :2<B>0<2ĵ> 7(.ă) =>ą? [……] 7>2Ą[A]A[<:.
5 :Ľ:] 2í=>2=Į A2 7(.ă) <72>7.88F=6[@9Ā:<:]
é:=2> =><@4:Ń? =><@1ĀD<B, <@ć> [.>5Ā:2],
<ã74@6: A.ĈA4<:> A<Ľ Aą: ­>.@[………
……………] A<Ľ :2<B>04A<Ľ 1Ć9<B.
——
1 cf. e.g. v. 1 epigramm. in ecclesia SS. Theodororum in urbe Athenarum (ĺ no. GR15): Aą: =>ă:
=.8.6[ą: ë:]A. @<B :.Ć:, 9þ>AB?. 4 cf. v. 4 epigramm. in obelisco in hippodromo Cpl. (ĺ no. TR53):
7>2ĵAA<: :2[<]B>02ĵ [AĮ? =þ]8.6 52F>Ą.?.
——
1 7.A4BA286@9Ā:<: legerunt alii: 7.A4B86@9Ā:<: Metsane. 3 5B4=Ć8<? @ą? 2íA28ā? ĀF: =Ć5Ł legit Zerlen-
tes: @ą? 2íA28ā? ĀF: Karpathios. 4 A<ĽA<: legerunt Zerlentes et Karpathios. :2<B>02ĵ 7.ă legerunt Zer-
lentes et Karpathios: " (I) inscr. [……] statui: TET ? inscr., =Ħ@6 legerunt Zerlentes et Karpa-
thios. 7>2ĄAA<:. legerunt Zerlentes et Karpathios: [.]![… ? inscr. 5 :Ľ: legit Karpathios: ! ? inscr.
<72>7.88F=6[@9Ā:<:]: [… inscr., 727.88F=6@9Ā:<: legit et scripsit Karpathios. 6 é: =2>
Metsane. =><@4:Ń? scripserunt Zerlentes et Karpathios: CC inscr. Ĉ legit Karpathios: nunc
deest in inscr. .>5Ā:2 legit Karpathios. 7 A.ĈA4<:> A<Ľ Aą: ­>.@[………] dubitanter legi: A.ĈA4: A<Ľ
=.:2[B8<049Ā:<B] Zerlentes (cf. Karpathios). 8 [……………] statui: [$>6@A<Ľ, =><@AþA<B] supplevit Zer-
lentes (cf. Karpathios). :2<B>04A<Ľ scripsi (cf. comment.): :2<B>0ĂA<B alii.

Nachdem er dein, der ganz reinen Jungfrau, früher kleines und gering geachtetes
Haus vorgefunden hat,
erneuert dein bescheidener Priester Leon dieses mit Liebe
und (macht es) ……… besser
5 jetzt sowohl prächtig als auch geschmückt.
Dieses nimm wohlwollend an, du Jungfrau,
diese Behausung des den ……………
…………… des neu gebauten Hauses.
Text: ZERLENTES, B3.:A6.7ā ­=60>.CĂ 286.– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 65 (Nr. 215bis [Text nach Zer-
lentes]).– N. KALOGEROPOULOS, !>6þ7<:A. =Ā:A2 ¡0:F@A<6 :.<ă AĮ? þ;<B. Athen 1933, 15 (mir nicht zugänglich).–
Archimandrit EMMANUEL I. KARPATHIOS, µ=Ą@72E6? 2ß? Aą: ª06<: þ9.:A. þ;<B. µ7784@Ą.. µ=Ą@49<: 28AĄ<:
AĮ? µ7784@Ą.? AĮ? ¶88þ1<? 13 (1935) 296.– G. DEMETROKALLES, Ũ :.ą? A<Ľ ¦0Ą<B þ9.:A<? @Aā: <A.96ý
þ;<B. !2D:67ý $><:67þ (02:67ā ±71<@6?) 220 (<Ā9/>6<? 1962) 41 (Schriftskizze).– DEMETROKALLES, B9/<8.Ą 69

—————–
1127
ZERLENTES, B3.:A6.7ā ­=60>.CĂ 286.
1128
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 65.
1129
MALAMUT, Les îles I 216.
1130
V. RUGGIERI, Byzantine Religious Architecture (582–867). Its History and Structural Elements (OCA 237). Rom
1991, 260 (Nr. 13).
1131
METSANE, $<>40Ą. 414.
1132
Vgl. G. DEMETROKALLES, B3.:A6:ā :.<1<9Ą. @Aā: þ;<. Athen 2000, 30 u. Anm. 26.
Griechenland (Nr. GR96) 317

(Schriftskizze), 71 (Text nach Zerlentes).– METSANE, $<>40Ą. 415 (Nr. 17).– A. RHOBY, JÖB 58 (2008) 236 (Ed. der
vv. 1–2).

Lit.: MALAMUT, Les îles I 216.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 28.– LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 15).–
MASTOROPOULOS, þ;<? 114–115 (Farbabb. 71–72).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383.

Abb.: XL–XLI

Die Verse bilden ein Stifterepigramm, das nach altbekanntem Muster aufgebaut ist. Zunächst
wird der verbesserungswürdige Zustand (kleine,1133 unbedeutende Kirche) beschrieben, danach
kurz der Stifter vorgestellt und daraufhin die von diesem vollzogene Verbesserung, d.h. die
Renovierung, beschrieben. Zahlreiche andere Epigramme, wie etwa jenes, das im Testimonien-
apparat zu Vers 1 zitiert ist, weisen eine ähnliche Struktur auf.1134 In den letzten drei Versen
wird die Jungfrau, der die Kirche geweiht ist (vgl. Vers 2), gebeten, diese anzunehmen. Der
„Priester“ Leon1135 war vielleicht der Bischof der Insel, wenn man 5B4=Ć8<? – wie auch sonst
manchmal – so deuten kann.1136 Aufgrund der wahrscheinlich unterschiedlichen Datierung ist es
aber nicht möglich, dass – wie von Malamut in Erwägung gezogen1137 – der Leon des vorlie-
genden Epigramms identisch ist mit jenem, der in der Inschrift an der Basis des Glockenturms
der Kirche Panagia Protothrone in Chalki, ebenfalls auf Naxos, genannt wird.
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen (ausschließlich B5). Auffallend ist das proparoxytone Versende in Vers 4, das sonst
zwar gelegentlich, aber doch sehr selten und im inschriftlichen Epigramm nach dem 7. Jahrhun-
dert fast nie begegnet. Da Zerlentes 7>2ĄAA<:. aber offensichtlich noch gut lesen konnte, sei das
Wort im Text behalten. Betrachtet man die Schriftskizze bei Demetrokalles und die Abbildung
bei Mastoropoulos, dann stellt man fest, dass die Endung des Wortes auf irgendeine Weise ge-
kürzt gewesen sein muss, da zwischen dem erhaltenen Tau und den darauf folgenden Buchsta-
ben, die bereits zu 2í=>2=Į (Vers 5) gehören, nur sehr wenig Platz ist. Da die Prosodie der
Zwölfsilber von sehr guter Qualität ist – was angesichts der Tatsache, dass die Verse fernab der
Bildungszentren auf einer Insel entstanden sind, erstaunlich ist –,1138 kann die von Zerlentes
stammende Lesung =Ħ@6 in Vers 4 nicht gehalten werden, da dadurch ein schwerer prosodischer
Verstoß entstünde (positionslange siebente Silbe). Ebenso wenig akzeptiert werden kann die
Ergänzung [$>6@A<Ľ, =><@AþA<B] am Beginn von Vers 8, da auch dadurch ein schweres proso-
disches Versehen entstünde (positionslange dritte Silbe). Noch dazu ist fraglich, warum Christus
in einer der Theotokos geweihten Kirche als Beschützer genannt werden sollte. Aus diesem
Grund wurde auch auf die Konjektur =.:2[B8<049Ā:<B] am Ende von Vers 7 verzichtet, zumal
sie auch paläographisch nicht vertretbar ist. Schon Grégoire stellte fest, dass die von Zerlentes
vorgenommenen Ergänzungen am Ende des Epigramms zweifelhaft sind.1139
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Vers 4 ist vielleicht mithilfe eines Epigramms
des späten 12. Jahrhunderts zu ergänzen, das in Konstantinopel beim Charisios-Tor (Sulukule-
kapÕ) angebracht war,1140 aber nur in byzantinischen Abschriften überliefert ist.1141 Dort lautet

—————–
1133
Zur mannigfachen Bedeutung von />.DĈ?, das sehr oft auch in Grabepigrammen begegnet, vgl. RHOBY, Inscrip-
tional Poetry 197f.
1134
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
1135
Zur Person PmbZ # 4278.
1136
Siehe oben S. 306, Anm. 1068, und Vers 2 des Epigramms auf einer Steinplatte im Kloster Hagia Areia (bei
Nauplion) (ĺ Nr. GR93): ĀF: ĩ>02ĄF: 86A>ą? 5B4=Ć8<?. Dort ist 5B4=Ć8<? tatsächlich als Bischof zu deuten,
s.a. DEMETROKALLES, B9/<8.Ą 71, Anm. 61.
1137
Vgl. MALAMUT, Les îles I 216.
1138
Somit unterscheidet sie sich auch klar von der Inschrift in der Kirche der Panagia Protothrone in Chalki.
1139
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 65.
1140
Vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 177.
1141
Den Richtlinien der Reihe „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher Überlieferung“ (RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken 50–52) zufolge wurde das Epigramm daher auch nicht in den vorliegenden Band aufge-
nommen.
318 Griechenland (Nr. GR96–GR97)

Vers 9 wie folgt: .ó56? :2<B>02ĵ 7=ă Aą 7>2ĵAA<: CĀ>26.1142 Vers 4 des vorliegenden Epigramms
könnte daher ursprünglich vielleicht [A<ĽA<:] :2<[B>02ĵ 7.ă] =>ą? 7>2Ą[A]A[<:. CĀ>26] gelautet
haben. Somit würde der Vers auch nicht proparoxyton enden. Der Schriftskizze bei Demetrokal-
les und der Abbildung bei Mastoropoulos nach zu schließen, ist die Perfektreduplikation
<72>7.88F=6[@9Ā:<:] in Vers 5 kein Textverlust, sondern war nie in der Inschrift vorhanden:
Nach TE ist ein Kappa mit Zusatz zu erkennen, das offensichtlich für gekürztes 7.Ą steht, darauf
folgt das Kappa von 7.88F=6[@9Ā:<:]. Das als Verbaladjektiv auf der letzten Silbe zu betonende
:2<B>04AĆ? in Vers 8, welches das Verbum :2<B>0ĀF in Vers 4 wieder aufgreift, ist nur an die-
ser Stelle belegt.1143 Das dazu gehörende Nomen :2<Ĉ>049. ist vor allem im 10. und 11. Jahr-
hundert attestiert.1144

NEA EPIDAUROS

(*)Graffito (verloren ?), byz. ?


Nr. GR97) Gketakos berichtet von einer in die nördliche Innenwand einer anonymen Kirche
in der Festung von Nea Epidauros geritzten, über zwei Zeilen verteilten Inschrift. Dabei handelt
es sich, wie von Vassis kürzlich festgestellt,1145um einen – vielleicht zufällig entstandenen –
prosodielosen Vers, wenn man den von Gketakos vorgenommenen Ergänzungen folgt.
Vom paläographischen Gesichtspunkt aus gesehen ist eine Datierung in spätbyzantinische
Zeit möglich. Die Inschrift kann aber auch erst später eingeritzt worden sein.
Der auf Gketakos’ Ergänzungen basierende Vers lautet wie folgt:

Ń32, (Ĉ>6)2, 2í5þ>[@26 7.ă] :<B5ĀA26.


——
2í5þ>[@26 7.ă] supplevit Gketakos.

Rette, Herr, ermutige (mich) und weise (mich) zurecht!


Text: GKETAKOS, µ=60>.C.Ą 95 (Nr. 92 [mit Schriftskizze]).

Dass Gketakos’ Ergänzung richtig sein dürfte, wird durch ein Parallelbeispiel bewiesen: In
ein Medaillon auf einem Architekturfragment des 11./12. Jahrhunderts, das im Archaiologiko
Museio Archaiu Korinthu (Inv.-Nr. 873) aufbewahrt wird, ist folgende Inschrift eingeschrieben
(in normalisierter Orthographie): Ń32 ĀA><:, 2í5þ>@26 7.ă :<B5ĀA26, Ĉ>62.1146 Das Verbum
2í5.>@ĀF ist nach Auskunft der Lexika eher spärlich attestiert.1147 In den bislang bekannten Be-
legen wird das Wort ausschließlich intransitiv verwendet („mutig sein“). Ein weitere Stelle für
transitives 2í5.>@ĀF ist bislang nicht bekannt.1148

NEA PETRA ĺ PORTARIA

—————–
1142
JANIN, Constantinople byzantine 281; MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 137 (Nr. 48a).
1143
Vgl. L s.v. (nach Grégoire falsch :2<Ĉ>04A<?).
1144
Vgl. LBG s.v.
1145
VASSIS, Initia 705.
1146
N.A. BEES, Corpus der griechisch-christlichen Inschriften von Hellas. Inschriften von Peloponnes. Band I: Isth-
mos – Korinthos (Inscriptiones Graecae Christianae Veteres et Byzantinae I). Athen 1941 (Reprint Chicago
1978), 27f. (Nr. 12); PALLIS, Inscriptions 788f. (Nr. 33 [mit weiterer Lit.]).
1147
Vgl. LSJ s.v., L s.v.
1148
Vgl. aber LSJ s.v. 5.>@ĀF I 2 b (c. acc. pers. „to have confidence in“).
Griechenland (Nr. GR98) 319

ORCHOMENOS

Steinblock (86 × 60 cm), a. 873/74: äußere westl. Mauer des Narthex des Katholikons
des Klosters von Skripu
Nr. GR98) Die heute der Koimesis Theotoku gewidmete, mit drei Schiffen versehene Kir-
che am Ortsrand von Orchomenos1149 und in der Nähe des früheren Kopaïs-Sees war in byzanti-
nischer Zeit der Theotokos und den Aposteln Petrus und Paulus geweiht; sie bildete das Katho-
likon eines Klosters. Die für den Ort bis in das 19. Jahrhundert gebräuchliche Bezeichnung
Skripu ist vielleicht schon im 10. Jahrhundert attestiert,1150 sichere Belege stammen aber erst aus
spätbyzantinischer Zeit und der Turkokratie.1151 Dass die Kirche zur Zeit ihrer Gründung den
drei genannten Personen geweiht war, basiert auf den Informationen in den drei im östlichen
Bereich der Kirche angebrachten Inschriften.1152 Die Hauptinschrift befindet sich in der Mitte
eines Ornamentbandes, das die gesamte Außenmauer der zentralen Apsis umläuft; darin werden
die Theotokos und ihr Sohn angesprochen.1153 Die zweite, am östlichen Ende der südlichen Au-
ßenmauer der Kirche – im Bereich der südlichen Apsis – innerhalb eines Ornamentfeldes ange-
brachte Inschrift bezieht sich auf den Apostel Petrus.1154 Die dritte Inschrift ist am östlichen
Ende des an der Nordwand herausspringenden Querschiffes angebracht; sie bezieht sich auf den
Apostel Paulus.1155 Somit erfährt man, dass die zentrale Apsis der Theotokos geweiht war, die
südliche Apsis dem Apostel Petrus und die nördliche Apsis dem Apostel Paulus.1156 Die genaue
zeitliche Einordnung der Kirche ist aufgrund der Angabe des Weltjahres am Ende der auf den
Apostel Paulus bezogenen Inschrift möglich. Das dort genannte Weltjahr 6382 entspricht dem
Jahr 873/74.1157 Auch in den beiden anderen Inschriften findet man Elemente, die eine zeitliche
Einordnung erlauben: Die zentrale Inschrift um die Hauptapsis endet mit der Wendung ­=ă
.@682Ą<B 7.ă F:@A.:AĄ:<B 7.ă Ā<:A<? AŃ: 526<AþAF: /.@68ĀF: AŃ: źF9.ĄF:.1158 Dahinter
verbergen sich Kaiser Basileios I. (867–886) und seine Mitkaiser und Söhne Konstantinos (Mit-
kaiser 870–879) und Leon (Mitkaiser 870–886), der spätere Kaiser Leon VI. Aus der auf den
Apostel Petros bezogenen Inschrift erfährt man am Ende, dass sie ­=ă š0:.AĄ<B A<Ľ <ß7<B92:67<Ľ
=.A>6þ>D<B datiert wird.1159 Damit ist das (zweite) Patriarchat des Ignatios gemeint, das von 867
bis 877 dauerte.1160 Dass die Kirche – wie früher angenommen wurde1161 – auf einen altchristli-
chen Vorgängerbau zurückgeht, dürfte nicht zutreffen. Weder das in der zentralen, auf die Theo-
tokos bezogenen Inschrift verwendete Verbum :Ą@A4961162 noch das in den auf Petrus und Pau-
—————–
1149
Die Bausteine der Kirche stammen vom antiken Orchomenos, vgl. SODINI, Marble 141. Zur Architektur der
Kirche zuletzt ûURýIû, Architecture in the Balkans 316–318.
1150
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 479.
1151
Vgl. KODER – HILD, Hellas 227.
1152
Siehe die Sizze bei PAPALEXANDROU, Text in context 265; zu diesen Inschriften ausführlich PAPALEXANDROU,
Church of the Virgin of Skripou 129ff.; s.a. E. STIKAS, L’église byzantine de Scripou (Orchoménos) en Béotie,
in: Corsi di cultura sull’arte ravennate e bizantina [XXII], Ravenna – 9–22 marzo 1975. Ravenna 1975, 385–400;
RHOBY, Meaning 737; gute Farbabbildungen dieser Inschriften bei HIERONYMOS, $>6@A6.:67ā <6FAĄ. 88–90
1153
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 481f.
1154
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 482.
1155
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 482f.
1156
Zur kirchenpolitischen Bedeutung der Weihe an die Apostel Petrus und Paulus (während des Patriarchats des
Ignatios) vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 493.
1157
Zur Ausstattung der Kirche (auch in späteren Jahrhunderten) vgl. S. BOGIATZES, .>.A4>Ă@26? @A4: <67<1<967Ă
6@A<>Ą. A4? .:.0Ą.? 7>6=<Ĉ? @A4 <6FAĄ.. $ IV 20 (1998) 111–126; s.a. BARSANTI, Scultura mediobizan-
tina 5–15; A. GRABAR, Sculptures byzantines de Constantinople [I] (IVe–Xe siècle) (Bibliothèque des Cahiers Ar-
chéologiques XVII). Paris 1963, 90–95.
1158
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 481. Auffallend ist, dass der Name des Stifters (wohl nicht zufällig) genau in der
Mitte der Inschrift (d.h. am Scheitelpunkt der Apsisrundung) angebracht ist.
1159
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 482.
1160
Vgl. A. K[AZHDAN], Ignatios. ODB 2, 983f.
1161
Z.B. KODER – HILD, Hellas 227.
1162
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 481: … :.@AĂ@.:A<? Aą: @ą: ¢06<: :.Ć:.
320 Griechenland (Nr. GR98)

lus bezogenen Inschriften einleitende Wort 7.8862>0Ń1163 weist darauf hin, dass hier etwas res-
tauriert oder wiederaufgerichtet wurde.1164
Eine vierte an der Außenmauer der Kirche angebrachte, nicht akzentuierte Majuskel-
Inschrift unterscheidet sich von den anderen in mehrfacher Hinsicht: Sie ist auf einem Stein-
block im äußersten nördlichen Bereich der äußeren Westwand der Kirche bzw. des Narthex in
gut ein Meter Höhe (gemessen zum unteren Rand der Platte) angebracht und somit sowohl für
den mittelalterlichen als auch für den heutigen Betrachter gut zu entziffern.1165 Dort, wo sie
weniger gut zu lesen ist, ist der Stein von der Witterung sehr angegriffen. Sie ist nicht wie die
anderen vom Stein abgemeißelt, sondern eingeritzt; auch wird sie nicht wie die anderen von
Ornamenten umgeben. Sie läuft über zwölf Zeilen, wobei die Zeilenlinien ebenfalls eingeritzt
sind.1166 Das Hauptunterscheidungsmerkmal zu den anderen Inschriften besteht aber darin, dass
sie im Versmaß verfasst ist, während die anderen in Prosa gehalten sind.1167 Da pro Vers eine
Zeile vorgesehen ist, umfasst das Epigramm zwölf Verse, wobei diese Hexameter1168 bilden,
was bei byzantinischen inschriftlichen Epigrammen nur sehr selten vorkommt.1169 Der Beginn
des Epigramms ist durch ein abgemeißeltes Kreuz markiert, das Ende durch ein eingeritztes
Kreuz. Paläographisch auffallend ist auch, dass die Buchstaben in jenen Versen, die aus vielen
Zeichen bestehen, enger aneinander gefügt sind als in jenen, die aus weniger Zeichen bestehen.
Besonders augenfällig ist dies in den Versen 3, 7, 8 und 10, in denen die Buchstaben des letzten
Wortes (±9=4?, ¡9CF, 9C67.8Ĉ=A26 und 9Ā06@A2) aufgrund des zur Genüge zur Verfügung ste-
henden Platzes deutlich voneinander abgesetzt sind. Eine paläographische Besonderheit stellt
auch die Schreibung des Iota adscriptum von 5.8ĄĬ@6 (ĬǹȁǿǾǿCǿ{ǿ} inscr.) in Vers 9 dar,1170
was sonst nur selten vorkommt.1171 Von den anderen Inschriften unterscheidet sich das Epi-
gramm nicht nur dadurch, dass es eingeritzt und nicht abgemeißelt ist, sondern auch dadurch,
dass es nicht wie die anderen Inschriften zahlreiche orthographische „Fehler“ aufweist.1172 Un-
terschiede in der paläographischen Ausführung der Buchstaben, legen auch den Schluss nahe,
dass für das Epigramm nicht jener Handwerker bzw. Steinschneider zuständig war, der die an-
deren Inschriften anbrachte und auch sonst bei der Gestaltung der Kirche Hand anlegte.1173 Die
ausführenden Handwerker bzw. Künstler stammten wahrscheinlich aus Theben, der Hauptstadt
und dem Zentrum des Themas Hellas; dies wird unter anderem bewiesen durch die Ausführung
der Skulpturen und Inschriften (a. 871/72) in der Kirche Hagios Gregorios Theologos (ĺ Nr.
GR117).1174 Auch der Stein, in den die Verse eingeritzt wurden, ist ein anderer, nämlich Mar-
mor, als jener, nämlich Kalkstein, der sonst an der Kirche verwendet wurde.1175 Da die Inschrif-
ten rund um die Kirche angeordnet sind, wurde wahrscheinlich erwartet, dass die Besucher das
Gebäude umrundeten, um dabei über die Stiftung der Kirche unterrichtet zu werden.1176 Der Ort

—————–
1163
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 482: µ7.886Ā>04@2: Aą: :.ą: A<Ľ ž0Ą<B ĀA><B …; ibid. 483: µ7.886Ā>04@2:
Aą: :.ą: A<Ľ ž0Ą<B .Ĉ8<B … Das Verbum 7.8862>0Ń wird gerne in spätantiken Inschriften verwendet.
1164
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 485.
1165
Für den modernen Betrachter ist die Lesung der unteren Hälfte der Inschrift erschwert, da der Stein in diesem
Bereich größere Verwitterungserscheinungen aufweist.
1166
Zum Phänomen siehe oben S. 79–80.
1167
Es handelt sich somit nicht „um mehrere Hexameter“, wie in PmbZ # 24350 zu lesen ist.
1168
Und nicht jambische Trimeter mit zwölf Silben, wie SOTERIOU, .ą? AĮ? 7>6=<Ľ? 156 behauptete.
1169
Andere Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 62f.
1170
Für das überflüssige End-Iota gibt es allerdings keine vernünftige Erkärung: Man wird von einem Fehler des
Graveurs ausgehen müssen. Es ist freilich auch möglich, dass auch das Iota nach dem Eta ein bloßer Fehler ist
und nicht ein bewusst gesetztes Iota adscriptum darstellt.
1171
Weitere Beispiele sind bei RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40 angeführt.
1172
Vgl. PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 167f.
1173
Vgl. SOTERIOU, .ą? AĮ? 7>6=<Ľ? 156.
1174
Vgl. PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 138f., 151f.; STRZYGOWSKI, Inedita 11f.
1175
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 489f.; PAPALEXANDROU, Text in context 277.
1176
Vgl. PAPALEXANDROU, Text in context 267.
Griechenland (Nr. GR98) 321

des Epigrammtextes stellte dabei entweder den Beginn oder das Ende der Kirchenumrundung
dar.1177
Das vom Stifter in Auftrag gegebene Hexameter-Epigramm ist höchstwahrscheinlich eben-
falls in das Jahr 873/74 zu datieren.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

í C5Ć:<? <í1ÿ D>Ć:<? =2>69Ă72A<? ±>0. 7.8ĈE26


@Ń: 7.9þAF:, =.:þ>6@A2, /B5ń =<8BD.:1ĀG 8Ă54?
±>0. ­=2ă /<ĆF@6 7.ă <í 8.8Ā<:Aþ =2> ±9=4?
7.ă AĆ12 0ý> AĀ92:<? =.:.<Ą169<: ­;2AĀ82@<@>.?
5 4A>ą? =26><0þ9<B, 52<1Ā09<:<? ßC6.:þ@@4?,
A2>=:ą: =<@AĄ8/<: =2>67.88Ā. =þ:A<52: .ã084:
$>6@A<Ľ 1ĩ ®7.AĀ>F52: =<@AĆ8F ²@A.A<: ¡9CF,
ü: ņĊ94? /Ń8.; à2>ā: 7Ć:6: 9C67.8Ĉ=A26
3Ċ<6? ­: 5.8ĄĬ@6 D>Ć:F: ­=ĩ =2Ą><:. 7Ĉ78.,
10 û =<8Ĉ.6:2 Ā<: =>FA<@=.5þ>62 9Ā06@A2,
045Ć92:<? 7A2þA2@@6 7.ă ­: A27Ā2@@6: >Ą@A<6?
DŃ><: ­=67>.AĀF: A2 =.8.6CþA<B ĩ>D<92:<ĵ<.
——
1–2 cf. e.g. Sym. Nov. Theol. hymn. 24,35–37 (KAMBYLIS): <í 0ý> @6F=Ħ: î=<CĀ>F, 52Ā 9<B, | 7.ă 8Ă54?
/B5<ĵ? @B07.8Ĉ=A26: Aý ±>0., |   ­=<Ą4@.? 7.ă =<62ĵ? 7.5ĩ ®7þ@A4:; cf. etiam sermonem (s. XIV/XV) de
monast. AŃ: Ũ140Ń: Cpl., ed. Chr. ANGELIDI, REB 52 (1994) 135,4sq.: … 9.7>ą? D>Ć:<? =.>.1>.9ĉ:
ö? Aý =<88ý 8Ă54? /B5ń =.>.1Ā1F72: … 1 loc. comm.: cf. e.g. vv. 3–4 epigramm. (s. VI) in urbe Byllis
(hodie prope urbem Hekal / Alban.), ed. SEG 38 (1988), no. 533 (cf. ROBERT, Épigrammes 21, n. 3): 88’
<í1’ è 9.7>ą? 7.㠝:.>Ą594A<? D>Ć:<? | 04>Ń: 7.8ĈE26 A<ć? =Ć:<B? 67AF>Ą:<B; Mich. Chon. I 159,28sq.
(LAMPROS): è D>Ć:<? … 126:ń @B99þDŁ, Ań C5Ć:Ł. 2–4 cf. Anth. Pal. I 9,1 (BECKBY): 7.ă AĆ12 @Ń:
7.9þAF: =.:.<Ą169<: ±>0<: ­AĈD54; I 10,28sq. (BECKBY) (= epigram. in eccl. S. Polyeucti Cpl., cf. CON-
NOR, Epigram 487): ±>0. 0ý> 2í@2/Ą4? <í 7>Ĉ=A2A.6 <í 0ý> Ā58<B? | 8Ă54 =<@/Ā::B@6: >6@A<=Ć:F:
>2AþF:. 2 /B5ń … 8Ă54? (loc. comm.) alludit ad Sap. 16,11: á:. 9ā 2ß? /.52ĵ.: ­9=2@Ć:A2? 8Ă54:; cf.
etiam Greg. Naz., PG 36,608A: … á:. 9ā ­;ĄA48. Ań D>Ć:Ł 0Ā:4A.6 Aý 7.8þ, 941ÿ =.>.ĻļBį 8Ă54?
/B5<ĵ? 9.B><Ĉ92:.; Phot. Hom. XVII 4 (p. 169,1–3 LAOURDAS): … 0B9:ā: <æ. 7.ă ¡9<>C<: 7.ă A<ĵ?
=<88<ĵ? ­72Ą:<6? ­=6@AB0:þ3<B@.: A>.Ĉ9.@6 8Ă54? /B5ń =.>.=Ā9E.6 ­C>Bþ;.:A< … et XVII 5 (p.
170,7sq. LAOURDAS): … 88ý AĮ? 94A>67Į? 2ß7Ć:<? =ĩ .íAŃ: AĮ? 8Ă54? AŃ: =B59Ā:F: :6@A.9Ā:4? …;
etc. 3 cf. Od. 15,361. ±>0. ­=2ă /<ĆF@6: loc. comm. in inscr., cf. BE 1965, no. 419; FEISSEL, Chroniques
15; cf. Anth. Pal. XVI (= Anth. Plan.) 30,4 (BECKBY): /þ8826, 96@Ń: 9<B 7<í 8.8Ā<:A. AĈ=<:. 4–5 AĀ92:<?
… 94A>ą? =26><0þ9<B: cf. e.g. Anth. Pal. I 2,3 (BECKBY): 94A>ą? =26><0þ9<6< 1Ć9<: @7þ3<:A.
:<Ă@.?; de 94Aā> =26>Ć0.9<? cf. e.g. etiam Anth. Pal. I 27,3; 99,6 (BECKBY). 5 cf. Od. 11,284 (de rege
Amphione): é? =<A’ ­: ũ>D<92:ń 6:B4Ł åC6 ¡:.@@2:. 9 cf. Anth. Pal. IX 468,3 (BECKBY): :1>þ@6:
<å12: ¡026: 92Aĩ =2Ą><:. 7Ĉ78<: Ā58F:. 10 cf. Il. 9,673: 2ã=’ ¡02 9’ û =<8J.6:’ ũ1B@2Ľ 9*0. 7Ľ1<?
¥D.6Ń:.
——
2 =<8BD.:12ĵ Oikonomidès. 4 ­;2AĀ82@<@>.? Prieto-Domínguez: ­;2AĀ82@@.? tacite suppleverunt Trypa-
nis, Paul (cf. LAUXTERMANN, Poetry 119sq.), ­;2AĀ82@.? alii (sic inscr.). 7 ²@A.A<:: ²@A.@.: Trypanis,
±@A.A<: Oikonomidès, Papalexandrou. 5 åC6 :þ@@4? Prieto-Domínguez. 8 9C67.8Ĉ=A26 scripsit Oiko-
nomidès: #"! inscr., Hieronymos, 9C<6>7.8Ĉ=A26 Prieto-Domínguez. 9 Ł<6? Paul.
5.8ĄĬ@6 scripserunt Trypanis et Oikonomidès: C inscr., Hieronymos, 5.86ĭ@6 Schliemann,
5.8Ą46@66 Strzygowski, Papalexandrou, 5.8ĄĬ@<6> Prieto-Domínguez. ¡=2Ą><:. Schliemann. 12
ĩ>D<92:<ĵ< Oikonomidès: ũ>D<9Ā:<6< Schliemann, Strzygowski, Bees, Trypanis, Megaw, Papalexan-
drou.

Weder Neid noch überaus lange Zeit werden die Werke


deiner Mühen, Allerbester, verhüllen im viel fassenden Abgrund des Vergessens,
da die Werke rufen, auch wenn sie durchaus nicht sprechen.
Denn auch dieses von allen besungene Heiligtum
5 der der Ehe unerfahrenen Mutter, der Gott empfangenden mächtigen Herrscherin,

—————–
1177
Vgl. PAPALEXANDROU, Text in context 279.
322 Griechenland (Nr. GR98)

hast du vollendet, ein liebliches, das von allen Seiten sehr schönen Glanz ausstrahlt.
Zu beiden Seiten von Christus stehen beide Apostel,
deren heiligen Staub die Scholle Roms verhüllt.
Du mögest leben in blühendem Glück über unendliche Jahreskreise,
10 o vielgelobter Leon, größter Protospatharios,
und dich erfreuen an Besitztümern und besten Kindern,
der du den Raum des altberühmten Orchomenos verwaltest.
Text: H. SCHLIEMANN, Orchomenos. Bericht über meine Ausgrabungen im böotischen Orchomenos. Leipzig
1881, 48f.– STRZYGOWSKI, Inedita 9.– BEES, Sigillographie 201.– SOTERIOU, .ą? AĮ? 7>6=<Ľ? 156 u. Abb. 40.–
TRYPANIS, Poetry 43f. (Nr. 37).– MEGAW, Skripou Screen 25 (vv. 10–12).– OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 483f.
(mit franz. Übers.) u. Taf. IV.– PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 142f. (mit engl. Übers.).– PAPA-
LEXANDROU, Text in context 279 (mit engl. Übers.), 278 (Abb. 14 [Schriftskizze]).– HIERONYMOS, $>6@A6.:67ā
<6FAĄ. 87 u. Farbabb.– PAPALEXANDROU, Echoes 211 (Text 12 [vv. 9–12]), s.a. 171f.– PAUL, Dichtung auf Objekten
241 (Nr. 8).– G. AGOSTI, Saxa loquuntur? Epigrammi epigrafici e diffusione delle paideia nell’oriente tardoantico.
Antiquité Tardive 18 (2010) 172 (vv. 1–3).– PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 168f. (mit engl. Übers.).

Lit.: HALKIN, Inscriptions III 126f.– MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 5 (Abb. 6 [Schriftskizze]).– A. PAPALEXAN-
DROU, Conversing Hellenism: The Multiple Voices of a Byzantine Monument in Greece. Journal of Modern Greek
Studies 19 (2001) 240–242, 251, Anm. 3.– LAUXTERMANN, Poetry 119f., 340 (Nr. 17).– PAPALEXANDROU, Memory
67 (engl. Übers.).– FEISSEL, Chroniques 14f. (Nr. 43).– BARSANTI, Scultura mediobizantina 8.– RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken 63.– RHOBY, Structure 311.– PAPALEXANDROU, Memory Culture 115f.– RHOBY, Epi-
grams 74.– RHOBY, Interactive Inscriptions 318, 319f., 330 (Abb. 1).– RHOBY, Meaning 737f. u. Taf. I (Abb. 1).–
MANGO, Homeric Inscription 71, 73.– EASTMOND, Glory of Byzantium 129 (partielle engl. Übers.).

Abb.: XLII

Das Epigramm richtet sich an den Stifter Leon, der in Vers 10 auch namentlich angespro-
chen wird. In poetischer Weise wird gleich am Beginn darüber berichtet, dass weder Neid noch
Zeit – zwei Synonyme für Zerstörung1178 – das Werk des Leon, d.h. die Stiftung der Kirche,
vergessen machen können. Der Autor der Verse operiert hier mit gängigen Sprachformeln, wie
die Parallelen im Testimonienapparat beweisen; die vertraute Chiffre C5Ć:<? – D>Ć:<?, die öf-
ters auch in späteren Jahrhunderten verwendet wird,1179 gleich am Beginn des Epigramms macht
—————–
1178
Vgl. z.B. RHOBY, Reminiszenzen 53, 56, 65f.
1179
Ein eindrucksvolles Beispiel stellen z.B. die Passagen in dem in das Jahr 1113 zu datierenden Typikon des Klos-
ters Hagios Ioannes Prodromos tu Phoberu (an der asiat. Seite des Bosporus in der Nähe des Schwarzen Meeres)
dar, ed. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, Noctes Petropolitanae 6,4f.: … 7.ă 2ß? <í1ÿ: è D>Ć:<? 7.ă .à AŃ: ­5:Ń:
­=282Ĉ@26? .íAą 7.A40þ0<@.:. 6,7–9: 16ą 7.ă ¡;6<: Aý =2>ă A.ĈA4? (sc. 9<:Į?) 0>.Cį =.>.1Ą1<@5.6, á:. 9ā
@B:162C52Ą>.A< Ań D>Ć:Ł 7.ă 8Ă54? /B5<ĵ? =.>.1<52Ą4, <æ. Aý =<88ý @B:16.C52Ą>26: <å12 7.ă 7>Ĉ=A26: è D>Ć:<?.
6,26f.: … <æ. Aý =<88ý =><@.:.8Ą@726: <æ12: è D>Ć:<? 7.ă =.>.161Ć:.6 8Ă54? /B5<ĵ? … Für den Hinweis auf
diese Stellen danke ich Kateryna Kovalchuk. Ein beredtes Beispiel stellt auch der Beginn des Prologs der Alexias
der Anna Komnene dar (p. 5,2f. REINSCH – KAMBYLIS): źĀF: è D>Ć:<? 7þ527A. 7.㠝2Ą A6 76:<Ĉ92:<? =.>.@Ĉ>26
7.ă =.>.CĀ>26 =þ:A. Aý ­: 02:Ā@6 7.ă ­? /B5ą: C.:2Ą.? 7.A.=<:A<ĵ … Manuel Philes in einem Gedicht auf
Alexander den Großen spielt mit den Worten C5Ć:<? und D>Ć:<? (Man. Phil. carm. II 334 [II 1–2 MILLER]): Ŧ 9ÿ
AĈD4 12Ą7:B@6, 7.8Ĉ=A26 D>Ć:<? | ê 1ÿ D>Ć:<? 1Ą1F@6:, ž>=þ326 C5Ć:<?). Das C5Ć:<?-Motiv ist auch schon in grie-
chischen Inschriften der spätrömischen Zeit zu finden, vgl. B. IPLIKÇIOöLU, Eine spätantike Akklamation auf die
>þ@6:<6 (die „Grünen“). Österr. Akad. d. Wissensch., Anzeiger der phil.-hist. Klasse, 145. Jahrgang 2010 (=
Veröffentlichungen der Kleinasiatischen Kommission 28), 164. Allgemein zum Motiv des C5Ć:<? in der byz. Li-
teratur M. HINTERBERGER,  C5Ć:<?. :5>Ċ=6:4 .1B:.9Ą. 7.6 76:4AĂ>6. 1Ĉ:.94, in: Chr.G. ANGELIDE (Hg.), !<
B3þ:A6< Ċ>69< 06. .88.0Ā?. =68<0Ā?, 2B.6@54@Ą2? 7.6 A>Ć=<6 Ā7C>.@4? .=Ć A<: 2:1Ā7.A< @A<: 1Ā7.A< =Ā9=A<
.6Ċ:. (625:Ă B9=Ć@6. 13). Athen 2004, 299–312; DERS., Zelotypia und Phthonos: Eifersucht in der byzantini-
schen Literatur. Ā. źĊ94 6 (2009) 11–36; DERS., Phthonos. Mißgunst, Neid und Eifersucht in der byzantini-
schen Literatur (Serta Graeca 29). Wiesbaden 2013. Zur zerstörerischen Kraft der Zeit (D>Ć:<?) in Inschriften
siehe die bei RHOBY, Epigramm auf Fresken und Mosaiken 162 (textkrit. app.) aufgelisteten Beispiele; der
=.:1.9þAF> D>Ć:<? erscheint nicht nur in einem dort genannten Epigramm aus dem Jahr 1856, sondern bereits in
Inschriften der Spätantike, z.B. http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/eAla037.html#5 (dazu ROBERT, Épi-
grammes 47f.; weitere Bsp. unter Greek Documentary Texts [PHI]). Auch literarisch ist der Terminus in byzanti-
Griechenland (Nr. GR98) 323

für den Leser, der vielleicht den Rest des Hexameter-Epigramms nicht so gut verstehen konnte,
klar, worum es geht.1180 Gerade im Fall eines für die Mehrheit der Betrachter bzw. Leser unver-
ständlichen Inschriftentextes ist auch die magische Attraktion von Schrift im Raum zu berück-
sichtigen, die diese auf den Betrachter ausübt.1181 Schrift ist in diesem Fall mehr als bloßer
Vermittler von Information. Allein das Schriftbild verdeutlicht, dass etwas Wichtiges zum Aus-
druck gebracht wird. Darüberhinaus gab es sicher Gelegenheiten, an denen das Epigramm auch
laut gelesen wurde, so z.B. zumindest bei der Einweihung der Kirche.1182
Die Verse 4–8 sind der Stiftung gewidmet: Die zentrale Kirche ist der Theotokos geweiht,
sie wird flankiert – wie auch durch die oben erwähnten Prosainschriften festgestellt – durch die
den Aposteln Petrus und Paulus geweihten Seitenschiffe. Erklärungsbedürftig ist die Theotokos-
Anrede ßC6þ:.@@. in Vers 5: Das „starke Herrscherin“ bedeutende Wort ist sonst nur antik und
als Eigenname belegt;1183 die in der Ilias (9,145.287) attestierte šC6þ:.@@. vertritt bzw. ersetzt
die bei Homer nicht erwähnte Iphigeneia.1184 Im vorliegenden Fall ist ßC6þ:.@@. („starke Herr-
scherin“) als episches Äquivalent zu sonst gängigem Theotokos-Beiwort =.:Aþ:.@@. („All-
herrscherin“) zu verstehen.1185 Besonderes Vorbild dürfte aber die im Testimonienapparat ange-
führte, auf Orchomenos bezogene Odyssee-Stelle (11,284) gewesen sein.1186
Die letzten vier Verse des Epigramms sind dem Wunsch gewidmet, dass Leon ein langes
Leben beschieden sei und dass er sich an seinem Besitz und seinen Kindern erfreue. Auch der
Hinweis auf das „altberühmte Orchomenos“ ist eine Reminiszenz an die mehrfache Erwähnung
der Stadt bei Homer; in Il. 9,381 wird auf Orchomenos’ sprichwörtlichen Reichtum hingewie-
sen. Während im Epigramm nur Protospatharios als Amt des Leon erwähnt wird, erfahren wir in
den drei Prosainschriften, dass er auch ­=ă AŃ: <ß726.7Ń: ist.1187 Nahm man früher an, dass sich
hinter Leon der Stratege von Hellas verbirgt,1188 geht man jetzt davon aus, dass es sich um einen
in Konstantinopel ansässigen, am Kaiserhof, im Umfeld des Kaisers Basileios I. tätigen Beam-
ten handelte, der Orchomenos als Landgut innehatte und die Kirche für sich und seine Familie
unter anderem auch als Grabstätte gründete.1189 Das Hexameter-Epigramm erfüllte somit in
späterer Zeit vielleicht auch die Rolle einer Erinnerungsinschrift an den in der Kirche bestatte-
ten Stifter.1190 Die außergewöhnliche Größe der Kirche dürfte auf die besondere Stellung und
den beträchtlichen Reichtum des Leon zurückzuführen sein;1191 etwas zu weit hergeholt scheint
Megaws Interpretation, wonach die Kirche aus propagandistischen Zwecken als Instrument der

—————–
nischer Zeit belegt, vgl. TLG und jüngst KUBINA, Manuel Philes and the Asan Family 181 (v. 1): ä 126:ÿ 7.ă
=þ:A<892 7.ă C5Ć>2 D>Ć:2 (vgl. auch PAPADOGIANNAKIS, Studien 149–152); den Hinweis auf ein ungedrucktes
Beispiel im Werk des Theodoros Prodromos verdanke ich Nikos Zagklas: ZAGKLAS, Theodore Prodromos 271,
Nr. 9 (H 130), v. 2 (Gedicht auf eine Ikone der Theotokos): è =.:1.9þAF> <ôA<? ē1Ā@54 D>Ć:<?. Der Topos hat
aber seine Wurzeln in vorchristlicher Zeit: Simonid. v. Keos, fragm. 26,1,5 (PAGE): <ñ5’ è =.:1.9)AF> 9.B-
>K@26 D>I:<?. Aus der Spätantike ist Gregor von Nazianz, PG 37, 1476A, v. 358 zu nennen: =Ā9=26 è96867Ą4, ê
D>Ć:<? <í 1.9þ@26.
1180
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 319f.; RHOBY, Meaning 737f.
1181
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 491f.
1182
Vgl. PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 143f., 146f.
1183
Vgl. PAPE – BENSELER, Wörterbuch, s.v.
1184
Vgl. [KJELLBERG], Iphianassa 2). RE 9/2 (1916) 2017.
1185
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 484; LAUXTERMANN, Poetry 119f.; FEISSEL, Chroniques 15. Für die Ge-
trenntschreibung åC6 :þ@@4? tritt PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 173, Anm. 24 ein (vgl. auch den textkritischen
Apparat).
1186
Vgl. PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 147f.
1187
Zu Leon, seiner Frau und seinen Kindern PmbZ # 24350. Auch Leon zuweisbare Siegel sind überliefert, vgl.
PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 171. Er ist allerdings zu unterscheiden von jenem Leon /.@6867ą? =>FA<@=.5þ>6<?
7.ă @A>.A40ą? ¶88þ1<?, der einer Grabinschrift auf einer Säule des Athener Parthenons zufolge im Jahr 848 ge-
storben ist: ORLANDOS – BRANOUSES, !ý D.>þ09.A. A<Ľ .>52:Ń:<? 127–131 (Nr. 164); zur Person PmbZ #
4431; s.a. KALDELLIS, Parthenon 79f.
1188
BEES, Sigillographie 200–203; SOTERIOU, .ą? AĮ? 7>6=<Ľ? 157; MEGAW, Skripou Screen 23.
1189
Vgl. OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 485–489; PAPALEXANDROU, Text in context 267.
1190
Vgl. PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 155.
1191
Vgl. PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 170.
324 Griechenland (Nr. GR98–GR99)

0>.Ą7F@6?-Politik des Basileios I. errichtet worden sei.1192 Der antikisierende Charakter der Stif-
tung unter Verwendung eines Hexameterepigramms ist auch durch die zahlreichen, aus dem
antiken Orchomenos stammenden Spolien (teilweise mit Inschriften)1193, die in der Kirche ver-
baut sind, dokumentiert.1194
Wie bereits Lauxtermann feststellte,1195 besteht das Epigramm aus beinahe fehlerlosen dakty-
lischen Hexametern. Als Versehen sind der Hiat in Vers 3 (±>0. ­=2ă) und die epische Längung
des ersten Epsilon von ®7.AĀ>F52: in Vers 7 festzuhalten. Ein weiterer Verstoß liegt am Ende
von Vers 4 vor: Um in der vorletzten Silbe die notwendige (Positions)länge zu erreichen, muss
gegen den epigraphischen Befund ein zweites Sigma ergänzt werden (­;2AĀ82@<@>.?).1196 Für
die gute schriftstellerische Qualität des Epigramms spricht auch die (korrekte) Verwendung des
Duals in Vers 7. Es ist davon auszugehen, dass der in Konstantinopel ansässige Stifter Leon
einen in der Kaiserstadt wirkenden professionellen Dichter mit der Komposition des Epigramms
beauftragte.1197 Dieser dürfte – wie die angeführten Parallelen beweisen – nicht nur mit klassi-
scher Bildung, sondern im Besonderen auch mit der Anthologia Graeca, aus der er für das Epi-
gramm schöpfte, vertraut gewesen sein. Strzygowskis und Trypanis’ Vermutung, dass der Autor
der Verse im Umfeld des gelehrten – wenngleich zum Zeitpunkt der Entstehung des Epigramms
gerade abgesetzten – Patriarchen Photios zu suchen sei,1198 klingt plausibel. Vielleicht war der
Stifter Leon, der mit dem gelehrten Adressaten des Briefes Nr. 209 (LAOURDAS – WESTERINK)
des Photios identisch sein dürfte, selbst der Autor des Hexameterepigramms.1199 Nach Oikono-
midès käme auch ein aus Korinth, dem bedeutendsten wirschaftlichen und kulturellen Zentrum
der Region an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert, stammender Dichter in Frage,1200 er
schließt aber auch nicht aus, dass das Epigramm in Konstantinopel eingeritzt – was auch die
unterschiedliche paläographische Ausgestaltung der Inschrift erklären könnte – und danach der
Stein in Richtung Hellas verschifft wurde.1201 Papalexandrou tritt eher dafür ein, dass das Epi-
gramm zwar in Konstantinopel gedichtet, jedoch erst am Ort in den vielleicht aus Böotien selbst
stammenden Marmorstein eingeritzt wurde.1202 Das byzantinische Merkmal des Hexameterepi-
gramms besteht darin, dass von den zwölf Versen mit Ausnahme von zwei (4, 10) alle paroxy-
ton enden.

PARORI

*Inschrift (verloren), a. 1389 oder kurz danach: Kirche der Panagia (südl. von My-
stras)
Nr. GR99) Der schon an anderer Stelle1203 erwähnte französische Reisende Michel Four-
mont zeichnete im Jahr 1730 eine Inschrift auf, die angeblich oberhalb des nördlichen Eingangs
—————–
1192
MEGAW, Skripou Screen 25.
1193
Diese sind in Inscriptiones Graecae VII: Inscriptiones Megaridis et Boeotiae. Ed. G. DITTENBERGER ediert.
1194
Vgl. PAPALEXANDROU, Memory 67. Auf einen ähnlichen Spolienreichtum trifft man in der gut 300 Jahre älteren
Kirche Gorgoepekoos Panagia (auch Hagios Eleutherios und Mikre Metropolis) in Athen, die vielleicht unter Mi-
chael Choniates (bewusst antikisierend) errichtet wurde. Zur Kirche MPOURAS, B3.:A6:Ă 5Ă:. 158–165.
1195
LAUXTERMANN, Poetry 119.
1196
Die Schreibung ­;2AĀ82@@.? in der gleichen metrischen Position ist etwa in Anth. Pal. (= Anth. Plan.) XVI 43,3
(BECKBY) zu finden, vgl. LAUXTERMANN, Poetry 120. Siehe aber z.B. auch ­;2A*82@@.: am Ende von V. 881 in
Hesiods Theogonie etc.
1197
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 120; s.a. MANGO, Homeric Inscription 73.
1198
STRZYGOWSKI, Inedita 9; TRYPANIS, Poetry 256 (Nr. 37); s.a. PAUL, Dichtung auf Objekten 241.
1199
Vgl. PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 176ff., 190f.
1200
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 490f.; s.a. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 253f.
1201
OIKONOMIDÈS, Nouvelle lecture 491; s.a. FEISSEL, Chroniques 15; PRIETO-DOMINGUEZ, Skripou 170. Die Fest-
stellung von SOTERIOU, .ą? AĮ? 7>6=<Ľ? 157, dass das in Böotien entstandene Epigramm Beweis für die hohe
Bildung auch in den Provinzen des Reiches sei, ist nicht zutreffend.
1202
PAPALEXANDROU, Church of the Virgin of Skripou 153.
1203
Siehe oben S. 298.
Griechenland (Nr. GR99) 325

(sur la porte septentrionale)1204 der heute verschwundenen Kirche Panagia tu Parori (südlich
von Mystras) angebracht war. Der von Fourmont, der sich auch hier als geübter Gräzist zeigt, in
Minuskel übertragene Inschriftentext ist im Cod. Par. Suppl. Gr. 855, foll. 17v,1205 309 (Rein-
schrift) überliefert.1206 Schon Fourmont muss aufgefallen sein, dass sich die auf fünf Kolumnen
verteilte Inschrift aus Versen zusammensetzte, da pro Vers je eine Zeile vorgesehen war. Insge-
samt zeichnete Fourmont 87 Verse auf – je 18 Verse in den Kolumnen 1 und 2, je 17 Verse in
den Kolumnen 3–5. Bei dieser gewaltigen Länge denkt man am ehesten an eine gemalte In-
schrift; allerdings war die Majuskel-Inschrift1207 auf Marmor angebracht,1208 wie Fourmont im
Codex festhält,1209 und erinnert somit an Monumentalinschriften wie das auf Geheiß des Kaisers
Manuel I. Komnenos auf Steinplatten übertragene Konzilsedikt von 1166.1210 Fourmont ver-
stand aber ebenso wie bei dem von ihm aufgezeichneten Epigramm in der Kirche Hagia Sophia
in Mystras (ĺ Nr. GR88) offenbar nicht, dass der Inschriftentext von links nach rechts zu lesen
ist, da er Kolumne für Kolumne transkribierte. In Wahrheit ist jedoch der erste Vers der ersten
Kolumne gefolgt vom ersten Vers der zweiten Kolumne usw. zu lesen,1211 da der Inschriftentext
nur dann auch einen Sinn ergibt. Für diese Art der Leseabfolge (von links nach rechts) gibt es
freilich viele andere Beispiele sowohl in Handschriften als auch in Inschriften.1212 Dass es diese
lange Versinschrift tatsächlich gab,1213 beweist nicht nur Fourmonts Abschrift, sondern auch die
Tatsache, dass Fragmente im Museum von Mystras aufbewahrt wurden – es handelt sich um
Teile der Verse 32, 36, 37, 41, 42, 46, 47, 51, 52, 56, 57, 61, 62, 66, 67 und 72 –, die Zesiou vor
rund einem Jahrhundert vorfinden konnte.1214 Aufgrund des von Fourmont abgemalten letzten
Wortes von Vers 5 (­0DĊ>6<6),1215 das er nicht entziffern konnte, kann man in etwa den paläo-
graphischen Charakter der Inschrift einschätzen: Die Buchstaben dürften eher ungelenk geformt
und leicht nach rechts geneigt gewesen sein.
Der Epigrammtext ist undatiert; er liefert jedoch genug Hinweise historischer Natur, die an-
nehmen lassen, dass die Inschrift wohl 1389 oder vielleicht auch kurz danach entstanden ist.
In der von Loenertz vorgenommenen richtigen Anordnung der Verse ist der Epigrammtext
wie folgt wiederzugeben:

Ć0<? =.8.6Ć?, 1Ń><: (2)<Ľ, 12@=ĆA4?,


/.@68ĀF: ±00<:<? Bàą? AB0Dþ:F:
ÜD54 =>ą? ¾9Ħ? ö? 7Ĉ>6<? A<Ľ AĆ=<B,
F:@A.:A6:<Ĉ=<86: 86=ĉ: Aā: =(.A)>Ą1.
5 @CĆ1>. =265Ă@.:A2? <à ­0DĊ>6<6,
­D5><Ą, 7.7<Ľ>0<6 7.ă 1Ć86<6 ­? 7>þA<?,
—————–
1204
Somit stimmt die zuletzt von GERSTEL, Mapping 349 geäußerte Vermutung, die Inschrift wäre auf Säulen in der
Kirche angebracht gewesen, nicht. Zutreffend ist dies hingegen sehr wohl für Inschriften in der Kirche Hagios
Demetrios in Mystras, vgl. MARINOU, Ž06<? 49ĂA>6<? 239–243; GERSTEL, Mapping 348–352 (mit weiteren Bei-
spielen).
1205
Die Seite wurde von einer späteren Hand durchgestrichen. Manche Passagen sind auf diesem Folio nicht mehr
eindeutig zu entziffern.
1206
Zur Handschrift siehe oben S. 298.
1207
Dass die Inschrift in Majuskel und nicht in Minuskel angebracht war, beweisen zwei von Fourmont (foll. 17v,
309) im Majuskel-Original wiedergegebene Wörter (Vers 5: ­0DĊ>6<6, Vers 24: =>.ĺ?). Da er diese offenbar nicht
eindeutig entziffern bzw. deuten konnte, dürfte er sie einfach in ihrem Originalduktus abgemalt haben; vgl. MIL-
LET, Mistra 153, Anm. 6; LOENERTZ, Res gestae 207, Anm. 5.
1208
Allerdings ist unbekannt, ob sie vom Stein abgemeißelt oder in den Stein eingeritzt war.
1209
Fol. 309: „Sur la porte septentrionale de cette Eglise sur un Marbre“; vgl. MILLET, Mistra 150. Kein Hinweis auf
den Marmor allerdings auf fol. 17v : „Sur la porte septentrionale de l’Eglise de =.:.0Ą. A<Ľ =.>Ć>6“.
1210
MANGO, Conciliar Edict; vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 683.
1211
Vgl. LOENERTZ, Res gestae 207, Anm.; FOLLIERI, L’ordine 467, Anm. 1. S.a. schon MILLET, Mistra 150, obwohl
dieser den Inschriftentext nach Fourmonts Anordnung im Cod. Par. Suppl. gr. 855 abdruckte.
1212
Vgl. FOLLIERI, L’ordine 466f.
1213
Zu ähnlich langen inschriftlichen Epigrammtexten RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 43f.
1214
ZESIOU, µ=60>.C.Ą 165f.
1215
Siehe oben Anm. 1207.
326 Griechenland (Nr. GR99)

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7.ă 2ß? A<ć? .ßŃ:.? AŃ: .ßĊ:F: 9Ă:.
––––
7–8 cf. Rom. 1,29. 18 D>Ć:<6? à7.:<ĵ?: idem in v. 1 epigramm. in urbe Kalamata (ĺ no. GR64). 27 cf.
Gen. 41,37–57; cf. etiam Man. II. Pal. epit. in Theodorum 95,16sq. (CHRYSOSTOMIDES, CFHB XXVI): Ý:
1ÿ A<ĵ? =Ħ@6 869ā: 7.ă =.:A<1.=Ń: 0.5Ń: =>ĈA.:6?; Man. Calec. ep. 49,3 (LOENERTZ, StT 152) (de The-
odoro et fratre imp. Man. I. Pal.): … 869Ā:.? 9ÿ: ë:A.? A<ĵ? =2>6826C52ĵ@6 źF9.Ą<6? … 40 cf. Ex. 1,14. 41
cf. Ex. 5,14. 45 cf. Mt. 21,33–46. 68–69 cf. Iud. 15,15sq. 85 cf. Mt. 11,29 (cf. etiam Mt. 5,8): … éA6
=>.Ĺ? 2ß96 7.ă A.=26:ą? Aį 7.>1ĄĤ …
——
3 ÜD54 tacite correxit Loenertz: ÛD54 cod., Millet. 7Ĉ>6<? scripsit Millet (in nota): 7Ĉ>6<: cod. 5
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328 Griechenland (Nr. GR99)

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A.DB cod., AþDB Millet, AþD<? proposuit Loenertz (in nota), AþD26 mavult Hörandner. 72 76:1Ĉ:<B scripsit
Millet (in nota): 76:.Ĉ:<B cod. 77 2ñ:<<: proposuit Loenertz (in nota). 2î>47ĉ? scripsit Loenertz: 2í>67ĉ?
cod., Millet. 78 28<=<::Ă@<B tacite correxit Loenertz: =28<=<:Ă@<B cod., Millet. 81 D52ă? tacite
correxit Loenertz: žD52ă? cod., Millet. 82 .AĄ:F: tacite correxit Loenertz: 8.AAĄ:F: cod., Millet. 84
:A6Aþ@@2A.6 tacite correxit Loenertz: :A6Aþ@2A.6 cod., Millet. 85 A<ĵ? omisit Loenertz. 86 ¾ omisit
Loenertz. 87 .ßŃ:F: cod. (f. 309; in f. 17v .ßĊ:F: post correctionem).

Altes Wort, Gabe Gottes, Despot,


der Nachkomme, Sohn von Kaisern ist,
wurde zu uns geführt als Herr des Ortes,
nachdem er die Heimat Konstantinopel verlassen hatte.
5 Die Einheimischen zeigen sich sehr ungehorsam,
feindlich, bösartig und listig gegen die Macht,
als Erfinder von Bösem, ganz schlecht im Charakter,
voll Neid, Trug, Streit und Mord,
sie traten Eid mit Füßen, raubten fremdes Gut,
10 liebten Spaltung, machten alles wie
von Blut gerötet und wollten diesen vom Thron stoßen,
diesen von hier vertreiben
oder töten und ohne Herrn bleiben.
Dabei fügten sie der väterlichen Ehre offenbar Schande zu,
15 da sie sich den Lateinern verschrieben, o Gerechtigkeit!
Mit ihnen entwurzelten sie jeden Untertan.
Sie machten das, o Freunde,
in langen Jahren, etwa fünf an der Zahl,
ach, indem sie immer zum Kampf um die Macht schnaubten.
20 Er aber (ist) tapfer und sehr einsichtsvoll,
unkompliziert in seinem Charakter, strahlend in der Erscheinung,
arglos, aufrichtig, wie die wissen, die (ihn) kennen,
friedlich, sich allen als Freund des Guten zeigend,
wohltätig, barmherzig, sanft, wie sonst
25 ein vaterliebendes Kind, das die Hiesigen liebt,
ein Mann, lieb und Fürsorge für die Fremden,
der ein Hafen ist wie Joseph für Ägypten,
die Fremden in allem unentgeltlich führt,
bewundernswert für alle Feinde ist,
30 da er danach verlangt, die Herrschaft für die Rhomäer zu erhöhen,
die durch lokale Männer verkleinert ist,
die danach verlangen, die Macht des Despoten zu überragen
und einander zu beißen und zu verbrennen.
Dabei gibt es Morde und Tränen Tag für Tag,
35 Verwirrung für uns, für die Lateiner aber Kraft.
So beschaffen sind die Nachstellungen der Einheimischen.
Ich könnte auch noch Schlimmeres als das nennen.
Das war freilich die Vergeltung durch den Herrn
für die Freiheit, die sie unter den Rhomäern hatten.
40 Nachdem sie aus dem Lehm der Ziegelei der Lateiner,
eines zweiten Pharao und harter Aufseher, gerettet worden waren,
fanden sie Reichtum und Städte und Länder,
um derentwillen sie den Despoten zu töten suchten,
wie es einst die vom Weinberg machten,
45 wie Christus so im Gleichnis sagt,
Griechenland (Nr. GR99) 329

die den Schöpfergott nicht erkannten, ach, die Armen.


Obwohl er diesen Männern oft Gesandte schickte,
nach Liebe suchte, nach örtlichem Zusammenhalt,
o Unglück, wurde er noch nicht erhört
50 und ertrug die Undankbarkeit dieser überhaupt nicht,
die täglich anderes
ersannen und redeten, wie es nicht recht ist.
Von Not, Betrübnis und Kummer gleichzeitig betroffen,
versammelte er unfreiwillig ein Soldatenheer,
55 starke Männer, wild im Kampf,
die Nachkommen Agars, zum Kampf gegen die Lateiner
und setzte die Hoffnungen auf meinen Christus,
den er immer in seinem Herzen hatte,
und bat, möglichst schnell Strafe zu geben
60 denen, die schuld sind an der Verwüstung des Ortes,
unter denen er ganz ungerecht behandelt litt.
Durch die (göttliche) Gnade gestärkt also zum Kampf schreitend,
wer könnte die Ereignisse schildern, Männer,
wenn auch das Volk der Christen Schreckliches erlitt,
65 ach, ach, aufgrund der Urteile der Widersacher?
Oder wie meint ihr alle zusammen, dass damals
der Fall der Feinde schnell kam?
Er unterwarf Städte, indem er die Feinde schlug
und sich als Samson zeigte beim Sieg.
70 Danach, da er wusste, dass die Agarener die ganze Schöpfung
geradezu in Händen haben,
sah er hinweg über Mühe, Plage und Gefahr
und lief in guter Absicht in die Welt,
damit wir Hoffnung auf Rettung haben
75 und nicht mehr die Gefangenschaft sehen.
Nachdem er sodann wohlwollend mit dem Emir gesprochen,
Aufnahme, außergewöhnliches Wohlwollen gefunden hatte,
erhielt er die Macht über die Peloponnes,
kam und unterwarf die Herrschaft von Argos,
80 die ganze meine ich, die die Herrscher innehatten,
und wurde zu uns geführt als Sieger mit dem Siegeszeichen,
während die Lateiner ganz zuschanden gemacht
oder – besser gesagt – schwer bestraft wurden.
So stellt sich der Herr den Feinden entgegen
85 und gibt Gnade den Demütigen im Herzen.
Ihm ziemt Ruhm, Macht jetzt und immer
und in alle Ewigkeit. Amen.
Text: MILLET, Mistra 151–154 (Nr L).– ZESIOU, µ=60>.C.Ą 165f. (Nr. 211 [vv. 32, 36, 37, 41, 42, 46, 47, 51, 52,
56, 57, 61, 62, 66, 67, 72]).– LOENERTZ, Res gestae 207–210.

Lit.: LOENERTZ, Pour l’histoire 159–161 (paraphrasierende franz. Übers.).– ZAKYTHINOS, Despotat I 127; II 85,
220f. (franz. Übers.).– D.A. ZAKYTHINOS, La Société dans le Despotat de Morée. L’hellénisme contemporain, 2ème
serie, 5 (1951) 119f. u. Anm. 3 (franz. Übers. nach Loenertz).– F. D[ÖLGER], BZ 49 (1956) 450.– DENNIS, Reign 115
(engl. Übers. [vv. 1–19]) u. Anm. 38, 126, Anm. 68 (engl. Übers. [vv. 54–56, 63–69]).– G.E. FERRARI, Episodi e
fonti d’interesse veneziano dal quinquennio di Manuele II Paleologo in Tessalonica (1382–1387). Bollettino
dell’Istituto di Storia della Società e dello Stato Veneziano 4 (1962) 347f. u. Anm. 39.– FOLLIERI, L’ordine 467,
Anm. 1.– SCHREINER, Kleinchroniken II 335.– SETTON, History of the Crusades VI 250.– TOT – RADIû, Res Gestae
188f. (serb. Übers.).– LAUXTERMANN, Poetry 31, Anm. 30.– A. RHOBY, Thematische Einführung, in: HÖRANDNER –
330 Griechenland (Nr. GR99)

RHOBY, Bedeutung 16.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 44.– NECIPOöLU, Byzantium 236.– GERSTEL,
Mapping 349 u. Anm. 62.– LEONTE, „History of the Morea“ 413, 417 (engl. Übers.).

Der Epigrammtext ist vor allem als historische Quelle interessant. Abgesehen von einzelnen
Hinwendungen an Gott – vor allem am Ende des Epigramms – und Anspielungen auf Begeben-
heiten aus dem Alten und Neuen Testament liegt kaum ein religiöser Bezug vor, sodass die An-
bringung der Inschrift in einer Kirche ein wenig verwundert. Die auf poetische Weise geschil-
derten historischen Begebenheiten lassen unschwer erkennen, dass die im Mittelpunkt stehende
Person der Despot Theodoros I. Palaiologos ist, der von ca. 1382 bis 1407 über die Peloponnes
herrschte.1216 Sein Name wird zwar im gesamten Epigramm nicht explizit genannt, doch ist
sowohl sein Vor- als auch sein Familienname durch Wortspiele in Vers 1 präsent: „Altes Wort“
(Ć0<? =.8.6Ć?)1217 und „Geschenk Gottes“ (1Ń><: (2)<Ľ) sind spielerische Umschreibung für
.8.6<8Ć0<? und 2Ć1F><?.1218
Das Epigramm setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: Im Prolog (Verse 1–4) wird be-
richtet, dass Theodoros, der kaiserlicher Abstammung ist – er ist jüngster Sohn des Kaisers Io-
annes V.1219 –, von Konstantinopel als Herrscher in die Peloponnes beordert wurde (ca. 1382).
Die folgenden Verse (5–19) sind den Widrigkeiten gewidmet, mit denen Theodoros in den ers-
ten fünf Jahren (Vers 18) seines Despotats (d.h. ca. 1382/83–1387/88) konfrontiert war.1220 In
diesem Zusammenhang ist zunächst zu erwähnen, dass Demetrios Kantakuzenos,1221 der Sohn
seines Vorgängers als Despot, revoltierte.1222 Vorzugehen hatte Theodoros nicht nur gegen eini-
ge lokale Herrscher,1223 sondern auch gegen Einfälle der so genannten navarresischen Kompa-
nie, einer nordspanischen Söldnertruppe,1224 die sich in Achaia festgesetzt1225 und auch mit
Demetrios Kantakuzenos verbündet hatte.1226 In den Versen 5–19 wird der Groll aber auf die
gesamte mit den Gegnern des Theodoros sympathisierende Bevölkerung übertragen: Ihr wird
nicht nur vorgeworfen, sich den Lateinern1227 (d.h. den Navarresern) zu unterwerfen und mit
diesen zu kollaborieren (Vers 15), sondern sie wird auch beschuldigt, Theodoros vom Thron
stürzen zu wollen (Vers 11) und Mordpläne zu hegen (Verse 8, 34). Die Verse 20ff. sind dem
breit geschilderten Lob des Theodoros gewidmet, der sich klar von der vorher beschriebenen
—————–
1216
Zur Person A.-M. T[ALBOT], Theodore I Palaiologos. ODB 3, 2040; SIDERAS, Grabreden 316f.; PLP # 21460.
1217
Ähnliche Wortspiele sind in folgenden Werken zu finden: Timarion 214–219 (p. 57 ROMANO): 7.ă 0<Ľ: ­; .íA<Ľ
¿ =2>ă .íA<Ľ =.8.6<ă 8Ć0<6 C2>Ć92:<6 ­=Ą784: .íAń Aā: >D.6<8<0Ą.: ½:Ā07.:A<. è 1ÿ 02 =.Aā> <í 9Ć:<: ņ=.8.6þ
A2, =<88þ Aĩ 2ß1Ċ?ĩ, 88ý 7.ă 7.Aý D2ĵ>. 02::.ĵ<? 7.ă @A>.A402ĵ: AŃ: ¡88F: 2í1<769ĊA.A<?, A.ĽAĩ ¡>. 7.ă Aā:
7.8ā: è92B:ĀA6: £58<: >2AĮ? @A>.A6FA67Į? =4:Ā07.A< …; Ioann. Dokeian. (Sp. LAMPROS, .8.6<8Ć026. 7.ă
28<=<::4@6.7þ, I. Athen 1912, 224,19–23): ¥88ĩ 2ß 12ĵ A6 7.ă =2>ă A<ĽA< 16.8./2ĵ:, .íAį Aį A<Ľ /.@6867<Ľ
0Ā:<B? ­=F:B9ĄĤ 9Ā0.: ±D<92: =8Ā;.6 Aą: @AĀC.:<:. ß 0ý> Aą >D.6ĆA4A6 =Ħ: 16.CĀ><: .ß1Ā@69<:, Aą =.8.6ą: 1ÿ
A<Ľ >D.Ą<B .ß12@69ĊA2><:, 8Ć0<B 1ĩ .ó <í1ÿ: AŃ: ­=ă 0Į? =>.09þAF: @2/.@96ĊA2><:, ž>9Ć3<B@.: Aį ;ĄĤ Aā:
78Į@6: ë:AF? 2î>Ą@7<92:. (Ich danke Johannes Koder für den Hinweis auf diese beiden Beispiele). Die Anrede
8Ć02 =.8.6Ā begegnet auch im letzten Vers der von einem Anonymus fortgesetzten metrischen Herrscherliste des
Nikephoros Kallistu Xanthopulos (ed. M.E. COLONNA, Un :Ā71<A<: del ms. Monacensis Graecus 551. Neapel
o.J. [1959], 16,371), doch ist damit sicher Christus angesprochen, vgl. z.B. auch LAMPSIDES, ¥:1>Ā<B 6/.14:<Ľ
/Ą<? 7.ă ±>0. 39,17–19 (de Christo): … 9<:<02:Ā? A2 7.ă =.>5Ā:<B BàĀ, û :Ă=62, D>Ć:62 7.ă 8Ć02 =.8.6ÿ 7.ă
î=2>D>Ć:62, 08B7ĈA.A2 7AĄ@A. 7.ă 1Ā@=<A. …
1218
Vgl. TOT – RADIû, Res Gestae 188, Anm. 13.
1219
Zur Abstammung s.a. TOT – RADIû, Res Gestae 192.
1220
Vgl. dazu auch die Schilderungen in der Grabrede auf Theodoros, die von seinem Bruder Manuel (II. Palaiolo-
gos) stammt: CHRYSOSTOMIDES, Manuel II 94ff.
1221
Zur Person PLP # 10961.
1222
Vgl. ZAKYTHINOS, Despotat I 117f.
1223
Vgl. NECIPOöLU, Byzantium 237f.; ZAKYTHINOS, Despotat I 125f.; CHRYSOSTOMIDES, Manuel II 17; SINOS, Mis-
tras 389f.
1224
Dazu A. LUTTRELL, Appunti sulle compagnie navarresi in Grecia: 1376–1404. Rivista di studi bizantini e slavi 3
(1983) 113–127; A.-M. T[ALBOT], Navarrese Company. ODB 2, 1443.
1225
Vgl. NECIPOöLU, Byzantium 235–237.
1226
Vgl. Vgl. NECIPOöLU, Byzantium 237.
1227
Zu den Lateinern auf der Peloponnes siehe jetzt I. ORTEGA, Les lignages nobiliaires dans la Morée latine (XIIIe–
XVe siècle). Permanences et mutations (Histoires de famille. La parenté au Moyen Âge 12). Turnhout 2012.
Griechenland (Nr. GR99) 331

Bevölkerung unterscheidet. Hervorgestrichen werden zahlreiche positive Charaktereigenschaf-


ten; zur Untermauerung wird der Vergleich mit Josefs Wirken in Ägypten gezogen (Vers 27).
Auch die Verse 38–52 sind der listigen Art der Bevölkerung und deren Undank gewidmet.1228
Obwohl sie Theodoros aus der lateinischen Unterdrückung gerettet hatte – bemüht wird hier der
alttestamentarische Vergleich mit der Sklaverei der Israeliten in Ägypten, die schwere Arbeit
mit Lehm und Ziegeln zu verrichten hatten (Vers 40f.) – und trotz des Reichtums, den sie unter
dem neuen Despoten gefunden hatte (Vers 42), zeigte sie sich undankbar und hegte weiterhin
Mordgedanken gegen ihn (Vers 43); zur Veranschaulichung wird hier auf das Gleichnis mit den
bösen Winzern im Neuen Testament verwiesen. Die Verse 53ff. sind der Schilderung der Ge-
genaktionen des Theodoros gewidmet: Obwohl es eigentlich nicht seinem Naturell entsprach,
versammelte er ein Soldatenheer, in das auch tapfere osmanische Truppen inkorporiert waren
(Vers 56), um gegen die Navarreser vorzugehen,1229 was (1387)1230 auch von Erfolg gekrönt
war.1231 Dies ist auch durch eine andere Quelle dokumentiert: In einer Kleinchronik ist zum
September 1387 festgehalten, dass der osmanische Kommandeur Evrenos Beg1232 auf Wunsch
des Despoten (528Ă9.A6 A<Ľ 12@=ĆA<B) die Morea durchzog.1233 Theodoros selbst erwies sich
wie der alttestamentarische israelitische Richter Samson (Vers 69), der für seinen Starkmut
bekannt ist.1234 Das realpolitische Geschick des Theodoros wird in Vers 70f. hervorgehoben: Da
er erkannte, dass die Osmanen bereits Herr über die ganze Welt waren,1235 ging er (vermutlich)
nach Adrianupolis zum „Emir“ (Vers 76), womit Sultan MurƗd I. gemeint ist, der bis 1388 ganz
Makedonien und Bulgarien unterworfen hatte.1236 Dort sei er freundlich empfangen worden und
habe die Herrschaft über die Peloponnes erhalten (Vers 77f.),1237 was wohl nichts anderes be-
deutet, als dass er Murads Vasall wurde.1238 Die in Vers 79 angesprochene Eroberung von Ar-
gos ist auch anderwärtig belegt und kann um die Jahreswende 1388/89 festgelegt werden.1239
Die abschließenden Verse 84–87 stellen quasi einen Epilog dar: Gerühmt wird der Herr, der den
Demütigen gnädig ist. Ihm möge bis in alle Ewigkeit Ehre zugedacht sein.
Aufgrund der im Epigrammtext genannten historischen Ereignisse ist festzuhalten, dass die
Inschrift nicht vor Anfang 1389 (Eroberung von Argos) entstanden sein kann. Ein plausibles
—————–
1228
Eine Anspielung darauf findet man auch in einem Brief des Demetrios Kydones an den Despoten Theodoros, ed.
R.-J. LOENERTZ, Démétrius Cydonès. Correspondance, II (StT 208). Città del Vaticano 1960, Nr. 293; vgl. NECI-
POöLU, Byzantium 236, Anm. 3; zum Brief auch F. TINNEFELD, Die Briefe des Demetrios Kydones. Themen und
literarische Form (Mainzer Veröffentlichungen zur Byzantinistik 11). Wiesbaden 2010, 109–111.
1229
Osmanische Söldner hatte Theodoros bereits im Jahr 1385 angeworben, vgl. NECIPOöLU, Byzantium 237, Anm.
7, 239, Anm. 16.
1230
Nach den in Vers 18 angeführten fünf Jahren der Unruhen. S.a. SCHREINER, Kleinchroniken II 335.
1231
Vgl. CHRYSOSTOMIDES, Manuel II 17f.; DENNIS, Reign 126; LOENERTZ, Pour l’histoire 169. Vorangegangene
Allianzen gegen die Navarreser waren nicht erfolgreich, vgl. NECIPOöLU, Byzantium 238.
1232
Zur Person PLP # 5955 (in der erwähnten Kleinchronik wird er >.:Ā34? genannt).
1233
SCHREINER, Kleinchroniken I 244 (Chronik 14), II 335; dazu NECIPOöLU, Byzantium 239.
1234
Der Vergleich mit Samson ist bereits im 5. Jh. in der Vita des Porphyrios von Gaza aus der Feder des Markos
Diakonos belegt; Barochas, Diener und später Diakon des Porphyrios, wird nämlich als è :Ā<? ¾9Ń: .9EĊ: be-
zeichnet: H. GRÉGOIRE – M.-A. KUGENER, Marc le Diacre, Vie de Porphyre, évêque de Gaza. Paris 1930, 22 (cap.
25,20). Vereinzelt ist die Chiffre „neuer / gegenwärtiger Samson“ auch später belegt, so bei Michael Choniates
für Andronikos I. Komnenos (I 166,21 [Lampros]) und Isaak II. Angelos (I 224,24 [LAMPROS]) und bei Georgios
Akropolites für Ioannes III. Batatzes (II 5,41 [HEISENBERG – WIRTH] = HÖRANDNER, Prodromos-Reminiszenzen
90,41).
1235
Der Autor des Epigramms umschreibt die Osmanen als ©0.> ±00<:<6 (Vers 56) und ¥0.>4:<Ą (Vers 70). Dabei
handelt es sich um eine in byzantinischen Quellen verbreitete allgemeine Bezeichnung für Muslime, im Besonde-
ren aber auch für Osmanen, vgl. MORAVCSIK, Byzantinoturcica II 55; TOT – RADIû, Res Gestae 197; DURAK, De-
fining the ‘Turk’ 73 u. Anm. 72. Hagar war die Mutter des biblischen Ismael, des Stammvaters der Araber.
1236
Zur Person PLP # 19503; St.W. R[EINERT], Murad I. ODB 2, 1423; J.H. KRAMERS, MurƗd Ier. Encyclopédie de
l’Islam (nouvelle édition) 7 (1993) 592–594.
1237
Die von NECIPOöLU, Byzantium 239 auf Basis der Epigrammverse 68–75 aufgestellte Behauptung, dass sich das
osmanische Heer unter Evrenos Beg geweigert hatte, die den Navarresern entrissenen Gebiete wieder unter die
Oberhoheit des Despoten zu stellen, ist m.E. nicht zutreffend.
1238
Vgl. ZAKYTHINOS, Despotat II 85; SETTON, History of the Crusades VI 250.
1239
SCHREINER, Kleinchroniken II 337.; NECIPOöLU, Byzantium 241, Anm. 24.
332 Griechenland (Nr. GR99)

Entstehungsdatum wäre Frühling 1389, da im Epigramm kein Hinweis vorhanden ist, dass Mu-
rƗd I. bereits tot ist; bekanntlich starb der Sultan im Juni 1389 auf dem Kosovo Polje (Amsel-
feld) im Kampf gegen die Serben. An einigen Stellen im Epigramm wird Christus angespro-
chen; es ist daher zu überlegen, ob die Theotokos-Kirche, bei der Fourmont im 18. Jahrhundert
die Inschrift vorfand, ursprünglich vielleicht Christus geweiht war. Der Epigrammtext wird von
einem Autor bzw. Erzähler dargestellt, der Theodoros recht nahe gewesen sein dürfte bzw. der
diesen ganz gut gekannt haben muss (vgl. z.B. Vers 22). Man kann vermuten, dass er mit Theo-
doros auf die Peloponnes gekommen war; er distanziert sich vehement von der einheimischen
Bevölkerung, deren Untaten er selbst erlebt haben muss (vgl. Vers 37), und ist strikter Anti-
lateiner, lässt auf der anderen Seite aber unverhohlen Sympathien für die Osmanen erkennen: In
Vers 76 spricht er etwa vom außergewöhnlichen Wohlwollen des Sultans, das dieser Theodoros
entgegenbrachte.1240 In Vers 56 erwähnt er die tapferen osmanischen Truppen. Die von ihm ab-
gelehnten „Lateiner“ sind in erster Linie die Navarreser, die ebenfalls auf der Peloponnes eine
wichtige Rolle spielenden Venezianer meint er damit offenbar nicht, ebenso nicht die florentini-
sche Familie Acciaiuoli, die bei der Besetzung von Argos dabei war.1241
Das Epigramm setzt sich aus 87 byzantinischen Zwölfsilbern zusammen. Die Qualität der
Verse ist recht unterschiedlich: Während eine Vielzahl den prosodisch-rhythmischen Gepflo-
genheiten des Zwölfsilbers folgt, haben sich an einigen Stellen schwere Verstöße gegen die
Prosodie eingeschlichen, z.B. Vers 10: .à9.AĊ14, Vers 20: :1>2ĵĆ?, Vers 24: 2ñ@=8.0D:<?,
Vers 28: ;2:.0F0Ń:, Vers 40: =86:52Ą.? u.v.m. Dabei ist auffallend, dass die prosodischen Ver-
stöße im Laufe des Epigramms zunehmen; eine besondere Häufigkeit ist zwischen den Versen
46 und 67 und zwischen den Versen 81 und 87 zu beobachten. Man könnte daraus schließen,
dass der Dichter im Fortlauf des Epigramms unaufmerksamer wurde. Beweis für die teilweise
mangelhafte Qualität der Verse ist auch das Fehlen von korrekten – sowohl inhaltlichen als auch
rhythmischen – Binnenschlüssen (B5 oder B7) in nicht wenigen Versen,1242 nämlich in den Ver-
sen 4, 7, 16, 23, 31, 34, 37, 40, 42, 59, 64, 86 und 87.1243 Eine fast ebenso große Anzahl von
Versen weisen des Weiteren kein paroxytones Ende auf: Proparoxyton enden die Verse 5 und
46, oxyton die Verse 14, 41, 67,1244 84, 86, 87. Darüberhinaus sind in zahlreichen Versen Hiate
zu finden, z.B. Vers 5: <à ­0DĊ>6<6, Vers 21: Aą Ý5<?, Vers 33: A2 88Ă8<B?, Vers 36: Aý ±:21>.,
Vers 37: 2ã=<696 Ÿ: u.v.m.1245 Enjambement liegt in den Versen 10/11, 24/25 und 70/71 vor.
Was kann aufgrund dieser Beobachtungen über den Autor des Epigramms gesagt werden?
Sein Geschick, Verse zu verfassen, darf nur als durchschnittlich angesehen werden. Er war wohl
mit den prosodisch-rhythmischen Gesetzmäßigkeiten des byzantinischen Zwölfsilbers vertraut,
war aber nicht imstande bzw. gewillt, in allen Versen dem vorgegebenen Muster zu folgen. Der
Autor, der im Epigramm von sich in der ersten Person spricht (z.B. Verse 37 und 80), wendet
sich auch direkt an die Leser der Inschrift, so in Vers 17 mittels CĄ8<6 und in Vers 63 mittels
¡:1>2?. In Vers 57 spricht er von „meinem Christus“ (Aą: $(>6@AĆ): 9<B), auf den Theodoros
neben der Hilfe durch die Türken vertraute, womit er zum Ausdruck bringen will, dass der Des-
pot nicht nur von der Hilfe der „Ungläubigen“ abhängig war. Manuel Kalekas kommt als Autor
der Verse nicht in Frage, obwohl er – wie im Testimonienapparat angeführt – Theodoros (und
seinen Bruder Manuel) wie in Vers 27 als „Hafen“ bezeichnete. Kalekas war nämlich anders als
der Autor des Epigramms ein Lateinerfreund, was schließlich dazu führte, dass er zum römisch-

—————–
1240
S.a. LOENERTZ, Pour l’histoire 169f.
1241
Vgl. SCHREINER, Kleinchroniken II 337.
1242
Die Verse 86 und 87 gehören vielleicht nicht mehr zum metrischen Teil der Inschrift, sondern könnten einen
abschließenden Text in Prosa dargestellt haben.
1243
Zu notieren sind ferner proparoxytoner B5 in den Versen 12, 61, 74 und 84, und (eher seltener) paroxytoner B7 in
den Versen 10, 39 und 46. Wirklich selten und Zeichen schlechter rhythmischer Qualität sind die oxytonen B7 in
den Versen 54 und 69.
1244
Geht man davon aus, dass am Ende des Verses ursprünglich tatsächlich !$" gestanden hat, dann ist A.DĈ zu
akzentuieren, auch wenn es im TLG ein paar wenige Belege für AþDB gibt.
1245
In Vers 76 liegen gleich zwei Hiate vor: 2åA. 94>ħ ö96847ĉ?.
Griechenland (Nr. GR99) 333

katholischen Glauben übertrat.1246 Ebenso wenig kommt als Autor des Epigramms Theodoros’
Bruder Manuel in Frage, der ihn ebenfalls als „Hafen“ bezeichnete (vgl. Testimonienapparat).
Fest steht allerdings, dass der Autor der Verse dem Despoten Theodoros recht nahe gestanden
sein dürfte, wie dies bei dem vermutlich am Stadttor von Akrokorinthos angebrachten, heute
verlorenen Epigramm (ĺ Nr. GR73) der Fall war. Der dort belegte Autor, der Mönch Markos,
dürfte im vorliegenden Epigramm als Verfasser nicht in Frage kommen, da die Zwölfsilber von
etwas besserer Qualität sind als jene von Akrokorinthos.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die transitive Verwendung von ­7C2Ĉ0F in Vers
12 – Objekt ist A<ĽA<: – ist nach Auskunft der Lexika nur im vorliegenden Epigramm attestiert.
Das Verbum 7.A27>63ĆF in Vers 16 ist nur an dieser Stelle belegt.1247 Die Konjunktion A2 in
Vers 20 dürfte die gleiche Funktion wie 7.Ą einnehmen, was auch sonst gelegentlich vor-
kommt.1248 Im gleichen Vers liegt eine Art „doppelte“ Steigerung vor: 0:F@A67ĊA.A<? 8Ą.:. Die
adjektivische Verwendung von 2í2>0ĀA4? in Vers 24 ist sonst nach Auskunft von LSJ (s.v. II)
nur bei Pindar attestiert. Bei =.A><C68Ć=.6? in Vers 25 handelt es sich um ein hapax lego-
menon.1249 Schwer zu interpretieren sind die Verse 38 und 39:1250 Mit der :Aþ926E6? durch den
Herrn (Ań B>ĄŁ)1251 könnte auf ironische Art die „Belohnung“, d.h. eigentlich die „Bestra-
fung“, gemeint sind, welche die Einheimischen bekommen haben,1252 nachdem sie die Freiheit
unter byzantinischer Herrschaft nicht geschätzt hatten.1253 Behält man die auf Loenertz zurück-
gehende Form =þ5<: am Ende von Vers 64 im Text, dann muss man diese als unaugmentierte
Aorist-Form identifizieren.1254 Dazu ist jedoch festzuhalten, dass solche unaugmentierte Formen
in der Regel nur episch belegt sind; darüber hinaus müsste es =þ52(:) heißen, da das als Prädikat
zu CĽ8<: verwendete =þ5<: eine ziemlich harte constructio ad sensum darstellen würde. Alter-
nativ ist daran zu denken, =þ5Ĭ zu konjizieren. In den Versen 70–75 ist ein auffallender Zeiten-
wechsel zu beobachten: Die Handlung wird hier im (historischen) Präsens berichtet.
Loenertz1255 und Leonte1256 verstehen unter îCĂ86<? in Vers 73 eine Umschreibung für den we-
nig später (Vers 76) genannten Emir (bzw. Sultan),1257 zu dem sich Theodoros aufmachte, um
Hilfe zu erlangen. Da das Wort aber in dieser Bedeutung nicht belegt ist, ist der sonst gebräuch-
lichen Bedeutung des Wortes, nämlich „unter der Sonne“ (d.h. „Welt“),1258 der Vorzug zu ge-
ben. In Vers 77 ist die von Loenertz vorgeschlagene Konjektur 2ñ:<<: zwar überlegenswert,
kann aber aus grammatikalisch-syntaktischen und inhaltlichen Gründen nicht übernommen
werden. Auch aus der Sicht der Prosodie ist 2ñ:<6.: der Vorzug zu geben, da durch 2ñ:<<: ein
schwerer prosodischer Verstoß (kurze sechste Silbe) entstünde. Dass Nomina ohne Konjunktion
aneinandergereiht sind (Asyndeta), soll angesichts der sonstigen Qualität des Epigramms nicht
verwundern.

—————–
1246
Vgl. PLP # 10289; A.-M. T[ALBOT], Kalekas, Manuel. ODB 2, 1092.
1247
Vgl. LBG s.v.
1248
Siehe unten S. 430.
1249
Vgl. LBG s.v. Von LEONTE, „History of the Morea“ 417 als „Child-loving father“ übersetzt.
1250
Vielleicht hatte auch Dölger diese Passage vor Augen, als er zu Loenertz’ Textedition festhielt: „Manches, was
offenbar Fourmont nicht richtig entziffern konnte, bleibt freilich auch jetzt noch dunkel“ (F. D[ÖLGER], BZ 49
[1956] 450).
1251
LEONTE, „History of the Morea“ 417 vermutet – wohl unpassend – hinter Ĉ>6<? den Despoten (Theodoros).
1252
Die Präposition :5ĩ am Beginn von Vers 39 ist inhaltlich nicht notwendig und stellt eine Verdopplung der Vor-
silbe :A- von :Aþ926E6? dar (freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner).
1253
LOENERTZ, Pour l’histoire 160 übersetzte die Stelle m.E. unzutreffend: „Et voici ce que le prince rendait aux
Romains en échange de leur indiscipline“.
1254
Vgl. LOENERTZ, Pour l’histoire 161, Anm. 2.
1255
LOENERTZ, Pour l’histoire 161, Anm. 3; LOENERTZ, Res gestae 209 (zu Vers 73); s.a. TOT – RADIû, Res Gestae
189, Anm. 25, 198.
1256
LEONTE, „History of the Morea“ 417.
1257
Die gräzisierte Form von arab. amƯr ist erstmals bereits im 7. Jh. (?) belegt, vgl. LBG s.v.
1258
Vgl. L s.v.; z.B. auch Duc. hist. turcobyz. IV 3 (GRECU): 7.ă ¾ îC+86<? =Ħ@. Ý: î=ID26><? =.>ý AŃ: !<J>7F: …
So auch noch im Neugriechischen, vgl. MPAMPINIOTES, 2;67Ć s.v.
334 Griechenland (Nr. GR100–GR101)

PAROS

Paros (Paroikia)

Wasserbecken (Durchmesser: 35 cm), 10. Jh. ?: Archaiologiko Museio


Nr. GR100) ĺ S. 692

PATRAI

Templonepistylbalken, 10. Jh.: Archaiologiko Museio (Depot, Inv.-Nr. 1033A–B)


Nr. GR101) Das im Museum aufbewahrte Marmorfragment eines Epistyls stammt aus der
Kirche Panagia Mentzenas (auch Koimesis tes Theotoku) in der Nähe von Mentzena (Pelopon-
nes), die nach Bokotopoulos in das zweite oder dritte Viertel des 10. Jahrhunderts zu datieren
ist.1259 Auf der Schmalseite des in zwei Teile zerbrochenen Fragments ist eine nicht akzentuierte
Majuskel-Inschrift abgemeißelt, deren Beginn durch ein Kreuz markiert ist. Bereits Orlandos
erkannte, dass es sich um die Reste einer metrischen Inschrift handelt. Erhalten sind Vers 1,
weiters die erste Hälfte von Vers 2 (bis zum Binnenschluss B5); im Museum wird auch ein drit-
tes Fragment mit einer Inschrift – es handelt sich um fünf erhaltene Buchstaben – aufbewahrt,
das vielleicht zu den beiden oben genannten Fragmenten gehört, wenngleich es leichte Unter-
schiede in der paläographischen Charakteristik der Inschriften gibt.1260 Das Epigramm bestand
ursprünglich aus mindestens zwei Versen;1261 gehört auch die Inschrift auf dem dritten Frag-
ment dazu, dann umfasste das Epigramm einst zumindest drei Verse.
Der erhaltene Text des Epigramms ist folgendermaßen wiederzugeben:

¥:1>Ń: 7.7Ą@AF: ­;28<Ľ 92, =[.9]9þ7.>,


7.ă 5>.Ľ@<: .íAŃ: :[…………………
.ß]AŃ: 8Ĉ[@6: ……………………].
——–
1–2 cf. Anal. Hymn. Gr. VI 188,199–201 (SCHIRÒ) (de Deo): … Aą: îE.BD2:<Ľ:A. 7.Aĩ ­9<Ľ :AĄ=.8<:
5>.Ľ@<:, 9þ7.>, A.ĵ? =>2@/2Ą.6? @<B. 1 cf. Ps. 58,2 (cf. etiam Ps. 139,1.5; 142,9; 143,11): µ;28<Ľ 92 ­7
AŃ: ­D5>Ń: 9<B, è 52Ć? …; cf. etiam v. 1 epigramm. in basi crucis (?) (s. XIV ?) in museo Ermitaž in urbe
Sankt Petersburg, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ho6: ÿ AĮ?
C5<>Ħ? ±;282 [………] 0Ā:<B?. 2 cf. e.g. Man. Phil. carm. II 54 (XIV 497 MILLER): Ľ: 5>.Ľ@<: ­D5>Ń:
Aý? =<7>IA<B? 9J8.?.
——–
1 =.99þ7.> legit Orlandos. 3 [.ß]AŃ: 8Ĉ[@6:] supplevi.

Den Händen schlechtester Männer entreiße mich, ganz Seliger,


und zerschmettere ihre …………………
Lösung erbittend ……………………
Text: A.K. ORLANDOS, Ř /B3.:A6:ā /.@6867ā AĮ? Ā:A32:.?.  1 (1935) 102 u. Abb. 4.– BOKOTOPOULOS,
µ7784@6.@A67ā >D6A27A<:67Ă 40 u. Taf. 27 (Abb. .–/).– PALLIS, Inscriptions 766, 789 (Nr. 36).

Abb.: 39–40

Die erhaltenen Teile des Epigramms könnten auf eine Stifterinschrift hindeuten. Der Stifter,
zugleich Sprecher des Epigramms, bittet einen Heiligen, der hier als =.99þ7.> apostrophiert
wird, ihn von bösen Menschen zu befreien. Die wenigen erhaltenen Buchstaben auf dem dritten
—————–
1259
BOKOTOPOULOS, µ7784@6.@A67ā >D6A27A<:67Ă 191f.
1260
BOKOTOPOULOS, µ7784@6.@A67ā >D6A27A<:67Ă 40.
1261
Das Ende von Vers 1 ist vielleicht durch ein kleines komma-ähnliches Zeichen markiert.
Griechenland (Nr. GR101–GR102) 335

Marmorfragment stellen wohl den Rest der Bitte des Stifters um Vergebung der Sünden dar.
Solche Formulierungen, in denen der Stifter am Ende gleichsam als Gegenleistung für seine
Stiftung Vergebung der Sünden erbittet, sind aus Stifterepigrammen wohl bekannt.
Das Epigramm bestand ursprünglich, wie bereits oben erwähnt, aus mindestens drei Zwölf-
silbern, wenn auch die Inschrift auf dem dritten Fragment dazugehört. Die Zwölfsilber sind
prosodisch, die Binnenschlüsse in den Versen 1 und 2 sind korrekt gesetzt. In Vers 3 ist nach
[.ß]AŃ: 8Ĉ[@6:] ein einsilbiges bzw. (wahrscheinlicher) ein dreisilbiges Wort zu erwarten, durch
das ein korrekter Binnenschluss B5 oder B7 gegeben wäre.

PETRA

Steinplatte, a. 1150/51: Kloster Petra, bei Petra


Nr. GR102) Im Hof der jetzt als Sanatorium dienenden Anlage (Sanatorion H. Mones Petras
Olympu), die sich am nördlichen Fuß des Olympos befindet (unweit des modernen Ortes Petra),
steht das den Eisodia Theotoku geweihte und in postbyzantinischer Zeit – im Jahr 1608 oder
später (Mitte 18. Jh.)1262 – errichtete Katholikon des Klosters Petra. In den Fußboden vermauert
ist eine heute nicht mehr sichtbare Platte, die eine Inschrift trug, die sich vermutlich aus drei
Versen und der darauf folgenden Datierung in Prosa, die in das Jahr 1150/51 weist, zusammen-
setzte. Als die Inschrift vor rund 40 Jahren erstmals aufgezeichnet wurde, war die erste Hälfte
von Vers 1 bereits verloren.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[…………………] 8.9=>ý: @ć: 2ń


67ĂA.? :Ă026>2: è ĀA>.? 5ĈA4?
:5ĩ ü:=2> .ßA2ĵ 8Ĉ@6: 9=8.749þAF:
­: ±A(26) Ań ,?D:5Ņ ß:(167A6Ń:<)? 61Ņ.
——–
1 8.9=>þ: Katsaros. @Ĉ: Katsaros. 3 ü: =2> Katsaros.

………………… strahlende mit Gottes Hilfe


errichtete Niketas, der Priester (d.h. Bischof) von Petra,
wofür er Erlösung von den Verfehlungen erbittet.
Im Jahr 6659 der 14. Indiktion (= 1150/51).
Text: P.N. ANAGNOSTOPOULOS, Ř >D.Ą. ũ8B9=67ā 62>Ą. (¶@AĄ. 62>Ą1F: <B@Ń: ­: .A2>Ą:Ĭ). Thessaloni-
ke 1971, 111f. (mir nicht zugänglich).– KATSAROS, ĀA>. 125.– KATSAROS, ¥:þ074 110.– RHOBY, Structure 329 (v.
2).

Das Epigramm stellt eine traditionelle Stifterinschrift dar. Der Stifter Niketas erbittet als Ge-
genleistung für seine Stiftung, die sich auf den byzantinischen Vorgängerbau der neuzeitlichen
Kirche bezieht, Vergebung der Sünden. Es ist anzunehmen, dass das Epigramm ursprünglich an
prominenter Stelle – etwa in der Nähe des Eingangs – und nicht im Fußboden angebracht war.
Offensichtlich wurde die Steinplatte mit dem Epigramm ebenso wie weitere byzantinische Teile
als Spolien in die postbyzantinische Kirche vermauert.1263 Der Stifter Niketas wird als 5ĈA4? von
Petra bezeichnet, womit an dieser Stelle der Bischof des befestigten byzantinischen Petra (nörd-
lich des heutigen Sanatoriumkomplexes) gemeint ist.1264 Nur ganz wenige byzantinische Bi-
schöfe von Petra, das zur Metropolis Thessalonike gehörte,1265 sind bekannt; der Bischof Nike-

—————–
1262
Vgl. KATSAROS, ĀA>. 125.
1263
Vgl. KATSAROS, ĀA>. 125.
1264
Zu 5ĈA4? in der Bedeutung „Bischof“ siehe unten S. 501.
1265
Vgl. KATSAROS, ĀA>. 118ff.
336 Griechenland (Nr. GR102–GR103)

tas des vorliegenden Epigramms ist nur hier belegt.1266 Dafür, dass das Kloster schon vor dem
11. Jahrhundert und das Katholikon 1134 gegründet wurden, wie Tsangalides behauptet,1267 gibt
es keine Anhaltspunkte.
Das Epigramm bestand ursprünglich aus mindestens drei byzantinischen Zwölfsilbern. Die
Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt; in Vers 3 sind inhaltlich und rhythmisch B5 und B7 mög-
lich, wenngleich oxytonem B5 der Vorzug vor paroxytonem B7 zu geben ist. Erwähnenswert ist
das oxytone Ende von Vers 1, das normalerweise mehr oder weniger streng gemieden wird.
Allerdings gibt es gerade auch aus dem 12. Jahrhundert Beispiele von Zwölfsilbern, die auf
2Ć? enden,1268 was darauf hinweisen könnte, dass auf die Akzentuierung am Versende, wenn
es sich um ein nomen sacrum handelt, weniger Rücksicht genommen wird. Dass es sich bei den
erhaltenen Wörtern von Vers 1 um die zweite Hälfte eines Verses und nicht um Prosa handelt,
ist dadurch bewiesen, dass diese prosodisch ist. Die prosodischen Gesetze werden auch in den
anderen Versen eingehalten; daher sind diese auch beim Versuch, die Lücke in Vers 1 zu ergän-
zen, zu beachten: Eine mögliche Ergänzung für Vers 1 wäre [µ7784@Ą.: ­:A.Ľ5.] 8.9=>ý: @ć:
2ń.

PHER(R)AI ĺ ALEXANDRUPOLIS (Nr. GR2)

PLATAMON

(*)Säule (Höhe: 260 cm) (verloren ?), a. 1279/80 ?


Nr. GR103) Vor knapp einem Jahrhundert wurden am Fuße der Festung des byzantinischen
Platamon,1269 inmitten von Architekturresten, einige umgestürzte antike Säulen aus grauem
Marmor gefunden. In eine dieser, heute nicht mehr auffindbaren1270 umgestürzten Säulen war
eine über acht Zeilen laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt, wie auf der Abbildung
des Abklatsches bei Plassart zu erkennen ist.1271 Dabei handelt es sich um ein aus sechs Versen
bestehendes Epigramm; nach dem Ende von Vers 6 ist das Weltjahr genannt. Oberhalb der ers-
ten Zeile der Inschrift steht mit etwas größerem Abstand ǿC ȋC (= š4@<Ľ? $>6@AĆ?). Der Be-
ginn des Epigramms ist durch ein Kreuz markiert. Der Text ist in continuo geschrieben,1272 die
Versenden sind aber größtenteils durch Punkte markiert. In Vers 3 ist auch nach dem Binnen-
schluss (B5, nach ¡>14:) ein Punkt zu erkennen. Durch eine Beschädigung in der Mitte des
Epigrammtextes ist in der zweiten Hälfte von Vers 3 der Text nicht vollständig erhalten. Der
Epigrammtext ist auch handschriftlich überliefert, nämlich im Cod. Athous Meg. Laur. I 29 (s.

—————–
1266
Vgl. KATSAROS, ĀA>. 130–133.
1267
I. TSANGALIDES, Š2>ý <:ā ĀA>.? [.A2>Ą:4]. B3.:A6:þ 16 (1991) 420f.
1268
Theod. Prod. carm. hist. LIX 144 (HÖRANDNER): ¡:.>D<:, >D+, =.:Aą? .ßA,. 52I?. 156: :<Ľ? 7.ă I0<? 7.ă
=:2Ľ9., A.ĽA. 0ý> 52I?. Ein Beispiel aus der Mitte des 14. Jahrhunderts ist etwa im Codex Athen. EBE 71, fol.
158r zu finden, ed. A. MARAVA-CHATZINICOLAOU – Chr. TOUFEXI-PASCHOU, Catalogue of the illuminated Byzan-
tine manuscripts of the National Library of Greece. Vol. II: Manuscripts of New Testament texts 13th–15th centu-
ry. Athen 1985, 165 u. Farbtaf. 349 (Miniatur des Evangelisten Johannes mit seinem Sekretär Prochoros): @Ą0.,
>ĆD<>2, A<Ľ12 0ý> ¡>;26 (2Ć)?. Siehe auch oben S. 86.
1269
Zur Festung K. LOBERDOU-TSIGARIDA, !< 7þ@A>< A<B 8.A.9Ċ:.. Athen 2006; s.a. DIES.,  53 (1998),
$><:67þ, Ņ 2, 602–608; KARAGIANNE, 676@9<Ą 195–197.
1270
Vgl. die Feststellung von Th. PAPAZOTOS, 2@.6F:67Ă !<=<0>.CĄ. A4? 62>Ą.? – Medieval Pieria – Mittelalterli-
che Topographie der Pieria, in: D. TSIROU (Hg.), 6 .>D.6<8Ć0<6 968<Ĉ: 06. A4: 62>Ą., .8<7.Ą>6 1986 – Ar-
chaeologists speak about Pieria, Summer 1986 – Die Archäologen sprechen über die Pieria, Sommer 1986. o.O.
1990, 66: „Heute kann man nur eine Mauer und einige gestürzte Säulen erkennen. Auf einer von ihnen gibt es ei-
ne interessante Inschrift aus dem Jahr 1280. Als ich diese Inschrift das letzte Mal sah, war sie vor die Souvlaki-
buden der Nationalstraße gestürzt, wo zufriedene Reisende verträumt die Festung Platamon betrachteten. Ihr seit-
heriges Schickal ist mir unbekannt“.
1271
PLASSART, Inscriptions 174 (Abb. 6).
1272
Vers 5 hat (zufälligerweise) auf einer Zeile Platz, vgl. PLASSART, Inscriptions 174.
Griechenland (Nr. GR103) 337

XVII), fol. 51r.1273 Dort ist auch jenes Epigramm überliefert, das inschriftlich auf einer Säule in
der Flur Stauros bei Athen zu finden ist (ĺ Nr. GR28). Dies bedeutet, dass das vorliegende Epi-
gramm ebenso in bzw. bei Athen von einer Säule kopiert wurde, worauf auch der Titel zu den
beiden Epigrammen in der genannten Handschrift hinweist: ß? Aý? ¥5Ă:.? @492ĵ. AŃ:
0>.99þAF:, ¢=2> 2ß@ă: 2ß? Aý 76Ć:6. 2ß? Aā: 820<9Ā:4: A.Ĉ>F@6: 2ß? Aā: ž0Ą.: è 9ÿ: 2æ? AĈ=<?
A<Ľ ®:ą? 76<:Ą<B ±D26 <ïAF? [Text von Epigramm Nr. GR28]. Ũ 1ÿ ²A2><? <ïAF [Text des vor-
liegenden Epigramms].1274 Da es sich bei dem vorliegenden Epigramm nicht um standardisierte
Verse, die auf verschiedenen Objekten angebracht wurden,1275 sondern aufgrund der konkreten
Angaben zur Person des Stifters um ein Originalwerk handelt,1276 ist es eher unwahrscheinlich,
dass es sich um zwei verschiedene Säulen handelt, in die der Inschriftentext eingeritzt wurde.1277
Die Frage, wie und warum die Säule zu einem späteren Zeitpunkt von Athen nach Platamon
transportiert wurde, kann nicht beantwortet werden.1278 Die Überbringung der Säule kann je-
doch nicht vor dem 17. Jahrhundert stattgefunden haben, da der oben erwähnte Codex in dieses
Jahrhundert zu datieren ist.
Zu datieren ist das Epigramm durch das am Ende angeführte Weltjahr. Es gehört allerdings
nur dann in das Jahr 1279/80, wenn der dritte Buchstabe der Angabe des Weltjahres tatsächlich
als Pi zu entziffern ist. Alternativ kommt auch ein Lambda in Frage; dann wäre das Epigramm
in das Jahr 1229/30 zu datieren.1279
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

F@Į? D2ĵ>.? =>ă: @(A.B)>67Ń? =2A.::ĈF:


ĩ9.8476AŃ: 7.AĀ/.82 Aą 5>þ@<?
(7.ă) =þ:A.? ¡>14: ­;.=F8Ċ[826 ;Ā]:F?
­0[ĉ 1ĩ] :BEŃ: @(A.B)>67ą: 52ĵ<: AĈ=<:
5 ĩ5.:þ@6<? :.36>.ĵ<? Aą: A>Ć=(<:)
16ĩ <ô 8Ĉ@6: 2ï><696 AŃ: ­=A.6@9Ā:F:
±(A26) ,?E=4Ņ.
——–
1–3 cf. Exod. 17,10–16; cf. e.g. etiam Anth. Pal. I 60 (BECKBY): A.B><C.:Ń? A.:Ĉ26? =.8þ9.? AĄ:<?
2á:27., F@Į; | !ń12 AĈ=Ł ¥9.8ā7 ë88BA.6 9CĆA2><?.
——–
1 =2A.::ĈF:: =2A.:ĈF Plassart, Koukoules, =2A.:ĈF: Papazotos. 2 ĩ9.8476AŃ:: ¥9.8474AŃ: Katsaros,
¥9.8<74AŃ: cod. 3 ¡>>4: cod. ­;.=F8Ċ[826] scripsi (secundum cod.: ­;.=F8Ċ826 [­;.=<8Ċ826 Euangela-
tou-Notara]): ­;.=Ċ8F[8ĩ] Plassart, Papazotos, ­;.=Ċ[8F8ĩ] Koukoules (sed p. 153, n. 1 praefert
­;.=Ċ82[@ĩ]), ­;.=Ć8F82 Katsaros. [;Ā]:F? scripsi ut proposuit Hörandner: […]C inscr., ;Ā:<? cod.,
Katsaros, [­72ĵ]:<? Plassart, Koukoules, Papazotos. 4 ­0ĉ 1ĩ legerunt Plassart et Koukoules. :BEŃ<:>
Plassart, Papazotos. 52ĵ<: scripsi:  inscr., 52ĵ:.6 cod. 5 .3.>6:Ć? cod. 6 8Ĉ@6: scripsi (sic etiam
cod.): C inscr., 8Į@6: Plassart, Koukoules, Papazotos. ­=A.6@9Ā:F: scripsi: !C& inscr.

Die Arme einst in Kreuzesform ausbreitend


warf Moses die Kühnheit der Amalekiter nieder
und vernichtete sie alle zusammen auf außergewöhnliche Weise.
Ich aber richte das göttliche Kreuzzeichen auf,
5 (ich) Athanasios, Naziräer (d.h. Mönch) dem Stande nach,

—————–
1273
Zur Handschrift SPYRIDON – S. EUSTRATIADES, Catalogue of the Greek Manuscripts in the Library of the Laura on
Mount Athos with notices from other libraries (Harvard Theological Studies XII). Cambridge, Mass. u.a. 1925,
177.
1274
EUANGELATOU-NOTARA, B88<0Ă 37.
1275
Zu diesen RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 52f.
1276
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 55f.
1277
Vgl. PLASSART, Inscriptions 180 u. Anm. 4.
1278
Vgl. PLASSART, Inscriptions 180.
1279
Vgl. PLASSART, Inscriptions 174.
338 Griechenland (Nr. GR103)

wodurch ich Erlösung von meinen Verfehlungen finden möge.


Im Jahr 6788 (= 1279/80).
Text: PLASSART, Inscriptions 173f. (mit franz. Übers.) u. Abb. 6.– KOUKOULES, 6Ć:6<: 152f. u. Abb. 4.– Th. PA-
PAZOTOS, 2@.6F:67ā A<=<0>.CĄ. A<Ľ :<9<Ľ 62>Ą.?. Š@A<>67<02F0>.C67þ 1 (1986) 41f.– KATSAROS, ¥:þ074 102.–
Der handschriftlich überlieferte Text ist ediert bei SOPHRONIOS, 4926Ċ9.A. 568.– XYNGOPOULOS, µ; C<>9Į? ®:ą?
@4926Ċ9.A<? 406.– KAMPOUROGLOU, AĂ84 417, 418–420.– EUANGELATOU-NOTARA, B88<0Ă 37 (Nr. 121).

Lit.: A.S. ARBANITOPOULLOS, ß? 2@@.8Ą.? ­=60>.Cþ?.  1913, 232.

Abb.: 41

Aus dem Epigrammtext ist zu erfahren, dass der Mönch Athanasios für das :BEŃ: des gött-
lichen Kreuzzeichens verantwortlich ist (Vers 4f.). :BE<Ľ: dürfte als „aufrichten“ zu überset-
zen sein; der Gegenstand, der aufgerichtet wurde, ist vielleicht die Steinsäule selbst, auf der
auch ein Kreuz angebracht gewesen sein könnte. Die Säule könnte als Wegekreuz fungiert ha-
ben.1280 Ganz in der Tradition ähnlicher Stifterepigramme erhofft sich Athanasios als Gegenleis-
tung Vergebung der Sünden (Vers 6). Die besondere Macht des Kreuzes wird unterstrichen
durch die in den Versen 1–3 zitierte Parallele aus Exod. 17,10ff.: Dort wird berichtet, dass die
Israeliten unter Josua die Amalekiter dadurch besiegen konnten, dass Moses seine Hände erho-
ben hatte. Im Exodus-Text selbst ist jedoch nichts davon zu lesen, dass Moses seine Hände in
der Form eines Kreuzes in die Höhe gestreckt hielt. Erst später wurde die Szene als Präfigurati-
on der ausgebreiteten Hände Christi auf dem Kreuz gedeutet.1281 Athanasios, der Mönch –
:.36>.ĵ<?, ursprünglich Bezeichnung für einen streng asketisch lebenden Menschen bei den
Juden, ist seit Theodoros Studites als Bezeichnung für den Mönch belegt1282 –, ist aus anderen
Quellen nicht bekannt.1283 Xyngopoulos ist der Ansicht, dass Athanasios ebenso wie Neophytos,
der im Epigramm Nr. GR28 erwähnt wird, Mönch im Kloster Kynegu ton Philosophon bei
Athen war.1284
Das Epigramm besteht aus sechs Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Er-
wähnenswert ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 5, die allerdings durch die Akzen-
tuierung des Eigennamens ¥5.:þ@6<? bedingt ist. Die Verse sind durchaus als prosodisch ein-
zustufen, auch wenn in Vers 1 ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie (D2ĵ>.?)1285 vorliegt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Im Codex ist die zweite Hälfte von Vers 3 als
­;.=F8Ċ826 [­;.=<8Ċ826 Euangelatou-Notara] ;Ā:<? überliefert. Da prosodisch dagegen nichts
einzuwenden ist, ist der handschriftlichen Überlieferung gegenüber den von Plassart und Kou-
koules vorgenommenen, die Prosodie beeinträchtigenden Konjekturen der Vorzug zu geben.
Auch inschriftlich ist die handschriftliche Überlieferung nachvollziehbar: & ist eindeu-
tig zu lesen; der darauf folgende Buchstabe erinnert stark an ein Omega. ­;.=F8Ċ826 ist ein
Plusquamperfekt, das in Byzanz häufig anstelle des Aorists (bzw. Imperfekts) verwendet
wird.1286 Am Ende von Vers 3 ist C eindeutig zu entziffern. Der vorangehende Buchstabe ist
höchwahrscheinlich ein Ny, davor sind die Reste eines Epsilon zu erkennen. Inhaltlich ist ;Ā:<?
natürlich schwerer einzuordnen als das von Plassart und Koukoules (teilweise) konjizierte
­72ĵ:<?. ;Ā:<? könnte sich darauf beziehen, dass Moses als „Fremder“ von Ägypten aus einge-
wandert ist. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass das Adverb ;Ā:F? („auf außergewöhnliche
Weise“) gemeint ist. Plassart stellte zu Recht fest, dass man in Vers 4 eigentlich eine finite
—————–
1280
Diesbezügliche Überlegungen bei XYNGOPOULOS, µ; C<>9Į? ®:ą? @4926Ċ9.A<? 408.
1281
Vgl. W. TELESKO, Moses – Joseph – Christus – Benedikt. Beiträge zu einer Typologie des Orantengestus. RHM
45 (2003) 373ff.; A. TUILIER u.a., Saint Grégoire de Nazianze. Œuvres poétiques. Tome I. Paris 2004, 2, Anm. 2.
1282
Vgl. LBG s.v.
1283
Die beiden PLP-Lemmata # 402 u. # 91079 sind zusammenzufassen.
1284
XYNGOPOULOS, µ; C<>9Į? ®:ą? @4926Ċ9.A<? 408; s.a. PLP # 402.
1285
Ändert man zu DĀ>.?, dann wäre der Vers prosodisch korrekt. Aus prosodischen Gründen werden öfters (ur-
sprünglich epische) Formen mit D2>- verwendet, z.B. Nr. IT27, Vers 10: 88ý EBDā: CĀ><B@6: 00Ā8F: DĀ>2?; Nr.
IT29, Vers 14: Aā: 1ÿ EBDā: CĀ><B@6: 00Ā8F: DĀ>2?; Nr. TR15, Vers 2: ±D<:A2? ë99. 7.ă DĀ>.? ­=4>9Ā:.?; etc.
1286
HINTERBERGER, Sprache der byzantinischen Literatur, passim.
Griechenland (Nr. GR103–GR104) 339

Form anstatt des Partizipiums :BEŃ: erwarten würde, doch ist das End-Ny, das mit dem vo-
rangehenden Omega in Ligatur verbunden ist, klar zu erkennen. Es ist vielleicht daran zu den-
ken, dass in der Vorlage des Steinschneiders (die finite [Imperfekt-]Form) :ĈE<B: stand. Das
dritte Wort von Vers 6 ist inschriftlich als C überliefert, das von beiden bisherigen Edito-
ren der Inschrift in der Form 8Į@6: im Text behalten wurde. Zwar ist 8Į@6? als Synonym von
84521Ċ: („Vergessen“) bei Hesychios (8 807 LATTE) belegt – Plassart übersetzte demgemäß
auch „puisse cela me valoir l’oubli de mes fautes“ –, doch handelt es sich bei der Formulierung
8Ĉ@6: 2ï><696 AŃ: ­=A.6@9Ā:F: um einen Topos, der zuhauf in Stifterepigrammen begegnet.
Autor des Epigramms könnte durchaus der Mönch Athanasios selbst gewesen sein.

PORTARIA

(Fragment einer) Steinplatte (56 × 77 cm), 13./14. Jh.: Kirche Hagios Ioannes Prodro-
mos (bei Portaria)
Nr. GR104) In die Hofmauer der neuen, dem Johannes Prodromos geweihten Kirche ist das
linke Fragment einer in byzantinischer Zeit gestalteten Steinplatte aus weißem Marmor, die als
Sarkophagdeckel Verwendung fand, eingefügt.1287 Die Kirche steht (zusammen mit einem
Sommererholungsheim für Kinder) an jener oberhalb des Ortskerns von Portaria1288 gelegenen
Stelle, an der im Jahr 1271 von Nikolaos Komnenos Dukas Maliasenos1289 und dessen Gattin
Anna Komnene Dukaina Palaiologina1290 das ebenfalls dem Johannes Prodromos geweihte
Stauropegkloster Nea Petra errichtet wurde.1291 Das Steinplattenfragment ist mit Reliefs verse-
hen: Neben kleinen Kreisen am Rand und pfanzlichen Ornamenten ist in der Mitte innerhalb
eines großen Kreises ein Greif dargestellt; auf der (vom Betrachter aus gesehen) rechten Seite
ist der Ansatz eines weiteren großen Kreises zu erkennen, in dem ebenfalls ein Vogel ange-
bracht war.1292 In den teilweise beschädigten oberen und teilweise abgestoßenen unteren Rand
der Steinplatte ist eine mit vereinzelten Akzenten versehene Majuskel-Inschrift eingeritzt. Wäh-
rend am oberen Rand die Inschrift nur auf einer Zeile angebracht gewesen sein dürfte, läuft die
Inschrift am unteren Rand über zwei Zeilen, wobei die Buchstaben kleiner ausgeführt sind. Es
ist durchaus möglich, dass zwei verschiedene Graveure am Werk waren. Obwohl die Inschrift
unvollständig ist, kann relativ leicht eruiert werden, dass sie in Versform konzipiert ist. Dafür
sprechen nicht nur vollständig bzw. fast vollständig erhaltene Verse, sondern auch drei überei-
nander liegende Punkte, die an den erhaltenen Versenden eingeritzt sind. Über die Länge des
ursprünglichen Epigramms kann nur spekuliert werden: Ursprünglich waren sicher mehr als die
von Pazaras angenommenen fünf Verse vorhanden. Wenn man davon ausgeht, dass von der
ursprünglichen Steinplatte ca. drei Viertel verloren sind1293 und dass sowohl der obere (einzei-
lig) als auch der untere Rand (zweizeilig) durchgehend von der Inschrift bedeckt war, kommt
man auf eine Länge von zumindest 15 Versen, wobei oben wahrscheinlich 3,5 Verse1294 und
unten 11,5 Verse angebracht waren. Dies fügt sich – wenngleich vielleicht auch nur zufällig –
zur Länge des Grabepigramms (ĺ Nr. GR83) des erwähnten Stifters des Klosters, Nikolaos
(Mönchsname: Neilos) (Komnenos Dukas) Maliasenos, das in der Kirche Hagios Athanasios in
Makrinit(i)sa zu finden ist und ebenfalls 15 Verse umfasst. Vieles deutet darauf hin, dass die

—————–
1287
Zwei weitere Teile dieses Sarkphags sollen sich nach PAZARAS, .>7<Cþ0<62 40 (Nr. 46B) in der Kirche der
Panagia bei Ano Bolos befunden haben.
1288
In byzantinischer Zeit auch Dryanubaina, vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 150.
1289
Zur Person PLP # 16523; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 97. Seine Grabplatte samt
Epigramm ist in die Kirche Hagios Athanasios in Makrinit(i)sa eingemauert (ĺ Nr. GR83).
1290
Zur Person PLP # 21351.
1291
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 224f.
1292
Vgl. PAZARAS, .>7<Cþ0<62 40; LIVERI, Steinreliefs 172.
1293
Vgl. AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
1294
Die zweite Hälfte von Vers 4 ist auf der ersten Zeile des unteren Randes angebracht.
340 Griechenland (Nr. GR104)

beiden Epigramme von demselben Autor verfasst wurden. Da auch die Buchstabenformen ähn-
lich sind, ist davon auszugehen, dass für das vorliegende Epigramm und die Grabepigramme
Nr. GR81 und Nr. GR83 in Makrinit(i)sa dieselbe Werkstätte verantwortlich war. Im vorliegen-
den Inschriftentext auffallend sind die zahlreichen Ligaturen, die offensichtlich auch dazu dien-
ten, Platz zu sparen.
Der Inhalt des Epigrammfragments bietet keine konkreten Hinweise zur Datierung. Da das
erwähnte Grabepigramm des Nikolaos (Neilos) Maliasenos nach 1285/86 zu datieren ist,1295 ist
eine Datierung des vorliegenden Epigramms in diese Zeit bzw. spätestens am Beginn des 14.
Jahrhunderts (s. unten) sehr wahrscheinlich. Die zeitliche Einordnung ist auch aufgrund paläo-
graphischer Charakteristika untermauert. Der Epigrammtext ist in folgender Form überliefert:

!Ĉ9/<B 8Ą5<? A>Ą=4DB? 7.A2ĵD2: [……


………………………………
………………………………
…………………] 2í02:Ń: AĈ=<:,
5 =>4@AĂ>6<: :<Ľ: 7.ă 7.Aþ=A2><: CĈ@6:
­? ï@A2><[: ……………………
………………………………
………………………………
………………………………
10 @]ć 1Ā, 52.Aþ, è>Ń: Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2,
9þ:5.:2 [………………………
………………………………
………………………………
………………………………
15 ………………………………
——
5 cf. v. 8 epigramm. in sarcophago Nili Maliaseni in urbe Makrinit(i)sa (ĺ no.GR83): =>4@AĂ>6<: :<Ľ:
Aā: 7.Aþ=A2><: CĈ@6:. 10 cf. v. 12 epigramm. in sarcophago Nili Maliaseni in urbe Makrinit(i)sa (ĺ no.
GR83): 88ĩ, û 52.Aþ, é>. 7.ă ¡5>26 ;Ā:.. 10–11 cf. vv. 28–29 epigramm. in sarcophago (hodie deleto) in
urbe Messina (ĺ no. IT23): @Ĉ 1ĩ é@A6? 2å 7.ă AĆ:12 <Aą:> AþC<: /8Ā=26? | Aą A<Ľ /Ą<B 9þA.6<: ±:5.
9.:5þ:F:.
——
1 A>Ą=4DB? scripsit Pazaras: !$"C inscr. 6 ­?: ö? Liveri. ï@A2><[:] supplevit Pazaras. 10 [@ć] sup-
pleverunt Avraméa – Feissel. 1ÿ:  Pazaras, B9=8Ă>F@4,  PAZARAS, .>7<Cþ0<6, Liveri. è>Ń:
scripsit Pazaras:  inscr. AĈ9/<:: 8Ą5<: Sisilianos.

Der drei Ellen lange Grabstein enthielt ……


………………………………
………………………………
………………… der Edlen Abbild,
5 blitzenden Geist und beflügelte Natur
für später……………………
………………………………
………………………………
………………………………
10 Du aber, Betrachter, wenn du das Grab siehst, Fremder,
erfahre ………………………
………………………………
………………………………
………………………………
15 ………………………………
—————–
1295
Zum Todeszeitpunkt PLP # 16523 (S. 57).
Griechenland (Nr. GR104) 341

Text: SISILIANOS, .7>6:ĄA@. 68 (vv. 1, 10).– PAZARAS, B9=8Ă>F@4 361 u. Taf. 5 (Abb. 1).– PAZARAS,
.>7<Cþ0<6 67 (Nr. 43A) u. Taf. 37.– AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379 u. Taf. VIII (Abb. 2a–b).–
PAZARAS, .>7<Cþ0<62 40 (Nr. 46A) u. Taf. 34.– LIVERI, Steinreliefs 171 (Nr. 31).

Lit.: PAZARAS, Reliefs 171 (Abb. 14).– ANASTASIADOU – KONTOGIANNOPOULOU, =6AĈ9/6< 2=Ą0>.99. 530, 537
(Abb. 10).– RHOBY, Inscriptional Poetry 198f.

Abb.: 42

Das Epigramm beginnt mit einem für Grabgedichte typischen Topos, nämlich dem Bericht
vom „drei Ellen langen“ (A>Ą=4DB?) Grabstein; diese Wendung ist erstmals bei Ioannes Geomet-
res zu finden und begegnet später einige Male bei Manuel Philes.1296 Das Adjektiv A>Ą=4DB? ist
daher nicht unbedingt wörtlich bzw. ekphrastisch zu verstehen. Mit dem blitzenden Geist und
der beflügelten Natur (=>4@AĂ>6<: :<Ľ: 7.ă 7.Aþ=A2><: CĈ@6:) in Vers 5 ist der (eventuell auch
die) Verstorbene gemeint: Im Grabepigramm (ĺ Nr. GR83) von Makrinit(i)sa wird damit (fast
wortwörtlich) der tote Nikolaos (Neilos) Maliasenos beschrieben. Auch mit 2í02:Ń: AĈ=<: in
Vers 4 dürfte der Verstorbene gemeint sein. In Vers 10 findet der für Grabgedichte typische
Wechsel des Angesprochenen statt:1297 Der Betrachter (52.AĂ?) des Grabes bzw. der (fremde)
Besucher (der Klosterkirche) wird angewiesen, das Grab zu betrachten und (etwas) zu erfahren:
wahrscheinlich die Vergänglichkeit des Lebens, wenn man das im Testimonienapparat zitierte
analoge Beispiel aus dem Epigramm auf dem verlorenen Sarkophag von Messina heranzieht.
Pazaras versuchte den Beweis zu erbringen, dass das Marmorfragment Teil des ebenfalls un-
vollständig erhaltenen Sarkophages1298 der Anna (Nonnenname: Anthusa) (Komnene Dukaina)
Palaiologina († nach 1277/79)1299, der Gattin des Nikolaos (Neilos) Maliasenos, ist.1300 Avraméa
– Feissel schlossen dies trotz des ähnlichen Stils der Reliefs aus,1301 da der Sarkophag andere
Maße aufweist und die darauf angebrachte Inschrift nicht metrisch ist.1302
Avraméa – Feissel tendierten auch dazu, das Grabepigramm (ĺ Nr. GR83) auf Nikolaos
(Neilos) Maliasenos dem Manuel Holobolos zuzuschreiben, der auch das Grabgedicht1303 auf
dessen Vater Konstantinos Komnenos Maliasenos Dukas Bryennios († ca. 1256)1304 – allerdings
erst rund zehn Jahre nach dessen Tod1305 – verfasst hatte. Aufgrund der mehr oder weniger wört-
lichen Übereinstimmung der Verse 5 und 10 des vorliegenden Epigramms mit den Versen 8 und
12 des Grabepigramms (ĺ Nr. GR83) auf Nikolaos (Neilos) Maliasenos ist für Avraméa –
Feissel tendenziell auch für das gegenwärtige Epigramm Holobolos als Autor denkbar. Diese
These ist m.E. aber zu verwerfen: Die prosodische Qualität beider inschriftlicher Epigramme ist
zu dürftig, um Holobolos als Autor identifizieren zu können, da in dessen sonstigen jambischen
Dichtungen – darunter auch dem Grabgedicht auf Konstantinos Maliasenos – keine prosodi-
schen Auffälligkeiten feststellbar sind.
Offen bleibt die Frage, wer im Sarkophag bestattet war: Eventuell ist zu überlegen, ob das
Marmorfragment nicht vielleicht doch zum Sarkophag der Anna (Anthusa) gehörte; alternativ
ist möglich, dass im Sarkophag der Sohn des Nikolaos (Neilos) und der Anna (Anthusa), Ioan-
nes Komnenos Angelos Palaiologos Maliasenos, bestattet war. Dieser wurde im Jahr 1274 für
—————–
1296
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 198f.
1297
Hier auch durch die Partikel 1Ā verstärkt symbolisiert.
1298
Die verschiedenen Teile des Sarkophags sind in die Kirche Hagios Prodromos bei Portaria und in die Kirche der
Panagia bei Ano Bolos verbaut, vgl. PAZARAS, .>7<Cþ0<62 38–40; s.a. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Malia-
senos. ODB 2, 1277.
1299
Vgl. PLP # 21351 (S. 65).
1300
PAZARAS, B9=8Ă>F@4 360f.
1301
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 379.
1302
Edition der Inschrift bei AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 377 (Nr. 19); s.a. PAZARAS, .>7<Cþ0<62
38–40 (Nr. 45–).
1303
Ed. TREU, Manuel Holobolos 550f. (Nr. 6).
1304
Zur Person POLEMIS, Doukai 142f. (Nr. 121).
1305
Vgl. TREU, Manuel Holobolos 552, Anm. (1). Anders ist dies zeitlich auch nicht möglich, da Holobolos erst ca.
1245 geboren wurde, vgl. R.J. M[ACRIDES], Holobolos, Manuel. ODB 2, 940.
342 Griechenland (Nr. GR104–GR106)

die Zeit nach dem Tod seiner Eltern zum Ephoros (~ Verwalter)1306 der von diesen gegründeten
Klöster Nea Petra und Makrinit(i)sa samt deren Besitzungen bestimmt.1307 Überlebte Ioannes
seine Eltern um eine ganze Generation – sein Todesdatum ist nicht bekannt –, dann könnte das
Epigramm – unter der Voraussetzung, dass tatsächlich Ioannes darin bestattet war – auch an den
Beginn des 14. Jahrhunderts zu datieren sein.
Das Epigramm dürfte – den erhaltenen Teilen nach zu schließen – aus teilweise prosodisch
mangelhaften Versen bestanden haben. Eine Autorschaft des Holobolos ist damit – wie eben
erwähnt – praktisch auszuschließen. Es ist jedoch recht wahrscheinlich, dass für das vorliegende
Epigramm und jenes (ĺ Nr. GR83) auf Nikolaos (Neilos) Maliasenos derselbe Autor verant-
wortlich zeichnete. Den vorhandenen Versen bzw. Versteilen nach zu schließen, sind die Bin-
nenschlüsse korrekt gesetzt. 7.Aþ=A2><? (Vers 5) ist ein seltenes Wort, das in der Antike bei
Aischylos und Euripides zu finden, später aber eher selten belegt ist.1308

PYLE

Ziegelinschrift, a. 1283
Nr. GR105) ĺ S. 152

SAMOS

Pythagoreio

(Zwei) Steinplatten (197 × 47 u. 201 × 47 cm), 9. Jh.: Archaiologiko Museio (Inv.-Nr.


37–38)
Nr. GR106) Im Museum des bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts Tegani genannten Ortes
werden zwei wuchtige Marmorplatten aufbewahrt, die im Kastro oberhalb des Eingangs gefun-
den wurden. Darauf ist eine über neun Zeilen laufende, nicht akzentuierte und vom Stein abge-
meißelte Majuskel-Inschrift angebracht; vor der ersten und der sechsten Zeile befindet sich ein
Kreuz. Dabei handelt es sich um ein aus neun Versen bestehendes Epigramm, wobei auf der
rechten Steinplatte pro Zeile je ein Vers vorgesehen ist.1309 Zwischen den Versen 7 und 8 befin-
det sich ein größerer Abstand. Aufgrund einer Beschädigung in der Mitte waren bereits bei der
Erstedition der Inschrift Lücken zu ergänzen.
Aufgrund der Nennung des Kaisers Theophilos können die Verse nur aus der ersten Hälfte
des 9. Jahrhunderts stammen; dies fügt sich auch gut zum paläographischen Befund: elegant
und großzügig gestaltete Buchstaben; Ligaturen sind keine zu erkennen, nur die Konjunktion
7.Ą in Vers 8 ist gekürzt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ħ? è =.>6ĉ: 7.ă 52Ċ92:<? Aþ12


7.ă Aā: =>ĊA4: 9<B 0:F>Ą@.? 1<;Ą.<:>
;ĄF? 1<;þ3[26] @2 Aą: 2í2>0ĀA4:
7.㠝=.Ĉ@AF? [7>.B]0þ326 =<88ý Aý ±A4
5 2<CĄ8<B 12@=Ć[A<B] 7.ă 2<1Ċ>.<?>,
û .íA<[7>þA<> =þ@4? AĮ]? <ß7<B9Ā:[4?]

—————–
1306
Zum Amt A. K[AZHDAN] – A.-M. T[ALBOT], Ephoros. ODB 1, 707f.
1307
Zur Person PLP # 16522.
1308
Vgl. LSJ s.v.; Online-TLG.
1309
Leider existiert von der anderen Platte keine Abbildung.
Griechenland (Nr. GR106) 343

2ĆC682 1Ā@=<A. [D].[ĵ>2 ź]F9.ĄF:,


[……] 1<;þ@.? Aą @7Į=A><: 7(.ă) Aą @AĀC<[?]
[­=.];ĄF? 8Ā0F92: =<88<Ą @[<B] D>Ć:<6.
——
3 cf. v. 6 epigramm in moenibus urbis Ankara (de imp. Michaele III) (ĺ no. TR15): ¡:.7A6 =6@Ań
6D.ā8 2í2>0ĀAĬ. 6 loc. comm.
——
1 52Ċ92:<? scripsit Lauxtermann: 52Ć92:<? (sic inscr. ?) alii. 2 0:F>Ą@.?: 0:F>4@Ħ@. Tölle-Kastenbein.
0:F>Ă@.? Hallof. 1<;Ą.<:> supplevit Schneider: 1Ć;6. Tölle-Kastenbein. 3 ;ĄF?: ;ĂF? Schneider,
Hallof (sic inscr. ?), ¡;2F? Tölle-Kastenbein. 1<;þ326 legit Hallof: 1<;þ3[2Ą] Schneider, Koutrakou,
1<;.3… Tölle-Kastenbein. 4 [7>.B]0þ326 supplevit Schneider. =Ć88. Tölle-Kastenbein. 5 12@=Ć[A<B]
supplevit Schneider. 2<1Ċ>.<?> supplevit Schneider: 52<1Ċ>.< Tölle-Kastenbein. 6 .íA<[7>þA<>
=þ@4? AĮ]? <ß7<B9Ā:[4?] scripsit et supplevit Schneider. .íA<[7>þA<>]: "!&[… inscr., .ĽAF[7>þA<>]
Papalexandrou. 7 [D].[ĵ>2 ź]F9.ĄF: scripsit supplevit Schneider. [ź]F9.ĄF:: …]& inscr. 8
[……] statuit Lauxtermann: … 1Ć;.@A< Tölle-Kastenbein, [@ć ­]1Ć;.@.? Hallof, …2 1<;þ@.? alii.
@7Į=A><: scripsit Koutrakou: C! inscr., @7Ą=A><: Schneider, Papalexandrou, @7ĵ=A><: Tölle-
Kastenbein, Hallof. @AĀC<<?> supplevit Schneider. 9 [­=.];ĄF? supplevit Lauxtermann: [÷@Aĩ ];ĄF? Hal-
lof, [];ĄF? alii. =<88<Ą: =Ć88<6? Tölle-Kastenbein, =<88<ă Koutrakou, Papalexandrou. @[<B] supplevit
Schneider.

Jeder, der vorbeigeht und dies sieht


und meine frühere Ruhmlosigkeit erkannt hat,
preist zu Recht dich, den Wohltäter,
und ruft unaufhörlich „Viele Jahre
5 dem Herrscher Theophilos und Theodora!
O Selbstherrscher über die ganze Ökumene,
Theophilos, Herrscher über die Rhomäer, sei gegrüßt!“,
indem er …… das Szepter und die Krone verherrlicht.
Zu Recht lasst uns sagen: „Viele Jahre dir!“
Text: SCHNEIDER, Samos 139 (Nr. 12), s.a. 101.– R. TÖLLE-KASTENBEIN, Das Kastro Tigani. Die Bauten und Fun-
de griechischer, römischer und byzantinischer Zeit. Mit Beiträgen von R. Felsch u. U. Jantzen (Samos XIV). Bonn
1974, 176f. u. Abb. 346 (Abb. der rechten Steinplatte mit den vv. 6–9).– KOUTRAKOU, Propaganda 143, Anm. 462.–
PAPALEXANDROU, Text in context 280f. (mit engl. Übers.).– LAUXTERMANN, Poetry 271 (mit engl. Übers.), 272f., 342
(Nr. 41).– K. HALLOF, Inscriptiones Graecae insularum maris Aegaei praeter Delum […]. Inscriptiones Sami insulae
(IG XII, VI/II). Berlin – New York 2003, 483f. (Nr. 947).– PAPALEXANDROU, Echoes 213 (Text 18 [vv. 6–9]), s.a.
179 (engl. Übers.).– RHOBY, Meaning 743, Anm. 45 (mit engl. Übers.).

Lit.: R. TÖLLE-KASTENBEIN, Herodot und Samos. Bochum 1976, Taf. 2a (Abb. der rechten Steinplatte mit den vv.
6–9).– MALAMUT, Les îles I 140, 238, II 611.

Abb.: 43

Das Epigramm teilt sich in zwei Hälften, was auch durch das Kreuz am Beginn von Vers 6,
der bereits auf der zweiten Marmorplatte steht, symbolisiert wird. In den Versen 1–5 spricht das
Bauwerk, auf dem die Inschrift angebracht war, selbst; es richtet sich an den Wohltäter (Vers 3),
womit Kaiser Theophilos gemeint ist, es bezieht sich aber ebenso auf den Vorbeikommenden
und Betrachter der Inschrift (Vers 1). In den Versen 6–9 wird abermals der Kaiser – noch aus-
führlicher als im ersten Teil – angesprochen; Sprecher des Epigramms ist weiterhin das Bau-
werk, das sich aber am Ende des Epigramms mit dem in Vers 1 genannten Vorbeikommenden
und Betrachter der Inschrift zu einem gemeinsamen Chor vereinigt. Durch die Nennung des
Kaisers Theophilos kann die Entstehungszeit des Epigramms auf die Zeit seiner Regentschaft
(829–842) eingeengt werden. Die Nennung seiner Gattin Theodora hilft beim Versuch einer
genaueren Datierung nicht weiter, da die beiden wahrscheinlich bereits im Jahr 821 verheiratet
wurden.1310 Schneider irrte mit ziemlicher Sicherheit in der Behauptung, dass sich das Epi-
—————–
1310
Vgl. PmbZ # 7286 (p. 344), # 8167 (pp. 629, 632).
344 Griechenland (Nr. GR106)

gramm auf eine von den Arabern zerstörte und von Theophilos wiederaufgerichtete Kirche be-
ziehe.1311 Der Hinweis auf die Araber ist jedoch nicht völlig von der Hand zu weisen, und man
kann davon ausgehen, dass die Inschrift ursprünglich im Bereich der Zitadelle von Samos, wo
sie auch gefunden wurde (s. oben), angebracht war. Dass die Befestigungen bereits bestanden
und unter Theophilos aufgrund der arabischen Gefahr ausgebessert bzw. verstärkt wurden, be-
weist Vers 2, in dem von deren ehemaligem „schlechten Ruf“ bzw. „Ruhmlosigkeit“ die Rede
ist. Die Inschrift könnte am Beginn der 830er-Jahre verfasst worden sein, nachdem die Ausbes-
serungsarbeiten nach einem arabischen Angriff im Jahr 829 oder kurz danach, als andere ägäi-
sche Inseln verheert wurden,1312 beendet waren. Es ist anzunehmen, dass das Epigramm an pro-
minenter Stelle, vielleicht neben dem Eingang in die Zitadelle, angebracht war, wo es von je-
dem Vorbeikommenden (Vers 1) gesehen werden konnte, auch wenn dieser vielleicht des Le-
sens nicht oder nur mangelhaft mächtig war.1313 Auch ist die Inschrift eine Manifestation der
byzantinischen Herrschaft und ein Hinweis darauf, dass Theophilos nun der neue Kaiser ist.1314
Der letzte Vers stellt eine Aufforderung an den Leser dar, die Kaiser-Akklamation =<88<Ą @[<B]
D>Ć:<6 laut zu lesen.1315
Wie Lauxtermann richtig feststellte, setzt sich das Epigramm aus prosodielosen Zwölfsilbern
zusammen.1316 Die schlechte prosodisch-rhythmische Qualität ist nicht nur durch zahlreiche
prosodische Verstöße bedingt, sondern auch durch einige Hiate. Die Binnenschlüsse sind hinge-
gen korrekt gesetzt. Nach Lauxtermann handelt es sich bei dem Epigramm allerdings nicht um
ein typisches provinzielles Produkt, sondern sein Charakter sei durch die Abfassungszeit be-
dingt: In der Zeit des Kaisers Theophilos – man denke etwa an die Verse von Kassia – sei das
Verfassen von rein akzentuierender Metrik nichts Außergewöhnliches. Dem muss allerdings das
andere Bauepigramm (ĺ Nr. TR87), das Kaiser Theophilos nennt, entgegengehalten werden, da
dieses – aus Konstantinopel stammend – sehr wohl von guter prosodisch-rhythmischer Qualität
ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Dass nach =<88ý Aý ±A4 in Vers 4 in Vers 5 der
Genitiv folgt, dürfte durch das Phänomen des Ersatzes des Dativs durch den Genitiv bedingt
sein.1317 Es ist aber auch möglich, 2<CĄ8<B zu 2<CĄ8Ł zu ändern, die Lücke 12@=Ć[AĬ] zu
ergänzen und das letzte Wort so zu belassen, wie es überliefert ist: 2<CĄ8Ł 12@=Ć[AĬ] 7.ă
2<1Ċ>Ĥ. Dies ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Autor des Epigramms nicht gänzlich mit
den Konventionen der Hochsprache vertraut war. =<88ý Aý ±A4 und =<88<Ą @<B D>Ć:<6 sind im
Übrigen bereits pagan belegte Akklamationen,1318 die in Inschriften bis ca. 800 zuhauf begeg-
nen;1319 das vorliegende Beispiel dürfte ein später zeitlicher Ausreißer sein. Papalexandrous
Übersetzung von Vers 5 (Theophilos and Despot and Theodora, live many years!) ist insofern
mangelhaft und irreführend, als sie nicht erkannte, dass mit 12@=ĆA4? der Kaiser Theophilos
gemeint ist. Das Verbum 8Ā0F92: in Vers 9 ist nicht auf 1<;þ@.? in Vers 8 zu beziehen, da
dadurch eine harte constructio ad sensum vorliegen würde. Subjekt zu 1<;þ@.? ist vielmehr
Ħ? è =.>6ĉ: in Vers 1, wodurch eine lange Sinneinheit von Vers 1 bis Vers 8 gebildet wird.
Die von Hallof vorgenommene Ergänzung [@ć ­]1Ć;.@.? in Vers 8 ist inhaltlich nachvollzieh-
bar, auch der dadurch entstehende Hiat kann aufgrund erwähnter weiterer Beispiele für das
Phänomen akzeptiert werden. Ein gewisser Bruch liegt in den Versen 3ff. vor: In Vers 3 wird
nur Theophilos als Wohltäter angesprochen, die Akklamation in den Versen 4 und 5 nennt aber
Theophilos und seine Gattin Theodora.

—————–
1311
SCHNEIDER, Samos 139.
1312
Theoph. Cont. 137,14–16 (BEKKER); vgl. KODER, Aigaion Pelagos 76.
1313
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 272f.; PAPALEXANDROU, Text in context 280f.
1314
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 273.
1315
Vgl. RHOBY, Meaning 743.
1316
LAUXTERMANN, Poetry 271.
1317
Dazu TRAPP, Dativ, passim.
1318
Zu =<88ý Aý ±A4 vgl. BANDY, Inscriptions of Crete 55.
1319
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 272; zahlreiche Bsp. in Greek Documentary Texts (PHI) (Christ. inscr.).
Griechenland (Nr. GR107) 345

SAMOTHRAKE

Chora

Steinplatte (220 × 41,5 cm), a. 1431 ?: äußeres Burgtor


Nr. GR107) Der inneren Burg, die sich über dem nordöstlichen Ortsrand von Chora erhebt,
ist eine Vorburg vorgelagert, die im Osten durch einen rechteckig vorspringenden Torturm zu-
gänglich ist. Dessen Außentor öffnet sich nach Süden zum Dorf hin.1320 Über diesem (heute zu-
gemauerten) Tor ist eine Marmorplatte eingemauert, die in sechs Zonen unterteilt ist. Während
die beiden äußeren Zonen von Inschriften bedeckt sind, befinden sich auf den vier inneren Zo-
nen (von links nach rechts) folgende Relief-Darstellungen: Ein einköpfiger Adler, Symbol der
genuesischen Familie Gattilusi, der auf ein Fischschuppen-Muster blickt, des Weiteren der by-
zantinische Doppeladler und danach das Monogramm der Palaiologen.1321 Dies ist auf die Prä-
senz der Gattilusi auf Samothrake zurückzuführen: Nachdem die Insel zusammen mit Imbros im
Jahr 1384 als byzantinisches Lehen an Palamede Gattilusi gegangen war, wurde sie diesem vor
1431 durch Kaiser Ioannes VIII. Palaiologos endgültig übergeben.1322Die Gattilusi verwende-
ten mehrfach Symbole der Palaiologen, um ihre Verbindungen mit diesem Herrscherhaus zu
unterstreichen.1323 Die teilweise akzentuierte, mit Ligaturen versehene, in den Stein geritzte
Majuskel-Inschrift läuft zunächst auf beiden Feldern über sechs Zeilen. Auf dem vom Betrach-
ter aus gesehen linken Feld befindet sich in einer siebenten Zeile die Abfolge von vier Buchsta-
ben, welche die Datierung nach dem Weltjahr darstellen. Somit wird die Datierung zweifach
genannt: Am Ende der Inschrift und in metrischer Form in den Versen 6–7; auf ein solches Bei-
spiel treffen wir auch in Epigramm Nr. IT31. Auf der linken Seite dieses Feldes sind weiters
auch einige vertikal zu lesende Buchstaben angebracht.1324
Die beiden Inschriften auf dem linken und rechten Feld der Steinplatte gehören zusammen;
sie bilden – wie schon früh erkannt wurde – ein Epigramm, das aus acht Versen besteht, wobei
pro Feld je vier Verse angebracht sind. Die einzelnen Verse nehmen in der Regel ungefähr et-
was mehr als eine Zeile ein. Der Text ist in continuo geschrieben, Markierungen von Versenden
sind nicht zu erkennen. Der Beginn des Epigramms ist jedoch durch ein Kreuz gekennzeichnet;
zarte Reste eines eingeritzten Kreuzes sind auch am Ende von Vers 8 vorhanden. Erwähnens-
wert ist, dass die erwähnte Datierung und die vertikal angeordneten Buchstaben, die beide im
Text auf das Epigramm folgen, nicht auf dem rechten Feld, auf dem das Epigramm endet, son-
dern auf dem linken stehen. Die unter dem eigentlichen Inschriftenfeld eingeritzte Datierung ist
allerdings nur mehr sehr schwer zu entziffern. Paläographisch auffallend ist auch die eigenwilli-
ge Kombination von Sigma und Tau, so in>6@A2ć? (Vers 2) und ±@A4@2: (Vers 5),1325 ebenso
wie jene von Epsilon und Ny. Anzuführen ist auch das in das Omikron eingeschriebene Iota, so
bei ­::.7<@Ą<6?, D68Ą<6? (Vers 7) und =<829Ą<6? (Vers 8). Bei D>Ć:<6? (Vers 5) hingegen stehen
Omikron und darauf folgendes Iota separat. Aus Platzmangel dürfte das Iota von =<829Ą<6?
kaum eingeschrieben worden sein, da hinter dem Wort (Ende von Vers 8) noch genügend Raum
gewesen wäre.
Zu datieren ist das Epigramm nach der Datierung im Epigramm selbst und der Datierung am
Ende, wobei es dabei eine leichte Inkongruenz gibt (s. unten). Auch die Buchstabenformen pas-
sen gut in diese Zeit.
—————–
1320
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 154; PASCHALIS, Deux fortifications, passim.
1321
Vgl. OUSTERHOUT, Emblems of Power 91.
1322
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 274.
1323
Vgl. A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Gattilusio. ODB 2, 824; s.a. A. MAZARAKES, B9/<8Ă @A4: 2>.8167Ă AF:
.:.9:4@A67Ċ: 7.6 2=6A.CĄF: =8.7Ċ: A4? =2>6Ć1<B AF: .A28<Ĉ3F: @A4 BA68Ă:4.  53 (1998), Ā><? Ņ –
28ĀA2?, 361–368.
1324
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 273.
1325
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 274.
346 Griechenland (Nr. GR107)

Der Epigrammtext lautet wie folgt:

(.ă) A<ĽA<: :Ă026>2: ­7 /þ5>F: =Ĉ>0<:


9Ā0.? >6@A2ć? C68Ć=<86? .í5Ā:A4?
ã:<B 8.9=>Ħ? =Ć82F? 7.ă AĮ@12 :Ă@<B
.8.9Ă14? ±:1<;<? .A286<Ľ3<?
5 ê? 7(.ă) A<ĽA< ±@A4@2: ­: D>Ć:<6? ±>0<:
A2A>þ76? 1Ā7. à==2Ĉ<B@6 (7.ă) =>Ć? 02
­::.7<@Ą<6? 7(.ă) D68Ą<6? ®;þ76?
C</2>ą: è 8.9=>ą? C><Ĉ>6<: =<829Ą<6?.
,?R9.Ņ
10 F@A(.:Aĵ:<?) 9þ@A(<>.?).
——
5–7 cf. epigramma in fonte in urbe Maroneia (ĺ no. GR84). 6 cf. v. 9 epigramm. in sepulcro (hodie dele-
to) matris Georg. Antioch. in urbe Palermo (ĺ no. IT20): ±A<B? 166==2Ĉ<:A<? 7>6/2@AþAF?.
——
1 (.ă): Ą? Francke. 3 ß:<Ľ8C<? =>ą =Ć82F?, 7AĄ@.[?] Aį š4@<Ľ Francke. 8.9=>Ħ?: 8.9=>ą? Franzius,
[è 8].9=>ą? CIG, Sanguineti. AĮ@12: AĮ? ¢A2 Conze, Papageorgiou, Aĵ? CIG, Sanguineti (sed cf. p. 344).
[:Ă]@<B CIG, Sanguineti. 4 =.8[þ]9Ĭ 2ă ­:1<;<AþAŁ .286Ć@Ł Francke. ±:1<;<?: ­: 52ń Franzius.
.A286<Ľ3<?: omisit Franzius, .[A]286<Ĉ(A34?) CIG, Sanguineti. D>Ć:<6?: $>6@Ań :[Ā]<6? Francke. 6
à==2Ĉ<B@6: [7.ă AĀ@@.>]@6 Franzius, – 2B<B@6 Conze, à=[=]2Ĉ<B@6 CIG, Sanguineti, [à==]2B<B@6 Papageor-
giou. (7.ă) omisit Franzius. =>Ć? 02: =><CB8þAA<B@6 Aą: Francke. 7 ­:.7<@Ą<6? CIG, Sanguineti. 8 è
8.9=>ą? C><Ĉ>6<:: 52<8.9=><@Ā/.@A<: Francke. =<8Ā96<? Franzius. 9 ,?R91Ņ Franzius. 10 omisit Sangui-
neti. 9þ@A(<>.?) scripsi: 9.(Ĵ)@A(F>) alii.

Auch diesen Turm errichtete von Grund auf wieder


der große Fürst, der stadtliebende Herr
der leuchtenden Stadt Ainos und dieser Insel,
Palamedes, der berühmte Gateliuzos (Gattilusi).
5 Er errichtete auch dieses Werk in Jahren,
die viermal zehn (vorbei)galoppieren und dazu freilich
900 und sechsmal 1000 (= 6940 = 1431/32).
Ein furchterregendes Bollwerk gegen die Feinde (ist) der leuchtende (sc. Turm).
6941 (= 1432/33).
10 Meister Kostantinos.
Text: FRANCKE, Inschriften 216f. (mit Schriftskizze).– FRANZIUS, Epigrafia 141 (Nr. 12).– CONZE, Reise 55 u.
Taf. III (Abb. 7 [Schriftskizze]).– CIG IV 357 (Nr. 8777) u. Taf. XIV (Nr. 8777 [Schriftskizze]).– A. SANGUINETI,
Iscrizioni greche della Liguria. Atti della Società Ligure di storia patria 11 (1875) 341f. (mit lat. Übers.) u. Taf. nach
p. 340.– ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 273f. (Nr. 31 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 77.–
S.N. PAPAGEORGIOU, .9<5>þ74. Athen 1982, 60, 61 (Abb. 2 [Schriftskizzen]).– RHOBY, Structure (v. 1).– PA-
SCHALIS, Deux fortifications 235 (Text nach Asdracha – Bakirtzis [mit franz. Übers.]).

Lit.: C. FREDRICH, Aus Samothrake. Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts, Atheni-
sche Abteilung 34 (1909) 26f.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 101 (Nr. 118).– C. ASDRACHA, Les prétentions
politiques de Palamède Gattilusio (1409–1455), seigneur d’Ainos, d’Imbros et de Samothrace, in: L. BALLETTO
(Hg.), Oriente e Occidente tra Medioevo ed Età moderna. Studi in onore di Geo Pistarino. Genua 1997, 41–45.–
KODER, Aigaion Pelagos 154 u. Abb. 106 (vv. 5–8).– HETHERINGTON, Greek Islands 286 u. Abb. 27.– @A<>67<Ą 7.6
.>D.6<8<067<Ą DĊ><6 >þ9.? – ./þ8.? 7.6 >þ74?. o.O. 2006, 29 (Farbabb.).– OUSTERHOUT, Byzantium between
East and West 161 (Abb. 7).– OUSTERHOUT, Emblems of Power 91 (Abb. 3).

Abb.: 44–45
Griechenland (Nr. GR107) 347

Das Epigramm stellt, wie aus dem Inhalt unschwer zu erkennen ist, eine Bauinschrift dar.
Zunächst erfahren wir, dass Palamede Gattilusi1326 den Turm (wieder)aufrichten ließ (Vers 1–4).
Gattilusi ist nicht nur Herr über Samothrake, sondern auch der Stadt Ainos in Thrakien (Vers 3)
im Mündungsgebiet des Flusses Maritza (Hebros), und zwar seit 1408/9.1327 Über den Neubau
bzw. die Renovierung der Burg – eine Burg wird wahrscheinlich schon um 1260 erwähnt1328 –
wird auch in einer anderen Inschrift berichtet: Diese befindet sich auf einer ähnlichen Marmor-
platte, die ebenfalls in mehrere Felder unterteilt ist. Neben dem einköpfigen Adler, dem Schup-
penmuster und dem Monogramm der Palaiologen ist der Stein von griechischen und lateini-
schen Inschriften bedeckt: Während die lateinische Inschrift von der Errichtung des Turmes am
26. März 1481 berichtet (MCCCCLXXXI … die XXVI marcii), weist die in griechischen Buch-
staben ausgeführte Datierung in das Weltjahr 6939, was dem Jahr 1430/31 entspricht. Geht man
davon aus, dass 1481 auf einen Fehler des Steinschneiders zurückzuführen1329 und die griechi-
sche Datierung die richtige ist,1330 dann ist die Inschrift in den März 1431 zu datieren. Zusätz-
lich wird auch auf dieser Steinplatte ein Meister Konstantinos (9þ@A(<>.?)1331 F@A(.:Aĵ:<?))
genannt.1332 In Vers 4 des Epigramms wird Palamede Gattilusi als ±:1<;<? beschrieben. Dies ist
darauf zurückzuführen, dass die Familie besonders stolz war auf ihre Verbindung zu den Palaio-
logen, die im 14. Jahrhundert ihren Anfang fand, als Franceso Gattilusi1333 im Jahr 1355 die
Schwester von Ioannes V. Palaiologos ehelichte; als Mitgift erhielt Gattilusi die Insel Les-
bos.1334
Zum zweiten Teil des Epigramms: Asdracha – Bakirtzis geben in ihrer französischen Über-
setzung der Inschrift („… Palamède, le glorieux Gattilusi, qui a érigé, lui l’illustre, aussi cet
oeuvre …“) und ihrer Interpretation zufolge zu verstehen, dass Palamede Gattilusi auch Subjekt
und somit Handlungsträger von Vers 5 ist.1335 Dies ist zweifellos richtig, besonders wenn man
±@A4@2: als „errichten lassen“ übersetzt. Andererseits wäre es aber auch möglich, den Meister
Kostantinos, dessen Name und Berufsbezeichnung (F@A(.:Aĵ:<?) 9þ@A(<>.?)) – wie erwähnt –
am linken Rand des linken Feldes inschriftlich angebracht ist,1336 als Handlungsträger bzw. als
Subjekt in Vers 5 zu identifizieren. Ein Subjektwechsel findet auf jeden Fall in Vers 8 statt:
Handlungsträger ist der Turm – gedanklich ist hinter è 8.9=>ą? das Wort =Ĉ>0<? zu ergänzen –,
der ein „furchterregendes Bollwerk“ gegen die Feinde darstellt.
Ein Wort zur Datierung: Die Datierung nach dem Weltjahr, die unterhalb des linken Inschrif-
tenblockes eingeritzt ist, kann nicht mehr sehr gut entziffert werden. Man erkennt aber, dass
sich dahinter das Weltjahr 6941 verbirgt, was nach christlicher Zeitrechnung dem Jahr 1432/33
entspricht. Die Verse 6–7 weisen allerdings nur in das Jahr 6940, da m.E. =>Ć? 02 nicht – wie
von Asdracha – Bakirtzis angenommen1337 – der Zahl 1 entspricht. Ein Argument dafür ist näm-
lich der Wortlaut des Inschriftenfragments aus dem Jahr 1435/36, das in den Brunnen von Ma-
roneia vermauert ist (ĺ Nr. GR84). Dort wurden die Verse 5–7 des vorliegenden Epigramms
nachgeahmt, die Datierung aber etwas modifiziert, indem die Zahl vier eingefügt wurde. Dies
geschah jedoch nicht dadurch, dass =>Ć? 02 verändert, sondern dadurch, dass AĀ@@.>2? ergänzt
—————–
1326
Zur Person PLP # 3583.
1327
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 171. Von ca. 1450 bis 1455 herrschte Palamede mit kurzer Unterbrechung auch über
Imbros, vgl. KODER, Aigaion Pelagos 178.
1328
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 153.
1329
Eliminiert man das Zahlzeichen L, so erhält man MCCCCXXXI (= 1431).
1330
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 271f.
1331
9.(Ĵ@AF>) Asdracha – Bakirtzis.
1332
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 271 (Nr. 30) u. Taf. 76b; KODER, Aigaion Pelagos,
Abb. 107.
1333
Zur Person PLP # 3594.
1334
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 210f.
1335
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 274ff.
1336
Die Schreibung F@A.:Aĵ:<? ist durch viele weitere Beispiele ausgewiesen (vgl. TLG) und kann daher in dieser
Form im Text bleiben. Ko(n)stantinos wurde von Palamede Gattilusio auch für andere Baumaßnahmen herange-
zogen, siehe unten S. 348.
1337
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 276.
348 Griechenland (Nr. GR107–GR108)

wurde. Somit ergibt sich eine Divergenz von einem Jahr; da die andere, oben erwähnte, nicht
metrische Inschrift in den März 1431 weisen dürfte, ist es plausibel zu behaupten, dass auch das
vorliegende Epigramm in dieser Zeit entstanden ist.
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern, wobei Vers 8 der inschriftli-
chen Überlieferung zufolge aus 13 Silben besteht. Der Vers ist dann im Sinne eines Zwölfsil-
bers zu „heilen“, wenn man den Artikel è tilgt. Nach diesem Eingriff wäre auch ein korrekt
gesetzter Binnenschluss nach der fünften Silbe gegeben. Daher ist auch der Heilungsvorschlag
von Asdracha – Bakirtzis abzulehnen, nach dem das Iota von C><Ĉ>6<: mittels Synizese getilgt
werden sollte, da nach dieser Lösung der unregelmäßige Binnenschluss nach der sechsten Silbe
bestehen bliebe. Die Binnenschlüsse der übrigen Verse sind korrekt nach der fünften oder sie-
benten Silbe gesetzt, wobei die Häufung von B7 – in vier von acht Versen (1, 3, 4, 5) – auffällig
ist. Die Prosodie hingegen ist aufgrund zahlreicher erkennbarer Verstöße nicht berücksichtigt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Eher ungewöhnlich erscheint die Verwendung
des Epithetons C68Ć=<86? in Vers 2. Handelt es sich um ein (Füll)wort ohne näheren Hinter-
grund, oder könnte sich dahinter abermals in Nachahmung der Palaiologen ein Bezug auf Kon-
stantinopel verbergen? In einem Isidor von Kiew zugeschriebenen Panegyrikos auf Manuel II.
und Ioannes VIII. aus dem Jahr 1429 wird Ioannes VIII. als C68Ć=<86? 7.ă C68<>>Ċ9.6<?
/.@682Ĉ? bezeichnet.1338 Das ebenfalls in Vers 2 verwendete .í5Ā:A4? in der Bedeutung „Herr“
ist seit dem 11. Jahrhundert belegt;1339 eine besondere Häufung erfährt der Terminus in der Pa-
laiologenzeit.1340 Das in der Signatur des Handwerkers (Zeile 10) inschriftlich C! abgekürz-
te Wort ist als volkssprachliches 9þ@A(<>.?) aufzulösen,1341 wie es auch am Ende des heute
verlorenen Epigramms an der Außenmauer der Kirche Zoodochos Pege (Panagia Chrysopege)
in Enez (ĺ Nr. TR41) der Fall war, das denselben Meister Ko(n)stantinos nennt. Alternativ ist
daran zu denken, C! als 9þ@A(F>) aufzulösen.1342

SERRAI

Steinplatte (140 × 60 cm), 14. Jh.: Katholikon des Klosters Hagios Ioannes Prodromos,
bei Serrai
Nr. GR108) Papageorgiou sah erstmals im Jahr 1890 im Exonarthex des Klosterkatholikons
einen Marmorstein liegen, auf dem eine längere Inschrift angebracht ist.1343 Die Marmorplatte
ist auch heute noch vorhanden, nämlich oberhalb einer aus Stein geformten Bank, die an der
äußeren Südwand des Exonarthex, rechts des Eingangs und unterhalb eines neuzeitlichen Por-
traits des Andronikos II. Palaiologos, angebracht ist. Die in die Marmorplatte eingeritzte In-
schrift ist teilweise akzentuiert und verteilt sich über zwei Blöcke. Der (vom Betrachter aus
gesehen) linke Schriftblock nimmt ungefähr zwei Drittel der Langseite der Platte ein und läuft
über zwölf Zeilen. Der rechte Schriftblock umfasst zehn Zeilen, wobei auch hier Teile des unte-
ren Drittels nicht oder kaum mehr lesbar sind. Wie bereits Papageorgiou erkannte, bildet die
Inschrift ein aus 16 Versen bestehendes Epigramm.1344 An den letzten Vers angefügt ist die
Datierung, die durch Monat, Indiktion und Weltjahr wiedergegeben ist. Während auf dem lin-
ken Schriftblock pro Zeile je ein Vers Platz hat, sodass auf dieser Seite zwölf Verse stehen,
verhält es sich auf dem rechten Schriftblock anders: Die Verse 13–14 benötigen jeweils zwei

—————–
1338
Sp. LAMPROS, .8.6<8Ć026. 7.ă 28<=<::4@6.7þ, III. Athen 1926, 176,18. Zur Rede O. SCHMITT, Kaiserrede
und Zeitgeschichte im späten Byzanz: Ein Panegyrikos Isidors von Kiew aus dem Jahre 1429. JÖB 48 (1998)
209–242.
1339
Vgl. LBG s.v.
1340
Vgl. ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 275.
1341
Zum Wort Kr s.v.
1342
Belege im LBG s.v. 9þ@AF>.
1343
PAPAGEORGIU, Zu Theodoros Pediasimos 429.
1344
Zu übrigen (gemalten) Epigrammen in der Kirche RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 107–110.
Griechenland (Nr. GR108) 349

Zeilen, Vers 15 ist ebenfalls auf zwei Zeilen untergebracht, die letzten vier Buchstaben stehen
jedoch auf einer dritten Zeile. Vers 16 schließlich umfasst den Rest dieser Zeile und die darauf
folgende Zeile. Die Datierung erstreckt sich über zwei Zeilen. Die beiden Schriftblöcke sind
auch insofern voneinander getrennt, als am Beginn von Vers 1 und am Beginn von Vers 13 je
ein Kreuz angebracht ist. Durch eine moderne Holzverdeckung, die auf der aus Stein geformten
Bank liegt, ist Vers 12 verdeckt. Paläographisch auffallend ist die mitunter verwendete Form
des Omikron, das mit einer Querhaste versehen ist, sodass der Buchstabe einem Theta gleicht
(z.B. Vers 2 8Ą5<B, Vers 3 è, Vers 5 ê? etc.). Zu notieren ist auch die Form ɂ, die für das Eta am
Ende von C![.] (= ±7@A[4]56) verwendet wird. Das Omega von ö? in Vers 15 steht auf
dem Kopf. Auffallend ist auch, dass kaum Ligaturen verwendet werden.
Die an das Ende des Epigramms angefügte Datierung ist heute kaum mehr zu erkennen.
Deshalb muss man auf frühere Abschriften zurückgreifen, insbesondere auf jene von 1898, die
Papageorgiou vom damaligen Abt Christophoros zur Verfügung gestellt bekam; dort ist die
Datierung mit µ: 94:ă .>AĄŁ. š:1. OŅ (;) ,OF91Ņ angegeben,1345 während wir bei Lampakes 94:ă
…>ĄŁ š:1. 1Ņ. ±A<B? ,OF91Ņ lesen. Zesiou transkribierte 6:1  2A<B? OF(61;). Da die 6. Indiktion
mit dem Weltjahr 6844 (= 1335/36) nicht in Einklang zu bringen ist, ist Lampakesૅ und Zesious
Lesung der Indiktion der Vorzug zu geben. Für das Jahr 1336 passt die 4. Indiktion; folgt man
der Lesung des Weltjahres bei Zesiou, dann könnte das Epigramm auch in das Jahr 1306 zu
datieren sein, da auch für dieses Jahr die 4. Indiktion passend ist.1346
Der Text der Inschrift ist nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich überliefert, und
zwar im Cod. 375 der Sammlung griechischer Handschriften im Ivan-Dujþev-Zentrum in Sofia;
der Epigrammtext wurde zusammen mit anderen Inschriften in den im Jahr 1877 entstandenen
Codex kopiert.1347
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ AB9/<>Ĉ7A4?, è @=.>þ7A4? AŃ: AþCF:,


û 8B0>Ā, 9ā E.ĽĀ 9<B AĮ? 967>Ħ? 8Ą5<B
è :Ā7B? ­@Aă: ±:1<: ĩ5.:.@Ą<B
.@061Ħ? 0ý> A<ñ:<9. 7.ă ļ.72:1ĈA4?,
5 ê? 7.ă /Ą<: ğ74@2 9Ā9E2F? 1ĄD.,
:ā> A>27ā? 7.ă A.=[26]:ą? Aý? C>Ā:.?,
:1>Ń: 86A>Ń: ­7CB0ĉ: @B:21>Ą.?
ê? <í 1<86ĆA4A. ­: [0]8Ċ@@Ĭ =8Ā[;.?]
2í7.Aþ:B7A<? 7.ă 9.7>ý: ç>0[Į? =þ@4?]
10 AĮ? 1B@@2/<Ľ? ±7@A[4]56 :27><[9.]DĄ[.?]
9ā @B:A>6/į?, 7Ā>.92 92@A[ÿ 7.7]Ą.?,
9ā =Ľ> C>B0.:Ċ@Ĭ @<B Aā: 7[þ>.]:, Aþ8.:
Aą: [.@06]1Ħ:, Aą: <å7<: >2AŃ: 9Ā0.:,
<å7<? />.Dć? ±7>BE2 AĈ9/<? ­:5þ12,
15 =8ā: 1Ą7.: ­:Aą? ö? 5.:ĉ: 1<7į [=]ĀA>.[?,
A.ĵ? >2A.ĵ? 3į] 7.ă A.CĮ? [±;F ……
[­:] 94[:ă .>AĄŁ, ß:1(67A6Ń:<?) 1Ņ, ,?F91Ņ].
——
1 = Theod. Prod. carm. hist. LVIII 1 (HÖRANDNER); cf. etiam v. 15 epigramm. in urbe Corridonia (ĺ no.
IT3): è 1ÿ @=.>þ;.? 7Ÿ: />.DĈ 9<B A(ą:) AþC(<:). 2 alludit ad Theod. Prod. carm. hist. LVIII 2
(HÖRANDNER): 9ā E.Ľ2 9<B, 9ā E.Ľ2 AĮ? 967>Ħ? 8Ą5<B. 3 alludit ad Theod. Prod. carm. hist. LVIII 3

—————–
1345
In der Edition von 1901 hat Papageorgiou das Fragezeichen nach OŅ weggelassen.
1346
Jedenfalls gehört die Inschrift in die Zeit der ersten Phase der Ausgestaltung der Fresken im Klosterkatholikon,
vgl. A. STRATE, .>.A4>Ă@26? @A6? =.8.6ĆA2>2? A<6D<0>.CĄ2? A<B 7.5<867<Ĉ A4? 6. 9. A69Ą<B ><1>Ć9<B 2>>Ċ:.
B3.:A6:þ 20 (1999) 343–366.
1347
KATSAROS – PAPASTATHES, «Ā<? 9Ā0.? 7Ċ14;» 174f. Zum Codex vgl. auch B. KATSAROS, !ý D26>Ć0>.C. AŃ:
9<:Ń: !69Ą<B ><1>Ć:<B 2>>Ń: 7.ă .:.0Ą.? ¥D26><=<64A<Ľ A<Ľ .00.Ą<B (<@6:ĄA@.?) (49<@Ą. 2:A>67ā
6/86<5Ă74 2>>Ń:. 26>ý ­71Ć@2F: 06ý Aā: =Ć84 7.ă Aą :<9ą 2>>Ń: 4). Serres 1995, 208.
350 Griechenland (Nr. GR108)

(HÖRANDNER): è :27>Ć? ­@A6: ±:1<: ¥5.:.@Ą<B. 5 alludit ad Theod. Prod. carm. hist. LVIII 4 (HÖRAND-
NER): ê? 7.ă /6Ń: ğ74@2 Aā: 7Ā88.: 9Ć:<?. 8 cf. Ps. 49,19: 7.ă ¾ 08Ń@@þ @<B =2>6Ā=8272: 1<86ĆA4A.. 10
alludit ad Theod. Prod. carm. hist. LVIII 16 (HÖRANDNER): AĮ? 1ĩ @2/<Ľ? ±7@A456 :27><9.DĄ.?. 11 cf. Ps.
2,9: ö? @72Ľ<? 72>.9ĀF? @B:A>ĄE26? .íA<Ĉ?.
——
2 û: ú: Papageorgiou. 8B0>Ā scripsi:  inscr., 860>þ cod. 967>Ħ?: @967>Ħ? Lampakes, CC
Strate. 9ā scripsit Papageorgiou:  inscr. 5 7(.ă) cod. ğ74@2 scripsit Papageorgiou, µ=6AĈ9/6<:
­=Ą0>.99.: &C inscr., ğ76@2 cod., Papageorgiou, Paul. 6 A.=26:ą? legerunt alii: !C (?) inscr.
7 86A>Ń: scripsit Lampakes: !& vel !& inscr., 886A>Ń: Papageorgiou, Paul. 8
1<86ĆA4A. scripsit Lampakes: &!! inscr. ­: 08Ċ@@Ĭ =8Ā;.? legerunt Papageorgiou, Lampakes,
cf. Strate: 2:61Ċ? 29=.? [.? Zesiou. 9 967>ý: Papageorgiou, Paul. <>0Į? =.@4? legit Zesiou: ç>0ā: =þ@4?
cod., Papageorgiou, Lampakes, Paul,  CC Strate. 10 1B@@2/<Ľ? scripsit Lampakes:
"C"C inscr., 1B@2/<Ľ? cod. ±7@A456 legit et scripsit Papageorgiou: C![.] inscr. :27><9.DĄ.?
legit Lampakes: :27><96DĄ.? Papageorgiou, Paul. 11 92@Aÿ 7.7Ą.? legit Papageorgiou: 162@Aĉ? 7.7Ą.?
cod. 12 C>B0.:Ċ@Ĭ scripsit Lampakes: #"&C inscr., C>B0.:Ċ@26 Papageorgiou, cod. 7þ>.: le-
git Papageorgiou: 7þ[>.]: Lampakes, [] Strate. Aþ8.:: A.[ĈA4:] Lampakes, !["!] Strate. 13
.@061Ħ: legit Papageorgiou: [.@061Ħ:] Lampakes. [Aą:] Lampakes. >2AŃ:: õ>5<Ľ: cod. 15 1Ą74:
cod. ö? 5.:ĉ: 1<7į: è .:F =. c <7… Zesiou. =ĀA>.? legit Papageorgiou. 16 A.ĵ? >2A.ĵ? 3į legit Lampa-
kes: A.6? .(B)A.6? …. Zesiou. 3į omisit Papageorgiou. 7.ă A.CĮ?: 786A.…… Zesiou. A.Cį Lampakes.
[±;F ……]: ±;F …. Papageorgiou, Paul, ­;F=6@ Lampakes, &… Strate. 17 µ: 94:ă .>AĄŁ. š:1. OŅ
,?F91Ņ Papageorgiou, 94:ă …>ĄŁ š:1. 1Ņ. ±A<B? OF91Ņ Lampakes, 6:1.  2A<B? OF(61;) Zesiou,  
!& .  !" , OF91 Strate, ­: 94:ă .>AĄŁ š:167. ?Ņ ,3F91! cod.

Grabräuber, Zersprenger der Gräber,


o Unheilvoller, rühre nicht an meinen kleinen Stein!
Der Leichnam des Athanasios ist darin,
Masgidas nämlich ist der Name und Mönch (war er),
5 der auch ein Leben verbrachte ohne Tadel,
ein zuverlässiger Mann und demütig in der Gesinnung,
der den Zusammenkünften frevelnder Männer entkam,
der keine List auf der Zunge flocht,
ganz zerknirscht und weit von jedem Zorn entfernt.
10 Nimm Abstand vom frevelhaften Kampf mit dem Toten,
damit du nicht zerrieben wirst, Gefäß voll von Schlechtigkeit,
damit das Feuer nicht dein Haupt versengt, Unseliger.
Den Masgidas, das große Haus der Tugenden,
barg das kleine Haus, das Grab hier.
15 Nur soll er darin als Toter wie ein Fels scheinen,
mit Tugenden soll er leben und außerhalb des Grabes ……
Im Monat März, der 4. Indiktion, 6844 (= 1336).
Text: P.N. PAPAGEORGIOU, µ=6AĈ9/6<: ­=Ą0>.99. 2ß? ¥5.:þ@6<: .@061Ħ:. 7788 18 (1898) 442f.– PAPAGE-
ORGIU, Zu Theodoros Pediasimos 428.– LAMPAKES, 2>640Ă@26? 81f. (Nr. 131–132).– ZESIOU, ¹>2B:. 173 (Nr. 60
[unvollst.]).– MERCATI, Collectanea II 338 (Text nach Papageorgiou).– PAUL, Dichtung auf Objekten 253 (Nr. 29).–
STRATE, =6AĈ9/6. 2=60>.CĂ 144, 145 (Abb. 1).– Der in Cod. 375 des Ivan-Dujþev-Zentrums in Sofia überlieferte
Epigrammtext ist ediert bei KATSAROS – PAPASTATHES, «Ā<? 9Ā0.? 7Ċ14;» 186f. (Nr. 3–4).

Lit.: A. GUILLOU, Les archives de Saint-Jean-Prodrome sur le mont Ménécée (Bibliothèque byzantine, Documents
3). Paris 1955, 196.– MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9. , Taf. 28 (Abb. 67 [Schriftskizze]).

Abb.: XXXIX

Die Verse bilden ein Grabepigramm, das mit einer Warnung an die Grabschänder be-
ginnt.1348 Somit diente die Marmorplatte vielleicht auch als Grabplatte.1349 Gedichte solcher Art
sind vor allem aus frühchristlicher Zeit, aus der eine Vielzahl von Grabinschriften überliefert ist,
—————–
1348
Zu Grabschändern siehe oben S. 264.
1349
Vgl. STRATE, =6AĈ9/6. 2=60>.CĂ 144.
Griechenland (Nr. GR108) 351

bekannt; besonders von Gregor von Nazianz sind sie in großer Zahl überliefert.1350 In den Ver-
sen 3ff. wird die im Grab bestattete Person beschrieben: Es handelt sich um den Mönch Athana-
sios Masgidas, der Zeit seines Lebens mit den besten Eigenschaften ausgestattet war; die Verse
5–9 sind seinem Lob gewidmet. In den Versen 10–13 wird noch einmal der potentielle Grab-
schänder angesprochen mit der Aufforderung, vom Toten abzulassen. In den Versen 13ff., die
auch paläographisch vom ersten Teil der Inschrift getrennt sind, kommt der anonyme Sprecher
noch einmal auf den bestatteten Masgidas zu sprechen. Dieser wird als „großes Haus der Tu-
genden“ bezeichnet, der nun in einem kleinen Haus bzw. Grab verborgen ist. Das Grab als klein
und unbedeutend im Vergleich zur ehemaligen Größe des Verstorbenen zu bezeichnen, ist ein
Topos, der auch in einigen anderen Grabepigrammen begegnet.1351 Die abschließenden Verse 15
und 16 sind auch aufgrund der Lücke am Ende schwieriger zu erörtern: Es handelt sich hier
offenbar um einen Hinweis darauf, dass zwar die sterblichen Überreste im Grab liegen, dass
seine Tugenden aber „außerhalb“ des Grabes, d.h. nach seinem Tod, weiterleben.
Athanasios Masgidas ist aus anderen Quellen nicht bekannt.1352 Er ist aber mit Sicherheit
verwandt mit zwei Brüdern namens Andronikos und Ioannes Masgidas,1353 die laut eines Epi-
gramms1354 des Arztes und Schriftstellers Ioannes Zacharias (auch Ioannes Aktuarios) (ca. 1275
– nach 1328)1355 für das Prodromos-Kloster stifteten;1356 vielleicht war Athanasios sogar ihr
Bruder.1357 Die Familie .@061Ħ? ist auch durch weitere Vertreter des späten 13. und 14. Jahr-
hunderts im östlichen Makedonien belegt.1358 Bei dem im Mesonyktikon, d.h. im Raum zwi-
schen dem Esonarthex und dem Hauptraum der Kirche, angebrachten Portrait eines alten Man-
nes, von dem nur das Haupt erhalten ist, handelt es sich vielleicht um Athanasios Masgidas.
Dort dürfte sich ursprünglich auch die marmorne Grabplatte und somit das Grab befunden ha-
ben.1359
Mercati stellte fest,1360 dass als Vorlage des Epigramms ein Grabgedicht des Theodoros Pro-
dromos diente, das an das Grab eines Athanasios ¾@BD.@AĂ? gerichtet ist und bei dem es sich
um tadelnde Verse an die Grabräuber handelt. In fünf Versen des vorliegenden Epigramms sind
beinahe wortwörtliche Wiedergaben des Prodromos-Textes zu finden (vgl. Testimonien-
apparat). Welche Prodromos-Vorlage dem Autor des Epigramms zur Verfügung stand, ist kaum
zu eruieren. Sollte es sich um eine der fünf heute erhaltenen Handschriften handeln, die das
Prodromos-Gedicht überliefern, dann könnte es sich um den Codex Vat. gr. 904 (s.
XIII/XIV)1361 oder einen damit verwandten Codex handeln, da dieser in Vers 4 (= Vers 5 des
Epigramms) ù76@2 (= ȍȀǿCǼ) überliefert.1362

—————–
1350
Vgl. G. PETZL, Die Epigramme des Gregor von Nazianz über Grabräuberei und das Hierothesion des kommage-
nischen Königs Antiochos I. EA 10 (1987) 117–130; L. FLORIDI, The Epigrams of Gregory of Nazianzus Against
Tomb Desecrators and Their Epigraphic Background. Mnemosyne 66 (2013) 55–81.
1351
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 196–198.
1352
Vgl. PLP # 17219.
1353
PLP # 17222 (zu Andronikos Masgidas gibt es keinen PLP-Eintrag; dieser wurde mit Athanasios [# 17219]
gleichgesetzt, was dann möglich wäre, wenn man Athanasios als Mönchsnamen für Andronikos annimmt; s.a.
MERCATI, Collectanea 343; STRATE, =6AĈ9/6. 2=60>.CĂ 145 u. Anm. 11).
1354
KOUROUSES, µ=6@A<8þ>6<: 542 (Nr. 4).
1355
Zur Person PLP # 6489; J. S[CARBOROUGH] – A.-M. T[ALBOT], John Aktouarios. ODB 2, 1056. Früher Zuweisung
des Gedichts an Theodoros Pediasimos.
1356
S.a. A. XYNGOPOULOS, à A<6D<0>.CĄ.6 A<Ľ 7.5<867<Ľ AĮ? 9<:Į? ><1>Ć9<B =.>ý Aþ? Ā>>.? (Ŝ1>B9. 9282AŃ:
$2>@<:Ă@<B A<Ľ á9<B 136). Thessalonike 1973, 64; A. STRATE,  3F0>.C67Ă @A4: 2>þ <:Ă !69Ą<B ><1>Ć-
9<B 2>>Ń: (14<? – 19<? .ß.). Thessalonike 2007, 60.
1357
Vgl. PAPAGEORGIU, Zu Theodoros Pediasimos 429; PLP # 17222.
1358
Vgl. PLP # 17216–17223 (s.a. # 17224 [.@0616ĊA4?]), # 93106, 94096, 94097 (identisch mit # 93106 ?), vgl.
STRATE, =6AĈ9/6. 2=60>.CĂ 145f. Der Name geht auf eine arabische Wurzel zurück und wird im byzantinischen
Griechisch als Bezeichnung für „Moschee“ (von arab. mas÷id) verwendet (vgl. LBG s.v. 9.@061Ħ?).
1359
Vgl. STRATE, =6AĈ9/6. 2=60>.CĂ 148f.
1360
MERCATI, Collectanea II 340ff.
1361
Zum Codex P. SCHREINER, Codices Vaticani Graeci. Codices 867–932. Città del Vaticano 1988, 95–98.
1362
Theod. Prod. carm. hist. LVIII 4 app. (HÖRANDNER).
352 Griechenland (Nr. GR108–GR109)

Das Epigramm besteht aus 16 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffallend ist die hohe Anzahl von B7, der in mehr als der Hälfte der Verse begegnet
(2, 4, 5, 8, 10, 11, 12, 13, 14).1363 Zu notieren ist auch die proparoxytone Betonung vor B5 in
Vers 9, weiters die paroxytone Akzentuierung (Properispomenon) vor B7 in Vers 13. Die Pro-
sodie der Verse ist unterschiedlich zu bewerten. Manche Zwölfsilber sind als prosodisch korrekt
zu klassifizieren, so natürlich die mehr oder weniger direkt von Theodoros Prodromos über-
nommenen Verse 1 und 10, weiters die Verse 7, 9, 11 und 13–16. Auch in Vers 8 sind die pro-
sodischen Gesetze eingehalten, allerdings liegt zwischen 1<86ĆA4A. und ­: ein Hiat vor. Die
anderen Verse sind aufgrund schwerer prosodischer Verstöße als eher prosodielos zu bewerten.
An drei Stellen ist der Text im Vergleich zur Prodromos-Vorlage prosodisch verschlechtert:
Vers 2 wäre dann prosodisch in Ordnung, wenn 9ā E.Ľ2 9<B (gefolgt von û 8B0>Ā) wie bei Pro-
dromos am Versanfang stünde. Der schwere prosodische Verstoß in Vers 3 wäre dann zu ver-
meiden, wenn :27>Ć? anstelle von :Ā7B? verwendet würde. Vers 5 würde keinen prosodischen
Fehler aufweisen, wenn man wie bei Prodromos /6Ń: anstatt /Ą<: schriebe. Folgt man der in-
schriftlichen Überlieferung und belässt /Ą<: im Text, dann ist das Wort als Bezugsakkusativ zu
verstehen.1364 Das auf /Ą<: folgende Wort ist inschriftlich als &C wiedergegeben; die Ände-
rung zu ğ74@2 ist gerechtfertigt, es ist aber auch festzuhalten, dass das Grundwort <ß7Ą3F auch
in intransitiver Bedeutung wie <ß7ĀF belegt ist1365 und daher vielleicht der inschriftlichen Über-
lieferung zu folgen ist. In Vers 10 ist inschriftlich "C"C überliefert, bei Prodromos lesen
wir 1ĩ @2/<Ľ?. Es ist gut möglich, dass der Dichter die Prodromos-Vorlage falsch gelesen hat,
nämlich insofern, als er das Alpha für ein Ypsilon verlas. So könnte sich auch erklären lassen,
dass "C"C nur mit einem Sigma geschrieben ist.1366 In Vers 15 steht präpositional ge-
brauchtes 1Ą7.: (für 1Ą74:), von dem der Genitiv =ĀA>.? abhängt.1367
Lexikographisch auffallend sind folgende Wörter: Feminines 8Ą5<? kommt offensichtlich
dann vor, wenn damit ein Grabstein gemeint ist; dies machen die wenigen anderen Belege deut-
lich.1368 AB9/<>Ĉ7A4? (Vers 1) dürfte eine Schöpfung des Theodoros Prodromos sein,1369
@=.>þ7A4? begegnet erstmals im 9./10. Jahrhundert.1370 Das in byzantinischen Texten oft zu
lesende ļ.72:1ĈA4? (als Bezeichnung für „Mönch“) ist erstmals im 10. Jahrhundert attestiert.1371
:27><9.DĄ. in Vers 10 ist wie AB9/<>Ĉ7A4? eine Schöpfung des Prodromos.1372 Der früheste
Beleg für das Verbum C>B0.:ĆF in Vers 12 könnte aus dem 13. Jahrhundert stammen: Wir
lesen eine Form dieses Verbums in einer aus dem 13. Jahrhundert stammenden Handschrift zu
den Patria Konstantinupoleos.1373 Festzuhalten sind schließlich auch die Anaphern in den Ver-
sen 6–7 und 11–12, weiters der Reim 7[þ>.]: – Aþ8.: in Vers 12.

SPARTA

(Zwei Fragmente eines) Templonepistylbalken(s), 10./11. Jh. ?: Kirche Koimesis Theo-


toku
Nr. GR109) In die postbyzantinische Kirche Koimesis Theotoku im Ortsteil Magula sind
zwei Architekturfragmente vermauert, die ursprünglich vielleicht zu ein und demselben Temp-
—————–
1363
Dieses Phänomen ist auch im Grabepigramm (ĺ Nr. IT3) in Corridonia feststellbar.
1364
Vgl. PAPAGEORGIU, Zu Theodoros Pediasimos 429: „Zu bemerken ist ferner /Ą<: ğ74@2“; s.a. MERCATI, Coll-
ectanea II 339.
1365
Vgl. LSJ s.v. <ß7Ą3F III.
1366
S.a. MERCATI, Collectanea II 342.
1367
Vgl. LSJ s.v. 1Ą74 I 2. Andere Deutung bei PAPAGEORGIU, Zu Theodoros Pediasimos 429.
1368
Vgl. LSJ s.v. III; LSSup s.v. III.
1369
Vgl. die Belege im noch unpublizierten Material des LBG.
1370
Vgl. LBG s.v.
1371
Vgl. LBG s.v.
1372
Vgl. LBG s.v.
1373
Patria Cpl. III 28 app. (p. 224 PREGER). Zur Datierung des Cod. Paris. suppl. gr. 657 OMONT, Inventaire III 291.
Griechenland (Nr. GR109) 353

lonepistyl gehörten.1374 Oberhalb von Pflanzen- und Tierornamenten ist jeweils eine nicht ak-
zentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Beide Stücke sind von Fragmenten einer Inschrift be-
deckt die ursprünglich metrisch gewesen sein könnte. Dafür spricht ein nach dem Wort
­7784@Ą.?1375 eingeritztes Kreuz, welches ein Versende anzeigen dürfte. Ein Kreuz ist auch vor
dem Artikel Aį eingeritzt. Ob das Epigramm ursprünglich mehr als drei Verse umfasste, kann
nicht festgestellt werden.
Da die Pflanzenornamente Ähnlichkeiten aufweisen mit jenen, die auf einer im archäologi-
schen Museum von Karaman (S-Türkei) aufbewahrten Schrankenplatte des 10. oder 11. Jahr-
hunderts zu finden sind,1376 wird man auch die beiden vorhandenen Architekturfragmente in
diese Zeit datieren können.1377 Auch paläographisch ist diese Datierung vertretbar.
Das Epigrammfragment hat folgendes Aussehen:

[…………] 7Ć@949. AĮ? ­7784@Ą.?


AŃ: 7<@9[…………………………]
Aį 7<@9<@Ċ@AŁ 4A[>ă ……………].
——
3 94A[>ă] supplevit Drandakes.

………… Schmuck der Kirche


der ……………………………
der weltrettenden Mutter ……………
Text: N.B. DRANDAKES, B3.:A6:ý 7.ă 92A./B3.:A6:ý 9:492ĵ. .7F:67Į?.  1969, $><:67þ, 11 u. Taf. Ņ.–
PALLIS, Inscriptions 804 (Nr. 1k [Text nach Drandakes]) u. Abb. 8–9.

Abb.: XLIII–XLIV

Bei diesen Versen handelt es sich vielleicht um ein Stifterepigramm, das von der Ausschmü-
ckung der Kirche (7Ć@949. AĮ? ­7784@Ą.?) berichtet. Allerdings ist auch Drandakes’ Annahme,
dass die beiden Architekturfragmente Teile eines Gesimses bildeten, nicht ganz von der Hand
zu weisen. 7Ć@949. könnte ebenso wie das von mittelbyzantinischer Zeit an in dieser Bedeu-
tung belegte 7<@9ĂA4? „Gesims“ bedeuten.1378 In Vers 3 ist die Theotokos genannt, der viel-
leicht die Kirche geweiht war.
Den erhaltenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, bestand dieses aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (B7 in Vers 1, B5 in Vers 3). Das Adjektiv
7<@9<@Ń@A<? ist mit dieser Akzentuierung nach Auskunft der Lexika nur ein weiteres Mal,
nämlich bei Michael Psellos im 11. Jahrhundert belegt.1379 In L sind zwei weitere Belege zu
diesem Wort angeführt, allerdings mit der Akzentuierung 7<@9Ć@F@A<?, wobei die Bedeutung
(„saving the world“) aber die gleiche ist. Da die beiden Belege in L aber auf Genitiven
(7<@9<@Ċ@A<B / 7<@9<@Ċ@AF:) beruhen und daher keinen Beweis für 7<@9Ć@F@A<? darstellen,
wäre die Akzentuierung 7<@9<@Ń@A<? – wie bei Adjektiven mit aktiver Bedeutung üblich –
gerechtfertigt.1380

—————–
1374
Freundliche Auskunft von Giorgos Palles.
1375
Das mit dem Alpha in Ligatur verbundene End-Sigma des Wortes ist kaum mehr zu erkennen.
1376
NIEWÖHNER, Templonanlagen 322f. (Nr. 21 mit Abb. 25), zur Datierung 299.
1377
PALLIS, Inscriptions 805 datiert sie in das 11./12. Jh.
1378
Vgl. LBG s.v. 7<@9ĂA4?.
1379
Vgl. LBG s.v.
1380
Weitere Belege für das Wort sind im TLG zu finden. Verdächtig ist eine Stelle bei Andreas Libadenos, ed.
LAMPSIDES, ¥:1>Ā<B 6/.14:<Ľ /Ą<? 7.ă ±>0. 113 prol.: … 16ý @AĄDF: ßþ9/F: 2ß? Aą: 7<@9Ć@F@A<: 7.ă 52ĵ<:
2í.00286@9ą: AĮ? ž0:Į? 2<AĆ7<B. Hier müsste in den Codices nochmals überprüft werden, ob 7<@9Ć@F@A<: tat-
sächlich so akzentuiert ist. Wenn dies der Fall ist, dann wäre der Beleg aus Libadenos der einzig sichere für pro-
paroxytones 7<@9Ć@F@A<?.
354 Griechenland

STAUROS ĺ ATHEN (Nr. GR28)

STEIRI

Steinplatten, 11. Jh. ?: Katholikon des Klosters Hosios Lukas, Narthex bzw. Naos, bei
Steiri
Zu beiden Seiten des zentralen Eingangs in den Naos des Katholikons (bzw. der großen Kir-
che) des Klosters – sowohl innen (Naos) als auch außen (Narthex) – sind vier weiße Marmor-
platten eingemauert, in die akzentuierte Majuskel-Inschriften eingeritzt sind. Dabei handelt es
sich um zwei Epigramme, die aus vier bzw. drei Versen bestehen.1381 Der Epigrammbeginn ist
jeweils durch ein Kreuz markiert. Ein Kreuz befindet sich auch am Ende des Narthex-
Epigramms. Auf den im Naos befindlichen Marmorplatten läuft die Inschrift über jeweils drei
Zeilen, wobei pro Vers jeweils zwei Zeilen vorgesehen sind. Letzteres gilt beim Epigramm auf
der Narthexseite nur für Vers 1; Vers 2 läuft über zwei Zeilen, endet aber auf einer dritten. Der
Rest der Inschrift ist ohne Rücksichtnahme auf Zeilenenden angebracht. Auch läuft der Text auf
den beiden Inschriftenplatten des Narthex nicht über jeweils drei Zeilen, sondern über vier bzw.
fünf Zeilen. Auffallend sind auch die paläographischen Unterschiede zwischen den beiden Epi-
grammtexten: Während die Buchstaben der Inschriften auf den Platten im Naos sehr regelmäßig
ausgeführt sind, mit (teilweise noch sichtbarer) roter Farbe ausgestrichen waren, und man auch
Behelfslinien erkennen kann, an denen sich der Graveur bei der Anbringung orientieren konnte,
sind die Buchstaben der Inschriften auf den Platten im Narthex weniger sorgfältig gestaltet1382
und mit Blei ausgestrichen. Außerdem ist der Inschriftentext des Epigramms im Narthex mit
einigen Ligaturen versehen, die beim Epigramm im Naos fehlen. Die Inschriften dürften dem-
nach von unterschiedlichen Personen und wahrscheinlich auch nicht zeitgleich angebracht wor-
den sein. Die überaus genaue Ausführung der Inschriften auf den im Naos befindlichen Platten
lässt sogar daran denken, dass der Text dieses Epigramms erst in neuerer Zeit neu geschrieben
wurde.
Die Datierung der beiden zusammengehörenden Inschriften ist problematisch, da letzlich
auch über die zeitliche Einordnung der Kirche keine Klarheit herrscht. Heute geht man eher
davon aus,1383 dass das Katholikon – auch aus stilistischen Gründen – um 1011 errichtet wurde
und nicht erst in der Mitte des 11. Jahrhunderts unter Kaiser Konstantinos IX. Monomachos.1384
Es ist aber auch möglich, dass das Katholikon und insbesondere die Ausstattung (Mosaiken,
Wandmalereien) eine kaiserliche Stiftung – durch Eudokia,1385 die Tochter Konstantinos’ VIII.
– darstellen und in den Zeitraum 1026–1031 zu datieren sind.1386 Stikas war der Ansicht, dass
die Inschriften von dem schon im 10. Jahrhundert errichteten Vorgängerbau stammen;1387 er
argumentierte dies u.a. dadurch, dass die mit den Inschriften bedeckten Marmorplatten aus ver-
schiedenen Gründen ursprünglich an anderer Stelle angebracht waren.1388 Dies ist wahrschein-
lich richtig (vgl. unten S. 355–356), doch muss das nicht bedeuten, dass die Marmorplatten von
dem Vorgängerbau stammen. Sie können auch in späteren Jahrhunderten in die heutige Position

—————–
1381
Von CHATZIDAKIS, Date 141, Anm. 36 wurde nur eine Inschrift (Epigramm Nr. GR110) als metrisch erkannt.
1382
Sehr ungewöhnlich erscheint die Kombination von Omikron und Ypsilon im Wort 161<Ĉ? (Vers 4). Einer der
beiden Buchstaben muss ursprünglich vergessen und nachträglich über den anderen eingeritzt worden sein.
1383
A. C[UTLER], Hosios Loukas. ODB 2, 949f.
1384
So STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 13ff.; KODER – HILD, Hellas und Thessalia 206.
1385
Zur Person PmbZ # 21761.
1386
A. SCHMINCK, Hosios Lukas: eine kaiserliche Stiftung? In: B.N. BLYSIDOU (Hg.), The Empire in Crisis (?) –
Byzantium in the 11th Century (1025–1081) /  .BA<7>.A<>Ą. @2 7>Ą@4 (;) – !< B3þ:A6< A<: 11< .6Ċ:. (1025–
1081). Athen 2003, 349–380. Zur Architektur des Klosterkomplexes ûURýIû, Architecture in the Balkans 297–
300, 383–387.
1387
STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 23ff.
1388
STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 184.
Griechenland (Nr. GR110–GR111) 355

gebracht worden sein.1389 Die paläographische Analyse der Inschriften macht aufgrund der Exis-
tenz von Akzenten jedenfalls eine Datierung in das 11. Jahrhundert wahrscheinlicher. Hinsicht-
lich der Akzentuierung ist auffallend, dass der Artikel Ań am Beginn von Vers 3 des Epigramms
im Naos (Nr. GR111) mit einem Akut auf dem Omega versehen ist.
Nr. GR110) Das Epigramm auf den dem Narthex zugewandten Marmorplatten lautet wie
folgt:

<B7Ħ A>6@9þ7.>, Aą C68Ć52<: ±>0<:


08BCÿ: 1ĀD<6< ­7 D26>Ń: >40<>Ą<B
é=2> AĀA2BD2 =>2@/2Ą.6? @<B 5.>>Ă@.?,
161<ć? 2ß? =Ā>.? 7.ă 8Ĉ@<6>: çC849þAF:.
——
3 cf. e.g. vitam Petri Atroae 39,63 (LAURENT, Subsid. Hagiogr. 29).
–—–
1 Aą omisit Kremos. 4 8Ĉ@<6>: supplevi.

Dreimal seliger Lukas, mögest du das gottgefällige Werk,


das eingeritzte, aus den Händen des Gregorios annehmen,
das er schuf im Vertrauen auf deine Fürbitten,
erwirke auch die endgültige Erlösung von den Sünden.
Nr. GR111) Das Epigramm auf den im Naos befindlichen Marmorplatten ist folgender-
maßen wiederzugeben:

$>6@AĀ, 9<6 1Ą1<B çC849þAF: Aā: 8Ĉ@6:


>40<>ĄŁ 9<:.Dń Ań @ń <ß7ĀAĬ
Ań 7<@9Ą@.:A6 Aā: 9.>9þ>F@6: A.ĈA4:.
——–
1 $>6@AĀ 9<B Kremos, VASSIS, Initia 863. 3 7<@9Ă@.:A6 Kremos (sic recte ?).

Christus, gewähre mir die Erlösung von den Sünden,


(mir) dem Mönch Gregorios, deinem Diener,
der diesen Marmor schmückte.
Text: KREMOS, #F767þ II 179.– R.W. SCHULTZ – S.H. BARNSLEY, The Monastery of Saint Luke of Stiris, in Pho-
cis, and the Dependent Monastery of Saint Nicolas in the Fields, near Skripou, in Bœotia. London 1901, 28
(Schriftskizzen mit engl. Übers.).– CHATZIDAKIS, Date 141, Anm. 36.– STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 25, 184 (Abb.
94–95 [Epigramm Nr. GR111]).– RHOBY, Varia Lexicographica II 127.

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 28.– BOURAS, Master Craftsmen 547.– LAUXTERMANN, Poetry 339 (Nr. 9).

Abb.: XLV–XLVIII

Beide Epigramme nennen den Mönch Gregorios, der sowohl für die Anbringung der In-
schriften als auch für die 9.>9þ>F@6? zuständig war. Der Terminus nennt, den anderen Belegen
nach zu schließen,1390 am ehesten den marmornen Fußboden, vereinzelt auch die Marmorver-
kleidung (der Wände);1391 gemeint ist hier wohl die gesamte Marmorausstattung. In Parenthese
sei erwähnt, dass daneben auch ç>5<9.>9þ>F@6? existiert, das die Marmorwand, die Marmor-
verkleidung und die Marmorvertäfelung bezeichnet.1392 Die vier Marmorplatten bzw. zumindest

—————–
1389
Vielleicht nach dem Erdbeben im Jahr 1593, als die Kuppel einstürzte? Vgl. A. C[UTLER], Hosios Loukas. ODB
2, 949; zur Geschichte des Klosters nach 1543 s.a. KREIDL-PAPADOPOULOS, Hosios Lukas 269f. Zum Erdbeben
AMBRASEYS, Earthquakes 469.
1390
Vgl. L s.v., LSSup s.v. 2, Kr s.v. Bei LSJ s.v. ist das Wort mit anderer, hier nicht passender Bedeutung belegt.
1391
Vgl. ORLANDOS – TRAULOS, 2;67Ć: s.v.
1392
Vgl. LBG s.v.; s.a. SCHREINER, Beschreibung 234.
356 Griechenland (Nr. GR110–GR111)

die zwei Platten, die Epigramm Nr. GR111 tragen, könnten daher ursprünglich Teil des Fußbo-
dens der Kirche gewesen sein; sollte sich 9.>9þ>F@6? wirklich auf die komplette Ausgestaltung
mit Marmor beziehen, dann können die Inschriften auch schon von Anfang an an der Wand
angebracht gewesen sein. Nicht eindeutig zu bestimmen ist auch das Partizipium 08BCÿ: in Vers
2 von Epigramm Nr. GR110. Chatzidakis bezieht es inhaltlich auf 9.>9þ>F@6? in Epigramm Nr.
GR111 und versteht darunter einen Hinweis auf skulpturartige Ausformungen im Rahmen der
marmornen Ausgestaltung der Kirche.1393 M.E. bezieht sich die Form des Verbums 08ĈCF aber
nur auf das Einritzen der Inschriften. Sicher abzulehnen ist Chatzidakis’ Interpretation von ­7
D26>Ń: in Vers 2 von Epigramm Nr. GR110: Die Phrase bezieht sich nicht auf 08BCÿ:, nämlich
in dem Sinn, dass Gregorios die marmorne Ausgestaltung selbst mit eigenen Händen geschaffen
hat,1394 sondern weist darauf hin, dass Lukas das Werk (±>0<:) aus den Händen des Gregorios
annehmen möge.
Der Mönch Gregorios1395 war wahrscheinlich zur relevanten Zeit Abt des Klosters.1396 Bei-
den Epigrammen gemein ist die Bitte um Vergebung der Sünden des Gregorios quasi als Ge-
genleistung für die Stiftung. Zwei Unterschiede sind jedoch zu erkennen: In Epigramm Nr.
GR110 bittet ein anonymer Sprecher1397 den heiligen Lukas, der als A>6@9þ7.> apostrophiert
wird, um Fürsprache (bei Christus); in Epigramm Nr. GR111 wendet sich Gregorios selbst in
der ersten Person an Christus, um Vergebung der Sünden zu erlangen. In Vers 1 des Epigramms
Nr. GR110 liegt ein Wortspiel vor: Das Adjektiv C68Ć52<: stellt eine Anspielung an den Vor-
gänger des Gregorios als Abt, Philotheos, dar.1398
Die beiden Epigramme setzen sich aus byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten
Binnenschlüssen zusammen. Zu notieren ist die proparoxytone Betonung vor B5 im jeweils
dritten Vers. Wirklich selten ist sonst die oxytone Akzentuierung vor B7 in Vers 2 von Epi-
gramm Nr. GR111. Für die mangelhafte Qualität der beiden Epigramme sprechen auch die Hia-
te in Vers 2 (1ĀD<6< ­7) von Epigramm Nr. GR110 und in Vers 2 (@ń <ß7ĀAĬ) von Epigramm
Nr. GR111. Dies wird auch bestätigt durch die zahlreichen Verstöße gegen die Prosodie in bei-
den Epigrammen; alle sieben Verse sind daher als prosodielos zu bezeichnen. Manche Verspar-
tien (08BCÿ: 1ĀD<6<, é=2> AĀA2BD2, 7.ă 8Ĉ@6: çC849þAF:)1399 sind zwar prosodisch in Ordnung,
doch liegt dies daran, dass es sich dabei um standardisierte Formeln handelt, die auch anderswo
begegnen.
Weitere Bemerkungen zu den Epigrammtexten: Epigramm Nr. GR111: Wie im kritischen
Apparat angezeigt, änderte Vassis das eindeutig überlieferte Ȃȅǿ in Vers 1 zu 9<B, da er das
Wort als Possessivpronomen verstand.1400 Diese Änderung ist jedoch nicht nötig, wenn man 9<6
auf 1Ą1<B bezieht. In Vers 3 kann das inschriftlich überlieferte ȀȅCȂǿCǹȃȉǿ so belassen wer-
den, wenn man davon ausgeht, dass das Partizipium von 7<@9Ą3F1401 stammt. Alternativ ist zu
überlegen, wie bereits Kremos versucht hat, zu geläufigerem 7<@9Ă@.:A6 zu konjizieren, wenn-
gleich in den übrigen Versen der beiden Epigramme keine orthographischen Abweichungen
feststellbar sind. In Parenthese sei erwähnt, dass 7<@9Ą3F bei LSJ auch in der Bedeutung „clean“

—————–
1393
CHATZIDAKIS, Date 141, Anm. 36.
1394
So CHATZIDAKIS, Date 141, Anm. 36.
1395
Zur Person PmbZ # 22439.
1396
Vgl. CHATZIDAKIS, Date 141. Eine Gleichsetzung mit einem Mönch des Klosters gleichen Namens (vgl. PmbZ
22410), der in den 40er-Jahren des 10. Jh.s. lebte, ist aus chronologischen Gründen wohl auszuschließen.
1397
Es könnte sich auch um Gregorios handeln, der in der ersten Person spricht.
1398
Zur Person D.I. PALLAS, Zur Topographie und Chronologie von Hosios Lukas: Eine kritische Übersicht. BZ 78
(1985) 98; HIERONYMOS, $>6@A6.:67ā <6FAĄ. 243 (Farbabb. 247); siehe zuletzt auch N. CHATZIDAKI, La presen-
ce de l’higoumene Philotheos dans le catholicon de Saint-Luc en Phocide (Hosios Loukas). Nouvelles remarques.
CahArch 54 (2011) 17–32. Philotheos ist in der PmbZ nicht erwähnt.
1399
Die zweite Hälfte von Vers 1 des Epigramms Nr. GR111 ist dann prosodisch besser, wenn man die Reihenfolge
der Wörter zu Aā: 8Ĉ@6: çC849þAF: ändert, doch wurde dies vielleicht vermieden, um den Vers nicht genauso wie
Vers 4 des Epigramms Nr. GR110 enden zu lassen.
1400
Bei VASSIS, Initia 863 drei weitere Beispiele von $>6@AĀ 9<B …, jedoch keine mit $>6@AĀ, 9<6 …
1401
Belege für „schmücken“ bei L s.v., LBG s.v.
Griechenland (Nr. GR110–GR112) 357

überliefert ist.1402 Ist das Wort hier in dieser Bedeutung zu verstehen, dann wäre (der Abt) Gre-
gorios nicht für die Ausstattung mit Marmor, sondern für die Reinigung des Marmors verant-
wortlich gewesen.1403

(Fragmente einer) Steinplatte (73 × 45 cm), 11. Jh. ? (nach a. 1048 ?): Kloster Hosios
Lukas, Museio (in der ehem. Trapeza), bei Steiri
Nr. GR112) Die Marmorplatte ist nicht mehr vollständig erhalten. Die fünf erhaltenen Teile
(ein großer Teil und vier kleinere Teile) wurden wieder zusammengefügt. Drei Teile sind zur
Gänze verloren: Somit weist die Platte an der (vom Betrachter aus gesehen) linken oberen Ecke
eine Lücke auf; zwei Lücken befinden sich auch im zentralen Bereich der Platte. Aufgrund die-
ser Beschädigungen ist auch die in den Stein eingeritzte akzentuierte Majuskel-Inschrift nicht
zur Gänze erhalten. Diese läuft über acht Zeilen, wobei die achte und letzte Zeile nur ca. auf
einem Drittel von der Inschrift bedeckt ist. Die in continuo geschriebene Inschrift ist immer
wieder von rautenförmig eingeritzten Punkten durchbrochen; dabei handelt es sich um Markie-
rungen, die das Versende anzeigen. Die gesamte Inschrift ergibt ein aus zwölf Versen bestehen-
des Epigramm;1404 pro Zeile sind in der Regel eineinhalb bis zwei Verse angebracht. Das In-
schriftenende ist durch ein eingeritztes Kreuz angezeigt; ein solches dürfte sich auch an dem
heute verlorenen Beginn befunden haben. Paläographisch auffallend ist auch die besondere
Form des Xi (Vers 3: A2Ĉ;.@5.6; Vers 10: î=.>;þ:AF:), da der Buchstabe so aussieht, als hätte
man die Ligatur von Omikron und Ypsilon auf ein Zeta aufgesetzt.1405 Da es sich – dem Inhalt
der Verse nach zu schließen – um ein Grabepigramm handelt, könnte die Platte ursprünglich
oberhalb einer Grabnische (Arkosolium) – wahrscheinlich in der Krypta1406 – angebracht gewe-
sen sein.1407
Das Epigramm wurde in der Vergangenheit zeitlich unterschiedlich eingeordnet.1408 Eine Da-
tierung in das 11. Jahrhundert dürfte wahrscheinlich sein. Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[!ý? 7]8Ă@26? =þ@.? C2[>]F:Ĉ9F? =8<BAĂ@.?


Aþ? A2 02:67ý? (7.ă) [Aý? ­7] /.@68ĀF:
­: Ań ­>Ħ: 92 A2Ĉ;.@5.6 @(FA4)>Ą.?
.à 78Ă@26? [……] 92A492ĄC54@.: <ïAF?
5 2Ć1F><? =>Ą:, 2<1Ć@6<? .ó56?
:5Ĉ=.A<? 1ĩ ¡[………]Aą? 9<:þ3F:
è =(.A)>Ą76<? =(.A)>67Ń? î=409Ā:<?
è 7.A2=þ:F 7þAF [AŃ:] îE.BD<Ĉ:AF:
è 1Ā 02 /Ā@A4? 9Ĉ@A4? A>6D6:<CĆ><?
10 <í1ÿ: ­=[.0]Ć92:<? AŃ: î=.>;þ:AF:
AĮ? 8þ>:.7<? =8ā: Þ? 7Ā>1<? <í1ÿ: ¡88<
AŃ: ­: Ań /ĄŁ @B07þ8B99. 5.:<Ľ@6.
—————–
1402
Die Stelle ist Hesych. @ 235. Der Codex unicus, Marc. gr. 622 (ca. a. 1430), überliefert @.>Ń 7<@9Ą3F. Allan
Hansen (III, p. 269, Berlin – New York 2005) konjizierte zu 7<@9Ă@F, da er @.>Ń als Futurum auffasste. Dazu
auch RHOBY, Varia Lexicographica II 127.
1403
In Parenthese sei erwähnt, dass die Wörter 7<@94AĂ? / 7<@9ĄA4? und 7<@9ĂAF> auch in der Bedeutung „Reiniger
(im Kloster)“ belegt sind, vgl. L, LBG.
1404
Das Ende von Vers 11 ist nicht durch rautenförmig angeordnete Punkte markiert, sondern durch ein kommaähnli-
ches Zeichen.
1405
Durchaus zu vergleichen ist das Xi mit jenem, das im Epigramm Nr. TR15 auf der Stadtmauer von Ankyra /
Ankara zu finden ist (vgl. auch die Abb. bei MANGO, Epigraphy II 136 [Taf. 21]), obwohl letztere Inschrift ca.
200 Jahre früher zu datieren ist.
1406
Dort sind auch andere Gräber und Fresken des 11. Jh.s zu finden, vgl. KREIDL-PAPADOPOULOS, Hosios Lukas
299f.; KODER – HILD, Hellas und Thessalia 206; OIKONOMIDES, Hosios Loukas 250f.
1407
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 245. Zum Vergleich heranzuziehen ist das Grabepigramm des Michael Torni-
kes im Parekklesion der Kariye Camii (Chora-Kloster) in Istanbul (ĺ Nr. TR68).
1408
Die Datierungsansätze sind bei OIKONOMIDES, Hosios Loukas 245 zusammengefasst.
358 Griechenland (Nr. GR112)

––––
1 78Ă@26? … C2>F:Ĉ9F?: cf. Leon. Choirosph. chiliost. theol. 952 (VASSIS).
——
1 [!ý? 7]8Ă@26? Stikas, Pantelidou, Oikonomides: ! !  Kremos, [ß? 7]8Ă@26? Soteriou.
C2>F:Ĉ9F? scripsit Oikonomides (in nota): #[]&&C inscr. 2 !  legit Kremos: Aý? AŃ:]
Stikas, [ ! !&] Pantelidou. 3 92A2Ĉ;.@5.6 Stikas. 4 [……] statui: [=þ]86[:;] dubitanter supplevit
Oikonomides, (=Ħ@.6;) Soteriou. 92A492ĄC54@.: (sic inscr. ?): ! #  Kremos, 92A4@ĄC54@.:
Soteriou, Stikas, ! #  Pantelidou.  post <ïAF? edidit Kremos. 5 .ó56? scripsi: "C
inscr. 6 1ĩ [………]Aą?: ĩ  !! Kremos, 8.9(=>ą? :Ľ: .í)Aą? Soteriou, 8.9=>ą? :Ľ: ±@D.A<?
Soteriou (p. 182), 8.9(=>Ć?) .. (.í)Aą? Stikas, [ "]! Pantelidou, 1ĩ ¡E.[B@A<? (;) .í]Aą?
Oikomomides, an 1ĩ ¡[:5>F=<? =6@]Aą? scribendum (cf. comment.) ? 8 !& legit Kremos: :(Ľ:) Soteriou,
A(Ń:) Stikas, ![&] Pantelidou. 9  ! Kremos. A>6D6:<CĆ><? scripsi: !$#C inscr.
10 ­=[.0]Ć92:<? scripsi: [..]&C inscr., " Kremos, ­=(.0)Ċ92:<? Stikas,
[]& Pantelidou, ­=[.0]Ċ92:<? Oikonomides. 11 ¡88< scripsi: & inscr.

An allen Bezeichnungen, sie zu Recht tragend, reich,


an denen von der Abstammung (herrührenden) und an denen von den Kaisern (verlie-
henen),
in meinem Bestreben, Rettung zu erlangen,
wurden die Bezeichnungen …… folgendermaßen vertauscht,
5 Theodoros vorher, Theodosios danach.
Anthypatos …… …… Mönch.
Der Patrikios zum Vater reduziert.
Der Katepano unter den Hochmütigen rangierend.
Der Bestes, ein eingeweihter Träger härenen Gewandes,
10 der nichts von den Besitzungen mit sich führt
außer den Sarg, dessen Nutzen nichts anderes (ist)
als Hülle der Lebenden für die Toten.
Text: KREMOS, #F767þ II 173.– G. A. SOTERIOU, 2ĊA2>.6 ­=60>.C.ă =2>ă AĮ? A2D:67Į? AŃ: 9F@.G7Ń: ­=ă Aį
2í7.6>ĄĤ ­=6@72BŃ: A<Ľ 7.5<867<Ľ AĮ? /B3.:A6:Į? 9<:Į? A<Ľ Ũ@Ą<B <B7Ħ. µ=60>.C.ă 7.ă D.>þ09.A..  6 (1920–
21) 181, 182 (Abb. 5).– STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 28 u. Abb. 18.– A. PANTELIDOU, in: Byzantine and Post-
Byzantine Art. Athens, Old University, July 26th 1985 – January 6th 1986. Athen 1985, 23 u. Abb. 3.– OIKONOMI-
DES, Hosios Loukas 246 (mit engl. Übers.).

Abb.: XLIX

Das vorliegende Epigramm unterscheidet sich merklich von anderen Grabepigrammen: Es


findet hier keine Hinwendung zum Betrachter bzw. Leser statt, ebenso wenig finden sich kon-
krete Hinweise auf die Vergangenheit des Verstorbenen. Ganz im Gegenteil, das Epigramm
ergeht sich nur in Andeutungen und Anspielungen; durch den elliptischen Aufbau der Verse
wird der Inhalt weiter verdunkelt. Wir erfahren, dass ein gewisser Theodoros, der früher die
Bezeichnungen bzw. Titel Anthypatos, Patrikios, Katepano und Bestes führte, unter dem
(Mönchs)namen Theodosios (Vers 5) in das Kloster eintrat. Er dürfte dort zum Abt aufgestiegen
sein, was in Vers 7 angedeutet wird.1409 Diese Behauptung wird laut Oikonomides bekräftigt
durch die Aussage 7þAF [AŃ:] îE.BD<Ĉ:AF: in Vers 8. Mit den „Hochmütigen“ könnten Ange-
hörige der Kirchenhierarchie gemeint sein, etwa der Metropolit von Theben, denen Theodosios
als Abt unterstand und mit denen er kein gutes Auslangen gefunden haben könnte.1410 Ein Wort-
spiel liegt auch in Vers 9 vor: Der frühere „Kämmerer“ (/Ā@A4?) trug später das einfache Ge-
wand eines Mönches.
Da sich im Epigrammtext selbst keine konkreten Hinweise auf die Lebenszeit des Theodo-
ros-Theodosios befinden, müssen zunächst äußere Belange in die Datierungsfrage einbezogen
werden: Vor allem Kremos wollte die Inschrift aufgrund paläographischer Beobachtungen in

—————–
1409
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
1410
OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246f.
Griechenland (Nr. GR112) 359

das 10. Jahrhundert datieren.1411 Durch die Präsenz von Akzenten ist dies jedoch recht unwahr-
scheinlich.1412 Durch im Epigramm erwähnte Ämter und Titel des Theodoros kann ein Terminus
post quem für die Datierung gegeben werden: Im Jahre 970 erscheint der erste hochrangige
Katepano („Kommandant“ / „Verwalter einer Region“),1413 im Jahr 966 ist der erste Bestes
(„Kämmerer“ [am Kaiserhof]) belegt.1414 Auf der anderen Seite verschwanden – mit wenigen
Ausnahmen – die Titel Anthypatos, Bestes und Patrikios gegen Ende des 11. Jahrhunderts – vor
dem Herrschaftsantritt des Alexios I. Komnenos – wieder.1415 Darüber hinaus führten nach Oi-
konomides von ca. 1050 an alle Träger des Titels Katepano auch den Titel Magistros oder etwas
Höherwertiges. Da gerade zwischen 1020 und 1050 auch andere Katepano mit den Titeln
Anthypatos, Bestes und Patrikios belegt sind, ist die weltliche Laufbahn des Theodoros wohl in
diese Zeit zu setzen.1416 Die Bezeichnung [Aý? ­7] /.@68ĀF: in Vers 2 dürfte darauf hindeuten,
dass Theodoros im Laufe seiner weltlichen Karriere die verschiedenen Ämter und Titel von
verschiedenen Kaisern zugewiesen bekam.1417 Da im Zeitraum 1020–1050 nicht weniger als
sechs Kaiser regierten, ist dies mehr als wahrscheinlich. Die bewusste Anspielung auf die Ab-
stammung des Theodoros in Vers 2 dürfte darauf hindeuten, dass er aus einer vornehmen Fami-
lie stammte,1418 wodurch die Basis für seine weltliche Karriere gelegt war. Unter welchen Um-
ständen Theodoros ins Kloster eintrat und dort – wie angeführt – vermutlich bis zum Abt auf-
stieg, kann nicht bestimmt werden. Es spricht jedoch vieles dafür, dass der Theodosios des Epi-
gramms identisch ist mit jenem Theodosios Leobachos, der im Jahr 1048 als Abt von Hosios
Lukas belegt und wahrscheinlich in der Krypta auch dargestellt ist.1419 Das Epigramm erinnert
an einigen Stellen an Verse, die auf einem Kreuz aus der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts, das
sich jetzt im Tesoro di San Marco in Venedig befindet, angebracht sind. Dort stellt die Stifterin
Eirene Dukaina, die Ehefrau des Alexios I., in ähnlicher Weise kurz vor ihrem Tod ihr vergan-
genes und gegenwärtiges Leben gegenüber: ¾ /.@68ă? <Ĉ7.6:., 8þA>6? ß>Ă:4 | D>B@2:1ĈA6?
=>Ą:, 88ý :Ľ: ļ.72:1ĈA6?, | ­: A>BDĄ:<6? :Ľ:, ¾ Aą =>ă: ­: /B@@Ą:<6?, | Aý ļþ76. @AĀ>0<B@.
=<>CĈ>.? =8Ā<: | =<>CB>Ą1<.> 7>Ą:<B@. Aā: ­=F9Ą1. {(7.ă)} | 92829/.CĮ ±D<B@., ö? 1Ā1<67AĆ
@<6 (i.e. $>6@Ań).1420 Die Verse stammen vielleicht von Nikolaos Kallikles.1421 Vers 5 unseres
Epigramms erinnert auch an Vers 2 eines Distichons eines Siegels, das zwischen dem späten 11.
Jahrhundert und der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datieren ist: [………]<B @C>þ06@9.
A<Ľ 9<:<A>Ć=<B | .A.7.8ĉ: =>Ą:, :Ľ: 1ÿ $.>6AF:Ĉ9<B.1422
Trotz des offensichtlich bewusst unklar und elliptisch gehaltenen Textes, in dem auch (in der
deutschen Übersetzung nicht übertragbare) Wortspiele zu finden sind (Vers 7: =(.A)>Ą76<?
=(.A)>67Ń?; Vers 8: 7.A2=þ:F 7þAF1423), ist die prosodische Qualität der Verse äußerst mangel-
haft, sodass man kaum von einem professionellen, mit den „Regeln“ des Zwölfsilbers vertrauten
Dichter ausgehen kann. Aufgrund der zahlreichen Verstöße muss man die Verse als gänzlich
prosodielos bezeichnen. Die Qualität des Epigramms ist auch durch den Hiat in Vers 3 (Ań
—————–
1411
KREMOS, #F767þ II 173f.; s.a. STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 28.
1412
Siehe oben S. 75–76.
1413
Vgl. OIKONOMIDÈS, Listes 344; A. K[AZHDAN], Katepano. ODB 2, 1115f.
1414
Vgl. LBG s.v. /Ā@A4?.
1415
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 247.
1416
OIKONOMIDES, Hosios Loukas 248.
1417
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
1418
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
1419
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 248f., 250–252; J. NESBITT – J. WIITA, A confraternity of the Comnenian era.
BZ 68 (1975) 373f.; s.a. N. CHATZEDAKE, Ť@6<? <B7Ħ? (B3.:A6:ā !ĀD:4 @Aā: ¶88þ1.). Athen 1996, 11f., 90;
A. C[UTLER], Hosios Loukas. ODB 2, 950; E.G. STIKAS, Ũ 7AĄAF> A<Ľ 7.5<867<Ľ AĮ? 9<:Į? Ũ@Ą<B <B7Ħ
(6/86<5Ă74 AĮ? ­: ¥5Ă:.6? ¥>D.6<8<067Į? ¶A.6>2Ą.? 80). Athen 1974, 20; STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 27;
HIERONYMOS, $>6@A6.:67ā <6FAĄ. 242 (Farbabb. 246)
1420
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me90 (vv. 10–15).
1421
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 271.
1422
LAURENT, Corpus V/2, Nr. 1400 (für die Datierung danke ich Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt).
1423
Hier wird mit der eigentlichen Bedeutung von 7.A2=þ:F („oberhalb“ [vgl. LBG s.v.]) im Gegensatz zu 7þAF
(„unterhalb“) gespielt, s.a. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
360 Griechenland (Nr. GR112)

­>Ħ:) beeinträchtigt. Die Binnenschlüsse hingegen sind – soweit sie erhalten sind – korrekt ge-
setzt; in Vers 7 ist die proparoxytone Betonung vor B5 zu notieren.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie bereits angeführt, arbeitet das Epigramm –
vielleicht bewusst – mit Ellipsen: Es fehlen finite Verben, wie dies in den Versen 5–8 der Fall
ist. In der ersten syntakischen Einheit, die von Vers 1 bis Vers 4 reicht, findet noch dazu in Vers
4 ein Subjektwechsel statt. Die Konstruktion =8<BAĀF + Akk. in Vers 1 in der Bedeutung reich
sein an ist bereits seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. belegt1424 und begegnet in anderen inschriftli-
chen Epigrammen, die interessanterweise ähnlich wie die vorliegenden Verse zu datieren
sind.1425 Die tatsächlich so überlieferte Form A2Ĉ;.@5.6 in Vers 3 ist eine unregelmäßig gebilde-
te Aorist-Form von AB0Dþ:F; eine ähnliche Konstruktion wie hier finden wir bereits bei Platon
(Phlb. 50d): 2ß=ĉ: 1ÿ @967>ý <å9., @<B A2J;2@5.6 9252ĵ:., 92. Allerdings dürfte die durch 92
ausgedrückte Hinwendung auf die erste Person kein Indiz dafür sein, dass Theodoros-
Theodosios das Grabepigramm selbst konzipierte, wie Oikonomides vermutete.1426 Die Bitte um
Rettung stellt einen Topos in Grab- und Stifterinschriften dar. Die Lücke in Vers 4 wollte Oiko-
nomides mit [=þ]86[:] ergänzen. Die vorhandenen Buchstabenreste sind vielleicht tatsächlich als
Lambda und Iota zu lesen, doch inhaltlich erweist sich =þ86: als Fremdkörper. Plausibler er-
scheint der von Soteriou ins Spiel gebrachte Vorschlag =Ħ@.6, alternativ ist auch an .ôA.6 zu
denken.1427 Oikonomides’ Übersetzung (Theodore became Theodosios) von Vers 5 (2Ć1F><?
=>Ą:, 2<1Ć@6<? .ó56?) gibt den Inhalt etwas zu verkürzt wieder. .ó56? am Ende des Verses
bedeutet hier nicht wie sonst üblich „wieder“, sondern drückt das Gegenteil von =>Ą: in der
ersten Vershälfte aus. .ó56? in der Bedeutung „danach“ ist auch anderenorts belegt.1428 Schwie-
rigkeiten bereitet die Ergänzung der Lücke in Vers 6; auch die von Kremos vorgenommene
Lesung  !! ist nicht hilfreich. Der letzte gut zu entziffernde Buchstabe dürfte ein
Delta sein; dass die Unterhaste nicht mehr zu erkennen ist, liegt daran, dass diese an der Bruch-
stelle zu dem darunter angebrachten Plattenteil lag. Den nächsten Buchstaben identifizierte Oi-
konomides richtig als Alpha,1429 das vielleicht mit einem spritus lenis und einem Akut versehen
ist. Als zu ergänzendes Wort schlug Oikonomides ¡E.B@A<? vor, das er mit gewissem Vorbe-
halt auch in seine Edition des Inschriftentextes übernahm. Da ¡E.B@A<? jedoch recht willkürlich
erscheint und keinen Bezug zu :5Ĉ=.A<? aufweist, ist alternativ an die Ergänzung ¡[:5>F=<?]
zu denken, gegen die es auch paläographisch keine Einwände gibt. Bei Anthropos handelt es
sich um einen Titel; man unterscheidet zwischen dem bloßen Anthropos und dem Basilikos
(„kaiserlichen“) Anthropos. Während ein einfacher Anthropos allem Anschein nach einem Zi-
vilbeamten unterstand,1430 bedeutet Basilikos Anthropos ein höheres Amt, das jedoch sowohl im
zivilen als auch im militärischen Bereich an niedrigere Ränge vergeben wurde.1431 ¡:5>F=<?
passt auch stilitisch ganz gut: zunächst durch den gleichen Anlaut wie :5Ĉ=.A<?, weiters auf-
grund ähnlicher Wortspiele in den beiden folgenden Versen (7: =(.A)>Ą76<? =(.A)>67Ń?; 8:
7.A2=þ:F 7þAF). Was die zweite Hälfte der Textlücke angeht, so erscheint die bereits von Sote-
riou vorgenommene Ergänzung [.í]Aą? plausibel, zumal rechts oberhalb des Omikron ein Gra-
vis eingraviert sein dürfte. Doch bleibt der Sinn von .íAĆ? unklar: Alternativ ist daher an
[=6@]Aą? zu denken. Es war vielleicht beabsichtigt, dass sich ¡:5>F=<? inhaltlich nicht nur auf

—————–
1424
Vgl. LSJ s.v. 4 u. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 203.
1425
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me12 (11. Jh. ?, v. 1: Ũ 6D.ā8 =8<BAŃ @ÿ Aą:
$>6@A<CĆ><:), Nr. Me25 (10. Jh. ?, v. 5: … ­=8<ĈA4@2: Aą 7>þA<?), Nr. Me34 (11./12. Jh., v. 2: =Ą@A26 32<Ĉ@Ĭ
F@69Ħ? =8<BA2ĵ 8Ą5<B?).
1426
OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
1427
Bekräftigt wird diese Idee dadurch, dass selbst OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246 die Lesung  der Buchstaben-
reste nicht ganz ausschloss.
1428
Vgl. LSJ s.v. II 3; L s.v.
1429
OIKONOMIDES, Hosios Loukas 246.
1430
Vgl. A. K[AZHDAN], Anthropos. ODB 1, 111.
1431
Vgl. A. K[AZHDAN], Basilikoi Anthropoi. ODB 1, 266; J.-Cl. CHEYNET, L’„homme“ du basileus, in: E. CUOZZO
(Hg.), Puer Apuliae. Mélanges offerts à Jean-Marie Martin (Centre d’Histoire et de Civilisation de Byzance, Mo-
nographies 30). Paris 2008, 139–154
Griechenland (Nr. GR112–GR113) 361

:5Ĉ=.A<?, sondern auch auf =6@Aą? 9<:þ3F: beziehen kann. Das Initium eines Briefes des Ba-
sileios von Kaisareia könnte für die ganze Passage Pate gestanden sein: þ52 @ć è 9<:þ3F: 7.ă
=6@Aą? ¡:5>F=<? 7.ă AĮ? 2í@2/2Ą.? ­>0þA4? …1432 A>6D6:<CĆ><? am Ende von Vers 9 begegnet
sonst nur an verschiedenen Stellen in den Viten des Pachomios.1433 Im selben Vers ist auch die
Alliteration /Ā@A4? – 9Ĉ@A4? zu beachten.1434 Die Präposition =8Ă: in Vers 11 bezieht sich auf
AĮ? 8þ>:.7<? am Beginn des Verses und wurde vielleicht bewusst nachgestellt, um proparoxy-
tones B5, das durch =8ā: AĮ? 8þ>:.7<? gegeben wäre, zu vermeiden.

(Drei Fragmente einer) Steinplatte, 11. Jh. ?: Kloster Hosios Lukas, Museio (in der
ehem. Trapeza), bei Steiri
Nr. GR113) Von einer viereckigen Marmorplatte sind heute nur mehr drei Fragmente erhal-
ten; der mittlere Teil der Platte ist größtenteils verloren. Die Fragmente sind von einer geritzten
akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt, die ursprünglich über sieben Zeilen gelaufen sein
dürfte. Die bei Stikas dargebotene Abbildung der drei Fragmente ist insofern irreführend, als
das kleinste Fragment nicht an den rechten Rand, sondern in die Mitte gehört; im Museum sind
die Fragmente richtig angeordnet. Die Inschriftenreste deuten darauf hin, dass es sich wahr-
scheinlich um ein elegisches Distichon handelt, das zumindest fünf, vielleicht auch sechs Disti-
cha umfasst haben dürfte.1435 Der Beginn der Inschrift ist durch ein eingeritztes Kreuz gekenn-
zeichnet. Die noch sichtbaren Versenden sind durch Punkte markiert. Dafür, dass der metrische
Teil der Inschrift nach Vers 10 endet, spricht eine dort angebrachte, aus drei Punkten und einer
darauf folgenden Wellenlinie bestehende Markierung. Dass diese tatsächlich auf das Epigramm-
ende hinweist, wird dadurch untermauert, dass die sonstigen sichtbaren Versenden durch einfa-
che Punkte gekennzeichnet sind. In der abschließenden Zeile könnten die Datierung oder sons-
tige technische Angaben gestanden sein. Folgende weitere paläographische Auffälligkeiten sind
festzustellen: In zwei verschiedenen Formen ausgeführt ist der Buchstabe Ny: normalerweise ist
die Querhaste ein durchgehender Strich, bei ¡996: am Ende von Vers 7 wurde die Querhaste
stufenförmig geritzt. Die Ausführung der Endung von žEĄ1<? in Vers 9 ist in einer Form gestal-
tet, die sonst nur von gemalten Inschriften bekannt ist.
Aus der Inschrift selbst ergeben sich unmittelbar keine Datierungshinweise, doch könnte das
Epigramm mit einer Anlage im Kloster, die ins 11. Jahrhundert gehört (s. unten), in Zusammen-
hang stehen. Vom paläographischen Standpunkt ist eine Datierung vor dem 11. Jahrhundert
aufgrund der Form der Buchstaben und der verwendeten diakritischen Zeichen unwahrschein-
lich.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:1436

©88<? 0ĩ :5>Ċ=[F: …………………]:


¡88<? D2Ľ9. ļĆ<B Ą>74? [……
………………………………]8Ą4? 02
¡99<: 1ĩ î0><@Ĉ:4? ï1F> A<ĽA[< ……
5 ……………………….]6Į? ž0Ą4? à>Ć?
À: è 524=<8þF: 08.<[……]DB[…
……………………….]? =Ć>2: ¡996:
7826:ą? [1ĩ >D6]2>2ć? F[……………
……].1ĩ žEĄ1<? 1ĩ ö>.G@52ĵ@.: [……
10 ………] è1ĵA.6 […………….].? ļ2Ā5>Ł
7[…………]4.[…………………]ŃA.?.
—————–
1432
Basil. Caes. ep. XLIII (I, p. 108 COURTONNE).
1433
Vgl. das noch nicht publizierte Material des LBG.
1434
Vgl. OIKONOMIDES, Hosios Loukas 247.
1435
Mitteilung von Marc Lauxtermann an Wolfram Hörandner.
1436
Eine (unpublizierte) Umschrift, die ich bei der Textkonstitution heranziehen konnte, wurde von Marc Lauxter-
mann angefertigt und mir von Wolfram Hörandner zur Verfügung gestellt.
362 Griechenland (Nr. GR113)

——–
1 :5>Ċ=(F): Stikas. 4 ¡99<: dubitanter scripsi: <B (?) inscr., ¡99(6:) Stikas. A<ĽA(<) Stikas. 5
à>Ć?: an =>Ć? legendum ? 6 08.<[……]: 9ĩ 08.ą? Stikas. 8 [1ĩ >D6]2>2ć? supplevi ut proposuit Laux-
termann: (à)2>2Ľ@6 Stikas. F omisit Stikas. 11 7. Stikas. 4. Stikas: NȦ 88[… (?) vel F 88[… (?) inscr.
F.? Stikas.

Der eine der Menschen freilich …………………


ein anderer das strömende Wasser des Flusses der Dirke ……
……………………………… freilich
Sand der Feuchtigkeit aber dieses Wasser ......
5 ………………………... der heiligen heiliger
die der ...... Priester .........
………………………. uns bereitete
ein berühmter Erzpriester aber ……………
...... die verschönerte ...... der Apsis ……
10 ……… Wanderer ……………. durch das Fließen
………………………………………………
Text: STIKAS, ß7<1<967ą: D><:67Ć: 49, Anm. 1, 51 (Abb. 29).

Abb.: L

Den erhaltenen Resten nach zu schließen, bezieht sich das Epigramm wahrscheinlich auf ei-
ne Quelle, einen Brunnen oder eine sonstige Vorrichtung für die Darreichung von Wasser. Auch
ein Taufbecken könnte aus räumlichen Gründen in Frage kommen, zumal in Vers 9 auch von
einer Apsis die Rede ist. Ein in Vers 6 genannter Priester könnte für den Bau der Anlage ver-
antwortlich sein, vielleicht auch für die Verschönerung der Apsis (der Kirche) (Vers 9), wenn
sich hinter dem teilweise konjizierten [>D6]2>2ć? nicht eine zweite Person verbirgt. Das Epi-
gramm besteht insgesamt aus drei Teilen: Nach einer sprichwortähnlichen Einführung (Verse 1–
2), in der auch auf den antiken Mythos der Dirke angespielt wird, wird über den konkreten Nut-
zen des Wassers – es ist „der Sand der Feuchtigkeit“ – gehandelt und von der Stiftung berichtet.
Im letzten Teil (Vers 10), der wieder allgemeinerer Natur ist, könnte vom Nutzen des Wassers
für die vorbeikommenden Wanderer, d.h. die Pilger, die Rede gewesen sein. Bezogen sich die
Verse auf eine Quelle oder einen Brunnen, dann könnte sich die Inschrift ursprünglich im Erd-
geschoß des Glockenturms an der Südwestecke der Mauer des Klosters befunden haben, da sich
dort eine Brunnenanlage befand. Darüber steht eine kleine, quadratische Kapelle, die in das 11.
Jahrhundert zu datieren ist.1437
Wie bereits oben erwähnt, besteht das Epigramm aus elegischen Disticha. Dafür, dass es von
Anfang an nur fünf Disticha waren, spricht nicht nur die oben erwähnte markante Markierung
nach Vers 10, sondern auch die Tatsache, dass von einem zwölften Vers, der die zweite Hälfte
des sechsten Distichons bilden müsste, keine Spuren vorhanden sind. Leider sind die wenigen
erhaltenen Buchstaben nach Vers 10 kaum zu entziffern bzw. nicht in sinnvollen Zusammen-
hang zu bringen, sodass nur spekuliert werden kann, was dort ursprünglich gestanden ist. Der
Gedanke, dass dort ursprünglich Angaben zur Datierung zu finden waren, ist nicht abwegig.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Zu beachten ist die durch ¡88<? bedingte Ana-
pher in den Versen 1 und 2, durch die das Epigramm einen würdigen Beginn erhält. Das Nomen
î0><@Ĉ:4 in Vers 4 ist nur an dieser Stelle attestiert.1438 Ein seltenes Wort ist auch das
524=<8þF: in Vers 6 zugrunde liegende 524=Ć8<?, das sonst nach Auskunft der Lexika nur als
varia lectio zu 5B4=Ć8<? bei Nonnos belegt ist.1439 Die erste Lücke in Vers 6 ist vielleicht durch
08.<[C200ā?] zu ergänzen, was inhaltlich passen würde, prosodisch allerdings problematisch
wäre.
—————–
1437
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 206.
1438
Keine weiteren Belege im noch unpublizierten Material des LBG.
1439
Vgl. LBG s.v. (als „Gott feiernd“ übersetzt).
Griechenland (Nr. GR113–GR114) 363

Generell ist festzuhalten, dass die Verwendung des elegischen Distichons für ein Epigramm
dieser Art für diese Zeit sehr ungewöhnlich ist. Erstaunlich ist auch, dass die Verse (Hexameter
und Pentameter) als durchaus gelungen bezeichnet werden können, abgesehen von Unregelmä-
ßigkeiten am Ende von Vers 5. Das Ende dieses Verses muss aber so lauten,1440 da À: è
524=<8þF: 7A8. bereits den Beginn des folgenden Pentameters bildet. Hervorzuheben sind auch
die sonst vor allem aus der Dichtung bekannten, dem Metrum angepassten Formen: 524=<8þF:
(für 524=Ć8F:) in Vers 6, ¡996:1441 (für ¾9ĵ:) und =Ć>2: (für ±=<>2:) in Vers 7 und ļ2Ā5>Ł (für
ļ2Ą5>Ł) in Vers 10. Insgesamt bedeutet das, dass ein gewandter Autor am Werk gewesen sein
muss, der mit den Gewohnheiten der antiken Metrik vertraut war. Dass er mit jenem Autor, der
für die anderen inschriftlich angebrachten byzantinischen Verse im Kloster Hosios Lukas ver-
antwortlich zeichnete, identisch ist, kann aufgrund der mangelhaften Qualität der Epigramme
Nr. GR110–GR112 praktisch ausgeschlossen werden.
Zum Vergleich heranzuziehen ist auch das verlorene Epigramm Nr. GR56 aus dem Kloster
Hosios auf Euboia.

STOMION

(*)Steinplatte (verloren ?) (77 × 66 cm), 11. Jh.: Flur Ampelike, bei Stomion
Nr. GR114) Die von Soteriou aufgenommene, am rechten Rand beschädigte Steinplatte, die
in den Ruinen einer byzantinischen Kirche in der Flur Ampelike (südöstl. des Tempe-Tals) ge-
funden wurde,1442 ist heute verschwunden. Sie ist von einer über neun Zeilen laufenden Majus-
kel-Inschrift bedeckt. Anfang und Ende der Inschrift sind durch Kreuze markiert; Akzente sind
keine zu erkennen. Die Inschrift bildet ein aus acht Versen bestehendes Epigramm; nur Vers 1
füllt eine komplette Zeile aus, auf den restlichen Zeilen stehen ungefähr jeweils zwei Drittel
eines Verses. Aufgrund der Beschädigungen am rechten Rand der Platte sind einige Buchstaben
verloren; sie können aber ohne große Probleme ergänzt werden. Die Versenden sind – soweit
erkennbar – durch drei übereinander liegende Punkte markiert.
In der Vergangenheit wurde das Epigramm unterschiedlich datiert: Während es Soteriou
aufgrund paläographischer Überlegungen in das 13. bzw. an den Beginn des 14. Jahrhunderts
datierte,1443 trat Avraméa aus inhaltlichen und prosopographischen Gründen für eine Datierung
in das 11. Jahrhundert ein. Avraméa deutete nämlich =<692:þ>D4? in Vers 2 als Bezeichnung für
einen Metropoliten und ging davon aus, dass der in Vers 4 genannte Synkellos Dionysios
Kampsorymes Metropolit – vielleicht Metropolit von Larissa – war.1444 Da durch eine Reform
des Kaisers Alexios I. Komnenos Synkellos als Bezeichnung für Metropoliten vor 1094/95 ver-
schwand,1445 gelangte Avraméa mit ihrer Datierung in das 11. Jahrhundert. Ein zweites Argu-
ment für diese Datierung liefert auch ein Siegel, das von Laurent in das 11./12. Jahrhundert
datiert wird.1446 Die nicht vollständig erhaltene Legende 2<AĆ72 /<Ă526 6<:B@Ą(Ł) @B07Ā88Ł
Ań .E<…Ĭ lässt daran denken,1447 dass die Person auf dem Siegel mit jener im Epigrammtext

—————–
1440
Unter Umständen ist daran zu denken, das letzte Wort im Vers als =>Ć? zu entziffern.
1441
In Vers 7 dürfte das Wort tatsächlich so zu entziffern sein, wenngleich sich das zweite My (?) vom ersten stark
unterscheidet. In Vers 4 hingegen kann aufgrund des paläographischen Befundes kaum, wie von Stikas ange-
nommen, ¡996: stehen.
1442
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 264.
1443
SOTERIOU, :492ĵ. 2@@.8Ą.? 374f., Anm. 1.
1444
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 369f.
1445
AVRAMÉA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 369f.; s.a. V. GRUMEL, Titulature de métropolites byzantins. I. Les
métropolites syncelles. REB 3 (1945) 92–114.
1446
LAURENT, Corpus V/1, Nr. 239.
1447
Nach Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt deutet die Entzifferung der Buchstaben nach % allerdings eher
weniger auf .E<>Ĉ9Ĭ hin.
364 Griechenland (Nr. GR114)

auf der Steinplatte identisch ist.1448 Auch die Paläographie stützt m.E. die Datierung in das 11.
Jahrhundert.
Der Epigrammtext auf der heute verlorenen Steinplatte lautet wie folgt:

<9ĂA<>. 52Ą<B 1Ć9<B =ĀC4:Ć[A.]


7.ă =<692:þ>D4: AŃ: 8<067Ń: 5[>2]99þAF:
<ôA<? 92 967>ą? ±:1<[52:] 7>Ĉ=A26 8Ą5<?
6<:Ĉ@6<: @Ĉ0728[8<:] .9E<>Ĉ94:
5 AĂ>26 ê: 92A.7Ą:4A[<:] 2ß? AĀ8<?,
:.ă, 1ā =>ą? .íAĮ? !>6þ1<[?] =.:.0Ą.?,
=>Ć0>.99. =6@Aą? =Ħ? /8[Ā]=F: 2ß 9ā 8Ć0<:
/<Ĉ8Ĭ =.>.@D2ĵ: ¾9[Ā]>Ĥ C>67AĮ? 1Ą74?.
––––
2 cf. e.g. Cyr. Alex. II 234,9 (PUSEY); Man. Phil. carm. I 18 (XXVII 26 MILLER); ceteri loci paralleli apud
L s.v. 5>Ā99. 2. 3 cf. v. 1 epigramm. (hodie deleti) in urbe Ere÷li (ĺ no. TR45): ņ A2>=:ą? <ôA<(?) ö?
@<>ą(?) 7>Ĉ=A26 8Ą5(<)?. 8 cf. e.g. v. 33 in epigramm. in tegumento (hodie deleto) in urbe Messina (ĺ no.
IT23): ­: Aį 167.ĄĤ A<Ľ 2<Ľ C>67Aį 7>Ą@26; v. 2 epigramm. (s. XII) in tabula in urbe Naupaktos (ĺ no.
GR91): 2ï><696 C>67AĮ? 7>Ą@2F? ÷>Ĥ @7Ā=4:.
——
1 5<2Ą><B scripsit Soteriou: " inscr. =ĀC4:Ć[A.] suppleverunt Avraméa – Feissel: =ĀC4:Ā [92] Sote-
riou, Katsaros. 2 8<067<Ń>: scripsit Soteriou:  inscr. 5[>2]99þAF: supplevit Soteriou:
5>299þAF: Paul. 3 <ôAĆ? Soteriou, Avraméa – Feissel. ±:1<[52:] supplevit Soteriou: ±:1<52: Paul.
7>Ĉ=A<26> scripsit Soteriou: "! inscr. 4 @Ĉ0728[8<:] supplevit Soteriou: @Ĉ07288<: Paul. 5 AĂ><26>
scripsit Soteriou: ! inscr. 5 AĂ>26 ê:: AĂ>4@<: Katsaros. 92A.7Ą:4A<: legerunt Soteriou et Paul.
<2ß>? scripsit Soteriou: C inscr. 6 !>6þ1<? legerunt Soteriou et Paul. 7 /8[Ā]=F: supplevit Soteriou:
/8Ā=F: Paul. <2ß> scripsit Soteriou:  inscr. 8 /<Ĉ8Ĭ: /<Ĉ8[26] Soteriou, /<Ĉ826 Paul. ­: post =.>.@D2ĵ:
scripsit Katsaros. ¾9[Ā]>Ĥ supplevit Soteriou: ¾9Ā>Ĥ Paul.

Mich, der ich als Erbauer des göttlichen Hauses in Erscheinung trat
und als Hirte der geistigen Kinder,
birgt dieser kleine Stein im Inneren,
(mich) Dionysios Kampsorymes, Synkellos.
5 Bewahre ihn (sc. den Stein) unverrückt bis zum Ende,
ja, im Namen der allheiligen Dreifaltigkeit selbst,
jeder Gläubige, der du den „Anschlag“ (d.h. den Text) siehst, wenn du nicht Rech-
nung
legen willst am Tag des schaudererregenden Gerichts.
Text: SOTERIOU, :492ĵ. 2@@.8Ą.? 374 u. Abb. 28.– AVRAMÉA, Monastères 33 (Text nach Soteriou).– AVRA-
MÉA – FEISSEL,Inscriptions de Thessalie 369 (Nr. 13 [mit franz. Übers.]) u. Taf. IV (Abb. 2).– KATSAROS, ¥:þ074 95
mit Abb.– PAUL, Historical Figures 110f. (Nr. 17 [mit engl. Übers.]).

Lit.: E. MAGNELLI, MEG 13 (2013) 393.

Abb.: 46

Aus dem Inhalt des Epigramms – besonders aus Vers 3 – erfährt man, dass die Steinplatte als
Grabplatte diente, unter der Dionysios Kampsorymes begraben war. Sprecher des Epigramms
ist der Verstorbene selbst, der sich an den gläubigen Besucher der Kirche wendet. Er fordert ihn
auf, die Grabplatte an Ort und Stelle zu belassen (Vers 5), um so einem ungünstigen Los am
Tag des Jüngsten Gerichts zu entgehen (Vers 8). Aus Vers 1 ist zu erfahren, dass Kampsorymes
der Erbauer bzw. Stifter der Kirche ist. Wie bereits erwähnt, gehört Kampsorymes aller Wahr-
scheinlichkeit nach nicht in die Paläologenzeit,1449 sondern in das 11. Jahrhundert. Ein weiterer

—————–
1448
Vgl. AVRAMEA – FEISSEL, Inscriptions de Thessalie 369f.
1449
Basierend auf der Datierung von Soteriou wurde die Person in das PLP (# 10853) aufgenommen.
Griechenland (Nr. GR114–GR115) 365

Träger des Namens ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts belegt.1450 In Vers 3 kommt – wie in
vielen anderen Grabgedichten auch – der Topos des kleinen Steins vor, der den Verstorbenen
bedeckt.1451
Das Epigramm besteht aus acht Zwölfsilbern, die trotz mancher Verstöße durchaus als pro-
sodisch zu werten sind. Die Verse 1 und 5 besitzen keinen sauberen Binnenschluss B5 oder B7.
Soteriou reihte die Verse 5–7 dem Sinn nach anders und zwar in folgender Form: ê: (8Ą5<:)
AĂ>26 =Ħ? /8Ā=F: =6@Aą? 92A.7Ą:4A<: 2ß? AĀ8<?, =>ą? .íAĮ?, :.ă 1Ă, AĮ? =.:.0Ą.? !>6þ1<?
=>Ć0>.99.. Außerdem verstand er =>Ć0>.99. in Vers 7 als „poetischen Ausdruck“ für
=>Ć@A.09. bzw. ­=6A.0Ă.1452 Dem ist Folgendes entgegenzuhalten: Die Präposition =>Ć? in
Vers 6 bezieht sich nicht auf =>Ć0>.99. in Vers 7 – so entstünde nämlich auch ein Enjambe-
ment –, sondern auf die Genitive .íAĮ? A>6þ1<? =.:.0Ą.?. Darüberhinaus bezieht sich
=>Ć0>.99. direkt auf die Grabinschrift: Am ehesten verbirgt sich dahinter die schon in der An-
tike belegte Bedeutung des Wortes, nämlich „Edikt“ bzw. „öffentliche Kundmachung“.1453 Zum
Vergleich heranzuziehen ist eine (nicht datierte) metrische Siegellegende: ô @C>.0Ą? 2ß96, Aą
=>Ć0>.99þ @<6 C>þ@26.1454 Der Terminus wird auch in Überschriften von Gedichten des Theo-
doros Prodromos verwendet.1455

TEGANI

Steinblock (44 × 12 cm), 12. Jh. ?: Basilika auf der Halbinsel Tegani (Mani)
Nr. GR115) Im südlichen Seitenschiff der Basilika1456 wurde bei Ausgrabungsarbeiten ein
marmorner Steinblock gefunden, in dessen Vorderseite eine akzentuierte Majuskel-Inschrift
eingeritzt ist. Man kann zwei Wörter entziffern, wobei allerdings der Beginn des links angeord-
neten Wortes ebenso verloren ist wie das Ende des rechts angeordneten Wortes. Die beiden
Wörter könnten die zweite Hälfte eines byzantinischen Zwölfsilbers gebildet haben. Die ur-
sprüngliche Inschrift dürfte aber mehr als nur einen Vers umfasst haben.
Drandakes datierte das Fragment aufgrund paläographischer Überlegungen in das 12. Jahr-
hundert.1457 Paläographisch auffallend sind die Ligaturen im zweiten Wort: So sind etwa die
ersten drei Buchstaben miteinander verbunden. Zu notieren ist auch die besondere Form des
Buchstabens Lambda, der ähnlich einem Alpha bei einer schräg verlaufenden Querhaste wie-
dergegeben ist.1458
Der erhaltene Teil der Inschrift lautet wie folgt:


[…………… 1]26:Ń: 9=8.749þAF[:]

––––

—————–
1450
Dem. Chom. pon. diaph. 219*f., Anm. 85 (PRINZING).
1451
Vgl. PAUL, Historical Figures 111; RHOBY, Inscriptional Poetry 196–198.
1452
SOTERIOU, :492ĵ. 2@@.8Ą.? 374f., Anm. 1.
1453
Vgl. LSJ s.v. 1, L s.v. 1.
1454
Ursprung unbekannt (nach dem metr. Fichier V. Laurents); für den Hinweis danke ich Alexandra-Kyriaki Wassi-
liou-Seibt. Aus der zweiten Hälfte des 11. Jh.s stammt eine ähnliche Siegellegende, ed. JORDANOV, Corpus III,
Nr. 2463: ó=2> @C>.0Ą3F Aý? 0>.Cþ?, 7>Ą@26?, 8Ć0<B? | 12Ą7:B@6 Aą =>Ć0>.99. 7.ă 0:Ń56 /8Ā=F:.
1455
Theod. Prod. hist. carm. XXVIa–b, LXI (HÖRANDNER). Alle drei Gedichte sind in der berühmten Prodromos-
Handschrift des 13. Jh.s Vat. gr. 350 überliefert; die Überschriften könnten vom Kopisten stammen.
1456
Vgl. MPOURAS – MPOURA, .<1<9Ą. 315f.
1457
DRANDAKES, !40þ:6 134. Dies ist durchaus plausibel, wenn man etwa das Alpha mit jenen Alpha vergleicht, die
in Inschriften des 12. Jahrhunderts aus Kastoria verwendet wurden, vgl. DRAKOPOULOU,  =Ć84 A4? .@A<>6þ?
144.
1458
Dass diese nicht aus Unaufmerksamkeit, sondern offenbar bewusst gesetzt wurde, beweist die Tatsache, dass die
Querhaste des Lambda weiter oben als jene des in der Inschrift vorkommenden Alpha gesetzt wurde.
366 Griechenland (Nr. GR115–GR117)

2 ()& supplevit Drandakes. !&() supplevit Drandakes.


…………… der schrecklichen Sünden

Text: DRANDAKES, !40þ:6 134 u. Taf. 132/.– Aim. BAKOUROU, in: Tales of religious faith in Mani (Network of
Mani Museums 2). o.O. 2005, 123 (Nr. 48 [mit engl. Übers.]) u. Farbabb.

Abb.: LI

Die Erwähnung der „schrecklichen Sünden“ legt den Schluss nahe, dass es sich um eine Stif-
terinschrift handelt. Der Stifter erbittet als Gegenleistung für seine Stiftung Erlösung von den
Sünden, was einen weitverbreiteten Topos darstellt. Der Steinblock könnte als Bestandteil eines
Templonarchitravs fungiert haben.
Handelt es sich bei dem überlieferten Text um die zweite Hälfte eines byzantinischen
Zwölfsilbers (mit korrektem Binnenschluss B5), dann ist dieser als prosodielos bzw. prosodisch
mangelhaft einzustufen, da ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie (lange siebente Silbe) vor-
liegt.

Steinblock (13 × 7 cm), 12. Jh. ? Basilika auf der Halbinsel Tegani (Mani)
Nr. GR116) In einen weiteren bei Ausgrabungen gefundenen Steinblock ist eine ebenfalls
nur bruchstückhaft erhaltene Inschrift eingeritzt, die paläographische Ähnlichkeit mit der In-
schrift Nr. GR115 zeigt. Allerdings sind hier die Buchstaben etwas weniger sorgfältig ausge-
führt.1459 Erhalten sind der durch ein Kreuz markierte Beginn der Inschrift, danach acht Buch-
staben, die einen Versanfang darstellen könnten.
Der Beginn der Inschrift lautet wie folgt:

Ÿ? =<8.Ĉ[……………………]
——
ŹC Drandakes. ŅV(CC;) Drandakes.

Wie ……………………………
Text: DRANDAKES, !40þ:6 134 u. Taf. 1320.

Abb.: 47

Handelt es sich tatsächlich um einen Vers, dann ist der erhaltene Teil als prosodisch zu klas-
sifizieren. Die von Drandakes vorgeschlagene Konjektur erscheint sowohl inhaltlich als auch
prosodisch-rhythmisch plausibel.

THEBAI

Steinblock (50–68 cm × 30 cm), a. 871/72: Archaiologiko Museio


Nr. GR117) Der im Archäologischen Museum aufbewahrte Marmorblock befand sich früher
in der byzantinischen Kirche Hagios Gregorios Theologos (später Hagios Basileios).1460 Auf
zwei (einander zulaufenden) Seiten ist eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt; auf
der einen Seite ist sie über drei Zeilen verteilt, auf der anderen über vier Zeilen, wobei die
Buchstaben der letzten beiden Zeilen – offensichtlich aus Platzmangel – viel kleiner ausgeführt
—————–
1459
DRANDAKES, !40þ:6 134.
1460
Zur Kirche SOTERIOU, .ą? >40<>Ą<B A<Ľ 2<8Ć0<B, passim; KODER, Hellas 1145f.; KODER – HILD, Hellas und
Thessalia 270. Nach STRZYGOWSKI, Inedita 3, Anm. 3 dürfte der Stein innerhalb einer Apsis angebracht gewesen
sein.
Griechenland (Nr. GR117) 367

sind. Die Inschrift bildet ein aus fünf Versen bestehendes Epigramm. Auf der einen Seite des
Marmorblocks sind Vers 1 und das erste Wort von Vers 2 angebracht, auf der anderen Seite in
Zeile 1 der Rest von Vers 2 und in den Zeilen 2–4 die Verse 3–5. An den Enden der Verse 2, 4
und 5 sind auch Markierungen zu erkennen. Offensichtlich aus Platzmangel wurden die drei
Omikron am Ende von Vers 3 oberhalb des Tau, des Delta und der Ligatur von My und Ny
angebracht.1461 Paläographisch erinnern manche Buchstaben an jene des Hexameter-Epigramms
der Kirche von Skripu in Orchomenos (ĺ Nr. GR98).
Die Datierung des Epigramms ist durch die (nicht metrische) Stifterinschrift, die zur gleichen
Zeit entstanden ist, vorgegeben. Die Stifterinschrift1462 berichtet, dass die Kirche unter der Herr-
schaft des Basileios I.1463 im Jahre 6380 in der fünften Indiktion gegründet wurde, was dem
Jahre 871/72 entspricht; als Stifter wird der kaiserliche Kandidatos1464 Basileios genannt, der
sonst nicht bekannt ist.1465 Bei der Kirche könnte es sich um eine Privatkirche der vornehmen
Familie des Stifters Basileios gehandelt haben.1466
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!Ā>29:<: é:=2> ö>.G@9Ā:<: /8Ā=26?


.@Ą826<? AĀA2BD2: ­7 /þ5>F: =Ć5Ł
1ĀD<6< AĆ:1ĩ ­9<Ľ =<:Ă9.A<? 1Ć9<:
Aą 0>Ă0<><: CŃ? AŃ: 2<Ľ .í0.@9þAF:
5 :A26@þ0F: 9<6 [9=8.]749þAF: 8Ĉ@6:.
——
2 AĀA2BD2: … =Ć5Ł: loc. comm., cf. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 238.
——
1 ! Hieronymos. 2 CC’ Le Bas. 3 AĆ:[1ĩ] CIG. " Hieronymos. 5 [9]<6 Keil.
9=8.749þAF: legit Keil: 9F8.749þAF: Ulrichs. 8Ĉ@6:: 8Ĉ@<6>: Soteriou, " () Hieronymos

Das Haus, das du verschönert siehst,


schuf Basileios liebevoll von den Grundfesten aus.
Mögest du dieses Bauwerk meiner Mühe annehmen,
wachsames Licht der Strahlen Gottes,
5 und zur Vergeltung mir Erlösung von den Verfehlungen erwirken.
Text: H.N. ULRICHS, Topographie von Theben. Abhandlungen der philosophisch-philologischen Classe der kö-
niglich bayerischen Akademie der Wissenschaften 3/2 (1841) 434 (Schriftskizze), 435, s.a. Schriftskizze auf Beiblatt
vor p. 413.– C. KEILIUS [K. KEIL], Sylloge inscriptionum boeoticarum. Leipzig 1847, 196 (mit Schriftskizze).– LE
BAS, Voyage archéologique 119 (Nr. 570).– CIG IV 317 (Nr. 8686B [mit Schriftskizze]).– Epigr. Anth. Pal. III 311
(mit lat. Übers.).– Sp. LAMPROS, B3.:A6.7ā ­=60>.Cā ­: Ă/.6?.  11 (1914) 326.– SOTERIOU, .ą? >40<>Ą<B
A<Ľ 2<8Ć0<B 2 u. Abb. 5.– HIERONYMOS, $>6@A6.:67ā <6FAĄ. 66 (vv. 1, 3–5).– PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 174,
Anm. 28 (Text nach Epigr. Anth. Pal.).

—————–
1461
Vgl. die Schriftskizze bei LE BAS, Voyage archéologique 119.
1462
SOTERIOU, .ą? >40<>Ą<B A<Ľ 2<8Ć0<B 1f.; s.a. MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 1.
1463
Genannt werden auch der erste (Konstantinos) und zweite (Leon) Sohn des Basileios; beide waren Mitkaiser
(Konstantinos ab 867/8; Leon ab 870), vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Constantine. ODB 1, 498; PmbZ #
4005; A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Leo VI. ODB 2, 1210f.; PmbZ # 24311.
1464
Zum Amt A. K[AZHDAN], Kandidatos. ODB 2, 1100.
1465
Zwei auf Siegeln erwähnte /.@6867<ă 7.:161þA<6 namens Basileios dürften aus chronologischen und topographi-
schen Gründen nicht in Frage kommen: Das eine Siegel (LAURENT, Orghidan, Nr. 29) gehört in das 8. Jahrhun-
dert (s.a. PmbZ # 856), das andere (J. NESBITT – N. OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton
Oaks and in the Fogg Museum of Art. Vol. 3: West, Northwest, and Central Asia Minor and the Orient. Washing-
ton, D.C. 1996, Nr. 32.2) in das 9./10. Jh. (s.a. PmbZ # 20904), wobei die Legende auf diesem Stück als Amt des
Basileios nicht nur /.@6867ą? 7.:161ĦA<?, sondern auch 16<674AĂ? von Sardeis anführt.
1466
T.E. G[REGORY], Thebes in Boeotia. ODB 3, 2032; KODER, Hellas 1145; KODER – HILD, Hellas und Thessalia
270; S. SYMEONOGLOU, The Topography of Thebes from the Bronze Age to Modern Times. Princeton, NJ 1985,
1964f.
368 Griechenland (Nr. GR117–GR118)

Lit.: STRZYGOWSKI, Inedita 3f.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 88 (Nr. 55B).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram
28.– LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 18).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 238.– RHOBY, Structure
321.

Abb.: 48

Das Epigramm richtet sich an den heiligen Gregorios Theologos (Gregor von Nazianz), dem
die Kirche geweiht ist, wie auch aus der (nicht metrischen) Stifterinschrift hervorgeht.1467 Der
Name des Gregorios wird im Epigramm zwar nicht explizit genannt, doch ist die Formulierung
Aą 0>Ă0<><: CŃ? ein klarer Hinweis darauf, dass es sich um den Nazianzenen handelt.1468 Am
Ende des Epigramms bittet der Stifter den heiligen Gregorios Theologos, als Gegenleistung für
ihn Erlösung von den Sünden zu erwirken. Das Epigramm bringt auf poetische Weise die Stif-
tung des Basileios zum Ausdruck; ähnlich wie in der Kirche von Skripu (ĺ Nr. GR98) ist die
Stiftung auch hier sowohl durch eine Prosa- als auch durch eine Epigramminschrift festgehalten.
Ein weiterer Zusammenhang mit Skripu besteht darin, dass es sich hier und dort um eine Privat-
kirche eines hohen Beamten am Kaiserhof handelt.1469 Die Errichtung der Kirche des Gregorios
Theologos fällt in eine Zeit der Restaurierung der staatlichen Verwaltung nach den gefährlichen
Angriffen der Araber um 870.1470
Das Epigramm besteht aus fünf prosodischen Zwölfsilbern. Die für den Zwölfsilber typi-
schen Binnenschlüsse sind nur in den Versen 1–2 und 4–5 richtig gesetzt; in Vers 3 liegt irregu-
lärer Binnenschluss nach der vierten Silbe vor.

(*)Inschrift (verloren ?), 10./11. Jh.


Nr. GR118) Pococke berichtet von einer in Theben aufgefundenen Inschrift, die heute of-
fensichtlich verloren ist. Der Majuskel-Text dürfte der Schriftskizze nach zu schließen in conti-
nuo über zumindest zwei Zeilen gelaufen sein. Der Inschriftentext ist zwar nur zum Teil erhal-
ten, man erkennt jedoch, dass es sich teilweise um Verse gehandelt haben muss. Das Epigramm
dürfte ursprünglich aus zumindest zwei Versen mit einem daran anschließenden Prosatext (?)
bestanden haben.
Die Datierung nach dem Weltjahr ist an den eigentlichen Inschriftentext angefügt; sie ist
zwar ebenfalls unvollständig erhalten, zumindest aber erfährt man, dass die Inschrift im 10./11.
Jahrhundert angefertigt wurde.
Das Epigrammfragment lautet wie folgt:

[…………]67F 3Ā<:A6 Ań =Ć5Ł


Aį 9þ>AB>6 AĀA2BD2 [……………
……] ¡:<@Ć: A2 7.ă 52<CĈ8.7A<: ±(A26) ,OC[..].
——–
1 3Ā<:A6 Ań =Ć5Ł: loc. comm., cf. LAUXTERMANN, Poetry 164; cf. e.g. v. 4 epigramm. (s. X ?) in reliquia-
rio (hodie deleto) in urbe Enns, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no.
Me96: A<Ľ 1496<B>0Ă@.:A<? è 3ĀF: =Ć5<?; v. 6 epigramm. (s. XII) in ecclesia S. Nicolai tu Kasnitze in
urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 94: /þ5>F: =ĩ ¡7>F: =8ā: 3Ā<:A6
Ań =Ć5Ł.
——–

—————–
1467
Die Verse 1–2 könnten sich auch an den Besucher der Kirche richten.
1468
Aą 0>Ă0<><: CŃ? als Bezeichnung für Gregor von Nazianz bzw. für jemanden, der Gregor(ios) heißt, dürfte sonst
nicht belegt sein. Es stellt eine Abwandlung des sonst gebräuchlichen è 0>Ă0<><? :<Ľ? dar, vgl. dazu I. SAJDAK,
Historia critica scholiastarum et commentatorum Gregorii Nazianzeni. Pars prima de codicibus scholiastarum et
commentatorum Gregorii Nazianzeni. Accedit appendix de pseudogregorianis et Gregorii encomiis (Meletemata
Patristica I). Krakau 1914, 272–274.
1469
S.a. KODER, Hellas 1145.
1470
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 60, 270; zur ökonomischen Bedeutung von Theben in byz. Zeit A.
LOUVI-KIZI, Thebes, in: LAIOU, Economic History 631–638.
Griechenland (Nr. GR118–GR119) 369

1 3Ā<:A6: ! inscr. (Pococke, CIG), [3]Ā<:A6 CIG. 3 A2 7.ă scripsi:  inscr. (Pococke, CIG).
52<CĈ8.7A<: scripsi: #"! inscr. (Pococke, CIG), ­[@]C[.]8[9Ā:]<: CIG. ±(A26):  (?) in-
scr. (Pococke, CIG), [±A26] CIG. ,OC[..]: Oq#.   inscr. (Pococke, CIG).

…………… mit glühender Sehnsucht


schuf er für die Märtyrerin ……………
…… und frei von Krankheit und von Gott beschützt. Im Jahr 65.. (= 992–1091).
Text: POCOCKE, Inscr. antiqu. graec. et latin. liber 50 (Nr. 9).– CIG IV 333 (Nr. 8718 [mit Schriftskizze]).

Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um die Reste eines Stifterepigramms handelt. Et-
was mit „glühender Sehnsucht“ zu schaffen, ist ein Topos, der auch in ähnlichen Epigrammen
zu finden ist (vgl. Testimonienapparat). Mit ziemlicher Sicherheit handelt es sich bei dem, was
gestiftet wurde, um eine einer Märtyrerin (Vers 2) geweihte Kirche. Der Name der Heiligen
dürfte im verlorenen Teil von Vers 2 gestanden sein. Gegen Ende der Inschrift dürfte der Stifter
– wie auch sonst üblich – als Gegenleistung für die Stiftung Verschonung von Krankheiten und
Gottes Schutz erbeten haben. Da das Weltjahr nicht vollständig erhalten ist, kann die Datierung
des Epigramms nicht näher zwischen 992 und 1091 eingeengt werden. Dies fügt sich ganz gut
zur Datierung einer einschiffigen, im Bereich östlich der Burg zu lokalisierenden Kapelle, deren
Tonnengewölbe und Kästelmauerwerk in das 10./11. Jahrhundert zu datieren ist.1471
Wie bereits oben erwähnt, dürfte der metrische Teil der Inschrift aus zumindest zwei Versen
bestanden haben. Ein Vers und oder mehrere Verse könnten vor Vers 1 ausgefallen sein. Das
erhaltene Ende der Inschrift ist hingegen aller Wahrscheinlichkeit nach ein Prosatext. ¡:<@Ć: A2
7.ă 52<CĈ8.7A<: mit (vielleicht) zwei fehlenden Silben am Beginn würde zwar zwölf Silben mit
Binnenschluss B5 ergeben, doch sprechen zwei Dinge gegen einen Vers: Die Zeile endet nicht
nur proparoxyton, sondern ist auch durch Prosodielosigkeit gekennzeichnet, während in den
ersten beiden Versen – soweit dies erkennbar ist – die prosodischen Gesetze des byzantinischen
Zwölfsilbers sehr wohl eingehalten werden.
Weitere Bemerkungen zum Ende der Inschrift: Sowohl A2 7.ă als auch 52<CĈ8.7A<: sind un-
sichere Lesungen, doch dürfte der nur durch Schriftskizzen bekannte Text kaum anders wieder-
zugeben sein. Der Buchstabe vor dem Weltjahr ist in der Schriftskizze als  angeführt. Dahinter
dürfte sich aber ein gerundetes Epsilon verbergen, das wiederum für ±(A26) steht.

THERMON

Steinblock (65 × 63 cm), ca. a. 1300 oder etwas später: Museio Thermu1472 (Inv.-Nr.
137)
Nr. GR119) Der im Museum von Thermon aufbewahrte Kalksteinblock befand sich im 19.
Jahrhundert1473 vor der innerhalb des Friedhofs des Ortes Hagia Sophia (byz. Mokista; am
Nordostufer des Trichonis-Sees, südöstl. von Agrinion)1474 gelegenen Kirche Hagioi Taxiarchai
(vgl. Epigramm Nr. GR59), die an die größere Kirche Hagios Nikolaos angebaut ist. Der Stein-
block ist zur Gänze von einer über acht Zeilen laufenden, eingeritzten, akzentuierten Majuskel-
Inschrift bedeckt, die heute bereits stark verwittert ist; auch sind auf der rechten Seite einige
Stellen abgebrochen, sodass die Inschrift nicht mehr vollständig gelesen werden kann. Es ist
jedoch relativ klar zu erkennen, dass es sich um ein aus acht Versen bestehendes Epigramm
handelt, wobei pro Zeile je ein Vers Platz hat. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz mar-

—————–
1471
Vgl. KODER – HILD, Hellas und Thessalia 270.
1472
Das neue Archaiologiko Museio ist gegenwärtig (Stand September 2011) noch nicht eröffnet.
1473
Vgl. BAZIN, Mémoire sur l’Étolie 369.
1474
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 208.
370 Griechenland (Nr. GR119)

kiert, vereinzelt sind Buchstaben der Minuskel zu erkennen.1475 Manche Endungsbuchstaben


sind in kleinerer Schrift über den eigentlichen Inschriftentext eingeritzt.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund noch zu erörternder prosopographischer Details um
das Jahr 1300; auch paläographisch ist diese Datierung zu vertreten.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ A.;6þ>D4? A<Ľ 920þ8<B 12@=ĆA[<B]


7(.ă) 1B@967Į? Cþ8.0(0)<(?) è =>FA<@A>þA[F>]
è F>6þ:<(?) 6D.ā8 ü12, ;Ā:<6,
=<88Ń: ­=2/>þ/2B@2 Aā: D<>40Ą.:
5 =>ą(?) :Ā02>@6: A<Ľ @2/.@9Ą<B 1Ć9<B
é52: =<5<Ľ:A(2?) .íAą: =ą 7.>1Ą.?
­786=.><Ľ92: Aą: =.:þ0.5<: Ć0<[:]
A<ĈAŁ =.>.@D2ĵ: =Ħ: [0.5ą: ………].
——
2 cf. Theod. Syncell. homilia de obsidione Avarica Cpl. (L. STERNBACH, Analecta avarica. Rozpr. Akad.
UmiejetnoĞci, Wydzial filol. 30. Krakau 1900, 9,5f.) ~ Breviarium homiliae Theod. Syncell. de obsidione
Avarica Cpl. (ante s. XI) 12 (S. SZÁDECZKY-KARDOSS – Th. DÉR – Th. OLAJOS, Breviarium homiliae
Theodori Syncelli de obsidione avarica Constantinopolis [BHG 1078m]. AnBoll 108 [1990] 164): … A.ĵ?
­7 1Ĉ@2F? A<Ľ /.>/þ><B (brev. hom.) Cþ8.0;6 … 5 @2/þ@96<? 1Ć9<?: cf. no. GR120, v. 6. 6–8 cf. Chry-
sipp. laud. Ioan. Baptist. (A. SIGALAS, Athen 1937) 48,4–12: Ť52: ­=.;,F? @2 1B@F=<Ľ92:,
­786=.><Ľ92:, =>I1><92 7.ă /.=A6@Aý šF)::4, =>*@/2B2 ­7A2:Ń? î=ÿ> ¾9Ń: 2ß>+:4: /.52ĵ.: 1F>45Į:.6
¾9ĵ:, á:., /,<: @KC><:. 7.ă ­:)>2A<: =<86A2,.: 7A4@)92:<6, 2ï>F92: ±82<: 7.ă D)>6: =.>ý A<Ľ
=.:A<7>)A<><? ¾9Ń: 52<Ľ 7.ă A<Ľ 9<:<02:<Ľ? .íA<Ľ š4@<Ľ $>6@A<Ľ 7.ă A<Ľ ž0,<B 7.ă è9<<B@,<B 7.ă
3F<=<6<Ľ =:2J9.A<?, 16’ <ô è 7Ć@9<? @ł32A.6 7.ă ¾ <ß7<B9*:4 C.61>J:2A.6 7.ă ¾ ­7784@,. 0)882A.6 7.ă
¾ =8):4 ­7=*=AF72: 7.ă ¾ 2ß>+:4 =Ħ@6 />./2J2A.6 7.ă ¾ 8+526. Aā: 7A,@6: =Ħ@.: =2>6*8.9E2:.
——
1 12@=<A<B legit Bazin. 2 Cþ8.00.? Katsaros, Ć06<6. =>FA<@A>þAF> legit Soteriades. 3 F>6þ:<(?)
scripsi (cf. comment.): F>6.:ą2 Soteriades, F>6.:ą? et F>6.:ą(?) alii. 6 =<5<B:A. Bazin. 7 A< =.:
.0.5<: 8<0< Bazin. Ć0<: legit Soteriades. 8 .0.5<: legit Bazin: 0.5(ą:) Kalopissi-Verti, 0.5[ą:]
Katsaros. =Ħ: [0.5ą: ………]: an =.:[þ0.5<: ………] scribendum ? [­: /ĄŁ] in fine versus supplevit
Katsaros, Ć06<6.

Der Heerführer des großen Despotes


und der Protostrator der westlichen Phalanx
Zorianos Michael hier, Fremde,
erwirkte den Beitrag vieler
5 zur Errichtung des ehrwürdigen Hauses.
Deshalb haben wir von Herzen Sehnsucht nach ihm
und bitten den allguten Logos,
diesem alles Gute zu gewähren ………
Text: BAZIN, Mémoire sur l’Étolie 369 (Nr. 9 [lückenhaft]).– SOTERIADES, µ=60>.C.Ą 209–211 u. Abb. 1.– NIC-
OL, Despotate of Epiros 1267–1479 221, Anm. 16 (vv. 1–3).– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 57 (Nr. 10b) u. Abb.
18.– KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 520 (Nr. 2), 534 (Abb. 1).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 122 (mit engl. Übers.) u.
Abb. 44.– PALIOURAS, 6AF8<.7.>:.:Ą. 224.– KATSAROS, Ć06<6 118.

Lit.: BEES, ß? $>6@A6.:67ý? 7.ă B3.:A6.7ý? ­=60>.Cþ? 104 (Nr. 36).– SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 208.

Abb.: 49

Die Verse stellen keine Stifterinschrift, sondern höchstwahrscheinlich ein Grabepigramm


dar; der Kalkstein könnte sich somit auf dem Grab des Michael Zorianos1476 vor den beiden
Kirchen befunden haben. Für eine Grabinschrift sprechen folgende Punkte: Michael Zorianos ist
bereits tot, wie wir den Versen 6ff. entnehmen können. ü12 in Vers 3 bezieht sich auf è
—————–
1475
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 58.
1476
Zur Person PLP # 6666; s.a. SCHREINER, Hekabe in Epiros 256f.
Griechenland (Nr. GR119–GR120) 371

F>6.:ą(?) 6D.ā8, nämlich wahrscheinlich insofern, als dieser sich hier, d.h. im Grab, befin-
det. Außerdem ist die Anrede ;Ā:<? in Grabinschriften häufig anzutreffen.1477 In den Versen 1–3
wird näher über die Person des Michael Zorianos berichtet: Er war Heerführer (A.;6þ>D4?) des
Despoten und Protostrator der „westlichen Phalanx“, womit das Despotat von Epiros gemeint
ist.1478 Da Michael Zorianos gegen Ende des 13. Jahrhunderts auch an anderer Stelle belegt ist,
nämlich als Kopist im Cod. Oxon. Bar. 29, wo er ­=ă AĮ? A>.=Ā34?1479 des Despoten Thomas
Angelos Dukas Komnenos (Despot von 1294[?]–1318)1480 genannt wird,1481 dürfte auch das
Epigramm um 1300 bzw. spätestens bis zum Ende der Regentschaft des Thomas zu datieren
sein, dies freilich nur unter der Voraussetzung, dass die beiden Personen – was angenommen
werden darf – identisch sind. Der Name Michael Zorianos (jedoch ohne Nennung irgendwelcher
Ämter) ist auch in einer Inschrift auf einem Siegelring belegt, der ca. 1300 datiert wird und sich
im Metropolitan Museum of Art (Inv.-Nr. 18.145.42), New York, befindet.1482 In den Versen 4f.
des vorliegenden Epigramms wird darüber berichtet, dass es Zorianos gelang, Geld für die Er-
richtung der Kirche aufzutreiben. Um welche der beiden Kirchen – jene des Nikolaos- oder jene
der Taxiarchen (d.h. Erzengel) – es sich dabei handelte, erfährt man im Epigramm nicht; das
Signalwort A.;6þ>D4? am Beginn der Inschrift könnte jedoch ein bewusster Hinweis auf die
Kirche Hagioi Taxiarchai sein.
Das Epigramm besteht aus prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüs-
sen, wobei aber Vers 8 nicht vollständig erhalten ist. Zu notieren ist auch die proparoxytone
Betonung vor B5 in Vers 5.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In den bisherigen Editionen ist der Name Zoria-
nos endbetont wiedergegeben; im PLP-Eintrag (# 6666) ist er basierend auf der Meinung von
Bees1483 als F>6Ħ:<? angesetzt, ebenso wie ein weiterer Träger des Namens aus der zweiten
Hälfte des 13. Jahrhunderts (PLP # 6665).1484 Eine andere Person im PLP (# 29383), die den
Namen Trypos Zorianos führt, ist hingegen als F>6þ:<? angesetzt.1485 Da die Akzentuierung
mit Zirkumflex nirgends belegt ist, ist es gerechtfertigt, den Namen auf der Paenultima mit ei-
nem Akut zu versehen.1486 So ist der Name auch akzentuiert in der an ihn gerichteten Weissa-
gung des Andritzopulos.1487 1Ć9<? in Vers 5 als Bezeichnung für Kirche ist auch anderer Stelle
vielfach zu finden. In den Versen 7 und 8 liegt ein bewusstes Wortspiel vor: è =.:þ0.5<?
Ć0<? wird gebeten, für Zorianos =Ħ: 0.5Ć: zu erwirken. Am Ende von Vers 8 sind drei Sil-
ben zu ergänzen, um den Zwölfsilber zu vervollständigen: ­: 7>Ą@26 würde sowohl inhaltlich –
der Logos wird gebeten, für Zorianos beim Gericht, d.h. vor Gott, alles Gute zu erwirken – als
auch prosodisch-rhythmisch gut passen. Wenn man davon ausgeht, dass es sich um ein Grabe-
pigramm handelt, dann ist die von Katsaros vorgenommene Ergänzung ­: /ĄŁ unpassend.

