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Occasional Papers
Nr. 17
Ingeborg Baldauf
Die Knabenliebe in Mittelasien:
BaSaboziik
CIP-Kurztltelaulnahme der Deutschen
Bibliothek
Baldauf, Ingeborg:
Die Knabenliebe In Mittelasien:
Baäabozlik / Ingeborg Baldauf.
(FreieUnlv. Berlin,
Forschungsgebietsschwerpunkt EthnlzItSt u.
Gesellschaft). — Berlin: Verl. Das Arab. Buch,
1938 (Ethnizität und Gesellschaft/
Occasional Papers; Nr. 17)
ISBN 3-923446-29-2
NE: Ethnizität und Geselischaft/Occaslonal
Papers
ISBN 3-923446-29-2
OCCASIONAL PAPERS
© by Ingeborg Baldauf
Alle Rechte Vorbehalten
Bestellungen:
Das Arabische Buch
Wundtstr. 13/15
D-1000 Berlin 19
Tel.: 0 30/ 3 22 85 23
Relativierung 31
j
Einstellungen der bada 32
Hinweisen? 67
Anhang
Das Entwerden eines Phänomens. Badabozlik in
Abbildungen ^13
Abstract 115
Ba Ca BOZLIK - KNABENLIEBE, VOLKSLIED UND LITERATUR
IN MITTELASIEN
lange als das Land der Knabenliebe. Die Päderastie sei aus dem
wachsene, dessen Hobby der Umgang mit Knaben ist, so wie der
auf der anderen Seite gibt eine zu. vage Vorstellung von dem
also nicht nur den Vorzug, ein autochthoner Terminus zu sein, das
Wort läßt darüber hinaus auch schon etwas vom Charakter von
6
des Spiels, erhalten. [
spie:
der
Hier wird also das Knabenspiel bei den Özbeken Afghanistans i
1977
im Vordergrund stehen. Das transoxanische Knabenspiel ist vom
bis i
afghano-özbekischen phänomenologisch nicht zu trennen; allerdings |
fors<
besteht ein wesentlicher Unterschied in der Zugänglichkeit der I Knab<
Informationen über baöabozlik dies- und jenseits des Amu Darja. I esse;
6
!
spiel getroffen werden, beziehen sich auf die Zeit bis kurz nach
der Aprilrevolution von 1978. ich hatte in den Jahren 1975 bis
mehr beschieden sein wird und vor allem die Gelegenheit zu un
lichen Lebens nun einmal hat. Ich begebe mich bei der Beschrei
7
eine solche Kenntnis unabdingbar für ein Verständnis
* dessen
' \- ziemlic
warum bestimmte Lieder wann und von wem gesungen werden. Auf der
also j
Ebene der Wechselbeziehungen zwischen Knabenspiel und Lied knüpft
gebiet,
sich also das Interesse des Folkloristen an baöabozlik. ;
Recht
Das Interesse des Literaturwissenschaftlers am Knabenspiel |
Glücks:
ist ein eher indirektes, sekundäres. Die Özbekische Literatur, r
zugetai
angefangen von den frühen Produkten $adidistischen literarischen |
Na<
und publizistischen Schaffens bis hin zur publizistischen Satire {
Nordwei
_ f
der späten zwanziger Jahre, hat das Thema baöabozlik wiederholt ^
Verwal
aufgegriffen und verarbeitet. Allerdings unterscheidet sich der der mä
literarische Zugriff auf das Phänomen vom folklorischen ganz in da
grundlegend: Während nämlich das Volkslied mit dem Knabenspiel ’ als Kn
lebt, steht die Individualliteratur stets dagegen. Somit sind die später
özbekischen literarischen Zeugnisse, die im Anhang vorgestellt
v
werden, nicht geeignet, uns Erkenntnisgewinn hinsichtlich des De
öffentliche Meinung (oder das, was diese Meinung hätte sein Bezüge
fremd«
Das Knabenspiel der özbeken steht in Afghanistan nicht
möglic
alleine da. Vielmehr ist baÖabozi auch bei den anderen Bevölke- |
sie m:
rungsgruppen wohlbekannt, wenngleich es nicht überall in der j» Abschi
gleichen Intensität
.
betrieben wird. Die verschiedenen Gruppen
|
wiede:
schieben den Ruf des "baöaboz" schlechthin zwischen einander hin jt von
und her, z.B. in Spitznamen (2) für die Bevölkerung einer be- i. Stell
stimmten Region. Allerdings waren sich die Afghanen insgesamt weite
gewid
(2) So sollen die Bewohner von Loggar den Spitznamen baöaboz
tragen. (Pierre Centlivres: Noms, surnoms et termes kann,
d ’adresse dans le Nord Afghan. in: Studia Iranica 1.1972.1)
ziemlich einig darin, daß die ärgsten baöaboz in Mazori Sarif,
sie mir selbst vor Augen getreten sind* - Danach werden in drei
wiedergegeben, d.h, ich werde weitergeben, was ich aus dem Munde
9
heute ins Knabenspiel Involvierten nicht (oder nicht mehr) bewußt
10
b a Ca b o z l i k
DAS AFGHANO-ÖZBEKISCHE KNABENSPIEL
diese Hilfsübersetzung, die nur auf eine Funktion des baia Bezug
Die erste davon ist das richtige Alter. BaCa kann man nur
während der Zeit der körperlichen Pubertät sein, was etwa dem
u.ä." und "Klimax der Jahreszeit") gilt die Zeit von 12 bis 16
11
haben und ein angenehmer, vorzeigbarer Gesellschafter sein.
Mög
Wie steigt nun ein Knabe, der beide Voraussetzungen erfüllt, j Mil
ins baöaboz-Milieu ein? ■ aus
Ein eher selten beschrittener Weg ist der folgende: Der ! der
Knabe fällt auf einer milieufremden Veranstaltung, etwa auf einer j det
nehmes Wesen und durch seine Begabung für Tanz und Gesang einem | ist
baöaboz auf. Dieser verliebt sich in ihn und sucht ihn für seine zun
' .. i
Interessen zu gewinnen. Dieser Weg führt in jedem Falle über das .
Km
Einverständnis des Vaters des Knaben, ohne das die Aufnahme der 1
mir
baöa-Tätigkeit grundsätzlich nicht möglich ist. Gibt der Vater
de!
seine Zustimmung nicht - was aus prinzipiellen Gründen ebenso j
ke:
geschehen kann wie aus temporären, etwa weil der Knabe "noch zu i
ve]
jung” ist - , so kann der baöaboz den Knaben zwar umschwärmen j
' — v M * ' r so
und den Teil des Knabenspiels verwirklichen, der die Verfügbar- |
Kn,
keit des Knaben nicht voraussetzt (dazu näheres später); dieser j zui
Zustand ist für den verhinderten baöaboz allerdings kompromittie
Af<
rend und wird nur als Vorstufe zu einer eigentlichen Beziehung I
le
akzeptiert. Wünschenswert ist er höchstens, wenn seine zeitliche f
He
Begrenztheit klar absehbar ist. ;
di
Der Vater also entscheidet darüber, ob sein Sohn überhaupt * Gl
baöa werden soll, bzw. ob die Zeit dafür schon gekommen Ist. Ja ni
mehr noch: Ein weit häufiger beschrittener Weg ist der, daB es le
der Vater selbst ist, der den Sohn von sich aus ins Milieu einr_ [ _ an
bringt, ohne daß erst ein AnstoB von dritter Seite gekommen wäre. ei
Dazu kommt es oftmals dadurch, daß der Vater ohnedies im W€
12
Möglichkeiten nicht ungenützt lassen will, die sich dem Knaben im
Milieu auftun. Der Vater übt also die Funktion eines Zuhälters
ist, ein und überläßt dem Sohn allenfalls einen gewissen Betrag
zum sofortigen Verbrauch.
