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Hans-Peter Büttner
Marx revisted. Geschichte und immanente
Probleme der neoklassischen bzw.
neoricardianischen Marx-Interpretation
Die Diskussion um das Marxsche „Kapital“ war hat die Diskussion der neunziger Jahre im deutsch-
von Anbeginn an sehr kontrovers, spitzte sich dann sprachigen Raum gezeigt, dass aber selbst die neori-
aber in den siebziger Jahren im Gefolge der neori- cardianische Kritik nicht hinreichend war zur
cardianischen Kritik der Marxschen Wert-Preis- Falsifizierung der Marxschen Werttheorie – es exi-
Rechnung derart zu, dass selbst kritische stieren selbst bei Akzeptanz dieser Kritik konsi-
ÖkonomInnen sich veranlasst sahen, die Marxsche stente Lösungsverfahren – und, dass Modelle, die
Werttheorie aufzugeben. Im Folgenden werde ich Produktionspreise ohne Rekurs auf Werte berech-
aufzeigen, wie diese Diskussion entstand und auf nen nicht nur erkenntnistheoretisch fragwürdig
welchen methodischen Prämissen ihre Inter- sind, sondern auch selbst über große, immanente
pretation der Marxschen Werttheorie basiert. Dabei Probleme verfügen.
ist diese Interpretation längst selbst aufgrund ihrer
vollkommen undialektischen und dualistischen 1. Als sich Friedrich Engels in den achtziger
Interpretation der Marxschen Werttheorie Gegen- Jahren des 19. Jahrhunderts an die Herausgabe des
stand marxistischer Kritik geworden. Die Diskus- dritten Bandes des „Kapital“ von Karl Marx machte,
sion im Anschluss an das Verdikt der „Redundanz ging es neben der ungeheuren editorischen Arbeit
der Werttheorie“ hat hierbei zunächst im Ansatz des vor allem um die endgültige Beantwortung der zen-
„Temporal Single Systems“ (TSS) der angloamerika- tralen Frage, wie sich die Marxsche Arbeitswert-
nischen „International Working Group on Value theorie mit der Existenz einer Durchschnitts-
Theory“ (IWGVT) eine Alternative zur neoricardi- profitrate aller Kapitalien vereinbaren ließe. Im er-
anischen Marx-Interpretation hervorgebracht, die sten Band hatte Marx nämlich noch herausgestellt,
sich vom neoklassischen Referenz-System der dass der Mehrwert dadurch entsteht, dass der
Allgemeinen Gleichgewichtstheorie gelöst hat. Es Kapitalist dem Arbeiter den am Markt üblichen
wird somit durch die IWGVT eine Rekonstruktion Lohnsatz bezahlt für sein Recht, die Arbeitskraft
der Marxschen Werttheorie vorgelegt, die Marx des Arbeiters nutzbringend anzuwenden. Am Ende
nicht in die Kategorien der bürgerlichen Gleich- dieser Anwendung steht bekanntlich eine Ware, die
gewichtslehre hineinpresst. Dieser Ansatz ist leider durch Arbeit im Wert gesteigert wurde. Diese
hierzulande noch weitgehend unbekannt. Zuletzt Wertsteigerung übertrifft aber jene Summe, welche

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dem Arbeiter für das Zur- Verfügung-Stellen seiner 2. Die qualitative Lösung dieses Problems lag
Arbeitskraft entgolten wurde. Mit anderen Worten, nach Marxens 1894 von Engels als dritter Band des
der Lohnarbeiter wird vom Unternehmer für die „Kapital“ veröffentlichten Manuskripten bekannt-
Vernutzung seiner Arbeitskraft entsprechend des lich darin, dass unter den Bedingungen der
derzeit üblichen Marktwertes der Arbeitskraft be- Konkurrenz der einzelnen Kapitalien sich der
zahlt, da das Arbeitsprodukt aber Eigentum des Mehrwert zwischen den Kapitalien umverteilt. Erzielt 5
Unternehmers ist, ist auch die gesamte Wert- z.B. Sektor A eine unterdurchschnittliche und
schöpfung, welche der Arbeiter im Arbeitsprozess Sektor B eine überdurchschnittliche Rendite, dann
geleistet hat, Eigentum des Kapitalisten. Der fließt Kapital weg von Sektor A und hin zu Sektor
Mehrwert entsteht also durch die Differenz zwi- B. Somit steigt das Warenangebot in Sektor B und in
schen Wert und Wertschöpfung der Arbeitskraft der Folge fallen dort die Preise während in Sektor A
und die Mehrwertrate1 misst das Verhältnis des der umgekehrte Effekt eintritt. Durch die Kon-
Mehrwerts zu der Lohnsumme des variablen kurrenz der Kapitalien um den Profit stellen sich
Kapitals (m’ = m/v). Marx nimmt an, dass eine all- Kapitalbewegungen zwischen den Sektoren ein und
gemeine Mehrwertrate existiert, da unter der not- im Verlaufe dieser Bewegungen verändert sich das
wendigen Bedingung freier Konkurrenz nicht nur Preisgefüge selbst. Nur derjenige Preis erweist sich
die Unternehmen ihren Profit maximieren – was zu als für die konkurrierenden Kapitalien realisierbar,
einer allgemeinen Profitrate führt –, sondern auch der nach Angebot und Nachfrage nach Kapital
die Arbeiter den bestmöglichen Lohn für ihre selbst eine allgemeine Verwertungsrate ermöglicht.
Arbeit anstreben2. Die Mehrwertrate kann erhöht Das Preissystem stellt somit über die Durch-
werden erstens durch Verlängerung des Arbeits- schnittsprofitrate bestimmte Anforderungen an die
tages ohne Lohnausgleich, zweitens durch direkte Werttheorie, denn der Wert tritt unter kapitalisti-
Senkung der Reallöhne oder drittens durch eine schen Produktionsverhältnissen nur als Kapital auf,
(nicht mittels Lohnerhöhungen an die Arbeiter- als sich verwertender Wert5. Die durchschnittliche
klasse weitergegebene) Steigerung der Arbeits- Profitrate ergibt sich hierbei aus der Summe aller
produktivität. Während Punkt eins eine Erhöhung Mehrwerte im Verhältnis zur Summe aller konstan-
des absoluten Mehrwerts bedeutet, führen Punkt ten und variablen Kapitale: ?m/( c+ v). Die
zwei und drei zur Erhöhung des relativen Mehr- Durchschnitts-Profitrate ist für Marx somit eine
werts3. Die Arbeitsmaterialien und technischen makroökonomisch sich konstituierende Größe, die
Gegenstände des Arbeitsprozesses nennt Marx hin- sich aus der Interdependenz der einzelnen, konkurrie-
gegen „konstantes Kapital“, denn sie schaffen kei- renden Kapitale ergibt. Das Kapital bildet somit in
nen Wert, sondern übertragen ihren Wert nur auf der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie ei-
das Produkt und bestimmen als technologische ne dialektische, makroökonomische Einheit bzw.
