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Vorbemerkung: In dieser Kurz-Stellungnahme kann nur auf wenige, besonders wesentliche Effekte
eingegangen werden. Zu weiteren, insbesondere wirtschaftlichen Details vgl. u.a. die Kurzanalyse des
Öko-Instituts (im Internet: http://www.oeko.de/oekodoc/1066/2010-112-de.pdf).
1 Sachstand
Die Bundesregierung hat am 5. September 2010 ein Konzept vereinbart, nach dem die derzeit
im Atomgesetz festgelegten Restlaufzeiten für die deutschen Atomkraftwerke (AKW) um
durchschnittlich zwölf Jahre verlängert werden sollen. Weitere Details der geplanten Laufzeit-
verlängerung wurden in einem Vertrag zwischen der Bundesregierung und den vier AKW-
Betreiberkonzernen E.ON, RWE, Vattenfall Europe und EnBW vom 6. September 2010 fest-
gelegt.
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Anlage 3 zur DRUCKSACHE G-10/216
· Aufgrund des bis 2020 bereits verbindlich festgelegten Ziels eines Anteils von 18%
Erneuerbarer Energien am Endenergiebedarf in Deutschland könnten sich evtl. die
Förderstrategien auf Bundesebene stärker dem Wärmesektor sowie dem Verkehrsbe-
reich zuwenden.
· Durch die Laufzeitverlängerung werden die vier AKW-Betreiberkonzerne Zusatzerträ-
ge von knapp 58 Mrd. € (im eher unrealistischen Fall stagnierender Strompreise) bzw.
ca. 94 Mrd. € (in einem Szenario moderat steigender Strompreise) erzielen (jeweils
ausgedrückt in realen Preisen von 2010). Hinzu kommen voraussichtlich zusätzliche
Finanzerträge von ca. 20 Mrd. € aus der längeren Anlage der Entsorgungsrückstel-
lungen der KKW. Die von der Bundesregierung geplanten Maßnahmen zur Abschöp-
fung eines Teils dieser Zusatzgewinne (Kernbrennstoffsteuer und Abführungen in das
Sondervermögen zur Förderung von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz)
werden voraussichtlich maximal 50%, vermutlich eher nur knapp 40% dieser Zusatz-
erträge erfassen. Die zu erwartenden Zusatzinvestitionen für die Anlagensicherheit
der AKW werden weit unter den somit bei den Betreibern verbleibenden Zusatzge-
winnen liegen. Dies gilt insbesondere deshalb, weil inzwischen bekannt geworden ist,
dass die Bundesregierung parallel zur Laufzeitverlängerung insgesamt eine Absen-
kung der Sicherheitsanforderungen an AKW plant. In der Gesamtsicht wird durch die-
se Maßnahmen die Wettbewerbsposition und Finanzkraft der vier Betreiberkonzerne
im Energiemarkt massiv gestärkt.
· Die zum Teil erheblichen dämpfenden Effekte auf die Großhandelspreise für Strom,
die einige Autoren aufgrund der Laufzeitverlängerung prognostizieren, werden nach
Einschätzung des Öko-Institut nur zum Teil realisiert werden. Anstelle eines idealen
Marktgeschehens ist (weiterhin) mit einem strategischen Verhalten der großen Strom-
erzeuger auf dem Strommarkt zu rechnen mit dem Ziel, die Strompreise nicht absin-
ken bzw. steigen zu lassen. Zugleich ist auch nur mit moderat niedrigeren Preisen für
Emissionsrechte zu rechnen.
· Zumindest bis zum Jahr 2020 wird die Laufzeitverlängerung zu keiner Verringerung
der CO2-Emissionen führen, denn die Emissionsbudgets aller Akteure im EU-
Emissionshandelssystem sind bis 2020 bereits festgeschrieben.
· Aufgrund der begrenzten Abschöpfung der Zusatzgewinne der AKW-Betreiber wird im
Zeitraum bis 2016 bundesweit nur ein äußerst begrenztes Budget von ca. 215 Mio. €
pro Jahr für die Förderung von Erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zur Ver-
fügung stehen.
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Anlage 3 zur DRUCKSACHE G-10/216