mindest auf Seiten des Vaters. Nun gibt es aber einen dritten Weg
13
Gutdünken ausgebeutet werden können. Es soll Zuhälter geben, die
tion nur wenig zu erfahren ist. Der Sektor soll, wie allgemein
Sohn für würdig befunden hat, der Überwachung eben dieses baÖa-
boz, ohne daß dabei der Kontakt zum Vater unterbrochen würde.
scharen. Sie stellen erst einmal auf einigen mailis, die zum Teil
Kleid (küilai) mit abgesetzter Mitte und langen Ärmeln und auf
15
dem Kopf ein besticktes Käppchen (toggi). Dazu kommen die typi-
i
sehen baCa-Attribute, nämlich ein breiter, die Taille betonender'
die baöa mit Geldzuwendungen rechnen: Während der Knabe (bzw. auf
ba&aboz den Knaben nunmehr als "seinen" baöa, besser gesagt als
seitige Anrede zwischen Verehrer und Knabe lautet uka und aka,
17
sich vom baftaboz aushalten, so gut es dessen Mittel erlauben. Der
Verehrer kommt für Essen und Kleidung sowie für diverse Hobbys
seines uka auf; ein Quartier stellt er ihm in aller Regel nicht,
sondern der Knabe wohnt weiterhin bei seiner eigenen Familie.
Durch Zerwürfnis unter den beiden Partnern, durch Untreue
aka und uka. Es soll Freundschaften geben, die über die ganze !
schaft aber schon früher zu Bruch, so ist der Knabe wieder frei
für den "Markt", d.h. für die gesellige, fürs erste unverbind
Sobald allerdings ein bafia aus Gründen des Alters und der ^
anstrengend, als daß sie daneben Zeit und Kraft für eine Lehre
gehabt hätten. Außerdem ist für baöa, deren Geschäfte gut laufen,
I
die Notwendigkeit, einen Beruf mit Zukunft zu erlernen, nicht so
unmittelbar einzusehen.
i
Am wenigsten Schwierigkeiten mit dem Umstieg ins "normale"
der Seite des Vaters zu arbeiten beginnen und mit etwa einem
Jahrzehnt Verspätung gegenüber ihren Alterskollegen die Berufs
erfahrung doch noch sammeln, die für ihre Zukunft notig sein
wird.
lingt der Umstieg eher leicht. Sie haben vielfach doch einige
in der Wahl des aka wählerisch und anspruchsvoll sein können und
19
1
s.u.) immer wieder eingebracht wird, nämlich, daß ein Vater mit i
geben würde, muß man äußerst reserviert zur Kenntnis nehmen: Eine ! G
n
(4) Daß baÖa auch aus den höchsten gesellschaftlichen Rängen
nicht ausgeschlossen bleiben müssen, kann man am Beispiel ( e
des ostturkestanischen Self-made-Regenten Jaqub Beg sehen
(Albert von Le Coq: Von Land und Leuten in Ost-Turkestan. Y
Leipzig 1928. p.8). —
3
20
ergäbe sich das Bild einer "baöa-Gesamtgesellschaft" (mit nur
hadaboz sowieso unter sich ist und folglich die Tochter auch
einem bafta geben kann - und auch diese Vorstellung ist weit von
gallir kennt man nur in Majmana und äibirjon und in den Gebirgs-
z*it finanzieren.)
Illegale heterosexuelle Beziehungen aufzunehmen ist schwierig
21
- es gibt kaum weibliche Prostitution - und wegen der strengen
Sanktionen gefährlich.
einem Zirkel von baöaboz anschließt! Eine Braut ist sehr teuer;
das Knabenspiel dagegen kann man, zumindest für den Anfang, auch
halten werden. Hat der junge Mann aber erst einmal angefangen,
sich mit baöa abzugeben, geht ein kleines laufendes Einkommen für
der junge Mann kann kein Geld mehr für den Ankauf einer Braut
petuisiert.
elle Komponente.
ner, ja, diese stellen sogar die größere Gruppe von baöaboz. Und
mehr noch: Unter den baöaboz sind nicht wenige, die der Klasse
bloß eine, sondern zwei oder drei Frauen haben. Für sie können
22
haflaboz. Damit eröffnet sich ein zweiter wichtiger Aspekt des
Umgang mit Knaben einen Ersatz für personale Bindungen, die ihm
ihn die Mutter und versucht, mit ihm gut zu stehen und auf ihn
können. Die Tochter dagegen wird das Haus früh verlassen. Sie
23
sein niedliches Töchterlein im Kreise von Freunden und Gästen .
stolz sein kann. Später verschwindet die Tochter fast ganz aus
dem Gesichtskreis des Vaters und wird erst wieder bei Eintritt
der Tochter getätigt hat, sollen sich durch einen hohen Braut
sogar noch jungen, Mann verkauft. In ihrer neuen Familie hat sie
Braut sei körperlich noch nicht reif genug. . Dies trifft ln der
Tat oft zu, und häufig sind die Fälle von schwerer Körperverlet
weniger auf das Wohl der Schwiegertochter als auf deren Wehe
wird, desto später wird ihr Ansehen bei ihrem Gatten steigen und
24
ihre Stellung in der familiären Hierarchie verbessert und dadurch
mutter, die jetzt einen Teil ihrer eigenen Belastungen auf die
oder gar auch schon eine Zweitfrau hat, so ist ihre Stellung
Einflußnahme auf den Mann und damit die Macht in der Familie. Die
kann sogar so weit gehen, daß ein Kind, welches die letztgeheira
tete Ehefrau zur Welt bringt, von den Rivalinnen ermordet wird.
moralischer Druck dafür, daß nicht eine von ihnen durch eine enge
was dazu führt, daß sich der Gatte, um sein Gesicht nicht zu
familiäre Idylle auf kommen, in der der Mann auch psychisch be
friedigt leben könnte. So liegt denn auch die Flucht in den Kreis
20
nahe. (5) Ob die psychischen Defizienzen des verheirateten Mannes
Von selber drängt sich die Frage nach der Bedeutung einer gegebe
wird als ganz grober Verstoß gewertet und unterliegt den gleichen
treffen bzw. treffen können, und ich habe nicht versucht, dies
26
Knabenspiel ist nämlich durchaus nicht bloß Substitut für sexu
provoziert. Vielmehr hat das Spiel mit den Knaben auch einen
fests bei den Özbeken. Anders herum, kann kein großes Ver
höchstens noch durch fromme Stiftungen, etwa durch den Bau einer
zu gewinnen.
27
den für den Einstieg eines Hannes ins Milieu sind auch die Ziele
der baöaboz-Tätigkeit verschieden. Unverheiratete junge Männer,
Transaktion mit dem bada geradezu eine conditio sine gua non dar
stellt.
dem finanziellen Ruin des baiaboz und letztlich doch der Auf
kündigung des Verhältnisses durch den baCa endet. Der Hergang sei
28
bleibt auch für potentielle Rivalen nicht
unattraktiv. So in
vestiert der bafiaboz, um Mitbewerber auszustechen, schon einiges
stets mehr oder weniger deutlich mit der Drohung, er werde ihn
ba&aboz muß also, falls er sich wirklich nicht von seinem Lieb
ruinierten baöaboz nur noch wenige Auswege. Der eine führt direkt
bereits erschöpft sind - sie nehmen die Söhne der Schuldner zum
Pfand, welche Konsequenzen dies für die Knaben nach sich zieht.
29
ist bereits früher diskutiert worden.
gesellige Runden und lädt dazu baöaboz ein, die gerade nicht fest
fördern, 'daß der Knabe den Rivalen gewisse Avancen macht. Wie
ba&aboz.
