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PHILOSOPHISCHES
WÖRTERBUCH
Von
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HEINRICH SCHMIDT
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P r o f e s s o r in J e n a f

Achte,

völlig neubearbeitete u nd

erweiterte A u fla g e

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235 W is t 108th S treet • New York 25, N. Y.

1945
Dualität 94 Duns Scot Dynam ik 95_____________________ Egoismus

Erscheinung eines unbekannten Form die Selbstführung ist. Ver-i dadurch, daß er es will; wollte er (oder ein Ganzes) aus diskreten
Dinges (Kant). vollkommnung des Einzel- wie! das Gegenteil, so wäre dies das Teilen bestehen und werden läßt.
Ziehen (1914) setzt an die Stelle des Gemeinschaftslebens ist ihfri Gute. Der menschliche Wille ist Haeckels Monismus versucht eine
des Dualismus von Materie und Ziel. „ut, wenn er inhaltlich und dem Synthese beider Ansichten, indem
Geist (Körper und Seele) eine Schriften: Der W ert des Leben jylotive nach dem göttlichen Wil­ er die atomistische für die Ma­
„Binomie des Gegebenen“ : K au­ im Sinne einer heroischen Leben» len gemäß ist. Die Theologie h at terie, die dynamische für den
salgesetzlichkeit und Parallel­ auffassung, 1865 u. ö .; Kritisch n a c h D . S . mehr praktische Be­ W eltäther in Anspruch nimmt.
gesetzlichkeit. Geschichte der Philosophie, 18 deutung als logischen W ert; ihre Dysteleologie, Unzweckmäßig-
Dualität, Zweiheit. u. ö .; Krit. Geschichte der allge Sätze müssen einfach geglaubt i keitslehre, nennt Haeckel (1866)
Dubois s. Bois-Reymond. meinen Prinzipien der Mecha werden. die Lehre von den unzweck­
Duhem, Pierre (1861—1916), Prof. 1873 u. ö .; Kursus der Philo Vgl. Seeberg, Die Theol. des mäßigen, lebensschädlichen Ver­
der Physik in Bordeaux, Vorbe- sophie, 1875; Logik und Wissen Duns Scotus, 1900. hältnissen in N atur und K ultur,
reiter der Lebensphilosophie (s. schaftstheorie, 1878; Der Ersat: Dynamik, die Lehre von den die einer teleologischen N atur­
d.). Die physikalischen Gesetze der Religion durch Vollkommne Kräften und den durch sie er­ auffassung durchaus widerspre­
sind nach ihm nichts als sym ­ res, 1883 u. ö .; W irklichkeit zeugten Bewegungen, chen (vgl. W elträtsel, Kap. 14).
bolische Konstruktionen, relativ, Philosophie, 1895. dynamisch, die Bewegung be­ Dysthanasie, erschwertes Sterben,
provisorisch und zu einfach, um Über D.: E. Döll 1893; treffend, z. B. dynamische Meteo- j harter Tod. Gegensatz: E utha­
die Wirklichkeit vollständig d ar­ brecht, 1914; Engels, Herrn E .] rologie: die Wissenschaft von den l nasie.
zustellen, weder wahr noch falsch. Umwälzung der Wissenscha Luftbewegungen; dem Dynamis­ Eckhart, Johann (Meister E.), um
Atomismus und Mechanismus als 1878 u. ö. mus gemäß (s. d.), z. B. dyna­ 1260—1327; christlicher M ystiker;
Versuche, das nur symbolisch Ge­ Dummheit ist der Mangel mische Weltanschauung. das Höchste ist ihm die Vereini­
dachte vorzustellen, sind abzu­ Urteilskraft; „einem solchen Dynamismus, diejenige N atur- gung der Seele m it G ott, die my­
lehnen. D.s Lehre ist von seinem brechen ist gar nicht abzuhelfenlj anschauung, welche alles Sein stische Schauung Gottes in den