Produktionsinstrumente den Produktivitätsgrad der Totalität in seiner mikroökonomischen Zersplit-
Arbeit. Entsprechend haben Kapitalien, die viel terung.
konstantes Kapital anwenden, das ja selber keinen
Profit abwirft, bei gleicher Mehrwertrate einen Während auf der Ebene der Werttheorie also die
Nachteil gegenüber arbeitsintensiven Branchen, Wertschöpfung der ProduzentInnen mittels Arbeit
denn dort wird mehr Gewinn im Vergleich zu den betrachtet wird, untersucht die Marxsche Preis-
„toten Kosten“ gemacht. Ein Kapitalist wäre folg- theorie die Wertschöpfung als Wertschöpfung konkur-
lich dumm, wenn er in einer „kapitalintensiven“ rierender Kapitalien, welche unter der Bedingung ei-
Branche produzieren würde. Die klassische ner einheitlichen, über die Konkurrenz vermittelten
Nationalökonomie ging deshalb stets von der not- Profitrate stattfindet. Die Marxsche Behandlung
wendigen Existenz oder doch wenigstens Tendenz des Verhältnisses der Wertanalyse zur Preisebene
hin zu einer Durchschnittsprofitrate für alle besteht also in einer ausschließlichen Umverteilung
Kapitalien aus und auch Marx verwirft dieses des Mehrwerts durch die Konkurrenz. Ausgangs-
Konzept nicht4. punkt ist hierbei das zu Beginn einer Verwertungs-
bewegung von Marx als „Voraussetzung“6 der
Da sich aber augenscheinlich die Aussagen des Produktion bezeichnete konstante und das variable
ersten Bandes des „Kapital“ nicht mit der Existenz Kapital (also die Gesamtheit der Produktionsmittel
einer durchschnittlichen Verwertung aller sowie der Arbeitskraft). In der produktiven An-
Kapitalien vertragen, musste hier eine zufrieden wendung und Kombination beider im Produktions-
stellende Lösung gefunden werden wenn das prozess ergibt sich, wie gesehen, ein Mehrwert, der
Paradoxon vermieden werden sollte, dass bestimm- aber unter der Bedingung konkurrierender
te Kapitalien dauerhaft weniger profitabel produzie- Kapitalien in der Form des Profits erscheint, als
ren sollten als andere - womit der Anreiz zur „Resultat“7 (Marx) der Bewegung. Auf der Makro-
Produktion dieser Waren für rendite-orientierte Ebene hat sich hier durch die Umverteilung nichts
Kapitalisten hinfällig wäre. verändert, die Summe der Werte und die Summe der

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Preise sind ebenso gleich geblieben wie die Produktionsmittel (also das konstante
Summe der Mehrwerte und der Profite. Kapital), der zweite Sektor die Konsum-
Lediglich das relative Preisgefüge hat sich güter der ArbeiterInnen (also das variable
verändert und markiert den unter Kon- Kapital) und der dritte Sektor die Luxus-
kurrenzbedingungen realisierbaren, aliquo- güter der KapitaleignerInnen (hier werden
5 ten Anteil des Einzelkapitals am gesamten also die Güter hergestellt, die mit dem
Mehrwert. Diese beiden notwendigen Mehrwert bezahlt werden). Wachstum fin-
Klammern zwischen Wert- und Preisebene det nicht statt, die KapitalistInnen verkon-
wurden später wegen ihrer Zentralität sumieren den gesamten Mehrwert. Die un-
„Invarianzpostulate“ genannt8. bekannten Variablen in Bortkiewicz’
Algorithmus sind die drei Transformations-
3. Diese Auffassung Marxens traf aller- Koeffizienten sowie die Durchschnitts-
dings bald auf Widerspruch. Der sozialde- profitrate. Da drei Gleichungen bei vier
mokratische Student Wolfgang Mühlpfordt Unbekannten nicht zu lösen sind, schlug
hat 1893 (in seiner Dissertation) und 1895 Bortkiewicz eine Goldwährung vor, d.h. in
(in einem Aufsatz in verbesserter Dar- Sektor drei sollte der Koeffizient auf „Eins“
stellung) die Marxsche Werttheorie als er- normiert werden. Ist dieser Koeffizient ge-
ster mittels eines simultanen Gleichungs- geben, kann das Gleichungssystem gelöst
systems dargestellt9. Mühlpfordt hat bereits werden. In Sektor III sind dann Wert- und
1895 Marxens „Kostpreis-Irrtum“ aus Sicht Preissumme aufgrund der Multiplikation
der simultanistischen Gleichgewichts- mit I identisch, und diese Abteilung dient
ökonomie formuliert wenn er konstatierte: somit gleichzeitig als Maßstab der anderen
„Weicht nicht, wie der Warenpreis, so auch Abteilungen. Bortkiewicz rechtfertigte die-
der Preis des Kapitals, der Kostpreis von ses Verfahren damit, dass die Luxusgüter
dem in ihm enthaltenen Werte ab? Die von Sektor III ohnehin nicht in die
Frage ist ohne Zweifel zu bejahen“10. Produktion anderer Waren eingingen und
deshalb keine Auswirkung auf die Durch-
Es trat somit die Frage auf, ob Marx einen schnittsprofitrate hätten (diese Auffassung
Fehler beging als er feststellte, dass mit der hat sich im späteren Verlauf der Debatte als
Herausbildung einer Durchschnitts- unhaltbar erwiesen). Im Ergebnis läuft
profitrate lediglich Mehrwert umverteilt wird Bortkiewicz’ Lösung allerdings darauf hin-
und in den Aggregaten alles gleich bleibt. aus, dass zwar die Summe der Mehrwerte
Der Preußische Statistiker und National- und der Profite gleich bleibt nach der
ökonom Ladislaus von Bortkiewicz11 hat Transformation – Wertsumme und
dann 10 Jahre nach Mühlpfordt eben nicht Preissumme weichen aber nun voneinander
als erster, aber am einflussreichsten aufzu- ab. Wie ist das möglich?