30
Ba Ca BOZLIK UND VOLKSLIED: EINSTELLUNGEN UND IHRE RELATIVIERUNG
wiesen. Sehr wohl geeignet aber sind die Liedtexte als Träger von
senes von heute. Somit spiegeln die Lieder das Phänomen zwar
stischer Art, die das Lied nun einmal stellt, wird die Spontanei
31
gen. Dennoch läßt sich aus dem Lied entnehmen, an welchen Wert
maßstäben das Phänomen gebrochen wird bzw. zu seiner Entstehungs
Zuerst sollen die Knaben zu Wort kommen. Was .halten sie von
ihrer Tätigkeit, wie sehen sie die badaboz. wie sehen sie sich
selbst? Und dazu ist zu fragen: Welche Lieder singen sie, aus
zwanzig bafca gehabt. Die meisten von ihnen waren zwischen elf und
vierzehn Jahren alt; der jüngste war noch gar nicht eigentlich
älteste war gerade daran, seine Tätigkeit als baöa gegen ^ den
jungen baöa sehr offen über ihre Tätigkeit reden und sich zu
lich bereits in höherem Maße unter dem Eindruck eines (einer Frau
Auf direkte Fragen hin gibt die Mehrzahl der Knaben vor, die
32
Betätigung als Tanzknabe als etwas ganz "Normales" einzuschätzen
ba&a an der Sache gelte allein dem finanziellen ' Aspekt der
Prestige innerhalb des Milieus erwirbt der aka auch die Achtung
allgemeinen sind die baCa vorgeblich zufrieden mit dem aka. den
der aka erbittet, erteilt ihm der baÖa unwillig oder zumindest
emotionslos, sie sind eben Teil des Geschäfts. Von einem bacaboz
Person des aka, sondern weil man dadurch dem Spott der eigenen
sich bringt.
Die Einstellung der bafta zu sich selbst kann man als unge
Abgesehen davon, daß man sie unter Wert bezahle, seien sie mit
33
interessantes Verhaltensmuster feststellen können, das die baöa
zeitig fremde und doch nicht unangenehme Phase des Lebens, die
Wie passen nun die Lieder der baöa in diese zwar etwas farb
lose und ein wenig durch Unzufriedenheit mit der Löhnung ge
lingslieder der ba&a. sobald sie unter sich sind, sind eine
homosexuellem Imponiergehabe.
Wort zu der Liedform, der die Lieder der Knaben angehören. Die
Gattung wird als gQSiq bezeichnet; die gügig-Strophe ist
vierzeilig» jede Zeile ist sieben Silben lang, die Zeilen reimen
1: majda§onga garajla
togaraöa küti bo
waqwaqlatib sikaman
35
Auch ohne sich Kompetenz zu einer psychologischen Analyse der
kann man sich des Eindrucks schwerlich erwehren, mit Hilfe dieser
werden, man sei ein Mädchen, nur weil man als solches verkleidet
boz, die man aus den Einlassungen der bada entnehmen sollte,
erweist sich durch das Lied als eine vorgebliche (Beispiel 3).
Mehr noch, das singende Ich erzeigt sich als über-maskulin und
gesungen werden.
Im Beisein der badaboz, also auf Parties mit Tanz und Gesang,
äußern: die Klage und Beschwerde über die Knausrigkeit des bafia-
Worte gefaßt.
36
"Wenn du ein Küßchen haben willst,
wirf (erst) einen Anzug her (auf die Tanzfläche)!"
7. sana ajtaj aka§on
baÖabozlik qiladi
Ziel: baÖaboz, die sich betroffen fühlen müssen, werden vor ihrer
eigenen Gruppe blamiert und werden dem vom baöa im Lied angespro
chenen Mißstand tunlichst noch vor den Augen der Gruppe abhelfen.
werden, damit nicht der Eindruck entsteht, die bafta könnten sich
nur in Zoten Luft machen. Zu fast jeder der ganz groben Strophen
majda$onga qarajla
togaraöa buti bo
37
Der aggressionslösende Effekt dieser Parallelstrophen ist im
Tätigkeit als baöaboz viel reservierter als die Knaben. Ich habe
können. Mit einigen von ihnen war ich so gut bekannt, daß die
dern daß das Geäußerte bereits an vom baöaboz nicht selbst Be
38
boz schätzen das Spiel als durchaus ehrenhaft und keinesfalls
Sachwerten, durch den aka der Besuch der Schule oder aber eine
geäußert.
befragt, geben die baöaboz vor, das Spiel als eine Form der
das Knabenspiel den Vorzug, daß man sich mittels eines liebens
werten uka im Kreis der Freunde mehr Ansehen erwerben könne als
etwa durch den Besitz einer guten Rennwachtel oder eines edlen
spiel, die vom uka abhängen, wird unten noch zu handeln sein.
39
Integrität wie die der anderen baCaboz. Allerdings birgt das
Spiel stets die Gefahr, daß der baCaboz sich lächerlich macht,
und zwar vor der eigenen Gruppe. Läßt er sich von einem baCa
Der Versuch, das Spiel auf das Niveau von Wachtelwette und Buz-
40
jcashi zu transferieren und insbesondere die sexuelle Komponente
wegzuleugnen, wirkt jedenfalls wie eine versuchte Vorwegnahme
möglicher Anschuldigungen durch Außenstehende.
Weit lieber als über "die bafiaboz" oder gar sich selbst
äußern sich die Knabenfreunde über die Knaben.
Aus den Äußerungen der baöaboz gewinnt man den Eindruck, die
baÖa müßten das Knabenspiel genauso schätzen wie sie, die baöa-
boz, selber. Ruft man sich ins Gedächtnis, wie unzufrieden die
baÖa mit dem finanziellen Teil der Transaktion sich äußern und
wissen. Doch auf den zweiten Blick erweist sich die Einschätzung
der nunmehrigen ba&aboz doch als nicht so haltlos. Aus der Retro
Rolle: Der aka ist es schließlich, der seinem uka diesen Über
gang ermöglicht, und daher mag er durchaus der Meinung sein, der
41
Knabe müßte mit ihm selbst und dem Spiel insgesamt eigentlich
zufrieden sein.
Unmittelbarer interessant als die Vorstellungen bezüglich der
Einstellungen der ba£a. denen die baCaboz anhangen, sind für uns
sind. Auf der anderen Seite kennen sie sie als durchtrieben,
die kleinen Becken toi zan) spielt. Die baCaboz selbst schalten
sich nur in den Gesang ein, wenn die Emotionen besonders hoch
die in die Form des qttSiq gefaßt sind, also einfache Vierzeiler
42
liert, jedenfalls steht fest, daß sie situationsadäquat bzw. auf
43
'Küßchen sind mir ganz egal#
wenn ich (dafür) in (deinen) Armen liege!
jettiij mi murodiija *
Die Texte sind schlicht und unverblümt; die Worte, die ge
negativen Aspekte des Knabenspiels stets auf dem Boden der von
die bafia vor den Augen der baCaboz tanzen. Dem ungebrochenen
wie dem Tanz eine konstitutive, aber doch eine recht bedeutende
sungen wird, ab. Die Texte der Lieder, die im Laufe eines langen
45
Abends zum Vortrag kommen, müssen durchaus nicht immer au£ die
Situation bezogen sein; während des stundenlangen Gesanges werden
vielmehr zu einem großen Teil irgendwelche beliebigen Lieder
abgesungen, die der Sänger eben gerade im Repertoire hat. -
Gerade diese Unverbindlichkeit des Gesanges aber ist es, die den
baöaboz und den bada ein ihren Zwecken äußerst dienliches Instru
ment an die Hand gibt, und um dieses zu beschreiben, sei hier ein
kurzer Exkurs eingebracht, der nicht direkt mit den Einstellungen
der badaboz zu tun hat, der aber deutlich eine Funktion aufzeigt,
die das qü§iq und der qüäiq-Gesanq im Rahmen des Knabenspiels zu
erfüllen haben.
