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Version 23-Dec-2007#1. Dieser Text wurde von Poindexter geschrieben und ist gemeinfrei.
Worum geht's?
Ich möchte Dir kurz und knapp erklären wie Du Internetradio (auch web-Radio genannt) hören
kannst. Dazu werde ich Dir einige websites und kostenlose computer-Programme vorstellen,
und das Ganze mit einem Quäntchen Hintergrundwissen würzen.
Ich selbst musste mir diese Informationen mühsam zusammen suchen, jetzt hoffe ich, dass sie
Dir nützen werden! So senke denn Dein Haupt vor Deinem weißbärtigen und weichärschigen
sensei, und folge mir in mein dojo ...
Einführung
Über das internet, und besonders mit einer DSL-flatrate, kann man zahllose Radiostationen
hören. Programmanbieter sind neben den klassischen Radiostationen (wie etwa dem NDR oder
der BBC) auch virtuelle Radiostationen (also solche die ausschließlich über das internet
senden) sowie individuelle Projekte; das Angebot ist international. Das Programm umfasst
Musik und Wort ("talkradio") aus aller Welt, sowohl das typische Büro-Hintergrundgesabbel à la
Bayern 3 als auch obskure Kellerprojekte oder Sender die sich einem speziellen Thema wie
"Unbuntu Linux" oder "Die abstruse Vorstellungswelt eines sozial isolierten freaks" (letzteres
aber eher unfreiwillig) widmen.
Anforderungen
Man braucht im Wesentlichen folgendes:
* DSL: selbst die langsamste Verbindung DSL-1000 reicht aus
* flatrate: ist zwar nicht zwingend nötig, erlaubt es aber ohne Kostenparanoia Radio zu hören
(wenn man jeden Tag eine Stunde Internetradio hört kommt im Monat immerhin ein Gigabyte
zusammen)
* computer: auch alte Krücken reichen völlig aus, alles ab einem Pentium 200 sollte gehen
Als Betriebssystem ist Windows sehr praktisch, weil es quasi nur hierfür Radioempfangs-
softwares gibt. Für Linux ist mir da leider nichts bekannt, mit MacOS habe ich mich nicht
befasst.
Über ein Modem (analog oder ISDN) geht es leider nicht, hier ist die Bandbreite einfach zu
gering und die Verbindungskosten sind zu hoch.
Streaming vs podcasting
Neben den klassischen live gestreamten Angeboten -- man klinkt sich wie beim echten Radio in
das Programm ein und hört mit -- gibt es auch noch podcasts (auch audio-on-demand
genannt), das sind einzelne Programmbeiträge oder Audio-Magazine zum Herunterladen:
hierbei kann man sich einen Beitrag gezielt aussuchen. Man braucht zum Hören von podcasts
übrigens keinen Apple iPod, sondern kann sie sich ganz bieder am PC anhören! Ein praktischer
Nebeneffekt ist allerdings, dass man sie auf jedem portablen MP3-player mitnehmen und dann
auf der Fahrt zur Arbeit anhören kann.
Die Übergänge zwischen streams, podcasts, audioblogs, online-TV, videocasts etc. sind
fließend, wir befassen uns hier aber primär mit streams.
Die Datenraten von Radio-streams sind unterschiedlich, liegen aber so um 64 kbps. Mit DSL
kein Problem, allerdings zuviel für eine Modem-Verbindung. Eine Stunde Radiohören
"verbraucht" so eine Datenmenge von ca. 30 MB, bei einer Stunde täglich summiert sich das,
wie gesagt, im Monat auf ca. ein Gigabyte.
Die streams selbst kommen -- zumindest bei größeren Radiostationen, und mal abgesehen von
irgendwelchen Studentenprojekten -- von spezialisierten hosts wie Akamai oder Tiscali-
Business. D. h. wenn man sich die tatsächliche URL des streams anschaut stimmt dessen
domain häufig nicht mit der des Senders überein. Konkret kann einem das auffallen wenn sich
die firewall über einen Verbindungsversuch mit einem unbekannten host beschwert.
OK, zur Praxis. Die einfachste Methode Internetradio zu hören ist dass man sich von der
website der Radiostation zum stream durchklickt. Das ist OK wenn man einem Radiosender
treu bleibt, aber das häufige Wechseln einer Station ist auf die Dauer wenig komfortabel.
Relativ neu im Feld ist der Anbieter last.fm (http://last.fm), eine website die ein individuelles
Musikangebot, das dem persönlichen Geschmack angepasst ist, streamed.
Bei last.fm wird man zuerst gefragt auf welche band man steht, dann wird ein entsprechendes
Lied (z. B. von den Rolling Stones) angeboten, und man kann es bestätigen oder abwählen.
Auf die Dauer lehrt man der website den eigenen Musikgeschmack, und kann diesen auf einem
Konto abspeichern. Ein tolles Angebot wenn man etwa auf Klassik UND gangsta rap steht.
Auch toll um neue Musik kennen zu lernen. Insgesamt eine gute Möglichkeit für individuelle
"Hintergrundbeschallung".