zeigen versucht, dass in Marxens Verfahren
die Bestandteile des konstanten und des va- 4. Dass Mehrwertsumme und Profit-
riablen Kapitals gar nicht transformiert summe bei Bortkiewicz übereinstimmen ist
werden in Preisgrößen und somit Marxens unmittelbar einsichtig wenn wir bedenken,
Transformation „unvollständig“ sei12. Sein dass Sektor III mit seiner Festlegung auf ei-
Ansatz wurde von Paul M. Sweezy in des- nen Transformationskoeffizienten von
sen berühmter Monographie zur Marx- „Eins“ gar nicht transformiert, sondern le-
schen Theorie13 als konsistente und imma- diglich normiert wird. Die berühmte
nente „Korrektur“ Marxens anerkannt und Abweichung der Wertsumme von der
international bekannt gemacht. Preissumme in Bortkiewicz’ Algorithmus
Bortkiewicz „berichtigte“ Marxens Fehler entsteht erst aufgrund der Messung von
mittels eines bis heute vielfach untersuch- Sektor I und II durch den Gold-Standard
ten linearen Gleichungssystems, in wel- von Sektor III. Besteht z.B. in Sektor III
chem er ein einfaches Modell mit drei eine unterdurchschnittliche organische
Sektoren konstruierte, in dem die wertför- Zusammensetzung des Kapitals, müsste ja
migen Inputs und Outputs mit den jeweili- nach Herausbildung der Durchschnitts-
gen „Transformationskoeffizienten“ der profitrate der Produktionspreis von Sektor
drei Abteilungen multipliziert werden (je- III fallen gegenüber seiner Wertsumme.
dem Sektor bzw. Kapital ist also ein Weil aber in Sektor III Wertsumme gleich
Umrechnungs-Koeffizient zugeordnet), Preissumme besteht (bzw. der Preis-
um so zu Preisausdrücken zu werden. Der koeffizient z auf „1“ normiert wird), kann
erste Sektor produziert hierbei die hier keine Transformation stattfinden. Da die

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organische Zusammensetzung von Sektor III in al- meindung Sraffas16 und Walras’17 bzw. der von diesen
ler Regel von Sektor II und III abweicht, muss der Ökonomen praktizierten undialektischen Methode
auf „1“ normierte Maßstab (der auch „Numéraire“ nicht weiter reflektiert und so begann die
genannt wird in der ökonomischen Theorie) dazu Verwandlung der „Kritik der Politischen Ökono-
führen, dass der Goldpreis relativ zu den anderen mie“ in die modernen „Marxian Economics“.
Preisen sinkt und somit die Preissumme sich gegen- Michio Morishima versuchte seit Anfang der siebzi- 5
über der Wertsumme erhöht. In Preisen ausgedrück ger Jahre entsprechend Marx „im Lichte der moder-
muss sich also das Gesamtsystem gegenüber dem nen ökonomischen Theorie“18 zu rekonstruieren
Wertsystem verschieben (und folglich auch die und dergestalt die Marxsche Ausbeutungstheorie als
Preisprofitrate gegenüber der Wertprofitrate), da „Marxsches Fundamentaltheorem“ (MFT) zu refor-
Sektor III als Numéraire zwar nicht in den mulieren19. Das MFT besagt nur noch in allgemein-
Ausgleich der Profitrate eingeht, aber dennoch je ster Form, dass dort wo positive Profite gemacht
nach seiner eigenen organischen Zusammensetzung werden, auch Mehrarbeit (also Ausbeutung) vorlie-
wie gesehen das System der relativen Preise und die gen muss, ganz unabhängig davon wie sehr Wert-
Summe der Preise beeinflusst. Genauso würde um- und Preisprofitrate bzw. Mehrwert und Profit nach
gekehrt bei einer höheren organischen Zusammen- der Wert-Preis-Transformation divergieren. Für
setzung des Sektorenkapitals von Abteilung III die Morishima war das MFT „Herz und Seele der
Preissumme kleiner als die Wertsumme ausfallen. Marxschen Philosophie weil es impliziert, dass
Man kann auch sagen, dass die preisförmige Ausbeutung notwendig für die fortgesetzte
Kaufkraft des Goldes je nach Varianz der organi- Existenz einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung
schen Zusammensetzung des Kapitals im dritten ist, denn sie kann nicht existieren, wenn die allge-
Sektor variiert und somit im Transformations- meine Profitrate nicht positiv ist“20. Auch nach dem
verfahren nicht „neutral“ bleibt. kompletten Fall der von Marx noch vorausgesetzten
Invarianzpostulate zur Identität von Wert- und
5. Spätere Verfeinerungen des Bortkiewiczschen Preis- bzw. Mehrwert- und Profitsumme sollte also
Modells z.B. durch die neoricardianische Schule der vermeintlich entscheidende Gehalt der
Pierro Sraffas haben dann ergeben, dass bei einer Marxschen Ökonomiekritik – die Ausbeutungs-
kompletten Transformation (was eben den dritten theorie als solche jenseits besonderer Quantifi-
Sektor und seine Bestandteile einschließt) auch die zierungsversuche – verteidigt werden als fundamen-
Identität von Mehrwert- und Profitsumme zerstört tale Grundaussage zum Ursprung des Kapitalprofits
wird. Es ergeben sich dann im Ergebnis zwei voll- bzw. als objektive Schranke der Profitbewegungen.
kommen voneinander getrennte Bewertungs- Allerdings präsentierte der Neoricardianer Ian
systeme: Eines in Arbeitswerten und eines in Steedman 1975 prompt ein Zahlenbeispiel21, bei dem
Produktionspreisen, und zwischen beiden gibt es kei- rein rechnerisch trotz negativer Werte positive
ne sinnvolle oder für die Analyse der kapitalisti- Profite möglich seien (womit das MFT natürlich
schen Produktionsweise fruchtbar zu machende widerlegt wäre22) und verwies auf das Problem der
Beziehung mehr. Zwar können Arbeitswerte als „Kuppelproduktion“ in Morishimas Modell des
„Nebenprodukt“ aus dem neoricardianisch modifi- MFT. „Kuppelproduktion“ tritt dann auf, wenn ein
zierten Gleichungssystem14 abgeleitet werden, doch und der Selbe Produktionsprozess (z.B. die
können sie bei einer „Warenproduktion mittels Schafzucht) zwei verschiedene Produkte hervor-
Waren“ auch ohne Erkenntnisverlust aus dem bringt (z.B. Schafswolle und Schafsmilch) und wur-
Gleichungssystem herausgestrichen werden. Dies de bis dato von marxistischer Seite weitgehend aus-
wusste auch bereits Bortkiewicz, der ausdrücklich geklammert. Steedmans Beispiel wiederum wurde
erwähnt, dass es möglich ist, Preise auf ihren „kor- von marxistischer Seite kritisiert, weil es auf „spe-
rekten mathematischen Ausdruck zu bringen, ohne ziellen arithmetischen Anomalien“23 beruht die z.B.