Ein badaboz möchte mit einem bestimmten Knaben Kontakt auf
nehmen. So schaltet er sich in den Gesang, ein und gibt eine
Strophe zum besten, die seine Absicht andeutet. Dabei kommt ihm
die potentielle Unverbindlichkeit des Singens sehr zupaß: Es
liegt nämlich jetzt am baöa, ob er die Botschaft aufnehmen will
oder nicht. Er kann eine bejahende, ermunternde Antwort geben,
sei es (was der seltenere Fall ist) in Form einer Liedstrophe,
oder sei es auch nur mittels Körperspräche - er kann das Lied
und damit den badaboz und seinen Antrag aber auch ignorieren,
indem er vorgibt, den Text nicht als Botschaft, sondern als eine
beliebige, gedankenlos-unverbindlich hingesungene Strophe gehört
bzw. überhört zu haben. Damit bleibt dem verhinderten badaboz die
kompromittierende Abfuhr erspart, und man kann weitermachen, als
sei nichts vorgefallen. Für den Fall der Zustimmung des bada
bietet der qüäiq-Wechselgesang im weiteren die Möglichkeit, sich
schon einmal grundsätzlich über die Modalitäten der Aufnahme
arzimdi ajtolmadim
47
An dieser Strophenfolge kann man recht gut den Übergang vom
Nach dem vorsichtigen Herantasten (19 und 20) folgt die Versiche
rung, ob man auch richtig verstanden hat (21 und 2 2 ) und schließ
Sobald ein baöa oder ein badaboz eine gewisse Zeit im Milieu
bedienen kann.
erweist sich aber erst als ein Teil dessen, was von baöaboz
die Knabenfreunde nämlich noch eine zweite Seite, eine Seite, die
scheint.
Auf die Fragen nach dem Knabenspiel und den Knaben, konkret
auf die Frage nach den Gründen für die eigene Beteiligung am
Spiel habe ich mich zum Teil mit Antworten konfrontiert gefunden,
zukommen sein.
Das eben gebrachte Beispiel steht für viele ähnliche Stel
lassen, die wohl nicht die derjenigen sind, die sie Vorbringen,
über eine Tradition nimmt, für die Literarisierung und, wie wir
49
wählt, kommt offenbar nur auf die jeweilige Situation an.
messen sind. Ich vermeide bewußt hier eine Formulierung wie "...
zweiten Gruppe.
Schon formal ist diese Art von Liedern deutlich von der zuvor
deutlich werden, wenn hier die Beispiele aus den gleichen Themen
Was macht den ba&a für seinen Verehrer attraktiv, was liebt
50
wie Moschus und Ambra.
■ Au^.®ef ner ^in^en Wange hat er das Mal eines Insekten
stichs, auf der rechten einen Schönheitspunkt."
Was erwartet der Verehrer vom baSa - bzw. besser: Was hat der
"Ich kenne dich wohl: dein Sinn ist mir nicht geneigt.
Und wenn ich mich hinsetzte und blutige Tränen weinte -
durch dich werden (meine) Wünsche nicht erfüllt!"
Was setzt der baöaboz ein, um der Liebe des baöa gewürdigt zu
werden?
51
in der zweiten Nacht des Fests werde ich an deinem Busen
ein Pärchen Kerzen entzünden..."
"Wenn ich gewußt hätte, daß du gehst, hätte ich dich etwa
nicht gehen lassen und fortgeleitet?!
Hätte ich etwa nicht (um deinetwillen) das Geländer an
der Holzbrücke repariert?!
Wie sollte ich denn eine Kette vor dem Geländer an der
Holzbrücke sein?
Wie könnte ich bloß deine Rose brechen, deren Tag noch
nicht gekommen ist?!"
der Stil der Lieder der Gattung mullosozi sich von dem der früher
. die baöa beschrieben werden, sind als Topoi der "hohen" Lyrik
52
kehren in einer größeren Anzahl von Strophen wieder), waren für
die schlicht-realistischen Tanzlieder unwesentlich gewesen. Vor
dem Auge des Zuhörers beim mullosozi-Gesang entsteht nun ein
völlig anderes, überhöhtes Bild des Knaben: Er ist der Inbegriff
der Schönheit, ein begehrenswertes, wenn auch fernes, Wesen -
aber bestimmt nicht eines von den kleinen geldgierigen Biestern
mit den falschen Locken und dem frivolen Augenzwinkern.
ist im mullosozi kein Thema. Ließ der Verehrer im qüSiq für den
Man kann sie unter dem Begriff "Liebesleid und Liebestod" zu
jetzt zu zeigenden noch die glosende Röte von venösem Blut dazu.
<*) Um”hier nicht ein allzu einseitiges Bild von der Gattung
mullosozi entstehen zu lassen, sei angemerkt, da®. es
durchaus auch Strophen realistischeren Inhalts gibt; diese
sind allerdings unverhältnismäßig seltener als die hier
vorgestellte Art und handeln i.a. von anderen Themen.
63
34: tunna büjlij dilbarimja kim beribdi xom §arob
54
nicht aufgesagt, sondern gesungen werden). Die Situation dieses
Gesanges unterscheidet sich deutlich von der des qüSiq-Sinqens:
Das qü§iq untermalt den Tanz der Knaben; das mullosozi dagegen
füllt die Pausen, in denen die Knaben von der Tanzfläche ver
schwunden sind, bzw. wird mullosozi immer zu Anfang einer Party
gesungen, solange die Knaben noch gar nicht anwesend sind,
ihres Berufs, gerade diesen Liedern einen hohen Genuß ab, wenn
man sich ihre Reaktionen beim Anhören der Lieder vor Augen hält:
sind die baba zur Zeit des mullosozi-Vortraqs ja gar nicht an
Zeit des Rückzugs der baöaboz auf sich selbst, sei es in Er
worden, daß es einen Teil des Knabenspiels gibt, für den die
Verfügbarkeit des Knaben gar nicht Bedingung ist; damit war die
bafia durch den Gesang ersetzt werden muß und auch tatsächlich
Dieser Fall tritt auch gar nicht selten ein. Bei fast allen
nicht jeder ba&aboz einen Knaben für sich finden - ganz abge
ein nicht geringer Anteil der Knabenfreunde sich mit dem "nicht-
etwa finanzielle, Gründe haben; für viele bafiaboz aber ist offen-
sichtlich gerade dieser Teil das, was sie mit ihrem "Knabenspiel"
im Grunde erstreben«
Wie also sollten die Wünsche des baÖaboz. soweit sie auf eine
über die durch die Verschiedenheit der Konzepte von Knaben und
gewiß bleiben.
Zum Füllen dieser Lücke nun scheint das mullosozi wie kein
57
baÖaboz von einer Art von Knaben hören, die er in der Realität
nie sehen wird? in ihm kann er in einer Weise nach dem Liebling
schmachten, die alle Realität übertrifft; in ihm kann er schließ
lich sogar die letzte Konsequenz seiner Liebe erfahren, den süßen
Tod von der Hand des grausamen Liebchens. So banal die Realität
darin liegt wohl der Grund für die Unverzichtbarkeit des mullo-
sozi im Knabenspiel.
Allerdings wäre es m.E. ungenügend, die Beziehung zwischen
Spiel und Lied als eine eingleisig-kausale der Art "durch die
Unzulänglichkeit des Spiels entsteht das Lied als Ausweichlösung"
ches der beiden Elemente, Spiel oder Lied, nun Ursache und
welches die Folge daraus ist. Wahrscheinlich besteht zwischen den
beiden eine Wechselbeziehung, und diese ist wohl gerade auf einer
Flucht in das Lied dieses auf ein Niveau der Überhöhung treibt,
wirkt der Text, den die Tradition pdrpetuisiert und der vom
lullt, zum anderen aber in ihnen Emotionen auslöst, die durch die
also der der Frauen, die vom Phänomen indirekt betroffen werden,
und der von milieufremden Personen, die sich vom Phänomen dennoch
betroffen fühlen.
schließen müßte. Frauen sprechen z.B. auch nicht über die Be
schneidung ihrer Söhne - und diese wird ganz gewiß nicht nega
ablehnend.
