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Eberhard Schockenhoff: Wie gewiss ist das Gewissen.

Eine ethische Orientierung

Zur Problematik
Dilemma
 Herausfallen des Wortes Gewissen aus dem Sprachgebrauch der
Human- und Sozialwissenschaften  nicht eindeutig bestimmbar
o moral. Bewusstsein: Piaget
o moralisches Urteil: Kohlberg
 aber: Grundrecht auf Gewissensfreiheit
 Definition des BVG: „Gewissen als ein real erfahrbares seelisches
Phänomen, dessen Forderungen, Mahnungen und Warnungen für
den Menschen unmittelbare Gebote des Sollens sind“ Bei
Nichteinhalten kommt man in ernsthafte Gewissensnot
Definition umstritten, weil vieles unklar (was ist Freiheit von oder Freiheit zu oder
nur Freiheit von Gewissensnot)

Was ist das Gewissen?


 eine billige Legitimationsmünze zur Selbstdispens von dem
sittlichen Anspruch?

Bedeutungswandel anhand von 2 Beispielen:


1. Das Gewissen im totalitären Staat
z.B. Franz Reinisch, Pallotinerpater (1903-42),
Verweigerung des Fahneneids aus Gewissensgründen, konnte Hitler nicht
den Eid leisten
 Gewissen als ein Handeln, das über die gesellschaftliche Moral
hinausgeht
(von sich mehr verlangen, als in einer vergleichbaren Situation allen anderen
zugemutet werden kann)

2. Das „Gewissen“ im Schwangerschaftskonflikt im demokratischen


Staat
„Gewissensentscheidung“ gegen das Lebensrecht des Kindes
 Handeln in Übereinstimmung mit den eigenen Interessen, wo Recht und
Moral die Anerkennung des Kindes in seiner Menschenwürde und den
Respekt vor seinem unveräußerlichen Lebensrecht gebieten
 Gewissen als Dispensorgan, Befreiung von der Pflicht, für die Folgen
einzustehen

Zur Notwendigkeit der Gewissensbildung


„Ohne verbindliche Orientierung an ethische Prinzipien verkommt das
Gewissen zu einer pathetischen Bekundung subjektiver Willkür“ (sd. setzt
Bindung an ethische Prinzipien voraus)
 Gewissen nicht urwüchsige Naturpotenz, sondern störungsanfällige und
verletzliche Wirklichkeit
 jeder ist nicht nur vor seinem Gewissen, sondern auch für sein Gewissen
verantwortlich
Historische Konzeptionen
Das Gewissen als Stimme Gottes (Augustinus)
1. Sehnsucht nach Wahrheitserkenntnis erst in der Begegnung mit Gott
befriedigt
 Gewissen als innere Stimme
 Gewissen im Spannungsfeld von Selbst- und Glaubenserkenntnis (
Vat II)
2. Gewissen als moralische Instanz (Ansätze)
warnend und mahnende Instanz der Handlungsanleitung
 Liebe als Erfüllung des Gesetzes
Inhaltlich: Goldene Regel und 10 Gebote, Scheideweg zwischen Gott
und Böse

Das Gewissen als sittliches Urteilsvermögen (Thomas von Aquin)


Gewissen als „natürliche Anlage“, angeborenes sittliches Urteilsvermögen
Gewissen als eigenständiger Vollzug der praktischen Vernunft und letzte
Verbindlichkeitsinstanz
Funktionen: Anspornen und Abhalten, Voraussetzung: Wissen: conscientia

Das Gewissen in systematischer Perspektive


Gewissen, sittliche Wahrheit und moralische Norm
 schöpferisches Gewissen als Übersetzer der allgemeinen Norm in die
konkrete Handlungssituation
 Gefahr der schiefen Ebene
 Norm als Abstraktion  Allgemeingültigkeit in vielen Fällen 
Rahmenfunktion
 Gewissen als positive Füllung dieses Rahmens

Geltung und Funktion des Gewissens


 sicher auch: Überprüfung der Billigkeit der Normen
 aber nicht nur Suche nach ausnahmebedingten Erleichterungen
 sondern auch: individuelle Verpflichtungsinstanz zur fortschreitenden
Entdeckung der Handlungsmöglichkeiten  Primärfunktion
 schöpferisches Gewissen im hic et nunc, nicht nur Bilanz des
Vergangenen

Gewissen in der Theologie und in den Humanwissenschaften


 urspr. Gegensatz: theol: Gewissen als feststehende, mit Menschsein
gegebene Instanz, schon gleich voll entwickelt, NW: genetische
Erklärung mit individuellen und sozialen Entwicklungsbedingungen
 Dialog nur möglich, wenn trad. Deutungsmuster für den
Prozesscharakter offen
 dem Mensch nur Ausrichtung zum Guten angeboren (auch nach TvA
tabula rasa)
 Theorie der Internalisierung äußerer Autorität berührt Deutung des
Gewissens als Stimme Gottes nicht.
 Aufgabe der Theologie: Ganzheitlichkeit der Gewissenstheorien
überprüfen, nicht immanente Theoriekritik

Gewissen, Liebesgebot und Evangelium


nicht wörtlich syneidesis, aber inhaltlich oft in den Evangelien:
 Gleichnis vom Barmherzigen Samariter (Lk 10, 25-37): situative
Erkenntnis des Nächsten durch das Gewissen
 Seligpreisungen: für den Anspruch Jesu hellhörig machen  offene
Grenzen, auf die es zuzugehen gilt, nicht Normen wie der Dekalog
 Seligpreisungen als verbindliche Orientierungslinien für das Gewissen
 Einladung zur Nachfolge und zur Lebensgemeinschaft mit Jesus

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