Steinblock (120 × 58 cm), ca. a. 1300: Museio Thermu (Inv.-Nr. 149)


Nr. GR120) Die in den antiken Stein geritzte, über 15 Zeilen laufende und – soweit noch zu
erkennen ist – teilweise akzentuierte Inschrift gehört inhaltlich zu jener Inschrift (ĺ Nr.
GR119), die ebenfalls im Museum von Thermon aufbewahrt wird, und jener (ĺ Nr. GR59), die
—————–
1477
Z.B. in v. 2 des Epigramms im Parekklesion Hagios Nikolaos des Athos-Klosters Batopaidi (ĺ Nr. GR29), in v.
2 eines Epigramms in Naupaktos (ĺ Nr. GR90) und v. 10 des Epigramms in der Kirche Hagios Ioannes in Porta-
ria (ĺ Nr. GR104).
1478
Vgl. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 220f; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 149f.
1479
Zum Amt OIKONOMIDÈS, Listes 305f.
1480
Zur Person PLP # 197; s.a. SCHREINER, Hekabe in Epiros, passim.
1481
Vgl. GAMILLSCHEG – D. HARLFINGER, Repertorium I, Nr. 280; s.a. NICOL, Despotate of Epiros 1267–1479 247.
1482
R. H[ALLMAN], in: Byzantium, Faith and Power 46 (Nr. 16); SPIER, Late Byzantine Rings 53 (Nr. 33).
1483
BEES, ß? $>6@A6.:67ý? 7.ă B3.:A6.7ý? ­=60>.Cþ? 104.
1484
Beruhend auf einer Stelle bei MIKLOSICH – MÜLLER, Acta IV 385: … 1*1F7. A<ĽA< .íAą? Ań F>6þ:Ł …
1485
Basierend auf N.A. BEES, .A.@A.A67ą: 0>þ99. AĮ? 9<:Į? AĮ? 2<AĆ7<B ­: Ań @=48.ĄŁ A<Ľ >.16@AĄ<B. BNJ 18
(1945–1949) 87: … è F>Gþ:<? è !>ĺ=<? …
1486
S.a. LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B 474f.
1487
LAMPROS, Ř >Ć>>4@6? A<Ľ ¥:1>6A3<=<Ĉ8<B 474f.; siehe auch oben S. 234.
372 Griechenland (Nr. GR120)

sich noch in situ an der äußeren Wand der Apsis der Kirche Hagioi Taxiarchai in Hagia Sophia
(byz. Mokista) befindet. Der Stein dürfte irgendwann ungefähr in der Mitte auseinandergebro-
chen sein, wie ein tiefer Riss zwischen den beiden Teilen beweist. Aufgrund von Flechtenbe-
wuchs und Verwitterung ist die Inschrift heute kaum mehr zu entziffern.1488 Dass es sich um ein
Epigramm handelt, wurde schon von früheren Editoren erkannt; pro Vers ist je eine Zeile vorge-
sehen.
Zu datieren ist das vorliegende Epigramm wie die beiden genannten Epigramme Nr. GR59
und Nr. GR119 um das Jahr 1300.
Der fragmentarische Epigrammtext lautet basierend auf den Editionen von Soteriades, Kalo-
pissi-Verti, Katsaros und Paliouras wie folgt:

[………………………………
………] Aą: 1[2Ą]9.[:A. AĆ:12] Aą: 1Ć9<:
[…………………] 7(.ă) 9<:<A>Ć=Ł
[ĩ]:1>6A[3<]=<[Ĉ8F: …………………]
5 =<5(Ń:) 1ÿ ABD2[ĵ: EBD]67[Į? @FA4]>Ą.?
[Ü]026>. A<ĽA<: Aą: @2/þ@96<: 1Ć9<:
9ĆD5[Ł <Aÿ> =<]88ń 7.ă =Ć:Ł 7.ă 7.9þAŁ
Aą: 0<Ľ: ­: =>ĊA[<6? …………], û CĄ82,
Aą: 7(.ă) /<45ą: 7(.ă) 9Ć:<: =.:A2>0þA4:
10 [……………] @B9=.5Ń? […………
=]84>Ń: Aą =.>þ00289. A<Ľ 52Ą<B :Ć9<B
[………………………………]
é=F? [=.Aþ;Ĭ] AŃ: 7[.7]Ń: 9<B 7.ă C[.Ĉ8F:
…………………] A<ĵ? @2@F@9Ā:<6?
15 ö? =.:þ0.5<? 7(.ă) C68þ:5(>F=)<? 9Ć:<?.
——
6 @2/þ@96<? 1Ć9<?: cf. no. GR119, v. 5. 7 cf. v. 1 epigramm. in museo basilicae S. Nicolai in urbe Bari
(ĺ no. IT2): Ć=Ł A2 =<88ń 7(.ă) C><:Ă@2[6 ………]; cf. etiam Const. Manass. hodoip. I 218 (HORNA,
BZ 13 [1904] 331): $>Ć:Ł 1ÿ =<88ń 7.ă 92Aý 9.7><ć? =Ć:<B?.
——
1 lacunam statui: … =><.<6 ………… Kalopissi-Verti, [– – A6? < C<6AŃ: 7.ă =.:Aþ=.@6: :Ā<?] Katsaros,
………. ><C<6 ……………… Paliouras. 2 [………] statui: [6D.ā8] Katsaros. 12Ą9.:A. AĆ:12 legit So-
teriades. 3 […………………] statui: ……=F……….. Kalopissi-Verti. 4 [ĩ]:1>6A[3<]=<[Ĉ8F:
…………………] scripsi: [¥]:1>6A[36<]=<[Ĉ8F: …………] @.=Ć… Kalopissi-Verti, ¥:1>6A36<=<Ĉ8F: – –
– Aą: @=Ć><: (;) Soteriades, Katsaros, Paliouras. 5 ABD2ĵ: EBD67Į? @FA4>Ą.? legit Soteriades. 6 Ü026>. le-
git Soteriades. 7 9ĆD5Ł =<88ń Soteriades. <A2> metri causa supplevi. 7.ă =Ć:Ł 7.ă 7.9þAŁ omisit Kalo-
pissi-Verti. 10 [……………] statui: =.A..<6 Kalopissi-Verti, [– =.A – – <:] Katsaros. 11 =84>Ń: legit So-
teriades. Aą =.>þ00289. scripsi: A< .00289. Kalopissi-Verti, A – – ¡00289. Katsaros, A…… ¡00289. Pa-
liouras. 12 lacunam statui: Aą: Soteriades. A.:<B .? A<: 27 ……… F Kalopissi-Verti, A<: – – – [Aą: 27 –
F: – – – – Katsaros, AĆ: …………… Paliouras. 13 [=.Aþ;Ĭ] supplevit Katsaros: = … Kalopissi-Verti.
7.7Ń: legit Soteriades. C[.Ĉ8F:] supplevit Katsaros: C6 Soteriades, CĄ…… Paliouras. 14
[…………………] statui: 7>6@B: .7. … Kalopissi-Verti, – – : – – – – – Katsaros.

………………………………
……… den, der dieses Haus errichtete,
………………… und dem Mönch
der Andritzopuloi …………………
5 ǿn der Sehnsucht, Seelenheil zu erlangen,
errichtete ich dieses ehrwürdige Haus
mit viel Mühe, Anstrengung und Arbeit.
Den freilich bei den ersten …………, o Freund,

—————–
1488
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 58. Dies musste auch bei einem Besuch im Museum im September 2011
festgestellt werden.
Griechenland (Nr. GR120) 373

den helfenden und einzigen Alleswirker


10 …………… mitleidend …………
erfüllend das Gebot des göttlichen Gesetzes
………………………………
damit er schlägt meiner schlechten und geringen
………………… den Geretteten
15 als einziger Allgütiger und Menschenfreund.
Text: SOTERIADES, µ=60>.C.Ą 211, 212 (Abb. 2).– KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 58 (Nr. 10c) u. Abb. 19.–
KATSAROS, Ć06. @A<6D2ĵ. 520 (Nr. 2), 535 (Abb. 2).– VEIKO, Inscriptions from Epiros 123–125 (mit engl. Übers.) u.
Abb. 45.– PALIOURAS, 6AF8<.7.>:.:Ą. 224.– RHOBY, Structure 329 (v. 6).

Abb.: 50

Dieses Epigramm dürfte ebenso wie jenes, das an der Außenwand der Apsis der Kirche Ha-
gioi Taxiarchai angebracht ist (ĺ Nr. GR59), ein Stifterepigramm darstellen. Stifter dürfte der
in dem anderen Epigramm genannte Kosmas Andritzopulos sein,1489 da auch in Vers 4 des vor-
liegenden Epigramms ein Bezug zu der Familie Andritzopuloi vorliegt. Da sich das andere Epi-
gramm auf die Stiftung der Kirche Hagioi Taxiarchai bezieht,1490 könnte das vorliegende die
Stiftung der daran angebauten (größeren) Kirche Hagios Nikolaos zum Inhalt haben.1491 In Vers
5 dürfte ein Sprecherwechsel vorliegen: Wird in den ersten Versen über den Stifter der Kirche
gesprochen, spricht dieser von Vers 5 an selbst in der ersten Person. Der Akt der Errichtung
bzw. Stiftung der Kirche wird sowohl in Vers 2 als auch in Vers 5 genannt; im Anschluss an
Vers 5 erfährt man, dass dies nur mit großer Anstrengung und Mühe möglich war. Die zweite
Hälfte des Epigramms dürfte Gott gewidmet sein, der als geistige Hilfe bei der Stiftung zugegen
war. In Vers 14 wird der Stifter wahrscheinlich die Hoffnung zum Ausdruck gebracht haben,
am Ende des Lebens unter die Geretteten gerechnet zu werden.1492
Aus den noch erhaltenen bzw. von früheren Editoren gelesenen und teilweise ergänzten Par-
tien1493 des Epigramms ist ersichtlich, dass es sich um prosodische Zwölfsilber handelt; auch die
Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Es ist anzunehmen, dass für die beiden Epigramme, in
denen Andritzopulos genannt wird, der gleiche Autor zuständig war, der vielleicht auch als Au-
tor des Grabepigramms (ĺ Nr. GR119) auf Michael Zorianos zu identifizieren ist. Folgende
Übereinstimmungen zwischen dem vorlienden Epigramm und den anderen beiden Epigrammen
lassen sich feststellen: Vers 5: =<5(Ń:) 1ÿ ABD2[ĵ: EBD]67[Į? @FA4]>Ą.? ~ Vers 1, Nr. GR59:
<5Ń: 8./2ĵ: 7.5þ>@6: 9=8.749þAF: bzw. Vers 8, Nr. GR59: 2ñD2@52 79<ă EBD67ā:
@(FA4)>Ą(.:). Vers 6: [Ü]026>. A<ĽA<: Aą: @2/þ@96<: 1Ć9<: ~ Vers 3, Nr. GR59: ­7 7>4=Ą1F:
Ü[026]>. AĆ:12 Aą: 1Ć9<: bzw. Vers 5, Nr. GR119: =>ą(?) :Ā02>@6: A<Ľ @2/.@9Ą<B 1Ć9<B. Vers
15: ö? =.:þ0.5<? 7(.ă) C68þ:5(>F=)<? 9Ć:<? ~ Vers 7, Nr. GR119: ­786=.><Ľ92: Aą:
=.:þ0.5<: Ć0<[:]. Der gemeinsame Autor ist vielleicht Kosmas Andritzopulos selbst, der ja
auch der Autor einer an Michael Zorianos gerichteten Weissagung ist.1494

—————–
1489
Zur Person siehe oben S. 234.
1490
Siehe oben S. 233–235.
1491
Zur Kirche SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 208.
1492
Vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 224,10: 7.ă 8Ă;2F? ABD<Ľ@6 AŃ: @2@[F]@9Ā:F:.
1493
Die von Katsaros in Vers 13 vorgenommene Ergänzung [=.Aþ;Ĭ] ist aufgrund der nachfolgenden Genitive unsi-
cher, da das Akkusativ-Objekt fehlt. Steht dieses erst in Vers 14, dann liegt Enjambement vor.
1494
Siehe oben S. 234.
374 Griechenland (Nr. GR121)

THESSALONIKE

(Fragment einer) Steinplatte ([max. Länge] 51 × 52 cm), 12. Jh. ?: Archaiologiko Mu-
seio (Inv.-Nr.  0188)
Nr. GR121) In das 1913 in der Kirche Hagia Sophia gefundene Marmorplattenfragment ist
eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Der linke obere Teil der heute quadrati-
schen Platte ist ausgebrochen; die Platte muss aber ursprünglich noch viel größer gewesen sein,
da die Inschrift auch in den heute ganz erhaltenen Zeilen nicht vollständig angeführt ist. Heute
sind zehn Zeilen der Inschrift erkennbar, wobei in Zeile 1 nur mehr einige wenige Buchstaben
zu lesen sind; die letzte Zeile ist fast zur Gänze verloren. Bereits Edson, der erste Editor der
Inschrift, erkannte, dass es sich um Verse handelt. Geht man davon aus, dass ursprünglich pro
Zeile je ein Vers eingeritzt war, dann bestand das Epigramm aus zehn Versen; waren einst mehr
als die heute noch sichtbaren zehn Zeilen vorhanden, dann könnte das Epigramm auch aus mehr
als zehn Versen bestanden haben. Die zweite Hälfte der Verse ist jeweils verloren, teilweise
auch der Beginn der Verse, des Weiteren sind – wie bereits erwähnt – in Vers 1 nur einige und
in Vers 10 nur einzelne Oberstriche der Buchstaben zu erkennen.
Zu datieren ist die Inschrift aus noch darzulegenden Gründen vielleicht ins 12. Jahrhundert.
Die Reste des Epigrammtextes sind folgendermaßen wiederzugeben:

[……] Aą 5þ9[/<]? ­? [………………


…]<: :2<B>045[Ā:A. ……………
[……]7.? ç>5Ń? 7>[………………
………]1F: 7þ886[@A<: ……………
5 ………]<: CĀ><B@.: [……………
…] :Ľ: 92 7.ă 1Ą1.;[<: ……………]
.@6.:ą? 1<ć; ß@DB[>ĆA.A<? ……]
:ā> @A>.Aþ>D4? ­: [………………]
à==.@Ą.6? 7>þA6@A<? [……………
10 126:ą? […………………………].
——–
1 Aą Edson, Feissel – Spieser, Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida:  Kokkinos – Spanos (Ā>0< [sic!] in
nota), an è scribendum ? 5þ9/<? legerunt Edson, Feissel – Spieser, Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida:
5þ9/<B? Kokkinos – Spanos. lacunam post ­? statui: E4[C61- - -] Edson, E[ - - Feissel – Spieser, E [_ _ _]
Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 2 […]<:: [- - - :.]ą: Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, [-/]
Kokkinos – Spanos. :2<B>045[Ā:A.] suppleverunt Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida: :2<B>045[ÿ:?] Edson,
:2<B>045[Ā:] Feissel – Spieser. 3 [±1F]7.? Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida.  Kokkinos –
Spanos. 7>6[_ _ _] Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 4 [………]1F:: ß1ĉ: Feissel – Spieser, [_ _ _ _ _ _
6]1ĉ: Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 7þ886[@A<:] supplevit Edson. 5 [………]<:: <: Edson, [……]
<: Feissel – Spieser. lacunam post CĀ><B@.: statui: î[- - - -] Edson, B[ - - - Feissel – Spieser, <í[_ _]
Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, "[- - - Kokkinos – Spanos. 6 1Ą1.;[<:] supplevit Edson. 7 ß@DB>ĆA.A<?
(?) legit Oikonomos:1495 ß@Dć[? - - -] Edson, ß@DB[>ą?] Feissel – Spieser, Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida.
8 lacunam statui: [A.ĵ?] Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 10 lacunam statui: :< [- - - - - - -] Edson, :<Ņ [ -
- - Feissel – Spieser, :< […Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, [ - - Kokkinos – Spanos.

…… das Staunen in ………………


…… erneuerten ……………
……… richtig …………………
………… schönsten ……………
5 ………… tragende ……………
… jetzt lehre mich auch ……………
Kasianos, mächtigster Dux …………
—————–
1495
G. OIKONOMOS,  2 (1916), =.>þ>A49., 11: „Ą5<? ­=6020>.99Ā:<? ­7 2@@.8<:Ą74?, =<727><B9Ā:<?, =2>6-
ĀDF: ±=.6:<: 2ß? .@@6.:ą: 1<Ľ7. ß@DB>ĆA.A<:“.
Griechenland (Nr. GR121) 375

Mann, Heerführer in ………………


im Reiten der beste ……………
10 gewaltiger …………………………
Text: C. EDSON, Inscriptiones Graecae X/2,1: Inscriptiones Thessalonicae et vicinae. Berlin 1972, 25f. (Nr. 45).–
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 337 (Nr. 16bis) u. Taf. X (Abb. 1).– TSIGARIDAS – LOBERDOU-
TSIGARIDA, .Aþ8<0<? 96 (Nr. 69) u. Abb.– G. KOKKINOS – B. SPANOS, DĆ86. @2 Ā992A>4 2=60>.CĂ .=Ć A4
2@@.8<:Ą74. 2>6<167Ć >D.6<8<0Ą.? 7.6 !ĀD:4? 301, 4 (1992) 74f. (mit Abb. 1).– TULLY, A>.Aþ>D4? 228 (vv. 7–
10).

Lit.: G. OIKONOMOS,  2 (1916), =.>þ>A49., 11.– SEG 48 (1998) 254 (Nr. 849).

Abb.: 51

Dem nur rudimentär zu erfassenden Inhalt des Epigramms nach zu schließen, dürfte es sich
um eine metrische Stifterinschrift handeln. Womöglich steht die Erneuerung einer Kirche im
Mittelpunkt, wenn am Beginn von Vers 2 tatsächlich [:.]ą: zu ergänzen ist. Der Stifter Dux
Kasianos (Vers 7), dessen Reitkünste hervorgehoben werden (Vers 9), ist vielleicht auch der
Sprecher des Epigramms. Jedenfalls fordert jemand (Kasianos?), der in der ersten Person
spricht, jemanden anderen auf, ihn zu lehren (Vers 6). Der Angesprochene könnte derjenige
sein, dem die Kirche geweiht ist. Es könnte sich dabei um die Theotokos handeln, wenn man
davon ausgeht, dass sich das Partizip CĀ><B@.: in Vers 5 auf eine weibliche Person bezieht. Die
Kirche Hagia Sophia in Thessalonike, in der das Inschriftenfragment am Beginn des 20. Jahr-
hunderts gefunden wurde, könnte auch der Ort der ursprünglichen Anbringung gewesen sein.
Die Verse könnten sich auf die Renovierung der Apsiskonche mit der Darstellung der Maria
Platytera (vermutlich in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts)1496 beziehen.
Die Person des Kasianos und somit auch die Inschrift wurden in der Vergangenheit unter-
schiedlich datiert. Während Edson für eine Datierung in das 5. Jahrhundert oder später ein-
trat,1497 wurde von Feissel – Spieser, Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida und Kokkinos – Spanos
der Zeitraum 11./12. Jahrhundert ins Auge gefasst. Die spätere Datierung ist aus zweierlei
Gründen vorzuziehen: Zum einen wäre es mehr als ungewöhnlich, dass für ein Epigramm des 5.
Jahrhunderts der jambische Trimeter (in seiner byzantinischen Ausformung als Zwölfsilber)
herangezogen worden wäre. Zum anderen ist zu konstatieren, dass Dux als militärisches Kom-
mando, worauf in Vers 8 hingewiesen wird, nicht vor dem 10. Jahrhundert belegt ist.1498 Ob
Kasianos in der vorliegenden Inschrift als Vor- oder Zu- bzw. Familienname zu deuten ist, kann
nicht geklärt werden. Als Vorname ist Kas(s)ianos von der Antike bis in spätbyzantinische Zeit
belegt,1499 doch daneben ist die Form auch als Zu- bzw. Familienname attestiert. Zu nennen sind
fünf Personen aus der Paläologenzeit,1500 weiters ein Alexios Kasianos, dessen Siegel in das 12.
Jahrhundert datiert wird1501 und der vielleicht mit jenem Alexios Kasianos identisch ist, der
unter Kaiser Manuel I. Komnenos zunächst als Dux von Seleukeia, dann als Dux von Kypros
belegt ist.1502 Es könnte sich also auch bei dem in der vorliegenden Inschrift genannten Kasianos
um ein Mitglied dieser Familie handeln, wenngleich Alexios Kasianos selbst wahrscheinlich
nicht in Frage kommen dürfte; er ist nämlich in der Liste der Duces von Thessalonike nicht

—————–
1496
St. PELEKANIDES, Bemerkungen zu den Altarmosaiken der Hagia Sophia zu Thessaloniki und die Frage der Datie-
rung der Platytera. B3.:A6:þ 5 (1973) 29–47.
1497
Vgl. auch TULLY, A>.Aþ>D4? 228 u. SEG 48 (1998) 254.
1498
Vgl. A. KAZHDAN, Doux. ODB 1, 659; LBG s.v. 1<Ĉ;.
1499
PAPE – BENSELER, Wörterbuch I 631, 632; PLP, Index (p. 292, 293).
1500
PLP # 11352–11356. Zu den Kas(s)ianoi, einer lokalen, bei Michael dem Syrer erwähnten Magnatenfamilie,
siehe MAGDALINO, The Empire of Manuel I Komnenos 128.
1501
LAURENT, Orghidan, Nr. 438. Ein auf einem bei JORDANOV, Corpus II, Nr. 289–290 publizierten Siegel aus der
Mitte des 11. Jh.s genannter Konstantinos Kasianos ist eine Verlesung des Editors (richtig Thema Kassenon, vgl.
W. SEIBT, BZ 101 [2008] 821).
1502
Vgl. FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 337.
376 Griechenland (Nr. GR121–GR122)

belegt.1503 Ein Bezug zu Thessalonike ist jedoch vorhanden: In zwei Turminschriften1504 aus
Thessalonike wird ein Andronikos Lampardas genannt, der – wie der Historiker Kinnamos be-
richtet1505 – am Feldzug gegen die Ungarn im Jahre 1167 ebenso wie Alexios Kasianos teil-
nahm.1506 Eine Datierung der Epigramminschrift in das 12. Jahrhundert ist auch paläographisch
vertretbar.1507
Wie bereits oben angeführt, muss das Epigramm aus mindestens zehn Versen (Zwölfsilbern)
bestanden haben. Den erhaltenen Resten der Inschrift nach zu schließen, handelt es sich um
prosodische Zwölfsilber1508 mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Weitere Bemerkungen zum
Epigrammtext: Der erste wahrnehmbare Buchstabe in Zeile 1 ist schwer zu entziffern; am ehes-
ten erinnert er an ein Tau. Dass es sich um ein Gamma handelt, wie Kokkinos – Spanos anneh-
men, ist sowohl aus paläographischen Gründen – die horizontale Haste ist zu kurz – als auch aus
morphologischen Gründen – welches auf -0< endende Wort sollte vor 5þ9/<? stehen?1509 – aus-
zuschließen. 5þ9/<? könnte hier ebenso wie in den Versen 5 und 6 des Epigramms (ĺ Nr.
TR53) auf dem gemauerten Obelisken im Hippodromgelände von Konstantinopel als „Gegen-
stand des Staunens“ zu übersetzen sein.

Steinplatte (37 × 48 cm), a. 1278/79: Kirche Hypapante tu Christu


Nr. GR122) In die nördliche Außenmauer der modernen Kirche ist das Fragment einer
Steinplatte vermauert, in die eine über sechs Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Majuskel-
Inschrift eingeritzt ist. Es dürfte sich dabei um das Fragment eines Epigramms handeln, wobei
jeweils nur die zweite Vershälfte erhalten ist. Dies bedeutet, dass das Epigramm aus mindestens
fünf Versen bestanden haben muss. Die sechste Zeile der Inschrift ist der Datierung nach Indik-
tion und Weltjahr gewidmet,1510 wobei allerdings der letzte Buchstabe des Weltjahres nicht er-
halten ist (,?E=[.]). Somit ergibt sich vorerst eine Datierung in den Zeitraum von 6780 bis 6789.
Da jedoch die 7. Indiktion angeführt ist, kann als Weltjahr nur 6787 (= 1278/79) in Frage kom-
men. Auf die Datierung folgt in einer siebenten Zeile ein eingeritztes Kreuz.
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

[………………]<: >6@A2B9þAF:
[…………………]? ±>0. 02::þ1.
[…………… ­=ă A]<Ľ 7.:6782Ą<B
[…………… ]6D.ā8 @A2C4CĆ><B
5 […………… F:@A].:AĄ:<B A<Ľ :Ā<B
(ß:167A6Ń:<?) 3Ņ, ±A<B? ,OE=[3]Ņ.
——
1 >6@A2B9þAF: tacite scripsit Spieser: C!"! inscr., >Ą@A2B9. Demitsas. 2 02::þ1.: -
 Chatze Ioannou, 0Ā:(:)49. Demitsas, 02::þ Spieser. 3 [­=ă A]<Ľ supplevit Spieser. 4 []6D.ā8:
]$ Chatze Ioannou, [6]D.ā8 Demitsas. 5 [F:@A].:AĄ:<B: & !]! Chatze Ioannou,
[F:@A.:]AĄ:<B Demitsas: 6 ,OE=3Ņ legit Gkoutzioukostas: @AE= Chatze Ioannou, ,?E= Demitsas.

………………… hervorragender Taten


………………… Taten den tapferen

—————–
1503
Vgl. KYRIAKIDES, B3.:A6:.ă 28ĀA.6 489–491.
1504
SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 165f. (Nr. 15–16); vgl. FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique
336 (Nr. 15–16).
1505
Ioan. Cinnam. epit. 268,10f.; 271,13f. (MEINEKE).
1506
Vgl. FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 337.
1507
Vgl. FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 337.
1508
Sollte in Vers 7 nach G. OIKONOMOS,  2 (1916), =.>þ>A49., 11 tatsächlich ß@DB>ĆA.A<? gestanden sein (vgl.
textkritischen Apparat), dann liegt ein schwerer prosodischer Verstoß, da das erste Omikron des Wortes lang ge-
messen wird.
1509
Eventuell wäre an -0F oder -0Ń zu denken, doch dann würde ein schwerer prosodischer Verstoß vorliegen.
1510
In einer siebenten Zeile ist ein Kreuz eingeritzt, welches das Ende der Inschrift markiert.
Griechenland (Nr. GR122–GR123) 377

…………… epi tu kanikleiu


…………… des gekrönten Michael
5 …………… des neuen Konstantinos.
7. Indiktion des Jahres 6787 (= 1278/79).
Text: CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 98f.– DEMITSAS, .721<:Ą. 557 (Nr. 667).– SPIESER, Inscriptions de Thes-
salonique 167 (Nr. 18) u. Taf. VIII (Abb. 3).– GKOUTZIOUKOSTAS, .>.A4>Ă@26? 279, 289 (Abb.).

Lit.: MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 26 (Abb. 62 [Schriftskizze]).– MALAMUT, Cinquante ans 265.– RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken 198.

Abb.: LII

Das Epigramm berichtet von „hervorragenden Taten“ (Vers 1: >6@A2B9þAF:), die unter ei-
nem ­=ă A<Ľ 7.:6782Ą<B ausgeführt wurden. Vielleicht handelte es sich dabei um Ausbesserungs-
arbeiten an der Stadtmauer, wenngleich aus der angegebenen Zeit keine Reparaturarbeiten be-
kannt sind; diese datieren erst an den Beginn des 14. Jahrhunderts.1511 Die Stadtmauer könnte
auch der ursprüngliche Anbringungsort der Inschrift gewesen sein. Die Datierung der Verse ist
nicht nur durch die Angabe von Indiktion und Weltjahr am Ende der Inschrift gesichert, sondern
auch durch die Erwähnung des gekrönten (Kaisers) Michael VIII., der auch anderenorts öfters
als „neuer Konstantin (der Große)“ gefeiert wird.1512 Die von Malamut vor einigen Jahren vor-
gebrachte, nicht nachvollziehbare Umdatierung des Epigramms in das Jahr 12941513 wurde
jüngst von Gkoutzioukostas völlig überzeugend entschieden zurückgewiesen.1514
Wie bereits oben erwähnt, muss sich das aus byzantinischen Zwölfsilbern bestehende Epi-
gramm aus zumindest fünf Versen zusammengesetzt haben. So weit zu erkennen ist, waren die
für den Zwölfsilber typischen Binnenschlüsse korrekt gesetzt. Auch die Prosodie ist weitestge-
hend eingehalten; als prosodischer Verstoß ist die lange vorletzte Silbe in Vers 3 zu werten,
doch kann man davon ausgehen, dass für den Terminus 7.:6782Ą<B ebenso wie sonst für Eigen-
namen die prosodischen Gesetzmäßigkeiten nicht gelten. Es war somit ein professioneller Dich-
ter am Werk, der ein der Lokalität (Thessalonike) und dem Inhalt (Erwähnung des Kaisers)
entsprechendes Epigramm verfasste. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: >Ą@A2B9. in
Vers 1 ist erstmals in der Spätantike (4. Jh.) belegt.1515 In der ersten Hälfte von Vers 5 ist viel-
leicht .8.6<8Ć0<B zu ergänzen, der Name des ­=ă A<Ľ 7.:6782Ą<B am ehesten in der ersten
Hälfte von Vers 3.

(Fragmente eines) Templonepistylbalken(s), 12. Jh. ?: Kirche Hagios Demetrios, Au-


ßenbereich
Nr. GR123) Im Außenbereich der Kirche, in der Nähe des nördlichen Eingangs, befinden
sich in inmitten einer Vielzahl weiterer Steine drei heute bereits stark verwitterte Templo-
nepistylbalkenfragmente, auf denen jeweils ein Monogramm angebracht ist. Die drei Mono-
gramme wurden von Papazotos wie folgt aufgelöst:

282AĄ<B ­=þ>D<B A<Ľ 49:6ĊA<B.

Des Eparchos Meletios Lemniotes.

—————–
1511
Vgl. GOUNARES, !2ĄD4 15.
1512
Vgl. A.-M. TALBOT, The Restoration of Constantinople under Michael VIII. DOP 47 (1993) 260; D.J.
GEANAKOPLOS, Emperor Michael Palaeologus and the West 1258–1282. A study in Byzantine-Latin Relations.
Cambridge, Mass. 1959 (Reprint Hamden, Conn. 1973), 121 u. Anm. 8; s.a. GKOUTZIOUKOSTAS, .>.A4>Ă@26?
285f. Ein inschriftliches Beispiel (a. 1266) ist in Struga zu finden: F. BARIŠIû, Dva greþka natpisa iz Manastira i
Struge. ZRVI 8/2 (1964) (= Mélanges Georges Ostrogorsky II) 15f.
1513
MALAMUT, Cinquante ans 265.
1514
GKOUTZIOUKOSTAS, .>.A4>Ă@26?, passim.
1515
Vgl. LBG, TLG s.v.
378 Griechenland (Nr. GR123–GR124)

Text: PAPAZOTOS, $>6@A6.:67ÿ? ­=60>.Cÿ? .721<:Ą.? 402 (Nr. 2 [mit Schriftskizze]).

Abb.: LIII–LV

Die Inschrift setzt sich aus zwölf Silben zusammen. Da sie paroxyton endet und einen Bin-
nenschluss nach der siebenten Silbe aufweist, könnte es sich um einen Zwölfsilber handeln, der
jedoch prosodielos ist; außerdem entsteht zwischen 282AĄ<B1516 und ­=þ>D<B ein Hiat.
Papazotos datierte die Monogramme in das 8./9. Jahrhundert. Diese Datierung ist zurückzu-
weisen, da Familiennamen wie Lemniotes in dieser Zeit praktisch nicht vorkommen.1517 Im 8.
Jahrhundert ist zwar ein Georgios mit dem Beinamen Limnaiotes bekannt, der wahrscheinlich
Mönch am bithynischen Olymp war. Limnaiotes ist aber kein Familienname, sondern könnte
darauf hinweisen, dass Georgios nahe eines Sees wohnte.1518 Es ist vielmehr eine Datierung in
das 12. Jahrhundert zu erwägen, da in diesem Jahrhundert zwei weitere Mitglieder der Familie
bekannt sind: Ein Theodoros Lemniotes ist gegen Ende des 12. Jahrhunderts Stifter der Kirche
Hagioi Anargyroi in Kastoria,1519 und auf einem unpublizierten Siegel des 12. Jahrhunderts aus
Dumbarton Oaks (Washington, D.C.)1520 ist ein Ioannes Lemniotes (""!C inscr.)
belegt. Da man weiß, dass der in Kastoria belegte Theodoros Lemniotes einen Sohn namens
Ioannes hatte, ist vielleicht daran zu denken, dass dieser mit jenem des Siegels identisch ist. Ein
weiterer Theodoros Lemniotes gehört an das Ende des 13. Jahrhunderts.1521 Das (späte) 12.
Jahrhundert als Datierung der drei Monogramme fügt sich auch ganz gut zu der Entwicklung
des byzantinischen Monogramms: Im späteren 12. Jahrhundert lässt sich eine Nachblüte des
Monogramms erkennen, die ihren Impuls vielleicht aus dem Westen erhielt, wo verschiedene
Monogramme in Mode geblieben waren.1522 Der Eparchos von Thessalonike – im Übrigen die
einzige Stadt neben Konstantinopel, in der die Funktion auch über die spätrömische Zeit hinaus
existierte – unterstand dem Dux von Thessalonike.1523 Dass die drei Monogramme in der
Demetrios-Kirche zu finden sind, deutet vielleicht darauf hin, dass der Eparchos irgendetwas in
der Kirche stiftete.1524

Medaillon, 9. Jh. ?: Kirche Hagios Demetrios, Krypta


Nr. GR124) In der Krypta der Kirche wird das Fragment eines Marmorbogens aufbewahrt,
der zum Ciborium des Altars der Kirche gehört haben dürfte.1525 Vom eigentlichen Stein abge-
meißelt ist auf der (vom Betrachter aus gesehen) rechten Seite ein auf einer Kugel ruhendes
hohes Kreuz; auf der linken Seite des Marmorfragments befindet sich ein weiteres Kreuz, das in
einen Kreis eingeschrieben ist. Zwischen den beiden Kreuzen ist ein Medaillon abgemeißelt,
von dem ca. ein Drittel der oberen Hälfte verloren ist. In das Medaillon eingeritzt ist eine nicht
akzentuierte, über fünf (erhaltene) Zeilen laufende Majuskel-Inschrift, die sich aus zwei Versen
zusammensetzt. In einer sechsten, im verlorenen oberen Bereich des Medaillons zu lokalisie-
—————–
1516
Die Auflösung des ersten Monogramms ist nach Werner Seibt nicht ganz gesichert: In Frage kommen könnten
auch Formen von Ā8D4? oder 6DĀ84?.
1517
Der vorliegende Beleg ist auch nicht zitiert bei A. KONSTANTAKOPOULOU, L’éparque de Thessalonique: les origi-
nes d’une institution administrative (VIIIe–IXe siècles), in: ¶884:67ÿ? :.7<6:Ċ@26? @Aą Ņ 625:ÿ? B:Ā1>6<
=<B1Ń: <A6<.:.A<867Į? í>Ċ=4?. 2860>þ16: 11–17 2=A29/>Ą<B 1984. Athen 1985, 157–162.
1518
PmbZ # 2111.
1519
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 83–85.
1520
Photo in Wien vorhanden (für die Datierung danke ich Werner Seibt).
1521
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 161, Anm. 450.
1522
Vgl. W. SEIBT, Monogramm. RbK VI (2005) 591. Die Hochzeit des byzantinischen Monogramms ist das 6. bis 8.
Jh.
1523
Vgl. A. K[AZHDAN], Eparch. ODB 1, 704; s.a. R. GUILLAND, Études sur l’histoire administrative de l’Empire
Byzantin – L’Éparque. BSl 42 (1981) 186–196.
1524
Bekannt ist die mosaizierte Darstellung des Eparchen Leon, der zusammen mit dem heiligen Demetrios und dem
Bischof der Stadt abgebildet ist. Das begleitende Mosaik-Epigramm bezeichnet den Eparchen und den Bischof
als Stifter des Neubaus der Demetrios-Kirche in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts, ed. RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken 385–387 u. Abb. 105.
1525
SOTERIOU, .@6867Ă I 183; vgl. MENTZOS, >0.@AĂ>6< 218; LOBERDOU-TSIGARIDA, >Ĉ=A4 33.
Griechenland (Nr. GR124) 379

renden Zeile ist das erste, gänzlich verlorene Wort von Vers 1 zu erwarten, das wahrscheinlich
ebenso wie das Wort in der letzten Zeile der Inschrift aus ca. fünf bis sechs Buchstaben bestan-
den haben dürfte.1526 Unterhalb der letzten Zeile der Inschrift ist ein Kreuz eingeritzt; ein sol-
ches war wahrscheinlich auch am Beginn der Inschrift, wahrscheinlich oberhalb der ersten Zei-
le, angebracht. Ein mit zwei Versen bedecktes Medaillon könnte auch auf dem linken, heute zur
Gänze verlorenen Teil des Ciboriumbogens gestanden sein.1527 Die Inschriften müssen auf jeden
Fall auf den dem Naos zugewandten Seiten des Ciboriums angebracht gewesen sein, von wo aus
sie von den Kirchenbesuchern auch gesehen bzw. gelesen werden konnten.1528
Die Verse auf dem Medaillon wurden in der Vergangenheit unterschiedlich datiert:1529 Die
von Mentzos1530 vor allem auf Basis inhaltlicher Überlegungen (s. unten) vorgenommene Datie-
rung in die zweite Hälfte des 11. Jahrhunderts wurde von Belenes1531 anhand zahlreicher über-
zeugender Vergleichsbeispiele widerlegt;1532 die bereits von Mango1533 und nun von Belenes
dargebotene Datierung von der Mitte des 9. bis zum Beginn des 10. Jahrhunderts ist somit
wahrscheinlich. Auch die von Soteriou1534 aufgrund paläographischer Überlegungen vermutete
Datierung in das 13./14. Jahrhundert dürfte somit hinfällig sein.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[…… =><]Ā1><B =.0782<Ľ? 2<1Ċ><B


Ü826C2 A2>=:ĆA4A. Aā: ­7 9.>9þ><B.
—–
1 =Ć5<? vel =Ą@A6? in initio versus proposuit MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224, ­=6@A.@ĄĤ vel D<>40ĄĤ in initio
versus proposuit Soteriou. […… =><]Ā1><B: … ><Ā]1><B Soteriou, ¥:.@7.C.Ą, Loberdou-Tsigarida, [+
- - =]><Ā1><B Belenes.

…… des ganz berühmten Proedros Theodoros


bestrich den vom Marmor (ausgehenden) Reiz.
Text: SOTERIOU, ¥:.@7.C.Ą 141, 142 (Abb. 6).– SOTERIOU, .@6867Ă I 226, II Taf. 57/.– FEISSEL – SPIESER,
Inscriptions de Thessalonique 335 (Nr. 14bis [Text nach Soteriou]) u. Taf. X (Abb. 2).– BELENES, =60>.CĂ 221, 226
(Abb. 1–3).– LOBERDOU-TSIGARIDA, >Ĉ=A4 33, 36 (Abb. 24).– MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224, 227 (Abb. 1).– BAUER,
Stadt 180, Anm. 16, 147, 149 (Farbabb. 6a).

Lit.: GRABAR, Sculptures II 104 u. Taf. LXXXI (Abb. c).– MANGO, Epigraphy I 248.– TASSIAS, .@6867Ă A<B
.0Ą<B 494A>Ą<B 2@@.8<:Ą74? 99 (Abb.).

Abb: LVI

Das Epigramm berichtet von der Tat eines sehr berühmten Proedros namens Theodoros.
Vers 2 legt dar, dass Konstantinos Ü826C2 den reizvollen Marmor, womit der Ciboriumbogen
gemeint ist. Feissel – Spieser meinten, dass die Verbalform Ü826C2 von 8.9/þ:F stamme und in
itazistischer Verschreibung für 2ã84C2 stehe. Als Möglichkeit fassten sie als Grundwort auch
82Ą=F (sic) ins Auge, kamen aber zur Ansicht, dass sich damit kein zufriedenstellender Sinn
ergebe.1535 Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Eine Form von 8.9/þ:F ergibt keinen
brauchbaren Sinn: Warum sollte nämlich beschrieben werden, dass Theodoros den „Reiz des
Marmors“ „(weg?)nahm“? Die Form Ü826C2 (Impf.) stammt von 82ĄCF – und weder von

—————–
1526
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224.
1527
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 335; LOBERDOU-TSIGARIDA, >Ĉ=A4 33.
1528
Vgl. BELENES, =60>.CĂ 221.
1529
Vgl. BELENES, =60>.CĂ 221f.; FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 336.
1530
Vgl. zuletzt auch BAUER, Stadt 149.
1531
Belenes war Mentzos’ Beitrag vor der Drucklegung bekannt (vgl. BELENES, =60>.CĂ 222).
1532
BELENES, =60>.CĂ 223f.
1533
MANGO, Epigraphy I 248.
1534
SOTERIOU, ¥:.@7.C.Ą 141f.; SOTERIOU, .@6867Ă I 226.
1535
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 336.
380 Griechenland (Nr. GR124–GR125)

82Ą=F (Feissel – Spieser)1536 noch von 82Ą=AF (Mentzos)1537 –, was so viel wie „anstreichen“,
„bestreichen“, aber auch „färben“ bedeutet und auch sonst im Architektur-Vokabular geläufig
ist.1538 Theodoros’ Stiftung könnte somit mit einer farblichen Ausgestaltung des Marmors in
Verbindung stehen. Was die Identifizierung des =>Ć21><? angeht, meinte Mentzos, dass auf-
grund der Verwendung des Epithetons =.0782Ă? eher an eine weltliche als eine bischöfliche
Würde zu denken sei.1539 Als möglichen Identifizierungsvorschlag bot er daher Theodoros Da-
lassenos an,1540 der 1062/63 als Proedros und Dux von Thessalonike (und Serrai) attestiert
ist.1541 Dass die Maßnahme des Stifters Theodoros im Zusammenhang stand mit der Beseitigung
von Schäden nach einem Erdbeben, wie Mentzos behauptet,1542 kann allerdings nicht verifiziert
werden, da von Zerstörungen durch das starke Erdbeben von September 1063 nur im Marma-
rameer-Gebiet berichtet wird.1543 Aufgrund der paläographischen Beobachtungen von Mango
und Belenes ist der Stifter vielmehr in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts zu suchen. Wie
Belenes selbst feststellte,1544 ist mit dem =>Ć21><? Theodoros höchstwahrscheinlich der gleich-
namige Metropolit von Thessalonike gemeint,1545 der von 864 bis 879 dieses Amt innehatte.1546
Nach Mentzos könnte auf dem äquivalenten Medaillon auf der linken Seite des Ciboriumbogens
ein weiterer Stifter genannt worden sein, der für die Instandsetzung des Bema verantwortlich
war.1547
Das Epigramm besteht aus zwei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die von Mentzos vorgeschlagenen Ergänzungen für den verlorenen Beginn von Vers
1 (vgl. textkritischen Apparat) erscheinen äußerst plausibel.1548 Das Adjektiv =.0782Ă? ist nicht
vor dem 9./10. Jahrhundert belegt; eine besondere Häufung des Wortes in dieser Periode1549
untermauert die von Belenes vorgeschlagene Datierung.

Steinplatte, a. 1481: Kirche Hagios Demetrios


Nr. GR125) Im nordwestlichen Bereich des Mittelschiffes der Kirche, links des Eingangs
vom Narthex in den Naos,1550 ist in die Wand eine große Marmorplatte eingemauert, in die eine
lange, gut lesbare, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Die Marmorplatte befin-
det sich unterhalb eines kunstvoll gestalteten Grabmonuments.1551 Die Inschrift läuft über 13
Zeilen, wobei die ersten elf Zeilen in zwei Blöcken angeordnet sind. Die Inschrift auf diesen elf
Zeilen bildet ein Epigramm, das aus 22 Versen besteht, wobei pro Zeile je zwei Verse angeführt
sind; das Epigramm ist Zeile für Zeile zu lesen. Die beiden letzten Zeilen der Inschrift sind in

—————–
1536
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 336.
1537
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224.
1538
Vgl. LSJ s.v.; ORLANDOS – TRAULOS, 2;67Ć: s.v.
1539
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224f.
1540
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 225.
1541
Vgl. CHEYNET, Société byzantine II 430; IDEM, Les Dalassènoi, in: CHEYNET – VANNIER, Études prosopogra-
phiques 91; OIKONOMIDES, Dated Byzantine Lead Seals 91; J. LEFORT u.a., Actes d’Iviron, II: Du milieu du XIe
siècle à 1204 (Archives de l’Athos XVI). Paris 1990, 109.
1542
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 225f.
1543
GUIDOBONI – COMASTRI, Catalogue 45–48.
1544
BELENES, =60>.CĂ 225.
1545
Zu =>Ć21><? als Bezeichnung für den Bischof bzw. Metropoliten siehe L s.v.; vgl. FEISSEL – SPIESER, Inscriptions
de Thessalonique 336.
1546
Vgl. CHATZEANTONIOU, 4A>Ć=<84 2@@.8<:Ą74? 286 (Nr. 15); aus byzantinischer Zeit ist danach kein Metro-
polit von Thessalonike namens Theodoros mehr belegt.
1547
MENTZOS, >0.@AĂ>6< 224.
1548
Die von SOTERIOU, ¥:.@7.C.Ą 141 vorgeschlagenen Ergänzungen (vgl. textkritischen Apparat) sind zu verwer-
fen, da sie das Metrum nicht berücksichtigen. Auch die von Soteriou angedachte Möglichkeit der Erwähnung der
Datierung am Beginn des Verses ist ausgeschlossen.
1549
Vgl. LBG s.v.
1550
Beim ersten Joch der nördlichen Mittelschiffarkade.
1551
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 5ff., 28ff.
Griechenland (Nr. GR125) 381

Prosa gehalten; am Ende ist die Datierung nach Weltjahr, Indiktion, Monat und Tag angegeben,
wodurch das Epigramm auch genau datiert werden kann, nämlich auf den 1. Januar 1481.
Paläographisch auffallend ist, dass der Epigrammtext bis auf eine Ausnahme in Vers 13 –
7þ88<B? ist inschriftlich als "C wiedergegeben – keine orthographischen Besonderheiten
aufweist. Im Prosatext am Ende hingegen sind solche zu bemerken, was darauf hindeuten könn-
te, dass dieser Teil der Inschrift von einer anderen Person eingraviert wurde.1552 Unterschiede
bei der Gestaltung der einzelnen Buchstaben lassen sich allerdings nicht feststellen. Eine andere
Möglichkeit ist, dass der Graveur den Epigrammtext von einer guten Vorlage genau kopierte,
den abschließenden Prosatext aber frei formulierte.
Das Epigramm samt daran anschließendem Prosatext ist folgendermaßen wiederzugeben:

ñD49. 126D52ă? A<Ľ AŃ: ņ88Ă:F: 0Ā:<B?


Ań =2>6Ć:A6 A<Ľ AŃ: >2AŃ: 7Ĉ78<B
7.ă Aā: =(.A)>Ą1. =</2/847Ċ?, <ã9<6,
AĮ? /.>/.>67Į? <í 92AĀ@D2? 748ĵ1<?
5 AŃ: 0ý> =(.A)>ĄF: >2AŃ: ­;499Ā:<?,
D>B@ą? ÷@=2> A6? ¿ @Aā> ®F@CĆ><?,
±8.9E.? 8.9=>Ń? Ań AŃ: >2AŃ: 7þ8826
@FC><@Ĉ:4: 0ý> 7.㠝:1>2Ą.: @7Ă@.?
AĂ: A2 C>Ć:4@6: 7.ă Aā: ß@<:<9Ą.:
10  ? /þ5><: ±5<B >2AŃ: AŃ: ­:5ĀF:
¡0.89. 52ĵ<: A<ĵ? =Ħ@6: :212ĄD54?
5Ā80F: 1ÿ =þ:A.? Aį AŃ: 8Ć0F: @26>Į:6
7.ă Aį 08.CB>ħ A<Ľ 7þ8<8><B? 08.ĴĤ
7.ă A<ĵ? 02::.Ą<6? AŃ: ±>0F: 7.A.=8ĂAAF:
15 ­: Aį 79į, C2Ľ, AŃ: 920Ą@AF: ­8=Ą1F:
<ãDĬ 9<6 Aą CŃ? 7.ă 78Ā<? AĮ? 3FĮ? 9<B,
Aą 7<6:ą: 78Ā<?, ¾ @26>ý A<Ľ D>B@<Ľ 0Ā:<B?,
¾ AĮ? CĈ@2F? 8.9=>ý C68<A69Ą.
.ß.ĵ AĮ? ­9Į? 7.ă 7<6:Į? 1B@ABDĄ.?,
20 <æ. î=Ā@A4: ­=ă @<Ą, C2Ľ, A<Ľ =þ5<B?,
CĄ84 72C.8Ă, ­8=Ą?, 3FĂ, CŃ?, AĀ>E6?,
A<Ľ B3.:AĄ<B 7.ă AŃ: ņ88Ă:F: ë>=4;.
µ7<69Ă54 è 1<Ľ8<? A<Ľ (2<)Ľ <B7Ħ? è =.:A<B:Į? ­: ±A26 ,?R=5Ņ ß:167A6Ń:<? 61Ņ 94:ă
š.:<B.>ĄŁ .Ņ.
––––
2 et 7–9 cf. Pl. Lg. 965d etc.; Arist. Rhet. 1362b.1366b; cf. e.g. etiam Const. Manass. brev. chron. 5683–
5685 (LAMPSIDIS) (de Nicephoro II. Phoca): è 7Ĉ78<? 0ý> AŃ: >2AŃ: 9CĀ@A2C2 Aą: ¡:1>. | 7.ă =Ħ:
7.8ą: ½08þG32, =Ħ: 0.5ą: ­7Ć@926 | ß@DĈ?, :1>2Ą., C>Ć:4@6?, =>.ĆA4?, @FC><@Ĉ:4. 6 cf. v. 10 epi-
gramm. in Museo Byz. Polit. in urbe Thessalonike (de Christo ?) (ĺ no. GR128): 8Ĉ<6? è
8.9=>Ć9<>C<<?> @Aā> ­7 AþC<B.1553 11 cf. Anal. Hymn. Gr. II 94,132–135 (SCHIRÒ) (de Deipara): !Į?
­07>.A2Ą.? ¡0.89. 52ĵ<: ­12ĄD54 =Ħ@6: ¾ 52<CĆ><?. 15 cf. Man. Phil. carm. I 322 (CXXXI 48 MILLER):
ų 7Ć@92 8.9=>ÿ AŃ: ­9Ń: D5ÿ? ­8=Ą1F:; 16 cf. v. 3 epigramm. in cingulum in cod. Marc. gr. 524 (s.
XIII), fol. 181v, ed. LAMPROS, Ũ .>76.:ą? Ń16; 524 178 (no. 336 [Maria Antioch. de imp. Manuele
I.]): .íA<7>þA<> 9<B, AĮ? 3FĮ? =8<BA6@9Ā 9<B; cf. etiam v. 1 epigramm. in capella ecclesiae Mariae Pam-
macaristae in urbe Istanbul (ĺ no. TR76): ı:2>, Aą CŃ?, Aą =:2Ľ9., Aą =>Ć@C5209þ 9<B. 17 cf. Theod.
Potam. ep. 4,3–5 (DENNIS, Byzantium and the Franks 8): … 88ĩ ¾ A<Ľ D>B@<Ľ 0Ā:<B? @26>ý Þ? ­;404Aā?
9ÿ: Ř@Ą<1<? è @<CĆ? … (= Hes. Op. 109: $>J@2<: 9ÿ: =>KA6@A. 0*:<? 92>I=F: :5>K=F:).

—————–
1552
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 22.
1553
Bei der Beschreibung des Verstorbenen, der durch die Tugenden wie ein Stern strahlt, handelt es sich um einen
Topos, der etwa auch in einer kyrillischen Grabinschrift des Jahres 1342 aus dem Rila-Kloster in Bulgarien zu
finden ist, ed. MALINGOUDIS, Inschriften 81; dort heißt es u.a.: „Du, der Hochberühmte, der Mann, der wie ein
glänzender Sonnenstern sich im Reiche der Tugenden bewegte, liegst nun tot im kleinen Grab“. Zum Topos des
„kleinen Grabes“ vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 196–199.
382 Griechenland (Nr. GR125)

——–
1 .ñD49 Tassias. ®88Ā:F: Lucas. 2 =2>6Ć:A6: =><GĆ:A6 Tafel, Sathas, Duchesne – Bayet, Demitsas. 3 <ã9<6:
ù 9<6 Tafel, <ã 9<6 Duchesne – Bayet. 4 92AĀD26? Demitsas. 748Ą1<? Lucas, Leake, Tafel, Sathas, Demitsas.
5 =(.A)>ĄF:: =.A>67Ń: Lucas, Leake. 6 8.Aā> Lucas. 7 ±8.9E.?: µ88.9E.? Lucas, %C Cousinéry,
±8.9E2? Leake. 9 ß@<:<96ý: Lucas. 10  ? /þ5><:: ©@/2@A<: Lucas.  Cousinéry. ±5<B: ±5:<B?
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néry, [@<Ľ =Ā>6] Tafel, Sathas, ­=[Ą] @<6 Demitsas. 23 =.:A<B:Į? scripsi: @=.:AF:Ă? Lucas, =.:A<B:Ă?
Leake, =.:A<Ĉ:4? Tafel, Duchesne – Bayet, Demitsas, Soteriou, Bakalopoulos, Spieser, Zakythenos,
Tassias, =.:A<B:4? Zesiou. ±A26 scripsit Leake: ! inscr. ,?R=5Ņ: ?,<=5Ł Lucas, ,.B=.ĩ Sathas, ?8=5ĩ
Demitsas. ß:167A6Ń:<? omisit Tafel. 94:ă scripsit Leake:  inscr.,  Cousinéry, 94:ą? Tafel,
Sathas. š.:<B.>Ą(Ł) Duchesne – Bayet: " inscr., ß.::<:.>Ą<B Lucas, " Cousi-
néry, š.:<B.>Ą<B Leake, š.:<B.>Ą<B Tafel, Sathas, š<:<.>Ą(Ł) Demitsas, ß.:<B.>Ą< Zesiou, Bakalopou-
los.

Du, der du dich als Stolz des Stammes der Hellenen erwiesen hast
durch die Überlegenheit des Kreises der Tugenden
und der du die Heimat, ach, verloren hast,
hattest keinen Anteil an der barbarischen Befleckung.
5 Denn gekleidet in die väterlichen Tugenden
strahltest du wie ein goldener Gegenstand oder der Morgenstern
leuchtend durch die Schönheit der Tugenden.
Denn Besonnenheit und Tapferkeit übend
und Einsicht und Gerechtigkeitssinn,
10 die du dir als Grundlage für die gotterfüllten Tugenden gabst,
zeigtest du dich allen als göttliches Bild
und bezaubertest alle mit der Sirene der Worte
und mit dem feinen Glanz der Schönheit
und frappiertest durch die Vortrefflichkeit deiner Taten.
15 Auf der Höhe, ach, der größten Hoffnungen
gehst du mir dahin, Licht und Ruhm meines Lebens,
allgemeiner Ruhm, Kette des goldenen Geschlechts,
strahlende Pracht der Natur.
Weh, mein und allgemeines Unglück,
20 welche Leiden erlitt ich deinetwegen, ach,
liebes Haupt, Hoffnung, Leben, Licht, Freude,
Sprössling von Byzantion und der Hellenen.
Der Diener Gottes, Lukas Spantunes, entschlief im Jahr 6989, in der 14. Indiktion am
1. Januar (= 1481).
Text: P. LUCAS, Voyage […] fait par ordre du Roi dans la Grece, L’Asie Mineure, La Macedoine e l’Afrique.
Tome premier contenant la description de la Natolie, de la Caramanie, & de la Macedoine. Amsterdam 1714, 317
(Nr. 50).– E.M. COUSINERY, Voyage dans la Macédoine, contenant des recherches sur l’histoire, la géographie et les
antiquités de ce pays, I. Paris 1831, Tafel nach p. 42 (Schriftskizze), 43f. (franz. Übers.).– LEAKE, Travels in North-
ern Greece III 242f., Anm. 1.– Th.L.F. TAFEL, De Thessalonica eiusque agro dissertatio geographica. Berlin 1839
(Reprint London 1972), 125f. (mit lat. Übers.).– K.N. SATHAS, 2<2884:67ā #68<8<0Ą.. 6<0>.CĄ.6 AŃ: ­: A<ĵ?
0>þ99.@6 16.8.9Eþ:AF: ¶88Ă:F: =ą AĮ? 7.A.8Ĉ@2F? AĮ? /B3.:A6:Į? .íA<7>.A<>Ą.? 9ĀD>6 AĮ? ®884:67Į?
­5:202>@Ą.? (1453–1821). Athen 1868, 106f. (Text nach Lucas).– DUCHESNE – BAYET, Mémoire 68f. (Nr. 112 [mit
Schriftskizze]).– DEMITSAS, .721<:Ą. I 558 (Nr. 670 [307], mit Schriftskizze).– P. PAPAGEORGIOU, ¥@Aā>
2@@.8<:Ą74? 1908, Nr. 33–35, 37 (mir nicht zugänglich).– ZESIOU, ¹>2B:. 138.– SOTERIOU, .@6867Ă I 228, 229
(Abb. 91).– A.E. BAKALOPOULOS, 40ÿ? AĮ? à@A<>Ą.? A<Ľ :Ā<B ®884:6@9<Ľ. Thessalonike 1965, 338f. (Nr. 85).–
MPOURAS, =6AĈ9/6< 22 u. Taf. 1–4.– SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 179 (Nr. 32 [mit franz. Übers.]) u. Taf.
IX (Abb. 1).– D.D. ZAKYTHENOS, 2@@.8<:Ą74, .à /B3.:A6:.ă ¥5Į:.6 A<Ľ /<>>Ħ. >.7A67ý AĮ? ¥7.149Ą.? ¥54:Ń:
60 (1985) 580.– I.Ch. TASSIAS, Ũ ¢06<? 49ĂA>6<? =<86<ĽD<? 2@@.8<:Ą74?. Thessalonike 2007, 127.
Griechenland (Nr. GR125) 383

Lit.: TEXIER – POPPLEWELL PULLAN, Byzantine architecture, Taf. 69–70.– CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 83,
90.– GEDEON, <6Ă9.A. 245, Anm. 7.– P.N. PAPAGEORGIOU, :492ĵ. AĮ? ­: 2@@.8<:Ą7Ĭ 8.A>2Ą.? A<Ľ
920.8<9þ>AB><? ž0Ą<B 494A>Ą<B. BZ 17 (1908) 364–367 (Nr. 21) u. Taf. X,10.– BAKALOPOULOS, Š@A<>Ą. AĮ? .-
721<:Ą.? 127.– MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 44–45 (Abb. 102).– FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique
340 (Nr. 32).– N.G. LASKARIS, Monuments funéraires paléochrétiens (et byzantins) de Grèce. Athen 2000, 122.–
SOPHIANOS, .ą? A<Ľ ž0Ą<B 494A>Ą<B 113.– TASSIAS, .@6867Ă A<B .0Ą<B 494A>Ą<B 2@@.8<:Ą74? 83 (Abb.).–
BAKIRTZIS, Urban Continuity 39.– Th. GANCHOU, Eudokia Kantakouzènè, mère du chroniqueur Théodôros Span-
tounès, et l’amirissa Mara Brankoviü, marâtre de Mehmed II, in: G.K. BARZELIOTE – K.G. TSIKNAKES (Hg.),
.84:<AþA4 A69Ă @A4 $>Ĉ@. .8AĀ3<B. Athen 2013, 264, Anm. 17.

Abb.: LVII–LVIII

Wie dem Inhalt der Verse und des darauffolgenden Prosatextes klar zu entnehmen ist, han-
delt es sich um ein Grabepigramm. Der im Epigramm gerühmte Lukas Spantunes ist aus ande-
ren Quellen nicht bekannt;1554 weitere Personen mit demselben Familiennamen sind allerdings
im 14. Jahrhundert belegt.1555 Im 15. Jahrhundert sind einige Mitglieder der Familie auch in
Italien zu finden; der Bezug zu Italien ist auch durch die Tatsache gegeben, dass das monumen-
tale Grab des Spantunes in einer venezianischen Werkstätte geschaffen wurde.1556 Dies bedeu-
tet, dass die Beziehungen zu den Venezianern auch nach Ende von deren Herrschaft über die
Stadt (bis 1430) aufrecht blieben.1557 Daneben bestehen verwandtschaftliche Beziehungen auch
zu bestimmten Seitenlinien der Kantakuzenoi und Palaiologoi.1558 Fest steht freilich, dass Lukas
Spantunes, ausgestattet mit den althergebrachten Tugenden1559 @FC><@Ĉ:4, :1>2Ą., C>Ć:4@6?
und ß@<:<9Ą. (Verse 8–9),1560 vornehmer Abstammung ist, wie die wahrscheinlich auf Hesiod
zurückgehende Formel ¾ @26>ý A<Ľ D>B@<Ľ 0Ā:<B? (vgl. Testimonienapparat)1561 in Vers 17 be-
zeugt.1562 Er stammt wohl aus Konstantinopel, wie in Vers 22 zu lesen ist (A<Ľ B3.:AĄ<B …
ë>=4;1563), von wo er 1453 geflohen sein könnte (Vers 3).1564 Auch auf seine „hellenische“, d.h.
byzantinisch-orthodoxe, Abstammung wird mit Nachdruck hingewiesen, nämlich bezeichnen-
derweise im ersten (ñD49. … A<Ľ AŃ: ņ88Ă:F: 0Ā:<B?) und im letzten Vers (AŃ: ņ88Ă:F:

—————–
1554
Vgl. PLP # 26482.
1555
PLP # 26480, 26481, 26483; PLP # 26484 nennt eine Spantunina; weitere Personen bei MPOURAS, =6AĈ9/6<
14ff. Vielleicht war Lukas Spantunes Getreidehändler (vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 48–52; BAKIRTZIS, Urban Con-
tinuity 39), wenngleich das Grabepigramm dafür keine Hinweise liefert.
1556
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 28–47.
1557
Vgl. BAKIRTZIS, Urban Continuity 39.
1558
Vgl. K.-P. MATSCHKE, Some Merchant Families in Constantinople Before, During and After the Fall of the City
1453. Balkan Studies 38 (1997) 234ff.; s.a. NICOL, Kantakouzenos 230ff.
1559
Die Tugenden (>2A.Ą) spielen insgesamt im Epigramm eine wichtige Rolle, da sie an vier Stellen (Verse 2, 5, 7,
10) erwähnt werden. Die in den Versen 8 u. 9 genannten (Kardinal)tugenden gehen auf Platon (vgl. Testimonien-
apparat; BAKIRTZIS, Urban Continuity 24) zurück, allerdings wird dort (so wie auch an allen weiteren darauf auf-
bauenden Stellen) als vierte Tugend nicht ß@<:<9Ą., sondern 167.6<@Ĉ:4 genannt. Vom „Kreis der Tugenden“
(Vers 2: A<Ľ AŃ: >2AŃ: 7Ĉ78<B) dürfte als erster Gregor von Nazianz sprechen: PG 36,641A. Mit den „väterli-
chen Tugenden“ (=(.A)>ĄF: >2AŃ:) in Vers 5 sind die „ererbten“ Tugenden bzw. die Tugenden der Vorfahren
gemeint. Die Verse 8–10 dürften darauf hindeuten, dass Platons (Kardinal)tugenden als Grundlage für die christ-
lichen Tugenden dienten. Zur Darstellung der Tugenden in Kunst und Literatur siehe zuletzt C. CUPANE, Das er-
fundene Epigramm: Schrift und Bild im Roman, in: HÖRANDNER – RHOBY, Bedeutung 26 (mit Bsp. u. Lit.).
1560
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 24.
1561
Es ist erstaunlich, dass die Wendung ¾ @26>ý A<Ľ D>B@<Ľ 0Ā:<B? auch in dem im Testimonienapparat zitierten
Brief des Theodoros Potamios belegt ist, der Ende des 14., Anfang des 15. Jh.s wirkte (zur Person PLP 23601;
DENNIS, Byzantium and the Franks 2–4). Eine direkte Verbindung zwischen Brief und Inschrift wird es aber wohl
kaum gegeben haben, auch wenn man Potamios, zumindest zeitweise, in Thessalonike verorten kann.
1562
Zu ähnlichen Bezeichnungen auch bei anderen Personen vgl. V. LAURENT, BZ 65 (1972) 94 (1F>2ý @26>þ: „la
chaîne dorée“); s.a. MPOURAS, =6AĈ9/6< 25.
1563
Zur Verwendung von ë>=4;, das besonders oft bei Nonnos von Panopolis belegt ist, in der griechischen Dichtung
G. AGOSTI, Ancora sullo stile delle iscrizioni metriche tardoantiche. Incontri di Filologia Classica XI (2011–
2012) 239.
1564
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 23.
384 Griechenland (Nr. GR125–GR126)

ë>=4;) des Epigramms.1565 Dies ist insofern bedeutend, als nach Spieser Vers 4 darauf hindeu-
ten könnte, dass Spantunes nicht zum Islam konvertiert war.1566 Vers 12 ist schließlich zu ent-
nehmen, dass der Verstorbene redegewandt war (Aį AŃ: 8Ć0F: @26>Į:6).1567 Die Tatsache, dass
Spantunes in der Kirche des heiligen Demetrios, die im Jahr 1481 noch nicht zur Moschee um-
gewandelt worden war,1568 bestattet wurde, dürfte darauf hinweisen, dass die Familie über be-
trächtlichen Reichtum verfügte.1569 Sprecher des Epigramms ist eine unbekannte Person; es
könnte sich dabei um die Witwe des Verstorbenen handeln, die um diesen heftig trauert (vgl.
vor allem die Verse 15f. und 19ff.), wenngleich <æ. – es handelt sich um ein Neutrum Plural –
am Beginn von Vers 20 freilich kein Indiz dafür ist, dass eine Frau die Sprecherin ist, wie Leake
behauptete.1570 Nach Bouras ist Lukas Spantunes mit dem auf Italienisch schreibenden Histori-
ker Theodoros Spantunes verwandt,1571 dessen Aufenthalt in Thessalonike für 1482–1487 bzw.
vielleicht auch schon früher belegt ist.1572 Letzterer könnte nach Bouras auch für die Verse ver-
antwortlich zeichnen.1573
Das Epigramm besteht aus 22 Zwölfsilbern, die aufgrund mancher schwerer Verstöße als
prosodielos zu klassifizieren sind. Diese Einschätzung würde zwar einen professionellen Dich-
ter als Autor der Verse ausschließen, doch spricht nichts dagegen, dass ein im Griechischen
nicht ganz firmer Verfasser, nämlich der erwähnte, auf Italienisch schreibende Theodoros Span-
tunes, als Verseschmied in Frage kommt. Die Binnenschlüsse der Zwölfsilber sind korrekt ge-
setzt, wobei auffällt, dass ausschließlich B5 vorkommt; die proparoxytone Betonung vor B5 in
Versen 9 und 18 kommt eher selten vor. Vers 17 besteht aus 13 Silben: Durch die Eliminierung
des Artikels ¾ könnte der Vers im Sinne eines Zwölfsilbers „geheilt“ werden. Gegen diesen
Eingriff spricht jedoch die Tatsache, dass auch vor 7<6:ą: 78Ā<? (im selben Vers) und vor AĮ?
CĈ@2F? 8.9=>ý C68<A69Ą. (im folgenden Vers) ein Artikel steht.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Übersetzung „wie ein goldener Gegenstand“
anstatt „wie Gold“ in Vers 6 rührt daher, dass auch A6? bei der Übertragung zum Ausdruck ge-
bracht werden sollte. Am Beginn von Vers 7 ist die figura etymologica ±8.9E.? 8.9=>Ń? zu
beobachten. Zu beachten ist auch die durch 7.ă Aį (Beginn Vers 13) und 7.ă A<ĵ? (Beginn Vers
14) bedingte Anapher. Obwohl auf der Marmorplatte kein Akzent verzeichnet ist, ist es legitim,
=.:A<B:Į? im auf das Epigramm folgenden Prosatext endzubetonen (mit einem Zirkumflex
auf dem Eta), da die Träger desselben Namens in anderen Quellen auf diese Weise akzentuiert
sind.1574

Türsturz, a. 1028: Kirche Panagia ton Chalkeon


Nr. GR126) Die Eingangspforte der Kirche ist mit einem vorgeneigten Türsturz versehen, in
den über zwei Zeilen verteilt eine akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Dabei ist auffal-
lend, dass gut zwei Drittel der Inschrift der oberen Zeile sehr gut zu lesen sind: Die einzelnen
Buchstaben sind in der Regel ungefähr gleich groß, dies gilt auch für die Abstände zwischen
den Buchstaben; darüberhinaus finden wir weder Ligaturen noch Abkürzungen. Dies ändert sich
—————–
1565
Vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 23.
1566
SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 180. Samuel P. Müller weist mich darauf hin, dass AĮ? /.>/.>67Į? <í
92AĀ@D2? 748ĵ1<? auch bedeuten könnte, dass der Verstorbene seine Kinder nicht mit Angehörigen der osmani-
schen Volksgruppe verheiratet hat.
1567
Zur Bezeichnung „Sirene“ für eine redebegabte Person vgl. GRÜNBART, Formen der Anrede 80.
1568
Dies geschah erst um das Jahr 1492 (KasÕmie Camii), vgl. M. KIEL, Notes on the history of some Turkish monu-
ments in Thessaloniki. Balkan Studies 11 (1970) 142f.; SOPHIANOS, .ą? A<Ľ ž0Ą<B 494A>Ą<B, passim; BAUER,
Stadt 444f.
1569
Das Grab des Spantunes ist das letzte Monument der byzantinischen Aristokratie in Thessalonike, vgl. BAKIR-
TZIS, Urban Continuity 39.
1570
LEAKE, Travels in Northern Greece III 243; vgl. MPOURAS, =6AĈ9/6< 25.
1571
D.M. NICOL, Spandouginos Theodoros. On the origin of the Ottoman emperors. Cambridge u.a. 1997.
1572
MPOURAS, =6AĈ9/6< 17–20, 27, Anm. 1.
1573
MPOURAS, =6AĈ9/6< 26f.; s.a. BAKALOPOULOS, Š@A<>Ą. AĮ? .721<:Ą.? 127.
1574
Vgl. PLP # 26480, 26481, 26483.
Griechenland (Nr. GR126) 385

jedoch im letzten Drittel: Zunächst ist das nomen sacrum (2<AĆ)7<B abgekürzt, danach folgen
Buchstaben mit unterschiedlicher Größe, die auch übereinander geschrieben sind; zusätzlich
sind auch zahlreiche Ligaturen und Abkürzungen zu entdecken.1575 Der Text ist somit – beson-
ders in der unteren Zeile – schwerer zu entziffern, und man muss näher an diesen herantreten,
um ihn lesen zu können. Das Besondere an der Inschrift besteht auch darin, dass der Beginn als
metrisch zu klassifizieren ist.1576 Es ist sicher auch kein Zufall, dass gerade der metrische Teil
der Inschrift durch den oben erwähnten klaren Schriftzug gekennzeichnet ist. Das erste Wort,
das mit einer Ligatur versehen ist – (2<AĆ)7<B – befindet sich am Ende des zweiten Verses.
Zu datieren ist die Inschrift durch die Nennung von Monat, Indiktion und Weltjahr am Ende,
d.h. nach christlicher Zeitrechnung in das Jahr 1028.1577 Paläographisch ist die Inschrift auch
insofern interessant, als diese eines der frühesten byzantinischen Beispiele darstellt, in dem
zahlreiche Ligaturen, Abkürzungen und vermehrt runde Buchstabenformen verwendet wer-
den.1578
Die Inschrift mit metrischem Beginn ist wie folgt wiederzugeben:

¥C62>Ċ54 è =>ă: /Ā/48<? AĆ=<?


2ß? :.ą: =2>Ą/82=A<: AĮ? (2<AĆ)7<B
=.>ý $>6@A<CĆ(><B) A<Ľ ­:1<;<AþA(<B) /.@6867<Ľ (=>FA<)@=.5.>Ą<B 7(.ă) 7.A(2)-
=þ:F .0<B/.>1Ą.? 7(.ă) AĮ? @B9/Ą<B .íA<Ľ .>Ą.? 7(.ă) AŃ: AĀ7:F: .íAŃ: 674CĆ-
5 (><B), ©::4? 7(.ă) .A.7.8Į? 94:ă 2=A29/>ĄŁ ß:1(67A6Ń:<?) 6/Ņ ±A(<B?) ,?C83Ņ.
——–
1 ¥C62>Ċ54 scripserunt Duchesne – Bayet: # inscr. =>ă: scripserunt Duchesne – Bayet:
 inscr. 2 =2>6/82=Aą: Mordtmann. 3 $>6@A<CĆ(><B) scripserunt Duchesne – Bayet:
$C!&#(") inscr, $>6@Ań #< Texier. /.@6867<Ľ scripserunt Duchesne – Bayet: C"
inscr., .@68Ą7<B Texier. =>FA<@=.5.>Ą<B scripsit Texier: C" inscr. 7.A2=þ:F scripsit
Tafrali: !() inscr., 7.Aý =Ć:<: Texier, 7.A.=<:< Duchesne – Bayet. 4 .0<B/.>1Ą.?: ž0Ą<B
.>.1Ą.? Texier, 8.0<B .>1Ą.? Duchesne – Bayet, ž0Ą<B .>.1Ą. CIG, " C Xyngopou-
los. AĮ? scripserunt Duchesne – Bayet: TIC inscr. @B9/Ą<B scripsit Euangelides: C"" inscr., @B:/Ą<B
alii. AĀ7:F: scripserunt Duchesne – Bayet: ! inscr., A27:Ń: Texier. 5 .A.7.8Į? scripsit Mordt-
mann: !C inscr., .A.7þ86? Texier, CIG, .A.7.8ĵ? Duchesne – Bayet. 94:ă scripserunt Du-
chesne – Bayet:  inscr., 94:į Texier. 2=A29/>ĄŁ scripserunt Duchesne – Bayet: C!
inscr., @2=A29/>Ą<B Texier. 6 ß:1(67A6Ń:<?) scripserunt Duchesne – Bayet: (!&C) inscr.,
ß:167A6Ć:<? Texier, ß:1Ą7A4? CIG, Mentzou-Meimare, ß:1(67A6Ń:<)? Tzanes. 6/Ņ: 127.AĮ? Texier. ,?C83Ņ: ­;į
D686þ12? =2:A.7Ć@6. A>6þ7<:A. ®=Aþ Texier.

Der früher ungeweihte Ort wurde geweiht


zu einer berühmten Kirche der Theotokos
von Christophoros, dem hochangesehenen kaiserlichen Protospatharios und Katepano
von Langobardia, und seiner Ehefrau Maria und ihren Kindern Nikephoros, Anna und
5 Katakale. Im Monat September der 12. Indiktion des Jahres 6537 (= 1028).
Text: TEXIER, Description de l’Asie Mineure III 69 (mit franz. Übers.).– DUCHESNE – BAYET, Mémoire 58f. (Nr.
103 [mit franz. Übers. u. Schriftskizze]).– CIG IV 329 (Nr. 8705).– A. MORDTMANN, Sur une inscription byzantine
de Thessalonique. Revue archéologique, n.s. 36 (1878) 172.– TAFRALI, Topographie 178, Anm. 2.– ZESIOU, ¹>2B:.
149 u. Abb. 1–2 (Abklatsche).– A. XYNGOPOULOS, Ũ :.ą? AĮ? 2<AĆ7<B AŃ: $.87ĀF:. >40Ć>6<? è .8.9Ħ? 2
(1918) 667.– D.E. EUANGELIDES, Ř .:.0Ą. AŃ: $.87ĀF:. Thessalonike 1954, 10 u. Taf. 1 (Schriftskizze).– P.
LEMERLE, BZ 48 (1955) 173f.– P. LEMERLE, REB 13 (1955) 228.– PAPADOPOULOS, Wandmalereien 12, Anm. 3 (mit
deutsch. Übers.).– SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 163 (Nr. 13 [mit franz. Übers.) u. Taf. IV,2.– TSITOURI-

—————–
1575
Vgl. KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 682.
1576
Zur zweiten metrischen Inschrift in der Kirche, jener am Apsisbogen (gemalt), siehe RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken, Nr. 104a.
1577
Dass die Kirche – wie von CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 94 behauptet – im 13. Jh. errichtet wurde, entbehrt
jeder Grundlage.
1578
Vgl. MANGO, Epigraphy I 246.
386 Griechenland (Nr. GR126)

DOU, Panagia Chalkeon 9f. u. Taf. 5.– TZANES, 6<674AĀ? 261f.– GERSTEL, Beholding the Sacred Mysteries 81 (mit
engl. Übers.).– RHOBY, Epigrams 71 (vv. 1–3).

Lit.: TEXIER – POPPLEWELL PULLAN, Byzantine Architecture 163.– Ch. DIEHL – M. LE TOURNEAU – H. SALADIN,
Les monuments chrétiens de Salonique (Monuments de l’art byzantin IV). Paris 1918, 153.– VON FALKENHAUSEN,
Untersuchungen 49, 87 = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 50, 91.– A.P. KAZDAN, Slavjane v sostave gos-
podstvujušþego klassa vizantƋskoj imperii v XI–XII vv, in: Slavjane i RossƋa. K 70-letƋu co dnja roždenƋa S.A.
Nikitina. Moskau 1972, 33.– BELTING, Byzantine Art 24.– DARROUZÈS, Mouvement 165 (Nr. 29).– MOUTSOPOULOS,
2Ĉ7F9., Taf. 10–11 (Abb. 26 [Schriftskizze]).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 90 (Nr. 60).– FEISSEL – SPIESER,
Inscriptions de Thessalonique 335 (Nr. 13).– TSITOURIDOU, Grabkonzeption 435.– GUILLOU, Nouvelle inscription
273, 275 (Abb. 4).– VON FALKENHAUSEN, Bari bizantina 200.– MANGO, Epigraphy I 246, II 145 (Taf. 30).– SCHOLZ,
Graecia Sacra 220, 260f. (Nr. 60).– KOURKOUTIDOU–NIKOLAIDOU – TOURTA, Spaziergänge 177 (Abb. 206).– FIORI,
Epigrafi 103f.– KARAGIANNE, .>.A4>Ă@26? II 682, III 1270 (Abb. 2).– TOURTA, Thessalonike 84.

Abb.: LIX

Das Epigramm stellt eine Stifterinschrift dar. Aus dem metrischen Teil (Verse 1–2) ist zu er-
fahren, dass der „früher ungeweihte Ort“ (è =>ă: /Ā/48<? AĆ=<?)1579 zu einer Theotokos-Kirche
geweiht wurde. Über einen (profanen) Vorgängerbau am Ort der Panagia ton Chalkeon ist
nichts näher bekannt; Teile eines aufgefundenen Mosaikfußbodens könnten allerdings zu einem
solchen gehört haben.1580 Mit dem „früher ungeweihten Ort“ könnte auch der in der Nähe be-
findliche Weihbezirk der antiken Stadt gemeint sein.1581 Bei dem /Ā/48<? AĆ=<? kann es sich
allerdings auch um einen Gemeinplatz handeln, wie etwa der Bericht über die Gründung des
Klosters Nea Mone in Thessalonike durch Makarios Chumnos (2. Hälfte 14. Jh.)1582 verrät: !<Ľ
… .7.>Ą<B =>2@/BAĀ><B A<Ľ $<Ĉ9:<B A<Ľ :2Ĉ9.A6 52ĄŁ Aą: ­7 AĮ? A<Ľ 7.6><Ľ C<>Ħ?
D>26F5Ā:A. 7.ă /2/48F5Ā:A. A<ĽA<: AĆ=<: 7.A.8./Ć:A<? 7.ă Aā: ž0Ą.: A.ĈA4: 9<:ā: =<88<ĵ?
à1>Ń@6 7.ă =Ć:<6? 1269.9Ā:<B.1583 Im nicht metrischen Teil der Inschrift wird über den Stifter
Christophoros,1584 seine Ämter, seine Frau und seine Kinder berichtet. Christophoros ist Protos-
patharios und Katepano von .0<B/.>1Ą., womit zu dieser Zeit die letzten byzantinischen Be-
sitzungen in (Süd)italien gemeint sind.1585 Die Position eines Katepano dürfte Christophoros nur
ein knappes Jahr, nämlich 1028/29, innegehabt haben.1586 Die Tatsache, dass Christophoros in
Thessalonike, offensichtlich auf dem Höhepunkt seiner Macht, eine Kirche stiftete, könnte da-
mit zu tun haben, dass er aus dieser Stadt stammte oder seine Familie dort lebte.1587 Die gestifte-

—————–
1579
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 335 interpretieren /Ā/48<? nach einer Auskunft von M.L. Politis
als „un terrain précédement non bâti, accessible à tous“.
1580
Vgl. TSITOURIDOU, Panagia Chalkeon 10.
1581
KOURKOUTIDOU–NIKOLAIDOU – TOURTA, Spaziergänge 177; TOURTA, Thessalonike 84. Eine Parallele stellt z.B.
die in den Zeitraum 515/516 zu datierende Stifterinschrift der Georgskirche in Azra‘a in der südwestsyrischen
Landschaft Hauran dar, ed. J. KODER, in: RESTLE, Azra‘a 59f. Der Beginn der Inschrift (2<Ľ 0Ā0<:2: <å7<? Aą
AŃ: 1.69Ć:F: 7.A.0Ċ06<:) lässt darauf schließen, dass an der Stelle der Kirche ursprünglich ein heidnisches Hei-
ligtum stand, vgl. J. KODER, in: RESTLE, Azra‘a 47, 60.
1582
Zur Person PLP # 30956.
1583
A. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, Š2><@<8B96A67ā /6/86<5Ă74, V. Sankt Petersburg 1915, 19; vgl. SPIESER, Inscrip-
tions de Thessalonique 163f.
1584
Zur Person PmbZ # 21328.
1585
Vgl. CHEYNET, Catépans, passim; VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 49 = VON FALKENHAUSEN, Dominazione
50; s.a. V. V[ON] F[ALKENHAUSEN] – A. K[AZHDAN], Longobardia. ODB 2, 1249f.; SPIESER, Inscriptions de Thes-
salonique 164.
1586
VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 87f. (Nr. 41), 100 (Nr. 79) = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 91 (Nr.
41), 105 (Nr. 79); W. FELIX, Byzanz und die islamische Welt im früheren 11. Jahrhundert. Geschichte der politi-
schen Beziehungen von 1001 bis 1055 (BV XIV). Wien 1981, 201 u. Anm. 38; s.a. PAPADOPOULOS, Wandmale-
reien 12, Anm. 3; F. DÖLGER, Regesten der Kaiserurkunden des Oströmischen Reiches von 565–1453. 2. Teil:
Regesten von 1025–1204. Zweite, erweiterte und verbesserte Auflage bearbeitet von P. Wirth mit Nachträgen zu
Regesten Faszikel 3 (Corpus der griechischen Urkunden des Mittelalters und der Neueren Zeit A I/2). München
1995, Nr. 827.
1587
PAPADOPOULOS, Wandmalereien 12, Anm. 3.
Griechenland (Nr. GR126) 387

te Kirche könnte auch als Grablege für die Familie fungiert haben.1588 Die berechtigte Frage,
warum Christophoros nicht in Bari, sondern in Thessalonike eine Kirche stiftete, ist relativ ein-
fach zu beantworten: Der Aufenthalt in Bari dürfte zu kurz gewesen sein, um auch dort etwas zu
stiften.1589 Vor seiner Berufung nach Italien könnte Christophoros auch Katepano von Thessalo-
nike und Bulgarien gewesen sein.1590
Ungewöhnlich ist der Name von Christophoros’ zweiter Tochter: .A.7.8Ă1591 ist als Perso-
nenname sonst nicht belegt;1592 in der Mitte des 14. Jahrhunderts wird in den Akten des Athos-
Klosters Dionysiu ein Dorf dieses Namens in der westlichen Chalkidiki genannt.1593 Verbreitet
hingegen ist die bekannte Form .A.7.8Ċ: (selten .A.7.8Ć?), die jedoch eher als Familien-
name fungiert.1594 In süditalienischen Urkunden des 12.–14. Jahrhunderts ist auch der Name
.Aþ7.88<? (bzw. .A.7.88Ć?) zu finden.1595 Bemerkenswert ist jedenfalls die Feststellung
von Duchesne – Bayet: „Le nom propre .A.7.8Ă est encore en usage à Salonique“.1596
Auch in der Kirche Panagia ton Chalkeon wird über die Stiftung in einer zweiten, allerdings
zur Gänze in Prosa gehaltenen Inschrift berichtet: Sie ist am Gurtbogen des Bemas gemalt, heu-
te allerdings bei weitem nicht mehr zur Gänze erhalten.1597 Ein wesentlicher Unterschied besteht
darin, dass zwar Maria, Christophoros’ Frau, erwähnt ist, dass allerdings die Kinder Nikepho-
ros, Anna und Katakale nicht angeführt sind.
Der Familienname des Christophoros wird in beiden Inschriften nicht genannt. Er könnte al-
lerdings Burgaris (<Ĉ>0.>6?) oder Baragis (þ>.06?) gelautet haben, wenn man zwei Randbe-
merkungen im Cod. Vat. gr. 19121598 zur so genannten Chronik von Cambridge (Chron. Siculo-
Sarac.)1599 vertrauen kann.1600 Cheynet meint jedoch, dass <Ĉ>0.>6? kein Familienname sei,
sondern auf die Abstammung des Christophoros aus Bulgarien hinweise.1601 Dieser Einwand ist
durchaus berechtigt, wenn Christophoros tatsächlich auch Katepano von Bulgarien (s. oben)
war. Auch die Schreibung mit Rho statt mit Lambda ist möglich: In der Rezension H der Chro-
nik von Morea (ed. SCHMITT) heißt es in Vers 3768 <B>0þ><B? anstatt <B80þ><B?, in einer
Urkunde des Jahres 1262 des Athos-Klosters Docheiariu ist <B>0.>Ą.? anstatt <B80.>Ą.? zu

—————–
1588
TSITOURIDOU, Grabkonzeption 438f.; s.a. DJURIû – TSITOURIDOU, Namentragende Inschriften 52.
1589
Vgl. BELTING, Byzantine Art 24.
1590
Vgl. TZANES, 6<674AĀ? 260–263.
1591
Zur Person PmbZ # 23684.
1592
In PAPE – BENSELER, Wörterbuch I 635 wurde die Form .A.7þ86? aus der vorliegenden Inschrift auf Basis der
Edition im CIG aufgenommen. Wörtlich bedeutet .A.7.8Ă „die überaus Schöne“, vgl. das Adjektiv 7.A.7.8þ
in Kr s.v. Der Beleg für 7.A.7.8þ in F.G. STURZ, Etymologicum graecae linguae Gudianum. Leipzig 1818,
289,40 (s.v. 7þ07.:.) entpuppt sich als Phantom, da 7.Aþ7.:. in den Text gehört (vgl. die entsprechenden Stel-
len in Th. GAISFORD, Etymologicum Magnum. Oxford 1848, 482,35 [s.v. 7þ07.:.] u. I.A.H. TITTMANN, Ioannis
Zonarae Lexicon, ǿǿ. Leipzig 1808, 1161 [s.v. 7þ07.:.]).
1593
N. OIKONOMIDÈS, Actes de Dionysiou (Archives de l’Athos IV). Paris 1968, Index (s.v.). Ein modernes Dorf mit
diesem Namen befindet sich im Bezirk Grebena.
1594
Vgl. K.I. AMANTOS, 8F@@67ý 9282AĂ9.A. (¥54:Ħ. 26>ý 16.A>6/Ń: 7.ă 9282A49þAF: 2). Athen 1964, 489; A.
K[AZHDAN], Katakalon. ODB 2, 1113; s.a. ZESIOU, ¹>2B:. 151.
1595
Vgl. CARACAUSI, Lessico s.v. .Aþ7.88<?; TLG.
1596
DUCHESNE – BAYET, Mémoire 59.
1597
SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 164 (Nr. 14); DJURIû – TSITOURIDOU, Namentragende Inschriften 52 (Nr.
49).
1598
Vgl. P. CANART, Codices Vaticani Graeci. Codices 1745–1962. Tomus I: Codicum enarrationes. Vatikan 1970,
652.
1599
G. COZZA-LUZI, La cronaca siculo-saracena di Cambridge con doppio testo greco scoperto in codici contempora-
nei delle biblioteche vaticana e parigina (Documenti per servire alla storia di Sicilia, quarta serie, II). Palermo
1890, 86.
1600
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 88, 100 = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 91, 105; s.a. OIKONO-
MIDES, Hosios Loukas 248. In der einen Randbemerkung wird darüber berichtet, dass Christophoros Burgaris bei
źĈ06<: (= źĂ06<: = Reggio di Calabria) von den Arabern schwer geschlagen wurde, in der anderen Randbemer-
kung ist angeführt, dass er (Baragis) zusammen mit einem gewissen Orestes vor Reggio in die Flucht geschlagen
wurde.
1601
CHEYNET, Catépans 153.
388 Griechenland (Nr. GR126–GR127)

lesen,1602 und im Cod. Bibl. Ambr. A 78 aus dem Jahr 1374 ist <B>0.><7AĆ:<? als Bezeich-
nung für Basileios II. überliefert.1603 Dennoch ist nicht auszuschließen, dass <Ĉ>0.>6? die
Funktion eines Familiennamens hat: Man denke etwa an die Angehörigen der Familie <Ĉ8-
0.>6? in der Paläologenzeit.1604 Schließlich ist zu überlegen, ob der Name etwas mit dem in Ur-
kunden des Athos-Klosters Xenophontos in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts belegten
Flurnamen <Ĉ80.>6 auf der Chalkidike-Halbinsel Kasandreia – auch aufgrund der örtlichen
Nähe zu Thessalonike – zu tun haben könnte.1605 Davon wiederum dürfte sich das heute noch
belegte Toponym <B>0þ>. abgeleitet haben.1606
Sicher als metrisch zu klassifizieren ist die Passage von ¥C62>Ċ54 bis (2<AĆ)7<B (Verse 1–
2). Dabei handelt es sich um zwei prosodielose byzantinische Zwölfsilber mit korrekt gesetzten
Binnenschlüssen. Auch der Teil von =.>ý bis ­:1<;<AþA(<B) umfasst zwölf Silben, doch ist
weder ein sauberer rhythmischer Binnenschluss vorhanden noch erfolgt nach ­:1<;<AþA<B ein
inhaltlicher Einschnitt. Aus diesem Grund ist bereits diese Passage ebenso wie der Rest der
Inschrift als Prosa zu werten. Aufgrund der Prosodielosigkeit des metrischen Teils und der zahl-
reichen orthographischen Fehler ist davon auszugehen, dass kein professioneller Autor für die
Inschrift verantwortlich zeichnete. Dem offenbar nur mittelmäßig gebildeten, für die Inschrift
Verantwortlichen gelang es zwar, die ersten Worte in Versform zu fügen, er konnte oder wollte
jedoch nicht die Mühe auf sich nehmen, dem Rest, der durch zahlreiche ungelenke, für das
Versmaß unpassende Formulierungen gekennzeichnet ist, eine metrische Struktur zu geben.1607
Weitere Bemerkungen: Das Adjektiv =2>Ą/82=A<? in Vers 1 ist hier vielleicht ebenso wie in
Vers 1 (ņ CFA<8.9=ā? 7.ă =2>Ą/82=A<? 1Ć9<?) des Epigramms an der Außenmauer der Kirche
Hagioi Iason kai Sosipatros in Kerkyra (ĺ Nr. GR67) ekphrastisch („ringsum sichtbar“) zu
verstehen. Zeile 4: Die Schreibung @Ĉ:/6<? anstatt @Ĉ9/6<? ist in Inschriften und Urkunden viel-
fach belegt.1608

(*)(Fragmente eines) Sarkophagdeckel(s) (141 × 38,5 cm) (verloren ?), 14. Jh.: Mone
ton Blatadon, Skeuophylakion (Inv.-Nr. 124.–0)
Nr. GR127) Im Skeuophylakion des Blatadon-Klosters wurde ein in zwei große Teile und
einen kleinen Teil1609 zerbrochener, abgeschrägter Sarkophagdeckel aufbewahrt,1610 von dem
eine, nämlich die linke, der beiden Breitseiten verloren ist. Der Deckel ist nicht nur mit zahlrei-
chen Ornamenten versehen, sondern im oberen Bereich der einen Langseite ist auch eine über
zwei Zeilen laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt; der nicht vollständig erhaltene
Beginn der Inschrift ist auf dem kleinen Fragment auszumachen. Dass es sich bei der Inschrift
um Verse handelt, wurde bereits von den ersten Editoren Duchesne – Bayet erkannt. Tatsächlich
sind pro Zeile vier Verse angebracht, wodurch ein aus acht Versen bestehendes Epigramm ge-
bildet wird. Paläographisch auffallend sind die große Anzahl von übereinander geschriebenen
Buchstaben, einige Kürzungen und vereinzelt Formen, die aus der Minuskel bekannt sind; diese
Phänomene dienten offenbar dazu, die Verse auf dem dafür vorgesehenen Platz unterzubringen.
Die Versenden sind durch eingeritzte Punkte markiert. Ungefähr in der Mitte des ornamentier-

—————–
1602
OIKONOMIDES, Actes de Docheiariou, Nr. 7,51.
1603
MERCATI, Collectanea Byzantina II 230, tit. app.
1604
PLP # 3033–3037, 91542.
1605
PAPACHRYSSANTHOU, Actes de Xénophon, Nr. 22,29; Nr. 25,57 (hier vielleicht als Eigenname): ±>D2A.6 2ß? Aą
DF>þC6<: Aą 7.8<Ĉ92:<: A<Ľ <B80.>6 (sic).
1606
PAPACHRYSSANTHOU, Actes de Xénophon 32. Für weiterführende Informationen danke ich Peter Soustal.
1607
Das Gleiche gilt vielleicht auch für die Stifterinschrift in der Klosterkirche von Barnakoba bei Naupaktos, siehe
oben S. 190.
1608
Vgl. Greek Documentary Texts (PHI) (Christ. Inscr.); TLG.
1609
Dieser wurde bei XYNGOPOULOS, !29þD6<: bekannt gemacht.
1610
Die Teile sind heute verschollen, wie ich bei einem Besuch im Kloster (Juli 2013) feststellen musste; auch den
Mönchen des Klosters sind sie unbekannt. Vielleicht befinden sie sich unter den zahlreichen vor dem Skeuophy-
lakion liegenden Steinfragmenten; eine schnelle Durchsicht brachte aber kein Ergebnis.
Griechenland (Nr. GR127) 389

ten Bereichs unterhalb der Inschrift sind zwei Monogramme aus dem Stein gearbeitet, die als
2Ċ>06<? .=.:1>ĄA4? wiedergegeben werden.1611
Aufgrund des Inhalts sollte das Epigramm kurz vor der Mitte des 14. Jahrhunderts zu datie-
ren sein,1612 wofür auch die Paläographie der Inschrift spricht.1613 Die Ausführung der Ornamen-
te weist nach Grabar allerdings auf eine Datierung um das Jahr 1300 hin.1614
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[ņ] :27><1Ā09F: 7(.ă) C5<>2ć? <ôA<(?) AþC<?


±7>BE(2:) ±:1<: A(ą:) .=.:1>ĄA(<B) 0Ć:<:
:1>ą? 920Ą@A<B Ań 78Ā26 @7<BA2>Ą<B
:Ć@Ł A.7Ā:A. 8<6967(Į?) >>F@AĄ(.?)
5 [ê]? Ý: :2þ3(F:) 2í@52:(ā)? [@C]>60Ń: 0Ą0.?,
A2>=:Ć?, =><@4:Ă?, 2íCBĂ?, é8<(?) Dþ>6?
@ć 1ĩ 88ý C2Ľ 9<6 7(.ă) =.=.ă C>þ@(<:), ;Ā:2,
[/]8Ā=(F:) Aą ļ2Ľ9. AĮ? C5<>(Ħ?) A(Ń:) =>.09(þ)A(F:).
——
1 cf. Man. Phil. carm. II 281 (XXIV 14 MILLER): 7<Ą84 1ÿ 0.@Aā> è C5<>2ć? <ôA<? AþC<?. :27><1Ā09F::
cf. Aesch. Pr. 152sq. = Const. Manass. or. funebr. 562 (E. KURTZ, VV 17 [1910] 320): ª61<B A<Ľ
:27><1*09<:<?; cf. etiam Theod. Hexapt. or. funebr. (SIDERAS, 25 Grabreden 227,18sq.): :27><1Ā09F: …
@<>Ć?. 4 cf. Ephr. Aen. hist. chron. 3008 (LAMPSIDES): :I@Ł A.7*:A6 =<67,8Ĭ C56@6/>IAŁ. 5 cf. Man. Phil.
carm. 87,9 (p. 124 MARTINI): Û>F? 0ý> Ý: =.ĵ? @C>60Ń: <ôA<? 0Ą0.?. 6 cf. Man. Phil. carm. I 403
(CCXIII 346 MILLER): ¾1ć?, =><@4:ā?, 2íCBā?, é8<? D)>6?. 7 =.=.Ą: vox frequens apud Man. Phil., e.g.
carm. 89,4 (p. 127 MARTINI) (in obitum Georg. Capandrit.): … =.=.ă AĮ? AĈD4?. 8 cf. v. 2 epigramm. in
tegumento sarcophagi in Museo byzantino in urbe Beroia (ĺ no. GR40): [7.ă A<Ľ /Ą<B 5.Ĉ9.@2 Aý?
92A./<8]ý?.
——
1 [ņ] supplevit Papageorgiou. <ïAF Duchesne – Bayet. 2 .=.:1>ĄA(<B): .=.:1>ĄA<: Duchesne –
Bayet, .=.:1>ĄA4: (?) Papageorgiou. 3 7<BA.>ĄŁ Duchesne – Bayet, Demitsas. 5 ê? legit Xyngopou-
los, !29þD6<:. 2B@52:<B legit Hunger. [@C]>60Ń: supplevit Papageorgiou. 6 A2>6:ą? Duchesne – Bayet,
Papageorgiou. é8<(?) Dþ>6?: è8<Dþ>6? Duchesne – Bayet, è8ĆD.>6? Papageorgiou. 8 /8Ā=F: vel /8Ā=(F:)
legerunt alii.

Der Totenaufnehmer und Vernichter, dieses Grab,


verbarg in seinem Inneren den Spross des Skuterios (Schildträgers) Kapandrites,
des dem Ruhm nach größten Mannes,
der an der Krankheit der Pest(ilenz) dahingeschwunden war.
5 Dieser war ein junger, starker, kraftstrotzender Riese,
gefällig, freundlich, gut gewachsen, ganz Anmut.
Du aber, sag wehe mir und ach, Fremder,
der du den Fluss des Verderbens der Dinge siehst!
Text: DUCHESNE – BAYET, Mémoire 67 (Nr. 111).– DEMITSAS, .721<:Ą. 544 (Nr. 625 [262, Text nach Duches-
ne – Bayet]).– N.P. PAPAGEORGIOU, Ř ­: 2@@.8<:Ą7Ĭ 9<:ā AŃ: 8.Aþ1F: 7.ă Aý 92AĆD6. .íAĮ?. BZ 8 (1899) 424
(mit Schriftskizze).– XYNGOPOULOS, þ8B99. 347, 346 (Abb. 1), 350 (Abb. 3), 351 (Abb. 4).– XYNGOPOULOS,
!29þD6<: 157, 156 (Abb. 1), 158 (Abb. 2).– SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 173 (Nr. 25 [mit franz. Übers.]) u.
Taf. X.– PAZARAS, .>7<Cþ0<6 57 (Nr. 35) u. Taf. 27–28.– PAZARAS, .>7<Cþ0<62 35 (Nr. 36) u. Taf. 25.– LIVERI,
Steinreliefs 113, 144, 149 (Nr. 5) u. Abb. 7–9.– KYDONOPOULOS, ƌ1>B@4 231.

Lit.: GEDEON, <6Ă9.A. 245 u. Anm. 7.– Sp. LAMPROS,  7 (1910) 89f.– SP. LAMPROS,  10 (1913) 195f.– G.
MILLET, L’ancien art serbe. Les églises. Paris 1919, 142 (Abb. 155).– H. HUNGER, JÖB 23 (1974) 316.– GRABAR,
—————–
1611
XYNGOPOULOS, þ8B99. 348; SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 173; MELVANI, Late Byzantine Sculpture
21, 23.
1612
S.a. STATHAKOPOULOS, Terminologie 4.
1613
DUCHESNE – BAYET, Mémoire 67 traten für das 13. Jh. ein.
1614
Vgl. GRABAR, Sculptures II 151; s.a. LIVERI, Steinreliefs 150. PAZARAS, .>7<Cþ0<62 35 ist für eine Datierung
Ende 13. / Anfang 14. Jh.
390 Griechenland (Nr. GR127)

Sculptures II 151 (Nr. 159) u. Taf. CXXXIII.– FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 338 (Nr. 25).– PA-
PADOGIANNAKIS, Studien 50, 51.– PAZARAS, Reliefs 160, 175 (Abb. 22).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 80.– MAN-
GO, Sépultures et épitaphes 105 u. Taf. V (Abb. 7).– PAZARAS, 8B=A67Ă 499 (Abb. 28.–/).– STATHAKOPOULOS,
Terminologie 4.– MELVANI, Late Byzantine Sculpture 17, 21, 23, 241 (Abb. 29).

Abb.: 52

Der Epigrammtext berichtet, dass im Grab der Sohn des Kapandrites bestattet war. Trotz der
reichhaltigen Schilderung seiner Eigenschaften1615 – wir erfahren u.a. auch, dass er in jungen
Jahren gestorben ist1616 –, wird der Vorname des Toten nicht genannt. Es wird sich aber wohl
um Georgios Kapandrites1617 handeln, dessen Name in den oben erwähnten Monogrammen
verborgen ist. In den letzten beiden Versen wird – wie auch sonst oft üblich (vgl. Testimonien-
apparat) – der Betrachter des Grabes bzw. der Leser der Inschrift angesprochen, der durch den
Anblick des Sarkophags die Vergänglichkeit der Dinge wahrnimmt. Ein Grabgedicht auf Geor-
gios Kapandrites liegt auch aus der Feder des Manuel Philes vor. Auch darin wird der junge
Verstorbene als Sohn eines Skuterios bezeichnet.1618 Der Name des Vaters des Toten wird we-
der im Epigramm auf dem Sarkophagdeckel noch im Grabgedicht des Philes vollständig ge-
nannt; zu erfahren ist nur der Familienname und das Amt (Skuterios).1619 Der vom 13. Jahrhun-
dert an bekannte Titel Skuterios1620 bezeichnete ein Amt in der mittleren Hierarchie des Kaiser-
hofs.1621 Während im inschriftlichen Epigramm angeführt wird, dass der im Sarkophag Bestatte-
te an der 8<6967ā >>F@AĄ. (Vers 4) starb, ist davon im nur literarisch überlieferten Grabgedicht
des Philes nichts zu erfahren. Aus diesem Grund kann nicht mit letzter Sicherheit festgestellt
werden, ob die beiden (jungen) Personen wirklich identisch sind.
Der im Gedicht des Philes genannte Georgios Kapandrites stammte über seine Mutter Xe-
ne,1622 für die Manuel Philes ebenfalls ein Grabgedicht komponierte,1623 vielleicht aus Bero-
ia;1624 sein ebenfalls namentlich nicht genannter Bruder war ebenfalls Skuterios.1625
Auf einer vielleicht ursprünglich ebenfalls zu einem Sarkophag gehörenden Marmorplatte in
der Kirche Hagios Nikolaos Orphanos in Thessalonike sind der Name Nikon Kapandrites1626
und das Amt Skuterios eingraviert.1627 Somit ist die Frage gerechtfertigt, ob nicht auch der jetzt

—————–
1615
Nach LAUXTERMANN, Byz. Epigram 80 bietet Vers 6 alle jene Eigenschaften, mit denen jene, die jung sterben,
ausgezeichnet werden.
1616
Dafür, dass er noch nicht ausgewachsen war, spricht auch die geringe Länge und Breite des Sarkophagdeckels,
(vgl. SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 174), auch wenn er für sein Alter groß gewesen sein dürfte (Vers 5:
0Ą0.?).
1617
Zur Person PLP # 11008. Die Familie Kapandrites ist nicht nur in der Palaiologenzeit, sondern auch schon früher
belegt, vgl. V. GRUMEL, Les regestes des actes du patriarcat de Constantinople, I: Les actes des patriarchs. Fasc.
II et III: Les regestes de 715 à 1206. Deuxième édition revue et corrigée par J. DARROUZÈS (Le Patriarcat Byzan-
tin. Recherches de Diplomatique, d’Histoire et de Géographie ecclésiastiques publiées par l’Institut Français
d’Études Byzantines, Série I). Paris 1989, Nr. 1192 (a. 1198), 1193 (a. 1199) (dazu A.E. LAIOU, Sex, consent and
coercion in Byzantium, in: DIES., Women, Family and Society in Byzantium. Hg. von C. MORRISSON u. R. DORIN
[Variorum Collected Studies Series CS988]. Farnham – Burlington, VT 2011, I 208); LAURENT, Orghidan 221.
1618
Man. Phil. carm. LXXXIX (p. 127 MARTINI).
1619
Zur Person PLP # 11005.
1620
Daneben ist 7<BAĀ>6<? auch als Eigenname belegt (vgl. PLP # 26220–26223; s.a. # 26219 [ 7<BAĀ>4?, aber
unsicher]), doch hier wird ebenso wie im Epigramm des Philes das Amt gemeint sein.
1621
Vgl. A. K[AZHDAN], Skouterios. ODB 3, 1913; LBG s.v. @7<BAĀ>6<?. S.a. KYDONOPOULOS, ƌ1>B@4 229, Anm. 3
und die dort zitierte Lit.
1622
Zur Person PLP # 20844.
1623
Man. Phil. carm. 90 (p. 127f. MARTINI); vgl. DRPIû, Kosmos of Verse 329f.
1624
Vgl. CHIONIDES, Š@A<>Ą. AĮ? Ā><6.? II 124.
1625
Zur Person PLP # 11006.
1626
Zur Person PLP # 11009.
1627
SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 177f. (Nr. 30); s.a. LIVERI, Steinreliefs 150f. (Nr. 6); KYDONOPOULOS,
ƌ1>B@4 232.
Griechenland (Nr. GR127–GR128) 391

im Skeuophylakion des Blatadon-Klosters aufbewahrte Sarkophag ursprünglich aus dieser Kir-


che stammte.1628
Noch zu klären ist die Frage, was mit der in Vers 4 des Epigramms auf dem Sarkophag-
deckel genannten 8<6967ā >>F@AĄ. gemeint ist. Grundsätzlich stellt 8<6967ā >>F@AĄ. eine ar-
chaisierende Bezeichnung der Pest dar.1629 Somit könnte man den Ausdruck auf die in Byzanz
im Jahr 1347/48 ausgebrochene große Pest beziehen.1630 Diese Annahme macht allerdings eine
Gleichsetzung der beiden Georgioi Kapandritai im inschriftlichen Epigramm und bei Manuel
Philes sehr schwierig, da Philes zum Zeitpunkt des Ausbruchs der Pest im Jahr 1347 wohl nicht
mehr lebte.1631 Der Verstorbene (Georgios) des Grabepigramms könnte somit vielleicht der
Sohn oder Enkel des im Gedicht des Philes genannten Georgios Kapandrites sein. Der Autor des
inschriftlichen Epigramms wäre daher vielleicht als ein Schüler oder Nachahmer des Philes zu
identifizieren, wie dies vielleicht auch im Epigramm auf den Fragmenten eines Sarkophag-
deckels im Byzantino Museio von Beroia der Fall ist (ĺ Nr. GR40). Allerdings muss auch be-
dacht werden, dass 8<6967ā >>F@AĄ. nicht nur die Pest, sondern auch die Pestilenz, d.h. eine
Epidemie, die mehrere Personen betrifft, bezeichnen kann.1632 Eine solche Epidemie kann sehr
wohl vor 1347 in Thessalonike aufgetreten sein, was die Gleichsetzung der beiden Georgioi
Kapandritai wieder möglich machen würde.
Das inschriftliche Epigramm auf dem Sarkophagdeckel besteht aus acht prosodischen Zwölf-
silbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (ausschließlich B5). Eine Autorschaft des Manuel
Philes ist daher möglich; die zahlreichen im Testimonienapparat notierten Parallelen verstärken
diesen Eindruck.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv :27><1Ā09F: in Vers 1 ist in der
Antike bei Aischylos und dann erst wieder in byzantinischer Zeit attestiert; die byzantinischen
Belege1633 – wie auch durch die Beispiele im Testimonienapparat ersichtlich ist – beruhen auf
der Aischylos-Stelle. Das vierte Wort in Vers 5 ist schwer zu entziffern: Nach 2BC sind
zwei Buchstaben übereinander angebracht. Der unten stehende Buchstabe ist vielleicht ein Sig-
ma, das bereits zum nächsten Wort gehören soll; der oben angeordnete Buchstabe ist nach Hun-
ger als Ligatur von Omikron und Ypsilon zu verstehen.1634 In Wahrheit handelt es sich aber –
wie Feissel – Spieser feststellten – um ein mit einem Gravis versehenes Sigma, das auch bei
2íCBĂ? in Vers 6 zu beobachten ist.1635

Fragmente eines Sarkophags (teilweise verloren), 13. Jh.: Museio Byzantinu Politismu
(Inv.-Nr.  95., /, 0 /  1560., /, 0)1636
Nr. GR128) Im byzantinischen Museum zu Thessalonike werden vier Fragmente eines mar-
mornen Sarkophags aufbewahrt, in die eine mit großen Buchstaben versehene akzentuierte Ma-
juskel-Inschrift eingeritzt ist. Als vor wenigen Jahren das Photoarchiv von A. Zachos (1871–
1939) ediert wurde, fanden sich unter den publizierten Stücken auch zwei Abbildungen eines
Brunnens1637 aus Chilia Dendra (heute nordöstliches Thessalonike)1638. Darauf ist zu erkennen,
—————–
1628
Vgl. KYDONOPOULOS, ƌ1>B@4 232–234; MELVANI, Late Byzantine Sculpture 17.
1629
Vgl. STATHAKOPOULOS, Terminologie 4.
1630
Zur Chronologie der Pest im 14. Jh. K.P. KOSTES, A<: 7.6>Ć A4? =.:Ċ84?. 67Ć:2? .=Ć A6? 7<6:F:Ą2? A4?
2884:67Ă? D2>@<:Ă@<B, 14<?–19<? .6Ċ:.?. Erakleio 1995, 317–320.
1631
Vgl. STICKLER, Manuel Philes 19–23 (Tod in den 30er-Jahren des 14. Jh.s); BRAOUNOU-PIETSCH, Beseelte Bilder
33 (gestorben nach 1332); PLP # 29817 (lebte vielleicht noch 1334); A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Philes, Ma-
nuel. ODB 3, 1651 (Todesjahr ca. 1345); s.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 90f. u.
Anm. 284; A. RHOBY, Wie lange lebte Manuel Philes? In: Festschrift (in Druck).
1632
Mündliche Auskunft von Dennis Stathakopoulos.
1633
Vgl. LBG s.v.
1634
H. HUNGER, JÖB 23 (1974) 316.
1635
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 338.
1636
(Vermutlich) eine Kopie befindet sich gegenwärtig (Stand Juli 2013) im Außenbereich der Rotonta-Kirche.
1637
2@@.8<:Ą74 >6@A. þD<B 107 (Abb. 21), 111 (Abb. 23); s.a. G. BELENES, >Ă:2? 7.6 C6þ82? A4? 2@@.8<:Ą74?.
!.BAĄ@26? CFA<0>.C6Ċ:. 2@@.8<:67ĀF: Ć86? 17 (2005), .>þ>A49., 31f. (Abb. 39–40).
392 Griechenland (Nr. GR128)

dass als Auffangbecken des Brunnens jener Sarkophag diente, zu dem die erwähnten, heute im
byzantinischen Museum zu sehenden Fragmente gehören. Doch gibt es zwischen den im Muse-
um aufbewahrten, offenbar ebenfalls in Chilia Dendra aufgefundenen1639 Fragmenten und den
auf den Abbildungen von Zachos erkennbaren Teilen nur geringe Überschneidungen, wie in der
Rekonstruktion bei Belenes demonstriert wird;1640 d.h., dass nur wenige Bereiche der Inschrift
sowohl auf den Abbildungen von Zachos als auch auf den Fragmenten im Museum zu entziffern
sind. Heute sind nur mehr die im Museum aufbewahrten Teile vorhanden.
Dass es sich bei der Inschrift um ein Epigramm handelt, konnte schon Kiourtzian im Rah-
men seiner ersten Studie zum Sarkophag – als ihm jedoch Zachos’ Bilder noch unbekannt wa-
ren – eruieren.1641 Aufgrund der tatsächlich noch vorhandenen Teile und der Abbildungen von
Zachos kann das Epigramm über weite Strecken rekonstruiert werden, wenngleich ein Teil der
Inschrift auf einer der beiden Abbildungen durch eine auf dem Sarkophag, d.h. auf dem Becken-
rand des Brunnens, sitzende Person verdeckt ist.1642 Den klar nachvollziehbaren Schätzungen
Kiourtzians zufolge bestand das Epigramm aus zwölf Versen, die auf sechs Zeilen verteilt sind,
wobei jede Zeile je zwei Verse einnimmt; nur Vers 2 endet am Beginn der zweiten Zeile.1643
Des Weiteren dürfte zwischen den Versen 1 und 2 kein Abstand vorhanden gewesen sein, der
zwischen den übrigen Versen sehr wohl zu erkennen ist. Kiourtzian denkt auch daran,1644 die
Einheit von µ:A.Ľ5. bis 2Ć1F><? als Prosa zu klassifizieren und das Epigramm erst mit 88ĩ
û beginnen zu lassen. Dafür gibt es durchaus stichhaltige Argumente: 1) Vers 2 endet proparo-
xyton (2Ć1F><?). 2) Am Ende von Vers 2 ist eine Markierung angebracht,1645 die sonst am
Ende der übrigen Verse nicht zu erkennen ist. 3) Es gibt eine Vielzahl von byzantinischen Ge-
dichten, die mit ¥88ĩ, û beginnen.1646 Für einen metrischen Beginn der Inschrift spricht jedoch
das Incipit µ:A.Ľ5. Aą: D<Ľ[:], mit dem auch das heute verlorene Grabepigramm im Kloster
Hagia Anna bei Yenice (ĺ Nr. TR121) eröffnet wird.
Sowohl Belenes als auch Kiourtzian datieren das Epigramm in das 13. Jahrhundert, wenn-
gleich Belenes für eine frühere (1224–1227) und Kiourtzian für eine spätere Datierung (spätes
13. Jahrhundert) eintritt, worauf weiter unten näher eingegangen werden soll. Ganz allgemein
für eine Datierung in das 13. Jahrhundert spricht auch die Paläographie:1647 Vereinzelt sind Ak-
zente zu erkennen, des Weiteren mehrere Ligaturen1648 und zahlreiche runde Buchstabenformen,
die für diese Zeit typisch sind.
Der teilweise fragmentierte Epigrammtext, der nicht nur auf dem Studium der zur Verfügung
stehenden Abbildungen, sondern auch auf Kiourtzians Transkription beruht, lautet wie folgt:

µ:A.Ľ5. Aą: D<Ľ[: …………………


……………………] 2Ć1F><?
88ĩ, û […………]2<: Ań =<69Ā:6
128CĆA4?, ­@A2><Ľ ½7>6/F9Ā:<:
5 <ô 7.㠝=Ć:A<? 9:49[<:2]Ĉ<6? 0:4@ĄF?
0Ć9<B CB8þAA<6? [Aā:] 9<:ā: ­82B5Ā>.:
ç@AŃ: 92 A4>Ă@.@. [AŃ: 88]<A>ĄF:

—————–
1638
Vgl. A. BAKALOPOULOS, Ř =.>ý Aā: 2@@.8<:Ą74: B3.:A6:ā 9<:ā A<Ľ $<>A.ĴA<B.  15 (1939) 284f. u.
Anm. 4.
1639
Vgl. BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 40.
1640
BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 62 (Abb. 6).
1641
KIOURTZIAN, .>7<Cþ0<? 38.
1642
Vgl. BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 59 (Abb. 1–2); KIOURTZIAN, Épigraphie 222–223 (Abb. 2–3).
1643
KIOURTZIAN, Épigraphie 221, 223 (Abb. 4 [Faksimile]); s.a. KIOURTZIAN, .>7<Cþ0<? 38f.; BELENES, B3.:A6:Ă
2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 42.
1644
KIOURTZIAN, Épigraphie 228.
1645
Ein eingeritztes Kreuz ist am Beginn der Inschrift angebracht.
1646
Vgl. VASSIS, Initia 35f.; VASSIS, Initia Supplementum I 201.
1647
Vgl. KIOURTZIAN, .>7<Cþ0<? 40.
1648
Vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 227.
Griechenland (Nr. GR128) 393

7.ă =>ą? !>6þ1<? AĮ? @2/.@9Ą.? 8Ā0F


9Ă 9<B 7.AĄ1<6<?> Aā: çC2[68ā: A<Ľ] /Ą<B
10 8Ĉ<6? è 8.9=>Ć9<>C<<?> @Aā> ­7 AþC<B
=>ă: =<8Ĉ@.? […………………
………]=F? ÷>6@2: Aý 72DB9Ā:..
———
1 = initium epigramm. in sepulcro (hodie deleto) in monast. S. Annae prope urbem Yenice (ĺ no.
TR121). 7 cf. v. 11–12 epigramm. in porticu scholae prope ecclesiam S. Francesci in urbe Corridonia (ĺ
no. IT3): î92ĵ? 1ÿ CĄ8<6 @ć: 9<:.@A.ĵ? =<69Ā:(2?) | ç@AŃ: 92 A4>Ă@.A2 AŃ: 88<A>ĄF:; vv. 20–21 epi-
gramm. (hodie deleti) Georg. Bardan. in insula Kerkyra (ĺ no. GR69): ¡967A<? ±@AF 9ā =>ą? ¡88<6?
ç@AĀ<6? | 1B@16þ7>6A<: =<8þ/Ĭ Aā: 5Ā@6:. 10 è 8.9=>Ć9<>C<<?> @Aā>: i.e. Christus (cf. Apc. 22,16).
———
1 !"  $["C - - -] Kiourtzian, .>7<Cþ0<?. µ:A.Ľ5. Aą: D<Ľ:, =>FA<=<Ą92:<? /8Ā=26? sup-
plevit Belenes exempli gratia. 2 [……………………] statui: ¥128Cą? 1ĩ ­@AĄ:, ­: /ĄŁ C2>F:Ĉ9F? supple-
vit Belenes exempli gratia, …&C. c.…C Kiourtzian. 3 […………]2<: statui: 2Ć1F><?,
88ĩ ù!, :B:ă 72ĵA.6 ­: 78Ą:Ĭ Belenes, . .. . . . . CǼȅȃ Kiourtzian. 4 ¥128CĆA4? ­? ÝA<>, ­: 7>Ą@26
@5Ā:<? Belenes. ½7>6/F9Ā:<: scripsi: & inscr., ½7>4/F9Ā:<: Kiourtzian. 5 ĈA<B
=Ć:A<? 9:49<@Ĉ:<6? 0:4@Ą<6? Belenes. <ô 7.ă: ()" [- - -] Kiourtzian, .>7<Cþ0<?. 9:49<:2Ĉ<6?
legit Kiourtzian. 6 0Ć9<B CB8þAA<6?: ù9:BA< ¡88<6? Belenes. [Aā:] supplevit Belenes. 7 2ĄF: 92>ĄA4?,
8<0DĄA4? 88<A>ĄF: Belenes. AŃ[: 88]<A>ĄF: Kiourtzian. 8 7.ă: ! Kiourtzian, .>7<Cþ0<?, Aý Belenes.
9 ā 9<Ĉ@7. A8Ă@<6 Aā: C<>/ā: A<Ľ @.>7Ą<B Belenes. 7.AĄ1<6(?) Kiourtzian. çC2[68ā:] supplevit Kiour-
tzian. [A]<Ľ Kiourtzian. 10 8Ĉ<6? è: 8Ĉ<6@< Belenes. 8.9=>Ć9<>C<<?>: #( ) Belenes,
8.9=>Ć9<>C<(?) Kiourtzian. 11 C Kiourtzian, .>7<Cþ0<?. 12 [………]=F? statui: - - - C
Kiourtzian, .>7<Cþ0<?, 2í5BA2:Ń? Belenes, …C&C Kiourtzian, Épigraphie.

Hier den Staub …………………


…………………… Theodoros.
Aber, o ………… dem Hirten
Bruderschaft, du wurdest des Geschätzten beraubt,
5 an den du dich, obwohl er abwesend ist, aufrichtig erinnern mögest.
Frei von Last mögest du das Kloster beschützen
und mich vor fremden Gebeinen bewahren,
und bei der ehrwürdigen Dreifaltigkeit sage ich:
Sieh nicht herab auf die Schuld meines Lebens.
10 Mögest du, Stern von glänzender Gestalt, (mich) aus dem Grab befreien,
indem du vorher loslöst …………………
……… er begrenzte das Vergossene.
Text: KIOURTZIAN, .>7<Cþ0<? 38f., 32f. (Abb.).– BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 42, 53, 59
(Abb. 2), 60 (Abb. 4), 61 (Abb. 5), 62 (Abb. 6).– KIOURTZIAN, Épigraphie 227 (mit franz. Übers.), 222 (Abb. 1–2),
223 (Abb. 3–4).

Lit.: A.E. BAKALOPOULOS, Š@A<>67ÿ? ±>2B:2? ±;F =ą Aý A2ĄD4 AĮ? 2@@.8<:Ą74?. .721<:67þ 17 (1977) 13.–
2@@.8<:Ą74 >6@A. þD<B 106f. u. Abb. 21, 110f. u. Abb. 23.– FEISSEL, Chroniques 27 (Nr. 89), vgl. A. RHOBY,
JÖB 58 (2008) 239.

Abb.: LX, LXII

Die Verse bilden ein Grabepigramm. Es ist jedoch auf den ersten Blick nicht klar, wer der
Verstorbene ist. Kiourtzian ging davon aus, dass es der in Vers 2 genannte Theodoros ist, den er
als Theodoros Kerameas,1649 den Erzbischof von Ohrid und Gründer des Christos Pantodyna-

—————–
1649
Zur Person A. FAILLER, Pachymeriana quaedam. REB 40 (1982) 196ff.; CHATZEANTONIOU, 4A>Ć=<84
2@@.8<:Ą74? 251, Anm. 993; KIOURTZIAN, .>7<Cþ0<? 40ff.; PLP # 11638 (überholt); s.a. P. PIELER, Das Tes-
tament des Theodoros Kerameas, in: W. SEIBT (Hg.), Geschichte und Kultur der Palaiologenzeit. Referate des In-
ternationalen Symposions zu Ehren von Herbert Hunger (Wien, 30. November bis 3. Dezember 1994) (Veröffent-
lichungen der Kommission für Byzantinistik VIII). Wien 1996, 177–181 (mit weiterer Lit.).
394 Griechenland (Nr. GR128)

mos-Klosters in Thessalonike (Ende 13. Jahrhundert),1650 identifizierte, da er hinter den von ihm
aufgezeichneten Buchstabenresten c. (vgl. textkritischen Apparat) den Familiennamen
2>.9Ā.? vermutete.1651 Es ist zwar naheliegend, dass der in Vers 2 genannte Theodoros auch
der Verstorbene ist, der im Sarkophag bestattet wurde und dem das Epigramm gewidmet ist,
doch bleibt eine Frage zu stellen: Wer ist è 8.9=>Ć9<>C<<?> @Aā> in Vers 10? Damit kann
kaum Theodoros gemeint sein, der ja in diesem Teil des Epigramms der Sprecher ist.1652 Es
dürfte hier vielmehr Christus gemeint sein,1653 der bereits in der Apokalypse des Johannes
(22,16) als è @Aā> è 8.9=>ą? è =>FG:Ć? bezeichnet wird.1654 Die Erwähnung des Klosters in
Vers 5 weist wieder recht deutlich auf den erwähnten Theodoros Kerameas hin, der darum bit-
tet, dass die Bruderschaft (Vers 4: 128CĆA4?), d.h. die Mönche,1655 das Kloster nach seinem
Tod frei bewahren (Vers 6). Belenes trat für eine andere Datierung des Epigramms ein: Er
meinte zunächst, dass die Inschrift aufgrund paläographischer Besonderheiten nicht vom Ende
des 13. Jahrhunderts stammen kann.1656 Er kam zum Schluss, dass Theodoros nicht
(Erz)bischof, sondern nur Angehöriger einer niedrigeren Hierarchie, etwa Abt oder Archimand-
rit, gewesen sein kann. Aufgrund einer falschen Lesung – er löste <ô 7.㠝=Ć:A<? am Beginn
von Vers 5 als ĈA<B =Ć:A<? auf (vgl. textkritischen Apparat) – folgerte er, dass der Metro-
polit der Stadt nicht zugegen war.1657 Aus diesem Grund befand Belenes, dass das Epigramm
kurz nach Ende der lateinischen Herrschaft in Thessalonike (1204–1224) entstanden sein muss,
nachdem der vorher abgesetzte Metropolit Konstantinos Mesopotamites1658 zurückgekehrt war.
Da Theodoros während seiner Abwesenheit als Kämpfer der Orthodoxie hervorgetreten sei,
habe Mesopotamites nach dessen Tod den Sarkophag in Auftrag gegeben und selbst das Grabe-
pigramm verfasst.1659 Da diese Interpretation u.a. aber auf der erwähnten falschen Lesung be-
ruht, ist ihr m.E. kaum Glauben zu schenken.
Für eine Datierung in die zweite Hälfte bzw. an das Ende des 13. Jahrhunderts spricht näm-
lich noch ein interessantes Detail: Das Adjektiv 8.9=>Ć9<>C<? in Vers 10 ist im hochsprachli-
chen Griechisch sonst nur an einer weiteren Stelle attestiert;1660 dabei handelt es sich um eine
Rede des Ioannes Staurakios,1661 der in den 80er-Jahren des 13. Jahrhunderts als Chartophylax
von Thessalonike belegt ist.1662 Man könnte sogar daran denken, das Epigramm Staurakios oder
dessen Umfeld zuzuschreiben; es muss jedoch einschränkend festgehalten werden, dass das
Wort wohl keine Schöpfung des Staurakios darstellt, da etwa das Kompositum D>B@<8.9=>Ć-
9<>C<? bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts begegnet.1663
In den Versen 6–7 drückt der Verstorbene seine Bitten gegenüber den Mönchen aus: Das Er-
suchen, im Sarkophag alleine bestattet zu bleiben (Vers 7), ist ein Topos; eine fast wortgleiche
Formulierung ist – wie im Testimonienapparat angezeigt – auch im Epigramm in Corridonia (ĺ
—————–
1650
Zum Kloster M.L. RAUTMAN, Ignatius of Smolensk and the late byzantine monasteries of Thessaloniki. REB 49
(1991) 160f.
1651
Exempli gratia konjizierte KIOURTZIAN, Épigraphie 230 die Lücke 2>.92[.? Aā: 78Į?]@6:; diese Lösung ist m.E.
aber sehr unwahrscheinlich, da dem Faksimile der Inschrift (vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 223 [Abb. 4]) nach zu
schließen zwischen c. und C (vgl. kritischen Apparat) nicht genug Platz ist.
1652
In Epigramm Nr. GR125 ist es der verstorbene Lukas Spantunes, der in Vers 6 D>B@ą? ÷@=2> A6? ¿ @Aā>
®F@CĆ><? genannt wird.
1653
Vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 229.
1654
Apc. 22,16: µ0ĉ š4@<Ľ? ±=29E. Aą: ¡0028Ć: 9<B 9.>AB>Į@.6 î9ĵ: A.ĽA. ­=ă A.ĵ? ­7784@Ą.6?. ­0Ċ 2ß96 ¾ ļĄ3. 7.ă
Aą 0Ā:<? .BĄ1, è @Aā> è 8.9=>ą? è =>FG:Ć?. Vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 229, Anm. 12; KIOURTZIAN,
.>7<Cþ0<? 39.
1655
Vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 229.
1656
BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 46ff.
1657
BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 51. In Wahrheit bezieht sich =Ć:A<? jedoch auf das Fernsein von
der Welt, d.h. auf den Tod.
1658
Zur Person CHATZEANTONIOU, 4A>Ć=<84 2@@.8<:Ą74? 291 u. Anm. 1113.
1659
BELENES, B3.:A6:Ă 2:2=Ą0>.C4 @.>7<Cþ0<? 51ff.
1660
Eine volkssprachliche Stelle (Belth. u. Chrys.) ist bei Kr s.v. verzeichnet.
1661
IBERITES, šFþ::<B A.B>.7Ą<B 8Ć0<? 357,11.
1662
Vgl. PLP # 26708.
1663
Vgl. A. RHOBY, JÖB 58 (2008) 239.
Griechenland (Nr. GR128) 395

Nr. IT3) zu lesen. Auf eine ähnliche Formulierung treffen wir auch in dem von Georgios Barda-
nes selbst verfassten Grabgedicht (ĺ Nr. GR69), das auch inschriftlich überliefert war. Nicht
ganz einfach zu verstehen ist Vers 6: Offensichtlich will der Verstorbene damit zum Ausdruck
bringen, dass auch nach seinem Tod das (von ihm gegründete) Kloster frei von Last, d.h. frei
von Steuer und Abgabe, bleibe. Der Terminus 0Ć9<?, der in der Regel als „(Schiffs)ladung“
verstanden wird,1664 ist in dieser übertragenen Bedeutung allerdings sonst nicht belegt. Die Ver-
se 9–11 sind wohl – wie bereits oben angedeutet – an Christus gerichtet: In Vers 9 wird Christus
gebeten, dem Verstorbenen die Sünden zu vergeben, in Vers 10, ihn aus dem Grab zu befreien.
Wer Subjekt in Vers 12 ist und was der Vers inhaltlich meint, kann aufgrund der Textlücke
nicht zufriedenstellend eruiert werden.1665
Wie bereits oben erwähnt, dürfte das ursprüngliche Epigramm aus zwölf Versen bestanden
haben. Zwar endet Vers 2 proparoxyton, was im byzantinischen Zwölfsilber eher zu vermeiden
ist, doch kommt dieses Phänomen auch sonst vor,1666 vor allem bei Eigennamen, die für den
weniger begabten Dichter oft schwer für das Versmaß zu adaptieren sind. Den erhaltenen Ver-
sen nach zu schließen, sind die Binnenschlüsse korrekt gesetzt; ungewöhnlich ist jedoch paroxy-
tones B7 in Vers 4. Auffallend ist auch der Hiat zwischen ­@A2><Ľ und ½7>6/F9Ā:<: im selben
Vers, doch sind beide Wörter – der vergrößerten Abbildung aus dem Archiv Zachos und dem
von Kiourtzian angefertigten Faksimile nach zu schließen – tatsächlich inschriftlich so überlie-
fert. Was die Prosodie der Verse angeht, ist m.E. die negative Einschätzung Kiourtzians1667
nicht zu teilen: Der Großteil des Epigramms ist als prosodisch zu bezeichnen; als wirklich
schwere Verstöße gegen die Prosodie sind nur ­@A2><Ľ (kurze sechste / lange siebente Silbe) in
Vers 4 und ÷>6@2: (positionslange siebente Silbe) in Vers 12 zu bezeichnen. Durch die Elimi-
nierung des Ny ephelkystikon von ÷>6@2: könnte der prosodische Verstoß ausgemerzt werden.
Da Vers 4 – wie erwähnt – auch aus anderen Gründen problematisch ist, könnte man vermuten,
dass dem Graveur bei der Übertragung des Verses auf den Sarkophag ein Fehler unterlaufen ist.
Aufgrund der durchaus ansprechenden Prosodie ist tatsächlich daran zu denken – wie bereits
oben angemerkt –, das Epigramm Ioannes Staurakios oder dessen Kreis zuzuschreiben.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie dem textkritischen Apparat zu entnehmen
ist, ist ein Großteil von Belenes’ Lesungen und Ergänzungsvorschlägen zu verwerfen, da diese
nicht mit dem inschriftlichen Befund zusammenpassen.1668 Zu den einzelnen Versen: Kiourtzi-
ans Deutung, das inschriftliche …&C in Vers 2 (vgl. textkritischen Apparat) als Rest von 76-
/FAĆ? zu deuten, klingt plausibel,1669 wenngleich freilich offen bleibt, wie dieses Wort inhaltlich
unterzubringen wäre. Auch die Deutung,1670 hinter dem inschriftlichen . .. . in Vers 3 (vgl.
textkritischen Apparat) 8þ>:.76 zu vermuten, ist nicht abwegig. Aber wie dieses Wort in den
Kontext passen könnte, muss ebenfalls offen bleiben. Die Anrufungspartikel û in Vers 3 könnte
zu 128CĆA4? in Vers 4 gehören. Das passive Perfekt-Partizip ½7>6/F9Ā:<: am Ende von Vers 4
ist als „Geliebt(er)“ / „Geschätzter“ zu übersetzen: 7>6/Ć<9.6 ist in der Bedeutung „geliebt
werden“ / „geschätzt werden“ zwar sonst nicht belegt, zu vergleichen ist aber das in byzantini-
scher Zeit mitunter in der Bedeutung „geliebt“ / „geschätzt“ attestierte 7>6/Ć?.1671 Auch der
Akkusativ ½7>6/F9Ā:<: kann im Text bleiben und muss nicht zu ½7>6/F9Ā:<B geändert werden,
da @A2>Ā<9.6 in der Bedeutung „einer Sache beraubt werden“ gelegentlich auch mit dem Akku-
sativ konstruiert wird.1672

—————–
1664
Vgl. LSJ s.v., LBG s.v.
1665
Könnte Aý 72DB9Ā:. als „chaotische Zustände“ gedeutet werden?
1666
So finden sich allein in den historischen Gedichten des gelehrten Theodoros Prodromos schon ein Dutzend Verse,
die proparoxyton enden, vgl. HÖRANDNER, Theod. Prod. hist. Ged. 126.
1667
KIOURTZIAN, Épigraphie 230.
1668
Vgl. KIOURTZIAN, Épigraphie 224 u. Anm. 6.
1669
KIOURTZIAN, Épigraphie 227f.
1670
KIOURTZIAN, Épigraphie 228.
1671
Vgl. LBG s.v.; Kr s.v. 4..
1672
Vgl. LSJ s.v. II.
396 Griechenland (Nr. GR129)

(Zwei) Steinplatten (64 × 48 cm u. 34 × 38 cm), a. 1282–1291: Museio Byzantinu Politis-


mu
Nr. GR129) Der in zwei Teile zerbrochene Marmorblock1673 war ursprünglich Bestandteil
des osmanischen Portals der Serayli Camii,1674 d.h. der aus dem 14./15. Jahrhundert stammen-
den ursprünglichen Kirche Prophetes Elias.1675 Die beiden Platten sind von einer eingeritzten,
teilweise akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt, die heute allerdings aufgrund von Beschädi-
gungen nicht mehr vollständig gelesen werden kann; der Beginn der Inschrift ist durch ein
Kreuz markiert. Die rote Farbe, mit der die Einritzungen ausgestrichen waren, ist an einigen
Stellen noch zu erkennen. Die größere Platte ist mit einem nachträglich angebrachten Loch ver-
sehen, über dessen Funktion nichts bekannt ist. Trotz der Beschädigungen und Lücken im Text
wurde schon von früheren Editoren erkannt, dass es sich um eine metrische Inschrift handelt.
Sie besteht aus sieben Versen, die über sieben Zeilen verteilt sind, wobei pro Zeile je ein Vers
angebracht ist. In einer achten kurzen Zeile ist die heute nicht mehr vollständig zu entziffernde
Datierung nach dem Weltjahr zu lesen.
Aufgrund dieser Angabe kann das Epigramm auch annähernd datiert werden, und zwar ge-
gen Ende des 13. Jahrhunderts. Da, wie bereits oben erwähnt, die Kirche Prophetes Elias nicht
vor dem 14./15. Jahrhundert errichtet wurde, muss die Inschrift ursprünglich in einer anderen
Kirche, vielleicht in der Kirche Hagios Demetrios (s. unten), angebracht gewesen sein.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ß? ¡:1>[. ……… CĈ]8.[7.] A<Ľ 7>þA<B[?]


=Ħ@.: :[…………]A< [Aā: 2]í=>.0Ą.[:]
:.:2<B>02ĵ [Aą:] :.Ć: [@<B, A]>6@9þ7.>,
ĀA><? @2/.@Aą? <B7Ć[=<B]8<? ­7 0Ā:<B[?]
5 7.ă 0ý> A28Ń: C><Ĉ>.>D[<? ­:]Aą? =><@9Ā:[F:]
[@]ÿ 12;6<ĽA.6 @B9CĈ8.7[. Aį] =Ć826
[±]D26 0ý> ­:Aą? Aą: 9Ā0[.: 9B></8Ĉ]A4:
±A<B? ,OE[..].
——–
1 ¡:1>[.] supplevit Feissel. [CĈ]8.[7.] supplevit Kalopissi-Verti. 7>þA<B[?] suppleverunt Tsigaridas –
Loberdou-Tsigarida. 2 :.[_ _ _ _ _ _]A< Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, Feissel. [Aā: 2]í=>.0Ą.[:]
supplevit Feissel: [AĮ?] î=(2)>.0Ą.[? (2<AĆ)7(<B)… Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 3 [Aą]: Tsigaridas
– Loberdou-Tsigarida, Feissel Papazotos, Kalopissi-Verti. [@<B] supplevit Feissel: [A<Ľ Tsigaridas – Lo-
berdou-Tsigarida. A>6@9þ7.> legit Kalopissi-Verti: A]>6@9þ7.>[<? Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, [A]>ă?
9þ7.> Feissel, an [A]><6>@9þ7.> scribendum ? 4 <B7Ć[=<B]8<? suppleverunt Tsigaridas – Loberdou-
Tsigarida: "… Demitsas. 0Ā:<B[?] suppleverunt Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 5 C><Ĉ>.>D<?
legit Chatze Ioannou: C><Ĉ.>D[<?] Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, Feissel, C><Ĉ>.>D[<?..] Kalopissi-
Verti. [­:]Aą? supplevit Papazotos: [.í]Aą? Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, Feissel, Aą? Kalopissi-Verti.
=><@9Ā:[F:] Papazotos: =><@9Ā:[26] Feissel. 6 @ÿ legit Kalopissi-Verti: [1]ÿ Tsigaridas – Loberdou-
Tsigarida, [7]ÿ (= [7].ă) Feissel. @B9CĈ8.7[. Aį] suppleverunt Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. 7 ±D26 le-
git Feissel. 9Ā0[.:] suppleverunt Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida. [9B></8Ĉ]A4: scripsi: [9B]></8ĂA4:
Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, Feissel, Papazotos, Kalopissi-Verti. 8 OE[..]:OEM/ Duchesne – Bayet,
5% Demitsas, OEM[/] Tsigaridas – Loberdou-Tsigarida, Papazotos, Kalopissi-Verti.

Auf den Mann ……… Hüter der Macht


die ganze …………… die gute Tat.
Es erneuert deine Kirche, o dreimal Seliger,
der Sebastos Petros aus dem Geschlecht Dukopulos.
5 Und da er nämlich in seiner Funktion als Festungskommandant drinnen verweilt,
empfängt er dich als Mithüter für die Stadt.
—————–
1673
Ursprünglich in der Sylloge Rotontas aufbewahrt, befinden sich die Fragmente nun im Museio Byzantinu Poli-
tismu.
1674
Vgl. DUCHESNE – BAYET, Mémoire 61; s.a. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 47.
1675
Zur Kirche und ihren (gemalten) Epigrammen RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 206–209.
Griechenland (Nr. GR129) 397

Sie beherbergt nämlich drinnen den großen Salbölverströmer.


Im Jahr 67.. (= 12..).
Text: DUCHESNE – BAYET, Mémoire 61 (Nr. 106 [unvollständig]).– CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 16.– DEMITS-
AS, .721<:Ą. 524 (Nr. 594).– LAMPAKES, 2>640Ă@26? 34 (vv. 1, 8).– TSIGARIDAS – LOBERDOU-TSIGARIDA,
.Aþ8<0<? 98 (Nr. 70) u. Abb.– FEISSEL, Rez. TSIGARIDAS – LOBERDOU-TSIGARIDA, .Aþ8<0<? 384 (Nr. 70 [mit
franz. Übers. vv. 3–7]).– PAPAZOTOS, $>6@A6.:67ÿ? ­=60>.Cÿ? .721<:Ą.? 403f. (Nr. 4).– KALOPISSI-VERTI, Inscrip-
tions 47 (Nr. A1) u. Abb. 1.

Abb.: LXIII

Aus dem Inhalt der Verse ist leicht zu erkennen, dass es sich um eine Stifterinschrift handelt.
Während die schlecht erhaltenen Verse 1 und 2 offensichtlich einen Prolog darstellen, wird über
die eigentlich Stiftung – die Erneuerung bzw. Renovierung einer Kirche (Vers 3: :.:2<B>02ĵ) –
in den Versen 3 und 4 berichtet. Der Stifter ist der Sebastos Petros Dukopulos, der – wie in Vers
5 zu lesen steht – Festungskommandant (C><Ĉ>.>D<?) von Thessalonike ist. Er ist wahrschein-
lich auch aus anderen Quellen bekannt: Ein Sebastos Petros Dukopulos ist Ende des 13. und in
den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts als Grundbesitzer auf der Chalkidike belegt, der
u.a. dem Athos-Kloster Iberon eine Mühle stiftete.1676 Es ist interessant, festzustellen, dass auch
ein anderes Mitglied der Familie Dukopulos,1677 nämlich ein Demetrios Dukopulos, als Fes-
tungskommandant (7.@A><CĈ8.;), wahrscheinlich ebenfalls von Thessalonike,1678 am Beginn
des 14. Jahrhunderts belegt ist.1679
Aus den erhaltenen Teilen des Epigramms ist nicht zu erfahren,1680 welche Kirche Petros
Dukopulos renovieren ließ. Der Heilige, dem die Kirche geweiht war, wird als A>6@9þ7.> (Vers
3) angesprochen, doch ist daraus nicht abzuleiten, wer damit gemeint ist. Papazotos ist der An-
sicht, dass gerade die Tatsache, dass der Heilige nicht explizit genannt wird, darauf hindeuten
könnte, dass es sich um einen sehr bekannten und in der Gegend hochverehrten Heiligen han-
delt.1681 Für Thessalonike ist dies der heilige Demetrios, auf den in Vers 7 durch das Epitheton
9B></8ĈA4?, mit dem Demetrios in der Regel bezeichnet wird, auch hingewiesen wird. Doch
bezieht sich die Aussage Sie hat nämlich drinnen den großen Salbölverströmer wahrscheinlich
nicht auf die renovierte Kirche,1682 da der Handlungsträger bzw. das Subjekt die am Ende von
Vers 6 genannte Stadt (=Ć86?) (Thessalonike) ist, deren Heiliger Demetrios ist. Es könnte sich
aber tatsächlich um die bekannte Kirche Hagios Demetrios handeln, die von Dukopulos reno-
viert wurde. Immerhin fungiert der als A>6@9þ7.> angesprochene Heilige für den Kommandan-
ten als „Mithüter für die Stadt“ (Vers 6), und dies kann eigentlich nur der heilige Demetrios
sein. Kalopissi-Verti schlägt vor, dass auch die ursprünglich in der Nähe der Demetrios-Kirche
befindliche Kirche des heiligen Nestor1683 gemeint sein könnte, der als Gefährte des Demetrios
ebenfalls im 4. Jahrhundert das Martyrium erlitt. Interessanterweise ist auch ein weiteres Mit-
glied der Familie der Dukopuloi mit einer Stiftung in Thessalonike am Beginn des 14. Jahrhun-

—————–
1676
PLP # 5707.
1677
Zur Familie vgl. auch POLEMIS, Doukai 207f.
1678
Auffallend ist, dass selbst für die Festungskommandanten von Städten wie Thessalonike keine Personen des
Hochadels herangezogen wurden, da es sich um eine nicht sehr bedeutende und hohe Position handelte, vgl. A.
K[AZHDAN], Kastrophylax. ODB 2, 1112f.
1679
PLP # 5706; s.a. PAPACHRYSSANTHOU, Actes de Xénophon 91 u. Nr. 5,8 (a. 1300).
1680
Doch auch in den Versen 1–2 dürfte dazu kein Hinweis zu finden gewesen sein.
1681
PAPAZOTOS, $>6@A6.:67ÿ? ­=60>.Cÿ? .721<:Ą.? 404.
1682
So jedoch FEISSEL, Rez. TSIGARIDAS – LOBERDOU-TSIGARIDA, .Aþ8<0<? 384, der das vorliegende Epigramm
auch mit jenen (gemalten) Versen in Verbindung bringt, die am nordwestlichen Pfeiler vor dem Bema der Kirche
Hagios Demetrios angebracht sind, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 111. Doch stammt
dieses Epigramm wahrscheinlich erst aus dem Jahr 1319/20.
1683
Dazu JANIN, Les églises et les monastères 399.
398 Griechenland (Nr. GR129–GR130)

derts belegt: Es handelt sich dabei um Anna Dukopulina Mesopotamitissa,1684 die Stifterin des
Klosters der ¥:þ>0B><6 AĮ? .>.5Ĉ><B.1685
Die Datierung des Epigramms ist heute nur mehr zum Teil erhalten: Zu lesen sind die ersten
beiden Buchstaben, frühere Editoren konnten danach noch die Reste eines Koppa erkennen; der
letzte Buchstabe, von dem heute gar nichts mehr zu erkennen ist, wurde von Duchesne – Bayet
und Lampakes als Beta gelesen. Demnach wäre die Inschrift in das Jahr 1284 zu datieren. Lässt
man den letzten Buchstaben der Datierung außer acht, dann ist freilich der Zeitraum von 1282
bis 1291 möglich.1686
Das Epigramm besteht aus prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen
in den vollständig erhaltenen Versen 3–7. Ein professioneller Auftragsdichter, der vom Stifter
Petros Dukopulos bezahlt wurde, dürfte somit der Autor des Epigramms gewesen sein. Weitere
Bemerkungen zum Epigrammtext: Die zweite Hälfte von Vers 2 ist zweifelhaft. Nach ! ist ein
weiterer Buchstabe (Konsonant) zu erwarten, um den Hiat zwischen Omikron und darauf fol-
gendem Epsilon zu vermeiden. Spuren des fehlenden Buchstabens sind nicht mehr zu erkennen;
die von Feissel vorgenommene Konjektur scheint daher am plausibelsten zu sein. Das Verbum
:.:2<B>0ĀF am Beginn von Vers 3, ein durch die Vorsilbe :.- verstärktes :2<B>0ĀF, ist nur
an dieser Stelle belegt.1687 Die von Papazotos vorgenommene Konjektur [­:]Aą? in Vers 5 passt
prosodisch und ist auch insofern gerechtfertigt, als das Wort auch in Vers 7 verwendet wird. Es
stellt sich allerdings die Frage, was damit genau gemeint ist. Das Wort bezieht sich wohl eher
auf die Stadt als auf die Kirche. Alternativ ist daher auch an die von Tsigaridas – Loberdou-
Tsigarida und Feissel vorgenommene Ergänzung [.í]Aą? zu denken. Für die Ergänzung des
verlorenen Buchstabens am Beginn von Vers 6 gibt es zwei Möglichkeiten: Wenn man [@]ÿ in
den Text setzt, sollte es sich – wie auch von Papazotos angenommen – am Ende von Vers 5 um
ein Partizipium handeln. Handelt es sich aber um ein finites Verbum, dann wird die Konjunkti-
on [7]ÿ (= [7].ă) benötigt, um eine saubere Verbindung zum nächsten finiten Verbum 12;6<ĽA.6
herzustellen. Gegen die zweite Möglichkeit sprechen allerdings zwei Dinge: Zunächst ist sonst
im restlichen Epigramm keine orthographischen Besonderheit – und [7]ÿ wäre eine solche – zu
erkennen. Darüberhinaus gibt Kalopissi-Verti in ihrer Edition zu verstehen, dass sie offensicht-
lich das Pronomen @ÿ noch vollständig lesen konnte. Frühere Editoren konnten vom letzten
Wort in Vers 7 ebenfalls noch weit mehr erkennen, als heute möglich ist. So dürfte das Adjektiv
9B></8ĈA4? mit Eta anstatt mit Ypsilon überliefert gewesen sein. Die klassische und auch ety-
mologisch (< /8Ĉ(3)F) richtige Form ist freilich jene mit Ypsilon, doch ist auch die Form mit
Eta mehrfach belegt, auch in hochsprachlich stilisierten Texten, so z.B. bei Eustathios von
Thessaloniki im Bericht über die Eroberung der Stadt im Jahr 11851688 und in einem aus der
zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts stammenden Enkomion auf den heiligen Demetrios aus der
Feder des bekannten Ioannes Staurakios.1689

Steinplatte, a. 1382: Museio Byzantinu Politismu


Nr. GR130) Die ursprünglich in der Sylloge Rotontas, heute aber im Museio Byzantinu Po-
litismu aufbewahrte Marmorplatte ist nicht vollständig erhalten; dies wird auch verdeutlicht
durch die darauf angebrachte akzentuierte Majuskel-Inschrift, die ursprünglich über zumindest
neun Zeilen gelaufen sein muss. Dabei handelt es sich um Verse, wobei pro Zeile je zwei Verse
angebracht sind; demnach muss das Epigramm anfangs aus zumindest 17 Versen – mit an-
schließender Datierung – bestanden haben. In der ersten Zeile (= Verse 1–2) kann kaum mehr
etwas gelesen werden; in der zweiten Zeile können zumindest einige Buchstaben entziffert wer-
—————–
1684
Zur Person PLP # 91816.
1685
Zum Kloster JANIN, Les églises et les monastères 350.
1686
Vgl. KALOPISSI-VERTI, Inscriptions 48.
1687
Vgl. LBG s.v.
1688
St. KYRIAKIDIS, Eustazio di Tessalonica. La espugnazione di Tessalonica. Testo critico, introduzione, annotazioni
(Istituto Siciliano di Studi Bizantini e Neoellenici. Testi e Monumenti. Testi 5). Palermo 1961, 106,17.
1689
IBERITES, šFþ::<B A.B>.7Ą<B 8Ć0<? 335,14f.; vgl. auch 9B>Ć/84A<? LBG s.v. 9B>Ć/8BA<?.
Griechenland (Nr. GR130) 399

den. Während jene Zeichen, die das Ende von Vers 3 bilden, – sowohl im Original als auch auf
der Schriftskizze bei Papazotos – nicht zu deuten sind, können die ersten drei Wörter von Vers 4
einigermaßen gut gelesen werden. Paläographisch auffallend sind häufig übereinander geschrie-
bene Buchstaben und einige Ligaturen. Am Ende von Vers 12 markiert ein kommaähnliches
Zeichen das Versende, am Ende von Vers 15 steht ein Hochpunkt; am Ende von Vers 17 sind
drei übereinander liegende Punkte angebracht, die das Ende des metrischen Teils der Inschrift
anzeigen. Danach folgt die Datierung nach Monat, Tag, Indiktion und Weltjahr; somit ist das
Epigramm auf den 4. April der 5. Indiktion des Jahres 6890 (= 1382) zu datieren. Die Inschrift
schließt mit einem Kreuz
Der teilweise lückenhafte Epigrammtext lautet wie folgt:

[………………………………
………………………………
………………………………]
AĮ? A<Ľ 0Ā:<B? [……………………
5 ………………………] Aā: ;Ā:4:
¾ AŃ: 8Ć0F: [………] ­: @=<B1.ĵ? 8Ć0<B
[………… 1Ą]1F96 AĆ:1ĩ è>Ħ:, ;Ā:2,
ê? =þ:A.? î=Ā782E2: ±>FA6 Aþ12
[…]26: 16ĩ .íA<Ľ 7.5.>Ń? @AĂ@.? 9þ5Ĭ
10 Aą =<Ľ A282BAħ 1Ć;., =8<ĽA<? 7(.ă) 0Ā:<?
2î>ĉ: 1ÿ 941ÿ: <¿> @76þ:, AĀC>.:, 7Ć:6:,
0:ĊAF Aą 8<6=(ą:) [A2]C>[F]5ÿ: ÷@=2> 5Ā96?
¡52@9. CĈ@26 941.9Ń? î=ÿ> CĈ@6:
2Ċ>06<? <ß72ĵ<? !3.9=8þ7F: Aþ12
15 F9.A6.:ą? <9:4:ą? ĩ@=6ĀA4?
@ć 1ĩ <ó:, CBA<B>0ÿ AĮ? ĩ1Ā9, =[.:]A<7>þAF>,
­72ĵ 92 A>BCĦ: @B9=.5Ń? 12Ą;.? Ć0(<?)
94:ă ¥=>68ĄŁ 1Ņ ß:(167A6Ń:<?) 2Ņ ±A<B? ,OFNŅ.
––––
10 cf. Anal. Hymn. Gr. IX 169,15–21 (SCHIRÒ): !ý ­=ă 0Į?, 1Ć;.: 7.ă =8<ĽA<? 7.ă 0Ā:<? 8.9=>ą: 7.ă AĮ?
=.A>Ą1<? 9Ā025<? ļĄE.? 2ß? ±1.C<?, =>ą? <í>þ:6<: 8Į;6: :Į852? 9.>AB>Ą<B 1>Ć9Ł C2>Ć92:<?. 12 ÷@=2>
5Ā96?: cf. e.g. v. 16 epigramm. in reliqu. (s. XIV) Ioann. Prod. in urbe Perpignan, ed. RHOBY, Epigramme
auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ho2: … ÷? @<6 5Ā96[?]. 16 CBA<B>0ÿ AĮ? ĩ1ÿ9
=[.:]A<7>þAF>: cf. e.g. Man. Phil. carm. II 47 (XIV 316 MILLER): è 7.ă CBA<B>0ą? AĮ? µ1ÿ9 7.ă
12@=ĆA4?.
——
7 [………… 1Ą]1F96 AĆ:1ĩ è>Ħ: scripsi: [– – – – –]& ! ĩ Papazotos. 9 @AĂ@.? dubitanter
scripsi: CTC Papazotos. 9þ5Ĭ scripsi:  Papazotos. 11 <¿> scripsi: <> Papazotos. 12 8<6=(ą:)
[A2]C>[F]5ÿ: dubitanter scripsi: [– – –] Papazotos. 13 CĈ@26: #"C Papazotos. 14 <ß72ĵ<? dubi-
tanter scripsi: [– – –] Papazotos. 15 F9.A6.:ą? scripsi: C&! [– –]C Papazotos, ¥@F9.A6.:Ć?
proposuit PLP # 27754. 16 =[.:]A<7>þAF> supplevit Papazotos. 17 Ć0(<?) scripsi: () Papazotos.

………………………………
………………………………
………………………………
der des Geschlechts……………………
5 ……………………… die fremde
die der Worte ……… im Eifer des Wortes
………… ich gebe diesen hier zu sehen, Fremder,
der allen dieses aus Liebe verheimlichte.
…… durch diesen rein soll er anhalten und erfahren,
10 wo Ruhm, Reichtum und Herkunft enden.
Wenn er aber nichts als Schatten, Asche, Staub findet,
soll er künftig zu Asche Gewordenes erkennen, wie es recht ist.
400 Griechenland (Nr. GR130)

Von Natur aus Unrechtmäßiges (steht) auf keinen Fall über der Natur.
Der Oikeios Georgios Tzamplakon (sagt) (?) dies
15 (A)somatianos Komnenos Aspietes.
Du aber, Gärtner Edens, Allherrscher,
erweise mich aus Mitgefühl als einen, der dort schwelgt, Logos.
Im Monat April des vierten (Tages) der 5. Indiktion des Jahres 6890 (= 1382).
Text: PAPAZOTOS, $>6@A6.:67ÿ? ­=60>.Cÿ? .721<:Ą.? 409f. (Nr. 7 [mit Schriftskizze]).

Abb.: LXIV

Der Epigrammtext ist nicht nur aufgrund der vielen Lücken im Text schwer zu verstehen. So
ist es vor allem schwierig, die Verse 8 und 9 zu deuten; auch Vers 13 scheint aus dem Zusam-
menhang gerissen zu sein. Es ist durchaus möglich, dass der Text von Papazotos mangelhaft in
die Schriftskizze übertragen wurde oder dass bereits beim Übertragen der Inschrift auf den Stein
der ein oder andere Vers vergessen wurde. Vielleicht war pro Zeile aber auch noch ein dritter
Vers angebracht, womit das Epigramm insgesamt acht weitere Verse umfassen würde. Der An-
lage des Textes nach zu urteilen, handelt es sich um ein Grabepigramm, in dem – wie auch sonst
durchaus üblich – ein Sprecherwechsel stattfindet: In Vers 7 ist – unter der Voraussetzung, dass
richtig konjiziert wurde – ein Ich-Erzähler am Wort, danach berichtet ein Erzähler in der dritten
Person, der sich am Ende des Epigramms an Gott wendet. Der Handlungsträger der Verse 9–12
ist wahrscheinlich der Fremde bzw. Pilger (;Ā:<?), der am Ende von Vers 7 direkt angesprochen
wird. Der im Grab Bestattete ist wohl der in den Versen 14 und 15 genannte Georgios Tzampla-
kon, der die Beinamen (A)somatianos, Komnenos und Aspietes führt. Dass bei (A)somatianos
am Beginn von Vers 15 das Alpha fehlt ( F9.A6.:ą?),1690 ist wahrscheinlich metrisch bedingt,
da es im Vers eine überschüssige Silbe einzusparen galt. Dass Asomatianos die richtige Na-
mensform sein muss, beweist ein Verwandter des Georgios, nämlich ein Tzamplakon Asomati-
anos, der in der Mitte des 14. Jahrhunderts als Megas Dux und als Großgrundbesitzer im östli-
chen Makedonien belegt ist.1691 Georgios Tzamplakon (A)somatianos Komnenos Aspietes ist
wahrscheinlich identisch mit jenem Georgios Tzamplakon (ohne weitere Beinamen), der in
einem Chrysobullos Logos des Andronikos IV. Palaiologos1692 aus dem Jahr 13781693 als Groß-
grundbesitzer in Loroton (westl. Chalkidike) attestiert ist.1694 Georgios Tzamplakon wird so-
wohl in der Inschrift als auch in der Urkunde als <ß72ĵ<? bezeichnet. Dabei handelt es sich um
einen „Gefolgsmann des Kaisers“,1695 d.h. auf jeden Fall eine dem Kaiser nahestehende Persön-
lichkeit.1696 Auch andere Mitglieder der im makedonischen Raum, u.a. als Großgrundbesit-
zer,1697 belegten Familie Tzamplakon1698 führen im 14. Jahrhundert neben anderen hohen Äm-
tern und Würden den Titel <ß72ĵ<?.1699 Der heutige Aufbewahrungsort der Marmorplatte könnte
durchaus der ursprüngliche Ort der Anbringung der Grabplatte / des Grabsteins (?) gewesen
sein: In byzantinischer Zeit hieß die später Hagios Georgios genannte Kirche (jetzt auch Roton-

—————–
1690
Vgl. PLP # 27754 (unter A).
1691
Vgl. PLP # 27753.
1692
Ältester Sohn von Ioannes V. Palaiologos, seit 1352 Mitkaiser, der von 1376 bis 1379 die Krone an sich riss; von
1381 bis zu seinem Tod 1385 wiederum als Nachfolger des Ioannes V. anerkannt, vgl. A.-M. T[ALBOT], Andro-
nikos IV Palaiologos. ODB 1, 95f.; PLP # 21438.
1693
P. LEMERLE u.a., Actes de Lavra, III. De 1329 à 1500 (Archives de l’Athos X). Paris 1979, Nr. 149.
1694
Vgl. PLP # 27754.
1695
Übersetzung nach CUPANE – SCHIFFER, PRK Indices 228 (s.v. <ß72ĵ<?).
1696
Als halboffizieller Titel ist der Terminus vom Ende des 12. Jahrhunderts an belegt, vgl. A. K[AZHDAN], Oikeios.
ODB 3, 1515; J. VERPEAUX, Les oikeioi. Notes d’histoire institutionnelle et sociale. REB 23 (1965) 89–99.
1697
Auch bei der Familie Aspietes im 14. und 15. Jahrhundert handelt es sich um Großgrundbesitzer, vgl. A.
K[AZHDAN], Aspietes. ODB 1, 211f.
1698
Zur Familie s.a. A. K[AZHDAN], Tzamblakon. ODB 3, 2135.
1699
PLP # 27748, 27749, 27760.
Griechenland (Nr. GR130–GR131) 401

ta) ebenso wie das an sie angrenzende Stadtviertel ton Asomaton.1700 Der Beiname (A)somati-
anos könnte ein Hinweis auf die Lokalität sein.1701
Wie bereits oben dargelegt, bestand das Epigramm ursprünglich aus 17 byzantinischen
Zwölfsilbern. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, soweit diese noch feststellbar sind. Die
prosodischen Gesetze werden mit Ausnahme der Eigennamen – wozu auch <ß72ĵ<? in Vers 14
zählt – berücksichtigt. Der einzige schwere Verstoß gegen die Prosodie liegt in Vers 12 vor, da
die siebente Silbe im Vers (Pflichtkürze) durch das Omega des teilweise konjizierten
[A2]C>[F]5ÿ: lang ist. Für die Konjektur sprechen jedoch die auf der Schriftskizze bei Papazotos
erkennbaren Buchstaben – die Ligatur von Phi und Rho ebenso wie È1702 am Ende – und die
Tatsache, dass die Verbalform auch inhaltlich – anspielend auf AĀC>.: in Vers 11 – gut passt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie bereits oben angeführt, sind die Verse 8 und
9 nicht nur inhaltlich schwer verständlich. In Vers 8 ist es kaum möglich, die beiden Akkusative
(=þ:A.? und Aþ12) unterzubringen, auch weiß man nicht, was ±>FA6 hier genau bedeutet. In Vers
9 fehlt das Objekt zu @AĂ@.?, wenn letztere Form richtig gelesen wurde. Auch die Verse 14–17
sind verdächtig: Zunächst fehlt in den Versen 14 und 15 eine Verbalform; eine solche ist zwar
in den Versen 16 und 17 vorhanden, doch ist diese nur infinit (12Ą;.?).
Dass – wie bereits oben erwähnt – bei der Übertragung des Epigramms – in welcher Phase
auch immer – ein Fehler unterlaufen ist, stellt sich als sehr wahrscheinlich dar. Die gute proso-
dische Qualität der Verse lassen einen professionellen Dichter vermuten, der vielleicht vom
aristokratischen Verstorbenen noch zu Lebzeiten beauftragt wurde. Diesem dürften wohl kaum
die angesprochenen grammatikalisch-syntaktischen Versehen unterlaufen sein.

(Ziegel)inschrift (Länge: ca. 600 cm), 14. Jh.: Stadtmauer, Manuel-Turm


Nr. GR131) In die Nordseite des dreieckigen so genannten Manuel-Turms im nördlichen
Bereich der Stadtmauer (westlich der Akropolis)1703 ist in einer Höhe von ca. 7–8 Metern eine
über vier Zeilen laufende, nicht akzentuierte Ziegel-Majuskel-Inschrift eingemauert. Die Zeilen
3 und 4 sind etwas eingerückt, da davor ein durch Ziegel gebildetes Kreuz angebracht ist, wofür
es in der Stadtmauer von Thessalonike viele weitere Beispiele gibt, mitunter auch solche, die
von Tetragrammen begleitet werden.1704 Ein durch Ziegel geformtes Kreuz ist auch am Ende der
vierten Zeile in den Turm eingemauert. Erst spät wurde erkannt,1705 dass die Inschrift mit Aus-
nahme der vierten Zeile im Versmaß abgefasst ist. Belenes war zuletzt der Ansicht, dass die
Inschrift von unten nach oben zu lesen ist, wie dies auch bei dem in Ziegel geformten Vers im
Katholikon des Klosters Kato Panagia (bei Arta) der Fall ist (ĺ Nr. GR7).1706 Das sich über die
Zeilen 3 und 4 erstreckende Kreuz würde somit den Beginn der Inschrift anzeigen,1707 wobei der
metrische Teil erst mit Zeile 3 ansetzt, da die vierte Zeile, quasi ein dem Epigramm vorange-
hender Titel, nicht in Versform gehalten ist. Grundsätzlich ist es jedoch möglich – und vielleicht
auch sogar beabsichtigt –, die Inschrift sowohl von oben als auch von unten zu lesen, ohne dass
sich der Sinn ändert.
—————–
1700
Vgl. JANIN, Les églises et les monastères 355, 358–362.
1701
Ein vielleicht aus der gleichen Gegend stammender Michael Somateianos schuldete dem Klerus der Kirche ton
Asomaton im Jahr 1420 Geld, vgl. S. KUGÉAS, Notizbuch eines Beamten der Metropolis in Thessalonike aus dem
Anfang des XV. Jahrhunderts. BZ 23 (1914/19) 153 (Nr. 87); PLP # 27321. Die Form F9.A26.:Ć? könnte ein
Hinweis darauf sein, dass das Alpha von F9.A6.:Ć? am Beginn von Vers 15 des Epigramms nicht nur aus met-
rischen Gründen fehlt; die Form ohne Alpha könnte als Nebenform zu korrektem ¥@F9.A6.:Ć? existiert haben.
1702
Eventuell È, was aber keinen Sinn ergibt.
1703
Dort, wo sich die Stadtmauer erstmals nach Süden wendet.
1704
Vgl. G.M. BELENES, !. A2ĄD4 A4? 2@@.8<:Ą74? .=Ć A<: þ@@.:1>< F? A<: >þ7826<. Thessalonike 1998, 113,
151, 159.
1705
FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 339.
1706
Georgios Belenes, dem ich für diese (mündliche) Auskunft danke, ist der Meinung, dass diese Art der Leserich-
tung ursprünglich aus Epiros stammt und von dort aus den Weg in andere Gegenden, z.B. auch nach Thessaloni-
ke, fand.
1707
Vgl. BELENES, DĆ86. 272.
402 Griechenland (Nr. GR131)

Da sich hinter dem in der Inschrift genannten Manuel höchstwahrscheinlich der spätere Kai-
ser Manuel II. Palaiologos verbirgt, der von 1355 bis 1373 den Despotentitel führte und von
1369 bis 1373 als Statthalter von Thessalonike wirkte,1708 sind als Datierung die frühen 1370er-
Jahre anzunehmen. Die für die Zeit ungewöhnliche, teilweise an spätantike Formen erinnernde,
ungelenke Paläographie der Inschrift ist durch die Verwendung von Ziegeln zu erklären. Für
eine Datierung in das 14. Jahrhundert spricht auch die Form des Buchstabens Ny (ɂ) am Ende
von Vers 2 (/þ5>F:).1709 Ungewöhnlich ist, dass dasselbe Wort (@5Ā:26) in der vierten Zeile
richtig, in der ersten Zeile jedoch unter Auslassung des zweiten Epsilon – wohl zurückzuführen
auf einen Lapsus des Handwerkers – geschrieben wurde.
Der Titel und der darauf folgende metrische Teil sind wie folgt wiederzugeben:

5Ā:26 .:<Bā8 A<Ľ 7>.AĄ@A<B


2Ċ>06<? 1<ć; ĩ=Ć7.B7<? ­7 /þ5>F:
Ü026>2 AĆ:12 =Ĉ>0<: .íAń A26DĄŁ
@5Ā:26 .:<Bā8 A<Ľ 7>.AĄ@A<B 12@=ĆA<B.
——
1 omisit Chatze Ioannou. 5Ā:26 scripsit Tafrali ( 5Ā:[2]6): C inscr. [12@=ĆA<B] suppleverunt Tafrali
et Gounares in fine versus. 2 1<ć[;] Spieser. /þ5>F[:] Spieser. 3 .íAń: <.í> [@ć:] Ań Tafrali, [ "] !&
Gounares. A26D[ĄŁ]? Duchesne – Bayet. 4 [ 5Ā:[2]6 Tafrali. 7>.AĄ@[A<]B Spieser.

Durch die Macht des mächtigsten Manuel.


Der Dux Georgios Apokaukos errichtete von den Grundfesten aus
diesen Turm zusammen mit der Mauer
durch die Macht des mächtigsten Despoten Manuel.
Text: DUCHESNE – BAYET, Mémoire 64 (Nr. 107 [mit Schriftskizze]).– CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 15.–
TAFRALI, Topographie 44f. (mit Schriftskizze u. franz. Übers.).– NICOL, Despotate of Epiros 197.– SPIESER, Inscripti-
ons de Thessalonique 176f. (Nr. 29 [mit Schriftskizze u. franz. Übers.]).– GOUNARES, !2ĄD4 21.– BELENES, DĆ86.
272f. (mit Schriftskizze).– RHOBY, Structure 329 (v. 3).

Lit.: J.W. BARKER, Manuel II Palaeologus (1391–1425): A Study in Late Byzantine Statesmanship. New Bruns-
wick, NJ 1969, 546.– H. HUNGER, JÖB 23 (1974) 316.– FEISSEL – SPIESER, Inscriptions de Thessalonique 339f. (Nr.
29).– T.E. G[REGORY], Thessalonike, Walls. ODB 3, 2072.– BAKIRTZIS, Urban Continuity 41.

Abb.: LXI

Das Epigramm stellt eine Bauinschrift dar. Man erfährt, dass unter dem bzw. unter Mitwir-
kung des Despoten Manuel der Dux Georgios Apokaukos den Turm mitsamt der Mauer aufrich-
ten ließ.1710 Während Manuel gut zu identifizieren ist (s. oben), gibt es zum Dux Georgios
Apokaukos keine anderen Quellen.1711 Dass, wie Hunger annahm, <Ĉ[7.?] anstatt 1<ć[;] zu
lesen sei,1712 ist auszuschließen,1713 da das Xi1714 einwandfrei zu erkennen ist; außerdem würde
eine zusätzliche Silbe eine wesentliche metrische Verschlechterung darstellen. Somit kommt der
von Hunger ins Spiel gebrachte Georgios Dukas Apokaukos, der im Jahr 1342 als Megas
—————–
1708
Vgl. PLP # 21513.
1709
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40. Allerdings ist die ɂ-Ny-Form auch schon
in einer Legende eines Siegels aus der zweiten Hälfte des 12. Jh.s zu beobachten, ed. ZACOS – NESBITT, Byzanti-
ne Lead Seals II, Nr. 613. Für die Datierung danke ich Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt.
1710
Eigentlich handelte es sich nicht um die Errichtung des Turms, sondern um einen Zubau, wie BAKIRTZIS, Urban
Continuity 41 feststellte.
1711
Vgl. PLP # 1182; s.a. CHATZE IOANNOU, ¥@AB0>.CĄ. 15. Bei KYRIAKIDES, B3.:A6:.ă 28ĀA.6 489–491 nicht
erwähnt.
1712
H. HUNGER, JÖB 23 (1974) 316.
1713
Zu einem ähnlichen Fall D.R. REINSCH, Nicht Ioannes Komnenos, sondern Ioannes Dukas: Eine bisher übersehe-
ne Episode seiner Karriere. MEG 13 (2013) 205–207.
1714
In der Form eines lateinischen Z. Eine ähnliche Form des Buchstabens Xi findet man in Vers 3 des Epigramms
Nr. GR112, das allerdings in das 11. Jahrhundert zu datieren sein dürfte.
Griechenland (Nr. GR131) 403

Drungarios in Konstantinopel belegt ist,1715 nicht in Frage. Der Bau des Turmes und der Mauer
wurde offensichtlich vom militärischen Kommandanten von Thessalonike (Dux)1716 Georgios
Apokaukos finanziert. Die Stiftung stand wahrscheinlich im Zusammenhang mit der Sicherung
der Stadt vor den osmanischen Angreifern, denen die Stadt schließlich im Jahr 1387 zum Opfer
fiel.1717
Die letzte Zeile der Inschrift, die nach Belenes den Beginn derselben bildet, wurde offen-
sichtlich bewusst so – nämlich als Titel – gestaltet, sodass die von Tafrali und Gounares vorge-
nommene Ergänzung am Ende nicht notwendig ist. Das eigentliche Epigramm setzt sich aus
drei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammen. Da sowohl
Tafrali als auch Gounares mit .íAń in Vers 3 nichts anzufangen wussten, setzten sie @ć: Ań in
den Text: Dativformen von .íAĆ? bedeuten aber auch ohne @Ĉ: „zusammen“.1718

TRAIANUPOLIS ĺ KOMOTENE (S. 262)

—————–
1715
Vgl. PLP # 1183; POLEMIS, Doukai 101 (Nr. 60).
1716
Zum Dux vgl. A. K[AZHDAN], Doux. ODB 1, 659.
1717
Vgl. T.E. G[REGORY], Thessalonike. ODB 3, 2072.
1718
Vgl. LSJ s.v. .íAĆ? I.5.
ITALIEN

APIGLIANO ĺ LECCE (Nr. IT7)

BARI

Steinplatte (155,5 × 46 cm), 11. Jh.: Cattedrale (di San Sabino)


Nr. IT1) Hinter dem Hauptaltar der Kathedrale befindet sich der alte Bischofsthron (auch
„Thron des Erzbischofs Elias“ genannt), vor dem eine weiße, mit Sprüngen übersäte Marmor-
platte in den Fußboden vermauert ist. In diese ist eine über vier Zeilen laufende akzentuierte
Majuskel-Inschrift eingeritzt, wobei der Text der vierten Zeile kürzer und von beiden Seiten
nach innen gerückt ist. Dass die Inschrift nicht vollständig erhalten ist, erkennt man dadurch,
dass jeweils der Beginn der auf der linken Seite eingeritzten Wörter fehlt. Diese Beschädigung
entstand vielleicht im 18. Jahrhundert, als die Marmorplatte anlässlich der barocken Umgestal-
tung der Kirche für ihren neuen Bestimmungsort, den Fußboden des Presbyteriums, zugeschnit-
ten wurde.1 Allerdings kann problemlos festgestellt werden, dass es sich um Verse handelt, wo-
bei in den Zeilen 1–3 je zwei Verse angebracht sind; in Zeile 4 steht nur ein Vers. Mercati äu-
ßerte den Verdacht, dass vor dem heute sichtbaren Beginn der Inschrift ein weiterer Vers ange-
bracht war, der ebenso wie der letzte Vers in das Zentrum der Marmorplatte gerückt war.2 Dies
ist eine verlockende Idee, allerdings ist zu konstatieren, dass das Epigramm aus grammatika-
lisch-syntaktischen Gründen auch ohne einen zusätzlichen Vers am Beginn auskommt.3
Paläographisch auffallend sind die rautenförmig angeordneten Punkte, die wir an den Enden
der Zeilen 2–4, d.h. an den Enden der Verse 4, 6 und 7, vorfinden. Zwei kreisförmige Punkte
trennen die Verse 1 und 2, ein Punkt könnte zwischen den Versen 3 und 4 eingeritzt sein. Zu
notieren ist auch das Trema oberhalb des Iota von /Ą<B am Ende von Vers 4, da dieses nicht aus
bloßen Punkten, sondern zwei kleinen Kreisen, die jenen zwischen den Versen 1 und 2 ähneln,
besteht.4 Punkte sind auch an nicht erwarteten Stellen zu finden: In Vers 2 ist unmittelbar hinter
dem Ypsilon von @.BAĂ: ein Punkt angebracht; einen Punkt wollte Babudri auch hinter dem Ny
von 7.A.:Aħ in Vers 5 gesehen haben.5 In den Zeilen 2 und 3 erkennt man, dass die Abstände
zwischen den Buchstaben gegen Ende hin größer werden; dies ist wie in anderen Fällen wahr-
scheinlich dadurch bedingt, dass der Graveur erkannte, dass noch genug Platz verfügbar war.
Die sorgfältige Ausführung der Inschrift und die Wohlgestalt der Buchstaben legen den Schluss
nahe, dass der Text von einem eher nicht in Süditalien, sondern in Konstantinopel ausgebildeten
Graveur bzw. Steinschneider gestaltet wurde.6
Das Epigramm ist nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich überliefert, nämlich in
zwei Codices aus der Mitte des 15. Jahrhunderts, dem Cod. Ambros. B 39 sup. und dem Cod.
Laur. 59,45.7 Diese überliefern den Text insofern vollständig, als dort auch die heute nicht mehr
vorhandenen Buchstaben der linken Seite der Steinplatte erhalten sind. Allerdings fehlt auch
—————–
1
JACOB, Deux copies salentines 5f.
2
S.G. M[ERCATI], BZ 37 (1937) 272.
3
In diesem könnten nach JACOB, Deux copies salentines 14f. die in Vers 2 wieder aufgenommene CĈ@6? (/><AŃ:)
oder etwa auch <í@Ą., 784><BDĄ. oder =.:@=2>9Ą. (jeweils /><AŃ: oder />ĆA26<?) angeführt gewesen sein.
4
JACOB, Deux copies salentines 2–4.
5
BABUDRI, Singolare iscrizione 131.
6
Vgl. JACOB, Deux copies salentines 4; s.a. BABUDRI, Singolare iscrizione 128f.
7
JACOB, Deux copies salentines 6–13.
406 Italien (Nr. IT1)

dort der von Mercati vermutete Epigrammbeginn. Dies kann zweierlei bedeuten: 1) Der ebenso
wie der letzte Vers zentral angeordnete erste Vers war schon in der Mitte des 15. Jahrhunderts
nicht mehr vorhanden.8 2) Der von Mercati angenommene erste Vers war nie vorhanden, was
m.E. auch die wahrscheinlichere Variante ist.
Mit ziemlicher Sicherheit ist das Epigramm in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts zu datie-
ren, was auch durch die Analyse paläographisch ähnlich ausgeführter Inschriften, wie etwa des
im Museo della Basilica San Nicola in Bari aufbewahrten Epigramms aus dem Jahr 1011 (ĺ
Nr. IT2),9 bestätigt wird.10
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[ņ7<]B@ĄF? @AĀ>;.@. Aā: 0:F@Ą.:


7.ă 0:Ń56 @.BAā: 7.ă 1Ą1.@72 Aā: CĈ@6:
[¡AB]C<: 2å:.6 Aį C5<>ħ @B:499Ā:4:
2ß 0ý> Aý 8.9=>ý 7.ă Aý @29:ý A<Ľ /Ą<B
5 [2ß?] D<Ľ: 7.A.:Aħ 7.ă A282BAħ =>ą(?) AĀC>.:,
=Ń? ­C>Ć:26?, Aþ8.6:., Aį AĀC>Ĥ 9Ā0.,
ğ<B 1ÿ @.BAā: ÷@=2> <í 5.:<B9Ā:4:;
——
1 cf. Theod. Prod., De virtutibus et vitiis 5,2 (N. FESTA, in: Miscellanea Ceriani. Mailand 1910, 573): ­7
@=.>0þ:F: @AĀ>;.@. Aā: 0:F@Ą.:. 2 0:Ń56 @.BAā:: cf. comment; cf. etiam Ioan. Maur. carm. 40,5–6 (p.
23 DE LAGARDE – BOLLIG) (in sepulcrum suum): ²F? 1ÿ 9Ā8826, 0:Ń56 Aā: @.BA<Ľ CĈ@6: | 7.ă @FC><:Ą3<B
@B9C<>.ĵ? 88<A>Ą.6?. 5 cf. Theod. Prod. carm. hist. LXV 4 (HÖRANDNER) (versus sepulcrales in Leon.
Tzicandel.): 2ß? D<Ľ: Aą 7.:Aþ:A49. 7.ă 82=Aā: 7Ć:6:. 6 cf. Ioan. Maur. carm. 85,1–3 (p. 41 DE LAGARDE
– BOLLIG) (in sepulcrum Const. IX Monom.): ŷ AŃ: 9.A.ĄF: 7.ă 72:Ń: C><:49þAF:! | =>Ć@7.6><? ú:
¡:5>F=<? ­C>Ć:<B: 9Ā0., | 7.ă 0Į? />.Dć? D<Ľ? 0Į? ­=2@7Ć=<B: ¡7>..
——
1 ņ7<B@ĄF? legit Beatillo (sic etiam codd.): (¥7<)B@ĄF? Mathieu (MATHIEU, Cinq poésies byzantines 130,
n. 2 proposuit etiam A4H@ĄF?). 3 ¡ABC<: legit Beatillo (sic etiam codd.): (¡A)BC<: Babudri, Mathieu,
[¡A]BC<: Jacob, Guillou, Deux copies salentines, Lauxtermann. @B:299Ā:4: Babudri. 5 [2ß]? D<Ľ: Mercati:
=>ą? 7Ć:6: Beatillo, (­)@Dĩ <ó: Babudri, ­? D<Ľ: Mathieu, =>ą? D<Ľ: cod. Laur. 7.A.:Aħ scripsit Mercati:
7.Aþ:A. Babudri. 7 ğ<B 1ÿ scripserunt Mercati et Mathieu: &Ŀ <í1ÿ Beatillo, û <í1ÿ Babudri. ÷@=2> legit
et scripsit Beatillo: &CC inscr.

Da du freiwillig die Unkenntnis liebst,


erkenne dich selbst und lehre die Natur,
bescheiden zu sein, da sie mit dem Untergang verbunden ist!
Wenn nämlich das Strahlende und Ehrwürdige des Lebens
5 zu Staub wird und in Asche endet,
wie konntest du, Unselige, stolz auf die Asche sein,
konntest dich selbst für eine, die nicht sterben wird, halten?
Text: A. BEATILLO, Storia di Bari principal città della Puglia nel regno di Napoli. Bari 1886 (1. Aufl. Neapel o.J.
[1637]), 79 (mit ital. Übers.).– BABUDRI, Singolare iscrizione 130, 131 (ital. Übers.), 132, 139 (Abb.).– S.G.
M[ERCATI], BZ 37 (1937) 271f.– MATHIEU, Cinq poésies byzantines 130 (Nr. I).– GUILLOU, Production 103f. u. Anm.
42 (mit engl. Übers.).– JACOB, Deux copies salentines 5, 13f. (franz. Übers.), 3 (Abb. 1).– LAUXTERMANN, Byz.
Epigram 105f.– GUILLOU, Recueil 160f. (Nr. 144 [mit engl. Übers.]) u. Taf. 138 (Nr. 144).– LAUXTERMANN, Poetry
245 (mit engl. Übers.), 246, 351 (Nr. 98).– Der handschriftlich überlieferte Epigrammtext ist abgedruckt bei A.
BANDINI, Catalogus codicum Graecorum Bibliothecae Laurentianae […], II. Florenz 1768 (Reprint Leipzig 1961),
576f. (Laur.).– JACOB, Deux copies salentines 9 (Ambr.), 11 (Laur.).

—————–
8
Vgl. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313. Da die beiden Codices die sieben Verse vollständig überliefern,
sollte man davon ausgehen können, dass diese in der Mitte des 15. Jh.s auch noch zur Gänze vorhanden waren:
Allerdings ist im Cod. Laur. 59,45 am Beginn von Vers 5 =>ą? zu lesen. Zur Problematik JACOB, Deux copies sa-
lentines 11.
9
Allerdings war für dieses Epigramm ein anderer, weniger geübter Graveur zuständig, vgl. GUILLOU, Recueil 161.
10
Vgl. JACOB, Deux copies salentines 4.
Italien (Nr. IT1) 407

Lit.: G. PETRONI, Della storia di Bari dagli antichi tempi sino all’anno 1856, I. Neapel 1858, 190, Anm. 1 (ital.
Übers.).– P. FANTASIA, Su taluni frammenti di scultura rinvenuti nel duomo di Bari. Annuario del R. Istituto Tecnico
e Nautico di Bari 8 (1889), Taf. VI. (mir nicht zugänglich).– F. SCHETTINI, Mostra documentaria sulla ricostruzione
della suppellettile marmorea della cattedrale die Bari. Bari 1955, 124 (ital. Übers.), 125 (Abb. 70).– M. BASILE – G.
BARRACANE, La Cattedrale di Bari. Bari 1995, 79 (Abb.).– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313 (Nr. 144).–
FEISSEL, Chroniques 318 (Nr. 1046).

Abb.: 53

Wie Lauxtermann richtig feststellte, gehört das Epigramm zu den so genannten Memento-
mori-Versen, die den Lebenden ihre Sterblichkeit klar vor Augen führen.11 Dass die Stelle vor
dem Bischofsthron und darüberhinaus die Kathedrale von Bari selbst nicht der ursprüngliche
Ort der Inschrift ist,12 wird deutlich, wenn man untersucht, an wen sich die Verse wenden. An-
gesprochen wird eine Frau (Vers 6: Aþ8.6:.), worüber auch die anderen femininen Formen
Zeugnis ablegen (Vers 1: @AĀ>;.@.; Vers 2: @.BAā:; Vers 7: @.BAā: und 5.:<B9Ā:4:).13 Auf-
grund des Inhalts der Verse ist eher ein Nonnenkloster als ursprünglicher Ort des Epigramms
anzunehmen; vielleicht war die Inschrift auch in oder bei einem Klosterfriedhof angebracht.14
Wahrscheinlich handelte es sich nicht um eine konkrete, für eine bestimmte Frau / Nonne be-
stimmte Grabinschrift, da der Name der Verstorbenen nicht erwähnt wird – einschränkend muss
allerdings festgehalten werden, dass auch die Grabgedichte des Ioannes Mauropus auf sich
selbst, von denen eines im Testimonienapparat angeführt ist, den typischen Charakter von
Memento-mori-Versen ohne konkrete Hinweise auf den Verstorbenen aufweisen. Der Bericht,
dass es sich bei der im Epigramm angesprochenen Frau um Giaquinta, die Tochter des Argyros
(Argirizzus), des Vertreters der normannenfreundlichen Partei in Bari im Jahr 1071,15 handle, ist
reine Legende und Phantasie.16
Die Verse 1–2 des vorliegenden Epigramms sind nach Lauxtermann insofern bemerkens-
wert, als hier der berühmte antike, einst an einer Säule der Vorhalle des Apollontempels in Del-
phi angebrachte Spruch 0:Ń56 @(2).BAĆ: auf neuplatonisches Gedankengut trifft,17 da 0:F@Ą.
nach Ps.-Dionysios Areopagites die Betrachtung des unaussprechlichen und unverkennbaren
Gottes bedeutet.18 Diese Interpretation ist etwa auch bei Symeon Neos Theologos, einem Zeit-
genossen des Autors der vorliegenden Verse, zu finden.19 Der bekannte Spruch aus Delphi ist
aber freilich nicht nur hier, sondern in vielen anderen byzantinischen Texten zu finden, beson-
ders häufig bei Manuel Philes im 14. Jahrhundert.20
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die prosodischen Gesetze sind ausnahmslos eingehalten; ein professioneller Dichter
ist anzunehmen,21 der mit in Konstantinopel gepflegten literarischen Trends seiner Zeit (vgl.
Testimonienapparat / Ioannes Mauropus) vertraut war.22 Zu beachten ist das Enjambement in
den Versen 2 und 3, da sich ¡ABC<: und @B:499Ā:4: in Vers 3 auf CĈ@6: in Vers 2 beziehen. Die
—————–
11
LAUXTERMANN, Poetry 245f.
12
BABUDRI, Singolare iscrizione 139 hielt dies schon für möglich.
13
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 245.
14
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 245f.; s.a. schon JACOB, Deux copies salentines 17f.
15
J.-M. MARTIN, La Pouille du VIe au XIIe siècle (Collection de l’École française de Rome 179). Rom 1993, 708f.;
VON FALKENHAUSEN, Bari bizantina 209; VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 159 = VON FALKENHAUSEN, Do-
minazione 174.
16
Vgl. BABUDRI, Singolare iscrizione 133–135; MATHIEU, Cinq poésies byzantines 129; GUILLOU, Recueil 161.
17
LAUXTERMANN, Poetry 246; s.a. GUILLOU, Production 104.
18
Vgl. L s.v. 0:F@Ą. 4.
19
Sym. Nov. Theol. hymn. II 94 (KAMBYLIS) (de lumine divino): CŃ? … 06:F@7Ć92:<: 0:ĊAF? …; vgl. LAUX-
TERMANN, Poetry 246.
20
Man. Phil. carm. I 120 (CCXXVII 3 MILLER); II 167 (CXXXII 64 MILLER); II 264 (CCXLIII 36 MILLER); II 368
(XIII 61 MILLER); Man. Phil. carm. 7,1 (p. 13 MARTINI); 54,96 (p. 68 MARTINI).
21
Abzulehnen ist die Einschätzung der Metrik durch GUILLOU, Recueil 161, der sich an den Regeln des antiken
jambischen Trimeters orientiert.
22
Vgl. JACOB, Deux copies salentines 16.
408 Italien (Nr. IT1–IT2)

richtige Übertragung der genannten Passage geht auf Lauxtermann zurück, der … 1Ą1.@72 Aā:
CĈ@6: | [¡AB]C<: 2å:.6 als „admonish your nature not to take pride in itself“ übersetzte. Die
Übertragungen von Babudri („insegna anzi, che la natura umana è vile“23), Guillou („and learn
that lowly nature is linked with her own dissolution“24 bzw. „apprends que la nature est
humble“25) und Jacob („enseigne que la nature es vile“26) werden dem tatsächlichen Inhalt nicht
gerecht.

Steinplatte (31,5 × 69 cm), a. 1011: Museo della Basilica San Nicola


Nr. IT2) Die heute im Gebäudeinneren, nämlich auf den Emporen aufbewahrte weiße Mar-
morplatte ist zur Gänze von einer nicht akzentuierten, eng gesetzten und schmalen Majuskel-
Inschrift bedeckt, die über 15 Zeilen läuft. Die Zeilen sind durch vertikale, die gesamte Breitsei-
te der Platte durchlaufende Linien voneinander getrennt. Sehr leicht ist auszumachen, dass die
Inschrift nicht vollständig erhalten ist. Daher muss die ursprüngliche Platte sowohl länger als
auch breiter gewesen sein. Aufgrund des Inhaltes der Inschrift ist zu erkennen, dass auf der vom
Betrachter aus gesehen rechten Seite ein größerer Verlust vorliegt als auf der linken Seite. Der
Stein muss seine heutige Form zu dem Zeitpunkt bekommen haben, als er in die Mauer der Ba-
silika San Nicola (als Spolie) eingefügtwurde.27 Bereits der erste Editor der Inschrift, Babudri,
erkannte – trotz der Tatsache, dass seine Transkription des Textes mangelhaft ist –, dass es sich
um Verse handelt,28 wobei pro Vers je eine Zeile vorgesehen ist.
Zu datieren ist das Epigramm in das Jahr 1011, wie weiter unten näher ausgeführt wird.
Auch hinsichtlich der Paläographie ist eine Datierung in das frühe 11. Jahrhundert durchaus
vertretbar;29 Ähnlichkeiten mit den Versen auf der Marmorplatte in der Kathedrale von Bari (ĺ
Nr. IT1) sind feststellbar.30 Auch paläographische Übereinstimmungen mit lateinischen In-
schriften der Gegend sind zu erkennen.31
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ć=Ł A2 =<88ń 7(.ă) C><:Ă@2[6 ………]


.@Ą826<? 7>þA6@A<? 2@[.>1<:ĄA4?]
=><ñDF: ¡>6@A<? ­; :þ7A[F: ………]
Ü026>2: ¡@AB =.:@ĆCŁ A[2D:<B>0ĄĤ]
5 =8Ą:5Ł =2A>Ċ126 A<ĽA< =><@7.[………
¡]884: 76/FAą: A2Ĉ;.? õ[DB>F9Ā:4:,
=>Ć]=B8<: .íAą 7>4=61Ċ@[.? ­7 /þ5>F:
2ß?] AŃ: =8Ă7AF: ­78ĈA>F[@6: ………
2ß?] 1Ć;.:, 2ß? 7.ĈD49. AŃ: [:.7AĆ>F:
10 :2]ĉ: 1ÿ 52ĵ<: 08.<Ľ 494[A>Ą<B
8Ą]5Ł 1<9Ă@.? 2ß867>6:2ĵ Ań [=Ć5Ł
ïE]F@2: .íAą: ö? 1Ą74: C>B7[AF>Ą.?
8þ9=]26: =><1Ă8F? =.:@52:2ĵ [08.ĴĤ
<ß]7<Ľ@6 =Ħ@6 12Ľ>< Aĩ C67:<B9[Ā:<6?
15 ………………………………]
——
—————–
23
BABUDRI, Singolare iscrizione 131.
24
GUILLOU, Production 103.
25
GUILLOU, Recueil 160.
26
JACOB, Deux copies salentines 13f.
27
Nach GUILLOU, Recueil 154 bereits im 11. Jh.
28
BABUDRI, L’iscrizione 57. Babudri kam aber nur auf 11 Verse; E. F[OLLIERI], BZ 55 (1962) 427 stellte fest, dass
es sich um 15 Verse handelt.
29
Die Einschätzung von BABUDRI, L’iscrizione 60, dass die Inschrift paläographische Merkmale des 8.–9. Jh.s
aufweise, ist aufgrund der Buchstabenformen nicht richtig.
30
Vgl. GUILLOU, Recueil 161.
31
Vgl. KOCH, Inschriftenpaläographie 174f.
Italien (Nr. IT2) 409

1 cf. v. 7 epigramm. in lapide in museo urbis Thermon (ĺ no. GR120): 9ĆD5[Ł <Aÿ> =<]88ń 7.ă =Ć:Ł
7.ă 7.9þAŁ.
——
1 C><:Ă@2[6 ………]: C><:Ă@2[6 920þ84] Guillou, Cavallo, C><:Ă@2<6 7.88Ą@AĬ> Fiori. C><:Ą@26 Babudri.
2 2@(.>1<:ĄA4?) supplevit Follieri: 9Ā06@A<? @74=A><ĈDF: Babudri. 3 X Milella Lovecchio. :þ7AF:
legit Babudri. :þ7A[F: Aą 0Ā:<?] Cavallo, Guillou, Fiori. 4 A[2D:<B>0Ą.] supplevit Guillou: AĀD:Ĭ
Babudri. 5 &6 Milella Lovecchio. =><@7.[………]: =>ą? 7.ă Babudri, =><@7.[6:<B>0Ă@.?] Guil-
lou, Cavallo, =><@7.<A.@72Bþ@.?> Fiori. 6 ¡884: legit Babudri. õ[DB>F9Ā:4:] supplevit Guillou: ö?
Babudri. 7 =>Ć=B8<: legit Babudri: ]! Milella Lovecchio. .íA<7>4=Ą1F? Babudri. 7>4=61Ċ@[.? ­7
/þ5>F:] supplevit Guillou. 8 [2ß?] supplevit Guillou: <=>ą?> Fiori. !& Milella Lovecchio.
­78ĈA>F[@6: AŃ: CĆ/F:] supplevit Guillou: ­78ĈA>F: Babudri, "!& Milella Lovecchio. 9 [2ß?]
supplevit Guillou. "$ Milella Lovecchio. [:.7AĆ>F:] supplevit Guillou: ž0ĄF: Babudri. 10
[:2]ĉ: supplevit Guillou. 08þ<B Babudri. 494A>Ą<B legit Babudri. 11 [8Ą]5F supplevit Guillou.
ě1<9Ă@.? Babudri. [=Ć5Ł] supplevit Guillou: :ń Babudri. 12 [ïE]F@2: supplevit Guillou: ù>5F@2:
Babudri. ö?: & Milella Lovecchio. C>B7[AF>Ą.?] supplevit Guillou: C><B>2ĵ: Babudri, C>B7<AF>Ą<B>
Fiori. 13 [8þ9=]26: scripsi (cf. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313): [8.9=]2ĵ: Guillou, Cavallo, Fi-
ori. =.:@5Ā:26 Babudri. [08.Ĵ.] supplevit Guillou: Aý Babudri. 14 [<ß]7<Ľ@6 Guillou, Cavallo: <ã7<B@6
Babudri, ]  Milella Lovecchio, <<ß7><Ľ@6 Fiori. =þ@6 Babudri. Aĩ C67:<B9[Ā:<6?] supplevit Guillou:
A<ĵ? à7:<B9Ā:<6? Babudri, ! #[ Milella Lovecchio, Aĩ <>C67:(<B)9<Ā:<6?> Fiori. 15 [ ]BA<? ¾
A(<Ľ) @A… .2š .2š :[ ] Guillou, Cavallo: deest apud Babudri, ]"!  ! ! …….[ Milella Lo-
vecchio, [†]=<? Ü: <í@[†] Fiori.

Mit viel Mühe und Überlegung ………


richtete der äußerst mächtige Basileios Mesardonites,
der hervorragt als Bester unter den Herrschern ………,
die Stadt mit ganz weiser Technik auf.
5 Mit felsigem Stein diese ………
als zweite befestigte Arche schaffend
und die Vormauer selbst von Grund auf befestigend
zur Befreiung von den Feldlagern ………,
zum Ruhm, zum Stolz des Palastes.
10 Als er aber eine göttliche Kirche des strahlenden Demetrios
aus Stein erbaute in aufrichtiger Liebe,
zog er diese in die Höhe wie in der Art eines Leuchtturms, auf dass diese
ganz klar leuchte mit allmächtigem Glanz
für alle Einwohner und hier Ankommenden
………………………………
Text: BABUDRI, L’iscrizione 54, 55 (Abb.), 56 (mit ital. Übers.) 57.– F. SCHETTINI, La basilica di San Nicola di
Bari. Bari 1967, 47 ([Text nach Babudri] mit ital. Übers.) u. Abb. 52.– GUILLOU, Studies, VIII, 3–5 (mit franz.
Übers.), 2 (Abb.).– A. GUILLOU, A Byzantine (1011) Metrical Inscription, in: J.L. HELLER (with the assistance of J.K.
NEWMAN) (Hg.), Serta Turyniana. Studies in Greek Literature and Palaeography in honor of Alexander Turyn. Urba-
na, IL u.a. 1974, 496f. (mit engl. Übers.) u. Taf. II.– A. GUILLOU, Aspetti della civiltà bizantina in Italia. Società e
cultura. Bari 1976, 188f. (mit ital. Übers.) u. Abb. 10.– M. MILELLA LOVECCHIO, La scultura bizantina dell’XI secolo
del museo di San Marco di Bari. Mélanges de l’École française de Rome. Moyen-Âge, Temps modernes 93 (1981) 66
(Nr. 31 [mit ital. Übers.]) u. Abb. 29.– CAVALLO, Bizantini 679 (mit ital. Übers.).– GUILLOU, Recueil 155 (Nr. 143
[mit franz. Übers.]) u. Taf. 137 (Nr. 143).– KOCH, Inschriftenpaläographie 174 (vv. 1–4) u. Abb. 179.– FIORI, Epigra-
fi 107f. (mit ital. Übers.) u. Abb. 32, 35.– RHOBY, Structure 329 (v. 4).

Lit.: E. F[OLLIERI], BZ 55 (1962) 427.– BELTING, Byzantine Art 24, Anm. 81.– GUILLOU, Production 103.– P.
BELLI D’ELIA, La basilica di S. Nicola a Bari. Un monumento nel tempo (Documentari. Luoghi, Documenti e Artisti
di Puglia 9). Galatina 1985, 7 (Abb. 1).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– K. KAPPEL, S. Nicola in Bari und seine
architektonische Nachfolge. Ein Bautypus des 11.–17. Jahrhunderts in Unteritalien und Dalmatien (Römische Studien
der Bibliotheca Hertziana 13). Worms am Rhein 1996, 100.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313 (Nr. 143).–
CAVALLO, Scritture 134 u. Taf. 53 (Abb. 118).– JACOB, Épigraphie 162 u. Anm. 3–4, 168.– LAUXTERMANN, Poetry
341 (Nr. 36).– BERNARD, Beats of the Pen 29.– BERNARD, Writing and Reading 62.

Abb.: 54
410 Italien (Nr. IT2)

Durch die auf Follieri zurückgehende richtige Ergänzung in Vers 2 lässt sich das Epigramm
historisch einordnen: Der genannte Basileios Mesardonites,32 /.@6867ą? =>FA<@=.5þ>6<? 7.ă
7.A2=þ:F šA.8Ą.?, kam 101033 nach Bari und ist 1017 zum letzten Mal in Italien belegt.34 Einer
seiner Nachfolger als 7.A2=þ:F in (Süd)italien war Christophoros (Burgaris), der als Stifter der
Kirche Panagia ton Chalkeon in Thessalonike belegt ist (ĺ Nr. GR126). Nach Guillou35 war
Mesardonites Mitglied der Familie Argyros,36 die wiederum mit dem byzantinischen Kaiserhaus
verwandtschaftlich verbunden war;37 darauf dürfte sich auch Vers 3 beziehen.38 Doch kann das
von Guillou und Cavallo konjizierte und von Fiori übernommene :þ7A[F: Aą 0Ā:<?] aus proso-
dischen Gründen nicht richtig sein. Möglich wäre allenfalls ­; :þ7A[F: Aą 78Ā<?]; diese Formel
begegnet etwa auch in Vers 13 des Epigramms auf dem heute verlorenen Reliquiar von Grand-
mont aus dem 12. Jahrhundert, wo damit Eirene Dukaina, die Frau Alexios’ I. Komnenos, be-
zeichnet wird.39
Doch bleibt bei der von Guillou ausgehenden Interpretation die Frage offen, aus welchem
Grund der Familienname Argyros im Epigramm nicht genannt wird, wo er doch der bedeuten-
dere war.40 Wurde der Name bewusst verschwiegen, und zwar aus dem Grund, weil Basileios
sich nicht in Verbindung mit jenem (noch kleinen) Argyros41 bringen wollte, dessen Vater Me-
les, Dux von Apulien, im Jahr 1009 einen Aufstand angezettelt hatte,42 den er (Basileios [Me-
sardonites] Argyros) niedergeschlagen hatte, als er nach Bari gekommen war? Für die Bezeich-
nung 2@.>1<:ĄA4? wurden mehrere Interpretationsmöglichkeiten vorgeschlagen;43 es könnte
sich – unter der Annahme, dass Basileios tatsächlich väterlicherseits ein Argyros ist – um die
Abstammung mütterlicherseits handeln.44
Aus dem Epigrammtext ist darüberhinaus zu erfahren, dass Basileios die Mauern der Stadt
bzw. des Kastells45 befestigte (Vers 4ff.). Diese Nachricht spiegelt sich auch in einer anonymen
lateinischen Quelle (Anonymus von Bari) zur Zeit des Basileios in Bari wider: Dort wird von

—————–
32
Zur Person PmbZ # 21090; SAVVIDES, Prosopography Samos 269 (Nr. 18).
33
Zuvor (1009–1010) war er wahrscheinlich kurz Strategos von Samos.
34
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 86 (Nr. 38) = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 89 (Nr. 38). Zwi-
schen 1017 und 1021/22 war Basileios möglicherweise Patrikios und Strategos von Thrake, von ca. 1022 bis
1023 byzantinischer Gouverneur von Vaspurakan (wegen Unfähigkeit abgesetzt); vielleicht starb er im Jahr 1034
in Konstantinopel, vgl. PmbZ # 21090 (p. 667). Vielleicht ist er auch in der lateinischen Vita S. Vitalis Abbatis
(BHL 8697) belegt, vgl. PmbZ # 21090 (p. 668) u. R.-J. LILIE u.a., Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit.
Zweite Abteilung (867–1025). Prolegomena. Berlin – New York 2009, 182.
35
Erstmals bei GUILLOU, Studies, VIII, 6.
36
Guillous These ist mittlerweile akzeptiert, vgl. VANNIER, Argyroi 39–41 (Nr. 12); CHEYNET, Société byzantine II
540f. (Nr. 17); PmbZ # 21090. Dagegen A. KAZHDAN – S. RONCHEY, L’aristocrazia bizantina dal principio
dell’XI alla fine del XII secolo (Nuovo Prisma 3). Palermo 1997, 269.
37
Der Basileios (Mesardonites) Argyros der Inschrift ist Bruder des späteren Kaisers Romanos III. Argyros, s.
VANNIER, Argyroi 39.
38
GUILLOU, Recueil 157.
39
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me15.
40
Auch in einer Legende auf einem unpublizierten Siegel aus dem Ashmolean Museum / Oxford wird Basileios
Mesardonites, =>FA<@=.5þ>6<? und 7.A2=þ:F šA.8Ą.? genannt (Transkription der Legende in Wien vorhanden);
auch hier fragt man sich, warum kein Hinweis auf Argyros erfolgt, wenn man Guillous Interpretation folgt. Ein
weiteres Mitglied der Familie Mesardonites wird auch auf einem anderen unpublizierten Siegel erwähnt (ehema-
lige Sammlung Zacos [Photo in Wien vorhanden]), nämlich ein Magistros Niketas Mesardonites, wenngleich die
Lesung des Familiennamens nicht sicher ist. Für diesbezügliche Auskünfte danke ich Alexandra-Kyriaki Wassili-
ou-Seibt.
41
Zu diesem VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 93f. (Nr. 53), 187ff. = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 97f.
(Nr. 53), 204ff.; C.M. B[RAND], Argyros, son of Melo of Bari. ODB 1, 165f.; PmbZ # 20561; zu den Argyroi in
Süditalien VANNIER, Argyroi 57ff.; s.a. A. K[AZHDAN], Argyros. ODB 1, 165.
42
VON FALKENHAUSEN, Untersuchungen 52f. = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 53f.; PmbZ # 25033.
43
Vgl. FIORI, Epigrafi 111.
44
Vgl. VANNIER, Argyroi 40.
45
Vgl. GUILLOU, Studies, VIII 10f.; BELTING, Byzantine Art 24, Anm. 81. Guillou definiert ¡@AB als =>.6AĊ>6<:
bzw. /.@6867ą: =>.6AĊ>6<:, d.h. als Sitz des Gouverneurs bzw. Katepano.
Italien (Nr. IT2) 411

Arbeiten am Kastell berichtet.46 Schwierig zu interpretieren sind die Verse 7–8: Basileios ließ
ein [=>Ć]=B8<: errichten, was Guillou als „vestibule“ übersetzt47 – und diesem zufolge mit dem
Zweck, die Soldaten im Lager (¡=847A<:) von ihren Ängsten zu befreien („pour délivrer de
leurs craintes les soldats du camp“). Doch scheint diese Interpretation bzw. die von Cavallo und
Guillou vorgenommene Konjektur ­78ĈA>F[@6: AŃ: CĆ/F:] viel zu gewagt zu sein. Die beiden
Verse könnten m.E. insofern interpretiert werden, als [=>Ć]=B8<: im Sinne von =>Ć=B>0<:
(„Bollwerk“ / „Vormauer“)48 zu verstehen ist, und dass nach dessen vielleicht von den Bürgern
Baris selbst finanzierten Errichtung die Stadt bzw. deren Einwohner von der Bezahlung der
Aplekta, d.h. der „Einquartierung bzw. Verpflegung von Truppen anlässlich eines Kriegs-
lagers“49 bzw. der damit verbundenen Abgabe, befreit wurden.50 Diese Art von Steuerbefreiung
ist auch sehr oft in Urkunden zu finden. Gegen Ende des Epigramms erfährt man auch, dass
Basileios – höchstwahrscheinlich im Bereich des Kastells51 – eine Demetrios-Kirche errichten
ließ, die einen besonders hohen Turm gehabt haben dürfte (Vers 12).
Das Epigramm kann auf Basis der schon erwähnten anonymen lateinischen Quelle zeitlich
eingeordnet werden: Die Verse sind demnach nach Guillou zwischen 1. Januar und 31. August
1011 zu datieren.52 Jacob hingegen fasste den zeitlichen Rahmen breiter, indem er meinte, dass
das Epigramm irgendwann während des Aufenthaltes des Basileios Mesardonites in Italien
(1010–1016/17) enstanden sei.53
Das Epigramm dürfte ursprünglich aus 15 Versen bestanden haben, wenngleich nicht klar
ist, ob auch die letzte Zeile, von der nur mehr ein paar wenige Buchstaben entziffert werden
können, einen Vers darstellte. Am Beginn dieser Zeile ist nach einer Lücke !C zu lesen, was
der Rest von ±A<? sein könnte. Daher wäre daran zu denken, dass die letzte Zeile, wie auch sonst
durchaus üblich, der Angabe des Datums nach Weltjahr und Indiktion gewidmet war. In den
mehr oder weniger vollständig erhaltenen Versen 1–14 ist zu erkennen, dass die Binnenschlüsse
korrekt gesetzt sind. Zu notieren ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 3. Auffallend
ist auch, dass B7 nur zweimal, nämlich in den Versen 2 und 9, vorkommt. Was die Prosodie
angeht, so sind die Quantitäten – wie bereits Hörandner feststellen konnte54 – im erhaltenen Teil
des Epigramms berücksichtigt. Eine Ausnahme stellt Vers 2 dar, da nicht nur in den Eigenna-
men, sondern auch bei 7>þA6@A<? (positionslange siebente Silbe) schwere Verstöße gegen die
Prosodie vorliegen. Doch könnte dies daran liegen, dass es der Verfasser des Epigramms nicht
schaffte, die Eigennamen samt dem Adjektiv dem prosodischen Korsett anzupassen. Ein Verse-
hen stellt auch der Hiat zwischen =.:@52:2ĵ und [08.ĴĤ] in Vers 13 dar.55 Die sonst gute pro-
sodische Qualität der Verse56 erlaubt aber nicht – wie bereits oben zu Vers 3 angedeutet –, die
von Guillou an den Enden der Verse 1, 3, und 5 gemachten Ergänzungen zu übernehmen, da sie

—————–
46
L.A. MURATORI, Rerum italicarum scriptores, V. Mailand 1724, 148; vgl. GUILLOU, Recueil 157f. Zur Quelle V.
VON FALKENHAUSEN, The South Italian Sources, in: M. WHITBY (Hg.), Byzantines and Crusaders in Non-Greek
Sources, 1025–1204 (Proceedings of the British Academy 132). Oxford 2007, 98, 113.
47
GUILLOU, Recueil 155.
48
Vgl. LBG s.v. (s.a. =><=Ĉ>06<?, =><=B>0ĆF, =><=Ĉ>0F9.).
49
Bzw. anlässlich des Durchzuges eines Beamtenstabes.
50
Zum Terminus ¡=847A<: mit seinen verschiedenen Bedeutungen I.E. KARAGIANNOPOULOS, 2;67Ć /B3.:A6:Ă?
<><8<0Ą.?. 67<:<967<Ą Ć><6. !Ć9. Ņ. Thessalonike 2000, 140; N. OIKONOMIDÈS, Fiscalité et exemption fiscale à
Byzance (IXe–XIe s.) (Fondation Nationale de la Recherche Scientifique, Institut de Recherches Byzantines, Mo-
nographies 2). Athen 1996, 93–97; LBG s.v.
51
Dort dürfte es auch andere Kirchen gegeben haben, vgl. GUILLOU, Studies, VIII 11.
52
GUILLOU, Recueil 159; GUILLOU, Studies, VIII 12f.
53
JACOB, Épigraphie 162 u. Anm. 3.
54
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313.
55
Der Hiat ist dann zu vermeiden, wenn man nicht =.:@52:2ĵ [08.ĴĤ], sondern =.:@52:2ĄĤ [………] schreibt, doch
ist das Nomen =.:@5Ā:26. sonst nur bei Euthymios Zigabenos (wiederholt bei Nikeph. Gregoras) belegt, s. LBG
s.v.
56
Allerdings kann der Autor der vorliegenden Verse nicht mit jenem der Verse (ĺ Nr. IT1) auf der Marmorplatte
in der Kathedrale von Bari identisch sein.
412 Italien (Nr. IT2–IT3)

prosodisch nicht entsprechen.57 Gegen die von Cavallo und Guillou vorgenommene Konjektur
=><@7.[6:<B>0Ă@.?] am Ende von Vers 5 spricht auch, dass das Verbum =><@7.6:<B>0ĀF äu-
ßerst selten ist: Es begegnet sonst ausschließlich bei Josephus Flavius.58 Außerdem ist am Ende
von Vers 5 kein Partizipium, sondern ein finites Verbum zu erwarten, das als Hauptverbum der
Verseinheit 5–9 fungiert; somit ist auch die von Fiori dargebotene Ergänzung abzulehnen. Die
übrigen von Guillou vorgenommenen Konjekturen sind korrekt und können größtenteils auch
mangels Alternativen im Text belassen werden; so ist etwa die Formel 2ß867>6:2ĵ … =Ć5Ł (Vers
11) auch an anderer Stelle belegt.59 Die Ergänzung in Vers 8, die zwar prosodisch in Ordnung
wäre, erscheint jedoch – wie oben erwähnt – zu gewagt und wurde nicht übernommen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Was die Ergänzung am Beginn von Vers 10 an-
geht, ist alternativ auch an [:.]ĉ: zu denken, was in normalisierter Orthographie als [:.]ą: zu
transkribieren wäre.60 Da aber im Epigramm keine sonstigen orthographischen Abweichungen
vorhanden sind, ist das Omega im Text zu behalten; daher ist [:2]ĉ: die einzige sinnvolle Kon-
jektur. .íAą: in Vers 12 ist eigentlich redundant, da das Objekt des Verbums ïEF@2: das No-
men [:2]ĉ: in Vers 10 ist. Es hat nur dann einen Sinn, wenn man am Ende von Vers 11 inter-
pungiert, doch dann gäbe es in den Versen 10 und 11 kein finites Verbum.
Als Autor der Verse ist vielleicht ein in Bari beheimateter Italogrieche auszumachen.

CERRATE ĺ SQUINZANO

CORRIDONIA

Steinplatte (98 × 230 cm), a. 1186: Kirche San Francesco, Scuola Media
Nr. IT3) In der Säulenhalle der an die Kirche San Francesco angebauten Scuola Media im
Ort Corridonia (Provinz Marche) befindet sich eine große, in die Mauer eingelassene Marmor-
platte. Diese dürfte zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt in drei Teile (einen großen und zwei
kleine) zerbrochen sein; diese sind heute aber wieder zusammengefügt. Der Großteil der Mar-
morplatte, die vielleicht als Sarkophagdeckel diente,61 ist von einer akzentuierten, sehr gut les-
baren, in den Stein geritzten, teilweise akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt, die über 20
Zeilen läuft. Schon sehr früh wurde erkannt, dass es sich um Verse handelt, wobei pro Vers je
eine Zeile vorgesehen ist. Die Zeilen 19 und 20 sind der Datierung gewidmet; dieser Text ist in
Prosa. Somit umfasst das Epigramm 18 Verse. Der Beginn des Epigramms ist markiert, ebenso
der Beginn der Datierung in Zeile 19.62 Am Ende von Vers 6 ist ein nicht identifizierbares Zei-
chen zu erkennen, das wahrscheinlich das Versende markiert; dieselbe Funktion haben wahr-
scheinlich auch der Punkt am Ende von Vers 13, die beiden übereinander liegenden Punkte am
Ende von Vers 14 und das kommaähnliche Zeichen am Ende von Vers 15.Die einzelnen Buch-
staben sind mal enger, mal weniger eng aneinander gefügt. Ligaturen und Abkürzungen sind
vorhanden.63
Paläographisch interessant ist das Iota subscriptum unterhalb des Omega von IJń am Beginn
von Vers 8.64Der Inschriftenduktus der Datierung in den Zeilen 19 und 20 unterscheidet sich
von jenem des metrischen Teils insofern, als die Buchstaben weit freizügiger gestaltet sind65
—————–
57
S.a. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313.
58
Vgl. LSJ s.v.
59
Z.B. Anal. Hymn. Gr. VII 261,132 (SCHIRÒ).
60
Vgl. GUILLOU, Recueil 159.
61
Vgl. GUILLOU, Recueil 107.
62
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 151.
63
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 151.
64
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 151.
65
Ein ähnliches Beispiel stellt das gemalte Stifterepigramm (a. 1337/38) in der Kirche Hagios Stephanos in Kasto-
ria dar, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 97 u. Farbabb. XXIX.
Italien (Nr. IT3) 413

Aufgrund der genauen Datierung am Ende kann das Epigramm zeitlich exakt eingeordnet
werden (Donnerstag, 7. August 1186). Auch die paläographischen Merkmale bestätigen eine
Datierung in das späte 12. Jahrhundert.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ĉ78F: 920Ą@AF: ¾8Ą<B 1><949þA(F:)


2ß7þ1. 16=8Į: @ć: 9<:.=8į =2:Aþ16
Aą A<Ľ /Ą<B AĀA>F><: à==2Ĉ@.? 9Ć:<:
±=.58<: 2ô><: Aą: />.Dć: A<ĽA<: 8Ą5(<:)
5 ê? Aā: ­9ā: ­:A.Ľ5. 7.8Ĉ=A26 7Ć:6:
<æ? 2ß@6A4AĆ: ­@A6 A<Ą:B: ­:5þ12
2íDý? 1ĆA2 ;Ĉ9=.:A2? à72A4>Ą<B?
Ań Aā: CĈ@6: 9Ā88<:A6 A(Ń:) /><A(Ń:) 7>ĵ:.[6],
á:ĩ á82F: 2ï><696 7.ă =>ą AĮ? 1Ą74?
10 7.ă /.@þ:F: CĈ0<696 Aā: 7.A.1Ą74:
î92ĵ? 1ÿ CĄ8<6 @ć: 9<:.@A.ĵ? =<69Ā:(2?)
ç@AŃ: 92 A4>Ă@.A2 AŃ: 88<A>ĄF:
<ß7A>ą: 2<@AĂ>67A<: ­7 2<1Ċ><B
7845Ā:A. 8<ĵ@5<: 2=.0F9Ā:(<:) 0Ā:<<?>
15 è 1ÿ @=.>þ;.? 7Ÿ: />.DĈ 9<B A(ą:) AþC(<:)
±7=AFA<? ±@A.6 AĮ? ĩ1ÿ9 784><BDĄ(.?)
7.ă Aý? >ý? 1Ā;.6A< Aý? AŃ: =(.AĀ)>F:
7.ă D2ă> [(2<)Ľ] =<Ą:69<<?> .íA(ą:) =><C5þ@<6
94:ă í0<Ĉ@AŁ 3Ņ ¾9Ā>Ĥ 2Ņ (ß:167A6Ń:<?) 1Ņ
20 ­A(26) ,?Dࢯ1Ņ.
———
2–3 cf. vv. 6–7 epigramm. in muro urbis Chora (in insula Samothrake) (ĺ no. GR107): A2A>þ76? 1Ā7.
à==2Ĉ<B@6 (7.ă) =>Ć? 02 | ­::.7<@Ą<6? 7(.ă) D68Ą<6? ®;þ76?. 4 />.Dć? 8Ą5<?: voces frequentes, e.g. Mich.
Psell. carm. 20,9 (WESTERINK); Man. Phil. carm. II 202 (CLXXXVIII 2 MILLER). 6–7 cf. Man. Phil.
carm. II 20 (IX 78sq. MILLER): <í7<Ľ:, 52.Aþ, 9ā =.>285ĉ: Aą: AþC<: | 2ß 1<Ľ8<? 2å, Aą: ¡:1>. 9.7þ>63Ā
9<6. 9 cf. v. 18 carm. sepucral. Sym. Metaphr. in Stephanum Lacapenum, ed. V.G. VASILEVSKƊ, Dva
nadgrobnyx stichotvorenƋa Simeona Logofeta. VV 3 (1896) 577sq.: 88ĩ á82F: 2ô>[Ā] 9<6 Aą: 7>6AĂ:,
=þA2>. 12 cf. v. 7 epigramm. in sarcophago in Museio Byzantinu Politismu in urbe Thessalonike (ĺ no.
GR128): ç@AŃ: 92 A4>Ă@.@. [AŃ: 88]<A>ĄF:; vv. 20–21 epigramm. (hodie deleti) Georg. Bardan. in in-
sula Kerkyra (ĺ no. GR69): ¡967A<? ±@AF 9ā =>ą? ¡88<6? ç@AĀ<6? | 1B@16þ7>6A<: =<8þ/Ĭ Aā: 5Ā@6:. 15
cf. Theod. Prod. carm. hist. LVIII 1 (HÖRANDNER) = v. 1 epigramm. in monast. S. Ioan. Prod. prope ur-
bem Serrai (ĺ no. GR108): è AB9/<>Ĉ7A4?, è @=.>þ7A4? AŃ: AþCF:. 16 cf. v. 10 epigramm. (hodie dele-
ti) in monasterio Nea Mone in insula Chio (ĺ no. GR52) (= Theod. Stud., ed. SPECK, Theod. Stud. Jam-
ben 179 [no. XXXII 10]): 88<A>6<Ľ@. AĮ? ¡:F 784><BDĄ.?. ¾ µ1ÿ9 784><BDĄ.: cf. e.g. Nicol. Callicl.
carm. 2,32 (ROMANO). 17–18 = Theod. Prod. carm. hist. LVIII 8–9 (HÖRANDNER [v. 9: =><C5þ@Ĭ, vv.ll.
=><C5þ@26, =><C5þ@<6]).
———
2 16=8Į:: 1ĩ ß<Ĉ86: Placentini, 16=8[Į]: CIG. =2:Aþ1[6] CIG. 4 ±=[.]58<: CIG. 2ô><:: @B><: Lanzi.
/>[.]Dć: CIG. 8Ą5[<:] CIG. 5 D.8B=A26 Lanzi. D<:6: Lanzi. 7 6D2A4>6<B? Lanzi. 8 7>ĵ:.6 AŃ: /><AŃ: Epigr.
Anth. Pal. 7>ĵ:.[6]: 7>ĵ:.6 Placentini, Epigr. Anth. Pal., D>6:.6 Lanzi, 7>Ą:.6 Allatius (Mai), 7>Ą:.[6]
Schreiner, Guillou. á82<: Placentini. 9 D.6 Lanzi. 10 7.A.1Ą74:: D.A.1674: Lanzi, [7.]A.1Ą74[:] CIG. 13
[]2<@AĂ>67A<: CIG. 14 86@5<: Lanzi. 2=.0F9Ā:F: Allatius (Mai), CIG, Epigr. Anth. Pal. 0Ā:<? Alla-
tius (Mai): 0Ā:<B? Placentini, Lanzi, Epigr. Anth. Pal. 0Ā:<(B?) CIG. 15 7¡: Guillou. 16 µ1ÿ: Epigr.
Anth. Pal. 784><BDĄ(.?): @74=A<BDĄ.? Allatius (Mai). 18 [(2<)Ľ] supplevit CIG: 52<Ľ Epigr. Anth. Pal.
=<Ą:69<? Placentini, Lanzi, Allatius (Mai), CIG, Epigr. Anth. Pal. .íA(ą:): .íAŃ: Allatius (Mai), [.]íAą:
CIG. 19 B0<@AF Lanzi. (ß:167A6Ń:<?): (š:167A6Ń:6) Placentini, 6:167A6F:6 Lanzi, ß:1. Allatius (Mai),
(:29Ă@2F?) CIG. 20 ­A(<B?) CIG.

Nachdem ich das Viergespann des Lebens nur


die doppelte Zwanzigerzahl mit der einfachen Fünferzahl (d.h. 45 Mal)
in den überaus großen Kreisen der Sonnenläufe gelenkt hatte,
fand ich als Preis diesen schmalen Stein,
5 der hier meinen Staub bedeckt.
414 Italien (Nr. IT3)

Die ihr also hierher Zutritt habt,


richtet alle Bittgebete an den,
der die Natur der Sterblichen richten wird,
damit ich ihn gnädig finde auch vor dem Gericht
10 und der Verurteilung zu Folterqualen (in der Hölle) entgehe.
Ihr aber, Freunde, Hirten (d.h. Äbte) mit den Mönchen,
bewahrt mich vor fremden Gebeinen,
(mich) den armseligen Theosteriktos, den Sohn des Theodoros,
der ich der letzte Pepagomenoi-Spross genannt wurde.
15 Wer aber mein Grab, wenn auch nur kurz, schändet,
der wird ausgeschlossen sein aus dem Erbe Edens,
und er möge die Flüche der Väter empfangen,
und die strafende Hand Gottes möge ihn treffen!
Am 7. des Monates August, am fünften Tag (d.h. Donnerstag), der 4. Indiktion, im
Jahr 6694 (= 1186).
Text: PLACENTINI, De siglis veterum Graecorum 93–95 (mit lat. Übers.).– [L. LANZI], Della condizione e del sito
di Pausula città antica del Piceno. Florenz 1792, 23f. (mit lat. Übers.).– Leonis Allatii Diatriba III De Theodoris et
eorum scriptis, ed. A. MAI (Nova Patrum Bibliotheca VI/2). Rom 1853, 87f. (Nr. XXXIX).– CIG IV 522 (Nr. 9544)
u. Taf. XVII (Nr. 9544).– Epigr. Anth. Pal. II 745 (mit lat. Übers.).– SCHREINER, Grabinschrift 151f. (mit deutsch.
Übers.) u. Taf. (nach p. 150).– GUILLOU, Recueil 107f. (Nr. 104 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 105 (Nr. 104).– RHOBY,
Inscriptional Poetry 203 (Nr. I), 197f., 204 (Abb. 1).

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 122 (Nr. 227).

Abb.: 55

Das in der ersten Person aus dem Munde des Verstorbenen gesprochene Epigramm66 besteht
abgesehen von der Prosa-Datierung am Ende aus vier Abschnitten: Im ersten Abschnitt (Verse
1–5) wird auf kunstvoll raffinierte Weise zum Ausdruck gebracht, dass der Verstorbene – sein
Name wird erst weiter unten genannt – 45 Jahre alt wurde.67 Hinter dem Aą A<Ľ /Ą<B AĀA>F><: –
nach AĀA>F><: ist gedanklich etwa ¢>9. zu ergänzen68 – verbergen sich die vier Kardinaltugen-
den (:1>2Ą., 167.6<@Ĉ:4, @FC><@Ĉ:4, C>Ć:4@6?).69 Der Grabstein, der ihn bedeckt, ist klein
bzw. schmal, wenn das Adjektiv />.DĈ? (Vers 4) wörtlich zu verstehen ist. Alternativ ist auch
die Bedeutung „bescheiden“ / „unbedeutend“70 in Erwägung zu ziehen; dabei handelt es sich um
einen Topos, der vielfach in Grabgedichten bzw. -epigrammen zu finden ist.71 Der zweite Ab-
schnitt (Verse 6–10) richtet sich an die Besucher des Grabes. Der Verstorbene fordert sie auf, zu
Gott zu beten, damit er diesen beim Jüngsten Gericht gnädig vorfindet und den Höllenqualen
entgeht.72 Vers 6 (<æ? 2ß@6A4AĆ: ­@A6 A<Ą:B: ­:5þ12: Die ihr also hierher Zutritt habt) dürfte da-
rauf hindeuten, dass das Grab in einem Kloster war, jedenfalls an einem Ort, zu dem nicht alle
Zutritt hatten. In Parenthese sei erwähnt, dass nicht bekannt ist, woher der Grabstein ursprüng-
lich stammt. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde er im Palazzo Pubblico in Corridonia auf-
bewahrt, nachdem er früher angeblich in der Kirche San Pietro gewesen sein soll. Zu einem

—————–
66
Ausführliche Analyse auch bei SCHREINER, Grabinschrift 152–160.
67
Substantivierte Zahlen erscheinen auch im (verlorenen) Grabepigramm im Kloster Hagia Anna bei Yenice (ĺ
Nr. TR121); weitere Beispiele bei SCHREINER, Grabinschrift 153.
68
Vgl. die bei SCHREINER, Grabinschrift 153 zitierte Stelle aus Pindar, Pythia X 65.
69
Vgl. G. P[ODSKALSKY], Virtue. ODB 3, 2178. Vergleichbare Passagen sind aufgelistet bei F. D’AIUTO, Un canone
di Giovanni Mauropode in onore dei SS. Cosma e Damiano. RSBN n.s. 37 (2000) 152f. Eine besondere Rolle
spielen die Tugenden auch im Grabepigramm (ĺ Nr. GR125) des Spantunes in der Kirche Hagios Demetrios in
Thessalonike.
70
Vgl. LSJ s.v. />.DĈ? 4.
71
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 196–198; SCHREINER, Grabinschrift 153.
72
Zu /þ@.:<? im Sinne von „Höllenqualen“ siehe LSJ s.v. III 2; BAUER – ALAND, Wörterbuch, s.v. 1.
Italien (Nr. IT3) 415

späteren Zeitpunkt wurde er zu seinem heutigen Aufbewahrungsort überführt.73 Dass sich das
Grab ursprünglich in einem Kloster befand, wird am Beginn des dritten Abschnitts (Verse 11–
14) deutlich. Der Verstorbene bittet die Äbte – nicht bloß den Abt, da er wahrscheinlich schon
an zukünftige Generationen denkt74 – und die Mönche, seine Gebeine alleine aufzubewahren.
Dabei handelt es sich um einen Topos, wie auch durch die im Testimonienapparat zitierten Pa-
rallelen bewiesen ist.75 Dass er die Äbte und Mönche als Freunde (Vers 11: CĄ8<6) bezeichnet,
legt den Verdacht nahe, dass der Verstorbene selbst – vielleicht auch nur gegen Ende seines
Lebens – Mönch war.
Der Name des Verstorbenen wird erstmals in Vers 13 erwähnt: Er hieß Theosteriktos und
entstammte dem Geschlecht der Pepagomenoi (Vers 14). Schreiner und Guillou zogen das Par-
tizipium 7845Ā:A. am Beginn von Vers 14 zu ­7 2<1Ċ><B am Ende von Vers 13 und interpre-
tierten die Passage dahingehend, dass Theosteriktos früher Theodoros geheißen habe, Theo-
steriktos also der Mönchsname, Theodoros der weltliche Name sei.76 Diese Interpretation ist
m.E. nicht zutreffend: ­7 2<1Ċ><B bedeutet nichts anderes als „Sohn des Theodoros“,77 wie
auch schon im CIG und Epigr. Anth. Pal. erkannt wurde.78 Zieht man 7845Ā:A. zu 8<ĵ@5<: …
0Ā:<?, wodurch auch das Enjambement vermieden wird, dann ist Vers 14 dahingehend zu deu-
ten, dass Theosteriktos der letzte seiner Pepagomenoi-Linie war.79 Dies passt auch gut zu der
Annahme, dass Theosteriktos, offensichtlich der einzige Sohn des Theodoros, Mönch war. The-
osteriktos dürfte in der Tat der Mönchsname gewesen sein, da sich sämtliche Belege auf Mön-
che oder andere Personen in der kirchlichen Hierarchie beziehen.80 Er ist aus sonstigen Quellen
nicht bekannt; immerhin existiert aber ein Siegel eines Theodoros Pepagomenos aus dem 12.
Jahrhundert,81 wenngleich es kühn wäre, zu behaupten, dass dieser mit dem Vater des Theo-
steriktos identisch wäre.
Der vierte Abschnitt des Epigramms (Verse 15–18) stellt einen Gräberfluch dar,82 wie er
auch schon in antiken Grabinschriften zu finden ist.83 Die =.AĀ>2? in Vers 17 sind die 318 Väter
des Konzils von Nikaia, die beim Schwur oft angerufen werden.84
Das Ende der Inschrift ist der Datierung gewidmet, was in dieser Genauigkeit sonst nur sel-
ten vorkommt. Da man weiß, wie alt Theosteriktos wurde (45 Jahre) und wann er gestorben ist
(1186), kann seine Geburt in das Jahr 1141 datiert werden. Schreiner geht davon aus, dass die
Inschrift in Italien, vermutlich im Gebiet von Corridonia angefertigt wurde und nicht von woan-
ders her oder gar aus Konstantinopel selbst importiert wurde.85 Theosteriktos Pepagomenos ist
wohl mit der seit Mitte des 12. Jahrhunderts greifbaren byzantinischen Präsenz in Ancona und

—————–
73
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 150.
74
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 153.
75
Siehe auch oben S. 259.
76
SCHREINER, Grabinschrift 152: „Theosteriktos mit Namen, der ich (vorher) Theodoros hieß“, s.a. 153; GUILLOU,
Recueil 108: „Théostèriktos appelé autrefois Théodore“.
77
Vgl. LSJ s.v. ­7 III 2.
78
CIG IV 522; Epigr. Anth. Pal. II 745 (p. 217).
79
Die weit verbreitete Familie Pepagomenoi ist seit dem 11. Jh. belegt, und ihre Mitglieder sind mitunter in hohen
Positionen zu finden, vgl. SCHREINER, Grabinschrift 157–160; A. K[AZHDAN], Pepagomenos. ODB 3, 1627;
STAVRAKOS, Bleisiegel 290f.
80
Vgl. PmbZ # 8392–8395; PLP # 7538–7553, # 30726. Ein Mönch Theosteriktos ist auch in der metrischen Le-
gende eines Siegels des 12. Jh.s belegt, ed. LAURENT, Corpus V/2, Nr. 1313; ein 1146 zu datierender Brief des Io-
annes Tzetzes nennt einen Mönch Theosteriktos, vgl. GRÜNBART, Prosopographische Beiträge 204. Vgl. auch die
Belege für 2<@AĂ>67A<? im TLG.
81
I. KOLTSIDA-MAKRE, B3.:A6:þ 9<8B/1Ć/<B88. @B88<0Į? >C.:Ą14-67<8.Ĵ14 <96@9.A67<Ĉ <B@2Ą<B 54:Ċ:
(!2A>þ16. $>6@A6.:67Ă? >D.6<8<0Ą.? 7.6 !ĀD:4? 4). Athen 1996, Nr. 316. Bei SCHREINER, Grabinschrift 157
nach Schlumberger in das 12./13. Jh. datiert.
82
Einen ähnlich langen Grabfluch lesen wir auch im ungefähr gleich langen Grabepigramm, das vom Prodromos-
Kloster auf der Insel Sveti Ivan vor Sozopol stammt (ĺ Nr. BG6).
83
Vgl. W. SPEYER, Fluch. RAC VII (1969) 1270f.
84
Vgl. SCHREINER, Grabinschrift 154. Siehe oben S. 127.
85
SCHREINER, Grabinschrift 154; auch GUILLOU, Recueil reiht die Inschrift unter „Inscriptions gravées en Italie“.
416 Italien (Nr. IT3)

dessen Hinterland86 in Zusammenhang zu bringen. Schreiner vermutet, dass Pepagomenos um


1160 nach Italien kam und dort – vielleicht auch kurz vor seinem Tod – in Corridonia (im Mit-
telalter Montolmo) in ein (lateinisches ?) Kloster eintrat.87 Interessant zu beobachten ist die
Tatsache, dass die Verse 17 und 18 ident sind mit zwei Versen, die in einem Grabgedicht des
Theodoros Prodromos vorkommen.88 Entweder handelt es sich hier um eine sehr frühe Prodro-
mos-Rezeption, oder sowohl Prodromos als auch der Autor des vorliegenden Epigramms
schöpften (die beiden standardisierten Verse) aus einer verlorenen Vorlage.
Der metrische Teil der Inschrift besteht aus 18 Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffallend ist die hohe Zahl von B7 (11 Verse: 3, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 12, 13, 17, 18).
Die prosodischen Gesetze sind mit Ausnahme der Eigennamen 2<1Ċ><B (Vers 13) und
2=.0F9Ā:(<:) (Vers 14) eingehalten; ein Verstoß gegen die Prosodie ist – wie noch zu zeigen
sein wird – auch 7>ĵ:.[6] am Ende von Vers 8. Das Epigramm ist also durchaus stilistisch an-
spruchsvoll89 und wurde von einem gebildeten, mit literarischen Topoi und Vorbildern vertrau-
ten Autor verfasst, und aus diesem Grund ist es wenig wahrscheinlich, dass – nach Schreiners
Interpretation – gleich zwei Enjambements im Epigramm zu finden sind. Das erste Enjambe-
ment sah Schreiner in den Versen 3/4, da er 9Ć:<: auf ±=.58<: bezog.90 9Ć:<: am Ende von
Vers 3 ist jedoch adverbiell zu verstehen,91 wie auch Guillou in seiner Übersetzung zum Aus-
druck brachte.92 Ebenso wenig liegt, wie bereits oben ausgeführt, ein Enjambement in den Ver-
sen 13/14 vor. 7845Ā:A. gehört zu 8<ĵ@5<: … 0Ā:<? und bringt höchstwahrscheinlich zum Aus-
druck, dass Theosteriktos der letzte seiner Familie war. Die Bezeichnung 7845Ā:A. 8<ĵ@5<: …
0Ā:<? dürfte auch darauf hindeuten, dass Theosteriktos schon längere Zeit Mönch war und
dadurch klar war, dass er kinderlos sterben würde.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Transitives à==2ĈF in Vers 3 ist weder im Alt-
griechischen noch im byzantinischen Griechisch belegt, kommt jedoch im Neugriechischen vor,
etwa im Ausdruck à==2ĈF Aą ¡8<0<. Schreiner übersetzt Vers 6 (<æ? 2ß@6A4AĆ: ­@A6 A<Ą:B:
­:5þ12) mit „Ihr alle, die ihr nun hier vorübergehen müsst“.93 Der Vers ist aber als „Die ihr also
hierher Zutritt habt“ zu übersetzen, da das vor allem erst in byzantinischer Zeit belegte Verba-
ladjektiv 2ß@6A4AĆ?94 auf das Verbum 2ã@2696 zurückgeht. Am Ende von Vers 8 wird ein Infinitiv
verlangt: Der aktive Aorist-Infinitiv von 7>Ą:F muss 7>ĵ:.[6] akzentuiert werden, da 7>Ą:.[6] ein
aktiver Aorist-Optativ der 3. Person Singular ist. Die von Schreiner95 vorgenommene Akzentu-
ierung mit Akut „auf Grund der metrischen Gesetze“ ist nicht zulässig. Unterschiedlich aufge-
löst wurde in der Vergangenheit die zweite Hälfte von Vers 14: Oberhalb des Ny des inschrift-
lich überlieferten & befindet sich eindeutig ein Kürzungsstrich für die Akkusativ-
Singular-Endung, womit das Wort als 2=.0F9Ā:(<:) aufzulösen ist. Hinter  hingegen –
das Omikron ist oberhalb des Ny geschrieben – befindet sich kein Kürzungsstrich; die Endung
ist daher zu ergänzen: Aufgrund von 2=.0F9Ā:(<:) kann das Wort nur 0Ā:<<?> lauten. Schrei-
ner stellte völlig zu Recht fest,96 dass 0Ā:<? hier nicht als „Geschlecht“, sondern als „Spross“ /
„Nachkömmling“ zu übersetzen ist.97 2=.0F9Ā:(<:) ist hier adjektivisch als Attribut zu 0Ā:<?
zu verstehen: Theosteriktos ist daher – wie bereits oben erwähnt – der letzte Pepagomenoi-
—————–
86
Dazu D. ABULAFIA, Ancona, Byzantium and the Adriatic, 1155–1173. Papers of the British School at Rome 52
(1984) 195–216.
87
SCHREINER, Grabinschrift 155f.; s.a. GUILLOU, Recueil 110f.
88
Das Prodromos-Gedicht war Vorbild für das Grabepigramm Nr. GR108 im Prodromos-Kloster bei Serrai.
89
SCHREINER, Grabinschrift 154.
90
SCHREINER, Grabinschrift 152: „fand ich als einzigen Lohn diesen schmalen Stein“; vgl. auch Epigr. Anth. Pal. II
745 (p. 217): „solum praemium inveni parvum hunc lapidem“.
91
Vgl. LSJ s.v. 9Ć:<? B II.
92
GUILLOU, Recueil 108: „Après avoir conduit l’attelage de ma vie à quatre chevaux seulement deux fois vingt et
une fois cinq“.
93
SCHREINER, Grabinschrift 152.
94
Vgl. LSJ s.v.
95
SCHREINER, Grabinschrift 153.
96
SCHREINER, Grabinschrift 153f.
97
Vgl. LSJ s.v. 0Ā:<? II 2.
Italien (Nr. IT3–IT4) 417

Spross. Alternativ ist daran zu denken, 0Ā:<? als inneren Akkusativ aufzufassen und in seiner
ursprünglichen Bedeutung zu belassen: Theosteriktos wäre demnach „der letzte Pepagomenos
dem Geschlecht nach“.98

GALLIPOLI

Steinplatte (54 × 109 cm), 13. Jh.: Concattedrale di Sant’Agata


Nr. IT4) Von der in der Kathedrale des apulischen Ortes Gallipoli aufbewahrten marmornen
Steinplatte ist ein großer Teil (vom Betrachter aus gesehen links oben) weggebrochen. Auf der
rechten Seite ist eine aus dem Stein gearbeitete Leiste zu erkennen, die ein etwas tiefer gelege-
nes Feld begrenzt. In dieses Feld wiederum ist eine über zwölf Zeilen laufende, nicht akzentu-
ierte Majuskel-Inschrift eingraviert. Während die Inschrift in den Zeilen 1–5 und 7–9 fast die
gesamte Breite des Feldes einnimmt, sind die Buchstaben in den restlichen vier Zeilen in nur
kurzen Einheiten wiedergegeben. Die Inschrift stellt ein in continuo geschriebenes Epigramm
dar. Die Versenden sind – wie teilweise noch zu erkennen ist – markiert, entweder durch rauten-
förmig angeordnete Punkte (Vers 1) oder durch kommaähnliche Zeichen (Vers 5).99 Zeile 6
dürfte eingerückt sein, da damit die zweite Hälfte des Epigramms (ab Vers 5) beginnt. Die un-
regelmäßige und ungelenke Ausführung der Buchstaben deutet darauf hin, dass die Inschrift von
einem im Griechischen eher ungeübten Graveur ausgeführt wurde.
Aus noch darzulegenden inhaltlichen Gründen dürfte das Epigramm um die Mitte des 13.
Jahrhunderts zu datieren sein. Auch die Paläographie der Inschrift weist durchaus in diesen
Zeitraum.100
Der aufgrund der erwähnten Beschädigungen mit Lücken versehene Epigrammtext lautet
wie folgt:

[Ń>]<: A69.8CĀ@A.A<: [………] =Ā8F


­0ĉ =><@.D[5ÿ: Aį] A>.=Ā3Ĭ Aį ;Ā:Ĭ
[……………] Û=[2>] Ý: .>348Ą<B
[AĮ? A>6@@<C2]00<Ľ? 7.ă A>6CĊ[A<B 8BD:Ą.?]
5 .ó56? 1ÿ =26[@52ă? Aį =><]5B9ĄĤ =þ@Ĭ
.06[…]<B =þA>F:<? ¢9. 7.ă [5]ĈA<B
7Ĉ>6? 7.5BCĄ[3.]:2: 2í@2/<C>Ć:(F?)
.:A<8ĀF: =>Ć21><? A<Ľ12 A<Ľ 5>Ć:<B.
——
1 cf. Georg. Callip. carm. I 24 (GIGANTE, Poeti bizantini 166): 1Ń><: A69.8Cÿ? 52ĵ<: :þ549þ A2. 8 =
Georg. Callip. carm. X 12 (GIGANTE, Poeti bizantini 173).
——
1 [Ń>]<: supplevit Fiaccadori: !<: 8Ą]5<: Guillou. [- - -]<:A6 9.8CĀ@A.A<: Pagliara. [………] =Ā8F Pa-
gliara, Fiaccadori: [A4 9=Ā8F] Guillou. 2 =><@.D[5ÿ:] supplevit Fiaccadori: =><@.D52ă? Pagliara,
=><@.D[52ă?] Guillou. [Aį] supplevit Fiaccadori: omisit Pagliara. 3 [……………] statuit Fiaccadori: [7.ă
9B@A67Į] Guillou. Û=[2>] supplevit Pagliara: Þ=[2>] alii. 4 [AĮ? A>6@@<C2]00<Ľ? supplevi: A<Ľ 7.ă
A>6C2]00<Ľ? proposuit Fiaccadori (p. 313), [C.26:<Ľ CĀ]00ŌB? (sic) Guillou, [……… A>6C2]00<Ľ? Jacob,
Safran. A>6CĊ[A<B 8BD:Ą.?] supplevi: !>ĄCF[:<?] Pagliara, A>6CĊ[A<B - u x Fiaccadori, A>6C[ĊA<B 8ĈD:<B ]
Guillou. 5 1ÿ =26[@52ă? Aį =><]5B9ĄĤ Jacob: 1ĩ ­=2ă 5B9ĄĤ =þ@Ĭ Pagliara, 1ĩ ­=2Ą[;.? 92 =><]5B9ĄĤ Fiacca-
dori, 1ĩ ­=2Ą[;.? ­=6]5B9Ą. Guillou, 1ĩ ­=2Ą[;.? =><]5B9ĄĤ Paul. 6 .06[:?]<B Pagliara, Fiaccadori. [5]ĈA<B
Guillou: 5ĈA<B alii. 7 7.5BCĄ3.:2: legerunt Pagliara et Safran: 7.5BCĄ3[.]:2: Guillou, Paul.

Ein sehr wertvolles ……… Geschenk bin ich.


Ich, an den außergewöhnlichen Tisch herangeführt,

—————–
98
SCHREINER, Grabinschrift 154.
99
Vgl. FIACCADORI, Cippo 309.
100
Vgl. FIACCADORI, Cippo 309 u. Anm. 6.
418 Italien (Nr. IT4)

…………… der dem Marzelios gehörte,


der dreifach glänzenden und dreifach strahlenden Leuchte.
5 Danach überzeugt vom ganzen Eifer
des Magi…os, des Stifters und zugleich Priesters,
stellte (es) fromm auf der Herr
Pantoleon, Vorsitzender (d.h. Bischof) dieses Thrones.
Text: C. PAGLIARA, Note di epigrafia Salentina (II). Athenaeum. Studi Periodici di Letteratura e Storia
dell’Antichità n.s. 48 (1970) 97f. u. Taf. VII (Abb. 10).– FIACCADORI, Cippo 310, 307 (Abb.).– GUILLOU, Recueil 165
(Nr. 147 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 144.– JACOB, Chandelier 189, 195 (mit franz. Übers.) u. Taf. I–II.– PAUL, Dich-
tung auf Objekten 256f. (Nr. 34).– SAFRAN, Medieval Salento 277 (Nr. 49 [mit engl. Übers.]), s.a. 145.

Lit.: STOMEO, .:A<8ĀF:, passim.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313f. (Nr. 147).– JACOB, Épigraphie
163, 171.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 271 u. Anm. 1002.

Abb.: 57

Das Epigramm besteht aus zwei Teilen, die jeweils aus vier Versen bestehen. Im ersten Teil
spricht das Objekt selbst; es bezeichnet sich als „sehr wertvolles Geschenk“ ([Ń>]<:
A69.8CĀ@A.A<:), das dem „außergewöhnlichen Tisch“ (A>.=Ā3Ĭ Aį ;Ā:Ĭ), womit der Altar ge-
meint ist,101 dargebracht wurde. Während Fiaccadori vermutete, dass sich hinter dem in Vers 3
genannten Marzelios einer der Begleiter von Iason und Sosipatros, nämlich der Märtyrer Marsa-
lios,102 verbirgt,103 ging Jacob von einer zeitgenössischen Person aus.104 In der Tat sind Träger
ähnlicher Namensformen im süditalienischen Raum des 12. und 13. Jahrhunderts belegt.105 Fi-
accadori meinte auch, dass sich die Genitive in Vers 4 als Epitheta auf den Märtyrer Marsalios
beziehen würden.106 Jacob hingegen vertrat die Ansicht, dass das an den Altar gebrachte Objekt
mit einer dreifach „glänzenden und dreifach strahlenden Leuchte“ versehen gewesen sei.107 Sei-
ner Ansicht nach handelte es sich bei dem Objekt um einen dreiarmigen Kerzenleuchter, der
aufgrund des Adjektivs A69.8CĀ@A.A<: („sehr wertvoll“) aus Gold oder Silber gefertigt und auf
dem Stein in der Nähe des Altars angebracht war.108 Nach Jacob verbirgt sich hinter dem 5ĈA4?
(Priester) der Stifter (=þA>F:)109 des Objekts (d.h. des Kerzenleuchters). Der Name ist nicht
vollständig überliefert:110 Eine mögliche, auch von Jacob vorgeschlagene111 Ergänzung wäre
.06[@þ:]<B.112 Der von Jacob in Vers 5 vorgenommenen, durchaus nachvollziehbaren Konjek-
tur zufolge war der Bischof Pantoleon vom Eifer des Stifters überzeugt (=26[@52ă? 92 =><]5B9ĄĤ
=þ@Ĭ) und ließ das Geschenk, den Kerzenleuchter, auf fromme Weise aufstellen. Das Verbum
7.5BCĄ3.:F muss hier transitiv verwendet sein, auch wenn eine transitive Bedeutung im
Grundwort îC63þ:F nicht belegt ist,113 da die intransitive Bedeutung „sitzen“ / „residieren“ hier
nicht passt. Warum sollte nämlich berichtet werden, dass der Bischof „saß“ / „residierte“? In

—————–
101
Vgl. FIACCADORI, Cippo 311; JACOB, Chandelier 192, 195.
102
Vgl. B. KINDT, La version longue du récit légendaire de l’évangélisation de l’île de Corfou par les saints Jason et
Sosipatros. Entre mythe et réalité. AnBoll 116 (1998) 264 (4,9).
103
FIACCADORI, Cippo 312; s.a. GUILLOU, Recueil 165.
104
JACOB, Chandelier 192.
105
Vgl. JACOB, Chandelier 192, Anm. 26; CARACAUSI, Lessico, s.v. .>@Ą86.; s.a. FIACCADORI, Cippo 312, Anm.
19.
106
FIACCADORI, Cippo 313.
107
JACOB, Chandelier 192; vgl. SAFRAN, Medieval Salento 145.
108
JACOB, Chandelier 192–194.
109
Wenn dieses Wort tatsächlich so zu deuten ist und nicht parallel zu 5ĈA4? ein Amt bezeichnet.
110
JACOB, Chandelier 194; s.a. FIACCADORI, Cippo 315.
111
JACOB, Chandelier 194.
112
Vgl. CARACAUSI, Lessico, s.v. .06@Ħ:<?. Weitere Möglichkeit der Deutung des Namens bei FIACCADORI, Cippo
314f.; s.a. STOMEO, .:A<8ĀF: 388 u. Anm. 2.
113
Vgl. JACOB, Chandelier 191f.; s.a. FIACCADORI, Cippo 316.
Italien (Nr. IT4) 419

diesem Fall würde man eine Präsensform erwarten. Jacob missachtete die Vergangenheitsform
des Verbums und übersetzte es präsentisch als „siège“.114
Ein Blick in den Testimonienapparat des Epigramms verrät, dass der letzte Vers in identi-
scher Form auch als abschließender Vers eines Gedichtes des Georgios von Gallipoli überliefert
ist. Stomeo sah sich als erster veranlasst, Georgios als Autor des Epigramms in der Cattedrale
von Gallipoli anzunehmen.115 Diese Zuweisung wurde auch von allen anderen, die sich bislang
mit dem Epigramm auseinandersetzten, bestätigt, zumal es auch weitere Übereinstimmungen
gibt, von denen [Ń>]<: A69.8CĀ@A.A<: ~ 1Ń><: A69.8Cÿ? (vgl. Testimonienapparat) die grif-
figste ist.116 Jenes Gedicht des Georgios von Gallipoli, in dem der letzte Vers mit dem abschlie-
ßenden Vers des vorliegenden Epigramms übereinstimmt, war dem Titel nach auf oder bei einer
Tür des Hauses des Bistums bzw. des Bischofssitzes von Gallipoli angebracht.117 Somit ist auch
eine örtliche Nähe zwischen den beiden Gedichten bzw. Epigrammen gegeben.
Von Bischof Pantoleon ist abgesehen von der Nennung im vorliegenden Epigramm, im be-
reits erwähnten Gedicht des Georgios von Gallipoli und in einem weiteren Gedicht desselben
Autors118 nichts bekannt,119 sodass das Epigramm zeitlich nicht genau eingeordnet werden kann.
Da jedoch die Schaffenszeit des Georgios von Gallipoli um die Mitte des 13. Jahrhunderts zu
datieren ist,120 gehört wohl auch das Epigramm auf der Steinplatte in diese Zeit; einen terminus
ante quem stellt das Jahr 1268/69 dar, als Gallipoli von Karl von Anjou zerstört und der Bi-
schofssitz in das im Landesinneren gelegene Alezio verlegt wurde.121
Soweit der Epigrammtext erhalten ist bzw. rekonstruiert werden kann, ist ersichtlich, dass
sich dieser aus prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammen-
setzt. Die Hälfte der Binnenschlüsse weist B7 auf. Obwohl dieses Phänomen in den handschrift-
lich überlieferten Versen des Georgios von Gallipoli nicht zu finden ist,122 wird man wohl den-
noch – aus den oben dargelegten Gründen – an ihn als Autor des vorliegenden Epigramms den-
ken müssen, zumal er auch unter Bischof Pantoleon Chartophylax der Kirche von Gallipoli ge-
wesen sein dürfte.123
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die teilweise konjizierten Adjektive A>6@@<-
C200Ă? und A>ĄCFA<? in Vers 4 sind erstmals im patristischen Schrifttum belegt.124 .ó56? in der
Bedeutung „danach“ in Vers 5 ist auch an anderer Stelle attestiert.125 Die am Beginn von Vers 7
verwendete Kurzform von 7Ĉ>6<?, nämlich 7Ĉ>6?, begegnet bereits in der Literatur der Spätanti-
ke.126 Die Form ist gerade auch im unteritalienischen Griechisch des 11. und 12. Jahrhunderts

—————–
114
JACOB, Chandelier 195.
115
STOMEO, .:A<8ĀF: 386, 388f.
116
Weitere Beispiele bei FIACCADORI, Cippo 308–316.
117
Georg. Callip. carm. X tit. (GIGANTE): !<Ľ .íA<Ľ @AĄD<6 2ã? A6:. =Ĉ84: A<Ľ AĮ? ­=6@7<=Į? <ã7<B .886=Ć82F?. Zur
Übersetzung von ­=6@7<=Ă vgl. LBG s.v.; s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 123.
118
Georg. Callip. carm. V 9 (GIGANTE): ­: >D65ĈA.6? 2íA28ā? .:A<8ĀF:.
119
Die von N. KAMP, Kirche und Monarchie im staufischen Königreich Sizilien, I: Prosopographische Grundlegung:
Bistümer und Bischöfe des Königsreichs 1194–1266, 2: Apulien und Kalabrien (Münstersche Mittelalter-
Schriften 10,I,2). München 1975, 728 vorgenommene Begrenzung des Episkopats auf die Jahre 1220 bis 1250
muss Spekulation bleiben.
120
Vgl. W. BUCHWALD – A. HOHLWEG – O. PRINZ, Dictionnaire des auteurs grecs et latins de l’antiquité et du moyen
âge. Traduit et mis à jour par J.D. Berger et J. Billen. o.O. 1991, 334.
121
Vgl. JACOB, Chandelier 199, Anm. 59.
122
Auch die beiden längsten Gedichte des Georgios von Gallipoli sind mit vergleichsweise wenig B7 ausgestattet.
Carm. VI (GIGANTE) umfasst 74 Verse, von denen nur 16 B7 aufweisen; carm. XIII (GIGANTE) ist 103 Verse
lang, hat aber nur 20 Verse mit B7. Immerhin aber können in carm. X (GIGANTE), dessen letzter Vers mit dem
letzten Vers des vorliegenden Epigramms identisch ist, fünf von zwölf Versen als Verse mit Binnenschluss B7
identifiziert werden.
123
Vgl. M.B. WELLAS, Griechisches aus dem Umfeld Kaiser Friedrichs II. (Münchener Beiträge zur Mediävistik und
Renaissance-Forschung 33). München 1983, 82f.
124
Vgl. L s.v.; weitere Belege im noch unpublizierten Material des LBG.
125
Vgl. LSJ s.v. II 3; L s.v.; siehe auch Epigramm Nr. GR112, Vers 5.
126
Vgl. L s.v.; LSSup s.v. 7Ĉ>6<? B 1 a.
420 Italien (Nr. IT4–IT5)

mehrfach ausgewiesen.127 Das Verbum 7.5BC63þ:F im selben Vers ist nicht, wie von Fiacca-
dori128 und Jacob129 festgehalten, nur an dieser Stelle attestiert, sondern auch durch einen zwei-
ten Beleg, allerdings mit anderer Bedeutung, überliefert.130 Das Adverb 2í@2/<C>Ć:F? am Ende
des Verses ist erstmals in der Spätantike belegt und begegnet zuhauf in byzantinischen Tex-
ten,131 auch in Epigrammen, die inschriftlich überliefert sind.132

GROTTAFERRATA

Türsturz, 11. Jh.: Kirche des Klosters Santa Maria in Grottaferrata


Nr. IT5) In den oberen Rand des Türsturzes des Eingangs in den Naos der Klosterkirche ist
eine teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Sie läuft über eine Zeile, Beginn und
Ende sind durch ein Kreuz markiert. Dabei handelt es sich um die ersten drei Verse eines aus
vier Versen bestehenden Epigramms des Theodoros Studites (Nr. XLVI SPECK), wie bereits von
Papadopoulos-Kerameus bemerkt wurde.133 Die Enden der Verse 2 und 3 sind durch zwei über-
einander liegende Punkte gekennzeichnet.
Aus paläographischen Gründen datierte Guillou die Inschrift in das 11. Jahrhundert,134 was
durchaus nachvollziehbar ist. Auch das Kloster selbst ist in das frühe 11. Jahrhundert – die
Gründung erfolgte im Jahr 1004 – zu datieren.135
Der Epigrammtext von Grottaferrata lautet wie folgt:

ã7<B (2<)Ľ 9Ā88<:A2? 2ß@/.Ą:26: =Ĉ84:


±;F 0Ā:<6@52 AĮ? 9Ā54? AŃ: C><:AĄ1F:,
á:ĩ 2í92:Ń? 2ï><6A2 Aą: 7>6Aā: ±@F.
——–
= vv. 1–3 epigramm. Theod. Stud. cum titulo ß? Aā: =>ĊA4: 2ã@<1<: A<Ľ :.<Ľ (SPECK, Theod. Stud.
Jamben 198 [no. XLVI]). 1–3 cf. epigramma in ecclesia in urbe Fetoka (ĺ no. TR46). 2 cf. Theod. Stud.
hymn. in S. Ephraem 0Ņ (PITRA, Anal. spicil. solesm. I, Paris 1876, 341): Aā: 9Ā54: ļĄE.? Aā: AŃ: =.5Ń:.
——–
1 2ß@/.Ą:26: scripsit Epigr. Anth. Pal.: C inscr. 3 Ş:ĩ Guillou. 2í92:Į praefert Epigr. Anth. Pal.
(cf. comment.).

Ihr, die ihr im Begriff seid, durch die Pforte des Hauses Gottes einzutreten,
möget euch der Trunkenheit der Sorgen entledigen,
damit ihr drinnen wohlgemut den Richter findet.
Text: D.G. PLACENTINI, Epitome Graecae Palaeographiae et de recta Graeci Sermonis Pronunciatione Dissertatio.
Rom 1735, 31f. (mit Schriftskizze u. franz. Übers.).– CIG IV 336 (Nr. 8725) u. Taf. XII.– Epigr. Anth. Pal. IV 102
(mit lat. Übers.).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 415 (Nr. 10).– A. PALMIERI, L’abbaye de Grottaferrata et
son IX centenaire. VV 11 (1904) 411.– A. KOMINIS, Osservazioni sugli epigrammi di Teodoro Studita. BollGrott 13
(1959) 157, Anm. 8.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 121 (Nr. 219).– V. PACE, La chiesa abbaziale di Grottaferrata
e la sua decorazione nel medioevo. BollGrott 41 (1987) 49, Anm. 3 u. Taf. IV (Abb. 5).– LAUXTERMANN, Byz. Epi-
gram 127.– GUILLOU, Recueil 119 (Nr. 111 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 110.– PARENTI, Monastero 210.– PAUL, Dich-
tung auf Objekten 239 (Nr. 5).– BERNARD, Beats of the Pen 64f. (mit engl. Übers.).– BERNARD, Writing and Reading
117f. (mit engl. Übers.).

—————–
127
Vgl. CARACAUSI, Lessico, s.v. 7Ĉ>4?.
128
FIACCADORI, Cippo 316.
129
JACOB, Chandelier 191f.
130
Vgl. LBG s.v.
131
Vgl. L s.v., LBG s.v.
132
Vgl. Index verborum.
133
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 415.
134
GUILLOU, Recueil 119f.
135
V. V[ON] F[ALKENHAUSEN] – D. K[INNEY], Grottaferrata. ODB 2, 885f.; PARENTI, Monastero, passim.
Italien (Nr. IT5) 421

Lit.: A. ROCCHI, La badia di S. Maria di Grottaferrata. Rom 1884, 55 (ital. Übers.).– BEES, 282AĂ9.A. 274.–
KOMINIS, Epigramma 366, Anm. 11.– KOMINES, µ=Ą0>.99. 36, Anm. 2.– FOLLIERI, Una perduta Epigrafe 191.–
SPECK, Theod. Stud. Jamben 64f., Anm. 44a.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313 (Nr. 111).– LAUXTERMANN,
Poetry 71.

Abb.: 56

Das Epigramm richtet sich an den Besucher der Kirche, der aufgefordert wird, den heiligen
Raum ohne weltliche Gedanken zu betreten, um Gott, den Richter (am Tag des Jüngsten Ge-
richts) wohlgesinnt zu finden. Der in der Inschrift fehlende vierte Vers des Tetrastichons des
Theodoros Studites lautet: 8Ĉ@26? î9ĵ: 161<Ľ:A. AŃ: çC849þAF: (den [sc. der Richter], der euch
Erlösung von den Sünden gibt). Der vierte Vers könnte als inhaltlich entbehrlich befunden wor-
den sein, oder er wurde aus Platzgründen nicht eingeritzt.136 Das ganze Epigramm des Studites
dürfte für die Kirche des heiligen Johannes in Studios geschaffen worden und dort am Übergang
vom Narthex in das Mittelschiff angebracht gewesen sein.137 Obwohl es sich nicht um ein origi-
nal für das Kloster Grottaferrata geschaffenes Epigramm handelt, konnte es dort dennoch seine
ganze Wirkung entfalten, da es in dem ihm von Studites zugedachten Kontext in Erscheinung
treten konnte.138
Das inschriftliche Epigramm besteht aus drei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetz-
ten Binnenschlüssen, von denen zwei, nämlich die Verse 1 und 3, B7 aufweisen.139 Eher selten
ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 2. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext:
Bereits Speck bemerkte das Wortspiel zwischen 2ß@/.Ą:26: (Vers 1), ±;F (Vers 2) und ±@F (Vers
3).140 Das Adverb 2í92:Ń? in Vers 3 war bereits Gegenstand von Überlegungen: In Epig. Anth.
Pal. wurde der Vorschlag unterbreitet, stattdessen 2í92:Į zu schreiben, da sich das Wort auf
7>6AĂ: bezieht.141 Speck stellte fest, dass es bei Theodoros Studites auch andere Beispiele dafür
gibt, dass das Adverb das Objekt und nicht das Verb bestimmt.142 Eine andere Erklärung – der
auch in der vorliegenden deutschen Übersetzung gefolgt wird – ist, dass sich 2í92:Ń? gar nicht
auf 7>6AĂ? bezieht, sondern Adverb von 2ï><6A2 ist.
Ein weiterer inschriftlicher Beleg für das Epigramm stammt aus dem Athos-Kloster Megiste
Laura. Darüber wird in einem Bericht an die Kongregation der Propaganda im Jahr 1627 vom
katholischen Missionar Alexandros Basilopulos berichtet.143 Die Inschrift ist heute offenbar
nicht mehr erhalten.144 Den Aufzeichnungen des Basilopulos zufolge umfasste das Epigramm
fünf Verse, da nämlich an die vier Verse des Studites noch ein fünfter (7.ă 7.A.Aþ;Ĭ ­: @74:.ĵ?
.ßF:Ą.6? [.ßF:Ą<6? Hofmann]) angehängt war.145 Die Inschrift von Megiste Laura unterscheidet
sich noch an zwei weiteren Stellen: In Vers 3 ist Basilopulos zufolge 2ï>4A2 zu lesen, in Vers 4
8Ĉ@6: statt 8Ĉ@26?.

—————–
136
Vgl. PAUL, Dichtung auf Objekten 239, Anm. 29.
137
Vgl. SPECK, Theod. Stud. Jamben 192, 198.
138
Vgl. BERNARD, Beats of the Pen 64f.
139
Auch der inschriftlich nicht überlieferte Vers 4 des Epigramms des Studites hat B7.
140
SPECK, Theod. Stud. Jamben 198.
141
Epig. Anth. Pal. p. 439.
142
SPECK, Theod. Stud. Jamben 198.
143
Siehe oben S. 221.
144
Nicht erwähnt bei MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos.
145
G. HOFMANN, Unbekannte oder wenig beachtete christliche griechische Inschriften des Mittelalters. OCP 13
(1947) 235f.; KOMINIS, Epigramma 371, Anm. 28; LAUXTERMANN, Byz. Epigram 127; vgl. LAUXTERMANN, Po-
etry 71.
422 Italien (Nr. IT6)

LECCE

Steinplatte (21 × 29 cm), 13./14. Jh.: Museo Provinciale „Sigismondo Castromediano“


(Inv.-Nr. 5167)
Nr. IT6) Von der kreisrunden Kalksteinplatte ist die linke Hälfte nicht mehr erhalten. In die
zentrale Fläche ist eine akzentuierte, über neun Zeilen laufende, aus Majuskel- und Minuskel-
formen bestehende Inschrift eingeritzt, die aufgrund von Verwitterung teilweise schwer zu ent-
ziffern ist. Die Kalksteinplatte war auch mit einem heute kaum mehr erhaltenen erhobenen
Rand versehen, der an einer Stelle eine besondere Erhöhung aufweist, in die ebenfalls ein paar
Buchstaben eingeritzt sind. Interpretiert man das Zeichen (Kreuz ?) am Ende der neunten Zeile
als Markierung, dann könnte die Hauptinschrift dort geendet haben. Es ist aber auch möglich,
dass der Graveur mit dem Platz auf der zentralen Fläche nicht das Auslangen fand – man merkt
dies auch daran, dass die letzten vier Zeilen sehr eng untereinander geschrieben sind – und da-
her die Inschrift am Rand fortsetzte. Obwohl nur wenige Wörter noch vollständig zu entziffern
sind, äußerte Hörandner die Vermutung, dass sich die Inschrift aus Versen zusammensetzt;146
bei genauerer Betrachtung bestätigt sich diese Vermutung. Vermutlich bestand das Epigramm
ursprünglich aus zehn Versen.
Die Inschrift bietet inhaltlich keine Hinweise für die Datierung; Guillou setzte sie – höchst-
wahrscheinlich aufgrund paläographischer Überlegungen – in das 13./14. Jahrhundert.147
Von dem Epigrammtext sind folgende Teile erhalten:

[……………………] =þ:AF: 7[……


………………].[…]F: ¾9Ā>[Ĥ
…………………………]ĄF:
[…] A.ĵ? ¡:F [………… @A>.A]40Ą@6:
5 [­7] 0Į? 92AĀ@A4? [2ß? <í>].:ą: ;ĄF?
[…] A<ĵ? ¡:F <ã7A26><: 2ß[…………
…] @B8ĊA<B A(Į?) ­72ĵ 784><BDĄ.?
[………………]Ā@A4? A<ĈA<B? [……
……]A2A[…]>Ń: 1ĩ .í:Ć[…………]@[…
10 ……]2><? A<Ľ [……] .íA[…………].
––––
7 alludit ad Hebr. 9,15 (de Christo): 7.ă 16ý A<ĽA< 16.5Ă74? 7.6:Į? 92@ĄA4? ­@AĄ:, é=F? 5.:þA<B
02:<9Ā:<B 2ß? =<8ĈA>F@6: AŃ: ­=ă Aį =>ĊAĬ 16.5Ă7Ĭ =.>./þ@2F: Aā: ­=.0028Ą.: 8þ/F@6: <à 727849Ā:<6
AĮ? .ßF:Ą<B 784><:<9Ą.?; cf. etiam 1 Petr. 1,4: … 2ß? 784><:<9Ą.: ¡C5.>A<: 7.㠝9Ą.:A<: 7.㠝9þ>.:A<:,
A2A2>49Ā:4: ­: <í>.:<ĵ? 2ß? î9Ħ? …; postea cf. e.g. Theod. Prod. carm. hist. LIII 30 (HÖRANDNER): 7.ă
AĮ? ­72ĵ52: ;6Ń: 784><BDĄ.?.
––––
2 ¾9Ā>[Ĥ] supplevi. 3 [­]5:Ń: in fine versus Passarelli. 4 ö? legit Passarelli in initio versus. AĮ? Rugo.
[@A>.A]40Ą@6: scripsi et supplevi: …]CIN inscr. 5 [­7] supplevi. 0Į? 92AĀ@A4? [2ß? <í>].:ą: ;ĄF?
scripsi et supplevi (cf. Anal. Hymn. Gr. IV 113,346–359 [SCHIRÒ] [de S. Nicolao]: 16ĩ ê 92Aĩ 2íC><@Ĉ:4?
92AĀ@A4? =ą 0Į? 2ß? <í>.:<ć? 7.ă ­: 1Ć;Ĭ 920þ8Ĭ =.>Ą@A.@.6 $>6@Ań Ań 2ń): 0Į? 92AĀ@A4@.? ..:<6
7[.ă]; ;Ą@F@<: Passarelli, 0Į? 92AĀ@A4@(.:) .:<67( ) ;ĄF@<: Guillou. 6 <ã7[A26><:] Passarelli (cf. HÖR-
ANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314): 2ã7A26><: Rugo, Guillou. 7 ­72ĵ dubitanter scripsit Hörandner: @[Į?]
Passarelli. 8 [………………]Ā@A4? legi: .=B: Ań 5264@. Passarelli, ]=.: A. 52Ą4? Guillou. A<ĈA<6? Rugo. 9
[……]A2A[…]>Ń: legi: AA2 A<F: Passarelli, =A2A ( ) >Ń: Guillou. 10 [……]2><? legi: ]<? Guillou.
––––

…………………… aller ……
……………………… am Tag
………………………………
—————–
146
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314.
147
GUILLOU, Recueil 172.
Italien (Nr. IT6–IT7) 423

… den oberen ………… Heerführerinnen.


5 Von der Erde begabst du dich in Würde in den Himmel.
… klage für die oberen ……………
… des dortigen unversehrten Erbes
……………… du … diese ……
………………………………
10 ………………………………
Text: P. RUGO, Le iscrizioni dei sec. VI–VII–VIII esistenti in Italia. Vol. IV: I ducati di Spoleto e Benevento. Cit-
tadella 1978, 98 (Nr. 127), 171 (Abb. 127).– G. PASSARELLI, Le epigrafi bizantine del Museo Castromediano di Lec-
ce. Archivi e Cultura 14 (1980) 53 (Nr. XIII).– GUILLOU, Recueil 172 (Nr. 158) u. Taf. 154 (Nr. 158).

Lit.: HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314 (Nr. 158).

Abb.: 58

Während es Guillou nicht gelang, Inhalt und Sinn der Inschrift zu deuten,148 vermutete Hör-
andner aufgrund der entzifferbaren Textpartien, dass es sich um ein Grabepigramm handelt.149
Jedoch lassen sich für diese Interpretation m.E. im Text keine Argumente finden: Die erste
Hälfte des Epigramms dürfte von Christi Himmelfahrt handeln, was besonders in Vers 5 deut-
lich wird. In den Versen 6ff. wird wohl darauf hingewiesen, dass sich Christus (?) der Men-
schen erbarmen (?) und ihnen „dort“, wohl im Jenseits, unversehrtes Erbe, d.h. das ewige Le-
ben, gewähren soll, wobei nicht ganz klar ist, wer mit A<ĵ? ¡:F (Vers 6) gemeint ist.
Es ist vorstellbar, dass die runde Kalksteinplatte mit Epigramm bei einem Altar angebracht
war. Das im Testimonienapparat zitierte Gedicht des Theodoros Prodromos, in dem am Ende
das ewige Erbe erbeten wird, bezieht sich auf ein Christusbild.
Den vorhandenen Textresten nach zu schließen, muss das Epigramm mit korrekt gesetzten
Binnenschlüssen versehen und von guter prosodischer Qualität gewesen sein. Die Konjektur
[<í>].:ą: in Vers 5 ergibt zwar einen prosodischen Verstoß, doch dürfte die Ergänzung basie-
rend auf dem im Testimonienapparat zitierten Hymnentext gerechtfertigt sein. Weitere Bemer-
kungen zum Epigrammtext: Das letzte Wort der vierten Inschriftenzeile (Vers 5) ist als 92AĀ@A4?
zu lesen; oberhalb des End-Sigma ist vielleicht eine -.?-Kürzung eingeritzt, doch passt 92AĀ@A4?
vom Sinn her besser als etwaiges 92AĀ@A4@.?. Das Adjektiv @Ĉ8FA<? in Vers 7 ist nur spärlich
attestiert. Der erste sichere Beleg entstammt dem Werk des Ioannes Klimakos, ein anderer frü-
her Beleg ist pseudo-chrysostomisch.150 Allerdings kann keiner der vorhandenen Belege als
Vorbild für die Stelle im Epigramm ausgemacht werden.

Steinblock (ca. 26 × 23 cm), 11./12. Jh. ?: Università del Salento, Museo storico-artistico
(Inv.-Nr. AP 98.292.25, 164187)
Nr. IT7) Der fragmentierte Kalksteinblock wurde im Gelände des verlassenen Dorfes Api-
gliano nordwestlich der angiovinischen Kirche San Nicola gefunden, wo er als Unterlage in ein-
em Kindergrab wiederverwendet worden war.151 In den Steinblock ist eine über 14 Zeilen lau-
fende, kaum akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Die Buchstaben sind sehr unregelmäßig
ausgeführt; auch dürfte es dem Graveur schwer gefallen sein, die Zeilen der Inschrift waagrecht
zu halten.152 Dass ein eher ungeübter Steinschneider am Werk war, manifestiert sich etwa auch
dadurch, dass bestimmte Buchstaben paläographisch unterschiedlich ausgeführt sind: Beim
Wort ­=2Ą in Zeile 13 etwa unterscheidet sich das erste Epsilon stark vom zweiten.

—————–
148
Vgl. GUILLOU, Recueil 172.
149
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314.
150
Vgl. LBG s.v., TLG. Der in LSJ angeführte Beleg ist zu eliminieren, vgl. LSSup s.v.
151
Vgl. PILIEGO, Iscrizioni 97.
152
Vgl. PILIEGO, Iscrizioni 97.
424 Italien (Nr. IT7)

Erst unlängst stellte Jacob fest, dass sich das Inschriftenfragment aus Versen zusammen-
setzt.153 Bestes Indiz dafür sind rautenförmig angeordnete Punkte, die an einigen Stellen der in
continuo geschriebenen Inschrift in den Stein geritzt sind; sie dienen als Markierungen der Ver-
senden. In den Versen 1, 5 und 6 sind vielleicht auch die Binnenschlüsse – mit einem einfachen
Punkt – markiert. Während der untere Teil der Inschrift noch ganz gut entziffert werden kann,
ist der Stein im oberen Bereich bereits so stark abgerieben, dass nur mehr einzelne Buchstaben
gelesen werden können. Das ursprüngliche Epigramm muss zumindest 16 Verse umfasst haben.
Nach den letzten erhaltenen Buchstaben (Vers 15: C) muss noch ein weiterer Vers angebracht
gewesen sein, von dem heute allerdings nur mehr zwei Akzente (Akute) zu sehen sind.
Der Inhalt des Epigramms selbst bietet keine Hinweise zur Datierung. Piliego äußerte auf
Basis des Vergleichs mit anderen Inschriften die Vermutung, dass die vorliegenden Verse zwi-
schen dem 10. und 12. Jahrhundert zu datieren sind;154 aufgrund der Präsenz von Akzenten ist
eher an eine Datierung nach dem Jahr 1000 zu denken.
Der stark fragmentierte Epigrammtext lautet wie folgt:

[……… =]48<[Ľ]: D[<Ľ: ………………


­; ü: =8.@A…………………@6><.
…><:Ł 1<…] (7.ă) /6[…………
CĈ]8.AA2 5ĈA[4]: 7.[……]<: [………
5 …]>6? ¾92>Ń: Ü;[…]<@@2[………
……]9:<B A.ĈA4? D2>@ă: <[…………
…………… Ā]<:A<? =>(2@)/BA(Ā><B)
A<Ľ =.[………………] =<692:Ą.
çEÿ (7.ă) :ć; (7.ă) 2@[………………
10 ……………] ¾ ­; ç99þAF: ­9[…
……………] (7.ă) =<1Ń: .à 76:Ă@26?
.[…………………]=A<? 8.8Ą.
=þ:A. =2>[……………… 7.]8Ĉ=A26
9Ć:<: CĈ8.A[A2 ………………]8.?
15 ­=2ă D.:1Ń: 8[…………………]6?
[…
——
5–12 cf. Basil. Caes. ep. 222,29–37 (III, p. 7 COURTONNE): ĺ comment.
——
1 [=]48<[Ľ]: D[<Ľ:] dubitanter scripsi et supplevi: [] D<+ Piliego. 2 ­; ü: =8.@A… scripsi:
[..]2;F:  + Piliego. @6><. scripsi:  Piliego. 3 1<… omisit Piliego. 7(.ă) Piliego. 4 [CĈ]8.AA2
supplevit Piliego. 5ĈA[4]: supplevit et scripsit JACOB, Apigliano 136: <A><ĽA[<]: Piliego, <BA[<]: Safran.
5 <@@+ Piliego. 6 D[2]>@ă: Piliego. 7 [Ā]<:A<? supplevit JACOB, Apigliano 135. =>(2@)/BA(Ā><B) JACOB,
Apigliano 135: =>(2@)/ĈA(2><?) Piliego. 8–9 =<692:Ą. | çEÿ recte legit JACOB, Apigliano 136sq.: [- - -]A<?
92 9þ>E2 7(.ă) Piliego, …]A<? 92:Ą. Safran. 9 7(.ă) Piliego. 2@[…: 2+[- - -] Piliego. 10 [- - -]A4 ­;<99.AŃ:
Piliego (sed cf. PILIEGO, Iscrizioni 101, n. 72). 11 .à: <7>.ă Piliego. 76:Ă@26? scripsit JACOB, Apigliano
134: CC inscr., 76:Ą(!)@6? Piliego. 13 =.:A.=26… Safran. [7.]8Ĉ=A26 supplevit Piliego. 14 CĈ8.A[A2]
scripsit et supplevit JACOB, Apigliano 135: CB8þ[AA26 - - -] Piliego, [C]Ĉ8.AA2 5ĈA[4]: Safran. 15 D.:1Ń::
D.:1(.:)Ń: Piliego, an D.:1Ć: scribendum (cf. comment.) ?

……… schlammige Erde (?) ………………,


aus denen …………………………
…………… und ………………
Beschütze den Priester …………………
5 …… der Tage …………………
……… dieser mit den Händen ……………
…………… des Presbyters Leon
—————–
153
JACOB, Apigliano 134.
154
PILIEGO, Iscrizioni 103.
Italien (Nr. IT7) 425

des ………………… Hirtentum


spät und Nacht und …………………
10 …………… die von den Augen ……
…………… und die Bewegungen der Füße
……………………… Rede
alles ………………… bedeckt.
Beschütze nur …………………
15 nachdem der mit weiten Öffnungen versehenen ……………………

Text: PILIEGO, Iscrizioni 97 (mit Abb. u. Schriftskizze).– SAFRAN, Medieval Salento 245 (Nr. 5 [mit engl.
Übers.]).

Lit.: JACOB, Épigraphie 170.– P. PILIEGO, L’epigrafia greca medievale, in: P. ARTHUR – B. BRUNO (Hg.), Apiglia-
no. Un villaggio bizantino e medioevale in Terra d’Otranto. L’ambiente, il villaggio, la popolazione. Galatina 2009,
39 u. Abb. 31.– JACOB, Apigliano 133–137 u. Taf. 2.