Es fällt auf, daß die Frauen, ebenso wie die baöaboz, bemüht
wird nicht gesprochen. Mir gegenüber hat nie eine Frau zugegeben,
daß ein Knabe aus ihrer Familie als baöa tätig sei - was umso
mehr auffällt, als die Frauen andererseits einen baöa aus der
59
ebenso verschwiegen wie eine mögliche sexuelle Komponente des
Spiels.
Fast zwangsläufig drängt sich die Frage auf, ob Frauen einen
bafia nicht als Rivalen empfinden. Sie tun das sehr wohl; aller
dings spielt der bafia als Rivale nicht annähernd eine so wichtige
Rolle wie die Mit-Gattin (kundoä). Er ficht die Stellung einer
Frau ja auch nicht ähnlich unmittelbar und gefährlich an wie eine
Zweitfrau: Von ihm hat der Gatte keine Söhne zu erwarten; er
wird früher oder später ganz verschwinden oder jedenfalls durch
einen anderen ersetzt werden; vor allem aber ist er der Frau
nicht täglich und stündlich vor Augen und erinnert sie an ihre
Demütigung. Als Rivale im emotionalen Bereich kommt der baöa nur
sehr begrenzt überhaupt in Frage: Gerade in diesem Bereich
besteht zwischen vielen Eheleuten ja kaum eine Bindung. Darüber
hinaus sehen die Frauen die angebliche zärtliche Verbundenheit
zwischen aka und uka recht realistisch - sie zweifeln an der
Existenz einer solchen und äußern sich spöttisch über die baöa-
bpz, die sich wegen eines baöa zum Narren machen.
dem sich Frauen deutlich äußern, ist der finanzielle. Sie be
klagen, daß es letztlich Geld ist, das sie, die Frauen, verdient
haben, welches der baöaboz für sein Hobby durchbringt.
steht (und das sind immerhin an die tausend Lieder), finden sich
39: (...)
Hie äußern sich nun Personen, die vorgeben, mit dem Knaben
fällt auf, wie wenig sie i.a. über das Phänomen, vor allem über
Mir gegenüber haben sich fast nur Lehrer und Studenten, dazu
61
noch schroffe Ablehnung, ja oft sogar das Nicht-wahrhaben-Wollen,
Die baöa würden durch den Umgang mit den baöaboz charakterlich
62
(8 ) als Vorurteile erkannt sind, die vor dem Entstehungshinter-*
nämlich davon aus, daß ich als Europäer das Phänomen verurteile,
schen Sinne waltet dort seit dem letzten Viertel des vorigen
Jahrhunderts und ist für das Knabenspiel nicht ohne die zu erwar
tion von 1978 das aufklärerische Ideal auch bei den afghanischen
Özbeken das Knabenspiel zum Weichen bringt; leider fehlt mir dazu
63
ren unter Strafandrohung; der Kampf gegen baöabozlik gehört in
nicht nur von den "kleinen Leuten" oder etwa den besitzenden
in gleicher Weise auch von Beamten des Staates selbst (ich habe
entsprechend halbherzig fiel die Ahndung aus. Wenn man den Ein
lassungen von ba&aboz folgen will, auf die ich mich hier vorwie
niert, sondern nur die Straftaten, die mit dem Milieu in Zu
verletzung bis zu Mord. Der wohl berühmteste Fall aus "dem Milieu
Jahren einem Fememord zum Opfer gefallen war und den man
eingebunden. (9)
(9) Wie in'Solchen Fällen nicht unüblich, nahm sich das Volks
lied dieses Mordes an und spann eine schaurig-schöne Mori
tat darüber.
64
Ein Beispiel dafür mag jener Sänger namens Hajdar sein, der wegen
war. •
und die Machtmittel nicht in der Hand einer kleinen Gruppe von
(11) Der Gemeinplatz von mullo und qozi. also niedrigem islami
schem Geistlichen und Richter, als den baöaboz schlechthin
ist schon in der arabischen Literatur des 9. Jahrhunderts
geläufig (Mez, pp, cit. p. 213) und nimmt in der özbeki-
schen Literatur breiten Raum ein. Dazu mehr s. Anhang.
65
In diesem Zusammenhang sei eine bemerkenswerte Tatsache er
des Milieus nicht mehr bewußt machen. Wörter sind langlebiger als
Termini aus dem Knabenspiel hilfreich sein für den Versuch einer
1. Bezeichnungen für den Knaben, die von den Knaben selbst ver
endet werden:
ba£a(§on) "der (liebe) Knabe"
majda(§on) "der (liebe) Kleine"
Sirin(Cjon) "der (liebe) Süße"
67
werden:
a. aus Verwandtschaftsterminologie u.ä.
tuti "Papagei"
qumri "Ringeltaube"
lo£in "Falke"
toj "Fohlen"
ta j log "Fohlen? Kamelfüllen"
guno§in "(dreijähriges) Fohlen"
tulpor "(geflügeltes Zauber-)Pferd"
türgala "Scheck"
barra "Schäfchen"
c. sonstige Kleinkind-Kosewörter
o£no "Bekannter"
hamdevol "(Wohnungs)gefährte"
hamro(j i m ) "(mein) Gefährte"
arip "Kamerad"
rapig(^on) "(lieber) Freund"
düst "Freund, Vertrauter"
§üf t "Gespons"
66
\
dügona (12) Freundin
kopir "Ungläubiger"
kalmaguj "der die Worte des Glaubensbekenntnisses
spricht"
düst "Freund; Allah"
Kosewörter aus dem literarischen Wortschatz
jor "Liebchen"
dildor "Herzensbrecher"
dilbär "id."
nozanin "der sich ziert und bitten läßt"
gilvador "id." '
na^mador "der alle Arten (von Koketterie) be
herrscht"
pari(zot) "Fee(nwesen)"
gajjam ?
nigor "Götzenbild"
lajli(gon) "Lajla (, nach der ihr irr gewordener
Verehrer Magnun schmachtet)"
Schimpfwörter
nomart "Ehrloser"
onatar "Hurensohn"
kunti "männliche Hure" ■
sonstige
£ü£a "Süßer"
goraküz "Schwarzäugiger"
ogqina "von hellem Teint"
mufiki "von moschusfarbenem (dunklem) Teint"
nodon "Unwissender"
Sogirt "Lehrbub"
zolim "Grausamer"
zürovar "Gewalttätiger"
bejiraj "Herzloser"
beraj im "Gnadenloser"
gallot "Henker"
üpaj "(der, den) ich küssen will"
69
ajnalaj "(der, für den) ich mich aufopfern will"
ürgilaj "id."
akaja fol kür= "dem aka wahrsagen" (d.h. mit ihm Lieb
kosungen austauschen)
akaja nonini alol qil= "dem aka sein Brot erlauben" (14)
a. Anrede:
ba&aboz "Knabenspieler"
bebok "Furchtloser, Unverschämter"
mardaj, mardakaj "Kerl (pej.)"
dalla "Zuhälter"
davuz "id."
oäno "Bekannter"
Sinosa "id."
(13) teg= ist eigentlich das Wort für "heiraten", gesagt über
die Tätigkeit der Frau; "heiraten" als Tätigkeit eines Man
nes heißt ol». Für die Tätigkeit des baöa bei der Aufnahme
einer Beziehung mit einem baöaboz wird auch tegib ol= >
welches die beiden Termini kombiniert, verwendet.