dass man von den entsprechenden Wert- und darauf hinaus laufen, dass ineffiziente Produktions-
Mehrwertgrößen auszugehen brauchte, sondern prozesse gleichzeitig mit effizienteren benutzt wer-
letztere Größen kommen in der Rechnung gar nicht den24. Die Gleichungen Steedmans wurden somit als
zum Vorschein, wenn man sich der exakten Formeln fehlerhaft und gar nicht mit dem Morishima-
bedient“15. Weil die Wertebene im neoricardiani- Marxschen Wert-Begriff vereinbar kritisiert25. Der
schen Modell selber erst aus den physischen kluge Morishima präsentierte nun in seiner Replik
Mengendaten der Produktionsmittel abgeleitet wird auf Steedman eine Lösung für dieses Problem
(und somit ein zur Ermittlung der Gleich- mittels Ungleichungen, in denen „wahre“, minimale
gewichtspreise nicht notwendiges „Nebenprodukt“ Werte („true values“) einzelner Waren ermittelt
darstellt), kann sie nicht zur Grundlegung und werden können und somit das MFT zum
Ableitung eines Produktionspreissystems dienen Generellen Marxschen Fundamentaltheorem
und ist folglich „redundant“. Auf marxistischer GMFT unter Berücksichtigung von Kuppel-
Seite wurde die tiefere Problematik der Einge- produktion erweitert wurde. Die Debatte hatte also

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durchaus nicht zwingend bewiesen, dass die „Die moderne Theorie der Volkswirtschaft fängt
Morishima-Marxsche Werttheorie und die Aus- an, sich allmählich von dem succesivistischen Vorurteil
beutungslehre bzw. das Fundamentaltheorem un- zu befreien, wobei in dieser Beziehung der mathe-
haltbar sind, auch wenn die Diskussion immer spe- matischen Schule mit Léon Walras an der Spitze der
zialisierter und abstrakt-formaler wurde in ihrem Hauptverdienst gebührt. Die mathematische, spe-
5 Verlauf26. Allerdings war die große Marx- ziell algebraische, Darstellung erscheint eben als der
Renaissance längst vorbei Ende der siebziger Jahre adäquateste Ausdruck dieses überlegenen, der Eigenart
und das „Transformationsproblem“ eignete sich nun der ökonomischen Zusammenhänge Rechnung tragen-
für viele müde gewordene linke Ökonomen gut zur den Standpunktes“27.
Verabschiedung von der Marxschen Kritik der
Politischen Ökonomie und zur Laufbahn im herr- Mit dem „succesivistischen Vorurteil“ meinte
schenden Wissenschaftsbetrieb. Auch Morishimas Bortkiewicz nun gerade die Marxsche Theorie, wel-
Interesse an den „Marxian Economics“ erlosch che statt von einer zeitlosen, geldlosen Gleich-
weitgehend. gewichtswelt wie die Neoklassik von einer kausal-
zeitförmigen Struktur des ökonomischen Gegen-
6. Was bisher selbst von nahezu sämtlichen standes ausgeht. Für Bortkiewicz war also noch klar,
Verteidigern der Marxschen Werttheorie seit „dass die Wertkonzeption des ‚Kapital‘ sukzessivi-
Bortkiewicz und Sweezy bis Morishima nicht hin- stisch oder zeitförmig statt simultan“28 angelegt ist.
reichend bedacht wurde ist die Frage nach dem me- Zahlreiche Marxisten haben dies aber vollkommen
thodischen Vorgehen der angeblich „immanenten“, übersehen und so einen in das Korsett bürgerlicher
von Bortkiewicz populär gemachten Kritik gegenü- Gleichgewichtsökonomie gezwängten Marx vertre-
ber der Marxschen Wert-Preis-Rechnung. Die Frage ten. Dass diese unkritische Verbindung von
des wissenschaftslogischen Status’ der Marxschen Marxscher Theorie und bürgerlicher Gleich-
Werttheorie sowie ihr Verhältnis zur „Erscheinungs- gewichtsökonomie (Marx hätte wohl eher den
ebene“ der Preislehre wurde interessanterweise Terminus „Vulgärökonomie“ benutzt) nicht gut ge-
kaum gestellt. Von Bortkiewicz bis Morishima wur- hen konnte, zeigt die Forschung der IWGVT29.
de Marx umstandslos unter den Bedingungen neo-
klassischer Wirtschaftsanalytik rekonstruiert. Diese 7. Wird das Verfahren der Wert-Preis-
Sichtweise steht längst nicht mehr allein da, sondern Transformation an der (dem neoklassischen Denken
gerät zunehmend in die Kritik. Seit Anfang der 80er vollkommen fremden) Marxschen Zirkulations-
Jahre haben sich in den USA eine Reihe - seit etwa formel des zweiten Bandes des „Kapital“ orientiert,
einem Jahrzehnt in der „International Working eröffnet sich die Möglichkeit einer konsistenten
Group on Value Theory“ (IWGVT) vereinigter - Rekonstruktion des Marxschen Verfahrens. Die
marxistisch orientierter Ökonomen daran gemacht, Elemente des konstanten Kapitals werden dann
eine vollkommen alternative Lesart der Marxschen zuerst für Geld erworben, daraufhin mittels des
Werttheorie zu formulieren, welche die schweren ebenfalls in Geldform erworbenen variablen
Bürden der in Bortkiewiczscher Tradition rekon- Kapitals im Wert gesteigert und am Ende der
struierten Werttheorie komplett vermeidet und ei- Verwertungsbewegung wird die Ware gegen Geld
ner gesonderten Kritik unterzieht. Ausgangspunkt getauscht. Die Wertform-Analyse ist hier also inso-
dieser Gegenkritik ist die Vorstellung, dass Marx fern zentral, als dass der Wert nicht unabhängig von
keineswegs ein dualistisches, simultanes Gleich- seiner entwickelten Erscheinungsform in der
gewichtsmodell seiner Werttheorie akzeptiert hätte Geldform getrennt wird. Statt in Gestalt prämone-
und diese seinem dialektischen Denken gänzlich tärer, heterogener Warenmengen, die einzeln sum-
fremde Idee ganz willkürlich und ohne jegliches miert werden30 erscheinen bei Marx konstantes und
Problembewusstsein an die Marxsche Werttheorie variables Kapital wertförmig und somit monetär.