katholischen Glauben deutlich (Kant). D. ist „Stum pfheit und Geschehen auf Kräfte zu­ Tiefen der eigenen Seele. Vor der
beeinflußt: Der Glaube an eine der Anwendung des Gesetzes dta rückführt, auch die Materie, die Schöpfung ist G ott das Nichts im
über der Physik stehende Ord­ K ausalität, Unfähigkeit zur un eine Erscheinungsform wirksamer N ichts; erst in der genaturten
nung bildet, wie er sagt, „den mittelbaren Auffassung der V ei Kräfte sein soll. Das Atom ist N a tu r kom m t G ott zum Bewußt­
einzigen Daseinsgrund der physi­ kettung von Ursache und Win nach dieser Ansicht ein ausdeh­ sein seiner selbst. Alles wird in
kalischen Theorie“. kung, Motiv und Handlung nungsloser unmaterieller K raft­ | und m it G ott, und alles entwird
DUhring, Eugen (1833—1921), (Schopenhauer). S. Intelligen punkt. Der gemäßigte D. elimi­ ■ wieder zur E inheit in Gott.
Positivist. Seine Philosophie ist Vgl. L. Loewenfeld, Über die niert den Stoff nicht völlig, son­ 1 Vgl. Meister E., Schriften und
„W irklichkeitslehre“ ; sie nim mt 2. A. 21. dern legt ihm als Substrat eine Predigten, hgg. von H. B üttner,
die Dinge, wie sie sich geben, als Duns Scotus, Johannes (vor 127 untergeordnete Bedeutung bei, 2 B d e; Auswahl hgg. von J . Bern­
einheitliche und einzige Wirklich­ bis 1308), berühm ter Scholastik« betrachtet das Atom nicht als hart.
keit, und verfolgt das Sein aus­ wegen seiner subtilen, spitzff eine tote Stoffeinheit, die nur Egoismus, im theoretischen Sinn
schließlich am Leitfaden der Ma­ digen A rt des Unterscheidens i von außen, durch Druck und so viel wie Subjektivismus oder
terialität. Das selbständige „See­ Argumentierens als „D octor suhl Stoß, bewegt wird, sondern als Solipsismus (s. d .); in praktisch­
lenwesen“ ist ihm ein W ahnbe­ tilis“ bezeichnet, Begründer ein kraftbegabtes Element, das ethischer Hinsicht ein Verhalten,
griff. Fühlen und Denken sind scotistischen Schule der Scho von sich aus wirksam ist. Der das vom Ich-Gefühl, von dem
Erregungszustände der Materie. stik, die m it der thomistisch« Begründer des dynamischen Gedanken an das eigene Ich be­
Es gibt keine übermateriellen des Thomas von Aquino vielfa Standpunktes in der neueren herrscht und geleitet wird, also
Wesenheiten. Die N atur selbst in Streit geriet. E r lehrte, Philosophie ist Leibniz. Die in dem Urtrieb der Selbsterhal-
ist es, die auf gewissen Seins­ nicht der Wille von derV ernu „dynamische“ Ansicht Goethes luug wurzelt. Dieses Verhalten
stufen empfindet, denkt und will. sondern diese von jenem a | ruht auf der Annahme eines Kon­ kann verschiedene Formen an­
Auf Grund dieser Wirklichkeits­ hängig sei, beim Menschen tinuums, eines ununterbrochenen nehmen, die einer verschiedenen
philosophie ist die Religion durch bei G ott (Lehre vom Prim at Zusammenhangs des Seins und ethischenBeurteilung unterliegen.
„Geistesführung“ (ethische E r­ Willens). Der Wille Gottes ist ati Geschehens, im Gegensatz zur Der bornierte Egoist, bei dem der
ziehung) zu ersetzen, deren höchste solut frei: gut ist, was G ott w il „atomistischen“, die das Ganze E. zur Ichsucht, Selbstsucht ge-
Egoismus 96 Egoismus Egotismus 97 Eidetik