Abb.: 59

Während sich Piliego nicht ausdrücklich zur Funktion der Inschrift äußerte, identifizierte Ja-
cob die Verse als Grabepigramm, wobei er davon ausging, dass der Verstorbene der Priester
bzw. Presbyter Leon (Vers 7) ist.155 Signalwörter untermauern diese Vermutung: D[<Ľ:] (Vers
1), [7.]8Ĉ=A26 (Vers 13).156 In Vers 6 könnte ein Hinweis darauf vorliegen, dass der Verstorbene
zu Lebzeiten das Grab mit seinen eigenen Händen geschaffen hat; dafür gibt es Parallelbeispie-
le, etwa in dem aus dem 11. Jahrhundert stammenden gemalten Grabepigramm im nicht allzu
weit entfernten Carpignano Salentino.157 Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass es
sich um eine Stifterinschrift handelt: Dafür spricht die Aufforderung CĈ8.AA2 in Vers 4, die in
Vers 14 wiederholt wird. Die Aufforderung an Gott (?),158 den Priester zu beschützen (Vers 4),
erinnert eher an eine Formulierung in einer Stifterinschrift, in der gefordert wird, den Stifter
quasi als Gegenleistung für seine Stiftung vor allem Unheil zu bewahren. Durch das Signalwort
=<692:Ą.159 in Vers 8 wird höchstwahrscheinlich darauf hingewiesen, dass Leon Bischof war; als
Bischofssitz käme Otranto in Frage. Alternativ ist daran zu denken, dass mit =<692:Ą. ein Hin-
weis auf die Funktion des Abts eines Klosters vorliegt. In den Versen 10–12 könnte auf die
körperliche Konstitution Leons verwiesen worden sein. Für die Verse 5–12 könnte in abgewan-
delter Form eine Passage aus einem Brief des Basileios des Großen Pate gestanden sein (vgl.
Testimonienapparat): !<ĈA<B Dþ>6: 2íDĆ925. :B7Aą? 7.ă ¾9Ā>.? Ań .@682ĵ AŃ: .ßĊ:F: CB8þ;.6
9ÿ: Aą: 8.ą: ­: Aį è8<784>ĄĤ AĮ? =Ą@A2F?, CB8þ;.6 1ÿ .íAń Aą: 78Į><:, ÷@=2> 72C.8ā:
7Ā>.6<: ­=ă A<Ľ ïE<B? 7269Ā:4: 7.ă Aā: Cĩ ®.BAĮ? =><9Ă526.: A<ĵ? î=<7269Ā:<6? A<Ľ @Ċ9.A<?
9Ā82@6 =.>2D<9Ā:4:. ũC5.89Ń: 0ý> Aý 7.5ĩ ®.BA<ć? ­:2>0<Ĉ:AF:, ±:A2D:<6 9ÿ: AŃ: D26>Ń: .à
­>0.@Ą.6, =>Ć@7<=<6 1ÿ AŃ: =<1Ń: .à 76:Ă@26?, <í1ÿ: 1ÿ 9Ā><? A<Ľ @Ċ9.A<? AĮ? =><@47<Ĉ@4?
=><:<Ą.? =<@A2>2ĵA.6.
Die byzantinischen Zwölfsilber, aus denen sich das Epigramm zusammensetzt, sind – wie
Jacob richtig feststellte160 – von eher minderer Qualität; aufgrund zahlreicher Verstöße sind sie
als prosodielos zu klassifizieren. Immerhin werden aber die elementaren Kriterien des Zwölfsil-
bers berücksichtigt, nämlich – soweit vorhanden – ein Akzent auf der vorletzten Silbe im Vers
und ein Binnenschluss nach der fünften oder siebenten Silbe.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die in Vers 1 vorgenommenen Konjekturen sind
sehr zweifelhaft. Ist die Ergänzung [=]48<[Ľ]: richtig, dann kann es sich um den Infinitiv Prä-

—————–
155
JACOB, Apigliano 135.
156
S.a. PILIEGO, Iscrizioni 100f.
157
Z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 267–272, s.a. 361.
158
Ein Hinweis auf Gott könnte in Vers 2 (=8.@A…) vorliegen.
159
Möglich wäre auch =<692:ĄĤ.
160
JACOB, Apigliano 134.
426 Italien (Nr. IT7–IT8)

sens von =48ĆF handeln. Alternativ sollte aber ein sonst nicht attestiertes Adjektiv =48<Ľ? in
Erwägung gezogen werden. Am Beginn von Vers 5 ist vielleicht [¡D]>6? zu konjizieren: Die
Wendung ¡D>6? ¾92>Ń: + Zahlwort ist zahlreich attestiert.161 Das Nomen =<692:Ą. ist nur an
einer weiteren Stelle, nämlich im Œuvre des Hymnographen Klemens (9. Jh.) belegt.162 Die
Form 8.8Ą. in Vers 12 (anstatt 8.86þ) ist auch anderenorts, vor allem volkssprachlich, attes-
tiert.163 Bei dem inschriftlich überlieferten $& in Vers 15 ist nicht davon auszugehen,
dass – wie von Piliego angenommen – die Silbe .: zu ergänzen ist (vgl. textkritischen Apparat):
Es handelt sich vielmehr – wie auch durch den Zirkumflex oberhalb des Omega ausgewiesen –
um den Genitiv Plural des Adjektivs D.:1Ć?. Möglich wäre aber auch, D.:1Ć: zu konjizieren
und die Form als (häufig gebrauchtes) Adverb zu identifizieren.

MAGLIE

(Drei Fragmente einer) Steinplatte (44 × 49 cm, 37,5 × 46 cm, 16,3 × 16,3 cm), 11. Jh.:
Privathaus
Nr. IT8) Vor rund 30 Jahren wurden nördlich von Otranto, nicht weit vom Meer entfernt
und nahe dem See Alimini Piccolo, drei Fragmente einer beigen Kalksteinplatte gefunden, die
sich heute im Ort Maglie (westl. von Otranto) befinden.164 Die Fragmente sind durch vom Mate-
rial abgemeißelte165 nicht akzentuierte Majuskel-Inschriften gekennzeichnet; ebenfalls vom
Untergrund abgehoben sind dicke Linien, welche die Schriftzeilen voneinander trennen.166 An
ein paar Stellen sind auch vertikale Linien zu erkennen, die den Verlauf der in continuo ange-
brachten Inschrift unterbrechen. Dabei handelt es sich um Markierungen von Versenden.167
Durch die auf den Fragmenten angebrachten Inschriften lässt sich auch rekonstruieren, dass sich
der Text ursprünglich über mindestens zehn Zeilen erstreckt haben muss. Es muss sich einst
auch um mindestens ebenso viele Verse gehandelt haben, da jede Zeile ungefähr für einen Vers
Platz bietet.
Aufgrund noch zu erörternder inhaltlicher Kritierien ist das Epigramm vielleicht in das Jahr
1042 oder etwas später zu datieren. In das 11. Jahrhundert weisen auch die paläographischen
Charakteristika der Inschrift.168
Der Epigrammtext lässt sich wie folgt konstituieren:

!ą =2>67.88ÿ? ïE<? [AŃ: 92]A.>@ĄF:


Ü02[6]>2:, ­@AĆ86@2: [……] ¾12ĵ.:
è ­[:] 920Ą@A<6? C<[/2>ą? F]:@A.:Aĵ:<?
A<=<A4>4A[ā? ­=ă AŃ]: D28.:1Ą(F:)
5 =>2@/2BAā? […………… @B]99.D<Ľ:A.
2F>0ĄŁ […………………].?
@ć: Ań 9[…………………………]
>D6@[…………………………]
92[……………………………
10 ……………………………...
––––

—————–
161
Vgl. TLG.
162
Vgl. LBG.
163
Vgl. LBG, TLG, Kr s.v. 8.86þ; s.a. JACOB, Apigliano 134f.
164
Vgl. JACOB, Topotérète 163f.
165
Zu den wenigen reliefierten Inschriften im italogriechischen Bereich vgl. JACOB, Topotérète 164f.
166
Dieses Phänomen ist z.B. auch bei den metrischen Inschriften (10. Jh.) im Museo Archeologico Nazionale von
Cagliari zu beobachten (ĺ Nr. IT20); siehe auch oben S. 79–80.
167
Vgl. JACOB, Topotérète 166.
168
Vgl. JACOB, Topotérète 167.
Italien (Nr. IT8) 427

1 cf. v. 1 epigramm. in obelisco in hippodromo Cpl. (ĺ no. TR53): !ą A2A>þ=8[2B><:] 5.Ľ9. AŃ:
92A.>@ĄF:.
––––
1 [AŃ: 92]A.>@ĄF: supplevit Jacob. 2 Ü02[6]>2: supplevit Jacob. ­@AĆ86@2: scripsi: C!C inscr.,
­@AĆ84@2: Jacob. [……] statui: [5Ā.: ?] Jacob. 3 ­[:] supplevit Jacob. C<[/2>ą? F]:@A.:Aĵ:<? supplevit
Jacob. 4 A<=<A4>4A[ā? ­=ă AŃ]: supplevit Jacob. 5 [@B]99.D<Ľ:A. supplevit Jacob. 7 9.[ Jacob. 8 >D6@
(aut >D62)[ Jacob. 10 D (aut B)[ Jacob.

Die überaus schöne Spitze der Lüfte


ließ errichten, ausstatten …… angenehme
der unter den Größten furchterregende Konstantinos,
Kommandant der (Kriegs)schiffe,
5 Gesandter …………… mitkämpfenden
mit Georgios ……………………
mit dem …………………………
……………………………...
……………………………...
10 ……………………………...
Text: JACOB, Épigraphie 169 (vv. 1–2).– JACOB, Topotérète 168, 170 (mit franz. Übers.) u. Abb. 1–4.

Lit.: FEISSEL, Chroniques 320 (Nr. 1056).

Abb.: 60–61

Das verwendete Vokabular (Vers 2: Ü02[6]>2:, ­@AĆ86@2:) lässt keinen Zweifel daran, dass es
sich um ein Stifterepigramm handelt. Die Stiftung ist die „überaus schöne Spitze169 der Lüfte“
(Vers 1: !ą =2>67.88ÿ? ïE<? [AŃ: 92]A.>@ĄF:), womit ein (Wach)turm gemeint sein könnte. Es
ist allerdings auch möglich, dass sich die Formulierung auf eine Kirche bezieht: In Vers 12 des
Epigramms (ĺ Nr. IT2) auf der heute im Museo della Basilica San Nicola in Bari aufbewahrten
Steinplatte wird berichtet, dass der Stifter eine Kirche „wie einen Leuchtturm in die Höhe zog“
([ïE]F@2: .íAą: (sc. :2ĉ:) ö? 1Ą74: C>B7[AF>Ą.?]). Wie im Testimonienapparat ausgewiesen,
liegt zu Vers 1 eine Parallele vor, nämlich Vers 1 des Epigramms auf dem Obelisken im Hippo-
drom von Konstantinopel (ĺ Nr. TR53), der in der Mitte des 10. Jahrhunderts restauriert wur-
de. Es ist durchaus möglich, dass Vers 1 des Obelisken-Epigramms, das auch im süditalieni-
schen Milieu bekannt war, tatsächlich als Vorbild diente.170 Der Stifter ist Konstantinos, der als
„furchterregend (bzw. beeindruckend)171 unter den Größten“ (Vers 3) geschildert wird. Mit den
„Größten“ sind wohl vornehme Leute gemeint.172 Von seiner Profession ist Konstantinos aller-
dings A<=<A4>4AĂ?, womit ein Ortskommandant, hier durch die Verwendung von D28.:1Ą(F:)
ein lokaler Flottenkommandant gemeint ist.173 D28þ:16. bezeichnen Transport-, aber auch
Kriegsschiffe.174 Daneben ist Konstantinos auch =>2@/2BAĂ? („Gesandter“). Gerade die Erwäh-
nung dieser Funktion ließ Jacob daran denken, dass Konstantinos Mitglied jener Delegation
war, die zu dem Rebellen Georgios Maniakes175 nach Otranto geschickt wurde.176 Welche Rolle
der in Vers 6 erwähnte Georgios spielte, ob es sich dabei vielleicht um den erwähnten Georgios
—————–
169
Zu dieser Bedeutung vgl. LSJ s.v. II 1.
170
Vgl. JACOB, Topotérète 171f.
171
Zu dieser Bedeutung von C</2>Ć? vgl. L s.v. 3; s.a. JACOB, Topotérète 169.
172
Vgl. die Bedeutung von 9206@AĦ:<? im LBG und anderen Lexika.
173
Vgl. A. K[AZHDAN], Topoteretes. ODB 3, 2095f.
174
Vgl. E. M[CGEER] – A. K[AZHDAN], Chelandion. ODB 1, 417f.; D. MOUTSOS, Greek D28þ:16<: and Latin celun-
dria. Byz 62 (1992) 402–413; J.H. PRYOR – E.M. JEFFREYS (Hg.), The Age of the &. The Byzantine Navy
ca 500–1204. With an Appendix Translated from the Arabic of Muhammad Ibn Mankali by A. SHBOUL (The Me-
dieval Mediterranean. Peoples, Economies and Cultures, 400–1500 62). Leiden – Boston 2006, 739 (Index); s.a.
AHRWEILER, Byzance et la mer 411–413.
175
Zur Person C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Maniakes, George. ODB 2, 1285; zur Rebellion VON FALKENHAUSEN,
Dominazione 91f. (Nr. 48) = VON FALKENHAUSEN, Dominazione 95f. (Nr. 48).
176
JACOB, Topotérète 173–176.
428 Italien (Nr. IT8–IT9)

(Maniakes) handelte,177 ist aufgrund der vielen Lücken im Text nicht feststellbar. Aus gramma-
tikalischen Gründen (Akkusativ – Dativ) kann es sich jedenfalls nicht um den [@B]99.D<Ľ:A. in
Vers 5 handeln. Allerdings ist es möglich, dass 2F>0ĄŁ von [@B]99.D<Ľ:A. abhängig ist: „den
mit Georgios mitkämpfenden …“ Stimmt Jacobs Vermutung, dann ist das Epigramm nach Sep-
tember 1042 zu datieren, da in diesem Monat die Delegation zu Maniakes geschickt wurde.
Verbirgt sich hinter Georgios in Vers 6 der erwähnte Georgios Maniakes, dann können die Ver-
se nicht nach 1043 datiert werden, da letzterer in diesem Jahr in der Schlacht fiel.178
In den vier ersten großteils vollständig erhaltenen Zwölfsilbern sind die Binnenschlüsse kor-
rekt gesetzt. Während in Vers 1 die prosodischen Gesetze des byzantinischen Zwölfsilbers ein-
gehalten werden – vielleicht auch bedingt durch das zitierte Vorbild – sind die übrigen Verse
mit einigen schweren prosodischen Vergehen versehen (Vers 2: ¾12ĵ.:, Vers 3: C<[/2>Ć?],
[F]:@A.:Aĵ:<? etc.), sodass sie nur teilweise als prosodisch betrachtet werden können. Beweis
für die mangelhafte Qualität der Verse ist auch das Fehlen einer Konjunktion zwischen den
beiden finiten Verben Ü02[6]>2: und ­@AĆ86@2:179 in Vers 2.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Jacob plädiert dafür, die Lücke in Vers 2 mit
dem Nomen 5Ā.: zu ergänzen.180 Diese Konjektur ist sowohl inhaltlich als auch grammatika-
lisch-syntaktisch möglich. Zu achten ist auf den Parallelismus, der zwischen =2>67.88ÿ? ïE<?
und [……] ¾12ĵ.: gegeben ist: Der Stifter ließ die „überaus schöne Spitze“ als „angenehme …“
errichten und ausstatten. Ein A<=<A4>4A[ā? ­=ă AŃ]: D28.:1Ą(F:) ist zwar sonst nicht belegt,
doch soll die von Jacob in Vers 4 vorgenommene Konjektur mangels Alternativen im Text ver-
bleiben. In den gängigen Lexika ist D28þ:16<: nur mit einer Stelle verzeichnet,181 zahlreiche
weitere Belege aus mittelbyzantinischer Zeit findet man allerdings im TLG.

MONOPOLI

*Stein (verloren), a. 1268/69: Kloster des hl. Erzengels Michael (nicht mehr vorhanden)
Nr. IT9) Studien des 18. Jahrhunderts berichten von einer griechischen Inschrift im Kloster
des heiligen Erzengels Michael, das sich in der Nähe von Monopoli (in der Provinz Bari) be-
funden haben soll. Wie u.a. aus der Inschrift hervorgeht, war das Kloster nach dem Jahr 1218
wiederum Metochion des bekannteren Klosters San Nicola di Casole unweit von Otranto.
Letzteres wurde Ende des 11. Jahrhunderts gegründet und war – besonders Ende des 12. und in
den ersten Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts – ein wichtiges Zentrum griechischer Gelehrsam-
keit durch seine Bibliothek und durch die Person des Abtes Nikolaos-Nektarios von Otranto.
Aufgrund der Inschrift ist eine griechische Präsenz auch für das Kloster des Erzengels Michael
nachgewiesen. Wo sich die Inschrift – es handelt sich um 12 Verse – ursprünglich befand bzw.
wann sie verschwand, kann nicht festgestellt werden.
Die Datierung liefert das Epigramm selbst, da die Verse 7–10 der Datierung gewidmet sind.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

4:<Ą A2 A2ĵD<?, <å7<? <ã:F: 7.ă C>Ā.>


AĀ8<B? ±ABD<: @B:1><9į A2 7.ă =Ć:Ł
—————–
177
Vgl. JACOB, Topotérète 175.
178
Sein Grabepigramm stammt von Christophoros Mitylenaios (Nr. 65 DE GROOTE).
179
Die Feststellung von JACOB, Topotérète 168, dass der Text keine orthographischen Abweichungen aufweisen
würde, stimmt nicht, da das inschriftliche C!C zu ­@AĆ86@2: zu korrigieren ist.
180
JACOB, Topotérète 168.
181
Vgl. L s.v.
182
Vgl. JACOB, Inscription 19; GUILLOU, Recueil 177.
183
Zum Kloster V. V[ON] F[ALKENHAUSEN], Casole. ODB 1, 387; T. KÖLZER, Zur Geschichte des Klosters S. Nicola
di Casole. Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 65 (1985) 418–426; s.a. J.M.
HOECK – R.J. LOENERTZ, Nikolaos-Nektarios von Otranto, Abt von Casole. Beiträge zur Geschichte der ost-
westlichen Beziehungen unter Innozenz III. und Friedrich II. (Studia Patristica et Byzantina 11). Ettal 1965.
Italien (Nr. IT9) 429

A<Ľ 67<1Ă9<B =.:A28Ń? :.;Ą<B


9<:Į? .@<Ĉ8F: 9<:.D<Ľ @2/.@9Ą.?
5 .íA<Ľ =><7.5Ą@.:A<? ½=ĄF? AĆA2
=þ:AF: 9<:.DŃ: AĮ? 9<:Į? >D.00Ā8<B
±A<B? A>ĀD<:A<? ®;þ76? D686þ1<?,
¡88<6? ®7.Aą: ®=Aþ76? 92A><B9Ā:<6?,
A<ĈA<6? 127þ76? ®=Aý @B9=84><B9Ā:<6?
10 ®=Aý @ć: .íA<ĵ? 7>6/Ń? =><@54AĀ<:
<à ­@5Ą<:A2? 7.ă =6Ć:A2? AŃ: ±@F
.ßA2ĵA2 @B0DĊ>4@6: .íA<Ľ @C.89þAF:.
——
8 cf. v. 14 epigramm. in Cappella Palatina in urbe Palermo (ĺ no. AddI32): @ć: A<ĵ(?) ®7.Aą: ®;þ7<6?>
92A><B9Ā:<6?.
——
1 4:<Ą A2: 4:ĩ <áA2 Papatodero, 4:<6A2 Buscemi. ó67<? Papatodero. 2 ±AB7<: Papatodero. @B:1><9ĮA2
Papatodero. A2 7.ă =Ć:Ł Jacob, Guillou (cf. comment.): & Martorelli, 4=Ą4 ç=Ł Papatodero,
2=6=<:F Buscemi. 3 :A.;Ą<B Papadotero. 4 9<:.7<B Papatodero. @2/.@9Ą.6? Papatodero. 5
=><7.5Ą@.:A<?: CANTOC Martorelli, 62><7.A6@.:A<? Buscemi. ½=ĄF@A<A2 Papatodero. 6
9<:.D<Ľ: 9<:.7Ń: Papatodero, 9<:.7<B Buscemi. 7 A>Ā7<:A<? Papatodero. DĄ86þ1<? Papatodero. 8
¡88<6?: Ą88<6? Papatodero. ®7.Aą:: ! Martorelli, 27.AF: Buscemi. ®=3þ76? Papatodero.
92A><B9Ă:<6? Papatodero. 9 omisit Guillou. 127þ7Ą? Papatodero. @B9=84><B9Ā:<6?: @B9=84><B94:<ă? Pa-
patodero, @B9=82><B92:<6? Buscemi. 10 =><@54AĀ<:: =><@54AĀF: Papatodero, =><@A65Ā<: Buscemi. 11
2@AĄ<:A2? Buscemi. =Ą<:A2? Papatodero (sic recte ? [cf. comment.]). 12 @B0DĊ>4@6:: "$&C
Mastorelli, @B07Ċ>4@6: Papatodero. C#& Martorelli.

Keltern und Mauer, Weinhaus und Brunnen


wurden durch Unterstützung und Bemühen
des ganz unwürdigen Nikodemos vollendet,
eines Mönches des ehrwürdigen Klosters von Casole,
5 als er selbst damals in Güte den Vorsitz führte (d.h. Abt war)
über alle Mönche des Klosters des Erzengels,
als das sechstausendste Jahr durchlief
mit siebenmal hundert anderen dazugemessenen (Jahren),
mit zehnmal sieben diese ergänzenden (Jahren).
10 Genau sieben muss man ihnen noch hinzufügen (= 6777 = 1268/69).
Die ihr esst und trinkt von dem, was da drinnen ist,
bittet um Verzeihung seiner Sünden!
Text: A. DI MEO, Annali critico-diplomatici del Regno di Napoli della mezzana età. Tomo primo. Neapel 1795,
XVII (Abschrift von Martorelli [mit lat. Übers.]), XVIII (Abschrift von Papatodero [mit lat. Übers.]).– BUSCEMI,
Notizie, Note 36f. (mit lat. Übers.).– JACOB, Inscription 21 (Abschrift von Martorelli [mit lat. Übers.]), 22 (Abschrift
von Papatodero [mit lat. Übers.]), 24 (mit franz. Übers.).– GUILLOU, Recueil 177 (Nr. 165 [mit franz. Übers.]).

Lit.: JACOB, Ciborium 133.

Aus dem Epigrammtext ist zu erfahren, dass unter Nikodemos nicht nur die Infrastruktur für
Weinwirtschaft im Kloster baulich hergestellt, sondern auch ein Brunnen geschlagen wurde
(Verse 1–2). Nikodemos war ursprünglich Mönch im Mutterkloster von Casole (Vers 4), fun-
gierte aber im Kloster des Erzengels als Abt (Verse 5–6).184 Am Ende des Epigramms (Verse
11–12) werden die Mönche, die zu essen und zu trinken im Kloster vorfinden, gebeten, für die
Vergebung der Sünden des Nikodemos zu beten. Da in Vers 5 durch AĆA2 auf einen vergange-
nen Zeitpunkt hingewiesen wird, kann man davon ausgehen, dass Nikodemos zum Zeitpunkt
der Entstehung des Epigramms nicht mehr lebte. Da das Epigramm 1268/69 zu datieren ist,
dürfte Nikodemos ca. eine Generation jünger gewesen sein als der schon oben angeführte be-

—————–
184
Kein Eintrag im PLP.
430 Italien (Nr. IT9)

rühmte Abt von Casole, Nikolaos-Nektarios von Otranto († 1235). Vielleicht war er einer seiner
Schüler. Autor des Epigramms wird einer jener Italogriechen der Zeit sein, der wahrscheinlich
ebenfalls Mönch im Kloster war. Die Angabe der Datierung in Versform ist ein Phänomen, das
auch in einigen anderen unteritalienischen Epigrammen zu finden ist.185
Das Epigramm besteht aus 12 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. In den Versen 2, 7 und 10 ist vor B5 proparoxytoner Binnenschluss zu beobachten.
Die Gesetze der Prosodie sind eingehalten, nur in Vers 4 liegt ein schwerer Verstoß vor, da das
Omikron von 9<:.D<Ľ lang gemessen wird.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Stellung des A2 in Vers 1 ist ungewöhnlich,
da man es eigentlich hinter A2ĵD<? erwarten würde, was aber eine prosodische Verschlechterung
darstellen würde. A2 in der Funktion von 7.Ą stellt nach Jacob eine Besonderheit des salentini-
schen Griechisch dar, die anderswo186 kaum belegt ist.187 Martorellis (bzw. Buscemis) Tran-
skription zufolge war die zweite Hälfte von Vers 2 als C" ǼȆǿȆȅȃȍ überliefert;
Papatodero transkribierte @B:1><9ĮA2 4=Ą4 ç=Ł. Jacob ändert vernünftigerweise zu A2 7.ă =Ć:Ł,
da @B:1><9į A2 7.ă =Ć:Ł eine für (Stifter)inschriften durchaus übliche Formulierung ist.188 Den-
noch sei eine Möglichkeit genannt, dem inschriftlichen Befund gerecht zu werden. Hinter C"-
 ǼȆǿȆȅȃȍ könnte sich @B:1><9į ­=ă =Ć:Ł bzw. – wenn man davon ausgeht, dass
auch ein Tau vorhanden war – @B:1><9į Aĩ ­=ă =Ć:Ł verbergen, wobei die letztgenannte Version
die bessere wäre, da der Hiat zwischen @B:1><9į und ­=ă vermieden würde. @B:1><9į Aĩ ­=ă
=Ć:Ł ist auch dann gerechtfertigt, wenn hier die Funktion der Konjunktion ebenso wie in Vers 1
jener von 7.Ą entspricht und wenn ­=ă instrumental verstanden wird. Eine Parallele liegt in Vers
9 des Epigramms auf dem verlorenen Reliquiar (10. Jh. ?) aus Enns (Kloster St. Florian) vor:
A2Ĉ;.@., 7.88Ĉ:.@. A<ĽA< ­=ă =Ć5Ł.189 Der von Martorelli aufgezeichnete inschriftliche Befund
bietet auch die Möglichkeit @B:1><9į ­=6=Ć:Ł zu schreiben,190 wodurch aber der schon oben
erwähnte Hiat gegeben wäre. Papatodero hat an einigen Stellen (9<:.7<Ľ Vers 4, 9<:.7Ń: Vers
6 (9<:.7<B Buscemi), A>Ā7<:A<? Vers 7 und @B07Ċ>4@6: Vers 12) Kappa anstatt Chi transkri-
biert. Dabei kann es sich entweder um simple Lesefehler oder eine mangelhafte typographische
Umsetzung handeln; bei den ersten beiden Beispielen könnte die Schreibung mit Kappa aber
vielleicht gehalten werden: Es könnte hier der Einfluss von italienischem monaco vorliegen, der
auch im Eigennamen Ć:.7<? in süditalienischen Dokumenten des 13. Jahrhunderts zu finden
ist.191
Das in Vers 5 von Martorelli gelesene ǿǼȇȅȀǹĬǿCANTOC (62><7.A6@.:A<? Buscemi) passt
weder metrisch noch ist das Wort sonst wo belegt; es kann nicht als sinnvolle Variante gelten,
da auch Papatodero schon =><7. 5Ą@.:A<? (sic) las. In Vers 10 ist =><@54AĀ<: anstatt des geläu-
figen =><@52AĀ<: überliefert; die Schreibung mit Eta findet sich sowohl bei Martorelli als auch
bei Papatodero. Die Schreibung mit Eta kann zwei Ursachen haben: Entweder ist die Schrei-
bung mit Eta eine lokale Variante, oder – was wahrscheinlicher ist – das Eta wurde aus prosodi-
schen Gründen geschrieben, da die drittletzte Silbe im Vers lang sein soll. Jacob stellte zu Recht
—————–
185
Siehe oben S. 97–100.
186
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 401 (§ 1704): „!ÿ is always postpositive and enclitic“. Zu erwähnen ist aber ein
Vers auf einem Siegel des 11./12. Jh.s, in dem A2 die Funktion von 7.Ą hat: 8Į@6: A2 A69ā: ¾ 0>.Cā =><1267:Ĉ26.
Ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 1111.
187
JACOB, Inscription 22. Als weiterer Beleg ist anzuführen Vers 8 des gemalten Grabepigramms (11. Jh.) in der
Höhlenkirche Santa Marina e Cristina in Carpignano Salentino (bei Otranto), ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken, Nr. 186: ­8Ĉ=4@Ā: A2 =.A[Ā>.:] 7(.ă) 94AĀ>.:. Auch hier nimmt A2 die Funktion von 7.Ą ein.
Nachgestelltes A2 alleine aber auch schon bei Homer, vgl. J.D. DENNISTON, The Greek Particles. Second Edition
revised by K.J. DOVER. Oxford 1950 (Reprint London 1996), 497ff.
188
Nicht nur in (vor allem nicht metrischen) (Stifter)inschriften, sondern auch in Kopistensignaturen und Besitzver-
merken in Handschriften, vgl. EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 147f.
189
Ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me96.
190
Dagegen JACOB, Inscription 22f.: „l’adjectif ­=Ą=<:<? … ne s’applique guère à @B:1><9Ă“.
191
Vgl. CARACAUSI, Lessico 389, s.v. Ć:.7<?. Erwähnenswert ist auch, dass der Eigenname <:.DĂ, der in süd-
italienischen Urkunden im 12. und 13. Jh. zweimal belegt ist, einmal in der Schreibung <:.7Ă erscheint, vgl.
CARACAUSI, Lessico 390, s.v. 9<:.DĂ.
Italien (Nr. IT9–IT10) 431

fest, dass in Vers 11 eigentlich =Ą:<:A2? anstatt =6Ć:A2? zu erwarten wäre, da auch ­@5Ą<:A2? ein
Präsens-Partizip ist.192 Bei =ĄF könnte es sich um eine Analogiebildung zu medio-passivem
Präsens =Ą<9.6 handeln, die aber sonst nicht belegt ist.

NEAPEL

(*)Steinplatte (verloren ?), Dat. ?: Kirche San Biagio Maggiore


Nr. IT10) Eine vom Antiquar und Inschriftensammler Augustinus Typhernus (* 70er-Jahre
des 15. Jh.s – † ca. 1537) im Jahr 1507 aufgezeichnete,193 am Fußboden der Kirche San Biagio
Maggiore vorhanden gewesene griechische Inschrift ist heute nicht mehr in situ erhalten. Sie ist
jedoch in zwei von Typhernus’ Abschriften der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, nämlich den
Codices Vindob. 3492, fol. 38,194 und Vindob. 3528, f. 41,195 überliefert. Es handelt sich um
eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift, die auf acht Zeilen verteilt ist, wobei das untere Ende
der Inschrift wohl schon zur Zeit der Aufzeichnung nicht mehr vollständig erhalten war. Man
kann jedoch erkennen, dass es sich um eine metrische Inschrift handelt, die ursprünglich wahr-
scheinlich acht Verse umfasste; pro Zeile ist ein Vers vorgesehen. Der Beginn der Inschrift war
durch ein sonnenradförmiges Ornament markiert.
Der Epigrammtext ist folgendermaßen wiederzugeben:

Ā<: @2 94A>ą? AĮ? ­9Į? ­; 07.8Ń:


2ã84C. !Ā>=:<? @<ă A654:ą? 0ý> ­Cþ:[4]:
¡0F: 16.9=ý; =>ą? 52<B12ĵ? @2 A>Ć=<B?,
AB=Ń: =>ą? Ü54 7.ă 7.A.>AĄ3F: /Ą<:
5 [0]:Ċ9.? 161þ@7F: 7.ă @<CŃ: 8Ć0<B? 9þ8.
.íAą? 1ÿ 52>6:Į? ö? 8.Dĉ: AĮ? 7.>1Ą.?
!#CC[. . .]CAN ±:52<: Dþ>6:
[- -]!!C 8Ć0<6?.
——–
2 !Ā>«=»:<? Wessel. ­Cþ:[4]: supplevit Kaibel. 3 ¡0F:: ¡[0]F: Kaibel, ¡«0»F: Wessel. 16.9=ý;:
[1]6.9=[ý]; Kaibel, 16.9=«ý»; Wessel. 52<Ĉ126? Kaibel, Miranda. 4 AB=Ń: scripsi: A]Ĉ=F: Kaibel,
«A»Ĉ=F: Wessel, AB=ĉ: Miranda. [Ü]54 Kaibel, Wessel. 5 [0]:Ċ9.? supplevit Kaibel. 6 .íAĉ? Wessel.
52>6:Į? ö? dubitanter scripsi:  & Kaibel, «5»Ā>6 Û@«26»? Wessel, C&C[.] Miranda.
8«.»Dĉ: Wessel. 7 A4.C@@[…]@«.»: Wessel. ±:«5»2<: Wessel. 8 [- -]!!C Kaibel, Miranda:
[…]>AA<? Wessel, an 3ĂAF scribendum ?

Als Jungen übernahm ich, Terpnos, dich aus den Armen meiner Mutter.
Denn ich erwies mich dir als Pflegevater,
indem ich dich ganz zu gottesfürchtigen Sitten führte,
(dich) zu sittlichem Verhalten formte und das Leben ordnete
5 und (dich) Denksprüche und insbesondere Worte der Weisen lehrte.
Als du selbst ein reifes Herz erlangtest
…............................. göttliche Gnade
….................................... mit Worten.

—————–
192
JACOB, Inscription 23.
193
Zur Person und zur Tätigkeit als Antiquar und Inschriftensammler siehe P. SIMONITI, Humanismus bei den Slo-
venen. Slovenische Humanisten bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts. Bearbeitet und mit einer Einleitung von M.
WAKOUNIG. Übersetzt von J. WAKOUNIG (Zentraleuropa-Studien 11). Wien 2008, 105–138.
194
Zum Codex Tabulae codicum manu scriptorum praeter Graecos et Orientales in Bibliotheca Palatina Vindo-
bonensi asservatorum ed. Academia Caesarea Vindobonensis. Vol. II: cod. 2001–3500. Wien 1868, 311.
195
Zum Codex ibid. Vol. III: cod. 3501–5000. Wien 1869, 12; F. UNTERKIRCHER, Die datierten Handschriften der
Österreichischen Nationalbibliothek von 1451 bis 1500 (Katalog der datierten Handschriften in lateinischer
Schrift in Österreich 3). Wien 1974, 83.
432 Italien (Nr. IT10–IT11)

Text: G. KAIBEL, IG XIV (1890), p. 219 (Nr. 828 [mit Schriftskizze]).– WESSEL, Inscriptiones 235f. (Nr. 1029).–
E. MIRANDA, Iscrizioni greche d’Italie. Napoli, II. Rom 1995, 138 (Nr. 265 [mit Schriftskizze aus Cod.]).

Lit.: F. SBORDONE, in: Storia di Napoli, I. Neapel o.J. [1967], 583f. (ital. Übers.).– JACOB, Épigraphie 164.

Die Verse könnten ein Grabepigramm gebildet haben. Ein sich Terpnos nennender Mann
(Vers 2) berichtet, dass er von seiner Mutter ein Pflegekind übernommen habe. Dahinter könnte
sich verbergen, dass sich Terpnos nach dem Tod der Mutter als Pflegevater um seinen jüngeren
Bruder kümmerte. Er erzog ihn als gottesfürchtigen Menschen (Verse 3–4), ließ ihm aber auch
klassische Bildung angedeihen (Vers 5). Vers 6ff. dürfte sich auf den älter gewordenen Jungen
beziehen, der wahrscheinlich auch der Tote im Grab ist.
Terpnos ist als Eigenname nur in der Antike bzw. Spätantike bekannt;196 aus dieser Zeit fin-
den sich aber auch weitere (auch lateinische) Belege aus dem italischen Raum.197 Auch die
Versstruktur weist eher auf eine Datierung in die Spätantike bzw. in das Frühmittelalter hin:198
Von den vollständig aufgezeichneten Versen 1–6 endet Vers 1 oxyton und die Verse 2 und 6
sind mit je einer Auflösung versehen, da sie 13 Silben umfassen. Da diese für den jambischen
Trimeter typischen Phänomene aber auch noch im 7. Jahrhundert zu finden sind – man denke an
die beiden inschriftlichen Epigramme aus Ravenna (ĺ Nr. IT14, ĺ Nr. IT15) –, ist auch bei
den vorliegenden Versen daran zu denken, dass sie aus diesem Jahrhundert stammen,199 zumal
auch die von Typhernus angefertigte Umschrift eine solche Datierung erlaubt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Soweit der Inschriftentext erhalten ist, kann man
erkennen, dass die prosodischen Gesetze des Trimeters bzw. Zwölfsilbers eingehalten sind. Das
von Typhernus in Vers 6 aufgezeichnete ȅǼȇǿǾCȍC ist vielleicht als 52>6:Į? ö? wiederzuge-
ben. Das Adjektiv 52>6:Ć? bedeutet eigentlich „sommerlich“, könnte aber hier in übertragenem
Sinn als „reif“ zu übersetzen sein.200 Die von Typhernus in Vers 7 aufgezeichnete Buchstaben-
folge !#CC[. . .]CAN ist jedoch in keinen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Hinter
!!C in Zeile / Vers 8 könnte sich 3ĂAF verbergen.

(Zwei Fragmente einer) Steinplatte (jeweils 90 × 26 cm), 8./9. Jh. ?: Kirche San Loren-
zo Maggiore, Museum
Nr. IT11) Bei Untersuchungen des Grabes des angiovinischen Herzogs Carlo di Durazzo (†
1347/48) in der Kirche San Lorenzo Maggiore201 wurden zwei ursprünglich nicht dazugehören-
de, heute im Museum aufbewahrte Marmorfragmente gefunden, die zur gleichen Steinplatte
gehört haben müssen.202 Dies manifestiert sich durch die aus dem Stein gearbeiteten Pflanzen-
ornamente ebenso wie durch die auf der jeweils oberen Leiste eingeritzte, nicht akzentuierte
Majuskel-Inschrift, die nicht vollständig erhalten ist; Fiaccadori stellte fest, dass es sich um
Verse handelt. Ursprünglich dürfte das Epigramm drei Verse umfasst haben. Sowohl der Beginn
als auch das Ende sind nicht erhalten, und auch in der Mitte ist heute ein Teil verloren. Ein heu-
te noch vorhandenes eingeritztes Kreuz markiert weder den Epigrammbeginn noch ein Versen-
de. Es ist auf dem oberen Fragment vor Ȁǹǿ angebracht und dürfte daher als Markierung des
Binnenschlusses (B7) im zweiten Vers fungieren. Markierungen sind auch an den noch erhalte-
nen Enden der Verse 1 (zwei Punkte) und 2 (ein Punkt) angebracht.

—————–
196
Vgl. PAPE – BENSELER, Wörterbuch, s.v.
197
P.M. FRASER – E. MATTHEWS, A Lexicon of Greek Personal Names. Vol. IIIA: The Peloponnese – Western
Greece – Sicily and Magna Graecia. Oxford 1997, 425; H. SOLIN, Die griechischen Personennamen in Rom. Ein
Namenbuch, II (Corpus Inscriptionum Latinarum, Auctarium IX/2). Berlin – New York 22003, 941f.
198
Zur Datierung in justinianische Zeit F. SBORDONE, in: Storia di Napoli, I. Neapel o.J. [1967], 583f.
199
Vgl. JACOB, Épigraphie 164.
200
Vgl. 52>Ą3F LSJ s.v. II, L s.v.
201
Allgemein zur Kirche KRÜGER, S. Lorenzo Maggiore, passim.
202
Daneben waren zwei weitere Marmorfragmente vermauert, eines mit dem Ausschnitt einer antiken griechischen
Inschrift, eines mit einem Ornament.
Italien (Nr. IT11) 433

Die Inschrift wurde bislang unterschiedlich datiert: Während De Franciscis und Halkin von
einer Datierung in das 6./7. Jahrhundert ausgingen,203 trat Jacob aus noch darzulegenden Grün-
den für eine Datierung in das 8./9. Jahrhundert ein.204 Für diese Datierung sprechen auch paläo-
graphische Beobachtungen.205
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[Ń]><: =><@þ0F, $(>6@A)Ā, @Ń: D.>6@9þAF:


<å7<: ž0ĄF: Ĉ>[<B] 7.ă šFþ::<B
16ĩ ü: ­9ā: .ãA4@6: ­7A2:Ń? 1[ĀD<B].
——
1–2 cf. e.g. vv. 1–2 epigramm. (s. XV) in ecclesia Mariae Pantanassae in urbe Mystras, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken, no. 152: <88Ń: ABDĊ: @<B AŃ: D.>ĄAF:, =.>5Ā:2, | 967>ą: 7<9Ą3F
@<6 1Ń><: :2ĉ: AĆ:12 | … 3 cf. e.g. Anal. Hymn. Gr. VIII 212,41–45 (SCHIRÒ): ±A272?, =.:þ9F92, Aą:
î=2><Ĉ@6<: 7Ĉ>6<:, ê: ­7A2:Ń? .ãA4@.6 @F5Į:.6 A<ć? =6@AŃ? :B9:<Ľ:Aþ? @2.
——
1 [Ń]><: proposuit De Franciscis in nota.   Krüger. 2 Ĉ>[<B] Jacob: "[6<B] Krüger,
Ĉ>[<B A2] Fiaccadori. 3 ­7A2:Ń? proposuit De Franciscis in nota: !C inscr., ­7A2:ą? Halkin,
Fiaccadori. 1[ĀD<B] metri causa scripsi: 1245Ń92: et 12Ć925. proposuit De Franciscis, [... Krüger,
1[628Ĉ@.A< … Fiaccadori, 1[Ā;.6] supplevit Jacob.

Ich bringe als Geschenk für deine Gnadengaben, Christus,


das Haus der Heiligen Kyros und Ioannes dar.
Durch sie nimm meine Bitte gnädig an!
Text: A. DE FRANCISCIS, Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, Anno CCCXLIV, 1947, serie ottava, Notizie
degli scavi di antichità 1 (= 72) (1948) 113–115 u. Abb. 2.– HALKIN, Inscriptions III 134.– KRÜGER, S. Lorenzo
Maggiore 26, Anm. 39.– FIACCADORI, Cristianesimo 154 (mit ital. Übers.).– JACOB, Épigraphie 165.

Lit.: G. CAVALLO, La cultura greca. Itinerari e segni, in: PUGLIESE CARRATELLI, Storia e civiltà della Campania
277.– JACOB, Épigraphie 163.

Abb.: 62

Die Verse stellen ein Stifterepigramm dar. Ein anonymer Stifter bringt Christus als Gegen-
leistung für erfahrene Annehmlichkeiten (Vers 1: D.>Ą@9.A.) sein Geschenk, nämlich die Stif-
tung der Kirche der Heiligen Kyros und Ioannes, dar. In Vers 3 bittet er Christus, durch sie, d.h.
durch Kyros und Ioannes, seine Bitte anzunehmen. Hinter .ãA4@6? verbirgt sich wahrscheinlich
die für Stifterepigramme typische Bitte um Vergebung der Sünden, die der Stifter als Gegenleis-
tung für seine Tat verlangt. Da der Kult des heiligen Arztes Kyros und des heiligen Soldaten
Ioannes206 in Neapel im 9. und 10. Jahrhundert belegt ist,207 dürfte auch das Epigramm aus die-
ser Zeit stammen und irgendwo in Neapel in einer den Anargyroi geweihten, nicht erhaltenen
Kirche (Vers 2: <å7<?) angebracht gewesen sein.208
Das Epigramm besteht aus drei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Aus prosodischen Gründen ist am Ende von Vers 3 1[ĀD<B] zu ergänzen, da das von
Jacob konjizierte 1[Ā;.6] einen prosodischen Verstoß (lange vorletzte Silbe) hervorruft.

—————–
203
A. DE FRANCISCIS, Atti della Accademia Nazionale dei Lincei, Anno CCCXLIV, 1947, serie ottava, Notizie degli
scavi di antichità 1 (= 72) (1948) 115; HALKIN, Inscriptions III 134.
204
JACOB, Épigraphie 164f.; s.a. FIACCADORI, Cristianesimo 154.
205
Vgl. JACOB, Épigraphie 165.
206
Ein von Christophoros Mitylenaios verfasstes jambisches Distichon auf die beiden Heiligen ist inschriftlich im
Narthex des Katholikons des Klosters der Bogorodica (14. Jh.) in Treskavac (bei Prilep) überliefert, ed. RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 43; dazu A. RHOBY, On the Inscriptional Versions of the Epigrams of
Christophoros Mitylenaios, in: F. BERNARD – K. DEMOEN (Hg.), Poetry and its Context in Eleventh-century By-
zantium. Farnham – Burlington, VT 2012, 152f.
207
Vgl. HALKIN, Inscriptions III 134 u. Anm. 3; FIACCADORI, Cristianesimo 154; JACOB, Épigraphie 165.
208
Vgl. JACOB, Épigraphie 163; s.a. KRÜGER, S. Lorenzo Maggiore 26 u. Anm. 40.
434 Italien (Nr. IT12)

PIAZZOLA SUL BRENTA

Steinblock (63 × 53 cm), 9./10. Jh.: Villa (Contarini) Simes (Inv.-Nr. 14)
Nr. IT12) Im oberen Bereich des Marmorblocks ist eine nicht akzentuierte Majuskel-
Inschrift eingeritzt, die als metrisch zu klassifizieren ist. Der Beginn ist durch ein Kreuz mar-
kiert; ein weiteres Kreuz befindet sich in der Mitte der zweiten Zeile. Dabei handelt es sich um
eine Markierung, die das Ende von Vers 1 bzw. den Beginn von Vers 2 anzeigt. Ein Kreuz ist
auch am Beginn der vierten Zeile eingeritzt, wodurch offenbar der Beginn von Vers 3 markiert
ist. Danach ist allerdings nur mehr ein einziger Buchstabe (Chi) erhalten. Den vorhandenen
Resten nach zu schließen, bestand das Epigramm ursprünglich aus zumindest drei Versen, doch
könnte ursprünglich der gesamte Block mit einer Inschrift bedeckt gewesen sein; vereinzelte,
noch sichtbare, zarte Spuren von Linien und Strichen sprechen dafür. War ursprünglich der
ganze Marmorblock mit einer Inschrift versehen, dann ist anzunehmen, dass das Epigramm aus
sieben bis acht Versen bestand, da ein Vers ungefähr eineinhalb Zeilen einnimmt.
Zu datieren ist die Inschrift, die sich – wie noch zu zeigen sein wird – auf die Errichtung ei-
nes Turms bezieht, wahrscheinlich in die Regierungszeit des Kaisers Leon VI. (886–912),209 da
in Vers 1 ein ¡:.; ĀF: erwähnt wird. Da auch die Paläographie der Inschrift nach Guillou auf
das 10./11. Jahrhundert hindeutet,210 ist wohl auszuschließen, dass es sich bei dem besagten
Leon um Leon V. (813–820) handelt.211
Das Epigrammtext ist folgendermaßen wiederzugeben:

ı:.; ĀF: ±@A4@2 =Ĉ>0<: ­:5þ12


8ĈD:Ł =><C.Ą:26: A<ć? 8ĆD<B? AŃ: /.>/þ>F:
ȋ[………………………………
weitere 4–5 Verse?
——–
1 ©]:.; CIG. ĀF Mai. ­:5þ12: ­:[5]þ12 CIG, ­:(5)þ12 Feissel – Philippidis-Braat. 2 =><Cþ6:26: Biagi.

Kaiser Leon errichtete hier einen Turm,


um mit der Leuchte die Verstecke der Barbaren sichtbar zu machen.
………………………………
Text: C. BIAGI, Monumenta graeca ex museo equitis ac senatoris Iacobi Nanii Veneti. Rom 1785, 143 (mit
Schriftskizze), 144 (lat. Übers.).– MAI, Scriptorum veterum nova collectio V 357 (Nr. 3).– CIG IV 291 (Nr. 8620).–
Epigr. Anth. Pal. III 193 (mit lat. Übers.).– J.B. BURY, A History of the Eastern Roman Empire from the Fall of Irene
to the Accession of Basil I (A.D. 802–867). London 1912, 378, Anm. 5.– Guida del Palazzo di Piazzola sul Brenta-
Villa Camerini. Piazzola sul Brenta 1926, 62 (Nr. 25) (mir nicht zugänglich).– P. LEMERLE, Le premier humanisme
byzantin. Notes et remarques sur enseignement et culture à Byzance des origines au Xe siècle. Paris 1971, 156, Anm.
31.– FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 299 (Nr. 41 [mit franz. Übers.]) u. Taf. VIII (Abb.
1).– A. GUILLOU, Inscriptions byzantines importées en Italie, in: CAVALLO – MANGO, Epigrafia medievale 129f. (Nr.
6 [mit franz. Übers.]) u. Taf. IIIb.– GUILLOU, Recueil 40 (Nr. 43 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 22 (Nr. 43).– IVISON,
Urban Renewal 42, Anm. 188 (Text nach Feissel – Philippidis-Braat), s.a. 27.– ASDRACHA, Inscriptions I 229 (Text
nach Feissel – Philippidis-Braat).– JACOB, Topotérète 172, Anm. 35.– RHOBY, Structure 330 (v. 1).

Lit.: Indici e tavole dei marmi antichi scritti e figurati componenti il museo Nani. o.O. 1791, Lithographie Nr. 106
(mir nicht zugänglich).– Collezione Museo Naniano 12 (Nr. 64).– BON, Medieval Fortifications 131, Anm. 2.– BON,
Péloponnèse 52, Anm. 3.– N. AGOSTINETTI, La raccolta archeologica di Villa Simes di Piazzola sul Brenta (Padova).

—————–
209
Vgl. BON, Medieval Fortifications 131, Anm. 2.
210
GUILLOU, Recueil 40.
211
FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 300 ziehen sowohl Leon V. als auch Leon VI. in Be-
tracht; K. HOPF, Geschichte Griechenlands vom Beginn des Mittelalters bis auf unsere Zeit, I. Leipzig 1867 (Re-
print New York o.J.), I 39 hielt es sogar für möglich, dass Leon III. (oder V. ?) gemeint ist.
Italien (Nr. IT12–IT13) 435

Archeologia Veneta 3 (1980) 187 (Nr. 11 [ital. Übers.]).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– HÖRANDNER, Rez.
GUILLOU, Recueil 309 (Nr. 43).– LAUXTERMANN, Poetry 342 (Nr. 40).

Abb.: 63

Wie dem Epigrammtext zu entnehmen ist, war der Marmorblock ursprünglich Bestandteil
eines Wach- bzw. Signalturmes, von dem aus das Herannahen von Feinden bekannt gemacht
wurde. In der Forschung herrscht – ohne jedwelche Sicherheit – mittlerweile Konsens darüber,
dass sich der Turm auf der Peloponnes befand, wahrscheinlich in Akrokorinthos,212 vielleicht
aber auch in der Gegend des Taygetos.213 Dass sich der Turm in Korinthos – vielleicht an der
höchsten Spitze der Oberstadt214 – befunden haben könnte, erscheint plausibel, zumal sich die
Stadt, die vom frühen 9. Jahrhundert an als Hauptstadt des Themas Peloponnesos fungierte,
nach den Wirren der vorangegangenen Jahrhunderte neu zu erholen begann und sich gerade
unter Kaiser Leon VI. rasch vergrößerte.215 Umfasste das ursprüngliche Epigramm tatsächlich
sieben oder acht Verse, dann könnten im verlorenen Teil der historische Kontext und die Taten
des Kaisers Leon näher ausgeführt worden sein.
Wie bereits Hörandner feststellte,216 handelt es sich bei den zwei erhaltenen Versen entgegen
der Annahme Guillous217 um zwei prosodische Zwölfsilber mit korrekt gesetzten Binnenschlüs-
sen. Zu beachten ist auch das Wortspiel 8ĈD:Ł – 8ĆD<B? in Vers 2: Die beiden Wörter sind ei-
nander nicht nur phonetisch ähnlich, sondern drücken durch ihre Bedeutungen („Leuchte“ –
„Verstecke“) einen Gegensatz aus. Festzuhalten ist aber auch, dass 8ĆD<? durchaus eine zweifa-
che Bedeutung hat:218 Zunächst bedeutet das Wort „Hinterhalt“ / „Versteck“, es bezeichnet aber
auch „Schar“ / „(bewaffnete) Truppe“, was hier ebenfalls inhaltlich sehr gut passt.219

Steinblock (120 × max. 58 cm), 13. Jh.: Villa (Contarini) Simes


Nr. IT13) Der Marmorblock ist nicht vollständig erhalten, da rund zwei Drittel der oberen
Hälfte abgebrochen bzw. abgeschnitten sind. Dass auch auf der (vom Betrachter aus gesehen)
linken Seite des Marmorblocks ein Teil fehlt, beweist die in den Stein geritzte akzentuierte Ma-
juskel-Inschrift. Diese muss sich ursprünglich über acht Zeilen erstreckt haben, wobei man er-
kennt, dass sie auf zwei Blöcke aufgeteilt war. Bereits Hörandner konnte feststellen,220 dass es
sich um Verse handelt, wobei pro Zeile je zwei Verse angebracht sind; somit ergibt sich eine
ursprüngliche Gesamtversanzahl von 16 Zwölfsilbern. Die Verse sind – wie auch sonst meist
üblich – zeilenweise und nicht nach Kolumnen zu lesen. Die Versenden sind teilweise durch
Punkte und kommaähnliche Zeichen markiert. Ein solches Komma ist auch nach dem ersten
Wort von Vers 14 (<å9.6) zu erkennen.
Guillou, dem letzten Editor des Epigramms, entging, dass die Verse auch handschriftlich
überliefert sind, nämlich im bekannten, in der Biblioteca della Badia Greca in Grottaferrata
aufbewahrten Cod. Crypt. Z. a. XXIX (s. XIII),221 fol. 23r.222 Leider kann auch mit Hilfe der
handschriftlichen Überlieferung der Inschriftentext nicht vollständig rekonstruiert werden, da
das Epigramm ebenso im Codex, der durch Mäusebefraß arg zugerichtet ist, nicht zur Gänze
—————–
212
Vgl. FEISSEL – PHILIPPIDIS-BRAAT, Inscriptions du Péloponnèse 299f.
213
Vgl. GUILLOU, Recueil 40f.
214
Vgl. BON, Medieval Fortifications 131 u. Anm. 2.
215
Vgl. G.D.R. SANDERS, Corinth, in: LAIOU, Economic History 650; E. KISLINGER, Regionalgeschichte als Quel-
lenproblem. Die Chronik von Monembasia und das sizilianische Demenna. Eine historisch-topographische Studie
(Veröffentlichungen der Kommission für die Tabula Imperii Byzantini 8). Wien 2001, 82–86; T.E. G[REGORY],
Corinth. ODB 1, 531–533.
216
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 309.
217
GUILLOU, Recueil 40 spricht fälschlicherweise von „deux vers irréguliers“.
218
Zu den verschiedenen Bedeutungen vgl. LSJ s.v.
219
Feissel – Philippidis-Braat übersetzen A<ć? 8ĆD<B? AŃ: /.>/þ>F: jeweils mit „les troupes des barbares“.
220
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 309.
221
Zum Codex siehe oben S. 256.
222
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 32.
436 Italien (Nr. IT13)

erhalten ist. Immerhin ist es aber durch die handschriftliche und inschriftliche Überlieferung
zusammen möglich, gut die Hälfte des ursprünglichen Epigrammtextes zu rekonstruieren.
Die handschriftliche Überlieferung legt auch den Schluss nahe, dass die Verse von Georgios
Bardanes, dem Metropoliten von Kerkyra (ab 1219) stammen,223 der einen Epitaph auf sich
selbst verfasst hatte, der ebenfalls inschriftlich überliefert war (ĺ Nr. GR69). Dem im Codex
fast vollständig erhaltenen Titel des Epigramms zufolge sind die Verse an die Apostel (=>ą?
A<ć? =<@AĆ8<B?) gerichtet. Dabei handelt es sich um die Apostel Petrus und Paulus, was auch
durch Vers 4 (1Bþ16 =>FA<5>Ć:Ł) deutlich gemacht wird.
Da das Epigramm aus der Feder des Bardanes stammen dürfte, ist die von Guillou aufgrund
von paläographischen Überlegungen vorgebrachte Datierung der Inschrift in das 14. Jahrhun-
dert224 nicht zutreffend.
Der auf Grundlage von handschriftlicher und inschriftlicher Vorlage erstellte Epigrammtext
lautet wie folgt:

[………………………………
=.>ĩ <ß7ĀA<B CĀ><6A< A<]Ľ =2:2@AþA<B
[………………………………
CĀ>F =><@þ0F 1Bþ]16 =>FA<5>Ć:Ł
5 [………………………………
2ñ:<B: 02F>0Ń: ö]? 2Ċ>06<? A>Ć=<[:
[………………………………
2ñ@A.DB: ë:AF?] =Ą@A2F? 52Ą.? [@=Ć><:
…………………]: ¾ =.><69Ą.
10 9ā @=2ĵ>2, 9ā 5Ā>632, =<Ľ 0ý> [7.ă 5Ā><?
­…………] CĈ@2F? î=2;ĀCB
8Ą5<6? é9F? ±0F02 ļĄE.? [Aą @=Ć><:
……………] AĮ? =><5B9Ą.? 8Ć0<?
<å9.6, 52>6Ń Aą D>B@<[Ľ: =þ:AF? 5Ā><?
15 ……………] ê =><94:Ĉ26 9Ć:<?
è @B07<96@Aā? AĮ? [/><AŃ: @FA4>Ą.?].
——
8 cf. Anal. Hymn. Gr. I 264,23sq. (SCHIRÒ): … AĮ? =Ą@A2F? Aą: @=Ć><: =<8B=8.@ĄF? ­02Ċ>04@.?. 10 cf.
Sir. 7,3: Bà*, 9ā @=2ĵ>2 ­=’ .ñ8.7.? 167,.?, 7.ă <í 9ā 52>,@Ĭ? .íAý ®=A.=8.@,F?; cf. etiam Mt. 6,26 (cf.
Lc. 12,24): ­9/8ĀE.A2 2ß? Aý =2A26:ý A<Ľ <í>.:<Ľ éA6 <í @=2Ą><B@6: <í1ÿ 52>Ą3<B@6: <í1ÿ @B:þ0<B@6: 2ß?
=<5Ă7.?, 7.ă è =.Aā> î9Ń: è <í>þ:6<? A>ĀC26 .íAþ. 16 alludit ad Apc. 14,14.
——
1–16 lacunas supplevi e cod. 2 =2:2@AþA<B: =2:2@AþA[<B] CIG, =2:2Ą. A<Ľ Guillou. 4 … =.A>Ą]16 CIG. 6
[…]?: F? CIG, <.? Guillou. A>Ć=<[:]: [=]>Ć[9<?] CIG, A>Ć=Ł Guillou. 8 [=Ć5Ł] supplevit CIG in fine ver-
sus. 9 …]: ¾: 9ā CIG, 4 ¾ Guillou. [=].><[6]9ĄĤ CIG. 12 [8]Ą5<[B]? CIG. [2ß? =Ā1<:] supplevit CIG in fine
versus. 15 ê omisit CIG.

………………………………
möge vom ärmsten Diener getragen werden
………………………………
bringe ich. Ich biete sie der höchstthronenden Zweizahl dar,
5 ………………………………
wie Georgios die wohlgesinnte Art der Bauern
………………………………
den wahrlich fruchtbaren Samen des göttlichen Glaubens
………………… der Spruch:
10 Säe nicht, ernte nicht, wo nämlich auch die Ernte

—————–
223
S.a. STERNBACH, Observationes 113f.
224
GUILLOU, Recueil 42.
Italien (Nr. IT13) 437

……………… erwuchs aus der Natur.


Ich jedoch, der ich den Samen auf die Steine warf
…………… Wort der Bereitwilligkeit.
Ich glaube, ernten werde ich eine gänzlich goldene Ernte
15 …………… was er allein verkündet
der Einbringer (sc. der Ernte) zum Heil der Sterblichen.
Text: BIAGI, Monumenta graeca et latina 226 (Schriftskizze).– CIG IV 345 (Nr. 8751) u. Taf. XIII (Nr. 8751
[Schriftskizze nach Biagi]).– STERNBACH, Observationes 113 (Text nach CIG).– GUILLOU, Recueil 42 (Nr. 44 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. 23 (Nr. 44).– Die handschriftliche Version des Gedichtes ist ediert bei ROCCHI, Versi 67 (Nr.
III).– STERNBACH, Observationes 114.225

Lit.: Indici e tavole dei marmi antichi scritti e figurati componenti il museo Nani. o.O. 1791, Lithographie Nr. 150
(mir nicht zugänglich).– Collezione Museo Naniano 38 (Nr. 388).– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 309 (Nr.
44).– LAUXTERMANN, Poetry 32.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 53.

Abb.: 64

Guillou, dem – wie erwähnt – entgangen war, dass der Text auch handschriftlich überliefert
ist, vermutete auf Basis der reduzierten inschriftlichen Überlieferung, dass der Stein ursprüng-
lich als Sarkophagdeckel gedient habe und die Inschrift somit ein Grabepigramm sei.226 Er be-
gründete dies in erster Linie durch das an eine Stelle im Neuen Testament erinnernde Zitat in
Vers 10 (vgl. Testimonienapparat), das jener Passage entstammt, in der vor Habsucht und irdi-
schen Sorgen gewarnt wird.227 Diese These könnte Unterstützung finden durch die Verwendung
des Nomens @B07<96@AĂ? in Vers 16, das gelegentlich „Sargträger“ bzw. „Bestatter“ bedeutet.228
Als den Verstorbenen identifizierte Guillou den in Vers 6 erwähnten Georgios, von dem er auch
meinte, dass er Metropolit (Vers 4: =>FAĆ5><:<?) gewesen sei.229 Wenn man jedoch den auf
Handschrift und Inschrift beruhenden Text vor sich hat, ist leicht zu erkennen, dass an Guillous
Interpretation nicht festgehalten werden kann. Es handelt sich nicht um Grabverse, sondern um
ein Stifterepigramm.230 Dies manifestiert sich durch Vers 4 (CĀ>F, =><@þ0F) ebenso wie durch
Vers 12, in dem der Sprecher des Epigramms, höchstwahrscheinlich Georgios Bardanes, in
poetischer Weise die von ihm veranlasste Aufrichtung eines Gebäudes beschreibt.231
Ein Bezug des Epigramms zu Bardanes wurde bereits von Biagi232 und CIG233 formuliert,
wobei beiden nur die inschriftliche Version zur Verfügung stand. Sie gingen davon aus, dass
Georgios (Bardanes) jener Metropolit von Kerkyra gewesen sei, dem der epirotische Herrscher
Theodoros I. Dukas Komnenos im Jahr 1228 die Privilegien der Kirche bestätigte.234 Der
Chrysobullos Logos235 ist auf Marmor erhalten, war ursprünglich wahrscheinlich in der so ge-
nannten Kathedrale, d.h. vermutlich in der Kirche Hagioi Petros kai Paulos,236 von Kerkyra
angebracht237 und wird jetzt im Museo di Roma (Palazzo Braschi) aufbewahrt.238 In der Kirche
—————–
225
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 342.
226
GUILLOU, Recueil 41, 42.
227
GUILLOU, Recueil 41f.
228
Vgl. LBG s.v.
229
Vgl. GUILLOU, Recueil 42.
230
Vgl. STERNBACH, Observationes 114; LAUXTERMANN, Poetry 32.
231
Die von STERNBACH, Observationes 114 geäußerte Vermutung, dass hier das Sprichwort =ĀA>.? @=2Ą>26:
zugrunde liegt, das auf eine vergebliche Handlung hinweist (LEUTSCH, Corpus Paroemiographorum Graecorum II
48 [III 71]: =ĀA>.? @=2Ą>26:: ­=ă AŃ: =<88ý 7.9:Ć:AF: 7.ă 941ÿ: :Ĉ@.6 1B:.9Ā:F:), teile ich nicht. Es ist m.E.
eher zu erwarten, dass hier Mt. 13,5 Vorbild war: ¡88. 1ÿ ±=2@2: ­=ă Aý =2A>Ċ14 é=<B <í7 2åD2: 0Į: =<88Ă:, 7.ă
2í5ĀF? ­;.:ĀA2682: 16ý Aą 9ā ±D26: /þ5<? 0Į?.
232
BIAGI, Monumenta graeca et latina 226.
233
CIG IV 345.
234
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 190ff.
235
MIKLOSICH – MÜLLER, Acta V 14f.
236
Zur Gleichsetzung der beiden Kirchen siehe oben S. 256, Anm. 739.
237
Vgl. GUILLOU, Recueil 65.
438 Italien (Nr. IT13)

Hagioi Petros kai Paulos dürfte auch der bereits erwähnte Epitaph des Bardanes auf sich selbst
(ĺ Nr. GR69) platziert gewesen sein.
Aus dem vorliegenden Epigrammtext239 ist nun zu bestimmen, dass Georgios Bardanes die
Stiftung der Kirche Hagioi Petros kai Paulos in Auftrag gegeben haben dürfte. Daher ist anzu-
nehmen, dass die Verse irgendwann nach 1219, d.h. nachdem Bardanes den Metropolitensitz
von Kerkyra eingenommen hatte,240 entstanden sind. Ein Bezug des Bardanes zu Petrus and
Paulus könnte auch durch ein Siegel dieser Zeit gegeben sein, auf dessen Avers-Seite die ge-
nannten Apostel dargestellt sind und auf dessen Revers-Seite eine metrische Legende einen
Georgios, der Metropolit von Kerkyra ist, nennt;241 andererseits befinden sich Darstellungen von
Petrus und Paulus auch auf Siegeln anderer Metropoliten von Kerkyra.242 Auf dem Siegel des
Metropoliten Basileios Pediadites, des Vorvorgängers des Bardanes,243 werden Petrus und Pau-
lus – ähnlich wie in Vers 4 des vorliegenden Epigramms – als @<CŃ: ;B:F>ă? =>FA.=<@AĆ8F:
bezeichnet.244
Während somit die Grundaussage des Epigramms gut zu erfassen ist, sind einzelne Passagen
aufgrund der Textlücken schwer zu interpretieren: Der gesamte Epigrammtext ist durchzogen
von der auch durch die Anspielung auf die Bibelstelle in Vers 10 zum Ausdruck gebrachten
Thematik von Säen und Ernten. Ein Zitat begegnet nicht nur in Vers 10f., wo durch das Signal-
wort =.><69Ą.245 (Vers 9) explizit darauf hingewiesen wird; auch Vers 14 liegt ein Sprichwort
zugrunde, nämlich das bereits bei Strabon belegte D>B@<Ľ: 5Ā><?, das besonders oft bei Eusta-
thios von Thessalonike vorkommt.246 Obwohl die Verse von der Stiftung der Kirche Hagioi
Petros kai Paulos berichten, dürfte in den Versen 15–16 auf Christus hingewiesen werden, der
als è @B07<96@Aā? AĮ? /><AŃ: @FA4>Ą.?, d.h. als Einbringer (sc. der Ernte) zum Heil der Sterbli-
chen, bezeichnet wird. Die hier vermittelte Szene dürfte auf Apc. 14,14 anspielen, wo der zum
Ernten bereite Menschensohn auf einer Wolke sitzt, auf seinem Haupt einen goldenen Sieges-
kranz trägt und in seiner Hand eine scharfe Sichel hält.247 Just das Bild des metaphorischen Ern-
tens und Säens des Metropoliten verwendet auch Demetrios Chomatenos in einem Schreiben an
Georgios Bardanes.248

—————–
238
GUILLOU, Recueil 59–65 u. Taf. 38–40; s.a. GERSTEL, Mapping 346, Anm. 48 (allerdings mit veralteter Literatur).
239
Ich danke Elisabeth Schiffer für die fruchtbare Diskussion zu Inhalt und Hintergrund des Epigramms.
240
Vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 143.
241
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 146. Dass sich hinter dem in der Legende genannten Metropoliten von Kerkyra
Georgios jemand anderer als Bardanes verbirgt, ist wenig wahrscheinlich: Ob der bei BECK, Kirche 702 angeführ-
te Georgios Choniates, vielleicht Neffe von Michael Choniates, ebenfalls als Metropolit von Kerkyra wirkte, ist
auf keinen Fall gesichert, vgl. GALONE, 2Ċ>06<? .>1þ:4? 61f., 230–233.
242
NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, Nr. 5.1, 5.3.
243
Vgl. PREISER-KAPELLER, Episkopat 188.
244
NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 2, Nr. 5.3.
245
Durch =.><69Ą. wird hier offensichtlich angekündigt, dass ein Zitat aus der so genannten „Weisheitsliteratur“
folgt, zu der das Buch Sir(ach) zählt (s. J. MARBÖCK, Weisheit II. Biblisch. LThK3 10 [2001] 1033–1036). Vgl. L
s.v. =.><696Ċ14? 2 („of the Wisdom literature“). Für diesen Hinweis danke ich Elisabeth Schiffer.
246
Vgl. D.K. KARATHANASIS, Sprichwörter und sprichwörtliche Redensarten des Altertums in den rhetorischen
Schriften des Michael Psellos, des Eustathios und des Michael Choniates sowie in anderen rhetorischen Quellen
des XII. Jahrhunderts. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Philosophischen Fakultät (I.
Sektion) der Ludwig-Maximilians-Universität zu München. o.O. [München] 1936, 87f.
247
Auch eine Stelle im Psalmenkommentar des Didymos des Blinden gibt dieses Bild zum Besten, ed. E. MÜHLEN-
BERG, Psalmenkommentare aus der Katenenüberlieferung, II (Patristische Texte und Studien 16). Berlin – New
York 1977, 310,17–19 (Ps. 128,5–8): … á:. 7.ă @=Ā>9. 7.8ą: 16.92Ą:.:A2? 7.>=<C<>Ă@F@6: ­=ă Ań
@B07<96@5Į:.6 î=ą A<Ľ Aý A<6.ĽA. 1>þ09.A. @B:þ0<:A<? 2ß? Aā: ¢8F AĮ? @FA4>Ą.?.
248
Dem. Chom. pon. diaph. 109,10 (p. 362,134–143 PRINZING): … C,8A.A2 ¾9ĵ: 7Ľ> 2K>062, A<Ľ 7.Aý EBDā:
02F>0<Ľ C2>K:B92· ê @B07<9,326? 16ý /,<B, @=2,>F: 7.Aý Aą 020>.99*:<: (i.e. Ps. 125,5) ­: 1)7>B@6 7.ă ­:
7.A.:J;26 7.>1,.? Aý AĮ? =,@A2F? ±>0. 7.ă 02F>0Ń: A<ć? AĮ? @FA4>,.? @A)DB.? 7.ă 2ß? Aý? ­72ĵ52: =<5+7.?
@B07<9,3F: .íA<ć? ®.BAń, @ć 1ÿ 7.ă A.ĽA. 1*;.6 7.ă ¡88<6? A282FA*><6? A+: A2 52,.: ­=6@A+94: 7.ă Aā: 7.Aý 7I@-
9<: C68<@<C,.: :.5*92:<? Aý A<6.ĽA. @<B =J@9.A. 7.㠝7>6/2@A*>.: A<JAF: 16.@)C4@6: .ßA4@)92:<?, 7<9,@Ĭ,
2ó <å1., @B:A2A282@9*:4: Aā: 0:Ń@6: AŃ: 34A<B9*:F: @<6 7.ă <ïAF 54@.B>,@26? ®.BAń =8<ĽA<: =:2B9.A67I:,
¡@B8<: 16ý /,<B @<6 7.㠝:2=6/<J82BA<:.
Italien (Nr. IT13–IT14) 439

Trotz der nicht vollständigen Überlieferung des Epigrammtextes ist feststellbar, dass sich
dieser aus prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammensetzt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv =>FAĆ5><:<? in Vers 4 kann den
Apostel Petrus bezeichnen;249 dafür, dass Petrus und Paulus zusammen als =>FAĆ5><:<6 be-
zeichnet werden, gibt es sonst keine Belege. In Vers 6 liegt ein Wortspiel zwischen 02F>0Ń:
und 2Ċ>06<? vor.250 Die Konstruktion ļĄ=AF + Akkusativ und Dativ und in der Bedeutung „et-
was auf etwas werfen“ ist bereits in der Antike belegt, z.B. Soph., Tr. 789f.: … D5<:Ą | ļĄ=AF:
®.BAĆ: …251 Das Fragment von Vers 9 ist nur inschriftlich überliefert: Während 
relativ klar zu lesen ist, bieten die beiden vor diesem Wort eingeritzten Buchstaben Schwierig-
keiten bei der Entzifferung. Der Buchstabe vor  ist ziemlich sicher ein Eta, davor ist
vielleicht der Rest eines Ny zu entziffern. Guillou wollte anstatt des Ny ein weiteres Eta erkannt
haben, doch würde dies einen Hiat ergeben, der angesichts der guten Qualität der Verse nicht
sehr wahrscheinlich wäre. Alternativ wäre daran zu denken, 9ā zu schreiben, wie dies im CIG
bereits geschehen ist. Das Verbum î=27CĈF / -CĈ<9.6 in Vers 11 ist sonst nur bei Philostratos252
und bei Manuel Philes253 attestiert; bei Manuel Philes ist später auch das Nomen î=Ā7CB@6? zu
lesen.254 Das Nomen @B07<96@AĂ? in Vers 16 ist in der Bedeutung „Einsammler“ (d.h. hier „Ein-
bringer [der Ernte]“) erstmals bei Photios belegt.255 @FA4>Ą.? stellt einen Genitivus obiectivus
dar, der sehr oft bereits im Neuen Testament vorkommt, z.B. Acta 16,17 è1ą? @FA4>Ą.? („Weg
zum Heil“).256

RAVENNA

Sarkophagdeckel (225 × 78 cm), a. 643: Kirche San Vitale, Cappella Sancta Sanctorum
Nr. IT14) Der halbzylinderförmige Sarkophagdeckel liegt auf einem Sarkophag des 5. Jahr-
hunderts, für den er allerdings nicht hergestellt wurde.257 In der Mitte des Deckels befindet sich
ein vom Grund leicht abgehobenes Kreuz, das von einer über sechs Zeilen verteilten Inschrift
flankiert wird. Diese ist größtenteils in Majuskel geschrieben und teilweise akzentuiert, was
angesichts der Datierung – der im Grabepigramm genannte Exarchos Isaakios starb um 643258 –
ungewöhnlich ist, da Akzente und Spiritus in Inschriften vor dem 11. Jahrhundert normaler-
weise nicht geschrieben werden.259 Folgende Erklärung kann angeführt werden: Cavallo und
Guillou zufolge wurden Akzente und Spiritus erst nachträglich hinzugefügt, als die neuzeitliche
lateinische Übersetzung260 auf der anderen Seite des gewölbten Deckels angefertigt wurde.261
Schon die ersten Editoren der griechischen Inschrift erkannten, dass diese metrischen Charak-
ters ist. Die Verse sind – wie auch sonst üblich – Zeile für Zeile zu lesen. Grammatikalisch-
syntaktisch wäre auch das Lesen nach Kolumnen möglich,262 doch aus inhaltlichen Gründen, ist
dies auszuschließen, wie auch Guillou zuletzt feststellte.263 Die korrekte Leserichtung war auch

—————–
249
Vgl. L s.v.; weitere Belege im TLG.
250
Ähnliche Beispiele bei STERNBACH, Observationes 114.
251
Vgl. LSJ s.v. I.
252
Vgl. LSJ s.v.
253
DÜBNER, Phile 4,86.
254
DÜBNER, Phile 58,63; Man. Phil. carm. I 103,13, II 87,4 (MILLER).
255
Vgl. LBG s.v.
256
Vgl. BAUER – ALAND, Wörterbuch, s.v. @FA4>Ą. 2.
257
Vgl. GUILLOU, Recueil 116. Zur Gestalt des Sarkophags s.a. COSENTINO, Iscrizione 27f.
258
Vgl. PmbZ # 3466.
259
Vgl. MANGO, Epigraphy 243.
260
Text bei BOLLINI, Iscrizioni 46.
261
CAVALLO, Iscrizioni 129; GUILLOU, Recueil 116.
262
BOLLINI, Iscrizioni 47 und CAVALLO, Iscrizioni 129f. halten beide Leserichtungen für möglich; Cavallo vermutet
hinter den beiden Lesemöglichkeiten sogar eine spielerische Absicht.
263
GUILLOU, Recueil 116; s.a. HÖRANDNER, Visuelle Poesie 6f.
440 Italien (Nr. IT14)

schon von Montfaucon am Beginn des 18. Jahrhunderts erkannt worden; darüberhinaus ist das
Epigramm Zeile für Zeile auch im CIG abgedruckt. Erst Rugo ging dazu über, den Text nach
Kolumnen zu lesen. Somit ist Guillous Feststellung,264 dass alle Editionen vor ihm den Text
nach Kolumnen wiedergaben, nicht zutreffend.
Paläographisch auffallend ist die unterschiedliche Wiedergabe bestimmter Buchstaben, etwa
des Alpha; das Omega ist interessanterweise sowohl in Majuskel als auch in Minuskel geschrie-
ben. Eta und Ny bzw. Ny und Eta sind jeweils in Ligatur verbunden, nämlich in Vers 3
(0.84:<ĵ?), Vers 8 (@29:Į?) und Vers 9 (­@A2>49Ā:4). Der Beginn des Epigramms ist durch ein
Kreuz markiert, die Versenden sind durch Punkte gekennzeichnet. Weiters sind Punkte vorzu-
finden, welche die einzelnen Wörter voneinander trennen.265 Nach Guillou gibt es in der In-
schrift Merkmale, die annehmen lassen, dass der für den Text verantwortliche Graveur des
Griechischen nicht mächtig war.266 Die Inschrift dürfte allerdings dennoch vor Ort im Umfeld
des Exarchenhofes entstanden sein.267
Der Epigrammtext ist folgendermaßen wiederzugeben:

ĩ:A.Ľ5. 72ĵA.6 è @A>.A40Ă@.? 7.8Ń?


ņĊ94: A2 CB8þ;.? /8./Į 7.ă Aā: 1Ĉ@6:
A>ă? °; ­:6.BA<ć? A<ĵ? 0.84:<ĵ? 12@=ĆA.6?,
ĩ@.þ76<? AŃ: /.@68ĀF: è @Ĉ99.D<?,
5 è AĮ? ž=þ@4? ĩ>92:Ą.? 7Ć@9<? 9Ā0.?
ĩ>9Ā:6<? Ý: 0ý> <ôA<? ­7 8.9=><Ľ 0Ā:<B?
A<ĈA<B 5.:Ć:A<? 2í782Ń? ¾ @Ĉ9/6<?
F@þ::. @ĊC>F: A>B0Ć:<? @29:Į? A>Ć=Ł
=B7:Ń? @A2:þ326 :1>ą? ­@A2>49Ā:4,
10 :1>ą? 8.DĆ:A<? ­7 7.9þAF: 2í1<;Ą.:
­: A.ĵ? :.A<8.ĵ? ¾8Ą<B 7.ă Aį 1Ĉ@26
@A>.A<Ľ 0ý> Ý>;2 AĮ? 1Ĉ@2F? 7.ă AĮ? ²F.
——
9 cf. Il. 18,318 (de morte Patrocli): =B7:ý 9þ8. @A2:þDF: ÷? A2 8ă? ½H0Ā:26<?. 10–11 cf. vv. 7–8 epi-
gramm. in mortem nepotis Isaacii in Museo Arcivescovile in urbe Ravenna (ĺ no. IT15).
——
1 :5ĦB@. Patrono. 2 ņĊ94: A2: &! Gruterus, F9Ă:A2 Dütschke, źF9Ă: A2 Guillou. /8./ā
PL. 7. A4: 8B@6: Goldmann. 3–4 ordo versuum differt apud Gruterum. 3 A<ĵ? 0.8Ă:<6? A>ă? 12@=ĆA.6? ²;
­:ă .íA<ĵ? PL. °;: ®; Dütschke, Leclercq, ¯; Rugo. ­:6.BA<ć?: "! Gruterus, ­:6.BA<ĵ? CIG, Pa-
trono, Dütschke, Bertolini, Leclercq, Buoncore, Leontsini. 12@=ĆA.? Patrono. 4 @..6<? Goldmann. 5
=þ@4? Leclercq, Uluhogian, Leontsini. 92A.? Goldmann. 6 0ý> Ý: PL. <B0<? Goldmann. 8.9=>Ō: Patro-
no. AĀ:<B? Patrono. 7 2í782Ń?: 2B7.2F? Goldmann, 2í78ĀF? PL, Patrono, Guillou. ½ Rugo. @Ĉ9/6 PL. 8
Ċ@.::. Montfaucon, PL, CIG, Epigr. Anth. Pal., Bollini, Rugo, Buoncore, Cosentino, Fiori. A>B0Ć:<?:
!V!C Spreti, A>BA<:<? Goldmann, A>HAĆ:<? Patrono. A>Ć=Ł @29:Į? PL. 9 =B7:Ń?: =67>Ń? PL. A<Ľ
:1>ą? PL 10 8þ;.:A<? PL. ­:1<;Ą.: Heisenberg. 11 :.A58.ĵ? Patrono. ½8Ą<B Patrono. 12 ²F: ¶Ń PL, ®Ċ
Dütschke, Leclercq.

Hier liegt der tüchtige Feldherr,


der sowohl Rom als auch den Westen frei von Schaden bewahrte
18 Jahre (lang) für die friedfertigen Herrscher,
Isaakios, Mitkämpfer der Kaiser,
5 große Zierde des gesamten Armenien.
Armenier nämlich war er von glänzendem Geschlecht.
Nachdem er ehrenvoll gestorben ist, beklagt ihn bitterlich die Gattin,
die nach Art einer edlen Turteltaube keusche Sosanna,
—————–
264
GUILLOU, Recueil 116.
265
Vgl. CAVALLO, Iscrizioni 129; siehe auch oben S. 81–82.
266
GUILLOU, Recueil 116.
267
Vgl. FIORI, Epigrafi 72.
Italien (Nr. IT14) 441

weil sie des Mannes beraubt ist,


10 eines Mannes, der durch seine Mühen Ruhm erlangte
bei den Aufgängen der Sonne und im Westen.
Er führte nämlich ein Heer des Westens und des Ostens.
Text: GRUTERUS, Inscriptiones I, CCCCXX (Nr. 7 [mit lat. Übers.]).– MONTFAUCON, Diarium Italicum 98f. (mit
lat. Übers.).– R. RUBBI, Dissertazione cronologica-storico-critica sopra il sepolcro d’Isaacio di Ravenna, in: Raccolta
Ferrarese di opuscoli scientifici e lettarari, XI. Venedig 1781, 10 (mir nicht zugänglich [zitiert nach FIORI, Epigra-
fi]).– C. SPRETI, Desiderii Spreti historici ravennatis de amplitudine, eversione, et restauratione urbis Ravennae, I.
Ravenna 1793, Taf. VIII (Schriftskizze).– PL 106, 592D–E (mit lat. Übers.).– CIG IV 575 (Nr. 9869).– Epigr. Anth.
Pal. II 734 (mit lat. Übers.).– K. GOLDMANN, Die ravennatischen Sarkophage (Zur Kunstgeschichte des Auslandes
XLVII). Strassburg 1906, 12.– PATRONO, Iscrizioni 364.– H. DÜTSCHKE, Ravennatische Studien. Leipzig 1909, 11.–
A. H[EISENBERG], BZ 19 (1910) 673.– H. LECLERCQ, Ravenne. DACL 14 (1948) 2116f. (mit lat. Übers.).– BERTOLINI,
Il patrizio Isacio 118 = DERS., Scritti scelti di storia medioevale. A cura di O. BANTI. Vol. I (Università degli Studi di
Pisa. Pubblicazioni dell’Istituto di Storia della Facoltà di Lettere 3). Livorno 1968, 66 (vv. 1–4).– BOLLINI, Iscrizioni
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0>.Cÿ? =ą Aą: 1Ņ 9ĀD>6 Aą: 6Ņ 9. $. .ßŃ:., in: XVI. Internationaler Byzantinistenkongress. Wien, 4.–9. Oktober 1981.
Akten. II. Teil. 2. Teilband: Kurzbeiträge. 4. Soziale Strukturen und ihre Entwicklung. Wien 1982 (= JÖB 32/2), 433
(Nr. 15 [vv. 4–5, 7–8]).– St. LAMPAKES, <86A67<7<6:F:67ý 7.ă 7.5492>6:ý =ą Aý ­=6AĈ9/6. ­=60>þ99.A. AŃ:
B3.:A6:Ń:, in: >.7A67ý A<Ľ Ņ 625:<Ľ? B9=<@Ą<B “Ř 7.5492>6:ā 3Fā @Aą B3þ:A6<”. !<9ÿ? 7.ă @B:ĀD262? @Aā:
®884:6@A67ā 7.ă >F9.G7ā =.>þ1<@4, 15–17 2=A29/>Ą<B 1988. Athen 1989, 616 (vv. 1–3, 7–12).– M. B[UONOCORE],
in: Splendori di Bisanzio 92 (mit ital. Übers.).– HÖRANDNER, Visuelle Poesie 6 (Text nach Rugo).– COSENTINO,
Iscrizione 23f. (mit ital. Übers.).– GUILLOU, Recueil 116f. (Nr. 109 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 108 (Nr. 109a–b).–
LAUXTERMANN, Poetry 221f. (mit engl. Übers.), 349 (Nr. 92).– ULUHOGIAN, Armeni a Ravenna 551f. (mit ital.
Übers.), 554.– FIORI, Epigrafi 73–75 (mit ital. Übers.) u. Abb. 23–24b.– M. LEONTSINI, in: B3.:A6:þ @A>.A2Ĉ9.A.
@A4 1Ĉ@4 (5<?–11<? .6.). Ƃ>2B:2? =þ:F @A6? D2>@.Ą2? 7.6 :.BA67Ā? 2=6D26>Ă@26?: @Ĉ:52@4 7.6 .=<@A<8Ă AF:
/B3.:A6:Ċ: @A>.A2B9þAF: @A4 1Ĉ@4 (5:67Ć ƌ1>B9. >2B:Ċ:, :@A6A<ĈA< B3.:A6:Ċ: >2B:Ċ:, >2B:4A67Ă
6/86<5Ă74 5). Athen 2008, 185 (vv. 1–6, 11–12).
Lit.: G.F. FERRO, Istoria dell’antica città di Comacchio […]. Ferrara 1701 (lat. Übers.).– R. GARRUCCI, Storia del-
la arte cristiana nei primi otto secoli della chiesa. Vol. V: Sarcofagi, ossia, sculture cimiteriali. Prato 1879, Taf. 311
(Nr. 1 [Schriftskizze]).– R. CATTANEO, L’architettura in Italia dal secolo VI al mille circa. Venedig 1888, 23.– G.
VAN DEN GHEYN, Les sarcophages byzantins de Ravenne. Académie Royale d’Archéologie de Belgique, Bulletin, 5me
série des annales, deuxième partie, 1901, 197 u. Abb. 1.– V. VON FALKENHAUSEN, I Bizantini in Italia, in: CAVALLO,
Bizantini, Farbabb. 10.– CAVALLO, Iscrizioni 127–130.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 79.– HÖRANDNER, Rez.
GUILLOU, Recueil 313 (Nr. 109).– SETTIPANI, Continuité 374f.– MAUSKOPF DELIYANNIS, Ravenna 280 (engl. Übers.).

Abb.: 65–66

Die Verse stellen ein Grabepigramm dar; ĩ:A.Ľ5. 72ĵA.6 ist ein typischer Beginn von Grab-
inschriften, von denen die meisten in Prosa gehalten sind. Der Verstorbene ist Isaakios, dessen
Name und Herkunft erst in den Versen 4–6 erwähnt werden. Isaakios war Exarchos von Ita-
lien,268 was aus lateinischen Quellen,269 aber auch durch die im Museo Arcivescovile von
Ravenna aufbewahrte metrische Grabinschrift (ĺ Nr. IT15: Vers 7f.) bekannt ist.270 Diese Posi-
tion, die ihm von Kaiser Herakleios verliehen worden war, besaß er 18 Jahre (Vers 3), d.h. von
625 bis zu seinem Tod. Davor dürfte er, wie den Versen 11–12 zu entnehmen ist, ein Komman-
do im Osten innegehabt haben; er war vielleicht magister militum per Orientem oder per Arme-
—————–
268
Das Exarchat von Ravenna war 568 gegründet worden. Zum Exarchat siehe J. FERLUGA, L’esarcato, in: CARILE,
Storia di Ravenna II/1 351–377 u. DERS., L’organizzazione militare dell’esarcato, in: ebenda 379–387; zum
Weiterleben des exarchus Italiae nach dem Ende der byzantinischen Herrschaft siehe G. RACCAGNI, A Byzantine
title in a post-Byzantine world: local aspirations and the theory of translatio imperii in the use of the exarchal title
by the archbishops of Ravenna through the Middle Ages. Mediterranean Historical Review 25 (2010) 133–146.
269
Vgl. PmbZ # 3466; COSENTINO, Prosopografia II 225f. (Isaacius4); s.a. MARTINDALE, Prosopography of the Later
Roman Empire III 719–721 (Isaacius 8); GUILLOU, Recueil 115.
270
Den besten Literaturüberblick zu Isaakios findet man bei FIORI, Epigrafi 78, Anm. 66.
442 Italien (Nr. IT14)

niam.271 643 revoltierte der Chartularios Maurikios272 gegen ihn, wenig später starb er – ob auf
dem Schlachtfeld, ist unklar. Noch in die Lebenszeit des Isaakios fiel auch ein Angriff der
Langobarden unter Rot(h)ari,273 der sich allerdings erst nach dem Tod des Exarchen intensivier-
te.274
Der Ort seiner Tätigkeit wird in Vers 2 mit dem Westen und Rom umschrieben. Dass er Rom
frei von Schaden bewahrt habe, wird besonders unterstrichen; mit der Nennung Roms wird ei-
nerseits auf konkrete militärische Aktionen in dieser Stadt hingewiesen;275 es wird damit aber
auch die Bedeutung seines Amtes besonders hervorgehoben, und darüberhinaus steht Rom hier
aber auch als Symbol für die westliche Reichshälfte.276 Ebenso umschrieben wird seine Tätig-
keit selbst: Im vorliegenden Epigramm kommt die Bezeichnung ±;.>D<? nicht vor; hier wird
nur seine militärische und nicht seine zivile Kompetenz betont, besonders am Beginn und am
Ende des Epigramms. Wäre in der zweiten Hälfte von Vers 3 nur Kaiser Herakleios gemeint,
dann würde man dort den Singular erwarten. Es ist jedoch von „friedfertigen Herrschern“ (A<ĵ?
0.84:<ĵ? 12@=ĆA.6?) die Rede, womit wohl Herakleios und sein Sohn (Herakleios) Konstantinos
(III.), der bereits im Jahr 613 zum Mitkaiser gekrönt worden war,277 gemeint sein werden.278
Das Gleiche gilt für die in Vers 4 erwähnten „Kaiser“. Die Bezeichnung @Ĉ99.D<? in Vers 4
mag überraschen, da damit eher die Stellung eines Verbündeteten als die eines Untergebenen
beschrieben wird. Nach Lauxtermann könnte dies damit zusammenhängen, dass die Exarchen in
ihrer mehr oder weniger autonomen Provinz weitgehend selbständig handelten.279
Isaakios war, wie den Versen 5–6 zu entnehmen ist, vornehmer armenischer Abstammung,
was gleich zweifach (Vers 5 und Vers 6) zum Ausdruck gebracht wird. Vielleicht ist er mit
Sahak (= Isaakios) aus der Familie Kamsarakan zu identifizieren,280 die u.a. auch den bekannten
justinianischen Feldherren Narses hervorgebracht hatte.281 Trotz der durchwegs negativen Ein-
stellung und Stereotypen, die die Byzantiner gegen die Armenier pflegten, ist gerade in der ers-
ten Hälfte des 7. Jahrhunderts das Hervorheben des armenischen Ursprungs keine Überra-
schung. Immerhin stammte nicht nur die Dynastie des Herakleios aus Armenien, sondern auch
der einflussreichste Militär der Zeit, Ualentinos Aršakuni,282 war Armenier.283 In Vers 7 wird
die Gattin des Isaakios, Sosanna,284 erwähnt, die offensichtlich das Grabgedicht in Auftrag gab.
Sie wird als @ĊC>F: bezeichnet, was hier als „keusch“ wiederzugeben ist, was nicht nur eine
Referenz an die biblische Figur darstellt, sondern auch damit zusammenhängt, dass man in By-
zanz davon ausging, dass Witwen sich keusch verhalten und nicht wieder heiraten.285 Der Ver-
gleich der Frau mit der Turteltaube (Vers 8) begegnet häufig in byzantinischen Epitaphien.286
—————–
271
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 223. Siehe dazu auch J. PREISER-KAPELLER, Magister militum per Armeniam (è AŃ:
¥>92:6þ7F: @A>.A40Ć?). Überlegungen zum armenischen Kommando im 6. und 7. Jahrhundert, in: HÖRANDNER
– KODER – STASSINOPOULOU, Wiener Byzantinistik und Neogräzistik 348–365.
272
Vgl. PmbZ # 4894.
273
Zur Person MARTINDALE, Prosopography of the Later Roman Empire III 1096.
274
Vgl. COSENTINO, Iscrizione 35–43. Der Tod des Isaakios wurde auch schon mit der Schlacht am Panaro gegen
Rot(h)ari im Jahr 643 in Zusammenhang gebracht, vgl. BERTOLINI, Il patrizio Isacio 119.
275
Dazu MAUSKOPF DELIYANNIS, Ravenna 280.
276
S.a. FIORI, Epigrafi 79f.
277
Vgl. PmbZ # 3701.
278
Auch Konstans II. könnte in Frage kommen, der im Jahr 641 zum Mitkaiser gekrönt wurde, vgl. PmbZ # 3691.
279
LAUXTERMANN, Poetry 222; s.a. COSENTINO, Iscrizione 26f. u. Anm. 14; FIORI, Epigrafi 81.
280
Vgl. SETTIPANI, Continuité 373–375.
281
Vgl. SETTIPANI, Continuité 370–372. Zur Bedeutung der Armenier für Italien vgl. T.S. BROWN, Gentlemen and
officers. Imperial administration and aristocratic power in Byzantine Italy A.D. 554–800. London 1984, passim.
282
Vgl. PmbZ # 8545; N.G. G[ARSOÏAN], Valentinos Aršakuni. ODB 3, 2151; SETTIPANI, Continuité 117f.
283
Vgl. SETTIPANI, Continuité 115–117; s.a. LAUXTERMANN, Poetry 222f.; FIORI, Epigrafi 82–87.
284
Vgl. PmbZ # 6850.
285
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 223.
286
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 103f., 220f., Anm. 55; s.a. LAUXTERMANN, Poetry 223. Zur Symbolik der Tur-
teltaube sind auch die Abschnitte in den verschiedenen Versionen des Physiologos (92–94, 215–218, 285 SBOR-
DONE) zu vergleichen; zur Turteltaube in den griechischen Volksliedern D.B. OIKONOMIDES, !ý 149<A67ý ď@9.A.
AĮ? “58699Ā:4? A>B0Ć:.?”. µ=2A4>ă? .<0>.C67<Ľ ¥>D2Ą<B ¥7.149Ą.? ¥54:Ń: 7 (1952) 45–56.
Italien (Nr. IT14) 443

Nach Uluhogian ist auch Sosanna armenischer Abstammung, da der Name, der in Quellen zum
byzantinischen Italien der Zeit sonst nicht vorkommt,287 in Armenien in der Form Šušan seit
dem 4. Jahrhundert belegt ist.288 Sie könnte ebenso wie ihr Mann aus einer vornehmen armeni-
schen Familie gestammt haben.289 Die Tatsache, dass nur die Gattin, jedoch keine Kinder er-
wähnt werden, dürfte darauf hindeuten, dass es keine gab.290
Das Epigramm besteht aus zwölf Versen. Die Bezeichnung „vers rythmique de douze sylla-
bes“ durch Guillou291 ist hier nicht angebracht, da es sich nicht um byzantinische Zwölfsilber,
sondern noch um jambische Trimeter handelt, die besonders viele Auflösungen bieten.292 Sieben
der zwölf Verse haben je 13 Silben, nämlich die Verse 2, 3, 5, 6, 10, 11 und 12. Vers 4 weist
sogar 14 Silben auf.293 Dies ist für die Dichtung der Zeit nicht ungewöhnlich, treffen wir doch
im Œuvre des Georgios Pisides auf zahlreiche Jamben mit Auflösungen. Ungewöhnlich ist je-
doch das oxytone Ende von Vers 1 und die proparoxytonen Enden der Verse 4 und 7. Oxytones
Versende wird bei Pisides nach ca. 620 gemieden,294 auch proparoxytones Ende nimmt bei Pisi-
des im Laufe der Zeit dramatisch ab.295 Als „prosodische Zwölfsilber“ mit korrektem Binnen-
schluss und paroxytonem Ende können nur die Verse 8 und 9 des Epigramms gelten. Zu erwäh-
nen sind auch die Hiate in den Versen 1 (72ĵA.6 è) und 9 (@A2:þ326 :1>ą?), die normalerweise
eher gemieden werden. Auch die eher einfache Sprache – mit Ausnahme des stilistisch höheren
­:6.BA<Ĉ? in Vers 3 (anstatt ±A<?)296 und den poetischen Ausdrücken für Ost und West in den
Versen 11 und 12 – lässt an einen zwar mit den dichterischen Konventionen der Zeit vertrauten,
aber auch nicht sehr begabten Autor denken.297 Vielleicht konnte sich die Auftraggeberin, die
Gattin des Verstorbenen, Sosanna, keinen besser ausgebildeten Dichter leisten.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie Lauxtermann richtig feststellte,298 ist das
Epigramm in zwei aus jeweils sechs Versen bestehende Blöcke geteilt, die jeweils mit einer
kausalen Klausel (0þ>) enden (Verse 6 und 12). Der Ausdruck A>ă? °; ­:6.BA<ć? in Vers 3 könn-
te darauf hindeuten, dass das Mandat eines Exarchen jeweils sechs Jahre umfasste.299 In den
Versen 5/6 und 9/10 ist die Wiederaufnahme des gleichen Wortstammes bzw. Wortes auffallend
– ¥>92:Ą.? – ¥>9Ā:6<? und :1>Ć? – :1>Ć? –, wohl um das Gesagte zu unterstreichen. In den
Versen 7–8 liegt kein Enjambement vor, nämlich in dem Sinne, dass F@þ::. als Fortsetzung
von ¾ @Ĉ9/6<? zu verstehen wäre. Vers 8 stellt vielmehr eine Parenthese dar, die ¾ @Ĉ9/6<? näher
erläutert. Weiters ist A>B0Ć:<? @29:Į? A>Ć=Ł nicht auf =B7:Ń? @A2:þ326 in Vers 9 zu beziehen,
wie dies Guillou (telle une noble tourterelle a poussé de grands gémissements) und Lauxter-
mann (sorely wails like the virtuous turtle-dove) in ihren Übersetzungen zu verstehen gaben.
Guillous und Lauxtermanns Interpretation zufolge würde nämlich ein Enjambement vorliegen.
A>B0Ć:<? @29:Į? A>Ć=Ł gehört vielmehr zu F@þ::. @ĊC>F:, die nach Art der Turteltaube
keusch ist. Das Bild der keuschen Turteltaube begegnet basierend auf Vorstellungen des Physio-
logos300 auch an anderer Stelle, etwa bei Ephraim Syros301 und Niketas Choniates.302 In den
—————–
287
S.a. SETTIPANI, Continuité 374. Auch die PmbZ listet im 7. Jh. nur eine weitere Sosanna (# 6851) auf (nach der
Inschrift auf einem silbernen Hostienteller des Schatzes von Kaper Koraon bei Aleppo/Syrien).
288
ULUHOGIAN, Armeni a Ravenna 555.
289
Vgl. ULUHOGIAN, Armeni a Ravenna 555–558; SETTIPANI, Continuité 374.
290
Vgl. ULUHOGIAN, Armeni a Ravenna 553; SETTIPANI, Continuité 374f.
291
GUILLOU, Recueil 117.
292
Vgl. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313.
293
Vgl. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313; LAUXTERMANN, Poetry 222.
294
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 222, Anm. 28; LAUXTERMANN, Remarks 180.
295
LAUXTERMANN, Remarks 180f.
296
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 222.
297
S.a. GUILLOU, Studies 208, Anm. 16.
298
LAUXTERMANN, Poetry 222.
299
GUILLOU, Recueil 117.
300
PAPADOGIANNAKIS, Studien 220, Anm. 55.
301
Ephr. Syr. V 251 (PHRANTZOLAS): 6IA6 ¾ A>B0ĉ: ë>:6? ­@Aă @KC>F:, 9ā 160.9<Ľ@) =<A2 …
302
Nik. Chon. hist. 145,9f. (VAN DIETEN): 9Ā826 7.ă Aą: /Ą<: C68Ć1.7>B: ²87<B@. 7.Aý Aý? C68<@ĊC><:.?
A>B0Ć:.? Aý <ß7Ć=21. =2>6ĀA>2D2 …
444 Italien (Nr. IT14–IT15)

Versen 11 und 12 ist die chiastische Positionierung der Begriffe „Ost“ und „West“ auffallend:
Während in Vers 11 zunächst vom Osten – umschrieben als „bei den Aufgängen der Sonne“ –
und dann erst vom Westen die Rede ist, geschieht dies in Vers 12 genau umgekehrt.

(Fragment einer) Steinplatte (141 × 73 cm), a. 625–643: Museo Arcivescovile (Inv.-Nr.


63)
Nr. IT15) Die ursprünglich rechteckige Marmorplatte ist heute nicht mehr vollständig erhal-
ten. Noch vorhanden sind vier zusammenpassende Teile; verloren ist die obere linke Ecke der
Steinplatte303 ebenso wie einige Zentimeter an der rechten Seite der Platte. Dass es sich um eine
Grabplatte handelt, beweist die in die Steinplatte geritzte, nicht akzentuierteMajuskel-Inschrift
(Zeile 1:@Ń9. 7>Ĉ=A2A.6 etc.). Die über elf Zeilen laufende Inschrift ist aufgrund der Beschä-
digungen ebenfalls nicht zur Gänze erhalten. Es wurde schon früh erkannt, dass es sich um Ver-
se handelt, ebenso wie dass pro Zeile je ein Vers angebracht ist. Aufgrund des fragmentierten
Zustandes der Steinplatte sind jeweils die ersten Buchstaben bzw. Wörter der Verse 1–6 sowie
sämtliche Versenden nicht erhalten. Bereits im 15. Jahrhundert, als die Inschrift von Desiderius
Spretus [Spreti] (1414 – ca. 1474) in der Kirche Santi Mauri in Comacchio (nördlich von Ra-
venna) erstmals aufgezeichnet wurde, war die Steinplatte nicht mehr zur Gänze erhalten.
Die Buchstaben sind sorgfältig ausgeführt,304 stammen aber aufgrund paläographischer Un-
terschiede nicht von jenem Graveur, der das Grabepigramm (ĺ Nr. IT14) des Isaakios ausge-
führt hat.305
Aus noch darzulegenden Gründen ist das Epigramm in den Zeitraum 625–642/43 zu datie-
ren.
Der unvollständig erhaltene Epigrammtext lautet wie folgt:

[>40<>Ą<B 9]ÿ: @Ń9. 7>Ĉ=A2A.6 7þA[F,


¡:F 1ÿ =>]ą? Aą 52ĵ<: ¾ EBDā 9Ā[:26,
=<5<Ľ@. C]Ń? ¡C5.>A<: ê A>.:Ń? /[8Ā=26
Aą =Ħ: ļĈ=]<? CB0<Ľ@. AĮ? ž9.>AĄ.[?
5 =.ĵ? 9ÿ: 0ý>] <ôA<? Ý: ­AŃ: ö? ²:12[7.,
@A2ĵ]<? ž=8<Ľ? 2í02:ā? 08B7ć? 8[Ą.:]
ê: ĩ@.þ76<? é@A6? ±;.>D<? 9Ā0.[?]
±>0<6? ­12ĄD54 AŃ: ĩA.8Ń: @A>.A2B9þ[AF:]
±78.B@2 =67>Ń? ­7 /þ5<B? AĮ? 7.>1Ą.[?]
10 ö? =>ą? =.A>ą? 9ÿ: 52ĵ<? .íA<Ľ AB0Dþ:F[:],
±DF: 1ÿ =>ą? .íAą: @=8þ0D:. =.A>67<Ľ =Ć5[<B].
——
5–6 alludit fortasse ad Hebr. 11,23 (de Mose): @A2ĵ<: Aą =.61Ą<:. 7–8 cf. vv. 10–11 epigramm. in mor-
tem Isaacii in Cappella Sancta Sanctorum ecclesiae S. Vitalis in urbe Ravenna (ĺ no. IT14). 9 alludit ad
Mt. 26,75 (de Petro post negationem Christi): 7.ă ­;285ĉ: ±;F ±78.B@2: =67>Ń?. ­7 /þ5<B? AĮ? 7.>1Ą.?:
loc. comm., cf. e.g. Greg. Naz., De vita sua 539 (JUNGCK).
——
1 " 9ÿ: legerunt Muratori et Spreti (II/1): [AþCŁ Aą 0ý> 9]ÿ: supplevit CIG, [!" !
] Rubbi. @Ċ9.A6 Montfaucon. !& legerunt Muratori et Spreti (II/1). 2 [¡:F 1ÿ =>]ą? CIG: &
 Muratori, Spreti (II/1), [ ĩ ] Rubbi. CBDā Guillou. 9Ā[:26] supplevit CIG: …
Spreti (I), !… Muratori, Spreti,  Maffeius, Rubbius, [ ] Rubbi,  Patrono. 3
[=<5<Ľ@.] supplevit CIG: [#& !] Rubbi. #&C legerunt Muratori et Spreti (II/1). #
Muratori, Spreti (II/1). /8[Ā=26] supplevit CIG: … Spreti (I). 4 [Aą =Ħ: ļĈ=]<? supplevit CIG: !C
Muratori, Spreti (II/1), …A<? Montfaucon, [  $] Rubbi. !C legerunt Muratori et
Spreti (II/1). 5 [=.ĵ? 9ÿ: 0ý>] supplevit CIG: [ ! ] Rubbi. !& Muratori.  leg-
erunt Muratori et Spreti (II/1). 6 C!C legerunt Muratori et Spreti (II/1): [=þ07.8<? Epigr. Anth.
Pal., [- - -] 26<? Buoncoro, [- - -]<? Guillou, <>40Ć>6<?> Fiori. =8<Ľ? Epigr. Anth. Pal. !!C
—————–
303
Das im Museum in diesem Bereich angebrachte Fragment gehört nicht zur vorliegenden Steinplatte.
304
Zur Paläographie CAVALLO, Iscrizioni 129.
305
S.a. FIORI, Epigrafi 91.
Italien (Nr. IT15) 445

Spreti (II/1). 08B7ć?: ""C Spreti (I), ""C Spreti (II/1). 8[Ą.:] supplevit CIG. 7  ! Muratori,
Spreti (II/1). C legerunt Muratori et Spreti (II/1). 8 šAþ8F: Montfaucon. C!!"!& leg-
erunt Muratori et Spreti (II/1). 9 /þ5<? Guillou, Demografia. C legerunt Muratori et Spreti (II/1).
10 "! Patrono. !"$& legerunt Muratori et Spreti (II/1): !"$ Spreti (I). 11
! Patrono. " legerunt Muratori et Spreti (II/1).

Des Gregorios Körper ist unten verborgen,


oben aber beim Göttlichen weilt die Seele,
da sie das unverderbliche Licht sehnsuchtsvoll liebt, das sie deutlich sieht,
allen Schmutz der Sünde meidend.
5 Dieses Kind nämlich war ungefähr elf Jahre alt,
wohlgestaltet, aufrichtig, wohlgeboren, sehr süß,
das Isaakios, der sich durch Taten als großer Exarchos
der italischen Heere erwies,
bitter beweinte aus der Tiefe des Herzens,
10 weil er sein Onkel väterlicherseits war,
für ihn aber Gefühle väterlicher Liebe hatte.
Text: MURATORI, Novus Thesaurus veterum inscriptionum IV, MDCCCLXXXI (Nr. 4 [mit lat. Übers.]).– C.
SPRETI, Desiderii Spreti historici ravennatis de amplitudine, eversione, et restauratione urbis Ravennae, I. Ravenna
1793, 211 (Nr. 54); II/1. Ravenna 1796, 37 (mit lat. Übers.).– MONTFAUCON, Diarium Italicum 99f. (mit lat. Übers.).–
[Sc. MAFFEIUS], Museum Veronense. Hoc est antiquarum inscriptionum collectio […]. Verona 1749, CCCLXIII (Nr.
3).– A. RUBBIUS, in: Gasparis Aloysii Oderici Genuensis e Societate Jesu dissertationes et adnotationes in aliquot
ineditas veterum inscriptiones et numismata […]. Rom 1765, 290f. (mit lat. Übers.).– R. RUBBI, Dissertazione crono-
logica-storico-critica sopra il sepolcro d’Isaacio di Ravenna, in: Raccolta Ferrarese di opuscoli scientifici e letterari,
XI. Venedig 1781, 6 (mir nicht zugänglich [zitiert nach FIORI, Epigrafi]).– CIG IV 575f. (Nr. 9870).– Epigr. Anth.
Pal. II 735 (mit lat. Übers.).– PATRONO, Iscrizioni 366.– A. GUILLOU, Régionalism et indépendance dans l’empire
byzantin au VIIe siècle. L’exemple de l’exarchat et de la pentapole d’Italie (Istituto Storico Italiano per il Medio Evo,
Studi Storici 75–76). Rom 1969, 116 (vv. 9–11).– BOLLINI, Iscrizioni 44f. (Nr. 16) mit Abb.– RUGO, Iscrizioni III 42
(Nr. 43).– M. B[UONOCORE], in: Splendori di Bisanzio 92 (mit ital. Übers.), 93 (Abb.).– A. GUILLOU, Demografia e
società a Ravenna nell’età esarcale, in: CARILE, Storia di Ravenna II/1 107 (vv. 9–11 [mit ital. Übers.]).– GUILLOU,
Recueil 115 (Nr. 108 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 107 (Nr. 108).– ULUHOGIAN, Armeni a Ravenna 553, Anm. 55 (Text
nach Guillou).– FIORI, Epigrafi 92, 93 (ital. Übers.) u. Abb. 29, 30 (Schriftskizze).

Lit.: PL 106, 593–594 (Schriftskizze).– GUILLOU, Studies, III 207f.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 120 (Nr.
215).– CAVALLO, Iscrizioni 127–129, 130 (Abb. 14).– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 312f. (Nr. 108).– LAUX-
TERMANN, Poetry 349 (Nr. 91).– SETTIPANI, Continuité 374f.– ORSINI, Scrittura come immagine 26f.

Abb.: 67

Das Grabepigramm bedauert den Tod des Neffen des Exarchos von Italien Isaakios, dessen
Taten nicht nur in dieser Inschrift (Verse 7–8), sondern auch in seinen eigenen Grabversen (ĺ
Nr. IT14) gerühmt werden. Aus den abschließenden Versen wird die persönliche Trauer des
Exarchos deutlich, der seinem Neffen gegenüber Gefühle väterlicher Liebe hegte (Verse 9–11).
Zum Zeitpunkt des Todes war der Neffe, der Sohn des Bruders des Isaakios (Vers 10: =>ą?
=.A>ą? 9ÿ: 52ĵ<?), ungefähr elf Jahre alt (Vers 5), wobei es kein Zufall sein dürfte, dass das
Grabepigramm aus genau elf Versen zusammengesetzt ist.306 Sein Name war wahrscheinlich
Gregorios,307 wenn man der Lesung von Spreti, der noch alle Buchstaben entziffern konnte,
vertraut.308 Sein ursprünglicher armenischer Name dürfte Grigor gelautet haben.309 Da Isaakios
explizit als Exarchos angesprochen wird, ergibt sich als zeitlicher Rahmen der Datierung der

—————–
306
Vgl. BOLLINI, Iscrizioni 45; s.a. M. B[UONOCORE], in: Splendori di Bisanzio 92.
307
Vgl. COSENTINO, Prosopografia II 75 (Gregorius12).
308
Vgl. SETTIPANI, Continuité 374, Anm. 4.
309
Vgl. SETTIPANI, Continuité 374f.
446 Italien (Nr. IT15)

Zeitraum zwischen 625 und 643 (oder kurz danach).310 Die in den Versen 7–8 geschilderten
Großtaten des Exarchos mit seinen Heeren lassen sich mit keinem bestimmten Ereignis in Zu-
sammenhang bringen. Es dürfte sich um einen enkomiastischen locus communis handeln, der
hier in dem von Isaakios wohl selbst in Auftrag gegebenen Grabepigramm zur Anwendung
kommt. Interessant ist immerhin, dass Isaakios bei seiner Übersiedlung nach Ravenna offenbar
seine gesamte (armenische) Familie, so seinen Bruder und dessen Sohn (Gregorios), von Kon-
stantinopel bzw. aus dem Osten, wo er vorher gewirkt hatte,311 nach Italien mitbrachte.
Ebenso wie das Grabepigramm auf den Exarchos Isaakios (Nr. IT14) weist auch das vorlie-
gende Gedicht Verse auf, die als jambische Trimeter antik-spätantiken Stils mit Auflösungen zu
klassifizieren sind.312 Allerdings ist dies beim vorliegenden Stück nur in den Versen 7, 8 und 11,
die jeweils 13 Silben aufweisen, der Fall, wohingegen in Epigramm Nr. IT14 acht von zwölf
Versen betroffen sind. Weitere Auflösungen könnte es in den Anfängen der Verse 3–5 gegeben
haben, die schon im 15. Jahrhundert verloren und im CIG gänzlich konjiziert wurden. Auffal-
lend ist das proparoxytone Ende in Vers 5, ebenso wie die Tatsache, dass in den „reinen“
Zwölfsilberversen 2 und 4 paroxytone Akzentuierung vor B7 vorliegt. Es ist nicht anzunehmen,
dass für dieses Epigramm und jenes auf Isaakios (Nr. IT14) derselbe Dichter verantwortlich
war, weil die vorliegenden Verse von besserer Qualität sind als jene auf dem Sarkophag des
Exarchos.313
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Basierend auf der im CIG vorgenommenen Kon-
jektur [AþCŁ Aą 0ý> 9]ÿ: wurde das Epigramm bis zuletzt mit diesem Initium geführt.314 Da
Spreti und Muratori den Beginn des Epigramms aber noch gut lesen konnten und das von ihnen
entzifferte >40<>Ą<B inhaltlich, syntaktisch und rhythmisch gut in den Vers passt, sei diese
Lesung auch bevorzugt. Wie bereits erwähnt, gehen die Anfänge der Verse 3–5 auf Konjekturen
im CIG zurück: Alternativ zu =<5<Ľ@. in Vers 3 könnte man etwa an @AĀ>0<B@. denken, da die
Seele (Vers 2: EBDĂ) das „unverderbliche Licht“ ja bereits klar sieht (A>.:Ń? /8Ā=26) und daher
nicht mehr zu ersehnen (=<5<Ľ@.) braucht. Die Konjektur [Aą =Ħ: ļĈ=]<? in Vers 4 hingegen ist
durchaus vernünftig, da die Wendung ļĈ=<? ž9.>A- auch an anderer Stelle zu finden ist.315 ö? in
Vers 5 bedeutet „ungefähr“,316 und es verwunderte, dass nicht das exakte Alter des Verstorbe-
nen angegeben ist. Der Beginn von Vers 6 wurde von Spreti und Muratori als C!C entzif-
fert; da man später dieses Wort nicht richtig deuten konnte, wurden Zweifel angemeldet.317
Doch passt @A2ĵ<? sehr gut zu den anderen Epitheta im Vers: Es bedeutet hier wohl „schön“ /
„wohlgestaltet“318, und es ist durchaus möglich, dass Hebr. 11,23 als Vorbild anzunehmen ist:
@A2ĵ<: Aą =.61Ą<: (vgl. Testimonienapparat).319 Das zweite Epitheton in Vers 6, ž=8<Ľ?, ist
hier nicht als „einfach“ / „schlicht“320 zu verstehen, sondern bedeutet „aufrichtig“.321

—————–
310
Siehe oben S. 441–442.
311
Siehe oben S. 441–442.
312
Die von GUILLOU, Recueil 115 aufgestellte Behauptung, dass alle Verse „de douze pieds“ sind, ist daher falsch,
vgl. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 312f.
313
Siehe oben S. 443.
314
Vgl. VASSIS, Initia 716.
315
Z.B. Greg. Nyss. op. V 422,19 (ALEXANDER): =Ħ? ļJ=<? AĮ? ž9.>A,.?; Sym. Nov. Theol. hymn. 27,134 (KAM-
BYLIS): ž9.>A49)AF: ļJ=<?. Vgl. M. B[UONOCORE], in: Splendori di Bisanzio 92; FIORI, Epigrafi 96. Zugrunde
liegt hier Aą ļĈ=<?, das in Spätantike und Byzanz neben gebräuchlichem è ļĈ=<? verwendet wurde, vgl. LBG s.v.
316
Vgl. LSJ s.v. ö? E; BAUER – ALAND, Wörterbuch, s.v. IV 5.
317
Z.B. M. B[UONOCORE], in: Splendori di Bisanzio 92. FIORI, Epigrafi 92 u. 97f. ergänzte >40Ć>6<?, schließt aber
die Möglichkeit, stattdessen @A2ĵ<? zu schreiben, nicht aus.
318
Vgl. BAUER – ALAND, Wörterbuch, s.v. 1.; LSJ s.v. II 3–4. Wörtlich bedeutet das Adjektiv „städtisch“; bereits in
der Antike jedoch wurde das Wort im übertragenen Sinn als „elegant“, „fein“, „geistreich“ etc. verstanden, vgl.
LSJ s.v. I u. II 1–2. Zur @A26ĆA4? siehe jetzt auch die Beiträge in Frühmittelalterliche Studien 45 (2012).
319
Vgl. die Übersetzung in der Elberfelder Bibel, Witten – Dillenburg 32010, 1420: „… weil sie sahen, dass das
Kind schön war“.
320
Vgl. z.B. die ital. Übers. von M. B[UONOCORE], in: Splendori di Bisanzio 92: „semplice“.
321
Bei GUILLOU, Recueil 115 richtig als „franc“ wiedergegeben. Vgl. auch die Bedeutung von ž=8ĆA4? (u.a. „Auf-
richtigkeit“) bei BAUER – ALAND, Wörterbuch 171.
Italien (Nr. IT16) 447

ROM

(Vier Fragmente einer) Steinplatte (Nr. 1 u. Nr. 2: 72 × 28 cm; Nr. 3: 69 × 27,5 cm; Nr.
4: 72 × 27,5 cm), 9./10. Jh.: Kirche San Giorgio in Velabro
Nr. IT16) Die vier Marmorfragmente, die ursprünglich zu einem in den Fußboden eingelas-
senen Grabstein gehörten, sind heute unterhalb des zweiten Fensters des rechten Seitenschiffes
der Kirche angebracht.322 Darin eingeritzt sind Inschriften, die in teilweise akzentuierter Majus-
kel ausgeführt sind. Dabei handelt es sich um Verse, wie bereits Batiffol feststellen konnte.323
Die Fragmente 1 und 2 folgen unmittelbar aufeinander, wie ebenfalls bereits Batiffol erkannte;
dafür spricht die Verwendung von =Ā:5<B? in der ersten Zeile des zweiten Fragments (= Vers
3), das an =Ā:[5<?] in der dritten Zeile des ersten Fragments (= Vers 2) anknüpft. Was die
Fragmente 1 und 2 betrifft, erkennt man, dass nur die zweite Hälfte von Vers 2 verloren ist;
doch sind Reste von Buchstaben noch am oberen Rand des zweiten Fragments zu erkennen.
Auffallend ist, dass jeder Vers über ungefähr eineinhalb Zeilen läuft, wobei die zweite Zeile
jeweils eingerückt ist.
Die Inschriften auf den Fragmenten 3 und 4 laufen über insgesamt elf Zeilen, wobei die bei-
den Fragmente nicht, wie Lauxtermann zuletzt annahm, die rechte und linke Seite des unteren
Teils der Inschrift bilden.324 Die scheinbar miteinander korrespondierenden Inschriftenreste sind
einfach nicht in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Ein Beispiel: Die sechste Zeile des
dritten Fragments beginnt inschriftlich mit !!š – darauf sollte laut Lauxtermann325 eine
Lücke von ca. fünf Buchstaben folgen; in der entsprechenden Zeile des vierten Fragments lesen
wir š &, der Rest des Verses müsste sich nach Lauxtermanns Argumentation aus C[ca.
fünf Buchstaben]&C zusammensetzen. Da sich für die entstandenen Lücken der beiden Zei-
len ebenso wie für die anderen Lücken keine sinnvollen Ergänzungen finden lassen, ist es weit
wahrscheinlicher, dass – wie Lauxtermann ursprünglich und Guillou zuletzt vermuteten326 – die
Inschriften des vierten Fragments Reste weiterer fünf Verse, vielleicht sogar eines anderen Epi-
gramms, darstellen.
Das Epigramm dürfte somit 16 Verse umfasst haben. Man muss aber annehmen, dass der
Stein, der die erste Hälfte von Vers 11 trug, heute verloren ist, da das inschriftliche  aufgrund
der Position auf jeden Fall das Ende eines Verses darstellen muss. Die Akrostichis der ersten
zehn Verse lautet 2<=[Ā]9=A<B, die Anfangsbuchstaben der übrigen fünf Verse könnten nach
Lauxtermann AĈ9/<? ergeben haben.327 Auf eine ähnliche Akrostichis (AĈ9/<? šFþ::<B 7A8.)
stoßen wir auch in Epigramm Nr. IT18, dessen Fragmente in der Kirche San Giorgio in Velabro
aufbewahrt werden.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund paläographischer Beobachtungen: Die Buchstaben-
formen weisen nach Cavallo328 und Mango in das 9./10. Jahrhundert.329 Das Außergewöhnliche
besteht darin, dass teilweise Akzente vorhanden sind, obwohl Inschriften dieser Periode norma-
lerweise nicht akzentuiert sind; Akzente und Spiritus treten nämlich in der Regel nicht vor dem
11. Jahrhundert auf, doch gibt es – wie Mango zeigen konnte – auch weitere Inschriften vor
dem 11. Jahrhundert, die akzentuiert sind.330 Paläographisch auffallend ist auch, dass die In-
schriften in erster Linie zwar eingeritzt sind, dass manche Buchstaben aber auch reliefartig ab-
—————–
322
Vgl. GUILLOU, Recueil 129.
323
BATIFFOL, Inscriptions 422–424. P. BATIFFOL, Inscriptions byzantines de Saint-Georges au Vélabre. Mélanges
d’archéologie et d’histoire 7 (1887) 419–431.
324
LAUXTERMANN, Poetry 350.
325
LAUXTERMANN, Poetry 350.
326
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83, Anm. 49; GUILLOU, Recueil 129f.
327
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83, Anm. 49.
328
Datierung in das 9. Jh. bei CAVALLO, Scritture 129f. mit Vergleichsbeispielen.
329
CAVALLO, Tipologie 491; MANGO, Epigraphy I 243; s.a. LAUXTERMANN, Poetry 350. GUILLOU, Recueil 130 tritt
für eine Datierung in das 10./11. Jh. ein.
330
MANGO, Epigraphy I 243.
448 Italien (Nr. IT16)

gemeißelt erscheinen. Diese Buchstaben sind offensichtlich das Produkt einer späteren, wahr-
scheinlich erst im 20. Jahrhundert vorgenommenen Nachgestaltung, nachdem die eingeritzten
Buchstaben nicht mehr gelesen werden konnten. Dies wird deutlich, wenn man die bei Cozza-
Luzi dargebotene Abbildung der Inschriften betrachtet, auf der alle Buchstaben eingeritzt er-
scheinen.331
Der nicht vollständig erhaltene Epigrammtext lautet wie folgt:

ÿ? 0Ń<: 5>Į:<: =><@0>þCF @<6 Ań AþCŁ


­9C.Ą:F: /Ą<B Aą =Ā:[5<? …………]
<í1ÿ: 0ý> =Ā:5<B? ¡A2> =Ā826 ­: /ĄŁ
=><@A.09þAF: 1ÿ (2<)Ľ :Ć9<: è @AĀ>0F:
5 [2……………]/F9[……………]
925ĩ ü: ļ[………………]=2A[………]
=.>Į85[………………]=.A4[……]
Aą: A25[.99Ā:<: …] @7Ć=[26 …………]
ê? ­7>þA[4@2: …………]:.>D[………]
10 ï=.> 0>.[……………]7<@[………
……………………………]>.
[………]F@A4@.[…………] /Ą<B
[………]<: ü12 […………] =þ:A.6?
[………] à7.:F[…………]8ĀF?
15 [………] 7.ă /ĄŁ [……………]:F?
[………]<B? /Ą<B […………] C2Ĉ0F:.
——–
1 cf. Eur. Or. 1121: 0I<B? =>ą? .íAā: 54@I92@5’   =)@D<92:.
——–
1 ÿ? 0Ń<: scripsi (cf. COZZA-LUZI, Velabrensia 92sq., n. 5; LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83, n. 49;
GUILLOU, Recueil 130): 2@0Ń<: Batiffol, Lauxtermann, ÿ? 0Ć<: Guillou. 5>Į:<: scripsit Batiffol:
 inscr. Ań scripsit Batiffol: ! inscr. 2 ­9C.Ą:F: scripsit Batiffol: # inscr. =Ā:[5<?]
supplevit Batiffol. Cozza-Luzi supplevit 52<=29=A2 (sic) in fine versus. 3 "C Federico. 
Federico. 5 …]/F9[…: DIVIM Federico. 6 …]=2A[…: ! Federico. 7 =.>Į85[… scripsi: […
inscr.,  Federico, .>2Ą84C … Batiffol,  Cozza-Luzi, .>2Ą85[ Guillou. …]=.A4[…:
! inscr. =þA> … Batiffol. 8 A25[.99Ā:<:] supplevi: A2 5 … Batiffol. @7Ć=[26] supplevi: C Fe-
derico. 9 ­7>þA[4@2:] supplevi. …]:.>D[…: …:.>… Batiffol. 13 …<:F 12 … Batiffol. 14 … 7.:F …
Batiffol. …]8ĀF?: &C Federico. 16 C2Ĉ0F:: "& Federico, 2Ĉ0F: Batiffol.

Lege die Wehklage dar! Ein Klagelied schreibe ich auf dir, dem Grab, nieder,
indem ich das Leid des Lebens aufzeige …………
Nichts nämlich ist im Leben ohne Leid.
Der aber, der das Gesetz der Gebote Gottes liebt
5 ………………………………
Mit diesen …………………………
kam vorbei …………………………
den Bestatteten … betrachte …………
der herrschte …………………
10 wachend …………………………
………………………… des Lebens
………… so ………… allen
……… hinreichend ………………
15 ……… und dem Leben ………………
………… des Lebens ………… fliehend.

—————–
331
COZZA-LUZI, Velabrensia 91 (Abb.).
Italien (Nr. IT16) 449

Text: FEDERICO, Memorie 84f.– BATIFFOL, Inscriptions 424f. (mit Schriftskizzen).– COZZA-LUZI, Velabrensia 92,
91 (Abb.).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83 u. Anm. 49, s.a. 77, Anm. 26.– GUILLOU, Recueil 129f. (Nr. 118 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. 116–117 (Nr. 118a–c).

Lit.: SILVAGNI, Monumenta epigraphica Christiana I, Taf. XXXIX (Abb. 1).– GIANNETTINI – VENANZI, S. Giorgio
al Velabro 20 (Abb. 3 [Schriftskizze]), 21 (Abb. 4 [Schriftskizze]), 22 (Abb. 5 [Schriftskizze]).– CAVALLO, Tipologie
490f. u. Taf. XXIII–XXIV.– MANGO, Epigraphy I 243, II 139 (Taf. 24).– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313
(Nr. 118).– CAVALLO, Scritture 129 u. Taf. 46 (Abb. 102).– LAUXTERMANN, Poetry 218f., 350 (Nr. 95).– JOHN, San
Giorgio in Velabro 37f.

Abb.: LXV

Aufgrund der lückenhaften Überlieferung ist der Inhalt des Epigramms nicht vollständig zu
erfassen. Allein schon die fast zur Gänze vorhandenen Verse 1–4 bieten interpretatorische
Schwierigkeiten. Für Lauxtermann stellt das Epigramm insofern ein wichtiges Stück dar, als das
Grab in der zweiten Person angesprochen wird, wofür es sonst nicht sehr viele Beispiele gibt.332
Dies ist zweifellos richtig, da ein anonymer Sprecher – vielleicht der Autor der Verse selbst –
das Grab direkt anspricht (Vers 1:@<6 Ań AþCŁ). Andererseits dürfte sich der Beginn des Epi-
gramms auch an den Besucher der Grabstätte richten: Das inschriftlich überlieferte C&
ist höchstwahrscheinlich als ÿ? 0Ń<: aufzulösen; die Quelle für diese Wendung dürfte die im
Testimonienapparat zitierte Stelle aus Euripides sein. Der Besucher des Grabes bzw. der Leser
der Inschrift wird auch in Vers 8 angesprochen, nämlich insofern, als er aufgefordert wird, auf
den Verstorbenen (im Grab) zu blicken. Dafür, dass Besucher des Grabes bzw. Leser von Grab-
inschriften direkt angesprochen werden, gibt es auch viele andere Beispiele.333 Der Wechsel des
Angesprochenen kommt in Grabgedichten (auch in inschriftlich überlieferten) gelegentlich –
offensichtlich so auch hier – vor.334
Der Sinn des ersten Drittels des Epigramms dürfte folgendermaßen zu verstehen sein: Trotz
der im Leben erlittenen Leiden (Verse 2–3) kann man sich – wie Theopemptos –, sofern man
sich an die Gebote Gottes hält (Vers 4), einen Platz im Paradies erhoffen (so offensichtlich der
Inhalt des fast vollständig verlorenen Verses 5).335
Die restlichen zwei Drittel des Epigramms sind so stark verstümmelt, dass über den Inhalt
praktisch nichts ausgesagt werden kann; der Inhalt dieses Teiles könnte aber ein allgemeinerer
über die Vergänglichkeit des Lebens gewesen sein.336 In Vers 8 wird – wie bereits erwähnt –
offensichtlich der Besucher des Grabes bzw. der Leser der Inschrift angesprochen. Dass der
Verstorbene über etwas herrschte, könnte in Vers 9 gestanden sein, wobei dies hier vielleicht
auch im übertragenen Sinn zu verstehen ist. Vergleichend heranzuziehen ist ein mehrfach über-
liefertes Epigramm auf Schriftrollen verschiedener Heiliger, dessen erster Vers .@A>ą? 7>.AŃ:
7>þA4@<: ß@DĈ6 =þ@Ĭ lautet.337 Der Inhalt des letzten Verses des Epigramms könnte die Feststel-
lung beinhaltet haben, den Nichtigkeiten des Lebens zu entfliehen.338 Auch hier ist ein anderes
inschriftliches Epigramm zum Vergleich heranzuziehen: Auf der Schriftrolle des Engels, der
dem heiligen Pachomios im Katholikon des Klosters von Zrze (Former Yugoslav Republic of
Macedonia) entgegentritt, lesen wir C2Ĉ0F: 92>Ą9:.? ¾1<:þ? A2 A<Ľ /Ą<B.339
Wie bereits erwähnt, heißt der Verstorbene Theopemptos, wie aus der Akrostichis der ersten
zehn Verse zu erfahren ist. Dieser ist aus anderen Quellen nicht bekannt.340 Der Name ist an

—————–
332
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83f.; LAUXTERMANN, Poetry 218f.
333
Z.B. Vers 2 des (verlorenen) Grabepigramms in der Kirche San Domenico in Messina (ĺ Nr. IT23): 12Ľ><
=>Ć@2852, AĆ:12 Aą: AþC<: @7Ć=26.
334
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 103 u. Anm. 155.
335
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 219.
336
Vgl. LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83.
337
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 21.
338
Vgl. LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83, Anm. 50.
339
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 61.
340
Vgl. PmbZ # 28071.
450 Italien (Nr. IT16)

sich nicht sehr häufig belegt, aber immerhin ist er vom 7. bis zum frühen 11. Jahrhundert mehr
als ein Dutzend Mal ausgewiesen.341 Offen bleibt die Frage, ob der Grabstein ursprünglich für
ein Grabmal in der Kirche San Giorgio in Velabro geschaffen wurde oder zu jenen Objekten
gehört, die erst später importiert wurden. Lauxtermanns Vermutung, dass im Epigramm der
Sohn des Theopemptos dessen Tod bedauert, ist insofern auszuschließen, als in Vers 7 nicht
eine Form von =.AĂ> – Lauxtermann ging basierend auf der Edition von Batiffol von =.A>[…]
aus342 –, sondern klar ! zu lesen ist.
Das Epigramm dürfte ursprünglich aus 16 Versen bestanden haben; das Versmaß ist der by-
zantinische Zwölfsilber. In den mehr oder weniger vollständig erhaltenen Versen 1–4 ist der
Binnenschluss (jeweils B5) korrekt gesetzt. Aufgrund zahlreicher Verstöße sind die Verse je-
doch als prosodielos zu bezeichnen.343
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: 0Ń<: in Vers 1 braucht nicht zu 0Ć<: geändert zu
werden, da die Schreibung mit Omega als Variante zu gängigem 0Ć<? auch anderwärtig gesi-
chert ist, nämlich in einem Dichterfragment der römischen Kaiserzeit.344 Überhaupt konnten
Lauxtermann und Hörandner mit dem überlieferten C& nur sehr wenig anfangen. Laux-
termann dachte an ein Kompositum von 0Ć<?, brachte aber auch 5ÿ? 0Ć<: ins Spiel,345 was aber
wiederum Hörandner als „nicht sehr überzeugend“ qualifizierte.346 Zuletzt erwog Lauxtermann
ebenso wie bereits Batiffol347 die Konjektur 5Ā@96<: und bezeichnete „2@0Ń<: … nonsensi-
cal“.348 Doch wie bereits oben gezeigt wurde, ist der Beginn des Epigramms als ÿ? 0Ń<: auf-
zulösen, da offensichtlich die zitierte Euripides-Stelle Vorbild war.349 In Vers 1 erwähnenswert
ist auch die Tatsache, dass die Grabinschrift als 5>Į:<? bezeichnet wird; der Terminus wird
normalerweise für eine Monodie verwendet.350 Die von Cozza-Luzi am Ende von Vers 2 vorge-
nommene Ergänzung 2Ć=29=A2 (52<=29=A2 Cozza-Luzi) ist plausibel, zumal dadurch auch ein
Wortspiel mit dem lautlich ähnlichen vorangehenden =Ā:5<? vorläge;351 sie ist aber dennoch zu
spekulativ, um in den Text aufgenommen zu werden. Stimmt allerdings Cozza-Luzis Annahme,
dann wird der Name des Verstorbenen nicht nur durch die Akrostichis, sondern auch im Epi-
gramm selbst genannt. Hinter dem inschriftlich überlieferten &C!C in Vers 12 könnte sich
eine Form des Verbums >>F@AĀF verbergen, etwa >>F@AĂ@.?, wodurch auf eine Krankheit
des Verstorbenen hingewiesen worden sein könnte. Alternativ ist in normalisierter Orthographie
auch an é@A6? .… zu denken. Am Ende von Vers 14 könnte [=Ć]82F? gestanden sein; zu denken
wäre vielleicht auch an [/.@6]8ĀF?, doch ist dies im Zusammenhang des Inhalts des Epigramms
weniger wahrscheinlich.

—————–
341
Vgl. PmbZ # 8064–8078, # 28069–28072. Der bekannteste Träger des Namens ist der literarisch und sigillogra-
phisch belegte Bischof Theopemptos von Lakedaimon (ca. 970), vgl. PmbZ # 28070; s.a. E. KISLINGER, Nikolaos
episkopos Lakedaimonias. Chronologische Präzisierungen zur Bischofsliste im Bodleianus Holkham gr. 6. JÖB
57 (2007) 31.
342
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83 u. Anm. 51.
343
In diesem Zusammenhang zu nennen ist auch der Hiat in Vers 3 zwischen =Ā826 und ­:.
344
10,12 HEITSCH (vgl. auch DGE s.v. 0Ń<?); in Parenthese sei erwähnt, dass im Lexikon des Hesychios (0 1043
LATTE) 0Ń<? als Synonym zu 9:492ĵ<: verstanden wird (0Ń<? 9:492ĵ<:), was im vorliegenden Gedicht aber nicht
passend ist.
345
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 83, Anm. 49: „I fail to understand the meaning of 52@0Ń<: … a compound of
0Ć<?? or two separate words, 5ÿ? 0Ć<:?”
346
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313.
347
BATIFFOL, Inscriptions 426.
348
LAUXTERMANN, Poetry 219.
349
Der Versuch, auch sprachlich klassischen Vorbildern zu folgen, ist durch die Verwendung der vor allem bei
Homer und Tragikern belegten Präposition ¡A2> (vgl. LSJ s.v.) in Vers 3 zu erkennen.
350
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 219; s.a. ALEXIOU, Lament 87ff.
351
Vgl. COZZA-LUZI, Velabrensia 93.
Italien 451

(Zwei) Steinplatten (127 × 103 cm bzw. 100 × 94 cm), 10. Jh.: Kirche San Giorgio in Ve-
labro
Vom Betrachter aus gesehen sind links der vier Fragmente, welche das vorangehende Epi-
gramm (Nr. IT16) tragen, zwei weitere mit nicht akzentuierten Majuskel-Inschriften versehene
Grabplatten angebracht, wobei eine der beiden Platten in zwei Teile zerbrochen ist. Während
die Inschrift auf dem oberen Teil dieser Platte noch einigermaßen gut gelesen werden kann, sind
auf dem unteren Teil nur die Anfangsbuchstaben jeder Zeile und sonst nur vereinzelte Buchsta-
ben zu entziffern. Von der Inschrift auf der zweiten Grabplatte ist ebenfalls nur mehr wenig zu
erkennen. Zumindest lässt sich feststellen, dass auf beiden Grabplatten ein >D6=>2@/ĈA2><?
Ioannes genannt wird, der von sich jeweils in der ersten Person spricht.352 Offensichtlich handelt
es sich – so auch Lauxtermann353 – um ein und dieselbe Person, wenngleich Guillou leichte
paläographische Unterschiede in der Gestaltung der Inschriften auf den beiden Grabplatten ent-
deckt haben wollte,354 welche die unterschiedliche Größe der Buchstaben355 und orthographi-
sche Besonderheiten betreffen. Doch wäre es – wie auch Guillou feststellte – mehr als unwahr-
scheinlich, wenn etwa zur gleichen Zeit zwei verschiedene >D6=>2@/ĈA2><6 namens Ioannes in
der gleichen Kirche bestattet worden wären.356 Die leichten paläographischen Abweichungen
sind wahrscheinlich auf unterschiedliche Steinschneider zurückzuführen.
Zunächst zur unterhalb des ersten Fensters des rechten Seitenschiffes angebrachten Grabplat-
te, die in zwei Teile zerbrochen ist: Auf dem oberen Teil läuft die Inschrift über acht Zeilen,
wobei die erste Zeile kaum mehr zu erkennen ist. Der untere Teil muss zwölf Zeilen getragen
haben; dies erkennt man – wie erwähnt – aus den jeweiligen noch vorhandenen Anfangsbuch-
staben. Ein dritter Teil der Grabplatte muss verloren sein, da noch drei weitere Zeilen benötigt
werden, um die Akrostichis der Inschrift zu vervollständigen. Lässt man die erste Zeile auf dem
oberen Teil der Platte außer Acht, dann ergibt sich (in normalisierter Orthographie) folgende
Akrostichis: šFþ::<B >D6=>2@/BAĀ[><B]. Während aus den noch vorhandenen Teilen der In-
schrift zu erkennen ist, dass es sich um Verse und daher um ein Grabepigramm handelt, ist die
erste Zeile in Prosa gehalten. Sie stellt eine Überschrift bzw. einen Titel zum Epigramm dar,
wofür es sonst bei inschriftlich überlieferten Epigrammen (mit Ausnahme der „inschriftlichen“
Verse in Handschriften)357 meines Wissens keine Belege gibt. Bei der restlichen Inschrift ver-
hält es sich so, dass jede Zeile einen Vers bildet. In der Mitte der 20. Zeile der Inschrift, d.h. in
Vers 19, ist ein doppelstufiges Kreuz eingeritzt, von dem man annehmen könnte, dass es das
Textende bzw. das Epigrammende anzeigt. Ein solches eingeritztes Kreuz ist aber auch in der
Mitte der vorletzten Zeile der Inschrift auf der anderen Grabplatte des Archipresbyters Ioannes
zu erkennen. Da nach dem Kreuz der Text aber fortgesetzt wird, kann man auch auf der vorlie-
genden Grabplatte davon ausgehen, dass durch das Kreuz nicht das Ende der Inschrift markiert
ist.
Zu datieren ist das Epigramm ebenso wie jene Inschrift auf der zweiten Grabplatte (Nr.
IT18) aus paläographischen Gründen nach Guillou um die Mitte des 10. Jahrhunderts.358 Es ist
somit etwas jünger als das Epigramm des Theopemptos (ĺ Nr. IT16). Die Datierung wird auch
– wie noch zu zeigen ist – durch inhaltliche Überlegungen gestützt. Daneben weist auch die
unterschiedliche paläographische Gestaltung darauf hin, dass verschiedene Steinschneider am
Werk waren.

—————–
352
Zu Epitaphien dieser Art LAUXTERMANN, Poetry 215ff.
353
LAUXTERMANN, Poetry 216.
354
GUILLOU, Recueil 128.
355
Vgl. GUILLOU, Recueil 124, 126.
356
GUILLOU, Recueil 128.
357
Dazu RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 57; LAUXTERMANN, Poetry 346–349.
358
GUILLOU, Recueil 125, 127.
452 Italien (Nr. IT17)

Nr. IT17) Der Epigrammtext samt der begleitenden Überschrift auf der Grabplatte lautet wie
folgt:

šF(þ::<B) >D6=[>2@/BAĀ><B 0Ā]::. 7.ă /Ą<? î=ą 7><@(A6)D(Ą1<?)

ĩFþ::<B =.A>6.>D<Ľ:A<? Aį ņĊ9[Ĭ]


ç01Ć<B =þ=. 7.ă 8Ą.: C2>F:Ĉ9<B
ž9.>AF8ą? ­: /ĄŁ ­AĀD54:, <ã99<6,
:4=6Ć52: 0>þ99.A. 12161.09Ā:<?
5 :<B:2D<Ľ? =(.A)>(ą)? =Ā8<:A<? 161.@7þ8<B
ë8/<: />./2ĈF: [9.5]Ă@2F? A<ĵ? =Ħ@6:
B(àą)? î=[þ>]D[F]: 9(4)A>(Ć)? 9(<B) [2<]1<Ĉ84?
.[…]=.[…………………………]
>[………………………………]
10 D[………………………………]
6[………………………………]
=[…]AF[……]A[…………]D<Ľ:[………]
>[………………………………]
2[………………………………]
15 @[………………………………]
/[………………………………]
B[………………………………]
A[………………………………]
2[………………………………]
20 [>………………………………
<………………………………
B………………………………]
———–
Tit. >D6=[>2@/BAĀ><B] scripsit et supplevit Batiffol: $[… inscr. [0Ā]::. supplevit Batiffol.
7><@(A6)D(Ą1<?) scripsi: &C$ inscr., 7><[@AĄDF:] Batiffol, 7><@(AĄ)D(F:) Guillou. 1
=.A>6.>D<Ľ:A<? scripsit Batiffol: !$"!&C inscr.,  !$"! Federico. [­:] supple-
vit Batiffol ante Aį. źĊ9Ĭ legit Batiffol. 2 ç01Ć<B scripsit Batiffol: &" inscr. =þ=. scripsi (cf.
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313): =.=Ħ Batiffol, Sansterre, Guillou. 8Ą.::  Federico. 3
<ã99<6:  Federico, <ã9<6 Batiffol, Guillou (app. crit.). 4 :4=6Ć52: scripsi: & inscr.,
:6=ĄF52: Batiffol, :6=6<52: (sic) Cozza-Luzi (p. 85), :4=ĄF52: Guillou (app. crit.). 12161.09Ā:<? scripsit
Batiffol: C inscr. 5 :<B:2D<Ľ? scripsit Batiffol: "AI$"C inscr. =(.A)>(ą)?:
 Federico. 6 C&C legit Cozza-Luzi: [9.54A2Ą.?] Batiffol. 7 î=þ>F: legit Batiffol:
"$& Cozza-Luzi (sic inscr. ?). 9[4A]>[ą?] Batiffol. 9(<B) omisit Batiffol. "C legit
Cozza-Luzi: …"C Federico, [52<]1<Ĉ84? Batiffol, [2]<1<Ĉ84?… Guillou. 12 D<Ľ: scripsi secun-
dum Cozza-Luzi ($"): omiserunt alii.

Des Archipresbyters Ioannes Herkunft und Leben (in der Form eines Gedichtes) mit
Akrostichis

Als Johannes in Rom Patriarch war,


der achte Papst (sc. seines Namens) und ein sehr würdiger Träger des Namens,
wurde ich als Sünder, ach, im Leben geboren;
von Kindheit an wurde ich die Schriften gelehrt,
5 da ein verständiger Vater mein Lehrer war.
Den Reichtum des Wissens allen schenkend
als Sohn meiner Mutter Theodule
………………………………
………………………………
10 ………………………………
………………………………
………………… Erde ………
Italien (Nr. IT17) 453

………………………………
………………………………
15 ………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
20 ………………………………
………………………………
………………………………
Text:359 FEDERICO, Memorie 83, 84 (lat. Übers.).– BATIFFOL, Inscriptions 427, 426 (Schriftskizze), s.a. 423.–
COZZA-LUZI, Velabrensia 74, 75 (Abb.), 83–86.– J.-M. SANSTERRE, Les moines grecs et orientaux à Rome aux
époques byzantine et carolingienne (milieu du VIe s. – fin du IXe s.) (Académie Royale de Belgique, Mémoires de la
Classe des Lettres, 2e sér. LXVI). Brüssel 1983, II 148, Anm. 353 (vv. 1–3).– GUILLOU, Recueil 125 (Nr. 115 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. 113–114 (Nr. 115a–b).

Lit.: SILVAGNI, Monumenta epigraphica Christiana I, Taf. XXXIV (Abb. 4).– GIANNETTINI – VENANZI, S. Giorgio
al Velabro 23 (Abb. 6 [Schriftskizze]).– CAVALLO, Tipologie 490f. u. Taf. XXI.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 73.–
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313 (Nr. 115).– LAUXTERMANN, Poetry 216, 350 (Nr. 93).– JOHN, San Giorgio
in Velabro 38f.

Abb.: 70

Wie bereits erwähnt, stellt die Inschrift ein Grabepigramm auf einen Archipresbyter („Erz-
priester“) Ioannes dar.360 Das Amt bezeichnet einen hohen kirchlichen, nicht weit unterhalb des
Bischofs angesiedelten Funktionär, der mit einem Dechanten zu vergleichen ist.361 In den Ver-
sen 1–3 ist zu erfahren, dass Ioannes geboren wurde, als Johannes VIII.362 Papst war. Da dessen
Papsttum von 872–882 dauerte, ist auch die Geburt des späteren Archipresbyters Ioannes in
diese Dekade zu setzen; es ist auch anzunehmen, dass er in Rom geboren wurde. In den Versen
4–6 wird toposartig die Gelehrsamkeit des Ioannes hervorgestrichen: Schon von Kindheit an sei
er die Schriften (0>þ99.A.) gelehrt worden, womit hier speziell im Hinblick auf seine weitere
Laufbahn wohl das Alte und das Neue Testament gemeint sind.363 Sein Lehrer war sein Vater,
der ebenfalls ein gelehrter Mann war (Vers 5). Vers 6 würde in der Anlage des Epigramms in-
haltlich besser zu Vers 5, d.h. zur Beschreibung des Vaters passen, doch ist dies grammatika-
lisch nicht möglich. So ist es Ioannes, der allen seine Weisheit weitergab, was bedeuten könnte,
dass er auch als Lehrer tätig war. Während der Name des Vaters im erhaltenen Teil des Epi-
gramms nicht genannt ist,364 erfahren wir in Vers 7, wie die Mutter des Verstorbenen hieß, näm-
lich Theodule.365 Der Name ist eher selten: So ist er vom 7. bis zum frühen 11. Jahrhundert nur
zwei weitere Male belegt: Eine Theodule wurde um 800 in Palästina geboren;366 eine andere
Theodule ist in einer Grabinschrift von 1022/23 in Kappadokien attestiert.367 Theodule hieß
auch die Mutter des bekannten Georgios von Antiocheia, wie aus ihrem Grabepigramm (Nr.

—————–
359
Die erste gedruckte Edition des Inschriftentextes stammt von Federico; zwei handschriftliche aus dem 16. und 17.
Jh. stammende (unedierte) Abschriften des Textes sind bei BATIFFOL, Inscriptions 422f. erwähnt (vgl. GUILLOU,
Recueil 124f.).
360
Zur Person PmbZ # 22799.
361
Vgl. I. RIEDEL-SPANGENBERGER, Erzpriester (archipresbyter). LThK3 3 (1995) 857. S.a. GUILLOU, Recueil 126.
362
Zur Person PmbZ # 23470; R. SCHIEFFER, J[ohannes] VIII. LexMA V (1991) 539f.; A. K[AZHDAN], John VIII.
ODB 2, 1052f.
363
Vgl. L s.v. 0>þ99. 2.
364
Vgl. PmbZ # 22799A.
365
Zur Person PmbZ # 27987.
366
PmbZ # 7973.
367
PmbZ # 27988.
454 Italien (Nr. IT17)

IT29) zu erfahren ist. In der Palaiologenzeit ist der Name ebenfalls nur spärlich vertreten.368 Der
Name Theodule könnte darauf hindeuten, dass sie Nonne war;369 dies trifft jedenfalls auf Theo-
dule, die Mutter des Georgios von Antiocheia, zu. Im verlorenen Teil des Epigramms sind (wei-
tere) Informationen zum Leben (/Ą<?) des Ioannes wahrscheinlich, wenn die Überschrift des
Epigramms den Tatsachen entspricht. Wie sonst des öfteren üblich, sind auch allgemeinere Ge-
danken zum Tod und zur Vergänglichkeit im unteren Drittel der Inschrift zu erwarten. Der Tod
des Ioannes ist in der ersten Hälfte bzw. spätestens um die Mitte des 10. Jahrhunderts anzuneh-
men.370
Das Epigramm dürfte – vervollständigt man die Akrostichis – ursprünglich 22 Verse umfasst
haben. Aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die prosodischen Normen – zu erwähnen ist etwa
auch der Hiat zwischen /ĄŁ und ­AĀD54: in Vers 3 – sind die Verse als prosodielos zu klassifi-
zieren. Die Binnenschlüsse sind in den Versen 2–7 korrekt gesetzt, Vers 1 allerdings weist we-
der B5 noch B7 auf. Offensichtlich gelang es dem nur durchschnittlich begabten Dichter nicht,
Namen, auf die Tätigkeit der Person abzielende Verbalform und Ortsbezeichnung so im Vers
unterzubringen, dass eine den Regeln entsprechende Zäsur gegeben ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie bereits im textkritischen Apparat angeführt,
ist das letzte Wort der Überschrift (wahrscheinlich) als &C$ überliefert, wohinter sich mit
ziemlicher Sicherheit ein „Akrostichis“ bezeichnendes griechisches Wort befindet, das aus
Platzmangel gekürzt wurde. Batiffol ergänzte zu 7><[@AĄDF:], dem auch Guillou grosso modo
folgte. Beide gingen davon aus, dass die Pluralform 7>Ć@A6D. zugrunde liegt, die sonst jedoch
nur an einer weiteren Stelle belegt ist, nämlich in der auf einen Schreiber des 10. Jahrhunderts
zurückgehenden Überschrift eines Gedichts in der Anthologia Palatina (IX 385).371 Weit wahr-
scheinlicher ist jedoch, dass &C$ eine Kürzung des Genitivs 7><@A6DĄ1<? des Nomens
7><@A6DĄ? darstellt, für das eine Vielzahl von Belegen zu finden ist.372 Alternativ ist daran zu
denken, 7><@(AĄ)D(<B) oder 7><@(A6)D(<Ľ) zu schreiben, doch sind die zugrunde liegenden
Wörter 7>Ć@A6D<: (in der Bedeutung „Akrostichis“) bzw. 7><@A6DĆ? nur jeweils einmal attes-
tiert.373 Entscheidet man sich so wie Batiffol und Guillou für eine Pluralform, d.h. für
7><@(AĄ)D(F:) oder 7><@(A6)D(Ą1F:), dann könnte damit ausgedrückt werden, dass auch das
Epigramm (ĺ Nr. IT18) auf der zweiten Grabplatte des Archipresbyters Ioannes eine Akrosti-
chis bildet. Das Verbum =.A>6.>DĀF in Vers 1 begegnet erstmals bei Theodoros Studites und ist
auch sonst eher spärlich im Vergleich zum häufiger belegten =.A>6.>D2ĈF überliefert.374
=.A>6.>DĀF in Zusammenhang mit Rom, d.h. in der Bedeutung „Papst sein“, ist überhaupt nur
an dieser Stelle attestiert; Aį źĊ9[Ĭ] am Ende von Vers 1 ist ein Dativus loci, daher ist auch
nicht – wie von Batiffol vorgenommen – die Präposition ­: zu ergänzen. Nach Hörandner be-
zieht sich das Adjektiv C2>F:Ĉ9<B am Ende von Vers 2 auf šFþ::<B am Beginn von Vers 1; es
sei darin eine jener so beliebten Anspielungen auf die Etymologie des Namens Johannes / Ioan-
nes („Gottes Gnade“) zu verstehen.375 Diese Interpretation wird auch durch die wohl beabsich-
tigte gesperrte Stellung (Klimax) der beiden genannten Wörter unterstützt. Guillous Vermutung,
dass mit C2>Ċ:B9<? der =þ=.? am Beginn gemeint sei,376 ist daher abzulehnen. Am Ende von
Vers 3 kann das inschriftlich mit zwei My überlieferte <ã99<6 im Text behalten werden, da diese
Schreibung auch sonst sehr gut belegt ist;377 auch im zweiten Epigramm (ĺ Nr. IT18, Vers 8)
auf den Archipresbyter Ioannes kommt diese Schreibung vor. Das inschriftlich überlieferte
& in Vers 4 ist in normalisierter Orthographie als :4=6Ć52: wiederzugeben; die Form
—————–
368
Vgl. PLP (Index).
369
Vgl. COZZA-LUZI, Velabrensia 86.
370
S.a. GUILLOU, Recueil 126.
371
7>Ć@A6D. 2ß? Aā: š86þ1. 7.Aý ļ.EŁ1Ą.:. Vgl. LSJ s.v. 7><@A6DĄ?.
372
Vgl. LSJ s.v., L s.v. 2, DGE s.v., TLG.
373
Vgl. LBG s.v. Zum Wort s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 115.
374
Vgl. LBG s.v.
375
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 313.
376
GUILLOU, Recueil 126.
377
Vgl. LSJ s.v. <ã9<6, TLG. S.a. COZZA-LUZI, Velabrensia 85.
Italien (Nr. IT17–IT18) 455

ist bereits seit der Spätantike attestiert.378 Nach Cozza-Luzi ist in Vers 7 "$& überliefert,
was heute nicht mehr überprüft werden kann. Die Konjektur zu î=[þ>]D[F]: erscheint plausibel,
auch angesichts der Tatsache, dass in den vorangehenden Versen ebenfalls Partizipia verwendet
werden. Entscheidet man sich für die Schreibung mit Eta, dann ist das Wort in normalisierter
Form als î=Į>D<: wiederzugeben.379 Verwendet man diese finite Verbalform (1. Person Sg.
Impf.), dann ist wahrscheinlich am Ende von Vers 6 zu interpungieren.
Nr. IT18) War schon vom vorangehenden Epigrammtext nur rund ein Drittel vorhanden, ist
der gesamte Text auf der anderen Grabplatte des Archipresbyters Ioannes kaum oder gar nicht
zu entziffern. Der Inschriftentext läuft über 21 Zeilen, wobei auch hier – den vorhandenen Res-
ten nach zu schließen – jede Zeile einen Vers gebildet haben muss. Die durch die Versanfänge
auch hier gebildete Akrostichis lautet AĈ9/<? šFþ::<B >D6=>2@[/BAĀ><B]. Da die letzte Zeile
auf der Grabplatte jene ist, die mit Sigma beginnt, muss der untere Teil, der sieben Zeilen bzw.
Verse umfasste, um die Akrostichis zu vervollständigen, verloren sein.
Der sehr lückenhafte Epigrammtext lautet wie folgt:

[!ý? ………………………þ@.?]
î=ÿ> =þ:A. Aą: @[…………]=.A<Ľ:A.
9[2]A.:<Ą.? 0[………………]DĈ@.?
/6[Ċ]@.? […]82[…………………]
5 ç7:Ă@.? [………………………]
@=[6]8Ċ@.? [………………………]
[………………………………]
ç>Ā[;].? <ã99<6 […………………]
7.A[þ@]A.A<[? …………………]
10 :4D[Ć]9[2]:<? [:].[…………………]
:Ć9<6[? …]867.6[…………………]
é9F? […] é><? […………………]
î(6ą)? è 7<8[B]9/Ă5[>.: ……………]
>2AĮ? [……] 7.Aý […………]@D[…]
15 ļ[…]. ­:A<8[Ń]: [……………]8[Ą].?
[D……..]: =>.ĆA4A<? [………]2:<?
[¾9Ā>.?] 7.ă :[B7]Aą? […] A.=[26:……].?
[=…]<? ž9.>A49.A[…………]2[.]F:
[ļ]Ĉ=<B 1ÿ 1ĄD. […] <í1[………]D[…]F
20 2íDį ­9į [Ań] (2)ń .[……]2>F:
[@]B0:[Ċ94]: é=F? 2ï>F A[Ń: ­=A].[6@]9[Ā]:F[:
/………………………………
B……………………………
A………………………………
25 2……………………………
ļ………………………………
<……………………………
B……………………………]
——
18–19 cf. v. 4 epigramm. in lapide sepulcrali nepotis exarchi Isaacii in urbe Ravenna (ĺ no. IT15): [Aą
=Ħ: ļĈ=]<? CB0<Ľ@. AĮ? ž9.>AĄ.[?].
——
1 !C legit Cozza-Luzi: !.[ Guillou. CC legit Cozza-Luzi. 2 î=ÿ>: ū=<: (= 2å=<:) Guillou. Aą:
@[…: A<ĵ? .88… Guillou. š=.A<Ľ:A. legit Guillou. 3 !AC legerunt Batiffol et Cozza-Luzi. 0[…:
 Batiffol, Cozza-Luzi, B[ Guillou. …]DĈ@.? dubitanter scripsi: $"C Batiffol, Cozza-Luzi, ]DB@[

—————–
378
Vgl. L s.v., LBG s.v.
379
Vgl. COZZA-LUZI, Velabrensia 86.
456 Italien (Nr. IT18)

Guillou. 4 B&CC legerunt Batiffol et Cozza-Luzi. ! legit Cozza-Luzi in fine versus. 6 C&CC
legerunt Batiffol et Cozza-Luzi. 7 # legerunt Batiffol et Cozza-Luzi. 8 Ź>Ā;.? (= ç>Ā;.?) legit Guillou.
Guillou (app. crit.) praefert <ã9<6. 9 7.A[þ@]A.A<[?] supplevi (cf. BATIFFOL, Inscriptions 430): !
!!C Batiffol, Cozza-Luzi, ¥7.A[.] A.A< [ Guillou. 10 :4D[Ć]9[2]:<? [:.… dubitanter scripsi:
$[.][.]C [.] (?) inscr., $ C Batiffol, Cozza-Luzi, 6D…<@. Guillou. 11 C le-
gerunt Batiffol et Cozza-Luzi. 12 é><? scripsi (cf. comment.): ë><? Guillou. 13 î(6ą)? scripsi: ŭ@. (=
ã@.) Guillou. 7<8[B]9/Ă5[>.:] dubitanter scripsi: " Batiffol, Cozza-Luzi, 7<8B9/6@[ Guillou.
15 !& legerunt Batiffol et Cozza-Luzi. ...8Ą.? legit Guillou: C Batiffol, Cozza-Luzi. 16 $ legit
Guillou in initio versus. 17 [¾9Ā>.?]: 492>C legit Cozza-Luzi, Š[9Ā>.?] Guillou. "!C legit Batif-
fol. A.=26:. legit Guillou. 19 "" legit Batiffol. 1ÿ 1ĄD. scripsi: $ Batiffol, Cozza-Luzi, 1286D.
Guillou. ]D…6F legit Guillou in fine versus. 20 2íDį ­9į dubitanter scripsi: "$  inscr., ñD<6
­9<6 Guillou. !& legit Cozza-Luzi. (2)ń dubitanter scripsi: & Batiffol, Cozza-Luzi, 5F Guillou.
.[……]2>F::    & Batiffol, <99!& Cozza-Luzi, .9…. ¾92>Ń: Guillou. 21
C"& legit Batiffol. !& legit Batiffol. !C& legit Batiffol.

………………………………
über jeden, der …………………
der Reue ……………… ausgießend
lebend ………………………
5 zögernd ………………………
befleckend ………………………
………………………………
ausstreckend, ach, …………………
unstet …………………
10 schwimmend (?) ……………………
den Gesetzen …………………………
gleichwohl … Grenze (?) …………………
der Sohn, der das (Tauf)becken ……………
der Tugend ……gegen ……………
15 …… der Gebote ……………………
……… der Milde ……………
des Tages und der Nacht ………………
…… Sünden ………………
ohne den Schmutz aber … und nicht ……………
20 durch mein Gebet Gott ……………
damit ich Verzeihung der Sünden finde
………………………………
………………………………
………………………………
25 ………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
Text: BATIFFOL, Inscriptions 428.– COZZA-LUZI, Velabrensia 87, 88 (Abb.).– GUILLOU, Recueil 127 (Nr. 116) u.
Taf. 115 (Nr. 116).

Lit.: GIANNETTINI – VENANZI, S. Giorgio al Velabro 24 (Abb. 7 [Schriftskizze]).– CAVALLO, Tipologie 490f. u.
Taf. XXII.– LAUXTERMANN, Poetry 216, 350 (Nr. 94).– JOHN, San Giorgio in Velabro 38f.

Abb.: LXVI

Aufgrund des schlechten Zustandes des Textes ist – wie schon Guillou und Lauxtermann
feststellten – nicht sehr viel über den Inhalt auszusagen. Immerhin erkennt man, dass der Tote
von sich ebenso wie im vorangehenden auf ihn bezogenen Epitaphios (ĺ Nr. IT17) in der ers-
ten Person spricht. Dies wird nicht nur deutlich durch den einzigen mehr oder weniger vollstän-
dig erhaltenen Vers 21, sondern wahrscheinlich auch durch Vers 20, in dem ein Pronomen der
ersten Person (­9į [?],  inscr.) verwendet wird. Vers 21 würde auch ganz gut den Ab-
Italien (Nr. IT18) 457

schluss des Epigramms bilden – die Bitte um Vergebung der Sünden begegnet in ähnlich struk-
turierten Epigrammen durchwegs am Ende –, doch sind aufgrund der Vorgaben der Akrostichis
noch weitere Verse zu vermuten. Der Epigrammtext dürfte so strukturiert sein, dass im Großteil
der Verse allgemeine Gedanken zum Tod und der Vergänglichkeit formuliert werden. Nach
Lauxtermann könnte der Verstorbene in den Vers 21 vorangehenden Versen seine eigene Sünd-
haftigkeit artikuliert haben.380 Die =>.ĆA4? in Vers 16 dürfte sich auf die „Milde“ Gottes bezie-
hen.
Das Versmaß des Epigramms ist der byzantinische Zwölfsilber. Aufgrund einiger schwerer
prosodischer Verstöße, die trotz der lückenhaften Überlieferung und gerade auch im vollständig
rekonstruierten Vers 21 zu erkennen sind, ist das Epigramm ebenso wie das vorangehende als
prosodielos zu bezeichnen. Die Binnenschlüsse dürften im Großen und Ganzen aber korrekt
gesetzt sein.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Am Beginn von Vers 2 ist wahrscheinlich nicht,
wie von Guillou angenommen, inschriftlich " überliefert, sondern ", da der zarte
Ansatz einer Querhaste des Epsilon noch zu erkennen ist. Der zweite Buchstabe von Vers 6
gleicht auf den ersten Blick einem Ny, doch kann sich dahinter im Verbund mit den übrigen
Buchstaben des Wortes nur ein Pi verbergen. Das erste Wort von Vers 8 ist inschriftlich als
&[.]C überliefert, welches Guillou, der auch das Xi lesen konnte, wohl richtigerweise zu
ç>Ā;.? änderte. Dem inschriftlichen Befund entsprechend wäre ù>2;.? zu schreiben, doch ist
diese Form aus zwei Gründen abzulehnen: 1) In einem in der ersten Person gehaltenen Epi-
gramm, in dem der Tote von sich selbst spricht, ist eine Verbalform in der zweiten Person nicht
passend. 2) Am Beginn der Verse 4, 5 und 6 sind jeweils Partizipformen verwendet; aus diesem
Grund ist eine solche auch in Vers 8 zu erwarten.381 In Vers 8 ist ebenso wie im anderen Epi-
gramm auf den Archipresbyter Ioannes die von der Inschrift vorgegebene Schreibung <ã99<6
(mit Doppel-My) beizubehalten. Diese Übereinstimmung dürfte ein weiterer Hinweis darauf
sein, dass die beiden Epigrammtexte von derselben Person verfasst wurden. Im ersten Drittel
von Vers 12 ist inschriftlich C überliefert, das Guillou als ë><? transkribierte. In einem
Text, in dem von Tod und Vergänglichkeit die Rede ist, passt jedoch der Terminus é><?
(„Grenze“) besser als ë><? („Berg“). Die ersten beiden Buchstaben von Vers 13 lauten "C,
wobei oberhalb des Sigma, leicht versetzt nach links, ein horizontaler Strich zu erkennen ist.
Dieser könnte als Kürzungsstrich gedeutet werden; "C ist demgemäß als î(6ą)? aufzulösen.
Problematisch ist auch das dritte Wort des Verses: Zu entziffern ist wahrscheinlich
[.], wohinter sich nichts anderes als eine Form von 7<8B9/Ă5>. verbergen kann.
Hinter der ersten Hälfte des Verses könnte folgendes Isaias-Zitat (7,3) stehen: 7.ă 2å=2: 7Ĉ>6<?
=>ą? @.6.: ¹;2852 2ß? @B:þ:A4@6: D.3 @ć 7.ă è 7.A.826C52ă? .@<B/ è BàĆ? @<B =>ą? Aā:
7<8B9/Ă5>.: AĮ? ¡:F è1<Ľ A<Ľ 0><Ľ A<Ľ 0:.CĀF? … In welchem Zusammenhang das Zitat im
Vers verwendet worden sein könnte, bleibt jedoch rätselhaft. In Parenthese sei erwähnt, dass
7<8B9/Ă5>. auch als Taufbecken gedeutet werden kann; der Begriff wird mitunter auch als
Synonym für die Taufe an sich verwendet.382 Eher unwahrscheinlich hingegen dürfte der Lö-
sungsvorschlag von Cozza-Luzi sein: Dieser las ", was er im Kommentar zu
""383 erweiterte; er vermutete daher, dass der Archipresbyter Ioannes der Sohn des
Kolymbios sei (î(6ą)? è <8B9/Ą<B), das er als griechische Form des lateinischen Namens Co-
lumbus deutete. Cozza-Luzi untermauerte seine These dadurch, dass im anderen Grabepigramm
der Name seiner Mutter (Theodule) angeführt sei.384 In der ersten Hälfte von Vers 19 ist wahr-
scheinlich 1ÿ 1ĄD. zu lesen, wobei sich die Präposition auf ļĈ=<B am Beginn des Verses bezie-
hen dürfte. Das von den bisherigen Editoren gelesene $ (bzw. 1286D.) ist nicht nur un-
wahrscheinlich, da eine solche Form nicht existiert, sondern da m.E. bei dem zweiten Delta
—————–
380
LAUXTERMANN, Poetry 216.
381
Eine Vorliebe für Partizipialformen ist auch im vorangehenden Epigramm (Nr. IT17) zu erkennen.
382
Vgl. L s.v. B 2.
383
So richtig für gedrucktes "".
384
COZZA-LUZI, Velabrensia 88.
458 Italien (Nr. IT18–IT19)

auch ein zarter Unterstrich zu erkennen ist. Wie bereits angedeutet ist die erste Hälfte von Vers
20 schwer zu deuten: Ist das inschriftliche & als Kürzung von (2)ń zu verstehen, dann kann
das inschriftliche  nicht als Dativ des betonten Personalpronomens der ersten Person
(­9<Ą) gedeutet werden, da es nicht sinnvoll wäre, wenn Gott von sich selbst in der ersten Person
sprechen würde, zumal grammatikalisch als erste Person im folgenden Vers der Verstorbene
agiert. Kommt also ­9<Ą aus besagten Gründen nicht in Frage, dann kann m.E. nur zu ­9į (Pos-
sessivpronomen der ersten Person) korrigiert werden. Dementsprechend muss auch das in-
schriftliche "$ am Beginn des Verses adaptiert werden (2íDį). Batiffol verstand die Passa-
ge dahingehend, dass der Verstorbene Gebete erbittet, damit er von Gott Vergebung seiner Sün-
den erhalte.385
Wenn man davon ausgeht, dass in beiden Epigrammen derselbe Archipresbyter Ioannes be-
trauert wird, dann ist die Frage zu stellen, warum zwei Grabinschriften angefertigt wurden. Es
wäre möglich, dass die eine direkt auf dem Grab angebracht war, während die andere als Erin-
nerungsinschrift in der Kirche fungierte.386

Grabplatte, a. 1466: Kirche Santi XII Apostoli


Nr. IT19) Am zweiten Pfeiler des linken Seitenschiffes der Kirche befindet sich das Grab
des bekannten Humanisten und Theologen Bessarion, der von Italien aus von 1463 bis zu sei-
nem Tod 1472 als lateinischer Titularpatriarch von Konstantinopel fungierte.387 Zu sehen sind
ein Emblem mit dem nach rechts blickenden Bessarion und darunter eine über viele Zeilen lau-
fende lateinische Inschrift, die in das Jahr 1682 datiert.388 Die ursprüngliche Grabplatte ist heute
in die Wand des südlichen Kreuzganges des (vom Betrachter aus gesehen) links der Kirche lie-
genden Franziskanerklosters eingefügt. Sie besteht aus folgenden Teilen: Unter einem Bogenge-
sims mit den Insignien (Kreuz, Krummstab und Bischofshut) ist eine über sechs Zeilen laufende
lateinische Majuskel-Inschrift angebracht: Bessario episcopus Thusculanus sanctae Romanae
ecclesiae cardinalis patriarcha Constantinopolitanus nobili Graecia ortus oriundusque sibi
vivens posuit anno salutis MCCCCLXVI. Aus dieser Inschrift erfahren wir u.a., dass sich Bessa-
rion sein Grab selbst schuf. Diese Information wird wiederholt in einer griechischen Inschrift,
die über vier Zeilen laufend und von zwei Kardinalswappen flankiert den unteren Teil der
Grabplatte einnimmt. Die Inschrift ist in nicht akzentuierter Majuskel in den Marmor getrieben;
paläographisch auffallend ist, dass ganz im Zeichen des auf die Antike zurückweisenden Huma-
nismus der Duktus einer antiken Inschrift nachgeahmt wird: Die Buchstaben sind von quadrati-
scher Form, das Sigma ist inschriftlich als (und nicht als C), das Omega als & (und nicht als
W) wiedergegeben.389 Vereinzelt sind Punkte zu erkennen, welche die griechischen Wörter von-
einander trennen. Der metrische Charakter der griechischen Inschrift manifestiert sich als elegi-
sches Distichon (Hexameter + Pentameter).
Das Epigramm ist aber nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich unter dem Na-
men des Bessarion überliefert; zunächst lesen wir die beiden Verse im Cod. Vind. theol. gr. 243,
fol. 1r, wo sie auf den Titel ­=Ą0>.99. 2ß? Aą: ®.BA<Ľ390 AþC<: folgen. Die Handschrift stammt
an sich aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts, fol. 1r–v wurde aber von einer etwas späteren
Hand eingetragen.391 Das Epigramm ist auch im Cod. Barb. gr. 123, p. 607 überliefert, und zwar

—————–
385
BATIFFOL, Inscriptions 430.
386
Zum Vergleich heranzuziehen ist das (heute verlorene) Grabepigramm Nr. IT23 in der Kirche San Domenico in
Messina: Ein Teil der Verse dürfte auf dem Sarkophag, der andere Teil auf einer darüber angebrachten Steinplatte
gestanden sein.
387
Zu Bessarion zuletzt G.L. COLUCCIA, Basilio Bessarione. Lo spirito greco e l’occidente (Accademia delle Arti del
Disegno, Monografie 15). Florenz 2009.
388
F. LOLLINI, L’iconografia di Bessarione: Bessarion pictus, in: FIACCADORI, Bessarione 284 (Farbabb. 101).
389
S.a. PONTANI, Maiuscole greche antiquarie 144.
390
Davor ist ein Brief des Bessarion kopiert.
391
Vgl. HUNGER – LACKNER, Katalog III/3 141.
Italien (Nr. IT19) 459

in dem Teil, der in das 15./16. Jahrhundert datiert wird.392 Die Verse sind inmitten von anderen
Versen in den vielleicht von Ianos Laskaris kopierten393 Teil des Codex geschrieben, der auf die
Anthologia Planudea und die Sylloge Barberina folgt. Auf das Grabepigramm folgen sechs wei-
tere, im elegischen Distichon verfasste Verse (Inc. !<ĽAĩ ±>0<: 52<261ÿ? 5:4AŃ: D2ĵ>2? ­=<Ą<B:),
für welche die Autorschaft des Bessarion aber nicht gesichert ist.394 Wahrscheinlich wurden die
Verse in die Handschriften nicht vom Monument kopiert, sondern von einer von Bessarion an-
gefertigten Vorlage, da er sein Grabepigramm nicht nur inschriftlich anbringen ließ, sondern
auch in einen Codex kopierte.
Zu datieren ist das griechische Epigramm ebenso wie die Gestaltung der Grabplatte durch
die Angabe der Datierung am Ende der lateinischen Inschrift in das Jahr 1466.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!<ĽAĩ ±A6 4@@.>ĄF: 3Ń: ¡:B@. @Ċ9.A6 @Į9.


=:2Ľ9. 1ÿ C2B;2ĵA.6 =>ą? 2ą: 5þ:.A<:.
––––
1 cf. e.g. v. 10 epigramm. (s. IX–XI) in cavo monachi Symeonis in urbe Zelve, ed. RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken, no. 210: 3Ń: 4íA>Ā=6@. AĈ9/<(:) 828.;2B9Ā:<:.
––––
1 !<ĽAĀA6 cod. (Capocci). Ü:B@. cod. (Hunger – Lackner). 2 C2Ĉ;26A.6 Mosino.

Noch zu Lebzeiten vollendete ich, Bessarion, dieses Grabmal für den Leib.
Der Geist aber wird zum unsterblichen Gott entfliehen.
Text: B. MALVASIA, Compendio historico della Ven. Basilica di SS. Dodici Apostoli di Roma. Rom 1665, 149
(mir nicht zugänglich).– V. FORCELLA, Iscrizioni delle chiese e d’altri edificii di Roma dal secolo XI fino ai giorni
nostri, II. Rom 1873, 266 (Nr. 656 [Schriftskizze]).– L. MOHLER, Kardinal Bessarion als Theologe, Humanist und
Staatsmann. Funde und Forschungen. I. Band: Darstellung (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Ge-
schichte XX). Paderborn 1923, 323.– F. MOSINO, I grecismi del «Liber pontificalis». BollGrott 37 (1983) 72f. (mit
Schriftskizze u. [mangelhafter] ital. Übers.).– K. BARTELS, Roms sprechende Steine. Inschriften aus zwei Jahrtausen-
den gesammelt, übersetzt und erläutert. Darmstadt – Mainz 2012, 36 (mit deutsch. Übers.).– Die auch handschriftlich
überlieferten Verse sind ediert bei CAPOCCI, Codices Barberiniani Graeci I 177.– GALLAVOTTI, Planudea (VI) 105,
106 (ital. Übers.).– HUNGER – LACKNER, Katalog III/3 141.

Lit.: F. SANTILII, La basilica dei Santi Apostoli (Le chiese di Roma illustrate 15). Rom 1925, Taf. 38.– I. KAJAN-
TO, Classical and Christian. Studies in the Latin Epitaphs of Medieval and Renaissance Rome (Annales Academiae
Scientiarum Fennicae B 203). Helsinki 1980, 127.– PONTANI, Maiuscole greche antiquarie 144 u. Abb. 11.– FIACCA-
DORI, Bessarione 235 (Farbabb. LXIII).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 54.

Abb.: LXVII

In Vers 1 wird die Information vom Ende der lateinischen Inschrift wiederholt. Für die Sitte,
das eigene Grab vor dem Tod vorzubereiten, gibt es auch andere, aus byzantinischer Zeit stam-
mende Beispiele:395 So schuf z.B. der heilige Neophytos in der Enkleistra sein eigenes Grab
selbst.396 Die Praxis ist aber auch schon in klassischer Zeit bekannt, z.B. in einem Grabepi-
gramm des 6. Jahrhunderts v. Chr. aus Rhodos.397 Vers 2 berichtet von der Seele, die sich vom
Körper getrennt zu Gott aufmachen wird. Bessarion errichtete sein Grab sechs Jahre vor seinem
Tod, da er 1472 (in Ravenna) starb.398 Der Autor der Verse ist Bessarion selbst, wie auch die
—————–
392
Vgl. CAPOCCI, Codices Barberiniani Graeci I 169, 177.
393
Vgl. P. CANART, Scribes grecs de la Renaissance. Additions et corrections aux répertoires de Vogel-Gardthausen
et de Patrinélis. Scriptorium 17 (1963) 78. Bei GAMILLSCHEG, Repertorium III A 95f. (Nr. 245 [šþ:<? þ@7.>6?])
wird der Barb. gr. 123 allerdings nicht genannt.
394
GALLAVOTTI, Planudea (VI) 105; vgl. VASSIS, Initia 797:
395
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 270 u. Anm. 979.
396
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 361.
397
IG XII 1,737 = Carmina epigraphica Graeca 459.
398
Vgl. A.-M. T[ALBOT], Bessarion. ODB 1, 285; PLP # 2707.
460 Italien (Nr. IT19–IT20)

handschriftliche Überlieferung – die Verse folgen jeweils nach genauem Hinweis auf Bessarion
– belegt. Von Bessarion gibt es auch noch ein paar wenige andere Dichtungen, die im elegi-
schen Distichon verfasst sind,399 etwa zwei Grabepigramme auf Georgios Gemistos Plethon.400
Das elegische Distichon besteht aus einem regelmäßigen daktylischen Hexameter und einem
Pentameter. Auffallend ist die für den Hexameter nicht unübliche unaugmentierte Aoristform
¡:B@. in Vers 1; prosodisch würde die regelmäßige Aoristform Ü:B@. keinen Unterschied ma-
chen. Das mit einer epischen Dehnung versehene C2B;2ĵA.6 ist hingegen notwendig, da regel-
mäßiges C2Ĉ;2A.6 einen Verstoß gegen die Prosodie bedeuten würde.
Die lateinische und griechische Inschrift der Grabplatte des Bessarion wurde auch an anderer
Stelle kopiert: In der Biblioteca Nazionale Marciana in Venedig wird ein aus Holz gefertigtes,
im Jahr 1592 entstandenes Diptychon aufbewahrt, auf dessen linker Seite sich ein gemaltes
Porträt des nach rechts blickenden Bessarion befindet. Auf die rechte Seite wurde die von 1466
stammende Grabplatte kopiert. Dabei wurde die Anordnung der beiden Inschriften ebenso über-
nommen wie die beiden das elegische Distichon flankierenden Kardinalswappen. In der griechi-
schen Textgestalt sind keine Unterschiede feststellbar.401

ROSSANO

(Oberer Rand eines) Taufbecken(s) (Höhe 67,3 cm; Durchmesser: 62,2 cm), a. 1136/37:
Kloster Santa Maria del Patir, bei Rossano ĺ Nr. US1

SARDINIEN

Cagliari

(Vier) Steinfragmente (48 × 19,5 cm, 27 × 10,5 cm, 34 × 14,5 cm, 15,5 × 24 cm), 10. Jh.
?: Museo Archeologico Nazionale (Inv.-Nr. 21462, 21594, 21596, 21597)
Nr. IT20) Die heute im Museum aufbewahrten vier Marmorblöcke wurden bei Ausgrabun-
gen in der Kirche San Nicola di Tradori in der Nähe von Donori (nördl. von Cagliari) ent-
deckt.402 Alle vier Steinblöcke403 sind von abgemeißelten404, nicht akzentuierten Majuskel-
Inschriften bedeckt, wobei die Inschrift auf zwei Steinblöcken (Fragmente I u. II) über je zwei
Zeilen und auf zwei Steinblöcken (Fragmente III u. IV) über je drei Zeilen läuft. Die Zeilen sind
jeweils durch ebenfalls aus dem Stein gemeißelte Linien voneinander getrennt.405 Während Ta-
ramelli und Guillou paläographische Gründe ins Treffen führten, um auszuschließen, dass die
Fragmente zusammengehören,406 gelangte Jacob aus denselben Gründen durchaus plausibel zu
—————–
399
Vgl. VASSIS, Initia 917 (Index).
400
J. IRMSCHER, Die Epitaphe auf Georgios Gemistos Plethon. JÖB 44 (1994) (=  . Herbert Hunger zum
80. Geburtstag. Wien 1994) 187–191. Das eine Epigramm .ĵ.: @Ċ9.A6, EBDį 1ĩ ¡@A>. 2Ċ>06<? ã@D26 | =.:A<Ą4?
@<CĄ4? @29:ĆA.A<: AĀ92:<? dürfte als Grundlage die Grabinschrift des Speusippos auf Platon (Anth. Pal. XVI 31
[BECKBY]) haben, was vielleicht auch für das Grabepigramm des Bessarion in der Kirche Santi Apostoli gilt (vgl.
GALLAVOTTI, Planudea [VI] 107).
401
F. L[OLLINI], in: FIACCADORI, Bessarione 517f. (Nr. 126).
402
Vgl. TARAMELLI, Sardinia 126. Zur Kirche auch M.J. JOHNSON, The Byzantine Churches of Sardinia (Spätantike
– Frühes Christentum – Byzanz, Kunst im Ersten Jahrtausend, Reihe B: Studien und Perspektiven 38). Wiesba-
den 2013, 83f.
403
Ein fünftes kleines Fragment, das nach TARAMELLI, Sardinia 127 (Abb. 4 [Nr. e]) vor Fragment III, das wiederum
aus vier gut zusammenfügbaren Einzelteilen besteht, zu platzieren ist, dürfte heute verschollen sein.
404
Seltene Technik im italogriechischen Bereich des Mittelalters, vgl. JACOB, Topotérète 164f.
405
Dieses Phänomen begegnet etwa auch in der in das 11. Jh. zu datierenden metrischen Inschrift, die heute in
Maglie aufbewahrt wird (ĺ Nr. IT8).
406
TARAMELLI, Sardinia 126f.; GUILLOU, Recueil 237–239; vgl. JACOB, Épigraphie 166.
Italien (Nr. IT20) 461

einem anderen Ergebnis, nämlich dass sich der Duktus der Schrift nicht unterscheidet und dass
die vier Inschriftenfragmente entweder zu einer einzigen Inschrift gehören oder dass jeweils die
Marmorblöcke mit den zweizeiligen Inschriften (Fragmente I u. II) und die Marmorblöcke mit
den dreizeiligen Inschriften (Fragmente III u. IV) eine Einheit bilden.407 Jacob stellte als erster
auch fest, dass es sich um eine bzw. zwei metrische Inschrift(en) handelt; dies beweist nicht nur
die noch entzifferbare Wortabfolge, sondern auch die Existenz von aus dem Stein gearbeiteten
Kreuzen auf den beiden Fragmenten mit der jeweils zweizeiligen Inschrift (nach =Ā8F: u.
=8Ă@.?), welche die Versenden markieren.408
Die von Guillou vorgenommene Datierung der Inschrift in das 10. Jahrhundert ist plausibel,
wenn man den Duktus der Schrift einer paläographischen Analyse unterzieht. Jacob denkt bei
der Datierung an das 10./11. Jahrhundert.409
Da nicht bestimmt werden kann, in welcher Reihenfolge die vier Fragmente aufeinander fol-
gen, seien sie im Folgenden getrennt ediert:

I ………………] 7.ă @ć 1Ć;4? =Ā8F:


8.9[……………………] =8Ă@.?
<å1.? 0ý> Aý? ­9[…………………
——
1 7.ă @ć: - - -7].ă @ć Pani Ermini – Marinone, 7.Ą @B Guillou. 3 ­9[ý? ž9.>AĄ.? ? Taramelli, Pani Ermini
– Marinone, Guillou.

II ………………………]ĊA<?
ļ[Ċ::B]@[6]: [………………………
[AŃ: =>þ;2]F: ­9Ń: 0ÿ =<:[4>Ń: ……
——
2 cf. e.g. v. 1 epigramm. in reliquiario olim in urbe Florenz (hodie deleto) (s. XII), ed. RHOBY, Epigram-
me auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me42: (Ĉ>6Ć)? @2 ļĊ::B@6: è (2ą)? ¾9Ń:.
——
1 ...]ĊA<?: - - -] FA<? Pani Ermini – Marinone, A<? Guillou. 2 ļĊ::B@6: legerunt Taramelli et Pani Ermini
– Marinone: &VC Fiorelli, >….2: Guillou. 3 [AŃ:] supplevi. [=>þ;2]F: supplevit Taramelli. 02
Guillou. =<:4[>Ń:] dubitanter supplevit Taramelli.

III …2@…]<[………] =.8.6F[……


ö? … =].[8.]6Ń? 7.ă Aā: […
……]><? ®@=Ā>.: ±@< [……
——
1 2? legit Taramelli. =.8.6Ń[:] Taramelli, Pani Ermini – Marinone, Guillou. 2 ö? legit Taramelli.
[=].[8.]6Ń? supplevi: - - -]14F? Pani Ermini – Marinone, ]. [.]F? Guillou. 3 ±@< scripsi: ­@< alii.

IV …]4? @76F1[…
…]@A<? 9F[…
…] :.ą: ­07[…
——
1 @76F Taramelli, Guillou. 3 ­07[.6:63 … ? Taramelli, Pani Ermini – Marinone.

I ……………… und du, der du … der Ehre bist


……………………… füllend.
Du kennst nämlich ……………………

II ……………………………
er stärkt ………………………
—————–
407
Vgl. JACOB, Épigraphie 166.
408
S.a. JACOB, Épigraphie 167.
409
JACOB, Topotérète 165.
462 Italien (Nr. IT20)

meiner schlechten Taten nämlich ……

III ………………… alt ……


wie … alt und die …
……… am Abend (?) sei ……

IV … schattig …
………………………………
… Kirche …
Text: [A.] FIORELLI, Notizie degli scavi di antichità comunicate alla R. Accademia dei Lincei 1885, 237.– TARA-
MELLI, Sardinia 126f. (mit Schriftskizzen) u. Abb. 3–4.– L. PANI ERMINI – M. MARINONE, Museo Archeologico Na-
zionale di Cagliari. Catalogo dei materiali paleocristiani e altomedioevali. Rom 1981, 54f. (Nr. 87–90).– GUILLOU,
Recueil 237 (Nr. 217), 238f. (Nr. 220–222) u. Taf. 201–204.– R. CORONEO, Scultura mediobizantina in Sardegna.
Nuoro 2000, 72, Anm. 135–136 (Text nach Pani Ermini – Marinone).– JACOB, Épigraphie 166 (Nr. IV), s.a. 163.

Lit.: F. LODDO-CANEPA, La Sardegna attraverso i secoli. Turin 1952, 39 (Abb.).– JACOB, Topotérète 165.

Abb.: 68–69, 71–72

Aus der lückenhaften Inschrift bzw. aus den lückenhaften Inschriften lassen sich zwar nur
wenige, aber durchaus aussagekräftige Erkenntnisse gewinnen. Während Guillou behauptet,
dass sich in Fragment IV kein „sens possible“ erkennen lasse,410 dürfte Vers 3 des Fragments
auf die Einweihung bzw. Stiftung einer Kirche hinweisen, wenn man – wie auch bereits von
Taramelli behauptet –, mit einer Form des Verbums ­07.6:Ą326: ergänzt.411 Ob es sich dabei um
die Kirche handelt, in der das Fragment bzw. die Fragmente gefunden wurden, kann nicht be-
stimmt werden. Jacob vermutet, dass es sich nicht um eine „byzantinische“, sondern um eine
westliche Kirche handelte, die von einem byzantinischen Funktionär gestiftet wurde.412 Dies
passt auch ganz gut zu der von Guillou vorgenommenen zeitlichen Einordnung der Inschriften:
In der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts, d.h. in der Epoche des Romanos I. Lakapenos, wurde
die byzantinische Oberhoheit über Sardinien angenommen; auch dürfte es auf der Insel einen
Griechisch sprechenden Personenkreis gegeben haben.413 In Fragment II (vielleicht auch in Vers
3 von Fragment I) könnte der Stifter auf seine „Sünden“ hinweisen, von denen er aufgrund sei-
ner Stiftung befreit werden möchte. In den Versen 1 und 3 von Fragment I liegt vielleicht eine
direkte Hinwendung an Gott oder den Heiligen, dem die Kirche geweiht war, vor. Die paläogra-
phische Ausgestaltung der Inschriftenteile – abgemeißelte Buchstaben in Reliefform und nicht
eingeritzte Schriftzeichen – deutet nach Jacob darauf hin, dass die Inschrift nicht vor Ort, son-
dern entweder in Konstantinopel oder in Griechenland gefertigt wurde.414
Soweit die Verse bzw. Versteile rekonstruierbar sind, kann festgestellt werden, dass sich die
Inschrift bzw. die Inschriften aus prosodielosen byzantinischen Zwölfsilbern zusammensetzen.

Donori ĺ Cagliari

—————–
410
GUILLOU, Recueil 239.
411
Vgl. JACOB, Épigraphie 166f.
412
JACOB, Épigraphie 167, Anm. 28.
413
Vgl. J. KODER, Sardinien in byzantinischen Quellen, in: P. CORRIAS – S. COSENTINO (Hg.), Ai confini dell’impero.
Storia, arte e archeologia della Sardegna bizantina. Cagliari 2002, 72; A. COSENTINO, Byzantine Sardinia between
West and East. Features of a Regional Culture. Millennium. Jahrbuch zu Kultur und Geschichte des ersten
Jahrtausends n. Chr. / Yearbook on the culture and history of the First Millennium C.E. 1 (2004) 348.
414
Freundliche Auskunft von André Jacob.
Italien (Nr. IT21) 463

Maracalagonis

(Fragment einer) Steinplatte (52 × 19 cm), 10. Jh. ?: Chiesa parrocchiale, nordöstl. von
Cagliari
Nr. IT21) In die Außenmauer des Kirchenkomplexes bei der alten Sakristei ist das Fragment
einer marmornen Steinplatte eingemauert, das eine über zwei Zeilen laufende, nicht akzentuierte
Majuskel-Inschrift trägt. Heute ist diese Platte nicht mehr zu sehen, da sie von einer modernen
Marmorverkleidung verdeckt ist.415 Der metrische Charakter des Inschriftenfragments wurde
von Vassis festgestellt.416 Dieser manifestiert sich nicht nur durch die Struktur der erhaltenen
Teile der Inschrift, sondern auch durch ein Kreuz, das an einer Stelle das Versende markiert; ein
inschriftliches Kreuz ist zusätzlich am Beginn der Inschrift angebracht. Der Text ist in continuo
geschrieben; es ist zu vermuten, dass die drei Buchstaben (C), die den Beginn der zweiten
Zeile und aufgrund des darauffolgenden Kreuzes das Ende eines Verses bilden, zumindest zu
Vers 2 gehören, wenn man davon ausgeht, dass eine Inschriftenzeile ca. 100 cm lang war. Eine
ungefähre Länge der ursprünglichen Marmorplatte von 100 cm ist dann plausibel, wenn es sich
dabei um einen Türsturz handelte. M.E. dürfte das Epigramm ursprünglich zumindest vier Verse
umfasst haben. Epigraphisch-paläographische Übereinstimmungen mit den Inschriftenfragmen-
ten in der Nähe von Donori, die jetzt in Cagliari aufbewahrt werden (ĺ Nr. IT20), sind gege-
ben. Die Buchstaben der vorliegenden Inschriften sind wie jene in Reliefform ausgeführt, was
auf einen Produktionsort im byzantinischen Stammgebiet hindeutet.417 Da sich auch einzelne
Buchstaben der beiden Inschriften sehr ähnlich sind – etwa das Alpha oder das Epsilon – wird
man auch das vorliegende Epigrammfragment in das 10. Jahrhundert datieren müssen,418 am
ehesten vielleicht in die Zeit byzantinischer Dominanz auf Sardinien unter Romanos I. Lakape-
nos.419
Das Epigrammfragment ist basierend auf früheren Lesungen wie folgt wiederzugeben:

Ā>.? ±:52<: è A2>=:<[…………


……………………………]@6:
á82F: 79<ă Aą: 2@=ĆA4[: ………

——
3 cf. e.g. Ioan. Chrys., PG 60,203: )9E<: Aý 0I:.A., @A*:.;<:, =.>.7)82@I: @<B Aą: 2@=IA4: á82F:
02:*@5.6; cf. e.g. etiam v. 4 epigramm. (s. XII/XIII) in encleistra S. Neophyti apud urbem Paphos (Cypri),
ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 243 (de Christo): á82F? ±@< :Ľ: 7.ă 2ß? A<ć?
.ßŃ:.?.
——
1 A2>=:<2ă: Spano. 2 F: ? in fine versus Taramelli. 3 à8ĀF: Guillou. 2@=ĆA4: alii.

Göttliches Geschenk der lieblich…………


………………………………
(dass) auch mir der Herrn gnädig (sei) ………

Text: SPANO, Antichità 87 (mit lat. Übers.).– TARAMELLI, Sardinia 130 u. Abb. 7 (Schriftskizze).– GUILLOU,
Recueil 238 (Nr. 219 [mit franz. Übers.]).

Die erhaltenen Teile des Epigramms legen den Schluss nahe, dass es sich um eine metrische
Stifterinschrift handelt. Offensichtlich wird die (gestiftete) Kirche als „göttliches Geschenk“

—————–
415
Vgl. GUILLOU, Recueil 238.
416
VASSIS, Initia 116.
417
Siehe oben S. 460.
418
S.a. GUILLOU, Recueil 238; TARAMELLI, Sardinia 130.
419
Siehe oben S. 462.
464 Italien (Nr. IT21–IT22)

(Vers 1: 0Ā>.? ±:52<:) bezeichnet. Die zweite Hälfte von Vers 1 könnte demgemäß als è
A2>=:Ć[A.A<? 1Ć9<?] rekonstruiert werden.420 Als Gegenleistung für seine Stiftung dürfte der
Stifter in der Tradition ähnlicher Epigramme um den gnädigen Herrn (Vers 3), etwa am Tag des
Jüngsten Gerichts, gebeten haben. Die Kirche, in die das Inschriften-Marmorfragment heute
eingemauert ist, ist neuzeitig, da der ältere Kirchenbau in der Mitte des 16. Jahrhunderts dem
Feuer zum Opfer fiel.421 Als Stifter ist ebenso wie bei den Inschriftfragmenten in der Nähe von
Donori (ĺ Nr. IT20) ein nach Sardinien entsandter Byzantiner anzunehmen. Vielleicht sind die
beiden Personen auch identisch.
Die vorliegende Inschrift besteht ebenso wie jene in der Nähe von Donori aus prosodielosen
byzantinischen Zwölfsilbern. In Vers 1 liegt proparoxytone Akzentuierung vor B5 vor.

SIZILIEN

Messina

(Längsseite eines) Sarkophag(s) (70 × 205 cm), a. 1149: Museo Regionale (Inv.-Nr. A
264)
Nr. IT22) Der heute im Museum aufbewahrte marmorne Sarkophag befand sich im 16.
Jahrhundert in der Kirche San Giovanni in Messina. Ursprünglich dürfte er in der ebenfalls in
Messina befindlichen Kirche San Salvatore aufgestellt gewesen sein, wenn man die Aussagen
der darauf angebrachten Inschrift berücksichtigt. Der Sarkophag selbst ist in das 4.–6. Jahrhun-
dert zu datieren,422 die darauf eingravierte Inschrift gehört allerdings – wie noch zu zeigen sein
wird – in die Mitte des 12. Jahrhunderts. Die eingravierte Inschrift befindet sich auf einer der
beiden Längsseiten des Sarkophages. Sie ist in Majuskel geschrieben und akzentuiert, der Be-
ginn ist mit einem Kreuz versehen; weiters ist sie in zwei Textblöcke geteilt, doch ist der Text
nicht nach Kolumnen, sondern Zeile für Zeile zu lesen, was etwa auch beim Epigramm auf dem
Sarkophag des Exarchen Isaakios in Ravenna der Fall ist (ĺ Nr. IT14). Bei der Inschrift handelt
es sich um ein Epigramm, das aus 16 Versen besteht, wobei jede Zeile zwei Verse umfasst. Die
Verse auf der vom Betrachter aus gesehen rechten Seite sind teilweise schlechter zu lesen als
jene auf der linken Seite, da der Stein abgerieben ist. Dies betrifft vor allem die Enden der Verse
12 und 14.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der poetisch kunstvollen Umschreibung der Datie-
rung in den Versen 9–11 (a. 1149). Dass die Datierung in Versform gegeben ist, kommt auch
sonst gelegentlich vor;423 das Besondere an diesem Epigramm ist allerdings, dass nicht die letz-
ten Verse der Datierung gewidmet sind, sondern dass auf die Datierung noch weitere Verse
folgen. Für eine Datierung der Inschrift in das 12. Jahrhundert sprechen auch paläographische
Gründe.424 Paläographisch auffallend ist die Schreibung von CF@CĆ><B in Vers 2: Nachdem der
Graveur ursprünglich #C#" geritzt hatte, wurde der Fehler ausgebessert, indem ein
vertikaler Strich in der Mitte des ersten Omikron gezogen wurde.425
Der Epigrammtext ist nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich überliefert. Im
September 1572 wurden die Verse von dem aus Zypern stammenden Giovanni di Santa Maura
(Ioannes Sanktamauras) (ca. 1538 – 1614)426 gelesen; die Abschrift befindet sich im Cod. Par.
gr. 3067, fol. 72v;427 später wurde sie auch in andere Codices übertragen.428
—————–
420
Zu 1Ć9<? / 1Ċ9<? als Bezeichnung für den Kirchenbau gibt es zahlreiche Beispiele.
421
Vgl. SPANO, Antichità 87f.
422
Vgl. MASTELLONI, Officina 162.
423
Siehe oben S. 97–100.
424
Vgl. MASTELLONI, Officina 162, Anm. 9.
425
Vgl. GUILLOU, Recueil 203.
426
Zur Person GAMILLSCHEG – HARLFINGER, Repertorium I A 105f. (Nr. 179).
427
Zum Codex OMONT, Inventaire III 102f.
Italien (Nr. IT22) 465

Das Epigramm ist folgendermaßen wiederzugeben:

ĩ:A.Ľ5. <B7Ħ: 7826:ą: >D69.:1>ĄA4:


A.ĵ? >2A.ĵ? 8þ9E.:A. CF@CĆ><B 1Ą74:
=<88<ĵ? C.:Ā:A. =>Ć;2:<: @FA4>Ą.?
9Ć:Ł (2)ń 3Ă@.:A. Aą: =þ:A. D>Ć:<:
5 7.ă @Ń9. :27>Ċ@.:A. 7.ă =>ą 5.:þA<B
±7>BE2 8þ>:.; ÷@=2> Û86<: :ĀC<?
Aį =>ă: 7.8.:1Ń: .>AĄ<B 94:ą? A>ĄAĬ
Ý: 1ĩ ¾9Ā>. @þ//.A<:, ÷>. 1ÿ A>ĄA4,
°; D686þ@6 AŃ: =.>285Ć:AF: D>Ć:F:,
10 ã@.6? 1ĩ ®7.A<:Aþ@6: >659<B9Ā:F:
7.ă @ć: 1Ā7. =2:Aþ@6: ®/1Ć9Ĭ 9Ć:Ĭ
88’ û 7<>BCā 7.ă =þA2> AŃ: =.AĀ>F:,
:Ľ: ö? =.>2@Aĉ? 9Ā@F? Aį A>6þ16
7.ă Aý? 9<6/ý? <@>Ń: =Ć:F: 121209(Ā):<?
15 9:Ă@54A6 =.Ą1F: =:(2B9.A)67Ń: õ1Ą:F:
­;682Ń: Aą 52ĵ<: î=ÿ> @Ń: AĀ7:F:.
——–
2 cf. v. 6 epigramm. in sarcophago (hodie deleto) in ecclesia S. Maria dell’Ammiraglio in urbe Palermo
(ĺ no. IT28) (de Georg. Antioch.): è A.09.Aþ>D4?, 0Į? è 8.9=>ą? CF@CĆ><?. 5 cf. v. 4 (?) epigramm. in
urbe Aphrodisias (ĺ no. TR30): [……………] @Ń9. :27>Ń: Ań /ĄŁ. 6 cf. v. 19 epigramm. in sarcophago
(hodie deleto) in ecclesia S. Maria dell’Ammiraglio in urbe Palermo (de Georg. Antioch.) (ĺ no. IT28):
7.8Ĉ=A2A.6, C2Ľ, 8þ>:.76 :Ľ: 865Ą:Ĭ. 9–11 cf. vv. 24–26 epigramm. in Georg. Antioch. (ĺ no. IT28). 10
cf. v. 10 epigramm. in Cappella Palatina in urbe Palermo (ĺ no. AddI32): ß:167A6Ń:<? A>ă? 1ă? >659<B-
9Ā:4?.
——–
1 :AþBA. Buonfiglio e Costanzo. <B7ý: Buonfiglio e Costanzo. 78<6:ą: Buonfiglio e Costanzo. 2
CF@CĆ><B scripsit Buonfiglio e Costanzo: #C#" inscr. 1Ą74:: 3.ā: Buonfiglio e Costanzo. 7 Aį:
AŃ Buonfiglio e Costanzo. A>ĄAŁ Buonfiglio e Costanzo. 8 omisit Buonfiglio e Costanzo. Ü: Gualtherus. 1ĩ
omiserunt Omont, Lampros. 49Ā>.? Gualtherus. ÷>Ĥ 1ÿ A>ĄAĬ Lampros. 9 D>Ć:F:: D>Ć:<: Gualtherus,
D>Ć:[F]: CIG. 10 >659<B9Ā:F:: 2í1.69Ċ:2@6 Buonfiglio e Costanzo. 11 127.=2:Aþ@6: Buonfiglio e Co-
stanzo. ®/1Ć9Ĭ 9Ć:Ĭ: ­:1B<9Ā:<6? Buonfiglio e Costanzo. 12 88’: .ă Buonfiglio e Costanzo, ĩ8ĩþ Gual-
therus, 8[8]’ CIG. û: ü Omont, Ģ Agnello. =ĦA2> Buonfiglio e Costanzo. 13 ö?: ü? Gualtherus, õ?
Omont. =.>Ā@AF Omont. A>6þ16: A>6þ14 Buonfiglio e Costanzo, Gualtherus, CIG, Lavagnini, Epigrammi,
A>6þ1Ĭ Omont. 14 <@>Ń: supplevit CIG: AŃ: Buonfiglio e Costanzo, Mastelloni, û Gualtherus. 15 :4-
@5ĂA6 Buonfiglio e Costanzo. =.ĵ1F: Buonfiglio e Costanzo. =:2B(9.A6)7Ń: Agnello. 16 ĩ;682Ń: Buonfi-
glio e Costanzo. AĀD:F: Guillou.

Hier verhüllte Lukas, den berühmten Archimandriten,


der durch Tugenden hervorleuchtete wie der Morgenstern,
vielen als Vermittler der Rettung erschien,
die ganze Zeit über nur für Gott lebte
5 und auch vor dem Tod schon seinen Körper abtötete,
der Sarg wie eine Wolke die Sonne
am dritten Tag vor den Kalenden des März.
Der Tag war Samstag, die Stunde die dritte,
nachdem 6000 Jahre vergangen waren,
10 gezählt mit gleich vielen Hundertern
und mit zehn Fünfern und nur einer Sieben (= 6657 = 1149).
Aber, o Spitze und Vater der Väter,
der du jetzt unmittelbar vor der Dreifaltigkeit stehst
und den Lohn für deine Mühen erhalten hast,

—————–
428
Vgl. GUILLOU, Recueil 203.
466 Italien (Nr. IT22)

15 gedenke der Kinder der geistigen Wehen,


indem du das Göttliche gnädig stimmst für deine Kinder!
Text: G. BUONFIGLIO E COSTANZO, Messina, città nobilissima, descritta in otto libri. Venedig 1606, f. 31r–v (mit
lat. Übers.).– GUALTHERUS, Tabulae 79 (Nr. 10 [mit lat. Übers.]).– PACIAUDI, De sacris Christianorum balneis 63,
Anm. 3 (vv. 2–5 [mit lat. Übers.]).– CIG IV 519 (Nr. 9539).– Epigr. Anth. Pal. II 744 (mit lat. Übers.).– AGNELLO,
Sculture 201, Anm. 6.– B. LAVAGNINI, Aspetti e problemi del monachesimo greco nella Sicilia normanna, in: Byzan-
tino-Sicula. Scritti di G. Agnello, E. Follieri, V. Laurent, B. Lavagnini, A. Pertusi, G. Schirò, A. Tusa. Monumenti –
Omiletica – Monachesimo – Sigilli – Umanesimo – Agiografia – Monete (Istituto Siciliano di Studi Bizantini e
Neoellenici, Quaderni 2). Palermo 1966, 64.– LAVAGNINI, Epigrammi 153.– M.A. MASTELLONI, I sarcofagi romani
del Museo Regionale di Messina. Quaderni dell’attività didattica del Museo Regionale di Messina 2 (1990) 88 u.
Taf. XL (Abb. 3–4).– MASTELLONI, Officina 163 (Nr. 12), 174 (Abb. 4–5).– GUILLOU, Recueil 204 (Nr. 191 [mit
franz. Übers.) u. Taf. 179 (Nr. 191a–b).– Der Text nach dem Cod. Par. gr. 3067, fol. 72v , ist ediert bei H. OMONT, Le
dernier des copistes grecs en Italie: Jean de Saint-Maure (1572–1612). REG 1 (1888) 190.– Sp. LAMPROS, ¶884:67.ă
­=60>.C.ă ­: 2@@Ă:Ĭ AĮ? šA.8Ą.?.  14 (1917) 410.

Lit.: P. ORSI, Atti della Reale Accademia Nazionale dei Lincei, Anno CCCXXVI, 1929 (VII), serie sesta, Notizie
degli scavi di antichità V (= 54) (1929) 53.– MERCATI, Collectanea Byzantina II 250f.– MENTZOU-MEIMARE,
µ=60>.C.Ą 123 (Nr. 231).– CONSOLI, Messina Museo Reginale 70 (ital. Übers.) u. Abb. 189.– LAVAGNINI, L’epi-
gramma 343, Anm. 6.– ZERI – CAMPAGNA CICALA, Messina Museo Regionale 48f.– GUILLOU, Epigrafia 389.– JACOB,
Épigraphie 173.– PUCCIA, Carme 262 u. Anm. 70.

Abb.: 73–74

Aus dem Epigramm ist zu erfahren, dass im Sarkophag der Archimandrit429 Lukas bestattet
war. Dieser war Abt des Klosters San Salvatore in lingua phari, für das er 1131/32 auch das
Typikon redigiert hatte.430 Lukas wird auch in der Prosainschrift des gleichfalls aus San Salva-
tore stammenden Taufbeckens erwähnt (ĺ Nr. IT25), ebenso wird er in Epigramm Nr. US1
genannt, das sich auf einem Marmorgefäß, höchstwahrscheinlich ebenfalls einem Taufbecken,
befindet, das heute im Metropolitan Museum of Art, New York, aufbewahrt wird und ursprüng-
lich auch aus San Salvatore stammte. In den Versen 7–8 ist der genaue Todeszeitpunkt des Lu-
kas angegeben: Er starb demnach (laut julianischem Kalender) am 26. Februar (1149), der ein
Samstag war, zur dritten Stunde (nach Sonnenaufgang), d.h. am Vormittag.431
Die Verse auf dem Sarkophag stellen ein Enkomion auf Lukas dar, der mit den verschiedens-
ten Epitheta geschmückt wird. Für sein beispielhaftes Leben hat er nun, da er vor der Dreifaltig-
keit steht, den gerechten Lohn, d.h. Eingang in das Paradies, erhalten (Vers 13f.). Mit den Wor-
ten 7<>BCĂ und =þA2> AŃ: =.AĀ>F: (Vers 12) wird seine Funktion als Abt umschrieben.432 In
den Versen 15–16 wird der verstorbene Lukas aufgefordert, Gott für seine „Kinder“, d.h. (wahr-
scheinlich) die Mönche des Klosters, gnädig zu stimmen.
Aufgrund der im Testimonienapparat angezeigten Parallelen ist es mehr als wahrscheinlich,
dass dieses Epigramm jener Autor verfasste, der auch für das (heute verlorene) in das Jahr 1151
zu datierende Grabepigramm des Georgios von Antiocheia in der Kirche S. Maria dell’Am-
miraglio in Palermo verantwortlich zeichnete (ĺ Nr. IT28). Diesem Autor – früher dachte man
irrtümlicherweise an einen gewissen Konstantinos433 – sind höchstwahrscheinlich auch die
—————–
429
Vgl. V. VON FALKENHAUSEN, L’Archimandritato del S. Salvatore in lingua phari di Messina e il monachesimo
italo-greco nel regno normanno-svevo (secoli XI–XIII), in: Messina. Il ritorno della memoria. Palermo 1994, 41–
52; FILANGERI, Monasteri basiliani di Sicilia 74.
430
Vgl. M. ARRANZ, Le Typicon du monastère du Saint-Sauveur à Messine. Codex Messinensis Gr 115 A.D. 1131
(OCA 185). Rom 1969, XVIIIff.; s.a. THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Docu-
ments II 637f.; M. RE, Il Typikon del S. Salvatore de lingua phari come fonte per la storia della biblioteca del mo-
nastero, in: Byzantino-Sicula III. Miscellanea di scritti in memoria di Bruno Lavagnini (Istituto Siciliano di Studi
Bizantini e Neoellenici, Quaderni 14). Palermo 2000, 249–278; GUILLOU, Recueil 202.
431
Vgl. GRUMEL, Chronologie 163–165.
432
Vgl. GUILLOU, Recueil 204.
433
Vgl. ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 167f., 183.
Italien (Nr. IT22–IT23) 467

Grabverse auf Ehefrau (ĺ Nr. IT27) und Mutter (ĺ Nr. IT29) des Georgios zuzuschreiben.
Ebenso dürften die mosaizierten Verse im Inneren der Cappella Palatina (ĺ Nr. AddI32) von
ihm stammen. Vielleicht handelt es sich bei dem gesuchten Autor um Philagathos (Kera-
meus).434 Schon Acconcia Longo, Jacob und zuletzt Puccia sahen auch eine Nähe zu dem von
einem Anonymus verfassten, aus mehreren Tausend Versen bestehenden, zwischen 1135 und
1151 zu datierenden und vom Exil in Malta aus geschriebenen Bittgedicht435 an Georgios von
Antiocheia.436
Das vorliegende Epigramm besteht aus 16 prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten
Binnenschlüssen. Auffallend ist die hohe Frequenz von Binnenschluss B7, der insgesamt sieben
Mal, nämlich in den Versen 2, 4, 5, 8, 10, 11 und 16, begegnet (in den Versen 10, 11 und 16
jeweils mit paroxytoner Betonung).

*Sarkophag (verloren) und *Steinplatte (verloren), a. 1198: Kirche San Domenico


Nr. IT23) Der deutsche Reisende G. Walther (Gualtherus)437 zeichnete in der ersten Hälfte
des 17. Jahrhunderts eine lange Inschrift auf, die seiner Beschreibung – aber auch dem Inhalt –
zufolge auf einem Sarkophag und einer darüber angebrachten Steinplatte stand.438 Weder Sar-
kophag noch Steinplatte sind heute erhalten. Schon Walther erkannte, dass sich die Inschrift aus
Versen zusammensetzte. Von den insgesamt 40 Versen dürften 27 auf dem Sarkophag und 13
auf der darüber angebrachten Steinplatte gestanden sein, wobei auch schon die Verse auf dem
Sarkophag auf zwei Platten, nämlich eine mit den Versen 1–18 und eine mit den Versen 19–27,
aufgeteilt waren.439 Walthers Edition entnimmt man auch, dass Versanfänge und Versenden der
auf dem Sarkophag angebrachten Verse durch :†: gekennzeichnet waren. Die auf der Platte ste-
henden Verse hatten Walther zufolge :†: am Versanfang und :: am Versende.440 Die Verse des
Sarkophags unterscheiden sich von denen der Platte auch dadurch, dass sie in continuo ge-
schrieben sind, während für jene auf der Platte je eine Zeile vorgesehen ist. Eine Besonderheit
ist auch nach Vers 18 feststellbar: Walther edierte nach genanntem Vers 34A<B :=>Ć? : (sic),
ohne jedoch die Stelle – wie sonst üblich – in das Lateinische zu übersetzen. Im CIG wurde
stattdessen 3ĂA[26] :[FAĀ>]<? abgedruckt, wahrscheinlich aber verbirgt sich dahinter 34A<Ľ
­9=>Ć?. Es dürfte sich um einen – vielleicht auch nachträglich angebrachten – Hinweis handeln,
dass sich die Inschrift „vorne“, d.h. vielleicht auf der Vorderseite des Sarkophags, fortsetze.441
Wenn Walther schreibt, dass die Inschrift literis (sic) conglutinatis angebracht sei,442 dann kann
er damit entweder gemeint haben, dass die Buchstaben sehr eng aneinander gefügt oder dass sie
in zahlreichen Ligaturen verbunden waren.443
Zu datieren ist das 40 Verse lange Epigramm aufgrund der in den Versen 35–39 zum Aus-
druck gebrachten Datierung; diese weist in das Jahr 1198. Somit handelt es sich um die einzige
bedeutende griechische Inschrift nach dem Tod Rogers II.444
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
434
Siehe oben S. 95.
435
Sehr mangelhafte Edition von BUSUTTIL – FIORINI – VELLA, Tristia (vgl. N. ZAGKLAS, JÖB 62 [2012] 294–297).
Gute Edition von Exzerpten bei PUCCIA, Carme, passim; s.a. E.Th. TSOLAKES, ©0:F@A. ±>0. ßA.8</B3.:A6:<Ľ
=<64AĮ A<Ľ 12<B .ßĊ:.. ¶884:67þ 26 (1973) 46–66; M. LAUXTERMANN, Tomi, Mljet, Malta. Critical Notes on a
Twelfth-Century Southern Italian Poem of Exile. JÖB 64 (2014), in Druck.
436
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 51f.; ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 181; JACOB, Épigraphie 173f.; CROSTINI,
Iscrizione greca 188; PUCCIA, Carme 262.
437
Vgl. B. LAVAGNINI, Sulle orme dell’epigrafista Georg Walther. RHM 27 (1985) 339–355.
438
S.a. HÖRANDNER, Metrisches 97.
439
Vgl. GUILLOU, Recueil 205; LAVAGNINI, L’epitafio 440–442.
440
Vers 37 hatte Walther (Gualtherus) zufolge -:- am Versende.
441
Ähnlich GUILLOU, Recueil 206f., der basierend auf 3ĂA[26] :[FAĀ>]<? (bzw. :FAĀ>F?) „voir ci-dessus“ über-
setzt.
442
GUALTHERUS, Tabulae 80.
443
Vgl. HÖRANDNER, Metrisches 98, Anm. 13.
444
Vgl. JACOB, Épigraphie 174f.
468 Italien (Nr. IT23)

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40 éA2 EBDā: 1Ā1F72 D2>@ă: 00Ā8F:.
——
1–2 cf. Man. Phil. carm. I 279sq. (XCVII 21–22 MILLER): é@A6? Ÿ: ę?, ¡:5>F=2, Aą: AþC<: @7Ć=26, | 7.ă
A<Ľ /Ą<B 9þ:5.:2 Aā: =6@AĄ.:; Man. Phil. carm. 89,2 (p. 127 MARTINI): é@A6? Ÿ: Ě?, ¡:5>F=2, 9ā
=.>.1>þ9Ĭ?. 8 cf. e.g. Ephr. Aen. hist. chron. 3192 (LAMPSIDIS) (cf. 4118): A.ĵ? >2AŃ: D)>6@6:
ö>.G@9*:4. 27 92Ą867A<: … 7.>1Ą.:: cf. e.g. Ps.-Ioan. Chrys., PG 60,704. 28–29 cf. vv. 10–11 in tabula
in ecclesia S. Ioannis Prodromi (s. XIII/XIV) prope urbem Portaria (ĺ no. GR104): [@]ć 1Ā, 52.Aþ, è>Ń:
Aą: AĈ9/<:, ;Ā:2, | 9þ:5.:2 [………………………]. 31 et 33 cf. e.g. vv. 5–6 epigramm. in ecclesia (a.
1161) in urbe Betumas, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 175: .ßAŃ 528Ă9F: ö?
­:ą: 8Ĉ@6: é=(F?) | ­: ¾9Ā>Ĥ C2Ľ 7>Ą@2(F?) D>2(Ń:) 8þ/F. 33 cf. e.g. v. 8 in tabula (hodie deleta ?) (s. XI)
apud urbem Stomion (ĺ no. GR114): /<Ĉ8Ĭ =.>.@D2ĵ: ¾9[Ā]>Ĥ C>67AĮ? 1Ą74?. 40 cf. e.g. vitam quartam
S. Pach., cap. 68 (p. 455,2sq. HALKIN [Subsidia Hagiographica 19]): … Aā: 9.7.>Ą.: .íA<Ľ EBDā:
D2>@ă: 00Ā8F: =.>Ā52A<.
——
1 2ß@ĄĬ? scripsi: 2ß@Ą26? alii. 2 1ĀB>< Gualtherus. 3 ¡:1>. coniecit HÖRANDNER, Metrisches 98: :1>4
Gualtherus, :1>ā CIG, Lavagnini, :1>ă Epigr. Anth. Pal., Guillou, Rhoby. <ô scripsit HÖRANDNER, Me-
Italien (Nr. IT23) 469

trisches 98: <ñ Gualtherus, <í alii. 78Ā<? scripsit Epigr. Anth. Pal.: 78ĀF? Gualterus, CIG, Lavagnini. 5
ļ63Ă? Gualtherus. 78þ1<B Guillou. 7 .ñ Gualtherus. =ĀCB[72:] correxit CIG: =ĀCB:2: Gualtherus (sic in-
scr. ?). 12 <í1ÿ (I) correxit CIG: AĆB 1ÿ Gualtherus. 14 â@DB@.: Gualtherus. 15 /><A<7AĆ:<: correxit
Epigr. Anth. Pal.: /><A<7AĆ:õ: Gualtherus, /><A<7AĆ:F: CIG, Lavagnini, Epigrammi. 16 .ã>26 scripsit
CIG: 6>26 Gualtherus, .æ>26 Guillou. 17 7.A.7.8Ĉ=A26 scripsit CIG: 7.Aý 7.8Ĉ=A26 Gualtherus. 18 ­:
omisit Guillou. 34A<Ľ scripsi: 34A<B Gualtherus, 3ĂA[26] CIG, omiserunt alii. ­9=>Ć? scripsi: :=>Ć? Gual-
therus, :[FAĀ>]<? CIG, :FAĀ>F? Guillou (in app.), omiserunt alii. 19 @=8þ[0]D:. correxit CIG:
@=8þ@D:. Gualtherus. AĂ;.[?] correxit CIG: AĂ;.6 Gualtherus. A.8.Ą:.? Gualtherus: A.8.Ą:[4]? CIG, La-
vagnini, Epigrammi, A.8.Ą:4? alii. 21 9Ć[:F]@6: supplevit CIG: 9Ć@6: Gualtherus (sic inscr. ?). 22
02[Ą]AF:2? scripsit CIG: ĀAF:2? Gualtherus, 2ĄA<:2? Guillou. 1.7>Ĉ<B@6 scripsit CIG (cf. comment.):
14.7>B<B@6 Gualtherus. 23 34AŃ@6 Gualtherus: 34A[<Ľ]@6 CIG, Lavagnini, 34A<Ľ@6 Epigr. Anth. Pal., La-
vagnini, Epigrammi, 4A<Ľ@6: Guillou. A><CĀ. scripsit Lavagnini, L’epitafio: A><C.Ą. Gualtherus, CIG,
Lavagnini, Epigrammi, A><CĮ. Epigr. Anth. Pal. =[AF]D<ă correxit CIG: =FAD<ă Gualtherus. 24 <î12
Gualtherus. 25 A<[ć]? correxit CIG: A<ă? Gualtherus. è 1í>9<ć? Gualtherus. ;Ā:F: scripsit Epigr. Anth.
Pal.: ;Ā:<: Gualtherus, CIG, Lavagnini, Epigrammi. 26 <ß7A2Ą>4@2: Gualtherus, CIG, Epigr. Anth. Pal.,
Lavagnini: ç7A2Ą>4@2: Guillou, ě7A2Ą>4@2: mavult HÖRANDNER, Metrisches 99. =.>Ą12: proposuit
HÖRANDNER, Metrisches 99sq.: >Ą12: Gualtherus, [=].>ĵ12: CIG, Lavagnini, Epigrammi, =.>ĵ12: Epigr.
Anth. Pal., =.>2ĵ12: Lavagnini, L’epitafio. 27 92Ą867A<: scripsit Epigr. Anth. Pal.: 9Ą867A<: Gualtherus,
CIG, Lavagnini, Epigrammi, 926867A<: (sic) Lavagnini, L’epitafio. ë:AF? scripsit CIG: ç:ń? Gualtherus.
28 Aą: omisit Guillou. [A]þC<: CIG: 1.Cą: Gualtherus. 29 ±:[5.] CIG, Lavagnini, L’epitafio: ±: Gualthe-
rus. 9.:5þ:F: scripsit Epigr. Anth. Pal.: 9:.:5þ:<: Gualtherus, 9.:5þ:<: CIG, Lavagnini, Epigrammi.
30 A<Ľ A2 5:2ĊA<? Gualtherus. A25:2ĆA<? Guillou. 31 é=F? scripsit Epigr. Anth. Pal.: è=<? Gualtherus,
é=<? CIG, Lavagnini. ­=[A].6@9Ā:F: CIG: ­=.6@9Ā:F: Gualtherus. 32 @Aþ@2<? scripsit CIG: @A.@Ā<?
Gualtherus, @Aþ@2F? Epigr. Anth. Pal., Guillou. 12[;]6AĀ>.? CIG: 1ÿ 36AĀ>.? Gualtherus. 33 167.ĄĤ scripsit
Epigr. Anth. Pal.: 147þ6. Gualtherus, 147.ĄĤ CIG. (2<)Ľ C>67Aį scripsit CIG: 5BC>67AĮ Gualtherus. 34
±A[<]? [A]>ĀD<:A<? CIG: ®A<Ĉ? >2D<:A<? Gualtherus. 35 0B><7Ć@9<B scripsit CIG: B0B><7Ć@9<B Gualthe-
rus. D686<@Aą: scripsit CIG: DĄ86<? Aą: Gualtherus. 36 A[<]ĵ? CIG: A<Bĵ? Gualtherus. []7<8<Ĉ5F? supplevit
CIG: 7<8<Ĉ5F? Gualtherus. ®=[A]þ76? CIG: ®=þ76? Gualtherus. 37 °; [A<ĵ]@12 CIG: ®;<Aĵ? 1ÿ Gualtherus.
=><@A25269Ā:<6? scripsit Epigr. Anth. Pal.: =>ą? A2549Ā:<6? Gualtherus, =><@A2549Ā:<6? CIG, Lavagnini,
Guillou. 38 š.:<B.>Ą<B Lavagnini, L’epitafio, Guillou. 39 @B:6@A.9Ā:4 scripsit Epigr. Anth. Pal.:
@B:4@A.9Ā:4 Gualtherus, CIG, Lavagnini. 40 D2>@ă: scripsit CIG: D2>@<ă: Gualtherus.

Wer immer du bist, der diese Kirche betritt, Fremder,


komm hierher, betrachte dieses Grab!
Es trägt nämlich einen Mann drinnen, dessen Ruhm groß (ist).
Aus einem berühmten Geschlecht nämlich stammte dieser,
5 Zweig aus der stattlichen Wurzel von Patrikiern
und Senatorenvätern und Reichen.
Er erwuchs aber auch aus recht edler Seele,
die durch alle Gnaden der Tugenden ausgezeichnet war.
Er verschönerte seine Natur durch moralische Gesinnung
10 und schmückte den Glanz des Geschlechts
mit vielfältigen Gnaden von Tugenden.
Aber weder Reichtum noch Glanz des Geschlechts,
noch Gnaden der Tugenden, noch Ruhm des Lebens
konnten ihm, als das Ende gekommen war,
15 den Menschen mordenden Tod abwehren,
sondern er kommt und nimmt ihn aus der Mitte
und birgt ihn im hiesigen Grab,
nachdem er eine unauslöschliche Flamme ins Herz geworfen – suche vorne –
und das Innere der armen Gattin hatte dahinschmelzen lassen,
20 die den Verlust des guten Mannes betrauerte
und die Vereinsamung, dazu noch die Kinderlosigkeit.
Nachbarn beweinen ihn und Freunde.
Es suchen den Ernährer Arme und Fremde.
Aber weder für die Tränen der Gattin
25 noch die Klagen der Freunde und Fremden
hatte der Tod Mitleid, sondern er übersah sie,
470 Italien (Nr. IT23)

denn er hat wirklich ein hartes Herz.


Du aber, wer du auch bist und dieses Grab siehst,
erkenne hier die Nichtigkeit des Lebens
30 und bete bereitwillig für den Toten,
auf dass er Vergebung seiner Verfehlungen finde
und den Platz zur Rechten erreiche
bei dem gerechten schaudererregenden Gericht Gottes.
Er starb damals, als die weltumkreisende Sonne
35 das 6000. Jahr durchlief
mit 700 Jahren im Gefolge,
denen wieder sechs Jahre hinzugefügt waren.
Es war der neunte Tag des Januar,
die erste Indiktion stellte sich dazu,
40 als er die Seele den Händen der Engel übergab.
Text: GUALTHERUS, Tabulae 80f. (Nr. 12 [mit lat. Übers.]).– CIG IV 520f. (Nr. 9540).– Epigr. Anth. Pal. II 746
(mit lat. Übers.).– LAVAGNINI, Epigrammi 154.– LAVAGNINI, L’epitafio 440f.– GUILLOU, Recueil 205f. (Nr. 192 [mit
franz. Übers.]).– RHOBY, Interactive Inscriptions 323f. (vv. 1–3 [mit engl. Übers.], vv. 28–29 [mit engl. Übers.]).

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 123 (Nr. 232).– LAVAGNINI, Cultura bizantina 92f. (ital. Übers.).– HÖR-
ANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314f. (Nr. 192).– HÖRANDNER, Metrisches 97–100.– GUILLOU, Epigrafia 388.–
JACOB, Épigraphie 174f.– RHOBY, Überlieferung 234.– RHOBY, Inscriptional Poetry 200f. u. Anm. 49, 202.

Wie in vielen anderen Grabepigrammen auch wendet sich der anonyme Sprecher des Epi-
grammtextes an den Besucher der Kirche bzw. an den Betrachter des Grabes.445 Die Hinwen-
dung an diesen erfolgt zunächst eher allgemein in den Versen 1–2 und dann ausführlicher und
konkreter in den Versen 28ff.446 Der Besucher des Grabes wird aufgefordert, für den Verstorbe-
nen zu beten, auf dass ihm die Sünden vergeben werden und er ein günstiges Los am Tag des
Jüngsten Gerichts erreiche (Verse 31–33). Der Name des Verstorbenen ist im gesamten Epi-
gramm nicht zu erfahren. Es ist gut möglich, dass dieser in einer weiteren, höchstwahrscheinlich
nicht metrischen Inschrift, die ebenfalls auf dem Sarkophag oder in der Nähe davon angebracht,
genannt wurde. Man erfährt zumindest, dass er eine Frau zurückließ (Vers 19), dass deren Ehe
aber kinderlos geblieben war (Vers 21). Gerühmt wird die vornehme Abstammung des Toten:
So wird festgestellt, dass er aus einer reichen Familie von Patrikiern und Senatoren, die wahr-
scheinlich am Normannenhof Karriere gemacht hatte, stammte (Vers 4ff.). Wie auch in anderen
süditalienischen Grabepigrammen ist die genaue Datierung des Epigramms am Ende der In-
schrift im Versmaß wiedergegeben.447 Die Datierung nach Weltjahr, Tag, Monat und Indiktion
weist auf den 9. Januar 1198. Somit entstand das Epigramm wenige Jahre nachdem die auch in
ihrer Spätzeit die griechische Kultur durchaus fördernde normannische Herrschaft448 über Süd-
italien zu Ende gegangen (1194) und kurz nachdem der Staufer Heinrich VI. in Messina ver-
storben war (1197).
Das Epigramm besteht aus 40 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Fast die Hälfte aller Verse, nämlich 17, weisen B7 auf.449 Zu notieren ist die seltene
paroxytone Akzentuierung vor B7 in den Versen 16, 23 und 28, weiters die proparoxytone Ak-
zentuierung vor B5 in den Versen 2, 8 und 21. In 39 der 40 Verse sind die prosodischen Ge-
setzmäßigkeiten des byzantinischen Zwölfsilbers eingehalten. Gleich zwei Verstöße sind aller-
dings in Vers 23 vorzufinden: Zunächst ist die sechste Silbe kurz gemessen, wenn man A><CĀ.
—————–
445
Vgl. RHOBY, Überlieferung 234.
446
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 324.
447
Siehe oben S. 97–100.
448
Vgl. V. VON FALKENHAUSEN, Il popolamento: etnie, fedi, insediamenti, in: Terra e uomini nel Mezzogiorno nor-
manno-svevo. Bari 1987, 39–73; siehe zuletzt auch A. RHOBY – N. ZAGKLAS, Zu einer möglichen Deutung von
.:6ĊA4?. JÖB 61 (2011) 176 u. Anm. 60.
449
In Vers 28 liegt vom Rhythmus her B7 vor; der inhaltliche Einschnitt erfolgt jedoch schon nach der vierten Silbe.
Italien (Nr. IT23) 471

in den Text setzt. Der inschriftliche Befund weist im Übrigen dieses Versehen nicht auf, da
inschriftlich (nach Walther [Gualtherus]) A><C.Ą. überliefert ist, das jedoch keinen Sinn ergibt.
Die im Epigr. Anth. Pal. vorgenommene Konjektur A><CĮ.450 ist zwar prosodisch besser, stellt
aber einen zu starken Eingriff in den Inschriftentext dar. Der zweite prosodische Verstoß resul-
tiert aus dem positionslangen Alpha von A><CĀ.. Die Inschrift überlieferte nach Walther angeb-
lich =FAD<ă, wodurch die Positionslänge zwar vermieden werden könnte, was aber keinen Sinn
ergibt. Zur Prosodie kann zusammenfassend festgestellt werden, dass der Autor der Verse be-
müht war, prosodisch einwandfreie Zwölfsilber zu komponieren, dass ihm allerdings in Vers 23
ein Lapsus unterlaufen sein dürfte.451 Somit muss ein talentierter Autor am Werk gewesen sein,
der mit den Konventionen der byzantinischen Epigrammatik vertraut war. Der gute Stil ist
höchstens durch Wortwiederholungen vereinzelt gestört: Vers 8: Dþ>6@6: >2AŃ: – Vers 11:
>2AŃ: Dþ>6@6 – Vers 13: >2AŃ: Dþ>6A2?; Vers 10: 8.9=>ĆA4A. A<Ľ 0Ā:<B? – Vers 12:
8.9=>ĆA4? 0Ā:<B?. Verfasser des Epigramms könnte vielleicht sogar der bekannte Schriftsteller
Eugenios von Palermo (ca. 1130 – kurz nach 1202)452 gewesen sein; auch ein Autor aus seinem
Kreis bzw. Umfeld käme in Frage.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 1 ist 2ß@ĄĬ? zu schreiben, da das in frühe-
ren Editionen abgedruckte 2ß@Ą26? (als Form von 2ß@Ą496) inhaltlich unpassend ist. Die von Hör-
andner vorgeschlagene Konjektur ¡:1>. am Beginn von Vers 3 ist sehr plausibel,453 ebenso wie
die entgegen Walther und anderen vorgenommene Änderung von <í zu <ô. Allerdings könnte
unter Beibehaltung von :1>ă (von Walther als :1>4 aufgezeichnet) und <í der Vers auch wie
folgt übersetzt werden: „Es (sc. das Grab) bringt dem Mann darin keinen großen Ruhm“,454 was
ein Hinweis darauf sein könnte, dass Reichtum und Glanz nach dem Tod nun vergangen seien,
worauf auch in den Versen 12ff. hingewiesen wird.455 Bei dem Adjektiv =.:A<6<A>Ć=<? in Vers
11 handelt es sich um ein Wort, das nur hier belegt ist.456 Allerdings muss das Wort schon frü-
her existiert haben, da das Adverb =.:A<6<A>Ć=F? erstmals bei Ephraim Syros (4. Jh.) zu finden
ist.457
Zur Randnotiz nach Vers 18 ist Folgendes festzuhalten: Wie bereits oben gesagt, verbirgt
sich dahinter wahrscheinlich die Anweisung 34A<Ľ ­9=>Ć?, wenn man das bei Walther abge-
druckte :=>Ć? als (schlechte Übertragung von) ­9=>Ć? deuten kann. Das Adverb ­9=>Ć? ist
erstmals im Lexikon des Hesychios attestiert.458 Die Änderung von 34A<Ľ (34A<B Walther [Gua-
ltherus]) zu 3ĂA26 ist nicht notwendig, da die mediale Form auch in aktiver Bedeutung belegt ist.
Das in Vers 19 von Walther transkribierte A.8.Ą:.? wurde im CIG zu A.8.Ą:[4]? geändert. Die-
se Änderung ist ebenfalls nicht notwendig: Schon bei Euripides ist (dort aus metrischen Grün-
den) die Genitiv-Form A.8.Ą:.? zu lesen.459 02ĄAF:2? am Beginn von Vers 22 ist als poetische
Lizenz zu verstehen,460 da die (korrekte) Schreibung mit Omikron einen schweren prosodischen

—————–
450
Ein weiterer Beleg für aus metrischen Gründen gewähltes A><CĮ. findet sich bei Theophylaktos von Ohrid, carm.
14,76 (p. 373 GAUTIER, CFHB XVI/1).
451
Vgl. HÖRANDNER, Metrisches 99.
452
M. GIGANTE, Eugenii Panormitani versus iambici (Testi 10). Palermo 1964; vgl. C. CUPANE, „Fortunae rota vol-
vitur“. Moira e Tyche nel carmi nr. I di Eugenio da Palermo. Ā. źĊ94 8 (2011) (= L. BÉNOU – Cr. ROGNONI
[Hg.], $>Ć:<? @B:Ă0<><?. Mélanges André Guillou, I. Rom 2012) 137–152; DIES., Eugenios von Palermo. Rheto-
rik und Realität am normannischen Königshof des 12. Jahrhunderts, in: V. ZIMMERL-PANAGL (Hg.), Dulce Melos
II. Akten des 5. Internationalen Symposiums: Lateinische und griechische Dichtung in Spätantike, Mittelalter und
Neuzeit, 25.–27. November 2010 (… et alia. Studi di filologia classica e tardoantica 3). Pisa 2013, 247–270. Ich
danke Carolina Cupane, die vor Drucklegung eine Kopie des Aufsatzes zur Verfügung stellte.
453
HÖRANDNER, Metrisches 97f.
454
Von HÖRANDNER, Metrisches 97 abgelehnt.
455
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 323f.
456
Vgl. LBG s.v.
457
Vgl. L s.v., LBG s.v.
458
Vgl. LBG s.v.
459
Eur. Hec. 694: û A*7:<: A*7:<: A.8.,:.? 9.A>I?. Vgl. auch CIG IV 521.
460
Vgl. HÖRANDNER, Metrisches 99; HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314f. Weitere Formen von 02ĄAF:, in
denen das Omega in den anderen Kasus beibehalten wird, im TLG.
472 Italien (Nr. IT23–IT24)

Verstoß verursachen würde. Walther transkribierte das dritte Wort desselben Verses als
14.7>B<B@6. Um auf die gewünschte Anzahl von zwölf Silben zu kommen, ist natürlich wie
bereits im CIG 1.7>Ĉ<B@6 zu schreiben. Allerdings ist festzuhalten, dass 16.7>ĈF als quasi-
„Nebenform“ zu 1.7>ĈF auch an anderer Stelle attestiert ist, nämlich in einem Brief des Theo-
phylaktos von Ohrid.461 Die Theophylaktos-Stelle scheint aber verdächtig, da in der alten Editi-
on462 die Schreibung ohne Iota vorhanden ist. Das von Walther in Vers 23 aufgezeichnete
34AŃ@6 wird als vulgäre Form von Hörandner abgelehnt.463 Allerdings spricht nichts dafür, diese
von 34AŃ / -þF464 stammende reguläre Form aus dem Text zu verbannen.465 In Vers 26 kann
man das auf Walther zurückgehende <ß7A2Ą>4@2: im Text belassen; unaugmentierte Aorist-
Formen sind in inschriftlich überlieferten Epigrammen auch an anderer Stelle zu finden. Ebenso
gerechtfertigt ist es, – auch im Sinne von Augenpoesie466 – im selben Vers =.>Ą12: im Text zu
belassen.467 Auch die bereits von Walther in Vers 32 aufgezeichnete Genitiv-Form @Aþ@2<?
(@A.@Ā<? Walther) kann als auch sonst noch einmal belegte Nebenform zu @Aþ@2F? (nach dem
Muster =Ć82<? – =Ć82F?) im Text belassen werden. Das Adjektiv am Ende von Vers 32 ist
grundsätzlich als 12;6A2>Ć? zu akzentuieren,468 doch auch 12;ĄA2><? dürfte belegt sein.469 Nur im
vorliegenden Epigramm attestiert ist das Adjektiv 0B>Ć7<@9<? in Vers 35.470 Der Terminus
ã:167A<? in Vers 39 als Bezeichnung für vom Lateinischen abgeleitetes „Indiktion“ ist bereits in
frühbyzantinischer Zeit attestiert.471

(Oberer Rand eines) Taufbecken(s) (Höhe 68 cm), 12. Jh.: Museo Regionale (Inv.-Nr. A
250)
Nr. IT24) Das viereckige marmorne Taufbecken ist auf allen Seiten mit vielfältigen Orna-
menten versehen.472 In den oberen runden Rand des Beckens ist eine nicht akzentuierte Majus-
kel-Inschrift eingeritzt, die aufgrund von Abreibung bzw. Beschädigung des Steines nicht mehr
vollständig entziffert werden kann. Die noch erhaltenen und lesbaren Teile erlauben aber, fest-
zustellen, dass es sich um Verse handelt.473 Dem vorhandenen Platz nach zu schließen, dürfte
das Epigramm höchstwahrscheinlich aus vier Zwölfsilbern bestanden haben. Der Beginn des
Epigramms ist durch ein noch sichtbares eingeritztes Kreuz zu eruieren. Ein eingeritzter Punkt
ist nach dem Binnenschluss (B5) in Vers 1 zu erkennen, ein weiterer am Ende von Vers 2. In
die vier Ausbuchtungen des oberen runden Randes war C $C   eingeritzt;474 heute ist
allerdings davon nur mehr $C zu entziffern.
Die zuletzt von Mastelloni angenommene Datierung in das 12. Jahrhundert (2. Hälfte)475
dürfte auch angesichts der paläographischen Ausgestaltung der Inschrift richtig sein. Somit
passt das Taufbecken auch gut zu den anderen, ebenfalls in das 12. Jahrhundert zu datierenden
Taufbecken, von denen das eine im Museo Regionale in Messina (ĺ Nr. IT25), das andere im

—————–
461
Ep. 39,28f. (p. 265 GAUTIER, CFHB XVI/2): … .íA<ă 16.7>Ĉ<692: 7.ă =2:5<ĵ92: =.>40Ć>4A.; Von den vier den
Brief überliefernden Handschriften haben drei diese Form, nur eine weist 1.7>Ĉ<92: (sic) auf.
462
PG 126,553A.
463
HÖRANDNER, Metrisches 99.
464
Vgl. Kr s.v., LBG s.v.
465
Vgl. CIG IV 521.
466
Vgl. HÖRANDNER, Metrisches 99f.
467
Vgl. die Aorist-Form =.>Ą12(:) etwa auch schon bei Rom. Mel. hymn. III 19,1 (GROSDIDIER DE MATONS).
468
Vgl. LSJ s.v.
469
Vgl. TLG.
470
Vgl. LBG s.v.
471
Vgl. L s.v., LBG s.v.
472
Für den Hinweis auf dieses Objekt danke ich Vera von Falkenhausen.
473
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Funzionari 187, Anm. 131.
474
Vgl. MASTELLONI, Officina 167.
475
MASTELLONI, Officina 167.
Italien (Nr. IT24) 473

Metropolitan Museum of Art, New York, (ĺ Nr. US1) aufbewahrt wird. Die von Agnello ver-
mutete Datierung in das 7. Jahrhundert476 ist auszuschließen.
Der Epigrammtext lässt sich wie folgt rekonstruieren.

Ÿ? 1Ń><: <ó@. A<Ľ (2<)Ľ 7.ă 9[………


………]&CCC
é=2> CĀ>26 @<6 67<8þ<B C68ĆA4?
[……… Aą: A>Ć=<: A2 7.ă 8<0<5ĀA4?].
——
4 Aą: A>Ć=<: A2 7.ă 8<0<5ĀA4? legit von Falkenhausen.

Wie ein Geschenk Gottes seiend und ………



das dir das Wohlwollen des Nikolaos darbringt
……… der Art nach und Logothetes.
Text: VON FALKENHAUSEN, Funzionari 187, Anm. 131 (vv. 3–4).

Lit.: AGNELLO, Sculture 205–207.– MASTELLONI, Officina 167 (Nr. 15), 176 (Abb. 4).

Abb.: LXVIII

Trotz der Lücken im Text und der Tatsache, dass die erhaltenen Buchstaben von Vers 2 nicht
in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen sind, kann man feststellen, dass es sich um ein
Stifterepigramm handelt.477 Der Stifter ist ein gewisser Nikolaos, der vielleicht auch Logothetes
war, wenn man von Falkenhausens Lesung vertrauen darf. Zwei Personen mit dem Namen Ni-
kolaos, die jeweils auch Logothetes, d.h. hohe Beamte am Normannenhof, waren, kommen in
Frage: ein Logothetes Nikolaos, der 1114 und 1165 belegt ist,478 und ein Logothetes Nikolaos,
der in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts attestiert ist.479 Folgt man der stilistischen Ein-
ordnung des Objekts durch Mastelloni (s. oben), dann dürfte nur die zweitgenannte Person in
Frage kommen.
Das vorliegende Objekt (Taufbecken) könnte sich ebenso wie das andere Taufbecken im
Museo Regionale zu Messina (ĺ Nr. IT25) ursprünglich in der im Jahr 1546 zerstörten Kirche
San Salvatore befunden haben.
Aufgrund der erhaltenen Teile des Epigramms kann man feststellen, dass dieses aus prosodi-
schen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen besteht. Weitere Bemerkungen zum
Epigrammtext: Am Ende von Vers 1 folgt auf das My vielleicht ein Rho; somit könnte die Kür-
zung einer Form von 9ĂA4> vorliegen. Die Kürzung für 9(4A)>(Ć)? dürfte allerdings nicht in
Frage kommen, da nach dem Rho wahrscheinlich ein Alpha eingeritzt ist. Somit wäre an
9(4AĀ)>. zu denken, das aber syntaktisch nicht unterzubringen ist. Die Buchstaben der zweiten
Hälfte von Vers 2 sind teilweise noch recht gut zu entziffern, können aber vorerst nicht gedeutet
werden: Ist vielleicht [9þ>]9.><: <¾>9ĵ: ®:Ċ@<6? =Ħ? ¡:(5>F=)2 zu schreiben? Da der Stein im
Bereich von Vers 4 bereits sehr stark abgerieben ist, kann heute dort praktisch nichts entziffert
werden; der Lesung von Falkenhausens ist daher zu vertrauen, wenngleich es schwer fällt, die
Konjunktion A2 im Satz unterzubringen.

—————–
476
AGNELLO, Sculture 205.
477
S.a. MASTELLONI, Officina 167.
478
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Funzionari 184–186.
479
Vgl. VON FALKENHAUSEN, Funzionari 186f.; s.a. CARACAUSI, Lessico, s.v. 8<0<5ĀA4? 1; V. VON FALKENHAUSEN,
Griechische Beamte in der duana de secretis von Palermo. Eine prosopographische Untersuchung, in: HOFF-
MANN, Zwischen Polis, Provinz und Peripherie 391.
474 Italien (Nr. IT25)

Taufbecken (Höhe: 59,5 cm; Durchmesser: 53,5 cm), a. 1135: Museo Regionale (Inv.-
Nr. A 290)
Nr. IT25) Das höchstwahrscheinlich ursprünglich in der im Jahr 1546480 zerstörten Kirche
San Salvatore aufbewahrte, aus Marmor gefertigte Taufbecken hat die Form einer zylinderför-
migen Vase. Der Marmor wurde in der späten Kaiserzeit vielleicht als Kapitell verwendet.481
Der äußere obere Bereich des Beckens ist mit Ornamenten verziert, die von vier menschlichen
Gesichtsskulpturen (Protomai) durchbrochen werden. Gleich an mehreren Stellen ist das Stein-
gefäß von eingeritzten Majuskel-Inschriften bedeckt. Die auf einer Seite des Gefäßes unterhalb
der Ornamente auf zwei Zeilen angebrachte Inschrift ist auch akzentuiert. Eine weitere Inschrift
befindet sich auf der oberen Kante des Gefäßes, ist aber nur mehr sehr schlecht zu entziffern.
Eine andere Inschrift ist im Inneren des Gefäßes angebracht, und zwar an den Armen eines am
Boden angebrachten Kreuzes; es handelt sich um das bekannte C $C  .482 Weitere einge-
ritzte Buchstaben sind auf der Oberseite einer Protome zu lesen, nämlich  #!C
CC, womit darauf hingewiesen wird, dass die Protome das Antlitz des Propheten Isaias
zeigt.483 Oberhalb der in einem Halbbogen eingeritzten Inschrift sind auch noch die Buchstaben
CR (?) zu entziffern,484 deren Bedeutung jedoch unklar bleibt.485 Aufgrund der Nennung
des Propheten Isaias ist anzunehmen, dass die drei anderen Protomai die übrigen drei größeren
Propheten des Alten Testaments darstellen, nämlich Jeremias, Ezechiel und Daniel,486 auch
wenn für diese keine Inschriften vorhanden sind. Aus der schlecht lesbaren, die obere Kante des
Gefäßes umlaufenden Inschrift erfahren wir, von wem und wann die Aushöhlung des Steins
zum Becken ausgeführt wurde: µ7<68þ:54 [………… /.]=A6@AĂ>6<: Aį 7282Ĉ@26 A<Ľ ž06FAþA<B
¾9Ń: =(.A)>ą? 7.ă 920þ8<B >D69.:1>ĄA<B 7Ľ> <B7Ħ 94:ă .>AĄŁ ß:167A6Ń:<? 60Ņ ±A<B?
,OD90Ņ.487 Die ebenfalls bereits erwähnte, über zwei Zeilen laufende Inschrift unterhalb der Or-
namente stellt ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm dar. Der Beginn ist durch ein Kreuz
markiert, das Ende durch drei übereinander liegende Punkte.
Zeitlich einzuordnen ist das Epigramm nach der am Ende der zitierten Prosainschrift ange-
gebenen Datierung nach Monat, Indiktion und Weltjahr (März 1135).
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!ą: 7<68þ:.:A. Aā: 7<8B9/Ă5>.:, Ć02,


@Ċ3<6? .:1<Ľ8C<: A.ĵ? =><C4AŃ: =>2@/2Ą.6?.
——
2 cf. e.g. Anal. Hymn. Gr. IV 365,53–55 (SCHIRÒ): Ĉ>62, AŃ: =><C4AŃ: A.ĵ? =>2@/2Ą.6? Aā: @ā: 2ß>Ă:4:
=.>þ@D<B Ań 8.ń @<B.
——
1  Roma e l’Oriente. 7<8B9/Į5>.: Orsi, Mastelloni, sic etiam inscr. 2 Ń@<6? Orsi, Mastel-
loni. .:1<Ľ8C<:: .:1<B8C<B (sic) Orsi, .:1<Ĉ8C<: Robert, Agnello. =>2@/ă.6? (sic) Orsi.

Gandulphos, der das Taufbecken aushöhlte, Logos,


mögest du retten durch die Fürsprache der Propheten.
Text: PLACENTINI, De siglis veterum Graecorum 116 (mit lat. Übers.).– PACIAUDI, De sacris Christianorum bal-
neis 164 (mit lat. Übers.).– CIG IV 336 (Nr. 8726b).– F. MATRANGA, in: G.D. GALLO, Annali della città di Messina.
Messina 21879, II 577 (mir nicht zugänglich).– BATIFFOL, L’Abbaye 25 (Nr. B).– Roma e l’Oriente 9 (1915) 98 (mit
ital. Übers.).– ORSI, Chiese basiliane della Calabria 134, 133 (Abb. 93), 136 (Abb. 97).– LAVAGNINI, Luca 254 u. Taf.
—————–
480
Vgl. C. FILANGERI, Due chiese del patrimonio basiliano non più esistenti, in: Byzantino-Sicula IV. Palermo 2002,
594–601.
481
Vgl. MASTELLONI, Officina 164.
482
LAVAGNINI, Luca, Taf. 46 (Abb. 2).
483
LAVAGNINI, Luca, Taf. 47 (Abb. 3).
484
Vgl. LAVAGNINI, Luca 256.
485
Vielleicht sind die nicht eindeutig lesbaren Buchstaben als è (2ą)? /.(@682ć? AĮ? 1Ć;4?) aufzulösen.
486
Vgl. LAVAGNINI, Luca 256.
487
GUILLOU, Recueil 201 (Nr. 189A).
Italien (Nr. IT25–IT26) 475

46 (Abb. 1).– J. u. L. ROBERT, BE 5 (1964–1967) 340 (Nr. 49).– LAVAGNINI, Il re 10.– AGNELLO, Sculture 215, 214
(Abb. 19).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 123 (Nr. 229/).– LAVAGNINI, Epigrammi 152 (Nr. b).– GUILLOU, Re-
cueil 201 (Nr. 189B [mit franz. Übers.]) u. Taf. 178 (Abb. 189d).– MASTELLONI, Officina 165 (Nr. a), 175 (Taf. 5
[Abb. 1]).– JACOB, Épigraphie 174.

Lit.: P. ORSI, Chiese niliane. I. La chiesa di S. Adriano a S. Demetrio Corone (Cosenza). Bollettino d’Arte del
Ministero della Pubblica Istruzione 1921, I, 118f. u. Abb. 29–32.– G. PUDELKO, Romanische Taufsteine. Inaugural-
Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde genehmigt von der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-
Universität zu Berlin. Berlin o.J. [1932], 27.– CONSOLI, Messina Museo Reginale 71 (Abb. 194), 72.– ZINZI, La
conca del Patirion 434 u. Abb. 2.– E. NEGRI ARNOLDI, Materiali per lo studio della scultura trecentesca in Sicilia. II.
Prospettiva 52 (Januar 1988) 56 u. Abb. 17.– KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 45, Anm. 79.–
ZERI – CAMPAGNA CICALA, Messina Museo Regionale 45.– GUILLOU, Epigrafia 387.

Abb.: 75

Während in der oben zitierten Prosainschrift zu lesen ist, von wem die Aushöhlung des
Steins zwecks Anfertigung eines Taufbeckens in Auftrag gegeben wurde, nämlich von Lukas,
dem Abt des Klosters San Salvatore,488 berichten die beiden Verse, von wem die Arbeit ausge-
führt wurde, nämlich von Gandulphos. Doch handelt es sich bei diesem wirklich um den aus-
führenden Handwerker?489 Es würde doch sehr erstaunen, wenn der Handwerker seine Tätigkeit
an prominenter Stelle mit einer aufwendigen Versinschrift dargestellt hätte, die auf den Abt
hinweisende Inschrift aber nur in Prosa gestaltet wäre. Aus diesem Grund ist daran zu denken,
dass Gandulphos ein Mönch des Klosters war, der den in der Prosainschrift genannten Befehl
des Abtes ausführen ließ. Gandulphos ist aus anderen Quellen nicht bekannt; es handelt sich
nicht um einen griechischen Namen, sondern eine Bezeichnung normannischen Ursprungs. Der
Name ist in Süditalien auch noch im 14. Jahrhundert (?) greifbar.490 Die Christus vorgetragene
Bitte des Gandulphos, ihn durch die Fürsprache der Propheten zu retten, wird dadurch unterstri-
chen, dass auf den vier Protomai Propheten dargestellt sind.
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die Verse sind unter Nichtberücksichtigung des Eigennamens .:1<Ľ8C<: zwar
prosodisch, doch hat sich am Ende des Epigramms ein schwerer prosodischer Verstoß einge-
schlichen, da die vorletzte Silbe von Vers 2 lang gemessen wird. Die Schreibung mit Iota anstel-
le von Epsilon-Iota, durch die der schwere Verstoß vermieden werden könnte – was vielleicht
auch der Grund war, weswegen Orsi das Epsilon ausließ –, ist zwar auch sonst,491 gerade auch
inschriftlich belegt,492 hier sind jedoch Epsilon-Iota klar zu erkennen.

Mili San Pietro

*Stein (verloren), a. 1148/49: südlich von Messina


Nr. IT26) In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde von G. Walther (Gualtherus) in
vico Balsamorum, prius Serafinorum ein mit literis (sic) fugientibus bedeckter Stein gefunden,
der seiner Ansicht nach aus der Kirche Santa Maria in Mili San Pietro gestammt haben soll.493
Die Wiedergabe des Inschriftentextes bei Walther ist mit zahlreichen Lücken versehen; dies ist
ein Hinweis darauf, dass Walther Schwierigkeiten bei der Entzifferung hatte, weil vielleicht
schon damals einige Stellen nicht mehr zu lesen waren. Es ist daher teilweise relativ schwierig,
—————–
488
Siehe oben S. 466.
489
ORSI, Chiese basiliane della Calabria 134f. geht davon aus.
490
PLP # 23230, # 94146.
491
Vgl. Online-TLG (mit unsicheren Belegen).
492
Z.B. D. FEISSEL, Recueil des inscriptions chrétiennes de Macédoine du IIIe au VIe siècle (BCH, Supplément VIII).
Paris 1983, 36 (Nr. 15 [5./6. Jh.]): … =>2@/Ą.6? 7.ă 2íD.ĵ? =[þ:AF: AŃ:] ž0(Ą)[F:] :(0)Ā8F:, =><C4AŃ:,
=<[@AĆ8F:] … Weitere Beispiele in Greek Documentary Texts (PHI).
493
GUALTHERUS, Tabulae 102.
476 Italien (Nr. IT26)

den Text zu rekonstruieren, zumal auch im CIG bei der Wiedergabe der Inschrift Fehler began-
gen wurden, die Guillou später übernahm. Dass es sich bei der Inschrift um ein Epigramm han-
delt, wurde allerdings bereits im CIG festgestellt. Dieses dürfte aus elf Versen bestanden haben.
Der Wiedergabe des Textes bei Walther nach zu schließen, dürfte die über neun Zeilen laufende
Inschrift in continuo am Stein angebracht gewesen sein.
Aufgrund der am Ende des Epigramms (Verse 8–11) angegebenen Datierung in Versform494
dürfte das Epigramm wahrscheinlich in das Jahr 1148/49 zu datieren sein.
Der Epigrammtext ist wie folgt zu rekonstruieren:

[Ť]@A6? =.:Ĉ9<:>Ĭ AĆ:1ĩ ­12Ą9.A< 1Ċ[9<:]


A<Ľ =28þ0<B? =><ñD<:A. 9þ5<6? Ań D>Ć:Ł
­7 /þ5>F: 1ÿ Ü026>2 AĀ92:<? A<ĽA<
Aā: 78Į@6: ĩ:AĊ:6<? 7.88Ą@A<6? 3ĀF:
5 A.ĵ? A<Ľ 167.Ą<B [………] =><5B9Ą.[6?]
2í=>2=2ĄĤ [7þ88]6@A<: 02:Ā@5.6 5Ā8F:
A<ĽA[<: ………………] Aą: @=<B1.ĵ<:
7Ć@94@<: [……] ¡0<:A. °; D68Ą.?
[……………]<: @ć: ®;.7<@Ą<6?
10 [92Aþ] 02 =Ā9=A4? 12[7þ1<? …………
=>ą]? A<ĈA<6? ®=Aþ, ß:1Ą7A<B <®:>127[þA4?].
–––––
1 [Ť]@A6? dubitanter supplevi et scripsi: …CC Gualtherus, [!]Į? CIG, !Į? Guillou. =.:Ĉ9<:>Ĭ supple-
vi: V Gualtherus, .:[.0Ą.?] CIG, .:.0Ą.? Guillou. AĆ:1ĩ ­12Ą9.A< Guillou: AĆ[:]12 12Ą9.A<
CIG. 1Ċ[9<:] scripsi: &… Gualtherus, 1[Ć9<:] CIG, 1Ć9<: Guillou. 2 A<Ľ =28þ0<B? scripsi: CC |
..VVC Gualtherus, ê[: =28]þ0<B? CIG, Ť: =28þ0<B? Guillou. 3 /þ[5]>F: CIG. Ü026>2 Guillou:
c Gualtherus, [Ü0]2[6>2] CIG. AĀ92:<? Guillou: !CNOC Gualtherus, AĀ[92]:<? CIG. 4 Aā:
scripsit Guillou: ! Gualtherus, Aă: CIG. 7.88Ą@A<6? dubitanter scripsi: &C!C.CI Gualtherus,
7.8[8Ą]@A[.]6? CIG, 7.88Ą@A.6? Guillou. 3ĀF: scripsit Guillou:  Gualtherus, 3Ā<: CIG. 5 167.Ą<B
scripsit Guillou:  Gualtherus, 147.Ą<[B] CIG. [………] statui:  Gualtherus, [8]Ă[9.A<?] CIG,
8Ă99.A<? Guillou. =><5B9Ą.[6?] supplevit CIG: " Gualtherus, =><5B9Ą.6? Guillou. 6
[7þ88]6@A<: supplevit CIG: …ICTON Gualtherus. 02:Ā@5.6 scripsi secundum Gualtherus: 0Ā:2[6 î@AĀ>Ł] |
[5Ā]@5.6 CIG, 0Ā:26 î@AĀ>F | 2@5.6 Guillou. 5Ā8F: scripsit Guillou:  Gualtherus, 5Ā8<: CIG. 7
A<ĽA[<:] supplevi: A<Ĉ[A<B] CIG, !<ĈA<B Guillou. @=<B1.[ĵ<:] CIG: C" Gualtherus. [=Ć:]<:
post @=<B1.[ĵ<:] supplevit CIG. 8 [……] statui: ..C… Gualtherus, [$>]6@[AĀ] CIG, $>6@AĀ Guillou. 10
[92Aþ] supplevit CIG. 12[7þ1<?] supplevit CIG. 11 [7.ă =>ą]? CIG. <®:>127[þA4?] supplevi: 127[þA4? 7.ă
12BAĀ>.?] CIG.

Wer für die von allen Besungene dieses Haus erbauen ließ,
das die See überragt, mögest du mit der Zeit erfahren!
Von den Grundfesten errichtete dieses Heiligtum
(ein Mann) namens Antonios, vom Besten lodernd,
5 der durch die Ermunterungen des gerechten ………
mit Anstand der Beste werden will.
Diesen ……………… Eifrigen
schmücke, …… der die sechstausend führt
……………… mit sechshundert
10 mit der fünften Dekade freilich …………,
zu diesen sieben (= 6657), der elften Indiktion (= 1148/49).
Text: GUALTHERUS, Tabulae 102 (Nr. 16).– CIG IV 338 (Nr. 8731).– GUILLOU, Recueil 208 (Nr. 193 [mit franz.
Übers.]).– RHOBY, Structure 329 (v. 3).

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 123 (Nr. 230).– GUILLOU, Epigrafia 387.– JACOB, Épigraphie 175.

—————–
494
Zu anderen Datierungen in Versform, die auch in anderen, aus dem sizilischen Raum stammenden Epigrammen
aus der Mitte des 12. Jahrhunderts zu finden sind, siehe oben S. 97–100.
Italien (Nr. IT26) 477

Trotz der zahlreichen Textlücken und der Unsicherheiten bei den auf Walther zurückgehen-
den Lesungen ist der Sinn des Epigramms klar zu erfassen: Es handelt sich um ein Stifterepi-
gramm, das darüber berichtet, dass das „Haus“ (Vers 1: 1Ń9<?) bzw. „Heiligtum“ (Vers 3:
AĀ92:<?), womit eine Kirche gemeint ist, von einem gewissen Antonios erbaut bzw. gestiftet
wurde. Wie auch durch andere Beispiele belegt,495 steht am Anfang des Epigramms die Antwort
auf eine gedachte Frage des Kirchenbesuchers: Wer die Kirche erbauen ließ, möge der Leser der
Inschrift „mit der Zeit“, d.h. im Laufe des Epigramms, erfahren. Ob man in Vers 1 nun der im
CIG abgedruckten Ergänzung .:[.0Ą.?] folgt oder – Walthers Abschrift folgend – =.:Ĉ9<:>Ĭ
in den Text setzt, dürfte es ziemlich sicher sein, dass es sich bei der gestifteten Kirche um eine
der Theotokos handelte. Ein Zusammenhang könnte bestehen zu dem von Graf Roger I. im Jahr
1091 gegründeten Kloster Santa Maria in Mili San Pietro, in dem – wie oben angeführt –
Walthers Ansicht nach der Inschriftenstein auch seinen ursprünglichen Platz gehabt haben soll.
Die Angabe A<Ľ =28þ0<B? =><ñD<:A. wäre topographisch durchaus zu vertreten, da sich das
Kloster Santa Maria ca. 4 km entfernt vom Meer auf einer Höhe von ca. 200 Metern befindet.496
Im Mittelteil des Epigramms, in dem traditionellerweise näher über den Stifter berichtet wird,
erfährt man zur Person des Antonios erstaunlicherweise nichts; auch in den verlorenen Stellen
des Textes dürften sich keine näheren Informationen befunden haben. Mit dem @=<B1.ĵ<? am
Ende von Vers 7, der „geschmückt“ (Vers 8: 7Ć@94@<:) werden soll, könnte aber ein Hinweis
auf einen „Mönch“ vorliegen,497 der „vom Besten lodert“ (Vers 4), womit wahrscheinlich ein
eifrig-feuriger Glaube gemeint ist.498 Es ist durchaus möglich, dass der Stifter Antonios iden-
tisch ist mit jenem Antonios, der im Jahr 1164/65 als Abt des Klosters Santa Maria in Mili San
Pietro belegt ist.499 Was die im Epigramm genannte Stiftung des Antonios angeht, gibt es zwei
Möglichkeiten, diese zu identifizieren: 1) Das 1091 gegründete Kloster wurde im Jahr 1148/49
mit einer neuen Kirche ausgestattet, da das ursprüngliche Katholikon – aus welchem Grund
immer – baufällig oder zerstört war. 2) Die ­7 /þ5>F: genannte Errichtung bezieht sich nicht
auf einen Neubau, sondern auf die Renovierung des ursprünglich aus dem 11. Jahrhundert
stammenden Kirchengebäudes.
Wer als Sprecher der Verse 7ff. fungiert, ist nicht klar: Kann es sich dabei um die Theotokos
handeln, der offensichtlich die Kirche geweiht ist? Oder ist die Lücke in Vers 8 – wie im CIG
vorgeschlagen – mittels [$>]6@[AĀ] zu ergänzen? Auch ist nicht klar, was mit 7Ć@94@<:
(„schmücke“) wirklich gemeint ist: Der Imperativ weist zwar auf die in solchen Epigrammen
typische Gegenleistung für die Stiftung hin, doch kann das Verbum hier wohl nur metaphorisch
verstanden werden, etwa in dem Sinn, dass (der Stifter) Antonios mit Tugenden geschmückt
werden soll. Stammt das Epigramm tatsächlich aus dem Weltjahr 6657 – der von Walther auf-
gezeichnete inschriftliche Befund spricht dafür – dann ist am Ende von Vers 11 insofern in den
Text einzugreifen, als von 127þA4? zu ®:127þA4?, d.h. von der 10. zur 11. Indiktion, zu ändern
ist. Diese Änderung bringt nicht nur den Vorteil mit sich, dass nun Weltjahr und Indiktion kor-
—————–
495
Z.B. beginnt das aus gleicher Zeit (a. 1148/49) stammende Stifterepigramm (ĺ Nr. GR79) in der Kirche Hagios
Barnabas bei Luros mit 4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2> /8Ā=26? | @2=Aą: 1Ć9<: AĀA2BD2: ­; .íAŃ: /þ5>F:;
496
Vgl. GUILLOU, Recueil 208 (Ewald Kislinger teilt diese Ansicht nicht, da das Kloster tief im Tal liege). Zum
Kloster F. TODESCO, Una proposta di metodo per il progetto di conservazione. La lettura archeologico stratigrafi-
ca della chiesa normanna di S. Maria presso Mili S. Pietro (ME) (Studi e testi sul restauro e la conservazione 2).
Rom 2007; G. MARGANI, Emergenze basiliane sulle pendici ioniche dei Peloritani, in: M.C. LENTINI (Hg.), Naxos
di Sicilia in età romana e bizantina ed evidenze dai Peloritani. Catalogo Mostra Archeologica, Museo di Naxos (3
dicembre 1999 – 3 gennaio 2000). Bari 2001, 143–147; FILANGERI, Monasteri basiliani di Sicilia 78–81. S.a. J.
BECKER, Graf Roger I. von Sizilien. Wegbereiter des normannischen Königreichs (Bibliothek des Deutschen His-
torischen Instituts in Rom 117). Tübingen 2008, 210, 222, an der einen Stelle mit der Angabe, dass das Kloster
1090, an der anderen Stelle, dass das Kloster 1092 gegründet wurde – beides ist jedoch falsch. Das Jahr 1092
wird auch genannt bei M. SCADUTO, Il monachesimo basiliano nella Sicilia medievale. Rinascita e decadenza sec.
XI–XIV (Storia e letteratura 18). Rom 1982, 81–83.
497
Zu @=<B1.ĵ<? als Bezeichnung für Mönche vgl. z.B. Apophth. Patr. VII 42,1 (I, p. 374 GUY, SC 387): ř>FAĂ54
0Ā>F: =Ń? 12ĵ Aą: @=<B1.ĵ<: 9<:.Dą: 9ā @7.:1.86@5Į:.6 …
498
Zu dieser Bedeutung siehe L s.v. 3ĀF 2.
499
Vgl. GAMILLSCHEG, Repertorium III 45 (genannt unter Nr. 60). Für den Hinweis danke ich Ewald Kislinger.
478 Italien (Nr. IT26)

respondieren, sondern hilft auch dabei, mittels Streichung des im CIG ergänzten 7.ă am Versan-
fang den Vers mit einem sauberen Binnenschluss B5 zu versehen. Die umständliche Ergänzung
unter Missachtung der Versform zur zwölften Indiktion ist somit nicht notwendig.
Wie bereits erwähnt, dürfte das Epigramm elf Verse umfasst haben. In der vorliegenden
Form sind die Binnenschlüsse – soweit erhalten – korrekt gesetzt. Problematisch ist diesbezüg-
lich nur Vers 9: Nach der auf die Lücke folgenden Silbe <: liegt B6 vor. B5 kommt nur dann in
Frage, wenn man <: als selbständiges Wort, etwa als Relativpronomen ê:, annimmt, das aber
wieder inhaltlich schwer unterzubringen wäre. Was die Prosodie betrifft, so ist das Epigramm
trotz mancher prosodisch ansprechender Passagen insgesamt als prosodielos zu bezeichnen.
Allerdings wird Guillous Feststellung „Les vers sont pauvres, la langue très gauche“500 den by-
zantinischen Gegebenheiten nicht gerecht; es handelt sich um ein in der Provinz entstandenes
Produkt, in dem sich der Autor durchaus bemühte, einen gewissen stilistischen Anspruch zu
erlangen. Dies wird nicht nur durch die kunstvolle Integrierung der Datierung in den Epigramm-
text, sondern auch durch das durchaus gewählte Vokabular zur Schau gestellt. Fest steht aller-
dings, dass die vorliegenden Verse sicher nicht von jenem Autor bzw. jenem Autorenkreis ver-
fasst wurden, der für die zahlreichen im Umfeld von König Roger II. und von Georgios von An-
tiocheia entstandenen Epigramme verantwortlich zeichnete.501
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 1 dürfte das sonst nur sehr schwach be-
legte502 =þ:B9:<? gemeint sein, wenn man dem von Walther aufgezeichneten inschriftlichen
Befund V folgt; die im CIG vorgenommene und von Guillou übernommene Konjektur
.:[.0Ą.?] ist somit nicht notwendig. Alternativ ist freilich auch daran zu denken,
=.:Ĉ9<:>4A<: zu schreiben, doch lässt sich dieses Wort in der Versstruktur viel schwerer un-
terbringen. Am Ende von Vers 1 ist das inhaltlich passende 1Ċ[9<:] zu konjizieren: Die Schrei-
bung mit Omega ist gerechtfertigt, da diese an anderer Stelle – auch inschriftlich503 – ebenfalls
belegt ist.504 Ebenso gerechtfertigt ist die Schreibung A<Ľ =28þ0<B? am Beginn von Vers 2: Hin-
ter dem von Walther aufgezeichneten CC dürften sich A<Ľ und =2 verbergen, wobei Walther
vor allem Pi und Epsilon als Eta und Sigma verlesen haben dürfte.505 In der Lücke in Vers 5
erwartet man eine nähere Bezeichnung für den aufmunternden „Gerechten“ (167.ĵ<?), womit
wahrscheinlich Gott gemeint ist. Da nach Walthers Aufzeichnung I überliefert ist,
käme auch die Form 167.6<1ĆA<B in Frage, wobei es sich grundsätzlich um einen juristischen
Begriff handelt,506 der aber vereinzelt auch für Gott verwendet wird.507 Mit Sicherheit falsch
(0Ā:2[6 î@AĀ>Ł]) konjiziert wurde im CIG am Ende von Vers 6, da Walthers Aufzeichnung
|CI  nur insofern modifiziert werden muss, als  zu 5Ā8F: zu korrigie-
ren ist. Lexikographisch bemerkenswert ist abschließend noch ß:1Ą7A<B in Vers 11: Doch ist
ã:167A<? als Nebenform zu gebräuchlicherem ß:167A6Ċ:508 auch schon im 7. Jahrhundert belegt.509

—————–
500
GUILLOU, Recueil 208.
501
Siehe dazu oben S. 95.
502
Vgl. LBG s.v.
503
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 87,1.
504
Vgl. LBG s.v.
505
Allerdings dürfte sich hinter dem von Walther (Gualtherus) am Beginn von Vers 1 aufgezeichneten CC das
Pronomen [Ť]@A6? verbergen, wobei dieser die Kombination von Tau und Iota als Eta verlesen haben könnte.
506
Vgl. LSJ s.v.
507
Greg. Naz. ep. 64,5 (I, p. 84 GALLAY): A<Ľ 167.6<1ĆA<B 52<Ľ; id. Theod. Stud. ep. 443,27 (FATOUROS).
508
Vgl. L s.v.
509
Vgl. LBG s.v. ã:167A<?.
Italien (Nr. IT27) 479

Palermo

(*)(Fragmente einer) Steinplatte (19 × 17 cm bzw. 40 × 25 cm) (größtenteils verloren),


a. 1143–1151: Kirche San Giovanni degli Eremiti, ursprünglich Kirche Santa Maria
dell’Ammiraglio („La Martorana“)
Nr. IT27) Auf der Rückseite eines griechischen Pergamentblattes (Palermo,510 Archivio di
Stato, „Pergamene varie“, Nr. 70) mit einem Kaufvertrag, der in das Jahr 1146 datiert,511 wur-
den (nach 1146) drei metrische Epitaphien kopiert, die sich auf Georgios von Antiocheia, seine
Mutter und seine Frau beziehen. Während die originalen Grabinschriften auf Georgios (ĺ Nr.
IT28) und seine Mutter (ĺ Nr. IT29) heute komplett verloren sind, haben sich vom Epitaphios
auf die Frau des Georgios noch geringe Reste erhalten. Das Grabepigramm auf Georgios’ Frau
umfasste – der handschriftlichen Überlieferung (Titel: ºA2><: 2ß? Aą: AþC<: AĮ? 0B:.67ą?
.íA<Ľ 7B>Ą.? ß>Ă:4?) nach zu schließen – ursprünglich 26 Verse. Doch auch die Umschrift auf
dem Pergament ist nicht lückenlos: Die Verse 2 und 4 sind heute praktisch nicht mehr zu entzif-
fern. Schon in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als von Walther die erste Edition des in-
schriftlichen Textes angefertigt wurde, war bereits mehr als die Hälfte der Verse verschwunden.
Immerhin aber erfahren wir bei Walther, dass die Grabplatte mit den Versen in den Fußboden
der Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) eingelassen war.512 Die beiden heute
in der zwischen 1142 und 1148 erbauten Kirche San Giovanni degli Eremiti aufbewahrten
Steinfragmente überliefern Buchstaben bzw. Worte der Verse 6, 7, 9, 16, 17, 18, 19, 20, 21, 22
und 24. Noch Ende des 19. Jahrhunderts müssen weitere Steinfragmente vorhanden gewesen
sein, wie wir den Bemerkungen von Cozza-Luzi entnehmen können.513 Man erkennt auf den
beiden Steinfragmenten auch, dass die in den Stein gearbeitete Inschrift in akzentuierter Majus-
kel gehalten ist und die Versenden durch übereinander liegende Punkte markiert sind; offen-
sichtlich waren (zumindest teilweise) auch die Binnenschlüsse gekennzeichnet: Hinter dem
inschriftlichen 3Ă@.@.: in Vers 21 ist ein Punkt zu erkennen. Auffallend ist auch die Regelmä-
ßigkeit der Schrift und die offensichtliche Sorgfalt, mit der die Inschrift gestaltet wurde.
Es ist anzunehmen, dass die Frau des Georgios von Antiocheia frühestens 1143 gestorben ist,
da über die Fertigstellung der Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) erst im
Mai 1143 berichtet wird; allerdings ist festzuhalten, dass die Kirche neuesten Überlegungen
zufolge vielleicht schon im Jahr 1140 bestand.514 Wahrscheinlich ist Georgios’ Frau aber vor
ihrem Mann verschieden, der im Jahr 1151 starb.515 Guillou engt basierend auf Ménager516 die
Entstehungszeit des Epigramms auf 1140–1146 ein.517 Das Jahr 1146 muss jedoch nicht als
terminus ante quem gelten, da die Verse auf der Rückseite des in dieses Jahr datierten Kaufver-
trages ja auch später angebracht worden sein konnten.
Der nach der handschriftlichen Abschrift rekonstruierte Epigrammtext lautet wie folgt:518

—————–
510
Zu Palermo im Mittelalter vgl. jetzt den Sammelband A. NEF (Hg.), A Companion to Medieval Palermo. The
History of a Mediterranean City from 600 to 1500 (Brill’s Companions to European History 5). Leiden 2013.
511
Dazu L. PERRIA, Una pergamena greca dell’anno 1146 per la chiesa di S. Maria dell’Ammiraglio. Quellen und
Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 61 (1981) 1–24; ACCONCIA LONGO, Considerazioni
267ff.
512
GUALTHERUS, Tabulae 96: In pauimento D. Mariæ Marturane; s.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 46. LAVAGNINI,
L’epitafio 439f. meinte, dass aufgrund der Länge des Epigramms dieses nicht auf einer Grabplatte im Boden,
sondern auf einem Sarkophag in Kolumnen angebracht war.
513
COZZA-LUZI, Miscellanea 33; s.a. LAVAGNINI, L’epitafio 437.
514
ACCONCIA LONGO, Considerazioni 274f.
515
Zur Datierung vgl. zuletzt RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 390, 392.
516
MÉNAGER, Amiratus 54.
517
GUILLOU, Recueil 215.
518
Die nicht in eckige Klammern ([…]) gesetzten Passagen sind heute auf den beiden erwähnten Fragmenten noch
vorhanden.
480 Italien (Nr. IT27)

[.ă AĄ? A<@<ĽA<: 7.>A2>ą? Aā: 7.>1Ą.:


÷@A<2 =><@2852ĵ: Aą: 8Ą5<: 9ā 1.7>Ĉ>@.?;
Aā: =þ:A69<: 0ý> ­7 /Ą<B 7.ă A<Ľ 0Ā:<B?
A<…………………………> é8F:
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2ă D<>2ĈF: =>ą? 9<:ý? <í>.:Ą<B?].
——–
1–2 cf. Theod. Prod. carm. hist. II 10sq. (HÖRANDNER). 1 cf. v. 1 epigramm. in Georg. Antioch. (ĺ no.
IT28): .ă AĄ? A<@<ĽA<: @784>ĆA.A<? Aā: CĈ@6:. 2 cf. v. 3 epigramm. in Georg. Antioch. (ĺ no. IT28):
ö? 9ā 86/þ1.? ­772:Ń@.6 1.7>ĈF:. 8 cf. v. 4 epigramm. in matrem Georg. Antioch. (ĺ no. IT29): è 8Ą5<?
<ôA<? @B07.8Ĉ=A26 Ań AþCŁ; cf. etiam v. 19 epigramm. in Georg. Antioch. (ĺ no. IT28): 7.8Ĉ=A2A.6,
C2Ľ, 8þ>:.76 :Ľ: 865Ą:Ĭ. 10 cf. v. 14 epigramm. in matrem Georg. Antioch. (ĺ no. IT29): Aā: 1ÿ EBDā:
CĀ><B@6: 00Ā8F: DĀ>2?. 13 cf. v. 13 epigramm. in matrem Georg. Antioch. (ĺ no. IT29): 7.ă D<Ľ: 9ÿ:
.íAĮ? ­:5þ12 7>Ĉ=A26 AþC<?. 15 cf. v. 5 epigramm. in icona (s. XIV ? [hodie deleta]) in monasterio Mega
Spelaion, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik30 (de obitu Ioan.
Asan.): C2Ľ <C2Ľ> A<9ā ¡F><? ¾ A<Ľ 5.:þA<B. 16 cf. v. 6 epigramm. in sarcophago in urbe Messina (Mu-
seo Regionale) (ĺ no. IT22): ±7>BE2 8þ>:.; ÷@=2> Û86<: :ĀC<?. 17 cf. v. 6 epigramm. in Georg. An-
tioch. (ĺ no. IT28) (de Georg. Antioch.): è A.09.Aþ>D4?, 0Į? è 8þ9=><? CF@CĆ><?. 19 cf. v. 18 epi-
gramm. in matrem Georg. Antioch. (ĺ no. IT29): AŃ: >2AŃ: Aą: =Ā=8<: ½9C62@9Ā:4. 25 cf. Ps. 36,11
(cf. etiam Mt. 5,5): <à 1ÿ =>.2ĵ? 784><:<9Ă@<B@6: 0Į: 7.ă 7.A.A>BCĂ@<B@6: ­=ă =8Ă526 2ß>Ă:4?. 26 cf. <.
14,2: ­: Aį <ß7ĄĤ A<Ľ =.A>Ć? 9<B 9<:.ă =<88.Ą 2ß@6:; cf. etiam v. 22 epigramm. in Georg. Antioch. (ĺ no.
IT28): 1ĀD<6< AĆ:12 =>ą? 9<:ý? <í>.:Ą<B?. 2ă D<>2ĈF:: cf. v. 17 epigramm. in matrem Georg. Antioch.
(ĺ no. IT29): 7.ă :Ľ: D<>2Ĉ26 :B9C67Ń? ­@A.89Ā:4.
——–
1 7>.A2>ą? Cozza-Luzi. 2 ÷@A<2 =><@2852ĵ: Aą: 8Ą5<: 9ā 1.7>Ĉ>@.? supplevit Acconcia Longo: ö?
A<ĽA<: 8Ą5<: ­=61Į 9ā 1.7>Ĉ@.? Cozza-Luzi. 4 AŃ: 0B:.67Ń: =.:@ĆCF: 0.92AŃ? é8F: Cozza-Luzi. 6
=.:@ĆCF? Acconcia Longo, Guillou: =.:@ĆC<. cod., =.9@ĆC<B Cozza-Luzi. 9–15 hoc ordine apud Coz-
za-Luzi: 10–15, 9. 10 DĀ>2? metri causa scripsit Acconcia Longo (et Guillou): D2ĵ>2? cod. et al. 13 AþC<:
Cozza-Luzi (cf. comment.). 14 .ßC:61ĄF?: ­C:41ĄF? cod., ­C:Ă16<? Cozza-Luzi. D.82=<Ľ Cozza-Luzi.
=ĆA9<: Guillou. 15 CĂ[>=].[@2:] CIG. ú Acconcia Longo, Guillou. =þ5<? Cozza-Luzi. 16 7:A<Ľ5.
scripsit Acconcia Longo secundum inscr. (!" [Gualtherus, CIG]) (cf. comment.): 7:A[.]Ľ5.
CIG, Epigr. Anth. Pal., 7ĩ­:A.B5. (sic) Cozza-Luzi, :A.Ĉ5. Guillou. @B:Ā7>BE2:: "%
Gualtherus, @B:[Ā]7>BE2: CIG. :ĀC<? cod., Cozza-Luzi. 8Ą5Ł: 8Ą5<: cod., 8Ą5<? Cozza-Luzi. 18
@A>þ[E].@.: correxit CIG: C!#C inscr. (Gualtherus, CIG), .@A>.C.@.: (sic) cod.
:5>.7<8Ą5<B Cozza-Luzi. 20 [1]Ā:1><B CIG. 21 [ß]>Ă:4: correxit CIG:  inscr. (Gualtherus,
CIG), 2ß>Ă:4 cod. 22 ±@D472: cod., Cozza-Luzi. 23 C Gualtherus: 0Ā><? cod., Cozza-Luzi. 24
ï[=].A<? CIG. 25 Ě scripsit Acconcia Longo: ¿ cod., Cozza-Luzi, À CIG, Epigr. Anth. Pal., Ř Guillou.
=>.ĀF[?] CIG. ğ74@2 CIG, Acconcia Longo, Guillou: ğ74@2: cod., Cozza-Luzi. 2ß>Ă:Ĭ scripsi: 
Italien (Nr. IT27) 481

Gualtherus, ß>Ă:4 cod., CIG, Acconcia Longo, Guillou, 2ß>Ă:4 Cozza-Luzi. 26 D<>2ĈF: scripsit Accon-
cia Longo (et Guillou): DF>2ĈF: cod., Cozza-Luzi. <í(>.):<Ą<B? cod.