herangetragen wurde. Alejandro Ramos-Matrínez und Adolfo Rodríguez-
Herrera bringen diesen Zusammenhang so auf den
Ohne die Marxsche Argumentationsstruktur ge- Punkt:
nau zu bedenken, haben marxistisch orientierte
Politökonomen spätestens seit Paul M. Sweezy die „Wert ist nicht (...) eine Größe, die getrennt von
Bortkiewiczsche bzw. Mühlpfordtsche Kritik über- Preisen und der Warenzirkulation gegeben ist. Wert
nommen. Bortkiewicz selbst aber war ein Anhänger und Preis sind dialektisch verbunden und bilden die
der „Lausanner Schule“ der Politischen Ökonomie widersprüchliche Einheit von Wert und Wertform“31.
des „Papstes“ der bürgerlichen Gleichgewichts-
ökonomik, Leon Walras, dessen Modell noch heute Die Marxsche Methode kann somit nur dann an-
der herrschenden neoklassischen Lehre zugrunde gemessen rekonstruiert werden, wenn Wert und
liegt. Bortkiewicz feierte die „Leistungen“ des Preis nicht dualistisch und somit undialektisch-äu-
Neoklassikers Walras überschwänglich: ßerlich aufeinander bezogen werden32, sondern als

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prozessierende Einheit. „Wert und Preis Band des „Kapital“ in seiner Kritik an dem
sind ein und das Selbe in verschiedenen subjektiven Werttheoretiker Bailey explizit
Phasen der Existenz des Kapitals“33, fasst darauf hin,
Alan Freeman diesen Standpunkt zusam-
men. Das Marxsche Verfahren arbeitet in „dass Wert nur als Kapitalwert oder
dieser Interpretation also „succesivistisch“ Kapital fungiert, sofern er in den verschie- 5
statt simultan, denn die Voraussetzungen denen Phasen seines Kreislaufs, die keines-
des Produktionsprozesses sind nicht iden- wegs contemporary sind(!!!), sondern nach-
tisch mit ihrem Resultat. Das Produktions- einander(!!!) fallen, mit sich selbst iden-
ergebnis kann nicht simultan mit dem tisch bleibt und mit sich selbst verglichen
Produktionsprozess und seinen Voraus- wird“36.
setzungen vorliegen, vielmehr findet ein
kausal-zeitförmiger Produktionsprozess Wird der „Wert“ bzw. „Kapitalwert“ si-
statt, in dessen Verlauf neben Produktions- multanistisch oder „contemporary“ gefasst,
auch Verteilungsprozesse stattfinden. Der verflüchtigt er sich logischerweise, denn
Produktionspreis markiert dann am Ende mit den „verschiedenen Phasen seines
der Verwertungsbewegung den für die je- Kreislaufs“ zerbricht die Identität und
weiligen Produzenten realisierbaren gleichzeitige Differenz von Wert- und
„Gleichgewichtspreis“34. Das Geld kommt Preisebene. Statt Wert und Preis als
hier an zwei Stellen der Kausalkette ins Momente eines dialektischen, kausal-zeit-
Spiel: Erstens beim Erwerb des konstanten förmigen Kreislaufprozesses zu betrachten,
bzw. des variablen Kapitals und zweitens werden sie durch einen bewegungslosen,
bei der Realisierung des Produktionspreises undialektischen Dualismus auseinander ge-
in der Zirkulationssphäre. Ein „Kostpreis- rissen.
Irrtum“ ist hier also schlichtweg unmög-
lich, denn der „Wert“ der Elemente des Die Problemstellung und Methode
konstanten und variablen Kapitals ist der Bortkiewicz’ (bzw. Morishimas und
monetäre Wert, der mit dem Erwerb der Steedmans) ist also mit der Marxschen
Produktions-Inputs (bzw. -Vorausset- Analyse des Produktions- und Zirku-
zungen) abgegolten wird. Dass diese Inputs lationsprozesses überhaupt nicht vereinbar
de facto preisförmig vorliegen, betrifft aber und stellt folglich auch keine immanente
nach Marx nur die vorhergehende Kritik, sondern eine radikale, neoklassische
Produktionsperiode und nicht die gegen- Umformulierung Marxens dar. Im Rahmen
wärtige. In der laufenden Periode hat aber einer kausal-zeitförmigen Betrachtung
ein „vergangener Irrtum“ keinen Rück- kann es keine zwei streng getrennten
koppelungseffekt – dies ist lediglich ein der Bewertungssysteme „Wertebene“ bzw.
bürgerlichen Neoklassik entlehnter „Preisebene“ geben, denn der Unterschied
Gedanke. Marx hat eine neoklassische zwischen Wert und Preis bezieht sich hier
Interpretation seiner Werttheorie aber aus- auf die jeweilige Stellung im Ver-
drücklich abgelehnt: wertungsprozess. „Werte“ sind hier Voraus-
setzungen des Produktionsprozesses, wel-
„Denn wie auch der Kostpreis der Ware che selber quantitativ determiniert sind zu
von dem Wert der in ihr konsumierten Beginn der Verwertungsbewegung und die
Produktionsmittel abweichen mag, für den im Verlaufe des Produktionsprozesses kei-
Kapitalisten ist dieser vergangene(!) Irrtum ner Umbewertung unterliegen. „Preise“
gleichgültig. Der Kostpreis der Ware ist ein sind Resultate des Produktionsprozesses
gegebener, eine von seiner, des Kapitalisten, und können erst am Beginn der nächsten
Produktion unabhängige Voraussetzung(!), Produktionsperiode als Voraussetzung gel-
während das Resultat(!) seiner Produktion ten.
eine Ware ist, die Mehrwert enthält, also ei-
nen Wertüberschuss über ihren Kostpreis Weil hier statt eines dualen Wert-Preis-
„35. Systems wie im zeitlosen Simultanmodell
ein zeitförmig-kausales Verständnis vor-
Ein „Kostpreis-Irrtum“ ist also aus herrscht, welches an jedem Punkt der
Marxens Sicht gar nicht möglich, da „Vor- Kapitalzirkulation die innere Verzahnung
aussetzung“ und „Resultat“ der Ver- von Wert- und Preisebene aufweist, wurde
wertungsbewegung des Kapitals nicht in dieses Modell „Temporal Single System“
eins fallen. Marx wies selber im zweiten (TSS) genannt.