(14) nonini alol qil= ist wohl ein Euphemismus für "(dem aka)
seinen Körper legal verfügbar machen"; man beachte die fri
vole Übernahme des islamischen Terminus halol "nach religi
ösem Recht zum Genuß erlaubt", der normalerweise den recht
mäßigen Ehepartnern als Attribut Vorbehalten ist.
70
rapi| "Freund"
hamdevol "Wahnungsgefährte"
b. Termini aus dem literarischen Wortschat2
jor "Liebster"
oSis "Liebender"
xüStor "Liebhaber"
giriftor "Hingerissener
c. aus dem religiösen Bereich
qalandar "Derwisch aus dem Orden der Qalandar"
devona "irrer Derwisch"
d. sonstige
xaridor "Käufer"
mehmon "Gast"
bofcbon "Gärtner"
gul "Sklave"
jetim "Diener"
(ulom "id."
nükar "id."
öüpon "Hirte"
deqon "(abhängiger) Bauer"
dur*a "Kameltreiber"
aka-uka "Brüderpaar"
oäno "Bekannte"
$üra "Paar"
qüStaqim "id."
napar "Person"
düSman "Feind"
rapitlit "Freundschaft"
zindon "Kerker"
ders drei gröBere Gruppen ins Auge: die Termini, die den bafia
als Quasi-Frau zeigen, die Gruppe der Termini aus dem religiösen
Der baia ist ja schon rein durch seine Aufmachung als pseudo
Attribute wie Schmück und Schminke werden mit den gleichen Aus-
72
drücken bezeichnet wie die entsprechenden der Mädchen. Die
die bei diesem gar nicht ausgeprägt sind, die aber, gesetzt er
Dazu kommt noch die Übertragung von Begriffen aus dem Ehe
größeren Bruder, des Knaben wird, wird seine Gattin zur Schwäge
rin des uka; ein geflügeltes ironisches Wort geht akasi nOkar
bülsa jenasl qoladi beva "Wenn sein Bruder zu seinem (d.h. des
Der baöa "heiratet" seinen aka. wie eine Frau das tut (teg=);
der baöa sich dem baöaboz wieder "qua religiösem Recht zum Genuß
ergeben: Als "Gatte und Gattin" sind die beiden füreinander zum
genau das Gegenteil des ersteren (wobei es egal ist, ob man uka
- das Wort trägt beide Bedeutungen, aber der Bruder ist von
73
einer Heirat mit dem alteren Bruder natürlich von vorne herein
ausgeschlossen); wird dann auch noch der dritte Aspekt ins Tref
fen geführt, nämlich daß die beiden de facto ja weder halol noch
mahram, sondern einfach nomahram sind, also nicht in einem
Verwandtschaftsgrad, der soziale Kontakte erlaubt oder eine Ehe
ist offensichtlich.
dem steht der baöa als düst, was im Wortgebrauch der Mystiker
gleichbedeutend mit Allah ist, und, wenn wir aus der mystischen
baöaboz zwar die Vergötterung des baöa sehr weit? von Vergöttli
74
Keinem Weise dem jetzigen Zustand; sie müssen daher als
aus einem
früheren Zustand oder einem anderen Bereich hereingeholt ver
standen werden.
seine Augen als Ballot küzi "Henkeraugen". Umso mehr ufert aber
Tod von der Hand seines Lieblings (qulizdan ülai - "ich möchte
qivlaia qaratib quj "stelle mich mit dem Blick nach Mekka auf!"
(16) und Feststellungen wie "ich kann nur mehr in die Gebets
Nur ein einziges Mal ist mir zu Ohren gekommen, daß die
baSaboz hatte in der Hitze des Tanzes ausgerufen qasob bülib sani
güjaman "ich werde dich schlachten wie ein Metzger"; dabei han-
<16> Tiere werden zur Schlachtung mit dem Blick nach Mekka aus
gerichtet.
76
delte es sich offensichtlich um einen lapsus linguae.
Verhältnis des baöa zum baöaboz ist das eines Kindes - aller
dings stets zum Bruder oder Onkel; die Vater-Rolle mißt man bzw.
lich "Der Vater geleitete seinen (eigenen) Neffen auf den Markt"
- wobei der "Neffe" eben der ilian = uka des baöaboz und nicht
des Vaters ist.)
Auch die Anzahl der Termini, die aus der Literatur wohlbe
kannt sind, ist beachtlich; dasselbe gilt für Kose- und Schimpf
wörter. Zum Teil wird auf diese Gruppen auch noch einzugehen
Modalitäten des Spiels, die Frage nach den Motiven der Beteilig
Frage nach den Funktionen des Spiels. Eine Frage ist wiederholt
jetzigen Stand des Wissens, allzu mager ist zu einigen der ver
allzu breit ist die Schicht von Vorurteilen und vorgeblich un
worden ist und die die Sicht auf wichtige Details oder, sofern es
hung zwischen einem erwachsenen Mann und einem Knaben, ist uns
ebenso vertraut ist wie aus dem der oben zitierten "aufgeklärten"
Bürger Afghanistans.
nur solche Aspekte aufgreifen, die mir aus meiner Kenntnis der
Eine Tatsache muß man indes stets vor Augen behalten, wenn
nen, nämlich auf der Tatsachenebene und auf der Reflexions- bzw.
70
sichtlich vergleichbarer Phänomene z.T. nicht über Informationen
der sekundären Ebene. Wenn, wie das in bezug auf die griechische
ist, ist m.E. geraten, sich für den Vergleich auf diese Ergebnis
sachen unternommen worden sind, und dies ist der Fall etwa im
Bereich der islamischen Mystik, kann auch der Vergleich nur einer
Mazori §arif mit seinem Vorort Balx als Zentrum des Knaben
sehen zu wollen.
79
Spätform eines Initiationsvorganges verstehen. In der genetisch ur
deutlich zum Ausdruck: Der Knabe wird von einem (für die Familie g«
eingeführt und nach dieser Zeit, mit u.a. einer Rüstung und einem s,
die genetisch jünger ist und bereits den Übergang von der
einer langen Prüfzeit kann der Knabe den Verehrer akzeptieren und
(18) Patzer bes. 103ss.; die Auffassung der beiden Varianten als
nebeneinander bis zu einem verschiedenen Entwicklungsstand
gekommen seiend ist einer von P.s originellen Beiträgen.
80
unterworfen ist. Während der Erastes zum Knaben "Liebe” in
dreierlei Gestalt empfindet (19), nämlich als eros (Faszination),
epithymia (sexuelle Neigung) und philia (Gefühl enger Zusammen
gehörigkeit, wie es auch unter Verwandten üblich ist), ist dem
Knaben nur die Erwiderung der philia gestattet, ja sogar von ihm
Erastes dafür sorgen, daß der Knabe sich zu höchstem Adel von
81
und Dichtung eine wichtige Rolle spielen (20); in der späteren jon
gende Rolle spielt und die Absichten des Verehrers nicht mehr auf ui
Wohl und Würde des Knaben, sondern auf Befriedigung eigener (vor Ol
allem auch sexueller) Wünsche gerichtet sind und auf der anderen k
"Verfallsform" ins Auge. Hier wie dort sind die Interessen beider I
82
Knabenliebe. Im krassen Gegensatz zu der Selbstverständlichkeit,
sache, die im übrigen Patzer (p.3) sogar noch für die ungleich
ohne Interesse.
gewiß nicht das Wohl des baöa als Motivation für irgendwelche
das Leben außerhalb des Knabenspiels ist nicht die eines zur
Werden. Und doch konnten wir feststellen, daß der Eintritt ins
83
baöa-Dasein, ja schon dessen Vorstufe, also das Auftreten eines 3 es
Verehrers, als ein bedeutender Schritt vorwärts im Leben empfun- tie
den wird. Es fehlen zwar die initiatorischen Akte, die den Über- sCh
gang in die neue Lebensphase erleichtern sollen, ein vages Be- Rol
wußtsein, daß ein Übergang stattfindet, ist aber vorhanden. -
Und vielleicht kann man auch die Verpflichtung des baöaboz, für nie
Schul- oder sonstige Bildung seines uka zu sorgen, als ein Sub- and
stitut für die Verpflichtung zur eigenen initiatorischen Tätig- set
handen sind, mangelt es nicht, man denke nur an die lange nei
Probezeit vor Eingehen des Verhältnisses, an das zumindest teil
problematisch. Z*
(22) Das Moment, daß der baöa besonders auf der literarisierten m
Ebene des Knabenspiels als "Töter" erscheint, würde ich,
entgegen einer gedanklichen Anregung, die ich Prof. Dieter s
Lenzen, Berlin, verdanke, doch eher nicht in Verbindung mit
dem Faktum setzen wollen, daß der Knabe in der "dorischen" a
Variante durch die Initiation u.a. zum Töten (vorerst des
geschenkten Rindes, später von Menschen) befähigt werden _
soll und dadurch zum Erwachsenen wird.