Und wer (ist) so stark im Herzen,


dass er an den (Grab)stein herantreten kann, ohne zu weinen?
Die aufgrund von Leben und Herkunft allgeehrte nämlich
………………………… aller,
5 die strahlende Eirene, die Gattin des Georgios,
des überaus weise herrschenden Archon aller Archonten,
den ehrwürdigen Charakter, den wertvollen (Ǽdel)stein,
bedeckt (nun) ganz, ach, ein kleiner Stein im Grab.
Und ihre Asche ist zwar jetzt im Grab verborgen,
10 die Seele aber tragen die Hände der Engel
wie einen Spiegel der Tugenden, wie ein göttliches Abbild.
Und Asche an sich erhielt ein bescheidenes Grab.
Und ihre Asche besitzt, wie du siehst, {das Grab}.
Plötzlich raffte sie eine böse Harpyie des Schicksals
15 vorzeitig dahin – o schreckliches Leid! –
und verbarg sie hier mit dem Stein wie mit einer Wolke,
den unter den Frauen strahlenden zweiten Morgenstern,
die mehr als ein Anthraxstein (= Rubin ?) Blitzende,
die mit den Eigenschaften der Tugenden Geschmückte,
20 Ast und Zweig eines edlen Baumes,
Eirene, die ein friedliches Leben lebte,
die als allerstrahlendste Gattin erhielt
Georgios, hohe Gesinnung und Geschenk,
Hypatos der Archonten, Archon der Heeresabteilungen.
25 Durch sie als Frieden nahm er Wohnung im Land der Sanftmütigen,
immer auf die himmlischen Behausungen zutanzend.
Text: inschriftliche Überlieferung (vv. 14–25): GUALTHERUS, Tabulae 96 (Nr. 78 [vv. 14–25, mit lat. Übers.).–
CIG IV 518f. (Nr. 9536 [mit Schriftskizze]).– Epigr. Anth. Pal. II 743 (Text nach CIG [mit lat. Übers.]).– hand-
schriftliche Überlieferung: N. BUSCEMI, Appendix ad Tabularium regiae ac imperialis capellae Divi Petri in regio
palatio Panormitano. Palermo 1839, 12–14 (mir nicht zugänglich).– COZZA-LUZI, Miscellanea 31–33 (mit ital.
Übers.).– ACCONCIA LONGO, Epitaffi 58f. (Nr. III).– LAVAGNINI, Epigrammi 150 (Text nach Acconcia Longo).–
LAVAGNINI, L’epitafio 438 (Text nach Acconcia Longo).– LAVAGNINI, L’epigramma 349 (Text nach Acconcia Lon-
go).– GUILLOU, Recueil 214f. (Nr. 197 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 182 (Nr. 197a–b).

Lit.: LAVAGNINI, Cultura bizantina 87 (ital. Übers.).– ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 166, 180 u. Anm. 71.–
KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 18.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315 (Nr. 197).–
GUILLOU, Epigrafia 388, 390.

Die an den Leser der Inschrift bzw. den Besucher des Grabes gerichtete Frage in den Versen
1 und 2 stellt den Prolog des Epigramms dar. Auf eine ähnlich formulierte Frage stoßen wir –
wie im Testimonienapparat angeführt – auch im Grabepigramm auf Georgios von Antiocheia,
den Ehemann der Verstorbenen (ĺ Nr. IT28). Da auch dort von der Schwierigkeit, die Tränen
beim Anblick des Grabes zurückzuhalten, gesprochen wird, ist die hier von Acconcia Longo für
Vers 2 vorgeschlagene Ergänzung durchaus plausibel. Man erfährt mehrfach, dass die verstor-
bene Gattin des Georgios Eirene hieß: Es wird nicht nur explizit ihr Name genannt (Verse 5,
21), sondern es werden auch Wortspiele mit ihrem Namen veranstaltet (Vers 21: 2ß>4:67ą: …
/Ą<:; Vers 25: 2ß>Ă:Ĭ [Frieden]). In Vers 14f. wird darauf hingewiesen, dass Eirene, wie von
einer Harpyie (mythologisches Fabelwesen, das die Seelen der Toten in den Tartaros brachte)
482 Italien (Nr. IT27)

entrissen, vorzeitig (¡F><:) starb,519 was aber nicht unbedingt heißen muss, dass sie in jungem
Alter dahinschied.520 Immerhin ist zu berücksichtigen, dass ihre drei Kinder bereits 1143/44
erwachsen waren521 und dass ihr Mann Georgios, der schon 1108 (oder später?) vom Hof des
Ziridenherrschers TanƯm in Mahdia nach Palermo geflohen war,522 noch im 11. Jahrhundert
geboren wurde. Freilich ist auch daran zu denken, dass Eirene nicht Mutter der drei genannten
Kinder war und vielleicht als zweite Frau des Georgios wirklich „vorzeitig“, d.h. jung, starb.523
Weitere biographische Details zu Eirene sind nicht zu erfahren, da das Grabepigramm ebenso
wie die Grabverse auf Georgios’ Mutter und Georgios selbst eine enkomiastische Darstellung
des berühmten ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF: (als solcher seit 1133 belegt) bieten.524 Zwar erfährt auch
Eirene Lob (Verse 7, 11, 17–23), doch ist dieses immer im Zusammenhang mit ihrem Ehemann
zu sehen. Immerhin wird sie aber mit einem wertvollen Edelstein verglichen, in Vers 18 mit
einem ¡:5>.; 8Ą5<?, womit vielleicht ein Rubin oder ein anderer rotfunkelnder Edelstein ge-
meint ist.525 Dass ihr Grab ein „kleiner Stein“ (Vers 8) bedeckt, ist nicht ekphrastisch zu verste-
hen, sondern stellt einen für Grabepigramme typischen Bescheidenheitstopos dar.526
Etwas schwerer zu deuten sind die letzten beiden Verse, wie auch schon Guillou feststell-
527
te. Wie im Testimonienapparat angezeigt, stellen zwei Bibelzitate die Grundlage des Epi-
grammendes dar. Von der Setzung der diakritischen Zeichen abhängig ist auch die Übersetzung
dieser Passage: Während Cozza-Luzi und Guillou 2ß>Ă:4 als Nominativ werteten, sind die letz-
ten beiden Sätze m.E. nur dann in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, wenn das Wort
als Dativ gedeutet wird ebenso wie das Relativpronomen Ě am Beginn von Vers 25, das hier als
relativer Anschluss fungiert und an ß>Ă:4: in Vers 21 bzw. an 0.92AĂ: in Vers 22 anknüpft.
Wie Hörandner feststellte, wird durch die Tatsache, dass das Subjekt der letzten beiden Verse
Georgios und nicht Eirene ist, nicht nur der Solözismus in Vers 26 vermieden (D<>2ĈF: Partizip
zu 2ß>Ă:4), sondern auch ein organischer Anschluss an die vorangehenden Verse erreicht.528
Was ist nun inhaltlich mit den beiden letzten Versen gemeint? Die 0Į =>.ĀF: bezeichnet nor-
malerweise das Paradies, so auch die 9<:.ă <í>þ:6<6. Warum sollte hier zweimal das Paradies
erwähnt werden? Im übertragenen Sinne könnte mit 0Į =>.ĀF: hier die Kirche, d.h. die von
Georgios gestiftete Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio, gemeint sein. Durch die Stiftung, in
die er auch seine Frau Eirene einbezieht, ist es ihm möglich, einen Platz im Paradies zu erlan-
gen. Wie bereits oben angedeutet, dürfte Eirene vor Georgios gestorben sein, wenngleich durch
die letzten beiden Verse auch das Gegenteil angenommen werden könnte. Da jedoch in den
restlichen Versen kein Hinweis darauf zu finden ist, ist höchstwahrscheinlich davon auszuge-
hen, dass Georgios als letzter, d.h. nach seiner Mutter und seiner Frau, starb.
Das Epigramm besteht aus 26 Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Auffal-
lend ist, dass die Hälfte der Verse (6, 10, 11, 14–16, 18, 20–25) B7 aufweist, wobei eine beson-
dere Häufung in der zweiten Epigrammhälfte feststellbar ist, was dadurch erklärt werden könn-
te, dass die relevanten Verse größtenteils in parallel laufender Struktur aufgebaut sind. Zu notie-
ren ist auch die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 19. Die Verse sind als prosodisch zu
klassifizieren, wenngleich in der zweiten Epigrammhälfte (Vers 14ff.) hin und wieder (kleinere)
Versehen gegen die Prosodie feststellbar sind. Somit hebt sich die zweite Epigrammhälfte in
—————–
519
Vgl. LAVAGNINI, L’epitafio 439.
520
Grundsätzlich bezeichnet die ¡F><? ¾867Ą. ein Alter zwischen ca. 12 und 25 Jahren (freundlicher Hinweis von
Despoina Ariantzi), was aber hier nicht gemeint ist. Zu antiken griechischen Grabepigrammen für ¡F><?-
Verstorbene A.-M. VÉRILHAC,  &. Poésie funéraire, I–II (>.09.A2ĵ.6 ¥7.149Ą.? ¥54:Ń: 41).
Athen 1978–1982.
521
Vgl. MENAGER, Amiratus 54.
522
Vgl. J. JONES, Arabic Administration in Norman Sicily. Cambridge 2002, 74, 81, 83f.; KISLINGER, Giorgio di
Antiochia 50.
523
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 50.
524
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 50.
525
Vgl. SCHÖNAUER, Untersuchungen 105*.
526
Siehe oben S. 414.
527
GUILLOU, Recueil 215.
528
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315.
Italien (Nr. IT27) 483

zweierlei Hinsicht etwas von der ersten ab: 1) durch die angesprochene vermehrte Verwendung
von B7 und 2) durch eine Häufung von (kleineren) prosodischen Unregelmäßigkeiten, die in der
ersten Epigrammhälfte nicht zu finden sind. Doch scheint diese Erkenntnis eher auf einem Zu-
fall zu basieren. Sehr sonderbar muten die Verse 12 und 13 an: Wie bereits Acconcia Longo
feststellte, sind sie mehr oder weniger identisch und wiederholen inhaltlich Vers 9.529 Dass sie
nicht zum originalen Epitaphios gehört haben oder dort nur durch einen Fehler hingelangt sein
können, beweist auch die zweifache Verwendung von 9Ā: ohne korrespondierendes 1Ā. Accon-
cia Longo stellte völlig richtig fest, dass an dieser Stelle – etwa im Vergleich mit dem Grabepi-
gramm auf die Mutter des Georgios (ĺ Nr. IT29) und den Versen auf dem Sarkophag des Ar-
chimandriten Lukas im Museo Regionale in Messina (ĺ Nr. IT22) – die (in Versform wieder-
gegebene) Datierung zu erwarten wäre.530 Die zwei sonderbaren Verse dürften daher durch den
Kopisten in die Handschrift gelangt sein – warum, ist nicht wirklich zu klären, vielleicht aber,
weil er mit der Transkription der Datierung vom Original nicht zurechtkam.531 Grammatikalisch
falsch ist auf jeden Fall die Form AþC<? am Ende von Vers 13, weswegen Cozza-Luzi auch zu
AþC<: korrigierte. Der Kopist dürfte durch AþC<? am Ende von Vers 12 irritiert gewesen sein.
Lavagnini stellte die Hypothese auf, dass es sich in Wahrheit um zwei Epigramme handelt, wo-
bei das eine aus den Versen 1–12 und das andere aus den Versen 13–26 besteht. Die beiden
Teile sollen auf zwei verschiedenen Seiten des Grabes – Lavagnini ging von einem Sarkophag
aus532 – angebracht gewesen sein.533
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die von Acconcia Longo in Vers 2 vorgenom-
mene Konjektur ist nicht nur aus inhaltlichen Gründen (s. oben) gerechtfertigt, sondern auch,
weil die Editorin und Buscemi (&? A…=.>285……5…92: 1.7>B@.?) auf dem Pergamentblatt
noch geringe Spuren dieser Lesung entziffern konnten.534 Das in Vers 6 handschriftlich überlie-
ferte =.:@ĆC<. kann nicht zu =.:@ĆC<B konjiziert werden, da dadurch ein Hiat entstünde.535 Aą
@29:ą: Ý5<? in Vers 7 ist vielleicht nicht als Attribut der Eirene, sondern als innerer Akkusativ
zu verstehen: den hinsichtlich des Charakters wertvollen (Ǽdel)stein. Ý5<? ist als Anrede jedoch
auch an anderer Stelle belegt.536 Ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie läge auch durch das
am Ende von Vers 10 überlieferte D2ĵ>2? vor; daher ist die von Acconcia Longo vorgenommene
Konjektur gerechtfertigt. Am Beginn von Vers 14 überliefert die Inschrift völlig korrekt
#&C, der Codex hingegen bietet ­C:41ĄF?. Das Epsilon ist freilich zu korrigieren, doch
das Eta kann vielleicht gehalten werden; immerhin ist das Adverb .ßC:41Ć: mehrfach attes-
tiert.537 Das erste Wort von Vers 16 war inschriftlich als !" überliefert, das später zu
7:A.Ľ5. korrigiert wurde. Wie jedoch auch schon bei Acconcia Longo angedeutet,538 kann die
inschriftliche Überlieferung beibehalten werden: Sowohl in LSJ als auch im DGE sind einige
Inschriften angeführt, in denen ­:A<Ľ5. statt ­:A.Ľ5. verwendet wird.539 In Vers 23 setzte Ac-
concia Longo nach C>Ć:4@6? ein Komma, das Guillou – ob bewusst oder unbewusst, sei dahin-
gestellt540 – nicht übernahm. Lässt man das Komma weg, dann ist ¡7>. Attribut von C>Ć:4@6?,
was weit plausibler erscheint als substantivisches ¾ ¡7>., auch wenn in der vorliegenden Inter-
pretation die Sinneinheit über den Binnenschluss (B7) hinausreicht. Gegen substantivisches
¡7>. als Synonym zu Georgios spricht auch die Tatsache, dass 0Ā>.? und C>Ć:4@6? als direkte
—————–
529
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 47f.
530
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 48.
531
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 48.
532
Diese Annahme ist sehr plausibel, da auch Georgios von Antiocheia selbst in einem steinernen Sarkophag bestat-
tet war, vgl. Epigramm Nr. IT28, Vers 19.
533
LAVAGNINI, L’epitafio 438–442.
534
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 47 u. Anm. 117 (auch zur Änderung von 9ÿ: zu 9ā), 58.
535
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 47.
536
Vgl. GRÜNBART, Formen der Anrede 268.
537
Vgl. LBG s.v.
538
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 49 u. Anm. 131; s.a. ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 180, Anm. 71.
539
LSJ s.v. ­:A<Ľ5., DGE s.v. ­:A<Ľ5.; s.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 49.
540
Die Bemerkung von GUILLOU, Recueil 214 „Je reproduis le bon texte édité par A. Acconcia Longo“ ist teilweise
irreführend, da gleich mehrere Abweichungen feststellbar sind.
484 Italien (Nr. IT27–IT28)

bzw. indirekte Anreden (im Brief) bekannt sind,541 was für ¡7>. hingegen nicht gilt. In Paren-
these sei erwähnt, dass die Wendung C>Ć:4@6? ¡7>. auch sonst belegt ist, nämlich etwa im
Grabgedicht auf einen Schüler aus der Feder des Konstantinos Stilbes.542 Bereits Hörandner
stellte fest, dass ğ74@2 in Vers 25 inkohativ verstanden werden muss,543 nämlich als „sich eine
Behausung schaffen“ bzw. „sich Wohnung nehmen“.
Zum Autor des vorliegenden Epigramms:544 Aufgrund der zahlreichen Parallelen steht es
mehr oder weniger fest, dass sowohl die vorliegenden Verse als auch jene auf Georgios von
Antiocheia (ĺ Nr. IT28), seine Mutter (ĺ Nr. IT29) und den Archimandriten Lukas aus
Messina (ĺ Nr. IT22) von demselben Autor verfasst wurden.545 Wie bereits erwähnt,546 beste-
hen auch Ähnlichkeiten zu einem anonymen Gedicht, das von Malta aus an Georgios von Anti-
ocheia geschrieben wurde. Von demselben Autor könnten nach Acconcia Longo auch die noch
nicht erwähnten Versinschriften in der Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“)
stammen, die ebenfalls in Zusammenhang mit Georgios von Antiocheia stehen, nämlich das im
Inneren der Kirche angebrachte, mosaizierte, ca. 1146–1151 zu datierende Epigramm des zur
Theotokos betenden Georgios547 und das an der äußeren Nord- und Südfassade des Naos abge-
meißelte Epigramm, das ebenfalls von der Kirchenstiftung des Georgios berichtet (ĺ Nr.
IT30).548 Diesem literarischen Fundus gehören auch Schriftstücke an, die in der Kanzlei des
Normannenhofes entstanden sind.549 Als gemeinsamer Autor ist daher vielleicht ein Schreiber
bzw. Kopist der Kanzlei zu vermuten; dafür spricht auch die häufige Verwendung von metri-
scher Datierung in den Epigrammen, die besonders gerne von Kopisten in Kolophonversen
verwendet wurde.550

*Steinplatte (verloren), a. 1151: Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martora-


na“)
Nr. IT28) Auf die Rückseite eines griechischen Pergamentblattes (Palermo, Archivio di
Stato, „Pergamene varie, Nr. 70) wurde, wie bereits erwähnt,551 mit einem in das Jahr 1146 da-
tierten Kaufvertrag auch die Grabinschrift auf Georgios von Antiocheia kopiert; sie umfasst
ebenso wie der Epitaphios auf seine Frau Eirene (ĺ Nr. IT27) 26 Verse und trägt in der Hand-
schrift den Titel ºA2><: 2ß? Aą: AþC<: A<Ľ 94>Ħ 2F>0Ą<B.552 Anders als bei dem Grabepi-
gramm auf Eirene haben sich allerdings vom Epigramm auf Georgios keine inschriftlichen Spu-
ren erhalten.553 Wann die Inschrift verloren ging, kann nicht bestimmt werden; Tatsache ist,
dass es keine Edition des inschriftlichen Textes gibt. Da man sie auch nicht bei Walther (Gual-
therus) findet, der von den Inschriften auf Eirene (ĺ Nr. IT27) und Gregorios’ Mutter Theodule
(ĺ Nr. IT29) berichtet, kann man wohl davon ausgehen, dass die Grabplatte schon in der ersten
Hälfte des 17. Jahrhunderts (vor 1624) nicht mehr vorhanden war.554 Datiert werden kann das
Epigramm auf Georgios hingegen sehr genau, da man – nicht zuletzt auch durch das vorliegen-
de Epigramm – weiß, dass dieser zwischen April und August 1151 verschieden ist. Was eben-
falls mit ziemlicher Sicherheit feststehen dürfte, ist der Ort, an dem sich das Grab des Georgios

—————–
541
GRÜNBART, Formen der Anrede 245, 353.
542
V. 17 (= p. 4 DIETHART – HÖRANDNER).
543
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315.
544
Zur Autorfrage siehe auch oben S. 95.
545
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 50ff.
546
Siehe oben S. 467.
547
Ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. M5.
548
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 52; vgl. JACOB, Épigraphie 174.
549
Vgl. LAVAGNINI, L’epigramma 342; Rhoby, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 392.
550
Vgl. NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B, passim.
551
Siehe oben S. 479.
552
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 56.
553
Vgl. auch ACCONCIA LONGO, Epitaffi 38.
554
GUALTHERUS, Tabulae erschien 1624.
Italien (Nr. IT28) 485

befand. Es wird wohl die von ihm wenige Jahre zuvor gestiftete Kirche Santa Maria
dell’Ammiraglio („La Martorana“) gewesen sein; einen Hinweis darauf bietet auch Vers 23.555
Das nur handschriftlich erhaltene Grabepigramm auf Georgios lautet wie folgt:

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1 cf. v. 1 epigramm. in uxorem Greg. Antioch. (ĺ no. IT27): .ă AĄ? A<@<ĽA<: 7.>A2>ą? Aā: 7.>1Ą.:. 2
cf. Pind. fragm. 123,4–6 (SNELL – MAEHLER): … ­; 1)9.:A<? | @61)><B 72D)872BA.6 9*8.6:.: 7.>1,.: |
EBD>ħ C8<0, … 3 cf. v. 2 epigramm. in uxorem Greg. Antioch. (ĺ no. IT27): ÷@A<2 =><@2852ĵ: Aą: 8Ą5<:
9ā 1.7>Ĉ>@.?. 6 cf. v. 17 epigramm. in uxorem Greg. Antioch. (ĺ no. IT27): Aą: ­: 0B:.6;ă 8.9=>ą:
¡88<: CF@CĆ><:. 19 cf. v. 8 epigramm. in uxorem Greg. Antioch. (ĺ no. IT27): 967>ą? 8Ą5<?, C2Ľ,
@B07.8Ĉ=A26 Ań AþCŁ. 22 cf. v. 26 epigramm. in uxorem Greg. Antioch. (ĺ no. IT27): 2ă D<>2ĈF: =>ą?
9<:ý? <í>.:Ą<B?. 23–26 cf. vv. 9–11 epigramm. in sarocphago in urbe Messina (Museo Regionale) (ĺ
no. IT22).
——–
2 =2>6EBD>ý: Cozza-Luzi. C8<0ă Cozza-Luzi. 3 ­772:Ċ@Ĭ Cozza-Luzi. 12 ­07.Aþ@DF: Cozza-Luzi. 13
Ŷ@=2> Guillou. ­7AĀC>F: Cozza-Luzi. :1>ĄĤ Acconcia Longo: :1>2ĄĤ Cozza-Luzi, .ß5>Ą. Guillou. 14
è7<6:ą? Cozza-Luzi. 16 î =þ>DF: Cozza-Luzi. 18 9þ>0.>6? Cozza-Luzi. 19 8652Ą:Ĭ Cozza-Luzi. 20 <ã99<6
Cozza-Luzi. Cþ:2A.6 cod., Cozza-Luzi. 22 <í(>.):<Ą<B? cod. 26 =2:Aþ@6 Cozza-Luzi.

Und wer (ist) so ganz hart in seiner Natur,


der sein Herz an der kalten Flamme schmiedete,
dass er nicht Tränenströme vergießt
in einer solchen Notsituation?
5 Der Panhypersebastos der Würde nach,
der Heerführer, der strahlende Morgenstern der Erde,
der ehrwürdige Spross der (Stadt) des Antiochos,
der erfreuliche Glanz des Westens,
—————–
555
Vgl. KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 18.
486 Italien (Nr. IT28)

Georgios, das Wunder der Ökumene,


10 Lichtgeber, der dem Volk der Christen erstrahlte,
Blitzstrahl, der die meisten Städte der Barbaren versengte,
der die Macht über Erde und Meer festhielt,
der wie ein Blitz in seiner Mannhaftigkeit (alles) in Asche verwandelte,
gemeinsamer Hafen der Bedrängten,
15 unbeugsamer Wäger der Gerechtigkeit,
für alle großzügiger Führer,
des Königs Leuchte, (seine) Freude,
die wertvolle Perle seiner Krone,
ist jetzt, weh, verborgen im Steinsarg
20 und zeigt sich, ach, tot, wider Erwarten.
Du aber, Retterin der Sterblichen, Mutter des Logos,
mögest diesen hier aufnehmen in die himmlischen Behausungen,
der starb und begraben wurde bei deinem Haus,
als das 6000. Jahr vergangen war,
25 gezählt mit gleich vielen Hundertern
und mit zehn Fünfern und einem Neuner (6659 = 1150/51).
Text: N. BUSCEMI, Appendix ad Tabularium regiae ac imperialis capellae Divi Petri in regio palatio Panormitano.
Palermo 1839, 13f. (mir nicht zugänglich).– COZZA-LUZI, Miscellanea 28–30 (mit ital. Übers.).– ACCONCIA LONGO,
Epitaffi 56–57 (Nr. II).– LAVAGNINI, Epigrammi 151 (Text nach Acconcia Longo).– LAVAGNINI, L’epigramma 343
(Text nach Acconcia Longo).– GUILLOU, Recueil 221 (Nr. 200 [mit franz. Übers.]).– CROSTINI, Iscrizione greca 190
(vv. 24–26).

Lit.: LAVAGNINI, Cultura bizantina 88f. (ital. Übers.).– ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 167.– KITZINGER, Mo-
saici di Santa Maria dell’Ammiraglio 18.– GUILLOU, Epigrafia 388, 390.

Schon der Beginn des Epigramms macht deutlich, dass es große Gemeinsamkeiten zu den
Versen auf Eirene, die Ehefrau des Georgios (ĺ Nr. IT27), gibt. Nach einer auch hier in einer
rhetorischen Frage formulierten Einleitung556 (Verse 1–4) stellen die folgenden Verse ein über-
schwängliches Enkomion auf Georgios dar (Verse 5–18).557 Dabei ist die Sprache sehr bildhaft,
und ein besonderes Lob drückt sich dadurch aus, dass manche schmückenden Beiwörter mitun-
ter auch im theologischen Bereich als Epitheta verwendet werden, z.B. Vers 14: 869ā: 7<6:Ć?,
Vers 15: 167.6<@Ĉ:4? … 3B0<@AþA4?, Vers 17: 8ĈD:<? etc.
Dem Lob sind aber auch konkrete Informationen zu entnehmen: In Vers 5 ist zu erfahren,
dass Georgios den Titel =.:B=2>@Ā/.@A<? führte;558 dabei handelt es sich um einen von Kaiser
Alexios I. Komnenos geschaffenen Ehrentitel, der an Mitglieder adeliger Familien verliehen
wurde.559 Andererseits ist ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF:, womit Georgios ab 1133 bezeichnet wurde,560
im vorliegenden Epigramm anders als in den Epigrammen auf seine Ehefrau Eirene (ĺ Nr.
IT27: Vers 24) und seine Mutter Theodule (ĺ Nr. IT29: Vers 2) nicht angeführt.561 Der für
Georgios nur im vorliegenden Epigramm attestierte Titel =.:B=2>@Ā/.@A<? könnte daher eine
Umschreibung des bekannten ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF: darstellen.562 Es ist aber auch möglich, dass
Georgios der Titel direkt von den Byzantinern verliehen wurde, nämlich zu einer Zeit, als Kai-

—————–
556
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 40.
557
Zu Georgios siehe nun die verschiedenen Beiträge in RE – ROGNONI, Giorgio di Antiochia.
558
Die Behauptung von MÉNAGER, Amiratus 50, Anm. 3, dass es sich bloß um ein rhetorisches Epitheton handelt, ist
zurückzuweisen, vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 42.
559
Vgl. LBG s.v.; A. K[AZHDAN], Panhypersebastos. ODB 3, 1570; s.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 42.
560
Vgl. B. LAVAGNINI, Giorgio di Antiochia e il titolo di ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF:, in: B:12@9Ć?. Studi in onore di
Rosario Anastasi, II, Catania 1994, 215–220.
561
Der Titel ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF: erscheint in den beiden Epigrammen jeweils in etwas abgewandelter Form.
562
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 44f. Eventuell auch Entsprechung von Georgios’ Titel 94>Ħ? 94>Ń:, vgl. MÉNA-
GER, Amiratus 48–51.
Italien (Nr. IT28) 487

ser Manuel I. Komnenos eine (letztlich nicht erfolgte) Allianz mit den Normannen in Unterita-
lien zu schmieden versuchte (1143/44).563 Der Titel könnte aber auch von dem Normannenherr-
scher Roger II. selbst in Nachahmung byzantinischer Gepflogenheiten verliehen worden sein.564
In Vers 6 wird der Titel A.09.Aþ>D4? (eigentlich „Regimentskommandant“)565 angeführt, was
darauf hinweist, dass Georgios der oberste Befehlshaber des Herres war, wie dies auch durch
Vers 24 (>D<:A67Ń: ï=.A<? ¡>DF: A.09þAF:) des Epigramms auf seine Frau Eirene (ĺ Nr.
IT27) zum Ausdruck gebracht wird. Auf eine interessante Parallele sei hingewiesen: Als den
Byzantinern mit venezianischer Hilfe gelang, im Jahr 1149 die Insel Kerkyra von den Norman-
nen zurückzuerobern,566 war Stephanos Kontostephanos Befehlshaber der Flotte; auf der Gegen-
seite stand Georgios von Antiocheia.567 Wie aus einem der Grabgedichte auf Kontostephanos
aus der Feder des Theodoros Prodromos bekannt ist, führte auch der byzantinische Befehlshaber
den Titel =.:B=2>@Ā/.@A<? (carm. hist. XLVIII 4 [HÖRANDNER]). Noch frappanter ist die Über-
einstimmung von Vers 5 des vorliegenden Epigramms mit dem entsprechenden Vers bei Theo-
doros Prodromos, der (auf Stephanos Kontostephanos bezogen) Aą: =.:B=2>@Ā/.@A<: ­7 AĮ?
;Ą.? lautet.568 Dies bedeutet allerdings keinesfalls, dass für das vorliegende Epigramm (und
somit auch für die anderen Epigramme im Umfeld) eine Autorschaft des Theodoros Prodromos
in Erwägung gezogen wird:569 Ähnlich aufgebaute Verse sind zahlreich unter den in die Mitte
des 12. Jahrhunderts gehörenden Gedichten im bekannten Codex Marc. gr. 524 (s. XIII) zu fin-
den.570
In Vers 7 wird auf die Abstammung des Georgios aus Antiocheia hingewiesen,571 in den
Versen 10f. auf seine militärischen Erfolge angespielt, was einen Hinweis auf seine Siege zu-
nächst auf italischem Gebiet und später gegen die Muslime (Vers 11: /.>/þ>F:) in Nordafrika
zwischen 1135 und 1148 darstellt.572 In Vers 17 wird Georgios „Licht und Freude des Königs“
genannt. Dass hier /.@682Ĉ? als Bezeichnung für den Normannenkönig Roger II. verwendet
wird, stellt eine bewusste Nachahmung byzantinischer Titulatur dar.573
Vers 19 ist durchaus ekphrastisch zu verstehen, da verlautbart wird, dass Georgios – wie für
die damaligen Besucher des Grabes klar erkennbar – in einem Steinsarg, d.h. in einem steineren
Sarkophag, begraben ist. In Vers 20 wird zum Ausdruck gebracht, dass Georgios entgegen der
Hoffnung, die man gehegt hatte, gestorben sei. Todesursache soll laut einer arabischen Quelle
eine „schreckliche“ Krankheit574 bzw. „(Nieren)steine“575 gewesen sein.
In Vers 21 wird die Theotokos angesprochen, der die von Georgios gestiftete Kirche Santa
Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) geweiht war, in der er höchstwahrscheinlich auch
bestattet wurde (Vers 23). Die Theotokos wird gebeten, Georgios quasi als Gegenleistung für
—————–
563
Vgl. V. PRIGENT, L’archonte Georges, prôtos ou émir? REB 59 (2001) 193–207; MAGDALINO, The Empire of Ma-
nuel I Komnenos 43; s.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 44; GUILLOU, Recueil 223; KISLINGER, Giorgio di Antiochia
55.
564
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 42f. GUILLOU, Recueil 223 bevorzugt diese Deutung und meint auch, dass =.:B=2>@Ā-
/.@A<? vielleicht aus prosodisch-rhythmischen Gründen gewählt wurde.
565
Vgl. LBG s.v. A.09.Aþ>D<?.
566
Vgl. SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 57; P. RASSOW, Zum byzantinisch-normannischen Krieg 1147–1149.
MiÖG 62 (1954) 213–218; F. CHALANDON, Les Comnène. Études sur l’empire byzantin au XIe et au XIIe siècles,
II: Jean II Comnène (1118–1143) et Manuel I Comnène (1143–1180). Paris 1912, 332f.
567
Vgl. KISLINGER, Giorgio di Antiochia 60–62; SOUSTAL, Nikopolis und KephallƝnia 57, 178f.
568
S.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 42.
569
Von dem Zeitgenossen des Theodoros Prodromos, dem so genannten Manganeios Prodromos, könnte jedoch ein
in der Handschrift Theodoros Prodromos, von Hörandner jedoch einem anonymen Italogriechen zugeschriebenes
Gedicht auf eine Ikone der Theotokos stammen, in dem diese darum gebeten wird, dafür zu sorgen, dass Georgios
von Antiocheia von den Sünden befreit wird (Theod. Prod. carm. hist. p. 57 [no. 164] [HÖRANDNER]), vgl.
RHOBY, Identifizierung 177f., Anm. 65; RHOBY, Varia Lexicographica II 133f.
570
Vgl. RHOBY, Identifizierung 178ff. Dazu nun auch SPINGOU, Words and artworks, passim.
571
Vgl. CIGGAAR, Antioch 147–150.
572
Vgl. HOUBEN, Roger II 82–87; KISLINGER, Giorgio di Antiochia 53; s.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 41.
573
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 44–46; GUILLOU, Recueil 223.
574
Vgl. CIGGAAR, Antioch 149; MÉNAGER, Amiratus 54.
575
Vgl. GUILLOU, Recueil 222: „mal de la pierre“ (ohne Quellenangabe).
488 Italien (Nr. IT28)

seine Stiftung einen Platz im Paradies zu gewährleisten; dies stellt einen auch sonst verbreiteten
Topos dar. Die Schilderung in Vers 22 ist insofern etwas verkürzt, als es ja nicht die Theotokos
ist, die einen Platz im Paradies gewähren kann, sondern nur Gott. Normalerweise wird die
Theotokos auch gebeten, Fürsprache zu halten, so z.B. im aus dem 14. Jahrhundert stammenden
Grabepigramm der Maria Palaiologina (ĺ Nr. TR62): ö>.ĵ2 =><@8./<Ľ 92 $(>6@A)ÿ :B9CĄ2 |
Aā: 94A>67ā: ±:A2B;6: 2ß@121209Ā:<(?). Erstaunlich ist, dass der Autor des Epigramms in Vers 23
nicht ­: Ań @ń 1Ć9Ł, sondern =>ą? Ań @ń 1Ć9Ł schrieb. Dies könnte metrische Gründe haben,
da bei der Verwendung von ­: ein Hiat gegeben wäre. Die Präposition =>Ć? bedeutet allerdings
nicht „in“, sondern „bei“. Lavagnini vermutete, dass durch =>Ć? ausgedrückt wurde, dass Geor-
gios nicht im Naos, sondern im Narthex, nämlich unterhalb des Mosaiks, das ihn liegend vor der
Theotokos zeigt,576 bestattet wurde.577
Die letzten drei Verse sind der Datierung gewidmet; dabei handelt es sich um ein Phänomen,
das auch in anderen Epigrammen zu finden ist. Wir erfahren, dass Georgios im Jahr 6659 ge-
storben ist, was 1150/51 entspricht. Aufgrund der Angabe eines arabischen Chronisten kann
sein Sterbedatum aber auf den Zeitraum April – August 1151 eingeschränkt werden.578 Dass
Georgios sein Grabgedicht schon zu Lebzeiten anfertigen und dass die das Todesdatum referie-
renden Verse erst nach seinem Ableben hinzugefügt wurden,579 ist weniger wahrscheinlich.580
Wenig wahrscheinlich ist m.E. auch die von Kitzinger geäußerte Vermutung,581 dass alle drei
Grabgedichte (auf Georgios, seine Frau und seine Mutter) erst nach dem Tod des Georgios –
vielleicht von einem seiner Söhne – in Auftrag gegeben wurden.
Das Epigramm besteht aus 26 Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Auch in
diesem Epigramm ist die große Zahl von Binnenschluss B7 auffallend, der insgesamt 11 Mal
vorkommt (Verse 2, 5, 7, 8, 9, 17, 18, 21, 23, 25, 26). Auffallend ist auch – doch dies mag Zu-
fall sein –, dass B7 an sechs Stellen (Verse 2, 9, 17, 23, 25, 26) mit paroxytoner Betonung ver-
sehen ist, was normalerweise weniger oft der Fall ist. Die Prosodie ist ebenso wie im Epigramm
auf Eirene berücksichtigt – allerdings mit einer Ausnahme: In Vers 24 wird die sechste Silbe
kurz gemessen. Dieser Verstoß ist allerdings nicht überzubewerten, da er in einem schwer zu
formulierenden Vers, welcher der Datierung gewidmet ist, begegnet.582
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Der vorliegende Beleg ­9CĈA2B9. in Vers 7 ist
im LBG in der Bedeutung „Gewächs“ wiedergegeben;583 weitere Stellen sind nicht angeführt.584
Normalerweise stellt das Wort (ab dem 6. Jahrhundert) einen juristischen Terminus dar, der im
Deutschen als „Erbpacht“ bzw. „Erbpachtzins“ wiederzugeben ist.585 Im übertragenen Sinn
könnte diese Bedeutung auch hier passen: Georgios stellt eine „Erbpacht“ der Stadt Antiocheia
für Sizilien dar. Acconcia Longo tritt dafür ein, die Abfolge der Verse 12 und 13 zu ändern:586
Dieser Gedanke ist zwar nachvollziehbar, da in den Versen 11 und 13 vom „Blitz“ bzw. „Blitz-
strahl“ die Rede ist; da jedoch – etwa aus grammatikalischen oder syntaktischen Gründen –
keine zwingende Notwendigkeit besteht, die Abfolge der Verse zu ändern, sei die überlieferte
Textgestalt beibehalten. Am Ende von Vers 13 konjizierte Guillou .ß5>Ą. (sic), da :1>Ą. „n’a
pas de sens discernable“.587 Auch dieser Eingriff in den Text ist nicht gerechtfertigt, da in einem
Epigramm, das von militärischen Erfolgen handelt, der Terminus :1>2Ą./:1>Ą. sehr wohl
seine Berechtigung hat. Ebenfalls nur im vorliegenden Epigramm belegt ist das Zahlwort

—————–
576
Zum Epigramm auf der Schriftrolle der Theotokos siehe RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. M5.
577
LAVAGNINI, L’epigramma 343; vgl. KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 20f.
578
Vgl. MÉNAGER, Amiratus 54; ACCONCIA LONGO, Epitaffi 41; GUILLOU, Recueil 222.
579
So ACCONCIA LONGO, Epitaffi 40.
580
Vgl. KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 21, Anm. 37.
581
KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 21.
582
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 39.
583
Die Übersetzung „Spross“ ist allerdings stilistisch besser.
584
Vgl. LBG s.v.
585
Vgl. DGE s.v., LSJ s.v.; s.a. CUPANE – SCHIFFER, PRK Indices 150.
586
ACCONCIA LONGO, Epitaffi 39.
587
GUILLOU, Recueil 221.
Italien (Nr. IT28–IT29) 489

®;D686<@AĆ? in Vers 24,588 das hier aus metrischen Gründen anstelle des gebräuchlicheren
®;.76@D686<@AĆ? verwendet wird.589 Relativ selten attestiert ist auch ­::þ? in Vers 26, das anstatt
des gängigen ­::2þ? aber bereits bei Gregor von Nyssa zu finden ist.590
Der Beginn des vorliegenden Epigramms könnte ebenso wie der inhaltlich gleichlautende
Beginn des Epigramms auf Gregorios’ Ehefrau Eirene (ĺ Nr. IT27) einige Zeit später von Ni-
ketas Eugeneianos imitiert worden sein: In einem Epithalamium auf die Hochzeit eines nament-
lich nicht genannten Komnenos und einer namentlich nicht genannten Dukaina,591 lauten die
Verse 1–3 wie folgt: .ă AĄ? A<@<ĽA<:, ö? è Ą:1.><? 8Ā026 | ­: 165B>þ9/<6?, <í7 ¡:.876?, ö?
AĆ@<: | 0Ń:. 1Ľ:.6 7.ă 7><A2ĵ: A<ć? :B9CĄ<B?.592 Besonders hervorzuheben ist, dass Eugenia-
nos in Vers 2 aus Pindar593 zitiert,594 wie dies auch in Vers 2 des vorliegenden Epigramms der
Fall ist. Bei dem Hochzeitspaar handelt es sich vielleicht um den Megas Drungarios Stephanos
Komnenos (* um 1127/31),595 einen Großneffen des Alexios I., und Eudokia (Dukaina ?). Die
Hochzeit dürfte recht bald nach der Vollendung des vorliegenden Epigramms, nämlich zwi-
schen 1151/52 und 1153/54 oder 1155596, stattgefunden haben;597 den Terminus ante quem stellt
das Jahr 1156/57 dar, da Stephanos Komnenos in diesem Jahr gestorben sein dürfte und von
Eugeneianos mit einem Epitaphios geehrt wurde.598

*Steinplatte (verloren), a. 1140


Nr. IT29) Auf die Rückseite des erwähnten599 Pergamentblatts im Archivio di Stato wurde
auch die metrische Grabinschrift auf die Mutter des Georgios von Antiocheia kopiert. Zuletzt
befand sich die Inschrift in der Kirche San Filippo alla Casa Professa, doch sind heute davon
keine Spuren mehr erhalten. Cozza-Luzi berichtete am Ende des 19. Jahrhunderts, dass Teile
der Inschrift im Museo Nazionale zu Palermo (Inv.-Nr. 394) aufbewahrt würden.600 Die erst in
der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtete Kirche San Filippo alla Casa Professa war
jedoch nicht die ursprüngliche Begräbnisstätte; dafür wird man entweder ein von Georgios er-
richtetes Kloster in der Nähe der Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) an-
nehmen müssen,601 vielleicht das Kloster S. Maria de Crypta bzw. della Grotta, in dem die In-
schrift in der Mitte des 16. Jahrhunderts erstmals wahrgenommen wurde; dabei handelte es sich
allerdings um ein Männerkloster;602 oder man wird daran denken müssen, dass auch dieses Epi-
gramm ebenso wie die beiden anderen (ĺ Nr. IT27, ĺ Nr. IT28) ursprünglich in der Kirche
Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“) angebracht war, von wo es zusammen mit den
beiden anderen in den Codex kopiert wurde.603
Genau bestimmt werden kann die Datierung des Grabepigramms, nämlich – wie die Verse
6–12 verraten – 31. Januar 1140. Da die Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“)

—————–
588
Vgl. LBG s.v. Ein zweiter, allerdings konjizierter Beleg für das Wort findet sich in Vers 11 des Epigramms, das
sich auf den Mauerbau von Antalya / Attaleia im Jahr 915/16 bezieht (ĺ Nr. TR26).
589
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 39.
590
Vgl. L s.v.; weitere Belege im TLG.
591
Vgl. POLEMIS, Doukai 190 (Nr. 219).
592
Ed. G. GALLAVOTTI, Novi Laurentiani codicis analecta. SBN 4 (1935) 233–236.
593
Höchstwahrscheinlich O. I 82, vgl. P. M[AA]S, BZ 32 (1932) 153.
594
Nämlich explizit mit den Worten ö? è Ą:1.><? 8Ā026.
595
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 288–291 (Nr. 57).
596
Vgl. SIDERAS, Grabreden 171.
597
Vgl. KAŽDAN, Bemerkungen 103ff.
598
Vgl. SIDERAS, Grabreden 170f.; KAŽDAN, Bemerkungen 104; s.a. A. K[AZHDAN], Eugeneianos, Niketas. ODB 2,
741.
599
Siehe oben S. 479.
600
COZZA-LUZI, Miscellanea 27f. (Ende von Vers 19 bis Anfang von Vers 22).
601
Vgl. GUILLOU, Recueil 211.
602
Vgl. ACCONCIA LONGO, Considerazioni 270, 272; ACCONCIA LONGO, S. Maria Chrysè 166, 170.
603
Vgl. ACCONCIA LONGO, Considerazioni 270ff.
490 Italien (Nr. IT29)

vielleicht schon im Jahr 1140 bestand,604 ist es in der Tat gut möglich, dass Georgios’ Mutter
dort bestattet wurde.
Der heute verlorene Epigrammtext lautet wie folgt:

!ā: 2íABDŃ? A27<Ľ@.: ¡:1>. 02::þ1.


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ß:167A6ĉ: 1ĩ î=Į>D2: ¾ A>ĄA4 AĆA2
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86Aý? =><@þ026 Ań 2ń =.>>4@ĄĤ.
——
2 = v. 2 epigramm. (ca. a. 1146–1151) in ecclesia S. Mariae dell’Ammiraglio in urbe Palermo, ed. RHO-
BY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. M5. 4 cf. v. 8 epigramm. in uxorem Georg. Antioch. (ĺ
no. IT27): 967>ą? 8Ą5<?, C2Ľ, @B07.8Ĉ=A26 Ań AþCŁ. 9 cf. v. 6 epigramm. in castello urbis Chora (in insula
Samothrake) (ĺ no. GR107)A2A>þ76? 1Ā7. à==2Ĉ<B@6 (7.ă) =>Ć? 02. 10 = v. 13 epigramm. in Cappella
Palatina in urbe Palermo (no. AddI32). 13 cf. v. 13 epigramm. in uxorem Georg. Antioch. (ĺ no. IT27):
7.ă D<Ľ? 9ÿ: .íAĮ? ö? è>ħ? ±D26 {AþC<?}. 14 cf. v. 10 epigramm. in uxorem Georg. Antioch. (ĺ no.
IT27): 88ý EBDā: CĀ><B@6: 00Ā8F: DĀ>2?. 17 cf. v. 26 epigramm. in uxorem Georg. Antioch. (ĺ no.
IT27): 2ă D<>2ĈF: =>ą? 9<:ý? <í>.:Ą<B?. 18 cf. v. 19 epigramm. in uxorem Georg. Antioch. (ĺ no.
IT27): Aā: 7.[Aþ7<@9<: >2AŃ: A.ĵ? ß1Ā.6?]. 22 cf. v. 1 epigramm. (a. 1332/33) in ecclesia Panagiae Asi-
nu in urbe Nikitari (Cypri), ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 234: 86Aý? =><@þ026
94A>67ý? ¾ .>5Ā:<?.
——
1 =>ĆA6@A<: Gualtherus. 3 52<1<ð4: Gualtherus. 5 0Ă>.G: 0Ă>Ĥ Epigr. Anth. Pal., 0Ă>. Guillou. /.1BAþAŁ
Gualtherus. 6 ß.:<Bþ>6<? Cozza-Luzi, Acconcia Longo, Guillou. 7 ­@DþA4:: ­@D.Aā: Gualtherus,
 ! Muratori. 9Ć:4:: 9Ć:6: Gualtherus,  Muratori, CIG, 9<:ā: Epigr. Anth. Pal. 8
ß:167A6ĉ:: ß:167AĄ<: cod., ß:167AĄF: Cozza-Luzi. 9 7>6/2@þAF? Gualtherus. 10 =.>.1>.9<Ĉ@4?:
=.>.1>.99<ć@6? Gualtherus, =.>.1>.9<B@Ń: cod., Cozza-Luzi. ®;þ1F: cod., Cozza-Luzi. 11 ­AŃ:: 7.ă
AŃ: Cozza-Luzi. .íA[.]ĵ? CIG, .íA.ĵ? Cozza-Luzi, Epigr. Anth. Pal., Guillou: .íA<ĵ? cod., Gualtherus,
"!" Muratori. 12 A2@@.>.7<@A(Ń:) Cozza-Luzi. ç01<Ą16 Gualtherus. 13 D<Ľ:: D<Ľ? cod., Cozza-
Luzi, $" Muratori. .íAā: cod., Cozza-Luzi. 7>B=AýC<? Gualtherus. 14 Û: Gualtherus. D2ĵ>2? cod.,
Cozza-Luzi. 15  Muratori, CIG: ž0Ą.: Gualtherus, CIG (in transcriptione textus), Epigr. Anth. Pal.
16 :B9C.0ń cod. 7.A.>ń Gualtherus. 17 D<>2Ĉ26: D<>2Ĉ@26 Gualtherus, D<>2Ĉ26: cod., Cozza-Luzi. 18
omisit Cozza-Luzi: AŃ: ……… =.=8<: ..C..@9Ā:4 cod. 19–20 ordo versuum differt apud Gualtherum (cf.
etiam CIG, Epigr. Anth. Pal.). 19 omisit Muratori. 20 7.88<ĵ? Gualtherus. 21 ö?: û Cozza-Luzi. !
Muratori. 22 86Aý?: .à Aý? Gualtherus. =.>>4@Ą.: cod., Cozza-Luzi.

Die glücklich den tapferen Mann gebar,


Georgios, den ersten aller Archonten,
—————–
604
Siehe oben S. 479.
Italien (Nr. IT29) 491

die ehrwürdige Nonne, die fromme Theodule,


verbirgt dieser Stein im Grab,
5 nachem sie in höchstem Alter verstorben ist.
Der Januar hatte
den äußersten und den einzigen letzten Tag.
Die Indiktion war damals die dritte,
als das Jahr ganz exakt dahinritt,
10 die Sechszahl der Tausender vergangen war,
mit diesen die gesamten sechshundert Jahre,
das vierzigste (Jahr) wieder mit der Achtzahl (= 6648 = 1140).
Und ihre Asche verbirgt hier das Grab,
die Seele aber tragen die Hände der Engel,
15 eine untadelige, würdige Braut für den Herrn,
den Brautführer und reinen Bräutigam.
Und jetzt tanzt sie, bräutlich gekleidet,
angetan mit dem Mantel der Tugenden
und von göttlichen Strahlen erfüllt
20 und mit allen guten (Eigenschaften) geschmückt.
Wie eine bereitwillige Fürsprecherin bringt sie
für die Kinder (ihre) Bitten mit Freimütigkeit vor Gott vor.
Text: inschriftliche Überlieferung: GUALTHERUS, Tabulae 97 (Nr. 81 [mit lat. Übers.]).– MURATORI, Novus The-
saurus veterum inscriptionum IV, MCMXLVII (mit lat. Übers.).– CIG IV 517f. (Nr. 9535).– Epigr. Anth. Pal. II 748
(mit lat. Übers.).– LAVAGNINI, Epigrammi 151f. (Text nach CIG).– handschriftliche Überlieferung: N. BUSCEMI,
Appendix ad Tabularium regiae ac imperialis capellae Divi Petri in regio palatio Panormitano. Palermo 1839, 12–14
(mir nicht zugänglich).– COZZA-LUZI, Miscellanea 25–27 (mit ital. Übers.).– ACCONCIA LONGO, Epitaffi 55f. (Nr. 1).–
GUILLOU, Recueil 212 (Nr. 196 [mit franz. Übers.]).

Lit.: FAZELLO, Decades 183 (lat. Übers.).– LAVAGNINI, Cultura bizantina 89 (ital. Übers.).– ACCONCIA LONGO, S.
Maria Chrysè 166, 168.– KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 19.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU,
Recueil 315 (Nr. 196).– GUILLOU, Epigrafia 388, 390.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 392.

Das Grabepigramm bietet zu der verstorbenen Theodule (Vers 3), der Mutter des Georgios
von Antiocheia, kaum nennenswerte Information. Man erfährt nur, dass sie in hohem Alter
(Vers 5) am 31. Januar 1140 gestorben ist (Verse 6–12). Im Versmaß ist die Datierung auch im
Epigramm auf Georgios (ĺ Nr. IT28) wiedergegeben, allerdings mit dem Unterschied, dass
diese – wie auch sonst üblich – am Ende des Epigramms steht. Vers 21 lässt darauf schließen,
dass Georgios nicht das einzige Kind der Theodule war, da von Kindern (î=ÿ> AŃ: AĀ7:F:) ge-
sprochen wird, für die die Verstorbene bei Gott fürbittend vorspricht.605 Mit der Phrase ö? 1ĩ
2í=>Ć@6A<? =>Ā@/6? liegt eine Anspielung auf die Theotokos vor,606 die normalerweise als Ver-
mittlerin zu Christus fungiert.607 Neben Vers 3 (@29:ā: 9<:.Dā:) weist auch Vers 15 (:Ĉ9C4:
¡9F9<: ;Ą.: Ań 2@=ĆAĬ) darauf hin, dass Theodule Nonne war; sie dürfte – wie sonst üblich –
nach dem Tod ihres Mannes den Nonnenschleier angenommen haben. Theodule – in der byzan-
tinischen Prosopographie eher spärlich belegt608 – dürfte auch nicht der ursprüngliche Name der
Verstorbenen gewesen sein, sondern – allein schon durch die Bedeutung des Namens deutlich
gemacht – ihr Nonnenname. Der Hinweis auf ihren bedeutenden Sohn Georgios erfolgt bereits
in Vers 2 unter dem Hinweis darauf, dass dieser =>ĊA6@A<? >DĆ:AF: é8F: ist, was eine Um-

—————–
605
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 34. Hinter den AĀ7:. könnten sich aber auch ganz allgemein die „Kinder“ (Got-
tes), d.h. alle Menschen, oder die Nonnen im Kloster der Theodule verbergen.
606
Vgl. L s.v. =>Ā@/6?; s.a. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? s.v. =>Ā@/B?.
607
Vgl. etwa L.M. PELTOMAA, Romanos the Melodist and the Intercessory Role of Mary, in: K. BELKE u.a. (Hg.),
Byzantina Mediterranea. Festschrift für Johannes Koder zum 65. Geburtstag. Wien u.a. 2007, 495–502.
608
Siehe oben S. 453.
492 Italien (Nr. IT29–IT30)

schreibung seines Titels ¡>DF: AŃ: >DĆ:AF: darstellt.609 Wie im Testimonienapparat ange-
zeigt, ist der Vers identisch mit Vers 2 des mosaizierten Epigramms in der Kirche S. Maria
dell’Ammiraglio, das sich auf der Schriftrolle der Theotokos befindet.610 Die Theotokos, das
Epigramm und der in Proskynese liegende Georgios von Antiocheia waren ursprünglich im
inneren Narthex der Kirche angebracht,611 somit dort, wo sich vielleicht auch die Gräber der
Theodule sowie des Georgios und seiner Ehefrau befunden haben dürften.612
Das Epigramm besteht aus 22 byzantinischen Zwölfsilbern und ist somit etwas kürzer als die
Grabepigramme auf Georgios von Antiocheia (ĺ Nr. IT28) und dessen Ehefrau (ĺ Nr. IT27).
Generell ist festzuhalten, dass die von Cozza-Luzi edierte handschriftliche Version der Verse an
einigen Stellen den Text schlechter wiedergibt als die inschriftliche,613 vielleicht auch deshalb,
weil bei der Übertragung vom Stein nicht alles gelesen werden konnte. Die Binnenschlüsse der
Zwölfsilber sind korrekt gesetzt; folgende Auffälligkeiten sind zu notieren: Dass acht der 22
Verse Binnenschluss B7 aufweisen, deckt sich mit den Erkenntnissen aus den beiden anderen
Epigrammen. Zu notieren sind auch die paroxytone Akzentuierung vor B7 in den Versen 1, 8
und 18, – dieses Phänomen begegnet auch im Grabepigramm auf Georgios –, weiters die propa-
roxytone Akzentuierung vor B5 in den Versen 15 und 21. Die prosodischen Gesetze des
Zwölfsilbers werden in fast allen inschriftlich aufgezeichneten Versen eingehalten, drei prosodi-
sche Verstöße liegen allerdings in den Versen 11 und 12 vor: Das Omikron von ®;.7<@ĄF: in
Vers 11 wird lang gemessen, positionslang ist die erste Silbe im Wort ç01<þ16 in Vers 12; kurz
hingegen ist das darauffolgende Omikron, obwohl hier eine Länge benötigt würde. Aber auch
hier gilt das bereits oben Gesagte (S. 99): Es ist schwer, die verschiedenen Zahlwörter so im
Text unterzubringen, dass sie als prosodisch einwandfrei gelten können.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv 02::þ1.? in Vers 1 ist eher mit
„tapfer“ als mit „edel“ wiederzugeben.614 Die Monatsangabe in Vers 6 (š.::<Bþ>6<?) dürfte
Gualtherus und Muratori zufolge mit zwei Ny inschriftlich überliefert gewesen sein; in der
handschriftlichen Überlieferung dürfte das Wort nur ein Ny aufgewiesen haben, was auch die
prosodisch bessere Form wäre. Allerdings zählt das Wort als Eigenname, bei dem prosodische
Gesetzmäßigkeiten in der Regel nicht berücksichtigt werden. In Vers 11 transkribierte Gualthe-
rus .íA<ĵ?, was später zu .íA.ĵ? geändert wurde, obwohl auch die handschriftliche Überliefe-
rung .íA<ĵ? aufweist.615 Da sich das Wort nur auf D686þ1F: in Vers 10 beziehen kann, ist auch
der femininen Form der Vorzug zu geben. Die hier publizierte Abfolge der Verse 19 und 20
beruht auf den Beobachtungen Cozza-Luzis, die dieser an dem am Ende des 19. Jahrhunderts
noch erhaltenen Inschriftenfragment im Museo Nazionale machen konnte;616 in Gualtherus’
Edition liegt eine umgekehrte Reihenfolge der Verse vor.

Kirche Santa Maria dell’Ammiraglio („La Martorana“), ca. a. 1143: Außenfassade(n)


Nr. IT30) Nord- und Südfassade des Naos sind oben von einer Leiste abgeschlossen, inner-
halb derer ursprünglich eine lange, vom Stein abgemeißelte,617 akzentuierte Majuskel-Inschrift
angebracht war.618 Wie bereits Matranga feststellte,619 setzte sich diese aus Versen zusammen.
Heute sind nicht mehr alle Verse in situ vorhanden; auch die vorhandenen Buchstaben sind
teilweise stark abgeschlagen bzw. verwittert, sodass sie teilweise nur schwer gelesen werden
—————–
609
Siehe oben S. 486.
610
Siehe auch oben S. 488.
611
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 390.
612
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 34f.
613
S.a. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 30–32.
614
Siehe oben S. 303.
615
Vgl. ACCONCIA LONGO, Epitaffi 55 (v. 11 app.).
616
Siehe oben S. 489.
617
Dabei handelt es sich offenbar um die letzte mittelalterliche italogriechische Inschrift, die in dieser Technik aus-
geführt ist, vgl. JACOB, Topotérète 165.
618
Erstaunlicherweise ist das Stück bei GUILLOU, Recueil nicht erwähnt.
619
MATRANGA, Monografia 15.
Italien (Nr. IT30) 493

können. Ort, Duktus und Gestalt der Inschrift erinnern – vielleicht nicht ohne Grund – an die in
das Jahr 1125 zu datierende kufische Inschrift an der Außenfassade der al-Aqmar Moschee in
Kairo.620 Teile der mitunter schlecht erhaltenen Martorana-Inschrift sind an der Süd- und Nord-
fassade zu erkennen, weitere Teile sind in dem an die Kirche angefügten Innenhof abgelegt.621
Eine Ausgabe des vollständigen Epigramms ist von A. Jacob angekündigt.622 Auf der von Mat-
ranga dargebotenen Schriftskizze erkennt man, dass der Beginn des Epigramms durch ein Kreuz
markiert ist; die Versenden sind durch drei übereinander liegende Punkte gekennzeichnet.
Zu datieren ist das Epigramm in erster Linie aufgrund der prosopographischen Angaben. Der
in Vers 3 erwähnte Georgios ist der bekannte Georgios von Antiocheia, der im Jahr 1151 ver-
storben ist.623
Der von Matranga aufgezeichnete Inschriftentext lautet wie folgt:624

ĩ0ĉ 9Ā:, û Ā@=<6:., ĮA2>, .>5Ā:2,


1Ń><: 967>Ć: @<6 [AĆ:12 :].ą: =><@CĀ>F
2Ċ[>06<? @ą? <ß7ĀA]4? =<88ń =Ć5Ł
2ß? 967>ý: :Aþ926E6:, <í 0ý> ;Ą.:
5 =<88Ń: 02 @<Ľ 8Ā8<0D. AŃ: 1F>49þAF:

——
2 et 5 cf. vv. 1–2 epigramm. (s. XV) in ecclesia Mariae Pantanassae in urbe Mystras, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken, no. 152: [<88Ń: ABDĊ: @<B A(Ń:) D.>ĄAF:, .>5Ā:2, | 967>ą:]
7<9Ą3F @<6 1Ń><: :2ĉ: A[Ć:12].
——
1 µ0Ċ 92: Lavagnini, Cultura bizantina, Lavagnini, Epigrammi. .>5Ā:2: A<Ľ Ć0<B Lavagnini. 2 lacu-
nam supplevi ex aliis ed. 3 lacunam supplevi ex aliis ed. <ß7ĀA4? Lavagnini: à7ĀA4? Matranga, Jacob. 4 <î
Matranga.

Ich bringe dir, Herrin, Mutter, Jungfrau


als kleine Gabe diese Kirche dar,
(ich,) Georgios, dein Diener, mit viel Liebe,
als kleine Gegenleistung, denn angemessen (ist sie) nicht.
5 Viele Geschenke erhielt ich ja von dir

Text: MATRANGA, Monografia 14f. (vv. 1–5 [mit lat. Übers.]) und Schriftskizze am Ende des Buches.– A. SALI-
NAS, La grande iscrizione greca della Martorana. Rivista Sicula di Scienze, Letteratura ed Arti 8 (1872) 132, 133 (ital.
Übers.).– LAVAGNINI, Cultura bizantina 83 (vv. 1–5 [mit ital. Übers.]).– LAVAGNINI, Epigrammi 147 (vv. 1–5).– LA-
VAGNINI, L’epigramma 342 (vv. 1–5).– JACOB, Topotérète 165, Anm. 15 (vv. 1–3).– RHOBY, Epigramme auf Fresken
u. Mosaiken 392 (vv. 2, 4).

Lit.: ACCONCIA LONGO, Epitaffi 52 u. Anm. 149.– G. SUBOTIû – I. TOT, Natpisi istorƋske sadržine na freskama XI
i XII veka. ZRVI 36 (1997) 107 (serb. Übers.).– KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio, Abb. A1, A6,
A8, A9.– JACOB, Épigraphie 174 u. Anm. 66.– LA DUCA, Storia di Palermo III, Farbtaf. VII.

Abb.: LXIX

Die Verse stellen ein Stifterepigramm dar, in dem der Stifter in der ersten Person spricht. Der
Stifter ist Georgios von Antiocheia, der den Kirchenbau im Jahr 1143 vollenden ließ.625 Die
—————–
620
C. WILLIAMS, The Cult of ņAlid Saints in the Fatimid Monuments of Cairo. Part I: The Mosque of Al-Aqmar.
Muqarnas. An Annual on Islamic Art and Architecture 1 (1983) 37–52.
621
Vgl. JACOB, Topotérète 165, Anm. 15.
622
Mitteilung an den Autor am 17.08.2011.
623
Siehe oben S. 488.
624
Für die Übermittlung eines im Juli 2014 gemachten Fotos der Nordfassade danke ich Katrine und Christian Hüt-
terer.
625
Siehe oben S. 479.
494 Italien (Nr. IT30–IT31)

Ausführung einer Stiftung als Gegenleistung für erhaltene Wohltaten ist ein Topos, der nicht
nur in dem im Similienapparat zitierten Parallelbeispiel begegnet.626
Die Wendung 967>ý: :Aþ926E6: erinnert an eine Formulierung, die in einigen Klostertypika
überliefert ist, dort jeweils in der (mitunter leicht abgewandelten) Form ö? <í 967>ý: ­:A2Ľ52:
­8=Ą3<:A.? Aā: :Aþ926E6:. Diese Wendung steht am Ende jener Passage, die eine Aufmunte-
rung an die im Kloster und außerhalb des Klosters Tätigen darstellt. Erstmals begegnet die For-
mulierung im Gründungstypikon des bekannten Klosters der Theotokos Euergetis außerhalb
Konstantinopels, das vom Beginn der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts stammt.627 Später
wurde die Stelle in Imitation bei der Anfertigung anderer Typika wiederholt.628
Der Autor der vorliegenden Verse wird wohl jener Schriftsteller sein, dem man auch die an-
deren im Umfeld des Georgios von Antiocheia enstandenen Epigramme zuschreiben kann.629
Wie bereits an anderer Stelle verdeutlicht,630 erinnern die Verse 2 und 4 des vorliegenden Epi-
gramms besonders frappant an Formulierungen in der im Archiv der Cappella Palatina aufbe-
wahrten Gründungsurkunde (Mai 1143) der Kirche, wo es heißt =>ą? 967>þ: A6:. AŃ: A<@<ĈAF:
1F>2Ń: 7.㠝9B1>ý: :Aþ926E6: 1Ć9<: … ­; .íAŃ: AŃ: /þ5>F: :Ă026>..631 Um 1143 wird
daher auch das Epigramm entstanden sein.
Der von Matranga aufgezeichnete Teil des Epigramms besteht aus fünf prosodischen Zwölf-
silbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen, wobei auffallend ist, dass B7 überwiegt (in den
Versen 1, 4 und 5); ähnliche Beobachtungen wurden auch in den Grabepigrammen des Geor-
gios von Antiocheia, seiner Ehefrau und Mutter gemacht.632

Steinblock (86 × 43 cm), a. 1142: Palazzo dei Normanni (auch Palazzo Reale)
Nr. IT31) Unweit des Eingangs in die Cappella Palatina, im zweiten Säulengang des
Maqueda-Hofes, befindet sich hinter einem Glasschutz ein Marmorblock, dessen Vorderseite in
drei Teile gegliedert ist, die stufenförmig voneinander abgehoben sind. Die drei Teile sind von
drei verschiedenen Inschriften bedeckt: Jeweils auf zwei Zeilen verteilt ist oben eine lateinische
Inschrift eingeritzt,633 in der Mitte eine griechische, die mit Akzenten und Spiritus versehen ist,
und unten eine arabische Inschrift.634 Alle drei Inschriften berichten über das gleiche Ereignis,
nämlich die Stiftung einer (Wasser)uhr durch König Roger II. Die griechische Inschrift bildet
ein Epigramm; es besteht jedoch nicht – wie von Guillou angenommen635 – aus vier Versen,
sondern umfasst sechs Verse, wie Hörandner richtig feststellte.636 In die metrische Struktur ein-
zubeziehen ist nämlich auch der Großteil der Datierungsangabe am Ende der Inschrift. Dass die
Datierung Bestandteil des eigentlichen Epigrammtextes ist, kommt gerade im süditalienischen
Raum mehrfach vor,637 – so gerade auch in anderen um die Mitte des 12. Jahrhunderts entstan-
denen Epigrammen –, doch wird bei den anderen Beispielen die Angabe von Weltjahr, Indiktion
etc. durch Numeralia kunstvoll umschrieben. Das Auffallende an der folgenden Inschrift ist
allerdings, dass die Angabe der Datierung sehr schlicht gehalten ist und ohne poetische Um-

—————–
626
Weitere Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 152 app.
627
GAUTIER, Typikon Théotokos Évergétis 73,1025f.
628
Zum Euergetis-Typikon als Vorbild für weitere Typika vgl. A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Euergetis Monastery.
ODB 2, 740f.; THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents II 455f.; 468.
629
Siehe oben S. 95.
630
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 392.
631
CUSA, Diplomi 68 = LAVAGNINI, L’epigramma 339.
632
Siehe oben S. 87, 482, 488, 492.
633
Edition der lat. Inschrift bei AMARI, Epigrafi arabiche 30; GUILLOU, Recueil 217; KOCH, Inschriftenpaläographie
178.
634
Edition der arab. Inschrift bei AMARI, Epigrafi arabiche 30, 34 (ital. Übers.); franz. Übers. Bei GUILLOU, Recueil
217.
635
GUILLOU, Recueil 217.
636
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315.
637
Siehe oben S. 97–100.
Italien (Nr. IT31) 495

schreibung auskommt; dennoch ist sie – bis auf die Angabe des Weltjahres am Ende – als Be-
standteil des metrischen Teils der Inschrift zu klassifizieren.
Aus paläographischer Hinsicht sind folgende Dinge zu bemerken: Der Beginn des griechi-
schen Epigrammtextes ist durch ein Kreuz markiert. In der zweiten Hälfte der oberen Zeile sind
einige Buchstaben nicht mehr klar zu entziffern, da der Stein abgerieben ist. Auffallend ist auch,
dass die Buchstaben der zweiten Zeile sehr eng aneinander geschrieben sind.638 Dies ist nicht
verwunderlich, zumal in der zweiten Zeile der größere Teil der Inschrift unterzubringen war: In
der ersten Zeile sind die Verse 1–2 und Vers 3 bis zum Binnenschluss B5 eingeritzt, in der
zweiten Zeile jedoch musste der Rest des Epigramms mitsamt der Nennung des Weltjahres un-
tergebracht werden. Da dem Graveur offenbar bewusst war, dass er in Zeile 2 mit dem vorhan-
denen Platz nicht sein Auslangen finden würde, schrieb er von Anfang an alle Buchstaben eng
aneinander, wenngleich einschränkend festgehalten werden muss, dass die Abstände zwischen
den Buchstaben auch in Zeile 1 nicht allzu groß sind. Als paläographische Auffälligkeit zu no-
tieren ist auch Ań am Beginn von Vers 5, das irrtümlich inschriftlich als &! wiedergegeben
ist.639
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund chronologischer Hinweise in den Versen 5–6 und der
Angabe des Weltjahres am Ende der Inschrift (März 1142). Diese Datierung bietet auch die
lateinische Inschrift (nach der christlichen Ära); die arabische Inschrift ist nach der Hedschra,
demgemäß in das Jahr 536, datiert.
Der griechische Epigrammtext lautet wie folgt:

IJ& 5.Ľ9. 7.6:Ć: è 7>.A.6ą? 12@=ĆA4?


ņ<0Ā>6<? ļā; ­7 (2<)Ľ @74=A><7>þAF>
Aą: ļ<Ľ: D.86:<ĵ AĮ? ļ2<Ĉ@4? <í@Ą.?
0:Ń@6: :Ā9F: ¡=A.6@A<: ö>Ń: A<Ľ D>Ć:<B
5 Ań 6/Ņ AĮ? /.@682Ą.? D>Ć:Ł
94:ă .>AĄŁ ß:1(67A6Ń:<?) 2Ņ
±A(<B?) ,?D:Ņ.
—–
1 IJ& 5.Ľ9. 7.6:Ć:: cf. e.g. v. 1 epigramm. in cruce (s. XII ?) in ecclesia S. Petri Romae, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me110: Ť>. AĄ 7.6:ą: 5.Ľ9. 7.ă ;Ā:4: Dþ>6:. 2 cf.
v. 3 epigramm. in Cappella Palatina in urbe Palermo (ĺ no. AddI32): ­0ĉ ź<0Ā>6<? 1ÿ ļā;
@74=A><7>þAF>. 4 ¡=A.6@A<? 0:Ń@6?: cf. Mich. Psell. theol. I 110,85; 111,85sq. (pp. 435, 438 GAUTIER).
—–
1 7.6:Ć:: ŅĿ Gregorio, 7.ă:<: Morso. 12@=ĆA4?:  ! Gregorio, 12@=<Aā? Morso. 2 ļā;:
 Gregorio, ļă; Morso, Amari, Lavagnini. @7Į=A><7>.AF> Morso. 4 ¡=A.6@A<:: ž=A.6@A<: Morso,
!C!& Buscemi. 5 Ań: &! inscr. 6/Ņ: lege 1F127þAŁ.   Gregorio. 6  Greogorio. 2Ņ:
lege =Ā9=A4?.

O neues Wunder! Der mächtige Herrscher


Roger, szeptertragender König durch Gott,
zügelt den Strom des fließenden Elements,
indem er die unfehlbare Erkenntnis der Stunden des Jahres zuteilt
5 im zwölften Jahr des Königtums
im Monat März der fünften Indiktion.
Im Jahr 6650 (= 1142).
Text: R. GREGORIO, Rerum arabicarum quae ad historiam Siculam spectant ampla collectio. Palermo 1790, 176
(mit lat. Übers. u. Schriftskizze).– S. MORSO, Descrizione di Palermo antico ricavata sugli autori sincroni e i monu-
menti de’ tempi. Palermo 1827, 28 u. Taf. 3 (Schriftskizze).– BUSCEMI, Notizie 13 (ital. Übers.), Note 17 u. Taf. V
(Schriftskizze).– AMARI, Epigrafi arabiche 30, 33 (ital. Übers.).– LAVAGNINI, Epigrammi 148.– GUILLOU, Recueil
216 (Nr. 198 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 183 (Nr. 198).
—————–
638
Vgl. KOCH, Inschriftenpaläographie 177f.
639
Vgl. AMARI, Epigrafi arabiche 31.
496 Italien (Nr. IT31)

Lit.: FAZELLO, Decades 173.– R. PIRRI, Sicilia sacra disquisitionibus, et notiis illustrata […], II. Palermo 1733,
1358 (lat. Übers.).– DEMUS, Mosaics of Norman Sicily 26.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 315 (Nr. 198).–
GUILLOU, Epigrafia 387 u. Abb. 190.– JACOB, Épigraphie 162, 174.– SEZGIN, Einführung 145.– M.A. DE LUCA, L’uso
della lingua araba nelle iscrizioni edili e nelle monete normanne, in: LA DUCA, Storia di Palermo III 254, 255 (Schrif-
tskizze [nach Morso]).– KOCH, Inschriftenpaläographie 177f. u. Abb. 186.– A. CILENTO – A. VANOLI, Arabs and
Normans in Sicily and the South of Italy. New York 2007, 102 (Farbabb.).– BRENK, Cappella Palatina 35 (Abb. 10).

Abb.: 76

Es ist communis opinio, dass sich das Epigramm auf die Stiftung einer Wasseruhr bezieht.
Einen Hinweis darauf bietet Vers 3, da sich hinter dem „fließenden Element“ das Element des
Wassers verbirgt.640 In der lateinischen Inschrift liegt diese Präzisierung nicht vor, da nur allge-
mein von einem opus horologii gesprochen wird; auch in der arabischen Version wird nur von
der „Herstellung des Instruments, um die Stunden zu beobachten“ berichtet.641 Die zeitliche
Einordnung der Stiftung der Wasseruhr ist durch das Epigramm mehrfach ausgewiesen: zu-
nächst durch die Erwähnung des normannischen Königs Roger (II.), der von 1130–1154 als
König regierte;642 dann durch den (nur in der griechischen Version vorhandenen) Hinweis, dass
die Stiftung im zwölften Jahr des Königtums (Vers 5) vonstatten ging, und schließlich durch die
Angabe von Monat, Indiktion und Weltjahr.
Der Umstand, dass der heutige Anbringungsort nicht der ursprüngliche ist, bedarf keiner
Diskussion. Aus dem arabischen Text erfährt man immerhin, dass die (Wasser)uhr ursprünglich
in Palermo aufgestellt war.643 Es ist aber sehr gut möglich, dass sie tatsächlich im Komplex des
Palazzo dei Normanni stand, der von Roger II. zum Regierungssitz umgebaut wurde. Obwohl
Wasseruhren schon im antiken Griechenland bekannt waren, dürfte die in Palermo errichtete
Uhr auf arabisch-islamische Technologie zurückgehen. Interessanterweise wurde zur selben
Zeit von einem arabischen Ingenieur auf Malta ebenfalls eine Wasseruhr gebaut.644
Während der Herrschaft Rogers II. wurden auch andere mehrsprachige Inschriften geschaf-
fen, die Sizilien als Schmelzpunkt verschiedener Kulturen, vor allem der griechisch-
byzantinischen, lateinisch-normannischen und arabischen, ausweisen: Besonders hervorzuheben
ist ein im Museo della Zisa in Palermo aufbewahrter Grabstein, auf dem der (Prosa-)Epitaphios
in den Sprachen Griechisch, Latein und Arabisch wiedergegeben ist, wobei der arabische Text
zweifach, nämlich einmal auch in hebräischen Buchstaben, angebracht wurde.645
Der Epigrammtext setzt sich – wie oben erwähnt – aus sechs byzantinischen Zwölfsilbern
zusammen, von denen fünf als prosodisch einzustufen sind. Anders verhält es sich mit Vers 6:
Hier liegen gleich mehrere schwere Verstöße gegen die Prosodie vor, nämlich die positionslan-
ge dritte Silbe, die ebenso positionslange siebente Silbe und die positionslange vorletzte Silbe
(nach der Auflösung von 2Ņ in =Ā9=A<B).646 Dies soll jedoch kein Argument gegen die erstmals
von Hörandner vorgebrachte Annahme sein, dass auch dieser Teil des Epigramms metrisch ist.
Die prosodischen Abweichungen sind wohl eher dadurch bedingt, dass der Autor den Monats-
namen, die Indiktion und das dazugehörende Numerale nicht besser unterzubringen vermoch-
te.647
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Der Ausruf IJ& 5.Ľ9. 7.6:Ć: ist ein beliebter
Epigrammbeginn, der das Staunen über etwas Außergewöhnliches zum Ausdruck bringen
—————–
640
Vgl. GUILLOU, Recueil 217.
641
Vgl. AMARI, Epigrafi arabiche 34; SEZGIN, Einführung 145.
642
Vgl. HOUBEN, Roger II, passim; C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Roger II. ODB 3, 1801f.
643
Vgl. AMARI, Epigrafi arabiche 34; SEZGIN, Einführung 145.
644
Vgl. SEZGIN, Einführung 145; s.a. GUILLOU, Recueil 217f.
645
Cl.-P. HAASE, in: A. WIECZOREK u.a. (Hg.), Die Staufer und Italien. Drei Innovationsregionen im mittelalterli-
chen Europa. Bd. 2: Objekte. Darmstadt 2010, 240f.; GUILLOU, Recueil 218–220 (Nr. 199); vgl. A. NEF, Les juifs
de Sicile: les juifs de langue arabe du XIIème au XVème siècles, in: Ebrei e Sicilia. Palermo 2002, 169–178.
646
Um in Vers 5 auf die Anzahl von zwölf Silben zu kommen, ist 6/Ņ als 1F127þAŁ aufzulösen.
647
Prosodische Unregelmäßigkeiten sind etwa auch in den der Datierung gewidmeten Versen im Epigramm auf
Georgios von Antiocheia (ĺ Nr. IT28) und seine Mutter Theodule (ĺ Nr. IT29) zu beobachten.
Italien (Nr. IT31–IT32) 497

will.648 Das Nomen bzw. Adjektiv @74=A><7>þAF> in Vers 2 ist erstmals bei Theodoros Studites
belegt;649 daneben existiert auch die Schreibung ohne Rho (@74=A<7>þAF>).650 Hier dürfte aller-
dings die Schreibung mit Rho vorliegen, auch wenn die Buchstaben in diesem Bereich der In-
schrift nur mehr sehr schwer zu entziffern sind.
Aufgrund der fast wörtlichen Übereinstimmung von Vers 2 mit Vers 3 des Epigramms in der
Cappella Palatina (vgl. Similienapparat) kann man davon ausgehen, dass die beiden Epigramme
vom selben Autor verfasst wurden, zumal das mosaizierte Epigramm nur ein Jahr später (1143)
entstanden ist. Weiters ist daran zu denken, dass beide Epigramme jenem literarischen Umfeld
zuzuordnen sind, aus dem auch die für Georgios von Antiocheia verfassten Epigramme stam-
men.651 @74=A><7>þAF> als Bezeichnung für Roger II. wird auch in dem bereits oben (S. 467)
zitierten, von Malta aus an Georgios von Antiocheia geschickten Bittgedicht verwendet.652 

(*)Inschrift (verloren ?), Dat. ?


Nr. IT32) Die angeblich in Palermo in domo Iac. Saliti pone S. Antonium, d.h. vermutlich
bei der Kirche Sant’Antonio di Padova,653 gefundene Majuskel-(Stein)inschrift654 war auf zwei
Zeilen angebracht, wobei der Beginn der in continuo abgefassten Inschrift schon zum Zeitpunkt
der ersten Aufnahme im 17. Jahrhundert verloren war. Den vorhandenen Resten nach zu schlie-
ßen handelt es sich um Verse, von denen nur der letzte vollständig erhalten ist.
Zur Datierung liegen keine Angaben vor; man könnte jedoch annehmen, dass auch diese In-
schrift in der Blütezeit griechischer Kultur am Normannenhof in der ersten Hälfte bzw. um die
Mitte des 12. Jahrhunderts entstanden ist.655


[……………………] A<ĵ? C68AþA<6?
8ĈA>F@6: .ßAŃ: =A.6@9þAF: =<8BA>Ć=F:.
——
2 loc. comm., cf. RHOBY, Structure 331f.; cf. e.g. vv. 7–8 epigramm. in ecclesia Metropoli (Hagio Deme-
trio) in urbe Mystras (ĺ no. GR86): <à =.>6Ć:A2? A<60.><Ľ: A<ĈA<6? 8Ĉ@6: | 2ñ;.@52 =<88Ń: =A.6@9þAF:
=<8B=8Ć7F:.
——
1 [……………………] statui: C . inscr. (Gualtherus, CIG), ……… 6? CIG, .íAą? ®.BAń 7.ă AĀ7:<]6?
proposuit CIG in comm., [……]6? Jacob. 2 8ĈA>F@6: scripsit CIG: "!&C inscr. (?) (Gualtherus,
CIG), [8]ĈA[>]F@6: Jacob. =<8BA>Ć=F: scripsit CIG: !& inscr. (Gualtherus, CIG).


…………………… für die Liebsten
Erlösung erbittend von den vielfältigen Verfehlungen.
Text: GUALTHERUS, Tabulae 39 (Nr. 216 [mit lat. Übers.]).– CIG IV 369 (Nr. 8805 [mit Schriftskizze]).– JACOB,
Épigraphie 174.– RHOBY, Structure 332 (v. 2).– KORHONEN, Greek and Latin 129, Anm. 53 (Text nach CIG [mit
engl. Übers.]).

Die Anlage des Textes erlaubt, die Verse als Stifterepigramm zu identifizieren. Die Bitte um
Erlösung von den Sünden ist der traditionelle Abschluss solcher Inschriften. Ursprünglich dürfte
das Epigramm mehr als zwei Verse umfasst haben: Während am Beginn wahrscheinlich die
—————–
648
Vgl. VASSIS, Initia 884. Dort nachzutragen wäre auch der aus dem 11. Jh. stammende Vers ŷ 5.Ľ9. 7.6:Ć:, ú
52<Ľ 5.B9.@ĄF:, ed. S. DER NERSESSIAN, L’illustration des psautiers grecs du Moyen Age, II. Londres, Add.
19.352 (Bibliothèque des Cahiers Archéologiques V). Paris 1970, 58 (fol. 190r).
649
Vgl. LBG s.v.
650
Vgl. LBG s.v.
651
Siehe oben S. 95.
652
BUSUTTIL – FIORINI – VELLA, Tristia 222 (f. 110v, v. 12); s.a. PUCCIA, Carme 244.
653
Zur Kirche A. CUCCIA, La Chiesa del Convento di Sant’Antonio da Padova di Palermo. Palermo 2002.
654
Bei GUILLOU, Recueil nicht angeführt.
655
Vgl. KORHONEN, Greek and Latin 129.
498 Italien (Nr. IT32–IT33)

Stiftung beschrieben wurde, dürften im jetzigen Vers 1 jene genannt worden sein, für die um
Erlösung von den Sünden ersucht wurde.656 Dabei könnten sowohl die Frau des Stifters als auch
ihre gemeinsamen Kinder genannt worden sein. Zum Vergleich heranzuziehen ist Vers 9 des
(unvollständig erhaltenen) gemalten Stifterepigramms in der Kirche Panagia Chrysaphitissa (a.
1289/90) in Lakonien: [@B:]2Ĉ:Ł Fį 7.ă AĀ7[:<6? A]<ĵ? C68[Aþ]A<6?.657
Den erhaltenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, handelte es sich um prosodische
Zwölfsilber mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen.

Siracusa

Steinblock (Länge: 122 cm), 10. Jh. ?: Museo Regionale di Palazzo Bellomo
Nr. IT33) In die untere Hälfte des länglichen Marmorsteins ist eine über zwei Zeilen laufen-
de, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Am Ende der ersten Zeile ist ein Orna-
mentmotiv aus dem Stein gearbeitet. Da die Inschrift der zweiten Zeile länger ist, ist dort kein
Ornament am Ende vorhanden. Das Ende der Inschrift ist allerdings durch eine eingeritzte Wel-
lenlinie markiert. Guillou erkannte richtig,658 dass die beiden Zeilen zwei Verse darstellen, wo-
bei pro Zeile je ein Vers angebracht ist.659 Er meinte aber auch, dass sowohl vor Vers 1 als auch
vor Vers 2 zumindest je ein weiterer Vers ausgefallen sein muss.660 Dies ist m.E. nicht zwin-
gend notwendig, da die beiden Verse, auch wenn sie unmittelbar aufeinander folgen, einen Sinn
ergeben. Der Epigrammtext soll auch in den Codices Vat. Lat. 9074, p. 939, n. 1, und 9143, f.
147v, zu finden sein.661
Aus paläographischen Gründen datiert Guillou die Inschrift in das 10. Jahrhundert.662 Her-
vorzuheben ist die Form des Ypsilon, das sehr stark einem lateinischen V gleicht.663
Die beiden Verse sind wie folgt wiederzugeben:

ņ&? Ÿ: Aą /Į9. @2=Aą: 2å: .D.>Ą.?


7Ā782672 A<ĽA< 9.>9þ><6? 2í@B:5ĀA<6?.
––––
1 ņ&? Ÿ:: &C Castello, ö@ý: Guillou. Aą /Į9.: ! Castello. 2å: scripsi secundum inscr.:  Cas-
tello, [į] CIG, [ę] Frey, Lifshitz, ®ă: (leg. À: ?) Guillou, ę vel Ý: Mango. 2  $ Castello.
"C" C Castello.

Damit das Bema ehrwürdig ist, verschloss es Zacharias


mit wohlgesetztem Marmor.
Text: [G.L. CASTELLO], Siciliae et objacentium insularum veterum inscriptionum nova collectio prolegomenis et
notis illustrata et iterum cum emendationibus, & auctariis evulgata. Palermo 1784, 72 (Nr. IX [mit lat. Übers.]).– CIG
IV 585 (Nr. 9895).– FREY, Corpus I 469 (Nr. 653 [mit franz. Übers.]).– B. LIFSHITZ, Donateurs et fondateurs dans les
synagogues juives. Répertoire des dédicaces grecques relatives à la construction et à la réfection des synagogues
(Cahiers de la Revue Biblique 7). Paris 1967, 83f. (Nr. 102 [mit franz. Übers.]).– GUILLOU, Recueil 232 (Nr. 211 [mit
franz. Übers.]) u. Taf. 196 (Nr. 211).

—————–
656
Vgl. den Ergänzungsvorschlag im CIG.
657
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 127.
658
GUILLOU, Recueil 232.
659
Guillou irrte aber in der Annahme, dass die Inschrift unediert sei.
660
GUILLOU, Recueil 232. Dies vermutet auch VASSIS, Initia 895.
661
FREY, Corpus I 469.
662
GUILLOU, Recueil 232; s.a. JACOB, Épigraphie 173, Anm. 58.
663
Zu paläographischen Gemeinsamkeiten von mittelalterlichen griechischen und lateinischen Inschriften in Südita-
lien siehe KOCH, Inschriftenpaläographie 174–181.
Italien (Nr. IT33) 499

Lit.: C. MANGO, BZ 91 (1998) 131 (Nr. 211).– GUILLOU, Epigrafia 387 u. Abb. 188.– JACOB, Épigraphie 173,
Anm. 58.– KORHONEN, Greek and Latin 129 u. Anm. 51.

Abb.: 77

Das Epigramm berichtet darüber, dass Zacharias,664 vielleicht ein Bischof, das Bema mit
Marmor verschließen ließ. Es wird sich dabei um eine Verkleidung des Altars oder (eher) um
eine Verbauung des Altarraumes, des Allerheiligsten in der Kirche, gehandelt haben.665 Der
Marmorträger mit dem Epigramm könnte als Architrav oberhalb des Eingangs in das Bema
angebracht gewesen sein.
In welcher Kirche sich der Marmorsteinblock ursprünglich befand, ist nicht festzustellen:
Castello berichtet allerdings, dass er im alten jüdischen Viertel der Stadt gefunden wurde (in
vetere Judaeorum regione). Dies könnte vielleicht darauf hinweisen, dass die Inschrift gar nicht
aus einer Kirche, sondern aus einer Synagoge stammt. Der Terminus bƯmƗ bezeichnet nämlich
das Apsispodium für den Tora-Schrein in spätantiken Synagogen Palästinas.666 Darüberhinaus
ist Guillou der Meinung,667 dass aufgrund des Namens Zacharias auch eine Anspielung auf den
alttestamentarischen Propheten Zacharias und seine Prophezeiung des Wiederaufbaus des Tem-
pels in Jerusalem vorliegt.668
Wie bereits erwähnt, muss das Epigramm nicht unbedingt aus mehr als zwei Versen bestan-
den haben, da man weder inhaltlich noch grammatikalisch-syntaktisch etwas vermisst.669 Die
beiden Zwölfsilber sind als prosodisch zu bezeichnen; auch die Binnenschlüsse (jeweils B5)
sind korrekt gesetzt. Zu beachten ist allerdings das Enjambement .D.>Ą.? – 7Ā782672.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Freys Deutung, dass es sich bei @2=AĆ: in Vers 1
um die griechische Umsetzung für lateinisches saeptum („Barriere“ / „Begrenzung“ / „Schran-
ke“) handelt,670 ist abzulehnen. Das Adjektiv @2=AĆ? agiert als Attribut zu /Į9.. Die Buchsta-
benabfolge zwischen @2=AĆ: und .D.>Ą.? bereitete den bisherigen Editoren Schwierigkeiten:
Klar zu erkennen ist das Epsilon, darauf folgen höchstwahrscheinlich ein Iota und ein Ny, wo-
bei die obere Hälfte des Ny nicht mehr vollständig erhalten ist. Die inschriftliche Form () ist
auch im Text zu behalten:671 2å: ist eine in Süditalien auch an anderer Stelle belegte Nebenform
zu ­@AĄ:;672 es handelt sich dabei um verkürztes, in der Volkssprache belegtes 2å:2.673 Die Kon-
jektur ę ist nur dann gerechtfertigt, wenn man streng nach den Regeln des klassischen Grie-
chisch korrigiert, in dem ¡: traditionell den Konjunktiv verlangt. Das Adjektiv 2í@Ĉ:52A<? ist in
der vorliegenden Bedeutung nur hier und in einer anderen christlichen Inschrift aus Tegea be-
legt.674

—————–
664
Vgl. PmbZ # 28484.
665
Vgl. GUILLOU, Recueil 232.
666
Vgl. R. WARLAND, Bema. LThK3 2 (1994) 195; FREY, Corpus I 469; s.a. CIG IV 585: Voce /Į9. templi seu syna-
goges pulpitum patet significari.
667
GUILLOU, Recueil 232.
668
Zach. 9,9: $.ĵ>2 @CI1>., 5J0.A2> 6F:· 7+>B@@2, 5J0.A2> 2><B@.849 ß1<ć è /.@682J? @<B ±>D2A., @<6, 1,7.6<?
7.ă @ł3F: .íAI?, =>.Ĺ? 7.ă ­=6/2/47ĉ? ­=ă î=<3J06<: 7.ă =Ń8<: :*<:. S.a. DELEHAYE, Syn. Cpl. 451,9–13 (8.
Februar); 690,13–17 (16. Mai).
669
Vgl. CIG IV 585: Videtur tamen nihil deesse.
670
FREY, Corpus I 469.
671
Dafür spricht auch, dass im Rest des Epigramms ebenfalls keine orthographischen Abweichungen vorliegen.
672
CUSA, Diplomi 464 (a. 1280) (diplomatische Wiedergabe): … 9:4@52ĵ@. ö? A<ĽAF ±>0<: 2å: @FAĂ>6<: …; vgl.
CARACAUSI, Lessico 180 (s.v. 2ß9Ą 2).
673
Dazu JANNARIS, Greek grammar 250 (§ 985). 2å: selbst kommt aber auch in der Volkssprache vor, vgl. Kr s.v.
2Ą9.6, TLG.
674
Vgl. LSSup s.v.
500 Italien (Nr. IT34)

SQUINZANO

Steinplatte (82 × 25/26 cm), a. 1197/98: Abbazia di Santa Maria di Cerrate, Nordfassa-
de, östl. von Squinzano (bei Lecce)
Nr. IT34) Die widrigen Witterungsverhältnisse im Winter 1990 haben an der Westfassade
links des Eingangs der von den Normannen am Ende des 11. Jahrhunderts gegründeten Kirche
in einer Höhe von ca. 250 cm eine Steinplatte freigelegt, die von einer über sieben Zeilen lau-
fenden, eingeritzten, mit Akzenten versehenen Majuskel-Inschrift bedeckt ist.675 Kemper, die
Entdeckerin der Inschrift, stellte richtigerweise fest, dass es sich bei dem in continuo geschrie-
benen, heute nicht mehr sehr gut zu entziffernden Inschriftentext um ein aus elf Versen beste-
hendes Epigramm handelt. Der Beginn des Epigrammtextes ist durch ein Kreuz markiert, die
Versenden sind durch Punkte angezeigt. Auf den metrischen Teil der Inschrift folgt die Datie-
rung nach Weltjahr und Indiktion, die auf das Ende des 12. Jahrhunderts weist. Auch aus paläo-
graphischen Gründen ist eine Datierung der ungelenk ausgeführten Inschrift in diese Zeit ver-
tretbar.676
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

í12ă? î=þ>D26 ê? CĈ0Ĭ A<Ľ 5.:þA<B


1<5Ā:A<? ¾9ĵ: 16ý Aā: ž9.>AĄ.:
=Ń? ¡>.02 5:ĭ@7<B[@6]: ­: :Ć9<6? é8<6
3F4CĆ>Ł @Ċ9.A6 Ań A<Ľ 2@=ĆA<B;
5 ­9<ă 1<72ĵ =A.Ą@9.A6 A<Ľ =>FA<=8þ@A<B
A<Ą:B: è =>Ħ<? 2íA28ā? 5B4=Ć8<?
3Ă@.? 9ÿ: 7.8Ń? Aā: :<9ā: 16.A>ĀCF:
8Ć0<6? A2 7.8<ĵ? @F@A67<ĵ? 7.ă ­:AĄ9<6?
A.ĽA. 9ÿ: 82D5ÿ: =>ą? šF(þ::4:) 5ĈA4:
10 A<Ľ 7.ă 8.DĆ:A<? [A<Ľ] /Ą<B A<B Aą AĀ8<?
2ñD2@52 =þ:A2? <à ­85Ć:A2? ­:5þ12
±A(<B?) ,?{D}E?Ņ ß:(167A6Ń:<?) .Ņ.
——
5 cf. e.g. Cosm. Ind. topogr. christ. V 92,4–6 (II, p. 139 WOLSKA-CONUS, SC 159): ŤA6=2> =.612Ľ@.6
/<B8Ć92:<? è 2ą? Aą :5>Ċ=6:<: 0Ā:<? @<CŃ? Aą: 5þ:.A<: Aį ž9.>AĄĤ A<Ľ =>FA<=8þ@A<B ­=Ā>>6E2: …
11 cf. vv. 8–9 epigramm. (a. 1209) (hodie deleti) in ecclesia S. Abercii in urbe Kurúunlu (ĺ no. TR101):
<à 0<Ľ: è>Ń:A2? Aā: @<>ą: A<Ľ 7269Ā:<B | 2ñD2@52 A<ĈAŁ =>ą? EBDĮ? @FA4>Ą.:.
––––
1 í12ă? scripsit Kemper: "C inscr. î=þ>D26 scripsit Kemper: "$ inscr. ê? scripsit Kemper:
&C inscr. CĈ0Ĭ scripsit Kemper: # inscr. 2 ¾9ĵ: scripsit Kemper: " inscr. 3 5:ĭ@7<B[@6]: sup-
plevit Kemper. ­: scripsit Kemper (cf. comment.):  inscr. :Ć9<6? scripsit Kemper (cf. comment.):
C inscr. é8<6 scripsit Kemper:  inscr. 4 3F4CĆ>Ł scripsit Kemper: #& inscr. @Ċ9.A6
scripsit Kemper: C&! inscr. 2@=ĆA<B legit Kemper: C!" inscr. 5 1<72ĵ scripsit Kemper:
 inscr. =>FA<=8þ@A<B scripsit Kemper: !&C!" inscr. 6 A<Ą:B: scripsit Kemper:
! inscr. 2íA28ā? scripsit Kemper: "!C inscr. 5B4=Ć8<? scripsit Kemper: "C inscr.
7 7.8Ń? scripsit Kemper: C inscr. :<9ā: scripsit Kemper:  inscr. 16.A>ĀCF: scripsit Kem-
per: !# inscr. 8 A2 scripsit Kemper: ! inscr. @F@A67<ĵ? scripsit Kemper: CC!C inscr.
9 =(>)ą? Safran. 5ĈA4: scripsit Kemper: ! inscr. 10 [A<Ľ] supplevit Kemper. A<B Aą Kemper, SS.
Niccolò e Cataldo: A<Ľ Aą Kemper, Iscrizione greca, an A<ĽA< vel A<ĈA<B scribendum ? 11 2ñD2@52 scripsit
Kemper: "$C inscr., "$C Kemper, Iscrizione graeca (in transcriptione textus). <à scripsit
Kemper:  inscr. 12 ,?{D}E?Ņ scripsi secundum Jacob: ,?DM?Ņ ?Ņ Kemper. ß:(167A6Ń:<?) scripsi:  inscr.,
4:1(67A6F:<?) Safran.

Niemanden gibt es, der dem Tod entfliehen könnte,


der uns wegen der Sünde gegeben ist.
—————–
675
Bei GUILLOU, Recueil nicht erwähnt.
676
Vgl. JACOB, Fondation 218f.
Italien (Nr. IT34) 501

Wieso also sterben alle nach der Bestimmung


mit dem lebensspendenden Leib des Herrn?
5 Es scheint mir wegen der Verfehlung des Erstgeschaffenen.
Nun aber hat der sanftmütige, schlichte Priester
gut gelebt, indem er die Herde nährte
mit guten, rettenden und ehrenvollen Worten.
Das (ist) gesagt bezüglich des Priesters Ioannes,
10 nachdem auch sein Leben das Ende erlangt hat.
Betet alle, die ihr hierher gekommen seid!
Im Jahr 6706 der 1. Indiktion (= 1197/98).
Text: KEMPER, Iscrizione greca 310f., 312 (Abb. 1–3).– KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 69 (mit deutsch.
Übers.).– SAFRAN, Medieval Salento 313 (Nr. 114.B* [mit engl. Übers.]) u. Abb. 114.B.

Lit.: [E.] FOLLIERI, BZ 86–87 (1993/94) 634 (Nr. 3062).– JACOB, Fondation 212, 216–218, 219 (Abb. 4).– JACOB,
Ciborium 117.– SAFRAN, Betwixt or Beyond 116.

Abb.: LXX

Bereits Kemper erkannte richtig, dass es sich um ein Grabepigramm handelt.677 Ob der jetzi-
ge Ort, an dem die Verse angebracht sind, auch der ursprüngliche Platz der Inschrift ist, kann
nicht geklärt werden. Es ist gut möglich, dass sich die Steinplatte direkt beim Grab oder dane-
ben befand und erst später (vom Friedhof) in die Außenwand der Kirche vermauert wurde.678
Der Verstorbene ist Ioannes, der der Abt des Klosters gewesen sein dürfte – auch wenn er
zweimal als bloßer „Priester“ (Vers 6: 5B4=Ć8<?; Vers 9: 5ĈA4?) apostrophiert wird –, da mit der
„Herde“ in Vers 7 wohl die Mönche gemeint sind.679 Alternativ ist daran zu denken, dass mit
5B4=Ć8<? bzw. 5ĈA4? der Bischof gemeint ist.680 Als Parallele sei der in Vers 2 des 1151 zu da-
tierenden Epigramms (ĺ Nr. GR102) des am Fuße des Olymps gelegenen Klosters Petra ge-
nannte Bischof Niketas, der als è ĀA>.? 5ĈA4? angesprochen wird, angeführt, weiters der 5ĈA4?
von Beroia Ioannes, der in Vers 1 des Epigramms auf dem aus dem 12. Jahrhundert stammen-
den Reliquiar in der Kathedrale von San Pietro in Alessandria genannt wird.681
Der metrische Teil der Inschrift setzt sich aus drei Teilen zusammen: Auf allgemeine Be-
merkungen zum Tod und seiner Unentrinnbarkeit und eine rhetorische Frage, die der Ursache
des Sterbens auf den Grund gehen will, folgt die knappe Präsentation des Verstorbenen. In Vers
11 werden alle, die entweder zur Kirche kommen oder direkt an das Grab treten, aufgefordert,
zu beten. Das Epigramm gehört zu jenen so genannten Memento-mori-Versen, deren Aufgabe
es ist, auf die Unentrinnbarkeit des Todes hinzuweisen.682 Die vorliegenden Verse haben somit
eine doppelte Funktion: Sie widmen sich ganz konkret dem verstorbenen Ioannes, sind jedoch
auch von allgemeinem, fast zeitlosem Charakter. Ein ähnliches Beispiel bilden die Memento-
mori-Verse in der Kathedrale von Bari (ĺ Nr. IT1), die höchstwahrscheinlich in die erste Hälf-
te des 11. Jahrhunderts zu datieren sind.
Was die Datierung des Epigramms angeht, wurden bislang trotz der Nennung von Weltjahr
und Indiktion am Ende verschiedene Deutungsmöglichkeiten angeboten: Das rührt daher, dass
die Inschrift ,?DE?Ņ .Ņ bietet, wozu Kemper richtigerweise feststellte, dass die Kombination 6000
+ 600 + 700 + 6 nicht richtig sein kann.683 Aus diesem Grund korrigierte sie zu ,?DM?Ņ (6696),
musste dann aber auch die Indiktion von .Ņ zu ?Ņ ändern. Auf Basis dieser Änderung datierte
—————–
677
KEMPER, Iscrizione greca 311.
678
Vgl. SAFRAN, Betwixt or Beyond 116.
679
KEMPER, Iscrizione greca 311 sieht diese Möglichkeit nicht und geht davon aus, dass Ioannes bloß Priester war.
680
Vgl. [E.] FOLLIERI, BZ 86–87 (1993/94) 634.
681
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me49; verbesserte Edition von G. FIACCADORI,
Sul reliquiario della vera croce nel tesoro della Cattedrale di Alessandria. La parola del passato 66 (379) (2011)
281–305.
682
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 243–246.
683
KEMPER, Iscrizione greca 311–313; KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 69f.
502 Italien (Nr. IT34–IT35)

Kemper das Epigramm in das Jahr 1188. Dazu ist allerdings anzumerken, dass bei dieser Inter-
pretation – wie Kemper selbst erkannte684 – das Stigma zu jenem Stigma am Beginn des Welt-
jahres starke paläographische Unterschiede aufweisen würde. Die Lösung des Problems dürfte
bei Jacob zu finden sein: Seiner Meinung nach stellt das Chi eine bloße Wiederholung des
Stigma dar – wofür er auch andere Beispiele in italienischen Inschriften und Handschriften an-
führt685 –, wodurch das Weltjahr als 6706 zu identifizieren sei, das wiederum auch mit der 1.
Indiktion übereinstimmt.686 Somit ergibt sich als Entstehungsjahr des Epigramms bzw. als To-
desdatum des Ioannes das Jahr 1197/98. Jacobs fundierten Überlegungen ist auch gegenüber
Follieri der Vorzug zu geben, die das Epigramm in das Jahr 6676 (= 1167/68) datieren wollte.687
Abzulehnen ist auch der von ùahin geäußerte Vorschlag, das Chi als Abkürzung für das Wort
„tausend“ und das Endstigma als Koppa zu lesen, was das Jahr 6790 (= 1281) ergeben würde.688
Das Epigramm besteht aus elf byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Grosso modo sind die Verse als prosodisch zu bezeichnen, allerdings liegen auch drei
schwere Verstöße gegen die Prosodie vor: Die vorletzte Silbe in Vers 5 ist ebenso positionslang
wie die jeweils dritten Silben in den Versen 7 und 9. Auch in Vers 11 liegt ein schwerer proso-
discher Verstoß vor, da die siebente Silbe positionslang ist. Für einen nur mittelmäßig begabten
Autor sprechen auch die Hiate in den Versen 8 (7.ă ­:AĄ9<6?) und 11 (<à ­85Ć:A2?). Die nur
durchschnittliche Qualität der Verse manifestiert sich auch durch folgende Beobachtungen:
Nicht ganz klar ist, was mit ­: :Ć9<6? in Vers 3 gemeint ist, wenn diese Wiedergabe überhaupt
richtig ist: In den Stein eingeritzt ist ¶ĿC,689 wobei auf dem Eta ein Gravis angebracht
ist. Ist daher vielleicht ­7 :<9Į? zu schreiben? In Vers 4 ist der Dativ 3F4CĆ>Ł @Ċ9.A6 gramma-
tikalisch-syntaktisch schwer unterzubringen: Gemeint ist wahrscheinlich so wie der lebensspen-
dende Leib des Herrn, allerdings ist die Umsetzung im Griechischen mangelhaft.690 =A.Ą@9.A6 in
Vers 5 ist wohl als Dativus causae zu verstehen. Als sprachlicher Mangel sind auch die Einhei-
ten von Vers 6 bis 8 bzw. von Vers 9 bis 10 aufzufassen, da jeweils ein finites Verbum fehlt.
Grammatikalisch unrichtig ist auch die erste Hälfte von Vers 9, da es entweder A.ĽA. 9ÿ:
82D5Ā:A. oder A<ĽA< 9ÿ: 82D5ÿ: heißen müsste. Sprachlich unsauber ist auch die Konstruktion
A<Ľ 7.ă am Beginn von Vers 10; das A<B nach /Ą<B dürfte das enklitische Possessivpronomen
sein, das in der Volkssprache vorkommt, sich mitunter aber auch in hochsprachliche stilisierte
Texte eingeschlichen hat.691 Alternativ ist an die Schreibung A<ĽA< oder A<ĈA<B zu denken (vgl.
textkritischen Apparat).
Die zahlreichen orthographischen Verfehlungen – in manchen Versen ist fast jedes Wort mit
abweichender Orthographie wiedergegeben – beweisen weiters, dass die Inschrift von jeman-
dem eingeritzt wurde, dessen Griechisch- bzw. Schreibkenntnisse mangelhaft waren. Ein knap-
pes Jahrhundert später war für die folgenden Epigramme (ĺ Nr. IT35, ĺ Nr. IT36) auf dem
Architrav des Ciboriums ein das Griechische besser beherrschender Autor am Werk.

Architrav des Ciboriums, a. 1269: Abbazia di Santa Maria di Cerrate, östl. von Squin-
zano (bei Lecce)
Nr. IT35) Auf dem in westliche Richtung in den Kirchenraum blickenden,692 aus Kalkstein
gebildeten Architrav des den Altar überdeckenden Ciboriums (Altaraufbaus) sind zwei teilweise
akzentuierte Majuskel-Inschriften eingeritzt, die durch eine Leiste voneinander getrennt sind;
—————–
684
KEMPER, Iscrizione greca 313.
685
JACOB, Fondation 216.
686
JACOB, Fondation 217f.
687
[E.] FOLLIERI, BZ 86–87 (1993/94) 634.
688
Vgl. KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 70, Anm. 347.
689
Klar zu erkennen auf der Abbildung bei JACOB, Fondation 219.
690
Eher abzulehnen ist die Übersetzung bei KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 69: „trotz des (mit dem) lebensspenden-
den Leib des Herrn“. Johannes Koder schlägt vor, die Verse 3–4 wie folgt zu übersetzen: „Wieso also müssen alle
im Gesetz, dem lebensspendenden Leib des Herrn, sterben?“
691
Vgl. LBG s.v. .íAĆ?; CARACAUSI, Lessico s.v. .íAĆ? 2.
692
Zur Anordnung im Kirchenraum CAVALLO, Bizantini 471 (Farbabb. 415).
Italien (Nr. IT35) 503

beide laufen über je zwei Zeilen. Die oben angebrachte Inschrift (ĺ Nr. IT36) wurde erst wie-
der sichtbar, nachdem in den frühen 1990er-Jahren eine Kalkverkleidung abgenommen worden
war.693 Guillou, der für die Bearbeitung der beiden Inschriften eine veraltete, vor den 1990er-
Jahren aufgenommene Abbildung heranzog, meinte, dass die bis dahin verdeckte Inschrift nicht
mehr vorhanden sei.694
Guillou war auch der Ansicht, dass die unten angebrachte Inschrift restauriert worden war.695
Dies dürfte tatsächlich zutreffen, da sich bei der Neuanbringung Fehler einschlichen, die im
Original – blickt man in die Abschrift von De Giorgi – nicht vorhanden waren. Das zweite Wort
der Inschrift erscheint nun in der Form!, De Giorgi transkribierte A2>=:<: (sic). In
der Mitte der unteren Zeile fehlt das erste Alpha von 52.Aþ, das sehr wohl vorhanden gewesen
sein dürfte. Das letzte Wort der Inschrift ist nun als 1CC wiedergegeben, De Giorgi edierte
1F@6? (sic). Guillou erkannte richtig, dass die Inschrift ein aus fünf Versen bestehendes Epi-
gramm bildet. In der oberen Zeile sind die Verse 1 und 2, darüberhinaus die ersten beiden
Buchstaben von Vers 3 angebracht. In der unteren Zeile steht der Rest der Inschrift, wobei die
Buchstaben teilweise von geringerer Größe und enger geschrieben sind. Ob dies allerdings auch
dem ursprünglichen Schriftbild vor der Renovierung entsprach, kann nicht bestimmt werden. In
der gegenwärtigen Form ist der Beginn der Inschrift durch ein Kreuz markiert, nach dem zwei-
ten Wort von Vers 3 ( B92ĉ:) ist ein Punkt angebracht, der den Binnenschluss anzeigen könnte.
Auch die obere Inschrift stellt ein Epigramm dar, das noch dazu mit einer Datierung verse-
hen ist (ĺ Nr. IT36). Jacob ging davon aus, dass die beiden Inschriften ein zusammengehören-
des Epigramm bilden, wobei zuerst die unteren, danach die oberen Verse samt der Datierung zu
lesen seien. Im Folgenden seien die beiden Epigramme getrennt behandelt, wenngleich sie in-
haltlich einander natürlich sehr nahe stehen. Dass es sich um zwei formal voneinander getrennte
Texte handelt, wird auch dadurch manifestiert, dass auch der Beginn des oben angebrachten
Epigramms durch ein Kreuz markiert ist.
Für die Entstehung des unteren Epigrammtextes ist aufgrund der auf das obere Epigramm
(ĺ Nr. IT36) folgenden Datierung das Jahr 1269 festzulegen:

Ĉ7.@9. A2>=:ą: AĮ? A>.=Ā34? (B>Ą<)B


é=2> 7.A2@72Ĉ.32 !.C<Ľ><? 5ĈA4?
7Ć=<6? B92ĉ: A<Ľ =><2@AŃA<? AĆ12
è>Ń:, 52<.>Aþ, 1Ć;.: îEĄ@AŁ :Ā92
5 ­; <ô 7þA26@6: 0.5Ń: =Ħ@. 1Ć@6?
——
4 cf. Dan. 4,34: … 7.ă 1ą? 1Ć;.: Ań îEĄ@AŁ. 5 cf. Iac. 1,17: =Ħ@. 1Ć@6? 0.5ā 7.ă =Ħ: 1Ċ>49. AĀ826<:
¡:F5Ā: ­@A6: 7.A./.ĵ:<: =ą A<Ľ =.A>ą? AŃ: CĊAF:.
——
1 A2>=ą: Cozza-Luzi (p. 351). B>ĄŁ Festa. 2 7.A.@72B.32 de Giorgi, 7.A2@72B.3Ā Safran: 7.A2@72Ĉ.32
alii. 5ĈA4?: <B A<6? de Giorgi, <ô A<ĵ? Cozza-Luzi (p. 351). 3 B92Ń: Kemper. AĆ12: A<: 12 de Giorgi. 4
è>Ń: scripsit Festa: <><: (5>Ć:<: ?) de Giorgi (sic inscr. ?). 52<.>Aþ supplevit Kemper: A2 92A. de Gior-
gi, <><5Ā>. (Aā:) Cozza-Luzi (p. 351). îEĄ@AŁ scripsit Festa: "%C! inscr. ?, BE6@A<B de Giorgi,
ŬE6@A2 Cozza-Luzi. 5 1Ć@6? scripsit Festa: 1F@6? de Giorgi (sic inscr. ?).

Dies eine liebliche Bedeckung des Tisches des Herrn,


die der Priester Taphuros
durch die Bemühungen des Vorstehers (d.h. Abtes) Symeon schuf.
Wenn du (es) siehst, Betrachter, teile dem Höchsten Ehre zu,
5 von dem jede gute Gabe herabkommt!
Text: S. CASTROMEDIANO, La chiesa di S. Maria di Cerrate nel contado di Lecce. Lecce 1877, 16 (mir nicht zu-
gänglich).– DE GIORGI, La provincia di Lecce 317 (mit ital. Übers.).– DE GIORGI, La chiesa di Santa Maria di Cerrate
—————–
693
Vgl. JACOB, Ciborium 120.
694
GUILLOU, Recueil 179; s.a. HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314.
695
Vgl. GUILLOU, Recueil 180.
504 Italien (Nr. IT35–IT36)

14.– COZZA-LUZI, Epigrafe 343, 350, 351 (mit ital. Übers.).– FESTA, Ricostruzione 161.– KEMPER, SS. Niccolò e
Cataldo 70 (mit deutsch. Übers.).– GUILLOU, Recueil 180 (Nr. 171 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 164 (Nr. 171).– JACOB,
Ciborium 124, 126 (mit franz. Übers.), 121 (Schriftskizze und Abb.).– SAFRAN, Medieval Salento 314 (Nr. 114.C*
[mit engl. Übers.]) u. Abb. 114.C, 114.D.

Lit.: T. PELLEGRINO, Terra mia. Enciclopedia illustrata della Terra d’Otranto antica e moderna, I. Galatina 1970,
110 (Abb.).– M. FALLA CASTELFRANCHI, La pittura bizantina in Salento (secoli X–XIV), in: VETERE, Ovest 173 u.
Taf. LXX (Abb. 60).– G. BERTELLI, Arte bizantina nel Salento. Architettura e scultura (secc. IX–XIII), in: VETERE,
Ovest 237.– KEMPER, Iscrizione greca 309.– JACOB, Fondation 221.– RHOBY, Interactive Inscriptions 325, 331 (Abb.
4).– L. SAFRAN, “Byzantine” Art in Post-Byzantine South Italy? Notes on a Fuzzy Concept. Common Knowledge
18/3 (2012) 468.– SAFRAN, Betwixt or Beyond 116.

Abb.: 78

Die Verse berichten über die Vollendung des Ciboriums, das hier als =Ĉ7.@9. umschrieben
wird. Geschaffen wurde es vom Priester Taphuros, dem dazu vom Abt Symeon der Auftrag er-
teilt wurde. In Vers 4 findet ein Wechsel des Angesprochenen statt: Wie in vielen anderen Stif-
terepigrammen auch wird der Betrachter aufgefordert,696 dem Höchsten, d.h. Gott, Ehre zuteil
werden zu lassen: Diese zentrale Aussage befindet sich ungefähr in der Mitte der Inschrift und
konnte daher vom (lesenden) Betrachter auch besser entziffert werden.697 Taphuros und Symeon
werden auch im oberhalb angebrachten Epigramm (ĺ Nr. IT36) genannt.
Das Epigramm besteht aus fünf prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen; in Vers 5 ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5 zu notieren. Dass hier ein
durchaus professioneller Dichter, wahrscheinlich jemand aus dem Umkreis des Klosters selbst,
am Werk war, steht außer Frage.698 Die Verse dürften in einer Zeit entstanden sein, als das Klos-
ter wieder zu neuer Blüte emporstieg und auch das griechische Element gefördert wurde.699
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Nomen =Ĉ7.@9. ist in der gesamten Gräzität
nur sehr spärlich attestiert; darüber hinaus fällt der vorliegende Beleg aus dem zeitlichen Rah-
men, da die übrigen Belege fast ausschließlich aus der Spätantike stammen.700 Guillou bezieht
in seiner Übersetzung das am Ende von Vers 3 stehende AĆ12 auf è>Ń: am Beginn von Vers 4
(„en la regardant …“). Dies ist m.E. nicht richtig: AĆ12 gehört vielmehr zu =Ĉ7.@9. A2>=:Ć: am
Beginn des Epigramms, wodurch auch kein störendes Enjambement vorliegt. Die in Vers 3
verwendete Bezeichnung =><2@AĊ? für den Abt ist in mehreren süditalienischen Zeugnissen des
11. und 12. Jahrhunderts belegt.701

Architrav des Ciboriums, a. 1269: Abbazia di Santa Maria di Cerrate, östl. von Squin-
zano (bei Lecce)
Nr. IT36) Die oberhalb des Epigramms Nr. IT35 angebrachte Inschrift, von der Guillou irr-
tümlicherweise ausging, dass sie nicht mehr vorhanden sei,702 ist ebenfalls metrisch; dies wurde
von Guillou vor allem deshalb nicht erkannt, weil seine Edition auf die fehlerhafte Publikation
der Verse von de Giorgi zurückgeht. Dass es sich um Verse handelt, wurde erstmals von Hör-
andner entdeckt,703 der den fehlerhaften Text Guillous zu heilen versuchte. Folgt man allerdings
dem heute klar sichtbaren inschriftlichen Befund, dann ist dieser „Heilungsversuch“ hinfällig,
da ein von de Giorgi bzw. Guillou abweichender Text überliefert ist. Während der Text des
unteren Epigramms auf zwei Zeilen verteilt ist, nimmt der vorliegende metrische Teil des Tex-

—————–
696
Vgl. Index, s.v. 52.AĂ?.
697
Vgl. RHOBY, Interactive Inscriptions 325.
698
Von JACOB, Ciborium 133 wird dies bestritten.
699
Vgl. KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 85.
700
Vgl. LSJ s.v., LBG s.v.
701
Vgl. CARACAUSI, Lessico s.v.; s.a. LBG (=><2@AĆ?).
702
In der Tat ist die Inschrift heute nur mehr recht schwer zu entziffern.
703
HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314.
Italien (Nr. IT36) 505

tes nur eine Zeile ein; die zweite Zeile ist der Datierung gewidmet. Die Versenden sind durch
Punkte markiert, wie man bei genauerer Betrachtung erkennt.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund des an die Verse angefügten Zusatzes in das Jahr
1269.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<Ĉ8<B? A>ĀC2 A>.=Ā3Ĭ (7.ă) @A<ħ @7Ā=2,


Aą: B92Ċ: A2 7AĂA<>. ļ.72:1[Ĉ]A4:,
!.C<Ľ><: .ó 12Ą9.:A. Aą: ;Ā@A4:, 2Ā 9Ă:
­: ±A26 ,?E<3Ņ, 94:ă .>AĄŁ, ß:167A6Ċ:4? 6/Ņ.
——
1 1<B8<B? @A2>2F? A<B? =.>2@AFA.? @72=2 (?) de Giorgi, <Ĉ8<B? A>ĀC2 (… @AŁĤ) @7Ā=2 Cozza-Luzi (p.
351), <Ĉ8<B? A>ĀC2 <@<B 7.ă Aį @į> @A<ħ Festa, <Ĉ8<B? @A2>2Ń? A<Ľ? =.>2@AŃA.? @7Ā=2 Guillou. 2
@B92F: A2 7A6A<>. >.72:16A4: de Giorgi, B92Ċ: A2 7AĄA<>. ļ.72:1ĄA4: Cozza-Luzi. !! Kemper.
ļ.72:1ĈA4: legit Festa: ļ.72:1ĄA4: de Giorgi, Cozza-Luzi, Guillou, (6)! Kemper. 3
A.C<B><: .B 149.:A.6<: (?) 522 (?). 94: de Giorgi, !.C<Ľ><: <Aĩ> .ó 12Ą9.:A. Aą: ;B@AĆ:, 52Ā Festa,
!.C<Ľ><: .ó † 49.:A.ĵ<: †, 2Ā, 9Ă: Guillou. .ô Safran. (2)Ā Safran. 4 ,OE</ Kemper. .>AĄŁ
scripsit Jacob: ! inscr., 9þ>AĄ< Safran. ß:167A6Ċ:4? dubitanter scripsi (cf. comment.):
!&C inscr., !&  Kemper, ß:167A6Ń:<? scripsit Jacob

Die Diener nähre am Tisch und beschütze (sie) durch die Säulenhalle,
und Symeon, den in Lumpen gekleideten Auftraggeber,
(und) Taphuros, den Schnitzer, der (dies [d.h. die Bedeckung]) schuf, Gott! Amen.
Im Jahr 6777, im Monat März, der 12. Indiktion (= 1269).
Text: DE GIORGI, La provincia di Lecce 317 (mit ital. Übers.).– DE GIORGI, La chiesa di Santa Maria di Cerrate
14.– COZZA-LUZI, Epigrafe 347, 350, 351 (mit ital. Übers.).– FESTA, Ricostruzione 161.– KEMPER, SS. Niccolò e
Cataldo 71 (mit deutsch. Übers.).– GUILLOU, Recueil 179 (Nr. 169 [mit franz. Übers.]).– JACOB, Ciborium 124, 126
(mit franz. Übers.), 121 (Schriftskizze und Abb. c).– SAFRAN, Medieval Salento 314 (Nr. 114.C* [mit engl. Übers.]).

Lit.: KEMPER, Iscrizione greca 309.– HÖRANDNER, Rez. GUILLOU, Recueil 314 (Nr. 169).– SAFRAN, Betwixt or
Beyond 116

Abb.: LXXI

In diesem Epigramm wird Gott, der erst am Ende von Vers 3 direkt angesprochen wird, ge-
beten, die Diener am „Tisch“, d.h. am Altar, zu nähren und sie durch die „Säulenhalle“, d.h. das
Ciborium, zu beschützen (Vers 1). Mit den „Dienern“ sind ganz allgemein die Mönche, aber
auch der in Vers 2 genannte Symeon und und der in Vers 3 angeführte Taphuros gemeint. Sy-
meon und Taphuros sind auch im Epigramm (ĺ Nr. IT35) unterhalb der Leiste als Abt (Syme-
on) und Priester bzw. ausführender Handwerker (Taphuros) erwähnt. Der vermutlich aus dem
Arabischen stammende704 Name !.C<Ľ><? ist auch an anderer Stelle im süditalienischen Raum
in dieser Zeit attestiert:705 In einer Urkunde, die ebenfalls aus dem Jahr 1269 stammt, wird ein
DF>þC6<: CĄ<B !.C<Ĉ>4 erwähnt.706 Dass die beiden genannten Personen jedoch identisch sind,
ist eher unwahrscheinlich. Es ist Jacob recht zu geben, der der Ansicht ist, dass sich 7AĂA<>.
ļ.72:1[Ĉ]A4: auf Symeon bezieht, wenn man das Wort 7AĂAF> im Sinne von „Auftraggeber“ /
„Veranlasser“ versteht,707 was durchaus im Bereich des Möglichen ist.708

—————–
704
Vgl. JACOB, Ciborium 127.
705
Vgl. CARACAUSI, Lessico, s.v. !.C<Ĉ>4?. S.a. JACOB, Ciborium 127f.
706
F. TRINCHERA, Syllabus graecarum membranarum. Neapel 1865, 454.
707
JACOB, Ciborium 129. Der eigentliche 7AĂAF> des Klosters könnte Nikodemos sein, der in einer an der Außen-
wand der Kirche angebrachten Grabinschrift des Jahres 1096/97 belegt ist, was das früheste Zeugnis für die Kir-
che bzw. das Kloster darstellt, vgl. JACOB, Fondation, passim; s.a. A. PETERS-CUSTOT, Les Grecs de l’Italie méri-
dionale post-byzantine (IXe–XIVe siècle). Une acculturation en douceur (Collection de l’École Française de
Rome 420). Rom 2009, 293 u. Anm. 251.
506 Italien (Nr. IT36)

Während die Datierung der beiden Epigrammtexte außer Frage steht, ist nicht ganz klar,
wann das eigentliche Ciborium entstanden ist. Nach Kemper stellt es eine Arbeit vom Ende des
12. bzw. vom Beginn des 13. Jahrhunderts dar, die Epigrammtexte seien erst danach anlässlich
einer Renovierung angebracht worden.709 Interpretiert man wie Kemper das Adverb .ó in Vers
3 temporal, dann ist diese Interpretation möglich.710 Allerdings kann .ó aber auch soviel wie
„auch“ etc. bedeuten,711 sodass man nicht daran denken muss, dass Taphuros die Inschriften von
Neuem einritzte. Gegen Kempers Interpretation spricht auch das Verbum 7.A2@72Ĉ.32 in Vers 2
des unten angebrachten Epigramms (ĺ Nr. IT35), das nicht auf einen Akt des Renovierens,
sondern auf erstmaliges Schaffen hindeutet.712
Das Epigramm besteht aus drei byzantinischen Zwölfsilbern, deren Binnenschlüsse korrekt
gesetzt sind. Vers 1 ist insofern etwas auffallend, als vor B7 sonst eher seltene paroxytone Be-
tonung gegeben ist. Der Vers ist auch aus einem anderen Grund problematisch, da durch die
lange siebente Silbe ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie vorliegt. Dies verleitet zu der
Annahme, dass für diese Verse ein anderer Dichter als für das unten angebrachte Epigramm (ĺ
Nr. IT35) zuständig war. Der Autor der oben angebrachten Verse könnte Taphuros selbst gewe-
sen sein, während die unteren Verse von einem anderen, vielleicht des Griechischen besser
Kundigen gedichtet worden sein könnten. Eine formale Schwäche des oberen Epigramms stellt
auch das oxytone Ende von Vers 3 dar (2Ā).713 9Ă: ist ein Zusatz, der nicht zum metrischen
Text zu rechnen ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: @A<ħ in Vers 1 muss nicht als Dativus localis
verstanden werden, wie Jacob in seiner Übersetzung zum Ausdruck bringt,714 sondern kann
auch als bloßer instrumentaler Dativ gedeutet werden. Die Bezeichnung ļ.72:1ĈA4? (eigentlich:
„in Lumpen gekleidet“) in Vers 2 ist als Benennung für Mönche verbreitet, jedoch wahrschein-
lich nicht vor dem 10. Jahrhundert belegt.715 Das Nomen ;Ā@A4? in Vers 3 ist in der Bedeutung
„Schnitzer“ / „Steinmetz“ zu verstehen.716 Als Objekt zu 12Ą9.:A. ist gedanklich =Ĉ7.@9. des
unteren Epigramms (Nr. IT35) zu ergänzen.717
Manche paläographische Besonderheiten, etwa Gravis statt Akut, lassen vermuten, dass der
Hersteller beider718 Inschriften, vielleicht Taphuros selbst, mit griechischen Buchstaben nicht
vertraut war,719 da diese stellenweise an lateinische Buchstaben und Zeichen erinnern. Auch das
inschriftliche ǿȃǻǿȀȉȅǿȍȃǿC könnte auf lateinisches indictionis zurückgehen.720 Mittelalter-
liche griechische und lateinische Inschriften in Süditalien weisen durchaus Gemeinsamkeiten
auf.721 Das Grundwort könnte aber auch volkssprachliches ß:167A6Ċ:4 sein, das in spätbyzantini-
schen Athos-Urkunden belegt sein dürfte.722

—————–
708
Vgl. die entsprechenden Belege bei K. KRUMBACHER, AĂAF>. Ein lexikographischer Versuch. Indogermanische
Forschungen 25 (1909) 393–421.
709
KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 89f.
710
S.a. JACOB, Ciborium 128.
711
Vgl. LSJ s.v. II.
712
S.a. JACOB, Ciborium 132.
713
Es ist allerdings zu konstatieren, dass auf Formen von 2Ć? bzw. eines oxytonen nomen sacrum endende Verse
keine Seltenheit darstellen, siehe oben S. 86.
714
JACOB, Ciborium 126: „sous (ton) portique“.
715
Vgl. LBG s.v.
716
Vgl. COZZA-LUZI, Epigrafe 351; KEMPER, SS. Niccolò e Cataldo 71: „der, der das Gewölbe schuf“; JACOB, Cibo-
rium 130f. S.a. LBG s.v. (Raspler, Feiler, Schnitzer, Drechsler, Bildhauer).
717
Freundlicher Hinweis von Anneliese Paul.
718
Paläographische Übereinstimmungen deuten darauf hin, dass nur ein Graveur am Werk war, vgl. JACOB, Cibori-
um 132.
719
Dies könnte auch die von Guillou geäußerte Vermutung (siehe oben S. 503), dass die Inschrift restauriert und
danach vielleicht teilweise falsch wieder eingeritzt wurde, ad absurdum führen.
720
Vgl. JACOB, Ciborium 122. Zur Popularität der indictio im Westen F.K. GINZEL, Handbuch der mathematischen
und technischen Chronologie. Das Zeitrechnungswesen der Völker, III. Leipzig 1914, 148–155.
721
Vgl. KOCH, Inschriftenpaläographie 174–181.
722
Vgl. TLG.
NIEDERLANDE

LEIDEN

(Fragment des) Rand(es) eines Sarkophags ? (81 × 33 cm), 8./9. Jh. ? RƋksmuseum van
Oudheden (Inv.-Nr. I. 91/8.4)
Nr. NL1) Die Form des Steines, die darauf (im unteren Teil) angebrachten Ornamente und
die darüber abgemeißelte, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift ließen jene, die sich bisher mit
dem Stück beschäftigten, an das Fragment eines Türsturzes denken, in Wahrheit dürfte es sich
aber um einen Teil des Randes eines Sarkophags handeln – es ist an eine Kurzseite desselben zu
denken. Dafür, dass es sich nicht um das Fragment eines Türsturzes handelt, spricht nämlich,
dass der abgeschrägte Stein weder auf der linken noch auf der rechten Seite beschädigt ist, ob-
wohl sowohl Beginn als auch Ende der Inschrift nicht vorhanden sind. Für einen Sarkophag
spricht auch ein paralleles Beispiel eines Sarkophagfragments, das ebenfalls im RƋksmuseum
van Oudheden (Inv.-Nr. I. 91/8. 5) aufbewahrt wird: Ornamentik und Anbringung der Inschrift
erinnern stark an das vorliegende Stück.1
Wo sich der Sarkophag ursprünglich befand, kann nicht festgestellt werden; das vorliegende
Fragment stammt aber vielleicht aus Smyrna.2 Dass es sich bei der Inschrift um die Reste eines
Epigramms handelt, wurde bereits von Calder erkannt.3 Anzunehmen sind zumindest drei Ver-
se, wobei nur Vers 2 vollständig erhalten ist; während von Vers 1 nur der Beginn verloren ist,
fehlen von Vers 3 rund zwei Drittel. Lief die Inschrift ursprünglich um den ganzen Sarkophag,
dann könnte das Epigramm 15 oder mehr Verse umfasst haben: pro Kurzseite ca. zwei Verse,
pro Langseite ca. sechs Verse, wenn man davon ausgeht, dass der Sarkophag etwas über 50 cm
breit und rund 170 cm lang war.
Die Inschrift ist, da sie keine inhaltlichen Anhaltspunkte liefert, schwer zu datieren. Eine Da-
tierung nach dem Jahr 1000 ist unwahrscheinlich, da Akzente nicht vorhanden sind. Die Ver-
wendung des Zwölfsilbers in seiner byzantinischen Ausformung legt wiederum den Schluss
nahe, dass die Verse nicht vor dem 7. Jahrhundert entstanden sein können. Eine Datierung in
das 8./9. Jahrhundert ist anzunehmen.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[……… C2Ĉ02]6: A<Ľ /Ą<B A<ć? 5<>Ĉ/<B?


7(.ă) =>ą? @74:ý? <ã726 ­72Ą:.? (B>Ą<)B,
ê: A.ĵ? =>2@[/2Ą.6? …………………].
——
1 cf. e.g. v. 3 epigramm. in volumine S. Pachomii in ecclesia monast. (a. 1368/9) in urbe Zrze, ed. RHO-
BY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 61: C2Ĉ0F: 92>Ą9<:>.? ¾1<:þ? A2 A<Ľ /Ą<B. 3 cf. e.g. v. 6
epigramm. (a. 1503) in encleistra S. Neophyti prope Paphum, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken, Nr. 242: A.ĵ? AĮ? =.:þ0:<B =>2@/2Ą.6? (2<AĆ)7<B.
——
1 [C2Ĉ02]6: supplevit Calder. 5<[>Ĉ]/<B? Calder. 2 @74:ý? scripsi: CC inscr. ­š7Ą:.? Calder, Petzl,
àajtar. <ã726 (vel <ß72ĵ) proposuit Calder (in nota): " inscr. ­72Ą:.? scripsi: C inscr. ?, @76:ý?
Calder, Petzl, àajtar. 3 A.ĵ? scripsit Petzl (in nota): !C inscr. =>2@[/2Ą.6? AĮ? 2<AĆ7<B ‰–] supplevit
Calder.

—————–
1
PLEKET, Greek Inscriptions 45 (Nr. 51).
2
Vgl. PLEKET, Greek Inscriptions 45.
3
[W. CALDER], SEG 18 (1962) 181.
508 Niederlande (Nr. NL1)

……… zu entfliehen dem Trubel des Lebens


und verlege deinen Wohnsitz auf jene Zelte des Herrn,
den durch die Fürbitten …………………
Text: PLEKET, Greek Inscriptions 45 (Nr. 52) u. Taf. X (Nr. 52).– [W. CALDER], SEG 18 (1962) 181 (Nr. 552).–
PETZL, Inschriften von Smyrna I 270 (Nr. 571 [mit deutsch. Übers.]).– àAJTAR, Three Notes 115.

Abb.: 79

Schon Petzl dachte an eine Grabinschrift, da er das Lemma mit „Grabgedicht (?)“ übertitelte,
gleichzeitig aber meinte er, dass der sepulkrale Charakter ungewiss sei.4 àajtar versuchte zu-
letzt, Petzls Vermutung zu untermauern, irrte aber ziemlich sicher in der Annahme, dass die
Verse auf einem Türsturz oberhalb des Eingangs in das Grab einer Person aus dem kirchlichen
Bereich angebracht gewesen seien.5 Wie àajtar jedoch zeigen konnte, erinnern Formulierungen
im Epigramm an die Begräbnisliturgie und andere Grabinschriften.6
In Vers 3 ist tatsächlich – wie von Calder vorgeschlagen – an eine Ergänzung mit 2<AĆ7<?
zu denken, durch deren Fürsprache beim Herrn (bzw. Christus) der in Vers 2 angesprochene
Platz im Himmel erreicht werden soll.
Wie bereits erwähnt, bestand das Epigramm aus zumindest drei byzantinischen Zwölfsilbern.
Es ist daran zu denken, dass noch ein weiterer Vers angefügt war, der den in Vers 3 begonnenen
Gedanken zu Ende führte. Aufgrund mancher Verstöße sind die Verse als eher prosodielos zu
bezeichnen; die Binnenschlüsse in den Versen 1 und 3 scheinen allerdings korrekt gesetzt zu
sein. Dafür, dass in Vers 2 kein sauberer Binnenschluss B5 oder B7 vorliegt, bietet sich folgen-
de Erklärung an: Betrachtet man die Inschrift genauer, so erkennt man, dass das dritte und das
fünfte Wort des Verses mehr oder weniger identisch wiedergegeben sind, nämlich in der Form
CC; beim fünften Wort ist vielleicht eine zarte Querhaste zu erkennen, wodurch C
zu lesen sein könnte. Der Steinschneider könnte die Reihenfolge der Wörter ­72Ą:.? und @74:þ?
vertauscht haben: Setzt man nämlich ­72Ą:.? an die Stelle von @74:þ? und @74:þ? an die Stelle
von ­72Ą:.?, dann erhält man einen sauberen Binnenschluss (B5); somit würde auch der Hiat
(zwischen <ã726 und ­72Ą:.?) vermieden. Ein schwerer prosodischer Verstoß ist freilich die lange
siebente Silbe, doch scheint <ã726 (vielleicht auch <ß72ĵ) die einzig vernünftige Transkription für
inschriftliches " zu sein.

—————–
4
PETZL, Inschriften von Smyrna I 270.
5
àAJTAR, Three Notes 115f. Handelte es sich bei dem Stein wider Erwarten doch um einen Türsturz, der oberhalb
des Eingangs in eine Kirche angebracht war, dann wäre bei der Interpretation der Inschrift an eine für einen Kir-
cheneingang adäquate Bedeutung zu denken, nämlich die Aufforderung an den Eintretenden, von den weltlichen
Dingen abzulassen, wie dies in den Epigrammen in Grottaferrata (ĺ Nr. IT5) und in Fetoka (ĺ Nr. TR46) der
Fall ist.
6
Belege bei àAJTAR, Three Notes 115f.
SYRIEN

BALƖTUNUS ĺ LATAKIA

LATAKIA

Steinplatte (162 × 57 cm), 1031: Archäologisches Museum


Nr. SY1) Die jetzt im Museum aufbewahrte, in drei Teile zerbrochene Kalksteinplatte wurde
im Jahr 2008 am Gipfel der byzantinischen Zitadelle von BalƗtunus (heute Qal’at Mehelbé, östl.
von Latakia) gefunden.1 In die Platte eingeritzt sind zwei verschiedene Inschriften, nämlich eine
über insgesamt sechs Zeilen laufende, nicht akzentuierte, griechische Majuskel-Inschrift und
eine daran anschließende, über zwei Zeilen laufende georgische Inschrift. Der Anlage des grie-
chischen Textes nach zu schließen, ist auf der linken Seite ein größerer Teil des Steines verlo-
ren; die ursprüngliche Gesamtlänge der Platte dürfte ca. 200 cm gewesen sein. Dieses Maß ist
insofern gut zu errechnen, als sich ein großer Teil der griechischen Inschrift aus Versen zusam-
mensetzt, wie bereits Aliquot – Aleksidzé mit D. Feissels Hilfe trotz großer Textverluste fest-
stellen konnten.2 Ein großer Textverlust liegt auch auf dem Stein selbst vor, da ungefähr die
Hälfte der Buchstaben in der ersten Zeile nicht mehr gelesen werden kann. Für den metrischen
Charakter eines großen Teiles der griechischen Inschrift sprechen auch an zwei Stellen einge-
ritzte Punkte, nämlich an den Enden der Verse 3 und 4.3 Während sich der metrische Teil der
Inschrift aus 5 Versen zusammensetzt, die auf drei Zeilen untergebracht sind, folgt darauf ein
Prosatext, der grundsätzlich über zwei Zeilen läuft; in einer dritten Zeile stehen nur die letzten
beiden Buchstaben des byzantinischen Weltjahres.4 Die in dieser Zeile nach einem größeren
Abstand und einem eingeritzten geschmückten Kreuz beginnende, in Majuskel-Buchstaben
ausgeführte georgische Inschrift stellt keine Übersetzung des griechischen Textes dar, sondern
resümiert in wenigen Worten dessen Inhalt nach der einleitenden Feststellung „Wie es oben
geschrieben steht …“5
Aufgrund des teilweise erhaltenen Weltjahres am Ende der griechischen Inschrift und noch
darzulegenden historisch-prosopographischen Überlegungen ist der Text in das Jahr 1031 zu da-
tieren. Dazu fügt sich auch die Paläographie der griechischen Buchstaben; das Fehlen von Ak-
zenten würde kaum eine Datierung nach dem Jahr 1050 zulassen.
Der griechische Epigrammtext lautet wie folgt:

[…………… Aą] 52Ć@F@A<: 7þ@A>[<:


è 7Ľ> 67ĂA.?, =þ:A69<? 7.A2=þ:F
9Ā]0.? =.A>Ą76<?, ļ.Ą7AF> ĩ:A6[<]D2Ą.?
D26>ą? 2[………… ­D]5>Ń: /.>/þ>F:
5 ­=ă źF9.:<Ľ 7.ă FĮ? :.7AĆ>(F:)
[7þ@A>. =Ā:A]2 7A6@5ÿ: =.>ý =.:A.0<Ĉ14 =.A>6[7]Ą<B 7.ă [@A>.A40<Ľ .<]1672Ą.?
A<Ľ !4=Ā86 94(:ă) š<B[:ĄŁ] ß:1(67A6Ń:<?) 61Ņ, [………… ,OC]85Ņ.
——
—————–
1
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 183f.
2
ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 184.
3
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 184.
4
Nach !4=Ā86 ist ein Punkt in den Stein geritzt.
5
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 186.
510 Syrien (Nr. SY1)

1 [¹8./2 A<ĽA< A]ą legerunt et suppleverunt Aliquot – Aleksidzé. 7þ@A>[<:] suppleverunt Aliquot –
Aleksidzé. 2 è [7Ľ> 67ĂA.]?, [=þ:A]69<? [7.A2=þ:F] legerunt et suppleverunt Aliquot – Aleksidzé. 3
[9Ā]0.? suppleverunt Aliquot – Aleksidzé. ĩ:A6<D2Ą.? legerunt Aliquot – Aleksidzé. 4 ­[;.>=þ@.? AŃ:
­D]5>Ń: suppleverunt Aliquot – Aleksidzé. 6 [7þ@A>. =2:A]2 suppleverunt Aliquot – Aleksidzé.
=.A>6[7]Ą<B suppleverunt Aliquot – Aleksidzé. [@A>.A40<Ľ .<]1672Ą.? suppleverunt Aliquot –
Aleksidzé. 7 š<B:ĄŁ legerunt Aliquot – Aleksidzé. [±A(26) =ą 7A(Ą@2F?) 7Ć@9(<B) ,?C] suppleverunt Ali-
quot – Aleksidzé.

…………… die von Gott geschützte Festung


der Herr Niketas, der überaus verehrte Katepano,
der große Patrikios, der Raiktor von Antiocheia,
der Hand ………… der feindlichen Barbaren
5 unter den Herrschern Romanos und Zoe.
Fünf Festungen errichtet von Spantagudes, Patrikios und Strategos von Laodikeia,
(Sohn) des Tepeli. Im Monat Juni der 14. Indiktion, ………… 6539 (= 1031).
Text: ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 184 (mit franz. Übers.), 185 (Abb. 4).

Abb.: 80

Die Inschrift berichtet von der (Wieder)instandsetzung einer Festung; da die Steinplatte in
BalƗtunus gefunden wurde, kann man annehmen, dass sich die Inschrift auch auf die dortige
Zitadelle bezieht. Im metrischen Teil der Inschrift wird höchstwahrscheinlich darüber berichtet,
von wem die Festung eingenommen wurde. Aliquot – Aleksidzé konjizierten in Vers 2 durchaus
nachvollziehbar den Namen Niketas; dieser ist auch aus anderen Quellen bekannt, in denen er
als Katepano belegt ist.6 Mit den „feindlichen Barbaren“ (Vers 4) sind aller Wahrscheinlichkeit
nach die Gebirgsstämme unter der Führung des Nasr ibn Mušarraf ar-RawƗdƯfƯ gemeint, die sich
gegen die Byzantiner erhoben und erst im Jahr 1030 die Festung errichtet hatten.7 Die zeitliche
Einordnung der Inschrift ist nicht nur durch das teilweise erhaltene Weltjahr am Ende gegeben,
sondern auch durch die Erwähnung des Kaiserpaares Romanos III. (1028–1034) und Zoe un-
termauert.
Auch die von Aliquot – Aleksidzé am Beginn des Prosatexts vorgenommene Konjektur
[7þ@A>. =Ā:A]2 dürfte richtig sein. Dass es fünf Festungen waren, die (neu) errichtet wurden, ist
nämlich auch im erhaltenen Teil der georgischen Inschrift angeführt.8 Der für die Errichtung der
Festung von BalƗtunus und der vier anderen Festungen Verantwortliche ist ein gewisser Span-
tagudes, Sohn des Tepeli, der Patrikios und Strategos von Laodikeia war. Wie bereits der Name
verrät, handelt es sich dabei um einen Georgier, der auch in anderen (georgischen) Quellen be-
legt ist;9 noch besser attestiert ist sein Vatername Tepeli (georg. Tbeli).10 Dass ein Georgier für
den Bau der Festungen im wiedergewonnenen syrischen Raum verantwortlich war, lässt sich
durch die guten Beziehungen erklären, die Byzanz und Georgien in der ersten Hälfte des 11.
Jahrhunderts nach dem Herrschaftsantritt des Bagrat IV. (1027) pflegten.11
Die georgische Inschrift dürfte ein mehr oder weniger spontaner Zusatz des Spantagudes
gewesen sein. Sie geht nämlich nicht auf die in Versform gestaltete erste Hälfte des griechi-
schen Textes ein (s. oben), kümmert sich somit nicht um die byzantinische Eroberung, sondern
gibt nur die Leistung des Spantagudes wieder.12

—————–
6
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 189f.; TODT – VEST, Syria 568f., 931. Er darf allerdings nicht verwech-
selt werden mit Niketas, dem Bruder Kaiser Michaels IV., der zum Dux von Antiocheia bestellt wurde, vgl. TODT
– VEST, Syria 569.
7
Vgl. TODT – VEST, Syria 205, 931.
8
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 186.
9
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 196.
10
Vgl. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 196ff.
11
Vgl. W. SEIBT, Byzantine imperialism against Georgia in the later 10th and 11th centuries? Georgian Diplomacy,
Annual 16 (2013) 103–114.
12
S.a. ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 186.
Syrien (Nr. SY1) 511

Für die fünf Verse des metrischen Teils der Inschrift wurde bestimmt kein sehr begabter
Dichter herangezogen. Dies beweist zunächst die sehr schlechte prosodische Qualität der
Zwölfsilber. Darüberhinaus weist Vers 3 um eine Silbe zu viel auf; dies wird wohl daran liegen,
dass es dem Dichter nicht gelang, Amt und Titel des Niketas dem metrischen Korsett anzupas-
sen. Die von Aliquot – Aleksidzé angebotene Konjektur für die Lücke in Vers 4 ist abzulehnen,
da sie keinen sauberen Binnenschluss nach der fünften oder siebten Silbe zulässt, auch wenn die
Ergänzung inhaltlich plausibel erscheint. Die alternativ angebotene Konjektur ­[=67>.AĂ@.?
­D]5>Ń:13 ist zwar auch nicht überzeugend, berücksichtigt aber zumindest den geforderten Bin-
nenschluss. Eine grammatikalische Besonderheit stellt auch 7þ@A>. … 7A6@5Ā: am Beginn des
Prosatextes dar, doch ist dieses Phänomen (Pluralwort – Singular-Partizip) auch sonst in volks-
sprachlich stilisierten Texten zu finden.14 Im Übrigen ist es durchaus möglich, dass der Termi-
nus 7þ@A><: in Vers 1 bzw. im Prosatext nicht nur Festung, Burg oder Zitadelle bedeutet, son-
dern allgemein auf eine befestigte Siedlung hinweist.15 ļ.Ą7AF> (sonst eher in der Form
ļĀ7AF>), der eine administrative Funktion bezeichnet,16 ist erstmals im 7./8. Jahrhundert be-
legt.17

—————–
13
ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 184.
14
Neutrum Plural + Prädikat im Singular ist ein auch schon im Altgriechischen weitverbreitetes Phänomen.
15
Vgl. J. KODER, !< Ĉ3.:A6< F? DĊ><?. 6@.0F0Ă @A4: 6@A<>67Ă 02F0>.CĄ. A4? .:.A<867Ă? 92@<02Ą<B @A4 /B3.:-
A6:Ă 2=<DĂ (2AþC>.@4 D.Ch. Stathakopoulos). Thessalonike 2004, 171.
16
Vgl. A. K[AZHDAN], Rhaiktor. ODB 3, 1787f.
17
Vgl. LBG s.v. ļĀ7AF>.
TÜRKEI

ADANA

Sarkophagdeckel (206 × 65 cm), a. 1053: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1505)


Nr. TR1) Im Garten des Museums wird ein antiker Sarkophagdeckel aus hartem Kalkstein
aufbewahrt, der im 11. Jahrhundert wiederverwendet wurde. Er wurde Mitte des 19. Jahrhun-
derts auf einem türkischen Friedhof in KafarbayyƗ, einem Teil des antiken und byzantinischen
Mopsuestia,1 gefunden, wie Langlois berichtet.2 Heute ist der Deckel ausgewaschen und mit
zahlreichen Rissen versehen, sodass auch die darauf eingeritzte Inschrift teilweise nur mehr
schwer zu entziffern ist. Die Majuskel-Inschrift, die offenbar nicht akzentuiert ist, erstreckt sich
über fünf Zeilen. Sie besteht aus zwei Teilen: einem längeren Teil, der trotz mancher Verfeh-
lungen als metrisch zu bezeichnen ist, gefolgt von einem kürzeren, der in Prosa gehalten ist.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund der Angabe von Monat, Tag, Weltjahr und Indiktion
am Ende (10. Oktober 1053). Auch die Paläographie der Inschrift korrespondiert mit dieser
Datierung. Paläographisch auffallend ist die Wiedergabe der Datierung am Ende insofern, als
sich der geschwungene Duktus der Schrift vom Rest abhebt.
Das Epigramm und der darauf folgende Prosatext lauten wie folgt:

ĩ:A.Ľ5. =Ħ? A6? ê? Ÿ<:> ę @Aý? 2ß=þAF


„ô><: 0ý> ë:AF? 6@Ą:6<<:>
Ģ 2í=8272ĵ <……………………>
=>þ;26 8Ć0Ł A2 7.>1Ą.? 2íA.;ĄĤ
5 ö? 2í.>2@AĂ@.:A6 Ań =.:A2>0þAĬ
¡:.7A6 $(>6@A)ń 7.[Aý] <Aą:> 52ĵ<: 8Ć0<:“
7.A2AĀ54 ­: A<ĈAŁ Ań AĈ9/Ł 9(4:ă) ũ7A<B9/>ĄŁ 6Ņ ­: ±AŁ ,?C;.Ņ ß:1(67A6Ń:<?) ?Ņ.
——–
1 cf. vv. 1–2 epigramm. in ecclesia Palaia Metropoli in urbe Beroia (ĺ no. GR42): [……]:4: ­:A.Ľ5.
=Ħ? A6? 9Ā88F: | ßĊ: ... 5–6 cf. e.g. Synax. Cpl. oct. 11 (DELEHAYE, Syn. Cpl. 130,22sq.) (de obitu S. Phi-
lonillae): … 7.ă Ań 2ń 2í.>2@AĂ@.@. ­: 2ß>Ă:Ĭ ­A2826Ċ54.
——–
1 A[6]? Le Bas – Waddington, CIG: !C inscr. ê? Ÿ<:> ę: 5Ā826 Dagron – Marcillet-Jaubert. ê?: [ø]? Le
Bas – Waddington. Ÿ<:> ę: 2ă Epigr. Anth. Pal. Ÿ<:>: Ÿ(:) Dagron – Feissel. ę scripsit Laminger-
Pascher:  inscr. 2ß=þAF: ­: A.íAń Dagron – Marcillet-Jaubert. 2 ô><: scripserunt Dagron – Feissel:
" (?) inscr., 2î>ĀF Laminger-Pascher, 2ï>26 = 2ï>Ĭ Dagron – Marcillet-Jaubert. 0ý> ë:AF?: =.>ĉ:
Ań <@> Dagron – Marcillet-Jaubert (proposuerunt in nota etiam =.>Ć:A<? A<Ľ). Aą: post ë:AF? suppleve-
runt Dagron – Feissel. 6@Ą:6<<:> scripsi: CC& inscr., CǿC (= 6@Ą:4: acc. ut e.g. F7>þA4) le-
git Laminger-Pascher, 6@Ą:26Ł Dagron – Marcillet-Jaubert, 6@Ą::6<(:) Dagron – Feissel, 6@6:2ĵC<: (?)
Le Bas – Waddington, Epigr. Anth. Pal. 3 2í=827Į Le Bas – Waddington, Epigr. Anth. Pal. 4 =>þ;26
scripsit Langlois:  inscr. Aÿ scripserunt Dagron – Feissel: T inscr., [7.]ă Le Bas – Waddington,
A[.]6 CIG. 5 ö? scripserunt Dagron – Feissel: C inscr., ê? CIG, Epigr. Anth. Pal. 2í.>2@AĂ@.:A6:
2í.>Ā@A4? Ý852 (?) Langlois, 2í.>[2@A]Ă@[.:]A[6] Le Bas – Waddington. 6 ¡:.7A6 scripsit Langlois:
! inscr. 7.[Aý] supplevit Langlois: 7.A[ý] Le Bas – Waddington. (2<)Ľ post 7.[Aý] apud Le
Bas – Waddington, Epigr. Anth. Pal. (Aą:) suppleverunt Dagron – Feissel. 52ĵ<: scripsit Langlois: "
inscr., 5(2ĵ<): Le Bas – Waddington. 7 7.ă ­AĀ54: 7.[A]2AĀ54 Le Bas – Waddington. ũ7A<B9/>ĄŁ scripsit
Epigr. Anth. Pal.: &!"" inscr., []<B[2]9/>ĄŁ CIG. ±AŁ scripsi (cf. DAGRON – FEISSEL,

—————–
1
Vgl. HILD – HELLENKEMPER, Kilikien und Isaurien I 351–359.
2
LANGLOIS, Inscriptions 11.
514 Türkei (Nr. TR1)

Inscriptions de Cilicie 155): !& inscr., .ãA(26) Le Bas – Waddington, .ãA[26] CIG, ±A26 Langlois, Epigr.
Anth. Pal.

Hier soll jeder, der da verweilt, sagen:


„Ich habe ja wirklich Sisinios gefunden,
dem wohlgeflochten ....
durch Tat, Wort und Redlichkeit des Herzens
5 weil er Wohlgefallen gefunden hatte beim allschaffenden
Herrn Christus nach dem göttlichen Wort.“
Er wurde in dieses Grab gelegt am 10. Oktober im Jahr 6561, der 6. Indiktion (=
1053).
Text: LANGLOIS, Inscriptions 11f. (Nr. 26 [mit franz. Übers.]).– LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique
III 354 (Nr. 1508).– CIG IV 447 (Nr. 9160).– Epigr. Anth. Pal. II 742 (mit lat. Übers.).– LAMINGER-PASCHER, Index
150.– G. DAGRON – J. MARCILLET-JAUBERT, Inscriptions de Cilicie et d’Isaurie. Belleten 42 (1978) 400 (Nr. 32 [mit
franz. Übers.]).– DAGRON – FEISSEL, Inscriptions de Cilicie 154 (Nr. 97 [mit franz. Übers.]) u. Taf. XL (Nr. 97).

Lit.: HILD – HELLENKEMPER, Kilikien und Isaurien I 60.

Abb.: 81

Die Grabinschrift unterscheidet sich von anderen insofern, als zunächst nicht dem Verstor-
benen, sondern dem Besucher bzw. Betrachter des Grabes Aufmerksamkeit gewidmet wird:
Vers 1 stellt eine Aufforderung dar, die sich auf den Inhalt der folgenden Verse bezieht. Erst in
Vers 4 wird auf die Verdienste des Verstorbenen eingegangen, durch die er bei Gott Wohlgefal-
len gefunden hat (Vers 5f.). Der Verstorbene trägt den Namen Sisinios; er ist aus anderen Quel-
len nicht bekannt. Dass es sich offensichtlich um keine hochrangige Person handelte,3 wird
dadurch deutlich, dass weder Ämter noch Würden erwähnt werden. Der erste Eindruck bei der
Lektüre der Inschrift verleitet dazu, zu vermuten, dass kein besonders begabter Dichter für das
Verfassen der Inschrift herangezogen wurde, wie die zahlreichen noch zu besprechenden prob-
lematischen Stellen beweisen. Darüberhinaus können auch die Griechischkenntnisse des Gra-
veurs nicht besonders gut gewesen sein, wie die teilweise ungewöhnliche Orthographie und
weitere paläographische Eigenheiten demonstrieren.4 Außerdem muss der Graveur beim Über-
tragen des Textes einige Wörter übersehen haben, wie die Lücke nach 2í=8272ĵ in Vers 3 be-
weist.
Wie bereits oben erwähnt, besteht die Inschrift aus einem metrischen und einem nicht-
metrischen Teil. Im metrischen Teil ist das Bemühen des Autors erkennbar, Verse zu gestalten,
doch ist dieser Versuch nicht immer von Erfolg gekrönt.5 Ob die Grabinschrift jedoch als Be-
weis für den Niedergang griechischer Bildung im mittelbyzantinischen Kilikien gelten kann,6
sei dahingestellt. Vers 6 wird nur dann zu einem Zwölfsilber, wenn man eine Silbe ergänzt. Nur
neun Silben weist hingegen Vers 2 auf, auf den vermutlich ein nur unvollständig erhaltener
Relativsatz folgt, in dem gestanden sein könnte, dass Sisinios aufgrund seiner in Vers 4 geschil-
derten Wohltaten als Gegenleistung einen Platz im Paradies zugewiesen bekam.7 Eine andere
Möglichkeit bestünde darin, das auf CǿCǿȃǼǿȍ folgende Omega als einfache Dittographie zu
deuten. Demgemäß könnte Vers 2 ô><: 0ý> ë:AF? 6@6:ĄŁ 2í=8272ĵ lauten, doch wäre 2î>Ą@7F
+ Dativ sehr ungewöhnlich; außerdem würde man in den folgenden Versen syntaktisch etwas
vermissen. Auf jeden Fall ergibt sich in beiden Fällen ein Hiat zwischen dem Omega und der
darauf folgenden Vorsilbe 2í-. Das Ende des ursprünglichen Verses 2 könnte auch 6@6:Ą<<B Aą:

—————–
3
Gegenteiliger Meinung ist LAMINGER-PASCHER, Index 152.
4
Vgl. DAGRON – FEISSEL, Inscriptions de Cilicie 153.
5
Die Feststellung von LAMINGER-PASCHER, Index 152, dass es sich um ein „anspruchsvolles Gedicht“ handelt, ist
abzulehnen.
6
So HILD – HELLENKEMPER, Kilikien und Isaurien I 60.
7
Vgl. DAGRON – FEISSEL, Inscriptions de Cilicie 155.
Türkei (Nr. TR1–TR2) 515

AþC<:> gelautet haben: „Ich habe ja wirklich das Grab des Sisinios gefunden“ ist sprachlich ele-
ganter und inhaltlich naheliegender als „Ich habe ja wirklich Sisinios gefunden“.8
In den vollständig erhaltenen bzw. rekonstruierten Versen sind die Binnenschlüsse korrekt
gesetzt, und auch die prosodischen Gesetze werden eingehalten. Dies könnte darauf hindeuten,
dass die Unzulänglichkeiten des Textes vor allem auf den Graveuer zurückzuführen sind.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die auch inschriftlich überlieferte Version des
Namens 6@Ą:6<? mit einem Ny braucht nicht zur Schreibung mit Doppel-Ny geändert werden,
da gerade in späteren Jahrhunderten die Form mit nur einem Ny weit häufiger begegnet.9 Be-
lässt man Vers 2 so wie er ist, dann verbirgt sich hinter dem inschriftlichen CǿCǿȃǼǿȍ kein
Dativ, sondern ein Akkusativ ( 6@Ą:6<), der – wie im volkssprachlichen Griechisch – hier ohne
End-Ny wiedergegeben ist. Bemerkenswert ist, dass das Adjektiv 2í=827Ă? sonst offensichtlich
nur episch attestiert ist.10 =.:A2>0þA4? in Vers 5 ist ein seltenes Wort, das erstmals bei Georgios
Pisides belegt ist,11 aber auch in einigen anderen inschriftlichen Epigrammen begegnet.12 Unter
Umständen ist daran zu denken, dass auch die Sequenz .ă ­AĀ54 ­: A<ĈAŁ Ań AĈ9/Ł dem met-
rischen Teil zuzurechnen ist. Dafür spricht ein inschriftlich angebrachtes Kreuz, das sich zwi-
schen AĈ9/Ł und 9(4:ă) befindet. Andere inschriftliche Kreuze sind nämlich nicht erhalten. Un-
gewöhnlich sind die Formen ũ7A<B9/>ĄŁ und ±AŁ in der abschließenden Datierung: Die Schrei-
bung ũ7A<B9/>ĄŁ ist sonst nicht bekannt; allerdings ist in den Akten des Konzils von Chalke-
don 451 die Form Ũ7AF9/>ĄŁ überliefert.13 Auch Formen des auf è ±A<? zurückgehenden Wor-
tes sind an anderer Stelle, nämlich in Papyri, belegt.14

ADRIANUPOLIS ĺ EDIRNE

AFYON (KARAHISAR)

Sarkophagdeckel (204 × 75 cm), 8./9. Jh.: Arkeoloji Müzesi


Nr. TR2) Bevor der halbzylinderförmige, in einen großen und in einen kleinen Teil zerbro-
chene Sarkophagdeckel in das Museum gebracht wurde,15 befand er sich im nahe gelegenen, so
genannten Sahipler Türbesi, einem Gebäude, das errichtet worden war, um die sterblichen Über-
reste der Nachkommen des Sahip Ata, der am Ende des 13. Jahrhunderts über die Stadt regiert
hatte,16 zu beherbergen.17 Er ist von einer eingeritzten, nicht akzentuierten Majuskel-Inschrift
bedeckt, die in drei Teile zerfällt: Vom Sarkophagdeckel abgemeißelt ist ein großes Kreuz, des-
sen Arme sich über die gesamte Fläche ausbreiten. Die Inschrift ist zu beiden Seiten einer
Querhaste des Kreuzes angebracht, wobei der Text auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken
Seite über sieben Zeilen und auf der rechten Seite über neun Zeilen läuft; jedoch sind nicht alle
Zeilen vollständig erhalten. Außerdem ist die Inschrift auch direkt auf den Kreuzarmen ange-
—————–
8
Freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner.
9
Vgl. PLP, Index.
10
Vgl. LSJ s.v.
11
Vgl. LBG s.v.
12
Vgl. Index s.v.
13
J.D. MANSI, Sacrorum Conciliorum nova, et amplissima collectio […], VI. Florenz 1761 (Reprint Graz 1960),
1096; s.a. DAGRON – FEISSEL, Inscriptions de Cilicie 155; LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III
354f. Spätere Belege für diese Schreibung findet man durch die Suche im TLG; s.a. Kr s.v.
14
Vgl. F.T. GIGNAC, A Grammar of the Greek Papyri of the Roman and Byzantine Periods. Vol. II: Morphology
(Testi e documenti per lo studio dell’antichità LV/2). Mailand 1981, 43f.; E. MAYSER, Grammatik der griechi-
schen Papyri aus der Ptolemäerzeit. Laut- und Wortlehre. Leipzig 1906, 276, 286.
15
Gegenwärtig (Stand November 2011) befindet sich der Sarkophagdeckel im Museumsdepot (freundlicher Hin-
weis von Thomas Drew-Bear).
16
Zum Ort in byzantinischer (Akroïnos in Phrygien) und nachbyzantinischer Zeit BELKE – MERSICH, Phrygien und
Pisidien 177f.
17
DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 74.
516 Türkei (Nr. TR2)

bracht. Dass es sich um Verse handelt, ist unschwer zu erkennen. Jede Zeile bildet einen Vers,
mit Ausnahme der zweiten Zeile des Textes auf der rechten Seite des Kreuzarmes, da der in der
ersten Zeile begonnene Vers erst in der zweiten Zeile endet: Somit befinden sich zu beiden Sei-
ten des Kreuzes insgesamt 15 Verse, auf dem Kreuz selbst sind zwei weitere Verse angebracht.
Das Epigramm zerfällt nicht nur epigraphisch, sondern auch formal in drei Teile: Die drei Teile
gehören zwar inhaltlich zusammen, dennoch kann man aber auch von drei selbstständigen Tex-
ten reden. Dem versucht die nachfolgende Edition gerecht zu werden: Auf den Text links der
Querhaste des Kreuzes folgt der Text rechts davon; der dritte Text ist jene Inschrift, die auf den
Kreuzarmen angebracht ist.
Paläographisch auffallend ist, dass für das Alpha zwei verschiedene Formen verwendet wer-
den: Das Alpha von A>6þ? am Beginn von Vers 3 hat eine andere Gestalt als etwa jenes, das im
nachfolgenden Wort ¡:.>D2 verwendet wird. Zu erwähnen ist auch die epigraphische Ausge-
staltung des Wortes @<B am Ende von Vers 7: Offensichtlich aus Platzmangel wurde die Ligatur
von Omikron und Ypsilon in sehr kleiner Schrift und von der eigentlichen Zeilenlinie abgeho-
ben sehr eng an das davor stehende Sigma angefügt. Wie bereits erwähnt, endet der erste Vers
(= Vers 8) des Textes rechts der Querhaste des Kreuzes erst in der zweiten Zeile (mit dem Wort
A<89Ă@.?).18 Dass der Steinschneider mit dem vorhandenen Platz in der ersten Zeile nicht zu-
recht kam, liegt daran, dass der Text eingerückt ist.
Zu datieren ist das Epigramm sowohl aufgrund (noch zu erörternder) inhaltlicher als auch
auf Basis paläographischer Indizien. Während Drew-Bear – Foss der Ansicht waren, dass die
Verse aus dem frühen 9. Jahrhundert stammen,19 trat Mango für das 8./9. Jahrhundert ein.20 Ein
Argument für das 8. Jahrhundert könnte auch die Form des Theta sein, die auch im vielleicht in
das Jahr 741 zu datierenden Epigramm auf Turm Nr. 37 der Landmauer von Konstantinopel (ĺ
Nr. TR85) begegnet.21
Der teilweise stark lückenhafte Epigrammtext lautet wie folgt:

!ą A>6@Ă86<: 7.ă A>6@þ7A6:<: @Ā8.?,


F9Ħ? 86Aþ3F è 2íA28Ă? @<B 8þA>6?,
!>6ý? ¡:.>D2, ¾ ®:6.Ą. CĈ@6?,
8Ľ@<: Aý 12@9ý AŃ: ­9Ń: çC849þAF:
5 ¢ 9<6 =><@Į;2: ¾ 126:ā 7.72;Ą.
7.ă ¾ A<Ľ /Ą<B ç825><AĆ7<? 3þ84
7.ă @Ĉ:A.;Ć: 92 D<>ń AŃ: ­7827AŃ: @<B.

IJ& A>6@Ć8/62 9[…………] A<89Ă@.?


.ßAŃ Aį @į =.:7>.[A………………]
10 F9Ħ? è Aþ8.?, 8Ľ@[<]: AŃ: çC849[þAF:]
7.ă ­7149<Ľ:A. A<Ľ A.=[26:<]Ľ 9<B @7Ă:<[B?]
Aą =:2Ľ9. 1Ā;.6, [û Ā@=]<A. 96[……]
¡0028<: CFA[……………………]
é=F? =2>.[……………………]
15 D.6>[……………………………].

A.B><Ľ AĈ=Ł 92 A2A26D[6]@9Ā:<: ë:A.


è>Ń@. C2Ĉ026 =[Ħ@. 1.69]Ć:F: Cþ8.;.
——
1 A>6@Ă86<? et A>6@þ7A6:<?: voces frequentes Trinitatis, cf. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 76sq.;
E. MAGNELLI, MEG 13 (2013) 376. A>6@þ7A6:<: @Ā8.?: cf. v. 1 epigramm. in panagiario (s. XIV) in mo-
nast. Panteleem. in monte Atho, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no.
—————–
18
Vgl. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 80.
19
DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 84f.
20
MANGO, Epigraphy I 245.
21
Vgl. MANGO, Epigraphy I 245.
Türkei (Nr. TR2) 517

St3: 269ĉ: CBAþ A2 7.ă A>6@þ7A6:<: @Ā8.?. 3 ¡:.>D<?: vox frequens Trinitatis, cf. DREW-BEAR – FOSS,
Epitaph of Thomas 78. ®:6.ĵ.: vox Trinitatis, cf. L s.v. 1. 4 loc. comm., cf. e.g. canon in cod. Par. Gr. 478,
fol. 271v (p. 146,120 HANNICK, BV VI): 8Ľ@<: 9<B Aý =A.Ą@9.A.; cf. etiam DREW-BEAR – FOSS, Epitaph
of Thomas 78sq.; RHOBY, Structure 330–332. 6 cf. e.g. v. 9 epigramm. (s. XII) in ecclesia SS. Anargyro-
rum in urbe Kastoria, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 84 (de S. Georgio): ļĈ@A4:
/<45ą: [­: 3þ8.6? A.ĵ?] A<Ľ /Ą<B. Ceteri loci paralleli apud DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 79. 7
cf. e.g. Euchol., Officium funereum in sacerdotem vita functum (p. 456 GOAR; cf. DREW-BEAR – FOSS,
Epitaph of Thomas 80): ­: Ań D<>ń AŃ: ­7827AŃ:, 7.ă ­: A>BCį, <ß7AĄ>9<:, =.>.12Ą@<B, ê: ­: =Ą@A26, ­;
¾9Ń: 92AĀ@A4@.? <ã74@<:. 11 cf. 2 Cor. 5,8: 5.>><Ľ92: 1ÿ 7.ă 2í1<7<Ľ92: 9Ħ88<: ­7149Į@.6 ­7 A<Ľ
@Ċ9.A<? 7.ă ­:149Į@.6 =>ą? Aą: 7Ĉ>6<:. 16–17 cf. e.g. vv. 1–2 epigramm. in psalterio (s. XI) (hodie dele-
to) Universitatis Berolinensis (s.XI), fol. 1, ed. HÖRANDNER, Kreuz 109: A.B>ą? CĈ8.; ¡>6@A<? ®1>.Ą.
@7Ā=4 | A2ĵD<? çDB>ą: 1.Ą9<:.? A.>/<Ľ: é=8<:. Ceteri loci paralleli apud DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of
Thomas 82f.
——
1 A(>)6@Ă86<: Drew-Bear – Foss: !C (?) inscr. 2 86Aþ3F scripsi: ! inscr. 2íA28Ă? scripsi:
"!C inscr. 3 ®:6.ĵ. scripsi (cf. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 78):  inscr. 5 126:ā
scripsit Lauxtermann:  inscr. 8 A<89Ă@.? scripsi: !CC inscr. 9 .ßAŃ scripsi: ! inscr.
=.:7>.[A – Drew-Bear – Foss. 10 8Ľ@[<]: suppleverunt Drew-Bear – Foss. çC849[þAF:] suppleverunt
Drew-Bear – Foss. 11 A.=[26:<]Ľ scripsi: A.=[6:<]Ľ Drew-Bear – Foss. @7Ă:<[B?] suppleverunt Drew-Bear
– Foss. 12 Aą scripsi: !& inscr. [û Ā@=]<A. proposuerunt Drew-Bear – Foss. 14 é=F? scripsi: C in-
scr. =2>.@ Drew-Bear – Foss. 16 A2A26D[6]@9Ā:<: scripsi: A2A6D[6]@9Ā:<: inscr. et Drew-Bear – Foss. =[Ħ@.
1.69]Ć:F: suppleverunt Drew-Bear – Foss.

Dreisonniger und dreistrahliger Glanz,


ich, Thomas, dein einfacher Diener, bitte,
anfanglose Dreifaltigkeit, die eine Natur,
löse die Fesseln meiner Verfehlungen,
5 die mir das furchtbare, böse Verhalten angelegt hat
und der Verderben hervorbringende Sturm des Lebens,
und reihe mich ein in den Reigen deiner Auserwählten!

O dreimal Selige(r), ………… wagend,


ich bitte bei deiner allmächtigen ………………,
10 (ich), der armselige Thomas, befreie (mich) von meinen Verfehlungen,
und wenn ich meinen demütigen Leib verlasse,
nimm auf den Geist, o Herr ………
Engel ………………………
damit …………………………
15 ………………………………

Da sie mich durch das Zeichen des Kreuzes wie durch eine Mauer geschützt
sieht, flieht die ganze Schar der Dämonen.
Text: DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 75f. (mit engl. Übers.) u. Taf. I (nach p. 74).

Lit.: MANGO, Epigraphy I 245, II 138 (Taf. 23).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 74.– PARMAN, Frigya 156f. (türk.
Übers.) u. Taf. 79 (Abb. 99a–c).– LAUXTERMANN, Poetry 216f., 349 (Nr. 84).

Abb.: 82

Der Inhalt der Epigrammteile, die links und rechts des Kreuzarmes angebracht sind, ist sehr
ähnlich: In beiden wird die Dreifaltigkeit angesprochen (Vers 1: A>6@Ă86<?, A>6@þ7A6:<?; Vers 3:
!>6þ?; Vers 8: A>6@Ć8/6<?),22 und zwar von einem sonst nicht bekannten Ich-Erzähler namens
Thomas,23 der um Vergebung der Sünden bittet. Es ist durchaus möglich, dass vom Adressaten
ursprünglich zwei verschiedene Versionen für ein in der ersten Person ausgeführtes Grabepi-
—————–
22
S.a. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 76f.
23
Thomas könnte dem Kirchenklerus angehört haben, vgl. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 85. Der Thomas
der vorliegenden Inschrift könnte identisch sein mit jenem Thomas, der in Epigramm Nr. TR3 genannt ist.
518 Türkei (Nr. TR2)

gramm24 bestellt wurden; später wurden jedoch vielleicht – entweder absichtlich oder unabsicht-
lich – beide inschriftliche Versionen übertragen.25 Der auf der rechten Seite angebrachte Epi-
grammteil unterscheidet sich insofern von jenem auf der linken Seite, als auch der „Herr“ ange-
sprochen wird, wenn die Ergänzung in Vers 12 richtig ist. Die Erwähnung des Engels in Vers
13 könnte ein Hinweis auf die orthodoxe Vorstellung von der Geleitung der den Körper verlas-
senden Seele durch einen Engel sein.26 Obwohl in den Versen kein Hinweis darauf vorliegt, ob
Thomas bzw. der Autor der Inschrift Ikonodule oder Ikonoklast war, dürfte der Hinweis auf das
Kreuz am Ende und auch dessen prominente bildliche Anbringung auf dem Sarkophagdeckel
ein Hinweis sein, dass Thomas zur Zeit des Ikonoklasmus lebte;27 somit kommt auch das von
Mango vorgeschlagene 8. Jahrhundert als Entstehungszeit in Frage. Drew-Bear – Foss wollten
das Epigramm aufgrund der literarischen Übereinstimmungen mit Passagen bei Theodoros Stu-
dites in die erste Hälfte des 9. Jahrhunderts datieren;28 da es sich bei den Zitaten aber ausnahms-
los um Topoi – z.B. den Topos „Sturm des Lebens“ (Vers 6: ¾ A<Ľ /Ą<B ç825><AĆ7<? 3þ84)29 –
handelt, die man kaum bestimmten Autoren zuordnen kann, können diese nicht als Datierungs-
kriterien herangezogen werden. Die Wendung A2A26D[6]@9Ā:<: ë:A. in Vers 16 ist nicht nur ein
Hinweis auf die Vorstellung des Kreuzes als Mauer (vgl. Testimonienapparat), sondern be-
schreibt auch die geschützte Lage des Toten innerhalb der „Mauern“ des Sarkophags. Der Sar-
kophag befand sich ursprünglich vielleicht in einer dem Erzengel Michael, dem wahrscheinli-
chen Patron von Afyon bzw. Akroïnos,30 geweihten Kirche, die in der Mitte des 10. Jahrhun-
derts erneuert wurde.31
Insgesamt sind auf dem Sarkophagdeckel 17 byzantinische Zwölfsilber angebracht. Die Bin-
nenschlüsse sind korrekt gesetzt, wobei die jeweils proparoxytone Akzentuierung vor B5 in den
Versen 1, 3 und 8 zu beachten ist. Wenn auch in Vers 9 korrekter Binnenschluss B5 oder B7
vorliegt, dann kann auf das erhaltene =.:7>. nur eine weitere Silbe folgen: Drew-Bear – Foss
dachten richtigerweise an den Dativ von =.:7>.AĂ?,32 nämlich =.:7>.A2ĵ. Allerdings würde mit
dieser Lösung ein oxytoner Binnenschluss B7 vorliegen, was sonst nur sehr selten vorkommt.
Was die Prosodie der Zwölfsilber angeht, sind diese aufgrund zahlreicher Verstöße als prosodie-
los zu bezeichnen. Dem gegenüber stehen aber die überaus metaphorische Sprache und die zahl-
reichen literarischen Topoi,33 die in den Versen zu finden sind.34 Dies deutet darauf hin, dass der
Autor des Epigramms zumindest in der Sprache der Liturgie bewandert war.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv A>6@þ7A6:<? in Vers 1 ist zwar ein
für die Trinität bezeugtes Epitheton, ist aber sonst nur spärlich attestiert.35 Das in Vers 2 in-
schriftlich als ȁǿȉǹǽȅ überlieferte Wort ist nicht, wie von Drew-Bear – Foss angegeben,36 der
einzige Beleg für die aktive Form des sonst gebräuchlicheren 86Aþ3<9.6,37 sondern die aktive
Verbalform ist ab dem 9. Jahrhundert sowohl literarisch38 als auch inschriftlich39 attestiert. Nur

—————–
24
Zu dieser Gruppe LAUXTERMANN, Poetry 215–218.
25
Dafür gibt es gelegentlich auch andere Beispiele.
26
Vgl. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 81.
27
Vgl. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 84f. Zu Phrygien zur Zeit des Ikonoklasmus BELKE – MERSICH,
Phrygien und Pisidien 130.
28
DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 84f.
29
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 217; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 166.
30
Vgl. BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 178.
31
Vgl. J.-Cl. CHEYNET – Th. DREW-BEAR (avec un note de J.-P. SODINI), Une inscription d’Akroïnos datant de
Constantin Porphyrogénète. REB 62 (2004) 215–228.
32
DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 80f.
33
Von DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 78 wird gerade dies als Indiz für die mindere Qualität der Verse
erachtet: „The ideas of this inscription are so commonplace and lacking in originality …“
34
Vgl. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 76–85.
35
Vgl. L s.v. und das noch unpublizierte Material des LBG.
36
DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 77.
37
Vgl. LSJ s.v.
38
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR2–TR3) 519

hier und an einer weiteren Stelle des 9. Jahrhunderts40 belegt ist das Nomen 7.72;Ą. am Ende
von Vers 5,41 das eine Variante zu sonst gängigem 7.D2;Ą. darstellt.42 Aufgrund des zweiten
gesicherten Beleges ist auszuschließen, dass die Schreibung mit Kappa auf einen Fehler des
Graveurs zurückgeht. Selten, aber bereits im 4. Jahrhundert attestiert ist auch das Adjektiv
ç825><AĆ7<? in Vers 6.43 In Vers 9 ist inschriftlich  überliefert; wie oben erwähnt, ist
vielleicht =.:7>.[A2ĵ] zu ergänzen. Die Schreibung mit -:7- anstatt mit -07- kann im Text blei-
ben, da sie auch sonst in lokalen bzw. volkssprachlichen Varianten des byzantinischen Grie-
chisch ebenso wie in Inschriften und Papyri zu finden ist.44 In der Quelle zu Vers 11, 2 Cor. 5,8,
ist ­7149Į@.6 ­7 A<Ľ @Ċ9.A<? zu lesen, hier wird der reine Genitiv verwendet. Dies ist möglich,
wie weitere Beispiele beweisen.45 Als bewusste sprachliche Eigenheit ist auch der Verlust des
Gamma vor dem Xi im Wort Cþ8.; am Ende von Vers 17 zu betrachten; auch dieses Phänomen
ist in nicht hochsprachlich stilisierten Texten oft zu finden.46
Ein ähnlicher Sarkophagdeckel wurde während Ausgrabungen im Jahr 2007 in Amorion ge-
funden.47 Da davon allerdings nur mehr Fragmente vorhanden sind, kann bei den darauf ange-
brachten Inschriften nicht festgestellt werden, ob diese ebenfalls metrisch sind. Auffallend ist
jedoch, dass die Inschriften (zumindest teilweise) akzentuiert sind, was für eine Datierung nach
dem Jahr 1000 spricht. Es ist gut möglich, dass der oben besprochene, jetzt in Afyon (Karahi-
sar) aufbewahrte Sarkophagdeckel ursprünglich ebenfalls aus Amorion stammte.48

Templonarchitrav (110 × 22 cm), 8./9. Jh. ?: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1648)


Nr. TR3) Im Museum von Afyon wird auch das Fragment eines Templonarchitravs aufbe-
wahrt, das wiederum in zwei Teile zerbrochen ist.49 Die Vorderseite ist – wie bei solchen Stü-
cken auch sonst üblich – mit zahlreichen Ornamenten versehen, darüber ist eine nicht akzentu-
ierte Majuskel-Inschrift eingeritzt, von der ein Teil auf dem linken Fragment ausgebrochen ist.
Barsanti gelang es, ein weiteres Fragment des Architravs zu identifizieren, das ursprünglich im
Arkeoloji Müzesi zu Izmir aufbewahrt wurde, heute aber offenbar nicht mehr lokalisiert werden
kann;50 auch die darauf angebrachte Inschrift kann auf der von Orlandos publizierten Abbildung
nicht entziffert werden.51 Die auf den Fragmenten von Afyon eingeritzte Inschrift bildet einen
Vers, der ungefähr die Mitte des ursprünglichen Epigramms darstellen dürfte.
Die von Buckler u.a. vorgeschlagene Datierung des Architravs in das 6. Jahrhundert52 ist
weder aus kunsthistorischer noch aus epigraphisch-paläographischer Sicht gerechtfertigt.53
Auch das Versmaß, der byzantinische Zwölfsilber, weist auf eine Datierung ab dem 7. Jahrhun-

—————–
39
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 63,19. Der vorliegende Beleg aus Afyon Karahisar ist einer
der ältesten und daher im LBG nachzutragen.
40
B. VASIL’EVSKIJ – P. NIKITIN, SkazanƋa o 42 amorƋskich muþenikach i cerkovnaja služba im (Zapiski Impera-
torskoj Akademii nauk po istoriko-filologiþeskomu otdČlenƋu VIII ser., VII/2). St. Petersburg 1906, 16,16:
7.72;Ą.? @F9.A67Į? (vgl. app. crit.: 7.72;Ą.?] sic codex).
41
Das Lemma 7.72;Ą. ist im LBG nachzutragen.
42
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 217, Anm. 14.
43
Vgl. L s.v., LBG s.v.
44
Vgl. TLG, Greek Documentary Texts (PHI) S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 392.
45
Vgl. L s.v. 1a.
46
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 95 (§ 190); s.a. DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 84 und die Belege im
TLG und in http://papyri.info.
47
Zu Funden in Amorion siehe zuletzt H. YAMAN, Small Finds for the Dating of a Tomb at Amorium, in: BÖHLEN-
DORF-ARSLAN – RICCI, Byzantine Small Finds 331–342.
48
Für den Hinweis auf dieses Parallelstück (Amorion Excavations, Depot-Nr. T 2031) danke ich Thomas Drew-
Bear und Nikos Tsivikis.
49
Als das Fragment von Buckler u.a. aufgenommen wurde, bestand es noch aus einem Stück, vgl. BUCKLER, Mo-
numenta Asiae Minoris Antiqua IV, Taf. 17 (Abb. 36).
50
BARSANTI, Scultura anatolica 279.
51
ORLANDOS, $>6@A6.:67ý 08B=Aþ 149 (Abb. 23).
52
BUCKLER, Monumenta Asiae Minoris Antiqua IV 12.
53
Vgl. auch BUCHWALD, Chancel Barrier Lintels 254.
520 Türkei (Nr. TR3–TR4)

dert hin. Der Architrav ist vielmehr in mittelbyzantinische Zeit zu datieren, Pallis datierte ihn
zuletzt in das 10./11. Jahrhundert;54 aus noch zu erörternden prosopographischen Gründen ist
jedoch eine Datierung in das 8./9. Jahrhundert plausibel.
Vom Epigrammtext ist Folgendes zu rekonstruieren:

………………………………
]F9Ħ: Aą: <ß7[ĀA4:] @<B =[6]7>Ń: /.@þ:F:
[………………………………
––––
2 =67>Ń: /.@þ:F:: loc. comm.
––––
2 Ĉ>62 ­78Ľ@<: supplevit Buckler exempli gratia in initio versus. []F9Ħ: supplevit Buckler. <ß7ĀA4: le-
git Buckler. =67>Ń: legit Buckler.

………………………………
Thomas, deinen Diener, von den bitteren Qualen
………………………………
Text: BUCKLER, Monumenta Asiae Minoris Antiqua IV 12 (Nr. 36) u. Taf. 17 (Abb. 36).– PARMAN, Frigya 202
(Nr. A66 [Text nach Bucker (ohne Akzente), mit türk. Übers.]) u. Taf. 137 (Abb. 189b).– PALLIS, Inscriptions 784
(Nr. 22 [Text nach Buckler]).

Lit.: ORLANDOS, $>6@A6.:67ý 08B=Aþ 148f. (Nr. 25) u. Abb. 23.– BARSANTI, Scultura anatolica 279 u. Taf. I (Abb.
1–2).– BUCHWALD, Chancel Barrier Lintels 254 (Nr. 1.1).

Abb.: 83

Der im erhaltenen Vers genannte Thomas könnte der Stifter oder Renovator der Kirche sein,
in der der Templonarchitrav ursprünglich angebracht war. Es ist sicher auch nicht abwegig, ihn
mit jenem Thomas zu identifizieren, dessen Sarkophag samt Grabepigramm (ĺ Nr. TR2) eben-
falls im Archäologischen Museum von Afyon aufbewahrt wird. Eine Datierung auch des vorlie-
genden Fragments in das 8./9. Jahrhundert ist daher plausibel. Durch die Paläographie kann eine
Verwandtschaft der beiden Inschriften allerdings nicht bestätigt werden. Die Buchstabenformen,
etwa jene des Alpha und des Omega, unterscheiden sich deutlich. Es ist zu erwarten, dass in
Vers 1 des Epigramms, der vielleicht auf dem verlorenen Fragment von Izmir angebracht war,
der Kirchenheilige angerufen wird mit der Bitte, Thomas nach dessen Tod gleichsam als Gegen-
leistung für seine Stiftung von etwaigen Qualen (in der Hölle) (Vers 2) zu befreien.55 Vielleicht
war der Architrav in der ursprünglichen Kirche des Erzengels Michael, des wahrscheinlichen
Stadtpatrons, angebracht.56
Aufgrund eines schweren prosodischen Verstoßes – die siebente Silbe wird lang gemessen –
ist der erhaltene Vers (Zwölfsilber) als prosodielos zu bezeichnen. Der Binnenschluss (B7) ist
hingegen korrekt gesetzt. Da auch das Grabepigramm des Thomas aus prosodielosen Zwölfsil-
bern besteht,57 ist es gut möglich, dass für beide Stücke derselbe Autor verantwortlich war.

(Fragment eines) Templonarchitrav(s), 8. Jh. ?: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1533)58


Nr. TR4) Das heute im Museum von Afyon aufbewahrte Fragment wurde zusammen mit
Resten eines Mosaikfußbodens in der Ruine einer Kirche im Ortsgebiet von ùuhut, dem byzan-

—————–
54
PALLIS, Inscriptions 784.
55
Der Text vor []F9Ħ: ist vom Sinn her von Buckler richtig ergänzt, allerdings ist er mit den Vorgaben des Vers-
maßes nicht in Einklang zu bringen.
56
Siehe oben S. 518.
57
Siehe oben S. 518.
58
Nach SODINI, Sculpture médio-byzantine 300 (Abb. 6) u. PARMAN, Frigya 100f. u. Taf. 10 (Abb. 5c) Inv.-Nr.
1501; vgl. BUCHWALD, Chancel Barrier Lintels 255.
Türkei (Nr. TR4) 521

tinischen Synada,59 gefunden. Es ist reich verziert: Neben Bogendarstellungen und Pflanzen gibt
es auch Medaillons von Johannes Prodromos und dem Erzengel Gabriel, die mit Namensbeis-
chriften versehen sind. Es könnte sich um das rechte Drittel einer „großen“ Deesis handeln.60
Zwischen den beiden Figuren, die (vom Betrachter aus gesehen) nach links gewandt sind, ist in
einen Kreis auch ein Monogramm eingeschrieben, das von Belke – Mersich ¥=C4 (sic)
!>(<)C(Ą)9Ł gelesen wurde.61 Die Lesung !>(<)C(Ą)9Ł ist inhaltlich plausibel,62 zumal durch
eine weitere Inschrift auf einem in der Nähe von ùuhut gefundenen, vorkonstantinisch zu datie-
renden Reliquiar in der Form eines Miniatursarkophages der Name des Märtyrers Trophimos
angegeben ist.63 ¥=C4 wurde von Belke – Mersich als der Name der Stifterin gedeutet, und in
der Tat ist der „Lallname“ ©=C. in mehreren verschiedenen Schreibungen in der Spätantike
besonders häufig in Bithynien und Phrygien belegt.64 Allerdings ist zu bedenken, dass das Mo-
nogramm auch ganz anders aufgelöst werden kann; die vorhandenen Buchstaben lassen etwa
auch an 94A><=<8ĄAĬ #FAĄŁ denken,65 wenngleich ein Metropolit von Synada namens Photios
nicht bekannt ist.
Eine weitere nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift ist in die Leiste oberhalb der Bögen,
Pflanzen und Medaillons eingeritzt. Aus den vorhandenen Resten ist ersichtlich, dass es sich um
Verse handelt, wobei aber nur ein Vers vollständig rekonstruiert werden kann. Von einem zwei-
ten Vers, der vom ersten durch ein eingeritztes Kreuz getrennt ist, sind nur mehr die Anfangs-
buchstaben, ein Wort und ein Teil eines Wortes in der zweiten Vershälfte vorhanden; dennoch
kann auch dieser fast zur Gänze nachgebildet werden. Der vollständig rekonstruierbare Vers
kann jedoch nicht den Beginn des Epigramms gebildet haben. Die an zweiter Position stehende
Konjunktion A2 setzt eine Einheit vor diesem Vers voraus. War auf dem Architrav ursprünglich
tatsächlich – wie oben angeführt – die ganze Deesis dargestellt, mit Medaillons von Christus in
der Mitte, von Maria und dem Erzengel Michael auf der linken Seite, dazwischen vielleicht mit
einem weiteren Monogrammmedaillon, dann könnte das ursprüngliche Epigramm, den Platz-
verhältnissen nach zu urteilen, fünf Verse umfasst haben. Dem gegenüber steht die Beobach-
tung, dass ähnliche Epigramme (z.B. ĺ Nr. TR23, ĺ Nr. TR104) auf Templonepistylbalken
nur mit je zwei Versen versehen sind.
Die fragmentarische Inschrift selbst bietet freilich keine Hinweise zur Datierung. Aus paläo-
graphischer Sicht wäre eine Datierung in das 8. Jahrhundert vertretbar; die spezifischen Formen
von Epsilon und Ypsilon sind auch in dem wahrscheinlich in das Jahr 741 zu datierenden Epi-
gramm auf dem Turm Nr. 37 der Landmauer von Konstantinopel (ĺ Nr. TR85) zu finden.66
Eine Datierung in das 10./11. Jahrhundert67 scheint m.E. etwas zu spät angesetzt zu sein.
Von dem ursprünglich wahrscheinlich aus drei Versen bestehenden Epigramm ist heute noch
Folgendes zu rekonstruieren:


2ß1Ń: A2 =<88Ń: 2í=>2=Ń? ½@74[9]Ā:F:
7.ă 7þ88[<? … :]Ľ: ±9CBA<: 727A4[9Ā:F:].
—–
2 ½@749Ā:F: legit Sodini. 3 7þ88[<? … :]Ľ: supplevi: .88[… … @]B: Sodini. 727A4[9Ā:F:] supplevi.

—————–
59
Zu der ca. 25 km südlich von Afyon gelegenen Stadt in byzantinischer Zeit BELKE – MERSICH, Phrygien und
Pisidien 393–395.
60
Vgl. BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 395.
61
BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 395.
62
Vgl. auch SODINI, Sculpture médio-byzantine 302.
63
Vgl. BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 394.
64
Vgl. Th. CORSTEN, Die Inschriften von Prusa ad Olympum, I (IK 39,1). Bonn 1991, 67. Vom 7.–9. Jh. hingegen
dürfte der Name nicht belegt sein, da sich kein Eintrag in der PmbZ findet.
65
Freundlicher Hinweis von Werner Seibt.
66
S.a. MANGO, Epigraphy II 134 (Taf. 19).
67
Vgl. BUCHWALD, Chancel Barrier Lintels 255.
522 Türkei (Nr. TR4–TR5)


und der vielen Gestalten, die würdig ausgearbeitet sind
und angestammte Schönheit … jetzt besitzen.
Text: SODINI, Sculpture médio-byzantine 302, 300 (Abb. 6).– PALLIS, Inscriptions 781 (Nr. 15 [Text nach Gré-
goire]).

Lit.: S. GÖNÇER, Afyon ili tarihi. Izmir 1971, 211, 212 (Abb. 76).– BUCHWALD, Chancel Barrier Lintels 255 (Nr.
1.4) u. Abb. 4.– PARMAN, Frigya 100f. u. Taf. 10 (Abb. 5c), Taf. 111 (Abb. 143a), Skizze 6.

Abb.: 84–85

Der erhaltene Teil des Epigramms könnte sich in gewissermaßen ekphrastischer Weise auf
die unterhalb der Inschrift angebrachten Medaillons68 beziehen, die sorgfältig ausgearbeitet
sind (2í=>2=Ń? ½@74[9]Ā:F:)69 und die ihnen angestammte Schönheit aufweisen, womit indi-
ziert wird, dass die Schönheit nicht durch die Materie, sondern durch die dargestellten heiligen
Personen bedingt ist. Dies fügt sich zu der Doktrin, dass die Verehrung nicht dem Bild, sondern
dem Abgebildeten zukommt.
Den vorhandenen Resten nach zu urteilen, bestand das Epigramm ursprünglich aus prosodi-
schen byzantinischen Zwölfsilbern; auch bei der Ergänzung von Versteilen in Vers 2 wurde
darauf Rücksicht genommen. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Während die Ergänzung
des My in Vers 1 problemlos ist – es sind bei genauerer Betrachtung auch noch zarte Spuren des
linken Teils des My zu erkennen – bereiteten die Konjekturen in Vers 2 größere Schwierigkei-
ten: Am Beginn des Verses sind nur die Buchstaben  vollständig erhalten; von den fünf fol-
genden Buchstaben ist jeweils nur die obere Hälfte bzw. das obere Drittel vorhanden, doch
scheint die Lesung   – auch aus inhaltlichen Gründen – gerechtfertigt. Die Nomina-
tiv-Endung -<? wurde gewählt, weil das Wort mit dem Adjektiv ±9CBA<:, das vollständig zu
lesen ist, übereinstimmen dürfte. Vor ±9CBA<: sind aller Wahrscheinlichkeit nach die Buchsta-
ben Ypsilon und Ny angebracht. Von beiden ist nur der obere Teil vorhanden, doch gleicht der
Rest des ersten Buchstabens dem Ypsilon, das in 2í=>2=Ń? und ±9CBA<: zu finden ist. Der zwei-
te Buchstabe dürfte ein Ny sein, das an das Ny von =<88Ń: und ±9CBA<: erinnert, allerdings
nicht an das Ny von 2ß1Ń: und ½@74[9]Ā:F:, bei dem die Schräghaste stufenförmig verläuft. Die
Ergänzung [:]Ľ: erscheint auch aus inhaltlichen Gründen plausibel. Zwischen 7þ88[<?] und
[:]Ľ: fehlt eine (lange) Silbe bzw. ein einsilbiges Wort, das allerdings mit einem Vokal begin-
nen sollte, um an der dritten Silbe des Verses eine Positionslänge zu verhindern. Allerdings ist
zwischen  und " sehr viel Platz vorhanden, sodass davon ausgegangen werden muss,
dass die Buchstaben in der Lücke relativ groß geschrieben waren. Sowohl paläographisch als
auch inhaltlich gerechtfertigt ist die Konjektur 727A4[9Ā:F:] am Versende. Das Partizipium, von
dem der linke Ansatz des My noch zu erkennen ist, ist ebenso wie ½@74[9]Ā:F: mit 2ß1Ń: über-
eingestimmt.

AHMETBEYLI

*Türsturz (verloren) (100 × 30 cm), a. 959/60, bei Ahmetbeyli


Nr. TR5) Auf der oberen Leiste von zwei Fragmenten eines heute offensichtlich verlorenen
Türsturzes der byzantinischen Kirche des antiken bzw. byzantinischen Notion beim Dorf Ah-
metbeyli (W-Türkei)70 ist eine Inschrift angebracht, die nicht nur datiert, sondern auch metrisch
—————–
68
Eine schöne Parallele für 2å1<? in der Bedeutung „Gestalt“ liegt in einem Epigramm aus dem 10. Jh. zu einer
Verkündigungsszene vor, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 199: $.Ą><6?, [./]>6ā8
=>FAþ00282 (B>Ą<)B, | è Aā: =.>5Ā:<: =><@7<9Ą@.? Aą $.ĵ>[2 | ±]A2B;. Aā: @ā: ­9CĀ>26.: A<Ľ 2ã1<B? | =>ą?
8ĈA><: EBDĮ? 2Ć:A6<? è Aþ8.?.
69
Zu dieser Bedeutung von @7ĀF s. LSJ s.v. I 1.
70
Nach PALLIS, Inscriptions 779 drei Kilometer nördlich des Dorfes Giavurköy.
Türkei (Nr. TR5) 523

(drei Verse) ist. Die Inschrift war grundsätzlich in einer einzigen Zeile angebracht; die letzten
drei Buchstaben von Vers 3 jedoch waren – offensichtlich aus Platzmangel – in einer zweiten
Zeile eingeritzt ebenso wie ein darauf folgendes Kreuz, welches das Ende des metrischen Teils
markierte. Eine kurze dritte und eine vierte Zeile waren der Datierung gewidmet. Kreuze waren
auch an den Enden der Verse 1 und 3 angebracht. Die Verse waren noch am Beginn des 20.
Jahrhunderts ganz gut erhalten, nur in der Mitte war schon damals ein Teil verloren.
Durch die Angabe des Weltjahres am Ende kann das Epigramm in das Jahr 959/60 datiert
werden.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ā;.6, Ā@=<6:., .>5Ā:2, 2<AĆ72,


1Ń><: í[…… 2íA2]8<Ľ? ­=6@7Ć=<B
2ß? 8ĈA><: EBDĮ? 7.ă ¡C2@6: =A.6@9þAF:
±A<B? ,OB;4Ņ.
——–
2 [2íA2]8<Ľ? supplevit Grégoire. 3 =A.6@9þAF: scripsi: !C!& inscr. 4 ?B[;]4 Macridy.

Nimm an, Herrin, Jungfrau, Theotokos,


das Geschenk des bescheidenen Bischofs ………
zur Erlösung der Seele und Vergebung der Sünden.
Im Jahr 6468 (= 959/60).
Text: Th. MACRIDY, Altertümer von Notion. JÖAI 8 (1905) 159 u. Abb.– V. SCHULTZE, Altchristliche Städte und
Landschaften. II. Kleinasien. Zweite Hälfte. Gütersloh 1926, 82.– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 28 (Nr. 95).–
PALLIS, Inscriptions 779 (Nr. 8 [Text nach Grégoire]).

Lit.: Th. MACRIDY, Antiquités de Notion II. JÖAI 15 (1912) 40f.– BARSANTI, Scultura anatolica 281.– LAUXTER-
MANN, Poetry 339 (Nr. 8).

Abb.: 86

Dem Inhalt des Epigramms nach zu schließen – besonderes Augenmerk verdient die Anrede
in Vers 1 –, war die Kirche der Theotokos geweiht. Der Stifter ist der in Vers 2 angeführte Bi-
schof, von dessen Namen jedoch nur die erste Silbe erhalten ist. Vers 3 passt in das Schema von
Stifterepigrammen: Als Gegenleistung erwartet der Stifter Vergebung der Sünden.
Unter der Annahme, dass die bereits von Grégoire vorgenommene Ergänzung [2íA2]8<Ľ?
richtig ist, besteht der Name des Bischofs aus drei Silben. Dies bedeutet, dass eine Ergänzung
mit einem herkömmlichen Bischofsnamen wie í02:Ą<B, í5B9Ą<B, í@A.5Ą<B, íABDĄ<B, etc.
nicht möglich ist. Setzt man einen viersilbigen Namen ein, wäre außerdem kein korrekter Bin-
nenschluss gegeben. Dreisilbige Eigennamen mit í- im Anlaut sind spärlich gesät. Ein Ergän-
zungsvorschlag wäre í[9Ć>C<B].71
Aufgrund zahlreicher schwerer Verstöße sind die drei Zwölfsilber als prosodielos einzustu-
fen. Die Binnenschlüsse in den vollständigen Versen 1 und 3 sind hingegen korrekt gesetzt. Die
Wendung Ā;.6 … 1Ń><: ist ein beliebter Gedichtanfang, wie zahlreiche ähnliche Beispiele
beweisen.72 Das dem traditionellen Schema von metrischen Stifterinschriften entsprechende
Epigramm wird daher von einem lokalen Autor, vielleicht dem Bischof selbst, verfasst worden
sein.

—————–
71
Das PLP (# 6288) kennt einen Priester í9Ć>C4? von der Insel Kephallenia aus dem Jahr 1264.
72
Vgl. VASSIS, Initia 137.
524 Türkei (Nr. TR6)

AINOS ĺ ENEZ

AKHISAR

(*)Steinplatte (47 × 83 cm) (verloren ?), 8. Jh. ?: Privathaus


Nr. TR6) Die in einem Privathaus in Akhisar, dem antiken und byzantinischen Thyateira in
Lydien, aufbewahrte, heute wahrscheinlich verlorene rechteckige Steinplatte aus bläulichem
Marmor besteht aus mehreren Feldern. Den oberen Rand bildet eine vorspringende Leiste, in die
eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Darunter befindet sich ein breiterer
Streifen mit Rosettenornament. Unterhalb ist ein aus Flechtbandornament gestalteter Rahmen
dargestellt, der eine aus dem Stein gearbeitete Darstellung eines Adlers umgibt.73 Der Adlerkopf
wird von einer weiteren über zwei Zeilen laufenden eingeritzten Majuskel-Inschrift flankiert.
Den unteren Abschluss der Steinplatte bilden drei aus dem Stein gearbeitete Leisten. Die In-
schrift auf der oberen vorspringenden Leiste ist ein vollständig erhaltener byzantinischer
Zwölfsilber. Um einen Vers handelt es sich auch bei der den Adlerkopf flankierenden Inschrift,
allerdings weist dieser nur zehn Silben auf. Der Versstruktur nach zu schließen, gehören die
beiden fehlenden Silben an den Versbeginn. Aus noch zu erörternden inhaltlichen Gründen
muss allerdings zwischen den beiden Versen zumindest ein weiterer gestanden sein.
Ohne näher darauf einzugehen, datierte Grégoire die Ausgestaltung der Steinplatte und somit
auch die Inschrift in das 12. bis 13. Jahrhundert.74 Dies ist jedoch aus paläographischen Grün-
den nicht möglich. Die Buchstaben weisen auf eine Datierung klar vor dem 11. Jahrhundert hin;
die hier verwendeten Buchstabenformen erinnern nämlich – wie Foss richtig feststellte75 –, an
jene, die bei dem Epigramm auf dem Sarkophagdeckel im Archäologischen Museum von Afyon
(Karahisar) (ĺ Nr. TR2) zu finden sind. Da letzteres Epigramm höchstwahrscheinlich in das 8.,
eventuell auch in das frühe 9. Jahrhundert zu datieren ist, und da vorliegende Verse auch mit
jenen ähnlich komponierten in Aphrodisias (ĺ Nr. TR28) und Selçuk (ĺ Nr. TR111) verwandt
sind, die ebenfalls in diese Zeit gehören, sind wohl auch die Verse auf der vorliegenden Stein-
platte in das 8. Jahrhundert zu datieren.
Die beiden in die Steinplatte eingeritzten Verse sind wie folgt wiederzugeben:

!>Ć9Ł =>Ć/82=2 Aā: 52Ą.: 826A<B>0Ą.:



[……] 1B@ă: A.<ĵ@6: ö>.G@9Ā:<6?.
—–
1 cf. v. 2 epigramm. in columna in ecclesia Ioan. Theol. in urbe Selçuk (ĺ no. TR111): A>Ć9Ł 8þ9/.:2
Aā: 52Ą.: 7<6:F:Ą.:; cf. etiam versum in ecclesia Aphrodisiae (ĺ no. TR28): #Ć/Ł =>Ć@2852 Aā: A<Ľ
/Ă9.A<? =Ĉ84:.
—–
1 !>Ć9Ł scripserunt Keil – von Premerstein: ! inscr. 52Ą.: 826A<B>0Ą.: scripsit Grégoire (in nota):
 !" inscr. 3 A.<ĵ@6: ö>.G@9Ā:<6? scripserunt Keil – von Premerstein: !CIN
&C"C inscr.

Mit Zittern richte deinen Blick auf die göttliche Liturgie



…… mit zwei geschmückten Pfauen.
Text: KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 52 (Nr. 111) u. Abb. 25.– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 116 (Nr.
328).– BEES, 282AĂ9.A. 274 (v. 1).– MERIÇ, Inschriften von Ephesos VII,2 477 (v. 1).– HERRMANN, Tituli Lydiae

—————–
73
Zu byzantinischen Adlerdarstellungen in Stein vgl. LIVERI, Steinreliefs 54–59.
74
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 116.
75
FOSS, Ephesus 115, Anm. 39.
Türkei (Nr. TR6–TR7) 525

II 412 (Nr. 1160).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 129 (v. 1).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 419 (Nr.
04/05/99) u. Abb.– PALLIS, Inscriptions 781 (Nr. 14 [Text nach Grégoire]).

Lit.: FOSS, Ephesus 115, Anm. 39.– LAUXTERMANN, Poetry 352 (Nr. 102).

Abb.: 87

Vers 1 gehört zu jenen Versen, die man als „mahnende“ Verse bzw. Epigramme („protreptic
epigrams“) bezeichnet.76 Der Besucher der Kirche bzw. der Teilnehmer an den Messfeierlich-
keiten wird „ermahnt“, „mit Zittern“, d.h. mit der gebührenden Ehrfurcht, die Liturgie zu erwar-
ten.77 Zum zweiten Vers ist Folgendes zu bemerken: Es ist unschwer zu erkennen, dass ein in-
haltlicher Bruch vorliegt. Ohne Übergang ist plötzlich von zwei geschmückten Pfauen die Rede.
Erschwerend kommt hinzu, dass die erhaltenen Teile von Vers 3 nicht einen Pfau, sondern –
wie oben erwähnt – einen Adler flankieren. Es ist daher Keil – von Premerstein recht zu geben,
die behaupteten, dass auf Vers 1 weitere Verse folgten, die auf anderen nicht mehr erhaltenen
Marmorplatten angebracht waren.78 Aufgrund des Hinweises auf die Liturgie liegt der Schluss
nahe, dass die Marmorplatten als Altarschranken dienten, auf denen Tierdarstellungen ange-
bracht waren, so neben dem Adler auch zwei Pfaue, die im dritten Vers erwähnt werden.79
Mit der Anbringung der Verse dürfte aber nicht sehr sorgfältig umgegangen worden sein, da
nicht darauf geachtet wurde, dass die entsprechenden Epigrammteile auch bei den entsprechen-
den Darstellungen angebracht werden; sonst wäre es nicht möglich gewesen, die Interaktion von
Wort und Bild dadurch zu stören, dass Pfaue direkt neben der Darstellung eines Adlers erwähnt
werden. Für die mangelnde Ausführung sprechen auch die zahlreichen orthographischen Fehler
der Inschrift. Im verlorenen Teil des Epigramms könnte auch der Stifter erwähnt worden sein.80
Vers 1 und dem unvollständigen Vers 3 nach zu schließen, dürfte das Epigramm aus eher als
prosodielos zu bezeichnenden Versen bestanden haben. Ungewöhnlich ist die Form A.<ĵ@6: im
dritten Vers, die inschriftlich als !C überliefert ist. Die korrekte Form des Dativ-Plurals
müsste nämlich A.Ń@6: lauten. Scheiterte der Autor des Epigramms vielleicht beim Versuch,
einen Dual zu formen, der A.<ĵ: lauten müsste?

AKKÖPRÜ

Ziegelinschrift (Länge: ca. 680 cm), Dat. ?


Nr. TR7) Die Akköprü im nordwestlichen Lykien ist die einzige bisher bekannte historische
Brücke über den Indos (heute Dalaman ÇayÕ).81 Auf der Südseite der Brücke, über dem kleinen
Bogen, ist die aus roten Ziegeln in Mörtel eingelegte Bauinschrift angebracht, die eine Länge
von 6,8 m einnimmt. Dabei könnte es sich um einen Vers handeln, der wie folgt lautet:

2<Ľ 5Ā8<:A<? ±7A6@2: š(F)þ:(:4)?


D(F>2=Ą@7<=<?) (?).
——
1 šF.:(:Į)? Adak, Akköprü. 2 @D(<8.@A67Ć?) Adak, Akköprü.

Nach Gottes Willen erbaute Ioannes (die Brücke),


der Landbischof (?).
—————–
76
Dazu LAUXTERMANN, Poetry 246–248.
77
Das Verbum =></8Ā=F ist im Sinne von „den Blick richten auf“ / „erwarten“ zu deuten. Eine Änderung zu
=><@/8Ā=26, wie von BEES, 282AĂ9.A. 274, Anm. 3, ins Spiel gebracht, ist daher nicht notwendig.
78
KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 52.
79
Pfaudarstellungen gelten u.a. auch als Symbol für die Eucharistie bzw. Liturgie, vgl. G. SPITZING, Lexikon byzan-
tinisch-christlicher Symbole. Die Bilderwelt Griechenlands und Kleinasiens. München 1989, 271f.).
80
Vgl. KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 52.
81
ADAK, Akköprü 202.
526 Türkei (Nr. TR7–TR8)

Text: ADAK, Akköprü 205 u. Farbabb.– M. ADAK, BZ 100 (2007) 218.

Abb.: LXXII

Der Inschrift ist zu entnehmen, dass die Brücke von einem gewissen Ioannes erbaut wurde.
Sie ist nicht in spätosmanische,82 sondern in byzantinische Zeit zu datieren, wie Adak richtig
feststellte.83
Ob die Inschrift tatsächlich als metrisch zu klassifizieren ist, kann nicht restlos geklärt wer-
den. Die Passage von 2<Ľ bis š(F)þ:(:4)? entspricht jedenfalls einem prosodischen Zwölfsil-
ber mit korrekt gesetztem Binnenschluss B5.84 Schwierigkeit bereiten die Buchstaben, die nach
dem Monogramm für šFþ::4? in das Mauerwerk eingelegt sind. Relativ klar zu erkennen ist ein
Chi; darauf folgt vielleicht ein sichelförmiges Sigma, nach Adak ähnelt der Buchstabe einem
Stigma, doch meint dieser, dass es sich wohl nicht um einen Buchstaben, sondern um ein Ab-
kürzungszeichen handelt.85 Für die Auflösung bietet er @D(<8.@A67Ć?)86 und D(F>2=Ą@7<=<?) an,
wobei er zuletzt D(F>2=Ą@7<=<?) den Vorzug gab.87 Beide Möglichkeiten sind nicht befriedi-
gend, und so bleibt offen, was nach dem Monogramm für šFþ::4? tatsächlich in der Inschrift
stand.
Was die Datierung anlangt, vermutet Adak, dass die Inschrift aufgrund der Form des Mono-
gramms und des Chi am Ende vielleicht in das 6. Jahrhundert zu datieren ist.88 M.E. ist aber
auch eine spätere Datierung möglich: Handelt es sich bei der Wendung 2<Ľ 5Ā8<:A<? ±7A6@2:
š(F)þ:(:4)? um einen Vers – wofür einiges spricht –, dann stellt dieser einen Zwölfsilber ohne
Auflösungen dar. Außerdem ist ein Vers, der ebenfalls mit 2<Ľ 5Ā8<:A<? beginnt, nämlich der
Kopistenvers 2<Ľ 5Ā8<:A<? <í1ÿ: ß@DĈ26 C5Ć:<?, aus byzantinischer Zeit belegt.89 Ähnlich
lautet auch der auf ein Kreuz bezogene Vers von Tepecik (ĺ Nr. TR115).

AK MANASTIR

Inschrift, a. 1288/89: Innenseite des (Haupt)eingangs der Kirche


Nr. TR8) Das auf dem Weg von Ikonion nach Sille gelegene, heute Ak ManastÕr, in byzan-
tinischer Zeit Theotokos Spelaiotissa genannte (Höhlen)kloster wurde in der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts oder vielleicht schon früher gegründet.90 Die darauf Bezug nehmende Inschrift
befindet sich auf der äußeren Seite des Haupteingangs der Kirche.91 Eine weitere Inschrift – ob
gemalt oder in Stein gemeißelt ist nicht eruierbar – ist auf der inneren Seite desselben Eingangs
angebracht. Dabei handelt es sich um eine Stifterinschrift, die von der Renovierung der Kirche
(:27.6:Ą@54 7.ă ­7.8862>0Ă54 è =þ:@2=A<? :.ą? 7A8.) unter Abt Matthaios92 berichtet;93 datiert
ist die Inschrift, in der neben dem byzantinischen Kaiser Andronikos II. und dem Patriarchen
von Konstantinopel Gregorios (Kyprios) auch der seldschukische Sultan von Ikonion Giaseddin

—————–
82
So H. HELLENKEMPER – F. HILD, Lykien und Pamphylien (TIB 8). Wien 2004, II 427.
83
ADAK, Akköprü 207; M. ADAK, BZ 100 (2007) 218.
84
Die proparoxytone Akzentuierung vor B5 begegnet nicht so häufig.
85
ADAK, Akköprü 206.
86
Wohl Bezeichnung für jemanden, der eine Rhetorikausbildung absolviert hatte, vgl. J. KODER, in: RESTLE, Azra‘a
57.
87
Bei Theodoros Balsamon (12. Jh.) wird DF>2=Ą@7<=<? mit =>FA<=.=Ħ? gleichgesetzt (PG 137,1161A), vgl. LBG
s.v. =>FA<=.=Ħ?.
88
ADAK, Akköprü 207.
89
Vgl. VASSIS, Initia 338; s.a. die Formulierung 7282Ĉ<:A<? .íA<Ľ (scil. 2<Ľ) 5Ā8<:A<? 92AĀ54 (sic) A<ć? <AŃ:>
­:A.Ľ5. 5<>Ĉ/F: F9Ħ:, Aą: 9.7.>ĄA4: (7.ă) AĄ96<: =>2@/ĈA4: in einer im Sudan gefundenen Inschrift des Jah-
res 798, vgl. àAJTAR, Three Notes 115.
90
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 234.
91
EYICE, AkmanastÕr 166; HASLUCK, Christianity II 381.
92
Zur Person PLP # 17296.
93
Vom Tod des Matthaios im Jahr 1298 berichtet Epigramm Nr. TR9.
Türkei (Nr. TR8) 527

Masud II.94 genannt wird, mit 1288/89. Die Inschriften in der Kirche – so auch die Stifterin-
schrift von 1288/89 – sind (größtenteils) nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich
(mit gewissen Abweichungen) überliefert, nämlich im Cod. Sinaiticus gr. 508 (976) (s.
XVI/XVII), fol. 486a.95
Der Stifterinschrift vorangestellt ist ein kurzer Prolog, der als metrisch zu werten ist.96 Er ist
folgendermaßen wiederzugeben:

!Ą:<? Aą ±>0<:, Aą 0>þ99. <í 8Ā0F


(2ą)? 0ý> <å12: è ­>2B:Ń: 7.>1Ą.?.
——
2 alludit ad Ps. 7,10: ­Aþ3F: 7.>1Ą.? 7.ă :2C><ć? è 52Ć?; cf. etiam e.g. Rom. Mel. hymn. XL 10,1
(GROSDIDIER DE MATONS) (de Deo): è Aý? 7.>1Ą.? ­>2B:Ń: 7.ă A<ć? :2C><ć? ­9/.A2ĈF:.
——
2 2ã12: cod. 9Ă: post 7.>1Ą.? cod.

Wessen Werk (das ist), sage ich (in)schriftlich nicht.


Gott nämlich weiß (es), der die Herzen erforscht.
Text: [Patriarch Kyrillos VI.], Š@A<>67ā =2>60>.Cā A<Ľ ­: 6Ā::Ĭ =><271<5Ā:A<? DF><0>.C67<Ľ =Ą:.7<? AĮ?
920þ84? >D6@.A>.=Ą.? š7<:Ą<B. Ľ: =>ŃA<: AĈ=<6? ­71<52ĵ@.. µ: Ań .A>6.>D67ń !B=<0>.C2ĄŁ. µ: ±A26 1815,
46f. (mir nicht zugänglich).– RIZOS, .==.1<767þ 133.– LEBIDES, <:.Ą 157.– HASLUCK, Christianity II 381 (Nr.
II).– EYICE, AkmanastÕr 166.– Der im Cod. Sinaiticus gr. 508 (976) überlieferte Text ist ediert bei BENEŠEVIý, Opisa-
nie I 345 (Nr. 100).– BEES, Inschriftenaufzeichnung 7.

Lit.: BELKE, Galatien und Lykaonien 235.

Durch den metrischen Prolog zur Stifterinschrift wird zum Ausdruck gebracht, dass der Na-
me des für die Stiftung Verantwortlichen nicht genannt wird; Vers 2 gibt zu verstehen, dass es
nur Gott wisse, und das genüge.97 In der Tat erfährt man – wie bereits oben erwähnt – in der
eigentlichen Inschrift nur, unter wessen Amtszeit bzw. Herrschaft die Erneuerung vonstatten
ging. Der Name des oben erwähnten Matthaios wird in einer Art Signatur am Ende der Inschrift
genannt: î=Ć9:49. .A5.Ą<B à2><9<:þD<B 7.ă AþD. ¾0<B9Ā:<B.98 Dass es sich bei Matthaios
um den Stifter der Renovierung handelt, wird durch dessen Grabepigramm bestätigt, in dem er
7AĄAF> genannt wird (ĺ Nr. TR9). Matthaios könnte auch der Autor des metrischen Prologs der
vorliegenden Inschrift gewesen sein.
Die beiden Verse sind auf jeden Fall sehr mangelhaft: In Vers 1 fehlt eine Silbe, um den
Zwölfsilber zu vervollständigen. Daneben sind auch prosodische Vergehen (Hiate) feststellbar.
Die beiden Verse sind auch an anderer Stelle überliefert, wo sie eine ähnliche Funktion erfül-
len:
Die gemalte Stifterinschrift in der in das Jahr 1570 zu datierenden Kirche Hagios Demetrios
in Palatitsa (bei Beroia) beginnt mit dem gleichen metrischen Prolog, wobei Vers 1 einen voll-
ständigen Zwölfsilber darstellt: !Ą:<? Aą ±>0<: ­: 0>þ99.@6: <í 8Ā0F | 2ą? 0ý> <å12: è
­>2B:Ń: 7.>1Ą.?.99

—————–
94
Zur Person PLP # 17233.
95
BENEŠEVIý, Opisanie I 345f.; BEES, Inschriftenaufzeichnung 7.
96
Es gibt auch weitere Inschriften, die metrisch beginnen und sich prosaisch fortsetzen, etwa die Stifterinschrift am
Türzsturz der Kirche Panagia ton Chalkeon in Thessalonike (ĺ Nr. GR126); s.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst, Nr. Add22.
97
Zu ähnlichen Formeln in Inschriften vgl. ANDRONIKOS, A4A<>67ā ­=60>.CĂ 191, Anm. 2.
98
î=Ć9:49. ist hier vielleicht als „Bericht“ / „Nachricht“ wiederzugeben, d.h. in gleicher Bedeutung wie î=Ć9:49.
als Bezeichnung hagiographischer Texte; dazu E. SCHIFFER, Hypomnema als Bezeichnung hagiographischer Tex-
te, in: HÖRANDNER – KODER – STASSINOPOULOU, Wiener Byzantinistik und Neogräzistik 397–407.
99
KATSAROS, ¥:þ074 113f.; A.G. TOURTA, 6 :.<Ą A<B 0Ą<B 67<8þ<B @A4 ĄA@. 7.6 A<B 0Ą<B 4:þ @A<
<:<1Ā:1>6 (49<@62Ĉ9.A. A<B >D.6<8<067<Ĉ 28AĄ<B 44). Athen 1991, 23 u. Abb. 25; ANDRONIKOS,
A4A<>67ā ­=60>.CĂ 191; MOUTSOPOULOS, 2Ĉ7F9., Taf. 64 (Abb. 167 [Schriftskizze])
528 Türkei (Nr. TR8–TR9)

Auf die gleiche Version des Epigramms trifft man auch am Beginn des Codex Nr. 90 des
Klosters Leimonos auf der Insel Lesbos, der ebenfalls in das 16. Jahrhundert zu datieren ist. An
die beiden bekannten Verse sind drei weitere angeschlossen, in denen die Dreifaltigkeit gebeten
wird, auf den Schreiber (des Codex), den Besitzer und den Leser zu achten: !ń ­7=Ć:F?
0>þE.:A6, Ań 727A49Ā:Ł, | Ań 1ĩ :.06:Ċ@7<:A6 92Aĩ 2í8./2Ą.? | A<ć? A>2ĵ? ¢9. CĈ8.;<:, !>6ý?
ž0Ą.. Auf das Epigramm folgt auf den Folien 1–155 ein Euchologion.100
Mit dem Fragepronomen !Ą:<? beginnen auch einige metrische Siegellegenden: Allerdings
wird in diesen im weiteren Verlauf sehr wohl darauf hingewiesen, dass die 0>.CĂ offenbart,
was zu sehen ist, z.B. !Ą:<? @C>.0Ą?, 12Ą7:B@6 ¾ 0>.CĂ, =Ā8F.101

Grabstein, a. 1297: rechte Außenwand des (Haupt)eingangs der Kirche


Nr. TR9) Der in der Stifterinschrift von 1288/89 genannte Abt Matthaios wird auch in einer
weiteren Inschrift erwähnt, die sich auf einem Grabstein befindet, der die längste Zeit an die
Außenmauer rechts des Eingangs in die Kirche angelehnt war. Dabei handelt es sich um ein aus
drei Versen bestehendes Epigramm, auf das die in Prosa wiedergegebene Datierung folgt.
Aufgrund dieser Datierung weiß man, dass sich die Inschrift auf den 1. November 1297 be-
zieht.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

µ:5þ12 72ĵA.6 AŃ: 9<:.@AŃ: Aą 78Ā<?,


269:Ă@A<B 7AĄA<><? 7B><Ľ .A5.Ą<B
7.ă 7.540<B9Ā:<B A2 AĮ? 9<:Į? A.ĈA4?
­: ±A26 ,?F?Ņ, ß:167A6Ń:<? 6.Ņ, <29/>Ą<B .Ņ.
——
1 AŃ: 9<:.@AŃ: Aą 78Ā<?: cf. Theod. Stud. cant. XVIII /Ņ (J. PITRA, Analecta sacra spicilegio Solesmensi,
parata, I. Paris 1876, 377): !ą: CF@AĮ>. AŃ: CF@A+>F: 9<:.@AŃ: Aą 9*0. 78*<? Aą: @<Cą: ¥:AK:6<: 7.ă
7.5404Aā: ¾9Ń: 9*06@A<:, 12ĽA2 …; cf. etiam v. 3 epigramm. in ecclesia S. Athanasii in urbe Mak-
rinit(i)sa (ĺ no. GR83): [<9:]4:<1<B7Ć/8.@A<: 9<:.@AŃ: 78Ā<?.
——
1 ¹:5.12 Hasluck. 2 7Ĉ><B Hasluck. 3 A2 omisit Rizos.

Hier liegt der Ruhm der Mönche,


des unvergesslichen Gründers
und Abtes dieses Klosters Herrn Matthaios.
Im Jahr 6806, der 11. Indiktion, 1. November (= 1297).
Text: [Patriarch Kyrillos VI.], Š@A<>67ā =2>60>.Cā A<Ľ ­: 6Ā::Ĭ =><271<5Ā:A<? DF><0>.C67<Ľ =Ą:.7<? AĮ?
920þ84? >D6@.A>.=Ą.? š7<:Ą<B. Ľ: =>ŃA<: AĈ=<6? ­71<52ĵ@.. µ: Ań .A>6.>D67ń !B=<0>.C2ĄŁ. µ: ±A26 1815,
46f. (mir nicht zugänglich).– RIZOS, .==.1<767þ 133 LEBIDES, ȂȠȞĮ઀ 157.– BEES, Inschriftenaufzeichnung 64.–
HASLUCK, Christianity II 382 (Nr. III).– EYICE, AkmanastÕr 167.

Lit.: BELKE, Galatien und Lykaonien 235.

Die knappe Grabinschrift gibt darüber Auskunft, dass der Abt des Klosters Matthaios am 1.
November 1297 starb. Er wird als Ruhm der Mönche (AŃ: 9<:.@AŃ: Aą 78Ā<?) apostrophiert,
mit einer Bezeichnung also, die Theodoros Studites als erster für den großen Mönchsvater An-
tonios verwendete (vgl. Testimonienapparat). Überraschend oft begegnet die Bezeichnung in
einem Verzeichnis der Bischöfe und Patriarchen von Konstantinopel, das dem zeitgenössischen
Ephraim zugeschrieben wird.102 Matthaios wird in Vers 2 7AĄAF> genannt, doch bezieht sich

—————–
100
A. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, .B><0<>1þA26<? 6/86<5Ă74 ÜA<6 02:67ą? =2>60>.C67ą? 7.Aþ8<0<? AŃ: ­: A.ĵ?
:ý Aā: :.A<8ā: /6/86<5Ă7.6? 2î>6@7<9Ā:F: ®884:67Ń: D26><0>þCF:, I. Konstantinopel 1884, 80.
101
Vgl. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 40; allgemein zu ähnlichen Formeln H. HUNGER, Der homo byzantinus und das
Bleisiegel. DOP 46 (1992) (= CUTLER – FRANKLIN, Homo Byzantinus) 118f.
102
I. Bekker, Ephraemius (CSHB). Bonn 1840, 387 (v. 9669), 403 (v. 10058), 413 (v. 10301), 417 (v. 10390).
Türkei (Nr. TR9–TR10) 529

diese Bezeichnung auf die Erneuerung und (Neu)ausstattung der bereits im 11. Jahrhundert oder
früher entstandenen Kirche.103
Der metrische Teil der Inschrift besteht aus drei prosodielosen Zwölfsilbern mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen. Wie Bees richtig feststellte,104 wären in den Versen 2–3 Nominative
als Äquivalent zu Aą 78Ā<? anstatt Genitiven zu erwarten.

AKROÏNOS ĺ AFYON (KARAHISAR)

ALANYA

Steinplatte (115 × 18 cm), a. 1199: Arkeoloji Müzesi


Nr. TR10) Die im Jahr 2007 bei Bauarbeiten entdeckte, in einen modernen Brunnen ver-
mauerte Kalksteinplatte ist in zwei Teile zerbrochen, die sich aber gut zusammenfügen lassen.
Die Platte ist von einer eingeritzten, teilweise akzentuierten, über drei Zeilen laufenden Majus-
kel-Inschrift bedeckt. Aufgrund von Zerstörungen auf der linken Seite ist jeweils der Beginn der
drei Zeilen verloren. Kiourtzian, der die Inschrift vor kurzem bekannt machte,105 entging jedoch,
dass es sich um Verse handelt. Aufgrund der Anlage des Textes ist zu vermuten, dass der in
continuo angebrachte Epigrammtext ursprünglich aus sieben Versen bestand, woran am Ende
die Datierung nach Weltjahr und Monat angefügt war. Vielleicht bestand das Epigramm auch
aus acht Versen, da es aufgrund der Platzverhältnisse möglich ist, dass zwischen Vers 5 und
Vers 6 ein weiterer, heute nicht mehr erhaltener Vers stand. Somit kann man annehmen, dass
die Steinplatte ursprünglich zumindest 170 cm lang war bzw. dass heute zumindest ein Drittel
verloren ist.
Während die Buchstaben besonders in den ersten Zeilen mit teilweise recht großzügigem
Abstand voneinander angebracht sind, sind sie in der dritten Zeile sehr eng geschrieben; man
erkennt dort auch mehr Abkürzungen und Ligaturen. Dies dürfte, wie in vielen anderen Fällen
auch, dadurch bedingt sein, dass der Graveur fürchtete, mit dem noch vorhandenen Platz auf
dem Stein nicht sein Auslangen zu finden.
Die Datierung am Ende der Inschrift weist in das Jahr 1199.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[………………………………
7.Aĩ] ­=61><9ý? AŃ: /.>/þ>F: CB8þAA26:
7.ă 7.A<DB>2ĵ: =Ć8[6: ……………
……………… AŃ:] î=2:.:AĄF:
5 A<ĽA< @=2Ĉ@.? =Ā=<672: =<88<Ľ 0ý> =Ć5<B
[………… 7].8<B9Ā:<B <ô ¾ 78Ă>.
A<ĵ? 784>(<:Ć9<6?) =þ8(6:) 2ß? 784><BD(Ą.:)
±A<B? ,OE4Ņ, 94:ă 27(29/>ĄŁ).
——
2 cf. Nic. Chon. hist. 12,6 (VAN DIETEN): Ý: 0ý> Aý? AŃ: /.>/þ>F: ­=61><9ý? CB8.AAĆ92:<? …
——
2 [7.Aĩ] supplevi. ­=61><9ý? scripsi: C inscr. 3 7.ă scripsi:  inscr. 7.A<DB>2ĵ: scripsi:
!!&$" inscr. =Ć8[6: ?] supplevit Kiourtzian. 4 [A]Ń: legit et supplevit Kiourtzian. 5 =Ā=<672:
scripsi: =2=<(Ą)472: Kiourtzian. 6 7.8<B9Ā:<B legit Kiourtzian. 6–7 ½78Ă>.A< ß? 78Į>(<:) Ševþenko (cf.
KIOURTZIAN, Seldjouks 245, n. 3).

—————–
103
Vgl. EYICE, AkmanastÕr 167; siehe oben S. 526.
104
BEES, Inschriftenaufzeichnung 64.
105
Eine erste Arbeit von Ihor Ševþenko ist unpubliziert geblieben, vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 245, Anm. 3.
530 Türkei (Nr. TR10)

………………………………
gegen die Angriffe der Barbaren zu beschützen
und die Stadt zu befestigen ……………
……………… der Gegner.
5 Dies machte er in Eile, nämlich mit viel Hingabe
………… des genannten, dessen Erbe
den Erben wieder ins Erbe.
Im Jahr 6708, im Monat Dezember (= 1199).
Text: KIOURTZIAN, Seldjouks 245f. (mit franz. Übers.), 247 (Abb. u. Schriftskizze).

Abb.: 88

Das Epigramm stellt wahrscheinlich eine Stifterinschrift dar: Es berichtet von Schutzmaß-
nahmen für die Stadt gegen Angriffe der Barbaren (Vers 2). Das Verbum 7.A<DB>2ĵ: in Vers 3
legt nahe, dass es sich dabei um einen (partiellen) Neubau oder eine Reparatur der Stadtmauern
der in byzantinischer Zeit Kalon Oros106 genannten Stadt Alanya handelte; dieses Werk ging
sehr rasch vonstatten (Vers 5). Der Name des dafür Verantwortlichen ist leider nicht erhalten; er
könnte bereits in der ersten Hälfte des Epigramms genannt worden sein, höchstwahrscheinlich
aber ist sein Name im verlorenen Teil von Vers 6 zu suchen.107
Zum Zeitpunkt der Anbringung der Inschrift (Dezember 1199) befand sich Kalon Oros be-
reits nicht mehr in byzantinischer Hand, sondern stand unter der Herrschaft des Enkels des Kö-
nigs Leon I. von Kleinarmenien, nämlich Ke৘vard (Kyr Vard).108 Aus diesem Grund dachte
Kiourtzian auch daran, in der Lücke von Vers 6 dessen Namen zu ergänzen, und schlug als
Konjektur [- - - 7ć> þ>1.] vor. Wie Kiourtzian richtig feststellte, können mit den Barbaren
(Vers 2) bzw. Gegnern (Vers 4) nur die die lykische und pamphylische Küste bedrohenden Sel-
dschuken gemeint sein, denen es im Jahr 1221 auch gelang, Kalon Oros einzunehmen.109
In den Versen 6–7 liegt ein Wortspiel zwischen 78Ă>., 784><:Ć9<6? und 784><BDĄ.: vor. Es
wird damit wohl der Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass der für die Stiftung der Befestigung
Verantwortliche (vielleicht Ke৘vard) sein Erbe (78Ă>.), d.h. das ihm von Leon I. übergebene
Lehen, seinen Erben wieder als Erbe weiterreichen wird.110
Dass die Inschrift auf Griechisch und nicht auf Armenisch verfasst wurde, ist wohl damit zu
erklären, dass die Stadt trotz der kleinarmenischen Oberhoheit freilich über eine byzantinische
Bevölkerungsmehrheit verfügte und dass die Armenier weitestgehend hellenisiert waren;111
freilich darf auch nicht vergessen werden, dass Griechisch die lingua franca darstellte, der sich
auch andere Völker bedienten.
Wo die Steinplatte mit dem Epigrammtext ursprünglich angebracht war, lässt sich nicht mehr
feststellen. Sie wird wohl irgendwo in die Stadtmauer von Kalon Oros / Alanya eingemauert
gewesen sein, vielleicht aufgrund der Form des Steines oberhalb eines Tores als Türsturz.
Das Versmaß des Epigramms ist der byzantinische Zwölfsilber; aufgrund zahlreicher Ver-
stöße handelt es sich allerdings um prosodielose Zwölfsilber. Zeichen für die eher schlechte
Qualität ist vor allem auch Vers 6, da kein korrekter Binnenschluss nach der fünften oder sie-
benten Silbe vorliegt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Verbalform in Vers 3 ist inschriftlich als
!!&$" überliefert, das in normalisierter Orthographie als 7.A<DB>2ĵ: wiederzugeben
ist. Das zugrunde liegende Verbum ist 7.A<DB>ĀF, das als Nebenform zu geläufigem
7.A<DB>ĆF112 bislang nicht belegt ist. In Vers 5 ist inschriftlich  überliefert; Kiour-
—————–
106
Zum Ort in byz. Zeit HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien II 587–594.
107
Vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 253.
108
Vgl. HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 132, II 587; KIOURTZIAN, Seldjouks 251f.
109
Vgl. HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 133, II 587f.; KIOURTZIAN, Seldjouks 248f., 252, 253.
110
Vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 250f.
111
Vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 253.
112
Vgl. LSJ, L; bei Kr 7.A<DB>Ċ:F.
Türkei (Nr. TR10–TR11) 531

tzian, der  gelesen haben wollte,113 korrigierte den inschriftlichen Befund insofern,
als er ein Iota hinzufügte (=2=<(Ą)472:), um eine korrekt gebildete Perfektform zu erhalten. Die-
se Korrektur ist aus zwei Gründen abzulehnen: Die Form ohne Eta ist auch an anderer Stelle
überliefert, nämlich in einer Urkunde des konstantinopolitanischen Patriarchatsregisters von
1356: 2ß 1ÿ ­820D52Ą4 A<ĽA< =2=<67ĉ? … („wenn aber einer überführt werde, dass er das getan
habe …“).114 Ergänzt man so wie Kiourtzian eine weitere Silbe, dann ist auch kein korrekter
Binnenschluss mehr gegeben; außerdem würde der Vers dann aus 13 Silben bestehen. Das No-
men 78Ă>. am Ende von Vers 6 ist sonst nur in ähnlichen (v.a. Urkunden) und volkssprachlich
stilisierten Texten zu finden.115
Auch dies ist ein Indiz dafür, dass das Epigramm vor Ort in Auftrag gegeben und nicht ein
professioneller Dichter von außerhalb herangezogen wurde. Auch stand nicht der byzantinische
Kaiserhof hinter der Initiative, da im späten 12. Jahrhundert die Staatsgewalt am Kollabieren
war und Kalon Oros / Alanya bereits – wie erwähnt – nicht mehr unter byzantinischem Einfluss
stand.116

ALAùEHIR

(*)Steinplatte (?) (verloren ?), a. 1308–1320 ?


Nr. TR11) Die vermutlich auf Stein angebrachte, heute verschollene Inschrift befand sich
einst in Alaúehir, dem antiken und byzantinischen Philadelpheia in Lydien. Auf der vom briti-
schen Konsul in Smyrna (1703–1718), William Sherard, im frühen 18. Jahrhundert angefertig-
ten Schriftskizze (im Cod. British Library, Add. 10101, fol. 19r)117 ist zu erkennen, dass die
Inschrift in nicht akzentuierter Majuskel ausgeführt war. Dass es sich um Verse handelt, wurde
erstmals von Papadopoulos-Kerameus festgestellt.118 Anhand der Schriftskizze ist auch zu se-
hen, dass pro Vers je eine Zeile bestimmt war, wobei die Inschrift schon zu Sherards Zeiten
nicht mehr vollständig gelesen werden konnte. Insgesamt dürfte sie aus acht Versen bestanden
haben.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund prosopographischer Angaben, auf die noch einzugehen
ist.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<BAĮ>. C.61(>)ą: 9<8Ĉ:AŁ 2@=ĆAĬ


±@A4@2 2Ć84=A<? ­7 AŃ: 7>4=Ą1F:
=41.86<ĽD<? #68.128CĀF: @7þC<<B>?
.8.6<8[Ć0F:] D>B[@ą? Ý852:] C[5]Ć:[F?]
5 =>ą<?> ¥:1><:[Ą7]<B [7.ă] 6D.ā8 [1]2@=ĆA[F:]
7.ă =.6[1ą?] .íA<Ľ =><@C6(8<Ľ?) ¥:[1><:]Ą7[<B]
¾ D2ă> 1ÿ @B:Ă>04@[2 …………]<B
128C61<Ľ =Ā8<:(A<?) <ß.7<@A(>)ĆC<B.
———
3 cf. Euseb. Caes. de laud. Const. 12,8 (HEIKEL) (de Deo): è 1ÿ AŃ: ¾:ĄF: ­=268499Ā:<? 2í52ĄĤ =2>.Ą:26,
=.A>67ń :2Ĉ9.A6 Aą 9Ā0. A<Ľ @Ĉ9=.:A<? 7Ć@9<B =41.86<BDŃ: @7þC<?.
—————–
113
Vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 247 (Schriftskizze).
114
J. KODER – M. HINTERBERGER – O. KRESTEN, Das Register des Patriarchats von Konstantinopel. 3. Teil: Edition
und Übersetzung der Urkunden aus den Jahren 1350–1363 (CFHB XIX/3). Wien 2001, Nr. 215,195f. Zu ähnli-
chen Formen vgl. G. HORROCKS, Greek. A History of the Language and its Speakers. Chichester 22010, 283, 302,
359.
115
Vgl. LBG s.v., Kr s.v.
116
Vgl. KIOURTZIAN, Seldjouks 246, 250.
117
Abgedruckt bei PETZL, Philadelpheia 110; vgl. M. CRAWFORD, William Sherard and the Prices Edict. Revue
numismatique, 6e série, 159 (2003) 83–107.
118
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 489f.
532 Türkei (Nr. TR11)

———
2 52Ć84=A<? Papadopoulos-Kerameus. 7>4=Ą1F: scripsit Papadopoulos-Kerameus: & (?)
inscr., 7>4=[Ă]1F: CIG, Grégoire. 3 #68.128CĀF: (cf. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 490): ½[1ĩ]
128C2Ń: CIG. @7þC<B? correxerunt Papadopoulos-Kerameus et Grégoire, Note (p. 516): C#C (?)
inscr., @[A]ĄC<? CIG, @7<.>C<(B)? Petzl. 4 .8.6<8[Ć0F:] supplevit Grégoire. D>B[@ą?] supplevit Gré-
goire, Recueil Asie Mineure: D>B[@ą:] Grégoire, Note (p. 517). [Ý852:] supplevit Grégoire, Recueil Asie
Mineure. C[5]Ć:[F?] supplevit Grégoire, Recueil Asie Mineure: ¡[C5]<:[<: ±DF:] Grégoire, Note (p.
517). 5 =>ą<?>: =>ą CIG, =>ą[?] Grégoire, Petzl. ¥:1><:[Ą7]<B supplevit CIG. [7.ă] correxerunt Grégoire
et Petzl: ! inscr. ?, A[<Ľ] CIG. [1]2@=ĆA[F:] supplevi: [1]2[@=]Ć[A<B] CIG, [1]2@=ĆA[<B] alii. 6 [=].6[1ą?]
Grégoire, Recueil Asie Mineure: [=].[A>ą?] Grégoire, Note (p. 517). =><@C6[8<Ľ?] et =><@C6(8<Ľ?) Gré-
goire: =><@C6[8Į] CIG. ¥:[1><:]Ą7<B Grégoire, Recueil Asie Mineure: [@B:]7[.5Ā1><B] Grégoire, Note
(p. 517). 7 @B:Ă>04@[2] supplevit CIG: @B:Ă>04@[2 A<Ľ …] Grégoire, Recueil Asie Mineure. 8
[=]Ā8<:[A<?] Grégoire: (!C) (?) inscr., [5Ā]8<:[A]<[?] CIG.

Das strahlende Baptisterium für den unbefleckten Herrn


ließ Theoleptos von Grund auf errichten,
der Steuermann des Schiffes der Philadelphier.
Gold der Palaiologen kam reichlich
5 vonseitender Herrscher Andronikos und Michael
und dessen geliebten Sohnes Andronikos.
Die Hand des ………… aber wirkte mit,
der Neffe des Steuerwenders ist.
Text: CIG IV 347f. (Nr. 8758 [mit Schriftskizze]).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 490 (Nr. 60 [vv. 1–
3]).– GRÉGOIRE, Note 514f. (mit Schriftskizze).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 125 (Nr. 343bis).– PETZL, Phi-
ladelpheia 110 (Nr. 1534 [mit deutsch. Übers.]).

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 111 (Nr. 169).– AHRWEILER, La région de Philadelphie 184.– MERKELBACH
– STAUBER, Steinepigramme I 489.

Die Verse stellen eine metrische Bauinschrift dar. In den Versen 1–2 erfährt man, dass Theo-
leptos ein 8<BAĂ> errichten ließ; dahinter verbirgt sich wohl – wie schon früher festgestellt wur-
de119 – ein Baptisterium.120 Dies fügt sich insofern gut, als Sherard mitteilte, dass sich die In-
schrift inter aedes Turcae [Turci Petzl] prope templum S. Iohannis befand,121 wobei mit temp-
lum D. Iohannis wohl eine dem Johannes Prodromos geweihte Kirche gemeint ist. Das Adjektiv
C.61>Ć? in Vers 1 könnte – wenn es sich um mehr als ein bloß rhetorisches Epitheton handelt –
darauf hinweisen, dass das Gebäude in „strahlendem“ (d.h. weißem) Marmor gestaltet oder mit
transparenten Mosaiken geschmückt war. In Vers 3 wird der Stifter Theoleptos als =41.86<ĽD<?
#68.128CĀF: @7þC<<B>? (Steuermann des Schiffes der Philadelphier) bezeichnet. Nach Pa-
padopoulos-Kerameus und Grégoire handelt es sich dabei um eine Umschreibung des Bischofs
von Philadelpheia.122 Dies ist zweifellos richtig, da @7þC<? als Synonym für Kirche (­7784@Ą.)
auch an anderer Stelle belegt ist.123 Theoleptos, von 1283/84 bis 1322 Metropolit von Philadelp-
heia und glühender Antiunionist, ist auch aus anderen Quellen bekannt und war auch selbst
schriftstellerisch tätig.124 Den Versen 4–6 dürfte zu entnehmen sein, dass das Baptisterium
durch die Palaiologen – eigentlich durch deren Gold (D>B@Ć?) – finanziert wurde. In den beiden
abschließenden Versen erfährt man, dass der Neffe (128C61Ć?) des Theoleptos bei der Stiftung
unterstützend mitwirkte. Auch dieser ist aus anderen Quellen – wenn auch nicht namentlich –
bekannt. Manuel Gabalas (Matthaios von Ephesos) berichtet, dass sich dieser, nachdem er
—————–
119
CIG IV 348.
120
Zu 8<BAĂ> in der Bedeutung „Baptisterium“ vgl. L s.v. C.; s.a. Ch. DELVOYE, Baptisterium. RbK I (1966) 461.
Alternativ ist freilich auch an einen Brunnen zu denken, vgl. AHRWEILER, La région de Philadelphie 184.
121
CIG IV 347; PETZL, Philadelpheia 110.
122
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 490; GRÉGOIRE, Note 516.
123
Vgl. L s.v. @7þC<? 1.
124
Vgl. PLP # 7509; A.-M. T[ALBOT], Theoleptos. ODB 3, 2056f.; SIDERAS, Grabreden 252f.; SINKEWICZ, Theolep-
tos of Philadelpheia 1–25.
Türkei (Nr. TR11) 533

Mönch geworden war, zu einem negativen Charakter wandelte und u.a. Geld unterschlug.
Nachdem er exkommuniziert worden war, gelang es ihm, sich beim Kaiser (Andronikos II.) das
Mandat für die Administration der patriarchalen Rechte in Philadelpheia zu erschleichen.125
Wie ist nun das Epigramm zu datieren? In der bisherigen Literatur herrschte Konsens dar-
über, dass der in Vers 5 genannte Andronikos Kaiser Andronikos II. Palaiologos sei, der von
1282 bis 1328 regierte. Ebenso wurde befunden, dass A[<Ľ] 6D.ā8 im selben Vers nichts ande-
res bedeute, als dass Andronikos der Sohn des Michael (Kaiser Michael VIII. Palaiologos) sei.
Grégoire und Petzl setzen jedoch anstatt A[<Ľ] die Konjunktion [7.ă] in den Text und deuteten
die Stelle dahingehend, dass Andronikos (II.) und (sein Sohn) Michael (IX.) genannt würden.126
Dies ist inhaltlich betrachtet zweifellos die richtige Korrektur, auch wenn in den bei Grégoire
und Petzl abgedruckten, auf Sherard zurückgehenden Schriftskizzen eindeutig ein Tau zu lesen
ist. Belässt man nämlich A[<Ľ] im Text und identifiziert 6D.ā8 als Michael VIII., dann ist der
in Vers 3 genannte „Sohn“ Andronikos inhaltlich nicht unterzubringen. Auch die Abfolge der
Namen Andronikos – Michael – Andronikos legt den Schluss nahe, dass Andronikos II., sein
Sohn Michael IX. und (der spätere Kaiser) Andronikos III. genannt sind. Demgemäß dürfte am
Ende von Vers 5 auch dem Plural [1]2@=ĆA[F:] anstatt [1]2@=ĆA[<B] der Vorzug zu geben sein.
Als Datierung des Epigramms kommt nun folgende Zeitperiode in Frage: Michael IX. war von
1281 (Krönung jedoch erst 1294) bis zu seinem Tod im Jahre 1320 (Mit)kaiser.127 Sein Sohn
Andronikos, der spätere Kaiser Andronikos III., wurde nicht erst, wie von Grégoire behaup-
tet,128 im Jahr 1325, sondern bereits vor 1313 zum Mitkaiser gekrönt,129 wahrscheinlich irgend-
wann zwischen 1308 und 1313.130 Stimmen die oben, auf teilweise unsicherer Textbasis basie-
renden Beobachtungen, kann das Epigramm somit nur zwischen 1308 und 1320 zu datieren
sein. Grégoire und Petzl datierten die Verse zwischen 1305 und 1320.131
Das Epigramm besteht aus acht Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (B7 in
den Versen 2, 7 und 8). Die Prosodie ist unter Nichtberücksichtigung der Eigennamen eingehal-
ten. Es ist daher gut möglich, dass die Verse von Theoleptos selbst stammen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: =41.86<ĽD<? in Vers 3 ist ein in der Antike nur
schwach belegtes Wort; der früheste byzantinische Beleg stammt von Photios.132 Nicht vor dem
10. Jahrhundert belegt ist auch 128C61Ć? (Vers 8) in der Bedeutung „Neffe“.133 Grégoire
schloss die Lücke in Vers 4 durch die Ergänzung des Verbums Ý852:. Die Form ist grammatika-
lisch-syntaktisch, inhaltlich sowie prosodisch akzeptabel, dennoch aber zu gewagt, um definitiv
in den Text übernommen zu werden. Am Beginn von Vers 5 ist entgegen der inschriftlichen
Überlieferung nach  ein Sigma zu ergänzen, da nur =>Ć? (+ Genitiv) in der Bedeutung
„vonseiten“ belegt ist.134 Grégoire bot als mögliche Ergänzungen für die Lücke in Vers 7 [A<Ľ
494A>Ą]<B und [A<Ľ 674CĆ>]<B an.135

—————–
125
Vgl. SINKEWICZ, Theoleptos of Philadelpheia 16.
126
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 126; PETZL, Philadelpheia 111.
127
Zu Michael IX. siehe jetzt auch den Aufsatz von A. KOZANECKA-KOZAKIEWICZ, Michael IX Palaiologos. BSl 70
(2012) 200–220, der allerdings der historischen Bedeutung des Palaiologen nicht voll gerecht wird.
128
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 126.
129
Vgl. PLP # 21437 (richtige Datierung unter B[eruf, Titel], unter L[ebensumstände] ist die veraltete Datierung
1325 stehen geblieben).
130
Vgl. A.-M. T[ALBOT], Andronikos III Palaiologos. ODB 1, 95.
131
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 125; PETZL, Philadelpheia 110.
132
Vgl. LBG s.v.
133
Vgl. LBG s.v.
134
Vgl. LSJ s.v. A.
135
GRÉGOIRE, Note 518.
534 Türkei (Nr. TR12)

ALTINTAù KÖYÜ

(Fragment eines) Steinblock(s) (166 × 34 cm), 9.–11. Jh. ?


Nr. TR12) Das in AltÕntaú Köyü, dem antiken und byzantinischen phrygischen Soa,136 ge-
fundene, mit Ornamenten verzierte Steinfragment aus grauem Marmor dürfte zum Templon
einer Kirche gehört haben;137 es weist Ähnlichkeiten mit jenem Templonepistylbalken auf, der
sich heute im Archäologischen Museum von Antalya befindet (ĺ Nr. TR23). Es handelt sich
daher nicht – wie mitunter früher behauptet – um das Fragment eines Sarkophages,138 auch nicht
um das Fragment eines Türsturzes.139 Oberhalb der Ornamente sind die Reste einer Majuskel-
Inschrift zu lesen, wobei man entdeckt, dass diese metrisch ist. Vollständig erhalten ist Vers 1,
ebenso die ersten fünf Silben von Vers 2.
Feissel datiert das Steinfragment aufgrund des Stils der Ornamente und der Metrik nicht vor
dem Jahr 1000.140 Doch ist die Datierung, wie noch zu zeigen sein wird, vielleicht durchaus
weiter zu fassen.
Die Reste des Epigramms sind folgendermaßen wiederzugeben:

¹126;2: ±>0<: ½08.G@9Ā:<: =Ć5<?,


ê =><@52ĦA.6 […………………].
——–
1 cf. v. 5 carm. Ign. Diac., ed. C.F. MÜLLER, BZ 3 (1894) 521: ¹>0<: C*>6@A<: ½08.G@9*:<: =I526; cf.
etiam v. 1 epigramm. in cruce (s. X/XI) in museo in urbe Genf, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und
Objekten der Kleinkunst, no. Me102: ¹>0<: CĀ>6@A<: ­7 =Ć5<B 020<:ĆA..
——–
1 ¾08.G@9Ā:<: Pallis. 2 [=Ħ? A6? .å:<: ­=6CĀ>F:] proposuit SEG.

Sehnsucht zeigte ein glänzendes Werk,


das betrachtet …………………
Text: BUCKLER, Monuments 33 (Nr. 248) u. Abb. 9.– SEG 6 (1932) 29 (Nr. 150).– MERKELBACH – STAUBER,
Steinepigramme III 278 (Nr. 16/31/98 [mit deutsch. Übers.]) u. Abb.– FEISSEL, Chroniques 117 (Nr. 364 [v. 1]).–
PALLIS, Inscriptions 765f., 785 (Nr. 26).

Abb.: 89

Wie bereits oben erwähnt, stellte Feissel richtigerweise fest, dass sich die Inschrift auf das
Templon einer Kirche bezieht. Dafür sprechen nicht nur stilistische Gründe hinsichtlich der
Ornamente des Marmorblocks, sondern auch der Inhalt des Epigramms. Vers 1 erinnert an den
Beginn der Inschrift auf dem bereits erwähnten Templonepistylbalken im Archäologischen Mu-
seum in Antalya (ĺ Nr. TR23): ¹>0<: CĀ>6@[A]<: A.=26:<Ľ šFþ::<B.
Was die Datierung des Epigramms angeht, so sind folgende Punkte in Betracht zu ziehen:
Zunächst dürfte, den Abbildungen des Marmorfragments bei Buckler und Merkelbach – Stauber
nach zu schließen, die Inschrift ohne Akzente und Spiritus überliefert sein, was in der Regel
gegen eine Datierung nach dem 11. Jahrhundert spricht. In das 11. Jahrhundert weist nicht nur
die erwähnte Parallele aus Antalya, sondern auch die Lexikographie: Das seltene =><@52þ<9.6
in Vers 2 ist nur hier, bei Michael Psellos und später im so genannten byzantinischen Alexan-
dergedicht (14. Jh.) überliefert.141 Das Wort könnte somit im 11. Jahrhundert in den Sprachge-
brauch gekommen sein. Für eine frühere Datierung, nämlich in das 9. Jahrhundert, spricht die
im Testimonienapparat zitierte Parallele bei Ignatios Diakonos, für eine Datierung in das 10./11.
—————–
136
BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 385f.
137
Vgl. FEISSEL, Chroniques 117; PALLIS, Inscriptions 785.
138
So noch MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III 278.
139
So BUCKLER, Monuments 32.
140
FEISSEL, Chroniques 117.
141
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR12–TR13) 535

Jahrhundert schließlich das ebenfalls zitierte Epigramm auf dem Bronzekreuz des Leon Da-
mokranites aus Genf.
Das Epigramm bestand ursprünglich aus zumindest zwei byzantinischen Zwölfsilbern. Die
Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, auch die Gesetze der Prosodie sind eingehalten. =Ć5<? am
Ende von Vers 1 ist natürlich kein Eigenname bzw. der Name des Architekten, wie im SEG und
bei Merkelbach – Stauber gemutmaßt wurde, sondern ein in Stifterepigrammen zahlreich ver-
wendeter Terminus. Im verlorenen Teil von Vers 2 könnte der Kirchbesucher bzw. Betrachter
des Templons genannt worden sein. Die im SEG vorgeschlagene Ergänzung ist zwar inhaltlich
plausibel, muss aber abgelehnt werden, weil sie eine überschüssige Silbe aufweist.

AMASEIA ĺ AMASYA

AMASYA

Steinblock (70 × 110 cm), 10./11. Jh.: Fethiye Camii


Ein in das Minarett der Moschee von Amasya, dem byzantinischen, im Pontus gelegenen
Amaseia, vermauerter Steinblock ist sowohl auf seiner westlichen als auch auf seiner nördlichen
Seite mit einer eingeritzten, teilweise akzentuierten Majuskel-Inschrift versehen.142 Während die
nördliche Inschrift im Jahr 1963 von C. Mango und I. Ševþenko noch ganz gut gelesen werden
konnte, dürfte die westliche Inschrift schon damals nicht mehr zu sehen gewesen sein;143 heute
sind beide Inschriften hinter einer neueren Vermauerung fast vollständig verschwunden. Das
Besondere an den beiden Inschriften ist Folgendes: Die von Cumont – mit Ausnahme des Be-
ginns – noch fast vollständig gelesene Inschrift der Westseite ist im elegischen Distichon abge-
fasst; die Inschrift der Nordseite, von der heute noch die ersten beiden Zeilen sichtbar sind, be-
steht aus Hexametern.
Was die Datierung der beiden Inschriften angeht, so stammen sie nicht – wie bis zuletzt an-
genommen – aus dem 4. oder 5. Jahrhundert,144 sondern sind aufgrund paläographischer Über-
legungen – Stichwort „byzantinische Auszeichnungsmajuskel“ – um das Jahr 1000 zu datie-
ren.145
Nr. TR13) Das aus elegischen Distichen zusammengesetzte Epigramm auf der Westseite des
Minaretts lautet wie folgt:

[………………………………]
7.[……………………………]
=40ý? :4[>ý? Ü0.0ĩ] ­=ă 3.5Ā<B .@68Į<?
îEĆ><C<: AĀ92:<? Û1ĩ à2>ā 7.5Ā1>4
5 ­@Aă 7.8<ĵ? A<ĵ? ¡:52@6 7Ă=F: 08.<7þ>=F:
@AĀ99.@6: ö? 5.82><ĵ? .ß2ă A2>=<9Ā:4.
–––
3 cf. v. 9 epigramm. in urbe Selçuk (ĺ no. TR111) (de ecclesia S. Ioannis Theologi)[ï1F>] =><@þ;.6
Ań1[2] Ań 52ĄŁ 1Ć9Ł. 4 alludit ad Od. 7,115 (= 11,589): 948Ā.6 08.Ć7.>=<6; cf. etiam Nic. Chon. hist.
634,71sq. (VAN DIETEN): =.>þ126@<6 2í5.82ĵ? 26>>ĈA<6? :þ9.@6 08.Ć7.>=<6, îEĆ><C<6 1Ć9<6 …
–––
3 :4[>ý? Ü0.0ĩ] suppleverunt Anderson – Cumont – Grégoire. ­=ă scripserunt Anderson – Cumont – Gré-
goire (in nota):  inscr. .@68Į<? scripsi ut proposuit Mango: /.@68Į<? Anderson – Cumont – Gré-
goire.
—————–
142
Den Hinweis auf diese Inschriften verdanke ich Cyril Mango, der mir auch das Manuskript zu MANGO, Homeric
Inscription noch vor Drucklegung zur Verfügung stellte.
143
Vgl. MANGO, Homeric Inscription 70.
144
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme II 378.
145
Vgl. MANGO, Homeric Inscription 71ff.
536 Türkei (Nr. TR13–TR14)

………………………………
………………………………
führte er die heiligen Quellen an des göttlichen Basileios
hochdachige Kirche heran. Dieser heilige Sitz
5 erfreut sich immer an den schönen Blüten der glänzende Frucht tragenden Gärten
wie an blühenden Kronen.
Text: J.G.C. ANDERSON – F. CUMONT – H. GRÉGOIRE, Recueil des inscriptions grecques et latines du Pont et de
l’Arménie. Fasc. I (Studia Pontica III). Brüssel 1910, 127f. (Nr. 102 [mit Schriftskizze]).– MANGO, Homeric Inscrip-
tion 67, 72 (Abb. 2 [Schriftskizze]).

Nr. TR14) Das Hexameterepigramm, bei dem pro Hexameter zwei Zeilen vorgesehen sind,
lautet folgendermaßen:

í :ĀC<?, <ñAĩ D8ć? ­=6=Ą8:.A.6, 88ý 9þ8ĩ .ã5>4


=Ā=A.A.6 ::ĀC28<? 82B7ā 1ĩ ­=61Ā1><92: .ã084
AŃ6 ±:6 AĀ>=<:A.6 C68<9þ>AB>2? Û9.A. =þ:A.
7.ă 2ą? îE69Ā1F: 2ă Ě 5Ā96? ­;B9:2ĵA.6
5 ê? 7Ĉ16@A<: ±5472 Aą: ±:52<: >D62>Į..
—–
1–3 alludit ad Od. 6,43–46: … <ñA’ :*9<6@6 A6:)@@2A.6 <ñA2 =<A’ ë9/>Ł | 12J2A.6 <ñA2 D6ĉ: ­=6=,8:.A.6,
88ý 9)8’ .ã5>4 | =*=A.A.6 ::*C28<?, 82B7ā 1’ ­=61*1><92: .ã084 | Ań ±:6 A*>=<:A.6 9)7.>2? 52<ă Ü9.A.
=):A..

Weder Wolke noch Dunst legt sich über (dich), sondern ganz reine wolkenlose Luft
ist (über dir) ausgebreitet, ein weißer Schimmer liegt darüber.
Daran erfreuen sich die Freunde der Märtyrer alle Tage,
und Gott, der in der Höhe herrscht, wird immer, wie es Sitte ist, besungen,
5 der den verehrtesten, gottbegnadeten Erzpriester eingesetzt hat.
Text: R. MERKELBACH – J. STAUBER, Epigramme aus Sinope und Amaseia. EA 33 (2001) 76 (Nr. 7 [v. 1, mit
deutsch. Übers.]) u. Abb.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme II 378 (Nr. 11/07/15 [v. 1, mit deutsch.
Übers.]).– MANGO, Homeric Inscription 68 (mit engl. Übers.), 69 (Abb. 1).

Abb.: 90

Beide Epigramme beziehen sich auf eine hochgebaute Kirche (Nr. TR13, Vers 4: îEĆ><C<:
AĀ92:<?), den Vorgängerbau der heutigen Moschee; die Kirche dürfte dem heiligen Basileios,
dem Stadtpatron von Amaseia, geweiht gewesen sein.146 Der Garten der Kirche, an die auch
eine Wasserleitung herangebaut wurde147 – wenn die Konjektur in Epigramm Nr. TR13, Vers 3
richtig ist148 –, wird als locus amoenus geschildert.149
Beide Epigramme bestehen aus qualitätvollen Hexametern bzw. Pentametern, in denen die
klassischen Regeln berücksichtigt werden. Die Wahl dieser Versmaße dürfte – wie auch in ähn-
lichen Fällen – dadurch bedingt gewesen sein, dass der Stifter etwas besonders Gelehrtes schaf-
fen wollte, um seine Stiftung von anderen abzuheben. Der Autor der Epigramme muss eine
gelehrte Person gewesen sein, die auch ganz bewusst das Hexameterepigramm Nr. TR14 einer
Passage in Homers Odyssee nachempfand: Mango vermutet dahinter Niketas, der als Bischof
von Amaseia um das Jahr 1000 belegt ist150 und wahrscheinlich auch der 7Ĉ16@A<? … ±:52<?
—————–
146
Vgl. MANGO, Homeric Inscription 70.
147
Zum Vergleich heranzuziehen ist jenes heute nur mehr in Bruchstücken vorhandene Epigramm aus Selçuk (ĺ
Nr. TR112), das ebenfalls von einer Heranführung des Wassers zur Kirche berichtet.
148
Vgl. MANGO, Homeric Inscription 70.
149
Zu Gärten in byzantinischer Zeit vgl. A. LITTLEWOOD u.a. (Hg.), Byzantine Garden Culture. Washington, D.C.
2002.
150
Vgl. PmbZ # 25790; A. K[AZHDAN], Niketas of Amaseia. ODB 3, 1481.
Türkei (Nr. TR14–TR15) 537

>D62>2Ĉ? in Epigramm Nr. TR14, Vers 5 ist. Als Korrespondenzpartner des Nikephoros Uranos
werden seine anspruchsvollen schriftstellerischen Produkte gerühmt.
Weitere Bemerkungen zu den Epigrammtexten: Das Wort 7.5Ā1>4 in Epigramm Nr. TR13,
Vers 4 weist darauf hin, dass die Stadt Bischofssitz war; in der Bedeutung „Amtssitz“ ist das
Nomen auch im Eparchenbuch belegt.151 Das Adjektiv ::ĀC28<? in Epigramm Nr. TR14, Vers
2 ist grundsätzlich mit nur einem Ny zu schreiben, die Schreibung mit Doppel-Ny wurde hier
allerdings aus metrischen Gründen vorgenommen, wie dies etwa auch dutzendfach in anderen
Hexametergedichten (z.B. bei Nonnos)152 der Fall ist. Auffallend ist auch der Gebrauch der
Perfektformen =Ā=A.A.6 und ­=61Ā1><92: in Vers 2 des Epigramms Nr. TR14, des Weiteren die
Schreibung Û9.A. in Vers 3 – der Spiritus asper ist in der Inschrift klar zu erkennen –, die aber
auch an anderer Stelle zu beobachten ist.153

AMORION ĺ HISAR(KÖY)

ANKARA

Steinblöcke, 9. Jh.: Stadtmauer


Nr. TR15) Die in zwei heute noch vorhandene lange Steinblöcke eingeritzte, nicht akzentu-
ierte Majuskel-Inschrift ist über zwei Zeilen verteilt. Sie befindet sich am oberen Rand der
Stadtmauer, in einer Höhe von ca. 10 Metern,154 rechts des Tors (Demir KapÕ) zur inneren Burg
(øç Kale). Schon sehr früh wurde erkannt, dass die Inschrift ein aus zehn Versen bestehendes
Epigramm darstellt. Heute sind gut drei Viertel verloren; die Lücken können aber auf Basis
früherer Abschriften ergänzt werden. Es ist jedoch festzuhalten, dass die Inschrift nur im 16.
Jahrhundert (im Zuge der Expedition des Ogier Ghislain de Busbecq) vollständig gelesen wer-
den konnte, wie Gruterus’ Edition zu entnehmen ist;155 später, im 19. Jahrhundert, waren ähn-
lich wie heute nur mehr Teile erhalten. Dies wird deutlich, wenn man die Abschrift des Reisen-
den Kinneir betrachtet. Festzuhalten ist auch, dass der Steinblock, der den Rest von Vers 5 und
das Ende von Vers 10 umfasste, noch vor wenigen Jahrzehnten vorhanden gewesen sein dürfte,
wie der Abbildung bei Mango zu entnehmen ist,156 heute aber verloren sein dürfte, wenn man
die Photos in der Publikation von French157 betrachtet und sich in situ auf die Suche nach der
Inschrift begibt.158 Dabei ist auch auffallend, dass die zwei von Mango aufgenommenen Stein-
blöcke inmitten der Mauer angebracht sind, wie dies auch im 19. Jahrhundert der Fall gewesen
sein dürfte.159 Der auf dem Photo bei Mango abgebildete linke Steinblock befindet sich heute
jedoch ebenso wie jener Steinblock, in den das Ende von Vers 3, der Beginn von Vers 4, das
Ende von Vers 8 und der Beginn von Vers 9 eingeritzt sind, an der Spitze der Mauer. Die Ver-
änderung der Lage der Steinblöcke wird sich nur durch moderne Ausbesserungsarbeiten an der
Stadtmauer erklären lassen. Bemerkenswert ist, dass in der von D’Orbeliani während des Ersten
Weltkrieges angefertigten Schriftskizze der Inschrift drei Steinblöcke vorhanden sind, die mit
Inschriften versehen sind. Es ist daher unter Umständen daran zu denken, dass der „verlorene“
Steinblock jener ist, der heute rechts von den beiden erhaltenen Steinblöcken vermauert ist; es

—————–
151
Vgl. LBG s.v. 7.5Ā1>..
152
Vgl. TLG s.v. ::2C. So bereits auch im zitierten Vers Od. 6,45.
153
Z.B. bei Theodoros Metochites, vgl. TLG. Laut MANGO, Homeric Inscription 68 bedingt durch das gebräuchli-
chere ¾9Ā>..
154
D’ORBELIANI, Inscriptions 25: „thirty feet above the ground“.
155
S.a. MORDTMANN, Marmora Ancyrana 13.
156
MANGO, Epigraphy II 136 (Taf. 21).
157
FRENCH, Inscriptions 197.
158
Vgl. auch FRENCH, Inscriptions 196: „Three blocks of which one – the end block on the r[ight] – is not inscribed“.
159
Vgl. HAMILTON, Researches II 427: „on two stones inside the wall of the inner Citadel“.
538 Türkei (Nr. TR15)

sind darauf zwar keine Spuren von Inschriften zu entdecken, aber diese könnten ja schon so
stark verwittert sein, dass sie nicht mehr entziffert werden können.
Zu datieren ist das Epigramm ins 9. Jahrhundert. Diese Chronologie erklärt sich folgender-
maßen: In der Nähe der vorliegenden Inschrift befand sich eine weitere, die ebenfalls metrisch
ist (ĺ Nr. TR16).160 Beide nennen einen Kaiser Michael. Ein Kaiser Michael wird auch in einer
dritten, jedoch nicht metrischen Inschrift erwähnt,161 die unterhalb der beiden Epigramme ange-
bracht gewesen sein soll. Diese dritte Inschrift ist auch datiert (Monat, Tag, Indiktion, Welt-
jahr), wenngleich das Weltjahr am Ende nicht leicht zu lesen war. Grégoire vermutete dahinter
aber das Jahr 6367 und datiert die Inschrift auf den 10. Juni 859.162 Es ist davon auszugehen,
dass die drei in den Inschriften genannten Kaiser Michael identisch sind und dass jeweils Kaiser
Michael III., der von 856–867 selbständig regierte, gemeint ist.163
Paläographisch auffallend sind die antikisierenden Formen von Sigma (in der Form ) und
Omega, die in der Regel nach dem 3. Jahrhundert nicht mehr anzutreffen sind, hier aber offen-
sichtlich eine bewusste antike Reminiszenz darstellen.164 Neben dem antikisierenden Sigma, das
in 2í@2/<B>0ń (Vers 5) verwendet wird, kommt aber auch das für die Zeit übliche Sigma (in der
Form C), etwa in 52<0>þC<6? (Vers 10), vor. Während die Inschrift im Großen und Ganzen in
continuo geschrieben ist, erkennt man vereinzelt Punkte, durch welche die Versenden markiert
sind, so an den Enden der Verse 3 und 8. Daneben ist ein Spatium zwischen den Versen 9 und
10 zu entdecken.
Der Epigrammtext lautet folgendermaßen:

[Ć;.: 920Ą@A4: A<Ľ 2<Ľ 121<>7ĆA2?


±D<:A2? ë99. 7.ă DĀ>.? ­=4>9Ā:.?
ď@.:A2? 2í8<02ĵA2 Aą: =.:A2]>0þA4:
Aą: ß@Dć: ­:1Ĉ<:A. 7.ă 7>þA<? 9Ā0.
5 Ań 2í@2/<B>0[ń 7.ă =<86@Aį 12@=ĆAĬ
¡:.7A6 =6@Ań 6D.ā8 2í2>0ĀAĬ
<à 2ß@6Ć:A2? Aā: =Ĉ84: 7.ă Aā: =Ć86:,
8.82ĵA2 =þ:A. 52ĵ. 121<;.@]9Ā:.
„Ć86? B>Ą<B, D.ĵ>2, 6ĉ: ¾ :Ā.
10 52<0>þC<6? =Ą:.;6: ­0[020>.99Ā:4]“.
——
4–10 cf. Is. 52,1: µ;202Ą><B ­;202Ą><B, 6F:, ±:1B@.6 Aā: ß@Dć: @<B, 6F:, 7.ă ±:1B@.6 Aā: 1Ć;.: @<B,
2><B@.849 =Ć86? ¾ ž0Ą.. 6 alludit ad Agapet., PG 86,1169D (de imp. Iustiniano): … 0Ą:<B A<ĵ? ¢=.@6:
2í2>0ĀA4? 7<6:Ć?; cf. etiam v. 3 epigramm. in museo urbis Pythagoreio (ĺ no. GR106) (de imp. Theophi-
lo): ;ĄF? 1<;þ3[26] @2 Aą: 2í2>0ĀA4:. 8–9 cf. Ps. 86,3: 121<;.@9Ā:. ­8.8Ă54 =2>ă @<Ľ, ¾ =Ć86? A<Ľ 52<Ľ.
9 cf. Zach. 9,9: $.ĵ>2 @CĆ1>., 5Ĉ0.A2> 6F:; cf. etiam Is. 60,14: … 7.ă 7845Ă@Ĭ Ć86? 7B>Ą<B 6F: ž0Ą<B
@>.48. 10 cf. v. 6 epigramm. no. TR16: 52<@AĄ/<6? 8Ą5.;6: ­@A4>609Ā:4.
——–
1–10 lacunas supplevi e Grutero e aliis. 2 ­=Ĭ>9Ā:.? Mai. 3 ď@.:A2? scripsi (cf. GRÉGOIRE, Inscriptions
438): ¢=.:A2? French, ¡>.:A2? alii. 2î8<02ĵA2 Papalexandrou. :A2>0þA4: Mai. 4 7.ă 7>þA<?: 7.>.A<?
Gronovius. 5 2í@2/<B>0ń de Jerphanion (cf. D’ORBELIANI, Inscriptions 25): 2í@2/2ĵ Gruterus, Mai,
@B?2/<B>0F Gronovius, 2í@2/<Ľ[:A]6 Le Bas – Waddington, 2í@2[/2ĵ] CIG. 7.ă =<86@Aį: 7=<B@6ĊAĬ Gru-
terus, Mai. =<86@Aį: [D>6@A]<[9]Ĉ@AĬ CIG, Epigr. Anth. Pal. 12@=ĆA4 Papalexandrou. 6 2í2>0ĀA4 Papale-
xandrou. 7 2ß@6Ć:A2?: 2@6<:A2? Gronovius, 2ß@61Ć:A2? Papalexandrou. 8 8.82ĵA2: .882A2 Gronovius,
8[.]82ĵA2 Le Bas – Waddington, CIG. 9 B>ß<B Papalexandrou. @6<: Gronovius.

Die ihr die größte Herrlichkeit Gottes gesehen


und Auge und Hände erhoben habt,

—————–
160
Zu Interpretation und kulturhistorischer Einordnung der beiden Epigramme siehe RHOBY, Meaning 744–746.
161
Ob diese noch erhalten ist, kann nicht eruiert werden.
162
GRÉGOIRE, Inscriptions 444ff.; s.a. FRENCH, Inscriptions 197.
163
Vgl. IVISON, Urban Renewal 22.
164
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243f.
Türkei (Nr. TR15) 539

preist singend den, der alles wirkt,


der Kraft verleiht und große Macht
5 dem fromm handelnden und die Stadt erbauenden Herrn,
dem gläubigen Herrscher Michael, dem Wohltäter.
Die ihr eintretet durch das Tor und in die Stadt,
spracht von allen göttlichen Ruhmestaten:
„Stadt des Herrn, sei gegrüßt, neues Sion,
10 in von Gott geschriebenen Tafeln verzeichnet“.
Text: GRUTERUS, Inscriptiones II, MCLXI (Nr. 3).– J. GRONOVIUS, Memoria Cossoniana. Leiden 1695, 147 (Nr.
XXVII–XXVIII).– KINNEIR, Journey 543 (Nr. 11–13 [unvollständig]), s.a. 72f.– MAI, Scriptorum veterum nova
collectio V 359 (Nr. 3).– HAMILTON, Researches II 427 (Nr. 137 [unvollständig]).– LE BAS – WADDINGTON, Voyage
archéologique III 428 (Nr. 1803).– CIG III 94 (Nr. 4054 [unvollst.]), IV 365 (Nr. 8794 [mit Schriftskizze]).– Epigr.
Anth. Pal. IV 113 (mit lat. Übers.).– DE JERPHANION, Mélanges 283 (Nr. 55 [mit Schriftskizze]).– GRÉGOIRE, Inscrip-
tions 438 (Nr. I).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 108 (Nr. 151 [vv. 1, 9–10 nach CIG]).– KOUTRAKOU, Propaganda
144, Anm. 466 (vv. 4–6).– FRENCH, Inscriptions 197 (Nr. 80 [mit engl. Übers.]), 196 (Farbabb.).– PAPALEXANDROU,
Echoes 213 (Text 17), s.a. 178 (engl. Übers.).– RHOBY, Meaning 744, Anm. 49 (mit engl. Übers.).

Lit.: PERROT, Exploration 240f. (Nr. 137).– MORDTMANN, Marmora Ancyrana 13.– D’ORBELIANI, Inscriptions 25
(Nr. 1 [Schriftskizze]).– SEG 6 (1932) 14 (Nr. 66).– FOSS, Ankara 79 u. Anm. 191.– MANGO, Epigraphy I 243f., II
136 (Taf. 21).– IVISON, Urban Renewal 22, 39f., Anm. 146, 41, Anm. 168.– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.–
LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 20).– RHOBY, Stadtlob 287.– SERIN, Ankara 1273.

Abb.: LXXIII–LXXIV

Das Epigramm richtet sich an die Besucher der Stadt, die durch das Tor eintreten (Vers 7).
Vielleicht sollte die Inschrift ursprünglich näher bei dem Stadttor angebracht werden, damit sie
tatsächlich auch gelesen werden konnte.165 Die Besucher der Stadt bzw. die Betrachter der In-
schrift werden aufgefordert, angesichts der von Gott inspirierten Wohltaten des Kaisers für die
Stadt die Worte „Stadt des Herrn, sei gegrüßt, neues Sion“ (Vers 9) auszurufen.166 Die „Wohlta-
ten“ für die Stadt beziehen sich offenbar auf Ausbesserungsarbeiten an der Mauer der Zitadelle,
die nach der arabischen Zerstörung von 838 notwendig geworden waren.167 Vers 10 könnte aber
auch darauf hinweisen, dass Kaiser Michael die Bilder in Ankyra restituierte, vielleicht eines
sogar neben dem Tor anbringen ließ, in dessen Nähe auch das Epigramm zu lesen war.168 In der
oben erwähnten nicht metrischen dritten Inschrift, die unterhalb des vorliegenden und folgenden
Epigramms (Nr. TR16) angebracht gewesen sein soll, und in einer weiteren nicht metrischen
Inschrift169 wird auch ein Spatharokandidatos Basileios genannt, der neben Kaiser Michael für
die Arbeiten an der Stadtmauer verantwortlich war. Dieser Basileios ist jedoch höchst-
wahrscheinlich nicht – wie lange angenommen170 – der spätere Kaiser Basileios I., da für diesen
der Titel eines Spatharokandidatos nicht belegt ist. Vielmehr dürfte es sich um einen höheren
Militär, vielleicht aus dem Thema Bukellarion, handeln,171 der Kaiser Michael bei den Ausbes-
serungsarbeiten unterstützte.