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8. Für eine wertkritische Politische Ökonomie Sprotte herausstellt) nicht bestätigt werden.
geht also mit dem alten, neoklassisch deformierten Abweichungen der Wertsumme von der
Marxismus ein ohnehin wenig erfolgreiches Preissumme sind also nur möglich, wenn Profitrate
Paradigma verloren, das für keine der zentralen und Wachstumsrate divergieren. Diesen Ab-
werttheoretischen Kategorien Marxens eine sinn- weichungen sind aber, wie Sprotte zeigt, Grenzen
5 volle Verwendung hat. Da die im neoricardianischen gesetzt, die vom Fall vollständigen Wachstums aus
Modell Werte (also Mengen abstrakter Arbeit) aus quantitativ bestimmt werden können. Der
physischen Gebrauchswerten (also „Mengen“ ange- Marxsche Algorithmus kann somit wachstumstheo-
wandter konkreter Arbeit) abgeleitet werden, stellt retisch nachhaltig gestützt werden. Für den Fall der
sich neben der sich schon aus der Prozedur selbst einfachen Reproduktion hat Reinhard Schaupeter
ergebenden Redundanz der Wertlehre auch die 1995 ein werttheoretisch fundiertes Verfahren der
Frage nach der sozialökonomischen Logik, die hin- Wert-Preis-Rechnung vorgelegt, das die quantitati-
ter diesen mathematischen Fingerübungen steckt. ven Proportionalitäten zwischen den sektoralen
Die Marxsche Werttheorie macht nämlich erst über Kapitalen und dem Gesamtkapital, die sich bei
die Wertform die Tatsache zum Thema, dass „physi- Existenz einer Durchschnittsprofitrate zwangsläu-
sche Mengen“ Arbeitsprodukte sind, in welchen sich fig ergeben, zur Formulierung eines neuen
über den Tausch die Einheit der gesellschaftlichen Transformations-Algorithmus nutzt38. Bei
Arbeit Geltung verschafft. In einer kapitalistischen Schaupeter sind sämtliche Invarianzpostulate erfüllt
Tauschökonomie sind reine interdependente und auch Sektor 3 wird – anders als bei Bortkiewicz
Gebrauchswertstrukturen insofern Größen ohne – in den Profitraten-Ausgleich einbezogen.
Wert- und Geldform, an denen die Formbestim- Schaupeters Algorithmus ist somit Bortkiewicz’
mungen des kapitalistischen Produktionsprozesses Verfahren weit überlegen39.
komplett vorbeigehen. Die über diese physischen
Mengen abgeleiteten „Arbeitswerte“ sind folglich Fritz Helmedag konnte 1992 in seiner Studie
auch keine „Werte“ im Marxschen Sinne, da sie ja „Warenproduktion mittels Arbeit“ (und einer im
technologisch bestimmte Mengen „konkreter“ Anschluss daran in den „Jahrbüchern für
Arbeit darstellen, und nicht abstrakte Arbeit im Nationalökonomie und Statistik“ entbrannten
Marxschen Sinne der Realabstraktion des Tausches. Debatte) nachweisen, dass die gesamte simultane
Die Marxsche Werttheorie wurde somit im Gefolge Produktionspreisrechnung neoricardianischer
einer Interpretation, die sich seit Bortkiewicz im- Provenienz in Frage gestellt ist, wenn wir das
mer weiter von Marxens Methode und seinem Preissystem daraufhin überprüfen, ob es überhaupt
Erkenntnisinteresse entfernte, als „redundant“ er- sinnvoll mit gesellschaftlicher Arbeitsteilung in
klärt. Der „Redundanz“-Vorwurf bezieht sich aber Einklang zu bringen ist oder ob nicht Anreize zur
auf nichts anderes als den neoklassisch interpretier- vertikalen Integration der Fertigung von
ten und entstellten Marx. Vorprodukten entstehen. Mit der gewinnbringen-
den Möglichkeit des partiellen Ausstiegs aus der
9. Dabei hat die Diskussion um Sraffa und den Arbeitsteilung wäre der arbeitsteilige Gegenstand
neoricardianisch interpretierten Marxismus durch- der (simultanen) Produktionspreistheorie dann
aus einige interessante Ergebnisse zu Tage geför- komplett verfehlt. Lediglich die reine Arbeits-
dert. So konnte Hans-Georg Sprotte bereits 1978 in wertrechnung des ersten Bandes des „Kapital“ und
einem kaum rezipierten Beitrag aufzeigen, dass die Existenz einer einheitlichen Mehrwertrate wä-
selbst der Bortkiewicz- und der Sraffa-Algorithmus ren als Konkurrenz zu den neoricardainischen
mit Marxens Verfahren quantitativ übereinstimmen, Modellen uneingeschränkt vereinbar mit gesell-
wenn die Profitrate mit der Wachstumsrate gekop- schaftlicher Arbeitsteilung. Auch die nicht-simulta-
pelt wird37. Bei vollständigem Wachstum aller ne Wert-Preis-Rechnung der IWGVT fällt interes-
Kapitale sind nämlich Wachstums- und Profitrate santerweise nicht unter die Paradoxien der
identisch. Wenn dies der Fall ist, verteilt sich der Bortkiewicz-Sraffa-Modelle. Somit kann aus
Mehrwert automatisch proportional auf die Helmedags Sicht unter der strengen Voraussetzung
Systemkomponenten, so dass er in seiner Zusam- eines Anreizes zu gesellschaftlicher Arbeitsteilung
mensetzung mit der Zusammensetzung des konsistent die Redundanz der simultanen
Gesamtkapitals identisch ist. Das „Normierungs- Produktionspreisrechnung und somit Bortkiewicz’
problem“ wäre dann gelöst, denn wenn Mehr- und Sraffas aufgezeigt werden – ohne dass davon das
produkt und Gesamtprodukt in ihrer Struktur iden- originäre, kausal-zeitförmige Marxsche Verfahren
tisch sind, kann die oben beschriebene Mess- betroffen wäre. Die neoricardianische Kritik an der
Abweichung, die in Bortkliewicz’ Modell einfacher Werttheorie kann somit ihrerseits der Redundanz
Reproduktion auftritt, für den wachstumstheoreti- und Inkonsistenz überführt werden im Rahmen des
schen Fall (der für Marx im Rahmen kapitalistischer von ihr selbst postulierten simultanen Paradigmas.