I
84
des Phänomens nebeneinander ab - eine gesellschaftlich akzep
nicht beachtet werden müssen und die Beziehung der Partner zuein
schränkt bleibt: bei den Griechen der Sektor des Umgangs von
den Knaben (23), bei den Özbeken der Sektor der zuhältergebunde
nen ba£a-Prostitution.
als daß ein Vergleich der Phänomene hier und dort überhaupt sinn-
(23) s. Patzer p. 60
85
voll scheint, ist China. (24) Nun ist die chinesische Variante
gut wie nicht. (25) Mir selbst war der Zugang zu solchen Quellen
Buch wird die Knabenliebe zwar ohne besondere Details und ohne
den Versuch, das Phänomen anders als aus der Sicht des außen
asiens .
86
Matignon beschreibt das Phänomen als grundsätzlich profan-
davon; die in ihm arbeitenden Knaben sind zum Teil Waisen oder
sich vor allem Knaben, die ihren Eltern schon in früher Kindheit
und für Musik sorgen; dabei kommt es - wofür ein Aufseher sorgt
derer der Verehrer dem Knaben teure Geschenke, aber auch Gaben
87
sein Ziel doch nicht zu erreichen. Die "Oberschicht" der Knaben
Besucher. Ein Teil der Knaben aus dieser Gruppe hat über längere
Zeit ein festes Verhältnis mit einem Verehrer, der ihm Wohnung
zehn, die der zweiten erst mit etwa vierzehn Jahren in ihr Ge
schäft ein. Zirka mit zwanzig Jahren sind die Jünglinge nicht
Schauspielers.
Teilbereich dar (id. 274), während bei den Özbeken der vergleich
88
bare Sektor ungleich größer ist als der zuhältergebundene. (Dar
Frage, wann und wie lange ein Knabe in seinem Geschäft tätig sein
tät bei diesen Knaben eben später ein als bei den özbekischen -
als Forderung von selbst - nicht nur, weil eine der Selbst
Orden" (der für seinen besonders innigen Bezug zu Wein, Spiel und
Knaben bekannt ist), lautet und auch so manche andere Termini aus
(Sohid ist in der Terminologie der Mystik eine der möglichen Be
Vergleich ich für diesen Fall für den einzig sinnvollen halte.
Bezüglich der Rolle des Knaben in der Mystik ist bis jetzt nicht
Mystiker und dem Knaben realisiert sind, hat die Forschung bisher
ebenso wenig interessiert wie die Frage, wie sich etwa diese
Beziehung aus der Sicht des Knaben darstellt. Nun, für eine
(27) Zum "Schauen nach Jünglingen" vgl. Hellmut Ritter: Das Meer
der Seele, Leiden (2. Aufl.) 1978, p. 459ss., zu sohid und
sohidbozi besonders p. 470ss.
90
Arten von Quellen nimmt Bezug auf die Realität des Verhältnisses
von Sufi und Knabe, sondern die Gegner äußern sich in Form von
Abhandlungen und geben so ihre Einstellung zu den von ihnen
Bild des Liebenden, und welches Bild des Geliebten, ergibt sich
und badaboz? - Bezüglich der Mystik stütze ich mich dabei auf
einige der von H. Ritter in seinem Werk Das Meer der Seele nie
sche Liebe als freier Affekt" zusammenfaßt; dabei folge ich der
Prämisse, daß der "irdische" Geliebte, der Knabe also, bloß die
Die erste Pflicht des wahren Liebenden der Mystik ist Ehr-
91
lichkeit und Treue (Ritter p. 376). Diese Forderung stellt sich
auch im mullosozi in Passagen wie
ülganim jax3i emas mi jori düsdan ajrilib
"Wäre es nicht besser für mich zu sterben, (als) von
meinem Liebchen getrennt (zu sein)?!"
tragen können (Ritter p.376). Der badaboz erweist sich als dieser
Forderung entsprechend:
dilbärimni soginib sar^ajganimdi kim bilär
Aber auch die Anwesenheit des Geliebten bringt für den Lie
benden nur Qual (Ritter p. 419) - ebenso wie für den baCaboz:
"Jet2 t habe ich den gesehen, den ich nie gesehen hatte -
ich bin verrückt und rastlos geworden."
Der Liebende kann nicht schlafen (Ritter p. 377); dasselbe
gilt für den baöaboz:
92
termiluw jülija jottim küzga ujxu kelmadi
der baöaboz:
"Und w enn ich sterbe, wenn ich deine Augen einmal gesehen
habe - (bin ich) einverstanden (mit der Fügung) Got-
Gerade für diese Eigenschaft des ba&a bietet das mullosozi Belege
37 (v.s. p.54).
Der Geliebte nun bringt auch Leid über den Liebenden, indem
er sich ihm versagt (Ritter p. 389); das tut der baöa in gleicher
Weise:
93
r
stand geraubt durch das Leid (das du mir zufügst)!
während der Liebende der Mystik sich seiner selbst ganz ent-
äußert, also vom Subjekt des Wollens in bezug auf den Geliebten
zum Objekt von dessen Willen entwird (Ritter p. 385), bleibt der
Wie will man nun das Verhältnis des Knabenspiels zur Bezie
Form) dem eigenen Phänomen "aufsetzt"? Und noch mehr: Greift das
94
Gegenstand möglicherweise auf eine Stufe zurück, die vielleicht
werden muß, ist der, wie sich auf der synchronen Ebene das in
zueinander verhalten.
Nun, bei den Özbeken Afghanistans ist der Orden der NaqSbandi
viele Männer, die sich dem Orden zuzählen und auch regelmäßig den
auch schon von den Prinzipien des Ordens her kaum zu erwarten.
95
orgiastischen mystischen Treibens verrufen sind. Das Verhältnis
badabozlik werfen.
96
ANHANG
Afghanistans antrifft, so kann man sie auch bei den Özbeken (und
erstrecken sich über mehr als ein halbes Jahrhundert, nämlich von
gen die Quellen, und eine Nachfrage im TaSkent des Jahres 1986
zaristische Imperium brachte mit sich, daß sich das Interesse der
97
Europäer nun nicht mehr ausschließlich auf die wirtschaftlichen
das Phänomen baCabozlik ins Blickfeld derer, die von Amtes wegen
enthält; die meisten Beiträge aber sind getragen von der charak
"Das Fehlen von Frauen unter den Männern hat eine andere empören
de Erscheinung hervorgerufen, baöabazestvo, die Entartung der
naturgegebenen Beziehungen. Das unverhohlene baöabazestvo nennen
die Eingeborenen 'einem baöa (Knabe, welcher singt und tanzt) den
Hof machen', aber es bedarf keines besonderen Scharfsinns, die
ganze Ekelhaftigkeit dieses Phänomens zu verstehen... Reiche
Einheimische halten sich den baöa auf eigene Rechnung, arme
gemeinsam mit Kumpanen, den däuras, und bei dieser Angelegenheit
kommt es sogar zu Morden."