—————–
165
Vgl. RHOBY, Meaning 744f. Zur Problematik der Lage der Inschrift siehe oben S. 537–538.
166
Die Anrede $.ĵ>2 ist durch die zitierte bekannte Stelle aus dem Alten Testament bedingt, nicht vergessen werden
darf aber auch die Häufigkeit von D.ĵ>2 (144 Mal) im Akathistos Hymnos, die dem durchschnittlichen Rezipien-
ten der Inschrift wohl vertraut war. Zur D.ĵ>2-Anrede im Akathistos L.M. PELTOMAA, The Image of the Virgin
Mary in the Akathistos Hymn (The Medieval Mediterranean. Peoples, Economies and Cultures, 400–1453 35).
Leiden u.a. 2001, 36–39.
167
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 128; SERIN, Ankara 1273.
168
Vgl. FOSS, Ankara 79.
169
H. GRÉGOIRE, Michel III et Basile le Macédonien dans les inscriptions d’Ancyre. Byz 5 (1929–30) 341.
170
BELKE, Galatien und Lykaonien 66f., 128.
171
Vgl. PmbZ # 953.
540 Türkei (Nr. TR15–TR16)

Das Epigramm besteht aus zehn prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die paroxytone Betonung vor B7 in Vers 3 ist etwas ungewöhnlich, ebenso die pro-
paroxytone Betonung vor B5 in Vers 7.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die epische Form DĀ>.? (Vers 2) wurde wahr-
scheinlich anstatt D2ĵ>.? in den Text gesetzt, um einen schweren Verstoß gegen die Prosodie
(lange siebente Silbe) zu vermeiden.172 Bereits Grégoire meldete Zweifel an, ob das bisher von
allen Editoren am Beginn von Vers 3 in den Text gesetzte ¡>.:A2? richtig ist,173 zumal ja bereits
am Ende von Vers 2 vom Erheben der Hände die Rede ist. Das von Grégoire alternativ vorge-
schlagene ď@.:A2? fügt sich auf jeden Fall kunstvoller in den Text als das von French edierte
¢=.:A2?. =.:A2>0þA4? in Vers 3 ist erstmals bei Georgios Pisides attestiert und begegnet später,
nämlich ab dem 11. Jahrhundert, häufiger,174 u.a. auch in einer metrischen Inschrift aus Kilikien
(a. 1053) als Attribut von ¡:.; $>6@AĆ? (ĺ Nr. TR1).175 Das noch auf der Abbildung bei Mango
vollständig zu entziffernde 2í@2/<B>0ń ist interessanterweise den gängigen Lexika zufolge nur
ein weiteres Mal belegt, nämlich in einem anonym überlieferten Gedicht, das sich an Kaiser
Basileios I. richtet und vielleicht aus der Feder des Photios stammt.176 Aus diesem Grund und
auch aufgrund der guten Qualität der Verse – trotz des Hiats in Vers 5 (Ań 2í@2/<B>0[ń]) – und
der Anspielung auf Bibelzitate ist daran zu denken, dass das Epigramm von Photios, dessen
erstes Patriarchat von 858–867 dauerte, selbst oder dessen gelehrtem Umfeld stammt.177 Die
Epitheta =Ć86? B>Ą<B und :Ā. 6Ċ: werden in der Regel für Konstantinopel verwendet, begeg-
nen aber gelegentlich auch bei anderen Orten.178

*Steinblöcke (verloren), 9. Jh.: Stadtmauer


Nr. TR16) Die heute nicht mehr erhaltene Inschrift war offensichtlich ähnlich an der Befes-
tigungsmauer der Zitadelle angebracht wie die vorangehende (Nr. TR15). Hamilton, der diese
als erster aufzeichnete, berichtet nämlich: „Four stones placed in one line … at the top of the
wall“; nur mit Hilfe eines Teleskops konnte er die Buchstaben kopieren.179 Von ihm erfahren
wir auch, dass sich die mit der Inschrift versehenen Steinblöcke in der Nähe des Südtores der
inneren Mauer befanden.180 Schon als Hamilton die Inschrift aufzeichnete, war diese nicht mehr
vollständig erhalten. Größere Lücken dürfte es schon damals am Beginn und am Ende der In-
schrift gegeben haben. Die Inschrift reichte deshalb vielleicht über das von Hamilton aufge-
zeichnete Ende hinaus. Dass sie ebenso wie die vorangehende Inschrift Nr. TR15 im Versmaß
abgefasst ist, wurde bereits von Perrot erkannt.181 Da auch in diesem Epigramm Kaiser Michael
genannt ist, dürfte dieses Epigramm ebenso wie das vorangehende zwischen 856–867, d.h. in
die Zeit, in der Michael selbständig regierte, zu datieren sein.182
Der Epigrammtext lautet basierend auf den aus dem 19. Jahrhundert stammenden Lesungen
wie folgt:

—————–
172
Siehe auch oben S. 338, Anm. 1285.
173
GRÉGOIRE, Inscriptions 438.
174
Vgl. LBG s.v.
175
Wir lesen das Wort auch in Vers 13 des Epigramms auf dem Turm in Durrës (ĺ Nr. AL2).
176
Ed. A. MARKOPOULOS, An Anonymous Laudatory Poem in Honor of Basil I. DOP 46 (1992) 231, v. 165: AĮ?
2í@2/<B>0<Ľ =.:A28<Ľ? 2í=<6Ą.?. Der Zuweisung an Photios skeptisch gegenüber steht HÖRANDNER, Metrisches
92–96. Nach GRÉGOIRE, Inscriptions 448 (s.a. MORDTMANN, Marmora Ancyrana 13) erinnert die Bezeichnung
@<C<B>0ą? 6D.Ă8 für Kaiser Michael III. in einem aus ungefähr dem gleichen Zeitraum stammenden Epigramm
in der Anthologia Palatina (I 106,18 BECKBY) an 2í@2/<B>0Ć?. Auch @<C<B>0Ć? ist nur sehr spärlich attestiert;
neben dem vorliegenden Beleg gibt es nur einen weiteren, der allerdings in das 14. Jh. zu datieren ist (vgl. LBG
s.v.).
177
Vgl. GRÉGOIRE, Inscriptions 448.
178
Vgl. zuletzt RHOBY, Stadtlob 286f.; zu Ankyra s.a. FENSTER, Laudes 111, Anm. 5.
179
Vgl. RHOBY, Meaning 744.
180
HAMILTON, Researches II 427.
181
PERROT, Exploration 240.
182
Siehe oben S. 538.
Türkei (Nr. TR16) 541

[]Ā:[526] C5.>2ĵ@. 7(.ă) 78652ĵ@. =>ą? 0[Ć:B


D]2>@ă: 2>@67.ĵ? 96.6CĆ:<<6>? ­7=þ8.6
:Ľ: ­;202Ą><B AŃ: 7.7Ń: :269Ā:4,
=.9C6þ3<B =2:567ā: 9<>CĄ.:,
5 1ĀD<B @A<86@9ą: :B9C67[Į? 08.Ĵ.?]
52<@AĄ/<6? 8Ą5.;6: ­@A4>609Ā:4
(2<)Ľ [0]ý> <ïAF? 2í:<2ĵA.6 Aą 7>þA<?
1Ą1<B 1ÿ DĀ>.: Ań 7.8<Ľ:A6 =><5Ĉ9F?
á:. =>ą? ïE<? ­9C.:Ń? :.@AĂ@Ĭ
10 @2 Aā: =2@<Ľ@.: ­: /.>þ[5>]Ł 76:1Ĉ:F:
[D26>ă] 7>.A.6ħ 6D.ā8 è 12@=ĆA4?,
[9Ā0].? /.@682Ĉ?, :[674A]ā? @A2C4CĆ><?,
Aā: @ā: [:]2<B0Ń: @C.8Į 7.A<67Ą.:,
©07B>. A2>=:Ă, =.9C.2@AþA4 =Ć86?,
15 =þ@.? .8.AŃ: =.A>Ą1<? [@ć] 8.9=>ĆA4?.
——
1 cf. e.g. Basil. Caes. ep. 76 (I, p. 178sq. COURTONNE): … D2ĵ>. ç>*;.6 Aį =I826 ¾9Ń: 2ß? 0I:B 78652,@Ĭ;
ceteri loci paralleli apud MORDTMANN, Marmora Ancyrana 14. 6 cf. v. 10 epigramm. no. TR15:
52<0>þC<6? =Ą:.;6: ­0[020>.99Ā:4]. 9 cf. Procop. Caes. de aedif. III 2,11 (p. 88,17 HAURY – WIRTH): …
­? ïE<? 1ÿ 7.ă A<ĽA< :.@A+@.? … 14–15 cf. laud. Ancyrae in introductione versionis Grottaf. Digen.
Acrit., vv. 9–11 (p. 34 TRAPP): Aą =2>ĄC49<: 7.ă 9Ā0. 7þ@A><: ±A6, | Aą 1B:.AĆ: A2 7.ă 7.AFDB>F9Ā:<:, |
Aā: ©07B>.: …
——
1 []Ā:[526] suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG. [7(.ă] Le Bas – Waddington, CIG. 78652ĵ@.
correxerunt Mordtmann, Le Bas – Waddington (7[8]652ĵ@.) et CIG (7[8]652ĵ@.): C inscr.
(Mordtmann), C Hamilton. 0[Ć:B] supplevit Mordtmann: =>[ą? =Ā1Ł] Le Bas – Waddington,
CIG. 2 [D]2>@ă: CIG: 7.ă D]2>@ă: Le Bas – Waddington. 2[>]@67.ĵ? Le Bas – Waddington: C
Hamilton, [î]=ĩ ­[D5>Ń: A.ĵ?] CIG. 96.6CĆ:<<6>?: #C inscr. (Hamilton), 96.6CĆ:<? Perrot, Le
Bas – Waddington, 96.6CĆ:<[6?] CIG, 96.6CĆ:<(6)? Grégoire. ­7 =þ8.6 Perrot. 3 ­;202Ą><B legit Perrot:
[:20]2Ą><B CIG. 4 =.9C6þ[3]<B Le Bas – Waddington et CIG: #" Hamilton. 5 :B9C67[Į?
08.Ĵ.?] supplevit Grégoire: "#C Hamilton, :B9C67[ą: Perrot, Le Bas – Waddington, :B9CĄ.? …
CIG. 6 8Ą5.;6: Le Bas – Waddington, CIG:  Hamilton. ­@A4>609Ā:4 scripsit Grégoire:
C! inscr., ­@A6>609Ā:4 Le Bas – Waddington, CIG. 7 [0]ý> supplevit Mordtmann:  Ha-
milton. 5B[9ń 0]ý[>] Le Bas – Waddington. ./<BAF? CIG. 2í:<2ĵA.6 Aą Grégoire: 2ó :Ć26 Aą Le Bas –
Waddington, 2í:<26A< CIG. [@ą:] post Aą suppleverunt Le Bas – Waddington. !C legerunt Perrot et
Mordtmann: .C Hamilton, .><? CIG. 8 DĀ>.: scripsi secundum inscr. (Hamilton): D2[ĵ]>.: CIG, D2ĵ>.:
Le Bas – Waddington, Grégoire, Lauxtermann. 9 =>ą[?] ï[E]<[?] Le Bas – Waddington, CIG:
" Hamilton. C#&C Hamilton. :.@AĂ@Ĭ scripsit Grégoire: C!C Hamilton (sic
inscr. ?), :.@AĄ@[Ĭ] Le Bas – Waddington, CIG. 10 /.>þ[5>]Ł suppleverunt Le Bas – Waddington et
CIG. 11 [D26>ă] suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG: an [D2>ă] scribendum (cf. comment.) ? 12
[9Ā0].? suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG (cf. Perrot). :[674A]ā? suppleverunt Le Bas – Wad-
dington et CIG. 13 @ā: scripsit Grégoire: C inscr. (Hamilton). [:]2<B0Ń: suppleverunt Le Bas – Wad-
dington et CIG. 15 =þ@.? scripsi secundum inscr. (Hamilton): =þ@[4]? Le Bas – Waddington, CIG, =þ@4?
Grégoire. [@ć] suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG. 8.9=>ĆA4? scripsit Grégoire: !C
Hamilton (!C inscr. ?), 8.[9]=>ĆA6? Le Bas – Waddington, CIG.

Durch Unglück bezwungen und auf die Knie gesunken


durch die mörderischen persischen Hände einst,
erhebe dich jetzt, von den Übeln befreit,
lege ab das hässliche Trauergewand,
5 nimm an die Kleidung bräutlichen Glanzes,
gestützt auf von Gott betretene Steine.
Gottes Macht ist nämlich so wohlgesinnt.
Gib bereitwillig die Hand dem, der (dich) ruft,
damit er dich sichtbar in die Höhe richtet,
10 (dich) die du zu Fall gekommen bist im Abgrund der Gefahren,
mit starker Hand der Herrscher Michael,
542 Türkei (Nr. TR16)

großer Kaiser, gekrönter Sieger,


indem er deine Behausung als sicher erneuert,
liebliches Ankyra, strahlendste Stadt,
15 du Pracht der ganzen Heimat der Galater.
Text: HAMILTON, Researches II 427 (Nr. 136).– LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 428 (Nr.
1804).– CIG IV 365f. (Nr. 8795).– GRÉGOIRE, Inscriptions 439f. (Nr. II [mit franz. Übers.]).– LAUXTERMANN, Byz.
Epigram 29.– RHOBY, Meaning 745, Anm. 51–52 (vv. 6, 14–15 [mit engl. Übers.]).

Lit.: PERROT, Exploration 240f.– MORDTMANN, Marmora Ancyrana 13f.– FOSS, Ankara 79 u. Anm. 191.–
MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 108 (Nr. 152).– IVISON, Urban Renewal 20, 39, Anm. 138.– LAUXTERMANN, Poetry
161, 340 (Nr. 21).– PAPALEXANDROU, Echoes 178.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383.

Ist Epigramm Nr. TR15 eher abstrakt formuliert und vor allem dem Lob des Kaisers (Micha-
el III.) gewidmet, bietet die vorliegende Inschrift konkretere Informationen: Zunächst erfährt
man toposartig183 über den schlechten Zustand der Stadtmauern. Die teilweise Zerstörung der
Stadtmauern sei auf die „mörderischen persischen Hände“ zurückzuführen (Vers 2), womit hier
der arabische Angriff im Jahr 838184 gemeint sein dürfte,185 wenngleich „Perser“ als Synonym
für die östlichen Nachbarn vor der Ankunft der Türken zumindest vor dem 11. Jahrhundert
sonst nicht belegt zu sein scheint.186 Dass damit aber der tatsächliche persische Angriff, wahr-
scheinlich im Jahr 622, der auch archäologisch Spuren hinterlassen hat,187 gemeint ist – ­7=þ8.6
am Ende von Vers 2 könnte ein Indiz dafür sein –, ist eher unwahrscheinlich, da damals die
Mauer auf der Zitadelle, auf der auch das vorliegende Epigramm angebracht war, noch gar nicht
existierte; mit dem Bau dieser Mauer wurde vermutlich erst unter Kaiser Konstans II. um die
Mitte des 7. Jahrhunderts begonnen.188 Weiters wäre es verwunderlich, wenn zu einem Zeit-
punkt, als der arabische Angriff noch in frischer Erinnerung war, auf ein Ereignis, das fast
zweieinhalb Jahrhunderte zurücklag, hingewiesen worden wäre. Allerdings könnte es die Ab-
sicht des Autors des Epigramms gewesen sein, auf kunstvolle Weise auf die persische Zerstö-
rung im 7. Jahrhundert anzuspielen.
Im weiteren Verlauf des Epigramms wird die Stadt direkt angesprochen: Sie wird aufgefor-
dert, das „hässliche Trauergewand“ abzulegen (Vers 4), sich das Brautgewand anzuziehen (Vers
5)189 und sich auf die „von Gott betretenen Steine“ zu stützen (Vers 6), was wohl ein Hinweis
darauf ist, dass „heilige“ Steine, d.h. der Legende nach von Christus betretene oder einfach nur
aus Palästina stammende Steine, in die Stadtmauer eingefügt waren.190 Die Stadt wird weiters
aufgefordert, dem, der sie ruft, die Hand zu reichen, d.h. sich dem Kaiser gegenüber, der die
Stadt erneuert, als kooperativ zu erweisen.191 In Vers 10 wird, um die Leistung des Kaisers zu
verdeutlichen, noch einmal eindrücklich auf den schlechten Zustand (der Befestigungsanlagen)
hingewiesen. Die letzten beiden Verse sind dem Lob Ankyras gewidmet, das noch einmal mit
Nachdruck (Vers 15: @Ĉ) direkt angesprochen wird. Die vornehme Anrede 8.9=>ĆA4? ist in
byzantinischen Briefen mehrfach als Titulierung für Personen belegt.192
Das Epigramm besteht aus 15 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen, wobei mit Ausnahme von Vers 6 alle Verse B5 aufweisen. Die Verse sind zwar
grundsätzlich als prosodisch einzustufen, dennoch haben sich ein paar schwere Verstöße gegen
die prosodischen Regeln eingeschlichen: Das erste Omikron von 96.6CĆ:<<6>? in Vers 2 wird

—————–
183
Zu ähnlich gestalteten Epigrammen RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
184
Siehe oben S. 539.
185
Vgl. GRÉGOIRE, Inscriptions 442; IVISON, Urban Renewal 20.
186
Vgl. DURAK, Defining the ‘Turk’ 69; kein Beleg auch bei MORAVCSIK, Byzantinoturcica II 252–255.
187
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 127.
188
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 129.
189
Vgl. RHOBY, Meaning 745.
190
Vgl. GRÉGOIRE, Inscriptions 440f.; FOSS, Ankara 79.
191
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 161.
192
Vgl. GRÜNBART, Formen der Anrede 293.
Türkei (Nr. TR16–TR17) 543

lang gemessen; lang gemessen wird auch das Epsilon von DĀ>.: in Vers 8, was vorherige Edito-
ren veranlasste, D2ĵ>.: zu konjizieren. Dem von Hamilton aufgezeichneten inschriftlichen Be-
fund zufolge dürfte das Iota aber tatsächlich nicht vorhanden gewesen sein.193 Es könnte hier
eine Reminiszenz an DĀ>.? in Vers 2 des vorangegangenen Epigramms Nr. TR15 vorliegen.194
Dort wurde allerdings die epische Form bewusst gewählt, um ein prosodisches Vergehen zu
verhindern. Das an DĀ>.: angefügte End-Ny ist ein volkssprachliches Phänomen.195 Ein Verstoß
gegen die Prosodie liegt auch am Ende von Vers 9 vor, da die vorletzte Silbe lang ist. Inschrift-
lich dürfte an der entsprechenden Stelle zwar ein Iota überliefert gewesen sein, doch ergibt eine
solche Form keinen Sinn. Ein weiterer schwerer prosodischer Verstoß begegnet in Vers 12,
nämlich in dem von Le Bas – Waddington und CIG ergänzten :[674A]ā?, da dadurch die siebente
Silbe im Vers lang ist. Aufgrund des von Hamilton aufgezeichneten inschriftlichen Befundes –
er konnte vor der Lücke Ny and nach der Lücke Eta und Sigma lesen – ist die Konjektur jedoch
sehr plausibel. Eine Reminiszenz an das vorangegangene Epigramm Nr. TR15 liegt im Übrigen
nicht nur durch die Verwendung von DĀ>.: in Vers 8 vor, sondern auch durch Vers 6, der an
den zehnten und letzten Vers des anderen Epigramms erinnert.
Wurde für das vorangegangene Epigramm Nr. TR15 noch Photios als Autor ins Auge ge-
fasst,196 so dürfte dies aufgrund der prosodischen Abweichungen für die vorliegenden Verse
nicht in Frage kommen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das von Le Bas – Waddington und im CIG kon-
jizierte []Ā:[526] am Beginn von Vers 1 ist sehr plausibel, auch wenn in der Schriftskizze bei
Hamilton nach den Buchstaben  eine größere Lücke angezeigt ist. Dass der nun vorliegende
Vers 1 den Beginn des Epigramms darstellt, ist durch eine Vielzahl ähnlich beginnender Reno-
vierungs- bzw. Stifterinschriften bewiesen.197 Allerdings ist =Ā:5<? hier nicht in der sonst übli-
chen Bedeutung „Trauer“ zu verstehen, sondern als „Unglück“ / „unglückliches Ereignis“ zu
übersetzen.198 Gleichwohl ist aber ein Wortspiel mit =2:567Ă: in Vers 4 gegeben. Die von Gré-
goire am Ende von Vers 5 vorgenommene Ergänzung ist zu akzeptieren: :B9C67ā 08.Ĵ. kommt
auch bei Gregor von Nyssa vor.199 Wie bereits Grégoire feststellte, ist das Adjektiv 52Ć@A6/<?
am Beginn von Vers 6 als Nebenform zum gängigen 52<@A6/Ă? nur an dieser Stelle belegt.200
Hamiltons Schriftskizze zufolge ist das erste Wort des letzten Verses inschriftlich als CC
überliefert. Sollte der inschriftliche Befund tatsächlich richtig sein, dann kann die Form (Gen.
Sg.) im Text behalten werden: =þ@.? als Genitiv-Singular von =Ħ@. ist möglich; zum Vergleich
heranzuziehen ist etwa der mehrfach belegte (ursprünglich dorische) Dativ-Singular =þ@Ĥ, z.B.
Soph. Ph. 1164: 2í:<ĄĤ =þ@Ĥ =28þA.:. Das Eindringen des . impurum in den Dativ ist aber
auch in der späten Koine zu beobachten.201

Steinblock, Dat. ?: Römische Bäder202


Nr. TR17) Der am Gelände der ehemaligen römischen Bäder aufbewahrte Steinblock ist in
zwei Teile zerbrochen. In der Mitte befindet sich eine vom übrigen Stein abgehobene, auf der
erhaltenen linken Seite mit einem dreieckigen Ansatz versehene Tafel (tabula ansata), in die
—————–
193
Perrot allerdings dürfte das Iota gelesen haben (vgl. PERROT, Exploration 241).
194
Es ist somit zu überlegen, ob analog am Beginn von Vers 11 ursprünglich vielleicht D2>ă statt D26>ă stand.
195
Beispiele für die Hinzufügung des End-Ny an den Akkusativ-Singular von Nomina der konsonantischen Deklina-
tion auch bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 66.
196
Siehe oben S. 540.
197
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
198
Weitere Belege zu dieser Bedeutung bei LSJ s.v. ; Kr s.v. 3.
199
M. AUBINEAU, Grégoire de Nysse. Traité de la virginité. Introduction, texte critique, traduction, commentaire et
index (SC 119). Paris 1966, 290,3 (III 7): Aį :B9C67į 08.ĴĤ @AĄ8/<B@..
200
Das Wort ist jedoch im LBG nicht angeführt.
201
Beispiele bei K. DIETERICH, Untersuchungen zur Geschichte der griechischen Sprache von der hellenistischen
Zeit bis zum 10. Jahrh. n. Chr. (Byzantinisches Archiv 1). Leipzig 1898, 173. Zu =þ@Ĥ vgl. Ps.-Joh. v. Damask.
IV 433,7 (KOTTER): ¥:þ07Ĭ =þ@Ĥ =<7>65Ă@2A.Ą @<6 8Ā0F:.
202
Nach MANGO, Sépultures et épitaphes 102 im „Musée lapidaire d’Ankara“.
544 Türkei (Nr. TR17)

über zehn Zeilen verteilt eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Der rechte Teil
der Tafel ist stark beschädigt, sodass pro Zeile ungefähr zwei bis drei Buchstaben nicht mehr
erhalten sind. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert. Obwohl die Inschrift –
besonders im unteren Teil – teilweise schwer zu entziffern ist, liegt der Verdacht nahe, dass es
sich um Verse handelt. Zumindest die ersten Zeilen sind als Zwölfsilber zu klassifizieren; ganz
sicher in Prosa gehalten ist der Abschluss, der auch die Datierung nach Monat und Indiktion
enthält. Auf Verse deuten auch zwei inschriftliche Punkte an den Enden der Verse 2 und Vers 4
hin, die zwar auf der Abbildung bei Mitchell kaum mehr zu erkennen sind, sehr wohl aber von
diesem noch entziffert werden konnten.203
Da nur Monat und Indiktion genannt werden, nicht aber das Weltjahr angeführt ist, tappt
man bei der zeitlichen Einordnung der Inschrift ziemlich im Dunkeln. Die Versform – immerhin
sind byzantinische Zwölfsilber und nicht etwa jambische Trimeter zu erkennen – würde durch-
aus für eine Datierung in das 7. bis 9. Jahrhundert sprechen. Paläographisch betrachtet müsste
man die Datierung eigentlich weit früher ansetzen, da besonders für Epsilon und Sigma die für
die Spätantike typischen eckigen Formen verwendet werden.
Der Inschriftentext ist folgendermaßen wiederzugeben:

!Ć:12 9ÿ: <å7<: [Ü026]>2 Aį 2@=<Ą:Ĭ


¥:1>[.]0þ56<? ê: :Ľ: è>ħ? ­[:] 0>.Cį
@7Ā=4? 1ĩ ±[A]B[D2] Aį .íAĮ? =.><67ĄĤ
[……] 9ā A<ĈAŁ Aą: î(6ą): ­[8.A]AĊ@Ĭ?
5 7>Ą:26: 9Ā8[8<:]A. <.í>A<ĵ@6 7.Aĩ ;Ą.:
7[27<Ą]94A(.6) 94(:ă) .>AĄ<B 8Ņ ß:1(67A6Ń:<?) [3Ņ].
——–
1 cf. v. 1 epigramm. in lapide in urbe Iznik (ĺ no. TR94): [!Ć:12 Aą: :.]ą: ­02Ą>F @<6, =.>5(Ā:2).
——–
1 [Ü026]>2: Ü[026]>2 Mitchell, [Ü026Đ>2 Rhoby. 2 ¥:1>.0þ56<? legerunt Mitchell et Mango. ­: legerunt
Mitchell et Mango. 3 1ĩ metri causa scripsi:  inscr., 1ÿ Mitchell. ±AB[D2] Mitchell. 4 ­[8.A]AĊ@Ĭ? sup-
plevi (cf. Ioan. Chrys., PG 61,617: … 9ā ­8.AAK@Ĭ? Aā: ;,.: A<Ľ <:<02:<Ľ? 16ý A<ĽA<, 941ÿ
:5>K=6:I: A6 î=<=A2J@Ĭ?): [-?3-]!&CC Mitchell. 5 9Ā88[<:]A. Mitchell. <.í>A<ĵ@6 supplevi. 6
72[7Ĉ]94A(2) Mitchell. 3Ņ legit Mitchell.

Dieses Haus hier errichtete für die Herrin


Andragathios, den du nun auf dem Bild siehst.
Er erlangte Schutz durch ihre Nachbarschaft.
…… für diesen (d.h. Andragathios) lass nicht den Sohn außer Acht,
5 der über sie (d.h. alle Menschen) das Urteil fällen wird.
Er entschlief am 30. März der 7. Indiktion.
Text: MITCHELL, Inscriptions of Ancyra 96 (Nr. 38) u. Taf. XIII (Abb. b).– MANGO, Sépultures et épitaphes 102
(vv. 1–2) u. Taf. IV (Abb. 6).– RHOBY, Inscriptional Poetry 201 (vv. 1–2).

Abb.: 91

Der Inschrift ist zu entnehmen, dass sich der Steinblock bei einem Grab befand. Daneben
muss auch ein Bildnis des Verstorbenen angebracht gewesen sein: In Vers 2 wird der Besucher
des Grabes darauf hingewiesen, auch das Bild des Andragathios sehen zu können.204 Insgesamt
erinnert die Inschrift allerdings eher an eine Stifter- als eine Grabinschrift: In Vers 1 erfährt
man, dass Andragathios eine Theotokos-Kirche errichten ließ, die in unmittelbarer Nähe zum
Grab gelegen sein dürfte.205 Darauf weist nicht nur der Artikel !Ć:12 (Dieses … hier) hin, son-
dern auch =.><67ĄĤ in Vers 3, das hier als „Nachbarschaft“ zu übersetzen ist.206 Der Sinn der
—————–
203
Vgl. MITCHELL, Inscriptions of Ancyra 96.
204
Vgl. RHOBY, Inscriptional Poetry 201.
205
Vgl. MANGO, Sépultures et épitaphes 102.
206
Vgl. MITCHELL, Inscriptions of Ancyra 96.
Türkei (Nr. TR17–TR18) 545

Verse 4 und 5 ist aufgrund der lückenhaften Überlieferung nicht ganz einfach zu deuten: Ver-
mutlich wird die Theotokos gebeten, „für diesen“ (d.h. für Andragathios) den Sohn, d.h. Chris-
tus, nicht gering zu schätzen, der am Tag des Jüngsten Gerichts sein Urteil sprechen wird.207
Erst am Ende der Inschrift wird der Leser darüber informiert, dass Andragathios an einem
Märztag gestorben ist.
Bei Andragathios handelt es sich um einen sehr seltenen Namen, der in byzantinischer Zeit
sonst offenbar nicht belegt ist;208 auch aus der Spätantike sind nur zwei Personen dieses Namens
bekannt: der magister equitum des Kaisers Gratianos und ein Philosoph aus Antiocheia, der
Lehrer des Johannes Chrysostomos war.209 Sowohl in der Antike als auch in der Spätantike öf-
ters attestiert ist hingegen Andragathos.210
Wie bereits oben erwähnt, dürfte es ziemlich sicher sein, dass der Großteil der Inschrift me-
trisch ist. Es handelt sich um byzantinische Zwölfsilber, die aufgrund zahlreicher Verstöße ge-
gen die Prosodie als prosodielos zu bezeichnen sind, was eher für eine spätere Datierung des
Epigramms (d.h. nach 600) spricht.211 Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, doch ist auffal-
lend, dass an drei Stellen (Verse 2, 3 und 5) die sonst seltene proparoxytone Betonung vor B5
vorliegt. Vers 2 endet oxyton, was normalerweise gemieden wird, aber etwa bei Georgios Pisi-
des im 7. Jahrhundert noch öfters vorkommt.212 Vers 5 weist in der inschriftlichen Überlieferung
nur elf Silben auf: Es kann vermutet werden, dass der Einritzer der Inschrift die Silbe " ver-
gaß, da .íA<ĵ@6 als Nebenform zu .íA<ĵ? zigfach belegt ist, wenngleich auch A<ĵ@6 sehr viele
Belege verzeichnet.213 Worauf sich allerdings der Dativ Plural genau bezieht, ist nicht zu be-
stimmen: Wahrscheinlich bezeichnet er ganz allgemein „diese“, d.h. „die Menschen“.214
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: .íAĮ? in Vers 3 bezieht sich eher auf 2@=<Ą:Ĭ in
Vers 1 als auf 0>.Cį in Vers 2. Der erwähnte Schutz (@7Ā=4) geht wohl von der Theotokos aus.
Das Nomen =.><67Ą. – ebenfalls in Vers 3 – ist – wie bereits erwähnt – als „Nachbarschaft“ zu
übersetzen. In dieser Bedeutung ist das Wort sonst nur bei Georgios Pisides attestiert.215 Für
eine Datierung des Epigramms in die Zeit des Pisides sollte dies jedoch kein Anhaltspunkt sein.
Ist man aber dennoch verleitet, die Inschrift in das 7. Jahrhundert zu datieren, dann könnten die
ersten Jahrzehnte in Frage kommen, da Ankyra wahrscheinlich im Jahr 622 von den Persern
eingenommen wurde; 654 folgte die erste arabische Eroberung.216 Die Konjektur ­[8.A]AĊ@Ĭ?
am Ende von Vers 4 scheint durch die im Testimonienapparat zitierte Parallele gerechtfertigt zu
sein. Die einzige Schwierigkeit besteht darin, dass der erste Buchstabe des Wortes weit eher an
ein Kappa als an ein Epsilon erinnert. Die Reste des zweiten Buchstabens allerdings weisen auf
ein Lambda hin.
Es hat den Anschein, als ob der Verfasser der Inschrift zwar – wie so oft – mit den elementa-
ren Regeln des Zwölfsilbers vertraut war, an manchen Stellen aber an der Umsetzung scheiterte.

(Zwei) Steinblöcke, 9./10. Jh. ?: Tempel der Roma und des Augustus
Nr. TR18) Die früheste erhaltene Kirche von Ankyra ist jene, die in die Cella des Tempels
der Roma und des Augustus eingebaut ist.217 In zwei Steinblöcke, die einen Teil der inneren
—————–
207
Vgl. MITCHELL, Inscriptions of Ancyra 96.
208
Kein Eintrag in der PmbZ, im PLP oder bei MARTINDALE, Prosopography of the Later Roman Empire III.
209
Vgl. SEECK, Andragathius. RE I (1894) 2132. Die über den TLG auffindbaren Belege für ¥:1>.0þ56<? beziehen
sich ausschließlich auf die beiden genannten Personen, ebenso die Stelle bei PAPE – BENSELER, Wörterbuch 86.
210
Z.B. P.M. FRASER – E. MATTHEWS, A Lexicon of Greek Personal Names. Vol. I: The Aegean Islands, Cyprus,
Cyrenaica. Oxford 1987, 38.
211
Einige wenige prosodielose jambische Trimeter vor dem 7. Jh. sind bei RHOBY, Zwölfsilber 137f. angeführt.
212
Vgl. LAUXTERMANN, Remarks 180f.
213
Vgl. TLG.
214
Für den Hinweis danke ich Anneliese Paul.
215
Vgl. L s.v. E.
216
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 127.
217
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 129; SERIN, Ankara 1263–1266 (s.a. U. SERIN, Byzantine Ankara and the
conversion of the Temple of Augustus and Rome into a church, in: Proceedings of the 21st International Congress
546 Türkei (Nr. TR18)

westlichen Seitenwand bilden, ist eine lange, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt;
bereits der Reisende Kinneir, der die Inschrift am Beginn des 19. Jahrhunderts als erster wahr-
nahm, hatte große Schwierigkeiten bei der Entzifferung, da die Buchstaben teilweise unter
Schmutz verborgen waren.218 Auch Hamilton konnte einige Jahre später nur jeweils ca. die erste
Hälfte der ersten sieben Zeilen entziffern. Erst Perrot in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
gelang es, die Inschrift bis zum Ende zu lesen; doch auch schon damals waren die Zeilenenden
nicht mehr vorhanden, da im Jahr 1834 an deren Stelle eine Lücke in die Cellawand gerissen
worden war.219 Aus Perrots Abschrift ist jedoch immerhin zu erfahren, dass die Inschrift 19
Zeilen umfasste. Heute sind noch 18 Zeilen teilweise erhalten, nur Zeile 7 ist vollständig verlo-
ren. Bei genauerem Studium erkennt man, dass sich die Inschrift aus Versen zusammensetzt,
wobei pro Zeile je ein Vers angeordnet ist. Cumont unternahm am Ende des 19. Jahrhunderts
den Versuch, die Enden der Verse 5–6 und 9–19 zu ergänzen. Die übrigen Ergänzungen gehen
auf Perrot und Grégoire zurück.
Der Inschriftentext selbst ist nicht mit einer Datierung versehen. Aus inhaltlichen Gründen
ist an eine Datierung in das 9. oder 10. Jahrhundert zu denken (s. unten).220 Ebenso wie das Epi-
gramm auf der in den römischen Bädern von Ankyra gefundenen tabula ansata (ĺ Nr. TR17)
ist die Paläographie der Inschrift stark antikisierend: eckige Buchstabenformen (vor allem auf-
fallend bei den Buchstaben Theta und Omikron), keine Ligaturen221 etc.222
Der mit den erwähnten Ergänzungen versehene, auf Basis früherer Lesungen und des aktuel-
len Schriftbildes erstellte Epigrammtext lautet wie folgt:

ĩ=6@[Aþ92:<?, .ß.ĵ, 2(ă) :(5>Ċ=)<B?]


î=2[>].>5Ā[:A].[? ï@A2><: 726@<9Ā:<B?]
@ÿ Aą: <A>Ń: é8[F]: 1[496<B>0ą: 7>.B0þ3F]
A<ĈAF: 92 [ļ]Ľ[@.6] AŃ[: :<96Ń: /þ><B?],
5 :.9þ>A4A2, [è ±DF: ­;<B@Ą.:]
52@9[<ć? (7.ă) @26]>ý[? ž9.>A49þAF: 8Ĉ26:
¾ 0ý> ­=ă 0Į? >DĂ 02 C<:2>0þA6?]
é=8<6? (7.ă) ;ĄC<6? :1[>2ĄF? ½@749Ā:<:]
@F3Ć92:Ć: 92 =.[>þ026 ­7 76:1Ĉ:F:]
10 AĀ8<? 1ÿ 8B=Ń: 7.A[2:2D52ă? Aį :Ć@Ł]
é8<? ­<:> :27><ĵ? =>[<]@[Ā1>.9<: B>ĄŁ]
ï8Ĭ =.>.1<ć? Aą D.[9.602:ÿ? 1Ā9.?]
ļĈ@6: Aĩ ­=2Ą0F: 1.7[>Ĉ<6? =67><AþA<6?]
92Aý ç1B>9Ń: =.>2[7þ8<B: Aą 52ĵ<:]
15 :Ā@2Ċ? 92 ABD2ĵ: ­[: 3FĮ? AĆ=Ł]
ļ2Ľ@6: A<Ľ =B>ą? ­7[CB0Ć:Aĩ .ßF:Ą.:]
Dþ>6A6 $(>6@A<)Ľ A<Ľ 9Ć:<B [5.:þA<B]
ß1<ć ­[7] AþC<B 70ĉ @<ă [CF:Ń Aþ12]
@Ń@Ć: 92, FAĂ>, ­: A[į ­@DþAĬ 7>Ą@26].
——–
3 AŃ: é8F: 1496<B>0ą:: cf. e.g. v. 4 epigramm. (hodie deleti) in muro urbis Antiocheias (ĺ no. TR22):
… FAā> AŃ: é[8]F:. 4 cf. Ez. 37,23: 7.ă ļĈ@<9.6 .íA<ć? =ą =.@Ń: AŃ: :<96Ń: .íAŃ:, ü: ¾9þ>A<@.:
­: .íA.ĵ? … 5 alludit ad Mt. 28,18. 6 cf. Prov. 5,22: @26>.ĵ? 1ÿ AŃ: ®.BA<Ľ ž9.>A6Ń: ²7.@A<? @CĄ002A.6;
cf. etiam vv. 4 epigramm. (s. VIII/IX) in sarcophago in urbe Afyon (ĺ no. TR2): 8Ľ@<: Aý 12@9ý AŃ:

—————–
of Byzantine Studies, London, 21–26 August, 2006. Vol. III: Abstracts of Communications. Aldershot – Burling-
ton, VT 2006, 251). Von der Cella sind heute noch die Seitenwände erhalten.
218
KINNEIR, Journey 545.
219
Vgl. KRENCKER – SCHEDE, Tempel 59; SERIN, Ankara 1265, 1274.
220
S.a. GRÉGOIRE, Inscriptions 453.
221
In Vers 3 liegt vielleicht eine Ligatur von Ny und Tau vor, wenn nicht   (anstatt ! ) zu lesen
ist.
222
Zur Paläographie der Inschrift siehe auch oben S. 77–78, 544.
Türkei (Nr. TR18) 547

­9Ń: çC849þAF:. 7–8 alludit ad 2 Mac. 8,18. 16–17 cf. Eph. 1,7: µ: Ģ (sc. Christo) ±D<92: Aā:
=<8ĈA>F@6: 16ý A<Ľ .á9.A<? .íA<Ľ, Aā: ¡C2@6: AŃ: =.>.=AF9þAF:, 7.Aý Aą =8<ĽA<? AĮ? Dþ>6A<? .íA<Ľ.
——–
1 ĩ=6@Aþ92:<? scripsit Lauxtermann (cf. PERROT, Exploration 263): C!C legit Hamilton.
.ä .ã, 2(ă) :(5>Ċ=)<B? Grégoire: % Kinneir, Aą 9Ā0. ±82Ć? @<B Jerphanion. 2
"GG!C Kinneir: î=ÿ> >5Ā:A.? Perrot, Le Bas – Waddington, Jerphanion. ï[@A]2>[<:]
726@[<9Ā:]<B[?] supplevit Grégoire: î=[ÿ> A<ć? 7<69F9Ā:<B? Perrot, î=[ÿ]> A(<ć?) 7[<]69[F9Ā:]<B[?] Le
Bas – Waddington, CIG. 3 AŃ: legit et scripsit Jerphanion:  inscr. é8F: legit et scripsit Jerphanion:
 inscr. (Hamilton). 1496<B>0ą: scripsit Lauxtermann: " Kinneir. [7]>.B0þ3F
Jerphanion, Grégoire: "! Kinneir, 74>Ĉ@@F mavult Miller (apud PERROT, Exploration 388). 4
A<ĈAF: scripsit Lauxtermann: !"! inscr. ļĽ@.6 scripsit Jerphanion: "C inscr. (Hamilton), ļĽ@2
Le Bas – Waddington. AŃ: scripsit Lauxtermann: ! inscr. (Hamilton). & legit Kinneir:
:<96Ń[:] Le Bas – Waddington. [/þ><B?] supplevit Grégoire: ¡:.; Jerphanion. 5 è scripsit Laux-
termann: & inscr. (Hamilton), û Perrot, Le Bas – Waddington, Cumont, Jerphanion. $& legit Hamil-
ton: G$& Kinneir. ­[;]<B@[Ą.:] supplevit Grégoire: G"C Kinneir. 6 (7.ă) @26>ý? scripsi: CC in-
scr. (Kinneir), [­0]Ą>.? CIG. ž9.>A49þAF: 8Ĉ26: legit Cumont: 9.>A49þAF: 8Ĉ2 Jerphanion. 7 supplevi
ex aliis edit. Ě Le Bas – Waddington. ­=ă scripsi (cf. PERROT, Exploration 263):  inscr. (Hamilton).
­=ă 0Į?: ­=[2Ą]0[26]? Le Bas – Waddington, =40Į? CIG. >DĂ: ¡>D[4 … Perrot, ¡>D4 Jerphanion. [0]2
supplevit Grégoire: A[<]Ľ Le Bas – Waddington. [C]<:2[>0þA6?] supplevit Grégoire: A2A282@9Ā:4 Jerpha-
nion. 8 é=8<6? scripsi (cf. PERROT, Exploration 263): &"C inscr., ŵ=8<6? Cumont. ;ĄC[<6]? Cumont:
#"C inscr. :1>(2)ĄF? Cumont: C inscr. (Kinneir), :1>ă Jerphanion. é=8<6? (7.ă) ;ĄC<6?
:1>2ĄF?: [5](2ą]? =[.]B@ … CB@þ:1>6<? CIG. [½@749Ā:<:] supplevit Grégoire: <í1ÿ: @B9CĀ>26 Jerpha-
nion. 9 @F3<92:Ć: Cumont: C inscr. @F3Ć92:Ć: 92: @Ć3<92 .ß<[:ĄF]? CIG. =.>þ[026 ­7
76:1Ĉ:F:] supplevit Grégoire: .6<:[Ą.]? =.>ý … Cumont, =.>þ8./Ā @<6 ¡:F Jerphanion. 10 8B=Ń[:]
CIG: " inscr., 86=ĉ: Cumont, 8Ĉ=F: Jerphanion, 8<6=Ć: mavult Grégoire (p. 451). 7.A2[:2D52ă? Aį
:Ć@Ł] supplevit Grégoire: 7.A[ý AĂ:12 Aą: /Ą<:] Cumont, 7.A2>0þ3<B AŃ: 7þAF Jerphanion. 11 é8F?
Cumont, Jerphanion. ­[:] Perrot. :27><ĵ? scripsit Cumont (cf. PERROT, Exploration 263): "C inscr.
­<:> :27><ĵ?: ­7>Ĉ[/4] CIG. =><@Ā[1>.9<: 7B>ĄŁ] supplevit Grégoire: =><@[CĀ><9.6 B>ĄŁ] Cumont,
=>Ć? @2 0ý> @FA4>Ą. Jerphanion. 12 D.[9.602:ÿ? 1Ā9.?] supplevit Cumont: D<G7Ć: 9<B @Ń9. Jerphanion.
13 Aĩ ­=2Ą0F: scripsit Cumont: !& inscr., A2 =60Ń: (= =40Ń:) Perrot, Aĩ ­=Ą0F: Grégoire. 1.7[>Ĉ<6?
=67><AþA<6?] supplevit Grégoire: 1.7[>ĈF: =67><AþA4:] Cumont, 1.7>ĈF: AĮ? 7.>1Ą.? Jerphanion. 14
=.>2[7þ8<B: Aą 52ĵ<:] supplevit Grégoire: =.>2[7/þ@2F: =Ā:526] Cumont, =.>ĀD<B 2í@=8.0D:Ą.: Jer-
phanion. 15 :Ā@2Ċ? scripsit Cumont (cf. PERROT, Exploration 263): CC inscr. ABD2ĵ: scripsit
Cumont (cf. PERROT, Exploration 263): !"$ inscr. ­[: 3FĮ? AĆ=Ł] supplevit Grégoire: ­[8=Ą3F 1Ą74?]
Cumont, ­: =.><B@ĄĤ Jerphanion. 16 ­7[CB0Ć:Aĩ .ßF:Ą.:] supplevit Grégoire: ­7[CB0ĉ: .ßF:Ą<B] Cumont,
­7CB02ĵ: 0ý> ­8=Ą3F Jerphanion. 17 [5.:þA<B] supplevit Grégoire, 02:ĂA<B Jerphanion. 18 ß1<ć scripsit
Jerphanion: " inscr., Û8<: mavult Miller (apud PERROT, Exploration 388), ß1<Ľ Cumont. ­[7] supple-
vit Cumont: 2[ß] Perrot (sed cf. p. 388). 70Ċ Perrot:  inscr. @<ă scripsit Grégoire (p. 452): C" inscr.
[CF:Ń Aþ12] supplevit Grégoire: @[2 =><@7.8ĀF] Cumont. @<ă [CF:Ń Aþ12]: @B:202><Ľ9.6 Jerphanion. 19
@Ń@<: Cumont (cf. PERROT, Exploration 263): CC inscr. @FAĂ> scripsi (cf. PERROT, Exploration
263): C! inscr., ŃA2> Cumont. Aį scripsit Perrot: ! inscr. (Perrot). ­@[DþAĬ 7>Ą@26] supplevit Cu-
mont: C Perrot, ­@[DþAĬ ÷>Ĥ] Miller (apud PERROT, Exploration 388).

Da ich weiß, ach, ach, dass die Menschen,


die sich erhoben, später immer (am Boden) liegen werden,
rufe ich dich, den Schöpfer des Alls, an:
Befreie mich von der Last dieser Ungerechtigkeiten,
5 Sündenloser, der du die Macht hast,
Satzungen und Bande der Sünden zu lösen.
Die Herrschaft auf Erden nämlich, die Tod wirkende,
führt mich, der ich mit Waffen und Schwertern mannhaft geübt bin,
gerettet aus den Gefahren.
10 Am Ende der Leiden aber, von der Krankheit niedergestreckt,
nahm ich, ganz unter den Toten, Zuflucht beim Herrn,
nachdem ich meinen irdischen Leib der Materie übergeben hatte,
und mit bittersten Tränen auf Rettung drängend
rief ich mit Wehklagen das Göttliche an,
15 dass ich Linderung erlange am Ort des Lebens,
nachdem ich dem ewigen Strom des Feuers entronnen bin,
durch die Gnade Christi, des einzigen Unsterblichen.
548 Türkei (Nr. TR18)

Siehe, aus dem Grab rufe auch ich zu dir:


Rette mich, Retter, beim letzten Gericht!
Text: KINNEIR, Journey 544f. (Nr. 16–17 [unvollständig]).– HAMILTON, Researches II 428 (Nr. 138 [unvollstän-
dig]).– PERROT, Exploration 263 (Nr. 145), 388.– LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 428 (Nr. 1805
[unvollständig]).– CIG IV 373 (Nr. 8817).– CUMONT, Inscriptions 293 (Nr. 355).– DE JERPHANION, Mélanges 278f.,
281f. (Nr. 54 [mit Schriftskizze]).– GREGOIRE, Inscriptions 450 (Nr. IV), 452 (franz. Übers.).– KRENCKER – SCHEDE,
Tempel 59f. (Text nach Grégoire) u. Taf. 44 (Abb. c).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 108 (Nr. 153 [unvollstän-
dig]).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 74 (vv. 1–5).

Lit.: LAUXTERMANN, Poetry 216, 349 (Nr. 85).– SERIN, Ankara 1274f.

Abb.: 93

Den Versen ist zu entnehmen, dass es sich um ein Grabepigramm handelt. Sprecher ist der
Tote selbst, der aus dem Grab, das sich wohl ebenfalls in der Tempelkirche befand, spricht (vgl.
Vers 18: ß1<ć ­[7] AþC<B) und der in allen 19 Versen der Handlungsträger bleibt. Nach einer
allgemeinen Einleitung zu Vergänglichkeit alles Irdischen – ein Gedanke, der auch später wie-
derholt wird (Vers 12) – wendet sich der Verstorbene an Gott mit der Bitte, ihn von den Sünden
zu befreien. Die Bitte um Rettung wird in der zweiten Hälfte des Epigramms auf sehr ausführli-
che Weise wiederholt. Am Ende folgt der Ruf aus dem Grab an Christus, ihn am Tag des Jüngs-
ten Gerichts zu befreien, wenn das Ende von Vers 19 von Cumont richtig ergänzt wurde. In
Vers 10 ist vielleicht zu erfahren, dass der Verstorbene vor seinem Tod an einer schweren
Krankheit litt, wenn das Versende richtig konjiziert wurde.
Der Name des Toten wird im eigentlichen Text nicht genannt. Grégoire erkannte aber, dass
die inschriftliche Akrostichis des Epigramms "C!&C !"$IC ergibt, wohinter
sich í@Aþ56<? A<B>9þ>D4? verbirgt.223 Somit weiß man, dass der Verstorbene Eustathios hieß
und das Amt eines Turmarches, wahrscheinlich des Themas Bukellarion, bekleidete; aus ande-
ren Quellen ist die Person allerdings nicht bekannt.224 Nach Grégoire könnte der vorher in der
Provinz tätige Eustathios erst kurz vor seinem Tod nach Ankyra gekommen sein.225 Der
Turmarches ist ein militärischer Kommandant, der eine Turma (militärische Einheit) befeh-
ligt,226 worauf auch in Vers 8 hingewiesen wird. Der Titel begegnet vor allem im 9. und 10.
Jahrhundert, ein sehr früher Beleg findet sich allerdings bereits auf einem Siegel, das in das 6./7.
Jahrhundert datiert wird.227 Kirchenhistorisch interessant ist auf jeden Fall die durch den Epi-
grammtext gegebene Tatsache, dass die Kirche in der Cella des Tempels bis in mittelbyzantini-
sche Zeit in Verwendung war.228 Die im Vergleich mit ähnlichen Epigrammen relative Länge
des Epitaphios ist dadurch zu erklären, dass 19 Verse nötig waren, um in der Akrostichis den
Namen des Verstorbenen und sein Amt unterzubringen.229 Aus diesem Grund ist die Inschrift
auch sehr ausgeschmückt und pflegt eine bunte Sprache.
Das Epigramm besteht aus 19 byzantinischen Zwölfsilbern, von denen heute aber kein einzi-
ger vollständig erhalten ist. Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt; es ist auffallend, dass aus-
schließlich B5 vorkommt. Eher selten ist normalerweise auch die proparoxytone Betonung vor
B5 in den Versen 1 und 5. Obwohl manche Verspartien durchaus als prosodisch einzustufen
wären, ist das Epigramm aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Prosodie als prosodielos zu

—————–
223
GRÉGOIRE, Inscriptions 452. Auf Akrostichiden trifft man auch in den Epigrammen Nr. IT16–IT18, TR24.
224
Vgl. PmbZ # 1802.
225
GRÉGOIRE, Inscriptions 453.
226
Vgl. A. K[AZHDAN], Tourmarches. ODB 3, 2100f.
227
J.-Cl. CHEYNET u.a., Les sceaux byzantins de la collection Henri Seyrig. Paris 1991, 154f. (Nr. 222); siehe jetzt
auch I. KOLTSIDA-MAKRE,  @B88<0Ă 9<8B/C</<Ĉ88F: 494A>Ą<B <Ĉ7., in: STAVRAKOS, Hypermachos 142
(Nr. 5).
228
Vgl. SERIN, Ankara 1275.
229
Vgl. GREGOIRE, Inscriptions 452.
Türkei (Nr. TR18) 549

bezeichnen.230 Zu beobachten sind auch Hiate, etwa in Vers 5 :.9þ>A4A2 – è – ±DF:. Da der
Inschriftentext auch orthographisch eher mangelhaft ausgeführt ist, dürften sowohl Dichter als
auch Graveur nur mittelmäßig begabt gewesen sein. Immerhin war der Dichter aber mit den für
Inschriften solcher Art zur Verfügung stehenden Textbausteinen vertraut (etwa in den Versen 6
und 7).
Die größtenteils auf Grégoire zurückgehenden Ergänzungen an den Enden der Verse fügen
sich im Großen und Ganzen gut in den übrigen Text. Eine sehr gute Konjektur liegt am Ende
von Vers 6 vor: Zum Vergleich heranzuziehen ist die im Testimonienapparat zitierte Parallele
im Epigramm aus Afyon (ĺ Nr. TR2). Weiters erscheint auch die Ergänzung am Ende von
Vers 13 mehr als plausibel: 1þ7>B. =67>ĆA.A. ist eine stehende Formel, die zuhauf belegt ist.
Auch das Ende von Vers 19 scheint richtig ergänzt zu sein: Die Bitte um Rettung am Tag des
Jüngsten Gerichts ist ein Topos, der nicht nur in Epitaphien, sondern auch in Stifterinschriften
oft begegnet. Andere Ergänzungen müssen überdacht werden: Am Ende von Vers 2 ergänzte
Grégoire zu 726@[<9Ā:]<B[?]. Betrachtet man jedoch den von Kinneir aufgezeichneten in-
schriftlichen Befund, ist eher an 7<694@<9Ā:<B? (die schlafen [d.h. sterben] werden) zu denken,
doch wäre der Vers damit eine Silbe zu lang. C<:2>0þA6? am Ende von Vers 7 ist sonst nicht
belegt,231 auch maskulines C<:2>0þA4? ist nur an einer Stelle attestiert, nämlich in Scholien zu
Aischylos.232 Somit ist die Ergänzung zweifelhaft. Am Ende von Vers 12 ist alternativ an das
gebräuchlichere @Ń9. zu denken, wenngleich 1Ā9.? in ähnlichem Zusammenhang auch in Vers
1 eines Epigramms aus dem Jahre 1621 auf dem Sarkophag der heiligen Theodora in der nach
ihr genannten, 1917 durch Brand zerstörten Kirche233 in Thessalonike verwendet wird.234 Am
Ende von Vers 17 ist [5.:þA<B] etwas verdächtig: Als Alternative kämen .ßF:Ą<B (übereinge-
stimmt mit $>6@A<Ľ) oder .ßF:ĄŁ (übereingestimmt mit Dþ>6A6) in Frage, womit auch ein Wort-
spiel mit ļ2Ľ@6: A<Ľ =B>ą? … .ßF:Ą.: in Vers 16 gegeben wäre. Am Ende von Vers 18 schließ-
lich ist man verleitet, parallel zu Vers 3 7>.B0þ3F in den Text zu setzen, doch ist diese Form
eine Silbe zu kurz.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Der Einwand Millers,235 das erwähnte 7>.B0þ3F
am Ende von Vers 3 sei „peu noble ici“, ist nicht haltbar, da ähnliche Formulierungen auch in
anderen Texten begegnen, etwa in einem Hymnus zum 14. Juni.236 Am Beginn von Vers 6 wür-
de man – auch im Vergleich mit den zitierten Parallelen – eher 12@9<ć? als 52@9<ć? erwarten,237
doch ist das Theta eindeutig zu entziffern; darüber hinaus wird dieser Buchstabe auch für die
erwähnte Akrostichis benötigt. Das inschriftlich überlieferte #"C in Vers 8 ist in normalisier-
ter Orthographie als ;ĄC<6? wiederzugeben; dabei handelt es sich um einen unregelmäßigen Da-
tiv Plural, der den Regeln des klassischen Griechisch zufolge ;ĄC2@6(:) lauten müsste, hier aber
analog zum Dativ Plural von Nomina der O-Deklination gebildet wurde.238 Am Beginn von
Vers 15 ist daran zu denken, das inschriftliche :Ā@2<? im Text zu behalten. Auf -2<? (anstatt

—————–
230
Vgl. LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 428: „La prosodie et l’orthographie de ces vers sont
également barbares“.
231
Dessen ist sich auch GRÉGOIRE, Inscriptions 451 bewusst.
232
Vgl. LSJ s.v.
233
Zur Kirche JANIN, Les églises et les monastères 374f.
234
Ř 8þ>:.; .ïA4 CĀ>26 ¢06<: 1Ā9.?, ed. P.N. PAPAGEORGIOU, Zur Vita der hl. Theodora von Thessalonike. BZ 10
(1901) 149; s.a. E. KURTZ, Des Klerikers Gregorios Bericht über Leben, Wundertaten und Translation der Hl.
Theodora von Thessalonich (Mémoires de l’Acad. Imp. De St. Pétersbourg, VIIIe s., Classe sciences hist.-phil.,
VI/1). St. Petersburg 1902, XXI.
235
In PERROT, Exploration 388.
236
Anal. Hymn. Gr. X 71,165ff. (SCHIRÒ): ¡0028<6 5.B9þ3<B@6 Aą: AĆ7<: @<B, ž0:ā 7.ă 52Ć:B9C2, 7.ă @ć: ¾9ĵ:
7>.B0þ3<B@6: …
237
Vgl. GRÉGOIRE, Inscriptions 451.
238
Vgl. PERROT, Exploration 263. Offenbar von è ;ĄC<? aus gebildet ist auch der Genitiv Plural ;ĄCF: (klassisch
;6CŃ:), der nicht nur in volkssprachlichen (vgl. AERTS – HOKWERDA, Lexicon on The Chronicle of Morea, s.v.
;ĄC<?, s.a. Kr s.v. ;ĄC<?), sondern gelegentlich auch in hochsprachlichen Texten vorkommt (vgl. TLG), wenn-
gleich einschränkend festgehalten werden muss, dass es sich dabei um editorische Versehen handeln kann.
550 Türkei (Nr. TR18–TR19)

auf -2F?) gebildete Genitive der konsonantischen Deklination begegnen auch anderenorts, so
etwa bereits CĈ@2<?, offenbar metri causa, in der antiken Tragödie und Komödie.239

ANKYRA ĺ ANKARA

ANTAKYA

(Fragment eines) Steinblock(s) (43 × 39 cm), 10. Jh. ?: Hatay Arkeoloji Müzesi (Inv.-
Nr. 10575)
Nr. TR19) In den Steinblock eingraviert ist das Fragment einer nicht akzentuierten Majus-
kel-Inschrift. Drei Zeilen sind noch zu erkennen, wobei von der dritten Zeile nur die obere
Buchstabenhälfte erhalten ist. Den beiden in der zweiten Zeile zu lesenden Wörtern nach zu
schließen, dürfte es sich um das Fragment eines Epigramms handeln. Der Beginn der Inschrift
ist durch ein eingeritztes Kreuz markiert.
Dagron datiert die Inschrift infolge paläographischer Überlegungen an das Ende des 10. bzw.
an den Beginn des 11. Jahrhunderts.240
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

2>6A>ĀDF[: ……………………]
Ü026>2 A2ĵD<[? …………………
………………………………
——–
1 2>6A>ĀDF: legit Dagron. 2 A2ĵD<[?] supplevit Dagron. 3 […]"$ !"![. …] Dagron.

Umlaufend ……………………
errichtete er die Mauer …………………
………………………………

Text: DAGRON – FEISSEL, Inscriptions inédites du Musée d’Antioche 459f. (Nr. 4 [mit franz. Übers.]) u. Taf. III
(Abb. 6).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 22).– RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken 84, Anm. 43.

Abb.: 92

Vers 2 lässt darauf schließen, dass es sich um ein Stifterepigramm handelt. Es könnte sich
auf die Stadtmauer von Antiocheia am Orontes beziehen, wenn der Steinblock ursprünglich
tatsächlich von dort stammt. Es ist daran zu denken, das Epigramm mit der Erneuerung der
Stadtmauern nach der byzantinischen Rückeroberung im Jahre 969 in Verbindung zu bringen.241
Das Epigramm könnte anlässlich der Erneuerung der Stadtmauern entstanden sein, die 971/72242
oder 973243 bei einem schweren Erdbeben eingestürzt waren.244 In Vers 2 oder sonstwo im Epi-
gramm könnte der Stifter der Mauerarbeiten genannt worden sein, nämlich entweder Kaiser
Ioannes Tzimiskes oder der von ihm mit einem gewaltigen Tross von angeblich 12.000 Hand-
werkern nach Antiocheia entsandte Michael Burtzes.245
—————–
239
Vgl. LSJ s.v. CĈ@6?.
240
DAGRON – FEISSEL, Inscriptions inédites du Musée d’Antioche 460.
241
DAGRON – FEISSEL, Inscriptions inédites du Musée d’Antioche 460.
242
GUIDOBONI, Catalogue 399f.
243
AMBRASEYS, Earthquakes 255; s.a. RHOBY, Meaning 749.
244
Vgl. TODT – VEST, Syria 652 u. Anm. 896.
245
Zur Person CHEYNET, Société byzantine II 341–347; PmbZ # 25253.
Türkei (Nr. TR19–TR20) 551

Das Epigramm muss ursprünglich aus mindestens drei Versen bestanden haben. Den Resten
der Verse 1 und 2 nach zu schließen, handelte es sich um prosodische Zwölfsilber. In Vers 3
vermochte Dagron […]"$ !"![…] teilweise zu lesen und vermerkte dazu: „2íAĈD26. est
possible, A.ĽA. probable“.246 Setzt man jedoch diese beiden Wörter an den Beginn des Verses,
so ist dieser prosodielos; somit muss angesichts der guten prosodischen Qualität der Reste der
Verse 1 und 2 nach einer anderen Lösung gesucht werden. 2>6A>ĀDF: am Beginn eines Verses
lesen wir auch in einem (Grab)epigramm des Ioannes Geometres: 8Ă>4? 7.AĀ@A4: 7.ă D>Ć:F:
A2 7.ă =Ć:F: | =2>6A>ĀDF: 0Į:, Aā: î0>ý: =2>6=8ĀF:.247

(Fragment eines) Steinblock(s) (Länge: ca. 23 cm), 11. Jh. ?: Hatay Arkeoloji Müzesi
Nr. TR20) In das kleine Marmorsteinfragment ist eine über vier Zeilen laufende akzentuierte
Inschrift eingeritzt. Dabei handelt es sich um die Reste von Versen, deren Identifizierung auf-
grund von drei übereinanderliegenden, die Versenden markierenden Punkten möglich ist. Es
handelt sich allerdings nicht um Hexameter,248 sondern um byzantinische Zwölfsilber. Der me-
trische Teil der Inschrift dürfte aus zumindest sechs Versen bestanden haben, da drei Versenden
bzw. drei Versanfänge erhalten sind. Wahrscheinlich waren ursprünglich pro Zeile je zwei Ver-
se vorhanden. Eine abschließende Zeile war der Datierung gewidmet. Die Jahreszahl ist verlo-
ren, immerhin aber erfährt man, dass die Inschrift auf einen 30. April datiert.
Das Epigrammfragment mit darauffolgender Datierung in Prosa lautet wie folgt:

[………………………]:Ĉ9<B
2ß? ®:12[7þA4: …………………
……………………]0:2 1Bþ16
88ĩ :[…………………………
5 ………………………].6 8Ĉ=4
=.>./82[………………………
………] 8Ņ A<Ľ 94:ą? ¥=>688Ą<B […
——
1 – :Ĉ96<B vel -Ĉ9<:><B Jalabert – Mouterde. 2 ®:12[7þA4:] dubitanter supplevi.

……………………………
in elfte …………………
…………………… Zweizahl
aber ……………………………
5 ………………………… Leid
……………………………
……… 30. des Monats April …
Text: JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 526 (Nr. 986).

Lit.: R. MOUTERDE, Antiquités et inscriptions (Syrie, Liban). Mélanges de l’Université Saint-Joseph, Beyrouth
(Liban) 26 (1944–46), Taf. I (Abb. 3) nach p. 40.– ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 203 (Nr. 5).

Aliquot – Aleksidzé identifizierten die Inschrift als Grabepigramm.249 Das Signalwort 8Ĉ=4
am Ende von Vers 5 könnte tatsächlich in diese Richtung weisen. Vielleicht bezog sich die In-
schrift auf ein elf Jahre altes Mädchen, wenn man Vers 2 so interpretieren kann.250 In Vers 3

—————–
246
DAGRON – FEISSEL, Inscriptions inédites du Musée d’Antioche 459.
247
CRAMER, Anecdota Graeca IV 303,18f. = PG 106,940B; vgl. MERCATI, Collectanea Byzantina I 618–620.
248
So JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 526.
249
ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 203.
250
Eine feminine Akkusativendung erscheint wahrscheinlicher als eine maskuline, da auf dem zweiten Epsilon kein
Akzent vorhanden ist, den ®:1Ā[7.A<:] aufweisen würde.
552 Türkei (Nr. TR20–TR21)

könnte die Theotokos angesprochen worden sein, wenn man …]0:2 als [=þ:.]0:2 ergänzt.251
Aliquot – Aleksidzé datierten die Inschrift in das 10./11. Jahrhundert.252 Aufgrund der Präsenz
von Akzenten und Spiritus ist allerdings eher an eine Datierung im 11. Jahrhundert zu denken.
Sicher zu sein scheint, dass das Epigramm in der Periode der byzantinischen Rückgewinnung
des syrischen Raums entstand, als vermehrt auch andere epigraphische Zeugnisse geschaffen
wurden.
Die vorhandenen Epigrammreste können vermuten lassen, dass sich die Inschrift aus proso-
dischen Zwölfsilbern zusammensetzte. Selbst wenn am Ende von Vers 1 – wie von Jalabert –
Mouterde angenommen – ein Ny ergänzt werden muss (-Ĉ9<:><B), liegt kein prosodischer Ver-
stoß vor: -9:- wird an vielen anderen Stellen auch wie muta cum liquida gewertet.253 Das von
Jalabert – Mouterde eigentlich entzifferte :Ĉ96<B kann durch die Lesung an der Photographie
nicht verifiziert werden.254 Die Endung .6 in Vers 5 (inschriftlich laut Jalabert – Mouterde .ĵ)
stellt wahrscheinlich die Endung einer medio-passiven Verbalform dar. Alternativ ist daran zu
denken, .à 8Ĉ=.6 zu konjizieren.

(Fragment eines) Steinblock(s) (34,5 × 26 cm), Dat. ?: Hatay Arkeoloji Müzesi


Nr. TR21) Das Fragment eines aus der (Theotokos-)Kirche von BityƗs (griech. Pithaion)255
stammenden Marmorsteinblocks ist von einer über fünf Zeilen laufenden, akzentuierten Majus-
kel-Inschrift bedeckt, die ebenfalls nur in Fragmenten vorliegt. Dabei handelt es sich, wie schon
Jalabert – Mouterde feststellten,256 um ein Epigramm, das aus mindestens zwei, wahrscheinlich
aber aus weit mehr Versen bestanden haben muss. Pro Vers dürften ca. 2,5–3 Zeilen vorgesehen
gewesen sein. Das Ende des ersten erhaltenen Verses dürfte markiert gewesen sein.
Der Inhalt des Epigramms selbst bietet keine Hinweise für die zeitliche Einordnung. Ebenso
wie die beiden vorangehenden Epigramme Nr. TR19 und Nr. TR20 und das nachfolgende Epi-
gramm Nr. TR22 wird das vorliegende Stück jedoch mit ziemlicher Sicherheit in der Zeit der
zurückgewonnenen byzantinischen Oberhoheit des 10./11. Jahrhunderts entstanden sein. Da
jedoch Akzente, Kürzungen und Ligaturen vorhanden sind, wird die Inschrift wohl kaum vor
der Mitte des 11. Jahrhunderts geschaffen worden sein.
Das Epigrammfragment lautet wie folgt:

………………………………
D>Ć:<: =.A<Ľ@. Aą: 9Ć:<: (7.ă) A(ą:) AþC<:
88ý A>BCĮ? @Į? Aį1ĩ ¡:<6;<: Aā: [=Ĉ84:
………………………………
——
2 cf. Pind. O. 1,115: 2ã4 @* A2 A<ĽA<: îE<Ľ D>I:<: =.A2ĵ:.
——
2 (7.ă) (= S inscr.) A(ą:) scripsi secundum inscr.: @ć Jalabert – Mouterde. 3 Aį1ĩ scripsi: ! inscr., A2ĵ1ĩ
Jalabert – Mouterde. [=Ĉ84:] supplevi.

………………………………
die Zeit betretend (d.h. verlebend), die einzige, und das Grab.
Aber öffne hier das Tor deiner Freude (d.h. des Paradieses)
………………………………

—————–
251
Das Adjektiv =þ:.0:<? ist als Anrede für die Theotokos bei EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? nicht angeführt, vgl. aber
L s.v.
252
ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 203.
253
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 27; RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 94 u. Anm. 97.
254
JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 526 stellten selbst fest, dass bei ihrer Lesung die Position des Akzents sehr
auffällig wäre.
255
Vgl. TODT – VEST, Syria 1580.
256
JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 603.
Türkei (Nr. TR21–TR22) 553

Text: JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 602f. (Nr. 1108 [mit Schriftskizze]).

Lit.: ALIQUOT – ALEKSIDZÉ, Reconquête 205 (Nr. 14).

Aliquot – Aleksidzé lagen richtig in der Annahme, dass es sich um die Reste eines Grabepi-
gramms handelt; das eindeutige Signalwort AþC<: weist unmissverständlich darauf hin. Unter
Heranziehung eines Pindarzitats wird berichtet, dass die Verstorbene – die aufgrund des Partizi-
piums =.A<Ľ@. als weibliche Person zu identifizieren ist – ihr Leben verlebt habe und in das
Grab eintrete. Im zweiten erhaltenen Vers wird wohl die Theotokos angesprochen, der jene
Kirche geweiht ist, in der auch das Steinfragment gefunden wurde (s. oben). Sie wird gebeten,
das Tor zum Paradies zu öffnen;257 A>BCĂ in der Bedeutung Paradies ist auch an vielen anderen
Stellen zu finden.258 Dass die Theotokos der Schlüssel (zum Paradies) ist, wird bereits im Aka-
thistos Hymnos festgehalten.259 Die – wie erwähnt – sehr eng gehaltene Inschrift könnte darauf
hindeuten, dass daneben auf dem Grabstein ein Reliefbild der Verstorbenen angebracht war.
Die Analyse der beiden noch vorhandenen Verse ergibt, dass sich das Epigramm aus proso-
dischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammensetzte. Die Verstorbene
wird somit eine höher gestellte Person gewesen sein, die sich für ihre Grabinschrift einen begab-
ten Dichter leisten konnte.

*Inschrift (verloren), 10. Jh. ?: Stadtmauer


Nr. TR22) Früheren Berichten zufolge war an einem Turm im nördlichen Bereich der von
Kaiser Justinian I. nach Erdbeben und Zerstörungen durch die Perser wiedererrichteten Stadt-
mauer eine Inschrift angebracht; der die Inschrift tragende Stein soll später in der ersten Hälfte
des 19. Jahrhunderts zersägt und zum Bau der Kaserne des Ibrahim Pascha, des Statthalters in
Syrien, verwendet worden sein.260 Früheren Schriftskizzen zufolge umfasste die Hauptinschrift
vier Zeilen, wobei der Beginn durch ein Kreuz markiert war. Vorangegangenen Abschriften ist
auch zu entnehmen, dass diese vier Zeilen ein Epigramm bildeten, wobei pro Zeile je ein Vers
vorgesehen war. Wahrscheinlich unterhalb des Epigramms dürfte eine kurze Prosainschrift an-
gebracht gewesen sein, deren Anfang und Ende durch ein Kreuz gekennzeichnet waren.
Bislang wurde die Inschrift in die Zeit Justinians datiert.261 Dies ist jedoch sehr unwahr-
scheinlich: Die Form des Epigramms – es handelt sich um Zwölfsilber ohne Auflösungen –
spricht für eine spätere Datierung;262 für eine Datierung in das 10. Jahrhundert263 sprechen vor
allem zwei Gründe: Es ist sehr wahrscheinlich, dass die folgenden, eine Restaurierung beschrei-
benden Verse ebenso wie das fragmentarisch überlieferte Epigramm Nr. TR19 nach dem Erd-
beben von 971/72/73 zu datieren sind. Darüberhinaus gibt es für Epigramme, die nach ähn-
lichem Muster komponiert sind, im Zeitraum 9.–11. Jahrhundert auch viele andere Beispiele.264
Der nur von Chandler vollständig aufgezeichnete Epigrammtext mit anschließendem Prosa-
text lautet wie folgt:

$>Ć:Ł 78Ć:Ł A2 =>ą? C5<>ý: :2:2B7ĆA.


¡>14: (2ą)? 9Ā1F: A2 A2ĈD26 @ć: AþD26
@=<B1į @A>.A<Ľ 9Ć0Ł A2 AŃ: =.>.8Ą.?
—————–
257
Etwas ungewöhnlich ist die Formulierung „deines Paradieses“ (A>BCĮ? @Į?), doch ist @Į?, der Schriftskizze bei
Jalabert – Mouterde nach zu schließen, tatsächlich überliefert.
258
Vgl. L s.v. A>BCĂ 4b.
259
C.A. TRYPANIS, Fourteen Early Byzantine Cantica (WBS V). Wien 1968, 36 (62Ņ 15–16); weitere aussagekräftige
Beispiele bei EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 35f., z.B. 782ă? AĮ? /.@682Ą.? AŃ: <í>.:Ń: ¾ :<Ą;.@. 5Ĉ>.? =.>.12Ą@<B
(Ioan. Maur.).
260
Vgl. FÖRSTER, Antiocheia 134, Anm. 137; JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 449.
261
Zuletzt MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 114. Nach FÖRSTER, Antiocheia 134, Anm. 137 gehören die Schriftzüge
der Inschrift der späten Kaiserzeit an.
262
Zu byzantinischen „Zwölfsilbern“ vor dem 7. Jh. siehe RHOBY, Zwölfsilber, passim.
263
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 384; s.a. CIG IV 331; Epigr. Anth. Pal. p. 380f.
264
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f; RHOBY, Meaning 749.
554 Türkei (Nr. TR22)

Aą: =Ĉ>0<: ê: CĈ8.<A>A2, FAā> AŃ: é[8]F:.

5 Űÿ (2<)Ľ, @Ń@<:.
——
1 cf. Nic. Eugen. Drosill. et Charicl. IX 53 (CONCA): ­=ă C5<>ý: :*:2B7.? ­;4>.99*:<?. 2 cf. v. 3 epi-
gramm. in lapide in museo archaeologico in urbe Edirne (ĺ no. TR39): =Ĉ>0F9. A2ĈD26 7.AĀ:.:A6
/.>/þ>F:. 4 cf. v. 4 epigramm. in muro litorali Cpl. (ĺ no. TR87): é=2> (sc. A2ĵD<?) CĈ8.AA2 Ań 7>þA26
@<B, =.:Aþ:.;.
——
1 C5Ć>.: Ainsworth, Förster. 2 ¡>14: scripsit CIG:  Chandler (sic inscr. ?), [±]>126: Froehner
([¡]>126: in nota). A2 A2ĈD26 scripsit Rhoby: A2A2ĈD26 Ainsworth, Boeckh – Franz, CIG, Froehner, Epigr.
Anth. Pal., Förster, Jalabert – Mouterde (A2A2BD26). 3 @A>.Aą: Ainsworth, Boeckh – Franz, Förster.
=.>.8Ą.?: C Chandler, [:Ľ: ­: AĀ826] Froehner, <ß74AĆ>F: proposuit Förster (in nota).
CĈ8.A<A>2 supplevit CIG: #"! Chandler (sic inscr. ?). é[8]F: supplevit CIG. 5 @Ń@<: scripsit CIG:
CC Chandler (sic inscr. ?).

Ihn, der sich aufgrund der Zeit und der Erschütterung dem Untergang zuneigte,
lässt Gott (der) Herr von Grund auf schnell neu schaffen
durch Einsatz des Heeres und Bemühung der an der Küste (Wohnenden),
(ihn) den Turm. Ihn behüte, Retter des Alls.

Sohn Gottes, rette!


Text: CHANDLER, Inscriptiones antiquae 90 (Nr. III [mit lat. Übers.]).– W.F. AINSWORTH, Travels and Researches
in Asia Minor, Mesopotomia, Chaldaea and Armenia, II. London 1842, 95 (mit engl. Übers.).– CIG III A. BOECKH –
I. FRANZ, Corpus Inscriptionum Graecarum, III. Berlin 1853, 218 (Nr. 4465).– CIG IV 331 (Nr. 8711).– W.H. WAD-
DINGTON, Inscriptions grecques et latines de la Syrie recueillies et expliquées. Paris 1870 (Reprint Rom 1968), 623
(Nr. 2712 [Schriftskizze]).– W. FROEHNER, Mélanges d’épigraphie et d’archéologie, XI–XXV. Paris 1875, 33 (Nr.
2712).– Epigr. Anth. Pal. III 266 (mit lat. Übers.).– FÖRSTER, Antiocheia 134, Anm. 137.– JALABERT – MOUTERDE,
Inscriptions 450 (Nr. 785).– RHOBY, Meaning 749, Anm. 72 (mit engl. Übers).

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 114 (Nr. 186).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 246 (Nr.
20/03/99).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 384.

Das Epigramm berichtet von der raschen Instandsetzung eines Turmes, der aufgrund seines
Alters (D>Ć:Ł) und durch Erschütterung (78Ć:Ł) in sehr schlechtem Zustand war. Die Bezeich-
nung 78Ć:Ł ist ein klarer Hinweis auf ein Erdbeben,265 und es ist anzunehmen, dass damit das
oben genannte schwere Erdbeben von 971/72/73266 gemeint ist, mit dem auch Epigramm Nr.
TR19 in Zusammenhang steht. Man erfährt, dass der Turm relativ schnell wieder aufgebaut
wurde (Vers 2: @ć: AþD26); als Urheber wird Gott direkt genannt und nicht etwa der Kaiser (Io-
annes I. Tzimiskes) oder der von diesem entsandte Michael Burtzes.267 Die Wiederaufrichtung
des Turmes geschah mit Hilfe des Heeres – Antiocheia war erst kurz davor, nämlich im Jahr
969, von den Byzantinern zurückerobert worden268 – und der Küstenbewohner (<à =.>.8Ą.?)
(Vers 3). Mit dem „Heer“ ist vielleicht der 12.000 Mann umfassende Tross an Handwerkern
gemeint, der nach dem Erdbeben nach Antiocheia geschickt wurde.269 Mit den „Küstenbewoh-
nern“ sind wahrscheinlich die Bewohner der Stadt gemeint: =.>.8Ą.270 dürfte die Küste, d.h.
das Ufer, des durch Antiocheia fließenden Flusses Orontes (heute [arab.] Nahr al-‫ޏ‬ƖৢƯ / [türk.]

—————–
265
Vgl. Kr s.v. 2 (als Äquivalent zu [neugriech.] @26@9Ć?).
266
RHOBY, Meaning 749.
267
Siehe oben S. 550.
268
Vgl. TODT – VEST, Syria 566.
269
Siehe oben S. 550.
270
=.>.8Ą. sonst nur in der Bedeutung „Meeresküste“ attestiert, vgl. LSJ s.v. Aus dem 14. Jh. sind zwei Belege in
der Bedeutung „Fischereigebiet“ / „Fischgrund“ bekannt, vgl. LBG s.v. Hingegen ist ¾ =.>þ86<? volkssprachlich
(einmal) als „(Fluss)ufer“ belegt, vgl. Kr s.v.
Türkei (Nr. TR22–TR23) 555

Asi Nehri) bezeichnen.271 Am Ende des Epigramms wird Christus der Retter direkt angespro-
chen mit der Bitte, den Turm zu bewahren. Die vom Epigramm abgetrennte Inschrift könnte
eine Verstärkung der Bitte darstellen, es kann sich aber auch um eine (vielleicht später ange-
brachte) Inschrift handeln, die mit dem Epigramm unmittelbar nichts zu tun hat.
Das Epigramm besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen, wobei die Anzahl der Binnenschlüsse B7 überwiegt (in drei von vier Versen). Weite-
re Bemerkungen zum Epigrammtext: Das in Vers 2 verwendete 9Ā1F: ist als Bezeichnung für
Christus in der Bedeutung „Herr“ sonst offensichtlich nur an einer Stelle bei Johannes von Da-
maskus belegt.272 Im selben Vers ist A2 A2ĈD26 anstatt wie in früheren Editionen A2A2ĈD26 zu
schreiben: Man erhält somit nicht nur einen korrekt gesetzten Binnenschluss, sondern kann auch
vermeiden, dass eine inhaltlich unpassende Plusquamperfekt-Form – noch dazu ohne Augment
vor der Reduplikation – verwendet wird. Dass A2ĈD26 die richtige Form ist, wird auch durch das
im Testimonienapparat zitierte Beispiel aus Edirne verdeutlicht.273 Aą: =Ĉ>0<: am Beginn von
Vers 4 stellt ein Enjambement dar; danach ist zu interpungieren, é: ist als relativer Anschluss zu
verstehen.

ANTALYA

Templonepistylbalken (Länge: 104 cm), vor Ende 10./11. Jh.: Antalya Müzesi (Inv.-Nr.
A. 27)
Nr. TR23) Der als Templonepistylbalken zu identifizierende, mit zahlreichen Ornamenten
versehene Marmorsteinblock ist nicht zur Gänze erhalten; auf der rechten oberen Seite ist ein
Teil weggebrochen. Am oberen Rand des Blocks ist eine unakzentuierte Majuskel-Inschrift ein-
geritzt, deren Beginn durch ein Kreuz markiert ist. Dabei handelt es sich um ein Epigramm, das
aus zwei Zwölfsilbern besteht; das Ende von Vers 2 ist nicht erhalten. Die beiden Verse sind
insofern voneinander getrennt, als zwischen dem letzten Wort von Vers 1 und dem ersten Wort
von Vers 2 ein größerer Abstand zu erkennen ist.
Zu datieren sind Templonepistylbalken und Epigramm in mittelbyzantinische Zeit, jedenfalls
vor dem späten 11. Jahrhundert.274 Dafür spricht nicht nur der paläographische Befund der In-
schrift, sondern auch die Tatsache, dass sich ein ähnliches Epigramm auf einem in Genf aufbe-
wahrten Bronzekreuz befindet, das in das 10./11. Jahrhundert zu datieren ist.275 Des Weiteren ist
als Parallele ein hinsichtlich Gestalt und Ornamentik sehr ähnlicher Templonepistylbalken zu
nennen, der sich oberhalb des Einganges in die Krypta der Kathedrale von Trani in Apulien
befindet und ebenfalls in das 10./11. Jahrhundert datiert wird.276
Der Text des Epigramms auf dem Templonepistylbalken lautet wie folgt:

¹>0<: CĀ>6@[A]<: A.=26:<Ľ šFþ::<B


A282@5ÿ: 2ß? 8ĈA>F@6[: ž9.>A49þAF:].
——

—————–
271
Vgl. JALABERT – MOUTERDE, Inscriptions 450.
272
PG 96,837C; vgl. L s.v.
273
Vgl. z.B. auch RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 97,4: 5Ă74: šF(þ::4?) 1ÿ A2ĈD26 :Ľ: =Ć5Ł.
274
Vgl. NIEWÖHNER, Templonanlagen 297.
275
Ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me102. Für eine am Stil der Ornamente
orientierte Datierung in das 10./11. Jh. HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 325.
276
GUILLOU, Recueil 189–192 (Nr. 181) u. Taf. 171; GUILLOU, Nouvelle inscription, passim u. Abb. 1–3. Die darauf
eingeritzte Inschrift ist in Prosa abgefasst. Der Name des Stifters, der inschriftlich (höchstwahrscheinlich) als
&" … C! überliefert ist, wurde von Guillou als Romanos Kladon gedeutet. Dieser Eingriff
in den inschriftlichen Befund ist aber zu gewagt, man wird wohl von einer Person slawischen (bulgarischen ?)
Ursprungs ausgehen müssen (Romanos Klostonev ?), vgl. PmbZ # 26865; C. MANGO, BZ 91 (1998) 131; J.-Cl.
CHEYNET, REB 56 (1998) 303; M. KAPLAN, Revue Historique 298, 1 (603) (Juillet-Septembre 1997) 181.
556 Türkei (Nr. TR23–TR24)

1 cf. v. 1 epigramm in cruce (s. X/XI) in museo in urbe Genf, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Ob-
jekten der Kleinkunst, no. Me102: ¹>0<: CĀ>6@A<: ­7 =Ć5<B 020<:ĆA.; cf. etiam v. 1 epigramm. in
lapide in urbe Altintaú (ĺ no. TR12): ¹126;2: ±>0<: ½08.G@9Ā:<: =Ć5<?.
——
1 # ! legit Bayraktar. 2 A28<B@5ÿ: Hellenkemper – Hild. "!&  legit et scripsit Bayraktar:
"!C[.] inscr., 8ĈA><@6 Hellenkemper – Hild. [ž9.>A49þAF:] supplevit Grünbart.

Das beste Werk des demütigen Ioannes,


vollendet zur Erlösung von den Sünden.
Text: N. BAYRAKTAR, Antalya müzesindeki Bizans devrine ait bazÕ mimari plastik Parçalar. Arkitekt 354, 43(44)
(1974) 77 (mit türk. Übers.) u. Abb. 11.– HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 325, III, Abb. 74.– M.
GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 338 (Nr. 52 [mit deutsch. Übers.]), 339 (Abb. 56).– PALLIS, Inscrip-
tions 766, 777 (Nr. 1 [Text nach Hellenkemper – Hild]).

Lit.: S. ALPASLAN-DOöAN, La sculpture byzantine en Lycie et à Antalya: sa place dans l’évolution de l’art byzan-
tin, in: PENNAS – VANDERHEYDE, La sculpture byzantine 128, 136 (Abb. 11).

Abb.: 95

Die beiden Verse bilden ein Stifterepigramm: Ein gewisser Ioannes erbittet ganz in der Tra-
dition ähnlicher Epigramme als Gegenleistung für sein Werk – vermutlich die Stiftung des
Templons in einer in Attaleia gelegenen Kirche – Erlösung von den Sünden.
Die beiden byzantinischen Zwölfsilber sind mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen versehen;
außergewöhnlich ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 1, doch ist der Versanfang
¹>0<: CĀ>6@[A]<: auch an zwei anderen Stellen zu finden: zunächst am Beginn des bereits zi-
tierten Epigramms auf dem Genfer Bronzekreuz, außerdem am Beginn eines Verses aus der
Feder des Ignatios Diakonos.277 Die Zwölfsilber sind grundsätzlich als prosodisch zu bezeich-
nen, allerdings liegt im Wort A.=26:<Ľ in Vers 1 ein schwerer prosodischer Verstoß vor (lange
siebenten Silbe).
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Nach dem Ny von CĀ>6@[A]<: ist womöglich ein
angehängtes Tau zu lesen, welches nach Grünbart mit zu ergänzendem supralinearem <B als A<Ľ
aufgelöst werden könnte.278 Ergänzt man jedoch diesen Artikel, dann würde Vers 1 13 Silben
umfassen. Andererseits könnte dadurch der prosodische Verstoß in A.=26:<Ľ vermieden werden.
Will man den Artikel A<Ľ im Vers halten, dann ist der Eigenname šFþ::<B am Ende von Vers 1
dreisilbig zu lesen, was auch sonst gelegentlich vorkommt.279 ž9.>A49þAF: am Ende von Vers
2 ist (neben 9=8.749þAF:) die einzige sinnvolle Ergänzung.
Die Verse sind standardisiert und ohne großen literarischen Anspruch, sodass man von ei-
nem durchschnittlich begabten Dichter als Autor ausgehen kann.

Steinplatte (59 × 84 cm), a. 909/10: Antalya Müzesi (Inv.-Nr. 40)


Nr. TR24) Ende des 19. Jahrhunderts noch in die Südwestseite der Stadtmauer des byzanti-
nischen Attaleia eingelassen, befindet sich die Steinplatte, in die eine über neun Zeilen laufende,
regelmäßig ausgeführte Inschrift eingeritzt ist, heute im Museum. Die Steinplatte ist zwar an
einigen Stellen beschädigt, die unakzentuierte Majuskel-Inschrift kann aber grosso modo prob-
lemlos gelesen werden. Die ersten acht Zeilen der Inschrift bilden ein Epigramm, wobei pro
Zeile je ein Vers vorgesehen ist. Die letzte Zeile ist der Nennung des Weltjahres (6418 =
909/10) gewidmet, wodurch die Inschrift auch datiert werden kann. Für eine Datierung an den
Beginn des 10. Jahrhunderts spricht auch die Paläographie, die bereits Entwicklungen späterer

—————–
277
Ed. C.F. MÜLLER, BZ 3 (1894) 521: ¹>0<: C*>6@A<: ½08.G@9*:<: =I526.
278
M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 338.
279
Z.B. bei Romanos Melodos. Zu einem analogen Beispiel RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 181
(2Ċ>06<? ist „neugriechisch“ Jórgos zu lesen).
Türkei (Nr. TR24) 557

Jahrzehnte und Jahrhunderte vorwegnimmt.280 Der tief in den Stein geritzte Epigrammtext lautet
wie folgt:

©@AB<? ­@58<ă 8.9=>Ħ? ¥AAþ8<B 0Ć:<[6],


î=ÿ> A2Cþ:<B 1><B00.>Ą<B, 2í78Ā2?,
=>ă; 1ĩ è9<ĵ<: ­>0<9ĆD5<6? C><:AĄ@6:,
@52:.>ą: ë:AF?, 04Aą: 7.ă A2>=:Ā<[:],
5 A<ĵ<: AþDĩ ö? 8Ă;.:A<? 2ñD2@52 é=F?
ž9.>A49þAF: .íAą: 2ï>.@5.6 8Ĉ@6:
7.ă 7.A.1Ą74? ­7CB02ĵ: .ßF:Ą<B,
[Ań] =Ć:Ł 1ÿ ±>0<: A<ĵ<<:> =4>AĄ@5[.6]
±A<B? ,?B64ĩ.
–––––
7 cf. v. 12 epigramm. in arcula (s. XI/XII) in thesauro S. Marci Venetiae, ed. RHOBY, Epigramme auf Iko-
nen und Objekten der Kleinkunst, no. Me85: AĄ5496 CB02ĵ: Aā: 7.A.1Ą74: 5Ā8F:.
——–
1 ©@AB<? scripsi (cf. Merkelbach – Stauber et comment.): ǹCȉȅǿȅC inscr., ¥@A<ă LanckoroĔski, Papa-
dopoulos-Kerameus, Grégoire, ©@A<6<? Bean. ­@58<ă: omisit LanckoroĔski, =Ć82F? Papadopoulos-
Kerameus, [1Ā]2@5(2) Grégoire, Note, (=Ć)82[F?] Grégoire, Recueil. 8.9=>Ħ?: 8.9=>.ă (?) LanckoroĔski,
8.9=>Ħ[?] Grégoire. ¥AAþ8<B: ¥AA.86ĀF: LanckoroĔski, Grégoire, Recueil, ¥AA.8.6ĀF: Papadopoulos-
Kerameus, Grégoire, Note. 0Ć:<6 legit Bean: omiserunt alii. 2 1><B[00].>Ą<B LanckoroĔski, Grégoire.
2í78Ā2? Bean: 2í782Ā? LanckoroĔski, 2í78Ā<? Papadopoulos-Kerameus, 2í78Ā<B? Grégoire. 3 1ĩ è9<ĵ<:: Aą
A2ĵD<? Papadopoulos-Kerameus, 1ĩ é9<6<: Grégoire, Note, [ž>]9<[@A]ą: Grégoire, Recueil. C><:AĄ@6 Lan-
ckoroĔski, Grégoire. 4 @52:.>ĊA.A<: Papadopoulos-Kerameus. ë:AF?: Aą: ë:AF? LanckoroĔski, Aĩ ë:AF?
Grégoire, Note. 04Aą: scripsi: ! inscr., omisit LanckoroĔski, 8þ9=<: Papadopoulos-Kerameus,
[2]Aą: Grégoire, Note, ¡[F]A<: Grégoire, Recueil, 06Aą: Bean. A2>=:Ā<: legit Bean: omisit Lancko-
roĔski, AĀ>=<: Papadopoulos-Kerameus, 7.[>]A2>[Ą.6?] Gregoire, Note, 7.[>]A2>Ą[.]? Grégoire, Recueil.
5 A<ĵ<: AþD’ ö? 8Ă;.:A<? scripsi (cf. BEAN, Inscriptions 45): !!$&C!C inscr., A<ĵ<:
A.DŃ@.6 3[Ń]:A<? LanckoroĔski, 7.A<DB>Ċ@.:A<? Papadopoulos-Kerameus, A[<Ľ =.]:A.DŃ? ¡[>D<]:A<?
Grégoire, Note, Aą =Ħ: A[2ĵ]D[<]? [1]Ą[;].:A<? Grégoire, Recueil, A<ĵ<: !$FC!C Bean.
2ñD2@5(2) scripserunt Papadopoulos-Kerameus et Grégoire, Note: ǼȊȋǼCĬǹǿ inscr., 2ñD2@5.6 Lancko-
roĔski, Grégoire, Recueil, Bean. 6 !!& inscr. (?). 8 omisit LanckoroĔski: 16ý] EBDĊ825><:
[A<Ľ /Ą<B =<86A2Ą.: ? Papadopoulos-Kerameus, [8B]0[>]ą: [ë]82[5]><:, [=]Ć[5Ł] 0Ă>[F]? [/Ą<B] Grégoi-
re, Note, [Aą: =.]:Ċ82[5]><: AĆ[=]<(:) [=]4>A6@[9Ā:F?] Grégoire, Recueil, Grégoire, Inscriptions, […]
F ±>0<: A<ĵ< =4>AĄ@52 Bean. [Ań] acrostichis causa supplevi (cf. comment.). A<ĵ<<:> supplevi.
=4>AĄ@5[.6] scripsi: !C inscr. (?).

Der glänzenden Stadt des Attalos wackere Nachkommen,


für den Drungarios Stephanos, Berühmte,
da er unablässig ein den mühevollen Plänen entsprechendes,
wirklich starkes, bewundernswertes und liebliches,
5 ein solches (Werk) bald beendet,
betet, dass er Vergebung der Sünden findet
und der ewigen Verdammung entflieht,
dass aber ein solches Werk mit Mühe vollendet ist.
Im Jahr 6418 (= 909/10).
Text: LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 160 (Nr. 14).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS,
6<>5FA67þ 438–440 (Nr. 39).– GRÉGOIRE, Note 518f., 520.– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 104 (Nr. 304).– GRE-
GOIRE, Inscriptions 453 (vv. 6–8).– BEAN, Inscriptions 44f. (Nr. 42) u. Abb. 5.– M. GREGORIOU-IOANNIDOU, !ą
:.BA67ą 5Ā9. AŃ: 6/B>>.6FAŃ:. B9/<8ā @Aą =>Ć/849. AĮ? à1>Ĉ@2Ċ? A<B. B3.:A6:þ 11 (1982) 216 (Text nach
Grégoire, Recueil).– HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 301, Anm. 77 (Text nach Bean), III, Abb. 61.

Lit.: H. GLYKATZI-AHRWEILER, Recherches sur l’administration de l’empire byzantin aux IXe–XIe siècles. BCH
84 (1960) 81, Anm. 4.– AHRWEILER, Byzance et la mer 83 u. Anm. 2.– A.G.K. SABBIDES, Ř ¥AA.82Ą. ö? ²1>. A<Ľ

—————–
280
Vgl. MANGO, Epigraphy I 246.
558 Türkei (Nr. TR24)

/B3.:A6:<Ľ :.BA67<Ľ 5Ā9.A<? .>./4@6.:Ń:/6/B>>.6ĊAF:. B3.:A6:ą? Ć9<? 4 (1990) 150, 163.– MANGO, Epi-
graphy I 246, II 141 (Abb. 26).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– SAVVIDES, Secular Prosopography 34 (Nr. 44).–
TROMBLEY, War 126 (engl. Übers.).– FOSS, Cities of Pamphylia 8.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV
132 (Nr. 18/12/99).– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 23).– RHOBY, Varia Lexicographica 2f.

Abb.: 96

Die Inschrift berichtet über die erste Phase der Bauarbeiten an der (Vor)mauer von Attaleia,
die in den folgenden Jahren fortgesetzt (ĺ Nr. TR25) und abgeschlossen (ĺ Nr. TR26) wur-
den. Der Anlass für den Bau der Befestigungsanlage war vermutlich die arabische Bedro-
hung.281 Die erste Phase der Bauarbeiten stand unter der Leitung des Drungarios Stephanos
(Vers 2); er führte den Beinamen Abastaktos, wenn man die Akrostichis der Verse miteinbe-
zieht.282 Diese ergibt " !!; wenn man auch das Epsilon der letzten, der Datierung ge-
widmeten Zeile dazunimmt, erhält man (in normalisierter Orthographie) den Vokativ
¥/þ@A.7A2.283 Abastaktos ist ein bekannter (armenischer) Name: Theophylaktos Abastaktos ist
als Vater des Romanos I. Lakapenos und als Retter des Basileios I. während eines Feldzuges
gegen die Sarazenen von Tephrike im Jahr 872 belegt.284 Der im Epigramm genannte Stepha-
nos285 könnte ein Verwandter der nächsten Generation gewesen sein; dass er der Sohn des The-
ophylaktos war, ist kaum wahrscheinlich, da ein Bruder des Romanos I. Lakapenos aus den
Quellen nicht bekannt ist.286 Ob Stephanos in seiner Funktion als Drungarios auch Drungarios,
d.h. ein hoher Militär, des Themas der Kibyrraioten, der Küste und des Hinterlandes von Karien
bis Kilikien mit dem Hauptquartier Attaleia,287 war, ist nicht ganz sicher, aber durchaus wahr-
scheinlich.288
Ein neutraler Sprecher wendet sich im Epigramm an die Bewohner Attaleias (Verse 1–2) mit
der Bitte, für Stephanos zu beten, damit er als Gegenleistung für seine Mühen – die Errichtung
der herausragenden Mauer – Erlösung von den Sünden und ein günstiges Los nach seinem Tod
erlange (Verse 6–7).
Das Epigramm besteht aus acht Zwölfsilbern, die bis auf Vers 8 korrekte Binnenschlüsse
aufweisen. Der fehlende Binnenschluss (B5 oder B7) in Vers 8 könnte auf einen Fehler bei der
Übertragung des Textes zurückzuführen sein, zumal auch andere Unregelmäßigkeiten vorlie-
gen: So ist der Hiat zwischen 1Ā und ±>0<: zu beachten, darüberhinaus auch jener zwischen
! und dem darauf folgenden Wort, der aber ausgemerzt werden kann, wenn man das wohl
aus Versehen vergessene Ny ergänzt. Hinsichtlich der Prosodie sind die Verse von unterschied-
licher Qualität: In die grundsätzlich prosodischen Verse 1–7 haben sich drei schwere Verstöße
gegen die Prosodie eingeschlichen: 8.9=>Ħ? (Vers 1), 04Aą: (Vers 4), ž9.>A49þAF: (Vers 6).
Aus dem Schema fällt auch hier Vers 8, der in der vorliegenden Form als prosodielos zu werten
ist. Der Vers wäre zwar prosodisch, wenn man auf den Beginn [Ań] verzichtet, würde dann aber
nur 11 Silben umfassen. Die Ergänzung des Artikels bzw. eines mit Tau beginnenden Wortes ist
aber aufgrund der Vervollständigung der Akrostichis notwendig.289

—————–
281
Vgl. HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 301; TROMBLEY, War 125f.
282
Vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 105. Auf eine Akrostichis trifft man auch in Epigramm Nr. TR18.
283
Den Namen des Stifters ergibt auch die Akrostichis in Epigramm Nr. TR18.
284
Vgl. Georg. Mon. 841,11–14 (BEKKER) (weitere Quellen über den TLG); zur Person PmbZ # 28180; J.L. VAN
DIETEN, Abaktistos [sic!]. Reallexikon der Byzantinistik, Reihe A, I,2 (1969) 1f. Zu weiteren Trägern des Namens
PmbZ, Indices.
285
Zu diesem PmbZ # 27242; A. SAVVIDES – B. HENDRICKX, Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine
History and Civilization, I. Turnhout 2007, 463 (falso Avastakos) u. summarisch A.G.K. SABBIDES,
07B78<=.6167Ć =><@F=<0>.C67Ć 82;67Ć /B3.:A6:Ă? 6@A<>Ą.? 7.6 =<86A6@9<Ĉ, II. Athen 1997, 42.
286
Vgl. St. RUNCIMAN, The Emperor Romanus Lecapenus and His Reign. A Study of Tenth-Century Byzantium.
Cambridge 1929, insbesonders die Stammtafel zwischen p. 262 u. p. 263.
287
Vgl. C. F[OSS], Kibyrrhaiotai. ODB 2, 1127.
288
Vgl. SAVVIDES, Secular Prosopography 34. PmbZ # 27242 bezeichnet Stephanos als Drungarios des Themas der
Kibyrraioten.
289
Vgl. BEAN, Inscriptions 46.
Türkei (Nr. TR24–TR25) 559

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Bereits das erste Wort des Epigramms bereitete
den bisherigen Editoren Schwierigkeiten. Nur Bean erkannte, dass sich dahinter eine feminine
Form von ¡@AB verbirgt.290 Dabei handelt es sich nicht um einen Irrtum, da eine solche Form
auch an zwei weiteren Stellen belegt ist.291 Die ungewöhnliche Genitiv-Bildung ¡@AB<? – zu
erwarten wäre ¡@A2F? oder ¡@A2<? – ist möglich, zumal auch die parallele Dativform ¡@AB6 in
einer Inschrift des 1. Jahrhunderts n. Chr. attestiert ist.292 Der Vokativ 2í78Ā2? in Vers 2 – die
Form bezieht sich nicht auf A2Cþ:<B 1><B00.>Ą<B, wie Papadopoulos-Kerameus293 und Gré-
goire294 vermuteten – ist eine poetische Nebenform zu regulärem 2í7822ĵ?; eine ebensolche auf-
grund des Versmaßes bedingte epische Form ist A2>=:Ā<: (statt A2>=:Ć:) am Ende von Vers 4.
Das Wort geht somit nicht zurück auf ein von Bean295 angenommenes Hapax A2>=:.ĵ<:.
­>0Ć9<D5<? in Vers 3 ist ein seltenes Wort, das erstmals bei Georgios Pisides belegt ist und
dann später, vielleicht ab dem 9. Jahrhundert, gelegentlich begegnet.296 In den Versen 4 und 5
vermisst man ein Nomen, auf das sich die angeführten Epitheta beziehen; zu erwarten wäre hier
passenderweise A2ĵD<?. Dass sich hinter 1ĩ è9<ĵ<: ein fehlerhaft übertragenes Aą A2ĵD<? verbirgt,
wie Papadopulos-Kerameus vermutete,297 ist auszuschließen, da è9<ĵ<: mit A<ĵ<: am Beginn
von Vers 5 korrespondiert. Es ist wohl vielmehr gedanklich ±>0<: zu ergänzen, das dann in Vers
8 auch tatsächlich erwähnt wird. Auch die Lesung des mittleren Teils von Vers 5 bereitete bis-
lang Schwierigkeiten: Auch hier ist der entscheidende Gedanke Bean zu verdanken,298 der er-
kannte, dass das inschriftliche !C als 8Ă;.:A<? aufzulösen ist; die Genitiv-Form dürfte
mit A2Cþ:<B in Vers 2 übereingestimmt sein. Im Epigramm begegnen, wie zu sehen ist, einige
orthographische Fehler. Bei der Schreibung ǼȊȋǼCĬǹǿ könnte der Graveur durch den Infinitiv
2ï>.@5.6 in der nächsten Zeile irritiert gewesen sein.

Steinplatte (83 × 198 cm), a. 910/12: Antalya Müzesi (Inv.-Nr. 136)


Nr. TR25) Die jetzt im Museum aufbewahrte Steinplatte war – auch dem Inhalt der darauf
befindlichen Inschrift zufolge – ursprünglich ebenfalls in die byzantinische Stadtmauer einge-
fügt; sie befand sich hoch in der Mauer westlich von (Nord-)Tor II. Die eingeritzte, über 14
Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift ist heute an einigen Stellen nicht mehr
vollständig zu entziffern; die Lücken können jedoch durch frühere Lesungen und Konjekturen
ergänzt werden. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert. Bereits der erste Editor,
Ramsay,299 erkannte, dass es sich um eine metrische Inschrift handelt, wobei jeder Vers eine
Zeile füllt.
Zu datieren ist das Epigramm auf Basis der darin enthaltenen Angaben. Wie noch im Detail
zu zeigen ist, beziehen sich die Verse auf die Fortsetzung der Bauarbeiten an der Mauer unter
Leon VI. und Konstantinos VII. Diese Datierung wird auch durch die Paläographie der Inschrift
bestätigt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

¥2ă =><:<ĄĤ =.A>67į 72D>49Ā:<?


ö? <æ. AĀ7:<6? =Ħ@6 A<ĵ? î=47Ć<6?
è =.00þ84:<? 2í@2/ā? .íA<7>þAF>
ĀF: @ć: Bàń Ań [08B72ĵ F]:@A.:AĄ:Ł
—————–
290
BEAN, Inscriptions 45.
291
Vgl. LBG s.v.; s.a. RHOBY, Varia Lexicographica 2f.; RHOBY, Varia Lexicographica II 117.
292
LSSup s.v. ¡@AB.
293
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 439.
294
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 105.
295
BEAN, Inscriptions 45.
296
Vgl. LBG s.v.
297
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 439.
298
BEAN, Inscriptions 45f.
299
Der von Ramsay edierte Text basiert auf einer Kopie von C. Wilson, der die Inschrift, die damals noch direkt an
der Stadtmauer angebracht war, mit einem Teleskop lesen konnte (vgl. RAMSAY, Unedited Inscriptions 266).
560 Türkei (Nr. TR25)

5 7.ă =þ:A. =>þAA[26:] @B9=.5Ń? [2ß56@9Ā:<?


ö?] AĮ? ž=þ:AF: [C><:AĄ@].6 @FA[4>]Ą.?
7.ă AĂ:12 @ł3[F:] Aā: C68Ć[D>6@A<: =Ć86:]
@<CŃ? [7.AFDĈ>]F@2 A2ĄD26 [12]BA[Ā>Ł]
1267:ć? ®.BAĮ? 9Ħ88<: [@C.82@AĀ>.:]
10 ­D5>Ń: A2 =þ@4? 94D.:Į? [:FAĀ]>.:
7.ă D2ă> 9ÿ: ¾ 9Ć:.>D<? ±>0<B [=><@AþA6?]
ö? 7.ă D<>40ą? AŃ: 7.8Ń: 7.ă 12@=ĆA6?
íCĂ96<? 1ÿ A<Ľ 7>þA<B? 9B@A<0>þC<?
52>9Ń? î=<B>0Ń: 2íCBā? ­=6@AþA4?.
–––––
6 cf. Ioan. Scyl. hist. 277,43sq. (THURN): … 7.ă 1Ā<: Aą: /.@68Ā. AĮ? î=47ĆF: C><:AĄ@.6 @FA4>Ą.?. 7–9
cf. vv. 4–6 epigramm. (hodie deleti) in muro Attaliae (ĺ no. TR26): [½@C.]8Ą@.A< @<CŃ? AĂ:[12 A]ā:
=Ć86: | [A2ĄD]26 12BAĀ>Ł A.ĈA4: [7.A]<DB>Ċ@.? | [=.@]Ń: =Ć82F: 12Ą;.? @C.82@AĀ>.:.
——–
1 [=].A[>]67[Į] LanckoroĔski, Grégoire. 72D[>4]9Ā:<? LanckoroĔski, Grégoire. 2 <å. Ivison. î=47Ć@6? Ivi-
son. 4 Bßń Ivison. 08B72ĵ legit Ramsay. F:@A.:AĄ:Ł legerunt LanckoroĔski (F:@A.:AĄ:F), Grégoire,
Bean: F:@A.:AĄŁ Ramsay, F:@A.:AĄ:<B Žavoronkov. 5 =>þAA[26:] LanckoroĔski: =>þAA[2]6: Bean.
[@]B9=.5Ń? Bean. [2]ß[56@]9Ā:<? supplevit Grégoire (cf. Papadopoulos-Kerameus): [¾0]<Ĉ92:<? Lan-
ckoroĔski, …. 9Ā:<? Bean. 6 [ö]? LanckoroĔski. =þ:AF: Ivison. C><:AĄ@[.]6 LanckoroĔski: C><:AĄ3F:
praefert Papadopoulos-Kerameus. @FA[4>]Ą.? supplevit LanckoroĔski. 7 7.ä Bean. @Ċ3F: legit Lanckoro-
Ĕski. C68ĆD>6@A<: legerunt alii. =Ć86: legerunt alii. 8 7.AFDĈ>F@2 legerunt alii. 12BAĀ>Ł legerunt alii. 9
1]2Ą7:B@[6….. Ramsay. ­.BAĮ? Ivison. @C.8[2]@AĀ>.: LanckoroĔski. 10 7]2 D>Ń:A(.6) =þ@Ĭ 94Dþ:Ĭ
Ramsay. :FAĀ>.: legerunt alii. 11 =><@AþA6? legerunt LanckoroĔski, Grégoire, Bean: =><@A.AĄ?
Ramsay. 12 7.8Ń:: [=].8Ń: Ramsay. 12@=<AĄ? Ramsay. 14 2íCć? Hellenkemper – Hild.

Da er immer die väterliche Fürsorge anwendet


für alle Untertanen, als wären sie (seine) Kinder,
hat der durchlauchtige fromme Selbstherrscher
Leon mit seinem süßen Sohn Konstantinos,
5 gewohnt, alles mit Mitgefühl zu tun
sowie an das Heil aller zu denken.
Und diese Christus liebende Stadt rettend
hat er sie weise mit einer zweiten Mauer befestigt,
indem er sie sicherer zeigte, als sie jemals war,
10 und jeder Belagerungsmaschine der Feinde überlegen.
Auch die Hand des Alleinherrschers war Vorsteherin des Baues
sowie auch Spenderin des Guten und Herrin.
Euphemios, Mystographos der (kaiserlichen) Gewalt
begeistert dienend, ein exzellenter Aufseher.
Text: RAMSAY, Unedited Inscriptions 267 (Nr. 9 [unvollständig]).– LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pi-
sidiens I 159 (Nr. 12), 9 (deutsch. Übers.).– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 436 (Nr. 37 [Text nach Lancko-
roĔski mit Verbesserungen]).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 103 (Nr. 302).– BEAN, Inscriptions 43f. (Nr. 41), 44
(türk. Übers.).– ŽAVORONKOV, OtnošenƋa 59, Anm. 87 (vv. 4, 7, 8–10).– IVISON, Urban Renewal 31, Anm. 29, 39,
Anm. 143, 21f. (engl. Übers.).– HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 302, Anm. 78 (Text nach Grégoire
u. Bean), III, Abb. 62.– GKOUTZIOUKOSTAS, Remarks 197f., Anm. 38 (vv. 1–4, 7–14).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– TROMBLEY, War 126 (engl. Übers.).– FOSS, Cities of Pamphylia 8.–
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 132 (Nr. 18/12/97).– LAUXTERMANN, Poetry 115, 341 (Nr. 24).

Abb.: 97

Das Epigramm stellt eine Bauinschrift dar, die über die Errichtung einer „zweiten Mauer“
(Vers 8) unter Leon (VI.) und Konstantinos (VII.) berichtet. Dabei handelt es sich um eine der
eigentlichen Stadtmauer vorgelagerte Vormauer, mit deren Bau – wie Epigramm Nr. TR24 be-
weist – im Jahre 909/10 unter dem Drungarios Stephanos Abastaktos – offensichtlich nach dem
Vorbild des Mauernsystems in Konstantinopel – begonnen wurde. Das vorliegende Epigramm
Türkei (Nr. TR25) 561

zeichnet sich gegenüber jenem von 909/10 dadurch aus, dass es nicht im Stil ähnlicher Inschrif-
ten um Vergebung der Sünden und Beistand am Tag des Jüngsten Gerichts für den Stifter er-
sucht; hier steht die kaiserliche Gewalt im Vordergrund.300 Die Arbeiten an der Mauer wurden
im Jahre 915/16 abgeschlossen, wie dem folgenden Epigramm Nr. TR26 zu entnehmen ist.
Wie bereits erwähnt (S. 558), ist der historische Hintergrund der Bauarbeiten an der Vor-
mauer die von den Arabern ausgehende Gefahr für byzantinische Städte,301 worauf auch in Vers
9 von Epigramm Nr. TR26 hingewiesen wird. Attaleia sollte hierfür als eine byzantinische
„Musterfestung“ ausgebaut werden.302 Die Vormauer dürfte von beträchtlicher Höhe gewesen
sein, da sie höher als die feindlichen Belagerungsmaschinen war (Vers 10). Mit der Fortführung
der unter dem Drungarios Stephanos Abastaktos begonnenen Arbeiten war der Mystographos
Euphemios betraut, wie dem vorliegenden Epigramm zu entnehmen ist (Verse 13–14). Dieser
ist aus anderen Quellen nicht bekannt; doch ist er die erste Person, für die der juristische Titel
9B@A<0>þC<? belegt ist.303
Die Verse 11 und 12 dürften sich nicht auf den Kaiser, sondern auf Gott beziehen, der mit
seiner lenkenden Hand die Bauarbeiten beaufsichtigte.
Zur Datierung: Grégoire datierte das Epigramm zwischen dem 9. Juni 911 und dem 11. Mai
912.304 Während das Enddatum bedingt durch den Todestag von Leon VI. richtig ist,305 müsste
der terminus post quem wahrscheinlich um ein Jahr vorverlegt werden. Konstantinos (VII.) war
nämlich wahrscheinlich schon seit 15. Mai 908 Mitkaiser,306 worauf in Vers 4 angespielt wird.
Da aber andererseits der Beginn des Baus der Vormauer durch Epigramm Nr. TR24 zwischen
909 und 910 datiert werden kann, ergeben sich für die Abfassung des vorliegenden Epigramms
die Eckdaten 910 und 11. Mai 912. Dass sich hinter dem Mystographos Euthymios307 der
=2>6/Ć4A<? 0>.99.A67ą? íCĂ96<? verbirgt, der in der De thematibus (6,38 PERTUSI) genannten
Schrift als Verfasser eines satirischen, vielleicht 928 oder kurz danach verfassten Verses auf
Niketas Magistros erwähnt wird,308 – wie LanckoroĔski,309 Papadopoulos-Kerameus310 und
Grégoire311 vermuteten – ist eher unwahrscheinlich. Schon eher ist daran zu denken, dass der
Mystographos Euphemios identisch ist mit jenem aus Thessalien gebürtigen Euphemios, dem
die so genannte Sylloge Euphemiana (Exzerpte aus der verlorenen Anthologie des Kephalas)
gewidmet ist und der loyal zu Leon VI. stand,312 wie aus einigen noch erhaltenen Versen her-
vorgeht.313 Doch für eine endgültige Identifizierung gibt es keine stichhaltigen Hinweise. Her-
vorzuheben ist auch die kaiserliche =>Ć:<6., die gleich am Beginn des Epigramms genannt
wird. Bei diesem in die Antike zurückreichenden Prinzip handelt es sich um die Fürsorge, die
hier der Kaiser seinen Untertanen wohlwollend zukommen lässt.314

—————–
300
Vgl. TROMBLEY, War 126.
301
Vgl. LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 10.
302
Vgl. HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 324.
303
Vgl. GKOUTZIOUKOSTAS, Remarks 193, 197; s.a. OIKONOMIDÈS, Listes 325; LBG s.v.; PAPADOPOULOS-
KERAMEUS, 6<>5FA67þ 437.
304
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 103; s.a. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 437. Diese Datierung auch
noch bei LAUXTERMANN, Poetry 341; HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 301f.
305
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Leo VI. ODB 2, 1210f.
306
Vgl. A. K[AZHDAN] – A. C[UTLER], Constantine VII Porphyrogennetos. ODB 1, 502f.
307
Zur Person PmbZ # 21792.
308
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 115; s.a. P. SCHREINER, Slavische Lexik bei byzantinischen Autoren, in: R. OLESCH –
H. ROTHE (Hg.), Festschrift für Herbert Bräuer zum 65. Geburtstag am 14. April 1986. Köln – Wien 1986, 487
(mit Lit.).
309
LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 9.
310
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 437.
311
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 103.
312
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 114f.
313
Epigr. Anth. Pal. III 256.257.
314
Dazu H. HUNGER, Prooimion. Elemente der byzantinischen Kaiseridee in den Arengen der Urkunden (WBS I).
Wien 1964, 84–94; vgl. auch IVISON, Urban Renewal 21f.
562 Türkei (Nr. TR25–TR26)

Das Epigramm besteht aus vierzehn Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. Es
begegnet fast ausschließlich B5, nur in den Versen 8 und 11 liegt B7 vor; eher selten ist die
proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 3. Die Prosodie ist lückenlos berücksichtigt, was den
Schluss nahelegt, dass ein professioneller Dichter – man könnte unter Umständen an Arethas
von Kaisareia denken – am Werk war. Eine enge Verbindung des Autors zum Kaiserhaus ist
wahrscheinlich, zumal er Konstantinos (VII.) als 08B7Ĉ? (Vers 4) bezeichnet. Festzuhalten ist,
dass der Autor des vorliegenden Epigramms aufgrund qualitativer Unterschiede nicht mit dem
Dichter des Epigramms von 909/10 (ĺ Nr. TR24) identisch sein kann.
Weitere Bemerkungen zum vorliegenden Epigrammtext: Das Adjektiv =.00þ84:<? ist erst-
mals in der Spätantike und dann vor allem in byzantinischer Zeit, sehr oft als Epitheton für den
Herrscher, belegt.315 Zu der von Grégoire vorgenommenen, auf Papadopoulos-Kerameus zu-
rückgehenden Konjektur [2]ß[56@]9Ā:<? am Ende von Vers 5 bemerkte Bean, dass diese zwar
inhaltlich sinnvoll sei, dass dieses Wort jedoch nie eingraviert gewesen sei, wie er aus noch
vorhandenen Buchstabenresten schließen konnte. Da heute an dieser Stelle kaum mehr etwas zu
erkennen ist, kann darüber kein endgültiges Urteil gefällt werden. Das dritte Wort von Vers 7 ist
heute nicht mehr vollständig zu lesen. Die Ergänzung zu @Ċ3[F:] beruht auf LanckoroĔski, der
offensichtlich @Ċ3F: noch vollständig zu lesen vermochte. Allerdings ist daran zu denken, zu
@Ċ3[26:] zu ändern, wodurch dieser Infinitiv parallel zum Infinitiv [C><:AĄ@].6 in Vers 6 ver-
wendet werden könnte. Andererseits war Papadopoulos-Kerameus der Ansicht, dass C><:AĄ3F:
zu lesen sei,316 womit auch @Ċ3F: in Vers 7 zu halten wäre. C68ĆD>6@A<? in Vers 7 ist eine Be-
zeichnung für Städte, die als Epitheton auch für Konstantinopel, Nikaia und Thessalonike belegt
ist.317 Die Konstruktion 9Ħ88<: [@C.82@AĀ>.:] in Vers 9 ist ein periphrastischer Kompara-
tiv,318 wobei das Besondere darin besteht, dass auf 9Ħ88<: nicht der Positiv, sondern der Kom-
parativ des Adjektivs folgt,319 wodurch dieser grammatikalisch gleichsam zweimal ausgedrückt
wird. Zu erwähnen ist schließlich auch die durch die Endung von =><@AþA6?, 12@=ĆA6? und ­=6-
@AþA4? bedingte Epipher an den Enden der Verse 11, 12 und 14.
Der Beginn des Epigramms wurde im folgenden Epigramm Nr. TR26 imitiert, das höchst-
wahrscheinlich auf die Fertigstellung der Arbeiten an der Vormauer Bezug nimmt.

(*)(Zwei) Steinblöcke (verloren ?), a. 915/16


Nr. TR26) Zwei gegen Ende des 19. Jahrhunderts noch vorhandene Steinblöcke mit einer
weiteren Inschrift dürften heute nicht mehr erhalten sein.320 Der eine Block war beim sogenann-
ten Tor des Hadrian eingemauert, der andere, in zwei Teile zerbrochene, aber wieder gut zu-
sammenfügbare bei einem anderen, nicht näher bekannten Tor.321 Die Inschrift auf dem Block
beim Hadrianstor lief über vier Zeilen, wobei die erste Zeile der Angabe des Weltjahres gewid-
met war und die übrigen drei Zeilen drei Versen entsprachen. Die Inschrift auf dem Block bei
dem nicht näher bezeichneten Tor war auf insgesamt sieben Zeilen angebracht, wobei die ersten
drei Zeilen je einem Vers entsprachen, auf den Zeilen 4–6 je zwei Verse angebracht waren und
Zeile 7 der Angabe der Indiktion gewidmet war.322 Sowohl aus inhaltlichen als auch aus formal-
paläographischen Gründen ist mit ziemlicher Sicherheit davon auszugehen, dass die beiden In-
schriften ein zusammengehörendes Epigramm bilden. Die Verse ¥[2ă =]><:<ĄĤ … bis ­:
@A>.A40<Ľ@6: können nicht allein existieren, weil sie kein finites Verbum aufweisen. Ebenso-
wenig ist vorstellbar, dass Vers 4 den Beginn eines eigenständigen Epigramms bildete, weil bis

—————–
315
Vgl. LBG s.v.
316
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 436f.
317
Vgl. RHOBY, Epitheta Nikaias 215.
318
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 148f.
319
Zahlreiche Beispiele für die Konstruktion 9Ħ88<: + @C.8Ā@A2>- im Online-TLG.
320
Sie sind auch nicht wie Nr. IT24 und Nr. IT25 im Museum von Antalya gelandet.
321
Vgl. LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 159.
322
Vgl. LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 160; s.a. die Anordnung der Verse bei BAILIE, Fascicu-
lus 218f. u. FALKENER, Inscriptiones Graecae 194.
Türkei (Nr. TR26) 563

zum Ende des Textes der Name des Handlungsträgers nicht genannt wird, der in der Lücke am
Beginn von Vers 3 zu erwarten ist. Ursprünglich könnte das gesamte Epigramm, d.h. die zwölf
Verse samt der Datierung nach Weltjahr am Beginn und Indiktion am Ende, in der Nähe des
(Ost-)Tors V angebracht gewesen sein.323
Die Konstitution des mehr oder weniger vollständigen Epigrammtextes ist LanckoroĔski zu
verdanken. Die Inschrift ist zweifach datiert, zunächst durch die (ungewöhnliche) Nennung des
Weltjahres mit Zahlzeichen am Beginn, danach durch die metrische Datierung in den Versen
11–12324 und die in der letzten Zeile genannte Indiktion.
Der auf den Umschriften früherer Editionen basierende Epigrammtext lautet wie folgt:

¹A<B? ,OB71Ņ.
¥[2ă =]><:<ĄĤ AŃ: @<CŃ: /.@68ĀF:
[F:@]A.:AĄ:<B FĮ? A2 AŃ: =.:.0þ5F:
[……… =].:5.Ĉ9.@A<? ­: @A>.A40<Ľ@6:
[½@C.]8Ą@.A< @<CŃ? AĂ:[12 A]ā: =Ć86:
5 [A2ĄD]26 12BAĀ>Ł A.ĈA4: [7.A]<DB>Ċ@.?
[=.@]Ń: =Ć82F: 12Ą;.? @C.82@AĀ>.:
[……… 7].ă @Ā@F72: D26>ă B>Ą<B
2ß? 1Ć;.: $(>6@A<)Ľ 7.ă 7.ĈD49. źF9[.ĄF:
7.ă 7.A.A]><[=]ā: AŃ: 1B@@2/Ń: ¥0þ>F:
10 ¢=.: 1ÿ =84><ĵ @=<B1į AĆ12 Aą ±>0<:
[®;D686<@A]ń 7.ă A2A[>.]7.A<:Aþ16
16=8į 127þ16 @ć: 7.ă A2Aþ>AŁ D>Ć:Ł
ß:1(67A6Ń:<?) [1Ņ].
–––––
4–6 cf. vv. 7–9 epigramm. in muro Attaliae (ĺ no. TR25): 7.ă AĂ:12 @Ċ3[F:] Aā: C68Ć[D>6@A<: =Ć86:] |
@<CŃ? [7.AFDĈ>]F@2 A2ĄD26 [12]BA[Ā>Ł] | 1267:ć? ®.BAĮ? 9Ħ88<: [@C.82@AĀ>.:]. 4 cf. Ios. Flav. bell. ǿud.
IV 120: C><B>ħ 9Ā:A<6 Aā: =Ć86: ½@C.8Ą@.A< … 8 cf. De cerem. I 40,24sq. (cf. I 46,15sq.) (VOGT): … ê?
(sc. è Ć0<?) 7.ă CB8);Ĭ Aą 7>)A<? AĮ? /.@682,.? 2ß? 1Ć;.:, 2ß? 7.ĈD49., 2ß? :Ā02>@6: źF9.ĄF:; cf.
etiam vv. 10–11 epigramm. (s. IX–XI) in turri (hodie deleta) in urbe Silivri (ĺ no. TR63): 8.9=>Ń?
:6@Aħ 7.ă :2<B>02ĵ Aā: =Ć86: | 2ß? 1Ć;.: 7.ă 7.ĈD49. AŃ: <ß74AĆ>F:.
——–
1 ¥[2ă] Grégoire: ¥[2]ă LanckoroĔski. [=]><:<ĄĤ supplevit Ramsay: =><:<Ą. Žavoronkov. 2 [F:@]A.:-
AĄ:<B supplevit Ramsay. Ċ4? Ramsay. A2 omisit Ramsay. =.:.0.5Ń: Ramsay. 3 [………
=].:5.Ĉ9.@A<?: ‰ – 7.ă =].:5.Ĉ9.@A<? Bees, ].: 5.B9.@Aą? Ramsay, ? #F7Ħ? ¡]0.: 5.Ĉ9.@Aą? Lanc-
koroĔski, [ĀF: ? è] =.:5.Ĉ9.@A<? Grégoire (cf. Papadopoulos-Kerameus [p. 438]), Žavoronkov.
@A>.A40<Ľ@6: scripsi: @A>.A40į@6: Ramsay, Bees, @A>.AĂ04@6: (vel fortasse @A>.A40Ă@26:) LanckoroĔski,
@A>.A40Ă@6: Grégoire. 4 [½@C.]8Ą@.A< scripsi: ­7<@9Ă@.A< Bailie, [½@C.]8Ă@.A< Grégoire, [@A]Ă@.A<
Falkener, Le Bas – Waddington, CIG, LanckoroĔski, Papadopoulos-Kerameus, [:2@]AĂ@.A< mavult
Hörandner. AĂ:[12 A]ā: supplevit Grégoire: [¾92AĀ>.]: Falkener, Le Bas – Waddington, CIG,
[C68ĆD>6@A<]: LanckoroĔski, Papadopoulos-Kerameus. 5 A2ĄD26 legit Bailie: [±A2]6 Falkener, [±A]26 Le Bas
– Waddington, CIG. A.ĈA4[: …] Falkener. [7.A]<DB>Ċ@.? supplevit Grégoire (cf. PAPADOPOULOS-
KERAMEUS, 6<>5FA67þ 438): [2ó] çDB>Ċ@.? Le Bas – Waddington, CIG, LanckoroĔski, Papadopoulos-
Kerameus. 6 [=.@]Ń: suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG ([7.ă =.@]Ń: Falkener): AŃ: Bailie,
[=<88]Ń: mavult Papadopoulos-Kerameus (p. 438). 12Ą;.@. Bailie. @C.82@AĀ>.:: [@C.]82@AĀ>.: Fal-
kener, [@C].82@AĀ>.: CIG. 7 - - - 7.ă Bailie: [Þ: Ý>2 7].ă Le Bas – Waddington, [À: Ý>2 7].ă CIG, ?
!.ĈA4: 1ÿ 7].ă LanckoroĔski, [=Ħ@6:, À: 7].ă Papadopoulos-Kerameus (p. 438), [:Ľ: 1ĩ .íAā: 7].ă
Grégoire. 8 =þ0DB 7.ă 7.ĈD4: D>F9þAF: Bailie. 1Ć;.: $(>6@A<)Ľ: 1Ć;.[: =]þ0DB Falkener, 1Ć;.[: =þ]:DB
Le Bas – Waddington, CIG. źF9[.ĄF:] suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG. 9 [7.ă 7.A.A]><[=]ā:
Grégoire: =><7<=į Bailie, [7.ă 7.A.A>]<=ā[:] Papadopoulos-Kerameus, [9.A.6]Ć[A]4[A]6 Le Bas – Wad-
dington, CIG, ‰ – ‰ <64[:] LanckoroĔski, an fortasse [7.ă =>ą? ­:A><]=ā: secundum Grégoire (p. 104)
scribendum? 1B@@2/Ń:: 1B[@]@2/Ń: Falkener, 1B@(@)2/Ń: Le Bas – Waddington, 1B@2/Ń: CIG, Grégoire.
¥0þ>F: legit Falkener: 0.BŃ: Bailie, ¥[>]þ[/]F: Le Bas – Waddington, LanckoroĔski, Papadopoulos-

—————–
323
Vgl. LANCKOROēSKI, Städte Pamphyliens und Pisidiens I 10.
324
Dass die Datierung bzw. ein Teil davon in Versform gegeben wird, kommt gelegentlich vor, vor allem im südita-
lienischen Raum: siehe S. 97–100.
564 Türkei (Nr. TR26)

Kerameus. 10 :.=84><ĵ @<B 1ā Bailie. Aą ±>0<: [AĆ12] LanckoroĔski, Papadopoulos-Kerameus. 11


[®;D686<@A]ń suppleverunt Le Bas – Waddington et CIG. [A2A>.]7.A<:Aþ16 LanckoroĔski, Papadopoulos-
Kerameus: !!! Falkener, ­=.7Aą: Aþ12 Bailie, ®=[A].7.A<:Aþ16 Le Bas – Waddington,
CIG, A2A[>2]7.A<:Aþ16 Grégoire. 12 16=8į: 16=8[į] Le Bas – Waddington, š6=8Į Grégoire. 127þ16: E27þ16
Bailie, [12]7þ16 Le Bas – Waddington. D>Ć:Ł: D>Ċ9.A6 Bailie, D>Ć[:Ł] Falkener. 13 [1Ņ] suppleverunt Le
Bas – Waddington et CIG: 14:þ>6. et  Bailie.

Im Jahr 6424 (= 915/16).


Immer durch die Fürsorge der weisen Kaiser,
des Konstantinos und der Zoe, der (beiden) ganz guten,
sicherte ……… der ganz bewundernswerte unter den Heerführern
diese Stadt weise,
5 indem er sie mit einer zweiten Mauer befestigte
und sie (so) sicherer als alle Städte erwies
……… und rettete sie auch durch die Hand des Herrn
zur Ehre Christi und zum Ruhm der Römer
und zur Vertreibung der ungläubigen Agarener.
10 Dieses ganze Werk erfüllt er mit Eifer
im sechstausendsten und vierhundertsten,
zwanzigsten und vierten Jahr (6424 = 915/16).
Der 4. Indiktion.
Text:325 BAILIE, Fasciculus 218f. (Nr. CCXXIII [vv. 4–12]).– FALKENER, Inscriptiones Graecae 194 (vv. 4–12).–
LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 333 (Nr. 1370).– E.J. DAVIS, Anatolica; or, the Journal of a Visit
to Some of the Ancient Ruined Cities of Caria, Phrygia, Lycia, and Pisidia. London 1874, 213f. (Nr. 1–2 [unvollstän-
dig]).– CIG IV 342 (Nr. 8743 [vv. 4–12]).– RAMSAY, Unedited Inscriptions 262 (Nr. 4 [vv. 1–3]).– LANCKOROēSKI,
Städte Pamphyliens u. Pisidiens I 159f. (Nr. 13), s.a. 9f.– PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 437f. (Nr. 38).–
ȃ.ǹ. BEES, 2:AĂ7<:A. $>6@A6.:67Ń: 7.ă B3.:A6.7Ń: ­=60>.CŃ: :Ā.6 :.0:Ċ@26?.  1911, 101 (Nr. 15 [vv. 2–
3]).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 103f. (Nr. 303).– ŽAVORONKOV, OtnošenƋa 58, Anm. 80 (vv. 4–12 [nach
CIG], 82 (vv. 1–3 [nach Grégoire]).– HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 302, Anm. 79 (Text nach
Grégoire).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– TROMBLEY, War 126 (engl. Übers.).– FOSS, Cities of Pamphylia 8.– IVI-
SON, Urban Renewal 22, 38, Anm. 132, 39, Anm. 144.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 132 (Nr.
18/12/98).– LAUXTERMANN, Byz. Poetry 341 (Nr. 25).

Durch die Nennung des Weltjahres am Beginn und durch die Angabe in den Versen 11–12
kann das Epigramm in das Jahr 915/16 datiert werden.326 Die Verse berichten höchstwahr-
scheinlich über den Abschluss der Arbeiten an der Vormauer von Attaleia, und zwar unter Kon-
stantinos (VII.) und (seiner Mutter) Zoe (Vers 2), hinter der sich Zoe Karbonopsina, die Witwe
Leons VI., verbirgt.327 Der Name des für den Mauerbau Verantwortlichen, der wohl am Beginn
von Vers 3 genannt wurde, ist nicht erhalten. Man erfährt aber, dass er ein hervorragender Mili-
tär war (Vers 3: [=].:5.Ĉ9.@A<? ­: @A>.A40<Ľ@6:). In Vers 9 wird auch der politische Hinter-
grund des Befestigungsbaus nochmals unterstrichen: Abwehr der gottlosen Agarener, womit die
Araber gemeint sind.328 Insgesamt demonstrieren die drei den Befestigungen von Attaleia ge-
widmeten Epigramme eine lokale Initiative, um der Arabergefahr entgegenzuwirken.329

—————–
325
Der Text der Verse 4ff. ist auch im unveröffentlichten Notizbuch von G. Hirschfeld ediert, vgl. GRÉGOIRE, Recu-
eil Asie Mineure 103.
326
Die von Le Bas – Waddington und im CIG vorgenommene Ergänzung von [1Ņ] in der letzten Zeile ist richtig, da
für das Jahr 915/16 nur die 4. Indiktion in Frage kommen kann.
327
Zu dieser A. K[AZHDAN], Zoe Karbonopsina. ODB 3, 2228.
328
©0.><6 (anstatt des gebräuchlicheren ¥0.>4:<Ą) ist in der De ceremoniis genannten Schrift mehrmals belegt: I
436,21f.; 739,19; 768,7 (REISKE).
329
Vgl. TROMBLEY, War 127.
Türkei (Nr. TR26) 565

Nicht nur anhand des Incipit (jeweils ¥2ă =><:<ĄĤ) – womit auch im vorliegenden Epigramm
auf die kaiserliche „Fürsorge“ hingewiesen wird330 – ist die Imitation der Inschrift von 910/12
(Nr. TR25) ersichtlich. Sie manifestiert sich auch durch Formulierungen in den Versen 4–6, die
mit Passagen in den Versen 7–9 des Epigramms von 910/12 zu vergleichen sind (vgl. Testimo-
nienapparat). Somit ist gewiss, dass der Autor des vorliegenden Epigramms die Verse von
910/12 zum Vorbild nahm. Ausgeschlossen ist, dass bei beiden Epigrammen derselbe Verfasser
am Werk war. Das vorliegende, aus als prosodielos zu klassifizierenden Zwölfsilbern zusam-
mengesetzte Epigramm legt Zeugnis darüber ab, dass der Dichter nicht imstande war, ein Epi-
gramm in der Qualität von Nr. TR25 zu verfassen.331
Somit ist davon auszugehen, dass für die drei Epigramme an der Stadtmauer von Attaleia
drei verschiedene Dichter herangezogen wurden. Ein wirklich professioneller, wahrscheinlich
aus Konstantinopel selbst stammender und dem Kaiserhaus nahestehender Autor332 wurde nur
für jenes Epigramm (von 910/12) (ĺ Nr. TR25) beauftragt, das die Rolle des Kaisers Leon
(VI.) besonders unterstreicht.
Weitere Bemerkungen zum vorliegenden Epigrammtext: Die Binnenschlüsse der Zwölfsilber
sind korrekt gesetzt; auffallend ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5 in den Versen 4
und 6. Am Beginn von Vers 3 fehlen drei Silben: Die Lücke ist entweder mit einem aus drei
Silben bestehenden Namen zu ergänzen oder mit einem Namen, der aus zwei Silben besteht und
auf den der Artikel è folgt. Handelt es sich um einen zweisilbigen Namen, dann könnte – wie
von Papadopoulos-Kerameus und Grégoire vorgeschlagen – der ganz bewundernswerte unter
den Heerführern tatsächlich Leon geheißen haben. Die korrekte Form am Ende von Vers 3 kann
nur @A>.A40<Ľ@6: lauten; alle anderen bisher dargebotenen Vorschläge sind nicht akzeptabel
(vgl. textkritischen Apparat).333 Das von Grégoire am Beginn von Vers 4 konjizierte
[½@C.]8Ă@.A< kann so nicht im Text verbleiben, da ein Verbum @C.8ĀF nicht attestiert ist. Es
ist daher [½@C.]8Ą@.A< zu schreiben; als aussagekräftige Parallele gilt die im Testimonienappa-
rat zitierte Stelle bei Flavius Josephus, die hier vielleicht Vorbild war.334 Die auf Papadopoulos-
Kerameus und Grégoire zurückgehende Konjektur [7.ă 7.A.A]><[=]ā: am Beginn von Vers 9
scheint geglückt zu sein: Das Nomen 7.A.A><=Ă ist zwar nur an drei Stellen und dort mit der
Bedeutung „Wandel“ belegt,335 die Verben 7.A.A>Ā=F336 und 7.A.A><=ĆF337 / -<9.6338 bedeuten
aber ausschließlich „vertreiben“ / „in die Flucht schlagen“.
Zu den Zahlwörtern in den Versen 11 und 12: In der Lücke am Beginn von Vers 11 ist ein
Zahlwort zu ergänzen, das 6000. bezeichnet. Die dafür gängige Form wäre ®;.76@D686<@AĆ?,339
doch ist dieses Wort im Rahmen des vorliegenden Verses zu lang. Die richtige Form ist daher
das schon von Le Bas – Waddington und im CIG konjizierte [®;D686<@A]ń: Diese Form ist inso-
fern gerechtfertigt, als ®;D686<@AĆ? auch an einer weiteren Stelle als Alternative zu
®;.76@D686<@AĆ? belegt ist, nämlich in Vers 24 des (verlorenen) Epigramms auf Georgios von
Antiocheia aus dem Jahr 1151 (ĺ Nr. IT28). Das zweite Zahlwort in Vers 11 wurde von
LanckoroĔski und Papadopoulos-Kerameus als [A2A>.]7.A<:Aþ16 abgedruckt. Diese Form
scheint richtig zu sein, wenn man die Transkription bzw. Schriftskizze bei Falkener näher be-
trachtet, wo ǿǼȉǿǹȀǹȉȅȃȉǹǿ zu lesen ist, wobei man das erste Iota als Tau und das zweite
Iota als Rho interpretieren muss. Das Zahlwort A2A>.7.A<:Aþ? ist sonst nicht belegt. In einem

—————–
330
Siehe oben S. 561.
331
Vgl. LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 333: „L’inscription est conçue en vers barbares …“
332
Siehe oben S. 562.
333
Auch nicht die von RAMSAY, Unedited Inscriptions 262 dargebotene Erklärung, dass @A>.A40į@6: eine Form von
@A>.A40Ą.6? sein könnte.
334
Aus diesem Grund ist wahrscheinlich auch auf das von Bailie gelesene ­7<@9Ă@.A< zu verzichten.
335
Vgl. LBG s.v.
336
Vgl. LSJ s.v. (nur eine Stelle, über den TLG sind drei weitere zu ermitteln).
337
Vgl. LSJ s.v.; s.a. Kr 7.A.A><=Ń.
338
Vgl. LBG s.v.
339
Vgl. L s.v., LSSup s.v.
566 Türkei (Nr. TR26–TR27)

Buchepigramm des Jahres 1295 ist das Zahlwort A2A>.7<:Aþ? attestiert, das allerdings die Zahl
40 bezeichnet.340

Steinblock (43 × 55 cm), 12. Jh. ?: Antalya Müzesi (ohne Inv.-Nr.)


Nr. TR27) Bean berichtet von einem im Museum aufbewahrten Kalksteinblock, der auf der
rechten Seite stark zerstört ist. Aus diesem Grund kann auch von der darauf angebrachten, über
fünf Zeilen laufenden Inschrift nur jeweils der linke Teil gelesen werden. Schon Bean äußerte
die Vermutung, dass es sich um die Reste einer metrischen Inschrift handelt.341 Diese muss ur-
sprünglich aus zumindest fünf Versen bestanden haben, es könnten aber auch zehn gewesen
sein, wenn pro Zeile vielleicht nicht nur ein Vers angebracht war, sondern zwei Verse eingeritzt
waren.
Zur Datierung der Inschrift liegen keine Informationen vor. Bean berichtet ganz allgemein
davon, dass große byzantinische Buchstaben verwendet wurden.
Das Epigrammfragment lässt sich wie folgt wiedergeben:

©:.; =><A>Ā=2[6 …………………]


Dþ>AŁ Ań =6@Ań <ß7Ā[AĬ …………]
±026>2 =Ć86: Aā: ¥[AAþ8<B ………]
CB8þAA26: 8.ą: 2ß? [………………]
5 ²>=F 16ĩ .í>[Ń: …………………].
——
1 =><A>Ā=2[6] supplevi. 2 Dþ>AŁ scripsi: $!F Bean. <ß7Ā[AĬ] supplevit Bean. 3 ¥[AAþ8<B] supplever-
unt J. et L. Robert: [- - - Bean, an ¥[AAþ826.:] scribendum ? 5 .í>[Ń:] supplevit Bean.

Der Herrscher befiehlt …………………


in einer Urkunde dem gläubigen Diener …………
„Richte die Stadt des Attalos auf ………
zu beschützen das Volk in ………………
Ich schleiche durch die Winde (?) …………………
Text: BEAN, Inscriptions 43 (Nr. 40a [mit türk. Übers.]).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 132 (Nr.
18/12/96).

Lit.: J. u. L. ROBERT, BE 1959, 256 (Nr. 447).

Aufgrund des großen Textverlustes ist der Sinn des Epigramms nur sehr schwer zu erfassen.
Die Signalwörter ©:.; =><A>Ā=2[6] (Vers 1) und ±026>2 =Ć86: (Vers 3) weisen darauf hin, dass
es sich um ein Stifterepigramm handelt. Die Wendung ±026>2 =Ć86: weist aber nicht auf die ei-
gentliche Gründung der Stadt hin, sondern bezieht sich auf eine Restaurierungsmaßnahme;
­02Ą>F ist im Sinne von „(wieder)aufrichten“ zu verstehen. Eine parallele Verwendung des Ver-
bums liegt etwa im Epigramm (a. 741 ?) auf dem Turm Nr. 37 der Landmauer von Konstantin-
opel vor (ĺ Nr. TR85): ĀF: @ć: F:@A.:AĄ:Ł @74=A<ĽD<6 AĆ:12 | Ü026>.: =Ĉ>0<: AŃ: /þ5>F:
@B9=AF5Ā:A.. Ein Schlüsselwort für die Datierung könnte das Nomen Dþ>AŁ in Vers 2 sein: è
Dþ>A<? bedeutet in Texten des 11. und 12. Jahrhunderts – vor allem süditalienischer Provenienz
– „Urkunde“;342 diese Bedeutung passt auch hier inhaltlich gut, wenn man voraussetzt, dass die
(Wieder)aufrichtungsmaßnahme vom Kaiser (¡:.;) mit einer einem gläubigen Diener (Ań =6@Ań
<ß7Ā[AĬ]) übergegebenen „Urkunde“ angeordnet wurde, in der dann tatsächlich die in Vers 3
wiedergegebene Aufforderung zu lesen war. Die Maßnahme könnte sich auf Bauarbeiten an der
Stadtmauer von Attaleia beziehen, die von Kaiser Manuel I. Komnenos angeordnet worden

—————–
340
EUANGELATOU-NOTARA, B88<0Ă 167 (Nr. 553, v. 3); s.a. NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 217
(Nr. 21).
341
BEAN, Inscriptions 43; s.a. MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 132.
342
Vgl. CARACAUSI, Lessico, s.v. und das unpublizierte Material des LBG.
Türkei (Nr. TR27–TR28) 567

waren.343 Vers 4 weist darauf hin, dass die Maßnahme zum Schutz der Bevölkerung durchge-
führt wurde. Inhaltlich unklar bleibt der erhaltene Teil von Vers 5, der einen Fremdkörper in der
Inschrift darzustellen scheint, zumal auch ein Sprecherwechsel von der dritten zur ersten Person
vorliegt.
Das ursprüngliche Epigramm verfügte über zumindest fünf Zwölfsilber mit korrekt gesetzten
Binnenschlüssen; die Prosodie ist aufgrund zahlreicher erkennbarer Verstöße allerdings nicht
berücksichtigt. Setzt man voraus, dass die Inschrift tatsächlich im 12. Jahrhundert verfasst wur-
de, könnte die schlechte Qualität der Verse dadurch erklärt werden, dass in dem von den Fein-
den bedrohten Attaleia kein gut ausgebildeter Dichter mehr gefunden werden konnte.

ANTIOCHEIA ĺ ANTAKYA

APHRODISIAS344

Steinblock (120 × 67 cm), 8./9. Jh. ?: Kirche im Tempel der Aphrodite


Nr. TR28) Der in zwei Stücke zerbrochene Marmorblock diente vielleicht als Türpfosten
des Bema-Eingangs,345 wie aus einer der darauf angebrachten Inschriften hervorgeht. Insgesamt
sind vier verschiedene nicht akzentuierte Majuskel-Inschriften in die beiden Fragmente einge-
ritzt: Zwei, nämlich das bekannte š(4@<Ľ)? $(>6@Aą)? :67ħ und (Ĉ>6)2 /<Ă526 Aą: 1<Ľ8Ć: @(<B)
#Ą86==<: ž9.>AF8Ć: 9Ă:, begleiten eingeritzte Kreuze; die dritte Inschrift lautet :Ą74, worauf
weitere Buchstaben folgen, die aber nicht in einen sinnvollen Zusammenhang gebracht werden
können.346 Die vierte in den Marmor geritzte Inschrift stellt einen Vers dar, dessen Text über
drei Zeilen läuft. In der ersten Zeile steht der Text bis zum Binnenschluss B5, was aber auch
rein zufällig sein kann; in der zweiten Zeile sind die drei folgenden Wörter angebracht. Das
letzte Wort des Verses und ein darauffolgendes Kreuz sind in die dritte Zeile eingeritzt.
Die Annahme, dass der Marmorblock ursprünglich als Türpfosten fungierte, beruht auf der
Tatsache, dass der Vers an den Beginn eines Epigramms erinnert, das in eine Säule neben dem
Eingang in das Südschiff der Kirche Hagios Ioannes Theologos in Selçuk eingeritzt war (ĺ Nr.
TR111).347 Da das Epigramm in Selçuk höchstwahrscheinlich in das 8. Jahrhundert zu datieren
ist, kann diese Datierung auch für den Vers in Aphrodisias angenommen werden; Roueché da-
tiert die Inschriften in das 5./6. Jahrhundert, hält aber auch eine spätere Datierung für mög-
lich,348 nämlich das frühe 9. Jahrhundert.349
Der angesprochene Vers lautet wie folgt:

#Ć/Ł =>Ć@2852 Aā: A<Ľ /Ă9.A<? =Ĉ84:.


——–
Cf. v. 1 epigramm. in ecclesia S. Ioannis Theologi in urbe Selçuk (ĺ no. TR111): #Ć/Ł =>Ć@2852 =Ĉ84:
A<Ľ 2<8Ć0<B; cf. etiam v. 1 epigramm. (hodie deleti ?) in urbe Akhisar (ĺ no. TR6): !>Ć9Ł =>Ć/82=2
Aā: 52Ą.: 826A<B>0Ą.:.
——–
#Ć/Ł scripsi: #&& inscr. /Ă9.A<? scripsi: !&C inscr.

In Ehrfucht tritt an die Tür des Bema heran!

—————–
343
Dazu HELLENKEMPER – HILD, Lykien und Pamphylien I 307.
344
Im östlichen Bereich des modernen Ortes Geyre.
345
Vgl. ROUECHÉ, Aphrodisias 179.
346
ROUECHÉ, Aphrodisias 180; Wiedergabe jeweils in normalisierter Orthographie.
347
Vgl. auch C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/narrative/sec-VIII.html#VIII.12
348
C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/eAla129.html
349
C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/narrative/sec-VIII.html#VIII.12
568 Türkei (Nr. TR28–TR29)

Text: ROUECHÉ, Aphrodisias 179 (Nr. 129) (vgl. C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/e-
Ala129.html).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 255 (Nr. 02/09/90).

Abb.: 94

Der Vers stellt eine Warnung dar, mit Ehrfurcht an das Allerheiligste, das Bema, der Kirche
heranzutreten.
Bei den vier genannten Texten handelt es sich eher nicht um offizielle Inschriften, da sie als
Graffiti auf sehr einfache Weise und unregelmäßig in den Stein geritzt sind. Allerdings weist
der Vers mit seiner Warnung an den Kirchenbesucher semi-offiziellen Charakter auf, was be-
deutet, dass er nicht bloß von einem Vorbeikommenden bzw. reisenden Pilger spontan einge-
ritzt wurde.
Aufgrund eines schweren prosodischen Verstoßes – die siebente Silbe ist lang –, ist der Vers
insgesamt als eher prosodielos einzustufen. Der Binnenschluss ist korrekt gesetzt (B5), wenn-
gleich die proparoxytone Betonung davor seltener auftritt.
Zu vergleichen ist ein ähnlich strukturiertes Epigramm in der aus dem 15. Jahrhundert
stammenden Kirche Hagios Phanurios im kretischen Kloster Balsamoneron (ĺ Nr. AddI16).

(Drei) Steinblöcke (Länge insgesamt: 150 cm), 9./10. Jh. ?: Museum (Inv.-Nr. 69.354,
70.224, 79.190).
Nr. TR29) Die drei zusammenpassenden Fragmente dürften zu einem Türsturz gehören, der
somit offensichtlich fast zur Gänze erhalten ist – nur auf der linken Seite und zwischen zentra-
lem und rechtem Fragment sind Teile verloren. Eingeritzt ist eine (wahrscheinlich) nicht akzen-
tuierte Majuskel-Inschrift. Diese ist recht gut zu entziffern, auch wenn die Spitzen fast aller
Buchstaben abgeschlagen sind; allerdings ist der Beginn des Textes nicht erhalten. Die Inschrift
ist metrischen Charakters und dürfte höchstwahrscheinlich nicht mehr als zwei Verse umfasst
haben. Am Ende von Vers 2 ist ein Kreuz eingeritzt, welches das Epigrammende anzeigt.
Da der Inhalt der Inschrift keine Anhaltspunkte für die Datierung liefert, ist die Entstehungs-
zeit nur auf der Basis der paläographischen Auswertung der Buchstabenformen zu eruieren;
Roueché datierte die Inschrift daher in das 9. oder 10. Jahrhundert.350
Das Epigramm auf dem Türsturz ist folgendermaßen wiederzugeben:

[……]12 :.ą: AŃ: ž0ĄF: 9.>AĈ>F:


.>/þ>.? AĀ C496 7[.ă ¥]:.@A.@Ą.?.
——–
1 ?¹:5ĩ ã]12 Roueché. 2 AĀ C496 scripsi: A2 CĮ96 Roueché. 7[.ă ¥]:.@A.@Ą.? supplevit Roueché.

……… die Kirche der heiligen Märtyrer,


sowohl der Barbara, meine ich, als auch der Anastasia.
Text: ROUECHÉ, Aphrodisias 165 (Nr. 108 [mit engl. Übers.]) u. Taf. XXIX (Abb. 108) (vgl. C. ROUECHÉ u.a., in:
http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/eAla108.html).– Ö. DALGIÇ, Early Christian and Byzantine Churches, in:
Chr. RATTÉ – P.D. DE STAEBLER (Hg.), The Aphrodisias Regional Survey (Aphrodisias V). Darmstadt – Mainz 2012,
369 (Text nach Roueché).

Lit.: LAUXTERMANN, Poetry 339 (Nr. 1).

Abb.: 98

Im Epigramm wird wahrscheinlich der in die Kirche Eintretende angesprochen, wenn man
davon ausgeht, dass die ersten beiden erhaltenen Buchstaben das Ende eines Imperativs darstel-
len. Eine Hinwendung an den Besucher ist auch aufgrund der prominenten Lage der Inschrift
am Türsturz naheliegend. Es wird darauf hingewiesen, dass die Kirche den beiden Heiligen

—————–
350
ROUECHÉ, Aphrodisias 165.
Türkei (Nr. TR29–TR30) 569

Barbara und Anastasia geweiht ist. Eine entsprechende Kirche ist allerdings heute im Gelände
von Aphrodisias nicht mehr erhalten; festzuhalten ist auch, dass die drei Fragmente des Türstur-
zes an unterschiedlichen Orten gefunden wurden.351 Roueché meinte, dass es sich bei Barbara
und Anastasia nicht um die beiden bekannten Heiligen, sondern auch um zwei lokale Heilige
handeln könnte, da die beiden sonst nie zusammen vorkommen.352
Das Epigramm besteht aus zwei prosodielosen byzantinischen Zwölfsilbern. Während Vers 1
mit korrektem Binnenschluss (B5) versehen ist, ist dies in Vers 2 nicht der Fall; die inhaltlichen
Einschnitte sind dort nach der vierten und der sechsten Silbe gegeben. Die Beobachtung Rou-
echés, dass es sich um zwei „fairly unsophisticated dodecasyllabic verse[s]“ handle,353 ist somit
zu bestätigen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Roueché erkannte richtig, dass in der Lücke am
Beginn von Vers 1 der Imperativ ã12 zu erwarten ist, der inhaltlich sehr gut passt und auch durch
die beiden – wenn auch nicht vollständig – erhaltenen Buchstaben Delta und Epsilon bestätigt
wird. Die ungewöhnliche Kombination ¹:5ĩ ã12 hingegen scheint m.E. keine glückliche Kon-
jektur zu sein; alternativ ist etwa an >Ć@612 zu denken.
Der Türsturz mit Epigrammtext könnte bei der Renovierung der Kirche oberhalb des Ein-
gangs angebracht worden sein.

Fragmente des äußeren Randes eines runden Objektes (äußerer Durchmesser: 300 cm),
10./11. Jh. ?: Museum (Inv.-Nr. 62.104, 62.110, 62.174–178, 62.196–199, 63.637, 64.129)
Nr. TR30) Im Museum werden 22 Fragmente aus weißem Marmor des äußeren Ringes eines
nicht zu identifizierenden Objekts aufbewahrt. Am äußeren Rand der Fragmente befinden sich
wenige Reste einer eingeritzten, regelmäßig ausgeführten, nicht akzentuierten Majuskel-In-
schrift, weiters Ornamente auf der Unterseite. Bereits Roueché hegte den Verdacht, dass die
Inschriftenreste zu einem metrischen Text gehören.354 Dafür gibt es verschiedene Anhaltspunk-
te: Erhaltene Partien der Inschrift passen in das Schema des byzantinischen Zwölfsilbers. Au-
ßerdem sind an zwei Stellen zwei übereinander liegende Punkte erhalten, die offenbar Versen-
den markieren (Verse 1 und 4). Wieviele Verse das ursprüngliche Epigramm umfasste, ist
schwer festzustellen: Es ist wohl von sieben oder mehr Zwölfsilbern auszugehen.
Nach Roueché ist die künstlerische Ausgestaltung des Marmor und somit auch die Inschrift
in das 10. oder 11. Jahrhundert zu datieren.355
Folgende Teile des Epigramms lassen sich rekonstruieren; über die richtige Anordnung der
Versteile kann nur spekuliert werden:

[………………………]7F? CĈ@6:
02[……………………………
…………]>6? 00Ā8F: =>F[A<]@AþA[4?
……………] @Ń9. :27>Ń: Ań /ĄŁ
5 […………………]<B 5B4=Ć8[<B
... &C#"…
… $>6@Ań …
… " …
…  …
10 … !C …
…  …
… ! …
… (2)Ā …
—————–
351
Vgl. ROUECHÉ, Aphrodisias 165.
352
ROUECHÉ, Aphrodisias 165.
353
ROUECHÉ, Aphrodisias 165.
354
ROUECHÉ, Aphrodisias 159.
355
ROUECHÉ, Aphrodisias 159; s.a. C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/narrative/sec-VII.html#VII.8
570 Türkei (Nr. TR30)

——
4 cf. v. 5 epigramm. in sarcophago in urbe Messina (ĺ no. IT22): 7.ă @Ń9. :27>Ċ@.:A. 7.ă =>ą
5.:þA<B.
——
1–13 lacunas supplevit Roueché. 1–2 è :2:6747ĉ? CĈ@6: 7(.ă) 02[Ā::.:] proposuit Grégoire.

……………………… Natur
………………………………
………… Vorsteher der Engel
…………… den Körper durch das Leben abtötend
5 ………………… des Priesters
………………………………
… Christus …
………………………………
………………………………
10 ………………………………
………………………………
………………………………
… Gott …
Text: Th. REINACH, Inscriptions d’Aphrodisias. REG 19 (1906) 296 (Nr. 211 [vv. 1–2]).– GRÉGOIRE, Recueil
Asie Mineure 91 (Nr. 259 [vv. 1 u. 13]).– ROUECHÉ, Aphrodisias 159 (Nr. 99 [mit engl. Übers.]) u. Taf. XXV–XXVI
(vgl. C. ROUECHÉ, in: http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/eAla099.html#ep-phot).– MERKELBACH – STAUBER,
Steinepigramme I 256 (Nr. 02/09/98 [vv. 3, 7]).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 76, Anm. 18.– LAUXTERMANN, Poetry 349 (Nr. 86).

Auch die Inschrift selbst gibt über die Verwendung des Objekts keine konkrete Auskunft. In
Vers 3 wird der „Vorsteher der Engel“ (00Ā8F: =>FA<@AþA4?) genannt, womit der Erzengel
Michael gemeint sein könnte, dem vielleicht die Kirche im Tempel der Aphrodite geweiht
war;356 allerdings ist die Bezeichnung auch für den Erzengel Gabriel belegt.357 In Vers 5 ist ein
Priester (5B4=Ć8<?) angeführt, der vielleicht der Stifter des Objekts ist. Die Ornamente und die
Art der Anbringung des Epigrammtextes erinnern zwar an einen Templonepistylarchitrav, etwa
an jenen, der in Manisa aufbewahrt und mit Epigramm Nr. TR104 versehen ist. Durch die oben
erwähnte runde Form des ursprünglichen Objekts ist dies aber eher auszuschließen.
Lauxtermann ist der Ansicht, dass es sich bei dem Epigramm um einen metrischen Epita-
phios handelte; hiezu führte er folgendes Argument an:358 Die Bezeichnung 00Ā8F:
=>FA<@AþA4? beziehe sich auf die orthodoxe Vorstellung, dass Engel die Seele in den Himmel
geleiten würden.359 Darüberhinaus deutete er – durchaus nachvollziehbar – die Form :27>Ń: in
Vers 4 nicht – wie Roueché – als Genitiv Plural von :27>Ć?,360 sondern als aktives Präsens-
Partizipium des Verbums :27>ĆF. Die im Similienapparat zitierte Parallele aus einem Epi-
gramm auf einem Sarkophag legt über die Richtigkeit von Lauxtermanns Annahme Zeugnis ab.

—————–
356
ROUECHÉ, Aphrodisias 154.
357
Z.B. Hymn. Akath. I .Ņ 1 (TRYPANIS, WBS V 30); vgl. ROUECHÉ, Aphrodisias 254f. In Vers 4 des Epigramms auf
dem (Altar)tuch (12. Jh.) im Tesoro di San Marco werden Michael und Gabriel zusammen als =>FA<@AþA.6 be-
zeichnet: RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Te10: AĮ? 002867(Į?) Aþ;2F?
=>FA<@AþA.6?.
358
LAUXTERMANN, Poetry 349.
359
Lauxtermann zitiert DREW-BEAR – FOSS, Epitaph of Thomas 81, wo Greg. Nyss., PG 46,780A angeführt ist:
¡0028<6 9ÿ: Aą: DF>6@9ą: AŃ: EBDŃ: :þ926:<: á:. =.>.8./Ć:A2? .íAý? =>ą? Aą: ã16<: :.0þ0F@6 78Į><:.
360
ROUECHÉ, Aphrodisias 159 meinte, dass Vers 4 auf Reliquien hinweise.
Türkei (Nr. TR30–TR31) 571

Vielleicht stellen die 22 Marmorfragmente aber auch die Reste eines Architravs eines runden
Ciboriums (Altaraufbaus)361 dar. Dieser könnte anlässlich der Renovierung der Kirche im Tem-
pel der Aphrodite geschaffen worden sein.362
Den vorhandenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, war dieses aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammengesetzt. Nicht nur die Form der
Buchstaben, sondern auch die Qualität der Verse sind ein Hinweis darauf, dass der Text und das
Objekt zu einem besonderen Anlass geschaffen wurden. Die Wendung @Ń9. :27>Ń: Ań /ĄŁ
(den Körper durch das Leben abtötend) in Vers 4 deutet wohl auf eine asketische Lebensweise
hin.

(Vier Fragmente eines) Templonepistylbalken(s) (Gesamtlänge: 145 cm) ?, 12. Jh.: Mu-
seum (Inv.-Nr. 83.161, 84.181)
Nr. TR31) An vier verschiedenen Orten im Gelände der archäologischen Stätte Aphrodisias
wurden vier weiße Marmorfragmente gefunden, die zusammengehören dürften. Zwei Fragmen-
te können direkt aneinander gefügt werden; sie ergeben einen Block, auf dessen Unterseite ein
Kreuz aus dem Stein gearbeitet ist. Auf der Unterseite eines anderen Stückes ist ein Zierelement
zu erkennen, was die Vermutung nahelegt, dass die vier Fragmente zu einem Templonepistyl-
balken einer Kirche gehörten. Dies wird auch durch die Reste einer akzentuierten Majuskel-
Inschrift bestätigt, die in die äußere Kante der Marmorfragmente eingeritzt ist.
Bei der Inschrift handelt es sich um ein Epigramm, wie Roueché feststellen konnte: Dies
wird klar, wenn man das Ende des Textes betrachtet. Die letzten Worte der Inschrift – sie laufen
über die zwei zusammenpassenden Marmorfragmente – ergeben die zweite Hälfte eines byzan-
tinischen Zwölfsilbers; außerdem ist das Ende der Inschrift (nach çC849þAF:) durch ein Orna-
ment markiert. Den erhaltenen Resten nach zu schließen, muss das Epigramm aus mindestens
drei Versen bestanden haben. Auf dem ersten Fragment ist # zu lesen, auf dem zweiten
&!C!, wohinter sich wahrscheinlich è>Ń: A2 @A[… (eventuell auch è>Ń:A2? A[…) ver-
bigt. è>Ń: A2 @A[… könnte einen Versanfang darstellen, da vor dem Omikron ein Punkt zu er-
kennen ist, der vielleicht das Ende des vorangegangenen Verses anzeigt. Andererseits ist festzu-
halten, dass auch nach & ein Punkt eingeritzt ist. Dass die verschiedenen Fragmente zu-
sammengehören, beweist u.a. die gleiche Form des Buchstabens Omikron in den Worten è>Ń:
und çC849þAF:, die auf unterschiedlichen Fragmenten angebracht sind. Allerdings ist festzuhal-
ten, dass die einzelnen Wörter auf jenen beiden Fragmenten, in die Vers 3 eingeritzt ist, nicht
durch Punkte voneinander getrennt sind. Darüberhinaus ist auffallend, dass auf den beiden
Fragmenten, die Vers 3 tragen, manche Buchstaben in Ligatur miteinander verschmolzen sind.
Beim Wort ­9Ń: wurde ursprünglich wahrscheinlich vergessen, das Omega einzuritzen, da My
und Ny in Ligatur miteinander verbunden sind. Das mit einem Zirkumflex versehene Omega
dürfte erst nachträglich oberhalb des My eingeritzt worden sein.
Den einzigen Hinweis zur Datierung liefert die äußere Form der Inschrift; die Buchstaben-
formen deuten laut Roueché auf eine Entstehungszeit im 12. Jahrhundert hin.363 Somit dürfte
das Epigramm das letzte erhaltene Beispiel einer byzantinischen Inschrift auf einem öffentli-
chen Gebäude in Aphrodisias darstellen.364 Im Jahr 1197 wurde die Stadt von den Seldschuken
erobert.365 Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

…8C…
è>Ń: A2 @A[………………………
7.ă 8Ĉ@6:] ­9Ń: ­C2B>2ĵ: çC849þAF:.
—————–
361
Zu der auf vier Säulen ruhenden Pendentifkuppel als häufigste Art des Altarciboriums siehe K. WESSEL, Cibori-
um. RbK I (1966) 1060f.
362
Zur Renovierung ROUECHÉ, Aphrodisias 154f.
363
ROUECHÉ, Aphrodisias 166f.
364
Vgl. ROUECHÉ, Aphrodisias 167.
365
Vgl. C. F[OSS], Aphrodisias. ODB 1, 128.
572 Türkei (Nr. TR31–TR33)

——–
3 [7.ă 8Ĉ@6:] supplevi e v. 3 epigramm. in ecclesia in insula Ikiz Ada (ĺ no. TR51) ut proposuit ROUE-
CHÉ, Aphrodisias 166: 7.ă 8Ĉ@6: .ßAŃ AŃ: ­9Ń: çC849þAF:.

………
und sehend ………………………
und Erlösung von meinen Sünden zu finden.
Text: ROUECHÉ, Aphrodisias 166 (Nr. 110 [mit engl. Übers.]) u. Taf. XXIX (Abb. 110) (vgl. C. ROUECHÉ u.a. in:
http://insaph.kcl.ac.uk/ala2004/inscription/eAla110.html).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 256 (Nr.
02/09/99 [v. 3]).

Abb.: 99–101

Die erhaltenen Inschriftenreste entstammen offensichtlich einem Stifterepigramm. Der Stif-


ter erbittet ganz in der Tradition ähnlicher Gedichte Vergebung seiner Sünden, vielleicht als Ge-
genleistung für das von ihm gestiftete Templon.
Bildet è>Ń: A2 @A[… einen Versbeginn und war der teilweise ergänzte Vers 3 ursprünglich
tatsächlich so überliefert, dann kann man daraus folgern, dass das Epigramm aus prosodielosen
Zwölfsilbern zusammengesetzt war. Der Binnenschluss in Vers 3 (B5) ist hingegen richtig ge-
setzt. In der Endphase des Bestands von Aphrodisias konnte offensichtlich kein Dichter mehr
gefunden werden, der mit mehr als grundlegenden Richtlinien des Zwölfsilbers vertraut war.
Die Kombination 8C dürfte zu einem Wort mit dem Stamm .128C gehören.

ASSOS ĺ BEHRAMKALE

ATHYRA ĺ BÜYÜK ÇEKMECE

ATTALEIA ĺ ANTALYA

BANIDOZ

*Steinplatte (verloren), 9.–11. Jh.: Kirche Theotokos ton Blachernon


Nr. TR32) 412ă? ABC8<Ĉ@5F Aį ç>Ā;26 A<Ľ =8<ĈA<B etc.366

*Steinplatte (57 × 48 cm) (verloren), 11. Jh. ?: Kirche Eisodia Theotoku


Nr. TR33) In die äußere Seite der Umfassungsmauer der nicht mehr erhaltenen Kirche Eiso-
dia Theotoku im ehemaligen byzantinischen Panion,367 links des Eingangs, war eine rechteckige
Steinplatte eingemauert. In der Mitte der Platte ist ein Kreuz zwischen zwei Palmen dargestellt;
unter dem rechten Kreuzarm befindet sich ein kreisförmiges Sternsymbol. In der linken oberen
Ecke der Platte ist ein kleines Kreuz zu sehen, in der rechten Ecke ein Sonnensymbol. Dazwi-
schen ist eine akzentuierte, über zwei Zeilen laufende Majuskel-Inschrift angebracht. Der In-
schriftentext ist an sich in continuo geschrieben, das letzte Wort der zweiten Zeile wird aber von
den wellenförmigen Strahlen der Sonne durchbrochen. Somit sind die Buchstaben   & weit
voneinander getrennt.368 Die Inschrift ist vielleicht metrisch, da sie zwölf Silben umfasst.
Papadopoulos-Kerameus, dem sich auch Asdracha anschloss,369 datierte die Inschrift vermu-
tungsweise in das 11. Jahrhundert.370 Aus paläographischer Sicht ist diese zeitliche Einordnung
—————–
366
Bereits ediert (und kommentiert) bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 293.
367
Zu weiteren Namensformen vgl. KÜLZER, Ostthrakien 562.
368
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 317; PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 96.
369
ASDRACHA, Inscriptions II 317.
Türkei (Nr. TR33–TR34) 573

vertretbar, da die Buchstaben zwar an ältere Formen erinnern,371 andererseits aber akzentuiert
sind. Die Inschrift ist aber auf jeden Fall etwas jünger als Vers Nr. TR35 in derselben Kirche,
der nach Asdracha in das 10./11. Jahrhundert datiert wird.
Der Inschriftentext lautet wie folgt:

!Ń: ­: 67.ĄĤ 7.ă =þ:AF: AŃ: ž0ĄF:.


——
(=.AĀ>F:) in fine versus apud Dumont – Homolle.

Von denen in Nikaia und allen Heiligen.


Text: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 96 (Nr. 37) u. Taf. Ņ (Nr. 8 [Schrifts-
kizze]).– DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 416 (Nr. 86z6).– ASDRACHA, Inscriptions II 317 (Nr. 95 [mit franz. Übers.
u. Schriftskizze]).– W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.

Die Inschrift bezieht sich auf die 318 heiligen Väter des ersten ökumenischen Konzils von
Nikaia im Jahre 325 und die mit ihnen verbundenen Heiligen, die normalerweise gerne in Grä-
berflüchen genannt werden, nämlich insofern, als Grabschändern der Fluch der 318 Väter ange-
droht wird.372 Hier liegt eine verkürzte Version der sonst gängigen Formel AŃ: ­: 67.ĄĤ !Ņ
ž0ĄF: =.AĀ>F: vor,373 die vielleicht bewusst abgeändert wurde, um in das Schema eines
Zwölfsilbers zu passen.374 Die Verbundenheit der heiligen Väter von Nikaia mit allen anderen
Heiligen, vor allem aber mit den 52<=þA<>2? Ioakeim und Anna, kommt auch im Gedenken in
der so genannten =Ć8B@6? (Entlassung) der orthodoxen Liturgie zum Ausdruck.375
Es ist anzunehmen, dass die Steinplatte ursprünglich irgendwo im Inneren der Kirche und
nicht an der Umfassungsmauer angebracht war. Vielleicht war der Vers auch Teil eines länge-
ren Grabepigramms.
Dafür, dass es sich bei der Inschrift um einen byzantinischen Zwölfsilber handelt, spricht
nicht nur die adaptierte Formel zu den 318 Vätern; Indiz sind nämlich auch die zwölf Silben,
das paroxytone Versende und ein Binnenschluss nach der fünften Silbe. Aufgrund des schweren
prosodischen Verstoßes – die siebente Silbe ist positionslang – ist der Vers aber als prosodielos
zu bezeichnen.

*Steinblock (58 × 45 cm) (verloren), 8./9. Jh.: Kirche Eisodia Theotoku


Nr. TR34) In den Fußboden des Narthex der Kirche war eine Marmorplatte eingemauert, die
das Fragment einer nicht akzentuierten Majuskel-Inschrift trug. Dabei handelt es sich um die
Reste eines Epigramms, was bislang nur von Vassis erkannt wurde.376 Der Text ist über fünf
Zeilen verteilt, woraus folgt, dass das Epigramm aus zumindest vier Versen bestanden haben
muss, wenn pro Zeile je ein Vers angebracht war. Die letzte Textzeile könnte ein an den metri-
schen Text angefügter Prosatext gewesen sein, da dieser vom Schriftbild betrachtet über das
Ende der übrigen Verse hinausreicht und einen Hiat (ã1Ĭ è) in sich birgt, der in Epigrammen
normalerweise gemieden wird. War der Text in continuo geschrieben, kann von einer höheren
Versanzahl ausgegangen werden.

—————–
370
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 96.
371
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 317.
372
Siehe oben S. 127.
373
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 317.
374
Vgl. W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411: „Ein Zwölfsilber, wahrscheinlich beabsichtigt“.
375
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 317. In der Messe des Johannes Chrysostomos wird zwar der erwähnten Heiligen
gedacht, die 318 Väter von Nikaia sind allerdings nicht angeführt: J. GOAR, íD<8Ć06<: sive Rituale Graecorum
[…]. Venedig 1730 (Reprint Graz 1960), 68.
376
VASSIS, Initia 622.
574 Türkei (Nr. TR34)

Asdracha datierte die Inschrift aus paläographischen Gründen an das Ende des 8. bzw. an
den Beginn des 9. Jahrhunderts.377 Dies fügt sich auch ganz gut zu dem Umstand, dass keine
Akzente vorhanden sind.
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

[…………… ¾] =8þ7. 92 7.8[Ĉ=A26


……………] =Ħ@. 1Ć;. A<Ľ /[Ą<B
……………] ²F? A<Ľ 9:Ă9.AĆ[? 9<B
…………] @2 5>Į:<? ²F? A<Ľ A[þC<B
5 ………………………… é]=F? ã1Ĭ è [……
——
1 cf. v. 1 epigramm. in ecclesia YÕlanlÕ Kilisesi (s. VII–IX vel XI/XII) in urbe Peristremma, ed. RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 203: !þC<? 92 7>Ĉ=A26 .Ľ8.<:> 727.849Ā:4<:>.
——
1 [¾] supplevi. 7.8[Ĉ=A26] supplevit Papadopoulos-Kerameus. 2 /[Ą<B] supplevit Papadopoulos-Kerameus.
3 ²F? scripsit Asdracha (in nota): C inscr., an …]2F? vel …]2<? (gen. sg.) scribendum ? 9:Ă9.AĆ[?]
supplevit Papadopoulos-Kerameus. [9<B] supplevi (ope Hörandner). 4 an …………]@2 scribendum ? ²F?
scripsit Asdracha: C inscr. A[þC<B] supplevit Asdracha. 5 [é]=F? proposuit Asdracha (in nota):
…]C inscr., …é]=<? Papadopoulos-Kerameus, Dumont – Homolle. ã1Ĭ Asdracha: ã14 alii. [Ĉ>6<?, è
2Ć? ?] Asdracha proposuit post è.

…………… die Platte bedeckt mich


…………… jeder Ruhm des Lebens
…………… bis zu meinem Grabmal
………… dich die Trauer bis zum Grab.
5 ………………………… damit der … sieht ……
Text: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 96 (Nr. 36) u. Taf. Ņ (Nr. 5 [Schrifts-
kizze]).– DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 414 (Nr. 86v).– ASDRACHA, Inscriptions II 249 (Nr. 51 [mit Schriftskizze u.
franz. Übers.]).

Asdracha erkannte richtig, dass der Marmorblock ursprünglich als Grabstein diente. Dafür
spricht nicht nur die Formulierung in Vers 1, sondern auch die Verwendung von 9:Į9.378 in
Vers 3, von 5>Į:<? und – wenn richtig konjiziert wurde – von AþC<? in Vers 4. Über den Ver-
storbenen selbst ist nichts zu erfahren, immerhin spricht er aber in den ersten drei Versen in der
ersten Person. In Vers 4 könnte ein Sprecherwechsel stattfinden, was für Grabepigramme ganz
typisch ist.379 Es ist aber auch denkbar, dass weiterhin der Verstorbene Handlungsträger ist, der
davon berichtet, dass die Trauer380 „dich“, d.h. vielleicht einen Verwandten des Toten, zum
Grab (bringt ?).381
Gleich, in welcher Position im Vers man die überlieferten Wörter des Epigramms anordnet,
erkennt man, dass es sich um prosodielose Zwölfsilber handelt. Die Binnenschlüsse dürften
hingegen korrekt gesetzt sein. Lexikographisch auffallend ist der Nominativ =8þ7. in Vers 1,
der aber bereits seit der Spätantike belegt ist.382 Alternativ ist =8þ7. als Akkusativ Singular von
=8þ; zu deuten, der aber inhaltlich schwerer unterzubringen ist, da bereits ein Akkusativ (92)
vorhanden ist. Dass das inschriftlich überlieferte C in Vers 3 wahrscheinlich als eigenständi-
ges Wort (²F?) zu transkribieren ist und nicht eine Genitiv-Singular-Endung darstellt, dürfte ein
weiteres C in Vers 4 beweisen, das ganz eindeutig als ²F? zu identifizieren ist.

—————–
377
ASDRACHA, Inscriptions II 248f.
378
Zu 9:Į9. in der Bedeutung „Grab“ siehe L s.v.; s.a. ASDRACHA, Inscriptions II 249.
379
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 103 u. Anm. 156.
380
Vielleicht auch als „Trauergesang“ zu verstehen.
381
Wie im textkritischen Apparat angezeigt, könnte @2 auch die Endung eines Verbums im Aorist darstellen.
382
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR35–TR36) 575

*Steinblock (verloren), 10./11. Jh. oder früher ?: Kirche Eisodia Theotoku


Nr. TR35) Hinter dem Bema der Kirche befand sich ein Marmorblock, in den eine nicht ak-
zentuierte Majuskel-Inschrift eingraviert war. Ergänzt man das Ende der Inschrift entsprechend,
so erhält man einen byzantinischen Zwölfsilber, der nach Asdracha in das 10./11. Jahrhundert
zu datieren ist.383 Die in der bei Asdracha dargebotenen Schriftskizze dargestellten Buchstaben-
formen lassen jedoch eher an eine frühere Datierung denken.
Der Vers lautet folgendermaßen:

ßAŃ Aā: 8Ĉ@6: AŃ: [­9Ń: ž9.>Aþ1F:].


——–
= loc. comm., cf. e.g. v. 7 epigramm. in ecclesia Analepseos tu Soteros (a. 1389/90) in urbe Mborje, ed.
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 1: 8Ĉ@(6:) 0ý> .ßAŃ =<88Ń: 9=8.749þAF:; v. 3 epi-
gramm. in ecclesia in insula Ikiz Ada (ĺ no. TR51): 7.ă 8Ĉ@6: .ßAŃ AŃ: ­9Ń: çC849þAF:; etc.
——–
8Ĉ@6: scripsit Papadopoulos-Kerameus: "C inscr. [­9Ń: ž9.>Aþ1F:] supplevit Hörandner (cf. com-
ment.): [ž9.>A49þAF: (?)] Dumont – Homolle, [­9Ń: ž9.>A6Ń:] Asdracha.

Ich erbitte die Erlösung von meinen Sünden.


Text: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥>D.6ĆA4A2? 7.ă ­=60>.C.ă AĮ? >ĥ74? 96 (Nr. 38) u. Taf. Ņ (Nr. 14 [Schrift-
skizze]).– DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 414 (Nr. 86w).– ASDRACHA, Inscriptions II 305 (Nr. 87 [mit franz. Übers.
u. Schriftskizze]).– W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.

Nicht wirklich feststellbar ist, für welchen Zweck der Vers verfasst wurde. Nach Asdracha
kann es sich bei dem Marmorblock um einen Grabstein gehandelt haben, sie hält aber auch die
Möglichkeit nicht für ausgeschlossen, dass sich der Vers auf eine Stiftung bezieht.384 Dies
scheint auch die plausiblere Interpretation zu sein, vor allem wenn man etwa die im Similienap-
parat angeführten Verse betrachtet, die jeweils Stifterepigrammen entstammen. Es ist ein gängi-
ger Topos, der auch bei vielen anderen in diesem Band edierten Stifterepigrammen nachweisbar
ist, als Gegenleistung für die Stiftung am Ende Vergebung der Sünden und / oder Beistand am
Tag des Jüngsten Gerichts zu erbitten.385 Es ist daher nicht auszuschließen, dass der vorliegende
Vers nicht isoliert überliefert war, sondern das Ende eines mehrversigen Epigramms bildete.
Der Vers ist in der vorliegenden – teilweise rekonstruierten – Form ein prosodischer
Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss. Wie bereits Hörandner feststellte,386 ist die
von Asdracha vorgenommene Ergänzung abzulehnen, da dadurch der metrische Charakter des
Verses verlorengeht. Alternativ ist aber etwa auch an [­9Ń: çC849þAF:] zu denken.387

BEHRAMKALE

Türsturz, 10./11. Jh. ?: Murad Hüdavendigar Camii


Nr. TR36) Der marmorne Türsturz oberhalb des Eingangs in die aus dem 14. Jahrhundert
stammende frühosmanische Moschee (Murad Hüdavendigar Camii) im antik-byzantinischen
Assos ist eine byzantinische Spolie. Der auf der Unterseite nach innen gewölbte Stein ist in der
Mitte mit einem Ornament versehen, das sich aus einem Kreis mit eingeschriebenen Linien und
nach außen reichenden Verzierungen zusammensetzt. Darüberhinaus sind in den Türsturz röt-
lich gefärbte Inschriften eingeritzt, sowohl auf der nach innen gewölbten Unterseite des Steins
als auch auf der oben herausragenden schmalen Leiste. Diese Inschriften bilden zusammen ein

—————–
383
ASDRACHA, Inscriptions II 304.
384
ASDRACHA, Inscriptions II 305.
385
S.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 56.
386
W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.
387
W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411. Vgl. auch das im Similienapparat angeführte Parallelbeispiel.
576 Türkei (Nr. TR36)

Epigramm,388 das aus zwei Teilen besteht. Der Graveur hatte aber offensichtlich Schwierigkei-
ten, die Inschrift auf dem Türsturz unterzubringen. Mit einem Kreuz, das normalerweise den
Beginn einer Inschrift markiert, ist die erste auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken Seite
der eingewölbten Unterseite angebrachte, mit ©:569<? beginnende Zeile versehen.
Wo ist nun der Beginn des Epigramms anzusetzen? In den bisherigen Editionen sind die drei
auf der oberen schmalen Leiste des Türstürzes eingeritzten Verse .<Ľ Aą @.5>ą: 7Ă>B7<?
<>:48Ą<B | 2ß? 7þ88<? Ý>2: @ć: =Ć5Ł A2 7.ă 9ĆD5Ł | .ßAŃ: 9<6/ā: 8Ĉ@6: =<88Ń: @C.89þAF: an
die Spitze gestellt. Aufgrund des erwähnten eingeritzten Kreuzes ist es gut möglich, dass das
Epigramm eigentlich mit ı:569<? è =>Ć21><? 7.9þ:1><B =Ć5Ł (Vers 4) beginnen sollte, dass
der Graveur aber, als er sah, dass er mit dem vorhandenen Platz auf der gewölbten Unterseite
nicht zurecht kommen würde, auf die obere Leiste des Türsturzes wechselte. Grammatikalisch-
syntaktisch und inhaltlich ist der Beginn mit Vers 4 gefolgt von den Versen 1–3 möglich. Die
Befürchtung, mit dem Platz auf der gewölbten Unterseite des Türsturzes nicht das Auslangen zu
finden, manifestiert sich auch dadurch, dass der Vers ı:569<? è =>Ć21><? 7.9þ:1><B =Ć5Ł
auch in das oben beschriebene Ornamentfeld hineinreicht. Die darauf folgenden zwei Verse (5–
6) stehen unterhalb von Vers 4; die Buchstaben sind – offenbar bewusst – sehr eng aneinander
gefügt, sodass die Verse nicht in das Ornamentfeld hineinreichen. Auf der (vom Betrachter aus
gesehen) rechten Seite der gewölbten Unterseite des Türsturzes folgen die beiden abschließen-
den Verse. Bei Vers 7 sind folgende Auffälligkeiten festzuhalten: Das Demonstrativpronomen
A<ĈA<B ist paläographisch so gestaltet, dass die Buchstaben über- bzw. untereinander angebracht
sind. Da diese ein wenig auch in das Ornamentfeld hineinreichen, hat es den Anschein, als wä-
ren sie ursprünglich vergessen und erst nachträglich vom Graveur eingeritzt worden. Am Ende
des Verses ist ein Kreuz eingeritzt, das allerdings nicht das Ende des Epigramms markieren
kann, da dieses – aus syntaktischen Gründen – erst mit Vers 8 seinen Abschluss findet. Die An-
bringung von Vers 8 ist ebenfalls außergewöhnlich: Auf der unteren Zeile ist der Text bis =A.6?
(!C inscr.) eingeritzt, in der darüberliegenden eingerückten Zeile der Rest des Verses.
Das in den Türsturz eingeritzte Epigramm ist unterschiedlich gut zu entziffern: Während der
auf oberen Leiste angebrachte Text (Verse 1–3) – bis auf den Anfang – noch relativ gut zu lesen
ist, können die übrigen Verse auf der eingewölbten Unterseite aufgrund von Verwitterung teil-
weise nur schwer entziffert werden. Paläographisch auffallend ist auch die Verwendung von an
die Minuskel erinnernden Buchstaben; besonders auffällig sind diesbezüglich die Formen von
Alpha und My auf der oberen Leiste des Türsturzes.
Während der Türsturz selbst in das 5. Jahrhundert datiert wird,389 ist das Epigramm aus noch
darzulegenden Gründen ungefähr gegen Ende des 10. Jahrhunderts zu datieren;390 auch der Be-
ginn des 11. Jahrhunderts ist hinsichtlich der Paläographie möglich, gleichwohl diese frühe Da-
tierung aufgrund der spezifischen Paläographie erstaunlich ist.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

.<Ľ Aą @.5>ą: 7Ă>B7<? <>:48Ą<B


2ß? 7þ88<? Ý>2: @ć: =Ć5Ł A2 7.ă 9ĆD5Ł
.ßAŃ: 9<6/ā: 8Ĉ@6: =<88Ń: @C.89þAF:
ı:569<? è =>Ć21><? 7.9þ:1><B =Ć5Ł
5 :.<Ľ Aą A2>=:Ć:, Aā: 5Ā@6:, Aą =<67Ą8<:
î=2>CBĮ A2 8.9=>ĆA4A. =Ħ? /8Ā=F:
A<ĈA<B :2<B>0ą: ı:569<: 8þA>6: :Ć26
7.ă 8Ĉ@6: .ßA<Ľ =A.6@9þAF: AŃ: ­: /ĄŁ.
——

—————–
388
Entgegen der Annahme in PmbZ # 20465 ist die Inschrift sehr wohl noch vorhanden.
389
Vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 3. Der Türsturz wurde somit zweifach als Spolie verwendet, zunächst in
byzantinischer, dann in (früh)osmanischer Zeit.
390
Bislang wurde das Epigramm in das 9./10. Jh. datiert, siehe zuletzt LAUXTERMANN, Poetry 339. Abzulehnen ist
die von ARSLAN – BÖHLENDORF-ARSLAN, Assos 164f. propagierte Datierung in das 6. Jh.
Türkei (Nr. TR36) 577

1–2 cf. vv. 1–3 epigramm. in ecclesia SS. Theodororum Athenarum (ĺ no. GR15): !ą: =>ă: =.8.6[ą:
ë:]A. @<B :.Ć:, 9þ>A[B?, | 7.ă 967>]ą: 7.ă =Ă86:<: 7.ă @.5>ą: 8Ą.: | :Ă026>2 67Ć8.<? @ą? <ß7ĀA4?. 2–4
cf. e.g. vv. 4–5 epigramm. in imagine donatoris libri in cod. Princeton Theological Seminary Library
(Speer Library) acc. 11.21.1900, fol. 1*r (s. XI), ed. SPATHARAKIS, Portrait 75 (cf. BERNARD, Beats of the
Pen 51, 270): 1Ą1<B 9<6 8Ĉ@6: =<88Ń: 9=8.749þAF: | =Ć5Ł 0ý> =><@CĀ>F @<6 Aý? 1Ā7. /Ą/8<B?. 7 cf. v.
2 epigramm. in cod. Par. gr. 36, fol. 203v (s. XIV/XV), ed. A. XYNGOPOULOS, Ũ 967><0>þC<? 9<:.Dą?
67<1Ă9<?. ¶884:67þ 16 (1958/59) 66: ¢=.? 52.Aā? 3F0>þC<: A<ĈA<B :Ć26.
––––
1 Ĉ>67<? Texier, Phrearites, Demitsas. 2 @ć:: @[ć]: Texier, @ĉ: (@ć:) Phrearites, Demitsas. =Ć5[Ł] scrip-
sit Franzius:  inscr. 7.ă correxit Phrearites:  inscr. 9ĆD5[Ł] scripsit Franzius: $ inscr. 3
@C.[8]9þAF: Franzius. 4 =Ć5Ł: omisit Franzius, Epigr. Anth. Pal. p. 383 mavult =Ć82F?. 5 :.<Ľ: 2<Ľ
Demitsas. A2>=:Ć:: C.:Ć: Franzius. 5Ā@6:: [5]Ā@6: Franzius, Le Bas – Waddington, CIG, Sterrett, 5Ā.:
Phrearites, Demitsas, Clarke, Grégoire. =<67Ą8<:: =<[67]Ą8<: Le Bas – Waddington, CIG, Sterrett, Clarke,
=<[6]7Ą8[<]: Grégoire. 6–7 ordo versuum differt apud Texier. 6 8.:=>ĆA4A. Sterrett. 7 A<ĈA<B: A<[Ĉ]A<B
Franzius, A<Ľ Aą Texier, Demitsas. 8þA>6:: 8þA>6 Le Bas – Waddington, CIG, Epigr. Anth. Pal., Grégoire,
8þA>6(:) Sterrett, Clarke. :Ć26: [:]Ć26 Franzius, :<2ĵ Bailie, 2<Ľ Texier,  (fortasse 52<Ľ) Phrearites. 8
7.ă 8Ĉ@6: @C.89þAF: AŃ: ­: /ĄŁ Texier, 7.ă 8Ĉ@6: (@C.8)9þAF: .ßAŃ: ­: /ĄŁ Phrearites, Demitsas. .ßA<Ľ
scripserunt Le Bas – Waddington (in nota): !" inscr. =A.6@9þAF: scripserunt Le Bas – Waddington
(in nota): !C!& inscr. ±A<B !? 385 edidit Texier in fine versus.

Das morsche (Aussehen) der Kirche des Heroldes Kornelios


erhob zur Schönheit mit Liebe und Mühe,
indem er als Vergeltung Erlösung von den vielen Sünden erbat,
Anthimos, Bischof von Skamandros in Liebe. 
5 Jeder, der du das Liebliche der Kirche, die Lage, die Vielfalt
und den übernatürlichen Glanz siehst,
denke an deren (sc. der Kirche) Erneuerer, den Diener Anthimos,
und erbitte die Erlösung von den Verfehlungen im Leben!
Text: FRANZIUS, Epigrafia 147 (Nr. 31 [mit Schriftskizze]).– BAILIE, Fasciculus 195 (Nr. CCV [mit Schriftskiz-
ze]).– TEXIER, Description de l’Asie Mineure II 204 (mit franz. Übers.) u. Taf. 115bis.– K.K. PHREARITES, .:1Ń>.
12 (1862) 514.– LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 413 (Nr. 1730).– CIG IV 369 (Nr. 8804) u. Taf.
XIV (Abb. 8804).– J.R.S. STERRETT, Inscriptions of Assos. Papers of the American School of Classical Studies at
Athens 1 (1882–83) 64 (mit engl. Übers.), 65 (Abb. [Zeichnung]).– Epigr. Anth. Pal. III 298 (mit lat. Übers.).– DE-
MITSAS, .721<:Ą. II 643 (Nr. 787).– J. CLARKE u.a., Investigations at Assos. Drawings and photographs of the
buildings and objects discovered during the excavations of 1881 – 1882 – 1883. London 1902[–1921], 170 u. Abb. 1
(Schriftskizze).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 3 (Nr. 1).– RHOBY, Structure 321 (vv. 1–2), 332 (v. 3).

Lit.: H. BARTH, Auf Reisen durch die Küstenlandschaften des Mittelmeeres gesammelte Inschriften. Rheinisches
Museum für Philologie N.F. 17 (1850) 265 (Nr. 63 [Schriftskizze]).– W. WROTH, Catalogue of the Greek Coins of
Troas, Aeolis, and Lesbos. London 1894, XXXII.– HALKIN, Inscriptions IV 75.– LAURENT, Corpus V/1 260.– R.
MERKELBACH, Die Inschriften von Assos (IK 4). Bonn 1976, 71 (Nr. 34).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 105 (Nr.
136).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 28.– LAUXTERMANN, Poetry 339 (Nr. 2).– ARSLAN – BÖHLENDORF-ARSLAN,
Assos 164 (engl. Übers. u. Farbabb.).

Abb.: LXXV

Das Epigramm besteht auch inhaltlich aus zwei Teilen: In den ersten vier Versen wird all-
gemein über die Stiftung des Anthimos gesprochen. Er ließ eine schadhafte Kirche des heiligen
Kornelios reparieren bzw. wiederaufrichten391 und erbat als Gegenleistung – ein typischer To-
pos für Inschriften dieser Art – Erlösung von den Sünden. Im zweiten Teil des Epigramms
(Verse 5–8) wird der Betrachter der wiederhergestellten Kirche bzw. Leser des Epigramms an-
gesprochen mit der Bitte, seine Gedanken auf den „Erneuerer“ Anthimos zu richten und für ihn
Erlösung von den Sünden zu erbitten. Der=>Ć21><? (Bischof)392 Anthimosvon Skamandros393
—————–
391
Zu ähnlich aufgebauten Epigrammen vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
392
Zu =>Ć21><? als Bezeichnung für den Bischof L s.v.
393
Zur Person PmbZ # 20465.
578 Türkei (Nr. TR36)

dürfte auch anderswo belegt sein: Ein in Istanbul aufbewahrtes Siegel trägt die Legende
¥:5(Ą)9(Ł) ­=(6)@7Ć=Ł 7.9þ:1><B und wird an das Ende des 10. Jahrhunderts datiert,394
wodurch auch eine zeitliche Einordnung für das vorliegende Epigramm gegeben ist, wenn man
die beiden Personen gleichsetzen kann.
Wo war nun die Kirche des heiligen Kornelios zu lokalisieren? Zunächst ist festzuhalten,
dass sich die Kirche ursprünglich nicht in Assos befand. Sie dürfte in Skepsis, jener byzantini-
schen Stadt am oberen Skamandros in der Troas, gestanden sein, die vor dem Ende des 9. Jahr-
hunderts den Namen ihres Schutzpatrons, des heiligen Kornelios, annahm (Hagios Korne-
lios).395 Die am Mittellauf des Flusses Skamandros gelegene Stadt Skamandros dürfte nach dem
Befund des Epigramms Skepsis als Sitz des Bistums abgelöst haben.396 Der Kult des heiligen
Kornelios in Skepsis ist dadurch bedingt, dass Kornelios, nachdem er von Petrus getauft worden
war (Acta 10,1ff.), der griechischen Überlieferung zufolge die Stadt christianisierte;397 darauf
bezieht sich auch die Bezeichnung 7Į>B; in Vers 1 des Epigramms.398 Eine Kirche für den Hei-
ligen wurde schon sehr früh errichtet, Mitte des 5. Jahrhunderts wurde sie ausgemalt.399 Es
spricht einiges dafür, dass diese Kirche mit der von Anthimos renovierten identisch ist.400 Der
Türsturz dürfte dann wahrscheinlich erst in frühosmanischer Zeit als Baumaterial für die Mo-
schee nach Assos/Behramkale gelangt sein.401
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die Verse sind trotz eines schweren Verstoßes gegen die Prosodie als prosodisch zu
bezeichnen. Der prosodische Verstoß liegt am Ende von Vers 2 vor, da die vorletzte Silbe im
Vers positionslang ist. Da es sich bei =Ć5Ł A2 7.ă 9ĆD5Ł aber um eine für Stifterinschriften
nicht untypische Formulierung handelt, ist der Verstoß wohl weniger auf ein Versehen des
Dichters zurückzuführen, sondern ist bedingt durch den Charakter des Textbausteins, den dieser
heranzog.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Es überrascht ein wenig, dass =Ć5Ł im ersten
Teil des Epigramms zweimal (Vers 2, Vers 4) verwendet wird.402 Die Änderung des zweiten
=Ć5Ł zu =Ć82F? (vgl. textkritischen Apparat) ist jedoch aus rhythmisch-prosodischen Gründen
auszuschließen. =<67Ą8<? in Vers 5 kann nicht nur „vielfältig“ / „mannigfach“ bedeuten, sondern
auch „bunt“, was bedeuten würde, dass die Kirche von Anthimos auch neu ausgemalt oder mit
Mosaiken versehen wurde.403 Dazu würde sich auch die î=2>CBā? 8.9=>ĆA4? (der „übernatürli-
che Glanz“) der Kirche in Vers 6 gut fügen. Vom Dichter beabsichtigt war sicher auch, dass die
beiden Epigrammteile jeweils ähnlich beginnen: :.<Ľ Aą @.5>Ć: in Vers 1, :.<Ľ Aą A2>=:Ć: in
Vers 5. Das „Morsche“ der Kirche wurde so innerhalb weniger Verse zum „Lieblichen“ der
Kirche.
Während es also dem Stifter gelang, einen professionellen Dichter für das Verfassen des
Epigramms zu gewinnen, muss er – wie oben ausgeführt – an einen nur wenig begabten Gra-

—————–
394
LAURENT, Corpus V/1, Nr. 364; da das Siegel bei CHEYNET, Sceaux nicht erwähnt ist, dürfte es heute verschollen
sein.
395
Vgl. K. BELKE, Bithynien und Hellespont, s.v. Skepsis. Ich danke Klaus Belke für die einschlägigen Hinweise.
S.a. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 3.
396
BELKE, Bithynien und Hellespont, s.v. Skamandros (1).
397
PG 114,1304C.
398
S.a. F. HALKIN, Un abrégé inédit de la vie ancienne et disparue de Corneille le centurion. RSBN n.s. 1 (1964) 35
(cap. 2): Ť@A6? 7.A.8./ĉ: Aā: 2ß>49Ā:4: 7ĂE2F: =Ć86: 7.ă 74>Ĉ;.? Aą: 8Ć0<: A<Ľ 52<Ľ … Vgl. L s.v. 7Į>B; 2.
399
BELKE, Bithynien und Hellespont, s.v. Skepsis.
400
Vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 3.
401
ARSLAN – BÖHLENDORF-ARSLAN, Assos 165 zufolge wurde die auch mit anderen Spolien versehene Moschee im
Jahr 1362 errichtet.
402
Das zweite =Ć5Ł bezieht sich nicht auf den Akt der Stiftung, sondern bringt zum Ausdruck, dass Anthimos sein
Amt „mit Liebe“ (=Ć5Ł) erfüllte.
403
Zu einem ähnlichen Fall vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 224.
Türkei (Nr. TR36–TR37) 579

veur geraten sein. Die literarische Qualität der Verse deckt sich somit nicht mit der Qualität der
paläographischen Ausgestaltung, was sonst relativ selten vorkommt.404

BITYƖS ĺ ANTAKYA (Nr. TR21)

BOZUK KÖYÜ

Stele (118 × 36 cm), 10. Jh. ?: nördl. von Lâdik


Nr. TR37) Auf dem Friedhof des in der ehemaligen byzantinischen Provinz Pisidien gelege-
nen Dorfes Bozuk wurde eine, wahrscheinlich bereits in der Antike (Kaiserzeit)405 verwendete
Stele gefunden, in deren Giebel ein sitzender Löwe dargestellt ist. Darunter ist in einem vertief-
ten Bereich eine über zwölf Zeilen laufende, nicht akzentuierte, byzantinische Majuskel-
Inschrift eingeritzt; diese bildet ein aus vier Versen bestehendes Epigramm. Der Text ist grund-
sätzlich in continuo geschrieben, wobei pro Vers 2,5–3 Zeilen vorgesehen sind. Am Ende von
Vers 2 sind allerdings drei Punkte eingeritzt, darüberhinaus ist der Rest der entsprechenden
(sechsten) Zeile freigelassen; drei Punkte sind auch am Ende von Vers 3 zu erkennen. Ein Punkt
dürfte auch zwischen dem Ypsilon und dem Theta des Wortes .ó56? (Vers 2) angebracht sein.
Von den Buchstaben des letzten Wortes des Epigramms, das gleichzeitig die zwölfte Zeile der
Inschrift bildet, ist jeweils nur die obere Hälfte erhalten.
Inhaltlich bietet die Inschrift auf den ersten Blick keine Hinweise zur Datierung. Da jedoch
Vers 1 sehr stark an Vers 1 eines Epigramms aus Kabala (byz. Christupolis) aus dem Jahr 926
erinnert (ĺ Nr. GR63), wird die vorliegende Inschrift traditionell ebenfalls an den Beginn bzw.
in die erste Hälfte des 10. Jahrhunderts datiert.406 Dass die Inschrift aufgrund des Schriftbildes
frühbyzantinisch sei – so Merkelbach – Stauber407 –, ist nicht zutreffend. Die Buchstaben (etwa
das Alpha) erinnern teilweise durchaus an jene, die im genannten Epigramm von Kabala ver-
wendet werden, sodass eine Datierung in das (frühe) 10. Jahrhundert auch aus paläographischer
Sicht nicht unplausibel erscheint.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!2ĄD4 C5.>Ā:A. 7.ă =2@Ć:A. Ań D>Ć:Ł


¡:.7A2? .ó56? 2í@2/2ĵ? @A2C4CĆ><6
<à @7Į=A>. D26>ą? ­7 2<Ľ 121209Ā:<6
Ü026>.: 2ß>0þ@.:A< 9ĆD5<6? ­:5Ā<6?.
——
1 cf. e.g. v. 1 epigramm. in museo archaeologico in urbe Kabala (ĺ no. GR63): !ý =>ă: C5.>Ā:A. 7.ă
=2=AF7ĆA. A2ĄD4; ceteri loci paralleli apud RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383sq.
——
4 C! vel C&! inscr. ?

Die zerstörten und mit der Zeit eingestürzten Mauern


bauten die frommen gekrönten Herrscher,
welche die Szepter aus der Hand Gottes erhalten hatten,
wieder auf; sie gingen mit von Gott geleiteten Mühen ans Werk.

—————–
404
Als Parallelbeispiele sind die äußere Form des Hexameter-Epigramms von Skripu (ĺ Nr. GR98) und des Hexa-
meter-Epigramms von Galakrenai (jetzt Istanbul, Hagia Sophia) (ĺ Nr. TR64) zu nennen.
405
Vgl. CALDER, Monumenta Asiae Minoris Antiqua I 139.
406
H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927–28) 699, Anm. 1; FEISSEL, Chroniques 123.
407
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III 78.
580 Türkei (Nr. TR37–TR38)

Text: CALDER, Monumenta Asiae Minoris Antiqua I 139 (Nr. 259 [mit Abb.]).– H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927–28)
699.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III 78 (Nr. 14/06/02 [mit deutsch. Übers. u. Abb.]).– RHOBY, Struc-
ture 326 (v. 1).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 26).– FEISSEL, Chroniques 123 (Nr.
384).– A. RHOBY, JÖB 58 (2008) 236.– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383.

Abb.: 102

Das Epigramm stellt eine Reparaturinschrift dar. Wir erfahren, dass zerstörte und im Laufe
der Zeit eingestürzte Mauern von frommen Kaisern mit der Hilfe Gottes wieder aufgerichtet
wurden. Dabei handelt es sich um einen Topos, der nicht nur im zitierten Epigramm Nr. GR63
aus Kabala, sondern in vielen anderen Beispielen von der Mitte des 9. Jahrhunderts an zu finden
ist.408 Da von mehreren Herrschern die Rede ist und eine Datierung in das 10. Jahrhundert mög-
lich erscheint (s. oben), ist daran zu denken, dass mit den ¡:.7A2? … @A2C4CĆ><6 Romanos I.
Lakapenos, seine zu Mitkaisern gekrönten Söhne und Konstantinos VII. gemeint sind,409 wie
dies auch im Epigramm von Kabala der Fall ist, in dem die Kaiser allerdings namentlich ge-
nannt werden. Grégoire vermutete, dass die Stele ursprünglich oberhalb des Eingangs der Fes-
tung des unweit gelegenen Bardaetta (heute wohl Sarayönü) angebracht war.410 Dies ist jedoch
unwahrscheinlich, da in diesem Ort keine Befestigungsanlage bekannt ist.411 Die Stele könnte
vielmehr ursprünglich in die Befestigungen des südlich gelegenen Laodikeia Kekaumene (heute
Lâdik) eingemauert gewesen sein,412 sie könnte aber auch zu den Stadtmauern der ebenfalls
nicht allzu weit entfernten großen lykaonischen Stadt Ikonion (heute Konya) gehört haben. In
der Tat wurde Ikonion im Jahr 906 vom Emir von Tarsos niedergebrannt,413 was eine Restaurie-
rung der äußeren byzantinischen Mauern – die Zitadellenmauer stammt erst aus seldschukischer
Zeit414 – notwendig gemacht haben könnte.
Das Epigramm besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. In Vers 3 ist die nachgestellte Präposition ­7, die zu D26>Ć? und nicht zu 2<Ľ gehört,
zu beachten. Festzuhalten ist auch die lange Sperrung, die von .ó56? (Vers 2) bis Ü026>.: in
Vers 4 reicht. Da zwischen den beiden finiten Verben Ü026>.: und 2ß>0þ@.:A< in Vers 4 keine
Konjunktion vorhanden ist, ist am besten nach Ü026>.: zu interpungieren. Der letzte Buchstabe
der zehnten Zeile der Inschrift ist nicht eindeutig zu entziffern: Auf C sollte ein Alpha
folgen, doch erinnert der Buchstabe eher an ein (eng geschriebenes) Omikron (vielleicht auch
an ein Omega ?) als an ein Alpha. Aus grammatikalischen Gründen ist aber 2ß>0þ@.:A< zu
schreiben.

BÜYÜK ÇEKMECE

(*)Tabula ansata (verloren ?), ca. a. 630


Nr. TR38) Auf seiner Reise von Istanbul nach Edirne gelangte der Brite John Covel 1675
auch in das ehemalige byzantinische Athyra (heute Büyük Çekmece) in Ostthrakien,415 wo er
auf der Frontseite eines damals als Bassin verwendeten Marmorsarkophags drei tabulae ansatae
(Tafeln mit dreieckigem Ansatz) entdeckte, von denen die dritte mit einer über vier Zeilen lau-
fenden, nicht akzentuierten Majuskel-Inschrift versehen war.416 Während der Sarkophag auch
—————–
408
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 381–384; s.a. RHOBY, Structure 326f.
409
H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927–28) 699.
410
H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927–28) 699.
411
BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 205.
412
So FEISSEL, Chroniques 123.
413
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 176.
414
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 177.
415
Zum Ort KÜLZER, Ostthrakien 270–273.
416
Vgl. COVEL, Voyages 38.
Türkei (Nr. TR38) 581

noch im Jahr 1740, als ihn der Reisende von Kemp(e)len wahrnahm,417 als Becken eines Brun-
nens diente, dürfte er heute verloren sein.
Eine nicht auf der genannten tabula ansata, sondern an anderer Stelle angebrachte Inschrift
berichtet, dass ein gewisser Kyros im Sarkophag bestattet war, der im 20. Jahr der Regentschaft
des Kaisers Heraklios (regierte 610–641) und im 17. Jahr der Herrschaft seines Sohnes, des
(Herakleios) Konstantinos (III.), der 613 zum Mitkaiser gekrönt worden war,418 gestorben sei.
Somit ist diese (nicht metrische) Inschrift419 in das Jahr 630 zu datieren.420 Metrisch ist aller-
dings die auf der tabula ansata angebrachte Inschrift. Sie besteht aus vier Versen, wobei pro
Vers je eine Zeile vorgesehen ist. Sie war jedoch schon im 17. Jahrhundert, als Covel sie als
erster aufzeichnete, nicht mehr vollständig erhalten. Die Lücken konnten aber zuletzt durch
Hörandner zufriedenstellend geschlossen werden.421
Das auf der tabula ansata angebrachte Epigramm lautet wie folgt:

¹>F? è @ĊC>F: <í 16.@=ĦA.6 [AþCŁ]


7<6:ą: 0ý> <å7<: ¾ .>Ą. 7.ă [929]Ć><6><:
Ań @B9/ĄŁ AĀ5472: ö? Ÿ: ç@AĀ<6?
.íA<Ľ @B:2Ą4 7.ă 92Aý 1>Ć9<: /Ą<B.
——–
1 cf. Nic. Eugen., Drosill. et Charicl. V 170sq. (CONCA): ±>F? è @KC>F: ¾ C68)8848<? @D*@6? | .íAą?
$.>678Į? 7.ă ><@,88. =.>5*:<?. 4 1>Ć9<: /Ą<B: loc. comm.
——–
1 ¹>F? è: ±>F@< Kubitschek (in nota). 16.@=ĦA.6: CǾ! Kubitschek. [AþCŁ] supplevit Hörand-
ner (in nota),  legit Kubitschek. 2 0ý>: ! Kubitschek (sed [0]ý> in nota). .>Ą.:  Kubit-
schek. 7.ă: ! Kubitschek (7.[Aý] in nota). [929]Ć><6><: scripsi et supplevi (cf. HÖRANDNER, Textkri-
tik 33, n. 22): […]& inscr. (Covel),  Kubitschek ([:]27>ą: in nota), [949]Ċ>(6)<: Asdracha,
Hörandner. 3 C" Kubitschek (sed @B9/Ą[F] in nota). AĀ5472: scripsi (cf. HÖRANDNER, Textkritik
33): !& inscr. (Covel) (vel ! inscr. ?),  Kubitschek (±5[4]72: in nota),
A<F>[Ā5]672: Asdracha, A<F> [Ā5]672: Hörandner. ö? Ÿ: ç@AĀ<6?: &C! Kubitschek (÷@A2 in nota). 4
@B:2Ą4: C" Kubitschek. 1>Ć9<: /Ą<B: " Kubitschek.

Besonnene Liebe wird nicht durch das Grab getrennt.


Ein gemeinsames Haus nämlich und ein Grabmal ließ Maria
für den Gatten errichten, damit sie mit seinen Gebeinen
zusammen ist auch nach dem Ablauf des Lebens.
Text: COVEL, Voyages 38 (Abb. a4 [Schriftskizze]), 361 (Nr. 1 [mit franz. Übers.]).– KUBITSCHEK, Kemplens
Reise 59 (Nr. c).– ASDRACHA, Inscriptions VI 480 (Nr. 221 [mit Schriftskizze]), 481 (franz. Übers.).– HÖRANDNER,
Textkritik 33 (Nr. 5).

Lit.: Thyateiron GERMANOS, !ą A.;2Ą16 A<B John Covel =ą F:]=Ć82F? 2ß? ¦1>6.:<Ĉ=<86: Ań 1675. >.767þ 12
(1939) 14 (Schriftskizze nach Covel).– KÜLZER, Ostthrakien 272.– RHOBY, Zwölfsilber 126f.

Aus den Versen ist zu erfahren, dass Maria den Sarkophag für ihren verstorbenen Ehemann
stiftete. Dieser ist der oben erwähnte Kyros, der im Jahr 630 starb. Nach einer allgemeinen Fest-
stellung über die Stärke ihrer Liebe (Vers 1), erfährt man, dass Maria den Sarkophag als „ge-
meinsames Haus“ (Vers 2: 7<6:ą: … <å7<:) versteht, in dem sie nach ihrem Tod an der Seite
ihres Mannes ebenfalls begraben sein möchte.
Während die Verse 1, 3 und 4 als byzantinische Zwölfsilber zu bezeichnen sind, dürfte Vers
2, der 14 Silben umfasst, ein nach antikem Muster gebauter jambischer Trimeter sein, wie Hör-

—————–
417
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions VI 480.
418
Vgl. PmbZ # 3701.
419
Die Annahme von KUBITSCHEK, Kemplens Reise 59, dass es sich um jambische Trimeter handelt, lässt sich nicht
bestätigen. Incipit (in normalisierter Orthographie): µA2826Ċ54 è 1<Ľ8<? A<Ľ (2<)Ľ Ĉ><? …
420
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions VI 479f.
421
HÖRANDNER, Textkritik 33.
582 Türkei (Nr. TR38–TR39)

andner richtig feststellte.422 Hörandner, der das von Asdracha konjizierte [949]Ċ>(6)<: im Text
beließ, meinte, das .>Ą Auflösung einer Senkung und . 7.ă Auflösung der folgenden Hebung
sei.423 Dass die zweite Pflichtkürze des Trimeters durch zwei Kürzen ersetzt wird, kommt gele-
gentlich vor – so in der antiken Tragödie424 und auch noch bei Gregor von Nazianz425 –, doch ist
dies – wie schon Hörandner feststellte –, im vorliegenden Fall nicht sehr wahrscheinlich. Die
bessere Lösung besteht darin, anstatt des extrem seltenen [949]Ċ>(6)<:426 das besser attestierte
[929]Ć><6><:427 in den Text zu setzen. Somit stellt .>Ą weiterhin die Auflösung einer Senkung
dar; . 7.ă kann allerdings nicht Auflösung der folgenden Hebung sein, da das Wort .>Ą. aus
zwei kurzen und einer langen Silbe besteht.428 Die letzte Länge im Vers wird durch 929Ć> auf-
gelöst.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Was die Prosodie der übrigen Verse angeht, wird
diese ausnahmslos eingehalten. Am Ende von Vers 1 ist als alternative Ergänzung etwa auch an
[D>Ć:Ł] zu denken.429 In Vers 3 ist inschriftlich vielleicht nicht !&, sondern !
überliefert. Der in der Schriftskizze von Covel übermittelte Buchstabe kann auch die eng anei-
nander gefügte Kombination von Epsilon und Theta sein. Zu beachten ist auch das Enjambe-
ment, das vom Ende von Vers 3 bis zum Beginn von Vers 4 reicht.

DYO BUNOI ĺ IKIZ ADA

EDIRNE

Steinplatte (140 × 53 cm), nach a. 1261: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1791)


Nr. TR39) In die Vorderseite des heute in zwei Teile zerbrochenen Marmorblocks, der Ende
des 19. Jahrhunderts in die Mauer der heute nicht mehr vorhandenen Metropolitankirche430 ein-
gefügt war,431 ist eine über vier Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt.
Bevor der Marmorblock im Laufe des 19. Jahrhunderts in die Außenwand der Metropolitankir-
che vermauert wurde, soll er in einen schon damals abgetragenen Turm der byzantinischen Fes-
tung eingemauert gewesen sein.432 Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert; ein
Kreuz findet sich auch am Ende der vierten Zeile, wobei dieses – offensichtlich aufgrund
Platzmangels – kleiner ausgeführt ist. Die Inschrift stellt ein Epigramm dar, das aus vier Zwölf-
silbern besteht, wobei pro Zeile ein Vers vorgesehen ist.
Zu datieren ist das Epigramm zunächst aufgrund inhaltlicher Überlegungen. Bei dem in Vers
1 genannten Kaiser Michael kann es sich aus noch darzulegenden Gründen nur um Michael
VIII. Palaiologos handeln. Auch die Paläographie der Inschrift widerspricht dieser zeitlichen
Einordnung nicht. Der Epigrammtext lautet folgendermaßen:

ı:.; 6D.ā8 í@Ć:F: ë:AF? 78Ā<?


8ĈA>F@6: 2ô>2 16ĩ ê: ¾ F:@A.:AĄ:(<B)
—————–
422
HÖRANDNER, Textkritik 33.
423
HÖRANDNER, Textkritik 33.
424
Vgl. B. SNELL, Griechische Metrik. Göttingen 41982, 21.
425
Chr. JUNGCK, Gregor von Nazianz. De vita sua. Einleitung, Text, Übersetzung, Kommentar. Heidelberg 1974,
36f.
426
Nur ein weiterer Beleg, vgl. LSJ Supplement s.v. 929Ć>6<:.
427
Vgl. LSJ Supplement s.v.
428
Vgl. RHOBY, Zwölfsilber 127, Anm. 63.
429
Freundlicher Hinweis von Wolfram Hörandner.
430
Gebäude des 19. Jh.s, in das mehrere byzantinische Spolien vermauert waren, vgl. Y. ÖTÜKEN – R. OUSTERHOUT,
Notes on the Monuments of Turkish Thrace. AS 39 (1989) 128f.
431
MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 201.
432
Vgl. MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 201; ASDRACHA, Inscriptions I 227. Keppel berichtet davon, dass
die Steinplatte infolge eines Erdbebens von der Mauer heruntergefallen sei.
Türkei (Nr. TR39) 583

=Ĉ>0F9. A2ĈD26 7.AĀ:.:A6 /.>/þ>F:


9þD.? =>ą? .íAŃ: =AĆ4A<: 7.5þ=.;.
——
1 ë:AF?: !&[C] Lampakes. 2 8ĈA>F@6:: "!C Spon, 8ĈA><@6: Mai, ĈA>F<: Keppel. 2ô>2: 2î>ÿ
Keppel, 2ô>2: Epigr. Anth. Pal. 16ĩ ê::  Spon, Lampousiades, 16Ć:4 Mai, Demitsas, 6Ć:4 Keppel,
[B]àą[? ú:] CIG, Bàą? ú: Epigr. Anth. Pal.,  " Kourtides, 16ĩ <ô Asdracha (cf. comment.). Ă Eyice.
F:@A.:AĄ:(<B): &C!! Lampakes, F:@A.:AĄ:<[B] TaúlÕklÕo÷lu. 3 =Ĉ>0F9.: " Spon,
=Ĉ>0<9. Mai. A2ĈD26: !"$& Spon, A2ĈDF: Mai, CIG, Epigr. Anth. Pal., A*D4 Keppel, A2ĽD2 Demitsas,
!"$ Lampakes, !$ Kourtides, 7.A.:.:A6 Keppel. 4 $C!C !&!! !
 Lampakes. 9þD.6? Epigr. Anth. Pal.  Kourtides. C"!& Lampousiades. .íAŃ::
"!"C Spon, .íA<ć? Mai, CIG, Epigr. Anth. Pal. =AĆ4A<:: .>A<4A<: Keppel, =A<ĂAF: Demitsas,
=AĆ4A<? Asdracha. 7.5ý =ý; Keppel.

Der Herrscher Michael, wahrlich Ruhm der Ausonen,


dessetwegen die (Stadt) des Konstantinos Erlösung fand,
baut eine Befestigung gegen die Barbaren,
ein für allemal unerschütterlich gegenüber ihren Angriffen.
Text: SPONIUS, Miscellanea 332 (Nr. XXXII).– MAI, Scriptorum veterum nova collectio V 355 (Nr. 4).– G. KEP-
PEL, Narrative of a Journey across the Balcan […], I. London 1831, 216.– CIG IV 332 (Nr. 8713).– M.G. DEMITSAS,
.721<:Ą.? >D.6<8<067þ. BCH 4 (1880) 109 (Nr. 18).– MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 201 (Nr. 6 [mit
Schriftskizze).– Epigr. Anth. Pal. III 277 (mit lat. Übers.).– DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 360 (Nr. 628).– M. PA-
RANIKAS, µ=60>.C.ă AĮ? ­: >þ7Ĭ ¥1>6.:<B=Ć82F?. # 27 (1900) 391 (Nr. 18).– G. LAMPAKES, 2>640Ă@26?.
$ 10 (1911) 12.– G. LAMPOUSIADES, 2>ă AŃ: A26DŃ: AĮ? ¥1>6.:<B=Ć82F?. 28ĀA4 >D.6<8<067Ă. Komotene
1923, 9 (= G. LAMPOUSIADES, 2>ă AŃ: A26DŃ: AĮ? ¥1>6.:<B=Ć82F?. 28ĀA4 >D.6<8<067Ă. 2BAĀ>4 ±71<@4 9ÿ
2ß@.0F0ā 7.ă @DĆ86. . .=.3ĊA<B [.>þ>A49. >.767Į? µ=2A4>Ą1.? 6]. Komotene 2007, 47).– K. KOURTIDES,
B3.:A6:.㠝>D.6ĆA4A2? ­: ¥1>6.:<B=Ć826. >.767þ 1 (1928) 39.– S. EYICE, Bizans Devrinde Edirne ve bu Devire ait
Eserler, in: Edirne. Edirne’nin 600. fetih yildönümü arma÷an kitabÕ (Türk Tarih Kurumu, YayÕnlarÕndan, VII. Seri –
Sa. 43). Ankara 1965, 67 (mit türk. Übers.) u. Abb. 6 (Schriftskizze).– VELKOV, Inscriptions de Mesembria 218 (Text
nach CIG).– TAùLIKLIOöLU, Epigrafya 42 (Nr. 13 [mit türk. Übers.]) u. Abb. 33.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą
91 (Nr. 64 [vv. 1, 4 nach CIG]).– ASDRACHA, Inscriptions I 227 u. Taf. 101 (a–b).

Lit.: W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.

Abb.: 103

Das Epigramm bezieht sich auf durch einen Kaiser Michael veranlasste Bauarbeiten an der
Befestigungsanlage von Adrianupolis. Es ist gut vorstellbar, dass die Inschrift nach Fertigstel-
lung dieser Arbeiten angebracht wurde. Auffallend ist, dass der Name der Stadt (Adrianupolis)
nicht genannt ist, sondern dass das Epigramm zunächst dem Lob des Kaisers und danach der
Stärke der Mauern gewidmet ist. Der erwähnte Kaiser Michael kann nur Michael VIII. Palaio-
logos sein,433 da Vers 2 auf die Rückeroberung Konstantinopels von den Lateinern im Jahr 1261
anspielt. Das Jahr 1261 ist demnach auch der terminus post quem für die Datierung des vorlie-
genden Epigramms. Mit den /þ>/.><6 in Vers 3 werden wohl vor allem die Bulgaren gemeint
sein: Aus anderen Quellen ist bekannt, dass Michael VIII. zu dieser Zeit von Adrianupolis aus
gegen die Bulgaren vorging.434 In diesem Zusammenhang dürfte er auch die Stadt neu befesti-
gen haben lassen. Wie Asdracha richtig feststellte,435 bezieht sich die Bezeichnung =Ĉ>0F9. in
Vers 3 nicht auf einen einzelnen Turm, sondern eher auf die gesamte Befestigunganlage.436
Das Epigramm besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Wie dem textkritischen Apparat zu ent-
nehmen ist, trat Asdracha dafür ein, in der Mitte von Vers 2 entgegen der inschriftlichen Über-

—————–
433
Und nicht etwa Michael VII., wie im CIG vermutet wird.
434
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 164.
435
ASDRACHA, Inscriptions I 228.
436
Zur Bedeutung vgl. LSJ s.v.
584 Türkei (Nr. TR39–TR40)

lieferung zu 16ĩ <ô zu ändern. Sprachlich wäre diese Form zweifelsohne besser: Konstantinopel
hätte nicht „wegen“, sondern „durch“ Michael VIII. Erlösung erfahren. Metrisch-prosodisch ist
diese Änderung jedoch abzulehnen, da dadurch ein schwerer prosodischer Verstoß (lange sie-
bente Silbe) und ein Hiat entstünden. 16ĩ ê: dürfte somit keine Verschreibung sein, sondern aus
den angeführten Gründen absichtlich in den Text gekommen sein.437 Ebenso abzulehnen ist
Asdrachas Vorschlag, =AĆ4A<: in Vers 4 zu =AĆ4A<? zu ändern, da das neutrale =AĆ4A<: zu
=Ĉ>0F9. in Vers 3 gehört. Erwähnenswert ist auch die nachgestellte Präposition =>Ć?, die sich
auf 9þD.? am Beginn von Vers 4 bezieht. Das Nomen 9þD4 ist in dieser Konstellation am ehes-
ten als „Angriff“ zu übersetzen.

Steinblock, 15. Jh. ? oder früher: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1792)438


Nr. TR40) Das Marmorblockfragment ist auf der Unterseite mit Ornamenten versehen. In
die schmale Vorderseite ist oberhalb einer Ornamentleiste eine über eine Zeile laufende akzen-
tuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Obwohl nur ein Fragment der Inschrift vorhanden ist, er-
kennt man, dass es sich um ein Epigramm handelt. Dafür spricht nicht nur die prosodisch-
rhythmische Struktur, sondern auch ein nach "! eingeritztes kommaähnliches Zeichen,
das ein Versende markiert. Das Epigramm muss somit aus zumindest zwei Versen bestanden
haben.
Zur Datierung ist folgendes festzuhalten: Der Ornamentstil weist nach Asdracha aufgrund
von Parallelbeispielen in das 11./12. Jahrhundert.439 Die Paläographie der Inschrift jedoch legt
ihrer Meinung nach eine Datierung in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts nahe.440 M.E. ist aber
auch eine frühere Datierung möglich, sodass Ornamente und Inschrift durchaus zur gleichen
Zeit entstanden sein können.
Das Epigrammfragment kann folgendermaßen wiedergegeben werden:

[……… Aą]: =>Ć21><:, ž0:Ă, 7.ă 5ĈA4:


AĮ? ¦1>6.:<Ľ @ć: [………………].
——
1 [Aą]: supplevit TaúlÕklÕo÷lu. [ 7Ā=.32 Aą]: exempli gratia supplevit Hörandner. 2 ¦1>6.:<Ľ:
¦1>6.:<B(=Ć82F?) TaúlÕklÕo÷lu. @ć: [………………] statui: @B:[21>Ą.] TaúlÕklÕo÷lu, @Ĉ:[1>.92 ?] As-
dracha, @ć: [=Ć5Ł A2A2BDĆA.] exempli gratia supplevit Hörandner.

……… den Bischof, Reine, und Priester


der (Stadt) des Hadrian zusammen mit ………………
Text: TAùLIKLIOöLU, Epigrafya 37 (Nr. 7 [mit türk. Übers.]) u. Abb. 25.– ASDRACHA, Inscriptions I 247f. (Nr. 19
[mit franz. Übers.]) u. Taf. 103a.– W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.

Abb.: 104

Dem Stil des Marmorfragments nach zu schließen, dürfte es zu einem Templonepistylarchit-


rav gehört haben.441 Da in Vers 1 die „Reine“, d.h. die Theotokos, angesprochen wird,442 dürfte
der Stein ursprünglich auch in einer Marienkirche angebracht gewesen sein. Wie Hörandner mit
seinen exempli gratia vorgenommenen Ergänzungen richtig zum Ausdruck bringen wollte, dürf-
te die Theotokos angesprochen worden sein, den Stifter, der Bischof bzw. Metropolit von Adri-

—————–
437
Vgl. W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.
438
Nach ASDRACHA, Inscriptions I 246 war der Marmorblock im Jahr 1990 im Hof des Museums ausgestellt.
439
ASDRACHA, Inscriptions I 246, 247f.
440
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 248.
441
Und eher weniger zu einem Türsturz, was ASDRACHA, Inscriptions I 246 ebenfalls in Erwägung zog.
442
Zu der weit verbreiteten Anrede ž0:Ă für die Theotokos vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 2; s.a. ASDRACHA, Inscrip-
tions I 247.
Türkei (Nr. TR40–TR41) 585

anupolis ist, zu beschützen. Die Bezeichnung =>Ć21><? für den Bischof bzw. Metropoliten ist
auch sonst zahlreich belegt.443
Gehört die Inschrift tatsächlich in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts, dann ist zu beden-
ken, dass Adrianupolis bereits seit ca. spätestens 1369 türkisch war.444 Dennoch aber wurden
weiterhin Metropoliten geweiht; ein solcher Metropolit ist für das Jahr 1437 belegt.445 Da nach
Asdrachas Interpretation Dekoration des Marmorsteins und Inschrift nicht gleichzeitig sein
können, kann dieser Metropolit, dessen Name nicht erhalten ist, nicht für die Stiftung der Temp-
lonanlage verantwortlich sein. Vielleicht aber hat er diese während seiner Amtszeit renovieren
lassen. Asdracha datiert das Epigramm zwischen 1412 und 1428.446
Den erhaltenen Verspartien nach zu schließen, setzt sich das Epigramm aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammen. Da oberhalb des Ypsilon von
@ć: in Vers 2 ein Gravis angebracht ist, sind die von Asdracha und TaúlÕklÕo÷lu vorgeschlage-
nen Ergänzungen schon aus formalen Gründen abzulehnen.

ELEGMOI ĺ KURùUNLU

ENEZ

*Steinplatte (111 × 48 cm) (verloren), a. 1422/23: Festung, Kirche Zoodochos Pege (Pa-
nagia Chrysopege)
Nr. TR41) Noch bis in das 20. Jahrhundert war eine in die nördliche Außenmauer der inner-
halb der byzantinischen Festung von Ainos gelegenen und in der Neuzeit erneuerten Kapelle
Zoodochos Pege (Panagia Chrysopege) eingemauerte Steinplatte aus weißem Marmor vorhan-
den, die mit Ausnahme der rechten unteren Ecke vollständig erhalten war. Heute ist die genann-
te Kirche zerstört und die Steinplatte, die ursprünglich vielleicht als Grabplatte fungierte,447 ver-
loren.448 Auf alten Aufnahmen erkennt man, dass die Platte von einer vom Stein abgemeißelten
akzentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt ist, die sehr sorgfältig gestaltet und somit auch sehr
gut zu entziffern ist. Die Inschrift erstreckt sich über sieben Zeilen, wobei die vertieften Zeilen-
felder durch dicke, unbearbeitete Linien voneinander getrennt sind. Die meisten Buchstaben
sind von der Größe her dem vorgegebenen Schriftfeld angepasst, einige wenige, z.B. Tau, rei-
chen aber in die darüber liegende Linie hinein; dies gilt auch für die Akzente.449
Dass sich die Inschrift in zwei Teile gliedert, wurde schon früh erkannt: Der Text auf den
ersten drei Zeilen ist metrisch, wobei pro Zeile je zwei Verse angebracht sind. Bei dem übrigen,
die Zeilen 4–7 umfassenden Text handelt es sich hingegen um Prosa. Der Beginn der Inschrift
ist durch ein Kreuz markiert, das Ende durch ein sternförmiges Zeichen. Zusätzlich sind im
metrischen Teil der Inschrift die Enden der Verse 1, 3 und 5 mit einem Punkt markiert; am Ende
—————–
443
Siehe S. 577. Daneben kann auch 5ĈA4? als Bezeichnung für den Metropoliten dienen, vgl. ASDRACHA, Inscripti-
ons I 247; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 219.
444
Vgl. SOUSTAL, Thrakien 165.
445
Vgl. PREISER-KAPELLER, Episkopat 4f.
446
ASDRACHA, Inscriptions I 248.
447
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 264.
448
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 264. Die Inschrift dürfte bis 1922 vorhanden gewesen sein, vgl. PERRAKES, DĆ86.
78.
449
7Ć>4 in der ersten Zeile ist inschriftlich als  wiedergegeben, wobei das Rho und das Eta in Ligatur verbun-
den sind; das Omikron und dessen Akzent sind hintereinander oberhalb des Kappa angebracht. In die über der
Schriftzeile liegende Linie reicht auch das zweite Omikron von Ć0<: in der zweiten Zeile, das oberhalb der Li-
gatur von Gamma und Ny angebracht ist. Interessant ist auch die epigraphisch-paläographische Wiedergabe von
7.568ĀF@.Ą in der zweiten Hälfte der zweiten Zeile: Epsilon und der dazugehörige Akut sind oberhalb von Lamb-
da und Omega wiedergegeben, der Akut des End-Iota ist unvollständig ausgeführt, da nur zwei Striche in den
Stein leicht eingeritzt sind. Das End-Ny von ­1B:þ94: ( inscr.) am Ende der dritten Zeile wurde aus
Platzmangel oberhalb des Eta angebracht.
586 Türkei (Nr. TR41)

von Vers 2 sind zwei übereinander liegende Punkte zu erkennen. Zwei übereinander liegende
Punkte sind auch im Prosatext vorhanden, nämlich nach $>B@<=40Į? und nach ã:<B. Mehrere
Punkte sind in der letzten Zeile der Inschrift zu entdecken, zunächst nach #>.:A3Ā@7<B,
.A286<Ĉ3<B und .8.6<8Ć0<B, hierauf nach ±A26, jedem Buchstaben der Datierung nach dem
Weltjahr und nach dem Ny, das für gekürztes (ß):(167A6Ń:<?) steht. Unterhalb der letzten Buch-
staben der siebenten Zeile ist ein weiteres, wenige klein gestaltete Buchstaben umfassendes
Schriftfeld aus dem Stein gearbeitet, das den für die Anbringung der Inschrift verantwortlichen
Meister nennt. Sowohl dessen Name als auch Berufsbezeichnung sind abgekürzt; auf die jeweils
vorhandenen Buchstaben folgt ein Punkt.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund der Angabe von Weltjahr und Indiktion in das Jahr
1422/23. In das 15. Jahrhundert weist auch die Paläographie der Inschrift.
Der sich aus zwei Teilen zusammensetzende Inschriftentext lautet wie folgt:

40Ă: @2 D>Ĉ@2<:, 7Ć>4, AĮ? ž0:2Ą.?


<ã1.92: =þ:A2? Aā: 2ą: A2A<7Bĵ.:
A.ĵ? @.ĵ? CĀ><B@. A<Ą:B: õ8Ā:.6? Ć0<:
7.568ĀF@.Ą 9<6 Aą =Ħ: éA.: 7>Ą:[Ĭ]
5 <í7<Ľ: 1ĀD<B 7.ă A<BA<:ă é: @<B Dþ>6:
=Ć5Ł :2ĉ: Ü026>. ö? ­1B:þ94:
è 52ĵ<? <ôA<? =þ:@2=A<? 7.ă =2>67.8<8>ā? :.ą? AĮ? =.:þ0:<B 7.ă 52<9ĂA<><? $>B@<-
=40Į? :40Ā>54 ­7 /þ5>F: =.>ĩ ­9<Ľ 494A>Ą<B A<Ľ Ā:<B A4:67.ĽA. 7>.A<Ľ:A<? AĮ?
52<@Ċ@A<B =Ć82F? ã:<B A<Ľ îE48<AþA<B ¾9Ń: .í5Ā:A<B @ć> .8þ9612? #>.:A3Ā@7-
10 <B .A286<Ĉ3<B A<Ľ .8.6<8Ć0<B ­: ±A26 ,OR8.Ņ (ß):(167A6Ń:<?) .Ņ F@A(.:Aĵ:<?) è
9þ@A(<>.?).
——
3 cf. v. 2 epigramm. (a. 1332/33) in ecclesia Panagiae Asinu apud urbem Nikitari (in insula Cypro), ed.
RHOBY, Epigrammen auf Fresken und Mosaiken, no. 233 (de Christo): />2C<7>.A2ĵA.6 =.>52:67.ĵ? õ8Ā:-
.6?.
——
1 AĮ? omisit Samides. 2 A2A<7Bĵ.: scripsit Papadopoulos-Kerameus: !! inscr., [A]2A<7Bĵ.: Per-
rakes, A2A<7Į.: Chorte, Mamaloukos – Perrakis. 3 A<Ą:B: scripsit Papadopoulos-Kerameus: ! in-
scr., A<Ą:4: Chorte, Mamaloukos – Perraki. õ8.Ą:.6? Chorte. 4 9<6 Papadopoulos-Kerameus:  inscr.,
94 Chorte, Mamaloukos – Perraki. 7>Ą:Ĭ legerunt Papadopoulos-Kerameus, Seure, Hasluck, Samothra-
kes, Perrakes, Asdracha: 7>Ą:26 Lampakes, 7>Ą:Ĭ? Samides. 5 ê: @<Ľ Perrakes, Chorte. 6 :ĀF: Samides.
Ü06>. Hasluck. ­1B:þ94: scripsi:  inscr., ½1B:þ94: Papadopoulos-Kerameus, Seure, Samo-
thrakes. 7 =2>67.88ā? Papadopoulos-Kerameus, Seure, Samides, Samothrakes, Perrakes: C
inscr., =2>47.8ā? Mamaloukos – Perrakis, =2>67.8ā? alii. 9 .í5Ā:A<B @ć>: .í5Ā:A<B? ć> Samides.
.8þ9612?: .8.9Ą12 Samides, .8.9Ą12<? Papadopoulos-Kerameus, Seure, Hasluck, .8.9Ă12<? Sa-
mothrakes, .8.9Ą12[<]? Perrakes. 10 .A28<Ĉ3<B Samides. .Ņ: :.Ņ Hasluck. F@A(.:Aĵ:<?) scripsi:
C! inscr., Ć@A.? Lampakes, <@A(.:Aĵ:<?) Seure, F@AĮ? Samothrakes, Perrakes, <@A[.:Aĵ:<?]
Asdracha. 11 9þ@A(<>.?): 9þ@A(<>6?) Papadopoulos-Kerameus (in nota), Seure, Hasluck, Samothrakes,
9þ@A(<>4?) Perrakes.

Als goldene Quelle der Reinheit, Jungfrau,


kennen wir alle dich, die Gott geboren hat.
Die du nun in deinen Armen den Logos trägst,
besänftige (ihn) mir, wenn er über alles richtet.
5 So nimm auch an diese Kirche, die ich deinetwegen
aus Liebe errichtete, so gut ich konnte.
Diese göttliche, überaus ehrwürdige und schöne Kirche der allreinen Gottesmutter
Chrysopege wurde von den Grundmauern aus errichtet von mir, Demetrios Xenos, als
zu dieser Zeit über die von Gott gerettete Stadt Ainos unser allerhöchster Herrscher
(und) Herr Palamides (Palamede Gattilusi), (Sohn des) Frantzeskos Gateliuzos Palai-
ologos (Francesco Gattilusi Palaiologos), herrschte. Im Jahr 6931, 1. Indiktion (=
1422/23). Kostantinos, der Meister.
Türkei (Nr. TR41) 587

Text: A. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, B9=8Ă>F9. AĮ? B9<:A2Ą<B @B88<0Į? AŃ: 5>Ĥ767Ń: >D.6<AĂAF:. >Ĥ767ā
µ=2A4>Ą? 1 (1897) 11 (Text nach Cod. [441] Chrysanthi Notarae Hierosolymorum patriarchae [olim in bibl. metoch.
Panagiu Taphu Sancti Sepulcri], vgl. PERRAKES, DĆ86. 74).– G. LAMPAKES, 2>640Ă@26?. $ 8 (1908) 16 (Nr.
263) u. Abb.– G. SEURE, Archéologie Thrace. Documents inédits ou peu connus. Revue Archéologique IV, série 19
(1912) 335f. (Nr. 18).– SAMIDES, µ=60>.C.ă ã:<B. >.767þ 2 (1929) 280 (Nr. 5).– HASLUCK, Monuments of the
Gattelusi 254, 251 (Abb. 3).– A.Th. SAMOTHRAKES, Ř å:<? 7.ă .à ­7784@Ą.6 A4?. >.767þ 19 (1944) 35.– A.Th.
SAMOTHRAKES, 2;67ą: 02FC>.C67Ń: 7.ă à@A<>67Ń: AĮ? >ĥ74? =ą AŃ: >D.6<AþAF: D>Ć:F: 9ĀD>6 AĮ? ž8Ċ@2F?
AĮ? F:@A.:A6:<B=Ć82F?. Athen 21963, 53 (mit Schriftskizze).– D. ZACHARIOU-POLITE, ã:<?. >.767ā ¶@AĄ. 3–4
(ũ7AĊ/>6<? 1979 – þ>A6<? 1980) 156f. (mir nicht zugänglich).– PERRAKES, DĆ86. 76, 72 (Abb.), 75 (Schriftskiz-
ze).– ASDRACHA, Inscriptions I 265f. (Nr. 34 [mit Schriftskizze u. franz. Übers.]) u. Taf. 113b.– RHOBY, Structure
330 (v. 6).– V. CH[ORTE], in: >þ74 – F:@A.:A6:<Ĉ=<84 40 (mit engl. Übers.), 41 (Abb.).– St. MAMALOUKOS – I.
PERRAKIS, The Church of Theotokos Chrysopege at Ainos (Enez), in: Ch. BAKIRTZIS u.a. (Hg.), 4th International
Symposium on Thracian Studies. Byzantine Thrace. Evidence and Remains. Komotini, 18–22 April 2007. Procee-
dings (= BF 30 [2011]). Amsterdam 2011, 508 (mit engl. Übers.), 848f. (Abb. 6–8).

Lit.: B.A. MYSTAKIDES, ¹:6. – ã:6.. >.767þ 2 (1929) 49.– OUSTERHOUT – BAKIRTZIS, Monuments 34 (Abb.).

Abb.: 105

Beide Teile der Inschrift sind der Stiftung der Kirche der Theotokos, die mit dem Beinamen
Chrysopege450 versehen ist, gewidmet. Während der nicht metrische Teil anspruchslos und auf
unprätentiöse Weise451 von den Einzelheiten der Stiftung berichtet, ist im metrischen Teil der
Bericht darüber literarisch kunstvoll dargeboten. So wird der Beiname Chrysopege umschrieben
als goldene Quelle der Reinheit (Vers 1). In der Mitte des metrischen Teils wendet sich der Stif-
ter, der vorerst namentlich nicht genannt ist, an die Theotokos und appelliert – wie in vielen
anderen Beispielen auch452 – an ihre Vermittlerfunktion: Sie wird gebeten, bei Christus am Tag
des Jüngsten Gerichtes453 ein gutes Wort einzulegen. Quasi als Gegengabe erhält die Theotokos
die ihr geweihte Kirche, die ihr der Stifter in demütiger Weise (Vers 6: so gut ich konnte) dar-
bietet.
Aus dem nicht metrischen Teil ist zu erfahren, dass der Stifter Demetrios Xenos heißt;454
Träger des Beinamens Xenos sind paläologenzeitlich zahlreich belegt.455 Welche Funktion der
Stifter innehatte, verrät die Inschrift nicht; dass er zu den Paröken zu rechnen ist, bei denen der
Name Xenos häufig belegt ist,456 ist aufgrund der aufwendigen Stiftung ausgeschlossen. Viel-
leicht war er ein von den Gattilusi eingesetzter Verwalter der Stadt.457
Die Inschrift ist nicht nur durch Angabe von Weltjahr und Indiktion genau datiert, sie kann
auch durch die Nennung des Herrschers über Ainos zur Zeit der Stiftung zeitlich eingeordnet
werden. So erfährt man, dass die Kirche unter der Herrschaft des Palamede Gattilusi über Ainos
gestiftet wurde; dieser war von 1408/9 bis 1455 im Besitz der Stadt.458 Bei A<Ľ îE48<AþA<B
¾9Ń: .í5Ā:A<B @ć> .8þ9612? #>.:A3Ā@7<B .A286<Ĉ3<B A<Ľ .8.6<8Ć0<B dürfte es sich aller-
dings nicht um eine Person handeln, wie Asdracha in der französischen Übersetzung (notre très
haut seigneur, sire Palamède Francesco Gattilusi le Paléologue) der Inschrift zum Ausdruck
bringt, da für Palamede weder der zweite Vorname Francesco noch der Beiname Palaiologos
belegt ist.459 Daher ist die Passage als unser allerhöchster Herrscher (und) Herr Palamides
(Palamede Gattilusi), (Sohn des) Frantzeskos Gateliuzos Palaiologos (Francesco Gattilusi Pa-
—————–
450
In byzantinischer Zeit sonst offenbar nicht attestiert. Auch für die Umschreibung der Theotokos als „goldene
Quelle“ dürfte es kaum Belege geben, vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 62 (=40ā D>B@Ć>>2B5><?).
451
Literarisch beachtenswert sind 52Ć@F@A<? (Attribut zu =Ć86?) und îE48ĆA.A<? (Attribut zu .í5Ā:A4?).
452
Siehe oben S. 491.
453
Aą =Ħ: bedeutet hier nicht bloß „alles“, sondern ist adverbiell („völlig“, „über alles“) zu 7.568ĀF@.6 zu verstehen.
454
Zu der aus anderen Quellen nicht bekannten Person PLP # 20879.
455
PLP # 20864–20890, 94345, 94346.
456
Vgl. PLP (Addenda zu Faszikel 1–12), p. 118.
457
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 266; s.a. PERRAKES, DĆ86. 81f.
458
Vgl. PLP # 3853; s.a. SOUSTAL, Thrakien 171.
459
Vgl. PLP # 3853.
588 Türkei (Nr. TR41)

laiologos) wiederzugeben.460 Der Vater des Palamede, Francesco Gattilusi, war Herrscher von
Lesbos von 1384 bis 1403; den Beinamen Palaiologos führte er, weil seine Mutter Maria Palaio-
logina Tochter des Andronikos III. war.461
Unterzeichnet ist die Inschrift von einem 9þ@A<>.? (Meister) Kostantinos.462 Dabei handelt
es sich wohl nicht (nur) um den Anbringer der Inschrift, sondern wahrscheinlich auch um den
Bauherrn der Kirche.463 Er war auch verantwortlich für die Errichtung einer anderen Kirche in
Ainos, nämlich der Kirche Hagios Nikolaos im Jahr 1420/21.464 Darüber hinaus erscheint er
auch als „Meister“ in zwei Inschriften auf Türmen der Festung der ebenfalls von Palamede Gat-
tilusi beherrschten Insel Samothrake,465 von denen eine metrisch ist (ĺ Nr. GR107). Dass für
den metrischen Teil der vorliegenden Inschrift und für das Epigramm auf dem Turm von Sa-
mothrake derselbe Dichter herangezogen wurde, ist nicht nur denkbar, sondern sogar wahr-
scheinlich, da auch die prosodische Qualität der Verse (s. unten) aus Samothrake recht mangel-
haft ist.466 Dass zumindest bei den beiden Inschriften aus Ainos derselbe Graveur bzw. Stein-
schneider – vielleicht Kostantinos selbst – am Werk war, belegen auch paläographische Über-
einstimmungen, etwa die Ligatur von Epsilon und Kappa beim Wort ­7 in der zweiten Zeile der
Prosainschrift.467
Der metrische Teil der Inschrift setzt sich aus sechs byzantinischen Zwölfsilbern zusammen,
deren sprachliche Qualität zwar recht gut ist, deren prosodisch-rhythmische Ausführung jedoch
gravierende Mängel aufweist. Die Verse sind zwar nicht gänzlich prosodielos, weisen allerdings
schwere prosodische Verstöße auf, so etwa die langen vorletzten Silben in den Versen 1 und 2.
Fünf der sechs Verse verfügen zwar über einen Binnenschluss nach der fünften oder siebenten
Silbe, doch passen in Vers 5 rhythmischer und inhaltlicher Einschnitt nicht zusammen, da die
rhythmische Zäsur nach 7.ă erfolgt. Vers 1 verfügt weder über B5 noch über B7, da der inhaltli-
che Einschnitt erst nach der sechsten Silbe gegeben ist. Die Qualität der Verse ist auch beein-
trächtigt durch die Hiate A<BA<:ă é: (Vers 5) und Ü026>. ö? (Vers 6).
Weitere Bemerkungen zum Inschriftentext: Das Verbum 7.568þ<9.6 in Vers 4 ist nur an die-
ser Stelle belegt und bislang nicht in den Lexika verzeichnet.468 Das Ende desselben Verses ist
– den zur Verfügung stehenden Abbildungen der Inschrift zufolge – nicht vollständig erhalten.
Die Ergänzung 7>Ą:[Ĭ] ist gerechtfertigt, da noch der Ansatz der Querhaste des direkt an das Ny
angeschlossenen Eta zu erkennen ist. Das Adjektiv =2>67.88Ă? in der ersten Zeile des Prosatex-
tes ist inschriftlich mit nur einem Lambda überliefert; dies ist zwar zu korrigieren, festzuhalten
ist allerdings, dass die Schreibung mit einem Lambda auch in Handschriften zu finden ist.469
.í5Ā:A4? ist in der vorliegenden Bedeutung seit dem 11. Jahrhundert belegt,470 das auf romani-
schem sire beruhende @Ĉ> (mit den Nebenformen @Ā> und @Ą> samt Ableitungen) ist seit dem 13.
Jahrhundert attestiert.471 Außergewöhnlich ist die Namensform .8þ9612?, die offenkundig

—————–
460
S.a. HASLUCK, Monuments of the Gattelusi 254; dagegen ASDRACHA, Inscriptions 266, da es ihrer Ansicht nach
A<Ľ A<Ľ #>.:A3Ā@7<B = A<Ľ Bà<Ľ A<Ľ #>.:A3Ā@7<B lauten müsste.
461
Vgl. PLP # 3584; s.a. A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Gattilusio. ODB 2, 824.; ASDRACHA, Inscriptions 267.
462
Zur Schreibung siehe oben S. 347, Anm. 1336.
463
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions 267.
464
ASDRACHA, Inscriptions I 261–263 (Nr. 32). Vgl. SOUSTAL, Thrakien 172; OUSTERHOUT – BAKIRTZIS, Monu-
ments 34.
465
ASDRACHA – BAKIRTZIS, Inscriptions byzantines de Thrace 271–276; s.a. ASDRACHA, Inscriptions 267; HASLUCK,
Monuments of the Gattelusi 254.
466
Siehe oben S. 348.
467
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 265.
468
Kein Eintrag im LBG.
469
Z.B. Eust. Thess. comm. in Od. II 216,3; 226,21 (STALLBAUM); Fr. IADEVAIA, Anonymi historia imperatorum.
Parte seconda b) Da Anastasio ad Irene. Introduzione, testo critico, versione italiana, note e indici. Messina 2006,
89,2405f. Weitere Belege in der Datenbank des TLG.
470
Vgl. LBG s.v.
471
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR41–TR42) 589

direkt ohne Gräzisierung auf dem italienischen Original Palamede beruht. Durch die Hinzufü-
gung des End-Sigma wird der Genitiv zum Ausdruck gebracht.472
Epigramm und darauffolgender Prosatext wurden offensichtlich kopiert und weiterverwen-
det: Nur so ist zu erklären, dass an der Außenwand des Katholikons des Athos-Klosters Phi-
lotheu eine Marmorplatte angebracht ist, die den gleichen Epigrammtext und einen modifizier-
ten Prosatext bietet. Im Epigramm ist nur ein geringer Unterschied zu erkennen, nämlich dass in
Vers 2 inschriftlich A2A<72Ą.: überliefert ist. Der Prosatext entspricht bis 52<9ĂA<><? jenem von
Enez – auch hier ist =2>67.88Ă? nur mit einem Lambda geschrieben –, darauf folgt AĮ?
í.00286@A>2Ą.? :40Ā>54 =.>ý AŃ: /<B8<B9Ā:F: 1<;þ326: Aą: .íA<ć? :A61<;þ3<:A..473 Das
Katholikon wurde 1746 auf den Fundamenten der alten Kirche errichtet.474 Der Text könnte
durch einen aus Ainos / Enez stammenden Mönch auf den Athos gelangt sein.

(Zwei) Steinplatten (84 × 52 cm u. 88 × 43 cm), 13. Jh. ĺ Nr. GR13

EREöLI (KARADENIZ EREöLISI)

Sarkophag ? (210 × 70 cm), Dat. ?: Ere÷li Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 17)


Nr. TR42) Das massive, wannenähnliche Objekt, das traditionell als Sarkophag identifiziert
wird,475 ist heute noch fast vollständig erhalten. An nur wenigen Stellen ist es ausgebrochen,
einzig der Deckel ist nicht mehr vorhanden. Ungefähr in der Mitte einer der beiden Längsseiten
ist eine über sechs Zeilen laufende Majuskel-Inschrift eingraviert. Anfang und Ende sind durch
ein Kreuz markiert; Akzente und Spiritus sind nicht zu erkennen. Kalinka äußerte den Verdacht,
dass ein Teil der Inschrift metrisch sei. Er klassifizierte Zeile 3f. als „politischen Fünfzehnsil-
ber“.476 Dagegen wandte sich Dölger in seiner Besprechung von Kalinkas Aufsatz. Er meinte,
dass die Inschrift „offenbar ursprünglich überhaupt aus Zwölfsilbern“ bestanden habe, dass aber
an den Enden der Zeilen 2 und 3 je zwei Silben verloren seien.477 Fest steht, dass in den Text,
sofern es sich tatsächlich um Verse bzw. den Versuch, Verse zu gestalten, handelt, eingegriffen
werden muss. Doch selbst dann ist das Ergebnis, wie noch zu diskutieren sein wird, wenig be-
friedigend, sodass bezweifelt werden muss, ob Dölger recht hatte. Ziemlich sicher dürfte sein,
dass – aus noch zu erörternden Gründen – der letzte Satz nicht metrisch ist.
Inhaltlich betrachtet bietet die Inschrift keine Anhaltspunkte zur Datierung. Belke vermutet,
dass sie aus frühbyzantinischer Zeit stammt.478 Von paläographischer Warte aus gesehen ist aber
durchaus eine Datierung nach 600 möglich.
Unter der Annahme, dass es sich um jambische Trimeter bzw. Zwölfsilber handelt, ist die In-
schrift folgendermaßen wiederzugeben:

<CĆ? A6? =Ħ? :2[ĉ: A<ĽA(<:)] ®<>.7Ċ?


8ĈD:Ł :.A25Ā:A. CFAŃ: Aą: 52ĂC><:.
74>Ĉ;<6 :202Ą>.:A. A<ĽA<: [……]
è 1ÿ @=þ5.>6<? =>þ;.? Aý é@. ë:<9. >40Ć>6<?.
——–
1 :2[ĉ: A<ĽA(<:)] supplevi:  Papadopoulos, :Ā<: alii. 2 8[Ĉ]D:F: Hommaire de Hell,
!C! Papadopoulos. CFAŃ: scripsi: CĊA[F]: Hommaire de Hell, #&! Papadopoulos,
CŃA<: Perrot, Kalinka, CŃ<?> Aą: Jonnes. 52ĂC><:. scripsi: #& inscr., 526[Ć]C><:. Hommaire
de Hell, 52ĄC><:. Perrot, 52ĄC>F:. Kalinka, Jonnes, an 526<Ć>C><:. (cf. PERROT, Exploration 18) scri-
—————–
472
ASDRACHA, Inscriptions I 266.
473
MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 94 (Nr. 291).
474
Vgl. A.E. MÜLLER, Berg Athos. Geschichte einer Mönchsrepublik (C.H. Beck Wissen). München 2005, 99.
475
Zuletzt JONNES, Inscriptions of Heraclea Pontica 23.
476
KALINKA, Bithynien 102.
477
F. D[ÖLGER], BZ 33 (1933) 470f.
478
BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 214.
590 Türkei (Nr. TR42)

bendum ? 3 74>Ĉ;<6 scripsi: " (vel " ? [sic Papadopoulos]) inscr., 74>Ĉ;26 Perrot.
:20[2Ą]>.:A. scripsit Hommaire de Hell: ! inscr., :20Ă>.:A. alii. 4 @=þ5.>6<? correxi:
C inscr., @=þ5.><: alii. é@[6]. Hommaire de Hell. " Papadopoulos. >40[Ć]>6<?
scripsit Hommaire de Hell: &C inscr.

Jeder Weise, der diesen Kirchenbau gesehen hat,


der der Leuchte der Lichter geweiht wurde, möge berichten, dass der Gottselige
diesen …… errichtete.
Der Spatharios, der solches leistete, heißt Gregorios.
Text: X. HOMMAIRE DE HELL, Voyage en Turquie et en Persie exécuté par ordre du gouvernement français pen-
dant les années 1846, 1847 et 1848, IV. Paris 1860, 341 (Nr. II).– G.G. PAPADOPOULOS, .:1Ċ>. 16 (1865) 372 (Nr.
XIII).– PERROT, Exploration 17 (Nr. 10).– KALINKA, Bithynien 102 (mit Schriftskizze).– JONNES, Inscriptions of
Heraclea Pontica 23 (Nr. 34 [mit engl. Übers.]) u. Taf. 3 (Nr. 34).– T. AKKAYA, Herakleia Pontike (Karadeniz Ere÷li-
si)’nin tarihî geliúimi ve eski eserleri. Istanbul 1994, 105479 u. Abb.

Lit.: F. D[ÖLGER], BZ 33 (1933) 470f.– BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 214.

Abb.: 106

Dafür, dass es sich bei dem wannenförmigen Objekt um einen Sarkophag handelt, bietet die
Inschrift keine Hinweise. Sie stellt vielmehr eine Stiftungs- bzw. Widmungsinschrift dar. Der
Stifter ist der in der letzten Zeile genannte Gregorios; von seinem etwaigen Tod ist nichts zu
lesen. Daher ist vielleicht daran zu denken, dass der Gegenstand kein Sarkophag, sondern das
Becken eines Brunnens ist. Es besteht auch die Möglichkeit, dass ein ursprünglicher Sarkophag
später als Bassin eines Brunnens verwendet wurde, wie dies bei dem Sarkophag von Büyük
Çekmece (ĺ Nr. TR38) und dem heute nur noch zum Teil vorhandenen Sarkophag im byzanti-
nischen Museum in Thessalonike (ĺ Nr. GR128)480 der Fall ist.
In der vorliegenden Inschrift ist nämlich zu erfahren, dass Gregorios eine dem 8ĈD:<? ge-
weihte Kirche errichten ließ (Vers 1f.). Damit könnte sowohl eine Christus- als auch eine Theo-
tokos-Kirche gemeint sein, da sowohl Christus als auch die Theotokos mitunter als 8ĈD:<? be-
zeichnet werden.481 Am ehesten wird aber eine Kirche des Johannes Prodromos gemeint sein
(vgl. ĺ Nr. GR9). Wie gegen Ende der Inschrift zu erfahren ist, war Gregorios Spatharios; der
Terminus ist als Würde bereits in spätrömischer Zeit im Umlauf, als Titel wurde er wahrschein-
lich seit Beginn des 8. Jahrhunderts verwendet. Im 9. Jahrhundert verlor der Titel an Wichtig-
keit.482 Es ist daher daran zu denken, die vorliegende Inschrift in eben diese Zeit (8./9. Jh.) zu
datieren. Wie oft in ähnlichen Inschriften üblich, wird der Betrachter / Leser der Inschrift aufge-
fordert, den Ruhm des Gründers / Stifters zu verbreiten (Vers 3: 74>Ĉ;<6).
Wie bereits eingangs erwähnt, sind größte Zweifel angebracht, ob Teile der Inschrift als met-
risch zu klassifizieren sind. Zwar lassen sich durch gewisse Eingriffe jambische Trimeter bzw.
Zwölfsilber formen, doch weisen diese grobe Unregelmäßigkeiten auf: Zunächst ist nur in Vers
2 ein sauberer Binnenschluss zu erkennen, doch umfasst dieser Vers 14 Silben. Weiters endet
Vers 1 oxyton, Vers 3 proparoxyton. Die Prosodie ist mit Ausnahme von Vers 2 – doch ist dies
wahrscheinlich eher Zufall als Absicht – nicht eingehalten.
Weitere Bemerkungen zum Inschriftentext: Da zwischen  und ®<>.7Ċ? in Vers 1 mehr
Platz als für zwei Buchstaben ist, muss noch ein weiteres Wort ergänzt werden. Dafür bietet
sich gekürztes A<ĽA<: an. Dass sich hinter , das früher offensichtlich noch vollständig
gelesen werden konnte, eine Form von :.Ć? verbirgt, erkannte bereits Perrot.483 Somit ist
—————–
479
Auf eine Wiedergabe der „Lesungen“ dieser „Edition“ wurde verzichtet, da es sich nur um eine mehr oder weni-
ger sinnlose Aneinanderreihung von griechischen Buchstaben handelt.
480
Bei diesem Objekt fand die Umwidmung allerdings mit Sicherheit erst in türkischer Zeit statt.
481
Vgl. L s.v. B (Christus); EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 44 (Theotokos). Für die Theotokos weit häufiger in Gebrauch
ist 8BD:Ą. ibid., 43f.
482
Vgl. A. K[AZHDAN], Spatharios. ODB 3, 1935f.
483
PERROT, Exploration 18.
Türkei (Nr. TR42–TR43) 591

Jonnes’ Interpretation, wonach sich :Ā<: auf das von ihm konjizierte CŃ<?> in Vers 2 bezieht,
abzulehnen. Das inschriftliche #&! ist auch nicht zu CŃ<?> Aą: zu zerlegen, da man diese
Wendung inhaltlich nicht unterbringen kann; der Vorschlag Perrots,484 stattdessen CŃA. zu
schreiben, ist ebenso abzulehnen. Die einzig brauchbare Lösung besteht daher darin, CFAŃ: zu
schreiben. Nicht stimmig ist auch Jonnes’ Ansicht, dass sich hinter Aą: 52ĂC><:. Christus ver-
birgt, der „diesen“ (Vers 3: A<ĽA<:) auferweckt hat. Vielmehr ist damit der Stifter Gregorios
gemeint, der „diesen“ (z.B. 1Ć9<:/1Ń9<: oder <å7<:, womit die Kirche gemeint wäre)485 errich-
ten ließ.486 Am Beginn von Vers 3 kann durchaus die inschriftlich überlieferte Futurform im
Text bleiben; alternativ ist aber auch an den Optativ zu denken. Das inschriftliche ĬǼǿĭȇȍȃǹ,
das in normalisierter Orthographie parallel zu 524CĆ><? (Nebenform zu 52<CĆ><?) als
52ĂC><:. (Nebenform zu 52ĆC><:.) wiederzugeben ist, ist sonst nicht belegt. Man könnte auch
daran denken, die inschriftliche Form (mit -26-) zu belassen und dem Vorschlag Perrots zufolge
ein Omikron nach dem Iota zu ergänzen. Das Adjektiv 526ĆC>F: ist – wenn freilich selten –
auch belegt, und zwar bei Konstantinos Stilbes und in einem Hymnus,487 doch würde der Vers
ebenfalls 14 Silben umfassen. :.AĄ5496 (Vers 2) in der Bezeichnung „weihen“ / „stiften“ ist
auch an anderer Stelle attestiert.488 Wohl um einen Fehler des Graveurs handelt es sich bei dem
inschriftlichen C in der letzten Zeile, das – wie schon Perrot feststellte489 – keinen
Sinn ergibt. Ein Wort @=þ5.><? ist nicht belegt.
Identifiziert man den Großteil der Inschrift als Epigramm, dann muss man davon ausgehen,
dass der Dichter über nur sehr mangelhafte Kenntnisse über das Verfassen von jambischen Tri-
metern bzw. Zwölfsilbern verfügte.

Steinblöcke (Gesamtlänge: ca. 10 m), a. 1206/07: Turm südl. des KÕz KapÕsÕ
Nr. TR43) An der Frontseite des südlich des KÕz KapÕsÕ (des alten Nordtores) gelegenen
Turmes490 ist auf sechs Marmorblöcke verteilt auf einer Höhe von ca. 15m eine weithin sicht-
bare, jetzt allerdings schon verblasste Majuskel-Inschrift angebracht, die eine Gesamtlänge von
ca. 10 m einnimmt.491 Bereits die ersten Editoren der in die Steinblöcke geritzten Inschrift er-
kannten, dass es sich um ein Epigramm handelt. Dieses besteht aus fünf Versen, der Rest ist der
Datierung nach Weltjahr und Indiktion gewidmet. Die Inschrift ist teilweise akzentuiert; am
Beginn ist ein Kreuz zu erkennen, am Ende von Vers 5 fünf sternförmig angeordnete Punkte.
Zu datieren ist das Epigramm nicht nur aufgrund der Datierung am Ende, sondern auch auf
Basis prosopographischer Hinweise.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ =<>CB>.:5ā? .(Bă)1 2í5.8ā? 78þ1<?


=þ==<B CB2ă? ¡:.7A<? ­; ĩ:1><:Ą7<B
­; î=</þ5>.? ­71<92ĵ =Ĉ>0<: :Ā<:
7.ă @B:202Ą>26 7.A./8452ĵ@.: D>Ć[:Ł]
5 Aā: <:A<4>þ7826.: ­:AĀD:F? é84:
±A(<B?) ,OE62Ņ (ß:167A6Ń:<?) 6Ņ.
——–
1 =<>CB>þ:54? Perrot. .(Bă)1 2í5.8ā?: 265.8ā? Perrot, Epigr. Anth. Pal. .(Bă)1: .(/ă)[1] Grégoire,
Bees, [].(Bă)[1] Kalinka. 2 þ=<B Karpov. 3 <ß7<1<92ĵ Giarenes. 4 D[>Ć:Ł] Grégoire, Bees, Rezension:
—————–
484
PERROT, Exploration 18.
485
Zu 1Ć9<?/1Ń9<? und <å7<? als Bezeichnung für „(Gottes)haus“ / „Kirche“ vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fres-
ken und Mosaiken, Nr. 63,5; M6,3 etc.
486
Alternativ ist auch daran zu denken, A<ĽA<: auf :2Ċ: in Vers 1 zu beziehen und am Ende von Vers 3 z.B. (@ć:)
=Ć5Ł zu ergänzen.
487
Vgl. LBG s.v.
488
Vgl. LSJ s.v. II.1.
489
PERROT, Exploration 18.
490
Zum Turm HOEPFNER, Herakleia Pontike 43.
491
Vgl. JONNES, Inscriptions of Heraclea Pontica 25.
592 Türkei (Nr. TR43)

D[.9.ă Perrot, Epigr. Anth. Pal. 5 ­:AĀD:F? Kalinka, Jonnes: 2íA2D:Ń? Perrot, Grégoire, Bees, Rezension,
Karpov, Giarenes, 2íAĀD:F? Epigr. Anth. Pal. 6 ,OE62Ņ Kalinka, Jonnes: ,O[F8CŅ Perrot.

David, der im Purpur erblühende, gut sprießende Zweig,


der vom Großvater, dem Herrscher Andronikos, stammt,
erbaut vom Fundament aus den neuen Turm
und richtet zusammen (mit ihm) das mit der Zeit verfallene
5 ganze Pontoherakleia kunstfertig wieder auf.
Im Jahr 6715 der 10. Indiktion (= 1206/07).
Text: PERROT, Exploration 18 (Nr. 12 [mit Schriftskizze u. franz. Übers.]), 347.– Epigr. Anth. Pal. III 282 (mit
lat. Übers.).– A. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, Žurnal Ministerstva Narodnago ProsvČšþenƋa n.S. XI (Oktober–
November 1907), 492.– GRÉGOIRE, Notes épigraphiques 4.– N.A. BEES, Rezension von GARDNER, Lascarids. Berli-
ner philologische Wochenschrift 37, Nr. 32 (11. August 1917) 1004f.– BEES, Inschriftenaufzeichnung 69 (vv. 1–2).–
KALINKA, Bithynien 101 (Nr. 78 [mit Schriftskizze]).– V. LAURENT, Sceau inédit de David Comnène, libérateur du
Pont et cofondateur de l’empire de Trébizonde. ¥>D2ĵ<: Ć:A<B 19 (1954) 156 (vv. 1–2).– S.P. KARPOV, U istokov
politiþeskoj ideologii Trapezunskoj imperii (O proischoždenii titula   ). VV 42 (1981) 104.–
BRYER, David Komnenos 166 (vv. 1–2).– JONNES, Inscriptions of Heraclea Pontica 25 (Nr. 38 [mit engl. Übers.]).– E.
GIARENES,  ./Ą1 <9:4:Ć?, @B:61>BAĂ? 7.6 @A>.A6FA67Ć? 40ĀA4? A4? .BA<7>.A<>Ą.? A4? !>.=23<Ĉ:A.?.  .0Ċ:.?
7B>6.>DĄ.?, 4 .:A6=.>þ52@4 92 A4: Ą7.6. 7.6 < >Ć8<? AF: 8<0ĄF:. B3.:A6.7þ 25 (2005–6) 175.– GIARENES,
B07>ĆA4@4 166.– WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 278 (vv. 1–2).

Lit.: F. D[ÖLGER], BZ 33 (1933) 470.– HOEPFNER, Herakleia Pontike 43 (deutsch. Übers.) u. Taf. 4b (Epigramm-
text nicht zu entziffern).– MACRIDES, « Megas Komnenos » 240.– FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 150.–
BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 92f., 210, 213.

Abb.: 107–109

Wie bereits erwähnt, kann das Epigramm nicht nur aufgrund der Datierung am Ende zeitlich
eingeordnet werden, sondern auch aufgrund der Erwähnung des =<>CB>.:5Ă? David, dessen
Großvater Andronikos als ¡:.; bezeichnet wird. Hinter dem „im Purper erblühenden“ David492
verbirgt sich David Komnenos,493 der Bruder des Alexios I., des ersten Kaisers von Trapezunt;
er unterwarf wahrscheinlich 1205 die Küste Paphlagoniens bis Herakleia.494 Sein in Vers 2 ge-
nannter Großvater ist der byzantinische Kaiser Andronikos I.495 Der Hinweis auf die (aristokra-
tische) Abstammung vom kaiserlichen Großvater manifestiert sich in besonderer Weise auch in
einer metrischen Legende auf einem Siegel, das in drei Exemplaren erhalten ist.496 Aus dem
Epigramm geht nicht nur hervor, dass David den Turm mit der Inschrift erbaute bzw. neu auf-
richten ließ (Vers 3), sondern dass er auch in der ganzen von der Zeit mitgenommenen
(7.A./8452ĵ@.: D>Ć[:Ł]) Stadt Renovierungsarbeiten durchführen ließ, offensichtlich, um die
Stadt gegen einen Angriff des Theodoros I. Laskaris zu schützen.497 Dies muss aber nicht unbe-
dingt bedeuten, dass er auch den ganzen Mauerring neu ausführen ließ.498 Die Herrschaft des
David Komnenos in Herakleia Pontike dauerte bis ca. 1211, als die Stadt vom Laskariden ero-
bert wurde;499 Epigramm Nr. TR44 bezieht sich auf einen von diesem errichteten Turm.

—————–
492
In einem Siegel wird dieser =<>CB>Ć/8.@A<? genannt, ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 278f. (Nr. 600, v. 1):
.(/ă)1 <9:4:<Ľ =<>CB></8.@A<B 8Ć0<B?.
493
Zur Person C.M. B[RAND], David Komnenos. ODB 1, 589f.; vgl. BRYER, David Komnenos, passim.
494
Vgl. BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 92f., 210.
495
Vgl. BRYER, David Komnenos 166f.
496
Ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 277f. (Nr. 598a–c): ./ă1 /.@682Ľ (i.e. König David im AT), @C.8ÿ? 0>.CŃ:
7Ľ><? | ./ă1 <9:4:<Ľ /.@68200Ć:<B 0Ą:<B.
497
Vgl. FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 150.
498
So BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 213. Dagegen FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 150 u. C.
F[OSS], Herakleia Pontike. ODB 2, 915f.
499
Vgl. BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 210. Im Jahr 1212 starb David als Mönch auf dem Athos oder in Sinope,
vgl. GIARENES, B07>ĆA4@4 176f. u. Anm. 48.
Türkei (Nr. TR43–TR44) 593

Das Epigramm besteht aus fünf prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Dies bedeutet, dass ein professioneller Dichter herangezogen wurde, der ein dem Lob
des David KomnenȠs gewidmetes Gedicht zu verfassen hatte.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Adjektiv =<>CB>.:5Ă? in Vers 1 ist in der
Bedeutung im Purpur erblühend wie viele andere ähnliche Epitheta erstmals um die Mitte des
12. Jahrhunderts belegt.500 Bei der Formulierung @B:202Ą>26 7.A./8452ĵ@.: D>Ć[:Ł] handelt es
sich um einen Topos, der vielfach in ähnlichen (Stifter)epigrammen zu finden ist: Ein durch die
zerstörerische Kraft der Zeit mitgenommenes Bauwerk wird durch die Kunstfertigkeit (Vers 5:
­:AĀD:F?) des Stifters wieder aufgerichtet.501 Der zweite Buchstabe des vorletzten Wortes von
Vers 5 dürfte tatsächlich ein Ny sein; es ist somit ­:AĀD:F? zu lesen. Inhaltlich sowie proso-
disch-rhythmisch wäre aber auch 2íAĀD:F? (so Perrot [falso502 2íA2D:Ń?] und Epigr. Anth. Pal.)
möglich.

*Steinblock (verloren), nach a. 1211


Nr. TR44) Der von einer Inschrift bedeckte Marmorblock war dem Bericht einer archäo-
logischen Forschungsreise im Jahr 1861 zufolge im 19. Jahrhundert noch vorhanden.503 Er war
wohl in die Befestigungsanlagen des byzantinischen Herakleia Pontike, die im 19. Jahrhundert
noch fast vollständig erhalten waren,504 eingemauert. Als die Inschrift in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts aufgezeichnet wurde, war sie nicht mehr vollständig erhalten, wie der ersten
Edition im CIG zu entnehmen ist. Es wurde aber bereits damals erkannt, dass es sich um sechs
Zwölfsilber handelt. Manche Lücken im Text wurden bereits im CIG ergänzt, nur die zweite
Hälfte von Vers 4 kann nicht rekonstruiert werden. Der Schriftskizze im CIG ist zu entnehmen,
dass der Text über fünf Zeilen verteilt war und einzelne Versenden mit Markierungen versehen
waren.
Der terminus post quem für die Datierung des Epigramms ist wahrscheinlich das Jahr 1211.
Der in Vers 5 genannte Theodoros Laskaris ist mit ziemlicher Sicherheit Kaiser Theodoros I.
Laskaris,505 der wahrscheinlich bereits 1211 Herakleia Pontike erobert hatte.506
Der Epigrammtext ist auf Basis der Schriftskizze507 und der Edition im CIG folgendermaßen
wiederzugeben:

ı: <à 8Ą5<6 7>þ3F@6: ­7 =.><69Ą.?,


=Ā9E<: /<Ă:, ¡8.8<?, ¡EBD<? =Ā<A>>.,
Aą: =B>0<=<6<ą>: 7>þ[32 Aą: 7AĄ@.]:[Aþ @]2
7Ā82B@9. 967>ą: =><@[………………]
5 <<9:>4:<CB<Ľ? .@Dþ>[<B] 2<1Ċ><B
.íA<7>.A<Ľ? Aą: =Ĉ>0<: Ü02[6]>2, ;Ā:2.
——
1 cf. Lc. 19,40 (cf. etiam Hab. 2,11): 8Ā0F î9ĵ:, ­ý: <ôA<6 @6F=Ă@<B@6:, <à 8Ą5<6 7>þ;<B@6:; cf. e.g. etiam
v. 5 carm. Theod. Prod. in Const. Camytzem (LXIVa HÖRANDNER): ¾ 0ý> 0>.Cā 7>þ3<:A.? <å12 A<ć?
8Ą5<B?; v. 1sq. carm. Mang. Prod. in constructionem pontis Abydi, ed. E. MILLER, Recueil des historiens
des croisades. Historiens grecs, II. Paris 1881, 542: Ľ: 7.ă 8Ą5<6 7>þ3<B@6: ­7 /B5<Ľ 9Ā0. | ö? î=2>Ă>54
A<Ľ <9:4:<Ľ Aą 7>þA<?; v. 2 epigramm. in cod. Marc. gr. 524, ed. G.T. TSEREBELAKES, B3.:A6:Ć?
Ć9<? 17–18 (2009–2010) 277 (no. 3.1) (in sepulcrum Christi): 88ĩ <à 8Ą5<6 7>þ3<B@6: .íAĮ? Aą ;Ā:<:. 2

—————–
500
Vgl. LBG s.v.; in der Bedeutung „mit purpurner Blüte“ bereits in der Antike, vgl. LSJ s.v.
501
Zu ähnlichen Beispielen vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
502
Trotz einiger Belege im TLG.
503
PERROT, Exploration 19; vgl. auch CIG IV 343.
504
Vgl. BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 213.
505
So auch JONNES, Inscriptions of Heraclea Pontica 26.
506
Vgl. BELKE, Paphlagonien und Honǀrias 210. Siehe auch oben S. 592.
507
Wenn man die im CIG gebotene Schriftskizze näher betrachtet, erkennt man weit weniger Textverlust als durch
die Edition im CIG angedeutet wird.
594 Türkei (Nr. TR44)

¡EBD<? =ĀA>.: cf. e.g. Anna Comn. Alex. XV 11,23 (p. 505,50sq. REINSCH – KAMBYLIS); Greg. Antioch.
epitaph. (SIDERAS, 25 Grabreden 160,5). 3 =B>0<=<6Ć?: alludit ad Gen. 11,1–9.
——–
1 <[à 8]Ą5<6 CIG. 7>[þ]3F@6: CIG. [=].><69Ą.? CIG. 2 [¡8.8]<? CIG. =Ā[A]>[.] CIG. 3 [A]ą: CIG.
=B>0<=<6<ą>:: =B>0<=<6[ą]: CIG, =B>0<=<6ą: Jonnes. 7>þ[32 Aą: 7AĄ@.]:[Aþ @]2 supplevit CIG. 4
96[7]>ą[: … CIG. =><@[… omiserunt CIG (in transcriptione textus), Jonnes: oGGM$"6<
CIG (in adumbratione textus). 5 <[9:]4:<CB<Ľ? CIG. .[@]Dþ>[<B] CIG: an þ@D.>[6] scribendum (cf.
comment.) ? 2<1[Ċ]><B CIG. 6 Ü02[6]>2 supplevit CIG.

Wenn die Steine schreien, gemäß dem Sprichwort,


sende du den Ruf aus, Fels ohne Sprache, ohne Seele,
den Turmbauer künde, der dich errichtet hat!
Ein kleiner Befehl zu ………………
5 des Komnenengeborenen Laskaris Theodoros
des selbstherrschenden, hat den Turm errichtet, Fremder.
Text: CIG IV 343 (Nr. 8748 [mit Schriftskizze]).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 113 (Nr. 179 [vv. 1, 5–6 nach
CIG]).– JONNES, Inscriptions of Heraclea Pontica 26 (Nr. 39 [mit Schriftskizze nach CIG]).

Lit.: CUMONT, Inscriptions 282f. (Nr. 342).– FOSS – WINFIELD, Fortifications 151.– BELKE, Paphlagonien und
Honǀrias 213.

Das Epigramm besteht aus zwei Teilen zu je drei Versen. Die Verse 1–3 richten sich an den
Felsen, auf dessen Untergrund der Turm errichtet ist und der aufgefordert wird, den Turmbauer
zu rühmen. In den Versen 4–6 werden praktische Informationen dargeboten: Man erfährt, wie
und von wem der Turm errichtet wurde. Am Ende des Epigramms wird der betrachtende Frem-
de (;Ā:<?) angesprochen. Verantwortlich für den Bau des Turmes ist – wie bereits oben erwähnt
– ziemlich sicher Theodoros I. Laskaris.508 Er gab den Befehl zum Bau bzw. zur Restaurie-
rung509, wobei mit dem Terminus 7Ā82B@9. durchaus auch ein offizieller kaiserlicher Auftrag
bzw. Befehl gemeint sein kann.510 Bei der Nennung des Kaisers in Vers 5 sind zwei Dinge auf-
fallend: Zunächst bezeichnet sich Theodoros als <9:4:<CBĂ?511: Er ist zwar kein Komnenen-
geborener, nennt sich aber auch sonst gelegentlich Komnenos.512 Stimmt die Schriftskizze im
CIG, dann ist der Name Laskaris mit Chi (anstatt Kappa) überliefert. Die Schreibung mit Chi ist
sehr ungewöhnlich – noch dazu in einer offiziellen Inschrift –, sie begegnet aber für eben diesen
Kaiser und Theodoros II. in einem Exzerpt einer postbyzantinischen Kurzchronik, nämlich je-
weils in der Form 2I1F><? è )@D.>6?.513 In Parenthese sei erwähnt, dass ein Angehöriger der
Familie Lakanas mit dem Vornamen þ@D.>4? im Jahr 1409 belegt ist.514 Geht die Form im
Epigramm auf )@D.>6? zurück, so müsste der Genitiv eigentlich þ@D.>6 (oder hochsprach-
lich .@Dþ>2F?) lauten.
Im ersten Teil des Epigramms ist der biblische Bezug kennzeichnend: Vers 1 ist der im Tes-
timonienapparat angeführten Lukas-Stelle nachempfunden, in der Christus den Pharisäern, die
verlangen, dass seine Jünger schweigen, zuruft: „Ich sage euch: Wenn sie schweigen, werden

—————–
508
Und nicht Theodoros II., wie aus der Datierung (1255–1259) bei MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 113 hervor-
geht.
509
Reparaturen an verschiedenen Türmen im 13. oder 14. Jh. sind bekannt, vgl. HOEPFNER, Herakleia Pontike 49.
510
Vgl. F. DÖLGER, Byzantinische Diplomatik. 20 Aufsätze zum Urkundenwesen der Byzantiner. Ettal 1956, s.v.
7Ā82B@6?.
511
Erstmals belegt bei Theod. Prod. (vgl. LBG).
512
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 743, Anm. 75; GIARENES, B07>ĆA4@4, passim.
513
Nicephori archiespiscopi Constantinopolitani opuscula historica ed. C. DE BOOR. Leipzig 1880, 228,3.6 (ex cod.
Par. suppl. gr. 67 [s. XVII]). Erwähnenswert ist auch eine Siegellegende des nizänischen Kaisers Theodoros I.
Laskaris, in der dieser in der Form 2<1Ń><? þ@7.>4? wiedergegeben ist, ed. LAURENT, Bulles métriques, Nr.
403; vgl. A.-K. WASSILIOU, Ũ ¢06<? 2Ċ>06<? è 6.@<>ĄA4? auf Siegeln. Ein Beitrag zur Frühgeschichte der Las-
kariden. BZ 90 (1997) 417f. Zur Etymologie des Namens D. THEODORIDIS, Die Herkunft des byzantinischen Fa-
miliennamens þ@7.>6?. REB 62 (2004) 269–273.
514
PLP # 14613.
Türkei (Nr. TR44–TR45) 595

die Steine schreien“. Das ursprüngliche Bibelzitat dürfte später zu einem Sprichwort geworden
sein, wie die Formulierung ­7 =.><69Ą.? verdeutlicht.515 Bei der Bezeichnung =B>0<=<6Ć?516 in
Vers 3 ist auffallend, dass damit normalerweise der Erbauer des Turms zu Babel bezeichnet
wird, das Wort also durchwegs negativ konnotiert ist. Hier jedoch ist es in positiver Bedeutung
verwendet.
Das Epigramm besteht aus sechs prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auch Theodoros Laskaris beauftragte somit einen professionellen Dichter, der seine
Tat feiern sollte, wie dies im wenige Jahre davor entstandenen, auf die Mauern der Stadt bezo-
genen Epigramm des David Komnenos (ĺ Nr. TR43) der Fall ist. Seltener ist die paroxytone
Betonung vor B7 in Vers 6. Die zweite Hälfte von Vers 4 dürfte zwar erhalten gewesen sein,
kann aber anhand der Schriftskizze mit Ausnahme von =><@[… (oder =>ą? […) nicht rekonstru-
iert werden. Vielleicht verbirgt sich hinter der ersten Hälfte der Buchstaben in der Schriftskizze
des CIG das Partizipium =><@2:2D5ÿ:, das auch inhaltlich durchaus passend wäre. Etwas zwei-
felhaft ist auch die im CIG vorgenommene Ergänzung am Ende von Vers 3. Der in der Schrifts-
kizze dargestellte inschriftliche Befund weist kaum auf eine Form von 7AĄ3F hin.

EREöLI (MARMARAEREöLISI)

*Steinplatte (verloren), 9./10. Jh.


Nr. TR45) Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der postbyzantinischen Kirche Hagios Geor-
gios (Arapes) eine aufrecht stehende marmorne Steinplatte aufbewahrt, die mit einer Vertiefung,
mit Ornamenten und mit einer in der Mitte eingeritzten Majuskel-Inschrift versehen war. Der
Marmorstein war bereits auch vom englischen Reisenden John Covel im 17. Jahrhundert wahr-
genommen worden.517 Damals befand er sich in der Metropolis der Stadt,518 die am Beginn des
20. Jahrhunderts zerstört wurde. Covel identifizierte den Stein als Deckel des Sarkophages der
heiligen Glykeria, da diese, die im 2. Jahrhundert entweder unter Antoninus Pius oder Marcus
Aurelius in Herakleia das Martyrium erlitten hatte,519 in der Inschrift genannt wird. Mordtmann,
der die Inschrift als erster kritisch untersuchte, stellte völlig zurecht fest, dass die Marmorplatte
zu einem Reliquienschrein gehörte,520 da in der Inschrift von im Stein geborgenen Haupt der
Glykeria die Rede ist.
Die ungefähr in der Mitte der Steinplatte angebrachte Inschrift lief über 16 Zeilen, wobei auf
eine lange Zeile eine zentriert ausgerichtete kurze Zeile folgt, deren Buchstaben auch kleiner
geschrieben sind. Die Inschrift war zwar grundsätzlich nicht akzentuiert, folgt man jedoch der
bei Strzygowksi abgedruckten Schriftskizze,521 dann sind an fünf Stellen Akzente zu bemerken.
Dass die Inschrift ein Epigramm bildete, wurde bereits von Mordtmann erkannt.522 Dieses be-
stand aus acht Versen, wobei pro Vers je eine Lang- und eine Kurzzeile vorgesehen waren.
Oberhalb der ersten Zeile waren zwei Kreuze angebracht, an den Enden der Verse 1 und 8 vier
rautenförmig angeordnete Punkte. Oberhalb der erwähnten Vertiefung in der Steinplatte war
eine weitere Inschrift eingeritzt; diese wies darauf hin, dass im Jahre 1741 eine Erneuerung
stattgefunden hatte: ¥:27.6:Ą@54 ¾ =.><Ľ@. 16ý ­;Ć1F: 494A>Ą<B 0:Ć@A<B (sic) DF>6:<Ľ
%.523

—————–
515
Es ist allerdings nicht in den gängigen Sprichwortsammlungen angeführt.
516
Selten attestiert: erster Beleg bei Ephr. Syr. (vgl. L s.v.), weitere Belege im LBG.
517
COVEL, Voyages 120ff.
518
Zu den beiden genannten Kirchen KÜLZER, Ostthrakien 405.
519
Vgl.  4 (1964) 567f.; s.a. ASDRACHA, Inscriptions II 275f. Bereits für das 4. Jh. ist eine ihr geweihte Kirche
in Herakleia bezeugt, vgl. KÜLZER, Ostthrakien 400.
520
MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 226.
521
STRZYGOWSKI, Cathedrale 27; s.a. ASDRACHA, Inscriptions II 275.
522
MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 227.
523
STRZYGOWSKI, Cathedrale 28.
596 Türkei (Nr. TR45)

Das Epigramm wird ausgehend von Strzygowski524 in das (späte) 9. Jahrhundert datiert.525
Aus paläographischen Gründen (vereinzelte Akzente, Kürzungen und eine Ligatur (<B in
=<5<B9Ā:<B [Vers 6]) ist es auch denkbar, dass die Inschrift in das 10. Jahrhundert gehört.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ A2>=:ą? <ôA<(?) ö? @<>ą(?) 7>Ĉ=A26 8Ą5(<)?