Produktion ohnehin der einzig diskutable ist, wie Auch die von Ian Steedman aufgezeigten

Hans-Peter Büttner Marx revisted ~ Probleme der neoklassischen Marx-Interpretation


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Paradoxien bei Kuppelproduktion sind nicht mehr schen Zwillingen Neoklassik und Neo-
als Produkte der Bortkiewicz-Sraffa-Werttheorie, ricardianismus kann aus Sicht der kausal-zeitförmi-
die bei Marxens kausal-zeitförmigem Verfahren gen Methode weiter vorangetrieben und radikali-
nicht auftreten (während, wie Helmedag zeigt, das siert werden. Der Walrasianische Wahn dürfte erst
neoricardianische Verfahren voll ungelöster vor dem Hintergrund einer solchen Ökonomiekri-
Probleme für diesen Fall ist). tik in seiner ganzen Dimension sichtbar werden. 5
Das 21. Jahrhundert hätte dann gute Chancen, eine
Für die weitere Ausarbeitung einer wertkriti- Renaissance der Aufklärung auf ökonomietheoreti-
schen Politischen Ökonomie dürfte die Forschung schem Gebiet zu erleben.
der IWGVT also eine Menge wichtiger Anregungen
geben. Die werttheoretische Kritik an den methodi- E-Mail: dulce97@gmx.de

Literatur:
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Etappen bürgerlicher Marx-Kritik. Band 1, Lollar/Giessen. Texte der IWGVT gibt es hier nachzulesen:
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Marx revisted ~ Probleme der neoklassischen Marx-Interpretation Hans-Peter Büttner


grundrisse_18_2006 seite_23
Anmerkungen:

1 Die Mehrwertrate wird auch „Ausbeutungsrate“ bzw. entwickelten Sraffa-Modell und Bortkiewicz’ positiver
„Exploitationsrate“ genannt. Besprechung der frühen neoricardianischen Arbeiten des rus-
2 Nach Marx können wir deshalb von „einer Konkurrenz unter sischen Nationalökonomen Dimitrieff (Bortkiewicz 1974a, S.
5 den Arbeitern (...) und Ausgleichung durch ihre beständige 100 ff.) gilt er als einer der „Urväter“ des Neoricardianismus.
Auswanderung aus einer Produktionssphäre in die andere“ 12 Ladislaus v. Bortkiewicz (1976a) und (1976b).
(„Das Kapital“ Band III, MEW 25, S. 100) sprechen. Über die 13 Paul M. Sweezy (1971): Theorie der kapitalistischen
Durchschnittsprofitrate und die einheitliche Mehrwertrate Entwicklung. Die Erstausgabe dieses Buches erschien 1942.
wird somit der mikroökonomischen Rationalität der 14 Dieses Gleichungssystem ist somit ein zu Ende gedachtes,
Marktsubjekte unter den Bedingungen der Konkurrenz komplett disaggregiertes Bortkiewicz-System, welches eine
Rechnung getragen. Durchschnittsprofitrate auf jede einzelne Ware berechnet und
3 Der absolute Mehrwert wird also dann erhöht, wenn direkt nicht auf zusammengefasste Produktionssektoren.
unentgeltlich die absolute Mehrarbeit ausgeweitet wird, wäh- 15 Ladislaus von Bortkiewicz (1976a), S. 146.
rend der relative Mehrwert bei konstanter Arbeitszeit über 16 Auch in der DDR wurde Sraffas Hauptwerk zunächst eupho-
die inverse Verlängerung der Mehrarbeit erreicht wird. risch begrüßt. Auf deutsch erschien 1968 eine Übersetzung
4 Selbst Marxens großer, neoklassischer Kontrahent Eugen v. von Kohlmey und Behr von der Akademie der
Böhm-Bawerk (1973, S. 38) konstatierte, dass „sich die wirk- Wissenschaften der DDR. Im Vorwort erklärten Kohlmey
liche Welt (...) auf das deutlichste von dem Gesetz beherrscht und Behr, Sraffa sei „eine markante Persönlichkeit in dem
zeigt, dass Kapitale von gleicher Größe ohne Rücksicht auf großen internationalen Kreis marxistischer Wissenschaftler“
ihre etwaige verschiedene organische Zusammensetzung, (S. 11), welcher „das berühmt gewordene
gleichen Profit abwerfen“. Transformationsproblem“ (S. 12) behandle und es „mit der
5 Nach Michael Heinrich (2004, S. 148) kommt folglich im ka- von ihm so bezeichneten Standardware“ (S. 13) lösen wolle.
pitalistischen Warentausch zum Ausdruck, „dass es beim Als dann in den siebziger Jahren die große Kontroverse zwi-
Tausch nicht allein um die Vergesellschaftung von schen NeoricardianerInnen und MarxistInnen begann, war
Warenproduzenten geht, sondern um die Vergesellschaftung die Euphorie schnell verflogen. Zur Kritik des
von kapitalistischen Warenproduzenten“. Neoricardianismus aus Sicht des DDR-Marxismus sh. zu-
6 MEW 25, S. 175. sammenfassend Hilmar Sachse (1979).
7 Ebd. Ich werde die Bedeutung dieser Unterscheidung noch 17 Für Morishima sollten Walras und Marx sogar gemeinsam(!!!)
unter Punkt 7 erörtern. geehrt werden als Eltern der modernen, dynamischen Theorie
8 Weitere „Invarianzpostulate“ wurden im Verlauf der weiteren des allgemeinen ökonomischen Gleichgewichts“ Morishima
Debatte aufgestellt mit den Forderungen, dass (a) das Schema (1973), S. 2. Hervorh. von mir. (Alle verwendeten Zitate eng-
in Werten reproduktiv sein muss (d.h., alle im lischer Originaltexte wurden vom Autor ins Deutsche über-
Produktionsprozess verbrauchten Kapitalgüter und setzt)
Lohngüter (Inputs) müssen mit den Produktionsergebnissen 18 „Marx’s Economics in the Light of Modern Economic
(Outputs) so übereinstimmen, dass mit dem Output der ver- Theory“ (1974 veröffentlicht in der Zeitschrift
brauchte Input komplett ersetzt wird), (b) in Preisen repro- „Econometrica“) war der Titel eines der Aufsätze von
duktiv sein muss und dass eben (c) eine (wenn möglich in Morishima aus den siebziger Jahren.