worden ist, ist nur auf sich selbst setzt zweifellos mehr Aufopferung Stufen des Individuums, der Fa­ und nichtswürdig. Die innere
bedacht, fühlt nur sich selbst so und Entsagung voraus als die ge­ milie, der gesellschaftlichen Or­ Würde ru h t in sich selbst.
sehr, daß er das eigene Ich iso­ wöhnlichen, m it einem Minimum ganisationen (Vereine, Gesell­ Ehrfurcht, s. Achtung.
liert, zum M ittelpunkt des Da­ von eigenen Opfern verbundenen schaften, Klassen, Stände), der Ei und Henne. „W ar die Henne
seins macht, unbekümm ert um Betätigungen des Mitleids“ Nationen und endlich der ganzen zuerst, oder war das Ei vor der
Wohl und Weh der ändern nur (W undt, Ethik). Schon Aristo­ Menschheit als einer Kulturein­ Henne? Wer dies Rätsel erlöst,
sich selbst befriedigt. Der bor­ teles m acht einen Unterschied heit. Der Egoismus der Nationen, schlichtet den Streit um den
nierte Egoismus ist ein naiver (bei zwischen der gemeinen Eigen­ der Nationalismus, wird in seiner G ott“ (Goethe). Die Deszendenz­
Tieren, primitiven Menschen, Kin­ liebe, die in bezug auf Ehre oder bornierten Form zum Chauvinis­ theorie h a t das Rätsel gelöst:
dern) oder ein reflektierter. K ant sinnliche Genüsse vor allen än­ mus. Zu einem Egoismus des j weder die Henne, noch das Ei,
teilt ihn dreifach ein: „Der lo ­ dern sich selbst bedenkt, und der­ Menschheitsganzen ist es leider sondern ein Drittes (Urzelle), aus
g is c h e Egoist hält es für unnötig, jenigen Eigenliebe, die das Höch­ noch weit hin. Das Höchste wäre dem sich in erdgeschichtlicher
sein Urteil auch am Verstände ste in sich am meisten liebt und derEgoismus der durch die Wissen­ Entwicklung das Hühnerei ent­
anderer zu prüfen; der ä s t h e ­ diesem Höchsten vorzugsweise zu schaft und K unst der Menschheit wickelt hat, und m it ihm die
tis c h e ist derjenige, dem sein willen lebt. S. Entsagung. kulturisierten, m it dieser völlig Formenreihe der Tiere, die all­
eigener Geschmack schon genügt ; Goethe unterscheidet in nach­ zur Einheit des Erkennens und mählich zur Form der Henne
der m o r a lis c h e ist der, welcher ahmenswerter Weise den (bor­ Handelns verschmolzenen Natur. führte.
alle Zwecke auf sich selbst ein­ nierten) E g o ti s te n von dem Dies wäre der spinozistische Gott, Eidetik (gr. Mdös, Bild), Begriff
schränkt, der keinen Nutzen wor­ (edlen) Egoisten: „Jeder suche der sich selbst liebt m it unend­ der Kindes- und der Völker­
in sieht als in dem, was ihm den Besitz, der ihm von der licher Liebe. S. auch Wille zur psychologie. Bei seinen Un-
nützt, auch wohl als Eudämonist N atur, vom Schicksal gegönnt Macht. 1 tersuchungen „über den Auf­
bloß im N utzen und der eigenen ward, zu würdigen, zu erhalten, Über den E. vgl. Dix u .a ., 1900. bau der Wahrnehmungswelt und
Glückseligkeit, nicht i n derPflicht- zu steigern; er greife m it allen Egotismus, s. Egoismus: ihre Struktur im Jugendalter“
vorstellung, den obersten Bestim­ seinen Fertigkeiten so weit um­ egozentrisch ist ein Mensch, der sowie „die Vorstellungswelt der
mungsgrad seines Willens setzt.“ her, als er zu reichen fähig ist; in allem Denken und Tun bewußt Jugendlichen und den Aufbau
Der Egoist im edlen Sinn da­ immer aber denke er dabei, wie oder unbewußt das eigene Ich in des intellektuellen Lebens“ stellte
gegen fühlt und schätzt sich als er andere daran will teilnehmen den M ittelpunkt seines Interesses E. R. Jaensch 1920 eine seelische
Teil eines Ganzen, und sein Trieb lassen. Jede A rt von Besitz soll stellt. Metamorphose fest: ursprünglich
zur E rhaltung und Steigerung, der Mensch festhalten; er soll sich Ehre, im subjektiven Sinn die bilden die Wahrnehmungen und
zur höchsten Ausbildung und zum M ittelpunkt machen, von sittliche Würde eines Menschen, Vorstellungen der kleinen Kinder
Machtfülle seiner Persönlichkeit dem das Gemeingut ausgehen im objektiven die dieser Würde | noch eine einzige Erlebnisform,
vollendet sich in der „schenken­ kann; er muß Egoist sein, um entsprechende äußere Achtung l die man „eidetisch“ nennt, oder
den Tugend“ : wie alles, was das nicht Egotist zu werden, Z u ­ durch andere. Das Ehrgefühl deren In h alt man als „subjek­
soziale Wesen (die Kulturgemein­ sammenhalten, dam it er spenden ist das Gefühl der eigenen sitt­ tives optisches Anschauungsbild“
schaft) an Gütern hervorbringt, könne“ (W anderjahre). Nietzsche lichen Würde und ihrer Achtung, bezeichnet. Vor der Pubertät
zur Erhöhung der egoistischen m eint in unserem Sinne m it das als Willensmotiv von „ehr­ spaltet sich die eidetische E r­
Persönlichkeit dient, so kommt Recht, der E. sei noch unendlich losen“ Handlungen abhält, oder lebnisstruktur auf, und es ent­
das Werk eines solchen Egoisten schwach; wie wenige wissen wirk­ zu Handlungen antreibt, welche stehen erstmals negative Nach­
wieder dem sozialen Wesen zu­ lich, was ihr Ego ist und was ihm die Ehre wahren, oder die ver­ bilder einerseits, Vorstellungen
gute (Synthese von E. und Al­ gemäß ist. letzte Ehre wieder herstellen und Erinnerungsbilder anderer­
truism us,Individualismus und So­ Gemäß den verschiedenen Stu­ sollen. Das falsche Ehrgefühl seits, die sich beide von den Wahr­
zialismus). Der edle Egoismus ist fen der Individualität (s. d.) gibt ru h t auf einem falschen E hr­ nehmungen unterscheiden. An-
daher für jeden gleichermaßen es auch verschiedene Stufen des begriff, der nichts m it sittlicher | dere Sinnesgebiete verhalten sich
Pflicht und Recht, und „die För­ Egoismus, von denen die höchste Würde zu tun hat. Der Ehrgeiz j analog. Diese Ontogenese hat
derung des eigenen Selbst, wenn den bornierten Egoismus (Egotis­ strebt in übertriebener Weise ihre Parallele in der völker­
sie in einem höheren Sinn als dem mus) der vorhergehenden Stufen meist nur nach Ehre im objek­ psychologischen Phylogenese: U r­
der bloßen Befriedigung sinn­ ausschließt, den edlen E. aber als tiven Sinn; wenn diese nicht auf menschen, primitive Menschen
licher Triebe verstanden wird, Pflicht fordern muß: es sind die innerer Würde beruht, ist sie hohl waren und sind vorwiegend oder
P hil. WB.

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