AĮ? 5.B9.A<B>0<Ľ 9þ>AB><(?) 8B72>Ą.?
52Ą.: 7þ>.: />Ĉ<B@.: ë9/><(:) 5.B9þAF:
­; ü: ļŃ@6? 7þ9:<B@6: =<88ā =40þ326
5 =6@AŃ? =><@Ā>D<B =Ħ? A6? ž0:į 7.>1ĄĤ
7.ă 5ĦAA<: 2ï><6? A<Ľ =<5<B9Ā:<B 8Ĉ@6:
ö? 0ý> 7>Ă:4 A6? /8Ĉ3<B@. 3FĮ? ļ2ĵ5>.
<ïAF? =>Ć726A.6 =Ħ@6: .íAĮ? ¾ Dþ>6?.
——
1 cf. v. 3 epigramm. (hodie deleti) in urbe Stomion prope Athenas (ĺ no. GR114): <ôA<? 92 967>ą?
±:1<[52:] 7>Ĉ=A26 8Ą5<?. 3–4 et 7–8 cf. Theophyl. Simoc. hist. I 11,8 (p. 60,9–11 DE BOOR – WIRTH) (de
Glyceria): ­:A2Ľ52: è =<A.9ą? =<=.Ĉ2A.6 AŃ: 5.B9þAF:, 7.ă ¾ AĮ? Dþ>6A<? =40ā 7.A.7>Ĉ=A2A.6; vv. 4–5
epigramm. in ecclesia Deiparae (s. XVI; cf. C.A. GIAMALIDES, ¥54:Ħ 25 [1913] 405, 409) in urbe Nea
Epidauros, ed. Sp. LAMPROS,  13 (1916) 265 (de Deipara): ļ<ý? =.9C.2ĵ? ¾ /8Ĉ3<B@. D.>ĄAF: | é=F?
@.ĵ? =>2@/2Ą.6? ļB@5Ń92: {AĮ?} 02Ā:4?.526
——
1 <ôAF? è @<>ą? Covel. <ôA<<?> Büttner-Wobst, Delehaye. @<><ą?> Büttner-Wobst, Delehaye. 8Ą5<?:
:Ā<? Covel, 8Ą5<[?] Dumont – Homolle. 2 9þ>AB><<?> Büttner-Wobst, Delehaye. 3 52ĵ.: Covel, Mordt-
mann. ë9/><(:): ë9/>[<:] Dumont – Homolle, ë9/><<:> Büttner-Wobst, Delehaye, ë9/><[B] Strzygow-
ski. 5 ž0:Į 7.>1Ą. Strzygowski. 8 <ïAF Strzygowski. =Ħ@. Covel.

Dieser liebliche Stein birgt wie ein Sarg


der Wunder wirkenden Märtyrerin Glykeria
göttliches Haupt, das einen Regen von Wundern hervorsprudeln lässt,
aus denen viel Stärkung für die sich Mühenden entquillt.
5 Gläubig tritt heran ein jeder, mit reinem Herzen,
und schneller mögest du die Lösung des Ersehnten finden!
Denn wie eine Quelle, die Ströme des Lebens sprudeln lässt,
so liegt allen ihre Gnade bereit.
Text: COVEL, Voyages 122 (Schriftskizze), 368f. (Nr. 19).– MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 226f. (Nr. 62
[mit Schriftskizze]).– DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 396 (Nr. 74z6).– BÜTTNER-WOBST, Glykeria 97 (mit deutsch.
Übers.).– STRZYGOWSKI, Cathedrale 27 (mit Schriftskizze), 26 (Abb. 11).– [H. DELEHAYE], Saints de Thrace et de
Mésie. AnBoll 31 (1912) 250.– E. KOURILAS, ª06<6 9þ>AB>2? AĮ? ­=.>DĄ.? Ř>.782Ą.? 7.ă 92>67Ń? AĮ? é84? >ĥ74?.
>.767þ 26 (1957) 72.– ASDRACHA, Inscriptions II 275 (Nr. 71 [mit Schriftskizze u. franz. Übers.]) u. Taf. 105b.
Lit.: LAUXTERMANN, Poetry 343 (Nr. 50).

Abb.: 110

Schon der Beginn des Epigramms macht klar, dass es sich nicht um einen Sarkophag im her-
kömmlichen Sinn, sondern um den Deckel eines aus Stein gefertigten Reliquiars handelt, in dem
das Haupt der heiligen Glykeria aufbewahrt wurde. Die Verse 3, 4 und 7 spielen auf die Legen-
de an, dass aus dem Sarg bzw. Reliquiar der Glykeria – ähnlich, wie dies beim heiligen
Demetrios der Fall war – 52ĆA2B7A. 9Ĉ>. entflossen seien, wie Theophylaktos Simokates be-
richtet.527 Der zweite Teil des Epigramms wendet sich konkret an den Betrachter des Reliquiars:
—————–
524
STRZYGOWSKI, Cathedrale 28.
525
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 343.
526
Die Reihenfolge é=F? ļB@5Ń92: @.ĵ? =>2@/2Ą.6? 02Ā:4? wäre vorzuziehen.
527
Theophyl. Simoc. hist. I 11,7 (p. 60,5f. DE BOOR – WIRTH): ­=2ă 1ÿ Aý 52ĆA2B7A. 9Ĉ>. 8B72>Ą.? AĮ? 9þ>AB><?
D.87Į A6? 827.:ă? î=21ĀD2A< … Vgl. BÜTTNER-WOBST, Glykeria 96.
Türkei (Nr. TR45–TR46) 597

Gläubig und mit reinem Herzen solle man an die Reliquie herantreten, um das, was man er-
sehnt, zu erreichen. Am Ende des Epigramms wird noch einmal auf das Bild der Quelle (auch
schon Vers 3f.) zurückgegriffen: Glykerias Gnade liege für alle wie eine Quelle bereit. Nach
Asdracha528 könnte das Reliquiar entstanden sein, als die Überreste der heiligen Glykeria nach
Ende des Ikonoklasmus – eher nach Ende der zweiten als nach Ende der ersten Phase – wieder
nach Herakleia rücküberführt wurden, nachdem sie sich eine Zeit lang auf Lemnos befunden
hatten, wie in der Historia translati corporis S. Euphemiae berichtet wird.529 Die Vertiefung
oberhalb des Epigramms dürfte der Aufbewahrungsort der (Kopf)reliquie gewesen sein.
Das Epigramm besteht aus acht byzantinischen Zwölfsilbern, deren Binnenschlüsse korrekt
gesetzt sind; zu notieren ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5 in Vers 8. Zur Prosodie ist
Folgendes festzuhalten: Während die Verse 1–3, 5–6 und 8 keine prosodischen Verstöße auf-
weisen, sind die Verse 4 und 7 aufgrund mehrerer prosodischer Vergehen als prosodielos zu
bezeichnen. Woran dies liegen könnte, ist schwer festzustellen: Handelt es sich bei den Versen
4 und 7 vielleicht um Zwölfsilber, die der anbringende Künstler selbst formulierte, da sie nicht
in seiner Vorlage waren?

FETOKA

Steinblock (140 × 48 cm), a. 933/34: Klosterkirche von Fetoka, bei Trabzon


Nr. TR46) In der Nähe der nur mehr in Ruinen erhaltenen Klosterkirche von Fetoka – was
offensichtlich eine Verballhornung von 2<AĆ7<? darstellt530 – ist ein Steinblock zu finden, in
dessen Vorderseite eine über sieben Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift ein-
geritzt ist. Aufgrund von Zerstörungen – vor allem auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken
Seite – ist die Inschrift nicht vollständig erhalten. Sie gliedert sich in zwei Teile: Bei den ersten
fünf Zeilen handelt es sich um Verse, wobei pro Zeile je ein Vers angebracht ist.531 Die sechste
Zeile, die auch gut sichtbar von den vorangehenden Zeilen abgesetzt ist, ist der Datierung nach
dem Weltjahr gewidmet und somit in Prosa gehalten. Die siebente, kaum mehr erhaltene bzw.
entzifferbare Zeile der Inschrift unterscheidet sich nach Bryer – Winfield paläographisch vom
Rest des Textes und dürfte somit eine spätere Hinzufügung sein.532
Durch die Angabe des Weltjahres in Zeile 6 kann das Epigramm in das Jahr 933/34 datiert
werden.533 Diese Datierung wird auch durch die Paläographie der Inschrift bestätigt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[………] C>ĄAAF: 2ß@=<>2Ĉ<B ­:5þ1[2,


±82:];2 @.BAą: Aį =><@2BDį =><@ĥ1F:
[±:2:72] Aą: :<Ľ: 2ß? 02Ń12? C><:AĄ1F:,
[D]<><ă 0ý> 00Ā8F: 2à@AĂ726@.: 7Ĉ78Ł
5 [A]Ń: @Ń: =<0>þC<:A2? 2íDŃ: A<ć? =Ć:[<B?]
:27.6:Ą[@5]4 ±A<(B?) ,?B9/Ņ
=[þ86]: :2[7.6:Ą@54 …
——
1–3 et 4–5 cf. vv. 1–3 epigramm. Theod. Stud. (XLVI SPECK) = epigramm. in ecclesia monast. Grottaf.
(ĺ no. IT5): ã7<B (2<)Ľ 9Ā88<:A2? 2ß@/.Ą:26: =Ĉ84: | ±;F 0Ā:<6@52 AĮ? 9Ā54? AŃ: C><:AĄ1F: | á:ĩ
2í92:Ń? 2ï><6A2 Aą: 7>6Aā: ±@F. 3 cf. Sym. Nov. Theol. hymn. 12,140 (KAMBYLIS): AĮ? :5>F=Ą:4?
—————–
528
ASDRACHA, Inscriptions II 276.
529
AASS Sept. V 277: ­: 0ý> Aį :+@Ł ­72Ą:Ĭ (sc. Ă9:Ł) Aą AĮ? 0Ą.? 8B72>Ą.? 7.A*726A< 82ĄE.:<:. Nicht angeführt
bei KODER, Aigaion Pelagos 205–209.
530
Vgl. BRYER – WINFIELD, Pontos I 330.
531
Etwas abweichend BRYER – WINFIELD, Pontos I 330: „The inscription is in seven lines, at least four of which are
metric“.
532
BRYER – WINFIELD, Pontos I 330.
533
Falsch (944–945) datiert bei BALLANCE, Byzantine Churches of Trebizond 169.
598 Türkei (Nr. TR46)

941.9Ń? AĮ? 02Ċ1<B? C><:AĄ3F:. 4 cf. Is. 6,2: 7.ă @2>.C6: 2à@AĂ726@.: 7Ĉ78Ł .íA<Ľ; cf. etiam Rom. Mel.
cant. dub. 62 0Ņ 2 (MAAS – TRYPANIS) (de archangelo Gabriele): @<ă =.>26@AĂ726@.: 7Ĉ78Ł Aþ;26? AŃ:
ž0ĄF: 00Ā8F: 7.㠝>D.00Ā8F:; v. 8 epigramm. in capella 29 (a. 900–950) in urbe Korama, ed. RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 194: 1B<ĵ: =.>26@AĂ726@.: 00Ā8F: 7Ĉ78Ł.
——
1 [!>Ā9F: 7(.ă)] e.g. supplevit Feissel in initio versus. C>ĄAAF: scripsit Lauxtermann: #!! inscr.,
C>ĄAA<: Bryer – Winfield, Feissel. ­:5þ1[2] suppleverunt Bryer – Winfield: ­:5þ12 Lauxtermann. 2
[±82:];2 @.BAą:: ­82]:;2@.BAą: (sic) Bryer – Winfield, (±82):;2 Lauxtermann, [­8Ā]:;2 @.íAą: Feissel.
=><@ĥ1F: scripsit Lauxtermann: C inscr., =><@ĥ1<: Bryer – Winfield, Feissel. 3 ±:]2:[7.]6
Bryer – Winfield, Feissel. 02Ń12? scripsit Lauxtermann (cf. Feissel): C inscr., 02Ō1.6? Bryer –
Winfield. C><:AĄ1F: scripsit Lauxtermann: #!& inscr., C><:AĂ1F: Bryer – Winfield, Feissel. 4
[D]<><ă suppleverunt Bryer – Winfield. 2ß@AĂ726@.: Bryer – Winfield, Feissel. 5 [A]Ń: suppleverunt Bryer
– Winfield. =<0>þC<:A2? scripsit Lauxtermann: #!C inscr., =<0>þC<:A.6? Bryer –
Winfield, Feissel. =Ć:[<B?] suppleverunt Bryer – Winfield. 6 :27.6:Ą[@5]4 suppleverunt Bryer – Win-
field. 7 =[þ86]: :2[7.6:Ą@54] suppleverunt Bryer – Winfield.

……… schaudernd tritt hier ein,


prüfe dich selbst, indem du in das Gebet einstimmst!
Richte den Geist auf Irdisches der Gedanken,
Reigen von Engeln nämlich standen im Kreis,
5 und schrieben die Mühen deiner Gebete auf.
(Die Kirche) wurde erneuert im Jahr 6442 (= 933/34).
(Sie) wurde wieder erneuert …
Text: BRYER – WINFIELD, Pontos I 330 (mit engl. Übers.) u. Abb. 117 (Schriftskizze), II, Abb. 269.– LAUXTER-
MANN, Byz. Epigram 128.– FEISSEL, Chroniques 150 (Nr. 465).

Lit.: BALLANCE, Byzantine Churches of Trebizond 169.– A. BRYER, The Treatment of Byzantine Place-Names.
BMGS 9 (1984/5) (= DERS., Peoples and Settlement in Anatolia and the Caucasus 800–1900 [Variorum Reprint CS
274]. London 1988, VIII) 213.– LAUXTERMANN, Poetry 352 (Nr. 103).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosai-
ken 283.

Abb.: 111

Dass es sich bei dem Epigramm um „ermahnende“ Verse („protreptic epigram“) handelt,
wurde von Lauxtermann richtig festgestellt. Die Annahme, dass der Steinblock als Türsturz
fungierte,534 dürfte daher richtig sein, da somit das Epigramm von jedem in die Kirche Eintre-
tenden wahrgenommen werden konnte. Auch das im Testimonienapparat zitierte, ähnlich auf-
gebaute Epigramm des Theodoros Studites befindet sich auf dem Türsturz des Eingangs in den
Naos der Klosterkirche von Grottaferrata (ĺ Nr. IT5). Der Besucher der Kirche wird nicht nur
aufgefordert, mit Ehrfucht, sondern auch singend und betend einzutreten. Schwer zu verstehen
ist Vers 3: Sowohl Lauxtermann535 als auch Bryer – Winfield536 interpretierten bzw. übersetzten
den Vers dahingehend, dass darin der Besucher aufgefordert wird, sich der weltlichen Gedanken
zu entledigen. Dazu fügt sich gut auch der zweite Vers des Studites- bzw. Grottaferrata-
Epigramms, ebenso der im Similienapparat zitierte Vers im Hymnus des Symeon Neos Theolo-
gos. In der gegenwärtigen Form des Verses wird jedoch genau das Gegenteil behauptet: Wäh-
rend der Rest des Verses relativ gut zu entziffern ist, kann vom ersten Wort praktisch nichts
mehr gelesen werden. Auf der bei Bryer – Winfield abgedruckten Schriftskizze sind als erste
Buchstaben der entsprechenden Zeile  zu lesen, darauf folgen die Reste von drei Buchstaben,
die wahrscheinlich als ,  und  zu entziffern sind. Somit ergibt sich , an dessen Be-
ginn Bryer – Winfield  ergänzten, was auch von Lauxtermann und Feissel übernommen

—————–
534
Vgl. BRYER – WINFIELD, Pontos I 330.
535
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 128: „When entering the church … the faithful must forget his preoccupations in
life …“
536
BRYER – WINFIELD, Pontos I 330: „Enter here trembling. Compose yourself by offering chanted prayers, [purge]
your mind of worldly cares …“
Türkei (Nr. TR46–TR47) 599

wurde. Hinter  kann sich nur der aoristische Imperativ ±:2072 (von CĀ>F) verbergen.
Die volkssprachliche Schreibung ±:2:72 kann beibehalten werden.
Nach Vers 3 erfolgt ein gewisser inhaltlicher Bruch: Nun ist basierend auf einer Stelle im Al-
ten Testament (Is. 6,2) von im Kreis angeordneten Engeln die Rede, die die Mühen der Gebete
des in die Kirche Eintretenden aufzeichnen. Bezieht sich die Erwähnung von Engeln vielleicht
auf eine in der Kirche angebrachte bildliche kreisrunde Darstellung derselben, wie dies bei dem
im Testimonienappart zitierten Epigramm in der Kapelle 29 (KÕlÕçlar Kilise / Hemsbey Kilise)
in Korama (Göreme)537 der Fall ist? Immerhin ist ein Bezug zum Jüngsten Gericht gegeben;538
die dahinterstehende Botschaft ist, dass jene, die fleißig beten, am Tag des Jüngsten Gerichtes
nichts zu befürchten haben. Der Bezug zum Jüngsten Gericht ist auch im Epigramm des Studi-
tes bzw. von Grottaferrata gegeben (vgl. Testimonienapparat).539
Subjekt in der auf das Epigramm folgenden Datierung ist wohl die Kirche; man erfährt so-
mit, dass der Kirchenbau im Jahr 933/34 erneuert wurde, was bedeutet, dass die Kirche bereits
älter war. Wenn in der letzten Zeile der Inschrift richtig gelesen bzw. konjiziert wurde, dann
wird dort über eine weitere Erneuerung – vielleicht erst in der Zeit des Kaiserreiches von Trape-
zunt – berichtet.
Der metrische Teil der Inschrift setzt sich aus fünf byzantinischen Zwölfsilbern zusammen,
die als prosodisch einzustufen sind, wenngleich in Vers 4 – vielleicht durch die Vorgabe der
Wörter in der Quelle – ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie vorliegt, da die siebente Silbe
lang gemessen wird. In den Versen 1–3 und 5 sind die Binnenschlüsse korrekt angeordnet; nur
in Vers 4 liegt irregulärer Binnenschluss B6 vor, der vielleicht hier wie in dem im Testimonien-
appart zitierten Vers aus Korama ebenfalls durch die biblische Vorlage bedingt ist. Auf die
Verwendung von volkssprachlichen Formen wurde bereits hingewiesen: Aus diesem Grund ist
es legitim, nicht nur in Vers 3 ±:2:72 zu schreiben, sondern auch in Vers 2 ±82:;2 in den Text zu
setzen. Für letztere Form zum Vergleich heranzuziehen ist etwa  (für ­8Ā:;Ĭ bzw.
hochsprachlich ­8Ā0;Ĭ), das im mehrfach zitierten Epigramm in Korama vorkommt.540 ±82:;2 ist
darüber hinaus ein unregelmäßiger Aorist-Imperativ. Da das Epigramm insgesamt von ganz
guter Qualität ist, kann man annehmen, dass die erwähnten orthographischen Besonderheiten
erst durch den Graveur bwz. Handwerker in den Text kamen.

GALAKRENAI ĺ ISTANBUL (Nr. TR64)

GANOS ĺ GAZIKÖY

GAZIKÖY

*Steinblock (verloren), 12.–13. Jh. ?: ursprünglich in der Kirche He ton Genethlion Ni-
kaiotissa
Nr. TR47) Noch am Ende des 19. Jahrhunderts war in den Ruinen der Kirche He ton Ge-
nethlion Nikaiotissa ein Marmorblock vorzufinden, auf dem eine Inschrift angebracht war. Der
Stein dürfte spätestens 1916 verloren gegangen sein, als die zwischen dem byzantinischen Ga-
nos und Eudemion gelegene Kirche völlig zerstört wurde.541 Der Marmorblock könnte nach
Gedeon und Asdracha zur Basis eines Kreuzes gehört haben.542 Dies klingt nicht unplausibel,
gibt doch die darauf angebrachte Inschrift Vers 2 eines aus zwei Versen bestehenden Kreuzepi-
—————–
537
Dazu RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 282.
538
Vgl. LAUXTERMANN, Byz. Epigram 128.
539
S.a. LAUXTERMANN, Byz. Epigram 128.
540
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 194, v. 7 (app.).
541
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 373.
542
GEDEON, :Ă94 .:<DĊ>F: 42; ASDRACHA, Inscriptions I 226.
600 Türkei (Nr. TR47–TR48)

gramms wieder, das Theodoros Studites zugeschrieben wird. Ob ursprünglich auch Vers 1 in-
schriftlich angebracht war, kann nicht eruiert werden. Inhaltlich und syntaktisch ist auch Vers 2
alleine möglich.
Gedeon und Asdracha vermuteten – ohne allerdings näher darauf einzugehen –, dass der
Vers im 12./13. Jahrhundert angebracht wurde.543
Der bis vor rund 100 Jahren noch vorhandene Vers lautet wie folgt:

ŕ026>2 7Ć@9<: ­7 /.>þ5><B =A.6@9þAF:.


——–
= v. 2 epigramm. Theod. Stud. in crucem (SPECK, Theod. Stud. Jamben 203 [no. LII]). Cf. Anal. Hymn.
Gr. V 464,107–110 (SCHIRÒ) (de Ioan. Chrys.): îE48<AþA.6?, 9þ7.>, @.ĵ? =>2@/2Ą.6? ­7 /.>þ5><B
=A.6@9þAF: :þ0.0Ā 92 AþD<? …

Er erweckte die Welt aus dem Abgrund der Sünden.


Text: GEDEON, :Ă94 .:<DĊ>F: 42.– ASDRACHA, Inscriptions I 226f. (Nr. 3 [mit franz. Übers.]).

Handlungsträger des Verses ist Christus, der in Vers 1 des Epigramms des Studites explizit
genannt wird: ĩ: Ań12 D2ĵ>.? ­;.=8Ń: è =.:Aþ:.; (An diesem [sc. Kreuz] hat der Allherrscher
die Hände ausgebreitet); durch seinen Tod hat er die Welt gerettet. Speck war der Ansicht, dass
die Verse des Studites im Kloster neben einer bildlichen Darstellung eines Kreuzes angebracht
waren.544 Dies könnte auch in der Kirche He ton Genethlion Nikaiotissa der Fall gewesen sein:
Vielleicht bildete der Marmorblock mit dem oben edierten Vers nicht die Basis eines Kreuzes,
sondern war neben einem in den Stein gearbeiteten Kreuz angebracht.
Der Vers ist ein prosodischer Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss.

GEYRE ĺ APHRODISIAS

GÖKÇEADA

Imroz

*Steinblock (Länge: 85 cm) (verloren), 15. Jh.: Kirche Koimesis Theotoku


Nr. TR48) Studien aus der zweiten Hälfte des 19. und vom Beginn des 20. Jahrhunderts be-
richten von einem in die Nordwand der Kirche Koimesis Theotoku des Dorfes Panagia (türk.
ømroz bzw. Gökçeada)545 auf der Insel Imbros (türk. Gökçeada) eingemauerten Marmorblock,
der von einer über drei Zeilen laufenden Inschrift bedeckt war. Auf der von Conze angefertigten
Skizze ist zu erkennen, dass die Majuskel-Inschrift teilweise akzentuiert und der Beginn durch
ein Kreuz gekennzeichnet war. Asdracha stellte fest, dass es sich dabei um zwei Verse handelt,
wobei Vers 1 fast zwei Zeilen bedeckt; am Ende der zweiten Zeile steht nur das erste Wort von
Vers 2. Eine Markierung, die die beiden Verse voneinander trennt, ist nicht zu erkennen.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund inhaltlicher Überlegungen, auf die weiter unten ein-
gegangen werden soll. Der Epigrammtext lautet wie folgt:

.ă =Ĉ>0<: AĆ:1ĩ ¾96AĀ82@A<: =>ă: ë:A.


ĩ@ý: A2826<ĵ 7826:ą? A48278BAĆ? A2.
——–
1 ¥@þ:[4?] Conze. A48278BAĆ? A2: A48278BAĆ?A2 Conze, A48278BAĆ@A2 Fredrich.

—————–
543
GEDEON, :Ă94 .:<DĊ>F: 42; ASDRACHA, Inscriptions I 226.
544
SPECK, Theod. Stud. Jamben 199.
545
Zum Ort KODER, Aigaion Pelagos 251 (Panagia 3).
Türkei (Nr. TR48) 601

Und diesen Turm, der früher halbvollendet war,


vollendet der berühmte und weithin bekannte Asan.
Text: CONZE, Reise 82 u. Taf. 3 (Nr. 9 [Schriftskizze]) (vgl. S. PAPAGEORGIOU, ŝ9/><?. Ř à@A<>Ą. ®:ą? ®884:6-
7<Ľ :4@Ą<B. Athen 1994, 101).– FREDRICH, Imbros 92 (Nr. 5).– ASDRACHA, Inscriptions I 277 (Nr. 41 [mit Schrift-
skizze]).

Aus dem Inhalt des Epigramms ist zu erkennen, dass der Marmorblock nicht zur Kirche ge-
hört. Die Verse beziehen sich nämlich auf einen Turm, den ein gewisser Asan vollenden ließ.
Letzterer ist als Manuel Asanes Laskaris zu identifizieren,546 der als Statthalter der Insel Imbros
1439 und zwischen 1441/42 und 1447 die Befestigung von Palaiopolis (auch Kastro(n) und
Imbros, türk. Kaleköy), des mittelalterlichen Hauptortes der Insel,547 erneuern ließ.548 Das Epi-
gramm muss somit ursprünglich auf einem der zahlreichen Türme der Festung von Palaiopolis
angebracht gewesen sein. Die in das Jahr 1441/42 datierte, allerdings nicht metrische Inschrift
auf dem südöstlichen Turm ist noch in situ vorhanden.549 Die Restaurierungstätigkeit des Asa-
nes ist aber nicht nur durch das vorliegende Epigramm und die noch erhaltene Inschrift von
1441/42, sondern auch durch zwei weitere Inschriften dokumentiert.550 In diesen inschriftlichen
Zeugnissen ist nicht nur der Name Asanes, sondern auch die Bezeichnung Laskaris (þ@7.>4?)
überliefert.
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern, die aufgrund schwerer proso-
discher Verstöße als prosodielos zu klassifizieren sind. Der Binnenschluss ist nur in Vers 2 kor-
rekt gesetzt (B5), in Vers 1 ist weder nach der fünften noch nach der siebenten Silbe eine Wort-
grenze vorhanden.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Schreibung ¥@þ: anstatt ¥@þ:4? wurde of-
fensichtlich aus metrischen Gründen vorgenommen;551 sie ist auch für andere Mitglieder der
Familie bulgarischen Ursprungs belegt.552 Das Bestreben des Autors der Verse, ausgefallene
Wörter zu verwenden, wird durch ¾96AĀ82@A<? in Vers 1 und A48278BAĆ? offensichtlich.
¾96AĀ82@A<? begegnet erstmals bei Thukydides, und wird danach bei Nonnos zuhauf verwen-
det.553 A48278BAĆ? (auch A4827826AĆ?) ist ein homerisches Wort, das in späteren Jahrhunderten
praktisch nicht mehr vorkommt.554 Der Autor des Epigramms war daher entweder mit Homer
vertraut oder schöpfte aus einem Lexikon, in dem letzteres Wort angeführt war.555 In Vers 1
opferte er – ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt – dem Bedürfnis nach gehobenem
Wortschatz einen der elementarsten Bestandteile des Zwölfsilbers, den korrekt gesetzten Bin-
nenschluss.

—————–
546
Zur Person PLP # 1507; s.a. I. BOŽILOV, FamilƋata na Asenevci (1186–1460). GenealogƋa i prosopografƋa. Sofia
1985, 387f.
547
Siehe unten S. 602.
548
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 250.
549
ASDRACHA, Inscriptions I 274 (Nr. 39); s.a. KODER, Aigaion Pelagos 250.
550
ASDRACHA, Inscriptions I 274ff.
551
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 277.
552
Vgl. PLP # 1472ff.
553
Vgl. LSJ s.v., TLG.
554
Vgl. LSJ s.v.
555
Z.B. Hesych. Alex. Lex. A 763 (HANSEN – CUNNINGHAM): A4827826A<Ą =Ć>>F ±:1<;<6. A 764 A48278BAþ ±:1<;.,
7.ă 9ĀD>6 =<88<Ľ 7<BĆ92:..
602 Türkei (Nr. TR49)

Kaleköy

(*)(Fragment einer) Steinplatte (113 × 27 cm) (verloren ?), 15. Jh.: Hof der Metropolis-
Kirche
Nr. TR49) Fredrich berichtete am Beginn des 20. Jahrhunderts von einer im Hof der Metro-
politan-Kirche von Palaiopolis (auch Kastro(n), türk. Kaleköy)556 liegenden Marmorplatte,557
die noch wenige Jahrzehnte davor als Türschwelle des zentralen Eingangs der Kirche gedient
hatte.558 Darauf war eine über drei Zeilen laufende, offensichtlich nicht akzentuierte Majuskel-
Inschrift angebracht. Trotz des fragmentierten Textzustandes gelang es Fredrich, zu erkennen,
dass es sich um Verse handelt, jedoch nicht – wie sonst meist üblich – um Zwölfsilber, sondern
um Hexameter.559 Der bei Fredrich abgedruckten Schriftskizze nach zu schließen, war die In-
schrift in continuo geschrieben. Das ursprüngliche Epigramm dürfte zumindest vier, vielleicht
aber auch fünf oder mehr Hexameter umfasst haben.
Das Epigramm selbst bietet keine Hinweise zur Datierung; es dürfte allerdings – aufgrund
noch darzulegender prosopographischer Erkenntnisse – in die Mitte des 15. Jahrhunderts zu
datieren sein.
Das Epigrammfragment ist folgendermaßen wiederzugeben:

[………………………………
…………………] .:<Bā8 9þ8. =6::BAą? :Ă>
@ć: 0.[92Aį …………………………………]
¾92AĀ>Ł AĆ12 C><B>ĄŁ ®ą: 9:Į9ĩ :Ā5472.
——
1 &…...C Nikephoros. 2 =6::BAą? Nikephoros: =Ą::BA<? Fredrich, =6:BAą? Asdracha
(in nota). 3 0.[92Aį] supplevit Nikephoros. 4 AĆ12 metri causa scripsi: !& inscr., Ań12 alii.

………………………………
………………… Manuel, ein sehr verständiger Mann
mit der Ehefrau …………………………………
ließ dieses sein Grab hier auf unserer Festung errichten.
Text: NIKEPHOROS, 2>Ą A6:F: ­=60>.CŃ: AĮ? :Ă@<B ŝ9/><B 13f. (Nr. Ņ [mit Schriftskizze]).– FREDRICH,
Imbros 92 (Nr. 6).– ASDRACHA, Inscriptions I 278f. (Nr. 43 [mit Schriftskizze nach Nikephoros u. franz. Übers.]).

Lit.: W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.

Dem Inhalt der Verse nach zu schließen, handelt es sich um ein Grabepigramm. Die Hexa-
meter dürften entweder direkt auf dem Grab oder daneben angebracht gewesen sein. Vers 4
verrät auch, dass sich das Grab (9:Į9.)560 innerhalb der Festung (C><Ĉ>6<:) von Palaiopolis
befand.561 Der Verstorbene dürfte der in Vers 2 genannte Manuel gewesen sein, der als 9þ8.
=6::BAĆ? („sehr verständig“) bezeichnet wird. Es ist naheliegend, dahinter Manuel Asanes Las-
karis zu vermuten, der 1439 und zwischen 1441/42 und 1447 die Festung von Palaiopolis er-
neuern ließ.562 Das Jahr 1447 ist somit auch der terminus post quem für den Tod des Asanes
bzw. für die Entstehung des Epigramms. Vers 3 könnte darauf hindeuten, dass auch Asanes’
Frau im Grab bestattet war.

—————–
556
Vgl. KODER, Aigaion Pelagos 250.
557
FREDRICH, Imbros 92.
558
Vgl. NIKEPHOROS, 2>Ą A6:F: ­=60>.CŃ: AĮ? :Ă@<B ŝ9/><B 14.
559
FREDRICH, Imbros 92.
560
Zu 9:Į9. als Bezeichnung für das Grab siehe oben S. 574.
561
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 279.
562
Siehe oben S. 601.
Türkei (Nr. TR49–TR50) 603

Wie bereits erwähnt, ist das Versmaß des Epigramms der daktylische Hexameter und eher
nicht das elegische Distichon, das Fredrich auch in Erwägung gezogen hatte.563 Die mit homeri-
schem Vokabular (=6:(:)BAĆ?, ®Ć:)564 versehenen Hexameter sind von durchschnittlicher Quali-
tät; dazu einige Bemerkungen: Das Adjektiv =6::BAĆ? in Vers 2 ist sonst ausschließlich in der
Schreibung mit einem Ny attestiert. Das zweite Ny könnte hier aber ganz bewusst geschrieben
worden sein, da in der fünftletzten Silbe im Vers eine (Positions)länge benötigt wird. In Vers 4
ist der Schriftskizze bei Nikephoros zufolge !& überliefert. Setzt man allerdings Ań12 in den
Text, entsteht ein schwerer Verstoß gegen den Rhythmus des Hexameters, da nach ¾92AĀ>Ł
zwei kurze Silben benötigt werden. Dass AĆ12 dass richtige Wort ist, wird auch durch die Stel-
lung im Vers gerechtfertigt: Es kommt hier das Stilmittel der Sperrung zur Anwendung, da sich
das Demonstrativpronomen auf 9:Į9. und nicht auf ¾92AĀ>Ł … C><B>ĄŁ, dessen Iota lang ge-
messen wird, bezieht. Der Fehler könnte auf den Graveur bzw. Steinschneider zurückzuführen
sein, der durch die das Wort umgebenden Dative ¾92AĀ>Ł und C><B>ĄŁ abgelenkt auch das
Wort in der Mitte im Dativ wiedergab.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 2 ist am Anfang vielleicht þ@7.>6? è
¥@.:ā? zu ergänzen. In Vers 4 ist auch der Hiat C><B>ĄŁ ®ą: zu beachten. Die Verwendung des
Hexameters (anstelle des Zwölfsilbers) ist – wie sonst auch – als besonderes Zeichen für Bil-
dung und Wohlstand zu werten; hier könnte der Gebrauch dieses Versmaßes aber auch schon
auf antikisierende Tendenzen im 15. Jahrhundert zurückzuführen sein.

Palaiopolis ĺ Kaleköy

Panagia ĺ Imroz

GÖKÇEÖREN ĺ MAIONIA

HERAKLEIA ĺ EREöLI (MARMARAEREöLISI)

HERAKLEIA PONTIKE ĺ EREöLI (KARADENIZ EREöLISI)

HISAR(KÖY)

(Fragmente einer) Steinplatte (172 × 17 cm)565, 9./10. Jh.: Kirche in der Unterstadt des
byz. Amorion (jetziger Aufbewahrungsort unbekannt)566
Nr. TR50) Im Jahr 1991 wurde bei Ausgrabungsarbeiten an der in der Nähe der Moschee
befindlichen Kirche in der Unterstadt des byzantinischen Amorion (heute Hisar(köy), östl. von
Emirda÷) ein marmorner Templonarchitrav gefunden, der in zwei Teile zerbrochen war.567 Die-
ser ist nicht nur mit zahlreichen Ornamenten versehen, sondern trägt auf der Vorderseite auch
eine eingeritzte Inschrift, die unakzentuiert ist. Ein weiteres, weit kleineres Fragment wurde bei
der 1993 durchgeführten Kampagne entdeckt.568 In dessen Vorderseite ist der mit einem Kreuz
versehene Beginn der Inschrift eingeritzt. Das Ende der Inschrift befindet sich, wie Mango rich-

—————–
563
FREDRICH, Imbros 92.
564
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 279.
565
Maße der 1991 gefundenen Fragmente.
566
Vgl. IVISON, Middle Byzantine Sculptors 506.
567
Vgl. C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212.
568
Vgl. M. BALLANCE, in: LIGHTFOOT, Amorium Excavations 1993 122.
604 Türkei (Nr. TR50)

tig feststellte,569 auf dem rechten, 1991 gefundenen Teil des Templonarchitravs: Mit der Bitte
um Vergebung der Sünden endet eine Vielzahl von (Widmungs)inschriften. Bislang war nicht
aufgefallen, dass die Inschriftenfragmente ein Epigramm bilden, das ursprünglich aus zumindest
vier Versen bestanden haben dürfte.570
Mango schlägt aus stilistischen Gründen eine Datierung des Architravs und der Inschrift in
das 10. Jahrhundert vor,571 Ivison denkt an den Zeitraum ca. 850–950,572 was auch durch paläo-
graphische Beobachtungen unterstützt wird.573
Der Epigrammtext ist wie folgt zu rekonstruieren:

$(>6@A<)Ľ =><C[ĮA. …………………


…]=<: CĈ8.A<A>2 [Ań] =Ą@A26 @<6 7(.ă) [=]Ć5Ł
:.7<.6>:<Ľ:A6 Aą<:> AĄ96<<:> :.Ć<:> @<B
2ß? 8ĈA><:, 2ß? ¡C2@6: ž9.[>A49þAF:].
——
4 Cf. v. 7 epigramm. (s. XIII) in columna in Museo Archeologico in urbe Athenarum (ĺ no. GR14): 2ß?
8ĈA><:, 2ß? 7þ5.>@6: 9=8.749þAF:.
——
1 =><C[ĮA.] scripsi: ><C[4Aþ] Ballance. 2 […]=<: statui: [­=Ą@7<]=<: e.g. supplevit Mango. CĈ8.AA2
correxit Mango: #"! inscr. [Ań] supplevi: [Aą:] alii. =Ą@A26 scripsit Mango: C! inscr. @<6 omise-
runt alii. =Ć5Ł scripsit et supplevit Mango: [.] inscr. 3 :.7<.6>:<Ľ:A6 scripsi secundum inscr.:
:.7.6:<Ľ:A. alii. Aą: AĄ96<: :.Ć: correxit Mango: ! !  inscr. 4 2ß? (bis) scripsit Mango: C
inscr. ž9.[>A49þAF:] scripsi: ž9.[>A6Ń:] alii.

Prophet Christi …………………


…… beschütze den, der dir in Glaube und Liebe
deine ehrwürdige Kirche erneuert
zur Erlösung, zur Vergebung der Sünden.
Text: C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212 (mit engl. Übers.) u. Taf. XLVIII (Abb. c).– M.
BALLANCE, in: LIGHTFOOT, Amorium Excavations 1993 122 u. Taf. XXIII (Abb. a).– E.A. IVISON, Kirche und religi-
öses Leben im byzantinischen Amorium, in: F. DAIM – J. DRAUSCHKE (Hg.), Byzanz – Das Römerreich im Mittelal-
ter. Teil 2,1: Schauplätze (Monographien des Römisch-Germanischen Zentralmuseums 84,2,1). Mainz 2011, 327
(Abb. 19a–b), 328, Anm. 60 (Text nach Balance [mit deutsch. Übers.]).– PALLIS, Inscriptions 783 (Nr. 21 [Text nach
Ivison]).

Lit.: M.-H. GATES, Archaeology in Turkey. AJA 99 (1995) 253, 254 (Abb. 41).– IVISON, Middle Byzantine Sculp-
tors 489f. (engl. Übers.), 494, 506 (Abb. 9–10).

Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um ein Stifterepigramm handelt. Man kann mit
ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass der „Prophet Christi“ angesprochen wird (Vers 1),
der aufgefordert ist, denjenigen, der die ihm geweihte Kirche erneuern ließ (Vers 3), zu be-
schützen (Vers 2). In Vers 4 wird ganz in der Tradition ähnlicher (Stifter)epigramme über die
Motivation der Stiftung berichtet, nämlich Erlösung und Vergebung der Sünden. Bei dem „Pro-
pheten Christi“ wird es sich wohl um Johannes Prodromos handeln. Dieser wird auch sonst als
„Prophet“ bezeichnet;574 als =><CĮA. $>6@A<Ľ wird er etwa auch angesprochen in einem nur
—————–
569
C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212.
570
Eine Gesamtlänge des Templonarchitravs von zumindest ca. 270 cm (vgl. C. MANGO, in: HARRISON, Amorium
Excavations 1991 212) ist daher plausibel.
571
C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212.
572
IVISON, Middle Byzantine Sculptors 490.
573
Paläographisch auffallend ist das spitz ausgeführte Ypsilon, das auch in Inschriften früherer Jahrhunderte zu
finden ist, ebenso das Alpha, das an manchen Stellen an ein Minuskel-Alpha erinnert; einem Minuskel-My sehr
ähnlich ist auch das My (von ž9.[>A49þAF:]) am Ende der Inschrift.
574
Vgl. L s.v. =><CĂA4? II. Den Propheten überlegen (und den Aposteln gleich) erweist sich Prodromos in Vers 8
des langen Epigramms auf dem Holzreliquiar von Perpignan, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten
der Kleinkunst, Nr. Ho2: 7>2ĄAAF: =><C4AŃ:, ã@<? AŃ: =<@AĆ8[F:].
Türkei (Nr. TR50) 605

handschriftlich überlieferten Epigramm des Ioannes Zacharias (auch Ioannes Aktuarios) (13./14.
Jh.) für das Prodromos-Kloster in Serrai: Ń><: 1ĀD<B :Ľ: @B00Ć:F: .@061þ1F:, | ¢9ĩ
¥:1><:Ą7<B 7.ă šFþ::<B, 9þ7.>, | =><CĮA. $>6@A<Ľ A<Ľ 2<Ľ 9Ć:<B Ć0<B, | A<ĈA<B? 1B@F=Ń:
@C.89þAF: ²;26: 8Ĉ@6:.575 Aus den genannten Überlegungen kann man folgern, dass die Kirche
von Amorion Johannes Prodromos geweiht war.576 Die zweite Hälfte von Vers 1 könnte mit A<Ľ
2<Ľ 9Ć:<B Ć0<B ergänzt werden, sodass der Vers mit Ausnahme der Reihenfolge der ersten
beiden Wörter Vers 3 des zitierten Epigramms des Ioannes Zacharias entsprechen würde.
Wie bereits oben angeführt, dürften Architrav und Epigramm im 9./10. Jahrhundert entstan-
den sein. Da die Verse aber nur von einer „Erneuerung“ bzw. „Renovierung“ berichten (Vers 3:
:.7<.6>:<Ľ:A6), muss der ursprüngliche, vielleicht jemandem anderen gewidmete577 Kirchen-
bau älter sein. Der Name des Stifters ist am ehesten am Beginn von Vers 2 zu erwarten: Mango
dachte daran, die Lücke am Versbeginn mit [­=Ą@7<]=<: zu ergänzen, was inhaltlich gut passen
würde, zumal Amorion auch Bischofssitz war.578 Allerdings ist die Konjektur insofern ungüns-
tig, als der Vers damit 14 Silben umfassen würde. Am Beginn von Vers 2 ist daher wohl nur
eine Silbe zu ergänzen: Wird der Vorname des Stifters genannt, dann gibt es allerdings kaum
eine Möglichkeit, einen sinnvollen Namen zu bilden. Als Ergänzung in Frage käme vielleicht
[þ>]=<:; Karpos ist als (Mönchs)name vom 13. bis 15. Jahrhundert belegt.579 Andererseits ist
es auch möglich, [­=Ą@7<]=<: zu ergänzen, dafür jedoch [Ań] und @<6 aus dem Text zu tilgen.580
Als dritte Variante sei die Möglichkeit, sowohl [­=Ą@7<]=<: zu ergänzen als auch [Ań] und @<6
im Text zu behalten: Dadurch entstünde ein „Vierzehnsilber“, der gelegentlich in metrischen
Siegellegenden und postbyzantinischen Inschriften zu finden ist.581
Die Erneuerung bzw. Renovierung der Kirche könnte anlässlich des Wiederaufbaus der Stadt
Amorion nach der im Jahr 838 erfolgten Zerstörung durch den Kalifen al-Muņtasš im582 zustande
gekommen sein.583
Die vier Verse stellen byzantinische Zwölfsilber dar, die mit korrekt gesetzten Binnenschlüs-
sen versehen sind. Liegt in Vers 2 B5 vor, dann ist die proparoxytone Akzentuierung vor der
Zäsur zu notieren. Die Verse sind zwar nicht gänzlich prosodielos, jedoch mit schwerwiegenden
prosodischen Verstößen versehen, sodass sie nur als Produkt eines wenig oder höchstens mittel-
gebildeten Autors angesehen werden können. Dass es sich um eine „rather illiterate in-
scription“584 handelt, wird nicht nur durch die orthographischen Besonderheiten manifest (vgl.
textkritischen Apparat), sondern auch durch volkstümliche Formen und Strukturen. So ist die
Schreibung von CB8þAAF in Vers 2 mit einem Tau gelegentlich auch in anderen Inschriften so-
wie in volkssprachlich stilisierten Texten zu finden,585 ebenso wie das Phänomen, dass das Ob-
jekt zu diesem Verbum nicht im Akkusativ, sondern im Dativ folgt, was besonders häufig in
Siegellegenden anzutreffen ist.586 Aus diesem Grund ist auch die von Mango entgegen dem

—————–
575
KOUROUSES, µ=6@A<8þ>6<: 542 (Nr. 4); zu diesem Epigramm siehe auch oben S. 351.
576
M. BALLANCE, in: LIGHTFOOT, Amorium Excavations 1993 122 dachte an einen Propheten des Alten Testaments,
dem die Kirche geweiht war.
577
Vgl. M. BALLANCE, in: LIGHTFOOT, Amorium Excavations 1993 122.
578
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 123f.
579
Vgl. PLP # 11250–11252, 93775.
580
Zur Kombination von =Ą@A26 und =Ć5Ł vgl. z.B. Vers 3 des Epigramms auf dem Architrav im Museum von Ko-
motene (ĺ Nr. GR70): À: F:@A.:Aĵ:<? =Ć5Ł =<88ń 7.ă =Ą@A26.
581
„Vierzehnsilber“ begegnen manchmal in metrischen Siegellegenden (wenngleich vielleicht auch nur aus Zufall)
(z.B. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 62 [dort als doppelter Siebensilber gedeutet]) und in manchen postbyzanti-
nischen Inschriften (z.B. MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos, Nr. 133).
582
Vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 123; C.S. LIGHTFOOT, The Survival of Cities in Byzantine Anatolia: The
Case of Amorium. Byz 68 (1998) 67f.
583
Bei dieser Gelegenheit dürfte die ursprüngliche Basilika auch zu einer Kirche mit Tonnengewölbe umgebaut
worden sein, vgl. C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212; IVISON, Middle Byzantine
Sculptors 489f.
584
So C. MANGO, in: HARRISON, Amorium Excavations 1991 212.
585
Siehe unten S. 93.
586
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 151f.; WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 46.
606 Türkei (Nr. TR50–TR51)

inschriftlichen Befund vorgenommene Änderung zu :.7.6:<Ľ:A. in Vers 3 nicht notwendig.


Handelt es sich bei der Ergänzung vor =Ą@A26 um den Artikel, der sich auf das genannte Partizi-
pium in Vers 3 bezieht, dann ist [Ań] und nicht [Aą:] zu ergänzen. Dass das Wort vor CĈ8.A<A>2
im Akkusativ wiedergegeben ist, soll nicht störend sein, da es auch andere Beispiele (Siegelle-
genden) gibt, wo gleichzeitig Dativ und Akkusativ das Objekt zum Verbum darstellen, z.B.
¦0:Ă, @7Ā=<6? 92 @ń 1<Ĉ8Ł (2)(<)CĄ8Ł587 oder ¥>/.:A6:ń 92, 9þ>AB?, Ā<:A6 @7Ā=<6[?].588
Als besonderes volkssprachliches Phänomen haben die inschriftlich überlieferten Akkusative
! !  in Vers 3 zu gelten. Der für das Neugriechische typische Verlust des End-Ny
ist allerdings auch schon in Papyri zu finden.589 Das von den bisherigen Autoren der Inschrift
übersehene Wort nach =Ą@A26 (C! inscr.) in Vers 2 ist wohl als @<6 zu lesen,590 das auf
:.7<.6>:<Ľ:A6 in Vers 3 zu beziehen ist. Zur ungewöhnlichen Stellung des Wortes ist etwa
eine Stelle aus der Hymnographie zum Vergleich heranzuziehen: … à7*A2B2 =)@4? ­=4>2,.?
ļJ@.@5.6 A<ć? =,@A26 @<6 7.ă =I5Ł =><@A>*D<:A.?, 9)7.> 58<CI>2 49+A>62.591 Am Ende von
Vers 4 ist zu ž9.[>A49þAF:] zu ergänzen, um einen korrekten Zwölfsilber mit paroxytonem
Ende zu bilden.

HYLLARIMA ĺ MESEVLE

IKIZ ADA

Steinblock (205 × 30 cm), 13. Jh. ?: Kirche


Nr. TR51) Die im heute Bafa Gölü genannten Latmos-See in der ehemaligen byzantinischen
Provinz Karien gelegene Inselgruppe økiz Ada besteht aus zwei befestigten Inseln.592 Inmitten
der kleineren, westlich gelegenen, in byzantinischer Zeit auch Dyo Bunoi genannten593 Insel
befinden sich die Überreste einer dreischiffigen, zu einer Klosteranlage gehörenden Kirche.594
Oberhalb des Narthexeingangs ist ein Türsturz, der höchstwahrscheinlich ursprünglich als Teil
eines Altars diente,595 eingemauert; er gliedert sich in zwei Zonen: Während auf dem oberen
breiteren Streifen verschiedene Ornamente das Türsturzmotiv bilden,596 ist auf dem unteren
Streifen eine teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift abgemeißelt, deren Beginn durch ein
Kreuz markiert ist. Die Inschrift wurde höchstwahrscheinlich zu dem Zeitpunkt angebracht, als
der Stein als Türsturz seine neue Verwendung fand.597 Bereits Wiegand, der erste Editor, er-
kannte, dass es sich um eine metrische Inschrift handelt.598 Die Versenden sind jeweils durch
vier rautenförmig angeordnete Punkte markiert. Am Ende von Vers 3 ist vor den Punkten ein
kommaähnliches Zeichen angebracht. Auffallend sind auch die zahlreichen Ligaturen, die of-
fensichtlich dazu dienten, die Inschrift so sehr zu verkürzen, dass sie auf dem Türsturz Platz
fand. Das Wort (9<:).D(ą?) in Vers 4 setzt sich inschriftlich aus den übereinander stehenden

—————–
587
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 28.
588
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 129.
589
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 114, 549–551.
590
Eventuell könnte es sich auch um ein Omega mit nachfolgendem Iota handeln, doch würde dies in der Anlage des
Verses keinen Sinn ergeben.
591
Anal. Hymn. Gr. II 308,48–52 (SCHIRÒ).
592
Vgl. PESCHLOW, Latmos 666, 694f.
593
Vgl. RAGIA, Inscription 133, Anm. 5; PESCHLOW, Latmos-Region 191.
594
Zur Kirche PESCHLOW, Latmos 694f.; BUCHWALD, Lascarid Architecture 272–274. Das Kloster dürfte mit jenem
Männerkloster zu identifizieren sein, in das sich Nikephoros Blemmydes im Jahr 1230/31 zurückzog, vgl. JANIN,
Les églises et les monastères 223; PESCHLOW-BINDOKAT, Latmos 78f.
595
Vgl. BUCHWALD, Lascarid Architecture 273f.
596
Vgl. WIEGAND, Latmos 35.
597
Vgl. BUCHWALD, Lascarid Architecture 274 u. Anm. 55.
598
WIEGAND, Latmos 35.
Türkei (Nr. TR51) 607

Buchstaben Chi und Alpha mit einem Strich (Gravis ?) oberhalb des Chi zusammen,599 wofür es
auch andere Beispiele gibt.600
Wiegand datierte die Inschrift aufgrund schriftkundlicher Überlegungen in das 13. Jahrhun-
dert.601 Paläographische Gemeinsamkeiten mit dem langen, vom Beginn des 14. Jahrhunderts
stammenden Epigramm (ĺ Nr. TR76) am Außengesims des Pammakaristos-Parekklesions sind
durchaus gegeben.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

<ă Aį =.:þ0:Ł =.:A.:þ@@Ĭ .>5Ā:Ł,


1Ć9<: =><@þ0F 1Ń><: à2>F9Ā:<:,
7.ă 8Ĉ@6: .ßAŃ AŃ: ­9Ń: çC849þAF:,
<ß7A>ą? (9<:).D(ą?) 25Ć16<? <ß7ĀA4?.
——
1–4 cf. epigramma in cruce (hodie deleta) (s. XI ?) in urbe Rovito, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen
und Objekten der Kleinkunst, no. Me74: <ă Aį =.:þ0:Ł 94A>ă A<Ľ 2<Ľ Ć0<B | =><@Į;2 F:@A.:Aĵ:<?
2ß? =.5Ń: 8Ĉ@6:. 1 cf. e.g. Rom. Mel. hymn. LVI 17 (GROSDIDIER DE MATONS): 2<AI72 =.>5*:2,
=.:A):.@@.. 3 cf. e.g. v. 10 epigramm. in ecclesia SS. Trium (a. 1400/01) in urbe Kastoria, ed. RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 87: 8Ĉ@6: .ßAĮ@.6 {AŃ:} EBD67(Ń:) çC849þAF:.
——
2 à2>Ċ92:<: Wiegand.

Dir, der ganz reinen, allherrschenden Jungfrau,


stifte ich das Haus als Weihegeschenk
und bitte um Erlösung von meinen Sünden,
(ich,) der armselige Mönch Methodios, (dein) Diener.
Text: WIEGAND, Latmos 35, 37 (Schriftskizze).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 75 (Nr. 2269).– SOTERIOU,
:492ĵ. 67>Ħ? ¥@Ą.? 51 (Abb. 6 [Schriftskizze]), 52, Anm. 3, 93 u. Abb. 12 (Schriftskizze).– RHOBY, Structure
331 (v. 3).

Lit.: JANIN, Les églises et les monastères 224.– BUCHWALD, Lascarid Architecture 273f.– PESCHLOW, Latmos
695.– PESCHLOW-BINDOKAT, Latmos 78 (s.a. 77 [Abb. 106]).– KIRBY – MERCANGÖZ, Monasteries of Mt. Latros 74.–
PESCHLOW, Latmos-Region 191.– J.-P. SODINI, La sculpture byzantine (VIIe–XIIe siècles): acquis, problèmes et pers-
pectives, in: PENNAS – VANDERHEYDE, La sculpture byzantine 11, 27 (Abb. 1).– E. RAGIA, þA><?. Ƃ:. þ0:F@A<
9<:.@A67Ć 7Ā:A>< @A4 1BA67Ă 67>þ @Ą.. 2 82=A<92>Ă @D<86.@9Ć AF: 200>þCF: A<B .>D2Ą<B A4? 9<:Ă? 2<AĆ7<B
A<B AĈ8<B. Thessalonike 2008, 158f.

Abb.: LXXVI

Dem Epigramm ist zu entnehmen, dass die Kirche der Theotokos geweiht war. Der Stifter ist
der Mönch Methodios,602 der als Gegenleistung Erlösung von den Sünden erbittet (Vers 4).
Doch ist Methodios Stifter der gesamten Kirche oder nur des später hinzugefügten603 Narthex?
Die Wendung 1Ć9<: =><@þ0F 1Ń><: à2>F9Ā:<: in Vers 2 deutet wohl darauf hin, dass Metho-
dios als Stifter der gesamten Kirche zu identifizieren ist. Aufgrund von Vergleichsbeispielen
(andere in der Laskariden- und Post-Laskariden-Ära erbaute Kirchen) datierte Buchwald die
Kirche zwischen ca. 1250 und ca. 1265.604 Der Narthex dürfte allerdings nicht sehr viele Jahre
später angebaut worden sein, da offensichtlich die Erinnerung an Methodios, wenn dieser der
—————–
599
Vgl. WIEGAND, Latmos 38.
600
Etwa in einer Inschrift aus dem Jahr 1067 auf der Insel Euboia: KODER, Negroponte 151f.; s.a. N. OIKONOMIDES,
Abbreviations in Greek Inscriptions: Papyri, Manuscripts and Early Printed Books. Chicago 1974, 53. Zum Ver-
gleich heranzuziehen ist auch die paläographische Ausgestaltung von 9<(:.)D(Ń:) in Vers 4 des Türsturzepi-
gramms (ĺ Nr. TR94) der ehemaligen Kirche Koimesis Theotoku in Iznik.
601
WIEGAND, Latmos 38ff.
602
Zur Person PLP # 17616.
603
Vgl. BUCHWALD, Lascarid Architecture 273; WIEGAND, Latmos 40.
604
BUCHWALD, Lascarid Architecture 293.
608 Türkei (Nr. TR51–TR52)

Stifter der eigentlichen Kirche war, noch präsent war oder dieser vielleicht sogar noch lebte. Ist
der Narthex eine wesentlich spätere Hinzufügung und ist Methodios der Stifter nur dieses Teiles
der Kirche, dann könnten Narthex und Epigramm aus der Mitte der 1290er-Jahre stammen, als
das Latmos-Gebiet und andere Teile Westkleinasiens kurz unter der wiedererlangten byzantini-
schen Herrschaft unter Alexios Dukas Philanthropenos605 standen.606 In den Jahren vor der by-
zantinischen Rückgewinnung dürfte das Kloster von den Mönchen verlassen worden sein, da es
als Residenz der Witwe des Emirs von Menteúe diente.607
Das Epigramm besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen.
Peschlow-Bindokat notierte, dass das Epigramm „in Wortlaut und Inhalt“ eine „überra-
schende Verwandtschaft“ mit der Inschrift der Kirche auf der dem heutigen Ort KapÕkÕrÕ (antik
und byz. Herakleia) vorgelagerten Insel KapÕkÕrÕ Ada zeige.608 Aufgrund des schlechten Zustan-
des der in den Türsturz des Narthex der Klosterkirche eingeritzten Inschrift ist diese Behaup-
tung nicht mehr zur Gänze verifizierbar,609 man kann jedoch erkennen, dass ein gleichlautendes
Initium, nämlich <ă Aį =.:[… vorhanden ist,610 wodurch man davon ausgehen kann, dass auch
diese Kirche der Theotokos geweiht war.611 Aufgrund der Maße des Türsturzes kann man sogar
so weit gehen, die Vermutung anzustellen, dass am Türsturz der Kirche von KapÕkÕrÕ Ada viel-
leicht das gleiche Epigramm wie am Türsturz der Kirche von Ikiz Ada angebracht war. Eine
zeitliche Nähe der beiden Kirchen ist auf jeden Fall gegeben, da auch die Kirche auf KapÕkÕrÕ
Ada aufgrund architektonischer Charakteristika in das 13. Jahrhundert zu datieren ist.612

IKONION ĺ KONYA

IMBROS ĺ GÖKÇEADA

ISTANBUL

(*)Inschrift (verloren ?), 9. Jh.: ursprünglich im Kaiserpalast, später im Manganen-


viertel
Nr. TR52) H. Grégoire berichtet von einem ihm überlassenen Abklatsch einer Inschrift, die
im Manganenviertel gefunden wurde. Sie besteht aus 85 Buchstaben, ist über acht Zeilen ver-
teilt, wobei am Beginn eine Zeile verloren zu sein scheint. Sie war offensichtlich in nicht akzen-
tuierter Majuskel geschrieben, und außerdem befanden sich – der Skizze bei Grégoire nach zu
schließen – am Ende des Wortes 7>þA<B? zwei übereinander liegende Punkte, die darauf hin-
deuten, dass es sich um Verse handeln könnte. Die Inschrift dürfte in continuo geschrieben ge-
wesen sein; Lücken bestehen sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite des Grégoire
zur Verfügung gestandenen Teils.
Zu datieren ist die Inschrift aufgrund inhaltlicher Belange wahrscheinlich in die frühe Regie-
rungszeit des Kaisers Leon VI.

—————–
605
Zur Person PLP # 29752.
606
Zum historischen Kontext PLP # 29752; H.-V. BEYER, Die Chronologie der Briefe des Maximos Planudes an
Alexios Dukas Philanthropenos und dessen Umgebung. REB 51 (1993) 111–137; PESCHLOW, Latmos 655f.
607
Vgl. RAGIA, Inscription 134, Anm. [5].
608
PESCHLOW-BINDOKAT, Latmos 78; s.a. PESCHLOW, Latmos-Region 191.
609
Im August 2011 konnte ich die Inschrift in situ studieren.
610
Die von KIRBY – MERCANGÖZ, Monasteries of Mt. Latros 74, Anm. 70 aufgestellte Behauptung, dass von der In-
schrift überhaupt nichts mehr zu erkennen sei, stimmt somit nicht.
611
Vgl. PESCHLOW-BINDOKAT, Latmos 78; nach PESCHLOW, Latmos 694 beweist die Inschrift, dass die Kirche der
Parthenos Pantanassa geweiht war.
612
Vgl. PESCHLOW-BINDOKAT, Latmos 78.
Türkei (Nr. TR52) 609

Der fragmentarische Epigrammtext lautet wie folgt; die von Grégoire exempli gratia vorge-
nommenen Ergänzungen sind größtenteils im textkritischen Apparat angeführt:

[………………………………
÷@]=2> 70ĉ =Ħ? [……………]@2F:
16ý A<Ľ ž0[……………………
……] =><CĂA<B ř8Ą[. A<Ľ 2@/ĄA<B]
5 A<ĈA<B Aą: <å7<: ö? [………………]
.@Ą826<? Ü02[6>2: ……… ] 7>þA<B?
D>B[@Ċ@.? …… 2ß7Ć]@6: @2/.@9Ą.6?,
ï8.6? A<[………………………].
——–
2 [÷@]=2> supplevit Grégoire. [……………]@2F:: [2íABD<ĵ 12Ă]@2F: Grégoire. 3
ž0[……………………]: ž0[:<Ľ 7.ă =B>Ą:<B =><@AþA<B] Grégoire. 4 [……] statui: [52Ą<B] Grégoire.
ř8Ą[. vel ř8Ą[<B A<Ľ 2@/ĄA<B] supplevit Grégoire. 5 [………………] statui: [=><26=Ć:A6 @AĀC4] Gré-
goire. 6 Ü02[6>2: ……… ]: Ü02[6>2: :Aă A<Ľ] Grégoire. 7 D>B[@Ċ@.? …… 2ß7Ć]@6:: D>B[@Ċ@.? .íAą:
2ß7Ć]@6: Grégoire.

………………………………
wie auch ich jeder…………………
durch den ……………………
…… Propheten Elias, den Thesbiten.
5 Dessen Haus wie ………………
errichtete Basileios ……… der Herrschaft,
indem er vergoldete …… mit ehrwürdigen Bildern,
mit Materialien …………………………
Text: GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 11 (mit Schriftskizze), 15.

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 28.– LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 12).

Dem Inhalt der Inschrift ist zu entnehmen, dass es sich um ein Stifterepigramm handelt. Ein
Basileios (Vers 6) hat eine dem Propheten Elias (Vers 4) geweihte Kirche (Vers 5: <å7<?) errich-
ten und diese mit ehrwürdigen Bildern vergolden lassen (Vers 7), was wohl eine Anspielung auf
eine Ausstattung mit Mosaiken darstellt. Dass es sich bei Basileios um Kaiser Basileios I. han-
delt, beweist nicht nur das Wort 7>þA<B? am Ende von Vers 6, sondern auch eine literarische
Parallele: In der Vita Basilii aus der Feder des Konstantinos VII. Porphyrogennetos wird berich-
tet, dass Basileios im Kaiserpalastkomplex zwei Elias-Heiligtümer errichten ließ,613 nämlich ein
sehr schönes 2í7AĂ>6<: (Gebetshaus)614 und eine prächtige Kirche, die mit schön gefügten Mo-
saiken ausgestattet wurde.615 Auf die Kirche dürfte sich auch das Stifterepigramm beziehen,616
dessen Entstehungszeit durch die Regierungsdaten (867–886) des Basileios I. begrenzt ist. Basi-
leios’ Vorliebe für Elias könnte auf eine Legende zurückzuführen sein, nach der seiner Mutter
der Prophet im Traum erschien und seine zukünftige Herrschaft ankündigte.617 Darüberhinaus

—————–
613
Vgl. GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 12f.; JANIN, Constantinople byzantine 136f.; MÜLLER-WIENER, Bildlexi-
kon 233.
614
Theoph. Cont. lib. V (vita Basili) 300,19–21 (ŠEVýENKO): 7.ă ­: A<ĵ? AĮ? Š2>2Ą.? 1ÿ =<.>8.AĄ<6? A<Ľ .íA<Ľ
=><CĂA<B ř8Ą<B à2>ą: 2í7AĂ>6<: ­1<9Ă@.A<, <í12:ą? AŃ: ¡88F: ­: 7þ8826 7.ă ö>.6ĆA4A6 7>6:Ć92:<: 12ĈA2><:.
615
Theoph. Cont. lib. V (vita Basili) 282,13–18 (ŠEVýENKO): ±@A6 0ý> 2í5ć? 7.Aý Aą =>ą? :.A<8ý? AŃ: :.7AI>F:
9*><? 7.A.@72B.@52ă? ř86<Ľ Ań 2@/,AĬ :.I?, <í Aý ­:Aą? 9I:<: =)@4? :)=82F? =<8BA282,.? 7.ă ö>.6IA4A<?,
88’ Ü14 7.ă Aý ­7AI? ¡:F52: 0ý> Aą @A*0<? ¢=.: D>B@ń 7.A28)9=2A<, ­7 E4C,1F: 2ó ¾>9<@9*:F: ¢=.:
@B:2@A47I?, …
616
Vgl. GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 13.
617
Theoph. Cont. lib. V (vita Basili) 32,16–25 (ŠEVýENKO); s.a. Ios. Gen. 77,83–85 (LESMUELLER-WERNER –
THURN); vgl. dazu G. MORAVCSIK, Sagen und Legenden über Kaiser Basileios I. DOP 15 (1961) 59–126, hier
90f.; GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 12.
610 Türkei (Nr. TR52–TR53)

ist in einem Scholion zu De cerimoniis zu lesen, dass Basileios das Fest des Propheten Elias
erneuern ließ.618
Für Grégoire könnte Leon VI. (der Weise), Basileios’ Sohn, der Autor der Verse sein, 619 der
dem Propheten ebenfalls große Wertschätzung entgegenbrachte.620 Dieser wäre dann auch der
Sprecher (Vers 2: 70ĉ) der ersten Epigrammhälfte. Unter Kaiser Konstantinos Monomachos
könnte der Stein anlässlich der Gründung des Georgios-Klosters ins Manganenviertel,621 wo er
später dann auch gefunden wurde, gelangt sein.622
Das Epigramm muss ursprünglich aus zumindest acht Versen bestanden haben. Es handelt
sich um grundsätzlich prosodische Zwölfsilber, doch im erhaltenen Teil von Vers 2 sind gleich
mehrere Verstöße feststellbar: 16ý A<Ľ ž0[… ist am Beginn des Verses nicht nur prosodielos,
sondern verursacht auch einen Hiat. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Inschrift falsch
transkribiert wurde. Der bei Grégoire abgedruckten Schriftskizze nach zu schließen, folgen die
drei Wörter unmittelbar auf …]@2F:, was eine Genitiv-Plural-Endung darstellen könnte. Ist das
der Fall, würde Vers 2 proparoxyton enden.

Inschrift, 10. Jh.: Hippodrom, gemauerter Obelisk


Nr. TR53) Auf der nach Osten weisenden Basisseite des vielleicht schon am Ende des 4.
Jahrhunderts errichteten623 gemauerten Obelisken (Örme Dikilitaú) auf dem Gelände des ehema-
ligen Hippodroms624 ist eine über sechs Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift
eingeritzt. Die Abfolge der Buchstaben ist teilweise von Beschädigungen unterbrochen; beson-
ders schlecht erhalten sind die ersten beiden Zeilen der Inschrift, da der Stein an dieser Stelle
teilweise abgerieben bzw. abgeschlagen ist. Dass es sich bei der Inschrift um ein Epigramm
handelt, ist leicht zu erkennen, da pro Zeile je ein Vers angebracht ist. Hinter dem letzten Wort
der Inschrift sind drei übereinander liegende Punkte eingeritzt. Die klar gezeichneten Buchsta-
ben weisen ebenso wie der noch zu erörternde Inhalt des Epigramms auf eine Datierung um die
Mitte des 10. Jahrhunderts.
Der Epigrammtext ist nicht nur inschriftlich, sondern auch handschriftlich auf uns gekom-
men. Er wurde von einem Anonymus des 16. Jahrhunderts neben anderen Inschriften in Kon-
stantinopel aufgezeichnet; dieser Bericht ist im Cod. Vind. hist. gr. 98 überliefert.625 Die In-
schrift findet man auch im Cod. Par. gr. 1384 (s. XII),626 nämlich innerhalb von Fragmenten
byzantinischer Rechtstexte, weiters im Cod. Marc. gr. XI 32 (s. XVI), fol. 6r.627
Der Epigrammtext ist wie folgt wiederzugeben:

!ą A2A>[þ=82B><:] 5.Ľ9. AŃ: 92A.>@ĄF:


D>Ć:Ł [C5.>ÿ: :Ľ:] F:@A.:Aĵ:<? 12@=ĆA4?
<ô ņF9[.:]ą? =.ĵ? 1Ć;. AĮ? @74=A<BDĄ.?
7>2ĵAA<: :2[<]B>02ĵ [AĮ? =þ]8.6 52F>Ą.?
5 è 0ý> 7<8<@@ą? 5[þ9]/<? Ý: ­: Aį ņĆ1Ł
7.ă D.87ą? <ôA<? 5þ9/<? ­@Aă: ­:5þ12.
—————–
618
A. VOIGT, Le livre des cérémonies, I. Paris 1935, 106 app.
619
GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 14.
620
Vgl. P. MAGDALINO, Basil I, Leo VI, and the feast of the Prophet ElƋah. JÖB 38 (1988) 193–196 (= DERS., Stu-
dies on the History and Topography of Byzantine Constantinople [Variorum Collected Studies Series CS 855].
Aldershot – Burlington 2007, VI).
621
Zum Kloster MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 136–138.
622
GRÉGOIRE, Hellenica et Byzantina 15.
623
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 65; MANGO, Studies on Constantinople X 18.
624
Zum Hippodrom zuletzt G. DAGRON, L’hippodrome de Constantinople. Jeux, peuple et politique (Bibliothèque
des histoires). o.O. [Paris] 2011.
625
Zum Codex siehe unten S. 614, 662.
626
Vgl. OMONT, Inventaire II 34.
627
Zum Codex E. MIONI, Bibliothecae Divi Marci Venetiarum Codices Graeci Manuscripti, III (Indici e Cataloghi
n.s. VI/III). Rom 1974, 165–167.
Türkei (Nr. TR53) 611

——
1–6 cf. epigramm. (ca. a. 390) in obelisco Theodosii in hippodromo Cpl., ed. CIG IV 280 (no. 8612, cf.
MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 62 [no. IV]) = Anth. Pal. IX 682 (BECKBY): Ą<:.
A2A>þ=82B><: 2ă D5<:ă 72Ą92:<: ¡D5<? | 9<Ľ:<? :.@AĮ@.6 2B1Ć@6<? /.@682ć? | A<89Ă@.? >Ć78Ł
­=27Ā782A< 7.ă AĆ@<? ±A4 | 7ĄF: ½28Ą<6? ­: A>6.7<:A.1Ĉ<. 1 cf. Nic. Chon. hist. 648,44 (VAN DIETEN) (de
columna „Anemodulion“ in urbe Cpl.): !ą 1ÿ A2A>þ=82B><: D.87<Ľ: 94Dþ:49. 92AĀF><: :./.ĵ:<: … 1
et 5–6 cf. vv. 1–3 epigramm. (s. V/VI) in ecclesia S. Theodori in urbe Gerasa, ed. CIG IV 306 (no. 8655)
(= MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 354 [no. 21/23/03]): þ9/<? è9<Ľ 7.ă 5.Ľ9.
=><2>D<9Ā:<6@6: ­AĈD54: | =Ħ: 0ý> 7<@9Ą4? 8Ā8BA.6 :ĀC<? :Aă 1ÿ 8Ĉ94? | AĮ? =><AĀ>4? =þ:A4 92 2<Ľ
Dþ>6? 9C6/Ā/472:. 1 cf. v. 1 epigramm. in turri (hodie in urbe Maglie) (ĺ no. IT8): !ą =2>67.88ÿ? ïE<?
[AŃ: 92]A.>@ĄF:. 4 cf. v. 4 epigramm. in ecclesia S. Mami in urbe Kato Potamia in insula Naxo (ĺ no.
GR96): [A<ĽA<:] (sc. 1Ć9<: [i.e. ecclesiam]) :2<[B>02ĵ 7.ă] =>ą? [……] 7>2Ą[A]A[<:.]; cf. etiam v. 9 epi-
gramm. (hodie deleti) (a. 1197) in porta Charisii Cpl. (i.e. SulukulekapÕ), ed. MEYER-PLATH – SCHNEIDER,
Landmauer 137: .ó56? :2<B>02ĵ 7=ă Aą 7>2ĵAA<: CĀ>26.628
——
1 Tò omisit Gyllius. A2A>þ=82B><: legit Gyllius. " Dallaway. 5.B9þAF: Gyllius. 2 C5.>ÿ: legit
Gyllius. :Ľ: legit Gyllius. [:Ľ:] F:@A.:Aĵ:<?: & !! " Gruterus, Du Cange, Dallaway,
F:@A.:Aĵ:<? :Ľ: Konstantios, Zachariae, Wulff, Janin, Paul. 3 <ô: <í Gyllius,  Wheler – Spon, Smith,
è CIG, Epigr. Anth. Pal. & legit Dousa: ļ<9.:ą? Gyllius, &" Wheler – Spon, Smith,
źF9.:<Ľ CIG, Epigr. Anth. Pal.  Dallaway. @74=A<BDĄ.?: @74=A<BDĀ.? Gyllius, !"$
Smith, !" Dallaway. 4 7>2ĵAA<:: 7>2ĄAAF: Gyllius, !& Dallaway. :2<B>02ĵ AĮ?
=þ8.6 legit Gyllius (:2<B>02ĄA4?). =þ8.6:  Dallaway. & Wheler – Spon. 5 7Ć8<@@<?
Gyllius. 5þ9/<? legit Gyllius. 6 D.87ą?:  Dallaway, D.87<Ľ? Lampros. <ôAF? Janin.

Das vierseitige Wunder der Lüfte,


das mit der Zeit zerstört war, erneuert jetzt der Herrscher Konstantinos,
dessen Sohn Romanos Ruhm der Herrschaft (ist),
besser als das einstige Aussehen.
5 Denn der Koloss war Gegenstand des Staunens auf Rhodos
und dieses Erz ist Gegenstand des Staunens hier.
Text: P. GYLLIUS, De topographia Constantinopoleos, et de illius antiquitatibus. Lyon 1562, 88f.– DOUSA, De iti-
nere suo 39.– GRUTERUS, Inscriptiones I, CLXXXVI (Nr. 1 [mit lat. Übers.]).– C. DU FRESNE DU CANGE, Constanti-
nopolis Christiana […]. Paris 1680 (Reprint Brüssel 1964), II, 1 (Nr. XI) (p. 105f. [mit lat. Übers.]).– WHELER –
SPON, Journey 185 (mit engl. Übers.).– SMITH, Opuscula 98.– DALLAWAY, Constantinople 69, Anm. e.– KONSTANTI-
OS, F:@A.:A6:6þ? 64.– CIG IV 327 (Nr. 8703).– Th. MOMMSEN, Inscriptiones Asiae, provinciarum Europae Grae-
carum Illyrici Latinae (= Corpus Inscriptionum Latinarum III,1). Berlin 1873 (Reprint 1958), 138.– Epigr. Anth. Pal.
III. 265 (mit lat. Übers.).– WULFF, Sieben Wunder von Byzanz 321.– Sp. LAMPROS, 4926Ċ9.A. =2>㠝>D.ĄF:
®884:67Ń: ­=60>.CŃ:.  2 (1905) 33.– JONES, Inscriptions 44f. (mit engl. Übers.).– JANIN, Constantinople byzantine
193 (mit franz. Übers.).– PAUL, Dichtung auf Objekten 243 (Nr. 12).– Der Epigrammtext aus dem Cod. Vind. hist. gr.
98 ist ediert bei FOERSTER, De antiquitatibus 15, jener aus dem Cod. Par. gr. 1384 bei ZACHARIAE, Fragmenta 20 u.
Anm. 10, und jener aus dem Cod. Marc. gr. XI 32 bei K. KYRIAKOU, à à@A<>49Ā:<6 D>4@9<ă A<Ľ Ā<:A<? OŅ A<Ľ
<C<Ľ. $26>Ć0>.C4 =.>þ1<@4 7.ă ­71Ć@26? 7.Aý A<ć? Ņ–Ņ .ßŃ:.?. Athen 1995, 189 (Nr. 20/).

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 62f. (Nr. V).– MANGO, Inscription 412, Anm. 9.– RESTLE,
Istanbul 350.– MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 65.– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 95 (Nr. 90).– A. ACCONCIA LON-
e
GO – A. JACOB, Une anthologie salentine du XIV siècle: le Vaticanus gr. 1276. RSBN n.s. 17–19 (1980–1982) 196f.–
MANGO, Studies on Constantinople X 20.– MANGO, Epigraphy I 242, 246; II 144 (Taf. 29).– LAUXTERMANN, Byz.
Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 342 (Nr. 38).– FEISSEL, Chroniques 320 (Nr. 1056).– RHOBY, Epigramme auf
Fresken und Mosaiken 384.– MAGDALINO, Cultural Change 32.– M. D’AMBROSI, B3.:A6:þ 31 (2011) 10, Anm. 3.

Abb.: LXXVII

—————–
628
Das Epigramm (Incipit: 8Ć:<6, @=.>.09<ă 7.ă C<Cý 9.7>Ń: D>Ć:F:) ist heute nicht mehr erhalten (vgl.
ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 177); es ist nur in zwei aus byzantinischer Zeit stammenden Codices auf uns
gekommen (vgl. MERCATI, Collectanea Byzantina II 220f., 224f.) und war daher den Richtlinien der Reihe „By-
zantinische Epigramme in inschriftlicher Überlieferung“ (vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 50)
zufolge nicht aufzunehmen.
612 Türkei (Nr. TR53–TR54)

Das Epigramm berichtet über die Erneuerung des durch die Zeit mitgenommenen, wahr-
scheinlich bereits unter Theodosios errichteten629 Obelisken durch den Herrscher Konstantinos
und dessen Sohn Romanos.630 Durch die Nennung der beiden – es kann sich nur um Konstanti-
nos VII. Porphyrogennetos und seinen Sohn Romanos, den späteren Kaiser Romanos II., han-
deln631 – können die Verse in den Zeitraum 945–959 datiert werden; im Jahr 945 wurde Roma-
nos zum Mitkaiser gekrönt,632 im Jahr 959 starb Konstantinos VII.633 In Vers 6 ist zu erfahren,
dass der Obelisk mit Erz(platten) bedeckt war,634 die ihn somit ebenso wie den berühmten Ko-
loss von Rhodos, eines der sieben Weltwunder der Antike, zu einem „Gegenstand des Staunens“
(Vers 5) machten.
Als Vorbild für das Epigramm könnten die im Testimonienapparat zitierten elegischen Disti-
cha auf dem zweiten, ebenfalls im Hippodrom aufgestellten Obelisken des Theodosios gegolten
haben.635 Die Annahme Wulffs, Konstantinos Rhodios als Autor der Verse zu identifizieren,636
kann kaum richtig sein,637 da dieser zum Zeitpunkt der Abfassung wohl eher nicht mehr lebte;
sein Todesjahr wird mit „nach 944“ bzw. „nach 931“ angegeben.638 Der inschriftliche Befund
des Epigramms unterscheidet sich von jenem im Cod. Vind. hist. gr. 98 insofern, als in Vers 3
ņF9.:ą? =.ĵ? 1Ć;. anstatt =.ĵ? źF9.:ą? 1Ć;4? überliefert ist. Im Cod. Marc. gr. XI 32 ist in
Vers 2 9Ć:<? anstatt :Ľ: überliefert, womit der Vers 13 Silben umfasst. In Vers 5 hingegen ist
im venezianischen Codex das Verbum Ý: ausgelassen.
Die Verse sind dadurch bemerkenswert, dass sie zu den wenigen erhaltenen Epigrammen
gehören, die auf einem säkularen Objekt angebracht und profanen Inhalts sind.639
Das Epigramm besteht aus sechs prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen.640 Sie werden von jemandem im literarisch umtriebigen Umfeld des Konstantinos
VII. verfasst worden sein.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: In Vers 1 ist die proparoxytone Betonung vor B5
zu notieren. 92Aþ>@6. in Vers 1 in der Bedeutung „Himmel“ (Pl.) ist auch an anderer Stelle be-
legt.641 Das in den Versen 5 und 6 verwendete Nomen 5þ9/<? bedeutet eigentlich „Staunen“, ist
aber – wenngleich spärlich – auch an anderer Stelle, so in der im Testimonienapparat zitierten
Inschrift aus Gerasa, als „Gegenstand des Staunens“ attestiert.642

*Inschrift (verloren), 12. Jh. oder früher ?


Nr. TR54) Im Cod. Par. gr. 1384 (s. XII) ist inmitten von Fragmenten byzantinischer
Rechtstexte nicht nur das Epigramm auf dem gemauerten Obelisken (ĺ Nr. TR53) überliefert,

—————–
629
Vgl. JONES, Inscriptions 45.
630
Zu ähnlich aufgebauten Epigrammen siehe RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
631
Vgl. JONES, Inscriptions 45.
632
A. K[AZHDAN], Romanos II. ODB 3, 1806f.
633
MANGO, Studies on Constantinople X 20 grenzte den Entstehungszeitraum auf die Jahre 948–959 ein.
634
MANGO, Studies on Constantinople X 20 stellte richtigerweise fest, dass die Bronzeplatten nicht erst bei der
Renovierung angebracht worden waren. Die Platten wurden offensichtlich von den Kreuzfahrern ebenso wie an-
dere Metalle abgenommen, wie Niketas Choniates (in dem ihm zugeschriebenen Abschnitt De Signis) berichtet
(Nic. Chon. hist. 647–655 [VAN DIETEN]); vgl. T. PAPAMASTORAKIS, Interpreting the De Signis of Niketas Choni-
ates, in: A. SIMPSON – St. EFTHYMIADIS (Hg.), Niketas Choniates. A Historian and a Writer. Genf 2009, 209–223
(mit ält. Lit.); s.a. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 67f.
635
Zu diesem Obelisken A. C[UTLER], Obelisk of Theodosios. ODB 3, 1509; MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 65;
JONES, Inscriptions 43f; s.a. L. SAFRAN, Points of View: the Theodosian Obelisk Base in Context. GRBS 34
(1993) 409–435.
636
WULFF, Sieben Wunder von Byzanz 321; s.a. BERGER, Kedrenos 241f.
637
S.a. G. DOWNEY, Constantine the Rhodian: His Life and Writings, in: K. WEITZMANN (Hg.), Late Classical and
Mediaeval Studies in Honor of A.M. Friend, Jr. Princeton 1955, 220f.
638
Vgl. JAMES, Constantine of Rhodes 131; A. K[AZHDAN], Constantine of Rhodes. ODB 1, 506.
639
Vgl. MANGO, Epigraphy I 242; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 57–59.
640
Vgl. JONES, Inscriptions 45.
641
Vgl. L s.v. 92Aþ>@6<? A.1.a.
642
Vgl. LSJ s.v. 2, L s.v.
Türkei (Nr. TR54) 613

sondern auch eine weitere Inschrift, die ebenfalls als Epigramm zu identifizieren ist.643 Es han-
delt sich wahrscheinlich um sechs Verse, die Kaiser Basileios II. und seinen Bruder Konstanti-
nos VIII. nennen. Deren Regierungszeit stellt somit den terminus post quem für die Datierung
des Epigramms dar. Wo die Verse – höchstwahrscheinlich in Konstantinopel – angebracht wa-
ren, wird im Codex nicht erwähnt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

4A2ĵ?, è1ĵA., AĄ? A.ĈA4? AĮ? =Ć82F?


[………………………………]
8.9=>Ń? ­7.6:<Ĉ>04@2: 2ß? 0Į: =2@<Ľ@.:;
.@Ą826<? 7>þA6@A<? <B80.><7AĆ:<?
5 è =<>CB><0Ā::4A<? 7.ă źĊ94? ¡:.;
±DF: 128Cą: F:@A.:Aĵ:<: 12@=ĆA4:.
—–
1 cf. v. 1 epigramm. in columna prope urbem Athenarum (ĺ no. GR28): 4A2ĵ? 9.52ĵ:, è1[ĵA.], AĆ:12
Aą: A>Ć=<:. 3–6 cf. vv. 4–5 epigramm. (hodie deleti ?) in urbe Karacaköy (ĺ no. TR97): .ó56? :<>5<ĵ
.@Ą826<? 12@=ĆA4? | @ć: F:@A.:AĄ:Ł .íA.1Ā8CŁ Ań :ĀŁ.
—–
2 lacunam statui.

Du suchst, Wanderer, wer dieser Stadt


………………………………
strahlend erneuerte, die zu Boden gestürzt war?
Basileios, der mächtige Bulgarentöter,
5 der purpurgeborene und Herr Roms,
der den Herrscher Konstantinos zum Bruder hat.
Text: ZACHARIAE, Fragmenta 19, Anm. 10.

Das Epigramm eröffnet mit dem für Stifterverse typischen Beginn 4A2ĵ?. Zum Vergleich
heranzuziehen ist etwa das aus dem 12. Jahrhundert stammende Stifterepigramm (ĺ Nr. GR79)
der Kirche Hagios Barnabas bei Luros, das mit den Worten 4A2ĵ? 9.52ĵ:, ¡:5>F=2, AĄ? é:=2>
/8Ā=26?. Hier wird jedoch nicht ein ¡:5>F=<? oder ein 52.AĂ?644 angesprochen, sondern ein
è1ĄA4?, womit der an der Inschrift vorbeikommende Wanderer gemeint ist. In der für Stifterepi-
gramme dieser Art typischen Formulierung wird von etwas gesprochen, das zu Boden gesunken
ist, das aber auf strahlende Weise erneuert wurde.
Die zweite Hälfte des Epigramms ist dem Erneuerer bzw. Stifter gewidmet. Es handelt sich
um Kaiser Basileios II., der hier mit seinem bekannten Epitheton <B80.><7AĆ:<? geschmückt
ist. Auch sein Bruder, der spätere Kaiser Konstantinos VIII., wird erwähnt, der schon im Jahr
962 zum Mitkaiser seines Vaters Romanos II. gekrönt worden war.645 Da die Verse die beiden
Kaiser nennen, werden sie wohl auf einem öffentlichen Bau angebracht gewesen sein. Am ehes-
—————–
643
Bei strenger Auslegung der für die Reihe „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher Überlieferung“ geltenden
Richtlinien hätte das folgende Epigramm nicht aufgenommen werden dürfen, da seine Existenz nicht durch nach
dem Jahr 1500 datierende Zeugnisse belegt ist (vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 50). Da je-
doch das im Codex ebenfalls angeführte Epigramm auf dem Obelisken im Hippodrom noch in situ vorhanden ist,
kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass auch die folgenden Verse tatsächlich inschriftlich angebracht wa-
ren. Nicht aufgenommen wurde hingegen das Grabepigramm auf Basileios II., das in zahlreichen Handschriften
überliefert ist (vgl. MERCATI, Collectanea II 226–234; ASDRACHA, Inscriptions III 310–316; zuletzt P. STEPHEN-
SON, The Tomb of Basil II, in: HOFFMANN, Zwischen Polis, Provinz und Peripherie 227–238; RAPP, Death at the
Byzantine Court 278f.); ob die Verse aber auch wirklich auf dem in der Kirche Hagios Ioannes Theologos in
Hebdomon (vgl. KÜLZER, Ostthrakien 393) befindlichen Grab des Basileios II. angebracht waren, kann nicht be-
stimmt werden, auch wenn die Überschriften in den Handschriften und sonstige Überlegungen dies nahelegen.
Die Existenz der Inschrift ist auch bezeugt durch Georgios Pachymeres (I 175,25f. FAILLER).
644
Vgl. z.B. Vers 1 des aus dem 13. Jh. stammenden Epigramms auf dem byzantinischen Turm bei Durrës (ĺ Nr.
AL2): .5Ċ:, 52.Aþ, AĄ? è =Ă;.? ­7 /þ5>F:.
645
Vgl. C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Constantine VIII. ODB 1, 503f.
614 Türkei (Nr. TR54–TR55)

ten denkt man dabei an die Stadtmauern von Konstantinopel oder einen damit verbundenen
Turm. Eine prosaische Bauinschrift, die Basileios und Konstantinos nennt, ist etwa auf Turm
Nr. 36 angebracht.646 Die in Vers 3 angeführte Erneuerung des zu Boden gesunkenen Etwas
könnte in Zusammenhang stehen mit Renovierungsarbeiten nach dem Erdbeben von 1010/12.647
Einen Schlüssel zur Datierung des Epigramms stellt auch Basileios’ Beiwort <B80.><7AĆ:<?
dar: Da das Wort als Epitheton des über die Bulgaren siegreichen Basileios sonst nicht vor dem
(späten ?) 12. Jahrhundert belegt ist,648 deutet vieles darauf hin, dass Epigramm und die darin
beschriebenen Taten nicht zeitgleich sind. Sind die genannten Renovierungsmaßnahmen und die
Verse jedoch zeitgleich, dann wäre das Beweis dafür, dass Basileios II. schon zu Lebzeiten
<B80.><7AĆ:<? genannt worden wäre.
Das Epigramm muss ursprünglich mehr als die im Codex überlieferten fünf Zwölfsilber um-
fasst haben. Aus syntaktischen Gründen ist es sehr wahrscheinlich, dass zwischen den Versen 1
und 3 ein weiterer Vers ausgefallen ist. Es fehlt nämlich – wie auch schon Zachariae richtig
erkannte649 – ein feminines Nomen im Akkusativ, mit dem das Partizip =2@<Ľ@.: übereinge-
stimmt ist. Dieses im fehlenden Vers 2 vermutete Nomen hat jenes Objekt beschrieben, das
durch Basileios und Konstantinos erneuert wurde. Die Binnenschlüsse des Epigramms sind
korrekt gesetzt; auffallend ist die hohe Anzahl von Binnenschluss B7, der dreimal (Verse 3, 4 u.
5) vorkommt. Aufgrund zahlreicher prosodischer Verstöße (z.B. lange siebente Silbe und kurze
zehnte Silbe in Vers 1) sind die Zwölfsilber als prosodielos einzustufen. Zu notieren ist auch der
für den jambischen Trimeter byzantinischer Ausformung seltene proparoxytone Versschluss in
Vers 1.

Inschrift, 12. Jh.: Forum Constantini, Säule des Kaisers Konstantinos I.


Nr. TR55) Im Jahr 328 wurde in der Mitte des Forum Constantini (heute an der Yeniçeriler
Caddesi bei der Straßenbahnstation Çemberlitaú) die aus neun Porphyrtrommeln bestehende
Konstantinssäule errichtet, an deren Spitze ein Standbild des Kaisers in der Gestalt des Helios
angebracht war. Nachdem die Säule in den darauffolgenden Jahrhunderten schon mehrere klei-
nere Schäden erlitten hatte, stürzte bei einem Unwetter im Jahre 1105/06 die Konstantinsstatue
zu Boden.650 In einer anonymen Beschreibung von Monumenten in Konstantinopel aus dem 16.
Jahrhundert, die im Konvolut des Ioannes Malaxos651 bzw. im Cod. Vind. hist. gr. 98, fol. 1r–7r
überliefert ist,652 wird erstmals von einem aus zwei Versen bestehenden Epigramm auf dieser
Säule berichtet. Darüberhinaus sind die Verse auch im Cod. Vat. Reg. Suec. gr. 166, fol. 214v
(s. XVI) angeführt.653 Heute ist das die Säule unterhalb der Kapitellkonstruktion in einer Höhe

—————–
646
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer 129 (Nr. 23); vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 154.
647
Zum Erdbeben AMBRASEYS, Earthquakes 259; s.a. GUIDOBONI – COMASTRI, Catalogue 20f.; MÜLLER-WIENER,
Bildlexikon 293.
648
Vgl. LBG s.v.; P. STEPHENSON, The Legend of Basil the Bulgar-Slayer. Cambridge 2003, 92–94, 136; C.M.
B[RAND] – A. C[UTLER], Basil II. ODB 1, 261. Auch der Titel mit <B80.><7AĆ:<? der nur handschriftlich über-
lieferten Grabverse des Basileios II. ist natürlich nicht zeitgenössisch, sondern ist nur in einer Handschrift aus
dem Jahr 1374, dem Cod. Bibl. Ambr. A 78 inf., belegt (vgl. A. TURYN, Dated Greek Manuscripts of the Thir-
teenth and Fourteenth Centuries in the Libraries of Italy. Urbana u.a. 1972, ǿ 239f.), ed. MERCATI, Collectanea
Byzantina II 230: AĄD<6 ­=6AþC6<6 2ß? Aą: AþC<: 7B><Ľ .@682Ą<B A<Ľ <B80.><7AĆ:<B (<B>0.><7AĆ:<B cod.)
7.ă /.@68ĀF?. In Parenthese sei erwähnt, dass in einer Athener Handschrift des 15. Jh.s (?) (EBE 798, fol. 30 [33])
<B80.>0<D5Ć:<? als Bezeichnung des Basileios II. überliefert ist, was noch genauerer Überlegung bedarf (für
den Hinweis auf diesen Beleg danke ich Emmanuel Moutafov).
649
ZACHARIAE, Fragmenta 19f., Anm. 10.
650
Dass auch drei Säulentrommeln zu Boden gestürzt seien (MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 255; s.a. KÜLZER, Ost-
thrakien 466), ist nach MANGO, Constantinopolitana 312 nicht bewiesen. DALLAWAY, Constantinople 112f. wollte
die Beschädigung der Säule auf ein Erdbeben im Jahr 1150 zurückführen, doch ist für dieses Jahr bzw. die voran-
gegangenen und nachfolgenden Jahre kein Erdbeben in Konstantinopel belegt, vgl. AMBRASEYS, Earthquakes.
651
Vgl. SCHREINER, John Malaxos 209; LAUXTERMANN, Description 270ff.
652
Zum Codex HUNGER, Katalog I 107 und die bei LAUXTERMANN, Description 271, Anm. 5 zitierte Literatur.
653
Zum Codex STEVENSON, Codices 112–114.
Türkei (Nr. TR55) 615

von ca. 30 Meter umlaufende,654 in akzentuierter Majuskel ausgeführte Epigramm noch fast
vollständig erhalten.655 Fehlende Buchstaben dürften auf moderne Restaurierungsarbeiten zu-
rückzuführen sein. Dass die Verse auch in neuzeitlichen Reiseberichten mehrfach Erwähnung
finden, bedeutet nicht, dass sie trotz der Höhe der Säule vom Boden aus lesbar waren, da sie
etwa Wheler – Spon nur mit Hilfe eines „prospective glass“ entziffern konnten.656 Es ist aller-
dings gut möglich, dass in byzantinischer Zeit die Inschrift durchaus lesbar war, da noch heute
Halterungslöcher für die Bleiauslegung der Buchstaben zu erkennen sind.
Zu datieren ist das Epigramm aus noch darzulegenden Gründen um die Mitte bzw. in die
zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts. Dafür sprechen auch paläographische Indizien.657
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[!ą 5]2ĵ<: ±>0<: ­:5þ12 C5.>ÿ: D>Ć:Ł


7.6:<ĵ .:<BĂ8, [2]í@2/ā? .íA<7>þAF[>].
——
1  Wheler – Spon. 2  scripsit Chishull:  inscr., Muratori, Konstantios, 
Dousa, Smith, C Spon – Wheler,  Wheler – Spon,  Dallaway, 7.6:2ĵ Janin. 2í@2/ā?
legerunt alii. .íA<7>þAF> legerunt alii.

Das göttliche Werk hier, das durch die Zeit zerstört ist,
erneuert Manuel, frommer Selbstherrscher.
Text: DOUSA, De itinere suo 39.– SPON – WHELER, Voyage d’Italie III 102f. (mit franz. Übers.).– SPON – WHE-
LER, Voyage d’Italie I 386 (mit franz. Übers.), s.a. 174.– WHELER – SPON, Journey 190.– SMITH, Opuscula 101.– L.A.
MURATORI, Novus Thesaurus veterum inscriptionum […], I. Mailand 1739, CCLXVIII (Nr. 4 [mit lat. Übers.]).– E.
CHISHULL, Travels in Turkey and back to England. London 1747, 44.– DALLAWAY, Constantinople 113, Anm. e (Nr.
2).– KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 58.– DÉTHIER, 2>ă A<Ľ =<>CĈ><B 7Ą<:<? 28 u. Taf. Ņ (Nr. 6 [Schriftskizze])
(nach p. 24).– CIG IV 363 (Nr. 8790).– Epigr. Anth. Pal. III 279 (mit lat. Übers.).– JANIN, Constantinople byzantine
80 (mit franz. Übers.).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 96 (Nr. 93).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosai-
ken 384.– DRPIû, Kosmos of Verse 21.– Der Epigrammtext aus dem Cod. Vind. hist. gr. 98 ist ediert bei FOERSTER,
De antiquitatibus 14.– PREGER, Inscriptiones Graecae metricae 85 (Nr. 101).– Der Epigrammtext aus dem Cod. Vat.
Reg. Suec. gr. 166 ist ediert bei STEVENSON, Codices 114.

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 62 (Nr. II.).– MANGO, Constantinopolitana 307.– RESTLE,
Istanbul 352.– MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 255.– SCHREINER, John Malaxos 209.– MAGDALINO, Cultural Change
32.– RHOBY, Meaning 746f.

Abb.: LXXVIII–LXXX

Das Epigramm stellt eine traditionelle Renovierungsinschrift dar.658 Das durch die Zeit mit-
genommene „göttliche Werk“, d.h. die Säule, wurde wieder erneuert. Während der Anonymus
des 16. Jahrhunderts berichtet,659 dass der im Epigramm genannte Manuel der Sohn des Michael
VIII. Palaiologos sei, steht für alle anderen selbstverständlich fest,660 dass es sich bei dem in
Vers 2 genannten „Selbstherrscher“ Manuel nur um Kaiser Manuel I. handeln kann (reg. 1143–
—————–
654
Vgl. DÉTHIER, 2>ă A<Ľ =<>CĈ><B 7Ą<:<? 27f.; SMITH, Opuscula 112; s.a. MANGO, Byzantine Inscriptions of
Constantinople 62. Die ungefähre Lage der Inschrift ist auf einer aus dem Jahr 1574 stammenden Zeichnung der
Säule in der Library of Trinity College, Cambridge, zu erkennen, vgl. MANGO, Constantinopolitana 307, 308
(Abb. 1); s.a. C. MANGO, Constantine’s Porphyry Column and the Chapel of St. Constantine. $ IV 10
(1981), Taf. 17 nach p. 104 (= MANGO, Studies on Constantinople, IV).
655
Dass nur noch der zweite Vers zu entziffern sei, wie JANIN, Constantinople byzantine 79f. behauptete, stimmt
somit nicht.
656
WHELER – SPON, Journey 190; s.a. MAGDALINO, Cultural Change 32.
657
So DÉTHIER, 2>ă A<Ľ =<>CĈ><B 7Ą<:<? 28.
658
Weitere ähnliche Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
659
FOERSTER, De antiquitatibus 14: 6D.ā8 1ÿ =>ŃA<? AŃ: .8.6<8Ć0F: =þ86: ±8./2 .íAā: ­7 Aý? D2ĵ>.? (sic) AŃ:
.AĄ:F:, è 1ÿ Bàą? .íA<Ľ .:<Bā8 :27.Ą:6@2 Aą: 7Ą<:. …
660
Zuletzt MAGDALINO, The Empire of Manuel I Komnenos 118f.
616 Türkei (Nr. TR55–TR56)

1180).661 Da das Epigramm sonst keine weiteren Details nennt, kann die Entstehungszeit der
Verse bzw. die Renovierung der Säule nicht näher eingeengt werden. Anstatt der am Beginn des
12. Jahrhunderts auf die Erde gestürzten Konstantinsstatue wurde ein Kreuz angebracht.662
Da die Verse wahrscheinlich vom Betrachter auf dem Boden trotz der oben erwähnten Blei-
einlagen nur schwer gelesen werden konnten, lag der Zweck der Inschrift in erster Linie wohl
darin, Garantie für die Stabilität der Säule zu bieten.663
Die beiden Verse sind als zwei prosodische Zwölfsilber mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen zu klassifizieren. Mango stellte richtigerweise die „considerable confusion about the
word 7.6:<ĵ in the second line“ fest.664 Da eine dem inschriftlichen Befund  zugrunde
liegende Form 7.6:ĀF sonst nicht attestiert ist,665 liegt man richtig, bekanntes 7.6:<ĵ zu konjizie-
ren.
Nr. TR56) Ob das bei Konstantinos Rhodios in der metrischen Beschreibung der Apostel-
kirche überlieferte Epigramm666 auf die Konstantinssäule jemals inschriftlich angebracht war,
kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden. Später fand das angeblich an der Basis der
Säule angebrachte Epigramm in leicht abgewandelter Form auch Eingang in das Geschichts-
werk des Georgios Kedrenos.667 Für die tatsächliche inschriftliche Präsenz könnte die Tatsache
sprechen, dass die Verse auch in der aus dem Jahr 1824 stammenden Beschreibung Konstantin-
opels aus der Feder des (Patriarchen) Konstantios angeführt sind. Dort wird allerdings nicht
deutlich gemacht, ob der Autor die Inschrift vom Monument kopierte oder aus Kedrenos
schöpfte. Dass er die Inschrift allerdings in Majuskel wiedergibt, könnte darauf hinweisen, dass
seine Edition auf dem inschriftlichen Befund fußte. Konstantios selbst dürfte aber die Inschrift
nicht mehr gesehen haben, da er vor der Edition der Verse ¾ … ­=60>.Cā 2åD2 Aþ12 schrieb.
Der auf der Abschrift von Konstantios basierende Epigrammtext lautet wie folgt:

Ĉ, $>6@AĀ, 7Ć@9<B 7<Ą>.:<? 7.ă 12@=ĆA4?,


@<ă :Ľ: =><@Į;. AĂ:12 @ā: 1<Ĉ84: =Ć86:
7.ă @7Į=A>. Aþ12 7.ă Aą =Ħ: źĊ94? 7>þA<?
CĈ8.@@2 A.ĈA4: @ń32 1ĩ ­7 =þ@4? /8þ/4?.
——
2 cf. Anth. Pal. XV 15,4 (BECKBY) (Const. Rhod.): Aą 1ĩ ±>0<:, ê =><@Į;Ā @<6 F:@A.:Aĵ:<?; cf. etiam
epigramma (hodie deletum) in cruce (s. XI ?) in urbe Rovito, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Ob-
jekten der Kleinkunst, no. Me74: <ă Aį =.:þ0:Ł 94A>ă A<Ľ 2<Ľ Ć0<B | =><@Į;2 F:@A.:Aĵ:<? 2ß?
=.5Ń: 8Ĉ@6:.
——
1 <Ą Preger. 7<Ą>.:<?: /.@682ć? Const. Rhod. 2 @<ă scripsi (cf. Const. Rhod., Georg. Cedr.): " Kon-
stantios. :Ľ: =><@Į;.: =><@AĄ5496 Const. Rhod., :Ľ: =><@4Ľ;. Georg. Cedr. @ā:: Aā: Const. Rhod. 3
Aþ12: AĮ@12 Const. Rhod., A9ý Preger. 4 CĈ8.AA2 Const. Rhod., Georg. Cedr., Preger. 1ĩ: Aĩ Georg. Cedr.,
Preger.

Du Christus, Herrscher und Herr der Welt,


dir habe ich nun diese deine dienende Stadt dargebracht

—————–
661
Michael VIII. hatte zwar einen Sohn namens Manuel – es war sein ältester –, doch wurde dieser nur wenige Jahre
alt (geb. zw. 1254–1257, † vor 1261), vgl. PLP # 21505.
662
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 255.
663
Vgl. RHOBY, Meaning 747.
664
MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 62.
665
Der eine bei LSJ genannte Beleg entpuppt sich als Phantom, vgl. LSSup s.v. 7.6:ĀF.
666
Zum Gedicht jetzt JAMES, Constantine of Rhodes; s.a. P. SPECK, Konstantinos von Rhodos. Zweck und Datum
der Ekphrasis der Sieben Wunder von Konstantinopel und der Apostelkirche, in: Varia III (= <6768ý B3.:A6:þ
11). Bonn 1991, 249–268; M.D. LAUXTERMANN, Constantine’s City: Constantine the Rhodian and the Beauty of
Constantinople, in: A. EASTMOND – L. JAMES (Hg.), Wonderful Things: Byzantium through its Art. Papers from
the Forty-Second Spring Symposium of Byzantine Studies, London, 20–22 March 2009 (Society for the Promo-
tion of Byzantine Studies, Publications 16). Farnham – Burlington, VT 2013, 295–308.
667
Vgl. BERGER, Kedrenos, passim.
Türkei (Nr. TR56–TR57) 617

und diese Szepter und die ganze Macht Roms.


Beschütze diese (sc. Stadt)! Rette (sie) vor jedem Schaden!
Text: KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 57.– Die Verse des Konstantinos Rhodios sind ediert bei E. LEGRAND – Th.
REINACH, Description des œuvres d’art et de l’église des Saints Apotres de Constantinople. Poème en vers iambiques
par Constantin le Rhodien. Paris 1896, 7 (vv. 71–74), s.a. 40–43.– I. VASSIS, in: JAMES, Constantine of Rhodes 22
(vv. 71–74 [mit engl. Übers.]).– Die Verse im Geschichtswerk des Georgios Kedrenos sind ediert bei Georg. Cedr. I
565,1–4 (BEKKER); s.a. Epigr. Anth. Pal. I 365; PREGER, Inscriptiones Graecae metricae 84f. (Nr. 101).

Lit.: Th. PREGER, BZ 6 (1897) 167f.

Sprecher der Verse ist Konstantinos I. der Große, der die aus Rom herantransportierte Säule
errichten ließ. Er bittet Christus, dem er die Stadt sowie die Macht gewidmet hat, um Schutz.
Waren die Verse wirklich auch inschriftlich angebracht und wurden nicht von Konstantinos
Rhodios für sein Gedicht komponiert, dann können sie aufgrund der metrischen Gestalt
(Zwölfsilber und nicht Trimeter mit Auflösungen) allerdings nicht aus der Zeit des Konstantinos
I. stammen; vielmehr ist eine Datierung nach dem Jahr 600 anzunehmen. Vielleicht wurden die
Verse aber auch von Konstantinos Rhodios „erfunden“ und später vom Gedicht aus auf die Säu-
le übertragen; dies könnte durchaus in der Zeit Kaiser Manuels I. der Fall gewesen sein, als die
Säule renoviert wurde und auch Epigramm Nr. TR55 angebracht wurde.
Die vier Verse sind sowohl in der von Konstantios aufgezeichneten Form als auch in der
Überlieferung bei Konstantinos Rhodios und Georgios Kedrenos prosodische Zwölfsilber mit
korrekt gesetzten Binnenschlüssen.

(Zwei Fragmente eines) Steinblock(s) (34,5 × 26 cm), 11. Jh. ?: Arkeoloji Müzesi
Nr. TR57) Im Jahr 1964 entdeckte C. Mango im Depot des Museums einen in zwei Teile
zerbrochenen und auch sonst beschädigten Marmorsteinblock geringer Größe, in den eine über
elf Zeilen laufende, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt ist. Der Inschriftentext ist
auf den ersten Blick gesehen in continuo geschrieben; dazwischen sind aber immer wieder zwei
übereinander liegende oder vier rautenförmig angeordnete Punkte eingeritzt. Dabei handelt es
sich um Versenden anzeigende Markierungen, wie schon Mango richtig erkannte.668 Betrachtet
man die Anlage der Inschrift, dann kann man vermuten, dass ursprünglich pro Zeile je zwei
Verse angebracht waren.669 Die regelmäßige Anordnung der Verse manifestiert sich durch den
Umstand, dass die mit Punkten markierten Versenden jeweils ungefähr untereinander stehen. Da
diese markierten Versenden auf dem Stein (vom Betrachter aus gesehen) recht weit links stehen,
ist von den Versen mit ungerader Zeilennummer jeweils nur das Ende (rund zwei Silben) erhal-
ten, während von den Versen mit gerader Zeilennummer jeweils fast der gesamte Text vorhan-
den ist.
Aus paläographischen Gründen meinte Mango, dass die Inschrift jedenfalls vor der Mitte des
11. Jahrhunderts zu datieren sei.670 Aus noch zu erörternden inhaltlichen Gründen gehört das
Epigramm vielleicht in die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts. Aus dieser Zeit könnte auch das
heute vielleicht noch in situ vorhandene Epigramm Nr. AL1 stammen.
Der zumindest zur Hälfte verlorene Epigrammtext lautet wie folgt:

[µ>ĊA4@6? A<Ľ ;Ā:<B =>ą? µ]=Ą1.9:<(:)


2ñ/.A<? ¾ =>ă: µ=Ą1.9:<? [………
………………………]F9Ā:4
²@A47.? ÷@=2> ­@A<86@9Ā:[4 7Ć>4
5 …………………………]Ā=26?
—————–
668
MANGO, Inscription 411.
669
Wie MANGO, Inscription 411, Anm. 2 andeutete, können ursprünglich pro Zeile aber auch je drei Verse eingeritzt
gewesen sein.
670
MANGO, Inscription 412.
618 Türkei (Nr. TR57)

:Ā<B?, 0Ā><:A.? 7(.ă) [0]B:.ĵ7.? 7.ă [1<Ĉ8<B?


………………………]26? é84;
:A.=Ć7>6@6? AĮ? =Ć82F? =>ą? {Aą:} ;Ā[:<:
…………………………] =8<ĈAŁ
10 =ĆA9<<?> 1ĩ ­72[Ą]:<B? ­;þ>.[?] ­7 A<[Ľ /Ą<B
…………………………]>Ā54:
7.7Ń: 8.[D]<[Ľ]@. AŃ: @A>.A402[AŃ: ……
…………………………]: 7Ć>4:
=Ĉ8.? 1ĩ ±D<[B]@. =þ@.? ­;4=8F9[Ā:.?
15 ………………………… /8]Ā=26?
:1>ą? 8.D[<Ľ]@. A<Ľ @A>.A40ĀA[<B ……
…………………………]<ĽD<?
2ß? :<Ľ: 8284[Cĉ]? Aā: ­9ā: 1B@[A4:Ą.:
…………………… 40F]:ĄA4:
20 @A>.A40[ą:] ë[:A.] 7(.ă) 8Ć0<6? 7(.ă) A<[ĵ? A>Ć=<6?
……………………………]@F:
2ã>0[26 ……………] A<ć? ­:.[:AĄ<B?].
——
4 cf. Achill. Tat. Leuc. et Clit. III 7,5 (VILBORG): ²@A472 1ÿ :B9C67Ń? ­@A<86@9*:4, ÷@=2> ¥G1F:2ĵ :J9C4
727<@949*:4. 6 cf. Ioan. Chrys., PG 54,659: … 88ý 7.ă 0B:.ĵ7.? ­72ĵ:< Aą 5*.A><: 1*D2A.6, 7.ă
0*><:A.?, 7.ă :*<B?, 7.ă 1<J8<B?, 7.ă ­82B5*><B?. 20 cf. v. 1 epigramm. Mich. Attal., ed. ZEPOS – ZEPOS,
Jus Graeco-Romanum VII 411 (de imp. Mich. VII): Ũ @7Į=A>. 7<@9Ń: 7.ă 8Ć0<6? A2 7.ă A>Ć=<6?.
——
1 [µ>ĊA4@6? A<Ľ ;Ā:<B =>ą?] supplevit Mango. µ=Ą1.9:<(:) legit Mango. 4 ­@A<86@9Ā:[4] supplevit
Mango. [7Ć>4] supplevi (cf. MANGO, Inscription 413). 6 0B:.ĵ7.? legit Mango. 7.ă [1<Ĉ8<B?] dubitanter
scripsi et supplevi (cf. comment.):  – – Mango. 8 {Aą:} metri causa delevi (cf. comment.). ;Ā[:<:]
supplevit Mango. 10 =ĆA9<[?] Mango. ­72[Ą]:<B? supplevit Mango. ­;þ>.? legit Mango. A<[Ľ /Ą<B]
supplevit Mango. 11 [C.6]>Ā54: Mango. 12 8.D<Ľ@. legit Mango. @A>.A402[AŃ:] supplevit Mango. 13
7Ć>4: scripsit Mango:  inscr. 14 ±D<B@. legit Mango. ­;4=8F9[Ā:.?] supplevit Mango. 15 [/]8Ā-
=26? Mango. 16 8.D[<Ľ]@. supplevit Mango. @A>.A40ĀA[<B] supplevit Mango. 18 8284Cĉ? legit Mango.
1B@A[4:Ą.:] scripsit et supplevit Mango: C[… inscr. 19 [40F]:ĄA4: scripsi et supplevi (cf. MANGO,
Inscription 41): …]F:ĂA4: Mango. 20 @A>.A40[ą:] scripsit et supplevit Mango: C!![… inscr. ë[:-
A]. Mango. A<[ĵ? A>Ć=<6?] supplevit Mango. 22 2ã>0[26] supplevit Mango. ­:.[:AĄ<B?] supplevit Mango.

Frage des Fremden an Epidamnos:


Du früher gut zugängliches Epidamnos ………
……………………………
stehst du wie ein geschmücktes Mädchen
5 du …………………………
Junge, Alte, Frauen und Diener
………………………… ganz?
Antwort der Stadt an den Fremden:
………………………… mit Reichtum,
10 das Schicksal aber nahm jene aus dem Leben.
Ich wurde …………………………,
da ich schlechte Heerführer erlangte ……
………………………… Mädchen,
die ich aber alle Tore weit geöffnet habe
15 ………………………… du siehst,
einen heerführenden Mann erlangend ……
……………………………
nahm (er) mein Unglück zu Herzen
……………………… Pegonites,
20 der ein Stratege ist in Wort und Charakter.
……………………………
Er hält ab …………… die Feinde.
Türkei (Nr. TR57) 619

Text: MANGO, Inscription 411f., 413 (Abb. 1).

Lit.: C. MANGO, BZ 91 (1998) 131.– JORDANOV, Corpus II 347.– PmbZ (2. Abt., Bd. 5, p. 64).

Abb.: 112

Das Epigramm besteht aus zwei Teilen, nämlich einer Frage, die ein ;Ā:<? (Verse 1, 8) an
die Stadt richtet (Vers 1ff.) und einer darauf folgenden ausführlicheren Antwort (Vers 8ff.). Die
gefragte und antwortende Stadt ist Dyrrhachion, die allerdings nur mit ihrem antiken Namen
Epidamnos genannt wird.671 Die Frage-Antwort-Form erinnert an die bekannten Erotapo-
kriseis672 bzw. stellt nach Mango673 eine Art Ethopoiia, d.h. die Darstellung von Charakterzügen
durch eine Rede, dar;674 die Dialogform erinnert auch an byzantinische Trauerreden.675
Den erhaltenen Teilen des Epigramms nach zu schließen, eröffnet der „Fremde“ bzw. der
anonyme Besucher der Stadt seine Frage mit der Aussage, dass die Stadt früher gut zugänglich
(Vers 2) – zum Vergleich heranzuziehen ist Epigramm Nr. AL1 – und wie ein (zur Hochzeit)
geschmücktes Mädchen (Vers 4) gewesen sei und (wahrscheinlich) alle möglichen Bevölke-
rungsgruppen (Vers 6) beheimatet habe. Am Ende seiner Aussage dürfte die Frage gestanden
sein, warum dies nun nicht mehr der Fall sei.676 Die Stadt rechtfertigt sich mit dem Schicksal,
das viele dahingerafft habe (Vers 10) bzw. mit dem Unglück, schlechte Heerführer gehabt zu
haben (Vers 12); auch die Tore der Stadt seien weit offen gewesen (Vers 14). Ergänzt man, wie
von Mango vorgeschlagen,677 das Wort am Ende von Vers 17 als [@74=A]<ĽD<? oder (weniger
wahrscheinlich) als [A><=.6]<ĽD<? und sieht dahinter eine Bezeichnung für den byzantinischen
Kaiser, dann könnte dieser jener gewesen sein, der sich das Unglück der Stadt zu Herzen nahm
(Vers 18) und einen fähigen Strategen (Vers 20) entsandte, der auch erfolgreich gegen die Fein-
de war (Vers 22).678
Der historische Kontext dürfte in den byzantinisch-bulgarischen Auseinandersetzungen vom
Ende des 9. bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts zu suchen sein. Ergänzt man das Ende von
Vers 17 nicht als [@74=A]<ĽD<? oder [A><=.6]<ĽD<?, dann könnten die erhaltenen Buchstaben
Teil des Namens [ź./1]<ĽD<? gewesen sein; ein Leon Rhabduchos ist nämlich sowohl für das
Jahr 880 als auch für das Jahr 917 als Strategos von Dyrrhachion belegt,679 wobei es sich aber
vielleicht um zwei Personen handelt.680 Weit wahrscheinlicher ist allerdings, dass der Name des
„guten“ Strategen in Vers 19 zu suchen ist: Das nach Mango am Ende des Verses inschriftlich
überlieferte &! könnte zu dem gewünschten Namen gehören. Als mögliche Ergänzung
bietet sich [40F]:ĄA4: an,681 und in der Tat ist für das Jahr 1018 als Strategos von Dyrrhachion
der Patrikios Niketas Pegonites belegt, der Dyrrhachion gegen einen bulgarischen Angriff unter
Zar Ivan Vladislav verteidigte.682 Stimmt diese Interpretation, dann könnte das Epigramm kurz
danach entstanden sein.

—————–
671
Vgl. T.E. G[REGORY], Dyrrachion. ODB 1, 668; s.a. RHOBY, Reminiszenzen 152f.
672
Vgl. A. K[AZHDAN], Erotapokriseis. ODB 1, 727.
673
MANGO, Inscription 411.
674
Vgl. C. M[ANGO] – I. Š[EVýENKO], Ethopoiia. ODB 2, 734f.; G. NASCHERT, Ethopoeia. Historisches Wörterbuch
der Rhetorik 2 (1994) 1512–1516.
675
Vgl. HÖRANDNER, Es war die Nachtigall.
676
Vgl. MANGO, Inscription 413.
677
MANGO, Inscription 414.
678
Vgl. MANGO, Inscription 413.
679
Vgl. MANGO, Inscription 414.
680
Vgl. PmbZ # 24400.
681
MANGO, Inscription 414.
682
Vgl. MANGO, Inscription 414; J. FERLUGA, Durazzo e la sua regione nella seconda metà del secolo X e nella
prima del secolo XI, in: IDEM, Byzantium on the Balkans. Studies on the Byzantine Administration and the Sou-
thern Slavs from the VIIth to the XIIth Centuries. Amsterdam 1976, 232–234; zur Person H. GRÉGOIRE, Du nou-
veau sur l’histoire bulgaro-byzantine. Nicétas Pégonitès vainqueur du roi bulgare Jean Vladislav. Byz 12 (1937)
283–291; JORDANOV, Corpus II 346f.
620 Türkei (Nr. TR57)

Das Besondere an dem Epigramm besteht auch darin, dass in rund zwei Drittel der Verse die
Stadt selbst spricht. Als Parallelbeispiel führte Mango eine (Prosa-)Inschrift aus Taranto an,683
in der ebenfalls die Stadt über sich selbst spricht. Diese in die zweite Hälfte des 10. Jahrhun-
derts datierte Inschrift ist aber vielleicht nicht authentisch, da sie nur in einer Kopie aus dem 16.
Jahrhundert vorliegt.684
Über den ursprünglichen Anbringungsort der Inschrift ist nichts bekannt. Es ist anzunehmen,
dass der Steinblock einst in die Stadtmauer von Dyrrhachion vermauert war.685 Ob der geringen
Höhe der Buchstaben (1,6 cm)686 ist davon auszugehen, dass die Inschrift an einem Ort ange-
bracht war, wo sie (zumindest theoretisch) gelesen werden konnte. Auf welchem Wege der
Steinblock später nach Istanbul gelangte, verbleibt im Dunkeln.
Das Epigramm setzt sich aus 22 byzantinischen Zwölfsilbern zusammen. Zwei Verse er-
scheinen problematisch: Vers 1 verfügt über ein proparoxytones Versende, Vers 8 ist mit 13
Silben überliefert. Auch weist Vers 1 – im Gegensatz zu den anderen Zwölfsilbern – mehrere
schwere Verstöße gegen die Prosodie auf. Diese könnten freilich davon herrühren, dass Mango
nicht den prosodischen Gesetzen entsprechend ergänzte. Inhaltlich ist allerdings gegen die Er-
gänzung nichts einzuwenden; auch der Aufbau des Verses wirkt überzeugend, zumal er dem
Muster der Antwort der Stadt in Vers 8 folgt. Da aufgrund der überschüssigen Silbe auch Vers 8
verdächtig ist, könnte man daran denken, dass die Verse 1 und 8 gar nicht als solche zu werten
sind, sondern jeweils nur eine (Prosa-)Einleitung zu der in Versform gefassten Frage und Ant-
wort darstellen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt, wobei
auffällt, dass in den erhaltenen Versen ausschließlich B5 vorliegt (in den Versen 6 und 8 mit
proparoxytoner Akzentuierung). Mango entzifferte am Ende von Vers 6 K und stellte völlig
zurecht fest, dass man nach 0B:.ĵ7.? eigentlich =.ĵ1.? erwarten würde.687 Da er aber das Delta
noch recht gut lesen konnte, sei als Ergänzung [1<Ĉ8<B?] angeboten, obwohl dadurch ein schwe-
rer prosodischer Verstoß (lange vorletzte Silbe) gegeben ist. Alternativ kommt vielleicht auch
¡:1>.? in Frage, wenn man den Buchstaben nach 7.ă nicht als Delta, sondern als Alpha liest.
Allerdings bleibt auch bei dieser Lösung ein schwerer prosodischer Verstoß in der vorletzten
Silbe.688 Da an der entsprechenden Stelle aber auch in Vers 9 und Vers 17 ein schwerer Verstoß
vorliegt, kann die Ergänzung akzeptiert werden. Am Ende von Vers 11 konjizierte Mango
[C.6]>Ā54:: Diese Ergänzung ist abzulehnen, da die Aorist-Form nicht augmentiert ist; die
korrekte Form muss [CĬ]>Ā54: lauten. Als Grundwort können aber auch andere Verben in
Frage kommen. Die von Mango am Ende von Vers 18 vorgenomme Ergänzung 1B@A[4:Ą.:]689
ist inhaltlich plausibel, wenngleich das Wort sonst kaum belegt ist: Es begegnet sonst nur im
Lexikon des Hesychios (als Äquivalent zu 9<D54>Ą.)690 und in einem griechisch-lateinischen
Glossar (als Entsprechung zu anxietas).691 In der hier passenden Bedeutung „Unglück“ reiht
sich das Wort zum Adjektiv 1Ĉ@A4:<?, das normalerweise „unglücklich“ bedeutet.692
Trotz vereinzelter prosodischer Unsauberkeiten ist davon auszugehen, dass das Epigramm
von einem talentierten Dichter verfasst wurde, der vielleicht von dem für die Stadt verantwortli-
chen Strategos (Pegonites ?) direkt den Auftrag dazu bekommen hatte. Fest steht, dass das vor-
liegende Epigramm nicht von jenem Autor verfasst wurde, der die Verse für Epigramm Nr. AL2
komponierte, da letztere prosodielos sind.
—————–
683
C. MANGO, BZ 91 (1998) 131.
684
Ed. GUILLOU, Recueil 183f. (Nr. 175).
685
Zur Befestigung von Dyrrhachion s.a. DUCELLIER, Façade maritime 27–31; GUTTERIDGE – HOTI – HURST, Dyr-
rachium, passim.
686
Vgl. MANGO, Inscription 411.
687
MANGO, Inscription 411, Anm. 3.
688
Dieser würde aber auch bei der Ergänzung =.ĵ1.? vorliegen.
689
Mango konnte Reste des Tau erkennen.
690
Vgl. LSJ s.v. 1B@A4:Ą..
691
Vgl. LBG s.v.
692
Vgl. LSJ s.v.
Türkei (Nr. TR58) 621

(Fragmente einer) Steinplatte (41 × 33 cm, 24 × 20 cm), 14. Jh.: Arkeoloji Müzesi (Inv.-
Nr. 4355 T, 4366 T)
Nr. TR58) Bei Ausgrabungsarbeiten rund um das ehemalige Kloster tu Libos ([Molla] Fena-
ri Isa Camii) wurden im Inneren von drei Gräbern im Präambulatorium vor dem Haupteingang
in den Narthex einige zu der Seitenwand oder dem Deckel eines Sarkophags gehörende Mar-
morsteinfragmente gefunden.693 In vier dieser Fragmente sind akzentuierte Majuskel-Inschriften
eingeritzt, auf den anderen erkennt man Teile von Monogrammen,694 verschiedene Ornamente
und die Darstellung eines Tieres. Es ist letztendlich zwar nicht eindeutig beweisbar, doch be-
hauptete bereits Macridy, dass es sich bei den Inschriftenfragmenten um die Reste eines (Grab)-
epigramms handelt.695 Auch Vassis nahm das Initium des Inschriftenfragments in sein Ver-
zeichnis auf.696 Von den von Macridy aufgefundenen Marmorsteinfragmenten waren aber be-
reits am Ende der 1960er-Jahre nicht mehr alle erhalten, auch zwei Fragmente mit darin einge-
ritzten Buchstaben waren nicht mehr auffindbar.697 Wieviele Verse das ursprüngliche Epigramm
umfasst haben könnte, lässt sich kaum bestimmen. Da sich der Inschriftentext auf den drei zu-
sammenpassenden Fragmenten über fünf Zeilen erstreckt, wird man wohl von zumindest fünf
Versen ausgehen können. Den Größenverhältnissen der von Mango – Hawkins angefertigten
Rekonstruktion der ursprünglichen Marmorplatte zufolge698 ist wahrscheinlich von zumindest
doppelt, eher dreimal so vielen Versen auszugehen, wobei die drei zusammenpassenden Frag-
mente sicher nicht den Beginn des Epigramms, sondern eher den Mittelteil darstellen.699 Pro
Zeile könnten ursprünglich je drei Verse angebracht gewesen sein.
Das Epigrammfragment ist wie folgt wiederzugeben:

[………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
5 ………………………………
]7<B@<: 7<Ĉ@9.A[. ……………
…] 2B1<@Ą4: 9[…………………
……………].: A2 C68.:[………
………]:A. 8Ā8<6[=2: ……………
10 … ¡]7<6A6? ±A67[A2: ……………
………………………………
……  (?)[…………………………
……] (?)[……………………
……]! (?)[…………………
15 ……] A>Ć=<? <í[…………………]
—––
6 []7<B@<: supplevit Macridy. 7<Ĉ@9.A[.] supplevit Macridy: an 7<B@9þA[F:] scribendum (cf. com-
ment.) ? 8 CĄ8.:[1><: ? … Macridy. 9 8Ā8<6[=2:] dubitanter supplevit Macridy. 10 [¡]7<6A6? supplevit
Macridy. ±A67[A2:] supplevi: ±A6 7[…… Macridy.

………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
—————–
693
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 268f.
694
Vgl. SPIER, Late Byzantine Rings 26.
695
MACRIDY, Monastery of Lips 268, Anm. [52a].
696
VASSIS, Initia 26.
697
MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 180.
698
MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 181 (Skizze A).
699
Vgl. MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 180.
622 Türkei (Nr. TR58)

5 ………………………………
höre das Berichtete ……………
… Theodosia …………………
………… und menschlieb-…………
………… ließ sie zurück ……………
10 … Ehefrau gebar ……………
………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
15 …… Art nicht …………………
Text: MACRIDY, Monastery of Lips 268, Anm. [52a], u. Abb. 66, 67 (Schriftskizzen der vv. 12–15).– FIRATLI,
Sculpture 194 (Nr. 418) u. Taf. 118.

Lit.: MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 180f. (mit Schriftskizze) u. Abb. 33.– YALÇIN, Materiali 364, 371,
Anm. 62–64, 381 (Abb. 22).– BROOKS, Commemoration 258f.– OUSTERHOUT, Byzantium between East and West
162, 163 (Abb. 10 [Schriftskizze]).– SPIER, Late Byzantine Rings 26 u. Taf. 7 (Abb. 23 [Schriftskizze]).– OUSTER-
HOUT, Emblems of Power 92 (Abb. 6 [Schriftskizze]).

Abb.: LXXXI

Wie bereits oben festgehalten, dürfte es sich um eine Grabinschrift handeln, die entweder auf
dem Sarkophagdeckel oder auf einer der beiden Langseiten des Sarkophags angebracht war.
2B1<@Ą4: in Vers 7 dürfte sich auf die Verstorbene beziehen, wobei Theodosia eher der Non-
nen- als der Taufname gewesen sein wird.700 Die Verse 8–10 beziehen sich wohl auf ihre Funk-
tion als Ehefrau, in der sie auch Kinder gebar (Vers 10), die sie vielleicht jetzt durch ihren Tod
zurücklassen muss (Vers 9). Die überlieferten und vielleicht von Macridy in der Schriftskizze
schlecht wiedergegebenen Buchstaben des letzten Drittels des Epigramms lassen sich nicht in
einen sinnvollen Zusammenhang bringen.
Aufgrund der ursprünglich falschen Deutung des oberhalb der drei zusammenpassenden In-
schriftenplatten angebrachten Monogramms wurde hinter der Verstorbenen eine Tarchaneiotissa
vermutet.701 Mango – Hawkins stellten allerdings fest, dass das Monogramm als ¥0028Ą:. (oder
¥0028Ă:.) aufzulösen ist.702 Da auf der ursprünglichen Marmorplatte auch ein Komnenenmo-
nogramm angebracht war, identifizierten Mango – Hawkings die Verstorbene als eine Angelina
Komnene. Sie äußerten sogar die Vermutung,703 dass die Verstorbene Theodora (Dukaina Kom-
nene Palaiologina), die Witwe Michaels VIII. Palaiologos, gewesen sein könnte, die das Kloster
tu Libos hatte renovieren lassen.704 Dagegen spricht jedoch, dass für die verwitwete Kaiserin
nicht Theodosia, sondern Eugenia als Nonnenname überliefert ist.705 Es ist daher an eine andere,
dem aristokratischen Milieu entstammende Theodosia im zeitlichen Rahmen vom Ende des 13.
Jahrhunderts bis ungefähr in die Mitte des 14. Jahrhunderts zu denken, wenngleich eine eindeu-
tige Identifizierung nicht möglich ist:706 In Frage kommen könnte zunächst Theodora Palaiolo-
gina (ca. 1296 – nach 1342), die mit den bulgarischen Zaren Theodor Svetoslav und Michael
III. Šišman verheiratet war, ihren Lebensabend aber als Nonne mit dem Nonnennamen Theodo-
sia in Konstantinopel verbrachte. Aus der zweiten Ehe hatte sie auch Kinder. Die Beinamen
Komnene und Angelina sind für sie in den Quellen allerdings nicht belegt.707 Eine andere Mög-

—————–
700
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 268, Anm. [52a].
701
MACRIDY, Monastery of Lips 268, Anm. [52a]..
702
MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 181.
703
MANGO – HAWKINGS, Additional Finds 181; s.a. YALÇIN, Materiali 371, Anm. 64.
704
Dazu und zur Person siehe unten S. 630–631.
705
Vgl. PLP # 21380.
706
Im PLP gibt es für die vorliegende Theodosia kein Lemma, da die Inschrift offensichtlich übersehen wurde.
707
Vgl. PLP # 21379.
Türkei (Nr. TR58–TR59) 623

lichkeit bestünde darin, die Verstorbene als Theodora (Theodosia) Tarchaneiotissa zu identifie-
ren,708 die wohl 1283 als Nonne mit dem Namen Theodosia in Konstantinopel starb.709
Da über die genaue Position der einzelnen überlieferten Wörter im ursprünglichen Epi-
grammtext nur vage Vermutungen gemacht werden können, ist es auch praktisch unmöglich
festzustellen, ob die Verse (vermutlich Zwölfsilber) als prosodisch oder prosodielos zu bezeich-
nen sind. Geht man davon aus, dass []7<B@<: 7<Ĉ@9.A[.] die erste Hälfte eines Zwölfsilbers
darstellt, dann dürften die Binnenschlüsse (hier B7) korrekt gesetzt und auch die Prosodie
grosso modo eingehalten worden sein. Weitere Bemerkungen zum Text: In Vers 6 ist vielleicht
nicht 7<Ĉ@9.A[.], sondern 7<B@9þA[F:] zu ergänzen, auch wenn 7<ĈF + Genitiv in der Re-
gel nur bei Personen zur Anwendung kommt; zu vergleichen ist in ähnlichem Zusammenhang
Theod. Prod. hist. carm. LXXI 13 (HÖRANDNER): 7.ă AŃ: ®AĀ>F: 928Ń? 7<ĈF: 7<B@9þAF:.
Etwas ungewöhnlich ist die Form 2B1<@Ą4: anstatt zu erwartendem gängigen 2<1<@Ą.:.
Wurde die Form vielleicht metri causa verwendet? Im Rahmen des Zwölfsilbers bestünde dafür
eigentlich keine Notwendigkeit, da Eigennamen in der Regel nicht von den Gesetzmäßigkeiten
dieses Metrums berührt werden. Daher sollte nicht unerwähnt bleiben, dass darüber nachge-
dacht werden muss, ob die Inschrift vielleicht gar nicht im Zwölfsilber, sondern im Hexameter
oder im elegischen Distichon abgefasst war, wodurch eine metri causa-Anpassung des Eigen-
namens an das Metrum vonnöten war.710

(Fragment einer) Steinplatte (ca. 110 × 36 cm), 10./11. Jh.: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr.
5445 T)
Nr. TR59) Die jetzt im Museum aufbewahrte Steinplatte diente einst als Türsturz des See-
tores des Großen Palastes von Konstantinopel.711 Darauf ist eine über drei Zeilen verteilte, teil-
weise akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt, die jedoch nicht vollständig erhalten ist; so-
wohl auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken als (wahrscheinlich) auch auf der rechten
Seite ist der Text nicht zur Gänze auf uns gekommen. Bereits Mamboury – Wiegand konnten
feststellen, dass es sich um Verse handelt.712 Aufgrund der Positionierung der Inschrift auf der
Steinplatte ist anzunehmen, dass ursprünglich fünf Verse vorhanden waren, wobei in den ersten
beiden Zeilen je zwei Verse angebracht gewesen sein dürften. In der dritten Zeile dürfte nur ein
Vers gestanden sein, da dieser ungefähr in der Mitte des darüber angebrachten Verses (4) endet.
Das Ende des Epigramms ist durch zwei Ornamente gekennzeichnet.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund paläographischer und inhaltlicher Belange: Da ver-
einzelt Akzente zu erkennen sind, ist wohl eine Datierung vor dem 10. Jahrhundert unwahr-
scheinlich; auf Basis des noch zu besprechenden Inhalts kann die Inschrift in das 10. oder 11.
Jahrhundert datiert werden.713
Das Epigrammfragment lautet wie folgt:

[………………………………]
@ÿ =Ľ> Aą 52ĵ<: =><@7B:Ń: 1Ā, $(>6@A)Ā [9<B,
………………………………]
8þ/<6 Aą 7Ľ><? 0Į? é84? F:@A.[:Aĵ:<?
5 ……………………]@2 7.ă :Ć2?.
——
2 cf. Ps.-Macar. hom. IV 18,2 (I, p. 60,10 BERTHOLD, Berlin 1973): … ­1*;.A< Aą :<2>ą: 7.ă 52ĵ<: =Ľ>
A<Ľ $>6@A<Ľ …
—————–
708
Somit wäre das oben genannte Monogramm vielleicht doch mit dem Namen Tarchaneiotissa in Verbindung zu
bringen.
709
Vgl. PLP # 27510.
710
Diese Vermutung wird unterstützt durch die Beobachtung, dass fast alle im TLG auffindbaren Belege für den
Namen 2B1Ć@6<? aus Hexametern oder Pentametern stammen.
711
Vgl. MAMBOURY – WIEGAND, Kaiserpaläste 6f.
712
MAMBOURY – WIEGAND, Kaiserpaläste 8; s.a. MANGO, Spolia 648.
713
Vgl. MANGO, Spolia 648 u. Anm. 33.
624 Türkei (Nr. TR59–TR60)

——
2 @2: ±@/4]@2 proposuerunt Mamboury – Wiegand. 1Ā, $(>6@A)Ā: 2Ą $>6@AĀ Mamboury – Wiegand, an 1ĩ
2åD2 scribendum (cf. comment.) ? [9<B] supplevi ope Hörandner. 4 F:@A.(:Aĵ:<?) supplevit Halkin.

………………………………
dich, das göttliche Feuer, verehrend, mein Christus,
………………………………
möge Konstantinos die Macht über die ganze Erde erhalten
……………………… und Gedanken.
Text: HALKIN, Inscriptions III 311 (vv. 4–5).– MANGO, Spolia 648 u. Abb. 6.

Lit.: MAMBOURY – WIEGAND, Kaiserpaläste 8 (Schriftskizze), 9.– JANIN, Constantinople byzantine 298.– LAUX-
TERMANN, Poetry 341 (Nr. 33).

Abb.: 113

Bei dem im Epigramm genannten Konstantinos kann es sich nur – unter der Voraussetzung,
dass die Verse kurz vor oder kurz nach dem Jahr 1000 zu datieren sind – entweder um Konstan-
tinos VII. oder Konstantinos VIII. handeln.714 Von Konstantinos VII. ist bekannt, dass er den
gesamten älteren Baubestand des großen Palastes gründlich renovieren ließ.715 Aus welchem
Grund Janin die Inschrift mit der in der Nähe befindlichen, nicht mehr vorhandenen Kirche des
heiligen Thomas AŃ: ¥9.:AĄ<B716 in Verbindung setzte,717 kann nicht bestimmt werden.718 Der
Sinn des Epigramms besteht vor allem darin, dem durch das Seetor des Großen Palastes Eintre-
tenden die auf Christus gestützte Macht des Kaisers Konstantinos zu demonstrieren.
Den mehr oder weniger vollständig erhaltenen Versen 2 und 4 ist zu entnehmen, dass das
Epigramm aus prosodischen Zwölfsilbern bestand; die noch erhaltenen Binnenschlüsse sind
korrekt gesetzt. Bereits Mango erkannte,719 dass die Lesung 1Ā, $(>6@A)Ā nicht ganz eindeutig
ist: An die linke Seite des Chi ist nämlich ein senkrechter Strich angefügt, der als Iota gedeutet
werden könnte. Somit wäre auch die Lesung 1ĩ 2åD2 möglich. Für die Lesung 1Ā, $(>6@A)Ā spricht
jedoch der Umstand, dass Christus auch an anderer Stelle als göttliches Feuer apostrophiert wird
(vgl. Testimonienapparat).720 Bei :Ć2? in Vers 5 handelt es sich um eine unregelmäßige Nomi-
nativ-Plural-Form (sonst :<ĵ).721 In Parenthese sei vermerkt, dass :Ć2? auch „Engel“ bedeuten
kann.722

Steinplatte (168 × 81 cm), 12. Jh.: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 2641 T)


Nr. TR60) Die in mehrere Teile zerbrochene weiße Marmorplatte wurde am Beginn des 20.
Jahrhunderts nahe dem byzantinischen Hebdomon (westlich der theodosianischen Mauer, heute
BakÕrköy)723 gefunden. Sie ist bedeckt von einer über sechs Zeilen laufenden, eingravierten,
akzentuierten724 Majuskel-Inschrift, von der an den (vom Betrachter aus gesehen) rechten Rän-
dern der Zeilen 1 und 2 einige Buchstaben nicht mehr erhalten sind. Die elegant ausgeführte
—————–
714
Völlig ausgeschlossen ist die von MAMBOURY – WIEGAND, Kaiserpaläste 7f. vertretene Ansicht, dass es sich um
Konstantinos I. handelt. Auch die daran angefügte, auf Konstantinos I. zugeschnittene Argumentation ist zu ver-
nachlässigen.
715
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 235.
716
Zur Kirche JANIN, Constantinople 248–250.
717
JANIN, Constantinople byzantine 298.
718
Vgl. MANGO, Spolia 649.
719
MANGO, Spolia 648, Anm. 34.
720
S.a. L s.v. =Ľ> . 4. Um der im Apparat angeführten Parallele gänzlich zu entsprechen, müsste es eigentlich @<Ľ
anstatt @ÿ heißen, doch ist das Epsilon eindeutig zu lesen.
721
Vgl. MAMBOURY – WIEGAND, Kaiserpaläste 8f.
722
Vgl. L s.v. :<Ľ? E.
723
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 391–395.
724
Bereits BUCKLER, Deux inscriptions 306 bemerkte, dass alle Akzente richtig platziert sind mit Ausnahme des
Akuts auf A6? in Vers 3.
Türkei (Nr. TR60) 625

Inschrift ist klar zu entziffern; sie bildet ein Epigramm, das aus sechs Versen besteht. Während
in den Zeilen 1–4 die Verse 1–4 untergebracht sind, umfasst Zeile 5 den gesamten Vers 5 und
das erste Wort von Vers 6; in Zeile 6 steht der Rest von Vers 6. Die Ursache für die sonderbare
Anordnung von Vers 6 ist nicht zu eruieren, da eigentlich auf dem Stein noch genug Platz ge-
wesen wäre, jeden Vers auf einer Zeile unterzubringen. Soweit erkennbar, sind die Versenden
durch drei übereinander liegende Punkte, der Beginn des Epigramms durch ein Kreuz markiert;
am Ende von Vers 6 folgt auf die drei Punkte ein horizontaler Strich.
Zu datieren ist die Inschrift nach Buckler und Mango aufgrund paläographischer Überlegun-
gen in das 12. Jahrhundert.725 In das 12. Jahrhundert weisen auch von Buckler726 aufgedeckte
Parallelen zu Ioannes Tzetzes, die im Testimonienapparat der folgenden Edition angeführt sind.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ß 7.ă 3<CŃ12? 7.ă @7<A26:ą: Aą [78Ā<?]


=þ@4? 02Ċ1<B? AŃ: /><AŃ: AĮ? <í@[Ą.?]
88ĩ <ó: Dþ>6? A6? CF@CĆ><(?) 7.ă C.61>ĆA4?
­82Ĉ@2A.6 AĀ>=<B@. =6@A<ć? <ß7ĀA.?
5 éA.: Aą 52ĵ<(:) 2í1<7Ă@Ĭ Aį 7>Ą@26
A<ć? 2í@2/Ń? 3Ă@.:A.? ­: 0į 1<;þ@.6.
——–
2 cf. Ioan. Tzetz. versus sepulcrales in Theod. Camaterum, ed. S. PÉTRIDÈS, BZ 19 (1910) 8–10, v. 48:
5>Ă:26 Aą ļ2B@Aą: AĮ? 02Ċ1<B? <í@Ą.?; v. 62: è =þ:A. 54>Ń: AĮ? 02Ċ1<B? <í@Ą.?. 4 =6@A<ć? <ß7ĀA.?: cf.
Mt. 24,45 (=6@Aą? 1<Ľ8<?); Lc. 12,42 (=6@Aą? <ß7<:Ć9<?).
——–
1 [78Ā<?] supplevit Buckler (ope Grojean). 2 <í@[Ą.?] supplevit Buckler. 3 CF@EĆ><(?) Buckler. 5
2í1<7Ă@Ĭ scripsit Asdracha (p. 323): C inscr.

Wenn auch finster und dunkel der Ruhm


alles irdischen Seins der Sterblichen,
wird doch eine Licht bringende Gnade und strahlende Helligkeit
kommen, die die gläubigen Diener erfreut,
5 wenn das Göttliche es für gut befindet, beim Gericht jene,
die auf Erden fromm gelebt haben, zu rühmen.
Text: BUCKLER, Deux inscriptions 305, 306 (franz. Übers.) u. Taf. V (nach p. 306).– JACOB, Deux copies salenti-
nes 16 u. Anm. 42 (franz. Übers.).– ASDRACHA, Inscriptions III 322 (mit Schriftskizze), 323 (franz. Übers.).

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 66 (Nr. 4).

Abb.: 114

Das Epigramm setzt sich mit dem irdischen Leben, dem Jüngsten Gericht und dem Tod aus-
einander, formuliert die Gedanken aber sehr abstrakt. Letztendlich stellen die Verse eine Mah-
nung zu frommem Leben dar, denn nur so wird man am Tag des Jüngsten Gerichts Gottes
Wohlwollen erlangen. Der Stein könnte von einem Grab, einer Grabkapelle oder einer Fried-
hofsmauer stammen.727 War das Epigramm bei einem Grab angebracht, dann könnten auf einem
anderen Stein Angaben (in Prosa) zu dem oder der Verstorbenen gestanden sein.
Das Epigramm setzt sich aus sechs byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Bin-
nenschlüssen zusammen. Die Prosodie ist vollständig berücksichtigt, was darauf hinweist, dass
ein professioneller Dichter am Werk war. Buckler denkt aufgrund der zitierten Parallelen an
Ioannes Tzetzes, was durchaus möglich ist, wofür es aber letztlich keinen Beweis gibt. Dass der
Autor um prosodische Korrektheit bemüht war, ist aus Vers 5 ersichtlich: Anstatt des zu erwar-
—————–
725
BUCKLER, Deux inscriptions 305; MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 66 (Nr. 4); s.a. ASDRACHA,
Inscriptions III 323.
726
Vgl. BUCKLER, Deux inscriptions 306.
727
BUCKLER, Deux inscriptions 307.
626 Türkei (Nr. TR60–TR61)

tenden, jedoch prosodisch an dieser Position schlechten è 2ą? wurde prosodisch passend Aą
52ĵ<(:) in den Text gesetzt.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Bucklers Überlegungen zur Ergänzung am Ende
von Vers 1 sind nachzuvollziehen: Gesucht ist ein mit zwei Konsonanten beginnendes Wort,
durch das die drittletzte Silbe im Vers lang wird. Das von Buckler ergänzte 78Ā<? passt auch
inhaltlich sehr gut. Wie bereits erwähnt,728 ist in der Inschrift auf dem Iota von A6? in Vers 3 ein
Akut angebracht. Dies könnte daran liegen, dass entweder bereits der Autor oder der ausführen-
de Graveur von seinem Rhythmusgefühl her proparoxytone Betonung vor B5 nicht akzeptieren
wollte und aus diesem Grund A6? akzentuierte, wodurch gängige oxyonte Betonung vor B5 er-
reicht wird. In Vers 5 ist inschriftlich C überliefert: Dahinter verbirgt sich die Kon-
junktiv-Aorist-Form 2í1<7Ă@Ĭ und wohl kaum die Futur-Form 2í1<7Ă@26 (wie in Vers 4 ­82Ĉ@2-
A.6), da éA.: den Konjunktiv verlangt.

Steinplatten, 9. Jh.: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 1654 T, 2363 T, 2476 T)


Nr. TR61) Die jetzt im Archäologischen Museum aufbewahrten langen und schmalen Stein-
platten waren ursprünglich (bis zum Ende des 19. Jahrhunderts)729 in einen Turm der Seemauer
von Konstantinopel bei øncili Köúk (südöstl. des TopkapÕ SarayÕ) eingemauert. Sie sind zur
Gänze von gleichmäßig abgemeißelten, nicht akzentuierten Majuskel-Inschriften bedeckt,730 die
aufgrund von Abreibung teilweise aber nur mehr sehr schwer zu entziffern sind. Die Inschriften
auf den drei Steinplatten bilden zusammen ein Epigramm, das aus insgesamt sechs Versen be-
steht, wobei pro Platte je zwei Verse auf je zwei Zeilen angeordnet sind. Ursprünglich handelte
es sich um ein fortlaufendes Band, mit je drei Versen pro Zeile. Diese sind jedoch nicht voll-
ständig erhalten, da alle drei Platten sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite be-
schädigt sind. Am Ende des Epigramms, nach Vers 6, ist ein von Ornamenten flankiertes Kreuz
zu erkennen. Laut Mango ist auf der Rückseite der Steinplatte mit der Inv.-Nr. 2476 das Chris-
tusmonogramm mitsamt der Inschrift (in normalisierter Orthographie) Ĉ>62, /<Ă526 Ań 7Ć94[A6]
angebracht.731
Da im Epigramm ein Kaiser Michael (6D.ā8 è 12@=ĆA4?) erwähnt wird, können angesichts
der paläographischen Gestaltung der Inschrift nur Michael I., II. und III. in Frage kommen,
womit die Verse in das 9. Jahrhundert zu datieren sind.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[<88]Ń: 7>.A.6Ń? 1[2]@=<@þ:AF: A<Ľ @[……


… <í]12:ą? =>ą? ïE<? ¿ 2í7<@[9Ą.:
Aą /8]45ÿ: 2ß? 0Į: A2ĵD<? ­;402>7ĆA<[?
…………]:AF? 6D.ā8 [è] 12@=ĆA4?
5 16ý þ[>1. A<Ľ A]Ń: @D<8Ń: 1<92@AĄ7<B
Ü026>2 A2>[=]:ą: ö>þG@9. Aį =Ć826.
——
6 cf. v. 2 epigramm. (hodie deleti) in turri urbis Skopje (ĺ no. FY2): 7.ă A2>=:ą: ö>þG@9. 7[.]6:<Ľ
ļ<[……].
——
1 [<88]Ń: suppleverunt Curtis – Aristarches: !& Mordtmann. 12@=<@þ:AF: legerunt alii. @[þ8<B] Cur-
tis – Aristarches, Mendel. 2 [¥88ĩ <í]12:ą? Curtis – Aristarches, Mendel. [ï]E<? Curtis – Aristarches,
Mendel. ¿ omiserunt alii praeter Mendel. "C legit Mordtmann: [2ã7<]@6[: =<1Ń]: Curtis –
Aristarches, 2í7<@[9]Ą.[:] Mendel. 3 [Aą /8]45ÿ: suppleverunt Curtis – Aristarches, !  Mordt-
mann. ­;[4]0[2>7]ĆA<? Curtis – Aristarches, Mendel: !C inscr., C! Mordt-
mann. 4 […………]:AF?: [A.:Ľ: 7þ9]=AF? Curtis – Aristarches, Mendel, [Ā0.? /.@682Ĉ?] CIG,
!&C Mordtmann. è legerunt alii. 5 þ[>1. A<Ľ A]Ń: supplevi: !& Mordtmann, …, [A]Ń: CIG,

—————–
728
S. 624, Anm. 724.
729
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 313.
730
Zur genauen Beschreibung der Steinplatten MENDEL, Catalogue II 572f.
731
MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56.
Türkei (Nr. TR61) 627

[þ>1. 9.Ĵ@A><B] Curtis – Aristarches, þ>[1. 9.Ĵ@A><B A]Ń: Mendel. & Hammer.
1<92@AĄ7<B: &C!" inscr., 1F92@AĄ7<[B] CIG, 1[<]92@AĄ7[<B] Curtis – Aristarches, Mendel. 6
  & !  Hammer, :Ă026>2[: Aą A2ĵD<? ­7 /þ5>F:] :Ā<:, | [=Ĉ>0F9.
7826:Ć:,] ö>þ6@9. [Aį] =Ć826 CIG (cf. RHOBY, Structure 328). Ü[02]6>2 A2>[=]:ą: Mendel (cf. Rhoby):
!Ć[1ĩ ę>2 7826:]ą: Curtis – Aristarches. ö>þG@9. scripsit Rhoby (ö>þ6@9. CIG): &C inscr.,
ö>[þ]26@9. Curtis – Aristarches, ö>þ26@9. Mendel.

Nachdem viele mächtig herrschten über ……


(und) … niemand die auf den Boden gestürzte Mauer
zu Höhe oder Wohlgestalt aufrichtete,
errichtete ………… der Herrscher Michael
5 durch Bardas, den Domestikos der Scholen,
eine liebliche Verschönerung für die Stadt.
Text: VON HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos VII (Nr. 14 [unvollständig, mit deutsch. Übers.]).– CIG
IV 366 (Nr. 8797 [vv. 4–6]).– C.G. CURTIS – S. ARISTARCHES, ¥:Ā71<A<6 ­=60>.C.ă B3.:AĄ<B. # , .>þ>A49.
A<B 6OŅ AĆ9<B (Konstantinopel), 1885, 32 (Nr. 136 [mit Schriftskizze]).– MORDTMANN, Esquisse 53 (Nr. 93 [Schrifts-
kizzen mit franz. Übers.]).– VAN MILLINGEN, Constantinople 185f. u. Schriftskizzen (nach p. 184).– MENDEL, Ca-
talogue II 573f.– RHOBY, Meaning 742, Anm. 41.

Lit.: DEMANGEL – MAMBOURY, Quartier 67, Anm. 8.– MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56 (Nr.
27).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 93 (Nr. 75).– FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 80 (Schriftskizze).–
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 29).

Abb.: LXXXII–LXXXIII

Das Epigramm stellt eine Bauinschrift dar. Diese berichtet, dass eine schon seit längerer Zeit
zu Boden gestürzte Mauer, um die sich niemand (auch frühere Kaiser nicht ? [vgl. Vers 1]) ge-
kümmert hatte, von Kaiser Michael wieder aufgerichtet wurde. Der für diese Maßnahme Ver-
antwortliche war Bardas – unter der Voraussetzung, dass richtig ergänzt wurde –, der Domesti-
kos der Scholen (Vers 5). So wurde die neu installierte Mauer eine „liebliche Verschönerung“
(A2>[=]:ą: ö>þG@9.) für die Stadt (Vers 6). Die bereits von Curtis – Aristarches angenommene
Identifizierung des 12@=ĆA4? 6D.Ă8 mit Kaiser Michael III. (reg. 842–867)732 dürfte richtig
sein. Der Domestikos der Scholen ist sein Onkel Bardas,733 unter dessen Einfluss Michael ab ca.
der Hälfte der 850er-Jahre stand. Durch die Nennung von Bardas, der im Jahre 866 durch den
späteren Kaiser Basileios mit Michaels Zustimmung ermordet wurde, ergibt sich eine theoreti-
sche Zeitspanne für die Entstehung des Epigramms von ca. 855 – 866. Da Bardas aber 862 von
Michael zum Kaisar ernannt wurde, dieser Titel im Epigramm aber fehlt, ist die Entstehungszeit
auf den Zeitraum ca. 855 – 862 einzuengen; wenn es stimmt, dass Bardas im Jahre 858 zum
Domestikos der Scholen befördert wurde,734 dann dürfte die Inschrift zwischen 858 und 862735
entstanden sein.736 Die Reparaturarbeiten könnten auch aufgrund von Schäden notwendig ge-
worden sein, die ein Erdbeben im Mai 861 verursacht hatte.737
Die Verse 1–3 könnten als Kritik an den vor Michael regierenden ikonoklastischen Kaisern
verstanden werden. Allerdings geht der in den Versen 1–3 früheren Kaisern gemachte Vorwurf
etwas ins Leere,738 da nach der Belagerung der Stadt durch den Usurpator Thomas schon unter
Kaiser Michael II. (reg. 820–829) und seinem Sohn Theophilos (reg. 829–842) auch angesichts
der drohenden Gefahr eines arabischen Angriffs gerade der lange Mauergürtel am Marmara-
Meer stark ausgebaut wurde.739 Wann das von Mango erwähnte Monogramm samt der Invoka-
—————–
732
Zu diesem PmbZ # 4991 (p. 265 fehlt aber der Hinweis auf die vorliegende Inschrift).
733
Zu diesem PmbZ # 791.
734
Vgl. PmbZ # 791 (p. 263, Anm. 8).
735
LAUXTERMANN, Poetry 431 datiert 856–866.
736
Zur Bautätigkeit des Bardas vgl. PmbZ # 791 (p. 263).
737
Vgl. AMBRASEYS, Earthquakes 244f.
738
Vgl. RHOBY, Meaning 742.
739
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 313; FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 54f.
628 Türkei (Nr. TR61–TR62)

tion auf der Rückseite der einen Steinplatte inschriftlich angebracht wurde, kann nicht bestimmt
werden.
Das aus sechs Zwölfsilbern bestehende Epigramm ist mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen
versehen. Mit Ausnahme des Eigennamens þ>1. in Vers 5 sind alle sonstigen Epigrammteile
als prosodisch zu werten; somit liegt ein qualitativ wertvolles Epigramm vor, das einer Kaiser-
inschrift würdig ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Während einige von Curtis – Aristarches vorge-
nommene Konjekturen als wirklich gelungen zu bezeichnen sind, sind die Ergänzungen am
Ende von Vers 1 und am Beginn von Vers 2 zu unsicher, um in den Text aufgenommen zu wer-
den. Völlig abzulehnen ist die Konjektur [2ã7<]@6[: =<1Ń]: am Ende von Vers 2, da auf der
Schriftskizze bei van Millingen relativ klar "C zu erkennen ist. Darauf folgt wahrschein-
lich ein My, weiters sind auch Spuren von Iota und Alpha zu erkennen. Auch der Buchstabe vor
"C – ein Eta – ist auf der Schriftskizze von van Millingen deutlich zu lesen, wenngleich
der damit entstehende Hiat störend ist. Das letzte Wort von Vers 3 ist inschriftlich als
![C] überliefert; bereits Curtis – Aristarches änderten zu ­;40.; doch soll eine
augmentlose (Perfekt)form, auch in dieser Zeit,740 nicht überraschen. Abzulehnen ist auch die
von Curtis – Aristarches vorgenommene Konjektur [A.:Ľ: 7þ9]=AF? am Beginn von Vers 4,
da vor !&C am Original eindeutig ein Ny zu erkennen ist. Somit ist auch der entsprechende
Beleg für 7þ9=AF? aus dem LBG zu streichen. Das letzte Wort von Vers 5 ist in der Inschrift
als &C!" wiedergegeben. Dabei dürfte es sich um einen simplen orthographischen
Lapsus handeln, doch ist die Schreibung mit Omega auch in zwei Urkunden zu finden.741 Das
Nomen ö>þG@9. in Vers 6 in der Bedeutung „Schmuck“ ist nach Auskunft der Lexika ein selte-
nes Wort, da es nur in L und auch dort nur mit einem Beleg angeführt ist. Zahlreiche weitere
byzantinische Stellen sind jedoch mithilfe des TLG zu ermitteln.

(Zwei Fragmente einer) Steinplatte (27,5 × 17,5 cm u. 50 × 49 cm), 14. Jh.: Arkeoloji
Müzesi (Inv.-Nr. 4020 T)
Nr. TR62) Ein gutes Drittel der ursprünglich vielleicht 100 cm hohen742 Marmorplatte ist
heute nicht mehr erhalten. Beide Fragmente, die von eingeritzten akzentuierten Majuskel-
Inschriften bedeckt sind, sind heute entsprechend ihrer ursprünglichen Lage neu vermauert. Die
(vom Betrachter aus gesehen) linke Seite des unteren bzw. größeren Fragments trägt die untere
Hälfte einer aus dem Marmor gearbeiteten, wahrscheinlich nach links gewandten Figur. Dabei
handelt es sich um das einzige Figurenrelief aus dem sepulkralen Bereich, das als selbständige
Stele aus spätbyzantinischer Zeit erhalten ist.743
Bereits der erste Editor der Inschrift, Buckler, erkannte, dass diese ein Epigramm bildet, wo-
bei pro Zeile je ein Vers eingeritzt ist. Punkte markieren die Versenden, ein aus Punkten und
sternförmig angeordneten Strichen bestehendes Zeichen zeigt das Epigrammende an. Bei der
Rekonstruktion des Epigrammtextes sind folgende Fragen zu berücksichtigen: Wie groß war der
Abstand zwischen den beiden erhaltenen Fragmenten? Waren ursprünglich vielleicht auch Ver-
se (vom Betrachter aus gesehen) links der Figur angebracht?744 In der jetzt rekonstruierbaren
Form besteht das Epigramm aus zumindest 14 Versen; waren auf der linken Seite ebenso viele
Verse angebracht, dann könnte das Epigramm 28 oder mehr Verse umfasst haben. Papamasto-
rakes hingegen vertrat (aus noch darzulegenden Gründen) die Ansicht, dass sich die wahr-
scheinlich nach links gerichtete Figur an eine (vom Betrachter aus gesehen) rechts der Inschrift
angebrachte Darstellung von Theotokos und Kind wandte und dass das Epigramm somit nicht

—————–
740
Vgl. PSALTES, Grammatik 200ff.
741
Vgl. TLG.
742
Vgl. TALBOT, Epigrams 80.
743
Vgl. BELTING, Skulptur 65; s.a. H. BELTING, Das illuminierte Buch in der spätbyzantinischen Gesellschaft. Hei-
delberg 1970, 79, Anm. 267.
744
So BUCKLER, Monument of a Palaiologina 522f.
Türkei (Nr. TR62) 629

mehr als 14 Verse umfasste.745 Auffallend ist die gleichmäßige und sorgfältige paläographische
Ausgestaltung der Buchstaben und der diakritischen Zeichen, was auf einen sehr geübten Gra-
veur schließen lässt.
Paläographische sowie inhaltliche Kriterien legen den Schluss nahe, dass die Ausarbeitung
der Marmorplatte und das Epigramm in das frühe 14. Jahrhundert zu datieren sind.
Die Reste des Epigrammtextes können folgendermaßen zusammengestellt werden:

[………… A<Ľ] :B9CŃ:<? ²;6: @7Ā=2


[…………]7Aą: ­9/.8ĉ: Ań :B9CĄŁ
[­:A2]Ľ52: ±@D<: 7.ă =>ą A<Ľ AþC<B AþC[(<:)
A]þC<: Aą =Ā:5<(?) Aā: =67>ý: 7.A<67Ą.:
5 [/>ĀD<B@. :B]7Aą? Aā: 78Ą:4: ­7 1.7>ĈF:
ö? ¡>A<: ­@5[Ą<B@. Aā: @=<1ą: ……]
±96;. 78.B59ń Aā: 7.[……………]
ö>.ĵ2 =><@8./<Ľ 92 $(>6@A)ÿ :B9CĄ2
Aā: 94A>67ā: ±:A2B;6: 2ß@121209Ā:<(?)
10 ¡:<6;(<:) ¾9ĵ: Aā: :<4Aā: =.@Aþ1.
±:1B@<: ¾9Ħ? ¡9C6<: 52Ą<B 0þ9<B
7.ă Aþ;<: 2ß? Aą Aþ09. AŃ: 1.6AB9Ć:(F:)
.8.6<8Ć0<B A.ĽA. 5B0þA4> 0>þCF
=6@Aā @2/.@Aā 7.ă 9<:.Dā .>Ą..
——
5 cf. Ps. 6,7: 8<Ĉ@F 7.5ĩ ®7þ@A4: :Ĉ7A. Aā: 78Ą:4: 9<B, ­: 1þ7>B@Ą: 9<B Aā: @A>F9:Ă: 9<B />Ā;F. 6 cf.
Ps. 101,10 (cf. app. crit.). 7 cf. Ps. 101,10: 7.ă Aą =Ć9. 9<B 92Aý 78.B59<Ľ ­7Ą>:F:. 9 cf. v. 5 epigramm.
in icona (s. XI/XII) in monast. S. Catharinae in monte Sinaitico, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und
Objekten der Kleinkunst, no. Ik4: A(ā:) [94A]>67ā: ±:A2B;6:, [û] AĀ7[:<:, 1ĀD<B]; cf. etiam e.g. Anal.
Hymn. Gr. III 270,32 (SCHIRÒ). 10 cf. Man. Phil. carm. I 249 (LXXV 55–56 MILLER): A<ĵ? @B3Ĉ0<6? ¡C-
5.>A<: à1>Ĉ@.6 @AĀ04: | 7.ă 7.A.0F0ā: 2ß? µ1ÿ9 7.ă =.@Aþ1.; cf. etiam v. 10 epigramm. in capella eccl.
S. Pammacaristi Cpl. (= Man. Phil. carm. I 117 [CCXXIII 10 MILLER]) (de Michaele Tarchaneiota) (ĺ
no. TR76): [Aý]? 0ý> ­=ă 0Į? ­/128Ĉ;F =.@Aþ1.?. 13 cf. e.g. v. 22 epigramm. in capella eccl. S. Pamma-
caristi Cpl. (= Man. Phil. carm. I 117 [CCXXIII 22 MILLER]) (ĺ no. TR76): ¾ @Ĉ3B0<? =>ă: A.ĽAþ @<6
þ>5. 0>þC26; v. 6 epigramm. (s. XIV [Man. Phil. ?]) in icona in monast. Batopaidiu in monte Atho, ed.
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik26: #68.:5>F=4:ā ©::. A.ĽA. @<6
7>þ326; cf. etiam e.g. Man. Phil. carm. I 319 (CXXVIII 8 MILLER): #68.:5>F=4:ā A.ĽA. @ā 8þA>6?
0>þC26.
——
1 [………… A<Ľ] supplevi (cf. comment.): –]? alii. @7Ā=2 legi (ope Hörandner): ­7@=… alii. 2 AŃ Brooks.
3 [­:A2]Ľ52: supplevit Buckler. 4 [A]þC<: supplevit Buckler. 5 [/>ĀD<B@. :B]7Aą?: [/>Ā]D[<B@.] :B7Aą?
Buckler, [/>Ā]D[<B]@. :B7Aą? FÕratlÕ, Brooks. 6 ¡>[A]<: Buckler. ­@5[Ą<B@. Aā: @=<1ą: ……]: [­@5Ą<B@.
Aā: @=<1ą: @7ĆA<B (?) supplevit Buckler secundum Ps. 101,10 (éA6 @=<1ą: ö@2ă ¡>A<: ±C.0<:),
­@5[Ą<B@. - - - FÕratlÕ. 7 7.[5ĩ ¾9Ā>.: =Ć@6: proposuit Buckler. 8 :B9C[Ą2] Buckler. 12 2Ą? Brooks.

…………… den Zustand des Brautgemachs bewahre


………… dem Bräutigam hinwerfend.
Von da an erhielt ich auch ein Grab vor dem Grab,
als Grab die Trauer, die bittere Behausung,
5 da ich nächtens das Bett mit Tränen überschwemmte.
Die Asche wie Brot essend ……………
mischte ich mit Weinen …………………
Schöner Bräutigam Christus, nimm mich auf,
da du die mütterliche Fürsprache angenommen hast!
10 Öffne uns das geistige Brautgemach,
bekleide uns mit dem Gewand der göttlichen Hochzeit
—————–
745
PAPAMASTORAKES, =6AĈ9/62? =.>.@Aþ@26? 301f. u. Abb. 14 (Rekonstruktion); s.a. S.T. B[ROOKS], in: Byzanti-
um, Faith and Power 104.
630 Türkei (Nr. TR62)

und reihe uns ein in die Schar der Gäste beim Mahl!
Das schreibe ich, die Tochter des Palaiologos,
die gläubige Sebaste und Nonne Maria.
Text: BUCKLER, Monument of a Palaiologina 522 (mit Schriftskizze [Abb. 101]) u. Taf. XLI (nach p. 524).– FI-
RATLI,Sculpture 67 (Nr. 115 [mit franz. Übers.]) u. Taf. 42 (Nr. 115).– S.T. B[ROOKS], in: Byzantium, Faith and
Power 104 (Nr. 49) u. Farbabb. 49.

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 64 (Nr. 18).– MACRIDY, Monastery of Lips 271 u. Anm.
64 u. Abb. 69.– BELTING, Skulptur 65, 84, 86 (Abb. 25).– GRABAR, Sculptures II 129 (Nr. 128) u. Taf. 101 (Abb.
A).– L. RODLEY, Byzantine art and architecture. An introduction. Cambridge 1994, 295f. u. Abb. 250.– MANGO,
Sépultures et épitaphes 106f. u. Taf. VI (Abb. 10).– PAPAMASTORAKES, =6AĈ9/62? =.>.@Aþ@26? 300–302 u. Abb. 13–
14.– TALBOT, Epigrams 80f. (Nr. 3 [engl. Übers. vv. 8–14]) u. Abb. 9.– YALÇIN, Materiali 364, 382 (Abb. 23 [seiten-
verkehrt]).– PAZARAS, 8B=A67Ă 476, 493 (Abb. 16).– BROOKS, Commemoration 259.– BROOKS, Poetry 226 (Abb. 3),
227 (Abb. 4).– S. BROOKS, Women’s Authority in Death: The Patronage of Aristocratic Laywomen in Late Byzanti-
um, in: THEIS, Female Founders 324 (Abb. 5 [Schriftskizze]) u. Anm. 21 (engl. Übers.).– MELVANI, Late Byzantine
Sculpture 17, 18, 233 (Abb. 8).

Abb.: LXXXIV

Sprecherin des Epigramms ist die in den Versen 13–14 genannte Tochter eines Palaiologos
namens Maria, wobei Maria wahrscheinlich ihr Nonnenname ist, der aber mit ihrem ursprüngli-
chen Namen identisch gewesen sein könnte. Der Eintritt in das Kloster dürfte erfolgt sein, nach-
dem ihr Mann bzw. Bräutigam gestorben war, wenn man die Verse 1–2 dahingehend interpre-
tieren darf. Das Kloster ist vermutlich mit dem Kloster tu Libos in Konstantinopel zu identifi-
zieren, wenn die Annahme stimmt, dass die beiden Marmorfragmente ursprünglich aus der
Südkirche oder dem Mausoleum der dortigen Kirche stammen.746 Da man aufgrund der Formu-
lierungen im Epigramm davon ausgehen kann, dass Maria zum Zeitpunkt der Entstehung des
Epigramms und der Marmorskulptur ebenfalls bereits tot war, dürfte es sich bei der Anlage um
eine Grabplatte bzw. -stele handeln, die neben ihrem Grab in die Wand eingemauert war.747 Die
Verse 3–7 berichten von der durch den Tod ihres Mannes bedingten Traurigkeit Marias, die
durch entsprechende Psalmzitate besonders hervorgehoben wird: Die Trauer empfand sie bereits
als „Grab vor dem Grab“ (Verse 3–4). Die Verse 8–12 sind der Hinwendung an Christus ge-
widmet, der als „schöner Bräutigam“748 apostrophiert wird (Vers 8): Maria ersucht ihn, sie und
ihren Mann – ¾9ĵ: (Vers 10) und ¾9Ħ? (Vers 11) beziehen sich offensichtlich auf beide und
nicht nur auf auf sie – durch Fürsprache der Theotokos (in das Paradies)749 aufzunehmen. Für
sie und ihren Mann wünscht sie, dass sie in das Gewand der göttlichen Hochzeit – wohl mit
Gott750 – gekleidet und in die Schar der Gäste beim Mahl gereiht werden. Christus wird wohl
auch in Vers 1 angesprochen, vielleicht mit der Bitte, das Brautgemach, d.h. die Verbindung
von Maria und ihrem Mann, auch im Jenseits zu bewahren.
Die letztgültige zeitliche Einordnung des Epigramms, nämlich eine Datierung zwischen ca.
1275 und 1325, geht auf Buckler zurück, der dafür vor allem paläographische Charakteristika
der Inschrift ins Treffen führte.751 In der Tat ist dem nichts entgegenzusetzen: Was die Spreche-
rin des Epigramms, Maria, angeht, so wird nur darüber berichtet, dass sie die Tochter eines na-
—————–
746
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 271; TALBOT, Epigrams 80; S.T. B[ROOKS], in: Byzantium, Faith and Power
104. Dass die beiden Fragmente bei der Kirche Hagia Sophia gefunden wurden, wie BUCKLER, Monument of a
Palaiologina 521 behauptet, basiert auf falscher Überlieferung, vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 271, Anm. 64.
747
Vgl. BUCKLER, Monument of a Palaiologina 522.
748
Zu Christus als Bräutigam der Kirche etc. vgl. L s.v. :B9CĄ<?.
749
Vgl. die entsprechende, im Testimonienapparat angeführte Parallele bei Manuel Philes; s.a. Man. Phil. carm.
58,32 (p. 75 MARTINI): Aā: =.ĵ1. 8./2ĵ: AĮ? µ1ÿ9 Aā: =.@Aþ1.. Die Bezeichnung :<4Aā =.@Aþ? ist auch für die
Theotokos belegt (vgl. L s.v. =.@Aþ? 2 e; EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 58), doch ist diese Deutung hier unpassend.
750
Vgl. z.B. Sym. Nov. Theol. hymn. XV 174–177 (KAMBYLIS): … é8<? 52ą? 0þ>, | ê? @B:2:<ĽA.6 925ĩ ¾9Ń: ú
C>67A<Ľ 9B@A4>Ą<B | 7.ă 0þ9<? ë:AF? 0Ą:2A.6 è ¡>>4A<? 7.ă 52ĵ<? | ®:ă ®7þ@AŁ 9Ą0:BA.6 …
751
BUCKLER, Monument of a Palaiologina 523.
Türkei (Nr. TR62) 631

mentlich nicht genannten Palaiologos ist, dass sie verheiratet war – allerdings ist über ihren
Mann nichts zu erfahren – und dass sie nach dem Tod ihres Gatten Nonne wurde, vielleicht im
Kloster tu Libos in Konstantinopel, wo andere Mitglieder der Palaiologen-Familie bestattet
wurden, nachdem Theodora Dukaina Komnene Palaiologina,752 die Witwe Kaiser Michaels
VIII. Palaiologos, das Kloster tu Libos renovieren und eine dem Prodromos geweihte Kirche als
Mausoleum hatte erbauen lassen.753 Außerdem führte Maria den Ehrentitel @2/.@AĂ,754 da das
entsprechende Wort in Vers 14 als „Funktion“ und nicht als bloßes Epitheton zu verstehen ist.
Bislang ist es nicht gelungen, Maria <Palaiologina> zu identifizieren.755 Buckler bot fünf
verschiedene Personen an, mit denen Maria identisch sein könnte:756 1) Maria, die Schwester
Michaels VIII. († nach 1267)757, 2) Maria, eine Nichte Michaels VIII. († ca. vor 1300)758, 3)
Maria, (uneheliche) Tochter Michaels VIII. († bald nach 1307 [vor 1320])759, 4) Maria, Urenke-
lin Michaels VIII. († 1355)760, 5) Maria, Ururenkelin Michaels VIII. († 1384 ?)761.
Vieles deutet darauf hin, dass der Autor der Verse der bekannte Auftragsdichter Manuel Phi-
les war,762 der auch für andere Mitglieder des Palaiologenhauses Verse verfasste.763 Im Testi-
monienapparat zitierte Parallelen legen Zeugnis darüber ab. Da Philes kaum vor 1270 geboren
und allerspätestens 1345 oder kurz danach gestorben ist,764 müssen die von Buckler in den Nr.
1, 4 und 5 genannten Mariae aus chronologischen Gründen ausscheiden. Auch die unter Nr. 3
genannte Maria, deren Nonnenname allerdings als Melane belegt sein könnte, kommt nur dann
in Frage, wenn man als Begräbnisstätte nicht das Kloster tu Libos annimmt, sondern das Kloster
der Theometor Panagiotissa (auch Panagia ton Magulion), in das Maria nach dem Tod ihres
Mannes Abaqa, des Khans der Mongolen,765 eingetreten sein dürfte;766 die Renovierung des
genannten Klosters ist ebenfalls auf diese Maria zurückzuführen.767 Die unter Nr. 2 angeführte
Maria kommt dann in Frage, wenn in Vers 14 des Epigramms nicht der Nonnenname genannt
ist, da dieser Mariamne lautete;768 außerdem wird ihrer im Typikon des Klosters der Bebaia
Elpis in Konstantinopel gedacht,769 was bedeuten könnte, dass sie dort auch begraben war.
Diese Überlegungen legen den Schluss nahe, dass es sich bei der Maria im Epigramm
höchstwahrscheinlich um eine sonst nicht bekannte Angehörige des Palaiologenhauses handelt,
deren Tod wohl in die ersten Jahrzehnte des 14. Jahrhunderts zu datieren ist. Eine enge Ver-
wandtschaft zur Kaiserfamilie ist anzunehmen,770 da in der in Frage kommenden Zeit neben der

—————–
752
Zur Person PLP # 21380.
753
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 258; A.-M. TALBOT, The Byzantine Family and the Monastery. DOP 44 (1990)
124; MARINIS, Tombs, passim; s.a. KIDONOPOULOS, Bauten 87.
754
Zum Titel vgl. LBG s.v.; E. MARGAROU, !ĄA8<6 7.6 2=.00289.A67þ <:Ć9.A. 0B:.67Ċ: @A< B3þ:A6<. B9/<8Ă @A4
928ĀA4 06. A4 5Ā@4 A4? 0B:.Ą7.? @A4 /B3.:A6:Ă 7<6:F:Ą. (B3.:A6:þ 2Ą92:. 7.6 28ĀA.6 29). Thessalonike 2000,
115–125.
755
Vgl. PLP # 21392.
756
BUCKLER, Monument of a Palaiologina 524.
757
Vgl. PLP # 21389; LEONTIADES, Tarchaneiotai 62f.
758
Vgl. PLP # 21396. Die dort genannte Datierung Ende 13. Jh. / Anfang 14. Jh. ist etwas zu unpräzise, da die Ab-
fassung des Typikons des Klosters der Bebaia Elpis, in dem Maria als Verstorbene belegt ist, ca. 1300 zu datieren
ist, vgl. A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents IV
1512.
759
Vgl. PLP # 21395.
760
Vgl. PLP # 21391.
761
Vgl. PLP # 16888.
762
Siehe auch schon BUCKLER, Monument of a Palaiologina 525.
763
Vgl. STICKLER, Manuel Philes 31.
764
Vgl. STICKLER, Manuel Philes 21–23; siehe auch oben S. 391, Anm. 1631.
765
Zur Person PLP # 1141.
766
Eine zweite, von ihrem Halbbruder, Kaiser Andronikos II. Palaiologos, veranlasste Heirat mit dem Mongolen-
herrscher Öl÷äitü (auch Horbanda, Hudabende) (vgl. PLP # 30667) ist nicht gesichert (vgl. PLP # 21395).
767
Vgl. KIDONOPOULOS, Bauten 88–90.
768
PLP # 21396.
769
Vgl. A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents IV 1561.
770
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 271; S.T. B[ROOKS], in: Byzantium, Faith and Power 104.
632 Türkei (Nr. TR62)

erwähnten Theodora771, Michaels VIII. Frau, nur ihre Mutter Eudokia772, ihre Tochter Eudo-
kia773 und ihre Söhne Andronikos II.774 und Konstantinos775 als im Kloster der Bebaia Elpis
begraben bezeugt sind.776 Bei der dargestellten Person auf der Grabplatte dürfte es sich höchst-
wahrscheinlich um die verstorbene Maria und nicht, wie von Belting und Grabar angenom-
men,777 um die Theotokos handeln. Wie bereits erwähnt, war nach Papamastorakes die Theoto-
kos mit Kind vielleicht auf der verlorenen rechten Hälfte der Marmorgrabplatte dargestellt, weil
sich Maria in den Versen 8 und 9 explizit auf beide bezieht.778
Wie oben erwähnt, bestand das Epigramm ursprünglich aus zumindest 14 Versen. Das
Versmaß ist der byzantinische Zwölfsilber; die diesem eigenen Binnenschlüsse sind korrekt
gesetzt, und mit einer Ausnahme sind keine Verstöße gegen die Prosodie ersichtlich. In Vers 1
liegt allerdings ein schwerer prosodischer Verstoß vor, da die siebente Silbe im Vers aufgrund
des Omega von :B9CŃ:<? lang gemessen wird. Da der inschriftliche Befund an der Entzifferung
des Wortes und der restlichen Buchstaben des Verses kaum zweifeln lässt, ist davon auszuge-
hen, dass diese prosodische Abweichung original ist. Dies muss der erwähnten Annahme, dass
Manuel Philes der Autor der Verse ist, nicht widersprechen: Prosodische Verstöße sind verein-
zelt auch an anderen Stellen seiner im Zwölfsilber abgefassten Grabepigramme zu entdecken.779
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Buckler780 und Mango781 gingen davon aus, dass
Vers 1 unmöglich den Anfang des Epigramms gebildet haben kann, und meinten, dass der Be-
ginn vielleicht (vom Betrachter aus gesehen) links der Figur angebracht war. Da man kaum
annnehmen kann, dass dort ein einzelner Vers gestanden ist, müsste das Epigramm ursprünglich
die doppelte Versanzahl aufgewiesen haben (s. oben). Inhaltlich ist es nicht zwingend, daran zu
zweifeln, dass der jetzige Vers 1 auch den ursprünglichen Vers 1 darstellt. Das von Buckler in
Vers 1 vor :B9CŃ:<? gelesene Sigma ist zu unsicher, um in den Text aufgenommen zu werden.
Da der rechte Bogen sehr weit nach oben gezogen ist, danach aber auch wieder nach links weist,
ist anzunehmen, dass es sich um die Ligatur von Omikron und Ypsilon handelt; die Ergänzung
A<Ľ ist auch vom Inhalt her sehr plausibel. Das wohl richtig konjizierte [­:A2]Ľ52: am Beginn
von Vers 3 ist temporal aufzufassen.782 Die Endung des letzten Wortes von Vers 3 muss gekürzt
gewesen sein, da am rechten Rand des Steins kaum mehr Platz vorhanden war. Ein oberhalb des
Phi angebrachter, von links oben nach rechts unten laufender Strich könnte Zeugnis darüber
ablegen. Dass das Wort AþC<: zweimal hintereinander vorkommt – am Ende von Vers 3 und am
Beginn von Vers 4 – könnte auf einen Fehler des Graveurs zurückzuführen sein, auch wenn
dieser – wie oben erwähnt – aufgrund der äußeren Form der Inschrift recht geübt gewesen sein
dürfte. Es ist auch möglich, dass die Verse 4 und 5 bei Anbringung vertauscht wurden, wobei
dann die Akkusative in Vers 4 als innere Akkusative zu verstehen wären. Bei [:B]7Aą? in Vers 5
handelt es sich um einen Genitivus temporis.

—————–
771
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 270 (Nr. 2)
772
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 270 (Nr. 3).
773
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 269 (Nr. 1); PLP # 12064 (eine Grablegung im Kloster tu Libos wird hier nicht
erwähnt).
774
Vgl. PLP # 21436; MACRIDY, Monastery of Lips 270 (Nr. 5)
775
Vgl. PLP # 21492.
776
In der entsprechenden Zeit im Kloster begraben ist auch die 1324 verstorbene Frau des späteren Kaisers Androni-
kos III., Adelheid von Braunschweig-Grubenhagen, die in Byzanz den Namen Eirene führte, vgl. PLP # 21356;
MACRIDY, Monastery of Lips 270 (Nr. 4).
777
BELTING, Skulptur 65, 84; GRABAR, Sculptures II 129.
778
PAPAMASTORAKES, =6AĈ9/62? =.>.@Aþ@26? 302.
779
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 52.
780
BUCKLER, Monument of a Palaiologina 522.
781
MANGO, Sépultures et épitaphes 107.
782
Vgl. LSJ s.v. II.
Türkei (Nr. TR63) 633

(*)Inschriftenfragmente (teilweise verloren), 9. Jh. ?: Ayasofya Müzesi (Inv.-Nr. 321–


324)
Nr. TR63) Der britische Reisende John Covel zeichnete in der zweiten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts den für ihn entzifferbaren Teil einer Ziegelinschrift783 auf, die hoch oben rund um ei-
nen wahrscheinlich sechseckigen784 Turm neben dem in türkischer Zeit so genannten Orta-
kapusi in Silivri, dem byzantinischen Selymbria, angebracht war.785 In unmittelbarer Nähe be-
fand sich das Kirkale-kapusi, auf dem sich eine (nicht metrische) Inschrift befand, die über Sa-
nierungsmaßnahmen in Selymbria unter Michael III., Theodora und Thekla berichtete (842–
856).786 Der von Covel aufgezeichnete Beginn der Inschrift war bereits Ende des 19. Jahrhun-
derts verloren;787 es konnten aber andere Teile der Inschrift aufgefunden werden, zuletzt noch
am Beginn des 20. Jahrhunderts.788 Heute sind in Silivri keine Reste der Inschrift mehr vorhan-
den, da auch nur mehr einzelne Abschnitte der Befestigungsmauer nocherhalten sind.789 Frag-
mente der Verse 9–12 werden jedoch im Narthex der Hagia Sophia (Ayasofya Müzesi) in Istan-
bul aufbewahrt.790 Stellt man alle im Laufe der Zeit aufgezeichneten Inschriftenteile zusammen,
dann bleiben zwar immer noch Lücken im Text, man erkennt aber – wie zuletzt auch schon
Asdracha –, dass es sich um Verse handelt. Das Epigramm dürfte – der Rekonstruktion des
Turmes entsprechend791 – ursprünglich zwölf Verse umfasst haben.792
Was die Datierung angeht, sind inhaltliche und paläographische Kriterien zu berücksichti-
gen: Asdracha schlug aufgrund der Erwähnung des Titels @=.5.><7.:161þA<? in Vers 9 eine
Datierung zwischen dem Beginn des 9. und dem Ende 11. des Jahrhunderts vor.793 In der Tat ist
der Titel nur bis zum Ende des 11. Jahrhunderts greifbar.794 Das 11. Jahrhundert dürfte aber aus
paläographischen Gründen ausscheiden: Die auf den Umzeichnungen von Covel und Seure zu
erkennenden Buchstaben lassen auf jeden Fall an eine Datierung vor dem 11. Jahrhundert den-
ken, zumal auch Akzente und Spiritus fehlen und keine Ligaturen zu erkennen sind. Doch auch
der terminus post quem muss korrigiert werden: Lauxtermann vermutete aufgrund der Erwäh-
nung von @=.5.><7.:161þA<? am ehesten eine Datierung in das 9. Jahrhundert.795 Der Titel
@=.5.><7.:161þA<? begegnet aber nicht erst im 9. Jahrhundert, sondern ist auf Siegeln mehr-
mals auch schon im 8. Jahrhundert belegt.796 Das 9. Jahrhundert als Zeitpunkt der Entstehung
des Epigramms ist jedoch plausibel: Das Epigramm könnte – wie weiter unten noch genauer
ausgeführt wird – mit den Renovierungsmaßnahmen nach dem schweren bulgarischen Angriff
von 813 in Zusammenhang stehen.
Der lückenhafte Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
783
Vgl. SEURE, Antiquités 565.
784
SEURE, Antiquités 565; achteckig nach MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 210.
785
COVEL, Voyages 46.
786
Ed. ASDRACHA, Inscriptions II 264–266 (Nr. 65); vgl. dazu KÜLZER, Ostthrakien 636. Der Beginn der Inschrift
(¥:2:2Ċ54 ¾ 52Ć@F@A<? =Ć86?) könnte als prosodieloser Zwölfsilber identifiziert werden, doch handelt es sich
dabei um eine aus Zufall gebildete zwölfsilbige Abfolge von Wörtern, wie die Fortsetzung nahelegt (A.ĈA4 ­=ă
6D.Ă8, 2<1Ċ>.? 7.ă Ā784? 7A8.).
787
Dass Covel den Beginn der Inschrift aufzeichnete, ist u.a. dadurch bewiesen, dass er vor C! ein
Kreuz setzte.
788
Siehe z.B. BESEVLIEV, Notes épigraphiques 65 (Abb. 1).
789
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 641.
790
ASDRACHA, Inscriptions II 280 bezieht sich hierzu auf eine Information von Cyril Mango. Bei einem Besuch in
Istanbul im November 2012 konnte dies verifiziert werden. Laut TADDEI, Monuments befinden sich die Fragmen-
te bereits seit 1955 in der Sammlung des Ayasofya Müzesi.
791
Zuletzt siehe ASDRACHA, Inscriptions II 282.
792
LAUXTERMANN, Poetry 342 spricht von zumindest zwölf Versen.
793
ASDRACHA, Inscriptions II 280, 283.
794
Vgl. OIKONOMIDÈS, Listes 297.
795
LAUXTERMANN, Poetry 342.
796
Z.B. V. LAURENT, Les sceaux byzantins du Médaillier Vatican (Medagliere della Biblioteca Vaticana 1). Città
del Vaticano 1962, 61f. (Nr. 72).
634 Türkei (Nr. TR63)

þ886@A<: ë:A. 7.ă 7.A408.G@9Ā:<:


C2>F:Ĉ9Ł 78Ă@26 A2 7.ă 52F>ĄĤ
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2ß? 1Ć;.:, 2ß? 7.ĈD49. AŃ: <ß74AĆ>F:,
2ß? 2í=>Ā=26.: 7.ă 78Ā<? AĮ? =<>CĈ>.?.
——–
12 cf. v. 8 epigramm. (hodie deleti ?) in muro Attaliae (ĺ no. TR26): 2ß? 1Ć;.: $(>6@A<)Ľ 7.ă 7.ĈD49.
źF9[.ĄF:].
——–
1 þ886@A<: scripsit Asdracha: C! inscr. (Covel). 7.A408.G@9Ā:<: scripsit Asdracha:
!C inscr. (Covel). 2 78Ă@26: C (Covel) vel C (Mordtmann) inscr. 52F>ĄĤ
scripsit Asdracha: & inscr. (Covel). 3 A4[………………]: AĂ[:] Kubitschek, Aā:
W!"†"// Beševliev. 4 versum deletum statui. 5 [2]<Cþ:4? supplevit Seure. 6
7Ć@94@6:: …<94@6: Mordtmann, 1Ć94@6: Kubitschek, Beševliev. =><8./2ĵ: Beševliev. 7.Aĩ ;Ą.: Kubi-
tschek. 7 2í78Ā<B? Mordtmann, Kubitschek, Beševliev. 2[<CB8]þ7A<B supplevit Mordtmann: 2<Cþ:4?
(sic) Kubitschek, Beševliev. 8 …]Ā.?: …26.? Seure, [?C68.>0B>]Ą<2>.? Asdracha. 9 ê? scripsi (cf.
ASDRACHA, Inscriptions II 281): &C inscr., ö? alii. 2í78Ā4? Mordtmann. @=.5.><7.:161ĦA<? Mordtmann,
Seure, Asdracha. 10 8þ9=<B@.: à@Aħ Mordtmann. :2<B>02ĵ legit Seure. =Ć86<:> scripsi (cf. ASDRACHA,
Inscriptions II 283):  inscr. (Mordtmann), =Ć84[:] Mordtmann, =Ć84: Seure. 11 2ß? 7.ĈD49.: [2ß]?
7.ĈD49. Mordtmann, 7.ă 7.ĈD49. alii.

Turm, der du der schönste bist und entgegenstrahlst


durch die namentragende Bezeichnung und den Anblick,
du musstest …………………………
………………………………
5 …... Theophanes dich ……………
wirklich die gebührende Ausschmückung zu erhalten,
die des einst berühmten Theophylaktos
des Patrikios ……………… ein Fremder,
der ein berühmter Spatharokandidatos ist
10 und die Stadt prächtig aufrichtet und erneuert,
zur Ehre, zum Stolz der Einwohner,
zur Zierde und zum Ruhm der Porphyra.
Text: COVEL, Voyages 46 (Schriftskizze), 363 (Nr. 5).– MORDTMANN, Epigraphik von Thracien 210f. (Nr. 27).–
DUMONT – HOMOLLE, Mélanges 370f. (Nr. 62b26 [Text nach Mordtmann]).– KUBITSCHEK, Kemplens Reise 56f.–
SEURE, Antiquités 566, 564 (Schriftskizze).– BEŠEVLIEV, Notes épigraphiques 65 (Nr. 7).– ASDRACHA, Inscriptions II
280f. (Nr. 75 [mit franz. Übers.]), 282 (Schriftskizze).

Lit.: THYATEIRON GERMANOS, Ř 48B/>Ą. 7.Aý Aą: 63Ņ .ßŃ:.. >.767þ 10 (1938) 132 (Schriftskizze nach
Covel).– W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.– LAUXTERMANN, Poetry 342 (Nr. 42).– KÜLZER, Ostthrakien 636.–
TADDEI, Monuments 47f., 46 (Abb. 41).

Abb.: LXXXV–LXXXVII

Das Epigramm stellt eine Bauinschrift dar. Es ist zu vermuten, dass der einst unter dem Pat-
rikios Theophylaktos ausgestattete Turm (Verse 7–8) zerstört wurde; die Zerstörung kann – wie
oben bereits erwähnt – mit dem verheerenden Angriff auf mehrere Städte an der Propontis
Türkei (Nr. TR63) 635

durch die Bulgaren unter Khan Krum – vielleicht der ;Ā:<? in Vers 8 ?797 – im Jahr 813 in Zu-
sammenhang stehen, als auch die Stadtmauern von Selymbria wenigstens zum Teil dem Erdbo-
den gleichgemacht wurden.798 Das Epigramm, das wahrscheinlich anlässlich der Reparatur des
Turmes angebracht wurde, stammt vielleicht aus der gleichen Zeit wie die oben erwähnte Bau-
inschrift auf dem in der Nähe befindlichen Kir-kale-kapusi, die in die Zeitspanne 842–856 ge-
hört; allerdings wäre dann der relativ große zeitliche Abstand von mehreren Jahrzehnten zwi-
schen Zerstörung und Renovierung zu berücksichtigen. Der für die Wiederherstellung des Tur-
mes verantwortliche Theophanes machte sich aber nicht nur an diesem Gebäude zu schaffen,
sondern dürfte auch für die Erneuerung der gesamten Stadt zuständig gewesen sein (Vers 10).
Das Epigramm schließt mit einer bekannten Formel (vgl. Testimonienapparat), nach der die
Renovierung der Stadt nicht nur für die Einwohner „Ehre und Stolz“, sondern auch für den Kai-
ser (=<>CĈ>.) „Zierde und Ruhm“ sei (Verse 11–12).
Was ist nun über die beiden im Epigramm genannten Personen, Theophanes und Theophy-
laktos, zu sagen? Wie bereits erwähnt, dürfte der Patrikios Theophylaktos jene Person sein,
durch die der Turm einst ausgestattet, vielleicht sogar erbaut wurde. Vers 9 (ê? 2í782ā? ú:
@=.5.><7.:161þA<?) dürfte sich allerdings nicht auf Theophylaktos, sondern auf Theophanes
(Vers 5) beziehen,799 der Turm und Stadt nach Zerstörungen wiederherstellen ließ. Aus diesem
Grund ist vielleicht zu vermuten, dass die von früheren Editoren aufgezeichnete Abfolge der
Verse nicht richtig ist. Vielmehr hat es den Anschein, als müsste Vers 9 unmittelbar auf Vers 5
folgen. Unter der Annahme, dass sich Vers 9 auf Theophylaktos bezieht, wurde dieser bereits
von Seure mit jenem Theophylaktos800 in Verbindung gebracht, der unter Kaiser Konstantinos
V. (741–755) Protospatharios und Strategos von Thrakien war.801 Dies ist durchaus plausibel, da
dieser auf jeden Fall vor 813 gelebt haben muss und durch =>ă: in Vers 7 ziemlich sicher darauf
hingedeutet wird, dass er bereits tot ist.802 Was den Spatharokandidatos Theophanes angeht, sind
aus der relevanten Zeit zwar zwei Spatharokandidatoi namens Theophanes bekannt – nämlich
der Hypatos, basilikos Spatharokandidatos und Strategos von Kephallenia (8. Jh.)803 und ein
weiterer basilikos Spatharokandidatos (ca. 730–843)804 –, doch dürften beide nicht mit dem
Theophanes der Inschrift zu identifizieren sein. Am ehesten passend wäre noch jener Theo-
phanes, der auf einem in das späte 8. / frühe 9. Jahrhundert datierten Siegel belegt ist, dessen
Legende ihn als basilikos Spatharios und Strategos von Thrakien bezeichnet.805 Theophanes
könnte auch mit jenem Spatharokandidatos namens Sergios in Verbindung stehen, dessen In-
schrift (Ĉ>62, /<Ă526 Ań @ń 1<Ĉ8Ł 2>0ĄŁ /.@6867ń @=.5.>.7.:161þAŁ) von Covel im 17.
Jahrhundert ebenfalls an der Stadtmauer von Selymbria gelesen wurde.806
Basierend auf der oben genannten Feststellung, dass der Turm sechseckig war, und basierend
auf der von Seure aufgezeichneten und von Asdracha wiederabgedruckten Anlage der Inschrift
dürfte das Epigramm zwölf byzantinische Zwölfsilber umfasst haben. Obwohl heute von der
Inschrift nur mehr ein Teil erhalten ist, kann diese aufgrund früherer Aufzeichnungen zu ca.
zwei Drittel rekonstruiert werden. Eine größere Lücke bleibt zwischen den Versen 3–5, eine
kleinere in der Mitte von Vers 8. Angesichts des Platzes, den die einzelnen Verse auf dem
—————–
797
Abwegig ist die Interpretation Asdrachas (ASDRACHA, Inscriptions II 283), nach der sich ;Ā:<? auf 2<Cþ:4?
bezieht und dessen negativen, z.B. „geizigen“ (!), Charakter beschreibt. Eher ist noch daran zu denken, dass ;Ā:<?
den Vorbeikommenden (Pilger) beschreibt, wie dies auch sonst gelegentlich vorkommt.
798
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 636.
799
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 281.
800
Zur Person PmbZ # 8293.
801
SEURE, Antiquités 566; s.a. ASDRACHA, Inscriptions II 283.
802
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 283.
803
Zur Person PmbZ # 8104.
804
Zur Person PmbZ # 8118.
805
NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 1, Nr. 71.37; A.-K. WASSILIOU – W. SEIBT, Die byzantini-
schen Bleisiegel in Österreich. 2. Teil: Zentral- und Provinzialverwaltung (Veröffentlichungen der Kommission
für Byzantinistik II/2). Wien 2004, Nr. 312 (Parallelstück); s.a. PmbZ # 8117 (dort mit der Datierung 750–850).
Für die präzise Datierung danke ich Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt.
806
ASDRACHA, Inscriptions II 279f. (Nr. 74), s.a. 283.
636 Türkei (Nr. TR63–TR64)

Grundriss des Turms einnehmen, muss davon ausgegangen werden, dass zwischen A4[… (Vers
3) und … 2]<Cþ:4? ein ganzer Vers (= Vers 4) ausgefallen ist.807 Mit Ausnahme der nicht oder
nicht vollständig überlieferten Verse 4 und 8 kann man feststellen, dass die Binnenschlüsse
korrekt gesetzt sind. Viermal (Verse 2, 5, 7, 11) begegnet B7, in Vers 12 liegt proparoxytones
B5 vor. Außergewöhnlich und gewissermaßen verdächtig ist das oxytone Ende von Vers 7,808
das sonst in mittel- und spätbyzantinischer Zeit nur sehr selten vorkommt. Da der Vers sonst
aber unauffällig und mit Ausnahme des Eigennamens auch prosodisch korrekt ist, muss man ihn
so belassen, wie er ist. Die von Mordtmann – eher aus Unwissenheit denn aus Rücksichtnahme
auf den Rhythmus des Verses – vorgenommene Verschiebung des Akzents von 2í782<Ľ? auf die
Paenultima ist zwar theoretisch möglich,809 würde aber den Charakter des Epigramms verfäl-
schen.
Von sehr guter prosodischer Qualität ist nicht nur der erwähnte Vers 7, sondern das gesamte
Epigramm. Nur ein Versehen ist feststellbar, nämlich das lange Omikron von @=.5.><7.:161þ-
A<? in Vers 9, das jedoch nicht so schwer wiegen dürfte, da hier der Titel wahrscheinlich im
Sinne eines Eigennamens, für den die prosodischen Gesetze nicht gelten, verwendet wird. Um
in Vers 5 Verstöße gegen die Prosodie und ein oxytones Ende zu vermeiden, darf der Vers nicht
wie bei Seure und Asdracha auf … 2]<Cþ:4? @2 enden. Auf dem von Seure aufgezeichneten
Inschriftenfragment folgt auf #CC zwar unmittelbar CM; letztere Buchstabenab-
folge kann aber aus besagten Gründen nicht zu 7Ć@94@6: am Beginn von Vers 6 gehören. Der
Sinn von Vers 5 dürfte vielmehr sein: „… Theophanes schmückt (?) dich (@2 = Turm) …“.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: C2>F:Ĉ9Ł 78Ă@26 in Vers 2 kann zweierlei be-
deuten: 1) Der Turm trägt den Namen des Theophanes (?).810 2) Der Turm trägt einen „berühm-
ten“ / „wohlgenannten“ Namen; C2>Ċ:B9<? ist nämlich gelegentlich auch in der Bedeutung von
­=Ċ:B9<? belegt.811 Anzunehmen, dass der Infinitiv =><@8./2ĵ: in Vers 6 von ±126 in Vers 3
abhängt,812 ist zwar verlockend, doch aufgrund des Abstandes nicht mehr so wahrscheinlich.
Außerdem ist in der ±126 + AcI-Konstruktion der Nominativ [2]<Cþ:4? nicht unterzubringen.
Somit ist in der Lücke ein weiterer Infinitiv zu erwarten, der tatsächlich von ±126 abhängig ist.
Am Ende von Vers 6 ist die von Kubitschek dargebotene Schreibung 7.Aĩ ;Ą.: eine echte Al-
ternative. War am Ende von Vers 10 tatsächlich !  überliefert, dann könnte hier ein
früher Fall des Weglassens des End-Ny bei der Akkusativ-Endung vorliegen.813

Sarkophag (Länge: 226 cm, Höhe: 49 cm: Breite: 64–67 cm), 10. Jh.: Ayasofya Müzesi
(Inv.-Nr. 288)
Nr. TR64) Im Außenbereich der Hagia Sophia, westlich des Haupteingangs, ist ein trogarti-
ger Sarkophag aus weißem Marmor ausgestellt, der 1943 in Erenköy-Suadiye auf der asiati-
schen Seite von Istanbul in der Nähe der Küste gefunden wurde.814 Auf einer der beiden Längs-
seiten ist eine über sieben Zeilen laufende Majuskel-Inschrift eingeritzt. Der Inschriftenblock ist
nicht ganz zentral angeordnet, sondern (vom Betrachter aus gesehen) etwas nach rechts gerückt.
J. und L. Robert erkannten als erste, dass die Inschrift metrisch ist.815 Dass es sich dabei um
Hexameter handelt, stellte bereits Halkin fest.816 Da pro Zeile ein Vers vorgesehen ist, umfasst
das Epigramm sieben Hexameter. Der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert, die
jeweiligen Zeilenanfänge sind durch kaum mehr erkennbare vertikale Linierung ge-

—————–
807
Nicht erkannt von Seure und Asdracha.
808
Vgl. W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.
809
Beispiele bei RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 142.
810
So ASDRACHA, Inscriptions II 281.
811
Vgl. LSJ s.v. C2>Ċ:B9<?.
812
So W. HÖRANDNER, JÖB 48 (1998) 411.
813
Zum Phänomen JANNARIS, Greek grammar 549ff.
814
Vgl. BITTEL – SCHNEIDER, Fund- und Forschungsbericht 78; ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 461.
815
J. u. L. ROBERT, BE III (1952–58) 174.
816
HALKIN, Inscriptions IV 97.
Türkei (Nr. TR64) 637

kennzeichnet; Reste einer solchen Linierung sind auch unterhalb der letzten Zeile zu entdecken.
Zusätzlich sind die Enden der Verse 1 und 4 durch jeweils drei übereinander liegende Punkte
markiert. Aufgrund von Verwitterung sind nicht mehr alle Buchstaben deutlich zu entziffern.
Die Inschrift ist aus paläographischer Sicht mehrfach bemerkenswert: Die Buchstaben sind –
zumindest am Beginn jeder Zeile – sehr eng geschrieben, man erkennt zahlreiche Ligaturen,817
weiters sind zahlreiche Buchstaben von geringerer Größe als die übrigen.818 Auffallend ist auch
das Iota adscriptum beim Wort ĚD6 in Vers 4, das in kleinerer Größe zwischen dem Eta und dem
Chi ausgeführt ist.819 Gleichzeitig ist die paläographische Ausführung der Inschrift aber auch als
mangelhaft zu bezeichnen, da auffällt, dass anders als am Beginn der jeweiligen Zeile gegen
deren Ende die Buchstaben mit augenscheinlich größerem Abstand voneinander eingeritzt sind.
Dies geschah offensichtlich mit der Absicht, das Schriftfeld nach einem rechteckigen Block
auszurichten. Die eng aneinander gefügten Buchstaben am Beginn der Zeilen könnten darauf
zurückzuführen sein, dass der Steinschneider befürchtete, mit dem Platz auf dem Stein nicht
sein Auslangen zu finden.
Die mangelhafte paläographische Ausführung der Inschrift steht somit im Widerspruch zum
verwendeten Metrum, da man als Äquivalent zum außergewöhnlichen Hexameter auch eine
besondere epigraphisch-paläographische Gestaltung erwarten würde.
Die paläographische Gestaltung der Inschrift, besonders der Zeilenanfänge, ist aber insofern
bemerkenswert, als dadurch ein Schriftbild entsteht, das sonst nicht vor dem Ende des 10. bzw.
dem Beginn des 11. Jahrhunderts bekannt ist.820 Aus inhaltlichen Gründen jedoch muss die In-
schrift in das frühe 10. Jahrhundert datiert werden (s. unten).
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

!Ĉ9/<? ­0ĉ =><8Ā0F /6<AĂ:, A>Ć=<:, <ñ:<9. A<Ľ12


@Ĉ07288<? 6D.ā8 9<:.Dą(?) @<Cą? ë8/6<? ü12
¡D5<? =<>>ĄE.? /2/.>4ĆA. 12@9ą: 8Ĉ;.?
=<@@ă: ­8.C><AþA<6@6 16Ā@A6D2:, ĚD6 D<>2Ĉ26,
5 =6@AĆA.A<? 52>þ=F: 920.8ĂA<><? >D62>Į<?
67<8ĀF 020.ĉ? =6:BAĆC><:<? é@A6? ±A2B;2
AĆ:12 :2ĉ: îEĄ@AŁ ­=<B>.:ĄŁ /.@68Į6.
——
1 !Ĉ9/<? ­0ĉ in initio versus apud Anth. Pal. VIII 224,1; 230,1; 239,1 (BECKBY) (= Greg. Naz.); cf. etiam
XIV 125,1 (BECKBY) (= Metrodorus [s. IV ?]). <ñ:<9. in eadem positione apud. Nonn. Panop. Dion.
13,86; 41,350 (KEYDELL). 3 cf. Anth. Pal. VII 19,4 (BECKBY) (= Leonid. Tarent. [s. III a.C.]): ¡D5<?
=<>>ĄE.? <ãD2A.6 2ß? ¥Ą1.:. 12@9ą: 8Ĉ;.? in fine versus apud Od. 8,353. 4 cf. Nonn. Panop. Dion.
28,278 (KEYDELL): =<@@ă 1’ ­8.C><A*><6@6 162=A<,4@2 9.D4Aþ?; 32,248: =<@@ă: ç>2@@6=I><6@6 16*@A6D2:
¡7>. 7<8K:4?; Nonn. Panop. paraph. ev. Ioan. 19,21 (SCHEINDLER): D>þ:A<6? 1ÿ =Ć12@@6 16Ā@A6D2 :Ć@C6
928þ5><B. ĚD6 D<>2Ĉ26 in fine versus apud Nonn. Panop. Dion. 3,110 (KEYDELL). 5–6 cf. Anth. Pal. XVI
21,4 (= Anth. Plan.) (BECKBY) (= Alex. Nic.): >D62>2ć? $>6@A<Ľ 67Ć82F? 020.Ċ?. 5 =6@AĆA.A<?
52>þ=F: in initio versus apud Nonn. Panop. Dion. 34,25 (KEYDELL). 7 ­=<B>.:ĄŁ /.@68Į6: cf. Nonn.
Panop. paraph. ev. Ioan. 5,70 (SCHEINDLER = AGOSTI, Nonno di Panopoli 250).
——
1 20F: =><820F: dubitanter legit Ševþenko. 2 @Ĉ07288<(?) Bittel – Schneider, Robert, Halkin, Merkel-
bach. 9Ć:.D<(?) Bittel – Schneider, Robert. 4 =Ć@@6: Cameron. ÞD6 Cameron. 7 /.@68ĮG Merkelbach.

Ich, ein Grab, mache Leben, Charakter, Namen dieses (Mannes) bekannt:
Ein Synkellos Michael, ein weiser, glücklicher Mönch hier,
der die Last (seines Leibes)821 abwarf, der Fessel, die (ihn) beschwert hatte, entfloh,

—————–
817
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 461.
818
Vgl. MANGO, Epigraphy I 246.
819
Zur Schreibung von Iota adscripta in byzantinischen Inschriften vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosai-
ken 387, Anm. 45; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 40.
820
Vgl. MANGO, Epigraphy I 246; s.a. RHOBY, Meaning 740.
821
Zu dieser gedanklichen inhaltlichen Ergänzung siehe ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 464.
638 Türkei (Nr.TR64)

ging mit sehr flinken Füßen hinüber, wo er (jetzt) im Reigen tanzt;


5 er war der treueste Diener des großherzigen Erzpriesters,
des klugsinnigen Nikolaos, der
diese Kirche für den höchsten himmlischen König schaffen ließ.
Text: BITTEL – SCHNEIDER, Fund- und Forschungsbericht 78.– J. u. L. ROBERT, BE III (1952–58), (1952) 174 (Nr.
150).– HALKIN, Inscriptions IV 97f.– R. MERKELBACH (mit Hilfe von F.K. DÖRNER u. S. ùAHIN), Die Inschriften von
Kalchedon (IK 20). Bonn 1980, 66, 68 (Nr. 78 [mit deutsch. Übers.]).– ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 461f.
(mit engl. Übers.), 465 (Abb. 1).– CAMERON, Anthology 319.

Lit.: KEYDELL, Nonni Panopolitani Dionysiaca I 9* (Nr. 4).– MANGO, Inscription 412, Anm. 6, 9.– D. FEISSEL,
De Chalcédoine à Nicomédie. Quelques inscriptions négligées. TM 10 (1987) 413.– MANGO, Epigraphy I 246, II 142
(Abb. 27).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 75f.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme II 228 (Nr. 09/07/99).–
PAPALEXANDROU, Text in context 262 u. Anm. 21.– LAUXTERMANN, Poetry 120, 349 (Nr. 88).– AGOSTI, Nonno di
Panopoli 432.– FEISSEL, Chroniques 130 (Nr. 398).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 63.– R. FLAMIN-
IO, The Byzantine Sarkophagi, in: BARSANTI – GUIGLIA, Sculptures 61–63 (mit engl. Übers.), 60 (Abb. 55).– RHOBY,
Meaning 740f. u. Taf. II (Abb. 2).

Abb.: 115

Sprecher des Epigramms ist das Grab selbst, wodurch dem Objekt die Macht verliehen wird,
sich direkt an den Betrachter bzw. Leser zu wenden.822 Vielleicht hatte der Sarkophag in einem
Arkosolium Platz gefunden, von wo aus die mit dem Epigramm versehene Seite dem Betrachter
zugewandt war.823 Das Grab kündigt in Vers 1 an, im Folgenden (in der dritten Person) über
Leben, Charakter824 und Namen des Verstorbenen zu berichten. Die Verse 2–7 haben somit den
Charakter einer direkten Rede. Der Verstorbene heißt Michael, der das Amt eines Synkellos
ausübte und Mönch war (Vers 2).825 In Vers 4 erfährt man von Michaels Eingang in das Para-
dies.
Die Verse 5–7 berichten, dass Michael in einem besonderen Naheverhältnis zu dem „Erz-
priester“ Nikolaos stand, der die Kirche – in der Michael wohl auch bestattet war – erbauen ließ.
Schon Bittel – Schneider kamen zu dem Schluss, dass sich hinter dem „Erzpriester“ Nikolaos
der bekannte Patriarch von Konstantinopel Nikolaos I. Mystikos verbirgt,826 der dieses Amt
901–907 und 912–925 innehatte.827 Michael war demnach der engste Vertraute des Patriarchen,
da den Titel Synkellos zur Zeit der Entstehung des Epigramms jene trugen, die auch als mögli-
che Nachfolger des Patriarchen vorgesehen waren.828 Nikolaos Mystikos ist gegen Ende des 9.
oder zu Beginn des 10. Jahrhunderts auch als Gründer oder Renovator eines Klosters in Ga-
lakrenai, südlich von Chalkedon, bekannt,829 in das er sich, nachdem er bei Kaiser Leon VI. in
Ungnade gefallen war, zurückzog; nach seinem Tod im Jahr 925 wurde er dort auch bestattet.830
Michael könnte Nikolaos Mystikos in das Klosterexil gefolgt sein.831 Es ist wahrscheinlich, dass
sich auch Michaels Sarg in der zu diesem Kloster gehörenden Kirche befand, deren Örtlichkeit
wohl dort zu suchen ist, wo auch der Sarkophag im Jahr 1943 gefunden wurde (s. oben).832 Vers
—————–
822
Vgl. PAPALEXANDROU, Text in context 262; s.a. ALEXIOU, Lament 138.
823
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 467f.
824
Zur Bedeutung von A>Ć=<? siehe LAUXTERMANN, Byz. Epigram 75.
825
Zur Person PmbZ # 25178.
826
BITTEL – SCHNEIDER, Fund- und Forschungsbericht 79. Zu >D62>2Ĉ? als Bezeichnung für den Patriarchen siehe L
s.v. E 3b. Weitere Belege bei ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 467, darunter auch solche für Nikolaos
Mystikos selbst.
827
Vgl. A. K[AZHDAN], Nicholaos I. Mystikos. ODB 2, 1466f.
828
Vgl. BECK, Kirche 68f.; A. P[APADAKIS], Synkellos. ODB 3, 1993f.; ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai
463f.
829
Zu den Quellen JANIN, Constantinople byzantine 497f.
830
Vgl. JANIN, Les églises et les monastères 468; A.-M. T[ALBOT] – A. C[UTLER], Galakrenai. ODB 2, 815;
ŠEVCENKO, Inscription from Galakrenai 468.
831
Vgl. ŠEVCENKO, Inscription from Galakrenai 464.
832
Vgl. HALKIN, Inscriptions IV 97, Anm. 7; ŠEVCENKO, Inscription from Galakrenai 468.
Türkei (Nr. TR64) 639

7 des Epigramms ist zu entnehmen, dass die von Nikolaos Mystikos gestiftete Kirche Christus
(îEĄ@AŁ ­=<B>.:ĄŁ /.@68Į6) geweiht war.833 Der Epigrammtext könnte einmal im Jahr laut vor-
getragen worden sein, nämlich am Sterbe- bzw. Gedenktag des im Sarkophag Bestatteten.834
Wie bereits oben erwähnt, setzt sich das Epigramm aus sieben Hexametern zusammen. Diese
sind nach dem Modell der Hexameter des Nonnos von Panopolis (5. Jh. n. Chr.) komponiert,
vor allem was die Zäsuren, die Akzentuierung der Versenden835 und andere metrische Charak-
teristika angeht.836 Die Nonnos-Imitation beschränkt sich aber nicht auf Metrisches, sondern ist
auch inhaltlich greifbar, wie die Parallelen im Testimonienapparat beweisen. Die Nonnos-
Rezeption in diesem Epigramm ist umso erstaunlicher, als selbst die älteste Handschrift der
Paraphrasis s. evangelii Ioannis, der Cod. Laur. gr. 7.10, wohl nicht vor dem 11. Jahrhundert zu
datieren ist.837 Auch in der Literatur wird Nonnos offensichtlich vor der zweiten Hälfte des 10.
Jahrhunderts nicht aufgegriffen.838
Wie Ševþenko feststellte,839 kann das vorliegende Epigramm auch mit Versen, die in Buch
XVI der Anthologia Palatina (= Anthologia Planudea) überliefert sind,840 in Verbindung ge-
bracht werden. Besonders auffällig ist dabei Epigramm Nr. 21, das auf dem Grabstein des ge-
nannten Patriarchen Nikolaos Mystikos gestanden sein dürfte.841 Als Autor des in elegischen
Distichen verfassten Epigramms ist der dem Nikolaos Mystikos nahestehende Gelehrte Ale-
xandros von Nikaia zu identifizieren.842 Sollte Alexandros auch für das vorliegende Epigramm
verantwortlich zeichnen,843 dann ist das Ableben des Michael eher in die Zeit der zweiten Patri-
archatsperiode (912–925) des Nikolaos Mystikos zu datieren – unter der Annahme freilich, dass
Michael nicht zu einem Zeitpunkt starb, als Nikolaos abgesetzt war –, da das Geburtsdatum des
Alexandros um das Jahr 890 anzusetzen ist.844 Eine gewisse örtliche Nähe des Alexandros zum
Fundort des Sarkophags des Michael Synkellos könnte auch durch ein weiteres, in Buch XVI
der Anthologia Palatina überliefertes Gedicht (Nr. 281) gegeben sein, das von einer von Alex-
andros veranlassten Renovierung eines Badehauses im nahe gelegenen Prainetos berichtet und
vielleicht auch von ihm selbst stammt.845

—————–
833
Vgl. ŠEVCENKO, Inscription from Galakrenai 468.
834
Vgl. RHOBY, Meaning 741.
835
Mit Ausnahme von Vers 6 weisen die Hexameter – gleich dem byzantinischen Zwölfsilber – paroxytonen Vers-
schluss auf.
836
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462. Zur Besonderheit des Hexameters bei Nonnos siehe KEYDELL,
Nonni Panopolitani Dionysiaca I 35*–42*; A. WIFSTRAND, Von Kallimachos zu Nonnos. Metrisch-stilistische
Untersuchungen zur späteren griechischen Epik und zu verwandten Dichtungsgattungen (Skrifter utgivna av vete-
nskaps-societeten i Lund 16). Lund 1933; s.a. HUNGER, Literatur II 91; RHOBY, Zwölfsilber 120, Anm. 23.
837
Vgl. etwa AGOSTI, Nonno di Panopoli 212; s.a. CAMERON, Anthology 319, Anm. 46. Die von ŠEVýENKO, Inscrip-
tion from Galakrenai 462 geäußerte Annahme, dass der Codex in das 9./10. Jh. gehört, ist nicht zutreffend.
838
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462; s.a. AGOSTI, Nonno di Panopoli 432; CAMERON, Anthology
319, Anm. 46.
839
ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462.
840
Parallelen (s. Testimonienapparat) findet man auch in den Büchern VII und VIII, und es hat fast den Anschein,
als hätte der Autor des Epigramms diese beiden Bücher nach Vorlagen für seine Grabinschrift untersucht, vgl.
ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 464.
841
Vgl. CAMERON, Anthology 319. Auch Epigramm Nr. 22 in Buch XVI der Anthologia Palatina (= Anthologia
Planudea) dürfte auf dem Grab des Nikolaos Mystikos gestanden sein und von Alexandros von Nikaia stammen,
s.a. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462.
842
Vgl. KAZHDAN, History of Byzantine Literature 850–1000 171; s.a. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462;
MARKOPOULOS, Überlegungen 322.
843
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 120. Für die Autorschaft des Alexandros von Nikaia könnte auch sprechen, dass
Vers 6 des vorliegenden Epigramms proparoxyton endet, was bei Nonnos normalerweise gemieden wird (vgl.
M.L. WEST, Greek Metre. Oxford 1982, 180). Im Alexandros von Nikaia zugeschriebenen Epigramm Nr. 21 in
Buch XVI der Anthologia Palatina (= Anthologia Planudea) begegnet dieses Phänomen ebenfalls.
844
Vgl. MARKOPOULOS, Überlegungen 314f.
845
Vgl. KAZHDAN, A History of Byzantine Literature 850–1000 171; s.a. MARKOPOULOS, Überlegungen 320, 322.
640 Türkei (Nr. TR64)

Sollte Alexandros von Nikaia nicht als Autor des vorliegenden Epigramms zu identifizieren
sein, dann wird man einen anderen Dichter aus dem gebildeten Milieu des Patriarchats als
Schöpfer der Verse in Betracht ziehen müssen.846
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Ševþenko wollte an den Enden von ­0Ċ und
=><8Ā0F in Vers 1 supra lineam jeweils den Buchstaben Ny erkannt haben.847 Doch ist davon
m.E. nichts zu erkennen; gegen die Hinzufügung des Ny an =><8Ā0F spricht die Tatsache, dass
aufgrund einer dadurch entstandenen Partizipform der Vers kein finites Verbum aufweisen wür-
de. Weiters ist in den hier nachgeahmten Vorbildern des Gregor von Nazianz848 immer !Ĉ9/<?
­0Ċ, jedoch nie !Ĉ9/<? ­0Ċ: zu lesen. Papalexandrou ist recht zu geben bei der Ansicht,849
=><8Ā0F anders als Ševþenko („recounting“) als „proclaiming“ – im Deutschen „bekannt ma-
chen“ – wiederzugeben.850 Mit Ausnahme von Ševþenko edierten alle bisherigen Herausgeber
der Inschrift am Beginn von Vers 2 @Ĉ07288<(?): Das Sigma ist jedoch nicht gekürzt, sondern –
wie recht klar zu erkennen ist – in das innerhalb der beiden Hasten des zweiten Lambda stehen-
de Omikron eingeschrieben. Das am Ende von Vers 2 überlieferte ü12 bezieht sich – wie von
Ševþenko richtig festgehalten851 – auf 9<:.DĆ?. Abzulehnen ist die von Merkelbach in der deut-
schen Übersetzung („Hier ist der Mönch Michael, der Vertraute (des Patriarchen), der kluge und
Gesegnete [sic]“) zum Ausdruck gebrachte Ansicht, dass sich ü12 auf die Präsentation des im
Sarkophag bestatteten Michael bezieht. Ebenso nicht zu berücksichtigen ist die von Merkelbach
an das Ende von Vers 2 gesetzte Interpunktion.
Die Nonnos-Imitation im vorliegenden Epigramm wird auch dadurch deutlich, dass die Ver-
balform 16Ā@A6D2(:) in Vers 4 nach Auskunft der TLG-Datenbank sonst ausschließlich bei Non-
nos attestiert ist.852 Die Verbalform 8Ĉ;.? am Ende desselben Verses 3 wurde von Ševþenko
als „for he was uneasy (with the shackles that weighed him down)“ übersetzt. Man kann daher
annehmen, dass Ševþenko als zugrunde liegendes Verbum 8Ĉ@@F annahm, was grundsätzlich
auch möglich ist. Aus inhaltlichen Gründen dürfte das Grundwort aber 8Ĉ@7F sein, das in der
Bedeutung „fliehen vor“ (+ Akk.) bereits bei Homer belegt ist.853 Bei dem Wort ĚD6 in Vers 4 ist
– wie bereits oben erwähnt – klar das Iota adscriptum zu erkennen. Bei LSJ (s.v.) wird zwar
empfohlen, ÞD6 und nicht ĚD6 zu schreiben,854 doch ein Blick in die Datenbank des TLG verrät,
dass weit mehr als 100 Belege für ĚD6 mit Iota subscriptum in Editionen, demgemäß wohl auch
in einigen Handschriften, zu finden sind.
Ein weiterer Beweis für die Nähe des vorliegenden Epigramms zu Nonnos und zur Antholo-
gia ist das Adjektiv =6:BAĆC>F:, das in beiden Sammlungen sehr oft, mitunter an der gleichen
Position wie hier vorkommt.855 Vers 7 ist insofern metrisch auffallend, als ein Hiat vorliegt
(îEĄ@AŁ ­=<B>.:ĄŁ). Die Ursache dafür könnte sein, dass der Autor zwei Stellen aus Nonnos,
nämlich Paraph. ev. Ioan. 15,65 und 5,70, ohne auf die metrischen Auswirkungen zu achten,
kompilierte.856 Es ist Ševþenko recht zu geben, der behauptete, dass :2Ċ: im selben Vers 7 aus
metrischen Gründen dem epischen :4Ć: vorgezogen wurde.857 Die attische Form :2Ċ: ist aber
nicht nur in diesem Hexameter-Vers, sondern aus den eben genannten metrisch-prosodischen
Gründen als Nebenform zu :.Ć: auch in aus Zwölfsilbern geformten inschriftlichen Epigram-
men zu finden.858

—————–
846
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462.
847
ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462.
848
S.a. RHOBY, Meaning 741.
849
PAPALEXANDROU, Text in context 262, Anm. 21
850
S.a. LSJ s.v. II 2.
851
ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 464.
852
Vgl. auch ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 464.
853
Vgl. LSJ s.v. I.
854
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 462.
855
Vgl. LSJ s.v. u. TLG; s.a. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 467.
856
Vgl. ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 468.
857
ŠEVýENKO, Inscription from Galakrenai 468.
858
Z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 94, v. 4.
Türkei (Nr. TR65–TR66) 641

*Wasserbecken (verloren), Dat. ?: Ayasofya Müzesi


Nr. TR65) ĺ S. 692

*Inschrift (verloren), 9. Jh.


Nr. TR66) Muratori berichtete in der Mitte des 18. Jahrhunderts von einer Inschrift, die sich
in turri palatii olim Constantiniani befunden haben soll, womit ein Turm des großen Kaiserpa-
lastes gemeint ist. Da die ihm zugetragene Transkription des Textes unvollständig ist, steht fest,
dass die Inschrift bereits in den 1740er-Jahren nicht mehr vollständig zu lesen war. Bereits im
CIG wurde festgestellt, dass es sich um die Reste eines Epigramms handelt, das aus zumindest
zwei Versen bestanden haben muss. Es ist anzunehmen, dass vor dem von Muratori edierten
Beginn der Inschrift zumindest ein Vers ausgefallen ist.
Das Epigrammfragment lautet wie folgt:

………………………………
[î=]4>2A<Ľ:A<? :1>ą? 2í:<9FAþA<B
þ>1. 9.0Ą@A><B [7.ă @D<8Ń: 1<92@AĄ7<B]
………………………………
——
2 [î=]4>2A<Ľ:A<? supplevit CIG. 3 [7.ă @D<8Ń: 1<92@AĄ7<B] supplevi (cf. comment.).

………………………………
während der gesetzestreueste Mann,
Bardas, Magistros und Domestikos der Scholen, Unterstützung leistete
………………………………
Text: L.A. MURATORI, Novus Thesaurus veterum inscriptionum […], II. Mailand 1740, DCLXXXII (Nr. 5).–
MURATORI, Novus Thesaurus veterum inscriptionum IV, MMXXI (Nr. 4 [mit lat. Übers.]).– CIG IV 320 (Nr. 8692).–
MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56 (Nr. 27).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 93 (Nr. 76).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 30).

Aus der (Bau)inschrift ist zu erfahren, dass ein Bardas bei der im verlorenen Teil des Epi-
gramms genannten Stiftung Unterstützung leistete. Bardas ist mit ziemlicher Sicherheit ebenso
wie in Epigramm Nr. TR61 als der Onkel des Michael III. zu identifizieren.859 Dieser wurde
kurz nach 858 sowohl Magistros als auch Domestikos der Scholen.860 Da sein späterer Titel
Kaisar (ab 862) offensichtlich nicht genannt wurde, ist das Epigramm ebenso wie jenes, das auf
einem Turm der Seemauer bei øncili Köúk (südöstl. des TopkapÕ SarayÕ) angebracht war (ĺ Nr.
TR61), zwischen ca. 858 und 862 zu datieren. Ebenso wie in jenem Epigramm wird Bardas
auch hier als Unterstützer des Michael III. bei der Stiftung angeführt. Die Bautätigkeit des Bar-
das wird auch an anderer Stelle gerühmt.861
Den vorhandenen Epigrammresten nach zu schließen, war die Inschrift aus prosodischen
Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen zusammengesetzt. Die Ergänzung in Vers 2
erfolgte aufgrund inhaltlicher Überlegungen, da Bardas – wie angeführt – wohl im gleichen Jahr
sowohl Magistros als auch Domestikos der Scholen wurde. Außerdem fügt sich die Ergänzung
gut zur zweiten Vershälfte von Vers 5 des erwähnten Epigramms auf dem Turm der Seemauer
(ĺ Nr. TR61): 16ý þ[>1. A<Ľ A]Ń: @D<8Ń: 1<92@AĄ7<B.

—————–
859
Falsche historische Einordnung bei CIG IV 321 (unter Konstantinos VII.).
860
Vgl. PmbZ # 791 (p. 262, 263, Anm. 8).
861
PmbZ # 791 (p. 263).
642 Türkei (Nr. TR67)

*Inschrift (verloren), a. 976: Kapelle des Christos Chalkites


Nr. TR67) Der englische Reisende Thomas Smith berichtet von einem Besuch in der Chris-
tus geweihten Kapelle, die sich oberhalb des berühmten Chalke-Tors des Kaiserpalastes von
Konstantinopel befand. In den Patria Konstantinopoleos ist zu erfahren, dass die Kirche von
Romanos I. Lakapenos (reg. 920–944) errichtet wurde;862 ein Neubau datiert in die Zeit von
Kaiser Ioannes I. Tzimiskes (reg. 969–976).863 Als Smith den erst im Jahr 1804 abgerissenen
Bau am Beginn des 18. Jahrhunderts besichtigte, war die Kirche verlassen und anderweitig ge-
nützt. Immerhin konnte er aber noch einen Teil einer Inschrift, den er auch als Vers klassifizier-
te, lesen; er merkte auch an, dass noch andere Verse vorhanden waren, die er aber kaum zu ent-
ziffern vermochte (cæteri vix legi potuissent).864
Der Vers wurde mit Kaiser Ioannes Tzimiskes in Zusammenhang gebracht, der einst – so be-
richten Leon Diakonos865 und die Patria Konstantinopoleos866 – in der Kirche beigesetzt worden
war. Es wurde auch zu Recht vermutet, dass der Vers zu seinem inschriftlich angebrachten Epi-
taphios gehörte.867 Ob es sich um eine Steininschrift, eine mosaizierte oder gemalte Inschrift
handelte, kann aus Smiths Angabe nicht bestimmt werden.
Stimmt die durchaus plausible Vermutung, dass der Vers dem Epitaphios auf Kaiser Ioannes
Tzimiskes entstammt, dann ist dieser in das Jahr 976, das Sterbejahr des Kaisers, zu datieren.
Der Vers lautet wie folgt:

………………………………
7.Aý 7B5Ń: ±=:2B@.? 52>9ą: ­: 9þD.6?
………………………………
——
±=:2B@. praefert Lauxtermann (cf. comment.).

………………………………
gegen die Skythen hast du heißen Atem ausgehaucht in Kämpfen
………………………………
Text: SMITH, Opuscula 121.– C. MANGO, Le Diippion. Étude historique et topographique. REB 8 (1950) 161.– C.
MANGO, The Brazen House. A Study of the Vestibule of the Imperial Palace of Constantinople (Arkæologisk-
kunsthistoriske Meddelelser udgivet af Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab 4,4). Kopenhagen 1959, 167
(mit engl. Übers.).– MANGO, Sépultures et épitaphes 116, Anm. 46.– LAUXTERMANN, Poetry 349 (Nr. 89), 239.

Dass der von Smith aufgezeichnete Vers aus dem Epitaphios auf Ioannes Tzimiskes stammt,
wird auch dadurch untermauert, dass auf Auseinandersetzungen mit den Skythen, womit hier
die Russen (Rus) gemeint sind,868 hingewiesen wird. Ioannes Tzimiskes konnte bekanntlich
Fürst Svjatoslav im Jahr 971 erfolgreich aus Bulgarien vertreiben.869 Es ist zu vermuten, dass im
Epigramm – wohl in unmittelbarer Nähe zum von Smith aufgezeichneten Vers – auch die ande-
ren militärischen Erfolge des Tzimiskes angeführt waren, so seine Kämpfe im Osten des Rei-
ches (ab 972).870 Das ursprüngliche Epigramm dürfte wahrscheinlich aus gut einem Dutzend
Versen bestanden haben. Neben den militärischen Erfolgen waren sicher auch noch andere Ta-
ten genannt und weiteres Biographisches angeführt. Am Beginn des Epigramms könnte ein
Prolog gestanden sein mit allgemeinen Gedanken zu Tod und Vergänglichkeit.

—————–
862
Patria Cpl. III 213 (p. 282 PREGER).
863
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 81; JANIN, Constantinople 529f.; BERGER, Untersuchungen 269f.
864
SMITH, Opuscula 121.
865
Leon. Diac. hist. X 11 (p. 178 HASE).
866
Patria Cpl. III 213 (p. 283 PREGER).
867
Vgl. MANGO, Sépultures et épitaphes 116; LAUXTERMANN, Poetry 239.
868
Vgl. MORAVCSIK, Byzantinoturcica II 283.
869
Vgl. OSTROGORSKY, Geschichte 245f.
870
Vgl. OSTROGORSKY, Geschichte 246f.
Türkei (Nr. TR67–TR68) 643

Der von Smith aufgezeichnete Vers ist ein byzantinischer Zwölfsilber mit korrekt gesetztem
Binnenschluss (B7). Lauxtermann erkannte völlig zurecht, dass die siebente Silbe (Pflichtkürze)
lang ist. Er vermutete deshalb, dass hier Smith falsch gelesen hatte, da ein solch schweres Ver-
gehen gegen die Prosodie in einer Kaiserinschrift nicht zu erwarten sei.871 Ändert man – wie
von Lauxtermann vorgeschlagen – zu ±=:2B@., dann ist der Vers prosodisch in Ordnung. Eine
mögliche Erklärung für die Lesung ±=:2B@.? könnte sein, dass Smith, der ja überhaupt Schwie-
rigkeiten hatte, die Inschrift zu entziffern, ein als Markierung des Binnenschlusses (B7) fungie-
rendes Zeichen nach dem Alpha als Sigma wahrnahm.872 Ist ±=:2B@. die richtige Form, dann
liegt hier ein weiterer Epitaphios vor, der in der ersten Person gehalten ist, was bedeutet, dass
der Tote selbst spricht.873
Mango stellte dem Vers zwei Verse aus dem von Ioannes Geometres verfassten Grabgedicht
auf Ioannes I. Tzimiskes gegenüber,874 nämlich 7>þ:<? A2 7.ă =>Ć@F=<: ­D5>Ń: ­: 9þD.6? (Vers
19) und <í @Ń9. 5:4Aą: <í1ÿ A>FAą: ­: 9þD.6? (Vers 26).875 Es wäre sicher nicht abwegig, zu
behaupten, dass Geometres auch der Autor des inschriftlichen Epitaphios auf Tzimiskes in der
Kapelle des Christos Chalkites war. Zeitlich ist dies auf jeden Fall möglich: Geometres, Hof-
dichter unter Nikephoros II. Phokas und Ioannes I. Tzimiskes, fiel erst unter Basileios II. in
Ungnade.876 Außerdem ist das literarisch überlieferte Grabgedicht des Geometres auf Tzimiskes
bis auf einen Prolog, der sich an den Besucher des Grabes wendet,877 ebenfalls in der ersten
Person gehalten, was bedeutet, dass der Kaiser selbst spricht. Auch in einem fiktiven Epitaphios
des Geometres auf Nikephoros II. Phokas, verfasst in elegischen Distichen, ist der Kaiser der
Sprecher.878
Der von Smith aufgezeichnete Vers erinnert auch – wenngleich vielleicht nur zufällig – an
Vers 1 eines weiteren Gedichtes des Geometres, das sich an die Bulgaren richtet: .Aý 7B5Ń:
=>ă: @B99þD<B?, :Ľ: 1ÿ 7Ĉ5.?. Das Gedicht setzt fort mit 8ĂE<6@52, >ħ72?, @B99þD<B? =>ą?
A<ć? CĄ8<B?.879

Steinplatte (300 × 34,5 cm), 14. Jh.: Kariye Camii/Müzesi (Chora-Kloster), Parekklesi-
on
Nr. TR68) Auf der Rückwand einer Nische (Arkosolium) in der Südwand des Parekklesions
des Katholikons des Chora-Klosters befindet sich eine nicht mehr vollständig erhaltene gemalte
Darstellung des Michael Tornikes und seiner Frau, welche die Theotokos mit Kind flankieren;
ursprünglich war die gesamte Szene mosaiziert, heute sind nur mehr Teile des Mosaiks der
Theotokos mit Kind erhalten.880 Besser erhalten sind die Mosaike in der Laibung der Nische, in
der Tornikes und seine Frau als Mönch bzw. Nonne dargestellt sind.881 Dass es sich um Torni-
kes handelt und dass sich in der Nische sein Grab (Nr. D) bzw. Sarkophag befunden haben
muss, ergibt sich aus der (wahrscheinlich erst bei einer modernen Renovierung) schwarz ausge-
strichenen Inschrift, die in den an der Spitze des Überbaus der Nische befindlichen Marmor
eingeritzt ist.

—————–
871
LAUXTERMANN, Poetry 239.
872
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 239.
873
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 239.
874
MANGO, Sépultures et epitaphs 116, Anm. 46.
875
Ed. CRAMER, Anecdota Graeca IV 268,8.15 = PG 106,904A; vgl. KAZHDAN, A History of Byzantine Literature
850–1000 254.
876
Vgl. M.D. LAUXTERMANN, John Geometres – Poet and Soldier. Byz 68 (1998) 356–380.
877
Zum Phänomen des Sprecherwechsels in byzantinischen Monodien HÖRANDNER, Es war die Nachtigall; s.a.
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 103 u. Anm. 156.
878
Ed. VAN OPSTALL, Jean Géomètre 210 (Nr. 61); vgl. LAUXTERMANN, Poetry 239f.; KAZHDAN, A History of Byz-
antine Literature 850–1000 253f.
879
Ed. F. SCHEIDWEILER, Studien zu Johannes Geometres. BZ 45 (1952) 315.
880
Vgl. UNDERWOOD, Kariye Djami I 276, 278; WEISSBROD, Knecht Gottes 96.
881
Vgl. UNDERWOOD, Kariye Djami I 279.
644 Türkei (Nr. TR68)

Die regelmäßig und elegant ausgeführte, nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift besteht aus
zwei Blöcken zu je sechs Zeilen Text. Jede Zeile entspricht zwei Versen, womit für das Epi-
gramm eine Gesamtversanzahl von 24 gegeben ist. Die beiden Schriftblöcke sind durch eine aus
dem Stein gearbeitete Büste Christi getrennt. Der Bereich zwischen Inschriftenplatte und Nische
ist durch weitere aus dem Material gearbeitete Skulpturen gekennzeichnet, die sich aus Orna-
menten und den Büsten zweier Engel zusammensetzen. Der Beginn der beiden Inschriftenblö-
cke ist jeweils durch ein eingeritztes Kreuz markiert. Der Epigrammtext ist nach Kolumnen und
nicht nach Zeilen zu lesen. Die Versenden sind ausnahmslos durch jeweils drei übereinander
liegende Punkte gekennzeichnet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren Teile des Epi-
grammtextes von einer Gipsschicht verdeckt, nämlich die Verse 1–4 und Vers 13.882 Auch die
erste Hälfte von Vers 19 dürfte nicht zu lesen gewesen sein, da in den Editionen von Konstan-
tios und Byzantios eine Lücke aufscheint.
Folgende paläographische Auffälligkeiten sind zu notieren: Das Iota von 9Ą9<B? in Vers 4
wird durch die linke Längshaste des zweiten My gebildet. Das Epsilon von CĀ>F: am Ende von
Vers 7 ist in der Form C wiedergegeben; ob dieser Fehler original ist oder ob die Querhaste des
Epsilon später ausgefallen ist, lässt sich nicht bestimmen: Mordtmann883 publizierte in seiner
Schriftskizze eindeutig ein Epsilon, während van Millingen darauf hinwies, dass die Inschrift
Cc>F: bietet.884 Vielleicht ist die Buchstabenform auch auf Ausbesserungsarbeiten in der Mitte
des 20. Jahrhunderts zurückzuführen, als vergessen wurde, die Epsilon-Querhaste anzubringen.
Das zweite Gamma von 149.0F0Ć? in Vers 10 wird aus der rechten Längshaste des Omega, das
oben mit einer kleinen Querhaste verbunden ist, gebildet. Dort, wo Verse mehr Buchstaben als
andere umfassen, sind diese sehr eng aneinander geschrieben (vgl. etwa Vers 11). In Versen, die
mit weniger Buchstaben auskommen, stehen diese weiter auseinander (vgl. etwa Vers 13, in
dem durch die Kürzung =(.A)>67Ń? Platz gespart wird).
Zu datieren ist das Epigramm zunächst aufgrund prosopographischer Angaben; in die erste
Hälfte des 14. Jahrhunderts weisen auch literarische Parallelen sowie die Paläographie der In-
schrift.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ķ@<B? Ÿ: ž5><Ą3<6 A6? ­:5þ12 7>ĆA<B?


:27><ć? è A.C2ă? ­;28Ā0;26 !<>:Ą74?
è A>6@.>6@A2ć? ¿ 7<:<@A.Ľ8<? 9Ā0.?
÷@=2> 9Ą9<B?, /Ā8A6@A2, =65Ă7<B? 8ĀF:
5 ê? /.@6867Ń: =<A2D52ă? .à9þAF:
=.>Ā@D2: .íA<ĵ? =><@CBĮ 7.ă Aą: A>Ć=<:
=<ĵ<: 0ý> <í7 Ý: >2AĮ? 2å1<? CĀ>F:,
ö? è =>Ā=F: ²7.@A<: ­3ĂA26 D>Ć:<?;
/<B84CĆ><? 1ĩ <ó: 7.ă =>ą AĮ? ¾867Ą.?
10 7.ă 149.0F0ą? 7.ă 7>6Aā? Ý: 0DĄ:<B?
7.ă =>ą? 9ÿ: ­D5><ć? A.7A67ā: ±=:26 C8Ć0.
72>.B:ą? ú: ¡CB7A<? .íA<ĵ? ž5>Ć<6?
Aį 1ÿ @A>.A6ħ =(.A)>67Ń? ­=2@AþA26
C><B>Ń: Aý 7<6:þ, 9ā 78.=į Aą @B9CĀ><:
15 7Ă1<B? 1ÿ ABDĉ: 2í02:<Ľ? 7.ă 7<@9Ą<B
7.ă /.@6867ą: =><@8./ĉ: .ó56? 0Ā:<?
7.ă 8.9=>ą: î=Ć12609. =.>2ă? Aą: /Ą<:
72ĵA.6 9<:.@Aā? 2íA28ā? ­: ç@AĀ<6?
—————–
882
Vgl. KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 84; BYZANTIOS, F:@A.:A6:<Ĉ=<86? I 367f.; s.a. MANGO, Byzantine Inscrip-
tions of Constantinople 61.
883
MORDTMANN, µ=60>.C67þ, Schriftskizze nach p. 618.
884
VAN MILLINGEN, Churches 330. Van Millingen wollte auch in Vers 23 eine Verschreibung entdeckt haben, näm-
lich C anstatt , doch ist das Epsilon eindeutig zu lesen.
Türkei (Nr. TR68) 645

Û862 7.ă 0Į 7.ă A282BA.ĵ<6 7>ĆA<6,


20 =2:52ĵ 1ÿ 967><Ľ =Ħ: Aą ņF9.ĄF: 0Ā:<?,
é@<:=2> .íAą: 0:<<Ľ: <í AB0Dþ:26
88ĩ û 9Ć:2 3Ń: 7.ă 9256@AŃ: Aý? CĈ@26?,
2ã =<Ĉ A6 7.ă =Ā=>.D2: .íAń 9ā =>Ā=<:,
8Ĉ@6: =.>.@Dĉ: Aā: ĩ1ÿ9 78Į><: 1Ą1<B.
—––
1 ķ@<B?: vox frequens in initio versus carminum Man. Phil., e.g. Man. Phil. carm. I 121 (CCXXIX 22
MILLER), 270 (XCV 5 MILLER), 330 (CXXXI 166). 3 cf. Man. Phil. carm. I 157 (I 306 MILLER): Ań
A>6@.>6@A2ĵ 7.ă @A>.A4067FAþAŁ. 4 cf. Man. Phil. carm. (Ȃ. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 219): éA6 9ā
=Ą547<? 2í5ć? è />BD4AĄ.? 8ĀF: | … ­0Ą:<B. 5 cf. e.g. Man. Phil. carm. I 379 (CCIX 53 MILLER): AŃ:
/.@6867Ń: 9ĀD>6? ­852ĵ: .à9þAF:. 6 = Man. Phil. carm. OŅ (M. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 247). 9 cf.
Man. Phil. carm. OŅ (M. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 247): A<@<ĽA<? :ā> 7.ă =>ą AĮ? ¾867,.?. 10 cf.
Man. Phil. carm. I 110 (CCXIII 155 MILLER): 7.ă 149.0F0ą: 7.ă 7>6Aā: 3B0<@AþA4:; cf. etiam Man. Phil.
carm. OŅ (M. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 247): 2ñ:<B? A6? ú:, ¡ABC<?, 2í5ć?, 0D,:<B?. 14 cf. Man. Phil.
carm. II 114 (LIX 17 MILLER): C><B>2ĵ? Aą 7<6:ą: 7.ă @A<8Į? CĀ>26? :ĀC4. 15 cf. Man. Phil. carm. I 247
(LXXV 10 MILLER): 7Ă1<B? 1ÿ ABDĉ: è D>B@<Ľ? A>6@<8/Ą<B. 17 cf. Man. Phil. carm. I 378 (CCIX 40
MILLER): 7.ă 8.9=>ą: î=Ć12609. C.:2ă? Aį 7AĄ@26. 19 = Man. Phil. carm. I 321 (CXXX 29 MILLER), 377
(CCIX 18 MILLER); Man. Phil. carm. (I. DUJCEV, ZRVI 8/2 [1964] 97,33); Man. Phil. carm. (KUBINA,
Manuel Philes and the Asan Family 183,73). Û862 7.ă 0Į: voces frequentes in initio versus apud Man. Phil.
(cf. TLG). 20 cf. Man. Phil. carm. 6Ņ (M. GEDEON, 7788 3 [1882/83] 249): /><:AŃ@þ A6? Ý: 2ß? Aą
źF9.ĄF: 0Ā:<?. 22 cf. Man. Phil. carm. II 45 (XIV 273 MILLER): 88ĩ û CĈ@26 3Ń: 7.ă 7>.AŃ: =þ:AF:
9Ć:2. 9256@AŃ: Aý? CĈ@26?: cf. e.g. Anal. Hymn. Gr. XI 286,52–54 (SCHIRO): 0.88Ć92:<? ­: =:2Ĉ9.A6 Ań
ž0ĄŁ, Ań 9256@AŃ:A6 CĈ@26? AŃ: @A<6D2ĄF: ö? 7AĄ@AĬ … 23–24 cf. Man. Phil. carm. OŅ (M. GEDEON,
7788 3 [1882/83] 247): 7.ă A<ĽA<: .ßA<Ľ 7¡: A6 =<B =A.,@.? ±D<6 | ABD2ĵ: à8.@9<Ľ Ań 7>6Aį
=><@409*:<:. 24 cf. Man. Phil. carm. II 422 (LXIII 30 MILLER): 78Į><: =.>.@Dĉ: AĮ? µ1ÿ9 7.A<67Ą.:.
——
1 ž5><Ą3<6: 5><Ą3<6 Mordtmann, Paul, 5><Ą@<6 Pulgher, Veludo. 2 ­;28Ā0;26 !<>:Ą74?: ­;28Ā;.A< :Ą74?
N.N., ­;28Ā0;2A< :Ą74? Pulgher. 3 A>6@.>6@A2ć?: A>6@.>6@A2Ĉ@[.?] Antonin, A>6@þ>6@A<? Pulgher, Veludo,
A>ă? >6@A2ć? van Millingen, Paul. ¿: è (;) N.N., [7.ă] Veludo. 7<:<@A.Ľ8<?: 7<:Ć@A.B8<? N.N.,
Mordtmann, Pulgher, 7<:@A.Ľ8<? van Millingen, Paul. 5 .à9þAF:: 8499þAF: Konstantios, Byzantios,
.ß9þAF: Pulgher. 7 CĀ>F:: #C& inscr. ?, C@>F: [sic] Underwood. 8 ²7.@A<? Konstantios, N.N.,
Pulgher. ­3ĂA26: ±A67A2 Konstantios, Byzantios, Pulgher. 9 1ĩ omiserunt Konstantios, Byzantios, Pulgher.
12 ¡C2B7A<? Pulgher. ž5>Ć<6? scripsi: :5>Ċ=<6? N.N., 5>Ć<6? alii. 13 Aį 1ÿ @A>.A6ħ =(.A)>67Ń?:
A482@A>.A6.A>67Ń? Pulgher, AĮ82 @A>.A6ħ =.A>67Ń? Veludo. 14 C><B>ĉ: Konstantios. @B9CĀ>F: Konstan-
tios. 15 7.ă 7<@9Ą<B: ­07<@9Ą<B Konstantios, Byzantios, Pulgher. 16 £B56? Konstantios. =.>2ă? Aą::
=.>6@Aĉ: Konstantios, =.>6@AŃ: Byzantios, Pulgher. /Ą<B Konstantios, Byzantios, Pulgher. 20 =Ā:526
Mordtmann. 21 é@<:=2>: 2Ć:=2> Konstantios, 2Ć: =2> Byzantios. 0:<Ń: Konstantios, Byzantios,
Pulgher. 22 ü Paul. 23 2ã =<Ĉ A6: 2ã=<B A6 Byzantios, 2ã =<B A6 Mordtmann, Veludo, 2ß =<ĈA6 Pulgher, 2ß =<Ĉ
A6 Paul. =Ā=>.D52: Antonin. .îAŁ Pulgher. =>Ā=<:: =>Ć=<: [sic] Underwood.

Wieviel Beifall einer hier (d.h. auf der Erde) auch sammeln könnte,
der bestattete Tornikes,
der dreifach Beste oder Großmarschall, wird ihn als tot überführen,
wie ein Löwe, (mein) Bester, wie Affen als Nachahmer.
5 Dieser, von Geburt an kaiserlichen Geblüts,
erwies auch die diesem gemäße (Lebens)art.
Welche Form der Tugend nämlich wies er nicht auf,
wie die entsprechende Zeit jeweils erforderte?
Ratgeber nämlich auch vor dem (reifen) Alter war er
10 und Volksführer und scharfsinniger Richter,
und gegen die Feinde spie er die kriegerische Flamme,
ein unentrinnbarer Blitz für diese in dicht gedrängter Reihe.
Dem Heer aber stand er väterlich vor,
das Gemeinwohl bewachte er, damit das Nützliche nicht gestohlen werde.
15 Obwohl er eine edle und geziemende Eheverbindung erlangt,
wieder kaiserliche Abstammung gewonnen
und als strahlendes Beispiel sein Leben hinterlassen hat,
liegt er (nun) im Gebein als einfacher Mönch.
646 Türkei (Nr. TR68)

Sonne und Erde und letzte Beifallsbekundungen,


20 es klagt beinahe das ganze Volk der Rhomäer,
soweit es ihn eben kennt.
Aber du, der du allein lebst und die Naturen umgestaltest,
wenn er etwa auch etwas tat, was sich nicht für ihn ziemte,
gib ihm, indem du Erlösung gewährst, Eden als Erbe.
Text: KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 84 (unvollständig).– BYZANTIOS, F:@A.:A6:<Ĉ=<86? I 368 (unvollständig).–
[N.N.], # 3 (1867) 83.– [P.K. ANTONIN], # 3 (1867) 84.– MORDTMANN, µ=60>.C67þ 618 u. Schriftskizze nach
p. 618.– PULGHER, Anciennes églises 38, 43 (verbesserte Ed. nach J. Veludo); Album, Taf. XXVI.– VAN MILLINGEN,
Churches 330f. (mit engl. Übers.) u. Taf. XCII nach p. 330.– UNDERWOOD, Kariye Djami I 276f. (mit engl. Übers.),
III 537 (Abb.).– PAUL, Dichtung auf Objekten 259 (Nr. 38).

Lit.: N. KONDAKOV, Vizantijskija cerkvi i pamjatniki Konstantinopolja. Odessa 1886, 174f.– SCHMITT, Kahrié-
Djami, Album, Taf. LXXXIII.– A. RÜDELL, Die Kahrie-Dschamisi in Constantinopel. Ein Kleinod byzantinischer
Kunst. Berlin 1908, Taf. 13.– MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 61 (Nr. XII.2).– P.A. UNDERWOOD,
Notes on the Work of the Byzantine Institute in Istanbul: 1955–1956. DOP 12 (1958) 271f.– WESSEL, Plastik 248.–
GRABAR, Sculptures II 132f. u. Taf. CVIa.– HORT, Sculpture of Kariye Camii 250–255 u. Abb. 66.– ŠEVýENKO,
Theodore Metochites 21 u. Anm. 14.– MANGO, Sépultures et épitaphes 101 u. Taf. III (Abb. 4).– A. CUTLER – J.W.
NESBITT, L’arte bizantina e il suo pubblico. Turin 1986, 360 (Abb.).– R.G. OUSTERHOUT, The Architecture of the
Kariye Camii in Istanbul (DOS XXV). Washington, D.C. 1987, 58.– TALBOT, Epigrams 79f. u. Abb. 8.– BROOKS,
Commemoration 430 (engl. Übers.).– WEISSBROD, Knecht Gottes 96, 131.– S.T. BROOKS, The History and Signifi-
cance of Tomb Monuments at the Chora Monastery, in: H.A. KLEIN (in collaboration with R.G. OUSTERHOUT) (Hg.),
Restoring Byzantium. The Kariye Camii in Istanbul and the Byzantine Institute Restoration. New York 2004, 27–
29.– S. BROOKS, Sculpture and the Late Byzantine Tomb, in: Byzantium, Faith and Power 95, 96 (Abb. 4.2–3).–
BROOKS, Poetry 224 (Abb. 1), 225.– A.G. M[ANTAS], in: >þ74 – F:@A.:A6:<Ĉ=<84 110 (Abb.).– DRPIû, Kosmos of
Verse 89f., 442 (Abb. 28), 443 (Abb. 29).– MELVANI, Late Byzantine Sculpture 17, 18, 231 (Abb. 4).

Abb.: LXXXVIII–LXXXIX

Nicht nur durch die Anlage der Nische und der begleitenden Darstellungen, sondern auch
durch den Inhalt der Verse wird deutlich, dass es sich um ein Grabepigramm handelt, das als
Bestatteten (Vers 2:A.C2Ą?) einen gewissen Tornikes nennt. Pulgher war der Meinung, dass die
Verse zu Ehren des Theodoros Metochites verfasst worden seien, da er die zweite Hälfte von
Vers 2 falsch (­;28Ā0;2A< :Ą74?) gelesen und den Namen !<>:Ą74? nicht erkannt hatte.885
Das Epigramm besteht aus vier Teilen: Die Verse 1–4 stellen einen Prolog dar, die Verse 5–
18 sind der ausführlichen Darstellung des Verstorbenen gewidmet, in den Versen 19–21 wird
die allgegenwärtige Klage um den Toten zum Audruck gebracht, und in den abschließenden
Versen 22–24 wird – ganz in der Tradition byzantinischer Widmungsepigramme – Gott ange-
sprochen, dem Toten verzeihend einen Platz im Paradies zu gewähren. Das Lob des Tornikes
manifestiert sich nicht nur im großen Mittelteil des Epigramms, sondern auch schon im Prolog:
Wieviel Beifallsbekundungen jemand auch auf der Erde (­:5þ12), d.h. während seines irdischen
Lebens,886 auch erhält, Tornikes wird diese als „tot“, d.h. „nichtig“ bzw. „unwirksam“,887 über-
führen, wie dies ein Löwe mit den Affen macht (Vers 4). Das Gegensatzpaar „Löwe – anderes,
kleineres, schwächeres Tier“, in diesem Fall Affen, ist aus Sprichwort und Fabel bekannt.888 In

—————–
885
PULGHER, Anciennes églises 37f. Auch die 39f. ausgeführten prosopographischen Vorschläge sind vernach-
lässigbar, da Pulgher nicht wusste, um welchen Angehörigen der Familie Tornikes es sich handelt.
886
Zu dieser Bedeutung von ­:5þ12 vgl. LSJ s.v. I.2; s.a. die passende englische Übersetzung von UNDERWOOD,
Kariye Djami I 276: „upon this earth“.
887
Zu :27>Ć? in der Bedeutung „nichtig“ vgl. LSJ s.v. II 3; BAUER – ALAND, Wörterbuch s.v. 1 b /.
888
Vgl. W. HÖRANDNER, Miscellanea epigrammatica. JÖB 19 (1970) 113.
Türkei (Nr. TR68) 647

Vers 4 liegt auch eine direkte Anrede vor: Mit /Ā8A6@A2 ist ganz allgemein der Besucher des
Grabes bzw. Rezipient der Inschrift gemeint.889
Schon im Prolog wird man auch über das Amt des Tornikes informiert: Er war 9Ā0.?
7<:<@A.Ľ8<?, was gemeinhin als „Großmarschall“, ursprünglich zuständig für Stallungen und
Tross, wiederzugeben ist.890 Das Amt bzw. der Titel 9Ā0.? 7<:<@A.Ľ8<? ist erstmals im 13.
Jahrhundert belegt und bezeichnet in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Kommandanten
eines italienischen Söldnerheeres im Dienste der Byzantiner.891 Aus Vers 5 ist zu erfahren, dass
Tornikes kaiserliches Blut in sich trug. Dies wird umso deutlicher, wenn man eine Stelle im
Geschichtswerk des Ioannes Kantakuzenos betrachtet: Dort wird ein 9Ā0.? 7<:<@A.Ľ8<? Micha-
el Tornikes genannt, der über seine Mutter mit Andronikos II. verwandt sei.892 Dies bedeutet mit
höchster Wahrscheinlichkeit, dass der in der Chora-Kirche bestattete Tornikes mit diesem iden-
tisch ist.893 Da seine Funktion als Ratgeber – worauf auch im Epigramm (Vers 9: /<B84CĆ><?)
hingewiesen wird – des Andronikos II. gegen dessen Enkel Andronikos III. um ca. 1320 zu
datieren ist, muss sein Todesdatum danach zu suchen sein. Der Grund, weswegen er in der Cho-
ra-Kirche begraben wurde, ist, dass er ein Freund des Theodoros Metochites war, der das Klos-
ter zwischen frühestens 1305 und 1320/21 renovieren ließ.894 Das Todesdatum des Michael
Tornikes bzw. die Errichtung seines Grabes ist frühestens nach Ende der Renovierung anzu-
nehmen. Jedenfalls ist zu vermuten, dass er noch zu Lebzeiten des Metochites (ca. 1270 – 1332)
als Mönch in das Kloster eintrat, vielleicht nachdem er sich als Freund des Andronikos II. nach
dessen Niederlage im Jahr 1328 dorthin hatte zurückziehen müssen; auch Andronikos II. selbst
musste ja bekanntlich die letzten Jahre seines Lebens als Mönch fristen. Das Geburtsjahr des
Tornikes ist wohl kaum vor dem Jahr 1300 anzusetzen, da er – wie Vers 9 berichtet – schon in
jungem Alter als Berater (des Andronikos II. um ca. 1320) fungierte.
Bislang wurde mitunter auch der Versuch unternommen, Michael Tornikes mit anderen Per-
sonen gleichzusetzen, nämlich zunächst mit Michael Asanes Palaiologos Komnenos,895 Sohn
des Bulgaren-Zaren Ioannes III. Asanes und der Eirene, der Schwester des Andronikos II.896
Dieser war zwar auch Parteigänger des Andronikos II., allerdings dürfte er in serbischem Gebiet
gestorben sein.897 Auch der zweite Versuch, Michael Tornikes mit einer anderen Person gleich-
zusetzen, dürfte abzulehnen sein: Fatouros – Krischer wollten ihn mit Michael Asanes Komne-
nos Tornikes Palaiologos,898 einem Enkel des genannten Bulgaren-Zaren, identifizieren,899 doch
ist dies aus chronologischen Gründen – er soll jung vor 1355 gestorben sein – nicht möglich.
Tornikes war reich an den Tugenden, die gerade die Zeit erforderte (Verse 7–8), er war
„Volksführer“ (Vers 10: 149.0F0Ć?), was auf seine Tätigkeit an der Seite des Andronikos II.
hinweisen könnte und „scharfsinniger Richter“ (Vers 10: 7>6Aā? … 0DĄ:<B?). Ob Tornikes tat-
sächlich auch das Amt eines 7>6AĂ? ausübte, ist nicht zu bestimmen. Angesichts der militäri-
schen Tätigkeiten des Tornikes, auf die besonders in den Versen 11–14 hingewiesen wird,
könnte er 7>6Aā? A<Ľ CF@@þA<B gewesen sein, d.h. ein Militärrichter, dessen Funktion vom Ende
—————–
889
Bei /Ā8A6@A2 handelt es sich um eine schon in der antiken Literatur verbreitete Anrede, die in byzantinischer Zeit
– dem Belegmaterial nach zu schließen – für keine bestimmte gesellschaftliche Gruppe reserviert war, vgl.
GRÜNBART, Formen der Anrede 82.
890
Vgl. LBG s.v. 7<94@Aþ/<B8<?.
891
Vgl. A. K[AZHDAN], Konostaulos. ODB 2, 1147.
892
Ioan. Cant. hist. I 54,10ff. (SCHOPEN). Auf das genaue Verwandtschaftsverhältnis mit Andronikos II. geht Kan-
takuzenos nicht ein, er spricht nur allgemein von 94A>Ć52: 9ÿ: 7.Aý 0Ā:<? =><@Ă7F: Ań =>2@/BAĀ>Ł AŃ:
/.@68ĀF: (i.e. Andronikos II.).
893
Zur Person PLP # 29132; SCHMALZBAUER, Tornikioi 131f. (Nr. 22).
894
Vgl. KIDONOPOULOS, Bauten 24; s.a. UNDERWOOD, Kariye Djami I 14f.; A. C[UTLER] – A.-M. T[ALBOT], Chora
Monastery. ODB 1, 428–430.
895
Zur Person PLP # 1514.
896
Vgl. SCHMALZBAUER, Tornikioi 131; KUBINA, Manuel Philes and the Asan Family 186f.
897
PLP # 1514; SCHMALZBAUER, Tornikioi 131.
898
Zur Person PLP # 1513; SCHMALZBAUER, Tornikioi 128f. (Nr. 14).
899
G. FATOUROS – T. KRISCHER, Johannes Kantakuzenos. Geschichte. Erster Teil (Buch I) (Bibliothek der griechi-
schen Literatur 17). Stuttgart 1982, 226.
648 Türkei (Nr. TR68)

des 13. Jahrhunderts an bekannt ist.900 Eher unwahrscheinlich ist, dass er den 7>6A.ă 7.5<867<Ą
angehörte, da dieses Kollegium erst unter Andronikos III. 1330/31 eingerichtet wurde.901
Mit den Feinden, gegen die Tornikes „Feuer spie“ (Vers 11)902 und für die er ein „unentrinn-
barer Blitz“ (Vers 12) war, könnten auch die Gegner des Andronikos II. gemeint sein. Das Heer,
dem er „väterlich“ (Vers 13) vorstand, könnte das oben erwähnte italienische Söldnerheer ge-
wesen sein. Die Verse 15–18 berichten Privates: Wir erfahren, dass er mit einer Frau verheiratet
war, die ebenfalls kaiserlicher Abstammung war (Vers 16). Vers 18 ist zu entnehmen, dass er
vor seinem Tod – wie so viele andere auch – die Mönchskutte – wahrscheinlich im Chora-
Kloster selbst – annahm. Sein Mönchsname war Makarios, wie die Inschrift903 neben seiner
mosaizierten Darstellung als Mönch in der Laibung der Nische besagt, der Nonnenname seiner
Frau Eugenia.904 Aufgrund der byzantinischen Praxis, den Mönchs- bzw. Nonnennamen mit
demselben Buchstaben wie den eigentlichen Namen beginnen zu lassen – bei Michael-Makarios
ist dies der Fall –, kann man annehmen, dass der ursprüngliche Name von Tornikes’ Frau mit
einem Epsilon begann.905 Obwohl im Epigramm selbst davon nichts zu lesen ist, kann ange-
nommen werden, dass aufgrund der Darstellungen auch Tornikes’ Frau im Grab bestattet war,906
auch wenn das Chora-Kloster ein reines Männer-907 und kein Doppelkloster für Mönche und
Nonnen war.908 Die Formulierung ­: ç@AĀ<6? in Vers 18 wird wohl nichts anderes bedeuten, als
dass Tornikes nun begraben sei,909 sie könnte vielleicht aber auch darauf hindeuten, dass vor
Tornikes’ Tod schon eine andere Person, vielleicht seine Frau, im Grab bestattet worden war.
In Vers 19, der in gleicher Form bei Manuel Philes überliefert ist (vgl. Similienapparat), wird
die mitleidende Natur (Û862 7.ă 0Į) angesprochen: Dabei handelt es sich um ein gerade von Ma-
nuel Philes in Grabversen häufig verwendetes Motiv, das seinen Ursprung aber bereits in der
Antike haben dürfte.910 Was Philes in diesem Zusammenhang mit den A282BA.ĵ<6 7>ĆA<6 meint,
ist nicht ganz klar: Jedenfalls handelt es sich um ein von ihm gerne verwendetes Motiv,911 mit
dem er vielleicht den letzten irdischen Applaus am Grab zum Ausdruck bringen will.912
Der Epigrammtext setzt sich aus 24 byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Bin-
nenschlüssen zusammen. Die Prosodie ist ausnahmslos eingehalten. Somit ist die hervorragende
Qualität der Verse nicht nur durch das äußere (paläographische) Erscheinungsbild manifestiert,
sondern auch durch die prosodisch-rhythmische Gewandtheit des Autors. Schon aus diesem
Grund ist an einen außerordentlich begabten Dichter zu denken, und dies kann im Milieu der
ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts nur Manuel Philes sein. Bereits Ševþenko gelang es, einige
der im vorliegenden Epigramm verwendeten Topoi in Gedichten des Philes aufzuspüren; daher

—————–
900
Vgl. A. K[AZHDAN], Krites tou phossatou. ODB 2, 1159.
901
Vgl. O. KRESTEN, Ein Indizienprozeß gegen die von Kaiser Andronikos III. Palaiologos eingesetzten 7.5<867<ă
7>6A.Ą. Fontes Minores IX (1993) 323; s.a. A.E. GKOUTZIOUKOSTAS,  .=<:<9Ă 167.6<@Ĉ:4? @A< Ĉ3.:A6< (9<?–
12<? .6Ċ:2?). !. 7<@967þ 167.6<1<A67þ Ć>0.:. 7.6 167.@AĂ>6. A4? =>FA2Ĉ<B@.? (B3.:A6:þ 2Ą92:. 7.6 28ĀA.6
37). Thessalonike 2004, 303. A. K[AZHDAN], Kritai katholikoi. ODB 2, 1158 nahm irrtümlicherweise an, dass die
7>6A.ă 7.5<867<Ą schon von Andronikos II. ins Leben gerufen worden waren.
902
Das eigentliche „flüssige“ bzw. „griechische“ Feuer ist damit wohl kaum gemeint, die Aussage ist metaphorisch
zu verstehen.
903
UNDERWOOD, Kariye Djami I 279f.
904
Zur Person PLP # 6180.
905
Vgl. UNDERWOOD, Kariye Djami I 280.
906
In PLP # 6180 wird davon ausgegangen.
907
Vgl. KIDONOPOULOS, Bauten 19.
908
Summarisch zu den Doppelklöstern in spätbyzantinischer Zeit E. MITSIOU, Das Doppelkloster des Patriarchen
Athanasios I. in Konstantinopel: Historisch-prosopographische und wirtschaftliche Beobachtungen. JÖB 58
(2008) 87ff.
909
Vgl. TALBOT, Epigrams 80.
910
Vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 154–158.
911
Vgl. Testimonienapparat und weitere ähnlich lautende Belege im TLG. Zur Anrufung der Sonne (bei Manuel Phi-
les) vgl. PAPADOGIANNAKIS, Studien 154–156.
912
Die von VAN MILLINGEN, Churches 331 vorgebrachten Interpretationsvorschläge, die u.a. eine Änderung von
7>ĆA<6 zu /><A<Ą vorsehen, sind abzulehnen.
Türkei (Nr. TR68) 649

wagte er auch den Versuch, Philes das Epigramm zuzuschreiben.913 Zu den wenigen von
Ševþenko gesammelten Parallelen konnten viele weitere gefunden werden, wie ein Blick in den
vorliegenden Testimonienapparat beweist. Aufgrund der nun vorhandenen Belegfülle kann nun
die Autorschaft des Manuel Philes als gesichert angesehen werden.
Eine besondere Verwandtschaft liegt zu jenem Grabepigramm vor, das Philes für Ioannes
Trichas914 verfasste915 – Vers 6 des vorliegenden Epigramms stimmt sogar wortwörtlich über-
ein.916 Dieser Ioannes Trichas ist vielleicht identisch917 mit jenem Ioannes Trichas,918 der in
einer Patriarchatsurkunde von 1337/38 als Sebastos in Konstantinopel belegt ist.919 Dies gilt
allerdings nur dann, wenn man das Todesdatum des Philes nach 1334 ansetzen kann, wofür es
aber einige stichhaltige Indizien gibt.920 Wurden die beiden Epigramme aufgrund der angeführ-
ten Parallelen ungefähr gleichzeitig verfasst, dann dürfte der Michael Tornikes des Grabepi-
gramms in der Chora-Kirche wohl kaum vor 1337/38 gestorben sein.921 Die Autorschaft des
Philes für die Grabverse an Tornikes wird auch untermauert durch die Annahme, dass wahr-
scheinlich auch die beiden mosaizierten, wohl zwischen 1330 und 1335 zu datierenden Verse in
der Nische an der Nordwand des inneren Narthex von ihm stammen.922 Im Übrigen ist darauf
hinzuweisen, dass Philes auch für einen anderen Tornikes Grabverse verfasste, nämlich für den
Parakoimomenos Andronikos Tornikes, der zwischen 1324 und 1327 belegt ist.923 Dieses Epi-
gramm umfasst ebenfalls 24 Verse und lässt in Vers 2 den Beifall (ú A282BA.ĄF: 7>ĆAF:) anru-
fen.924 Somit steht fest, dass Philes auch von der Aristokratenfamilie der Tornikai als Auftrags-
dichter herangezogen wurde.
Weitere Bemerkungen zum vorliegenden Epigrammtext: Dadurch, dass die Inschrift unak-
zentuiert ist, kann nicht bestimmt werden, ob in der Vorlage des Graveurs das Verbum in Vers 1
mit einem Spiritus asper oder lenis versehen war; der attischen Form mit Spiritus asper925 sei
hier der Vorzug gegeben. Aus demselben Grund ist auch ž5>Ć<6? in Vers 12 mit einem Spiritus
asper zu versehen.926 Schon in den bisherigen Übersetzungen des Epigrammtextes wurde
:27><Ĉ? am Beginn von Vers 2 auf 7>ĆA<B? am Ende von Vers 1 bezogen.927 Dies stimmt dann,
wenn man – wie oben erwähnt – :27><Ĉ? in der Bedeutung „nichtig“ wiedergibt. A>6@.>6@A2Ĉ? in
Vers 3 ist zwar bereits in der Spätantike belegt,928 die Fülle von Belegen entstammt jedoch der
mittel- und spätbyzantinischen Zeit.929 Neben „dreifach Bester“ kann das Wort auch als „dreifa-
cher Sieger“ übersetzt werden,930 doch sind damit nicht drei konkrete Siege gemeint, da die
Vorsilbe A>6@- vielfach als verstärkendes Element belegt ist. Die Verwendung von ¿ in Vers 3
ist recht ungewöhnlich, da man eigentlich 7.ă erwarten würde, das Veludo auch konjizierte.931
—————–
913
ŠEVýENKO, Theodore Metochites 21, Anm. 14. S.a. TALBOT, Epigrams 80; PAUL, Dichtung auf Objekten 259. Die
von KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 84f., Anm. 1 stammende Annahme, dass die Verse „ohne Zweifel“ von Theo-
doros Metochites stammen (s.a. BYZANTIOS, F:@A.:A6:<Ĉ=<86? I 367f.), kann nicht verifiziert werden.
914
PLP # 29348.
915
Man. Phil. carm. VII (GEDEON, 7788 3 [1882/83] 247).
916
Auch Vers 19 des vorliegenden Epigramms ist wortident in drei weiteren Gedichten des Manuel Philes zu finden.
917
Vgl. POLEMIS, Doukai 185, Anm. 8.
918
PLP # 29349.
919
H. HUNGER u.a., Das Register des Patriarchats von Konstantinopel. 2. Teil: Edition und Übersetzung der Urkun-
den aus den Jahren 1337–1350 (CFHB XIX/2). Wien 1995, Nr. 109,48.
920
Siehe oben S. 391, Anm. 1631.
921
Das von WESSEL, Plastik 248 und HORT, Sculpture of Kariye Camii 255 angenommene Todesdatum 1328 kann
nicht verifiziert werden.
922
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 395–397 (Nr. M8).
923
Zur Person PLP # 29122.
924
Ȃ. GEDEON, 7788 3 (1882/83) 658.
925
Vgl. LSJ s.v. 5><Ą3F.
926
Vgl. DGE2 s.v.
927
Vgl. VAN MILLINGEN, Churches 330: „dead applauses“.
928
Vgl. LSJ s.v.
929
Vgl. TLG und das noch nicht publizierte Material des LBG.
930
Vgl. LSJ s.v. „thrice-conqueror“.
931
PULGHER, Anciennes églises 43.
650 Türkei (Nr. TR68–TR69)

Da das Eta jedoch klar zu entziffern ist und der Inschriftentext auch sonst keine orthographi-
schen Abweichungen oder „Fehler“ aufweist, ist von einer Änderung abzusehen. In den meisten
bisherigen Editionen wurde am Ende von Vers 19 stark interpungiert: Dies ist nicht notwendig,
da die Anrufung auch als Ouvertüre zu den beiden folgenden Versen verstanden werden kann.
Als bewusst gewähltes Stilmittel ist der gleichlautende Beginn in den Versen 10 und 11 bzw. 16
und 17 zu verstehen (Anapher). Sicher nicht aus Zufall beginnen vier der ersten fünf Verse mit
einem O-Laut und die Verse 10–12 und 15–18 jeweils mit einem Kappa.

Steinplatten, 10. Jh. oder später: Katholikon des Klosters tu Myrelaiu (Bodrum Camii)
Nr. TR69) Im Jahr 1930 wurden unter dem Fußboden der oberen Kirche932 mehrere mar-
morne Steinplatten mit Inschriftenfragmenten gefunden, die aufgrund paläographischer Be-
obachtungen zusammengehören dürften. Buckler datierte sie in das 9./10. Jahrhundert,933 nach
Lauxtermann ist aber auch eine etwas spätere Datierung möglich;934 diese Einschätzung ist
plausibel, da auf den von Buckler dargebotenen Abbildungen der Abklatsche auch Minuskel-
Buchstaben zu erkennen sind, die sich in die sonst in Majuskel gehaltene Inschrift gemischt
haben. Da Akzente und Spiritus fehlen, dürfte die Inschrift aber auch kaum nach dem 11. Jahr-
hundert entstanden sein.
Aus den Inschriftenfragmenten ist ersichtlich, dass es sich um Verse handelt. Ein Vers ist
vollständig erhalten, zwei weitere teilweise, womit das Epigramm mindestens drei Verse um-
fasst haben muss; höchstwahrscheinlich ist aber von noch weiteren Versen auszugehen. In eine
dritte Marmorplatte, die nicht unter dem Fußboden verborgen war, sondern als Spolie in diesen
eingemauert war, ist ebenfalls eine, mit ziemlicher Sicherheit jedoch nicht metrische Inschrift
eingeritzt, die aber weit jünger ist. Die von Buckler vorgeschlagene Datierung an den Beginn
des 14. Jahrhunderts935 dürfte aus paläographischer Sicht – neben Akzenten sind auch einige
Ligaturen zu erkennen – plausibel sein. Auch die in der (Grab-?)Inschrift genannte Euphrosyne
Dukaina – wahrscheinlich war sie auch eine Palaiologina936 –, die den Nonnennamen Eugenia
führte, wurde aufgrund der von Buckler vorgeschlagenen zeitlichen Einordnung in diese Zeit
datiert.937
Die drei (zumindest teilweise) erhaltenen Verse lauten folgendermaßen:

<:ā: 2@[…… AĂ:]12 Aā: @2/.@9Ą.:


[…]F? 7Ÿ: ±@D2? .8[……]: D<Ľ: 7.ă 9Ć:<:

Aą =:2Ľ9. 7.ă 0ý> D2ă> CĀ>26 A<Ľ 2@=ĆA<B.
——–
1 9<:4: Lauxtermann. 2@[…… AĂ:]12 scripsi: ­? [2ă AĂ:]12 Buckler, 2@[…]12 Lauxtermann. 2 [72:]Ń?
Buckler.

Dieses ehrwürdige Kloster hier ………


…… wenn du auch ……… nur die Asche erhalten hast

Den Geist trägt nämlich auch die Hand des Herrn.

—————–
932
Zu dieser (summarisch) C.L. STRIKER, The Myrelaion (Bodrum Camii) in Istanbul. With an Appendix on the
Excavated Pottery. Princeton, NJ 1981.
933
BUCKLER, Three Inscriptions 175, 176.
934
LAUXTERMANN, Poetry 349; LAUXTERMANN, Byz. Epigram 76, Anm. 18.
935
BUCKLER, Three Inscriptions 176.
936
Vgl. POLEMIS, Doukai 163 (Nr. 155).
937
Vgl. PLP # 5663. Allerdings kann die Inschrift nicht nach 1315 datiert sein, da in diesem Jahr das ursprünglich
für Nonnen konzipierte Kloster zu einem Männerkloster umfunktioniert wurde, vgl. C. M[ANGO] – A.-M.
T[ALBOT], Myrelaion, Monastery of. ODB 2, 1428f.
Türkei (Nr. TR69–TR70) 651

Text: BUCKLER, Three Inscriptions 175 (mit engl. Übers.), 176 (mit engl. Übers.) u. Taf. IX–X (nach p. 174), s.a.
TALBOT RICE, Excavations 153.– LAUXTERMANN, Poetry 349 (Nr. 90).

Lit.: LAUXTERMANN, Byz. Epigram 76, Anm. 18.

Abb.: 116–117

Aufgrund des schlechten Erhaltungszustandes der Inschrift kann über den Inhalt des Epi-
gramms nicht sehr viel gesagt werden. Man liegt aber wohl nicht falsch, zu behaupten, dass es
sich vielleicht um eine Grabinschrift handelt; dafür spricht u.a. das Signalwort D<Ľ: in Vers 2.
In Vers 1 wird offenbar auf die Stiftung des Klosters hingewiesen. Obwohl die Anfänge der
Anlage etwas im Dunkeln liegen, weiß man, dass das Kloster von Romanos I. Lakapenos in
seinem ehemaligen Palast gegründet wurde;938 im Jahr 948939 wurde er ebenso wie bereits früher
seine zweite Frau Theodora und seine Söhne Christophoros und Konstantinos in der zweige-
schossigen Kirche des Klosters bestattet.940 Es ist daher durchaus möglich, dass das Epigramm
auf dem Grab des Romanos angebracht war. Schwer zu verstehen ist auch der mit Aą =:2Ľ9.
beginnende Vers, der vielleicht tatsächlich den Schluss des Epigramms darstellte. Gemeint ist
offenbar, dass die Asche des Körpers im Grab liegt, während die Hand des Herrn den Geist
trägt. Als 2@=ĆA4? ist jedenfalls Gott bezeichnet und nicht der Bischof, was Buckler941 als al-
ternative Interpretationsmöglichkeit anbot. Ist der Bezug des Epigramms auf Romanos richtig,
dann ist die Inschrift in die Mitte des 10. Jahrhunderts zu datieren.
Den erhaltenen Resten der Inschrift nach zu schließen, sind die drei eruierbaren Zwölfsilber
mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen versehen942 und als prosodisch zu werten. Die gute Qua-
lität der Verse untermauert den Verdacht, dass Romanos I. der Angesprochene ist. In Vers 1
würde inhaltlich als Ergänzung ±@[A4@.?] gut passen, doch ist diese Form prosodisch nicht
möglich, da ein schwerer Verstoß (positionslange dritte Silbe) entstünde. Fest stehen dürfte,
dass die Lücke mit einem Verbum in der Bedeutung „errichten“ / „gründen“ / „stiften“ zu er-
gänzen ist. Da in Vers 2 die zweite Person verwendet wird (±@D2?), der Verstorbene – falls es
sich tatsächlich um eine Grabinschrift (für Romanos I.) handelt – direkt angesprochen wird,943
ist auch für Vers 1 ein Verbum in der zweiten Person zu erwarten.

*(metrische) Inschrift auf dem Bemabogen (verloren), 11./12. Jh.: Kirche der Theoto-
kos Pammakaristos (Fethiye Camii)
Nr. TR70) In einer aus dem Jahr 1761 stammenden Handschrift, die in der griechischen the-
ologischen Schule auf Chalki aufbewahrt (Cod. Chalcensis [ohne Zählung]), im Jahr 1894 wäh-
rend eines Erdbebens jedoch zerstört wurde, war ein aus vier Versen bestehendes Epigramm
überliefert, das ursprünglich auf dem Gesims des Bema der Pammakaristos-Kirche angebracht
war.944 Die Inschrift war aber nicht nur in der heute verlorenen Handschrift angeführt, sondern
auch im Cod. Vind. Med. gr. 27, fol. 124r, aus dem 16. Jahrhundert,945 dort jedoch ohne Hinweis
auf die Provenienz. Mango – Hawkins nahmen an, dass die Inschrift nach dem Jahr 1586 ver-
schwand, nachdem die Osmanen die originale Apsis der Kirche abgetragen hatten.946 Diesem
Gedanken ist zweifellos etwas abzugewinnen, doch ist die Zerstörung mittlerweile etwas später
zu datieren: Die Pammakaristos-Kirche wurde erst 1587 bzw. (spätestens) Anfang 1588 von den
Griechen geräumt, dürfte dann einige Jahre leer gestanden sein, bevor 1591/92 mit den Umbau-

—————–
938
Vgl. BERGER, Untersuchungen 599.
939
Nachdem sein Leichnam von seinem Exilort, der Insel Prote im Marmarameer, überführt worden war.
940
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 103; JANIN, Constantinople 351f.
941
BUCKLER, Three Inscriptions 175.
942
Im letzten Vers ist allerdings der Binnenschluss (B5) nach 7.ă 0ý> etwas ungewöhnlich.
943
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 215ff.
944
SIDERIDES, .99.7þ>6@A<? 271f.
945
HUNGER, Katalog II 75.
946
MANGO – HAWKINS, Report 329.
652 Türkei (Nr. TR70)

arbeiten für die Moschee begonnen wurde.947 Da der Wiener Codex von Ogier Ghislain de Bus-
becq in Konstantinopel erworben wurde, muss das Epigramm spätestens im Jahr 1562 kopiert
worden sein, da Busbecq in diesem Jahr die Stadt wieder verließ.948
Über die Anbringung der Inschrift am Gesims des Bema ist nichts bekannt, auch weiß man
nicht, ob sie gemalt oder in Stein gearbeitet war.
Der Epigrammtext basiert auf der Transkription von Siderides, dem ein unveröffentlichter
Handschriftenkatalog der griechischen theologischen Schule auf Chalki zur Verfügung stand.
Der Cod. Vind. Med. gr. 27 bietet im Vergleich zum Cod. Chalc. keine Textvarianten.949

ĩFþ::<B C>Ć:A6@9. <9:4:<Ľ AĆ12


ı::4? A2 ļĄ34? <B767Į? AĮ? @B3Ĉ0<B
<æ? :A61<Ľ@. =8<B@Ą.:, ž0:Ă, Dþ>6:
Aþ;.6? ­: <ã7Ł A<Ľ 2<Ľ 9<:<A>Ć=<B?.
——–
4 cf. Ps. 67,7: è 52ą? 7.A<67Ą326 9<:<A>Ć=<B? ­: <ã7Ł.
——–
4 <ß7Ł Schreiner.