98
Dem kann man eine wertungsneutrale anekdotische Notiz aus dem
Verfasser geht vor allem auf die Interaktion zwischen dem baEa,
Der Knabe kredenzt den baEaboz die Wasserpfeife und Tee; beson
ders das Darreichen des Tees empfinden die baEaboz als erotisie
renden Gunsterweis. Der baEa spielt insofern mit den Gefühlen der
wieder entzieht und den Verehrer, der schon erfreut danach grei
fen wollte, vor der Schar der Konkurrenten blamiert; der Ge-
demütigte nimmt diese Behandlung hin und wartet auf einen späte
ren Gunsterweis. Auch während des Tanzes, bei dem der baEa die
che Steigerung des Tempos und der Intensität des Kreisens ge
Erfrischung und eine Tasse Tee an. Der Knabe nimmt zwar an, zeigt
99
ein "Samarkander baöa" erkannt; auch aus anderen, späteren Zei
für ihr besonderes Können berühmt waren. In der Tat habe ich an
beobachten konnte.
allem wegen der Genauigkeit, mit der das gesamte Geschehen wäh
gewesen sein.
Schon der Titel der Schrift deutet die Richtung an, in die
daran ändert auch die Tatsache nichts, daß das vorgelegte Mate
rial eindeutig ergibt, wie unbedeutend der (im engeren Sinn) pro-
ist.
Der Autor gibt denn auch unumwunden zu, warum er die Auf-
flußt die Sittlichkeit des Knaben selbst tief", entzieht der Ge
halt der Autor für nicht nötig; .darüber sei schon reichlich
heraus hält er für unmöglich; der Einfluß von Koran und Scheriat
kann nur von der Kolonialmacht ausgehen, und ansetzen muß er bei
Lage ohnedies unzufrieden und suche einen Ausweg aus ihrer Lage.
101
Verbrechenshäufigkeit axiomatisch angenommen. Das staatspoliti- -
seit Anfang ihres Bestehens wiederholt auf. Der Tenor bleibt der
Aufgreifen von Problemen der Sprache und Literatur bis hin zur
Besonders drei Arten von Beiträgen befassen sich auch mit dem
102
Ursache für das Überhandnehmen der Syphilis in Mittelasien ver
schen Welt (baöabozlik sei einer der Hauptgründe für die Ver
103
Ruin des Hochzeitsveranstalters und stützt so die heftige Kritik
einer Hochzeit auch noch die baCaboz auf ihre Rechnung kommen
junger Mann gibt sich mit einem baöa ab, verschafft sich durch
104
(op. cit. p. 13), - Wieder spielt also das wirtschaftliche und
ein vage-pani$lamistisch inspiriertes Argument die Hauptrolle
gegenüber dem (zweifellos auch gegebenen) moralisierenden. (Den
Angriff auf die traditionelle Geistlichkeit bringt A. Qodirij in
die Erzählung nur andeutungsweise ein; dafür setzt er (p. 14) ein
Gedicht Ahvolimiz ("Die Zustände bei uns") nach, in dem wieder
dem Stereotyp entsprechend der qadimistische Geistliche der baCa-
boz par excellence ist.)
(36) Noch 1924 läßt sich dieser Ton vereinzelt vernehmen, etwa
in einem späten Artikel zur Syphilis (in: Inqllob no. 11-12
Mai 1924, p. 65ss.) - übrigens auch diese ein Thema, das
ab Mitte der 20er Jahre tabuisiert ist.
(37) Mu&tum no. 3.1923 und no. 19,1924 - vgl. Abb. 1 und 21
105
zwar zum guten literarischen Ton, einen Lehrer an der Medrese
mehr.
Daß man dieses Schweigen nicht verstehen darf, als sei das
wohl daher zu seiner Zeit und erst recht später nicht zu der ihm
badaboz ist der Feind des Fortschritts und damit der Gesell
106
hafcaboz zugleich die NEP (40); 1927, bei Einsetzen einer ver
schärften Kampagne gegen den Klerus, ist der ba&aboz der roullo-
den Knaben nichts als Weiber (!) und Gelage im Kopf hat (41);
107
eröffnten Kampagne gegen die vereinigten Volksfeinde mullo und
In den Feuilletons aus seiner Hand ist der baCaboz nicht mehr
lichen, einer Spezies, die in ihrer Klause auf das Ende wartet.
(45) Die hier erwähnten Beispiele sind der Sammlung Bomba , ToS-
kent-Baku (ÜzSöDavNaSr) 1932, entnommen.
108
Gute sech2 ig Jahre hindurch läßt sich also der Weg von bafia-
sich auch nach der Revolution als langlebiger, eine Form von
(491 Das Sprachtabu, mit dem baCabozlik seither belegt ist, er
weist sich bis in die jüngste Vergangenheit als auch auf
dem akademischen Sektor nicht überwunden: Die Werkausgabe
Abdulhamid MaCridii. Tanlangan asarlar. S e ’rlar, hikojalar.
ToSkent 1974, ersetzt etwa in dem in FN 41 zitierten Ge
dicht eine Passage ... badani birdai quödi "... und sie um-
109
Ein letztes Mal noch irrlichtert das Knabenspiel durch das
tik mit dem "großrussischen Chauvinismus" (und dazu noch mit dem
stellt und damit das ganze Volk diffamiert und beleidigt habe. -
dafür sorgt das mit dieser Rede wohl endgültig besiegelte Sprach-
armten den bafia alle beide" (p. 48) durch ein völlig unpas
sendes, aber eben nicht indezentes ,.. birbirini küb guddi
... und fielen einander herzlich in die Arme" (p. 75).
110
LITERATURVERZ EICHNIS
Inqilob (Zeitschrift).
MuStum (Zeitung).
Oj na (Zeitschrift).
Ritter, Hellmut: Das Meer der Seele. Leiden (2. Aufl.) 1978.
111
Sachau, E.: Muhammedanisches Recht nach Schafiitischer Lehre,
Berlin 1897.
Schickedanz, Hans-Joachim: Homosexuelle Prostitution. Eine em
pirische Untersuchung über sozial diskriminiertes Verhalten
bei Strichjungert und Call-Boys. Frankfurt 1979.
Turkestanskie Vedomosti.
feetweei
yzbeK
revolu
popula
dancir
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eve
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"Die Geistlichen der Kirche von Baku sind bei baCabozIik ertappt worden. - Zeitungsmeldung.
Mavlavi-Derwisch: 'Uff, ach Gott, Du weißt es am besten! Niemand außer Dir weiß von den
Kanzel-Umarmungen, die zwischen mir und dem Had$chi-Bala stattgefunden haben. Oh Gott,
beschäme uns nicht vor diesen Hurensöhnen!’ "
ABSTRACT
between an adult male and a boy, the couple sharing a good deal
events, the so-called roajlis (parties where the boys' dancing and
food, clothing and all kinds of gifts for his darling (uka, lit.
ing money, find their male identity irritated, whereas the men,
even rejection. Thus both sides take refuge in the folk song
115
k
116
Forschungsgebietsschwerpunkt
ETHNIZITÄT UND G ESELLSCHAFT
Probleme ethnischer Grenzziehung in Gesellschaften
des Vorderen und Mittleren Orients
OCCASIONAL PAPERS
* vergriffen
imtiiif i nun lllllll!
1 T r-T r' \
£^tiutig«gebtetsschWerpunkt .
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. ■■■¥*' 'Probleme «iftni^cfW Grenzziehung in Gesellschaften
■ des VordereBriind Mittleren Orients
VQCÖ^SIONAL Öfltf’E R S '.
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