Der nächste Schritt sind websites die link-Sammlungen von Radiostationen anbieten.
http://www.shoutcast.com
http://mikesradioworld.com
Diese websites sind auch eine gute Möglichkeit wenn es für das Betriebssystem (Linux oder
MacOS) keine gute Radio-software gibt.
Der letzte Schritt sind Programme welche speziell für die Verwaltung von solchen link-
Sammlungen bestimmt sind. Das Abspielen erfolgt immer über player-plugins! Die hier
vorgestellten Programme gibt es leider nur für Windows und sind sämtlich kostenlos -- solche
die etwas kosten habe ich einfach weggelassen.
RaimaRadio, http://www.raimasoftware.com/, freeware, Windows Media only; sehr
empfehlenswert!
Phonostar, http://www.phonostar.de: Windows Media and Real Player: adware oder
Vollversion für €13; funktioniert sehr gut, empfehlenswert.
onlineTV, http://www.onlinetv2.de: trotz des Namens bietet das Programm auch Zugriff auf
Internetradio.
ClipInc (Tobit ClipInc.Vier!, http://www.clipinc.de) schneidet immer das Radioprogramm mit,
bei manchen Stationen sogar mit tags (Titel und Interpret); toll wenn man an jede Menge
kostenloser Lieder kommen möchte, für talk radio aber eher ungeeignet.
WinAmp
Screamer Radio, Viddi Player -- das sind zwei minimal-Programme, die ich nie so richtig
ausprobiert habe
Fazit: ich empfehle RaimaRadio oder Phonostar.
Ich bekomme Sender X mit meiner Radio-software nicht 'rein, obwohl das ein
bekannter Sender ist!
Leider verbieten manche Anbieter (z. B. alle die in Deutschland über Tiscali-Business
gestreamed werden) mittlerweile das Abspielen über standalone-player, sondern erlauben das
Mithören nur noch von ihrer website aus. Dadurch wollen sie den Zuhörer auf ihrer website
"festnageln", ihn bewerben, und ein Wegzappen verhindern.
Ein weiterer Grund kann sein dass der jeweilige Sender noch nicht in die software eingepflegt
wurde, nicht mit ihr zusammenarbeitet, oder ganz einfach überlastet ist. Solche Probleme gibt
es leider immer wieder.
Radio Bremen etwa bekomme ich einfach mit keiner Radio-software 'rein, sondern kann mir
das Programm nur von der website http://www.radio-bremen.de/radio aus anhören. Schade
eigentlich!
Firewall
Die software-firewall muss konfiguriert werden dass sie die Radio-software nicht blockt. Das
besorgen die jeweiligen Programme aber in der Regel automatisch.
Mitschnitt
Grundsätzlich kann man jedes Programm mitschneiden und kommt so kostenlos und legal an
aktuelle Musiktitel. Dafür empfiehlt sich etwa das Programm No23 Recorder (freeware).
http://no23.de/no23web/MP3_OGG_Aufnahme_Software.aspx
Sogenannte streamripper erledigen das Zerlegen des streams in die einzelnen Musikstücke
automatisch.
StationRipper, http://www.stationripper.com -- freeware
StreamRipper (for WinAmp), http://streamripper.sourceforge.net -- Open Source!
Die Radio-software ClipInc hat einen streamripper integriert, die software onlineTV schneidet
den stream mit ohne ihn jedoch zu rippen.
Insgesamt muss man allerdings bedenken dass wegen der beschränkten Datenraten die
Qualität so mitgeschnittener Musikstücke eher unterdurchschnittlich ausfallen wird.
Nochmal podcasting -- wie geht das, und was ist ein podcatcher?
Podcasting funktioniert erst mal so dass man sich auf einer geeigneten website zum
postcasting-Angebot durchklickt, und diesen dann einzeln herunterlädt.
Man kann podcasts aber auch abonnieren, dabei hilft einem dann ein sogenannter
podcatcher. Dieser lädt neue podcasts automatisch herunter, und löscht sie nach einiger Zeit
auch wieder gelöscht, ähnlich wie bei einem RSS-aggregator. Der Vorteil ist dass man immer
die neuesten podcasts auf seinen computer gespült bekommt, der Nachteil, dass das ganz
schön ressourcen-intensiv ist.
Der "bekannteste und beste" podcatcher ist juice (freeware, alle Plattformen) von
http://juicereceiver.sourceforge.net, aber auch z. B. iTunes oder Miro beherrschen podcatching.
Tipp: ich würde mit den podcasts der großen Radiosender anfangen, die bieten im Gegensatz
zu den meisten kleinen Anbietern Qualität. Wenn Du auf den Geschmack gekommen bist
kannst Du etwa bei http://www.podcastalley.com oder http://www.findpodcasts.com
weitersuchen.
Fazit
Während Technologien wie Video-On-Demand, DAB oder DRM (Digital Radio Mondiale) zwar
durch die Medien geistern, aber mangels Programmangeboten (content) noch kaum genutzt
werden können, ist das Programmangebot für Internetradio schon seit geraumer Zeit riesig,
und lässt nebenbei jeden noch so leistungsfähigen Weltempfänger alt aussehen. Wer also auch
nur einen klapprigen computer mit DSL-flatrate besitzt, dem steht das weltgrößte
Radioangebot aller Zeiten offen! Also viel Spaß & let radio kill the video star!