Dies (ist) das geplante Werk des Ioannes Komnenos


und (seiner) Gattin Anna aus der Wurzel der Dukai,
denen du reiche Gnade, Reine, als Vergeltung geben
und sie in das Haus Gottes als Einsiedler eingliedern mögest.
Text: SIDERIDES, .99.7þ>6@A<? 272.– VAN MILLINGEN, Churches 138.– MANGO – HAWKINS, Report 328f. (mit
engl. Übers.).– POLEMIS, Doukai 193.– JANIN, Constantinople 208.– SCHREINER, Beschreibung 229.– BELTING –
MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 5 (mit engl. Übers.).

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 61 (Nr. XI,5).– S. EYICE, Un type architectural peu connu
de l’époque des Paléologues à Byzance. Anadolu AraútÕrmalarÕ I,2 (1959) 233, Anm. 30.– HALLENSLEBEN, Untersu-
chungen 135.– WEISSBROD, Knecht Gottes 183.

Das Epigramm stellt zweifellos eine Stifterinschrift dar; dies geht aus dem Inhalt klar hervor.
Nicht klar ist allerdings, worauf sich die Stiftung bezieht. Ist damit die gesamte Kirche gemeint,
was bedeuten würde, dass Ioannes und Anna als erste Gründer bzw. Stifter der Kirche zu identi-
fizieren sind, oder waren die beiden nur für die Ausstattung eines Teiles, in diesem Fall des
Bema, verantwortlich?950 Die prominente Positionierung des Epigramms auf dem für alle sicht-
baren Apsisbogen951 kann sehr wohl ein Hinweis darauf sein, dass im Epigramm die Stiftung
der eigentlichen Kirche gemeint ist. Schwierigkeiten in der Deutung bereitete bislang das Wort
C>Ć:A6@9. in Vers 1. Mango – Hawkins übersetzten es als „thoughtful work“, Belting – Mango
– Mouriki als „creation“. Im Vergleich mit anderen Beispielen ist der Deutung von Mango –
Hawkins der Vorzug zu geben. Hinter C>Ć:A6@9. und ähnlichen Termini verbirgt sich die Pla-
nung eines Werkes, die offenbar im Gegensatz zu körperlichem Bemühen, aber auch zu einem
realisierten Plan steht. Dieser Gegensatz tritt klar hervor in Vers 1 des auf einer Marmorplatte
im Museo della Basilica San Nicola in Bari erhaltenen Epigramms (11. Jh.) (ĺ Nr. IT2): Ć=Ł
A2 =<88ń 7.ă C><:Ă@2[6 ………]. Zum Vergleich heranzuziehen ist auch ein bereits von Belting
– Mango – Mouriki zitierter Vers,952 der den Beginn eines auf Ioannes Mauropus bezogenen
Buchepigramms im Mauropus-Codex Vat. gr. 676 (s. XI), fol. Iv, bildet: šFþ::<B C>Ć:A6@9.

—————–
947
Vgl. N. ASUTAY-EFFENBERGER, Zum Datum der Umwandlung der Pammakaristoskirche in die Fethiye Camii.
Byz 77 (2007) 32–41.
948
Zu Busbecq I. DALLE, Un européen chez les Turcs. Auger Ghiselin de Busbecq (1521–1591). Paris 2008.
949
Vgl. SCHREINER, Beschreibung 229f., Anm. 32.
950
Vgl. SCHREINER, Beschreibung 229f.
951
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 5.
952
BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 6, Anm. 12.
Türkei (Nr. TR70) 653

A.ĽA. 7.ă =Ć:<?.953 Auch in diesem Vers wird zwischen dem „geistigen Plan“ und der (körper-
lichen) Mühe (=Ć:<?) unterschieden. Wie Hallensleben richtig feststellte, lässt sich aus dem
Terminus C>Ć:A6@9. kein Urteil darüber abgeben, ob sich die Stiftung – wenn freilich die ganze
Kirche gemeint ist – auf einen Kirchenneubau bezog oder auf eine bereits bestehende Kirche
beschränkte.954 Ein ähnlicher Vers ist auch am Beginn des Prologepigramms zur .:<=8Ą.
1<09.A67Ă des Euthymios Zigabenos zu finden: ¥82;Ą<B (= Alexios I.) C>Ć:A6@9. 7.ă 08B7ć?
=Ć:<?.955
Bislang erfolglos blieb die Identifizierung der beiden Stifter und somit die zeitliche Einord-
nung des Epigramms und in weiterer Folge der Kirche, wenn man davon ausgeht, dass die Ver-
se die Gründung / Stiftung des Pammakaristos-Komplexes zum Inhalt haben. Bis zur Studie von
Mango – Hawkings nahm man an,956 dass sich hinter Ioannes Komnenos und Anna Dukaina
Ioannes Komnenos, der Vater des Alexios I., und dessen Ehefrau Anna Dalassena verbergen
würden.957 Mango – Hawkins stellten jedoch fest, dass Anna Dalassena von ihrer Abstammung
her keine Dukaina war.958 Somit war die bisher angenommene Identifizierung des Stifterpaares
hinfällig. Allerdings ist es bis heute nicht gelungen, die beiden Stifter und ihre Kinder, die im
Gräberverzeichnis des Codex 0.2.36 des Trinity College von Cambridge959 genannt werden, ein-
deutig zu identifizieren.960 Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Lebenszeit des Ioannes
und der Anna gegen Ende des 11. oder in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts zu datie-
ren ist;961 sie dürften aber nicht sehr eng mit dem herrschenden Zweig der Komnenen verwandt
gewesen sein.962 Der letzte, wenngleich letztlich ebenso wenig gesicherte Identifizierungsver-
such des im Epigramm genannten Paares stammt von Vannier: Dieser identifizierte Ioannes
Komnenos mit Adrianos Komnenos963, einem jüngeren Bruder des Alexios I. Komnenos, und
Anna Dukaina mit dessen Frau Zoe Dukaina964, da für Adrianos der Mönchsname Ioannes und
für Zoe (wahrscheinlich) der Nonnenname Anna belegt ist.965
Das Epigramm an sich ist dem Muster ähnlicher Stifterinschriften nachempfunden: Die Stif-
ter erbitten als Gegenleistung für ihre Gabe von der Theotokos, der die Kirche geweiht ist, „rei-
che Gnade“ und einen Platz im Haus Gottes, womit das Paradies gemeint ist.966 Eine andere
Interpretationsmöglichkeit wäre, dass durch Vers 4 der Wunsch zum Ausdruck gebracht wird,
gegen Ende des Lebens als Mönch und Nonne ins Kloster einzutreten, wenn man 9<:ĆA><=<? in
diesem Sinne verstehen will.967
Das Epigramm besteht aus vier prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Das Adjektiv <B767Ć? begegnet nach Auskunft des LBG (s.v.) erstmals bei Ni-
—————–
953
P. DE LAGARDE – J. BOLLIG, Iohannis Euchaitorum metropolitae quae in codice Vaticano graeco 676 supersunt
(Abhandlungen der hist.-philol. Classe der königl. Gesellsch. zu Göttingen 28 [1881]). Berlin 1882 (Reprint Am-
sterdam 1979), V; cf. BERNARD, Beats of the Pen 81.
954
HALLENSLEBEN, Untersuchungen 135
955
A.M. BANDINI, Catalogus codicum manuscriptorum bibliothecae Mediceae Laurentianae, I. Florenz 1763, 115 =
PG 130,19B.
956
Z.B. HALLENSLEBEN, Untersuchungen 135.
957
So auch noch bei JANIN, Constantinople 208 und RESTLE, Istanbul 128.
958
MANGO – HAWKINS, Report 329.
959
Zum Codex siehe unten S. 654.
960
Auch POLEMIS, Doukai 193 meinte, dass es unmöglich sei, das Paar zu identifizieren.
961
Vgl. auch SCHREINER, Beschreibung 226f.; M. RESTLE, Konstantinopel. RbK IV (1990) 529f. Unter Umständen
wäre daran zu denken, Anna Dukaina mit jener Trägerin dieses Namens zu identifizieren, deren Siegel folgende
metrische Legende trägt (ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 122): ©::4? [@]C>þ06@9. <B76[7]Į? ļĄ34[?]
[7]8þ1<B. Die Darstellung der Abstammung der Anna erinnert an Vers 2 des Epigramms in der Pammakaristos-
Kirche; das Siegel ist allerdings in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts zu datieren.
962
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 7.
963
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 114–117 (Nr. 16).
964
Zur Person POLEMIS, Doukai 54f. (Nr. 20).
965
VANNIER, Les premiers Paléologues 149–151; vgl. auch WEISSBROD, Knecht Gottes 183f.
966
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 6.
967
Die frühesten Belege dafür stammen aus dem 12. Jahrhundert (vgl. LBG s.v.); das Epitheton des Philippos (Mo-
notropos) ist nicht schon zu dessen Lebzeiten belegt.
654 Türkei (Nr. TR70–TR71)

kephoros Bryennios, was bedeutet, dass es sich hier um den ältesten Beleg handeln könnte. Un-
ter Umständen ist daran zu denken, dass sowohl für das Epigramm in der Pammakaristos-
Kirche als auch für jenes im erwähnten Cod. Vat. gr. 676 der gleiche Autor zuständig war; das
gleichlautende Incipit könnte hiezu ein (schwacher) Hinweis sein. Stammt das Buchepigramm
im Cod. Vat. gr. 676 vielleicht von Mauropus selbst968 – was allerdings rein spekulativ ist –,
dann könnte Mauropus auch der Autor des Epigramms am Gesims des Bemas der Pammakaris-
tos-Kirche gewesen sein.

(*)Steinplatten (größtenteils verloren), 12.–14. Jh. ?: Kirche der Theotokos Pammaka-


ristos (Fethiye Camii) und Parekklesion
Im Codex 0.2.36 des Trinity College von Cambridge findet man von fol. 145v bis 161r eine
Beschreibung der Pammakaristos-Kirche (Fethiye Camii) in Konstantinopel.969 Dabei handelt es
sich in erster Linie um ein Verzeichnis der dort befindlichen, heute nicht mehr erhaltenen Grä-
ber970 samt Wiedergabe der darauf befindlichen Inschriften; die Abschrift, die vom bekannten
Kopisten Ioannes Malaxos angefertigt wurde,971 dürfte zwischen 1572 und 1587/88972 entstan-
den sein.973 In diesem Bericht werden auch vier Epigramme genannt, die sich in der Kirche be-
funden haben sollen. Epigramm Nr. TR71 soll der Beschreibung zufolge auf dem Grab von
Andronikos Komnenos und dessen Frau Eudokia Komnene gestanden sein. Epigramm Nr.
TR72, von dem heute noch Reste vorhanden sind, befand sich auf einer ursprünglich in den Bo-
den eingelassenen Platte. Die Epigramme Nr. TR73 und Nr. TR74 waren vielleicht auf beiden
Seiten des Stifterbildes angebracht; Epigramm Nr. TR75 soll sich unterhalb des Stifterbildes be-
funden haben.974
Zu datieren sind die einzelnen Epigramme auf Basis prosopographischer und sonstiger An-
gaben, auf die im Detail weiter unten eingegangen werden soll.
Nr. TR71) Das Epigramm auf dem Grab von Andronikos Komnenos und Eudokia lautet
dem Bericht im Cod. 0.2.36 des Trinity College / Cambridge zufolge:

ĩ:.0028Ń @<6 Ań (2)ń Aý? .ß:Ā@26?


A.ĵ? AĮ? 5B0.A>ą? AĮ? 6ĉ: A.ĈA.6? =Ĉ8.6?
@Į?, =8þ@A., 9(4A)>(ą)? Þ? =.>2>>ĄC4: =Ĉ8.?
A9ý AĀ @<6 1Ċ@<B@6 CF:ā: ç@AĀ.
5 @<Ľ 9ā 7>B/Ā:A. 7Ÿ: 7.8Ĉ=A4A.6 8Ą5Ł
@Ĉ 92 =><Ĉ@D2? [……………………]
:.7A<>67Ń: […………………].
––––––
1–2 cf. Ps. 9,15: é=F? Ÿ: ­;.002Ą8F =þ@.? Aý? .ß:Ā@26? @<B ­: A.ĵ? =Ĉ8.6? AĮ? 5B0.A>ą? 6F:; 72,28: A<Ľ
­;.002ĵ8.6 =þ@.? Aý? .ß:Ā@26? @<B ­: A.ĵ? =Ĉ8.6? AĮ? 5B0.A>ą? 6F:. Cf. etiam vv. 1–2 carm. in cod.
Marc. gr. 524, f. 116v, ed. KOUPHOPOULOU, Ĉ< .:Ā71<A. =<6Ă9.A. 361: ¥=.0028Ń @<B 5.B9þAF: Aý?
.ß:Ā@26? | ­: A.ĵ? 5B0.A>ą? AĮ? 6Ċ:, @FAĂ>, =Ĉ8.6?.

Ich werde dir, Gott, Lob künden


an diesen Pforten der Tochter Sion,
deiner Mutter, Schöpfer, an deren Pforten ich geworfen wurde.
—————–
968
Und nicht vom Schreiber des Codex Esaias, einem Zeitgenossen des Mauropus: zur Person GAMILLSCHEG, Re-
pertorium III, Nr. 199.
969
Zum Codex JAMES, Western Mss in the Library of Trinity College III 135–139.
970
Vgl. zuletzt EFFENBERGER, Gräber, passim.
971
Ioannes Malaxos ist der Schreiber der fol. 122–190 u. 193–207, vgl. GAMILLSCHEG – HARLFINGER, Repertorium I
A 98 (Nr. 170); vgl. auch G. DE GREGORIO, Studi su copisti greci del Cinquecento: Il Ioannes Malaxos e Theodo-
sios Zygomalas. RHM 38 (1996) 227.
972
Zur Räumung der Kirche durch die Griechen siehe oben S. 651–652.
973
Vgl. SCHREINER, John Malaxos 207; BEYER, Identität 296.
974
Zur Anordnung der Gräber siehe auch WEISSBROD, Knecht Gottes 185ff.
Türkei (Nr. TR71) 655

Und zu dir die Stimme erheben werden meine Gebeine,


5 die dir nicht verborgen sind, auch wenn sie vom Stein bedeckt sind.
Du hast mich vorgezogen (?)……………………
der kaiserlichen …………………
Text: SCHREINER, Beschreibung 223 (Nr. 8), 235 (deutsch. Übers.).

Lit.: BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 40 (engl. Übers.).

Dem Bericht im Codex zufolge befand sich das Grab in einem Arkosolium, das jüngsten Er-
kenntnissen zufolge wahrscheinlich an der linken Seite des Naos angebracht war.975 Das Epi-
gramm stand zwischen zwei Prosa-Inschriften, die auf die beiden Verstorbenen hinwiesen, näm-
lich ¥:1>Ć:67<? @2/.@Aą? è <9:4:ą? 7.ă Bàą? AŃ: 7A4AĆ>F: und í1<7Ą. @2/.@Aā ¾ <Ĉ7.6:.
¾ @Ĉ9/6<? .íA<Ľ.976 Den Inschriften ist zu entnehmen, dass im Grab Andronikos Komnenos, der
Sohn der Stifter der Pammakaristos-Kirche, und dessen Frau Eudokia begraben sind. Da bis
heute nicht ganz klar ist, wann die Kirche gegründet wurde – wahrscheinlich war es gegen Ende
des 11. oder in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts977 –, können die beiden Verstorbe-
nen und das Epigramm ebenfalls nur vage datiert werden. Eine Datierung um die Mitte des 12.
Jahrhunderts ist wahrscheinlich: Diese Chronologie wird durch ein im bekannten Cod. Marc. gr.
524 (s. XIII) überliefertes Gedicht bekräftigt, dessen Anfangsworte im Similien- bzw. Testimo-
nienapparat angeführt sind. Dieses 21 Verse lange Gedicht entstand – nach den Worten des
Lemma –, „als der Sohn des ­=ă A<Ľ 7.:6782Ą<B von der Höhe des Trikliniums, in dem Christus
dargestellt ist, herabfiel, ohne verletzt zu werden“.978 Der erwähnte ­=ă A<Ľ 7.:6782Ą<B kann als
Theodoros Styppeiotes, der mit Eudokia Komnene verheiratet war, identifiziert werden. Das
Gedicht als solches wird um 1158/59 datiert.979 Im Marc. gr. 524 ist auch ein zweites Gedicht
desselben anonymen Autors überliefert, nämlich eine „Ethopoiia, welche Worte der unverletzt
gerettete Sohn des ­=ă A<Ľ 7.:6782Ą<B gesagt haben könnte“.980 Es ist nicht ganz unwahrschein-
lich, dass alle drei Gedichte – jenes in der Pammakaristos-Kirche und jene im Cod. Marc. gr.
524 – von demselben Autor stammen.
Sprecher des Epigramms ist nicht das Paar, sondern nur ein Verstorbener, vermutlich
Andronikos. Mit der Tochter Sions ist die Theotokos gemeint,981 der die Kirche geweiht ist
(Vers 3). Ob sich die in den Versen 2–3 verwendete Türsymbolik wirklich auf einen in der Nähe
befindlichen Durchgang bezieht,982 bleibt fraglich.983 Die Wendung Þ? =.>2>>ĄC4: =Ĉ8.? in
Vers 3 könnte auf den Ort der Bestattung hindeuten.
Das Epigramm bestand den Aufzeichnungen des Ioannes Malaxos zufolge aus sieben byzan-
tinischen Zwölfsilbern, wobei die Verse 6 und 7 offensichtlich im 16. Jahrhundert nicht mehr
vollständig zu lesen waren. Die vollständig aufgezeichneten Verse 1–5 sind als prosodisch ein-
zustufen, die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie
liegt allerdings in Vers 6 vor, da die dritte Silbe lang ist. Da auch unklar ist, was mit =><Ĉ@D2?
gemeint ist, kann es durchaus sein, dass Malaxos an dieser Stelle den Text fehlerhaft wiedergibt.
Weitere Bemerkungen: Bereits Schreiner stellte fest, dass man am Ende von Vers 3 aus
grammatikalischen Gründen =Ĉ8.6? statt =Ĉ8.? erwarten würde.984 Außerdem könnte es durch-
aus beabsichtigt gewesen sein, sowohl Vers 2 als auch Vers 3 auf =Ĉ8.6? enden zu lessen (E-
pipher). Die Verwendung der Akkusativform könnte aber auf den in byzantinischer Zeit häufig
—————–
975
Vgl. EFFENBERGER, Gräber 181f.
976
SCHREINER, Beschreibung 223.
977
Siehe oben S. 653.
978
Ed. KOUPHOPOULOU, Ĉ< .:Ā71<A. =<6Ă9.A. 361. Vgl. O. KRESTEN, Zum Sturz des Theodoros Styppeiotes. JÖB
27 (1978) 49–103.
979
Vgl. KOUPHOPOULOU, Ĉ< .:Ā71<A. =<6Ă9.A. 356.
980
Ed. KOUPHOPOULOU, Ĉ< .:Ā71<A. =<6Ă9.A. 362–364.
981
Zu 6Ċ: als Bezeichnung für die Theotokos EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 70.
982
So SCHREINER, Beschreibung 235.
983
Vgl. EFFENBERGER, Gräber 182.
984
SCHREINER, Beschreibung 235.
656 Türkei (Nr. TR71–TR72)

zutage tretenden Dativverlust zurückzuführen sein.985 :.7A<>67Ć? am Beginn des unvollständig


erhaltenen Verses 7 ist erst in byzantinischer Zeit, nämlich ab dem 9. Jahrhundert, belegt.986
Nr. TR72) Die Steinplatte mit dem folgenden Epigramm ist heute noch teilweise erhalten.
Die einzelnen Teile wurden von Mango – Hawkins entdeckt und – so weit es möglich war –
wieder zusammengefügt. Heute ist die wiederzusammengestellte Platte an der Nordwand des
Narthex des Parekklesions angebracht. Das Epigramm bezieht sich auf ein Grab, das wahr-
scheinlich in einem Arkosolium im nördlichen Mantelraum der Kirche, der erst später hinzuge-
fügt wurde, untergebracht war.987 Der Beschreibung im Codex ist zu entnehmen, dass die Stein-
platte in den Fußboden (2ß? Aą ±1.C<?) eingelassen war:

µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 =><@4:<Ľ? [:1>ą? @Ń9.]


A<Ľ =<69:6þ[>D<B] D>49.AĄ@.:A<? A[ĆA2
9<:Į? @2/.@]AĮ? .:<Bā8 AĮ? ­:5þ12
2ñ[;.@52 A<ĈAŁ =þ]:A2? 2í@2/<C>Ć:(F?).
——–
1 :A.Ľ5. cod. :1>ą? @Ń9. proposuit Schreiner (p. 236): =><@6:<Ľ@. Aą @Ń9. cod. 2 A<Ľ: <Ľ cod.
=<69:6þ>D<B legerunt Mango – Hawkins. D>49.AĄ@.:AĆ @6 cod. A[ĆA2] supplevi: =<A2 proposuit Schreiner
(p. 236). 3 <:Į? @2/.@AĮ? cod. 4 ñ;.@52 A<ĈAF =þ:A2? cod. 2í@2/<C>Ć:(F?): 2í@2/<AĆ><: cod., an
2í@2/<C>Ć:[F?] scribendum ?

Hier liegt der Körper eines wohlwollenden Mannes,


der einst als Abt
dieses ehrwürdigen Klosters des Manuel hier wirkte.
Betet alle für diesen in frommer Gesinnung!
Text: MANGO – HAWKINS, Report 333 (Nr. 4 [mit engl. Übers.]) u. Abb. 38.– SCHREINER, Beschreibung 223 (Nr.
12), 236 (mit deutsch. Übers.).

Lit.: BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 40 (engl. Übers.).

Abb.: XC

Das Epigramm berichtet, dass unter der Platte der Abt (=<69:6þ>D4?) des Manuel-Klosters
begraben ist. Da die Inschrift nach Mango – Hawkins aus paläographischen Gründen nicht vor
dem 14. Jahrhundert datiert werden kann,988 liegt hier wohl ein Beweis dafür vor, dass das Klos-
ter, das von dem hohen Beamten und Heerführer Manuel († 863 oder kurz davor) wohl um die
Mitte des 9. Jahrhunderts gegründet worden war,989 auch noch in der Paläologenzeit bestand.990
Schreiner vermisst im Epigramm nicht ganz zu Unrecht den Namen des Abtes, der seiner
Ansicht nach am ehesten in der ersten Zeile zu vermuten wäre. Wie Schreiner richtig feststellt,
ist es mehr als unwahrscheinlich, dass .:<BĂ8 in Vers 3 der Name des verstorbenen Abts ist
und dass sich der Vers nicht auf das Manuel-Kloster, sondern auf das Pammakaristos-Kloster
bezieht. Daher bleibt – unter der Annahme, dass der Name des Abts tatsächlich im Epigramm
genannt wurde991 – als einzige Möglichkeit, anzunehmen, dass dieser in einem verlorenen wei-
teren Vers bzw. in einer weiteren Zeile angeführt war.992 Theoretisch wäre auch möglich, zu
vermuten, dass der Name des Abts in der teilweise konjizierten Lücke in Vers 1 gestanden ist,

—————–
985
Vgl. SCHREINER, Beschreibung 235; zum Phänomen TRAPP, Dativ.
986
Vgl. LBG s.v.
987
Vgl. EFFENBERGER, Gräber 185ff.
988
MANGO – HAWKINS, Report 333.
989
Zur Person PmbZ # 4707; zum Kloster JANIN, Constantinople 320–322.
990
Vgl. MANGO – HAWKINS, Report 333; SCHREINER, Beschreibung 236. Bei KIDONOPOULOS, Bauten ist das Kloster
allerdings nicht angeführt.
991
Zu metrischen Siegellegenden, in denen der Name des Sieglers (bewusst) nicht genannt wird, siehe WASSILIOU-
SEIBT, Corpus I 43–45.
992
SCHREINER, Beschreibung 236.
Türkei (Nr. TR72–TR73) 657

doch ist dies angesichts der Tatsache, dass @Ń9. von Malaxos gelesen werden konnte, sehr un-
wahrscheinlich. Da mit 9<:Į? @2/.@AĮ? … AĮ? ­:5þ12 in Vers 3 – wie erwähnt – nicht das
Pammakaristoskloster gemeint ist, wurde ­:5þ12 als Hinweis auf Konstantinopel interpretiert.993
Es ist aber auch möglich, dass die Grabplatte (samt dem dazugehörigen Grab ?) ursprünglich im
Manuel-Kloster angebracht war und später – nach dem Ende dieses Klosters in die Pammakaris-
tos-Kirche überführt wurde. Dies würde demnach bedeuten, dass mit ­:5þ12 ein Bezug auf das
(Manuel-)Kloster vorliegt.
Die vier Zwölfsilber sind von unterschiedlicher Qualität. Während die Verse 2–4 von sehr
guter prosodischer Qualität sind,994 ist Vers 1 als eher prosodielos zu klassifizieren: Sowohl die
siebente als auch die vorletzte Silbe im Vers (Pflichtkürzen!) werden lang gemessen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Binnenschlüsse der vier Zwölfsilber sind
korrekt gesetzt (jeweils B5). µ:A.Ľ5. 72ĵA.6 ist eine beliebte Eröffnungsformel bei Grabin-
schriften, sei es in Prosa oder Versform.995 Das Nomen =<69:6þ>D4? in Vers 2 ist erst in byzanti-
nischer Zeit attestiert.996 Aus rhythmischen Gründen ist das von Schreiner am Ende von Vers 2
konjizierte =<A2 keine glückliche Ergänzung, da somit der Vers proparoxyton enden würde.997
Schreiner selbst meinte – und auch die Überprüfung an der bei Mango – Hawkins dargebotenen
Abbildung bestätigt diesen Eindruck –, dass nach dem End-Sigma von D>49.AĄ@.:A<? in die
Platte ein senkrechter Strich eingeritzt ist, über dem sich der Ansatz eines Querbalkens erahnen
lässt, was für ein Tau spricht.998 Somit ist es gerechtfertigt, am Ende des Verses A[ĆA2] zu konji-
zieren. 2í@2/<C>Ć:F? am Ende von Vers 4 ist in der Spätantike und vor allem später belegt.999
Unter § 26 (Zählung Schreiner) werden im Codex zwei Epigramme angeführt, die von den
Beischriften AĮ? 12;6Ħ? 92>Ā(.?) und AĮ? 2íF:Ĉ9<B 92>Ā(.?) begleitet werden. Schon Schreiner
vermutete, dass die Verse – dem Inhalt nach zu schließen – auf der rechten und linken Seite des
Stifterbildes angebracht waren.1000 Effenberger kam jüngst zu der Überzeugung, dass die Epi-
gramme Teil des Stiftermosaiks mit Darstellungen des bekannten Stifterpaares Michael Dukas
Glabas Tarchaneiotes1001 und Maria Dukaina Komnene Branaina Palaiologina Tarchaneio-
tissa1002 an der Nordwand des Parekklesions der Kirche waren.1003 Die zwei Epigramme sind
von unterschiedlicher Länge: Während das rechte Epigramm mit zehn Versen überliefert ist –
wobei am Ende zumindest ein weiterer Vers fehlt –,1004 besteht das linke Epigramm aus acht
Versen.
Nr. TR73) Das rechte Epigramm lautet wie folgt:

ņ86.7ą: 1Ą@7<: @2, .>5Ā:2, /8Ā=F:,


Aý? 9.>9.>B0ý? =<16@72Ĉ<:Aþ 9<6,
­8Ā0D<9.6 1>Ń: :2=6D2Ą>4Aþ 9<6
=>ą? ¾86.7ý? A2:Ą3F: 7Aĵ:.?,
5 è Aý? EBD67ý? 9/8BĊAAF: 8.9=þ1.?
2ß1ĉ? 1ÿ =þ86: 7.ă :.Ć: @2 B>Ą<B
7.ă AĮ? 76/FA<Ľ AĮ? @76Ċ1<B? 2ß? AĈ=<:,

—————–
993
BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 40, Anm. 195.
994
Die Feststellung Schreiners (SCHREINER, Beschreibung 236), dass die vier Zwölfsilber „ohne Gesetzmäßigkeit“
seien, lässt sich nicht bestätigen.
995
Vgl. VASSIS, Initia 233; siehe auch den Index der Epigrammanfänge am Ende der vorliegenden Studie.
996
Vgl. LBG s.v.
997
Für =<A2 würde einzig der im Codex überlieferte sekundäre Akzent auf D>49.AĄ@.:AĆ? sprechen.
998
SCHREINER, Beschreibung 236.
999
Vgl. L s.v, LBG s.v.
1000
SCHREINER, Beschreibung 240.
1001
PLP # 27504; s.a. unten S. 664–666.
1002
PLP # 27511; s.a. unten S. 664–666.
1003
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 81f., 91f.
1004
Vgl. SCHREINER, Beschreibung 241; BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 41, Anm. 198.
658 Türkei (Nr. TR73)

9<:ā: :2<B>0Ń AĂ:12 Aā: @2/.@9Ą.:


7.ă @<ă =><5Ĉ9F? :.AĄ5496 CĀ>F:,
10 À: =8<B@Ą. D2ă> AŃ: ­9Ń: 02::4AĆ>F:
………………………………
——
1 cf. e.g. Mang. Prod. carm. ß? Aā: 0Ā::4@6: … š4@<Ľ $>6@A<Ľ, v. 10 (ed. E. MILLER, Annuaire de
l’Association pour l’encouragement des études grecques en France 17 [1883] 30): @ć 1Ą@7<? ž0:Ă, Aą
/>ĀC<? CŃ? ¾8Ą<B. 2 cf. Man. Holob. or. 81,6–8 (M. TREU, Progr. Kgl. Victoria-Gymn. Potsdam 1907)
(de imp. Mich. VIII.): ¡9CF 1ÿ Aĉ 8Ć0F 7.5ý 8.9=>þ: @2 CF@CĆ><: 2î>Ć:A2 9.7>ý? 7.ă A482C.:2ĵ?
=<16@72Ĉ<:A. Aý? AŃ: >6@A<B>049þAF: 9.>9.>B0þ? …
––––
5 9/8BĊAAŃ: Schreiner (sic cod. ?). 6 2ß1ą? Schreiner (sic cod. ?). 8 :2<B>0ń Schreiner (sic cod. ?).

Wenn ich dich, Jungfrau, als Sonnenscheibe sehe,


die ihre Strahlen zu mir sendet,
werde ich überführt, dass ich tue, was ich nicht versuchen sollte,
indem ich unverwandt auf die Sonnenstrahlen blicke,
5 der ich auf meinen seelischen Augen kurzsichtig bin.
Aber wieder im Wissen, dass du auch Tempel des Herrn
und nach dem Vorbild der schattenhaften Lade (gestaltet) bist,
erneuere ich dieses ehrwürdige Kloster
und, indem ich es darbringe, weihe ich bereitwillig,
10 was die reiche Hand meiner Eltern
………………………………
Text: SCHREINER, Beschreibung 225 (Nr. 26), 241 (deutsch. Übers.).

Lit.: BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 41 (engl. Übers.).– KIDONOPOULOS, Bauten 82.– EFFENBER-
GER, Restaurierungstätigkeit 82.

Das Epigramm berichtet von der Erneuerung des Klosters (Vers 8) durch einen nicht genann-
ten Stifter, der in der ersten Person spricht. Sprecher des Epigramms ist eine männliche Person,
wie durch die Verwendung der maskulinen Partizipia /8Ā=F: (Vers 1), 1>Ń: (Vers 3), A2:Ą3F:
(Vers 4) usw. deutlich wird. Somit kann man davon ausgehen, dass Michael Dukas Glabas Tar-
chaneiotes der Handlungsträger der Verse ist. Man erfährt auch, dass die Stiftung aufgrund des
elterlichen Reichtums (Vers 10) finanziert werden konnte. Über Michaels Eltern ist allerdings
nichts bekannt;1005 dass er jedoch auch mit den Dukai verwandt war, ist ein Beweis für die hohe
soziale Stellung der Familie. Von vornehmer Abstammung war auch seine Frau Maria, die nicht
nur eine Komnenengeborene, sondern auch mit der Familie der Palaiologoi verwandt war.1006
In den Versen 1–7 wird die Theotokos angesprochen, die vielleicht in der Nähe (mosaiziert)
dargestellt war. Sie wird als (¾86.7ą?) 1Ą@7<?1007 (Vers 1), :.ą? B>Ą<B1008 (Vers 6) und
76/FAĆ?1009 (Vers 7) apostrophiert.
Die zehn erhaltenen Zwölfsilber sind mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen versehen (auch
hier wie in Nr. TR72 jeweils B5). Darüberhinaus sind die Verse als prosodisch zu bezeichnen,
auch wenn die vorletzte Silbe in Vers 4 (7Aĵ:.?) gelängt ist.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: =<16@72ĈF in Vers 2 ist erst in byzantinischer
Zeit, nämlich von Photios an, belegt.1010 Zu beachten ist die durch 9<6 am Ende der Verse 2 und
3 bedingte Epipher. Nicht ganz unbeabsichtigt ist offensichtlich auch die Verwendung von

—————–
1005
Vgl. LEONTIADES, Tarchaneiotai 69–72 (Nr. 32).
1006
Vgl. EFFENBERGER, Eltern, passim.
1007
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 17.
1008
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 47f.
1009
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 35. Das Adjektiv @76Ċ14? bedeutet im übertragenen Sinn „alttestamentarisch“.
1010
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR73–TR74) 659

7Aĵ:.? und 8.9=þ1.? an den Enden der Verse 4 und 5. Im fehlenden Vers 11 ist das Verbum
zu dem in Vers 10 eingeleiteten Relativsatz zu vermuten.
Nr. TR74) Das nach Auskunft des Codex links angebrachte Epigramm lautet wie folgt:

Œ? 1ā Aą 7þ88<? 2í5.8Ń? ½@749Ā:<:


±@/4 9.>.:5ÿ: 7.ă 16.1>ý: 2ß? AĀ8<?
­; šA.867<Ľ 7.7<0:Ċ9<:<? A>Ć=<B,
¾92ĵ? 1ÿ Aį @į :Ľ: @B:þ>@26, .>5Ā:2,
5 A.ĈA4: <:>2.>ý: @<ă 7.56@AŃ92: =þ86:,
2ß? 7þ88<?, 2ß? 9Ā025<?, 2ß? 2í7<@9Ą.:,
.ßA<Ľ:A2? 2î>2ĵ: 9=8.749þAF: 8Ĉ@6:
­: Aį 920Ą@AĬ 7.ă =.:B@AþAŁ 7>Ą@26.
–––––
1 cf. Ioan. Chortasm. 230,105 (HUNGER): ¡0.89. @2=Aą: 2íCBŃ? ½@749Ā:<:. 2 cf. Man. Phil. carm. I 409
(CCXIII 472 MILLER): ±@/4 9.>.:5ÿ: å@. 7.ă CBA<Ľ 1>Ć@Ł;
——–
1 2í5.8Ń? scripsi: 2í5.8Ń: cod. 2 16.1>ý: scripsi: 16.1>Ħ: cod. 5 <:>2.>ý: supplevit Schreiner.

Dieses (sc. Kloster), dessen blühend gestaltete Schönheit


verwelkt erloschen und endgültig verschwunden ist
infolge böswilliger italischer Gesinnung,
5 wollen wir wieder mit deinem Beistand jetzt, Jungfrau, neu gestalten
an Schönheit, an Größe, an Ausschmückung,
und bitten, Vergebung der Sünden zu finden
beim größten und allerletzten Gericht.
Text: SCHREINER, Beschreibung 225 (Nr. 26), 241 (deutsch. Übers.).– RHOBY, Structure 331 (v. 7).

Lit.: BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 41 (engl. Übers.).– KIDONOPOULOS, Bauten 81f. (deutsch.
Übers.).– EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 82.

Sprecher des Epigramms sind die beiden „Erneuerer“ des Klosters, Michael Tarchaneiotes
und seine Frau Maria. Die Stiftung ist der Theotokos gewidmet, der auch die Kirche geweiht ist,
und die hier (Vers 4) ebenso direkt angesprochen wird wie im rechten Epigramm (Nr. TR73).
Die Wendung ­; ßA.867<Ľ 7.7<0:Ċ9<:<? A>Ć=<B bezieht sich auf den Verfall des Klosters wäh-
rend der Lateinerherrschaft.1011 Am Ende bitten die beiden ganz in der Tradition ähnlicher Epi-
gramme um Vergebung der Sünden und Beistand am Tag des Jüngsten Gerichts.
Auch die Zwölfsilber dieses Epigramms sind als prosodisch zu bezeichnen, wenngleich sich
auch hier ein schwerer Verstoß gegen die Prosodie eingeschlichen hat: In Vers 6 liegt ein
schwerer Verstoß vor, da das zweite Epsilon von 9Ā025<? lang gemessen wird. Die Binnen-
schlüsse sind korrekt gesetzt, mit einer Ausnahme (Vers 6) liegt auch hier nur B5 vor. Es ist
anzunehmen, dass sowohl für das rechts angebrachte Epigramm (ĺ Nr. TR73) als auch für das
vorliegende derselbe Autor verantwortlich zeichnet. Durch den relativen Anschluss am Beginn
(Œ?) wird an 9<:Ă in Vers 8 des rechten Epigramms angeknüpft.1012
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass das vorliegende Epigramm vom traditionellen Auftrags-
dichter der Familie Tarchaneiotes, Manuel Philes,1013 verfasst wurde, der auch der Autor des

—————–
1011
Vgl. SCHREINER, Beschreibung 241; BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 10, 41, Anm. 199; KIDONO-
POULOS, Bauten 82; EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 82.
1012
SCHREINER, Beschreibung 241 ist der Ansicht, dass sich das Relativpronomen auf eine unmittelbar daneben ange-
brachte Darstellung der Kirche (in der Hand des Stifters) bezieht. Dies ist grundsätzlich richtig, doch grammati-
kalisch sollte sich Œ? auf 9<:Ă des rechten Epigramms (Nr. TR73) beziehen. Alternativ könnte man allerdings
daran denken, dass Þ? einen vorweggenommenen Relativsatz einleitet, der sich auf A.ĈA4: in Vers 5 bezieht.
1013
Zur Tätigkeit als Auftragsdichter STICKLER, Manuel Philes 31f.; speziell für die Tarchaneiotes-Familie BELTING –
MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 15f.
660 Türkei (Nr. TR74–TR75)

Epigramms am äußeren Gesims (ĺ Nr. TR76) und zweier weiterer Epigramme1014 im Inneren
des Parekklesions ist. Die für Vers 2 im Similienapparat zitierte Parallele könnte ebenfalls ein
Indiz dafür sein. Einziges Gegenargument ist der erwähnte schwere prosodische Verstoß in Vers
6. Auch das Epigramm auf der rechten Seite (ĺ Nr. TR73) könnte von Philes verfasst worden
sein, auch wenn sich darin ebenfalls ein prosodischer Verstoß (Vers 4) eingeschlichen hat.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das im Codex überlieferte 2í5.8Ń: in Vers 1
ergibt keinen Sinn, sodass als Alternative nur das Adverb 2í5.8Ń? in Frage kommt, auch wenn
dieses nur schwach attestiert ist.1015 Erst in byzantinischer Zeit belegt ist 7.7<0:Ċ9F: in Vers 3.
Nr. TR75) Das folgende Epigramm befand sich vielleicht unterhalb des Stifterbildes und der
beiden vorangegangenen Epigramme (Nr. TR73–TR74); letztlich kann sein Anbringungsort
aber nicht eruiert werden. Der Beschreibung im Codex ist zu entnehmen, dass die Verse unter-
halb einer Reliefikone der thronenden Theotokos mit Kind auf ihrem Schoß angebracht wa-
ren;1016 an der Seite der Theotokos sei der Stifter im Mönchshabit dargestellt gewesen, der ein
Kirchenmodell gehalten habe. Um die Theotokos herum seien 16 Propheten zu sehen gewesen,
was an bekannte ©:F52: <à =><CĮA.6-Darstellungen1017 erinnert. Die Verse lauten wie folgt:

Ā@=<6:. =þ:.0:2, @29:ā .>5Ā:2, (2<AĆ)72,


=.:þD>.:A2 =.:Ĉ9:4A2 7Ć>4 =2=<67689Ā:4,
Aą 7þ886@A<: 7.ă =>Ć7>6A<: =þ:56@9. 92>Ć=(F:),
¾ 7<>F:ă? AŃ: >2AŃ: 7.ă 1Ć;. AŃ: 00Ā8F:,
5 AĮ? =.>52:Ą.? Aą C>67Aą: 7269Ă86<: 7.ă 1Ć;.,
AĮ? 2íF1Ą.? è :.Ć?, ¾ ;Ā:4 9B><5Ă74,
¾ 9Ć:4 =.99.7þ>6@A<? î=2>2B8<049Ā:4,
1ĀD<B A<ć? 8Ć0<B? A<ć? ­9<ć? <ß7A><Ľ 52>þ=<:AĆ? @<B
@.8=Ą3<:A.? 74>ĈAA<:A.?, 7Ć>4, Aý 5.Ĉ9.Aþ @<B
10 7.ă 920.8Ĉ:<:A.? Aā: @ā: ¡C5<><: 2íA<7Ą.:
­; 2íD.>Ą@A<B 7.ă EBDĮ? 7.ă 0:Ċ94? 7.ă 7.>1Ą(.?).
–––––
1 cf. e.g. Ps.-Ioan. Dam., BZ 2 (1893) 111: Ā@=<6:. =þ:.0:2 9ĮA2>, | ¾ Aą: 2Ć: 9<B A27<Ľ@.. 3
=þ:56@9.: vox de Deipara (cf. comment), cf. etiam e.g. Man. Phil. carm. I 241 (LXVI 14 MILLER). 8 cf.
e.g. Christ. Pat. 2578 (TUILIER, SC 149): .ă :.Ą, Ć>4 =þ078BA2, A<ć? 8Ć0<B? 1ĀD<B.
——–
10 ¡C5<><: correxit Schreiner (p. 226): ¡C5><: cod. 11 2BD.>Ą@A<B Schreiner (sic cod. ?).

Allreine Herrin, ehrwürdige Jungfrau, Theotokos,


ganz unbefleckte, allbesungene, gezierte Maid,
die schönste und ausgewählte Blüte der Sterblichen,
die Krone der Tugenden und Ruhm der Engel,
5 der Jungfräulichkeit wunderbare Kostbarkeit und Ruhm,
Tempel des Wohlgeruchs, außergewöhnliches Salbengefäß,
einzig ganz selige, über alles gesegnete,
nimm diese meine Worte deines demütigen Dieners an,
die, Maid, deine Wunder posaunen und verkünden
10 und die deine unversehrte glückliche Geburt preisen
aus dankbarer Seele, Gesinnung und dankbarem Herzen.
Text: SCHREINER, Beschreibung 226 (Nr. 27), 241 (deutsch. Übers.).

Lit.: BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 42 (engl. Übers.).– EFFENBERGER, Gräber 195.
—————–
1014
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 215 u. Nr. M15.
1015
Vgl. LBG s.v.
1016
Vgl. auch EFFENBERGER, Gräber 195.
1017
Vgl. z.B. N.B. DRANDAKES, !ą 2ß7<:<0>.C67ą 5Ā9. «©:F52: <à =><CĮA.6» @ÿ A<6D<0>.CĄ. AĮ? 20Ą@A4?
.Ĉ>.? A<Ľ ¦0Ą<B ť><B?. $ IV 20 (1998) 195–200.
Türkei (Nr. TR75–TR76) 661

Das Epigramm ist ein aus 11 Versen bestehendes, an die Theotokos gerichtetes Gebet des
Stifters, dessen Name nicht erwähnt wird. Dieser bittet sie, seine Worte anzunehmen. Die Theo-
tokos ist mit verschiedenen Epitheta ausgezeichnet, die auch an anderer Stelle belegt sind, so
etwa =þ:56@9. (Vers 3), 1018 9B><5Ă74 (Vers 6) 1019 usw. Zu beachten ist auch die Anspielung
auf die Bezeichnung der Kirche in Vers 7 (¾ 9Ć:4 =.99.7þ>6@A<? î=2>2B8<049Ā:4), die ja der
Theotokos =.99.7þ>6@A<? geweiht ist.
Handelt es sich bei dem dargestellten und im Epigramm als Sprecher fungierenden Stifter
um den oben erwähnten Stifter Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes? Mango hielt dies für aus-
geschlossen, da das Versmaß des Epigramms nicht der übliche Zwölfsilber, sondern der Fünf-
zehnsilber ist: Tarchaneiotes hätte seiner Ansicht nach nicht eine solche vulgärliterarische Form
gewählt.1020 Effenberger führte ins Treffen, dass die Reliefikone samt Epigramm ursprünglich
zum Grab des Nikolaos Komnenos Dukas Glabas Tarchaneiotes1021, des vermutlichen Vaters
der Maria Dukaina Komnene Branaina Palaiologina Tarchaneiotissa,1022 in der Hauptkirche
gehört haben könnte; 1023 dieser könnte ein weiterer, in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts
agierender Stifter der Kirche gewesen sein.1024
Die elf Verse sind regelmäßige Fünfzehnsilber mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen.
=þ:56@9. in Vers 3 ist ein selten belegtes Wort.1025 î=2>2B8<049Ā:4 in Vers 7 ist zumeist nur
in der vorliegenden Partizip-Perfekt-Form überliefert (als Epitheton für die Theotokos),1026 doch
gibt es auch ein paar wenige Belege für andere Formen dieses Verbums.1027 Da Manuel Philes
auch Fünfzehnsilber dichtete, ist es durchaus vorstellbar, dass er auch als Autor dieses Epi-
gramms zu identifizieren ist.

Gesims, 14. Jh.: Kirche der Theotokos Pammakaristos (Fethiye Camii), Parekklesion
Nr. TR76) War man lange Zeit der Meinung, dass das Parekklesion erst nach dem Tod des
bekannten Stifters Michael Tarchaneiotes Dukas Glabas († zwischen 1305 u. 1308)1028 errichtet
worden war, konnte Effenberger zuletzt überzeugend nachweisen, dass es bereits am Beginn des
14. Jahrhunderts von Tarchaneiotes und seiner Frau gestiftet worden war.1029 Die am äußeren
Gesims überlieferte metrische, nicht akzentuierte, heute teilweise verwitterte abgemeißelte Ma-
juskel-Inschrift wurde jedoch tatsächlich erst nach dem Tod des Tarchaneiotes von dessen Frau
Maria, die mittlerweile den Nonnennamen Martha angenommen hatte,1030 angebracht. Da diese
metrische Inschrift – wie allgemein bekannt ist – auch handschriftlich überliefert ist – nämlich
unter dem Namen des Manuel Philes –, weiß man, dass sie ursprünglich 23 Verse umfasste. Ihre
Gesamtlänge auf dem Gesims muss 21 Meter eingenommen haben.1031 Auf der Westseite des
Parekklesions, oberhalb des Eingangs, waren acht, an der Südseite 15 Verse angebracht. Heute
sind inschriftlich nur mehr die Verse 10–22 erhalten.1032 Aufgrund des nachträglichen Anbaus
eines Ambulatoriums1033 an die Westseite und Beschädigungen an der südwestlichen Ecke sind
die acht dort ursprünglich angebrachten Verse heute nicht mehr zu sehen. Da das Gesims auch

—————–
1018
EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 8.
1019
EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 46.
1020
BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 42, Anm. 200; s.a. EFFENBERGER, Gräber 195.
1021
Zur Person PLP # 27507.
1022
Vgl. EFFENBERGER, Eltern, passim; s.a. LEONTIADES, Tarchaneiotai 78.
1023
Vgl. EFFENBERGER, Gräber 176, 195f.; EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 80.
1024
Vgl. EFFENBERGER, Gräber 176; EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 85.
1025
Vgl. LBG s.v.
1026
Vgl. L s.v.
1027
Vgl. das noch unpublizierte Material des LBG.
1028
Zur Person siehe oben Anm. 1001.
1029
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit, passim.
1030
Zur Person siehe oben Anm. 1002.
1031
Vgl. TALBOT, Epigrams 77.
1032
Von Vers 10 fehlen die ersten beiden Buchstaben.
1033
Vgl. MANGO – HAWKINS, Report 330f.
662 Türkei (Nr. TR76)

am linken Rand der Südseite beschädigt ist, wo sich Vers 9 befand, ist das Epigramm heute –
ebenso wie auch schon am Beginn des 20. Jahrhunderts – nur noch von Vers 10 an erhalten.
Ebenfalls damals wie heute fehlt Vers 23, da durch eine neuzeitliche Bauveränderung die süd-
östliche Ecke des Parekklesions abgeschnitten wurde.1034 Ein kleiner Gesimsrest mit vier Buch-
staben, die zu Vers 4 gehören, wurde lose von Mango und Hawkins während archäologischer
Arbeiten entdeckt;1035 Schneider konnte offensichtlich noch einige Buchstaben von Vers 5 er-
kennen.1036 Manche Enden der noch erhaltenen Verse sind durch Punkte und kommaähnliche
Zeichen markiert. In Vers 16 ist nach der vierten Silbe (d.h. nach 9<B) ein Punkt und nach der
siebenten Silbe (d.h. nach =<>CĈ>.) ein Komma angebracht; nach beiden Wörtern ist ein inhalt-
licher Einschnitt gegeben. Das Wort 7.Ą ist immer als S abgekürzt. Die gesamte, mit zahlreichen
Ligaturen versehene Inschrift ist von einem stilvollen dekorativen Charakter bestimmt.1037
Das Epigramm ist aber nicht nur (teilweise) inschriftlich und handschriftlich1038 unter dem
Namen des Manuel Philes überliefert, sondern auch in einer anonymen Beschreibung von Mo-
numenten in Konstantinopel aus dem 16. Jahrhundert, die im Cod. Vind. hist. gr. 98, fol. 1r–7r
zu finden ist;1039 nur das Epigramm lesen wir auch im Cod. Vind. med. gr. 43 (s. XVI),1040 wei-
ters im Cod. Vat. Reg. Suec. gr. 166 (s. XVI).1041 Der Autor der Beschreibung im Vind. hist. gr.
98 kopierte das Epigramm vom Monument; dabei ist auffallend, dass er das ganze Epigramm
mit Ausnahme der ersten fünf Verse lesen konnte – dies gilt auch für die Abschriften im Vind.
med. gr. 43 und im Vat. Reg. Suec. gr. 166 –, was bedeutet, dass die Verse 6–9 und 23 erst spä-
ter verschwanden.
Zu datieren ist die Anbringung der Epigramminschrift, die sich auf den Tod des Tarchaneio-
tes bezieht, relativ bald nach 1305 bzw. 1308, dem Todesdatum des genannten Stifters.1042
Der Epigrammtext, der aufgrund der handschriftlichen Überlieferung leicht ergänzt werden
kann, lautet wie folgt:

[ı:2>, Aą CŃ?, Aą =:2Ľ9., Aą =>Ć@C5209þ 9<B,


7.ă A<ĽAĆ @<6 Aą 1Ń><: ­7 AĮ? @B3Ĉ0<B
@ć 9ÿ: 0ý> ö? ¡0>B=:<? ­: 9þD.6? 8ĀF:
î=:<ĵ? î=285ĉ: :Aă 8Ć]D94? [Aą: AþC<:,
5 ­0ĉ 1Ā @<6 AĀA2BD. =2A>.Ą.: @AĀ04:,
9ā =þ86: 2î>ĉ: è @A>.AĆ? @2 @B0DĀĬ,
7Ÿ: 12Ľ>< Aą: D<Ľ: ­7A6:þ;.? ­7>Ĉ/4?
¿ A<Ľ =þD<B? ļ2Ĉ@.:A<? ¾>=þ04? ¡:F,
=Ħ: é=8<: C2ă? ­77>29ÿ? Ań =.AAþ8Ł
10 Aý]? 0ý> ­=ă 0Į? ­/128Ĉ;F =.@Aþ1.?
­: 2íA282ĵ A>Ą/F:6 CB0ĉ: Aą: /Ą<:
—————–
1034
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 33. Abzulehnen ist die Ansicht von SCHNEIDER, Arbeiten an
der Pammakaristoskirche 196, dass der letzte Vers des handschriftlich überlieferten Epigramms aus Platzmangel
weggefallen sei. Festgehalten sei aber, dass das Schriftfeld der sonst in continuo geschriebenen Inschrift nach
0>þC26 (Ende von Vers 22) endet, obwohl der Stein dafür noch Platz böte.
1035
MANGO – HAWKINS, Report 327 u. Abb. 22.
1036
SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 196, Anm. 1.
1037
Vgl. TALBOT, Epigrams 77.
1038
Bei Man. Phil. carm. I 117f. (CCXXIII MILLER) ediert nach dem Cod. Escor. X.IV.20 (s. XVI), f. 71r–v. Der
Auflistung der Philes-Handschriften bei STICKLER, Manuel Philes 209–242 zufolge ist das Epigramm auch in fol-
genden Handschriften überliefert: Vat. gr. 633 (s. XIV); Athen., 2AĆD6<: A<Ľ .:.0Ą<B !þC<B 351 (s. XIV);
Upsal. Univ. Bibl. gr. 28 (s. XIV/XV); Cremon. 160 (s. XV); Vallicell. Allat. 132 (s. XVII); s.a. BEYER, Identität
280.
1039
Zum Codex HUNGER, Katalog I 107.
1040
Zum Codex HUNGER, Katalog II 94f.
1041
Zum Codex STEVENSON, Codices 112–114; zur Datierung (s. XIV–XVI) O. LAMPSIDES, >ą? =.>.92>6@9Ć:
7Ċ167<? AĮ? $><:67Į? B:ĆE2F? F:@A.:AĄ:<B A<B .:.@@Ă 06. A4: 7>6A67Ă Ā71<@Ă A4?. B3.:A6.7þ 12 (1992)
373f.
1042
Vgl. EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 92.
Türkei (Nr. TR76) 663

7.ă =>ą? :<4A<ć? :A2Aþ;F @.A>þ=.?,


@A2>>ý: 92A2:1ć? ­7 (2<)Ľ =.:A2BDĄ.:
ö? ë@A>2<: 1ĩ <ó: ç>0.:Ń @<6 Aā: @AĀ04:,
15 ¿ 7ĆD8<: ¿ 7þ8B7. 72:A>Ċ1<B? /þA<B
9þ>0.>Ā 9<B, =<>CĈ>., 0Į? ¡884? ļĆ1<:,
2ß (7.ă) A>B045ÿ: ­7=6Ā3Ĭ A<ĵ? 8Ą5<6?
ö? 7.ă @A.8.09<ć? =><;2:2ĵ: 9<6 1.7>ĈF:,
.íAą? 1ÿ (7.ă) 3Ń: (7.ă) (2ą): 3Ń:A. /8Ā=F:
20 ö? :<Ľ? 7.5.>ą? AŃ: =.5Ń: AŃ: ­; ï84?
Aą: @ą: =þ86: 5þ8.9<: 2íA>Ā=63Ā 9<6
¾ @Ĉ3B0<? =>ă: A.ĽAþ @<6 þ>5. 0>þC26,
[=>FA<@A>þA<> 7þ886@A2 7.ă A25.99Ā:F:].
–––––
1 cf. Man. Phil. carm. I 408 (CCXIII 456sq. MILLER): ©:2>, 08B7ć =>Ć@C5209., C.61>ĆA4?, Dþ>6?, | ¾/Ń:
@ć :27>Ć?, DĂ>. 1ĩ .íAĂ @<6 :Ā.; etiam Man. Phil. carm. II 228 (CCXVII 1 MILLER); cf. etiam v. 16 epi-
gramm. in ecclesia S. Demetrii in urbe Thessalonike (ĺ no. GR125): <ãDĬ 9<6 Aą CŃ? 7.ă 78Ā<? AĮ? 3FĮ?
9<B. 3–4 cf. Man. Phil. carm. I 329 (CXXXI MILLER): î=:<ĵ? 1ÿ 82=Aą: ö? Aą 128CĄ:F: 0Ā:<? | î=285ą:
9CĄ/84@A><: î1><54>Ą.?. 3 ¡0>B=:<? … 8ĀF::1043 cf. D. Chr. or. 8,30 (VON ARNIM): 88’ ¡0>B=:<? 7.ă
82=AI?, ÷@=2> <à 8*<:A2? … 8 cf. Anal. Hymn. Gr. VII 337,191 (SCHIRÒ): Ř>=þ04?, 9þ>AB?, ¡:F =>ą?
2Ć:. 9 ­77>29ÿ? Ań =.AAþ8Ł: cf. Od. 8,67. 12 cf. v. 13 epigramm. (hodie deleti) in ecclesia S. Sophiae in
urbe Mystras (ĺ no. GR88) (de priore imp. Ioann. VI. Cantac.): 7.ă A<ć? :<4A<ć? :A.:.6>Ń: @.A>þ=.?.
15 cf. Man. Phil. carm. 54,8 (p. 64 MARTINI): 2ã A6? 1ÿ 7.ă 7þ8B7. Aą: AþC<: 7>Ą:<6; cf. etiam Man. Phil.
carm. I 133 (CCLXV 13 MILLER). 72:A>Ċ14? /þA<?: cf. Man. Phil. carm. 56,10 (p. 71 MARTINI). 16 cf.
e.g. Theod. Prod. carm. hist. XLIV 133 (HÖRANDNER): 9þ>0.>2 =<8BAĄ94A2, :B7A68.9=ÿ? 8BD:ĵA.. 16–17
cf. Man. Phil. carm. I 250 (LXXVII 16 MILLER): ŷ =<ĵ<: ­A>Ĉ04@2: è C5Ć:<? ļĆ1<:! Man. Phil. carm.
89,5 (p. 127 MARTINI): ê? 2ß? A>Ĉ04: ²A<69<: 2î>Ā54 ļĆ1<:. 18 @A.8.09<ă 1.7>ĈF:: cf. Man. Phil. carm. I
425 (CCXV 142 MILLER), II 361 (XI 113 MILLER). 21 cf. Man. Phil. carm. I 243 (LXIX 23 MILLER):
¡88<: =þ86: 5þ8.9<: 2íA>Ā=63Ā 9<6.
——–
1–9 et 23 supplevi ex anon. descript. (s. XVI) et Man. Phil. carm. I 117sq. (CCXXIII MILLER). 6 @B0DĀĬ:
@B0DĀ26 Lampros, NE 17 (1923), @B0D.Ą4 cod. Vind. med. gr. (Hunger), .0Dþ84 cod. Vat. Reg. Suec. gr.
166 (Stevenson). 7 ­7A26:þ;.? Lampros, NE 17 (1923). 8 ¿: ¾ Lampros, NE 17 (1923). ¾>=þ04?: ž>=.0į?
Foerster, Lampros, NE 1 (1904), ž>=þ04? Lampros, NE 17 (1923). 9 =Ħ: é=8<:: =þ:<=8<: Foerster,
Lampros. 10 ... 0.> ­=ă 4@/.8B;F (­;28Ā;F) =.@Aþ1. N.N. [Aý]? supplevi ex anon. descript. (s. XVI) et
Man. Phil. carm. I 117f. (CCXXIII MILLER). 11 ­: 2íA282ĵ: .@ … 6826 N.N. A>Ą/<:6 Lampros, NE 17
(1923). 12 7.ă =>ą?: :B7Aă (:Ľ:;) N.N. :A2Aþ;F: :A6Aþ;F Lampros, NE 17 (1923). 13 @A2>ý: Lampros,
NE 17 (1923). 92A:.B@. N.N. =.:A2BDĄ.:: =.:<=8Ą.: Foerster, Lampros. 14 ö? ë@A>2<: 1ĩ <ó:: F7 @A>F
3FĮ? N.N. 1ĩ <ó:: 0<Ľ: Man. Phil. carm. I 118 (CCXXIII 14 MILLER). ç>0.:Ń @<6: ç>0þ:F@.6 Foerster,
Lampros, NE 1 (1904), ç>0þ:F@2 Lampros, NE 17 (1923). Aā: @AĀ04:: Aą: AþC<: Man. Phil. carm. I 118
(CCXXIII 14 MILLER). 15 ¿ 7ĆD8<: ¿ 7þ8B7.: ¾ 7<D8<:4 7.8B7. Lampros, NE 17 (1923). 16 [;Ā:4?] post
¡884? suppleverunt Foerster et Lampros. 17 ­7=6Ā34 Lampros, NE 17 (1923). 18 ö? omisit Paul. 21
2D4>2=63 N.N. 23 =>FA<@A>þAF> Foerster, Lampros. A25.99Ā:2 Man. Phil. carm. I 118 (CCXXIII 14
MILLER) (cod. Mon. gr. 281 [s. XVI]).

Mein Mann, mein Licht, mein Atem, mein Ansprechpartner,


auch dies (sei) dir Gabe von der Gattin.
Denn du als (früher) schlafloser Löwe in Kämpfen
schläfst jetzt ins Grab statt ins Gebüsch geduckt,
5 ich aber errichtete dir ein Dach aus Stein,
damit dich nicht wieder das Heer findet und in Verwirrung stürzt,
auch wenn du hier verborgen bist, nachdem du den Staub abgeschüttelt hast,
oder, da die Leiblichkeit zerflossen ist, hinauf entführt wurdest,
nachdem du jede Waffe an den Nagel gehängt hattest.
10 Du verabscheutest nämlich die (Braut)gemächer auf Erden,

—————–
1043
Zum Löwenmotiv bei Manuel Philes vgl. GJUZELEV – KODER, Prodromos-Kloster 104; PAPADOGIANNAKIS, Stu-
dien 138f.
664 Türkei (Nr. TR76)

entflohst in einem schlichten abgetragenen Mantel dem Leben


und stelltest dich den bösen Satrapen entgegen,
nachdem du von Gott feste Waffenrüstung angelegt hattest.
Wie eine Austernmuschel errichte ich dir nun das Dach
15 oder wie ein Schneckenhaus oder eine Knospe an einem stacheligen Dornbusch.
Meine Perle, Purpur, Rose einer anderen Welt,
wenn du auch gepflückt von den Steinen beschwert wirst,
sodass es mir auch Ströme von Tränen erweckt,
bereite du selbst aber, der du lebst und den lebendigen Gott siehst,
20 als Geist, rein von den irdischen Leidenschaften,
mir wieder dein Schlafgemach!
Deine einstige Gattin Martha lässt dir das schreiben,
bester Protostrator auch unter den Verstorbenen!
Text: [N.N.], # 3 (1867) 83 (vv. 10–22 [unvollständig]).– EBERSOLT – THIERS, Églises 229f. (vv. 10–22) u.
Abb. 113 (Ausschnitte).– Der Text aus dem Cod. Vind. hist. gr. 98 ist ediert bei FOERSTER, De antiquitatibus 16 (vv.
6–23).– Sp. LAMPROS, Ř 7AĄ@6? 7.ă è 7AĄAF> AĮ? ­: F:@A.:A6:<B=Ć826 9<:Į? AĮ? .99.7.>Ą@A<B.  1 (1904) 287f.
(vv. 6–23).– Sp. LAMPROS, ¹>2B:.6 ­: A.ĵ? /6/86<5Ă7.6? 7.㠝>D2Ą<6?.  17 (1923) 381 (vv. 6–23).– Der Text aus
dem Cod. Vind. med. gr. 43 ist mit Ausnahme der Verse 6 und 23 (HUNGER, Katalog II 95) unediert.– Der Text aus
dem Cod. Cod. Vat. Reg. Suec. gr. 166 ist mit Ausnahme der Verse 6 und 7 (STEVENSON, Codices 114) ebenso un-
ediert.– Das handschriftlich überlieferte Epigramm des Manuel Philes ist ediert bei Man. Phil. carm. I 117f.
(CCXXIII MILLER).– VAN MILLINGEN, Churches 158f. (mit engl. Übers.), 157 (Abb. 49 [Schriftskizze]).– PAPALE-
XANDROU, Text in context 276f. (vv. 16–23 [Text nach van Millingen, mit engl. Übers.]) u. Abb. 13.– PAUL, Dichtung
auf Objekten 257 (Nr. 35).

Lit.: X.A. SIDERIDES, 2>ă AĮ? ­: F:@A.:A6:<B=Ć826 9<:Į? AĮ? .99.7.>Ą@A<B 7.ă AŃ: 7A6AĆ>F: .íAĮ?. # ,
.>þ>A49. A<B Ņ–Ņ AĆ9<B (1892), Schriftskizze nach p. 28.– SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche
196, Anm. 1–2.– EYICE, Son devir Bizans mimârisi 40 (Abb. 63–64).– HALLENSLEBEN, Untersuchungen 143.– MAN-
GO – HAWKINS, Report 327, 330f. u. Abb. 22.– JANIN, Constantinople 212.– MERCATI, Collectanea Byzantina II 356.–
BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 16, 20, 33.– HÖRANDNER, Customs 237 u. Anm. 6.– M. RESTLE, Kon-
stantinopel. RbK IV (1990) 575.– STICKLER, Manuel Philes 31, 92.– TALBOT, Epigrams 77 u. Abb. 2–3.– SCHREINER,
John Malaxos 209.– BROOKS, Poetry 224f.– N.P. KONDAKOV, VizantƋskie þerkvi i pamjatniki Konstantinopoja.
Moskau 2006 (Reprint der Ausgabe von 1887), Anhang, Taf. [62] (mir nicht zugänglich).– BEYER, Identität 279–
281.– JAMES, Mute Stones 196 (Abb. 47).– RHOBY, Varia Lexicographica 14.– RHOBY, Structure 310f.– RHOBY,
Überlieferung 228f.

Abb.: XCI–CI

Sprecherin des Grabepigramms ist Maria-Martha, die Gattin des Tarchaneiotes, die auch die
Verse (bei Manuel Philes) in Auftrag gab (vgl. Vers 22).1044 Wie bereits oben erwähnt, führte
Effenberger jüngst den Beweis, dass das Parekklesion noch zu Lebzeiten des Tarchaneiotes,
wahrscheinlich kurz nach 1302/03,1045 errichtet worden war. Als einer von mehreren Hinweisen
dafür ist die an der äußeren Fassade angebrachte, vielleicht ebenfalls metrische Ziegelinschrift
(ĺ Nr. TR77), die Tarchaneiotes als Stifter (des Parekklesions) nennt. Analysiert man aller-
dings die Überschrift des Epigramms in der handschriftlichen Überlieferung,1046 nämlich in dem
von Miller für die Edition ausgewählten Cod. Escur. X.IV.20 (s. XVI), dann geht daraus eher
hervor, dass Maria-Martha das Parekklesion sehr wohl erst nach dem Tod ihres Mannes erbauen
ließ: µ7 =><@Ċ=<B AĮ? =>FA<@A>.A<>Ą@@4?, 2ß? Aą: 7<@9ĂA4: A<Ľ :.<Ľ ê: ě7<1Ć94@2: ­=ă
5.:Ć:A6 Ań :1>ă .íAĮ?.1047 Das Relativpronomen ê: könnte sich allerdings auch auf 7<@9ĂA4:

—————–
1044
S.a. DE GREGORIO, Epigrammi 125f.
1045
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 92. Anders etwa noch bei ûURýIû, Architecture in the Balkans 536.
1046
Zu den Philes-Handschriften siehe STICKLER, Manuel Philes 209–242; BRAOUNOU-PIETSCH, Beseelte Bilder 52–
54.
1047
Man. Phil. carm. I 117 (CCXXIII tit. MILLER); BEYER, Identität 280.
Türkei (Nr. TR76) 665

beziehen, was bedeuten würde, dass sie nach dem Tod ihres Mannes nur das Gesims anbringen
ließ.1048 Auf die Errichtung des Parekklesions durch Maria-Martha weist aber auch bereits die
Überschrift des Epigramms im Cod. Upsal. gr. 28 hin, der nur wenige Jahrzehnte nach dem Tod
des Philes entstanden ist: !<Ľ @<CFAþA<B #68Į @AĄD<6 ß.9/67<ă ö? =ą =><@Ċ=<B AĮ? =>FA<-
@A>.A<>Ą@@4? AĮ? 8./.Ą:4? 2ß? Aą: =.>ĩ .íAĮ? :202>5Ā:A. :.ą: Aį =.99.7.>Ą@AŁ 2<AĆ7Ł
­=ă Ań AþCŁ A<Ľ =>FA<@A>þA<><?.1049 Die Titel in den übrigen Handschriften des Epigramms
sind neutral gehalten und gehen nicht auf die Problematik ein.1050
Auch im Epigramm selbst gibt es Passagen, die bisher zum Anlass genommen wurden, fest-
zustellen, dass das Parekklesion erst nach dem Tod des Tarchaneiotes errichtet wurde:1051 Die
Verse 1–2 könnten darauf hindeuten, dass das Parekklesion das „Geschenk“ (Vers 2: 1Ń><:) der
Witwe an ihren Mann sei. Damit könnten aber auch schlicht die von Philes verfassten Grabverse
gemeint sein. In Vers 5 liest man die aus dem Munde der Witwe stammenden Worte, dass sie
für ihren verstorbenen Mann ein „Dach aus Stein“ habe errichten lassen (­0ĉ 1Ā @<6 AĀA2BD.
=2A>.Ą.: @AĀ04:).1052 Bereits Schneider dachte daran, @AĀ04 als Bezeichnung für das Grab, kon-
kret für den Marmorsarkophag des Tarchaneiotes, zu deuten;1053 das Wort ist auch an anderer
Stelle mit dieser Bedeutung belegt, allerdings ist bei Orlandos – Traulos nur ein Beleg ange-
führt.1054 Effenberger lehnte diese Interpretation zuletzt ab, da er unter @AĀ04 eine Bezeichnung
für eine Grabkapelle verstand.1055 Außerdem ging Effenberger davon aus, dass das Arkosolium
im Inneren des Parekklesions bereits vor dem Tod des Tarchaneiotes errichtet worden war.1056
Die Deutung von @AĀ04 als Grabkapelle widerspricht allerdings seiner Interpretation, wonach
Maria nicht erst nach dem Tod ihres Mannes das Parekklesion errichtete. Man wird daher eher
Schneiders Übersetzung „Grab“ bzw. „Sarkophag“ gelten lassen müssen.1057 In die gleiche
Richtung wie Vers 5 weist auch Vers 14: Auch in diesem Vers bekräftigt die Witwe, dass sie
ihrem Mann nun ein Dach „wie eine Austernmuschel“ (ö? ë@A>2<: 1ĩ <ó: ç>0.:Ń @<6 Aā:
@AĀ04:) errichten werde. Auffallend ist aber, dass hier inschriftliche und handschriftliche Über-
lieferung nicht übereinstimmen: Während inschriftlich klar Aā: @AĀ04: zu lesen ist, bieten die
Handschriften Aą: AþC<:. Letzteres könnte auch in der Vorlage des anbringenden Steinmetzen

—————–
1048
BEYER, Identität 280 allerdings übersetzt den Titel „In der Rolle der Protostratorissa auf den Zierstreifen der
Kirche, die sie für ihren (über ihrem) verstorbenen Mann gebaut hat“. Des Weiteren ist zu konstatieren, dass die
Konstruktion ě7<1Ć94@2: 7<@9ĂA4: sehr ungewöhnlich wäre, man würde eher ein Verbum wie =><@Ā5472: er-
warten.
1049
D. HARLFINGER, in: G.H. KARLSSON (Hg.), Codex Upsaliensis graecus 28. Geschichte und Beschreibung der
Handschrift nebst einer Nachlese von Texten. Eine Gemeinschaftsarbeit von Mitgliedern des Byzantinisch-
Neugriechischen Seminars an der Freien Universität Berlin (Bibliotheca Ekmaniana Universitatis Upsaliensis
69). Stockholm 1981, 11 (Datierung des Codex in das 5.–7. Jahrzehnt des 14. Jh.s), 14 (Text); s.a. BEYER, Identi-
tät 280.
1050
Es handelt sich dabei u.a. um die Codd. Vind. hist. gr. 112 (s. XIV), Vat. gr. 1126 (s. XIV), Escur. R.I.19 (s.
XIV), Cremon. 160 (s. XV), Laur. 32/19 (s. XV), Mon. gr. 281 (s. XVI). Bei BEYER, Identität 280 (absichtlich ?)
nicht erwähnt ist der Cod. Coisl. 192 (s. XIV/XV), der das Epigramm auf fol. 279r überliefern soll, vgl. R. DE-
VREESSE, Le fonds Coislin (Bibliothèque Nationale, Départment des Manuscrits, Catalogue des Manuscrits
Grecs II). Paris 1945, 168; STICKLER, Manuel Philes 231; s.a. Man. Phil. carm. II 427 (MILLER); EFFENBERGER,
Restaurierungstätigkeit 80, Anm. 14.
1051
Vgl. EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 85.
1052
Vgl. BEYER, Identität 281.
1053
SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 196, Anm. 2.
1054
ORLANDOS – TRAULOS, 2;67Ć: s.v. @AĀ04 7.
1055
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 85.
1056
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 92.
1057
Es dürfte im Œuvre des Philes auch noch einen weiteren Beleg für @AĀ04 in der Bedeutung „Grab“ geben. Dieser
entstammt interessanterweise dem Grabepigramm auf die namentlich nicht genannte Tochter des Michael und der
Maria-Martha, die mit (dem Schriftsteller) Andronikos Komnenos Branas Dukas Angelos Palaiologos (PLP #
21439) verheiratet war. Die Verse 94–95 (LIV, p. 68 MARTINI) lauten wie folgt: <í7<Ľ: /8Ā=F:, ¡:5>F=2, Aā:
7þAF @AĀ04:, | 2ß? À: è :27>ą? AĮ? 0B:.67ą? ­7>Ĉ/4. Auf Arkosolien bezieht den Terminus MELVANI, Late Byzan-
tine Sculpture 14.
666 Türkei (Nr. TR76–TR77)

gestanden sein, der vielleicht – noch irritiert vom inhaltlich ähnlichen Vers 5 – Aā: @AĀ04: an-
statt Aą: AþC<: vom Stein meißelte.1058
Das Epigramm bietet auch Einzelheiten zur Biographie des Tarchaneiotes: Zunächst berich-
tet Philes über die Bedeutung als erfolgreicher Militär (Verse 3ff., Vers 23).1059 Grundlage dafür
könnten eigenhändig von Tarchaneiotes gemachte Aufzeichnungen über die Feldzüge gewesen
sein, die Philes auswerten durfte.1060 Die militärischen Erfolge des Tarchaneiotes waren viel-
leicht auch bildlich in einem Gebäude des Pammakaristosklosters dargestellt.1061 Danach wird
darüber informiert, dass er – vermutlich erst am Sterbebett – die Mönchskutte annahm (Verse
10–11):1062 Nach seinem Tod kämpft er nicht mehr gegen weltliche Herrscher, sondern böse
Satrapen im Jenseits, wofür er aber von Gott ausgestattet wurde (Verse 12–13). In Vers 21 lässt
die Witwe anklingen, dass sie sich wünscht, bald von ihrem Mann ebenfalls ins Jenseits geholt
zu werden. Sie dürfte allerdings ihren Mann um viele Jahre überlebt haben, da sie auch noch um
1330 als lebend bezeugt ist.1063
Nach Papalexandrou könnte das am äußeren Gesims angebrachte Epigramm, das trotz der re-
lativen Höhe ganz gut auch von unten zu lesen ist, anlässlich des Begräbnisses oder an späteren
Gedenktagen laut gelesen worden sein.1064
Das Epigramm besteht aus 23 prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Auffällig ist die relativ große Anzahl von B7, nämlich in den Versen 1–3, 5, 8, 11,
15, 16, 21 und 23.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Bei =>Ć@C5209. in Vers 1 handelt es sich um ei-
ne Anrede bzw. Bezeichnung für den im Epigramm Gefeierten, wie auch die im Testimonien-
apparat zitierte Parallele zeigt. Demgemäß ist die von van Millingen dargebotene Übersetzung
„whom I now greet“ für =>Ć@C5209. abzulehnen. In den Versen 3 und 4 ist das antithetische
Wortspiel zwischen ¡0>B=:<? und î=:<ĵ? zu beobachten.1065 In Vers 9 ist die getrennte Schrei-
bung =Ħ: é=8<: anstatt zusammengesetztem =þ:<=8<: (Foerster, Lampros) vorzuziehen, da ein
Adjektiv =þ:<=8<? inhaltlich nicht passt. Am Ende von Vers 13 ist in der Inschrift eindeutig
=.:A2BDĄ.: zu lesen, das auch handschriftlich überliefert ist. =.:<=8Ą.: in der anonymen Be-
schreibung des 16. Jahrhunderts könnte darauf zurückzuführen sein, dass die Wörter inhaltlich
eng miteinander verbunden sind; so fungiert etwa =.:<=8Ą. als varia lectio für =.:A2BDĄ. in 4
Macc. 3,12.1066 Erwähnenswert ist auch das Wortspiel zwischen 3Ń: und 3Ń:A. in Vers 19, wo-
bei sich das erste Wort auf Tarchaneiotes und das zweite auf Gott bezieht.

Ziegelinschrift, 14. Jh.: Kirche der Theotokos Pammakaristos (Fethiye Camii), Parekk-
lesion
Nr. TR77) In die Südfassade des Parekklesions, weit oberhalb des Gesimses mit Epigramm
Nr. TR76 und direkt unterhalb des Dachgesimses, ist eine Ziegelinschrift eingemauert,1067 die
im Jahr 1938 anlässlich von Restaurierungsmaßnahmen freigelegt wurde.1068 Die vorhandenen

—————–
1058
Vgl. RHOBY, Überlieferung 228f.
1059
Zu seiner militärischen Laufbahn zusammenfassend PLP # 27504. Er soll auch eine (nicht erhaltene) Militär-
schrift kompiliert haben, vgl. LEONTIADES, Tarchaneiotai 72.
1060
So BEYER, Identität 289.
1061
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 12; EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 79.
1062
Vgl. VAN MILLINGEN, Churches 159, Anm. 1; BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 16; EFFENBERGER,
Restaurierungstätigkeit 80.
1063
1342 oder später (PLP # 27511, LEONTIADES, Tarchaneiotai 79) als Zeitpunkt ihres Todes kann mittlerweile – aus
hier nicht zu diskutierenden Gründen – ausgeschlossen werden, Vgl. EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 92 u.
Anm. 150.
1064
PAPALEXANDROU, Text in context 277; vgl. TALBOT, Epigrams 77f. Ein vergleichbarer Fall könnte bei dem Epi-
gramm auf dem Sarkophag von Galakrenai vorliegen, siehe oben S. 639.
1065
Vgl. PAPALEXANDROU, Text in context 277, Anm. 63.
1066
Vgl. LSJ s.v. =.:A2BDĄ..
1067
Falsch lokalisiert (nämlich im Kuppelraum der Hauptkirche) bei SCHREINER, Beschreibung 233, Anm. [47].
1068
Vgl. HALLENSLEBEN, Untersuchungen 136.
Türkei (Nr. TR77) 667

Buchstaben sind teilweise über- und untereinander angeordnet und mit Ligaturen beinahe mo-
nogrammartig miteinander verbunden; auch sind nicht alle Buchstaben wiedergegeben, da fast
jedes Wort – auch im Wortinneren – gekürzt ist. Diese, wahrscheinlich erstmals vom bekannten
Reisenden Stephan Gerlach in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wahrgenommene1069 und
im Cod. Vind. med. gr. 43, fol. 142v,1070 angeführte1071 Inschrift ist vielleicht metrisch, wenn
man der vor nicht allzu langer Zeit von Velenis vorgebrachten Interpretation Glauben schenkt.
Da der bekannte Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes als Stifter erwähnt wird, ist dies nach
Effenberger Beweis dafür, dass das Parekklesion noch zu dessen Lebzeiten errichtet wurde.1072
Da das Parekklesion gemäß Effenberger nach 1302/03 und vor 1305/08, d.h. vor dem nicht klar
zu ermitteltenden Todesdatum des Tarchaneiotes, gebaut wurde,1073 dürfte auch die Ziegelin-
schrift in diesen Zeitraum zu datieren sein.
Der Inschriftentext lautet basierend auf der Interpretation von Velenis wie folgt:

(6)D(.ā8) <Ĉ7(.?) 8./(Ħ?) !.>D.:(26)ĊA(4?)


è =>FA<@A>þA(F>) (7.ă) =(>FA<)7AĂAF> <A<Ľ12>.
——
1 8./ý? Vélénis. 2 =>FA<@A>þA(F>): [=]>FA<@A>þA(F>) Schneider, Hallensleben, =>FA<@A>þAF>.? cod.
7(.ă) Schneider, Hallensleben. =(>FA<)7AĂAF> Vélénis, Rhoby: 7AĂAF> alii. [A<Ľ12] supplevit Vélénis.

Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes


Protostrator und erster Gründer dieses (Hauses).
Text: SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 195 u. Abb. 46–47.– HALLENSLEBEN, Untersuchungen
136.– BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 21 u. Abb. 2a–b.– VÉLÉNIS, L’église 108, 109 (Abb. 14).– RHO-
BY, Varia Lexicographica 15.– Der Text aus dem Cod. Vind. med. gr. 43 ist ediert bei SCHREINER, Beschreibung
232f., Anm. 47.

Lit.: EYICE, Son devir Bizans mimârisi 38 (Abb. 59).– KIDONOPOULOS, Bauten 81.– EFFENBERGER, Restaurie-
rungstätigkeit 85.

Abb.: CII

Die Inschrift stellt eine Signatur des Michael Dukas Glabas Tarchaneiotes dar. Sie dient ein-
zig dazu, anzuzeigen, dass dieser Protostrator und Gründer bzw. Stifter ist. Sie erinnert an die
von Gerlach aufgezeichnete und auch im Codex 0.2.36 des Trinity College von Cambridge1074
überlieferte Inschrift, die beim Grab des Tarchaneiotes im Parekklesion angebracht gewesen
sein dürfte (in normalisierter Orthographie): 6D.ā8 <Ĉ7.? 8./Ħ? è !.>D.:26ĊA4?
=>FA<@A>þAF> 7.ă 7AĂAF> AĮ? 9<:Į? AĮ? .99.7.>Ą@A<B.1075 Da die Ziegelinschrift im Ver-
gleich dazu adaptiert ist, nämlich insofern, als der Artikel è nicht vor !.>D.:(26)ĊA(4?), sondern
vor =>FA<@A>þA(F>) angeführt ist, kann vielleicht wirklich das Bestreben erkannt werden, sie
dem Schema des Zwölfsilbers anzupassen. Was Vers 2 angeht, so ist die Entzifferung des letz-
ten Wortes der Inschrift ausschlaggebend: Bei genauerer Betrachtung des inschriftlichen Befun-
des ist vielleicht wirklich das von Velenis entdeckte, in das Wort eingeschriebene Pi zu erken-
nen, das für abgekürztes =(>FA<) steht. Untermauert wird diese Interpretation dadurch, dass das
Wort (in der Schreibung =>FA<7AĄAF>) auch im (verlorenen) Grabepigramm des Stephanos in
der Kirche Soteira Lykodemu in Athen (ĺ Nr. GR16) überliefert ist.1076 Um den zweiten

—————–
1069
Vgl. SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 195, Anm. 3.
1070
Zum Codex siehe oben S. 662.
1071
Vgl. BELTING – MANGO – MOURIKI, Pammakaristos 21, Anm. 97.
1072
Siehe oben S. 662, 664.
1073
EFFENBERGER, Restaurierungstätigkeit 92.
1074
Zum Codex siehe oben S. 654.
1075
SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 189; SCHREINER, Beschreibung 222, 232f., 234; s.a. EFFEN-
BERGER, Restaurierungstätigkeit 85f.
1076
Vgl. LBG s.v. =>FA<7AĄAF>; RHOBY, Varia Lexicographica 14f.
668 Türkei (Nr. TR77–TR78)

Zwölfsilber zu vervollständigen, musste Velenis allerdings zwei Silben am Ende ergänzen


(<A<Ľ12>). Velenis ergänzte auch einen dritten Vers, der seiner Meinung nach verloren gegan-
gen und ursprünglich vielleicht in die Ostfassade des Parekklesions vermauert war: þ>5.
9<:.Dā 7A4AĆ>6@@. 12BAĀ>..1077 Er nahm bei der Konjektur Anleihe bei Vers 3 des mosaizierten
Epigramms in der Apsis des Parekklesions der Pammakaristos-Kirche, der þ>5(.?) 9<:.D(Į?)
Ań (2)ń @Ń@A><: AĆ12 lautet.1078 Unbewusst komponierte er den Vers aber auch nach der zwei-
ten, beim oben erwähnten Grab des Tarchaneiotes im Parekklesion angebrachten Inschrift (in
normalisierter Orthographie): .>Ą. <Ĉ7.6:. <9:4:ā >BĀ::6@@. .8.6<8<0Ą:. ¾ =>FA<-
@A>.AĆ>6@@. 7.ă 7A4AĆ>6@@. ¾ @Ĉ9/6<? .íA<Ľ.1079
War die Ziegelinschrift an der Außenfassade des Parekklesions tatsächlich als Epigramm ge-
plant, dann sind die Zwölfsilber als prosodielos zu bezeichnen, auch wenn sich Velenis bemüh-
te, den von ihm konjizierten dritten Vers nach den prosodischen Regeln des Trimeters – aller-
dings mit langer vorletzter Silbe – zu verfassen.1080

*Sarkophag (verloren), 12. Jh.: Katholikon des Klosters Christos Pantokrator (Zeyrek
Kilisse Camii)
Nr. TR78) Der französische Händler J.-C. Flachat publizierte in der Mitte des 18. Jahrhun-
derts die Abbildung eines in Konstantinopel aufgefundenen Sarkophagdeckels,1081 dessen Ober-
fläche mit sieben Kuppeln nach dem Modell einer Kirche oder eines Ciboriums1082 gestaltet war.
Mango identifizierte aufgrund anderer Quellenbelege (z.B. Niketas Choniates) den Sarkophag-
deckel auf überzeugende Weise als jenen des Kaisers Manuel I. Komnenos, dessen Grab sich im
Komplex der Pantokrator-Kirche, wahrscheinlich im südlichen Bereich des sogenannten He-
roons, befand.1083 Erwähnung findet das Grab auch in der 2F0>.CĄ. des Meletios († 1714),
der auch auf Manuel bezogene ß.9/67<ă @AĄD<6 anführt, die sich beim Grab befunden haben
sollen.1084 Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Meletios die Inschrift in situ kopierte. Wahr-
scheinlich übertrug er sie von einer Handschrift in sein Werk.1085 Vielleicht schon in der Vorla-
ge des Meletios dürfte das Epigramm allerdings nicht vollständig angeführt gewesen sein: Auf
Vers 44 folgt bei Meletios der Vermerk 7.ă Aý ®;Į?, was darauf hindeutet, dass es auch weitere
Verse gegeben haben dürfte. Die Länge des Epigramms soll kein Hindernis dafür sein, dass
dieses auch tatsächlich inschriftlich angebracht war. Epigramme ähnlicher Länge waren z.B. in
der Kirche Hagia Sophia in Mystras (ĺ Nr. GR88) und in der Kirche der Panagia in Parori (ĺ
Nr. GR99) angebracht.1086
Da es sich um ein Grabepigramm für Kaiser Manuel I. Komnenos handelt, muss dieses nach
dem 24. September 1180, seinem Sterbetag, enstanden sein. Wie verschiedene Quellen berich-
ten, verblieb Manuels Grabstein bis zur türkischen Eroberung Konstantinopels in der Pan-

—————–
1077
VÉLÉNIS, L’église 108.
1078
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. M15.
1079
SCHNEIDER, Arbeiten an der Pammakaristoskirche 189; SCHREINER, Beschreibung 222, 232f., 234; s.a. EFFEN-
BERGER, Restaurierungstätigkeit 85f.
1080
Vgl. VÉLÉNIS, L’église 108f., Anm. 42.
1081
J.-C. FLACHAT, Observations sur le commerce et sur les arts d’une partie de l’Europe, de l’Asie, de l’Afrique, et
même des Indes Orientales, II. Lyon 1766, Taf. 12 (Abb. 31).
1082
So jüngst ŠEVýENKO, Tomb of Manuel I Komnenos 615f.
1083
C. MANGO, Three Imperial Byzantine Sarcophagi Discovered in 1750. DOP 16 (1962) 397–402 u. Abb. 1 (=
Abb. aus Flachat); s.a. MANGO, Notes on Byzantine Monuments 374. Die genaue Lage des Grabes beschreibt
Nic. Chon. hist. 222,71–74 (VAN DIETEN); s.a. OUSTERHOUT, Pantokrator Monastery 149. Zur Wahl des Panto-
krator-Klosters als Ort des Grabmals auch für Manuel I. vgl. P. MAGDALINO, The Foundation of the Pantokrator
Monastery in Its Urban Setting, in: KOTZABASSI, Pantokrator Monastery 46.
1084
Vgl. MANGO, Notes on Byzantine Monuments 375.
1085
Vgl. MANGO, Notes on Byzantine Monuments 375.
1086
Zum Vergleich heranzuziehen ist auch das lange, in der Hagia Sophia inschriftlich angebrachte Edikt von 1166:
C. MANGO, The Conciliar Edict of 1166. DOP 17 (1963) 315–330.
Türkei (Nr. TR78) 669

tokrator-Kirche.1087 Ob das Epigramm auch in der Mitte des 18. Jahrhunderts vorhanden war,
lässt sich nicht bestimmen. Jedenfalls wird es in dem französischen Bericht von 1750 nicht er-
wähnt.
Das Epigramm ist auf Basis der Abschrift bei Meletios wie folgt wiederzugeben:

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=Ā=40. 70ĉ Ań =þ526 7.5ý 8Ą5<?
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EBDĮ? ļ.02Ą@4? 7.ă =:<Į? =<=Aþ@4?

—————–
1087
Vgl. MANGO, Notes on Byzantine Monuments 374f.; ANTONOPOULOU, George Skylitzes’ Office on the Transla-
tion of the Holy Stone 113.
670 Türkei (Nr. TR78)

––––
1 5.Ĉ9.32: cf. e.g. no. AL2, v. 3. 6 Aā: A.Cā: =><94:ĈF:: cf. Chrysipp. laud. Ioan. Baptist. (A. SIGALAS,
Athen 1937) 40,7–9 (ait Christus): … /)=A6@I: 92 Aą: 16.@K@.:A. Aą: šF:Ħ: ­: Aį 7<68,Ĥ A<Ľ 7+A<B? 7.ă
=><94:J@.:A) 9<B Aą =)5<? Aą ®7<J@6<: 7.ă Aā: 3F<=<6ą: A.C+: … 7–8 cf. Greg. Naz., PG 36,332C–
333A: A*8<? @B@A.B>K54A6, @B::27>K54A6, @B:A)C456 =><5J9F?, á:. 7.ă @B:.:.@Aį?, 7.ă @B:1<;.@5į?,
7.ă @B9/.@682J@Ĭ?, 2ą: è>Ń: é@<: ­@AĄ … 15–16 cf. Mc. 16,3: AĄ? =<7B8Ą@26 ¾9ĵ: Aą: 8Ą5<: ­7 AĮ?
5Ĉ>.? A<Ľ 9:492Ą<B; 16 3F4CĆ><B 9:Ă9.A<?: alludit ad sepulcrum Christi, cf. e.g. Neoph. Incl. III 413,134
(PAPATRIANTAPHYLLOU-THEODORIDE – GIAGKOU): 7.ă Aą 3F4CĆ><: A<Ľ $>6@A<Ľ 9:Į9.. 18 cf. 1 Regn.
24,7; Ps. 2,2; Lc 2,26. 25–27 cf. Io. 20,14–15. 27–28 cf. Io. 11,28.43–44. 29 cf. Io. 11,24. 31 cf. Mt.
27,52: 7.ă Aý 9:492ĵ. :2łD54@.: 7.ă =<88ý @Ċ9.A. AŃ: 727<6949Ā:F: ž0ĄF: ½0Ā>54@.:. 33 cf. Christ.
pat. 1882, 2234, 2322 (TUILIER). 36 cf. Io. 19,39: CĀ>F: 9Ą09. @9Ĉ>:4? 7.㠝8Ć4? ö? 8ĄA>.? ®7.AĆ:. 44 cf.
Ps.-Ioan. Chrys., PG 55,620: … AIA2 ¾ EBDā =<=AĦ@. =ą A<Ľ @K9.A<?, 7.A.869=):26 .íAą ±>49<:; cf.
e.g. etiam vv. 3–4 epigramm. (s. IV/V) in cippo in museo epigraphico Athenarum, ed. E. SIRONEN, IG
2
II/III, no. 13446 (cf. RHOBY, Zwölfsilber 132): 0Į @Ń9. 7>Ĉ=A26 Aį1Ā 0ĩ, 88ĩ 2ß? .ß5Ā>. | EBDā 16Ā=A4 7.ă
@Ĉ:2@A6:, <æ? Aą =>Ą:.
––––
7 @ć: A.Cį Meletios. ­@A.B>F9Ā:Ł Mango: ­@A.B>F9Ā:<: Meletios, Moravcsik. 13 9Ľ@A6? Meletios. 14
9Ľ>. Meletios. 16 9:Ă94A<? Meletios. 17 7B8Ą@26 scripsi: 7B8Ą@Ĭ alii. 3FA67ą? Meletios. 18 B>Ą<B Vassis.
27 =.>2@AŃ@ĩ ö? Mango: =.>2@Aĉ? ö? Meletios, Moravcsik, Vassis. 35 9Ĉ>. @72Bþ@Ĭ Moravcsik, Man-
go. 9Ľ>. Meletios. 36 9Ľ>. Meletios. 40 ­CĄ826?: ½0þ=.? metri causa coniecit Moravcsik. 41 5.:Ć:A<?
coniecit Moravcsik.

Wenn du dieses Neue siehst, staune, Fremder!


Den Wunsch des Jüngers setzt der Herrscher um,
Kaiser Manuel, indem er auf den Schultern den Stein trägt,
auf dem der Leib des Herrn ausgestreckt
5 und mit einem Leinentuch für das Begräbnis bereitet wurde.
Und er hebt diesen (sc. Stein) in die Höhe und verkündet sein Begräbnis im voraus,
dass er im Tod zusammen mit dem Gekreuzigten begraben werde
und zusammen mit dem begrabenen Herrn auferstehe.
Die Kaiserin aber und Ehefrau Maria,
10 durch den Verlust des glänzenden Herrschers
als ehrwürdige Augusta (und) Kaiserin wieder eine Fremde (Xene),
zusammen mit dem selbstherrschenden Sohn Alexios,
mischt, wie die andere Maria, die eingeweihte Bringerin von Salböl,
auch wieder die Salböle mit den Tränen,
15 und sucht nicht (danach), wer den Stein wegrollen wird
von der Pforte des lebenbringenden Grabes,
sondern wie er den lebenspendenden Stein zu dem Grab rollen wird,
in dem der Leib des Gesalbten des Herrn,
des Herrschers Manuel, hierauf Matthaios, bestattet ist.
20 In diesen beiden göttlichen Namen besiegt der Kaiser
die beiden Arten von Gegnern:
Manuel nämlich bereitet die Niederlage der Heiden,
jene der (geistig) Bösen der Name des Matthaios,
durch die Form des engelsgleichen Aussehens.
25 Die Kaiserin freilich ergießt sich selbst ganz mit Tränen wie mit Salbölen
am (Grab)stein,
um daneben stehend wieder sanft die Stimme zu rühren
und einen zweiten Lazarus wieder zu erschaffen.
Wenn er sie aber nicht hören wird, wenn er bis zum äußersten (Tag) durchhält,
30 könnte sie mit jenem Stein an die Pforte des Grabes pochen,
durch den vorher Grabsteine geöffnet,
Felsen und Pforten des Hades auseinandergerissen wurden,
und sie könnte den geliebten Leichnam stehlen
und ihr eigenes Herz wie ein neues Leinentuch
35 unterbreiten und Salböle bereiten
Türkei (Nr. TR78) 671

– Tränen statt Aloe und Salböle anstatt Myrrhe –


und auf trauervolle Weise Folgendes wehklagen:
O Herz, zerbrich! Empfange den Herrscher
inmitten meiner viel seufzenden Brust,
40 den du im Herzen hattest, den du liebtest.
Da er nun gestorben und im Stein verborgen ist,
bin auch ich durch das Leid wie ein Stein fest geworden
und bin zusammen mit dem Grab und dem Stein tot,
da die Seele zerbrochen und der Atem verflogen ist.

Text: MELETIOS, 2F0>.CĄ. III 72f.– Sp.P. LAMPROS, Ũ 28ĀA6<? ¥54:Ń: ö? >D.6<1ĄC4?.  3 (1906) 101
(vv. 1, 44).– MORAVCSIK, Szent László 52f. (Nr. V).– MANGO, Notes on Byzantine Monuments 372f. (mit engl.
Übers.).– PAPALEXANDROU, Echoes 211 (vv. 38–44 [Text nach Mango]), 169 (engl. Übers. der vv. 38–44).– VASSIS,
Pantokratorkloster 240f.

Lit.: OUSTERHOUT, Pantokrator Monastery 149.– ASDRACHA, Inscriptions III 311.– ŠEVýENKO, Tomb of Manuel I
Komnenos 612f., 615.– RAPP, Death at the Byzantine Court 279, Anm. 43.– ANTONOPOULOU, George Skylitzes’
Office on the Translation of the Holy Stone 113.

Wie in vielen anderen Grabepigrammen auch wird am Beginn der Besucher der Kirche, der
Fremde bzw. Mönch, angesprochen. Er wird aufgefordert, das „Neue“ (7.6:þ), womit das Grab
gemeint ist, zu bewundern. Nicht sofort erfährt man explizit, dass im Grab Kaiser Manuel be-
stattet ist. Zunächst (Verse 2–8) wird auf den bei Niketas Choniates und anderen1088 überliefer-
ten Bericht hingewiesen, wonach Manuel im 27. Jahr seiner Herrschaft, d.h. 1169/70, den aus
der Kirche in Ephesos stammenden rötlichen Stein am Bukoleon-Hafen1089 in Empfang genom-
men und auf seinem eigenen Rücken bis zur Kirche im Pharos1090 des Großen Palastes getragen
haben soll. Der Sage nach sei dies jener Stein gewesen, auf dem Christus nach der Abnahme
vom Kreuz gesalbt und in die Totenbinden gewickelt worden sei. Somit ist der in Vers 2 des
Epigramms genannte „Jünger“ (9.54AĂ?) Joseph von Arimathäa, der Pontius Pilatus um den
Körper Christi bat – hier umschrieben mit /<B8ā: 9.54A<Ľ –, diesen vom Kreuz abnahm und
bestattete.1091 Bei Meletios, der ebenfalls diese Legende berichtet, ist zu erfahren, dass die Verse
auf eben diesem Stein angebracht waren,1092 dessen Position nach Niketas Choniates wiederum
am Sockel des Sarkophags gewesen sein soll.1093
Die Verse 9–19 sind der (zweiten) Frau Manuels, Maria von Antiocheia, gewidmet, mit der
dieser seit 1161 verheiratet war.1094 In Vers 11 liegt ein Wortspiel vor: Maria nahm nach dem
Tod ihres Mannes den Nonnennamen Xene an,1095 es ist wahrscheinlich aber gleichzeitig auch
eine Anspielung darauf, dass Maria eine Fremde (;Ā:4), nämlich eine aus dem Fürstentum Anti-
ocheia stammende Prinzessin und somit keine Byzantinerin, war. Nicht ganz unbeabsichtigt ist
wohl auch die äquivalente Position der Anrede ;Ā:2 am Ende von Vers 1 und von Ā:4 am Ende
von Vers 11. Neben Maria wird auch der einzige gemeinsame Sohn von Manuel und Maria
genannt, nämlich Alexios (II.) Komnenos, der – seit 1171 Mitkaiser – im Jahr 1180 seinem Va-
ter auf dem Thron nachfolgte.1096 Da Maria und Alexios genannt werden, kann das Epigramm
—————–
1088
Nic. Chon. hist. 222,71–86 (van DIETEN); vgl. MANGO, Notes on Byzantine Monuments 373f.; MAGDALINO, The
Empire of Manuel I Komnenos 178; OUSTERHOUT, Pantokrator Monastery 149.
1089
Zum Hafen MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 60; W. MÜLLER-WIENER, Die Häfen von Byzantion, Konstantinupolis,
Istanbul. Tübingen 1994, 9f.
1090
Zur Kirche JANIN, Constantinople 232–236.
1091
Mt. 27,57–60; Mc. 15,43–46; Lc. 23,50–54; Io. 19,38–42.
1092
MELETIOS, 2F0>.CĄ. III 72.
1093
Nic. Chon. hist. 222,76 (VAN DIETEN): =.>þ726A.6 1Ā <à ­=ă 7>4=ĵ1<? … Vgl. PAPALEXANDROU, Echoes 169.
1094
Zur Person C.M. B[RAND], Maria of Antioch. ODB 2, 1298; L. GARLAND, Byzantine Empresses. Women and
Power in Byzantium, AD 527–1204. London – New York 1999, 199–209, 287–289.
1095
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 460f.
1096
Zur Person C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Alexios II Komnenos. ODB 1, 64; BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 454–471.
672 Türkei (Nr. TR78)

nur zwischen September 1180 und Mai 1182 entstanden sein, da im Mai 1182 Andronikos (I.)
Komnenos Marias Regentschaft stürzte.1097 Die ¡884 .>Ą. in Vers 13 ist die bei Kreuzigung,
Begräbnis und Auferstehung Christi anwesende Maria Magdalena (bzw. aus Magdala), die auch
an anderer Stelle mit dem Epitheon 9B><CĆ><? ausgestattet ist.1098 Die Verse 15–17 spielen
wohl darauf an, dass der von Manuel in die Pharos-Kirche getragene Grabstein nach dessen Tod
in die Pantokrator-Kirche gebracht wurde;1099 offensichtlich ist damit gemeint, dass Manuel
bereits bestattet war und erst danach auf Veranlassung seiner Frau Maria der Grabstein von der
Pharos- in die Pantokrator-Kirche transportiert wurde. In Vers 19 wird der Mönchsname Manu-
els, Matthaios, erwähnt, den dieser kurz vor seinem Tod annahm.1100
In den Versen 20–24 wird darauf hingewiesen, dass es der Kaiser in beiden göttlichen (heb-
räischen) Namen (Manuel = „Gott ist mit uns“; Matthaios = „Geschenk Jahwes“) mit den Fein-
den aufnahm: als Kaiser Manuel im Kampf gegen fremde Völker, als Mönch Matthaios im Wi-
derstreit mit bösen geistigen Mächten.1101 Der Hinweis auf das „engelsgleiche Aussehen“ des
Mönches Matthaios bezieht sich wohl auf die Darstellung von Engeln, die mitunter mit Umhang
und Kapuze wie Mönche dargestellt sind.1102 In den Versen 25ff. wird wieder von der Kaiserin
Maria berichtet: Voller Tränen klagt sie am Grab in der Hoffnung, ihren Mann wieder zum Le-
ben erwecken zu können, wie einst Christus Lazarus.1103 Wenn er sie nicht höre, könne sie mit
jenem Stein an das Grab klopfen, durch den die Gräber geöffnet und die Tore des Hades ge-
sprengt worden seien. Mit dem Stein ist wiederum der für Manuel vorgesehene Grabstein ge-
meint, auf den der Legende nach (s. oben) Christus nach der Abnahme vom Kreuz gelegt wor-
den sei. Durch Christus, hier versinnbildlicht durch den Stein, seien alle Gräber geöffnet wor-
den. Maria könnte den Leichnam stehlen und ihr eigenes Herz wie ein Leinentuch unter ihn
breiten (Verse 33–35). In Vers 38ff. werden Maria Worte in den Mund gelegt, die diese in di-
rekter Rede wiedergibt:1104 Wehklagend bezeichnet sich Maria ebenso wie Grab und Stein –
beides nicht lebende Materie – als tot. Das nicht erhaltene Ende des Epigramms wird diese di-
rekte Rede noch ein Stück fortgesetzt haben.
Das erstmals bei Meletios abgedruckte Epigramm besteht aus 44 byzantinischen Zwölfsil-
bern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen. 14 Verse weisen B7 auf; dabei ist auffallend, dass
allein von Vers 30 bis Vers 40 neun Verse – mit Ausnahme der Verse 31 und 34 – diesen Bin-
nenschluss haben. Zu notieren ist auch die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 19 ebenso
wie die paroxytone Akzentuierung vor B7 in Vers 15. Die prosodischen Gesetze werden mit
einer Ausnahme eingehalten: Das Epsilon von ­CĄ826? am Ende von Vers 40 ist gelängt; dies
veranlasste Moravcsik entgegen dem von Meletios edierten Befund ½0þ=.? zu konjizieren.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Verbum @D49.A<B>0ĀF in Vers 2 ist sonst
nur bei Ps.-Galen und Georgios Pisides belegt.1105 Zu beachten ist auch die Häufung von Wor-
ten mit @D49.- im Anlaut: @D49.A<B>02ĵ (Vers 2), ­@D49.AĄ@54 (Vers 5) und @D49.A6@9Ć? (Vers
24). Auch das für das Epigramm zentrale Wort 8Ą5<? kommt nicht weniger als neun Mal vor
(Verse 3, 15, 17, 26, 30, 31, 41, 42, 43). Die Anrede C2>.B0Ă? in Vers 10 in Zusammenhang mit
12@=ĆA4? ist auch bei Ioannes Tzetzes zu finden, nämlich in zwei Briefen, die er an einen ge-
wissen Alexios, Neffen des Protobestiarios, richtet (C2>.B0ā? Û86<?).1106 Das Verbum

—————–
1097
Vgl. E. KISLINGER, Zur Chronologie der byzantinischen Thronwechsel 1180–1185. JÖB 47 (1997) 195–198.
Ermordert wurde Maria wahrscheinlich im September 1182.
1098
Vgl. L s.v. 9B><CĆ><?.
1099
Vgl. Nic. Chon. hist. 222,83–86 (VAN DIETEN).
1100
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 463.
1101
Zur Deutung :<4AĆ? als „böse“ vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 254, Anm. 609.
1102
Siehe z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 447 (Farbabb. XXIV).
1103
Für VASSIS, Pantokratorkloster 241 (app. crit.) ist Christus der Handlungsträger von Vers 27, da er das von Mele-
tios überlieferte =.>2@Aĉ? ö? im Text behält.
1104
Vgl. PAPALEXANDROU, Echoes 169.
1105
Vgl. LSJ s.v. @D49.A<B>0Ā<9.6, L s.v. @D49.A<B>0ĀF.
1106
Ioan. Tzetz. ep. 34,6 (p. 49 LEONE), ep. 40,25 (p. 58 LEONE); zum Empfänger GRÜNBART, Prosopographische
Beiträge 191ff. Die Anrede ist nicht erwähnt bei GRÜNBART, Formen der Anrede.
Türkei (Nr. TR78–TR79) 673

.íA<7>.AĀF (Vers 12) begegnet erstmals im 11. Jahrhundert bei Michael Psellos.1107 Nur an
zwei weiteren Stellen belegt ist auch das Verbum ­;.:.=8þ@@F am Ende von Vers 28.1108 Am
Ende von Vers 18 liegt ein Wortspiel vor, da D>6@A<Ľ 7B>Ą<B nicht Christus, sondern den gesalb-
ten Kaiser Manuel bezeichnet.1109 Zu beachten ist auch das Enjambement in den Versen 34 und
35, da 7.6:Ă: Attribut von @6:1Ć:. ist. Die von Moravcsik aus metrischen Gründen entgegen der
Textüberlieferung bei Meletios vorgenommene Umstellung der Wörter @72Bþ@Ĭ und 9Ĉ>. am
Ende von Vers 35 ist nicht notwendig: Zum einen werden die prosodischen Gesetze auch so
eingehalten, zum anderen scheint die Stellung von 9Ĉ>. am Versende beabsichtigt zu sein,
wenn man das Ende des nachfolgenden Verses 36 betrachtet: Durch @72Bþ@Ĭ 9Ĉ>. und @9Ĉ>:4?
9Ĉ>. liegt eine Epipher vor. Auch die von Moravcsik in Vers 41 vorgenommene und von Man-
go übernommene Konjektur 5.:Ć:A<? ist nicht notwendig, da 5.:Ā:A<? grammatikalisch ebenso
möglich ist;1110 ein weiterer Beleg für die Form (5.:Ā:A.) ist in Vers 1 eines Grabepigramms in
der Hauptkirche des Klosters des Symeon Stylites des Jüngeren auf dem Wunderberg (ĺ Nr.
TR106) zu finden. Für die Schreibung 5.:Ā:A<? spricht auch die analoge (jedoch korrekt gebil-
dete) Verbalform 7>B/Ā:A<? im selben Vers.
Die gute prosodische Qualität der Verse, das ausgewählte Vokabular, die mit Anspielungen
und Zitaten versehene Sprache legen den Schluss nahe, dass das Epigramm von einem professi-
onellen Dichter verfasst wurde. Vielleicht handelte es sich dabei um Georgios Skylitzes, der
1169/70 auch eine Akoluthia auf die Ankunft des erwähnten Christus-Steins aus Ephesos ver-
fasst hatte.1111 Dieser ist als Auftragsdichter im Umfeld Kaiser Manuels auch sonst belegt.1112

Gesims, 9./10. Jh.: Kloster des (Konstantinos) Lips (Mone tu Libos) ([Molla] Fenari Isa
Camii), nördl. Kirche (der Theotokos)
Nr. TR79) Die Informationen zur Gründung des Lips-Klosters sind spärlich gesät.1113 Sie er-
folgte durch den in der weiter unten edierten Inschrift genannten Konstantinos1114 in der Regie-
rungszeit des Leon VI. (886–912). Das auf eine (falsche) Chronologie bei Ps.-Symeon Magist-
ros zurückgehende Datum 907/081115 ist aber umstritten.1116 Die genannte, nicht akzentuierte
Majuskel-Inschrift ist sehr sorgfältig in die äußeren, leicht abgeschrägten Marmorgesimsteile
der drei zentralen Apsiden der (Nord)kirche eingeritzt. Sie war ursprünglich mit Blei ausge-
legt1117 und dürfte daher trotz der relativen Höhe der Anbringung (ca. 7 m über dem Boden)
ganz zu entziffern gewesen sein.1118 Zeugnis über das angebrachte Blei legen die heute noch
sichtbaren Löcher bei jedem Buchstaben ab, die als Verankerung der das Blei haltenden Nägel
bzw. Schrauben gedient haben müssen.1119

—————–
1107
Vgl. LBG s.v.
1108
Vgl. LBG s.v.
1109
Die Wendung D>6@Aą? 7Ĉ>6<? kommt öfters im Alten Testament vor, besonders als Bezeichnung für Könige.
1110
Z.B. Anal. Hymn. Gr. VII 96,271 (= 176,212) (SCHIRÒ): 16ý A<Ľ 5.:*:A<? 16’ ¾9Ħ? ®7<B@,F?. Vgl. VASSIS, Panto-
kratorkloster 241 (app. crit.).
1111
Ed. A. PAPADOPOULOS-KERAMEUS, ¥:þ827A. Š2><@<8B96A67Į? A.DB<8<0Ą.?, V. o.O. [St. Petersburg] 1888 (Re-
print Brüssel 1963), 180–189.
1112
Vgl. RHOBY, Identifizierung 179–189.
1113
Vgl. A.-M. TALBOT, in: THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents III 1254.
1114
Zur Person PmbZ # 23815; A. C[UTLER] – A. K[AZHDAN], Lips. ODB 2, 1232f.
1115
So etwa JANIN, Constantinople 307; MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 126.
1116
So A. C[UTLER] – A. K[AZHDAN], Lips. ODB 2, 1232; ohne Bedenken zur Datierung jüngst MARINIS, Tombs 149;
PmbZ # 23815 (2. Abt., Bd. 3, p. 566).
1117
Vgl. MACRIDY, Monastery of Lips 254f.
1118
Vgl. SPINGOU, Lips Monastery 18. Eine andere Meinung vertritt JAMES, Mute Stones 191.
1119
Zu irgendeinem Zeitpunkt müssen die Gesimsteile abgenommen und danach neu angebracht worden sein. Beweis
dafür ist ein großer Abstand zwischen den Buchstaben Pi und Epsilon des Wortes =2>67.88Ā., der nach der Neu-
anbringung entstanden ist.
674 Türkei (Nr. TR79)

Trotz der Tatsache, dass die Inschrift nicht vollständig erhalten ist, konnte festgestellt wer-
den, dass es sich um ein Epigramm handelt.1120 Das Besondere besteht aber darin, dass zwei
verschiedene Metren verwendet werden. Es ist das Verdienst von Mango und Hawkins, festge-
stellt zu haben, dass sich das Epigramm aus mehreren Teilen zusammensetzt, wobei der erste
und dritte Teil aus je zwei Versen, nämlich aus byzantinischen Zwölfsilbern, bestehen, während
der mittlere vier Verse umfasst, die Hexameter bilden.1121 Die drei Teile bzw. Strophen sind
auch insofern auseinanderzuhalten, als am Ende von Vers 2 sowie auch am Ende von Vers 6 ein
Kreuz angebracht ist. Die restlichen Verse sind durch drei übereinander liegende Punkte vonei-
nander getrennt.1122
Für eine Datierung der Inschrift in das ausgehende 9. bzw. beginnende 10. Jahrhundert
spricht auch die Paläographie. Paspates vermutete die Datierung im verlorenen letzten Vers,1123
was aber angesichts der inhaltlichen Struktur des Epigramms nicht sehr wahrscheinlich ist.
Die drei Teile des Epigramms lauten wie folgt:

[………………………………
……………………… ­]7 =Ć5<B.

4A>ă 2<ĵ< :2ĉ: =2>67.88Ā. F:@A.[:Aĵ:<?


…………………]<: ë8/6<: ±>0<:
5 <í>.:ĄF: C.ĀF: <ß7ĂA[<]>. 7.ă =<86<ĽD<:
Aą: 12ĵ;<:, =.:þD>.:A2, =><[.Ą>2@6: :A692A><Ľ@..

.ą? A]ą 1Ń><:, û 9.54A.ă A[………


………………………………].
——–
3–4 cf. Anth. Pal. I 3,1–2 (BECKBY) (in apsidis ecclesiae Blachernarum Cpl.): Ũ =>ă: š<B@Aĵ:<?
=2>67.88Ā. 12Ą9.A< :4ą: | A<ĽA<: 94A>ă 2<Ľ 7þ882G 8.9=Ć92:<:. 5–6 cf. vitam Bacch. Iun., cap. 3
(DEMETRAKOPOULOS, µ=6@A49<:67ā µ=2A4>ă? AĮ? #68<@<C67Į? D<8Į? A<Ľ .:2=6@A49,<B ¥54:Ń: 26
[1977–78] 346): … <ß76@Aā: ®.BAą: 7.ă =<86<ĽD<: AĮ? AŃ: <í>.:Ń: /.@682,.? :*126;2. 5 fortasse alludit
ad Eur. Andr. 1089 (cf. SPINGOU, Lips Monastery 17): 8.ą? <ß7ĂAF> 52<Ľ; cf. etiam e.g. Greg. Naz., PG
37,783A: <í>.:,F: C.*F: 1*>72A.6 08.4:; 1401A: ö? 7.5.>ą? 7.5.><ĵ@6 @B:.:AĂ@F C.Ā2@@6: |
<í>.:Ą<6? …; Anth. Pal. VIII 38,1 (BECKBY) (= Greg. Naz.): Ć::.:, ­=<B>.:Ą<6@6: 0.88<9Ā:4:
C.Ā2@@6. 6 =><.Ą>2@6: :A692A><Ľ@.: cf. Greg. Naz., PG 36,385C: … :A692A><B9*:4? Ań =I:Ł AĮ?
=><.6>*@2F?; cf. etiam v. 2 epigramm. (post a. 869) in ecclesia S. Sophiae Cpl., ed. RHOBY, Epigramme
auf Fresken und Mosaiken, no. M11: =><.Ą>2@6: =><@Į;. @ł326: Aą: 1Ć9<:.
——–
2 ­7 legit Konstantios. 3 4A>ă 52<ĵ< :2ĉ:: Ŝ1>B@2 :2ĉ: Konstantios, á1>B@2 Aą: :2ĉ: Paspates.
=2>67.88Ā.: =2>67.88Į Konstantios, =2>67þ882. Mordtmann. F:@A.:Aĵ:<? tacite supplevit Mordtmann:
F:@A.:A… Paspates, F:@A.… Schmitt. 4 […………………]<: statui: Ŧ: Konstantios, ê: Paspates.
±>0<:: ±9=82F: Paspates, ±9=82F: >2AŃ: Konstantios. 5 C.26:ą: Konstantios. <ß7ĂA<>. legit
Konstantios: <ß7Ă[A<]>. Ebersolt – Thiers, <ß7ĂA<>. alii. 6–7 omnino legerunt alii. 6 Aą:: A2 Paspates.
12ĵ;<:: :þ126;<: Konstantios, Paspates, 1Ā;<: Mordtmann, Schmitt. 7 û omisit Paspates: OB9 (6440 –
932) ? Mordtmann, F9 … Ebersolt – Thiers, Schmitt. A[………] statui: A[<Ľ Ć0<B] suppleverunt Mango
– Hawkins. 8 [®A.6>6þ>D<B A<Ľ 6/ą? C2>F:Ĉ9<B] suppleverunt Mango – Hawkins exempli gratia.

………………………………
……………………… aus Sehnsucht.

Der Mutter Gottes eine wunderschöne Kirche Konstantinos

—————–
1120
Das Ende von Vers 6 und der Beginn von Vers 7 sind heute ebenfalls nicht mehr erhalten, wie bei einem Besuch
im November 2012 festgestellt werden konnte.
1121
C. MANGO – E.J.W. HAWKINS, in: MACRIDY, Monastery of Lips 301. MACRIDY, Monastery of Lips 255 ging
davon aus, dass es sich bei allen Versen um Hexameter handelt.
1122
Vgl. C. MANGO – E.J.W. HAWKINS, in: MACRIDY, Monastery of Lips 301.
1123
PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 323f.
Türkei (Nr. TR79) 675

………………… prächtiges Werk


5 als Bewohner und Bürger strahlender Himmelsräume
erweise ihn, ganz Unbefleckte, indem du die Hingabe vergiltst.

Eine Kirche (ist) das Geschenk, o Jünger ………


………………………………
Text: [Patriarch KONSTANTIOS (I.)], F:@A.:A6:6ý? =.8.6þ A2 7.ă :2ĊA2>. ÜA<6 =2>60>.Cā F:@A.:A6:<B=Ć82F?
[…]. Konstantinopel 21844, 105.– PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 323.– MORDTMANN, Esquisse 72.– EBERSOLT –
THIERS, Églises 219.– SCHMITT, Kahrié-Djami 113.– MACRIDY, Monastery of Lips 255.– C. MANGO – E.J.W. HAW-
KINS, in: MACRIDY, Monastery of Lips 300f. u. Abb. 1.– V. MARINIS, The Monastery tou Libos. Architecture, Sculp-
ture, and Liturgical Planning in Middle and Late Byzantine Constantinople. Urbana, IL (PhD-thesis) 2004, 25f. (mit
engl. Übers.), 271 (Abb. 16).– RHOBY, Meaning 739, Anm. 31.– SPINGOU, Lips Monastery 16 (mit engl. Übers.).–
PRIETO-DOMÍNGUEZ, Skripou 175, Anm. 30 (Text nach Rhoby).

Lit.: VAN MILLINGEN, Churches 131 (Schriftskizze u. engl. Übers.).– Th.F. MATHEWS, The Byzantine Churches of
Istanbul. A Photographic Survey. University Park, PA – London 1976, 329 (Abb. 35-12).– LAUXTERMANN, Byz.
Epigram 28.– LAUXTERMANN, Poetry 164, 340 (Nr. 13).– JAMES, Mute Stones 191, 193 (Abb. 44), 194 (Abb. 45).–
SPINGOU, Words and artworks 153f.– EASTMOND, Glory of Byzantium 257.

Abb.: CIII–CVI

Die Verse bilden ein Stifterepigramm: Konstantinos weiht der Theotokos, die in Vers 6 als
=.:þD>.:A2 angesprochen wird,1124 die Kirche. Als Gegenleistung wird sie gebeten, dem Stifter
einen Platz im Himmel zu sichern.1125 Während im zweiten Teil, der an den drei Seiten der
Hauptapsis angebracht ist, die Theotokos angesprochen wird, bezieht sich der dritte Teil auf die
Jünger (Christi), womit die Apostel gemeint sind. Mango – Hawkins meinten daher, dass sich
die drei Teile auf drei verschiedene Personen bzw. Gruppen beziehen, denen die Kirche geweiht
war. Dafür spräche auch die Tatsache, dass in der Nordkirche wahrscheinlich drei verschiedene
Altäre angebracht waren.1126 Spingou ging noch weiter und meinte, dass ursprünglich sieben
Epigramme angebracht waren, da sich in der der Theotokos geweihten Kirche sechs Kapellen
befinden, nämlich zwei zu Seiten der Hauptkirche und vier im Obergeschoß; wem diese Kapel-
len geweiht sind, ist nicht bekannt.1127 Die ursprünglich sieben Epigramme könnten folgender-
maßen ausgesehen haben: sechs Epigramme zu je zwei Zwölfsilbern sowie das wichtigste, auf
die Theotokos bezogene Epigramm mit vier Hexametern in der Mitte. Spingou schätzte eine
Gesamtlänge des ursprünglichen Epigrammtextes von gut 27 Metern.1128
Beide Zwölfsilber des Epigramms sind nicht vollständig erhalten; man erkennt aber, dass der
Binnenschluss richtig gesetzt ist (B5 in Vers 7) und die Regeln der Prosodie ausnahmslos ein-
gehalten sind. Es ist interessant, festzustellen, dass auch Teile der qualitativ hochwertigen He-
xameter an Zwölfsilber erinnern. Die Einheit 4A>ă 52<ĵ< :2ĉ: =2>67.88Ā. (Vers 3) bildet einen
(prosodielosen) Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss. An die erste Hälfte eines
(prosodielosen) Zwölfsilbers mit proparoxytoner Betonung vor B7 erinnert auch der Beginn von
Vers 6: Aą: 12ĵ;<:, =.:þD>.:A2. Dies mag in beiden Fällen Zufall sein, könnte aber auch daran
liegen, dass ein vom Zwölfsilber bekanntes Schema bzw. Rhythmus auf Teile des Hexameters
übertragen wurden. Dafür spricht auch das jeweils paroxytone Ende der vier Hexameter (Verse
3–6); dieses Phänomen ist auf Nonnos von Panopolis zurückzuführen1129 und begegnet etwa
auch in den Versen auf dem bekannten Sarkophag von Galakrenai (ĺ Nr. TR64).
—————–
1124
Aus diesem Grund wurde die Kirche auch als Maria Panachrantos bezeichnet; allerdings ist diese Theotokos-
Anrede weit verbreitet, sodass hier kaum von einer Namensgebung ausgegangen werden kann, vgl. SPINGOU,
Lips Monastery 16; zu =.:þD>.:A<? als Anrede der Theotokos s.a. L s.v.; EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 56.
1125
Vgl. C. MANGO – E.J.W. HAWKINS, in: MACRIDY, Monastery of Lips 301.
1126
C. MANGO – E.J.W. HAWKINS, in: MACRIDY, Monastery of Lips 301.
1127
SPINGOU, Lips Monastery 17.
1128
SPINGOU, Lips Monastery 17f.
1129
S.a. RHOBY, Meaning 738f.
676 Türkei (Nr. TR79–TR80)

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das von Paspates aufgezeichnete á1>B@2 (vgl.
textkritischen Apparat zu Vers 3) könnte im verlorenen Teil von Vers 4 gestanden sein, wohin
es inhaltlich sehr gut passen würde. In das sonst hochsprachlich stilisierte Epigramm hat sich
auch eine volkssprachliche Form eingeschlichen, nämlich pronominales AĆ: am Beginn von
Vers 6, das hochsprachlich .íAĆ: lauten müsste. Als Dichter anzunehmen ist eine gebildete
Person, die wahrscheinlich auch das im Testimonienapparat genannte Epigramm aus der Antho-
logia Palatina für die Apsiden der der Theotokos geweihten Blachernenkirche kannte.

(*)Grabplatte (verloren ?), 9. od. 11.–13. Jh. ?: Kirche / Kloster der Theotokos Zoo-
dochos Pege
Nr. TR80) Im Vorland der Theodosianischen Landmauer lag der byzantinische Ort Pege, in
dem sich die berühmte Theotokos-Kirche Zoodochos Pege befand, deren Anfänge zwischen der
Mitte des 5. und dem Ende des 6. Jahrhunderts zu suchen sind.1130 Erst Mitte des 16. Jahrhun-
derts soll die Kirche nicht mehr bestanden haben. Im 18. Jahrhundert wurde ein neues Gottes-
haus errichtet; 1821 wurde das Kloster erneut zerstört, die bis heute in Betrieb stehende Kirche
wurde 1835 eingeweiht.1131 Der Ort ist für seine Wunderheilungen bekannt, die in einer anony-
men, in das 10. Jahrhundert zu datierenden1132 Sammlung festgehalten sind. Um 1300 wurde
diese anonyme Sammlung von Nikephoros Kallistu Xanthopulos überarbeitet.1133
In Kap. 12 der anonymen Sammlung1134 wird von einem Thessalier (A6? … 2AA.8Ć?)1135 be-
richtet, dessen Wunsch es gewesen sei, sich zum Kloster tes Peges zu begeben; auf dem Schiff
sei er aber sehr krank geworden und noch vor der Ankunft im Kloster verstorben. Der Leichnam
sei daraufhin in die Kirche gebracht worden, und als er mit dem heiligen Wasser in Berührung
gekommen sei, sei er wieder zum Leben erweckt worden. Darauf habe er die Mönchskutte an-
gezogen. Diese Erzählung ging auch in die Metaphrase des Xanthopulos ein; doch findet sich
dort ein Zusatz, der in den anonymen miracula fehlt: Xanthopulos erzählt vom Grab des Thes-
saliers und einer darauf angebrachten Inschrift, die das beschriebene Wunder schildert.1136 Ge-
deon berichtete in seiner Studie zur Zoodochos Pege von eben dieser Inschrift und dem Grab-
mal, die beide im Jahr 1833 bei Arbeiten im Kloster gefunden worden waren.1137 Seiner Schil-
derung zufolge war die Grabplatte samt Inschrift, bei der es sich um ein Epigramm handelt,
gegen Ende des 19. Jahrhunderts im Narthex der Kirche aufbewahrt. Ob das Grabmal und das
Epigramm, das höchstwahrscheinlich im 19. Jahrhundert neu graviert wurde,1138 noch vorhan-
den sind, kann nicht bestimmt werden.
Nach Talbot kann das Wunder des Thessaliers in die Mitte des 9. Jahrhunderts datiert wer-
den.1139
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
1130
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 573f.; DARK – ÖZGÜMÜù, Constantinople 111f.
1131
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 574f.
1132
Vgl. TALBOT, The Anonymous Miracula 222, 225f.
1133
Vgl. auch A.-M. TALBOT, Epigrams of Manuel Philes on the Theotokos tes Peges and Its Art. DOP 48 (1994)
135–165.
1134
AASS Nov. III, 878–889, cap. 12: 881B–D.
1135
Vgl. PmbZ # 11860. Alternativ ist daran zu denken, dass mit der Bezeichnung 2AA.8Ć? eine aus der Stadt Thes-
salonike stammende Person bezeichnet wird. Die Bezeichnung 2@@.8Ą. etwa für Thessalonike begegnet ab dem
9. Jahrhundert als Zeichen einer gewissen (Pseudo-)Gelehrsamkeit, vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken 159, Anm. 423. In einer metrischen Siegellegende des Metropoliten von Thessalonike Basileios Ach-
ridenos wird dieser als 2AA.8Ń: 5ĈA4? bezeichnet, ed. NESBITT – OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals 1,
Nr. 18.80.
1136
PAMPERES, Ć0<? 26: … 2æ? AŃ: AĮ? 9<:Į? 0Ą:2A.6 Aý 9<:.DŃ: A282@52Ą?, 7.ă 52<C68Ń? Aą 82ĵ=<: 16.8Ĉ@.? A<Ľ
3Į:, ­: >Ą@AŁ /ĄŁ =>ą? 2ą: 92A./.Ą:26, 7.ă :Ľ: ­: A.ĵ? 2ß@Ć1<6? =>Ć726A.6 A<Ľ :2Ċ, Ań 7.8Ĉ=A<:A6 8Ą5Ł Aą:
AþC<: :.74>ĈAAF: Aą 5.Ľ9., 7.ă :Ā7B? @A2:AĆ>26<:. Vgl. TALBOT, The Anonymous Miracula 227.
1137
GEDEON, F<1ĆD<? 40Ă 33f.
1138
Vgl. GEDEON, F<1ĆD<? 40Ă 34; TALBOT, The Anonymous Miracula 227.
1139
TALBOT, The Anonymous Miracula 225.
Türkei (Nr. TR80–TR81) 677

ĩ:A.Ľ5. 72ĵA.6 2AA.8ą? =>ą? 2ß@Ć1<6?


ê? 9ā C5þ@.? AĀ5:472: ½0Ā>54 é9F?
ö? ĩDĈ54 <à A>ă? ê 3Fā: CĀ>26 ï1F>
=.>ĩ Ģ 9<:.@Aā? ¡D>6 AĀ>9.A<? 9Ā:26.
——–
1–4 cf. anon. miracul. Peges, cap. 12 (AASS Nov. III, 881B–D); Niceph. Call. Xanth. metaphr. miracul.
Peges, cap. 12 (PAMPERES, Ć0<? 26) 1 cf. Niceph. Call. Xanth. metaphr. miracul. Peges, cap. 12 (PAM-
PERES, Ć0<? 26): … 7.ă :Ľ: ­: A.ĵ? 2ß@Ć1<6? =>Ć726A.6 A<Ľ :2Ċ …

Hier liegt ein Thessalier beim Eingang,


der, bevor er ankam, gestorben war; er wurde allerdings erweckt,
als dreimal über ihn das Wasser ausgegossen wurde, das Leben bringt,
bei dem (sc. dem Wasser) er als Mönch bis zum Ende bleibt.
Text: GEDEON, F<1ĆD<? 40Ă 34.

Lit.: TALBOT, The Anonymous Miracula 227f. (engl. Übers.).

Das Grabepigramm beginnt mit der bekannten Formel ĩ:A.Ľ5. 72ĵA.6.1140 Der Inhalt des
Epigramms bezieht sich auf den Bericht in Kapitel 12 der anonymen miracula des 10. Jahrhun-
derts. Der Verstorbene wird dort ebenso wie in der Metaphrase des Xanthopulos bloß als
2AA.8Ć? (Thessalier / aus Thessalien stammend) apostrophiert. Sein eigentlicher Name ist
nicht bekannt.
Wäre das Epigramm tatsächlich auf dem Grab des Thessaliers gleich nach dessen Tod ange-
bracht worden, dann würde man dort eigentlich den Namen des Verstorbenen erwarten. Das
Epigramm stellt aber wiederum nur eine Kurzfassung der Beschreibung in den anonymen mira-
cula dar; das Gegenteil, nämlich dass der Bericht in den miracula eine ausgeschmückte Version
des Grabepigramms darstellt, was Talbot vermutete,1141 ist m.E. weniger wahrscheinlich, denn
es ist – wie erwähnt – nicht nachvollziehbar, aus welchem Grund der eigentliche Name des Ver-
storbenen im Epigramm nicht angeführt ist, wenn die Verse sofort nach dem Tod des Thessa-
liers angefertigt worden wären. Fußt die Inschrift auf Kapitel 12 der miracula, ist sie als fiktiv
anzusehen; sie kann dann auch kaum vor Ende des 10. Jahrhunderts entstanden sein. Da sie aber
andererseits von Xanthopulos um 1300 erwähnt wird, ist eine Datierung in das 11.–13. Jahrhun-
dert anzunehmen.
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die Prosodie ist in den Versen 1, 2 und 4 berücksichtigt, in Vers 3 sind aber gleich
mehrere Verstöße feststellbar: Das Eta von ĩDĈ54 ist ebenso gekürzt wie das Omega von 3FĂ:;
außerdem liegt zwischen ĩDĈ54 und <à ein Hiat vor. Auch das gekürzte ĩDĈ54 und die in Texten
dieser Art seltene Form des Personalpronomens (<à) erscheinen verdächtig. Aus diesem Grund
ist in Erwägung zu ziehen, ob hier vielleicht Lese- bzw. Transkriptionsfehler Gedeons vorlie-
gen.

Fragment eines Architravs (98 × 21 cm), 11. Jh. oder später ?: Landmauer, Vortor des
Romanos-Tores
Nr. TR81) Wie unlängst festgestellt wurde,1142 handelt es sich bei jenem Tor in der Theodo-
sianischen Landmauer von Konstantinopel, das zwischen den Türmen 59 und 601143 (südlich des
modernen Mauerdurchbruches der Turgut Özal Caddesi) liegt, um das so genannte Romanos-
Tor,1144 das nach einer in der Nähe befindlichen, heute verschwundenen Kirche Hagios Roma-
—————–
1140
Siehe oben S. 64.
1141
TALBOT, The Anonymous Miracula 226–228.
1142
N. ASUTAY, Die Entdeckung des Romanos-Tores an den Landmauern von Konstantinopel. BZ 96 (2003) 1–4.
1143
Nach der Zählung von MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer.
1144
Einwände gegen Asutays These bei M. PHILIPPIDES – W.K. HANAK, The Siege and the Fall of Constantinople in
1453. Historiography, Topography, and Military Studies. Farnham – Burlington, VT 2011, 335f.
678 Türkei (Nr. TR81)

nos benannt ist.1145 Auf einem marmornen Türsturz unterhalb der Lünette ist eine von einem
Kreuz unterbrochene Inschrift eingeritzt, die in normalisierter Orthographie lautet: Ć>A. 9Ā@4
2ß@CĀ><B@. ­=ă Aą: ¢06<: źF9.:Ć:.1146 Sie wurde von Feissel aufgrund paläographischer Cha-
rakteristika in theodosianische Zeit datiert.1147
Auch oberhalb des heute vermauerten Vortors des Romanos-Tors befindet sich ein Türsturz,
der ebenfalls eine Inschrift trägt.1148 Es handelt sich um eine über zwei Zeilen laufende akzentu-
ierte Majuskel-Inschrift, deren Beginn durch ein Kreuz markiert ist. Bereits Dethier, der die
Inschrift als erster aufzeichnete, erkannte, dass es sich um die Reste von Versen handelt.1149
Dethier stellte auch fest, dass auf dem Türsturz ursprünglich wahrscheinlich vier Verse, d.h. pro
Zeile je zwei Verse, angebracht waren,1150 wenn man davon ausgeht, dass die Inschrift über den
gesamten Türsturz lief. Bei genauerer Betrachtung und bei Abwägung der Platzverhältnisse
kommt man allerdings zum Schluss, dass pro Zeile drei Verse angebracht gewesen sein müssen.
Demgemäß bildet der Beginn der Inschrift Vers 1, die darunter angebrachte zweite Zeile dürfte
den Beginn von Vers 4 darstellen.
Was die Datierung angeht, lassen sich keine genauen Angaben machen. Das Epigramm dürf-
te aber kaum vor dem 11. Jahrhundert zu datieren sein, da es für akzentuierte Inschriften vor
diesem Jahrhundert kaum Beispiele gibt.
Das Epigrammfragment lautet wie folgt:

.ă =>ă: 9ÿ: Ý: =þ:@2=A<? [……………


………………………………
………………………………
]2Ċ>06<? ±A2B;2: 2í[02:ā? ……
5 ………………………………
………………………………]
———
1 lacunam statui: .ïA4 ¾ =Ć86? Dethier, <[ôA<? è :.Ć? Mordtmann, Meyer-Plath – Schneider. 2 Dethier
proposuit !ą 1ÿ A2ĵD<? ±:5. @B9=AF5ÿ: :Ľ: ­7 /þ5>F:. 4 2Ċ>06<? tacite supplevit Mordtmann. 2í[02:Ă?
Meyer-Plath – Schneider: 2í02:ā? :Ă> Dethier, 2í(A28ā? …) Mordtmann. 5 Dethier proposuit F8Į . 5ĩ
(recte :5ĩ ?) ¾9Ń: 7<6>þ:<B ¾0<B9Ā:<B (sic).

Und früher war hochgeehrt ……………


………………………………
………………………………
der edle Georgios ließ fertigen ……
5 ………………………………
………………………………
Text: DETHIER, Nouvelles découvertes 5 (mit franz. Übers.).– MORDTMANN, Esquisse 15 (mit franz. Übers.).–
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 135 (Nr. 41 [mit Schriftskizze]).– JANIN, Constantinople byzantine 280.

Abb.: CVII

Dem Inhalt der erhaltenen Versteile nach zu schließen, dürfte es sich um eine Stifterinschrift
handeln. Ein früher =þ:@2=A<? genanntes Bauwerk könnte in schlechtem Zustand, verfallen
oder durch die Zeit mitgenommen gewesen sein – so vermutlich der Inhalt der verlorenen Verse
2–3 –, sodass es Georgios von Neuem fertigen oder restaurieren ließ (Vers 4f.). Bei =þ:@2=A<?

—————–
1145
Zur Kirche JANIN, Constantinople 448f; s.a. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 94.
1146
Zuletzt ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 92.
1147
FEISSEL, Chroniques 63 (Nr. 196).
1148
Dieser ist aber im Gegensatz zu jenem unterhalb der Lünette des Haupttors nur mehr zum Teil erhalten.
1149
DETHIER, Nouvelles découvertes 5.
1150
DETHIER, Nouvelles découvertes 5.
Türkei (Nr. TR81–TR82) 679

denkt man unweigerlich an eine Kirche;1151 aus diesem Grund erscheint die von Meyer-Plath –
Schneider vorgenommene Ergänzung auch plausibel (vgl. textkritischen Apparat). Sie ist aller-
dings aus metrisch-prosodischen Gründen abzulehnen: In der vorgeschlagenen Ergänzung endet
der Vers nicht nur oxyton – was im byzantinischen Zwölfsilber nur selten vorkommt –, sondern
ist zudem auch prosodisch schlecht, nämlich auch hinsichtlich der prosodisch einwandfreien
Reste des übrigen Epigramms. Abzulehnen ist freilich auch die Ergänzung von Dethier, da
kaum von der =Ć86?, d.h. Konstantinopel, die Rede gewesen sein wird. Ebenso „phantastisch“ –
um mit den Worten von Meyer-Plath – Schneider zu sprechen1152 – sind auch die von Dethier
ergänzten Verse 2 und 5. Dethier wollte darüberhinaus den in Vers 4 genannten Georgios mit
jenem Georgios gleichsetzen, der dem Bericht bei Theophylaktos Simokates zufolge unter Kai-
ser Maurikios praefectus praetorio Orientis war und als Gesandter zum Perserkönig Chosroes
geschickt wurde.1153 Georgios sei laut Dethier für die Wiederherstellung der Mauern von Kon-
stantinopel zuständig gewesen.1154 Diese Interpretation entbehrt freilich jeder Grundlage, allein
schon aus dem einfachen Grund, dass – wie oben angeführt – die Inschrift aus einem späteren
Jahrhundert stammt.
Bezieht sich das Epigramm – wie das erwähnte Signalwort =þ:@2=A<? vermuten lässt – auf
einen Kirchenbau, dann muss der Türsturz ursprünglich woanders angebracht gewesen sein.1155
Aus welcher Kirche der Türsturz ursprünglich gestammt haben könnte, ist allerdings nicht zu
bestimmen; in Frage kommen könnte vielleicht die erwähnte Romanos-Kirche. Wurde der Tür-
sturz des Vortors vielleicht erst nach 1453 während der Reparaturarbeiten im Bereich des Ro-
manos-Tors, die aufgrund der Zerstörungen im Zuge der Einnahme Konstantinopels notwendig
geworden waren,1156 eingefügt?
Wie bereits oben erwähnt, dürfte das Epigramm aus mindestens vier Zwölfsilbern bestanden
haben. Den erhaltenen Passagen ist zu entnehmen, dass die Binnenschlüsse korrekt gesetzt sind
(zweimal B7) und die Prosodie ausnahmslos eingehalten ist. Nach =þ:@2=A<? in Vers 1 ist ent-
weder ein Omikron, ein Epsilon, ein Sigma oder ein Theta zu lesen.

Inschrift, 10. Jh.: Landmauer, Turm 4


Nr. TR82) Auf der West- und Südwestseite des achteckigen Turms Nr. 41157 der Theodosia-
nischen Landmauer befindet sich eine auf den nach Westen bzw. Südwesten weisenden Mar-
morbändern sorgfältig und breit eingeritzte Majuskel-Inschrift, die sich aus Versen zusammen-
setzt, wie schon sehr früh festgestellt wurde. Da der Beginn der Inschrift verloren ist und auch
am Ende ein Teil fehlt, ist davon auszugehen, dass das Epigramm aus mindestens drei Zwölfsil-
bern bestanden haben muss. Es ist aber gut möglich, dass ursprünglich alle nach außen gewand-
ten sieben Seiten des Turms von Versen bedeckt waren, wie teilweise noch vorhandene Mar-
morbalken vermuten lassen. Die Inschrift ist in continuo geschrieben, Markierungen von Ver-
senden sind nicht zu erkennen.
Zu datieren ist das Epigramm in erster Linie aufgrund inhaltlicher Überlegungen. Der in
Vers 2 genannte Romanos ist wahrscheinlich Kaiser Romanos II. (959–963). Dies fügt sich
auch zum paläographischen Charakter der Inschrift.1158
Der Epigrammtext lautet wie folgt:
—————–
1151
Zigfach belegt sind metrische Stifterinschriften in Kirchen nach dem Muster ¥:40Ā>54 ­7 /þ5>F: 7.㠝:6@A<>Ă54
è 52ĵ<? 7.ă =þ:@2=A<? :.Ć? … Vgl. z.B. DRAKOPOULOU,  =Ć84 A4? .@A<>6þ? 85f. (Nr. 22), 95f. (Nr. 30).
1152
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 135.
1153
Theophyl. Simoc. hist. VIII 1,3 (p. 283 DE BOOR – WIRTH): 16ý A<ĽA< è .íA<7>þAF> .B>Ą76<? 2ß? Aā: 2>@Ą1.
­;Ā=29E2 =>Ā@/6: 2Ċ>06<:, ê? AĮ? AŃ: ®łF: =Ć82F: C<><8<0Ą.? Aā: ­=6@A.@Ą.: ­7Ā7A4A< A<ĽA<: =>.6AF>ĄF:
±=.>D<: =<7.8<Ľ@6 źF9.ĵ<6. Zur Person des Georgios MARTINDALE, Prosopography of the Later Roman Em-
pire III 516 (Georgius 14).
1154
DETHIER, Nouvelles découvertes 5f.
1155
Vgl. JANIN, Constantinople byzantine 280.
1156
Vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 88, 92.
1157
Zum Turm ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 150.
1158
Vgl. FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 80.
680 Türkei (Nr. TR82)

[……………] =Ħ@6 ņF9.Ą<6? 9Ā0.?


12@=ĆA4? <:>Ă026>2 ņF9.:ą? :Ā<:
è =.99Ā06@A<? AĆ:12 =Ĉ>0<: ­7 /þ5>F[:].
——
2–3 cf. e.g. v. 3 epigramm. in alia turri Cpl. (ĺ no. TR87): Ü026>2 A<ĽA< A2ĵD<? ­7 /þ5>F: :ĀF:.
——
1 &&C Pouqueville. 1–2 C Pouqueville. 2 [:]Ă026>2 supplevit CIG: 
Wheler – Spon.  ante ņF9.:ą? Pouqueville. 3 è: omiserunt Wheler – Spon, Pitton de Tournefort, von
Hammer, Francke, [A]ą[:] CIG, 7.ă Janin, [A]Ć[:] Mentzou-Meimare. =.99Ā06@A<?:  !
Wheler – Spon, Pitton de Tournefort, von Hammer, =.99Ā06@A<: Francke, CIG, Janin, Mentzou-Meimare.
AĆ:12: !  Pouqueville,  von Hammer, [AĆ:]12 CIG, Mentzou-Meimare, Guidoboni – Comastri,
AĆ: 12 Paspates. /þ5>F: legerunt Wheler – Spon, Pitton de Tournefort, Pouqueville, von Hammer, Franc-
ke, CIG, Paspates, Mentzou-Meimare: & Nomides.

…………… allen Rhomäern richtete der große


Herrscher Romanos,
der allergrößte, neu diesen Turm da von den Grundfesten auf.
Text: WHELER – SPON, Journey 179, 322.– PITTON DE TOURNEFORT, Relation 180 (mit franz. Übers.).– F.C.H.L.
POUQUEVILLE, Voyage en Morée, à Constantinople, en Albanie et dans plusieurs autres parties de l’empire othoman,
pendants les années 1798, 1799, 1800 et 1801, [II]. Paris 1805, 90 (mit franz. Übers.).– VON HAMMER, Constantino-
polis und der Bosporos XI (Nr. 26 [mit deutsch. Übers.]).– FRANCKE, Inschriften 217.– PASPATES, µ=60>.C.Ą 206f.
(Nr. 37).– CIG IV 363 (Nr. 8791).– PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 58 (mit Schriftskizze).– VAN MILLINGEN, Constan-
tinople 102 (Nr. 9 [mit engl. Übers. u. Schriftskizze]).– LIETZMANN, Landmauer 19 (Nr. 4).– NOMIDES, $þ>A4?.–
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 124 (Nr. 4a [mit Schriftskizze]).– JANIN, Constantinople byzantine 268
(mit franz. Übers.).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 94 (Nr. 85).– FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 80.–
GUIDOBONI – COMASTRI, Catalogue 25 (mit engl. Übers.).– RHOBY, Meaning 744, Anm. 46.

Lit.: FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 56.– ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 150 u. Anm. 669.–
AMBRASEYS, Earthquakes 261 (engl. Übers.).

Abb.: CVIII–CIX

Bei dem Epigramm handelt es sich um eine Renovierungs- bzw. Restaurierungsinschrift.


Man erfährt, dass unter einem Herrscher (Kaiser) Romanos der Turm von den Grundfesten aus
neu (Vers 2) errichtet wurde. Für die Person des Romanos gab es in der Vergangenheit ver-
schiedene Identifizierungsversuche:1159 Während sich Paspates für Romanos I. Lakapenos aus-
sprach,1160 andere Romanos III. vermuteten – vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Wie-
dererrichtung des Turmes mit dem Erdbeben von August 10321161 in Zusammenhang gebracht
wurde –,1162 trat Foss für Romanos II. ein,1163 und zwar aufgrund der Tatsache, dass dieser im
von Theodosios Diakonos verfassten Lobgedicht nach der Rückeroberung Kretas an zwei Stel-

—————–
1159
Romanos IV. Diogenes ist laut FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 80 aufgrund paläographischer Merkmale
der Inschrift auszuschließen.
1160
PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 58.
1161
Dazu AMBRASEYS, Earthquakes 260f.; GUIDOBONI – COMASTRI, Catalogue 24–26; s.a. MÜLLER-WIENER, Bildle-
xikon 293. Ein weiteres Erdbeben in Konstantinopel während der Regierungszeit des Romanos III. dürfte im
März 1033 stattgefunden haben, vgl. AMBRASEYS, Earthquakes 261.
1162
Z.B. VAN MILLINGEN, Constantinople 102; MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 124; s.a. ASUTAY-
EFFENBERGER, Landmauer 150, Anm. 669. MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 141 (Nr. 65) wollten auch
eine (nicht metrische) Inschrift auf Turm Nr. 19, dem so genannten Nikolaos-Turm, Romanos III. zuordnen, da
ein Romanos, C68ĆD>6@A<? 12@=ĆA4? als Erneuerer des Turmes genannt wird; zum Turm auch ASUTAY-
EFFENBERGER, Landmauer 173.
1163
FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 80f.; s.a. FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 56; GUIDOBONI –
COMASTRI, Catalogue 25.
Türkei (Nr. TR82–TR85) 681

len als =.99Ā06@A<? źF9.:Ć? bezeichnet wird.1164 Stimmt diese Identifizierung, ist die Autor-
schaft des Diakonos auch für die Verse am Turm nicht abwegig. Gegen die Gleichsetzung mit
Romanos II. könnte allerdings sprechen, dass in seiner Zeit bzw. auch davor kein Erdbeben oder
dergleichen in Konstantinopel belegt ist,1165 durch das eine Wiederaufrichtung des Turmes not-
wendig geworden wäre. Andererseits könnte eine Wiedererrichtung des Turmes notwendig ge-
worden sein, weil dieser mit der Zeit baufällig geworden war, wie dies im 8. Jahrhundert bei
den Türmen 7, 34 und 37 (ĺ Nr. TR83–TR85) der Fall war.
Das Versmaß des Epigramms ist der byzantinische Zwölfsilber. Die Verse sind als proso-
disch einzustufen; die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Zu notieren ist die proparoxytone
Betonung vor B5 in Vers 3. Weitere Bemerkungen: Um in Vers 2 auf die gewünschte Anzahl
von zwölf Silben zu kommen, musste eine Silbe ergänzt werden. Die Vorsilbe :- wurde beim
Anbringen der Inschrift wahrscheinlich aus Versehen vergessen. Am Beginn von Vers 3 ist klar
(auf Romanos bezogen) è =.99Ā06@A<? zu lesen.

*Inschrift (verloren), a. 741 ?: Landmauer, Turm 7


Nr. TR83)ĺ S. 683

*Inschrift (verloren), a. 741 ?: Landmauer, Turm 34


Nr. TR84) ĺ S. 683

Inschrift, a. 741 ?: Landmauer, Turm 37


Nr. TR85) Auf der Westseite des Turmes Nr. 37,1166 der sich nördlich des SilivrikapÕ (Pege-
Tores) befindet, ist in beträchtlicher Höhe ein langes und schmales Marmorband vermauert, von
dem eine teilweise akzentuierte Majuskel-Inschrift abgemeißelt ist. Schon im CIG, in dem die
Inschrift erstmals ediert wurde, wurde erkannt, dass es sich um zwei Verse handelt. Der Beginn
von Vers 1 ist durch ein Kreuz markiert, das Ende von Vers 2 durch fünf in der Form eines
Kreuzes angebrachte Punkte. Die Inschrift ist insofern paläographisch auffällig und interessant,
als sie eine der wenigen vor dem 11. Jahrhundert zu datierenden Inschriften darstellt, die mit
Akzenten versehen sind.1167
In der Vergangenheit wurde die metrische Inschrift unterschiedlich datiert. Während im CIG
hinter dem am Beginn genannten Leon Kaiser Leon III. (717–741) vermutet wurde, wurden die
Verse zuletzt in die Zeit Leons V. (813–820) datiert.1168 Dass jedoch tatsächlich nur Leon III.
gemeint sein kann, sei unten näher ausgeführt.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ĀF: @ć: F:@A.:AĄ:Ł @74=A<ĽD<6 AĆ:12


Ü026>.: =Ĉ>0<: AŃ: /þ5>F: @B9=AF5Ā:A..
——–
1 @74=A<ĽD<6: @74=[A]<ĽD<6 CIG, @74[7]A<ĽD<6 Beševliev, Inschriften. 2 Ü[0]26>.: CIG.

Leon zusammen mit Konstantinos, die Szepterträger (d.h. Kaiser),


errichteten diesen Turm, der bis auf die Grundmauern eingestürzt war.
Text: PASPATES, µ=60>.C.Ą 203 (Nr. 26), 206 (Nr. 36).– CIG IV 312 (Nr. 8665).– PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6
53 (Nr. 26), 57 (Nr. 36).– VAN MILLINGEN, Constantinople 98 (mit engl. Übers.), 99 (Schriftskizze).– LIETZMANN,
Landmauer 23 (Nr. 21).– NOMIDES, $þ>A4?.– MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 130 (Nr. 24 [mit Schrift-
—————–
1164
Theod. Diac., De Creta capta 729 (id. 915) (CRISCUOLO): è @ą? 1Ā, =.99Ā06@A2 źF9.:Ā, @AĆ8<?. Vgl. RHOBY,
Meaning 744.
1165
Keine Belege bei AMBRASEYS, Earthquakes; GUIDOBONI, Catalogue.
1166
Zum Turm ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 154.
1167
Vgl. MANGO, Epigraphy I 243.
1168
LAUXTERMANN, Poetry 341.
682 Türkei (Nr. TR85)

skizze]).– BEŠEVLIEV, Tri prinosa 292.– BEŠEVLIEV, Inschriften 107.– JANIN, Constantinople byzantine 269 (mit
franz. Übers.), 276 (mit franz. Übers.).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 94 (Nr. 82 [Text nach CIG]).– FOSS, Ano-
malous Imperial Inscriptions 82.– KRESTEN, Leon III. 43f.– JACOB, Topotérète 172, Anm. 33.

Lit.: B.C.P. TSANGADAS, The Fortifications and Defense of Constantinople (East European Monographs LXXI).
New York 1980, 62.– MANGO, Epigraphy I 243, II 134 (Taf. 19).– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 27).

Abb.: CX–CXI

Auch dieses Epigramm stellt eine metrische Bauinschrift dar. Man erfährt, dass der ein-
gestürzte Turm (neu) aufgerichtet wurde. Als Kaiser – in der Umschreibung @74=A<ĽD<6 – wer-
den Leon und Konstantinos genannt. Die Formulierung @ć: F:@A.:AĄ:Ł dürfte darauf hinwei-
sen, dass Konstantinos Mitkaiser war; @ć: F:@A.:AĄ:Ł deutet nämlich eine gewisse Unterord-
nung an, während 7.ă F:@A.:Aĵ:<? – was rhythmisch-prosodisch ebenso möglich gewesen
wäre – einen gleichwertigen Kaiser Konstantinos bedeutet hätte.
Wenn die Buchstaben ursprünglich nicht mit Farbe bestrichen waren, kann man davon aus-
gehen, dass die Inschrift vom Boden aus nicht gelesen werden konnte.
Lauxtermann datierte das Epigramm basierend auf den Überlegungen Mangos1169 zuletzt in
den Zeitraum 813–820. Von 813–820 herrschte Kaiser Leon V. (der Armenier),1170 der tatsäch-
lich auch einen Sohn hatte, der seit seiner Krönung zum Mitkaiser – die am gleichen Tag statt-
fand wie die Krönung seines Vaters zum Kaiser – Konstantinos hieß, während sein Taufname
Symbatios war.1171 Unter Leon sind zwar Ausbesserungsarbeiten und Neubauten, insbesondere
vor dem Blachernentor, im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen mit den Bulgaren,
bekannt,1172 doch bei weitem nicht in dem Ausmaße, wie dies unter Leon III. (717–741)1173 der
Fall war.1174 Die Renovierungstätigkeit unter Leon III. ist nicht nur inschriftlich gesichert,1175
sondern wird auch in den sogenannten .>.@Aþ@26? @Ĉ:A<9<6 D><:67.Ą erwähnt.1176 Kaiser Leon
III. führte vielleicht sogar eine spezielle Steuer – das Dikeraton – ein,1177 um die Landmauern
von Konstantinopel zu reparieren.1178 Da Leons Sohn Konstantinos im März 720 zum Mitkaiser
gekrönt wurde,1179 ist die Entstehungszeit des vorliegenden Epigramms zunächst auf März 720
bis Juni 741 (Tod Leons) einzugrenzen.
Die Reparaturarbeiten an der Landmauer von Konstantinopel dürften allerdings mit dem
schweren Erdbeben vom 26. Oktober 740 in Zusammenhang stehen.1180 Vom Erdbeben war
nicht nur Konstantinopel, sondern auch Nikaia und Nikomedeia betroffen. Somit dürften sich
für das Epigramm, wenn es sich tatsächlich auf Reparaturarbeiten nach dem Erdbeben bezieht,
die Eckdaten 26. Oktober 740 – 18. Juni 741 ergeben. Da die Wiederaufrichtung sicher einige
Monate in Anspruch genommen hat, kann man davon ausgehen, dass die Inschrift ca. Frühling
bis Frühsommer 741 zu datieren ist. Frühere Interpretatoren hatten Zweifel an der relativ kurzen
Zeit, die für die Restaurierung zur Verfügung stand, angemeldet,1181 doch konnten diese von
Kresten überzeugend ausgeräumt werden, da es im Mittelalter die für die Sicherheit lebens-
—————–
1169
MANGO, Epigraphy 243: „cannot be later than AD 820“.
1170
Zur Person PmbZ # 4244.
1171
Zur Person PmbZ # 3925.
1172
Vgl. PmbZ # 4244 (II, p. 674); s.a. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 14f.
1173
Zur Person PmbZ # 4242.
1174
Daher wurde das Epigramm zuletzt auch Leon III. zugewiesen: PmbZ # 4242 (II, p. 666).
1175
Vgl. MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 5; s.a. KRESTEN, Leon III. 43f.; FOSS – WINFIELD, Byzantine
Fortifications 53f.
1176
Parast. synt. chron. 3 (p. 20 PREGER); vgl. dazu KRESTEN, Leon III. 33f., 43f. u. passim.
1177
Ob die Steuer tatsächlich unter Leon III. eingeführt wurde, ist nach ROCHOW, Byzanz im 8. Jahrhundert 138 nicht
klar.
1178
Vgl. PmbZ # 4242 (II, p. 663); P.A. H[OLLINGSWORTH], Leon III. ODB 2, 1208f.
1179
Zur Person PmbZ # 3703.
1180
Vgl. AMBRASEYS, Earthquakes 227–229; s.a. GRUMEL, Chronologie 479; ROCHOW, Byzanz im 8. Jahrhundert
136–138; KRESTEN, Leon III. 42f. u. Anm. 809; ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 174.
1181
A. CAMERON – J. HERRIN, Constantinople in the Early Eighth Century: The Parastaseis Syntomoi Chronikoi.
Introduction, Translation and Commentary (Columbia Studies in the Classical Tradition X). Leiden 1984, 20.
Türkei (Nr. TR85–TR86) 683

wichtigen Verteidigungsanlagen waren, mit deren Reparatur und Ausbesserung nach Naturkata-
strophen rasch begonnen wurde.1182 Außerdem ist belegt, dass die Ausbesserungsarbeiten auch
nach dem Tod Leons, nämlich bereits unter Konstantinos V., fortgesetzt wurden.1183
Das Epigramm besteht aus zwei byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen; aufgrund mehrerer Verstöße sind die Verse jedoch als prosodielos zu bezeichnen. Zu
erwähnen ist das Enjambement, das von AĆ:12 am Ende von Vers 1 bis =Ĉ>0<: in Vers 2 reicht.
Vers 2 wurde in der Vergangenheit insofern interpretiert, als AŃ: /þ5>F: zu Ü026>.: =Ĉ>0<:
gezogen wurde, was auch durch die Übersetzungen bei van Millingen („Leo with Constantine,
wielders of the sceptre, erected from the foundations this tower which had fallen“)1184 und Janin
(„Léon et Constantin, souverains, ont relevé de ses fondations cette tour qui s’était
écroulée“)1185 zum Ausdruck kommt. Es verwundert, dass nicht ­7 /þ5>F: geschrieben wurde,
was der sonst gängige Ausdruck wäre.1186 ­7 anstatt AŃ: wäre auch rhythmisch kein Problem
gewesen. Respektiert man allerdings den Binnenschluss in Vers 2 (B5) auch als gewisse inhalt-
liche Zäsur, dann ist daran zu denken, AŃ: /þ5>F: zu @B9=AF5Ā:A. zu ziehen und AŃ: /þ5>F:
als Genitivus loci zu verstehen, wie auch in der oben angeführten deutschen Übersetzung des
Epigrammtextes zum Ausdruck gebracht wird. Zieht man /þ5>F: dennoch zu Ü026>.:, dann
kann der Genitiv nur als Genitivus separationis („von den Grundmauern aus“) interpretiert wer-
den.
Das Epigramm war in gleicher Technik und in gleichem Wortlaut ursprünglich auch auf
zwei weiteren Türmen angebracht, nämlich auf (dem heute zerstörten) Turm Nr. 71187 und auf
Turm Nr. 34 der Hauptmauer,1188 was bedeutet, dass auch diese Türme eingestürzt waren. Auch
die Inschrift auf Turm Nr. 34 ist heute nicht mehr erhalten. Aufgrund der wahrscheinlich durch
das Erdbeben verursachten großen Schäden könnten die Verse auch auf weiteren Türmen bzw.
Befestigungsanlagen angebracht gewesen sein.1189 Allerdings müssen sich nicht alle der auf den
Türmen 18, 19, 25, 45, 47, 48, 53, 55 und 56 angebrachten (prosaischen) Reparaturinschriften,
die jeweils Leon und Konstantinos nennen, auf Leon III. und Konstantinos V. beziehen,1190 zu-
mal in den meisten … Ā<:A<? 7.ă F:@A.:AĄ:<B … und nicht … ĀF: @ć: F:@A.:AĄ:Ł … zu
lesen ist.1191

Inschrift, a. 1186/87: Blachernenmauer, Turm 13


Nr. TR86) An der Westseite des Turmes Nr. 13 der Blachernenmauer,1192 in einer Höhe von
sechs bis sieben Metern, ist ein Marmorblock eingemauert, in den eine über zwei Zeilen laufen-
de Inschrift eingeritzt ist. Diese besteht aus einer Mischung von Buchstaben der Majuskel und
Minuskel1193 und ist eher unregelmäßig ausgeführt; der Beginn ist durch ein Kreuz markiert,
Akzente sind nicht zu erkennen. Aufgrund eines nachträglich angebrachten Bohrloches ist der
zweite Buchstabe der Inschrift, ein Rho, heute nicht mehr vorhanden. Nicht nur hinsichtlich der
—————–
1182
KRESTEN, Leon III. 41ff. u. passim.
1183
PmbZ # 3703 (II, p. 493).
1184
VAN MILLINGEN, Constantinople 98.
1185
JANIN, Constantinople byzantine 276.
1186
Vgl. MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 124 (bezogen auf den unten angeführten Turm Nr. 7): „Man
erwartet ­7 AŃ: /þ5>F:“.
1187
NOMIDES, $þ>A4?; MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 124 (Nr. 7); s.a. AMBRASEYS, Earthquakes 229
(engl. Übers.); zum Turm ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 150, Anm. 673.
1188
NOMIDES, $þ>A4?; MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 128 (Nr. 18); zum Turm ASUTAY-EFFENBERGER,
Landmauer 154.
1189
S.a. FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 81; s.a. PASPATES, µ=60>.C.Ą 203, 206 = PASPATES, B3.:A6:.ă
928ĀA.6 53, 57.
1190
Vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 174.
1191
Vgl. MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 127–134.
1192
Zu den Verteidigungsanlagen zuletzt ASUTAY-EFFENBERGER, Blachernai Palace; s.a. DARK – ÖZGÜMÜù, Constan-
tinople 66–82.
1193
Eine interessante Verbindung von Minuskelbuchstabe mit Majuskelbuchstabe liegt im Wort 1" (oder
1") vor.
684 Türkei (Nr. TR86)

paläographischen Ausgestaltung unterscheidet sich diese Inschrift von anderen, die an den
Mauern von Konstantinopel angebracht wurden, sondern auch hinsichtlich der Textgestalt: Es
handelt sich um Verse, allerdings nicht – wie sonst üblich – um Zwölfsilber, sondern um Fünf-
zehnsilber, wie bereits Meyer-Plath – Schneider feststellen konnten.1194
Das Epigramm ist in das Jahr 1186/87 zu datieren: Dies ergibt sich aufgrund der Nennung
des Weltjahres nach Ende des metrischen Teils der Inschrift.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[>]<@Aþ;26 .íA<7>þA<><? ¥00Ā8<B š@..7Ą<B


=Ĉ>0<? ­7 =.>.@Aþ@2F? 69Ā:4 .@682Ą<B
±A26 ,ODࢯ2Ņ.
——
1 ><@Aþ;26 (tacite) suppleverunt et scripserunt Meyer-Plath – Schneider: []C!" inscr., (….)<?
A<Ľ Paspates, Papadopoulos, C! van Millingen. C" van Millingen.  scrip-
serunt Meyer-Plath – Schneider, Foss: 1 vel 1 inscr., omiserunt Paspates et Papadopou-
los, 1/ (= 920þ8<B 1<92@AĄ7<B) Mordtmann,  van Millingen. /.@682Ą<B Foss. 3 ±A26: ±(A26)
Paspates, ! van Millingen, omisit Papadopoulos. ,ODࢯ2Ņ: ,ODROŅ Paspates, OR$ van Millingen, @ADN@A Pa-
padopoulos.

Auf Anordnung des Selbstherrschers Isaakios Angelos


(wurde) der Turm (errichtet) durch die Hilfe des Basileios Dimenes.
Im Jahr 6695 (= 1186/87).
Text: PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 39.– VAN MILLINGEN, Constantinople 132 (mit engl. Übers.) u. Abb. nach p.
248.– J.B. PAPADOPOULOS, Les palais et les églises des Blachernes. Thessalonike 1928, 84.– MEYER-PLATH –
SCHNEIDER, Landmauer II 140 (Nr. 60 [mit Schriftskizze]).– FOSS, Anomalous Imperial Inscriptions 85.

Lit.: MORDTMANN, µ=60>.C67þ 620.– BRAND, Byzantium 104.– FOSS, Defenses 175 (Abb. 18), 176.– FOSS –
WINFIELD, Byzantine Fortifications 58.– ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 132 u. Abb. 167.– ASUTAY-EFFENBER-
GER, Blachernai Palace 272.

Abb.: 118

Das Epigramm berichtet, dass der Turm unter Kaiser Isaakios II. Angelos (reg. 1185–1195,
1203–1204) im Jahr 1186/87 errichtet wurde. Offensichtlich gab es dazu auch eine schriftliche
kaiserliche Anordnung, da der Terminus =>Ć@A.;6? auch sonst gelegentlich im Sinne von Pro-
stagma verwendet wird.1195 Es wird heute eher angenommen, dass der Marmorblock mit der
Inschrift ursprünglich in Turm Nr. 14 der Blachernenmauer vermauert war, der mit Sicherheit
unter Isaakios II. errichtet wurde, wie auch Niketas Choniates berichtet;1196 Turm Nr. 13 dürfte
nämlich erst aus frühpalaiologischer Zeit stammen.1197 Die Errichtung des Turmes dürfte unter
der Aufsicht des in Vers 2 genannten Basileios gestanden sein: Es war bislang nicht möglich,
das inschriftliche 1I (oder įIȂǼǾǾ) zu deuten.1198 Am ehesten verbirgt sich dahinter ein

—————–
1194
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 140. Ich danke Anne McCabe, die mich auf dieses Epigramm auf-
merksam gemacht hat.
1195
Vgl. N. O[IKONOMIDES], Prostagma. ODB 3, 1740. Die Feststellung, dass =>Ć@A.;6? nur vom 11. bis zum 13.
Jahrhundert in Verwendung war, stimmt nicht: Kaiserliche (/.@6867.ă) =><@Aþ;26? sind auch für das 14. Jahrhun-
dert belegt, z.B. Reg. Patr. Cpl. 111,14 (HUNGER u.a.) (a. 1337/38); J. LEFORT u.a., Actes de Vatopédi, II. De
1330 à 1376 (Archives de l’Athos XXII). Paris 2006, 153,12 (a. 1376). Frühe Belege bei D. FEISSEL, Documents,
droit, diplomatique de l’Empire romain tardif (Bilan de recherche 7). Paris 2010, 573 (Index, s.v.).
1196
Nic. Chon. hist. 442,38f. (VAN DIETEN); vgl. FOSS, Defenses 174–176.
1197
Vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 132–134.
1198
Vgl. PASPATES, B3.:A6:.ă 928ĀA.6 39; MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 141. Wenig wahrscheinlich ist
die Deutung von MORDTMANN, µ=60>.C67þ 620, der 1/ (= 920þ8<B 1<92@AĄ7<B) entzifferte und Basileios als
Basileios Batatzes identifizierte, welcher mit einer Nichte des Isaakios (allerdings erst ab 1189) verheiratet war
(zur Person POLEMIS, Doukai 107).
Türkei (Nr. TR86–TR87) 685

(Familien)name oder Herkunftsname,1199 der allerdings sonst nicht belegt zu sein scheint. Viel-
leicht besteht eine Verwandtschaft zum (wohl vom Slawischen abgeleiteten) Familiennamen
Demas / Dymas, der (nur) sigillographisch an der Wende vom 11. zum 12. Jahrhundert attestiert
ist.1200 War die Inschrift ursprünglich tatsächlich in Turm 14 vermauert, dann war sie dort viel-
leicht in geringerer Höhe angebracht, um auch tatsächlich vom Boden aus gelesen oder zumin-
dest annähernd entziffert werden zu können. Bei Turm 13 ist zu der bereits genannten Höhe der
Anbringung der Inschrift nämlich auch noch einzukalkulieren, dass er ungefähr zwei Meter in
der Aufschüttung steht.1201
Dass es sich bei den beiden Versen tatsächlich um zwei Fünfzehnsilber handelt, beweisen
die korrekt gesetzten Binnenschlüsse nach der achten Silbe, wobei auch die proparoxytone Ak-
zentuierung vor den Binnenschlüssen den Regeln des Metrums entspricht. In Vers 1 sind aller-
dings die beiden Alpha von š@..7Ą<B als eine Silbe zu lesen, um auf die gewünschte Anzahl
von 15 Silben zu kommen. Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Im Epigramm fehlt eine
Verbalform (etwa ­7AĄ@54)1202, die den Akt der Errichtung des Turmes beschreibt. Dass jedoch
ein Vers ausgefallen ist bzw. vom Graveur vergessen wurde, ist weniger wahrscheinlich, da
elliptisch aufgebaute Inschriften auch sonst begegnen. Der Ausdruck ­7 =.>.@Aþ@2F? in Vers 2
wurde von Meyer-Plath – Schneider als Umschreibung für den Akt der Stiftung gedeutet.1203
Dies ist zwar grundsätzlich richtig, bedarf aber näherer Betrachtung: Die akkurate Bedeutung
von =.>þ@A.@6?1204 im vorliegenden Epigramm ist im volkssprachlichen Griechisch zu suchen,
da das Wort in dieser Sprachstufe auch in der Bedeutung von „Hilfe“ bzw. „Unterstützung“
belegt ist.1205 Zum Vergleich heranzuziehen ist auch eine Inschrift aus dem Jahr 1080/81 in Pa-
lermo: µA2826[Ċ]54 è =.:@Ā/.@A<? :.Ć? … 16ĩ ­[;Ć1]<B 67<8þ<B Bà<Ľ Ā<:A<? =.>.5.8.@@Ą-
<B .:Ć>9<B 7.ă 16ĩ ­=61><9Į? 7.ă =.>.@Aþ@2F? 67<8þ<B A<Ľ 2íA282@AþA<B =>2@/BA(Ā><B)
7.ă A./<B8.>Ą<B.1206
Für das Verfassen des Epigramms wird wohl kaum ein professioneller Dichter herangezogen
worden sein. Auch die epigraphisch-paläographische Ausführung der Inschrift lässt darauf
schließen, dass diese sehr hastig und ohne große Sorgfalt entstanden ist. Die metrische Form des
Textes könnte somit auch ein spontaner Einfall des Graveurs gewesen sein. Andererseits ist es
aber auch denkbar, dass sich Isaakios II. – der auch sonst stifterisch tätig war1207 – mit einer
Inschrift auf der Stadtmauer wie andere Kaiser vor ihm verewigen lassen wollte, jedoch aus
bestimmten (vielleicht finanziellen)1208 Gründen nicht imstande war, einen professionellen
Dichter zu engagieren, der bestimmt Zwölfsilber und nicht Fünfzehnsilber verfasst hätte.

Inschrift, 9. Jh.: Seemauer, nördlich von Odun KapÕsÕ


Nr. TR87) Nördlich des Odun KapÕsÕ genannten, am Goldenen Horn gelegenen Tores, das in
byzantinischer Zeit als Tor des Drungarios bezeichnet wurde,1209 zwischen den Türmen 4 und 5,

—————–
1199
Eine Verbindung zu dem an der Via Egnatia gelegenen thrakischen Ort Dyme ist allerdings kaum wahrscheinlich,
da dieser auch nur in spätantiken Quellen belegt ist, vgl. SOUSTAL, Thrakien 255f.
1200
Vgl. A.-K. WASSILIOU, Einige bisher unbekannte Namen auf byzantinischen Siegeln. SBS 9 (2006) 74f.; WASSI-
LIOU-SEIBT, Corpus I 414.
1201
Vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 133.
1202
Vgl. z.B. die Inschrift auf Turm Nr. 4 der theodosianischen Landmauer, ed. MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Land-
mauer II 124 (Nr. 4b): µ7AĄ@54 è =Ĉ>0<? <ôA<? …
1203
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 140.
1204
Hier nicht passend ist die bei ORLANDOS – TRAULOS, 2;67Ć: 200 angeführte (architektonische) Bedeutung von
=.>þ@A.@6?, nämlich „Abstand zwischen der Stadtmauer und den Häusern der Stadt“.
1205
Vgl. Kr s.v.
1206
Ed. GUILLOU, Recueil, Nr. 195. Guillou meinte jedoch (wohl fälschlicherweise), dass ­=61><9Į? 7.ă =.>.@Aþ-
@2F? „peut indiquer seulement la présence d’un scribe (ou notaire) Nicolas à la rédaction de l’acte de fondation“.
1207
Vgl. BRAND, Byzantium 103f.
1208
Zur schwierigen wirtschaftlichen Lage der Zeit J. HERRIN, The Collapse of the Byzantine Empire in the Twelfth
Century: a Study of a Medieval Economy. University of Birmingham Historical Journal 12 (1970) 188–203.
1209
Vgl. BERGER, Ufergegend 159, 163.
686 Türkei (Nr. TR87)

ist auf einem Marmorband eine lange, über 18 Meter reichende, nicht akzentuierte Majuskel-
Inschrift tief eingeritzt, deren Ende verloren ist.1210 Dass es sich dabei um ein Epigramm han-
delt, wird nicht nur durch inschriftlich angebrachte Punkte bewiesen, die das Ende der Verse 3
und 4 markieren.
Die Inschrift kann relativ genau datiert werden: Durch die Erwähnung des Kaisers Theophi-
los können die Verse nur aus dem Zeitraum 829–843 (Regierungszeit des Theophilos) stammen.
Dies wird auch durch die Paläographie der Inschrift bestätigt, die nur an einer Stelle, nämlich
beim Wort AĀ8<B? am Ende von Vers 5, eine Ligatur (von Omikron und Ypsilon) aufweist.
Der Epigrammtext ist wie folgt wiederzugeben:

2 $>6@Aÿ A2ĵD<? >>.0ÿ? 727A49Ā:<?


¡:.; 2ĆC68<? 2í@2/ā? .íA<[7>þ]AF>
Ü026>2 A<ĽA< A2ĵD<? ­7 /þ5>F: :ĀF:
é=2> CĈ8.AA2 Ań 7>þA26 @<B, =.:Aþ:.;,
5 7(.ă) 12ĵ;<: .íAą 9ĀD>6? .ßĊ:F: AĀ8<B?
¡@26@A<: 78Ć:4A<: ­@A4[>609Ā:<:].
——
1 cf. Oecum. comm. in apoc. 21,19 (p. 242 HOSKIER): A2ĵD<? 1ÿ è J>6<?, ö? =I88.76? 2ã>4A.6. 4 cf. v. 4
epigramm. (hodie deleti) in muro urbis Antiochiae (ĺ no. TR22): Aą: =Ĉ>0<: ê: CĈ8.<A>A2, FAā> AŃ:
é[8]F:. 6 cf. Orig., PG 12,289B: *A>Ĥ =.>267)32A.6 è $>6@Aą? 16ý Aą ¡@26@A<: 7.㠝78I:4A<:.
——
1 2 $>6@Aÿ A2ĵD<? >>.0ÿ? van Millingen: !<Ľ 5>Ć:<B £>.02 Hammer, Topographische Ansichten, –
 –  Hammer, Constantinopolis (p. IX), [!]ą [8]<6=ą[:] Ļļ.0ÿ? Francke,   C
Mordtmann. Ļļ.0ÿ? scripsit Francke: C inscr. 2 ­H@2/ā? Francke. .íA<7>þAF> legerunt alii. 4
è 52ą? CB8.AAĀAF Hammer. =þ:A.:.; Francke. 5 [1]2ĵ;<: supplevit CIG. 7(.ă) 12ĵ;<:: 7(.ă) [1]2ĵ;<: CIG,
 Mordtmann, Demangel – Mamboury. 6 ­@A4[>609Ā:<:] supplevit Francke: ±@A4 Hammer, To-
pographische Ansichten, omisit Hammer, Constantinopolis.

Der dich, Christus, als unzerbrechliche Mauer besitzende


Herrscher Theophilos, der fromme Selbstherrscher,
errichtete diese Mauer auf neuen Fundamenten.
Diese schütze durch deine Macht, Allherrscher,
5 und zeige sie bis zum Ende der Zeiten
unerschütterlich, unbewegt, feststehend.
Text: J. VON HAMMER, Topographische Ansichten gesammelt auf einer Reise in die Levante. Wien 1811, 187f.
(Nr. 63 [mit Schriftskizze u. deutsch. Übers.]).– VON HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos IV (Nr. 5 [mit
deutsch. Übers.]), IX (Nr. 20 [mit deutsch. Übers.]).– FRANCKE, Inschriften 218.– CIG IV 313 (Nr. 8672).– Epigr.
Anth. Pal. III 263 (mit lat. Übers.).– MORDTMANN, Esquisse 51 (Nr. 90 [Schriftskizze, mit franz. Übers.]).– VAN
MILLINGEN, Constantinople 183 (Schriftskizze [mit engl. Übers.]).– DEMANGEL – MAMBOURY, Quartier 14 (Abb. 11
[Schriftskizze]), s.a. 10.– JANIN, Constantinople byzantine 295 (mit franz. Übers.).– RHOBY, Structure 329 (v. 3).–
RHOBY, Meaning 742, Anm. 43 (mit engl. Übers.).

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56 (Nr. 31).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 95 (Nr.
86).– FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 70, 258 (Abb. 33).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTER-
MANN, Poetry 341 (Nr. 28).– JACOB, Topotérète 172, Anm. 35.

Abb.: 119

Diese Bauinschrift besagt, dass unter dem Herrscher Theophilos (829–843) dieser Abschnitt
der Mauer von neuen Grundfesten aus errichtet wurde. Dies fügt sich gut zu anderen Nachrich-
ten zum Ausbau und zur Verstärkung des Mauergürtels am Marmara-Meer aufgrund der steten
arabischen Gefahr unter Theophilos.1211 Die Bautätigkeit unter Theophilos ist auch durch andere
—————–
1210
Vgl. MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56. Der Rest der Inschrift ist auch heute noch vorhanden
(freundliche Auskunft von Anne McCabe).
1211
Vgl. MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 313; s.a. PmbZ # 8167 (pp. 630, 634, 635); BERGER, Ufergegend 164.
Türkei (Nr. TR87–TR88) 687

Inschriften belegbar, die u.a. auch in Nachbarschaft des obigen Epigramms zu finden sind.1212
Im Epigramm angesprochen wird Christus, der in einem Wortspiel als A2ĵD<? >>.0Ā? apostro-
phiert wird1213 und auf den der Kaiser bei der Aufrichtung der Mauer vertraut. Christus wird
gebeten, die Mauer durch seine himmlische Macht zu beschützen und in alle Ewigkeit zu be-
wahren.1214 Von Hammer zeichnete die Inschrift zwei Mal auf, nämlich „neben dem Thore des
von B. Hübsch angelegten Gartens“ und „auf einem Thurme der Seeseite“,1215 doch dürfte dies
auf einen Lapsus zurückzuführen sein. Es kann aber auch möglich sein, dass das vorliegende
Epigramm ebenso wie jenes des Leon III. und seines Sohnes Konstantinos (ĺ Nr. TR85) an
mehreren Stellen in den Befestigungsanlagen angebracht wurde.
Das Epigramm besteht aus sechs byzantinischen Zwölfsilbern, von denen einer Unregelmä-
ßigkeiten aufweist. Vers 2 besteht nämlich nicht nur aus 13 Silben, sondern weist auch keinen
korrekten Binnenschluss B5 oder B7 auf. Da die zweite Vershälfte prosodisch-rhythmisch in
Ordnung ist, ist der Fehler in der ersten Vershälfte zu suchen. Diese ist dann korrekt, wenn man
– wie bei einem jambischen Trimeter antik-spätantiker Prägung – die vierte Silbe (Länge) durch
zwei Kürzen ersetzt.1216 Dem Dichter war es offensichtlich anders nicht möglich, den viersilbi-
gen Namen 2ĆC68<? im Vers unterzubringen. Ansonsten ist das Epigramm von sehr guter Qua-
lität: Die prosodischen Gesetze werden eingehalten, und die Binnenschlüsse sind korrekt ge-
setzt. Zu notieren ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 4. Weitere Bemerkungen: In
Vers 1 ist inschriftlich IC überliefert, das zu >>.0ÿ? korrigiert werden muss. Der
Graveur der Inschrift könnte bei der Schreibung von IC (= >>.0ā?) durch A2ĵD<?, das
vor allem volkssprachlich auch in maskuliner Form belegt ist,1217 beeinflusst gewesen sein; er
könnte aber auch (è) A<ĵD<? im Sinn gehabt haben. In Vers 6 liegt ein Asyndeton vor.
Eine Prosa-Ziegelinschrift auf Turm Nr. 54 der Landmauer zeigt Ähnlichkeiten besonders
mit den Versen 4 und 6 des vorliegenden Epigramms. Sie lautet wie folgt (in normalisierter
Orthographie): $>6@Aÿ û 2Ć?, Aþ>.D<: 7.㠝=<8Ā94A<: CĈ8.A<A>2 Aā: =Ć86: @<B …1218 Die
apotropäische Inschrift ist entweder in die Regierungszeit von Leon IV. (775–780) oder Leon
V. (813–820) zu datieren.1219

*Inschrift (verloren), 9. Jh.: Seemauer


Nr. TR88) In den unpublizierten Zeichnungen von Konstantinopel, die C.-F.M. Texier in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts anfertigte, sind in Album III / Blatt 14 mehrere Inschriften
transkribiert; dabei interessiert vor allem eine Inschrift, von der Texier bemerkt, dass sie „sur la
muraille écrit en relief“ sei.1220 Es handelt sich um eine nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift,
die bereits zu dem Zeitpunkt, als sie Texier aufzeichnete, nicht mehr vollständig erhalten war.
Die Inschrift wurde auch von J. von Hammer – offensichtlich irrtümlich zweimal1221 – kopiert.
Immerhin erfährt man aber bei von Hammer, dass sie auf einem – vielleicht dem letzten – Turm

—————–
1212
Vgl. JANIN, Constantinople byzantine 295; MANGO, Inscriptions 55–57. Zur Bautätigkeit unter Theophilos s.a.
J.H. ROSSER, Theophilus „the unlucky“ (829–842). A study of the tragic and brilliant reign of Byzantium’s last
iconoclast emperor. A thesis submitted to The Graduate School of Rutgers University. Ann Arbor 1972, 108–138.
1213
Während die Bezeichnung A2ĵD<? für Christus kaum attestiert ist, finden sich Belege für die Theotokos (vgl.
EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 76f.) und das Kreuz (z.B. Ioan. Chrys., PG 51,35: A.B>ą? Aą A2ĵD<? Aą Ļļ.0ÿ?, Aą
é=8<: Aą D2,>FA<:, AŃ: =8<BA<J:AF: ¾ @C)826., AŃ: =2:+AF: ¾ 2í=<>Ą. 7A8.).
1214
Vgl. DEMANGEL – MAMBOURY, Quartier 10f.
1215
VON HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos IV, IX; wiederholt auch in CIG IV 313.
1216
Zur Seltenheit von Auflösungen im Trimeter byzantinischer Prägung (Zwölfsilber) vgl. RHOBY, Zwölfsilber 123–
126.
1217
Eine Suche von z.B. è A2ĵD<? im TLG ergibt zahlreiche Resultate.
1218
MEYER-PLATH – SCHNEIDER, Landmauer II 134 (Nr. 37); ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer, Abb. 5; MPAKIR-
TZES, !2ĄD4 154f. Der Rest der Inschrift ist aufgrund ausgefallener Ziegelteile schwer zu entziffern, ist aber viel-
leicht wie folgt wiederzugeben (in normalisierter Orthographie): :67ħ? 1F><Ĉ92:<? A<ĵ? /.@682Ľ@6 ¾9Ń:.
1219
Vgl. FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 62; MPAKIRTZES, !2ĄD4 154.
1220
Vgl. MANGO, Constantinopolitana 320.
1221
Zur Frage, ob es sich wirklich um einen Irrtum handelte, siehe oben.
688 Türkei (Nr. TR88)

der byzantinischen Seemauern im Bereich des (TopkapÕ) SarayÕ angebracht war,1222 was auch
durch einen (unpublizierten) Bericht Mordtmanns bestätigt wird.1223 Es ist unschwer zu erken-
nen, dass sich hinter dem Inschriftenfragment die Reste eines Epigramms verbergen, das ur-
sprünglich aus vier Versen bestanden haben dürfte.1224
Nach Mango gehört die Inschrift in das 9. Jahrhundert und ist in die Zeit des Kaisers Michael
III. und seines Onkels Bardas zu datieren. Die Erwähnung von Aý? @D<8ý? sei nach Mango ein
Hinweis auf Bardas, der auch in einem anderen Epigramm erwähnt wird (Vers 5: 16ý þ[>1.
A<Ľ A]Ń: @D<8Ń: 1<92@AĄ7<B), das sich auf heute im Arkeoloji Müzesi von Istanbul aufbewahr-
ten Steinplatten befindet, die ursprünglich ebenfalls in einen Turm der Seemauer im Bereich des
Saray eingemauert waren (ĺ Nr. TR61).1225 Nach Mango weist auch die Form des von Texier
aufgezeichneten Omega der Inschrift auf eine Datierung in das 9. Jahrhundert hin.1226
Die Versfragmente sind folgendermaßen wiederzugeben:

[……………] Aą =>ă: ½9.B>F[9Ā:<:


A.:Ľ:] 16.B0ÿ? 7.ă 5Ā.: ;Ā:4: ±D<:
[A.ĵ? 0]>B=:Ą.6? 7.ă [………………
………] ¡>;.6 Aý? @D<8ý? AŃ: ­:5þ12.
——
1 ½9.B>F[9Ā:<:] supplevit CIG. 2 [A.:Ľ:] supplevit Mango: cf. v. 4 epigramm. in museo archaeologico in
urbe Istanbul (olim in muris Cpl.) (ĺ no. TR61): [A.:Ľ: 7þ9]=AF? (Curtis – Aristarches, Mendel; in edi-
tione mea […………]:AF?). 3 [A.ĵ?] supplevi. [0]>B=:Ą.6? supplevit CIG. 4 AŃ: dubitanter scripsi: !
inscr. ?, Aą: CIG, Aą: (?) Mango.

……………….. das früher schwarz gewordene,


nun strahlend und mit außergewöhnlichem Aussehen
für die Nachtwachen und ………………
……… zu kommandieren die Scholen der Hiesigen.
Text: VON HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos VIII (Nr. 15 u. 18).– CIG IV 325f. (Nr. 8699).– MANGO,
Constantinopolitana 323.

Lit.: MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 97 (Nr. 100).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry
341 (Nr. 31).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383.

Das Epigramm stellt eine typische Renovierungsinschrift dar, von der es viele andere Bei-
spiele gibt.1227 Zuerst wird der verbesserungswürdige Zustand beschrieben (Aą =>ă:
½9.B>F[9Ā:<:]), danach wird der durch die Restaurierung erlangte Zustand angeführt (Vers 2).
Im vorliegenden Epigramm wird offensichtlich nicht darüber berichtet, dass das Bauwerk in
schlechtem baulichem Zustand oder sogar zusammengefallen war – dafür gibt es zahlreiche
andere Beispiele (z.B. Nr. GR15) –, sondern das Partizipium ½9.B>F[9Ā:<:] berichtet nur vom
schmutzigen Zustand; durch die Renovierung wurde es wieder strahlend und bekam ein außer-
gewöhnlich schönes Aussehen – u.a. für die Nachtwachen (A.ĵ? 0>B=:Ą.6?), wie in Vers 3 zu

—————–
1222
VON HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos VIII.
1223
Vgl. MANGO, Constantinopolitana 320–322.
1224
Eine im oberen Bereich auf demselben Blatt von Texier transkribierte Inschrift, die mit der gegenwärtigen nichts
zu tun hat (vgl. MANGO, Constantinopolitana 321), ist hingegen trotz ersten Anscheins (vgl. die Editionen von
HAMMER, Constantinopolis und der Bosporos V u. VIII [die ersten drei dort transkribierten Zeilen gehören zum
vorliegenden Epigramm]; CIG IV 326 [Nr. 8699]; VAN MILLINGEN, Constantinople 187, Anm. 4) offensichtlich
nicht metrisch, wenn man der Lesung von DEMANGEL – MAMBOURY, Inscription 211 folgt. Die Inschrift ist wahr-
scheinlich in das Jahr 906 zu datieren und befindet sich oberhalb der Inschrift des Kaisers Theophilos (DEMAN-
GEL – MAMBOURY, Inscription 208; zu den Arbeiten an der Seemauer unter Theophilos siehe Epigramm Nr. TR87
u. S. 686).
1225
MANGO, Constantinopolitana 323.
1226
MANGO, Constantinopolitana 323.
1227
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 383f.
Türkei (Nr. TR88–TR89) 689

lesen ist.1228 Doch welches Bauwerk musste hier gesäubert werden? In der Lücke in Vers 1 fehlt
ein neutrales Nomen, das mit dem neutralen Partizip-Perfekt-Passiv ½9.B>F[9Ā:<:] übereinge-
stimmt ist: Aufgrund des ursprünglichen Anbringungsortes des Epigramms ist an A2ĵD<? oder
=Ĉ>0F9. zu denken. Es wäre aber auch möglich, das Epigramm mit einer direkten Anrede an
den Betrachter beginnen zu lassen: Etwa é>., 52.Aþ wäre denkbar.1229 Liegt in Vers 4 tatsäch-
lich eine Anspielung auf Bardas, den Domestikos der Scholen vor, dann dürfte die Inschrift
ebenso wie das Epigramm auf den Steinplatten im Arkeoloji Müzesi (ĺ Nr. TR61) in den Zeit-
raum 858–862 zu datieren sein.1230
Wie bereits erwähnt, muss das Epigramm aus zumindest vier Zwölfsilbern bestanden haben.
Aufgrund der Tatsache, dass zwischen den Versen 2 und 3 offensichtlich ein inhaltlicher Bruch
vorliegt, ist es durchaus möglich, dass Texier nicht die gesamte Inschrift aufzeichnete; vielleicht
war die Mitte des Epigramms zu seiner Zeit auch schon nicht mehr vorhanden; das bereits er-
wähnte, ebenfalls von Bardas handelnde Epigramm auf den Steinplatten im Arkeoloji Müzesi
(ĺ Nr. TR61) besteht aus sechs Versen.
Trotz der Lücken im Text ist zu erkennen, dass die Binnenschlüsse im Epigramm korrekt ge-
setzt sind (ausschließlich B5); auch die prosodischen Gesetzmäßigkeiten werden eingehalten.
Das von Mango am Beginn von Vers 2 konjizierte A.:Ľ: ist nicht nur prosodisch passend, son-
dern wurde an gleicher Position im genannten Epigramm im Arkeoloji Müzesi von Istanbul
konjiziert (vgl. Testimonienapparat). Das laut Texier in Vers 4 überlieferte ! ist im Vers
schwer inhaltlich unterzubringen, weshalb Mango in seiner Edition auch ein Fragezeichen da-
hinter setzte. Eine vernünftige Lösungsmöglichkeit besteht m.E. darin, zu AŃ: zu korrigieren.
Mit den Scholen der Hiesigen sind dann wohl jene Wachen gemeint, die Bardas kommandierte.
In diese Richtung sind wahrscheinlich auch die 0>B=:Ą.6 in Vers 3 zu deuten. Das Verbum
¡>DF in Vers 4 verlangt hier den Akkusativ, normalerweise aber den Genitiv.

(*)Inschrift (verloren ?), a. 1023/24: Seemauer, erster Turm westlich von AhÕrkapÕ
Nr. TR89) Eine heute offensichtlich verlorene Inschrift war auf dem ersten westlich von
AhÕrkapÕ1231 gelegenen Turm angebracht. Früheren Schriftskizzen nach zu schließen, war sie
über vier Zeilen verteilt. Es handelt sich um ein Epigramm, wobei die Verse in continuo anei-
nander gefügt sind. Am Ende ist der Umschrift van Millingens zufolge die Datierung nach
Weltjahr angeführt, wobei diese in der Vergangenheit unterschiedlich wiedergegeben wurde:
Van Millingen schrieb ?,1232 was so nicht stimmen kann, da der Buchstabe Theta nur die
Zahl 9 und nicht etwa die Zahl 900 zum Ausdruck bringt. Janin änderte stillschweigend, aber
fehlerhaft zu ,?E8/Ņ,1233 was dem Jahr 1223/24 entspricht. Da sich allem Anschein nach hinter
dem Herrscher Basileios aber Basileios II. verbirgt, ist ,?C8/Ņ (= 1023/24) zu schreiben.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

Ķ: AĮ? 5.8þ@@4? 5>.B@9ą? ­: 9.7>ń D>Ć:Ł


78Ĉ1F:6 =<88ń 7.ă @C<1>ń ļ40:B9Ā:4?
=2@2ĵ: 7.A4:þ07.@2 =Ĉ>0<: ­7 /þ5>F:
.@Ą826<? Ü026>2:, 2í@2/ā? ¡:.;
5 ±A<B? ,?C8/Ņ.
——
3–4 cf. vv. 2–3 epigramm. (hodie deleti ?) in muro Cpl. (ĺ no. TR87): ¡:.; 2ĆC68<? 2í@2/ā?
.íA<7>þAF> | Ü026>2 A<ĽA< A2ĵD<? ­7 /þ5>F: :ĀF:.
—————–
1228
Vgl. MANGO, Constantinopolitana 322.
1229
Vgl. z.B. è>Ń:, 52<.>Aþ am Beginn von Vers 4 des Epigramms auf dem Architrav des Ciboriums der Kirche der
Abbazia di Santa Maria di Cerrate bei Lecce (ĺ Nr. IT35).
1230
Zur Datierung siehe oben S. 627. Zu den Arbeiten an der Seemauer unter Kaiser Michael III. siehe MÜLLER-
WIENER, Bildlexikon 313.
1231
Tor an der südl. Seemauer, im Quartier darüber die Lazaros-Kirche, vgl. ASUTAY-EFFENBERGER, Landmauer 208.
1232
VAN MILLINGEN, Constantinople 186.
1233
JANIN, Constantinople byzantine 297.
690 Türkei (Nr. TR89–TR90)

——
1 ­: omiserunt Spon – Wheler, Pitton de Tournefort, Hammer.   Konstantios. 2 78Ĉ1F:6:
" Spon – Wheler, Pitton de Tournefort, & Wheler – Spon,  Hammer.
#& Wheler – Spon. ļ40:B9Ā:4?: " Spon – Wheler, Wheler – Spon, "
Pitton de Tournefort, Konstantios, Byzantios, " Hammer, ļ4049Ā:4? Janin. 3 =2@2ĵ::
C Spon – Wheler, Wheler – Spon, =Ā@26: Janin. 7.A4:þ07.@2: !C Spon – Whe-
ler, Pitton de Tournefort, 7.A.:þ07.@2 Janin. 4 [.ó56?] post .@Ą826<? supplevit Epigr. Anth. Pal.
 Spon – Wheler, Wheler – Spon, Pitton de Tournefort. "  Hammer. 5 ±A<B? ,?C8/Ņ scrip-
si: ±A<B? CIG, !"C ? van Millingen, ,?E8/Ņ Janin, omiserunt alii.

Den Turm, den die Brandung des Meeres,


das sich in großer und heftiger Welle brach, in langer Zeit
zu fallen zwang, richtete von den Grundfesten aus
Basileios, ein frommer Herrscher, auf.
5 Im Jahr 6532 (= 1023/24).
Text: SPON – WHELER, Voyage d’Italie III 101f. (mit franz. Übers.).– SPON – WHELER, Voyage d’Italie I 385 (mit
franz. Übers.).– WHELER – SPON, Journey 179.– B. DE MONTFAUCON, Palaeographia Graeca […]. Paris 1708, 147
(mit lat. Übers.).– PITTON DE TOURNEFORT, Relation 180 (mit franz. Übers.).– VON HAMMER, Constantinopolis und
der Bosporos VIII (Nr. 17 [mit deutsch. Übers.]).– KONSTANTIOS, F:@A.:A6:6þ? 8.– FRANCKE, Inschriften 217.–
BYZANTIOS, F:@A.:A6:<Ĉ=<86? I 104.– CIG IV 317 (Nr. 8687).– Epigr. Anth. Pal. III 264 (mit lat. Übers.).– VAN
MILLINGEN, Constantinople 186 (mit engl. Übers.).– JANIN, Constantinople byzantine 297 (mit franz. Übers.).– RHO-
BY, Structure 330 (vv. 3–4 [ab =Ĉ>0<:]).

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56 (Nr. 16).– MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 314.– MEN-
TZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 95 (Nr. 88).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.– LAUXTERMANN, Poetry 341 (Nr. 32).

Das Epigramm stellt eine typische Stifterinschrift dar. Der Turm (an der Seemauer von Kon-
stantinopel), der durch die stetige Brandung in Mitleidenschaft gezogen, ja sogar in sich zu-
sammengestürzt war (Vers 3), wurde von einem „frommen Herrscher“ namens Basileios wieder
aufgerichtet. Es steht fest, dass mit .@Ą826<? … ¡:.; nur Basileios I. oder Basileios II. gemeint
sein können. Auch in jüngster Vergangenheit wurde das Epigramm einmal Basileios I.,1234 dann
Basileios II.1235 zugeordnet. Stimmt die von van Millingen aufgezeichnete und von Janin (feh-
lerhaft) adaptierte Datierung am Ende der Inschrift, dann kann freilich nur Basileios II. (reg.
976–1025) in Frage kommen. Auffallend ist jedoch, dass die Datierung von den Editoren der
Inschrift vor van Millingen nicht wahrgenommen wurde.1236 War sie vielleicht bis van Millin-
gen verdeckt?
Nach Müller-Wiener wurden während der Regierungszeit des Basileios II. auch weitere Tei-
le der (See)mauer repariert.1237
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen (2 × B5, 2 × B7). Als stilistischer Kunstgriff ist der syntaktische Aufbau zu werten:
Auf einen langen einleitenden Relativsatz folgt der Hauptsatz erst in Vers 3; auch das Objekt,
auf welches das am Beginn des Epigramms stehende Relativpronomen Bezug nimmt, wird erst
in Vers 3 genannt. Das Verbum des Hauptsatzes (Ü026>2:) ist überhaupt erst in Vers 4 angeführt.

*Inschrift (verloren), 11. Jh. ?: Seemauer, zweiter Turm westlich von AhÕrkapÕ
Nr. TR90) Van Millingen berichtete von einem Inschriftenfragment auf dem zweiten Turm
westlich des AhÕrkapÕ, das einige Jahrzehnte später – so Demangel – Mamboury – nicht mehr
vorhanden war.1238 Bereits den Transkriptionen des Textes bei van Millingen und Demangel –
Mamboury ist zu entnehmen, dass die Inschrift metrisch gewesen sein dürfte. Allerdings können
—————–
1234
LAUXTERMANN, Poetry 341 basierend auf MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 56.
1235
LAUXTERMANN, Byz. Epigram 30.
1236
Gerade aus diesem Grund kam die Möglichkeit, das Epigramm Basileios I. zuzuordnen, ins Spiel.
1237
MÜLLER-WIENER, Bildlexikon 314.
1238
DEMANGEL – MAMBOURY, Inscription 211, Anm. 1.
Türkei (Nr. TR90–TR92) 691

aus den von van Millingen aufgezeichneten Buchstaben nur das Ende eines und ca. zwei Drittel
eines zweiten Verses rekonstruiert werden.
Aus dem Inhalt der Inschrift ist nicht zu erkennen, aus welcher Zeit diese stammt. Da jedoch
von einer Erneuerung die Rede ist, ist es sehr gut möglich, dass sie ebenso wie jene auf dem
ersten Turm westlich des AhÕrkapÕ gegen Ende der Herrschaft des Basileios II. entstanden ist.
Ist diese Annahme richtig, dann könnte auch das vorliegende Epigramm ursprünglich aus vier
Versen bestanden haben.
Der Epigrammtext konnte (teilweise) folgendermaßen rekonstruiert werden:

……………………] ­7 /þ5>F: :ĀF:


A2ĄD4 :2<B>02ĵ 7.ă CB8þA<A>26 [………
——
1 ­7 /þ5>F: :ĀF: scripsi: & van Millingen, [ ]&  Demangel –
Mamboury. 2 !$C Demangel – Mamboury. CB8þA<A>26 supplevi: #"! von Millingen, De-
mangel – Mamboury. [12@=ĆA4?(?)] in fine versus supplevit Greek Documentary Texts (PHI).

……………………… von neuen Grundfesten aus


erneuert er die Mauern und beschützt ………
Text: VAN MILLINGEN, Constantinople 187, Anm. 4.– DEMANGEL – MAMBOURY, Inscription 211, Anm. 1.

Lit.: MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 55f. (Nr. 15).

Der Turm bzw. die Mauer dürfte – dem Inhalt des Epigramms nach zu schließen – ebenso
zusammengefallen sein wie der erste Turm westlich des AhÕrkapÕ (ĺ Nr. TR89), sodass eine
Neuerrichtung von neuen Grundfesten aus (­7 /þ5>F: :ĀF:) notwendig wurde.
Der vorliegenden Form des Epigrammtextes ist zu entnehmen, dass es sich um prosodische
Zwölfsilber handelt; auch die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt. Die von van Millingen auf-
gezeichnete Buchstabenabfolge ȂǺǹǿȍȃȃĬȅȂ weist eher auf ­7 /þ5>F: :ĀF: (eventuell
auch auf [AŃ]: /þ5>F: :ĀF:) als auf die von Demangel – Mamboury konjizierte Variante. Auch
im Epigramm auf dem ersten Turm westlich des Tores (ĺ Nr. TR89) ist die Formel ­7 /þ5>F:
am Ende des (dritten) Verses platziert. Da in Vers 2 das Eta von A2ĄD4 in van Millingens Tran-
skription vorhanden ist, besteht keine Veranlassung wie bei Demangel – Mamboury zu A2ĵD<?
zu ändern. Die Schreibung des Verbums CB8þAAF mit einem Tau ist (volkssprachlich) mög-
lich,1239 doch sei hier der Schreibung mit zwei Tau in diesem hochsprachlich stilisierten Text
der Vorzug gegeben; würde man die Schreibung mit einem Tau belassen, würde auch ein Ver-
stoß gegen die Prosodie entstehen. Am Ende des zweiten Verses ist die im Testimonienapparat
vorgeschlagene Ergänzung 12@=ĆA4? möglich, inhaltlich würde nach CB8þA<A>26 aber auch sehr
gut Aā: =Ć86: passen, was sich auch gut der Prosodie des Epigramms fügen würde.

Türsturz, 12. Jh. oder später ?: Seemauer, Odun KapÕsÕ


Nr. TR91) ĺ S. 188

*Inschrift (verloren), 9. Jh. ?: unbekannte Kirche ?


Nr. TR92) In einer = genannten Sammlung von Epigrammen, die der so genannten Antho-
logie des Kephalas entstammt, findet sich auch ein Vers, der auch in der Anthologia Planudea
(XVI 387c 5 BECKBY) überliefert ist.1240 Dabei handelt es sich um einen sogenannten Krebsvers

—————–
1239
Vgl. LEFORT, Actes d’Iviron I, Nr. 24,10 (a. 1020); siehe auch oben S. 93 und die inschriftlichen Belege in Greek
Documentary Texts (PHI).
1240
Siehe auch E. MIONI, ß@.0F0ā @Aā: ®884:67ā =.8.6<0>.CĄ.. 2AþC>.@4 N.M. Panagiotake. ÿ @B9=84>Ċ@26?
A<Ľ @B00>.CĀ. 7.ă A<Ľ 92A.C>þ@A4. Athen 2009, 113.
692 Türkei (Nr. TR92)

bzw. ein Palindrom, d.h. um einen vom Anfang und vom Ende gelesen gleichlautenden Vers.1241
Dieser Vers dürfte nach Lauxtermann in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts von einem ge-
wissen Stylianos für einen Brunnen oder ein Wasserbecken gedichtet worden sein. Als ur-
sprünglicher Anbringungsort sei eine Kirche in Konstantinopel anzunehmen.1242
Der Vers lautet wie folgt:

ĄE<: :<9Ă9.A., 9ā 9Ć:.: ëE6:.


——
ĄE<: scripsi (cf. TLG): :ĵE<: alii.

Wasch die Sünden ab, nicht nur dein Antlitz!


Text: LAUXTERMANN, Poetry 248 (mit engl. Übers.) = Anth. Pal. XVI 387c 5 (BECKBY).

Nicht nur der Inhalt der Inschrift, sondern weitere, tatsächlich inschriftlich erhaltene Belege
des Verses legen den Schluss nahe, dass dieser am Rand eines Wasserbassins, womöglich in
kreisrunder Form, angebracht war. Nach Lauxtermann könnte sich hinter dem erwähnten Styli-
anos der hochrangige Beamte Stylianos Zautzes († ca. a. 899/900)1243 verbergen,1244 der den
Vers, einen prosodielosen Zwölfsilber,1245 für ein Objekt in der von ihm errichteten Kirche1246
geschrieben haben könnte. In Parenthese sei erwähnt, dass der Vers in einigen Handschriften
auch Theodoros Prodromos und Leon Philosophos zugeschrieben wird.1247
Der Vers muss außerordentlich populär gewesen sein, da seine Existenz an verschiedenen
Orten nachweisbar ist:1248
So könnte er auch an anderer Stelle in Konstantinopel, nämlich auf Wasserbecken in der Ha-
gia Sophia, inschriftlich angebracht gewesen sein, wie man dem Bericht des französischen Rei-
senden Grelot und einer Zeichnung von Curtis entnehmen kann.1249
Der Vers ist auch auf heute noch erhaltenen Objekten angebracht:
Zunächst sei ein marmornes, zylinderförmiges, im Archäologischen Museum von Paros auf-
bewahrtes Wasserbecken erwähnt, in dessen Seitenwand der über drei Zeilen laufende Vers
eingeritzt ist. Kiourtzian datierte die Inschrift in das „6. Jahrhundert oder später“, wobei die frü-
he Datierung unter der Voraussetzung, dass der Vers erst im 9. Jahrhundert entstanden ist, aus-
zuschließen ist. Wie bereits auch Kiourtzian selbst festhielt, erinnert vor allem die Form des
Buchstabens Alpha an eine Datierung lange nach dem 6. Jahrhundert.1250 Eine Datierung in das
10. Jahrhundert ist durchaus wahrscheinlich.
—————–
1241
Beispiele dafür bei HUNGER, Literatur II 105f.; L. STERNBACH, Analecta Byzantina. ýeske Museum Filologické 6
(1900) 297–303; PÉTRIDÈS, Karkinoi, passim; s.a. HÖRANDNER, Visuelle Poesie 41f.
1242
LAUXTERMANN, Poetry 248.
1243
Zur Person PmbZ # 27406.
1244
LAUXTERMANN, Poetry 248.
1245
Sprachlich auffallend ist die dorische Form 9Ć:.:, die durch die Natur des „Krebsverses“ bedingt ist.
1246
Wo sich diese nur durch eine Homilie Leons VI. bekannte Kirche in Konstantinopel befand, ist nicht eruierbar,
vgl. JANIN, Constantinople 132; Th. ANTONOPOULOU, The Homilies of the Emperor Leo VI (The Medieval Medi-
terranean. Peoples, Economies and Cultures, 400–1453 14). Leiden u.a. 1997, 242f.; s.a. HUNGER, Literatur I
182; KAZHDAN, A History of Byzantine Literature 850–1000 64f.
1247
Vgl. Theod. Prod. carm. hist. p. 62f. (HÖRANDNER). Legendär ist die Zuschreibung an Gregor von Nazianz, vgl.
MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantinople 57; PÉTRIDÈS, Karkinoi 89.
1248
S.a. H.J. BLAKE, Secret Language. Oxford 2011, 15.
1249
[G. GRELOT], Relation nouvelle d’un voyage de Constantinople. Paris 1680, 161; C.G. CURTIS, Broken Bits of
Byzantium. Part 2: Within the City: the Land Walls. o.O. 1891, Zeichnung Nr. 4 (dazu N. WESTBROOK, The
Freshfield Folio view of the Hippodrome in Istanbul and the Church of St. John Diippion, in: NATHAN – GAR-
LAND, Basileia 241, Anm. 57); vgl. LAUXTERMANN, Poetry 248; MANGO, Byzantine Inscriptions of Constantino-
ple 57 (Nr. 1); PETRIDES, Karkinoi 89; CIG IV 395f. (Nr. 8940). Auf das Becken in der Hagia Sophia dürfte sich
auch die Skizze bei GRUTERUS, Inscriptiones II, MXLVII (Nr. 9) beziehen; s.a. PACIAUDI, De sacris Christiano-
rum balneis 163 (mit lat. Übers.).
1250
G. KIOURTZIAN, Recueil des inscriptions grecques chrétiennes des Cyclades. De la fin du IIIe au VIIe siècle apès
J.-C. (TM, Monographies 12). Paris 2000, 129f. (Nr. 65) u. Taf. XVII (Nr. 65).
Türkei (Nr. TR92–TR93) 693

Ein weiterer Beleg ist in der kleinen neuzeitlichen Kirche Metamorphosis Soteros in der Nä-
he des Klosterkomplexes Hosios Loukas bei Steiri zu finden: Der Vers ist in eine oberhalb des
westlichen Eingangs eingemauerte Marmorplatte eingeritzt, unterhalb eines Kreuzes, das von I
$ I  und dem bekannten Tetragramm ! (Auflösung z.B.: !Ć=<? >.:Ą<B .>þ126-
@<? Ā0<:2:) flankiert wird; darunter ist die Jahreszahl 1891 eingeritzt, wodurch die Kirche
auch datiert werden kann. Es wurde auch behauptet, dass die Marmorplatte aus byzantinischer
Zeit stammt und Ende des 19. Jahrhunderts wiederverwendet wurde.1251 Zumindest die das
Kreuz begleitenden Buchstaben müssen aber neuzeitlich sein, da Buchstabenformen (z.B.
anstatt C) verwendet werden, die für die byzantinische Zeit unüblich sind. Durch die Nähe einer
Quelle ist auch ein thematischer Bezug zum Vers gegeben.
Des Weiteren ist der Vers auch in zwei Athos-Klöstern zu finden, wobei er dort jeweils viel-
leicht erst in postbyzantinischer Zeit angebracht wurde: Ein Beleg stammt vom Brunnen des
Pantokrator-Klosters,1252 der andere vom Brunnen im Iberon-Kloster.1253
Hunger erwähnt einen (neuzeitlichen) Beleg für das Epigramm in Thessalonike, nämlich an
einem Brunnen auf dem Gelände des Blatadon-Klosters.1254
Der Vers ist aber nicht nur auf Architektur beschränkt: Einen Beleg für den Vers stellt auch
ein Siegel des 11./12. Jahrhunderts dar, auf dessen Avers-Seite der heilige Gregorios dargestellt
ist.1255
Der „Krebsvers“ hat seinen Weg selbst in den Westen gefunden; Wasserbecken mit der ge-
nannten Inschrift sollen sich in Kirchen in Nottingham, Orléans, Paris und anderen Städten be-
finden bzw. befunden haben.1256

IZMIR

(Fragment des) Rand(es) eines Sarkophags ? (81 × 33 cm), 8./9. Jh. ? ĺ Nr. NL1

*Inschrift (verloren), a. 1222/23: Burg, Nordtor


Nr. TR93) In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde von Ch. Burdett mit Hilfe langer
Leitern eine Inschrift kopiert, die über dem Nordtor des auf dem Berg Pagos gelegenen Kastells
(heute Kadifekale) angebracht war. Schon im 18. Jahrhundert erfolgte auch die erste Edition der
Inschrift. Als allerdings das genannte Tor im Jahr 1827 abgerissen wurde, ging auch die In-
schrift verloren.1257 Früheren Beschreibungen1258 ist zu entnehmen, dass die über vier Zeilen
verteilte Inschrift auf einem aus weißem Marmor gefertigten und aus drei Teilen bestehenden
Bogen oberhalb des Tores angebracht war. Schon früh wurde auch erkannt, dass die Inschrift
metrischen Charakters ist, wobei die einzelnen Verse durch zwei übereinander liegende Punkte

—————–
1251
 55 (2000, publ. 2009), $><:67þ, Ņ 1, 143f. u. Abb. 2.
1252
MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 59 (Nr. 195).
1253
MILLET – PARGOIRE – PETIT, Recueil Athos 88 (Nr. 279).
1254
HUNGER, Literatur II 105, Anm. 26; s.a. U. ERNST, Carmen Figuratum. Geschichte des Figurengedichts von den
antiken Ursprüngen bis zum Ausgang des Mittelalters (Pictura et Poesis 1). Köln u.a. 1991, 738f., 740 (Abb.
273); LAUXTERMANN, Poetry 248. Die Information, dass die Inschrift neuzeitlich bzw. modern und nicht byzanti-
nisch ist, verdanke ich Wolfram Hörandner, der auch für die Erwähnung bei HUNGER, Literatur verantwortlich ist.
Ich konnte dies bei einem Besuch im Kloster (Juli 2013) verifizieren und auch feststellen, dass der Krebsvers im
Jahr 1894 eingeritzt wurde. Oberhalb der Inschrift befindet sich ein Kreuz, in dessen Ecken  $ (sic)  
eingeschrieben ist.
1255
Ehemalige Sammlung Zacos (Photo in Wien). Für den Hinweis auf das Siegel danke ich Alexandra-Kyriaki
Wassiliou-Seibt.
1256
Vgl. J.-B.-E. PASCAL, Origines et raison de la liturgie catholique. Paris 1863, 162; vgl. PÉTRIDÈS, Karkinoi 89;
eine Liste von Kirchen findet man unter http://en.wikipedia.org/wiki/Nipson_anomemata_me_monan_opsin
1257
Vgl. MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 66, Anm. 23.
1258
Zusammengefasst bei PETZL, Inschriften von Smyrna II,1 323.
694 Türkei (Nr. TR93)

voneinander getrennt waren.1259 Es handelt sich allerdings nicht – wie sonst üblich – um byzan-
tinische Zwölfsilber, sondern um Hexameter, für die es in byzantinischer Zeit als Inschriften nur
wenige Beispiele gibt.1260 In der ersten Zeile der Inschrift waren sieben Verse angebracht, in der
zweiten sechs, in der dritten ebenfalls sechs und in der vierten Zeile ein Vers, was eine Gesamt-
versanzahl von 20 ergibt.1261 Die auf den letzten Vers folgende Angabe der Datierung stand auf
dem linken Torpfeiler. Zu beiden Seiten des Bogens waren byzantinische Adler eingezeichnet.
Bei den Marmorteilen handelte es sich um Spolien, da A. von Prokesch-Osten bei der Abnahme
der Steine auf der Rückseite den Torso einer älteren Inschrift entdeckte.1262
Durch die erwähnte Angabe der Datierung durch das Weltjahr am linken Torpfeiler kann das
Epigramm in das Jahr 1222/23 datiert werden. Dies fügt sich auch zum Inhalt der Inschrift.
Schon von Prokesch-Osten merkte an, dass „die erbärmlichen Lettern … auf die späte Zeit der
Byzantiner“ deuten.1263
Der auf früheren Abschriften und Editionen beruhende Epigrammtext lautet wie folgt:

!Ă:12 =Ć86: =þ><652: 0.7826AĂ: =2> ­<Ľ@.:


A2ĄD2@6 9.>9.Ą><B@6: ­H@A2Cþ:<6? Aĩ ­:ă =Ĉ>0<6?,
7.ă Dþ>6@6 />Ĉ<B@.: é@.6? =A<8Ą25><: Ā;26,
2ñ@A<<: 2íþ0B6.: ­>Ą1<9<: 2í8<ĀA26>.:,
5 ž8ă =2>69þD4A<: ß1ÿ D5<:ă =<B8B/<A2Ą>Ĭ,
D2ă> ç8<<ĵ< D>Ć:<6< 16ĀA9.02: ½ĺA2 :2/>ą:
=Ć>1.86? 0>Ą., /þ82 1Ā 96: 7.Aý 0.Ą4?,
0>4ij 1Ā 96: 5Ă7.A< =.:Ą728<: ß@D:<=.>2ĄŁ,
7þ88<? 9.81Ĉ:.@. 7.㠝08.Ĵ4: ­>.A26:Ă:
10 88ý ņĊ94? 7<Ą>.:<? è=8<AĀ>4? ĩFþ::4?
=þG? <B7<CĈAF: ­>67B1Ń: /.@68ĂF:,
<ß7A2Ą>.? 9<0Ā<B@.: =<C569Ā:4: Aĩ ­82.Ą>F:
0Į>.? =Ā;2@2: ½1ĩ 79ĮA. A2Ĉ;.A< 0Bĵ.
ļ67:þ A2 =.>ĂG. 7.ă ¢E2. 8B0>ý A<:Ċ@.?
15 5Ă7.A< 7<B>61Ą4: =ą 0>.ą? =2:A.7<>Ċ:<B
AĆ:12 A2 7.ă /.@Ą826.:, ¡:. D5<:ą? ½1ÿ =Ć8<6<,
7þ8869<: 2í=.AĀ>26.: ­=Ă>.A<: 2å1<? >Ą@A4:
ëE6: ­=6Ĵ728<: $.>ĄA2@@6 82B7<=.>2Ą<6?
CBĂ: 5ĩ îE67Ć9<6@6: ­G@7<9Ā:4: 7B=.>ĄAA<6?,
20 52Ą4? ­? 8B7þ/.:A.? =26>2@Ą<B? @B:.:þ@@26:
±A(26) ,?E8.Ņ.
——–
1–4 cf. Ael. Arist. or. in Smyrn. I 232,9sq. (DINDORF). 2 A2ĄD2@6 9.>9.Ą><B@6: cf. Colluth. (s. V/VI) rapt.
Helenae 290 (MAIR). 4 cf. Theod. Prod. carm. hist. LXXIX 2–3 (HÖRANDNER) (de Cpl.): 2ñ7<>2
7.886þ:26>., =2>Ą1><92 A2ĄD2@6 9.7><ĵ? | 2í7>.ÿ? 2í8<ĀA26>. CBA<A>ĆC2 2í=.>þ126@2. 5 cf. Ael. Arist. or.
in Cyzic. I 238,21sq. (DINDORF). D5<:ă =<B8B/<A2Ą>Ĭ: cf. e.g. Il. 3,89: ­=ă D5<:ă =<B8B/<A2Ą>Ĭ. 10 cf. v. 1
epigramm. in columna Const. in urbe Cpl. (ĺ no. TR56): Ĉ, $>6@AĀ, 7Ć@9<B 7<Ą>.:<? 7.ă 12@=ĆA4?. 13–
15 cf. Ael. Arist. palinod. in Smyrn. I 268,24sq. (DINDORF). 17 cf. Theod. Prod. carm. hist. II 87
(HÖRANDNER) (de Irena Ducaina, uxore Alex. I. Comn.): 2ñ=.6? 2í=.AĀ>26., 9Ā0ĩ ±;<D<? 9C㠝:þ@@.6?.
20 cf. Const. Manass. epigramma dedicat. in brev. chron. 9 (p. [4] LAMPSIDIS): 2ß? A<Ą:B: 8B7þ/.:A.?
=26>2@Ą<B? ­8þ@26.?; eiusdem carm. astrol. 593 (E. MILLER, Notices et extraits XXIII 2 [1872] 39): 7.ă
A<Ą:B: 2ß? 8B7þ/.:A.? ö? 26>2ĵ@5.6 (lege =26>2ĵ@5.6 ?) =8Ā<:.1264
——–

—————–
1259
Zwei übereinander liegende Punkte dürften auch nach dem zweiten Fuß in Vers 7 angebracht gewesen sein,
ebenso nach dem vorletzten Wort in Vers 11.
1260
Siehe oben S. 88–89 u. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 62f.
1261
Vgl. die Konkordanz von Zeilen und Versen bei PETZL, Inschriften von Smyrna II,1 323f.
1262
PROKESCH-OSTEN, Smyrna 63.
1263
PROKESCH-OSTEN, Smyrna 61.
1264
Vgl. RHOBY, Bemerkungen 325 u. Anm. 106.
Türkei (Nr. TR93) 695

1 Aą post =Ć86: addiderunt Jacobs, Epigr. Anth. Pal. 0.7826AĂ: Jacobs: "! Pococke, Chan-
dler, 0.78ĈA4: Nova Acta Eruditorum, 0.78BAĂ: Chandler (in transcriptione), CIG, Grégoire, Petzl,
Paul. 2 A2ĄD2@6: Nova Acta Eruditorum. 9.>9.Ą><B@6: Grégoire, Petzl: "  Pococke, Chan-
dler, 9.>9.6><B@.: Chandler (in transcriptione), Jacobs, CIG, Epigr. Anth. Pal., Paul. ­B@A2Cþ:<6?:
" # Pococke, Chandler, 2B@A2C.:<6@6 Chandler (in transcriptione). Aĩ ­:ă Grégoire: ­:ă Nova Ac-
ta Eruditorum, Jacobs, CIG, Epigr. Anth. Pal. A2 Chandler (in transcriptione). 3 Dþ>6@6: Dþ>6@6: Nova Acta
Eruditorum, Jacobs, Dþ>6A6 CIG. é@.6(?) Grégoire, Trypanis:   Pococke, Chandler, é@.6 Nova Acta
Eruditorum, Jacobs, CIG, Epigr. Anth. Pal. Ā;26 Grégoire, Petzl, Paul:  Pococke, Chandler, 2;3 Ja-
cobs, .2;<: Chandler (in transcriptione), Nova Acta Eruditorum, CIG, Epigr. Anth. Pal. 4 2ñ@A<<::
"! Pococke, Chandler, 2ñA<<: Jacobs. 2íþ0B(6).: Grégoire, Petzl: "" Pococke, Chandler
(sic inscr. ?), ­B>B.02ĵ.: Nova Acta Eruditorum, 2B>B.0B6.: Chandler (in transcriptione), 2í>þ0B6.: Ja-
cobs, 2íþ0B.: CIG, 2í>Bþ0B6.: Epigr. Anth. Pal. ­>Ą1<9<::  Pococke, Chandler, 2>61><9<:
Chandler (in transcriptione), Jacobs, [­]>61><9<: CIG, ­ĺ1><9<: Epigr. Anth. Pal. 2í8<ĀA26>.::
"! Pococke, Chandler, 2>7<? 2A.6>F: Chandler (in transcriptione). 5 ž8ă =2>69þD4A<: Gré-
goire: .9C69.D4A<: Chandler (in transcriptione), ž8@ă =2>6@@<9þD4A<: Epigr. Anth. Pal. ß1ÿ: AĬ12 Chan-
dler (in transcriptione). =<B8B/<A2Ą>4 Grégoire. 6 16ĀA9.02: Grégoire:  Pococke, Chandler,
16Ā@=.@2: Nova Acta Eruditorum, Chandler (in transcriptione [sine accentu]), Jacobs, CIG, Epigr. Anth.
Pal. ÜHA2 Nova Acta Eruditorum, Jacobs. 7 0>Ą.: ¡0>6. Jacobs, 0>6Ć[5B9<?] Epigr. Anth. Pal. /þ82 CIG,
Grégoire, Petzl, Paul:  Pococke, Chandler, [5B9<:] 2/.882 Chandler (in transcriptione), Jacobs,
Epigr. Anth. Pal.  Pococke, Chandler. 8 ! Pococke, Chandler. 1Ā 96: 5Ă7.A< CIG, Grégoire:
1ĩ 2547.A< Chandler (in transcriptione), Jacobs, Epigr. Anth. Pal. 96: post ­5Ă7.AĆ addiderunt Jacobs et
Epigr. Anth. Pal. =.:Ą728<: CIG, Grégoire: =.:2Ą728<: Nova Acta Eruditorum, =.:Aĩ 6728<: Chandler (in
transcriptione), =þ:Aĩ 2ã728<: Jacobs, Epigr. Anth. Pal. ß@D:<=.>2ĄŁ: $& Pococke, Chandler,
ß@D:<=.>2ĄF Grégoire, Paul. 9 9.81Ĉ:.@.: "  Pococke, Chandler, =.88Ĉ:.@. Nova Ac-
ta Eruditorum, Chandler (in transcriptione [sine accentu]). 10 88ý: 88ĩ ¡>. Epigr. Anth. Pal.
 Pococke, Chandler. 11 =þG? Grégoire, Petzl, Paul: =.ĵ? Jacobs, CIG, Epigr. Anth. Pal. [9ÿ:]
addidit Chandler (in transcriptione) post =.6?. Lacunam statuit CIG post =.ĵ?. [AŃ:] addidit Epigr. Anth.
Pal. post =.ĵ?. .6 addidit Chandler (in transcriptione) post 2>67B1F:. [ú] addidit Epigr. Anth. Pal. post
­>67B1Ń:. ­>67Ĉ1F: Nova Acta Eruditorum, CIG. /.@68ĂF: correxit CIG:  & Pococke, Chandler,
/.@68ĀF: Nova Acta Eruditorum, /.@6826F: Chandler (in transcriptione). 12 9<0Ā<B@.::  
Pococke, Chandler, 9<02F@.: Chandler (in transcriptione). ­82.Ą>F: Jacobs, Grégoire, Notes
d’épigraphie byzantine: !& Pococke, Chandler, ­=.2Ą>F: Nova Acta Eruditorum, Chandler (in
transcriptione [sine accentu]), CIG, ­82Ā>F: Grégoire, Recueil Asie Mineure. 13 =Ā;2@2[[:]] (=
=Ā;2@2{:}) metri causa Trypanis (cf. comment.). 41ĩ Chandler (in transcriptione) et al.:  Pococke,
Chandler, 7.ă Grégoire, Paul. 79ĮA.: ¡794A. Nova Acta Eruditorum, 79ĮAĩ Epigr. Anth. Pal. A2Ĉ;.A<:
A2A2B;.A< Chandler (in transcriptione), :2A2Ĉ;.A< Epigr. Anth. Pal. 02ĵ. Nova Acta Eruditorum. 14
ļ67:þ scripsit Petzl (in nota): ļB7:þ Grégoire, Petzl, Paul, =B7:þ alii. ļ67:þ A2: =B7:Ċ@.? A2 Epigr. Anth.
Pal. [9.7>.] addidit Chandler (in transcriptione) post A2. =.>ĂG. CIG, Grégoire: =.>4:ý Nova Acta Eru-
ditorum, =.>26. Chandler (in transcriptione), =.>į. Jacobs, Epigr. Anth. Pal. ¡E2. Nova Acta Erudito-
rum. 15 0>.ą?: 0>4<? Chandler (in transcriptione), Jacobs. 16 AĆ:12 Jacobs, CIG, Epigr. Anth. Pal., Petzl:
!<: 12 Chandler (in transcriptione), !ą: 1Ā Grégoire, Paul. ¡:.: ¡[:.;] CIG.  Pococke, Chan-
dler. /.@686@@.: Chandler (in transcriptione). 18 ũEă: Nova Acta Eruditorum. ­=267Ā86<: Epigr. Anth.
Pal. [4:] post ­=6Ĵ728<: addidit Chandler (in transcriptione). $.>ĄA2@@6: $.>ĄA2@@6: Nova Acta Erudito-
rum, Chandler (in transcriptione [sine accentu]), $.>6AĀ@@6: Jacobs. 82B7<=.>2Ą<6?:
&……! Pococke, Chandler. 19 7B=.>ĄAA<6?: "! Pococke, Chandler,
7B=.>ĄA<6? CIG. 20 ­6? Nova Acta Eruditorum.  " Pococke, Chandler.

Diese früher sehr berühmte Stadt


durch strahlende Mauern und gut gekrönte Türme
und strotzend voll von Reizen, mit denen eine Stadt wächst,
mit schönen Säulenhallen, mit schönen Straßen, mit vielen Häusern, mit schönen Bä-
dern,
5 umkämpft vom Meer und der vielnährenden Erde,
(diese Stadt) zerteilte die Hand der verderblichen Zeit wie ein Hirschkalb
ein wilder Panther, warf sie zu Boden,
machte sie völlig gleich einer Greisin mit eingefallenen Wangen,
indem sie (sc. die Hand) die Schönheit unkenntlich machte und den lieblichen Glanz.
10 Aber der Herrscher des jüngeren Rom, Ioannes,
Kind der aus der Dukas-Familie stammenden sehr berühmten Kaiser,
der die geplagte (sc. Stadt) bemitleidete und sich der zerstörten erbarmte,
696 Türkei (Nr. TR93)

schabte das Alter ab und schuf nicht ermüdete Glieder,


und indem er die runzeligen Wangen und die schwächlichen Gelenke straffte,
15 machte er aus der fünf Krähen gleichenden alten Greisin eine junge Braut.
Diesen (sc. Ioannes) aber, Herrscher über Erde und Himmel, und die Kaiserin,
die schöne Tochter eines edlen Vaters, die liebenswerte, die beste in ihrer Gestalt,
im Aussehen gleich den weißwangigen Chariten
und im Wuchs den hochbelaubten Zypressen gleichend,
20 mögest du bestimmen, für unendliche Jahre gemeinsam zu herrschen!
Im Jahr 6731 (= 1222/23).
Text:1265 POCOCKE, Inscr. antiqu. graec. et latin. liber 26 (Nr. 40).– Nova Acta Eruditorum 1753, 595f. (mit lat.
Übers.).– CHANDLER, Inscriptiones antiquae 5 (Nr. XIII [mit lat. Übers.]).– Fr. JACOBS, Animadversiones in epi-
grammata anthologiae Graecae secundum ordinem analectorum Brunckii, III/3 (= Anthologia graeca XIII, commen-
tarius III/3). Leipzig 1814, 810.– CIG IV 343f. (Nr. 8749).– Epigr. Anth. Pal. III 281 (mit lat. Übers.).– GRÉGOIRE,
Recueil Asie Mineure 22f. (Nr. 81–82).– GRÉGOIRE, Notes d’épigraphie byzantine 35f. (mit franz. Übers.).– TRYPA-
NIS, Poetry 50 (Nr. 53 [Text nach Grégoire]).– PETZL, Inschriften von Smyrna II,1 323f. (Nr. 854 [mit deutsch.
Übers.]).– PAUL, Dichtung auf Objekten 255 (Nr. 31).

Lit.: PROKESCH-OSTEN, Smyrna 61.– F.V.J. ARUNDELL, Discoveries in Asia Minor; including a description of the
ruins of several ancient cities and especially Antioch of Pisidia, II. London 1834, 394f.– HALKIN, Inscriptions IV
77f.– MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 66, Anm. 23.– AHRWEILER, Smyrne 36.– MENTZOU-MEIMARE,
µ=60>.C.Ą 109 (Nr. 160).– W. HÖRANDNER, Customs and beliefs as reflected in occasional poetry: some considera-
tions. BF 12 (1987) 241.– TROMBLEY, War 127 (engl. Übers. [unvollständig]).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken 54.– RHOBY, Bemerkungen 325, Anm. 106.– HÖRANDNER, Theodore Prodromos and the City 52f., 54.

Das Epigramm besteht aus drei Teilen: Ganz in der Tradition ähnlicher Inschriften wird zu-
nächst der bedauernswerte Zustand der einst berühmten Stadt (Smyrna) geschildert (Verse 1–9).
Als Ursache der Zerstörung wird die alles vernichtende Zeit (Vers 6) festgemacht. Dabei han-
delt es sich ebenfalls um einen Topos, der in ähnlichen Gedichten, aber auch sonst des öfteren
belegt ist.1266 Der zweite Teil ist der Tat des Kaisers Ioannes Dukas gewidmet, der sich der Stadt
annahm und ihr zu neuem Glanz verhalf (Verse 10–15). Im dritten Teil des Epigramms (Verse
16–20) wird Gott direkt angesprochen (Vers 16: ¡:. D5<:ą? ½1ÿ =Ć8<6<), dem Kaiser und seiner
Frau – impliziert ist, wie bei solchen Inschriften üblich, als Gegenleistung für die Stiftung –
unendliche Herrschaft zu gewähren.
Das Epigramm zeichnet sich – als eines von wenigen Stücken – durch seinen stark säkularen
Charakter aus.1267 Die Verse sind – auch bedingt durch das antikisierende Metrum – durch eine
bunte, mit zahlreichen Epitheta verstärkte Sprache gekennzeichnet. Ekphrastisch-enkomiastisch
ist die Beschreibung des ehemaligen Glanzes der Stadt.1268 Genannt werden die strahlenden
Mauern (Vers 2): Dies könnte ein Hinweis auf die Verwendung von Marmor sein, der auch
durch das Wort 9.>9.Ą><B@6: zum Ausdruck gebracht wird.1269 Auch dass die Stadtmauer mit
„gut gekrönten“ Türmen ausgestattet war, dürfte mehr als rhetorisches Lob sein. So weiß man
etwa von Nikaia, das mehrfach wegen seiner guten Türme, d.h. wegen seiner guten Befestigung,
—————–
1265
Eine erste Abschrift des Textes erfolgte durch den Reisenden Francis Vernon im Jahr 1676; diese ist im Cod. Nr.
73 der Library of the Royal Society in London, p. 36v überliefert und unpubliziert, vgl. B.D. MERITT, The epigra-
phic notes of Francis Vernon. Hesperia Supplements 8 (1949) 213–227, hier 219; s.a. PETZL, Inschriften von
Smyrna II,1 323. Unediert ist auch die ungefähr zur gleichen Zeit erfolgte Niederschrift des Inschriftentextes
durch den Kaufmann Jerom Salter (auch Jeremy Saltier); sie befindet sich in der British Library, Add. MS 22912,
fol. 294v, vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 22 (Grégoire berücksichtigte diese Abschrift für seine Edition);
PETZL, Inschriften von Smyrna II,1 323; COVEL, Voyages 109, Anm. 259.
1266
Siehe oben S. 55.
1267
Vgl. TROMBLEY, War 127.
1268
Grundlage für die Beschreibung könnte die im Testimonienapparat angeführte Darstellung Smyrnas bei Aelios
Aristeides gewesen sein.
1269
Immerhin war ja auch die vorliegende Inschrift auf einer vielleicht aus der früheren Befestigung stammenden
Spolie angebracht.
Türkei (Nr. TR93) 697

gerühmt wurde, dass es tatsächlich gut befestigt war.1270 Schon mehr in das Reich rhetorischer
Beschreibung gehört Vers 4: Die dort genannten Epitheta mögen auf Smyrna zutreffen, begeg-
nen aber auch in ähnlicher Form als Eigenschaften von Konstantinopel in den berühmten „Ab-
schiedsversen an Byzanz“ des Theodoros Prodromos (vgl. Testimonienapparat). Auffallend ist,
dass die Beschädigungen an den Befestigungsanlagen Smyrnas nur auf die „Zeit“, jedoch nicht
auf Feindeinwirkung zurückgeführt werden. So dürfte die Stadt im Gegensatz zu anderen Orten
des ionischen Küstengebietes glimpflich und ohne größere Schäden die Türkeneinfälle im
11./12. Jahrhundert überstanden haben.1271 Die Befestigungen der Stadt dürften auch in den
vorangegangenen Jahrhunderten weniger gelitten haben: Unter dem hinsichtlich Festungsausbau
aktiven Kaiser Michael III. wurden aber auch Smyrnas Stadtmauern aufgrund der Arabereinfäl-
le ausgebaut und erneuert. So dürften auch die in Vers 2 genannten Türme damals entstanden
sein.1272
Schon sehr früh wurde erkannt,1273 dass sich hinter dem in Vers 10f. genannten Ioannes,
Herrscher des neuen Rom, niemand anderer als Kaiser Ioannes III. Batatzes verbirgt. Dieser
regierte als Herrscher in Nikaia von 1221 bis 1254.1274 Stimmt die von früheren Editoren aufge-
zeichnete Datierung der Inschrift (1222/23), dann muss Ioannes III. den Ausbau und die Reno-
vierung der Befestigungen Smyrnas recht schnell nach seinem Herrschaftsantritt in Angriff ge-
nommen haben. Es könnte aber auch sein, dass er Arbeiten, die vielleicht schon unter seinem
Vorgänger Theodoros I. Laskaris begonnen wurden,1275 zu einem Ende führte.1276 Die Arbeiten
an Smyrnas Befestigungen unter Ioannes III. Batatzes werden aber auch in anderen Quellen
genannt; auch wenn der Bericht aus dem 15. Jahrhundert stammt, ist bemerkenswert, dass der
Historiker Dukas hervorhebt, dass die Erneuerungsarbeiten an der Stadtmauer im Laufe von nur
wenigen Jahren vonstatten gingen.1277
Dass sich Ioannes Batatzes mit dem Epitheton <B7ĆCBA<? feiern lässt (Vers 11), ist nicht
außergewöhnlich, da er auch an anderer Stelle mit ähnlichen auf die Abstammung von den
Dukai hinweisenden Adjektiven geschmückt wird.1278 Dass er nicht – wie auch sonst kaum –
Batatzes genannt wird, könnte daran liegen, dass sein Vater (der mit einer Angelina verheiratete
Basileios Batatzes ?) von nicht aristokratischer Abkunft war.1279 Dass Ioannes III. besonderen
Wert auf die Abstammung von den Dukai legte – und im Übrigen auch auf jene von den Kom-
nenoi –, sich auch offiziell, etwa auf Münzen1280 und Siegeln1281, als Dukas bezeichnete, könnte
darauf zurückzuführen sein, dass er damit seine Abkunft verschleiern wollte.1282

—————–
1270
Vgl. RHOBY, Epitheta Nikaias 210f.; s.a. RHOBY, Stadtlob 295, Anm. 112.
1271
Vgl. MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 65.
1272
Vgl. MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 63f.; C. F[OSS], Smyrna. ODB 3, 1919f.
1273
Vgl. CIG IV 344.
1274
Zur Person M.J. A[NGOLD], John III Vatatzes. ODB 2, 1047f.; POLEMIS, Doukai 107–109 (Nr. 72).
1275
Vgl. MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 65.
1276
Zur Bedeutung Smyrnas zur Zeit der Herrschaft des Theodoros I. Laskaris siehe AHRWEILER, Smyrne 35.
1277
Dukas 55,11–13 (GRECU); s.a. AHRWEILER, Smyrne 35f.; PETZL, Inschriften von Smyrna II,1 325.
1278
Vgl. POLEMIS, Doukai 106f.
1279
Vgl. MACRIDES, George Akropolites 150; J.S. LANGDON, Byzantium’s Last Imperial Offensive in Asia Minor.
The Documentary Evidence for and Hagiographical Lore about John III Ducas Vatatzes’ Crusade against the
Turks, 1222 or 1225 to 1231 (Hellenism – Ancient, Mediæval, Modern 7). New Rochelle, NY 1992, 43f., Anm. 4;
POLEMIS, Doukai 107.
1280
M.F. HENDY, Catalogue of the Byzantine Coins in the Dumbarton Oaks Collection and in the Whittemore Collec-
tion. Vol. IV: Alexius I to Michael VIII, 1081–1261. Part 2: The Emperors of Nicaea and Their Contemporaries
(1204–1261). Washington, D.C. 1999, 496ff.
1281
POLEMIS, Doukai 109.
1282
In diese Kerbe schlägt auch ein an Papst Gregor IX. adressiertes, eifrig diskutiertes Schreiben aus dem Jahr 1237;
dort lässt Ioannes III. Folgendes über sich schreiben, ed. L. PIERALLI, La corrispondenza diplomatica
dell’imperatore bizantino con le potenze estere nel tredicesimo secolo (1204–1282). Studio storico-diplomatico
ed edizione critica (Collectanea Archivii Vaticani 54). Città del Vaticano 2006, 124,47–49: .íAĄ7. <à AĮ?
/.@682Ą.? 9<B 02:þ>D.6, <à =ą A<Ľ 0Ā:<B? AŃ: <B7Ń: A2 7.ă <9:4:Ń:, á:. 9ā A<ć? ®AĀ><B? 8Ā0F, A<ć? =ą
02:Ń: ®884:67Ń: ¡>;.:A.?, …
698 Türkei (Nr. TR93)

Auf jeden Fall als Enkomion zu verstehen ist auch die Beschreibung von Ioannes’ Frau in
den Versen 16–19. Ob sie auch ekphrastische Elemente enthält, lässt sich nicht bestimmen, aber
es ist durchaus möglich, dass sie tatsächlich von blassem Teint (Vers 18) und großgewachsen
(Vers 19) war. Ihr Name wird zwar nicht genannt, aber es ist klar, dass es sich um Eirene, die
älteste Tochter des Theodoros I. Laskaris, handelt, der sich hinter dem „edlen Vater“ in Vers 17
verbirgt; die Hochzeit mit Ioannes Batatzes erfolgte im Jahr 1212. Auch für sie ist der Beiname
Dukas (d.h. Dukaina) belegt.1283
Ideologisch interessant ist auch die in Vers 10 angeführte è=8<AĀ>4 źĊ94, über die der Kai-
ser Ioannes herrscht. Bei è=8<AĀ>4 źĊ94 handelt es sich um eine mehrfach bei Gregor von Na-
zianz belegte Bezeichnung für Konstantinopel,1284 die ebenso in einer Inschrift des späten 4.
Jahrhunderts aus Ägypten überliefert ist;1285 sie kommt aber auch bei Theodoros Prodromos
vor.1286 Im vorliegenden Epigramm bezieht sich die Bezeichnung freilich nicht auf Nikaia, die
Residenz des Kaisers, sondern – wie auch sonst üblich – auf Konstantinopel. Damit wird der
Anspruch auf die Kaiserstadt unterstrichen, nicht nur gegenüber den Lateinern, sondern auch
gegenüber den rivalisierenden Herrschern von Epirus.
Das Epigramm besteht – wie oben bereits angeführt – aus 20 Hexametern. Grégoires An-
sicht,1287 dass sich die Verse durch „ignorance de la prosodie“ auszeichnen, kann so nicht zuge-
stimmt werden, wenngleich einige Verse tatsächlich rhythmisch-prosodische Probleme aufwei-
sen; dies könnte aber auch daran liegen, dass der Inschriftentext schon im 17. Jahrhundert nicht
fehlerfrei und vollständig aufgenommen wurde. Generell ist zu beobachten, das Dichrona je
nach Notwendigkeit kurz oder lang gemessen werden. In Vers 3 müssen das Ypsilon und das
Iota von 2íþ0B6.: getrennt gelesen werden, um das Wort dem Schema des Hexameters anzupas-
sen. In Vers 5 folgen in der Wendung ž8ă =2>69þD4A<: vier Kürzen aufeinander. Ein prosodi-
scher Fehler liegt auch in Vers 9 vor, da das End-Alpha von 9.81Ĉ:.@. keine Länge bilden
kann. In Vers 10 muss das zweite Alpha von 88ý lang gemessen werden, um die Struktur des
Hexameters einzuhalten. In Vers 11 fehlt eine Silbe bzw. ein Wort, vorzugsweise nach
­>67B1Ń:; dass in Epigr. Anth. Pal. nach =.ĵ? ergänzte AŃ: würde sich sowohl inhaltlich als auch
prosodisch anbieten.
Grégoire regte als erster an, als Autor der Verse Nikephoros Blemmydes zu identifizie-
ren.1288 In der Tat spricht einiges dafür: Zunächst kennt man von Blemmydes ein anderes in
Hexametern verfasstes Gedicht auf das von Ioannes III. Batatzes gegründete Sosandra-
Kloster1289 bei Magnesia.1290 Die prosodische Qualität der Hexameter des letzteren Gedichts ist
durchaus vergleichbar mit jener im vorliegenden Epigramm; dass auch Blemmydes’ Hexameter
durch „ignorance de la prosodie“ und „mépris des règles classiques“ ausgezeichnet seien, wie
Grégoire anführt,1291 ist daher ebenfalls nicht richtig. Große inhaltliche Übereinstimmungen
zwischen den beiden Gedichten sind zwar nicht feststellbar, doch wird Ioannes III. im Sosandra-
Gedicht als 1<B7Ć/8.@A<? šFþ::4? (vgl. Vers 11: =þG? <B7<CĈAF: ­>67B1Ń: /.@68ĂF:)1292 und
Nikaia als Aą =AĆ86? 2í>Bþ0B6. Ą7.6.1293 (vgl. Vers 4, allerdings auf Smyrna bezogen) be-
zeichnet.1294 Blemmydes ist vielleicht auch als Autor eines weiteren Hexameter-Gedichtes auf
—————–
1283
Zur Person POLEMIS, Doukai 139f. (Nr. 115).
1284
Vgl. FENSTER, Laudes 58.
1285
BERNAND, Inscriptions métriques de l’Égypte, Nr. 123 (Vers 6); s.a. ROBERT, Épigrammes 42, Anm. 3.
1286
Theod. Prod. carm. hist. LVI c 19 (HÖRANDNER).
1287
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 23.
1288
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 23.
1289
Zum Kloster MITSIOU, Sosandra, passim; AHRWEILER, Smyrne 89–91, 94f., 114; weitere Lit. zuletzt bei M. AV-
GERINOU-TZIOGA, The Murder of the Mouzalon Brothers in Byzantine Historiography, in: KOTZABASSI – MAVRO-
MATIS, Realia Byzantina 13, Anm. 2.
1290
Ed. A. HEISENBERG, Nicephori Blemmydae curriculum vitae et carmina. Leipzig 1896, 112–114.
1291
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 23.
1292
S.a. POLEMIS, Doukai 106.
1293
S.a. RHOBY, Epitheta Nikaias 210.
1294
Gewisse Übereinstimmungen liegen auch bei den Initien vor: Das Gedicht auf das Sosandra-Kloster beginnt mit
!Ć:12 :2ĉ: 92025Ĉ:A.A<:, .ã08Ĭ =.9C.:ĆF:A.. Vgl. GRÉGOIRE, Notes d’épigraphie byzantine 39.
Türkei (Nr. TR93) 699

Smyrna zu identifizieren: In der Anthologia Palatina (IX 672 BECKBY) sind fünf Hexamter
überliefert, die von der prächtigen Ausgestaltung der Stadt unter einem Ioannes berichten, hinter
dem sich wohl ebenfalls Ioannes III. Batatzes verbirgt.1295 Für Blemmydes als Autor der vorlie-
genden Verse spricht auch dessen Nähe zum Kaiser ebenso wie der Umstand, dass er sich zur
gegebenen Zeit in Smyrna und Umgebung aufgehalten haben soll.1296
Grégoire machte auch eine gewisse Verbindung zu Theodoros Prodromos durch die Ver-
wendung des Adjektivs 2í8<ĀA26>. in Vers 4 fest.1297 In der Tat erinnert der gesamte Vers – wie
im Testimonienapparat festgehalten – an einen Vers im Abschiedsgedicht an Byzanz aus der
Feder des Theodoros Prodromos.1298 „Prodromos-Reminiszenzen“ am Kaiserhof zu Nikaia sind
auch durch andere Beispiele belegt.1299 Daneben ist das vorliegende Hexameter-Epigramm aber
auch durch einige hapax legomena gekennzeichnet: Nur in diesem Epigramm attestiert sind
2íþ0B6. (Vers 4),1300 <B7ĆCBA<? (Vers 11), ­>Ą1<9<? (Vers 4), 2ñ@A<<? (Vers 4) und
ß@D:<=þ>26<? (Vers 8);1301 sonst nur spärlich belegt sind 82B7<=þ>26<? (Vers 18), =.:Ą728<?
(Vers 8), =2:A.7Ć>F:<? (Vers 15) und @B:.:þ@@F (Vers 20).1302 Bislang nicht in den Lexika
verzeichnet ist ­=6Ą728<? in Vers 18; die Form wurde offensichtlich aus prosodischen Gründen
dem bei Homer belegten ­=62Ą728<?1303 vorgezogen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Der Schreibung 0.7826AĂ: in Vers 1 ist gegen-
über 0.78BAĂ: der Vorzug zu geben, da in der dritten Silbe eine Länge benötigt wird, das Ypsi-
lon in diesem Wort aber kurz1304 gemessen wird.1305 In Vers 2 ist die mit A2ĄD2@6 übereinge-
stimmte Form 9.>9.Ą><B@6: besser als das von Chandler dargebotene 9.>9.Ą><B@.:, das von
=Ć86: in Vers 1 abhängig wäre. Der Dativform ist der Vorzug zu geben, da der Vers durch
A2ĄD2@6 9.>9.Ą><B@6: und ­H@A2Cþ:<6? … =Ĉ>0<6? eine parallele Struktur im Aufbau vorweist.
Das in Vers 2 vor =Ĉ>0<6? positionierte ­:Ą hat eine instrumentale Funktion, die auch anderen-
orts bereits seit der Antike belegt ist.1306 In Vers 4 liegt eine Alliteration vor, die noch dazu
durch seltene Wörter zum Ausdruck gebracht wird. Vorbild dafür ist allerdings – wie oben dar-
gelegt – ein Vers bei Theodoros Prodromos. In Vers 6f. liegt ein Enjambement vor, da das Sub-
jekt zu :2/>ą: am Beginn von Vers 7 (=Ć>1.86? 0>Ą.) zu suchen ist. In Vers 13 ist – wie auch
von Chandler aufgezeichnet – ½1ĩ anstatt konjiziertem 7.Ą in den Text zu setzen, da erstere Form
als Konjunktion nicht nur schon in Vers 5 verwendet wird (ß1Ā), sondern auch prosodisch besser
ist. Steht nämlich 7.Ą im Text, wäre das End-Ny von =Ā;2@2: zu eliminieren, was Trypanis
auch in seinem Abdruck des Textes getan hat. 7<B>Ą16<? in Vers 15 in der Bedeutung „bräut-
lich“ ist sonst nur selten belegt.1307 Bei ¡:. in Vers 16 handelt es sich um eine epische Kurz-
form für ¡:.;.

—————–
1295
Anth. Pal. III, p. 805 (BECKBY); s.a. MÜLLER-WIENER, Stadtbefestigungen 66, Anm. 24.
1296
Vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 23; GRÉGOIRE, Notes d’épigraphie byzantine 37f.
1297
Das Wort ist nur bei diesen beiden Autoren überliefert (vgl. LBG s.v.); bei Theodoros Prodromos war allerdings
eine Konjektur vonnöten, da die einzige Handschrift (inhaltlich unpassendes) 2í<8ĀA26>. überliefert (vgl. Theod.
Prod. carm. hist. LXXIX 4 app. [HÖRANDNER]); siehe dazu RHOBY, Varia Lexicographica II 124f.
1298
Zu diesen siehe nun HÖRANDNER, Theodore Prodromos and the City.
1299
Vgl. HÖRANDNER, Prodromos-Reminiszenzen.
1300
Oder sollte es wie im Sosandra-Gedicht und von Epigr. Anth. Pal. vorgeschlagen 2í>Bþ0B6.: (mit nachfolgendem
­ĺ1><9<:) heißen? Dagegen spricht, dass dann zweimal die Straßen, nicht aber die Häuser genannt würden.
1301
Vgl. jeweils LBG s.v.; s.a. RHOBY, Varia Lexicographica II 126.
1302
Vgl. jeweils LBG s.v.
1303
Vgl. LSJ s.v.
1304
Vgl. z.B. Il. 6,436 0.78BAą: š1<92:Į. am Versende. Das Ypsilon wird hier klar kurz gemessen.
1305
Siehe aber 0.78BAą? šFþ::4? (= Ioan. III. Batatz.) im oben genannten Epigramm in der Anthologia Palatina (IX
672 BECKBY), das wahrscheinlich vom gleichen Autor (Blemmydes ?) stammt.
1306
Vgl. LSJ s.v. A III. Vorbild für den Aufbau des Verses war aber vielleicht Il. 19,99 ¥879+:4 A*;2@5.6 ­H@A2C):Ł
­:ă +/Ĭ, wo ­:Ą allerdings sehr wohl „in“ bedeutet.
1307
Vgl. LSJ s.v. I 3.
700 Türkei (Nr. TR94)

IZNIK

(Fragment eines) Türsturz(es) (118 × 49 cm), 7./8. Jh.: Kirche Koimesis Theotoku
Nr. TR94) Einige Monogramme in der im Jahr 1922 bis auf die Grundmauern zerstörten
Kirche nennen einen (Abt) Hyakinthos, der als Gründer der Kirche und des daran angeschlosse-
nen Klosters identifiziert wird.1308 Wann genau die Gründung erfolgte, kann nicht eruiert wer-
den, doch ist diese vor dem Beginn des Ikonoklasmus, etwa um das Jahr 700 oder am Beginn
des 8. Jahrhunderts, zu erwarten. Hyakinthos wird auch in einer Inschrift erwähnt, die auf
einem marmornen, vor rund 20 Jahren im Bereich der zerstörten Kirche gefundenen Türsturz-
fragment angebracht ist. Die über zwei Zeilen laufende nicht akzentuierte abgemeißelte Majus-
kel-Inschrift ist sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite unvollständig. In der Mitte
der Inschrift ist ein beide Zeilen bedeckendes Monogramm angebracht, das wahrscheinlich als
Ű.72Ą:5<B zu lesen ist.1310 Die Inschrift ist in continuo (über das Monogramm hinweg) zu lesen.
Mango erkannte richtig,1311 dass sich hinter dem Inschriftenfragment ein Epigramm verbirgt,
das ursprünglich vier Verse umfasst haben dürfte; pro Zeile dürften je zwei Verse angebracht
sein. Das Ende von Vers 1 beweist, dass der Steinschneider mit dem zur Verfügung stehenden
Platz nicht ausgekommen sein dürfte: Die (vom Betrachter aus gesehen) linke obere Zeile endet
mit ; oberhalb des Alpha, dort, wo sich der Stein bereits abschrägt, ist das Theta abgemei-
ßelt. In der oberen Abschrägung ist auch das Chi von EBD(Ă:) und der letzte Buchstabe von
A<<>72Ań – in der Inschrift ein Omikron – angebracht.1312 Paläographisch auffallend ist auch die
Wiedergabe von 9<(:.)D(Ń:) in Vers 4: Zwischen die vertikalen Hasten des My, oberhalb des
Bogens des Buchstabens, sind in kleinerer Ausführung die Buchstaben Omikron und Chi einge-
schrieben.1313
Inhaltlich betrachtet ist das Epigramm aufgrund der Nennung des Hyakinthos in Vers 4 –
wie bereits oben erwähnt – um das Jahr 700 oder kurz danach zu datieren. Diese Datierung ist
auch paläographisch vertretbar; die Form des hier verwendeten My erinnert etwa an die Form
des My in Epigramm Nr. TR85, das auf Turm Nr. 37 der Landmauer von Konstantinopel ange-
bracht und wahrscheinlich in das Jahr 741 zu datieren ist. Paläographische Ähnlichkeiten ent-
deckt man auch bei einer ungefähr zeitgleichen, nämlich nach 727 zu datierenden, nicht metri-
schen Inschrift, die an der Stadtmauer von Nikaia angebracht ist.1314
Der nur fragmentiert erhaltene Epigrammtext ist wie folgt wiederzugeben:

[!Ć:12 Aą: :.]ą: ­02Ą>F @<6, .>5(Ā:2)


C.Ą1>B:<: <ó: 9<6 EBD(ā:) <Ań> A<<>72Ań @[<B
…………… =]<829ĄF: 92 ļĽ@.6
@ą: ņ"þ76:5<: 9<(:.)D(Ń:) =<69:6þ[>D4:].
——–
1 cf. v. 1 epigramm. in urbe Ankara (ĺ no. TR17): !Ć:12 9ÿ: <å7<: [Ü026]>2 Aį 2@=<Ą:Ĭ. 2 cf. e.g. Anal.
Hymn. Gr. VIII 201,25–27 (SCHIRO): … 7B>,Ł =.:A<7>)A<>6, Ań Aā: @ā: C.61>J:.:A6 EBDā: ­:5*<6?
=>);2@6:. 3 cf. e.g. Anal. Hymn. Gr. V 195,134sq. (SCHIRO): źĽ@.6 ¾9Ħ? ­; ­D5>Ń: AŃ: =<829,F:,
=.9C.ā? 1*@=<6:., …; v. 6 epigramm. in icona Deiparae (s. XIII) in ecclesia Panagiae in urbe Makri-
nit(i)sa, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Ik29: ļĽ@.Ą 92 =B>ą? 7.ă
@7ĆA<B? ­;FAĀ><B; v. 1 epigramm. in acropoli insulae Leri (ĺ no. GR78): ļĽ@.Ą 92 =þ@4? :þ074? 7(.ă)

—————–
1308
Vgl. MANGO, Notes 350; MÖLLERS, Nikaia 998–1001.
1309
Vgl. MANGO, Notes 351.
1310
MANGO, Notes 351 u. Taf. III (Abb. 5).
1311
MANGO, Notes 351.
1312
Mango wollte auch den zweiten Buchstaben von A<<>72Ań – seiner Ansicht nach ein Omega – auf der Abschrä-
gung erkannt haben, doch sind m.E. davon keine Spuren zu sehen.
1313
Zum Vergleich heranzuziehen ist die paläographische Gestalt von (9<:).D(ą?) in Vers 4 des Türsturzepigramms
(ĺ Nr. TR51) von Ikiz Ada.
1314
ùAHIN, Katalog I 233a (Nr. 450); MANGO, Notes 352 u. Taf. IV (Abb. 6).
Türkei (Nr. TR94–TR95) 701

76:1Ĉ:F:; v. 4 epigramm. in templo Romae et Augusti in urbe Ankara (ĺ no. TR18): A<ĈAF: 92 [ļ]Ľ[@.6]
AŃ[: :<96Ń: /þ><B?].
–––––
1 [!Ć:12 Aą: :.]ą: e.g. supplevi: cf. v. 4 epigramm. (a. 1105/6) in ecclesia Panagiae Asinu, ed. RHOBY,
Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 236: Ü026>. AĆ:12 Aą: :.ą: 92Aý =Ć5<B; v. 3 epigramm. in ec-
clesia SS. Taxiarchum (s. XIV) in urbe Hagia Sophia (ĺ no. GR59): ­7 7>4=Ą1F: Ü[026]>. AĆ:12 Aą:
1Ć9<:. ­02Ą>F @<6 scripsit Mango:  C" inscr. 2 C.Ą1>B:<: scripsit Mango: #" inscr. 9<6
scripsit Mango: " inscr. <Ań> supplevit Mango. A<<>72Ań: A<72Ań Mango, !()! inscr. 3 [­7 AŃ:
D26>Ń: A2 =]<829ĄF: e.g. proposuit Hörandner. [=]<829ĄF: scripsit et supplevit Mango: …] in-
scr. ļĽ@.6 scripsit Mango: "C inscr. 4 =<69:6þ[>D4:] scripsit et supplevit Mango: "[…] inscr.

Diese Kirche hier errichte ich für dich, Jungfrau.


Bringe also meine Seele zum Glänzen durch den aus dir Geborenen,
…………… rette mich vor den Feinden,
(mich), deinen Hyakinthos, den Hirten der Mönche!
Text: MANGO, Notes 351 (mit franz. Übers.) u. Taf. III (Abb. 4).

Lit.: LAUXTERMANN, Poetry 340 (Nr. 14).

Abb.: CXII

Die Inschrift stellt ein nach traditionellem Schema komponiertes Stifterepigramm dar. In
Vers 1 berichtet der Stifter, indem er sich direkt an die Jungfrau, der das Heiligtum geweiht ist,
wendet, von der Errichtung der Kirche. In den restlichen Versen erbittet der Stiftende Glanz
bzw. Erleuchtung für seine Seele und Schutz vor den Feinden.1315 In Vers 4 erfährt man, dass
der aus den Monogrammen bekannte Stifter Hyakinthos Abt (9<:.DŃ: =<69:6þ>D4?) ist.1316 Der
Türzsturz mit den darauf befindlichen Versen könnte oberhalb des (Haupt)eingangs der Kirche
Koimesis Theotoku bzw. oberhalb des Eingangs vom Narthex in den Naos angebracht gewesen
sein.1317
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. In Vers 4 liegt proparoxytones B5 vor. Aufgrund zahlreicher Verstöße sind die Verse
als prosodielos zu werten, was in Hinblick auf die prominente Stelle, an der die Verse ange-
bracht waren, überrascht. Der Beginn von Vers 1 wurde in Abstimmung mit anderen Beispielen
exempli gratia ergänzt: Mango war offensichtlich der Ansicht, dass im verlorenen Teil eine
Form von 1ĀD<9.6 vorhanden war. Dies ist aus seiner französischen Übersetzung abzuleiten:
„[Reçois, vel sim. l’église] que je t’érige, ô Vierge“.1318 In Vers 2 ist eine Silbe zu ergänzen, um
auf die gewünschte Anzahl von zwölf Silben zu kommen. Als Ergänzung bietet sich – wie von
Mango vorgeschlagen – der Artikel Ań an.

Steinplatte (Länge: ca. 200 cm), a. 1211: Kirche Koimesis Theotoku


Nr. TR95) Im Jahre 1555 reisten Johannes Dernschwam und ein gewisser Johann Bels(i)us
als Begleiter des bekannten Gesandten Ogier Ghislain de Busbecq von Konstantinopel nach
Amaseia. Während des Aufenthaltes in Iznik / Nikaia kopierten sie einige Inschriften, so auch
eine ad templum Armeniorum, die das Grab eines Manuel Prinkips schmückte. Erstmals im
Druck veröffentlicht wurde die in den Stein eingeritzte, akzentuierte Inschrift erst in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts, nämlich von J.F. Heusinger.1319 Die gleiche Inschrift nahm auch der
britische Reisende John Covel in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wahr. Er transkribierte
jedoch nur die erste Zeile und ein Wort am Beginn der vierten Zeile, nämlich <9:4:Ć/8.@A<:,

—————–
1315
Damit könnten auch die Dämonen gemeint sein, vgl. MANGO, Notes 351.
1316
Der Name ist in dem gewünschten Zeitraum nur spärlich belegt; von 641–867 sind nur vier weitere Träger dieses
Namens überliefert (PmbZ # 2599–2602). Der Hinweis auf den hier behandelten Hyakinthos fehlt in der PmbZ.
1317
Vgl. MANGO, Notes 351.
1318
MANGO, Notes 351.
1319
Vgl. VAN DIETEN, Manuel Prinkips 63f.
702 Türkei (Nr. TR95)

wodurch er auch die verstorbene Person als Mitglied der Komnenenfamilie deuten konnte. Der
Beschreibung Covels ist zu entnehmen, dass die marmorne Grabplatte in den Fußboden des
(südlichen Teils des) Narthex der Kirche eingefügt war.1320 Es ist mittlerweile communis opinio,
dass mit der von Bels(i)us templum Armeniorum genannten Kirche die Koimesis-Kirche ge-
meint ist.1321 Die lange verloren geglaubte Inschrift in der im Jahre 1922 bis auf die Grundmau-
ern zerstörten Kirche ist auch heute noch erhalten, jedoch in eher schlechtem Zustand,1322 wie
auch schon Wulff am Beginn des 20. Jahrhunderts berichtete.1323 Wie unschwer zu erkennen ist,
stellt die über 15 Zeilen laufende Inschrift ein Epigramm dar, das aus 15 Versen besteht, wobei
pro Zeile je ein Vers angebracht ist. Wo sich die Steinplatte gegenwärtig befindet, war nicht zu
eruieren.
Die akzentuierte Majuskel-Inschrift, deren Versenden durch Punkte markiert sind, kann auf-
grund der in Versform angebenen Datierung auf den 17. Juni des Weltjahres 6719 in der 14.
Indiktion, d.h. auf den 17. Juni 1211, datiert werden.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[ı:.> Aý =þ:]A. 7.ă @76Ħ? <í1ÿ: =8Ā<:


[Aą 0ý> CĀ><: A(ý) =>ŃA(.)] A<Ľ 8.9=><Ľ 0Ā:<B(?)
[7.ă /.@6867Į? ­7] CB8Į? 7.A409Ā:<:
[<9:4:Ć/8.@A<: 78]Į9. A(Ń:) ­7 =<>CĈ><B
5 [­7 0Į? :Ą@D<(:) A]į12 6728<7>þA<B?
[7Ć:6? 7.8Ĉ=A26 7.ă 5.8.92Ĉ26 @7ĆA<?
7.ă AþC<: <ß72ĵ AĮ? 7.Aþ>.? DF>Ą<:
=>Ą076E .:<Bā8 A(Ń:) D.>ĄA(F:) ¾ />Ĉ@6?,
Aą A>6.]7<@AĆ=29=A<: [:ĈF: ±A<?
10 127ý? @ć: Aį ®=A]þ16 A<Ľ š<B:Ą<B
[CBAą]: 9.>.Ą:26 AĮ? 0.5</>B@Ą.?,
[7.Aý 16@2=Aþ>659<:] ß:1Ą7A<B [7Ĉ78(<:)
7.ă 7.Aý D686<]@Aą: ®;.=8<Ľ: [±A<?
=><@8./ą]: ­7Aą(?) 7.ă D>Ć:<B [=2>6Ć1<B?
15 ®=A.7<@Ą.? ­::2ý =]>ą? A.ĵ? [1Ā7.].
——
1 cf. Pind. Pyth. 8,95sq.: @76Ħ? ë:.> ¡:5>F=<?; Greg. Naz. or. funebr. in fratrem Caesarium 19,3sq. (p.
226 CALVET-SEBASTI, SC 405): ë:.> ­@9ÿ: <íD à@Aþ92:<:; cf. etiam e.g. Ioan. Maur. carm. 81,1 (p. 39 DE
LAGARDE – BOLLIG) (in sepulcrum Const. IX Monom.): ë:.> Aý 5:4Aý =þ:A. 7.ă 9.A.6ĆA4?; ibid. 36,40
(p. 21 DE LAGARDE – BOLLIG) (cet. vers. sepulcr.): 7.ă A.ĽA. 9ÿ: D5*?. :Ľ: 1ÿ A,; @76Ħ? ë:.>; Georg.
Acrop. versus sepulcrales in Irenam Comnenam imp. 9 (II, p. 3 HEISENBERG – WIRTH = HÖRANDNER, Pro-
dromos-Reminiszenzen 89): 941ÿ: @76Ħ? 1<7<Ľ:A. A6 =8Ā<: CĀ>26:; Man. Phil. carm. I 360 (CXCVIII 25
MILLER). 3 cf. Georg. Acrop. (op. cit.) 38 (II, p. 4 HEISENBERG – WIRTH = HÖRANDNER, Prodromos-
Reminiszenzen 90): :.7A<CB<Ľ? ­7 CB8Į? =><409Ā:<:; cf. e.g. etiam v. 3 epigramm. (hodie deleti) in ec-
clesia Deiparae Theoscepasti in urbe Trabzon (ĺ no. AddI30): [­7] /.@6867Į? ç@CĈ<? 7.A409Ā:<:. 7 cf.
Eur. Hel. 962: <ß72ĵ? AĆ:12 8þG:<: AþC<:. AĮ? 7.Aþ>.? DF>Ą<:: cf. Ioan. Chrys., PG 58,540. 8 cf. Theod.
Prod. carm. hist. XXIV 23 (HÖRANDNER) (de imp. Ioan. II Comn.): … ¾ />Ĉ@6? AŃ: A><=.ĄF:.
——
1–15 lacunas supplevi ex aliis edit. 1 @76Ħ? <í1ÿ: Covel (CC "), van Dieten: "
Bels(i)us, @76ý [7]<í[1]ÿ: CIG, @76ý 7<í1ÿ: Epigr. Anth. Pal., ùahin, @76ý 7ĩ <í1ÿ: Meliarakes. =8Ā<::
C Bels(i)us, =[8Ā]<: CIG. 2 [0]ý> CIG. 0Ā:<B[?] ùahin. 4  Bels(i)us. #""
Bels(i)us (cf. comment.): =<>CĈ>[.?] CIG, Mathieu, =<>CĈ>.? alii. 5 [­]7 CIG, Mathieu. 0Į? scripsit
Epigr. Anth. Pal.: C Bels(i)us, 0ĵ? CIG, Meliarakes, Mathieu. :Ą@D<(:) Aį12 scripsi (:Ą@D<: Aį12 van
Dieten [cf. MATHIEU, Cinq poésies byzantines 133], cf. comment.): AC$ Bels(i)us, :Ą@D<[:

—————–
1320
COVEL, Voyages 304, 390; vgl. RABY, Description 164.
1321
VAN DIETEN, Manuel Prinkips, passim; PESCHLOW, Neue Beobachtungen 147; MÖLLERS, Nikaia 1005.
1322
VAN DIETEN, Manuel Prinkips 63, 91.
1323
O. WULFF, Die Koimesiskirche in Nicäa und ihre Mosaiken nebst den verwandten kirchlichen Baudenkmälern.
Eine Untersuchung zur Geschichte der byzantinischen Kunst im I. Jahrtausend (Zur Kunstgeschichte des Auslan-
des, Heft XIII). Strassburg 1903, 164, Anm. 3.
Türkei (Nr. TR95) 703

A]Į[8]2 CIG, Mathieu, :Ą@D<: AĮ82 Epigr. Anth. Pal., :Ą@D<:Aĩ Ý82 Meliarakes, :Ą@D<<: A>Į82 ùahin.
672[8]<7>þA<B? CIG, Mathieu. 6 7.[8]Ĉ=A26 CIG. 5.8.92Ĉ26 scripsit Epigr. Anth. Pal.: 
Bels(i)us, 5.8.9Ā/26 CIG, Meliarakes. 8 =>Ą076E: "% Bels(i)us, =>Ą07[6]E CIG, =>Ą074E Epigr.
Anth. Pal., =>ĵ076E Nikolopoulos. D.>ĄA(F:): D.>[Ą]AF: CIG, $"!(&) Bels(i)us. />Ĉ@6? Epigr. Anth.
Pal.: "CC Bels(i)us, />Ĉ@4? CIG, Meliarakes. 9 A>6þ76? Aą =Ā9=A<: van Dieten (cf. GERLAND, Ges-
chichte 214, n. 1). 10 @ć: Aį scripsi (cf. comment.):  Bels(i)us, ±4: alii. ®=Aþ16 scripsi: ! 
Bels(i)us, ®=Aý [1]ÿ CIG, ®=Aý 1ÿ Epigr. Anth. Pal., Meliarakes, ùahin, Nikolopoulos. 11 0.5</>B@Ą.[?]
CIG. 12 ß:1Ą7A<B Epigr. Anth. Pal., van Dieten: !" Bels(i)us, ß:[1]Ą[7]A<B CIG, ß:1Ą<7>A<B ùahin.
14 =><@8./ĉ: Meliarakes. =2>6Ć1[<B?] CIG, ùahin:  Bels(i)us, an =2>6Ć1(<B?) scribendum ? 15
­::2ý scripsi (cf. comment.): ­::Ā. alii. =>ą Nikolopoulos. 1Ā7[.] CIG.

Traum ist alles und nichts mehr als Schatten.


Denn ihn, der die Auszeichnungen des strahlenden Geschlechts trug
und sich aus kaiserlichem Stamm ableitete,
den von Komnenen entsprossenen Zweig derer aus dem Purpur,
5 der hier aufschien aus dem Land des Herrschers Siziliens,
bedeckt Staub und schließt Dunkelheit ein.
Und es bewohnt das Grab, den Ort der Verfluchung,
Fürst Manuel, die Quelle der Gnaden,
das 35. Lebensjahr vollendend.
10 Der 17. Juni aber
lässt die Pflanze der Quelle des Guten verwelken
im zweimal sieben zählenden Kreis der Indiktion
und im sechs Mal tausendsten Jahr,
das außerdem auch 719 Jahresumläufe
15 hinzunimmt (6719 = 1211).
Text: J.F. HEUSINGER, Nicaeae Bithyniae urbis inscriptiones aliquot […]. [Wolfenbüttel 1768], XIVf. (=
Bels[i]us [mir nicht zugänglich]).– CIG IV 462f. (Nr. 9262 [mit Schriftskizze]).– Epigr. Anth. Pal. II 749 (mit lat.
Übers.).– MELIARAKES, Š@A<>Ą. 84f., Anm. 1.– CANTARELLA, Poeti bizantini I 211 (Nr. XCIII [Text nach Epigr.
Anth. Pal.]), II 241.– ùAHIN, Katalog I, Nr. 515 (s.a. II,1 331).– VAN DIETEN, Manuel Prinkips 76, 77 (Schriftskizze
nach Bels[i]us [Heusinger]), 78f. (deutsch. Übers.).– NIKOLOPOULOS, ¹992A><? 1Ă8F@6? A<Ľ D>Ć:<B 244 (Nr. 64 [vv.
1–3, 8–15]).

Lit.: COVEL, Voyages 304, 390 (vgl. RABY, Description 164).– GERLAND, Geschichte 214, Anm. 1.– GARDNER,
Lascarids 83, Anm. 2.– MATHIEU, Cinq poésies byzantines 133.– J. u. L. ROBERT, BE 1955, Nr. 225.– PESCHLOW,
Neue Beobachtungen 151.– JANIN, Les églises et les monastères 112 u. Anm. 1, 121, Anm. 8.– MENTZOU-MEIMARE,
µ=60>.C.Ą 107 (Nr. 149).