Wert- und Preisausdrücken identische) einheitliche Profitrate 19 Die erste Formulierung des MFT fand Anfang der sechziger
vorliegen muss (sh. dazu Hans-Jörg Schimmel (2000), S. 97). durch Morishima und Seton (1961) und unabhängig davon
9 Zur genauen Analyse des Mühlpfordtschen Algorithmus sh. durch Nobuo Okishio (1963) statt (sh.
Friedrun Quaas (1992), S. 67 ff. Morishima/Cataphores (1978), S. 30, Fußn. 15). Raúl Rojas
10 Wolfgang Mühlpfordt (1895), S. 95. Fast gleichzeitig (1897) (1989, S. 229, Fußnote 103) verweist darauf, dass der Begriff
formulierte der Grenznutzentheoretiker Johann von „Fundamentaltheorem“ darauf verweist, dass Mathematiker
Komorzynski (1974, S. 258 ff.) den gleichen Vorwurf, er- dieses Theorem aufgestellt haben, denn auch in der
weitert um die an Böhm-Bawerk angelehnte Bemerkung, dass Arithmetik, der Algebra usw. gibt es
mit der Kategorie des Produktionspreises „der auf den „Fundamentaltheoreme“, aus denen grundlegende
Arbeitsinhalt der Produkte gestützte Tauschwert die reale Schlussfolgerungen abgeleitet werden können.
Geltung eingebüßt hat. Er kann nur in der Phantasie ein 20 Morishima (1973), S. 6.
Scheindasein fortfristen“ (ebd., S. 260). Komorzynski ist also 21 Sh. Ian Steedman (1977), S. 150ff. Aus neoricardianischer
noch ganz der Idee verhaftet, dass es einen logischen Sicht hat Eberhard Feess-Dörr (1989, S. 87 ff.) Steedmans
Widerspruch zwischen Werten und Produktionspreisen gibt. Kritik zustimmend besprochen.
Im Gegensatz zu Mühlpfordt und Bortkiewicz interessieren 22 Den Versuch einer ökonomietheoretisch sinnvollen
ihn folglich nicht alternative Transformations-Verfahren. Interpretation negativer Werte aus Sicht der
11 Wegen der formalen Ähnlichkeit seines Ansatzes mit dem Arbeitswerttheorie – und somit einer Verteidigung der

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Arbeitswerttheorie unter prinzipieller Akzeptanz der
Möglichkeit negativer Werte - hat Georg Quaas (2001), S. 186 ff.
vorgelegt.
23 Meghnad Desay (1979), S. 135.
24 Sh. ebd., S. 136 ff.
25 „Es überrascht nicht, dass Steedman negative Werte erhalten hat
5
bei Verwendung dieser Methode für eine Kuppelproduktions-
Ökonomie, ganz einfach deswegen, weil eine inadäquate
Methode immer inadäquate Resultate hervorbringt“
(Morishima/Cataphores (1978), S. 55). Sh. zur Kritik an
Steedmans Zahlenbeispiel und seinen ökonomietheoretischen
Voraussetzungen und Implikationen aus marxistischer Sicht auch
J. Hengstenberg /M A. Fay (1980).
26 Es ist auch klar, dass von der ursprünglichen Marxschen
Konzeption in Morishimas Rekonstruktion nicht mehr viel übrig
blieb und das „Fundamentaltheorem“ nur ein kümmerlicher Rest
der Mehrwertlehre ist, der einen eher trivialen bzw. tautologi-
schen Charakter hat. Das MFT bzw. das GMFT besagen ja nur,
dass wo ein Profit entsteht diesem Profit eine (nicht entgoltene)
Arbeitsleistung zugrunde liegt bzw. dass dort, wo ein Teil des
physischen Nettoproduktes von den Kapitalisten angeeignet
wird, sowohl Mehrwertrate als auch Profitrate positiv sein müs-
sen. Zur Problematik des GMFT sh. Mario Cogoy (1979), S. 132
ff. und Friedrich Eberle (1979), S. 149.
27 Ladislaus von Bortkiewicz (1976a), S. 104.
28 Andrew Kliman (2000), S. 102.
29 Sh. die Aufsatzsammlungen der IWGVT in Alan Freeman (1996)
und (2004) sowie Andrew Kliman (2000).
30 Genau dieses Verfahren zeichnet ja die simultane Standard-
Arbeitswertlehre aus, wenn sie mittels physischer Input-Output-
Matrizen Produktionspreise aus Gebrauchswertstrukturen ablei-
tet und dann als redundantes „Nebenprodukt“ Arbeitswerte be-
rechnet. Zur Kritik dieses Verfahrens von einem wissenschaftslo-
gischen Standpunkt aus sh. Heiner Ganßmann (1983).
31 Alejandro Ramos-Matrínez/Adolfo Rodríguez-Herrera (1996),
S. 60.
32 Paul A. Samuelson (1974, S. 239) hat diese dualistische
Sichtweise erfrischend offenherzig formuliert: „Betrachte zwei
alternative, widersprüchliche Systeme. Schreibe das eine hin. Zur
Transformation nimm einen Radiergummi und radiere es aus.
Schreib dann stattdessen das andere hin. Voilà! Damit ist der
Transformationsalgorithmus beendet“.
33 Alan Feeman (1996), S. 17.
34 Es zeigt sich hier, dass der Marxsche Begriff des
„Gleichgewichts“ sich ausschließlich auf die Existenz einer ein-
heitlichen Mehrwert- bzw. Profitrate und allgemeine
Konkurrenz bezieht und so gut wie nichts mit Walras’
„Allgemeiner Gleichgewichtstheorie“ zu tun hat. Im Gegensatz
zu Walras finden bei Marx Zeit und Kausalität statt und es wird
das Geld zentral in die Analyse des Verwertungsprozesses inte-
griert.
35 MEW 25, S. 174/175.
36 MEW 24, S. 110. Hervorh. d.A.
37 Hans-Georg Sprotte (1978), S. 79 ff.
38 Reinhard Schaupeter (1995). Begründet sind diese
Proportionalitäten in der Tatsache, dass die
Durchschnittsprofitrate ja makroökonomisch begründet ist als
das Verhältnis gesellschaftlicher Gesamtgrößen zueinander, näm-
lich M/C+V. Dieses Grundverhältnis taucht nun in jedem ein-
zelnen Zweig auf als das Verhältnis der jeweiligen sektoralen
Kostpreise zu dem dort nun anteilig auftretenden
Durchschnittsprofit.
39 Auf den wachstumstheoretischen Fall angewandt hat Schaupeter
sein Verfahren in seinem Aufsatz Schaupeter (2000).

Marx revisted ~ Probleme der neoklassischen Marx-Interpretation Hans-Peter Büttner


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