Abb.: 120

Das Grabepigramm beginnt mit einer antiken (vgl. Testimonienapparat), auf die Vergäng-
lichkeit abzielenden Anspielung, die auch bei anderen Autoren zu finden ist.1324 Der Rest der
Inschrift ist zweigeteilt: Im ersten Teil (Verse 2–9) wird auf für Grabgedichte typische Weise
unter Heranziehung aller rhetorischen Register die verstorbene Person beschrieben, wobei deren
Name – um die Dramatik zu steigern – nicht vor Vers 8 genannt wird. Die Verse 10–15 sind im
Großen und Ganzen der Datierung gewidmet; dass kunstvoll gestaltete Angaben zur Datierung
in (Grab)epigrammen oft mehrere Verse einnehmen, ist auch von anderen ähnlichen Stücken
bekannt.1325
Wer ist nun der im Grab bestattete =>Ą076E Manuel? Da das Epigramm – wie erwähnt – in
das Jahr 1211 datiert und gleichzeitig berichtet, dass Manuel im 35. Lebensjahr stand (Vers 9),
steht fest, dass er zwischen 1176 und 1177 geboren wurde; weiters erfährt man, dass er dem
Kaiserhaus der Komnenen entstammt (Vers 3f.). Die Interpretation von Vers 5 hat bisher große

—————–
1324
Vgl. CANTARELLA, Poeti bizantini II 241.
1325
Siehe oben S. 97–100.
704 Türkei (Nr. TR95)

Schwierigkeiten hervorgerufen:1326 ­7 0Į? :Ą@D<(:) ist wohl eine Anspielung auf die im Osten
aufgehende Sonne, doch was ist mit der sich hierher erhob vom Land des Herrschers Siziliens
gemeint? Stammte Manuel aus Sizilien oder vielleicht aus dem von den (ursprünglich sizili-
schen) Normannen beherrschten Antiocheia, wozu Mathieu tendierte?1327 =>Ą076E dürfte in der
Tat auf einen lateinischen Hintergrund deuten,1328 womit ein weiterer Bezug zu Antiocheia ge-
geben wäre. Der „Fürst“ Manuel könnte (ein sonst nicht bekannter) Sohn von Bohemund III.
und Theodora, einer Nichte (?)1329 Kaiser Manuels I., sein,1330 deren Ehe zwischen 1175 und
11781331 geschlossen wurde. Als Manuel I. Komnenos 1180 starb, verstieß Bohemund seine
Frau,1332 und man könnte annehmen, dass diese mit ihrem Sohn (Manuel) nach Konstantinopel
zurückkehrte; 1204 könnten die beiden zusammen mit dem Hofstaat nach Nikaia geflohen sein.
In der übrigen Forschung tendiert man dazu, den =>Ą076E Manuel als Sohn des Isaakios II. An-
gelos und seiner Frau Margarete-Maria von Ungarn zu identifizieren;1333 dieser hieß tatsächlich
Manuel.1334 Da die Ehe zwischen Isaakios und Margarete-Maria erst 1185/86 geschlossen wur-
de,1335 müsste man in Vers 9 in den Text eingreifen, um das Alter des Manuel zu adaptieren,
was van Dieten (vgl. textkritischen Apparat) auch tat, was aber – wie noch zu zeigen ist – abzu-
lehnen ist. Gegen den rein byzantinischen Ursprung des Manuel spricht m.E. auch – wie oben
angedeutet – die Verwendung des aus dem lateinischen entlehnten Titels =>Ą076E. Was jedoch
gegen die ursprüngliche Abstammung des Manuel aus Antiocheia spricht, ist die Tatsache, dass
für die Bewohner der Stadt die Bezeichnung 6728<Ą o.ä. nicht belegt ist; Niketas Choniates
nennt sie gelegentlich šA.8<Ą.1336
Das Epigramm ist aus 15 Zwölfsilbern konzipiert. Problematisch ist die Überlieferung von
Vers 10: Betrachtet man auf der von Bels(i)us angefertigten und bei van Dieten abgedruckten
Schriftskizze den epigraphischen Befund des zweiten Wortes im Vers, dann sind ein C-förmiger
Buchstabe mit einer kleinen Querhaste, ein Eta und ein Ny zu erkennen, wobei auf dem Eta ein
Gravis zu sehen ist. Da das bislang transliterierte ±4: (epische Form der 3. Pers. Impf. von 2ß9Ą)
im Vers syntaktisch nicht unterzubringen ist, muss angenommen werden, dass Bels(i)us’ Le-
sung mangelhaft ist. Hinter dem unverständlichen  verbirgt sich vielleicht @ć: Aį, das auch
gut zum nachfolgenden Wort passt. Daneben ist zu konstatieren, dass sich hinter ! 
bzw. ®=Aý 1ÿ der Dativ ®=Aþ16 verbirgt: Zu vergleichen ist etwa Vers 13 des ungefähr zeitglei-
chen (a. 1209) Epigramms auf dem verlorenen Grabstein in der Kirche Hagios Aberkios in
Kurúunlu (byz. Elegmoi [Bithynien]) (ĺ Nr. TR101): ®=A.7<@ĄF: 7.ă 1Ā7. @ć: ®=Aþ16. Alterna-
tiv ist daran zu denken, @ć: ®=Aþ16 1ÿ (Haplographie!) zu schreiben. Damit würde auch propa-
roxytones B7 vorliegen.1337
Die übrigen Verse sind als prosodisch zu bezeichnen, auch die Binnenschlüsse sind korrekt
gesetzt. Einzig störend ist der Hiat zwischen A<Ľ und š<B:Ą<B im etwas problematischen Vers
10. Auffallend ist auch die oxytone Akzentuierung vor B7 in Vers 13, die normalerweise in
byzantinischen Zwölfsilbern nur sehr selten vorkommt. Allerdings ist hier zu berücksichtigen,
dass es für den Dichter bestimmt eine große Herausforderung war, die Zahlwörter dem proso-
disch korrekten Schema des Zwölfsilbers anzupassen. Zu erwähnen ist auch die proparoxytone
Betonung vor B5 in Vers 4.
—————–
1326
Vgl. VAN DIETEN, Manuel Prinkips 79ff.
1327
MATHIEU, Cinq poésies byzantines 133ff.
1328
Vgl. MATHIEU, Cinq poésies byzantines 135; ùAHIN, Katalog I 263a.
1329
Bei BARZOS, 2:2.8<0Ą. nicht erwähnt.
1330
Diese These vertritt auch MATHIEU, Cinq poésies byzantines 136f.; s.a. J. u. L. ROBERT, BE 1955, Nr. 225.
1331
MAGDALINO, The Empire of Manuel I Komnenos 97f., 215; MATHIEU, Cinq poésies byzantines 137.
1332
Vgl. MATHIEU, Cinq poésies byzantines 137.
1333
VAN DIETEN, Manuel Prinkips 88; M. ANGOLD, The City of Nicaea ca. 1000–1400, in: Iznik throughout history.
Istanbul 2003, 36; etc.
1334
Vgl. Nic. Chon. hist. 599,24f. (VAN DIETEN); s.a. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 814f.; VAN DIETEN, Manuel Prinkips 79.
1335
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 813ff.; VAN DIETEN, Manuel Prinkips 79.
1336
Nicetae Choniatae historia rec. I.A. VAN DIETEN. Pars altera indices continens, Berlin – New York 1975 (CFHB
XI/2), 40, s.v. šA.8<Ą / -Ć?; s.a. VAN DIETEN, Manuel Prinkips 87; RHOBY, Identifizierung 125, Anm. 74.
1337
Für diesen Hinweis danke ich Wolfram Hörandner.
Türkei (Nr. TR95–TR96) 705

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das Epitheton <9:4:Ć/8.@A<? in Vers 4 ist in


der Komnenenzeit durch weitere Belege vertreten, begegnet aber auch noch im späten 13. Jahr-
hundert.1338 Am Ende von Vers 4 ist – der Schriftskizze des Bels(i)us nach zu schließen –
#"" überliefert, das bisher zu gängigem =<>CĈ>.? geändert wurde. Doch das von
=Ć>CB><: aus gebildete =<>CĈ><B scheint möglich zu sein, da das Wort als Nebenform zu
=<>CĈ>2<? – wenn auch schwach – belegt ist.1339 Hält man das Wort im Text, dann ist es als
substantiviertes Adjektiv zu verstehen. 6728<7>þA4? in Vers 5 ist nur hier belegt; eine Anspie-
lung auf 6728þ>D4?, das nur bei Manganeios Prodromos vorkommt und sich immer auf Manuel
I. Komnenos, vielleicht den Großonkel des Verstorbenen, bezieht,1340 ist möglich. Sicher auszu-
schließen ist die von Mathieu ins Spiel gebrachte Möglichkeit,1341 6728<7>þA4? in passiver
Bedeutung (von den Siziliern beherrscht) zu interpretieren, da auf -7>þA4? endende Wörter im-
mer von aktiver, nie aber von passiver Bedeutung sein können. Das erste Wort von Vers 8 ist in
der Schriftskizze von Bels(i)us als ȆȇǿīȀȊȌ überliefert. Die Änderung zu =>Ą076E, das auch an
anderer Stelle mit dieser Schreibung belegt ist,1342 war naheliegend. Die Schreibung =>Ą074E in
Epigr. Anth. Pal. könnte auf einen simplen Druckfehler zurückgehen und ist daher m.E. aus dem
LBG (s.v. =>Ą072E) zu tilgen. Vers 9 bedarf – wie bereits oben erwähnt – näherer Betrachtung:
ȉȇǿǹȀȅCȉȅȆǼȂȆȉȅȃ ist auf der Schriftskizze (und teilweise auch noch im Original)1343
klar zu entziffern. Das Wort (A>6.7<@AĆ=29=A<?) ist auch noch an anderer Stelle belegt, nämlich
bereits in der Antike, bei Ioannes Tzetzes (Hist. XIII 280 [LEONE]) und im 14. Jahrhundert.1344
Daher ist die Form hier zu behalten und darf nicht – wie von van Dieten aus inhaltlichen Grün-
den1345 (s. oben) – zu A>6þ76? Aą =Ā9=A<: geändert werden. Als Geburtsjahr des Verstorbenen ist
daher weiterhin 1176/77 anzusetzen. Nur an dieser Stelle sind neben 6728<7>þA4? auch das
Nomen 0.5</>B@Ą. in Vers 11 und das Adjektiv 16@2=Aþ>659<? in Vers 12 attestiert.1346 Als
Vulgarismus zu werten ist das in Vers 15 nach Bels(i)us mit einem Akut auf dem Alpha überlie-
ferte  (­::2þ), das auch an anderer Stelle zu finden ist.1347
Abschließend noch ein paar Bemerkungen zum Autor des Epigramms: Van Dieten stellte be-
reits treffend fest, dass die Verse „von einem Literaten“ verfasst worden sein dürften.1348 Dies
manifestiert sich nicht nur durch die verwendeten Anspielungen und Zitate (vgl. Testimoni-
enapparat), sondern auch durch das ausgewählte Vokabular, die gute prosodisch-rhythmische
Qualität des Epigramms und nicht zuletzt auch durch die kunstvolle Angabe der Datierung in
Versform. Man ist verleitet, hier den gleichen Autor wie im ungefähr zeitgleichen Epigramm
Nr. TR101 anzunehmen, das sich auf dem heute verlorenen Grabstein von Elegmoi, ebenfalls in
Bithynien, befand und mit dem es auch paläographische Überschneidungen gibt (s. oben). Wei-
ters ist festzustellen, dass der Autor sicher auch mit den literarischen Autoritäten des 12. Jahr-
hunderts gut vertraut war, wie dies auch später im Kaiserreich von Nikaia zu beobachten ist.1349

Steinblock, 13. Jh.: Turm (Nr. 106), Stadtmauer


Nr. TR96) An der Stadtseite des Turmes Nr. 106 (türk. KÕz kulesi), der an der südwestlichen
Ecke der Befestigungsmauer steht,1350 ist in einigen Metern Höhe ein marmorner Quadersockel
verbaut, der sich aus zwei nebeneinander stehenden Nischen zusammensetzt, wobei von der
—————–
1338
Vgl. LBG s.v.
1339
Vgl. LSSup s.v. =<>CĈ>2<?.
1340
Vgl. LBG s.v.
1341
MATHIEU, Cinq poésies byzantines 133; s.a. VAN DIETEN, Manuel Prinkips 86.
1342
Vgl. LBG s.v. =>Ą072E.
1343
Vgl. VAN DIETEN, Manuel Prinkips 88f.
1344
Vgl. LSJ s.v. u. das noch unpublizierte Material des LBG.
1345
S.a. schon GERLAND, Geschichte 214, Anm. 1.
1346
Vgl. LBG s.v. Bei Theodotos von Gallipoli (13. Jh.) ist 0.5</>ĈA4? belegt (vgl. LBG s.v.).
1347
Vgl. Kr s.v. ­::Ā., Online-TLG.
1348
VAN DIETEN, Manuel Prinkips 78.
1349
Vgl. HÖRANDNER, Prodromos-Reminiszenzen, passim.
1350
Vgl. SCHNEIDER – KARNAPP, Stadtmauer von øznik 35; FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 95f.
706 Türkei (Nr. TR96)

(vom Betrachter aus gesehenen) rechten Nische nur ca. ein Drittel erhalten ist.1351 In die beiden
Nischen eingeritzt ist eine über vier Zeilen laufende akzentuierte Majuskel-Inschrift, deren Be-
ginn durch ein Kreuz markiert ist. Den Inschriftenresten nach zu schließen, beginnt die Inschrift
in der linken Nische und setzt sich in der rechten fort. Da man nicht weiß, ob ursprünglich auch
eine dritte Nische vorhanden war – die heute sichtbare Lücke in der Turmwand ließe dies zu –,
kann auch nicht bestimmt werden, wie lang der ursprüngliche Inschriftentext war. Foss klassifi-
zierte die Inschrift als metrisch,1352 was allerdings nicht mit Sicherheit bestätigt werden kann.
Stimmt Foss’ Annahme, dann ist davon auszugehen, dass auch noch eine dritte Nische vorhan-
den war, um etwa Vers 1, der mit Ĉ>0<(?) $.8þ:4? beginnt, in einer Zeile abzuschließen,
wenn man annimmt, dass mit /<B8ý? 1ÿ @B0D2ĵ Vers 2 anfängt. Unter der Annahme, dass es sich
tatsächlich um Verse handelt, erkennt man, dass offensichtlich aus Platzmangel das Gebot Zeile
= Vers nicht eingehalten werden konnte, da das am Beginn von Zeile 3 angebrachte  das
Ende von Vers 2 bilden dürfte.
Aufgrund der Nennung eines Theodoros Laskaris kann die Inschrift in das 13. Jahrhundert
datiert werden.
Der Inschriftentext lautet wie folgt:

Ĉ>0<(?) $.8þ:4? […………………]


/<B8ý? 1ÿ @B0D2ĵ =[………………]<:
þ@7.>6? <:>Ą@A4[@6: ……………]
2Ć1F><? Aą 5.Ľ9[. ……………].
——
1 Ĉ>0<(?) $.8þ:4?: alludit ad Is. 10,9, cf. e.g. Greg. Naz. or. funebr. in Basil. 67,7 (p. 272 BERNARDI,
SC 384). 2 /<B8ý? 1ÿ @B0D2ĵ: alludit ad Gen. 11,7–9.
——
1 ". Kleonymos – Papadopoulos. $.8þ:4?: $ Kleonymos – Papadopoulos, omisit CIG. <ôA<?
post $.8þ:4? suppleverunt Schneider – Karnapp. 2 /<B8ý? 1ÿ @B0D2ĵ: "  " Kleonymos – Pa-
padopoulos, <B8.[ĵ]? ¡@[72]B<: CIG, [µ=6]/<B8ý? Schneider – Karnapp. =[………………]<: statui:
=[<829Ą]<: Schneider – Karnapp. 3 ǻȃȁǹȈȀǹȇǿȈ Kleonymos – Papadopoulos. <:>Ą@A4[@6:
……………] supplevi: C![… inscr., ãA4[? ­=<Ą4@2 Schneider – Karnapp, ! [ ùahin. 4 Aą 5.Ľ9[.
……………] supplevit Schneider – Karnapp: Aą[: =Ĉ>0<: AĆ:12 … CIG, Aą 5.Ľ9[. A<ĽA< ?] proposuit
ùahin (in nota).

Turm von Chalane …………………


bringt aber die Ratschläge durcheinander ………………
Laskaris richtet auf ……………
Theodoros das Wunder ……………
Text: KLEONYMOS – PAPADOPOULOS, 65B:67þ 177f. (Nr. 54).– CIG IV 343 (Nr. 8747 [mit Schriftskizze]).–
SCHNEIDER – KARNAPP, Stadtmauer von øznik 52 (Nr. 37) u. Abb. 20 (Schriftskizze).– ùAHIN, Katalog I 245b (Nr.
481), 246b (Nr. 481 [türk. Übers.]) u. Taf. XXIX (Nr. 481).

Lit.: FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 96.– FOSS, Nicaea 93f.

Abb.: 121

Die Inschrift besteht aus zwei Teilen: Am Beginn wird der „Turm von Chalane“ genannt,
womit der berühmte Turm zu Babel gemeint ist. $.8þ:(:)4 begegnet erstmals in Gen. 10,10, wo
der Ort (Kalne in Nord-Syrien) neben Babylon und anderen genannt wird. Mit dem Turm wird
Chalane erstmals in Is. 10,9 in Zusammenhang gebracht.1353 Seit Gregor von Nazianz, der sich
auf die Isaias-Stelle bezieht,1354 ist der „Turm von Chalane“ sprichwörtlich,1355 und er ist in den
—————–
1351
Vgl. FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 278 (Abb. 46).
1352
FOSS, Nicaea 93f.
1353
… 7.ă $.8.::4, <ô è =Ĉ>0<? ě7<1<9Ă54;
1354
Z.B. Greg. Naz. or. funebr. in Basil. 67,7 (p. 272 BERNARDI, SC 384).
1355
Vgl. SCHNEIDER – KARNAPP, Stadtmauer von øznik 52.
Türkei (Nr. TR96) 707

folgenden Jahrhunderten fast ebenso oft in der Literatur zu finden wie der mit dem Attribut
„babylonisch“ versehene Turm. In Vers 2 dürfte eine Anspielung auf die babylonische Sprach-
verwirrung (Gen. 11,7–9) vorliegen. Diese Deutung wird durch die Verwendung des Verbums
@B0D2ĵ1356 untermauert: z.B. Ioan. Chrys., PG 61,458: … ­: >Dį 08KAA.? @B0D*F: (sc. ¾ A<Ľ
2<Ľ 1Ĉ:.96?) 9I:<:, Aą: 9*0.: =J>0<: ­72ĵ:<: Aą: ­: ./B8Ń:6 7.A*8B2.1357
Der zweite Teil der Inschrift ist dem von Theodoros Laskaris errichteten Turm gewidmet,
der ein „Wunderwerk“ (Vers 4) darstellt.1358 Somit dürfte der Inhalt folgendermaßen zu verste-
hen sein: Der Turm zu Babel war ein herausragendes Bauwerk, das aber (Vers 2: 1Ā) Sprach-
verwirrung unter den Menschen verursachte. Der von Theodoros Laskaris errichtete Turm hin-
gegen ist ein „Wunder“ (Vers 4), welches das Bauwerk von Babylon übertrifft.1359 Der Ver-
gleich besonderer byzantinischer Anlagen, insbesondere auch jener von Nikaia, mit den babylo-
nischen Befestigungsanlagen ist ein Topos, der des öfteren zu finden ist: Niketas Choniates
etwa vergleicht die starken Mauern von Nikaia mit den Mauern der Semimaris, d.h. Baby-
lons;1360 Theodoros Metochites lässt in seinem Byzantios die babylonischen Mauern im Ver-
gleich zur Hagia Sophia in schlechtem Licht erstrahlen.1361
Zuletzt bleibt nun noch die Frage zu klären, wer der Stifter Theodoros Laskaris ist: In Frage
kommen Theodoros I. Laskaris, Kaiser im nikänischen Exil von 1205 bis 1221, und der gelehrte
Theodoros II. Laskaris, der von 1254 bis 1258 regierte. Es ist mit ziemlicher Sicherheit davon
auszugehen, dass es sich um Theodoros I. handelt, für dessen (vor allem frühe) Regierungszeit
der Ausbau und die Verstärkung der Stadtmauern von Nikaia belegt ist; für die Zeit Theodoros’
II. sind hingegen solche Maßnahmen nicht bekannt.1362 Die Entstehungszeit der vorliegenden
Inschrift lässt sich noch weiter eingrenzen: Eine vom Reisenden John Covel im 17. Jahrhundert
aufgezeichnete, heute aber nicht mehr vorhandene Inschrift1363 auf Turm Nr. 201364 berichtet von
der Reparatur der Befestigung (7þ@A><:) von Nikaia unter der Herrschaft des Theodoros I. Las-
karis im Jahr 1207/08.1365 Man wird daher annehmen können, dass auch die vorliegende In-
schrift auf Turm Nr. 106 um diese Zeit entstanden ist.
Wie bereits oben dargelegt, kann nicht mit letzter Sicherheit bestimmt werden, ob die In-
schrift tatsächlich metrisch ist. Für den metrischen Charakter sprechen die korrekt eingehaltenen
Binnenschlüsse in den Versen 1, 2 und 4 bzw. 3, wenn man eine Konjektur vornimmt, des wei-
teren die gute prosodische Qualität.

—————–
1356
Das Verbum @B0DĀF bedeutet hier „durcheinander bringen“ / „verwirren“ (vgl. LSJ s.v. I 3) und nicht, wie von
SCHNEIDER – KARNAPP, Stadtmauer von øznik 52 angenommen, „vereiteln“ / „zuschanden machen“.
1357
Die Quelle ist Gen. 11,9 (de Babylone): 16ý A<ĽA< ­78Ă54 Aą ë:<9. .íAĮ? Ĉ0DB@6?, éA6 ­72ĵ @B:ĀD22: 7Ĉ>6<? Aý
D2Ą84 =þ@4? AĮ? 0Į? …
1358
Für die Bezeichnung von Bauwerken oder anderen Objekten als „Wunder“ (5.Ľ9.) gibt es verschiedene in-
schriftliche Belege, vgl. ROBERT, Épigrammes 66–74; siehe z.B. auch Vers 1 des an der Basis des Obelisken am
Hippodrom von Kpl. angebrachten Epigramms Nr. TR53: !ą A2A>þ=8[2B><:] 5.Ľ9. AŃ: 92A.>@ĄF:.
1359
Aą 5.Ľ9[.] könnte sich auch auf Theodoros beziehen (im Sinne eines stupor mundi, mit dem Theodoros’ Zeitge-
nosse im Westen Friedrich II. bezeichnet wurde: vgl. z.B. A. SOMMERLECHNER, Stupor mundi? Kaiser Friedrich
II. und die mittelalterliche Geschichtsschreibung [Publikationen des Historischen Instituts beim Österreichischen
Kulturinstitut in Rom 1/11]. Wien 1999), doch halte ich diese Lösung für weniger wahrscheinlich.
1360
Nic. Chon. hist. 281,66–69 (VAN DIETEN).
1361
Vgl. RHOBY, Reminiszenzen 180; siehe jetzt auch A. RHOBY, Theodoros Metochites’ Byzantios and other city
encomia of the 13th and 14th centuries, in: P. ODORICO – Ch. MESSIS (Hg.), Villes de toute beauté. L’ekphrasis des
cités dans les littératures byzantine et byzantino-slaves. Actes du colloque international, Prague, 25–26 novembre
2011 (Dossiers byzantins 12). Paris 2012, 81–99. Der Byzantios liegt nun erstmals kritisch ediert vor: I. POLEMIS,
2Ć1F><? 2A<DĄA4?. B3þ:A6<? ¿ =2>ă AĮ? /.@68Ą1<? 920.8<=Ć82F?. <@9<8<0Ą. 7.ă ļ4A<>67ā 7.Aý Aą: 61Ņ
.ßŃ:.. ß@.0F0Ă, 7>6A67ā ±71<@4, 92AþC>.@4, @4926Ċ@26? (B3.:A6:<ă @B00>.C2Ą? 18). Thessalonike 2013.
1362
Vgl. FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 82; FOSS, Nicaea 93f.
1363
COVEL, Voyages 272f., 385 (Nr. 63); vgl. RABY, Description 151f., 177.
1364
Vgl. FOSS, Nicaea 93 u. Abb. 11; Turm Nr. 19 nach FOSS – WINFIELD, Byzantine Fortifications 85f.
1365
Die Datierung war allerdings in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht mehr vorhanden, vgl. die Schriftskiz-
ze bei Ch. FELLOWS, A Journal written during an excursion in Asia Minor. London 1839, nach p. 114. Die In-
schrift ist auch (schlecht, da ohne Berücksichtigung von Covel) ediert bei ùAHIN, Katalog I 247a (Nr. 482).
708 Türkei (Nr. TR96–TR97)

Weitere Bemerkungen zum Inschriftentext: In der Inschrift ist das Wort Ĉ>0<(?) mit einem
Zirkumflex akzentuiert. In byzantinischer Zeit dürfte diese Akzentuierung möglich gewesen
sein, wie einige Belege im TLG, vor allem aus Urkunden, nahelegen. Die Verwendung von
/<B8þ? in Vers 2 scheint etwas ungewöhnlich zu sein, doch gibt es eine interessante Parallele in
einem Diskurs gegen die Juden aus dem 9./10. Jahrhundert: <í1ÿ: 0ý> ²A2><: 1>Ń@6: ¿ A<ć?
8<06@9<ć? î9Ń: 7.ă Aý? /<B8ý? AĮ? 7.>1Ą.? @B0DĀ<B@6 …1366 In Vers 3 steht nicht, wie von
Schneider – Karnapp und ùahin aufgezeichnet, vor der Lücke !, sondern C!, wobei Sigma
und Tau in Ligatur miteinander verbunden sind. Um einen korrekten Binnenschluss einzuhalten,
ist neben der Konjektur <:>Ą@A4[@6: …] alternativ etwa auch an á@A4[@6: 1ÿ …] zu denken,
obwohl dann sehr seltenes oxytones B7 vorliegen würde. Eine Möglichkeit wäre auch, elidiertes
á@A4@ĩ zu schreiben, wenn danach ein Wort mit Vokal im Anlaut folgt. Bei dieser Möglichkeit
würde man einen paroxytonen Binnenschluss B5 erhalten.

KAFARBAYYƖ ĺ ADANA

KALON OROS ĺ ALANYA

KAISAREIA ĺ KAYSERI

KAPIKIRI ADA ĺ IKIZ ADA (S. 608)

KARACAKÖY

(*)Steinplatte (73 × 62 cm) (verloren ?), a. 1002 bzw. kurz danach ?


Nr. TR97) Ende des 19. Jahrhunderts wurde in der Nähe des heutigen DorfesKaracaköy in
Ostthrakien eine Steinplatte mit einer Inschrift gefunden; sie befand sich am Beginn des 20.
Jahrhunderts in Privatbesitz.1367 Die Herkunft des Steines ist unbekannt, wahrscheinlich stamm-
te er aber nicht von den unweit des Ortes verlaufenden Makra Teiche,1368 die als Verteidigungs-
anlage unter Kaiser Anastasios I. errichtet worden waren.1369 Den vorhandenen Schriftskizzen
nach zu schließen, war die nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift über 16 Zeilen verteilt und
größtenteils in continuo geschrieben; der Beginn war durch ein Kreuz markiert. Die Buchstaben
sind unregelmäßig und teilweise von unterschiedlicher Größe. Es fällt auf, dass im Mittelteil die
Buchstaben enger geschrieben sind; vielleicht befürchtete der Steinschneider, mit dem vorhan-
denen Platz nicht auszukommen. Zu notieren sind auch die zahlreichen orthographischen Ab-
weichungen. Schon früh wurde erkannt, dass sich hinter der Inschrift ein Epigramm verbirgt,
das aus acht Versen besteht.
Aus paläographischer Sicht ist eine Datierung vor dem späten 11. Jahrhundert anzunehmen,
da kaum Ligaturen vorhanden sind und auch Akzente und Spiritus fehlen. Aus inhaltlichen
Gründen gehört das Epigramm, wie noch zu zeigen ist, in die Regierungszeit des Kaisers Basi-
leios II.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

.B9.@Aą: ±>0<: ½=2Ą84@2: è D>Ć:<?,


<í D>Ć:<? 9Ć:<: =8Į5<? 1ÿ AŃ: /.>/þ>F:
—————–
1366
M. HOSTENS, Anonymi auctoris Theognosiae (saec. IX/X) dissertatio contra Iudaeos (CCSG 14). Turnhout –
Leuven 1986, 186 (VIII 717–719).
1367
Vgl. SCHUCHHARDT, Anastasius-Mauer 114.
1368
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 436; ASDRACHA, Inscriptions II 306.
1369
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 507ff.
Türkei (Nr. TR97) 709

8<8>ĩ è 5.B9.@Aą? 7.ă A<ć? /.>/þ><B? A>Ā=F:


.ó56? :<>5<ĵ .@Ą826<? 12@=ĆA4?
5 @ć: F:@A.:AĄ:Ł .íA.1Ā8CŁ Ań :ĀŁ
î=<Ĉ>026 1ÿ Ań .@Ą826<? è <ĽA<?
ê? >D40ĀA4? Ań D>Ć:Ł 7.526@AĂ726
@[ć]: ĩ8=61ĄŁ >.Dþ9Ĭ A.;6þ>DŁ.
——
1 cf. Theod. Prod. carm. (ined.) in iconam Deiparae (cf. Theod. Prod. carm. hist. p. 48 [no. 130]
[HÖRANDNER]), vv. 1–4 (cod. Vind. phil. gr. 149 [s. XIV], fol. 173v)1370: ¥88ĩ <í1ÿ Aą: @Ć:, û 2<Ľ
ĮA2>, AĈ=<: | è =.:1.9þAF> <ôA<? ē1Ā@54 D>Ć:<?1371 | C52>2ĵ: 1ÿ Aā: 9Ć>CF@6: ½=2Ą84@Ā @<B | =.Aā>
ž=þ:AF: 7.ă C5<>2ć? 1212609Ā:<?. 4–5 cf. epigramma (hodie deletum) in urbe Istanbul quod renovatio-
nem ignotam imp. Basil. et Const. refert (ĺ no. TR54).
——
1 .B9.@A[ą]: Schuchhardt: "C!& inscr. ±>0[<]: Schuchhardt: & inscr. ½=2Ą84@2:
scripsit Seure: C inscr., ½=Ă86@2: Schuchhardt. D>[Ć]:[<]? Schuchhardt: $&&C inscr. 2
D>[Ć]:[<]? Schuchhardt: $&&C inscr. 9[Ć]:[<]: Schuchhardt: && inscr. =8Į5<? scripsit Schuch-
hardt: &C inscr. 3 8<8>ĩ: 8(8)’ Schuchhardt. [è] Schuchhardt: & inscr. 7[.ă] Schuchhardt: 
inscr. A>Ā=[F]: Schuchhardt: ! inscr. 4 .ó5[6]? Schuchhardt: "C inscr. :<>5<ĵ scripsit Seu-
re: " inscr., :<>5[2ĵ] Schuchhardt. .@[Ą]8[26<]? Schuchhardt: C&C inscr. 5
F:@A.:AĄ:Ł scripsit Asdracha: C!! inscr., <:@A.:AĄ:[Ł] Schuchhardt, <:@A.:AĄ:Ł Seu-
re. .íA.1Ā8C[Ł] Schuchhardt: "!# inscr. :Ā[Ł] Schuchhardt:  inscr. 6 î=<Ĉ>026 scripsi (cf.
comment.): "" inscr., î=<B>0Į Kourouniotes, î=<B>0[2ĵ] Schuchhardt, î=<B>02ĵ Seure, Asdra-
cha. Ań scripsit Seure: ! inscr., 7[.ă] Schuchhardt. .@[Ą]826<? Schuchhardt: CC inscr.
<ĽA[<]? Schuchhardt: "!&C inscr., <ĽAF? Kourouniotes. 7 ê? scripsit Schuchhardt: &C inscr.
>D40ĀA4? scripsit Seure: $!C inscr., ()>D60ĀA4? Kourouniotes, Schuchhardt. A[ń] Schuchhardt:
! inscr. D>Ć:[Ł] Schuchhardt: $ inscr. 7.526@AĂ726 scripsi (cf. comment.): C! inscr.,
7.56@AĂ7[26] Schuchhardt, 7.52@AĂ726 Seure, Asdracha. 8 @ć: legit Schuchhardt. µ8=[6]1ĄŁ Schuchhardt:
 inscr. >.Dþ9Ĭ: >.:.9(<) Kourouniotes, >.:þ9(Ł) Schuchhardt. A.;6þ>DŁ scripsit
Schuchhardt: !$& inscr.

Ein staunenswertes Werk bedrohte die Zeit,


nicht nur die Zeit, sondern (auch) die Masse der Barbaren.
Aber der bewundernswerte und die Barbaren vertreibende
Herrscher Basileios richtet (es) wieder auf
5 mit Konstantinos, dem jüngeren leiblichen Bruder.
Aber auch Basileios Gutos unterstützte (ihn),
der zu dieser Zeit Heerführer war,
zusammen mit Elpidios Brachames, dem Taxiarchen.
Text: K. KOUROUNIOTES, µ=60>.C.㠝:Ā71<A<6 ­7 >ĥ74?. >Ĥ767ā µ=2A4>Ą? 1 (1897) 291f.– SCHUCHHARDT,
Anastasius-Mauer 114 (Nr. 1).– SEURE, Antiquités 568f. u. Abb. 14 (Schriftskizze).– ASDRACHA, Inscriptions II 306
(Nr. 89 [mit Schriftskizze]), 307 (mit franz. Übers.).

Lit.: OIKONOMIDÈS, Les listes 335.– IVISON, Urban Renewal 20, 38, Anm. 131, 39, Anm. 136.– LAUXTERMANN,
Poetry 342 (Nr. 39).

Aufgrund der Tatsache, dass Kaiser Basileios (II.) und sein jüngerer Bruder Konstantinos,
der spätere Kaiser Konstantinos VIII. (1025–1028), genannt werden, ist das Epigramm in die
Regierungszeit des Basileios (976–1025) zu datieren. Zunächst ist eine genauere zeitliche Ein-
grenzung nicht möglich, da Konstantinos bereits 962 zum Mitkaiser seines Vaters Romanos

—————–
1370
Das Gedicht ist auch im Cod. Neap. II D 4 (s. XIV), fol. 98r und im Cod. Vat. Ottob. gr. 324 (s. XIV–XV), fol.
14r überliefert. Kurz zu diesem Gedicht auch DRPIû, Kosmos of Verse 219. Für den Hinweis auf die Stelle danke
ich Nikos Zagklas; siehe jetzt ZAGKLAS, Theodore Prodromos 271, Nr. 9 (H 130).
1371
Mit einem ähnlich gestalteten (Ũ =.:1.9þAF> D>Ć:<? è A>Ċ0F: =þ:A.), vielleicht auf die Vorlage Theodoros
Prodromos zurückgehenden Vers beginnt ein Epigramm aus dem Jahr 1856 (!) im Katholikon des Klosters Ha-
gios Ioannes AĮ? 28272AĮ? in Bithynien, ed. MANGO – ŠEVýENKO, Some Churches and Monasteries 247.
710 Türkei (Nr. TR97)

II.1372 gekrönt worden war.1373 Asdracha bringt die Erwähnung des =8Į5<? … AŃ: /.>/þ>F: mit
den Bulgaren und in weiterer Folge mit den bulgarisch-byzantinischen Auseinandersetzungen
unter Basileios II. in Zusammenhang. Sie vermutet, dass Einnahme und Plünderung der Stadt
Adrianupolis durch den Bulgarenzaren Samuel im Jahr 10021374 den historischen Hintergrund
der Inschrift bilden.1375 Das Objekt, auf dem die Inschrift angebracht war, war – wie Vers 1 zu
entnehmen ist – aber nicht nur durch die Barbaren so stark zerstört, dass es wieder aufgerichtet
werden musste (Vers 4), sondern war auch schon durch die Zeit in Mitleidenschaft gezogen. Die
Zeit für den baulichen Verfall verantwortlich zu machen, ist ein Topos, der auch an anderer
Stelle begegnet.1376 An welchem Gebäude die Inschrift angebracht war, lässt sich aus dem Text
nicht erschließen.1377 Es kann aber durchaus ein Turm gewesen sein – vielleicht einer in der
Stadtmauer von Adrianupolis –, auch wenn Asdracha an ein bedeutenderes Bauwerk an der
Militärgrenze denkt.1378
Dass die Inschrift eher nicht an den eingangs erwähnten Makra Teiche angebracht gewesen
sein kann, beweist die Tatsache, dass die Bulgaren während der Auseinandersetzungen mit Ba-
sileios II. nie so weit vordringen konnten.1379 Die zweite Hälfte von Vers 3 (7.ă A<ć? /.>/þ><B?
A>Ā=F:) könnte darauf hindeuten, dass das Epigramm erst nach Ende des Bulgarenkrieges, d.h.
nach der vernichtenden Niederlage der Bulgaren im Jahr 1014, verfasst wurde.
Bei der Wiederaufrichtung des Turmes (?) wirkten zwei weitere Personen mit, die in den
Versen 6–8 genannt werden; sie dürften auch bei den Feldzügen gegen die „Barbaren“ eine
bedeutende Rolle gespielt haben: .@Ą826<? è <ĽA<? ist aus anderen Quellen nicht bekannt,1380
ebenso wenig der Beiname <ĽA<?, der von ĆA5<? / <ĈA5<? (Gote) herrühren könnte.1381 Basi-
leios könnte von jenen assimilierten Goten abstammen, die im 8.–9. Jahrhundert in Gotho-
graikia, im Thema Opsikion in Nordwestkleinasien lebten.1382 Er war >D40ĀA4?, womit der
Oberbefehlshaber der Infanterie einer Armee gemeint ist.1383 Asdracha vermutet hinter Basileios
den >D40ĀA4? AĮ? Ĉ@2F?, was die Bezeichnung für den obersten Infanteristen der Armeen auf
dem Balkan darstellte.1384 Doch auch eine zweite – wenngleich unwahrscheinlichere – Interpre-
tation ist möglich: Die Berufsbezeichnung des Basileios ist inschriftlich als $!C wie-
dergegeben. Mit dieser Orthographie finden wir das Wort auch im Lexikon des Pseudo-Zonaras
(12. Jh. ?), das dort wie folgt erklärt wird: >D60ĀA4? 1ÿ è ¡>DF: A<Ľ 2AŃ: ±5:<B?.1385 Der Ter-
minus >D60ĀA4? würde somit einen Anführer von Goten bezeichnen. War Basileios daher viel-
leicht Kommandant einer Truppe von in Kleinasien niedergelassenen Goten?
Etwas einfacher ist die Sache bei Elpidios Brachames, der in Vers 8 genannt wird. Dieser
dürfte nämlich entgegen der Behauptung Asdrachas1386 und der PmbZ (# 21683) auch an ande-
rer Stelle belegt sein, nämlich auf einem Siegel aus Preslav mit der Legende µ8[=]Ă1(6<?)
A.;6þ>D(4?) è >.D[þ]96<?.1387 Er stammt aus der bekannten Familie armenischen Ursprungs1388

—————–
1372
In Parenthese ist zu vermerken, dass Basileios bereits 960 zum Mitkaiser gekrönt wurde, vgl. C.M. B[RAND] – A.
C[UTLER], Constantine VIII. ODB 1, 261f.
1373
Vgl. C.M. B[RAND] – A. C[UTLER], Constantine VIII. ODB 1, 503f.
1374
S.a. SOUSTAL, Thrakien 163 (vgl. 94: Datierung in das Jahr 1003).
1375
ASDRACHA, Inscriptions II 307ff.
1376
Siehe oben S. 322–323.
1377
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 342.
1378
ASDRACHA, Inscriptions II 307.
1379
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 507ff. S.a. ASDRACHA, Inscriptions II 307.
1380
Vgl. PmbZ # 21082; ASDRACHA, Inscriptions II 308.
1381
Vgl. SEURE, Antiquités 569; dagegen ASDRACHA, Inscriptions II 308.
1382
Vgl. O. P[RITSAK], Goths. ODB 2, 862.
1383
Vgl. OIKONOMIDÈS, Listes 335.
1384
ASDRACHA, Inscriptions II 308.
1385
I.A.H. TITTMANN, Ioannis Zonarae Lexicon. Leipzig 1808, I 294.
1386
ASDRACHA, Inscriptions II 308f.
1387
Vgl. CHEYNET, Société byzantine II 379ff.; s.a. W. SEIBT, BZ 89 (1996) 135 (Nr. 188). Bei beiden jedoch die
irrige Annahme, dass die Inschrift in Silivri (Selymbria) gefunden wurde, vgl. ASDRACHA, Inscriptions II 309.
Türkei (Nr. TR97–TR98) 711

und hat das Amt eines A.;6þ>D4? inne, womit im 10./11. Jahrhundert ein Anführer von 100 In-
fanteristen bezeichnet wird.1389 Er dürfte somit dem Basileios Gutos unterstanden sein, wenn
man dessen Amt als >D40ĀA4? wiedergibt. Die Schreibung >.Dþ9Ĭ anstatt >.D.9ĄŁ dürfte
aus metrischen Gründen (Silbenanzahl) gewählt worden sein.
Das Epigramm besteht aus acht Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen (aus-
schließlich B5). Trotz prosodisch einwandfreier Versteile ist das Epigramm insgesamt aufgrund
zahlreicher Verstöße als prosodielos zu bezeichnen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das zweite Wort von Vers 4 ist inschriftlich als
" überliefert, wohinter sich in normalisierter Orthographie das auch sonst gut belegte
:<>5<ĵ verbirgt. Schuchhardt jedoch konjizierte :<>5[2ĵ]; diese Form ist möglich, da :<>5ĀF
auch an anderer Stelle attestiert ist, nämlich in einer Urkunde aus Sizilien vom Ende des 11.
Jahrhunderts.1390 In Vers 5 liegt zwischen F:@A.:AĄ:Ł und .íA.1Ā8CŁ ein Hiat vor, was eben-
falls für die schlechte prosodische Qualität des Epigramms spricht. Das Adjektiv :Ā<? am Ende
von Vers 5 weist m.E. einzig darauf hin, dass Konstantinos der jüngere Bruder des Basileios ist.
Dass nach Asdracha1391 das Wort als Beiwort zu F:@A.:Aĵ:<? zu verstehen ist, nämlich in dem
Sinne, dass Konstantinos ein „neuer Konstantinos“ im Gegensatz zu Konstantinos I. dem Gro-
ßen ist, ist eher zweifelhaft. Hinter dem inschriftlichen "" am Beginn von Vers 6 ver-
birgt sich B=<B>026, das je nach Positionierung des Akzents eine andere Verbalform darstellt. Da
sich – wie noch zu zeigen sein wird – auch hinter C! in Vers 7 eine Vergangenheits-
form verbirgt, ist auch hier î=<Ĉ>026 (Imperfekt) der Vorzug zu geben. In Vers 5 ist vor
.@Ą826<? inschriftlich auch ! überliefert, das Schuchhardt zu 7[.ă] konjizierte. Diese Ände-
rung ist nicht notwendig: Da î=<B>0ĀF den Dativ verlangt,1392 würde man nach dem Verbum
das Personalpronomen .íAń erwarten, womit Kaiser Basileios II. gemeint ist. Hinter dem in-
schriftlichen ! verbirgt sich m.E. Ań, was ein gekürztes .íAń darstellt; Formen dieser Art sind
in der Volkssprache nichts Ungewöhnliches.1393 Das inschriftliche ! könnte aber auch auf
einen Fehler des Graveurs zurückgehen, der vielleicht schon das ! des nächsten Verses (auch
hier für Ań) vor Augen hatte. Dann wäre tatsächlich zu 7.ă zu ändern. Das bereits erwähnte letz-
te Wort von Vers 7 ist inschriftlich als C! wiedergegeben, das Asdracha zuletzt als
7.52@AĂ726 transliterierte. Diese Plusquamperfektform ist möglich;1394 da jedoch nach der Vor-
silbe 7.5- ein Iota überliefert ist, sollte die reguläre Plusquamperfekt-Form 7.526@AĂ726 ge-
schrieben werden. Schließlich ist noch der Parallelismus @ć: F:@A.:AĄ:Ł (Vers 5) – @[ć]:
ĩ8=61ĄŁ (Vers 8) zu beachten.1395

KAYSERI

(*)Grabstele (verloren ?), Dat. ?: bei Kayseri


Nr. TR98) P. Girard berichtete von einem 1893 entdeckten Grabmonument, das sich „à
Deniz-Koulagha dans la propriété de Dalla Koupéra“ befand.1396 Die darauf angebrachte In-
—————–
1388
Der wohl bekannteste Vertreter ist Philaretos Brachamios in der zweiten Hälfte des 11. Jh.s, siehe nun W. SEIBT,
Philaretos Brachamios – General, Rebell, Vasall? In: E. CHRYSOS u.a. (Hg.), Captain and Scholar. Papers in
memory of Demetrios I. Polemis. Andros 2009, 281–295.
1389
OIKONOMIDÈS, Listes 335f.
1390
V. von FALKENHAUSEN, Die Testamente des Abtes Gregor von San Filippo di Fragalà. Harvard Ukrainian Stu-
dies 7 (1983) (= C. MANGO – O. PRITSAK [Hg.], Okeanos. Essays presented to Ihor Ševþenko on his Sixtieth
Birthday by his Colleagues and Students. Cambridge, Mass. 1983) 193,34 (:<>52ĵ:).
1391
ASDRACHA, Inscriptions II 308.
1392
Vgl. LSJ s.v.
1393
Vielleicht liegt aber auch ein Transkriptionsfehler vor, und es sollte 1ĩ .íAń heißen.
1394
Vgl. TLG.
1395
Zur Verwendung und Bedeutung des Plusquamperfekts in byzantinischen Texten vgl. HINTERBERGER, Sprache
der byzantinischen Literatur, passim.
1396
Vgl. GRÉGOIRE, Rapport 60.
712 Türkei (Nr. TR98–TR99)

schrift, die zwei byzantinische Zwölfsilber aufweist, ist erstmals bei de Jerphanion – Jalabert
abgedruckt.
Wann das Grabmonument zu datieren ist, kann nicht bestimmt werden. Die Tatsache, dass
der jambische Trimeter in seiner byzantinischen Ausformung als Zwölfsilber zur Anwendung
kommt, könnte für eine Datierung in das 7. Jahrhundert sprechen. Eine spätere Datierung ist aus
paläographischen Gründen ziemlich sicher auszuschließen, wenn man die Buchstabenformen in
der bei Grégoire abgedruckten Schriftskizze betrachtet.
Während Peek die Inschrift in das 2./3. Jahrhundert datierte,1397 bemerkten Merkelbach –
Stauber zur Datierung bloß „unbestimmt“.1398
Das Grabepigramm lautet folgendermaßen:

©99Ĭ 0B:.67ă AĂ:1ĩ ­0ĉ 2F:Ą1.?


±547. @AĂ84: <ß7A>ą: 2í:<Ą.? é><:.
——
1 ¥99Į6 de Jerphanion – Jalabert.

Für (meine) Frau Amme errichtete ich, Leonidas,


diese Stele als armseliges Zeichen der Zuneigung.
Text: DE JERPHANION – JALABERT, Inscriptions d’Asie Mineure 467 (Nr. 50).– GRÉGOIRE, Rapport 60 (Nr. 34 [mit
Schriftskizze]).– PEEK, Versinschriften 54 (Nr. 206).– PEEK, Griechische Grabgedichte 230f. (Nr. 404 [mit deutsch.
Übers.]).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III 39 (Nr. 13/06/02 [mit deutsch. Übers.]).

Auch die Verwendung der Eigennamen in der Inschrift lässt kaum auf eine Datierung nach
dem 6./7. Jahrhundert schließen. ©994 ist aus anderen Quellen gar nicht bekannt,1399 der in der
Antike verbreitete Name 2F:Ą1.? ist immerhin noch einmal im 9.1400 und dreimal im späten
13. Jahrhundert1401 attestiert. Sprecher des Grabepigramms ist der Ehemann, der für seine Frau
die Grabstele als Zeichen der Zuneigung errichten ließ.
Da die Verse als prosodische byzantinische Zwölfsilber1402 mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen zu werten sind, ist – wie erwähnt – an eine Datierung nach dem Jahr 600 zu denken.
Einschränkend muss jedoch festgehalten werden, dass vereinzelt jambische Trimeter byzantini-
scher Ausformung auch weit vor dem 7. Jahrhundert anzutreffen sind.1403

KEMALPAùA

*Sarkophag (verloren), a. 1258 ?


Nr. TR99) Der in Kemalpaúa, dem byzantinischen Nymphaion, in einen Brunnen verbaute
byzantinische Sarkophag dürfte heute nicht mehr erhalten sein. Den vorhandenen Umzeichnun-
gen nach zu urteilen, waren darauf verschiedene Ornamente und Tiere dargestellt. Darüber be-
fand sich eine über eine Zeile laufende, offensichtlich nicht akzentuierte, geritzte Majuskel-
Inschrift, die ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm bildete.
Aus stilistischen sowie inhaltlichen Gründen könnte – wie noch auszuführen ist – das Epi-
gramm in das 13. Jahrhundert zu datieren sein.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

—————–
1397
PEEK, Versinschriften 54, Anm.
1398
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme III 39.
1399
Die Aussage von DE JERPHANION – JALABERT, Inscriptions d’Asie Mineure 467 „©994, n. pr. assez fréquent dans
le pays“ kann nicht verifiziert werden. Handelt es sich vielleicht um eine Verlesung für ©::4?
1400
PmbZ # 4545.
1401
PLP # 14814, # 14815, # 29222.
1402
Ein schwerer Verstoß liegt allerdings in Vers 2 vor, da die dritte Silbe positionslang ist.
1403
Vgl. RHOBY, Zwölfsilber 126ff.
Türkei (Nr. TR99) 713

Ľ: 7Ć@9<? ¾1Ĉ?, @DĮ9þ @<6 52ĵ<: 9Ā0.


:Ľ: <ó: /þ1632 =>ą? 2ą: @A2C4CĆ><?.
——–
2  legit Texier (sed TEXIER, Tombeau ed. /.12Ą32): /.1Ą32 Texier, Description (in transcriptione),
/þ1[63]2 CIG.

Jetzt (ist) der Schmuck lieblich, der große Habit dir göttlich.
Jetzt also schreite gekrönt zu Gott!
Text: TEXIER, Tombeau 324 (mit franz. Übers.) u. Taf. 7 (Umzeichnung).– TEXIER, Description de l’Asie Mineu-
re II 304 (mit franz. Übers.).– CIG IV 468 (Nr. 9283).– Epigr. Anth. Pal. II 639 (mit lat. Übers.).– GRÉGOIRE, Recueil
Asie Mineure 25 (Nr. 83 [mit franz. Übers.]).– MENTZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 110 (Nr. 161).

Es ist höchstwahrscheinlich Grégoire recht zu geben, der meinte, dass es sich bei dem Ver-
storbenen aufgrund der Verwendung der Bezeichnung @A2C4CĆ><? um eine gekrönte Person
handelte.1404 Aufgrund der örtlichen Nähe zum Kloster AŃ: F@þ:1>F:,1405 in dem sowohl Io-
annes III. Batatzes als auch Theodoros II. Laskaris begraben wurden,1406 ist daran zu denken,
dass einer der beiden genannten Kaiser der verstorbene @A2C4CĆ><? des Epigramms ist. Da sich
Vers 1 jedoch darauf beziehen dürfte, dass der Verstorbene kurz vor seinem Tod das Mönchs-
gewand anzog,1407 kann nur Theodoros II. in Frage kommen,1408 der kurz, bevor er verstarb,
Mönch geworden war.1409 Für Ahrweiler hingegen steht außer Zweifel, dass der Sarkophag Io-
annes III. Batatzes gehörte.1410 Für das 13. Jahrhundert spricht auch der Stil des Sarkophags,
zumindest der Beschreibung und Darstellung bei Texier nach zu schließen.1411 Texier selbst
wollte den Sarkophag allerdings in die zweite Hälfte des 12. Jahrhunderts datieren.1412
Das Epigramm besteht aus zwei prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen, wobei in Vers 2 proparoxytone Betonung vor B5 vorliegt. Auffallend ist die durch
:Ľ: am Beginn der beiden Verse bedingte Anapher. @A2C4CĆ><? in Vers 2 kann durchaus eine
doppelte Bedeutung in sich tragen: Zunächst ist das Wort ein Hinweis auf ein gekröntes Haupt,
dann könnte hier aber auch eine Anspielung auf die Mönchskleidung vorliegen. Es kann sich
aber auch einen Hinweis auf die vorbildliche Lebensweise handeln, die eine Krönung (durch
Gott) verdienen würde. Trotz der Schlichtheit der Verse steht fest, dass sie von einem professi-
onellen Dichter verfasst wurden.

KOLONEIA ĺ ùEBINKARAHISAR

KONSTANTINUPOLIS ĺ ISTANBUL

—————–
1404
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 25.
1405
Zum Kloster MITSIOU, Sosandra; vgl. auch die oben S. 698, Anm. 1289 genannte Lit.
1406
Vgl. z.B. Georg. Akropol. I 74,20–22 (HEISENBERG – WIRTH); vgl. dazu MACRIDES, George Akropolites 338.
1407
Das 9Ā0. @DĮ9. ist jenes Gewand, das von den höchsten und heiligsten Mönchen getragen wird, vgl. A.-M.
T[ALBOT], Schema. ODB 3, 1849.
1408
Vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 25.
1409
Georg. Akropol. I 74,5f. (HEISENBERG – WIRTH); Georg. Pachym. I 63,14–16 (FAILLER). S.a. MACRIDES, George
Akropolites 337.
1410
AHRWEILER, Smyrne 43.
1411
TEXIER, Tombeau 324f.; vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 25.
1412
TEXIER, Tombeau 324.
714 Türkei (Nr. TR100–TR101)

KONYA

Steinblock (84 × 28 cm), 8./9. Jh. ?: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 46).


Nr. TR100) Das Marmorsteinfragment ist von verschiedenen Ornamenten bedeckt. In die
obere Leiste ist eine nicht akzentuierte, sorgfältig ausgeführte Majuskel-Inschrift eingeritzt, die
von Buckler – Calder – Cox in das 6. Jahrhundert datiert wurde.1413 Die Paläographie der In-
schrift weist jedoch in eine spätere Zeit, vielleicht in das 8. oder 9. Jahrhundert. Für diese späte-
re Datierung spricht auch die Vermutung, dass die ursprüngliche Inschrift im Versmaß verfasst
war. Die vorhandenen Inschriftenreste lassen nämlich vermuten, dass es sich hier um den Rest
eines prosodischen byzantinischen Zwölfsilbers handelt; er ist mit Binnenschluss B7 mit propa-
roxytoner Akzentuierung versehen.
Der Rest des Zwölfsilbers kann folgendermaßen wiedergegeben werden:

…………]F A2Ĉ;.:A. @ą: 5B4=Ć8[<:


——
litteram F omiserunt alii. [A]2Ĉ;.:A. alii. 5B4=Ć8[<:] suppleverunt Buckler – Calder – Cox.

…………… deinen Priester, der schuf …


Text: BUCKLER – CALDER – COX, Monuments 44 (Nr. 30) u. Taf. VII (Abb. 30).– SEG 6 (1931) 75 (Nr. 419).–
MCLEAN, Inscriptions 81 (Nr. 227 [mit engl. Übers.]).

Abb.: 122

Der vorhandene Inschriftenrest dürfte zu einem Stifterepigramm gehört haben: Ein Priester
hat etwas geschaffen – wahrscheinlich die Kirche, in der die Inschrift angebracht war. Im verlo-
renen Teil des Verses ist u.a. vielleicht der Name des Priesters bzw. Stifters zu vermuten.
5B4=Ć8<? kann nicht nur „Priester“ bedeuten, sondern bezeichnet mitunter auch den Metropoli-
ten bzw. Bischof.1414 Es ist auch anzunehmen, dass das Epigramm ursprünglich mehr als einen
Vers umfasste. Im Vergleich mit ähnlich konstruierten Stifterepigrammen ist zu vermuten, dass
zunächst jene Person, der die Kirche geweiht war – Christus, die Theotokos oder ein Heiliger –,
angesprochen und dann die Bitte um Rettung des Stifters als Gegenleistung formuliert wurde.
Der erhaltene Marmorstein mit der Inschrift kann Teil eines Gesimses gewesen sein,1415 er
könnte aber auch als Türsturz oder Templonepistylarchitrav gedient haben. Zu welcher Kirche
der Marmorstein ursprünglich gehörte, kann freilich nicht eruiert werden; gefunden wurde er
offensichtlich in Konya selbst.1416
Im Arkeoloji Müzesi zu Konya wird darüber hinaus ein fast identisches Stück aufbewahrt
(Inv.-Nr. 1061), und es hat fast den Anschein, dass es eine Kopie des anderen ist, da es sehr
ähnliche Maße aufweist und die gleiche Anzahl von Buchstaben vorhanden ist. McLean zufolge
soll es aus Baúarakavak, nordwestlich von Sille, stammen.1417

KURùUNLU

*Steinplatte (verloren), a. 1209: Kirche Hagios Aberkios


Nr. TR101) Die Ruinen der Kirche Hagios Aberkios in Kurúunlu, dem byzantinischen
Elegmoi in Bithynien, werden allgemein mit den Ruinen des Klosters von Elegmoi gleichge-

—————–
1413
BUCKLER – CALDER – COX, Monuments 44.
1414
Siehe oben S. 262, Anm. 786 u. S. 306, Anm. 1068.
1415
BUCKLER – CALDER – COX, Monuments 44; MCLEAN, Inscriptions 81.
1416
MCLEAN, Inscriptions 81.
1417
MCLEAN, Inscriptions 81 (Nr. 228) u. Abb. 271.
Türkei (Nr. TR101) 715

setzt.1418 Noch Ende des 19. Jahrhunderts war im Inneren der Kirche1419 eine heute verlorene
Steinplatte mit akzentuierter Majuskel-Inschrift vorhanden, die nicht nur metrisch ist, sondern
aufgrund des Inhalts auch verrät, dass sie als Grabinschrift diente. Früheren Schriftskizzen zu-
folge lief die Inschrift über sechs oder sieben Zeilen, wobei pro Zeile je zwei Verse angebracht
gewesen sein dürften; die Versenden waren jeweils durch drei Punkte markiert. Aufgrund der in
den letzten Versen angeführten Datierung kann die Inschrift in das Jahr 1209 datiert werden.
Der Epigrammtext lautet basierend auf früheren Editionen wie folgt:

ĩ:A.Ľ5. 72ĵA.6 =<>CB>Ć/8.@A<? 78þ1<?,


<9:4:<CBā? >2AŃ: =.@Ń: AĈ=<?,
<:A<@AĀC.:<? ¥:1>Ć:67<? 02::þ1.?,
7.ă 8<ĵ@5<: ¥:AĊ:6<? ­: 9<:<A>Ć=<6?,
5 1<B7ą? 920þ8<B A<Ľ 9B>6.>6@AĀF?
BàF:Ć?, ­7@C>þ06@9. =.A><94A>Ć52:
9B>6<:Ą7F: =><0Ć:F: /.@68ĀF:
<à 0<Ľ: è>Ń:A2? Aā: @<>ą: A<Ľ 7269Ā:<B
2ñD2@52 A<ĈAŁ =>ą? EBDĮ? @FA4>Ą.:
10 Aā: 1F127þA4: 2ô>2: ß:167A6Ń:. AĀ8<?,
Aā: 2ß7þ1. A>ĄA4: A2 #2/><B.>Ą<B
­AŃ: A>2D<Ĉ@4? ®;þ76? D686þ1<?
®=A.7<@ĄF: 7.ă 1Ā7. @ć: ®=Aþ16.
——–
2 <9:4:<CBā?: 7<9:4:<Cć? Phoibos, Sakkelion, <9:4:ĆCBA<? Kleonymos – Papadopoulos, Dmit-
rievskij, Bees, IRAIK, <94:ĆCB? Ioannides. 3 <:AĆ=<A9<? Ioannides. 4 8<ĵ@5<: ¥:AĊ:6<?: 1<ć?
5þ:.A<:  (;) <: Ioannides. 5 9B>6.@@ĀF? Dmitrievskij. 6 BàF:Ć?: BàŃ: Phoibos, "à<. Ioannides.
­@C>þ06@9. Dmitrievskij. 7 9B>6<:Ĉ7F: Dmitrievskij. =><0Ć:F: Dmitrievskij: =>ą 02:Ń: Phoibos, Kleo-
nymos – Papadopoulos, Grégoire, Corsten. 9 EBDĮ? omisit Ioannides. 10 ß:167A6Ń:<? Phoibos. 11 !4: ($)
67þ16 Ioannides. C2B><B.>Ą<B Ioannides, Dmitrievskij. 12 D686þ12? Dmitrievskij.

Hier liegt ein der Porphyra entsprossener Zweig,


von den Komnenen abstammendes Musterbild aller Tugenden,
der tapfere Kontostephanos Andronikos
und zuletzt Antonios unter den Mönchen,
5 des Megas Dux, des vielfachen Heldens
Enkel, von der Großmutter väterlicherseits her Abbild
vielfach siegreicher kaiserlicher Vorfahren.
Die ihr also den Sarg des Bestatteten seht,
betet für ihn zur Rettung der Seele.
10 Er fand die zwölfte Indiktion als Ende
und den 23. Februar,
als sechs Mal eine Chiliade an Jahren ablief
und 717 (Jahre) (= 6717 = 1209).
Text: [PHOIBOS], .:1Ń>. 14 (1864) 436f. (mit [unvollständiger] Schriftskizze).– I. SAKKELION, ¥>D.Ą<B
­=60>þ99.A<? 16Ć>5F@6?. .:1Ń>. 16 (1866) 284 (Text nach [PHOIBOS]), 285.– KLEONYMOS – PAPADOPOULOS,
65B:67þ 151.– [E. IOANNIDES], # 3 (1865) 83 (unvollständig).– A. DMITRIEVSKIJ, Opisanie liturgiþeskich ruko-
pisej […], I. Kiev 1895 (Reprint Hildesheim 1965), XCVI, Anm. 1.– N.A. BEES, ¥:.0:Ċ@26? 7.ă 7.A.Aþ;26?
/B3.:A6:Ń: 9<8B/1</<Ĉ88F:. 625:ā? µC492>ă? AĮ? <96@9.A67Į? ¥>D.6<8<0Ą.? / Journal International
d’Archéologie Numismatique 10 (1907) 354 (vv. 1–2).– IRAIK 15 (1911) 285.– GRÉGOIRE, Notes épigraphiques 153

—————–
1418
Vgl. MANGO, Monastery of St. Abercius 172; CORSTEN, Inschriften von Apameia 75. Zur Kirche jetzt auch M.
MIHALJEVIû, Change in Byzantine Architecture, in: M.J. JOHNSON u.a. (Hg.), Approaches to Byzantine Architec-
ture and its Decoration. Studies in Honor of Slobodan ûurþiü. Farnham – Burlington, VT 2012, 105–109.
1419
Vgl. KLEONYMOS – PAPADOPOULOS, 65B:67þ 150f.; vgl. MANGO, Monastery of St. Abercius 169.
716 Türkei (Nr. TR101)

(nach einem Faksimile von M.G. Mendel).– BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 298 (Nr. 31 [vv. 5–7, Text nach Grégoire]).–
CORSTEN, Inschriften von Apameia 80 (Nr. 61 [mit deutsch. Übers.]).

Lit.: I. SAKKELION, µ=6AĈ9/6<: <:A<@A2Cþ:<B ¥:1><:Ą7<B <9:4:<Ľ. # 13 (1880), =.>þ>A49. (>D.6<8<-


067ā ­=6A><=Ă), 42f.– MANGO, Monastery of St. Abercius 176.– P. KARLIN-HAYTER, BZ 65 (1972) 408.

Der im Grabepigramm gepriesene Verstorbene ist Andronikos Kontostephanos.1420 Er ist der


Enkel eines berühmten Megas Dux (Vers 5f.),1421 hinter dem sich höchstwahrscheinlich jener
Andronikos Kontostephanos (ca. 1132/33 – ca. 1195)1422 verbirgt,1423 dessen Mutter Anna Kom-
nene eine Schwester Kaiser Manuels I. Komnenos war.1424 Dass der im Grabepigramm besun-
gene Andronikos über die Großmutter väterlicherseits mit einer Kaiserfamilie verwandt war
(Vers 6f.) – bemerkenswert ist auch der Hinweis auf die Porphyra in Vers 1 – kann m.E. zwei-
fach gedeutet werden: Wird =.A><94A>Ć52: als von der Urgroßmutter väterlicherseits her ge-
deutet, dann ist die Urgroßmutter die genannte Anna Komnene und mit 9B>6<:Ą7F: =><0Ć:F:
/.@68ĀF: wären die Komnenen gemeint. Versteht man unter =.A><94A>Ć52: einfach von der
Großmutter väterlicherseits her, dann bezieht sich die Aussage auf die Frau des oben erwähnten
Andronikos Kontostephanos, die eine Dukaina war.1425 Demnach wären unter den in Vers 7
genannten Kaisern Angehörige der Familie Dukai zu verstehen. Nach Barzos soll der Androni-
kos des Grabepigramms der Sohn des ältesten Sohnes des oben erwähnten Andronikos Kon-
tostephanos namens Ioannes1426 gewesen sein.1427
Aus Vers 4 ist zu erfahren, dass der Verstorbene am Ende seines Lebens Mönch – wahr-
scheinlich im Kloster von Elegmoi – wurde und den Namen Antonios führte; er könnte aber
auch erst am Totenbett Mönch geworden sein.1428 Während die Verse 1–7 den Verstorbenen
beschreiben, werden in den Versen 8–9 die Besucher des Grabes direkt angesprochen, was ei-
nen weit verbreiteten Topos in Grabepigrammen darstellt: Sie werden aufgefordert, für das See-
lenheil des Verstorbenen zu beten. Die letzten vier Verse – also fast ein Drittel des Epigramms –
sind auf kunstvolle Weise der Datierung gewidmet. Die Angabe der Datierung in Versform als
Zeichen besonderer Gelehrsamkeit kommt auch sonst gelegentlich vor.1429
Das Epigramm besteht aus byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnenschlüs-
sen. Vers 10 allerdings umfasst 14 Silben und ist nicht im Sinne eines Zwölfsilbers – etwa durch
die Eliminierung zweier überschüssiger Silben – zu heilen. Offensichtlich scheiterte der Autor
beim Versuch, die von ihm gewollte Information in einem Vers unterzubringen. Dafür, dass der
Datierung gewidmete Verse prosodisch-rhythmische Probleme verursachen, gibt es auch andere
Beispiele.1430 Trotz eines schweren Verstoßes gegen die Prosodie (=><0Ć:F: in Vers 7) sind die
Zwölfsilber dennoch als prosodisch zu bezeichnen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Zunächst ist das durchaus gewählte Vokabular zu
beachten, was darauf hinweist, dass der Autor des Epigramms mit der gelehrten Literatur des
11./12. Jahrhunderts und seiner Zeit vertraut war: Das für Angehörige der Kaiserfamilie typi-
sche =<>CB>Ć/8.@A<? (Vers 1) begegnet erstmals im 11. Jahrhundert, und ist danach vor allem
in der Mitte des 12. Jahrhunderts (Theodoros Prodromos, Manganeios Prodromos) weit verbrei-
tet.1431 Das ebenso charakteristische <9:4:<CBĂ?1432 (Vers 2) ist erstmals im 12. Jahrhundert
—————–
1420
Zur Familie A. K[AZHDAN], Kontostephanos. ODB 2, 1148f. (mit Lit.).
1421
Anders GRÉGOIRE, Notes épigraphiques 153ff.; s.a. SIDERAS, Grabreden 212, Anm. 90.
1422
Zur Person BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 249–293 (Nr. 135).
1423
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 298f.; P. KARLIN-HAYTER, BZ 65 (1972) 408.
1424
Vgl. ein Siegel des Megas Dux Andronikos Kontostephanos, in dem auf diese Abstammung hingewiesen wird,
ed. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 107: ¥:1><:Ą7<B @C>þ06@9. <:A<@A2Cþ:<B | ê[? 9]4A>Ć52: =>Ć26@6
<9:4:Ń: CĈA84?.
1425
Vgl. BARZOS, 2:2.8<0Ą. II 250.
1426
BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 298 (Nr. 26).
1427
BARZOS, 2:2.8<0Ą. I 299.
1428
Anders CORSTEN, Inschriften von Apameia 80.
1429
Siehe oben S. 97–100.
1430
Siehe oben S. 99.
1431
Vgl. LBG s.v.
Türkei (Nr. TR101–TR102) 717

(Theodoros Prodromos) attestiert und wird danach vielfach von Manuel Philes verwendet.1433 In
dieselbe Zeit gehört auch der erste Beleg von 9<:ĆA><=<? (Vers 4) in der Bedeutung „Mönch“.
Ebenfalls im 11./12. Jahrhundert erstmals belegt ist das seltene 9B>6.>6@A2Ĉ? (Vers 5).1434 Wirk-
lich nur in diesem Epigramm zu finden ist die Form =.A><94A>Ć52: (Vers 6).1435 9B>6Ć:67<?
(Vers 7) ist ebenfalls ein typisches Wort des 12. Jahrhunderts.1436 Akzentuiert man 9B>6<:67Ń:,
wodurch auch die für B5 typische oxytone Betonung gegeben wäre, dann ist als Grundwort
9B>6<:Ą74? anzunehmen, das ebenfalls im 12. Jahrhundert attestiert ist.1437 In Vers 7 bereitet die
Lesung des zentralen Wortes bzw. der zentralen Wörter des Verses Schwierigkeiten: Sowohl
=>ą 02:Ń: als auch =><0Ć:F: sind metrisch fehlerhaft, doch scheint =><0Ć:F: inhaltlich besser
zu passen.1438 Schließlich noch eine Bemerkung zur Bedeutung von 02::þ1.? in Vers 3: Das
Wort ist hier wohl eher als „tapfer“ und nicht als „edel“1439 zu verstehen. Zum Vergleich heran-
zuziehen ist ein Epigramm auf einem Reliquiar des 14. Jahrhunderts vom Athos-Kloster
Batopaidi. Dort heißt es über den heiligen Demetrios: <µ:> 2à>7Aį /8452ă[?] è 02::þ1.? 2í5ĀF?
| @A(.B)><[Ľ] @C>.0ĵ16 5.<:>.A<ĵ Aą: @7<>=Ą<(:) (Ins Gefängnis geworfen tötet der Tapfere
alsbald | mit dem Kreuzzeichen den Skorpion).1440

LÂDIK

(*)Steinblock (verloren ?), 11./12. Jh. ?


Nr. TR102) Von einem in Lâdik, dem byzantinischen Laodikeia Kekaumene,1441 gefundenen
bläulichen Kalksteinblock, der laut Grégoire vermutlich als Türsturz einer Kirche diente, ist
eine Majuskel-Inschrift abgemeißelt, die teilweise akzentuiert ist. Am oberen linken Rand ist
ein Stück weggebrochen. Ob der Steinblock heute noch irgendwo gelagert wird, ist nicht zu
bestimmen. Calder, der als erster die Inschrift edierte, erkannte weder, dass es sich um ein Epi-
gramm handelt, noch bemerkte er, dass dieses aus byzantinischer Zeit stammt. Außerdem ver-
mutete er, dass der Kalksteinblock als Türschwelle eines Hauses in Verwendung war.
Nach Grégoire ist das Epigramm in das 11./12. Jahrhundert zu datieren.1442 Dies ist nicht nur
vom paläographischen Standpunkt aus plausibel, sondern auch aufgrund der Tatsache, dass in
Vers 2 das Amt des /Ā@A4? erwähnt wird, das erstmals im Jahr 966 attestiert ist.1443
Der Epigrammtext lautet folgendermaßen:

—————–
1432
Die Verbindung von <9:4:<CBĂ?, =<>CB>Ć/8.@A<? und 78þ1<? lesen wir etwa auch in einer metrischen Legen-
de auf einem Siegel des späten 12. / frühen 13. Jh.s, ed. LAURENT, Bulles métriques, Nr. 538 (s.a. Epigr. Anth.
Pal. III 273): !Ń: 0>.99þAF: @C>þ06@9. .:<Bā8 [=Ā8F], | <9:4:<CB<Ľ? =<>CB></8þ@A<B 78þ1<B?. Das Sie-
gel stammt aus der ehem. Sammlung Hadji Agop in Istanbul und ist vielleicht identisch mit dem noch unpubli-
zierten Stück aus Dumbarton Oaks (58.106.5667); bei CHEYNET, Sceaux ist das Stück nicht erwähnt. Für Hinwei-
se und die Datierung danke ich Alexandra-Kyriaki Wassiliou-Seibt.
1433
Vgl. LBG s.v.
1434
Vgl. LBG s.v.
1435
Vgl. LBG s.v. (Wolfram Hörandner weist mich darauf hin, dass das Wort auch „vom Vater und von der Mutter
her“ bedeuten könnte). In einem Epigramm auf einem Altartuch des 13./14. Jh.s im Nacionalen Istoriþeski Muzej
in Sofia lesen wir 94A><=.==<=.A>Ć52: („vom Großvater mütterlicher- und väterlicherseits“), ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Te1.
1436
Vgl. LBG s.v.
1437
Vgl. LBG s.v.
1438
Auch GRÉGOIRE, Notes épigraphiques 153 bemerkt: „… =><0Ć:F:, leçon qu’on serait tenté de préférer“.
1439
So CORSTEN, Inschriften von Apameia 80.
1440
Ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me38 (dort irrtümlich in das 12. Jh. da-
tiert).
1441
Vgl. BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 327f.
1442
H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927/8) 697.
1443
Vgl. LBG s.v. /Ā@A4?.
718 Türkei (Nr. TR102)

[Ā;.]6, û ž0:Ă, A<ć? 7Ć=<B? 7(.ă) A<ć? 9ĆD5<B?


[...]Ą<B /Ā@A<B A<Ľ @<Ľ =6@A<Ľ <ß7ĀA<B
7(.ă) AĮ? @B9/Ą<B [.>Ą].? 7.ă AŃ: AĀ7:F:
7.ă 67<8þ<B 9<:[.D]<Ľ 5B4=Ć8<B
5 :5ĩ <ô />þ/2B@<: Dþ>6: [Aā:] @ā: 7.ă @7Ā=4:.
––––
1 cf. 1 Thess. 2,9: 9:49<:2Ĉ2A2 0þ>, 128C<Ą, Aą: 7Ć=<: ¾9Ń: 7.ă Aą: 9ĆD5<:; cf. e.g. etiam v. 7 epi-
gramm. in lapide in museo urbis Thermon (ĺ no. GR120): 9ĆD5[Ł <Aÿ> =<]88ń 7.ă =Ć:Ł 7.ă 7.9þAŁ. 5
cf. v. 15 epigramm. (a. 1231/32) in ecclesia S. Petri in urbe Kubaras, ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken
und Mosaiken, no. 63: 79<ă 1ÿ />./2Ĉ<6A2 8Ĉ@6: @C.89þA<F:>; v. 4 in encolpio (s. XI/XII) in urbe Maa-
stricht, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me95: [… Aā]: 8Ĉ@6:
/>þ/[2B2 AŃ:] ­=A.6@9[Ā:F:].
——–
1 1Ā;.6 legit Grégoire: ? 282]2š 6 Calder. 2 ? :]:Ą<B Calder. 3 [.>Ą].? supplevit Calder. 4 9<:[.D]<Ľ
supplevit Calder. 5 Aā: legerunt Calder et Grégoire.

Nimm an, o Reine, die Mühen und Plagen


des Bestes ………, deines gläubigen Dieners,
und der Gattin Maria und der Kinder
und des Priestermönchs Nikolaos.
5 Dafür gewähre deine Gnade und deinen Schutz!
Text: CALDER, Monumenta Asiae Minoris Antiqua I 136 (Nr. 254) u. Abb.– H. GRÉGOIRE, Byz 4 (1927/8) 697.

Abb.: 123

Das Epigramm richtet sich an die Theotokos, die darum gebeten wird, die Stiftung eines
Bestes,1444 dessen Familie und eines Priestermönchs Nikolaos anzunehmen. Im letzten Vers
wird ganz in der Tradition ähnlicher Stifterepigramme als Gegenleistung (:5ĩ <ô) um Gnade
und Schutz gebeten. Aufgrund der Tatsache, dass die Theotokos angesprochen wird, ist davon
auszugehen, dass auch die Kirche, von der der Türsturz stammt, der Theotokos geweiht war.1445
Der Name des Stifters in Vers 2 ist verstümmelt. Da am Beginn des Verses nur eine Silbe fehlt,
kann der Name des Stifters insgesamt nur drei Silben umfasst haben. Die von Calder vorge-
schlagene Ergänzung (vgl. textkritischen Apparat) ist zwar vom Prinzip her richtig, doch ist
Annios in byzantinischer Zeit nicht belegt.1446 Alternativ ist etwa an ř8Ą<B (Genitiv von ř8Ą.?)
zu denken. Die Kirche könnte als zukünftige Grabstätte der Familie errichtet worden sein.
Das Epigramm besteht aus fünf prosodielosen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Zu notieren ist die proparoxytone Betonung vor B5 in Vers 5. Autor der Verse wird
ein lokaler Dichter gewesen sein – vielleicht auch der Bestes selbst –, der zwar mit den formel-
haften Formulierungen (Verse 1, 5) in Stifterepigrammen vertraut war, allerdings nicht dazu
imstande war, diese unter Berücksichtigung der prosodischen Gesetze des Zwölfsilbers in Ein-
klang zu bringen.

LAODIKEIA KEKAUMENE ĺ LÂDIK

MAIONIA ĺ MANISA

—————–
1444
Der Versuch Calders, /Ā@A4? als Eigenname zu deuten, ist freilich abzulehnen.
1445
Bei BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 327 nicht als solche identifiziert.
1446
Antike Belege bei PAPE – BENSELER, Wörterbuch, s.v.
Türkei (Nr. TR103) 719

MANISA

Steinplatte (101 × 42 cm), 11. Jh. ?: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 106)


Nr. TR103) Das Relieffeld der Steinplatte aus bläulichem Marmor ist mit einem aus Flecht-
bändern gebildeten Gitterornament geschmückt.1447 In den fünf Mittelfeldern befinden sich (von
oben nach unten) die Darstellungen eines (heute nur mehr schwer erkennbaren) Vierfüßlers,
eines Pfaus, eines Brustbildes Christi mit der Beischrift C (recte ǿC) $C, eines Brustbildes des
Apostels Petrus mit der Beischrift  ǹ(īǿȅC) !C und eines Steinbocks.1448 Die schmalen
Ränder der Langseiten der Steinplatte sind von einer geritzten, höchstwahrscheinlich nicht ak-
zentuierten Majuskel-Inschrift bedeckt. Pro Zeile sind höchstens vier Buchstaben zu lesen,
manche Buchstaben sind auch in Ligatur miteinander verbunden; am Beginn der Inschrift, der
sich vom Betrachter aus gesehen auf der linken Seite befindet, ist ein Kreuz angebracht. Der
genannte linke Teil der Inschrift ist durch Beschädigung der Kante nicht sehr gut erhalten.
Keil – von Premerstein und Grégoire meinten, dass die Inschrift ein aus Fünfzehnsilbern ge-
bildetes Epigramm darstellt,1449 wobei auf der linken Seite drei und auf der rechten Seite zwei
Verse angebracht sind; es kann jedoch auch sein, dass ursprünglich auch für die rechte Seite
drei Verse vorgesehen waren. Einiges deutet darauf hin, dass Keil – von Premerstein und Gré-
goire mit ihrer Einschätzung richtig lagen, manches spricht aber auch dagegen, etwa dass Silben
ergänzt werden müssen, um auf 15 Silben zu kommen, dass der dritte Vers als verstümmelt
gewertet werden muss und dass an zwei Stellen eine ungewöhnliche Akzentuierung vor Binnen-
schluss B8 vorliegt (s. unten). Bevor die Marmorplatte in das Museum von Manisa verfrachtet
wurde, war sie am Laufbrunnen bei der Moschee im Ort Menye1450 (heute Gökçeören) ange-
bracht, etwa 100 km östlich von Manisa.
Inhaltlich bietet die Inschrift keinerlei Information, die bei der Datierung behilflich sein
könnte. Keil – von Premerstein datierten die Ausstattung der Platte und somit auch die Inschrift
nach einem Parallelstück: In den Brunnen eines Dorfes bei Menye (Gökçeören) war ebenfalls
eine (heute verlorene ?) Platte aus bläulichem Marmor eingebaut, die aufgrund der Maße und
der darauf angebrachten Ornamente stark an das Stück im Arkeoloji Müzesi von Manisa erin-
nert. Am (vom Betrachter aus gesehen) rechten Rand der Platte war ebenfalls eine Inschrift
eingeritzt,1451 an deren Ende, der Transkription bei Keil – von Premerstein zufolge, ±A(<B?)
,8C;1Ņ stand,1452 wobei der erste Buchstabe sicher falsch für ,O gelesen wurde.1453 ,OC;1Ņ ent-
spricht dem Weltjahr 6564 (= 1055/56).1454 Es ist durchaus denkbar, dass die beiden Steinplatten
zusammengehörten und dass die gesamte Inschrift1455 vielleicht durch die Angabe des Weltjah-
res endete. Vor der Angabe der Datierung auf der zweiten Steinplatte ist auf der Schriftskizze
von Keil – von Premerstein ȇȍȃ ǼǿC ȁȅǿȉȇȅȃ zu lesen, was in normalisierter Orthographie
als …]>F: 2ß? 8ĈA><: wiederzugeben ist.1456 Dahinter kann sich die für eine Stifterinschrift –
—————–
1447
Für die mühevolle Besorgung einer Abbildung der Platte danke ich Hasan Malay und Mustafa Sayar.
1448
Vgl. KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88.
1449
KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88; GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 121. Auch VASSIS, Initia 868 nahm
Vers 1 in seine Sammlung auf.
1450
Vgl. KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88.
1451
Edition dieser Inschrift bei KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88f. (Nr. 177); GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure
121 (Nr. 336bis); HERRMANN, Tituli Lydiae I 183 (Nr. 562); vgl. MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 471
(Nr. 04/22/98).
1452
KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88f.
1453
Dies bestätigt sich auch bei der Betrachtung der Schriftskizze bei KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88 (Abb.
50).
1454
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 121 änderte auch den letzten Buchstaben der Datierung und edierte ,OC;?Ņ, was
dem Weltjahr 6566 (= 1057/58) entspricht.
1455
Paläographische (etwa die Form des Lambda) und orthographische Gemeinsamkeiten (!C für 5ĈA4? auf
dem ersten Marmorblock und ! für 8ĈA><: auf dem zweiten Marmorblock) bestätigen dies.
1456
Von KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 89 ergänzten zu [¦9.>A49þAF: AŃ: =<88Ń: @<6 =><@CĀ]>F: 2ß?
8ĈA><:.
720 Türkei (Nr. TR103)

und als solche ist jene auf der ersten Marmorplatte zu identifizieren – typische Bitte um die
Erlösung (8ĈA><:) von den Sünden verbergen. Auch die Paläographie der Inschriften auf den
beiden Platten deutet auf eine Datierung in das 11. Jahrhundert hin.
Bevor der vielleicht metrische Teil der im Arkeoloji Müzesi von Manisa aufbewahrten In-
schrift beginnt, sind einige Buchstaben zu erkennen, die Grégoire als Monogramm identifizier-
te.1457 Die gesamte Inschrift auf der Marmorplatte ist wie folgt wiederzugeben:

!ą AĮ? [..]:

[$]>6@A<Ľ ß1<ć 2ß7Ć:6@9., ­7AĈ=F9. Aą 9Ā0(.)


=2(>6)[A2]6DĄ[@].?, (Ĉ>6)2, <è> ­=6[7].8<8>F=Ą[@].?
AĆ12 Aą 2ñ7<@9<: ±>0<:
=Ć5Ł =<88ń <A<Ľ> (B>Ą<)B, []@D[Ă]@26 Aį ­:=Ĉ>Ł,
5 è =>Ć21><[?] 67Ć8.<?, è 8þA>6? A2 7.ă 5ĈA4?,

——
0 !ą AĮ? ..: Hermann: !< . 4? .. : Keil – von Premerstein, A>[Ą]A4? (sc. 2ß7Ć:<?) Grégoire. 1 $>6@A<Ľ supp-
levit et scripsit Grégoire: [.]C!" inscr., [$]>26@A<Ľ Hermann. 2ß7Ć:6@9.: C vel
C inscr., ­[6]7<:Ă@9.[@6]? Keil – von Premerstein. ­7AĈ=F9. scripsit Grégoire:
!" inscr. 2 [Aą] in initio versus apud Grégoire et Hermann. =2(>6)[A2]6DĄ[@].? dubitanter scripsi
ut proposuerunt Keil – von Premerstein (=2(>6)[A6]DĄ[@].?): =2[>ă] Dĵ[>].? et =2>ă D2ĵ>.? Grégoire et Her-
mann. <è> metri causa suppleverunt Grégoire et Hermann: <7.ă> mavult Koder. ­=67.88F=Ą@.? supplevit
et scripsit Grégoire: [.][.]C inscr. 3 AĆ12 Aą scripsit Grégoire: !& !& inscr. 4 <A<Ľ>
metri causa suppleverunt Keil – von Premerstein et Grégoire. []@D[Ă]@26 scripsi: [.]C$[.]C inscr.,
@7Ă@26 Grégoire. ­:=Ĉ>Ł: ­9=Ĉ>F Grégoire, ­:=2Ą>F Keil – von Premerstein (in nota). 5 =>Ć21><[?]
suppleverunt Keil – von Premerstein. (6)7Ć8.(<)? scripserunt Keil – von Premerstein (in nota):
&C inscr. 8þA>6? alii. A2 scripsit Grégoire: ! inscr. 5ĈA4? scripserunt Keil – von Premerstein
(in nota): !C inscr.

Das der …

Siehe das Bild Christi, das große Abbild.


Der ummauert, Herr, (und) verschönert hatte
dieses gut geschmückte Werk hier
in großer Liebe zum Herrn, in glühender Bemühung,
5 der Bischof Nikolaos, der Diener und Priester,

Text: KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88 (Nr. 176) u. Abb. 47–48 (Schriftskizze).– GRÉGOIRE, Recueil Asie
Mineure 121f. (Nr. 336).– HERRMANN, Tituli Lydiae I 183 (Nr. 561).– PALLIS, Inscriptions 803 (Nr. 1e [Text nach
Herrmann]).

Lit.: J. U. L. ROBERT, Hellenica VI (1948) 123f.– MALAY, Inscriptions 143 (Nr. 496).– MERKELBACH – STAUBER,
Steinepigramme I 471 (Nr. 04/22/97).

Abb.: 139

Wie bereits erwähnt, handelt es sich um eine Stifterinschrift. Stifter ist der Bischof
(=>Ć21><?) Nikolaos, der vielleicht Bischof von Maionia (später Menye [heute Gökçeören])
war.1458 In Vers 1 wird der Betrachter direkt angesprochen: Er wird aufgefordert, auf ein Bild
Christi zu blicken, womit wohl kaum das kleine Brustbild in der Mitte der Marmorplatte ge-
meint sein wird. Vielleicht verbirgt sich hinter dem „großen Abbild Christi“ eine Darstellung
Christi in der Kuppel oder Apsis der Kirche. Wir erfahren, dass der Stifter Nikolaos ein Objekt,

—————–
1457
GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 121.
1458
Vgl. KEIL – VON PREMERSTEIN, II. Bericht 88. In den Notitiae Episcopatuum ist Maionia als Bischofssitz
(­=6@7<=Ă) genannt: DARROUZÈS, Notitiae episcopatuum 1,154; 2,174; 3,110 etc. (s. Indices).
Türkei (Nr. TR103–TR104) 721

zu dem die Marmorplatte gehörte, verschönerte und vielleicht auch – wenn die Konjektur
=2(>6)[A2]6DĄ[@].? richtig ist – ummauerte. Zu welchem Objekt die Marmorplatte gehört, ist nicht
definitiv zu bestimmen; sie könnte Teil der Templonanlage gewesen sein.
Wie bereits erwähnt, identifizierten Keil – von Premerstein und Grégoire die Verse als by-
zantinische Fünfzehnsilber. In der Tat sind die Verse 1 und 5 als gemäß den Regeln komponier-
te Fünfzehnsilber zu deuten: In beiden Fällen liegt ein korrekter Binnenschluss mit proparoxy-
toner Akzentuierung vor B8 vor. Vers 4 hat ebenfalls eine Zäsur nach der achten Silbe, die Ak-
zentuierung vor dem Binnenschluss ist jedoch paroxyton, was nicht der Regel entspricht; außer-
dem muss vor (B>Ą<)B der Artikel A<Ľ ergänzt werden, damit man 15 Silben erhält. Vers 2 wird
nur dann zu einem korrekten Fünfzehnsilber, wenn man am Beginn des Verses – wie bereits
von Keil – von Premerstein vorgeschlagen – =2(>6)[A2]6DĄ[@].? liest und vor ­=6[7].8<8>F-
=Ą[@].? den Artikel è ergänzt. Vers 3 ist verstümmelt, und es dürfte nichts ausgefallen sein, da
sich die Passage AĆ12 Aą 2ñ7<@9<: ±>0<: gut zu den Versen 2 und 4 fügt. Dafür, dass die In-
schrift in Versform gestaltet wurde, spricht die Tatsache, dass jeder Vers im Großen und Gan-
zen eine geschlossene Einheit bildet. Die mangelhafte Ausführung könnte am Unvermögen des
Autors der Verse liegen, korrekte Fünfzehnsilber zu verfassen; ein Zeichen der schlechten Qua-
lität sind nämlich auch die vielen Hiate im Epigramm. Für die Zeit der Entstehung des Epi-
gramms (11. Jh.) ungewöhnlich ist die Wahl des Fünfzehnsilbers als Metrum: Während dieses
Versmaß mit Ursprung in der Spätantike literarisch ab dem 10. Jahrhundert greifbar ist, begeg-
nen die wenigen inschriftlichen Epigramme im Fünfzehnsilber bzw. politischen Vers vor allem
im 14. und 15. Jahrhundert.1459 Eine Ausnahme stellt ein aus zwei Versen bestehendes Epi-
gramm auf einem Kreuz des 11. Jahrhunderts in Bari dar, wobei nur Vers 2 ein einwandfreier
Fünfzehnsilber ist.1460
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Grégoires Lesung [Aą] =2[>ă] D2ĵ[>].? in Vers 2
ist das auf die Deutung von Keil – von Premerstein zurückgehende =2(>6)[A2]6DĄ[@].? vorzuzie-
hen: Bei Grégoires Lesung wäre nämlich die Bedeutung des Artikels AĆ nicht klar; außerdem ist
=2>Ą + Akk. in der Bedeutung „mit“ – und nur dies könnte gemeint sein – nicht belegt. In Vers 4
ist – unter der Voraussetzung, dass richtig konjiziert wurde – []@D[Ă]@26 überliefert, was Gré-
goire als @7Ă@26 transliterierte. Diese Änderung ist nicht notwendig, da es für die Schreibung
mit Chi auch einen anderen, wenngleich auch späten Beleg gibt, nämlich in der aus dem 17.
Jahrhundert stammenden Chronik von Serrai aus der Feder des Priesters Synadenos.1461 Das
letzte Wort von Vers 4 ist, der Schriftskizze bei Keil – von Premerstein nach zu schließen, in-
schriftlich als "& überliefert. Diese Schreibung ist zu halten, da es für ­:=B>- im Anlaut
einige weitere Beispiele gibt.1462
Die Verwendung der genannten volkssprachlichen Formen und des – wenn auch mangelhaft
ausgeführten – Fünfzehnsilbers sind ein Indiz dafür, dass der Autor mit den Konventionen der
byzantinischen Hochsprache nur rudimentär vertraut war; von einem lokalen Dichter ist auszu-
gehen.

Templonepistylbalken, 12./13. Jh.: Arkeoloji Müzesi (Inv.-Nr. 264)


Nr. TR104) Der nur unvollständig erhaltene Templonepistylbalken aus weißem Marmor ist
auf der Stirnseite von einer eingeritzten Majuskel-Inschrift bedeckt, die akzentlos zu sein
scheint; der Beginn der Inschrift ist durch ein Kreuz markiert. Unterbrochen ist die Inschrift von
drei in regelmäßigen Abständen angeordneten Scheiben, auf denen sich Kreuzmonogramme
—————–
1459
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 64f.; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der
Kleinkunst 40f.
1460
RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Me51. Zuletzt tendierte I. VASSIS, B3.:A6:þ
Ĉ99267A. 22 (2012) 351f. dazu, die Verse anders anzuordnen und diese als Zwölfsilber zu identifizieren.
1461
P. ODORICO u.a., Conseils et mémoires de Synadinos, prêtre de Serrès en Macédoine (XVIIe siècle) (Textes. Do-
cuments. Études sur le monde byzantin néohellénique et balkanique I). Paris 1996, I, §21, 47 (p. 104): 7.ă 2åD2:
2ß? Aā: ¡@D4@6: D>Ć:<B? 93Ņ …
1462
Vgl. TLG u. Greek Documentary Texts (PHI) (in klass. u. christl. Inschriften sowie Papyri).
722 Türkei (Nr. TR104)

befinden;1463 die dritte Scheibe ist nur zum Teil erhalten. Den Resten der Inschrift nach zu
schließen, handelt es sich um ein Epigramm aus Zwölfsilbern. Erhalten sind Vers 1 und die
ersten sechs Silben von Vers 2. Aufgrund der Beschaffenheit des Blocks ist davon auszugehen,
dass die ursprüngliche Inschrift mindestens zwei Zwölfsilber umfasste;1464 vielleicht waren auch
noch weitere Verse auf heute verlorenen Blöcken vorhanden.1465
Grünbart datierte die Inschrift aus paläographischen Gründen in das 13. Jahrhundert,1466 was
durchaus plausibel erscheint; aber auch eine etwas frühere Datierung (11./12. Jh.) ist denk-
bar.1467 Weiters sind folgende paläographische Besonderheiten zu notieren: AĆ=Ł in Vers 1 ist
inschriftlich als ! wiedergegeben; oberhalb des Pi ist ein kleines rundes Omikron eingeritzt,
oberhalb des auf das Pi folgenden Omikron, das jedoch bereits als Artikel è fungiert, ein kleines
Omega. Es hat den Anschein, als wären diese Buchstaben ebenso wie das Omikron von
A2A>F9Ā:<? bei der Anbringung der eigentlichen Inschrift vergessen und erst danach (von einer
späteren Hand ?) hinzugefügt worden.
Der Epigrammtext lautet folgendermaßen:

(2)<Ľ =.:þ0:<B A(Ć)=(Ł) è A2A>F9Ā:(<)?,


¡D>.:A2 (ĮA)2> A<Ľ [……………….].

Der am Ort des allreinen Gottes Verwundete,


unbefleckte Mutter des ………………
Text: M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296 (mit deutsch. Übers.), 342 (Nr. 58 [mit deutsch.
Übers.]) u. Abb. 62.– PALLIS, Inscriptions 804 (Nr. 1h [Text nach Grünbart]).

Lit.: MALAY, Inscriptions 146 (Nr. 513).

Abb.: 124

Wie von Grünbart richtig festgestellt wurde,1468 dürfte es sich um ein Stifterepigramm han-
deln. Der Stifter, dessen Name vielleicht am Ende von Vers 2 zu lesen war, ist (von der Liebe
Gottes ?) „getroffen“.1469 2<Ľ =.:þ0:<B AĆ=<? meint wohl die Kirche, aus der der Templon-
epistylbalken stammt. Angesprochen wird die Theotokos (¡D>.:A2 (ĮA)2> in Vers 2); die ers-
ten zwei Verse könnten sich demnach oberhalb der Ikone der Theotokos befunden haben, die
normalerweise links der zentralen Tür des Templons angebracht ist. Oberhalb eines Bildes des
Johannes Prodromos könnte sich der Rest der Inschrift befunden haben.1470 Nach Grünbart dürf-
te der Templonepistylbalken aus Magnesia am Sipylos1471 oder dem Umland dieser bis 1313
byzantinischen Stadt, und zwar aus einem unter Ioannes III. Batatzes errichteten Bau, stam-
men.1472
Die zwei mit korrekt gesetzten Binnenschlüssen versehenen byzantinischen Zwölfsilber sind
über weite Strecken als prosodisch zu klassifizieren. Schwere Verstöße gegen die Prosodie lie-
gen jedoch in A(Ć)=(Ł) (Vers 1) vor; auch der Hiat zwischen A(Ć)=(Ł) und è ist als Verstoß zu
werten. Dass (2)<Ľ =.:þ0:<B und ¡D>.:A2 (ĮA)2> prosodisch in Ordnung sind, könnte daran
liegen, dass es sich um standardisierte Formeln handelt, die mehrfach in Epigrammen ähnlicher
Art begegnen.
—————–
1463
Zur Lesung M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296.
1464
Vgl. M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 343.
1465
Vgl. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296.
1466
M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296.
1467
MALAY, Inscriptions 146 datierte die Inschrift nach brieflicher Mitteilung von C. Foss in das 12./13. Jh.
1468
M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296.
1469
Zur entsprechenden Bedeutung von A6A>Ċ@7F vgl. L s.v. 4. Vgl. M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen
296, Anm. 60.
1470
Vgl. M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 296.
1471
Zur Stadtgeschichte C. FOSS, Late Byzantine Fortifications in Lydia. JÖB 28 (1979) 306ff.
1472
M. GRÜNBART, in: NIEWÖHNER, Templonanlagen 297.
Türkei (Nr. TR104–TR105) 723

Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die Lücke in Vers 2 könnte durch die Ergänzung
von $>6@A<Ľ und des darauf folgenden Namens des Stifters im Nominativ, übereingestimmt mit
è A2A>F9Ā:(<)? in Vers 1, ergänzt werden. Die Lücke könnte aber auch zur Gänze Christus ge-
widmet sein: Als Konjekturen würden sich [2<Ľ Ć0<B 9Ć:<B]1473 oder [2<Ľ 9Ć:<B Ć0<B]
anbieten.1474

MESEVLE

(*)(Zwei) Steinblöcke (93 × 19 cm, 70 × 30 cm) (verloren ?), Dat. ?


Nr. TR105) Halkin edierte eine im Bereich des antiken Hyllarima1475 bei Mesevle (heute
auch Cayboyu) in der Landschaft Karien gefundene Inschrift, die auf zwei Steinblöcken ange-
bracht war. Die Transkription fertigte er auf Basis eines von Robert zur Verfügung gestellten,
unpubliziert gebliebenen Photos an.1476 Die Inschrift ist stark fragmentiert, doch könnte sich
hinter dem ersten Teil ein unvollständiger Zwölfsilber verbergen.
Zur zeitlichen Einordnung kann nur soviel gesagt, dass eine Datierung in mittelbyzantinische
Zeit wahrscheinlich ist.
Der auf Basis der Edition von Halkin erstellte Inschriftentext lautet wie folgt:

[……] 00Ā8F: >D40Ā, @7Ā=2, C><Ĉ>26


[…
…]2A2 6D.ā8 …
——
1 @7Ā=2 scripsit Halkin (in nota): C inscr. 3 […]2A2 scripsi ut proposuit Halkin (in nota):
[…]! inscr., vel […]ĀA.6 scribendum ? Post 6D.ā8 lacunam statui: „A2A<:2< (ou A2EF6625 ?)“ Hal-
kin.

…… Anführer der Engel, hüte, beschütze



……… Michael …
Text: HALKIN, Inscriptions IV 84.

Trotz des fragmentarischen Zustandes der Inschrift kann man davon ausgehen, dass in Vers
1 der Erzengel Michael angesprochen wird, der sich in byzantinischer Zeit im kleinasiatischen
Raum großer Beliebtheit erfreute. Halkin liegt sicher richtig in der Annahme, dass sich die In-
schrift auf ein Michael-Heiligtum bezog.1477 Die Anrufung des Erzengels Michael und die Bitte
um Schutz ist ein weit verbreiteter Topos, vor allem wenn der Schutzbedürftige selbst Michael
heißt. In einer metrischen Siegellegende des 11. Jahrhunderts heißt es: ¥>D40Ā, @Ĉ 92 @7Ā=2
6D.ā8 à2>Ā..1478 Eine andere metrische Siegellegende aus dem 12./13. Jahrhundert lautet:
¥>Dþ00282, @ą: 6D.ā8 8þA>4: @7Ā=<6?.1479 Der 6D.Ă8 der dritten Zeile der Inschrift kann
somit der Erzengel, aber auch der Stifter sein. Handelt es sich um den Erzengel, dann ist der
—————–
1473
Vgl. Vers 1 des Epigramms auf der marmornen Theotokos-Ikone (13. Jh.) von Makrinit(i)sa, ed. RHOBY, Epi-
gramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Ik29: Ā@=<6:., (ĮA)4> A<Ľ 2<Ľ Ć0<B 9Ć:<B.
1474
Vgl. Vers 3 des oben (S. 605) genannten Epigramms des Ioannes Zacharias (auch Ioannes Aktuarios) (13./14.
Jh.): =><CĮA. $>6@A<Ľ A<Ľ 2<Ľ 9Ć:<B Ć0<B.
1475
Zum Ort BÜRCHNER, RE 9/1 (1914) 120; L. ROBERT, Villes d’Asie Mineure. Études de géographie ancienne.
Paris 21962, 146–148.
1476
Ein von L. Robert in Aussicht gestelltes Corpus der Inschriften Kariens, in der das Photo hätte publiziert werden
sollen (vgl. HALKIN, Inscriptions IV 84), ist meines Wissens nicht erschienen.
1477
HALKIN, Inscriptions IV 85.
1478
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 112 (Nr. 144). Die Legende besteht eigentlich aus 14 Silben, unter Weglassung von
@Ĉ 92 wäre ein korrekter Zwölfsilber gegeben. Erweiterte Zwölfsilber auf Siegeln sind jedoch nichts Ungewöhnli-
ches, vgl. ibid. 53f.
1479
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 111 (Nr. 142).
724 Türkei (Nr. TR105–TR106)

Transkription […]2A2 der Vorzug zu geben. Die Endung -2A2 ist ein eindeutiges Zeichen für eine
zweite Person Plural: Personen im Plural werden angesprochen, Michael z.B. zu ehren.
Handelt es sich bei der ersten Zeile tatsächlich um einen Vers, dann ist dieser als Zwölfsil-
ber, von dem die ersten beiden Silben verloren sind, zu identifizieren. Während der Binnen-
schluss (B5) korrekt gesetzt wäre, wäre die Prosodie aufgrund schwerer Verstöße (die dritte,
siebente und vorletzte Silbe sind lang) aber nicht berücksichtigt.

MONS ADMIRABILIS ĺ SAMANDAö

MOPSUESTIA ĺ KAFARBAYYƖ

NIKAIA ĺ IZNIK

NOTION ĺ AHMETBEYLI

NYMPHAION ĺ KEMALPAùA

PANAGIA ĺ IMROZ

PANION ĺ BANIDOZ

PEGE ĺ ISTANBUL (Nr. TR80)

PHILADELPHEIA ĺ ALAùEHIR

PITHAION ĺ BITYƖS

SAMANDAö

Steinblock (205 × 35 cm), 8. Jh. od. später: Kloster des hl. Symeon Stylites d. Jüngeren,
bei Samanda÷1480
Nr. TR106) Im so genannten Martyrion der heiligen Martha,1481 das sich unmittelbar südlich
der Hauptkirche des in Ruinen liegenden Klosters des heiligen Symeon Stylites des Jüngeren
am sogenannten „Wunderberg“ (Mons Admirabilis, .B9.@Aą: ť><?)1482 befindet, ist im Be-
reich der Apsis eine grundsätzlich über zwei Zeilen laufende, nicht akzentuierte Inschrift einge-
ritzt. Dabei handelt es sich um ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm; der Beginn von
Vers 1 ist durch ein Kreuz markiert. Auffallend ist, dass in der oberen Zeile vereinzelt Buchsta-
ben oberhalb der eigentlichen Inschrift eingeritzt sind; demnach scheint es, als wären diese bei
der ursprünglichen Anbringung der Inschrift vergessen worden. Als paläographische Besonder-
heit zu werten ist auch die Art der Anbringung der letzten drei Buchstaben von Vers 1 ():
Diese sind untereinander in einen daraufliegenden Steinblock eingeritzt, wobei allerdings die
Abfolge der Buchstaben von unten nach oben Theta – Epsilon – Ny zu lesen ist. Es ist gut mög-

—————–
1480
Südwestl. von Antakya/Antiocheia.
1481
Zum Bau TODT – VEST, Syria 1772.
1482
Zum Berg TODT – VEST, Syria 1825f.
Türkei (Nr. TR106) 725

lich, dass die drei Buchstaben ursprünglich ebenfalls auf dem eigentlichen Steinblock ange-
bracht waren, später aber, als sie nicht mehr gelesen werden konnten – an der entsprechenden
Stelle ist die Oberfläche stark abgerieben bzw. verwittert –, in den aufliegenden Stein eingeritzt
wurden. Paläographische Unterschiede bei der Ausführung des Buchstabens Epsilon verstärken
diese Vermutung.
Aus paläographischen Gründen kann die Inschrift nach Feissel nicht vor dem 8. Jahrhundert
datiert werden.1483
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

2@Ć:A. 12Ľ>< 7(.ă) 5.:Ā:A. 7B78Ć52:


@29:ą: 6@Ą:4: ë8/6<: CĀ>26 AþC<?.
——
1 Ā@<:A. Mécérian. 5.:ĀA. Mécérian. 2 @29:ą:: @29ĵ<: (@492ĵ<: in nota) Mécérian. 6@Ą:4: scripsit
Rey-Coquais (in nota): CC inscr., @42946 Mécérian. ë8/6<: scripsit Mécérian (in nota):
 inscr. CĀ>26 scripsit Rey-Coquais: # inscr., CĀ>Ĭ Mécérian.

Den hier (hinein)gefallenen und gestorbenen, rundum


ehrwürdigen, glücklichen Sisines trägt das Grab.
Text: MÉCÉRIAN, Inscriptions 324f. (Nr. VI [mit franz. Übers.]) u. Taf. IX (Abb. 1).– REY-COQUAIS, Inscriptions
215 (Nr. III [mit franz. Übers.]).– FEISSEL, Chroniques 194.

Lit.: J. LAFONTAINE-DOSOGNE, Itinéraires archéologiques dans la région d’Antioche. Recherches sur le monastère
et sur l’iconographie de S. Syméon Stylite le Jeune (Bibliothèque de Byzantion 4). Brüssel 1967, 127f.– LAUXTER-
MANN, Poetry 350 (Nr. 96).– ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 205 (Nr. 18).– TODT – VEST, Syria 1768.

Abb.: 125

Die beiden Verse bilden ein Grabepigramm; der Verstorbene heißt Sisines, was eine – hier
wahrscheinlich auch durch das Metrum bedingte – Kurzform von Sisin(n)ios darstellt. Während
Sisin(n)ios vom 7. bis zum 9. Jahrhundert über das gesamte Reich verteilt sehr oft attestiert
ist,1484 existiert für Sisines nur ein weiterer Beleg aus diesem Zeitraum,1485 nämlich in einem
Epitaphios aus Ostthrakien aus dem Jahr 813 (Schreibung 6@Ą:6?).1486 Sisines muss eine höher
gestellte Persönlichkeit gewesen sein: Dies bezeugt nicht nur der prominente Ort der Grabin-
schrift (und auch des Grabes ?), sondern auch die Formulierung 7B78Ć52: @29:Ć:.
Der Prominenz des Verstorbenen zufolge ist auch das Epigramm von sehr guter Qualität. Die
beiden Zwölfsilber sind prosodisch und verfügen über korrekt gesetzte Binnenschlüsse. Zu be-
achten ist allerdings das Enjambement, da sich 7B78Ć52: am Ende von Vers 1 auf @29:Ć: am
Beginn von Vers 2 bezieht, wenngleich eine ähnlich Konstruktion (7B78Ć52: + Epitheton orn-
ans) sonst nicht belegt ist. Alternativ könnte es möglich sein, dass durch 7B78Ć52: zum Aus-
druck gebracht wird, dass Sisines im „Rundbau“ der Apsis begraben ist,1487 doch scheint mir
dies weniger wahrscheinlich zu sein.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: 2@Ć:A. 12Ľ>< in Vers 1 weist darauf hin, dass
Sisines in das Grab fiel, d.h. bestattet wurde, und nicht dass er an dieser Stelle durch einen Sturz
ums Leben kam.1488 Es ist allerdings anzumerken, dass vom Sinn her 5.:Ā:A. vor =2@Ć:A. ste-
hen müsste. Die unregelmäßige Partizip-Form 5.:Ā:A. in Vers 1 muss nicht zu 5.:Ć:A. korri-

—————–
1483
FEISSEL, Chroniques 194.
1484
Vgl. PmbZ # 6714–6819.
1485
Der vorliegende Beleg ist in der PmbZ nicht verzeichnet.
1486
PmbZ # 6807 nach ASDRACHA, Inscriptions II 261ff. (Nr. 64). Sowohl in der Antike/Spätantike als auch später in
der Paläologenzeit ist Sisin(n)es mehrfach attestiert, vgl. PAPE – BENSELER, Wörterbuch II 1400; Greek Docu-
mentary Texts (PHI); PLP # 13342, # 16146, # 25396 (im PLP jeweils als Familienname). Epigraphisch ist gele-
gentlich auch die Schreibung mit Eta statt Iota am Ende belegt, vgl. Greek Documentary Texts (PHI).
1487
Für den Hinweis danke ich Johannes Koder.
1488
So MECERIAN, Inscriptions 324; REY-COQUAIS, Inscriptions 215f.
726 Türkei (Nr. TR106–TR107)

giert werden,1489 da sie (inschriftlich) auch an anderer Stelle überliefert ist, nämlich in Vers 41
des Grabepigramms von Kaiser Manuel I. Komnenos (ĺ Nr. TR78): <ô :Ľ: 5.:Ā:A<? 7.ă
7>B/Ā:A<? ­: 8Ą5Ł.1490
Im nördlichen Narthex der Kirche wurden zwei Gräber gefunden, von denen das eine mit ei-
ner Marmorplatte, das zweite mit drei Marmorplatten versehen ist.1491 Darauf sind jeweils ak-
zentuierte Majuskel-Inschriften eingeritzt, von denen zwei als metrisch zu klassifizieren sind,
obwohl die eine (Nr. TR108) nicht vollständig erhalten ist. Beide Epigramme gehören zu dem
zweiten Grab. Die Prosainschrift auf dem ersten Grab ist in das Jahr 1266 zu datieren,1492 jene
auf dem zweiten Grab ist nicht datiert,1493 gehört aber wahrscheinlich auch in das 12./13. Jahr-
hundert.1494 Hunger weist den Duktus der Inschriften der epigraphischen Auszeichnungsmajus-
kel zu.1495

Steinplatte (86 × 19 cm), a. 1193


Nr. TR107) Der in die Marmorplatte eingeritzte Epigrammtext in akzentuierter Majuskel
läuft über vier Zeilen. Auf den Zeilen 1–2 sind jeweils zwei Verse angebracht, Zeile 3 umfasst
Vers 5 und fast den ganzen Vers 6; in Zeile 4 stehen das letzte Wort von Vers 6 und ein darauf
folgender Prosatext. Manche Versenden sind durch Punkte markiert.
Durch die Angabe von Tag, Monat und Weltjahr kann das Epigramm genau datiert werden,
nämlich auf den 3. Januar 1193.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

µ9ą: /8Ā=<:A2? =þ:A2?, 128C<Ą, AþC<:


9ā A<ĵ? ļĀ<B@6 =><@AĄ52@52 7.>1Ą.:
7.ă AŃ: ­9Ń: 9:4@5Ā:A2? ­: /ĄŁ A>Ć=F:
2ă 1B@F=Ă@.A2 Aą: 1Ă@.:Aþ 92
5 7.ă :Ľ: 8Ĉ@.:A. 7.ă =þ86: 1Ă@<:Aþ 92
3Ċ:AF: /Ą/8Ł 0>þE.6 92 7.ă @2@F@9Ā:F:
.7þ>6<? (9<:).D(ą?) A<Ľ .ĴC4 ­7<69Ă54 š.::<B.>ĄŁ 0Ņ, ±A26 ,OE.Ņ.
—–
1 cf. v. 1 carm. Georg. Acrop. in mortem Irenae Comnenae imp. (II, p. 3 HEISENBERG – WIRTH =
HÖRANDNER, Prodromos-Reminiszenzen 89): µ9ą: /8Ā=F: ­:A.Ľ5. AþC<:, û ;Ā:2. 2 alludit ad Ps. 61,11:
=8<ĽA<? ­ý: ļĀĬ, 9ā =><@AĄ52@52 7.>1Ą.:. 3 et 6 cf. e.g. Theod. Stud. ep. 510,6–8 (FATOUROS): … Þ? Aą
9:49Ć@B:<: ­: /Ą/8Ł 3Ċ:AF:, 7.8Ń? /6F@þ@4? 7.ă D.>.7AĮ>. 2í@2/2Ą.? Aą: ®.BAĮ? /Ą<: 7.A.86=<Ĉ@4? …
4–5 alludit ad Mt. 16,19 (cf. 18,18): 1Ċ@F @<6 (sc. Petro) Aý? 782ĵ1.? AĮ? /.@682Ą.? AŃ: <í>.:Ń:, 7.ă ê
­ý: 1Ă@Ĭ? ­=ă AĮ? 0Į? ±@A.6 12129Ā:<: ­: A<ĵ? <í>.:<ĵ?, 7.ă ê ­ý: 8Ĉ@Ĭ? ­=ă AĮ? 0Į? ±@A.6 828B9Ā:<: ­:
A<ĵ? <í>.:<ĵ?. 5–6 cf. v. 4 epigramm. in sacrophago in urbe Afyon (Karahisar) (ĺ no. TR2): 8Ľ@<: Aý
12@9ý AŃ: ­9Ń: çC849þAF:. 6 alludit ad Ps. 68,29: ­;.826C5ĂAF@.: ­7 /Ą/8<B 3Ċ:AF: 7.ă 92Aý 167.ĄF: 9ā
0>.CĂAF@.:; cf. etiam e.g. v. 10 epigramm. (a. 1192) in ecclesia Panagiae tu Arakos in urbe Lagudera
(Cypri), ed. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, no. 224: 7.ă 8Ă;2F? ABD<Ľ@6 AŃ:
@2@[F]@9Ā:F:.
—–
1 A<ĵ?: !C Mécérian. 3 9:4@AĀ:A2? Rey-Coquais. 4 1Ă@<:Aþ Rey-Coquais. 5 8B@@:Aþ 92 Rey-Coquais. 6
@2@F@9ŋ:F: Rey-Coquais. 7 (9<:)D(ą?) proposuit Feissel: (128Cą?) Rey-Coquais. .ĴC4 scripsi: .6C4
Rey-Coquais.

—————–
1489
REY-COQUAIS, Inscriptions 215 schlug eine Korrektur vor. Ebensowenig ist eine Korrektur zu C.:Ā:A. notwendig
(so von FEISSEL, Chroniques 194 in Erwägung gezogen).
1490
Literarische Belege sind über den TLG zu ermitteln.
1491
Vgl. REY-COQUAIS, Inscriptions 219.
1492
MÉCÉRIAN, Inscriptions 322 (Nr. V,1); REY-COQUAIS, Inscriptions 220 (Nr. VI,1); vgl. DJOBADZE, Investigations
59, 204; FEISSEL, Chroniques 194; ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 206 (Nr. 19); TODT – VEST, Syria 1771.
1493
MÉCÉRIAN, Inscriptions 324 (Nr. V,4); REY-COQUAIS, Inscriptions 222 (Nr. VI,4); vgl. FEISSEL, Chroniques 194;
ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 206 (Nr. 22).
1494
Vgl. FEISSEL, Chroniques 194.
1495
HUNGER, Auszeichnungsmajuskel 196, Anm. 11.
Türkei (Nr. TR107) 727

Die ihr alle, Brüder, mein Grab betrachtet,


richtet das Herz nicht auf die vergänglichen Dinge,
und im Gedenken an meine Lebensführung
bittet immer den, der mich gebunden
5 und jetzt erlöst hat und der mich wieder binden wird,
mich in das Buch der Lebenden und Geretteten einzuschreiben.
Makarios, Mönch, (Sohn des ?) Saïphes, entschlief am 3. Januar, im Jahr 6701 (=
1193).
Text: MÉCÉRIAN, Inscriptions 322f. (Nr. V,2 [mit franz. Übers.]) u. Taf. VIII (Abb. 3).– REY-COQUAIS, Inscrip-
tions 220f. (Nr. VI,2 [mit franz. Übers.])

Lit.: DJOBADZE, Investigations 59, 204.– FEISSEL, Chroniques 194.– ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 206 (Nr.
20).– TODT – VEST, Syria 1770.

Abb.: 126

Bei diesen Versen handelt es sich um jene Form eines Grabepigramms, in der der Verstorbe-
ne selbst in der ersten Person spricht.1496 Er richtet sich an die Brüder (128C<Ą), womit die
Mönche jenes Klosters gemeint sind, in dem auch er selbst Mönch war (vgl. Zeile 7). Sein Na-
me Makarios wird im metrischen Teil der Inschrift nicht genannt, sondern erst in der abschlie-
ßenden Prosainschrift, die praktische Informationen zu seiner Abstammung und seinem Todes-
datum liefert. Was sich hinter Saïphes verbirgt, konnte bislang nicht festgestellt werden: Weder
ein Ort noch ein Kloster dieses Namens ist bekannt.1497 Feissel hält es auch für möglich, dass
sich dahinter ein arabischer Personenname verbirgt, da Sayf ein im Arabischen verbreiteter Na-
me ist.1498 Todt – Vest identifizieren ihn als arabophonen Melkiten.1499 Der Verstorbene wendet
sich an seine Mitmönche: Unter Abwandlung eines Psalmzitats fordert er sie auf, beim Anblick
des Grabes nicht die Vergänglichkeit (Vers 2: Aý ļĀ<:A.) im Sinn zu haben, sondern seiner Le-
bensführung zu gedenken. Auch mögen sie dafür beten, dass er gerettet werde und das ewige
Leben erhalte. Das Gebet mögen sie an Gott richten, dessen Allmacht mit einer Anspielung auf
Mt. 16,19 (bzw. 18,18) zum Ausdruck gebracht wird.
Der metrische Teil der Inschrift setzt sich aus sechs prosodischen Zwölfsilbern zusammen.
Auch die Binnenschlüsse sind korrekt gesetzt: In Vers 1 ist inhaltlich und rhythmisch sowohl
B5 als auch B7 möglich; in den Versen 2 und 5 ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5 zu
beachten. Aufgrund der guten prosodisch-rhythmischen Qualität der Verse ist ein talentierter
Autor anzunehmen; dies ist Beweis dafür, dass auch während der Herrschaft der Kreuzfahrer
gut ausgebildete Dichter tätig waren.1500
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Vers 1 entstammt toposartigen Formulierungen
bei der Eröffnung von Grabepigrammen. Wie im Similienapparat angezeigt, ist ein ähnliches
Initium später bei Georgios Akropolites zu finden. In den Versen 4 und 5 sind die ähnlich lau-
tenden Versenden (Epipher) zu beachten. Die besondere Raffinesse besteht darin, dass einmal
1Ă@.:Aþ, das andere Mal 1Ă@<:Aþ geschrieben ist, wodurch auch eine inhaltliche Nuancierung
gegeben ist.

—————–
1496
Vgl. dazu LAUXTERMANN, Poetry 216–218.
1497
Vgl. REY-COQUAIS, Inscriptions 221.
1498
FEISSEL, Chroniques 194. Ein Siegel des 11. Jh.s führt einen .ĴA4? an, vgl. W. SEIBT, BZ 96 (2003) 752 (Nr.
68.7); aus dem 11. Jh. ist auch ein Siegel eines ¥=<@.ĴA4? (arab. Abnj SaņƯd) bekannt: A.-K. WASSILIOU-SEIBT,
B3.:A6:<Ą .;6F9.A<ĈD<6 92 <:Ć9.A. .>./67Ă? =><282Ĉ@4? 7B>ĄF? /þ@26 @C>.06@A67Ċ: 121<9Ā:F:, in: A. KRALI-
DES – A. GKOUTZIOUKOSTAS (Hg.), >.7A67þ 625:<Ĉ? B9=<@Ą<B „B3þ:A6< 7.6 >./67Ć? 7Ć@9<?. B:þ:A4@4
<86A6@9Ċ:“ (2@@.8<:Ą74, 16–18 2729/>Ą<B 2011) / Proceedings of the International Symposium „Byzantium
and the Arab World. Encounter of Civilizations“ (Thessaloniki, 16–18 December 2011). Thessalonike 2013, 504.
1499
TODT – VEST, Syria 1770. Johannes Koder zieht die Identifizierung als Toponym vor.
1500
S.a. TODT – VEST, Syria 1771.
728 Türkei (Nr. TR108)

(Fragment einer) Steinplatte (45 × 14,5 cm), 12. Jh. ?


Nr. TR108) Der Epigrammtext auf dieser Marmorplatte, die ebenfalls zum zweiten Grab
gehört, ist über drei Zeilen in akzentuierter Majuskel-Inschrift eingeritzt. Pro Zeile ist je ein
Vers angebracht. Dem Inhalt des Textes und philologisch-syntaktischen Überlegungen nach zu
schließen, müssen zwischen den erhaltenen Textpartien auch noch andere Verse vorhanden
gewesen sein.1501 Man kann daher davon ausgehen, dass pro Zeile zumindest zwei Verse ange-
führt waren, was einer Gesamtanzahl von zumindest sechs Versen entspricht. Der Beginn des
Epigramms ist durch kreuz- bzw. rautenförmig angeordnete Punkte gekennzeichnet, am Ende
des ersten Verses in Zeile 3 ist ein kommaähnliches Zeichen zu erkennen.
Aufgrund der Nähe und der ähnlich gestalteten Ausführung der Buchstaben ist anzunehmen,
dass dieses Epigramm ebenso wie Epigramm Nr. TR107 auf der benachbarten Marmorplatte in
das (späte) 12. Jahrhundert zu datieren ist.
Der Epigrammtext ist wie folgt zu konstituieren:

Ÿ? <ó@. 7Ć@9<B 7.A.CB0ā 7.ă @7Ā=4


[………………………………]
:þ>547. A<Ľ12 @<B @72=þ@.:A6 1Ć9[<B
………………………………]
5 éA.: =.>.@Aį @<B AĆ7<B 7>6A4>ĄŁ
[………………………………].
—–
1 cf. v. 1 carm. Ioan. Drosi (s. XIV), ed. A. ACCONCIA LONGO – A. JACOB, RSBN n.s. 17–19 (1980–82)
190 (no. 9.9): Ÿ? <ó@. =>ĊA4 7A6@9þAF: =þ:AF:, 7Ć>4. 5 cf. e.g. Ephr. Syr. VI 387 (PHRANTZOLAS) (de
Deipara): … á:. @2 92@ĵA6: ±DF: Aā: î=2>)0.5<: 9*9=AF? Ań >6Aį =.>.@A+@F9.6 …
—–
1 ÷? Mécérian, Rey-Coquais. 3 1Ć9(<B) supplevit Mécérian. @72=ħ? :Aă Mécérian.

Da du Zufluchtsort der Welt und Schutz bist


………………………………
für den, der den Narthex deines Hauses hier schützend bedeckte
………………………………
5 wenn er vor den Richterstuhl des von dir Geborenen (d.h. deines Sohnes) tritt
………………………………
Text: MÉCÉRIAN, Inscriptions 323 (Nr. V,3 [mit franz. Übers.]) u. Taf. VIII (Abb. 1).– REY-COQUAIS, Inscriptions
221f. (Nr. VI,2 [mit franz. Übers.]).

Lit.: J. DARROUZÈS, REB 22 (1964) 286.– FEISSEL, Chroniques 194.– ALIQUOT – ALEKSIDZE, Reconquête 206
(Nr. 21).

Abb.: 127

Das Epigramm erinnert weniger an eine Grabinschrift als an eine Bauinschrift. Die Baumaß-
nahme, für die der namentlich nicht genannte Stifter verantwortlich zeichnete, war aber nicht
die Errichtung des Narthex, sondern die Anbringung eines (neuen ?) Daches über dem Narthex
(Vers 3).1502 Durch die Anrede in Vers 1 kann man schließen, dass die Kirche der Theotokos
geweiht war, da sowohl 7.A.CB0Ă als auch @7Ā=4 als Bezeichnungen für die Muttergottes belegt
sind.1503 Vers 5 ist Teil der Bitte an die Theotokos, als Vermittlerin dem Stifter (quasi als Ge-
genleistung für die Stiftung) am Tag des Jüngsten Gerichts Beistand zu erwirken. Der Stifter
könnte der im vorherigen Epigramm (ĺ Nr. TR107) genannte Mönch Makarios gewesen sein.

—————–
1501
MÉCÉRIAN, Inscriptions 323 gelangte nicht zu dieser Ansicht.
1502
Vgl. REY-COQUAIS, Inscriptions 221f.
1503
Vgl. EUSTRATIADES, 2<AĆ7<? 33, 70f.
Türkei (Nr. TR108–TR109) 729

Auch dieses Epigramm setzt sich aus prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Bin-
nenschlüssen zusammen. Für dieses Epigramm wie auch für jenes auf der anderen Grabplatte
(ĺ Nr. 107) könnte derselbe Autor verantwortlich gewesen sein.

SEBASTE ĺ SELÇIKLER

ùEBINKARAHISAR

*Inschrift (verloren), 9./10. Jh. ?


Nr. TR109) Die im 19. Jahrhundert in einer Kirche der Burg des pontischen ùebinkarahisar
(ca. 70 km südl. von Giresun) gefundene Inschrift ist seit langem nicht mehr erhalten. Da am
Ende der Inschrift der Ortsname <8Ċ:26. angeführt ist, werden ùebinkarahisar und Koloneia
gleichgesetzt.1504 Die Inschrift war, früheren Schriftskizzen nach zu schließen,1505 in nicht ak-
zentuierter Majuskel ausgefertigt und über sechs Zeilen verteilt. Durchbrochen war die Inschrift
durch die Längs- und Querhaste eines aus dem Stein gearbeiteten Kreuzes, wobei zu beiden
Seiten des Kreuzes jeweils ungefähr gleich viele Buchstaben angebracht waren. Die Inschrift
dürfte metrisch sein: Der Großteil lässt sich relativ leicht dem Schema des byzantinischen
Zwölfsilbers (drei Verse) anpassen; nur das letzte Wort (<8F:2Ą.?) reicht über den letzten Vers
hinaus, was aber wahrscheinlich daran liegt, dass der nur durchschnittlich begabte Autor das
Wort nicht mehr in der Versstruktur unterbringen konnte.
Aufgrund der auf den Schriftskizzen ersichtlichen Buchstabenformen datierten Bryer – Win-
field die Inschrift in das 9./10. Jahrhundert.1506
Der Text lautet wie folgt:

!Į? =.A>67Į? <í@Ą.? ¡:.>D2 Ć02,


CĈ8.AA2 2ă Ań @ń 1<Ĉ8Ł ĩFþ::Ĭ
/.@(6867ń) @A>(þA<>)6 7(.ă) 1><00.>ĄŁ
<8F:2Ą.?.
——
1 cf. e.g. Basil. Seleuc., PG 85,230B–C: "àą: 2å=2?; Aā: =.A>67ā: <í@,.: ­1+8F@.?.
——
1 =.A>[6]7Į? Le Bas – Waddington: !C inscr. "CC Taylor. ¡:.>D2 Ć02: [7.ă] >D[Į?].?.
Blau.  Taylor. 1–2 Ć02 (?) CB8þ[;<:] AĀ84 AŌ @Ō 1<B8ń Cumont (p. 294). 2 CĈ8.[;, ]284Aą?,
è 1<Ľ8<[?] šFþ::[<B] Blau. CĈ8.AA2 scripsit Bénay: #"! inscr. 2ă scripsit Bénay:  inscr. A[ń]
Le Bas – Waddington: ! inscr. @[ń] Le Bas – Waddington: C inscr. 1<Ĉ8[Ł] Le Bas – Waddington:
" inscr., "" Taylor. šFþ[::]Ĭ Le Bas – Waddington: & inscr., & Taylor. 3
/.@[68ĀF?] !>[.=23<Ľ:A<?] 7.[ă] źF[9.ĄF:], Ü=.>D<[?] Blau. 1><00.>ĄŁ scripsi: & inscr.,
1>[<B]:0.>[ĄŁ] Le Bas – Waddington, 1><B00.>ĄŁ Bénay, Lemerle. 4 <8F:2Ą.? scripsi: &C
inscr., <8F:Ą.? Le Bas – Waddington, Bénay.

Des väterlichen Seins anfangloser Logos,


beschütze immer deinen Diener Ioannes,
den kaiserlichen Strator und Drungarios
von Koloneia.
Text: O. BLAU, Aphorismen alter und neuer Ortskunde Klein-Asiens. Mittheilungen aus Justus Perthes’ Geogra-
phischer Anstalt über wichtige neue Forschungen auf dem Gesammtgebiete der Geographie von Dr. A. Petermann
1865, 252.– P. TRIANTAPHYLLIDES, Ř ­: Ć:AŁ ®884:67ā CB8ā ÜA<6 Aý <:A67þ […]. Athen 1866, 114.– TAYLOR,

—————–
1504
Vgl. BRYER – WINFIELD, Pontos I 145; RUGE, Koloneia. RE XI,1 (1921) 1110f. Zu Koloneia in byz. Zeit vgl. C.
F[OSS], Koloneia. ODB 2, 1138 (1. Koloneia on the Lykos in interior Pontos).
1505
TAYLOR, Journal 294; SIDEROPOULOS, 2>ă AĮ? ­: 67>ħ ¥>92:ĄĤ 67<=Ć82F? 135.
1506
BRYER – WINFIELD, Pontos I 145.
730 Türkei (Nr. TR109)

Journal 294 (Schriftskizze).– LE BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 431 (Nr. 1814g [mit Schriftskizze]).–
SIDEROPOULOS, 2>ă AĮ? ­: 67>ħ ¥>92:ĄĤ 67<=Ć82F? 135 (Schriftskizze).– S. BÉNAY, Quelques inscriptions
chrétiennes. EO 4 (1900–1901) 93f. (Nr. III).– LEMERLE, Pauliciens 60, Anm. 24.– BRYER – WINFIELD, Pontos I 145,
Anm. 1.

Lit.: CUMONT, Inscriptions 286 (Nr. 429), 294 (Nr. 429).– F. CUMONT – E. CUMONT, Voyage d’exploration ar-
chéologique dans le Pont et la Petite Arménie (Studia Pontica II). Brüssel 1906, 296, 302.– RHOBY, Varia Lexicogra-
phica II 120.

Dem Inhalt der Inschrift nach zu schließen, dürfte die Kirche, in der diese gefunden wurde,
ein Christus geweihtes Gotteshaus gewesen sein. Es könnte sich um eine Stifterinschrift gehan-
delt haben, in der Christus gebeten wird, den kaiserlichen Strator1507 und Drungarios von Kolo-
neia (bzw. des Themas Koloneia)1508 Ioannes1509 zu beschützen. Wie bereits erwähnt, datierten
Bryer – Winfield die Inschrift aufgrund der Buchstabenformen in das 9./10. Jahrhundert, was
recht plausibel erscheint: Die Inschrift ist akzentlos, auch gibt es kaum Ligaturen. Diese Datie-
rung ist auch aus inhaltlichen Gründen vertretbar: Das militärische Amt des Drungarios ist
kaum vor dem 8. Jahrhundert belegt,1510 und gerade auf Siegeln des 8. und 9. Jahrhunderts er-
scheint Strator als Titel des Drungarios.1511 Da die Funktion des Drungarios im 10. Jahrhundert
an Bedeutung verlor,1512 wird die Inschrift wiederum kaum nach Beginn des 10. Jahrhunderts zu
datieren sein.1513
Am Beginn des 10. Jahrhunderts dürfte auch die Burg von Koloneia aufgrund der arabischen
Gefahr repariert worden sein, der dafür Zuständige war vielleicht der kaiserliche Strator und
Drungarios Ioannes,1514 der ja bereits als Stifter der Kirche in der Burg identifiziert wurde. Bryer
– Winfield erwähnten auch ein (damals noch unpubliziertes) Siegel des 9./10. Jahrhunderts, das
einen Strator und Paraphylax namens Ioannes anführe.1515 Das mittlerweile veröffentliche Siegel
wird allerdings in das 9. Jahrhundert datiert;1516 vom Namen des kaiserlichen Strator und Pa-
raphylax wurden allerdings nur die letzten beiden Buchstaben (&) entziffert, sodass der Name
Ioannes wohl weniger in Frage kommt.1517
Wie bereits erwähnt, ist die Inschrift mangelhaft ausgeführt. Dass der Versuch vorliegt, Ver-
se zu verfassen, scheint relativ klar zu sein. Nicht nur Vers 1 ist eine in sich abgeschlossene
Sinneinheit, sondern auch die Teilung zwischen den Versen 2 und 3 ist trotz der Weiterführung
der syntaktischen Einheit korrekt. Weiters sind die Binnenschlüsse (B7 in den Versen 1 und 3,
B5 in Vers 2) korrekt gesetzt; die Zahl von zwölf Silben ist in Vers 2 allerdings nur dann einge-
halten, wenn man ĩFþ::Ĭ nicht viersilbig, sondern dreisilbig (Joánni) liest, was auch sonst ge-
legentlich vorkommt.1518 Was die Prosodie angeht, ist Vers 1 von mittelmäßiger Qualität, die
—————–
1507
Wenn das inschriftlich überlieferte, mit einem Strich oberhalb des Tau und Rho versehene C! richtig als ge-
kürztes @A>(þA<>)6 aufgelöst wurde.
1508
Einrichtung des Themas vor 863, vgl. LEMERLE, Pauliciens 60.
1509
Vgl. PmbZ # 22879.
1510
Vgl. E. M[CGEER], Droungarios. ODB 1, 663; LBG s.v.
1511
Vgl. A. K[AZHDAN], Strator. ODB 3, 1967.
1512
E. M[CGEER], Droungarios. ODB 1, 663.
1513
Für eine zeitliche Einordnung gegen Ende des 9. Jahrhunderts spricht auch ein anderer kaiserlicher Strator und
Drungarios (/.@6867ą? @A>þAF> 7.ă 1><B0þ>6<? [sic]) namens Gregoras, der in einer Inschrift aus dem Jahr 897
als Stifter einer Nikolaos (von Myra), Basileios (von Kaisareia) und Hypatios (von Gangra) geweihten Kirche ge-
nannt wird; die Inschrift wurde in Mesudiye Çiftli÷i, im Norden der ehemaligen Provinz Galatien, gefunden: St.
MITCHELL (with the assistance of D. FRENCH and J. GREENHALGH), Regional Epigraphic Catalogues of Asia Mi-
nor, II. The Ankara District. The Inscriptions of North Galatia (British Institute of Archaeology at Ankara, Mono-
graph 4, BAR International Series 135). Oxford 1982, 97 (Nr. 98); vgl. BELKE, Galatien und Lykaonien 168; LE
BAS – WADDINGTON, Voyage archéologique III 431.
1514
BRYER – WINFIELD, Pontos I 147.
1515
BRYER – WINFIELD, Pontos I 145.
1516
E. MCGEER – J. NESBITT – N. OIKONOMIDES, Catalogue of Byzantine Seals at Dumbarton Oaks and in the Fogg
Museum of Art. Vol. 4: The East. Washington, D.C. 2001, Nr. 48,6.
1517
Nach W. SEIBT (BZ 96 [2003] 751) könnte man an Gregorios denken, wenn der Name auf ->ĄŁ endete.
1518
Vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 181, 271f.; siehe auch oben S. 93.
Türkei (Nr. TR109–TR110) 731

Verse 2 und 3 sind jedoch als völlig prosodielos zu bezeichnen. Ein Zeichen für die mangelhafte
Qualität des Epigramms sind auch die zahlreichen orthographischen Vergehen, wodurch sich
die Inschrift als ein typisches provinzielles Produkt präsentiert. Dass der Autor nicht gänzlich
mit den Regeln der Hochsprache vertraut war, lässt sich auch an der Konstruktion CB8þAAF +
Dativ ablesen, der wir in nicht wenigen Fällen auch auf Siegeln und anderen Inschriften begeg-
nen.1519
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das dritte Wort von Vers 1 wurde von Taylor als
"CC transkribiert. Betrachtet man seine Schriftskizze, so ist dies paläographisch möglich.
Auf der Schriftskizze von Sideropoulos jedoch hat der erste Buchstabe die gleiche Form wie die
anderen Omikron in der Inschrift. Für <í@Ą.? sprechen auch inhaltliche Gründe: !Į? =.A>67Į?
5B@Ą.? ¡:.>D2 Ć02 ergibt keinen Sinn. Das letzte Wort von Vers 3 war inschriftlich als
& überliefert. Die Änderung zu 1><B00.>ĄŁ ist nicht notwendig, da die Schreibung
mit O (< &) auch an anderen Stellen des 10. Jahrhunderts überliefert ist.1520

SELÇIKLER

(Drei Fragmente eines) Ikonostasenarchitrav(s) (Längen: 120 cm, 174 cm, 127 cm), 10.
Jh.: Basilika (jetziger Aufbewahrungsort unbekannt)
Nr. TR110) Südöstlich von Selçikler, dem antiken und byzantinischen Sebaste in Phrygien,
befindet sich eine dreischiffige Basilika, die im 6. Jahrhundert errichtet und im 10. Jahrhundert
umgebaut und erweitert wurde.1521 In der Mitte des Kirchenschiffes wurden drei Fragmente des
Architravs der Ikonostase gefunden. Darauf sind aus dem Stein gearbeitete Figurenmedaillons
angebracht, von denen heute noch 18 erhalten sind; ursprünglich dürften es 21 gewesen sein.1522
Dass in der Mitte die Deesis dargestellt ist, erkennt man an Medaillons von Christus, der Theo-
tokos und Johannes Prodromos; die übrigen Medaillons zeigen die Halbfiguren von Erzengeln
und Aposteln.1523 In den oberen, etwas abgehobenen Rand der Architravfragmente ist eine nicht
akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Dabei handelt es sich um ein Epigramm, das ur-
sprünglich aus sechs Versen bestand. Da der Architrav nicht zur Gänze erhalten ist, sind der
Beginn von Vers 1, das Ende von Vers 2 und die zweite Hälfte von Vers 6 nicht mehr vorhan-
den. Soweit heute noch zu erkennen ist, sind die einzelnen Verse durch eingeritzte Punkte von-
einander getrennt.
Zu datieren ist das Epigramm ebenso wie der Umbau und die Erweiterung der Kirche in das
10. Jahrhundert; auch paläographisch ist diese Datierung vertretbar, vor allem aufgrund der
Tatsache, dass die Inschrift unakzentuiert ist.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[Ũ =<6]92:þ>D4? í@Aþ56<? ­9C>Ć:F?


±:52: =.8.6ý: ­;þ>.? 1B[@261Ą.]:
7Ć@9<: AĄ54@6 7.6:ą: ­: A<ĵ? 7<@9ĄA.6?
7.A.08.Ĵ3F: ­7 D>B@<Ľ 7.ă 9.[>9þ>]F:
5 ¡884? A2 8.9=>Ħ? 7.ă 16.B0<Ľ? AĮ? ï84?
:.<Ľ =>ą? 2í[………………………].
——–

—————–
1519
Vgl. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 46; RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 151f.
1520
Vgl. LBG s.v. 1><B00þ>6<?. Ein volkssprachlicher Beleg bei Kr s.v. 1><B00þ>6<?. Siehe dazu RHOBY, Varia
Lexicographica II 120.
1521
Vgl. BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 377; FIRATLI, Découverte d’une église byzantine 153, 165. Unweit
von dieser Basilika befindet sich eine weitere (größere) Kirche, die ebenfalls aus dem 6. Jh. stammt und im 10.
Jh. umgebaut wurde.
1522
FIRATLI, Découverte d’une église byzantine 163; GRABAR, Sculptures II 42.
1523
FIRATLI, Découverte d’une église byzantine 163.
732 Türkei (Nr. TR110)

1 [Ũ =<6]92:þ>D4? supplevit FÕratlÕ. 2 1B[@261Ą.]: dubitanter scripsi (cf. comment.): 1B[@2612Ą.]: propo-
suit FÕratlÕ, 1B[@F1Ą].: Merkelbach – Stauber. 4 7.ă scripsit FÕratlÕ:  inscr. 9.[>9þ>]F:: 9.>9þ><: (i.e.
9.>9þ>F:) legerunt alii. 5 ¡88F? Robert.

Der Bischof Eustathios, der wohlbedacht


von hier die alte Hässlichkeit entfernte,
setzt neuen Schmuck an die Gesimse,
indem er sie zum Glänzen bringt mit Gold und Marmor
5 und anderem strahlenden und funkelnden Material
zu ……………………… der Kirche.
Text: FIRATLI, Découverte d’une église byzantine 162 (mit franz. Übers.), 159 (Abb. 15–17).– J. u. L. ROBERT,
BE 1970, Nr. 588 (mit franz. Übers.).– GRABAR, Sculptures II 42 (Nr. 11 [mit franz. Übers.]) u. Taf. V (Abb. a [vv.
3–4]).– BARSANTI, Scultura anatolica 291f., Anm. 73 (mit ital. Übers.) u. Taf. XI (Abb. 1).– MERKELBACH – STAU-
BER, Steinepigramme III 164 (Nr. 16/01/99 [vv. 1–2]).– PALLIS, Inscriptions 783 (Nr. 20 [Text nach FÕratlÕ]).

Lit.: N. FIRATLI, Uúak-Selçikler kazÕsÕ ve çevre araútÕrmalarÕ 1966–1970. Türk Arkeoloji Dergisi 19/2 (1970
[publ. 1972]) 139 (Abb. 34–36).– C. BARSANTI, Una proposta d’identificazione per il committente dell’iconostasi
della chiesa nord di Sebaste di Frigia, in: The 17th International Byzantine Congress 1986. Abstracts of Short Papers.
Washington, D.C. 1986, 28f.– BELKE – MERSICH, Phrygien und Pisidien 377.

Abb.: 128–130

Das Epigramm bezieht sich auf den oben erwähnten Umbau bzw. die Renovierung der Kir-
che1524 im 10. Jahrhundert. Die Ausstattung mit glänzendem Marmor, Gold und anderem leuch-
tenden Material (Verse 3–5) ist bei den verschiedenen erhaltenen Architekturfragmenten tat-
sächlich noch vorhanden: Man erkennt verschiedene Farben, aber auch koloriertes Glas, das die
Sonne reflektiert.1525 Da der Beginn von Vers 1 – [Ũ =<6]92:þ>D4? – richtig ergänzt sein dürf-
te,1526 ist der Stifter der Neuausstattung der Herdenführer Eustathios. Dabei handelt es sich wohl
um den Bischof von Sebaste,1527 und kaum um den Patriarchen von Konstantinopel (1019–
1025) gleichen Namens.1528 Lokale Bischöfe bzw. Metropoliten werden immer wieder als Stifter
von Kirchen(neu)bauten erwähnt.1529
Das Epigramm besteht, soweit es erhalten ist, aus sechs prosodischen Zwölfsilbern mit kor-
rekt gesetzten Binnenschlüssen (in den Versen 1–5 ausschließlich B5). Weitere Bemerkungen
zum Epigrammtext: Das, wie bereits oben erwähnt, wahrscheinlich richtig ergänzte =<692:þ>D4?
in Vers 1 ist erstmals bei Romanos Melodos attestiert.1530 Die von FÕratlÕ vorgeschlagene Ergän-
zung am Ende von Vers 2 ist grundsätzlich gutzuheißen: Setzt man jedoch 1B[@2612Ą.]: in den
Text, dann wird die vorletzte Silbe im Vers lang gemessen, was aufgrund der guten prosodi-
schen Qualität des Epigramms eher unwahrscheinlich ist; außerdem sollte die auf 1B@2Ą126.1531
basierende Form als 1B@2Ą126.: akzentuiert werden. Setzt man jedoch 1B[@261Ą.]: in den Text,
das auch sonst belegt ist,1532 dann umgeht man die beiden genannten Probleme. Das letzte Wort

—————–
1524
Eine anschauliche Parallele liegt in einem Epigramm des 5./6. Jh.s in Gerasa (Jordanien) vor, ed. MERKELBACH –
STAUBER, Steinepigramme IV 354 (Nr. 21/23/03): 5þ9/<? è9<Ľ 7.ă 5.Ľ9. =.>2>D<9Ā:<6@6: ­AĈD54:. | =Ħ: 0ý>
7<@9Ą4? 8Ā8BA.6 :ĀC<?, :Aă 1ÿ 8Ă94? | AĮ? =><AĀ>4? =þ:A4 92 2<Ľ Dþ>6? 9C6/Ā/472:.
1525
Vgl. FIRATLI, Découverte d’une église byzantine 161.
1526
Vgl. z.B. Vers 1 eines Stifterepigramms des Manuel Philes (66,1 [p. 86 MARTINI]): Ũ =<692:þ>D4? AĮ@12 AĮ?
­7784@Ą.?.
1527
FIRATLI, Découverte d’une église byzantine, passim. Zu =<692:þ>D4? als Bezeichnung für den Bischof vgl. L s.v.
Alternativ ist daran zu denken, dass mit =<692:þ>D4? wie in dem in Anm. 1526 zitierten Epigramm des Manuel
Philes der (Erz)priester der Kirche gemeint ist.
1528
Für den Patriarchen von Konstantinopel traten ein BARSANTI, Scultura anatolica 291–293 und BELKE – MERSICH,
Phrygien und Pisidien 377.
1529
Vgl. z.B. das Epigramm auf dem Türsturz der Murad Hüdavendigar Camii in Behramkale (ĺ Nr. TR36) u.v.m.
1530
Vgl. LBG s.v.
1531
Vgl. LSJ s.v., L s.v.
1532
Belege für 1B@261Ą. im TLG.
Türkei (Nr. TR110–TR111) 733

von Vers 3 ist inschriftlich als ȀȅCȂǿȉǹǿC überliefert: Diese Schreibung ist wie im obigen
Fall aus prosodischen Gründen beizubehalten, auch wenn die Schreibung 7<@9ĂA4? in der Be-
deutung von „Gesims“ häufiger gebraucht ist; doch gerade auch aus dem 10. Jahrhundert gibt es
Belege für die Schreibung 7<@9ĄA4?.1533

SELÇUK

*Inschrift (verloren) auf Säule, 8. Jh. ?: Basilika des heiligen (Apostels) Johannes Theo-
logos
Nr. TR111) In die westliche der beiden Säulen, die der Mitteleingangstür in das südliche
Seitenschiff vorgestellt sind, war neben den bekannten Anrufungsformeln (Ĉ>6)2 /<Ă526 …
auch eine längere Majuskel-Inschrift eingeritzt, die sich laut Keil über acht Zeilen erstreckte.1534
Während die Anrufungsformel und ein eingeritztes Kreuz heute noch klar zu erkennen sind, ist
die ursprünglich oberhalb des Kreuzes angebrachte achtzeilige Inschrift nicht mehr vorhan-
den.1535 Dies wiegt umso schwerer, als davon auch bei Keil keine Abbildung publiziert ist. Bei
dieser Inschrift handelt es sich um ein aus drei Versen bestehendes Epigramm. Dieses kann nur
über Umwege datiert werden. Foss hält es für wahrscheinlich, dass die Verse ähnlich zu datie-
ren sind wie der im 7. oder 8. Jahrhundert angefügte Exonarthex.1536 Es steht außer Zweifel,
dass das vorliegende Epigramm in enger Verbindung zu anderen Stücken steht, nämlich mit
einem ähnlich komponierten Vers in Aphrodisias (ĺ Nr. TR28) und mit einem Epigramm in
Akhisar (ĺ Nr. TR6), das nach Foss paläographische Ähnlichkeiten mit den Versen auf dem
Sarkophagdeckel im Archäologischen Museum von Afyon Karahisar (ĺ Nr. TR2) aufweist, der
in das 8. Jahrhundert datiert werden könnte.1537 Eventuell ist bei allen drei Stücken ebenso wie
beim vorliegenden Epigramm aber auch an eine Datierung in das frühe 9. Jahrhundert zu den-
ken.1538 Zu dieser Zeit (8./9. Jh.) war die Kirche trotz der äußeren Wirren ein bedeutender Wall-
fahrtsort von überregionaler Bedeutung.1539
Der Text des Epigramms in der Johannesbasilika von Selçuk lautet wie folgt:

#Ć/Ł =>Ć@2852 =Ĉ84: A<Ľ 2<8Ć0<B


A>Ć9Ł 8þ9/.:2 Aā: 52Ą.: 7<6:F:Ą.:
=Ľ> 0þ> ­@A6: C8Ā026 A<ć? :.0Ą<B?.
—–
1 et 3 cf. vv. 3–4 epigramm. Theod. Stud. in res (XLIV, p. 195 SPECK): =>Ć@2852 52ĄF?, 7.ă 925Ā;26?
;ĄF? | =Ľ> 0ý> Aą 1Ń><: A<ć? :.;Ą<B? C8Ā0<:. 1 cf. versum in ecclesia in urbe Aphrodisias (ĺ no.
TR28) (cf. comment.): #Ć/Ł =>Ć@2852 Aā: A<Ľ /Ă9.A<? =Ĉ84:; cf. v. 1 epigramm. (hodie deleti ?) in urbe
Akhisar (ĺ no. TR6): !>Ć9Ł =>Ć/82=2 Aā: 52Ą.: 826A<B>0Ą.:.
—–
1 #Ć/Ł scripsit Bees: #Ć/< Keil (sic inscr. ?). 2 A>Ć9Ł (A>Ć9< ed.) 8þ9/.:2 proposuit Heisenberg (cf.
SEG): !><9<8ý: (A><9.8Ā.: in nota 3) 9þ:5[.:2] Keil. 52Ą.: scripsit Bees: 5Ă.: Keil (sic inscr. ?).
7<6:F:Ą.: scripsit Bees: 7B:<:Ą.: Keil (sic inscr. ?). 3 ­@A6 Lauxtermann. C8Ā026 correxit Bees: [/.]>ć ½
Keil, SEG (½ = 2ß? in app.), {/}.>Ĉ4 (= >Ĉ26 ?) Meriç, /.>ć 2ß? Paul. :.0Ą<B? scripsi: :.0Ă<B? Keil (sic
inscr. ?), :.;Ą<B? correxit Bees (cf. Foss, Meriç [in nota], Lauxtermann, Poetry) secundum Theod. Stud.
epigrammata in res XLIV 4 (p. 195 SPECK).

—————–
1533
Vgl. LBG s.v. 7<@9ĂA4?. Die ältesten Belege für das Wort in der Bedeutung „Gesims“, allerdings in der Schrei-
bung 7<@94AĂ?, stammen aus der Spätantike, vgl. L s.v. 7<@94AĂ? 2.
1534
KEIL, Vorläufiger Bericht, Sp. 14f.; KEIL, Johanneskirche 278.
1535
Festgestellt anlässlich eines Besuches des Kirchengeländes im August 2011.
1536
FOSS, Ephesus 113f.
1537
Siehe oben S. 516.
1538
Datierung in das 9. Jh. zuletzt bei LAUXTERMANN, Poetry 246 u. PAUL, Dichtung auf Objekten 238.
1539
Vgl. THIEL, Johanneskirche 103f. Zur (Frühgeschichte der) Kirche siehe jetzt auch E. RUSSO, Sulla chronologia
del S. Giovanni e di altri monumenti paleocristiani di Efeso (Archäologische Forschungen 19). Wien 2010, 9–56.
734 Türkei (Nr. TR111)

In Ehrfucht tritt an das Tor des Theologos heran!


Unter Zittern empfange die göttliche Kommunion!
Feuer ist sie nämlich. Sie verbrennt die Unheiligen.
Text: KEIL, Vorläufiger Bericht, Sp. 15.– SEG 4 (1929) 108 (Nr. 556).– KEIL, Johanneskirche 278 (Nr. 11).–
BEES, 282AĂ9.A. 273.– FOSS, Ephesus 115 (mit engl. Übers.).– MERIÇ, Inschriften von Ephesos VII,2 477 (Nr.
4311a).– LAUXTERMANN, Byz. Epigram 129.– LAUXTERMANN, Poetry 246f. (mit engl. Übers.), 352 (Nr. 105).– PAUL,
Dichtung auf Objekten 239 (Nr. 4).– PALLIS, Inscriptions 770.

Lit.: MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 354 (Nr. 03/02/176).– RHOBY, Epigramme auf Fresken und
Mosaiken 210f. u. Anm. 692.

Wie Lauxtermann richtig feststellte, gehört das Epigramm zu einer Reihe von „Mahnversen“
(=><A>2=A67<ă @AĄD<6), die auch Eingang in das Horologion, ein liturgisches Buch für Mön-
che,1540 gefunden haben. Zum Vergleich heranzuziehen sind auch die im Apparat zitierten Paral-
lelen aus Aphrodisias und Akhisar. Im Falle der vorliegenden Verse wird der Mönch bzw. der
Besucher der Kirche ermahnt, mit Ehrfurcht die Kirche zu betreten und die Kommunion zu
empfangen. Betritt er als sündiger Mensch die Kirche, dann wird ihm die Kommunion wie Feu-
er erscheinen, das alle Unwürdigen verbrennt. Die Verse folgen einem Muster, das auch in an-
deren, ähnlichen Epigrammen aufzuspüren ist. Teile der Verse 1 und 3 sind auch in einem Epi-
gramm des Theodoros Studites zu finden, das dazu mahnt, mit Ehrfurcht an den Altarraum zu
treten (vgl. Testimonienapparat). Ein Vers 3 ganz ähnlicher Vers ist im genannten Horologion
auch unter dem Namen des Symeon Metaphrastes überliefert,1541 kann aber aufgrund der Datie-
rung des vorliegenden Beleges nur von einem Ps.-Symeon Metaphrastes stammen. Die Quelle,
aus der Studites und Ps.-Symeon – wenn nicht Ps.-Symeon selbst die Quelle ist1542 – schöpf-
ten,1543 muss auf die Zeit des Studites oder davor zurückgehen.
Das Epigramm besteht grundsätzlich aus byzantinischen Zwölfsilbern, allerdings weist Vers
3 nur elf Silben auf. Die fehlende Silbe ist in der ersten, nur aus vier Silben bestehenden Vers-
hälfte zu suchen. Die Vorlage zum Vers, Vers 6 des erwähnten Gedichts des Ps.-Symeon, lautet
=Ľ> 0ý> î=þ>D26? A<ć? :.;Ą<B? C8Ā0F:.1544 Es ist daher anzunehmen, dass auch für den vorlie-
genden Vers ursprünglich an î=þ>D26 statt an ­@A6: gedacht war.1545 Die vollständig überliefer-
ten Verse 1 und 2 weisen jeweils korrekten Binnenschluss B5 auf, wobei auffälligerweise vor
beiden Zäsuren proparoxytone Betonung vorliegt. Insgesamt sind die drei Verse aufgrund zahl-
reicher prosodischer Verstöße als prosodielos zu bezeichnen. Bees und Paul, die behaupten,
dass der Anbringer des Epigramms nur durchschnittlich gebildet gewesen sein wird1546 – man
beachte auch die orthographischen Besonderheiten –, ist zuzustimmen: Ein formelhaftes Epi-
gramm, bei dem der Autor kaum selbst stilistisch einzugreifen hatte, wurde teilweise mangel-
haft wiedergegeben. An einen Fehler des Graveurs ist auch bei :.0Ą<B? (anstatt :.;Ą<B?) am
Ende von Vers 3 zu denken, da das Wort im Gefüge aber durchaus einen Sinn ergibt, soll es
auch im Text bleiben, auch wenn es sonst nur an zwei weiteren Stellen belegt ist.1547

—————–
1540
Vgl. R.F. T[AFT], Horologion. ODB 2, 947.
1541
PG 114,225B.
1542
Vgl. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 211.
1543
Vgl. SPECK, Theod. Stud. Jamben 196, Anm. 4.
1544
Diesen Vers findet man in abgewandelter Form wiederum auf einer Reihe anderer Objekte, vgl. RHOBY, Epi-
gramme auf Fresken und Mosaiken 210 u. Anm. 691.
1545
Vgl. LAUXTERMANN, Poetry 247.
1546
BEES, 282AĂ9.A. 273; PAUL, Dichtung auf Objekten 239.
1547
Vgl. L s.v., LBG s.v.
Türkei (Nr. TR112) 735

(*)(Fünf Fragmente einer antiken) Basis (ursprüngliche Höhe: ca. 100 cm) (teilweise
verloren), 13. Jh. ?: Basilika des heiligen (Apostels) Johannes Theologos, Efes Müzesi (De-
pot)
Nr. TR112) In der Südwestecke des Narthex der auf dem so genannten Ayasoluk gelegenen
Johannes-Basilika wurden fünf Fragmente einer antiken Basis aus bläulichem Marmor gefun-
den, die in byzantinischer Zeit auf der linken Seite neu beschrieben wurden.1548 Keil gelang es,
die Position der einzelnen Fragmente und somit auch der Inschriftenteile festzustellen.1549 Die
Inschrift ist in akzentuierter Majuskel ausgeführt. Merkelbach stellte als erster fest, dass es sich
um Verse – byzantinische Zwölfsilber – handelt,1550 wobei pro Vers je eine Zeile vorgesehen ist.
Der Abbildung bei Keil1551 nach zu schließen, muss das Epigramm mindestens 15, wahrschein-
lich sogar noch mehr Verse umfasst haben. Aufgrund weiterer im Depot des Efes Müzesi auf-
bewahrten (mir nicht zugänglichen) Fragmente kann nun festgestellt werden, dass das Epi-
gramm ursprünglich 21 Verse umfasste.1552
Die Inschrift wurde in der Vergangenheit unterschiedlich datiert: Während Keil die Inschrift
vage in das 12. Jahrhundert datierte, gleichzeitig aber auch meinte, dass der in Vers 10 genannte
12@=ĆA4? šFþ::4? der von 1222 bis 1254 regierende Kaiser Ioannes III. Batatzes sei,1553 wurde
dieser jüngst mit einem Bischof des 6. Jahrhunderts identifiziert.1554 Diese frühe Datierung ist
vor allem aus zwei Gründen auszuschließen: Wie bereits erwähnt wurde, ist die Inschrift im
byzantinischen Zwölfsilber abgefasst, der vor dem 7. Jahrhundert so gut wie nicht greifbar
ist.1555 Gänzlich gegen die frühe Datierung spricht auch die Paläographie: Die Inschrift ist nicht
nur akzentuiert – bekanntlich sind Akzente und Spiritus in Inschriften vor dem 11. Jahrhundert
nur in Ausnahmefällen zu finden1556 –, sondern auch die sorgfältig ausgeführte Majuskel weist –
wie von Keil richtig festgehalten – in das 12., eventuell auch in das 13. Jahrhundert.
Der mit zahlreichen Lücken versehene Epigrammtext ist wie folgt wiederzugeben:

………………………………
………………………]@.? @[……
…………]4? þ3.><? 52>9ą? 8Ą.[:
…………… è] 0:Ċ9F: A<Ľ 12@[=ĆA<B
5 ………………]<6? 2ß? 8[………]
………………]A[………………
………………………………
………………………………
………………………………
10 ¾ A<Ľ] (2<)Ľ 1ÿ [:]Ľ[: =><9]Ă526. =þ86:
[±A.;]2 Aą: þ3.><[:] =8ĀAŁ =Ć5Ł
[ï1F>] =><@þ;.6 Ań1[2] Ań 52ĄŁ 1Ć9Ł
[……] =><@4:<Ľ? 12@=ĆA<B šFþ::<B
[…… 1]ÿ A<ć? ¢=.:A.? ­;.6>Ń: [/Ą.?
15 A<ć? =><]@CB0Ć:[A.? …………………
………………………………
………………………………

—————–
1548
Auf der rechten Seite sind noch Buchstaben der antiken Inschrift erhalten, vgl. KEIL, Johanneskirche 277.
1549
KEIL, Johanneskirche 277.
1550
MERKELBACH, Parerga 44.
1551
KEIL, Johanneskirche, Taf. LXIV (Nr. 9).
1552
Freundlicher Hinweis von Denis Feissel. Gerade die von Keil vorgefundenen Fragmente sind heute aber offenbar
nicht mehr erhalten.
1553
KEIL, Johanneskirche 277.
1554
WIPLINGER, Wasserversorgung 119.
1555
Ausnahmen bei RHOBY, Zwölfsilber, passim.
1556
Siehe oben S. 75–76.
736 Türkei (Nr. TR112)

………………………………
………………………………
20 ………………………………
…………………]7Ń: :A849þAF:.
—–
2 ]66c.c Merkelbach. 3 [è 0ý> A2D:Ą]A4? proposuit Merkelbach (cf. KEIL, Johanneskirche 277 qui propo-
suit etiam [7AĄ@]A4?). 8Ą.: legerunt alii. 4 [è] 0:Ċ9F: scripsi: …]& inscr., è9]<0:Ć9F: alii.
12@=ĆA[<B] supplevit Keil. 5 ]A<6? Merkelbach, Meriç, Merkelbach – Stauber. 88[ alii. 6 …]A[…: A26
Keil, ].A26@[ alii. 10 ¾ A<Ľ legit Feissel. (2<)Ľ Feissel: 2í5ć alii. [:]Ľ[:] supplevi: =B alii. [=><9]Ă526.
supplevi ut proposuit Feissel: 6<@6. Keil, [2í]=<@Ą. alii (=Ĉ>0[<B 2í]=<@Ą. Keil [in nota]). 11 [±A.;]2 dubi-
tanter supplevi: [±A2B;]2 Merkelbach, Meriç, Merkelbach – Stauber. þ3.><[:] supplevi: þ3.><[?] Keil,
Merkelbach, .3Ħ><[?] Meriç, Merkelbach – Stauber. 12 [ï1F>] vel [=40ý?] proposuit Keil (in nota) in
initio versus: [ï1F>] alii. Ań12 legerunt alii. 13 [5Ā8F]: supplevit Merkelbach in initio versus. 14 [<ïAF?
1]ÿ supplevit Merkelbach in initio versus. /Ą[.?] legit et supplevit Keil in nota (proposuit etiam /Ą[<B]): /6[
alii. 15 [A<ć?] supplevit Merkelbach. [=><]@CB0Ć:[A.?] supplevit Keil. 20 [ ].6 8B[ legerunt alii. 21
[8.<ć? vel 5ĈA.? 7<BCĄ@.? C<>]A67Ń: proposuit Keil (in nota): C<>A]67Ń: alii.

………………………………
………………………………
…………… der sehr eifrige Lazaros
…………… der Kenner des Herrschers
5 ………………… in …………
………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
10 Die Vorsehung Gottes verfügte nun aber wieder
in grenzenloser Liebe, dass Lazaros
das Wasser für das hiesige göttliche Haus heranführt.
…… des gütigen Herrschers Ioannes
…… aber alle befreiend von der Gewalt
15 die Zuflucht Suchenden …………………
………………………………
………………………………
………………………………
………………………………
20 ………………………………
…………………… der Schöpfgefäße.
Text:1557 KEIL, Johanneskirche 277 (Nr. 9) u. Taf. LXIV (Nr. 9).– MERKELBACH, Parerga 44.– MERIÇ, Inschriften
von Ephesos VII,2 475 (Nr. 4309B).– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme I 357 (Nr. 03/02/99).

Lit.: WIPLINGER, Wasserversorgung 119.

Abb.: 131

Ist die bereits von Keil erwogene Konjektur [ï1F>] am Beginn von Vers 12 richtig – das am
Ende der Inschrift erhaltene :A849þAF: ist dafür ein wichtiges Argument –, dann handelt das
Epigramm von einer Wasserleitung, die an das „göttliche Haus“, d.h. an die Kirche (des Johan-
nes Theologos), herangeführt wurde. Damit beauftragt war ein gewisser Lazaros, der in Vers 3
als „sehr eifrig“ beschrieben wird. Dass er seinen Auftrag umsetzt (Verse 11–12), wurde durch
die weise Vorsehung Gottes bestimmt (Vers 10).
Wie bereits erwähnt, wurden die Inschrift und somit auch die handelnden Personen unter-
schiedlich datiert und gedeutet: Jüngst machte Wiplinger (basierend auf einer Idee von D.
—————–
1557
Eine Neuedition bzw. Gesamtedition des Epigrammtextes auf Basis der von Keil angefertigten Abbildungen und
der im Depot des Efes Müzesi noch vorhandenen Fragmente ist von Denis Feissel angekündigt.
Türkei (Nr. TR112) 737

Knibbe) den Vorschlag, den in Vers 13 genannten 12@=ĆA4? Ioannes mit dem im Jahr 549 ein-
gesetzten Erzbischof von Ephesos zu identifizieren,1558 der in einer anderen Bauinschrift in der
Johannes-Basilika genannt wird.1559 In der Tat dürfte der Bau des byzantinischen Aquäduktes,
von dem heute im Stadtgebiet von Selçuk noch zahlreiche Reste zu sehen sind, in justiniani-
scher Zeit, gleichzeitig mit der Vollendung des Um- bzw. Neubaus der Johannes-Basilika abge-
schlossen worden sein.1560 Die vorliegende – wie bereits erwähnt – sicher später entstandene
Inschrift könnte aus zweierlei Gründen verfasst worden sein: Eine Möglichkeit ist, dass die
Wasserleitung später wieder instand gesetzt bzw. renoviert wurde; das Adverb =þ86: am Ende
von Vers 10 könnte ein Hinweis dafür sein. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass erst in
späterer Zeit – und nicht schon im 6. Jahrhundert – das Wasser direkt in bzw. an die Kirche
geleitet wurde,1561 um die dort Zuflucht Suchenden vom Wasserschöpfen (Vers 21) (aus einem
Brunnen ?) zu befreien.1562
Merkelbach wollte den in Vers 13 genannten 12@=ĆA4? šFþ::4? mit dem heiligen Johannes
Theologos identifizieren, da er die Genitive =><@4:<Ľ? 12@=ĆA<B šFþ::<B auf Ań1[2] Ań 52ĄŁ
1Ć9Ł in Vers 9 bezog. Dies ist äußerst unwahrscheinlich, zumal die Bezeichnung 12@=ĆA4? bei
heiligen Personen nur für Gottvater und Christus zu finden ist.1563 Man wird daher hinter Vers
12 interpungieren und 12@=ĆA4? als weltlichen „Herrscher“ deuten müssen. In Frage kommt der
bereits von Keil ins Spiel gebrachte Ioannes III. Batatzes, da im Kaiserreich von Nikaia die
Stadt Ephesos eine gewisse Periode der Blüte erlebte.1564 Auch der (teilweise konjizierte)
12@=ĆA4? in Vers 4 wird mit dem byzantinischen Kaiser und nicht mit Johannes Theologos zu
identifizieren sein.
Dem auf Basis der Abbildung bei Keil edierten Epigrammfragment nach zu schließen, sind
die in dieser Inschrift verwendeten Zwölfsilber als prosodisch einzustufen. Es ist nur ein wirk-
lich schwerer Verstoß gegen die prosodischen Gesetze feststellbar, nämlich 0:Ċ9F: in Vers 4
(lange siebente Silbe). Der inschriftlichen Überlieferung & zufolge wäre der Zwölfsil-
ber prosodisch korrekt. Keil wollte vor & auch noch die Spuren eines Omikron erkannt
haben, sodass er als Ergänzung 7.8<0:Ċ9F:, è9<0:Ċ9F:, î1><0:Ċ9F: etc. vorschlug.1565 Diese
Vorschläge kommen jedoch aus verstechnischen Gründen nicht in Frage: Den vorhandenen
Versteilen nach zu schließen, ist als Binnenschluss nur B5 möglich, was bedeutet, dass vor
0:Ċ9F: nur eine Silbe ergänzt werden kann. Folgt man Keil, der – wie erwähnt – noch Teile
eines Omikron gesehen haben wollte, dann kommt nur der Artikel è in Frage. Mit 0:Ċ9F: könn-
te „Fachmann“ / „Experte“ gemeint sein.1566 Es ist aber auch möglich, 12@=ĆA4? am Ende des
Verses als Bezeichnung für den „Herrn“, d.h. Gott, zu deuten. Lazaros wäre dann „Kenner“ des

—————–
1558
WIPLINGER, Wasserversorgung 119.
1559
Chr. BÖRKER – R. MERKELBACH (mit Hilfe von H. ENGELMANN u. D. KNIBBE), Die Inschriften von Ephesos. Teil
II: Nr. 101–599 (Repertorium) (IK 12,2). Bonn 1972, Nr. 495.
1560
Vgl. WIPLINGER, Wasserversorgung 110–119; s.a. Ü. ÖZIù – A. ATALAY, Fernwasserleitungen von Ephesos, in:
H. FRIESINGER – F. KRINZINGER (Hg.), 100 Jahre österreichische Forschungen in Ephesos. Akten des Symposions
Wien 1995. Textband (Archäologische Forschungen 1). Wien 1999, 410; zur Wasserversorgung von Ephesos s.a.
G. WIPLINGER, Wasser für Ephesos. Stand der Erforschung der Wasserversorgung, in: DERS., Cura aquarum in
Ephesus. Proceedings of the Twelfth International Congress on the History of Water Management and Hydraulic
Engineering in the Mediterranean Region, Ephesus / Selçuk, Turkey, October 2–10, 2004 (Babesch, Bulletin An-
tieke Beschaving, Annual Papers on Mediterranean Archaeology, Supplement 12 / Österreichisches
Archäologisches Institut, Sonderschriften 42). Leuven u.a. 2006, I 23–37.
1561
Zum Vergleich heranzuziehen ist das Epigramm im elegischen Distichon an der heutigen Moschee von Amasya
(ĺ Nr. TR13), das ebenfalls von einer an die Kirche herangeführten Wasserleitung berichtet.
1562
S.a. KEIL, Johanneskirche 277.
1563
Vgl. L s.v.
1564
Vgl. A. KÜLZER, Ephesos in byzantinischer Zeit: ein historischer Überblick, in: DAIM – LADSTÄTTER, Ephesos 37;
s.a. THIEL, Johanneskirche 105f. (das vorliegende Epigramm ebenso wie das vorangegangene Nr. TR111 werden
in dieser Monographie nicht erwähnt).
1565
KEIL, Johanneskirche 277.
1566
Vgl. LSJ s.v. I. 2.
738 Türkei (Nr. TR112–TR114)

Herrn, d.h. wahrscheinlich Priester. Die bei Meriç1567 abgedruckte Bemerkung zur Textstelle
„lies è9<0:Ċ96<:“ kann nicht nachvollzogen werden.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Das in Vers 10 von Merkelbach und den nach-
folgenden Editoren gelesene bzw. konjizierte [2í]=<@Ą. ist durch den inschriftlichen Befund
nicht zu rechtfertigen: Der Buchstabe vor dem Iota kann nämlich kein Sigma sein, da die (Epsi-
lon-)Querhaste klar zu erkennen ist.
Will man einen bekannten Autor als Dichter der Verse identifizieren, so könnte es sich um
Nikephoros Blemmydes handeln, der Ioannes III. Batatzes recht nahe stand1568 und wahrschein-
lich auch als Autor des (heute verlorenen) Epigramms auf der Burg von Smyrna aus dem Jahr
1222/23 (ĺ Nr. TR93) zu identifizieren ist.

SELYMBRIA ĺ SILIVRI

SILIVRI

(*)Inschriftenfragmente (teilweise verloren), 9. Jh. ?: Stadtmauer


Nr. TR113) ĺ Nr. TR63

(*)Brunnenrand (verloren ?), a. 1401


Nr. TR114) Der griechische Gelehrte A. Stamules, dessen Haus im Ortskern von Silivri
noch vorhanden ist,1569 zeichnete eine über neun Zeilen laufende, nur teilweise akzentuierte
Majuskel-Inschrift auf, die am marmornen Rand eines Brunnens angebracht war.1570 Der bei
Asdracha abgedruckten Schriftskizze nach zu schließen, waren Anfang und Ende der Inschrift
durch ein Kreuz markiert. Zwei übereinander liegende Punkte sind in der zweiten Hälfte der
vierten Zeile und in der ersten Hälfte der achten Zeile zu erkennen. Die beiden Punkte in der
vierten Zeile teilen die Inschrift auch in zwei Teile: Während es sich bis dorthin um Prosa han-
delt, ist der Rest als Verse zu identifizieren. Der metrische Teil der Inschrift umfasst vier Verse,
wobei die erwähnten Punkte in der achten Zeile das Ende von Vers 3 markieren. Der gesamte
Inschriftentext ist in continuo geschrieben mit rund 20 Buchstaben pro Zeile. Dass offensicht-
lich kein geübter Steinschneider am Werk war, beweisen die Unregelmäßigkeit und die Varianz
der Buchstaben.
Am Ende des Prosatextes findet sich die Angabe von Tag, Monat, Weltjahr und Indiktion,
wodurch die Inschrift auch genau datiert werden kann. Der Prosateil berichtet demnach, dass
der Brunnen durch Ausgaben und Unterstützung des Mönches Makarios ergraben wurde; die
Vollendung des Werkes ist mit 6. Januar 6909, 9. Indiktion, datiert, was dem 6. Januar 1401
entspricht: (in normalisierter Orthographie) ¥:F>ĈD54 Aą =.>ą: C>Ā.> 16ý ­;Ć1<B 7.ă @B:1><-
9Į? A<Ľ <9<:>.D<Ľ1571 .7.>Ą<B A<Ľ 7.ă $8F>[<Ľ]1572, OŅ š.:<B(.)>Ą(<B) ­: ±A26 ,OR5Ņ (ß):(167A6-
Ń):(<?) 5Ņ.1573
Der unmittelbar daran anschließende metrische Teil der Inschrift lautet folgendermaßen:

ķ"1F> =þ:B 7þ886@A<: 2ą? =.>Ā@D2:


÷@=2> FH@Į 8.ą: ĩ@>.48ĄA4:

—————–
1567
MERIÇ, Inschriften von Ephesos VII,2 475.
1568
Vgl. oben S. 698–699.
1569
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 641.
1570
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 242f.
1571
(9<:).D<Ľ Asdracha.
1572
!"  $[…] inscr.
1573
ASDRACHA, Inscriptions I 243.
Türkei (Nr. TR114) 739

@.ĵ? 2íD.ĵ?, .7þ>62, 8.<Ľ 2ß<?> =Ć@6:


:Aþ;6<: 1Ċ@<6 @<6 (2ą)? 2ß? 7>Ą@6:.
––––
2 cf. Exod. 17,1–7.
––––
1 7þ886@A<: scripsit Asdracha: C! inscr. 2 ÷@=2> dubitanter proposuit Hörandner: ö? =>ą?
Asdracha. lacunam post FH@Į statuit Asdracha. 3 @.ĵ? scripsit Asdracha: CC inscr. 2ß<?> tacite supp-
levit Asdracha:  inscr. =Ć@6: scripsit Asdracha: &C inscr. 4 1Ċ@<6 @<6 (vel 1Ċ@Ĭ @<6) Hörandner:
C C inscr., 1Ċ@<6 Asdracha. (2)ą? Asdracha.

Allerbestes Wasser bot Gott dar


wie dem israelitischen Volk des Moses.
Für deine Gebete, Makarios, für den Trank des Volkes
möge dir Gott Vergeltung gewähren beim Gericht!
Text: ASDRACHA, Inscriptions I 243f. (Nr. 17 [mit Schriftskizze u. franz. Übers.).

Lit.: W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.

Der Sinn des Epigramms ist wie folgt zu deuten: In den Versen 1–2 wird die Auffindung des
Wassers durch das Graben des Brunnens auf Gottes Wohlwollen zurückgeführt, wie dies auch
bei den von Moses1574 geführten Israeliten am Sinai der Fall war.1575 Makarios, der im nicht
metrischen Teil der Inschrift als Financier der Brunnengrabung genannt wird, wird in Vers 3 als
derjenige genannt, der zahlreiche Gebete entrichtete, um auf Wasser zu stoßen. Gott möge ihm
dies daher beim Jüngsten Gericht vergelten (Vers 4).
Für eine von Trockenheit geprägte Gegend wie Selymbria war das Auffinden von Wasser
sehr wichtig.1576 Wie wir aus dem Prosatext erfahren, führte Makarios den Beinamen bzw. hieß
Makarios mit weltlichem Namen $8F>Ć?, wenn die Wendung A<Ľ 7.ă $8F>[<Ľ] in diesem Sin-
ne zu verstehen ist.1577 Während Makarios aus anderen Quellen nicht bekannt ist,1578 gibt es fünf
Personen aus der Paläologenzeit, die den (Bei)namen Chloros führen.1579 Bemerkenswert ist,
dass der Brunnen gestiftet und mit einer byzantinischen Inschrift zu einem Zeitpunkt (a. 1401)
versehen wurde, als die Stadt von den Osmanen (von Dezember 1399 – 1402) gehalten wur-
de.1580
Der metrische Teil der Inschrift besteht aus vier prosodielosen Zwölfsilbern mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen, wobei auffallend ist, dass die Mehrheit der Verse (1, 3, 4) B7 aufwei-
sen. Weitere Bemerkungen: Das erste Wort von Vers 2 ist als ÷@=2> zu lesen,1581 da die Ligatur
von Epsilon und Rho klar zu erkennen ist. Asdracha war der Meinung, dass nach dem inschrift-
lich überlieferten &"C im selben Vers ein Textverlust vorliegt. In Wahrheit umfasst der
Vers aber genau die erforderlichen zwölf Silben.1582 Vers 2 löst sich grammatikalisch-
syntaktisch insofern, als man FH@Į als (volkssprachlichen) Genitiv annehmen muss, der von
8.ą: ĩ@>.48ĄA4: abhängt. Alternativ ist aber auch daran zu denken, FH@Į<?> zu ergänzen:
wie Moses dem israelitischen Volk. Dass statt des zu erwartenden Dativs die Akkusative 8.ą:
—————–
1574
Der naheliegende Moses-Bezug liegt auch in einem Epigramm auf einer ikonenähnlichen Marmorplatte in San
Marco / Venedig vor, die vielleicht ebenfalls bei einem Brunnen angebracht war, ed. RHOBY, Epigramme auf
Ikonen und Objekten der Kleinkunst, Nr. Ik44.
1575
Die Verse 1–2 lassen sich folgendermaßen paraphrasieren: Gott bot (den Bewohnern von Selymbria ?) Wasser
dar, wie er es auch für die Israeliten des Moses getan hatte.
1576
Vgl. ASDRACHA, Inscriptions I 244.
1577
Wohl auszuschließen ist die bei ASDRACHA, Inscriptions I 244 genannte Möglichkeit, dass sich das Wort auf die
(gelb-grünliche) Gesichtsfarbe des Makarios beziehe.
1578
Von ca. 1436/37 bis 1446 ist ein Makarios, Abt des Klosters der heiligen Marina in Selymbria belegt, vgl. PLP #
16174.
1579
PLP # 30866–30870. Makarios Chloros wird nicht genannt.
1580
Vgl. KÜLZER, Ostthrakien 638.
1581
Vgl. W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.
1582
Vgl. W. HÖRANDNER, JÖB 47 (1997) 347.
740 Türkei (Nr. TR114–TR115)

ĩ@>.48ĄA4: im Text stehen, ist wohl auf den vor allem im volkssprachlichen Griechisch beleg-
ten Ersatz des Dativs durch andere Kasus zurückzuführen.1583 Wie bereits im textkritischen Ap-
parat angezeigt, verbirgt sich hinter dem inschriftlich C C in Vers 4 1Ċ@<6 @<6; alternativ ist
auch an das Futur 1Ċ@26 zu denken, weniger jedoch an den Konjunktiv 1Ċ@Ĭ, da dieser inhalt-
lich und grammatikalisch nicht unterzubringen ist. Geht man von einem weniger talentierten
Dichter aus, dann ist die Futurform vorzuziehen, da dieser mit der Optativbildung kaum vertraut
gewesen sein dürfte.

SKEPSIS ĺ BEHRAMKALE (Nr. TR36)

SMYRNA ĺ IZMIR

SOA ĺ ALTINTAù KÖYÜ

ùUHUT ĺ AFYON (KARAHISAR) (Nr. TR4)

TEPECIK

(*)Kapitell (verloren ?), Dat. ?


Nr. TR115) Grégoire berichtet von einem in Tepecik (bei Bodrum) gefundenen Kapitell, auf
dem eine nicht vollständig erhaltene, über drei Zeilen laufende Inschrift angebracht war. Beginn
und Ende der Inschrift sind – Grégoires Transkription zufolge – mit Kreuzen markiert. Auch die
Inschrift selbst bezieht sich auf das Kreuz, nämlich auf dessen Kraft gegen den Neid. Wenn man
Grégoires Ergänzungen folgt, erhält man einen byzantinischen Zwölfsilber. Ob das Kapitell
heute noch vorhanden ist, kann nicht bestimmt werden; ebensowenig kann vorerst über die Da-
tierung gesagt werden, da keine Abbildung des Objekts existiert.
Der von Grégoire aufgezeichnete, auf früheren Skizzen basierende und ergänzte Text der In-
schrift lautet wie folgt:

A.B><Ľ [=.>Ć:A<?] <í1ÿ: ß@[DĈ]26 C5Ć:<?.


––––
Cf. Greg. Naz., PG 37,926A: 2<Ľ 161Ć:A<?, <í1ÿ: ß@DĈ26 C5Ć:<? | 7.ă 9ā 161Ć:A<?, <í1ÿ: ß@DĈ26 7Ć=<?;
e.g. etiam Basil. Seleuc., PG 85,264A: źĄE<: Aą: C5Ć:<:, 7.ă Ań @A.B>F5Ā:A6 =><@7Ĉ:4@<:.
––––
[=þ><:A<?] supplevit Grégoire. ß@DĈ26 scripsit Grégoire (in nota): C$" inscr.

In der Gegenwart des Kreuzes hat der Neid keine Kraft.


Text: GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 78 (Nr. 230ter).– L. ROBERT, Hellenica 13 (1965) 265.– MERKELBACH –
STAUBER, Steinepigramme I 53 (Nr. 01/12/12 [mit deutsch. Übers.]).– RHOBY, Zwölfsilber 129, Anm. 74.

Für das Kreuz als Waffe gegen das Böse, hier gegen den Neid, gibt es zahlreiche inschriftli-
che Belege, von denen sehr viele in Versform ausgeführt sind.1584 Vorbild ist ein Gregor von
Nazianz zugeschriebenes1585 Distichon (vgl. Testimonienapparat), das in byzantinischer Zeit
vielfach als Schreibervers verwendet1586 und später sprichwörtlich wurde.1587
—————–
1583
Vgl. TRAPP, Dativ, passim.
1584
Vgl. HÖRANDNER, Kreuz, passim; s.a. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 326–329; RHOBY, Epi-
gramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 412f.
1585
Bei VASSIS, Initia 338 wird das Distichon als zweifelhaftes Werk des Nazianzenen angesehen.
1586
Vgl. VASSIS, Initia 338; s.a. E. GAMILLSCHEG, Bemerkungen zu Handschriftensubskriptionen. JÖB 33 (1983)
256f. Als Schreibervers ist auch die Variante 2<Ľ 5Ā8<:A<? 7A8. belegt, vgl. VASSIS, Initia 338. Eine Anspielung
Türkei (Nr. TR115–TR116) 741

In der vorliegenden, von Grégoire teilweise konjizierten Form stellt die Inschrift einen pro-
sodischen Zwölfsilber mit Binnenschluss B5 dar. Ob die Ergänzung richtig ist, kann nicht mit
letzter Sicherheit festgestellt werden: Gerechtfertigt erscheint die Ergänzung, wenn man einen
jambischen Trimeter ohne Auflösungen betrachtet, der vermutlich auf einem in Sana (Syrien)
aufgefundenen Türsturz angebracht war und in das Jahr 550 zu datieren ist: [ A].B><Ľ
=.[>]Ć:A<? ­75>ą? (sic)1588 <í 7[.A6@]DĈ@26 (-CI inscr.).1589 Es ist aber genau so gut möglich,
dass =><7269Ā:<B anstatt =.>Ć:A<? zu ergänzen ist, weil es für die Formel A.B><Ľ =><7269Ā:<B
<í1ÿ: ß@DĈ26 è C5Ć:<? ebenfalls Belege (aus Syrien) gibt.1590 Ergänzt man in der vorliegenden
Inschrift =><7269Ā:<B anstatt =.>Ć:A<?, dann ergibt dies allerdings keinen Vers. Ist aber
=.>Ć:A<? die richtige Ergänzung, dann ist es vielleicht möglich, dass die Inschrift aus Tepecik
ebenso wie jene aus Dana in das 6. Jahrhundert zu datieren ist.
Aus dieser Zeit stammt wohl auch eine ähnlich lautende, zufällig einen Zwölfsilber bildende,
nicht zur Gänze erhaltene Inschrift auf einem heute wohl verlorenen Stein aus dem ukrainischen
Cherson: [ ]A.B><Ľ [=>]<7269Ā:<B [è C]5Ć:<? []=Ā[@AF].1591 Gegen einen Vers spricht ein feh-
lender Binnenschluss B5 oder B7.

THEOTOKOS SPELAIOTISSA ĺ AK MANASTIR

THYATEIRA ĺ AKHISAR

TIRE

(*)Steinplatte (100 × 9,5 cm) (verloren ?), Dat. ?


Nr. TR116) Bei einer Quelle in der Nähe der neuen Moschee von Tire in der antik-
byzantinischen Landschaft Lydien wurde vor rund einem Jahrhundert eine reich ornamentierte
Steinplatte aus bläulichem Marmor gefunden, die heute wahrscheinlich verloren ist. Darauf
waren drei Wörter mit sorgfältig geformten Buchstaben angebracht, die vielleicht die zweite
Hälfte eines byzantinischen Zwölfsilbers bildeten. Wie lange die ursprüngliche Inschrift war,
kann nicht bestimmt werden. Es könnte sich vielleicht um mindestens drei Verse gehandelt ha-
ben.
Da keine Abbildung der Inschrift vorhanden ist, können zur Datierung keine genauen Anga-
ben gemacht werden. Auch kann man nicht feststellen, wie die Inschrift angebracht war (einge-
ritzt oder abgemeißelt).
Der Inschriftenrest lautet wie folgt:


[……………] ­7 =Ć5<B 2<Cþ:4?

—————–
auf das Gregor von Nazianz zugeschriebene Distichon liegt auch in der Historiographie vor, nämlich bei Ni-
kephoros Bryennios (p. 243,12–14 GAUTIER): … î=ą AĮ? 52Ą.? =><:<Ą.? @6:2ĵ? 162@Ċ54@.:, 1267:Ĉ<:A<? A<Ľ
2<Ľ 7:A.Ľ5. ö?, ­72Ą:<B 161Ć:A<?, C5Ć:<? 7.A6@DĈ26 7.ă, 9ā 161Ć:A<?, 9þA.6<6 9ÿ: <ôA<6 (sic cod., 9þA.6<? 9ÿ:
<ôA<? ed.) … Zu dieser Stelle M. HINTERBERGER, Phthonos als treibende Kraft in Prodromos, Manasses und
Bryennios. MEG 11 (2011) 101f.
1587
Vgl. LEUTSCH, Corpus Paroemiographorum Graecorum II 456 (VIII 89i).
1588
Die Schreibung mit Kappa ist in Inschriften öfters belegt, siehe Greek Documentary Texts (PHI).
1589
MERKELBACH – STAUBER, Steinepigramme IV 293 (Nr. 20/20/01); s.a. RHOBY, Zwölfsilber 129, Anm. 74; L.
ROBERT, Hellenica 13 (1965) 265.
1590
L. ROBERT, Hellenica 13 (1965) 265.
1591
V.V. LATYŠEV, Inscriptiones antiquae orae septentrionalis Ponti Euxini Graecae et Latinae. St. Petersburg 21916,
Nr. 724. Für die Bereitstellung einer Abbildung danke ich Andrey Vinogradov. Der Topos C5Ć:<? =Ā@AF geht
zurück auf Aischylos, Agamemn. 904; später auch inschriftlich: SEG 37,1271 (s. V).
742 Türkei (Nr. TR116–TR117)

––––
2 cf. e.g. v. 6 epigramm. (s. X ?) in reliquiario caputis Sym. Styl. in ecclesia „Archicenobio di Camaldoli“
prope urbem Arezzo, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst, no. Me50: è
/.@6867ą? .@Ą826<? ­7 =Ć5<B.


…………… aus Liebe Theophanes

Text: KEIL – VON PREMERSTEIN, Dritte Reise 91 (Nr. 124).

Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich auch hier um eine Inschrift handelt, die sich auf ei-
ne Stiftung bezieht, für die ein gewisser Theophanes, der vielleicht Priester oder gar Bischof
war, „aus Liebe“ verantwortlich war. Die Formulierung ­7 =Ć5<B ist in Stifterepigrammen weit
verbreitet. Die Steinplatte könnte Teil eines Templonarchitravs gewesen sein;1592 die Inschrift
könnte sich aber auch auf die Stiftung bzw. Renovierung der ganzen Kirche bezogen haben.
Eine Datierung in mittelbyzantinische Zeit bzw. in das 9. oder 10. Jahrhundert, die auch für
andere Templonarchitrave in der Region gilt,1593 ist in Erwägung zu ziehen.
Der erhaltene Teil der Inschrift bildet die zweite Hälfte eines prosodischen Zwölfsilbers, in
dem Binnenschluss B5 vorgelegen sein muss. In der ersten Hälfte von Vers 2 sind entweder das
Verbum, das den Akt der Stiftung beschreibt, oder die Berufsbezeichnung des Theophanes zu
erwarten. Nach Keil – von Premerstein bildete ­7 =Ć5<B 2<Cþ:4? das Ende der Inschrift.1594

TRABZON

*Inschrift (verloren), ca. Mitte 14. Jh.: Kirche Hagia Sophia


Nr. TR117) Eine heute nicht mehr vorhandene Inschrift war bereits Ende des 19. Jahrhun-
derts verschwunden.1595 Sie soll urspünglich außerhalb der großen Apsis der Kirche Hagia So-
phia in die Mauer geritzt gewesen sein.1596 Es handelt sich um einen Vers, der dem Inhalt nach
zu schließen auf einem Grab oder in der Nähe eines Grabes angebracht gewesen sein muss. Es
dürfte sich, den vorhandenen Schriftskizzen nach zu urteilen, aber nicht um ein Graffito1597 ge-
handelt haben.
Zu datieren ist der Vers aufgrund prosopographischer Überlegungen. Der im Vers genannte
Konstantinos Lukites starb – wie noch zu zeigen sein wird – um die Mitte des 14. Jahrhunderts.
Der Vers lautet wie folgt:

F:@A.:AĄ:<B =ĀCB7. <B7ĄA<B AþC<?.


——
=ĀCB7. <B7ĄA<B: 2…A<]Ľ 7.8<[7]B[9]ĄA<B Kirchhoff.

Ich bin das Grab des Konstantinos Lukites.


Text: KIRCHHOFF, Inscriptiones Asianae 178 (Nr. 2).– MORDTMANN, µ=60>.C.ă ­7 67>Ħ? ¥@Ą.? 76 (mit
Schriftskizze).– MILLET, Monastères 433.– PARANIKAS, µ=60>.C.ă 7.ă :<9Ą@9.A. !>.=23<Ľ:A<? 298 (mit Schrift-
skizze).

Sprecher des Verses ist das Grab selbst. Der Bestattete ist Konstantinos Lukites, der auch aus
anderen Quellen bekannt ist: So ist er als Protobestiarios und Protonotarios am Kaiserhof von
—————–
1592
KEIL – VON PREMERSTEIN, Dritte Reise 91 sprechen von einer „Schrankenplatte“.
1593
Siehe oben z.B. S. 534, 555.
1594
KEIL – VON PREMERSTEIN, Dritte Reise 91.
1595
Vgl. MILLET, Monastères 433.
1596
Vgl. MILLET, Monastères 433; BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 232.
1597
So BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 232.
Türkei (Nr. TR117–TR118) 743

Trapezunt belegt.1598 Daneben war Lukites auch Schriftsteller, eine Gabe, die ihm sein Lehrer in
Konstantinopel, Theodoros Hyrtakenos, mitgegeben haben könnte. So ist er der Verfasser einer
Grabrede1599 auf den Kaiser von Trapezunt, Alexios II. Komnenos († 1330), dem er nahegestan-
den sein dürfte.1600 Weiters ist Lukites auch als Kopist belegt.1601 Sein Todesdatum wird unter-
schiedlich angesetzt: Es reicht von 13401602 über ca. 13501603 bis „längere Zeit vor 1369“.1604 Da
Lukites eine gebildete und auch hochgestellte Persönlichkeit war, wundert es sehr, dass sein
Grab mit diesem lapidaren Vers versehen war. Es ist daran zu denken, dass das Grabgedicht
ursprünglich länger war und nur der Beginn (Vers 1) erhalten blieb. Mit dem im 13. Jahrhundert
gegründeten Kloster Hagia Sophia war Lukites offenbar eng verbunden. An einem 6. August
war er Gastgeber eines Festschmauses im Kloster.1605
Der Vers ist ein prosodischer Zwölfsilber mit korrekt gesetztem Binnenschluss. Mit =ĀCB7.
konstruierte Verse sind häufig auf Siegeln anzutreffen.1606 Ein ganz ähnlicher Vers ist auch als
Signatur des Kopisten Konstantinos Lukites anzutreffen, was darauf hinweist, dass er auch
selbst seinen Grabvers dichtete: F:@A.:AĄ:<B =ĀCB7. =B7Aă? <B7ĄA<B.1607

*Türsturz (?) (verloren), a. 1359/60: Kloster der Theotokos von Sumela (Meryemana
ManastÕr)
Nr. TR118) Bis ca. in das Jahr 1650 war oberhalb der Tür der Apsis des Katholikons des
Klosters der Theotokos von Sumela eine Inschrift angebracht, die aus fünf Versen bestand; da-
rauf folgte die Angabe der Datierung. Diese wurde in den zwei früheren Abschriften unter-
schiedlich wiedergegeben: Während sie in der Edition in der neugriechischen Studie von Meta-
xopoulos von 1775 als ȋȊ ,ǹȉȄૼ ǿȃǻ. ǿīૼ abgedruckt ist, lesen wir bei Fallmerayer A. 6868
(1360) š:1. Ņ. Die Datierung nach Christi Geburt scheint verdächtig zu sein, und es ist zu
vermuten, dass es sich bei ,!Ņ um die neugriechische Übertragung des byzantinischen Welt-
jahres handelt. Die Indiktion hingegen ist in der Edition von 1775 richtig wiedergegeben: Die
13. Indiktion im Verbund mit dem Weltjahr 6868 entspricht dem Jahr 1359/60.1608 Diese Datie-
rung ist auch durch prosopographische Angaben im Inschriftentext gesichert.
Das aus fünf Versen bestehende Epigramm lautet wie folgt:

<9:4:ą? ¥8Ā;6<? ­: $>6@Ań @5Ā:F:


=6@Aą? /.@682ć? @A2>>ą? ±:1<;<? 9Ā0.?
26@Ā/.@A<? 2í@2/ā? .íA<7>þAF>
=þ@4? :.A<8Į? A2 7.ă š/4>Ą.?
5 7AĄAF> =ĀCB72 AĮ? 9<:Į? A.ĈA4? :Ā<?.
———
5 7AĂAF> Fallmerayer.

Alexios Komnenos, stark in Christus,


gläubiger Kaiser, unbeugsamer, berühmter, großer,
immer geachteter, frommer Selbstherrscher
—————–
1598
Vgl. PLP # 15153; SIDERAS, Grabreden 283.
1599
Vgl. SIDERAS, Grabreden 283–285.
1600
Im Jahre 1301 begleitete er ihn auf einem siegreichen Feldzug gegen die Türken, vgl. PLP # 15153.
1601
Vgl. GAMILLSCHEG, Repertorium III A 138 (Nr. 362e).
1602
BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 232.
1603
SIDERAS, Grabreden 283.
1604
PLP # 15153.
1605
Vgl. PLP # 15153.
1606
Vgl. WASSILIOU-SEIBT, Corpus I 40 u. Nr. 560ff. etc. Zu vergleichen ist der Vers auch mit Vers 1 eines Epi-
gramms auf einem Reliquiar des 11. Jh.s im Moskauer Kreml, ed. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten
der Kleinkunst, Nr. Me99: .Cā? =ĀCB7. A<Ľ 76/F>Ą<B AĈ=<?.
1607
EUANGELATOU-NOTARA, $<>40<Ą 220 (Nr. 182 [um 1320]), 235 (Nr. 239 [1. Hälfte 14. Jh.).
1608
Vgl. GRUMEL, Chronologie 314.
744 Türkei (Nr. TR118–TR119)

des ganzen Ostens und Iberias,


5 ist neuer Gründer dieses Klosters.
Text: P. METAXOPOULOS, Š@A<>67ą: AĮ? =Ć82F? !>.=23<Ľ:A<? 7.ă AŃ: /.@68ĀF: .íAĮ?, in: NEOPHYTOS KAUSO-
KALYBITES, Ř 52ĵ. 7.ă à2>ý 7<8<B5Ą. AŃ: è@ĄF: 7.ă 52<CĆ>F: =.AĀ>F: ¾9Ń: .>:þ/. 7.ă FC><:Ą<B ­; ¥54:Ń:,
7.ă A<Ľ Š2><Ľ $>6@A<CĆ><B AŃ: ­: Ań Ā8Ĥ ť>26 @74@þ:AF: […]. Leipzig 1775, 40.– FALLMERAYER, Original-
Fragmente 57.– A. BRYER – J. ISAAC – D. WINFIELD, Nineteenth-century monuments in the city and vilayet of Trebi-
zond. Architectural and historical notes. Part 4. ¥>D2ĵ<: Ć:A<B 32 (1972–73) 165f., Anm. 3 (= A. BRYER u.a., The
Post-Byzantine Monuments of the Pontos. A Source Book [Variorum Collected Studies Series]. Aldershot 2002, Part
4) (Text nach Metaxopoulos).

Das Epigramm berichtet davon, dass ein Kaiser Alexios Komnenos als neuer Stifter des
Klosters fungierte. Bei Alexios Komnenos handelt es sich um den Großkomnenen Alexios III.
Komnenos, der von 1349 bis 1390 über das Kaiserreich von Trapezunt herrschte. Er war nicht
nur Förderer des Sumela-Klosters, sondern etwa auch des Klosters Dionysiu auf dem Athos.1609
=þ@4? :.A<8Į? A2 7.ă š/4>Ą.? ist die gängige Titulatur für die Herrscher von Trapezunt. Auf-
fallend sind die zahlreichen Epitheta, mit denen Alexios geschmückt wird. Dies erinnert an ei-
nen anderen großen Komnenen, nämlich an Manuel I. Komnenos; dieser wird im Prolog seines
1166 erlassenen Konzilsedikts, das auch inschriftlich überliefert ist, mit einer noch viel größe-
ren Anzahl von Epitheta gefeiert.1610
Das Epigramm besteht aus fünf prosodischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Zweimal begegnet B7 (Verse 1 u. 4); in den Versen 3 und 5 liegt vor B5 proparoxy-
tone Betonung vor. In dem literarisch allerdings nicht sehr anspruchsvollen Epigramm ist die in
Vers 5 von 7AĄAF> bis :Ā<? laufende Sperrung (Hyperbaton) zu beachten.

(*)Inschrift (verloren ?), 14. Jh.: äußere Stadtmauer


Nr. TR119) Fallmerayer berichtete als erster von einer in Marmor eingeritzten Inschrift auf
einem Festungsturm des westlichen Teils des äußeren Kastells von Trapezunt, links eines
Tores.1611 Er fertigte auch eine Schriftskizze der damals gut lesbaren Inschrift an. Sie muss sich
in einiger Höhe befunden haben, da sie Mordtmann einige Jahre später nur mit einem Teleskop
genau betrachten konnte.1612 Den Schriftskizzen nach zu schließen, war die akzentuierte Majus-
kel-Inschrift über acht Zeilen verteilt, wobei die zweite Hälfte der achten Zeile, die wohl auch
das Ende der Inschrift bildete, schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts nicht mehr erhalten war.
Am Beginn der Inschrift war ein Kreuz eingeritzt, am Ende der vierten Zeile ebenso wie am
Beginn der fünften Zeile ein sternförmiges Element. Nicht nur dadurch ist die Inschrift in zwei
Abschnitte geteilt: Während die ersten vier Zeilen ein Epigramm bilden, wobei pro Zeile ein
Vers angebracht ist, handelt es sich bei der restlichen Inschrift um Prosa.
Die Inschrift wurde in der Vergangenheit unterschiedlich datiert. Während Fallmerayer hin-
ter dem in den ersten beiden Versen genannten Kaiser Alexios den trapezuntinischen Kaiser
Alexios III. vermutete,1613 trat schon Paranikas für Alexios II. (reg. 1297–1330) ein;1614 dieser
Interpretation folgten Bryer – Winfield.1615 Der Epigrammtext lautet wie folgt:

6@Aą? ¶ł.? 7.ă 2>.AĄ.? ¡:.;


<9:4:ą? ¥8Ā;6<? ­: $(>6@A)ń 9Ā0.?
è A<Ľ12 7AĂAF> A<Ľ =B>067<Ľ =<B>A3Ą<B
<ô @7Ā=26 (2ą)? Aą 7>þA<? 2ß? .ßŃ:..
—————–
1609
Vgl. PLP # 12083.
1610
MANGO, Conciliar Edict 324.
1611
FALLMERAYER, Original-Fragmente 67f.
1612
MORDTMANN, µ=60>.C.ă ­7 67>Ħ? ¥@Ą.? 75.
1613
FALLMERAYER, Original-Fragmente 67f.
1614
PARANIKAS, µ=60>.C.ă 7.ă :<9Ą@9.A. !>.=23<Ľ:A<? 297.
1615
BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 183.
Türkei (Nr. TR119) 745

——
1 µł4? Paranikas. 2 omisit Paranikas. 9Ā0.[?] Kirchhoff. 3 A<Ľ[12] Kirchhoff, Mordtmann. =<B>A3Ą<B:
...Ą<B Kirchhoff, =<B>A[2]Ą<B Mordtmann. 4 omisit Grégoire. <ô @7Ā=2 [Aą] 7>þA<? 2ß? .ßŃ:[.[, =þA2>]
Kirchhoff. <ô @7Ā=2 …… 7>þA<? 2ß? .ßŃ:.? …… Mordtmann. @7ĄF:6 Paranikas. .ßŃ:.? Paranikas.

Gläubiger Herrscher des Ostens und von Peratia


Alexios, in Christus großer Komnene,
der Stifter dieser mit Türmen versehenen Festung,
dessen Macht Gott auf ewig schützt.
Text: FALLMERAYER, Original-Fragmente 103 (Nr. V [Schriftskizze]) (= FALLMERAYER, B52:A67þ 72Ą92:. 237),
67f.– KIRCHHOFF, Inscriptiones Asianae 178 (Nr. 1).– MORDTMANN, µ=60>.C.ă ­7 67>Ħ? ¥@Ą.? 75 (Nr. 62 [mit
Schriftskizze]).– PARANIKAS, µ=60>.C.ă 7.ă :<9Ą@9.A. !>.=23<Ľ:A<? 297 (Nr. 3).– H. GREGOIRE, Les veilleurs de
nuit à Trébizonde. BZ 18 (1909) 494.

Lit.: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, µ=60>.C.ă !>.=23<Ľ:A<? 115f.– BRYER – WINFIELD, Pontos I 183.

Die auf das Epigramm folgende Prosainschrift ist folgendermaßen wiederzugeben: Ũ 1<Ľ8<?
A<Ľ ž0Ą<B ¾9Ń: .í5Ā:A<B 7.ă /.@68ĀF? A<Ľ 920þ8<B <9:4:<Ľ 7.ă ­=6@AþA2?1616 A<Ľ ±>0<B
F:@A.:Aĵ:<? è […].1617 Dabei handelt es sich um eine Signatur des Konstantinos,1618 unter
dessen Aufsicht (­=6@AþA2?) der Bau der Befestigung stand; sein Bei- bzw. Familienname ist
nicht erhalten. Wie bereits oben angeführt, ist der im Epigramm namentlich erwähnte Kaiser
Alexios II. Komnenos;1619 dieser dehnte die Stadtmauern auch auf die Unterstadt aus.1620 Das
Epigramm muss vor 1324 entstanden sein, da nämlich in diesem Jahr die Befestigung der Un-
terstadt vollendet war.1621 Eine Datierung zwischen ca. 1319 und 1324 ist daher wahrschein-
lich.1622 Die Perate(i)a bezeichnet das gegenüberliegende Land, d.h. die nördliche Schwarz-
meerküste bzw. die Krim.1623 Der Begriff war seit Kaiser Ioannes II. Komnenos (1280–1297)
Teil des Titels der trapezuntinischen Kaiser.1624
Das Epigramm besteht aus vier byzantinischen Zwölfsilbern mit korrekt gesetzten Binnen-
schlüssen. Die prosodische Qualität der Verse ist unterschiedlich: Während die ersten beiden
Verse prosodisch in Ordnung sind, gibt es in den Versen 3 und 4 gleich mehrere schwere Ver-
stöße: Die siebente Silbe in Vers 3 (=B>067<Ľ) ist positionslang, die dritte Silbe in Vers 4
(@7Ā=26) ist ebenso lang wie die vorletzte Silbe im Vers (.ßŃ:.). Weitere Bemerkungen zum
Epigrammtext: 7AĂAF> in Vers 3 in der Bedeutung „Stifter“ ist erstmals in der Spätantike1625
und dann ab dem 11. Jahrhundert belegt.1626 =<B>A3Ą<: ist nur an dieser Stelle attestiert; es han-
delt sich um ein arabisch-türkisches Lehnwort.1627

—————–
1616
Das Wort ist nach Fallmerayer u.a. inschriftlich so überliefert (C!!C); die Form ist im Text zu behalten,
da im zeitgenössischen Pontisch unbetontes 4 als 2 wiedergegeben werden kann (z.B. =.>.@AþA2?, =<8ĄA2?,
Eþ8A2?, etc.), vgl. A. PAPADOPOULOS, ņ@A<>67ą: 82;67ą: AĮ? <:A67Į? 16.8Ā7A<B, I–II. Athen 1958–1961, s.v.
=.>.@AþA2?; N. ANDRIOTIS, Lexikon der Archaismen in neugriechischen Dialekten (Österr. Akad. d. Wissensch.,
phil.-hist. Klasse, Schriften der Balkankommission, Linguistische Abteilung XXII). Wien 1974, 269; s.a. PA-
PADOPOULOS-KERAMEUS, µ=60>.C.ă !>.=23<Ľ:A<? 115.
1617
FALLMERAYER, Original-Fragmente 103 (= FALLMERAYER, B52:A67þ 72Ą92:. 237); MORDTMANN, µ=60>.C.ă ­7
67>Ħ? ¥@Ą.? 75; PARANIKAS, µ=60>.C.ă 7.ă :<9Ą@9.A. !>.=23<Ľ:A<? 297.
1618
Im PLP nicht erwähnt.
1619
Im PLP # 12083 ist die Inschrift Alexios III. (reg. 1349–1390) zugewiesen.
1620
Vgl. BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 183
1621
BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 183.
1622
PARANIKAS, µ=60>.C.ă 7.ă :<9Ą@9.A. !>.=23<Ľ:A<? 297 datierte die Inschrift um 1315.
1623
Vgl. LBG s.v. 2>.A2Ą..
1624
Vgl. P. SCHREINER, Texte zur byzantinischen Finanz- und Wirtschaftsgeschichte in Handschriften der Biblioteca
Vaticana (StT 344). Città del Vaticano 1991, 34.
1625
Vgl. L s.v.
1626
Vgl. LBG s.v.; s.a. RHOBY, Varia Lexicographica 14f.
1627
Vgl. LBG s.v.; s.a. BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 183.
746 Türkei (Nr. TR120)

(*)Brunnen (verloren ?), a. 1486/87: bei Trabzon


Nr. TR120) G. Millet berichtet in seinem Aufsatz über die byzantinischen Inschriften von
Trapezunt von einem Brunnen in Dia Funda, womit der östlich von Trabzon gelegene Bezirk
Daphnus (auch Daphnai) gemeint ist.1628 Darauf soll sich eine abgemeißelte Steininschrift be-
funden haben; die in nicht akzentuierter Majuskel gefertigte Inschrift soll drei Zeilen einge-
nommen haben, wobei eine Zeile ca. einen Meter lang gewesen sein soll. Millet zufolge war die
Inschrift stark in Mitleidenschaft gezogen. Er erkannte aber, dass sich dahinter ein Epigramm
verbirgt, das aus vier Zwölfsilbern besteht.1629
Zu datieren ist das Epigramm durch die Angabe von Weltjahr und Indiktion am Ende.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ïA’ ¾ @A<ý 7.ă 7A6@A.ă =þ:B ö>.ĵ.6


7.ă EBD><Ľ: Ü14 ÝA<: ï1F> ­9CĀ>26:
­: ­;Ć1<6? 9CĆA2[>].6 1ÿ 7.ă A<ĽA<
7[Ľ>] 2<1Ċ><B !29.>1þ7<B <A<í>=Ą784:
5 ±A<B? ,?RN2Ņ ß:167A6Ń:<? 2Ņ.
——
1 ïA’ ¾ proposuit Papadopoulos-Kerameus: BA4 @A<. Millet. 3 9CĆA2[>].6 scripsi: .9C<A2[>]4 Millet.
4 7[Ľ>] supplevit Millet. (A<B)=6784: supplevit Millet.

Diese Arkade und die ganz schön gebauten (Arkaden)


waren auch bereits (dazu da), kühlendes Wasser einzuleiten.
Beide und dieses (sc. Wasser ?) auf Kosten
des Herrn Theodoros mit Beinamen Temardakos.
5 ǿm Jahr 6995, der 5. Indiktion (= 1486/87).
Text: MILLET, Inscriptions byzantines de Trébizonde 499f.

Lit.: PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 420.

Wie dem Epigrammtext zu entnehmen ist, liegt der Brunnen unter einer Arkade bzw. mehre-
ren Arkaden (Vers 1: @A<þ) und entspricht somit ähnlichen Brunnenanlagen, etwa der Phiale mit
Epigramm Nr. GR33 im Athos-Kloster Megiste Laura. Stifter der Anlage ist ein gewisser Theo-
doros mit dem Beinamen Temardakos/-kes, der sonst nicht bekannt ist. In Vers 3 ist unklar,
worauf sich A<ĽA< bezieht. Das einzig mögliche Bezugswort ist ï1F> in Vers 2, was bedeuten
würde, dass auch das „Wasser“ auf Kosten des Stifters eingeleitet wurde.
Aufgrund zahlreicher Verstöße gegen die Prosodie sind die vier Zwölfsilber als prosodielos
einzustufen. Außerdem weisen die Verse 1 und 3 keine korrekten Binnenschlüsse B5 oder B7
auf. Vers 1 erhält dann B5, wenn man ïA4 ¾ @A<ý schreibt, doch dann würde der Vers 13 Sil-
ben umfassen und noch dazu einen Hiat aufweisen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Am Ende von Vers 1 ist gedanklich @A<.Ą zu er-
gänzen. Bei EBD><Ľ: in Vers 2 handelt es sich nicht, wie von Papadopoulos-Kerameus vermu-
tet,1630 um eine volkssprachliche Form („/.>/.>6@9Ć?“) von EBD>Ć:, sondern um die neutrale
Nominativform des Präsens-Partizips des Verbums EBD>ĆF.1631 Das Wasser ist somit „küh-
lend“,1632 nicht „kalt“. Eine volkssprachliche Form ist hingegen ÝA<:,1633 das eine frühe Form
des neugriechischen ÝA.: darstellt.
—————–
1628
Vgl. BRYER – D. WINFIELD, Pontos I 197.
1629
MILLET, Inscriptions byzantines de Trébizonde 499f.
1630
PAPADOPOULOS-KERAMEUS, 6<>5FA67þ 420.
1631
Nach L (s.v.) ein Beleg bei Georgios Pisides; weitere Belege im noch unpublizierten Material des LBG.
1632
Die Kombination EBD><Ľ: … ï1F> etwa auch bei Aëtios (A. OLIVIERI, Aëtii Amideni libri medicinales I–IV
[Corpus medicorum Graecorum 8/1]. Leipzig 1935, 113,17 [p. 58]) und im Martyrium von Paulus und Juliana
(R. TRAUTMANN – R. KLOSTERMANN, Drei griechische Texte zum Codex Suprasliensis. I. Das Martyrium von
Paulus und Juliana. Zeitschrift für Slavische Philologie 11 [1934], p. 5,1f.).
Türkei (Nr. TR120–TR121) 747

Das Epigramm wurde von jemandem verfasst, der nur eine ungefähre Ahnung vom Verse-
schmieden hatte.

TRAPEZUS ĺ TRABZON

YENICE

*(Zwei Fragmente eines) Grabstein(s) (verloren), 11. Jh.: Kloster Hagia Anna, bei
Yenice
Nr. TR121) Hasluck entdeckte am Beginn des 20. Jahrhunderts in dem in byzantinischer
Zeit belegten,1634 heute aber völlig verschwundenen Kloster (ManastÕr) östlich des Dorfes Ye-
nice in der Landschaft Bithynien zwei Steinfragmente, die mit Inschriften bestückt waren. Diese
waren – der Skizze bei Hasluck zufolge – in teilweise akzentuierter Majuskel ausgeführt, auch
vereinzelte Ligaturen waren vorhanden. Grégoire erkannte, dass sich dahinter die Reste eines
Grabepigramms verbergen. Da auch zu Haslucks Zeiten die Inschrift nur mehr in Teilen erhal-
ten war, können nur Vers 1 und das Ende des Epigramms rekonstruiert werden. Wieviele Verse
ursprünglich dazwischen standen, kann nicht mehr eruiert werden. Es ist zumindest von einem
weiteren Vers, eher aber von mehreren Versen auszugehen. Das erhaltene Ende des Epigramms
– zwei Verse – umfasst die Datierung; hier liegt somit ein weiteres Beispiel für die Angabe der
Datierung in Versform vor.1635 Die Datierung ist allerdings nicht vollständig erhalten: In einem
abschließenden Vers ist die Angabe der Zehnereinheit und der genauen Endziffer des Weltjah-
res zu erwarten. Oberhalb der auf kurzen Zeilen eingravierten Inschrift – pro Zeile waren kaum
mehr als zehn Buchstaben zu lesen, sodass für einen Vers drei Zeilen benötigt wurden – war ein
Kreuz angebracht, in dessen Ecken das bekannte Tetragramm #$# zu lesen war.1636 Zwei
weitere erhaltene Buchstaben gehören zum Vers, der den beiden Versen mit der Datierung vo-
rangeht.
Zu datieren ist das Epigramm aufgrund der genannten Datierung in Versform. Da diese nicht
vollständig erhalten ist, ergibt sich – wie weiter unten zu zeigen ist – ein Datierungszeitraum
von 992 bis 1092. Mango – Ševþenko traten für eine Datierung in das späte 11. Jahrhundert
ein.1637 Die frühe Datierung ist auch in paläographischer Hinsicht unwahrscheinlich, da – wie
bereits oben erwähnt – vereinzelte Akzente und Ligaturen zu erkennen sind, was eher für eine
Datierung nach dem Jahr 1000 spricht.
Der fragmentierte Epigrammtext lautet wie folgt:

ĩ:A.Ľ5. Aą: D<Ľ: 7.ă Aą 5:[Į]@7<: @.>7Ą<:


[………………………………
…………………]:2[…………]
¡0<B@. =Ā9=[A4:] ®/1<9ý? A(ā): ¾9Ā>.:
5 ²7A4 D686þ?, ®7.A<:Aý? ¾ =Ā9=A4
[………………………………].
——–

—————–
1633
Zahlreiche Belege in volkssprachlichen Texten (vgl. TLG); s.a. JANNARIS, Greek grammar 250.
1634
Das Patrozinium der heiligen Anna ist erst neuzeitlich belegt (freundliche Auskunft von Klaus Belke).
1635
Zum Phänomen siehe oben S. 97–100.
1636
Sicher aufzulösen als #(Ń?) $(>6@A<Ľ) #(.Ą:26) (Ħ@6), vgl. GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure 10; MERKELBACH –
STAUBER, Steinepigramme II 71. Abzulehnen ist die Auflösung bei HASLUCK, Unpublished Inscriptions 37, näm-
lich C2ĵ@<: $>6@AĀ, C2ĵ@<: .:.0Ą.; aufgrund der zahlreichen Parallelbeispiele für #(Ń?) $(>6@A<Ľ) #(.Ą:26)
(Ħ@6) wenig wahrscheinlich auch der Vorschlag in IRAIK 15 (1911) 266, nämlich #(Ń?) $(>6@A<Ľ) #(FAĄ326)
(þ:A.?). Zu Tetragrammen zuletzt RHOBY, Secret Messages.
1637
MANGO –ŠEVýENKO, Some Churches and Monasteries 272.
748 Türkei (Nr. TR121)

1 cf. v. 1 epigramm. in sarcophago (s. XIII) in museo byz. in urbe Thessalonike (ĺ no. GR128):
µ:A.Ľ5. Aą: D<Ľ[: …………………]; cf. etiam epigramma in anulo in Museo Ashmolean in urbe
Oxford (ĺ no. AddII12): µ7 0Į? è D>B@Ć?, ­7 D<ą? Aą @.>7Ą<<:> | ¡9CF 1ÿ =48Ć? ­7 1ÿ =48<Ľ AĄ?
Dþ><6?>.
——–
1 Aą:: Aā: Hasluck, A<ą>: Merkelbach – Stauber. 5:[Į]@7<: supplevit Hasluck. 4 =Ā9=A4: Hasluck.

Hier den Staub und das sterbende Fleisch


………………………………
………………………………
Die Woche, die den fünften Tag (d.h. Donnerstag) führte,
5 sechste Chiliade, Hundertschaft die fünfte (= 65..)
………………………………
Text: HASLUCK, Unpublished Inscriptions 37 (Nr. 59a–b [mit Schriftskizze]).– GRÉGOIRE, Recueil Asie Mineure
10 (Nr. 25).– MANGO – ŠEVýENKO, Some Churches and Monasteries 272.– MERKELBACH – STAUBER, Steinepigram-
me II 71 (Nr. 08/01/99).

Lit.: IRAIK 15 (1911) 266.

Dass es sich um ein Grabepigramm handelt, wird nicht nur durch den Inhalt von Vers 1 deut-
lich, sondern auch durch die im Testimonienapparat zitierte Parallele auf dem Sarkophag im
byzantinischen Museum zu Thessalonike. Dort folgen auf den verstümmelten Vers 1 noch wei-
tere Verse, die ein Grabepigramm bilden. In Vers 5 erfährt man, dass der Todestag ein Donners-
tag war. Der Name des Verstorbenen wird im verlorenen Teil des Epigramms genannt worden
sein.
Bei den drei erhaltenen Versen handelt es sich um byzantinische Zwölfsilber mit korrekt ge-
setzten Binnenschlüssen (jeweils B5). Die Prosodie ist berücksichtigt, auch wenn etwa in Vers 5
durch die Längung des Epsilon von ®7.A<:Aþ? ein schwerer Verstoß vorliegt. Es gibt auch ande-
re Beispiele dafür, dass bei in Versform zum Ausdruck gebrachter Datierung prosodische Ver-
stöße vorliegen, was wahrscheinlich dadurch bedingt ist, dass die Zahlwörter nur schwer in das
prosodisch korrekte Korsett des Zwölfsilbers zu bringen sind. In den Versen 4 und 5 ist die be-
sondere Anordnung der einzelnen Wörter zu beachten: in Vers 4 die gesperrte Stellung der zu-
sammengehörenden Wörter ¡0<B@. – ®/1<9ý? und =Ā9=[A4:] – A(ā): ¾9Ā>.:, in Vers 5 der Chi-
asmus Adjektiv – Substantiv – Substantiv – Adjektiv.
UKRAINE

ALUŠTA ĺ SIMFEROPOL

BILGOROD-DNISTROVSKYI

*Steinplatte (verloren), a. 1451/52 ?: Festung


Nr. UK1) Die um die Mitte des 19. Jahrhunderts erstmals wahrgenommene, vermutlich
marmorne Steinplatte war in den Turm (Nr. 26) der Mittelmauer der Festung von Bilgorod-
Dnistrovskyi an der Mündung des Dnister/Dnestr vermauert;1 sie ist heute verschollen.2 Der bei
Murzakeviü abgedruckten Schriftskizze ist zu entnehmen, dass im oberen Bereich ein Wappen
und vermutlich die Datierung dargestellt waren. Im unteren Bereich befand sich eine über zwei
Zeilen laufende, offensichtlich nicht akzentuierte Majuskel-Inschrift, deren Beginn durch ein
Kreuz markiert war. Dabei könnte es sich um ein aus zwei Versen bestehendes Epigramm ge-
handelt haben, auf das die abermalige Angabe des Weltjahres erfolgt. Allerdings sind in der zur
Verfügung stehenden Skizze bei weitem nicht alle Buchstaben klar zu identifizieren, sodass vor
allem die zweiten Hälften der Zeilen rätselhaft bleiben.
Zeitlich einzuordnen ist die Inschrift aufgrund der zweifachen Angabe der Datierung. Die
Buchstaben sind in der Skizze zwar nicht eindeutig wiedergegeben, dürften aber in das Weltjahr
6960 (= 1451/52) weisen. Einschränkend muss jedoch festgehalten werden, dass die angegebene
13. Indiktion nicht mit dem Weltjahr übereinstimmt.
Die Inschrift mitsamt ihrem vielleicht metrischen Teil ist wie folgt wiederzugeben:

,?R;Ņ
ß:1(67A6Ń:<?) 60Ņ
AĀ8<? ­8þ/4 ¾ 52Ą. (?) Aą A2ĵD<? (?)
­85ÿ /<45Ć?, $(>6@A)Ā, Ań =<647ĆA6 (?)
5 ±A26 ,?R;Ņ.
——
1 R7 Šlapak. 3 [µ: ±A26 …] supplevit Latyšev in initio versus. ­8þ/4 dubitanter scripsi:  (?) inscr.,
±8./2: Murzakeviü, Bogdan, Šlapak, ±8./[2 AĆ1]2 Latyšev, ±8./6: Gorovei. ¾ omiserunt Murzakeviü,
Gorovei. 52Ą. (?): 2ĄĤ Murzakeviü, 2Ąĥ Gorovei. Aą A2ĵD<? Murzakeviü, Gorovei: !&$C (?) inscr.,
[Aą A2ĵ]D<? Latyšev, 5ĮD<? Bogdan (A2ĵD<? in nota), Aą AĂD<? Pippidi, Aą AĮD<? Šlapak. 4 ­85ÿ scripsi:
 vel  inscr., ±85Ĭ? Bogdan, ±85: Gorovei, ±85[<:] Pippidi, ±854? Šlapak, omisit Latyšev.
/<45Ć?: [<Ă]54 Latyšev, (ĂDþ>6?) |? Gorovei, [è] à2><? (sic) :.ą? Pippidi, omisit Bogdan. š(4)@(<Ľ) ante
$(>6@A)Ā ediderunt Latyšev et Bogdan: š4@<Ľ Šlapak. $(>6@A)Ā: $³ Gorovei, $[>6]@A<Ľ Pippidi. =<647ĆA6
dubitanter scripsi: ! (?) vel CC! (?) inscr., =2=<647ĆA6 Murzakeviü, Gorovei, Šlapak,
=2=(<)647ĆA6(6) Latyšev, =2=647ĆA6 Bogdan (=2=<647ĆA6 in nota), =2:A47<@Aā Pippidi. 5 CA.: ±A26 R7 Šla-
pak.

6960 (= 1451/52).
13. Indiktion.
Ein Ende nahm, die Göttliche (?), die Mauer (?).
Komm als Helfer, Christus, für den, der (sie) geschaffen hat (?).
5 Im Jahr 6960 (= 1451/52).
—————–
1
Vgl. den Farbplan zur Festung bei KRASNOŽON, Krepost’ Belgorod (Akkerman) na Dnestre, nach p. 376.
2
Für diese Information danke ich Andrey Vinogradov.
750 Ukraine (Nr. UK1)

Text: N. MURZAKEVIû, Akkermanskie greþeskie nadpisi. Zapiski Odesskago Obšþestva Istorii i DrevnostƋ 2,2–3
(1850) 481 (mit russ. Übers.) u. Taf. XXXII,21 (Schriftskizze).– LATYŠEV, Sbornik greþeskich nadpisej 2 (Nr. 2).–
BOGDAN, InscripĠiile 323f. (mit rum. Übers.).– ùt.S. GOROVEI, Academia de ùtiinĠe Sociale úi Politice a Republicii
Socialiste România, Iaúi, Anuarul Institutului de Istorie úi Arheologie „A. D. Xenopol“ XIX (1982) 658 (mit franz.
Übers. u. Schriftskizze).– PIPPIDI, Din nou despre inscripĠiile 77 (mit rum. Übers.), 85 (Abb 1 [Schriftskizze]).– M.E.
ŠLAPAK, Samaja zagadoþnaja nadpis’ Belgorod-Dnestrovskoj kreposti. Stratum plus 6 (2000) 260–265.

Lit.: N. IORGA, StudiƱ istorice asupra ChilieƱ úi CetăĠiƱ-Albe. Bukarest 1899, 99 (rum. Übers.).– B.A.
VOJCECHOVSKƊ, Etaly strontel’stva v Belgorod-Dnestrovskom, in: Materialy dokladov pjatoj nauþno-techniþeskoj
konferencii Kišinevskogo politechniþeskogo instituta. Kišinev 1969, 341 (mir nicht zugänglich).– B.A.
VOJCECHOVSKƊ, Strontel’nye nadpisi na stenach kreposti v Belgorode-Dnestrovskom. Jugo-vostoþnaja Evropa v
srednie veka 1 (1972) 371, 373 (Abb. 2 [Schriftskizze]).– ùt.S. GOROVEI, Enigmele CetӽĠii Albe. Magazin istoric,
revistă de cultură istorică 28, 8–9 (1994) 48–52.– KRASNOŽON, Krepost’ Belgorod na Dnestre 42 (Abb 18ɛ), 375.

Trotz der nicht eindeutig zu entziffernden Teile der Inschrift kann bestimmt werden, dass
damit das Ende (AĀ8<?) von Bauarbeiten, höchstwahrscheinlich an der Mauer der Festung, do-
kumentiert wurde. Aus einer anderen (Prosa)inschrift an der Festung ist bekannt, dass diese im
Jahr 1439 von einem 9þ06@A><?, der ihm Dienste des Vojvoden des Fürstentums Moldau, ùtefan
(SteĠcu) II. (1433–1447),3 stand, errichtet wurde.4 Stimmt die für die obige Inschrift angegebene
Datierung, dann muss der Teil der Mauer, wahrscheinlich der Turm, an dem die Steinplatte
ursprünglich angebracht war, ein gutes Jahrzehnt später entstanden sein. Im Jahr 1451 herrschte
Bogdan II. über die Moldau, im Jahr 1452 Petru III. Aron. Wie bereits oben erwähnt, stimmt
jedoch das Jahr 1451/52 nicht mit der 13. Indiktion überein; für 1451/52 müsste die 14. Indikti-
on angeführt sein.
Im zweiten Vers wird Christus angerufen und um Hilfe gebeten – allem Anschein nach für
den Stifter des vollbrachten Werkes, auch wenn über die zweite Hälfte des Verses nur spekuliert
werden kann.
Ob es sich bei den Zeilen 3 und 4 tatsächlich um ein Epigramm handelt, ist nicht eindeutig
zu bestimmen. Die jeweils ersten Hälften beider Zeilen entsprechen zwei korrekten ersten Hälf-
ten von (prosodielosen) byzantinischen Zwölfsilbern mit Binnenschluss B5. Die beiden anderen
Hälften wurden vielleicht nicht nur in der Schriftskizze schlecht wiedergegeben, sondern konn-
ten vielleicht auch schon im Original von Murzakeviü nicht gut entziffert werden. Im ersten
Vers ist nicht klar wie ¾ 52Ą. unterzubringen ist; auch die Lesung von Aą A2ĵD<? am Ende ist
alles andere als eindeutig, wenngleich das Wort inhaltlich sehr gut passt. Der Schriftskizze nach
zu schließen, ist im zweiten Vers nach $(>6@A)Ā der Artikel Ań zu lesen, wobei Tau und Omega
in Ligatur verbunden sind. Die dahinter stehende Abfolge von Buchstaben ist vielleicht als
ȆǾȀȅȉǿ, vielleicht aber auch als CǾȀȅCȉǿ zu entziffern. Folgt man dem ersten Vorschlag,
dann wäre die Konjektur =2=<647ĆA6 naheliegend; es ist aber auch möglich, dass das Perfekt-
Partizip ohne Reduplikation verwendet wurde, vielleicht auch um auf die gewünschte Anzahl
von zwölf Silben zu kommen, die in Vers 2 damit gegeben wäre.5
Weitere Bemerkungen zum Text: Folgt man der Schriftskizze, dann ist am Beginn des ersten
Verses ȉǼȁȅC ǼȁǹǺǿ zu lesen, das als AĀ8<? ­8þ/4 zu lesen ist. Freilich wäre es naheliegen-
der, AĀ8<? ±8./2 zu schreiben, da dies auch ein sonst belegter Epigrammanfang ist, der über eine
Fertigstellung berichtet.6 Stimmt die Lesung ­8þ/4, dann handelt es sich dabei um eine unre-
gelmäßig gebildete, sonst zwar nicht belegte, aber doch mögliche passive Aoristform. Sicherlich
wäre es naheliegend, die darauf folgende, in der Schriftskizze als  wiedergegebene

—————–
3
Zur Person PLP # 26806.
4
LATYŠEV, Sbornik greþeskich nadpisej 4; BOGDAN, InscripĠiile 315f.; KRASNOŽON, Krepost’ Belgorod na Dnestre
43.
5
Vgl. =<Ą47. und =<Ą472 im TLG.
6
Vgl. VASSIS, Initia 720; VASSIS, Initia Supplementum I 263. Weit häufiger belegt ist AĀ8<? 2ã84C2(:). Die Wen-
dung ±8./2 AĀ8<? ist auch in einer Prosainschrift im Katharinenkloster auf dem Sinai zu finden, die allerdings in
das 18. Jh. gehört, ed. I. ŠEVýENKO, DOP 20 (1966) 264 (Nr. 17).
Ukraine (Nr. UK1–UK2) 751

Buchstabenabfolge als schlecht übertragene Form von /<Ă526. zu identifizieren, zumal der
Wortstamm auch im zweiten Vers (/<45Ć?) begegnet. Entscheidet man sich etwa, /<452ĄĤ in
den Text zu setzen, dann könnte damit die Hilfe Christi gemeint sein, mit der das Werk vollen-
det wurde. So wie Christus dieses unterstützte, möge er jetzt auch dem Stifter seine Hilfe zu-
kommen lassen. Nicht eindeutig zu klären ist auch der Beginn des zweiten Verses: Es ist entwe-
der als  oder  zu lesen, wobei erstere, auch sonst gut belegte Form vorzuziehen ist,
da aus grammatikalisch-syntaktischen Gründen an die zweite Form ein Sigma anzufügen wäre.
Für die zweite Form könnten aber zwei aus dem 11. Jahrhundert stammende metrische Siegel-
legenden sprechen, die mit ¹85<6? /<45Ć?, $>6@AĀ beginnen.7 Der vollständige erste Vers der
zweiten Legende lautet ¹85<6? /<45Ć?, $>6@AĀ, Ań 727A49Ā:Ł, was Vers 4 der obigen Versin-
schrift sehr nahe kommt.
Die Unsicherheiten bei der Wiedergabe der Inschrift könnten freilich auch damit zu tun ha-
ben, dass auch das Original schon eher mangelhaft ausgeführt war. Dies sollte angesichts der
Randlage der Stadt und der Datierung wenige Jahrzehnte vor der endgültigen osmanischen Er-
oberung auch nicht verwundern.

CHERSON(ESOS) ĺ SEVASTOPOL

SEVASTOPOL

Inschrift, 10./11. Jh.: Nacional’nyj Zapovednik „Chersones TavriþeskƋ“


Nr. UK2) In die nordwestliche Mauer der Zisterne, die sich im Nordwesten der antiken Ago-
ra (bzw. der heutigen Kathedrale des heiligen Vladimir) von Cherson(esos) (heute Sevastopol)8
befindet, sind verschiedene griechische Inschriften eingeritzt, die heute teilweise nur mehr sehr
schwer zu entziffern sind. Dies liegt auch an den im Graffito-Stil verfertigten Buchstaben und
Wörtern, die sehr ungelenk und ohne Rücksicht auf gute Lesbarkeit angebracht wurden. Die
Inschriften teilen sich in zwei Gruppen: Auf der (vom Betrachter aus gesehen) linken Seite sind
über zwei Zeilen verteilt die Wörter A<ĽA[<] è AĆ=<? Aą: 3Ń:A. è AþC<? eingeritzt.9 Rechts da-
von ist eine über sieben Zeilen laufende, etwas besser zu lesende Inschrift angebracht. Dabei
könnte es sich um den Versuch handeln, Verse zu formulieren; eventuell wird dies auch in der
ersten Zeile (!<ĽA< [2ß]? =[>]<@Ł1Ă:) angekündigt. Es ist nämlich nicht nur eine gewisse Rhyth-
mik zu beobachten, die nicht zufällig sein kann, sondern auch der Versuch zu erkennen, pro
Vers auf eine ungefähre Silbenzahl von zwölf zu kommen.
Oberhalb der Inschrift ist vielleicht der Rumpf eines Schiffes dargestellt. Die Wörter auf der
linken Seite wurden vom Anbringer der rechten Inschrift vielleicht aus Übungszwecken einge-
ritzt, da A<ĽA<, Aą: 3Ń:A. und è AþC<? auch dort vorkommen.
Vinogradov datierte die Inschriften aufgrund paläographischer Überlegungen an das Ende
des 10. bzw. an den Beginn des 11. Jahrhunderts.10
Der rechte Inschriftentext, vielleicht ein Epigramm mit Einleitung, kann folgendermaßen
wiedergegeben werden:

!<ĽA< [2ß]? =[>]<@Ł1Ă:


Aą: 3Ń:A. 2ß? Aā: [0Į:], è AþC<? AŃ: CĄ8F[:],
è 1<769.@Aā? 7.ă A(Ń:) ­D5>Ń: AĀ8E6?
<………………………………>
—————–
7
WASSILIOU-SEIBT, Corpus I, Nr. 731, Nr. 732; CHEYNET, Sceaux; Nr. 3.94.
8
Zum byzantinischen Cherson(esos) siehe jetzt Nasledie Vizantijskogo Chersona / Spadšþyna vizantijs’koho Cher-
sona / The Legacy of Byzantine Cherson. Sevastopol – Austin 2011.
9
Für die Lesung danke ich Andrey Vinogradov.
10
Ich danke Andrey Vinogradov für diese Einschätzung.
752 Ukraine (Nr. UK2–UK3)

5 2ß? @=.A.8ā: 7.ă D.>[ý:] =.:Aă CĄ8Ł @<B



—–
1 A(Ń:) ­D5>Ń: AĀ8E6?: fortasse alludit ad Eur. Heracl. 444: =8ā: 2ã A6 A*>EF A<ć? ­9<ć? ­D5><ć? 5.:K:.
—–
1 [2ß]? supplevit Vinogradov. =[>]<@Ł1Ă: scripsi et supplevi: [.]C inscr. 2 3Ń:A. scripsi:
! inscr. [0Į:] supplevit Vinogradov. AŃ: scripsi: ! inscr. CĄ8F[:] scripsi et supplevi: #[.]
inscr. 3 1<769.@Aā? scripsi: "C!C inscr. 7.ă scripsi:  inscr. ­D5>Ń: scripsi: $ inscr.
AĀ8E6? scripsi: !%C inscr. 4 versum supplevi. 5 2ß? dubitanter scripsi: C (?) inscr. <@>=.A.8ā:
supplevi. 7.ă scripsi:  inscr. D.>ý: legit Vinogradov. =.:Aă scripsi: ! inscr. CĄ8Ł scripsi:
# inscr.  post @<Ľ ?

Dies für eine Prosodie (?):


Den Lebenden in die Erde, das Grab der Freunde.
Der Prüfer (d.h. Gott) und die Freude der Feinde,
………………………………
5 zum Luxus und zur Freude für jeden Freund von dir

Text: A. BŽUSTKOVSKA, ChersonesskƋ Sbornik, supplement 1 (2006) 56f.

Abb.: CXIII

Der Inhalt der einzelnen Zeilen bzw. Verse bleibt sehr dunkel. Man kann annehmen, dass be-
stimmte Teile der Inschrift heute nicht mehr vorhanden sind oder bereits beim Einritzen verges-
sen wurden (etwa Vers 4). Das Signalwort AþC<? dürfte darauf hindeuten, dass es sich um eine
Grabinschrift handelt; in Vers 3 wird Gott (als Richter) erwähnt, der auch an anderer Stelle als
1<769.@AĂ? bezeichnet wird.11 Eine Rolle spielen auch die Freunde (Vers 2) bzw. der Freund
(Vers 5), vermutlich des Verstorbenen, wobei alles andere als klar ist, was mit dem „Grab der
Freunde“ (è AþC<? AŃ: CĄ8F[:]) gemeint sein soll. Vielleicht verbirgt sich hinter der „Freude der
Feinde“ (Vers 3) die Freude der Feinde über den Tod des Sprechers des Epigramms. Die In-
schrift könnte auch von einem Gefangenen eingeritzt worden sein, da die Zisterne im 10. Jahr-
hundert vielleicht als Gefängnis fungierte.12
Wie bereits erwähnt, ist der Versuch des Autors der eingeritzten Inschrift zu erkennen, eine
rhythmische Struktur bzw. Verse zu verfassen. Die erste Zeile könnte ein Hinweis darauf sein,
dass nun etwas „Prosodisches“ folgt, wenngleich ein Nomen =><@Ł1Ă (als Nebenform zu
=><@Ł1Ą. ?) sonst nicht belegt ist. Ein korrekter Binnenschluss, eine der Grundbedingungen für
den byzantinischen Zwölfsilber, ist nur in Vers 3 gegeben, doch umfasst dieser Vers nur elf
Silben. Festzuhalten ist auch das proparoxytone Ende in Vers 5. Es ist auch gut möglich, dass
sich die Inschrift nach dem letzten erhaltenen Wort fortsetzte, da Reste eines anschließenden Ny
zu erkennen sind. Ein nicht belegtes Wort stellt auch AĀ8E6? in Vers 3 dar: Es handelt sich offen-
sichtlich um eine Nebenform von AĀ>E6?.
Aus dem Text ist ersichtlich, dass dessen Autor über bescheidene Kentnisse in der grie-
chisch-byzantinischen Hochsprache verfügte, aber immerhin so gut Griechisch konnte, dass er
(für private Zwecke) eine in dieser Sprache gehaltene Inschrift einritzte.

Säule (Höhe: 115 cm, Durchmesser: 44 cm), a. 1027: Nacional’nyj Zapovednik „Cher-
sones TavriþeskƋ“ (Inv.-Nr. 3592)
Nr. UK3) In die Marmorsäule ist – heute schlecht sichtbar – ein Kreuz eingeritzt, dessen un-
teres Ende in Ranken übergeht. Die drei übrigen Kreuzenden weisen jeweils ein dreifingriges
Ende auf. Sowohl in die Längshaste als auch in die Querhaste des Kreuzes sind Majuskel-
Buchstaben eingeritzt: Auf der Längshaste steht in der Regel pro Zeile ein Buchstabe, in man-
—————–
11
Vgl. L s.v.
12
Freundlicher Hinweis von Andrey Vinogradov.
Ukraine (Nr. UK3–UK4) 753

chen Fällen sind aber auch drei angebracht. Auf der Querhaste sind auf der (vom Betrachter aus
gesehen) linken Seite Reste von Buchstaben zu erkennen, jene der rechten Seite sind entweder
nicht erhalten oder waren nie vorhanden. Die in die Längshaste eingeritzte Inschrift bildet viel-
leicht einen Zwölfsilber, da sie nicht nur zwölf Silben umfasst, sondern auch einen korrekten
Binnenschluss (B5) und paroxytones Ende aufweist. Die Inschrift der Querhaste hingegen dürf-
te nicht metrisch sein.
Datiert werden kann die Inschrift in das Jahr 1027, da man eine entsprechende Angabe auf
der anderen Seite der Säule finden kann.13 Dort ist ein weiteres, weitaus besser erhaltenes Kreuz
eingeritzt, das vom bekannten Tetragramm #$# begleitet wird.
Die Inschrift lautet wie folgt:

ôA<? CBA2B52ă? 2ß? 7(.6)>ą: 2í7(.6)>Ą.?



——
1 ôA<? (sc. @A.B>ą?) CBA2B52ă?: cf. Ephr. Syr. IV 135 (PHRANTZOLAS): @A.B>Ć? … <ôAĆ? ­@A6: è =.02ă?
­: 9Ā@Ł AĮ? <ß7<B9Ā:4? 7.ă CBA2B52ă? ­: AĆ=Ł 7>.:Ą<B 7.ă 2í5ć? /8.@AĂ@.? Aą: /ĆA>B: AĮ? 3FĮ?. 7(.6)>ą:
2í7(.6)>Ą.?: cf. Ign. Diac. vitam Tarasii 19,4 (p. 93 EFTHYMIADIS): <í 0ý> Ý: 7.6>ą? 2í7.6>Ą.? …
——
1 CBA2B52ă? scripsi: #"!"C inscr., CBA2Ĉ@26 Latyšev. 2ß? scripsit Latyšev: C inscr. 7(.6)>ą: Matan-
zeva: 7>þ14: Latyšev. 2í7(.6)>Ą.?: Matanzeva etiam proposuit 2í7.>Ą.?, 2<Ľ Latyšev. 2 lacunam statui
(legi non potest): 7.ă ļĄ3.? <à 52>Ą3<:(A2? <í7 ­7>63Ċ@<B@6) Latyšev.

Dieses (sc. Kreuz) wurde für die Zeit des Wohlergehens eingepflanzt.

Text: LATYŠEV, Sbornik greþeskich nadpisej 22 (Nr. 11 [mit Schriftskizze]).– T.A. MATANZEVA, VizantƋskie
graffiti na kolonne iz Chersonesa. VV 52 (1991) 252 (mit russ. Übers.) u. Abb. 1–2 (Schriftskizzen).

Abb.: CXIV

Die genaue Aussage der Inschrift ist nicht leicht zu fassen: Dies dürfte schon Latyšev verlei-
tet haben, Konjekturen vorzunehmen. Wahrscheinlich will der Vers Folgendes zum Ausdruck
bringen: Das eingepflanzte Kreuz ist zugleich Stamm des Lebens.
Dass die erste Zeile der Inschrift einen Vers bildet, wird auch untermauert durch die Feststel-
lung, dass die prosodischen Gesetze des Zwölfsilbers eingehalten sind. Die beiden Kappa sind
jeweils mit der für 7(.Ą) üblichen Kürzung versehen.

SIMFEROPOL

Steinplatte (188–190 × 58–60 cm), a. 1459: KrymskƋ RespublikanskƋ KraevedþeskƋ


Muzej
Nr. UK4) In der Vorhalle des genannten Museums ist eine Steinplatte ausgestellt, die von
den Ruinen der Festung Funa bei Alušta im Süden der Krim stammt. Die Platte ist in drei Teile
zerbrochen, ist aber in ihrer Gesamtanlage noch sehr gut zu erfassen. Sie ist von einem Rahmen
eingefasst, der vor allem im unteren Bereich stark beschädigt ist. Das vom Stein abgemeißelte
tiefe Feld gliedert sich in zwei Bereiche: Oben befindet sich ein Ornamentstreifen, in dem auch
fünf Medaillons aus dem Stein gemeißelt sind: Das vom Betrachter aus gesehen linke Medaillon
besteht aus einem Kreuz, das von der bekannten Formel C $C   begleitet wird; das vom
Betrachter aus gesehen rechte Medaillon zeigt das an den byzantinischen Doppeladler angelehn-
te Wappen der Krimgoten bzw. der Fürsten von Theodoro. Die drei übrigen Medaillons stellen

—————–
13
Freundlicher Hinweis von Andrey Vinogradov.
754 Ukraine (Nr. UK4)

Monogramme dar, in denen wahrscheinlich Mitglieder dieses Herrscherhauses, nämlich (von


links nach rechts) O(lompoes) Alexios, Isaak (?) und Alexandros angeführt sind.14
Vom unteren Teil des Feldes ist eine über vier Zeilen laufende, teilweise akzentuierte Ma-
juskel-Inschrift abgemeißelt. Da diese – besonders im linken Bereich – schwerwiegende Be-
schädigungen davongetragen hat, ist sie nicht mehr zur Gänze erhalten; auch teilweise erhaltene
Passagen sind kaum mehr zu entziffern, sodass man in manchen Fällen auf die Lesungen von
Vinogradov – Myc angewiesen ist.15
Man erkennt jedoch, dass es sich um eine – wenn auch mangelhaft ausgeführte – metrische
Inschrift handelt; pro Zeile sind je drei Verse angebracht, was einer Gesamtzahl von zwölf Ver-
sen entspricht. Die vierte Zeile der Inschrift ist der Datierung nach Tag, Monat und Weltjahr
gewidmet, wodurch das Epigramm in das Jahr 1459 datiert werden kann.
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

[……………………… !>]6þ1<?
7(.ă) […… @]52:ā? =Ĉ>0<? 9Ā06@A<?
­; ç@CĈ<? 02::.ĵ<? ¢9. 7(.ă) D>4@AĆ?
­7 =><0Ć:F: [………………] =><@Aį?
5 ……………………] =<8ć CĄ8<: 1[Ă]9<6?
=[þ]:A.? 0.8<8>Ą.;2: 7.ă CĄ8<:
Aį ß1ĀĤ 7<@9Ă@.? .íAą: 7.8[8F=]6@9Ń: =[Ħ:
……………… =><5]B9ĄĤ 7.Ą @<6
…………………] <í5ÿ: =<67Ą8(<:)
10 7.A.7.8<8>Ĉ:.? ­? .íA<Ľ =.><B@Ą.:,
8.9=>ą: ­7 8.9=><Ľ A2>.A<Ĉ>049. 52ĵ<:
[:Ľ]: 7.ă CFAĄ@.? A<ć? .ãA<B?, $(>6@A)ÿ Ć02.
š<B88(Ą<B) 65Ņ,?R;3Ņ.
––––
1 [A>]6þ1<? suppleverunt Vinogradov – Myc. 2 […… @]52:ā? scripsi (cf. comment.): A>4.[@]52:ā? Vino-
gradov – Myc. =Ĉ>0<? scripsi: C (?) inscr., =Ă>0<? Vinogradov – Myc. 3 02:<:>.ĵ<? Bajer (p.
394). 4 [………………] =><@Aį? dubitanter scripsi: 8.9=>Ń: ö? 8.9=>Ć? A4? Vinogradov – Myc. 5 Aą:
=Ĉ>0<: <ß7<1<9Ă@.? suppleverunt exempli gratia Vinogradov – Myc in initio versus. CĄ8<: scripsi:
# (?) inscr., CĂ8<: Vinogradov – Myc. 1[Ă]9<6? in fine versus statui: in initio versus 6 Vinogradov
– Myc. 6 =[þ]:A.? suppleverunt Vinogradov – Myc. 0.8<8>Ą.;2: scripsi et supplevi:  (?)
inscr., 0.8Ă.;2: Vinogradov – Myc. CĄ8<: dubitanter scripsi: C.[6]1[>]ą: Vinogradov – Myc. 7 ß1ĀĤ
scripsi:  inscr., ½1ĀĤ Vinogradov – Myc. 7.8[8F=]6@9Ń: dubitanter scripsi: 7.8[8]6@9Ń: Vinogra-
dov – Myc. =[Ħ:] in fine versus statui: in initio versus 8 Vinogradov – Myc (legerunt =Ħ:). 8
[………………] in initio versus statui: ê Aĉ ã@<: legerunt Vinogradov – Myc. =><5B9ĄĤ legerunt Vino-
gradov – Myc. 7.Ą @<6: 7.8Ā< Vinogradov – Myc. 9 […………………] statui: ‰-‰-] ABDį Vinogradov –
Myc. <í5ÿ:: ç:45ÿ: Vinogradov – Myc. =<67Ą8<: Vinogradov – Myc. 10 7.A.7.8<8>Ĉ:.? supplevi: 7.Aý
7þ8B7.? Vinogradov – Myc. 12 [:Ľ]: dubitanter scripsi et supplevi: <ô legerunt Vinogradov – Myc.
CFAĄ@.? scripsi secundum VINOGRADOV – MYC, Funskaja nadpis’ 277: #&!CC inscr., CĊA6@.? Vino-
gradov – Myc.

……………………… der Dreifaltigkeit


und …… ein starker, sehr großer Turm.
Von der Abstammung her edel zugleich und gut,
von Vorfahren ……………… stehst du vor.
5 …………………… einen den Völkern sehr lieben.
Alle erfreute er und den geliebten,
indem er ihn mit Stil schmückte, gänzlich mit Ornamenten (?)
……………… mit Bereitschaft und dir
—————–
14
Vgl. VINOGRADOV – MYC, Funskaja nadpis’ 274–286; BAJER, IstorƋa krymskich gotov 396f.
15
Manche Lesungen in der Edition von Vinogradov – Myc gehen auf das bloße Ertasten von Buchstabenresten am
Original zurück, wie mir Andrey Vinogradov freundlicherweise mitteilte.
Ukraine (Nr. UK4) 755

………………… nichts Buntes


10 verschönernd für seine Anwesenheit,
ein von einem Strahlenden strahlendes göttliches Wunderwerk.
Nun erleuchte auch die Bittenden, Christus Logos.
Am 19. Juli 6967 (= 1459).
Text: BAJER, IstorƋa krymskich gotov, Faltblatt nach p. 394 (mit Schriftskizze [nach V.L. Myc]).– VINOGRADOV
– MYC, Funskaja nadpis’ 276f. (mit russ. Übers.), 281 (Abb. 1).– V.L. MYC, Kaffa i Theodoro v XV v. Kontakty i
konflikty. Simferopol 2009, 394–401 (Text nach Vinogradov – Myc).

Abb.: CXV–CXVI

Nicht nur aufgrund der Lücken im Text, sondern auch wegen der von unklaren Formulierun-
gen geprägten Sprache ist der Sinn des Epigramms nur schwer zu erfassen. Es handelt sich of-
fenbar um eine Bau- bzw. Renovierungsinschrift, die vielleicht am Turm (Vers 2) der Festung
Funa angebracht war. In Vers 1 wird wahrscheinlich die Dreifaltigkeit (!>6þ1<?) gewürdigt, in
Vers 12 wird Christus direkt angesprochen und gebeten, die Bittenden zu erleuchten.16 Mit den
Bittenden sind entweder die Betrachter der Inschrift oder aber vielleicht auch die drei durch ihre
Monogramme ausgewiesenen Fürsten von Gothia bzw. Theodoro gemeint. Die Verse 3–5 be-
ziehen sich aller Wahrscheinlichkeit nach nicht auf den Turm, sondern auf jenen Herrscher vor-
nehmer Abkunft (Vers 3), der auch von den ihm unterstehenden Völkerschaften geliebt wird,
wenn man den unvollständig überlieferten Vers 5 so interpretieren kann. Es könnte sich um den
oben angeführten Fürsten von Gothia Olobei, der im Monogramm gräzisiert O(lompoes) Alexi-
os17 genannt wird, handeln. Dessen Herrschaft ist zwar nur bis in das Jahr 1458 bezeugt,18 was
aber nicht bedeutet, dass er 1459 bereits verstorben war, zumal sein Nachfolger, der wahr-
scheinlich ebenfalls durch ein Monogramm oberhalb der Inschrift belegte Isaak, vielleicht O-
lobeis Sohn, in den Quellen als neuer Fürst erst 1465 auftaucht.19
Handlungsträger von Vers 6 allerdings dürfte wieder der Turm sein, wenn mit CĄ8<? jener als
CĄ8<? apostrophierte Fürst von Vers 5 gemeint ist. Der Fürst bzw. Renovator kommt wiederum
in Vers 7 zu Wort. Stilvoll mit Ornamenten habe dieser – wahrscheinlich den Turm – schmü-
cken lassen, der vorher nicht bunt bzw. vielfältig (in seinem Aussehen)20 gewesen sei. Vers 10
könnte darauf hindeuten, dass der Fürst den Turm für seine Anwesenheit (Vers 10: =.><B@Ą.:)
in der Festung renovieren bzw. verschönern ließ. Abschließend (Vers 11) wird unter Anwen-
dung eines Wortspiels (8.9=>ą: ­7 8.9=><Ľ) festgestellt, dass der Turm bzw. der renovierte
Teil der Festung ein strahlendes göttliches Wunderwerk ist, das von einem Strahlenden geschaf-
fen wird, womit wohl der renovierende Fürst gemeint ist.
Die Schwierigkeiten beim inhaltlichen Verständnis der Verse spiegeln sich auch in deren äu-
ßerer Form wider. Gegen die in byzantinischer Zeit geläufigen Regeln des Zwölfsilbers wurde
mehrfach verstoßen – vorausgesetzt freilich, der Inschriftentext wurde an allen Stellen korrekt
wiedergegeben. So dürften die Verse 2 und 6 nur jeweils 10 Silben aufweisen, Vers 7 hingegen
verfügt in der gegenwärtigen Form über 14 Silben. Weiters endet Vers 2 proparoxyton, die Ver-
se 3, 4 und 7 hingegen weisen oxytones Ende auf. Aus den zur Gänze erhaltenen Versen 10–12
ist ersichtlich, dass – wenig überraschend – die prosodischen Gesetze des byzantinischen
Zwölfsilbers nicht eingehalten werden. Hingegen ist das Bemühen feststellbar, die Verse mit
einem dem Usus entsprechenden Binnenschluss B5 oder B7 auszustatten.

—————–
16
Dass mit CFAĄ@.? eine Aufforderung zum Taufen zum Ausdruck gebracht wird, wie BAJER, IstorƋa krymskich
gotov 395 annimmt, ist m.E. eher auszuschließen.
17
Der Name Alexios stammt von seinem Vater, der als Fürst von Gothia vor 1447 gestorben ist, vgl. PLP # 599;
VASILIEV, Goths 201, 210, 221; BAJER, IstorƋa krymskich gotov 397.
18
Vgl. VASILIEV, Goths 235.
19
Vgl. VASILIEV, Goths 236f.
20
Zur doppelten Bedeutung von =<67Ą8<? vgl. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 224 u.
Anm. 440, 280 u. Anm. 780.
756 Ukraine (Nr. UK4)

Zum Epigrammautor ist festzuhalten, dass dieser offensichtlich nur mittelmäßig mit den
Konventionen des von ihm gebrauchten Versmaßes vertraut war. Es wäre allerdings nicht ge-
recht, ihn als ungebildet zu bezeichnen, da seine Anstrengung, korrekte Zwölfsilber zu verfas-
sen und auch sonst den Usancen metrischer Stifterinschriften gerecht zu werden, klar zu erken-
nen ist. Die Verse stellen ein typisches in der Provinz bzw. außerhalb des Reiches entstandenes
Produkt dar, wofür es auch viele andere Beispiele gibt.21
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Da es von dem von Vinogradov – Myc gelesenen
A>4.[@]52:ā? in Vers 2 keine Spuren mehr gibt, war es gerechtfertigt, eine Lücke im Text anzu-
zeigen, zumal das von beiden Editoren entzifferte Wort sonst nicht belegt ist und auch inhaltlich
nicht passen würde. Allerdings ist daran zu denken, A>6@52:ā? in den Text zu setzen, das bei
Niketas Eugenianos (12. Jh.) attestiert ist.22 02::.ĵ<? in Vers 3 könnte auch als „tapfer“ wieder-
gegeben werden, wenn man der diesbezüglich in Byzanz häufigen Bedeutung von Wörtern mit
02::.6(<)- im Anlaut den Vorzug gibt.23 Auch von den von Vinogradov – Myc gelesenen Teilen
von Vers 4 ist heute nichts mehr zu erkennen. Fest steht, dass am Ende des Verses nicht
8.9=>Ć? A4? ediert werden kann. Da heute nur mehr C!C zu entziffern ist, ist es nicht
ganz abwegig, =><@Aį? in den Text zu setzen. Dabei handelt es sich um die aktive Aorist-
Konjunktiv-Form von =><@A496.24 Alternativ wäre freilich daran zu denken, [8.9]=>Ć? als das
Ende des Verses und AĮ? als Artikel und Beginn des nächsten Verses anzunehmen. Allerdings
dürfte C!C tatsächlich eher das Ende des Verses darstellen, weil auch in den in Frage
kommenden Versen 8 und 12 Versende und Zeilenende zusammenfallen. Eine nicht den Regeln
des klassischen Griechisch entsprechende Form stellt auch 0.8<8>Ą.;2: dar. Es handelt sich
um einen unregelmäßig, nämlich ohne Augment, gebildeten Aorist des Verbums 0.886þ3F, das
in aktiver Form (allerdings bloß intransitiv) nur im volkssprachlichen Griechisch überliefert
ist.25 Dass der Autor nur mangelhaft mit hochsprachlichem Griechisch vertraut war, beweist
auch Vers 12, in dem ein Partizipium (CFAĄ@.?) in imperativischer Funktion verwendet wird.
Zweifel bestehen auch bei der (Be)deutung des im selben Vers inschriftlich überlieferten
ǹǿȉȅȊC, das mit einem Gravis oberhalb des Ypsilon versehen ist. Man wird wohl annehmen
müssen, dass es sich um einen unregelmäßig gebildeten Akkusativ-Plural von .ãA4? handelt, der
sonst .ãA.? lauten müsste.26 Das Wort ist sonst nur spärlich belegt, vor allem in Lexika als Sy-
nonym von =AFDĆ?.27 Aufgrund der Akzentuierung der anderen Belege ist es gerechtfertigt, den
Ton entgegen der inschriftlichen Überlieferung auf die erste Silbe zu verschieben. Alternativ
könnte auch ein noch unbelegtes Wort è .ßAĆ? („der Bittende“) angenommen werden.

—————–
21
Vgl. z.B. RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken, Nr. 1.
22
Nic. Eugen. de Dros. et Char. amor. 2,181 (CONCA).
23
Vgl. LBG 02::.6þ3F – 02::.6ĆEBD<?. S.a. RHOBY, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst 209,
Anm. 366; siehe weiters die Bemerkungen zu Vers 34 des verlorenen, aus der Mitte des 14. Jh.s stammenden Epi-
gramms in der Kirche Hagia Sophia in Mystras (ĺ Nr. GR88).
24
Dieselbe Verbalform wird verwendet bei Leont. presb. Cpl. hom. IV 214 (DATEMA – ALLEN, CCSG 17): 9ā
=><@Aį? A<Ľ šĊ/.
25
Vgl. Kr s.v.; etwa K. MITSAKIS, Der byzantinische Alexanderroman nach dem Codex Vind. Theol. gr. 244 (MǺȂ
7). München 1967, 31,6f.: 7.ă Aą ¡8<0<: 0.88,.32:, ­D869,A>. 7.ă ±08BC2: Aą D*>6: A<Ľ ¥82;):1><B. Das bei
Hesychios (. 258 LATTE) überlieferte 0.886þ326 wird mit 8<61<>2ĵA.6 erklärt, vgl. LSJ s.v.
26
Zu einem ähnlichen Phänomen in der konsonantischen Deklination vgl. JANNARIS, Greek grammar 158, z.B.
845<Ĉ?, 2í02:<Ĉ?.
27
Vgl. LBG.
VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA

NEW YORK

(Oberer Rand eines) Taufbecken(s) (Höhe 67,3 cm; Durchmesser: 62,2 cm), a. 1136/37:
Metropolitan Museum of Art (Inv.-Nr. 17.190.2125)
Nr. US1) Das jetzt im Museum aufbewahrte, aus Marmorstein gefertigte Gefäß, das höchst-
wahrscheinlich als Taufbecken fungierte,1 stammt aus dem Kloster Santa Maria del Patir, das
sich westlich des kalabrischen Ortes Rossano befindet. Der ursprüngliche Aufbewahrungsort
war daher nicht die im Jahr 1546 zerstörte Kirche San Salvatore in Messina, wie mehrfach in
der Literatur, zuletzt auch bei Guillou,2 angenommen wurde, da man das vorliegende Taufbe-
cken mit jenem, das sehr wohl aus der genannten Kirche stammte und jetzt im Museo Regionale
in Messina aufbewahrt wird (ĺ Nr. IT25), verwechselt hatte. Ein Zusammenhang zwischen den
beiden Objekten besteht jedoch insofern, als man stilistische Ähnlichkeiten, darunter auch ähn-
liche Maße, ausmachen kann.3 Die beiden Stücke stammten vielleicht auch vom gleichen Hand-
werker, welcher eventuell der im Epigramm auf dem anderen Taufbecken erwähnte Gandulphos
gewesen sein könnte.4
In den oberen Rand des vorliegenden Gefäßes ist eine (teilweise) akzentuierte Majuskel-
Inschrift eingeritzt, die – wie bereits früh erkannt wurde – metrischen Charakters ist. Die Art der
Anbringung des Epigramms erinnert wiederum an das zweite im Museo Regionale zu Messina
aufbewahrte Taufbecken (ĺ Nr. IT24).5 Der Beginn des Epigramms ist durch ein eingeritztes
Kreuz markiert, die Verse sind durch Punkte voneinander getrennt. Das Ende des Epigramms ist
durch fünf rautenförmig angeordnete Punkte angezeigt.
Da die letzten beiden Verse des Epigramms der Datierung gewidmet sind, kann das vorlie-
gende Objekt relativ genau datiert werden, nämlich in das Jahr 1136/37.6
Der Epigrammtext lautet wie folgt:

ņ40ą? 7>.A.6<Ľ A<ĵ? D>Ć:<6? ņ<02>Ą<B


A<Ľ =.:<@Ą<B <B7Ħ AŃ: 9<:<A>Ć=F:
¡>D26: 8.DĆ:A<? @72Ľ<? 2ã>0.@A.6 AĆ12
=Ā9=AĬ @.>.7<@Aį =>ą? ®;.7<@ĄF[:]
5 ²7AĬ A2 D686þ16 =.>Ć1Ł D>Ć:F:.
––––
2 9.:<@Ą<B Orsi. 3 ¡>D26:: >D2ĵ Orsi, >Dā: proposuit LAVAGNINI, Il re 6 (cf. comment.), .>D26 Castel-
nuovo-Tedesco. 8.DĆ:A<?: ! Placentini, Batiffol, 8þD<:A<? Orsi, 8.7<:A<? Castelnuovo-
Tedesco. 2ã>0.@A.6: 2ã=0.@5.6 Orsi, 2620.@5.6 Castelnuovo-Tedesco. 4 ! ante @.>.7<@Aį ed.
Paciaudi. @.>.7<@Aį:   Placentini, ! Paciaudi, (!C) CC! Zinzi.
®;.7<@ĄF[:] supplevit CIG (cf. ®;.7<@ĄF: Epigr. Anth. Pal.):  & Placentini, Paciaudi, Batiffol,
Zinzi,   Roma e l’Oriente, ®;.7<@ĄF Orsi. 5 ²7AĬ A2: !! Placentini, ®7Aį A2 Orsi. D>Ć:<:
Orsi.

—————–
1
BATIFFOL, L’Abbaye 25; PLACENTINI, De siglis veterum Graecorum 153 nennt es ein vas marmoreum.
2
PLACENTINI, De siglis veterum Graecorum 153; GUILLOU, Recueil 202 (der auch meinte, dass das Objekt heute
verschwunden sei); vgl. CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 64.
3
Vgl. CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 64.
4
Vgl. KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 45, Anm. 79.
5
Zu Ähnlichkeiten vgl. CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 65.
6
Zu anderen Epigrammen, in denen die Datierung in metrischer Form wiedergegeben ist, siehe S. 97–100.
758 Vereinigte Staaten von Amerika (Nr. US1)

In den Jahren des mächtigen Königs Roger,


als der ganz heilige Lukas gewählt wurde, die Mönche
zu leiten, wurde dieses Gefäß geschaffen
im fünfundvierzigsten, zusätzlich sechshundertsten
5 und sechstausendsten Durchlauf von Jahren (= 6645 = 1136/37).
Text: PLACENTINI, De siglis veterum Graecorum 153f. (mit lat. Übers.).– PACIAUDI, De sacris Christianorum bal-
neis 165 (mit lat. Übers.).– CIG IV 337 (Nr. 8727).– Epigr. Anth. Pal. III 278 (mit lat. Übers.).– BATIFFOL, L’Abbaye
25 (Nr. a).– G. COZZA-LUZI, Urna marmorea del Patirio. Rivista Storica Calabrese 1899/1900, 650–652 (mir nicht
zugänglich).– Roma e l’Oriente 9 (1915) 97 (mit ital. Übers.).– ORSI, Chiese basiliane della Calabria 137.– CANTA-
RELLA, Poeti bizantini I 177f. (Nr. LXXVIII [Text nach Epigr. Anth. Pal.]), II 207f..– LAVAGNINI, Il re 6–8.– J. u. L.
ROBERT, BE 5 (1964–1967) 340 (Nr. 49 [vv. 1–3]).– LAVAGNINI, Epigrammi 153.– ZINZI, La conca del Patirion 433.–
CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 64 (mit engl. Übers.).– GUILLOU, Recueil 202f. (Nr. 190 [mit franz.
Übers.]).

Lit.: Paris, BN, Cabinet des Estampes, Ga67, Antiquités diverses de l’Italie recueilliées par Millin, Schriftskizze
oberhalb von Nr. 399 (unpubliziert).7– E. BERTAUX, L’art dans Italie meridionale. Tome premier: De la fin de
l’Empire Romain à la Conquête de Charles d’Anjou. Paris 1904, 125.– J. BRECK – M.R. ROGERS, The Metropolitan
Museum of Art. The Pierpont Morgan Wing. A Handbook. New York 21929, 63.– LAVAGNINI, Luca 253f.– MEN-
TZOU-MEIMARE, µ=60>.C.Ą 122 (Nr. 225).– KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 45, Anm. 79.–
GUILLOU, Epigrafia 387.– JACOB, Épigraphie 168, 174.

Abb.: CXVII

Das Epigramm berichtet von der Stiftung eines „Gefäßes“ (@72Ľ<?), womit aufgrund der An-
lage des Objektes und des Vergleiches mit ähnlichen Stücken wohl ein Taufbecken gemeint ist.
Anders als im Epigramm auf dem bereits zitierten, auf Gandulphos zurückgehenden Taufbecken
im Museo Regionale zu Messina (ĺ Nr. IT25) ist hier die Funktion des Objekts nicht genannt.
Der Stifter ist der Abt Lukas; dieser ist identisch mit jenem Abt Lukas, der dem an die Kirche
San Salvatore in Messina angeschlossenen Kloster vorstand. Im Jahr 1131/32 redigierte er das
Typikon der kurz davor gegründeten Anlage;8 im Jahr 1149 starb er, was auch durch das Grabe-
pigramm auf dem im Museo Regionale zu Messina aufbewahrten Sarkophag (ĺ Nr. IT22) do-
kumentiert ist. Es ist daher gut möglich, dass auch das vorliegende Taufbecken im Kloster San
Salvatore entstand9 und erst später in das kalabrische Kloster Santa Maria del Patir gelangte,
nachdem es als Geschenk des Lukas dorthin transferiert worden war.10 Eine Verbindung zwi-
schen den beiden Klöstern besteht nämlich darin, dass Lukas ursprünglich aus Santa Maria del
Patir stammte; er wurde an Stelle seines Lehrers Bartholomaios von Simeri, der das Kloster bei
Rossano im frühen 12. Jahrhundert gegründet hatte, auf Geheiß des Roger II. Abt von San Sal-
vatore.11
Das vorliegende Epigramm kann auch durch die Nennung des Königs Roger (II.) in Vers 1
zeitlich eingeordnet werden, der seit dem Jahr 1130 über Sizilien herrschte. Als ź<0Ā>6<? ­:
$>6@Ań Ań 2ń 2í@2/ā? 7>.A.6ą? ļā; 7.ă AŃ: $>6@A6.:Ń: /<45Ć? bezeichnet sich Roger II.
auch in einigen von ihm ausgefertigten Urkunden, die in die Jahre 1131,12 114313 und 114414

—————–
7
Nach CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 64, 65.
8
Siehe oben S. 466.
9
Vgl. KITZINGER, Mosaici di Santa Maria dell’Ammiraglio 45, Anm. 79; s.a. JACOB, Épigraphie 168.
10
Vgl. CASTELNUOVO-TEDESCO, Romanesque Sculpture 65.
11
Vgl. LAVAGNINI, Il re, passim; THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents II
637.
12
BRÜHL, Diplomata, Nr. 16.
13
BRÜHL, Diplomata, Nr. 57 (hier als ź<0Ā>6<? ­: $>6@Ań Ań 2ń 2í@2/ā? 7>.A.6ą? ļā; šA.8Ą.? 7.ă 1<Ĉ7.? AĮ?
<B88Ą.? 7.ă =>Ą076=.? AĮ? þ=<B.?).
14
BRÜHL, Diplomata, Nr. 61, 64–66.
Vereinigte Staaten von Amerika (Nr. US1) 759

datiert sind. Aus dem Jahr 1144 stammt auch ein Siegel Rogers II., dessen Legende ihn als ļā;
7>.A.6Ć? bezeichnet.15
Das Epigramm besteht aus fünf byzantinischen Zwölfsilbern, die im Großen und Ganzen als
prosodisch bezeichnet werden können.16 Abgesehen von den Eigennamen liegt allerdings in
Vers 4 ein schwerer prosodischer Verstoß vor, da das Omikron von ®;.7<@ĄF: lang gemessen
wird. Vers 4 ist auch insofern außer der Norm, als er – im Gegensatz zu den übrigen Versen –
keinen sauberen Binnenschluss B5 oder B7 aufweist,17 was offensichtlich darauf zurückzufüh-
ren ist, dass der Autor im Bestreben, den literarischen Anspruch des Epigramms durch die Klei-
dung der Datierung in Versform zu steigern, mit den von ihm verwendeten Zahlwörtern nicht
zurande kam.18 Es ist daher eher unwahrscheinlich, dass der Autor der vorliegenden Verse iden-
tisch ist mit jenem, der das Epigramm (ĺ Nr. IT22) auf dem Sarg des Abtes Lukas verfasste. Es
ist allerdings denkbar, dass es sich beim Verfasser um jenen Autor handelt, dem die Verse auf
dem Taufbecken des Gandulphos (ĺ Nr. IT25) zuzuschreiben sind; dafür spricht auch die zeit-
liche Nähe der beiden Epigramme.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Die von Lavagnini vorgeschlagene Änderung am
Beginn von Vers 3 zu >DĂ: ist nicht notwendig,19 da 8.0Dþ:F + Infinitiv gerade in byzantini-
schen Texten mehrfach zu finden ist.20 Das Zahlwort @.>.7<@AĆ? – anstelle des hochsprachli-
chen A2@@.>.7<@AĆ? – in Vers 4 ist vor dem 12. Jahrhundert kaum belegt.21

—————–
15
E.V. STEPANOVA, Obrazy vostoþnochristianskich svjatych na peþatjach Italii XI–XIII vekov, in: Gosudarstvennye
Ermitaž. K XX Meždunarodnomu kongressu vizantinistov, Pariž, 19–25 avgusta 2001 goda. Piligrimy. Istoriko-
kul’turnaja rol’ palomniþestva. Sbornik nauþiych trudov. Sankt Petersburg 2001, 60f.; vgl. PUCCIA, Carme 245.
16
Dass es sich nicht um eine Inschrift „en vers politiques“ handelt, wie bei BATIFFOL, L’Abbaye 25 zu lesen ist, ist
evident.
17
Vgl. GUILLOU, Recueil 203.
18
Zu ähnlichen Fällen siehe oben S. ***.
19
Vgl. GUILLOU, Recueil 203.
20
Z.B. Athan. I Cpl. ep. 83,2 (TALBOT): ©>D26: 8.DĆ:A2? 7>Ą9.@6 52Ą<6? AĮ? ­7784@Ą.? $>6@A<Ľ …; Ephr. Aen. hist.
chron. 407 (LAMPSIDES): 8.DĆ:A2? ¡>D26: AŃ: 7.5ĩ ®@=Ā>.: AĆ=F:.
21
Vgl. LBG s.v.; s.a. CANTARELLA, Poeti bizantini II 208.
ZYPERN

PAPHOS

(Fragmente einer) Steinplatte (26 × 26 cm), 12. Jh.: Kloster Hagios Neophytos, Höhle
des hl. Johannes Prodromos, bei Paphos
Nr. ZY1) C. Mango und E.J.W. Hawkins entdeckten in der oberhalb des Kloster-Refek-
toriums in den Berg gehauenen, dem heiligen Johannes Prodromos geweihten Höhle Steinfrag-
mente, mit denen der Fußboden gepflastert war. Die Rückseite der Fragmente ist von einer teil-
weise akzentuierten, eher einfach ausgeführten, geritzten Majuskel-Inschrift bedeckt. Mango –
Hawkins stellten fest, dass die Einzelteile zusammenpassen und eine zusammengehörende In-
schrift bilden. Die ursprüngliche Steinplatte muss eine quadratische Form gehabt haben, doch
konnten nicht mehr alle Teile gefunden werden, was bedeutet, dass die Inschrift auf der (vom
Betrachter aus gesehen) linken Seite der Platte Lücken aufweist. Tsiknopoulos und Mango –
Hawkins gelang es jedoch, festzustellen, dass es sich um eine Inschrift im Versmaß handelt, bei
der die Versenden durch Hochpunkte markiert sind. Die Inschrift ist auf acht Zeilen angebracht
und besteht aus sieben Versen, was bedeutet, dass pro Vers etwas mehr als eine Zeile vorgese-
hen ist. Paläographisch auffallend ist die besondere Ligatur von Iota und Ny beim Wort
 (Vers 2): Das Iota, das sich durch die linke Senkrechthaste des Ny bildet, ist
dadurch angezeigt, dass darüber zwei Punkte (Trema) eingeritzt sind.1
Wie aus dem Testimonienapparat zum Epigramm sichtbar ist, basieren manche Formulie-
rungen auf dem von Neophytos verfassten Klostertypikon;2 somit ist eine Entstehungszeit gegen
Ende des 12. bzw. Anfang des 13. Jahrhunderts wahrscheinlich.3
Der von Tsikonpoulos und Mango – Hawkins rekonstruierte Epigrammtext lautet wie folgt:

[ıAB]D<: =>Ċ4: 7.A<Ą74@6? ç>:[Ą5F:]


­02:þ94: 1ÿ @ā 7.A<6[7Ą., Ć02]
­=67Ā7849.6 @A(.B)><Ľ =><[9þD<B 78Ă@26
7.]540Ą.@9.6 Aį 52ĄĤ 826A<B>[0ĄĤ
5 ±DF: 164]:27Ń? @Ń9. A<Ľ 2@[=ĆA<B]
1Ć;. @<6, Ć02, è <ïAF? 2í[1<]7Ă@.?
1Ć;. @<6, $(>6@A)Ā, 7AĄ@[A. 7.ă] =<64Aþ 9<B.
——–
1–3 cf. vv. 1–3 epigramm. in ecclesia prope urbem Karystos in insula Euboia (ĺ no. GR57): [þ]:A2?
é:=2> /8Ā=2A2 DŃ><: <í 7<6:(Ć:) | Ý: 9ÿ: 7.88Ċ=6@A<? ¡9<>C<? =þ:AĬ | 3ĊF: 0>ĄF: ±=.B86? 7.ă
ç>:ĀF:. 1 cf. TSIKNOPOULLOS, B=>6.7ý AB=67þ 76,31 = STEPHANIDES, !B=67ā 16.5Ă74 32,23: ê Ý:
±>49<: 7.ă 16.CĆ>F: ç>:Ą5F: :þ=.B8. … 3 TSIKNOPOULLOS, B=>6.7ý AB=67þ 77,13 = STEPHANIDES,
!B=67ā 16.5Ă74 33,14sq.: 7Ā7847. 1ÿ Aą @=Ă8.6<: 78Ă@26 A<Ľ A69Ą<B @A.B><Ľ …
——–
1 [ıAB]D<: Mango – Hawkings: ()$ Tsiknopoulos. !  scripsit Tsiknopoulos:
!"CC inscr. (&) supplevit Tsiknopoulos: ([&] Tsiknopoulos, Ř 5.B9.@Aā
—————–
1
Die wieder zusammengefügte Steinplatte wurde von Mango – Hawkins im Bema der Kirche, unterhalb der Dar-
stellung des Erzengels Gabriel im Rahmen der Verkündigungsszene, angebracht, vgl. MANGO – HAWKINS, Hermi-
tage of St. Neophytos 193.
2
TSIKNOPOULLOS, B=>6.7ý AB=67þ 71–104 = STEPHANIDES, !B=67ā 16.5Ă74 25–69. Dazu C. GALATARIOTOU, in:
THOMAS – CONSTANTINIDES HERO, Byzantine Monastic Foundation Documents IV 1338–1373.
3
Zur Chronologie der restlichen Epigramme im Klosterbereich RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken
352.
762 Zypern (Nr. ZY1)

=><@F=67ĆA4?). 2  scripsit Tsiknopoulos:  inscr.  scripsit Tsiknopoulos: C"


inscr. !(, ) supplevit Tsiknopoulos. 3  scripsit Tsiknopoulos:
 inscr. ($"  ) supplevit Tsiknopoulos. 4 ()  scripsit et
supplevit Tsiknopoulos: […]C inscr.  scripsit Tsiknopoulos:  inscr. !"()
scripsit et supplevit Tsiknopoulos: !"[……] inscr. 5 ($& )& scripsit et supplevit
Tsiknopoulos: […………]C inscr.  (!") supplevit Tsiknopoulos. 6 <ïAF Tsiknopoullos,
!ý µ8þ@@<:.. "()  supplevit Tsiknopoulos. 7 ! (! ) scripsit et supplevit Tsiknop-
oulos: !C[……] inscr.

Ich war früher eine Behausung von Vögeln.


Ich wurde aber dein Haus, Logos.
Ich bin benannt mit dem Namen des vorkämpfenden Kreuzes.
Ich bin geheiligt durch die göttliche Liturgie,
5 da ich immer den Leib des Herrn habe.
Ehre (sei) dir, Logos, der du es so für gut befandest!
Ehre (sei) dir, Christus, mein Schöpfer und Erzeuger!
Text: I.P. TSIKNOPOULOS, !>Ą. :Ċ:B9. B3.:A6:ý =<6Ă9.A. A<Ľ ¦0. 2<CĈA<B.  27 (1963) 116.– I.P.
TSIKNOPOULOS, The Encleistra and Saint Neophytos / Ř ­0782Ą@A>. 7.ă è ¢06<? 2ĆCBA<?. Nikosia 1965, 28 (mit
engl. Übers.) u. Abb. 26.– MANGO – HAWKINS, Hermitage of St. Neophytos 192f. (mit engl. Übers.) u. Abb. 119.–
I.P. TSIKNOPOULOS, Ř 5.B9.@Aā =><@F=67ĆA4? A<Ľ 2<CĈA<B =>2@/BAĀ><B, 9<:.D<Ľ 7.ă ­0782Ą@A<B. Byz 37 (1967)
325.– TSIKNOPOULLOS, !ý µ8þ@@<:. A<Ľ ¦0Ą<B 2<CĈA<B 411.– TSIKNOPOULLOS, B=>6.7ý AB=67þ 119.– I.E.
STEPHANES, 2<CBA67þ =B7AĄ16. I–IV. B9=84>Ċ9.A. 7.6 @4926Ċ9.A. @A. @B00>þ99.A. A<B .0Ą<B 2<CĈA<B. Pa-
phos 2012, 15 (Nr. 1).

Abb.: 132

Sprecher des Epigramms ist die Höhle selbst, wobei hier nicht die dem Johannes Prodromos
geweihte Höhle oberhalb des Refektoriums, sondern die von Neophytos gefundene natürliche
Höhle gemeint ist, in der er seine Kirche gründete. Dass diese verlassen und ein Rastplatz von
Vögeln gewesen sei, lesen wir auch im Klostertypikon (vgl. Testimonienapparat). In Vers 3
erfahren wir, dass die Kirche dem heiligen Kreuz geweiht wurde. Die Verse 4 und 5 beziehen
sich auf die in der Kirche gefeierte Liturgie. Das Epigramm endet mit aus der Hymnographie
bekannten Anrufungen.4 Das Epigramm ist als Stifterinschrift zu klassifizieren, die jedoch
schon aufgrund der geringen Größe der Steinplatte bescheiden ausgefallen ist. In späterer Zeit
wurde die Steinplatte mit der Inschrift nach unten für den Fußboden der dem heiligen Johannes
Prodromos geweihten Höhle verwendet.
Das Epigramm besteht aus sieben byzantinischen Zwölfsilbern, die aufgrund zahlreicher
Verstöße als prosodielos zu bezeichnen sind. Für die mangelhafte Qualität der Verse spricht
auch der in Vers 6 vorliegende Hiat (è <ïAF?); darüber hinaus liegt in Vers 5 kein Binnen-
schluss nach der fünften oder siebenten Silbe vor. Die übrigen Binnenschlüsse sind korrekt ge-
setzt; zu notieren ist die jeweils proparoxytone Akzentuierung vor B5 in den Versen 3 und 4.
Mango – Hawkins und Tsiknopoulos wollten das Epigramm Neophytos selbst zuschreiben.5
Aufgrund der schlechten Qualität der Verse ist dies m.E. nicht sehr wahrscheinlich. Neophytos
verstand es nämlich sehr wohl, prosodisch einwandfreie Zwölfsilber zu komponieren, die im
Klosterkomplex zu finden sind.6 Es ist daher zu vermuten, dass jemand anderer Verfasser des
Epigramms war; dieser muss jedoch das Klostertypikon zur Hand gehabt haben, wie die ge-
nannten Parallelen nahelegen.
Weitere Bemerkungen zum Epigrammtext: Am Beginn von Vers 1 macht es praktisch kei-
nen Unterschied, ob man [ıAB]D<: oder [¹8.]D<: konjizierte; zweitere Form wurde von
—————–
4
E. FOLLIERI, Initia hymnorum ecclesiae Graecae, I (StT 211). Città del Vaticano 1960, 322; s.a. VASSIS, Initia 152
(Initia von metrischen Kopistensignaturen).
5
MANGO – HAWKINS, Hermitage of St. Neophytos 193: „The author of the poem … is doubtless Neophytos him-
self …“; TSIKNOPOULLOS, !ý µ8þ@@<:. A<Ľ ¦0Ą<B 2<CĈA<B 411.
6
RHOBY, Epigramme auf Fresken und Mosaiken 354, 361.
Zypern (Nr. ZY1–ZY2) 763

Tsiknopoulos bevorzugt, der zur Untermauerung auch mehr oder weniger glaubhafte Parallelen
präsentierte.7 Die Form ­02:þ94: in Vers 2 anstatt regulärem ­02:Ć94: ist auch an anderer Stelle
bereits seit der Spätantike gut dokumentiert.8

TREMETUSIA9

(Fragment einer) Steinplatte (Durchmesser: 112 cm), Dat. ?: Katholikon des Klosters
Hagios Spyridon10
Nr. ZY2) Auf einer mehreckigen Steinplatte, die nicht zur Gänze erhalten ist, ist eine nicht
akzentuierte Majuskel-Inschrift eingeritzt. Dabei handelt es sich um einen die Inschrift ab-
schließenden Vers, da auf das letzte Wort ein das Ende markierendes pflanzliches Ornament
folgt:

[………………………………]
9Ā@<? =ĀCB72: DŃ><? ¾06.@9Ā:<?.

………………………………
in der Mitte ist ein geheiligter Ort.
Text: A. PAPAGEORGIOU, ¹>2B:. 2ß? Aą: :.ą: A<Ľ ¦0Ą<B =B>Ą1F:<? ­: !>292A<B@6ħ.  30 (1966) 30 u. Taf.
XI (Abb. 1 [Skizze]).

Wieviele Verse vor dem erhaltenen Zwölfsilber ausgefallen sind, lässt sich nicht bestimmen,
doch werden es kaum mehr als zwei gewesen sein. Ursprünglich dürfte die Steinplatte zum
Ambon der Kirche gehört haben, den Papageorgiou der frühchristlichen Zeit zuordnen will.11
Das Versmaß, der Zwölfsilber, deutet aber eher darauf hin, dass die Inschrift wohl kaum vor
dem 7. Jahrhundert entstanden ist. Der DŃ><? ¾06.@9Ā:<? könnte das Allerheiligste der Kirche
bezeichnen.
Der prosodische Zwölfsilber ist mit korrekt gesetztem Binnenschluss versehen; zu notieren
ist die proparoxytone Akzentuierung vor B5.
Auf einer ganz ähnlich geformten Steinplatte, die ebenfalls in der Kirche gefunden wurde,
sind ebenfalls Reste einer Inschrift zu erkennen. Auf ein den Beginn anzeigendes Kreuz folgen
die Buchstaben , wohinter sich Ũ 78[Į><?] verbergen könnte; nach einem Abstand von ca.
18 cm folgen nach Papageorgiou die Buchstaben &C2, nach weiteren ca. 11 cm die Buch-
staben C#.12 Insgesamt sind dies aber zu wenige Angaben, um bestimmen zu können, ob auch
diese Inschrift metrisch gestaltet war.

—————–
7
TSIKNOPOULLOS, !ý µ8þ@@<:. A<Ľ ¦0Ą<B 2<CĈA<B 412. Auch VASSIS, Initia 217 bevorzugt den Beginn mit
[¹8.]D<:.
8
Vgl. JANNARIS, Greek grammar 256 (§ 996,37); s.a. TSIKNOPOULLOS, !ý µ8þ@@<:. A<Ľ ¦0Ą<B 2<CĈA<B 412.
9
Heute im nördlichen (türkischen) Teil Zyperns.
10
Nach Ch.G. CHOTZAKOGLOU, !ý 5>4@72BA67ý 9:492ĵ. @Aā: A<B>7<7>.A<B9Ā:4 Ĉ=><. ťE26? 7.ă =>þ;26? 96Ħ?
@B:2D63Ć92:4? 7.A.@A><CĮ? (<B@2ĵ<: Š2>Ħ? <:Į? Ĉ77<B, 28ĀA2? /B3.:A6:Į? 7.ă 92A./B3.:A6:Į?
>D.6<8<0Ą.? 7.ă AĀD:4? 3). Leukosia 2008, 61 heute als Kaserne in Verwendung.
11
Vgl. PAPAGEORGIOU, ¹>2B:. 30.
12
PAPAGEORGIOU, ¹>2B:. 30 u. Taf. XI (Abb. 1).
VB 35
In Byzanz wurde das Genre Epigramm besonders geschätzt. Viele der byzantinischen
Epigramme sind bis heute in situ als Inschriften erhalten. Ihre Aufarbeitung zum Ziel setzt
sich das auf vier Bände angelegte Projekt „Byzantinische Epigramme in inschriftlicher

Byzantinische Epigramme auf Stein


Überlieferung“. Aus dem im Rahmen des Projekts definierten Untersuchungszeitraum
(600 n. Chr. - 1500 n. Chr.) sind mehr als 300 aus Stein gearbeitete Epigramme
überliefert, die im vorliegenden dritten Band behandelt werden. Der Hauptteil der
Arbeit ist der kritischen Edition der Epigramme, deren deutscher Übersetzung und dem
philologisch–sprachlichen sowie historisch–realienkundlichen Kommentar gewidmet;
auch auf paläographische Fragen wird eingegangen. Zur Veranschaulichung sind fast
alle behandelten Epigramme auch bildlich in einem Tafelteil dokumentiert. Auch im
vorliegenden dritten Band der Reihe wird auf die Omnipräsenz inschriftlicher Epi-
gramme in Byzanz hingewiesen und die lang unterschätzte Bedeutung von Inschriften
für die byzantinische Kultur unterstrichen.

The epigram as a genre was highly appreciated in Byzantium. A considerable number


of epigrams is still preserved in situ as inscriptions. Their analysis is the aim of the
four planned volumes of the project “Byzantinische Epigramme in inschriftlicher
Überlieferung” [“Byzantine epigrams on objects”]. The present third volume treats
more than 300 such epigrams from 600 AD to 1500 AD that are preserved on stone.
The main part of the book consists of critical editions of the epigrams, their German
translation, as well as a commentary focusing on philological, linguistical and historical
matters; palaeographic questions also are treated. Images of almost all epigrams are

Andreas Rhoby
presented in the tables. As in earlier volumes, this third volume of the series also
stresses the omnipresence of inscriptional epigrams in Byzantium and highlights the
long neglected significance of inscriptions for Byzantine society.

Andreas Rhoby ist Mitarbeiter an der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, BYZANTINISCHE EPIGRAMME
Institut für Mittelalterforschung, und stellvertretender Leiter der Abteilung Byzanz- IN INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG
forschung. Darüber hinaus ist er Privatdozent an der Universität Wien und Chair der BAND 3, Teil I
Kommission Corpus Fontium Historiae Byzantinae der Association Internationale des Herausgegeben von
Études Byzantines.

IN INSCHRIFTLICHER ÜBERLIEFERUNG
Wolfram Hörandner, Andreas Rhoby
und Anneliese Paul
Andreas Rhoby works at the Austrian Academy of Sciences, Institute for Medieval
Research, where he is deputy head of the Division of Byzantine Research. In addition,
he is Privatdozent at the University of Vienna and chair of the commission Corpus
Byzantinische Epigramme
BYZANTINISCHE EPIGRAMME
Fontium Historiae Byzantinae of the Association Internationale des Études Byzantines.

auf Stein
nebst Addenda zu den Bänden 1 und 2
BAND 3/I Erstellt von Andreas Rhoby

ISBN: 978-3-7001-7601-5

9 783700 176015

Dph 474

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